Where we have gone after all those years von HD-san (Gokusen IV 2019) ================================================================================ Kapitel 3: Es ist nicht alles Gold, was glänzt ---------------------------------------------- Nach dem Unterricht aß ich mit Odagiri bei Kuma zu Mittag, als Kuraki, der in der Nähe arbeitete, herein gestürmt kam. "Yankumi! Schwierigkeiten, Schüler unserer Schule verprügeln einen einzelnen Schüler." "Und?" "Es sieht aus, als wäre er 3D-Schüler, der einmal in der A-Klasse war." "Okita! Wo ist er?" "Yokoshibuda-Halle" "Danke! Entschuldige, Odagiri. Komm zum Abendessen vorbei." "Danke" Kaum fiel die Tür hinter mir zu, beruhigte ich meinen Atem und beschleunigte meine Schritte. Das einzige was ich fähig war zu denken, war sein Name. Als ich die Halle betrat, hörte ich die Stimmen Okitas Gegner: "Freunde? Als ob wir etwas mit Dir zu tun haben wollen, D-Schüler. Wag es Dir ja erst wieder mit und zu reden, wenn Du wieder A-Schüler bist." Die anderen lachten hämisch, sie hielten es für unmöglich. Ihre Arroganz und Missachtung des Wortes Nakama machte mich rasend. "Nehmt eure dreckigen Hände von meinem Schüler!" "Yamaguchi-Sensei, was machen Sie denn hier? Sind Sie etwa wegen dem", der Sprecher trat Okita nocheinmal in die Flanke,"hier?" "Findet ihr das lustig, euch in einer großen Gruppe gegen einen einzelnen zusammen zu tun? Ist er nicht euer Freund? Erzählt mir ja nicht, dass ihr nur zusammen hängt, weil ihr gute Noten habt und wenn einer andere Wege geht, lässt ihr ihn hängen!" "Sie sind zu laut, das ist immernoch unsere Angelegenheit mit wem wir zusammen sind, oder?" "Wenn es meine geschätzten Schüler angeht, ist es sehr wohl meine Sache." "Teh, komm wir gehen. Okita, wir klären das später. Vergiss das nicht!", drohte vermutlich ihr Leader und der Rest folgte ihm. "Okita, wie geht es Dir?", fragte ich und kniete mich neben ihn, um ihm aufzuhelfen "Warum sind Sie hier?" "Wo sollte ich sonst sein, wenn einer meiner Schützlinge in Schwierigkeiten steckt? Sonst würde ich mich nicht Lehrer nennen können. Hör zu, Okita, vielleicht sehen die 3D-Schüler gewalttätig aus oder haben Probleme mit dem Lernen oder mit dem richtigen Umgangston, aber in ihren Herzen sind es aufrichtige und gute Geschöpfe, die wissen, was richtige Freunde sind. Sie halten zusammen, was auch immer passieren mag. Diese Jungen sind sich und anderen gegenüber ehrlich, wenn sie etwas ärgert, sprechen sie es aus, wenn sie etwas freut, brechen sie in Jubel aus. Mag sein, dass sie schlecht im Lernen sind, dass sie Frust gegen unzufriedene Eltern und willkürliche, voreingenommene Lehrer hegen, aber das macht sie für mich zu besonders schützens- und vertrauenswürdigen Menschen. Ich will nicht, dass meine Schüler mit diesem Frust, sondern mit Stolz auf das, was oder wer sie sind leben. "Und können Sie mir sagen, was ich tun soll?" "Entschuldige Dich. Bring ihnen Vertrauen entgegen und irgendwann vertrauen sie auch Dir." Der verbeulte und staubige Junge stand auf und kehrte mir den Rücken zu: "Cha!" (Gesprochen "Tscha", bedeutet etwa "mach's gut bis bald") "Bis morgen, Okita", rief ich ihm hinterher, dann erhob ich mich ebenfalls und begab mich auf den Heimweg. Ich bemerkte erst als ich zu Hause war, dass ich ununterbrochen auf mein Handy gestarrt und auf neue Nachrichten gehofft hatte. Irgendwer, der zu meinem Geburtstag kam oder einfach jemand, der ihn nicht vergessen hatte. Als mir mein Großvater ein "Willkommen zuhause" wünschte, war es kurz nach drei. Es blieb noch viel Zeit bis Odagiri kam. Minoru, Tetsu, Sugawara und Wakamatsu waren alle irgendwie unterwegs. So entschloss ich mich auf mein Zimmer zu gehen. Ich konnte mir für morgen wenigstens für mich selbst einen schönen Tag gestalten oder mit meiner Familie zumindest. Während ich einige Gedanken auf ein weißes Blatt kritzelte, glitt mein Blick über meine Wand an der schon sieben Klassenfotos hingen. Ringsherum klebten Bilder aus dem Jetzt, Bilder von Kindern (also meinen "Enkelkindern") und Postkarten von denen, die ins Ausland gegangen waren oder zu weit weg wohnten. Die meisten waren von Sawada, einer meiner allerersten Schüler. Diese waren allesamt in Kapstadt abgeschickt, allerdings war seit zwei Monaten keine neue mehr gekommen. Hoffentlich ging es ihm gut und die Verzögerung ergab sich nur aus einem postinternen Grund. Kuma, der als Erster Vater geworden war, war es nun schon zum zweiten Mal geworden. Und Yabuki, wer hätte das gedacht, ist vor fast sieben Jahren auch einer geworden. Mit einer kleinen süßen Tochter, die Keiko hieß. Ach, meine geliebten Schüler, habt ihr mich alle so sehr vergessen? Vielleicht war das alles nur ein Zeichen dafür, dass sie ihren Weg und ihr Leben gefunden haben. Nochmal sah ich mir meinen Plan an. Dieser bestand darin, zu Mittag bei Kuma zu essen, danach unsere wöchentliche Tofubestellung abzuholen, dann in den Süßwarenladen am Ende des Shirokin-Parks zu gehen, anschließend würde ich ein Modegeschäft besuchen, um mir eine Kleinigkeit zum Geburtstag zu kaufen - einen neuen Jersey, bequeme Laufschuhe oder was mir sonst noch so einfiel - und zum Abschluss würde ich das Familienauto aus der Werkstatt holen und schließlich und endlich mit meiner Familie schön zusammen essen. Mit Wunderkerzen und Kimono. "Oi, hör auf mit offenen Augen zu schlafen." "Odagiri, was machst Du denn schon hier?" "Hast Du Mal auf die Uhr geschaut? Was machst Du da?" "Nur einen Plan für morgen." "Morgen? Ist morgen etwas besonderes?", fragte er und schnappte sich den Zettel, bevor ich ihn daran hindern konnte. "Oi, Odagiri. Gib ihn wieder her." "Keine Chance", sagte er und nutzte seine Größe aus, indem er den Zettel hochhielt und vorzulesen begann, "Kuma, Honjo, Yabuki+Keiko, Ogata, Hyouga, Familie (+Odagiri). "Im Ernst, jemand, der Dich nicht kennt, würde meinen, Du hättest ganz schön viel am Laufen." "Gib meine Liste wieder her, an meinem vierzigsten Geburtstag werde ich ja machen können, was ich will. Wenn keiner Zeit hat, kann ich doch meine Schüler besuchen." Er schüttelte vielsagend den Kopf und legte den Zettel zurück auf den Tisch. "Na dann", sagte er nach einer Weile, in der wir versucht hatten, die Gedanken des anderen zu erraten," sagtest Du nicht etwas von Abendessen?" Ich musste unwillkürlich grinsen, Odagiri war immer noch ein Mann ohne große und viele Worte, aber er sagte immer das, das er für richtig und wichtig hielt. "Was ist?" "Ach, nichts. Odagiri ist nur immer noch Odagiri." "Enttäuscht?" "Natürlich nicht. Ich bin sehr stolz darauf, dass einer meiner Schüler an meiner Seite steht und das nun für zehn Jahre. Es macht mich glücklich und sehr stolz." Ein verdammtes Lächeln stahl sich über sein Gesicht. "Los, lass uns gehen", antwortete ich ihm auf dieses Lächeln und schob aus meinem Zimmer nach unten. Als wir am Abend aßen, waren alle ausgelassen und leicht betrunken... Perfekt, um meine Angst vor dem morgigen Tage zu verdrängen. Die Vorahnung an einen traurigen, einsamen vierzigsten Geburtstag... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)