Der Gaukler von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: …wo es ein Wunder ist, wenn du überlebst. ---------------------------------------------------- So sehr sie auch hoffte, dass es nur ein dummer Streich war, wie von einem kleinen Jungen, so sehr befürchtete sie auch immer mehr, je länger Clopin weg war, dass er ernst gemeint hatte, was er geschrieben hatte. Denn es gab kein Anzeichen davon, dass er Anstalten machen würde, zurückzukommen. Auch die anderen hatten Esmeralda ihre Aussage nicht glauben wollen, bis sie ihnen seinen Brief gezeigt hatte. Germaine weinte. Tertulienne ärgerte sich. Und Homer stellte ein verzweifeltes „Wozu bin ich dann überhaupt zurückgekommen?” in den Raum. Noch konnten sie nicht glauben, dass er nie mehr wieder kommen sollte. Doch so sehr sie ihn auch nicht vergessen wollten, umso mehr begriffen sie mit der Zeit, dass es nichts bringen würde, weiter auf ihn zu warten. Er würde nicht wiederkommen und spätestens nach einem halben Jahr, gab auch Esmeralda die Hoffnung auf. Sie war die letzte von allen Zigeunern, die noch auf seine Rückkehr gewartet hatte. Doch nun hatte sie ebenso wie die anderen die Realität eingeholt. Entgegen aller Erwartungen nahm die Beliebtheit des Festes der Narren aber nicht ab, nein, denn sie behielten Clopins Traditionen bei und hielten so das Fest am Leben. Nur denselben Charme versprühte es nicht mehr. Und das würde es auch für viele, viele Jahre nicht. Der Hof der Wunder wuchs in dieser Zeit stark an. Immer mehr Reisende suchten hier Zuflucht und es wurde wegen des Überfalls damals genau darauf geachtet, wer den Hof betrat. Wachen standen bereits weit am Anfang der Katakomben und nahmen jeden fest, der ihnen verdächtigt erschien, wenn auch mit wesentlich weniger brutalen Methoden als noch bei Clopins Ankunft. Esmeralda hatte Clopins Abschied nie richtig verarbeitet, dafür hatte sie nun einen neuen Spielkameraden gefunden: Eine kleine Ziege, treu und lieb, die sie Djali genannt hatte. Sie war ihr eines Nachts, nachdem sie sich vom Marktplatz zurück zum Hof der Wunder aufgemacht hatte, aus heiterem Himmel gefolgt. Ob nun Fügung des Schicksals oder einfach Zufall, aber Esmeralda war froh, dass es Djali nun gab. Ächzend ließ sich Germaine auf einen Stuhl nieder und betrachtete den Haufen bunter Stoffe vor sich. Diesen ganzen Müll sollte sie noch waschen und flicken, damit man sie als Vorhänge und ähnliches beim kommenden Narrenfest nutzen konnte. Nun war aber auch sie wieder einige Jahre gealtert und die Arbeit, die sie früher mit Leichtigkeit gemacht hatte und damit allen jungen Weibern hier gezeigt hatte, wie man so etwas machte, fiel ihr sichtlich schwerer als früher. Ein glück war, dass wenigstens ab und an Homer ihr zur Hand ging. Doch der versuchte genau wie die meisten hier, Geld zu verdienen, indem er am Tageslicht auftrat. Germaine blickte über den Hof und entdeckte weiter entfernt einen mittlerweile doch recht alten Mann, der kaum noch aus seinem Stuhl aufstehen konnte, rein körperlich, und es deshalb auch vorerst unterlassen würde. Germaine stemmte sich von ihrem Stuhl hoch und ging zu dem Mann. Als er bemerkte, dass sie so neben ihm stand und ihn mit verschränkten Armen betrachtete, brummte er wütend etwas vor sich hin. „Was starrst du so an?“ „Dich, Tertulienne.” Der Zigeunerkönig sah nur noch gedemütigter weg und wollte in Ruhe gelassen werden. Ihn hatte es wohl am meisten geärgert, dass Clopin weg war. Seine ganzen Mühen damals… seine Pläne… dahin. Etwas entfernt von ihnen ging plötzlich etwas zu Bruch. Sie sahen auf und entdeckten den ungeschickten Homer, der einzelne Scherben aufsammelte und Esmeralda, die ihm dabei zur Hand ging. „Wie schaffst du das nur immer?“, lachte sie und Homer stimmte in ihr Lachen ein. „Übungssache. Ich erklär’s dir irgendwann.“ Bei seinen eigenen Worten stockte Homer und wurde plötzlich unheimlich still. Seine Worte hatten ihn an Clopin erinnert und es machte ihn weniger die Tatsache traurig, dass sein Freund weg war, als die Erkenntnis, dass er immer noch an ihn denken musste. Spät in der Nacht tapste eine düstere Gestalt durch die Katakomben, Richtung des Ausgangs, immer weiter, über den Friedhof, den Eingang unachtsam ein Stück offen lassend, und in die Stadt hinein, wo man in einer Seitengasse bereits auf ihn wartete. „Ich habe es satt. Ich will nicht mehr warten. Du hast mir den König der Zigeuner versprochen und den Weg zum Hof der Wunder! Frollo wird bereits ungeduldig!“ Der Mann, der sich vom Hof der Wunder hierher gestohlen hatte, nickte hastig und demütig. „Gewiss! Ihr werdet Eure Informationen bekommen! Gebt mir nur noch etwas Zeit.“ Der Kerl, mit dem der Mann sprach, trat aus den Schatten und seine hässliche Fratze kam zum Vorschein. Er packte den Mann am Kragen. „Seit mehr als fünf Jahren versprichst du mir Informationen! Die kleinen Verstecke in der Stadt genügen nicht mehr! Rück endlich mit mehr Antworten heraus, Tertulienne!!“ Er riss dem Mann die Kapuze herunter und stutzte. „Was zum??“ Ein breites, dickliches Grinsen sah ihn an und schien keineswegs beunruhigt. „All die Jahre hast du mit dem Falschen Geschäfte gemacht.“ Ein stechender Schmerz breitete sich in der Magengrube des Kerls aus, der ihn gepackt hatte. Als er an sich herab sah, bemerkte er den Dolch, der bis zum Griff in seinem Körper steckte. Der Mann vor ihm grinste immer noch unverändert. „Jammerschade. Dachtest du wirklich, dass einer der Zigeuner seinen König verrät?“ Er trat von dem sterbenden Mann weg und zog sich wieder seine Kapuze über, ehe er, nach einem letzten Blick auf den blutenden Mann, den Rückweg antrat. „Wieder ein Problem weniger.“ Dass Clopin seit nun bald einem Jahr nicht gesehen ward, bedeutete ja nicht, dass er plötzlich aus der Welt ausradiert worden war. Er war keineswegs gestorben, sondern quietschfidel, ja, man konnte sagen, völlig verändert sogar. Beinahe zeitgleich kam dieser nämlich an die Stadtmauern von Paris und erbat Eintritt, den er erstaunlicherweise sehr schnell eröffnet bekam. Doch er war nicht allein. Mit ihm kam ein anderer Zigeuner, etwas älter als er, seine Haare nach hinten gekämmt, ein Stirnband um, einen Ziegenbart, ebenso wie Clopin ihn mittlerweile stolz trug, nur lange nicht so kräftig schwarz und glatt wie dieser, sondern mit grauen Strähnen darin versehen und äußerst verfilzt. Neben Clopins neuem Bartwuchs hatte er sich ebenso neue Kleidung angelegt: Im Moment trug er ein violettes Hemd, das von seiner langen Reise schon sichtlich gelitten hatte, ebenso wie der Rest seiner Kleidung. Über diesem langen Hemd, das er um die Hüfte herum mit einem Stück gewöhnlicher Kordel enger geschnürt hatte, trug der Zigeuner eine Art Poncho in einem helleren Violettton als der des Hemdes. Seine Beine waren von einer dunkelblauen Strumpfhose bedeckt, an seinen Füßen wärmten ihn Schnabelschuhe. Der Höhepunkt seines neuen Aussehens, war aber ein Accesoire, das niemanden mehr daran zweifeln lassen würde, dass er ein Zigeuner war und diesen Titel auch verdient hatte: Auf seinem Kopf thronte ein großes, violetter Hut mit einer langen, gelblichen, ja, fast goldenen Feder daran. Ähnlich auffällig war sein Begleiter gekleidet, er ragte jedoch nicht im Entferntesten an das Aussehen von Clopin heran. Es schien ein Wunder, dass man sie in dieser Kleidung hatte eintreten lassen. Und doch, es war geschehen. Clopin und sein Begleiter, mit Namen Alain, machten sich auf den Weg zum Hof der Wunder, von dem Clopin seinem neuen Freund bereits so viel erzählt hatte. „Bist du dir sicher, dass man uns einfach eintreten lassen wird?“ Clopin lachte bei dieser Frage laut auf und entzündete eine Fackel. „Nein. Aber das dachte ich am Stadteingang auch nicht!“ Sein Begleiter seufzte. „Und was machen wir dann?“ Clopin grinste ihm bösartig zu. „Keine Sorge. Ich hab schon was in petto.“ „Das habe ich befrüchtet.“ Alains Sorge sollte sich bestätigen. Kaum, dass sie die Katakomben gut betreten hatten, wurden sie von den Wachen überrascht. Sie umringten sie. Clopin schien sichtlich verdutzt über die mittlerweile hohe Anzahl an Wachposten. „Sieh mal an, ihr habt ja an Wachen zugelegt!“ Der Anführer der Wachen, eben derselbe, der Clopin vor vielen, vielen Jahren hier so allzu freundlich begrüßt hatte, baute sich vor den Beiden auf. Es brauchte nur ein kurzes Fingerschnippen und zwei seiner Leute hatten Clopin und Alain von hinten gepackt und sie gefesselt. „Was zum…?? Begrüßt man so alte Freunde, Rien!?“ „Alte Freunde, papperlapapp! Wer willst du denn sein, du Zwerg??” Clopin knirschte kurz mit den Zähnen. „Wisst ihr denn nicht, dass wir zu euch gehören, zum düsteren, boshaften Teil von Paris??“ Der Mann, der ihn gepackt hielt, zog seine Fesseln etwas fester zusammen. Clopin knurrte kurz etwas und sang wieder dem Anführer entgegen. „Wisst ihr denn nicht, dass wir’s gut mit euch meinen, wir sind eure Männer!“ Alain schob ein etwas beschwichtigendes Nur, dass ihr’s wisst! ein. Die Männer um den Anführer der Wachen herum begannen auf ihn einzureden und sangen beunruhigt, da sie glaubten, er könne nachgeben: „Sowas glaubt man nicht! So ein frecher Wicht!“ Alain erkannte die Gereiztheit ihrer Angreifer und warf wiederum beruhigend ein: „Nein, so meint er’s nicht! Doch bevor ihr uns schlagt, seid gewiss, dass ihr’s wagt!“ Eigentlich hatte er damit nur ausdrücken wollen, wie unschuldig sie hierher gekommen waren, doch nun, da Clopin wieder anstimmte und Alain seinem Text lauschte, sah er seine Bemühungen wieder dahin schwinden. Clopin hatte seine Worte nämlich offensichtlich völlig falsch aufgenommen: „Denn uns’re erwiesene, blutvergießende Art und zu wehren ist schnell und diskret. Hier im Hof der Wunder, wo es ein Wunder ist, wenn man überlebt!“ Der Zigeuneranführer stemmte seine dicken Pranken in die Hüfte. „Ihr könnt ja ganz schön den Mund aufreißen!“, maulte er die Zwei an und wieder schrieen ihm seine Männer zu: „Ich glaub ihnen nicht! Lass sie uns zum König bringen!“ Andere stimmten ein: „Ja, zum König!!“ Also packten die Männer Clopin und Alain, hoben sie in die Höhe und brachten sie aus den Katakomben langsam in Richtung des Hofes. Alain warf seinem Freund einen langen, durchdringenden Blick zu. „Was?“ Clopin grinste zufrieden. „Keine Sorge, das gehört alles zum Plan! Ich sag doch, ich hab immer noch etwas…“ Alain fuhr ihn ungehalten an: „Wenn du in petto sagst, schrei ich!!“ Kaum im Hof angekommen, in der Nähe der alten Galgen, die Clopin nun mit ganz anderen, weniger sympathischen Augen betrachtete, begann er erneut zu versuchen, die Bande von Wachen mit seinem Gesang umzustimmen. „Ich sag’s euch noch mal, lasst ihr uns nicht runter, so zeigt euch Clopin mal, was er alles kann!“ Die Wachen stutzten sichtlich, als sie den Namen Clopin hörten. Der sang weiter: „Was schaut ihr? Was guckt ihr? Erinnert ihr euch, dass ich jener war, euer bester Mann!!“ Außer dem Anführer, schien nun jeder andere Mann der Wachposten langsam zu glauben, dass er wirklich einer von ihnen sein könnte. Doch der große Schrank, den Clopin zuvor Rien genannt hatte, verschränkte seine Arme und lachte ignorant. „Du lügst, hier kennt dich niemand, Vagabund! Denn alle Beweise sagen nun…!“ „Wir gehören zu euch!!“, schrie Clopin. „Sei still!!“ Der Anführer wurde grimmig. Alain mischte nun auch wieder mit: „Nein, wirklich, wir sind unschuldig…!!“ Von unten ertönte plötzlich ein raues, jedoch erstaunlich kräftiges „Ruhe!!“. Schweigen brach aus und die Männer blickten zu der Leiter, die nun ein schwacher, alter Mann herauf geklettert kam. Er stellte sich vor ihnen so gerade auf, wie er konnte, doch immer noch wirkte er klein und zerbrechlich. Er sah Clopin und Alain nicht an, doch Clopin ahnte, wer der Mann war. „Bezweifle ich auch eure Unschuld, so kann meine Antwort nur sein…“ Er blickte auf und lächelte breit. Clopin erkannte ihn und lachte zufrieden. Es war Tertulienne. „Willkommen Daheim!!“ Er ließ ihre Fesseln lösen und klopfte Clopin freundschaftlich auf die Schulter, bevor er ihn wie ein Vater seinen Sohn in die Arme nahm und sich offensichtlich freute, dass er wieder da war. Doch danach wandte er sich zuerst seinen Wachen zu. „Ihr Narren, was soll denn das?? Erkennt ihr unseren Clopin nicht, wenn er vor euch steht!?“ Die Männer schlugen etwas empört auf ihren Anführer ein und maulten unschuldig, sie hätten doch gesagt, er solle ihnen vertrauen. Der Anführer warf ihnen daraufhin wütende Blicke zu. „Ihr hinterlistigen Ratten…!“ „Mein Name ist Alain. Ich würde mich freuen, wenn…“ Clopin drängte sich davor. „Du meine Güte, nicht so förmlich! Alter Mann, ich nehme an, du hast nichts dagegen, einen Zigeuner mehr hier aufzunehmen.“ Tertulienne war von Clopins Selbstvertrauen sichtlich erschrocken, nickte aber als Zustimmung. „In Ordnung! Nun? Wo ist Germaine?“ „Unten. Geh zu ihr, sie freut sich sicher, dich zu sehen.” „Und Esmeralda?“ Tertulienne schwieg kurz. „Sie ist auf den Straßen und tanzt.“ Clopin schien verwundert. Mitten in der Nacht? Das war ganz offensichtlich eine Lüge. Vorerst kümmerte ihn das aber nicht. Erstmal mussten „die Dicken“ dran glauben, wie Clopin es sagte. Damit meinte er auch Homer, den er aber auch nicht so schnell finden würde. Denn der war auch noch zu so später Stunde in Paris unterwegs. Dafür freute sich Germaine umso mehr, ihn wieder zu sehen. „Klopf, Klopf? Darf man eintreten?“, fragte er neckisch. Germaine, die seine Stimme augenblicklich erkannte, gewann sofort alle Farbe in ihrem Gesicht zurück, sprang auf und fiel ihm in die Arme. Sie schien ganz aufgelöst, begann sofort zu weinen, als wäre sie froh, endlich zu wissen, dass es ihm gut ging und drückte ihn ganz feste an sich. „Du dummer, dummer Junge! Mach so etwas nie wieder!“ Clopin schmunzelte und erwiderte ihre Umarmung, da ging hinter ihnen, beinahe schon in alter Manier, etwas zu Bruch. Erschrocken drehten sie sich um und sahen Homer, Scherben vor sich. Er sah Clopin mit weit geöffneten Augen an, dann lachte er und schloss ihn ebenso wie Germaine zuvor in seine Arme. „Du alter Schlawiner! Da bist du ja wieder!!” Er zog Clopin den Hut ab und schrubbte ihm ordentlich durch seine schulterlangen Haare. „Was glaubst du, was du uns für einen Schrecken eingejagt hast, du Wahnsinniger!?“ Clopin lachte. „Ist alles Übungssache!“ „Hast du ein Glück“, kicherte Homer etwas in sich hinein, „dass wenigstens Germaine und ich nicht den verstand verloren haben! Was hättest du Ärger bekommen!“ Bei diesen Worten wurde der Angesprochene besonders hellhörig. „Wenigstens ihr nicht?“ Er sah zu Germaine, von der er sich eine konkrete Antwort erhoffte. „Wer hat wegen mir den Verstand verloren?“ Ein betretenes Schweigen trat ein. Homer ließ seine Hände von Clopin ab und sie gen Boden sinken. Als sie Beide bedrückt von ihm wegsahen, wurde Clopin klar, wen sie meinte. „Wo ist Esmeralda?“ Homer zündete eine Fackel an und ging durch das Knöcheltiefe Abflusswasser, das in den Katakomben verlief. Er wurde dicht gefolgt von Clopin und Germaine. Besonders ersterer machte sich mittlerweile Sorgen, was ihn erwarten würde. Was war mit Esmeralda? Wieso taten sie alle so betroffen und wieso führte man ihn in die wirklich dunkelsten Ecken der unterirdischen Katakomben. „Esmeralda?“ Germaines Stimme drang so kräftig durch die Gänge, dass die Gerufene sie auf jeden Fall hätte hören müssen, wenn sie da gewesen wäre. Doch es kam keine Antwort. Bedeutete das aber nun wirklich, dass sie nicht da war oder nur, dass sie nicht antwortete? „Esmeralda!“ Erneut versuchte Germaine sie zu erreichen, doch nichts. Da tropfte in einer Ecke etwas in das schmutzige Wasser. Als Homer aber mit der Fackel an die Stelle schwenkte, war nichts zu sehen. Umso erschreckender war der Laut einer Ziege aus der Ferne. „Das war Djali!“ Homer beschleunigte seine Schritte. „Djali! Djali, wo ist Esmeralda?“ Clopin schien irritiert. Wer war nun wieder Djali? Ihre schnellen Schritte führten sie zu der abgelegensten, aber noch trockensten Ecke der Katakomben, wo Esmeralda saß. Clopins Herz ging auf. Sie schlief. Das bemerkte er sofort. Germaine und Homer hatten direkt panisch prüfen wollen, ob sie dort tot in der Ecke lag, doch Clopin hatte sie aufgehalten. Er hatte bemerkt, wie ihre Brust sich langsam auf und ab bewegte. Nun, da er sie begrüßen wollte, kniete er sich vor sie und strich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht. Sie war noch schöner geworden, obwohl Clopin nicht gedacht hatte, dass das möglich gewesen wäre. „Esme?“ Sie wachte nicht auf. Clopin wusste, dass sie immer sehr tief schlief, aber diesmal war es noch tiefer und er würde sich etwas einfallen lassen müssen. Auch ein sanftes Rütteln an ihrem Arm weckte sie nicht richtig. Also sah clopin dies als Chance, das zu tun, womit er sie vielleicht wecken konnte und was er schon seit einer Ewigkeit hatte tun wollen. Er zog seinen Hut ab und beugte sich näher vor sie. Nach kurzem Zögern näherte er sich ihr und presste sanft seine Lippen auf ihre. Und kaum, dass sie das spürte, wachte sie auf. Sie bemerkte, wie Clopin sie immer noch küsste, doch es schien sie nicht zu überraschen oder zu stören. Stattdessen legte sie nur ihre Arme um ihn. Als er sich von ihr löste und auf ihre Umarmung einging, erdrückte sie ihn fast vor Glück. „Willkommen zurück, Clopin.“ „Danke.“ Clopin hockte sich vor sie, hielt ihr die Hände an die Wangen und sah sie lächelnd an. „Mein Gott, du bist so schön geworden. Wie machst du das nur, wie kannst du nur so schön sein?“ Esmeralda lachte etwas und strich ihm durch die Haare. „Übungssache.“ Er stimmte in ihr Lachen ein. Neben ihnen standen Germaine und Homer. Sie betrachteten die Situation noch einen Moment stillschweigend, ehe Germaine sich an Homer wandte. „Jetzt, Homer.“ Clopin und Esmeralda sahen hinter sich, als sie diese Aussage wahrnahmen. Da standen ihre zwei Freunde da, ihre Gesichter fast vollständig vom Schatten bedeckt. Sie wirkten düster, fast leblos. „Was ist denn? Was habt ihr?“, wollte Esmeralda wissen, da war es schon zu spät. Germaine ergriff sie und Homer Clopin. Die Zwei wehrten sich mit Händen und Füßen, doch sie hatten gegen die viel größeren und kräftigen Gegenspieler keine Chance. „Esme!!“, presste Clopin noch hervor, da hielten ihnen Homer und Germaine Tücher auf die Münder. Kurz darauf wurden sie bewusstlos. Mit irgendetwas waren die Tücher beträufelt gewesen. Während Homer Clopin in Richtung des Ausgangs trug, ließ Germaine Esmeralda in der Ecke liegen. Djali, die nun nur noch neugierig und scheinbar unwissend neben ihrem Frauchen stand, beachtete sie nicht weiter. Voller Mitleid sah sie auf das Zigeunermädchen hinab und seufzte. „Es tut mir so Leid.“ Sie folgte Homer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)