Vergessen, Verzeihen I von Davorka (Forget, Forgive) ================================================================================ Kapitel 5: Spaziergang (2) -------------------------- „13. Juni?“ Al sah seinen unvermeidlichen Bruder an. Dieser nickte. „Du hast drei Tage geschlafen… Wir dachten schon, du würdest nicht mehr aufwachen, aber Gott sei Dank bist du ja eine Kämpfernatur!“, lächelte Ed traurig und hätte ihn am liebsten in den Arm genommen, aber Ed war sich sicher, dass Al das nicht wollte. „Drei Tage??“, meinte Al überrascht und sah Ed mit großen Augen an. „Ja, mach dir nicht in die Hose… Andere liegen Jahrelang im Koma und wachen auf. Das ist viel verwunderlicher… Du warst nur drei Tage weg und ich bin froh, dass es dir wieder etwas besser geht. Dein Kopf kriegen wir wieder hin, ok?“ Al sah ihm direkt in die Augen. Er lächelte ihn an und kam ihm näher. „Al… was wird das?“ Al machte ihm Angst. Warum kam der ihm jetzt näher? Was hatte er vor? „Ich darf dich doch sicher umarmen, oder? Ich weiß nicht, warum, aber ich würd dich jetzt gerne umarmen…“ „Oh, ach so! Natürlich! Komm her!“ Ed nahm seinen kleinen Bruder in den Arm und dieser erwiderte die Umarmung. Sie standen lange so in dem kleinen Park. Die anderen Menschen, die an ihnen vorbeigingen, waren uninteressant und kümmerten sich auch nicht wirklich um sie. Es war ja alles gut. „Danke… Al.“, sagte Ed, ohne sich von dem Angesprochenen zu lösen. „Wir sind Brüder und wir kennen uns mit Sicherheit sehr gut! Und die Umarmung fühlt sich bekannt an, Ed!“ Das Strahlen von Al hörte Ed ganz deutlich. „Wirklich? Wir haben uns eigentlich nur selten umarmt, weil wir beide etwas verkorkst sind.“ „Verkorkst oder liegt es an deiner Freundin? Ich hab so das Gefühl…“, kam leise von Al und drückte sich näher an Ed. Warum kam Al genau DAS bekannt vor? Warum fühlte er so, wie er fühlte? Vielleicht kamen da wieder Als Gefühle für ihn durch? Auch wenn er sein Gedächtnis verloren hatte. Gefühle konnte man nicht einfach auslöschen, da war es egal, ob man sich daran erinnern konnte oder nicht. Das Herz vergisst nie! „Das auch.“, stimmte Ed ihm zu und strich durch Als Haar. „Ich hab dich… lieb, Al…“ „Ich weiß nicht recht, was ich fühle, aber ich denke mal, ich dich auch.“ Al löste sich von seinem Bruder, aber hielt ihn an der Hand fest. Ed war es egal. Sie waren Brüder, warum sollten sie da nicht Händchen halten dürfen? Natürlich nicht so, wie ein Pärchen, sondern… normal eben. Der Jüngere zog ihn weiter. „Was machen wir eigentlich, damit ich mein Gedächtnis wieder bekomme? Wo sollen wir anfangen? Habt ihr Anhaltspunkte, wie ich es überhaupt verlieren konnte?“ „Nein, eigentlich nicht. Wir haben gar nichts. Es ist wie verhext, aber wir werden nicht aufgeben. Mustang und seine Leute werden uns auch helfen!“ Al sah ihn verwundet an. „Das Militär wird uns helfen? Waren sie deswegen vorhin hier?“ „Nein, ein Job von mir ist etwas ausgeartet und wenn es dir besser geht, muss ich das erst wieder in Ordnung bringen. Keine Sorge, wir werden dein Gedächtnis schon wieder kriegen. Wir haben schon Schlimmeres durchgestanden!“ „Na, wenn du das sagst.“ Etwas war gut… Sie hatten das Rathaus abgebrannt, nur weil die Stadt kein Bürgermeister haben wollte! Und… dass sie keine Anhaltspunkte hatten, war auch nicht so ganz richtig. Ed war ein Tag später, weil er im Krankenhaus so wieso nichts machen konnte, noch einmal zu der Hütte gegangen. Dort hatte er sich dann genauer umgesehen und einen Brief gefunden, den Al vorher geschrieben hatte. Was Al wohl gemacht hatte, dass er sein Gedächtnis verlor? Hatte er Alchemie für irgendetwas eingesetzt und wurde jetzt dafür bestraft? Aber wenn es Alchemie gewesen wäre, dann hätte er das gespürt. Er hatte schließlich ein Gespür dafür, aber da war nichts. Allerdings… hatte er eine dunkle schwache Präsenz gespürt. So als wäre jemand bei Al gewesen. Aber wer konnte das sein? Er kannte die Präsenz, aber es war schon lange her, seit er sie das letzte Mal gespürt hatte… Ed konnte sie nicht zuordnen. Er dachte angestrengt nach, aber er hatte einfach keine Idee, zu wem sie gehören könnte. „Woran denkst du?“, fragte Al leise und stupste ihn an. „Ich war ein Tag später wieder in unserer Hütte… da wo ich dich gefunden hab.“ „Langsam… unsere Hütte?“ „Ja, wir haben uns da früher immer versteckt und unsere Mutter… hat uns dann immer gesucht. Wir haben immer mit ihr gespielt. Unsere Kindheit war richtig toll!“ „Echt? Das freut mich! Entschuldige, wenn ich das frage, aber lebt unsere Mutter noch?“ Ed setzt ein trauriges Gesicht auf. Sehr trauriges. „Nein… sie ist gestorben… an einer Krankheit… als wir noch klein waren. Unser Vater war nie da, selbst nicht als Mama gestorben war. Ich hasse ihn deswegen. Seitdem wohnen wir in gewisser Weise bei Winry und Pinako. Vater ist allerdings auch tot… Wir haben nur noch Winry, Pinako, unsere Freund und uns. Wir sind schon lange Waise…“ Al sah zu Boden. Das hörte sich alles sehr hart an… Und er konnte sich an nichts erinnern… „Es tut mir leid, dass ich mich an nichts erinnern kann, Ed…“ „Hey, du kannst nichts dafür. Es wird alles wieder gut werden, ja?“ Ed legte eine Hand auf Als Kopf und streichelte ihm darüber. Das hatte er schon lange nicht mehr gemacht. Al schloss die Augen und genoss es. „Ich hab dich eben unterbrochen… Was war in der Hütte?“, nahm Al das Thema wieder auf. Ed hörte nicht auf ihm über den Kopf zu streicheln. „Na ja… ich hatte dich dort gefunden und weil ich im Krankenhaus nichts machen konnte und die Ärzte mich nach Hause geschickt hatten, hab ich mich eben alleine dorthin verzogen. Zum Glück hatte es Winry verstanden, dass ich alleine sein wollte… Ich wollte sie zwar nicht vor den Kopf stoßen, aber ich hätte ihre Nähe nicht ertragen können. Ich kann es eigentlich immer noch nicht, aber sie ist ja meine Freundin und dir geht es wieder besser. Auf jeden Fall, hab ich dort eine Präsenz gespürt, eine dunkle… aber ich kann sie nicht zu ordnen. Vielleicht könnte derjenige uns helfen…“ „Hmm… aber wieso kannst du die überhaupt fühlen?“ „Oh, ich beherrsche Alchemie!“ „Alchemie?“ „Ja! Jetzt sag nur, dass du nicht weißt, was das ist…“ „Nicht wirklich…“ Ed sah ihn mit großen Augen an und ließ die Hand auf Als Kopf dort still verweilen. „Du weißt wirklich nicht, was Alchemie ist?“ „Nein, woher auch? Ich kann mich an nichts erinnern…“ Na gut… Das konnte gut möglich sein. Die Alchemie hatten sie auch nur aus den Büchern ihres Vaters gelernt. Was wohl gewesen wäre, wenn sie die Bücher nie gelesen hätten? Ed nahm ein Stück Abstand, klatschte in die Hände und legte sie dann auf die Steine, die auf dem Weg verteilt waren. Er verschmolz ein paar Steine zu einem größeren, den man aber immer noch leicht mit sich herumtragen konnte. Er nahm den größeren Stein und schenkte ihn seinem Bruder. „Dein erster Kontakt mit der Alchemie… Sie ist wunderbar, oder?“ „Danke, Ed… Ja, da gibt es aber sicher noch mehr zu wissen, oder?“ „Sicher! Wenn du willst, kann ich sie dir beibringen, ohne dass wir zu Sensei fahren… Die bringt uns eher um.“, grinste er ihn an. „Sensei?“ „Oh… Izumi Curtis! Sie hatte uns die Alchemie besser beigebracht. Vielleicht erzähl ich dir das alles mal genauer… Wir sollten wieder reingehen! Du solltest dich nicht überanstrengen, schon vergessen?“ Al nickte und sie gingen wieder hinein. _________________________________________________________________________________ Bis zum nächsten Mal! :D Eure Cassidy :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)