Elias von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 16: Dienstag, viel zu spät ---------------------------------- Dienstag, viel zu spät „Wir müssen morgen in die Bank!“, erinnere ich ihn mit Nachdruck. „Na und?“, erwidert er uninteressiert und schleift mich am Handgelenk hinter sich her. „Dazu muss man frisch sein!“, beharre ich. Er lacht mich selbstredend aus. „Nein, dazu muss man tot sein. Meine Meinung. Los, lass uns Spaß haben!“, fordert er übermütig. „Deine Vorstellung von Spaß entspricht höchstwahrscheinlich nicht der meinen!“, erwidere ich sauertöpfisch. „Ach was! Warum hast du nur so einen Stock im Hintern? Sei doch mal locker! So ein Sahneschnittchen wie du – und dann machst du auf komplett spaßbefreit und den Oberspießer. Hast du ein Trauma oder so?“, grübelt er, während er mich weiter in Richtung Reeperbahn zerrt. „Nein!“, widerspreche ich. „Nur Eltern, gegen die John Lennon und Yoko Ono gar nichts sind!“ Er hält inne. „Deine Alten sind Hippies?“, fragt er verblüfft. „Hippies, Lebenskünstler, Kommunisten, die volle Packung!“, platze ich heraus. „Und du bist Banker?“, fragt er mich mit baffer Miene. „Exakt!“, grolle ich. „Das erklärt so einiges“, folgert er. „Aber: Hey, Mann! Auch wenn dir deine Alten mit ihrer Masche auf den Sack gehen, sei froh! Meine Mutter hat Depressionen, weil sie nichts weiter gebacken gekriegt hat als verheiratet zu sein, und mein Vater ist ein ekliger, raffsüchtige, bigotter Tyrann!“ Alle Verspieltheit ist von ihm gewichen. Sein Gesicht ist verzerrt. Atemlos starre ich ihn an. „Er ist mein Boss!“, hauche ich. Er dreht sich zu mir um, packt mich bei beiden Schultern. „Fidel, echt. Du bist hier auf dem Holzpfad. Tu dir das nicht an, Süßer.“ „Ich bin nicht dein Süßer! Wie oft muss ich das eigentlich noch sagen!“, kreische ich ziemlich von der Rolle. Passanten sehen sich zu uns um. Kein Wunder. Wider Erwarten verpasst er mir nicht noch eine seiner Dreistigkeiten, sondern lächelt nur. Er muss häufig lächeln, denn schon jetzt haben sich feine Lachfalten in sein junges Gesicht eingegraben. Seine Haut ist wirklich schön, die hätte ich auch gerne. „Ich mein’s doch nur gut!“, eröffnet er mir. „Du bist echt eine harte Nuss. Aber ich weiß es. Das bist nicht du. Echt nicht. Ich sehe es. Frag‘ mich nicht wieso. Aber das bist du nicht. Das kann nämlich gar nicht sein, denn du bist wirklich … so schön!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)