Dear Mum, I Have Become An Emo von Endstation ================================================================================ Kapitel 8: Todesurteil ---------------------- Kapitel 8: Todesurteil Leise kratzte die Miene des Füllers über das Blatt. Schwarze Tinte auf weißem Papier. Die blauen Augen stierten an die gegenüberliegende Wand. Verschiedene Bilder hingen in dem Raum. Bunte Farben eingesperrt hinter einer Scheibe aus Glas. Die Finger lagen ruhig auf den Oberschenkeln. Die Geräusche verebbten. Der Füller wurde geschlossen und in der Hand gedreht. „Ein wirklich schönes Wetter, nicht wahr?“, sagte Mrs. Vinten und schaute aus dem Fenster. Die Sonne schien durch das Fenster und erhellte einen Teil des Raumes. Mrs. Vinten schloss die Augen um nicht vom Licht geblendet zu werden. Nachdem ein paar Sekunden vergangen waren, schaute sie auf den Jungen der im Schatten saß. „Es könnte nicht schöner sein.“, hallte die leise brüchige Stimme durch den Raum. Mrs. Vinten lächelte. „Es ist schon einige Wochen her, dass du mich besuchen kommst. Ihr seid hier in die Nähe gezogen, oder?“, fragte sie freundlich. „Ja…Wir haben eine neue Wohnung. Sie ist wirklich schön.“ „Freut mich das zu hören.“, antwortete Mrs. Vinten freundlich und schrieb etwas auf ihren Block. Leise drang Vogelgezwitscher durch das offene Fenster. „Wie läuft es denn so in der neuen Schule?“ „Sehr gut.“ „Hast du schon ein paar Freunde gefunden?“ „Sehr viele sogar.“ „Das ist wirklich gut! Als wir uns das letzte Mal gesprochen haben wirktest du noch etwas einsam, aber viel wolltest du mir ja auch nicht erzählen.“, lachte sie und schrieb wieder etwas. „Es sind ja momentan Ferien, hast du Alex schon besucht?“ Tränen traten aus den blauen Seen und wollten nicht mehr versiegen. Alex’ Stimme drang dumpf an sein Ohr. Er weinte ebenfalls. Wieso weinte er? Hatte er überhaupt einen Grund dazu? Nicht er wurde geschändet! Nicht er wurde beschmutzt! Alex sagte etwas. Schlug ihn, er sollte aufhören zu heulen. Er hörte nicht auf. „Alex war bei mir.“ Mrs. Vinten lächelte. „Wie schön dass ihr beiden immer noch befreundet seid. Ihr seid schon so lange zusammen gewesen!“, sagte sie voller Euphorie. „Hattet ihr einen schönen Tag?“ „Ich wollte das nicht!!!“ Alex krabbelte von dem nackten zusammen gerollten Körper weg. „Es ist deine Schuld! Du hast mich dazu getrieben!“ Blaue Flecken bildeten sich auf der weißen Haut. „Du allein bist daran Schuld!“ Es war mehr ein verzweifeltes Schreien als eine Anschuldigung die durch den Wald schallte. Eine Gänsehaut überzog den Körper und er fing an zu zittern. Laute Schluchzer klangen aus dem Hals des Größeren. Seine Fäuste schlugen auf den Boden ein. „Verdammte Scheiße!“, heulte er laut und stand langsam zitternd auf. Wackelig trugen ihn seine Beine durch den Wald. Weg. Er wollte weg von ihm. Weg von diesem toten Körper. „Der schönste Tag seit langem.“ Ein lächeln umspielte die Lippen der älteren Frau. „Euch beide kann man wohl nie trennen, auch nicht der Ozean.“, sagte sie vergnügt. „Uns bringt nichts auseinander.“ Alice saß in der Ecke seines Zimmers. Sein Blick lag auf dem getrockneten Blut an seiner Wand. Leicht hob und senkte sich seine Brust, ab und zu blinzelte er. Seine Finger zuckten bei jeder Sekunde, wenn der Zeiger der Uhr tickte. Nun ist es geschehn! Nun ist es soweit! Der Junge steht am Abgrund und ist bereit! Zu springen ins Nichts, wo konnte er nur? Sein Freund bracht’ ihn dazu, wie schade um ihn… Gizmo wackelte mit seinem Kopf passend zum Rhythmus seines Liedes. Sie waren doch Freunde, warum tat er’s ihm an? Weil er egoistisch und geizig war, sein lieber Freund! Seine Stimme war laut und gefährlich geworden. Freund du bist nicht allein, Lass mich diese Nacht bei dir sein! Wir werden viel Spaß haben, das versprech ich dir gern! Denn am Ende werde ich es sein der dich in dein Unglück treibt! Ein leises Kichern hallte von den Wänden wieder. Mein Freund, lieber Freund ich liebe dich doch! Wieso tust du’s mir an? Was hab ich getan? Antworte mir nur noch! Seine Stimme ertönte in einem höheren verzweifelten Klang. Du liebst mich also? Wie kann ich dir traun! Steht’s warst du mir treu, und bist dann abgehaun! Ersetzt hab ich dich, durch den lieben Jack! Sei nicht traurig, denn er ist sehr nett. So liebevoll und doch auch Weise, so ganz anders als du es einst warst! Komm nie mehr her! Ich brauch dich nicht mehr! Alice Finger hielten inne. Mein wundervoller Untergebener, hör mir gut zu, Dein Leben ist vorüber, sag nichts mehr dazu. Dein letzter Wunsch wurde erfüllt und jetzt musst du gehen. Au Revoir mein lieber, auf Nimmer wiedersehn! Gizmo zog sein Gesicht zu einer schrecklichen Grimasse und fiel in schallendes Gelächter. Ist das nicht ein schönes Lied Alice? Ich habe es selbst gedichtet. Unglaublich wie gut es zu dir und deinem lieben Freund Alex passt, nicht wahr? „Zu mir und Alex…?“, fragte Alice leise und senkte seinen Kopf. Na zu wem denn sonst? Wirklich unglaublich wie du das dem lieben Alex antun konntest, dabei war er doch die ganze Zeit dein bester Freund. Ihn einfach durch Jack zu ersetzten. Er wollte doch nur deine Nähe Alice. „Ich habe ihn nicht ersetzt…“ Ach nein? Wieso sonst hätte er dich einfach angefasst? Du hast ihm doch eindeutig klar gemacht dass du Jack lieber hast, es ist allein deine Schuld dass er das getan hat! „Meine Schuld…? Ganz Recht Alice…Allein durch dein Verhalten hast du ihm doch gezeigt wie viel er dir wert ist, nämlich nichts!! „Alex bedeutet mir viel!“, sagte Alice laut und ballte seine Hände zu Fäusten. ER BEDEUTET DIR VIEL!??!?! Er hat dir noch nie etwas bedeutet!! Er war nur der einzige der dich mochte! Du hattest Angst vor dem allein sein, deshalb bist du bei ihm geblieben! Und jetzt hast du ihn zerstört! Mit deinem widerwärtigen Körper! DU hast Alex beschmutzt! „Ich bin nicht widerwärtig!“, sagte der Schwarzhaarige verzweifelt und krallte sich in seine Haare. Wann verstehst du es endlich!? Es ist allein deine Schuld, dass Alex so gehandelt hat! DU hast ihn dazu getrieben! „Ich bin nicht schuld!“ ES IST ALLES DEINE SCHULD! Du wolltest doch dass Alex es tut! Damit er sich selber zerstört und dich endlich in Ruhe lässt! Damit du endlich mit deinem geliebten Jack zusammen sein kannst! „Ich wollte niemanden was böses…! Ich will niemanden ersetzten…! Jack war der Einzige der für mich da war, als es niemand sonst war!“ Und was ist mit deinem Bruder? Wollte er dich nicht beschützen?? („Ich liebe dich Alice, egal was passiert.“) Wieder begann das Kuscheltier mit seinem schrecklichen Gesang. Tod! Tod! Der Freund tot! Der Bruder tot! Getötet von Alice! Henker hol die Axt!! Wir haben einen neuen verurteilten! Ab mit dem Kopf! Schlagt ihm ihn ab! Tod! Tod! Alle Tod! Gizmo lachte laut. „SEI ENDLICH STILL!“, schrie Alice und presste sich die Hände auf die Ohren. Du kannst dich nicht ewig vor der Wahrheit verstecken Alice…Jeder weiß wie sie aussieht, jeder weiß was du tust, sie sehen es dir an! Dein schmutziger Körper verrät dich Alice. Und auch das schrubben und waschen bringt nichts, es ist fest in deinen Körper eingebrannt und- Es lautes Klingeln hallte durch den Flur. Alice schaute auf und Gizmo kicherte. Geh nur Alice und schau wer dich besuchen will. Langsam stand der Schwarzhaarige auf und schritt in den Flur. An der Tür zögerte er. Vorsichtig streckte er die Hand nach der Klinke aus und öffnete die Tür ein Stück, damit er hinaus gucken konnte. „Jack…!“ Mit großen Augen schaute Alice den Jungen vor ihm an und öffnete die Tür ganz. „Was machst du hier?“ Jack hielt eine Tüte hoch. „Du hattest deine Sachen an dem Abend wo du bei mir geschlafen hast vergessen. Ich hab sie gewaschen, waren ganz schön dreckig…“, sagte er etwas hilflos und reicht Alice die Tragetasche. Der Kleinere schaute auf die Tüte. „Oh…“, sagte er leise und senkte seinen Kopf. „Ich hab deine Sachen gar nicht gewaschen.“ „Ach das geht schon in Ordnung.“ Alice überlegte einen Moment, nahm dann Jacks Hand und zog ihn in die Wohnung. „Warte hier eben.“, sagte er noch, schloss die Tür und verschwand in seinem Zimmer. Jack schaute sich etwas um. Der Boden war ziemlich dreckig, seine Schuhsohlen klebten an dem Fußboden und die Wände waren auch nicht mehr so weiß wie sie es wohl einmal waren. Hier und da waren ein paar Stücke abgerissen und die Türen waren allesamt beschädigt. Neugierig trat er ein paar Schritte vor und schielte in Alice’ Zimmer, doch was er sah, erschütterte ihn mehr als alles andere. Auf dem Boden waren große Flecken, vielleicht sogar getrocknetes Erbrochenes und die Wände waren Blutverschmiert. Der Schreibtisch war in seine Einzelteile zerlegt und dem Kleiderschrank fehlte eine Tür. Das Bettlacken war dreckig und zerrissen. Die Rollladen der Fenster waren runter gelassen worden und auf dem Fensterbrett lagen tote Insekten. Ein metallischer, verwesener Geruch lag in der Luft. Mittendrin stand ein kleiner schmächter Junge mit langen schwarzen Haaren und schwarzer Kleidung. „Hab sie…!“, sagte Alice und zog eine Jogginghose und ein T-Shirt aus dem Klamottenhaufen der auf dem Boden lag. Lächelnd drehte er sich um und schaute in das entsetzte Gesicht Jacks. Eine Zeit lang blickten sie sich stumm an, dann drehte der Größere sich auf den Fersen um und verschwand Richtung Ausgang. „Nein! Geh nicht!“, schrie Alice verzweifelt und rannte ihm hinterher. Gerade als Jack aus der Wohnungstür laufen wollte, schlossen sich zwei dünne Arme um seine Brust und ein schmächtiger Körper presste sich an ihm. „Bitte geh nicht…!“, flüsterte Alice leise und schluchzte leise auf. Sein Körper bebte und immer wieder liefen ihm dicke Tränen über die Wangen, die sich in Jacks T-Shirt verfingen. Jack biss sich auf die Unterlippe und drehte sich langsam in der Umarmung um. Seine Augen blickten in die Alice’. Trauer und Verzweiflung, das war das einzige was er in ihnen sah. Vorsichtig legte er seine Arme um ihn. „Ich werde nicht gehen...“ (Die Menschen die uns am nahesten sind, werden auch am meisten von uns verletzt. Wir begegnen neuen Bekanntschaften und merken nicht, wie wir uns langsam von unseren Liebenden entfernen und somit ihre Herzen zerfleischen. Und ist es dann erstmal zerrissen, wer mag es dann noch haben?) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)