PlaQ von Nehell (Eine lebendige Geschichte) ================================================================================ Prolog: Saure Apfelringe und das zerbrochene Glas ------------------------------------------------- Weit entfernt, schier am anderen Ende des Universums bahnte sich eine Sternenflotte ihren Weg durch das Sternenmeer. STARLIGHT CHRONOS. In großen Buchstaben prangte der Name auf der Seite der Sternenflotte, welche aus 6 Ebenen bestand. Sie war geziert mit einer Glaskuppel, die Einblick auf einen Wald bot, der wohl schöner war als jeder, den man jemals auf einem umliegenden Stern oder Planeten entdecken hätte können. Wenn man näher heran ging, konnte man sogar vage erahnen, dass sich unterschiedlichste Tiere von unterschiedlichsten Planeten diesen Wald zur Heimat gemacht hatten. Was man nicht erkennen konnte war der Aufzug, der sich durch alle Ebenen zog und diese auf schnellstem Weg miteinander verband. Verteilt auf den anderen Ebenen bot das Schiff alles, was man zum Überleben brauchte. Die Starlight Chronos war rege bevölkert mit humanoiden Wesen: Aliens mit flachen Ohren und langem Schweif. Beides war geziert mit einem Loch am Ende. Einfarbige Haare gab es bei diesen Wesen nicht. Jede Frisur wurde in rechts und links geteilt und teilte sich so in mindestens 2 Farben auf. Die Hautfarbe orientierte sich dabei an Blau, Grau, Lila, Rosa und konnte dabei simpel einfarbig ausfallen oder bis hin zu aufwendigen, detaillierten Mustern alles aufweisen. Auf den Handflächen befand sich jedoch immer ein bunter Stern, welcher sich auch neben tiefer Schwärze in ihren Augen wiederfand. Diese Wesen nannten sich die PlaQ! Die PlaQ lebten auf der Starlight Chronos und erkundeten das Universum. Sie waren eine äußerst neugierige, wissbegierige aber auch experimentierfreudige und hilfsbereite Spezies, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, verschiedene Welten zu bereisen und den dortigen Bewohnern zu helfen. Wo die PlaQs herkamen ist bis heute nicht klar, aber nicht nur auf der Starlight Chronos, sondern auch im kompletten Universum verteilt fanden sich Eier der PlaQs. “Willkommen Neulinge, in der Sternenflotte der PlaQ. Wir befinden uns gerade in der Brutstätte unseres Volkes. Hier haben wir viele verschiedene Eier in den unterschiedlichsten Farben.” Die PlaQ namens Toriel tänzelte aufgeregt zu einem der Regale, hielt davor kurz inne und besah sich die dort aufgereihten Reagenzgläschen. Zielstrebig griff sie sich dann eines, worin ein hellgrünes Ei mit roten Rissen gebettet war. Oben am Ei befanden sich 2 kleine, grüne Öhrchen mit weißen Punkten. Sie legte das zerbrechliche Ei mit einer unendlichen Vorsicht auf den Tisch und gab den umstehenden PlaQ damit die Möglichkeit es zu betrachten, während sie sich dem einzigen Schrank in dem Raum zuwandte. Daraus zauberte sie einen Apparat hervor und platzierte diesen neben dem Ei auf dem Tisch. Durch einen sanften Schubs des Mädchens fiel die Schranktür mit einem leisen Klicken ins Schloss und schon war auch der Moment vorbei, in dem man den merkwürdigen Apparat neben dem Ei betrachten konnte. Mit einer leichten Ungeduld griff sie sich wieder das Ei und schon war esl in dem Apparat verschwunden. Einer der umstehenden PlaQs öffnete den Mund. Doch er kam gar nicht erst zu Wort, denn die Rosahaarige Toriel war viel zu sehr in ihrem Element, als kurz eine kleine 15 auf dem Bildschirm des Apparates erschien. “Dieses Ei ist bereits Level 15! Das ist schon recht hoch und ich bin wirklich gespannt wie es aussieht, wenn es schlüpft.” Neugier glitzerte in ihren Augen und die Fragen waren wie vergessen. Aufregung und Spannung machte sich unter den Neulingen breit. Verschiedene Smileys blinkten abwechselnd auf dem kleinen Bildschirm. "Es scheint auf eure Emotionen zu reagieren! Das ist super! Vielleicht schaffen wir es, das Ei zum Schlüpfen zu bringen. ZUSAMMEN!" Ein Leuchten der Begeisterung lag in ihren Augen, als sie sich das erste Mal weiter von dem Ei und dem Apparat entfernte. Freudig hüpfte sie um den Tisch und die Schaulustigen herum, die sich immer enger um den Tisch herum drängten. Doch plötzlich hielt sie inne und ihr Blick verfinsterte sich. „Habt ihr schon einmal von den unheilvollen Geschichten des Nebels gehört?“ Alle rissen ihre Blicke und die Aufmerksamkeit von dem kleinen Ei los und sahen erst sie einen Moment lang an bevor sich ihre Blicke zueinander wandten. Ein verwirrtes Raunen begleitet von Kopfschütteln und Schulterzucken ging durch die kleine Menge. „Nun...dann hört gut zu: Es heißt, wenn ein PlaQ nicht schlüpft, weil die Emotionen zu schwach sind oder wenn wir nach dem Schlüpfen allein bleiben, dann kommt ein Nebel auf das Schiff. Er schleicht durch die Gänge, Lüftungsschächte und kriecht durch die Türen der Schlafkammern. Er ist auf der Suche nach einsamen und verlassenen PlaQ. Er hüllt sie in sich ein und bringt sie fort! Sie verschwinden einfach und niemand weiß wohin. Eigentlich können wir 100 Jahre alt werden, aber wer vom Nebel geholt wird erreicht dieses Alter wohl nie.“ Eine unendlich tiefe Trauer lag in ihrem Blick, als sie die schockierten, teilweise sogar verängstigen Blicke der Neulinge beobachtete.” Irgendwo hasste sie es diese Geschichte zu erzählen aber leider war sie zu bedeutsam, als dass sie es einfach unter den Teppich kehren konnte. „Wir leben von Emotionen. Es ist egal ob wir Liebe, Wut oder Entsetzen verspüren. Solange wir etwas empfinden, können wir überleben”, erklärte sie, in der Hoffnung, die eben geschürte Angst wieder verscheuchen zu können. Toriel drehte sich einmal um ihre eigene Achse, strich ihr weißes Kleid zurecht und war wieder wie ausgewechselt. „Na ja ich glaube 15 Emotionen werden zu erreichen sein. Also machen wir uns noch keine Sorgen.“ Ein Lächeln zierte ihr auf einmal wieder ihr Gesicht als sie den Raum durchquerte und das Regal, aus dem sie zuvor das Ei geholt hatte, wieder sorgfältig verschloss. Ihr Blick wanderte genau im richtigen Moment wieder zum Tisch. Noch einen kurzen Moment konnte sie beobachten, wie sich die unterschiedlichsten Emotionen in Form von Smileys auf dem Bildschirm abbildeten, als ein sanftes Wackeln den Apparat ergriff. Ein Ruck erfasste ihn, brachte dabei den Tisch bedrohlich ins Schwanken als plötzlich eine PlaQ auf den Tisch kullerte… Einen Moment lang, saß die neue PlaQ irritiert auf dem Tisch und blinzelte in die Runde. Dann machte sich auf einmal ein Lächeln in ihrem Gesicht breit. “Hallo, ich bin Apfelröschen!” Mit einem Satz sprang sie vom Tisch auf und richtete ihr Kleidchen. Die Neulinge musterten sie neugierig mit großen Augen, waren erst einmal sprachlos, während sie das junge Mädchen betrachteten. Ihre Ohren und ihr Schweif sahen auf den ersten Blick aus wie die der meisten anderen PlaQs auch. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkte man, dass es sich bei dem Weiß auf dem Grün nicht um simple Punkte handelte. Es waren Zuckerkristalle! Ob sie auch nach Zucker schmeckten, wagte sich niemand auszuprobieren. Ihre Haare waren ab der rechten Hälfte gelb und kurz nur etwa schulterlang. Ab der linken Hälfte wurden sie mittig nicht nur grün, sondern auch noch länger bis hin zur Hüfte. Ihre Stirn war von einem geraden Pony verdeckt, worunter sich direkt ihre Augen befanden. Sie waren tiefschwarz, einzig ein grüner Stern zierte sie als Pupille. Ebenso grün, wie ihre Haare, ihre Ohren, ihr Schweif und der Stern auf ihrer Handfläche. Ihre Haut war im Gegensatz zu ihren sonst so bunten Farben simpel grau, verziert mit einzelnen schwarzen Mustern. Ihr Outfit hielt sich in den Farben Orange und Rot. Ein Poncho mit grüner Schleife, Kleid und Schuhe geziert von einem knallgrünen Apfel als Hingucker. Nicht nur ihr Name, auch ihr Outfit verriet ihr Lieblingsessen eindeutig. Toriel war die erste, die sich aus der Überraschung löste. “Es freut mich, dass du endlich geschlüpft bist Apfelröschen! Ich bin Toriel und die Krankenschwester hier an Bord!”, begrüßte sie die Neue und kam nicht umhin besonders ihr Outfit zu bewundern. “Soll ich dir das Schiff zeigen?”, bat Toriel an und zog die frisch Geschlüpfte durch die schaulustigen Neulinge hindurch auf den Flur. Apfelröschen ließ sich mitziehen und sah sich neugierig um. “Nur das wichtigste erst einmal” murmelte sie nachdenklich. “Ich bin etwas erschöpft” gab sie zu und eine leichte Verlegenheit zeichnete sich in ihrem Blick ab. Die Krankenschwester nickte direkt verständnisvoll. “Hast du irgendwelche besonderen Interessen, Talente, die ich dabei berücksichtigen soll?” Sie fing sich allerdings nur einen kurz nachdenklichen, dann ziemlich ratlosen Blick von ihr ein. Sie lachte leicht und winkte ab, noch bevor die Grünohrrige etwas sagen konnte. “Alles gut, das kommt schon noch!”, bemühte sie sich die Apfelröschen zu beruhigen und ging direkt los. Es war Apfelröschen ein Rätsel, wie es sein konnte, dass Toriels Schritte dabei nicht den leisesten Ton von sich gaben, gefühlt müsste man ihre eigenen über das gesamte Schiff hinweg hören! “Auf dieser Ebene, gibt es erst einmal nicht viel wichtiges für dich. Hier kannst du dich theoretisch den ganzen Tag über beschäftigen. Es befinden sich hier sämtliche Geschäfte und nennen wir es mal die … Hobbyräume? Alles um dich zu unterhalten und zu beschäftigen!”, erklärte die rosahaarige PlaQ während sie voran lief, dabei einem so verworrenen Weg folgte, dass die Neue nicht die leiseste Chance hatte, sich diesen zu merken. “Das da vorne, ist die Mensa.” Sie deutete geradeaus auf eine Doppeltür. Die rechte Tür war nur angelehnt und der schwache Geruch von Essen drang durch den Spalt hinaus in den Flur. “Dort bekommst du morgen früh etwas zu Essen und kannst die anderen PlaQ kennenlernen.” Toriel lächelte. Noch bevor Apfelröschen etwas erwidern konnte, hatte sich die Krankenschwester aber auch schon wieder von ihr abgewandt. “Das so ziemlich wichtigste hier ist der Aufzug. Er bringt dich annähernd überall hin!” Sie drückte einen Knopf und direkt sprangen die Türen auf. Die Gezuckerte staunte. Es hatte den Anschein, als hätte er nur auf sie gewartet. Sie folgte ihrer Fremdenführerin hinein und beobachtete, wie das Wort ‘Alltagsräume’ kurz aufleuchtete um ihnen zu zeigen, wo sie gerade waren. Toriel wählte das Knöpfchen darunter aus, welches aufleuchtete, als es gedrückt wurde. Der Aufzug setzte sich in Bewegung, fuhr eine Ebene weit nach unten. “Das hier ist aber riesig...”, stellte Apfelröschen überrascht fest, während sie die Knopfauswahl begutachtete: Kuppel, Kontrolle, Alltagsräume, Zimmer, Meer und Keller. Das hatte sie als Ei noch nicht bemerkt und alles irgendwie etwas kleiner eingeschätzt. Toriel begann leicht zu lachen. “Nunja, hier leben schon einige PlaQs und irgendwo müssen sie ja auch alle unterkommen!” Mit einem pingartigen Geräusch sprangen die Türen des Aufzugs auf. Das Leuchten von dem Knöpfchen ‘Zimmer’ erlosch. Dieses Mal wartete die Rosahaarige mit den Kringelzöpfen und gewährte der Neuen den Vortritt. Neugierig lugte diese auf den Flur und trat dann aus dem Aufzug. Ein kritischer Blick auf ihre Füße folgte. Sie erschien sich selbst einfach unglaublich laut mit jedem Schritt. Lautlos trat die Krankenschwester zu ihr. “Hier befinden sich mittig die Aufenthaltsräume. Dort kannst du dich, ebenso wie in der Mensa, mit anderen PlaQs treffen, eine Kleinigkeit essen, Spiele stehen bereit und auch Musikinstrumente”, berichtete sie und öffnete eine der Türen, damit Apfelröschen einen kurzen Blick hinein werfen konnte. Sie lief ein paar Schritte und tippte dann auf ein Symbol an der Tür. “Dieses Symbol zeigt dir die Waschräume an. Sie sind alle für die große Gemeinschaft, wir trennen nicht nach Geschlecht”, erklärte sie. Die Grünohrrige musterte das Symbol genauestens während sie nickte. Einen kurzen Moment versank sie darin sich das Zeichen einzuprägen. Dann blickte sie wieder auf und bemerkte, dass Toriel schon weiter gegangen war und sie mit einem belustigten Grinsen beobachtete. Leicht beschämt holte Apfelröschen sie wieder ein. “Stress dich doch nicht!” Die Krankenschwester winkte ab und deutete dann auf zwei nebeneinander liegende Türen. “Das hier sind kleine Wohneinheiten, wo sich jeder sein eigenes Zimmer einrichten kann. Die mit einem Namensschild neben der Tür sind belegt, die anderen sind frei und du kannst dir einfach eins aussuchen.” Sie lächelte sie aufmunternd an. “Außerdem, kannst du dir dein Namensschild auch selbst entwerfen und gestalten! Vielleicht entdeckst du dabei ja direkt ein Talent deinerseits!” Sie zwinkerte ihr zu. “Das Ganze hier ist im Kreis angelegt, also wenn du dem Flur folgst, landest du früher oder später automatisch wieder hier. Allerdings sind das wohl einige Kilometer, die du dann wandern musst”, schloss sie ihre Erklärung mit einem Lachen ab und Apfelröschen nickte wieder. “Alles klar!” Es dauerte einen kurzen Moment bis die Gezuckerte ihre Stimme wieder fand und Toriel ausstrahlte. “Na, dann lass ich dich mal ein wenig allein.” Die Krankenschwester wuschelte ihr kurz durchs Haar und war dann auch schon überraschend schnell hinter verschlossenen Aufzugtüren verschwunden. Apfelröschen hob ihren Blick zu den Türen vor sich. Vorsichtig stupste sie eine auf. Es war kein Namensschild vorhanden gewesen und tatsächlich, war es nicht bewohnt. Sie sah sich in dem Zimmer um. Ja, hier könnte sie sich wohl fühlen. Ihr Blick, fiel auf den Schreibtisch, wo ein kleiner Zettel lag und eine große Farbvielfalt an Stiften. Ein Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, denn der Zettel war perfekt auf die Größe für Namensschilder angepasst! Apfelröschen lernte schnell dazu und bemühte sich direkt, sich in die Gemeinschaft der PlaQ zu integrieren. Welchen Beruf sie ergreifen sollte, wusste sie noch nicht so recht, doch auch schon jetzt war sie ein wertvoller Teil der Gesellschaft. Sie zählte mit ihrer einzigartigen, hellen und klaren Stimme zu den beliebtesten Sängerinnen auf der Starlight Chronos! Beinahe jeden Tag hatte sie einen Auftritt und versüßte unzähligen PlaQ den Abend. Auch gerade hatte die Grünohrige einen Auftritt beendet und befand sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer. Doch irgendetwas lenkte sie ab. Sie kam an der Brutstätte vorbei und wieder gingen ihr die Erinnerungen von damals durch den Kopf. Von damals, bevor sie geschlüpft war. Auch schon als Ei, hatte sie alles mitgekriegt, alles mitangehört. Toriel’s Monolog, den es noch nie ein Neuling geschafft hatte zu unterbrechen, sie kannte ihn in und auswendig. Auf Zehenspitzen schlich sich das Mädchen in den Raum. Mit einem leisen Klicken, drückte sie die Türe vorsichtig hinter sich ins Schloss. Sie hielt einen Moment inne und lauschte. Scheinbar hatte niemand ihren kleinen Umweg bemerkt. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus als sie sich dem Tisch zuwandte, auf dem sie damals geschlüpft war. Vorsichtig tasteten ihre Finger nach dem Rand und zogen ihren schlanken Körper auf den Tisch. Wenn der Tisch nicht gedreht worden war, saß Apfelröschen wieder an der selben Stelle wie damals, als sie geschlüpft war. Noch einmal wanderte ihr Blick zur Tür, prüfend ob nicht doch jemand kam aber alles war ruhig. Entspannen, konnte sie sich jedoch erst nachdem sie von ihrer mittigen Position aus, die Vielfalt an bunten Eiern um sich herum bewundert hatte. Sie atmete einmal tief ein und stimmte ein wunderschönes Lied an: In dem großen Meer voller Sterne leben wir, schwimmen jeden Tag zu neuen Orten. Unser Herz sagt uns wo wir leben und wir folgen immer unseren eigenen Wegen! Wir wissen nicht, wo wir sind, Unsere Heimat ist das Universum. Entdecken neue Welten jeden Tag. Unser Herz erzählt uns “noch einmal”, und wir folgen unserem eigenen Weg. Wir wissen nicht, wo wir landen, ... Wir wissen nicht wo wir sind! Als sie das kurze Lied, welches ihre Spezies beschreiben sollte und den kleinen Eiern einen Einblick in ihre Zukunft gewähren sollte beendet hatte, blickte sie zufrieden von einem Ei zum nächsten. Dabei fiel Apfelröschen plötzlich ein Gelbes ins Auge. Sie konnte sich selbst nicht erklären, wieso es ihr nicht von Anfang an aufgefallen war, wahrscheinlich war es das Schönste Ei von allen und es sprang sie nur so förmlich an. Eigentlich war die zuckrige PlaQ keine Diebin aber sie konnte ihrer Neugier doch nicht widerstehen. Nur zu gern, wollte sie wissen ob sie mit ihren Liedern auch die Herzen der kleinen Eier erreichen konnte. Sie legte ihre Handflächen neben sich auf den Tisch, drückte ihren gräulichen Körper so etwas in die Höhe und nach vorne bis ihre Zehenspitzen wieder auf dem Boden landeten. Apfelröschen blieb direkt auf Zehenspitzen und schlich zu dem Schrank, öffnete diesen leise, streckte ihre Finger nach dem kleinen gelben Schatz aus. Eine gewisse Aufregung machte sich in ihrer Magengegend breit. Genau in dem Moment, als ihre sanften Finger das kühle Glas berührten, zeigte sich das erste Mal die Tollpatschigkeit des jungen Mädchens. Ihr Ellenbogen stieß gegen ein anderes Ei, welches den Halt verlor und sich dem Boden in einem bedrohlichen Tempo näherte. Sofort lösten sich ihre Finger von dem gelben Ei. Sie schnellte herum und versuchte das Ei zu fangen. Ein Griff ins Leere und noch ein Griff ins Leere. Panik machte sich in ihr breit, während ihre Finger immer wieder ins Leere griffen. Apfelröschen zuckte zusammen, als das zerbrechliche Ei mit einem Klirren den Boden traf. Sie hielt den Atem an und verfiel einen Moment lang in eine Schockstarre. Apfelröschen beobachtete wie das Reagenzglas über den kühlen Boden kullerte. Erst in diesem Moment bemerkte sie, dass es sich um ein rotes Ei handelte. Im ersten Moment erschien es ihr noch so als hätte das dünne Glas, welches das Ei schützte keinerlei Schaden genommen, doch dann bemerkte sie den Riss. Ihre Finger zitterten leicht, als sie das Ei vorsichtig aufhob. Die durchsichtige Flüssigkeit, in welche das Ei gebettet war lief aus. Panisch wandte sie sich dem Tisch zu auf welchem das Gerät stand, welches einem mehr über die Eier verriet. Sie versenkte das Ei darin und starrte den Bildschirm an. Zwischen einem starken Flackern konnte man vage das Zeichen für Männlich erkennen. Dann erklang ein Piepen und der Bildschirm wurde kurz schwarz. Ein panischer Smiley erschien auf dem Gerät und spiegelte damit ihre Emotion perfekt wieder. Wäre sie nicht in einer Notlage, hätte sie sich wohl veralbert gefühlt aber dazu war keine Zeit. Apfelröschen zog das Ei wieder aus der Maschine heraus, ließ es in ihre Tasche fallen und kehrte auf dem direkten Weg dorthin zurück, woher sie gekommen war. Das Ei brauchte so schnell wie möglich mehr Emotionen als ihre Panik. Ironischerweise war diese wohl noch nicht stark genug um das angebrochene Ei zum Schlüpfen zu bringen. Sie hoffte, dass es keinen Schaden davontragen würde, doch etwas in ihrem Inneren schüttelte nur traurig den Kopf. Dieser PlaQ würde sicher nicht normal werden. In einem der Aufenthaltsräume angekommen eilte sie direkt zum Klavier in der Ecke. Während sie den Raum durchquerte versuchte sie im Augenwinkel die dort anwesenden PlaQ welche dort zusammen saßen und aßen zu zählen. Allerdings war sie viel zu aufgewühlt und geriet immer wieder durcheinander. Ihr blieb nichts anderes als zu hoffen, dass es genug waren. Sie ließ sich auf den Schemel fallen und direkt flogen ihre Finger über die weißen und schwarzen Tasten. Eine wunderschöne und ergreifende Melodie erfüllte den Raum. Sie sang aus voller Kehle und steckte all ihre Kraft in das Lied, womit das Drama auf eine verquere Weise begonnen hatte. Tränen kullerten über ihre Wangen während sie nur beten konnte, dass ihr Gesang die anderen erreichte und das kleine Ei damit rettete. Sie spürte, wie ihr Kleid mehr und mehr von der kühlen Flüssigkeit aus dem Reagenzglas aufsaugte. Sie ahnte, dass das dünne Glas von mehr und mehr Rissen durchzogen wurde. “Our Heart tells us - one more time...” Bei diesen Worten kullerte das Reagenzglas aus ihrer Tasche, erfüllt von einer unendlich starken Emotion: Trauer. Noch bevor es auf den Boden traf, durchbrach ein männlicher PlaQ die Hülle. Still saß er auf dem Boden und zog die Blicke aller auf sich während er die neugierigen Gesichter und die Sängerin begutachtete. Auf einmal erklang ein verrücktes Lachen aus seiner Kehle, welches allen einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Apfelröschen unterbrach ihr Lied kurz vor dem Ende und sah ihn verwirrt an. Der neue PlaQ stand auf, verbeugte sich und stellte sich vor: “Meine Damen und Herren, darf ich mich vorstellen? Ich heiße Hawk Dice und stehe Ihnen von nun an als Techniker zur Verfügung. Ich werde an unserem heiß geliebten Schiff herumschrauben… Ooooh ja und wie ich daran herumschrauben werde!” Nach einem verrückten Lachen sog er die Luft hörbar ein und schloss dabei genüsslich die Augen, bevor er sich einfach umdrehte und ging. Hawk war auf seine eigene Art und Weise sehr kontrastreich in seinem Aussehen. Hauptsächlich, war er eigentlich nur schwarz und weiß. Seine Ohren, sein Schweif, seine Haut und sein Outfit. Alles schwarz und weiß geziert von Narben, die an Nähte erinnerten als wäre er kein komplettes Wesen, sondern wohl eher zusammengenäht worden. Ein großen Kontrast dazu bildeten die roten Sterne in seinen Augen, hinter einer kleinen Brille. Außerdem waren sein kompletter Mund mit auffällig spitzen Zähnen geziert. Auf seinem linken Arm befanden sich einige bunte falsche Sterne und auf seinen Handflächen 2 rote. Die selben wie in seinen Augen. Sein Gürtel war genauso rot wie seine Schuhe und irgendwie sinnlos, denn er stand offen und hielt weder den schwarz weißen Mantel, noch die schwarzen Hosen zu. Apfelröschen sah ihm mit gerunzelter Stirn hinterher. War es ihre Schuld? Hawk würde ihn Zukunft sicher noch die ein oder andere Rolle in ihrer Geschichte spielen und bei diesem Gedanken, machte sich ein ungutes Gefühl in ihrer Magengrube breit… Selbst als Ei hatte er das Schiff noch nie gesehen, aber dennoch sah er es vor seinem inneren Auge vor sich. Gezielten Schrittes lief er durch die verworrenen Gänge zu der Werkstatt, die sich auf einer der unteren Ebenen befand. Der Raum war riesig aber irgendwie… leer. Bisher hatte es keinen aktiven Techniker gegeben und das sah man auch. Obwohl der Raum so leer und beinahe alles hinter Schranktüren versteckt war, herrschte eine gewisse Unordnung, die Hawk schon schier wahnsinnig machte. Er schritt durch den Raum auf die Schränke zu und besah sich die handgeschriebenen Zettel, die daran geklebt worden waren. Die Listen waren nicht ordentlich geschrieben. Mehrere unterschiedliche Handschriften, die krakelig etwas hinzufügten oder durchstrichen. Nicht das geringste System stand hinter den Sachen, die ein Schrank beinhaltete. Es war alles nur irgendwie hineingestopft worden, wie gerade Platz war. Eine deutliche Wut machte sich in dem verrückten Wissenschaftler breit und er riss die Zettel einfach achtlos runter. “Alles muss man hier selbst machen!” Er riss die Schranktüren auf, leerte einen Werkzeugkasten einfach achtlos aus und schmiss stattdessen andere Sachen hinein. “So, ist das doch direkt besser.” er griff sich den Kasten und lief gezielt zum Aufzug. Er fing sich irritierte Blicke der umhergehenden PlaQs ein, doch keiner sagte ein Wort. Hawk trat in den Aufzug, begutachtete kurz die Knöpfchen und wählte dann ‘Kontrolle’. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und wartete kurz bis ein Pingen erklang. Dann trat er hinaus und blieb kurz vor den Türen stehen. Sie schlossen sich hinter seinem Rücken und er machte sich dann auf den Weg zur Brücke. Hier befanden sich zwar auch das Cockpit, die Schatzkammer, einige Ausbildungsräume und ein paar Räume deren Funktion noch ein Rätsel war, aber von diesen war keiner sein Ziel. Die unbekannten Räume waren auch irgendwo interessant... Einen davon zierte eine Krone, die anderen 3 unterschiedlich farbige Punkte: Blau, Gelb und Rot. Aber diese Räume würden dennoch warten müssen. Auf der Brücke wartete ein kaputtes Teleport System auf ihn. Auch wenn er nicht sagen konnte woher, er wusste wo er dort die Bedienungsanleitung finden würde. Hawk kam an und sah sich in dem Raum um. Der Großteil des Raumes war von einer Plattform eingenommen auf der 5 Kreise am Boden zu sehen waren. Jeder Kreis stand für ein Wesen, welches man teleportieren konnte und auf dieser Plattform lag eine metallene Kugel. Diese war sehr wichtig, denn mit ihr konnte die Rückteleportation gestartet werden. Kurz hinter der Tür befand sich eine Konsole. Viele bunte Knöpfe leuchteten und blinkten vor sich hin. Er ging darauf zu und stellte den Werkzeugkasten ab. Dann ging Hawk runter in die Knie und tastete mit den Fingerspitzen in dem Spalt zwischen der Konsole und dem Boden. “Wann wurde darunter nur zum letzten Mal geputzt?!” “Darunter? Ich glaube schon lange nicht mehr.” die rosahaarige Krankenschwester Toriel stand im Raum und wollte den neuen PlaQ kennen lernen. “Ich merks..” er verzog das Gesicht ein wenig. “Sonst hättet ihr das hier schon viel früher gefunden!” er präsentierte ihr die Bedienungsanleitung für das Teleportsystem. “Was ist das?” Sie kam näher und wollte ihm die Papiere aus der Hand nehmen. “Nanana!” Er wollte ihr auf die Finger hauen, wie bei einem unartigen Kind, aber sie war schneller und hatte die Finger schon vorher weg gezogen. “Hey!” entfuhr es der Krankenschwester und sie wollte gerade dazu ansetzen weiter zu reden, aber Hawk unterbrach sie. “Als würde ich dir sowas geben! Hast du dir mal die Werkstatt angeguckt?! Das ist ein Chaos! Mit so etwas Komplizierten kannst du eh nichts anfangen, wenn ihr da nicht mal Ordnung halten könnt!” Toriel war mehr als nur offensichtlich schockiert über seine Worte. “Gib mir mal die komische Kugel, die da im Weg liegt und stell dich auf die Plattform! Ich versuch das Ding jetzt zum Laufen zu bringen und dann kannst du dich wenigstens zu etwas nützlich machen!” Er schlug die Anleitung auf und begann zu lesen. Toriel war nach wie vor schockiert, aber dennoch machte sie sich auf den Weg quer durch den Raum und griff die metallene Kugel. Sie warf sie einmal kurz in die Höhe und fing sie wieder auf. “Die ist aber schwer… Wofür ist die gut?” sie stand noch auf der Plattform als sie ihn ansah. “Was weiß ich denn?! Auf jeden Fall liegt sie da im Weg!” er hob den Blick nicht von der Anleitung, als er seine Hand nach vorne streckte und aufhielt. Sie kam leisen Schrittes zu ihm und legte die Kugel in seine Hand. Er hob den Blick. “Tatsächlich schwer…” stellte er überrascht fest und musterte die Kugel kurz. Dann legte er sie einfach achtlos bei Seite. “Was stehst du noch hier rum?! Geh auf Position oder hast du Angst?!” mit einer ausladenden Handbewegung, schickte er sie ans andere Ende des Raums. “Ein wenig…” gab sie zu, aber dennoch wandte sie ihm den Rücken zu und flitzte wieder zu der Plattform. Er ging gar nicht näher auf ihr Bekenntnis ein. Hawk war dafür schon zu sehr ins Lesen vertieft. “Also …” murmelte er leise vor sich hin, blickte immer wieder zu den Knöpfen. “... Koordinaten einstellen …” er warf kurz einen Blick aus dem Fenster und tippte dann auf dem Zahlenfeld herum. Es dauerte einen Moment, bis es ihm gelungen war, die Koordinaten des Planeten zu treffen. Immer wieder schielte er aus dem Fenster, dann griff er nach dem Joystick. Mit einem Grinsen ließ er einen grünen Fleck über den Planeten wandern. “Das macht ja irgendwie Spaß, aber zurück zum Thema.” er sah sich unter den Knöpfchen um. “Der grüne Knopf startet die Teleportation der Wesen auf den Fünf Teleportationsflächen der Plattform.” er wählte diesen und ließ seinen Finger einmal darüber kreisen, bevor er ihn drückte. Toriel hob den Blick als ein grünes Licht sie erfasste! “Wa…..” sie wurde unterbrochen, als sie auf einmal verschwand und wie aus dem Nichts auf dem Planeten unter ihnen stand. Genau dort, wo zuvor noch ein grüner Punkt zu sehen war. Sie hatte ihre Augen weit aufgerissen. “Sei leise ich lese!” er hob eine Hand um sie ruhig zu stellen. “Ach, dafür ist die Kugel gut…” er griff diese und hielt sie hoch “Und die hier bitte festhalten! Die Kugel musst du mitnehmen um…” seine Erklärung brach ab. Sie war weg! Er blickte aus dem Fenster. Da stand sie. Auf dem Planeten. Soweit er es aus der Ferne beurteilen konnte unversehrt. Allerdings ohne die Kugel! Er ging zum Fenster und überlegte diese einfach raus zu schmeißen. “Na wenigstens, war der Teleport doch nicht kaputt.” er lief auf den Flur. “Hey!” rief er einfach und sämtliche Blicke richteten sich auf ihn. “Ich bräuchte mal eben jemanden, der sich auf den Planeten da unter uns teleportieren lässt!” Pikierte Blicke richteten sich auf ihn. Ein Kopfschütteln ging durch die Menge und dann gingen sie einfach weiter. “Ist da…” begann er und wollte schon beginnen sich darüber aufzuregen wie unbeteiligt sich alle verhielten, aber da kam auf einmal ein grünhaariger Kerl auf ihn zu. “Ich bin dabei!” der andere grinste Hawk breit an. “Ich bin Flynn, der Abenteurer vom Dienst! Gehen wir’s an!” Hawk sah ihn kurz irritiert an. “Na geht doch, besser als niemand.” er zuckte mit den Schultern und ging vor zur Brücke. “Diese Kugel hier!” er hielt sie ihm hin. “Halt sie gut fest, kapiert?! Stell dich auf die Plattform und egal was passiert, lass sie bloß nicht los! Wenn du auf dem Planeten angekommen bist, legst du die Kugel zwischen dich und Toriel auf den Boden. Die Kugel erfasst euch beide und bringt euch zurück hier hoch!” erklärte er. “Hast du das kapiert?!” “Ist Toriel auf dem Planeten…? Wie kommt sie dahin?!” er eilte zum Fenster und guckte schnellen Blickes, zwischen dem verrückten Wissenschaftler und der kleinen Gestalt auf dem Planeten hin und her. “Frag nicht so viel! Es war ein Versehen und ist dumm gelaufen, aber hey - der Teleport funktioniert! Jetzt nimm die dämliche Kugel und stell dich auf die Plattform oder willst du sie da unten lassen?!” Flynn schüttelte den Kopf. “Ist ja gut!” er nahm ihm die Kugel aus der Hand und stellte sich auf die Plattform. “Mach bloß keinen Mist, Verrückter!” “Bring mich nicht auf dumme Ideen.” er bleckte die spitzen Zähne und drückte den grünen Knopf. Wie zuvor schon Toriel wurde Flynn in ein grünes Licht getaucht und verschwand. Hawk blickte aus dem Fenster. Da stand er neben Toriel. Er lief zurück zu der Konsole und wählte den Teleport zurück aufs Schiff aus. 3 Lebensformen wurden erfasst? Völlig verstört blickte er das Display an, aber drückte dann einfach den grünen Knopf. Er hob den Blick und kurz darauf, lag zuerst die Kugel auf der Plattform. Dann wurde diese kurz in ein grünes Licht getaucht und Flynn und Toriel tauchten wieder auf. Er wartete und wartete. Es blieb bei den beiden… “Hat es geklappt?!” Flynn blickte an sich runter, drehte sich im Kreis und versuchte einen Blick auf seinen kompletten Körper zu werfen. “Alles gut, du scheinst komplett zu sein!” Die Krankenschwester zwinkerte ihm zu und Flynn fiel ihr um den Hals. “Ihr seid ja widerlich, nehmt euch n’ Zimmer!” Hawk schüttelte sich. “Der Teleporter funktioniert einwandfrei aber wohl keine Überraschung, dass ihr das nicht hingekriegt habt.” Er verließ die Brücke in Richtung Werkstatt. Auch wenn er immer noch irritiert über die 3 Lebensformen war, verlor er kein Wort dazu… Immerhin waren nur 2 aufgetaucht also passte das schon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)