Zusammen für immer von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Das Angebot ---------------------- 2 Immer noch in Gedanken, überquerte sie die Straße und wurde dabei fast von einem Farmer auf seinem Karren überfahren. Vor der Tür des Gasthauses zögerte sie. Jeder wusste, dass man einem Siranieer nicht trauen konnte. Aber was konnte er ihr an einem öffentlichen Platz wie diesem schon tun? Und nach dem Essen würde sie verschwinden. Nähme sie seine Einladung nicht an, müsste sie selbst für etwas zu Essen sorgen. Und ihr Selbstvertrauen war nach  dem missglückten Anschlag auf seinen Geldbeutel ziemlich erschüttert. Zögernd stieß sie die Tür auf. Der Gasthof wirkte einladend im sanften Licht der Talgkerzen. Die verfluchten Siranieer waren überall und ihre verhassten Stimmen füllten den Raum. „Was willst du denn hier? Los, verschwinde!“ Eine stämmige Frau mit einer weißen Schürze über ihrem schwarzen Kleid kam hinter der Theke hervor gestürzt und drohte Kagome mit einem Besen. „Ihr verdammten Niranieer! Mach, das du wegkommst, sofort!“ Kagomes Augen glühten. Sie ballte die Fäuste. Ihr Verstand riet ihr zwar, schnellstens von hier zu verschwinden, aber sie war wütend. „Einen Moment, der Junge gehört zu mir.“ Der Gentleman ging an der Frau vorbei und packte Kagome am Arm. Gerade rechtzeitig, denn sie wollte soeben auf die Frau losgehen. „Ich werde nicht in einem Raum mit diesen verfluchten Siranieern essen!“ „Und wir wollen hier kein niranisches Gesindel haben.“, kam die prompte Antwort von der Wirtin. Hätte der Mann sie nicht festgehalten, sie hätte die Frau in diesem Moment angesprungen und in Stücke zerrissen. Aber so wurde sie schimpfend  und protestierend aus dem Gasthof gezogen. Die Frau folgte ihnen und verfluchte besenschwingend diese elenden Niranieer. Kagomes Antwort war sehr ausführlich. „Genug jetzt!“ Er sprach ruhig, aber mit so einer Autorität, dass es ihr die Sprache verschlug. Sie versuchte, den Arm zu befreien, an dem er sie hinter sich herzog. „Verfluchter Siranieer!“ Die Beleidigungen der Wirtin hatte ihren Hass, den der Hunger etwas betäubt hatte, wieder auflodern lassen. Diese seltsam hellen Augen blickten sie an. „Ich bin müde und hungrig und ich habe es satt, mir deine Beschimpfungen anzuhören, Junge. Jetzt mach, dass du hier reinkommst und halte gefälligst den Mund, sonst werde ich nachhelfen.“ Ehe sie noch etwas tun oder sagen konnte, saß sie schon in einem kleinen, verräucherten siranischen Gasthof. Vorsichtig sah sie sich um, aber niemand schenkte ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Sie begegnete seinen Augen und sein Blick ließ sie tatsächlich schweigen, bis er für sie beide bestellt hatte. Als die Bedinung gegangen war, musterte sie ihr Gegenüber misstrauisch, aber in dem schwachen Kerzenlicht konnte sie sein Gesicht nur undeutlich erkennen. Trotzdem dachte sie, ein amüsiertes Glitzern in seinen Augen entdeckt zu haben. Aber bevor sie noch etwas sagen konnte, sprach er sie an. „Hast du auch einen Namen, Kleiner?“ „Was geht das sie an?“ Zu ihrer Überraschung grinste er breit. „Was für ein charmanter junger Mann! Du kannst deinem Schutzengel danken, dass ich eine Schwäche für für struppige kleine Kampfhähne wie dich habe!“ Das Essen kam; Suppe mit Rindfleisch, dazu Brot und zwei Gläser schäumendes Bier. Kagomes verräterischer Magen knurrte laut, als ihr der köstliche Duft in die Nase stieg. Verlegen musterte sie ihr Gegenüber, aber er schien nichts gemerkt zu haben. „Ich werde auf keine Weise dafür bezahlen, wenn sie verstehen, was ich meine.“ Er hatte sich gerade den ersten Löffel Suppe mit Rindfleisch in den Mund geschoben und ließ sich Zeit mit der Antwort. Dabei kaute er genüsslich und spülte dann alles mit einem Schluck Bier hinunter. Sie starrte ihn an. Sie würde sich nicht einmal erlauben, an das Essen zu denken, bis zwischen ihnen alles geklärt war. „Iss nur, Junge. Es sind keine Bedingungen damit verbunden. Ich weiß, was es heißt, Hunger zu haben.“ „Sie?“ Ungläubig starrte sie ihn an. Dann gewann ihr Stolz die Oberhaupt. „Naja. So hungrig bin ich nun auch wieder nicht. Wie gesagt, meine Freunde und ich, wir haben erst gegessen. Kartoffeln und...“ „Ich bin sicher, du wirst noch etwas hinunter bekommen. Nur aus Höflichkeit.“ Sie musterte ihn vorsichtig, aber der köstliche Geruch der Suppe ließ sich nicht verleugnen. „Nun gut, ich denke, das bin ich ihnen schuldig. Schließlich hätten sie mich vorhin auch an die Polizisten übergeben können.“ „Das stimmt.“, sagte er trocken, aber sein Gesicht blieb dabei so ausdruckslos, dass sie keinen Grund hatte, sich angegriffen zu fühlen. Sie warf ihm noch einen letzten misstrauischen Blick zu, dann begann sie zu essen. Es war seit Wochen ihr erstes warmer Essen und es schmeckte so gut, dass sie den Siranieer völlig vergaß und es hungrig hinunterschlang. Mit dem letzten Stück Brot wischte sie noch den Rest der Soße aus dem Teller, dass lehnte sie sich zufrieden zurück. Erst jetzt bemerkt sie, dass er sie beobachtete Sie merkte, wie sie rot wurde. „Wenn du weiter Geldbörsen stiehlst, wirst du bald hängen. Du bist nicht gut genug.“, sagte er im Ton einer unpersönlichen Warnung. Verletzt riss sie die Augen auf. „Ich bin verdammt gut! Ich mach das schon seit Jahren und ich bin noch nie erwischt worden! Zuvor, meine ich.“ „Du bist langsam und ich habe deine Hand wie ein Stück Blei im meiner Tasche gefühlt. Wenn sie dich noch nie erwischt haben, war das Glück, nicht mehr.“ „Was, zum Teufel, verstehen sie denn davon?“ „Ich merke, wenn mich ein schlechter Dieb bestiehlt. Ein schlechter Dieb und ein dummer noch dazu. Denn du wirst nicht damit aufhören, bis sie dich hängen, nicht war?“ Er hörte sich angewidert an. „Nun, dann können sie ja kommen und mit der Menge jubeln, nicht? Verdammtes siranisches Schwein!“ Das letzte Wort schrie sie schon fast. Wütend sprang sie auf. Die Leute um sie herum, begannen sich nach ihr umzudrehen. Der Gentleman lehnte sich zurück und musterte sie aus schmalen Augen. Dann griff er wortlos über den Tisch, packte sie vorne am Mantel und zog sie kräftig, dass sie plötzlich wieder auf der schmalen Holzbank saß. „Zügle dein Temperament, Junge, sonst werde ich es für dich tun. Mit hitzköpfigen Jungs wie dir habe ich jede Menge Erfahrung.“ Er machte eine kurze Pause und musterte sie. Dann sagte er plötzlich: „Verstehst du was von Schafen?“ „Was gibt es da schon zu verstehen?“, sagte sie schnippisch. „Beantworte meine Frage!“ Kagomes Augen wurden schmal. „Ich liebe die kleinen Biester, als wären sie meine Kinder.“ Das war eine ziemlich unverschämte Lüge, aber er hatte es verdient. Sie hatte einmal in einem Stall mit einem Schaf geschlafen, aber mehr hatte sie noch nie mit diesen Tieren zu tun gehabt. „Kannst du Torf stechen und den Stall ausmisten?“ „Kommt darauf an, warum ich es tun soll.“ Er beschloss ihre unverschämte Bemerkung zu überhören. „Ich habe eine Schaffarm in Midder. Ich könnte noch einen Jungen gebrauchen, falls er bereit ist, hart zu arbeiten und sich zu benehmen. Natürlich hatte ich mit jemand Kräftigeren vorgestellt, aber...“ „Ich bin stark wie ein Ochse!“ „Ich biete drei warme Mahlzeiten täglich, ein Bett in der Scheune und viel Arbeit an der frischen Luft. Wenn ich nicht irre, ist das mehr, als du hier hast.“ „Sie bieten mir einen Job an? Warum? Ich habe ihnen gerade die Geldbörse gestohlen - fast jedenfalls.“ Misstrauisch musterte sie ihn, aber aus seinem Gesicht konnte sie nichts lesen. „Weil ich einmal einen Jungen kannte, der dir sehr ähnlich war. Aufbrausend und zu allem bereit. Ich mochte ihn.“ Der Blick, den er ihr zuwarf, schien ehrlich zu sein. Aber sie hatte schon viele ehrliche Blicke gesehen und die meisten von den größten Lügnern in der Gegend. „Kein Interesse:“ Er zuckte mit den Schultern und stand auf. „Ganz, wie du willst. Ich bin im Hotel in der 'Singende Henry' Straße. Ich breche morgen bei Sonnenaufgang auf. Wenn du einen ehrlichen Job willst, sei dort. Wenn nicht 'wünsch' ich dir viel Glück.“ Er legte ein paar Münzen für das Essen auf den Tisch, nickte ihr zu und ging. Kagome biss nervös auf ihren Lippen herum. Er hatte ihr einen Job angeboten. Sie hatte noch nie einen Job gehabt. Und dreimal am Tag warmes Essen. Lautes Lachen von der Bar riss sie aus ihren Gedanken. Es war nicht gut als Niranieer allein in einem siranischen Gasthof zu sein. Als sie aufstand, fielen ihre Augen auf die Münzen, die auf dem Tisch lagen. Zögernd sah sie sich um, aber niemand beachtete sie. Blitzschnell steckte sie das Geld ein und verschwand aus dem Gasthaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)