Oh Schreck, oh Schreck, der Weihnachtsmann ist weg! von MasterKeikoChan ================================================================================ Kapitel 1: Oh Schreck, Oh Schreck, der Weihnachtsmann ist weg! -------------------------------------------------------------- Oh Schreck, Oh Schreck Der Weihnachtsmann ist weg! Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte erbarmungslos auf die Köpfe der durch die Fußgängerzone laufenden Menschen. Es war Hochsommer und trotz der leichten Brise furchtbar warm. Während sich der Großteil der Bevölkerung am Strand oder in den Eisdielen amüsierte, gab es auch einige arme Gestalten, die arbeiten mussten. In einem stickigen Zimmer auf der Polizeistation in der Stadtmitte, saßen fünf Männer denen kein Urlaub vergönnt war und spielten Poker. Sogar den Taschendieben und Einbrechern hatte die Hitzewelle die Lust am Arbeiten ausgetrieben und so hatten die Männer in der Uniform nichts zu tun, was zwar eine Menge Vorteile, aber auch Nachteile mit sich brachte. Bei einer wilden Verfolgungsjagd mit dem Dienstwagen würden sie wenigstens frische Luft bekommen. Also saßen, besser gesagt hingen die Polizisten in ihren Stühlen und beobachteten Hans, welcher die Karten mischte. Die friedliche Stille wurde jäh unterbrochen, als ein schrilles Klingeln ertönte und allen Anwesenden einen Schock verpasste. Hans ließ vor Schreck die Karten fallen, während seine Kameraden aufsprangen oder rückwärts mit dem Stuhl eine Bruchlandung hinlegten. Hans Tischnachbar Manfred stieß in dem Chaos seine Kaffeetasse um und schickte die Spielkarten damit baden, während Klaus und Klausi sich verdattert nach dem Ursprung des Geräusches umsahen. Lediglich Jun hatte begriffen was vor sich ging. Mit einem genervten „Was ist den jetzt los?“ schlurfte der Polizist zum Schreibtisch. Noch ein letzter Blick auf seine Kameraden, dann griff er nach dem läutenden Telefon. „Polizeistation Schönhausen, Kommisar Brunner am Apparat, was kann ich für sie tun?“, ratterte Jun seine Begrüßung herunter. Nur wenige Sekunden später hielt er den Hörer eine Armlänge von sich entfernt, denn aus diesem drang eine ziemlich laute und schrille Stimme. „Hallo, ist da die Polizei? Hier ist Bürgermeister Schimanski, es ist etwas furchtbares passiert! Kommen sie sofort zum Appartment an der Ecke Hauptstraße, Main Street. Beeilen sie sich!“ Ohne Abschiedsgruß klickte es in der Leitung und das nachfolgende Tuten zeigte, dass der Anrufer aufgelegt hatte. Vollkommen perplex starrten die Fünf den Hörer an. Hans, der es inzwischen aufgegeben hatte die Spielkarten retten zu wollen, fragte schließlich: „Und jetzt?“ „Jetzt haben wir Arbeit.“, seufzte Jun nur und warf den Hörer an seinen Platz. Keine zehn Minuten später bogen zwei Polizeiwagen von der Hauptstraße in die Main Street ein und kamen mit quietschenden Bremsen vor dem Eckhaus zum stehen. „Mal sehen was uns hier für eine Notfall erwartet.“, grummelte Jun schlecht gelaunt vor sich hin. Sein Beifahrer Manfred sah dem Ganzen eher positiv entgegen und meinte nur: „So schlimm wird’s schon nicht sein.“ Dann öffnete er die Tür und verließ das Auto. Nach einigen Sekunden und einem weiteren Seufzen folgte der Kommisar ihm. Dummerweise hatte der Anrufer nicht erwähnt in welchem Stockwerk er warten würde und so blieb den Fünf nichts anderes übrig, als das Gebäude Ebene für Ebene zu durchsuchen. Im dritten Obergeschoss wurden sie schließlich fündig. Mitten im Gang stand der übergewichtige Bürgermeister Schimanski, wobei stand nicht der Richtige Ausdruck für diesen Fall war. Ständig trat er von einem Fuß auf den anderen und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin. Der Mann war so beschäftigt, dass er Jun erst bemerkte als dieser ihm auf die Schulter tippte und ein „Yo Herr Bürgermeister, da wären wir.“ vom Stapel ließ. Die Wirkung dieser Aktion war zweifellos interessant. Mit einem Aufschrei fuhr Schimanski herum und fing sofort wieder an mit seiner schrillen Stimme, die ihm sicherlich die Rolle des Sopransängers im städtischen Gesangsverein verschaffen könnte, an herum zu kreischen: „Herr Kommisar! Gut, dass sie da sind! Das müssen sie sich an sehen!“ Mit seinen dicken Wurstfingern zeigte er auf eine der Appartmenttüren. Diese stand weit offen und gab den Blick auf ein ziemliches Chaos frei. Immer noch nicht ganz im Bilde, was der Bürgermeister eigentlich für ein Problem hatte, marschierte der Beamte mit seinen Untergeordneten in die Wohnung. Sorgsam untersuchten die Polizisten alle Zimmer des Appartments, wobei sie zwar neben dem Klo einen Haufen ziemlich interessanter Sachen (unter anderem eine rosa Herzchenunterhose) fanden, aber weder auf eine blutüberströmte Leiche noch auf einen Stapel geklauter Banknoten stießen. Nach einer Stunde erfolgloser Suche begab sich Manfred schließlich zum Bürgermeister, der noch immer vor der Tür stand und fragte müde: „Und was genau soll hier sein?“ Schimanski starrte den Polizisten an, als hätte dieser sich gerade in eine lila Kuh verwandelt. „Wie meinen Sie das? Es geht doch nicht um das was da ist, sonder was fehlt.“ „Sie meinen also es wurde hier eingebrochen?“, erkundigte sich nun Hans mit gerunzelter Stirn. „Wissen sie auch was geklaut wurde?“ Ungläubiges Schweigen breitete sich aus, als der Bürgermeister in einem Tonfall als wäre es eine Selbstverständlichkeit antwortete: „Na, der Weihnachtsmann!“ Auf diese Worte folgte eine unbehagliche Stille. Nur das Ticken der Wanduhr war noch zu hören. Jun erholte sich als erster von seinem Schock und fragte zur Gewissheit noch einmal nach: „Der Weihnachtsmann wurde geklaut? Meinen sie eine Figur oder was?“ „Nein den echten Weihnachtsmann, der der immer im Kaufhaus sitzt.“, konkretisierte Schimanski seine Aussage. „ich wollte ihm heute Mittag einen Besuch abstatten, aber als ich klingelte, öffnete niemand. Ich dachte, dass er vielleicht mal wieder auf dem Klo sitzt, also hab ich die Tür mit dem Zweitschlüssel, der unter dem Blumentopf liegt aufgeschlossen. Und was ich vorgefunden habe haben sie ja gerade eingehend inspiziert.“ Die Polizisten tauschten einen vielsagenden Blick aus. Eine echte Entführung, das hatte es in dieser Stadt noch nicht gegeben. Und sie würden die Ersten sein die an so einem Fall arbeiten durften! „Also dann Herr Schimanski, ich muss sie leider aufs Präsidium bitten.“, meinte Jun. „Wir müssen ihre Aussage protokollieren.“ Klaus war sofort Feuer und Flamme: „Okay, Chef Klausi und ich verhören dann mal die Nachbarn. Vielleicht hat ja einer was mitbekommen.“ Und schon war er mit seinem Kollegen am anderen Ende des Flurs verschwunden. Manfred und Hans erklärten sich bereit dem Vermieter einen Besuch abzustatten und schon waren alle beschäftigt. Zur Sicherheit verschloss der Kommisar noch die Wohnungstür, dass sich keine neugierigen Nachbarn in das Appartment schleichen konnten. Als die Tür ins Schloss fiel segelte ein Zettel zu Boden, welcher auf Innenseite befestigt gewesen war. Da der Eingang zur Wohnung die ganze Zeit offen gewesen war hatte ihn niemand bemerkt und auch jetzt blieb die Nachricht ungesehen. Das Verhör bei den Nachbarn verlief erfolglos. Ken Müller, wie der richtige Name des Weihnachtsmannes war, galt im ganzen Haus als verschlossen und schweigsam. Er sprach selten mit seinen Nachbarn und deshalb hatten diese auch keine Ahnung wo er sich aufhielt. Hans und Manfred hatten auch nicht mehr Glück. Der Vermieter war ein alter ziemlich schwerhöriger Mann, der aussah als wäre er schon einmal gestorben und dann aber wieder aus seinem Grab geklettert. Nach einer halben Stunde gaben die Beamten es auf ihm erklären zu wollen warum sie gekommen waren. Ziemlich deprimiert und ohne Anhaltspunkte kehrten alle Vier auf die Polizeistation zurück. Na zumindest die Aussage des Bürgermeisters war unter Dach und Fach... Als am nächsten Tag um 5:13 Uhr sein Wecker schrillte, musste Jun sich das erste Mal seit langem dazu zwingen aufzustehen. Er hatte bis spät in die Nacht Bürgermeister Schimanski verhört, der seine Aussage alle zwei Minuten geändert und Details hinzufügt hatte. Gähnend zog der Kommisar sich an und ging in die Küche, um sich seinen morgendlichen Kaffee zu genügen. Hoffentlich gab ihm eine Ladung Koffein die nötige Power, um den Tag heil zu überstehen. Als er etwa eine Stunde später den Empfangsraum des Polizeireviers betrat, kam ihm ein grimmig dreinblickender Hans entgegen. „Schlechte Nachrichten Chef.“, sagte er, noch bevor Jun die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Die Jungs von der Spurensicherung haben sich beim Firmenessen letzte Woche eine Lebensmittelvergiftung eingefangen und sind im Krankenhaus und die Vertretung ist in Urlaub. Die sind frühstens heute Nachmittag da. So lange können wir eigentlich nur abwarten.“ Der Kommisar stöhnte genervt. „Erst heute Nachmittag? Na, super.“ In Gedanken bereitete er sich schon auf einen langen nicht vorbeigehenden Tag ein, als sich die nächste Überraschung mit einem zaghaften Klopfen an der Tür ankündigte und eine unsichere Stimme von draußen fragte: „Darf ich reinkommen?“ Schweigend betrachteten die Beamten ihre Besucherin. Die junge Chinesin, von etwa Anfang 20 machte einen nervösen Eindruck und konnte einfach nicht ruhig sitzen bleiben. Ständig änderte sie ihre Sitzhaltung und rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Hans überflog das Protokoll, das er soeben verfasst hatte. Darin stand die Aussage der Frau, die sich als Linali Mai vorgestellt hatte und die behauptete eine verdächtige Person im Park gesehen zu haben. „Also Frau Mai, Sie sind also gestern um kurz nach Mitternacht, auf dem Heimweg von der Disko, durch den Park gelaufen und haben dort eine schattenhafte Gestalt zwischen den Bäumen gesehen. Erinnern sie sich noch an die ungefähre Größe des Person?“, erkundige sich der Polizist. Linali schloss kurz die Augen und dachte nach, ehe sie ihre Antwort gab: „Die Person war relativ klein, so etwa ein Meter fünfzig. Und sie schien ein Loch zu graben. An mehr kann ich mich Leider nicht erinnern.“ „Alles klar.“ Hans vermerkte die Beschreibung am Blattrand. „Wir werden uns den Park mal ansehen.“ Nachdem er noch ihre Personalien aufgenommen hatte verabschiedeten sich alle von der Dame. „Dann haben wir ja doch was zu tun.“, freute sich Jun und schnappte sich sein Notizbuch. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er bis zum eintreffen der Spurensicherung um 8:00 Uhr mittags noch zwei Stunden Zeit hatte. Da war so eine Tatortbesichtigung genau das Richtige. Auch wenn diese nur aus einem Spaziergang zum Wald mitten in der Großstadt bestand... An diesem Vormittag war die Stadt wie ausgestorben. Im Fußballstadion fand heute ein Fallschirm spring-Wettbewerb statt und der Großteil der Leute war dort. Der Rest saß vermutlich vor dem Fernseher und sah sich die Sondersendung „Wasserski für Idioten“ an. Es versprach wieder ein heißer Tag zu werden doch zum Glück hielt sich die Vormittagssonne noch zurück, sonst hätte der Kommisar sich auf dem Weg zum Park sicher die Glatze verbrannt. Gemütlich schlenderte Jun die Straße entlang, als ihm etwas auffiel. In der Fußgängerzone, in der der Kommisar unterwegs war, waren nur wenige Leute zu sehen, aber einer verhielt sich ohne zweifel verdächtig. Trotz der Hitze trug er dunkle Kleidung und ständig blickte er sich um. „Na, sieh einer an.“, dachte Jun. „Mal sehen was mit dem los ist. Mit schnellen Schritten lief er auf den Verdächtigen zu und packte ihn an der Schulter. „Schönes Wetter heute, finden sie nicht?“, plauderte der Polizist fröhlich los. Dem Mann versetzte das Auftauchen des Beamten wohl den Schreck seines Lebens. Auf alle Fälle protestierte er nicht als Jun ihn freundlichst bat, auf das Revier mit zu kommen. Auf der Polizeiwache staunten die Arbeiter nicht schlecht, als der Kommisar so schnell und dann auch noch mit einem Mitbringsel, wieder auftauchte. Aber nur wenige Augenblicke später saßen sich der Verdächtige, der sich als Karl-Heinz vorstellte und von Beruf Schornsteinfeger war und Jun im Verhörzimmer gegenüber. Der Kommisar fixierte den armen Karl-Heinz mit einem bitterbösen Blick. Schließlich fragte er grimmig: „Sie waren es, oder? Sie sind letzte Nacht im Park gewesen.“ Der Schornsteinfeger nickte ängstlich. „Und sie haben dort etwas vergraben?“ Wieder ein Nicken. „Doch nicht etwa die Leiche des Weihnachtsmannes?“ Nun war es an der Zeit für den Verdächtigen sich zu fragen ob sein Gegenüber noch alle Tassen im Schrank hatte. „Weihnachtsmann?“, meinte er nur ungläubig. „Im Hochsommer?“ „Ja, Weihnachtsmann im Hochsommer.“,knurrte Jun böse. „Gestehen sie, sie haben den Weihnachtsmann entführt!“ Gerade als der Kommisar mit einer Welle von Vorwürfen starten wollte, wurde die Tür aufgerissen und Manfred stolperte ohne anzuklopfen ins Zimmer. „Chef das müssen sie sich ansehen!“, japste er. „Ich bin mitten in einem Verhör!“, protestierte der Angesprochene empört, aber da wurde er schon von Manfred aus dem Zimmer geschleift. Schimpfend versuchte er sich aus dem Griff zu befreien: „Was soll das denn? Bist du von allen guten Geister verlassen? Ich bin beschäf...“ Weiter kam Jun nicht denn Manfred hatte ihn zum Fernseher im Empfangsraum geschleift und deutete nun auf den Bildschirm. Dort lief gerade ein Mann mit weißem Bart und einer lilanen Badehose Wasserski. Darunter war eine Laufschrift zu sehen die verkündete „Ken Müller zeigt uns heute, dass auch Weihnachtsmänner schwimmen können.“. „Ist das der vermisste Weihnachtsmann?“, erkundigte sich Karl-Heinz, der Manfred ebenfalls gefolgt war. „Ja das ist er.“, antwortete Jun perplex. „Dann dann erklären sie mir mal was sie mitten in der Nacht im Park vergraben haben!“ Der Schornsteinfeger errötete. „Nun ja wissen Sie, meine Frau hat mir diese schrecklichen ausgeleierten rot grün gestreiften Socken gekauft und mit ist nichts besseres eingefallen um sie loszuwerden.“ Am Nachmittag trafen die Leute von der Spurensicherung beim Appartment von Ken Müller ein. Ihre erste Nachricht an die Polizeiwache lautete: „Schicken sie ein Suchkommando zum Filmset von „Wasserski für Idioten“. Ich bin sich dort werden sie ihren Weihnachtsmann finden.“ Während er dieses Gespräch führte, hielt der Beamte einen Zettel in der Hand. Einen Zettel, den er direkt um Eingangsbereich der Wohnung gefunden hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)