Verborgene Liebe von MariLuna ================================================================================ Kapitel 13: ------------ 13. Kapitel   Sie sitzen in der Küche und lassen sich von Rocksteady und Bebop schon die zweite Kanne Kakao aufbrühen. Die beiden sind so rührend besorgt, dass April ihnen fast über den Kopf getätschelt hätte. Sie fühlt sich einfach wohl hier. Die Küche ist riesig und gehört eigentlich eher in ein Restaurant oder eine Kantine - was eigentlich einleuchtend ist, denn dies hier ist eine rollende Kampffestung, die bestimmt auf eine Mannschaftsstärke von bis zu 300 Soldaten ausgelegt ist. Natürlich ist die Küche da riesig, groß genug, dass sie alle hier an einem langen Tisch sitzen können. Der angrenzende, noch viel größere Speisesaal wird als Lagerraum genutzt. Aber trotz der einschüchternden Größe, fühlt sie sich hier gleich wie Zuhause. Vielleicht liegt das aber auch nur an der Gesellschaft. April schenkt Rocksteady ein dankbares Lächeln, als er ihr höflich ihren großen Pott zum dritten Mal mit heißem Kakao füllt, und während sie einen vorsichtigen Schluck nimmt, verkriecht sie sich behaglich tiefer in den weißen Fleecehoodie, den sie jetzt über ihrer Tunika trägt. Er gehört Shredder, trägt das Logo des Footclans, ist unglaublich weich und duftet angenehm nach Vanille. Sie wirft einen heimlichen Blick auf den Mann neben sich. Shredder trägt jetzt auch einen Hoodie, schwarz, mit einem wahnsinnig tollen Drachenmotiv. Es ist das allererste Mal, dass sie ihn in normaler Alltagskleidung sieht und sein Anblick verschlägt ihr fast den Atem. Trotz seiner Blässe erscheint er ihr immer noch so unglaublich perfekt. Da stimmt einfach alles. Sein Gesicht hat genau das richtige Verhältnis zwischen aristokratisch hohen Wangenknochen, gerader Nase und vollen Lippen ohne dabei feminin zu wirken. Anbetungswürdig. Und diese ausdrucksstarken Mandelaugen erst! Und was ist das mit seinen Haaren – sind diese leichten, dunkelbraunen Wellen echt? Das ist doch nicht hundertprozentig japanisch. Sind in seiner Ahnenreihe vielleicht Europäer zu finden? Er bemerkt ihren Blick und schenkt ihr über seinen Tassenrand hinweg ein zaghaftes Lächeln. Plötzlich nähern sich ihnen schwere Schritte und Krang kommt herein marschiert. Bebop und Rocksteady ahnen was folgt und nutzen die Gelegenheit, sich zu verdünnisieren. In einer seiner Hände hält Krangs Roboterkörper Aprils Handtasche, in der er nun vielsagend herumkramt. Was haben nur heute alle immer mit ihrer Handtasche? Aber dann zieht er triumphierend ihr Turtlecom heraus und ähnelt dabei so sehr Shredder vor einigen Stunden, dass sie sich nur mit Mühe ein Grinsen verbeißen kann. „Das behalte ich. Wir wollen doch nicht, dass du die Turtles rufst." Aber April winkt nur ab und meint gelassen: „Okay." „Und es gibt hier Regeln, an die du dich halten wirst, sonst landest du doch noch gefesselt in einer dunklen Zelle." „Du meinst die Abstellkammer?" wirft Shredder amüsiert ein. Ein missbilligender Blick aus violetten Augen trifft ihn. „Unterbrich mich nicht. Und überhaupt“, anklagend deutet Krang mit einem Tentakel auf ihn, „du hast sie hier angeschleppt, also trägst du für alles, was sie tut, die Verantwortung. Hörst du, Lady?“ wendet er sich im selben Atemzug an April. „Das ist die wichtigste Regel: für jeden Fehler deinerseits, wird er bestraft." Oh, das ist so fies. Aber da sie ja nicht vorhat, gegen irgend welche Regeln zu verstoßen, nickt sie nur brav, was Krang ein zufriedenes Grummeln entlockt. „Du darfst dich innerhalb des Quartierbereichs frei bewegen, aber außerhalb, und das schließt vor allem die Kommandozentrale mit ein, muss dich immer einer begleiten. Soweit alles klar?" „Ja, kein Problem." „Und bilde dir nicht ein, dass wir ein extra Quartier für dich freiräumen. Du wirst bei Shredder wohnen und dafür sorgen, dass er seinen Hausarrest einhält." Um ihre Mundwinkel zuckt es verräterisch, doch es gelingt ihr schnell, wieder eine neutrale Miene zu ziehen. „Auch das ist für mich kein Problem." Nun mustert Krang sie schon etwas durchdringender. „Ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist, aber du wirst hier nicht nur für ein paar Stunden bleiben. Es wird schon ein paar Tage dauern, bis wir dich wieder zurück bringen können. Das einzige Transportmodul, das halbwegs funktionierte, liegt jetzt da draußen mit einem Motorschaden im Schnee. Und der nächste Flughafen ist noch weiter entfernt als das nächste Dorf. Du sitzt hier mit uns fest. Wofür“, fügt er bitter hinzu, „du dich übrigens bei deinen Schildkrötenfreunden bedanken kannst." Da er ihr da nichts Neues erzählt und hauptsächlich genau das, was sie insgeheim erhofft hat, lässt sie diese Drohung – so es denn eine sein sollte – absolut kalt. Sie denkt schon einen Schritt weiter. „Sollte ich noch eine SMS absetzen und meinen Urlaub verlängern?“ überlegt sie laut und fügt dann mit einem erleichterten Seufzer hinzu: „Zum Glück habe ich keine Pflanzen oder Haustiere in meinem Apartment, um die man sich kümmern muss." Hat sie die Wäsche von der Wäscheleine geholt? Sie lässt ungern ihre Unterwäsche außerhalb ihrer Schrankschubladen herumliegen. Krang starrt sie einen Moment einfach nur aus großen Augen an. „Du... Dir macht es wirklich nichts aus, uns Gesellschaft zu leisten?" April lächelt nur und meint, mit einem Kopfnicken und einem Seitenblick zu Shredder hinüber:„Yoroshiku onegaishimasu." Dessen Augen weiten sich und er lässt verdutzt seine Tasse sinken. „Wo hast du das denn gelernt?" „Ich will irgend wann mal in Japan Urlaub machen, verreise aber nicht gerne in Länder ohne mich wenigstens rudimentär in der Landessprache verständigen zu können", gibt sie nicht ohne einen gewissen Stolz zurück. Sie will ihm nicht erklären, dass ihr Sensei Splinter einiges beigebracht hat, das kann er sich wahrscheinlich sowieso denken. Aber dass sie ihn mit dieser kleinen, höflich-formellen Redewendung beeindruckt hat, lässt ihr das Herz vor Freude in der Brust springen. Tatsächlich zuckt um seine Lippen ein anerkennendes Lächeln. „Und da sagt man immer, Amerikaner sind zu arrogant, um Fremdsprachen zu lernen." „Ja“, kontert sie zurück, „und von Japanern sagt man, dass sie das r nicht aussprechen können." „Und Amerikaner sind Nieten in Geographie." „Japaner vertragen keine Milch." „Ich seh schon“, mischt sich Krang frohgemut ein. Er hat diesen kleinen Schlagabtausch mit zunehmender Belustigung verfolgt und hält es für der Sache dienlicher, wenn er sich jetzt zurückzieht und sie ganz ihren kleinen Neckereien überlässt. „Ihr kommt klar. Dann kann ich mich ja jetzt um das Knacken dieser Puzzle-Box kümmern." Mit diesen Worten klopft er vielsagend mit einem Tentakel an jenes Fach, in dem er das Artefakt verstaut hat, winkt April noch einmal mit ihrem Turtlecom zu und verlässt sie, um sich seinem eigenen Projekt zu widmen. Shredder wartet, bis seine Schritte in der Ferne verklungen sind, dann seufzt er einmal tief durch und wirft ihr einen entschuldigenden Blick zu. „Tut mir Leid, Krang kann ganz schön nerven. Du musst dir nicht wirklich das Quartier mit mir teilen, wir können dir eins herrichten. Ganz egal, was Krang gesagt hat." „Ist schon okay. Ich schnarche nicht“, lehnt sie das Angebot betont lässig ab, ihn absichtlich falsch verstehend. „Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Hab ja keinen, der mir das sagen könnte. Also, vielleicht schnarche ich doch, dann entschuldige ich mich schon mal im Voraus." Er zögert einen Moment, gibt sich dann jedoch einen Ruck. Denn mal ehrlich – so eine Steilvorlage kann er sich doch nicht entgehen lassen. Er will ihr schon seit Stunden ein Kompliment machen ohne dass es albern rüberkommt. „Wieso ist so eine tolle Frau wie du immer noch Single?" Seine Stimme erwischt genau die richtige Mischung aus Ernsthaftigkeit und Neckerei. Auf die Art bleibt sein Gesicht gewahrt, ganz egal, was sie jetzt sagt. Doch um ehrlich zu sein, hätte er mit der Antwort, die sie ihm darauf gibt, in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. „Weil du mich einfach nicht um ein Date bittest?" Sie lächelt, aber das Flackern in ihren Augen verrät ihre eigene Unsicherheit. Sie beugt sich damit sehr, sehr weit aus dem Fenster, und sie weiß es ganz genau. Ihm verschlägt es im ersten Moment den Atem. Er kann es kaum fassen. Das meint sie ernst, oder? Er starrt sie lange an, aber bevor es peinlich wird, räuspert er sich. „Gehst du mit mir aus?“ fragt er sie schließlich mit belegter Stimme. Er zögert, ob er nach ihrer Hand greifen soll und entscheidet sich dann dagegen. Stattdessen umklammert er lieber seine Tasse. „Ich kann dir aber hier nicht viel bieten. Einen guten Film, etwas Wein und selbstgemachtes Sushi. Oh, und vielleicht noch Polarlichter." „Du darfst nicht raus", erinnert sie ihn sanft. „Stimmt, hatte ich vergessen. Also nur Film und ein gutes Essen. Das ist nicht viel, aber mehr kann ich dir nicht anbieten." April strahlt ihn regelrecht an. „Ich finde, das klingt super." Dann klammern sie sich beide an ihren Tassen fest und versuchen, sich in die Augen zu sehen, aber immer wieder wendet einer von ihnen den Blick wieder verlegen beiseite. Ihre Unsicherheit ist beinahe greifbar. „Das...“ räuspert sich Shredder schließlich leise, „... das ist ernst gemeint, nicht wahr? Wir haben ein Date?“ Sie nickt nur einmal, während ihr das Blut in die Wangen steigt und sie leicht rosig färbt. Und das sieht so niedlich aus, dass er sie am liebsten küssen würde. „Dann... kannst du mich Saki nennen“, bietet er ihr stattdessen an. „Ohne Suffix?“ Diese kleine Frage zeigt ihm, dass sie sich wirklich ernsthaft mit der japanischen Kultur beschäftigt hat und genau weiß, was sein Angebot bedeutet. „Gerne, Saki. Danke.“ Sie zögert kurz und wirft ihm unter dichten, schwarzen Wimpern einen seltsam intensiven Blick zu. „Dann...“, meint sie, während sie sich langsam zu ihm hinüberlehnt, „... darfst du mich jetzt küssen, Saki. Wenn du magst“, fügt sie unsicher hinzu. Oh, er mag! Und wie!     Kurz bevor sich ihre Lippen berühren, schlägt ihr Herz so schnell, dass es ihr in den Ohren dröhnt, so aufgeregt ist sie. Aber kaum ist es soweit, kaum küssen sie sich, da wird alles ganz ruhig. Als würde die Welt mit ihr zusammen den Atem anhalten. Ihr letzter richtiger Kuss ist Ewigkeiten her, sie befürchtete schon, es verlernt zu haben, aber kaum spürt sie seine Lippen, so warm, so sanft, so zärtlich, da kehrt ihre Selbstsicherheit zurück. Sie liebt ihn. Sie liebt ihn von ganzem Herzen und hat ihr Leben lang auf diesen Moment gewartet. Er ist sanft und vorsichtig, doch darunter, das spürt sie genau, lauert pure, heiße Leidenschaft. Er ist temperamentvoll, das hat er oft genug unter Beweis gestellt. Er ist warm und stark und riecht so wunderbar nach Vanille! Als dann auch noch seine Zunge sachte gegen ihre Lippen stupst, ist es für sie selbstverständlich, ihr Einlass zu gewähren. Sie rechnet fest damit, dass seine Zunge sofort ihre Mundhöhle erforschen wird - so hat sie das bei ihren anderen Küssen in Erinnerung, und es gefiel ihr nie, weil es so sehr einer Invasion ähnelte, doch sie liebt ihn, sie will es ertragen, sie hat es immer irgendwie ertragen und bisher ist es ihr immer gelungen, die Kerle dahin zu erziehen, wie sie gerne geküsst werden will, auch, wenn das manchmal Wochen dauerte ... Doch diesmal... Überrascht seufzt sie leise in diesen Kuss hinein... Keine Invasion. Stattdessen nur eine Zunge, die ihre eigene zärtlich neckt und zum Spielen einlädt. Das ist genau das, was sie liebt. Nicht hastig, nicht brutal und vor allem nichts, woran sie sich fast verschluckt. Oh verdammt, das ist so gut! Und er schmeckt lecker - nach Kakao und darunter noch nach etwas anderem, aber das ist ebenfalls süß. Vom Geschmack alleine wird ihr schon ganz schwindlig - oder ist es doch die Luftnot? Zum Glück ist er da und hält sie fest. Als sie sich atemlos und wehmütig aus diesem wunderschönen Kuss löst, stellt sie einigermaßen verdutzt fest, dass sie inzwischen auf seinem Schoß sitzt. Schwer und warm liegt seine rechte Hand in ihrem Kreuz und die andere auf ihrem Hinterkopf und ihre eigenen Hände befinden sich fast analog dazu genauso auf seinem Körper. Sein Haar ist weich und duftet nach dem Schnee, aus dem sie vor einer guten Stunde gekommen sind. Merkwürdig, was sie alles registriert, während ihr ganzer Körper vor Sehnsucht schier verglüht. Ihm scheint es nicht sehr viel anders zu ergehen, wenn sie sein gerötetes Gesicht, seine schnelle Atmung und den verklärten Glanz in seinen halb geschlossenen Augen richtig interpretiert. Und da sie direkt auf seinem Schoß sitzt, spürt sie noch einen ganz anderen körperlichen Beweis, doch viel wichtiger ist dieser hingerissene Ausdruck auf seinem schönen Gesicht. Er sieht sie an, als wäre sie eine Offenbarung. „Wow", flüstert er dann auch noch ergriffen. „Wow", bestätigt sie und lässt sich dann gegen ihn sinken, bereit, von seinen starken Armen gehalten zu werden.         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)