Elias von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14: Dienstag, tausend Kaugummi-Stunden später ----------------------------------------------------- Ich bin echt erledigt. So fertig war ich noch nie nach einem Arbeitstag. Das liegt natürlich nicht an der Arbeit an sich, sondern an Elias. Ich habe wirklich mein Bestes gegeben, das mit ihm zu veranstalten, was er hier machen soll, und er war sogar so andeutungsweise kooperativ, auch wenn er so gewiss nicht zum Mitarbeiter des Monats gekürt wird. Es ist fast so, als würde er mir einen Gefallen tun, indem er hinter mir her watschelt und sich meinen Sermon anhört, und nicht anders herum. Hinzu kommt, dass er das mit dem ‚Ich bin nicht schwul!‘ gar nicht einsieht. Ich hätte es nie geglaubt, doch mein Hintern scheint über einen Siebten Sinn zu verfügen, der immer dann anspringt, wenn Elias mir mal wieder drauf glotzt. Dann bekomme ich eine Gänsehaut am Arsch, wie krank ist das denn? Irgendwie habe ich es trotzdem überlebt. Jetzt kann ich kurz nach Hause, mich frisch machen und umziehen und dann geht’s ab ins Musical. Was habe ich mich heute Morgen noch drauf gefreut! Jetzt bin ich mir da gar nicht mehr so sicher. Ach, Quatsch, Elias hin oder her, das wird bestimmt klasse! Endlich mal was Gutes und nicht immer nur Wagner oder Goethe. Kaum durch die Wohnungstür lasse ich mich mit Schwung aufs Sofa kippen. Uff! Meine Wohnung ist ziemlich klein und liegt in einem Außenbezirk, ansonsten hätte ich mir nichts Eigenes leisten können. Als Lehrling verdient man ja im Vergleich zu den anderen in der Bank ziemlich bescheiden, doch in einer Privatbank immerhin noch mehr als in den anderen Geldinstituten. Noch länger bei meinen Eltern zu wohnen, das hat nicht sein müssen. Aktuell bin ich einfach nur froh über diesen himmlischen Frieden hier, auch wenn draußen gerade ein Presslufthammer donnert. Nachdem ich genug zusammengebrochen bin, raffe ich mich auf und gehe ins Bad. Den Anzug hänge ich sorgfältig zum Auslüften auf, das Hemd hingegen ist hinüber. Da freue ich mich schon drauf, die Flecken da wieder rauszukriegen. Ich stelle die Dusche an, teste vorsichtig die Wassertemperatur, der ist hier manchmal nicht zu trauen, dann nichts wie drunter. Ich schmiere mich mit einer üppigen Ladung Duschgel ein, nach dem Tag muffe ich garantiert wie ein verwesendes Lama. Während ich mich einseife, blicke ich an mir hinab. Keine Tattoos, keine Piercings, nix gefärbt. Puh. Ob der das nur macht, um seinen Alten auf die Palme zu treiben? Wennström senior gilt als sehr konservativ, der findet den rosa Schopf seines Sohnemanns gewiss nicht flippig. Oder findet Elias das wirklich toll? Die Haare lassen sich ja fix wieder anders färben, das mag reine Provokation sein, aber das Tattoo und die getackerten Nippel, die sind da schon krasser. Das muss auch schweineweh getan haben, oder? Wenn ich mir das vorstelle! Ich spähe auf meine Brustwarzen. Da so ein Metallding durch? Oh, Mann! Einer spontanen Eingebung folgend kneife ich mir kurz in die rechte Brustwarze. Tut ein bisschen weh, ist aber gar nicht soooo übel. Trotzdem ist das ganz was Anderes, als da einen Metallspieß durch zu bekommen! Ich wiederhole: aua! Wie sich das wohl anfühlt, wenn man diese freiwillige Folter überlebt hat? Ich meine, so ein Fremdkörper im Eigenkörper? Ist doch seltsam. Vielleicht steht der auf Schmerz? So ein Tattoo tut doch auch scheißweh! Ich traue ihm jedenfalls einiges zu. Plötzlich freue ich mich direkt auf morgen Abend. Sophia ist genau die Richtige! Nichts da mit schwul! Eine klasse aussehende Karrierebraut, so muss das sein! Jedenfalls für mich. Da mag Rosahaar labern, was er will. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)