Elias von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 17: Dienstag, kurz nach ‚schön‘ ---------------------------------------- Dienstag, kurz nach ‚schön‘ Schön? Völlig perplex sehe ich ihn an. Er hat immer noch die Hände auf meinen Schultern. Das höre ich zum ersten Mal. Ich bin schön? Süß war ja schon schräg genug. Adrett, passend, gut gekleidet, na gut – aber schön? Und dieser durchgedrehte Typ sagt mir das einfach so? Und behauptet auch noch all diesen anderen Kram? Rasch streife ich seine Hände ab. „Das solltest du nicht zu mir sagen“, meine ich und blicke belämmert zu Boden. Kein Loch in Sicht. „Warum nicht?“, erwidert er. „Wenn ich‘s doch finde. Ich habe noch nie einen so schönen Mann gesehen. Ehrlich. Du bist der Wahnsinn. Ich dachte, dieses Praktikum wird die Hölle. Und dann habe ich deinen Arsch gesehen und dann dich. Deswegen habe ich dir die Hand gegeben im Gegensatz zu allen anderen. Nicht aus Höflichkeit, ich wollte dich anfassen. Du bist echt … irre!“ Komplett überfahren sehe ich ihn an. „Warum machst du überhaupt das Praktikum, wenn es dir so sehr stinkt?“, lenke ich vom Thema ab. Schön? Schön? Schön? Er kneift seine Lippen zusammen. „Mein Alter erpresst mich“, erwidert er. „Womit denn?“, frage ich hirnlos. Ich bin irre? Nein! Ich bin nicht irre! Er senkt den Blick. „Warum sollte ich dir das sagen?“, fragt er vernünftiger Weise. Vernunft! Juhu! Ich schlucke hart. „Stimmt“, muss ich zugeben. „Es besteht kein Anlass für dich, das zu tun.“ „Willst du es wissen?“, will er irgendwie lauernd aus mir herauspressen. „Ich weiß nicht“, muss ich zugeben. Lebt es sich nicht unwissend viel besser? „Ich würde es aber gerne sagen! Es laut und deutlich sagen, was für eine Scheiße hier läuft!“, ereifert er sich plötzlich. Ich sehe ihn an. Er ist ein großer, kräftiger Mann, trotz der Frisur. Der, den ich erwartet hätte, nur in andern Klamotten. „Hast du … keine Freunde?“, will ich vorsichtig wissen. „Nicht mehr“, erwidert er bitter. „Dafür hat mein Vater gesorgt. Als rauskam, wo ich herkomme und wo ich wieder hin zurückmuss, da haben sie mich einen Verräter geschimpft!“ „Das waren scheiß-Freunde!“, finde ich. „Offensichtlich. Obwohl ich auch verstehen kann, warum sie denken, ich hätte sie verarscht. Hast du Freunde?“, will er wissen. „Ja. Nicht viele, ein paar“, entgegne ich. „Was würden die denn sagen, wenn du plötzlich ein ganz anderer bist, als sie denken?“, geht er mich an. „Keine Ahnung“, gestehe ich aufrichtig. Aber ich bin doch der, der ich sein will! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)