110 One Shots - Impossible? von Gwee ================================================================================ Kapitel 1: Prolog 2: Losgelöst ------------------------------ Ein junger Mann, der gerade das Alter von stolzen fünfzehn Menschenjahren überschritten hatte, saß in einer Hölle nicht weit von Flitterwood und blickte in den Regen, der sich wieder einmal über die Stadt ergoss. Sein Name war Tyrone und er war kein gewöhnlicher Mann. Er war ein Drache und hatte bereits ansehnliche neunzig Jahre auf dem Buckel. Das war nicht viel für einen Drachen, aber für einen Menschen sehr wohl. Doch dem Jungen war egal, was die anderen Drachen dazu sagt. Er hatte sich von ihnen losgeeist und war seit einigen Tagen auf sich selbst gestellt. Entwischt war er ihnen. Erst mit vollen hundert Jahren durfte ein Drache seine Sippschaft verlassen, aber Tyrone hielt es schon jetzt nicht mehr mit ihnen aus. Er war kein sehr geselliger Typ und das Leben mit den anderen Drachen langweilte ihn nur. Die Menschen waren viel faszinierender. Ihre Lebensweise interessierte ihn und er wollte sie erkunden. Es gab nicht mehr viel wissenswertes, wenn man neunzig Jahre lang unter seinesgleichen lebte. Die Geschichten waren schnell auserzählt und die Vorsicht der Drachen hatte sie dazu gezwungen keine besonderen Abenteuer mehr zu riskieren. Er war gerne allein. Dann konnte er nachdenken und zusehen. Selbst von hier aus konnte er erkennen, was sich auf den Straßen von Flitterwood abspielte. Doch seine Höhle war weit genug entfernt. Er würde keinen ungewollten Besucher fürchten müssen. Er konnte es sich erlauben weit genug wegzubleiben, denn seine Augen waren gut genug. Drachenaugen sahen viel besser als die eines Menschen. Er hatte sich vorgenommen sich in das Leben der Menschen zu integrieren. Er würde sich als Mensch ausgeben und testen wie das Leben dieser seltsamen Rasse war, die es geschafft hatte sich so trickreich weiterzuentwickeln. Aber momentan würde er noch die Einsamkeit genießen. Denn als Mensch würde er sie nicht mehr lange genießen können. Er würde arbeiten müssen, um sich Geld für Essen verdienen zu können. Doch noch wollte er sich darüber keine Sorgen machen. Noch war er glücklich darüber endlich frei zu sein. Er würde jede Sekunde genießen, denn er lebte sie nun ganz allein für sich. Er hatte Zeit und er konnte damit anfangen, was er wollte. Keiner der Drachen würde ihn suchen. Niemand würde sich an eine Menschensiedlung heranwagen. Er war vollkommen sicher und frei. Wenn er damit nicht die Aufmerksamkeit der Stadtbewohner und Tiere erregt hätte, wäre er jetzt zu seiner eigentlichen Größe herangewachsen und hätte vor Glück laut gebrüllt. Aber das konnte er sich natürlich nicht erlauben. Er würde sehr lange auf seine wahre Gestalt verzichten müssen, wenn er in Flitterwood wohnte. Aber das war es wert. Ein letztes Mal gab er sich in seiner Einsamkeit einzig und allein der Natur hin. Er würde in seinem Herzen immer einsam sein. Niemand würde wissen, wer er war. Aber er wäre in Gesellschaft. Allein und doch nicht allein. Und wohl doch nicht so einsam wie er es bei seiner Familie gewesen war. Er ließ sich nach hinten auf den kalten, nassen Erdboden fallen und starrte in den Himmel. Er würde womöglich für die nächsten Jahre seine letzte Nacht im Freien erleben. Aber vielleicht würde er so schnell auch noch keinen Wohnsitz gefunden haben. Denn Menschen wollten Geld. Ohne Geld würde er nirgendwo wohnen können. Momentan war er noch ein Bettler, aber er würde Arbeit finden. Er war stark und flink. Es gab sicherlich genug Aufgaben, die er bewerkstelligen konnte. Er war nicht faul. Er war sowieso anders als die meisten Drachen. In ihm spürte er den Tatendrang Abenteuer zu erleben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)