Not yet another Fairytale von Hypsilon ================================================================================ Prolog: -------- Es war finster, beinahe schwarz, nur ein bisschen Licht vom Vollmond, der die Nacht für sich in Anspruch genommen hatte, reflektierte sich auf den Ketten die sich um die schlanken Gelenke der weißhaarigen Frau gelegt wurden. Schmutzige Strähnen hingen ihr ins kampfgezeichnete Gesicht, doch nichts davon ließ den Glanz ihrer Ausstrahlung erblassen. Die hübsche junge Piratin litt Hunger und hatte den dunklen Stunden der Nacht auf diesem Schiff in diesem Kerker nicht geschlafen. Wo führte die Reise hin? Würde sich jemand erbarmen und ihr den Gnadenstoß versetzen, ehe sie im Impel Down Gefängnis schlussendlich zerbrechen würde? "Als wäre es gestern gewesen", murmelte Schneeweißchen und neben ihr in der Zelle, wo kein Licht ankam, raschelten ebenfalls Ketten und ein Mädchen lehnte sich der Weißhaarigen entgegen. Der Mondschein legte sich auf ihr Gesicht. Kurzes rotes Haar umrandete ein feines dreckverschmiertes Gesicht, welches einen genervten Blick offenbarte. "Was?", war die Frage, die Schneeweißchen ein klein wenig ausholen ließ. "Als wäre es gester gewesen, dass sie Gold Roger hingerichtet haben", sagte die Weißhaarige etwas lauter und hob den Kopf an um ihrer Schwester in die Augen zu sehen. "Es war gestern... sie haben ihn gestern hingerichtet", sagte Rosenrot und ließ den Kopf gesenkt. Ihre Schwester schwieg. "Und es war gestern als du deine Sachen auf Papas Schiff gepackt hast und uns gerufen hast. Gestern sind wir losgesegelt", sprach Rosenrot weiter und Stille trat wieder für eine Weile ein. "Noch nicht mal richtig losgelegt und schon sitzen wir so tief in der Scheiße", lachte Schneeweißchen und Rosenrot verdrehte die Augen. Sie lehnte sich wieder zurück und sah aufmerktsam zu ihrer Schwester. "Sieht dir garnicht ähnlich jetzt schon aufzugeben", raunte Rosenrot ehe ihre Kehle sie dazu zwang erbärmlich zu husten. Der Staubgehalt in der Luft tat ihren Lungen nicht gut, genauso wie die modrigen Wände. "Wer hat vom Aufgeben gesprochen? Ich mache mich nur unserer Lage bewusst", konterte die Ältere der jungen Frauen und zog zum wiederholten Male kräftig an ihren Ketten. Mit jedem mal spürte sie, dass sie schwächer wurde, doch sie unterdrückte den natürlich Mechanismus aufzugeben. Sie hatte noch nie aufgegeben. Sei es der Kampf mit der kleinen Schwester um das größere Zimmer oder ein Gegner der allen Anscheins nach zu mächtig war. Nein, und ihr Leben würde sie erst recht nicht aufgeben. "Bärchen hat Hunger", grollte es plötzlich aus einer anderen Zelle, die komplett im Dunklen stand. Einem lauten Brummen folgte Kettengeraschel und lauter Hall der von Schlägen gegen das Gitter ausging. Die Schläge wurden immer stärker, der Krach, der dadurch entstand immer lauter. Es war kaum auszuhalten, doch Schneeweißchen wusste, was er damit anrichten wollte, funktioniert hatte es noch nie. "RUHE DA UNTEN!", brüllte der Marinesoldat, der diesen Abend Wache hielt und Bärchen hielt inne. Schneeweißchen senkte den Kopf. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie ihre kleine Crew in diese Lage versetzt hatte, denn hatte sie Hoffnung. Als sollte es eine Anwort auf die misslichen Situation der drei Piraten sein, begann es am Deck plötzlich laut zu werden. "RUHE hab ich gesagt!", brüllte sie Soldat abermals und Schneeweißchen antwortete ihm lachend. "Der Krach ist an Deck, du Vollidiot!" Unterstützt wurde die Erkenntnis von einem Knall. "Kanonen", murmelte Rosenrot und versuchte sich aufzurichten. Sie wollte etwas sehen, doch es war weiterhin stockfinster. "Alarm!!!" die Glocke wurde geschlagen und die drei konnten eindeutig hören, dass die gesammte Mannschaft an Deck eilte, um den Angreifer ausfindig zu machen und sich ihm zur Wehr zu stellen. In Schneeweißchens Augen funkelte es nur so und ihr Grinsen wurde immer breiter. "Ich denke, unsere Rettung ist hier", sagte sie mit rauer Stimme und entschied sich abzuwarten. Eine Kanonenkugel nach der anderen trag das Schiff, langsam wurde es ungemütlich, dass die Piraten hoffen mussten, dass sie nicht samt dem Kahn absaufen würden, doch davon ging die junge Kapitänin nicht aus. Ihre Frage war viel mehr: Wer würde sich als ihr Retter herausstellen? Machte es Sinn, in seiner Schuld zu stehen? "Es ist WHITEBEARD!!" Kapitel 1: The red Chair ------------------------ Rosenrot genoss die Aussicht, die sie an Deck der Moby Dick hatte. Sie hatte es sich in einem edlen roten Stuhl bequem gemacht, dass dieser Stuhl ursprünglich nicht an der Reling stand und schon gar nicht für die Fremde gedacht war, muss nicht erwähnt werden. Die Rothaarige hatte die Beine gekreuzt hoch gelagert, dass diese an der Reling auflagen, sie selbst war tief in den Stuhl gerutscht in den sie drei mal hinein gepasst hätte, auch die Rückenlehne überragte weit ihren Kopf und so kam es, dass die Dame mit dem Stuhl Aufmerksamkeit erregte. Auch wenn der Großteil der Crew damit beschäftigt war, die Verletzten zu verarzten, bemerkte jeder, dass sich der Stuhl nicht an seinem rechtmäßigen Platz befand. „Wo hast du den Stuhl her“, fragte eine Stimme direkt neben Rosenrot, doch sie rührte keinen Muskel, die Augen blickten weiterhin auf die weite blaue See. „Hab ich gefunden“, murmelte sie während sie sich Weintrauben, die sie ebenfalls ‘gefunden‘ hatte, eine nach der anderen in den Mund steckte. Neben ihr stand ein junger Mann, nicht so viel älter wie sie selbst, sie konnte seine starke Aura wahrnehmen, was sie wundern ließ, wie mächtig man in solch jungen Jahren bereits sein konnte. Für sie selbst war ihre Schwester immer der stärkste Mensch der Welt, aber immer wieder bewies diese, dass das nicht der Fall war. „Du solltest ihn zurück bringen“, sagte der Jungspund und beugte sich nun direkt in Rosenrots Blickfeld. Genervt sah sie den blonden Burschen an. Abweisend stieß sie Luft zwischen den Lippen hervor und streckte sich anschließend, dabei schloss sie die Augen. „Was ist, wenn ich das nicht will?“, fragte sie frech und schlug die Augen wieder auf. Der Blick, den sie dem jungen Mann entgegenbrachte, war alles andere als freundlich. Viel mehr zeigte sie ihm mit ihrer Mimik, dass er sie in ihrer Ehre beleidigt hatte, doch das juckte ihn kein wenig. Er richtete sich einfach wieder auf, lehnte sich an die Reling und sah in die Ferne. „Du erinnerst mich an jemanden… allerdings bist du viel jünger als sie“, sagte er vorauf Rosenrot zu protestieren wusste. „Ich bin wie niemand und ich bin viel älter als ich aussehe“, sagte sie stur und starrte dann wieder gerade an ihm vorbei. „Du bist also schon zwölf?“, fragte er und traf einen wunden Punkt. Rosenrot sprang auf, brüllte ihn an, sie sei bereits siebzehn und ließ ihn mit dem Stuhl alleine stehen. Bevor sie aufgebracht davon schreiten konnte, machte ihr allerdings ihre Schwester einen Strich durch die Rechnung. Die Weißhaarige wurde direkt aus dem Inneren des Schiffen gestoßen und fand sich auf allen Vieren vor ihrer Schwester wieder. „Hey“, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln zu der Rothaarigen, rappelte sich wieder auf und stolzierte geradewegs zurück. „Alter Mann, du hast uns gerettet und somit sind wir nun deine Verpflichtung! Ich bestehe darauf, dass du uns in deine Crew aufnimmst“, verlangte sie so laut und selbstsicher vom Kapitän, dass sie alle unmittelbaren Blicke auf sich zog. „Du freches Gör nennst mich nicht alter Mann und ich nehme dich nicht in meine Crew auf, Frauen haben nichts auf meinem Schiff verloren, außerdem bist du noch ganz grün hinter den Ohren“, grollte die herrische Stimme des Mannes, der den Namen Whitebeard trug über die Köpfe seiner Männer hinweg. Der blonde junge Mann hatte sich inzwischen umgedreht und lehnte mit dem Rücken an der Reling. „Wer hat meinen Stuhl hierher verfrachtet?!“, brüllte der Kapitän und der Blonde deutete sofort auf Rosenrot, welche daraufhin erst einmal den Kopf anzog. Nun sollte es Konsequenzen geben. Musste der Bursche auch so eine Petze sein? „Habt ihr beiden je etwas von Manieren gehört?“, fragte er die beiden wütend. Sein Blick wanderte übers Deck und da erkannte er bereits den dritten im Bunde. Der kräftige Mann, der mit den Schwestern unterwegs war, hatte sich einer Gruppe seiner Männer angeschlossen und spielte mit ihnen Karten während sie alle fleißig Sake tranken. Whitebeards Hand schnellte hoch und deutete auf Bärchen. „So verhält sich ein Gast auf einem Piratenschiff! Es wird getrunken, sich unterhalten und Karten gespielt und wenn die nächste Insel in Sicht ist, wird gegangen!“, brüllte er, drehte sich um und ging wieder unter Deck. Das allerdings ließ Schneeweißchen nicht auf sich sitzen. Sie lief dem Kapitän sofort nach und ließ ihre Schwester und Bärchen zurück bei den Whitebeardpiraten an Deck. „Wir sind dir was schuldig! Ich lasse mich nicht retten und gehe dann einfach! Wenn du nicht gewesen wärst, alter Mann, wären wir in wenigen Tagen wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Wir sind dir ewige Traue schuldig!“, unterstrich Schneeweißchen ihr Anliegen und der bullige Mann winkte ab. Mit solchen Schulden wollte er nichts zu tun haben und er wollte nicht, dass Schneeweißchen auf seinem Schiff blieb. Er hatte nichts gegen sie persönlich, doch er wollte keinen Streit an Board und Frauen wie Schneeweißchen brachten Chaos, das konnte er beinahe schon riechen. „ALTER MANN!“, schrie Schneeweißchen und bekam den nächsten Hieb verpasst, der sie zurück an Deck zu den anderen schleuderte. Wieder stand sie auf und ging dem Kapitän nach. Sie würde nicht aufgeben, denn einer starken Crew anzugehören, verschaffte ihr selbst einen enormen Vorteil. Rosenrot hingegen hatte sich es sich wieder auf dem Stuhl bequem gemacht. „Wie heißt du überhaupt, Ananasschädl?“, fragte sie und gab ihm damit eindeutig den falschen Spitznamen, denn in diesem Moment sah sie das erste mal eine Regung in seinem Gesicht und die war genervt, ein wenig wütend sogar. Was nahm sich dieses Mädchen eigentlich heraus. „Marco und du? Tomatenkopf?“, konterte er dann mit gewohnter Ruhe. Rosenrot grinste frech. Sie musste gestehen, Tomatenkopf gefiel ihr auch nicht besonders. „Rosenrot und meine Schwester heißt Schneeweißchen, aber ich sage meistens nur Schnee zu ihr“, plötzlich wurde das freche Mädchen freundlicher, das Eis war gebrochen und sie nahm die Gesellschaft den Blonden an. „Und? Wie alt bist du nun? Du siehst wirklich wie ein Kind aus“, fragte Marco ruhig und musterte das Mädchen. „Ich bin fünfzehn und viel erwachsener als du glauben magst“, meinte sie schnippisch und Marco schien wirklich ein wenig überrascht zu sein, wenn man ganz genau hinsah und wenn man ihn kannte. Da Rosenrot ihn nicht kannte, bemerkte sie dies auch nicht. Etwas genervt blies sie Luft aus der Nase, beinahe wie ein kleiner Drache. „Wann gibts bei euch was zu essen? Ich hab Hunger!“, fragte sie und in diesem Moment schlug Schneeweißchen ein weiteres mal hinter den beiden auf dem harten Holz auf. Die Weißhaarige wurde langsam richtig wütend. „Muss man dich erst zu seinem Glück zwingen, alter Mann?!“, brüllte sie als sie wieder zurück ging um die Diskussion weiterzuführen. Rosenrot schenkte ihr keine Beachtung, denn sie wusste, dass ihr in diesem Moment nicht zu helfen war. Stattdessen sah sie hoch zu Marco, der mit erhobenen Augenbrauen zu ihr hinunter sah. Als er sie fragte, ob ihre Schwester immer so sei, kicherte sie nur. Natürlich. Schneeweißchen war aufdringlich und wurde richtig wütend, wenn etwas nicht nach ihrem Willen ging. Ihr war klar, wenn sie hier nicht Platz finden würden, dann wäre Schneeweißchen bestimmt Tage lang so sauer, dass sie zu dritt nichts unternehmen konnten. Sie würden kein neues Schiff finden und sie würden keine Plünderei starten um etwas zu essen zu bekommen. Auf diese Situation freute sie sich absolut nicht. „Das ist mein letztes Wort!“, brüllte Whitebeard und kam mit Schneeweißchen an den Trägern ihrer Latzhose hängend heraus. An Deck angekommen, hob er sie noch ein Stück weiter hoch und sah ihr tief in die Augen. „Du nimmst deine zwei Leute mit, setzt dich in eines meiner Leihboote und verschwindest, das Boot und dich möchte ich nie wieder sehen!“, machte er ihr wirklich deutlich, dass er sie hier nicht haben wollte und schleuderte sie über den Boden, dass sie selbst ein Stück weit rutschte und sich dadurch direkt die Haut aufrieb. Er wollte nicht so grob sein, aber er merkte, dass sie es anders nicht verstehen wollte. In Schneeweißchen brodelte in der Zwischenzeit ein mächtiger Sturm von Wut. Wie konnte er nur so mit ihr umgehen? „Wenn ich dir zu schwach bin, fordere ich dich zum Kampf heraus, wenn ich gewinne, gehören wir zu dir“, sagte Schneeweißchen während sie aufstand. Whitebeard, der eigentlich wieder am Weg zurück in seine Kajüte war, drehte sich ruckartig um und schlug mit der Fäust gegen die Luft, wodurch sich eine Druckwelle bildete, die Schneeweißchen und auf ihre unmittelbaren Umgebenen umwarf. Mit großen Augen starrte sie Whitebeard an. Welch eine Kraft, sie war begeistert und sprang sofort wieder auf, denn sie sah diese Geste als Annahme ihrer Herausforderung. Schnell lief sie auf den Mann zu und zückte rasch ihr Buschmesser. Kurz vor Whitebeard angekommen, setzte sie zu einem Sprung an, zog die Machete zurück und wollte von oben auf ihn einschlagen, doch der wahrscheinlich stärkste Mann der Welt fing sie auf und umklammerte ihre zarte Tailie mit seinen Fingern. „Du kannst mir noch nicht einmal einen Kratzer zufügen, werd erstmal n richtiger Pirat, dann können wir noch mal darüber reden“, sagte er und lachte sogar auf während Schneeweißchen versuchte, seine Finger aufzudrücken. Bei der Aussage hielt sie Inne. „Meinst du das ernst, alter Mann?“, fragte sie und er nickte. „Das werd ich dir beweisen! Schneller als du glaubst! Und jetzt lass mich runter, dass ich das machen kann!“, befahl sie. Whitebeard ließ den weißhaarigen Wirbelwind herunter, welche sich noch kurz abklopfte, ehe sie die beiden anderen herbei rief. „Bärchen, Schluss mit saufen, wir haben was zu tun! Rosenrot, nimm den Stuhl mit!“, rief sie und die beiden taten wie ihnen befohlen. „Der Stuhl bleibt hier!“, brüllte Whitebeard, doch Schneeweißchen hob den Finger und deutete ihm „Nein“. „Wir bringen ihn dir wieder, wenn wir richtige Piraten sind“, sagte Schneeweißchen und verließt mit Rosenrot, Bärchen und dem Stuhl das Schiff während Whitebeard seufzend zurück blieb. „Soll ich dir den Stuhl zurückholen, sobald sie etwas weiter weg sind, Pops?“, fragte Marco sanft, doch Whitebeard schüttelte den Kopf. Der Ausblick, die drei wieder zu sehen bereitete ihm sogar irgendwie Freude, Schneeweißchens Sturheit gefiel ihm und wer wusste, vielleicht waren seine Jungs so abgeschreckt, dass die Frau in Zukunft doch keine Probleme machte. Wer wusste, wozu sie noch im Stande sein würde. „Pops, guck dir das mal an“, Jozu tauchte neben Whitebeard auf und hielt ihm ein Stück Pergament hin. Ein Steckbrief, drauf zu sehen war das weißhaarige Mädchen welches er gerade indirekt über Board geworfen hatte. Eine große rosarote Kaugummiblase verdeckte den Großteil ihres Gesichtes, doch er erkannte das Mädchen sofort wieder. Die Höhe ihres Kopfgeldes allerdings ließ ihn nun auch verstehen, warum sie gerade auf dem Schiff eines Vizeadmirals gefangen gehalten wurde. 130.000.000 Berry „Ich hab noch nie was von ihr gehört, das Kopfgeld ist Humbug“, sagte er. Dennoch war er etwas beunruhigt. „Torres Schneeweißchen… diese verfluchte Familie“, seufzte er und ließ sich seine Schale mit Sake füllen. „Prost meine Kinder!“, rief er und seine Kameraden, seine Crew hoben die Gläser. „Prost Pops!“, riefen diese und Sake sei Dank war dieser Tag gerettet. Keine vorlauten Gören waren mehr an Board und Whitebeard wurde auch wieder ruhiger. Schneeweißchen schmiedete in der Zwischenzeit Pläne. Sie mussten eine Crew auf Beine stellen, zu dritt waren sie keine besonders attraktive Piratenbande, auch wenn sie es alle drei Faustdick hinter den Ohren hatten. „Warum hast du nicht aufrichtig gegen den alten Mann gekämpft?“, fragte Rosenrot, die den roten Stuhl am vorderen Ende des kleinen Segelschiffchen aufgestellt hatte und es sich darin wieder bequem machte. Ihr Blick war stur gerade aus gerichtet. „Weil ich weiterhin seiner Crew beitreten möchte, hätte ich ihn vor seinen Leuten verletzt oder gar besiegt, wäre diese Tür bereits geschlossen“, erklärte die junge Frau und schloss entspannt die Augen. „Ich glaube nicht, dass wir auf so einen Haufen nichtsnütziger Piraten angewiesen sind“, zischte Rosenrot zwischen den Zähnen hervor, dabei hatte sie vollkommen vergessen, oder absichtlich verdrängt, dass sie Whitebeard tatsächlich gerettet hatte. Bärchen brummte kurz auf. Er mochte es nicht, wenn die beiden stritten und hier bahnte sich eindeutig ein Streit an. Das wollte er auf einem so kleinen Boot gerne auslassen, denn wenn hier erst einmal die Fetzen flogen, hatten sie keine Chance mehr, heil auf einer Insel anzukommen. „Du hast recht Bärchen“, sagte Schneeweißchen. Die nächste Insel, wo sie bereits ein Piratenschiff kapern konnten, war auch gar nicht mehr weit entfernt. Kapitel 2: Blind Passenger -------------------------- „Auf der Mauer… auf der Lauer… sitzt ‘ne kleine Wanze. Seht euch mal die Wanze an… wie die Wanze tanzen kann… Auf der… Mauer …. auf… der …. Lauer… sitzt ‘ne kleine…. WANZE!“, das letzte Wort brüllte Rosenrot regelrecht, dass es Schneeweißchen und Bärchen panisch aus dem eh schon so unruhigen Schlag riss, den sie nach einer Weile endlich auf der Nussschale gefunden hatten.  Schneeweißchen murrte angespannt und warf ihrer Schwester einen finsteren Blick zu während sich Bärchen schockiert an die Brust fasste und wild atmete. Beinahe wäre ihm sein schwarzer Hut, den er tief ins Gesicht gezogen hatte, um so etwas besser schlafen zu können, ins Meer geflogen. Langsam sah er zu der Rothaarigen und schüttelte dann nur ungläubig den Kopf.  „Ich will unser Schiff wieder haben!“, protestierte Schneeweißchen ohne weiter auf diese Aktion einzugehen. Sie hing über die Seitenwand des kleinen Schiffes gelehnt und ließ ihren rechten Arm durchs Wasser gleiten während sie ein paar Seemeilen machten, sehnsüchtig blickte sie in die Ferne.  "Du kannst jetzt nicht einfach den Kopf hängen lassen und auf ein Wunder warten", stutzte die kleine Schwester die große zusammen. Schneeweißchen verdrehte nur die Augen.  Dafür, dass sie vor zwei Tagen losgesegelt sind, war die Situation in diesem Moment einfach schon zu aussichtslos geworden. Wer wusste, wie weit sie es mit diesem Minischiffchen überhaupt schafften?  Nervös rüttelte Bärchen plötzlich an den Schultern der beiden Schwestern.  "Ich glaube, du hast unrecht", sagte er und deutete fast schon hysterisch auf ein Schiff, welches nicht zu weit entfernt von ihnen mutterseelen alleine dahinsegelte.  Der dunkle Rumpf fiel den Schwestern sofort ins Auge und auch die schwarze Flagge auf der sich zu dieser Zeit noch nur ein Kreuz und ein patziger rosa Fleck befand war unverkennbar Schneeweißchens Flagge.  "Thaha!!", Schneeweißchen sprang auf und setzte ihren 'ich wusste es und du lagst falsch'-Blick auf, dass Rosenrot nur genervt seufzen konnte.  "Schon gut, schon gut", sagte die Rothaarige und drückte ihrer Schwester ein Paddel in die Hand.  "Wenn wir uns jetzt nicht sputen, bringt uns das gar nichts", fügte sie hinzu und die drei begannen wie verrückt zu rudern.  In Windeseile hatten die drei die trennenden Seemeilen überwunden und kletterten rasch an Bord des Schiffes. An Deck angekommen lief jeder ein eine andere Richtung. Rosenrot machte das Oberdeck beim Steuerrad klar und Bärchen lief über das gesamte Unterdeck und kontrollierte auch das Krähennest während Schneeweißchen Schnurstracks in der Kapitänskajüte verschwand. Schon nach kurzer Zeit kam sie wieder und kaute dabei zufrieden auf einem Kaugummi herum. Entspannt ließ sie eine Blase entstehen, welche durch den zu hohen Luftdruck bald wieder platzte.  "Du hast Nerven", murmelte Rosenrot und schüttelte den Kopf über die Prioritäten ihrer älteren Schwester.  "Ohne kann ich mich nicht konzentrieren", sagte dieser zu ihrer Verteidigung und entdeckte dann an der Reling, etwas weiter nach hinten versetzt einen unbekannten Körper liegen.  Neugierig ging sie auf diesen zu während sie sich fragte, ob dieser jemand überhaupt noch lebte.  "Hey!", schrie sie ihn an und sah ihn von oben herab an. Die Hände stemmte sie dabei gegen die Hüften. Etwas genervt knatschte sie an ihrem Kaugummi herum und wartete ab.  Derann vor ihr am Boden rührte sich kaum, so lag er da am Rücken, die Hände unter dem Kopf verschränkt als würde er einfach die Sonne genießen.  "Hey!", sagte Schneeweißchen abermals und zog ihn an den bunten Haaren, die im Irokesenstil von seinem Kopf abstanden. Seitlich waren seine Haare kurz abrassiert.  Bevor Schneeweißchen den nächsten Schritt wagen wollte - ihm gegen die Rippen treten - öffnete der blinde Passagier die Augen und musterte seine Erweckerin skeptisch.  "Was machst du auf meinem Schiff?", fragte er sie und kassierte so doch noch den Hüfttritt. Schnell drang die Hand See Weißhaarigen zu seinem Kragen an welchem sie ihn hoch zog und ihn nahe vor ihr Gesicht verfrachtete.  "Dein Schiff?", fragte sie langsam, wobei die Betonung bewusst auf den Besitzer gerichtet war. Ihr Blick hätte getötet, hätte sie diese Fähigkeit, denn der Bursche hier vor ihr nahm sich eine gewaltige Frechheit heraus, die ihm die rechtmäßige Besitzerin schnell wieder austreiben wollte. „Ja, ich habs gefunden, gurkte einfach so auf hoher See herum“, antwortete der Kerl und legte Schneeweißchen mit einem durchtriebenen Grinsen die Hände an die Handgelenke. So schnell konnte die Kapitänin gar nicht reagieren flog sie auch schon in hohem Bogen über das Deck. Die Gliedmaßen an sich gezogen, landete sie ein gutes Stück entfernt am harten Holzboden. Nach dem Vormittag, den sie am Vormittag auf der Moby Dick hatte, war dies nicht einmal der Rede wert und so stand sie schnell wieder auf und wütete auf den Burschen zu. d Bärchen hatten sich in der Zwischenzeit an den Hauptmast gelehnt und Rosenrot hatte sich die Mühe gemacht, den roten Stuhl, den sie Whitebeard entwendet hatte, an Bord zu bringen und diesen direkt neben Bärchen zu stellen. So beobachteten sie die Situation aus sicherer Entfernung. „Dummer Junge“, gluckste die Rothaarige und Bärchen nickte zustimmend. „Das Schiff wurde uns von der Marine entwendet“, brüllte Schneeweißchen wutgeladen und lief mit erhobenen Händen die letzten Meter. Um sie herum sammelte sich eine unbeschreibliche Energie zusammen, welche sie nur sammeln musste um damit den Dieb an andere Ende der Grandline zu schleudern, doch in diesem Moment reichte ihr die pure Drohung aus, denn sie sah in den Augen ihres Gegenübers bereits, dass er bereute, seine Hände gegen sie erhoben zu haben. Durch Schneeweißchens zögern und seiner Schnelligkeit schaffte er es einem abgeschwächten Angriff auszuweichen indem er sich von der Reling abstieß und unter der weißhaarigen Frau, zwischen ihren Beinen hindurchrutschte. „Dann bringe es ich es wieder zurück?“, fragte er als er sich hinter ihr aufrichtete, die Arme angehoben, um einen Angriff abzuwehren, auch wenn er allein in der Luft, die sich um Schneeweißchen verdickte, spürte, dass es nicht bringen würde, würde sie diese Energie tatsächlich gegen ihn anwenden. Die Weißhaarige senkte die Arme, ihre Augen fixierten die seinen und beinahe konnte er sehen, wie sich die enorme Aura wieder legte. Sie strahlte immer noch eine wahnsinnige Energie aus, aber sie war nicht mehr so negativ geladen. „Und wohin bringen wir dich zurück? Ich hätte nichts dagegen, dich über Bord zu werfen“, sagte Schneeweißchen und rieb sich sanft ihre Handgelenke. „Du warst grob, weißt du das?“, warf sie noch ein und schenkte ihm einen vorwurfsvollen Blick. „Und du wärst noch so viel grober geworden, hätte dich nicht die Vernunft gepackt“, konterte der junge Mann und ignorierte dabei ihre Frage und ihren Vorschlag. Es kam nicht in Frage, dass er hier über Bord ging. Sofort ballte Schneeweißchen wieder die Faust und streckte ihm diese entgegen. Ihr Lippen formten den Satz: „passt auf, wie du mit mir redest.“ Die geballte Faust wurde mit einer flachen Hand umschlungen. „Freut mich, mein Name ist Hood“, sagte er und verwandelte Schneeweißchens Drohung in eine Vorstellung, diese konnte mit dieser Geste überhaupt nichts anfangen und musterte ihn nur verdutzt. „Und das bringt mir was?“, fragte sie ihn und zog ihre Hand wieder zu sich. Er zuckte mit den Schultern. „Ich denke, du solltest wissen, mit wem du es zu tun hast“, meinte er und Rosenrot schien eine Idee zu haben. „Du beklaust Piraten und die Marine und gibst die Beute den Armen nicht wahr?“, fragte die Rothaarige und trat näher an die beiden heran. Hood wandte sich zu der jüngeren Schwester um während Schneeweißchen abfällig „Streber“ murmelte. „Rosenrot“, sagte das Mädchen und verneigte sich knapp. „Das sind Schneeweißchen und Bärchen“, sagte sie noch und deutete auf die beiden anderen. Ein vorwurfsvoller Blick ging sogleich wieder von Schneeweißchen aus. „Er wusste doch so schon, wer du bist“, sagte die Rothaarige und Hood nickte. „Dein Steckbrief hat seine Meilen bereits gemacht“, erklärte der junge Mann mit den bunten Haaren und Schneeweißchen fühlte sich tatsächlich geschmeichelt. „Ach“, sagte sie und winkte mit einer kindischen Handbewegung ab. Ein wenig beeindruckt von seinem Ruf, dass dieser nämlich sogar Rosenrot erreicht hatte, war sie allerdings schon und sie hielt seine Taten für sehr nobel, wenn es denn stimmte. „Uns wirst du auf jeden Fall nicht beklauen, da werden dir eher die Hände abfallen“, sagte die Kapitänin und meinte ihre Drohung todernst, diese Untermauerte sie auch wieder mit einer erhobenen geballten Faust. Hood überlegte. Er musterte sein Gegenüber und auch die beiden anderen. Er hatte ganz andere Pläne und diese bildeten sich gerade in seinem Kopf. Eine kleine Weile starrten die vier einander an, immer abwechselnd bis Hood schlussendlich die Mundwinkel hoch anzog. „Ich bleib einfach bei euch“, sagte er und bat damit nicht um Erlaubnis, dies war eine Entscheidung, die er alleine traf und es war ihm dabei egal, was Schneeweißchen dagegen zu sagen hatte. Was er nicht berücksichtigte war die schnelle Handlung der jungen Frau, denn binnen wenigen Sekunden katapultierte sie ihn über Bord ins Meer und gab die Befehle, die Segel zu setzen und weiter zu reisen. „So ein Nichtsnutz“, fauchte Schneeweißchen und lehnte sich am Bug an die Reling während Bärchen die Segel glättete und Rosenrot das Steuerrad in die Hände nahm. „Wo gehts hin, Schwesterchen?“, fragte sie und drehte dabei das Steuerrad einmal wild im Kreis, dass sich das gesamte Schiff umkehrte. Bärchen warf es dabei beinahe vom Hauptmast, doch Schneeweißchen blieb felsenfest an der Reling lehnen, sie kannte ihre Schwester einfach zu gut. „Ihr seid ja krass drauf“, sagte Hood viel zu nahe an Schneeweißchen, weswegen sich schnelle ruckartig zu ihm umdrehte. Sie verstand nicht, wie er noch an Bord sein konnte. Seine nasse Kleidung und der flache Irokese verrieten ihr zumindest, dass sie ihn tatsächlich ins Wasser geworfen hatte, aber er war viel zu schnell wieder auf dem Schiff. „Ich hab dich ausgeladen“, sagte sie zu ihm und er schüttelte nur den Kopf. „Das war viel mehr ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich mal wieder duschen sollte, ich sagte doch, ich bleibe hier“, erklärte er der Weißhaarigen, welche daraufhin die Augen verdrehte. „Versteh schon, du brauchst ‘ne Mitfahrgelegenheit, die sollst du haben und dann muss ich mich nicht mehr mit dir auseinander setzen“, sagte sie und wollte sich auf den Weg in ihre Kajüte machen, wäre da nicht Rosenrot, die wissen wollte, welchen Kurs sie setzen sollte. Sie sah hoch zu ihrer Schwester und überlegte. Sie hatten keinen Logport und keinerlei geografischer Kenntnisse, geschweige denn, dass man sich auf der Granline einfach so orientieren konnte. Hood stellte sich wieder direkt neben die Weißhaarige und sah ihr beim Überlegen zu. Lange verweilten sie so nicht und Hood hob seinen linken Arm und deutete in eine Richtung. „Die nächste Insel ist genau da“, sagte er und Schneeweißchen musterte ihn ungläubig. Woher wusste der Kerl das? Die Frage musste sie gar nicht erst aussprechen streckte er ihr den anderen Arm entgegen an dessen Handgelenk sich ein Logport befand. „Ohne den ist man auf der Grandline verloren“, sagte er ganz selbstverständlich und hatte nun ein Ass im Ärmel. Schneeweißchen brauchte ihn, zumindest etwas, dass nur er besaß und diesen Trumpf würde er nun gegen sie ausspielen. „Wie wärs, wenn du das navigieren mir überlässt, ihr seid doch absolut hilflos ohne mich“, sagte er frech. Das wollte Schneeweißchen gar nicht gefallen und sie hasste es auch, sich einzugestehen, dass er absolut recht hatte. Zumindest bis sie selbst einen Logport hatte. Sie wandte den Blick zu Rosenrot und deutete ihr mit einem Nicken, dass sie den genannten Kurs einschlagen sollte. „Außerdem sollten wir die Segel fest machen und dafür sorgen, dass uns hier nicht gleich alles um die Ohren fliegt, es Sturm zieht auf“, sagte der junge Mann und Bärchen starrte perplex in den wunderschönen blauen Himmel, es dämmerte zwar, aber es waren kaum Wolken zu sehen und es ging nicht einmal eine Brise. Schneeweißchens Blick wurde auch skeptisch und so erklärte sich Hood: „Seht ihr die Wolken da vorne, die drei kleinen? Die verzerren sich gerade, nicht wahr?“ Alle drei folgten sie seinem Finger und erkannten die Wolken, von den er sprach. Knapp nickten sie und er wusste, er konnte weiter erklären. „Die verzerren sich so, weil sich dort gerade ein Sturm bildet, wir merken hier noch nichts, aber in wenigen Minuten würde hier die Post abgehen und in diesem Moment wurde jedem einzelnen klar, das Schiff musste gesichert werden. Auf der Stelle und jeder wusste, was zu tun war. Bärchen kümmerte sich sofort um die Taue und Schneeweißchen sicherte die losen Gegenstände an Deck. Hood übernahm das Steuer und Rosenrot sorgte dafür, dass es in der Küche und im Kanonenraum kein Unglück gab. Der Sturm konnte kommen.   Kapitel 3: Who is going to navigate? ------------------------------------ Der blinde Passagier sollte recht behalten, denn im Handumdrehen wurde aus einem lauen Lüftchen der wildeste Sturm, den Schneeweißchen je erlebt hatte. Auf ihrer Heimatinsel konnte man bereits von einem minder starken Regenschauer vom Sturm des Jahrhunderts reden, so beständig war das Wetter. Die gesamte Crew, die nun gerade mal aus den dreien bestand, wuselte über Deck. Bärchen staunte nicht schlecht und Rosenrot lief versuchte stolpernd und rutschend über die nassen Holzdielen zum Lagerraum zu kommen, nicht die leichteste Aufgabe, aber nachdem sie es geschafft hatte, war es ein Einfaches, sich etwas Brauchbares zu schnappen. "Bärchen! Das Segel, verdammt nochmal!", brüllte Schneeweißchen gegen den tosenden Wind der auch noch Regen mit sich brachte. Rosenrot schlitterten einstweilen mit einem Tau über Deck und band alles an, was nicht fixiert war.  Ihr letztes Ziel war die Errungenschaft von Whitebeard, der rote Stuhl, doch ehe sie angekommen war, riss der Wind den Hauptmast nieder, das Segel war zu straff gespannt und stellte genau den Grund dar, warum Schneeweißchen ihren Mitstreiter so anbrüllte. Der muskulöse Mann kam genau zu spät, denn als er zum Hauptmast eilte um das Segel einzuholen, war dieser schon eingebrochen und bedeckte das Deck mit dem durchnässten Segel.  Hood stand in aller Ruhe am Steuerrad und beobachtete die Reaktionen. Für ihn war es ein ganz klassischer gewöhnlicher Sturm, kein Grund zur Aufregung, aber etwas mehr Organisation hätte das Schlimmste schon verhindern können. Als er den Mast durchbrochen auf den Holzdielen liegen sah und das Segel die drei Piraten unter sich bedeckte, müsste er lachen. Er fixierte das Steuerrad und spazierte mit langsam nachlassendem Wind und Regen hinunter zu den anderen. In aller Ruhe ging er zu einem Ende des Segels und lehnte sich hinunter. "Ihr seid doch vollkommen aufgeschmissen", sagte er als er den durchnässten eingerissenen Stoff hoch hob und in die strahlend gelben Augen der Kapitänin blickte.  "So geht ihr ja bei dem leichtesten Lüftchen drauf", fügte er hinzu und wirbelte den nassen Stoff auf, um auch die anderen beiden an die frische Luft zu lassen.  "Du sagst mir sicher nicht, wer hier draufgeht!", nahm Schneeweißchen sofort wieder eine Angriffsposition auf, worauf sich Hood nur umdrehte.  "Wäre eure erste Priorität das Hauptsegel gewesen, hättet ihr jetzt noch einen Hauptmast, stattdessen lässt ihr euch von dem kleinsten Lüftchen so außer Gefecht setzen, als würde die Aqua Laguna auf euch zukommen. Ihr habt zwar euer Hab und Gut und oh, den lächerlichen Riesenstuhl gerettet, aber was bringt euch das, wenn ihr ohne Segel nicht weiter kommt? Wollt ihr zur nächsten Insel rudern?" die Vorwürfe spitzten sich zusammen und auch wenn Schneeweißchen es sich nicht eingestehen wollte, so hatte er vollkommen recht.  Es brodelte in ihr und am liebsten hätte sie ihn wieder über Bord geworfen.  Während der Sturm sich genauso schnell wieder legte, wie er aufkam, machten sich Bärchen und Rosenrot an die Arbeit das Chaos zu beseitigen. Eines hatte die Rothaarige aber noch auf dem Herzen: "der Stuhl ist nicht lächerlich! Deine Frisur ist lächerlich", sagte sie mit kindlicher Leichtigkeit und Hood strich sich über den nun vollkommen flachgelegten bunten Irokesen, aber nasses Haar war nun auch jedermanns Problem und sollte nicht den primären Fokus erhalten. Schneeweißchen beobachtete die Situation während sie sich ihre beiden Zöpfe auswinkte. Sie konnte den selbstgefälligen Blick auf Hoods Gesicht nicht ausstehen und so machte sie aus einer verzweifelten Situation eine Situation in der jeder gewinnen würde.  "Wenn du dich so gut auskennst, navigierst du eben", sagte sie zu ihm und ließ ihn mit einem zufriedenen Grinsen zurück. Es war keine Frage oder Bitte, ob er ihr helfen konnte, nein, es war ein Befehl, der erste Befehl seiner Kapitänin.  "Aye Aye Käpt'n", sagte er sogleich und platzierte sich wieder am Steuerrad, sein Blick fiel kurz auf den Logport und dann über das Deck und die Gallionsfigur aufs Meer.  "Der Mast muss geflickt werden, sonst seh‘ ich hier keine große Hoffnung!", rief er zu den anderen beiden, die drauf und dran waren, wieder für Ordnung an Deck und darunter zu sorgen.  Bärchen seufzte. Der Mast war hinüber. Nicht einfach nur durchgebrochen, sondern zerschmettert, wie solch ein eigentlich harmloser Sturm das zusammen brachte, war nicht nur für ihn ein Rätsel, das nicht aufgelöst werden wollte.  Rosenrot richtete gerade den nicht so ehrlich erworbenen aber ihr bereits sehr teuren Stuhl auf, da kam Bärchen die Idee.  "Hey, Red, komm hier her mit dem Ding!", rief er ihr zu und Rosenrot kam, vor sich den Stuhl herschiebend.  "Das wird unser neuer Hauptmast", sagte Bärchen und machte sich bereit, den Stuhl in Position zu bringen. Schneeweißchen hob die Augenbrauen und beobachtete das Geschehen sehr skeptisch während sich ihre Schwester darüber freute, dass ihre Errungenschaft so ehrvoll dienlich sein konnte.  Schneeweißchen sah Bärchen eine Weile zu, während er das überflüssige Holz vom zerstörten Mast weg schlug, den Stuhl umlegte und den Quermasten an dessen Spitze montierte. Die kleine Kuppel, die als Ausguck diente war kaum beschädigt und brauchte nur ein Paar liebevolle Hände, die sie wieder auf Vordermann brachten. Rosenrot stand dem starken Mann unterstützen zur Seite indem sie ihm Werkzeug zur Verfügung stellte und tat, warum er sie bat. Eine große rosarote Blase tat sich vor Schneeweißchens Lippen auf und platzte mit einem kleinen Knall. Zufrieden kaute sie an dem Kaugummi mit Erdbeergeschmack herum und streckte sich ausgiebig. Sie wunderte sich immer noch ein wenig, wo dieser Sturm so plötzlich herkam und fragte sich, was auf der Grandline wohl noch so auf sie warten würde. Mit einem Kopfschütteln holte sie sich aber schnell wieder zurück in die Realität und richtete ihren Blick dann zu Hood, was auf sie zukommen würde, würde auf sie zukommen, egal, was sie sich jetzt alles ausmalte.   "Kurs auf die nächste Insel!", rief sie dem Burschen zu, er nickte, sah auf den Logport und drehte am Steuerrad. „Hey, White… ich hab Hunger“, rief Rosenrot, welche nachdem Bärchen den Stuhl, der nun als Mast herhielt, aufrichtete, wieder Platz auf diesem genommen hatte. Ausgerichtet war der Ausblick direkt nach vorne über den Bug und über die Gallionsfigur, welche eine aus Ebenholz geschnitzte Meerjungfrau darstellte und Rosenrot drehte sich über die linke Armlehne zurück zu ihrer älteren Schwester, welche sogleich nickte. „Wir sollten wirklich etwas essen“, sagte sie und verschwand in der kleinen Kombüse. Hood sah der weißhaarigen Piratin nach und fragte sich, ob sie besser kochte, als sie navigierte und mit Wetterumschwüngen umging. Nach dem kleinen Sturm, der an Bord neben dem Problem mit dem Masten, nur für etwas Unordnung, die schnell wieder beseitigt war, war die See wieder ruhig, ein laues Lüftchen fuhr in die Segel und ließ das Schiff ruhig über das Wasser treiben. Es würde noch dauern, bis das Segel und an Deck alles wieder trocken war, vor allem mit dem Einbruch der Nacht, der nun auch noch Kälte mit sich brachte. Rosenrot war die erste, der es zu kalt wurde und so eilte sie rasch unter Deck um sich frische Sachen zu holen. Bärchen blieb hart, er hatte ohnehin nur eine Hose an. Seine geliebte schwarze Fedora winkte er nur etwas auf und trug sie weiterhin auf dem nassen Haar. Auch Hood hatte sich vorerst darauf beschränkt, das Wasser aus der Kleidung zu drücken und ließ seine Jacke erst einmal über die Reling gehängt trocknen. Durch das trägerfreie Hemd wurde schnell klar, der Bursche konnte auch anpacken und war keiner von der schwachen und schmächtigen Sorte. In der Kombüse wurde gerade Wasser aufgesetzt und mit etwas Salz versehen. Der Blick in die Vorratsschränke war kein besonders berauschender. Der Griff landete zuerst bei einer halbleeren Flasche Rum, die nach dem Öffnen Schneeweißchens Lippen geführt wurde. Einen kräftigen Schluck später, landete die Flasche wieder im Schrank und die Kapitänin griff zu den Nudeln. Viel mehr war in dem Schrank nicht zu finden, ein geöffneter Sack Reis und eine große große Flasche Tomatenketchup, welche ebenso herausgenommen wurde. Bis das Wasser kochte, stellte Schneeweißchen vier Teller an den Tisch, a den vielleicht acht Leute Platz gehabt hätten und legte Essstäbchen dazu und erlaubte sich einen raschen Zwischenstopp in der Kapitänskajüte. Schnell entledigte sie sich ihrer nassen Klamotten und suchte sich etwas frisches, trockenes. Die alte Kleidung war ohnehin schon hinüber nach dem Aufenthalt bei der Marine und dann auf Whitebeards Schiff, total verdreckt und zerrissen. Sie fragte sich, wo die Reise als nächstes hingehen würde und was sie erleben würden, doch sie hatte ein gutes Gefühl, allerdings hatte Schneeweißchen sehr selten ein schlechtes Gefühl und so ging sie stets naiv neue Abenteuer an. Ihr Ziel war weiterhin unter Whitebeards Flagge zu segeln. Als sie sich vorstellte, dieses Ziel zu erreichen, musste sie sie unwiderruflich grinsen und griff nach den nächstbesten Shorts, olivegrüne, und einem weißen Top dazu. Die Haare rubbelte sie mit einem Handtuch so trocken wie möglich und eilte mit zusammengebundenem Haar zurück in die Küche wo sie erkannte, dass die Nudeln bereits al dente waren. Wenige Momente später, versammelten sich die vier am Esstisch und verschlangen regelrecht die vorgesetzte Portion Nudeln mit Ketchup. „Klasse“, sagte Rosenrot, doch Hood staunte nicht schlecht. Er beobachtete die drei genauestens und jeder von ihnen schien dieses Gericht in vollen Zügen zu genießen, während er selbst empfand, dass es das Unterste vom Untersten war. Nun gut, es war warm, sie hatten Kohlenhydrate und durch die ‘Soße‘ auch ein paar Vitamine. „Wir brauchen eindeutig einen Koch...“, sagte er und zwang sich seine Portion schnell hinunter um wieder nach draußen zu können, wo er sich um den Kurs kümmern konnte. „Wenn du mit dem Essen nicht zufrieden bist, musst du nicht essen“, sagte Schneeweißchen kühl, während sie sich eine zweite Portion in ihre Schüssel tat und sich die Nudeln mit den Stäbchen in den Mund schaufelte, dann hielt sie plötzlich inne. „Wir?“, fragte sie dann mit vollem Mund und starrte den jungen Mann an, der gerade aufgestanden war und an Deck gehen wollte. „Natürlich wir, ich gehöre jetzt zu euch“, sagte er mit einem Schulterzucken und ließ Schneeweißchen und die beiden anderen mit großen Augen zurück. Das selbstgefällige Grinsen, welches Schneeweißchen oft aufsetzte, wenn sie zufrieden war, schlich sich wieder auf ihre Lippen. „Ich finds super“, sagte Rosenrot und schaufelte ihre zweite Portion hastig in sich hinein. Bärchen nickte und stellte eine beinahe sauber ausgeleckte Schüssel auf den Tisch. „Danke White“, sagte er und stand auf, der Mast war noch nicht einwandfrei festgemacht und sollte noch ein paar Anpassungen vertragen. Und so blieben die Schwestern zurück. Schneeweißchen sah die Rothaarige an und diese legte ein sanftes Lächeln auf. „Ich finde, es ist eine gute Idee, dass wir den Typen mitnehmen, der scheint zu wissen, was er tut, außerdem hat er große Mukkis“, sagte die jüngere und trank ein ganzes Glas Wasser mit einem Zug aus. Die Kapitänin nickte und genehmigte sich selbst einen weiteren Schluck Rum. „Auf der nächsten Insel müssen wir Lebensmittel aufstocken, der Sake geht zur Neige und das Schießpulver für die Kanonen ist durch den Sturm und das Wasser ruiniert, aber Papas Kiste ist noch da, damit sollten wir eine Weile auskommen, bis wir unsere eigenen Schätze finden“, sagte Schneeweißchen und auch in den Augen ihrer Schwester glitzerte es nun. „So!“, sagte Schneeweißchen und stand auf: „Jetzt dürfen die Männer aufräumen“, mit diesen Worten ging sie nach draußen und verbreitete die frohe Botschaft, dass es nun Männerjob war, das Geschirr abzuwaschen und den Tisch zu wischen. Maulend machten die Herren, wie ihnen befohlen wurde und Hood gab Schneeweißchen für die kurze Zeit den Tipp, das Steuerrad nicht anzufassen, es war auf den richtigen Kurs gestellt. „Jaja“, gab die Kapitänin klein bei und kletterte an der Rückenlehne des roten Stuhls hoch zum Ausguck, während Rosenrot es sich wieder auf dem Stuhl selbst am weichen Polster bequem machte. Eine Decke würde diesen Platz noch perfekt machen. In der kleinen Kuppel angekommen, lehnte sich Schneeweißchen an das Geländer und atmete entspannt die frische Meeresbrise ein. Ja, es wurde rasch kalt, sobald das Licht weg war, aber das war Schneeweißchen egal, sie konnte endlich Reisen, endlich ihren Traum wahr machen und nachdem der König der Piraten nun gefallen war, war es an der Zeit, sich zu holen, was ihr gebührte, zumindest was ihre Ansicht der Dinge und ihre alleine, denn all die anderen Piratenmannschaften da draußen meinten, selbst die rechtmäßigen Herren des Schatzes des Königs der Piraten zu sein und so begann eine komplett neue Ära. Das große Piratenzeitalter brach an. Kapitel 4: Into the Woods ------------------------- „Hier ist es richtig nett, könnte ein bisschen Unruhe vertragen“, sagte Rosenrot mit einem frechen zarten Grinser über ihr Gesicht gezogen. „Könnte eindeutig einen Anschlag vertragen“, flüsterte Schneeweißchen und sah sich indess um, wo sie als nächstes zu mehr Lebensmitteln kamen. Sollte es zu kompliziert werden, hatte Rosenrot ein paar Goldmünzen mitgenommen, doch tatsächlich dafür zu zahlen, hatten sie ganz grundsätzlich nicht im Sinn. Einen leeren Sack für die Beute trug Schneeweißchen bereits über den Schultern. Der neue Steuermann hatte die kleine Crew binnen eines halben Tages auf eine Insel gebracht, auf der es vor Frieden schon regelrecht zu stinken begann. Kaum setzten sie Fuß an Land, liefen ihnen schon fröhliche Kinder über den Weg und die Mütter winkten ihnen vom Fenster aus zu. Am Meer, nicht weit entfernt, waren ein paar Schiffe ausgefahren und zu fischen, das große Piratenschiff bemerkten sie gar nicht, oder zumindest wurde es nicht beachtet. Die Schwestern gingen vom Hafen direkt in die kleine Stadt die sich direkt dahinter ansiedelte. Eindeutig war das hier der Ort an dem sich alles abspielte. Gemütlich durch die Gassen schlendernd fanden sie auch schon einen Lebensmittelhändler. Erhobenen Hauptes betraten die Damen das kleine Geschäft und verließen es auch schon noch wenigen Augenblicken so schnell sie ihre Füße tragen konnten. Natürlich waren sie schnell aufgeflogen nachdem Schneeweißchen Reis, Nudeln und etwas Gemüse in den Sack packte. „Aber wir brauchen noch Fisch und Fleisch“, protestierte Rosenrot, die missmutig ihrer Schwester nach eilte. „Nachher nachher“, rief diese und gerade weil bereits auf sie geschossen wurde, zweigten sie in die nächstbeste Gasse ein. Dieser Abzweigung folgten mehrere ihrer Art und im Handumdrehen fanden sich die beiden am Waldrand wieder. Der Aufgebrachte Händler war ihnen schnell nachgelaufen, hielt aber inne als er erkannte, wo sie waren. „Geht da nicht rein!“, rief er und legte sogar da Gewehr weg. „Auch wenn ihr mich beklaut habt, geht da nicht rein, das ist gefährlich“, sagte er noch und gab ihnen genau das richtige Stichwort. „Gefahr?“, fragte Schneeweißchen und zwinkerte der Rothaarigen zu: „der lachen wir ins Gesicht“, konterte die kleinere und beide liefen direkt in den Wald hinein. Der Händler blieb verängstigt zurück. „Die armen Mädchen“, murmelte er und ging gedrückt mit seinem Gewehr wieder zurück in seinen Laden, der in der Zwischenzeit von einem weiteren Gast besucht wurde, von dem aber keine Spur mehr war. „Es klappt einfach immer wieder, die zwei lenken ab, ich hol das Fleisch“, brummte Bärchen belustigt vor sich hin. Hood fand das gar nicht gut und hatte, als ihn niemand sah ein paar Dukaten, die er noch von der Marine hatte auf den Dresen. Er konnte es nicht sehen, dass hier einfache Leute beklaut wurden, doch er war nun Mitglied dieser Crew, die er noch nicht davon überzeugen konnte, ein wenig ehrlicher zu sein und sich auf die eigene Klasse zu beschränken. Fröhlich gingen die beiden Herren wieder zurück zum Schiff und luden die Vorräte unters Deck, das frische Zeug wurde gleich in die Küche gebracht. „Wenn sie die richtigen Dinge hat, kocht sie gar nicht so schlecht“, murmelte der große Mann, doch Hood wollte das nicht so recht glauben und merkte an, dass an Board nicht einmal Gewürze zur Verfügung standen. Doch Gewürze waren teuer, das wusste Bärchen und außerdem war es zu unbedeutend, dafür vielleicht sogar erwischt zu werden, auch wenn er seine Kapitänin vertraute und sie stets davon kamen, so gelang es ihnen genau dieses eine Mal nicht, als sie vor ein paar Tagen einen Salztanker überfallen hatten, das war der Tag an dem sie der Vizeadmiral gefangen hatte. Im Wald zog ein kalter Wind und es war muksmäuschen Still. Keine Grille zirpte, kein Vögelchen zwitscherte. Es war direkt unheimlich und angsteinflößend, würden sich die beiden jungen Damen von so etwas aus der Fassung bringen lassen, doch so war es nicht. „Na auf die Gefahr bin ich aber gespannt“, spottete Schneeweißchen, die zweite kicherte und fischte sich einen Apfel aus dem Sack, welchen sie gleich anbiss. Auch, wenn ihr Ziel wieder das Schiff war, so waren sie doch ein wenig neugierig, warum dieser Wald so gefährlich war. Vielleicht gab es hier Banditen, die sich mit einem saftigen Schatz versteckten und zu einem Schatz konnte die Weißhaarige nie nein sagen. Schon fast unvorsichtig schlenderten die Mädchen durch den Wald. Sie wussten beide, irgendetwas war tatsächlich hier, allerdings konnten sie es noch nicht ausmachen. Erst als sie beide hochschreckten, weil wohl doch Tiere im Wald waren, denn der Flügelschlag eines wegfliegenden Vogels hatte beide so erschreckt, dass sie nun Rücken an Rücken inmitten eines kaum zertretenen Weges standen und aufmerksam in den Wald hineinlauschten. Schneeweißchen hatte sofort ihr Buschmesser gezogen, während Rosenrot einen Degen zückte. Die Augen bewegten sich schnell und tatsächlich konnten sie ein weiteres Rascheln ausmachen. „Es ist wie ein junges Wildschwein“, sagte Schneeweißchen leise um Rosenrot zu warnen, diese nickte und im nächsten Augenblick waren sie beide auch schon bereit auf das Wesen, welches auf sie zueilte. Gekonnt wehrte die größere einen kleinen Dolch ab und schleuderte ein noch viel jüngeres Mädchen, als ihre kleine Schwester es war, ein gutes Stück zurücl. „Was habt ihr in meinem Wald verloren?“, zischte das Kind. Die Haare hingen ihr in ungepflegten Zotteln ins Gesicht, über den Rücken und die Schulter, darüber trug sie einen roten Mantel mit Kapuze, alles an ihr war schmutzig und sie sah wahnsinnig verwahrlost aus. „Wir suchen einen Schatz, gibt’s hier einen?“, fragte Schneeweißchen einfach. Das Mädchen knurrte und schüttelte den Kopf. „Nichts zu holen, hier gibt’s nichts zu holen“, wiederholte sie einige Male und die Schwestern sahen einander überlegend an. Ihnen war klar, wer so darauf bestand, dass es nicht zu holen gab, hatte was zu holen. Statt einfach zu gehen, wollten sie somit an das Mädchen herankommen und sich nehmen, was ihnen zustand, so empfanden sie es zumindest. Doch so leicht wollte ihnen die Blonde das nicht machen. Sie startete wieder auf die Eindringlich zu, welche in diesem Moment nur abwehren konnten. Außerdem wollten sie ihr nicht wehtun, noch nicht. Ein gar nicht so schlechter Schlagabtausch brachte Schneeweißchen zu einer Entscheidung. Sie machte einen großen Schritt zur Seite als die Fremde abermals auf sie einstechen wollte und fasst sie ruckartig an der Hand, die den Dolch hielt. „Du bist gerade mal ein Kind, aber hast den Lebenswillen einer Kriegerin, ich glaube nicht, dass du hier ein besonders gutes Leben hast, komm mit mir und bringe dir echtes Kämpfen und echtes Leben bei“, schlug sie vor, doch die Kleine befreite sich geschickt aus dem Griff, riss sich selbst zu Boden und nahm mit dem aufgehobenen Dolch wieder eine Verteidigungshaltung ein. „Wer bist du?“, fragte sie und Schneeweißchen sagte ehrlich und unüberlegt heraus, dass sie Piraten seien und einen riesigen Schatz am Ende der Welt suchten. Bei dem Wort ‘Piraten‘ schauderte dem Mädchen. Immer wieder stich sie abschreckend in die Luft, dass ihr die beiden nicht näher kamen und wich zurück, als diese es dennoch taten. „Hast du was gegen Piraten? Wenn du uns nichts tust, tun wir dir auch nichts“, versuchte es nun Rosenrot, doch das Vertrauen wollte nicht kommen. Nun ja, das wunderte beide jetzt nicht wirklich. Sie drangen hier als vollkommende Fremden in ihr Revier ein, waren bewaffnet und sie wollte ganz klar in Ruhe gelassen werden. Das Mädchen reagierte nicht, aber war neugierig. Noch nie hatte sich jemand in ihren Wald gewagt, nachdem sie die ersten Eindringliche zur Rechenschaft gezogen hatte. Eine Weile starrten die drei einander an und schnell wurde es Schneeweißchen langweilig. Sie warf ihre Machete zu Boden, nahm eine angenehme Haltung ein und machte einen Vorschlag: „Weißt du was? Du kannst uns gerne erzählen, warum du hier so Mutterseelen alleine im Wald rumlungerst und einen auf Rambo machst und wir erzählen wir, was wir so machen und dann gibst du uns deinen Schatz, den du beschützt und wir alle Segeln weiter.“ Die Augen des jungen Mädchen huschten zwischen den Schwestern hin und her. „Warum soll ich mit?“, fragte sie und stach erneut mit dem Dolch in die Luft. Auch Rosenrot legte ihre Waffe nieder, ging sogar einen Schritt weiter und setzte sich gemütlich auf den Boden. „Weil wir glauben, dass du gut zu uns passt, du hast niemanden und wir würden dich aufnehmen, dich waschen und mit dir coole Abenteuer bestehen“, sagte die Rothaarige „Wir können deine Familie sein“, fügte sie hinzu. „Familie betrügt“ – „Wahre Familie nicht“, sagte Schneeweißchen auf den Konter und setzte sich ebenfalls. „Wenn dich deine Familie betrogen hat, war sie es nicht wehrt“, sprach sie weiter und deutete dem Mädchen, näher zu kommen. „Erzähl doch mal“, forderte sie ein weiteres mal und schwor sich, das war das letzte Mal das sie fragte, denn sie war nicht Seelenheilarzt und hatte auch kein Interesse daran, auch wenn sie neugierig war, was das arme Ding durchgemacht hatte. „Mama hat mich zu Großmutter geschickt“, sagte sie leise, dachte aber nicht daran, ihre Haltung zu entspannen. Dann deutete sie mit dem Dolch in der Hand hinter sich. „Dort ist ihr Haus“, sprach sie weiter und begann endlich zu erzählen. Der Name des Mädchens war Emilie, doch ihre Mutter und alle aus der Stadt nannten sie Rotkäppchen, weil sie schon als Baby von ihrer Großmutter ein rotes Käppchen bekommen hatte, durch welches sie immer erkennbar war. Emilies Großmutter war die letzte Tochter der Familie, die diese Stadt gegründet hatten und wollte ein ruhiges Leben ohne Trubel haben und entschied sich dafür, in den Wald zu ziehen. Immer wieder besuchte die Familie die Großmutter, brachte ihr Essen und versorgte sie mit dem Nötigsten. Eines Tages hörten die Besuche auf, Emilie verstand das damals nicht, bis sie eines Tages alleine zu ihr geschickt wurde, mit einem Korb gefüllt mit Wein, Wasser und ein paar Lebensmitteln, einen roten Mantel, den sie immer noch trug, zog man ihr über, ehe sie los ging. Das Mädchen verstand nicht, warum die Mutter weinte und der Vater diese in Armen hielt und ihr zusprach. Einen langen Spaziergang später kam sie an der Hütte an, die sie so gut kannte. Sie sah heruntergekommen aus und Angst machte sich breit in dem Mädchen. Zögerlich öffnete sie die Tür und gleich zog ihr ein schrecklicher Gestank in die Nase. „Rotkäppchen“, drang es an ihr Ohr von einer Stimme, die sie noch nie gehört hatte. „Großmutter?“, fragte sie zaghaft und trat an das Bett der alten Frau, doch was sie da sah, war nicht ihre Großmutter, nicht mehr. Die Leiche lag bestimmt schon Monate hier und die Fliegen umflogen die Überreste der einst so liebevollen alten Frau. Emilie ließ sofort den Korb fallen und wollte fliehen, doch vor ihr wurde sofort die Tür geschlossen und ein bulliger alter Mann stellte sich ihr in den Weg. Es stellte sich heraus, dass er Pirat war, wollte seinem Dasein ein Ende setzen, doch fand dann diese Insel, diese Hütte und entschied, sich hier zur Ruhe zu setzen. Mit den Bewohnern der Stadt hatte er einen Pakt, welcher das kleine Mädchen an diesem Tag zu ihm gebracht hatte. Doch womit Wolfram, der Pirat nicht gerechnet hatte, war der Überlebenswille des kleinen Mädchens. Aus dem Korb hatte sie einen Dolch, den ihr die Eltern mit einem letzten Funken Hoffnung eingesteckt hatten und jagte den Piraten in die Flucht. Während Emilie erzählte, machte sie immer wieder Pausen und stockte. Auch Rosenrot musste immer wieder schlucken. Das war einfach zu grauenhaft. Sogar Schneeweißchen hatte die Hand an ihren Mund gelegt und starrte das kleine zitternde Mädchen mit entsetzten Augen an. „Du kommst mit uns“, sagte sie bestimmend und stand auf. „Rosenrot, du gehst in die Hütte, holst, als sie brauchen könnte und wir sind weg“ – gesagt getan, sprang die Schwester auf und lief an dem kleinen Häufchen Elend vorbei. „Die Menschen sind anders und Piraten sind anders, nunja nicht alle, aber wir. Wir klauen nur!“, versicherte die Weißhaarige und ging auf das kleine Mädchen zu. Sie war vielleicht zwei Jahre jünger als ihre Schwester und es tat ihr unheimlich weh, dass jemand in solch jungen Jahren bereits so ein Leid angetan wurde. Vorsichtig ging sie auf Emilie zu und nahm sie schließlich in den Arm. „Wir werden dich Käppi nennen“, sagte sie vergnügt und drückte sie an sich, auch wenn es nur sehr zögerlich erwidert wurde, wenn überhaupt. Aus der Hütte hatte Rosenrot eine große Kiste entwendet, in der sich Hab und Gut des Piraten Wolframs befanden und da gehörten sogar ein paar nette Klunker dazu, über welche sich gerade Schneeweißchen sehr freute. „Davon können wir dem kleinen Ding hier was zum Anziehen kaufen, aber sicher nicht auf dieser Insel“, mit diesen Worten hob sie Käppi hoch und die Piraten verließen die Insel wieder. Auch, wenn sie sich gerne an den Bewohnern gerächt hätte, so lebten diese ja weiterhin in Angst und Schrecken, dass in dem Wald ein wahnsinniges kleines Mädchen lebte, welches irgendwann wieder herauskommen würde und vielleicht die ganze Insel versenken würde, so hätte es zumindest Schneeweißchen getan. Kapitel 5: We are Family ------------------------ „Und sie war das wirklich ganz alleine?“, fragte Bärchen seine Kapitänin als sie bereits wieder auf hoher See waren. Rosenrot war mit Käppi ins Bad gegangen und kümmerte sich fürsorglich um das Mädchen. Schneeweißchen nickte und machte einen großen Schluck aus ihrer Flasche Rum, das starke Gesöff rann ihre Kehle hinab ließ die Trinkende jeden Zentimeter ihrer Speiseröhre bis zum Magen hin spüren. „Was ist der Plan mit ihr? Wir können sie kaum wo anders absetzen“, hakte Hood ein und die Weißhaarige zuckte mit den Schultern. „Ich hab ihr versprochen, wir nehmen sie mit, trainieren sie und suchen mit ihr den größten Schatz der Welt“, war die absurd klingende aber ernst gemeinte Antwort, der Frau, die hier das Sagen hatte. Hood legte sich die Hand auf die Stirn: „Und was machen wir überhaupt mit ihr? Sie ist doch noch ein Kind“ „Woher soll ich denn das wissen? Ich kann mit Kindern nichts anfangen“, sagte die Kapitänin zur Überraschung der Herren. „Du bist ne Frau, ihr könnt alle was mit Kindern anfangen“, war Bärchens Argument auf welches Schneeweißchen nur mit einem minder genervten Blick konterte. „Das ist sexistisch, weißt du das? Außerdem kümmert sich eh Rose drum“, sagte sie noch, ehe sie noch einen Schluck Rum nahm um die Flasche dann zu verschließen und wieder in die Ecke zu stellen. „Ich weiß nur, dass sie mir leid tat und dass sowas niemand verdient hat“, erklärte sie noch ging dann vom Steuerrad, wo sie sich alle versammelt hatten übers Deck zum Bug nach vorne. Über die Gallionsfigur – der beinahe schwarzen Meerjungfrau – erblickte sie und breit nur Wasser, nur Meer und noch mehr Meer. Sie fragte sich, wann sie wieder auf Whitebeard trafen und was er zu ihrer kleinen gewachsenen Crew sagte. Da fiel ihr auf, so besonders gewachsen war die noch gar nicht. Sie hatten Hood, der sich im Kampf wohl nicht schlecht anstellen sollte, da er sogar ihr ausgewichen war und das kleine verschreckte Mädchen, welches sich im Waschraum nur widerwillig säubern und entfilzen lassen ließ. Es halt alles nichts, Rosenrot hatte den Kampf ihren Lebens mit dem kleinen Mädchen, als sie versuchte, ihre Haare zu kämmen. Auf der einen Seite war das Haar so verfilzt und widerspenstig und auf der anderen Seite wehrte sich das blonde Mädchen mit dem Moment wo es zu reißen begann. Rosenrot warf die Bürste weg und sah Käppi tadelnd an. „Wenn wir da jetzt nicht durchkämmen, schaffen wir’s nie“, sagte sie und Käppi zog verschränkte die Arme über der nackten Brust – da sie immer noch in der Wanne saß – und zog eine saure Schnute. „Mir doch egal“, gab sie zum Besten und die Rothaarige verdrehte die Augen. Sie stand auf, war sie durch den kleinen Kampf ganz nass geworden, und holte sich und ihrem Badegast je ein Handtuch. „Hier“, sagte sie noch und die Blonde stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und zog einen fast knielangen roten Rock von Rosenrot an, genauso wie ein schwarzes Top, darüber wollte sie gleich ihren Mantel anziehen, doch den nahm ihr die Aufpasserin wieder ab. „Der kommt auch zum Waschen“, sagte sie und warf ihn zu der anderen Kleidung, die darauf wartete gewaschen zu werden. Da lag im Übrigen schon ein ganzer Haufen Wäsche. An Board war sich jeder zur gut dafür, die Schmutzwäsche wieder brauchbar zu machen, doch Rosenrot hatte kein Problem damit, die anderen machten andere Dinge. Hood zum Beispiel war ihre Chance, endlich auf Kurs neue Inseln zu entdecken und nicht komplettplanlos auf der Grandline umherzuschippern und Bärchen kümmerte sich liebevoll um das Schiff ohne welchen herumschippern gar nicht möglich wäre und natürlich war da auch noch ihre Schwestern, die die schweren Entscheidungen traf und für essen sorgte. Bei dem Gedanken lächelte und als hätte sie es als Stichwort ausgesprochen, knurrte in diesem Moment der Magen ihrer Gesellschaft. Sanft lächelte sie und betrachtete das Mädchen in ihren Klamotten. Sah doch gar nicht so schlecht aus. Am Körperbau und der weiblichen Entwicklung nach, die Rosenrot beim Baden an dem Mädchen aufgefallen war, war ihr klar, dass sie nicht viel älter als 12 sein könnte. Ein paar Narben waren ihr aufgefallen, aber diese schienen weiter in der Vergangenheit aufgekommen zu sein, vermutlich kamen sie sogar von ihrem Kampf mit dem Piraten vor ein paar Jahren. Bestimmt hatte auch die Jagd auf Tiere anfangs Probleme gemacht, dass Rosenrot es direkt für ein Wunder hielt, dass das Mädchen ganz alleine im Wald überlebte, es wunderte sie aber auch nicht mehr, dass es so ruhig und leise in dem Wald war. „Jetzt fragen wir mal um etwas zu essen, was sagst du?“, fragte sie ihr Gegenüber und Käppi nickte sofort. Sie verhielt sich noch zögerlich, was nicht absonderlich war, aber schien mit der Situation gut zurecht zu kommen. Nach dem Bad und in frischen Klamotten sah die kleine schon viel freundlicher und umgänglicher aus. „Die Jungs und Schnee werden dich gar nicht wiedererkennen“, sagte Rosenrot, klopfte dem Mädchen dabei auf die Schulter, was mit einem erschrockenen Zucken kommentiert wurde. Draußen staunten die beiden Herren nicht schlecht. „Wow, du siehst ja wie ein richtiger Mensch aus“, sagte Hood und fing sich einen rügenden Blick des größeren bulligen Mannes. „Is so“, sagte er noch leise, doch Käppi schien sich zu freuen. Rosenrot übergab Käppi nun in die Obhut der beiden Männer, mit der Bitte, ihr was zu essen zu geben, um sich um die Wäsche zu kümmern, sich etwas frisches anzuziehen und vielleicht vor dem Abendessen noch eine kleine Mütze Schlaf zu ergattern, da ihr heute der Wachdienst überlassen wurde. Da die zwei nicht viel mit ihr anzufangen mussten, führten sie sie auf dem Schiff herum und erklärten ihr alles, was sie wissen musste, zeigten ihr, wo sie sich verstecken konnte, falls mal etwas passierte und wo man den besten Ausblick hatte, nämlich oben am Krähennest. Gestartet hat die Tour aber in der Kombüse, wo man ihr zwecks Einfachheit ein Stück Brot mit Käse gab, was sehr schnell aufgegessen war. Aufmerksam nahm das junge Mädchen die neuen Informationen auf, vor allem blieb ein Versteck hinter einer Falltür, der riesige unübersehbare rote Stuhl und der Ausguck im Gedächtnis. Schneeweißchen beobachtete das Ganze und ein wenig mulmig wurde ihr schon, so ein junges Ding an Board zu haben. Später stellte sich heraus, dass sie 13 Jahre alt war, gerade zwei Jahre jünger als Rosenrot und diese hatte es faustdick hinter den Ohren, doch sie war auch mit Schneeweißchen und dem Wunsch, die Welt zu bereisen und einen großen Schatz zu finden, aufgewachsen. Allerdings hat sie das wohl schlimmste im Leben schon durchgemacht. Schneeweißchen würde nicht zulassen, dass irgendjemanden in ihrer Crew je etwas vergleichbares passierte. Der restliche Tag versank schnell im Abend und Käppi beobachtete den Sonnenuntergang am Wasser gang genau. Noch nie hatte sie so etwas gesehen, nun gut, die Sonne hat sie schon untergehen sehen, auch von der Insel aus im Wasser, aber auf dem Schiff, das war einfach nicht dasselbe und hatte eine ganz andere Wirkung, so fand sie das kleine alltägliche Phänomen ganz schön cool. „Käppi komm schon, essen!“, rief Schneeweißchen während Rosenrot mit ihrer Ration zum Stuhl-Mast ging um in den Ausguck hochzuklettern. Ihre Schicht war angebrochen. In Windeseile lief das Mädchen in die Kombüse, sicherte sich ihre Portion und lief damit wieder hinaus. „Darf ich mit dir mir?“, fragte sie die Rothaarige, welche es einfach nicht besser wusste und das kleine Mädchen mit nach oben nahm. Oben angekommen staunte sie nicht schlecht, auch wenn alles dunkel war, so schimmerten die Sterne und vor allem der Mond auf der Meeresoberfläche und ergaben einen wunderschönen Anblick. Voller Genuss stopfte sie sich beim Schauen und Staunen das leckere Fleisch, wenn auch nicht viel gewürzt, in den Mund und schlang die Kartoffeln dazu hinunter. In ihren Augen hatte sie noch nie etwas so Gutes gegessen, was wohl eher daran lag, dass sie im Wald aß, was sie fand oder erlegen konnte. Rosenrot sah ihr mit einem Lächeln zu. Stück für Stück wuchs die Crew, wenn auch das neueste Mitglied noch komplett integriert werden musste und man mit ihr trainieren sollte, denn auch, wenn sie lange auf sich alleine gestellt war und durchaus auf sich aufpassen konnte, konnte man das nicht mit einem Angriff der Marine oder verfeindeten Piraten vergleichen. Allerdings würde sie bei kleineren Überfällen eine gute Ablenkung bieten. Ihren süßen blauen Kulleraugen konnte man eigentlich gar nichts Böses andichten, das war aktuell auf jeden Fall ihr Trumpf. „Seid ihr eine Familie?“, fragte Käppi vorsichtig, als schrecke sie sich noch vor ihrer eigenen Stimme. Sie war es nicht gewohnt, dass so viel gesprochen wurde und dass nicht mehr alles still war. Es machte sie ein wenig nervös, sie war es einfach nicht gewohnt, dass Menschen um sie herum waren. „Wir sind jetzt alle zusammen eine Familie, du gehörst auch dazu“, die junge Frau zwinkerte und putzte ihre Teller auf. Gemeinsam mit Käppis Geschirr, stellte sie die gebrauchten Sachen weg und hielt dem Mädchen eine Flasche Wasser hin. Die Blonde nahm die Flasche an und lächelte erfreut über die Antwort, die sie von ihrer großen Schwester gekommen hatte. „Familie betrügt einander nicht“, sagte sie noch leise, nahm einen Schluck Wasser und es dauerte gar nicht lange, war sie auf Rosenrots Schoß eingeschlafen. Die Nacht verging ohne Zwischenfälle und schon bald huschten die ersten Sonnenstrahlen über die Meeresoberfläche, sowie der erste gähnende Kammerrad an Deck kam um Rosenrot abzulösen. Bärchen kletterte den Ausguck hoch und mit einem Ruck war Käppi geschultert und die Rothaarige war am Weg nach unten. Das Mädchen schlief so tief, sie konnte leicht auf der Sitzfläche des roten Stuhles abgelegt werden. Eine Decke legte Rosenrot noch über sie und ging schnurstracks in die Kombüse um Frühstück zuzubereiten. Für Eier und Speck, getoastetes Brot und Kaffee hatte sie selbst genügend Talent um hierzu nicht ihre Schwester aufwecken zu müssen. „Guten Morgen!“, gut gelaunt kam Schneeweißchen in die Kombüse, gefolgt von Hood, der bereits vom leckeren Geruch gebratenen Specks angelockt wurde. Ziel Nummer eins der Weißhaarigen war eine Tasse schwarzer Kaffee, welche sie sich mit nach draußen nahm und an Deck an die Reling gelehnt mit einer frischen Morgenbriese genoss. „One-chan?“, Käppi stand urplötzlich nehmen ihr und zog an einem ihrer beiden langen Zopfe, da schreckte Schneeweißchen so rasch hoch, dass ihr die Tasse aus den Hände glitt und mit einem leisen ‘bloob‘ im Meer versank. Vollkommen entgeistert sah sie zu Käppi hinunter, welche ihr auch gleich ganz verschreckt in die Augen sah. „Du kannst dich doch nicht einfach an Leute anschleichen“, tadelte Schneeweißchen und bereute es sofort, das Mädchen mitgenommen zu haben. Sie war viel zu aufgeweckt und durchtrieben in ihren Augen. Nun ja, sie stand einfach da und unterbrach sie beim Nichts tun. „Ok“, sagte Käppi leise und ging einfach wieder. Schneeweißchen seufzte. „Wolltest du was?“, fragte sie und das Mädchen drehte sich um, sie nickte. „Danke“, sagte sie und sprang mit einem Lachen auf Schneeweißchen zu. Eine Umarmung war das Resultat dieses kleinen Angriffes mit der die Ältere nicht besonders gut umging. „Schon gut“, flüsterte sie und tätschelte verlegen die Schulter des Mädchens. Die nächsten Tage vergingen ohne Zwischenfälle. Die nächste Insel sollte aber nicht mehr lange entfernt sein und Schneeweißchen hoffte, dort jemand starkes zu treffen. Sie wollte ihre Crew schnellstmöglich aufbauen und viele starke Männer ihr dabei dienen. „Whitebeard hat ein ganzes Marineschiff mit nur einem Schlag versenkt“, erzählte Rosenrot eines Tages als sie einem Albatros eine Tageszeitung abgenommen hatte und diese neugierig verschlungen hatte. „Wer ist Whitebeard?“, fragte Käppi neugierig. Während Rosenrot auf ihrem Lieblingsplatz, dem roten Stuhl saß, trainierte Bärchen mit dem Neuzugang und sie stellte sich gar nicht dumm an. Sie war sehr flink und lernte schnell, wenn auch noch nicht viel Muskelkraft vorhanden war, so konnte sie durch ihre Größe und Schnelligkeit Vorteile für sich erzielen. „Die Stärke kommt von allein“, hatte Bärchen ganz zu Beginn des Trainings mal gesagt. „Whitebeard ist unser Familienoberhaupt“, rief Schneeweißchen vom Ausguck runter und Käppi kletterte sofort zu ihrer Schwester hoch, Bärchen blieb verzweifelt zurück. „Sie ist so inkonsequent“, sagte er und brachte Rosenrot zu lachen. „Warum ist er nicht hier?“, fragte Käppi als sie oben angekommen war und Schneeweißchen erklärte ihr die ganze Geschichte. Ein wenig überlegte sie und nickte dann als sie verstanden hatte. „Dann will er nicht unter Pops sein?“ – „Noch nicht“, korrigierte Schneeweißchen und setzte ein selbstsicheres Lächeln auf. „Deswegen müssen wir auf der nächsten Insel starke Männer finden und mitnehmen“ – „Aye Aye“, sagte das Mädchen ernst und sah rasch übers Meer, wo sie direkt mit Schneeweißchen etwas am Horizont erblickte. „Land in Sicht“, rief Käppi, soviel hatte sie schon gelernt. Bestätigung hieß ‘Aye Aye‘ und eine neue Insel wurde mit ‘Land in Sicht‘ angekündigt. Kapitel 6: Seven ---------------- „13.000 Berry, das ist doch ein Witz“, Hood fischte beim Betreten der Insel einen Steckbrief aus dem Wasser und nach dem Vorlesen des Kopfgeldes, landete dieser sogleich wieder im Meer. Die Kapitänin aber wollte das nicht ungesehen an sich vorbeiziehen lassen und fummelte das Stück Pergament wieder heraus. „Only Alive“, sagte sie mit einem frechen Grinsen und sah in die Runde. „Leute, das sind die wirklich Spannenden“, sagte sie und betrachtete das Wanted-Foto. Eine bildschöne junge Frau mit sehr blasser Haut, nun gut, sie selbst durfte nicht urteilen, war sie selbst beinahe ein Geist, doch die Frau auf dem Foto hatte schwarzes Haar und dies unterstrich die helle Haut gleich noch viel mehr. „Snežana“, murmelte sie und überlegte, was hinter der jungen Frau stecken könnte, dass sie steckbrieflich gesucht wurde und dann nicht einmal umgebracht werden durfte für so wenig Geld. Schnell entschied Schneeweißchen, dass sie sich auf die Suche nach der jungen Frau machen sollten und so teilte man sich auf drei Teams. Rosenrot und Käppi, Bärchen und Hood und Schneeweißchen machte sich alleine auf den Weg. Das Schiff wurde gesichert, verriegelt und in guter Hoffnung zurückgelassen. Die Crew verteilte sich direkt in der Hafenstadt. Reger Handel wurde hier getrieben, kaum an einem Ständchen konnte man vorbei kommen, ohne dass man den besten Apfel oder den frischesten Fisch oder gar die leckerste Keule hätte kaufen können. Bärchen war beinahe schon verlockt die Leckereien anzunehmen und viel Geld hier liegen zu lassen, doch Hood steuerte ihm ganz vernünftig bei, dass sie sich doch vor kurzem erst eingedeckt hatten. So blieb der stämmige Mann zumindest bei einem Hühnerkeulchen, welches Käppi wohl einen ganzen Tag gesättigt hätte, für ihn war es gerade mal ein kleiner Snack. Rosenrot spazierte mit Käppi direkt an den Händlern vorbei, sie hatten ein anderes Ziel, nämlich den riesigen Palast, der sich weit hinter dem Hafendorf erstreckte. Die Rothaarige hatte die Vermutung, dass man dort am besten darüber Bescheid wissen sollte. Schneeweißchen hingegen war ein anderes Detail aufgefallen. Einer der Händler führte einen Stand mit dem Namen: “Snežanas Äpfel“. Das war ja schon mehr als verdächtig. Zielstrebig ging sie zu dem Händler, schnappte sich einen Apfel und biss direkt hinein. Süß und saftig und abgesehen vom leckeren Geschmack waren diese Äpfel alle perfekt rot und glänzten in der Sonne. „Sag alter Mann, kennst zu Snežana?“, fragte sie frech und lehnte sich keck an den Tresen. „Alte Frau, wenn ich bitten darf und natürlich kenn ich das Mädchen. Für den bekomm ich 150 Berry“, keifte die verwechselte Dame. Schneeweißchen würde bestimmt nicht bezahlen, doch war sie neugierig und so versuchte sie das Gespräch genau in die Richtung zu lenken um herauszufinden, wer die junge Frau war und wo sie vielleicht sein könnte. Sie konnte mehr aus der alten Frau herausbringen, als es dieser lieb war. Snežana war Tochter des Königshauses, doch lief von zu Hause weg. Nachdem die Frau des Königs gestorben war und der König eine neue Gemahlin nach Hause brachte, verschwanden im Palast immer wieder teure Gegenstände. Erst wurde gemunkelt, die neue Frau an der Seite des Herrschers wäre eine Betrügerin und würde bald mit all dem Hab und Gut des Königs abhauen, doch es stellte sich heraus, dass Snežana, die geliebte Tochter, die Dinge stahl und als sie zur Rede gestellt wurde, lief sie einfach weg, das Gestohlene verschwand mit ihr. „Snežana hat den besten Apfelkuchen hier im Dorf gemacht und sie hat immer meine Äpfel gekauft, daher der Name, sie liebt diese Äpfel, weißt du Mädchen“, sagte die Alte, deutete nach oben und hielt dann die Hand auf, für ihre Bezahlung. Schneeweißchen, die den Apfel bereits aufgegessen hatte sah die Frau prüfend an. Sie glaubte ihr, warum auch nicht, die Geschichte klang absolut realistisch und glaubwürdig. „Ich nehm ‘nen Sack“, sagte sie und ließ sich einen Sack Äpfel füllen. Auf einen Preis wartete sie gar nicht und wollte ohne zu zahlen gehen. „Ich bring die Snežana und dir im Gegenzug Apfelkuchen“, ohne eine Reaktion abzuwarten, machte die Piratin auf ihren Absätzen kehrt und spazierte an dem Hafendorf vorbei. Der Palast interessierte sie nicht, viel neugieriger war sie darauf, was dahinterlag. Auf der Südseite des Palastes erstreckte sich eine Gebirgskette, die man einfach in 7 Berge aufteilen konnte. Irgendetwas und wahrscheinlich war es der alte Mann – tatsächlich ein alter Mann, der an ihr vorbeiging als sie überlegte – der etwas von „hinter den sieben Bergen“, plapperte. Ein Anhaltspunkt, mehr nicht. Vielleicht führte es in die Irre, vielleicht würde sie das abgängige Mädchen finden. Bestimmt nicht, des Kopfgeldes wegen, doch sie konnte fordern, immerhin wollte man sie lebend, nur lebend und für Piraten zählten die einfachen Regeln nicht. Fröhlich ein Liedchen pfeifend machte sie sich somit auf den Weg. Der Sack mit Äpfeln war geschultert und das Schuhwerk wurde nunmal zum Gehen gemacht. Während Schneeweißchen sich auf den Weg machte, die Abgängige zu finden, konnten Rosenrot und Käppi herausfinden, dass Snežana wohl mit dem Lehrling des Jägers durchgebrannt sein soll. Ihr Vater nahm ihr das ziemlich übel, da er die junge Dame bereits für eine Hochzeit einem befreundeten Königreich versprochen hatte, grotesk, wie Rosenrot das empfand, doch sie wusste sich zu benehmen und machte im Palast keinen Aufstand. Auch die beiden Mädchen erfuhren, dass es hinter den sieben Bergen interessant werden könnte, da die ganze Insel durchsucht wurde, bis auf den Ort hinter dem letzten Berg. Dort wohnte ein blutrünstiges und barbarisches Volk. Der König hatte seine Tochter tatsächlich schon abgeschrieben und glaubte nicht daran, dass jemand auf den Steckbrief reagierte. Auf den Kritikpunkt, dass die Beute viel zu wenig war, ging er gar nicht ein. Er war geizig, gab dies aber ungern zu. So suchten die beiden überall nach dem Rest der Crew um ihnen mitzuteilen, dass sie auf einer heißen Spur waren. Bärchen und Hood waren schnell gefunden, denn Bärchen konnte sich von den vielen Leckereien nicht wegreißen, doch Schneeweißchen machte es ihnen schwer. „Die ist dem Verderben entgegen gegangen, süßes Mädchen“, sagte der alte Mann, der zuvor Schneeweißchen schon einen Floh ins Ohr gesetzt hatte. Etwas enttäuscht, dass ihre Schwester den heißen Tipp schneller hatte als sie, gab sie als Vize den Befehl zurück zum Schiff zu kehren. Wider der Empfehlung nicht zu diesem Ort zu gehen und noch viel weniger, mit dem Schiff dort hin zu segeln, doch unbeirrbar wollte Rosenrot ihren Plan durchziehen. Die kapitänlose Crew machte sich auf und davon und rasch erkannten sie, warum es keine gute Idee war, auf die andere Seite der Insel zu segeln. Der Wind stellte sich ihnen total in den Weg und die Strömung war eine ausgesprochen starke, in die falsche Richtung. Sogar als man die zweite Route einschlagen wollte, erkannten sie schnell: sie landen immer wieder am Hafen. In der Zwischenzeit, als die anderen noch herumtüftelten, wie sie am besten hinter die sieben Berge kamen, erklimm Schneeweißchen einen Berg nach dem anderen und war froh, dass ihr das so leicht über die Beine ging. Natürlich war es anstrengend und es verging viel Zeit, doch zur Dämmerung kletterte sie bereits den letzten Berg hinunter. Oben konnte sie schon eine Hütte erkennen und Rauch aus dem Schornstein qualmen. Es war also jemand zuhause. „Hey, ich hab gehört, du klaust“, waren Schneeweißchen ersten Worte, nachdem sie sich in die Hütte eingeschlichen hatte und Snežana beim Kochen überraschte. Ertappt drehte sich diese sofort um und hielt den Kochlöffel schützend vor sich. „Mit dem kommst du bei mir nicht weit“, warnte die Weißhaarige, rechnete aber nicht damit, dass Snežana direkt angriff. Der Kochlöffel hatte sofort eine immense Wucht drauf und traf den Eindringling genau zwischen den Augen. Überrascht und hart getroffen taumelte Schneeweißchen zurück, dicht gefolgt von Snežana, die eine Art traditionelle Kampfkunst praktizierte, welcher Schneeweißchen aber rasch ebenbürtig war. „Wer bist du?“, wollte Snežana wissen. Das Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Sag ich dir, wenn du Snežana bist“, war ihre Forderung. Die junge Frau mit den schwarzen welligen Haaren blieb stehen. Sie fragte sich, warum die Fremde ihren Namen wusste und als hätte sie die Frage ausgesprochen, hielt ihr Schneeweißchen zur Antwort den Steckbrief hin. „Er will mich eigenhändig umbringen“, murmelte Snežana und wich zurück, als Schneeweißchen den Sack Äpfel leerte und ihn ihr über den Kopf ziehen wollte. Mit einem unangenehmen Rumms landete die Angreiferin am Boden. Ein erbarmungsloser Kampf ging in die nächste Runde und wurde nur durch einen lauten Gong unterbrochen, welchen Snežana ganz panisch kommentierte: „Verdammt, das Essen ist noch nicht fertig“ und abrupt ließ sie von Schneeweißchen ab um sich wieder an den Herd zu stellen. „Erklär mir doch mal, was du hier machst?“, fragte die Weißhaarige und wischte sich Blut aus dem Gesicht. Snežana hatte bestimmt ein sehr intensives Training genossen, wie sich später herausstellen sollte, war ihre Mutter sehr bedacht auf das Mädchen und wollte, dass sie sich immer gegen jeden verteidigen konnte und das gelang ihr alle mal, auch wenn Schneeweißchen behaupten würde, sie hätte sich zurückgehalten. Tatsächlich ging die Schwarzhaarige auf die Frage ein. Sie erklärte, dass sie gerade einen Eintopf mit einem starken Schlafmittel mischte um endlich von hier abzuhauen. Die sieben Männer bei denen sie untergekommen war, nachdem sie mit den gestohlenen Sachen aus dem Palast verschwunden war, waren zwar grob zu ihr, besaßen aber einen unheimlichen Schatz auf welchen sie scharf war und heute war der Tag an dem sie ihn ihnen abnehmen und damit eigentlich zurückkehren wollte. Doch der Steckbrief und vor allem das Kopfgeld ließen sie darauf schließen, dass ihr Vater sie nur suchte um ihr höchstpersönlich den Kopf umzudrehen. Die Beziehung zu ihrem Vater war nie die Beste und sie wurde noch schlechter, als ihre Mutter einer schweren Krankheit erlag. Eigentlich hatte man der Frau damals nicht einmal angedacht, dass sie die Geburt ihrer Tochter überlebte, geschweige denn, dass sie sie ein Stückchen weit aufwachsen sehen konnte. Snežana hatte Schneeweißchen bereits bei der Erwähnung des Schatzes verloren. Sie wollte wissen, wo dieser war und hätte ihn dem Mädchen am liebsten wegnehmen wollen. „Wenn du es wagst, mir das kaputt zu machen, isst du unweigerlich hiervon und bist das erste was diese Idioten sehen, wenn sie selbst wieder aufwachen, was denkst du, was die mit dir machen werden?“, fragte sie frech. „Mit mir wird schon keiner was machen, aber was sagst du dazu: Ich unterstütze dich hier, helfe dir vor allem auch den Schatz, dein Hab und Gut wegzubringen und du schließt dich mir mit all dem an?“, schlug die Piratin vor und stieß sofort auf Widerwillen. Sofort wurde ihr unterstellt, sie wäre nur hinter dem Schatz her und würde die ungekrönte Prinzessin ohne mit einer Wimper zu zucken dem Vater übergeben. Das wiederum war für Schneeweißchen gar keine schlechte Idee, so hätte die den Schatz behalten können. Doch eines war da noch. „Du bist ziemlich stark und flink, wir können jemanden wie dich gut gebrauchen, du kannst auch den Großteil deines Schatzes behalten“ auch wenn ihr das selbst etwas weh tat, die Idee Snežana in die Crew aufzunehmen, gefiel ihr besser. „Was machen Piraten?“, fragte Snežana und sogleich konnte Schneeweißchen ihr den Mund wassrig machen. Piraten segelten übers Meer, tranken Sake und sangen und das Beste war: Sie überfielen andere Leute und unterjochten sich deren Schätze. Mit einem Funkeln in den Augen nahm die Schwarzhaarige das Angebot überwältigt an. „Aber wehe, wir lassen uns mal übers Ohr hauen“, war die Forderung und noch bevor Schneeweißchen ihr versichern konnte, dass das nie geplant war, wurden sie von zwei aufeinanderfolgenden lauten Glockenschlägen unterbrochen. „Schnell, versteck dich, sie kommen“, war Snežanas Befehl und auch, wenn sie die Kapitänin war, folgte sie dieser Anweisung. Rasch war sie hinter einer Pendeluhr versteckt, welche sie beinahe zweimal bedeckte. Die würde sie auf jeden Fall auch mitnehmen. „Und nimm die Äpfel da weg, was machen die da überhaupt?“, leicht unter Druck kickte sie die wunderschönen Äpfel zu Schneeweißchen eiligst wieder in den Sack räumte. „Sneeeeežanaaaaaa!“, rief einer der Männer, der die Tür mit voller Wucht aufbrach. Das Mädchen schreckte kurz hoch, setzte aber das süßeste Lächeln auf, das Schneeweißchen je gesehen hatte. „Guten Abend, Essen ist fertig“, erklang die liebliche Stimme. Kapitel 7: Seven down, six up, nine down, all up, one down ---------------------------------------------------------- Eigentlich war es absolut nicht Schneeweißchens Art, sich brav zu verstecken und zu warten, dass jemand den Feind eliminierte. In diesem Moment schmiedete sie auch schon ganz spontan an einem Plan. Als Snežana die Männer an den Tisch bat, dabei die ein oder andere Hand auf den Hintern geschlagen bekam, kam es schon so sauer die Speiseröhre hoch, dass sie nicht mehr anders konnte. Auch wenn die sieben Männer alle weit großer gewachsen waren als sie und ziemlich bullig daher kamen – sie arbeiteten ja auch in einer Miene, wo sie Gold und Edelsteine abbauten – sprang sie hinter der Pendeluhr hervor, wirbelte den Sack Äpfel um sich und verlangte von den Männern, die Finger von Snežana zu lassen. Irgendwie fand Snežana die Aktion sehr ritterlich und freute sich, dass sich einmal jemand für sie einsetzte, doch Schneeweißchen hatte in diesem Moment ihren ganzen Plan durcheinander gebracht. Sie hätten es so einfach gehabt und jetzt würde es alles andere als einfach. „Snežana, wer ist das?“, brüllte einer der Männer, natürlich gleich der Größte, er schien der Anführer zu sein, denn die anderen stellten sich alle hinter ihn und warteten ab. Eine Vermutung hatte Schneeweißchen aber sofort – besonders helle waren sie alle nicht. „Wer?“, fragte Snežana ganz unschuldig und sofort stellten sie sich schützend vor die Schwarzhaarige. Ein kurzer Augenblick der Stille waltete, doch dieser wurde durch Schneeweißchens zücken ihres Buschmessers bald gebrochen und eine Schlacht in der Küche ging los. Tritte wurden verteilt, Schneeweißchen landete mit einem Rückwärtssalto am Tisch und zerschlug einen Stuhl am Rücken einer der Männer. Die Hausdame wagte noch keinen Mucks zu machen oder einen Schachzug zu tätigen, noch wusste sie nicht, ob sie hier lebend rauskam, würde sie sich gegen die Männer stellen, noch dachten sie, sie war auf ihrer Seite. „Snežana, komm schon, allein werde ich mit denen nicht allen nicht fertig“ und mit diesen Worten musste die Pendeluhr dran glauben, der erste Mann ging zu Boden und es war klar, so schnell würde er nicht mehr aufstehen. Sofort wandte sich einer der nun schon richtig wütenden Männer zu Snežana um und kassierte, schnell wie sie reagierte, einen heftigen Schlag mit einer Pfanne. Direkt danach hatte die junge Frau sich auch schon mit riesigen Fleischmessern bewaffnet. Mit Klinge und Fäusten war nun auch sie gefragt mitzumischen. Diesen Move wollte sie Schneeweißchen so schnell nicht vergessen, denn bis zu diesem Moment, war sie noch außen vor, jetzt mitten drinnen. Akrobatisch wichen die Mädchen ihren Angreifern aus und schlugen mit allen möglichen Gegenständen und Werkzeugen zurück. Sechs gegen zwei war schon eine unfaire Partie, allerdings schlugen die zwei sich recht gut. Schneeweißchen musste aber bald begreifen, dass wenig Hirnmasse wohl doppelt und dreifach mit Muskelmasse ausgeglichen wurde, denn die Herren waren harte Brocken, denn nach einer gefühlten Ewigkeit lagen erst zwei der Gegner bewusstlos am Boden. Sie wollte den Kampf nicht als aussichtslos ansehen, doch vielleicht wäre ein wenig abwarten, bis die Männer gegessen hatten und einer nach dem anderen einschlief, doch die bessere Variante gewesen, doch auch diesen Fauxpas würde sie niemals zugeben. „AARGH!!!“, Schneeweißchen ließ einen Schrei los, als einer der Grobiane sie an ihren Zöpfen packte und sie mit einem gewaltigen Schwung durch die Küche gegen eine nicht besonders robuste Wand schlug. Die Wand brach durch und die Weißhaarige landete im nächsten Raum. Inmitten der Trümmer raffte sie sich schnell auf und klopfte sich den Staub ab. „Das war ein Fehler!“, sagte eine ihr wohlbekannte Stimme direkt hinter ihr. Mit einem Kampfgeschrei und ohne Rücksicht auf Verluste stürmte Schneeweißchen Crew das Haus der sieben Männer, rammte die restliche Wand auf und mischten in der Küche richtig auf. Erleichtert, dass sie sich auf ihre so frisch zusammengewürfelte Crew so gut verlassen konnte, nahm auch Schneeweißchen direkt wieder am Kampf teil, bis sie schließlich alle etwas außer Atem, angeschlagen und vor allem hungrig im Schlachtfeld standen. Sieben Männer am Boden, sechs Piraten triumphierend. Hood schnappte sich als allererster den Topf, in dem Snežana zuvor noch Schlafmedizin hineingemischt hatte, und schaufelte fleißig hinein, auch Käppi klaute sich einen Löffel und futterte munter drauf los. „Nein, NICHT!“, rief Snežana und schockiert erstarrten die beiden. „If waf damipf?“, fragte Hood mit vollem Mund. Käppi kippte sofort um. Rosenrot eilte zu dem Mädchen rüttelte an ihr und wurde immer panischer. „Da ist Schlafmedizin drinnen“, erklärte Snežana und fing sich von der gesamten Crew außer Schneeweißchen üble Blicke ein. „Warum kochst du was mit Schlafmittel?“, fragte Hood nachdem er den letzten Bissen runtergeschluckt hatte und kippte dann mit dem Topf im Arm genauso um. Snežana seufzte, schüttelte den Kopf und deutete für den Rest auf die sieben erlegten Männer. „Das hätte kein Kampf sein müssen“, sagte sie nur und verließ dann den Raum. So froh sie war, dass die Männer fürs erste erledigt waren, so wusste sie auch, dass sie sich wieder erholen konnten und dass sie nun schnell sein musste. „Wenn dein Angebot noch steht, bringt die Schlafenden auf euer Schiff und der Rest hilft mir“, sagte Snežana. „Unser Schiff ist nicht hier“, wandte Schneeweißchen ein und Snežana fiel das Gesicht beinahe zu Boden. Sie sollten mit ihrem gesamten angesammelten teurem Hab und Gut über die Berge klettern, am Palast vorbei und durch das Hafendorf? Nein! Snežana protestierte sogleich noch ehe Rosenrot sie beruhigen konnte. „Zieh ihr eine über“, murmelte Schneeweißchen und schulterte Käppi während Bärchen Hood hochhob. Kurz etwas skeptisch machte Rosenrot, wie ihr vorgeschlagen und das hysterische Mädchen hielt inne. Mit großen Augen sah sie die Rothaarige an. „Schneeweißchen kam ohne Schiff, aber wir sind mit dem Schiff hier“, sagte sie ruhig. Snežanas Folgerung aus der ganzen Situation war sofort die Richtige: Was für ein Chaotenhaufen. Schnell war auch der Schlag vergessen, doch Rosenrot wollte lieber schnell wissen, wie stark die Schlafmedizin dosiert wurde, da sie sich sehr um Käppi sorgte. Die beiden kamen noch gut davon, Käppi hatte sehr wenig gegessen, durch ihren zarten Körper aber sehr schnell die Wirkung gespürt und Hood wachte auf, da war das Schiff bereits wieder in See gestochen und auch Käppi war schon wieder putzmunter „Ich brauche meine eigene Kajüte und der Schatz bleibt in MEINER Kajüte“, machte sich Snežana Raum, da war die Insel schon nicht mehr in unmittelbarer Nähe. „Kommt absolut nicht in Frage, der Schatz kommt in die Schatzkammer, wenn du willst, kannst du ein Schloss drum rum machen“, keifte Schneeweißchen, auf die eigene Kajüte ging sie gar nicht ein. Sie hatten an Bord auf jeden Fall Platz dafür, doch Schneeweißchen wollte sich diese Extrawürste nicht anfangen. Sie teilte sich mit ihrer Schwester eine Kajüte und für den Rest gab es einen Mädchenschlafraum und einen Herrenschlafraum. Das musste ausreichen. Käppi stand neben den beiden streitenden Damen und zog schließlich an Snežanas schwarzem Rockzipfel. „Was?!“, war die harsche Reaktion. „Möchtest du nicht mit mir in einem Raum schlafen? Ich bin auch ganz leise und lieb“, sagte die Blondine mit den filzigen Zöpfen, der Blick, den sie an den Tag legte, machte es Snežana sehr schwer, bei der Sache und ernst zu bleiben. „Du kannst noch so leise und lieb sein, ich will meine Privatsphäre“, protestierte die Schwarzhaarige und Schneeweißchen wollte ihr ein bisschen drauf eingehen, am meisten aber, weil sie endlich ihre Ruhe haben wollte. „Frag Bärchen, ob er dir das einrichten kann, ihr habt die Erlaubnis, wenn es nicht möglich ist, ist es nicht möglich. Ende der Diskussion“, beendete sie die Streitereien und stolzierte empört und genervt davon. Sie wusste, dass sie mit Nachgeben nicht anfangen sollte, doch das Mädel brachte sie wahrhaftig auf die Palme. „Aber!“, Schneeweißchen blieb stehen. „Der Schatz kommt in die Schatzkammer und ein Teil gehört der Crew, immerhin haben wir dich gerettet und außerdem kannst du froh sein, dass du nicht mehr zwischen sieben geilen Männern schlafen musst“, weiteren Protest ignorierte sie einfach und kletterte wütend den Stuhlmast hinauf zum Krähennest. Rosenrot, die das ganze von der Sitzfläche des riesigen Stuhles aus beobachtet hatte, wurde dabei unsanft zur Seite gestoßen. Augen verdrehend stopfte sich diese die letzten Sardinen, die sie in Öl herausgebraten in einer kleinen Schüssel auf dem Schoß hatte und zu Beginn des Streites schon zu knabbern begann, in den Mund. Im Krähennest angekommen begann sie sich sanft die Schläfen zu massieren. Machte sich etwa eine Migräne breit oder spürte sie einen Wetterumschwung? Das war das letzte was sie nun gebrauchen konnte, ein Unwetter. Achtsam sah sie in den Himmel, beobachtete die Wolken und folgerte: Keine Gefahr. Langsam löste sich wieder die Anspannung in ihren Muskeln und sie konnte die salzige Meeresluft genießen. Die Augen fielen zu und vor Entspannung schlief sie wohlig ein. Der Kampf hatte sie doch auch ganz schön mitgenommen, dass ein kleiner Schwächeanfall gar nicht verwunderlich war. „Sag, Red, was hast du da eigentlich für einen grauenhaften Kratzer?“, fragte Bärchen während er Pläne für Snežanas Umbau machte und Rosenrot das ganze begutachtete. Snežana hatte sich in der Zwischenzeit dazu bereit erklärt, zu kochen, da sie es ja gewohnt war und eigentlich sogar gerne machte. Im Rohr backte bereits ein himmlisch duftender Apfelkuchen hoch und Hood und Käppi saßen an Deck und spielten Karten. Die Angesprochene besah ihren Arm, der einen weiten Schnitt aufwies, aber nicht besonders viel blutete, nicht mehr. Tief war er nicht, aber doch sorgte sich Bärchen. „Weiß nicht, mich muss jemand mit einem Messer erwischt haben“, murmelte sie und tat die Situation damit wieder ab. Leider hatte sich niemand Gedanken darum gemacht, die Wunde auszuwaschen und sie zu verbinden. Auf einem Piratenschiff war es nicht sonderlich hygienisch und die an der Wunde interessierten Mücken halfen der Genesung nicht gerade, so dass sich der Schnitt in den folgenden Tagen ganz schön entzunden hatte. Rosenrots Arm war knallrot und schmerzte ihr bereits bei jeder Bewegung. „Leute, wir brauchen dringend einen Arzt“, sagte Hood, der die Wunde ein weiteres Mal besah, weil die Rothaarige im Gesicht eines Tages besonders blass war und auch Fieber zu haben schien. „Papperlapapp, sowas bringt mich nicht um“, werte sich diese gegen. „Wenn das ne Blutvergiftung ist sehr wohl!“, brachte Schneeweißchen mit ernster Stimme. Sie machte der Crew bewusst, wie wichtig es war, dass die nächste Insel eiligst angesteuert werden musste. Der Logport hatte sich noch nicht ganz aufgeladen und die Partie war ohne Kurs weggesegelt, einfach nur weg, weil man nicht wusste, was die sieben Männer noch vor hatten. Schneeweißchen fasste sich angestrengt an die Stirn. Als Kapitänin war es ihre Aufgabe, eine Entscheidung zu fällen, doch diese wurde ihr rascher als erwartet abgenommen. „Hey, der Logport reagiert endlich“, rief Snežana und deutete ungeduldig auf Hoods Handgelenk. Tatsächlich, endlich wussten sie wohin. Der Navigator und Steuermann lief sofort zu Bärchen um ihm das Steuerrad abzunehmen. „Wir haben endlich einen Kurs und leider segeln wir vollkommen falsch“, sagte er enttäuscht und drahte an dem großen hölzernen Rad um es korrekt einzustellen. Das Schiff wandte sich beinahe um 180°. Die Crew machte sich unheimliche Sorgen um die Vizekapitänin, die in den nächsten Stunden immer fiebriger wurde und schlussendlich in die Kajüte verbannt wurde, wo ihr kalte Umschläge gemacht wurden, ihr Suppe gebracht wurde und sie soweit es ging umsorgt wurde. Niemand wusste, wie weit die nächste Insel entfernt war, wie lange es noch dauern würde und ob es dort überhaupt einen brauchbaren Arzt gab. „White! Da ist ein Schiff, schwarze Flagge“, rief Bärchen eines Morgens, an dem es schon richtig schlecht um Rosenrot stand, vom Ausguck aus. Die Kapitänin war schneller bei ihm und riss ihm das Fernrohr aus der Hand, als der Rest der Crew ihr nachsehen konnte. „Kurs auf das Schiff“, rief sie. Sie war verzweifelt, sie wollte ihre Schwester nicht verlieren und mit jedem Tag, an dem sie kein Land sahen, kein anderen Schiff, keine andere Menschenseele sorgte sie sich mehr. Ihr war bewusst, wie ernst die Situation war und konnte nicht mehr schlafen, Tag und Nacht saß sie neben ihr Schwester und bekam bei jedem Huster, jedem Mucks von ihr beinahe einen Herzinfarkt und betete, dass sie nicht starb. „Bitte stirb nicht liebe Schwester, bitte, wir haben Hoffnung, ein Schiff ist in der Nähe“, bat sie die jüngere nachdem sie wieder in die Kajüte gestürmt war. „Aber…“, hauchte Rosenrot, „werden sie uns helfen?“, flüsterte sie mit schwacher Stimme. „Ich werde jeden einzelnen von ihnen eigenhändig umbringen, wenn sie es nicht tun“, versprach Schneeweißchen. In der Zwischenzeit erkannte Bärchen den Jolly Roger des Piratenschiffes und auch das Schiff selbst. Es war die Moby Dick. Der Dreimaster segelte aktuell noch genau an ihnen vorbei, doch Hood hatte den Kurs so gerichtet, dass in einer guten Stunde auf die Crew von Whitebeard treffen sollten. „Halte durch“, flehte Schneeweißchen und hielt die Hand ihrer Schwester. Sie würde es sich nie verzeihen, würde sie hier und jetzt das zeitliche segnen. Das war nicht der Plan. Kapitel 8: Unexpected Hospitality --------------------------------- „Alter Mann! Du musst uns helfen!“ Die Weißhaarige kletterte schnurstracks die Strickleiter hoch, die Marco ihnen ausgeworfen hatte. Nachdem der junge Mann erkannte, um wen es sich handelte, bat er seine Kollegen, nicht zu schießen, auch wenn ihnen alles klar war, dass die Frau, die gerade zu ihnen herauf kam nur Probleme machte. Schneeweißchen wütete zu dem Platz an dem Whitebeard saß, der gerade mit einem Teil seiner Crew etwas Sake genoss, wobei etwas, doch etwas viel war und so lief der Inhalt einer riesigen Schale Sake schnell die Kehle hinuntergelaufen. „Wenn das nicht das weiße Miststück ist“, lachte Whitebeard. Natürlich konnte er sich auch noch an sie erinnern und den läppischen kleinen Haufen an einer Crew, den sie damals mit sich hatte. „Ich hab keine Zeit zu streiten alter Mann! Meine Schwester liegt im Sterben und ich flehe dich um Hilfe an“, sagte die junge Frau ernst und schluckte all ihren Stolz hinunter. Sie wollte nicht betteln, doch etwas Anderes blieb ihr gerade nicht übrig. Whitebeard musterte sie und sah zu ihrem Schiff hinunter. Da war er, sein geliebter Stuhl und wurde als Mast missbraucht. Er schüttelte widerwillig den Kopf. „Du besitzt die Frechheit, mich zu bedrohen und zu bestehlen, nachdem ich euer Leben gerettet habe und jetzt wagst du es auch noch, mich um einen Gefallen zu bitten?“, grollte seine Stimme über Deck. „Ich wäre nicht hier, hättest du mein Leben und das meiner Schwester und meines Crewmitglieds nicht gerettet, das hast du dir selbst zuzuschreiben“, konterte Schneeweißchen nicht weniger kraftvoll, dass sogar Whitebeards Männer eingeschüchtert waren. „Wenn ich euch noch einmal helfe, bin ich dich dann los?“, fragte Whitebeard, da er in diesem Moment wahrlich keine Lust hatte mit einem Teenager zu streiten. Lieber würde er sich wieder seinem Sake und seiner Unterhaltung hingeben. Schneeweißchen zog sofort eine Hand hinter den Rücken, die zweite hob sie und Formte ein „O“. „Großes Indianerehrenwort“, sagte sie. Hinter dem Rücken hielt sie die Finger gekreuzt. „Marco!“, rief der Riese und der junge Mann trat sofort vor. Schneeweißchens Crew bemühte sich in der Zwischenzeit darum, die kranke Schwester an Bord zu bringen. Über die Strickleiter war das nicht gerade einfach, doch sie schafften es. „Kümmere dich um das kranke Mädchen“, sagte Whitebeard. Er hätte Schneeweißchen niemals gehen lassen, jemanden dem Tod so zu überlassen, war nicht seine Art, aber vielleicht konnte er noch was aus ihr rausschlagen. „Danke alter Mann!“ Schneeweißchen fiel vor dem Piratenkapitän auf die Knie und weinte vor Dankbarkeit. Sie hatte solche Angst um ihre kleine Schwester um die es immer schlimmer stand. Marco ging zum Rest der Crew und erkannte überrascht, dass es Rosenrot war um die es nicht gut stand. „Tomatenschädel, was machst du denn?“, fragte er besorgt und deutete Bärchen, der sie trug, dass er ihm folgen sollte. „Ananas“, sagte Rosenrot leise aber sie kicherte. Rasch waren die drei unter Deck verschwunden. Bärchen legte die Kranke auf eine Liege, die Marco gleich höher hievte während er sofort den infizierten Arm begutachtete, dabei machte er einen beinahe schon angewiderten S-Laut, den er durch die Zunge zog. „Warum kommt ihr erst jetzt?“, fragte er Bärchen vorwurfsvoll und säuberte erst einmal die Wunde während Bärchen erklärte, dass sie ja nicht wussten, dass sie in der Nähe waren oder wo überhaupt der nächste Arzt war. „Sie braucht eine Bluttransfusion… Welche Blutgruppe hat sie?“, fragte Marco und ignorierte die für als Ausreden abgestempelten Erklärungen. Bärchen wusste es nicht. Er hob die Schultern an und schüttelte verwundert den Kopf. Genervt stürmte Marco nach draußen um zumindest aus der Schwester, die in diesem Moment genauso nutzlos und dumm für ihn wirkte wie Bärchen. Natürlich kannte Schneeweißchen diese: „X, Rosenrot hat X, warum brauchst du die?“, fragte Schneeweißchen aufgebracht. „Sie braucht eine Bluttransfusion, hast du auch X?“, fragte Marco die Weißhaarige, er wusste, dass sie Schwestern waren, aber auch hier konnte es – wie sich sogleich herausstellte – Unterschiede geben, denn Schneeweißchen hatte Z. Sie hätte all ihr Blut gegeben, aber es würde nichts bringen. Das brachte sie auf die Palme. „Verdammt…“, sie wandte sich um. „Hat hier jemand Blutgruppe X und kann meiner Schwester Blut spenden?!“, rief sie in die Runde der Whitebeardpiraten. Kaum jemand rührte sich. War es ihnen allen egal? Hatte niemand diese Blutgruppe? Die konnte doch nicht so selten sein oder trauten sie sich nicht? Wegen Whitebeard. „Ich flehe euch an! Bitte, irgendjemand mit Blutgruppe X!“, schrie sie erneut und lief zu den einzelnen Gruppen an Männern und bettelte um Unterstützung. Gerade wollte sich Whitebeard zu Wort melden, da kam ihm Marco zuvor: „Sie bekommt mein Blut“, sagte dieser. Es wäre leichter für ihn gewesen, wenn er selbst nicht der Spender wäre, doch er konnte Rosenrot nicht sterben lassen, nicht wenn sich hier niemand meldete, auch wenn er jede einzelne Blutgruppe von ihnen kannte und genau wusste, wer die benötigte Blutgruppe hatte. Sogar sein Kapitän wäre passend gewesen. Die aufgebrachte Kapitänin der fremden Piratentruppe fiel dem Arzt um den Hals und überhäufte ihn mit Danksagungen. „Schon gut, schon gut“ Marco war mit der Situation komplett überfordert. So reagierte man normalerweise nicht auf ihn und so schob er die Weißhaarige vorsichtig wieder weg, die sich selbst in dieser Situation auch nicht kannte. „Versprich mir bitte nur, dass wenn sie übern Berg ist, sowas nie wieder passiert, bitte sucht euch einen Arzt fürs Schiff“, bat er sie und ging dann wieder unter Deck um die Bluttransfusion zu starten. Bei Rosenrot hatte er schnell die Nadeln angelegt, bei sich selbst war es etwas Anderes. Doch der junge Arzt schaffte nach ein paar Anfangsschwierigkeiten auch das. Erleichtert setzte er sich neben den Krankentisch und sah zu, wie Rosenrots Blut abtropfte und sein eigenes Blut langsam ablief. An Deck versammelten sich in der Zwischenzeit einige Piraten um Snežana. Die schwarzhaarige Schönheit hatte es nicht leicht, die Männer von sich fern zu halten und so schritt Hood ein. „Sagt mal, das Mädchen war Jahre lang bei sieben Männern allein, gebt ihr mal ne kleine Auszeit“, schimpfte der Punk und bekam sogleich einen Konter „Was mischt du dich hier ein? Die Frau ist auf einem Piratenschiff und muss wissen, worauf sie sich einlässt, na meine Hübsche, möchtest du nicht etwas mit uns essen?“, ein Mann mit schwarzem Schnauzbart lehnte sich zu der abtrünnigen Prinzessin und kassierte so eine Ohrfeige, die gesessen hatte, sogar für den großen Mann. Der Rest der Crew brach ihn Gelächter aus. „Die gefällt mir, knallt Fossa einfach eine“, prustete Blenheim, ein Mann mit einen langen geflochtenen Zopf, auch nicht gerade klein in seiner Statur. Bei Whitebeard an Bord gab es sehr wenige Männer, die nicht gerade Muskelprotze waren und doch sah man hier und da ein Leichtgewicht. Snežana stemmte die Hände in die Hüften und besah die Herren. „Wir haben vor kurzem sieben von dem Kaliber erledigt, ich habe kein Problem damit, mit euch dasselbe zu machen“, spuckte die junge Dame große Töne und wurde sofort ausgepfiffen. Provokant sah sie zu den Männern, Hood hingegen hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, bis sich Käppi einmischte. „Ich dachte, wir wären eine Familie“, sagte das Mädchen und richtete so die Aufmerksamkeit auf sich. „Was dachtest du, kleiner Dreikäsehoch?“, fragte Jozu, ein stämmiger junger Bursche, vielleicht um die zwanzig Jahre alt, aber dennoch sehr hoch gewachsen, sehr muskulös und sein Gesicht zierte bereits ein zarter Bart. Käppi wandte sich sogleich zu ihm um, sah ihn mit ihren treuherzigen Augen an und wiederholte ihren Satz. „Meine neue große Schwester hat gesagt, wir gehören zusammen, wir sind eine Familie, Pops hats nur noch nicht akzeptiert“, erklärte sie und Jozu begann zu lachen. Er legte den Arm um die Blondine und erhob abermals das Wort. Hood war bereit für jeden Angriff, er würde nicht zulassen, dass der bullige Bursche Käppi etwas antat. „Deine große Schwester ist schon ne Lady für sich, sympathisch, kann man gar nichts sagen, aber Pops mag keine Frauen an Bord, davon habt ihr eindeutig zu viele“, erklärte der Pirat und Käppi überlegte. „Was hat er gegen Frauen?“, fragte sie und Jozu erklärte weiter: „Es sind nicht die Frauen an sich, eher deren Laune und die Probleme und die Unruhe die sie mit sich bringen und Schneeweißchen hat schon viel Unruhe hier reingebracht als sie das letzte mal hier war“, grinste er, wuselte Käppi durchs Haar und ließ sie wieder los. „Wir ham nichts gegen euch“, sagte er noch und betrachtete dabei Snežana und den Rest der Crew. „Aber ihr seid noch ‘n bisschen schwach aufgebaut“, waren seine Worte der Kritik und Snežana nahm diese sofort sehr ernst. „Dir zeig ich, wer hier schwach ist“, sagte sie provokant und wollte sich zum Duell anbieten, doch Jozu und die Männer um ihn begannen zu lachen. Auch Hood konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Doch die Männer merkten schnell, dass sie es ernst meinte und so ließ Jozu kurzer Hand einen kleinen Tisch organisieren. Er setzte sich an eine Seite des Tisches und deutete Snežana, sich im vis a vis zu setzen. Sie tat es, auch wenn sie nicht ganz wusste, was er meinte. Doch das zeigte er ihr schnell. Gleich war sein Arm auf der Tischfläche platziert und die Herausforderung zum Armdrücken ausgesprochen. Die Schwarzhaarige nahm mit einem frechen überlegenen Grinser an. Der Wettkampf wurde eröffnet und für eine Weile tat sich kaum was. Die Kontrahenten starrten einander in die Augen, die Hände und Arme zitterten und immer mehr Zuseher gesellten sich um die beiden. Es wurde wild angefeuert und die Spannung stieg. Als plötzlich Jozus Hand eine entscheidende Bewegung nach hinten tat wusste sich Snežana wusste in diesem Moment im Sieg. „Whooooa“, die Menge fieberte mit. „Sorry kleine, ich spiel nur mit dir“, sagte Jozu und beendete die kleine Aktion indem er Snežanas Handrücken ruckartig auf die Tischfläche knallte. Die Männer hinter Jozu begannen zu jubeln, klopften ihm auf die Schulter und trösteten die Schönheit, sie solle sich nichts draus machen, sie sei ja eine Frau. Schneeweißchen hätte gleich richtig aufgemischt, wäre sie zu ihrer Schwester und Marco gegangen. „Ich bin dir wirklich sehr dankbar“, sagte sie leise, als sie neben ihrer Schwester Platz nahm und über diese hinweg zu Marco sah. Dieser winkte es ab. „Schon gut, ich mag die kleine ja“, antwortete. „Ich könnte es nicht verantworten, sie einfach so sterben zu lassen, aber ohne Paps‘ Einwilligung, darf ich nur über mein eigenes Blut verfügen. Du hast dann wohl die Blutgruppe eures Vaters, nicht war? Z?“, fragte er um das Thema zu wechseln, diese Dankbarkeitsschiene war ihm zu unangenehm. Die Weißhaarige nickte, fragte aber verwundert, warum er das wüsste. „Paps hats uns erzählt, als ihr weggesegelt seid, dein alter Herr war auf Gold Rogers Schiff“, erklärte Marco und Schneeweißchen nickte. „Er hat uns mal ne mächtige Kanonenkugel in den Bug geschleudert, da war ich noch nicht lange hier am Schiff, aber das blieb in Erinnerung“, sagte er mit einer Leichtigkeit. Der Vater der Schwestern war Kanonier auf Gold Rogers Schiff und hatte ein unheimlich gutes Ziel. Doch nach diesem Angriff war es nicht verwunderlich, dass die Whitebeardpiraten zurückschlugen. „Vater starb an diesem Tag, hat man uns erzählt“, sagte Schneeweißchen leise. Sie sah wieder zu ihrer Schwester und Stille trat ein. Einen Augenblick ließ sie dieser gewähren, denn dann lachte sie wieder. „Er war ein Nichtsnutz, ein cooler Typ, wir haben ihn nicht oft gesehen, aber auch Roger war schwer in Ordnung, deswegen haben Rosenrot, Bärchen und ich alles vorbereitet, als wir erfuhren, dass Roger geschnappt wurde und hingerichtet werden sollte, Papas alte Crew gab‘s nicht mehr, somit konnte er nicht kommen und uns rekrutieren, Roger meine ich, Papa war ja schon tot… Also müssen wir das jetzt selbst starten. Eine starke Crew, trotzdem brauchen wir jemanden wie Whitebeard, auch wenn er wohl an Papas Tod verantwortlich ist, so ist das Piratenleben nun mal“, plauderte Schneeweißchen vor sich hin. So gesprächig kannte sie sich selbst nicht, deswegen musste sie lachen. „Tut mir leid, falls ich dich vollquassle, kam so über mich“, entschuldigte sie sich, doch Marco hatte kein Problem damit. Es war interessant mehr über sie zu erfahren, über die Frau, die seinen Paps so auf die Palme trieb. Er lächelte sanft. „Die Transfusion ist abgeschlossen, nach einer Mütze Schlaf und was Deftigem zu essen wird sie sich wieder erholen. Aber ihr bleibt die Nacht hier an Bord, das ist eine Verschreibung des Arztes“, sagte Marco während er die Nadel aus seinem Arm zog, die kleine Einstichwunde fest abdrückte und sich schließlich einen Druckverband verpasste. Dasselbe tat er auch bei Rosenrot und ließ Schneeweißchen nach einer wiederholten Danksagung mit ihr alleine. „Gott sei Dank“, flüsterte sie und schlief neben ihrer Schwester sitzend ein. Kapitel 9: The Will to Change the World --------------------------------------- „Verdammte Scheiße noch mal, was sollte das denn?!“, Schneeweißchen schimpfte gerade mit ihren Navigator während sie alle die Flucht ergriffen. Der Jungspund hatte sich Streit mit einem eingebildeten Barkeep eingefangen, als es immer direkter und beleidigender wurde, zündete ihr Crewmitglied auch noch eine Rauchbombe, die die gesamte Bar zur Flucht motivierte und so zahlte an diesem rauen Abend niemand seine Zeche. „Er hats verdient, so wie er euch Mädls angemacht hat, das gehört sich nicht“, verteidigte sich der Punk und Bärchen stimmte sofort ein, Schneeweißchen allerdings sah das anders. „Wir sind Piraten, wir können mit Schlimmerem umgehen“, prustete sich die junge Frau auf und gab damit zu verstehen, dass sie keine Anstandsdame brauchte. Die Crew hatte sich, nachdem Rosenrot wieder über den Berg war aufgemacht, dem Logport zur nächsten Insel zu folgen, mit der Hoffnung, dort einen Arzt zu finden. „Ich versteh nicht, wie du so schnell genesen kannst“, sagte Marco zu Rosenrot, als sie am Tag nach der Bluttransfusion zu Mittag bereits wie ein Löwe Essen in sich hineinstopfte, von Fieber oder Erschöpfung war keine Spur mehr. „Bin halt n starkes Mädchen“, sagte sie und stopfte sich zwei Kartoffeln und eine Frikadelle gleichzeitig in den Mund. „Und so ein kultiviertes“, sagte Marco und ließ die Rothaarige mit ihrer Crew essen. Er wollte sie eigentlich noch etwas beobachten, doch Whitebeard lag es näher, die Truppe schnellstmöglich wieder weiter zu haben. „Nicht, dass sie sich hier einleben“, knurrte er in einem Nebensatz. Der Abschied fiel ihnen diesmal nicht so schwer, den Stuhl hatte der Piratenkapitän bereits ersetzt und an dem alten kein Interesse, vor allem weil der neue viel bequemer war, was wiederum Rosenrots Interesse weckte. Auf einen Tausch wollte er aber nicht eingehen, auch wenn sie so einiges versucht hatte. Schneeweißchen kündigte einen nächsten Besuch an, den der Riese strengstens ablehnte. „Du hast mir dein verfluchtes Ehrenwort gegeben, dass ich dich nie wieder sehen muss“, polterte er. „Indianer Ehrenwort“, besserte ihn die Weißhaarige aus und fügte noch hinzu: „Ich bin kein Indianer, ich bin Pirat!“ daraufhin ließ sie ein wildes Lachen los und zeigte ihre linke Hand, die Zeigefinger und Mittelfinger kreuzte. „Du bist ein Biest“, das waren die letzten Worte des großen Mannes, auch die letzten die Schneeweißchen brauchte. „Das bedeutet auch, dass wir zwei ne Revange haben“, verabschiedete sich Snežana von Jozu nur um jetzt mit der gesamten Crew von Schneeweißchen vor einem wütenden Barkeeper zu flüchten. Doch sie musste zugeben, sie hatte Spaß. Das Piratenleben machte ihr wahrhaftig Spaß. Und auch den anderen, sogar Käppi war Feuer und Flamme bei jedem harschen Wort, das sie hörte und lief nun auch der gesamten Truppe voraus Richtung Schiff. Einen Arzt, soviel war klar, würden sie hier nicht finden. Es war bereits der dritte Tag an dem sie auf dieser Insel. Eigentlich hatten sie sich sehr friedlich verhalten, immerhin wollten sie was. Dies war allerdings auch schon der letzte Tag, der Logport zeigte ein neues Ziel und die Erfolgslosen wollten noch einmal so richtig auf den Putz hauen, feiern, Zeche prellen und dann auf auf und davon. Dass sie nun aber auch gleich so verjagt wurden, war nicht geplant. Beim Schiff angekommen bremste sich die Crew ruckartig ein. Jemand hatte direkt vor ihrem Schiff einen Liegestuhl aufgebaut und las nun ganz gemütlich Zeitung. Schneeweißchen wollte das gleich regeln, den Rest der Crew schickte sie bereits aufs Schiff. „Hey alter Mann“, sprach sie denn Herrn mittleren Alters an, seine aschblonden Haare standen ihm in beiden Richtungen, links und rechts, vom Kopfe weg, oben drauf trug er einen Zylinder, vermutlich hatte er auch darunter wildes Haar. „Was treibst du hier? Hast was am Schiff gemacht?“, fragte Schneeweißchen und bäumte sich einschüchternd vor ihm auf. Der Mann legte die Zeitung zusammen, stand auf und klappte den Liegestuhl zusammen um ihn unter seinen Arm zu klemmen. „Hab gehört, ihr braucht ‘nen Arzt und ich brauch ne Mitfahrgelegenheit“, sagte er und ging Richtung Schiff. Er hatte wahrhaftig vor, aufzusteigen. „Hey hey hey“, die Kapitänin hielt ihn auf. „Wer bist du und warum denkst du, wir nehmen dich mit?“, fragte sie und der vermeidliche Arzt drehte sich um. Ein leicht verrücktes Lächeln huschte über seine Lippen. „Ich bin Doc Bader und ihr braucht einen Arzt“, sagte er und kletterte ohne weitere Diskussion aufs Schiff. „Willkommen Doc“, sagte Rosenrot, sah dann aber zu ihrer Schwester, die zu zweifeln schien. Das ging ihr alles etwas zu einfach. „Danke Kindchen“, sprach Bader, während er den Liegestuhl an Bord wieder aufklappte und sich mit seiner Zeitung, die sich als Medizinfachmagazin herausstellte, wieder hin und schmökerte. Auch wenn sie sich über die Situation noch im Unklaren war, gab Schneeweißchen die Befehle, das Schiff klar zu machen, Kurs zu setzen und los zu segeln. Die Crew hatte sich auf der Insel mit frischem Fleisch und Gemüse eingedeckt, welches Snežana zum Teil sofort in ein leckeres Abendessen verwandelte. Als sie alle bei Tisch saßen, auch Doc Bader, backte im Ofen noch ein Apfelkuchen, der ihnen Allen den Abend versüßen sollte. „Ich forsche, stehe auf dieser Insel aber leider fest, taugt nichts mehr“, sagte Doc Bader, als man ihn fragte, warum er als Arzt eine Mitfahrgelegenheit brauchte. „Und wo musst du hin?“, fragte Hood neugierig. Ein Arzt war ja wirklich genau wonach sie suchten, doch wenn Doc Bader nur zur nächsten Insel musste, hatten sie nicht viel davon. „Kinder, wenn ich das wüsste, mein Domizil ist zur Zeit auf Drumm, doch dahin kann ich erst zurückkehren, wenn ich Neues habe, wisst ihr, die Menschen stecken fest, sie lernen nichts Neues, kaum jemand will die Welt verändern“, sagte er, dabei lächelte er etwas betroffen. Vor über 15 Jahren wurde er sehr krank und reiste von einem Arzt zum anderen und keiner konnte ihm helfen, auch sie steckten fest, so jemand wollte Bader nicht sein, er wollte es vollbringen, er wollte die feststeckenden, die kranken Menschen heilen können. Schneeweißchen zuckte mit den Schultern. „Du hast recht, wir brauchen einen Arzt und solange du mit uns segeln möchtest, haben wir diese Sorge nicht, für deine medizinischen Leistungen bekommst du ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen, an unseren Schätzen hast du keinen Anteil“, sprach sie ernst. Doc Bader war damit einverstanden und erzählte der Crew nachdem sie nicht mehr nachgeben wollten, weil sie mehr über den neuen im Bunde wissen wollten von seiner Vergangenheit. Der Arzt war eigentlich ein gewöhnlicher Gauner, bis man ihm vor über 15 Jahren das Todesurteil aussprach, es war das Herz. Er wollte es nicht wahr haben, dass es das schon gewesen sein soll, auch wenn er schon einiges erlebt hatte, so hatte er nicht vollbracht in seinem Leben und so suchte er nach einem Arzt der ihn heilen konnte. „Niemand, niemand konnte mir helfen, alle sagten sie mir es sei vergebens, doch ich akzeptiere kein nein“, sagte Bader bestimmt und wollte den jungen Leute die Botschaft übermitteln, nie aufzugeben. Er sprach weiter und erzählte auch von seiner heilenden Entdeckung der Kirchblüten, deren Anblick ihn so begeistert, so entzückt und von Herzen gerührt haben, dass er sich wie geheilt fühlte und tatsächlich, ein Arzte bestätigte ihm, dass er gesund sei. Und genau so kam es dazu, dass er nun nach dem Allheilmittel, nach einer Tinktur suchte und forschte, die die Wirkung der Kirschblüten hatte. „Kann man nicht einfach überall Kirschbäume pflanzen?“, fragte Schneeweißchen naiv. Die anderen hingen dem Doktor förmlich an den Lippen und Schneeweißchens Frage klang so simpel und sogleich machte er ihnen klar warum das nicht so einfach war. „Wisst ihr, es gibt auf der Grandline, Inseln, auf denen vorrangig eine Jahreszeit herrscht, viele sogar und jetzt stellt euch mal Drumm vor, das ist eine Winterinsel, da blühen keine Kirschbäume“, sagte er traurig und stimmte auch den Rest der Crew traurig. Es wirkte so einfach, doch nun verstanden sie auch, warum er auf Forschungsreise war, warum er die Welt besegeln musste und Neues kennen lernen wollte. Anders käme er nie weiter. „Du bist bei uns auf jeden Fall gut aufgehoben“, sagte Schneeweißchen mit gedrückter Stimme und verschwand in der Kapitänskajüte. Rosenrot sah zu Boden. „Bei uns zu Hause hätte ein Kirschbaum vielleicht blühen können“, sagte sie bedrückt, zwang sich selbst aber dann zu einem Lächeln. „Aber ich will auch die Welt verändern! Ich will, dass die Welt ein Ort ist, wo alle in Frieden leben können, jeder Spaß hat und sich niemand bekriegt und alles gratis ist“, setzte sie wieder mit viel gehobener Stimmung fort. „Das nenn ich mal ein Vorhaben“, Doc Bader nickte. „Darauf sollten wir trinken!“, schlug Hood vor und Bärchen holte bereits wie auf Befehl ein Fass vom Unterdeck. Der Rest des Abends wurde ausgiebig gefeiert. Rosenrot hatte alle Hände voll zu tun, die Herren davon abzuhalten Käppi immer wieder aufs Neue Bier oder Sake in die Hand zu drücken. Beleidigt sah die Blonde stets dem Krug hinterher, der ihr wieder aus der Hand genommen wurde, weil es vernünftiger war. Hach, diese Vernunft. Davon wollte sie in diesen Momenten gar nicht hören, sie wollte auch einmal Alkohol trinken, zumindest kosten, doch nein, Rosenrot bestand darauf, dass kein Tropfen ihre Lippen berührte. Die Welt verändern, darüber machte sich Schneeweißchen gerade Gedanken. Nach einer erholsamen Dusche saß die Kapitänin nun in ihr großes schwarzes Handtuch auf ihrem Bett und betrachtete ein altes Familienfoto. Darauf zu sehen war sie mit ihrer Schwester und auch ihre Eltern waren darauf zu sehen. Jeder hatte ein fröhliches Lächeln aufgesetzt, doch der Schein trug. Ihre Eltern stritten fast ausschließlich, natürlich weil der Vater die Mutter mit den zwei kleinen Mädchen hat sitzen lassen. Anderseits hätte sie es wissen müssen, sie hatte sich auf einen Piraten eingelassen, der von Anfang an ehrlich sagte, er würde sein Piratendasein für nichts in der Welt aufgeben. Lange war Schneeweißchen deswegen traurig gewesen, doch nach all den Geschichten, die ihr Vater ihnen erzählte, wenn er mal nach Hause kam, verstand sie es irgendwann, sie verstand ihn zu 100% und würde das Leben als Piratin, welches sie erst vor kurzem begonnen hatte, nicht mehr aufgeben wollen. Sie würde die Zeit so gerne zurückdrehen und gemeinsam mit Rosenrot ihrem Vater folgen, mit ihm und Gold Roger Abenteuer bestehen und die Welt bereisen, doch ihr Vater hatte immer gesagt, es sei zu gefährlich für Kinder an Bord eines Piratenschiffes, deswegen nahm er sie nie mit, versprach ihnen dies aber, sobald sie volljährig waren. Daraus wurde nichts mehr. Seufzend lehnte sie sich zurück und schloss sanft die Augen. Sie dachte an all die Piraten, die sie bereits kennen lernte und auch daran wie von Männern dominiert dieser Haufen war und dies ging ihr gewaltigst gegen den Strich. Sie wollte es allen zeigen, sie und Rosenrot wollten jedem Mann zeigen, dass man es sich mit einer Frau nicht verscherzen sollte und umso mehr war sie verärgert, dass Whitebeard sie nicht aufnehmen wollte, gerade wegen dieser einen unfairen Tatsache. Doch ein freches Grinsen zog sich über ihre Lippen. Er würde schon noch merken, dass er jemanden wie sie und ihre Crew, die stetig wuchs, brauchen würde. Das wollte sie der Welt zeigen, dass es Frauen auch weit bringen konnten, dass man sich vor Frauen genauso fürchten musste und diese als Gegner genauso ernst nehmen sollte, wie vor einem bulligen Mann, der außer großen Muskeln nicht viel zu bieten hatte. Selbst bei der Marine setzten sie viel zu wenig auf Frauen, doch das sollte in Schneeweißchens Augen deren eigener Untergang sein. Ein lauter Knall gar nicht so weit weg von ihr riss sie sofort aus all ihren Überlegungen. In Windeseile war die Kapitänin rausgehastet und fand sich im Kanonenraum wieder, wo bis auf Snežana, die den Wachdienst schub, alle versammelt bei einer der Kanonen standen und jubelten. „Was ist hier los?“, rief sie. Eigentlich dachte sie, sie wurden attackiert, doch da sie alle hier versammelt waren und die Party ihres Lebens zu haben schienen, hatte die abgefeuerte Kanone einen anderen Hintergrund. Käppi stand direkt hinter der Kanone und drehte sich auf die Frage hin mit einem ganz rußigen Gesicht zu Schneeweißchen um. Auf ihrem Gesicht hatte sie das glückliche Lachen eines kleinen Kindes, welches gerade einen Welpen geschenkt bekommen hatte. „Käppi wird unsere Kanonierin sein“, sagte Rosenrot stolz und deutete durch ein Bullauge. Schneeweißchen trat näher und sah direkt hindurch, nur um dort einen rauchenden Felsen zu sehen, doch recht weit weg. „Den hat sie von hier getroffen?“, fragte sie und sah zwischen der Rothaarigen und der Blondine hin und her. Alle nickten. Schneeweißchen war sichtlich begeistert. Auch wenn sie sich gewünscht hätte, dieses Talent von ihrem Vater geerbt zu haben, so musste sie rasch feststellen, das war nicht so und auch Rosenrot hatte kein Glück. „Das ist ja großartig“, sagte sie lachend. „Die wäre hier sonst eh nur verstaubt, wenn das keiner könnte“, saprach sie wieder und wuselte Käppi stolz durchs Haar. „Weiterüben und auf der nächsten Insel brauchen wir mehr Kugeln“, bei diesem Satz besah sie den lächerlichen Vorrat an Kanonenkugeln, der deswegen so gering war, weil die Schwestern sich nicht eingestehen wollten, dass sie für diese Art der Verteidigung absolut kein Talent hatten und so waren viele wortwörtlich in den Wind geschossen worden. „So werden wir all unsere Feinde versenken können, noch bevor sie wissen, mit wem sie es zu tun haben“, der Gedanke gefiel Schneeweißchen richtig gut. In ihrem Hinterkopf kam ihr auch der Gedanke, dass dies sogar ein Trumpf bei Whitebeard sein könnte und das feierte sie umso mehr. Kapitel 10: Time for Lunch -------------------------- Eine weitere Insel war dank dem Logport rasch angesteuert, auf die Meldung, dass Land in Sicht sei, fixierte Hood das Steuerrad und half den Anderen beim Einholen der Segel. Mit der Restgeschwindigkeit, die sie dann noch draufhatten, gingen sie vor Anker. Wenn es der Crew auch etwas eigenartig vorkam, dass es hier keinen Hafen gab, so stand hier auch kein anderes Schiff und direkt hinter dem knappen Strand schien es über die ganze Insel nur einen riesigen Urwald zu geben. Was sich darin versteckte, wollten sie schnell herausfinden. Außerdem war die Insel, anders geformt als sie Inseln kannten, diese hier hatte Zacken in alle Richtungen und alle schienen mit Wald besiedelt zu sein. Doc Bader sprang direkt als erster von Bord, in der einen Hand trug er einen Koffer aus dem das Papier nur so herausragte, weil er schlampig zugemacht wurde, in der anderen Hand hatte er einen Notizblock, der Stift steckte in seinem Zylinder. „Ich werd‘ mir hier mal die Flora und Fauna ansehen“, sagte er und verschwand sofort im Wald. Etwas beunruhigt, dass ihm etwas passieren konnte, schickte Schneeweißchen sofort Bärchen hinterher. Der Rest der Crew sicherte das Schiff ordentlich ab während Schneeweißchen, mit dem Rücken zum Meer direkt in den Wald hineinsah. Es war ausgesprochen leise hier und das beunruhigte sie. Das Klima war sehr warm und sie konnte sich vorstellen, dass es in dem Wald richtig tropisch werden konnte, die Bäume und Büsche, die sie von hier erkennen konnte, sahen nämlich nicht so aus wie gewöhnliche Pflanzen, die sie von zu Hause oder bereits besuchten Inseln kannte. „Soll jemand beim Schiff bleiben Käpt‘n?“, fragte Rosenrot und Schneeweißchen nickte. „Bitte bleib du mit Käppi hier. Sobald ihr etwas hört, macht das Schiff klar und wartet, dass wir zurückkommen. Ich trau der Stille nicht“, sagte sie ruhig. Käppi war richtig beleidigt, dass sie am Schiff bleiben musste. Sie wollte die neue Insel ansehen, Blumen pflücken und vielleicht ein paar leckere süße Beeren aus dem Wald naschen. Rosenrot tat ihr Bestes, dem Mädchen klar zu machen, dass es hier sowieso zu leise und zu langweilig war, Schneeweißchen versprach, Beeren mitzubringen. „Und ich nehm‘ dir einen Strauß Blumen mit“, sagte Snežana und zwinkerte dem Mädchen zum Abschied zu. Schneeweißchen betrat mit Hood und Snežana den Wald, dabei fiel den Dreien eines sofort auf. „Was duftet hier denn so himmlisch?“, fragte Hood. „Ich habe keine Ahnung, aber wir werden auf jeden Fall was davon haben“, versprach die Kapitänin und das erste Ziel war beschlossen. Dank ihrer Machete konnte Schneeweißchen verwachsene Wege schnell in gemütliche Wanderpfade verwandeln. Die frisch geschliffene Machete glitt nur so durch die Lianen und Äste, die Schneeweißchen im Weg hingen. „Denkt ihr, die Insel ist bewohnt?“, frage Snežana, die am neugeschnittenen Wegrand bereits ein paar Beeren einsammelte, ein Körbchen dafür hatte sie sich vom Schiff aus der Kombüse mitgenommen. „Kann ich mir kaum vorstellen… Es ist viel zu leise und alles ist verwuchert“, ahnte Hood und niemand vermutete, dass sie aus dem Dickicht bereits beobachtet wurden. Die drei machten kein Geheimnis daraus, dass sie da waren, sie plauderten aufgeweckt miteinander und sprachen vorrangig über die enormen Ausmaße dieses Dschungels. Beeindruckend war es ja, allerdings hatten sie schnell das Gefühl, dass sie sich verlaufen würden, wäre Schneeweißchens freigeschlagene Spur nicht so unübersehbar. Ein wildes Rascheln im Gebüsch ließ die drei abrupt stehen bleiben. Schneeweißchens Zeigefinger wanderte zu ihren Lippen um ihren Mitstreitern zu deuten, sie sollten leise sein. Zustimmend nickten sie und sahen sich nach dem Rascheln um, es war direkt vor ihnen. Hood griff sich an die Schulter, wo er seinen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen trug und bewaffnete sich. Einen Pfeil legte er bereits gegen die Sehne, welche er direkt spannte. Er wollte bereit sein, auch die Kapitänin war bereit, die Machete hatte sie bereits die ganze Zeit in der Hand und Snežana neigte ihren Kopf erst nach rechts und dann nach links, bei beiden Bewegungen knackten ihre Halswirbel. „Uah…“, war Hoods Kommentar auf die unschönen Geräusche und auch das indirekte Kommando zum Angriff, denn eine riesige Giraffe, die sich als Verursacher des Geraschels herausstellte, tauchte plötzlilch auf und lief direkt auf sie zu. In Windeseile hatte Hood drei Pfeile im Hals des Tieres versenkt. Schneeweißchen zog mit ihrem Buschmesser lange Schnitte entlang der Beine und Snežana schaffte es nach ein paar Sprüngen auf und zwischen den Bäumen der Giraffe einen K.O. Kick gegen die Schläfe zu verpassen, dass das Tier bewusstlos neben ihnen zu Boden ging. „Sagt man habt ihr sie noch alle?“, eine empörte Stimme hinter ihnen ließ die drei hochschrecken, sie drehten sich schnell um und vor ihnen baute sich ein in Rüstung geworfener stämmiger Mann auf. Er trug neben der Rüstung noch eine weiße Hose, feste Stiefel und einen Helm, auch ein Bart schien sein Gesicht zu zieren, doch der Helm verdeckte beinahe alles davon. „Ihr könnt hier doch nicht einfach reinspazieren und die Bewohner fremden Territoriums abschlachten!“, rief er ihnen zu, als Kampfansage hielt er ihnen noch ein rostiges altes Schwert entgegen und wartete auf eine Reaktion. „Bewohner?“, Schneeweißchen sah zu der Giraffe. „Das ist n Tier“, sagte sie und der eigenartige Fremde schleuderte ihr augenblicklich das rostige Schwert gegen den Kopf. Natürlich, schneiden konnte es nicht mehr, aber als Wurfwaffe, war es gar nicht so übel, denn die Weißhaarige wankte ein paar Schritte zurück ehe zum Gegenangriff ansetzen wollte. „Das ist ein Bewohner, ein Lebewesen wie du und ich“, sagte der Gerüstete streng und bewegte sich flink, dass er sein Schwert wieder hatte und direkt hinter Schneeweißchen stand. Hood hatte bereits wieder einen Pfeil gespannt und wartete auf den richtigen Moment zu Schießen während Snežana erstmal hinter der gefallenen Giraffe hervorlugte. „Ach, so einer bist du“, konterte Schneeweißchen „Is ja gut, wir fühlten uns bedroht“, sagte sie und sofort fing sie sich die nächste Rüge ein: „Ihr dringt hier in den Lebensraum von Wesen ein und fühlt euch bedroht, wenn eins ums Eck kommt?“ Die Empörung war groß, doch Schneeweißchen verdrehte nur die Augen. „Sorry, kommt nicht wieder vor“, sagte sie genervt und steckte die Machete weg. Sie spürte, dass von dem Mann keine direkte Gefahr ausging, solange sie sich halbwegs am Riemen riss und auch, wenn das nicht ihre Art war, so waren sie in seinem Revier, er kannte sich hier aus und hinter jedem Busch konnte ein gefährliches Tier sitzen und herauspreschen. Schneeweißchen nahm so viel Energie hier wahr, dass sie es kaum auseinanderhalten konnte. „Dummes Mädchen“, sagte der Mann nur und kümmerte sich dann um die Giraffe. Einige Bandagen hatte er mit, welche er ihr um die Schnitte legte, Hood zog in der Zwischenzeit seine Pfeile aus dem Hals der Giraffe. Zum Glück des Tieres hatte er sie nicht tödlich verletzt, das war grundsätzlich auch gar nicht sein Vorhaben, er wollte sich schlicht verteidigen. Schneeweißchen blies Luft mit einem F-Laut aus und deutete ihren Begleitern, ihr zu folgen. Die Situation war für sie gegessen und ihr Ziel hier hatten sie noch immer nicht erreicht, was sich aber auch schon im nächsten Augenblick ändern sollte. „WOW!“, die drei waren wie geblendet von dem Anblick, der sich ihnen nur wenige Schritte weiter offenbarte. es glich einer Fressoase. Kleine Teiche aus Suppe, Wasserfälle aus Nudeln und leckerste Keulen und andere fleischige Speisen waren hier aufgetischt. „Wie ist das möglich?“, fragte Snežana. Es wirkte nach einer Falle, doch noch bevor sie ihre Vermutung kundtun konnte, waren Schneeweißchen und Hood auch schon am Futtern. Jegliche Diskussion wurde abgewimmelt, es war einfach zu lecker. So reizvoll es auch war, Snežana traute dem ganzen hier nicht. So skeptisch Schneeweißchen der allgemeinen Situation auf dieser Insel noch war, so naiv stürzte sie sich jetzt in den Fresswahn. Die schwarzhaarige Schönheit hingegen versuchte die Gegend hier genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie befanden sich auf einer beinahe verlassenen Insel, es sei denn, es gab noch mehr, wie den Mann, der ihnen vorhin noch eine Standpauke gehalten hatte, außerdem scheinen sie gerade das Zentrum betreten zu haben, denn hier kam viel mehr Licht herein als sonst und rund um diesen Ort schien es genauso viel Dschungel zu geben, wie da wo sie hergekommen waren, außerdem gab es hier Essen in Hülle und Fülle und es sah alles wunderschön angerichtet aus. „Leute?!“, Snežanas Stimme zitterte gemeinsam mit dem plötzlich zu beben beginnenden Boden, dass ihr sogar das Körbchen mit den Beeren aus der Hand fiel. Schneeweißchen hielt inne. „Waff if daff bem?“, fragte sie mit vollem Mund und auch Hood erkannte die Veränderung der Situation. „Was zur Hölle wird das denn?“, Rosenrot und Käppi saßen gerade noch ganz gemütlich auf dem riesigen roten Stuhl, der den Mast darstellte als sie plötzlich beobachteten wie sich der Meeresspiegel veränderte und ihr Schiff zu schaukeln begann. Ein Blick auf die Insel verriet ihnen sofort was los war. Es sah so aus, als würde sich die Insel, auf der ihre Freunde gerade noch ein kleines Abendteuer starteten, aus dem Wasser erheben und davon fliegen. „Guck mal, die klappt zu“, sagte Käppi und deutete zu der Insel. Tatsächlich, die Blonde hatte vollkommen Recht. Rosenrot konnte gar nicht schnell genug reagieren, da fühlte es sich schon so an, als würde der Sog das Schiff näher zu der Insel ziehen. Die kleine Restcrew machte sich drauf und dann den zweiten Anker auszuwerfen und die Segel wieder zu lichten, weil der Wind zu ihren Gunsten ging, was sich aber nach Rosenrots Vermutungen jede Minute ändern konnte. „Was machen die anderen?“, fragte Käppi nachdem sie sich gelassen über das Hauptsegel gleitend wieder neben Rosenrot beim Steuerrad einfand, wo sie eine gute Sicht auf die Insel hatten. „Ich habe keine Ahnung“, murmelte diese als Antwort und starrte entsetzt auf die sich immer weiter zusammenklappende Insel. Irgendwie – und das fiel ihr gerade erst auf – sah diese ja aus wie eine riesige fleischfressende Blume und da stockte sie. Käppi nahm ihre Hand, drückte diese fest und die beiden Mädchen hofften, dass die Anderen das irgendwie überlebten. Im Mittelpunkt der Insel spitzte es sich bereits zu. Hood knotete ein Seil an einen seiner Pfeile und schoss diesen weit an einen Punkt an dem die Insel sich erhob um sich wegschwingen zu können. Doch zuvor sah er zu Schneeweißchen und Snežana. „Beide schaff ich nicht und der Pfeil noch viel weniger“, sagte er und Schneeweißchen stieß ihm Snežana hin und rief ihm noch zu: „Ich pack das schon“ und als wäre es ein Stichwort gewesen, prallte aus der Ferne jemand direkt auf sie und riss ihr die Beine vom Boden. „Hey, Rüstungsmann, bist doch nicht so grimmig“, lachte sie und besah ihren Retter, doch dies war niemand in einer Rüstung und schon gar nicht ein Mann. Schneeweißchen hielt sich an einer hübschen, minimal älteren, jungen Frau fest, die neben einem Lendenschurz ein zerfetztes schmutziges weißes Top trug auf dem einige Blätter fixiert waren. Auf dem Kopf trug sie einen schwarzen Dreispitz unter dem langes Aschblondes Haar im Wind flatterte. Die grünen Katzenaugen fielen der Weißhaarigen sofort auf. „Nope, ich bin nicht grimmig“, grinste die Retterin „Aber ein Rüstungsmann bin ich auch nicht“, sagte sie als sie nach einem weit gezogenen Kreis mit der Liane, an dem die Brünette daher kam, auf dem Stamm einer riesigen Lillie landete. „Halt dich fest“, befahl sie und sah sich nach den Anderen um, die sie rasch in Sicherheit erkannte. Auch Schneeweißchen erleichterte der Blick zu Hood und Snežana, die gar nicht so weit weg von ihnen waren, die Crew war gesichert, wobei, wo waren Doc Bader und Bärchen? Schneeweißchen erkannte aber auch, dass sie immer noch sehr nah an die brünette braungebrannte Frau gedrückt war. „Kannst… kannst du mir erklären, was hier gerade passiert?“, fragte die Weißhaarige und ihr gegenüber lächelte. „Wir lernen uns sehr schnell kennen“, sagte diese und deutete auf Schneeweißchens Hand, die durch den kurzen Flug an ihrem Hintern lag und dort weiterhin verweilte, bis zu diesem Moment, wo Schneeweißchen sie ganz schnell unter Entschuldigungen wieder wegzog. Worauf die Fremde nur kicherte. „Ich bin Alix und wir können gerne langsam beginnen“, sagte sie und zwinkerte Schneeweißchen zu, welche sich in dieser Situation etwas überfordert fühlte. Nicht weil sie abgeneigt gewesen wäre, aber weil das hier doch ein wenig abrupt war und ihr Alix eindeutig eine Spur zu selbstsicher war, normalerweise – und da war egal, wie ernst sie es meinte – war sie diejenige, die den Ton angab. Schneeweißchen liebte die Überlegenheit, die war soeben aber wie weggefegt. Die Weißhaarige räusperte sich, sammelte all ihre Selbstsicherheit wieder zusammen und stellte sich auch vor. „Was machen die zwei da drüben?“, flüsterte Snežana und Hood winkte sofort ab: „Was auch immer es ist, es ist wunderschön“, säuselte er „Hey! Ihr da! Habt ihrs auch überlebt?“, kam es von einer ganz anderen Ecke aus dem fast komplett verdunkelten zusammengeklappten Dschungel. Alle sahen sich nach der Stimme um und erkannten Doc Bader und den Mann mit der Rüstung. „Na Gott sei Dank, wir leben alle“, hauchte Schneeweißchen erleichtert und jeder wartete darauf, dass etwas passierte. Kapitel 11: Changes in Plan --------------------------- Rosenrot fragte sich, ob es ihr nur so vorkam, oder ob die Insel tatsächlich eine halbe Ewigkeit brauchte, ehe sie sich wieder aufklappte. Sie hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass überhaupt noch irgendetwas passierte. Gespannt standen die beiden da und fieberten mit. Natürlich hofften sie, dass den Anderen nichts passiert war, aber viel mehr fragten sie sich, was das gewesen war. Neugierig beobachtete vor allem Käppi das Phänomen: „Ich bin doch froh, dass ich hier geblieben bin“ Rosenrot nickte nur zustimmend, wobei es sie auch brennend interessierte, was in der Insel vorging, während sie zugeklappt war. „Ihr befindet euch am Bowing Archipel, das ist eine Inselgruppe bestehend aus Fleischfressenden Pflanzen, die für Inseln gehalten werden und das gerade eben war Mittag“, erklärte Alix mit einem kessen Lacher als sie alle wieder festen Boden unter den Füßen hatten. „Hat alle meine Freunde gefressen die Insel“, sagte der Mann mit der festen Rüstung, der mit Doc Bader nun auch wieder bei der Gruppe war. „Ich bin nicht dein Freund?“, fragte die Dame im Lendenschurz und stemmte die Hände fest gegen ihre Hüften, sie war empört, war sie doch seit Anfang an dabei, mehr durch Zufall als beabsichtigt, aber sie war da und sie war die einzige, mit der er sich unterhalten konnte, auch wenn er dies vehement ablehnte. Alix war eine sehr aufbrausende Persönlichkeit, das erklärte er allen Anwesenden, nachdem sie fast genauso empört auf seine ablehnende Antwort reagierten. „Versteh ich gut, die hier sind auch nicht gerade ohne“, sagte Hood und deutete auf Snežana und Schneeweißchen, die ihrer Empörung noch einen draufsetzten. „Sag mal, ich kann dich auch hier lassen“, drohte Schneeweißchen. Alix hängte sich sofort bei Schneeweißchens Arm ein: „Und nimmst mich stattdessen mit? Wisst ihr, wie zermürbend es ist, wenn so lange keine Menschenseele mit dir spricht?“. Das ging Hood zu schnell. „Hey hey hey, niemand wird hier gelassen oder? Ich bin auch wieder nett zu dir“, versuchte sich Hood wieder einen guten Namen zu machen. Sie würde ihn schon nicht hier zurücklassen, aber ein wenig quälen und aufziehen war schon drinnen. „Ich glaube, wir sollten den Besuch auf dieser Insel so kurz wie möglich halten“, warf Snežana ein und wurde sofort durch ihre Mitstreiter bestätigt, bis auf einen: „Aber hier gibt es so viele Pflanzen, die ich erforschen möchte“, kam es von dem frisch gewonnen Arzt. Schneeweißchen war gleich klar, was dies bedeutete und das schmeckte ihr nicht. „Wir haben dich nicht mitgenommen, nur dass du uns jetzt wieder verlässt, wir brauchen ‘nen verdammten Arzt“, protestierte die Kapitänin und entriss Alix vor Wut den Arm, den diese immer noch hielt. Bader baute sich vor der jungen Dame auf, sah auf sie herab und konterte ganz sachlich: „Ihr habt mich mitgenommen, weil ich euch angeboten habe, euch mein medizinisches Wissen zur Verfügung zu stellen, wenn ihr mich solange mitnimmt, bis ich einen neuen Forschungsort finde und diesen habe ich soeben gefunden. Ich werde hier mit Herakles bleiben, er zeigt mir, zu überleben und ich werde jede einzelne Pflanze hier unter die Lupe nehmen. Es geht um das Wohl der gesamten Menschheit!“ Schneeweißchen stampfte mehrmals wütend auf den Boden, das ging ihr sowas von gegen den Stich, was würde passieren, wenn ihnen irgendetwas geschah? Niemand konnte ihnen helfen. „Und was denkst du, sollen wir jetzt machen?“, fragte sie angespannt, Stillte herrschte einen Moment lang. „Ich kann euch meinen Eternal Port nicht geben, aber ihr müsst nach Drumm, dort gibt es einen Arzt, der zu euch passen könnte, sein Name ist Faust“ Die Weißhaarige bäumte sich noch einige Zeit über diese Situation auf. Wie sollten sie ohne Plan nach Drumm? Wie sollten sie den Arzt überreden und was taugte er überhaupt? War er vielleicht noch eigenartiger als Bader? Die Diskussion brachte den ganzen Dschungel durcheinander. Die wilden Tiere, die einen Blick erhaschen konnten, flüchteten sofort wieder und nach Getrampel und lautem Prozess bebte der Boden abermals. „Das ist ungewöhnlich“, sagte der Mann in der Rüstung, der sich als zuvor benannter Herakles herausstellte. Sogleich war seine Reaktion den sich verteidigenden Arzt zu schnappen und sich im Dickicht an einen Baum zu klammern. Hood setzte erneut Pfeil, Bogen und Seil ein um sich und Snežana in Sicherheit zu bringen. Alix war bereits wieder auf einen Baum geklettert um sich eine Liane zu schnappen, mit welcher sie sich wieder schwunghaft Schneeweißchen angeln konnte, welche diesmal nicht mehr so überrumpelt war, auch wenn ihr die Situation neu war, dass ihr eine so hübsche Frau so nah war. „Ich mag dich, du sagst, was du denkst“, machte die Brünette Schneeweißchen ein Kompliment und grinste sie mit breiten Lippen an. „Du bist ziemlich eigenartig, das mag ich auch irgendwie“, gab die Weißhaarige zu und musste direkt ein bisschen lachen. Eigentlich hatte sie gedacht, sie würden hier ein paar Tiere schlachten und lange leckeres Fleisch auf Lager haben, doch im Gegenteil angelte sie sich eine neue Kameradin. Da fiel ihr ein: „Was kannst du eigentlich?“ Alix sah sie verwundert an. In der Zwischenzeit klappte die Insel wieder zusammen und Rosenrot fiel ein weiteres Mal das Herz in die Hose. „Ich kann lesen, schreiben, n bisschen rechnen und… ach ja, sprechen“, antwortete sie frech. Schneeweißchen schmunzelte. „Und wie verteidigst du dich?“, wollte sie wissen. Alix tat so, als wäre ihr gerade erst eingefallen, dass ihr Gegenüber darauf hinauswollte: „Achsooo“, sagte sie und zwinkerte: „ich beherrsche eine Kampftechnik, die sich Bodenfauststil nennt, hab ich mir bei der Marine abgeschaut“, erklärte sie. Schneeweißchen stockte. Schnell wollte sie wissen, ob Alix zur Marine gehörte, doch dem war ganz und gar nicht so. Alix fühlte sich aktuell keiner Fraktion zugeteilt, sie genoss ihr Leben in vollen Zügen, auch wenn sie seit zwei Jahren auf dieser Insel festsaß, so versuchte sie stets alles zum Besten zu wenden. Der zweite Fresszyklus der Insel war schneller vorbei als der erste, sodass die Abenteurer schnell wieder am Boden standen. Die Pläne waren schnell ausgeredet. Jeder nahm so viel zu essen, wie er konnte und schnurstracks ging es zurück zum Schiff. Heilfroh, dass die alle überlebt haben ließ sich Rosenrot erleichtert auf den Boden fallen. „Zum Glück“, flüsterte sie und schloss die Augen. Sie waren alle wohl auf, alles andere war ihr im Moment egal. „Wow, das ist euer Schiff?“, fragte Alix und besah den schwimmbaren Untersatz von allen Seiten, die an Land möglich waren. „Jap, unser Schiff, die Fairy Tail“, sagte Schneeweißchen stolz. Doc Bader huschte schnellstmöglich an Bord, packte seine übrigen Unterlagen, seinen Liegestuhl und stand auch schon wieder vor der versammelten Crew. „Es war ein kurzes Vergnügen liebe Leute, aber diese Pflanzen… ich kann einfach nicht weg“, startete der alte Mann seinen Abschied. „Du kannst mich mal“, gab Schneeweißchen angepisst von sich. Erst hatte sie Hoffnungs darauf, endlich medizinisch ausgestattet zu sein und nun war alles wieder erledigt, sie hatten zwar einen Namen und eine Insel, aber keinen Kurs. Sie machte einen gekränkten aber imposanten Abgang, indem sie in einem Satz mit einem gekonnten Salto an Bord sprang, sich oben noch die beiden Zöpfe richtete und sie nur umdrehte um Doc Bader die Zunge zu zeigen. „Jetzt weiß ich, was du meintest“, sagte Herakles zu Hood und sprach ihm sein Beileid aus, vor allem deswegen, weil sein Leid nun mit ihnen für und Hood eine Frau mehr hatte, die ihn auf die Palme bringen würde. Hood nickte nur, tat etwas leidig und fing sich auch einen schlag mit der flachen Hand auf den Oberarm: „Du hast es gut, wenn du mit uns reisen darfst“, keifte Snežana und betrat nun auch lieber das Schiff. Alix bließ Luft zwischen den Lippen hervor, dass die Haare, die ihr ins Gesicht hingen dabei weggeblasen wurden. „Eigentlich hatte ich nie ein Problem mit dir, aber das ist nicht fair“, sagte sie schließlich, zog einen Schmollmund und ging gefolgt von Hood zum Schiff. „Viel Spaß hier Bader, lass dich nicht fressen“, sagte der Navigator, bevor er Alix hoch half und selbst die letzten Meter der Strichleiter mit einem Sprung überwindete. „Sagt mal, wo ist eigentlich Bärchen?“, fragte Schneeweißchen, als sie ihre Crew besah und kontrollierte, ob all da waren. Ihr Blick war sofort auf Bader gerichtet, der am Strand zurückblick. „Wo ist mein Bär?!“, rief sie hinunter und Bader zuckte mit den Schultern. „Wurde wohl gefressen“, sagte er locker. Die gesamte Crew wurde in Schock versetzt. „Bitte was?!“, wollten sie alle wissen, doch Bader hatte keine weiteren Informationen dazu. Allerdings betrat wie auf Stichwort nun für tot Erklärter den Strand. Er war vollkommen zerzaust und seine Kleidung war zerfetzt. „Ich hasse dich!“, sagte er und deutete auf Herakles. „Und dich“, dabei deutete er auf Doc Bader. „Hasse ich noch viel mehr“, sprach er weiter. Jeder sah ihm an, dass er vor Wut nur so geladen war, aber auch, dass er wohl einiges mitgemacht hatte. Mit einem grimmigen Gesicht ging er schweigend, aber schnaufend an den beiden vorbei, sein Ziel war, so schnell wie möglich an Bord zu steigen und schnellstmöglich dieser Insel und den beiden Verrätern zu verschwinden. Ihm war vollkommen egal, ob Bader hier blieb und es war ihm auch lieber so und so hinterfragte er die Situation gar nicht, dass alle an Bord waren, aber die zwei Gestalten noch dort unten waren. Er holte sofort den Anker ein und nachdem sich vor allem Rosenrot und Käppi darüber freuten, dass jeder wohlauf war, ging die Reise auch schon weiter. Rasch war auch schon erklärt, dass der Arzt zwecks Pflanzenkunde hier bleiben wollte um seine Forschungen voran zutreiben. Auch wenn Schneeweißchen es nicht so sachlich rüberbrachte. „Na dann ist ja gut, dass ich ihm noch was gemopst habe, keine Ahnung, was es macht, aber es sieht so aus, wie das Ding, das Hood am Arm hat“, er nahm etwas aus seiner Hosentasche und warf es seiner Kapitänin zu, welche es sofort erkannte. „Das ist der Eternalport nach Drumm“, schrie sie aufgeregt. „Jawohl du alter Sack!“, jubelte sie noch und machte eine triumphierende Pose. Bärchen verstand überhaupt nicht und schnell wurde von Snežana erklärt, der Arzt habe sie im Stich gelassen, ihnen aber immerhin einen Namen und einen Ort genannt, allerdings ohne Anhaltspunkt, wie sie dort hin kommen könnten. Schneeweißchen strahlte über beide Ohren. Sie drückte Hood den Eternalport mit dem Befehl, Kurs auf Drumm zu setzen. Erst dann bemerkte sie, wie verwirrt Rosenrot Alix betrachtete. „Achso, ja, das ist Alix, sie ist mit dem komischen Kerl auf dieser noch komischeren Insel gestrandet und wir retten sie jetzt“, erklärte Schneeweißchen rasch. Alix setzte sofort ein zuckersüßes Lächeln auf und verneigte sich vor allen: „Hallo, es ist mir eine Ehre“, sagte sie und klatschte begeistert in die Hände. Die Weiterreise startete gar nicht mal so schlecht. Jeder machte sich an seine Position. Hood stand beim Steuerrad und navigierte, Bärchen kümmerte sich wieder um die Umbauten in den Schlafräumen um ein eigenes Zimmer für Snežana zu formen, diese wiederrum hatte sich in der Kombüse verschanzt und kochte für diejenigen, die sich auf der Insel nicht den Wanst vollgeschlagen hatten. Käppi hatte Alix direkt auf ein Kartenspiel eingeladen und Rosenrot stand mit Schneeweißchen am Ausguck. „Und? Kann sie was, oder ist sie nur hier, weil sie hübsch ist?“, fragte Rosenrot mit einem frechen Grinsen. Sie kannte ihre Schwester gut. Diese hatte einfach ein Herz für hübsche Frauen oder vielmehr einen Fable. „Sie beherrscht wohl eine Kampftechnikl der Marine, die sich Bodenfauststil nennt und ja und? Lass sie hübsch sein“, gab Schneeweißchen den letzten Teil schnippisch zurück. Rosenrot kicherte. Es war ihr nur wichtig, kein hübsches Mädchen an Bord zu haben, um das man sich kümmern müsste. Selbst Käppi machte sich richtig gut und würde die nächsten Tage und Wochen noch einiges an Training genießen dürfen. Hood konnte sie noch nicht ganz einschätzen, aber er war sehr geschickt mit Pfeil und Bogen, so hatte er ihnen bereits mit einer Schnur zum Einholen, Fische aus dem Meer geschossen. Vielleicht sollte sie sich seine Nahkampftechnik auch noch einmal ansehen. Aber neben all diesen Vorbereitungen und Trainings für kommende Auseinandersetzungen mit der Marine und anderen Piraten, war ihr aktuell eines am wichtigsten: „ESSEEEEN!!“, rief Snežana und in Windeseile war die Vizekapitänin die Lehne des roten Stuhles hinuntergeklettert und die hungrige Meute versammelte sich in der Kombüse. Schneeweißchen blieb im Ausguck zurück, ihr blieb die Nachwache. Kapitel 12: Rain ---------------- Die Tage zogen schnell an ihnen vorbei. Am Weg nach Drumm gab es keine besonderen Zwischenfälle, keine anderen Piraten, die sich ihnen in den Weg stellten, nur ein kleines Handelsschiff kam ihnen in die Quere, oder viel mehr kamen sie den armen Händlern in die Quere. Die Nacht zog schnell ein und auch die Gewitterwolken holten auf. Zu Schneeweißchens Erleichterung sollte es nur Regen sein. Regen der lange anhielt, da der Wind genau mit ihnen ging und der Weg der Wolken somit dieselbe Route eingeschlagen hatte wie die Fairytail. Gerade noch konnte die Weißhaarige den letzten Sonnenstrahlen dabei zusehen, wie sie immer mehr verblasten und das letzte bisschen Tageslicht am Horizont verschwand. Hätten sie nicht eine Lichterkette mit bunten Lampions übers Deck gezogen, wäre es stockfinster und es wäre nichts zu sehen. Dennoch war das Licht gedimmt genug, dass Hindernisse, andere Schiffe oder gar Festland nicht zu übersehen waren. Das Deck war wie leergefegt. Bärchen hatte noch den Wischmopp geschwungen und den Boden auf Vordermann gebracht und Hood hatte das Steuerrad mit der richtigen Einstellung auf den Kurs festgeklemmt. Auch alle anderen, die zuvor hungrig über Snežanas ausgezeichneten Eintopf und den Resten ihres Apfelkuchens hergefallen sind, lagen in ihren Kojen, Hängematten und Betten. Schneeweißchen hatte den Wachdienst über. Sie musste zugeben, ein bisschen Radau hätte sie nicht verschmäht. Sie befanden sich auf der Grandline, aber kaum ein Piratenschiff war zu sehen. Wo war es, das Große Piratenzeitalter? Dass die meisten aber erst von den verschiedenen Blues kamen und den Rivers Mountain bezwingen mussten, bedachte sie bei ihren Überlegungen nicht. Die Crew hatte einen guten Start, da sie mitten auf der Grandline startete und mit ihrem Eternal Port nun eigentlich am Weg zurück waren, dort hin, wo ihnen dann doch noch ausreichend Piraten entgegen kommen sollten. Doch in den letzten Tagen waren sie wohl noch nicht nah genug an der Zone, wo es vor Piraten nur so wimmeln musste. Es war wirklich ausgesprochen leise, hier und da konnte sie Bärchen schnarchen hören, so laut war der gute Mann, aber sonst drang nur das Meeresrauschen an ihre Ohren. Gerade nahm sie einen Schluck von ihrem Krug mit Rum und leckte sich das scharfe Getränk von den Lippen da hörte sie jemanden über Deck trappeln. Es waren sanfte und leise Schritte, dass ihr klar war, dass es sich um eine Frau handelte, aber sicher nicht ihre Schwester. Somit konnten es nur Käppi, Snežana oder Alix sein. Snežana schloss sie aber auch aus, da diese den wohl besten Schlaf der gesamten Crew hatte und Nachts nie wach war, außer sie hatte Wachdienst und da wollte Schneeweißchen ahnen, schließ sie. Käppi hätte sie auch mehr Wucht in ihren Schritten angedichtet, vor allem, wenn man nicht mehr viel Licht hatte und das Schiff sich bewegte. Somit kam für sie nur noch eine in Frage. Ein Blick bestätigte sie sogleich. Der Wildfang vom Bowin Archipel hatte sich in der Zwischenzeit Klamotten von den Schwestern ausgeliehen. So trug sie eine lange schwarze Hose und darüber eine weiße Bluse. Alix trappelte bloßfüßig übers Deck, sie hatte eine kleine Tonflasche mit, mit welcher sie sich direkt zur Reling setzte, ihre Beine durch die Stäbe gesteckt, hatte sie so eine bequeme Sitzposition eingenommen und nahm einen gewaltigen Schluck aus der Tonfalsche. Schneeweißchen staunte nicht schlechte, vermutete sie hatte etwas Hochprozentiges in der Flasche. „Na? Du hast aber einen Durst“, sagte Schneeweißchen etwas lauter, schreien musste sie nicht, war es ja so ruhig. Alix schrak hoch und sah zu der Weißhaarigen. Sie antwortete nicht auf die Frage, setzte aber ein zuckersüßes Lächeln auf, wie Schneeweißchen es in den letzten Tagen so oft gesehen hatte. Alix hatte ein so hübsches und freundliches Gesicht, Schneeweißchen bezweifelte, dass ihr jemals jemand böse sein konnte, wenn derjenige so von ihr angesehen wird. „Willst du mir Gesellschaft leisten?“, fragte Alix sanft. Da musste sie gar nicht zwei Mal fragen. Der Wachdienst war so langweilig, Schneeweißchen war beim Erkennen, dass eine weitere Person an Deck war, bereit hinunter zu klettern und so tat sie dies nun auch. Etwas ungeschickt, weil sie ihren Krug natürlich nicht zurücklassen wollte, kletterte sie die Lehne des roten Stuhls hinunter und fand rasch neben Alix Platz. Neugierig besah sie die Tonflasche und roch daran. Etwas verdattert sah sie ihr Gegenüber an und hob die Augenbrauen: „Das ist ja nur Wasser“, gab sie entsetzt von sich. Die junge Frau mit dem aschblonden Haar zuckte mit den Schultern. Erhöhter Alkoholkonsum war nicht ihr Ding, auch wenn es unter Piraten gang und gebe war, schnell mal ein Gläschen oder vielmehr einen Krug zu trinken. „Mir solls recht sein, hab ich mehr davon“, sagte Schneeweißchen mit einem frechen Grinsen. Mehr gab es dann nicht zu bereden. Eine Weile sahen sie starr auf die weite See hinaus. Das Licht des Mondes und der Sterne glitzerte im Wasser, durch welches sich nur leichte Wellen zogen, doch dieses Licht wurde immer weniger. Langsam legten sich die Regenwolken über die Fairytail und es begann zu regnen. „Na toll“, murrte Schneeweißchen und stand auf um Schutz im Trockenen suchen, während Alix erfreut die Hände hochhob, ihre Augen schloss und den Regen einfach annahm. Die Weißhaarige schenkte ihr einen skeptischen Blick. „Willst du hier allen ernstes sitzen bleiben?“, fragte sie verdattert und Alix schüttelte sofort den Kopf. „Nope“, sagte sie und stand sogleich auf. Sie stellte sich vor Schneeweißchen und nahm ihren beiden Hände in die ihren. „Ich möchte tanzen“, sagte sie mit einer entzückten Stimme und begann sich gleich mit der Kapitänin im Kreis zu drehen. Diese war von der Situation dann doch etwas überrumpelt. Wie konnte sie jetzt tanzen wollen? Es spielte doch keine Musik und außerdem wurden sie beide so doch nur Patschnass. Doch kein einziger Protest ging zu Alix durch. Diese war einfach zu glücklich und hatte mit dem Regal absolut kein Problem, so führte sie Schneeweißchen mit einem Walzerähnlichen Tanzstil über das Deck. Erst jetzt bemerkte Schneeweißchen, dass Alix gar keine Schuhe anhatte und hier unbedacht über den Holzboden glitt. „Sei nicht so verkrampft“, verlangte die Aschblonde, doch darauf wollte Schneeweißchen nicht eingehen, viel mehr löst sie sich aus der Tanzhaltung und beobachtete Alix dann, wie sie einfach alleine weiter tanzte. „Ist doch so schön warm, was macht da ein bisschen Regen“, sagte diese nachdem sie nach einer doppelten Drehung direkt vor der Kapitänin zum Stehen kam. Schneeweißchen betrachtete die Frau, die ihr Gegenüber stand. Ihre Haare waren bereits komplett durchnässt, übers Gesicht liefen ihr die Regentropfen und dennoch, das funkeln in ihren Augen strahlte schöner als die Sterne zuvor und auf den Lippen lag ein Lächeln, welches nur ansteckend war. Eigentlich wollte sich die Weißhaarige am liebsten wieder im Krähennest verstecken, vor dem Regen schützen und mit ihrem Rum warten, dass der grauenhafte Regen vorbei war, doch wenn sie es sich überlegte, dann hatte Alix vollkommen recht. Was machte schon ein bisschen Regen? „Weißt du was? Du hast vollkommen recht“, sagte sie schließlich und ließ sich wieder in einen lockeren Tanz quer übers Deck der Fairytail verwickeln. Diese kleine Geste ließ Schneeweißchen komplett von der Außenwelt abschalten, irgendwann hatte sie sogar ihre Stiefel ausgezogen und die beiden tänzelten leichtfüßig über das nasse Holz. Beiden jungen Frauen stand ein Lächeln ins Gesicht geschrieben, welches durchaus als pure Glückseligkeit beschreibbar war. Irgendwann hielt Schneeweißchen Inne. Alix blieb ihr gegenüber stehen, die Augen nicht von ihr abgewandt. Ein Augenblick entstand, in dem keine Worte benötigt wurden. Das Herz der Weißhaarigen begann schneller zu klopfen. Sie wusste nicht, was passieren würde, doch sie hatte das eindeutige Gefühl, dass es irgendwie richtig war, was auch immer es war. Alix schloss genüsslich die Augen und hob den Kopf wieder an, dass ihr der Regen direkt ins Gesicht fiel. „Ich fühl mich wirklich erlöst durch euch“, sagte sie ruhig. „Auf dieser Insel gab es keine Ruhe, keine unbehüteten Momente und nicht einmal schlafen war sicher“, sagte sie. Deswegen schlief sie auch kaum. Schneeweißchen wollte sich gar nicht ausmalen, wie schrecklich es sein musste ununterbrochen mit der Angst zu leben, dass die Insel Hunger hatte oder einfach nur Lust auf einen Snack. Das Piratenleben auf hoher See war zwar auch nicht besonders sicher und es strotzte nur so vor Gefahr, dennoch hatte die Kapitänin das Gefühl, dass dies einschätzbarer war, als eine Insel, die jeden Moment zusammenklappen und einen fressen konnte. Eine Weile verblieben sie so. Schneeweißchen sah an der inzwischen total durchnässten Alix herab. Sie hatte so ein hübsches Gesicht, welches auf seine eigene Art und Weise so unschuldig aussah. Bei dem Anblick kam ihr sofort das Gefühl auf, diese Frau stets beschützen zu wollen und ihr nie etwas zustoßen zu lassen, geschweige denn, ihr Harm zuzuführen. Schneeweißchen verfolgte mit ihren beinahe goldenen Augen ein paar Regentropfen, die von Alix‘ Wange weiter an ihrem Hals hinunter liefen. Entlang das Schlüsselbein und schlussendlich über den Erhebung ihrer Brust direkt in den Ausschnitt. Alix‘ Bluse war nicht bis oben zugeknöpft, dass Schneeweißchen nicht einmal viel Fantasie brauchte, um sich vorzustellen, wie makellos die Haut an dieser Stelle war. Die nasse weiße Bluse ließ ihr auch allgemein nicht viel Not zum fantasieren, denn die Konturen hoben sich von dem nassen Stoff deutlich ab, dass es der Kapitänin schwer fiel, normal und langsam zu atmen. Sie war dankbar für den Regen, der den leisen Ton ihrer unruhigen Atmung übertönte und genoss den Anblick eine Weile, bis sie sich einen Ruck gab und die Hand erhob um der Aschblonden sanft über die Wange zu streichen, vielleicht sogar mehr, doch da unterbrach diese die Geste mit einem gewaltigen Niesen. Schnell zog Schneeweißchen die Hand wieder zurück und bemühte sich ihre Atmung zu regulieren, da Alix ihre Augen nun wieder geöffnet hatte. „Ich denke…, wir sollten uns doch langsam unterstellen“, sagte Schneeweißchen so ruhig wie möglich und schluckte dabei. Alix nickte. „Es ist doch etwas kalt geworden“, bestätigte sie mit einem Lächeln und nieste ein weiteres Mal. „Warte hier“, sagte die Weißhaarige und schob Alix dabei unter den roten Stuhl, sie selbst lief rasch unter Deck. Wenn das so weiter ging, würde Alix am nächsten Tag krank sein und wenig vom Tag mitbekommen, das wollte sie ihr nicht antun. Mit frischem Gewand und zwei dicken Decken bepackt kam sie wieder. Sie hielt Alix direkt eine frische Bluse – diesmal in türkis – und Jeans hin. Sie selbst hatte sich bereits in ein frisches weißes Top und schwarze Shorts geworfen. „Du kannst dich hier umziehen, ich warte oben auf dich“, sagte Schneeweißchen und deutete hoch zum Krähennest, wo sie sogleich hochkletterte, sich in eine Decke einwickelte und die zweite für Alix bereit hielt. Es dauerte nicht lange, war die Ältere umgezogen und kletterte hoch zu ihrer Kapitänin, welche ich gleich etwas besorgt die Decke entgegenstreckte. Alix machte sich zwar sehr gut in ihren engen Jeans und die türkise Bluse machte sich auch gut an ihr, doch sie wollte nicht, dass sich die junge Frau erkältete. Dankend nahm Alix die Decke an, wickelte sich in sie und setzte sich neben Schneeweißchen. Zufrieden sah sie gerade aus über das Geländer und sah eigentlich nicht mehr als den beinahe schwarzen Himmel und das fast noch dunklere Meer, also gar nichts. Die Sterne versteckten sich noch immer hinter den Wolken, aber der Regen ließ langsam nach, vielleicht kamen die Sterne dann auch wieder zum Vorschein. „Das hat richtig Spaß gemacht“, brach Alix die Stille, Schneeweißchen nickte sogleich. „Danke“, sagte sie sanft und lehnte sich zurück. „Normalerweise habe ich immer die nächste Aufgabe im Kopf, warte auf das nächste Abendteuer und verschlafe dabei, den Moment zu genießen“, sprach sie weiter, woraufhin Alix kicherte. „Das ist das Problem der meisten Menschen, sie haben immer ihre Pflichten im Kopf und vergessen das hier und jetzt“, dabei zuckte sie mit den Schultern, wandte ihr Gesicht aber genau Schneeweißchen zu und fixierte sie mit ihren grünen Augen, die selbst in der Finsternis noch so wunderschön strahlten, oder war dies ihr Lächeln? Schneeweißchen erwiderte das Lächeln indem sie mit den Mundwickeln zuckte. „Ich war nie der Typ für Pläne und aus Verpflichtungen hab ich mir auch nie was gemacht. Jetzt möchte ich einfach für meine Crew da sein“, sagte sie, dabei konnte sie kein bisschen von ihr ablassen. Alix hypnotisierte sie regelrecht, doch es war nicht ungut, ganz im Gegenteil, Schneeweißchen wurde sogar etwas warm, nur durch den Blick der anderen. „Ich glaub, du bist ne tolle Kapitänin, danke, dass ich mit euch reisen darf“, bedankte sich Alix und wandte dann langsam den Blick ab. Sie war so heilfroh nicht mehr auf dieser Insel festsitzen zu müssen und auch, wenn es anders wirkte, so sorgte sie sich ein wenig um Herakles. Ihr war klar, dass er in den letzten beiden Jahre gelernt hatte, wie auf der Insel zu leben war, dennoch, die tägliche Angst, die sie spürte, konnte er doch nicht vollkommen abgeschaltet haben. „Dir muss nur bewusst sein, dass du jetzt Piratin bist, eine Gesetzlose“, klärte Schneeweißchen sie auf. Ein Kontrollblick um sie herum bestätigte ihr, dass noch immer niemand in der Nähe war, weder an Deck, noch auf See. „Hmm“, machte Alix und lehnte sich schließlich mit einem genüsslichen Gähnen zurück. „Ich fühl mich wohl bei euch, da ist mir das egal“, sagte sie und lehnte sich mit ihrem Kinn an die Schulter der Weißhaarigen. Langsam aber doch, drückte es ihr immer wieder Augen zu und sie hatte Schwierigkeiten, wach zu bleiben. Endlich überkam sie der Schlaf und so streckte sie sich. „Schön, dass dir der Anblick vorhin gefallen hat“, sagte sie leise und hauchte Schneeweißchen, die sich sogleich ertappt zu Alix drehte und sich verdattert herausreden wollte, einen sanften Kuss auf die Lippen. „Gute Nacht“, flüsterte Alix noch und legte sich in die Decke gekuschelt auf die Sitzfläche, die im Krähennest auf der Innenseite um das gesamte Geländer ging. Der Kapitänin stockte der Atem und gleichzeitig fasste sie sich mit den Fingerspitzen auf die Lippen, die gerade noch den sanftesten Kuss spürten, den sie je hatte. Sie wollte nichts sagen, auch wenn sie sich fragte, ob Alix wirklich gesehen hatte, wie sie sie vorhin beinahe mit ihren Blicken gefressen hatten, doch es war ihr unangenehm, absolut peinlich so ertappt geworden zu sein und außerdem schien sie direkt eingeschlafen zu haben. Tief atmete die Kapitänin ein. In Ihrer Magengegend fühlte es sich an, als wären sie mit den Schiff direkt nach Skypia geschleudert worden und würden gerade wieder herunter fallen nur um in einem weichen Bett aus Watte zu landen. Der Regen löste sich und die Sicht auf die Sterne wurde wieder frei. Die restliche Nacht verbrachte sie in Gedanken an diesen flüchtigen unschuldigen Kuss, fragte sich, ob er etwas zu bedeuten hatte oder ob Alix sie nur necken wollte, weswegen sie entschied, sie noch nicht darauf anzusprechen. Nicht gleich morgen oder übermorgen, lieber später, wenn sie sie besser einschätzen konnte, auch wenn sie zugeben musste, dass sie sie jetzt schon wahnsinnig gern hatte. Kapitel 13: What the Hell is a Necromancer? ------------------------------------------- „Du bist den ganzen Tag schon so komisch… was ist los mit dir?“, Rosenrot durchstocherte ihre Schwester beinahe mit ihren Blicken als sie einen ruhigen Moment in der Stadt hatten. Sie hatten bereits auf Drumm angelegt, sich in dicke Winterjacken gehüllt und spazierten nun in Teams durch das Dorf am Hafen, welches sich Big Horn nannte. Rosenrot hatte sich ihre Schwester geschnappt, die seit sie nach ihrer Mütze Schlaf nach ihrem Wachdienst schon nur mehr ein – zumindest für Rosenrot – dämliches Grinsen auf dem Gesicht hatte. „Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte Schneeweißchen und besah weiterhin mit diesem dämlichen Grinsen die Gegend. Der ganze Ort und sehr wahrscheinlich auch die gesamte Insel war mit Schnee überdeckt. Es war richtig kalt und die jüngere der beiden fror ganz schön. Für Schneeweißchen schien es kein Problem zu sein. Auch wenn man den Atem vor sich sehen konnte, schien sie total erhitzt. „Genau das“, meinte Rosenrot und deutete in das Gesicht ihrer großen Schwester. „Das doofe Grinsen und die Tatsache, dass dir heute alles Recht ist und es nicht mal ein Problem war, dass Käppi ein Loch ins Deck geschossen hat“, zählte die Rothaarige auf, doch ihr Gegenüber zuckte nur mit den Schultern. „Bärchen hats ja gerichtet“, gab sie klein bei und marschierte mit Rosenrot auf einen Stand zu, der wohl Arzneimittel anbot. „Hey ihr da, kennt ihr Doktor Faust?“, fragte sie einfach in Gedanken an Doc. Bader, der den Herren empfohlen hatte. Dass dieser hier wohl keinen guten Ruf hatte, erklärte sich sofort als die Schwestern mit Steinen beworfen wurden. „Ich mag ihn jetzt schon“, sagte Schneeweißchen mit einem frechen Schmunzeln, welches Rosenrot schon viel besser gefiel als dieses überglückliche Grinsen die ganze Zeit. „Wir suchen ihn, wissen Sie?“, sagte Rosenrot und duckte sich vor dem nächsten Stein weg. „Was habt ihr jungen Mädchen mit dem Nekromanten zu tun?“, fragte eine alte Frau hinter den beiden, die soeben einen Stein gefangen hatte. „Nekromant? Was soll das denn sein?“, fragte Schneeweißchen und blickte in das Gesicht der alten Frau, der Erscheinung her hatte sie sich recht gut gehalten, allerdings konnten die beiden mehr nicht über die Frau vermuten. Für die eisige Kälte allerdings war sie viel zu knapp begleidet und natürlich für ihr Alter. „Laufst du mit deinen 150 Jahren wirklich bauchfrei rum?“, fragte Rosenrot frech und kassierte von der Frau direkt eine Kopfnuss „118, wenn ich bitten darf, ich bin noch ein Jungspund“, ließ sich die alte Frau aus. „Na mit dem Alter will ich auch noch so gut drauf sein“, sagte Rosenrot gleich und Schneeweißchen hätte die Frau am liebsten gleich mitgenommen. „Hast du Bock bei uns mitzumachen?“, fragte sie. „Wir sind Piraten und suchen einen Arzt, aber wir könnten auch ne schlagfertige alte Frau gut gebrauchen, die wohl das Geheimnis des Jungbleibens gefunden hat“, sprach sie weiter und kassierte damit die nächste Kopfnuss. „Sag mal, hast du sie noch alle, alte Frau?“ und schon wieder wurde sie hart getroffen. „Okay, Halt, könnten wir bitte noch einmal von Vorne anfangen?“, warf Rosenrot ein, die den Überblick verloren hatte, so viele Kopfnüsse wurden ausgeteilt. „Erkläre uns zuerst mal, was ein Nekromant sein soll“, schlug sie vor und die großgewachsene alte Frau schüttelte den Kopf. „Was bringt mir das?“, fragte sie und deutete mit einer Geste, dass sie gerne Kohle dafür sehen wollte. „Okay… dann sag uns nicht, was ein Nekromant ist, willst du vielleicht trotzdem mit uns segeln? Dann ist dein Geld sowieso mein Geld und du musst uns sagen, was ein Nekromant ist“, dachte Schneeweißchen den Coup ausgeklügelt zu haben. „Netter Plan, aber nein danke, freches Gör“, sagte die alte Frau. „Warum nicht?“ „Weil ich ganz zufällig die beste Ärztin auf dieser Insel bin und sicher nicht mit so dahergelaufenen Gören Piraten spiele...“, mit dieser Antwort wandte sie sich von ihnen ab und ging zu dem Stand, an dem die beiden mit Steinen beworfen wurden, sie brauchte Arznei. „Oh, Dr. Kuleha, einen schönen Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Dame am Stand und die beiden Schwestern starrten einander an. „Die beste Ärztin auf dieser Insel?“, fragten sie einander gleichzeitig und liefen sofort – eine links, eine rechts – neben die Ärztin und bestrahlten diese mit ihren ausgereiftesten Schleimerlächeln, die die Welt je gesehen hatte. „Das würde ich mir mal ansehen lassen“, sagte Dr. Kuleha und deutete den beiden auf die Lippen, sie bezahlte ihren Einkauf und ging dann zielstrebig von dannen. Doch so leicht ließen sich die zwei nicht abwimmeln, schnell schlossen sie wieder mit der Ärztin auf. „Ich biete dir, die einmalige Chance, mit Torres Schneeweißchen zu segeln, unsere Ärztin zu sein und mehr Ruhm zu ernten, als du aushältst“, sagte Schneeweißchen und Dr. Kuleha blieb stehen. Sie starrte die beiden an. „Torres?“, fragte sie während es ihr eiskalt den Rücken hinunter lief. Sie musterte die beiden genau, schüttelte aber den Kopf. Das konnte einfach nicht sein. „Jap, wie Mama und Papa“, sagte Rosenrot so stolz, dass die Ärztin die Stirn runzelte und sich mit den Fingern an die Schläfen fasste. „Kennst du unsere Eltern denn?“, fragte Schneeweißchen und starrte die alte Frau eindringlich an. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, aber eure Tante, tolle Frau, aber sie wird nicht besonders glücklich sein, zu hören, dass ihre Nichten Piratinnen sind“, erklärte sie, lachte aber. „Was ist daran so lustig?“, fragten die Schwestern synchron. „Wisst ihr was? Eigentlich gar nichts, ich werde auch nicht mit euch kommen, aber wenn ihr den Nekromanten wirklich sucht, dann kann ich euch sagen, wo er ist, wenn ihr mich dann in Ruhe lässt“, schlug die Ärztin vor und traf sofort auf Gefallen. Dr. Faust war der Mann, den Doc. Bader vorgeschlagen hatte, deswegen wollten sie ihn wirklich aufnehmen. „Was ist denn nun ein Nekromant?“, fragte Rosenrot abermals. Auf die Frage, ob sie sie dann in Ruhe lassen würden, wollte Kuleha ihnen nun also erklären, was es mit dem Doc auf sich hat. „Er hat eine echt komische Idee, die soll er euch lieber selbst erklären, aber Nekromanten sind Totenbeschwörer, zumindest meinen sie, sie könnten die Toten wieder erwecken, können tut das aber niemand und euer lieber Doktor Faust hat sich sehr tief in diese dunklen Künste herabgelassen. Keine Frage, er ist ein sehr guter Arzt, aber seine Techniken sind ein wenig seltsam, wenn ich mir euch beiden so ansehe, ist er wahrscheinlich genau das Richtige für euch“, mit dieser Erklärung wollte sie die beiden warnen, wollte sie ein wenig abschrecken, aber los werden wollte sie sie auch, da es doch schon ein wenig anstrengend wurde mit den Plagen, wie sie sie später in einer Erzählung mal nennen würde. „Totenbeschwörer?“, entgegen der Erwartung waren die beiden hin und weg, sie hatten beide das Glänzen in den Augen, das Schneeweißchen schon den ganzen Morgen hatte, bis sie die Ärztin getroffen hatten. Dann sahen sie einander wieder an: „Weißt du, was das bedeutet?“, fragte Schneeweißchen und Rosenrot nickte rasch: „Totenarmee! Es gibt mehr tote Menschen als lebende und wenn Faust alle Toten für uns zum Leben erweckt, dann haben wir die größte Armee auf der ganzen Welt!“, kreischte die Rothaarige erfreut und Schneeweißchen nickte eifrig. „Sagt mal, ist euch noch zu helfen?“, fragte Kuleha, worauf die beiden quietschvergnügt zu ihr sahen. „Indem du uns sagst, wo er ist, kannst du uns helfen! Biiiiiitteeeeee“, quengelten sie und die Ärztin musste aufgeben ,sie wollte mit dem ganzen nichts mehr zu tun haben und rückte mit dem Aufenthaltsortes des Arztes der Toten heraus. „Danke, Alte“, sagte Schneeweißchen, wofür sie noch eine Kopfnuss kassierte, das allerdings war auch schon der Abschied und die Schwestern eilten sofort zurück an den Hafen um die Crew einzusammeln, sie mussten nach Gayasta, war nicht besonders weit weg gelegen war. „Seid ihr euch sicher, dass wir ‘nen Totenbeschwörer brauchen? Das ist ja total gruselig“, warf Snežana mit Bedenken ein. „Willst du die Entscheidung deiner Kapitäne in Frage stellen?“, fragte die Weißhaarige, worauf sich die junge Schönheit sofort verteidigte. Natürlich stellte sie ihre Kapitänin nicht in Frage, sie fragte sich aber wohl als Einzige, wie toll dieser Arzt wirklich sein konnte, wenn er sich wohl mehr mit den Toten als den Lebenden beschäftigte. „Doc Bader hat ihn vorgeschlagen und Dr. Kuleha sagte auch, er sei gut. Es wird schon einen Grund geben“, sagte Rosenrot, doch Hood konterte: „Und was, wenn er so vernarrt in die Toten ist, weil, seine Patienten alle sterben?“ - „das ist eine dumme Annahme, hast du vergessen, dass zwei andere Ärzte sagten, er sei toll?“, kam es schnippisch von der Kapitänin. „Vielleicht kann er uns wiederbeleben, wenn man was passiert“, sagte Käppi und grinste zufrieden. „Sie hats verstanden, also wer ist dabei?“ und so einfach war die Crew überredet. „So ‘ne Lebensversicherung ist sicher nicht übel“, überlegte Alix, auch wenn sie wie die meisten anderen ein bisschen ein mulmiges Gefühl hatte, allerdings lebten sie alle nach der Devise, sich erst mal ein Bild zu machen. Einzig Schneeweißchen und Rosenrot würden einen Vertrag sofort unterschreiben, würde es so etwas geben. „Wie kommen wir eigentlich dort hin?“, fragte Snežana schließlich und entschied nach der Antwort sofort, dass sie auf das Schiff aufpassen wollte, denn der Weg sollte sie zu Fuß durch einen verschneiten Wald führen und besonders eben sollte es auch nicht sein. „Ich habe keine Wanderschuhe mit, ich bleibe mit Käppi und Bärchen beim Schiff“, entschied die Schwarzhaarige und Bärchen wunderte sich, wie er nun dazu kam, aufs Schiff aufzupassen, doch Schneeweißchen nahm diesen Vorschlag sofort an. „Beim nächsten mal tauschen wir wieder“, sagte sie und zwinkerte dem bulligen Mann zu, der sich damit zufrieden gab. Was konnte das schon für ein Abenteuer werden? Eine Schneewanderung? Da war er lieber dabei, wenn sie einen Lavafluss überqueren mussten oder so. Es war also ausgemacht, Snežana, Bärchen und Käppi warteten am Schiff, während Schneeweißchen mit Rosenrot, Alix und Hood den Arzt holen wollten. Die vier spazierten gut gelaunt durch das Hafendorf und schlugen den Weg nach Gayasta ein. Nicht weit vom Ausgangspunkt entfernt, kam ihnen ein Wanderer entgegen, der sie genau musterte. „Was haben Fremde denn hier zu suchen? Wollt wohl Schlittschuh laufen, wa?“, fragte dieser und lachte kurz auf. In Gayasta gab es einen See, Schlittschuhlaufen war dort also eine ganz normale Betätigung. Schneeweißchen verneinte die Vermutung aber sofort, dass der dick eingepackte Mann neugierig wurde. Die Antwort allerdings schien ihm einen größeren Schrecken einzujagen, als hätten sie ihm weiß machen wollen, sie würden den See sprengen. „Das ist Scharlatan, Humbug, was der da macht“, war seine Warnung, das muntere Lachen war schnell verblasst und kopfschüttelnd ging er weiter. Er erkannte, dass er es ihnen nicht ausreden konnte. „Schaut nur, dass der weg kommt“, rief er ihnen nach. Hood hätte schwören können, dass er ihnen noch ein paar Beschimpfungen nachgeworfen hatte, doch diese waren zu undeutlich und vielleicht meinte er damit auch den Arzt, den sie nun finden wollten. „Ob es wirklich eine so gute Idee ist?“, fragte Alix, doch Schneeweißchen nickte sofort. „Natürlich, du weißt doch, wie die Menschen sind, wenn sie etwas sehen, was sie nicht verstehen, man muss nur offen sein“, sagte sie und die vier setzten ihren Weg fort. Die Steigung wurde schon stärker und auch der Wald war zumindest bereits zu sehen. „Was ist das denn?“, fragte Rosenrot und deutete auf ein paar Flecken, die sich in der Ferne auf sie zubewegten. Schneeweißchen kniff die Augen zusammen und wollte erkennen ,was da in der Ferne immer näher kam. „Sind das Hasen?“, fragte Alix mit entzückter Stimme, wunderte sich aber über die Größe, da sie diese bereits jetzt so gut erkennen konnte. Die anderen legten die Köpfe schief. Tatsächlich, es schienen Hasen zu sein. Alix war vollkommen außer sich und wollte nichts lieber tun als einen dieser Fellnasen zu schnappen und durchzukuscheln. Ohne darüber nachzudenken, ob das klug war, lief sie auch schon los, selbst Schneeweißchen war dies zu überstürzt und rief ihr nach, sie solle vorsichtig sein, da die Aschblonde aber nicht hörte, liefen die anderen sofort nach. Bei der Größe der Tiere, konnte in diesem Moment alles Mögliche passieren und das wollten sie sich jetzt noch nicht ausmalen. Kaum war Alix vor einem der schneeweißen Tiere angekommen, riss sie die Arme von sich, um sie um das Tier zu schlingen, doch entgegen ihrer Erwartung holte das riesige Nagetier aus und schleuderte die junge Frau mit einem Hieb mitten ins Gesicht brutal zur Seite. Blitzschnell darauf, wurde der Angreifer von einem Pfeil getroffen. „Los, holt Alix“, rief Hood und schoss bereits auf einen zweiten Hasen, der in Windeseile auf Alix zu hoppelte. Schneeweißchen kam als erste bei ihr an und hob sie zu sich hoch. Der Schnee unter ihr war blutrot und ein Blick verriet auch, dass es tatsächlich Blut war. Alix‘ gesamte rechte Gesichtsseite war blutverschmiert und versetzte Schneeweißchen den Schock ihres Lebens. Während Alix sich schmerzerfüllt ans rechte Auge griff und Schneeweißchen mit dem Schnee versuchte, das Blut wegzuwischen um herauszufinden wie groß der Schaden war, prügelte Rosenrot drei Hasen von den beiden weg, die geradewegs auf sie zueilten, Hood wehrte ein paar weitere mit seinen Pfeilen ab. „Leute, wir müssen schnellstmöglich durch den Wald!“, rief er und lief zu den Damen, Schneeweißchen nahm Alix sofort huckepack, da diese beinahe starr vor Schock war, verständlich, außerdem hatte sie immer noch Blut im gesamten Gesicht verschmiert, auch über den Augen, was ihre Sicht ungemein verschlechterte. „Was ist passiert!“, fragte sie mit brüchiger Stimme, eine Panikattacke gerade noch überwindend. „Das sehen wir uns an, wenn wir entkommen sind, vertrau mir einfach“, sagte Schneeweißchen und die drei liefen so schnell durch den Wald wie die Füße sie tragen konnten, Alix drückte sich einstweilen an ihre Retterin. Schneeweißchen spürte bereits, dass sie dem Dorf näher kamen, aber sie spürte auch, dass ihnen die Killerhasen auf den Färsen waren. „Was sind das für Viecher?“, fragte Rosenrot, Hood schoss in der Zwischenzeit einen Pfeil nach dem anderen zurück – jeder einzelne traf, doch die Tiere waren zäh, hatten dichtes Fell und anscheinend auch eine dicke Haut. „Hat im Dorf nicht jemand was von fleischfressenden Hasen gesagt?“, fragte Hood und traf dabei auf Unverständnis. Keine der drei hatte etwas davon gehört. „Verdammt, sowas musst du uns sagen“, keifte Schneeweißchen „Vor allem, wenn eine von uns ‘ne Kuschelattacke hat“, knurrte sie unterschwellig, aber nur deswegen so aggressiv, weil sie zusehen musste, wie Alix in so kurzer Zeit so schwer verletzt wurde ohne, dass sie etwas machen konnte. In den nächsten Schritten verloren sie alle drei den Boden unter den Füßen und kullerten einen kleinen Hügel aus dem Wald hinaus in das Dorf. Schneeweißchen kam nach einem harten Sturz mit dem Gesicht direkt im festgetretenem Schnee auf, wischte sich nachdem sie schnell aufgestanden war, das Blut, das ihr aus der wahrscheinlich gebrochenen Nase lief, rasch weg und suchte sofort wieder nach Alix, die auf allen Vieren aufgekommen war. Die Menschen die in den Gassen standen starrten ganz verdutzt zu den Fremden, dass es Schneeweißchen fast schon hoch kam, weil niemand kam und ihnen helfen wollte. „Doktoooor Faaaaust!“, rief sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)