All fall down von Leya ================================================================================ Kapitel 30: ------------ Disclaimer: Alle aus Harry Potter bekannten Charaktere gehören voll und ganz JK Rowling. Die anderen sind meine eigene Kreation. - - - All fall down 30 - - - Im Büro des Schulleiters herrschte ungemütliches Schweigen. Die beiden Lehrer und ihr Schützling hatten sich anscheinend nicht das Geringste zu sagen, doch Dumbledore wollte den Vorfall nicht so einfach auf sich beruhen lassen. Nachdem Snape ihn von Dracos Fehlverhalten in Kenntnis gesetzt hatte, war ihm bewusst geworden, wie wenig er sich in den letzten Jahren um die Schüler Slytherins im Allgemeinen und Malfoy im Besonderen gekümmert hatte. Mit einem leichten Anflug schlechten Gewissens versuchte Dumbledore daher zu retten, was noch zu retten war und zu einem Jungen durchzudringen, der ganz offensichtlich keinerlei Interesse an einer Verständigung hatte. „Das ist eine sehr schwere Anschuldigung, Mr. Malfoy. Sind Sie sich der Konsequenzen Ihres Handelns bewusst?“ Dumbledore warf dem vor ihm sitzenden Jungen einen prüfenden Blick zu, erhielt jedoch keine Antwort. Draco starrte verstockt zu Boden und gab sich alle Mühe, den Schulleiter zu ignorieren. Dieses Verhalten hätte Dumbledore um ein Haar einen frustrierten Seufzer entlockt. Statt sich allerdings diese Blöße zu geben, blickte er kurz zu Snape, doch der Professor für Zaubertränke zuckte nur mit den Schultern und machte damit deutlich, dass er sich heraushalten und alles weitere seinem Vorgesetzten überlassen würde. „Sie haben Ihren Bruder angegriffen, Mr. Malfoy. Zu meinem Bedauern muss ich feststellen, dass Sie keinerlei Reue zeigen. Daher werde ich Ihr Verhalten bestrafen müssen.“ Jetzt endlich sah der Junge auf, wobei unversöhnlicher Hass in seinen grauen Augen glühte. „Ich habe keinen Bruder!“ „Professor Snape hat mir etwas anderes erzählt. Und auch ich habe feststellen können…“ „Sie können mich nicht bestrafen, nur weil ich versucht habe, meinen Vater vor einem Betrüger zu beschützen!“, fauchte Draco den überraschten Schulleiter heftig an und bedachte seinen Hauslehrer gleich darauf mit einem wütenden Blick. „Professor Snape hat sich geirrt. Ich hatte niemals einen Bruder und diese Person ist ganz sicherlich nicht mit mir verwandt.“ „Draco…“ Snapes Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen und Dumbledore zog angesichts dieses ungewohnten Verhaltens von Seiten des Zaubertranklehrers überrascht die Augenbrauen hoch. „Du wirst dich auf der Stelle entschuldigen! Dieses uneinsichtige Verhalten wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf Slytherin, sondern zieht auch den Namen deiner altehrwürdigen Familie in den Schmutz. Du hast eine Verantwortung, Junge! Glaubst du im ernst, den Vater wäre stolz auf dich, wenn er dich jetzt so sehen könnte?“ Draco zog es vor, eine Antwort schuldig zu bleiben und musterte angestrengt den Boden, wo er anscheinend etwas im Muster des Teppichs entdeckt hatte, das seine ganze Aufmerksamkeit fesselte. „Nun gut. Da wir so nicht weiterkommen…“ Dumbledore lehnte sich mit einem gemütlichen Lächeln auf den Zügen in seinem Sessel zurück und faltete die Hände über dem Bauch. „Sie werden morgen früh nach Hogsmeade aufbrechen und einige der Zutaten ersetzen, die Sie so leichtfertig vergeudet haben. Für den Verlust der zerstoßenen Mammuthaare allerdings wird mir Ihr Vater aufkommen müssen.“ „War das alles?!“ Offensichtlich bis aufs äußerste genervt, stand Draco auf und fragte missmutig: „Kann ich jetzt gehen?“ „Nein, das können Sie nicht.“ Nun verlor auch Dumbledore die Geduld und seine sonst so sanften Augen wurden unnachgiebig und hart. „Severus, bitte holen Sie Francis zu uns. Mr. Malfoy wird sich bei seinem Bruder entschuldigen.“ „Nie im Leben! Das können Sie nicht von mir verlangen!“, explodierte der blonde Zauberer und wollte seinen Lehrer aufhalten, doch Snape gab ihm einen heftigen Stoß, der ihn wieder auf seinen Stuhl zurückbeförderte und war verschwunden, ehe Draco noch so recht wusste, wie ihm geschah. Benommen blickte er seinen Schulleiter an, nur um gleich darauf erschrocken zusammenzuzucken, als er dessen finstere Miene bemerkte. „Sie werden sich entschuldigen, Mr. Malfoy. Außerdem erwarte ich, dass Sie, sobald Ihr Vater hier eintrifft, ihm glaubhaft erklären können, warum Sie Ihrem Bruder Schaden zufügen wollten. Und jetzt halten Sie den Mund und bleiben ruhig sitzen, bis Professor Snape zurück ist.“ Bei der Erwähnung seines Vaters spürte Draco, wie sich ein ungutes Gefühl in seinem Magen ausbreitete und sich leiser Zweifel meldete. Was war, wenn Snape die Wahrheit sagte und er tatsächlich einen Bruder hatte? Sein Vater wäre alles andere als erfreut, von diesen Streitigkeiten zu hören. Auf einmal fühlte er sich gar nicht mehr so sicher in seiner Reaktion, doch um etwas zu ändern, war es zu spät. Er konnte nur hoffen, dass sein Vater einigermaßen gute Laune hatte, sonst würde ihr Treffen sehr, sehr unangenehm verlaufen. Draco schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet zu allen ihm bekannten Göttern, doch irgendwie wusste er jetzt schon, dass sie nicht auf ihn hören würden. - - - „Ich werde mich mal ein wenig im Dorf umsehen. Du bleibst hier und verhältst dich still. Je weniger man von dir sieht, desto besser.“ Carl nickte nur und hoffte, er würde diesen aufgeblasenen Nicholas Burton niemals wieder sehen. Sie kannten sich erst seit einigen Stunden und schon gingen ihm dessen Arroganz und die abwertenden Sticheleien massiv auf die Nerven. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wies der Zauberer ihn darauf hin, dass Squibs ihr Überleben nur allein der Gnade der Zauberer zu verdanken hatten und ohne Anweisungen noch nicht einmal wussten, wie sie morgens das Bett verlassen sollten. „Sollte jemand klopfen, dann tu so, als wärest du nicht da. Schließlich wollen wir doch nicht, dass unsere Tarnung auffliegt, bevor wir unseren Auftrag erledigen konnten.“ Endlich schlug die Tür zu und Carl sank erleichtert auf den nächsten Stuhl. Er war mehr als froh, ein wenig allein sein zu können, denn es gab vieles, worüber er nachdenken musste. Zwischen seinem Treffen mit Fenton und seiner Reise nach Hogsmeade lagen nur wenige Stunden und noch immer konnte er nicht glauben, was man von ihm verlangte. ‚Ich will, dass du Malfoys Sohn entführst. Bring ihn hierher und ich erlasse dir einen Großteil deiner Schulden. Versagst du, ist es dein Problem, wie du aus der Sache wieder rauskommst.’ Carl schloss die Augen und überlegte unglücklich, welche Möglichkeiten ihm blieben. Es hatte ein wenig gedauert, bis ihm wieder einfiel, woher er den Namen Malfoy kannte, doch dann schob sich Francis’ hübsches Gesicht in den Vordergrund seiner Erinnerungen und die Wahrheit traf ihn wie ein Faustschlag in den Magen. Was um alles in der Welt wollte Fenton von dem Jungen? Woher kannte er ihn überhaupt? Er war sicher, dass Fenton den Jungen niemals zu Gesicht bekommen hatte. Auch damals nicht, als er in dessen Kneipe aufgetaucht war, weil er Arbeit suchte. Woher also das plötzliche Interesse? Der Mann hielt es nicht länger aus und begann eine unruhige Wanderung durch das kleine Zimmer. Burton war ein arrogantes Arschloch, aber leider war er auch ein Zauberer. Es würde nicht leicht werden, ihn auszutricksen. Er steckte wirklich in einer Zwickmühle, denn ihm blieben nicht viele Möglichkeiten, um zu handeln. Am besten wäre es, Lucius Malfoy zu benachrichtigen. Nach allem, was er von dem Mann wusste, würde dieser die Gefahr einer drohenden Entführung schnell und gründlich beseitigen. Allerdings blieb dabei die Frage, wie er es anstellen sollte mit dem Mann in Kontakt zu treten. Er selbst besaß keine Eule und sich eine zu leihen würde Fragen nach sich ziehen, die er unter keinen Umständen beantworten wollte. So schwer es ihm fiel, wahrscheinlich blieb ihm nichts weiter übrig, als zunächst einmal abzuwarten. Und wenn sein Begleiter auch nur für einen Augenblick unaufmerksam war, würde er die Chance nutzen und die Seiten wechseln. Nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte, fühlte Carl sich schon sehr viel besser und gab einer spontanen Regung nach. Er würde diesem überheblichen Zauberer zeigen, dass er sich nichts sagen ließ und sich einfach mal so richtig vollaufen lassen. Zufrieden damit, eine wie er meinte gute Entscheidung getroffen zu haben, schloss er die Tür hinter sich und machte sich auf in die nächste Kneipe. - - - „Nein danke. Einmal reicht mir.“ Francis war nicht im Geringsten angetan von Snapes Vorschlag, nochmals mit seinem Bruder zusammenzutreffen und so ließ er den Lehrer seinen Unmut deutlich spüren. Die Begegnung mit Draco war genauso unerfreulich verlaufen, wie er es sich in seiner Vorstellung immer ausgemalt hatte und dies hatte ihn im Glauben bestärkt, dass er in der Familie seines Vaters keinerlei Zukunft hatte. Draco hasste ihn. Das war offensichtlich. Warum also sollte er mit der kleinen Pest reden? Nur um sich schon wieder beleidigen zu lassen? Darauf legte er nun überhaupt keinen Wert. „Dumbledore hat es angeordnet und er hat völlig recht damit. Und jetzt komm.“ Snape hielt einladend die Tür auf, doch Francis blieb wo er war. „Nein danke.“ Snape knirschte vor Wut mit den Zähnen, doch es half nichts. Auf Grund seiner bisherigen Erfahrungen mit Angehörigen der Malfoy’schen Sippe wusste er, dass der Junge sich nicht würde umstimmen lassen. Nun gut. Dann würde er eben andere Saiten aufziehen. „Bist du dir ganz sicher, mein Junge?“, erkundigte er sich mit samtweicher Stimme und ließ es zu, dass ein bösartiges Lächeln auf seine Lippen kroch. „An deiner Stelle würde ich noch einmal gründlich darüber nachdenken. Glaubst du wirklich, ich lasse mir von dir auf der Nase herumtanzen? Ich bin nicht so nachsichtig wie dein Vater.“ Sein Gegenüber wurde merklich blasser, war aber noch nicht bereit, aufzugeben. „Sie würden mir nichts antun. Lucius würde Sie dafür umbringen.“ „Glaubst du?“ Snape klang beinahe gelangweilt und Francis sah, dass er es in vollen Zügen genoss, seinen Schützling zu quälen. „Wer sagt denn, ich würde irgendwelche Spuren hinterlassen? Und jetzt komm endlich mit. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt.“ Diesmal kam Francis seiner Aufforderung nach und ging, ohne ihn auch nur einmal anzusehen, hinaus. Der Professor überholte ihn nach wenigen Schritten. „Bleib in meiner Nähe. Schließlich wollen wir doch nicht, dass du dich verläufst.“ Kein Wort fiel zwischen ihnen, während sie endlose Korridore entlang eilten und unzählige Treppen erklommen. Nach und nach gelang es Snape, sich zu beruhigen, doch als er schließlich mit dem widerstrebenden Francis im Schlepptau die Treppe erreichte, die zu Dumbedores Büro führte, wartete schon die nächste Überraschung auf ihn. Auf der untersten Treppenstufe saß ein absolut unglücklich wirkender Draco Malfoy und starrte ihnen mißmutig entgegen. „Was machst du hier draußen?“, fragte Snape irritiert nach und runzelte wütend die Stirn. „Bist du weggelaufen oder hat Dumbledore dich rausgeworfen?“ „Letzteres“, gab Draco kleinlaut zu und kaute unschlüssig auf seiner Unterlippe herum. Seinen Bruder ignorierte er dabei geflissentlich. „Vater ist da. Dumbledore hat ihn zu sich gerufen, kaum das er das Schulgelände betreten hatte und dann hat er mich rausgeschickt, um sich mit ihm unterhalten zu können.“ Na, großartig. Snape schloss die Augen und fragte sich, wie sein Freund es immer wieder schaffte, ihm die undankbarsten Aufgaben aufzuhalsen. Wäre Lucius nur ein paar Minuten später gekommen, er wäre jegliche Verpflichtung los gewesen. Doch nun hatte er neben Francis auch noch Draco am Hals und würde die nächsten Minuten wahrscheinlich damit zubringen, die beiden davon abzuhalten, sich gegenseitig umzubringen. Der Professor lehnte sich an die Wand, tastete in seiner Tasche nach seinem Zauberstab und hoffte beinahe, er würde einen Grund finden, ihn einzusetzen. - - - „Wie ich es mir dachte. Du bist wirklich zu dämlich, um die einfachste Anweisung zu befolgen!“ Burton hatte seinen Begleiter schließlich in einer Kneipe am Rande des Dorfes ausfindig gemacht und fand dort augenscheinlich alle seine Vorurteile und Befürchtungen bestätigt. Carl hockte an einem Tisch, auf dem sich bereits mehrere Flaschen unterschiedlichster Biersorten befanden und gemessen an der Fahne, die dem Zauberer entgegen wehte, hatte er genügend getrunken, um nicht mehr zurechnungsfähig zu sein. „Ich bin entsetzlich enttäuscht.“ Burton glitt auf den Stuhl gegenüber von Carl und starrte den Mann aus schmalen Augen an. „Bist du noch in der Lage zu reden oder soll ich lieber bis morgen warten?“ Carl zuckte mit den Achseln und blieb eine Antwort schuldig. Er hatte lange nicht so viel getrunken, wie er eigentlich geplant hatte und war immer noch nüchtern, doch das brauchte Burton nicht zu wissen. „Wieso Fenton dich ausgesucht hat, ist mir wirklich ein Rätsel.“ Der Zauberer sah, wie sich die Kellnerin näherte und zwang ein strahlendes Lächeln auf seine eben noch so verdrießlich wirkenden Züge. „Guten Abend, meine Liebe! Können Sie mir wohl ein Mineralwasser bringen?“ Verwundert zog die junge Frau die Augenbrauen hoch, gehorchte aber. Als das Wasser sich auf dem Tisch materialisierte, beugte Burton sich zu seinem Begleiter vor und erzählte in knappen Worten, was er innerhalb der letzten Stunden erfahren hatte. „Ich habe in der Stadt verbreitet, dass ich ein Investor bin, der einen Laden für Scherzartikel und Süßigkeiten eröffnen möchte und dafür nach neuen Ideen sucht. Natürlich möchten wir in dem Zusammenhang die Schüler interviewen, die hier ihr Taschengeld ausgeben. Auf diese Weise wird niemand Verdacht schöpfen, wenn wir uns mit den Kindern unterhalten und nebenbei Informationen sammeln über die Schule sammeln.“ Carl lauschte aufmerksam und kam zu dem Schluss, dass der Plan vielleicht doch nicht so dämlich war, wie er gedacht hatte. Wenn es ihm gelang, einen der Schüler unter vier Augen zu sprechen, konnte er Francis möglicherweise eine Warnung zukommen lassen. „Hörst du mir überhaupt zu?!“ Carlgab sich alle Mühe völlig abwesend zu wirken und Burton verlor die Geduld. Er sprang auf, schnappte sich sein Wasserglas, goss Carl die kalte Flüssigkeit mitten ins Gesicht und starrte zornbebend auf ihn hinunter. „Du weißt ja, wo du mich finden kannst, wenn du wieder nüchtern genug bist, um dich an den Weg zu erinnern.“ Er rauschte hinaus. Carl ignorierte die schockierten Blicke, die ihn von allen Seiten trafen und gönnte sich ein zufriedenes kleines Lächeln. Wenn der Rest seines Plans ebenso glatt ablief wie dieses kleine Manöver, würde er vermutlich tatsächlich Erfolg haben. - - - „Wie schön Sie zu sehen, Lucius. Wie geht es Ihnen?“ „Mir geht es gut. Danke der Nachfrage.“ Lucius wusste, dass es nur höflich wäre, würde er sich ebenfalls nach dem Befinden seines Gesprächspartners erkundigen, doch irgendwie war er nicht in der Stimmung dafür, Interesse zu heucheln, wo er keines empfand. Und da er sich ohnehin keine Illusionen darüber machte, was Dumbledore von ihm hielt, gab er sich auch nicht die geringste Mühe, entgegenkommend zu sein. „Könnten Sie bitte zur Sache kommen, Albus? Ich bin eigentlich hier, weil ich eine Familienangelegenheit zu klären habe.“ „Lucius, bitte. Nehmen Sie doch Platz!“ Der Schulleiter lächelte und wies auf die Besucherstühle. „Ihre Söhne warten bereits draußen, aber ich muss zuvor noch einige Kleinigkeiten mit Ihnen besprechen.“ Lucius fühlte sich unwillkürlich wieder in seine Schulzeit zurückversetzt, wie er da so in dem geräumigen Büro stand und versuchte, sein Gespräch mit Dumbledore so kurz wie möglich zu halten. Doch es war wie immer. Wollte Dumbledore auf etwas ganz bestimmtes hinaus, ließ er sich unter keinen Umständen drängen und genoss es, seinen Gesprächspartner so lange wie möglich im Dunkeln tappen zu lassen. Leicht genervt versuchte Lucius den nervtötend wohlwollenden Gesichtsausdruck seines ehemaligen Schulleiters zu deuten. Ein völlig sinnloses Unterfangen, da es bisher noch nie jemandem gelungen war, Albus Dumbledores Gedanken auch nur Ansatzweise zu erraten. „Ich wüsste nicht, was wir zu besprechen hätten.“ „Erlauben Sie mir zu widersprechen.“ Dumbledore gönnte sich ein überlegenes Lächeln. „Das sehe ich ganz anders und ich denke, wenn Sie erst wissen, worum es geht werden Sie mir zustimmen.“ Lucius wartete einige Sekunden, doch Dumbledore dachte nicht daran, fortzufahren. Er sah ihn einfach nur freundlich an und schließlich gab der blonde Zauberer mit einem unglücklichen Seufzen nach und ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken. „Also?“ „Ich nehme an, Severus hat Sie über den jüngsten Vorfall unterrichtet“, stellte der Schulleiter plötzlich ernst geworden fest und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab. „Das Verhalten Ihres Sohnes macht mir ein wenig Sorge, Lucius. Doch bevor wir uns über darüber unterhalten, was dieses Verhalten ausgelöst hat, habe ich hier eine Beschreibung des Zaubertranks, den Draco so leichtsinnig verschwendet hat. Die entsprechenden Kosten finden Sie neben den einzelnen Zutaten aufgelistet.“ Lucius nahm die Schriftrolle mit gemischten Gefühlen entgegen, entrollte sie und blinzelte mehrmals ungläubig, während er sich die horrende Summe ansah, die Dumbledore unter dem Strich errechnet hatte. Neugierig sah er sich die Zutaten an. Minutenlang versuchte er zu ergründen, um was für einen Trank es sich handelte, konnte dies aber allein anhand der Zutaten nicht herausfinden und gab entnervt auf. „Ist das nicht ein wenig übertrieben, Albus?“, wollte er schließlich von dem Schulleiter wissen und warf die Schriftrolle angewidert von sich. „Glauben Sie wirklich, ich bezahle diese unverschämte Summe ohne zu wissen, um welchen Trank es sich handelt? Wer sagt mir denn, dass es sich nicht um etwas Gesetzwidriges handelt? Vielleicht haben Sie durch Ihr sorgloses Verhalten meinen Sohn gerade erst dazu verleitet…“ „Lucius!“ Dumbledore schien entsetzt und gleichzeitig wohltuend verärgert. Seine wütende Miene ließ den blonden Zauberer innerlich regelrecht frohlocken. Selbst die kleinsten Siege schmeckten herrlich süß, wenn sie gegen solch einen Meister der Manipulation errungen wurden, wie Dumbledore es einer war. „Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen. Wieso unterstellen Sie mir regelmäßig, ich würde meine Schüler leichtfertig in Gefahr bringen? Gerade Sie müssten doch wissen, dass ich alles tue, um die zu beschützen, die unter meiner Obhut stehen.“ „Ja, aber meistens nützt es nichts!“, gab Lucius heftig zurück und schalt sich gleich darauf einen Narren, weil er so viel von sich selbst preisgegeben hatte. Um nichts in der Welt wollte er die alten Erinnerungen wieder aufkommen lassen, doch die Tür in seinen Gedanken, die so lange geschlossen war, hatte sich einen Spalt geöffnet und was er sah, drehte ihm den Magen um. Dumbledore blickte ihn traurig an. „Sie wissen wie leid mir das alles tut, Lucius. Ich würde es ungeschehen machen, wenn ich nur könnte.“ „Aber das können Sie nicht.“ Lucius hatte sich wieder in der Gewalt, doch für einen winzigen Augenblick war die Maske verrutscht, die er der in der Öffentlichkeit stets zur Schau trug und ließ erkennen, wie verzweifelt er tatsächlich war. Es war ein mehr als ungewohnter Anblick und der Schulleiter fühlte, wie sein Herz unwillkürlich schneller schlug. Vielleicht gelang es ihm nach all den Jahren endlich, zu seinem ehemaligen Schüler durchzudringen. „Das stimmt, Lucius. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, ganz gleich, wie gern ich es auch tun würde. Aber ich kann versuchen, mein Versagen wieder gut zu machen. Lassen Sie mich wenigstens Ihren Sohn retten, wenn Sie selbst meine Hilfe schon nicht wollen.“ Er sah den blonden Zauberer erwartungsvoll an, doch schon während er sprach, konnte er sehen, dass seine Worte vergebens waren. „Nicht nötig. Meine Probleme und die meiner Söhne sind meine Sache“, unterbrach Lucius den anderen mit eisiger Stimme und stand abrupt auf. „Wenn Sie mich entschuldigen wollen, ich muss mich um meine Familie kümmern.“ Dumbledore nickte nur und beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie sein Besucher ohne sich umzudrehen hinausrauschte. Kaum allein, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und machte sich zum tausendsten Mal Vorwürfe, weil es ihm einfach nicht gelingen wollte, Lucius davon zu überzeugen, dass er es nur gut mit ihm meinte. - - - tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)