Living In A Toy Box von cleo-- ================================================================================ Kapitel 23: I Set The Stage On Fire ----------------------------------- Mit einem lauten Krächzen öffnete der Joker die alte Stahltür, die zum Dach des Hauses führte, das dem Wayne Tower gegenüber lag. Der Tag war ein trüber, doch das beeinflusste nicht die Hochstimmung des Jokers. Vorfreudig trat er an die Steinbrüstung des fast 100 Meter hohen Gebäudes und blickte zu dem großen schwarzen Ungetüm auf der anderen Straßenseite. Jazmin folgte ihm langsam, bedacht darauf, nicht über die kleinen Kieselsteine zu stolpern. Die pechschwarzen Wolken zogen sich rasend schnell zusammen und schienen wie ein Rudel Wölfe, das jeden Moment angreifen könnte. Doch der Regen schien sich Zeit zu lassen. Gut so, dachte der Joker, dann würde das Höllenfeuer den finsteren Tag wie ein Hagel Sternschnuppen erleuchten. Den Sprengstoff hatte er schon Tage zuvor angebracht, beziehungsweise anbringen lassen. Niemand ahnte auch nur einen Schimmer von der nun folgenden Katastrophe. Ja, das war sie, die wunderbare Stille vor dem Sturm. Jazmin fröstelte es und sie rieb sich die nackten Arme. Der Joker schien sich das Bild des noch stehenden Towers gründlich einprägen zu wollen, Jazmin versuchte es ihm nachzutun. Noch nie hatte sie so ein überdimensionales Gebäude gesehen, es sich brennend vorzustellen schien ihr fast unmöglich. Der Joker griff in seine Manteltasche und holte eine kleine Fernbedienung heraus, an der aus allen Seiten bunte Drähte und Metallkontakte heraus ragten. In Mitte war ein unübersehbarer roter Knopf platziert. Jazmin bereitete sich schon mental auf die nun folgende Explosion und den damit verbundenen Lärm vor, spielte mit dem Gedanken, sich die Ohren zu zu halten, doch entschied sich dagegen. Schließlich war das jetzt ihr Leben, sie musste damit klarkommen. Noch einmal hob der Joker seinen Blick zum Wayne Tower. Fast schade drum... Er zuckte die Schultern. Was sein muss, muss ein. Jazmins Blicke wechselten immer wieder zwischen Haus und Fernbedienung. Sie wusste nicht, auf welchen Moment sie achten sollte. Auf den des Auslösens oder auf den der Explosion. Ihr Blick blieb schließlich bei der Fernbedienung hängen, die Explosion würde sie wahrscheinlich zu sehr erschrecken. Dem Joker blieb Jazmins vermeintliches Interesse nicht verborgen. Er neigte den Kopf, legte die Fernbedienung auf die Brüstung und schob sie zu Jazmin, deren Neugier sich jetzt in Abneigung umwandelte. Sie blickte zum Joker, doch der fixierte nun den Tower auf der anderen Straßenseite. Sie wollte etwas sagen, sie konnte sich doch nicht verantwortlich für den Tod hunderter, nein, tausender Menschen machen. Doch sie nahm die Fernbedienung in die zittrigen Fingerchen und peilte den Knopf an. Sie konnte des Jokers Ungeduld spüren und wollte sich nicht unbeliebter machen, als sie schon war. Mit wachsender Anspannung kniff sie die Augen zusammen, hielt die Fernbedienung von sich weg und drückte den Auslöser. Totale Stille. Als nach 5 Sekunden noch nichts in die Luft geflogen war, öffnete Jazmin langsam ein Auge, dann das Zweite, um zu sehen, wo das Problem lag, doch schon erschütterte eine schwere Explosion den Erdboden. Aus der obersten Etage des Wayne Towers flogen die Fenster in tausend kleinen Splittern aus den Rahmen und wurden durch die Luft geschleudert. Fast zeitgleich ertönte ein lautes Krachen, das Dach stürzte auf das untere Stockwerk, Metallverankerungen brachen, rissen die Wände mit sich, die wie lose Fäden auf die vollen Straßen krachten. Jazmin zuckte so sehr zusammen, dass sie einige Schritte rückwärts taumelte. Der Joker jedoch stand nur grinsend da und beobachtete das Schauspiel mit Hingabe. Als Jazmin sich wieder aufrichtete, sah sie, dass nur die oberste Etage explodierte, selbst der Lärm der schwankenden Stahlträger verstummte langsam. Etwas verwundert blickte sie auf das Gebäude gegenüber. „Jetzt erlaube mir, mein Püppchen, dir meinen unglaublich grandiosen Plan zu erläutern“, sagte der Joker und schien sich innerlich auf seine große Rede vorzubereiten. Es gab einen Plan? Das war ja mal was ganz neues... „Also, wie dir vielleicht nicht entgangen ist, ist nur der Sprengstoff im obersten Stockwerk explodiert, vorerst“ Jazmin versuchte zu nicken, wendete den Blick aber nicht eine Sekunde vom Wayne Tower ab. „In exakt 3 Minuten wird das darunter in die Luft fliegen. Warum? Tja, in diesen viel zu langen 3 Minuten können alle lieben kleinen Angestellten aufgeregt in das darunter liegende Stockwerk laufen...sofern sie es schaffen. Denn sogleich wird es wieder ein Feuerwerk geben, und so weiter und sofort. Ist das nicht genial?“, er kicherte und führte seine Lobeshymne auf sich selbst fort, „Aber DAS war noch nicht alles. Falls es doch der sehr, sehr unwahrscheinlich Fall sein sollte, dass es noch ein paar wenige fleißige Arbeiterlein bis ins Erdgeschoss schaffen sollten, dann habe ich da unten noch eine Überraschung für sie. Denn das fliegt in genau 5 Minuten in die Luft. Die Zeit ist knapp, also lauf flink, lauft, lauft so schnell euch eure Füßchen tragen, solange sie noch an den Beinen sitzen. HIHI“ Jazmin wusste nicht, was sie davon halten sollte. Menschen starben. Das war nichts neues. Nichts ungewöhnliches. Sie wusste einfach nicht, was sie denken sollte, deswegen schloss sie sich der Hochstimmung des Joker an. Wenn er es für „richtig“ hielt, dann war es auch so. Bestimmt. Doch so viel Zeit blieb ihr auch nicht zum nachdenken, denn die nächste Explosion ließ nicht lange auf sich warten. Mit einem unwahrscheinlich lautem Rums flog das nächste Stockwerk in den trüben Tag. Die um sich schlagenden Flammen peitschten durch die kühle Luft und schienen mit ihr zu ringen. Als Jazmin die ersten Glassplitter ins Gesicht flogen und feine Risse in ihrer makellosen Haut verursachten, ließ sie sich auf den mit Kieselsteinen bedeckten Boden sinken und suchte Schutz hinter der Steinbrüstung. Jedes Mal, wenn der Ohren betäubende Lärm ertönte, zuckte sie zusammen und ihr Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Der Joker hingegen stand an der Brüstung wie am Bug eines Schiffes und blickte auf das wunderbar von ihm inszenierte Schauspiel herab. Die Glassplitter schienen ihm genauso wenig auszumachen, wie der erschütternde Lärm. Lediglich ein Zufriedenes Grinsen war auf seinen roten Lippen zu sehen. So schienen die Narben nur noch auffälliger und beängstigender. Jazmin vergrub den Kopf in den Knien und legte ihre Hände auf ihn. Sie versuchte zu errechnen, wie lange diese Farce noch dauern würde. Also, wenn aller 3 Minuten ein Stockwerk explodiert und es insgesamt so um die 60 sind, dann würde...ähm...Ach egal. Sie schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich nur noch darauf, dass ihre Trommelfell nicht platzte. Sie wartete auf Sirenen und wildes Geschrei, doch das war anscheinend hier oben nicht zu hören. Dennoch hob sie wieder leicht ihren Kopf an, um besser hören zu können, doch anstatt ein Geräusch zu vernehmen, sah sie einen dunklen Schatten am Rande des Treppenhäuschens,der einer sehr großen Person gehören musste. Nun reckte die den Kopf ganz nach oben, doch der Schatten war schon wieder verschwunden, stattdessen ließ sie eine erneute Explosion ihren Kopf in den Schoß drücken. Doch dieser Schatten ließ sie nicht los. Mit den fast geschlossenen Äuglein linste sie nach oben und suchte das komplette Dach ab. Da war er wieder! Tatsächlich! Erst jetzt fiel ihr auf, dass dieser Schatten eine unmenschliche Größe besaß, mit einem äußerst merkwürdigen Profil. Es glich einem Riesen, nein, einem Monster. Der Schatten bewegte sich kurz, verschwand dann und tauchte so unverhofft er gegangen war wieder auf. War dies ein Grund zur Beunruhigung? Ja, allerdings, sofern der Joker keine Freikarten für die erste Reihe verschenkt hatte. Vorsichtig löste sie ihre zusammen gekauerte Haltung und drehte sich zum Joker, dessen Aufmerksamkeit voll und ganz dem nun nicht mehr so großem Wayne Tower galt. Dennoch hob sie ihren Arm und zupfte an des Jokers lila Mantel. Dieser schien sie gar nicht zu bemerkten, sie zog fester. Mit genervter Miene blickte er zu ihr hinab und zischte: „Was ist denn? Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?“ „Da- da ist Etwas“, flüsterte Jazmin und deute mit den Augen Richtung Treppenhäuschen. Der Joker rollte mit den Augen. „Ja und was zur Hölle?“ Eher wollte er die Show nicht verpassen als jetzt mit dem Püppchen über ihre Halluzinationen zu diskutieren. „Irgendwas großes Schwarzes. Ein Monster oder so. Wirklich!“ Dem Joker juckte es in den Handflächen, wie konnte sie ihn nur so zum Narren halten? Er drehte sich wieder weg, doch plötzlich fiel ihm ein, dass das Püppchen ganz und gar recht hatte. Er hatte ja Besuch bestellt... Doch ehe er handeln konnte, war der Dunkle Ritter schon aus seiner Deckung hervorgesprungen, hatte das Püppchen beiseite gestoßen und sich auf den Joker geworfen. Er packte ihm am Genick, zog ihn wieder auf die Beine und warf ihn erneut auf den Boden. Er schien ganz schön wütend zu sein...warum bloß? Kaum versuchte der Joker sich aufzurichten und sein Butterflymesser zu zücken, da hechtete der Dunkle Ritter ihm schon auf den Boden nach und schleifte ihn zur nächst besten Wand, an die er ihn drückte und am Hals festhielt, als würde er ihn jeden Moment erwürgen. Jazmin wusste nicht was hier geschah. Es ging alles viel zu schnell. Was sollte sie jetzt tun? Verwirrt rannte sie den beiden hinterher, doch hatte keine Ahnung, was als nächstes passieren würde. Regungslos stand sie da, wollte etwas unternehmen, doch wusste nicht was. „Du kleiner Bastard!“, bellte die Fledermaus ihn an und verstärkte seinen Griff um des Jokers Hals, „Ich zerreiße dich in tausend Stücke!“ Der Joker versuchte sich zu befreien, zappelte wie ein Fisch an der Angel, doch es gelang ihm nicht. „Was beschwerst du dich denn? Hattest doch eine super Sicht von den Parkettplätzen!“, presste er aus seinen Lungen. „Hat's dir etwa dich gefallen...meine kleine Show?“ Doch anstatt auf darauf zu antworten, holte die Fledermaus aus und schlug ihm mit voller Wucht in den Magen. Der Joker keuchte, doch verlor sein gehässiges, schadenfrohes Lachen nicht. Das verrückte Gekicher trieb den Dunklen Ritter in den Wahnsinn, um jeden Preis würde er ihm das dämliche Lachen schon austreiben. Die beiden erinnerten an einen Vater, der seinen Sohn zusammen stauchte, weil dieser mal wieder Unsinn angestellt hatte. Doch das hier war etwas viel Schlimmeres als Unsinn gewesen. Jazmin saß wie auf heißen Kohlen, wollte eingreifen, doch sie würde keine Chance haben. Sie würde zerbrechen wie die Fenster im Wayne Tower, dieser war übrigens noch fleißig am kaputt gehen. „Außer- außerdem hab' ja nicht ICH den Knopf gedrückt“, sagte der Joker und lachte, doch es blieb ihm im Halse stecken. Plötzlich sah Jazmin das Butterflymesser, das dem Joker auf den Boden gefallen war, auf, als die Klinge im Licht des Feuers aufblitzte. Einen Versuch war es wert... Sie hob das Messer auf und zögerte nicht lang. Mit aller Kraft stieß sie es dem Monster von hinten in den Rücken. Sie glaubte nicht wirklich daran, dass das etwas bewirken würde, er musste eine Art Rüstung tragen, doch als ihr eine dunkelrote Flüssigkeit zwischen die Finger lief, ließ sie erleichtert los. Der Dunkle Ritter ging nicht zu Boden, natürlich, doch dieser kurze Augenblick, an dem sich der stählerne Griff der Fledermaus lockerte, befreite sich der Joker aus seiner misslichen Lage und ergriff sofort die Flucht. Jazmin eilte ihm mit mehr oder weniger großen Schritten hinterher durch das alte Treppenhaus. Diese Situation kam ihr irgendwie bekannt vor... Schnell hechteten Beide die Stufen hinunter, doch der Dunkle Ritter ließ nicht lange auf sich warten. Jazmin konnte die schweren Schritte des Monsters hören, wie es sie in unbeschreiblich schnellem Tempo verfolgte. Ihr schien es, als würde es sie jeden Moment ergreifen, sie versuchte noch flinker zu rennen, doch mehr gab ihre Kondition nicht her. Sie atmete schwer, bekam kaum noch Luft. So rannten sie nun Stockwerk für Stockwerk dem Ausgang entgegen, doch dieser schien Meilen entfernt zu sein. Die Mühe schien vergebens. Doch als endlich ein schmaler Lichtstrahl die Dunkelheit Schritt für Schritt immer mehr erhellte, besserte sich Jazmins Motivation. Sie konnte den Ausgang sehen, steuerte auf ihn zu. Sie bremste ab, wollte zu der Tür hinaus, doch der Joker lief weiter Richtung Keller. Verwirrt blickte sie sich zu ihm um, aber da sah sie schon den Dunklen Ritter kommen. Sie entschloss sich, dann doch lieber dem Joker in den Keller zu folgen, was auch immer das werden sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)