Not yet another Fairytale von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 13: What the Hell is a Necromancer? ------------------------------------------- „Du bist den ganzen Tag schon so komisch… was ist los mit dir?“, Rosenrot durchstocherte ihre Schwester beinahe mit ihren Blicken als sie einen ruhigen Moment in der Stadt hatten. Sie hatten bereits auf Drumm angelegt, sich in dicke Winterjacken gehüllt und spazierten nun in Teams durch das Dorf am Hafen, welches sich Big Horn nannte. Rosenrot hatte sich ihre Schwester geschnappt, die seit sie nach ihrer Mütze Schlaf nach ihrem Wachdienst schon nur mehr ein – zumindest für Rosenrot – dämliches Grinsen auf dem Gesicht hatte. „Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte Schneeweißchen und besah weiterhin mit diesem dämlichen Grinsen die Gegend. Der ganze Ort und sehr wahrscheinlich auch die gesamte Insel war mit Schnee überdeckt. Es war richtig kalt und die jüngere der beiden fror ganz schön. Für Schneeweißchen schien es kein Problem zu sein. Auch wenn man den Atem vor sich sehen konnte, schien sie total erhitzt. „Genau das“, meinte Rosenrot und deutete in das Gesicht ihrer großen Schwester. „Das doofe Grinsen und die Tatsache, dass dir heute alles Recht ist und es nicht mal ein Problem war, dass Käppi ein Loch ins Deck geschossen hat“, zählte die Rothaarige auf, doch ihr Gegenüber zuckte nur mit den Schultern. „Bärchen hats ja gerichtet“, gab sie klein bei und marschierte mit Rosenrot auf einen Stand zu, der wohl Arzneimittel anbot. „Hey ihr da, kennt ihr Doktor Faust?“, fragte sie einfach in Gedanken an Doc. Bader, der den Herren empfohlen hatte. Dass dieser hier wohl keinen guten Ruf hatte, erklärte sich sofort als die Schwestern mit Steinen beworfen wurden. „Ich mag ihn jetzt schon“, sagte Schneeweißchen mit einem frechen Schmunzeln, welches Rosenrot schon viel besser gefiel als dieses überglückliche Grinsen die ganze Zeit. „Wir suchen ihn, wissen Sie?“, sagte Rosenrot und duckte sich vor dem nächsten Stein weg. „Was habt ihr jungen Mädchen mit dem Nekromanten zu tun?“, fragte eine alte Frau hinter den beiden, die soeben einen Stein gefangen hatte. „Nekromant? Was soll das denn sein?“, fragte Schneeweißchen und blickte in das Gesicht der alten Frau, der Erscheinung her hatte sie sich recht gut gehalten, allerdings konnten die beiden mehr nicht über die Frau vermuten. Für die eisige Kälte allerdings war sie viel zu knapp begleidet und natürlich für ihr Alter. „Laufst du mit deinen 150 Jahren wirklich bauchfrei rum?“, fragte Rosenrot frech und kassierte von der Frau direkt eine Kopfnuss „118, wenn ich bitten darf, ich bin noch ein Jungspund“, ließ sich die alte Frau aus. „Na mit dem Alter will ich auch noch so gut drauf sein“, sagte Rosenrot gleich und Schneeweißchen hätte die Frau am liebsten gleich mitgenommen. „Hast du Bock bei uns mitzumachen?“, fragte sie. „Wir sind Piraten und suchen einen Arzt, aber wir könnten auch ne schlagfertige alte Frau gut gebrauchen, die wohl das Geheimnis des Jungbleibens gefunden hat“, sprach sie weiter und kassierte damit die nächste Kopfnuss. „Sag mal, hast du sie noch alle, alte Frau?“ und schon wieder wurde sie hart getroffen. „Okay, Halt, könnten wir bitte noch einmal von Vorne anfangen?“, warf Rosenrot ein, die den Überblick verloren hatte, so viele Kopfnüsse wurden ausgeteilt. „Erkläre uns zuerst mal, was ein Nekromant sein soll“, schlug sie vor und die großgewachsene alte Frau schüttelte den Kopf. „Was bringt mir das?“, fragte sie und deutete mit einer Geste, dass sie gerne Kohle dafür sehen wollte. „Okay… dann sag uns nicht, was ein Nekromant ist, willst du vielleicht trotzdem mit uns segeln? Dann ist dein Geld sowieso mein Geld und du musst uns sagen, was ein Nekromant ist“, dachte Schneeweißchen den Coup ausgeklügelt zu haben. „Netter Plan, aber nein danke, freches Gör“, sagte die alte Frau. „Warum nicht?“ „Weil ich ganz zufällig die beste Ärztin auf dieser Insel bin und sicher nicht mit so dahergelaufenen Gören Piraten spiele...“, mit dieser Antwort wandte sie sich von ihnen ab und ging zu dem Stand, an dem die beiden mit Steinen beworfen wurden, sie brauchte Arznei. „Oh, Dr. Kuleha, einen schönen Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Dame am Stand und die beiden Schwestern starrten einander an. „Die beste Ärztin auf dieser Insel?“, fragten sie einander gleichzeitig und liefen sofort – eine links, eine rechts – neben die Ärztin und bestrahlten diese mit ihren ausgereiftesten Schleimerlächeln, die die Welt je gesehen hatte. „Das würde ich mir mal ansehen lassen“, sagte Dr. Kuleha und deutete den beiden auf die Lippen, sie bezahlte ihren Einkauf und ging dann zielstrebig von dannen. Doch so leicht ließen sich die zwei nicht abwimmeln, schnell schlossen sie wieder mit der Ärztin auf. „Ich biete dir, die einmalige Chance, mit Torres Schneeweißchen zu segeln, unsere Ärztin zu sein und mehr Ruhm zu ernten, als du aushältst“, sagte Schneeweißchen und Dr. Kuleha blieb stehen. Sie starrte die beiden an. „Torres?“, fragte sie während es ihr eiskalt den Rücken hinunter lief. Sie musterte die beiden genau, schüttelte aber den Kopf. Das konnte einfach nicht sein. „Jap, wie Mama und Papa“, sagte Rosenrot so stolz, dass die Ärztin die Stirn runzelte und sich mit den Fingern an die Schläfen fasste. „Kennst du unsere Eltern denn?“, fragte Schneeweißchen und starrte die alte Frau eindringlich an. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, aber eure Tante, tolle Frau, aber sie wird nicht besonders glücklich sein, zu hören, dass ihre Nichten Piratinnen sind“, erklärte sie, lachte aber. „Was ist daran so lustig?“, fragten die Schwestern synchron. „Wisst ihr was? Eigentlich gar nichts, ich werde auch nicht mit euch kommen, aber wenn ihr den Nekromanten wirklich sucht, dann kann ich euch sagen, wo er ist, wenn ihr mich dann in Ruhe lässt“, schlug die Ärztin vor und traf sofort auf Gefallen. Dr. Faust war der Mann, den Doc. Bader vorgeschlagen hatte, deswegen wollten sie ihn wirklich aufnehmen. „Was ist denn nun ein Nekromant?“, fragte Rosenrot abermals. Auf die Frage, ob sie sie dann in Ruhe lassen würden, wollte Kuleha ihnen nun also erklären, was es mit dem Doc auf sich hat. „Er hat eine echt komische Idee, die soll er euch lieber selbst erklären, aber Nekromanten sind Totenbeschwörer, zumindest meinen sie, sie könnten die Toten wieder erwecken, können tut das aber niemand und euer lieber Doktor Faust hat sich sehr tief in diese dunklen Künste herabgelassen. Keine Frage, er ist ein sehr guter Arzt, aber seine Techniken sind ein wenig seltsam, wenn ich mir euch beiden so ansehe, ist er wahrscheinlich genau das Richtige für euch“, mit dieser Erklärung wollte sie die beiden warnen, wollte sie ein wenig abschrecken, aber los werden wollte sie sie auch, da es doch schon ein wenig anstrengend wurde mit den Plagen, wie sie sie später in einer Erzählung mal nennen würde. „Totenbeschwörer?“, entgegen der Erwartung waren die beiden hin und weg, sie hatten beide das Glänzen in den Augen, das Schneeweißchen schon den ganzen Morgen hatte, bis sie die Ärztin getroffen hatten. Dann sahen sie einander wieder an: „Weißt du, was das bedeutet?“, fragte Schneeweißchen und Rosenrot nickte rasch: „Totenarmee! Es gibt mehr tote Menschen als lebende und wenn Faust alle Toten für uns zum Leben erweckt, dann haben wir die größte Armee auf der ganzen Welt!“, kreischte die Rothaarige erfreut und Schneeweißchen nickte eifrig. „Sagt mal, ist euch noch zu helfen?“, fragte Kuleha, worauf die beiden quietschvergnügt zu ihr sahen. „Indem du uns sagst, wo er ist, kannst du uns helfen! Biiiiiitteeeeee“, quengelten sie und die Ärztin musste aufgeben ,sie wollte mit dem ganzen nichts mehr zu tun haben und rückte mit dem Aufenthaltsortes des Arztes der Toten heraus. „Danke, Alte“, sagte Schneeweißchen, wofür sie noch eine Kopfnuss kassierte, das allerdings war auch schon der Abschied und die Schwestern eilten sofort zurück an den Hafen um die Crew einzusammeln, sie mussten nach Gayasta, war nicht besonders weit weg gelegen war. „Seid ihr euch sicher, dass wir ‘nen Totenbeschwörer brauchen? Das ist ja total gruselig“, warf Snežana mit Bedenken ein. „Willst du die Entscheidung deiner Kapitäne in Frage stellen?“, fragte die Weißhaarige, worauf sich die junge Schönheit sofort verteidigte. Natürlich stellte sie ihre Kapitänin nicht in Frage, sie fragte sich aber wohl als Einzige, wie toll dieser Arzt wirklich sein konnte, wenn er sich wohl mehr mit den Toten als den Lebenden beschäftigte. „Doc Bader hat ihn vorgeschlagen und Dr. Kuleha sagte auch, er sei gut. Es wird schon einen Grund geben“, sagte Rosenrot, doch Hood konterte: „Und was, wenn er so vernarrt in die Toten ist, weil, seine Patienten alle sterben?“ - „das ist eine dumme Annahme, hast du vergessen, dass zwei andere Ärzte sagten, er sei toll?“, kam es schnippisch von der Kapitänin. „Vielleicht kann er uns wiederbeleben, wenn man was passiert“, sagte Käppi und grinste zufrieden. „Sie hats verstanden, also wer ist dabei?“ und so einfach war die Crew überredet. „So ‘ne Lebensversicherung ist sicher nicht übel“, überlegte Alix, auch wenn sie wie die meisten anderen ein bisschen ein mulmiges Gefühl hatte, allerdings lebten sie alle nach der Devise, sich erst mal ein Bild zu machen. Einzig Schneeweißchen und Rosenrot würden einen Vertrag sofort unterschreiben, würde es so etwas geben. „Wie kommen wir eigentlich dort hin?“, fragte Snežana schließlich und entschied nach der Antwort sofort, dass sie auf das Schiff aufpassen wollte, denn der Weg sollte sie zu Fuß durch einen verschneiten Wald führen und besonders eben sollte es auch nicht sein. „Ich habe keine Wanderschuhe mit, ich bleibe mit Käppi und Bärchen beim Schiff“, entschied die Schwarzhaarige und Bärchen wunderte sich, wie er nun dazu kam, aufs Schiff aufzupassen, doch Schneeweißchen nahm diesen Vorschlag sofort an. „Beim nächsten mal tauschen wir wieder“, sagte sie und zwinkerte dem bulligen Mann zu, der sich damit zufrieden gab. Was konnte das schon für ein Abenteuer werden? Eine Schneewanderung? Da war er lieber dabei, wenn sie einen Lavafluss überqueren mussten oder so. Es war also ausgemacht, Snežana, Bärchen und Käppi warteten am Schiff, während Schneeweißchen mit Rosenrot, Alix und Hood den Arzt holen wollten. Die vier spazierten gut gelaunt durch das Hafendorf und schlugen den Weg nach Gayasta ein. Nicht weit vom Ausgangspunkt entfernt, kam ihnen ein Wanderer entgegen, der sie genau musterte. „Was haben Fremde denn hier zu suchen? Wollt wohl Schlittschuh laufen, wa?“, fragte dieser und lachte kurz auf. In Gayasta gab es einen See, Schlittschuhlaufen war dort also eine ganz normale Betätigung. Schneeweißchen verneinte die Vermutung aber sofort, dass der dick eingepackte Mann neugierig wurde. Die Antwort allerdings schien ihm einen größeren Schrecken einzujagen, als hätten sie ihm weiß machen wollen, sie würden den See sprengen. „Das ist Scharlatan, Humbug, was der da macht“, war seine Warnung, das muntere Lachen war schnell verblasst und kopfschüttelnd ging er weiter. Er erkannte, dass er es ihnen nicht ausreden konnte. „Schaut nur, dass der weg kommt“, rief er ihnen nach. Hood hätte schwören können, dass er ihnen noch ein paar Beschimpfungen nachgeworfen hatte, doch diese waren zu undeutlich und vielleicht meinte er damit auch den Arzt, den sie nun finden wollten. „Ob es wirklich eine so gute Idee ist?“, fragte Alix, doch Schneeweißchen nickte sofort. „Natürlich, du weißt doch, wie die Menschen sind, wenn sie etwas sehen, was sie nicht verstehen, man muss nur offen sein“, sagte sie und die vier setzten ihren Weg fort. Die Steigung wurde schon stärker und auch der Wald war zumindest bereits zu sehen. „Was ist das denn?“, fragte Rosenrot und deutete auf ein paar Flecken, die sich in der Ferne auf sie zubewegten. Schneeweißchen kniff die Augen zusammen und wollte erkennen ,was da in der Ferne immer näher kam. „Sind das Hasen?“, fragte Alix mit entzückter Stimme, wunderte sich aber über die Größe, da sie diese bereits jetzt so gut erkennen konnte. Die anderen legten die Köpfe schief. Tatsächlich, es schienen Hasen zu sein. Alix war vollkommen außer sich und wollte nichts lieber tun als einen dieser Fellnasen zu schnappen und durchzukuscheln. Ohne darüber nachzudenken, ob das klug war, lief sie auch schon los, selbst Schneeweißchen war dies zu überstürzt und rief ihr nach, sie solle vorsichtig sein, da die Aschblonde aber nicht hörte, liefen die anderen sofort nach. Bei der Größe der Tiere, konnte in diesem Moment alles Mögliche passieren und das wollten sie sich jetzt noch nicht ausmalen. Kaum war Alix vor einem der schneeweißen Tiere angekommen, riss sie die Arme von sich, um sie um das Tier zu schlingen, doch entgegen ihrer Erwartung holte das riesige Nagetier aus und schleuderte die junge Frau mit einem Hieb mitten ins Gesicht brutal zur Seite. Blitzschnell darauf, wurde der Angreifer von einem Pfeil getroffen. „Los, holt Alix“, rief Hood und schoss bereits auf einen zweiten Hasen, der in Windeseile auf Alix zu hoppelte. Schneeweißchen kam als erste bei ihr an und hob sie zu sich hoch. Der Schnee unter ihr war blutrot und ein Blick verriet auch, dass es tatsächlich Blut war. Alix‘ gesamte rechte Gesichtsseite war blutverschmiert und versetzte Schneeweißchen den Schock ihres Lebens. Während Alix sich schmerzerfüllt ans rechte Auge griff und Schneeweißchen mit dem Schnee versuchte, das Blut wegzuwischen um herauszufinden wie groß der Schaden war, prügelte Rosenrot drei Hasen von den beiden weg, die geradewegs auf sie zueilten, Hood wehrte ein paar weitere mit seinen Pfeilen ab. „Leute, wir müssen schnellstmöglich durch den Wald!“, rief er und lief zu den Damen, Schneeweißchen nahm Alix sofort huckepack, da diese beinahe starr vor Schock war, verständlich, außerdem hatte sie immer noch Blut im gesamten Gesicht verschmiert, auch über den Augen, was ihre Sicht ungemein verschlechterte. „Was ist passiert!“, fragte sie mit brüchiger Stimme, eine Panikattacke gerade noch überwindend. „Das sehen wir uns an, wenn wir entkommen sind, vertrau mir einfach“, sagte Schneeweißchen und die drei liefen so schnell durch den Wald wie die Füße sie tragen konnten, Alix drückte sich einstweilen an ihre Retterin. Schneeweißchen spürte bereits, dass sie dem Dorf näher kamen, aber sie spürte auch, dass ihnen die Killerhasen auf den Färsen waren. „Was sind das für Viecher?“, fragte Rosenrot, Hood schoss in der Zwischenzeit einen Pfeil nach dem anderen zurück – jeder einzelne traf, doch die Tiere waren zäh, hatten dichtes Fell und anscheinend auch eine dicke Haut. „Hat im Dorf nicht jemand was von fleischfressenden Hasen gesagt?“, fragte Hood und traf dabei auf Unverständnis. Keine der drei hatte etwas davon gehört. „Verdammt, sowas musst du uns sagen“, keifte Schneeweißchen „Vor allem, wenn eine von uns ‘ne Kuschelattacke hat“, knurrte sie unterschwellig, aber nur deswegen so aggressiv, weil sie zusehen musste, wie Alix in so kurzer Zeit so schwer verletzt wurde ohne, dass sie etwas machen konnte. In den nächsten Schritten verloren sie alle drei den Boden unter den Füßen und kullerten einen kleinen Hügel aus dem Wald hinaus in das Dorf. Schneeweißchen kam nach einem harten Sturz mit dem Gesicht direkt im festgetretenem Schnee auf, wischte sich nachdem sie schnell aufgestanden war, das Blut, das ihr aus der wahrscheinlich gebrochenen Nase lief, rasch weg und suchte sofort wieder nach Alix, die auf allen Vieren aufgekommen war. Die Menschen die in den Gassen standen starrten ganz verdutzt zu den Fremden, dass es Schneeweißchen fast schon hoch kam, weil niemand kam und ihnen helfen wollte. „Doktoooor Faaaaust!“, rief sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)