Twins Twist von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 17: Weihnachten ----------------------- Es war Morgen, als Lucius schließlich aufschreckte. Es hatte ihn Einiges an Nerven gekostet, sich am Vorabend für einen kurzen Moment von Darian los zu machen, was am Ende auch nur mit Dracos Hilfe geglückt war, damit er sich waschen und umziehen konnte. Danach hatte er sich wieder hingelegt und seinen Kleinen in die Arme genommen, Draco in sein Zimmer schlafen geschickt. Zum Glück, denn trotz der Tränke hatte der Kleine drei Alpträume gehabt, um sich geschlagen und gewimmert, ein Mal sogar aufgeschrien. Sprich, er hatte ohnehin praktisch nicht geschlafen. Wieder mal was Lucius froh darum, dass es Tränke gab. Und das er einem Meister des Faches im Haus hatte. Und das der mitdachte, denn er sah einen Aufputschtrank auf dem Schränkchen stehen, neben der Uhr, die ihm verriet, dass es gerade mal acht Uhr war. Aber schlafen kam eh nicht mehr in Frage. Vorsichtig richtete der Aristokrat sich auf, stürzte das eklige Gebräu seine Kehle herunter und betrachtete Darian, der sich an seine Seite gekuschelt hatte. Dazu kam, dass dessen Vieh sich auch frech wie Oscar ins sein Bett gepflackt hatte. Oh, nicht zu vergessen, dass es heute noch eine Menge Tränen geben würde, denn es half nichts, sie mussten mit Ri reden, bevor er sich selbst ganz kaputt machte aus Angst vor seiner Vergangenheit. Er verzichtete auf sein Frühstück und er wusste, es war auch besser, wenn sein Sohn nichts essen würde. Wo nichts war, konnte man nichts erbrechen. Er bestellte eine Hauselfe, befahl ihr, Severus und Remus hierher zu bringen, dann stand er auf, machte sich von den immer noch klammernden Armen los und zog sich an. Eine einfache Hose, ein Hemd. Anschließend setzt er sich wieder auf das Bett, an den Rand der Matratze, strich leicht über die vom Schlaf warmen Wangen seines jüngeren Sohnes. Doch noch weckte er ihn nicht, er wartete, bis die beiden Anderen eintraten und er wusste, sie waren schon seit einer Weile wach. „Ich sehe, mein Trank kam an. Also keine ruhige Nacht,“ stellte Severus fest, nachdem sein Blick kurz über den Nachttisch geglitten war. Lucius nickte. „Er hat um sich geschlagen, geweint, gebettelt. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich einschlafen könnte, fing es wieder an. Aber ihr seht auch nicht aus, als hättet ihr lang geschlafen.“ „Ich hatte einen Viktor Krum zu beruhigen, der selbst eine Stunde nach seinem Besuch hier fast zusammen gebrochen wäre, als ihm klar war, dass er den Panikanfall ausgelöst hat,“ erklärte Remus, er setzte sich an Darians andere Seite. „Nun, er hat sich doch beruhigt!“ „Ja, nachdem du ihm zwei Tränke eingetrichtert hast! Er ist so sicher noch bis zum Nachmittag ruhig gestellt!“ „Na also, was willst du mehr?“, fragte Severus nur ohne jegliches Schuldbewusstsein. „Wir sollten ihn wecken,“ meinte Lucius leise. „Essen sollte er nicht, er würde doch nur wieder erbrechen. Nachher können wir ihm einen Nährtrank geben. So hab ich mir Weihnachten nicht vorgestellt,“ merkte er an. „Das hat niemand von uns,“ argumentierte Remus. „Aber wenn wir wollen, dass das nicht in den nächsten Jahren auch zu einem Tanz auf den Eiern wird, sollten wir es hinter uns bringen.“ Lucius nickte, er schluckte noch ein Mal, streichelte über Darians Haare. „Kleiner, komm. Wach auf. Ich denke, wir müssen reden...“ Nur langsam erwachte Darian und er wusste, er wollte das eigentlich gar nicht. Er wollte in der warmen Schwärze bleiben, sicher vor all den Dingen, die vor der Tür lauern konnten, Gefährten eingeschlossen. Doch da war die Stimme seines Vaters, die ihm nicht erlaubte, wieder einzuschlafen. Reden. Nicht gut, gar nicht gut. Er versuchte, sich tiefer zusammen zu rollen, doch dann verschwand die Decke. Langsam wandte er sich um, sah zu seinem Vater. „Bitte... nicht?“, bettelte er. „Darian, es geht nicht anders, du hast es gestern gesehen, all deine Geheimnisse, sie machen dich krank!“ „Nein! Nein, ich bin gesund, es... geht mir...!“ „Sicher nicht gut, Welpe,“ gab Remus zurück. Er hob den Kopf des Jüngeren. „Dachtest du wirklich, dass wir keine Ahnung haben? Dass die Heilerin damals dich nicht überall behandelt hätte? Wir wissen, was dieses Drecksschwein von einem Möchtegernonkel dir angetan hat? Denkst du wirklich, dein Vater hätte ihn davon kommen lassen? Vergewaltigung ist ein Verbrechen, Welpe. Du bist nicht Schuld, niemand hat das je gesagt. Aber du musst dich damit auseinander setzen. Auch, als die Zwillinge mit dir reden wollten, du hast deinen Kopf so lang gegen die Wand geschlagen, dass du eine schwere Hirnerschütterung hattest! Du...!“ „Nein! Nein, nein, nein! Ich...!“, Darian presste seine Hände auf die Ohren, schüttelte fast schon gewaltsam seinen Kopf, als all die Bilder sich wieder in sein Hirn drängten, sein Onkel, die Schmerzen, die anderen Männer, die Angst, der Gestank, all die Berührungen, diese ekligen...! „Nie...!“ „Ri,“ sprach Lucius sanft, zog den Jüngeren, der ans Ende des Bettes geflüchtet war, wieder zu sich, strich über dessen Rücken. „Wir wissen, was passiert ist. Dein Onkel ist unter Veritas befragt worden und ich weiß, dass das nicht alles gewesen sein kann, denn was Dumbledore dir angetan hat, weiß ich nicht, aber der wird noch früh genug leiden...“, er küsste Darian auf die Stirn. „Du hattest innere Blutungen von den Vergewaltigungen, du hast mich damals gefragt, ob ich dich töten wollte, du würdest sogar still halten, ich habe nur erst mal nicht begriffen... bitte, Ri. Rede mit uns. So kann es nicht weiter gehen, so wird es nur immer wieder schlimmer werden. Die Panikattacke gestern. Du bist Veela, ich werde nicht zusehen, wie du dich selbst grausam hinrichtest, statt zu versuchen, glücklich zu werden!“ Darian brachte kein Wort heraus, er schüttelte immer noch den Kopf, er wollte das alles nicht hören, er war entsetzt, als ihm klar wurde, dass Alle es wissen mussten. Sie alle wussten, was man mit ihm getan hatte, wie dreckig er war. Automatisch begann er, sich zu kratzen, wie ein Wahnsinniger, als könne er so all den Dreck wieder los werden. So lang, bis seine Hände mit Gewalt von seinen Armen weggezerrt wurden. Lucius hielt seinen Sohn einfach fest, redete leise auf ihn ein, während Severus dessen Hände fest umschlossen hielt, um ihn daran zu hindern, sich blutig zu kratzen. „Doch,“ sprach er entschlossen. „Du kannst glücklich werden und Viktor ist nun ein Mal dein Weg dahin. So, wie es bei Draco Luna ist. Er liebt sie, er findet es toll, willst du das nicht auch fühlen? Diese vollkommene Zufriedenheit?“, fragte er sanft. „Dann nimm es an, statt dagegen zu kämpfen. Auch, wenn es schwer ist...“ Darian wollte nicht, er schüttelte weiterhin stur den Kopf. Gefährte, Sex, eklig! Er spürte den Brechreiz wieder, doch da schien nichts mehr in seinem Magen zu sein, das hochkommen konnte. Remus hob Darians Kopf, zwang ihn so, ihn anzusehen. „Wir wollen dir sicher nichts tun,“ sprach er leise. „Und wir geben dir keine Schuld daran. Wir halten dich nicht für dreckig. Viktor tut das auch nicht. Er hat dich sogar als Harry gesucht, er wollte dir nur helfen, er fand dich anziehend und das hat sich nicht geändert. Er hat ein schrecklich schlechtes Gewissen, dass er gestern so eine Panikattacke ausgelöst hat.“ Ungläubig sah Darian auf. Wie konnte man ihn für etwas Anderes als dreckig halten? Jedes Mal, wenn er an das dachte, was geschehen war, war es ihm, als würde er den Gestank wieder wahrnehmen und nichts schien dagegen zu helfen! „Nein,“ flüsterte er schwach, rollte sich weiter in sich zusammen, als der Tränkemeister auf ein Mal mit einem leisen Fluchen seine Hände losließ. Und ein kurz darauf folgendes Fauchen machte ihm auch klar, warum das passiert war. Severus starrte empört auf die Katze, die sich wohl verpflichtet fühlte, ihr Herrchen zu verteidigen und die sich in seinen Ärmel verbissen hatte. Gründlich. Er packte das Tier im Kragen, so, dass es loslassen musste, ob es jetzt wollte, oder nicht. Dann rief er eine Hauselfe, befahl ihr, das Biest erst mal irgendwo einzusperren. Lucius hätte es vermutlich lustig gefunden, wäre die Situation nicht so ernst. „Du hast Angst vor Sex, richtig?“, fragte er seinen Sohn nun sehr direkt. Er strich leicht über die nun wieder bleichen Wangen des zitternden Jungen. „Er wird warten, bis du bereit bist. Eine Beziehung basiert nicht nur auf Sex. Sieh dir deinen Bruder an. Das Schlimmste, was zwischen Lovegood und ihm bisher gelaufen ist, war ein Kuss. Du könntest einfach mit Viktor reden und einer von uns kann immer dabei sein, wenn du dich dann sicherer fühlst. Er wird nichts tun, was dir Angst machen könnte.“ Automatisch klammerte Darian sich an seinen Vater. Er verstand das nicht. Worum ging es denn in Beziehungen, wenn nicht um Sex?! Und warum sollte Viktor warten wollen? Was hatte er davon, außer die Verantwortung für einen Unglücksvogel, wie er einer war? Er war nur eine Belastung! „Ri,“ sprach Remus leise, er hob den Kopf seines Welpen erneut an. „Gib ihm eine Chance,“ bat er. „Es kann nichts passieren und du kannst alles abbrechen, wann immer es dir zu viel wird.“ Und dann spielte er seine mächtigste Karte aus. „Sirius würde wollen, dass du glücklich wirst...,“ stellte er in den Raum. „Und Hermine auch.“ Siri... das war nicht fair! Darian schniefte leise. Er wusste aber auch, dass der Andere Recht hatte. Siri würde ihm vermutlich was erzählen... sein Patenonkel hatte ihm immer gesagt, dass er nach dem Krieg eine Familie gründen und glücklich werden sollte. Lucius hob eine Augenbraue, doch dann nickte er durchaus glücklich über diese Wendung. Denn dieses Mal war kein nein gekommen und keine andere Reaktion, um sich selbst zu verletzen. „Und ich will auch nicht, dass du allein bist, wenn du es nicht sein musst,“ fügte er leise an. „Ich weiß, es ist schwer wieder Jemandem zu vertrauen, aber wir sind immer dabei, es kann nichts passieren.“ Remus nickte einfach nur, auch, wenn sein Welpe nicht hinsah. Er wusste, das alles war bestenfalls ein Anfang, aber darauf konnte man bauen. Vielleicht konnte er Ri nun endlich mal zum Sprechen bringen. Über die wirklich entscheidenden Dinge, die ihm das Leben kaputt machten. „Siehst du?“, fragte Lucius sanft. „So schlimm war es doch gar nicht. Wir kümmern uns um dich, wir passen auf, du musst keine Angst haben.“ Er nahm ein Taschentuch, das Severus ihm hinhielt und wischte seinem Sohn die Tränen ab. „So, und jetzt gehst du ins Bad, machst dich etwas frisch, ziehst dich an und dann setzen wir uns in den Salon.“ Sofort schüttelte Darian wieder den Kopf. Er wollte nicht raus, wo die Anderen saßen! Er wollte hier bleiben! „Komm schon,“ ermunterte Lucius den Jüngeren. „Du kannst nicht immer im Bett liegen. Wir sind alle da.“ „Er.. auch?“ „Er wohnt hier,“ erinnerte Lucius, strich durch Darians Haare. „Und er will dir wirklich nichts tun. Aber du kannst nicht immer vor ihm wegrennen, du tust dir nur selbst weh und ihm auch, er mag dich wirklich.“ „Ich.. hab Angst,“ versuchte Darian, sich raus zu reden, klammerte sich fester an seinen Vater. Er wollte nicht vor die Tür. „Dann werden wir dir helfen, das zu überwinden,“ gab Lucius entschieden zurück. „Ich lasse nicht zu, dass du dich verschanzt und dich weiter in deine Angst vor Anderen rein steigerst! Manchmal ist der Sprung ins kalte Wasser nun mal das Einfachste.“ Entschlossen stand er auf, deutete aufs Bad. „Na los, geh schon. Danach helfe ich dir mit den Haaren. Und kratz dir ja nicht schon wieder die Haut auf, die Kratzer, die du hast, reichen, Sev heilt sie gleich.“ Erneut versuchte Darian es mit einem herzerweichenden Blick und einem Aufschniefen, doch Remus packte ihn einfach und brachte ihn, mit sanfter Gewalt, ins Bad. „Na los, Welpe,“ bat der Werwolf. Er lächelte, wuschelte seinem Kleinen durch die Haare. „Das wird keine Hinrichtung, sondern ein Mittagessen und sag gar nicht erst, dass du keinen Hunger hast. Wir alle wissen, dass du was essen musst...“ Er wartete, bis Darian im Bad war, dann wandte er sich um, ohne die Tür zu schließen. Er war wenig begeistert von dem Vergleich mit dem Wasser gewesen, wohl wissend, dass Darian nicht schwimmen konnte. Er wartete, bis die Dusche lief, dann wandte er sich um. „Keine weiteren Wasservergleiche!“ Lucius seufzte. „Es gibt nichts, was es besser auf den Punkt gebracht hätte. Ich lasse nicht zu, dass er sich selbst weiter kaputt macht und vielleicht hätten wir es eher machen sollen, ihn direkt darauf ansprechen.“ „Nein, das wäre sicher nichts geworden, er hat diese Zeit gebraucht, um Zutrauen zu euch zu finden,“ gab Severus nur zurück. „Es kostet ihn so schon genug, jetzt zu wissen, dass ihr es wisst. Du solltest ihn nachher etwas schlafen lassen, nach dem Essen. Er ist vollkommen am Ende. Dieses Gespräch hat ihn mehr Kraft gekostet, als der gesamte Krieg. Und nachher noch eine Begegnung mit Viktor...“ „Ja,“ nickte Remus leise. „Das wird wirklich hart. Ich.. gehe vor und warne ihn noch mal, Darian nicht einfach so anzufassen und sich ihm nicht weiter zu nähern, wenn er zurückzuckt. Sonst können wir mit neuen Brechanfällen rechnen und dann wird ihn sicher nichts mehr aus seinem Zimmer locken. Auch nicht Sirius’ Name.“ Die Anderen nickten und so verließ Remus erst mal den Raum. Lucius rieb sich kurz die Stirn. „Ich fürchte, ich muss einen Weg finden, selbst nach Hogwarts zu kommen,“ erklärte er Severus. „Das hier ist zu viel für Draco, damit ist er überlastet, das muss ich selbst im Auge behalten. Außerdem braucht Draco auch genug Zeit, um sich mit seiner eigenen Gefährtin zu beschäftigen. Die wird er nicht haben, wenn er sich um Darian kümmern muss, damit habe ich ihn vermutlich von Anfang an überfordert.“ Severus schüttelte den Kopf. „Nein, erst das Auftauchen von Viktor hat ihn so mitgenommen. Vorher konnte er das alles auch ignorieren. Er hat verdrängt, wie es ihm geht. Lang genug, um körperlich wieder fit zu werden.“ „Das heißt, es musste so kommen?“, fragte Lucius verwirrt, sah zu dem Badezimmer. „Ja,“ gab Severus zurück. „Ich nehme es an und du hast Recht, du solltest in seiner Nähe bleiben. Als Hausmeistergehilfe,“ scherzte er. „Mit Filch?“, fragte Lucius entsetzt. „Unter ihm? Eher avadae ich mich in das nächste Leben! Ich werde schon eine andere Möglichkeit finden! Und.. ich glaube, ich rede mit dem Schulrat...“ „Was genau hast du vor?“, fragte Severus vorsichtig. „Dein Boss werden,“ grinste Lucius, doch noch bevor sein Freund ihm eine Frage stellen konnte, tapste Darian heraus, er schwankte etwas, weil sein Kreislauf noch angegriffen war, doch er sah schon besser aus in der frischen Wäsche, die wohl ein Hauself ihm gebracht haben musste. „Komm her,“ lächelte der Aristokrat. Er wartete, bis sein Sohn kam, brachte ihn dazu, sich zu setzen und begann, dessen Haare abzutrocknen und dann zu einem lockeren Zopf zu flechten. „So, jetzt komm – gehen wir, Draco will sicher wissen, ob es dir gut geht… du hast ihm einen mörderischen Schrecken eingejagt.“ Darian lächelte nur schief, er wusste, es würde kein Entkommen geben, als sein Vater sich erhob und ihn mitzog, nachdem Severus die Kratzer verarztet hatte. Er klammerte sich regelrecht an den Anderen, vor Allem, als sie schließlich den kleinen Salon betraten. Am liebsten wäre er in dem Moment in Deckung gegangen, denn alle Gespräche verstummten abrupt und die Blicke wandten sich ihnen zu. „Ri!“, rief Draco erleichtert, als er seinen Bruder sah. Hastig sprang er auf, rannte zu seinem Zwilling und schloss ihn in die Arme: „Du Dummkopf! Du kannst dich doch nicht selbst so krank machen! Tu so was nie wieder, hast du gehört? Sonst brech ich deine Nase noch mal!“ Darian lächelte etwas schief, er war froh, als Lucius sie Beide schließlich zu der Sitzecke schubste, so, dass sie alle Drei auf einem Sofa sahen. Zu Viktor zu sehen, traute er sich gleich gar nicht. Er wollte viel eher einfach verschwinden. Viktor dagegen brachte kein Wort hervor, als er das zitternde Bündel Elend eintreten sah, dass ihn in dem Moment eher an ein fremdelndes Kleinkind erinnerte, als an einen Teenager. Allein diese verfolgten Augen, die großen Schatten, zeigten ihm, dass da so viel mehr geschehen sein musste, dass der Junge wirklich litt und in dem Moment beschloss er, dass er die Augen ohne diesen Schatten sehen wollte. Er sagte erst mal nichts, sah nur zu, wie Draco seinen Bruder begrüßte, der ihm erstaunlich ähnlich war und doch so anders, wie sich die Drei schließlich auf das Sofa setzten und sein kleiner Gefährte sich regelrecht in den Armen seines Vaters zu verstecken schien, nur um nicht aufsehen zu müssen. Er hatte wirklich Angst. Vor ihm. Nun, eher vor Jedem, der nicht in seinen Augen zu seiner direkten Familie gehörte, was aber wohl nach Allem zu erwarten gewesen war. Es war früh am Morgen, als die Eule am Fenster klopfte. Verboten früh. Sozusagen noch mitten in der merlinverfluchten Nacht, die so schon unruhig genug gewesen war. Langsam richtete Lucius sich auf, sah neben sich, wo Darian lag, noch fest schlafend. Und so sollte es auch noch bleiben. Rasch stand er auf, ließ die Eule herein. Wie sie durch den Schneesturm gekommen war, war ihm ein Rätsel, aber Alexander war schon, wie sein Namensgeber, immer da gewesen um das Unmögliche zu schaffen. Dabei hatte er das Tier erst am Vorabend losgeschickt. Er rief eine Hauselfe, gab ihr das Tier und sah kurz zu sich herunter. „Wage es,“ zischte er der halbwüchsigen Katze zu. „Ich habe kein Problem, auf dich zu trampeln!“ Saga, die Darian abends unbedingt wieder bei sich hatte haben wollen, war gerade dabei gewesen, sein Bein zum Schärfen ihrer Krallen zu nutzen und das war etwas, das er nicht wirklich tolerieren würde. Aber das Tier hatte seinen Angriff bereits abgeblasen und wandte ihm nur noch ihren pelzigen Hintern zu. Auch eine Art, ihm zu zeigen, was sie von ihm hielt. Aber er war noch nie gut mit Tieren gewesen. Auch Alexander hackte gern mal auf ihm rum, vor allem, wenn ihm die Leckerchen ausgingen. Erst, als Lucius sich sicher war, dass seine Beine nicht mehr in Gefahr waren, setzte er sich ins Bett, strich leicht über Darians Haare und hielt den Brief vor seine Augen. Vom Wizgamont und dem Schulrat. Das war ja wirklich mal schnell gegangen. Mit einem stablosen Zauber schnitt er den Brief auf, er hatte keine Lust auf Wachssigelbrocken in seinen Seidenlaken, dann zog er das Pergament raus. Langsam faltete er es auseinander und überflog den Inhalt, lächelte hochmütig. Ein Malfoy bekam immer, was er wollte, auch, wenn es ihm vor dem graute, was er da im Grunde gerade getan hatte. Er seufzte, sah zu Darian, der gerade seinen Kopf in seinen Schoß gelegt hatte. Aber was tat man nicht alles für Familie? Man biss in den sauersten und gammeligsten Apfel, der irgendwo herumliegen konnte. Aber das war er seinem Sohn schuldig, denn hätte er diesen gleich geholt, nachdem die Potters sich hatten killen lassen, wäre ihm so viel erspart geblieben. Doch er hatte damals nicht den Mut gehabt. Im Nachhinein schien ihm Narcissas Gebrüll und der dunkle Lord nicht so schlimm, wie das, was ihm nun bevor stehen würde. Diese Aufgabe, die er gefordert hatte, er hatte sie mit Sicherheit nur darum so schnell bekommen, weil niemand sie gewollt hatte. Aber ihm kam sie gerade recht, wohl wissend, dass er damit jemandem mehr als gewaltig auf den Schlips treten konnte, aber es war ja nicht so, als hätte der es nicht verdient. Rasch legte er den Brief beiseite, sah dann auf die Uhr. Sechs. An jedem anderen Tag hätte er sich mit Sicherheit noch mal hingelegt, aber... „Dad!“ Ja, er hatte richtig geraten. Der Nachteil am Weihnachtsmorgen. Seit siebzehn Jahren keinen Schlaf mehr. Nun, zumindest war Draco aus dem Alter raus, an dem er um vier Uhr morgens auf seine Geschenke bestanden hatte. „Sei nicht so laut, dein Bruder schläft noch und seine Nacht war hart und kurz genug, meine übrigens auch, nur um es erwähnt zu haben.“ Draco hielt inne, trat zum Bett und stieg auch hinauf. „Alpträume?“, fragte er, strich seinem Zwilling über die Wange. „Was sonst?“, fragte Lucius zynisch. Doch dann riss er sich zusammen. „Ist außer mir schon Jemand deinem Wecken zum Opfer gefallen?“ „He! Du warst schon wach!“ „Stimmt,“ lächelte Lucius nur. „Nun?“ „Ich.. könnte aus Versehen... Onkel Sev... mit Wasser geweckt haben?“ „Severus..? Bist du wahnsinnig?!“ „Ja, ist er,“ knurrte es ungehalten von der Tür. „Dein Sohn ist vollkommen irre! Was sollte das? Ich will meinen verfluchten Schlaf! Ich pfeif auf heilige Nächte und irgendwelche Geschenke! Ich will ins Bett!“ Bei dieser Jammertirade erwachte auch Darian. Er blinzelte etwas, sah dann auf. Er fühlte sich sicher, also war niemand im Zimmer, den er nicht kannte und er lag bei seinem Vater. Wie war er eigentlich ins Bett gekommen? Er erinnerte sich an das Mittagessen, an die Gespräche, die um ihn herum stattgefunden hatten und an seinen verkrampften Versuch, nur nicht aufzusehen. Oder an die wenigen Worte, die Viktor an ihn gerichtet hatte. Er konnte sich kaum an die Fragen erinnern, geschweige denn an die Antworten, die er gegeben haben musste. Lucius blickte auf – und musste doch lachen. „Severus, du kennst Draco nun lange genug! Was dachtest du, würde passieren, wenn er uns nicht alle um halb Sechs im Salon beim Baum findet? Bereit, ihm seine Geschenke zu geben?“ Der Tränkemeister grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, gerade, als ein reichlich bedröppster Werwolf auftauchte – mit ebenfalls klatschnassen Haaren. „Wer hat mich bitteschön mit Eiswasser geweckt?! Um zwei nach sechs?!“ Sofort deutete Draco auf Severus. „Ich war es nicht! Aber Onkel Sev hat sich immer an irgendwem gerächt, wenn ich ihn aus dem Bett geworfen hab!“ „Dann hatte er heut zwei Opfer,“ stellte Viktor trocken fest. Er hatte zwar seine Haare geföhnt, aber auch sein Erwachen war nicht sehr bequem gewesen. „Ist das was, das ich hätte wissen sollen?“ Sofort versteckte Darian sich unter der Decke, als er die Stimme hörte, er war richtig erschrocken. „Ruhig,“ erinnerte Lucius seinen Sohn ruhig, strich über dessen Haare und sah tadelnd zu Severus. „Also Sev! Du solltest wirklich langsam mal Beherrschung lernen und... SEVERUS!“ Der Tränkemeister grinste zufrieden, als Draco quietschend aufschoss, nass, bis auf die Haut. „Das passiert, wenn man mich weckt, du kleine Ratte! Man leidet! Man leidet fürchterbar!“ „Daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaad!“, jammerte Draco, versuchte, sich hinter Selbigem zu verstecken. „Ich bin ganz nass und kalt! Das ist nicht faaaaaaaaaaaaaaaaaaair!“ „Soll ich etwa Mitleid haben?“, fragte Lucius nur, zog die Decke von Darian. Dann blickte er auf seinen besten Freund. „Ich verstehe die Rache an Draco – aber warum bin ich auch nass?“ „Dein Kind, deine schlechte Erziehung, deine Schuld!“, knurrte Severus, während er seinen Zauberstab bewegte, ohne etwas zu sagen. „Hättest du ihn von Anfang an besser erzogen, hätte ich das nicht tun müssen!“ „Und ich dachte immer, ich wäre nachtragend,“ murrte Lucius, sah sich um. „Gut, hiermit löse ich diese Versammlung auf, wir sind gleich unten, ich muss mich noch mal umziehen und Darian muss sich anziehen.“ Das brachte Remus, Severus und Viktor dazu, sich zu verziehen und auch Draco zog knöternd von dannen, um sich frische Sachen zu holen Lucius schüttelte nur den Kopf, trocknete sein Hemd mit einem einfachen Zauber wieder. „Na los, du,“ lächelte er. „Aufstehen. Es gibt Geschenke. Und Draco muss warten, bis alle da sind. Ich glaube, du weißt, wie geduldig er ist. Wenn wir nicht gleich unten sind, kommt er wieder hierher und dann wirst du auch nass. Und das Wasser war kalt.“ Entsetzt sah Darian auf, er wollte nicht aufstehen, aber der Gedanke an Draco, der hier rein gestürmt kommen und ihn mitzerren würde, war ihm auch nicht wirklich angenehm. Also schälte er sich, trotz seines Unwillens, langsam aus dem Bett. Er wusste, Viktor würde wieder da sein. Er freute sich, ihn zu sehen, doch er hatte auch wieder Angst. Das Einzige, was ihn beruhigte, war, dass sein Vater und Remus auch da sein würden. Allein wollte er mit dem Anderen nicht im Zimmer sein. Auf gar keinen Fall. Lucius beobachtete, wie sein Sohn ins Bad schlich, er sah den Unwillen des Jungen, das Zimmer zu verlassen. Vielleicht wäre es für Ri wirklich besser gewesen, seinen Gefährten ein, zwei Jahre später zu finden, aber ein Mal erkannt, war es für solche Überlegungen ohnehin zu spät. Er wartete, bis Darian wieder auftauchte, in einer Jeans und einem Pullover mit Rollkragen, der auch ziemlich weit war. Als wolle er sich in dem Ding vor Anderen verstecken. „Komm, gehen wir.“ Darian nickte, er folgte dem Anderen hinunter in den Salon, wo Draco schon aufgeregt auf und ab hopste, wie ein kleines Kind. Der Ältere konnte es wirklich nicht erwarten, endlich seine Geschenke ansehen und bewerten zu können, wie ein kleines Kind, aber ehrlich! Er musste etwas lächeln, er selbst erwartete nichts, er hatte den Brief damals leer zurück geschickt. Ihm war einfach nichts eingefallen, was er haben wollte. Er war einfach nur froh, eine Familie zu haben, mehr wollte er nicht. „Na endlich! Was hat denn so lang gedauert?!“, beschwerte Draco sich. „Es waren keine zehn Minuten,“ knurrte Severus, der in einem der Sessel saß. „Und jetzt, Lucius, bring das hinter uns, damit wir uns um andere Dinge kümmern können! Ich will noch was Anderes tun, als hier rum zu hocken! Meinen Schlaf nachholen, um ein Beispiel zu nennen...“ Lucius lachte nur, nickte knapp Viktor zu und setzte sich ebenfalls, direkt zu den Geschenken, begann dann, diese auch zu verteilen. Es waren viele, auch durchaus von Leuten die sie gar nicht kannten, aber die unter den Malfoys standen und so ihre Bewunderung ausdrückten oder sich für einen Gefallen bedankten. So war er schon zu vielen der kostbaren Gemälde gekommen, die seine Häuser pflasterten. Er schickte durch seine Hauselfen freundliche Dankesnoten und führte Buch über die Geschenke, mehr nicht. Doch da war auch ein längliches Päckchen mit Darians Schrift darauf. Was hatte der ihm denn besorgt? Draco vergaß meist ein Geschenk für ihn. Doch dann verteilte er erst mal weiter, bis Jeder einen mehr oder minder großen Stapel vor sich liegen hatte. Erst dann öffnete er neugierig das längliche Päckchen, starrte fasziniert auf den Inhalt. Ein Schwert. Meisterhaft gefertigt mich noch scharfer Klinge, doch es war auch alt, wirklich alt. Sofort stand er auf, wirbelte es elegant herum. „Ri, wie bist du da ran gekommen?“ „Durch... Zufall,“ lächelte der Jüngere, erleichtert, dass das Geschenk Anklang gefunden hatte. Er hatte ja auch lang danach gesucht. „Und jetzt mach deine Sachen auf.“ Darian lächelte etwas, sah auf den durchaus beachtlichen Stapel vor sich. Er konnte sich nicht erinnern, je so viele Dinge bekommen zu haben und das, wo er doch gar nichts gewollt hatte. Er war glücklich, es war nicht wichtig, was da drin war. Er blickte zu Draco, wo die Fetzen nur so flogen. Und dann blieb sein Blick an Viktor hängen. Auch vor ihm stapelten sich die Dinge, sicher auch viele von seinen Fans und Bewunderern. Doch der Ältere sah natürlich genau in dem Moment ebenfalls auf, lächelte ihm sogar zu, dann nahm er etwas, hielt es ihm hin. Darian wusste wirklich nicht, was er tun sollte, doch dann riss er sich zusammen. Sie waren hier nicht allein, erinnerte er sich selbst, nahm das kleine Päckchen und er schaffte es sogar, nicht mal zurück zu zucken, als Viktor über seine Finger strich. Er fand es sogar... nicht mal so schlimm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)