Das Blut der Lasair von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 63: Massive Nebenwirkungen ---------------------------------- Massive Nebenwirkungen Ein lautes und energisches Klopfen an der Tür ließ Lea zusammenzucken und sich einen Moment lang verdutzt in Catherines Zimmer umblicken. Ja, das war Thirlestane Castle und nicht irgendwo sonst. Und das Klopfen… Das war auch wirklich da. Lea stolperte vom Bett, rüttelte an Catherine und verstaute gleichzeitig die restlichen verräterischen Unterlagen unter dem Bett und im Schrank, wobei sie versuchte, kein Geräusch von sich zu geben oder zu erzeugen, was nicht so leicht war. „Catherine, jetzt komm’ schon!“ zischte Lea und rüttelte weiter an Catherine, die langsam aber sicher aus der Meditation zu sich kam. „Was ist?“ murmelte sie dumpf und schüttelte den Kopf. Ihr war schwindlig, aber sie konnte unmöglich sagen, dass es an Leas Schütteln lag. Matsch… Ihr Hirn war Matsch. Das hatte sie nun davon. Catherine blickte sich um, blickte dann zu Lea und hörte dann ein erneutes Klopfen. Lea nickte ihr zu und Catherine erhob sich, um langsam zur Tür zu gehen, diese aufzuschließen und zu öffnen. „Ich suche Lea.“ meinte Elatha und drängte sich an Catherine vorbei ins Zimmer. „Ich suche dich schon seit gut einer Stunde! Wieso bist du nicht auf deinem Zimmer?“ „Catherine und ich wollten Edinburgh ein bisschen würdig ausklingen lassen… Wir haben uns nur unterhalten.“ entgegnete Lea und versuchte dabei, glaubhaft zu wirken. „Unterhalten? Ja? Lea, morgen musst du früh zur Schule und es ist weit nach Mitternacht! Was denkst du dir?“ wetterte Elatha weiter und blickte nun vorwurfsvoll zu Catherine. „Wir…“ begann Lea, doch Elatha ließ sie nicht zu Wort kommen. „Und wieso dauert es so lange, bis jemand die Tür öffnet? Wieso ist sie überhaupt abgeschlossen?“ „Wir…“ begann Lea wieder, doch dieses Mal schaltete sich Catherine ein: „Wir haben ein bisschen geredet und sind dann eingeschlafen. Deshalb hat es so lange gedauert.“ „Und wieso war abgeschlossen?“ fragte Elatha noch einmal. Catherine betrachtete sie mit einem Anflug von Wut, dann meinte sie: „Ich bin ein Gewohnheitsmensch. Ich habe mich so daran gewöhnt, die Hotelzimmertür abzuschließen, dass es hier beinahe als Reflex betrachtet werden könnte.“ „Ein Reflex? Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“ entgegnete Elatha laut. „Gut, man könnte auch sagen, ich gönne mir ein bisschen Privatsphäre und verhindere so, dass unwillkommene Personen in meinem Zimmer stehen und mich in ihrer unverschämten Art wagen anzuschreien.“ antwortete Catherine beherrscht und hielt Elathas Blick stand. Lea musste sich ein Lachen verkneifen, doch eigentlich war es auch beängstigend, wie gut Catherine mit ihrer Kühle doch ihrer brennenden Wut Ausdruck verleihen konnte. Ihr Blick wanderte von Catherine zu ihrer Mutter und wieder zurück und wieder zu ihrer Mutter. Keine von beiden wollte noch irgendetwas sagen, doch Catherine hatte auch von sich gegeben, was sie loswerden wollte, und hatte damit Elatha wie mit der Hand ins Gesicht getroffen. „Ich gehe dann ins Bett.“ meinte Lea, ging an den beiden vorbei und verließ das Zimmer. Sie hörte, dass Elatha ihr folgte und beschleunigte ihren Schritt. „Du wartest, Fräulein!“ rief Elatha ihr hinterher, schloss zu ihr auf und hielt sie am Arm fest. „Das war nicht lustig!“ meinte sie und blickte Lea prüfend an. „Ich erinnere mich nicht, gelacht zu haben.“ stellte Lea fest und machte ihren Arm los. „Du sprichst schon so frech und vorlaut wie sie! Sie ist kein Umgang für dich! Du wirst nur noch die nötigsten Gespräche mit ihr führen. Ist das klar?“ Elatha war wirklich verärgert. „Oh, nur noch die nötigsten Gespräche soll ich mit ihr führen? Dann frage ich mich ernsthaft, wie ich sie dann noch ausspionieren soll! Und jetzt werde ich schlafen gehen. Immerhin muss ich morgen zur Schule!“ zischte Lea, machte auf dem Absatz kehrt und rauschte den Gang entlang in ihr Zimmer. Catherine blickte sich unschlüssig in ihrem Zimmer um. War ihr Bewusstsein nun erweitert? Sie schüttelte den Kopf und bemerkte, dass ihr immer noch schwindlig war. Sie fühlte sich anders, aber nicht besser. Catherine zog die Augenbrauen hoch. Lea hatte auch nicht gesagt, dass sie sich besser fühlen würde. Lea hatte aber auch nicht gesagt, dass sie sich fühlen würde, als hätte man ihr mit einem Holzprügel öfter auf den Kopf geschlagen. Catherine stöhnte und richtete sich schnell wieder auf, als sie bemerkte, dass es in ihrem Zustand überhaupt nicht förderlich war, sich nach den Sachen unter ihrem Bett zu bücken. Ihre Hand griff nach einem der Bettpfosten, da das schnelle Aufrichten auch nicht gut war. Sie schwankte und erlangte schließlich ihr Gleichgewicht zurück. Sie musste sich einfach auf die einfachsten Dinge konzentrieren: Stehen. Gehen. Atmen… Nein, Atmen klappte auch so. „Ist irgendetwas mit dir passiert?“ ertönte eine bekannte Stimme hinter ihr. Catherine fuhr erschrocken herum, sodass ihre Beine unter ihr nachgaben. Beinahe im selben Moment fühlte sie zwei starke Arme um sich, die ihren Fall abfingen. „Ich weiß, dass ich umwerfend aussehe, aber du solltest das nicht wörtlich nehmen, Catherine.“ Sie sagte nichts. Sie konnte nichts sagen. Sie blickte nur stumm in seine blauen Augen, die leicht violett schimmerten. Das Lächeln um seine Mundwinkel verschwand und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Was ist passiert? Was hat Armand dir angetan?“ fragte er und hielt Catherine ein Stück von sich weg. Sie schüttelte den Kopf, da sie ihn nicht verstand. Was war ihr passiert? Was hat Armand getan? Was hatte Armand damit zu tun? Was sollte er ihr oder noch jemandem angetan haben? Catherine schüttelte nur noch einmal den Kopf. Sie war im Moment nicht in der Lage, diese Fragen zu beantworten. Sie konnte sie nicht einmal einordnen… Die Fragen waren so kompliziert…. und seltsam gestellt. Hatte er gerade überhaupt gesprochen? Sie blickte ihn an. Was machte er hier? Nein! Diese Frage war eindeutig zu kompliziert. „Verstehst du überhaupt, was ich sage?“ fragte er und betrachtete sie genauer. „Oder hast du deinen Verstand verloren?“ fragte er weiter und studierte ihren Gesichtsausdruck weiter. Sie hatte sich doch gerade noch mit dieser Elatha gestritten und da war sie zurechnungsfähig gewesen, was sie nun offenbar nicht mehr war. „Ich bin fuzechnungsrähig.“ murmelte sie und versuchte, sich loszumachen. „Zurechnungsfähig heißt das… Und lass’ das gefälligst!“ entgegnete er und setzte sie auf ihrem Bett ab. Sie blickte ihn nur etwas verwundert an. Lestat schüttelte den Kopf Sie hatte wirklich den Verstand verloren. Und Armand musste etwas damit zu tun haben. „Weißt du…“ Catherine rutschte gegen den Bettpfosten und schlug sich den Ellenbogen an. „Autsch… Du hast ein echtes Problem.“ „Es scheint so… Und es sitzt auf dem Bett.“ presste er zwischen den Zähnen hindurch. Catherine drehte sich um und suchte mit den Augen die zerknautschte Bettdecke ab. „Wo?“ fragte sie und begegnete dann wieder fragend seinem Blick. Lestat griff sich an die Stirn. „Am besten, ich gehe wieder…“ murmelte er vor sich hin und schaute zum Fenster hinüber. Catherine nickte sofort eifrig. „Ja, das kannst du gut...“ bemerkte sie. Lestat fuhr herum und zwang Catherine, ihn anzusehen. „Darum geht es also? Und nur darum?“ „Nein, darum geht es nicht. Um was eigentlich? Bei was eigentlich? Ich verstehe dich nicht.“ gab sie zurück und blickte ihn befremdet an. „Was du nicht sagst…“ meinte er und kniete sich mit gesenktem Blick vor sie auf den Boden. Ihre Augen folgten seinen Bewegungen. „Geht es dir nicht gut? Ist etwas?“ fragte sie und legte ihre Hand auf seine Schulter. Er lachte leise. „Und das fragst du… Das ist wirklich witzig.“ entgegnete er und hob den Blick. Sie presste die Lippen aufeinander und legte den Kopf schief. „Weißt du was?“ „Nein, was denn?“ fragte er und war froh, dass überhaupt etwas vor ihr kam, außer seltsamen Antworten. „Deine Augen sind… beinahe violett.“ bemerkte sie, als sei diese Feststellung die Entdeckung des achten Weltwunders. „Was du nicht sagst… Tatsächlich…?“ Sie nickte mit einem Hauch von Stolz. Sie schien zu nichts anderem mehr in der Lage zu sein, außer zu seltsamen Äußerungen – ob in Frage- oder Aussageform. „Ich geb’s auf.“ meinte er und erhob sich, doch ohne den Gegendruck von seiner Schulter auf Catherines Hand, kippte sie vornüber und landete unsanft auf dem Boden. „Autsch. Findest du das gut? Du kannst doch nicht so einfach… weggehen… Das ist doch nicht die feine englische Art!“ „Ich bin Franzose, falls du dich nicht erinnerst.“ „Ach, echt? Und ich… Ja, ich bin auch aus Frankreich… Oder?“ erwiderte sie verwirrt. Lestat nickte. „Deine Augen sind…“ begann sie wieder, doch er unterbrach sie: „…beinahe violett, ich weiß! Na, komm’ schon hoch!“ Lestat griff unter ihre Arme und zog sie zu sich. Er legte sich ihre Arme um die Schultern und blickte sie an. „Das wollte ich überhaupt nicht sagen… violett… pfff! Obwohl du Recht hast, sie sind beinahe violett…“ „Was wolltest du dann sagen?“ fragte Lestat etwas ungeduldig und nahm sie mit sich zum Fenster. „Ich wollte sagen, dass sie nicht schwarz sind… Ja, sie sind nicht schwarz.“ „Ja, sie sind auch nicht braun und nicht grün.“ stimmte er ihr zu und öffnete das Fenster, durch das er gekommen war. „Stimmt. Jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auch auf… Was machst du?“ „Wir gehen spazieren. Ich denke, etwas Nachtluft wird deiner momentanen geistigen Umnachtung vielleicht entgegenwirken.“ „Du bist so garstig! Ich denke überhaupt nicht daran, mit dir zu kommen…“ „Was du willst, zählt im Moment nicht. Du bist nicht fuzechnungsrähig!“ meinte er und kletterte mit Catherine in seinen Armen auf das Fensterbrett, um das Schloss und den Park schnell hinter sich zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)