Der Bund der Sieben von Niduan (Ein Bund aus sieben Freunden. Gegründet um den Frieden zu wahren...) ================================================================================ Kapitel 6: Lorean, das Eis -------------------------- Sinata blieb stehen und sah auf die Stadtmauern von Denar, einhundert Meter vor ihr. Sie waren aus Gestein mit rotem Schimmer gebaut. Oben auf der Mauerkrone ragten nebeneinander hohe, spitze Zacken in die Höhe, wie Drachenzähne. Die Mauer umschloss kreisrund die auf einem Hügel erbaute Stadt. Ganz oben ragten die blutroten Türme eines Schlosses in die Höhe. Auf den Türmen in der Mauer und auf den Schlosstürmen wehten Fahnen mit einem feuerroten Drachen auf tiefschwarzem Hintergrund, umrahmt mit einem goldenen Spruch. Um die Mauer herum war ein tiefer Graben ausgehoben und nur auf der Südseite war eine Zugbrücke aus dicken Balken. Das Torhaus war auf blutrotem Gestein erbaut und in das Gestein waren Drachenornamente und Schriftzeichen eingraviert. Die Stadt war ungefähr einen Quadratkilometer groß. Sinata schauderte, als sie die vielen Wachen auf dem Torhaus und auf den Mauern sah. Sie trugen Drachenrüstungen, die den Drachengestalten nachempfunden waren. Sie hatten schwarze Hellebarden und lange Schwerter an den Seiten. „Hoffentlich komme ich rein!“, dachte Sinata und schritt langsam auf das Torhaus zu. Während sie ging ließ sie ihre Augen normal werden und zog ihren Schwanz ein. Als sie die Zugbrücke überquerte nahm sie auch ihre Kapuze ab und ihr blaues Haarband, das ihre Katzenohren überdeckte war zu sehen. Als sie in das Torhaus trat baute sich ein Wachmann vor ihr auf. Die Hellebarde in seinen Händen blitzte gefährlich und tödlich. In seinen Augen war Misstrauen. „Was wollt Ihr hier, Fremde?“, fragte er mit gefährlicher Stimme. „Nicht nervös werden! Ganz ruhig!“, dachte Sinata und antwortete, so gelassen wie möglich, „Ich komme um einen entfernten Verwandten von mir zu suchen. Ich habe erst vor kurzen von ihm erfahren. Und ich möchte ihn gerne zu meiner Hochzeit einladen.“ „Etwas blöderes konnte ich mir wirklich nicht ausdenken!“, dachte Sinata über sich selbst äußerst verärgert, „Ausgerechnet eine Hochzeit!“ Die Wache musterte Sinata kurz und ließ dann lächelnd die Hellebarde sinken. „Kann ich sogar verstehen. Ich habe erst vor kurzem erfahren, das ich einen Zwillingsbruder in LeMar habe. Da Ihr nur einen Verwandten besuchen wollt habt Ihr wohl keine Waffen dabei?“, das war eine Frage. „Ich habe keinerlei Waffen bei mir.“, erwiderte Sinata und dachte kurz an ihr kleines Messer, mit dem sie den Käse und das Brot zerschnitten hatte. „Gut, Ihr könnt passieren.“, sagte die Wache trat zur Seite und ließ Sinata in die Stadt. Verdattert schritt Sinata durch das Tor in die Stadt und wunderte sich, dass ihre Lüge so glaubhaft war. „Na ja, man muss auch den richtigen Kerl erwischen. Eine Portion Glück gehört schließlich auch zum Leben.“, dachte Sinata vergnügt. Vor ihr lag eine breite mit weißem Stein gepflasterte Straße, die direkt auf das Schloss zu führte. Von dieser Straße führten immer wieder schmälere Nebenstraßen weg. Sinata folgte der weißen Straße und gelangte endlich auf den Marktplatz, der direkt vor dem Schloss lag und auf den noch drei weitere Straßen führten. Auf dem Marktplatz herrschte reges Treiben. Überall wurde gerufen und Waren angepriesen. Irgendwo wurde Tanzmusik gespielt. Sinata sah seltsame Früchte und feine Stoffe. Fremde Gerüche strömten aus Gewürzen und Blumen aus. Sinata konnte sich kaum sattsehen an all den merkwürdigen Sachen. Schließlich kam sie wieder an den Rand des Platzes und sah hinauf zum Schloss. Die grauen Wolken zogen schnell über die Stadt hinweg. Das Schloss wirkte unwirklich und wie aus einem Traum. Sinata starrte auf eine wehende Fahne.. „Sinata, aus Lin in Urdan, nicht wahr?“, fragte plötzlich eine männliche Stimme hinter Sinata. Die wirbelte erschrocken herum und sah einen jungen Mann hinter sich. Er war etwa einen Kopf größer als sie und trug eine blaue Stoffhose, schwarze Stiefel und ein blaugraues Hemd, über das er sich einen Gürtel um die Hüfte geschnallt hatte. Sein Gesicht war ebenmäßig und drückte Erfahrung aus. Über sein rechtes Auge zog sich eine rötliche Narbe. Seine Augen hatten die Farbe Indigoblau und sein ellenbogenlanges Haar war tiefblau. „Sinata, oder? Das bist du doch!“, wiederholte er. „Ja, die bin ich!“, stotterte Sinata völlig verwirrt, „Dann bist du der zweite im Bund der Sieben?“ „Ja, mein Name ist Lorean. Mir wurde in einem Traum gesagt, dass ich heute auf dem Marktplatz nach einem Mädchen suchen sollte, dessen Beschreibung genau dir entspricht.“, erzählte Lorean. „Mir wurde in einem Traum gesagt, dass ich nach Denar kommen sollte.“, erwiderte Sinata froh. Lorean schwieg und meinte dann, „Wir sollten an einen anderen Ort gehen. Dort können wir und besser unterhalten.“ Er nahm Sinata's Hand und führte sie aus dem Getümmel hinaus in eine Nebenstraße. Nach ungefähr zweihundert Metern erreichten die beiden ein kleines Haus mit einem Garten. „Hier wohne ich, komm.“, sagte Lorean und führt Sinata durch den kleinen Garten und in das Haus. Sie kamen in eine kleine Diele, wo Lorean Sinata ihren Umhang abnahm und an die kleine Garderobe hängte. Die Diele war dunkel und schwer. „Wir gehen am Besten ins Wohnzimmer.“, schlug Lorean vor und ging an Sinata vorbei, den kurzen Gang entlang und öffnete dann die Türe am Ende des Ganges. Sinata folgte ihm, noch immer etwas misstrauisch. Das Wohnzimmer war klein und gemütlich. Ein großer Schrank stand an der einen Wand, an der gegenüber liegenden standen im Halbkreis vier große Sessel um einen offenen Kamin herum. Auf dem Boden lag ein großer bunter Teppich. Vor dem Schrank stand ein Tisch mit vier Stühlen. Lorean bot Sinata einen Stuhl an und setzte sich dann ihr gegenüber. „Welches Element hast du bekommen?“, wollte er wissen und musterte Sinata neugierig. Die hob die Hand und ließ über ihren Fingerspitzen einen Feuerball entstehen. „Das Feuer.“, sagte sie schlicht. „Gegensätzlicher könnte es nicht sein!“, lachte Lorean und ließ auf dem Tisch große Eiskristalle wachsen, „Mein Element ist das Eis!“ „Oh je! Extrem gegensätzlich! Du hast Recht!“, erwiderte Sinata und lächelte. „Was bist du eigentlich?“, wollte Lorean wissen und seine Neugier war an seiner Nasenspitze zu erkennen. Sinata hob die Hände und löste ihr Haarband. Jetzt erst bemerkte sie, wie sehr ihre Ohren schmerzten. Sie ließ auch die Tarnung ihrer Augen fallen. „Du bist ein Halbdämon!“, rief Lorean begeistert aus, „Eine Katze, richtig?“ Sinata nickte und überlegte eine Frage. Siedend heiß fiel ihr eine ein. „Was müssen wir als nächstes tun?“, fragte sie. „Davon wurde mir in meinen Träumen berichtet.“, antwortete Lorean, „Wir müssen durch den Wald hinter Denar und das Grenzgebirge zu Kisarn überqueren. In Ndla lebt derjenige, den wir als nächstes finden müssen. Aber ...“ „Aber was?“, wollte Sinata wissen und ihr fiel die Unsicherheit in Lorean's Stimme auf. Lorean stand auf und sah aus dem Fenster. „In Kisarn leben die Dämonen.“, erklärte er langsam, „Während die Halbdämonen von den anderen Völkern noch geduldet werden, setzen die Dämonen alles daran sie für immer auszulöschen. Hätte Urdan sich nicht bereit erklärt alle Halbdämonen aufzunehmen, dann würde in Kisarn täglich das Blut unschuldiger Halbdämonen vergossen werden. Ich meine damit ...“ „Du meinst, dass ich in Kisarn immer in Gefahr schwebe.“, vervollständigte Sinata. „Nein, du schwebst dort immer in tödlicher Gefahr.“, stieß Lorean hervor und starrte Sinata an. Die nickte langsam, wenn sie in Kisarn nicht aufpasste war sie dem Tod geweiht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)