Vanilla von Anemia (The devil has brown eyes) ================================================================================ Kapitel 9: Chili ---------------- 9. Chili Na ja, es war schon irgendwie niedlich. Wahrscheinlich sollte ich diesen Gedanken besser nicht in Jayys Anwesenheit äußern, denn schließlich wollte dieser heute Nacht keinen niedlichen Dahvie in niedlichen Klamotten, sondern einen heißen Dahvie in einem verruchten Outfit. Dass mir das enge Lackkleidchen, welches da vor mir auf dem Bügel hing und verführerisch glänzte noch etwas suspekt erschien und in meinen Augen nur an einem kurvigen Frauenköper sexy war, wollte mein Lover ohnehin nicht hören. Ich hatte es zu tragen, gemeinsam mit den bis hoch ans Knie zu schnallenden Lacksandalen; dies hier würde meine Strafe sein und gleichzeitig Jayys Guilty Pleasure. Obwohl, der schämte sich bekanntlich kein Stück für seine perversen Vorlieben... Nur ich hatte mal wieder keine Ahnung, wie ich es bewerkstelligen sollte, eine gewisse Würde vor all den Leuten in dem ominösen Club zu behalten, von dem mir Jayy nichts Näheres erzählen wollte. Auf High Heels laufen bekam ich im nüchternen Zustand gerade noch hin, jedoch glaubte ich nicht, dass ich den Laden ohne einen Tropfen Alkohol im Blut verlassen würde. Und wenn ich Pech hätte, könnte die ganze Welt einen Blick auf meinen nackten Arsch werfen; das Kleid bedeckte gerade mal die Hälfte meiner Oberschenkel und wenn ich mich einmal ohne Nachzudenken bückte, würde dem geneigten Beobachter mein Sitzfleisch ins Gesicht springen. Freilich gefiel Jayy genau das. Bestimmt trafen wir in dem Club auch Leute, die er kannte, und ich konnte mir vorstellen, dass er vor diesen mit mir angeben wollte. Deswegen auch die prachtvolle, enthüllende Aufmachung. Ich sollte zeigen, was ich hatte; und ich hatte wahrlich nicht wenig, wenn ich dies vordergründig auf meinen Schwanz beziehen durfte. Das Stückchen Stoff in glänzendem Schwarz, welches auf dem Bett lag und auf seinen Einsatz wartete, beruhigte mich erst recht nicht, im Gegenteil; mein ganzes Fett würde durch die schmalen Bänder, die sich um die Hüften schlangen, herausquillen und meine Moppligkeit, die Jayy so reizend fand, zusätzlich betonen. Aber mir blieb nichts anderes übrig. Ich schloss lediglich eine Wette mit mir selbst ab, wie lange mein Lover es aushalten würde, die Finger von mir zu lassen. Ich tippte auf zehn Minuten. Und verlor bereits im nächsten Augenblick. Natürlich, ich hatte Jayy kommen hören, jedoch wurde mir dies erst im Nachhinein bewusst, zu konzentriert war ich eben noch auf meine Zweifel und Unsicherheiten. Jetzt aber, als ich seine maskuline Gestalt im Spiegel vor mir erkennen konnte und sich zudem behutsam eine Hand von hinten auf meine Hüfte legte, durchfuhr es mich einerseits warm, andererseits nahm ich es meinem Lover etwas übel, dass er mich in der Öffentlichkeit Frauenkleider tragen lassen wollte. "Hey, Sexy", begrüßte er mich schließlich zärtlich, schob sein Gesicht zwischen meinen Haaren hindurch und nippte an meinem Ohrläppchen, während ich mit halb geschlossenen Augen und dem Ansatz eines Lächelns unser Spiegelbild beobachtete. Ich genoss es so sehr, seine Lippen dort zu spüren. Aber an welcher Stelle meines Körpers würde ich seine Liebkosungen freiwillig verschmähen? "Ich freu mich schon, dich endlich einmal richtig in den Klamotten zu sehen. Die zehn Sekunden im Laden waren ja für die Katz. Ich kann gar nicht verstehen, warum du es so eilig hattest, die Sachen wieder auszuziehen. Du sahst rattenscharf aus..." Den letzten Satz hauchte er mir mehr mit seinem elektrisierenden Atem gegen die Wange, was seine Gelüste offenbarte, die hinter diesen Worten verborgen lagen. Ich wusste ja, wie sehr ich ihm gefiel, aber musste ich mir nicht zu allererst selbst gefallen? Vielleicht sah ich wirklich schön aus, wahrscheinlich stimmte es, dass ich Wünschelruten mit diesem Outfit ausschlagen lassen konnte, und bestimmt würde ich mir wie der heißeste Typ auf Erden vorkommen - wenn ich mich denn nicht ausgerechnet der Öffentlichkeit so präsentieren musste! Und Jayy hatte ja danach verlangt, ich müsse immer ehrlich zu ihm sein und ihm sagen, wenn ich etwas nicht mochte, schließlich sollte das, was wir miteinander taten, beiden gefallen. Egal, ob es sich um eine Strafe handelte oder nicht. Also... "Du...ähm...", begann ich also etwas zaghaft, das Kleid auf dem Bügel erneut eingehend betrachtend. "Ich weiß nicht...meinst du wirklich, ich soll das in diesem Club tragen? Wollen wir es nicht erstmal zu Hause...einweihen?" Jayy gluckste. Dann brummelte er vor sich hin, knurrte sogar auf eine eher verneinende Weise. "Das können wir gern tun", gestand er mir jedoch zu und mein Herz machte bereits einen kleinen Freudensprung. "Aber hinterher führst du es aus. Apropos 'ausführen'..." War klar, dass er mir das Wort im Munde herumdrehen würde. Egal. Nun war ich eh viel mehr auf sein 'Apropos' gespannt. Zu Recht, wie sich später zeigte. "Ich hab da noch was für dich. Also würde ich vorschlagen, du machst dich jetzt fertig und dann werde ich mein kleines Geheimnis lüften. Okay? Man, jetzt guck nicht so, es wird dir gefallen." Wie guckte ich denn? Jayy konnte nicht erwarten, dass ich mich freudestrahlend in eine enge Wurstpelle quetschte, die jeden Moment zu platzen drohte. Und obwohl mir Jayys kreative Ideen oft tatsächlich zusagten, so war ich mittlerweile etwas mit Skepsis gesegnet. Da ich allerdings ein extrem neugieriger Mensch war, der fast platzte, wenn er dermaßen gefoltert wurde, zog ich eilig alles an, nachdem Jayy mich meinem Schicksal überlassen hatte. Und als ich mich nachher von allen Seiten im Spiegel betrachtete, vergaß ich selbst für ein paar Sekunden das Atmen. Woah. Alter. Unfassbar. Ich stellte an mir eine gewisse Ähnlichkeit mit einer meiner liebsten Pornodarstellerinnen fest; der dunkelrote Lippenstift, die verlängerten Wimpern und das dramatische Augenmakeup leisteten keinen gerade unwesentlichen Beitrag dazu. Die hätten mich sicher sofort bei Victoria's Secret eingestellt, wenn der Cast mich dermaßen aufgedonnert gesehen hätte, keine Frage - denn mir standen diese Klamotten unheimlich gut, auch wenn ich kaum glauben konnte, dass ich es war, der darin steckte und das befremdliche Gefühl in meinem Magen wohl so schnell nicht schwinden würde. Wahrscheinlich aber würde ich das heißeste Mädchen auf der Party sein - und das, ohne überhaupt eine Muschi und Titten zu besitzen. Ob Jayy genau dieses Spiel mit den Geschlechtern anregend fand? Bestimmt ging er mordsmäßig auf den Gedanken ab, dass sich unter dem engen Lackkleidchen ein beachtenswerter Schwanz befand und das kleine Barbiepüppchen in Wahrheit durch und durch männlichen Geschlechts war. Apropos Jayy - ich war hingegen mordsmäßig gespannt, was er sich outfittechnisch hatte einfallen lassen. Ich ahnte bereits, dass wir die heißen Zwei wären. Aber ich ahnte nicht, dass ich erneut komplett Seins sein würde. "Wow." Anscheined war nicht nur ich es, der keinen ordentlichen Satz mit Subjekt, Objekt und Prädikat mehr zu bilden in der Lage war. Eigentlich schien das knappe 'Wow' auch das einzige Wort zu sein, welches meine äußere Erscheinung angemessen beschrieb; Jayy hatte ganz recht. Mir lief es selbst schon ganz prickelnd kalt den Rücken hinunter, als ich die Schnürung auf demselben begutachtete und darunter nur entblößte Haut vorfand. "Ziemlich gewagt, oder?", erkundigte ich mich bei Jayy, der nur regungslos im Türrahmen verharrte, während ich versuchte, einer Eule gleich den Kopf so weit wie möglich nach hinten zu drehen. Leider fiel ich dabei fast auf die Fresse; es war wohl doch nicht so weit her mit meinen Fähigkeiten, auf Stilettos das Gleichgewicht zu halten. Doch noch ehe die Erdanziehungskraft mich auf den Boden zwingen konnte, packte mein Lover mich ziemlich fest am Oberarm, richtete mich wieder auf und wartete, bis ich sicher auf meinen Füßen stand. "Gewagt?", hörte ich Jayy vor mir ganz verdutzt fragen, sodass ich nur noch ahnungslos mit den Schultern zuckte. "Du glaubst doch nicht etwa, dass dich wegen deines Aussehens ein böser Mann entführen und in eine dunkle Ecke zerren könnte, um dir deinen süßen Arsch zu vögeln, oder wie?" "Doch, genau das glaube ich", gab ich ehrlich zu und bemerkte erst jetzt, wie sexy Jayy eigentlich war; passend auf mein Outfit abgestimmt trug er ein Lackoberteil und eine -hose, alles recht schlicht aber nicht weniger effektvoll, denn es zeichnete sich alles ab, was eigentlich nur sein Bettgefährte sehen durfte. Das darauffolgende Brummeln Jayys machte mich doch etwas sauer; schließlich war ich superheiß und vollkommen wehrlos mit diesen Schuhen, er durfte die Gefahr nicht unterschätzen, sonst hatte er bald keine Arschfickpüppi mehr... "Mach dir mal keine Sorgen", versuchte er mich allerdings zu beruhigen, was jedoch seine Wirkung vorläufig verfehlte, was meine verschränkten Arme ruhig zeigen sollten. "Ich habe für alles vorgesorgt." Ich öffnete meine Lippen, aber noch ehe ich etwas sagen konnte, schlang sich etwas um meinen Hals und ich war kurz davor, mich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, schließlich hatte ich keine Ahnung, was Jayy im Schilde führte! Es war etwas kühl, aber doch angenehm auf der Haut, und deswegen ließ ich meinen Lover letztendlich gewähren, welcher lachend auf meinen Ungehorsam einging. Ja, sicher, es war ein Halsband, das hatte ich schon mitbekommen, dazu brauchte ich keinen Spiegel; doch noch viel markanter erwies sich der recht große, metallene Ring an der Front, durch den ich etwas ratlos meinen Zeige- und Mittelfinger steckte. Dann bewegte ich meine Augäpfel zur rechten Seite hin und rückte somit Jayy in mein Blickfeld, der ganz selbstgefällig neben mir stand und mit den an seinem Gürtel angebrachten, stählernen Handschellen spielte. Eine Hand aber hielt er noch immer vor mir versteckt; Mr Von, ich war nicht ganz blöd, und genau das warf ich ihm auch an den Kopf. "Du denkst wohl, ich weiß nicht, was du vorhast", murmelte ich recht gelassen vor mich hin und ignorierte den engen Hauch von Schlüppi geflissentlich, der bereits jetzt unangenehm auffiel, drückte, rieb und quetschte. "Du willst mich an der Leine führen, wie einen kleinen Schoßhund. Ich gebe es ja zu, das Halsband ist todschick, aber etwas Bewegungsfreiheit brauche ich dann doch..." "Du hattest doch Angst vor den Typen, die aufgrund deines Sexappeals durchdrehen könnten", meinte Jayy nur in ebenso ruhigem Ton wie dem meinen. "Das ist dein Schutz. Wenn du bei mir bleibst, kann dir nichts passieren. Ich werde jedem in die Fresse schlagen, der dich angrabscht. Und außerdem..." Er ließ von seinen Handschellen ab, entblößte die Hand, mit der er die Metallkette hielt und schloss den Karabinerhaken um den Ring an meinem Halsband. "...bist du mein kleiner Schoßhund." Diese geflüsterte, zweideutige Anzüglichkeit begleitete er mit einem Knurren, dessen Klang zwischen meinen Beinen zog. Um keinen Preis wollte ich an diesem Abend hart werden, denn erstens hatte mein armer Schwanz überhaupt keinen Spielraum und würde er es wider Erwarten doch schaffen, den Tanga zu sprengen, würde er unter dem Kleid sichtbar werden, genau wie Jayys Männlichkeit, die man mit den Lippen korrekt umfahren hätte können. Stop das Kopfkino, Vanity, aber erst nachdem ich eine Frage beantwortet bekommen hatte. "Trägst du da eigentlich was drunter?" Mit dem Kinn deutete ich auf die pralle Stelle ein Stück unter seinem Gürtel und musste mir verkneifen, mich nicht wirklich hier und jetzt zu Jayys Schoßhund degradieren zu lassen. Im Gegensatz zu manchen Leuten saß ich nämlich gern auf harten Sachen... "Wieso willst du das wissen?", erwiderte Jayy keck und ich hoffte, dass mein gegenwärtiger Blick ebenso frech wirkte und nicht komplett albern. "Weil es mich anmachen würde, wenn ich wüsste, dass dein Schwanz sich an dem glatten Latex reibt." "Das tut er", erhielt ich meine Bestätigung und dazu einen recht kräftigen Griff in meine gestylten Haarsträhnen, der mich zwang, diesem wahnsinnigen Mann direkt in die Augen zu sehen, wobei ich ihn ungewohnt herausfordernd anblickte. Noch ein Stück beugte Jayy sich zu mir herunter, so weit, bis unsere Lippen ungefähr einen Millimeter entfernt voneinander lagen und ich seinen Atem auf einer meiner sensibelsten Stelle fühlen konnte. "Ich will, dass du dann auf der Party genauso verdorben bist, wie gerade. Wenn du wieder das Mauerblümchen heraushängen lässt, versohl ich dir den Arsch auf dem Klo, haben wir uns verstanden?" Nicht sonderlich eingeschüchtert nickte ich, was mir einen stürmischen Kuss einbrachte, den ich nur zu gern erwiderte. Zu großartigen Zungenspielen ließen wir uns jedoch nicht hinreißen, schließlich mussten wir los und außerdem fürchtete wahrscheinlich nicht nur ich einen Ständer... ***** "Kannst du jetzt mal anhalten? Ich verliere gleich meinen Schuh!" Da uns ein Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Clubs verwehrt geblieben war, mussten wir den Wagen etwas weiter entfernt parken, was bedeutete, dass noch ein ganzes Stück Weg vor uns lag. Selbstverständlich galt die Leinenpflicht ab dem Moment, in dem sie mir verliehen wurde, und das war bekanntlich in Jayys Haus. Ich musste also einem Tier gleich hinter meinem Lover hertrotten, welcher trotz schwerer Stiefel ein Schritttempo zum Fürchten an den Tag legte. Außerdem pfiff der Wind kalt um meine nackten Beine und Füße und ich war drauf und dran, mich einfach auf die mit Absätzen schwer überwindbaren Pflastersteine fallen zu lassen und dramatisch 'Geht ohne mich weiter, Herr!' in die Nacht zu rufen. Jedoch überlegte ich mir gerade noch rechtzeitig, dass Jayy es viel zu sehr genossen hätte, mit 'Herr' angeredet zu werden; den Gefallen wollte ich ihm nicht tun, wo er mich eh schon dieser wahnsinnigen Tortur namens an der Leine gehen aussetzte. "Wir sind ja gleich da, Dahvie", erhielt ich eine Antwort, die mich nicht zufrieden stimmte. Das angefügte 'Sei jetzt keine Pussy!' rief sogar die Fantasie in meinem Kopf wach, tatsächlich einen Schuh auszuziehen und ihm meinem Schatzi an den Hinterkopf zu knallen. Ja, auch ein Dahvie konnte sadistisch sein, aber ehrlich gesagt wollte ich dann doch keine Prügelei anzetteln. Schließlich steckte in den schlanken Armen Jayys eine große Kraft, die sicher nicht angenehm war, wenn sie mit voller Wucht in meine Magengrube knallte. Es war ja schon blöd, in einem Fort ein Ziehen im Nacken zu spüren, weil das Leittier da vorne an der Kette zog wie ein Stier, damit wir unseren Weg zügig fortsetzen konnten. "Aber meine Schuhe! Barfuß lauf ich nicht weiter!" "Püppi." Ich hasste es, außerhalb des Zustandes der sexuellen Erregung dermaßen verweiblicht zu werden. Deswegen schwieg ich lieber still, bevor ich Jayy irgendeine Gemeinheit respektive meinen Schuh an den Kopf warf, was ich später sicher bereut hätte. Apropos bereuen, ich bereute sogar jetzt schon; die Lichter des Szeneviertels erhellten mittlerweile die Straße, und so sehr ich auch hoffte, dass Jayy in einem Club mit Namen wie 'Limit' oder 'Greenbird' halt machte, so sehr wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeschleudert, als die straffe Kette endlich locker gelassen wurde und Jayy vor einem in schwarz und rot getauchten Gebäude stehen blieb. "Komm", erhielt ich meine Aufforderung, ihm in das Innere des Clubs zu folgen, der mit seinen ebenso düsteren Gardinen verhangenen Fenstern nicht gerade etwas Gutes verhieß. Und als ich meinen Blick nach oben wandern ließ, an die Stelle, wo der Name des Ladens in leuchtenden Buchstaben auf mich herabstrahlte, durchfuhr mich ein wahrlich ungutes Gefühl. 'Dominus', las ich und musste sofort daran denken, wie perfekt dieses Wort zu Jayy passte. Männlich, kraftvoll und erhaben. Und ja, ich hatte nun eine ziemlich genaue Vorstellung dessen, was mich heute Nacht erwartete. Hilfe. "Das ist nicht dein Ernst, oder? Du willst mich wirklich in so einen...Schmerzperversenschuppen einschleusen? Nee danke, aber darauf hab ich keinen Bock!" Schon der Türsteher war ein absolut unheimlicher Gesell, dem man freiwillig totalen Gehorsam entgegen brachte, wenn man nicht wollte, dass am nächsten Morgen die Zahnbürste ins Leere griff. Zudem mochte ja Schwarz eine ganz nette, hübsche Farbe sein, aber wenn man diese mit Bildern von grausamen Szenen samt einschlägigen Gerätschaften kombinierte, wollte man am liebsten zurück in sein warmes, kuscheliges Bett. Deswegen sollte sich Jayy nun bitteschön auch nicht über meine zickigen Worte beschweren. "Schmerzperversenschuppen, tze", machte er nur etwas abfällig und schleifte mich weiter mit sich mit, ohne Rücksicht auf Verluste. "Hast du etwa schon vergessen, wie pervers du eigentlich bist? Das hier ist doch dein natürliches Habitat." Ich glaubte, mich verhört zu haben. In einem Laden, wo zwei Käfige neben der Tanzfläche aufgebaut waren, ein großes Andreakskreuz seine gruselige Präsenz hatte und lauter Typen sowie vereinzelte Frauen in Lack und Leder den Samstagabend genossen, sollte ich mich heimisch fühlen? Niemals. Jayy wusste scheinbar, wieso er mich an die Leine genommen hatte; denn auf diese Art und Weise schien eine Flucht aussichtslos. Als sich dann auch noch drei zwielichtig wirkende Männer von der doch ziemlich edel aussehnenden Bar auf uns zubewegten, verging es mir erst recht. Dem Anschein nach kannte Jayy die Typen, denn ich vernahm zwischen den harten EBM-Klängen, die ich ähnlich schon aus der Wohnung meines Lovers vernommen hatte, dass sie sich herzlich bergrüßten und mich zunächst gar nicht beachteten. Gut so. Auf eine Fleischbeschau hatte ich noch weniger Bock als auf ein bloßes Abhängen in diesem Laden. Aber wann war es an diesem Abend schon nach meinem Interesse gegangen? "Oh, was haben wir denn da?" Der Blick des einen Mannes mit den kurzen, blonden und nach oben gegeelten Haaren wanderte zu mir hinüber und ließ mich nicht mehr los, was mein Körper mit einem heftigen Unwohlsein kommentierte. Immer wieder dachte ich darüber nach, dass ich gerade ein Kleid trug, das zudem mehr als dreißig Prozent meiner Haut entblößte. Nein, ich war nicht prüde, es war einfach nur ungewohnt. Doch was interessierte das den Kerl? Selbst Jayy drehte sich noch grienend zu mir um und nickte dann wohlgefällig, während er mich den anderen vorstellen wollte, was ihm allerdings nicht gelang. Das war das erste Mal, dass ich erleben durfte, wie Jayy nicht die Dominanz persönlich war. Diese Typen waren aber auch Schränke...und es schien, als fürchtete ich zurecht um meinen Arsch. "Ich wusste gar nicht, dass du auf sowas stehst. Eigentlich ist doch eher Dan dein Typ", gab der Schwarzhaarige mit den langen Haaren lässig von sich und gab uns ein Zeichen, dass wir ihm mit an die Bar folgen sollte. "Ist er auch", hörte ich Jayy nun mit den Ledermännern sprechen, während ich fasziniert und auch etwas irritiert einem lesbischen Pärchen dabei zusah, wie es sein Vorspiel in einem dieser Käfige vollzog. "Aber Dahvie hat eben das gewisse Etwas." In dem Moment, als er mir zuzwinkern wollte, bemerkte er, wie ich nach den Lesben geiferte und ruckte einmal heftig an meinem Halsband, um meine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Der böse Blick, den ich danach über mich ergehen lassen musste, fuhr mir durch Mark und Bein und ich setzte mich lieber auf den Barhocker neben meinem Lover, bevor es noch eine Tracht geile Prügel auf der Toilette setzte. Wir bestellten alle ein ziemlich hartes Getränk, obwohl ich ganz gern nüchtern geblieben wäre, aber Jayys Überredungskunst konnte einfach keiner widerstehen. Während der Kellner sich um unsere Schnäpse kümmerte, quatschten Jayy und seine Kumpels über allerlei belanglose Sachen, denen ich nur mit einem Ohr lauschte. Viel mehr schweifte mein Blick über all die unheimlich aufgedonnerten Leute, die Ladies wie auch die Kerle, wobei mich erstere gegen meinen Willen am meisten interessierten. Freizügige Klamotten auf blasser Haut, teilweise sogar fast blanke Brüste und halbentblößte Ärsche - von welch anderem Ort konnte man schon behaupten, er sei die Hölle und gleichzeitig das Paradies? All die Damen machten meine Gegenwärtigkeit doch ganz erträglich. Bis das Gespräch der vier Typen um mich zu kreisen begann. "Hat der überhaupt einen Schwanz?", grummelte der eine amüsiert und nippte an seinem Glas, währenddessen er mich mit seinen dunklen Augen eingehend musterte. "Natürlich hat der einen", warf Jayy beinahe etwas ärgerlich ein und erntete ein kollektives Schmunzeln seitens seiner Kameraden. "Ich fick doch keine Muschi." "Aber Mädchen haben auch ein Arschloch", bemerkte Mr Langhaar sehr intelligent, sein Einwand wurde aber zugleich abgeschmettert. "Mag sein, aber sie haben keine Prostata. Mein Baby soll schließlich kommen, wenn ich es von hinten vögle." Ein Raunen ging durch die Runde, und der Blonde erhob das Glas, um mit den anderen anzustoßen. "Auf dein neues Arschloch", lautete der Toast und mir gefiel es gar nicht, dass Jayy das doch recht abschätzige Sprüchlein dumm grinsend so stehen ließ. Man reduzierte mich nur auf meinen Hintern und in diesem Augenblick realisierte ich, wie sich eine Frau fühlen musste, deren Fleisch beschaut und kommentiert wurde. Es war ein beschissenes, klein machendes Gefühl, und ich wollte nicht mehr so behandelt werden, zumal ich genau so ein Mann wie diese drei Typen plus Jayy war. Und ich begriff langsam aber sicher, was Jayy mit dem 'Du hast mich ja noch nicht außerhalb des Fickens erlebt' meinte. "Ich muss aufs Klo", meldete ich meinem Herrn und Meister schließlich, um der entwürdigenden Situation wenigstens für ein paar Minuten zu entkommen. Glücklicherweise hatte Jayy nicht vor, mich auch noch auf das stille Örtchen zu begleiten, er ließ die Kette sogar los, aber nicht, ohne mir noch etwas ins Ohr zu flüstern, was mich doch ziemlich scharf machte, egal, wie blöd die fremden Männer, deren Namen ich noch nicht einmal kannte, zu mir waren. "Wehe, ich bekomme heraus, dass du dem Gloryhole nicht widerstehen konntest. Es sei dir gesagt, dass ich dir in diesem Fall so heftig einen blasen werde, bis du dich fragst, wie du einen fremden Mund an dich heranlassen konntest." "Das klingt doch ganz gut", gab ich schmunzelnd zu, bemerkte allerdings, dass Jayy in dieser Beziehung gar nicht zu Scherzen aufgelegt war; seine Augen verzogen sich zu ganz schmalen Schlitzen und seine Hand schob sich unter meinen Rock, um mir deutlich spürbar in den Arsch zu kneifen. "Untersteh dich", drohte er mir. "Ich vertraue dir." Ich sprang von meinem Hocker, nickend, wurde aber zurückgehalten; unter den fast schon hyänenartig geifernden Blicken der drei Typen gab mir Jayy einen leidenschaftlichen Zungenkuss, dem ich mich einfach hingeben musste, allerdings suchte ich aus den Augenwinkeln nach den Männern. "Heiß", stellte der eine von ihnen fest und spähte zu seinem Nachbarn, der seine Bestätigung durch Nicken kundgab. "Lutschlippen", warf der dritte mit einer süffisanten Melodie ein, was mich dazu brachte, mich voreilig von Jayy zu lösen und das Weite zu suchen. Ich hoffte, Jayy machte denen mal ordentlich klar, dass sie mich gar nicht abzuchecken brauchten, denn mein Lover war der einzige Mann, den ich nicht von der Bettkante schubste. Auf Blondchen und Langhaar sowie Straßenköter fuhr ich überhaupt nicht ab. Doch ich erfuhr, dass es hier und jetzt anscheinend keine Rolle spielte, auf was man normalerweise stand; das galt für optische Belange sowie sexuelle. Die Toilette war jedenfalls ein einziger Sündenpfuhl, wie sich herausstellte, als ich diesen Ort betrat. Die Sache mit der nackten Haut erreichte ihren Höhepunkt, und nicht nur in diesem Sinne ging es sehr sexuell auf dem eigentlich so stillen Örtchen zu; wenn man genau hinhörte, konnte man aus der ein oder anderen Kabine ein moderates Stöhnen hören. Ich fürchtete, von dem schwulen Pärchen hinten in der Ecke mit einbezogen zu werden, deshalb verdrückte ich mich schnell, verriegelte die Türe hinter mir und verrichtete mehr oder weniger in Ruhe mein Geschäft; aufs Pissoir hätte ich mich niemals gewagt bei dem Umfeld! Wirklicher Frieden kehrte dennoch nicht ein, nebenan steppte schließlich der Bär und ein dumpfes Pochen erschütterte die eine Wand meiner auserkorenen Kabine. Alter, die vögelten wie Tiere, das musste Sodom sein, oder Gomorrha, und das Loch da unten in perfekter Schwanzhöhe, welches mir nicht verborgen geblieben war, konnte nur das Tor zur Hölle darstellen. Ja, klar, ich hätte schon ganz gern einmal durch jenes gelinst, aber das wagte ich mir dann allerdings nicht, wartete doch mein liebender Herr und Meister da draußen auf mich. Und wenn er durch irgendeinen dummen Zufall erfahren hätte, dass ich ich heimlich anderen Leuten beim Geschlechtsverkehr beiwohnte, hätte es Hiebe gegeben oder vielleicht noch viel intensivere Sachen, auf die ich nicht einmal in meinen kühnsten Träumen kam, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich pullerte also rasch, kämpfte mit dem für das menschliche Augen kaum sichtbaren Höschen, bis ich es wieder am Leibe trug und machte mich dann ganz schnell vom Acker. Ehrlich gesagt zog ich sogar die Gesellschaft der drei jungen Männer vor, die festgestellt hatten, dass ich Lutschlippen besaß. Ich schwor mir aber, dass ich, sollte ich noch einen solchen Spruch zu Ohren bekommen, einfach meine Faust kreisen ließ und einmal kräftig Zahnarzt spielte. Die sollten kapieren, dass auch unter einer femininen Hülle ein hartes Männerherz pulsierte. "Na, kontrolliert, ob noch alles fit im Schritt ist?" "Versuch nicht cool zu sein, wenn du es nicht bist", konterte ich mutig, dem Blondchen eiskalt in die Augen schauend, welche aufgrund meiner Worte einen Hauch des Erschreckens zeichneten. Wie gut ich mich in diesem Augenblick fühlte. Mir war es egal, dass Jayy längst wieder das Ende der Leine in seinen Händen hielt, und mir ging es am Arsch vorbei, dass mein Lover mir einen ganz erstaunten Blick zuwarf, fast schon etwas not amused. Nur leider durfte ich das 'Like-a-Boss-Gefühl' nicht allzu lange genießen und wonnig in mir aufsaugen, denn auf den drei fremden Gesichter breitete sich ein gehässiges Grinsen aus, das nichts Gutes suggerierte. Der Typ mit den Straßenköterhaaren nickte Jayy zu und stellte, nachdem er Blickkontakt zu ihm aufgenommen hatte, eine Frage, die mich erneut sprachlos werden ließ. "Teilst du heute übrigens auch wieder so brüderlich mit mir? Dan war damals echt geil, aber das Schnittchen da...das würde ich zu gern einmal stöhnen hören." Innerlich lief ich Amok, als Jayy nicht augenblicklich etwas erwiderte, anstellte zog er mich zu sich hinunter, sodass ich verwundert auf seinem Schoß zum Sitzen kam. Was folgte war seine Zunge, die mir über die Wange fuhr, begleitet von einem wirklich schlagfertigen "Ich habs abgeleckt, es ist meins". Zufrieden schmiegte ich mich an meinen Schatz und linste den Typen überlegen aus den Augenwinkeln an. Dieser wusste gar nicht mehr, was er dazu sagen sollte, sondern starrte nur mit offenem Mund die vertraute Szene an, die sich ihm da bot. Leider aber gab es noch zwei andere Männer, die eine große Klappe und eine mächtige Libido besaßen. "Ach, komm schon, der Kleine sieht aus, als würde er es so richtig brauchen." "Mag sein, mein liebster Tom", konterte Jayy, mir sanft durchs Haar fahrend und total entspannt in die Runde lächelnd. "Aber wenn er es braucht, dann bin ich sein Ansprechpartner und nicht ihr. Seine Vorzüge würde ich ohnehin mit niemandem teilen." "Welche Vorzüge?", wollte Blondchen zugleich wissen und Langhaar stimmte in den Chor ein. "Kannst du mit dem wirklich richtigen SM machen? Fesseln, Prügeln, Fisten? Woah. Geil!" Da hatte Jayy uns aber mächtig in die Scheiße geritten. Durch sein Anpreisen meiner sexuellen Fähigkeiten wurde die Neugier der anderen natürlich noch mehr geweckt und ein Entkommen schien nicht in Aussicht. Wenn Typen einmal spitz waren, dann waren sie es, bis sie Befriedigung erfuhren; und umso bissiger ich mich gab, desto paarungsbereiter wurden sie. Selbst Jayy, welcher längst keine sonderlich netten Worte mehr benutzte, um mir die Kerle vom Hals zu halten, konnte kaum noch gegen diese Arschlöcher ankommen. Wie konnte er nur mit solchen abhängen? Es gab doch sicher irgendwo da draußen noch vernünftige Leute, die einen Hang zur Fetischszene besaßen und nicht auf alles draufsprangen, was nicht bei drei auf dem Baum war. Okay, was die weiblichen Herrschaften anging, war ich keinen Dreck besser gewesen, aber es war eben hart, nun die andere Seite der Medaille kennenzulernen. Selbst erste kleine Handgreiflichkeiten, die zunächst aus harmloserem Schubsen und Stoßen bestanden, zeigten keine Wirkung; als der Blonde mir auch noch unter den Rock ging und zwei Millimeter von meinem Schwanz entfernt zugrabschte, platzte Jayy endgültig der Kragen. Hastig zog er mich durch die Menschenmenge mit sich, ich stolperte mehr als dass ich hinter ihm hertrabte; wer schon einmal versucht hatte, auf High Heels zu rennen, kann mich verstehen. Samt schmerzender Knochen und Muskeln fand ich mich letztlich vor dem Club wieder, in der Eiseskälte, aber immerhin weit weg von diesem durchgeknallten Gesindel. Nicht, dass ich jetzt übermäßigen Schiss vor den Typen hatte, aber es kotzte mich einfach an, wie ein Gegenstand behandelt zu werden. "Willste auch 'n Joint?" Jayy war natürlich kaum vor der Türe schon wieder mit Rauchen beschäftigt, vielleicht auch, um sich etwas von der vorangegangenen, sicher auch für ihn recht unangenehmen Situation zu erholen, und da mir eine kleine Ablenkung willkommen erschien, nickte ich stumm und blies wenig später die grauen Rauchschwaden in die Nachtluft. Hoffend, das Gras würde mich auch von innen aufwärmen. Eine Weile lang standen wir nur stumm nebeneinander an die Hauswand gelehnt; ich erkannte das Lied, welches gerade im Inneren des Dominus aus den Boxen waberte. Jayy und ich hatten es bei unserem ersten Mal gehört und ich war gerade drauf und dran, wie ein Mädchen an diesen besonderen Tag zurückzudenken. Zum Glück machte mein Lover nun seinen Mund auf, und das nicht nur, um eine erneute Ladung Rauch aus seinen Lungen zu entlassen. "Ich hab dich da nur rausgezogen, weil die Typen echt ungemütlich werden können, wenn ich mich wie ein Kumpelschwein benehme", erklärte er mir ruhig und sein beginnender Raucherhusten machte sich nach diesem Satz bemerkbar, aber er fuhr trotzdem fort. "Bisher haben wir immer eine halbe Orgie gefeiert und uns gegenseitig gebumst." Der Ansatz eines Lächelns zuckte um seine Mundwinkel; es war wieder eine dieser Situationen, in der ich mich innerlich von diesem eigentlich so tollen Menschen distanzierte. Auch ich ging mit Sex einige Zeit lang recht locker um, allerdings bewegten sich meine Aktivitäten immer im gesellschaftlich akzeptierten Rahmen, und obwohl ich mein Traum, zwei Frauen auf einmal zu haben, mit zahlreichen Männern teilte, so wäre mir eine komplette Orgie so schnell nicht in den Sinn gekommen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich von Haus aus sehr besitzergreifend war und Sex und Liebe häufig miteinander verschmolzen. "Du weißt ja, anfangs wollte ich noch, dass du deine versaute Ader etwas auslebst, aber als ich dann merkte, wie Tom, Roger und Oli auf dich abgehen, hat mir das schon...weniger gefallen." Da wir uns ohnehin nicht ein einziges Mal während dieses Gesprächs angesehen hatten, fiel es nicht sehr ins Gewicht, dass Jayy den Blick dem Boden zuwendete, aber ich bemerkte es dennoch und beobachtete das angespannte Mahlen seines Kiefers. "Ach, ist doch scheiße", fluchte er plötzlich und gleichzeitig landete der Rest seines Joints auf der Erde und wurde mit Jayys fetten Stiefel ermordet. Was genau nun so scheiße war, blieb mir schleierhaft; ich überlegte noch eine ganze Weile, wagte es aber bis zum Schluss nicht, nachzufragen. Den Schluss kennzeichnete übrigens ein direkt vor uns haltender Wagen, dem zwei Frauen entstiegen. Mein Augenmerk fiel zunächst auf die kurzen Röcke der beiden Damen, als sie dann allerdings in den Lichtkegel traten, den die Leuchtschrift über uns verursachte, erkannte ich, wer da samt Begleitung auf uns zusteuerte. Ach nee, was für ein Zufall. Beinahe hätte ich diese Worte laut gesagt, aber so auf Krawall gebürstet war ich dann doch nicht. Schließlich hatte ich noch immer ein mächtig schlechtes Gewissen gegenüber meiner Ex und wenn diese mich nun auch noch in Frauenkleidern erblickte, zudem in Begleitung von Jayy - oder auch andersherum - wäre die Kacke nur wieder am Dampfen. Nur leider war es so, dass man bekannte Personen auch im Dunklen leicht wiedererkannte, egal, was sie trugen und mit wem sie sich umgaben. So kam es, dass Karen mich als ihre untreue Tomate identifizierte, abrupt stehen blieb und ihre Freundin, die ich nur flüchtig kannte, am Rockzipfel festhielt. Natürlich ohne den Blick von mir abzuwenden. Scheißescheiße. Konnte sie nicht einfach wie sicher vorgehabt mit der anderen in einem der Clubs verschwinden? Nein, konnte sie nicht. "Was für eine Überraschung." "Siehst ja schick aus." Was für eine unglückliche Erwiderung; ich hätte mir selber links und rechts eine reinhauen können. Aber was sollte ich auch sagen? Willkommen bei der Comedyfalle? Wohl kaum. Es überraschte mich eher, dass sie das Kompliment an mich zurückgab; wenn auch mit einem ironischen Unterton. Ich hoffte noch immer, dass sie mich damit stehen ließ, aber wer Jayy schon einmal gesehen hatte, der wusste, dass er alle Blicke anzog wie ein Magnet. Ihm blieb nur noch die Gelegenheit, mir ein kurzes 'Deine Ex?' zuzubrummen, was ich mit einem Nicken erwiderte; dann aber legte Karen auch schon los. Und sie hatte ein extrem großes Mundwerk, wenn es darauf ankam; vielleicht lag es auch am Vorglühen, das sie heute wie auch die vielen Male zuvor, an denen wir das Nachtleben unsicher machten, wahrscheinlich nicht ausgelassen hatte. Stumm musterte sie Jayy von oben bis unten, schürzte die Lippen und wiegte den Kopf auf eine nachdenkliche Weise. "Ach, der Herr Polizist! Schön, dass ich Sie auch endlich mal kennen lerne. Ich bin übrigens Karen, wir waren mit dem selben Mann intim." Jayy schien recht verwirrt zu sein aufgrund ihrer Worte, reagierte dann aber doch mit einer kurzen Begrüßung. Darauf wurde aber anscheinend kein großer Wert gelegt. Karens Freundin guckte nur mit großen Augen auf Jayy, während wir weiterhin zuhörten, was meine Ex zu sagen hatte. Sie kam sogar noch einen Schritt auf uns zu, mit einem Gesichtsausdruck, der mir überhaupt nicht zusagte. Nur brauchte ich mich im Moment lediglich bedingt angesprochen zu fühlen, denn wie es aussah, wollte sie mit Jayy ein Hühnchen rupfen. Ob das wohl gut ging? Zum Glück wusste ich, dass mein Lover die Werte und Normen der Gesellschaft kannte und niemals eine Frau schlagen würde. Generell schien er Gewalt abzulehnen; vielleicht machte das der Soft-SM, dem er sich verschrieben hatte, vielleicht nutzte er dies als Möglichkeit, sich auszutoben. "Bei so einem Typen kann ich natürlich nicht mithalten", äußerte Karen mit schief gelegtem Kopf und vor der Brust verschränkten Armen. "Dahvie, ich muss schon sagen, du hast echt Geschmack. Ich finds nur beschissen, dass du dich von heute auf morgen auf so einen schwulen Arschficker einlässt." "Wie hast du mich gerade genannt?" Nein. Bei aller Vernünftigkeit, ich glaubte, dass Jayy oft recht impulsiv war und seine Dominanz nicht nur in Schlafzimmer heimisch war. Wie wenig ich ihn kannte, wie sehr er recht gehabt hatte. Ich erfuhr gerade live, wie er sich außerhalb des Fickens benahm und ich hoffte, dass es mir gefallen würde. Ehrlich gesagt, ich bezweifelte es leicht. Wenn er Karen auch nur ansatzweise weh getan hätte, wahrscheinlich hätte ich auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre gegangen. Die Frau, die gerade ein recht ungerechtes Verhalten an den Tag legte, tat dies nur aufgrund der Wunden, die ich ihr zugefügt hatte. Niemand durfte sie deswegen verurteilen. "Schwuler Arschficker. Du hast schon richtig gehört. Wegen dir geht Dahvie im Kleid und steckt sich Dinge in den Arsch." Und an mich gerichtet: "Merkst du es nicht, der manipuliert dich! Er hat es schon geschafft, dich mir wegzunehmen." "Jetzt hören Sie aber mal zu, junge Frau", lenkte Jayy bestimmt ein. "Was sie nicht wissen: Ich wollte unbedingt, dass Ihre Beziehung bestehen bleibt. Ich hab Dahvie angemeckert, als er mir erzählte, dass Schluss zwischen euch ist. Ja, ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen. Sie wollen sagen, wieso ich mir die Frechheit herausgenommen habe, einfach Ihren Freund zu ficken. Und wissen Sie was? Wir Typen sind einfach nur schwanzgesteuerte Dödel, die beim Ficken das Hirn ausschalten. Schlimm, oder? Aber noch viel schlimmer ist die Tatsache, dass wir uns nur wegen dem Gekuschel, das ich eigentlich vermeiden wollte, ineinander verschossen haben wie kleine Mädchen. Ja, vielleicht stimmt das Klischee ja, dass Schwule keine richtigen Männer sind. Und später war ich ehrlich gesagt ganz froh, dass ich Dahvie mit niemandem mehr teilen muss. Es ist einfach so gekommen, wie es das Schicksal wollte. Es tut mir Leid für Sie, und ich hoffe, dass Sie eine neue Liebe finden, die keine homosexuelle Seite besitzt und durch und durch vanilla ist." "Jetzt ist aber gut, Jayy", meldete ich mich nach seinem langen Vortrag zu Wort und spürte, wie sehr mein Gesicht noch immer glühte aufgrund der versteckten, aber doch deutlichen Liebeserklärung, die Jayy mir im Eifer des Gefechts gemacht hatte. Karen war längst verstummt; wie eine verwelkte Blume ließ sie ihren Kopf hängen und trottete an der Seite ihrer Freundin in Richtung des Clubs gleich nebenan. Mir trieb es fast die Tränen in die Augen. Auf der einen Seite hatte ich nun das, wonach ich mich so gesehnt hatte, die magischen Worte aus Jayys Mund, aber auf der anderen hatte ich ein Herz gebrochen. Sie weggehen zu sehen tat so weh; sie verschwand nicht nur von der Bildfläche, sondern auch aus meiner Seele. "Lass uns heimgehen", schlug Jayy vor und ich nickte nur schwerfällig mein Okay. Nun musste ich nicht mehr an der Leine hinter ihm gehen, jetzt legte mein Freund seinen Arm um meine Schultern und zog mich ganz nah an seinen wohlig warmen Körper heran. "Hey, ich will dich lachen sehen, Süßer", versuchte er mich aufzumuntern und legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn. "Du warst nicht für Karen bestimmt, sie wird einen Neuen finden. Ganz sicher. Für jeden Topf gibt es einen Deckel." Wieder brummte ich nur vor mich hin, aber ich spürte, dass ich es richtig hören wollte; es würde mir gleich so viel besser gehen, wenn er es mir ins Gesicht sagen würde. "Was meintest du eigentlich den einen Tag mit 'Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich...?'" Erwartungsvoll schaute ich zu ihm hoch, erntete aber nur ein amüsiertes Lächeln. "Das kannst du dir doch denken." Toll, Plan nicht aufgegangen. "Ich gefall dir also außerhalb des Fickens, oder wie?" "Ja. Vor allem gefällt mir dein Sarkasmus." "Mh." "Du?" "Mh?" "Wollen wir zusammen in ein Lebkuchenhaus ziehen?" "Was?" "In ein Lebkuchenhaus...wo alles süß und lecker ist." "Du hast echt einen Klatsch, Dahvie." "Du erst. Wer steht schon auf Prügeln?" "Du? Apropos...ficken?" "Von mir aus." "Bitte mehr Begeisterung, Mr Vanity." Den Liebesschwur bekam ich an diesem Abend nicht mehr zu hören, aber das spielte auch keine Rolle. Die kleine Szene war auch so irgendwie perfekt, schon deswegen, weil Jayy mir später jegliche Sorgen aus dem Hirn vögelte. Beseelt lag ich also nach dem Sex neben ihm und freute mich auf unzählige weitere Abende im Käfig samt Nächte, die ich an das Bett gekettet verbringen musste. Das Leben konnte so schön sein, wenn man seinen perversen Geist ohne Einschränkung gewähren ließ. Wer wollte schon immer vanilla sein? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)