Crimson Nights von Squish (Für Knuddelkeks-Schoki - und Vampirfans! ;D) ================================================================================ Kapitel 7: Willkommen im Eldorado --------------------------------- Elias blickte aus getönten Scheiben in die Nacht hinaus. Die Entwicklungen der letzten Zeit hatten eine gewisse Unruhe in ihm hinterlassen, die er jedoch hinter einer ausdruckslosen Maske verborgen hielt. Neben ihm im Wagen saß Cathérine. Asmodeus hatte vorne neben dem Fahrer Platz genommen. Schweigend fuhren sie durch die beleuchteten Straßen, bis der Fahrer ihnen via Sprechvorrichtung ankündigte, dass sie in der nächsten Minute ihr Ziel erreichen würden. Das Eldorado war Spielcasino und Bar zugleich, gedacht für Jene mit Geld oder zumindest mit der Bereitschaft es auszugeben. Die Front zierten helle, gewundene Marmorsäulen, Light-Spots im Boden sorgten für eine ausreichende Beleuchtung. Asmodeus war sofort ausgestiegen, als der Wagen zum Halten kam, und öffnete Cathérine die Tür. Beide beobachteten einen Moment lang wachsam ihre Umgebung, schließlich öffnete Asmodeus auch seinem Boss die Tür, der flankiert von seinen Begleitern, auf dem smaragdgrünen Teppich die Treppe zur Eingangstür hinauf schritt. Der Wagen fuhr mit einem leisen Surren des Motors davon, um in einem dafür vorgesehenen Bereich abgestellt zu werden. Zwei in elegantem Schwarz gekleidete Türsteher mit Lederhandschuhen in gleicher Farbe öffneten die Flügeltüren, die nach innen aufschwangen. Für einen kurzen Moment brannte das helle Licht in ihren empfindlichen Augen. Das Trio war gebührend elegant gekleidet und stach unter den anderen Gästen kaum hervor. Ohnehin herrschte ein reges Treiben, sodass man kaum Notiz von ihnen nahm. Karten wurden gemischt, Jetons ausgeteilt oder verloren, Schieber bewegt und über das Stimmengemurmel und die Musik im Hintergrund schoben sich Töne der Spielautomaten. Die vorherrschenden Farben des Eldorados waren Grün und Gold. Blonde Damen in knappen Blätterkleidern und goldenen High-Heels servierten Getränke, die sie gekonnt mit einer Hand auf goldenen Tabletts balancierten. Im nächsten Augenblick wurden die Neuankömmlinge von einer dieser Damen in Empfang genommen und diese führte sie durch das Casino hindurch in einen gesonderten Bereich, wo man sie bereits erwartete. Sie liefen eine Treppe nach oben und fanden sich in einem Raum wieder, der eine festlich gedeckte Tafel und hinter verspiegelten, getönten Scheiben einen guten Blick über die belebte Partymeile bot. An einer Marmorwand lief Wasser herunter und sammelte sich sacht plätschernd in einem schmalen, mit Seerosen bestückten, goldverzierten Marmorbecken. In jedem Winkel des Raumes befanden sich Überwachungskameras. Sie waren dezent, aber man hatte sich nicht die Mühe gemacht sie zu verbergen. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ alle drei Köpfe nach links drehen. "Elias, willkommen in meiner bescheidenen Einrichtung." Ein stämmiger Mann mit kantigen Gesichtszügen und einer Narbe, die von der linken Seite der Stirn bis hinunter zu seiner Wange verlief, war aus der entgegen gesetzten Richtung hinein getreten und begrüßte seine Gäste mit einer einladenden Geste an der Tafel Platz zu nehmen. "Wir danken für die Einladung, Sergej." "Asmodeus." Der Gastgeber nickte dem Leibwächter kurz zu, nachdem er Elias' Hand mit seinen beiden Pranken grüßend umfasste, ungerührt von der Tatsache, das Asmodeus sich nicht die Mühe machte auch nur entfernt den Gruß zu erwidern. "Und wer ist dieses bezaubernde Wesen?" Sergej Ivankov, in gewissen Kreisen als eine Größe der Unterwelt und für so manch krummes Ding bekannt, ließ seinen Blick ausgiebig über den Körper der kleinen Französin wandern, die sich wunschgemäß in einem hautengen schwarzen, mit Goldfäden durchwirkten Cocktailkleid gekleidet hatte, das rund um den Ausschnitt und unten am Abschluss mit einer braungoldenen Fellborte verziert war. Es endete knapp über ihren zierlichen Knien. Dazu trug sie High-Heels im Leoparden-Look. "Cathérine Vareine, Monsieur Duprés Assistentin." Sie streckte ihm anmutig die Hand entgegen, in der Annahme, er würde sie zum Gruße drücken, doch stattdessen ergriff er ihre zarten Finger, drehte sie leicht und deutete einen Handkuss an. "Enchanté, Madame. Es erfreut mich wirklich, Sie nun persönlich zu treffen." Er machte sich nicht die Mühe seinen russischen Akzent zu verbergen. "Mademoiselle", korrigierte sie ihn und spielte mit, indem sie ihrem Gastgeber ihr strahlendstes, wenn auch gekünsteltes Lächeln schenkte und gespielt schamhaft nach Menschenart die Augen niederschlug. Manchen Männern – auch Vampiren – schien das zu gefallen. Sergej zwinkerte ihr zu und ließ ihre Hand los. "Aber bitte, setzt euch, bis zum Morgen sind es noch ein paar Stunden, die genutzt werden sollten." An Elias gewandt fügte er hinzu: "Zumal wir beide Geschäftsmänner und daher mit wenig Zeit ausgestattet sind, nicht wahr?" Ein tiefes, kehliges Lachen ertönte. "Gerade heute habe ich eine seltene Blutgruppe hereinbekommen, die ich gerne mit meinem geschätzten Freund teilen möchte." Sergej setzte sich an das eine Kopfende der Tafel, auf der anderen Seite ihm gegenüber nahm Elias Platz, rechts und links von ihm an den Seiten Asmodeus und Cathérine. Ihr Gastgeber klatschte einmal in die Hände und erhob seine tiefe Stimme. "Musik!" Ein Streicherquartett betrat den Raum und begann sogleich zu spielen. Sergej lehnte sich leicht nach vorne und stemmte die Ellbogen auf den Tisch, während er seine linke Faust mit der rechten Hand umschloss, ein Zeichen, das er nun zum geschäftlichen Teil überging. "Nun berichte mir, Duprés, wie läuft die neue Wunderdroge, die ich dir gab?" "Es verhält sich mit ihr, wie mit jeder anderen Droge auch. Ist sie erst einmal im Blutkreislauf, geht alles recht schnell. Die Menschen werden enthemmter und so manch einem unseres gleichen mag es leichter fallen sie zu manipulieren. Natürlich verstärkt ein Tropfen unseres Blutes die Wirkung immens." "Und ein wichtiger Punkt: Sie ist nicht nachweisbar. Gut, gut. Dann erkläre ich die Testphase hiermit für beendet. Ich danke dir, dass du deinen Club zur Verfügung gestellt hast. So kommt man mir nicht gleich auf die Schliche. Eine Hand wäscht die andere, nicht wahr?" "So ist es." Eine brünette Servicekraft betrat den Raum und schenkte den Anwesenden aus einer Karaffe ein, die mit einer dunkelroten Flüssigkeit gefüllt war. So leise wie sie kam, zog sie sich auch wieder zurück. "Nun, ich habe ein paar hässliche Dinge gehört. Solltest du meine Unterstützung benötigen, kannst du mich zu jeder Nachtzeit kontaktieren." "Ich weiß dein Angebot zu schätzen, mein Freund, doch noch besteht kein Grund zur Besorgnis. Ich zähle fähige Kämpfer zu meinen Leuten, die dieses uneinsichtige Pack in seine Schranken weisen wird, sollten sie sich weiter hervorwagen." Sergej nickte und erhob sein gefülltes Glas. Seine Gäste taten es ihm gleich. "Auf gute Zusammenarbeit." "Möge die Nacht sich stets wohlwollend über uns legen und unsere Feinde ein Ende finden." "Durch unsere Hand!" Gutgelaunt lachte Sergej. Sie prosteten sich in der Luft zu und nippten an ihren Gläsern. In Asmodeus Gesicht konnte man ablesen, das sein Getränk nicht seiner Wunschtemperatur entsprach. Kurz darauf öffnete sich wieder eine Tür und eine junge Frau mit schwarzem, langen Haar betrat den Raum. "Aaah, hier kommt mein Neuzugang, das Prachtstück meiner kleinen Sammlung. Tritt näher, mein Kind." Die junge Frau hatte leere Augen und starrte gerade aus, als sie näher kam und sich auf Sergejs Schoß setzte. Er ließ eine Haarsträhne durch seine rechte Hand gleiten und roch daran. "Ihr Haar riecht noch nach dem Meer. Eine kleine, zerbrechliche Puppe, mit der man vorsichtig spielen muss. Sie kommt von einer entlegenen Insel aus dem Süden, deren Namen ich nicht aussprechen kann. Sie lernt gerade unsere Sprache." Er zwinkerte dem Lockenschopf zu, strich dann die Haare der jungen Frau nach hinten, sodass ihr Hals freilag und versenkte seine Zähne in ihr. Er machte sich gar nicht erst die Mühe ein genüssliches Schmatzen zu unterdrücken, ehe er von ihr ließ und ihre Wundmale mit seinem Speichelsekret verschloss. Elias Mund fühlte sich plötzlich sehr trocken an, trotz dem er vor noch gar nicht langer Zeit von Kai getrunken hatte. Rasch schob er den Gedanken an den jungen Mann beiseite. Es waren weder die richtige Zeit noch der richtige Ort um darüber zu grübeln, was er möglicherweise angerichtet hatte. "Nun gehst du zu dem netten Herren mit den dunklen Locken und wirst dich ihm anbieten, so wie du es gelernt hast." Sergej sprach langsam und deutlich, lächelte dann verschmitzt und lehnte sich lässig zurück. "Du musst sie probieren, ihr Lebenssaft ist eine wahre Gaumenfreude." Die junge Frau setzte sich nun Elias auf den Schoß, streckte ihren Kopf nach hinten, sodass ihr Hals auf der noch unberührten Seite gut zugänglich war und sprach ohne jegliche Leidenschaft und mit Akzent in der Stimme: "Ich gebe mich Euch hin, nehmt von mir wie es Euch beliebt, mein Herr." "Ist sie nicht allerliebst?" "In der Tat, ich bin sehr darauf gespannt sie zu kosten." Selbst wenn Elias sie hätte abweisen wollen, wäre es unhöflich gewesen und somit gefährlich. Sergej galt als launenhaft und zornmütig und es war nicht ratsam es sich mit ihm zu verscherzen. Cathérine heftete ihren Blick auf das Glas vor ihrer Nase und trat Asmodeus unter dem Tisch gegen das Schienbein, der den Hals der jungen Frau fixierte, als sein Vorgesetzter sich an ihr labte. Ohne einen Laut des Unmuts, den er ohne Zweifel verspürte, wendete er seine Augen auf Cathérine, die ihm einen strafenden, vielsagenden Blick zuwarf. Danach verließ die junge Frau leicht wankend den Raum und der übliche Smalltalk über die geschäftliche Zukunft folgte. Man sprach über Ideen und ihre mögliche Umsetzung, sowie der Abwägung diverser Risiken. Elias’ Begleiter hielten sich zurück und redeten nur, wenn sie direkt angesprochen wurden. Cathérine musste sogar mit Sergej tanzen, der ganz entzückt von ihr zu sein schien. Es missfiel ihr sich von ihm anfassen zu lassen, aber sie spielte mit wie es von ihr verlangt wurde. Ivankov musste im Hinblick auf die Zukunft bei Laune gehalten werden und er mochte es mit dem zu protzen was er hatte und sich hervorzutun. Die Nacht neigte sich dem Ende zu. Sie alle spürten es wie eine eingebaute innere Uhr und die Verabschiedung fiel höflich aber kurz aus. Kurz bevor Elias den Raum verließ, steckte Ivankov ihm einen braunen Umschlag zu, den er unauffällig unter seinem Jackett verschwinden ließ. Der Wagen stand bereits vor dem Eingang, als sie wieder ins Freie traten. Elias stieg als erstes ein, die anderen folgten. Zurück in den unterirdischen Gängen des Crimson Delight gab Elias letzte Anweisungen und zog sich schnell in seinen Schlafbereich zurück. Auch Asmodeus und Cathérine suchten ihre Schlafquartiere ganz in der Nähe auf, die aneinander angrenzten. Kurz vor der ritualisierten Verabschiedung zwischen den beiden verschränkte der Hüne die Arme vor der Brust, sodass sich der Stoff des Jacketts deutlich über seine Muskeln spannte und sah sein zierliches Gegenüber ernst an. "Wenn dich dieser Widerling noch einmal so mustert oder begrabscht, reiße ich ihm den Kopf von den Schultern und schiebe ihn in seinen A…" "Non! Du weißt das er noch eine bedeutende Rolle spielen könnte." "Er ist eine Made." "Oui, eine nützliche Made. Also halte dich im Zaum, mon dieux! Nicht auszudenken was für ein Chaos du anrichten würdest. Du bist Elias verpflichtet, wie ich es bin, also reiß dich am Riemen!" Ihre Ansprache bekräftigend, hob die zierliche Französin warnend den Zeigefinger und sah ihm ernst in die Augen. "Aber wie kann er sich dermaßen herablassen und vor diesem Sergej kriechen?" "Kriechen? Er sucht nach Verbündeten. Glaube nicht dass du allein ihn schützen könntest wenn hier – pardon – die Kacke am Dampfen ist. Kannst du ihm all seine Last von den Schultern nehmen? Alexander hat ihn zurück gelassen mit einem Misthaufen!" "Einem Haufen Mist, meinst du." Cathérine holte aus und boxte dem Hünen in den Bauch, ohne das dieser sich auch nur einen Millimeter regte. "Au." "Genau, Monsieur Oberlehrer. Bon jour, mon cher!" Sie zwinkerte ihm scherzhaft zu, denn ein gewöhnlicher Mensch würde schließlich im Normalfall eine "gute Nacht" wünschen. "Dir auch, Kitty." Jeder ging in seinen Privatraum, um sich auf die notwendige Ruhephase vorzubereiten. Elias lag angekleidet auf seinem Bett in der Dunkelheit und starrte an die Decke. Einem inneren Drang nachgebend, griff er zum Hörer seines schnurlosen Telefons, das sich direkt auf einem Nachtschrank neben seinem Bett befand, um einen letzten Anruf zu tätigen, doch eine plötzliche Müdigkeit überkam ihn und der Hörer in seiner Hand begann außergewöhnlich schwer zu werden. Er schaffte es gerade noch ihn zurück in die Station zu stecken, als sein Geist in den Zustand einer eigenartigen Leere hinein glitt und sein Körper totengleich auf dem Bett zusammensackte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)