Kartenspiel von moi_seize_ans (immer ein Ass im Ärmel) ================================================================================ Kapitel 14: Pik Ass ------------------- Kartenspiel immer ein Ass im Ärmel Kapitel 14 Pik Ass Sie hatte es eigentlich schon immer gewusst. Die wirklich wichtigen und bedeutsamen Dinge im Leben sollte man am besten selbst erledigen, wenn man gleichzeitig auch will, dass alles so funktioniert, wie man es sich im Endeffekt auch vorstellt. Ihr Seufzen war ergiebig und zog sich in einer imaginären, ziemlich langen Kreisbahn einmal durch den gesamten Raum, hallte in ihren eigenen Ohren wider und erinnerte sie daran, wie lästig solche zweckmäßigen Arbeiten doch insgeheim waren. Sicher, als Zenzie sie gefragt hatte, ob sie nicht an ihrer Stelle diese so wichtige Aufgabe übernehmen würde, hatte sie noch voller Stolz, Zuversicht und Übereifer mit einem fast schon blitzartigen Ja geantwortet. Doch nun, da sich ihre Arbeit in ein elendig langes, nie endendes Wartemanöver verwandelt hatte, sah sie die ganze Angelegenheit nicht mehr allzu euphorisch. Im hinteren Teil des Aufenthaltsraumes erspähte sie ihrer Meinung nach erst nach halben Ewigkeiten einen kleinen länglichen Spiegel, den sie urplötzlich und unumgänglich für sich in Anspruch nahm. Das beschwerliche Warten hatte immerhin ihren Pony ziemlich im Schweiß aufgeweicht. Ihre Haare allgemein sahen irgendwie nicht mehr so frisch aus wie zu Beginn des Tages, und auch ihr Gesicht hatte in Anbetracht der verschwendeten Zeit ganz schön gelitten. Wie sie schließlich nach kurzer Inspektion enttäuschend feststellen musste, hatte sie ihre Taille auch anders in Erinnerung gehabt. Irgendwie dünner. Sich selbst vorm Spiegel hin und her drehend, stöhnte sie erneut herzzerreißend auf und wandte sich anschließend ein wenig lustlos vom verheißungsvollen, prinzipiell immer lügenden Wandspiegel ab. Mal sehen, was die Waage diesen Abend sagt. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür erregte dann innerhalb weniger Sekunden ihre gesamte Aufmerksamkeit. Na endlich. „Entschuldigen Sie bitte die Verspätung.“, eine blonde Frau etwa in ihrem Alter betrat zusammen mit ihrem Kollegen ein wenig nervös, aber auch respektvoll den kleinen Raum, „Wir waren mit-“ „Das ist schon in Ordnung.“, unterbrach Loreley sie in Windeseile, ihren angestauten Zorn unterdrückend, „Aber am besten wäre es nun keine unnötige Zeit mehr zu verschwenden.“ Sie eilte schnelles Schrittes voraus, drückte ihren eigenen Körper an den Beiden vorbei und begann hastig sprechend mit ihren Ausführungen: „Da diese Order von ganz oben kommt, also von Frau Eichinger persönlich, sind alle Anweisungen im Normal- als auch im Ernstfall unumgänglich und mit nötigen Respekt vor ihrem Inhalt zu befolgen. In der Priorität stehen sie über allen Anweisungen, die vom Sicherheitschef oder seinen Stellvertretern ausgesprochen werden. Das gilt insbesondere auch für den ersten Mittwoch in zwei Monaten.“ Ihre Stöckelschuhe huschten über den roten, edel glänzenden Samtteppich der Halle, und während sie sprach, führte sie sich und die beiden Angestellten durch sämtliche Gänge des Casinos. Mit forschen Blicken suchte sie die zwei Gesichter ab, und erhielt als Antwort lediglich ein stummes, aber unmissverständliches Nicken. „Nur Anweisungen, die von Frau Eichinger persönlich oder von mir an ihrer Stelle weitergeleitet werden, können sich über den momentanen Sachverhalt stellen.“ An zahlreichen Sicherheitshotpoints vorbeischleusend, kam die Gruppe anschließend geschlossen im Kellerbereich zum Stehen. „Tresor II b, Schleuse fünf: Das ist der Ort an dem der Safe übergangsweise gelagert werden soll, bevor die Ausstellung beginnt. Wie Sie ja wissen, erhalten wir zahlreiche Ausstellungsstücke erst am Tag der jeweiligen öffentlichen Präsentation.“, Loreleys Augen suchten erneut das einvernehmliche Verständnis in den Gesichtern der Angestellten, „Und ihre Aufgabe wird es nun sein, den sicheren Weg vom Erhalt des betreffenden Safes bis hierher zu gewährleisten.“ Stille und ein Gefühl von Verantwortungsbewusstsein legte sich eng um die Köpfe der beiden ganz in schwarz gekleideten Casinobeschäftigten, die ihre eigenen Blicke jedoch kontinuierlich und beständig aufrecht erhielten. „Aber selbstverständlich.“, wieder war es die Frau, die als Erste das Wort ergriff und ihren kleineren Kollegen somit in den Hintergrund verfrachtete. Margarethe und Leopold waren die zwei ansehnlichsten und fehlerfreisten aller Angestellten, die trotz der erst ziemlich kurzen Existenz des Spielhauses, bereits mehrmals individuelle, undabdingbare Aufgaben übernommen hatten. Es war also kein Wunder, dass grade diese Beiden von Zenzie auserwählt worden waren den güldenen Bierkrug von Neuschwanstein zu überwachen. Auch wenn die ausgereiften Systeme von Maximilian Reichenbach sicher ihren eigenen, wertvollen Beitrag leisteten, so musste man sich, wie die Bayerin ständig zu sagen pflegte, manchmal doppelt absichern. „Der erste Testlauf beginnt heute Nachmittag.“, Loreley nickte beiläufig und nestelte am Blusenkragen, „Dann wird das Intervall je nach Bedarf festgesetzt, aber pauschal sollte jeden Tag mindestens ein Probelauf durchgeführt werden.“ Ihr liebliches Gesicht war streng, ließ keinen einzelnen Schatten von Freundlichkeit durchschimmern. Ja, sie wusste, dass in diesem Projekt mehr steckte als bloß Ruhm und Geld. Und Zenzie sollte man nicht enttäuschen. Niemals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)