Elias von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Montag, zehn Uhr --------------------------- Montag, zehn Uhr Mein Chef, Herr Breker, hat mich hereingerufen. Ich bin aufgeregt. Ich habe alles richtig gemacht! War immer pünktlich, fleißig, habe alles drei Mal durchgerechnet, war charmant zu den Kunden, denen mein jugendlicher Charme runtergeht wie Öl. Er ist ziemlich wohlbeleibt, hat dichte, graue Augenbrauen und sieht irgendwie gutmütig aus, obwohl er das nicht ist. Er hat den Laden hier gut im Griff. Er dreht sich in seinem opulenten schwarzen Leder-Bürostuhl zu mir. „Herr Braune!“, grüßt er mich und weist auf den Besucherstuhl. Ich setze mich artig hin. Was kommt nun? „Ich hätte da was für Sie!“, meint er und lächelt mich strahlend an. „Oh, schön!“, behaupte ich und nicke wild, obwohl ich keinen Plan habe, was er von mir wollen mag. Er räuspert sich und drückt die Fingerspitzen vor seiner Wampe jovial gegeneinander. „Wir sind ja eine Privatbank!“, eröffnet er das Gespräch. „Sicher!“, pflichte ich ihm bei. „Das heißt, es gibt einen Eigentümer“, führt er weiter aus. „Ich bin ihm begegnet. Herr Wennström war sehr entgegenkommend!“, behaupte ich, obwohl Herr Wennström nur einen Schemen in meinem Hirn hinterlassen hat. Einer der üblichen Endfünfziger, der mich zwar verbindlich angelächelt hat, dem ich aber im Grunde als Azubi scheißegal war. Bis der mich ernsthaft zur Kenntnis nimmt, muss ich was geleistet haben. Das habe ich vor. „Es geht um den Firmenerben“, verkündet mir Breker und wippt in seinem Stuhl. Ich halte die Klappe und nicke eifrig, wie es von mir erwartet wird. „Herr Wennström ist der Meinung, dass es an der Zeit ist, dass er sich hier einarbeitet. Er wird ein Praktikum bei uns absolvieren“, erklärt mir Breker. „Sie sind vom Alter her am nahesten an ihm dran. Er ist einundzwanzig. Ich habe mit Herrn Wennström gesprochen, und er hielt es für das Beste, wenn ein Altersgleicher ihn betreut, für ihn da ist, ihm beisteht. Was sagen Sie?“ „Ich freue mich!“, schleime ich gedankenlos. Hätte ich mal lieber nicht. Habe ich aber. „Das ist auch für mich eine Bereicherung!“, setze ich noch einen drauf. „Was soll ich denn genau tun?“, frage ich. „Hier ein wenig ein Auge auf ihn haben. Ihn durch die Abteilungen führen. Die Abteilungsleiter stehen bereit. Ihm die Arbeitsabläufe erklären. Und ihn nach Feierabend ein bisschen umsorgen?“ „Sicher!“, lobhudele ich. Dann kann ich mich morgen eben nicht mit Sophia treffen. Sie wird’s verkraften. „Wann kommt er denn an?“, will ich wissen. „Morgen früh geht’s los. Sie sind vom regulären Dienst befreit. Viel Glück! Er soll … äh … etwas spezieller sein“, zwinkert Breker mir zu. „Kein Problem!“, jubele ich. „Das kriege ich schon hin! Wie heißt er überhaupt?“ „Elias“, antwortet Breker gedehnt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)