Just like a Game of Chess von Ange_de_la_Mort (Golbez/Kain, Kain/Rosa) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Just like a Game of Chess „Warum hast du das getan? Warum hast du Cecil und mich verraten?“ Das waren Rosas anklagende Worte, als Kain ihr die Ketten anlegte. Verraten … das Wort hallte in seinem Kopf, traf ihn wie ein Schlag. Wieso behauptete sie das? Wieso konnte Rosa nicht verstehen, dass er seine Gründe hatte? Und wieso konnte er ihr es nicht begreiflich machen? Kain liebte sie mehr als alles andere auf der Welt. Liebte sie so sehr, dass er es nicht ertragen konnte, sie in den Armen eines anderen zu sehen – vor allem nicht, wenn dieser andere Cecil war. Und wenn er sie auf ewig hier einsperren musste, in diesem dunklen, kalten Verlies im Turm von Zot, damit Cecil sie nicht bekam, dann sollte es eben so sein! „Kain …“ Nein. Nein, er konnte nicht antworten, konnte sie nicht einmal ansehen, ertrug ihren Blick nicht. In ihren unendlich blauen Augen, in denen man normalerweise nur Wärme und Güte erkennen konnte, spiegelte sich jetzt Trauer. Enttäuschung. Seinetwegen. Wenn er sie jetzt ansah, würde er seine Entscheidung in Frage stellen. Nicht, dass er sich einredete, das ‚Richtige‘ getan zu haben, als er sich Golbez angeschlossen hatte, so verblendet war er nicht. Aber er hatte das getan, was er tun musste. Um Rosa für sich zu bekommen, um sich selbst zu beweisen, um sich einen Ruf zu machen, der über das Andenken seines Vaters hinausging. Welche andere Wahl hatte er denn gehabt? Immer war es Cecil gewesen, der bevorzugt wurde, vom König, von ihren Freunden aus Kindertagen, von Kains eigenem Vater! Und natürlich von Rosa … Die richtete sich gerade auf, so gut es ihre Ketten erlaubten und attackierte ihn mit einem Blick, der sich mitten in sein Herz bohrte. Für einen Moment hatte Kain allen Hass, alle Eifersucht auf Cecil vergessen, wollte sie befreien, sich ihr zu Füßen werfen und sie um Vergebung anflehen; doch dann öffnete sie den Mund: „Wenn du auch nur ein bisschen so wärst wie Cecil, dann-“ „Ich bin tausendmal besser als er!“, herrschte er sie an, betrachtete mit Genugtuung, wie sie erschrocken zusammenzuckte und drehte sich zur Zellentür. „Du wirst es schon noch sehen“, murmelte er beinahe unhörbar, als er sie in der Dunkelheit zurückließ und die Treppen emporstieg, welche zu Golbez‘ selbsternanntem ‚Thronsaal‘ führten. Sein Herz brannte. Er verstand Rosa einfach nicht. Wieso klammerte sich so sehr an diesen verdammten Dunkelritter? Wieso liebte sie ihn und nicht Kain? Weil Cecil eine höhere Stellung in der Gesellschaft einnahm? Nein … so etwas interessierte Rosa nicht, davon war er fest überzeugt. Aber was war es dann? Kopfschüttelnd ging er weiter, lauschte dem Geräusch seiner Schritte, die auf dem kalten Steinboden widerhallten. Als er schließlich vor der schweren Eichentür stand, die ihn von Lord Golbez‘ Domizil trennte, musste er doch lächeln, wusste doch, dass sein Lord ihm die Bedenken nehmen würde. Das tat er jedes Mal. Kain konnte sich schon vorstellen, wie Lord Golbez – der inzwischen die schwere Rüstung gegen normale, leichte Kleidung getauscht haben würde; wieso auch nicht? Es wusste ja niemand, dass ihr Hauptquartier sich hier befand. – mit beruhigender, tiefer Stimme auf ihn einreden würde, wie seine Finger durchs Kains Haar strichen, wie er dafür sorgte, dass sich alle Zweifel in Luft auflösten. Und wirklich, als er die Tür aufstieß und in das schmale, von dunklem Haar umrahmte Gesicht seines Lords sah, als sich dessen Lippen zu einem Lächeln verzogen, sorgte die unsichtbare Verbindung, die Golbez ohne Kains Wissen zwischen ihnen beiden geknüpft hatte, dafür, dass das Herz des Dragoons schneller schlug und Rosa in den Hintergrund verbannte. ~*~ „Ist es nicht so gelaufen, wie es sollte?“, fragte Golbez unschuldig, obgleich er inzwischen in der Lage war, in Kains Gesicht zu lesen wie in einem offenen Buch. Lächelnd sah er zu, wie der Dragoon vor ihm auf ein Knie sank, den Halbhelm abnahm, der seine Augen verdeckte, und zu Boden sah. „Hat sie deine Absichten missverstanden?“ „Sie wird es schon noch verstehen.“ „Den Grundstein dafür hast du heute bereits gelegt.“ Auf Kains überaus verwirrten Blick hin erlaubte Golbez es sich, sich nach vorne zu beugen und eine Hand auf dessen Wange zu legen, mit dem Daumen über den Wangenknochen zu streicheln. „Du hast Cecil im Duell geschlagen. Du hast bewiesen, wie stark du bist“, flüsterte er ihm zu. „Ich bin stolz auf dich.“ Er konnte genau sehen, wie Kains Augen leuchteten, wie er das Lob in sich aufsog wie ein Schwamm. Es war wirklich zum Lachen … Es hatte Golbez nicht viel magische Überzeugungskraft gekostet, damit der Dragoon sich ihm anschloss. Ein paar schöne Worte und windige Versprechungen hatten gereicht. Aber was wollte man auch erwarten? Kain war der ewige Zweite gewesen, der ständig um Aufmerksamkeit betteln musste, der immer im Schatten derer stand, die besser waren als er. Konnte man es ihm verübeln, dass er sich nach Zärtlichkeit und Anerkennung sehnte, danach gierte? Ein durchaus schwacher Charakter … aber genau das Richtige für Golbez‘ Zwecke. Genau so mochte er seine Schachfiguren. Und Kain war ihm die Liebste. Das merkte er gerade wieder, als der Dragoon die Augen schloss und sich zaghaft an Golbez‘ Fingerspitzen schmiegte. Anders als bei den vier Elementarfürsten brauchte Golbez bei Kain nicht befürchten, hintergangen zu werden. Während die Fürsten ihm nur solange die Treue schworen, wie er derjenige war, der nun einmal die größte Aussicht auf unendliche Macht besaß, bestand diese Gefahr bei Kain nicht. Der würde ihm bis zum bitteren Ende folgen … zumindest solange er nicht die Gelegenheit bekam, sich länger mit Rosa zu unterhalten, da die Frau seltsamerweise etwas in seiner wundervollen Schachfigur auslöste, das selbst Golbez’ stärkste Gehirnwäsche nicht zu unterbinden vermochte. „Sag mir, Kain“, raunte er dem Dragoon zu, „weshalb hast du dich meiner Sache angeschlossen?“ Es war das erste Mal, dass er ihn das fragte, und er glaubte, die Antwort zu wissen. Weil es Kain egal war, was mit der Welt geschah. Weil er für Rosas Liebe alles tun würde. Liebe … tzä! Was für ein sentimentaler Schwachsinn! Die Antwort kam wohl überlegt und dennoch aus tiefsten Herzen: „Weil Ihr mir die Möglichkeit gegeben habt.“ Mehr musste er nicht sagen, um Golbez’ Vermutungen zu bestätigen und sein Wohlwollen zu erlangen. Ein Lächeln schlich sich auf dessen Lippen – nur, um sofort wieder zu erlöschen, als ihn etwas Wichtiges einfiel. „Zu dumm, dass Scarmiglione gefallen ist“, meinte er bedauernd und seine Gesichtszüge verfinsterten sich. „Er hätte mir den Erdkristall besorgen sollen.“ Einen der anderen Fürsten konnte er nicht schicken, sie alle hatten ihre Anweisungen, ihre Stellungen, die sie unmöglich verlassen konnten, wenn seine Pläne aufgehen sollten. Doch auch hier bewies der Dragoon einmal mehr, dass er nicht nur ein hübsches Gesicht, sondern auch Köpfchen besaß, denn er lächelte boshaft und sagte: „Wir könnten Cecil schicken.“ Auf Golbez’ ermunternden Blick fügte er hinzu: „Wir haben seine Rosa – er kann einen Austausch nicht ablehnen.“ Die Puzzleteile fügten sich, ein Plan nahm Gestalt an. Weitere Schachfiguren bewegten sich auf dem Brett, welches über das Schicksal der Welt und ihrer Bewohner entschied. Mit dieser Idee schlug der schwarze Springer das weiße Pferd und kreiste den König ein. „Und dann …?“ Schach … Das Lächeln wurde noch bösartiger, das Licht der Fackeln warf tiefe Schatten auf Kains Gesicht, tauchte es fast in vollständige Dunkelheit. „Dann kann ich ihn endlich erledigen!“ … und Matt! -------------- Es musste einfach sein. Weil ich verdammtes Fangirl bin. xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)