Not yet another Fairytale von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 5: We are Family ------------------------ „Und sie war das wirklich ganz alleine?“, fragte Bärchen seine Kapitänin als sie bereits wieder auf hoher See waren. Rosenrot war mit Käppi ins Bad gegangen und kümmerte sich fürsorglich um das Mädchen. Schneeweißchen nickte und machte einen großen Schluck aus ihrer Flasche Rum, das starke Gesöff rann ihre Kehle hinab ließ die Trinkende jeden Zentimeter ihrer Speiseröhre bis zum Magen hin spüren. „Was ist der Plan mit ihr? Wir können sie kaum wo anders absetzen“, hakte Hood ein und die Weißhaarige zuckte mit den Schultern. „Ich hab ihr versprochen, wir nehmen sie mit, trainieren sie und suchen mit ihr den größten Schatz der Welt“, war die absurd klingende aber ernst gemeinte Antwort, der Frau, die hier das Sagen hatte. Hood legte sich die Hand auf die Stirn: „Und was machen wir überhaupt mit ihr? Sie ist doch noch ein Kind“ „Woher soll ich denn das wissen? Ich kann mit Kindern nichts anfangen“, sagte die Kapitänin zur Überraschung der Herren. „Du bist ne Frau, ihr könnt alle was mit Kindern anfangen“, war Bärchens Argument auf welches Schneeweißchen nur mit einem minder genervten Blick konterte. „Das ist sexistisch, weißt du das? Außerdem kümmert sich eh Rose drum“, sagte sie noch, ehe sie noch einen Schluck Rum nahm um die Flasche dann zu verschließen und wieder in die Ecke zu stellen. „Ich weiß nur, dass sie mir leid tat und dass sowas niemand verdient hat“, erklärte sie noch ging dann vom Steuerrad, wo sie sich alle versammelt hatten übers Deck zum Bug nach vorne. Über die Gallionsfigur – der beinahe schwarzen Meerjungfrau – erblickte sie und breit nur Wasser, nur Meer und noch mehr Meer. Sie fragte sich, wann sie wieder auf Whitebeard trafen und was er zu ihrer kleinen gewachsenen Crew sagte. Da fiel ihr auf, so besonders gewachsen war die noch gar nicht. Sie hatten Hood, der sich im Kampf wohl nicht schlecht anstellen sollte, da er sogar ihr ausgewichen war und das kleine verschreckte Mädchen, welches sich im Waschraum nur widerwillig säubern und entfilzen lassen ließ. Es halt alles nichts, Rosenrot hatte den Kampf ihren Lebens mit dem kleinen Mädchen, als sie versuchte, ihre Haare zu kämmen. Auf der einen Seite war das Haar so verfilzt und widerspenstig und auf der anderen Seite wehrte sich das blonde Mädchen mit dem Moment wo es zu reißen begann. Rosenrot warf die Bürste weg und sah Käppi tadelnd an. „Wenn wir da jetzt nicht durchkämmen, schaffen wir’s nie“, sagte sie und Käppi zog verschränkte die Arme über der nackten Brust – da sie immer noch in der Wanne saß – und zog eine saure Schnute. „Mir doch egal“, gab sie zum Besten und die Rothaarige verdrehte die Augen. Sie stand auf, war sie durch den kleinen Kampf ganz nass geworden, und holte sich und ihrem Badegast je ein Handtuch. „Hier“, sagte sie noch und die Blonde stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und zog einen fast knielangen roten Rock von Rosenrot an, genauso wie ein schwarzes Top, darüber wollte sie gleich ihren Mantel anziehen, doch den nahm ihr die Aufpasserin wieder ab. „Der kommt auch zum Waschen“, sagte sie und warf ihn zu der anderen Kleidung, die darauf wartete gewaschen zu werden. Da lag im Übrigen schon ein ganzer Haufen Wäsche. An Board war sich jeder zur gut dafür, die Schmutzwäsche wieder brauchbar zu machen, doch Rosenrot hatte kein Problem damit, die anderen machten andere Dinge. Hood zum Beispiel war ihre Chance, endlich auf Kurs neue Inseln zu entdecken und nicht komplettplanlos auf der Grandline umherzuschippern und Bärchen kümmerte sich liebevoll um das Schiff ohne welchen herumschippern gar nicht möglich wäre und natürlich war da auch noch ihre Schwestern, die die schweren Entscheidungen traf und für essen sorgte. Bei dem Gedanken lächelte und als hätte sie es als Stichwort ausgesprochen, knurrte in diesem Moment der Magen ihrer Gesellschaft. Sanft lächelte sie und betrachtete das Mädchen in ihren Klamotten. Sah doch gar nicht so schlecht aus. Am Körperbau und der weiblichen Entwicklung nach, die Rosenrot beim Baden an dem Mädchen aufgefallen war, war ihr klar, dass sie nicht viel älter als 12 sein könnte. Ein paar Narben waren ihr aufgefallen, aber diese schienen weiter in der Vergangenheit aufgekommen zu sein, vermutlich kamen sie sogar von ihrem Kampf mit dem Piraten vor ein paar Jahren. Bestimmt hatte auch die Jagd auf Tiere anfangs Probleme gemacht, dass Rosenrot es direkt für ein Wunder hielt, dass das Mädchen ganz alleine im Wald überlebte, es wunderte sie aber auch nicht mehr, dass es so ruhig und leise in dem Wald war. „Jetzt fragen wir mal um etwas zu essen, was sagst du?“, fragte sie ihr Gegenüber und Käppi nickte sofort. Sie verhielt sich noch zögerlich, was nicht absonderlich war, aber schien mit der Situation gut zurecht zu kommen. Nach dem Bad und in frischen Klamotten sah die kleine schon viel freundlicher und umgänglicher aus. „Die Jungs und Schnee werden dich gar nicht wiedererkennen“, sagte Rosenrot, klopfte dem Mädchen dabei auf die Schulter, was mit einem erschrockenen Zucken kommentiert wurde. Draußen staunten die beiden Herren nicht schlecht. „Wow, du siehst ja wie ein richtiger Mensch aus“, sagte Hood und fing sich einen rügenden Blick des größeren bulligen Mannes. „Is so“, sagte er noch leise, doch Käppi schien sich zu freuen. Rosenrot übergab Käppi nun in die Obhut der beiden Männer, mit der Bitte, ihr was zu essen zu geben, um sich um die Wäsche zu kümmern, sich etwas frisches anzuziehen und vielleicht vor dem Abendessen noch eine kleine Mütze Schlaf zu ergattern, da ihr heute der Wachdienst überlassen wurde. Da die zwei nicht viel mit ihr anzufangen mussten, führten sie sie auf dem Schiff herum und erklärten ihr alles, was sie wissen musste, zeigten ihr, wo sie sich verstecken konnte, falls mal etwas passierte und wo man den besten Ausblick hatte, nämlich oben am Krähennest. Gestartet hat die Tour aber in der Kombüse, wo man ihr zwecks Einfachheit ein Stück Brot mit Käse gab, was sehr schnell aufgegessen war. Aufmerksam nahm das junge Mädchen die neuen Informationen auf, vor allem blieb ein Versteck hinter einer Falltür, der riesige unübersehbare rote Stuhl und der Ausguck im Gedächtnis. Schneeweißchen beobachtete das Ganze und ein wenig mulmig wurde ihr schon, so ein junges Ding an Board zu haben. Später stellte sich heraus, dass sie 13 Jahre alt war, gerade zwei Jahre jünger als Rosenrot und diese hatte es faustdick hinter den Ohren, doch sie war auch mit Schneeweißchen und dem Wunsch, die Welt zu bereisen und einen großen Schatz zu finden, aufgewachsen. Allerdings hat sie das wohl schlimmste im Leben schon durchgemacht. Schneeweißchen würde nicht zulassen, dass irgendjemanden in ihrer Crew je etwas vergleichbares passierte. Der restliche Tag versank schnell im Abend und Käppi beobachtete den Sonnenuntergang am Wasser gang genau. Noch nie hatte sie so etwas gesehen, nun gut, die Sonne hat sie schon untergehen sehen, auch von der Insel aus im Wasser, aber auf dem Schiff, das war einfach nicht dasselbe und hatte eine ganz andere Wirkung, so fand sie das kleine alltägliche Phänomen ganz schön cool. „Käppi komm schon, essen!“, rief Schneeweißchen während Rosenrot mit ihrer Ration zum Stuhl-Mast ging um in den Ausguck hochzuklettern. Ihre Schicht war angebrochen. In Windeseile lief das Mädchen in die Kombüse, sicherte sich ihre Portion und lief damit wieder hinaus. „Darf ich mit dir mir?“, fragte sie die Rothaarige, welche es einfach nicht besser wusste und das kleine Mädchen mit nach oben nahm. Oben angekommen staunte sie nicht schlecht, auch wenn alles dunkel war, so schimmerten die Sterne und vor allem der Mond auf der Meeresoberfläche und ergaben einen wunderschönen Anblick. Voller Genuss stopfte sie sich beim Schauen und Staunen das leckere Fleisch, wenn auch nicht viel gewürzt, in den Mund und schlang die Kartoffeln dazu hinunter. In ihren Augen hatte sie noch nie etwas so Gutes gegessen, was wohl eher daran lag, dass sie im Wald aß, was sie fand oder erlegen konnte. Rosenrot sah ihr mit einem Lächeln zu. Stück für Stück wuchs die Crew, wenn auch das neueste Mitglied noch komplett integriert werden musste und man mit ihr trainieren sollte, denn auch, wenn sie lange auf sich alleine gestellt war und durchaus auf sich aufpassen konnte, konnte man das nicht mit einem Angriff der Marine oder verfeindeten Piraten vergleichen. Allerdings würde sie bei kleineren Überfällen eine gute Ablenkung bieten. Ihren süßen blauen Kulleraugen konnte man eigentlich gar nichts Böses andichten, das war aktuell auf jeden Fall ihr Trumpf. „Seid ihr eine Familie?“, fragte Käppi vorsichtig, als schrecke sie sich noch vor ihrer eigenen Stimme. Sie war es nicht gewohnt, dass so viel gesprochen wurde und dass nicht mehr alles still war. Es machte sie ein wenig nervös, sie war es einfach nicht gewohnt, dass Menschen um sie herum waren. „Wir sind jetzt alle zusammen eine Familie, du gehörst auch dazu“, die junge Frau zwinkerte und putzte ihre Teller auf. Gemeinsam mit Käppis Geschirr, stellte sie die gebrauchten Sachen weg und hielt dem Mädchen eine Flasche Wasser hin. Die Blonde nahm die Flasche an und lächelte erfreut über die Antwort, die sie von ihrer großen Schwester gekommen hatte. „Familie betrügt einander nicht“, sagte sie noch leise, nahm einen Schluck Wasser und es dauerte gar nicht lange, war sie auf Rosenrots Schoß eingeschlafen. Die Nacht verging ohne Zwischenfälle und schon bald huschten die ersten Sonnenstrahlen über die Meeresoberfläche, sowie der erste gähnende Kammerrad an Deck kam um Rosenrot abzulösen. Bärchen kletterte den Ausguck hoch und mit einem Ruck war Käppi geschultert und die Rothaarige war am Weg nach unten. Das Mädchen schlief so tief, sie konnte leicht auf der Sitzfläche des roten Stuhles abgelegt werden. Eine Decke legte Rosenrot noch über sie und ging schnurstracks in die Kombüse um Frühstück zuzubereiten. Für Eier und Speck, getoastetes Brot und Kaffee hatte sie selbst genügend Talent um hierzu nicht ihre Schwester aufwecken zu müssen. „Guten Morgen!“, gut gelaunt kam Schneeweißchen in die Kombüse, gefolgt von Hood, der bereits vom leckeren Geruch gebratenen Specks angelockt wurde. Ziel Nummer eins der Weißhaarigen war eine Tasse schwarzer Kaffee, welche sie sich mit nach draußen nahm und an Deck an die Reling gelehnt mit einer frischen Morgenbriese genoss. „One-chan?“, Käppi stand urplötzlich nehmen ihr und zog an einem ihrer beiden langen Zopfe, da schreckte Schneeweißchen so rasch hoch, dass ihr die Tasse aus den Hände glitt und mit einem leisen ‘bloob‘ im Meer versank. Vollkommen entgeistert sah sie zu Käppi hinunter, welche ihr auch gleich ganz verschreckt in die Augen sah. „Du kannst dich doch nicht einfach an Leute anschleichen“, tadelte Schneeweißchen und bereute es sofort, das Mädchen mitgenommen zu haben. Sie war viel zu aufgeweckt und durchtrieben in ihren Augen. Nun ja, sie stand einfach da und unterbrach sie beim Nichts tun. „Ok“, sagte Käppi leise und ging einfach wieder. Schneeweißchen seufzte. „Wolltest du was?“, fragte sie und das Mädchen drehte sich um, sie nickte. „Danke“, sagte sie und sprang mit einem Lachen auf Schneeweißchen zu. Eine Umarmung war das Resultat dieses kleinen Angriffes mit der die Ältere nicht besonders gut umging. „Schon gut“, flüsterte sie und tätschelte verlegen die Schulter des Mädchens. Die nächsten Tage vergingen ohne Zwischenfälle. Die nächste Insel sollte aber nicht mehr lange entfernt sein und Schneeweißchen hoffte, dort jemand starkes zu treffen. Sie wollte ihre Crew schnellstmöglich aufbauen und viele starke Männer ihr dabei dienen. „Whitebeard hat ein ganzes Marineschiff mit nur einem Schlag versenkt“, erzählte Rosenrot eines Tages als sie einem Albatros eine Tageszeitung abgenommen hatte und diese neugierig verschlungen hatte. „Wer ist Whitebeard?“, fragte Käppi neugierig. Während Rosenrot auf ihrem Lieblingsplatz, dem roten Stuhl saß, trainierte Bärchen mit dem Neuzugang und sie stellte sich gar nicht dumm an. Sie war sehr flink und lernte schnell, wenn auch noch nicht viel Muskelkraft vorhanden war, so konnte sie durch ihre Größe und Schnelligkeit Vorteile für sich erzielen. „Die Stärke kommt von allein“, hatte Bärchen ganz zu Beginn des Trainings mal gesagt. „Whitebeard ist unser Familienoberhaupt“, rief Schneeweißchen vom Ausguck runter und Käppi kletterte sofort zu ihrer Schwester hoch, Bärchen blieb verzweifelt zurück. „Sie ist so inkonsequent“, sagte er und brachte Rosenrot zu lachen. „Warum ist er nicht hier?“, fragte Käppi als sie oben angekommen war und Schneeweißchen erklärte ihr die ganze Geschichte. Ein wenig überlegte sie und nickte dann als sie verstanden hatte. „Dann will er nicht unter Pops sein?“ – „Noch nicht“, korrigierte Schneeweißchen und setzte ein selbstsicheres Lächeln auf. „Deswegen müssen wir auf der nächsten Insel starke Männer finden und mitnehmen“ – „Aye Aye“, sagte das Mädchen ernst und sah rasch übers Meer, wo sie direkt mit Schneeweißchen etwas am Horizont erblickte. „Land in Sicht“, rief Käppi, soviel hatte sie schon gelernt. Bestätigung hieß ‘Aye Aye‘ und eine neue Insel wurde mit ‘Land in Sicht‘ angekündigt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)