Not yet another Fairytale von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 11: Changes in Plan --------------------------- Rosenrot fragte sich, ob es ihr nur so vorkam, oder ob die Insel tatsächlich eine halbe Ewigkeit brauchte, ehe sie sich wieder aufklappte. Sie hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass überhaupt noch irgendetwas passierte. Gespannt standen die beiden da und fieberten mit. Natürlich hofften sie, dass den Anderen nichts passiert war, aber viel mehr fragten sie sich, was das gewesen war. Neugierig beobachtete vor allem Käppi das Phänomen: „Ich bin doch froh, dass ich hier geblieben bin“ Rosenrot nickte nur zustimmend, wobei es sie auch brennend interessierte, was in der Insel vorging, während sie zugeklappt war. „Ihr befindet euch am Bowing Archipel, das ist eine Inselgruppe bestehend aus Fleischfressenden Pflanzen, die für Inseln gehalten werden und das gerade eben war Mittag“, erklärte Alix mit einem kessen Lacher als sie alle wieder festen Boden unter den Füßen hatten. „Hat alle meine Freunde gefressen die Insel“, sagte der Mann mit der festen Rüstung, der mit Doc Bader nun auch wieder bei der Gruppe war. „Ich bin nicht dein Freund?“, fragte die Dame im Lendenschurz und stemmte die Hände fest gegen ihre Hüften, sie war empört, war sie doch seit Anfang an dabei, mehr durch Zufall als beabsichtigt, aber sie war da und sie war die einzige, mit der er sich unterhalten konnte, auch wenn er dies vehement ablehnte. Alix war eine sehr aufbrausende Persönlichkeit, das erklärte er allen Anwesenden, nachdem sie fast genauso empört auf seine ablehnende Antwort reagierten. „Versteh ich gut, die hier sind auch nicht gerade ohne“, sagte Hood und deutete auf Snežana und Schneeweißchen, die ihrer Empörung noch einen draufsetzten. „Sag mal, ich kann dich auch hier lassen“, drohte Schneeweißchen. Alix hängte sich sofort bei Schneeweißchens Arm ein: „Und nimmst mich stattdessen mit? Wisst ihr, wie zermürbend es ist, wenn so lange keine Menschenseele mit dir spricht?“. Das ging Hood zu schnell. „Hey hey hey, niemand wird hier gelassen oder? Ich bin auch wieder nett zu dir“, versuchte sich Hood wieder einen guten Namen zu machen. Sie würde ihn schon nicht hier zurücklassen, aber ein wenig quälen und aufziehen war schon drinnen. „Ich glaube, wir sollten den Besuch auf dieser Insel so kurz wie möglich halten“, warf Snežana ein und wurde sofort durch ihre Mitstreiter bestätigt, bis auf einen: „Aber hier gibt es so viele Pflanzen, die ich erforschen möchte“, kam es von dem frisch gewonnen Arzt. Schneeweißchen war gleich klar, was dies bedeutete und das schmeckte ihr nicht. „Wir haben dich nicht mitgenommen, nur dass du uns jetzt wieder verlässt, wir brauchen ‘nen verdammten Arzt“, protestierte die Kapitänin und entriss Alix vor Wut den Arm, den diese immer noch hielt. Bader baute sich vor der jungen Dame auf, sah auf sie herab und konterte ganz sachlich: „Ihr habt mich mitgenommen, weil ich euch angeboten habe, euch mein medizinisches Wissen zur Verfügung zu stellen, wenn ihr mich solange mitnimmt, bis ich einen neuen Forschungsort finde und diesen habe ich soeben gefunden. Ich werde hier mit Herakles bleiben, er zeigt mir, zu überleben und ich werde jede einzelne Pflanze hier unter die Lupe nehmen. Es geht um das Wohl der gesamten Menschheit!“ Schneeweißchen stampfte mehrmals wütend auf den Boden, das ging ihr sowas von gegen den Stich, was würde passieren, wenn ihnen irgendetwas geschah? Niemand konnte ihnen helfen. „Und was denkst du, sollen wir jetzt machen?“, fragte sie angespannt, Stillte herrschte einen Moment lang. „Ich kann euch meinen Eternal Port nicht geben, aber ihr müsst nach Drumm, dort gibt es einen Arzt, der zu euch passen könnte, sein Name ist Faust“ Die Weißhaarige bäumte sich noch einige Zeit über diese Situation auf. Wie sollten sie ohne Plan nach Drumm? Wie sollten sie den Arzt überreden und was taugte er überhaupt? War er vielleicht noch eigenartiger als Bader? Die Diskussion brachte den ganzen Dschungel durcheinander. Die wilden Tiere, die einen Blick erhaschen konnten, flüchteten sofort wieder und nach Getrampel und lautem Prozess bebte der Boden abermals. „Das ist ungewöhnlich“, sagte der Mann in der Rüstung, der sich als zuvor benannter Herakles herausstellte. Sogleich war seine Reaktion den sich verteidigenden Arzt zu schnappen und sich im Dickicht an einen Baum zu klammern. Hood setzte erneut Pfeil, Bogen und Seil ein um sich und Snežana in Sicherheit zu bringen. Alix war bereits wieder auf einen Baum geklettert um sich eine Liane zu schnappen, mit welcher sie sich wieder schwunghaft Schneeweißchen angeln konnte, welche diesmal nicht mehr so überrumpelt war, auch wenn ihr die Situation neu war, dass ihr eine so hübsche Frau so nah war. „Ich mag dich, du sagst, was du denkst“, machte die Brünette Schneeweißchen ein Kompliment und grinste sie mit breiten Lippen an. „Du bist ziemlich eigenartig, das mag ich auch irgendwie“, gab die Weißhaarige zu und musste direkt ein bisschen lachen. Eigentlich hatte sie gedacht, sie würden hier ein paar Tiere schlachten und lange leckeres Fleisch auf Lager haben, doch im Gegenteil angelte sie sich eine neue Kameradin. Da fiel ihr ein: „Was kannst du eigentlich?“ Alix sah sie verwundert an. In der Zwischenzeit klappte die Insel wieder zusammen und Rosenrot fiel ein weiteres Mal das Herz in die Hose. „Ich kann lesen, schreiben, n bisschen rechnen und… ach ja, sprechen“, antwortete sie frech. Schneeweißchen schmunzelte. „Und wie verteidigst du dich?“, wollte sie wissen. Alix tat so, als wäre ihr gerade erst eingefallen, dass ihr Gegenüber darauf hinauswollte: „Achsooo“, sagte sie und zwinkerte: „ich beherrsche eine Kampftechnik, die sich Bodenfauststil nennt, hab ich mir bei der Marine abgeschaut“, erklärte sie. Schneeweißchen stockte. Schnell wollte sie wissen, ob Alix zur Marine gehörte, doch dem war ganz und gar nicht so. Alix fühlte sich aktuell keiner Fraktion zugeteilt, sie genoss ihr Leben in vollen Zügen, auch wenn sie seit zwei Jahren auf dieser Insel festsaß, so versuchte sie stets alles zum Besten zu wenden. Der zweite Fresszyklus der Insel war schneller vorbei als der erste, sodass die Abenteurer schnell wieder am Boden standen. Die Pläne waren schnell ausgeredet. Jeder nahm so viel zu essen, wie er konnte und schnurstracks ging es zurück zum Schiff. Heilfroh, dass die alle überlebt haben ließ sich Rosenrot erleichtert auf den Boden fallen. „Zum Glück“, flüsterte sie und schloss die Augen. Sie waren alle wohl auf, alles andere war ihr im Moment egal. „Wow, das ist euer Schiff?“, fragte Alix und besah den schwimmbaren Untersatz von allen Seiten, die an Land möglich waren. „Jap, unser Schiff, die Fairy Tail“, sagte Schneeweißchen stolz. Doc Bader huschte schnellstmöglich an Bord, packte seine übrigen Unterlagen, seinen Liegestuhl und stand auch schon wieder vor der versammelten Crew. „Es war ein kurzes Vergnügen liebe Leute, aber diese Pflanzen… ich kann einfach nicht weg“, startete der alte Mann seinen Abschied. „Du kannst mich mal“, gab Schneeweißchen angepisst von sich. Erst hatte sie Hoffnungs darauf, endlich medizinisch ausgestattet zu sein und nun war alles wieder erledigt, sie hatten zwar einen Namen und eine Insel, aber keinen Kurs. Sie machte einen gekränkten aber imposanten Abgang, indem sie in einem Satz mit einem gekonnten Salto an Bord sprang, sich oben noch die beiden Zöpfe richtete und sie nur umdrehte um Doc Bader die Zunge zu zeigen. „Jetzt weiß ich, was du meintest“, sagte Herakles zu Hood und sprach ihm sein Beileid aus, vor allem deswegen, weil sein Leid nun mit ihnen für und Hood eine Frau mehr hatte, die ihn auf die Palme bringen würde. Hood nickte nur, tat etwas leidig und fing sich auch einen schlag mit der flachen Hand auf den Oberarm: „Du hast es gut, wenn du mit uns reisen darfst“, keifte Snežana und betrat nun auch lieber das Schiff. Alix bließ Luft zwischen den Lippen hervor, dass die Haare, die ihr ins Gesicht hingen dabei weggeblasen wurden. „Eigentlich hatte ich nie ein Problem mit dir, aber das ist nicht fair“, sagte sie schließlich, zog einen Schmollmund und ging gefolgt von Hood zum Schiff. „Viel Spaß hier Bader, lass dich nicht fressen“, sagte der Navigator, bevor er Alix hoch half und selbst die letzten Meter der Strichleiter mit einem Sprung überwindete. „Sagt mal, wo ist eigentlich Bärchen?“, fragte Schneeweißchen, als sie ihre Crew besah und kontrollierte, ob all da waren. Ihr Blick war sofort auf Bader gerichtet, der am Strand zurückblick. „Wo ist mein Bär?!“, rief sie hinunter und Bader zuckte mit den Schultern. „Wurde wohl gefressen“, sagte er locker. Die gesamte Crew wurde in Schock versetzt. „Bitte was?!“, wollten sie alle wissen, doch Bader hatte keine weiteren Informationen dazu. Allerdings betrat wie auf Stichwort nun für tot Erklärter den Strand. Er war vollkommen zerzaust und seine Kleidung war zerfetzt. „Ich hasse dich!“, sagte er und deutete auf Herakles. „Und dich“, dabei deutete er auf Doc Bader. „Hasse ich noch viel mehr“, sprach er weiter. Jeder sah ihm an, dass er vor Wut nur so geladen war, aber auch, dass er wohl einiges mitgemacht hatte. Mit einem grimmigen Gesicht ging er schweigend, aber schnaufend an den beiden vorbei, sein Ziel war, so schnell wie möglich an Bord zu steigen und schnellstmöglich dieser Insel und den beiden Verrätern zu verschwinden. Ihm war vollkommen egal, ob Bader hier blieb und es war ihm auch lieber so und so hinterfragte er die Situation gar nicht, dass alle an Bord waren, aber die zwei Gestalten noch dort unten waren. Er holte sofort den Anker ein und nachdem sich vor allem Rosenrot und Käppi darüber freuten, dass jeder wohlauf war, ging die Reise auch schon weiter. Rasch war auch schon erklärt, dass der Arzt zwecks Pflanzenkunde hier bleiben wollte um seine Forschungen voran zutreiben. Auch wenn Schneeweißchen es nicht so sachlich rüberbrachte. „Na dann ist ja gut, dass ich ihm noch was gemopst habe, keine Ahnung, was es macht, aber es sieht so aus, wie das Ding, das Hood am Arm hat“, er nahm etwas aus seiner Hosentasche und warf es seiner Kapitänin zu, welche es sofort erkannte. „Das ist der Eternalport nach Drumm“, schrie sie aufgeregt. „Jawohl du alter Sack!“, jubelte sie noch und machte eine triumphierende Pose. Bärchen verstand überhaupt nicht und schnell wurde von Snežana erklärt, der Arzt habe sie im Stich gelassen, ihnen aber immerhin einen Namen und einen Ort genannt, allerdings ohne Anhaltspunkt, wie sie dort hin kommen könnten. Schneeweißchen strahlte über beide Ohren. Sie drückte Hood den Eternalport mit dem Befehl, Kurs auf Drumm zu setzen. Erst dann bemerkte sie, wie verwirrt Rosenrot Alix betrachtete. „Achso, ja, das ist Alix, sie ist mit dem komischen Kerl auf dieser noch komischeren Insel gestrandet und wir retten sie jetzt“, erklärte Schneeweißchen rasch. Alix setzte sofort ein zuckersüßes Lächeln auf und verneigte sich vor allen: „Hallo, es ist mir eine Ehre“, sagte sie und klatschte begeistert in die Hände. Die Weiterreise startete gar nicht mal so schlecht. Jeder machte sich an seine Position. Hood stand beim Steuerrad und navigierte, Bärchen kümmerte sich wieder um die Umbauten in den Schlafräumen um ein eigenes Zimmer für Snežana zu formen, diese wiederrum hatte sich in der Kombüse verschanzt und kochte für diejenigen, die sich auf der Insel nicht den Wanst vollgeschlagen hatten. Käppi hatte Alix direkt auf ein Kartenspiel eingeladen und Rosenrot stand mit Schneeweißchen am Ausguck. „Und? Kann sie was, oder ist sie nur hier, weil sie hübsch ist?“, fragte Rosenrot mit einem frechen Grinsen. Sie kannte ihre Schwester gut. Diese hatte einfach ein Herz für hübsche Frauen oder vielmehr einen Fable. „Sie beherrscht wohl eine Kampftechnikl der Marine, die sich Bodenfauststil nennt und ja und? Lass sie hübsch sein“, gab Schneeweißchen den letzten Teil schnippisch zurück. Rosenrot kicherte. Es war ihr nur wichtig, kein hübsches Mädchen an Bord zu haben, um das man sich kümmern müsste. Selbst Käppi machte sich richtig gut und würde die nächsten Tage und Wochen noch einiges an Training genießen dürfen. Hood konnte sie noch nicht ganz einschätzen, aber er war sehr geschickt mit Pfeil und Bogen, so hatte er ihnen bereits mit einer Schnur zum Einholen, Fische aus dem Meer geschossen. Vielleicht sollte sie sich seine Nahkampftechnik auch noch einmal ansehen. Aber neben all diesen Vorbereitungen und Trainings für kommende Auseinandersetzungen mit der Marine und anderen Piraten, war ihr aktuell eines am wichtigsten: „ESSEEEEN!!“, rief Snežana und in Windeseile war die Vizekapitänin die Lehne des roten Stuhles hinuntergeklettert und die hungrige Meute versammelte sich in der Kombüse. Schneeweißchen blieb im Ausguck zurück, ihr blieb die Nachwache. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)