A world of our own... von abgemeldet (... where we wanna live in) ================================================================================ Kapitel 1: Hand in Hand ----------------------- Hauptcharaktere: Rachel Cherry, Gabriel Bell Musik, die mich inspiriert hat: Memories (Within Temptation) Zitat für die OS: Das schmerzlichste an einer Trennung sind meist die Erinnerungen Björn Petermann „Rachel, Darling, kommst du endlich? Wir fahren gleich los!“ Die Stimme meiner Mutter Mai drang durch die große Villa, in dessen Eingangshalle sie stand. Von Mums Standpunkt aus konnte man die große Treppe sehen, die zu den Flügeln führten. Im Ostflügel befand sich der Gästebereich, in dem fast immer jemand war, da wir dank unserer Gastfreundlichkeit viele berühmte Persönlichkeiten als Gäste hatten. Genau gegenüber, im Westflügel war der neue Wohnbereich, der achtköpfigen Familie. Der Südflügel, der bis vor ein paar Jahren diesen Zweck erfüllt hatte, war veraltert und wurde oft als Abstellkammer benutzt. Ich selbst befand mich in meinem alten Zimmer im Südflügel. Ich liebte die Abgelegenheit, die Ruhe und natürlich die Aussicht auf den großen Garten, der so viele Rosen erhielt, wie man hier in Melbourne züchten konnte. Nachdem ich vergewissert hatte, dass mein Zimmer bis auf den letzten Winkel staublos war, band ich mir die Haare mit einem Rosenmustergummi zusammen und sprang von meinem Bett auf. Wie üblich quietschte es ein wenig, was mich aber nicht störte, denn es hatte ein wenig von einem der Filme an sich, den mein ältere Schwester Marianne immer guckte. Wie hieß er noch gleich? „Das Haus der blutenden Hände“? Als ich meine Tür fast lautlos schloss, den Schlüssel im Schloss umdrehte und dann im meine Tasche packte, damit ich ihn gleich der Haushalterin Daisy geben konnte, hörte ich wie unten die Türen geöffnet wurden. Die rotbraunen Teppiche gaben stumpfe Geräusche von sich, als ich mit meinen Hausschuhen den Gang entlanglief, der mich zur großen Treppe führte. Als ich dort ankam, war meine Mutter wie erwartet schon nicht mehr da, um zu warten. Stattdessen stand genau dort ein Junge in meinem Alter. Meine Beine stoppten wie von selbst und ich hatte Mühe ihn nicht anzustarren, sondern ruhigen Schrittes die Treppe runter zu gehen. Unten angekommen, betrachtete ich ihn erstmal von nahem. Seine goldblonden lockigen Haare, die ihm am längsten Punkt bis zu den Schultern gingen, bildeten einen unglaublichen Kontrast zu der hellen Haut und den strahlenden blauen Augen. Sein dunkelblauer Anzug, der höchstwahrscheinlich aus Seide war, gab ihm die Ausstrahlung eines Prinzen wie in meinen Märchen, von denen ich immer träumte. Während ich nachdachte, merkte ich nicht, wie er mich so musterte, als ob er nicht wüsste, was er sagen sollte. Schließlich ergriff er meine Hand und sprach Worte, die ich mein Leben nicht vergessen würde: „Miss Rachel Cherry. Mrs Cherry meint, ich solle dich abfangen, wenn du die Treppe runterkommst und dich zu unserer Limousine mitnehmen.“ Ich lief zartrot an und brachte ein Lächeln zustande, zu dem ich meiner Meinung nach eigentlich gar nicht hätte fähig sein sollen. „Vielen Dank, Mr…ähh“ Kaum hatte ich ihn kennengelernt, schon kam die erste Peinlichkeit. Typisch Rachel Cherry! Wo er doch meinen Namen konnte, sollte ich seinen doch auch kennen, fand ich. Aber er war überhaupt nicht verärgert, wie ich angenommen hatte und auch nicht enttäuscht. „Mein Name ist Gabriel. Gabriel Bell.“ Als ich den Namen, der perfekt zu ihm passte, aussprach, fühlte ich mich irgendwie komisch, so frei und … glücklich. „Mr Gabriel Bell.“ Er lächelte über meinen australischen Akzent und zog mich dann hinter sich her. Ich versuchte mit ihm auf eine Höhe zu kommen, damit es nicht so aussieht, als ob ich langsam währ oder gar tölpelhaft. Auch als wir nach draußen ins Sonnenlicht traten und den Red Sunshine Valley runter gingen, ließ er meine Hand nicht los. Normalerweise störte es mich, wenn ein Junge mich auch nur berührte, doch jetzt machte es mir seltsamerweise nichts aus. Im Gegenteil, ich fand den sanften, bestimmten Druck seiner Hand sogar angenehm. Ein paar Klassenkameraden kamen an uns vorbei und begannen zu tuscheln. Aber statt wie es üblicherweise meine Art war, konterte ich nicht mit irgendeinem Kommentar, sondern grüßte einfach höflich mit einem einfachen „Guten Tag!“ Meine unerklärliche gute Laune ließ sich einfach nicht dämpfen. Den Grund dafür verstand ich nicht; damals wie heute. Als wir endlich bei der Limo ankamen, begrüßte uns eine Frau, die dank ihres fast identischen Aussehens seine Mutter seien müsste. Die Frau stellte sich mit „Mrs Maria Candle“ vor; sie hatte ihrem Sohn ihren Mädchennamen gegeben, warum auch immer. Wir fuhren gemeinsam zu ihrer Villa, wo auch schon meine Eltern und Geschwister warteten. Es ging ein paar Tage gut. Meistens spielte ich mit Gabriel und meinen Drillingsgeschwistern Colin und Amy im Garten oder in einem der unzähligen Räume. Immer wenn ich nicht mitkam, da ich nun mal nicht so sportlich wie meine Geschwister oder Gabriel war, nahm er mich an der Hand und sorgte dafür, dass alle sich meinem Tempo anpassten. Ich liebte diese Momente, doch was es damals nicht ahnte, war, dass so ein Moment mein Glück zerstören würde. Es war ein Sonntagmorgen, als Gabriel und ich, Hand in Hand, das Wohnzimmer betraten, da unsere Eltern was mit uns zu besprechen hatten. Erst dachte ich, sie wollten bloß mit uns Tee trinken, da auf den Tisch alles dafür bereitstand, doch meine Vorstellung wurde schnell durchbrochen, als Mrs Maria anfing zu sprechen. „Gab, Ray, ihr scheint euch ja sehr gut zu verstehen.“ Da mir und Gabriel offensichtlich auch nichts Besseres einfiel, antworteten wir beide gleichzeitig mit „Ja!“, wurden rot und guckten verlegen zur Seite. Gabriels Mutter lachte kurz. „Gut das freut mich. Wie ihr zwei mitbekommen habt, müssen wir Candle unsere Beziehungen mit den Cherrys festigen und was ist dafür besser geeignet als eine Hochzeit. Eure Verlobung wird schon bald bekannt gegeben, eure Hochzeit erfolgt spätestens bis zu eurem 20. Lebensjahr.“ Ich hatte schon immer schreckliche Angst vor Beziehungen und Hochzeiten gehabt, weshalb ich auch in diesem Fall eine Panikattacke bekam. Ich riss mich von Gabriels Hand los, lief weinend die Treppen hoch und schloss mich in meinem Zimmer ein. Einige Minuten später kam mein „Verlobter“ ebenfalls die Treppen hoch und klopfte an der Tür. „Ray, bitte. Mach die Tür auf. Ray!“ Als ich aber nach mehrem Bitten nicht nachgab, hörte ich wie er sie mit einem Ersatzschlüssel aufschloss, eintrat und sich neben mich ans Fenster stellte. Er schien wohl zu merken, dass ich kein Wort rausbringen würde, also nahm er meine Hand, wie sonst auch. Allerdings machte es mich diesmal nervös und ich fühlte mich unwohl. Gerade als ich mich losreißen wollte, beugte er sich vor und gab mir einen Kuss auf die Wange, wie Kinder sich untereinander geben, wenn sie dem anderen zeigen wollten, dass sie sich gern hatten. Das reichte endgültig. Ich schlug ihm mit meiner anderen Hand ins Gesicht, was dazu führte, dass er meine Hand losließ, und rannte laut weinend direkt in die Arme meines großen Bruders Chris. Dieser machte meinen Eltern unmissverständlich klar was Sache war und noch am selben Tag holte mich Daisy ab. Ich wurde zu meiner Tante Viola geschickt, während der Rest der Familie noch bei den Candles blieb. Von der Verlobung sprach niemand mehr auch nur eine Silbe. Ich sah Gabriel nie wieder. Doch die Erinnerungen an ihn verfolgten mich in meinen Träumen. Immer wenn ich ein Pärchen sah, sah ich mich und Gabriel. Wenn mich jemand Ray nannte, sah ich Gabriel. Wenn ein Date meine Hand hielt, sehnte ich mich nach ihm. So sehr vermisste ich ihn… Jetzt bin ich 19 Jahre alt, werde nächsten Monat 20, bin von Beruf her Journalistin und lebe in einem Penthouse in New York City. Ich bin beliebt bei den Männern, doch es halte nie länger als ein Monat. Heute ist der 23. Februar, der Tag an dem ich Gabriel traf und ich habe nichts zu tun. Meine Artikel habe ich schon abgeben und jetzt muss ich nur noch Telefondienst machen. Dabei muss ich wohl eingeschlafen sein, denn in meinem Traum höre ich ein „Ray“, von einer mir sehr bekannten Stimme. Verschlafen reibe ich mir die Augen und murmele ein „Gabriel…?“ Als Antwort kommt unerwartet und obwohl ich schon wach bin: „Ray!“ Erschrocken fahr ich hoch und kann einen Schrei nicht unterdrücken. Vor mir steht ein Mann mit goldenen Locken und strahlend blauen Augen und denselben Gesichtszügen wie damals: Gabriel. „Gabriel. W-Was machst du denn hier?!?“ Er lächelt und nimmt meine Hand. Sie ist genauso warm und angenehm wie damals. „Aber Ray. Das fragst du noch? Natürlich, um dich zu sehen. Ein Schlag ins Gesicht ist doch kein Abschied für immer!“ Auf einmal muss ich lachen und weinen gleichzeitig. Ich nehme meine Handtasche, renne um den Tisch herum und umarme meinen Gabriel, auf den ich 13 Jahre lang gewartet habe. Dann nehme ich sein Gesicht in meine Hände und küsse ihn. Es ist kein Kuss zwischen zwei kleinen Kindern, nein, es ist einer zwischen zwei erwachsenen Verlobten, die nach einer schmerzvollen Trennung wieder beisammen sind. Meine Kollegen staunen nicht schlecht, als ich gutgelaunt mit Gab aus dem Gebäude stürme und, Hand in Hand, zu meinem Auto renne und ihn erst wieder loslasse, als wir losfahren. Wohin? Na, das ist doch klar! In seine Villa. Den Ort, an dem alles anfing. Ich hoffe, dass ich mein Benehmen von damals noch gut machen kann. Eins steht fest: egal welches Problem es ist, wir, Gabriel und Rachel, werden es lösen, Hand in Hand… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)