Elias von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Dienstag, kurz vorm Ende der Mittagspause ----------------------------------------------------- „Weil ich gerne Bankkaufmann sein will! Ein guter! Und gutes Geld damit verdienen!“, erläutere ich ihm. So lautet eben die offizielle Version. Er zieht die Nase kraus, als hätte ich etwas arg Obszönes gesagt. Und das von ihm! „Bist du echt so einer?“, wundert er sich. Dann lächelt er plötzlich wieder und sagt: „Nee, bist du nicht!“ „Oh doch!“, halte ich dagegen. „Nö. Das hab‘ ich im Urin. Bei dir springt mein Langweiler-Radar nicht an. Unter deinen Nadelstreifen hast du Pfeffer im Arsch!“, unterstellt er mir. Bei der Vorstellung bekomme ich Phantom-Brennen an prekärer Stelle. Unwillkürlich spanne ich die Hinterbacken an. „Hör zu: Kannst du dich nicht ein bisschen zusammenreißen? Bitte? Und hör auf, ständig über meinen Arsch zu sprechen!“, beknie ich ihn. „Ersteres: Okay, ein bisschen. Wie gesagt, ich muss diese Scheiße hier ja leider durchziehen. Du magst dir einreden, dass du das toll findest, doch in der Hinsicht bin ich intolerant. Es ist nicht toll. Und jemand, der das toll findet, der ist auch nicht toll. Dein Arsch hingegen, der ist toll. Der spricht arg für dich. Da solltest du wirklich offener sein“, belehrt er mich. „Ich bin aber nicht schwul!“, rutscht mir in ziemlich brüskem Tonfall heraus. Verblüfft sieht er mich an, dann lacht er mich lautstark aus. „Klar bist du das!“, erdreistet er sich. „Das steht in großen, leuchtenden Lettern auf deiner Stirn! Und ich kann lesen.“ „Offensichtlich nicht besonders gut“, knirsche ich, „denn du hast das ‚nicht‘ übersehen!“ Er schüttelt nur gönnerhaft den Kopf, sagt aber ausnahmsweise mal nichts. Dadurch bekommen seine Worte leider noch mehr Gewicht. „Ich bin nicht schwul!“, kann ich meinen Mund nicht halten und mache einen auf Papagei. „Ich hab‘ ne Freundin!“ „Und? Bringt’s Spaß?“, will er falsch-harmlos wissen. Ich kneife die Lippen zusammen. „Ich möchte hier nicht mein Intimleben durchdiskutieren! Lass und zurückgehen!“, fordere ich. Er gehorcht sogar, grinst mich aber dabei arg anzüglich an. Ich ärgere mich derweil kräftig. Was fällt dem ein! Nicht dass ich was gegen Schwule hätte, aber ich will nicht über meine Sexualität beklugscheißert werden, denn er hat sich gerade angehört wie meine Eltern. Das mag ich gar nicht. Und außerdem hat er mich noch mal daran erinnert, dass ich bisher überhaupt kein Intimleben habe und dass das droht, sich zu ändern. Dann werden wir ja sehen, wer hier schwul ist! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)