Devil Survivor 2: The Summoning Of Her Dawn von Chiyuri ================================================================================ Kapitel 1: Cruel Smile ---------------------- Stifte und Unterlagen flogen vom Schreibtisch, ehe sie unsanft auf das Holz gedrückt wurde. Einige Knöpfe ihrer Bluse hatten sich bereits verabschiedet, der Stoff hing lose an ihrer Schulter, das rabenschwarze Haar zerzaust. Hitzig starrte sie Hotsuin entgegen, der sich über sie lehnte und sie selbstgefällig betrachtete. Wie genau konnte es noch mal dazu kommen? Halbnackt über den Tisch gelegt, ihre Hände in seinen eisernen Griff gefangen, ihre Halsbeuge von seinen Mund beschlagnahmt, ihre Haut gereizt und verschlissen von seinen Zähnen….Ah! Das würde einen unschönen Fleck geben. Wirklich… wie konnte es dazu kommen? Shina dachte Wochen zurück, an den Tag an dem sie sich gestritten hatten. Es war eigentlich ein altes Lied, es ging um die Verteilung der Ressourcen, um spezifischer zu sein: um die Vergabe der Nahrungsmittel. Yamato Hotsuin konnte nicht mal ansatzweise nachvollziehen warum er auch nur ein Fiezelchen der JP’s Vorräte an schwächliche Zivilisten vergeben sollte. Es herrschte Ausnahmezustand, und es war sicherzustellen, dass der Krieg gegen die Septentriones gewonnen und der Wiederaufbau des Staates von den fähigsten Frauen und Männer verwirklicht werden würde. Es war nicht so, als würde Shina Acamar seine Denkweise nicht verstehen, aber nachdem sie hautnah die Verwüstung der Städte, den Verfall der Zivilisation und die Verzweiflung der Menschen miterlebte, hatte sie genug von Hotsuin’s Darwinismus. Diese Leute hatten auch ein Recht zu überleben! Und das würde sie ihm jetzt auch geigen! „Das sind Menschen aus Fleisch und Blut, so wie du und ich! Auch sie verdienen es eine Chance zu bekommen, nicht zu helfen ist unmenschlich!“ Hotsuin schnaubte, seine blassvioletten Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Menschen wie du und ich? Sie sind schwach, unfähig!... und viele. Wenn wir auch nur einen Teil unserer Nahrung abgeben, werden sie nach mehr schreien. Wir würden behindert. Ich habe nichts zu vergeben an jene die nutzlos sind.“ Das Flackern in seinen Augen deutete unmissverständlich das Ende dieser Diskussion an. Shina blieb still, weigerte sich jedoch den Blickkontakt zu unterbrechen. Helles Cyan sah ihn trotzig an. Stille. Dann kam er näher, direkt vor ihr kam er zu stehen. Sein kalter Blick sprach Bände und seine unmittelbare Präsenz tat auch wenig um ihre Fassung zu wahren. Ihr Verstand drängte sie zum Rückzug, doch sie konnte, sie wollte nicht klein beigeben. So nah, seine silberweißen Haarsträhnen warfen Schatten auf ihr Gesicht. Sein Mund verzog sich zu einem ruchlosen Lächeln. Das bedrohliche Funkeln in seinen Augen dominanter denn je. Versuch es, versuch es ruhig dich mir entgegen zu setzen, du wirst sehen was du davon hast… Zornig setzte sie zu einem verbalen Angriff an, welcher sofort im Keim erstickt wurde. Physisch. Mit seinen Mund an ihren Lippen. … WAS?! Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, spähten in seine. Er sah sie schelmisch an. Ugh! Augenblicklich zog sie ihren Kopf zurück, nur um von seiner Hand an ihrem Hinterkopf still gehalten zu werden. Sie konnte sein Grinsen spüren. Er nippte probeweise an ihren Mund, als wäre sie ein Versuchsobjekt. Sie erhob ihre Arme und stieß ihn schließlich von sich. Allerdings dauerte ihr Triumpf nur einige Sekunden, mit einem Ruck zog er sie in die Anfangsposition zurück, und nahm einmal mehr ihre Lippen in Besitz. Sie keuchte, als er unbarmherzig zubiss, und das Blut von ihrem Mund leckte. Stumm hielt sie still, bis er schließlich von ihr abließ. Schaubend wischte sie sich den Mund ab. „Ich hoffe,“, sein grausames Lächeln erschien auf seinen Zügen, „dass du nun gelernt hast zu folgen, Acamar, oder muss ich mich wiederholen?“ Ihr Entsetzen wandelte sich in brennenden Zorn. Dieser arrogante, asoziale, anmaßende Arsch!!! Sie stapfte davon bevor sie noch versuchte ihn umzubringen. Ahja… so hatte das ganze Drama angefangen. Es folgten weitere Auseinandersetzungen der beiden, die eine recht ungesunde Spannung zwischen ihnen etablierte, welche sich in diesem Moment, in seinem Büro entlud. Mit seiner freien Hand griff er zielstrebig hinter ihren Rücken, öffnete den Verschluss ihres BHs. Das gute Stück verabschiedete sich postwendend in eine Ecke des Raumes. Intensiv betrachtete er ihren enthüllten Oberkörper. Es war das erste Mal, dass er einen vollen Blick darauf hatte. Sie konnte einen leichten Rotschimmer nicht verhindern. „Sie fühlen sich größer an als sie aussehen“, kommentierte Hotsuin leicht überrascht…. Bitte, was?! War das ein Kompliment oder eine Beleidigung? Was erlaubte er sich da? Wären ihre Hände frei, hätte er sich eine weitere Ohrfeige für diese Aussage eingefangen. Dann anders, mit Genugtuung wollte sie gegen sein Schienbein treten, allerdings intervenierte er dieses Vorhaben, indem er ihre Beine mit seinen gegen den Tisch presste. Es blieb kein Raum um Schwung zu holen. Ugh.. verschlagen. Sie fühlte seinen heißen Atem an ihrem Dekolleté, und einmal mehr wanderte sein Mund über ihre Haut, kostete sie. Shina presste die Lippen zusammen, es wäre gelogen gewesen zu behaupten, sie würde keinerlei Gefallen an seinen Berührungen haben. Nein, mit einer guten Portion Selbstscham war ihr bewusst, dass er der Grund für die Nässe zwischen ihren Beinen war, sie ihn wollte. Wäre da nur nicht seine furchtbar selbstgefällige Art, sie wollte ihm nicht so leicht das Feld überlassen. Allein wenn er fühlen würde wie erregt sie wegen ihm bereits war…. Das triumphale Grinsen mit dem er sie demütigen würde… Ihre Aufmerksamkeit war einmal mehr auf sein Gesicht gerichtet, als er den weißen Handschuh seiner freien Hand mit seinen Zähnen wegzerrte, hungrige Augen auf sie gerichtet. Sie schluckte. Seine nackten Finger berührten ihren Hals, schlossen sich gefährlich um ihn. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, was… was genau sollte das werden?! Er neigte sein Haupt leicht zur Seite, ein Mundwinkel nach oben verzogen. Wag es…. Und ich werde nicht zögern… Shina runzelte die Stirn, sie verstand nicht... Erst als er seine Lippen auf ihre presste und seine Zunge nach Einlass forderte, begriff sie. Sie gab ihren Mund frei, auf Würgemale konnte sie verzichten. Sein Kuss war flüssiges Feuer, brannte sich durch ihre Venen in jede Zelle ihres Körpers. Sie stöhnte, und fand sich eifrig dabei ihre Zunge gegen seine tanzen zu lassen. Für einen Moment ließ Hotsuin von ihr ab, starrte sie mit kalten Adleraugen an, als würde er nach etwas in ihr suchen, dann, zu ihrer Überraschung, gab er ihre Handgelenke frei. Endlich nun konnte sie - sein Mund krachte auf ihren, beide Hände schlossen sich um ihr Gesicht. Eine leiser werdende Stimme insistierte, dass sie ihn nun von sich stoßen, ihn schlagen oder sonstige Gegenmaßnahmen ergreifen konnte um seinen Fängen zu entfliehen. Aber verdammt, konnte er küssen…! Ihre Armen schlangen sich um seinen Rücken, hielten ihn nah am Platz. Eine seiner Hände wanderte ihren Körper entlang vom Dekolleté zu ihrer Brust, welche er neckisch reizte ehe er hinab fuhr, ihren Bauch entlang, hinunter zu….! Seine Finger glitten unter ihren Rock, unter ihren Slip. Oh Kami, war sie nass… Hotsuin stoppte seinen Kuss, blickte hinab zu seiner durchtränkten Hand. Shinas Schamesröte durchzog ihr gesamtes Gesicht. Als er seinen Blick wieder auf sie richtete, hatte sich das ach so verhasste, triumphale Lächeln auf seinen Lippen eingebrannt. Ugh! Bevor er auch nur zu einer spöttischen Bemerkung ansetzen konnte, packte ihn Shina am Knoten seiner Krawatte und zerrte ihn zu sich, brachte ihn mit ihrem Mund zum Schweigen. Hotsuin schien kurz übermannt, ließ sich aber nicht lang bitten, und verwickelte sie beide in einen hitzigen Kuss. Geschwind entledigte er sich dem verbleibenden Handschuh, ließ seine Hand zwischen ihren Beinen verschwinden. Sie keuchte lustvoll auf, seine Finger tanzten, entlockten ihr einen Laut nach dem anderen, ihr Becken bewegte sich zügellos dem entgegen, bis seine freie Hand sich um ihre Hüfte legte und sie still hielt. Er entfernte sich von ihr, leckte die Nässe von seiner Hand und begann seinen Uniformmantel zu öffnen, während seine Augen glühend auf sie gerichtet waren. Und sie schaute ihm gebannt zu, wie er das schwarze Leder von seinen Schultern streifte, es auf den Tisch warf. Seine langen Finger schlossen sich um den Knoten seiner Krawatte und begannen ihn zu lösen. Shinas Blick folgte jeder seiner Bewegungen, bewusst, dass er jede Reaktion von ihr beobachtete. Irgendwie narzisstisch, wie er das Entledigen seiner Kleidung zelebrierte, aber sie konnte nicht weg sehen. Und als der erste Flecken nackte Haut seiner Brust zu sehen war, leckte sie sich unbewusst über die Lippen. Er lachte leise, und offenbarte den Rest seines athletischen Oberkörpers. Ihre Kehle fühlt sich mit einem Mal so trocken an. Sie schüttelte gedanklich den Kopf. Hör auf ihn anzugaffen! Bewahre dir wenigstens noch ein bisschen Würde! Nun ja, vielleicht war Würde überbewertet, aber sie würde es ihm zeigen, das Spiel konnten zwei spielen. Er hielt in seinen Bewegungen inne, als sie sich aufrichtete mit brennendem Blick und provokant ihren Slip von ihren Beinen rollte. Den Rock ließ sie jedoch an, und spreizte ihre Beine spielerisch, achtete jedoch darauf, dass nichts Intimes hervorblitzte. Seine Augen verdunkelten sich, Shina verschränkte ihre Arme vor der Brust, presste ihre Schenkel zusammen und neigte ihr Haupt keck zur Seite. Dein Zug Hotsuin. Er starrte sie kalt an, ehe sein markantes grausames Lächeln wieder erschien. Mit einem lauten Rascheln öffnete er die Schnalle seines Gürtels, und wickelte das Leder gemächlich um seine Hand. Unbehaglich betrachtete sie das Kleidungsstück. Er würde sie doch nicht etwa wieder fesseln? Ihre Handgelenke hatten genug von seinem einen Griff. Bei der Länge der Gürtels war noch eine weitere Verwendungsmöglichkeit möglich, aber das würde er nicht tun… oder? Das wagte er nicht. … Sie suchte in seiner Mimik nach einer Antwort. Was sie vorfand, war ein gefährliches Glimmen in seinen Seelen und dieses verdammte Lächeln. Oh nein, allein die Vorstellung reichte, um ihre Arme beschwichtigend niedersinken zu lassen und ihre Beine einen Spalt zu öffnen. Mit lauten Schritten kam er vor ihr zu stehen, und legte seinen Gürtel zu dem Mantel ab. Dann positionierte er seine beiden Hände links und rechts von ihr auf den Tisch, kesselte sie ein. Er lehnte sich zu ihr, immer noch lächelnd: „Showdown Shina, aber aus Umsicht frage ich dich, bist du Jungfrau?“ Sie runzelte die Stirn und biss sich auf die Lippen. AUS UMSICHT FRAGTE ER?! Was für ein schlechter Witz. Pha! „Nein!“, schoss es aus ihrem Mund, „Du bist nicht der einzige!“ Für einen kleinen Moment glaubte sie das verhasste Lächeln von seinem Gesicht schwinden zu sehen, doch dann zuckte er einfach kurz mit der Schulter und entgegnete mit ruhiger Stimme: „Gut, dann werde ich sie jetzt alle beschämen.“ Sie blinzelte… welch Arroganz….welch Anmaßung. … sie brauchte einen geistigen Moment, um das zu verarbeiten. Schön. Sie schnaubte verächtlich. „Dann streng dich mal an, du hast Ronaldo zu schlagen.“ Es dauerte nicht weniger als eine Millisekunde für Shina um zu erkennen, dass das gerade einer der dümmsten und gefährlichsten Provokationen war, welche sie da ausgesprochen hatte. Ja, sich mit der Liaison seines, über allen Maßen verachteten, Gegenspielers zu brüsten war eine brillante Idee gewesen. Seine Lippen formten sich zu einer schmalen Linie. Ein eiskalter Blick. Seine Hand legte sich um ihr Kinn, führte es zu ihm. Er sah stechend zu ihr herab, ihr Blut gefror. „Darüber solltest du ganz und gar nicht scherzen.“ Jedes Wort war ruhig gesprochen, doch Shina konnte die Abscheu in jedem fühlen. Sie nickte vorsichtig. Hoffte, dass es ausreichte um ihn zu besänftigen. Hotsuin betrachtete sie eingehend, ehe er seine Lippen an ihre presste. Es war ein harscher, dominierender Kuss, der ihren Mund wie bei ihrem allerersten bluten ließ. Der Geschmack von Metall. Das Rascheln eines Reißverschlusses. Ihre Beine wurden gespreizt. Seine unbändigen Augen. Ihr wurde schwindlig, gleich würde noch mehr Blut fließen. Shina schloss die Augen, atmete tief ein und aus. „Sieh mich an.“ Seine Tonlage jagten ihr kalte Schauer über den Rücken, die Hände zu Fäusten geballt, folgte sie dem Befehl. Sein Gesichtsausdruck hellte sich auf, das verhasste Lächeln war zurück. Sie konnte ihn an ihrem Oberschenkel fühlen … Oh Kami, war er hart. Mit einem Ruck wurde ihr Rock nach oben geschoben, seine Hände drückten ihre Hüfte nach unten zu ihm. Er drang ein. Sie schrie. Als hätte man ihr ein Schwert in den Unterleib gerammt, pochte der Schmerz in jeder Faser, ließ sie bluten. Sie versuchte sich zu betäuben, irgendetwas was sie vom brennenden Metall ablenkte, sie bohrte ihre Finger in das Holz. Sie konnte die Wässrigkeit ihrer Augen wahrnehmen, oh verflucht nein, sie würde ganz bestimmt keine Tränen vergießen, nicht vor ihm. Sie kniff die Augen zusammen, und sah ihn durch ihren Schmerz hinweg richtig an. … Der Ausdruck auf seinem Gesicht war göttlich. Seine Seelen spiegelten blankes Entsetzen wieder, sein Mund vor Schreck geöffnet, das Grinsen weggefegt. Sie hatte ihn noch nie so fassungslos gesehen. Und sie musste unweigerlich kichern. Das schien ihn aus seiner Starre zu befreien. Er runzelte die Stirn, bist du wahnsinnig? „Warum hast du nicht die Wahrheit gesagt?!“ Sie schwieg ihn an, weil du ein Arsch bist, sie wandte ihren Blick ab. Hotsuin knurrte. „Warum?“, sie blinzelte, irrte sie sich oder konnte sie da etwas Bestimmtes aus seiner Stimme heraushören? Sie schluckte und sah ihn erneut an. „Aus Stolz.“ Ihre Antwort schien ihm zu genügen. Er lehnte sich zu ihr, küsste ihre Lippen bedächtig, fast schon behutsam, und etwas daran beunruhigte sie zutiefst. Etwas ließ sie schwach fühlen. Sie seufzte. Eine Hand von ihr vergrub sich in seinen silbernen Haaren, als sie seinen Kuss vertiefte. Umschmeichelnd. Betäubend. Umwerbend. Beraubend. Er löste sich langsam von ihr. „Wie sehr schmerzt es noch?“ Jetzt, wo er sie dran erinnerte… der Schmerz war keinesfalls verblasst, aber er fühlte sich dumpfer an. Shina stahl ihm einen kurzen Kuss von den Lippen. Er raunte. Sie ließ ihr Becken kreisen, doch wurde kurzerhand von ihm gestoppt. Ernst blickte er sie an. „Stehst du es durch?“ Stehst du mich durch? Das war wohl seine Art umsichtig zu sein, allerdings rauschte es an ihr vorbei. „Stehst du zu deinem Wort?“, ja das war dumm, aber sie konnte bei ihm nicht anders, der Hochmut tropfte förmlich aus ihrer Stimme. Sein Blick verfinsterte sich, sein grausames Lächeln kehrte zurück. Und mit ihm der Schmerz. Sie keuchte. Seine Stöße waren zu Anfang langsam aber hart. Mit jedem Zug fühlte sie sich ein Teil verlorener an, Stück für Stück, das sie an ihn verlor. Er breitete sich in ihr aus. Fiebrig wanderten ihre Hände seinen Körper entlang, ehe sie Halt an dessen Hals fanden. Sie fühlte das Blut durch ihre Ohren strömen, hörte das laute Klatschen nackten Fleisches. Oh Kami. Sie brannte. Sie brannte für ihn. „Ho..Hot-suin …!“ stöhnte sie gedrungen. Seine Augen blitzten auf, und sie konnte seinen rasselnden Atem über sich fühlen. „Yamato.“ „…?“, sie verstand nicht, benommen von dem nun süßen Schmerz, schüttelte irritiert den Kopf. „Nenn mich Yamato, Shina.“, raute seine Stimme, aber da war noch etwas anders… etwas Sanftes. „Ya-Yamato..“, hauchte sie. Er zog sie zu sich, nahm ihre Lippen in Besitz, rammte sein Glied tiefer in ihre feuchte Enge hinein. Sein Kuss dämpfte ihre erstickten Schreie. Alles drehte sich. Sie konnte ihn fühlen, in ihrem Mund, zwischen ihren Beinen, in ihrem Kopf, in ihrem Blut. Ihr fehlte der Atem. Die versengende Hitze war unerträglich, der kalte Schweiß, der von ihrem Körper tropfte. Sie brauchte mehr Luft! Sie entzog sich seinem Mund, atmete schwer. Er lachte leise. Ihre Augen suchten seine, ihr Blick weitete sich. Blankes Verlangen loderte dort. Kompromisslos. Erbarmungslos. Absolut. Schrei für mich. Er tobte nun in ihr. Welle über Welle brach er über sie hinein. Ihr Leib war am Zerbersten. Verzweifelt versuchte sie ihre obszönen Laute unter Kontrolle zu bringen. Ihr eigener Herzschlag trommelte gegen ihr Ohr, während ihr wild pochendes Zentrum der Lust jede Körperzelle infizierte. Oh verdammt… sie konnte nicht mehr. Sie holte tief Luft, als er kurz ruhte um ihr linkes Bein über seine Schulter zu legen. Ugh…Sie konnte noch ein Wimmern vermeiden, aber dieser Winkel ließ ihn tiefer in sie hinein. Wie lange wollte er sie noch foltern? Erneut entfachte er einen Sturm in ihr, ihre Glieder protestierten, er zog sie in die Tiefe. Es brannte, es schmerzte, es trug sie davon. Keine Kontrolle. „Yamato!“ rief sie. Lauter. Seine Stöße wurden wilder, unbarmherziger, rasanter. Rastlos wandte sie sich unter ihm, sein Name rollte wie ein Gebet von ihren Lippen. Der Sturm wurde zum Orkan, es war unerträglich, sie schrie nun seinen Namen, ließ ihre Nägel jedoch zornig über seinen Rücken wühlen. Sie zog sich qualvoll enger um ihn. In den nächsten Sekunden zerberste alles. Alles flammte, alles war taub, alles real, unreal. Ihr Körper bog sich nach hinten. Einen Moment war alles weiß. Eine Ewigkeit schwebte sie. Sie stöhnte ein letztes Mal ergeben, ehe Taubheit und Euphorie von ihr abließen. Ihre Sicht klärte sich. Sie fühlte noch ihren rasenden Puls, das Glühen ihres Körpers. Sie konnte neben ihrem eigenen unkontrollierten Atem auch ihn hören. Sie sah ihn an. Seine Atmung beruhigte sich in schnellen Zügen, das Haar zerzauster denn je, hing ihm tief ins Gesicht. Sie würde sich fast darüber lustig machen, wenn sie nicht gerade selbst spüren würde, wie ihr eigenes Haar ihr nass in den Nacken klebte. Himmel, sie brauchte eine Dusche! Als ob sie noch mehr Ermutigung bräuchte, spürte sie seinen Samenerguss von ihren Beinen tropfen, vom geronnen Blut ganz zu schweigen. DEFENTIV DUSCHEN. „Yamato….“, sprach sie ihn vorsichtig an, „könntest du… du weißt schon… aus mir raus gehen?“. Er lachte rau auf und schwang seinen Kopf zurück, seine Haare verdeckten nun nicht mehr die Augen, sie funkelten tückisch. Er presste seinen Mund auf ihren. Shina war empört, er würde doch keine weitere Runde von ihr verlangen? Sie schlug ihm protestierend auf die Schulter. Seufzend löste er sich von ihr, allerdings nicht ohne nochmal kurz über ihre Lippen zu lecken.Sie unterdrückte ein Aufstöhnen, als er schließlich aus ihr glitt. Puh… Eilends sammelte sie ihre Kleidung ein, wischte sich sauber und bemerkte dabei wie sein Hemd am Boden lag, wann hatte er denn das verloren? Wobei.. sie schielte kurz zu seinem Rücken. Oh… welch kunstvolles Mosaik sie hinterlassen hatte. Allerdings tat der stechende Schmerz zwischen ihren Beinen wenig daran Mitgefühl zu empfinden. Sie seufzte gedanklich, als sie sich anzog. Ihre Bluse war hinüber. Vielleicht konnte Hinako als geübte Tänzerin nähen? Obwohl, sie müsste sich dann ihren bohrenden Fragen stellen. Io konnte sie fragten, sie wirkte wie ein heimwerkliches Mädchen, außerdem wäre sie viel zu schüchtern um irgendetwas anzusprechen. Aber sie musste erstmal ihren Weg zum Quartier überstehen. Sie steckte die abgerissenen Knöpfe in ihre Rocktasche ein, und hielt sich genervt die Bluse oben zusammen. „Hier." Sie drehte sich zu Yamato, der bereits wieder vollständig adrett bekleidet war, von dem zerknitterten Hemd abgesehen, egal, er hatte ja noch sein Krawattenshirt als Ersatz. Er reichte ihr seinen Mantel. Sie starrte das schwarze Leder an, als wäre es eine Erscheinung. „Das kann nicht dein ernst sein! Wenn ich den trage, werden alle sich denken können was vorgefallen ist!“ Allen voran Joe, sie konnte ihn jetzt schön sticheln hören: „Huh? The Walk Of Shame? Oh warte, ich kenne diesen Trenchcoat, ohhhh Dirty Shina seducing the Chief, gib mir die dreckigen Details, tell me, tell me more!“~ UGH….. Yamato lächelte sie kalt an. „Worin liegt das Problem, Shi-na?“, das machte er doch mit Absicht! „Wo-Worin das Problem liegt? Das ist doch wohl, halt warte, hast du mich gerade beim Vornamen genannt?!“ Der Silberhaarige runzelte die Stirn. „Das ist nicht das erste Mal, das ich dich so nenne, aber du warst wohl sehr … abgelenkt“, er lachte leise. Shina war peinlich berührt, ihre Wangen glühten. „Vol-Vollkommen egal!“, sie schnappte sich den Mantel aus seiner Hand, sie würde sich schon eine Lügengeschichte ausdenken à la sie brachte ihn zur Reinigung. Als sie an der Tür war drehte sie sich um: „Ich bring ihn dir später zurück. … Für’s Protokoll das hier ist niemals passiert. Danke.“ Sie flüchtete aus dem Raum. Yamato starrte ihr nach. Seine Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. Kapitel 2: Dangerous Mind Part I -------------------------------- Shina hatte nie einen großen Hang zur Romantik gehabt. Sicher, hier und da hatte sie eine kleine Vorstellung von trauter Zweisamkeit mit ihren damaligen Freund gehabt, aber anders als viele Klassenkameradinnen hatte sie ihren ersten Kuss bis Schritt zum Altar nicht durchweg mit Kerzen, Rosen und Mondschein geplant. Sie hatte allerdings erwartet, dass sie ihr erstes Mal mit jemand erleben würde, den sie liebte oder zumindest mochte. Stattdessen war es Hotsuin geworden. … Sie hätte mit Ryo diesen Schritt gehen sollen, es hätte vielleicht wehgetan, aber mit ziemlicher Gewissheit würde sie nicht mit derart pochendem Schmerz in ihrem Bett liegen. Ihre Miene verfinsterte sich. Ihre Lippen hatte sie dank der Summoning App einigermaßen heilen können, allerdings funktionierte die Magie bei ihrem überreizten Unterleib mäßig. Nun, es war in dem Sinne eher ein Muskelkater als eine triefende Verletzung. So blieb das brennende Stechen ein penetranter Vermerk an ihr Intermezzo mit Yamato, welches sie doch am liebsten aus ihrem Gedächtnis verbannen wollte.   Seinen dummen Mantel, der nach ihm roch, Leder, Sandelholz, Moschus, Bergamotte und was auch immer, war sie an Makoto losgeworden. Ihr erzählte sie, dass sie Kaffee über ihn geschüttet hätte (Es wäre unglaubwürdig gewesen, hätte er gekleckert). Sofort hätte sie ihn zur Reinigung gebracht um von dem JP’s Leiter nicht einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Ferner gestand sie der älteren Frau, dass sie Angst habe ihm den Mantel nach dem Missgeschick persönlich abzugeben, sie wollte ihn nicht zusätzlich reizen, hatte sie gesagt. Die Blauhaarige kam ihrer Bitte verständnisvoll nach. Ihre Bluse bekam sie von Io wieder repariert. Ihr erzählte sie etwas von einem hitzigen Kampf, das war der Wahrheit nicht vollkommen fern, in den sie verwickelt wurde, der Dämon war zu nah mit seinen Fängen an ihr gewesen. Die schüchterne Schülerin war rot angelaufen bei der Vorstellung, dass Shina mit offener Bluse durch die Stadt bis zurück zum Hauptquartier gehen musste. Sie winkte ab, ihr azurblauer Schal hätte geholfen ihre Blöße zu bedecken. Das gute Stück würde ihr in der Realität dabei helfen, den auffälligen Knutschfleck an ihrer Halsbeuge zu verdecken. Noch ein paar Tage, dann würde es verheilen und es würde wieder so sein als wäre nichts gewesen. … Hoffte sie zumindest.     Seine Finger tippten gegen das dunkle Holz. Die Vorbereitungen gegen den Kampf mit Alioth waren so gut wie abgeschlossen. Seinen Schreibtisch hatte er ebenfalls wieder in Ordnung gebracht, Stifte und Unterlagen waren wieder an ihrem gewohnten Platz, nur sein Mantel, der fehlte. Wie lange wollte sie denn noch warten, um ihm unter die Augen zu treten? Seine Fingerkuppen strichen über seine linke Wange, dort wo sie ihn geschlagen hatte. Es war wohl die erste Ohrfeige seines Lebens, Yamato musste unweigerlich lächeln. Es klopfte an der Tür. Seine Augen blitzten auf, wurde auch Zeit.   „Herein.“ Doch statt der zierlichen Schülerin, trat die athletische JP’s Agentin Makoto Sako herein. Sofort entdeckte er seinen schwarzen Mantel in ihren Armen. Das Lächeln fiel augenblicklich von ihm ab. „Sako.“ Er versuchte nicht einmal, den Groll in seiner Stimme zu dämpfen. Die 26-Jährige salutierte ihrem Vorgesetzten pflichtbewusst und trat vor dem Schreibtisch. „Chief Hotsuin, Acamar hat mich gebeten Ihnen den Mantel zurückzugeben. Soweit ich beurteilen kann, war die Reinigung erfolgreich, der Kaffeefleck ist nicht mehr zu sehen. Acamar entschuldigt sich vielmals. “, sie reichte ihm den Trenchcoat. Reinigung? Kaffeefleck? … Yamato lachte bellend auf. „Chief Hotsuin?!...“, die Blauhaarige war irritiert. Er richtete sich auf und griff nach dem schwarzen Leder, streifte sich das Kleidungsstück über die Schultern. „Die Vorbereitungen für den Abschuss von Alioth sind fertig. Ruf eine Versammlung für alle in der Haupthalle aus, ich werde dort den Plan erläutern.“, er blickte in ihre nachtblauen Augen, „Das ist alles, wegtreten Sato.“ Leicht übermannt aufgrund des plötzlichen Sinneswandels, folgte sie den Befehl jedoch gehorsam, machte sich zügig auf den Weg. Der JP’s Leiter lehnte sich unterdes an seinem Schreibtisch, tippte mit den Fingern gegen das Holz. Wie lange glaubte Shina denn ihm aus dem Weg gehen zu können? _________________________________________________________________________________________   Ungeduldiges Klopfen riss sie aus ihrem leichten Schlaf. Uh? Sie musste wohl beim Lesen eingeschlafen sein. Die Protokolle lagen verstreut auf ihrer Bettdecke, es waren Abschlussberichte über die bereits besiegten Septentriones. Ihr Bruder hatte sie, dank seiner guten Beziehung zum JP’s Leiter, ohne weiteres bekommen. Vermutlich hätte Hotsuin ihr die Papiere ebenfalls ausgehändigt, allerdings… nun, je weniger Kontakt sie zu ihm hatte desto besser. Ihre Gedanken wanderten wieder zu den Septentriones. Diese kosmisch anmutenden Monster tauchten in monatlichen Abständen auf und verwüsteten mit Vorlieb die Fernsehtürme größerer Städte. Als wären diese Gebiete durch das Beben nicht schon genug in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein weiteres Problem, welche die Erscheinung dieser Monster mit sich brachte, waren die Horden an wilden Dämonen, welche die Septentrionen geradezu anzuziehen schienen. Als ob diese bei der Zerstörung der übrig gebliebenen Zivilisation Hilfe bräuchten, nein davon konnte gewiss nicht die Rede sein! Fast jedes dieser Biester hatte einen lächerlich großen Angriffsradius, und war erstaunlich robust. Normale Menschen pulverisierten sie innerhalb weniger Sekunden, durchschnittliche Demon Tamer, Benutzer der Summoning App, konnten sich auch auf das Jenseits freuen, außer sie hatten wirklich starke, gebundene Dämonen zur Hand. Hautnah hatte sie nur Megrez, den vierten Septentrione erlebt. Dieses Vergnügen würde sich hoffentlich nicht wieder wiederholen.   Ihr Bruder Kaito hatte ihr von einem seltsamen Traum erzählt, in dem ein Septentrione jeden Tag auftauchte und die Operationen in nur wenigen Stunden vollzogen wurden. Shina hatte die Augen verdreht, das war ja wohl fernab jeder Realität. Wobei sie sich fragte ob es wie in seinem Traum sieben Septentriones sein würden. Damit hätten sie bereits über die Hälfte überlebt. Doch den fünften, Alioth, in die Knie zu zwingen, stellte keine leichte Aufgabe dar. Das Monster sprengte größentechnisch die bisherigen Rekorde, gut 50 Kilometer lang und breit schwebte es in der Luft, verseuchte mit seiner zu Boden fallenden Saat die Erde wie Luft mit Gift. Es war zu hoffen, dass der Abschuss mithilfe von den mächtigen Dämonen Shiva und Kama klappen würde.   Manchmal war es seltsam wie selbst so bekannte Götter für die Summoning App nichts weiter als Dämonen darstellten. Andererseits zeigte die Geschichtsschreibung, dass die Umdichtung von einem Gott zu einem Dämon kein unüblicher Prozess war. Allein das Christentum hatte viele heimische Gottheiten zu Kreaturen des Teufels werden lassen. Das ließ einen wundern, ob es überhaupt eine höhere Entität gab, obwohl… wenn es Dämonen gab, sprach die andere Kehrseite der Medaille dafür. Hatte Kami erst die Septentriones auf die Menschheit entfesselt um die Auslöschung der Welt voranzutreiben? Aber wieso dann den Menschen eine Möglichkeit geben sich zur Wehr zu setzen? Nein, derjenige oder das Etwas was die Septentriones antrieb, konnte nicht hinter der Beschwörer App stecken, das wäre vollkommen kontraproduktiv.   „HEY!!! gleich stürm ich rein!“, Das Klopfen wurde zu einem penetranten Trommeln. Ah, Shina erkannte diese Stimme, als sie die Tür mit einem entschuldigenden Lächeln öffnete wurde sie nicht enttäuscht. Die zierlich große Airi Ban, eine 15-Jährige Oberschülerin mit amarantroten, hüftlangen Haaren stand ungeduldig grummelnd vor ihrer Türschwelle. Ihren obligatorischen weißen Wollschal hatte sie wie immer locker um ihren Hals gewickelt, die passende Wollhaube lag leicht verrutscht, auf ihrem Haupt und bildete einen starken Kontrast zu ihrer in schwarz gehaltene Schuluniform.   „Oh, ich dachte schon du hast dir was eingefangen. Du hast in letzter Zeit dein Zimmer kaum verlassen.“ Oh Airi, ein pochender Unterleib fesselte einen zeitweise ans Bett, vor Allem, wenn man dem Verursacher eventuell in den Gängen des Hauptquartiers auftreffen konnte. Es hatte seine Nachteile unter einem großen Dach zu leben und zu arbeiten.  „Ach, jetzt geht es mir schon wieder besser.“ „Okay… gut zu hören. Makoto hat alle in die Haupthalle bestellt, der Chief hat was zu dem Kampf mit Alioth zu sagen.“ Shina blinzelte, auf einmal wurde ihr schlecht? Nunja… sie konnte sich ja nicht ewig drücken. „Ich hoffe, Kama versucht nicht wieder abzuhauen, dieser nervtötende Quälgeist. Im Ernst, was fällt ihm ein nur wegen meines Bauchnabels beschworen zu werden? An mir ist alles sexy! Süß und sexy, und da lässt mich dieser Penner bei der Beschwörung ewig warten. AhHH beknackter Kama und sowas schimpft sich Gott der Lust!“, die Rothaarige steigerte sich in ihre Schimpftirade hinein.   Ja… ihr weiblicher Stolz war sehr angekratzt gewesen, als Kama bei ihren, zugegeben amateurhaften, sexy Posen und Aufrufen nicht beschworen werden wollte. Erst als sie aus Frustration, sich ihres Hemdes entledigen wollte, und ihr Bauch samt Nabel dabei aufblitzte, tauchte er in einer riesigen rosa Wolke vor ihr auf. Der Hindugott hatte einen seltsamen Fetisch und war in der Tat ein Hasenfuß. Die Aussichten Shiva erneut wie in den Sagen, mit einem Liebespfeil zu erzürnen und im Gegenzug von dessen flammenden Speer Pasupata beworfen zu werden waren aber auch abschreckend. Doch der Hindugott der Zerstörung konnte diesen Angriff nur in absoluter Rage durchführen, und Kama war dafür der perfekte Katalysator. Sie brauchten Pasupata um Alioth abzuschießen. Shina schnappte sich ihr schwarzes Jackett aus dem Schrank, zog es über ihre weiße Bluse, schlüpfte in ihre dunklen Baggy Halbstiefel. Gut möglich, dass sie nach der Besprechung gleich in den Kampf, nach draußen, ziehen mussten.   _________________________________________________________________________________________   Die Haupthallte war gefüllt von JP’s Agenten. Ihre Anspannung lag förmlich in der Luft, schließlich hatte der Chief der Japan Meteorological Agency (JP‘s) eine geringe Fehlertoleranz und war schnell dabei, seine Untergebenen als inkompetent einzustufen. Shina hegte kaum Zweifel daran, dass er diese resolut liquidieren würde, befände sich die Welt nicht kurz vor der absoluten Apokalypse. Er konnte es sich schlichtweg nicht leisten seine Fußsoldaten selbst zu dezimieren. Er hatte ja nicht nur die Septentriones zu vernichten, sondern auch die aufständischen Zivilisten, aufgestachelt und angeführt von Ronaldo, in Schach zu halten. Letztere konnten lange darauf warten, dass er etwas von JP’s Ressourcen an das gemeine Volk weitergab. Daichi und Io hatten es einmal geschafft Nahrungspakete von JP’s rauszuschmuggeln. Bei der Vergabe der Güter an die Zivilisten hatte Hotsuin unglücklicherweise Recht behalten. Eskalation. Es waren zu viele Bedürftige gewesen, am Ende war ein Kampf entbrannt. Ihr Bruder und sie waren rechtzeitig zur Stelle gewesen um die beiden Oberschüler aus der Meute zu ziehen. Glücklicherweise hatte Hotsuin von dem Vorfall nichts erfahren, zumindest hatte er nichts Anderes durchblicken lassen.   Ihr Blick wanderte weiter durch die Halle. In der Mitte konnte sie ihre zweite Hälfte, umringt von ihren Freunden, ausmachen. Schnell trugen ihre Beine sie zu ihr. „Gut dich zu sehen, geht es dir wieder besser?“ Sie nickte und auf den Zügen ihres Bruders erschien ein sanftes Lächeln.   Sie musste ein Schmunzeln unterdrücken, im Gegensatz zu ihren glatten Strähnen, besaß er kurzes, leicht gelocktes Haar. Dieser schwarze Wuschelkopf ließ ihn, insbesondere, wenn er lächelte, wie einen großen Teddybären wirken. Das warme Glühen in seinen tief, cyanblauen Augen tat sein Übliches um diesen Eindruck zu verstärken. Sie wusste, er konnte auch anders, aber seine freundliche Erscheinung war vorteilhaft bei der Gewinnung von Freunden. Von denen waren die meisten bereits anwesend, nur Joe fehlte, Pünktlichkeit war nicht seine Tugend. Daichi, der engste Klassenkamerad ihres Bruders, trat nervös auf der Stelle, er war nicht der mutigste und verständlicherweise nicht begierig darauf sich erneut einen Septentrione zu stellen. Seine nervösen Zuckungen gingen dafür dem hitzköpfigen Keita auf die Nerven, einen kleingewachsenen Jungen, der mit einer Körpergröße von 1,60 mit seinen 16 Jahren bestimmt einige Häme abbekam und vielleicht auch einen Teil seiner Aggressionen begründeten. Obwohl, Shina hatte in dieser Hinsicht kaum Recht ihn zu kritisieren, sie war selbst keinen Zentimeter größer als er, dafür überragte sie Airi um ganze 7 cm.   „Yo, Alter hör mit dem Mist auf, das pisst mich an!“, der Giftzwerg hatte gesprochen. „Ist ja gut, kein Grund mich so anzufahren.“, seufzend stellte Daichi sein Getapse ein, wickelte dafür seinen zitronengelben Schal enger um seinen Hals. „Stellt das Gezwitscher ein Jungs, Hotsuin müsste gleich kommen!“, Hinakos Stimme ertönte ungeduldig neben ihr, die temperamentvolle Tänzerin hatte die Arme verschränkt, blickte erwartungsvoll zu dem Geländer über ihnen, dort würde er vermutlich gleich erscheinen.   Shina war aufgefallen, dass er gern dort über ihnen thronte, wenn er seine Besprechungen hielt. Die Schwarzhaarige hörte das Echo von Schritten näher hallen. Ihre Nachbarin sollte wohl Recht behalten, Zeit sich ihm zu stellen. Vermutlich würde er nur den kommenden Kampf besprechen und nichts in ihre Richtung ansprechen. Er würde sie nicht vor versammelter Mannschaft blamieren. … Oh bitte kein Wort zu dem Fauxpas! „What’s up Baby Girl?“ Shina Schultern versteiften sich vor Schock, als eine entspannte Stimme nahe ihrem Nacken sie aus dem Stoßgebet riss. Sie warf einen genervten Blick über die Schulter, sie wurde nicht enttäuscht. Ein schwarz-weißer Nadelstreifenanzug, eine passende Schirmmütze, eine schwarzgetönte Sonnenbrille, relaxte Haltung – Yuzuru Akie alias Joe. Er hatte wirklich ein Talent aus dem nichts aufzutauchen, aber etwas stimmte nicht.   „Du bist ja sogar pünktlich, wie das?“, sie gab zu, sie klang fast schon anklagend. Der schlaksige Anzugträger richtete sich auf, er war fast einen Kopf größer als sie. Joe lächelte verschmitzt. „Yeah, wie kann ich nur? Mein armer Ruf, aber Jungo war ganz erpicht darauf, dass ich diesmal rechtzeitig erscheine.“, sein Kopf nickte in Richtung des apathisch wirkenden Azubikochs. Jungo war eine wortarme, schräge Gestalt, ein seltsamer Jugendlicher. Seine Augen wurden fast von seiner dunklen Beanie Mütze überdeckt, doch sein friedliches und freundliches Standardlächeln konnte Shina gut erkennen. „Du solltest selbst in der Lage sein, deine Termine wahrzunehmen, besonders in deinem Alter, Joe.“ Das sollte er wirklich, er war schließlich Mitte 20 und kein Teenager wie die anderen. „Yeahh….relax… du bist viel zu ernst für dein Alter, Baby Girl. Und oh… Big Bad Boss ist da.“   Shina fokussierte ihren Blick wieder auf das Geländer, da stand er nun, ihr Ausrutscher flankiert von Makoto und Fumi. Letztere, die JP’s Leiterin des Nagoya Standorts, hatte obligatorisch ihren Laptop in der Hand, tippte bereits wild mit ihren Fingern auf die Tastatur, ihre Augen auf den Bildschirm konzentriert, die Menschenmenge nicht beachtend. Zweifelslos irgendwelche Analysen betreibend. Die Schwarzhaarige konnte fühlen, wie es sie nun leicht trotz des Jacketts fröstelte. Ah… vermutlich sah er sie in diesen Moment an. Am liebsten würde sie seinen blassen Amethysten ausweichen, aber das war ja albern, ihr Blick rutschte zu ihm … Millisekunden später verschob er sich auf einen Fleck auf der Wand, direkt hinter den JP’s Leiter, ob er es merkte?   Makoto räusperte sich schließlich: „Fangen wir an, ich denke es müsste jeder inzwischen eingetroffen sein,“ ihre nachtblauen Seen ruhten kurz auf Joe, ein ausschlaggebender Beweis ihrer Behauptung, zweifelslos, „Nach dem erfolgreichen Gewahrsam von Kama und Erlangung von Shivas Wohlwollen kann nun der Abschuss des Septentrione Aloith erfolgen“. Fumi warf kurzerhand mit einer Tastenkombination ein Hologramm an die Wand. Es zeigte die Flugroute des hiesigen Monsters. In wenigen Stunden würde es das Herz der Stadt Sapporo erreichen. „Wenn, Alioth dieses Stadtgebiet kreuzt, erfolgt Shivas Beschwörung nahe des Nagoya Tower, sein Ziel, Kama, wird zur gleichen Zeit, hier“, sie deutete mit einem Laserpointer auf die projizierte Karte, freigelassen und der Abschuss initiiert. Dass bedeutet-“ „Moment!“, Hinako unterbrach die Ältere forsch. „Sehe ich das richtig, dass wir das Monster mitten im Stadtgebiet abschießen? Was ist mit den Menschen dort? Wenn das Teil nach unten kracht, gleicht das einer Bombe!“ Die orangehaarige Tänzerin war empört. Makotos Blick senkte sich, sie wirkte wehmütig. Augenblicklich entstand ein hitziges Getuschel. Zweifel, Bestürzung und Missmut schwangen darin.    „Ist überhaupt noch jemand dort am Leben?“, die Stimme ihres Bruders erhob sich aus der Menge, er trat hervor, sah dem JP’s Leiter direkt in die Augen. Hotsuin, der sich bislang in Schweigen gehüllt hatte, lachte rau auf. „Ahh, endlich jemand der versteht! Ja, Sapporo ist längst gefallen, es ist nun nichts mehr als eine Geisterstadt.“   Seiner Tonlage mangelte es stark an Anteilnahme. Shina konnte sich gut vorstellen, dass die ganze Welt, mit allen Menschen darin, den Bach runtergehen konnte, ohne dass er mit der Wimper zuckte, ohh halt, genau das passierte ja gerade! Sie seufzte gedanklich. Die Menschen waren wohl langsam verhungert oder von den streunenden Dämonen gefressen worden.   Die Empörung im Saal hatte sich gelegt, allerdings sehr zum Leidwesen der Moral. Makoto räusperte sie erneut. „Ich weiß, dass der Fall von Sapporo schwer zu verkraften ist, aber wir sind nicht am Ende. Wir haben einen Feind zu vernichten. Wir können es uns nicht leisten inne zu halten!“.   Kaito pflichtete ihr bei, fand die richtigen Worte um seine Mitstreiter wieder zu motivieren. Der Feind musste eliminiert werden, sonst wären sie alle dem Untergang geweiht. Nicht zu handeln bedeutete auszusterben. Makoto setzte ihre Einsatzbesprechung fort, aber es herrschte bald Uneinigkeit darüber wer Kama in Sapporo positionierte. Denn sofern der Septentrione in das Gebiet stürzte, war eine mögliche Druckwelle nicht auszuschließen, zudem würde die dortige Luft alsbald mit Gift verseucht werden. Kein ungefährliches Unterfangen.   „Darüber braucht ihr euch nicht zu streiten, ich selbst werde dafür Sorge tragen.“, ertönte die Stimme des JP’s Leiters über die Menge hinweg. Shina blinzelte. Hatte sie richtig gehört? Er würde selbst Hand anlegen?   „Ist das nicht zu gefährlich?“, Wieso klang ihr Bruder bitte besorgt? Auch Makoto schien bestürzt, wollte schon ihre Bedenken äußern, doch er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.   Hotsuin schritt nun das Geländer entlang, trat die Treppe nach unten, die Blauhaarige folgte ihm, nur Fumi blieb wo sie war, unbeirrt auf ihren Laptop starrend. Er bannte sich seinen Weg durch die ihm ausweichende Menge. Wollte er gleich hinaus um Kama nach Sapporo zu bringen? Der betreffende Gott war indes in einem gut geschützten Kraftfeld eingeschlossen, leicht transportierbar mithilfe von domestizierten Dämonen. Als er nur noch einige Meter von ihr entfernt war, dämmerte ihr, dass sie womöglich sein Zielort war. Sie blickte ringsumher. Ihre Anzahl an Stehnachbarn hatte sich größtenteils durch sein Näherkommen gelichtet, es war zu spät in der Menge unterzutauchen. Uff, es half nichts, was immer auch von ihm kommen möge, sie musste jetzt da durch. Als er schließlich vor ihr zu stehen kam, sie durchdringend musterte, sah sie überrascht auf.   „Stimmt etwas nicht, Chief Hotsuin?“, den ahnungslosen Ton traf sie gut. Seine Augen verengten sich, ehe sein markantes, grausames Lächeln auf seinen Zügen erschien. „Ich habe mir nur Sorgen um dein Wohlbefinden gemacht, Shina“, sie unterdrückte ein Aufschrecken, nur das leichte weiten ihrer Augen konnte sie nicht verhindern. „Hat die jüngste Konfrontation dir doch mehr zugesetzt als gedacht?“ Sie wollte ihn erwürgen, die Blicke und Ohren der Menge waren ihr längst sicher. Das musste aufhören sofort! „Ja… es scheint als hätte ich mich ein wenig übernommen“, mieses Aas, „aber nun geht es mir wieder besser…“ seine Miene blieb unberührt, er schien auf etwas zu warten - die Schwarzhaarige verkniff sich einen Seufzer, „…aber danke, Yamato.“ So, war er nun endlich zufrieden? Er sollte es besser sein, sie konnte die Leute schon fast hinter ihren Rücken reden hören, ganz zu schweigen von dem verwirrten Gesichtsausdruck ihres Bruders. Bislang war er der einzige gewesen, der auf Vornamenbasis mit dem JP’s Leiter war. Apropos, er gesellte sich gerade zu ihnen.   „Bist du sicher, dass du allein nach Sapporo gehen willst Yamato? Es scheint mir recht riskant.“ Oh hervorragender Themenwechsel, gut gemacht Kaito! „Gerade deswegen werde ich die Mission durchführen, ganz alleine gehe ich nicht, ein paar JP’s Agenten werden mich für Kamas Transport begleiten.“ „Ich könnte dich begleiten, Kama zum Kooperieren zu bringen könnte etwas schwierig werden.“ Der Silberhaarige schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme. „Ich brauche dich bei Shivas Beschwörung am Nagoya Tower falls etwas schiefgeht. Über den anderen Gott brauchst du dir keine Sorgen machen, ich kann sehr…überzeugend sein.“ „Was ist mit meiner Schwester? Sie könnte dich begleiten?“ Sie blinzelte. Was hatte ihr Bruder da gerade von sich gegeben? War er noch bei Trost?! Aber für Proteste war es zu spät, Yamatos Mundwinkel zogen sich nach oben. „Einverstanden, in einer halben Stunde im Tokyo Terminal.“, Der JP’s Leiter machte auf den Absatz kehrt, warf aber noch einen kurzen Schulterblick auf das Geschwisterpaar. Dann verließ er lauten Schrittes den Saal dicht gefolgt von einer immens irritierten Makoto.   Shina drehte sich langsam zu ihrem Bruder, was hatte er ihr da nur eingebrockt? „Seit wann redet ihr euch per Vornamen an? Hast du mir Details von deinem Kampf verschwiegen?“ Ahja, ihrem Bruder hatte sie natürlich auch die ganze Misere verschwiegen und ihm stattdessen was von einem lästigen Dämonengefecht erzählt. So… wie umschiffte sie nun geschickt die Wahrheit? Sie hatte keine Lust ihr Intermezzo mit Yamato preiszugeben, am wenigstens in einer Halle gefüllt mit Fremden wie Freunden.   „Ja, Yamoto war als Zeuge dabei. Ich muss in seiner Anerkennung gestiegen sein, wenn er mich nun mit Vornamen anspricht, es hat auch mich überrascht.“ Das hatte es in der Tat. Kaito runzelte die Stirn. „Wieso hast du es nicht gleich gesagt?“ Hm… ein guter Grund musste her, lügen war anstrengend. Wie war es stattdessen mit einer Teilwahrheit? Sie winkte seinen Kopf zu sich heran. „Weil beim Kampf mit dem Dämon meine Bluse kaputtging und mir einige Knöpfe abgerissen wurden und ein Teil zu sehen war okay? Io hat mir netter Weise die Bluse repariert.“, sie flüsterte ihm die Worte ins Ohr.   Ihr Gegenüber versteifte sich kurz, ein leichter Rotschimmer hatte sich um seine Nase gelegt. „Oh… verstehe…“ ein leichtes Hüsteln, „Nichtsdestotrotz möchte ich, dass du ihn begleitest, behalt ihn im Auge, ich möchte wissen ob er noch andere Sachen in Schilde führt.“ Er sprach leise, sodass nur sie ihn hören konnte.   Ah… das hatte sich also ihre zweite Hälfte bei seinem gewagten Vorschlag gedacht. Yamato vollkommen zu vertrauen war leichtsinnig. Und so ungern sie weitere Zeit in der Nähe des JP’s Leiters verbrachte, hatte die Überwachung Vorrang. Sie nickte und Kaito klopfte ihr ermutigend auf die Schulter. Dann zerstreuten sie sich, er würde sich mit Hinako und Co. zum Tower begeben, während sie sich auf den Weg zum Terminal machte. Sie fragte sich ob alles glatt laufen würde, sie hegte Zweifel was die Zusammenarbeit mit Kama anging, anderseits war da Yamato… - bedauernswerter Kama.   _________________________________________________________________________________________ Sie dachte nicht, dass sie noch einmal so viel Mitleid für Kama empfinden konnte. Als Airi ihren brodelnden Zorn an ihm entfesselt hatte für seinen feigen Fluchtversuch und den mentalen Stress, den sie bei seiner Beschwörung durchlitten hatte, hatte Shina gedacht es könnte nicht schlimmer für ihn werden. Aber jetzt, eingekesselt von JP’s Agenten und dem drohenden Chief vor dem Antlitz versprach das sogar noch eine schmerzhaftere Erfahrung für den Hindugott zu werden. Die Aura Yamato’s war bei der mangelnden Kooperation des Dämons maliziös geworden.   „Ich glaube, du hast deine Position nicht verstanden Kama…“, er schnippte mit den Fingern, synchron richteten die Agenten ihre Handys auf die Gottheit, bereit ihre Dämonen zu entfesseln. Der Gefangene geriet in Panik: „Wie grausam du bist Menschensohn! Bist du nicht sicher auch ein Dämon?“ Der Silberhaarige verschränkte die Arme, sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich, der Furor greifbar präsent. „Es tut meiner Geduld nicht gut mich zu wiederholen Ka-ma.“, seine Stimme… ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sich Shivas oder Yamatos Zorn stellen? Der Hindugott der Zerstörung oder dem Erben der Hotsuin Familie. Shina würde sich eindeutig der Gottheit stellen, jede weitere Sekunde in der Nähe des JP’s Leiters unter dieser Aura war zermürbend. Kama schien sich nun dem Ausmaß der potentiellen Bedrohung bewusst, aber von Shivas Höllenfeuer auch. „Wirst du mich beschützen? Wenn ich meinen Pfeil gegen Shiva richte, wirst du mich beschützen Menschenkind?“   Mit ungläubiger Faszination wurde Shina Zeuge davon, wie sich auf Yamatos grimmigem Gesicht auf einmal ein Lächeln bildete, die Augen zuvor missbilligend verengt, nun offen, fast …. wohlwollend. „Aber natürlich werde ich dich beschützen. Du brauchst dir darüber keine Sorgen zu machen.“ Kami, beim Klang seiner sanften Stimme drehte sich Shinas Magen um. Er würde ihn umbringen. „Gut Menschenkind, dann haben wir eine Abmachung.“ War Kama dumm? Konnte der Gott es den nicht heraushören? Das düstere Versprechen verzerrter Worte?   In Sekunden konnten Kamas göttliche Augen Shiva erspähen, am Nagoya Tower. Er schoss seinen Liebespfeil erneut auf den mehrarmigen Gott, entfesselte dessen Zorn. „Es ist getan Menschenkind.“, Yamato nickte anerkennend, dann schickte er die JP’s Agenten weg, nur Shina, sie blieb an ihrem Ort. Das schien den Dämon zu verunsichern. „Moment, wieso schickst du sie weg Menschenkind? Du hast versprochen du würdest mich beschützen Menschenkind!“ Noch immer lächelte Yamato, unbeeindruckt von der aufkommenden Panik seines Gegenübers. „Und dieses Versprechen halte ich ein. Ich werde dich beschützen, die Erinnerung an dich. Sterbe nun für das Wohl der neuen Welt, dein Opfer soll nicht vergessen werden.“   Der Gott hatte nicht einmal eine Sekunde die Chance zu entkommen, Yamato’s Aura leuchtete grell auf, unsichtbare Fesseln schienen den Papageienreiter einzuschnüren. Er schwebte empor, seine Klageworte verloren sich im Wind, als er in den Himmel schoss, direkt vor Alioth’s Kern. Der mächtige Feuerstrahl, Pasupata, der nur einige Sekunden später auf Kama und somit auf Alioth’s Körper traf, war Beweis genug, der Gott der Zerstörung hatte seinen Angreifer gefunden. Kamas Leib samt Reittier verlor sich in den Flammen, gab seine Seele frei. Der Septentrione fiel kriechend vom Himmel, stürzte tief in das Zentrum von Sapporo, einige Kilometer entfernt von Yamato und Shina. Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu, Zeit zu gehen. Die Giftwolke, die beim Aufprall des hiesigen Monsters aufkam würde alsbald ganz Sapporo kontaminieren. Bevor sie den Kern des Gegners vernichten konnten, mussten sie warten bis sich die Giftpartikel in der Luft einigermaßen gelegt hatten. Während sie schnellen Schrittes die Geisterstadt verließen, telefonierte Yamato unterdes mit ihrem Bruder, sprach die weiteren Kampfvorbereitungen durch. Ein JP's Agent trat an den Leiter heran, als sie das Terminal erreicht hatten und er das Telefonat beendete.   "Sir, alle JP's Agenten sind von Gebiet Sapporo rückgezogen worden." Der Chief nickte kurz und wollte sich gerade zurück nach Tokyo teleportieren, als eine Agentin sich zögernd in sein Blickfeld begab. "Ja?..." " Ich.. ich Sir.. ich wollte fragen ob wirklich alle Zivilisten bereits tot waren? Ich meine bevor wir den Septentrione abgeschossen haben." Yamato bedachte seine Untergebene mit einem kühlen Blick. "Was für eine Rolle spielt diese Frage zu diesem Zeitpunkt noch? Sie sind tot, überhaupt, sind sie allesamt nutzlos. Lasst verfehlte Empathie euch nicht behindern, oder ihr werdet euch unter ihnen wiederfinden." Seine harschen Worte peitschten seine Agenten zurück in Reih und Glied. Shina ballte die Fäuste, blieb jedoch stumm als sie zum Tokyo Terminal reisten. Die JP's zerstreuten sich, nur die Schwarzhaarige folgte noch dem Silberhaarigen.   "Du weißt...mein Bruder und ich waren auch einfache Zivilisten...", die anklagende Bemerkung entglitt ihrem Mund bevor sie richtig darüber nachdenken konnte. Augenblicklich blieb er stehen, drehte sich zu ihr, Arme verschränkt, sah sie an. Stumm blickte sie zurück. Dann, er schloss kurz seine Augen, lächelte er sie an. Nicht grausam, nicht höhnend, nein, anerkennend.   "Du hast Recht, das wäre ein bedauerlicher Verlust gewesen. Allerdings erheben sich erstranginge Streiter wie ihr für gewöhnlich aus eigener Kraft von der Masse." Sprachlos anlässlich seiner lobenden Worte folgte sie seinen Schritten. Noch immer verstand er den Wert eines einfachen Lebens nicht, etwas voran Shina langsam zu zweifeln begann ob er je dazu fähig war. Kapitel 3: Dangerous Mind Part II --------------------------------- Shina runzelte die Stirn. Noch immer hatte sie Yamato nicht als Begleitung entlassen, sie hatten das Hauptquartier verlassen, wanderten die Straßen Tokyos entlang. Yamato analysierte seine Umgebung genau, sein Augenmerk lag auf die schutzsuchenden Menschen, die sich verängstigt zu Gruppen zusammengetan hatten um nach Nahrung zu suchen und sich gegeben falls gegen Angreifer zu verteidigen. Die ein oder anderen schäbigen Gestalten warfen einen Blick auf das ungleiche Paar, besonders die Schwarzhaarige erntete den ein oder anderen niederträchtigen Blick, welche an ihren nackten Beinen hängen blieb. Doch Yamatos maligne Präsenz war Abschreckung genug, nichts Dummes zu versuchen. Wonach genau suchte er? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Ebenso war sie sich nicht ganz im Klaren ob sie sich der Verschwiegenheit des JP’s Leiters über ihre kürzliche Eskapade sicher war. In der Halle hatte er sie absichtlich getriezt, ihr Verhalten musste ihn verärgert haben. Zugegebener Maßen war sie in seiner Nähe äußerst reizbar, normalerweise gehörte sie zu den ruhigeren Naturen. Sicher, ihre Gedanken waren nicht selten harsch, doch vermied sie es diese verbal zu äußern, ein falsch gesprochenes Wort war schwer zurückzunehmen. Yamato kratzte allmählich an ihrer Selbstbeherrschung.   Sie wollte ihn gerade auf das Thema ansprechen, als sie um die Ecke bogen und ein ihr allzu vertrautes Gesicht in Sichtweite erschien. Ihr Bruder flanierte unbeschwert die Straße entlang. Als er ihre Schritte näherkommen hörte, drehte er sich um. Leicht verwundert Blickte er sie an. „Oh… ich hab euch hier nicht erwartet. Was macht ihr hier?“ Ja, was genau machten sie eigentlich? Shina zweifelte stark daran, dass der JP’s Leiter zu seinem persönlichen Vergnügen die Straßen inspizierte. „Ich teste eine Hypothese. Ich wollte mir einen Überblick über die restlichen Zivilisten verschaffen. Ich hatte gehofft vielleicht ähnliches Potential wie bei dir und deiner Schwester aufzufinden. Aber es war vergebens, pure Zeitverschwendung.“, Yamato verschränkte die Arme, sein Blick wurde ernst, „Sie sind allesamt verängstigt, fliehen in ihre Hoffnungen, dass die Gefahr von selbst vorbeizieht. Wie Kleintier verstecken sie sich. Abstoßend.“ Obgleich seiner kalten Worte erschien ein kleines Lächeln auf seinen Zügen. „Es lässt mich nur noch besser über euch denken.“   Statt Yamato zu widersprechen und das Verhalten dieser Menschen zu rechtfertigen, wie, sie kannte Kaito gut, es eigentlich seinen Gefühlen entsprach, grinste er den Chief lieber an, er wollte den Moment wohl nicht ruinieren. Außerdem war es keine gute Idee auf offener Straße eine hitzige Diskussion bzw. Streit anzufangen. Es hatte ihren Bruder bereits einige Geduld abverlangt eine gute Beziehung zwischen ihnen zu etablieren. Shina indes fühlte sich in ihrer Annahme bestätigt, ehe würde die Hölle einfrieren, als das Yamato Mitgefühl zeigte. Sie vermied es ihre Miene zu verziehen, stattdessen starrte sie starr nach vorne, sie runzelte die Stirn, ein glatzköpfiger Mann mittleren Alters, näherte sich ihnen und mit ihm ein bekannter, aber den aktuellen Umständen ungewöhnlicher Geruch.   „Ahh! Gentlemen! Und“, der Fremde zwinkerte ihr keck zu, Yamatos Augen verengten sich missfallend, „verheerte Lady, was für eine glückliche Fügung, ich habe gerade diese kleine Ladung fertig gestellt, sie sind einfach nur göttlich geworden, ihr müsst sie probieren!“ Ihrem Bruder wurde „die Ladung“ praktisch in die Hände gedrückt, sie dampfte munter vor sich hin, Kaito wirkte ganz hypnotisiert. Der Chief Leiter beäugte das Präsent misstrauisch. „Ist… das aus Kohlenhydraten gemacht?“ „Das Geschäft damit hat sich leider totgelaufen, den Umständen entsprechend. Ich habe meine letzten Zutaten hierfür verwendet, aber es ist mein Meisterstück! Genießt es!“, der Koch sah sie begeistert an, besonders Shina grinste er überschwänglich an. Zugegebener Maßen… roch es sehr…. appetitanregend… lecker und… schmackhaft. Yamato schien weniger interessiert. „Ich habe zivilistische Bewirtung nicht nötig.“ Der Fremde schüttelte beharrlich sein Haupt: „Ich bestehe darauf! Junge Männer wie ihr müssen etwas essen und eine junge Dame sollte sich das auch nicht entgehen lassen! Ihr müsst es genießen! Aber ich muss nun los, hoffentlich sieht man sich wieder!“, abrupt ließ er die drei mit dieser Aussage stehen, verschwand in eine Seitengasse. Was für eine seltsame Erscheinung, verdächtig.   „Was… genau ist das, Kaito?“ Yamato beäugte das Nahrungsmittel misstrauisch, für ihn waren es goldbraune geformte Bällchen, ertränkt in brauner und gelber Soße, hauchdünne Flocken über diese zusammen mit... grünen Raspeln. Die Augen ihres Bruders blitzen vor Entzückung auf. Sie konnte das Gelüst in ihnen sehen. „Tako-yaki Yamato, es ist köstlich! Der König des Streetfood!“, er holte sein Handy heraus. Shina schüttelte gedanklich den Kopf, Instagram ist tot Kaito. „Lächeln Shina, Yamato!“- Moment was? Doch zu spät, er hatte bereits ein Bild von den drei samt dem Gericht geschossen. Er verkniff sich einen Lachanfall, als er den Schnappschuss begutachtete. Zu Shinas Missfallen war das Bild sogar scharf geworden. Ihre Augen waren dort leicht geweitet, man konnte ihr den Schreck ansehen, ihr Bruder grinste über beide Ohren, hielt stolz das Essen mit einer Hand, Yamato hatte ansatzweise die Arme verschränkt, sein Blick fokussierte sich argwöhnisch auf das unbekannte Gericht. Zugegebener Maßen war es ein… ulkiges Foto.   Der JP’s Leiter warf einen fragenden Blick in Kaitos Richtung. Dieser murmelte nur etwas von „Sorry, Zivilistending“, er hatte es sich nicht verkneifen können. Aber gut, ihn ließ der Chief so etwas durchgehen. Alsbald konzentrierte sich dessen Aufmerksamkeit wieder auf das Tako-yaki. „So etwas isst man bei euch? Es schaut … obskur aus. Egal, ich habe sowieso keinen Bedarf an Zivilistennahrung.“ Du musst es ja nicht essen Yamato, aber was dachte sich Shina da? Generell sollte man es nicht essen, viel zu gefährlich etwas von einem wildfremden anzunehmen, vor allem von diesem seltsamen Mann. Wie kam dieser als Zivilist überhaupt an die nötigen Zutaten heran? Äußerst verdächtig. „Wir sollten es sowieso nicht essen, es ist vielleicht vergift-“, doch zu spät, Kaito hatte sich bereits mit einem der auf der Platte beiliegenden Zahnstochern, ein Teigbällchen in den Mund geschoben. Sie sah ihren Bruder entsetzt an, der genüsslich kaute. „Hm... du hast Recht Shina, ganz furchtbar.“, er schnappte sich ein zweites Bällchen, schloss die Augen, „Ja…definitiv vergiftet, du solltest nichts davon essen. Ich werde mich opfern.“ Ugh… Shina verdrehte die Augen. Bevor er das dritte Bällchen aß, hielt er die Platte dem Chief vor die Nase. „Möchtest du nicht doch probieren?“   Yamato besah das Tako-yaki mit einem kalten Blick, doch Kaito gab nicht nach. „Komm schon iss!“ er drückte die Platte in dessen Hände. Der Weißhaarige war sich immer noch uneins. Es … es wirkte nicht gerade wie das appetitlichste Nahrungsmittel auf ihn. „Vertrau mir, es ist wirklich gut! Shina liebt es auch, fast so sehr wie ihren Matcha Tee! Zwei wie wir können sich nicht irren!“ Der Angesprochene schien kurz zu zögern, ehe er sich um entschied: „Also gut, wenn du so darauf bestehst, werde ich eins probieren. Aber nur um meinen Horizont zu erweitern!“ Er spießte zielstrebig ein Teigbällchen auf, betrachtete es kritisch, eher er es in den Mund schob. „Lächerlich, albern… vulgäres Essen…“, er begann zu kauen, stockte… er riss die Augen auf. „Was?! Was in aller Welt?!“, er schien fassungslos. Nun aß er ein Teigbällchen nach dem anderen, leerte die ganze Platte! Schweigen. Dann meldete sich ihr Bruder schließlich zu Wort. „Nun…?“ fragte er nicht ohne schelmische Genugtuung. Yamato sah ihn an, lächelte leicht. „Du bist seltsam Kaito. Du trotzt meinen Prognosen, kennst diese unbekannte Welt und verstehst es mich immer wieder zu überraschen“, er lachte leise, „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der meine Erwartungen so übertrifft wie du, obwohl...“ Sein Blick flackerte zu Shina, doch er beendete diesen Satz nicht. „Es scheint als läge ich mit meinem Urteil richtig. Mit dir und deiner Schwester ist es möglich...“, aber auch hier kam er nicht zu einem Ende, stattdessen machte er Anstalten zu gehen. Er schüttelte kurz den Kopf als Shina fragend einen Schritt auf ihn zu tat, sie war von der Begleitung befreit.   Das Geschwisterpaar starrte ihm nach. Was genau hatten seine Worte zu bedeuten? Was war mit ihnen möglich? Was plante er? Sie überlegte bis ihr Bruder sie aus den Gedanken riss. „Er ist ein lausiger Verlierer.“ Kaito sah fast schon beleidigt die leere Platte an. „Und er hat alles aufgegessen...“, der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Ich hätte mehr essen sollen…“, er brauchte sich gar nicht zu beschweren, sie hatte gar keins abbekommen! Als ob er ihre Gedanken las, fügte er an: „Keine Angst, ich hätte dir schon mindestens eins aufgespart.“ Eins, wie großzügig. „Kannst du dir einen Reim daraus machen, was er mit seinen letzten Aussagen meinte?“ Kaito schüttelte den Kopf. „Wir müssen uns erstmal auf den Kampf gegen Alioth konzentrieren. Fumi arbeitet noch an einen Gegengiftcontainer. Dieser bereinigt für ein bestimmtes Zeitintervall die Giftpartikel, die das Monster an die Umgebung abgibt. Fühlst du dich fit genug für den Kampf?“ Sie verschränkte die Arme, ihr Blick antwortete ihm. Sie würde ihren Bruder auf jeden Fall gegen dieses Biest unterstützen. Dieser Giftcocktail musste endlich eliminiert werden.   _________________________________________________________________________________________     "DAICHI!", ihre Warnung kam zu spät für ihn. Die Druckwelle der Attacke ließ den Boden zerbersten, er wurde rücklings mit dem Schutt und dem Giftdunst mitgerissen. Joe kam ihm zu Hilfe, schleppte ihn eilends aus der Gefahrenzone. Ihre Sicht drehte sich, sie hörte Keita fluchen, als seine Rampage ins Leere verlief, verdammte Dämonen. Shina selbst keuchte, ihre eigene Streiterin Scathach ließ im Minutentakt ihre Heilung auf sie niederregnen, anders würde sie und ihr Bruder der Giftwolke nicht lange standhalten. Sie waren fast da, dem Zentrum so nah, sie bannte Kaito den Weg frei, der Container durfte nicht beschädigt werden, er war ihre einzige Möglichkeit Alioths zerstörerischen Giftatem zu neutralisieren. Damit das Gegengift eine effektive Reichweite erzielte, musste es nah an die Giftquelle gebracht werden. Schließlich wollte Io ihr helfen, doch die Stimme ihres Bruders donnerte übers Schlachtfeld: "Bleib wo du bist! Halte die Flanke!"   Er hatte Recht, wenn sie den Hauptgegner von den Seiten zusätzlich taktieren wollten, musste die Schülerin die Stelle halten. Shina und er mussten es allein durch die Mitte schaffen. Ein Schneebiest stellte sich ihnen in den Weg, versuchte sie zu verlangsamen, Scathach's wütende Flammenzungen machten kurzen Prozess. Die Hexenkriegerin zog ein grimmiges Gesicht. Ihre Magie neigte sich dem Ende, das Geschwisterpaar musste sich beeilen. Das Gift brannte sich durch Shinas Lungen, ihr wurde schummrig, der Dreck ließ sie husten. Sie sah den Septentrione an, das weiße Biest war genau vor ihnen, sein Kern glühte. Oh nein, sie wusste was kommen würde, sie drängte ihren Bruder aus der Schussbahn. Ihre Glieder brannten, es zerfetzte ihre Nerven, nach hinten wurde sie geschleudert, sie spürte den letzten Rest von Scathach Magie auf ihren Leib, es hielt sie zusammen, stemmte sich gegen ihr Ende. Schemen, sie konnte nur noch Schemen sehen, ein grünes grelles Leuchten, der Container... das Gift... Dunkelheit hüllte sich um sie, ließ die Schreie verstummen...   Keuchend, schnappte sie nach Luft, erwachte aus ihrem Fiebertraum. Ughh... der Kampf war kräftezerrend gewesen, noch härter als der letzte mit Megrez. Dort war sie wenigstens nicht ohnmächtig geworden, nur ihr Bruder war kurz davor gewesen das Bewusstsein zu verlieren, nachdem er sich schützend vor Otome platziert hatte. Aber es hatte sein Gutes gehabt, sie hatte die STDP Funktion für sich entdeckt mit der sie Kaito zurück ins Spiel gebracht hatte. Bei ihrem Niedergang war es für ihn allerdings nicht möglich gewesen gleiches für sie zu tun, sie war von Alioth's Angriff vollkommen ausgeknockt worden, es hätte keinen Sinn gemacht seine Dämonen ihr zu zuschicken. Dank der aufgenommenen Giftkonzentration war sie ans Bett gefesselt worden, ihre Vitalität war nicht die beste. Das schlimmste war jedoch vorbei, bald würde sie wieder ihren Pflichten nachkommen können. Lächelnd drehte sie sich zu ihrer Grußkarte am Nachtisch um, ihre Mitstreiter hatten ihr Besserungswünsche hinterlassen, selbst Keita's harkelige Unterschrift fand sie vor, huh… der Tsundere. Ihre Augen weiteten sich als sie eine dampfende Teetasse vorfand, interessiert schnupperte sie daran. ... Moment, dieser Geruch, das war...! Vorsichtig nippte sie an dem Getränk, ihre Vermutung bestätigte sich, es war Matcha Tee, ihr Lieblingstee. Aber wer?... Wer konnte sich in dieser Krise, sowas leisten? "Dein Geliebter."   Shina verschluckte sich vor Schreck, die heiße Flüssigkeit brannte sich durch ihre Kehle. Prustend rang sie um Luft. Mit wässrigen Augen blickte sie ihre Dämonin Scathach an, die sich vor dem Bett in ihrer typischen Kniehaltung materialisiert hatte. Warum war sie auf einmal da? Sie konnte sich nicht erinnern sie per App gerufen zu haben! "Warum bist du da? Ich habe dich nicht gerufen." Die schwarzhaarige Hexenkriegerin schloss kurz ihre Augen, ehe sie ihrer Herrin einen kühlen Blick schenkte. "Da du im tiefen Schlaf gefangen warst, habe ich mir die Freiheit genommen über deinen Leib zu wachen. Sofern du bei vollen Sinnen bist, erscheine ich nur bei deinem Ruf. Du brauchst keine Bedenken zu haben." Oh... sie hatte von der keltischen Sagengestalt nicht erwartet so loyal zu ihr zu sein, normalerweise verschwanden die gerufenen Dämonen nach der Beschwörung in andere Sphären, wo sie für gewöhnlich nur die App erreichen konnte. "Trink, oder die Geste deines Geliebten wird kalt." Geliebten? ... Ihr Mund öffnete sich voller Unglauben, Yam... Yamato? "Redest du von Hotsuin? Weiße Haare, schwarzer Mantel?", Scathach nickte. Er war da gewesen, als sie seelenruhig geschlafen hatte? Ein Schauer lief über ihren Rücken, mit einem Mal sehr froh, dass die Hexenkriegerin zur Not da gewesen wäre. Sie blickte seufzend zu ihrem Tee, debattierte mit sich selbst ob sie ihn zu Ende trinken sollte. Am Ende zuckte sie mit den Schultern, er würde sie nicht vergiften, dafür war sie ihm noch zu nützlich, außerdem... es war Matcha! Sie nahm genüsslich einen Schluck, setzte aber alsbald ihre Tasse wieder ab. Eins hatte sie noch zu klären: "Scathach, nur für die Zukunft, er ist nicht mein Geliebter." Die Kriegerin nickte anerkennend. "Verstehe, dann genießt er also die Freundschaft deiner Schenkel." Shina starrte sie fassungslos an, dann vergrub sie resignierend ihr Gesicht tief in ihre Hände.   _________________________________________________________________________________________  Es dauerte noch zwei Nächte, ehe sie das Bett verlassen konnte. Unterdes hatte Yamato Abstand zu ihr gehalten, unterließ jegliche Stichelei, er schien ihrer Bitte letztendlich nachgekommen zu sein. Auf der anderen Seite war er auch stark mit der Nachbereitung des Kampfes mit Alioth und der Suche nach dem nächsten Septentrione beschäftigt. Aber ihr Kopf füllte sich alsbald mit ganz anderen Sorgen, ihre Freunde hatten sie in die Haupthalle bestellt. Mit düsteren Mienen erzählten sie von ihrem Ausflug nach Fukuoka. Ihr Bruder hatte ihr einst ein Foto gezeigt auf der ein Großteil der gezeigten Landschaft sich in tiefe Schwärze verlor. Das Bild stammte von dieser einstiegen Stadt. Manch einer möge glauben, dass es sich hier nur um eine optische Täuschung oder einen Belichtungsfehler handelte, doch weit gefehlt. Kaito war mit den anderen dort gewesen, er hatte Makoto überzeugen können sie mit dem Terminal dorthin zu bringen. Es war wie ein schwarzer Horizont gewesen, das Nichts was diesen Ort verschlang. Als wäre alle Existenz dort ausgelöscht, mit Sicherheit konnten sie es nicht sagen. Viel zu gefährlich war es gewesen dem schwarzen Rand zu nah zu kommen. Shina hätte es gern mit eigenen Augen gesehen, aber ihr Bruder verbat es ihr, im geschwächten Zustand, eine derartig bedrohliche Exkursion zu unternehmen. Sie hatte Verständnis dafür, bei nicht voller Leistungsbereitschaft, wäre sie wohlmöglich nur im Weg gewesen. Die Bilddatei hatte sich auf den verschlüsselte USB-Stick befunden, den Fumi ihm im Austausch gegen ihr verloren geglaubtes Erinnerungsfoto gegeben hatte. Er hatte es zusammen mit Io an dem Ort aufgelesen, an dem die Computerspezialistin damals vom Dämon besessen wurde. Die Entschlüsselung der Datei fand mit Hilfe von Ronaldo statt, der stark daran interessiert war, die Geheimnisse der JP’s Organisation zu lüften. Schließlich behielt Yamato so gut wie alle relevanten Informationen für sich. Apropos, ihr Bruder hatte vor ihn auf die schwarze Leere anzusprechen, laut den anderen zufolge sollte heute, da auch sie nun gesund war, eine Dinnerparty stattfinden. Die Party sollte den Sieg über den Septentrione Alioth feiern.   Als sie die Halle betrat, wurde sie auch schon von Joe begrüßt. „Hallöchen Baby Girl, gut dich wieder unter den Lebenden zu wissen.“ Die Schwarzhaarige schenkte ihm ein müdes Lächeln, er zog die Augenbrauen hoch, er hatte eigentlich mit einem genervten Blick gerechnet. War sie wirklich wieder gesund? „Hm… vielleicht bist du doch noch angeschlagen.“, er tippte ihr gegen die Stirn. „Sei unbesorgt Joe, ich habe sie vorhin nochmal durchgecheckt. Ihre Werte sind wieder normal.“, ertönte die freundliche Stimme von Otome hinter ihnen.   Die blonde Ärztin strahlte die zwei warm an. Ihr sonniges Gemüt steckte fast an, und ließ sie unter den JP’s Angestellten förmlich herausstechen. Makoto war zwar freundlich aber frigide und nicht selten schrecklich steif was soziale Umgangsformen anging, eine Nebenwirkung ihres Jobs und ihrer Absenz von der zivilen Gesellschaft. Fumi’s desinteressierte und latente Art hatte im Gegensatz zu ihrer Kollegin wenig mit ihrem Job zu tun, sie war schon immer eine sonderbare Wissenschaftlerin gewesen, ihre soziale Kompetenz war nahe Nulllevel. Die junge Ärztin hatte sich ihre umgängliche Art bewahrt, vielleicht lag es an ihrer 5-jährigen Adoptivtochter Koharu, die sie vor der Kälte der unerbittlichen Organisation schirmte.   „Nah wenn du bergauf bist, wie wäre es mit dem hier zur Feier des Tages?“, Joe holte zwei Kurze hervor, als Otome sich abwandte und sich zu Fumi gesellte, die in einer Ecke gebannt auf ihren Laptop starrte. Shina starrte den Schnaps einige Sekunden an, wo zum Geier hatte er denn das aufgegabelt? „Joe, dir ist schon klar, dass ich minderjährig bin?“ Der Anzugträger lachte herzlich. „Ah… die vier Jahre, stell dir vor du wärst in Deutschland.“ Dann wäre es immer noch ein Jahr, das sie von der Volljährigkeit trennte. Sie schüttelte den Kopf. Ihr Gegenüber wirkte enttäuscht, steckte die zwei Kurzen wieder weg. „Gut, dann eben nicht. Aber im Ernst, ist ja nicht so, als würden die alten Gesetze in dieser Apokalypse eine Rolle spielen. Weißt du, ich hab nur das dumpfe Gefühl, dass wir das heute brauchen werden. Du weißt schon, wenn Kaito Fukuoka anspricht.“ Das könnte durchaus ein heikler Moment werden, die anderen aus der Gruppe waren ganz angespannt, als sie und Joe sich zu ihnen gesellten. Was hatte der JP’s Leiter dazu zu sagen? Wusste er mehr? Sie schloss sich der Spekulation ihrer Mitstreiter an, dass dieses schwarze Nichts etwas mit den Septentriones zu tun hatte oder dem was diese Katastrophe gestartet hatte. „Wir sollten uns auf ein Gefecht einstellen, je nachdem wie Hotsuin reagiert. Er ist der Typ, der alles tun würde um seine Ziele zu erreichen. Sei vorsichtig, wenn du ihn fragst Kaito“, beriet Hinako ihren Bruder. Die Tänzerin richtete ihre Brille, ein ernster Ausdruck dominierte ihr Gesicht.   Kaito nickte, tief in Gedanken versunken. Er hoffte auf Yamatos Kooperation. Da sie noch Septentriones zu bekämpfen hatte, und er sie indes als Streitkräfte brauchte, standen die Chancen eigentlich nicht schlecht. Wie viel würde er preisgeben? Er würde es gleich herausfinden, er hörte die Schritte von oben. Er brauchte nicht aufzusehen um zu wissen, dass es Yamato war, der an seinem üblichen Platz über ihnen thronte. Als er sie alle schließlich begrüßte, blickte Kaito auf. Der JP’s Leiter wirkte gut gelaunt, fragte sich nur wie lang, dessen Augenmerk lag auf ihm aber auch auf seiner Schwester. Sollte er das Thema vor oder nach der Dinnerparty ansprechen? Sein Magen beriet ihm zu letzteres, das aufgestellte Buffet duftete köstlich, aber ihm wurde die Entscheidung abgenommen. Er konnte Makoto vortreten sehen, mit einem ernsten, entschlossenen Gesichtsausdruck. Oh weh, doch es war zu spät sie zu stoppen.   „Einen Moment Chief Hotsuin, wenn Sie erlauben.“ Yamato wirkte leicht überrascht, deutete ihr mit einer Handbewegung an jedoch fortzufahren. „Vergebt mir für meine Impertinenz, aber ich habe etwas Wichtiges zu melden.“, Ihr Vorgesetzter begann die Arme zu verschränken, sein Lächeln verlor sich in einem ernsten Gesichtsausdruck. Makoto zögerte kurz, dann schnellte es aus ihr hervor: „Vor kurzem habe ich etwas getan, etwas das als Verrat gegen JP’s angesehen werden kann! Um kein Mistrauen in unserer Organisation aufkommen zulassen, bitte ich Sie mich dementsprechend zu bestrafen!“ Ihre Stimme halte durch die Halle, wie Sekunden später auch das bellende Lachen des JP’s Leiters. Die Blauhaarige war verwirrt, und nicht nur sie. „Dich bestrafen?“ sein Gelächter steigerte sich nochmal um ein Volumen, ehe er sich beruhigte, sein Lächeln kehrte wieder ein. „Sag mir nicht, Agentin Sako, dass du dich darauf beziehst ihnen“, er überblickte Kaitos Gruppe, „Fukuoka gezeigt zu haben.“ Makoto runzelte die Stirn, nickte ungläubig. Er wusste bereits davon? „Belassen wir es dabei. Es ist eine triviale Sache, auf lange Sicht belanglos.“ Doch für sie war es nicht belanglos, sie konnte die Reaktion des Chiefs nicht nachvollziehen. „Aber Sir, ich habe einen direkten Befehl missachtet!“ Sie konnte es nicht einfach auf sich ruhen lassen, sie hatte gegen seinen Willen, gegen die Organisation gehandelt! Zorn legte sich bei Makotos Widerworte auf sein Gesicht. „Schweig!“, donnerte nun seine Stimme durch die Halle,“ Ich will mich nicht wiederholen müssen!“, er schnaubte, ehe er die versammelte Menge wieder anlächelte. „Verzeiht diese Unterbrechung, lasst uns mit der Dinnerparty fortfahren.“   Kaito trat hervor, er hatte genug gehört, Yamato würde ihnen hier und heute Antworten liefern. Ohne zu zögern sprach er Fukuoka an, und das schwarze Nichts was diesen Ort verschlang. Er erntete einen leisen Applaus von seinem Gegenüber, der einmal mehr nicht erbost über seine Eigenforschung war. Der Schwarzhaarige starrte den JP’s Leiter unnachgiebig an, was wusste er? Was hatte er vor? Yamatos Lächeln wehrte noch ein paar Sekunden ehe es verblasste und einem ernsten Ausdruck wich. „Nun gut, wenn ihr es unbedingt wissen wollt, das schwarze Nichts, die „Void“, entspringt derselben Quelle wie der Angriffslust der Septentriones auf uns. Hört mir gut zu, ich habe es von Anfang an gewusst, die Ursache dieser Krise, sie hört auf den Namen Polaris. Polaris schickte die Septentriones um uns zu vernichten und die Void um den Rest unserer Welt zu beseitigen.“ „WAS?! Wer zum Teufel ist dieser Polaris? Und was für ein Problem hat er uns auslöschen zu wollen?! Was bildet der sich ein!“, Hinakos Stimme dröhnte wütend durch den Saal. Kaito stimmte ihr im Stillen zu, mit welchem Recht nahm sich Polaris heraus sie allesamt zu eliminieren und ihre Welt zu zerstören?   Auch hierfür kannte der Chief die Antwort: „Sie denkt, dass die Menschheit von ihrem ursprünglichen Pfad abgekommen ist, sie meint wir hätten unserem Zweck ausgedient,“ er pausierte kurz, ehe sich kalter Zorn in seinem Gesicht wiederfand, „also… versucht sie die Menschheit zu zerstören. Die Septentriones sind nur ihre Handlanger.“ Widerwillen regte sich anlässlich diesen Grundes. Ihre Welt sollte untergehen, weil etwas beschlossen hatte, sie seien nicht mehr lebenswürdig? Der grollende Unmut war fast greifbar. „Das ist doch bescheuert! Dann sollten wir einfach dieses Polaris-ding zerstören!“ warf Airi ein, die Rothaarige stampfte resolut mit ihrem Fuß auf, Jungo und nicht wenige pflichteten ihr bei, wieso nicht das Übel bei der Wurzel packen und ausreißen?! Bevor sich jedoch ein Plan entwickeln konnte, wurde dieser Funke von Yamato erstickt: „Unmöglich.“   Kaito runzelte die Stirn. Dieses Wort aus seinem Mund war etwas Seltenes. Gespannt lauschte er dessen Begründung. „Polaris sieht und weiß alles. Sie zu besiegen ist utopisch. Und selbst wenn es uns widererwarten gelingen würde sie zu zerstören, was wäre dann immer noch mit unserer Welt? Denkt ihr etwa, dass die Menschheit so weiterleben kann wie bisher in einer solch instabilen und verwüsteten Welt?“ „Und was sollen wir stattdessen tun?“ der JP’s Leiter musste einen Plan auch hierfür haben, da war sich der Schwarzhaarige sicher, ansonsten hätte er sie im Kampf gegen die Septentriones nicht soweit angetrieben. Der Angesprochene begann wieder zu lächeln. „Das ist ziemlich einfach. Ich werde diese Welt von Grund auf neu aufbauen.“ „Wie bitte? Was aufbauen?“ „Genau wie ich gesagt habe. Ich werde diese Welt,“, sein Ton wurde lauter, entschlossener,“ unter einer neuen Ordnung auferstehen lassen. Das alte System, das bisher existierte, wird nicht länger benötigt. Nur die Weisen, die Talentierten und die Starken sind es wert zu leben! Der Abschaum ist es nicht! Ich erkläre hiermit meine Intension eine Welt zu erschaffen deren System vollkommen auf Leistung basiert! Eine Meritokratie!“ Der Saal explodierte. Ein jeder diskutierte nun anlässlich dieser Aussage. Kaito hörte die erhitzten Gemüter seiner Mitstreiter. Er konnte Joe verstehen, dessen Miene sich anlässlich dieser neu geplanten Welt verfinsterte. Auch er hatte Bedenken, diese Vision klang … beängstigend und radikal.   Die Bedenken der Masse hörend, erklang die Stimme des Chiefs erneut: „Ich werde niemanden zwingen mir zu folgen. Selbst wenn ich diesen Pfad allein beschreiten muss, werde ich nach meinem Ziel streben.“ Aber wie stellte es der Chief an? Wie will er so etwas bewerkstelligen? „Du? Die Welt erneuern? Wie?“, Kaito konnte es sich nicht vorstellen. Yamato lachte amüsiert auf. „Zweifelst du etwa an mir? Hmm… um ehrlich zu sein überrascht es mich nicht, nicht einmal du könntest so etwas herausfinden.“, er überblickte die versammelte Menschenmenge, lächelte erneut, „Genießt euer Abendessen und denkt sorgfältig über meine Worte nach.“   Mit einem letzten Blick auf Kaito und Shina verschwand er schließlich im Gang. Daichi rief ihm nach, er konnte doch nicht einfach nach dieser Offenbarung gehen! Nun… er konnte, er tat es… „Zur Hölle mit ihm! Was bildet der sich ein? Er sagt seinen Teil und verschwindet einfach?!“, Hinako, war nicht die einzige die von seiner Verhaltensart entrüstet war, Airi pflichtete ihr bei: „Ja, wer macht den sowas?! Jetzt bin ich wirklich sauer! Ich meine… er hat alles von Anfang an gewusst!“ Ja, das hatte er, aber wie? Kaito wandte sich an Makoto, wusste sie vielleicht etwas? Aber zur großen Überraschung aller, wusste Makoto wie auch sie, nichts von seinen Plänen. Auch für die JP’s Agenten war es das erste Mal, dass sie etwas von Polaris oder seiner angestrebten Leistungsgesellschaft, der Meritokratie hörten. Er traute der Blauhaarigen, sie war ein aufrichtiger Mensch, es musste also wahr sein. Das machte es noch heikler. Was wusste Yamato? Was hatte er in der Hinterhand?   „Nicht wahr…er hat es auch seinen eigenen Leuten verheimlicht?“, Airi murmelte diese Worte besorgt in ihren Schal hinein, wie sollten sie nur zu einer Lösung kommen? „Ha! Natürlich hat er das!“, Fumis Stimme ertönte überraschend hinter der Jugendlichen, sie hatte ihren Laptop unter ihrem linken Arm eingeklemmt, ein seltener Anblick ihr Gesicht nicht von einem Bildschirm beleuchtet zu sehen. „Es gibt viele Dinge unterschiedlichster Art, von denen nur allein der Chief Kenntnis hat. Aber die Welt wiederzuerwecken und neu zu ordnen… zugegebener Maßen klingt das sehr…“, sie hielt schweigend inne, machte ein ernstes Gesicht, ehe sich Sekunden später ein schelmisches Grinsen darauf ausbreitete. „Nun, wenn es der Chief sagt, muss er dafür Stichhaltiges in der Hinterhand haben.“   Er musste wohl. Kaito dachte angestrengt nach. Vielleicht, hatte es etwas mit Polaris zu tun. Er war entschieden dagegen gewesen sie zu vernichten…. Aber das waren nur Spekulationen, er brauchte konkrete Belege. Er blickte zu seiner Schwester, sie hatte die ganze Zeit schweigend Yamatos Worte gelauscht. Ihre Miene schien ausdruckslos, doch er wusste es besser. Sie war beunruhigt und tief in Gedanken versunken. Sachte legte er eine Hand auf ihrer Schulter. Sie zuckte kurz, ehe sie zu ihm aufsah. Blaue Seelen ähnlich seinen spiegelten Besorgnis wieder. Ringsum ihnen diskutierten die anderen was zu tun war, ob es für sie überhaupt eine andere Wahl gab als Yamato zu folgen.   „Shina“, flüsterte er ihr zu, „Kannst du mir einen Gefallen tun? Würdest du Yamato nachspionieren? Vielleicht hat er Unterlagen zu Polaris oder seinem Vorhaben. Ich werde Ronaldo hiervon unterrichten, vielleicht weiß er etwas mehr.“ Zugegebener Maßen hatte er ein mulmiges Gefühl seine kleine Schwester auf diese Mission zu schicken, aber sie hatte neben ihm die beste Erfolgschance. Würde sie auf Yamato selbst stoßen um ihn auszuhorchen, hatte sie dank seiner Sympathie gute Chancen ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Makoto oder Fumi zu schicken war ausgeschlossen, Makoto war viel zu loyal um ihren eigenen Chef zu hintergehen und Fumi um etwas zu bitten, hieß meist etwas im Ausgleich dafür zu liefern. Aber selbst wenn, würde die Wissenschaftlerin dieses Risiko vermutlich nicht eingehen. Shina starrte ihn an, ehe sie zaghaft nickte. „Treffen wir uns morgen, ich werde mit Daichi im zentralen Stadtpark auf dich warten.“ Er sah seiner Schwester nach, sie stoppte kurz bei Joe, nahm irgendetwas von ihm an, er konnte es nicht erkennen, dann verließ sie die Halle.   Mit grimmigem Gesicht hatte Shina Joe’s Kurzen hinter sich gekippt. Nach Yamatos Enthüllung und dem bevorstehenden Auftrag ihres Bruders, war Alkohol mehr als willkommen. In ihrem Kopf spielte sie noch einmal die Rede des JP’s Leiters ab. Sie hegte keinen Hehl, dass er es ernst meinte. Sie traute ihm alles zu. Und nicht ohne Schaudern dachte sie daran was kommen würde, wenn er seine Worte wahr werden ließ. Ein Teil von ihr sträubte sich in seine Nähe zu begeben, es war immer ein Spiel mit ihren Nerven und sie konnte seine Reaktion nur zum Teil einschätzen. Eine Eskalation wollte sie auf jeden Fall vermeiden. Ihre Füße trugen sie zu seinem Büro. Ob er da war? Sie holte tief Luft, ehe sie entschlossen an seiner Tür klopfte. Stille. Keine Antwort? Erneut klopfte sie, sie konnte niemanden hören. Vorsichtig drückte sie die Türklinke nach unten. Es war nicht verschlossen, weder mit einem mechanischen Schloss, noch mit einem elektrischen wie es am Eingang des Hauptquartiers war. Normalerweise wurden die Zugänge mit den JP’s ID Karten geregelt. Es war äußerst merkwürdig, dass sein Büro offen war, in seiner Abwesenheit? Sie öffnete die Tür langsam, vielleicht war es eine Falle... , vielleicht bewachte irgendetwas diesen Raum. Leere und Dunkelheit grüßten sie. Sie schaltete das Licht an und schloss die Tür hinter sich. Niemand war hier… aber sie fühlte sich beobachtet. Sie sah sich genau um, sie konnte nichts erkennen, keine Kamera, niemanden, war es bloße Einbildung, weil sie so nervös war? Ihr letzter Aufenthalt in diesem Zimmer war… ein einschneidendes Erlebnis gewesen. Sie schüttelte den Kopf. Reiß dich zusammen! Wenn sie schon da war, konnte sie die Unterlagen vielleicht überblicken. Hastig öffnete sie die Schubladen, suchte nach Papiere. Sie fand welche, aber auf keinem stand ein relevanter Hinweis auf Polaris oder Yamatos Vorhaben. Sie weitete die Suche auf die Aktenschränke aus, aber nada, es handelte sich dort hauptsächlich um Kampfdaten der besiegten Septentrionen. Seufzend brachte sie alles zurück zu seinem gewohnten Platz. Wenn der Raum frei zugänglich war, würde er auch nichts Geheimes hier hinterlassen… Zur Sicherheit suchte sie nach einem versteckten Fach, vielleicht ein Schalter… aber ihre Suche war weiterhin fruchtlos. Sie überlegte. Ihr blieb vermutlich nichts anders möglich, als nach Yamato selbst zu suchen und ihn zu fragen. Wenn er nicht im Büro war… dann… sie schluckte, war er vermutlich in seinem Quartier. Großartig. Wenig motiviert schlenderte sie die Gänge zu seiner Räumlichkeit entlang. Es lag abseits der anderen Quartiere, Makoto hatte ihr damals bei Eintritt eine Führung durch das Hauptquartier gegeben. Sie versuchte sich an den Weg zu erinnern. Sie irrte für einige Minuten, ehe sie an einer schwarz, goldenen Tür zu stehen kam, Hotsuin’s Farben.   Eine gefühlte Ewigkeit stand sie davor. Spät abends, alleine, in sein Zimmer zu kommen… das war… dumm. Äußerst dumm. Es glich einer schriftlichen Einladung, das zu einem Desaster führte. Sie biss sich auf die Lippen, aber sie brauchten die Informationen über Polaris. Die Welt stand auf dem Spiel… Sie seufzte, sie war eine Närrin, sie klopfte entschlossen gegen die schwarze Pforte. Nichts war zu hören. Sie klopfte erneut, wieder keine Antwort. Vielleicht… schlief er bereits? Einen ruhenden Dämon sollte man bekanntlich nicht wecken… aber sie musste jetzt da durch. Sie würde das so schnell wie möglich hinter sich bringen. Still öffnete sie Tür. Es war dunkel. Sie horchte in den Raum hinein, nichts. Sie machte die Taschenlampe ihres Handys an, suchte das Bett. Es stand auf der linken Seite des Raumes, war mindestens doppelt so groß wie ihres … und es war leer.   Puhh… Sie tastete nun nach dem Lichtschalter. Huh? Das Licht war stark gedämmt, tauchte den Raum in rötliche Dämmerung. Irritiert blickte sie den Lichtschalter an, aber sie fand keine Möglichkeit es dort aufzudrehen. Die Regelung für die Dämmerung musste wo anders platziert sein. Egal, dafür hatte sie keine Zeit. Rasch überblickte sie die Räumlichkeit. Abgesehen vom großen Bett, war es eher spartanisch eingerichtet: ein großes Bücherregal, ein Schreibtisch, zwei Schränke, Sitzgelegenheiten, stark funktionell, aber alles aus dunklem Holz. Einzig allein ein Schachtisch, der gegenüber der Eingangstür an der Wand lehnte, gab Aufschluss über ein eventuelles Hobby.   Sie schritt zu seinem zweiten Arbeitsplatz. Erneut überflog sie die Dokumente, nichts zu Polaris, wieder mal, aber dafür entdeckte sie in einer schwarzgoldenen Akte ein Profil von ihr und ihrem Bruder. Sprachlos überflog sie die zusammengetragenen Daten. Geburtsdatum, Alter, vorheriger Wohnort, Beschäftigung, Vorlieben…  Shina blinzelte, als sie unter ihrer Sparte Matcha Tee und Tako-Yaki Bällchen las. Auch eine Aufzeichnung ihrer bisher verwendeten Dämonen lag mit bei. Alle Informationen über sie und Kaito waren akkurat. Stalker. Aber was erwartete sie schließlich? Was sie hier machte war auch nicht besser? Sie legte mit Verdruss die Akte wieder an ihren Ursprung und setzte ihre Suche fort. Etwas musste hier doch sein, er konnte doch nicht alles im Kopf haben, oder doch? Wo war es? Energisch wühlte sie sich durch die Dokumente. Da musste - die Tür fiel laut ins Schloss. Shina erstarrte. "Hast du gefunden wonach du gesucht hast?", seine Stimme... ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie war so tot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)