Dogdays von whitePhobia (*KaRe*) ================================================================================ Kapitel 1: Dogdays - die heißeste Zeit des Sommers -------------------------------------------------- Dogdays – die heißeste Zeit des Sommers Die Hitze des Nachmittags war schwül und drückend. Ray schnürte sich seine Laufschuhe zu und seufzte. Er hatte sich vorgenommen wenigstens alle zwei Tage laufen zu gehen. Die Hitze der letzten drei Tage hatte ihn sein Vorhaben immer hinauszögern lassen, doch heute, nach vier Tagen Pause konnte er es nicht mehr vor sich her schieben. Er legte sich die Kopfhörer seines Mp3-Players um den Hals und warf noch einen Blick durch die Verandatür in den Garten. Der Pool glitzerte verführerisch im Sonnenlicht und im Schatten der Veranda lagen sechs blasse Gestalten auf ihren Sonnenliegen. Ray seufzte. Nur zu gerne würde er sich jetzt auch ein kühles Getränk holen und sich zu ihnen gesellen, und den Nachmittag im Schatten dösen. Doch er hatte sich vorgenommen Laufen zu gehen und das würde er jetzt auch durchziehen. Ray trank noch ein Glas Wasser und trat dann durch die Verandatür hinaus in den Garten. „72 Minuten musst du unterbieten. Neuer Rekord, hab ich gestern Abend aufgestellt“, kam es von Bryan. Ray und Bryan hatten einen kleinen Wettkampf untereinander laufen, wer die Laufstrecke durch den Wald am schnellsten schaffte. Bryan hatte ordentlich vorgelegt, aber Ray holte jedesmal wieder auf und übertraf den Russen. Gern wäre Ray einmal zusammen mit Bryan laufen gegangen, doch während die Bladebreakers schon in den frühen Morgenstunden trainierten um den Rest des Tages frei zu haben, wurden die Demolition Boys erst bei Einbruch der Abenddämmerung aktiv. Die Idee eines gemeinsamen Trainingscamps mit den Demolitions Boys war die Idee eines Sponsors gewesen. Es sollte die Vorbereitung auf ein Benefizturnier, bei dem auch ein paar Größen aus Film und Fernsehen mitmachten, in drei Wochen sein. Nicht das sie diese Vorbereitung für ein paar Amateure wirklich brauchten, aber mit einem anderem Team zu trainieren, hatten sie für eine gute Idee gehalten. Zu dem Zweck hatten sie ein Anwesen mit zwei Ferienhäusern und einer Sporthalle etwas abseits der Stadt gemietet. „Wollte Max dich eigentlich nicht die Hälfte der Strecke begleiten?“ fragte Kenny. „Ja, aber der skyped noch mit ´nem Freund aus Amerika, denke ich. Er hat gemeint er läuft später allein, ich soll nicht auf ihn warten.“ Ray ging durch den Garten auf das Eingangstor zu. „72 Minuten“, rief Bryan noch einmal lachend und winkte. Ray hob den Daumen hoch, so dass der Russe sehen konnte, dass er ihn gehört hatte und setzte seine Kopfhörer auf. Er trat aus dem Eingangstor und späte den Kiesweg zum Wald hinauf, wenn er erst unter den Bäumen war würde es sicherlich etwas kühler sein. Der Weg führte erst durch einen kleinen Wald den Berg hinauf und später dann an der unbefestigten Straße entlang, wieder zum Haus zurück. Er stellte seinen Mp3-Player auf Shuffle und fing langsam an zu joggen. Als er nach einem halben Kilometer den Waldrand erreichte setzte ein leichter Nieselregen ein. „Endlich ein wenig Abkühlung.“, dachte Ray als er unter den Bäumen weiterlief. In Gedanken überlegte er sich schon ob der vielleicht doch die Bestzeit von Bryan schlagen konnte, wenn der leichte Nieselregen die Luft ein wenig abkühlte. *** Kai war schon am frühen Nachmittag mit dem Auto in die Stadt gefahren, um der größten Hitze zu entgehen. Ihm war die Aufgabe zugefallen die Besorgungen für Talas anstehende Geburtstagsparty zu machen und das Geschenk abzuholen. Tala wurde übermorgen zweiundzwanzig und Kai hatte vorgeschlagen das die Bladebreakers und die Demolition Boys zusammen legten und gemeinsam ein Geschenk für ihn kauften. Tala wünschte sich schon seit Monaten eine bestimmte Armbanduhr, hatte es aber wegen des horrenden Preises bis jetzt noch nicht übers Herz gebracht sie sich selbst zu kaufen. Sodass Kai beschlossen hatte, wenn sie alle zusammenlegten konnten sie Tala diese Uhr zum Geburtstag schenken. Zusätzlich wollten sie noch morgen Abend grillen und somit in Talas Geburtstag hinein feiern. Kai lächelte vor sich hin als er das Parkhaus mit seinen Einkäufen betrat. Er hatte die Uhr noch gravieren lassen, davon wussten die Anderen noch nichts, aber Tala würde es sicherlich gefallen. Er schloss den Kofferraum des Kleinwagens auf und begann die Einkäufe zu verstauen, musste aber nach ein paar Minuten feststellen, dass der Kofferraum zu klein für zwei Kästen Bier und die restlichen Grillsachen war. Kurzerhand wurde die Kiste mit Warndreieck, Verbandskasten und Rettungsdecke aus dem Kofferraum auf den Rücksitz verfrachtet um Platz zu schaffen. Er legte das in mitternachtsblaues Papier gepacktes Geschenk oben auf die restlichen Sachen auf und sah auf seine Armbanduhr. „Schon halb fünf. Die Besorgungen haben länger gedauert als ich dachte.“ Sagte er zu sich selbst und murrte als er daran dachte wie lange er angestanden hatte um für Tyson ein Paket von seinem Großvater von der Post abzuholen. Als Kai das Parkhaus verließ, hatte sich der Himmel verdunkelt und es regnete leicht. Er schaltete die Scheinwerfer an und reihte sich in den nachmittäglichen Verkehr ein. Nach 30 Minuten bog er auf den unbefestigten Zufahrtsweg zum Trainingscamp ein. Es regnete bereits in Strömen und er musste die Geschwindigkeit stark drosseln um noch genügend sehen zu können. Blitze zuckten vom Himmel und tauchten die vom Sturm zerzauste Landschaft in scharfe Schatten. Die Bäume links und rechts der Straße schwankten wie schwarze Riesen unheilvoll im Wind. Er stellte das Radio etwas lauter um die Nachrichten durch das Prasseln des Regens besser zu verstehen und achtete nur noch halb auf den Weg vor ihm, als plötzlich eine schwarze Gestalt vor ihm auf die Straße sprang. Erschrocken trat er auf die Bremse. *** Ray hatte den Kamm des Hügels erreicht als der Regen stärker wurde. „Scheiße“, fluchte er und suchte Schutz unter dem nächstbesten Baum. Bis hierhin hatte er gut in der Zeit gelegen, aber im stärker werdenden Regen würde er die Bestzeit von Bryan nicht schlagen. Er hatte schon über die Hälfte des Weges geschafft und umkehren lohnte sich nicht mehr. Er würde pitschnass sein, wenn er wieder zuhause ankam. Er schaltete die Stoppuhr aus und steckte seinen Mp3- Player in seine Hosentasche, damit er durch den Regen keinen Schaden nahm. Ein Donnern durchbrach das stetige Rauschen des Regens und Ray schaute sorgenvoll zu dem dunklen Himmel hinauf. Er huschte von Baum zu Baum als er auf die unbefestigte Straße zum Trainingscamp kam, hier war nicht mehr so geschützt wie im Wald und sein T-Shirt klebte ihm schon nass auf der Haut. Obwohl die Sonne erst gegen zehn unterging war es schon dunkel wie in einer mondlosen Nacht. Er hatte noch mindestens 20 Minuten Weg vor sich als er die Scheinwerfer eines Autos um eine Baumgruppe biegen sah. „Kai.“ Natürlich, er war ja am Vormittag in die Stadt gefahren. Ray war noch nie so glücklich gewesen seinen Teamkameraden zu sehen. Ein schönes trockenes Auto, das ihn mit nach Hause nehmen würde. Er sprang auf die Straße und winkte mit beiden Armen um auf sich aufmerksam zu machen. Die Scheinwerfer blendeten ihn und das Auto kam kurz vor ihm in einer Pfütze zum Stehen. Ein Wasserschwall aus der Pfütze schwappte über Rays Turmschuhe und die Feuchtigkeit drang bis in seine Socken vor. Ray runzelte verärgert die Stirn als das Seitenfensters des Autos heruntergelassen wurde. „Was machst du denn hier draußen?“, fragte Kai aus dem Innenraum. „Ich war laufen und wurde von dem Regen überrascht.“ Ray öffnete die Beifahrertür und schwang sich auf den Sitz. Wasser aus seinem Haar und seiner Kleidung hinterließ dunkle Flecken auf den Polstern des Autositzes. „Du hast keine Ahnung wie froh ich bin dich zu sehen. Ich dachte schon ich müsste den ganzen Weg durch den strömenden Regen laufen. Ich könnte dich küssen. Du hast nicht zufällig ein Handtuch dabei?“ Ray lachte und schüttelte sich leicht, wobei er Wassertropfen durch das Auto spritzte. Kai leckte sich über die Lippen und schaute seinen Teamkameraden von der Seite her an. „Du tropfst ganz schön. Warte ich hab ´ne Decke auf dem Rücksitz, ich denke die tut´s auch.“ Kai drehte sich und griff nach hinten auf den Rücksitz. Er fingerte ein paar Sekunden herum. „Mist, die hat sich im Warndreieck verhakt.“ „Ich mach schon“, sagte Ray und drehte sich seinerseits nach hinten um und stieß prompt mit Kais Gesicht zusammen. Einen kurzen Moment schauten sich beide tief in die Augen. Ray wandte sich ab und atmete tief aus. „Ahh, tschuldige.“ Ray rieb sich die Stirn und drehte sich gleich wieder zur Rückbank um das Warndreieck aus der Decke zu wickeln. Kai der noch einen Arm über die Lehne nach hinten gestreckt hatte, musste halb verrenkt seine Position halten, wenn er seinen Arm nicht einquetschen wollte. „Mach schon“, murrte er „ich hab dein nasses T-Shirt im Gesicht.“ Kai wurde warm. So warm war es doch gar nicht im Auto gewesen. Die Sekunden zogen sich und er wurde nervös. Sein Herz schlug unruhig. „Ja,ja.“ Einen Moment später glitt Ray mit der Decke auf seinen Sitz zurück und Kai konnte sich wieder richtig hinsetzten. Die Scheiben des Autos waren mittlerweile von Innen beschlagen und Kai schaltete die Klimaanlage ein. „Hast du Talas Geschenk dabei?“, fragte Ray und wischte sich die Regentropfen aus dem Gesicht. „Ja, aber ich habe gleich einpacken lassen. Du wirst es wohl auch erst sehen, wenn es ausgewickelt wird.“ „Schade, hmm, naja. Ach übrigens vielleicht müssen wir gleich auch noch Max mitnehmen, der wollte auch Laufen gehen, als ich los bin.“ Kai murrte. Während der Autofahrt warf er immer wieder verstohlene Blicke zu seinem Beifahrer. Nach zehn Minuten kamen sie vor dem Tor der Einfahrt an. „Machst du das Tor auf?“ fragte Kai „immerhin bist du ja schon nass.“ „Wenn es sein muss.“Ray schnallte sich ab, bereit zum Aussteigen. „Warte mal Ray.“ Der Angesprochene drehte sich wieder zu Kai um. „Was`n?“ Kai griff nach Ray Kinn und zog dessen Kopf zu sich heran. Ray wurde mulmig, er spürte den warmen Atem seines Teamkameraden auf seinem Gesicht. Dann zog Kai mit den Fingerspitzen einen roten Wollfaden aus Ray Haar. „Die Decke löst sich wohl schon so langsam auf.“, meinte er und legte den Faden auf das Armaturenbrett. „Öhm, danke“, sagte Ray ein wenig atemlos, öffnete die Tür und stieg aus dem Auto aus. Innerhalb von Sekunden drang der Regen wieder durch seine Kleidung und durchnässte ihn. Schnell öffnete er das Tor und ließ Kai mit dem Wagen hindurch fahren. Als Ray unter das Vorderdach sprintete, war Kai schon mit den anderen damit beschäftigt das Auto auszuladen. „Die Demolition Boys haben heute mal früher mit dem Training angefangen.“, sagte Kenny die Tüten aus dem Kofferraum reichend. „Ist Max noch unterwegs?“ fragte Ray und wrang seinen Zopf und ein Zipfel seines T-Shirts aus. „Nein, der ist drin. Er wollte grade los, da hat´s mit Regnen angefangen.“ Ray seufzte. „Der Glückliche.“ Und nahm sich auch ein paar Tüten. Drinnen räumte Max die Vorräte bereits in den Kühlschrank ein. Ray stellte die Tüten auf dem Küchentisch ab und ging nach oben um sich umzuziehen. *** Als Ray wieder zurück in die Küche kam stand Max bereits am Herd und briet Auberginen an. Neben dem Trainingsplan gab es dieses Mal auch einen Ernährungsplan, der bis auf wenige Ausnahmen befolgt werden sollte. Ray schnupperte und schaute Max über die Schulter. „Ich hab Hunger.“, maulte er ein wenig gespielt. Er freute sich immer wenn Max mit dem Kochen an der Reihe war. Max war jemand der sich Mühe gab, die Dinge immer so gut wie möglich zuzubereiten. Die Bladebreakers und Demolition Boys wechselten sich untereinander mit dem Kochen ab und nicht jeder besaß Talent dazu. Ray hatte herzlich gelacht als Tala im Internet nachgeschlagen hatte wie lange man denn Blumenkohl kochte. „Du kannst schon mal die Teller auf den Tisch stellen und den Jungs in der Sporthalle Bescheid sagen, ich denke in zehn Minuten können wir essen.“, meinte Max und wendete die Auberginen damit sie von beiden Seiten braun wurden. *** „Wer kommt nachher eigentlich alles mit ins Kino?“, fragte Tala zwischen zwei Bissen. Von verschiedenen Seiten des Tisches kam ein zustimmendes „Ich.“ Und Tala zählte. Bryan, Max, Ray, Ian, Kai und er selbst. „Sechs, dann müssen wir mit zwei Autos fahren.“ „Fahren wir diesmal pünktlich los, ich will nicht wieder den Anfang verpassen?“ fragte Ian und warf einen bedeutungsvollen Blick in Talas Richtung. „Wer konnte denn ahnen, dass die halbe Stadt an dem Abend auch ins Kino wollte? Und immerhin haben wir ja Rabatt bekommen, weil wir solange an der Kasse gewartet haben“, verteidigte sich der Rotschopf kratzte aber verlegen mit seiner Gabel auf dem Teller herum. „Halb Acht fahren wir“, legte Kai fest und zustimmendes Nicken folgte diesem Beschluss. *** Der Regen hatte aufgehört, als sie die Innenstadt erreichten, doch das Wasser stand immer noch in großen Pfützen auf der Straße und spiegelte das Licht der Laternen. Sie hatte Glück und fanden zwei Parkplätze unweit des Eingangs und weil Donnerstag war, war der Kinosaal nur halb gefüllt. Bryan kaufte die Karten und verteilte sie unter den Anderen. Ray hatte einen Platz zwischen Kai und Max bekommen. Als sie den Kinosaal betraten begann gerade die Trailervorschau. „Oh super, genau zum richtigen Zeitpunkt“, freute sich Max während sie sich setzten. „Wir sind doch wegen dem Film hier und nicht wegen der Werbung“, Kai lehnte sich halb über Ray um besser mit Max sprechen zu können. „Aber so kann man schon mal schauen, was man sich als nächstens ansehen könnte. Guck mal den Film zum Beispiel, sieht doch wie ein guter Ganovenfilm aus, den könnte man sich doch ansehen.“, versuchte Max ihn zu überzeugen. „ und der ist sogar mit Robert Deniro.“ Ray hörte ein paar Schüsse konnte aber an Kais Haarschopf vorbei keinen Blick auf die Leinwand werfen. Das Gespräch wurde zu einem Rauschen für Ray. Er atmete tief ein und aus … und spürte auf einmal sehr deutlich die Wärme die von Kai auszugehen schien. Er sah wie sich das Licht der Kinoleinwand in Kais Haaren fing, die ihm verstrubbelt in die Augen fielen. Kai duftete angenehm nach Seife und Pfefferminz, wie er sich so lässig zu Max hinüberlehnte. Er sah jedes Fältchen in Kais Gesicht während er mit dem leichten Lächeln mit Max diskutierte … und das benebelte ihn irgendwie. Ray schrak aus seinen Gedanken, als er seinen Namen hörte. „Was meinst du Ray?“, fragte Max und sah ihn erwartungsvoll an. „Ich würde ja gern mitreden, aber leider habe ich gar nichts von dem Trailer gesehen.“, murrte Ray und rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. Aus den Reihen hinter ihnen ertönte ein lautes „Shhh!“ „Wollen wir vielleicht tauschen, dann könnt ihr euch weiter unterhalten?“fragte Ray schon leicht genervt. „Was? Ach nein, nein, guck mal der Film fängt ja schon an.“, Max wandte seine Aufmerksamkeit der Leinwand zu und auch Kai ließ sich in seinen Sitz zurücksinken und gab den Blick für Ray frei. Ray zwang sich seinen Blick starr gerade aus zu richten. Was war das eben gewesen? So ein Gefühl von Wärme und Nähe, er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf den Film. *** Auf der Rückfahrt fuhr Kai mit Tala in dem Kleinwagen, während der Rest sich zu Bryan in den Range Rover gesellte und angeregt über den Film diskutierte. Tala parkte betont langsam aus und ließ zwei Autos vorfahren ehe er sich in die Schlange die den Parkplatz verließ einreihte. Kai wusste dass es sein Freund hasste in Kolonne zu fahren, auch wenn sie nur in zwei Autos unterwegs waren. „Schenkst du mir was zum Geburtstag?“, fragte Tala unvermittelt als sie an einer roten Ampel hielten. „Nö“ Kai grinste spitzbübisch „ du hast mir ja auch nichts geschenkt und ich bin ja wohl vor dir zweiundzwanzig geworden.“ „Das kannst du doch gar nicht vergleichen, wir waren zu deinem Geburtstag schließlich auf unterschiedlichen Kontinenten und immerhin habe ich angerufen.“ Kai lachte. „Ach so, dann ist das natürlich was ganz anderes. Was hättest du denn gern?“ „Also ich weiß, dass du aus Moskau noch eine Flasche von dem teuren Wodka mitgebracht hast. Als ich den neulich in eurem Eisfach gesehen habe. hat Max mich belehrt, dass ich den nicht so einfach mitnehmen darf, sondern dich vorher fragen soll.“ „Du machst es mir ja einfach.“ Kai grinste. „Du hast heute ziemlich gute Laune, woran liegt das?“, fragte Tala. „Ich weiß auch nicht. Mir muss wohl jemand was in den Kaffee getan haben. Vielleicht ist es auch nur, weil ich das Gefühl habe bei Training wieder ein wenig voran zu kommen.“ „Du bist besser geworden? Das will ich sehen! Wie wär´s morgen mit einem kleinen Kampf?“, fragte Tala herausfordernd. Kai nickte. „Apropos Kampf“, fuhr Tala fort „Ich habe neulich Nacht die Moskauer Amateurmeisterschaft im Beyblade mir angeschaut und du glaubst nicht wie alt der Sieger war. 83. Das ist doch der Wahnsinn, dass man in dem Alter …“ Als sie in die Einfahrt des Trainingscamps fuhren philosophierten die beiden immer noch über Sport. *** Zehn nach sieben klingelte Rays Wecker. Er schaltete ihn aus und drehte sich noch einmal in seinem Bett um. Kaum eine Minuten später klopfte es an Rays Tür und die Stimme von Kai war durch die Tür gedämpft zu hören. „In 20 Minuten im Trainingsraum.“ „Ja.“, antwortete Ray und seinem Teamkapitän verständlich zu machen, dass er wach war. Ray hörte wie Kai weiterging und an die anderen Türen klopfte. Ray streckte sich und stand auf. Er hatte Glück bei der Zimmerverlosung gehabt. Zwar bewohnte er das kleinste der drei Schafzimmer der Bladebrakers, aber er hatte es für sich allein. Während die anderen sich ihr Zimmer mit einem Teammitglied teilen musste. Tyson und Kai und Kenny und Max teilten sich jeweils ein Zimmer, wobei Max auf einer Schlafcouch schlafen musste. Aber da jeder sein Bett ausgelost bekommen hatte, konnte sich keiner in Nachhinein beschweren. Ray wusch sich schnell und machte sich dann mit den anderen auf zur Sporthalle. Der Regen am Vortag hatte die Luft angenehm abgekühlt, doch ein strahlend blauer Himmel versprach erneute Hitze. Heute stand Krafttraining und Konzentration auf dem Plan. *** Ray tropfte der Schweiß von der Stirn und ließ seine Augen brennen. Er keuchte vor Anstrengung. „Ahhrrg.“, letzter Kraft versuchte die Balance des Beyblade zu halten, doch es hatte keinen Zweck, der Blade fiel zur Seite und blieb ruhig liegen. „Nochmal!“ Ray griff nach seinem Blade und wollte ihn erneut starten. „Nein, wir machen Schluss für heute.“, Kai winkte ab „das war schon sehr gut. Ihr solltet duschen gehen.“ Ein erleichtertes Aufseufzen ging durch das Team. Ihnen allen war die Anstrengung der vergangenen Stunden ins Gesicht geschrieben. Ray steckte seinen Beyblade ein und folgte den anderen hinaus. Außerhalb der Sporthalle war die Luft schon wieder schwül warm die Sonne strahlte von einem azurblauen Himmel hinab. „Müssen wir noch irgendetwas für die Feier später vorbereiten?“, fragte Ray, als er zu den anderen aufgeholt hatte. „Ja, Playlist zusammenstellen, Salat machen, die komischen Girlanden aufhängen und irgendwie sollte mal jemand nachsehen, ob wir noch genügend Eiswürfel haben.“ zählte Max an einer Hand ab. „Aber es ist ja erst halb eins. So gegen sieben sollten wir vielleicht mit dem Vorbereitungen beginnen.“ Sie hatten sich darauf verständig, die Geburtstagsparty für Tala im Haus der Bladebreaker abzuhalten, da deren Veranda näher am Pool lag. Ray verbrachte den Nachmittag damit in der Kühle seines Schlafzimmers zu liegen und ein Buch zu lesen. Erst als Musik von unten zu ihm herauf drang klappte er das Buch zu und ging nach unten. Ian hatte bereits angefangen die ersten Würstchen zu grillen und Max drückte ihm ein Bier in die Hand und wies in Richtung Küchentisch „Der Salat müsste noch gemacht werden.“ „Klar.“ Ray wusch sich die Hände und machte sich an die Arbeit *** „Daiquris sind doch normalerweise klar, oder?“ Kai schaute misstrauisch auf den milchig blauen Cocktail, den Ray ihm gerade gereicht hatte. „Keine Ahnung, ich hab vorher noch nie einen getrunken und Bryan meinte den Cocktail oder Wodka pur, da wollte ich nicht meckern.“Ray setzte sich im Schneidersitz zu Kai auf die Poolliege. Der Abend war bis jetzt schon sehr feuchtfröhlich verlaufen. Um Mitternacht wollten sie Tala ihr gemeinsames Geschenk überreichen und bis dahin genossen sie bei guter Musik und Alkohol den Abend. „Komisch, dass er überhaupt ein Cocktailrezept kannte.“ Kai nippte an seinem Getränk und nickte anerkennend. „Gut.“ Er trank in großen Schlucken den Cocktail aus und rührte mit dem Strohhalm in den verbliebenen Eiswürfeln herum. „Da wo der herkommt gibt es sicherlich noch mehr.“, sagte Kai und stand auf. Als Kai als Gegengewicht auf der Liege fehlte kippte Ray mit samt der Liege langsam in Richtung Pool. „Shit.“Ray wollte schnell aufstehen, doch er bekam seine Beine nicht so schnell auseinandergeknotet und griff deshalb instinktiv nach dem Nächstbesten. Tatsächlich bekam er auch etwas zu fassen. Kais Arm. Doch der Schwung den Ray bereits drauf hatte reichte aus um Kais mitzureißen und so landeten beide mitsamt der Liege im Wasser. Etwas Hartes schlug auf Rays Brust und presste ihm alle Luft aus den Lungen. Er sankt Richtung Grund, hinaus aus dem Wirbel weißer Luftblasen. Ray stieß sich vom Grund ab und tauchte an die Oberfläche. Er atmete die warme Nachtluft tief ein. Er sah Kai neben sich Auftauchen mit der Liege im Arm und hörte lautes Gelächter vom Rand des Pools. Ray schwamm zu Rand und ließ sich von Max, der sich vor Lachen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte, raushelfen. „Das war echt der Wahnsinn“, schnaufte Tala und hielt sich vor Lachen den Bauch. „Ihr hättet euch beide sehen sollen.“ Ray grinste auch ziemlich breit als Kai mit den anderen half die Liege wieder aus dem Pool zu holen. Er ging erst einmal ins Haus um sich trockene Sachen anzuziehen. Gelächter folge ihm die Treppe hinauf. Ray hatte sich gerade eine trockene Hose angezogen und trocknete sich im Bad mit einem Handtuch die Haare, als Kai das Bad betrat und anfing sich seines nassen T-Shirts zu entledigen. „Tut mir leid Kai, manchmal bin ich wohl ein wenig tollpatschig.“ Ray lächelt seinen Teamkameraden entschuldigend an. „Wäre ich mal sitzen geblieben.“ Auch Kai nahm sich ein Handtuch und wuschelt durch seine Haare. Sein Blick fiel durch den Spiegel auf Ray und er hielt in der Bewegung inne. „War ich das?“ Kai trat auf Ray zu und strich sanft über dessen nackte Brust auf der sich ein dunkelroter kreisrunder Fleck abzeichnete. Ray erschrak bei der Berührung, er hatte das Hämatom bis jetzt noch nicht bemerkt. „Öhm“ Ray bemerkte das Kai seine Hand noch nicht weggenommen hatte „ich weiß nicht.“ Ray fühlte sich auf einmal sehr unsicher. Er sah auf direkt in Kai rotglühende Augen. Langsam leckte er sich mit der Zunge über die leicht geöffneten Lippen. Ray war Kai so nah, viel zu nah, und doch er lehnte sich leicht nach vorn Kai entgegen und… Kai schlug die Augen nieder und trat einen Schritt zurück „Tut mir leid.“, sagte er nur und verließ das Bad. Ray blinzelte. War das gerade passiert? War überhaupt etwas passiert? Ray stützte sich auf das Waschbecken auf sah in den Spiegel und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Langsam strich er über die rote Stelle auf seiner Brust, er konnte die Berührung durch Kai förmlich noch spüren. Er musste im Wasser mit dem Kopf irgendwo aufgeschlagen sein. Als Ray wieder an den Pool kam war Kai schon da und betrachtete ihn mit einem merkwürdigen Blick. Bryan bot Ray einen neuen Cocktail an, den er dankbar entgegennahm. Spencer versuchte gerade Kenny ein paar Worte russisch beizubringen. Als Kenny den eben gehörten Satz wiederholte lachte der Russe und gab dem Kleineren einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Jekaterinburg wurde auch nicht an einem Tag erbaut.“, sagte Spencer schmunzeln „Russisch ist eine schwere Sprache.“ Ray fiel auf das Kai ihn den Rest des Abends so gut es ging mied. Immer wenn Ray sich zu ihm setzte, stand Kai auf um sich ein neues Bier zu holen oder mit jemanden auf der anderen Seite des Pools zu plaudern. Mittenacht kam und ging. Tala rastete fast aus vor Freude über die Uhr und umarmte jeden der Anwesenden stürmisch und lud alle ein mit ihm in der Stadt noch einen trinken zu gehen. Die Musik wurde noch einmal aufgedreht und der teure Moskauer Wodka ausgeschenkt. Als es dämmerte verabschiedete sich Ray und ging ins Bett. *** Ray wachte am nächsten Morgen erst spät auf, als die Sonne bereits gleißend hell in sein Zimmer schien. Ein Blick auf den Wecker verriet ihm es war „erst“ halb zwei am Nachmittag. Ihm dröhnte der Schädel. Die Russen hatten den Wodka wie Wasser getrunken und sich noch prächtig amüsiert. Ray hatte nur zwei Bier und zwei Cocktail gehabt und glaubte jetzt schon, nie wieder Alkohol anrühren zu können. Die Demolition Boys waren keine Menschen, eindeutig. Soviel Alkohol konnten nur Mutanten oder Aliens vertragen. Ray rollte sich stöhnend aus dem Bett. Eine schöne lange Dusche würde die Welt sicher wieder gerade rücken. Mühsam schleppte er sich ins Bad und stellte sich unter die Dusche. *** Kai trat ins Bad um sich die Hände zu waschen. Irgendjemand duschte hinter ihm. „Hier schließt nie jemand ab.“, dachte er verärgert. „Tyson bist du das?“ Ray öffnete die Duschvorhang tastet mit geschlossen Augen nach dem Handtuch. Seife war in seine Augen gelaufen und brannte höllisch. Kai erstarrte. Da stand Ray völlig nackt, sein nasses Haar klebt ihm an seinen muskulösen Körper und Wassertropfen perlten über seine Brust. Gequält stöhnte Kai auf. Das war gerade nicht wahr. „Gibt’s du mir das Handtuch?“ Ray rieb sich heftig die Augen. Er war einfach zu verkatert um Scham zu empfinden. Kai griff mit zittrigen Händen nach dem Handtuch und schaute demonstrativ in eine andere Richtung als es dem anderen überreichte. Ray trocknete sich mit dem Handtuch das Gesicht ab und schaute auf. Die Badzimmertür fiel gerade ins Schloss. „Tyson?“, fragte er verwundert darüber dass der andere schon wieder weg war und schlag sich das Handtuch um die Hüften. *** Kai sprintete die Treppe hinab. Sein Herz raste. „Wieso schließt der verdammte Idiot eigentlich nicht wie jeder normale Mensch ab.“, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf. Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf. Ray wie er sich tropfnass im Wagen über ihn gelehnt hatte. Ray, dessen Gesicht ihm gestern immer näher gekommen war. Ray, wie er nackt vor ihm in der Dusche stand. Ein heißes Kribbeln durchflutete ihn. Kai musste sich jetzt ganz schnell abreagieren, wieder runter kommen, oder er würde vielleicht etwas Dummes anstellen. Wieder zu Ray zurück gehen und … nein! Er verbot sich selbst in diese Richtung weiter zu denken. Er konnte nicht, er wollte nicht. Wie hatte er sich nur an einer solchen Punkt manövrieren können? Keiner würde das verstehen, außer … Die Gedanken hetzten durch seinen Kopf. Tala. *** Kai betrat das Zimmer des Russen und schloss die Tür leise hinter sich. Der Rotschopf saß auf seinem Bett und hörte Musik. „Tala kannst du mir einen Gefallen tun?“ Kai setzte sich zu dem Russen auf das Bett „Ja natürlich, worum geht’s?“ Kai schloss die Augen und atmete langsam aus. „Kannst du die nächste halbe Stunde einfach vergessen und nie wieder darüber sprechen?“ Er beugte sich nach vorn, küsste den Rothaarigen und drückte ihn in auf die Bettdecke. Tala machte große Augen. „Moment, das habe ich eigentlich nicht gedacht, als ich dir sagte dass ich dir einen Gefallen tun würde.“ Sanft schon er seinen Freund ein paar Zentimeter von sich weg krallte sich aber dennoch in Kais Shirt. Ein gequälter Ausdruck trat in Kais Augen. „Ach komm schon, ich muss mich dringend abreagieren, sonst explodiere ich.“ Kai biss sich auf die Lippe und schob seine Hand unter Talas Shirt. „Und da kommst du natürlich zu mir.“ Lächeln strich er seinem Freund ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Es wäre ja nicht da erste Mal.“ Kai lächelte verführerisch, er wusste das Tala eigentlich nicht nein sagen konnte. Tala sagte niemals nein. „Und ich darf keine Fragen stellen?“ „Nein.“ Hauchte Kai sanft und drückte seinem Gegenüber zärtlich einen Kuss in den Nacken. Tala schloss die Augen, der Kuss jagte ihm ein Schauer über den Rücken. „Okay“, flüsterte er „ dann spielen wir aber die nächste halbe Stunde nach meinen Regel.“ Tala rollte sich herum und drückte nun Kai in Laken, er schloss die Augen und drückte seine Lippen auf die des anderen. *** Kai fuhr sich ein paar Mal mit dem Händen durchs Haar, nachdem er sich wieder komplett angezogen hatte. „Eigentlich eine Verschwendung, so zu tun wäre nichts passiert.“ Tala lächelte verführerisch und zog sich selbst ein T-Shirt über den Kopf. Kai schmunzelte und hauchte dann „Danke“. Tala war recht unkompliziert was Sex anging und darüber war er in diesem Moment auch froh. Vor knapp zwei Jahren war er mit dem Russen nach einer durchzechten Nacht zum ersten Mal im Bett gelandet. Am nächsten Morgen hatte Tala nur gelacht und gemeint, das er das immer schon mal ausprobieren wollte. „Du bist zwar bei weitem der attraktivste Mensch den ich kenne, aber leider nicht die Frau meines Lebens.“, hatte er gesagt. Kai hatte geglaubt, dass sich alles zwischen ihnen ändern würde, doch der Sex änderte nichts. Sie scherzten ab und an, nannten sie Darling oder Schatz aber sie machten nicht mehr daraus als es eben gewesen war. Sex. Noch dreimal hatten sie in den vergangenen zwei Jahren miteinander geschlafen. Auch aus Neugier, ob es bei zweiten Mal anders sein würde, wenn sie nicht berauscht durch Alkohol waren. Sie waren nie ein Paar gewesen und würden auch nie eins sein. Was schon auf Grund Talas ständig wechselnden Liebschaften, vor allem Frauen, nicht ging. *** Er war entspannt und gut gelaunt als er in das Ferienhaus der Bladebreakers zurückkehrte. Zum ersten Mal seit zwei Tagen befand er sich nicht in einem Wechselbad der Gefühle. Als Kai durch den Flur lief lugte Tysons Kopf um die Ecke zur Küche. „ Kai, ach du bist es? Wie geht’s? Sind die Demolition Boys schon wieder auf den Beinen?“ „Ja, allesamt.“ „Ich denke Kenny, Max und Ray hat er ziemlich schlimm erwischt, die nüchtern wohl immer noch aus. Ich sag ja immer, sich erst ne ordentliche Grundlage anfuttern und dann was trinken. Sag mal kocht Bryan heute?“ „Ich denke schon, du musst mal auf den Plan gucken.“ Kai hatte bei der Erwähnung von Rays Namen kurz scharf eingeatmet. Er horchte in sich hinein und fühle keine ungezügelte Erregung aufsteigen. Er war fast wieder normal, fast. „Wollen wir heute dann den Film schauen?“ „Welchen Film?“ Kai wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder Tyson zu. „Na du hast mir doch ein Paket von meinem Großvater mitgebracht“ erklärte sich Tyson, „und der hatte mir doch ein paar DVDs mitgeschickt.“ „Achso, ja klar. Sag mal Tyson, du bist nicht mehr verkatert, oder so?“ „Nö, putz munter warum?“ „Na dann könnten wir zwei ja heute wenigstens eine Trainingseinheit einschieben. In zehn Minuten in der Sporthalle.“ „Was? Aber ..“ Tyson sah sich hilfesuchend um, fand aber niemanden. „Wäre ich heute mal auch lieber im Bett geblieben.“, vor sich hin schnaubend machte Tyson sich nach oben um sich umzuziehen. *** Die Demolition Boys machten große Augen als sie am späteren Nachmittag die Sporthalle nicht wie gewöhnlich leer vorfanden. „Nein, nein, bleibt doch.“, bat Bryan als Kai und Tyson beim Eintreten der Anderen ihr Training beendeten. „Sparringspartner kann man immer gut gebrauchten.“ Nach ein paar Matches verabschiedete sich Kai und ging duschen. Nachdem er sich eine frisches Hemd und eine Hose übergezogen hatte, ging er in Ferienhaus der Demolition Boys und klopfte an Tala Tür. Als niemand antwortete öffnete er die Tür, sein Freund war noch nicht da. Kai machte es sich mit einigen Zeitschriften auf Talas Bett gemütlich und wartete. Er musste wohl eingenickt sein, als eine eiskalte feuchte Hand, die sich auf sein Bauch legte, aufschrecken ließ. „Schon wieder da?“, lachte Tala und schüttelte seine noch vom Duschen feuchten Haare. „Du kannst wohl nicht genug von mir bekommen?“ „Halt die Klappe, du solltest es vergessen, weißt du noch?“ Kai warf das Kopfkissen nach Tala, der aber geschickt auswich. „Was sollte ich vergessen?“, scherzte der Rotschopf weiter, als er sich anzog. Kai hob vielsagend die Augenbraue und Tala Miene wurde ernst. Mit einem Satz war er bei Kai auf dem Bett, legte den Kopf des anderen in seinen Schoß und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. „Was ist los? Wer von denen ist es?“ „Was? Woher weißt du?“ Kai sah erschreckt zu seinem Freund auf. „Na das ist ja wohl nicht schwer zu erraten. Du lebst hier seit ein paar Wochen mit denselben Männern zusammen. Das ist die Auswahl sehr gering, zumal ich nicht glaube, dass du ein Auge auf Bryan oder Spencer geworfen haben könntest. Naja und ein Mädchen aus der Stadt … deine Reaktion hat die Theorie soeben wiederlegt.“ Kai runzelte die Stirn. „Tyson, ist schon ein sehr gute Blader, er hat Bryan und Ian ordentlich abgezogen als du nicht mehr da warst, aber denkst du nicht er wäre zu jung für dich?“, riet Tala ins Blaue Kai verzog ärgerlich das Gesicht, antwortete aber nicht. „Okay, dann werde ich es halt nie erfahren.“, Tala grinste. Sie saßen noch ein paar Minuten schweigen zusammen und Tala kämmte Kai mit den Fingern abwesend durch das Haar, dann klopfte es an der Tür. Bryan steckte den Kopf hinein. „Hey kommt ihr runter es gibt Essen und außerdem wollen die Anderen den Film anfangen.“ Kai und Tala erhoben sich und folgten Bryan hinunter ins Wohnzimmer. Kai bemerkte im Wohnzimmer den freien Platz neben Ray und sein Herz machte einen Sprung. „Nein.“, sagte er in Gedanken zu sich selbst und bemerkte das Ray ihn mit einem leicht amüsierten Lächeln musterte. „Dein Haar.“, flüsterte ihm Tala im Vorbeigehen ins Ohr und setzte sich dann auf die Couch. Kai betrachtete sein gleichmäßig nach oben stehendes Haar in der Spiegelung im Fenster und fuhr sich mit den Händen durch seine Mähne. „Tala, du Hund.“, dachte er insgeheim. Die Kopfmassage war ja angenehm gewesen, aber musste das jeder sehen? Kai schnappte sich den letzten Teller von Küchentisch und ließ sich dann demonstrativ in einen etwas abseits stehenden Sessel fallen. „Und wie schmeckt es euch?“, fragte Bryan, offenbar sehr zufriedenmit seinen Kochkünsten, während er mit der Fernbedienung durch das DVD-Menü steuerte. „Zum Glück hast du schon einen Job.“, witzelte Ian als Antwort, schaufelte aber weiter genüsslich den Salat in sich hinein. „Haha.“, Bryan lachte trocken und schaltete den Film an. *** Ray hatte erstaunt beobachtet, wie Kai und Tala gemeinsam die Treppe herunterkamen. Kais Haare standen merkwürdig hoch und sein T-Shirt war zerknittert gewesen. Und dann diese im Vorbeigehen ins Ohr geflüsterten Worte, worauf Kai sich hastig die Haare richtete. Diese Nähe zwischen den Beiden, diese Vertrautheit, war Ray bis jetzt noch nie richtig aufgefallen. Sie versetzte ihm ein Stich ins Herz. Ray konnte sich gar nicht richtig auf den Film konzentrieren. Immer wieder wanderten seine Blicke zwischen Kai und Tala im Halbdunkel des Raumes hin und her. Was lief da zwischen den beiden? Immer mehr stieg eine latente Panik in ihm hoch. Was ging zwischen den beiden vor? Er musste es wissen. Er redete sich ein, dass er es auch zum Wohle des Teams herausfinden musste. Wenn die Presse davon Wind bekam, das die zwei heimlich eine Beziehung führten. Er sah schon die Schlagzeilen vor sich:“Geliebte schieben sich Meistertitel zu; Vetternwirtschaft in der BBA.“ Er würde Kai abpassen und mit seinen Theorien konfrontieren … zum Wohle des gesamten Teams. *** Drei Tage vergingen, ohne dass sich Ray die Gelegenheit bot allein mit seinem Teamkapitän zu sprechen. Immer wenn Ray Kai irgendwo allein antraf, verließ sein Gegenüber fluchtartig den Raum und warf ihm dabei gehetzte Blicke zu. Ray verzweifelte schon, als er nachmittags am Pool lag. Hatte Kai vielleicht bei Talas Geburtstag etwas von Rays Reaktion auf ihn gemerkt und mied ihn jetzt absichtlich um seine Gefühle nicht zu verletzten? Die Grübelei brachte ihn nicht weiter und die Reaktion in dieser Nacht war nur … der Alkohol gewesen. Bryan und Ian kamen zum Pool. Ian zog sein T-Shirt aus und sprang ins Wasser. Bryan legte sich auf die Liege neben Ray. „Wer fährt heute Abend?“, fragte Ian nach dem er wieder aufgetaucht war. „Das Taxi. Also ich will auf jeden Fall was trinken.“ Ray kam eine Idee, vielleicht schaffte es Kai ihm aus dem Weg zu gehen. Aber Tala würde das sicherlich nicht gelingen. Allein an der Bar im Club nach ein paar Drinks, würde der Russe Ray eher eingestehen, was zwischen ihm und dem Teamkapitän der Bladebreakers lief. „Wo geht ihr heute Abend hin“, fragte er. „Ins >Coffein<, der Laden war letztes Mal richtig gut. Ich denke das ist ein Studentenclub oder so. Warum? Willste mit?“ Bryan hörte auf mit seinem Telefon herumzuspielen. „Ja.“ „Erlaubt euch Kai das denn? Ihr trainiert ja immer mächtig früh.“ „Er muss es ja nichts wissen. Und es geht ihn auch nichts an“ Bryan setzte seine Sonnenbrille ab und lachte. „Du gefällst mir Kon. Halb elf machen wir los.“ *** Zehn nach halb elf schwang sich Ray auf den Rücksitz des Taxis zu den restlichen Demolition Boys. „Was machst du denn hier?“, fragte Tala verblüfft als er Ray sah. „Ray kommt mit.“ Bryan drehte sich auf den Beifahrersitz um und nickte Ray zu. „Wir können los.“ Bryan gab dem Taxifahrer ein Zeichen und das Auto setzte sich in Bewegung. Eine halbe Stunde später kamen sie vor dem >Coffein< an. Die Türsteher begrüßten die Gruppe mit einem Nicken und winkten sie an der Schlange vorbei gleich in den Club hinein. „Ihr müsste ja letztes Mal ordentlich Eindruck hinterlassen haben.“, meinte Ray. „Wir hinterlassen immer Eindruck“, Bryan lachte. „Kommt lasst uns was trinken.“ Er setzten sich an die Bar und bestellte doppelte Wodka für alle. Kaum hatte der Barkeeper die kleinen Gläser vor die Russen gestellt, wurden diese auch schon geleert. Die Blicke der Russen wanderten zu Ray, der atmete tief durch und leerte sein Glas auch in einem Zug. Bryan gab dem Barkeeper ein Zeichen und die Gläser wurden noch drei weitere Male wieder aufgefüllt. Die Russen leerten ihre Gläser in einem Zug und Spencer und Tala verabschiedeten sich auf die Tanzfläche. „Das kann ja heiter werden“, dachte Ray und rechnete kurz wie viel er zu Tala Geburtstag getrunken hatte und das er mit diesen vier kleinen Gläschen schon mehr Alkohol getrunken hatte als an Talas Geburtstag zusammen. Ray leerte sein letztes Glas und ging dann auch auf die Tanzfläche und dann … setzte sein Erinnerungsvermögen aus. *** Pünktlich um acht betrat Kai die Sporthalle. Tyson und Max alberte schon miteinander herum und Kenny saß etwas abseits auf der Bank und tippte auf seinem Laptop herum. „Wo ist Ray?“, fragte der Teamchef etwas verärgert. „Keine Ahnung, ich hab ihn heute Morgen auch noch nicht beim Zähneputzen gesehen.“, Max zuckte mit den Schultern und hob abwehrend die Hände. Er wollte nicht den Ärger des Teamchefs für Rays Zuspätkommen auf sich ziehen. „Fangt schon mal an. Ich sehe nach wo er bleibt.“, mit düsterer Mine verließ Kai die Halle. Als Kai in Rays Zimmer schaute, lag der schwarzhaarige Chinese noch im Bett. „Warum bist du noch nicht aufgestanden, es ist bereits nach acht?“, fragte er mit gerunzelter Stirn. „Ich nehm mir heute mal frei.“, krächzte Rays Stimme. „Ihr hattet bereits einen freien Tag, nach Talas Geburtstagparty.“ Kai ging zum Fenster und zog die Vorhände auf. Ray stöhnte und schützte mit den Händen seine Augen vor dem grellen Sonnenlicht. Kais Blick fiel auf Rays Unterarm und blieb daran hängen. „Was hast du, da?“, fragte er und griff nach dem Handgelenkt um sich das genauer anzusehen. „Ja, ja das ist der Stempel von Club gestern. Ich weiß du hattest gesagt wir sollen nicht abends so lange aus gehen wegen dem Training früh. Aber na und? Du bist nicht meine Mutter.“ Ray versuchte sich aus Kais Griff zu befreien, doch der hielt sein Handgelenkt wie mit dem Schraubstock umklammert. „Ich meine nicht den Stempel. Ich meine die Telefonnummer.“, ein verletzter Blick trat in Kais Augen. „Hast du jetzt öfter vor mit Tala und den Jungs abends auszugehen und das Training früh zu schwänzen?“ Ray hörte kaum hin und starrte nur auf die Nummer auf seinem Arm. „Danielle“ stand mit schwungvollen Buchstaben darunter. „Nein. Ich denke nicht, dass ich nochmal allein mit den Demolition Boys ausgehe“, sagte er abwesend. Er war mit den Gedanken schon ganz woanders. Ray konnte sich an gar keine Danielle erinnern. Er konnte sich nur an sehr wenig an dem Abend erinnern. Wie war er in sein Bett gekommen? Er schaute versonnen zu Kai hoch und erschrak. Das Gesicht des Teamchefs zeigte eine ausdrucklose Mine, doch in seinen Augen loderte dunkel der blanke Zorn. „Gut, dann sehe ich dich also Morgen bei Training.“, sagte Kai tonlos und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. *** „Was hast du dir nur dabei gedacht?“, grollend stürmte Kai in Talas Zimmer. „Was ist´n los, was willst du?“, murmelte der Rotschopf schlaftrunken. „Was hast du mit Ray gestern angestellt?“, Kai schnaubte vor Wut. „Ich hab gar nichts gemacht, er hat sich allein so abgeschossen. Diesen Asiaten fehlt doch irgendsoein Enzym, die vertragen halt keinen Alkohol. Überhaupt..“ Tala schaute auf seine neue Armbanduhr, die auf dem Nachtisch lag. Es war zwanzig nach acht. „Hätten wir das nicht auch später besprechen können. Es ist ja noch mitten in der Nacht.“ Tala ließ sich zurück in die Kissen sinken. „Das meine ich nicht. Was ist das für eine Telefonnummer auf seinem Arm? In was hast du ihn da reingezogen?“ Tala war auf einmal hellwach. „Ray also. Er ist es.“ „Was redest du da?“, Kai schreckte zurück, er merkte dass er schon zu viel gesagt hatte. „Ich verstehe. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn besser im Auge behalten.“ Tala grinste selbstgefällig. „Argh, du verstehst gar nichts.“ Kai stürmte aus dem Zimmer und schlug die Tür heftig hinter sich zu. In der Trainingshalle beendeten Tyson und Max gerade das Lauftraining und setzten sich an die Geräte. „Kommt Ray noch?“, fragte Max und legte die Gewichte auf. „Nein, er lässt das Training ausfallen“, antwortete Kai barsch, er ärgerte sich über seinen Ausbruch bei Tala. Kai stelle sich auf das Laufband und begann sich selbst warmzumachen. *** Ray stöhnte, hätte Kai nicht wenigstens die Vorhänge wieder schließen können? Er kniff ein Auge zu und blinzelte in den Sonnenschein. Er würde aufstehen und es selbst machen müssen. Wenig elegant rollte er sich über das Bett zum Fenster und schloss die Vorhänge. Im Zimmer war es jetzt wieder angenehm düster. Daniella, Ray kramte immer noch in seinem Gedächtnis nach diesem Namen, fand aber nichts. Das schlechte Gewissen meldete sich auch bei ihm, zu seinem Verdruss. Kai hatte recht, wer abends feierte konnte auch früh aufstehen und trainieren. Er hatte die leise Befürchtung, dass Kai ihm noch eine ordentliche Abreibung des geschwänzten Trainings wegen verpassen würde. „Ach scheiße.“ Ray wuschelte sich durch sein schwarzes Haar. Kai hatte aber auch wütend ausgesehen. Besonders wegen der Telefonnummer. War Kai gar nicht sauer, dass er abends ausgegangen war, sondern nur weil er sich scheinbar gut amüsiert hatte? Ray gefiel der Gedanke. Zwar nicht, das Kai sauer war, aber das ihn das eine mehr als das andere zu stören schien. Ray lächelte versonnen, schüttelte aber sogleich wieder den Kopf, das war unmöglich. Ray streckte sich, er brauchte einen starken Kaffee und eine Dusche. *** „Habt ihr noch Filtertüten?“ Bryan trat hinter Ray in die Küche und gähnte herzhaft hinter vorgehaltener Hand. „Schon wach? Es ist doch noch nicht mal Mittag.“ Ray schaute in den Schrank und reichte dem Russen ein gutes Bündel aus der Packung mit den Filtertüten. „Irgendein Idiot hat heute Morgen schon mit den Türen geknallt und dann hat Natasha auch noch angerufen.“ Wandte sich zum gehen. „Hey warte ich komme mit rüber, ich wollte mir auch gerade einen Kaffee kochen.“ „Tu was du nicht lassen kannst.“ Bryan gähnte wieder und seine Kiefer knackten. „Sag mal ich hatte eine Telefonnummer heute Morgen auf meinem Arm…“ „Die kleine Französin gestern. Da hast du einen guten Fang gemacht.“ Sagte Bryan und zwinkerte Ray verschwörerisch zu. „Ja, die sah schon sehr gut aus. Hab ja aber leider kein Wort von dem verstanden, was sie gesagt hat. Seit wann sprichst du eigentlich französisch?“ „Tue ich doch gar nicht.“ Ray zählte im Kopf die Sprachen durch, die er beherrschte. Chinesisch, Japanisch, Englisch. Französisch gehörte eindeutig nicht dazu. „Naja auch egal, Worte sind ja nicht alles. Ihr hatte ja auch so euren Spaß.“ Ray schwante Übles. „Ach ja?“, fragte er und blickte Bryan erwartungsvoll an. Der runzelte nur die Stirn. „Sag mal, an wie viel von gestern Abend kannst du dich noch erinnern?“ Ray wurde rot. „Sehr wenig.“ Bryan zog die Augenbrauen hoch. „Keine Sorge du warst ein Gentleman, ihr habt euch nur ziemlich lange unterhalten und gelacht und irgendwann hat sich dann verabschiedet und ist gegangen. Später bist du mit Tala zusammen noch ziemlich auf den Boxen abgegangen. So gegen vier sind wir dann nach Hause. Du hast doch gar nicht soviel getrunken.“, Bryan klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. Ray atmete auf, er hatte sich vielleicht lächerlich gemacht, aber nichts getan was er bereuen würde. Ein Lichtblick, wenn auch nur ein kleiner. *** Tala lehnte sich an die Wand der Sporthalle und sah durch ein Fenster den drei jungen Männern beim Training zu. Er wartete schon fast zwanzig Minuten, dass Kai das Training für heute beendete und sein Team entließ. Endlich ließen Tyson und Max ihre Beyblade zurück in die Hosentaschen wandern und verließen mit Kenny im Schlepptau die Halle. Tala hielt sich im Schatten des Gebäudes während die Gruppe schnatternd zum Haus hinüberlief. „Was willst du?“ Kai war aus der Halle getreten und ihm war nicht wie den Rest seines Teams unbemerkt geblieben, dass Tala sich im Schatten herumdrückte. „Reden.“ Tala lief los, halb um die Sporthalle herum zu einer Gruppe von Bäumen die die Grundstücksgrenze markierten und Kai folgte. Er setzte sich in den Schatten der Bäume und gab Kai ein Zeichen es ihm gleich zu tun. „Ich denke ich sollte dir noch ein, zwei Sachen über den gestrigen Abend erzählen. Du hast doch heute Morgen so einen Aufstand wegen der Telefonnummer auf Rays Arm gemacht.“ Kai grummelte nur irgendetwas Unverständliches. „Die Telefonnummer stammte von einer Französin mit der Ray gestern Abend überaus heftig geflirtet hat. Sie haben sich ziemlich lange miteinander unterhalten und schienen sich auch gut zu amüsieren. Er sah nicht so aus als ... Es tut mir leid Kai, ich denke nicht das Ray auf Männer steht.“ Kai rupfte ein paar Grasbüschel aus und warf sie in ein nahes Gebüsch. „Vielleicht solltest du ihm einfach sagen, dass du ihn liebst?“, fragte Tala vorsichtig. „Ich bin nicht in ihn verliebt!“, brach es aus Kai heraus. „Das ist nur rein … rein körperlich.“ „Ja,ja okay. Es könnte dir ja nur guttun, dann bist du die Last los und weißt woran du bist und er wüsste es auch.“ Tala versuchte lieber zu beschwichtigen, Kai schien gegen gute Ratschläge resistent zu sein. Innerlich war er ein wenig neidisch auch Kai, er selbst würde auch einmal gern das Gefühl verspüren, wie es wäre verliebt zu sein und Kai war verliebt, das konnte er in dessen Augen sehen. Egal wie vehement er die Sache auch bestritt. „Nein! Das würde nichts bringen. Es würde alles höchstens noch verkomplizieren.“ Kai ließ sich ins Gras fallen und betrachtet die Kronen der Bäume, die ihnen beiden Schatten spendeten. Das Sonnenlicht glitzerte durch die dunklen Blätter. „Ich mache einen absoluten Narren aus mir.“ Tala legte sich neben ihn ins Gras und lächelte vor sich hin *** Die Nacht war angenehm lau. Kai blickte hinauf in das Firmament. Schleierwolken trieben über den Himmel und gaben nur vereinzelt den Blick auf die Sterne frei. Vom Haus der Demolition Boys wehte ab und zu ein Lachen zu ihm herüber. Aber ansonsten war es still bis auf das vereinzelte Zirpen der Grillen. Er ließ seine Hand von der Luftmatratze in das kühle Wasser des Pool gleiten. Das Wasser war unangenehm kühl im Vergleich zur warmen Nachtluft. Es tat gut einmal ganz allein zu sein, er hatte sich vor geraumer Zeit aus dem Haus der Demolition Boys gestohlen, wo die anderen vor dem Fernseher gesessen hatten. Nun trieb er im fahlen Licht der Nacht mit der Luftmatratze auf dem schwarzen Wasser des Pools und dachte nach. Eine dunkle Gestalt kam über den Rasen vom Haus der Demolition Boys zu ihm herüber. Kai kannte die Silhouette, die sich im Gegenlicht abzeichnete nur zu gut. Er wandte seinen Blick ab und hoffte er würde unbemerkt bleiben. Die Gestalt stockte hielt kurz inne und hielt dann wieder auf den Pool zu. „Ich dachte du wärst vielleicht schon schlafen gegangen.“ Rays Stimme war samtweich. „Nein bin ich nicht.“ Kai warf einen Seiten Blick auf Ray der sich an den Rand des Pools setzte und seine nackten Füße ins Wasser baumeln ließ. Schnell wandte er sich wieder ab und betrachtete den Himmel. Er konnte den Anblick Rays einfach nicht ertragen, wie er da saß und ihn ansah und so unsagbar anziehend aussah. Einige Strähnen des mitternachtsschwarzen Haares hatten sich aus Rays Zopf gelöst und wurden vom warmen Wind der Nacht umher gewirbelt. Das schwarze Haar bildete einen starken Kontrast zu seinen Augen. Die das schwache Licht der Sterne einzufangen schienen und tausendfach verstärkten. „Ich wollte mich für heute morgen entschuldigen. Ich hätte gar nicht erst mit den Demolition Boys mitfahren sollen.“ „Du kannst tun und lassen was du willst.“ Ray suchte Kais Blick, fand ihn aber nicht. Ihn ärgerten die nichtssagenden Antworten seines Teamkameraden, sie machten in traurig. Er schwieg. Kai behielt seinen Blick zum Himmel gewandt. Einige Minuten vergingen. Ray streifte sich lautlos das T-Shirt über den Kopf entledigte sich seiner Hose und glitt nur mit seiner Unterhose bekleidet geräuschlos ins Wasser. Die Wasseroberfläche bewegte sich und ließ die Luftmatratze schwanken. Kais Blick glitt zu der Stelle, wo der Chinese eben noch gesessen hatte. Aber der Platz war leer. Er schaute wieder in den Himmel. Tropfen kalten Wassers fielen auf seinen Unterarm und ließen ihn aufschrecken. Eine kühle Hand griff nach seinem Arm. „Mein Gott, hast du das aus einem Horrorfilm?“, Kai knurrte als er sah dass Ray neben ihm aus dem Wasser aufgetaucht war. „Was ist los, Kai?“ Ray stütze sich auf den Rand der Luftmatratze und blickte ihn traurig an. „Nichts, und jetzt geh und zieh deine Nummer bei jemand anderen ab. Ich habe dir schon gesagt es ist mir egal was du tust.“ „Es ist mir aber nicht egal was du denkst.“ Rays Blick wurde eindringlicher, aber seine Stimme blieb samtweich. Langsam stützte er sich auf die Luftmatratze, sodass diese sich gefährlich neigte. „Wag es nicht!“ Kai wusste nicht ob er wütend oder belustig sein sollte, dass Ray ihm drohte ihn ins Wasser zu befördern. Ray lehnte sich etwas nach vor und mit scheinbar unendlicher Langsamkeit kippte die Luftmatratze und Kai landete im Wasser. Der Temperaturunterschied zwischen der warmen Nachtluft und dem Wasser kam Kai gewaltig vor. Er tauchte nur einen halben Meter von Ray entfernt wieder auf. „Was denkst du jetzt?“ Augen flüssigen Goldes blickten ihn an. Kai glitt nach vor und überbrückte die Entfernung zwischen ihnen beiden. Er würde sich zum Narren machen, wenn er jetzt einfach ging und höchstwahrscheinlich auch, wenn er blieb. Es gab keinen galanten Abgang aus dieser Situation. Vielleicht hatte Tala Recht, vielleicht war es besser wenn Ray von Kais Gefühlen wusste. Dann hätte er vermutlich zumindest seine Ruhe, weil sich der Andere dann einfach vor ihm zurück ziehen würde. Kay fasste Rays Kinn und zog es zu sich heran. Dann schloss er die Augen und küsste unendlich sanft die weichen Lippen seines Gegenübers. Unsicher öffnete er die Augen und wich ein Stück zurück. Rays Augen waren noch geschlossen und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Gedanken rotierten in seinem Kopf.Dieser Kuss hatte ihn erschaudern lassen. Er öffnete die Augen und überbrückte den Abstand zwischen ihnen beiden wieder. Ray legte Kai eine Hand in den Nacken und zog ihn zu sich heran um ihn erneut zu küssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)