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                             (Die Macht der Zeit)
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                         Kapitel 1: Die Macht der Zeit
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August 2001 ~ Unverfroren 
(456 Worte - Straßendrabble)
 
Was wohl geschehen wäre, wenn Harry Potter gewusst hätte, was dieser von ihm
eingeschlagene Pfad offenbaren würde? Hätte er sich aufgemacht, um diesem zu
folgen? Doch Harry ahnte natürlich nicht einmal, was das Schicksal von ihm
fordern würde. Und so war es für ihn eine ganz logische Handlung gewesen
Lucius Malfoy aufzusuchen und diesen nach Severus Snape zu fragen.
 
„Ich bitte Sie inständig, Mr Malfoy! Helfen Sie mir!" Harry raufte sich die
ohnehin zerzausten Haare und stierte betrübt auf die Tischplatte vor sich.
„Es sind bereits zwei Schüler Ihres Hauses dieser verfluchten Substan ..."
„Schüler meines Hauses? Was soll denn das heißen, Mr Potter?" Der blonde
Zauberer schnalzte tadelnd mit der Zunge.
„Schüler des Hauses Slytherin, Sir!", polterte der Jüngere ungeduldig.
„Sagen Sie mir doch, wo ich ihn finden kann! Wir benötigen ein Gegengift.
Hören Sie, Mr Malfoy! Da hat es jemand auf die jungen Reinblüter abgesehen!
Das kann Ihnen doch nicht egal sein?"
Der Blonde lachte freudlos auf. „Es muss mir sogar gleichgültig sein, Mr
Potter. Eine einzige rassistische Bemerkung würde mich direkt nach Askaban
bringen. Oder etwa nicht?"
Harry blickte den ehemaligen Todesser fassungslos an. „Bitte fragen Sie
Severus Snape, ob er den Auroren in dieser Angelegenheit helfen würde. Lassen
Sie es ihn entscheiden."
Lucius Malfoy seufzte leise und etwas von der überheblichen Blasiertheit
schwand aus seiner Haltung. Seine Miene wirkte nachdenklich. Mehrfach schien es,
als ob er würde reden wollen, doch am Ende sagte er kein Wort.
„Haben Sie eine Eule, Sir?" Harry hatte sich von seinem Platz erhoben und
wirkte resigniert. Er könnte die Mithilfe bei der Klärung dieser Vorkommnisse
einfach anordnen, doch es widerstrebte ihm, ohne dass er dies begründen
könnte.
„Ich habe kei ..." Malfoy schloss für einen Augenblick die Augen, bevor er
erneut anhob zu sprechen. „Ich werde Ihnen eine Mitteilung zukommen lassen,
sollte Severus es in Erwägung ziehen, sich mit dieser Sache zu befassen."
Harry nickte knapp. „Ich muss nicht deutlich machen, dass es eilt. Ja?"
Lucius schwieg sich aus.
Harry verließ das bescheidene Stadthaus in dem Narzissas und Lucius lebten,
seitdem ihr Familienstammsitz vom Ministerium beschlagnahmt worden war. Selbst
nach drei Jahren war es den Fluchbrechern und Auroren nicht gelungen das Anwesen
von dem schwarzmagischen Unrat ganzer Generationen zu säubern.
Es nagte an dem jungen Auror, dass er sich ausgerechnet auf Lucius Malfoy
einlassen musste, um an die Hilfe des Tränkemeisters zu gelangen. Doch er
kannte niemanden, der so bewandert auf diesem Gebiet war, wie Severus Snape. Es
war gar nicht seine Aufgabe, einen Weg zu finden, die verheerende Wirkung der
schwarzmagischen Substanz zu neutralisieren und die betroffenen Jugendlichen zu
heilen, doch er erhoffte sich weitere Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit
Snape. Möglicherweise erhielt ein solches Gemisch eine Art Signatur des
Herstellers, die der Tränkemeister zuzuordnen wusste.
 
　
September 2001 ~ Wolkenbruch
(444 Worte - Schnapsdrabble)
 
Wachsam ging Harry durch den Park. Es dauerte nicht lange, da hatte er die
Zauberer entdeckt. Lucius Malfoy und Severus Snape saßen im strömenden Regen
auf einer Parkbank. Malfoy hielt einen Regenschirm über sie beide, doch diese
Erfindung der Muggel hatte dem stattlichen Wolkenbruch kaum etwas
entgegenzubringen. Doch es machte Harry allzu deutlich, dass diese beiden
Männer nicht mehr die Alten waren.
Im Näherkommen schwang Harry seinen Zauberstab und wirkte sowohl einen Zauber,
der den Regen abhalten sollte, als auch einen Wärmezauber. Die kalte Jahreszeit
hatte ihre Fänge ausgestreckt und griff nach allem, was sie erwischen konnte.
Es war mit Sicherheit kein Vergnügen bei diesem Wetter beinahe ungeschützt auf
einer kargen Parkbank auszuharren.
„Vielen Dank, Mr Potter“, schnarrte Lucius Malfoy gereizt und schloss den
Regenschirm. Harry fiel auf, dass die Hosenbeine der Männer bis zu den Knien
hoch wasserdurchtränkt waren – und so sprach er auch noch einen
Trocknungszauber.
Dann ließ er sich neben Snape nieder und starrte auf seine Schuhspitzen.
„Danke, dass sie die Strapazen auf sich nehmen, Sir“, begann er mit leiser
Stimme. Von dem Tränkemeister kam lediglich ein leises, unartikuliertes
Geräusch. „Wir hätten uns an einem behaglicheren Ort treffen können.“
„Brevity is the soul of wit - Shakespeare sagt Ihnen etwas, Mr. Potter?“
Harry zuckte beim Klang von Snapes Stimme zusammen. Heiser und kraftlos, beinahe
ohne erkennbare Stimmmelodie, schien sie kaum zu dem Mann zu gehören, der neben
ihm saß.
Snape hatte seine Reaktion bemerkt und stöhnte leise auf. „Was wollen
Sie!“
„Ich brauche Ihre Hilfe, Sir.“ So knapp und präzise wie nur möglich, legte
Harry die Fakten zu den Vergiftungen mit der gefährlichen Substanz dar. „Wir
haben sehr gut ausgestattete Labors im Ministerium. Es würde Ihnen bei Ihrer
Arbeit an nichts fehlen – und Ihre Vergütung würde großzügig ausfallen,
das hat mir der Minister zugesichert.“
Snape schüttelte den Kopf. „Nur in meinem Labor. Ich benötige die Blutprobe
eines der Opfer und etwas von der Substanz selbst. In drei Tagen in meinen
Räumen.“
„Wo ...“, begann Harry, doch im selben Moment spürte er Snapes Hand an
seiner. Ein kleines Stück Pergament wechselte den Besitzer.
Harry spürte ein Beben von Severus Snape ausgehen und blickte irritiert auf
ihre Hände hinab. Noch immer lagen Snapes kalte Finger an Harrys. Er schaute
auf und entdeckte für einen Moment den sehnsuchtsvollen Blick, mit dem der
Tränkemeister ihn musterte. Doch es waren nur Sekundenbruchteile, in denen
Harry diese Regung wahrnahm. Einen Wimpernschlag später schien die Miene des
Mannes gewohnt verschlossen und distanziert.
„Fideliuszauber. Er bietet Ihnen Einlass, wenn sie die Adresse von dem
Pergament ablesen“, schloss Snape leise und regte sich neben Harry. Sofort kam
Lucius Malfoy auf die Beine und reichte Severus stützend die Hand.
 
　
Oktober 2011 ~ Erstickt
(2 x 400 Worte – Quaddrabble)
 
Die Zusammenarbeit mit Snape war gut verlaufen. Es war dem Tränkemeister
gelungen ein Gegengift zu entwickeln, doch war seine Rolle dabei ausschließlich
beratend gewesen. Es hatte Harry entsetzt zu sehen, dass Severus Snape nicht
mehr in der Lage war seine Magie zu lenken. Das Gift der Schlange hatte ihn
nicht nur seine physische Unversehrtheit gekostet, sondern auch seine magische.
Während sein Geist intakt war, verkam sein Körper immer mehr. Lucius Malfoy
wich Snape nur selten von der Seite und übernahm die handelnde Rolle. Dieser
Einsatz hatte Lucius eine Strafmilderung eingebracht. Er war nach Kriegsende
dazu verurteilt worden, für einem Zeitraum von 25 Jahren keine Magie zu nutzen.
Durch seine ehrliche Hilfe waren 13 Jahre getilgt worden.
Harry war auf die oberste Treppenstufe von Snapes Edinburger Wohnsitz appariert.
Das große Eckhaus mit der Nummer 15 am Ainslie Place wirkte auf Muggel
heruntergekommen und schien einen üblen Geruch zu verströmen, stellte er fest,
als er die vorbei eilenden Menschen musterte. Gerade als er die Hand hob, um den
Türklopfer zu benutzen, schwang die petrolfarbene Holztür auf und gewährte
ihm Einlass. Anscheinend war er in Snapes Haus willkommen.
„Es funktioniert nicht. Warum funktioniert dieses dumme Ding nicht?“, tönte
ihm eine verzweifelt klingende Frauenstimme entgegen.
Harry folgte dem Klang der hektischen Schritte, welche die Worte der Frau
untermalten.
In einer behaglich eingerichteten Bibliothek lief Narzissa Malfoy auf und ab,
während sie mit gezierter Miene auf einem Mobiltelefon verschiedene Knöpfe
drückte. Keine Magie – das galt auch für die Ehefrau des berüchtigten
ehemaligen Todessers.
Harry klopfte an den Türrahmen. „Mrs Malfoy? Alles ok?“
Sie wirbelte herum. „Salazar! Sie schickt der Himmel. Ich brauche … Severus
– ihm geht es nicht gut und ich muss einen Trank für ihn aus der Apotheke
holen. Er kann nicht allein bleiben. Und Lucius ist nicht zu erreichen.“
„Ich kann den Trank besorgen, wenn es Ihnen hilft“, bot Harry an.
Doch die blonde Hexe schüttelte den Kopf. „Ihnen wird man die Arznei nicht
aushändigen. Ich habe dafür eine Genehmigung beim Ministerium erwirken
müssen. Es ist ein starkes Gift – aber ihm hilft nur das. Bleiben Sie bei
ihm?“
Der Dunkelhaarige nickte zögernd. Unsicher, was ihn erwarten würde. Als ein
erstickter Laut aus dem angrenzenden Zimmer ertönte, runzelte Harry die Stirn.
„Kommen Sie. Er bekommt keine Luft. Das passiert häufiger – sobald ich die
Arznei habe wird es besser, aber er fiebert seit Tagen und … Sein Zustand ist
schlecht. Es reicht, wenn Sie bei ihm sind und ihn beruhigen, wenn er panisch
wird.“
„Ähm, Mrs Malfoy, ich weiß wirklich nicht ob ...“
„Bitte!“ Ihr Tonfall war zu Harry Verwunderung flehend. Sie legte ihm eine
Hand auf den Unterarm. „Mr Potter, bitte!“
Er nickte nur, doch sein Blick war bereits auf seinen ehemaligen Lehrer
gefallen. Verkrampft und gequält nach Atem ringend, lag Severus Snape in einem
Bett. Sein Oberkörper ruhte auf einem Stapel Kissen, sodass er eine beinahe
sitzende Position einnahm. Hatte er bei vorangegangenen Treffen schon kränklich
gewirkt, so versetzte Snapes heutiger Anblick Harry in schieres Entsetzen.
Zitternd öffneten sich die Lider des Tränkemeisters und ein entrücktes
Schimmern trat in seinen Blick, als er den ehemaligen Gryffindor erkannte.
„Harry ...“, keuchte er kaum hörbar und streckte seine zitternde Hand nach
dem Jüngeren aus.
Verhalten und mit dem Gefühl unangenehm berührt zu sein, ging Harry auf das
Krankenbett zu. Bevor er es jedoch erreicht hatte, krümmte Snape sich mit einem
erstickten Laut zusammen und ein Zittern durchlief seine Gliedmaßen, seinen
gesamten Körper.
„Professor?“, rief Harry erschrocken aus, blickte sich um, in der Hoffnung
Narzissa Malfoy ausmachen zu können. Doch in dem Moment erklang das Geräusch
der sich schließenden Haustür.
Schließlich überwand Harry seine Distanziertheit und griff nach der, noch
immer nach ihm ausgestreckten, Hand. „Sir? Verdammt, sterben Sie jetzt bloß
nicht!Oh, Godric! Das fehlt ja gerade noch. Es hat mir gereicht Ihnen einmal
dabei zuzusehen.“
Nur langsam ließ das Beben des ausgemergelten Körpers nach. Doch noch immer
schien es Snape kaum möglich seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen. Seine Hand
hatte sich schraubstockartig um Harrys geschlungen. Die Haut des Mannes war
entsetzlich heiß und seine Lippen bläulich verfärbt. Harry schauderte.
„Ich ... sterbe jetzt genauso wenig, wie damals“, keuchte er ton- und
atemlos. „Kei -keine Sorge.“
„Sind Sie sich wirklich sicher, Sir?“
Die schwarzen, fieberglänzenden Augen suchten Harrys Blick. „Ich weiß es
sogar ganz bestimmt.“
Snape schloss die Lider und regte sich auf dem zerwühlten Laken. In der
Hoffnung besser zu Atem zu kommen legte der Schwarzhaarige den Kopf in
unnatürlich aussehender Haltung zurück und lag gekrümmt dar.
„Kann ich irgendetwas für Sie tun, Sir? Irgendwas?“
Snape und Harry waren einander nie sonderlich sympathisch gewesen – im
Gegenteil – doch diesen imposanten Hexer in so demütigender Haltung zu
erleben, versetzte dem jungen Auror einen Stich.
„Wenn du hier … hier bei mir bist, dann ist das alles, was ich mir
wünsche.“
 
　
November 2001 ~ Augenblicke
(345 Worte - Straßendrabble)
 
Während vor den eleganten Bogenfenstern der Regen sintflutartig auf Edinburgh
niederging, saßen die zwei alten Freunde bei Tee und Cognac vor einem
prasselnden Kaminfeuer. Severus las konzentriert in einem dieser flatterhaften
Muggelbücher, was Lucius belächelte. Dem dünnen Papier mit den billigen
Hochglanzeinbänden fehlte jede Beständigkeit. Die Werke, die seine
Privatbibliothek beherbergte, waren überwiegend ledergebundene Folianten, die
Generationen von Zauberern überlebten.
Wie sooft in den vergangenen Tagen musterte Lucius seinen Freund verstohlen.
Solange, bis dieser mit hochgezogenen Augenbrauen aufsah und den Blick
erwiderte.
Mit einem Seufzen wollte Lucius sich wieder dem Tagespropheten in seiner Hand
zuwenden, als Severus sich hart räusperte. „Was liegt dir auf der Seele?“,
krächzte er und griff nach seiner Teetasse. Der zierliche Henkel glitt ihm aus
den ungelenken Fingern, die Tasse fiel zu Boden und zerbarst.
Beinahe reflexartig wollte Lucius nach seinem Zauberstab greifen und fluchte
resigniert. Er verließ den Raum und eilte in die angrenzende Küche, um
Putztuch, Handfeger und eine neue Tasse zu holen.
Als er zurückkam schallte ihm bellender Husten entgegen.
„Hast du dich doch erkältet?“, fragte er besorgt, stellte die
Putzutensilien nebst Teetasse beiseite und legte dem Dunkelhaarigen eine Hand in
den Nacken. „Kein Fieber.“
„Nein, Mom, ich habe mich lediglich verschluckt“, keuchte Severus
ungehalten. „Also, was ist los, Lucius?“
Der blonde Zauberer griff nach Feger und Kehrblech und ging in die Hocke.
Severus feixte still. Es wäre dem Hauselfen Dobby ein Fest seinen ehemaligen
Herrn in dieser Pose zu sehen.
„Dein Blick, Severus, der macht mir Sorgen“, begann Lucius leise.
„Mein … Was?“
Der Blonde seufzte und blickte auf. „Der Blick, mit dem du Potter ansiehst.
Die Häufigkeit, mit der sich dieser Bengel hier herumtreibt – und deine gute
Stimmung.“ Schweigen machte sich breit, während Lucius die Schweinerei auf
dem teuren Teppichboden beseitigte. Schließlich fuhr er fort, ohne den Blick zu
heben: „Es ist dieser Blick, mit dem mein Sohn seine Verlobte betrachtet. Ich
kenne diesen Gesichtsausdruck von mir selbst – immer dann, wenn ich an meine
Frau denke. Nur an dir … An dir nehme ich ihn erst wahr, seitdem Potter hier
ein und aus geht.“
 
　
Dezember 2001 ~ Neumond
(333 Worte – Schnapsdrabble)
 
Harry stand in den Türrahmen gelehnt da und musterte den Zaubertränkemeister
lächelnd. Der Ältere ruhte in einem wuchtigen Lehnsessel vor dem Kamin. Ein
verhaltenes Schmunzeln umspielte dessen Miene im Schlaf.
Leise Musik ertönte aus der Küche des Hauses am Ainslie Place. Narzissa buk
Plätzchen und hörte dabei Musik auf Muggelart - und mit Harrys Unterstützung.
Sie kamen erstaunlich gut miteinander aus.
Noch immer kam es Harry befremdlich vor, seine Zeit am liebsten in Snapes Nähe
zu verbringen. Sie führten tiefsinnige, intelligente Gespräche. Keine Spur von
der alten Verachtung und dem bissigen Sarkasmus. Es war Harry ein Rätsel und
häufig hatte er den anderen gefragt, was genau in den letzten Jahren mit ihm
geschehen war. Doch Snape drückte sich vor einer Antwort und lächelte jedes
Mal nur geheimnisvoll.
In den vergangenen Wochen hatte Severus schwer mit einem Infekt zu kämpfen
gehabt. Harry hatte sich rund um die Uhr mit Lucius und Narzissa abgewechselt,
um den Erkrankten zu umsorgen. Seit einigen Tagen schien es bergauf zu gehen. So
entspannt geschlafen, wie in diesem Augenblick hatte der Tränkemeister in den
vergangenen Wochen nie. Doch es wurde Zeit für den nächsten Stärkungstrank,
sodass der Auror den Älteren aus den Träumen reißen musste.
Harry setzte sich auf die Lehne des Sessels und griff nach Severus' Händen.
Seine Finger waren wie sooft eiskalt. Rasch sprach er einen Wärmezauber.
„Severus? Sind Sie wach?“
„Nein“, kam es leise, wie ein Windhauch, von Snape.
Harry schmunzelte verhalten. „Zeit für Ihren Trank.“
Mit einem Seufzen hob Severus seine Lider und ließ sich von Harry die Arznei
reichen. Er verzog das Gesicht und presste sich eine Hand auf den Magen. „Das
letzte Mal – er bereitet mir Magenschmerzen.“
Alarmiert schnellten Harrys Augenbrauen in die Höhe. „Warum sagen Sie das
erst jetzt?“
„Weil er mir hilft wach zu bleiben.“ Er zögerte für einen Augenblick.
„Ich möchte die Zeit, in der du hier bist, nicht verschlafen, Harry ... zu
kostbar.“
Das Herz schlug Harry bis zum Hals. Unwillkürlich, strich er seinem Gegenüber
sanft über den Handrücken.
 
 
Januar 2002 ~　Verstehen
(300 Worte - Tripledrabble)
　
Leise schloss Lucius Malfoy die Tür zu Severus Snapes Schlafzimmer. Als er sich
abwandte, entdeckt er die Gestalt des Potterjungen. Der Dunkelhaarige blickte
ihm fragend und voller Sorge entgegen.
„Wie war es im St.Mungo?", fragte er leise und die Beklommenheit war ihm
anzusehen.
„Reine Routine. Gehen wir in die Küche. Trinken Sie Kaffee?" Lucius Stimme
klang hart und distanziert. Wüsste er nicht allzu genau, dass das anstehende
Gespräch notwendig wäre, würde er sich nicht mit diesem Halbstarken abgeben.
Wie konnte ein Mensch so ... so unfassbar nachsichtig sein? Hatte dieser
einfältige Jüngling schon alles vergessen? Sie waren Feinde!　
Lucius stützte sich auf die marmorne Arbeitsplatte und schloss resigniert die
Augen, während die Kaffeemaschine leise glucksend ihre Dienste tat.
Sie waren einander Spinnefeind, doch Ihnen beiden lag viel an Severus Snape.
Auch wenn Lucius sich nicht erklären könnte, was ein junger Auror an einem
verbrauchten invaliden Hexer fand.
„Er wird nie wieder genesen, Mr Potter."
Ein leises Räuspern kam von Harry. „Ich weiß"
Lucius nickte und schwieg erneut. Erst als jeder von ihnen einen Becher heißen
Kaffees in Händen hielt, fuhr er fort: „Das Gift wird ihn umbringen. Naginis
Gift."
Potter nickte. „Ja, das ist mir bewusst."
„Wenn es das doch ist, was wollen Sie dann von Severus? Sie können hier keine
Zukunft finden." Endlich schaffte Lucius es dem Jüngeren in die Augen zu
schauen.
„Ich möchte bei ihm sein, Mr Malfoy. Ich ... Ich genieße seine Nähe.
Solange es möglich ist."
Lucius seufzte schwer. „Ich verstehe es nicht ... Wirklich nicht. Und es geht
mir lediglich um Severus' Wohlergehen. Lassen Sie ihn nicht fallen, Potter! Ich
warne Sie!"
„Ich verstehe es auch nicht. Aber ich glaube ... ich liebe ihn."
Lucius schüttelte den Kopf, dann holte er tief Luft. „Dann werden wir ihm
gemeinsam beistehen, Potter."
„Ja, das werden wir!"
 
　
Februar 2002 ~ James Bond
(234 Worte - Straßendrabble)
 
Es war für Severus Snape mühevoll den kurzen Weg von seiner kleinen Bibliothek
zur Küche zu bewältigen. Doch der Zauberer ließ es sich nicht nehmen, die
Bemühungen von Harry, Lucius und Draco selbst zu überwachen. Es bereitete ihm
ein diebisches Vergnügen diese drei Männer einträchtig an einem Tisch sitzen
zu sehen. Allerdings saßen sie derweil nicht. Viel mehr standen Draco und Harry
hinter Lucius und spähten über dessen Schultern. Eine beinahe kindliche Freude
in ihren Mienen. Severus lachte lautlos bei dem Anblick und verweilte einen
Augenblick im Türrahmen.
Narzissa trat zu ihm und griff nach seiner Hand. „Dein Weihnachtsgeschenk
scheint die perfekte Wahl gewesen zu sein.“
„Nur sollten diese Kindsköpfe für ihre Prüfungen lernen und nicht
dummschwätzen!“, knurrte Severus in bester Lehrermanier. Narzissa presste
sich glucksend die Hand gegen den Mund.
„Seitdem Draco ihm einen dieser merkwürdigen Weitseher ...“
„Fernseher“, korrigierte Severus.
„Fernseher – meinetwegen. Jedenfalls schaut Lucius nun schon nächtelang
Filme, die von einem … etwas wie einem Auroren handeln. Wegen der Automobile
– Severus!“
„James Bond! Ich hörte davon.“
„Er will unbedingt einen Aston Martin haben, sobald er die Fahrprüfung
bestanden hat. Ob das sicher ist? Diese Fahrzeuge fliegen in dem Film andauernd
in die Luft.“
Severus warf Narzissa einen kurzen Blick zu, dann stieß er sich von der Tür ab
und ging zu den drei Männern hinüber. „Vermutlich hat auch James Bond lieber
Hochglanzheftchen angeschaut, als für seine Fahrprüfung zu lernen!“
 
　
März 2002 ~ Ertappt
(222 Worte - Schnapsdrabble)
 
Entsetzen hatte sich in die Gesichter der rothaarigen Zauberer gelegt, als diese
sich um die Ausgabe des Tagespropheten drängten.
„Diese Trollrotze hat die Kimmkorn-Schrulle sich doch nur ausgedacht. Oder
was?“ Rons Stimme klang ungläubig. Er konnte den Blick nicht von der
Bildreihe nehmen.
Darauf zu sehen war Harry, wie dieser einen kränklichen Snape umsorgte. Wie er
ihm half Suppe zu essen, wie er ihn stützte. Und zuletzt, wie Harry Snape
küsste – auf den Mund!
„Warum macht er das, bei Gryffindor?“, knurrte George ungläubig und wandte
sich kopfschüttelnd ab.
„Warum war Harry mit Snape auf Malfoys Hochzeit?“, kam es empört von Ron.
Ratlosigkeit im herrschte im Fuchsbau.
*
Harry saß auf der Kante des breiten Sofas, auf dem Severus lag und missmutig
dreinblickte. „Das hätte nicht passieren dürfen. Die Leute werden dich für
verrückt halten.“
Der Auror schüttelte unwirsch den Kopf. „Mir war durchaus bewusst, dass es
dazu kommen kann! Dracos Hochzeit. Mein Name auf der Gästeliste – hast du
wirklich geglaubt, dass diese Tatsachen unter den Tisch fallen werden?“
„Hast du mich unbedingt küssen müssen? Vor allen Leuten?“
„Ja!“, schnappte Harry. „Genierst du dich mit mir, Severus?“
Der Ältere schloss kopfschüttelnd die Augen. „Wie kannst du nur so … so
loyal sein?“
„Ich denke, ich soll so leben, wie es mir passt?! Waren das nicht deine Worte?
Du passt mir, Severus!“
 
　
April 2002 ~ Gift
(200 Worte - Doubledrabble)
 
Eine verregnete Nacht lag über Edinburgh.
Harry saß an Severus Seite und sprach leise mit diesem.
„Versuch zu schlafen. Du brauchst die Kraft.“ Sorge lag in seinem Blick.
Severus holte rasselnd Atem, während seine Augen unruhig hin und her huschten.
Naginis Gift zirkulierte schmerzhaft, todbringend durch seinen Kreislauf.
„Es gibt ein verborgenes Fach – in einem der Bücherregale“, keuchte
Severus. „Du öffnest es mit ostentare abscondita. Darin findest du zwei
Phiolen. Die Substanz darin ist diese Arznei ...“
Harry drückte seine Hand. „Hast du immer noch Schmerzen? Ich hole es dir,
aber vielleicht solltest du warten, bis die letzte Gabe wirkt.“
Ungeduldig schüttelte der Tränkemeister den Kopf. „Hör zu!“, bellte er
verzweifelt nach Atem ringend. „Sie ist von höherer Potenz. Du musst sie …
sie an dich nehmen … verwahren. Bis du sie brauchst!“
„Bis ich sie brauche?“ Harry runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen.
Severus nickte und schloss mit schmerzverzerrter Miene die Augen. „Die andere
Phiole brauche ich hier. Irgendwo … wo ich sie erreichen kann.“
„Wozu?“ Ratlosigkeit machte sich in ihm breit.
Mühevoll hob Severus seine Hand und ließ sie ungelenk über Harrys Oberkörper
streifen. „Vier Jahre habe ich Lucius und Narzissa versprochen. Ich bin müde,
Harry.“
 
　
Mai 2002 ~ Furcht
(123 Worte - Straßendrabble)
 
Harry hatte das Gesicht in den Händen verborgen. Er spürte Hermines schmale
Hand tröstend auf seinem Rücken.
„Ich glaube, ich kann ihn verstehen“, sagte sie leise und lehnte ihren Kopf
an seine Schulter.
Zornig blickte er auf und machte sich von ihr los. „Es ist feige und
egoistisch!“
Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Ist es nicht. Und
das weißt du.“
Harry schnaubte und presste die Kiefer fest aufeinander. „Er lässt mich im
Stich! Wie alle anderen auch!“
„Er leidet seit vier Jahren Schmerzen. Ich sehe doch, wie es dich quält ihn
so zu sehen. Er verrät dich nicht“, sprach Hermine eindringlich und kämpfte
mit den Tränen. „Diese Sache will er selbst bestimmen.“
„Ich will nicht, dass er … geht.“
 
　
Juni 2002 ~ Scherben
(111 Worte - Straßendrabble)
 
Ein warmer Lufthauch wehte durch die sonnengefluteten Räume und trug gedämpfte
Stimmen zu ihm. Harry erkannte Narzissas Stimme.
Als er ein Schluchzen hörte, erwachte in ihm eine böse Vorahnung. Mit weichen
Knien ging er weiter, bis sein Blick auf Lucius und Narzissa fiel. Sein Herz
verkrampfte sich so sehr, dass er glaubte, es könne unmöglich weiter
schlagen.　
Lucius saß über die Gestalt des Freundes gebeugt, während sein Körper
bebte.
Narzissa hatte eine Hand auf die Schulter ihres Mannes gelegt, während Tränen
über ihre Wange rannen.
Harry stützte sich am Türrahmen ab und keuchte entsetzt. „Nein! Bitte
nicht.“
Es waren nur Sekundenbruchteile, in denen Harrys Herz vor Trauer in winzige
Scherben zersprang.
 
　
Oktober 2039 ~ Der Unsägliche
(100 Worte – Drabble)
 
Mit einem Seufzen bemerkte James die geröteten Augen seines Vaters und nahm den
Alkoholdunst in dessen Nähe war. Seit Ginnys Tod vor über einem Jahr, war
Harry Potter nur noch ein Schatten seiner Selbst. Wieder erschien ihm sein
Vorhaben absurd, doch die Aufzeichnungen der Mysteriumsabteilung ließen keinen
Platz für Zweifel.
Er legte einen kleinen Gegenstand auf den kargen Esstisch. „Du weißt, was das
ist?“
„Zeitumkehrer“, murrte Harry beinahe desinteressiert.
„Ganz genau. Laut unseren Aufzeichnungen wirst du damit ins Jahr 1997
zurückreisen und Severus Snape beim Sturz von Voldemort unterstützen.“
Harry lachte auf. „James, ich ...“
„Es liegt bei dir, Dad.“
 
　
November 1997 ~ Hogwarts
(111 Worte – Schnapsdrabble)
 
Zehn Stunden räumte der Zeitumkehrer ihm täglich ein. Die Obergrenze der
Nutzung lag früher bei fünf Stunden, in denen es lediglich möglich war, die
direkte Vergangenheit zu besuchen. Dass nun Zeitsprünge bis zu 50 Jahren
möglich waren, war der stetigen Weiterentwicklungen zu verdanken.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, verborgen unter dem Tarnumhang, durch das
Hogwarts seiner Zeit zu schleichen. Als er um eine Ecke kam, hielt er abrupt
inne. Vor ihm lag Ginny blutend am Boden, während Severus Snape, neben ihr
knieend, einen melodischen Heilzauber sprach.
Sectumsempra.
Harry taumelte gegen die steinerne Wand und schlug sich eine Hand vor den Mund.
Tausende Erinnerungen an Severus und Ginny rasten durch seinen Geist.
 
　
Dezember 1997 ~ Verwirrung
(123 Worte – Straßendrabble)
 
Severus Kopf schmerzte entsetzlich. Zuviel Okklumentik, zu wenig Schlaf und ein
59 jähriger Potter, der behauptete er sei hier, um ihm beizustehen.
Der Schulleiter lehnte sich zurück und schloss die Augen. Vor ihm auf dem
Schreibtisch türmten sich Pergamentrollen mit Aufsätzen. Eine Trankliste von
Poppy Pomfrey und zwischen all diesen unerledigten Dingen, lag ein alter Brief,
beschrieben mit seiner eigenen Handschrift, datiert auf den 12. Mai 2002.
Vermutlich schon zum tausendsten Mal griff er danach und las. Doch die Worte
waren beinahe banal, im Vergleich zu dem, was er in Potters Gedanken erfahren
hatte.
Nach all den Jahren als Auror war Potter noch immer ein Dilettant der
Okklumentik – das bedeutete aber, dass alles, was Severus gesehen und gefühlt
hatte, der Wahrheit entsprach.
 
　
　
Silvesternacht 1997/98 ~ Zukunft und Gegenwart
(200 Worte – Doubledrabble)
 
Stumm stapften die Männer durch tiefen Schnee. Eine wundervolle Stille hatte
sich über den Wald gelegt – und obwohl sie die Gräuel dieser Zeit in jeder
Faser spürten, kamen Harry und Severus zur Ruhe.
Es schien Snape gut zu tun Hogwarts einmal zu verlassen – und das nicht um den
Dunklen Lord zu huldigen.
Nach einer Weile griff Harry nach Severus Arm. „Warte – ich glaube dort vorn
ist schon das Zelt.“
Harry hob seinen Zauberstab. Für einige Sekundenbruchteile erschienen
schemenhaft die Zeltleinen und eine zierliche Gestalt, die an einem Baum gelehnt
dasaß.
„Mir ist in dieser Zeit kaum mehr warm geworden“, wisperte Harry leise und
lehnte sich an einen Baumstamm. Die Empfindungen von damals umtrieben ihn auch
heute. „Wie viel Macht so ein Dementor hat … Sobald ich diese Zeit verlasse,
fällt aller Schwermut von mir ab. Also – dieser jedenfalls.“
Langsam wandte Severus sich dem älteren Harry zu und musterte diesen forschend.
„Hast du … wirst du ...“ Er grollte leise, bevor er fortfuhr. „Die
kleine Weasley und du ...“
Harry nickte. „Ja, aber erst … danach.“
„Hast du sie geliebt?“
„Ja.“
Für einen Moment blieb es still, dann kamen die Worte leise und kaum hörbar:
„Und mich?“
 
　
Februar 1998 ~ Sehnsucht
(234 Worte - Straßendrabble)
 
Wie gebannt stand Severus da und starrte auf die Tür seiner privaten Räume,
die soeben hinter Harry Potter zugefallen war. Ihm war, als spürte er noch
immer die sanfte, zaghafte Berührung des Mannes ...
Potter hatte ihn geküsst. Er hatte ihn geküsst, wie noch nie jemand zuvor. So
sehnsüchtig und liebevoll – als wäre Harry überzeugt davon, dass Severus es
wert wäre geliebt zu werden.
Severus Gesichtszüge verhärteten sich merklich, als er sich zwang die Starre
zu verlassen, und wieder ganz er selbst zu werden.
Doch das war ihm nicht möglich. Er spürte es in jeder Faser. Er wollte Harry
– hier bei sich. Er wollte ihn berühren, seiner Stimme lauschen und ihn bei
verschiedenen Arbeiten beobachten.
Snape stützte sich schwer auf seinen Schreibtisch und ließ den Kopf hängen.
Wie sollte er sich auf etwas einlassen, das weder für ihn noch für Harry eine
Zukunft hatte? Er würde nicht bis ans Ende seiner Tage täglich durch die Zeit
reisen können. Das war keine Reise durch das Flohnetzwerk. Schon jetzt
benötigte er immer wieder Erholungspausen, kaum, dass er bei Severus angekommen
war. Die Zeitsprünge schwächten ihn.
Wo kam nur diese plötzliche Zuneigung zu diesem Mann her?
Warum spielte sein Leben nur eine so unstete Rolle?
Doch war das nicht vollkommen egal? Vollkommen egal, wenn er nur hin und wieder
so geküsst werden würde?
 
　
März 1998 ~ Verletzt
(234 Worte – Straßendrabble)
 
„Leg dich hin. Vorsicht!“ Harrys Stimme bebte sorgenvoll.
„Wie … hast du mich gefunden?“
„Ich kann zaubern, weißt du?“, entgegnete der Dunkelhaarige knapp, während
er ihm einen Trank gegen Schmerzen einflößte.
Mit fahrigen Bewegungen machte Harry sich daran, die endlose Knopfleiste von
Severus Gehrock zu öffnen. „Bei Godric – wer zieht denn sowas an?!“,
schimpfte er gepresst.
„Zauberer – die nutzen dafür Magie“, kam es schwach von dem Schulleiter,
dessen Gesicht eingefallen und aschfahl wirkte. Seine Miene war schmerzverzerrt
und Harry verknotete es die Eingeweide bei dessen Anblick. „Ihr seid
entkommen.“
Harry schüttelte den Kopf und schob ungeduldig die vielen Stoffschichten
beiseite, die Severus mageren Oberkörper bedeckten. „Warum bist du da
gewesen?“
„Er hat den Elderstab … Aus Dumbledores Grab. War ihm eine Feier wert.“ Er
stöhnte gequält auf, als Harry versuchte ihm die Hose von den Lenden zu
schieben. „... zusammen appariert.“
„Und die Party blieb aus, als er bemerkt hat, dass seine Gefangenen allesamt
entflohen waren?“
Severus nickte. „Er hat die Decke einstürzen lassen.“
„Dann sind das keine magischen Verletzungen? Bei Merlin ... Wie hast du so
noch disapparieren können? Das ... Warum bist du überhaupt noch bei
Bewusstsein?“
Severus Mund verzog sich zu einem zähnefletschenden Grinsen. „Du plapperst!
Vielleicht kannst du irgendetwas tun, was einer Heilung nahekommt, Potter?“
Schweigend wirkte Harry verschiedene Heilzauber und verabreichte passende
Arznei, dann setzte er sich und bettete Severus Kopf in seinem Schoß. „Ruh
dich aus.“
 
　
April 1998 [I.] ~ Schwindelgefühle
(300 Worte - Tripledrabble)
 
Severus stand an dem hölzernen Tisch und betrachtete das köchelnde Gebräu mit
kritischer Miene.
„Irgendwas nicht in Ordnung mit dem Trank?“ Harry Stimme klang rau und
atemlos, während er auf einem spartanischen Hocker saß und sich gegen die Wand
lehnte.
„Es wird allmählich gefährlich für dich, Potter!“, knurrte Severus
missmutig und betrachtete den Älteren forschend. „Warum kommst du immer
wieder her? Was versprichst du dir?“
Harry blinzelte und versuchte das Schwindelgefühl loszuwerden. Oh ja, die
Zeitsprünge zerrten an seiner Konstitution – auch James hatte ihn schon
getadelt. Doch was sollte es? Er fand hier seinen Frieden, während er sich in
seiner Zeit nur einsam und entsetzlich verloren fühlte. Hier waren sie beide.
Ginny und Severus.
Vorallem Severus – es gab noch so viel, was er ihm sagen wollte, was er mit
Severus tun wollte. Wenn dieser vermaledeite Hexer nur nicht so unfassbar stur
wäre. Er, Harry, spürte es doch, dass auch Snape sich nach Nähe sehnte. Er
mochte ihre Gespräche, ihr gemeinsames Schweigen und Arbeiten.
Harry stand auf und ging auf den Schwarzhaarigen zu – wankend, mit
schmerzendem Kopf. Er taumelte und spürte sofort den kräftigen Griff an seinen
Oberarmen. Und lächelte, die Augen geschlossen.
Severus roch so köstlich. So verlockend. Harry ließ sich gegen ihn sinken,
legte seinen Kopf an die knochige Schulter des Todessers und fühlte sich
geborgen, wie noch nie zuvor. Er wartete darauf, dass sich der magere Körper
Snapes wie so oft versteifte, darauf, dass diese intime Nähe unterbunden wurde.
Doch stattdessen spürte er das lautlose Seufzen, als die kalten Hände des
Jüngeren über seinen Rücken strichen, seine Arme. Wie sie sich an seinen
Hinterkopf legten, und wie dieses sehnsuchtsvolle Aufstöhnen die Kehle des
finsteren Magiers verließ … Ein Schaudern durchlief Harrys Körper, als
Severus den Kopf wandte und sein Mund sanft über Harrys Hals strich.
 
　
April 1998 [II.] ~ Zeitzeuge
(333 Worte – Schnapsdrabble)
 
Frostig wehte der Frühlingswind in dieser Nacht über die Ländereien. Doch die
beiden Männer genossen die prickelnde Kälte auf den Gesichtern, während sie
am Rand des Waldes einem schmalen Pfad folgten.
„Wann wird es passieren? Was sagtest du vorhin?“, hakte Severus noch einmal
nach.
Es waren noch zehn Tage bis die Schlacht auf den Schlossgründen ihren Lauf
nehmen würde. „Am ersten Mai ist es soweit.“
„Und er wird – du wirst ihn besiegen?“
„Ja …“ Harry schauderte bei der Erinnerung an Severus Rolle in diesem
Kampf. In Gedanken sah er die zerfetzte Kehle seines Geliebten und wie der
Lebenshauch aus dessen schwarzen Augen wich. Harry presste die Kiefer fest
aufeinander.
„Was soll ich tun? Welche Vorkehrungen sind zu treffen?“
Harry spürte, wie Severus Körper vor Anspannung bebte. Hoffte der Schulleiter
auf Erlösung? Und wenn ja, in welcher Form? Zog er den Tod, dem Leben in
Schmerz und Qual vor?
Schon seit Wochen suchte Harry nach der Möglichkeit Severus zu retten. Vor
Naginis Biss und dessen Folgen. Doch es schien keinen Lichtblick zu geben.
„Sag mir was du weißt! Alles!“, forderte der Schwarzhaarige zum
wiederholten Mal.
Harry blieb stehen und blickte über die glitzernde Weite des Sees, dessen
Oberfläche das Mondlicht zum schimmern brachte. Er spürte Severus neben sich
und tastete nach seiner Hand.
„Werde ich sterben?“, fragte dieser dann leise, doch noch bevor Harry etwas
erwidern konnte, beantwortete Severus sich die Frage selbst. „Nein, dann wäre
die Nachricht meines älteren Ichs niemals entstanden.“ Plötzlich schnellte
sein Kopf herum. „Askaban! Sie bringen mich nach Askaban.“
Harry drückte sanft die klammen Finger seines Geliebten und wandte sich ihm zu.
Er hob eine Hand und strich Severus sanft eine verirrte Haarsträhne aus dem
Gesicht, bevor er sich vorbeugte und ihn langsam und gründlich küsste.
„Nein, weder der Tod, noch Askaban sind es, die auf dich warten. Die Frage ist
nur … Wäre der Tod dir vielleicht der willkommenere Weg?“
Harry spürte Severus fragenden Blick auf sich und schüttelte den Kopf. „Sag
mir was ich tun soll!“
 
　
April 1998 [III.] ~ Bettgeflüster
(345 Worte – Straßendrabble)
 
Harry saß in Snapes schmalem Bett, an das Kopfteil gelehnt, während der
Tränkemeister wie ein erschlagener Troll schlief. Seine Aufgaben dieser Tage
zehrten an ihm.
Harry beobachtete den Jüngeren. Severus war genau zwanzig Jahre jünger und
dennoch wirkte er in vielerlei Hinsicht älter, vernünftiger und weiser als
Harry. Vermutlich hatten James, Albus und Lilly ihn jung gehalten. Vielleicht
waren sie auch einfach grundverschieden. Dazu kam, dass Harry diesen Krieg heute
mit einer einzigen Einstellung seines Zeitumkehrers für sich verschwinden
lassen konnte. Severus hingegen war gezwungen seine Rolle zu spielen. So wie
Harrys jüngeres Selbst es auch war. Er erinnerte die Last, die ihn
niedergeknüppelt hatte. Die Furcht, die Ungewissheit. Severus nahm noch dazu
die Schuld an Dumbledores Tod auf sich – der verfluchte Alte! Hatte sich aus
dem Staub gemacht, um Harry nicht sagen zu müssen, dass er ihn wie Schlachtvieh
aufgezogen hatte. Hatte es Severus überlassen. Ein weiterer Punkt, der dem
Tränkmeister beinahe verzweifeln ließ. Auch wenn das Auftauchen von Harrys
älterem Ich diesen Aspekt etwas entschärft hatte.
Harry seufzte leise. Er wusste, wie es weitergehen würde. Wusste alles, von
heute bis jetzt. Sanft strich er Severus eine Strähne seines schwarzen Haares
aus dem Gesicht und beobachtete dessen Mienenspiel. Er schien etwas Wüstes zu
träumen. Seine Lider zuckten und hier und da spannten seine Gesichtszüge sich
an. Es waren keine schönen Träume, die Severus dieser Tage durchlebte.
Harry rutschte ein Stück im Bett herunter, sodass er seitlich neben seinem
Geliebten lag und diesen ansehen konnte. Er griff nach Severus Hand, betrachtete
einen Augenblick lang die schlanken, blassen Finger, bevor er sie an seine
Lippen führte und sanft küsste. „Hey, kein Traum zwing dich in ihm zu
verweilen“, flüsterte Harry leise.
Severus zuckte zusammen, als hätte Harry ihn angeschrien. Blinzelte
orientierungslos und erkannte dann seinen zeitreisenden Gespielen. Mit einem
leisen Stöhnen sank er zurück und ließ es zu, dass Harry ihn im Arm hielt.
Der Auror wusste, dass Severus auf übermäßig viel Körperkontakt gerne
verzichtete, doch in den Minuten nach dem Aufwachen war der knurrige Kerl sanft
wie ein Kätzchen. Und Harry genoss diese Augenblicke.
 
　
Mai 1998 [l.] ~ Verlangen
(400 Worte – Quaddrabble)
 
Obwohl es in den Kerkern kalt war, glänzten die Körper der Männer vor
Schweiß. Harry kannte dieses Gefühl nur zu gut. Vor größeren Operationen und
Einsätzen, die er als Auror hatte leiten müssen, war es das Gleiche gewesen.
Und genauso hatte die Erregung seinen jugendlichen Körper überfallen, als
Ginny ihn vor so vielen Jahren am Tag der Schlacht geküsst hatte. Dieses
Bedürfnis, genommen zu werden – hart, schnell und erbarmungslos. Keine
Liebeleien. Der Austausch von Zärtlichkeiten fehl am Platz. Es war ein
animalisches Verlangen, das es zu stillen galt. Einen Teil der inneren
Anspannung loswerden – und dabei nie Erlösung finden. Nicht solange es noch
nicht vorbei war.
Severus schrie heiser auf, als Harry in ihn stieß, mit einer Hand um die
mageren Hüfte greifend und seinen geliebten Gespielen mit geschickter Handhabe
zusätzlich zu befriedigen.
Die Muskeln in Harrys Körper waren aufs Äußerste gespannt. Ein Brennen stach
ihm in die Oberschenkel, während er sich nahm, was er begehrte. Und er selbst
mit zerstörerischem Begehren genommen wurde.
Sein Atem war ein raues Keuchen. Er würde ersticken, bevor es zur Schlacht
käme. Sein Herz würde seinen Brustkorb sprengen. Seine Empfindungen würden
heißlaufen und er wäre nie wieder fähig zu logischem Denken. Seine niederen
Instinkte überdeckten alles und das war seine Rettung.
Es würde an diesem Tag enden. Harry konnte nicht sagen, woher diese Gewissheit
kam. Und doch gab es daran keinen Zweifel.
Mit einem Laut, halb Schluchzen, halb Stöhnen, vergrub Harry seine Lust
endgültig in der berauschenden Hitze des Mannes, den er liebte. Er rang nach
Luft und spürte den leisen Krampf seines Zwerchfelles, als erneutes Schluchzen
aus ihm hervorbrach. Er klammerte sich an Severus, der sich in seinen Armen
umgewandt hatte, um ihn zu halten.
„Kann nicht … Nicht wieder allein sein. Severus … Hilf mir.“ Die
Verzweiflung, um das Wissen dessen, was in den kommenden Stunden geschehen
würde, brachte Harry an den Rand des Verstandes.
„Es ist uns so vorbestimmt. Harry! Vielleicht ist es noch nicht vorbei. Die
Zeit ist machtvoll und ...“ Doch auch Severus fehlten die Worte. Furcht kroch
in den Zauberern empor. Die Vorstellung, ohne den anderen zu sein … Dessen
bewusst, was Severus würde erleiden müssen.
„Ich … Und wenn ich dir das Gegengift nicht gebe. Wenn … wenn ich dich
gehen lasse?“, nuschelte Harry an Severus Brust und bebte wie Espenlaub.
„Dann wären wir jetzt nicht hier zusammen – es muss so geschehen.“
Severus zitterte.
 
　
Mai 1998 [ll.] ~ Bezwungen
(444 Worte - Schnapsdrabble)
 
Harry stand getarnt in einer Ecke der Heulenden Hütte und lauschte dem
Gespräch, das Voldemort mit Severus führte. Er war jetzt ganz ruhig. Seine
Hand schloss sich um die Phiole mit dem Gegengift. Was wohl geschehen würde,
wenn Harry versuchte Nagini zu töten, die in ihrem goldenen Käfig an der Seite
Voldemorts schwebte? Wie würde es dann weitergehen?
Harry zwang sich den Zauberstab ruhig zu halten. Keinen Mucks von sich zu geben.
Ein Duell mit Voldemort war das Letzte, was er jetzt wollte.
Doch dazustehen und darauf zu warten, dass Severus …
Severus starrte die Schlange an. Und Harry konnte den Blick nicht von seinem
Geliebten wenden.
„... lasst mich Potter finden.“
„Du klingst wie Lucius. Keiner von Euch ...“
Harry war beim Klang von Severus Stimme zusammengezuckt. Eine eiskalte Faust
hatte sich um sein Herz geschlossen, als er die grenzenlose Furcht gehört
hatte. Darauf bedacht keinen Fehler zu begehen verließ Harry seinen Platz
hinter Voldemort und durchschritt den kargen Raum. Schließlich stand er hinter
Severus.
„Ich – ich kann das nicht beantworten, Herr.“
„Du kannst es nicht?“
Voldemorts Stimme peitschte durch den Raum und Harry sah, wie ein Zittern
Severus Körper durchlief. Behutsam griff Harry nach Severus Hand. Der lange
Ärmel von dessen schwarzer Robe versperrte die Sicht auf Severus gekrümmte
Finger. Er klammerte sich an Harry.
Severus wusste was der Weg bedeutete, für den er sich entschieden hatte. Und
dieses Wissen schürte die Angst nur noch.
Harry schreckte auf, als sich Severus Finger beinahe schmerzhaft, noch fester um
die seinen schlangen.
Dann sah Harry es. Er sah den Käfig auf sie zu gleiten. Severus Entsetzen war
schier greifbar und es kostete Harry alle Selbstbeherrschung, um nicht in das
Geschehen einzugreifen. Ein schrecklicher Schrei verließ Severus Kehle.
„Töte!“
Harry verstand die zischenden Laute nicht mehr, doch er wusste um ihre
Bedeutung. Naginis Zähne gruben sich tödlich in die weiche Haut am Hals seines
Geliebten. Harry brüllte auf vor Entsetzen und der eigenen Ohnmacht – der
Muffliato verhinderte, dass dieser Schrei Gehör fand.
Severus fiel zu Boden und Voldemort verließ die Heulende Hütte. Es blieben nur
Sekunden, in denen er seinem Geliebten das Gegengift verabreichen konnte, bis
sein jüngeres Ich den Tunnel verließ. Doch es gelang ihm, auch wenn das Gift
keinerlei Wirkung zeigte.
Harry kauerte an Severus Seite – und das gleich zwei Mal – und dann
verschwand auch sein jüngeres Ich.
Er riss sich den Umhang vom Kopf und zog den geliebten Tränkemeister in seine
Arme. „Sieh mich an. Severus. Es muss doch … Verdammt, was ist denn?“ Mit
fahrigen Bewegungen suchte Harry nach einem Puls, einem Lebenszeichen - und fand
es schließlich, so schwach, dass er befürchtete es sich lediglich
einzubilden.
 
(*kursiver Texteil wörtliche Zitate aus J.K. Rowlings „Harry Potter und die
Heiligtümer des Todes“)
 
　
Mai 1998 [lll.]~ Unendliche Stille
(456 Worte - Straßendrabble)
 
Severus lag in Harrys Armen und rang um jeden Atemzug. Forschend betrachtete der
Auror die Bisswunde am Hals seines Geliebten und nickte leicht. „Die Wunde
verheilt, Severus. Es wird gut. Es wird wieder gut werden.“
Der Körper des Zaubertrankmeisters strahlte eine unnatürliche Hitze aus. Doch
all das hatte Severus ihm erklärt. Phönixtränen, gegen die Blutung und um die
Wunden zu heilen. Einen Trank, den Severus sich in den vergangenen Tagen selbst
gebraut hatte, um Naginis Gift zu kontrollieren – der allerdings hohes Fieber
verursachte, welches seinem Körper aber beim Kampf gegen das Gift helfen
würde.
Severus hatte die Augen geschlossen und war totenbleich. Immer wieder suchte
Harry mit zitternden Fingern nach einem Pulsschlag – und fand ihn, leicht und
flatterhaft wie ein Vogeljunges.
Er zwang sich nicht an die Anderen zu denken, an Fred, Tonks und Remus.
Lavender, Dennis … Er durfte nicht eingreifen. Durfte nicht ...
„Durst …“, wisperte Severus tonlos und noch immer schien die Wunde
innerlich zu bluten. Seine Mundwinkel färbten sich rot, sein Atem klang
gurgelnd.
Harry machte eine Bewegung mit seinem Zauberstab und zeichnete einen Becher in
die Luft. Einen Augenblick später ergoss sich mit einem „Aguamenti“ kaltes,
frisches Wasser hinein.
Er stützte Severus behutsam und achtete darauf, dass lediglich ein kleines
Rinnsal Severus Zunge befeuchtete. Der Schwarzhaarige machte eine krampfhafte
Schluckbewegung und hustete erstickt auf.
Sein Körper wurde geschüttelt und scheinbar verschloss sich Severus Kehle
immer mehr. Harry richtete seinen Oberkörper auf, hielt ihn und spürte wie die
Panik in ihm aufwallte. „Ruhig atmen. Du kannst es. Hast es doch die ganze
Zeit geschafft.“
Schließlich schien es besser zu werden und Severus sank in eine erlösende
Ohnmacht.
Ein Geräusch ließ Harry herumfahren. Jemand näherte sich. Die Dielenbretter
knarzten unter dem Gewicht eines Menschen. Er schlüpfte hastig unter den
Tarnumhang.
Im Türrahmen stand ein junger Zauberer und musterte Snape mit grimmigem
Gesichtsausdruck.
„James ...“, schnappe Harry entsetzt, riss sich den Tarnumhang vom Kopf und
sprang behände auf die Füße.
„Dad.“ James rannte beinahe hinüber zu seinem Vater und zog diesen in eine
heftige Umarmung.
Harry schob seinen Sohn von sich und schüttelte mit einem schmalen Lächeln den
Kopf. „Was zum … Was machst du hier?“
James deutete auf den Zeitumkehrer, der an seiner Brust baumelte. „Ich …
Dachte es wäre zu spät. Ich konnte dich nicht … Dad.“ Die Lippe des
jüngeren Potters zitterte und er senkte den Blick.
„Was ist denn lo ...“
Über ihre Köpfe hinweg raste ein Fluch und traf auf das Mauerwerk. Steine
flogen durch die Luft und unwillkürlich zog Harry seinen Sohn hinter sich. Der
Auror hob den Zauberstab - zu langsam. Rodolphus Lestrange lachte ein
überhebliches Lachen und ließ seinen Zauberstab durch die Luft peitschen.
„NEIN!“
Der Schrei seines Sohnes verklang in unendlicher Stille …
 
　
Der Tod ist der Grenzstein des Lebens,
aber nicht der Liebe – denn diese währt Ewig. 
 

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