Missverständnisse von _miku-kun_ (Akira x Mikoto) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Der Regen peitschte ihm ins Gesicht und vermischte sich mit seinen Tränen. Er lief. Wohin wusste er nicht und es war ihm auch egal. Alles war ihm momentan egal. Hauptsache weg von ihm. Wie konnte er ihn nur so verletzen? Hinter sich hörte er Stimmen, die immer wieder seinen Namen riefen. Sie waren ihm also gefolgt. „Jetzt warte doch mal!“, riefen sie außer Atem, doch er blieb nicht stehen, sondern lief noch schneller. Auch seine Verfolger erhöhten ihr Tempo und riefen wieder nach ihm. Warum folgten sie ihm? Er wollte keinen sehen und erst recht wollte er mit niemandem reden. Konnten sie ihn denn nicht einfach in Ruhe lassen? Er stolperte und fiel hin. Toru und Shihodani rannten schnell zu ihm. „Hast du dir weh getan?“, fragte Toru und hielt ihm eine Hand hin. Er antwortete nicht und schaute auf den nassen Asphalt unter ihm. Er wollte nicht, dass sie sahen, wie dreckig es ihm ging. Toru zog seine Hand seufzend weg. „Dann halt nicht.“ „Hey“, sprach Shihodani beruhigend und hockte sich neben ihn. „Warum bist du denn ohne ein Wort zu sagen an uns vorbeigelaufen, Akira?“ Akira schwieg. Merkten sie es denn nicht, dass er nicht reden wollte? Der Blonde legte seine Hand unter Akiras Kinn, zog dessen Gesicht zu sich hin und musterte ihn besorgt. „Weinst du etwa?“ Akira schlug seine Hand beiseite und schüttelte den Kopf. „Ist nur Regen, lasst mich doch einfach in Ruhe“, murmelte er leise. Seine Stimme zitterte. „Lüg uns nicht an“, rief Toru ärgerlich. „Wir merken doch genau, dass mit dir etwas nicht stimmt.“ Shihodani nickte. „Genau. Und jetzt steh doch endlich mal auf, sonst erkältest du dich.“ „Is’ mir egal“, brummte Akira. Außerdem seid ihr doch genau so durchnässt wie ich, dachte er. „Ja, das sehen wir.“ Toru lächelte leicht. Shihodani seufzte leise und zog Akira plötzlich mit Gewalt auf die Beine. Akira funkelte ihn an. „Schau nicht so, Akira. Es wird der Tag kommen, an dem du uns dafür danken wirst.“ Shihodani zwinkerte ihm zu. „Ihr seid unmöglich!“, heulte Akira vor Wut auf und wollte schon kehrt machen, doch Toru hatte ihn noch rechtzeitig am Arm packen können. „O nein, du bleibst schon hier!“ Er wandte sich Shihodani zu, den Griff um den armseligen Akira nicht gelockert. „Ich glaube, es ist besser für ihn, wenn wir ihn zurück ins Wohnheim begleiten, sonst läuft er uns am Ende noch auf die Straße oder ertrinkt in seinen Tränen.“ Shihodani nickte. „Ja, das sollten wir.“ „Hey!“, rief Akira wütend. „Redet nicht so von mir, als ob ich nicht da wäre! Und außerdem gehe ich nicht zurück ins Wohnheim!“ „Und wo willst du bitte schön schlafen? Auf der Straße?“ „Du brauchst außerdem dringend eine warme Dusche und einen Kleidungswechsel, mein Lieber“, fügte Toru hinzu. Akira verschränkte, so gut es mit Torus Umklammerung nur ging, trotzig seine Arme. Er wollte nicht zurück, absolut nicht! Schon die Vorstellung, früher oder später zu diesem grässlichen Ort zurückkehren zu müssen und die Tatsache, dass er genau wusste, dass Toru und Shihodani ihren Willen immer durchsetzten, ließ seinen Tränenfluss noch stärker werden. Sein Herz schmerzte, wenn er daran dachte, IHM dort zu begegnen. „Warum willst du nicht zurück ins Wohnheim?“, fragte Toru ruhig. „Das geht euch einen Scheißdreck an“, murrte Akira. „Ach, komm schon.“ „Und wenn du uns keinen guten Grund nennst, ziehen wir dich mit Gewalt dorthin“, meinte Shihodani lässig. Akira blickte betreten auf den Boden und murmelte: „Ich will Mikoto nicht begegnen.“ Toru und Shihodani warfen sich verwunderte Blicke zu. „Warum das denn nicht?“ „Habt ihr euch etwa gestritten?“ Akira nickte leicht. „So in etwa.“ Einen Moment schwiegen sie. Akira hatte sich eine Hand auf sein rasendes Herz gelegt und wünschte, er hätte sie nicht angelogen, doch die Wahrheit wollte er ihnen nicht verraten. Okay, er hatte sie nicht direkt angelogen, denn er hatte sich ja nicht richtig mit Mikoto gestritten. Sie hatten nur eine kleine… Meinungsverschiedenheit gehabt. „Akira, wirst du freiwillig mit uns mitkommen, wenn wir dich unbemerkt zu deinem Zimmer führen?“, fragte Shihodani und blickte Akira fragend an. Akira sah auf, nickte und fuhr sich mit dem Ärmel durchs Gesicht, um es zu trocknen, doch der durchnässte Ärmel machte es nicht gerade besser. Toru, der gesehen hatte, was sein Freund vorhatte, kramte kurz in seiner Hosentasche und zog ein kleines, verknittertes Taschentuch hervor. „Versuch es mal hiermit.“ Er hielt es ihm hin. Akira nahm es dankbar und fuhr sich damit durchs Gesicht, doch der Regen ließ es hoffnungslos erscheinen und so hielt er es Toru hin. Der Schwarzhaarige lächelte. „Behalte es ruhig.“ Akira zuckte gleichgültig mit den Schultern und steckte es ein. Toru ließ ihn endlich los, hielt jedoch seine Hand bereit, für den Fall, dass Akira wieder abhauen wollte. Sie gingen los. Es hatte immer noch nicht aufgehört zu regnen und nach kurzer Zeit war Akiras Gesicht wieder nass. Mit dem Taschentuch versuchte er einige Male, es zu trocknen, doch nach dem dritten Mal ließ er es sein. Die Hände in den Taschen vergraben schlurfte er neben den beiden Prinzessinnen her. Er spürte, wie er sich innerlich wieder etwas beruhigte und warf Toru und Shihodani verstohlen einen Blick zu. Erst jetzt fiel ihm auf, was für tolle Freunde er in ihnen gefunden hatte und insgeheim war er froh darüber, dass sie ihm gefolgt waren. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2. Im Wohnheim angekommen lief Toru voraus, um Mikoto abzulenken, falls er ihn sehen sollte. Akira griff nach Shihodanis Hand und hielt diese ängstlich fest. Shihodani lächelte auf ihr herab. „Keine Sorge. Ich passe schon auf, falls Toru das Monster übersieht und es dich fressen kommt.“ Darüber konnte Akira nun wirklich nicht lachen und verzog das Gesicht. Shihodani merkte, dass sein Freund nicht gerade bereit war, sich aufheitern zu lassen, und zog ihn seufzend durch das Wohnheim. Entweder hatte Toru ganze Arbeit geleistet, oder Mikoto hatte sich in seinem Zimmer verkrochen. Sie begegneten ihm kein einziges Mal. „Soll ich dich noch ins Bett bringen oder schaffst du das alleine, Angsthase?“, fragte Shihodani, als sie vor Akiras Tür Halt machten. Akira schüttelte schnell den Kopf. „Nein, danke!“, rief er, riss sich von ihm los und hastete in sein Zimmer. Wütend ließ er die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Shihodani sah ihm erstaunt nach. „Was hat er nur?“ Er beschloss Mikoto zu befragen und machte sich auf den Weg zu ihm. Er war froh, dass nicht so viele Schüler unterwegs waren und er keinen Grund hatte, sein Lächeln à la Prinzessin aufzusetzen. Er klopfte und es dauerte nicht lange, bis ihm geöffnet wurde. Verwundert stellte er fest, dass nicht Mikoto selbst ich geöffnet hatte. „Was machst du denn hier?“, fragte er Toru, der genau so überrascht schien. „Tja, ich denke, wir hatten das gleiche vor.“ Toru schmunzelte und trat ein Stück beiseite. Shihodani nickte dankbar und trat ein. Sofort entdeckte er das Häufchen Elend, das auf dem Bett hockte. „So langsam frage ich mich wirklich, was mit euch beiden los ist“, meinte er kopfschüttelnd. „Ich habe ihn gerade gefragt, als du geklopft hattest“, entgegnete Toru. Sie setzen sich zu ihm, Toru links, Shihodani rechts von ihm. „Also schieß los, Mikoto.“ „Genau. Du bist unsere letzte Hoffnung.“ Mikoto sah den blonden verwundert an. „Wieso das denn?“ „Na, weil Akira sonst in seinem Mitleid ertrinken wird, wenn wir nichts unternehmen.“ „Wenn wir ihm eben nicht hinterher gerannt wären, wäre er sogar bis nach Hokkaido gelaufen.“ Mikoto vergrub stöhnend sein Gesicht in den Händen. „Wo ist er jetzt?“, fragte er leise. „In seinem Zimmer und heult sich wahrscheinlich die Augen aus“, berichtete Shihodani und drückte ihn an sich. „Aber nun erzähl mal. Warum habt ihr euch gestritten?“ Mikoto schnaubte und sah ihn mit feuchten Augen an. „Hat er das gesagt? Dass wir uns gestritten hätten?“ „Hai, das hat er“, riefen Toru und Shihodani im Chor. Mikoto seufzte. „Ich weiß ja nicht, warum er euch das erzählt hat, aber wir haben uns meiner Meinung nach nicht gestritten.“ Und auf die verwunderten Blicke seiner Prinzessinnenkollegen berichtete er ihnen bedrückt, was wirklich vorgefallen war. Toru und Shihodani hörten ihm aufmerksam zu und staunten nicht schlecht. „Ich glaube, du hast wirklich ein ernsthaftes Problem, Mikoto“, meinte Toru, nachdem Mikoto geendet hatte. „Ja, genau. Kein Wunder, dass er so drauf ist.“ „Wie konntest du ihn nur so verletzen?“ „Er will dich nicht mehr sehen.“ „Du hättest nicht schlimmer reagieren können.“ „Man schweigt nicht so einfach, wenn man so etwas Wichtiges erfährt.“ „Hört endlich auf!“, schrie Mikoto und stand wütend auf. „Das weiß ich alles selbst. Aber wie hättet ihr denn reagiert?“ Toru und Shihodani warfen sich verstohlene Blicke zu und schmunzelten. „Na ja...“ Toru zögerte. „Sagen wir es doch mal so“, warf Shihodani ein. „Wir hätten Akira von Anfang an unsere Meinung darüber gesagt und nicht so lange herumgezögert wie du.“ „Genau. Wir hätten im Gegensatz zu dir gehandelt.“ Mikoto schlug sich mit einer Hand auf die Stirn und seufzte leise. „Ich hätte euch nicht fragen sollen.“ „Hast du aber.“ „Ich weiß. Aber ich bin nicht so wie ihr zwei. Ihr könntet so eine Situation problemlos meistern, aber ich bin ein hoffnungsloser Volltrottel“, murmelte Mikoto. „Sag so etwas doch nicht!“, rief Toru beleidigt. „Wir bringen es dir bei.“ „Genau. Du...“ Toru sah Shihodani überrascht an. „Was hattest du eben gesagt? Dass wir es ihm beibringen sollten?“ Shihodani nickte eifrig. „Wieso nicht? Wir können doch nicht zusehen, wie sich unsere beiden besten Freunde so missverstehen können.“ „Gut, machen wir das“, stimmte Toru ihm zu. Die beiden sahen Mikoto an. „Irgendwelche Einwände?“ Mikoto lächelte den beiden kurz zu und fragte zaghaft: „Was soll ich denn jetzt tun?“ „Wie schon gesagt, er will dich nicht sehen“, sagte Shihodani, stand auf und ging zu ihm. „Du musst ihm unbedingt die Wahrheit sagen.“ Toru stellte sich neben seinen blonden Freund. „Und wie soll ich das bitte schön anstellen?“, fragte Mikoto und wich einen Schritt zurück. Die Blicke der beiden waren im nicht geheuer. Toru überlegte kurz. „Das, was wir brauchen, ist eine Taktik.“ „Genau. So etwas wie ein Hinterhalt“, stimmte Shihodani ihm zu. „E-ein Hinterhalt?“, rief Mikoto panisch. Shihodani zog Mikoto zu sich und drückte ihn kurz an sich. Mikoto warf ihm einen peinlich berührten Blick zu. Shihodani und Toru grinsten sich an. „Keine Sorge. Wir werden nur zu harten Methoden greifen müssen, um deinen Fehler wieder auszumerzen.“ Mikoto schluckte. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3. Akira wachte auf. Er war von irgendetwas geweckt worden. Er blinzelte und helles Sonnenlicht drang in seine Augen. Er schloss sie wieder und zog stöhnend die Decke über den Kopf. Er versuchte, wieder einzuschlafen, denn er hatte die ganze Nacht kaum Schlaf finden können. Er hatte ständig an diese, nun etwas peinliche Situation mit Mikoto denken müssen. Wieso hatte er es nur getan?! Er war verzweifelt. Wie sollte er Mikoto nun gegenübertreten? Er seufzte. Heute ist Sonntag, da kann ich ihm noch ausweichen, aber was ist mit morgen in der Schule? Er traute sich jedoch nicht, Toru und Shihodani um Rat zu fragen und zu Arisada gehen wollte er erst recht nicht. Sie alle würden ihm nicht helfen können. Er musste da jetzt alleine durch. Es klopfte. Akira antwortete nicht. Es ist bestimmt Mikoto, dachte er bedrückt. „Lebst du noch, Akira?“, hörte er jedoch Shihodani fragen. „Können wir gefahrlos reinkommen?“ Akira stöhnte. Die hatten ihm gerade noch gefehlt! „Wartet kurz“, antwortete er, stand auf und zog sich hastig an. Als er fertig war, öffnete er noch ein wenig verschlafen die Tür. Toru und Shihodani lächelten ihn an. „Na, gut geschlafen?“ „Wie ein Stein“, meinte Akira sarkastisch. „Bis ihr gekommen seid.“ Toru und Shihodani verbeugten sich halb vor ihm. „Gomen. Das war keine Absicht“, sagte der Blonde entschuldigend. Akira verdrehte die Augen. „Was wollt ihr?“ „Also wirklich!“, rief Shihodani verletzt. „Du solltest uns endlich dankbar sein.“ „Genau. Sei endlich mal froh, dass du uns beide hast.“ „So gute Freunde wie uns findest du nirgends.“ Akira stöhnte innerlich. Er hasste es, Um seine aufkochende Wut zu besänftigen zählte er innerlich bis zwanzig, bevor er zähneknirschend sagte: „Gut, ich nehme die Frage zurück. Aber wenn ihr nichts wollt, tut mir bitte den Gefallen und geht!“ Ohne zu zögern packten Toru und Shihodani jeweils einen Arm von Akira und zogen ihn den Flur entlang. „Hey, was soll das?“, rief Akira wütend und versuchte, sich zu befreien, doch er versagte klanglos. „Wir haben etwas für dich.“ „Um dich aufzuheitern.“ „O ja, und wie dich das aufheitern wird.“ Die beiden grinsten und gingen zielstrebig weiter. Eine Gruppe von Schülern begegnete ihnen und Akira musste tatenlos zusehen, wie sie Toru und Shihodani ansahen, als ob sie Götter wären. „Guten Morgen, Jungs!“, rief Shihodani ihnen gut gelaunt entgegen und warf ihnen einen Handkuss zu, Toru setzte sein Prinzessinnenlächeln auf. Die Jungs waren außer sich vor Freude, dankten und sahen den Prinzessinnen mit hochrotem Kopf nach. Plötzlich keimte in Akira ein Verdacht auf. „Sag bloß, ihr wollt mich zu Mikoto bringen!“ Toru und Shihodani blieben abrupt stehen. „Jetzt hör mal zu“, sagte Toru energisch. „Selbst wenn es so wäre, wir wollen euch nur helfen. Und ich kann dir mit Gewissheit sagen, dass es dir sehr gefallen wird.“ „Bestimmt!“ „Ehrenwort!“ Akira versuchte sich erneut loszureißen, doch die Prinzessinnen ließen ihn nicht los. „O nein, du haust jetzt nicht ab!“ Wieder mussten sie Gewalt einsetzen, um den trotzigen Akira weiter zu zerren. „Ihr seid so gemein!“, heulte er auf und musste ihnen wohl oder übel folgen. „Schimpf ruhig so viel wie du willst, Akira.“ Shihodani grinste ihn an. Akira verfluchte sie innerlich, denn er hatte erkannt, wohin sie ihn führten und jetzt war er sich ganz sicher, dass er mit seiner Vermutung Recht gehabt hatte. Während sie die schmale Treppe hochstiegen, die zum Dach führte, klopfte Akiras Herz immer schneller und stärker. Was sollte er Mikoto nur sagen? Und vor allem, wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten? „Wartet bitte kurz“, rief er hastig, als Toru schon die Hand ausgestreckt hatte, um die Tür zu öffnen. Er zog sie wieder zurück uns sah Akira fragend an. „So, wie ich euch kenne, habt ihr bestimmt aus Mikoto herausbekommen können, was passiert ist, oder?“ Toru und Shihodani nickten. „Wir wissen über alles Bescheid.“ „Dann wisst ihr ja, warum ich ihm nicht begegnen möchte.“ Akira wich ihren Blicken aus und blickte auf die silberne Tür, die im Licht der kleinen Glühbirne über ihren Köpfen matt schimmerte. „Ich weiß genau, dass ihr mich zu Mikoto bringen wollt. Warum tut ihr das, wenn ich euch doch gesagt habe, dass ich das nicht möchte?“ Toru seufzte. „Auch das haben wir dir schon einmal gesagt.“ „Nein. Hundertmal haben wir es ihm gesagt“, warf Shihodani ein und wandte sich Akira zu. „Wir wollen euch helfen, dieses…kleine Missverständnis aus dem Weg zu räumen.“ „Was für ein Missverständnis?“, fragte Akira ungläubig. „Das solltest du Mikoto am besten selbst fragen, er kann es dir besser erklären als wir es können,“ meinte Shihodani und deutete auf die Tür. Toru startete einen neuen Versuch, sie zu öffnen, doch Akira wollte noch nicht. „Halt!“ Stöhnend drehte sich Toru zu ihm um und sah ihn ungeduldig an. „Was ist denn noch?“ „Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten?“ Er hatte sich schon innerlich auf eine typische Toru-Shihodani-Aktion vorbereitet, doch anscheinend waren die beiden zu ungeduldig, denn Toru riss die Tür auf. Sonnenlicht durchflutete das Treppenhaus. Akira blinzelte. „Sei einfach du selbst“, rief Toru grinsend, schubste ihn und Akira stolperte über die letzte Stufe aufs Dach, wo er hinfiel. Hinter sich hörte er die Tür ins Schloss fallen. Akira starrte wütend auf den Boden. Wie konnten die beiden nur so gemein sein? Sie wussten doch nun über alles Bescheid. Aber zurück konnte er jetzt nicht mehr. Er wettete auf alles, was er besaß, dass Toru und Shihodani an der Tür stehen geblieben waren, damit er ja nicht auf die Idee kam, jetzt noch abzuhauen. Jemand hielt ihm eine Hand hin. „Alles in Ordnung?“ Akira sah auf und blickte ihm direkt ins Gesicht. Mikoto sah ihn schüchtern an, doch er erkannte auch eine Spur von Besorgnis. Er schüttelte den Kopf. „Denke schon“, murmelte er, ergriff Mikotos Hand und stand auf. Er merkte, wie er leicht zitterte und seit er seine Hand berührt hatte, klopfte sein Herz wie verrückt. Schnell ließ er sie wieder los und ging zum Rand des Daches. Verlegen sah er auf die Dächer der umliegenden Gebäude, ohne, dass seine Augen wirklich etwas aufnahmen. Er konnte Mikoto einfach nicht in die Augen sehen. „Akira?“, fragte Mikoto leise. „Hai?“ Mikoto ging langsam auf ihn zu und stellte sich hinter ihn. „Gomen, wenn Toru und Shihodani dich einfach gegen deinen Willen hierher verschleppt haben, aber ich wusste sonst nicht, wie ich mit dir reden sollte.“ Er seufzte und senkte die Stimme. „Ich wollte mich wegen gestern bei dir entschuldigen. Meine Reaktion war nicht besonders nett gewesen.“ Akira stiegen Tränen in die Augen. Wieso? Wieso war Mikoto nur so zu ihm? Er war so nett. Mikoto sprach leise weiter. „Ich war gestern so geschockt und überrascht von dem, was du zu mir gesagt hattest, dass ich nicht antworten konnte.“ Er sah, dass Akira leicht weinte und nahm ihn in die Arme. Akira genoss seine Nähe und die beruhigende Wärme, die von ihm ausging. „Um es wieder gut zu machen, möchte ich dir jetzt antworten“, hauchte Mikoto in sein Ohr. „Ist das okay?“ Akira nickte. Er war sich jedoch nicht sicher, ob das was bringen würde. Er hatte doch schon eine klare Antwort bekommen. Er hatte geschwiegen. Was wollte er ihm denn jetzt noch antworten? Mikoto wischte ihm mit einem Finger die Tränen fort. „Als du gestern zu mir gekommen bist und mir mit einem bedrückten und sehr ernsten Gesichtsausdruck gesagt hattest, dass du mit mir über etwas sehr Wichtiges reden müsstest, habe ich mich sehr erschrocken. Zunächst dachte ich, es wäre wegen der Schule oder der SMV. Oder du hättest zuhause Probleme. Aber“, Mikoto drehte Akira um und sah ihm in die Augen; Akira blickte ihn etwas trotzig und weinerlich an, „als du mir dann sagtest, was du für mich empfindest, hat bei mir anscheinend der Verstand ausgesetzt. Ich war geschockt, denn so etwas habe ich sonst nur von meiner ehemaligen Freundin zu hören bekommen. Doch das mit ihr ist ja jetzt wohl vorbei.“ „Was? Ihr habt euch getrennt?“, rief Akira erstaunt. Das hatte er nicht gewusst. „Ja, wir haben uns vor einigen Wochen getrennt.“ Akira hörte, wie Mikotos Stimme leicht zitterte. „Gomen, Mikoto“, sagte er bedrückt. „Ich wollte dich nicht verletzen.“ Mikoto seufzte leise und lächelte leicht. „Das hast du doch nicht. Im Gegenteil!“ Akira sah auf. „Nani?“ „Habe ich dir schon gesagt, warum wir uns getrennt haben?“ Akira schüttelte den Kopf. „Ich habe Makoto gesagt, dass ich jemand anderen lieben gelernt habe.“ „Warum hast du ihr das denn erzählt?“ Mikoto runzelte die Stirn. „Ich wundere mich, dass du nach dem Warum fragst, und nicht nach dem Wer. Aber ich beantworte es dir“, rief Mikoto hastig, bevor Akira irgendetwas erwidern konnte. „Makoto hatte schon seit Monaten gespürt, dass ich sie nicht mehr liebe und wir haben uns ohne großen Krieg oder so getrennt. Wir sind jetzt nur noch gute Freunde.“ „Und…wen liebst du nun?“ „Ach, Akira.“ Mikoto umarmte ihn erneut. Akira legte etwas zögern einen Arm um ihn. „Ich liebe dich!“ Akiras Herz setzte aus. Hatte er gerade richtig gehört? Er wollte ihm ja so gerne glauben, doch warum hatte er es sich gestern ihm gegenüber nur so abweisend benommen? Akira druckte Mikoto an sich. „Meinst du das jetzt ernst oder nimmst du nur Rücksicht auf meine Gefühle?“ „Gomen, Akira, aber ich war gestern so überrascht, dass meine Gefühle erwidert werden, dass ich einfach sprachlos war.“ Er sah ihn ernst an. „Außerdem meine ich das todernst. Wenn ich dich nicht so unheimlich süß und lieb finden würde, würde ich dir für diese Frage den Kopf abreißen.“ Nun war Akira sich sicher. Ein unheimlich schönen Glücksgefühl stieg in ihm auf. Er umarmte ihn noch stärker, doch Mikoto löste sich etwas aus der Umarmung. Verwirrt sah Akira ihn an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Mikoto grinste ihn nur kurz an und fing an ihn zu küssen. Toru und Shihodani wandten sich von dem sich nun im Arm liegenden Paar ab und zogen leise die Tür hinter sich zu. Grinsend sahen sie sich an. „Hat doch prima geklappt, oder?“ Toru nickte. „Besser geht’s nicht.“ Er griff nach Shihodanis Hand und zog ihn die Treppe herunter. „Jetzt sind wohl alle glücklich, oder?“ „Von wegen!“, rief Shihodani wütend. Verwirrt sah Toru ihn an, doch Shihodani öffnete irgendeine Tür und zog ihn in das Zimmer. „Shihodani, was…“ Sie waren in einem kleinen Abstellraum gelandet, in den durch ein kleines Fenster unter der Decke gedämpftes Sonnenlicht drang. Shihodani drückte ihn an die Wand und kam ganz nahe. Toru lächelte, denn er wusste, was er vorhatte. „Bist du etwa eifersüchtig, dass Mikoto Akira küssen durfte und du mich nicht?“ „Du hast es erfasst.“ Shihodani grinste und küsste ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)