gedichte von Muriku ================================================================================ Kapitel 1: und wenn ------------------- Und wenn der Wind sich in den Blättern der Pappeln vor dem Haus verirrt, so höre ich das Wasser eines Baches, der sich seinen Weg durch die Täler bahnt. Und wenn der Mond sein weißes Licht durch das Glas meines Fensters schickt, so betrachte ich das Silber, das tief in der Erde schläft. Und wenn im Herbst Regen und Sturm das Land in das dichtes Grau tauchen, so steigt mir der Duft des ersten Schnees, der den Boden und die Bäume zudeckt, in die Nase. Und wenn ich allein im Wald die Augen schließe, so atme ich tief und spüre das Leben. Kapitel 2: etwas ---------------- etwas Regen fällt fast laut weil selbst die Stille schweigt graue Wolken glänzender Pflasterstein Silhouette der Bäume im Zwielicht du sitzt auf der Bank wartest Kälte kommt von außen und innen wo ist es? dein Glück gestern war es noch da flimmerte, redete über, sah hübsch aus, war teuer, war doch leer du wartest auf die Wärme auf etwas was ausfüllt zu spät? vielleicht auch nicht Kapitel 3: manchmal ------------------- Und manchmal, da fühle ich mich einsam ohne grund. Ich frage ist denn niemand da wie ich? Und gleichzeitig fühle ich mich bedrängt von meinen Freunden. Es ist nicht ihre Schuld, dass ich noch immer rastlos auf der Suche bin. Und dann starre ich wieder den Regen an und hasse mich für mein Selbstmitleid. weil es mir nicht schlecht geht. Weil ich Freunde habe, weil ich nicht einsam bin, weil es mir gut gehen sollte. Und doch an manchen Tagen brüllt mein Herz vor Sehnsucht nach etwas Unbekannten. Kapitel 4: auch irgendwie liebe ------------------------------- Die Pappeln vor dem Haus, sie biegen sich im Wind, als ob sie hilflos sind. So sieht’s auch in mir aus. Der Himmel ist heut grau. Die Wolken hängen schwer. Ich such es gar nicht mehr, das sanfte Himmelblau. Doch in den stillen Stunden da seh ich dein Gesicht. Zu suchen brauch ich nicht, denn du bist längst gefunden. Doch finde ich kein Glück, die Hand, sie greift ins Leere, als ob da niemand wäre. Wie finde ich von dir zurück? Kapitel 5: leben ---------------- Leben Was ist das? Mit den Füßen durch nasses Gras laufen. Laut Musik hören und falsch mitsingen. Die Sonne auf der Haut. Deine Hand in meiner. Lachen. In einem Buch zuerst das Ende lesen. Einen Film fünfmal sehen. Traurig sein. Erfolg haben. Misserfolge ertragen. Nicht aufgeben. Aufgeben. Eine kaputte Bank unter grünen Bäumen. Regen im Sommer und Schnee im Winter. Ein Kuss. Die Rosen, die im Garten wachsen. Hassen und Lieben. Nicht allein sein. Allein sein. Streit. Obstsalat und Schokolade. Deine Nähe. Sehnsucht. Zweifeln. Aus dem Fenster dem Regen zuschauen. Kitschige Gedichte schreiben. Erwachsen werden. Alt werden. Versuchen man selbst zu sein. Herausfinden wer man ist. Feiern. Der Sand unter meinen Füßen. Das Meer. Leben eben. Kapitel 6: Gewitter ------------------- Gewitter Nach heißer Sonne Nun Gewitterstimmung. Wolken verdecken den Himmel. Der Wind bringt die Luft von etwas Neuem. Was dann passiert? Erst entlädt sich alles. Blitze wie Emotionen. Erinnerungen hallen im Donner nach. Der Regen wäscht die Vergangenheit fort. Am Ende Nichts. Nichts, das übrig bleibt. Aber viel, so viel, das folgt. Dem Regen folgt vielleicht die Sonne. Oder der Mond. Oder noch mehr Regen. Bis zum nächsten Gewitter. Kapitel 7: Frühling ------------------- Frühling Himmel im zarten Blau des Morgens, weiße Wolken ziehen leise, langsam, Sonne taucht die Erde in Licht des Erwachens, das zwischen Ästen auf feuchtes Moos fällt. Erster Vogel singt einsam seine erste Melodie. Nackte Füße im grünen Gras, nass vom Tau, Gesicht im Sonnenlicht, Luft schmeckt angenehm süß, wie Erinnerungen an den Sommer. Zartes Grün an jungen Zweigen, streicht durchs Haar. Gefühl des Lebens, aber auch des Vergessens. Hinter Bäumen stehen Häuser. Liegen hundert Kilometer weit und hundert Meter nah. Welt ist verschwunden und doch da. Herz schlägt wild. Kapitel 8: Die Eisfrau ---------------------- Die Eisfrau Tanzend in den Menschenmassen Wirbelt sie im Kreis herum. Die Glut in ihr glimmt warm, nicht gerade leidenschaftlich, doch stetig. Von Zeit zu Zeit wird die Glut zu leisen Flammen. Nicht gerade leidenschaftlich, aber sich verzerrend vor Sehnsucht. Doch ihre Haut ist Eis, kalt und glatt. Streckt sie ihre Hände aus, um die anderen zu berühren, so gleitet sie ab und die Menschen schrecken zurück vor ihrer Kälte. Und so tanzt sie allein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)