Ride the Rockers 7 - Party Time von raphael_asdrai (5. Sequel zu Ride the Rockers. Es ist nicht zwingend nötig, die anderen Fanfictions der Reihe zu kennen.) ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Das letzte Kapitel!! Ein ganz groes Lob an meine Beta, dass sie es noch geschafft hat. In einer Stunde bin ich in Tegel und dann verschwinde ich für 3 Wochen nach Japan!!! Aber ich wollte es vorher unbedingt noch hochstellen! Viel Spaß!! Kapitel 12 Saga hatte schon oft Momente gehabt, in denen er sich elend gefühlt hatte. Einmal hatte er zu viel Wodka getrunken und dem Bürgersteig sein Innerstes ausgeschüttet. Ein anderes Mal war er nach einem Live vor Übelkeit zusammengeklappt. Und mindestens einmal alle zwei Jahre überfiel ihn eine richtig miese Magen-Darm-Grippe, bei der er sich tagelang die Seele aus dem Leib kotzte. Doch so übel zugerichtet wie jetzt war er schon lange nicht mehr gewesen. Der Boden, auf dem er saß, war beinahe unerträglich. Die Kälte ging ihm durch Mark und Bein, doch er brauchte eine ganze Weile, ehe er sich soweit beruhigt hatte, dass er aufstehen konnte. Mit wackligen Beinen zog er sich an den Stangen in die Höhe, wischte sich die Tränen von den Wangen und visierte das Treppengeländer an, dankbar dafür, dass es dies gab, denn sonst würde er es wohl kaum drei Stockwerke nach unten schaffen. »Au, verdammte Scheiße!«, fluchte er, als er seinen rechten Fuß zu stark belastete und ein beißender Schmerz durch sein Bein fuhr. Mürrisch griff er nach dem Geländer und zog das Bein an, um auf dem anderen von Stufe zu Stufe zu hüpfen. Hüpfen war unmännlich! Nur gut, dass ihn hier niemand sehen und auslachen konnte! Aber wenn man mal davon absah, dass er bei jedem Sprung die Zähne zusammenbeißen musste, weil sein Unterleib höllisch schmerzte und seine Beine zitterten wie Wackelpudding, war es beinahe erträglich. Immer noch besser, als weiter hier zu sitzen und am Ende von jemandem gefunden zu werden. Das würde die Klatschmäuler der PSC das nächste halbe Jahr in Aufruhr halten! Saga lachte zynisch, als er endlich die Tür zur Tiefgarage erreicht hatte, und schluckte seinen Stolz hinunter, ehe er auch den restlichen Weg bis zur Fahrertür halb humpelnd, halb in kleinen Sprüngen zurücklegte. So ungern er auch riskieren wollte, noch einmal in Chiyu zu rennen – er brauchte seine Kleidung, seinen Haustürschlüssel und nicht zuletzt sein Handy, um sich ein Taxi zu rufen. Es erstaunte ihn, dass er noch so klar denken konnte, zog man in Betracht, dass er soeben Chiyu persönlich das Messer in die Hand gedrückt hatte, damit ihm dieser das Herz herausschneiden konnte. Doch auch wenn er es sich nicht erklären konnte, in diesem Moment war er dankbar für den Autopilot-Modus, der ihn unbarmherzig auf den Beinen hielt und vorantrieb. »Noch wer da?«, rief er ins Innere des Busses, als er sich die Stufen hinauf mühte und dann, mit den Händen an allen Sachen abstützend, die er finden konnte, in den hinteren Teil schwang. Ein wedelndes Putztuch grüßte ihn und nur wenige Sekunden später tauchte Miyavis Kopf unter dem Tisch auf. Als er Saga sah, hielt er inne und seine Augen wurden groß. »Scheiße, was ist denn mit dir passiert? Hat dich Chiyu echt verprügelt?!«, fragte er schockiert und musterte Saga von oben bis unten, so dass dieser mürrisch die Augenbrauen zusammenzog. Ein blaues Auge, rote Flecken auf dem Brustkorb von den Gitterstangen, zerzauste Haare, rote Augen, humpelnd – er musste aussehen wie einem schlechten Horrorfilm entsprungen. Doch er hatte keine große Lust zu erklären, was wirklich zwischen ihnen vorgefallen war. Obwohl er noch nicht mal wusste, welche Version peinlicher für ihn war – von Chiyu fertig gemacht worden zu sein oder die Wahrheit. So machte er nur eine abfällige Bewegung und hoffte, dass sich der Sänger damit zufrieden geben würde. Miyavi schüttelte den Kopf, griff nach Sagas Hemd, das über der Sofalehne hing, und warf es ihm zu. Takeru und Yuji schienen schon gegangen zu sein, denn es waren keine anderen Kleidungsstücke mehr übrig. Selbst die Spuren von dem, was sie miteinander getrieben hatten, waren schon so gut wie weggeputzt, so dass Saga sich wünschte, mehr getrunken zu haben, um alles nur für einen seltsamen Traum halten zu können. Erleichtert bemerkte er, dass auch Chiyus Sachen verschwunden waren, doch es weckte gleichermaßen die Frage, was und wie viel genau der andere Bassist erzählt hatte. Der schwarzhaarige Sänger fegte die letzten Chipskrümel vom Tisch, ehe er das Putztuch weglegte und sich auf die Couch fallen ließ. Seine Stirn war in tiefe Falten gezogen, als würde er angestrengt nachdenken. »Dass ihr euch wirklich geprügelt habt …«, begann er, als könne er selbst nicht glauben, was er sagte. »Wenn ich das geahnt hätte, wäre ich euch nachgegangen. Ich hätte eher gedacht, ihr fallt übereinander her! Wütender Sex ist echt heiß!« Saga hustete und verhedderte sich in seinem Ärmel, ehe er sich schnell abwendete und geschäftig nach seinen Socken suchte, hoffend, dass Miyavi nicht merkte, wie ihn dessen Worte aus der Bahn geworfen hatten. Zum Glück hatte er alle Spuren, die auf ihm verblieben waren, beseitigt – nicht auszudenken, wenn sich rumsprechen würde, dass er sich von Chiyu hatte flachlegen lassen! Aber bei einem hatte Miyavi recht: Wütender Sex war wirklich heiß! »Takeru bringt Yuji nach Hause«, begann der Sänger ungefragt zu erzählen und lehnte sich zurück, während er Saga dabei beobachtete, wie dieser seine Sachen zusammensuchte. »Ich denk, der Kleine hat’s recht gut verkraftet. Chiyu ist vorhin kurz reingerauscht, hat seine Sachen geschnappt und ist sofort wieder weg. Ihr ward echt lange weg; was genau ist denn passiert?« Einen kurzen Moment überlegte Saga, ob er zumindest einen Teil der Geschichte preisgeben sollte, doch dann entschied er sich dagegen. »Frag nicht«, antwortete er so nur und schlüpfte in seine Schuhe. Es erstaunte ihn nicht, wie erleichtert er sich fühlte, endlich wieder bekleidet zu sein. Es war nicht nur die Kälte, die ihm zugesetzt hatte, es war, als wäre er schutzlos ausgeliefert gewesen und würde nun mit jedem Kleidungsstück einen Teil seiner Würde wieder anziehen. »Mh, mh …« Miyavi nickte, auch wenn ihn die Erklärung nicht wirklich zufriedenzustellen schien. Saga hätte erwartet, dass ihn der andere löchern würde, bis er alle Details ausspuckte, doch seltsamerweise war er recht still. »Hast du das erreicht, was du wolltest? Weswegen wir das Ganze hier veranstaltet haben?«, fragte er schließlich doch und Saga lachte nur bitter, ehe er mit den Schultern zuckte und ratlos den Kopf schüttelte. »Keine Ahnung«, meinte er und atmete tief durch, um das Beißen in seinem Brustkorb zu verdrängen, wenn er diese Worte aussprach. Es war noch weitaus schlimmer als der Schmerz in seinem Fuß oder seinem Unterleib, und er war sich sicher, wenn er einen Moment länger in sich hineinlauschen würde, würde er die Antwort bekommen – doch er wollte sich nicht damit beschäftigen. Nicht jetzt, nicht, wo die Erinnerung an Chiyus Nähe seine Gedanken verwirrte. Morgen würde er darüber nachdenken. Vielleicht … »Bist du eigentlich mit Takeru zusammen?«, fragte er, weniger aus Interesse, als um das Thema von sich und Chiyu abzulenken. Der Sänger wiegte den Kopf hin und her, ehe er ihn schließlich schüttelte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er zwinkerte Saga bedeutungsvoll zu. »Manchmal ist es besser, sich erst überhaupt keine Gedanken über Gefühle zu machen. Dann kann man das, was man ohne sie hat, mehr genießen«, antwortete er. Saga nickte betreten. Vor wenigen Wochen hätte er die selbe Einstellung vertreten – eine Einstellung, mit der er zwar viele Herzen gebrochen, aber immer gut gelebt hatte. Ein kleiner Teil von ihm wünschte sich diese Sorglosigkeit zurück. Der weitaus größere jedoch wusste, dass das nicht mehr möglich war. Er bemerkte nicht, wie Miyavi ihn besorgt musterte, und erst als der andere mit einem Mal aufsprang und seine Tasche schnappte, sah er wieder zu ihm hin. »Komm, ich fahr dich nach Hause!«, sagte der Sänger und lächelte ihn aufmunternd an. »Ich hab noch immer die Schlüssel vom Van!« »Du hast doch überhaupt keinen Führerschein!« Saga hob eine Augenbraue und erinnerte sich daran, wie es das letzte Mal gewesen war, als er sich in einem Auto befunden hatte, was der andere gefahren hatte. Dieser rollte nur theatralisch mit den Augen und stemmte die Hände in die Seiten. »Warum sich daran nur alle immer so aufreißen müssen!«, lamentierte er und grinste, ehe er Saga aufmunternd auf die Schulter klopfte und ihm mit einem Kopfnicken deutete, ihm zu folgen. Saga nickte und schwang sich seine Tasche über die Schulter, ehe er mit einem klein wenig besseren Gefühl als zuvor durch den Bus nach vorn humpelte. Er war dankbar, dass Miyavi keine weiteren Fragen stellte. Er hatte sich immer gut mit dem anderen verstanden, aber gelegentlich war er der Meinung gewesen, es mit einem Elefanten im Porzellanladen zu tun zu haben. Umso mehr überraschte es ihn, dass er plötzlich so ein ungewohntes Feingefühl an den Tag legte. Wenigstens für einen kurzen Augenblick konnte er den ganzen Scheiß vergessen, der in den letzten Tagen passiert war. Das Gefühl der Ohnmacht und Verzweiflung würde früh genug wiederkommen. ~*~ Und tatsächlich, es kam wieder. Es dauerte ein paar Stunden, in denen er wirklich der Überzeugung war, das Schlimmste bereits überwunden zu haben. Doch spätestens am nächsten Tag war er wieder auf dem selben Tiefpunkt angelangt, auf dem er sich befunden hatte, kurz nachdem Chiyu gegangen war. Einmal versuchte er sogar, ihn anzurufen, war jedoch heilfroh, als er nicht ranging. Kein Wunder, Chiyu wollte vermutlich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Vermutlich war er noch immer wütend darüber, was Saga ihm angetan hatte. Möglicherweise war er sogar mit ein bisschen Nachdenken darauf gekommen, dass er in ihn verliebt war, dann war alles vorbei und selbst die kleine Chance, dass sie weiterhin befreundet sein könnten, hinüber. Nicht, dass Saga dies wirklich fertig gebracht hätte. Dasitzen und zusehen, wie Chiyu und Yuji ein glückliches Pärchen waren, konnte er ebenso wenig wie weiterhin ertragen, dass der andere unglücklich in einen anderen verliebt war. Nachdem sein Fuß auch nach zwei Tagen nicht besser geworden war, sondern eine interessante bläuliche Farbe angenommen hatte, hatte er sich schweren Herzens zum Arzt geschleppt, nur um nun mit einem grünen Gips durch die Wohnung zu humpeln. Verloren gegen eine Feuerschutztür … Wie demütigend … Trotzdem war er am nächsten Tag zur Probe erschienen, mit breitem Grinsen verkündend, dass er ein wehrloses Mädchen vor einer Bande Yakuza gerettet hatte und von deren Anführer verwundet worden war, bevor er diesen windelweich geschlagen hatte. Darüber Scherze zu machen, war weitaus besser, als die Wahrheit zu sagen. Auch Miyavi lachte über seine Geschichte – und verriet nichts. Chiyu hatte er seitdem nicht mehr gesehen. Auch Yuji und Takeru nicht. Saga wusste nicht, ob er darüber froh sein sollte oder nicht. Einerseits ersparte es ihm die unangenehme Konfrontation, andererseits trug es nicht sonderlich dazu bei, den Zustand der Ungewissheit zu reduzieren, in dem er sich befand. Ging Chiyu ihm aus dem Weg? Verübeln könnte er es ihm nicht, allerdings war es auch nicht ungewöhnlich, dass er einige Bands wochenlang nicht zu Gesicht bekam. Als er jedoch auch nach anderthalb Wochen noch nichts von dem anderen gehört hatte, begann er langsam in eine seltsame Stimmung zwischen Sorge und Frustration zu fallen. Es führte sogar so weit, dass Nao ihn zusammenstauchte, weil er ständig aus dem Takt kam oder an den falschen Stellen background sang. Auch heute war so ein Tag. Nachdem er zum dritten Mal an der selben Stelle verbockt hatte, in die richtige Tonart zu wechseln, hatte Nao eine Zwangspause eingelegt und ihn zum Rauchen geschickt, damit Saga sich beruhigte, wie er es ausdrückte. Dieser hatte zwar nur mürrisch gebrummt, aber wenn er ehrlich war, kam ihm die Auszeit ganz gut. Alle der Band merkten, dass er nicht wirklich auf der Höhe war, doch nachdem er alle Nachfragen konsequent abgeblockt hatte, hatten sie es aufgegeben, etwas aus ihm rauszuquetschen. Vermutlich nahmen sie Rücksicht auf ihn, weil sie dachten, es habe etwas mit der wahren Geschichte hinter seiner Verletzung zu tun. Selbst Hiroto hatte nicht weiter nachgehakt. Saga war ein bisschen unwohl dabei, seinen Freund, der zumindest indirekt an der ganzen Sache beteiligt war, außen vor zu lassen, aber er war noch nie der Typ Mensch gewesen, der anderen sein Herz ausschüttete. Er würde selbst damit fertig werden. Er ließ sich doch nicht von ein bisschen Liebeskummer unterkriegen! Ein milder Wind blies ihm um die Ohren, als er die Tür zum Hinterhof öffnete, froh, dass niemand zu sehen war. Er unterließ es, sich mit seinem Gips wie sonst auf die Lehne der kleinen Bank zu schwingen, sondern lehnte nur seine Krücke daran und ließ sich auf die Sitzfläche sinken, um eine Kippe aus seiner Tasche zu fischen und sie anzustecken. Und als er den bläulichen Rauch einsog, fühlte er sich tatsächlich ein bisschen ruhiger. Zwei Wochen, maximal, dann würde er sich wieder soweit gefangen haben, dass er da weitermachen konnte, wo er vor Chiyu aufgehört hatte. Es passte sowieso nicht zu ihm, verliebt zu sein! Was für ein Verlust für die Männerwelt, wenn er plötzlich monogam werden sollte! Saga grinste und nahm einen weiteren Zug, ehe er den Kopf in den Nacken sinken ließ und für einen Moment die Augen schloss. Er war müde, er wollte endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen! Der Wind, der um seine Nase wehte, beruhigte ihn ungemein, und ehe er es sich versah, war er eingedöst. Erst das Geräusch der Tür ließ ihn aufschrecken und in die Höhe fahren, drauf und dran, sich bei Nao zu entschuldigen, dass er eingeschlafen war – doch es war nicht Nao. »Shit!«, Saga flüsterte die Worte so leise, dass nur er sie hören konnte, doch selbst wenn er sie nicht gesagt hätte – sie standen ihm deutlich sichtbar ins Gesicht geschrieben. Da machte er sich tagelang verrückt und nun marschierte Chiyu einfach so ohne Vorwarnung zum Rauchen auf den Hof? Er hatte sich überlegt, was er ihm sagen wollte, wenn er ihn das nächste Mal sah, hatte sich die Worte zurechtgelegt, wie er sich entschuldigen und dabei wenigstens halbwegs sein Gesicht wahren konnte, doch nun, da der andere ihm so unerwartet gegenüberstand, war sein Kopf wie leer gefegt. Auch Chiyu schien es nicht besser zu gehen. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm für einen kurzen Moment, als er Saga sah, und er erstarrte in seiner Bewegung, doch anstatt sich umzudrehen und zu gehen, ließ er die Tür hinter sich ins Schloss fallen. »Yo!«, sagte er und hob die Hand zum Gruß, ehe er sich Saga gegenüber an die Wand lehnte und seine Zigarettenschachtel aus der Tasche zog. »Yo!«, antwortete Saga und schluckte den Klos hinunter, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. Einen ganz kleinen Moment hatte er gehofft, dass Chiyu einfach umdrehen würde, doch er war schlau genug zu wissen, dass das einfach nur kindisch und peinlich für sie beide gewesen wäre. Ein Teil von ihm war unglaublich neugierig, was Chiyu nun von ihm dachte, doch der weitaus größere wäre am liebsten einfach nur weggerannt – mit Gips und Krücke jedoch keine gute Idee. »Was hast du da gemacht?«, brach Chiyu das unangenehme Schweigen und nahm einen Zug von seiner Zigarette, ehe er damit auf Sagas Fuß deutete. »Angebrochen«, antwortete dieser bemüht lässig. »War ich das?« Die Frage ließ Saga zusammenzucken. Er hatte nicht erwartet, dass Chiyu das Thema komplett ignorierte, doch dass er ihn so plötzlich damit überrumpelte nun wieder auch nicht. Einen kurzen Moment überlegte er, ob er ihm die Geschichte mit dem Mädchen und den Yakuza auftischen sollte, dann entschied er sich dagegen. »Nein, die Feuertür!«, antwortete er und ließ seinen Blick über die Mauer schweifen, verärgert darüber, dass er Chiyu nicht direkt in die Augen blicken konnte. Er führte sich auf wie ein Mädchen! »Aha …« Das war alles, was Chiyu sagte. Saga runzelte die Stirn und steckte sich eine neue Kippe an, da ihm seine vorige aus der Hand gefallen war, als er eingenickt war. Er wusste nicht wirklich, was er sich erhofft hatte, doch ein bisschen mehr Sympathie wäre schon angebracht gewesen. Zwar war Chiyu nicht direkt daran schuld, dass er gegen die Feuerschutztür getreten hatte, doch wäre er nicht gewesen, hätte Saga erst gar nicht flüchten müssen. Er gab ein Brummen von sich und ballte mürrisch die Fäuste, ehe er die Zigarette zur Seite pfefferte und die Arme verschränkte. Fuck! Die ganze Situation war so scheiße! Wäre er doch bloß niemals in diesem Kofferraum gelandet, dann hätte er sich einiges erspart! »Hab verstanden, ich geh lieber!«, ertönte mit einem Mal Chiyus Stimme und Saga sah überrascht zu ihm hin, nur um zu sehen, wie der andere sich den Hinterkopf rieb und unwohl das Gesicht verzog. Was bitte war denn jetzt los? Er hatte doch überhaupt nichts gesagt! »Hä?«, gab er so nur äußerst intelligent von sich und blickte den anderen verständnislos an. Chiyus Blick wanderte unstetig über den Boden und Saga konnte sehen, wie er mit sich rang, doch er hatte absolut keine Ahnung, was es zu bedeuten hatte. Und so langsam wurde er ungeduldig! Manchmal war Chiyu so unverblümt und direkt, dass es ihn vollkommen aus der Bahn warf, und in anderen Situationen bekam er einfach nicht den Mund auf! Es stank Saga gewaltig, und das nicht nur, weil er sowieso schon gereizt war. »Wenn du ein Problem hast, dann spuck’s aus!«, sagte er unwirsch, innerlich auf die ganzen beschissene Welt fluchend, dass sie ihn in so eine Lage gebracht hatte. Am liebsten hätte er alles hingeschmissen, Chiyu seine ganzen Gefühle an den Kopf geworfen und sich dann in der Erde eingebuddelt. Sollten sich doch andere mit dem Scheiß rumschlagen! »Ich habe ein Problem?!« Chiyus Augenbrauen zogen sich grimmig zusammen und er schnaubte abfällig. »Allen Anscheins bist du derjenige mit einem Problem! Aber ich habe verstanden! Ich sehe, du bist noch immer wütend auf mich, also gehe ich besser und belästige dich nicht mehr!« Er presste die Lippen zusammen und setzte an, sich abzuwenden, doch Saga würde den Teufel tun, ihn jetzt wegzulassen. Was zur Hölle sollte das?! »Wieso sollte ich auf dich wütend sein? Ich dachte, du bist auf mich wütend!«, erwiderte er patzig und schnaubte ärgerlich, dass er nicht einfach aufspringen, den anderen am Kragen packen und schütteln konnte. Das war so typisch, sie konnten scheinbar wirklich nichts anderes mehr, als sich verbal an die Gurgel zu gehen. Kaum waren sie allein, begannen sie sich zu streiten und anzublaffen, genau wie auf der Feuertreppe. Chiyu schaffe es wie kein anderer, ihn innerhalb von wenigen Sekunden durch sämtliche Gefühlszustände zu jagen! »Ich auf dich wütend? Wieso sollte ich auf dich wütend sein?« Die schlanken Augenbrauen des jüngeren Bassisten wanderten nach oben, doch Saga war zu aufgebracht, um den verblüfften Tonfall in seiner Stimme zu hören. »Sonst hättest du mich ja wohl kaum die letzte Woche ignoriert! Nicht mal ans Telefon bist du gegangen, als ich versucht habe, dich anzurufen!«, meinte er vorwurfsvoll und fixierte den anderen mit grimmigem Blick. Chiyus Mund öffnete sich und er schnappte nach Luft, ehe er die Hand zur Faust ballte. »Entschuldige mal«, erwiderte er bissig, »ich war vielleicht die letzten Tage krank, weil ich halbnackt durch eine Tiefgarage gerannt bin und in einem zugigen Treppenhaus rumgelegen habe! Ich war zu sehr damit beschäftigt, nicht abzunibbeln, als dass ich ans Handy hätte gehen können!« »Jetzt mach mal halblang, immerhin warst du nicht derjenige, der mit dem Rücken auf dem kalten Fußboden lag! Und ich bin nicht krank geworden!« Saga erwiderte Chiyus Blick ebenso wütend, die Augenbrauen zornig zusammengezogen, ehe er plötzlich stockte, als erst jetzt die Bedeutung dessen Worte zu ihm durchdrang. Verblüfft öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder und ließ sich mit dem Rücken an die Banklehne sinken. Seine Wut war wie weggeblasen und stattdessen machte sich ein seltsam klammes Gefühl in seiner Brust breit. Worüber zur Hölle stritten sie sich hier eigentlich?! Seine Gedanken brauchten ein wenig, um den Informationsfluss der letzten Sekunden aufzuarbeiten, und was sie herausfanden, ließ ihn noch viel verwirrter zurück als vorher. Auch Chiyu schien mit einem Mal die Lächerlichkeit der Situation zu begreifen und ließ die Fäuste sinken, ehe er sich wortlos neben Saga auf die Bank setzte. Ein paar Minuten herrschte Stille zwischen ihnen, Stille, die Saga dazu verwendete, um zu versuchen, in irgendeiner Weise zu begreifen, was Chiyu ihm soeben gesagt hatte. Normalerweise schaltete er schnell, doch alles, was mit Chiyu zu tun hatte, schien wie durch eine Blockade von seinem logischen Denken abgekoppelt. »Dann bist du nicht wütend auf mich?«, brach er schließlich das Schweigen, den Blick auf den Boden gerichtet und die Finger auf seinem Schoß ineinander verknotet, um seine Unruhe wenigstens halbwegs zu verbergen. Diese Stille war beinahe noch unheimlicher als ihr Streit. Chiyu schüttelte den Kopf, die Augen ebenfalls auf den grauen Steinfußboden gerichtet. »Ich war es«, antwortete er wesentlich leiser als zuvor. »Ich sollte es noch immer sein. Immerhin hast du … Du weißt schon … Aber dann habe ich dich … – Und außerdem bist du mit deinem Fuß schon genug gestraft.« Er setzte ab, doch auch obwohl er die Sätze nicht zu Ende gesprochen hatte, verstand Saga. Sie hatten beide großen Mist gebaut und wussten es. Und keiner von ihnen konnte wirklich damit umgehen. Wahrscheinlich war Chiyu die ganze Situation ebenso peinlich wie ihm, und vielleicht hatte er auch hundertmal im Kopf durchgespielt, wie er Saga am besten begegnen könnte! Er hatte ja nicht wissen können, dass Saga ihm überhaupt nicht übel nahm, was er mit ihm gemacht hatte – im Gegenteil, dass die Erinnerung daran einer der Gründe war, warum er nicht mehr ordentlich durchschlafen konnte, sondern stattdessen mit einer peinlichen Bescherung in seinen Schlafshorts aufwachte. »Und du? Du bist nicht wütend auf mich?«, rissen ihn Chiyus Worte aus seinen Gedanken. Der Gedanke daran, dass sie sich vermutlich viel Kopfzerbrechen hätten ersparen können, wenn sie das schon früher geklärt hätten, ließ Saga grinsen und schließlich leise lachen. Chiyu sah ihn verwirrt und etwas verunsichert an, doch Saga schüttelte nur den Kopf. Idioten – das waren sie! Er musste erneut lachen und diesmal konnte auch Chiyu ein Grinsen nicht zurückhalten. »Okay, das war vermutlich das peinlichste Gespräch, das ich jemals hatte«, sagte er und fuhr sich in einer nervösen Geste durch die Haare. Saga nickte und atmete tief durch. Oh ja, das war mit Abstand das peinlichste Gespräch, das er jemals gehabt hatte. Und er war nicht scharf darauf, diese Erfahrung in nächster Zeit noch einmal zu wiederholen. »Es wär echt schade gewesen, wenn wir deshalb nicht mehr miteinander geredet hätten«, fuhr Chiyu fort. »Denn du bist echt in Ordnung – zumindest die meiste Zeit. Und ich würde gern mal wieder was mit dir trinken gehen. Kaffee – kein Alkohol.« Etwas verlegen rieb er sich den Nacken und Saga glaubte beinahe, einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen zu erkennen. Unwillkürlich musste er grinsen, selbst verwundert, wie schnell sich die Stimmung zwischen ihnen gewandelt hatte. Selbst wenn er wirklich auf Chiyu wütend gewesen wäre – allein dessen Art hätte es geschafft, ihn wieder zu versöhnen. Er hatte etwas an sich, dass ihn einfach schwach werden und nicht mal den Ansatz von Gegenwehr aufbringen ließ. Und gerade jetzt, da die große Katastrophe, vor der er sich die ganze Zeit gefürchtet hatte, nicht eingetreten war, fühlte es sich so an, als würde sein Herz bei jedem Wort in die Höhe hüpfen. »Du willst ein Date mit mir?«, stichelte er und lachte, als Chiyu empört schnaubte und den Kopf schüttelte. »Aber sonst geht’s dir noch gut, oder?«, antwortete er, konnte ein kleines Schmunzeln aber nicht unterdrücken. Saga lachte nur und fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen wieder richtig gut. Egal, was daraus werden würde, er hatte schon weitaus mehr, als er sich erhoffen könnte. Chiyu war weder wütend auf ihn noch fand er ihn abstoßend – er hatte ihm noch nicht einmal gedroht, ihn umzubringen, obwohl dies beinahe schon zur Normalität zwischen ihnen geworden war. Allein die Tatsache, dass der andere wieder Zeit mit ihm verbringen wollte, wo er es eher verdiente, dass er ihm den Hals umdrehte, kam ihm wie ein Wunder vor. Immerhin hatte er nicht nur gegen seinen Willen mit ihm geschlafen, er hatte ihn auch vor Yuji bloßgestellt. Yuji … Es war die selbe dunkle Wolke, die sich bei diesem Namen über ihn senkte, wie bereits auf der Feuertreppe. Und sie schaffte es erneut, seine Euphorie innerhalb von Sekundenbruchteilen zu Boden zu drücken, so dass er sich beinahe lächerlich vorkam, überhaupt daran gedacht zu haben, dass zwischen Chiyu und ihm wieder alles normal werden könnte. Yuji … Ob Chiyu wohl mit ihm zusammen war? Nachdenklich musterte er den anderen, der verwundert die Stirn kräuselte. »Was ist?«, fragte er, sichtlich verwirrt über Sagas Stimmungswandel. Doch dieser hatte keine Lust, ihm zu erklären, was in ihm vorging. Er wusste nicht, ob er enttäuscht oder wütend oder etwas völlig anderes sein sollte. Wieder einmal hatte es mit Chiyu zu tun gehabt, dass er innerhalb von wenigen Momenten von Wolke 7 abgestürzt und auf dem Boden der Tatsachen angekommen war. Und langsam ging ihm dieser Zustand tierisch auf die Nerven! »Lassen wir das mit dem Kaffee trinken lieber bleiben«, begann er, deutlich merkend, wie sein Gesicht bei den Worten in sich zusammen fiel. »Ich glaube nicht dass es Yuji recht ist, wenn du dich mit mir abgibst. Geh lieber zu ihm!« Er hatte die Worte nicht so feindselig sagen wollen, wie sie letztendlich seinen Mund verlassen hatten, doch als Chiyu ärgerlich die Augenbrauen zusammen zog, wusste er, dass es jetzt zu spät war, sie noch abzuschwächen. »Wovon redest du bitte?«, wollte der andere wissen. »Was soll der ganze Scheiß mit Yuji? Warum fängst du schon wieder damit an?!« Ja richtig, auf der Feuertreppe hatte er Chiyu auch schon mit Yuji als Argument von sich gestoßen. Doch auch wenn Chiyu davon genervt war, war es nicht weniger aktuell! Und weniger wichtig schon gar nicht! »Na, du bist doch schließlich in ihn verliebt!«, antwortete er bockig, sich deutlich bewusst, wie kindisch seine Worte klangen. Die Falten auf Chiyus Stirn wurden augenblicklich noch tiefer und Saga schluckte trocken, als er den anderen jeden Moment auf sich losgehen sah, doch anstatt den erwarteten Mordversuch auszuführen ballte Chiyu nur die Faust und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Und auch wenn er es lieber ignoriert hätte, Saga sah deutlich, dass er soeben einen wunden Punkt getroffen hatte. »Du hast doch selbst gehört, dass er hetero ist«, begann Chiyu, die Finger streckend und wieder zusammenballend, um seine in Aufruhr gebrachten Gefühle zu kontrollieren. »Das war ein einmaliges Experiment für ihn und jetzt ist alles wieder so wie vorher. Wir reden nicht darüber, machen maximal einen Scherz, und dann ist es wieder vergessen. – Und das ist okay. Ich wusste es schon vorher.« Er schluckte trocken, halbwegs beherrscht – ganz im Gegensatz zu Saga, den die Tatsache, dass Chiyu und Yuji nicht, wie er vermutet hatte, ein Paar waren, nicht einmal annähernd so stark beruhigte, wie sie es gesollt hätte. Ganz im Gegenteil – zu sehen, dass Chiyu noch immer für den anderen Gefühle hatte, machte ihn nur noch wütender. »Und da du ihn nicht kriegen kannst, willst du jetzt mit mir »Kaffee trinken« gehen?!«, fragte er und lachte zynisch. »Das ist nicht drin! Du denkst wohl, du kannst mich so einfach als Ersatz benutzen? Vergiss es!« Er schnaubte abfällig, wütend auf sich selbst, dass er auch nur für einen kurzen Moment gedacht hatte, Chiyu würde sich wirklich ernsthaft für ihn interessieren. Kaffee trinken, ja klar! Vermutlich wollte er Sex, das war alles! Es war nicht zu leugnen, dass sie scharf aufeinander waren – Saga konnte nicht sagen, wann er das letzte Mal so heißen Sex gehabt hatte! – aber dass Chiyu ihn nur dafür in Betracht zog, war verletzend! »Jetzt mach mal halblang!«, erwiderte der andere gereizt und sprang von der Bank auf. »Mal abgesehen davon, dass es totaler Schwachsinn ist – tu nicht so, als wäre das unter deiner Würde! Ich habe inzwischen von deinem Ruf gehört! Du gehst doch mit jedem ins Bett!« »Und da dachtest du, du kannst mal eben auf den Zug aufspringen? Willst du dir vorstellen, ich sei Yuji? Am Ende hast du ihn dir sogar vorgestellt, als wir Sex hatten!« Saga schlug mit der Faust die Luft und wenn ihn nicht sein Fuß behindert hätte, hätte er nicht seine Hand dafür ins Feuer legen wollen, dass dieses Gespräch ohne eine handfeste Schlägerei enden würde. Was bildete sich Chiyu eigentlich ein, ihm so etwas an den Kopf zu werfen?! Nur weil er gern Spaß hatte, hieß es noch lange nicht, dass er billig war! »Du hast doch keine Ahnung!«, brüllte der andere plötzlich, den Kopf rot vor Wut und die Augen Funken sprühend. »Ich wollte ihn die ganze Zeit, ich habe von ihm geträumt, und ja, wenn ich mir einen runtergeholt habe, habe ich an ihn gedacht! Und dann, als ich ihn endlich hatte, warst nur noch du in meinem Kopf! Verdammte Scheiße, ich hatte dein Gesicht vor Augen, als ich in ihm gekommen bin! Und da redest du davon, dass ich mir vorstellen würde, du wärst er, wenn ich mit dir schlafen würde! Als ob das gehen würde!« Chiyus Gesichtszüge waren verzerrt und seine Augen funkelten so bedrohlich wie die eines in die Enge getriebenen Raubtiers. Er zitterte vor Wut und schien drauf und dran, nun, da das, was er seit dem Abend in Miyavis Tourbus in sich aufgestaut hatte, endlich aus ihm herausgeplatzt war, auf den Nächstbesten einzuschlagen, der sich ihm in den Weg stellen würde – doch Saga bekam es noch nicht einmal ansatzweise mit. Mit offenem Mund starrte er den anderen an, als könne er nicht fassen, was er gerade gesagt hatte, während er sich fühlte, als wäre er mit voller Wucht von einem Bus gerammt worden. Chiyu hatte an ihn gedacht, als er mit Yuji geschlafen hatte?! Er hatte sein Gesicht vor Augen gehabt?! Er musste ein paar Mal tief durchatmen, bevor er wieder halbwegs klar denken konnte. Und selbst dann war er sich noch nicht sicher, ob er sich nicht eben doch verhört hatte. »Sollte das gerade eine Liebeserklärung sein?«, fragte er vorsichtig und zuckte zurück, als Chiyu mit der Faust in die Luft hieb. »Als ob! In jemanden, der schon mit der gesamten PSC geschlafen hat und so ein arrogantes, von sich selbst eingenommenes Arschloch ist, dass sich einen Dreck um die Gefühle anderer kümmert? Ich bin doch nicht vollkommen bekloppt! – Ich bin dir doch vollkommen egal! Du kannst mich mal!« Er drehte sich auf dem Absatz um und wollte aufgebracht in Richtung Tür stapfen, doch Saga ließ es nicht dazu kommen. In dem Moment, in dem ihm der andere den Rücken zukehrte, setzt es in seinem Kopf einfach aus und er tat das, was er schon hätte tun sollen, als Chiyu ihn auf der Feuertreppe zurückgelassen hatte. Er sprang auf, kümmerte sich nicht darum, dass sein Fuß schmerzte, als er die wenigen Schritte bis zu dem anderen zurücklegte und ihn herum riss. Er sah Verwirrung in Chiyus Augen, Schmerz und einen Hauch von Verzweiflung – und erkannte all jene Emotionen wieder, die ihn selbst in den letzten Tagen geplagt hatten, so dass er nicht einen Moment zögerte und seine Lippen auf Chiyus presste. Sein Herz machte einen ungewohnten Sprung, als er die Weichheit spürte, das vertraute Gefühl, nach dem er sich so gesehnt hatte. Er riss Chiyu beinahe um, als er sich auf einem Fuß stehend an ihn drängte, grub seine Finger in dessen Schopf und hielt ihn fest, dass er ihm nicht entfliehen konnte. Die wenigen Tage ohne seine warme Haut waren ihm wie die längste Folter vorgekommen, und jetzt, da er sie endlich wieder spüren konnte, glaubte er, auf der Stelle sterben zu müssen. »Du bist mir nicht egal«, flüsterte er gegen seine Lippen, als er sich endlich von ihm löste. Einen Augenblick geschah gar nichts und er fühlte sich so hilflos wie nie zuvor – dann spürte er Chiyu lächeln, ehe dieser die Distanz zwischen ihnen überwand und seinen Kuss sanft beantwortete. Vage Erinnerungen daran, wie er sich eingeredet hatte, Chiyu nur einmal besitzen zu müssen, um sich dann von ihm lösen zu können, flatterten durch Sagas Kopf, und mit einem Mal kam er sich furchtbar lächerlicher vor, dass er jemals daran geglaubt hatte. Nein, er konnte nicht mehr aufhören. Er war schon lange nach dem süßen Gefühl süchtig. Ganz vorsichtig, als würde er ihn zum allerersten Mal küssen, öffnete er seinen Mund und nippte an Chiyus Lippen, jede Sekunde mit all seinen Sinnen genießend. Und als Chiyu den Kuss erwiderte, fühlte er sich, als würden seine Knie nachgeben. »Sollte das gerade eine Liebeserklärung sein?«, flüsterte der andere schließlich mit neckischem Tonfall und seine Augen funkelten, als er Saga ansah. Und dieses Mal schaute dieser nicht weg. Er grinste nur und wippte mit den Augenbrauen. »Als ob!« »Arschloch!« Chiyu leckte sich über die Lippen und lachte leise. Und auch Saga konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Du stehst echt drauf, mich zu beschimpfen!«, sagte er und boxte Chiyu sanft gegen die Schulter. Der andere grinste nur und zuckte unschuldig mit den Schultern, so dass Saga schmunzelnd den Kopf schüttelte. Er wusste nicht, was genau sie jetzt waren – ein Paar, eine seltsame Kombination von zwei Individuen, die sich gern anschrien und beschimpften und zwei Minuten später wieder versöhnten, und er hatte auch keine Ahnung, ob und wie und wie lange irgendetwas zwischen ihnen funktionieren würde – aber in diesem Augenblick war ihm das alles egal. Er war bei Chiyu, spürte dessen Atem, seine Wärme, und fühlte, wie sich alles in seinem Kopf zu drehen begann, so dass ihm ganz schwindlig wurde – und das war alles, was er wissen musste, um zumindest für die nächste Zeit den ganzen Rest ignorieren zu können. »Eine Sache gibt es noch, die mich interessiert«, unterbrach der andere plötzlich seine Gedanken und als Saga ihn fragend anblickte, sah er ein verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen. »Hattest du eigentlich geplant, dass Ruki, Reita und Hiroto mitmachen? Wäre das nicht ein bisschen … kompliziert zu arrangieren gewesen?« Saga weitete perplex die Augen, ehe er sich eine Haarsträhne aus der Stirn strich und ein Grinsen zu unterdrücken versuchte. »Nein, ich habe Uruha bestochen, damit er mit Kai weggeht und dann betrunken spielt, so dass der die anderen zur Verstärkung rufen muss. Und Hiroto war eingeweiht!« Einen kurzen Augenblick befürchtete er, dass sie erneut in ihren Streit-Modus fallen würden, doch Chiyu schüttelte nur ungläubig den Kopf und lachte leise, ehe er Sagas Gesicht mit beiden Händen umfasste und seine Lippen mit einem Kuss verschloss. »Idiot …« --Ende.-- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)