Der Weg zur Heilung von Sanko (Hilf mir, das zu überstehen) ================================================================================ Prolog: Der Unfall ------------------ Das Café war einfach maßlos überlaufen. Einige Gäste warteten schon ungeduldig, bis endlich ein paar Plätze Frei wurden. Nicht einmal ein Einzelplatz war noch zu haben. Aber das war immer so gewesen. Rainy Café war immer eines der besten Cafés in der Stadt gewesen. Trotz des sehr unpassenden Namens waren immer mehr Leute da, als eigentlich rein passten. An ganz bestimmten Tagen, wie zum Beispiel Samstags und Freitags, musste man einen Tisch den ganzen tag über vorbestellen, sonst bekam man einfach nichts. Aber das zu recht. Es schmeckte einfach gut. Und genau das war der Grund, warum den Namen dann keinen mehr störte. Mein bester Kumpel Taeyang und ich, wir trafen uns so gut wie jede Mittangpause hier. Das hieß, solange unsere Arbeitszeiten das zuließen. Manche Betriebe meinten doch immer, zu den ungünstigsten Zeiten die Mittagspause verschieben zu müssen. Taeyang hatte manchmal so unmögliche Zeiten, da schafften wir es einfach nicht. Die schöne Tradition unseres gemeinsamen Mittags bekam dann so manchen Tag einen Ausfall. Aber heute hatte es geklappt und prompt war das Café zu überfüllt. Na super. Entgegen unserer normalen Vorsätze hatten wir einfach Sandwiches und Kaffe zum Mitnehmen bestellt. Die kleine blonde Verkäuferin hatte sich mehrmals bei uns entschuldigt, aber es half halt alles nichts. Draußen sollte sich dann doch irgendwo eine Bank finden. So schwer sollte es ja nicht sein. Und sonst war es nicht das erste Mal gewesen, dass wir auf einer Treppe aßen. Eine freie war sogar schnell gefunden, obwohl so gut wie jeder hier nach einer Sitzgelegenheit zu suchen schien. Aber wir waren schnell genug und hatten die Bank sofort in beschlag genommen. Grinsend ließ sich Taeyang auf die Bank sinken und legte den Kopf zurück gegen die Lehne. Genießerisch schloss er die Augen und atmete aus: „Siehst du. Ist doch alles wunderbar.“ Ich setzte mich neben ihn und musste schmunzeln. Taeyang hatte irgendwie eine Begabung dafür, alles positiv zu sehen. Eine Eigenschaft die ich sehr an ihm schätzte. Mir kam das nämlich gerade recht. War doch alles in seiner Gegenwart dann gleich viel besser so. Wir lachten und genossen die Sonnenstrahlen auf der Haut. So ließ es sich doch leben. Essen, Sonne und Gesellschaft vom besten Kumpel. Wenn etwas ein Mittagessen wert war, dann Taeyang. Da war es mir auch egal, wie idiotisch meine Kunden manchmal sein konnten. Ich vergaß hier sogar ihre Gesichter. Mit Taeyang konnte ich einfach nur mal abschalten. Ein schönes Gefühl. Auf dem Rückweg warteten wir gerade vor einer Ampel, als mir einfiel, wie viel Arbeit doch noch auf meinem Schreibtisch war. Ich begann schon wieder mich aufzuregen, was ich alles als nächstes fertig haben musste. Die Ampel sprang auf Grün um und ich reagierte sofort auf die Farbe, ohne nachzudenken. Ohne auf den Verkehr zu achten, ging ich einfach los. Hatte ich doch gerade ganz andere Sachen durch meinen Kopf schwirren. Die alte Dame, die bis morgen alles fertig haben wollte, oder der nervige Student, der jede Stunde mit Änderungswünschen anzurufen schien. Total in meinen Gedanken versunken hörte ich dann, wie um mich herum Schreie ausbrachen. Aber ich realisiere sie nur am Rande und ehe ich so recht reagieren kann, war es auch schon zu spät. Es geschah fast wie in Zeitlupe. Durch die Schreie blieb ich dann doch stehen. Verwirrung machte sich in mir breit, als keiner neben mir war. Sonst stürmten die Leute nur so über die Straße. Aus dem Augenwinkel sah ich das Auto, was direkt auf mich zu kam. Oh nein. Quietschende Reifen und das energische Hupen des Fahrers brachte aber auch nichts, denn alles war zu Spät. So schnell konnte keiner mehr reagieren. Noch ehe ich zur Seite springen, oder nur die Arme hoch reißen kann, erwischte mich das Auto mit voller Wucht. Es ging so schnell, dass ich nicht einmal hätte sagen können, ob überhaupt jemand im Auto war. Ob jemand versuchte, zu bremsen. Bei der Geschwindigkeit hätte aber selbst das Bremsen nichts mehr gebracht. Der Wagen war einfach zu schnell heran gekommen. Aber jetzt war es auch egal. Das Auto erwischte meine Beine und ich wurde durch die Luft geschleudert. Ein ungeheurer Schmerz zuckte durch meinen Körper, den ich nicht an einem bestimmten Ort lokalisieren konnte. Das nächste was ich aber wahrnehmen konnte war, dass ich ein paar Meter weiter auf dem Boden zu landen schien, denn keine Arme schlug ich mir auch gleich auf dem Asphalt auf. Aber wenigstens schien mein Kopf bei dem Aufprall durch meine Arme geschützt worden zu sein, denn dort schmerzte es gerade am wenigsten. Als ich dann endlich auf dem Bauch liegen blieb, konnte ich mich nicht rühren. Mein Kopf schien viel zu schnell zu arbeiten und in meinen Ohren pochte mein Herzschlag. Mir tat alles weh. Meine Augen versuchten, unruhig hin und her flitzend, etwas zu fixieren, aber es gab einfach nichts, dass meine Augen hätten fixieren können. Es war alles undeutlich. Nur Schemen. Das war aber nicht das Problem. Der Schmerz war es. Der Schmerz von meiner Hüfte abwärts schien so gut wie unerträglich zu sein. Ich merkte förmlich, wie mein Gehirn versuchte, den Schmerz und damit meine einfach auszublenden. Rebellierte gegen den Schmerz und wollte gleichzeitig einfach aufgeben. Das war einfach zu viel. Mein Körper gab auf. Vor meinen Augen wurde es dunkel und das Letzte, was ich wahr nahm, war eine Gestalt. Jedenfalls hoffte ich, dass es so war, denn meine Augen schienen mir den Dienst zu versagen. Die Person beugte sich über mich und ich konnte wage meinen Namen hören. Oder ich erkannte es einfach als meinen Namen. Egal was es war. Meine Welt wurde schwarz. _____________________________________________________________________ So^^ hoffe der Anfang gefällt! Kapitel 1: Aufwachen -------------------- Als ich so langsam aufwachte, war alles fürchterlich hell um mich herum. Das merkte ich sogar durch meine geschlossenen Lieder. Also öffnete ich nur ein Auge und das auch nur einen spalt. Sofort stach mir das Weiß der Wände entgegen, was vom Licht noch viel heller schien, als es eigentlich sollte. Ich kniff die Augen zu und wartete einen Moment, bis meine Augen sich langsam an die Helligkeit zu gewöhnen schienen. Ich öffnete die Augen nun ganz und konnte wirklich etwas sehen. Ich war also doch nicht Tod. Ob es aber besser war, in einem Krankenhaus zu liegen, wusste ich noch nicht. Ich hasste Krankenhäuser. Ich versuchte erst gar nicht mich zu bewegen, denn mir tat so schon alles weh. Nur meine Beine sagten gar nichts zu dem Schmerz. Es schien irgendwie alles Taub. Selbst als ich doch sehen wollte, ob wenigstens Bewegungsschmerz da war, tat sich gar nichts. Ich wusste nicht einmal genau, ob ich meine Beine überhaupt bewegte. Mussten doch ziemlich verletzt sein. Nach dem Unfall. Alles kam wieder in mein Gedächtnis zurück. Das Auto, der Aufprall, der Schmerz und dann gar nichts mehr. Naja. Irgendwie musste ich ja hier her gekommen sein. Eine weitere Information drang zu mir durch. Taeyang war ja da gewesen. Jetzt fügte sich auch das Puzzleteil ein. Die Person, die über mich gebeugt war und meinen Namen gerufen hatte. Es war er gewesen. Ein rascheln ließ mich zucken und mein Kopf drehte sich zur Seite. Aua. Das tat auch weh. Aber sofort erkannte ich, wer für das Geräusch verantwortlich war. Taeyang hob verschlafen den Kopf von meinem Bett. Ich war noch nie so froh gewesen, ihn zu sehen. Ihn bei mir zu haben. Wenigstens einer, der nicht zum Krankenhaus gehörte. Ich versuchte zu lächeln, was mir aber mehr oder weniger misslang. „Top!“ Oh Gott. Mein Trommelfell schien zu platzen. Ich hatte ihn gar nicht so laut in Erinnerung. Schrie er immer so? Taeyang sprang förmlich auf und sah mich an. „Du bist wach. Gott sei dank. Wie fühlst du dich?“ Wenn die Frage nicht so absurd gewesen wäre, hätte ich gelacht. „Ich liege in einem Krankenhaus und ich fühl mich, als wäre eine Horde Elefanten über mich weggetrampelt. Aber sonst gut.“ Der Sarkasmus sprudelte nur so aus meinen Worten. Taeyang nickte einfach: „Na wenigstens hast du deinen Humor nicht verloren.“ Genau in diesem Moment ging die Tür auf und ein Arzt kam herein. Und ich hasste ihn jetzt schon. Warum hatten Ärzte immer das Bedürfnis, einen glauben zu lassen man würde jeden Augenblick sterben? Erst der besorgte Blick beim aufmachen der Tür und dann wenn man sah das der Patient einen ansah, dieses aufgesetzte Lächeln. Ätzend. Er trat an mein Bett: „Schön, dass sie wieder bei uns sind, Herr Choi. Wie ist ihn Befinden?“ Noch einer, den ich am liebsten in Sarkasmus ertränkt hätte. „Ich liege im Krankenhaus. Wie soll es mir schon gehen?“ Der Arzt schien meinen Ton einfach mal zu ignorieren und redete einfach weiter, als hätte er gar keine Antwort hören wollen: „Es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen, aber wir müssen Sie noch weitere drei Tage hier behalten.“ Verständnislos sah ich ihn an: „Warum? Was ist mit mir passiert?“ Panik stieg in mir auf. Was war bei denn Unfall denn alles Kaputt gegangen, dass ich noch hier bleiben musste? Ok. Ich war von einem Auto angefahren worden. Gut. Aber so schwer verletzt fühlte sich mein Körper gar nicht an. Es tat zwar alles weh, aber das sollte normal sein. Und meine Beine spürte ich nicht einmal. Der Arzt schüttelte den Kopf: „Herr Choi. Sie haben eine Paralegie. Eine lineare Fraktur des Rückenmarks. Oder, um es verständlicher auszudrücken, eine Unterbrechung der Nervenleitung im Rückenmark.“ Taeyang sah ihn ungläubig an, aber ich verstand immer noch nur Bahnhof. Rückenmark. Ich horchte in mich hinein. Nein. Im Rücken waren die Schmerzen auch nicht besonders schlimm. Also was meinte er? Ich verstand nicht. Der Arzt schien das aber gar nicht zu merken: „Aber sie haben Glück gehabt. Mit einer richtigen Therapie und entsprechender Betreuung könnten sich ihre Wirbelkörper wider richtig schieben. Es ist noch nichts verloren.“ Taeyang atmete hörbar auf und sah mich an: „Dann wird vielleicht doch wieder alles gut.“ War ja klar. Das Superhirn verstand wieder, was der Doktor von mir wollte. Ich war wieder der einzige, der es nicht merkte. Ich fuhr den Arzt an: „Können sie mal für normale Manschen verständlich sagen, was jetzt so tragisches mit mir los ist? Weshalb soll ich bitte eine Therapie machen?“ Der Arzt schüttelte den kopf: „Her Choi. Sie sind Querschnittsgelähmt.“ Kapitel 2: Neuigkeiten ---------------------- Wie auch die letzten zwei Tage lag ich einfach im Bett und tat gar nichts. So wenig Lebenslust hatte ich selten gehabt. Alles schien nur noch Sinnlos zu sein. Querschnittsgelähmt. Mir war nie bewusst gewesen, was dieser Begriff wirklich hieß. Nie mehr laufen, total eingeschränkt sein, alles wurde anders. Alles. Der Arzt meinte es gäbe die Chance, dass ich wieder alles bewegen könnte. Aber ich hatte nicht daran geglaubt und tat es auch jetzt nicht. Das Essen auf dem Tisch neben meinem Bett hatte ich wieder nicht angerührt. Sollte es genauso zurück gehen wie die anderen Teller. Unangerührt. Ich hatte einfach keinen Appetit mehr. Nach dieser Nachricht würde mir eh nichts mehr schmecken. Egal wie gut es aussah oder roch. Vielleicht würde ich auch einfach so schneller sterben. Ich war sowieso nur noch ein Krüppel. Genau wie die unzähligen Male vorher, versuchte ich erneut, meine Beine zu bewegen. Aber wieder das gleiche Ergebnis. Es tat sich nichts. Rein gar nichts. Frustriert schlug ich die Hände vors Gesicht. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Was sollte ich denn jetzt noch machen? Mein Leben schien vorbei zu sein. Es klopfte an der Tür. Ich sagte nichts. Wer auch immer es war. Vielleicht ging er wieder, wenn er dachte, dass ich schlafen würde. Aber nein. Das Glück sollte mir vergönnt bleiben, denn die Tür ging auf. Demonstrativ drehte ich mich von der Tür weg. Sollte der ungebetene Besucher doch gleich wissen, dass er nicht willkommen war. Ich wollte keinen sehen. Sie sollten mich einfach alle alleine lassen. Ich brauchte sie nicht. „Top?“ Es war Taeyangs Stimme. Ich hätte dies zwar nie gedacht, aber nicht einmal meinen besten Freund wollte ich sehen. Wir waren immer unzertrennlich gewesen, aber nun wollte ich ihn nicht sehen. Ich wollte nicht, dass er mich so sah. Aber wie immer setzte sich Taeyang einfach unbeeindruckt neben mein Bett. So kannte man ihn. So schnell ließ er sich nicht abwimmeln. Nicht, wenn es um einen Freund ging. Er räusperte sich: „Wie lange hast du eigentlich noch vor, das hier durchzuziehen?“ Ich hätte beinahe laut aufgelacht: „Bis ich sterbe.“ Taeyang, immer noch unbeeindruckt, stand auf: „Hör auf in Selbstmitleid zu versinken und hör dir die Lösung deines Problems an.“ Die Lösung meines Problems? Da war ich ja mal gespannt. Wollte er wirklich gnädig sein und mich erlösen? „Therapie!“ Also doch nicht. Meine Gebete wurden nicht erhört. „Top. Diese Therapie wird dir helfen. Hör zu…“ „Nein.“ Ich sah ihn jetzt doch an: „Ich will keine Hilfe. Ich will, dass ihn mich in Ruhe last.“ Aber er wäre nicht Taeyang gewesen, wenn er nicht hätte kontern können: „Du redest Schwachsinn und das weist du selbst. Also halt einfach die Klappe und hör mir zu.“ Ich seufzte tief und erkannte, dass es keinen Sinn hatte, mit ihm zu diskutieren. Also hörte ich ihm zu. Taeyang setzte sich wieder und begann zu erzählen: „Ich habe mich die letzten Tage schlau gemacht, wie man dir helfen kann.“ Jetzt erst konnte ich die tiefen Augenringe sehen. Er musste wirklich viel gearbeitet haben um etwas herauszufinden. Er fuhr fort: „Es gibt da einen speziellen Arzt. Ein Meister seines Fachs. Er führt diese Therapie durch.“ Taeyang begann zu grinsen: „Er hat es tatsächlich geschafft, mehrere seiner Patienten das gehen wieder zu ermöglichen und hat das Gefühl in ihren Beinen zurück geholt. Ich das nicht eine super Neuigkeit?“ Ich sah ihn einfach nur an. Wieder Gefühl in den Beinen? Ich schüttelte den Kopf. Nein. Das wird nicht funktionieren. Gerade wollte ich zu einer entsprechenden Antwort ansetzen, als Taeyang einfach weiter sprach: „Egal was du jetzt sagst. Wir werden morgen zusammen zu diesem Arzt fahren und er wird entscheiden, ob diese Therapie bei dir anschlagen würde. Und dann wirst du sie gefälligst machen.“ Ohne ein weiteres Wort dampfte Taeyang davon und ließ mich wieder alleine. Tausend Fragen schossen gerade durch meinen Kopf. Sollte Taeyang vielleicht sogar Recht begalten? Kapitel 3: der Arzt ------------------- Pünktlich wie immer hatte Taeyang mich abgeholt. Bei seinem ersten Schritt in mein Zimmer hatte ich ihn auch schon gehasst. Vor sich hatte Taeyang einen Rollstuhl hergeschoben. Niemals hatte ich mich dort hinein setzen wollen, aber wie immer ließ mein Freund einfach nicht locker. Taeyang rollte mich gerade vor die Tür zur Praxis. Wie sich hieß hatte ich mir gar nicht erst angesehen. Ich würde eh nicht wieder hier her kommen. Der Typ würde mir nicht halfen können. Am Empfang wurden wir von einem jungen Mann begrüßt. Seine freundliche Art ließ meinen Tag aber auch nicht besser werden, eher schlechter. Taeyang erklärte sofort, warum wir da waren, da ich keinen Ton von mir gab. Ich war ja auch nicht freiwillig hier. Der Mann legte eine Akte zurecht und führte uns dann in ein Zimmer. Auf der Tür stand CHEFARZT. Na super. Einer von diesen Möchtegern Leuten. Ich wurde ins Zimmer gerollt. Vor dem Schreibtisch wurde mein Rollstuhl zum stehen gebracht und Taeyang setzte sich auf den Stuhl neben mir. Der Arzt war nicht da. Das Zimmer war so eingerichtet, wie man es kannte. Zwei Monitore auf dem Schreibtisch, ein Regal mit Büchern hinten an der Wand und hinter mir und Taeyang eine Liege. Hier würde ich sicher nicht bleiben. Der Arzthelfer sah uns freundlich an: „Der Arzt wird sofort bei Ihnen…“ Die Tür ging auf und ein Mann in Arztkittel betrat den Raum. Er machte eher den Eindruck eines Sportlers, als eines Arztes. Aber diese Leute waren eh alle nicht normal. Der Arzt nahm die Akte entgegen: „Danke Jaejoong.“ Dieser verbeugte sich mit einem lächeln und schloss die Tür hinter sich. Der Arzt hingegen setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Ohne die Akte zu öffnen sah er uns an: „Mein Name ist Jung Yunho. Chefarzt hier. Ich hoffe ich kann helfen.“ Oh Gott. Das konnte ja nichts werden. Taeyang schien da aber anderer Meinung und brabbelte auch schon los: „Sehen Sie Herr Jung. Mein Freund TOP hier ist Querschnittsgelähmt und uns wurde gesagt, sie könnten helfen.“ Damit gab er dem Arzt meine Befundkartei. Sofort schlug er die Kartei auf und las sich alles durch: „Autounfall….Lineare Fraktur… verstehe.“ Er sah sich noch schnell die Röntgenaufnahmen an und schon dann alles von sich, machte sich Notizen: „Herr Choi. Ihre Werte sind besser, als bei den meisten Patienten. Ich bin zuversichtlich, dass eine Behandlung bei Ihnen anschlagen wird.“ Taeyang sprang fast an die Decke und griff nach meinem Arm: „Hast du gehört TOP. Ist das nicht toll?“ Er grinste breit. Ich sagte noch immer nichts. Der Arzt beäugte mich: „Sie trauen mir nicht Herr Choi.“ „Nicht mal ansatzweise,“ kam es von mir. Ich sah deutlich, wie Taeyang neben mir kochte. Ihm gefiel meine Antwort ganz und gar nicht. Jung blieb aber ruhig: „Ich bin jetzt Ihr Arzt, Herr Choi. Sie sollten sich nur von jemandem behandeln lassen, dem sie vertrauen können. Aber vielleicht kommt das noch.“ Er stand auf und ging einmal um den Tisch herum. Mich etwas nach hinten schiebend, kniete er sich vor mich. Ich wollte erst protestieren, als er die Hand nach meinem Bein ausstreckte, aber sah dann Taeyangs warnenden Blick und ließ es. „Ich muss mir einmal selbst einen Überblick verschaffen.“ Damit betastete er meine Beine. Ich biss mir auf die Lippe, denn ich merkte gar nichts. Ich konnte deutlich sehen, dass er mich berührte, fühlte aber nichts. Egal wie professionell das ganze aussah, es war ein absolut unangenehmes Gefühl. Der Arzt knetete regelrecht meine Beine und fuhr dann über meine Wirbelsäule. Das merkte ich jetzt, bis zu einem bestimmten Punkt und dann nicht mehr. Als ich wieder protestieren wollte, stand der Arzt auf: „Ja. Ich kann Ihnen helfen. Es wird bei Ihnen nicht einmal so lange dauern, wie üblich. Sie haben Glück gehabt.“ Ich wollte das alles gar nicht hören und ließ mich von Taeyang nach Hause fahren. Kapitel 4: Rain --------------- Ich hatte nicht über den Arzt nachdenken wollen. Taeyang schien zwar mehr als begeistert gewesen zu sein, aber ich konnte mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, zu einer Therapie zu gehen. Egal wie professionell dieser Arzt auch seinen sollte. Die Tür zu meinem Zimmer ging auf und ein Mann trat ein, den ich irgendwo schon einmal gesehen hatte. Einordnen konnte ich ihn aber gerade nicht. Taeyang kam direkt nach ihm herein und schloss die Tür hinter sich: „Hallo TOP.“ War mir ja irgendwie schon klar gewesen. Der Kleine versuchte einfach mit allen Mitteln, meine Meinung über diesen Arzt zu ändern. Ich sah den anderen Mann an. Was wollte Taeyang wohl, das er mir erzählen sollte? Der Mann stellte sich auch sofort vor: „Ich bin Rain. Mir gehört das Rainy Café.“ Jetzt war ich doch verblüfft. Er war also der Boss in Taeyangs und meinem Lieblingscafé. Soviel also zum interessanten Part der Unterhaltung. Was kam jetzt wohl? „Taeyang hat erzählt, dass du bei Yunho warst.“ Na wusste ich es doch. Ich sollte meine Ohren ganz schnell auf Durchzug schalten. „Er hat mich damals auch geheilt.“ Was? Wäre ich ein Hund, hätten sich meine Ohren vermutlich aufgestellt. Rain schien meine Überraschung zu sehen, denn er grinste: „Ja. Man sieht es mir nicht an, aber ich war damals noch schlechter dran als du und Yunho hat es trotzdem geschafft.“ Wie zur Verdeutlichung drehte Rain sich ein paar Mal: „Alles funktioniert wieder.“ Meine Augen klebten förmlich an ihm. Er ging und bewegte sich vollkommen normal. Ich konnte fast nicht glauben, dass er mal genauso bewegungsunfähig gewesen sein soll, wie ich. Ich schüttelte den Kopf. Rain setzte sich hin. Ich sah ihn nicht an: „Und er kann wirklich helfen.“ Rain schien zu grinsen, denn das merkte man in seiner Stimme: „Er ist der beste. Und ja. Er kann dir helfen. Er hat bisher noch Keinen enttäuscht.“ Auf diese Antwort nickte ich nut und legte mich im Bett zurück: „Bitte geht jetzt.“ Und tatsächlich standen beide auf und verließen das Zimmer. Sogar Taeyang behielt seine Kommentare für sich. Als die Tür zu war, schloss ich die Augen. Sollte dieser Arzt mir wirklich helfen können? Kapitel 5: 1. Stunde -------------------- Es war mir wirklich ein Rätsel, wie ich es hierher geschafft hatte, ohne einen erneuten Rückzieher zu machen. Ich saß doch tatsächlich gerade wieder in Yunhos Büro. Oder wie es so protzig an der Tür stand: Chefarztzimmer. Jetzt gab es auch kein zurück mehr. Nachdem Taeyang und Rain verschwunden waren, hatte ich noch lange wach gelegen und über das nachgedacht, was Rain gesagt hatte. Vielleicht hatten die beiden ja doch Recht. Dieser Mann war nicht umsonst Chefarzt. Seine geheilten Patienten sprachen ja auch wohl für ihn. Meine Gedanken waren wieder so abgedriftet, dass ich fast nicht bemerke, dass der Arzt ein kam. Erst als er sich vor mir an den Schreibtisch setzte, erkannte ich ihn richtig. „Morgen Herr Choi.“ Ich nickte nur, war ich doch gerade noch sehr abwesend gewesen. „Sie haben sich also doch entschieden sich von mir behandeln zu lassen.“ Irgendwie konnte ich sein wissendes Gesicht so gar nicht ab. Das schien einfach eine Krankheit von Ärzten zu sein. Meinten sie wüssten alles, taten so als wären sie dein bester Freund und kannten dich doch so wenig wie kein anderer. Yunho stand auf: „Dann wollen wir mal.“ Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie er schon um den Schreibtisch rum war und mich ohne große Anstrengung auf die Arme hob. Deshalb mussten die Ärzte hier also so sportlich sein. Aber die ersten Sekunden verwirrte mich diese Handlung so, dass ich nicht einmal protestierte. Als ich dann aber auf der Liege las, kam alles hoch: „Was sollte das denn jetzt? Hättest du mich nicht erst vorher fragen oder wenigstens vorwarnen können?“ Ich war gerade so wütend, dass ich nicht einmal mitbekam, dass ich ihn geduzt hatte. Und nun flog auch noch meine Hose auf den Stuhl neben dem Arzt, sodass ich nur noch in Boxershorts da lag. Wäre ich nicht so wehrlos gewesen, dann hätte ich ihn wahrscheinlich verprügelt. Aber ich hatte mich entschieden hier zu bleiben und es zu versuchen, also sagte ich nichts und wartete, wie diese Behandlung denn aussehen sollte. Ich sollte ja wohl nicht wieder laufen könne, nur weil er mich auszog. „Okay. Los geht’s.“ Er krempelte die Ärmel hoch und begann dann wieder, meine Beine zu bearbeiten. Na super. Schon wieder da. Zwar sah es nach sehr geübten Bewegungen aus, aber was das nun wollte, war mir ein Rätsel. Genauso war mir die Dauer dieser ungewöhnlichen „Massage“ ein noch größeres Rätsel. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich bereits knapp eine Stunde hier lag. Was auch immer Yunho bezweckte. Es tat sich nichts. Nach weiteren Zehn Minuten knackte er mit den Händen und Fingern: „So. Mal sehen ob sich jetzt was tut.“ Ich wollte erst lachen, als er wieder nur die Hände an meine Beine legte, aber ich hielt inne. Was war das denn jetzt? Es war wie ein ganz leichtes kribbeln. Nur der Hauch einer Wahrnehmung, aber es war da. Ganz bestimmt. Ich lag mit offenem Mund da und konzentrierte mich ganz auf das Gefühl. Yunho grinste leicht: „Und? Etwas da?“ Ich konnte nichts sagen. Es war das erste Mal, dass ich etwas in den Beinen zu spüren schien. Yunho nahm aber schon seine Hände zurück und griff nach meiner Hose. Ich war leicht enttäuscht. Hatte ich doch fast gedacht, etwas würde passieren. Der Arzt zog mich wieder an und setzte noch eine spritze in meinen Rücken: „So Herr Choi. Jaejoong wird einen neunen Termin machen. Soweit es möglich ist, kommen Sie jeden zweiten Tag zu mir.“ Dabei sollte es auch bleiben. Kapitel 6: 2. Schritt --------------------- Zwei Wochen waren seit meiner ersten Stunde bei Yunho vergangen und nahezu jede weitere hatte ich ein kribbeln gemerkt. Es war zwar nur ein kribbeln, aber ich war unendlich dankbar dafür. Meine Deprilaune hatte sich weitestgehend gelegt. Heute sollte ich wieder zu Yunho und Taeyang begleitete mich. Taeyang hatte mir in den letzten zwei Wochen bestimmt hundert Mal gesagt, wie stolz er doch auf mich war, dass ich die Behandlung fortführte. Um ehrlich zu sein war ich auf mich selbst auch sehr stolz. Dieses Mal saßen wir zu Zweit in Yunhos Büro. Taeyang hatte selbst sehen wollen, wie die Behandlung so ablief und Yunho wollte er dann auch gleich ausfragen, ob es Fortschritte gab, wie weit ich schon war und natürlich, ob ich schon bald wieder laufen lernen sollte. Insgeheim hoffte ich, dass es nicht mehr lange dauern würde. Yunho betrat den Raum und Taeyang begrüßte ihn sofort erfreut. Die Zwei waren auch gleich in ein Gespräch vertieft, wo ich nur mit einem Ohr zuhörte. Ich wollte, dass wir weiter machten. Das taten wir dann auch endlich und Yunho legte mich wieder auf die Liege. Taeyangs erstauntes Gesicht, als mir der Arzt ohne Widerstand meinerseits die Hose ausziehen durfte, ignorierten wir beide. Eine halbstündige Massage meiner Beine folgte auch sogleich. Wie immer war ich stumm und lag einfach da, konzentrierte mich auf das Gefühl. Sogar Taeyang war still. Yunho richtete sich wieder auf und knackte seine Arme durch: „Ich wollte mit dem nächsten Schritt weitermachen.“ Damit legte er seine Hände an meine Hüfte. Er tat aber noch nichts, sondern sah mich nur an: „Vertrauen Sie mir?“ Ich atmete tief durch, bevor ich nickte: „Ja.“ Der Arzt nickte und wand sich wieder meinen Beinen, oder besser meiner Hüfte zu. Es dauerte keinen zwei Minuten, da merkte ich seine Massage. Ich riss die Augen auf und keuchte. Das… das war unglaublich. Ich spürte einfach alles. Jede Berührung des Arztes. Ich merkte seine Finger über meine Hüften und Oberschenkel gleiten. Merkte den Druck, den er auf meinen Körper ausübte. Einfach alles. Ich musste mich beherrschen, dass mir nicht die Tränen in die Augen traten. Aber schon nahm Yunho seine Hände zurück und drehte sich um. Setzte wie immer seine Spritze an meinen Rücken und nahm mich dann hoch. Er zog mich wieder an und beförderte mich wieder in meinen Rollstuhl. Wieder kein Gefühl. Yunho nickte: „Sie brauchen ein paar neue Termine. Jaejoong weiß bescheid.“ Er wollte gerade gehen, als ich ihn am Arm packte und so zurückhielt. Er drehte sich erneut zu mir und schwieg. Wartete darauf, dass ich etwas sagte. Ich hob den Kopf und sah ihn an: „Danke!“ Yunho lächelte und nickte erneut bevor er ging. Taeyang fiel mir sofort freudig um den Hals, als die Tür wieder zu war: “Es wird besser, oder?“ Ich bejahte und nun lief tatsächlich eine Träne über mein Gesicht, die Taeyang aber sofort weg wischte. „Das freut mich so für dich.“ Ich sah meinen besten Kumpel an: „Taeyang… Ich glaube ich fange an ihn zu mögen.“ Dieser grinste und stand auf, schob mich auf den Flur. „Yoochun. Schön das du da bist,“ hörte ich dann Yunhos Stimme und sah, wie er einen schlanken Mann umarmte. Dieser grinste auch gleich breit: „Lass uns was Essen gehen.“ Taeyang schob mich zur Anmeldung, um mit Jaejoong die neuen Termine zu besprechen. Kapitel 7: Gehen? ----------------- Ein Monat verging. Heute sollte es wieder eine neue Stufe geben. Endlich. So langsam wurde ich echt ungeduldig. Ich wollte endlich wieder vernünftig laufen können. Als Yunho herein kam, schien er gut gelaunt zu sein. Er begrüßte mich und wollte auch gleich den nächsten Schritt mit mir machen. Da war ich doch gar nicht abgeneigt. Je schneller das ganze voran ging, desto eher sollte ich wieder laufen können. Yunho kam auf mich zu und nahm mich hoch. Doch er legte mich nicht wie sonst auf die Liege, sondern stellte mich hin. Zu meiner Verwunderung stand ich tatsächlich gerade vor ihm. Seit wann konnte ich denn stehen? Egal. Ich konnte es und das war gut so. Der Arzt stand hinter mir und legte die arme um meine Taille. Auch das konnte ich leicht spüren. Aber was sollte das denn jetzt? Ich sah ihn über die Schulter an und er nickte: „Versuch zu gehen.“ Wie bitte? Ich sollte gehen? Unsicher sah ich auf meine Beine. Ob das wirklich funktionierte? Ich versuchte mein linkes Bein zu heben, aber es tat sich nichts. Ich versuchte es erneut, aber wieder nichts. Frustriert knurrte ich meine Beine an. Doch Yunho ließ sich nicht so leicht entmutigen, wie ich. Er nahm einen Arm von meiner Taille und legte sie hinten an meinen Oberschenkel: „Pass genau auf.“ Damit schob er langsam mein Bein nach vorne. Jetzt bemerkte ich auch, was er damit bezweckte. Der Muskel, der in meinem Bein fast in Vergessenheit geraten wäre, wurde reaktiviert. Das war es also, was er mit den Massagen immer bezweckt hatte. Ich spürte, wie Yunho das andere Bein nun vor schob. „Jetzt versuch du es.“ Ich nickte und tatsächlich. Zwar langsam, aber dennoch. Mein Bein bewegte sich langsam nach vorne. Meine Augen glänzten. Zwar blieb der Fuß am Boden, aber er ging nach vorne. Tat ich das gerade wirklich ganz alleine? Ja. Yunhos Hände waren beide an meiner Hüfte. Er half nicht mit. Ich schaffte noch drei weitere Schritte, bis ich fast in Yunhos Armen zusammen brach. Ich keuchte schwer. Dass das so schwer war hätte ich nie gedacht. Es war echt anstrengend. Ich hatte nicht mehr die Kraft zu stehen und wurde von Yunho auf die Arme gehoben. Er schien einzusehen, dass es für heute reichte. Kapitel 8: 2. Unfall -------------------- Jetzt, wo ich langsam wieder laufen lernte, hatte mir Yunho aufgetragen, keine Versuche ohne ihn zu unternehmen. Aber ich wäre nicht ich gewesen, wenn ich auf ihn gehört hätte. Heute Morgen hatte Taeyang mich in den ersten Stock hoch gebracht. Hier war ich seit meinem Unfall nicht mehr gewesen. Wie auch? Bald sollte mein bester Freund wieder kommen. Bis dahin könnte ich noch versuchen etwas zu laufen. Meine Beine reagierten nicht. Alleine hatte ich auch nie laufen können. Yunho verbot es. Aber ich war ja schon immer ein böser Junge gewesen. Was sie nicht sahen, mussten sie nicht erfahren. So konnte mich auch keiner verurteilen. Gerissen. Aber es funktionierte nicht so, wie es sollte. Meine Beine spielten nicht mit. Es bewegte sich nichts. Frustriert rollte ich mich zur Treppe. Am Geländer sollte ich mich doch fest halten können und dann auch vielleicht mal ein paar Schritte alleine machen können. Wozu war Yunhos Behandlung sonst gut, wenn es nicht eingesetzt werden durfte? Also klammerte ich mich ans Geländer und hob mich aus dem Stuhl. Dieser kippte sofort nach hinten weg. Kurz schloss ich die Augen, weil ich befürchtete, er würde nun die Treppe runter poltern, aber Glück gehabt. Er blieb oben liegen. Ich atmete aus und sah dann die Treppe runter. Es war doch ziemlich hoch für jemanden, der nicht laufen konnte. Aber jetzt war ich hier und würde nicht kneifen. Taeyang konnte stolz auf mich sein, wenn ich es bis nach unten schaffte, bevor er zurück kam. Was eigentlich schon längst hätte sein sollen. Mich selbst am Geländer hoch ziehend schaffte ich es in eine stehende Position. So weit so gut. Vorsichtig schon ich einen Fuß auf die Kante zu und ließ ihn einfach auf die darunter liegende Stufe fallen. So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt, aber es funktionierte. Das war doch alles was zählte. Aber schon beim nächsten Schritt passierte es. Ich verlor den Halt und ich hatte mich auch mit den Armen nicht mehr halten, geschweige denn abfangen können. Oh nein. Ich fiel, fast jede Stufe mitnehmend, die Treppe nach unten. Schmerz durchzuckte meinen Körper. Sogar meine untere Wirbelsäule schmerzte schrecklich. Mir tat alles weh. Hart schlug ich am Boden auf und konnte mich nicht mehr rühren. Mir wurde langsam schwarz vor Augen. Das letzte, was ich mitbekam war, dass Taeyang meinen Namen rief und sich über mich beugte. Mehr hörte und sah ich nicht mehr, bevor ich Ohnmächtig wurde. Kapitel 9: Fallen lassen? ------------------------- Als ich aufwachte war es wieder unglaublich hell. Und genau aus diesem Grund wusste ich, wo ich war. In einem Krankenhaus. Aber vielleicht hatte ich das auch verdient. Yunho tat alles, damit ich irgendwann wieder laufen konnte und ich brach die einzige Regel, die er aufgestellt hatte. Ja, vielleicht hatte ich es verdient wieder hier zu sein. Meine Augen gewöhnten sich langsam an das grelle Licht, sodass ich mehr um mich rum wahrnehmen konnte. Das erste was ich bemerkte war, dass ich nicht alleine war. Auf dem Stuhl neben meinem Bett saß jemand. Es war Yunho! Er hatte normale Alltagsklamotten an. War er etwa außerhalb seiner Dienstzeiten gekommen, um nach einem Patienten zu sehen? Um nach mir zu sehen? Ich sah ihn an, aber er machte keine Anstalten etwas zu sagen, also tat ich es: „Es tut mir leid.“ Und das meinte ich ernst. Ich belog in solchen Dingen ja viele Menschen, aber bei ihm ging das nicht. Ihn konnte ich nicht anlügen. Nicht mehr. Dieser Mann war mir wichtig geworden. Yunho aber sagte weiterhin nichts, sah mich einfach nur stumm an. War das jetzt die Strafe für mein Handeln? Aber dann räusperte er sich und sagte doch etwas: „Du kannst froh sein, dass Taeyang dich so schnell gefunden hat. Ein paar Minuten länger und man hätte den Wirbel, den du auf der Treppe hast raus springen lassen, nicht mehr retten können. Dann hätten wir wieder von vorne anfangen, oder besser gesagt, gleich aufhören können.“ Gleich aufhören können? Nein. Hieß das er brach die Behandlung ab? Er ließ mich einfach fallen. Meine Hand schoss vor und klammerte sich um Yunhos Arm, der auf dem Bettgestell lag. Ich zitterte. Er konnte doch nicht… Ich sah ihn an: „Yunho ich bitte Sie. Ich flehe Sie an. Bitte. Bitte lassen Sie mich nicht alleine. Ich… Sie sind der einzige, dem ich vertraue. Ich brauche Sie…“ Meine Stimmt brach kurz ab, damit ich die aufkommenden Tränen zurückhalten konnte. Ich schluckte. Meine Hand zitterte noch immer, als ich den Arm des Arztes noch stärker drückte, aus Angst er würde mich alleine lassen: „Bitte lassen Sie mich nicht alleine. Brechen Sie die Behandlung nicht ab.“ Selbst meine Stimme zitterte gefährlich. So hilflos hatte ich mich selbst noch nie erlebt. So abhängig. Yunho entzog seinen Arm aus meiner Umklammerung und stand auf. Nein. Nicht weggehen. Und doch drehte er sich um und ging zur Tür. Ich kniff die Augen zu. Da war sie weg. Meine Chance je wieder laufen zu können. Gerade jetzt, wo ich… „Ich glaube an dich.“ Was? Meine Augen schlugen wieder auf. Yunho sah mich nicht an, redete aber weiter: „Wir sehen uns am Dienstag.“ Damit verschwand er. Dienstag? Meine Augen füllten sich mit Tränen. Dienstag war mein nächster Termin in Yunhos Praxis. Ich legte die Arme über mein Gesicht, als die Tränen hervor traten. Er wollte mich wirklich weiter behandeln. Kapitel 10: Es hat funktioniert ------------------------------- Ich hatte einen Monat Behandlung von vorne machen müssen, aber das war mir egal. Solange Yunho mich nicht fallen ließ, sondern wieder machte, gab es Hoffnung für mich. Ich wartete gerade wieder im Wartezimmer, dass ich aufgerufen wurde. Heute sollte wieder eine Stufe angezogen werden. Ich kam meinem Ziel immer näher. Jaejoong erschien in der Tür. Yunho würde mich erwarten. Damit rollte ich mich zu seinem Büro und Jaejoong öffnete mir die Tür. Der Arzt saß, wie eigentlich immer, vor dem Schreibtisch und blätterte in irgendwelchen Unterlagen herum. Als er mich sah, lächelte er und kam auf mich zu: „Hallo TOP. Ich hoffe du fühlst dich gut genug um weiter zu machen.“ Als Antwort grinste ich nur. Schien Yunho erstmal als Antwort zu reichen, denn schon hob er mich aus dem Rollstuhl. Wie auch die Male zuvor stand er hinter mir und hatte die Arme um meine Hüfte gelegt. Also dann. Ich schaffte es bereits mit ihm fast normal zu laufen. Zwar langsam, aber wer wollte auch schon gleich einen Marathon laufen? Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich schaffte es sogar die Füße beim laufen vom Boden zu heben. Yunho dirigierte mich einige Schritte durch den Raum. Es ging schon recht gut. Ich konnte jetzt auch genau spüren, wie ich den Fuß auf den Boden setzte. Was ich früher als selbstverständlich gesehen hatte war für mich nun fast ein Wunder. Den Boden unter den Füßen zu spüren. Ein tolles Gefühl. Ich machte ein paar weitere Schritte, bis ich etwas bemerkte. Oder eher nicht fühlte. Wo waren seine Arme? Wo war Yunho? Von plötzlicher Panik ergriffen fiel ich nach vorne und konnte mich gerade so noch mit den Händen abfangen. Was? Warum hatte er mich nicht gehalten? „Was sollte das? Warum…“ Ich wand mich um und stockte. Alle Wut auf den Arzt war sofort verflogen, denn dieser stand gut zweieinhalb Meter von mir entfernt. Wie war ich denn? Hatte ich wirklich diese letzten Schritte alleine gemacht, ohne es überhaupt zu merken? „Ich bin stolz auf dich.“ Yunhos Worte holten mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn fragend an. „Verzeih mir, dass ich nichts gesagt habe, aber so konnte ich sicher sein, dass du nicht blockierst. Hätte ich dir einfach gesagt du sollst laufen, dann hätte dein Verstand sicher blockiert.“ Er lächelte und kam auf mich zu: „Wie du siehst, hat es funktioniert.“ Ich war alleine gelaufen? Ich war wirklich ganz normal alleine gelaufen. Das war einfach unglaublich. Yunho zog mich zurück auf die Beine und lächelte immer noch: „Von jetzt an geht es nur noch bergauf. Das Schwierigste hast du geschafft.“ Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Mein Körper handelte von alleine, als ich wieder alleine einen Schritt nach vorne machte und fast schon in die Arme des Arztes fiel. Meine Hände verkrallten sich von selbst im Hemd meines Arztes. Tränen sammelten sich in meinen Augen, als ich mein Gesicht gegen seine Brust drückte. „Danke Yunho… Danke,“ schluchzte ich vor mich hin. Ich war ihm so dankbar, ich konnte einfach nicht anders. Und dann fühlte ich, wie er seine Arme um mich legte. _____________________________________ so^^ ich glaub jetzt mach ich mal etwas schneller weiter^^ Kapitel 11: Einsehen -------------------- „Hallo Taeyang.“ Dieser grinste mich von seinem Platz her an und schob den Stuhl vor mir etwas zurück, sodass ich mich darauf fallen lassen konnte. Und genau das hatte ich jetzt vor. Fünf Minuten laufen und schon war ich fix und fertig. Ich stellte die Krücken neben mir an die Wand. Es war zwei Wochen her, dass ich das erste Mal alleine gelaufen war und Yunho erlaubte mir jetzt endlich, dass auch ohne seine Aufsicht zu tun. Zwar nur mit Krücken, aber ohne würde ich wahrscheinlich gar nicht klar kommen. Vielleicht sollte ich auch froh sein, dass ich es wieder konnte. Yunho hatte mir meinen Lebenswillen zurückgegeben. Wir saßen keine zwei Minuten, da kam auch schon Rain, der Besitzer des Cafés, und klopfte mir auf die Schulter: „Na endlich wieder auf zwei Beinen?“ Ich grinste ihn an. Dieser lachte sofort: „Ich sagte es doch, Yunho ist Gold wert.“ Ich nickte: „Ja. Ja das ist er.“ Wir gaben unsere Bestellung auf und Rain verschwand wieder: „Noch gutes gelingen, mein Freund.“ Als ich mich wieder Taeyang zu wand, grinste dieser wissend: „Du magst ihn.“ So ganz wollte ich diesen Satz nicht verstehen: „Natürlich mag ich Rain. Immerhin…“ „Wir wissen beide, dass ich nicht von Rain spreche.“ Ein Stoßgebet gen Himmel schickend hoffte ich, dass ich nicht rot wurde. Was erzählte er denn für einen Scheiß. Ich seufzte: „Taeyang ich weiß nicht, wie du immer auf….“ Wir wurden kurz von der Bedienung unterbrochen, die uns das Eis brachte. Ich langte sofort zu, aber Taeyang schien nicht der Meinung zu sein, dass dieses Gespräch vorbei war. Nein. Mr. Pseudo-Mama wollte mich unbedingt ausquetschen. Warum hatte ich das nur geahnt? Also durch da. „Du hättest mal deinen Gesichtsausdruck sehen sollen, als sein Name fiel.“ Ich verdrehte nur die Augen: „Er ist mein Arzt. Er ist der Grund, warum ich wieder laufen kann. Ist es nicht verständlich, dass ich ihm dafür mehr als dankbar bin?“ Taeyang musterte mich wieder mit diesem ich-weiß-es-besser Blick. Rein gar nichts wusste er. „Vielleicht kannst du dir selbst etwas vor machen, aber ich sehe da etwas anderes. Vielleicht erlaubt das dein Stolz auch einfach nicht. Denk mal drüber nach.“ Stolz? Den hatte ich spätestens da verloren, wo… oh. Stimmt ja. Als ich mich in die Obhut des Arztes begab. Na toll. Jetzt hatte er es wieder geschafft. Jetzt dachte ich wirklich darüber nach. __________________________________ So^^ damit es auch mal zu Ende geht^^ Kapitel 12: Ende? / Anfang? --------------------------- Drei Wochen später, zwar immer noch mit Krücken aber doch sehr viel beweglicher, saß ich wieder in Yunhos Büro und wartete auf diesen. Ob vielleicht schon der Tag abzusehen war, an dem ich ohne laufen könnte? Ob vielleicht schon die nächste Sitzung ohne ablaufen würde? Die Tür ging auf und Yunho trat ein. Grinsend setzte er sich hinter den Schreibtisch: „So TOP. Dann wollen wir mal.“ Ich sah ihn erwartungsvoll an. Was würde wohl jetzt gesagt? Bitte, bitte. Ich will ohne Krücken laufen dürfen. „Meine Arbeit ist getan.“ Was? Jetzt sah ich ihn fragend an. Was hieß das denn nun? Yunho stand auf und setzte sich auf den Stuhl neben mir: „Die Röntgenbilder von letzter Woche haben es bestätigt. Sie sind geheilt und meine Arbeit ist getan.“ Er reichte mir die Hand: „Die Gehhilfen sollten Sie noch behalten, für den Fall, dass es mal schlechter gehen sollte. Jetzt ist es nur noch an mir, Ihnen alles Gute für die Zukunft zu wünschen.“ Ich ergriff seine Hand, wollte aber noch nicht so ganz begreifen, was los war. Ich war fertig mit der Behandlung? Yunho wollte gerade seine Hand zurück ziehen, aber ich ließ das nicht zu. Hielt sie weiter fest. Das hieß ich würde ihn nicht mehr sehen? Nein. Das wollte ich nicht. „TOP?“ Der Arzt sah mich fragend an. Der Arzt, der so viel mehr in den vergangenen Monaten geworden war. Ich wollte ihn nicht verlieren. Ich sah auf und direkt in die fragenden Augen Yunhos. Ja. Ich konnte verstehen, dass er verwirrt war. „Ich…“ Na super. Jetzt stotterte ich wieder. Konnte ich nicht einen vernünftigen Satz raus bringen? „Ich möchte Sie weiterhin sehen.“ Die Tür ging auf und Jaejoong trat ein: „Verzeih Yunho, aber Yoochun wartet auf Sie. Sie waren zum Essen verabredet.“ Ach ja genau. Yoochun. Ein trauriger Ausdruck legte sich auf meine Züge und ich stand auf: „Es tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen.“ Aber dieses Mal war ich es, der zurück gehalten wurde. Fragend sah ich Yunho an, der meine Hand ergriffen hatte: „Dummchen. Yoochun ist mein Bruder.“ Damit gab er mir einen Kuss auf die Stirn. Er war… sein Bruder. Ein lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als Yunho zur Tür ging. „Man sieht sich TOP.“ _______________________________________ Okay... wann war ich auf die doofe Idee gekommen aus den beiden sowas zu machen???? egal jetzt isses so und fertig^^ vortsetzung??? weiter???? weiß ich noch nicht hier erstmal schluss^^ danke an meine fleißigen Leser! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)