You Always Meet Twice A Lifetime von NguyenTranLoc (Final Fantasy VII) ================================================================================ Kapitel 5: Suspicious Nibelheim Once Again ------------------------------------------ Trotz der winterlichen Temperaturen stand Cloud der Schweiß auf der Stirn als er in Nibelheim ankam. Er hatte den anstrengenden Weg durch die Berge im Eiltempo zurückgelegt und dafür nur eine knappe Stunde gebraucht. Die Frage, was einen verwandelten Vincent nach Nibelheim brachte, hatte ihn angetrieben. Auch wenn er sich die Antwort teilweise ausmalen konnte. Nur, was hatte dazu geführt, dass Vincent sich verwandelt hatte? Soweit Cloud wusste, verwandelte sich Vincent so gut nie - meistens nur wenn er praktisch keinen anderen Ausweg mehr sah oder unglaublich zornig war. Und auch wenn der ehemalige Turk nie darüber ein Wort verloren hatte, war es klar gewesen, dass ihm die Verwandlung jedes Mal sehr unangenehm war. Es stand also außer Frage, dass Vincent sich einfach verwandelt hatte, um Nibelheim fliegend zu erreichen. Aber warum dann? Schon als er das letzte Stück des Pfades aus den Bergen herunter marschierte, erkannte Cloud, dass etwas ungewöhnliches in seinem Heimatdorf vorging. Auf dem - sonst hauptsächlich leeren - Platz vor der ShinRa Villa waren zwei Hubschrauber gelandet. Es handelte sich um Nachfolgemodelle der von ShinRa benutzten Serie, die heute fast ausschließlich von der Junon Navy benutzt wurden. Aber was wollten Soldaten aus Junon hier? Cloud ging auf eine Gruppe Schaulustige zu, die sich am Zaun der Villa versammelten hatten und neugierig auf das große Anwesen starrten. Erst jetzt fiel ihm das klaffende Loch im Dach des Hauses auf. Er war sich jetzt ziemlich sicher zu wissen, wo Vincent stecke. Das erklärte aber immer noch nicht die Anwesenheit der Helikopter. Er streifte seine Kapuze ab, dann packte er einen der Umstehenden an der Schulter und riss ihn etwas unsanft herum. Der Mann protestierte lautstark, verstummte aber in dem Moment, als er erkannte, wer da vor ihm stand. "Was ist hier los", fragte Cloud. "Ich weiß es nicht genau", antwortete der Angesprochene. "Die sind heute Vormittag gelandet, kurz nachdem du aufgebrochen bist. Dann sind sie kurz in die Villa gegangen und haben anschließend den Eingang blockiert." "Was sie wollten haben sie nicht gesagt?" Der Mann schüttelte ahnungslos den Kopf. "Nein." Cloud zweifelte nicht daran, dass die 'Bewohner' von Nibelheim die Neuankömmlinge einfach hingenommen und weiter Alltag gespielt hatten. Darin waren sie gut. Auch wenn sich über die Jahre ein normales Dorfleben entwickelt hatte, so waren doch alle Einwohner nur Schauspieler deren gespieltes Leben nichts so leicht durcheinander brachte. "Aber dann vor einer halben Stunde, oder so," fuhr der Mann fort, "gab es ein lautes Krachen und dann war auf einmal dieses Loch im Dach Daraufhin sind sie alle in die Villa geeilt, nur der eine da", er wies auf eine einzelne Gestalt am Gartentor, "ist hier draußen geblieben." Cloud ließ den Mann los und ging wortlos auf den einzelnen Wächter zu. "Manche Leute sagen, sie hätten gesehen, wie der Drache durch das Dach gebrochen ist", rief der Mann hinter ihm. "Hast du ihn nicht erledigt?" "Der Drache ist Geschichte", sagte Cloud kurz über seine Schulter und setzte seinen Weg fort. Der Torwächter war ein Mann mit braunen Haaren, vielleicht Ende zwanzig. Er trug normale Kleidung, also handelte es sich bei den Fremden scheinbar nicht um Soldaten aus Junon. Noch bevor Cloud ihn ansprechen konnte, sah der Kerl ihn verwundert an. "Wer bist du? Ich dachte ich kenne eure gesamte Truppe mittlerweile." Nun war Cloud der Verwunderte. "Wovon sprichst du eigentlich?" "Du gehörst also nicht zu ihnen?" "Sag mir endlich wovon du sprichst", antwortete Cloud und verschränkte ärgerlich die Arme, "dann kann ich dir vielleicht sagen, ob ich dazugehöre." "Verschwinde!", fuhr der Wächter ihn an. "Ganz sicher nicht. Ich will wissen, was ihr hier macht." Er packte den Kerl mit beiden Händen am Kragen. "Raus mit der Sprache!" "Das hier geht dich einen Scheißdreck an", antwortete der Kerl unbeeindruckt. "Verzieh dich, und geh Rinder züchten oder etwas in der Art!" Cloud ließ den Mann zu dessen Überraschung los und machte tatsächlich kehrt, er entfernte sich zwei Schritte, dann drehte er sich wieder um und begann zu grinsen. "Und wie mich das was angeht!" Ohne die Reaktion des Wächters abzuwarten, nahm er Anlauf und sprang mit einem Satz über den Zaun der ShinRa Villa. Ohne sich umzudrehen schlenderte er daraufhin einfach auf die Haustür zu. "Hey! Für wen hältst du dich eigentlich." Ganz wie erwartet war der Wächter Cloud gefolgt. Als er den Krieger jedoch an der Schulter packte, wirbelte dieser herum und verpasste ihm einen Kinnhaken, der den Mann sofort ins Reich der Träume beförderte. Cloud überzeugte sich kurz davon, dass der Mann wirklich bewusstlos war, dann marschierte auf die Villa zu. Die Blicke der Dorfbewohner ignorierte er vollkommen. Kaum hatte er das alte Haus betreten, standen ihm auch schon zwei weiteren Typen vom gleichen Schlag, wie der vor der Tür, gegenüber. Die beiden ließen sich jedoch nicht lange auf ein Gespräch ein, sondern zogen sofort ihre Pistolen und richteten sie auf Cloud. "Hände hoch!", brüllte der eine. "Was willst du hier", fragte ihn der andere. "Ich... ähm.. ich wohne hier", antwortete Cloud mit einem Grinsen und hob die Hände, dann marschierte er langsam auf einen der beiden zu. "Unsinn! Hier wohnt keiner!" "Na ja, nicht direkt wohnen", gab Cloud zu und ging immer noch langsam auf den Kerl zu. "Ich bin der Hausmeister. Ich muss das Dach reparieren. Wir haben schließlich bald Winter..." "HALT DIE KLAPPE!" "Hör auf so einen Mist zu erzählen! Verzieh dich, sonst..." "Gibt's Ärger?", fragte Cloud und schoss im selben Moment blitzschnell vorwärst, so dass die beiden Männer keine Zeit mehr zu reagieren hatten. Er trieb dem einen Kerl mit voller Wucht seine Faust in den Magen, worauf hin dieser mit einem lauten Stöhnen zu Boden sank. Einem Schuss des anderen wich er aus, dann zog er mit einer schnellen Bewegung sein Schwert und schlug es dem Mann mit aller Kraft mit der Breitseite gegen den Kopf. Er war bereits bewusstlos, bevor er am Boden aufschlug. Solange er nicht genau wusste, was eigentlich los war, sah Cloud noch keinen Grund die Männer zu töten. Er steckte seine Waffe wieder weg und packte den ersten Kerl, der immer noch röchelnd am Boden lag, und hob ihn hoch. "Also, Freundchen, wärst du dann mal bitte so nett mir zu sagen, was ihr hier wollt?" Bevor der Mann antworten konnte, bemerkte Cloud wie jemand, der wohl vom oberen Ende der Treppen abgesprungen war, neben ihm auf dem alten Holzboden der Villa landete. Er ließ den Mann los und wollte sich dem Neuankömmling zuwenden, als ihn ein unglaublich harter Tritt traf und mit voller Wucht gegen die nächste Wand schleuderte. Trotz seiner übermenschlichen Konstitution hatte der Treffer ihm beinahe das Bewusstsein geraubt. Er erhaschte einen kurzen Blick auf seinen Angreifer. Es handelte sich um einen Mann, der vielleicht einen Kopf kleiner war als Cloud. Auf dem Kopf trug er nur einen einzelnen hoch stehenden, schwarzen Zopf, der allerdings schon einige graue Strähnen aufwies. Des weiteren zierte ein langer, wohlgepflegter Schnauzbart sein Gesicht. Was Cloud jedoch am meisten überraschte, waren eisig glänzenden, grauen Augen des Kämpfers. Eine Verschnaufpause wurde ihm allerdings auch nicht gegönnt, denn sein Angreifer stürzte sich sofort wieder auf ihn. Der blonde Krieger riss in einem verzweifelten Versuch die Hände hoch, um sich zu verteidigen, aber der andere war zu schnell und deckte ihm mit einem wahren Hagel aus Schlägen ein, die Clouds Verteidigung mühelos durchdrangen - jeder einzelne so hart wie in Gewehrschuss. Schließlich stoppten die Schläge und Cloud ging erschöpft in die Knie, gleich darauf traf ihn jedoch ein harter Schlag in den Nacken, und er verlor das Bewusstsein. * * * Mit einem zufriedenen Grinsen richtete sich Ajig über seinem bewusstlosen Gegner wieder auf und wandte sich den beiden am Boden liegenden Männern zu, von denen nur noch einer bei Bewusstsein war. "Ihr solltet den Eingang bewachen", sagte er zu dem wachen der Beiden, der noch immer mit schmerzhaft verzerrten Gesicht am Boden kauerte und sich den Magen hielt. "Das heißt ihr sollt Eindringlinge aufhalten und euch nicht von ihnen K.O. schlagen lassen. Noch dazu war es nur einer." "S... Sir, der Kerl war wirklich sehr schnell...", stöhnte der Mann, "... und stark." Ajigs Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und sein Grinsen verschwand. "Wie war das?" Der Verletzte vergrub erschrocken sein Haupt im Boden und begann sich zu entschuldigen. "Es tut mir leid, Sir, dass wir versagt haben." "Schon besser", meinte der SOLDAT und begann wieder zu lächeln, dann inspizierte er den bewusstlosen Blonden genauer. "Schnell und stark sagst du?" Ajig ging in die Knie und lockerte seine rechte Faust. "Hm... einigermaßen kräftig war er jedenfalls. Hätte ich ihn nicht so überrascht, wäre er vielleicht eine größere Herausforderung gewesen." Er stand wieder auf. "Na ja, nicht mein Problem." Der Krieger betrachtete Cloud noch eine Weile, dann bückte er sich und zog das riesige Schwert aus seiner Scheide. "Beeindruckend", meinte er mehr zu sich selbst, als zu dem anderen Mann. "Unglaublich groß..." Er schwang es zweimal durch die Luft. "Und dabei so leicht. Das könnte dem Kommandanten gefallen." "Mister Xunja, was ist hier vorgefallen?", fragte eine Stimme am oberen Ende der Treppe. Ajig sah auf. Ein junger Mann mit kurzen braunen Haaren, vielleicht Anfang dreißig, marschierte gerade die Treppe herunter. Er trug einen dunklen Businessanzug und schlüpfte gerade wieder in einen langen Mantel. "Nichts weiter, Sir. Nur ein Eindringling." Ajig warf einen Blick auf die am Boden kauernden Gestalten. "Die Männer und ich konnten ihn erfolgreich aufhalten. Haben Sie, was Sie wollten?" Der Mann begann zu lächeln und wies auf fünf weitere Männer, die gerade hinter ihm die Treppe betraten. Zwei davon trugen eine große Gestalt mit sich. "Oh ja, wir haben ihn." "Bestens", antwortete der Kämpfer und schwang Clouds Schwert herum. Er rammte es beiläufig in den Boden und lehnte sich dagegen. "Glauben Sie, er wird noch Ärger machen." Der andere Mann trat zu ihm und schüttelte amüsiert den Kopf. "Ich habe mehr als genug Betäubungsmittel dabei, um ihn ruhig zu stellen bis wir wieder im Hauptquartier sind." "Dann haben wir also alles?" Ein stummes Nicken war die Antwort. "Wir rücken ab, Männer!" Zwei Männer halfen den Verletzten auf die Beine und schleppten sie zusammen mit den Beiden, die die leblose Gestalt trugen, aus der Villa, schließlich blieben nur Ajig und der Mann im Mantel zurück. "Was sollen wir mit ihm machen?", fragte Ajig und stupste Cloud mit einem Fuß an. Der Andere zuckte mit den Schultern. "Mir egal. Lassen Sie ihn liegen oder räumen Sie ihn beiseite. Ganz wie Sie wollen, Mister Xunja." "Ich glaube, ich hab schon genau das richtige Plätzchen für ihn. Ich brauche nur noch etwas Werkzeug", grinste Ajig bösartig und zog anschließend das Schwert wieder aus dem Boden. "Und das hier bekommt der Boss." "Ich warte ihm Hubschrauber auf Sie", antwortete der Braunhaarige desinteressiert und ging auf die Tür zu, kurz vorher drehte er sich jedoch noch einmal um. "Wollen Sie auch einen Kaffee?" "Nein danke, Sir." * * * "Hihi... Tifa, ich bin reich", kicherte Elena, als sie von der angesprochenen jungen Frau, die sie stütze, in deren Wohnung gezerrt wurde. "Hast du bereits mehrmals erwähnt", antworte Tifa etwas genervt, während sie Elena auf der Couch absetzte. Der Abend hatte noch eine recht überraschende Wendung genommen. Tifas Stammgäste hatten schnell erkannt, dass es sich bei der jungen Turk wohl um eine Art privaten Gast Tifas handelte und sie sich deshalb nicht wie üblich ihrer fröhlichen Runde anschloss, also hatten sie einfach Elena an ihren Tisch eingeladen. Zu Tifas Überraschung hatte die sich auch tatsächlich einladen lassen, was Tifa auch keinen wirklichen Grund mehr gegeben hatte, die Einladung auszuschlagen. In den darauffolgenden Stunden hatte Elena eine Fröhlichkeit an den Tag gelegt, die Tifa niemals von jemanden erwartet hätte, der noch knapp vierundzwanzig Stunden vorher so etwas wie Elena durchmachen hatte müssen. Aber die Turk hatte sich als exzellente Kartenspielerin erwiesen, die wohl den Hauptgewinn des Abends eingestrichen hatte. Ihre Trinkfestigkeit hatte sie zudem auch unter Beweis gestellt. "Glaubst du es war eine so gute Idee, dich in deinem Zustand zu betrinken?", fragte die Barkeeperin, während sie hinter der Couch ihre Füße aus den Schuhen befreite. "Ich bin nicht betrunken, nur angeheitert... Wer nichts verträgt, hat keine Chance bei den Turks", kicherte die Blondine und legte dann den Kopf in den Nacken. "Das war eine der ersten Lektionen." Sie schloss die Augen, ließ ihren Kopf aber in der Position, in der er sich befand. Tifa nahm an, dass Elena ohnehin kurz davor war einzuschlafen, also antwortete sie darauf nichts. Allerdings wurde sie eines besserem belehrt. "Außerdem", fuhr Elena mit einem ernsteren Tonfall fort, "lass mich doch... Ich lebe eh nicht mehr lange." Die Aussage ließ Tifa praktisch erstarren. "Wie...?" "Ich spüre es", meinte die Turk weiter. "Es arbeitet und pulsiert in mir drinnen. Es wächst und wächst. Bald beginnt es wahrscheinlich meine Lungen zu durchsetzen. Vielleicht sterbe ich dann, vielleicht erst wenn es meinen ganzen Körper befallen hat. Vielleicht ist es morgen soweit, oder nächste Woche, oder erst in einem Jahr. Wer weiß..." Elena war wohl wirklich nicht betrunken, oder wenn doch, dann äußerten sich die Symptome auf sehr ungewöhnliche Weise bei ihr. Tifa jedenfalls war von der plötzlichen gleichgültigen Hoffnungslosigkeit ziemlich überrascht. "Gibst du einfach so auf? Vielleicht ist es gar nicht so schlimm." Tifa glaubte die Lüge nicht einmal selbst. "Es muss doch jemanden geben der dir helfen kann." "Du willst mich loswerden, oder?" Die Anschuldigung traf Tifa ziemlich unvorbereitet und sie stammelte nur ein paar lose Brocken als Antwort. Natürlich hatte sie bereits darüber nachgedacht, aber gerade eben war das nicht der Fall gewesen, außerdem hatte sie nicht erwartet, dass es für Elena so offensichtlich war. "Keine Sorge, ich nehm's dir nicht krumm", sagte Elena und setzte sich wieder gerade hin. "Du hast schon mehr als genug getan." Sie drehte ihren Kopf zu Tifa um. "Ich hätte dich wahrscheinlich einfach blutend in der Gasse liegengelassen. Ich bin dir dankbar, dass du das nicht getan hast." Tifa wusste endgültig nicht mehr, was sie sagen sollte. "Lockheart?" "Hm?" "Stört es dich, wenn ich heute Nacht noch bleibe?" "S... Selbstverständlich nicht!", stieß Tifa aus. "Bleib solange du willst... musst... Ich meine." "Danke." "Bitte. Du... kannst das Bad gerne zuerst haben." Tifa schritt mit gesenktem Haupt zu ihrem Schlafzimmer. Sie fühlte sich im Moment furchtbar elend und wusste nicht einmal wirklich warum. An der Türschwelle machte sie schließlich noch einmal halt. "Elena?" "Ja?" "Nenn mich Tifa, okay?" * * * "Wo ist Okita?", fragte Raika, deren Kopf gelangweilt auf ihren Ellenbogen ruhte. Die große Privatlounge des Hotels war mit etlichen gemütlichen Sesseln und Stühlen, drei Tischen, einem Fernseher, einer Stereoanlage, einem Kaffee- und einem Getränkeautomaten ausgestattet. Für die drei Personen, die sich gerade hier aufhielten, wirkte sie viel zu groß. "Ich hab was gefragt", meinte die Teenagerin etwas angefressen, nachdem ihr niemand antwortete. Lorgan, der unweit neben ihr saß und mit verschränkten Armen irgendeine Sportsendung im Fernsehen verfolgte, zuckte nur mit den Schultern. "Was weiß ich..." "Er trainiert auf dem Dach mit seinem geliebten 'Sensei'", antwortete Trax, der an einem anderen Tisch saß. Der dunkelhaarige Mann lehnte lässig in seinem Stuhl und hatte beide Füße auf dem Tisch liegen, auf dem eine große Ansammlung von Pistolen und Revolvern lag. Einen davon reinigte er gerade ausgiebig mit einem Tuch. "Er versucht wohl immer noch sich endlich zum Vizekommandanten hoch zu schleimen." "Kann uns ja egal sein", sagte Lorgan ließ den Fernseher nicht aus den Augen. "Wenn er's schafft, ist er gut genug, falls nicht, trainiert er mehr und wird besser." "Wie spät ist es?", wollte Raika wissen, die das Interesse am vorherigen Thema schon wieder verloren hatte. "Noch zwanzig Minuten." "Mir ist langweilig", beschwerte sie sich. "Können wir nicht endlich die Sektoren aufteilen? Dann könnt ihr ja weiter warten und ich zisch los." "Wir teilen die Sektoren auf, wenn alle da sind", sagte Trax. "Du solltest die Zeit nutzen und dich auf die Mission vorbereiten." Raika hob den Kopf und blickte den ungepflegten Mann genervt an. "Ich bin vorbereitet! Schon lange." Sie deutete auf einen kleinen schwarzen Lederrucksack, der neben ihr auf dem Tisch lag. "Und meine Maschine ist auch aufgetankt." Trax zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit einer anderen Waffe zu. Lorgan hatte das Gespräch ohnehin vollkommen ignoriert. Teils gelangweilt, teils genervt begann Raika mit einem Finger auf den Tisch zu tippen und sah sich im Raum um. Ihr Blick blieb kurz am Fernseher haften, aber das Programm interessierte sie nicht wirklich. Mit einem Seufzen bettete sie ihren Kopf wieder auf den Armen und starrte eine Zeitlang einfach vor sich hin. Es folgten einige stille Minuten, in denen nur das Fernsehprogramm und das gleichmäßige Summen der Automaten zu hören waren. "Hey, Lorgi", sagte sie schließlich und hob ihren Kopf wieder. "Mh?" "Gib mir nen Gil." "Warum?" "Weil der Getränkeautomat meine vorher nicht genommen hat. Ich hab Durst." "Dann wird er meine wohl auch nicht nehmen", meinte der Muskelprotz. "Der Kaffeeautomat geht", warf Trax ein. "Ich will keinen Kaffee!" zischte die Rothaarige angesäuert. "Krieg ich jetzt einen oder nicht?" Lorgan brummte irgendeine unverständliche Antwort, kramte in seiner Tasche und zog schließlich eine Münze hervor, die er Raika in die Hand drückte. "Danke." Das Mädchen begann zu lächeln, stand auf und eilte zum Automaten hinüber. Als sie die Münze einwerfen wollte, zuckte plötzlich ein greller Blitz um den Automaten, der Raika erfasste und mit viel Wucht in den Raum schleuderte, wo sie mit einem Stuhl zusammenprallte und dann regungslos am Boden liegen blieb. "Ups", meinte eine am Eingang der Lounge stehende Jinua, um deren erhobenen Zeigefinger noch einige kleine Blitze zucken. "Tut mir leid." Lorgan sprang mit einem wütenden Gesichtsausdruck auf, während Trax zwar ebenfalls überrascht dreinblickte, aber sitzen blieb und sich schon bald wieder mit seiner Waffe beschäftigte. "Jinua! Was sollte das!?", rief der Hüne verärgert. Die Weißhaarige zuckte mit den Schultern und ließ ihre Hand wieder in ihrer Robe verschwinden, während sie zu grinsen begann. "War ein Unfall, wirklich." "Musst du sie ständig ärgern?" "Ich sagte doch, dass es war ein Unfall war." "Sie gehört genau so zum Team wie wir alle." Der Gesichtsausdruck der Frau verfinsterte sich wieder. "Für mich gehören nur diejenigen zum Team, auf die ich mich verlassen kann. Die Kleine ist weder zuverlässig, noch hatte sie sich bisher irgendwie als nützlich erwiesen." "Das ist noch lange kein Grund..." Jinua hob eine Hand. "Diskutieren wir das ein andermal" unterbrach sie Lorgan. "Ich habe eine kleine Mitteilung vom Kommandanten für euch." "Dann lass hören, was der Boss zu sagen hat", sagte Trax, legte die Pistole beiseite und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Wir sollen uns Midgar wie folgt aufteilen: Okita übernimmt die Sektoren 1 und 2, ich nehme 3 und 4. Lorgan, du nimmst Nummer 5, die Kleine kann Sektor 6 durchsuchen, Trax, du übernimmst Nummer 7..." "Warum muss ausgerechnet ich im Dreck wühlen?" "Weil es bei dir am wenigsten ausmacht ", scherzte Jinua, wurde aber schnell wieder ernst. "Außerdem ist Sektor 7 schon lange kein reiner Schutthaufen mehr." "Ich weiß, ich weiß", antwortete Trax wenig begeistert. "Und wer übernimmt Sektor 8?" "Das übernehme ich", warf eine dunkel gekleidete Gestalt ein, die mit verschränkten Armen an einer Wand lehnte. Trax lehnte seinen Kopf soweit zurück, dass er den Neuankömmling hinter ihm in sein Blickfeld bekam. "Sieh an, der Schattenmann lässt sich auch mal wieder blicken. Ich dachte, du hättest gekündigt oder so was." "Ich hatte besseres zu tun", erwiderte Shishima unbeeindruckt. "So so, besseres... Was denn?" "Dir kann es egal sein, was er macht, Trax", ging Jinua dazwischen. "Jedenfalls, wie gesagt: Shishima übernimmt Sektor 8. Report an den Boss alle zwölf Stunden oder bei besonderen Vorkommnissen. Außerdem will der Kommandant keine Alleingänge. Wenn ihr sie gefunden habt, kontaktiert das Hauptquartier." "Also schön", meinte Trax. Der Schwarzhaarige nahm schwungvoll seine Beine vom Tisch und stand auf. Er verstaute seine Pistolen und Revolver in unzähligen Taschen und Halftern und hängte sich zwei Munitionsgurte um. "... dann wollen wir mal." "Man könnte meinen, du ziehst in Krieg", sagte Lorgan zu ihm, als er gerade den Raum verlassen wollte. "Wir sind nur auf einer Suchmission." "Tja, aber manch einer kann seine Waffen mitnehmen ohne aufzufallen, wie ein bunter Hund", erwiderte Trax mit einem zynischen Grinsen und verließ den Raum, bevor Lorgan etwas entgegen konnte. "Viel Erflog", meinte Jinua und wandte sich ebenfalls zum Gehen. "Und sag der Kleinen, was sie zu tun hat, wenn sie wieder wach ist." Lorgan wartete bis die Weißhaarige verschwunden war, dann warf er einen Blick in die Ecke, wo Shishima gestanden hatte; Er war nirgends zu sehen. Lorgan war allerdings nicht sonderlich überrascht. Der Ninja hatte ein unvergleichliches Talent aufzutauchen und zu verschwinden, wie es ihm beliebte. Er ging neben Raika in die Knie und stupste das Mädchen kurz an. "Ich bin wach" entgegnete sie plötzlich zu seiner Überraschung und schlug die Augen auf. "Aber wenn ich mich bewusstlos stelle, lässt sie mich wenigstens in Ruhe." "Dann hast also alles mitbekommen?" Raika nickte nur kurz und setzte sich auf. "Wie geht's dir?", fragte der Hüne besorgt und half ihr auf die Beine. "Wie wohl? Mir tut alles weh!", entgegnete sie gereizt, dann wurde sie jedoch betrübter. "Warum tut sie das?" "So war sie schon immer", seufzte Lorgan. "Den normalen Truppen hat sie früher auch nie sonderlich viel Respekt entgegen gebracht. Kommt noch dazu, dass du sie auch nicht gerade ehrfürchtig behandelst..." "Ich gehöre aber nicht zu den gewöhnlichen Truppen, ich bin bei SOLDAT!", stieß Raika zornig aus. "Oder etwa nicht?" "Natürlich bist du das. Und alle wissen das. Und irgendwann sieht das auch Jinua noch ein. Spätestens dann, wenn dir ein großer Erfolg gelingt." "Ich hoffe ich erlebe das noch." Lorgan lachte kurz auf und klopfte ihr auf den Rücken. "Kopf hoch! Kannst ja gleich anfangen: Schwing dich auf dein Bike und bring das Turkmädel her!" "Zu Befehl!", grinste Raika. * * * Als Cloud wieder zu sich kam, befand er sich in einem engen aber weich gepolsterten Raum, eher einer Art Kiste. Alles um ihn herum war stockdunkel und von einem muffigen Geruch erfüllt. Gleich darauf stellte er fest, dass seine Arme und Beine gefesselt waren und ein Knebel über seinen Mund gespannt war. Es dauerte einen Moment, bis er sich daran erinnerte was eigentlich geschehen war. Er hatte sich Zutritt zur ShinRa Villa verschafft und versucht herauszufinden, warum Vincent hier war und sich verwandelt hatte, und was die Fremden aus Junon hier wollten. Doch er hatte sich niederschlagen lassen, von einem ziemlich fähigen Kämpfer, der ihn noch dazu überrascht hatte. Und der Makoaugen besessen hatte, da war sich Cloud ziemlich sicher. Bei dem Angreifer hatte es sich um ein Mitglied von SOLDAT gehandelt; Ein äußerst fähiges Mitglied, wie ihm sein schmerzender Körper verriet. Wahrscheinlich konnte er sich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein. Cloud beschloss, sich über die Vorfälle später den Kopf zu zerbrechen und sich erst einmal aus seiner misslichen Lage zu befreien. Er hatte keine Ahnung wie lange er bewusstlos gewesen war, oder ob die Kiste, in der er sich befand, luftdicht war oder nicht, aber er wollte es in der Hinsicht auch nicht auf einen Versuch ankommen lassen. Er hob seine zusammengebundenen Hände, stemmte sie gegen den gepolsterten Deckel und begann zu pressen. Als er nach einiger Zeit keinen Erfolg damit hatte, zog er - so gut es ging - seine Knie an und stemmte auch sie dagegen. Cloud spannte seinen ganzen Körper und drückte mit aller Kraft, aber der massive Deckel rührte sich kein bisschen. Schweiß lief bereits über sein Gesicht, als er es schließlich wieder aufgab. Er atmete eine Zeitlang durch und versuchte verzweifelt eine Möglichkeit zu finden, sein Gefängnis zu verlassen. Er litt zwar nicht unter Platzangst, aber er konnte sich trotzdem einen angenehmeren Aufenthaltsort vorstellen. Mit etwas Mühe schaffte er schließlich wenigstens seinen Knebel vom Mund zu lösen, allerdings scheiterte er an seinen Fesseln. Die Knoten der Stricke waren zu eng und nicht unprofessionell geknüpft. Und sie zu zerreißen schaffte er auch trotz aller Kraftanstrengungen nicht. Eine letzte Möglichkeit hatte er allerdings noch. Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug mit aller Wucht gegen den Deckel. Ein Schmerz durchzuckte seine Hände, aber dennoch huschte ein kurzes Lächeln über Clouds Lippen. Er hatte ein Knirschen vernommen. Wenn er den Deckel nicht auch aufbekam, so konnte er sich immer noch durch das Holz der Kiste befreien. Er begann also weiter auf den Deckel einzuschlagen und zog zusätzlich wieder seine Knie zur Hilfe. Schon bald brach tatsächlich das erste Stück unter seinen Faustschlägen aus dem Deckel. Cloud begann das Polster zu zerreißen und Hauch aus etwas frischerer Luft strömte in sein Gesicht. Er atmete kurz durch, dann fuhr er fort sich in Freiheit zu schlagen und zu treten. Mit einem verärgerten Schrei befreite er sich schließlich endgültig, setzte sich auf und kletterte aufgrund seiner Fesseln etwas unbeholfen aus der Kiste. Froh darüber, endlich frei zu sein, blickte Cloud sich schließlich um. Seine Augen hatten sich mittlerweile gut genug an die Dunkelheit gewöhnt, um zu erkennen, wo er war: In der Grabkammer unter der ShinRa Villa. Gleich darauf erkannte er auch, dass es sich bei der 'Kiste' um Vincents Sarg in der Mitte des Raumes gehandelt hatte. Ein Schauer lief ihm bei der Erkenntnis über den Rücken und gleichzeitig fragte er sich, wie Vincent es darin nur ganze Jahrzehnte ausgehalten haben konnte. Allein die letzte halbe Stunde hatte für Cloud schon eine Tortour dargestellt. Nun stellte er auch fest, warum der Deckel so schwer zu öffnen gewesen war: Jemand hatte ihn zugenagelt. Wer auch immer ihn hier eingesperrt hatte, hatte eine kranke Art von Humor. Cloud manövrierte sich in eine Ecke und begann seine Handfesseln an einer Felskante auf zu reiben. Das kostete ihn eine weitere halbe Stunde, aber dann war er schließlich frei. Er löste die Fesseln um seine Beine, riss den losen Knebel ab und eilte nach oben. Die Villa war mittlerweile wieder verlassen und frischer Schnee lag unter der offenen Stelle im Dach. Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Er durchstreifte kurz das Haus, fand aber nichts auffälliges - nichts auffälliges, das neu gewesen wäre jedenfalls. Nahe des Eingangs fand er seinen Mantel und seine Schwertscheide wieder - von seinem Schwert fehlte jedoch jede Spur. Ein wütender Fluch entwich Clouds Lippen. Ultima war die letzten vier Jahre sein beinahe ständiger Begleiter gewesen. Das Schwert war die beste die Waffe, die er jemals besessen hatte und nun würde sie wahrscheinlich an irgendeinen Sammler verkauft werden - oder etwas ähnliches. Er nahm an, dass das Schwert einiges wert war; Er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht. Sichtlich schlecht gelaunt verließ er das Anwesen und marschierte durch die verschneiten und verlassenen Straßen Nibelheims nach Hause. Seine Hände schmerzten höllisch und waren blutüberströmt; Bei seiner Befreiungsaktion hatte er sich die Knöchel aufgeschlagen und sich obendrein etliche Kratzer an den Armen zugezogen. Noch dazu ging es ihm auf die Nerven, dass er nicht wusste, was eigentlich vor sich ging - nur dass etwas Großes vor sich ging. Wenigstens wusste er jetzt, dass Vincent nicht in seinem Sarg lag - jedenfalls nicht mehr. Allerdings gab es zigtausend neue Fragen, und denen wollte er auf den Grund gehen. Cloud sperrte sein Haus auf und trottete ins Innere. Er streifte die nassen Stiefel ab, warf seinen Mantel über einen Stuhl und ließ sich erschöpft auf einem anderen nieder. Irgend etwas musste er unternehmen. Vincent steckte mit ziemlich Sicherheit in Schwierigkeiten und Cloud sah sich verpflichtet seinem alten Freund zu helfen. Nur wo anfangen zu suchen? In Junon? Die Hubschrauber waren immerhin Modelle aus Junon gewesen, aber bei den Fremden in der Villa hatte es sich nicht um Soldaten aus Junon gehandelt. Aber ansonsten hatte er nicht viele Anhaltspunkte. Nur, dass ein SOLDAT unter ihn gewesen war, aber das war kein wirklicher Anhaltspunkt. Soweit er wusste hatten sich die verbliebenen Mitglieder von ShinRas ehemaliger Elitetruppe in alle Richtungen verstreut. Cloud war so in Gedanken vertieft, dass er förmlich erschrak, als sich von hinten zwei schlanke Arme um seinen Hals schlangen. "Wo warst du so lange?", fragte eine besorgte Stimme. Cloud löste sich aus der Umarmung und stand auf, dann drehte er sich zu seinem späten Gast um. "Kia? Was machst du hier?" Das zwanzigjährige Mädchen, das gut einen Kopf kleiner war als er, mit hellbraunen Haaren und ebenfalls braunen Augen lächelte ihn an. "Ich hab Abendessen gemacht, aber ich wusste nicht, dass du so spät kommst. Jetzt ist alles kalt. Hast du den Drachen erledigt?" Ihr Blick fiel auf seine Hände, und noch bevor etwas antworten konnte, stieß sie einen entsetzten Schrei aus. "Mein Gott! Was ist mit dir passiert?!" Sie nahm seine Hände in die ihrigen und untersuchte die Wunde. "War das der Drache?" Cloud riss seine Hände los. "Der Drache war ein Kinderspiel", meinte er nebensächlich. Er marschierte in seine kleine Küche und kramte einige Bandagen aus einer Schublade. "Was ist dann passiert?" "Kannst du bitte nach Hause gehen?" Die Aufforderung überraschte Kia sichtlich, ließ sie aber nicht verstummen. "Was ist los mit dir?" Der blonde Kämpfer stöhnte gereizt. "Ist dir vielleicht aufgefallen, dass heute zwei Hubschrauber und ein Haufen Fremder in der Stadt waren?" Sie nickte kurz. "Ja, schon." Ihr Tonfall klang im ersten Moment nicht sonderlich interessiert. "Freunde von dir? Was wollten die?" Cloud verspürte kurzzeitig den Drang laut aufzuschreien, aber er unterdrückte ihn und setzte sich stattdessen wieder an den Tisch und begann seine Wunden zu verarzten. Kia war durch und durch eine gewöhnliche Bewohnerin von Nibelheim. Sie hatte das typische Talent, verdächtige und ungewöhnliche Ereignisse weitestgehend zu ignorieren und einfach dem normalen Tagesablauf zu folgen. Manchmal fragte sich Cloud, ob ShinRa einfach nur normale Schauspieler eingesetzt hatte oder statt dessen eine ganze Horde Menschen einer Gehirnwäsche unterzogen hatte. Kia unterschied sich eigentlich nur dadurch von den anderen Bewohnern, dass sie mit Cloud mehr als nur ein paar einzelne Sätze sprach, was aber in erster Linie daran lag, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Und er hatte im Verlauf der letzten beide Jahre gelernt ihre Anwesenheit hinzunehmen - was manchmal ganz gut getan hatte. "Das waren keine Freunde von mir", sagte er schließlich etwas ruhiger. "Aber sie haben etwas mit einem Freund von mir angestellt." "Oh, wie schrecklich!" Das klang ehrlicher, als Cloud erwartet hatte. "Haben sie ihn verletzt?" "Ich hoffe nicht, aber ich befürchte es." "Was willst du jetzt tun?", fragte Kia besorgt. "Ich werde weggehen", sagte er, ohne auf ihre Reaktion zu achten und vervollständigte die Bandagen an seiner rechten Hand. "Erst muss ich sie einmal finden, und dann sehen, was sich tun lässt." "Wann willst du aufbrechen?" "Gleich morgen früh." Eine Zeitlang herrschte eine bedrückende Stille in dem Zimmer. Cloud verband währenddessen seine andere Hand. "Wie lange wirst du weg sein?", fragte sie schließlich betrübt. Cloud sah auf und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Vielleicht eine Woche, vielleicht auch einen Monat." Kia blickte traurig zu Boden. "Dieser Freund... ist dir wohl sehr wichtig, oder?" "Ich würde das für jeden meiner Freunde machen. Nicht nur für Vincent", erwiderte er, als müsste er sich verteidigen, und verstummte anschließend. Eine Weile lang sprach keiner der Beiden, und Cloud betrachtete das niedergeschlagene Mädchen, dann begann er wieder zu sprechen. "Du solltest jetzt gehen, Kia." Sie sah wieder auf und blickte ihn an. "Werde ich aber nicht." Kia begann zu lächeln, dann spazierte sie zu ihm hinüber, setzte sich auf seinen Schoß und legte die Arme um seinen Hals. "Wenn du tatsächlich für einen Monat verschwindest, lasse ich mich nicht so einfach von dir heimschicken." * * * Ein lautes Geräusch, das sich nach zersplittertem Glas oder etwas ähnlichem angehört hatte, riss Tifa aus ihrem Schlaf. Die junge Frau dachte sich zuerst nichts dabei, schließlich geisterten in der Nacht draußen des Öfteren betrunkene Gestalten herum, die irgend etwas kaputt machten. Oder es war wieder eine Gruppe randalierender Jugendlicher. Tifa wälzte sich genervt herum und zog ihre Decke höher, um das störende Geräusch auszublenden. Dann hörte sie jedoch ein leises Husten und Würgen. Sie schlug verwundert die Augen auf und setzte sich aufrecht in ihr Bett. Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit, bis sie sich sicher war, dass die Geräusche aus dem Inneren ihrer Wohnung stammten. Und das konnte nur eines bedeuten! Tifa sprang förmlich aus ihrem Bett, rannte ins Wohnzimmer und schmetterte ihre Hand gegen den Lichtschalter. "Elena, ist..." Sie verstummte wieder. Die Turk war nirgendwo zu sehen. Tifa musste allerdings nicht lange überlegen, wo sie sonst stecken konnte. Die junge Frau eilte ins Bad und knipste auch dort das Licht an. Sie erblickte Elena, die würgend und keuchend über der Kloschüssel hing. Der Gedanke, dass die Turk schließlich doch noch vom Alkohol übermannt wurde, war schnell vergessen, als Tifa das viele Blut erblickte, das im Badezimmer verteilt war. Sie machte erschrocken einen Schritt rückwärts. Jetzt erkannte sie auch, worum es sich bei dem lauten Geräusch, das sie geweckt hatte, gehandelt hatte: Elena hatte einige der Fliesen von Tifas Badezimmerboden zerschmettert und praktisch einen kleinen Krater hinterlassen. Der alte Pyjama, den sie ihr geliehen hatte, war auch stellenweise zerrissen. Der rechte Arm der Turk hatte sich wieder in die grünhäutige Klaue verwandelt, und Elena stützte sich darauf, während sie sich mit der anderen Hand krampfhaft an der Toilette festhielt, als sie von einem weiteren Würgekrampf gepackt wurde. "Elena..." Tifa ging vorsichtig auf Elena zu und strecke langsam eine Hand aus, dann drehte sich die Turk ruckartig um und stieß ein wütendes, lautes Fauchen aus. Tifa taumelte erschrocken zwei Schritte rückwärts und wäre beinahe gestürzt. Elena starrte sie mit bösartigen Reptilaugen an, während die schlangenartige Zunge aggressiv aus ihrem Mund heraus zuckte. "Elena, beruhig dich bitte", flehte Tifa sanft und hob leicht die Hände. Die Kreatur, in die sich Elena verwandelte hatte, stieß abermals ein lautes Fauchen aus und drehte sich dann ganz herum. Mit einem Satz sprang das Unding auf die Beine und wankte in gebückte Haltung auf Tifa zu. Elena bot einen entsetzlichen Anblick. Ihr Maul mit den spitzen Zähnen war blutverschmiert, ebenso so ihre Kleidung. Die blonden Haare bildeten einen starken Kontrast zu dem bleichen Grün ihres zu einer Fratze verzerrtem Gesicht. "Elena... bitte!" Tifa wich weiter zurück, als die Elena-Kreatur in die Hocke ging und sie ein weiteres Mal bedrohlich anfauchte. Gleich darauf folgte ein bestialisches Kreischen und Elena stürzte sich auf sie. Tifa schaffte es gerade noch rechtzeitig sich auf den Boden zu stürzen, dann flog Elena über sie hin weg. Mit einem lauten Krachen riss die verwandelte Turk ein Stück aus dem Türstock und landete vor dem Badezimmer. Tifa verschwendete keine Zeit sich über ihr gelungenes Ausweichmanöver zu freuen, sondern sprang auf die Beine und wandte sich wieder ihrer Angreiferin zu. Elena hatte sich ebenfalls umgedreht und blickte Tifa unverändert zornig an. Beim dem Blick blieb es allerdings nicht. Mit einem zornigen Knurren stürzte sich die Kreatur ein weiteres mal auf Tifa. Die junge Frau sprang auf den Rand ihrer Badewanne und katapultierte sich von dort knapp unter die Decke. Auf diesem Weg schaffte sie es auch Elenas zweiten Angriff auszuweichen, so dass die Kreatur ins Leere sprang und gegen die Wand im Badezimmer knallte. Tifa landete etwas eleganter mit einer Rolle und wirbelte in Erwartung eines weiteren Angriffs sofort herum; Es erfolgte allerdings keiner. Elena lag immer noch flach auf dem Bauch im Badezimmer und bewegte sich nicht mehr. Die Verwandlung schien beendet, denn ihr rechter Arm hatte wieder seine gewöhnliche Form und Farbe. Erleichtert ließ sich Tifa auf dem Boden nieder und atmete erst einmal auf. Es war wohl überstanden - vorerst. Ein leises Schluchzen verriet ihr, dass Elena wohl nicht das Bewusstsein verloren hatte, sondern einfach nur nicht die Kraft oder den Willen besaß aufzustehen. Tifa stützte ihre Ellenbogen auf ihre Knie und ließ den Kopf in die Hände sinken. Ein langer Seufzer entwich ihr. Was sollte sie nur tun? Im Laufe des Abends hatte es ja so ausgesehen, als wäre Elena wieder einigermaßen okay, aber der Anfall gerade hatte bewiesen, dass sie weit davon entfernt war, wieder in Ordnung zu sein - sehr weit. Ihr fiel aber beim besten Willen kein Weg ein, wie sie der Turk helfen könnte. "T... Tifa?", hörte sie Elenas verweinte Stimme aus dem Bad. "Hm?" Die angesprochene hob ihren Kopf wieder an. "B... Bist du... verletzt? Hab... hab ich dich...?" "Ich bin okay, Elena." Tifa sparte es sich, zu fragen wie es Elena ging. "Ich... ich will nicht sterben." Elenas Schluchzen steigerte sich zu einem Weinen. "Ich will nicht sterben... nicht... so." Die blonde Frau richtete sich auf und blickte sich kurz in dem verwüsteten Badezimmer um, dann sank sie wieder zu Boden und weinte weiter. Tifa stand langsam auf, ging zu Elena ins Bad und kniete sich neben sie. Elena stürzte sich so hastig auf Tifa, dass diese im ersten Moment erschrak und dachte, die Turk hätte sich wieder verwandelt. Doch es stellte sich als Irrtum heraus. Die verzweifelte junge Frau schlang ihre Arme um sie, vergrub ihren Kopf in Tifas Schoß und gab sich dann endgültig ihrem Heulkrampf hin. "Ich will nicht sterben... ich will nicht sterben... ich will nicht sterben..." Eine Zeitlang wusste Tifa nicht, was sie tun sollte, dann schließlich begann sie vorsichtig Elenas Haare zu streicheln. "Keine Sorge. Wir finden einen Weg, Elena. Irgendwie... finden wir... einen Weg." ---------- Ende Kapitel 5 ---------- Anmerkungen des Autors: Hmm... Wenn bis hierher noch mal alles durchlese, muss ich meiner Schwester wohl doch Recht geben: Das ganze liest sich mittlerweile wie ein Elena-Bashing. So ist es aber eigentlich gar nicht beabsichtigt (zumindest nicht direkt, etwas Leid muss schon sein.). Na ja, ich schreib einfach mal weiter. Wird schon werden... :) Kia (das Mädel bei Cloud, für alle die sie schon wieder vergessen haben *g*) lasse ich jetzt einfach mal so im Raum stehen. Dazu darf sich jeder gerne seine eigenen Gedanken machen. Zu Jinua noch etwas: Einer meiner Prereader meinte, ich hätte für sie Storm aus "X-Men" als Vorlage genommen. Stimmt aber nicht, die Ähnlichkeit ist mir erst aufgefallen, als es betreffende Person erwähnt hatte. In ihrer ursprünglichen Version war Jinua eine attraktive Schwarzhaarige, aber irgendwie war mir das zu normal, also hab ich sie in eine Albino verwandelt und etwas abgemagert (aus Gründen, die später noch aufkommen.). Und das mit dem Blitz gegen Raika war halt ein simpler Blitzzauber, hätte alles andere auch sein können, nur ein Blitz passte in der Situation eben recht gut. Soviel zu diesem Kapitel... Ein paar Kommentare würden mich wie immer freuen. Also dann... Nguyen Tran Loc (NguyenTranLoc@gmx.de) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)