Verborgene Liebe von MariLuna ================================================================================ Kapitel 25: ------------ 25. Kapitel   April fühlt sich wie im siebten Himmel. Es ist traumhaft. Märchenhaft. Fast zu gut, um wahr zu sein. Aber egal wie oft sie sich heimlich in den Unterarm kneift - sie wacht nicht auf. Es muß also echt sein. Er ist echt.  „Au!" Shredder wirft ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und reibt sich über die linke Seite. „Warum zwickst du mich?" Ertappt hebt sie die Hände. „Entschuldige. Ich wollte nur sicher gehen, dass du kein Traum bist." „Und da kneifst du mich?" knurrt er stirnrunzelnd. „Ja. Sorry. Bei mir hab ich es schon versucht." Er gibt nur ein nachdenkliches „Hm" von sich und mustert sie scharf. Plötzlich grinst er verschmitzt, reißt sie an sich, kippt sie leicht hintenüber als wären sie in einem kitschigen Film und gibt ihr einen langen, tiefen Kuss. „Wow", macht sie atemlos und auch ein wenig schwindlig, sobald sie sich wieder in der Senkrechten befindet. „Nun, mein Darling", schmunzelt er vergnügt, „hälst du das immer noch für einen Traum?" „Mehr denn je." Tief aufseufzend lehnt sie sich an ihn, bettet ihren Kopf an seine Schulter. Genau so wie sie heute aufgewacht ist. Und die Art, wie er seinen Arm um ihre Taille schlingt ist auch genau so. Aber während sie das im Bett ausnutzen konnten und sich beim Meeresrauschen des Weckers ausgiebig liebten, geht das hier auf dem Gang natürlich nicht.  „Falls es dir irgendwie ein Trost ist", murmelt er in ihren rotbraunen Haarschopf, „mir kommt das hier auch wie ein Traum vor. Schöne Dinge machen sonst immer einen großen Bogen um mich." Das beruhigt sie wirklich. Für die Dauer einiger wertvoller Sekunden genießt sie nur seine Nähe und lauscht auf seinen gleichmäßigen Atem, der nun keine Anzeichen mehr von Bronchitis zeigt. Es ist ausgerechnet das Grummeln ihres eigenen Magens, das sie aus ihrem Wohlfühlkokon holt. Einen Moment später knurrt auch sein Magen. Lachend und nur sehr widerwillig lösen sue sich voneinander und gehen Seit' an Seit', Hand in Hand weiter den langen Gang hinunter Richtung Küche.     Der Geruch von warmen Waffeln und heißem Kakao weht ihnen entgegen, noch bevor sie die Küche betreten haben. Sie werden von zwei breit grinsenden Mutanten begrüßt. Sehr breit grinsenden Mutanten. Zuerst befürchtet April, sie hätten letzte Nacht etwas gehört und jetzt kämen diese unausweichlich blöden, anzüglichen Sprüche, aber dann sieht sie den liebevoll gedeckten Tisch. Ein Porzellanteller, auf dem sich goldgelbe Waffeln stapeln, daneben ein Honigtopf, eine schön geschwungene Kanne und die passenden Tassen dazu, Teller auf Platzdeckchen und sogar Servietten! Und mitten zwischen all dem, in einer schlichten, schmalen Vase, streckt sich eine rote Rose dem Deckenlicht entgegen. Auch Shredder neben ihr blinzelt überrascht. „Wie hübsch!" ruft April entzückt aus und tritt näher heran, um die schöne rote Blume genauer zu bewundern. „Wo habt ihr denn die Rose her? Wir sind hier doch immer noch in Grönland." Unwillkürlich streckt sie die rechte Hand aus, um die Blütenblätter zu berühren, doch dann stutzt sie irritiert. Bebop grinst sie voller Stolz an. „Täuschend echt, nicht wahr? Ist aber aus Plastik und Seide. Rock bastelt gern." Überrascht dreht sich April zu dem Nashornmutanten um. Unwillkürlich fällt ihr Blick auf seine grobschlächtigen, vierfingrigen Hände. Und im selben Atemzug schämt sie sich dafür. „Die hast du gemacht? Beeindruckend!" lobt sie. „Na ja, nur ein kleines Hobby", wehrt Rocksteady verlegen ab. Er läuft sogar ein kleines bißchen Rot an. Er lächelt sie noch einmal schief an und wechselt dann hastig das Thema. „Wir haben Waffeln gebacken", erklärt er das Offensichtliche, macht eine kleine Verbeugung und deutet vielsagend auf den Tisch. „Du magst doch Waffeln, oder?" „Frische Waffeln mit Honig? Ich steh drauf. Woher wisst ihr das?" Rocksteady und Bebop wechseln einen verschwörerischen Blick. „Na ja, die Chancen standen gut", Bebop lächelt selbstzufrieden und fordert sie und Shredder mit einer Geste auf, sich an den Tisch zu setzen. „Waffeln mit Honig haben acht deiner Doppelgängerinnen als ihr Lieblingsfrühstück auf X-Zone gepostet " „X-Zone schon wieder", murmelt Shredder und verdreht die Augen. Er schiebt April gentlemanlike den Stuhl zurecht. Sie bedankt sich mit einem dieser Lächeln, bei dem sein Herz immer besonders heftig klopft und setzt sich. Gerade als er sich auf seinen eigenen Platz setzt, kommt Krang zur Tür herein. „Schönen guten Morgen allerseits“, schmettert er, fast unerträglich gut gelaunt. „Und unsere Turteltäubchen sind auch schon da. Wie schön. Hattet ihr zwei eine schöne Nacht?" Dabei grinst er sehr anzüglich. April und Shredder quittieren das nur mit einem Lächeln. Und während April ihre erste Waffel des Tages in Honig ertränkt, erwidert ihr Liebster auf Krangs unverschämte Frage nur mit einem coolen: „Ja, danke. Du auch?" Rocksteady und Bebop neben ihnen grinsen sich über den Tisch hinweg breit zu. Es gab eine Zeit, da hätte April an dieser Stelle erschrocken den Atem angehalten. Aber das war, bevor sie so häufig entführt wurde und begriff, wie das hier zwischen den Vieren läuft. Von daher verbeißt sie sich nur selbst ein kleines Schmunzeln, als Krang am Tisch stehenbleibt und triumphierend all seine kleinen, spitzen Zähne zeigt. „Gut, dass du fragst. Anders als ihr habe ich diese Nacht mit etwas Nützlichem verbracht genutzt und eure kleine Pergamentrolle entziffert." „Hey“, entfährt es da Bebop und er murmelt, mit einem vielsagenden Blick zu Rocksteady, leicht pikiert: „Wir haben unsere Nacht sehr wohl nützlich verbracht.“ Krang wirft ihnen aus seinen violetten Augen einen scharfen Blick zu. „Seine Zeit in der X-Zone zu verschwenden und im Leben von Doppelgängern herumzuschnüffeln, die nicht einmal eure sind, beurteile ich nicht als nützlich. Dasselbe gilt für eure Sauereien zwischendurch.“ Rocksteadys Ohren stellen sich alarmiert auf, aber es ist Bebop, der erschrocken aufquiekt, doch bevor einer von ihnen sein Entsetzen in Worte kleiden kann, fährt Shredder das körperlose Gehirn schon aufgebracht an: „Hast du ihnen etwa hinterherspioniert? Schon wieder? Ich habe dir doch befohlen, das sein zu lassen! Wenn du dich langweilst, sieh dir deine Seifenopern an, aber uns laß in Ruhe!“ Krang macht nur eine wegwerfende Geste mit einem Tentakel und grinst noch breiter. „Selbst schuld. Ich habe euch hundertmal gesagt, wenn ihr nicht wollt, dass man euch sieht, dann klebt etwas über die Kameralinse eurer Computer.“ Oh. April wirft Shredder einen schnellen Blick zu. Deshalb legt er sein Tablet also immer in die Schublade seines Nachttischs. Die beiden Mutanten starren erst Krang einen Moment lang fassungslos an, dann sich selbst und geben dann beinahe synchron ein fast beleidigtes „pah“ von sich, bevor sie sich wieder ihrem Frühstück widmen. Und in diesem Moment ist sich April nicht sicher, ob sie wirklich darüber so entsetzt sind, dass Krang sie beobachtet hat oder nicht eher darüber, dass er es vor allem hier am Frühstückstisch erwähnt. Shredder jedenfalls wirft Krang einen warnenden Blick zu, den dieser nur ungerührt zur Kenntnis nimmt. Und April – nun ja, sie spürt, wie ihr Herz bei diesem Anblick schneller zu schlagen beginnt. Shredder im Verteidigungsmodus, wenn seine Augen so gefährlich funkeln und dieser ernste Zug um seine Mundwinkel entsteht – das spricht einen dunklen Urinstinkt in ihr an. Trotzdem ist ihr dieses Thema unangenehm – und daher, bevor Krang vielleicht doch noch eine Bemerkung über ihre und Shredders Nacht fallen lassen kann, lenkt sie die allgemeine Aufmerksamkeit auf das ursprüngliche Thema zurück: „Und, Krang? Was steht drauf? Auf der Pergamentrolle? Mach es doch nicht immer so spannend." Hätte Krang eine Brust, würde sie jetzt wohl stolz anschwellen, aber er muß sich mit einem zahnreichen Grinsen begnügen. Und selbstzufrieden zusammengerollten Tentakeln. „Vereinfacht ausgedrückt“, erklärt er, nicht ohne eine dramatische Kunstpause einzufügen: „Es ist eine Schatzkarte." Diese Neuigkeit benötigt vielleicht eine Sekunde, um zu sacken, dann ruft Rocksteady auch schon mit begeistert aufleuchtenden Augen aus: „Gehen wir jetzt auf Schatzsuche, Krangchen?" „Darf ich mit?" fragt April ohne Krangs Antwort abzuwarten sofort gespannt in die Runde. Sie will nicht ausgeschlossen werden und hält es daher für das Beste, wenn sie ihren Standpunkt so schnell wie möglich klar macht. Sie will dazugehören. Außerdem liebt sie spannende Abenteuer. „Es könnte gefährlich werden", wendet Shredder vorsichtig ein. „Du wirst schon auf mich aufpassen", gibt sie einschmeichelnd zurück. Doch der entschlossene Glanz in ihren Augen warnt ihn, so etwas noch einmal zu versuchen. Denn wenn er glaubt, er könne sich hier ohne sie in etwas stürzen, das im besten Falle aufregend und im Schlechtesten wirklich gefährlich werden kann, hat er sich getäuscht. Erstens kann sie sehr gut selbst auf sich aufpassen und zweitens – nun ja, die Erfahrung zeigt, daß Rocksteady und Bebop sich oft selbst genug in Schwierigkeiten bringen, und wer soll dann auf ihn aufpassen, wenn nicht sie? Krang beobachtet das stumme Augenduell der beiden eine Zeitlang genauso amüsiert wie die begeisterten Mienen der beiden Mutanten, und es tut ihm wirklich sehr, sehr leid, daß er ihnen einen Strich durch die Rechnung machen muß. „Ich vermiese euch nur ungern eure Begeisterung, aber hättet ihr mich ausreden lassen, wüsstet ihr, dass ihr euch euren beginnenden Ehestreit schenken könnt. Die Karte ist wertlos. Die Minen wurden schon vor Jahrhunderten bis auf den letzten Krümel ausgebeutet." Ehestreit... verlegen senken April und Shredder die Blicke, doch eine Sekunde später schon finden ihre Blicke und Hände über dem Tisch zueinander und sie lächeln nur. Die beiden Mutanten allerdings sind schwer enttäuscht. „Och, wie schade.“ Krang mustert sie nachdenklich. Die beiden brauchen wohl dringend Auslauf. Da muß er sich wohl noch etwas einfallen lassen, sonst kommen sie nur wieder auf dumme Gedanken. Manchmal ist es gar nicht so einfach, zu unterscheiden, welcher ihrer Wesenszüge ihrer menschlichen oder tierischen Seite entspringt. Kindisch und verspielt ist sowohl der eine wie auch der andere Teil. Nun, sein Blick fällt auf das neueste Mitglied in spe ihrer kleinen Truppe, vielleicht bieten sich ihm hier Möglichkeiten, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. „April, nach dem Frühstück meldest du dich in meinem Büro." Ein überraschter Blick aus blaugrauen Augen trifft ihn. „Du hast ein Büro?" „Er meint die Kommandozentrale", erklärt ihr Shredder schmunzelnd. „Oh. Okay.“ Sie nickt gehorsam. Zufrieden lenkt Krang seinen Roboterkörper aus der Küche. April sieht ihm lange nach, aber erst, als das Geräusch seiner schweren Schritte verklungen ist, wagt sie eine vorsichtige Frage. „Muß ich mir Sorgen machen?" „Nein.“ Aufmunternd drückt Shredder ihre Hand. „Das ist das Gute an ihm: wenn ihm etwas an dir nicht paßt, sagt er es dir sofort und direkt ins Gesicht, vor allem, wenn andere dabei sind. Es wird also nichts Schlimmes sein. Aber ich komme gerne mit, wenn du dich dann besser fühlst." Oh ja, und wie sie sich dadurch besser fühlen würde! Aber Krang soll sie nicht für einen Feigling halten. Sie hat auch ihren Stolz. „Nein danke. Es reicht, wenn du vor der Tür wartest und mich rettest, wenn ich schreie." „Nur zu gerne. Aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen." Shredder führt ihre Hand hoch zu seinem Mund und küßt sich tröstend über jeden ihrer Fingerknöchel. April spürt, wie sie verlegen errötet, aber sie zieht ihre Hand nicht fort.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)