Verworrene Pfade von Hotepneith (Die erste Staffel) ================================================================================ Kapitel 1: In der Stadt ----------------------- Dieser Geschichte spielt in einem alternativen Universum. Die Gesellschaftsstruktur ist an das Drei-Klassen-System im alten Sparta angelehnt. So kommen hier auch manchmal Wesen der griechischen Mythologie vor oder Begriffe aus der griechischen Geschichte. Ich werde sie am Ende des Kapitels erklären. 1. In der Stadt Das Mädchen, das die Straße der Hauptstadt entlangging, trug die weiße Kleidung einer Priesterin. Kagome war zwar erst fünfzehn Jahre alt, aber ihr magisches Talent war unbestritten. Wenn auch nicht so groß, wie das ihrer älteren Schwester, dachte sie unwillkürlich. Kikyou verfügte einfach über die weitreichendste magische Begabung, von der sie je gehört hatte. Darum durfte diese auch direkt oben im Schloss für die Herrscherfamilie arbeiten, unter den Kriegerdämonen, der ersten Klasse der Bevölkerung. Kagome wandte den Kopf, als sie die Rufe hörte: „Der Bote!“ Hastig wich sie, wie alle anderen auf der Straße, Menschen und Dämonen, auf die Seite. Die Postläufer und Boten des mächtigen Inu no Taishou hatten das Recht, jeden, der ihren Lauf behinderte, zu töten. Die Warnrufe wurden weiter geschrieen, durch den Ort, empor zum Schloss. Kagome entdeckte einen Wirbelwind, der die Straße entlang schoss. Unwillkürlich lächelte sie. Das konnte nur einer sein, Kouga, der Anführer der Boten. Sie hatte den Wolfsdämon einmal bei einer Veranstaltung gesehen, zu der auch die Bewohner der zweiten Klasse zugelassen worden waren. Sie fand, er sah nett aus. Und er hatte immer wieder zu ihr hinübergeblickt. Natürlich war er einer der Kriegerdämonen der ersten Klasse und sie als magisch begabter Mensch nur in der zweiten, aber sie hatte sich dennoch geschmeichelt gefühlt. Zwischen Menschen und Dämonen entstanden kaum Partnerschaften, Liebschaften, es kam allerdings doch immer wieder vor. In der zweiten Klasse arbeiteten magisch oder anderweitig talentierte Menschen ebenso wie Dämonen, als Heiler, Schmiede oder anderes, so dass sich doch manche Beziehungen ergeben hatten. Sogar Kinder entstanden, Halbblüter, Halbdämonen. Der Bekannteste unter ihnen war sicher Prinz Inuyasha, der jüngere Sohn des mächtigen Inu no Taishou. Da der Bote vorbei gerannt war, normalisierte sich das Leben auf der Straße wieder und auch Kagome machte sich auf den Weg in die Apotheke, wohin sie eigentlich gewollt hatte. Der junge Mann dort sah auf: „Oh, guten Morgen, Kagome. Willst du das Räucherwerk für deinen Großvater abholen?“ „Guten Morgen, Hojo. Ja. Hast du es schon fertig?“ „Ja, mein Vater hat es bereits gepackt.“ Er stand auf: „Was war denn? Ein Bote?“ „Ja, das wird Kouga gewesen sein, so schnell, wie der war.“ „Kouga…“ Hojo hatte nicht übersehen, wie der Wolfsdämon Kagome bei dem Fest angeschaut hatte: „Du magst ihn wohl?“ Ihr war der Unterton nicht entgangen: „Mögen. Er ist ein Dämon der ersten Rangstufe. Aber ich finde sein Tempo einfach atemberaubend.“ „Er ist der schnellste aller Boten des Inu no Taishou, heißt es. Hier. Das müsste die Bestellung deines Großvaters sein. Bezahlt hat er bereits.“ „Danke.“ „Wie geht es dir sonst?“ „Gut. Wir haben im Augenblick viel zu tun, denn am Jahreswechsel ist ja unser Tempel immer gut besucht und wir müssen alles vorbereiten.“ Sie nahm das Paket: „Kommst du dann auch?“ „Natürlich. Euer Tempel ist ja auch für uns der nächstliegende.“ Hojo bückte sich: „Hier. Das ist für dich. Versuche es einmal.“ Er drückte ihr ein Beutelchen in die Hand. „Das ist etwas, das man in das Badewasser schütten kann, sagte Jinenji.“ „Jinenji? Ach, ja. Das ist der Sohn von dem Dämon, der eure Kräuter und Pflanzen züchtet, nicht wahr? Er macht die Auslieferungen?“ „Ja, ein Halbdämon. Aber ein netter Kerl.“ Hojo nickte: „Manche sind wirklich nett. Und sie können ja nichts für ihre Eltern.“ Kagome hob ein wenig die Brauen: „Das solltest du nicht so laut sagen. Oder willst du unbedingt wissen, wie der Inu no Taishou auf eine solche Bemerkung reagiert?“ „Ups.“ Er legte erschreckt die Hand vor den Mund: „Das hatte ich vollkommen vergessen, ja, Prinz Inuyasha ist ja auch ein Halbdämon.“ Und auf Beleidigung der Herrscherfamilie standen Peitschenschläge. Falls der Inu no Taishou oder seine Söhne nicht gleich selbst zuschlugen oder gar töteten. Dem Herrn gehörte das Leben aller Einwohner, seien sie Dämonen oder Menschen. Mit einem Wort könnte er alle Menschen der dritten Klasse, die so genannten Staatssklaven, töten lassen, Menschen, die kein magisches oder sonstiges Talent aufwiesen, und darum auf den Feldern oder in den Bergwerken einfache Arbeiten verrichteten. Auch, wenn der Inu no Taishou dies nie ausgenutzt hatte, sollte man das nicht vergessen. „Danke für die Warnung, Kagome.“ Er ließ sich nieder: „Na ja, da deine ältere Schwester im Schloss arbeitet, denkst du wohl öfter daran. Siehst du sie überhaupt noch?“ „Ja. Alle zwei Wochen kommt sie nach Hause.“ Kagome nickte etwas: „Sie ist ja in der Dämonenjagdtruppe von Inu...Prinz Inuyasha.“ „Ich bin froh, dass es das gibt. Schön, hier in der Stadt sind wir sicher vor Angriffen dieser primitiven Kreaturen, aber die Menschen auf dem Land leiden schon. Diese Wurmdämonen und anderes, werden ja sogar von den anderen Dämonen gejagt und verachtet.“ Und auch von Menschen. Diese Wesen standen außerhalb der Gesellschaft. „Sie fressen eben Menschen. Und das kann der Inu no Taishou nicht hinnehmen. Ich muss gehen, Hojo. Danke für die Kräuter und vor allem, für das Bademittel. Ich werde es gern ausprobieren.“ Sie lächelte dankend und ging, nicht ohne an dem Beutelchen zu riechen. Das duftete wirklich angenehm. Sie würde es zum Jahreswechsel ausprobieren, ehe die Festlichkeiten losgingen. Hoffentlich gab es auch in diesem Jahr wieder ein Feuerwerk oben auf dem Schloss. Die ganze Stadt konnte dann zusehen. Etwas wie ein sich rasch näherndes Flüstern hinter ihr ließ sie sich umdrehen. Wie sie schon befürchtet hatte, wichen erneut alle Passanten nach rechts und links an die Häuser. Aber kein Warnruf verriet einen Boten. Und so knieten Dämonen und Menschen hastig nieder, senkten die Köpfe. Das konnte nur bedeuten, dass dort ein Mitglied der Herrscherfamilie kam. Kagome suchte sich eilig einen leeren Platz, versuchte aber unwillkürlich zu erkennen, wer es war. Sie erfasste das Fell, das sich über die Schulter schlang, die dunkle Rüstung mit Schwertabfangdornen und neigte rasch den Kopf. Das war der Kronprinz, Sesshoumaru, dahinter einige Dämonenkrieger. Ganz sicher hatte Kouga wichtige Neuigkeiten gebracht. Soweit sie wusste, oblag es dem Kronprinzen Strafexpeditionen durchzuführen, Verhaftungen auszuführen, wenn nicht die Provinzfürsten damit selbst zu Rande kamen. Vielleicht kam daher sein Ruf, er sei gnadenlos. Sie blickte vorsichtig seitwärts. Schlecht sah er nicht aus, und er hatte auch diese weißen Haare, wie sein Vater und sein Halbbruder. Im nächsten Moment rang sie nach Atem. Sie hatte keine Bewegung erkennen könnten, aber plötzlich stand der Prinz vor einem Haus, drückte mit der rechten Hand einen Dämon gegen das Holz, würgte diesen offenbar. „Da dein Genick ein wenig steif zu sein scheint…..soll ich es lockern?“ fragte er kühl. „Ver…vergebt, Euer Gnaden…“ brachte der Bedrohte hervor, sichtbar nach Luft ringend. Kagome war überrascht. Der Kronprinz hielt den anderen deutlich ohne jede Anstrengung, erwürgte ihn fast mit einer Hand. Und das war auch ein Dämon. Wie stark war Sesshoumaru? Oder gar erst sein Vater? Aber eines war auch klar. Der Prinz schien bereits kleine Fehler in Punkto Höflichkeit nicht zu dulden. Er ließ den Dämon los, der in sich zusammensank, nicht mehr wagte, den Kopf vom Boden zu heben, nur zu sicher, dass er das nächste Mal nicht soviel Glück haben würde. Sesshoumaru ging wortlos weiter, gefolgt von den Kriegerdämonen. Erst, als er aus der Sichtweite war, trauten sich Menschen und Dämonen aufzustehen. Kagome beeilte sich, in den kleinen Tempel zurückzukehren, der schon lange das Heim ihrer Familie war. Auch dies war ein Vorteil, den die Menschen in der zweiten Klasse genossen: sie durften ein eigenes Haus, Privateigentum besitzen. Menschen im Range der Staatssklaven gehörte die Hütte nicht selbst, selbst der Provinzfürst konnte sie jederzeit umsetzen, an andere Arbeiten schicken. Ihre Mutter fegte gerade den Hof: „Oh, Kagome, Großvater hat schon nach dir gefragt. War etwas?“ „Nichts besonders. Aber auf dem Hinweg kam ein Bote. Und als ich zurückgehen wollte, kam Sess…Prinz Sesshoumaru gerade, mit dämonischen Kriegern. Ich musste warten, bis er weg war.“ „Dann gib die Sachen deinem Großvater. Siehst du dann nach den Kleinen? Ich werde Essen machen.“ „Ja.“ Kagome ging über den Hof. Die Kleinen…nun gut, die Zwillinge waren jünger als sie, aber so klein nun auch nicht mehr. Souta und Kaede waren nur drei Jahre jünger als sie selbst. Und während Kaede durchaus das Zeug zu einer Priesterin zu haben schien, war Souta eher zurückhaltend, was magische Dinge betraf. Aber natürlich war ihm klar, dass er eines Tages den Tempel bewachen sollte, wollte er nicht in die dritte Klasse zurückgestuft werden. Und wer wollte das schon. So lernten beide eifrig bei Großvater, um die Aufnahmeprüfung für die Priesterschule bestehen zu können. Sie hatte Glück und traf die drei gemeinsam an. „Ah, danke.“ Der Großvater nahm das Paket: „Konnte er alles besorgen?“ „Ich denke schon. Hojo sagte, sein Vater habe alles für dich zusammengepackt.“ „Hojo…?“ Der Großvater zwinkerte: „Du erwähnst ihn oft.“ „Da ich immer in die Apotheke gehe und er der Sohn des Besitzer ist“, sagte sie kalt. Natürlich hatte sie durchaus bemerkt, dass Hojo sie mehr als nur gern sah, aber sie konnte diese Gefühle nicht teilen. Andererseits wusste sie auch, dass Großvater und Mutter nach einem Ehemann für sie Ausschau hielten. Sie würde kaum soviel Glück wie Kikyou haben und als offizielle Dämonenjägerin Anstellung im Schloss finden. Also blieb ihr nur die Ehe. Und da war der Sohn des Apothekers keine schlechte Partie. „Ja, schon gut.“ Der Großvater wusste, wann seine lebhafteste Enkeltochter keinem Argument mehr zugänglich war. Früher oder später würde Kagome freilich zu schätzen wissen, was ein abgesicherter Ehemann in der zweiten Klasse ihr bieten konnte. Dazu müsste sie allerdings erst einmal ihre romantischen Träume loswerden. Er hatte durchaus bemerkt wie angenehm berührt sie von der Aufmerksamkeit dieses Wolfsdämons, dieses Kouga, gewesen war. Aber da führte natürlich kein Weg hin. Die Dämonen der ersten Klasse hatten nichts gegen menschliche, weibliche Gesellschaft, da war der Inu no Taishou das Musterbeispiel gewesen, aber nur selten nahmen sie die Auserwählte auch wirklich zur Ehefrau. Wenn schon Dämon, sollte es wenigstens einer der gleichen Rangstufe sein. Zu schade, dass dieser Schmied, dieser Toutousai, keinen Sohn hatte. Er hatte gute Kontakte zum Herrscherhaus. Kagome beschloss, abzulenken: „Kaede, Souta, kommt jetzt. Mutter sagte, sie wolle das Essen vorbereiten. Dann könnt ihr schon einmal fegen und ihr helfen.“ Die Zwillinge standen auf und gingen mit ihr, während der Großvater sich daran machte, die Räucherwaren auszupacken. Hoffentlich hatte er an alles gedacht. Der Jahreswechsel stand in nur zwei Monaten bevor. Und manche Kräuter kamen von weit her, benötigen Wochen, ehe sie eintrafen. Die Familie saß beim Abendessen, als unerwartet die Tür geöffnet wurde. Alle sahen auf. „Kikyou!“ Die Mutter sprang auf: „Bist du krank? Ist etwas geschehen?“ „Es geht mir gut, Mutter, danke.“ Die älteste Tochter der Familie kam langsam näher. Sie wirkte ein wenig blass: „Ich...ich esse mit euch. Dabei erzähle ich, was geschehen ist.“ Sie trug wie immer ihren Bogen, einen Köcher mit Pfeilen. „Ja, komm, setz dich neben Kagome.“ „Danke.“ Kikyou ließ sich die Schale füllen, ehe sie sagte: „Ich bekam heute den Befehl, die Dämonenjäger von Inu...Prinz Inuyasha zu verlassen. Der Inu no Taishou wies mich an, morgen in den 18. Bezirk abzureisen, an den Hof des Fürsten Naraku. Er war so freundlich, mir zu erlauben, mich von euch zu verabschieden.“ „Dieser Bezirk ist weit im Landesinneren“, meinte ihre Mutter: „Da wirst du selten herkommen können.“ „Aber das ist natürlich eine Beförderung“, erklärte der Großvater: „Als Priesterin zu einem Provinzfürsten berufen zu werden. Du bist doch da sicher die Einzige, am Hofe des Fürsten?“ „Vermutlich.“ Kikyou nahm einen Löffel. Kagome sah ihre ältere Schwester besorgt an. Sie standen sich nicht sonderlich nahe, dazu war ihr Temperament zu unterschiedlich, aber nichts desto trotz waren sie Schwestern. Mochte es auch eine Beförderung sein: Kikyou wirkte nicht glücklich darüber: „Hast du Fürst Naraku schon kennen gelernt?“ erkundigte sie sich daher: „Ist er nett?“ „Nett!“ kam es vom Großvater: „Dämonenfürsten sind mächtig, aber nicht nett. Das ist eine große Ehre. Und eine sichere Stellung.“ „Ich habe Fürst Naraku bereits gesehen, als er dem Inu no Taishou seine Aufwartung machte.“ Kikyou sah rasch zu Kagome. Diese begriff, dass da etwas vorgefallen war, über das ihre Schwester nicht vor der Familie reden wollte. „Aber da ist noch etwas. Der Befehl Seiner Hoheit lautete weiter, dass Kagome meine Stellung bei Prinz Inuyasha einnehmen soll.“ „Oh, das ist gut!“ Die Mutter klatschte in die Hände: „Dann seid ihr alle beide untergebracht.“ „Mach nicht so ein Gesicht, Kagome!“ tadelte der Großvater: „Das ist eine große Ehre.“ „Ja.“ Und außerdem war es undenkbar, dem Befehl des Herrn aller Dämonen und Menschen nicht Folge zu leisten. Die Konsequenzen für einen selbst und die Familie wären spürbar. Außerdem hatte Kikyou es schon zwei Jahre mit diesem Inuyasha ausgehalten, schien sogar traurig, ihn verlassen zu müssen. „Ich werde natürlich gehorchen“, versicherte Kagome eilig, um ihre Mutter nicht zu enttäuschen. Diese nickte: „Ein so großes Glück. Vielleicht sollte ich sehen, dass wir noch etwas anderes zu essen bekommen, um das feiern zu können…“ „Verzeih, Mutter“, sagte Kikyou: „Ich habe wenig Zeit. Mein Befehl lautet, mich morgen bei Sonnenaufgang auf den Weg zu machen. Und ich würde gern Kagome noch einiges erzählen, was sie wissen muss.“ „Ja, natürlich.“ Obwohl sie alle ihre Kinder liebte, war die Mutter nicht blind dagegen, dass Kagomes Temperament nicht unbedingt zur Duldsamkeit oder Selbstbeherrschung geeignet war. Und falls sie sich gegenüber dem Prinzen falsch verhielt, konnte das wirklich lebensgefährlich werden, nicht nur für sie. „Natürlich. Dennoch, Kikyou, würde es mich freuen, wenn dir der Fürst erlaubt, uns einmal im Jahr zu besuchen. Und schreibe, wenn du angekommen bist, wie es dir geht.“ „Ja, wenn ich darf.“ Die älteste Tochter aß rasch weiter, um nicht mehr sagen zu müssen. Kagome warf ihr einen raschen Blick zu. Nein, da stimmte definitiv etwas nicht. Offenkundig fürchtete sich ihre sonst so tapfere große Schwester vor diesem Naraku. Warum? Sie war eine gute Priesterin und würde ihm sicher hilfreich zur Seite stehen. Überdies hütete Kikyou das Familiengeheimnis, ein Juwel, in dem angeblich vier Seelen eingeschlossen waren, was ihre Macht noch einmal vervielfältigte. Oder aber….Kagome sah noch einmal zu ihrer Schwester, als sie plötzlich begriff. Diese hatte Angst, ja. Aber das bezog sich nicht auf eine mögliche schlechte Arbeit, die jeder Fürst bestrafen wurde. Kikyou hatte Angst vor Naraku. So meinte sie langsam: „Ich...ich hoffe, dass ich dich bei dem Prinzen würdig vertreten werde.“ „Ich erzähle dir später, was du tun musst.“ Kikyou hob den Blick nicht von dem Teller: „Nach dem Essen gehen wir in unser Zimmer. - Mutter, darf ich dich bitten, die Zwillinge heute bei dir schlafen zu lassen? Es gibt noch sehr viel, was ich Kagome erklären muss.“ „Ja, natürlich. Ich werde dir auch Essen zubereiten, das du morgen früh mitnehmen kannst, für deine Wanderung. Der 18. Bezirk ist doch weit entfernt.“ „Danke.“ Für den Rest des Abendessens schwiegen die ältesten Töchter. Als sie im Kinderzimmer unter sich waren, sagte Kagome: „Du hast diesen Naraku also schon gesehen? Und er hat dir nicht gefallen?“ „Gefallen.“ Das klang kühl: „Kagome, du solltest wissen, dass uns unsere Auftraggeber nicht gefallen müssen. – Aber dies ist etwas anderes. Setz dich, dort hinüber.“ Sie ließ sich selbst nieder: „Ich…solange ich nun im Schloss war, bekommt man doch immer einiges an Politik mit. Inuyasha ist da recht offen. Im 18. Bezirk herrschte ein Clankrieg. Wie stets bei so etwas mischte sich der Inu no Taishou nicht ein, solange sich die Familie nur gegenseitig massakriert, Menschen und Dämonen sonst in Ruhe leben können. Vor wenigen Tagen kam nun Fürst Naraku ins Schloss, um dem Herrn seine Aufwartung zu machen, ihm anzuzeigen, dass er der neue Provinzfürst sei, ihm Respekt zu erweisen.“ Kikyou sah zu Boden: „Er war bis heute Gast im Schloss. Und vorgestern traf ich ihn auf einem Gang. Wir kamen erst dann von einer Jagd zurück. Er sah mich an…..und lächelte. Es war kein sehr angenehmes Lächeln, Kagome.“ „Er fand dich hübsch?“ Die jüngere Schwester dachte daran, wie Hojo sie manchmal betrachtete. „Ich fürchte, auch dieses. Aber dann….dann sah er an mir hinunter, auf meine Brust. Und obwohl ich das Juwel der vier Seelen wie immer unter einem Bannkreis verborgen hatte… Ich war sicher, dass er es bemerkt hat. Für einen Moment flackerte da etwas in seinen Augen, das reine Gier war, ehe er mit ein paar belanglosen Worten an mir vorbeiging. Immerhin war Prinz Inuyasha bei mir. Aber als ich dann heute in Audienz befohlen wurde, mir der Inu no Taishou diesen Befehl gab…Ich weiß, dass Naraku der Mann ist, den ich fürchten muss. Nicht um meinetwillen, aber um des Juwels willen.“ „Aber wieso hält dich Inuyasha nicht, überredet seinen Vater, dich nicht gehen zu lassen?“ „Er hat es bereits vergeblich versucht. Kagome, du musst mir helfen.“ Kikyou zog sich das Juwel ab, das sie stets an einer Kette um den Hals trug: „Falls mein Verdacht stimmt, Naraku das Juwel der vier Seelen haben will, darf er es nicht bekommen. Falls ich mich allerdings irre, muss ich meine Pflicht ihm gegenüber erfüllen können. Darum: nimm einen Pfeil und ramme ihn in das Juwel der vier Seelen.“ „Dann mache ich es womöglich kaputt.“ „Eben dies. Es sollen zwei Stücke werden. Eines nehme ich mit mir und eines behältst du.“ „Aber ich kann doch nicht mit dem Juwel umgehen...“ „Tu es. Und hüte es.“ Kagome starrte ihre ältere Schwester an. Das Familienjuwel, das geheimnisvolle Erbstück einfach zu zerstören? Aber andererseits verriet das nur, wie besorgt Kikyou war. Und falls ein Dämon das Juwel in die Hände bekommen sollte, so lieferte die Familientradition schreckliche Warnungen. „Du hast wirklich Angst vor diesem Naraku?“ „Angst? Ich fürchte mich vor nichts, was er mir antun kann. Soll er mich töten. Aber er soll nie an diese Macht kommen. Nimm einen Pfeil.“ Kagome gehorchte: „Ich hoffe, du weißt, was du riskierst.“ „Ja.“ Kikyou legte die Finger an das Juwel, um es zu halten und auch vor völliger Zersplitterung zu bewahren. So stieß die jüngere Schwester zu. Der Pfeil flammte in der Luft auf, ehe er auf die kleine, unscheinbare und doch so mächtige Kugel traf. Etwas klirrte, als breche eine Schüssel, grelles Licht schien auf, erlosch aber unverzüglich. „Gut.“ Kikyou hob die Hände. Vor ihr lagen zwei Teile des Juwels der vier Seelen. „Jetzt hole zwei Ketten. Wir werden die Hälften daran bannen. Und dann werde ich dir erzählen, was du wissen musst.“ *********************************************************** Im nächsten Kapitel erfährt Kagome einige überraschende Neuigkeiten und lernt Inuyasha kennen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 2: Schwestern --------------------- Es freut mich, dass sich doch so viele auf das Abenteuer dieser Alternativgeschichte einlassen wollen. Im ersten und auch im zweiten Kapitel wird gezeigt, wie das Leben in der Stadt oder bei Hofe abläuft, wenn nichts passiert. Falls nichts passiert... 2. Schwestern Kagome holte eine schmale Kette, reichte sie wortlos ihrer großen Schwester. Warum nur wollte Kikyou das Juwel der Vier Seelen zerstört haben? Was befürchtete sie denn alles von diesem Naraku? Aber mit gewisser Faszination sah sie zu, wie die Ältere das größere Bruchstück nahm, die Hände darum legte, um die Kette. Als sie den Griff löste, war beides verbunden. „Äh...du hast mir den größeren Teil gegeben, “ deutete Kagome an. „Du wirst es brauchen. Hier.“ Kikyou gab ihr die Kette: „Leg sie um deinen Hals und verberge sie gut. Falls mir…falls mir etwas passiert, ist gewiss Naraku der Schuldige. Dann musst du zusehen, dass er nicht an das andere Teil gelangen kann.“ „Aber, wenn er dich…wenn er dir etwas antun kann…Ich bin doch bei weitem nicht so mächtig wie du.“ „Dann wende dich an Inuyasha.“ „Den Prinzen? Er ist doch auch ein Dämon, Halbdämon.“ „Er ist in Ordnung.“ Selten genug lächelte Kikyou: „Solange man darauf hört, was er meint, nicht auf das, was er sagt.“ „Was meinst du?“ „Er redet….sagen wir, ungehobelt, oft genug rau, unhöflich. Aber wenn du in Schwierigkeiten steckst und zu ihm gehörst, wird er alles tun, dir zu helfen.“ „Ich soll für ihn arbeiten?“ „Offiziell ja.“ „Und inoffiziell?“ „Mit ihm.“ „Was meinst du jetzt?“ Kagome setzte sich: „Du warst gerade ja zwei Jahre da. Ich dachte, du arbeitest für ihn als Dämonenjägerin.“ „Ja. Darum wollte ich mit dir reden. Der Prinz Inuyasha in der Öffentlichkeit und Inuyasha, in einer Besprechung unter uns….das ist etwas anderes. Außer mir sind in der Gruppe noch Sango, sie stammt aus einer eingesessenen Dämonenjägerfamilie aus dem 14. Bezirk, und ein Mönch namens Miroku. Der redet auch viel dummes Zeug, aber man kann sich auf ihn verlassen. Wir vier waren jetzt Partner, im besten Sinn, den du dir denken kannst. Ich würde mir wünschen, dass sie dich auch so sehen können.“ „Ich werde mich bemühen. Auch...aber auch der Prinz?“ „Ja.“ Kikyou seufzte fast unhörbar: „Er muss in der Öffentlichkeit viel mit Dämonen umgehen, die ihn als Halbdämon verachten, ohne das freilich zu laut zu sagen. Darum ist er oft so….nun, wie er ist. Aber hab Geduld und du wirst sehen, dass er ein sehr guter Freund sein kann.“ Kagome warf ihrer älteren Schwester jetzt doch einen sehr forschenden Blick zu: „Soll ich mich etwa auch mit Sesshoumaru anfreunden? Ich habe heute gesehen, wie er einem Dämon an die Kehle ging, weil der sich nicht tief genug verneigt hat.“ „Seine Gnaden…Den behandele vorsichtig. Äußerst vorsichtig. Ich weiß nicht, wie der Inu no Taishou einst war, ehe er der Herrscher wurde, aber der Kronprinz ist gefährlich. Vielleicht auch, weil er immer die Strafmaßnahmen durchführt. Und es sich nur ein Herrscher leisten kann, Milde zu üben. Aber da sei vorsichtig.“ „Und der Inu no Taishou?“ Kikyou schwieg, dachte nach. Endlich meinte sie: „Er ist der absolute Herr, das solltest du nie vergessen. Und in den vergangenen zwei Jahren hatte ich des Öfteren Gelegenheit, milde Urteile von ihm zu sehen, Handlungen, die weise waren. Aber dennoch schickt er mich zu Naraku, und ich kann darin keinen Sinn entdecken.“ „Er weiß doch sicher, was du kannst.“ Kagome sah plötzlich auf: „Könnte es sein, dass er diesen Naraku durch dich überwachen lassen will? Ich meine, du hast jetzt mit seinem Sohn zusammengearbeitet….“ „Das wäre eine Möglichkeit.“ Kikyou starrte auf den Boden: „Aber….Nein, vergiss es. Ich bilde mir vermutlich sonst etwas ein, nur weil mir die Berufung an den Hof von Fürst Naraku nicht gefällt.“ „Möglich, ja. Was soll ich sonst noch beachten?“ „Ich muss bei Sonnenaufgang die Stadt verlassen. Aber ich würde dich gern zuvor selbst noch in das Schloss bringen und dich vorstellen.“ Kagome musterte ihre Schwester argwöhnisch. Irgendetwas gab es doch, was diese ihr verschwieg. So jung war sie auch nicht mehr, als dass sie das Zögern, die sorgfältige Wortwahl, nicht bemerkt hätte. Aber sie wusste auch, dass Fragen nichts bringen würden: „Gut. Dann schlafen wir ein bisschen und anschließend bring mich hoch.“ So gingen die beiden Schwestern durch die schlafende Stadt empor zum Schloss. Dämonenkrieger standen am Tor Wache, sahen ihnen schweigend entgegen. „Guten Morgen“, sagte Kikyou höflich: „Ich soll meine Schwester Seiner Durchlaucht, dem Prinzen Inuyasha, vorstellen, Befehl Seiner Hoheit, des mächtigen Inu no Taishou.“ Statt einer Antwort griff ein Dämon hinter sich, öffnete das schwere Tor, um die beiden Priesterinnen durchzulassen. Kagome sah sich neugierig um. Sie war zwar schon einmal hier im Vorhof gewesen, aber das war lange her. Auch im Schloss herrschte Ruhe, anscheinend schliefen auch Dämonen nachts. Seltsamerweise hatte sie sich nie zuvor Gedanken darüber gemacht. „Komm“, sagte Kikyou ungeduldig: „Du wirst noch Zeit genug haben, alles anzusehen. Dies ist der Dienstboteneingang zum Privatflügel. Nur die engsten Angestellten dürfen hier sein. Und in den Zimmerfluchten der Familie sowieso. Falls du dich unaufgefordert in den Zimmern des Inu no Taishou oder des Kronprinzen aufhalten solltest, brauchst du dir keine Gedanken mehr über deine Zukunft zu machen. - Ich nehme an, dass du mein Zimmer bekommen wirst, das ist in den Räumen von Prinz Inuyasha.“ Kagome folgte ihrer Schwester eilig in das Gebäude, durch ein Treppenhaus in das erste Stockwerk. Kikyou fuhr oben leise fort „Hier geht es in die Räume von Inuyasha...Seiner Durchlaucht. Mein, unser, Zimmer ist hier, gleich.“ Sie schob die Tür auf. Dahinter war ein dunkler Gang mit nur zwei Leuchtern: „Hier. Das ist die Tür zu meiner Kammer. Ich nehme an, dass du dann hier sein wirst. Das ist Sangos Zimmer und Miroku schläft dort. Komm.“ Am Ende des Flures war erneut eine Tür. Nach kurzem Zögern öffnete sie sie: „Das Vorzimmer“, flüsterte sie. Davon gingen zwei weitere Türen ab. „Komm schon!“ rief jemand. Kikyou zuckte leicht die Schultern, als sie Kagomes Überraschung bemerkte: „Dämonen hören sehr gut.“ Dann öffnete sie die nächste Tür. Dahinter war eindeutig ein Arbeitszimmer. Auf der Matte hinter dem Schreibpult saß ein junger Mann, fast noch ein Junge. Kagome erkannte das lange weiße Haar, die kleinen hundeartigen Ohren auf dem Kopf. Sie hatte Prinz Inuyasha schon manchmal auf der Straße gesehen, aber so erschien er ihr viel jünger. Wie immer trug er dieses rote Gewand. An der Seite saßen zwei männliche Dämonen, wohl Diener. Da sich Kikyou niederkniete, tat sie es ihr gleich. Natürlich ziemte es sich nicht, einen Prinzen so anzustarren. „Kikyou, schön, dass du noch einmal kommst“, sagte er. „Darf ich Eurer Durchlaucht meine Schwester Kagome vorstellen, Prinz Inuyasha? Auf Befehl des mächtigen Inu no Taishou soll sie meine Nachfolgerin werden.“ „Kagome, also. - Ihr zwei, verschwindet.“ Und als die Diener draußen waren: „So.“ Kagome wagte es, ein wenig aufzublicken, bemerkte verwundert, dass er sich lässiger hinsetzte und entspannte. Aber er fuhr fort: „Kikyou…es…es tut mir leid. Ich habe vorhin noch einmal versucht, mit meinem Vater zu reden, aber…“ „Aber es war sinnlos“, ergänzte die. Kagome erstarrte. Das war kaum die richtige Art, mit einem Prinzen umzugehen, oder? Aber dann entsann sie sich, dass Kikyou ihr gesagt hatte, privat sei Inuyasha anders, als in der Öffentlichkeit. Hatte er darum die Diener hinausgeschickt? Sie richtete sich ebenso auf, wie ihre Schwester, betrachtete nun den Jungen vor sich. Er sah nur so alt aus, wie sie selbst, aber das stimmte sicher nicht. Dämonen alterten viel langsamer als Menschen. „Es war sinnlos“, bestätigte er. „Ich weiß wirklich nicht, warum Vater an diesem dämlichen Naraku so einen Narren gefressen hat. Er wurde fast zornig, als ich ihn noch mal gebeten habe, dich bei mir behalten zu können. Es tut mir leid. Ich hätte dich gern besser beschützt.“ „So ist es eben. Das ist das Recht des Herrn.“ Kikyou klang ruhig: „Und ich möchte wirklich nicht, dass du Probleme wegen mir bekommst.“ Kagome sah rasch seitwärts. Ihre Schwester duzte den Prinzen? Aber da lag noch etwas in ihrem Blick, auch in Inuyashas Augen. Die beiden mochten sich, ganz eindeutig. Und trotzdem hatte es der Prinz nicht geschafft, sich gegen seinen Vater durchzusetzen? Er zuckte die Schultern: „Er hat sich dann ja wieder beruhigt. Aber mir macht das wirklich Sorgen, du allein da, im 18. Bezirk. Dieser Naraku war mir nicht sonderlich sympathisch. So ein Schleimer, eben.“ „Mir auch nicht. Aber sei sicher, ich kann auf mich aufpassen.“ „Hoffe ich. – Du bist also Kagome. Noch recht jung, oder?“ „Ich bin eine ausgebildete Priesterin.“ Sie hörte selbst, dass das fast bissig klang, und ergänzte hastig: „Euer Durchlaucht.“ „Sie hat ein ziemliches Temperament“, erklärte Kikyou. „Hab ein wenig Nachsicht mit ihr. Aber sie ist fähig.“ „Kaum fähiger als du. Zeig ihr dein Zimmer, dann komm wieder her. Wann musst du gehen?“ „Bei Sonnenaufgang.“ Kikyou erhob sich: „Komm, Kagome.“ Ihre Schwester gehorchte. In dem ersten Raum der Zimmerflucht machte Kikyou eine Handbewegung: „Hier, das ist also dein Zimmer. Hier kannst du immer sein, außer, Inuyasha verlangt etwas von dir, oder du mit ihm und den anderen auf Reisen gehst. Noch Fragen?“ „Du…du hast ihn geduzt.“ „Ja, das machen auch Sango und Miroku, aber nur ohne andere Leute. In der Öffentlichkeit reden wir ihn alle mit Euer Durchlaucht an, und das solltest du auch tun. Sonst muss er dich strafen.“ Hm. Kagome dachte nur kurz nach. Aber das war er dann wahrscheinlich seinem Rang schuldig. „Ich werde mit Mühe geben, daran zu denken.“ „Solltest du wirklich, ja. Leg dich hin und versuche, noch ein wenig zu schlafen. Frühstück wird dir hierher gebracht, ebenso wie alle anderen Mahlzeiten. Aber nach dem Frühstück ist meist die erste Einsatzbesprechung, wenn Inuyasha die Nachrichten bekommen hat, wo wieder ein Überfall stattgefunden hat. Wir sind oft unterwegs. Waren es.“ „Diese Sango…und Miroku…sind sie nett?“ „Sie sind gut, in dem, was sie tun. Und lass dich von dem Mönch nicht verwirren. Er redet nicht wie einer.“ Kikyou sah zum Fenster: „Die ersten Strahlen der Sonne. Ich muss mich beeilen.“ „Dann auf Wiedersehen, Schwester.“ Kagome stellte sich vor sie: „Und pass wirklich gut auf dich auf.“ „Keine Sorge. Fürst Naraku kann nicht zu weit gehen, ohne dass er dem Inu no Taishou gegenüber Rechenschaft ablegen müsste. Ich gehöre noch immer zum Schlosshaushalt. Pass du gut auf …es auf.“ Die Handbewegung zur Brust bezog sich auf den Teil des Juwels der Vier Seelen, den nun Kagome ebenso wie ihre Schwester unter einem Bannkreis verborgen auf der Brust trug. „Dann: leb wohl.“ Sie ging. Kagome sah sich um. Schlafen? Das war wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Sie war hier fremd, und dazu noch aufgeregt. Immerhin hatte Inuyasha keinen schlechten Eindruck gemacht. Anscheinend hatte Kikyou recht und er war privat ganz umgänglich. Ob man das auch von dem Kronprinzen sagen konnte? Aber mit dem würde sie ja kaum etwas zu tun haben. Hoffte sie schwer. Sie hätte niemandem sagen könne, warum sie die Tür vorsichtig nur einen Spalt weit öffnete. Der Flur war im Halbdunkel, aber sie erkannte die beiden Gestalten am anderen Ende. Inuyasha umarmte ihre Schwester fest. Sie hatte also recht gehabt, die beiden mochten sich sehr. Kikyou machte sich los: „Ich muss gehen“, flüsterte sie. „Pass auf dich auf.“ Kagome zog sich hastig zurück. Das schickte sich nicht wirklich, andere Leute bei ihrer Verabschiedung zu beobachten. Schade, dass Kikyou weg musste, wenn sie so verliebt war. Aber natürlich hatte eine solche Liebe keine Zukunft. Ein Dämon der ersten Rangstufe, noch dazu der Sohn des Herrschers, und eine simple Menschenfrau, sei sie auch eine Priesterin. Hm. Vielleicht würde sie selbst Kouga sehen können? Kikyou hatte doch gesagt, dass der Prinz Boten bekam. Dann schüttelte sie den Kopf. Gerade eben noch hatte sie gedacht, dass eine Liebe zwischen Dämon und Mensch keine Zukunft hatte und im nächsten Moment hoffte sie auf so etwas. Sie war wirklich ein wenig durcheinander. Nach dem Frühstück, das ihr eine Dienerin lautlos ins Zimmer gestellt hatte, ging Kagome auf den Flur, unsicher, was sie nun tun sollte. Kikyou hatte da etwas von einer Besprechung erwähnt. Aber musste sie jetzt warten, bis sie gerufen wurde? Wurde erwartet, dass sie von allein in das Arbeitszimmer ging? „Oh, guten Morgen, “ sagte eine weibliche Stimme hinter ihr: „Kagome, nehme ich an? Ich bin Sango.“ Sie drehte sich um. Das war die Dämonenjägerin? Sie war keine fünf Jahre älter als sie und sah recht nett aus: „Ja, guten Morgen“, gab sie zurück: „Ich weiß im Moment nicht, wohin ich muss.“ „Ins Arbeitszimmer. Da gibt es gleich die erste Einsatzbesprechung.“ Sie blickte hinter Kagome. Diese wandte sich daraufhin um. Ein junger Mönch kam aus einem Zimmer, blieb stehen, als er sie sah. Kagome fiel als erstes auf, dass er seine Hände fast vollständig verhüllt hatte, um die Rechte lag sogar eine lange Kette aus Gebetsperlen. Was sollte das? Er lächelte: „Oh, welch Glanz in diesem Flur. Kikyous Schwester? Oder? Kagome?“ Im nächsten Moment war er heran, hatte ihre Hand genommen: „Du siehst wirklich bezaubernd aus, meine Liebe. Würdest du mir einen Gefallen tun?“ „Wird sie ganz sicher nicht!“ meinte Sango scharf: „Kagome will ganz sicher noch kein Kind von dir.“ Diese riss sich entsetzt los. Was sollte das denn? Aber dann fiel ihr ein, dass Kikyou gemeint hatte, der Mönch rede nicht wie einer. Sango legte die Hand auf ihre Schulter: „Lass dich nicht verrückt machen. Miroku redet ziemlich viel, wenn der Tag lang ist. Im Zweifel hau ihm eine runter, das hilft.“ „He!“ protestierte der Mönch: „Gib hier nicht solche Ratschläge. Schon gut, Kagome, ich wollte dich nicht erschrecken, aber wenn ich eine hübsche Frau sehe…“ „Beginnt er mit dem Unterleib zu denken“, ergänzte die Dämonenjägerin: „Komm, Kagome. Inuyasha wird schon auf uns warten.“ Die junge Priesterin schüttelte ein wenig den Kopf. Irgendwie schienen diese beiden ein Schauspiel zu zeigen, das sie schon öfter aufgeführt hatten. Sie konnte sich nicht so ganz vorstellen, dass ihre ernste Schwester mit ihnen gut zusammengearbeitet hatte. Oder waren sie anders, wenn es gegen diese Wurmdämonen ging? Aber sie folgte Sango in das Arbeitszimmer, wo der Prinz wie schon in der Nacht saß. Schlief er nie? Da sich die Dämonenjägerin ein wenig verneigte, tat sie es auch. Kurz darauf saßen die drei im Halbkreis vor dem Prinzen. Inuyasha nickte etwas: „Kikyou musste ja heute morgen schon weg, zu diesem Naraku. Dieser Mistkerl liegt mir wirklich im Magen.“ „Wir können nichts gegen ihn tun“, sagte Sango sofort: „Er ist der anerkannte Provinzfürst.“ „Außerdem scheint Seine Hoheit, der Inu no Taishou, ihn zu schätzen“, ergänzte Miroku: „Sonst hätte er kaum Kikyou zu ihm geschickt.“ „Ich weiß das auch“, knurrte der Prinz: „Und ich konnte bei meinem Vater nicht einmal erreichen, dass sie hier bleiben kann. Alles, was ich vorbringen konnte war, dass mir das Gesicht dieses Naraku nicht gefällt.“ „Entschuldige, Kagome.“ Sango sah seitwärts: „Das geht nicht gegen dich, aber wir machen uns Sorgen, warum Naraku ausgerechnet Kikyou haben wollte. Es gäbe auch andere Priesterinnen.“ „Ich weiß“, sagte Kagome: „Sie...sie meinte, er habe vielleicht Gefallen an ihr gefunden. Aber sie ist zuversichtlich, dass sie auf sich aufpassen kann.“ „Genau das meine ich!“ Inuyasha schlug auf den Boden. „Genau das macht mich ja so…“ Er brach ab. „Eifersüchtig?“ Miroku hob hastig die Hand: „Schon gut. – Hast du andere Berichte bekommen?“ „Nichts Wichtiges. Es hat in den letzten Tagen anscheinend kein größerer Überfall stattgefunden. Aber ich habe Shippou in das Vorzimmer meines Vaters geschickt, um nachzufragen.“ Wieder sah Sango zu Kagome: „Shippou ist ein junger Fuchsdämon, der hier zu einem Sekretär ausgebildet werden soll.“ „Danke“, murmelte die unwillkürlich. Es war nett von der Dämonenjägerin, sie so mit einzubeziehen. „Darf ich eine Frage stellen?“ „Klar.“ Der Prinz sah zu ihr: „Was denn?“ „Ich...ich sah, dass…dass der Kronprinz mit Kriegern die Stadt verließ. Aber das hat nichts mit unserem Auftrag zu tun?“ „Nein. Ich habe von Vater die Aufgabe bekommen, gegen diese niederen Dämonen vorzugehen, wenn sie die Menschen belästigen, auch manchmal gegen Banditen, wenn sie ein Dorf überfallen, aber das kommt so gut wie nie vor. Mein lieber Bruder dagegen kümmert sich um solche Dinge wie Hochverrat, oder falls Fürsten sich danebenbenehmen.“ Täuschte sich Kagome oder lag in der Anrede „lieber Bruder“ Spott? Mochten sich die Brüder nicht sonderlich? Halbbrüder, denn das mussten sie sein. Inuyasha fuhr fort: „Gestern kam irgendein Bericht, irgendwo im Nordwesten sei ein Dämonenaufstand im Gange, sie würden Menschen massakrieren. Vater schickte Sesshoumaru hin. Das dürfte schnell erledigt sein.“ „Und ein paar tote Dämonen geben.“ Miroku sah zu ihr: „Sess…ich meine, der Kronprinz neigt nicht dazu, Lebende zu hinterlassen.“ „Oh“, machte Kagome nur. „Wenn nichts anliegt, zeige ich Kagome das Schloss, ja?“ Sango zupfte ein wenig an ihrer Kleidung, da sie Mirokus interessierten Blick auf ihre Beine bemerkt hatte. „Ja, gute Idee“, sagte Inuyasha und stand auf: „Wenn doch was kommt, lass ich euch suchen.“ Kagome sah sich staunend um. Sie war noch nie im Schloss gewesen, hatte nur immer gehört, hier wären die Dämonen der ersten Klasse, die Kriegerdämonen. Tatsächlich gingen hier viele Krieger durch die Gänge oder trainierten auf einem Hof. Aber es waren auch Menschen hier, die offenbar als Dienstboten arbeiteten, andere Dämonen, deren Tracht Heiler oder Berater verriet. Sie blieb stehen, betrachtete zwei Krieger. „Sie sind aber schnell“, meinte sie. „Dämonen, eben.“ Sango trat neben sie: „Es ist gut, dass sie uns beschützen. Die meisten Menschen wären bei Überfällen durch Drachen oder Dämonen wehrlos. Nun, du nicht und ich auch nicht, aber…“ „Oh, da ist Kouga…äh, ich meine…“ Kagome war sich nicht sicher, wie man den Anführer der Boten richtig ansprechen sollte. „Exzellenz, wenn du direkt mit ihm redest“, half Sango prompt: „Kennst du ihn?“ „Ich habe ihn mal bei einer Veranstaltung gesehen.“ Sie wurde unwillkürlich rot, als der schnelle Wolf sie entdeckt hatte und im nächsten Moment vor ihr stand: „Oh…Exzellenz….“ „Na, das ist ja eine Überraschung. - Arbeitet sie jetzt bei euch, Sango?“ „Ja. Kagome ist Kikyous Schwester.“ „Der Halbköter...ich meine, Prinz Inuyasha hat auch ein Glück mit seinen Mitarbeiterinnen…“ Kouga lächelte: „Dann werden wir uns ja öfter noch sehen, oder, Kagome?“ Er nahm ihre Hand: „Bis bald, hoffe ich…“ Und weg war er. „Halbköter?“ Kagome sah fragend zu ihrer Begleiterin. „Inuyasha ist ein Halbdämon. Und die meisten reinblütigen Dämonen schätzen ihn deswegen geringer. Natürlich sagt keiner etwas, wenn er oder sein Vater anwesend ist, aber es kommt manchmal durch.“ Sango seufzte: „Und das weiß er nur zu gut. Warum, glaubst du, hat er uns dabei und keine Dämonenkrieger? Aber pass auf, wenn du mit Kouga redest. Der macht gern mit Menschenmädchen herum, meint es aber nie ernst.“ Kagome hätte einwenden mögen, dass er sich immerhin an sie erinnert hatte, aber es war wohl besser, den Mund zu halten. Sango meinte es gut mit ihr. „Keiner wirft Inuyasha seine Mutter vor, wenn er oder sein Vater da sind“, sagte sie langsam: „Und Sesshoumaru?“ Sango zuckte die Schultern. „Die Halbbrüder mögen sich nicht sonderlich. Sesshoumaru verachtet alles, was schwächer ist, als er. Aber ich weiß nicht, wie er reagieren würde, würde jemand die Wahl seines Vaters kritisieren. Ich kann es wirklich nicht sagen. Ich kenne ihn fast nicht.“ „Gehen wir weiter? Das Schloss ist so groß. Man sieht es von unten gar nicht so in den Ausmaßen.“ Sango nickte und führte sie weiter. ************************************************ Kikyou ist auf dem Weg zu Fürst Naraku, Kagome neu im Schloss. Im nächsten Kapitel: Merkwürdigkeiten, geschieht dann einiges, dass unerwartet kommt...Und der Kronprinz kehrt nach Hause zurück, in alles anderer als guter Laune^^ Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, bekommt, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel online ist. bye hotep Kapitel 3: Merkwürdigkeiten --------------------------- Heute schon das neue Kapitel, da ich einige Tage weg fahre, zum ersten Mal seit fast zwei Jahren.:) Kagome hat sich ihren ersten Arbeitstag im Schloss anders vorgestellt, als er abläuft. Denn sie hatte wirklich nicht die Absicht, ein Attentat zu begehen... 3. Merkwürdigkeiten Nach dem Mittagessen traf sich das Quartett wieder in Inuyashas Arbeitszimmer. Dieser sah in die Runde: „Es gibt ein paar Berichte über vereinzelte Übergriffe, aber eigentlich in allen neunzehn Provinzen. Nichts, wo wir sofort hin müssten. Wobei ich schon ganz gern sehen würde, was du taugst, Kagome.“ „Ich bin ganz exakt mit Pfeilen“, fauchte sie, nahm sich dann aber zusammen: „Ich weiß, Kikyou ist da treffsicherer. Aber ich übe.“ „Na, hoffentlich.“ Sie hätte ihm am liebsten vorgehalten, dass sein Benehmen äußerst unhöflich sei, aber ihr fiel ein, dass ihre ältere Schwester sie gewarnt hatte, das Betragen des Prinzen erscheine oft ungehobelt, er sei aber in Ordnung. Das würde sie mal abwarten. Aber irgendwann müsste sie ihm das sagen. Natürlich war er eben auch ein Prinz… Sango hatte das Aufbegehren bemerkt, aber auch, dass die neue Kollegin sich anscheinend beherrschte. So meinte sie versöhnlich: „Wir können ja nachher zum Bogenschießen gehen, Kagome, und du uns zeigen, was du kannst. Das macht es dann für uns in einem ernsten Kampf leichter, abzuschätzen, was du übernehmen kannst. Ich, zum Beispiel, bin mit Pfeil und Bogen eine richtige Flasche.“ „Was hast du denn dann als Waffe? Ein Schwert?“ „Hauptsächlich einen Bumerang.“ „Oh…und damit kann man Dämonen jagen?“ „Er ist ziemlich groß….“ „Ziemlich“, sagte Inuyasha: „Größer als die gute Sango.“ „Und das trägst du dauernd mit dir?“ Kagome starrte überrascht auf die zierlich wirkende Dämonenjägerin. „Während eines Auftrags, ja. – Was ist, Inuyasha?“ Denn dieser hatte den Kopf gehoben, lauschte. „Er ist wohl zurück.“ „Wer?“ fragte Kagome unschuldig, bekam sofort einen Rippenstoß von Sango und ergänzte hastig: „Dein Bruder?“ „Halbbruder, soviel Zeit muss sein.“ Der Prinz schien nicht begeistert. Aber er lauschte wieder: „Irgendwas ist schief gegangen, scheint mir.“ Er klang fast zufrieden. „Hat Herr Oberschlau auch mal was verbockt.“ Kagome fand ihre Einschätzung bestätigt, dass sich die Brüder - Halbbrüder - nicht leiden konnten. Ließ auch Sesshoumaru den jüngeren spüren, dass er ihn eben nur für eine halbe Portion hielt? „Das könnte Probleme machen, wenn der Aufstand um sich greift“, gab Miroku zu bedenken: „Oder das schon so eine große Sache war, dass Sesshoumaru allein damit nicht fertig wurde.“ „Ich bitte dich, wer soll denn schon groß gegen Vater einen Aufstand machen? So gut wie jetzt hatten es doch weder Menschen noch Dämonen je zuvor.“ „Mag sein. Aber es gibt eben auch immer wieder Trottel.“ „Keh!“ machte der Halbdämon: „Wie diesen Naraku, zum Beispiel. Ich habe den so was von gefressen gehabt. Wie er um Vater herumscharwenzelt ist…Widerlich.“ „Ich hätte nicht gedacht, dass Seine Hoheit auf so etwas hereinfällt“, meinte Sango. „Ich auch nicht. Aber anscheinend war der Kerl wirklich perfekt.“ „Vergiss ihn einfach“, riet Miroku, um hastig hinzuzufügen: „Natürlich, wegen Kikyou kannst du ihn nicht vergessen. Aber immerhin ist er nicht mehr hier.“ „Toller Trost.“ Aber der Prinz sah zu Kagome: „Schön, dann gehen wir mal in den Hof und du zeigst, was du mit einem Pfeil alles zustande bringst.“ „Du wirst dich wundern.“ Gut, sie war nicht so fähig wie Kikyou, weder von der Treffsicherheit noch von der Magie her, aber so schlecht auch wieder nicht, wie es dieser Inuyasha wohl dachte. Außerdem war sie ja auch jünger als ihre Schwester. In ein paar Jahren wäre sie sicher ebenso nützlich für ihn. So standen die vier kurz darauf in einem der Höfe. Kagome nahm ihren Bogen. Sie spürte jetzt doch Aufregung. Diese Scheibe war recht weit entfernt und sie wollte sich unter gar keinen Umständen blamieren. Flüchtig warf sie einen Blick seitwärts. Sango und Miroku schienen interessiert, Inuyasha fast gelangweilt. War er so sicher, dass sie nichts konnte? Oder doch sicher, dass sie etwas konnte? Irgendwie brachte sie dieser Kerl aus der Fassung. Sie hatte dauernd das Gefühl, dass er sie mit Kikyou verglich. Und dass sie bei diesem Vergleich nur schlechter abschneiden konnte. Ihre ältere Schwester war eben die bessere Priesterin, die treffsichere Schützin und das hübschere Mädchen sowieso. So war das immer schon gewesen. Da der Prinz sich wohl in Kikyou verliebt hatte, würde sie, Kagome, immer schlechter dastehen. Vermutlich müsste sie ein mittleres Wunder vollbringen, ehe er sie anerkannte. Jetzt aber sollte sie zusehen, dass sie diese Scheibe traf. So kniff sie die Augen zusammen und zielte. Der Pfeil flog von der Sehne, raste über den Hof. Im gleichen Augenblick bemerkte sie entsetzt, dass eine Person im Weg stand, die zuvor noch nicht da gewesen war. Im nächsten Moment erkannte sie den Kronprinzen, Sesshoumaru. Bevor sie ganz begriffen hatte, dass sie gerade dabei war, ein Attentat zu verüben, hatte der die Hand gehoben, den Pfeil noch in der Luft abgefangen. Fast verächtlich ließ er ihn fallen. Im nächsten Moment stand er vor seinem Halbbruder. „Diesmal bist du zu weit gegangen“, sagte er eisig: „Ich werde dich töten.“ „Als ob ich was dafür kann, wenn diese dumme Gans nicht aufpasst, wohin sie ihre Pfeile schießt.“ Aber Inuyasha legte die Hand an sein Schwert. So wütend hatte er seinen älteren Halbbruder nur selten erlebt. Eher nie. Dieser zog bereits: „Ich rede von vorgestern Abend.“ „Hä? Da warst du doch gar nicht hier?“ Aber auch der Halbdämon nahm seine Klinge zur Hand. Entsetzt wichen die drei Menschen zurück. „Erspare mir deine törichten Ausflüchte. Du hast versucht, mich zu töten, heimtückisch, ohne Ehre.“ Die Klingen prallten aufeinander. „Die Idee an sich, dich umzulegen, ist nicht schlecht“, gab Inuyasha zurück: „Aber da du vorgestern nicht hier warst, habe ich das kaum machen können. Du spinnst.“ Er wich zurück, parierte den nächsten Angriff. „Du hast nicht einmal den Mumm, zuzugeben, dass du mich im 8. Bezirk überfallen hast? Mir die Windnarbe um die Ohren gejagt hast?“ „Wenn ich es hätte, wärst du kaum hier, glaub mir.“ Der Halbdämon schlug erneut zu: „Ich habe keine Ahnung, was du da für einen Alptraum hattest, aber vorgestern Abend war ich hier und ganz sicher nicht im 8. Bezirk.“ Wieder knirschte Stahl auf Stahl, als die Halbbrüder ihre Klingen gegeneinander pressten. „Willst du damit sagen, ich habe nur jemanden gesehen, der rein zufällig wie du aussah? Und wie du roch? Und deinen Angriff verwendete?“ Sesshoumaru klang kalt: „Du solltest wenigstens den Mut haben, das zuzugeben.“ „Frag doch Vater, wenn du mir nicht glaubst, da war ich nämlich lange bei ihm!“ Inuyasha kochte vor Wut: „Aber das machst du natürlich nicht, weil du sonst zugeben müsstest, einen Alptraum gehabt zu haben.“ „Vater?“ Der Kronprinz sprang etwas zurück: „Du warst vorgestern Abend bei Vater?“ „Ja, sag ich doch.“ Der Halbdämon blieb stehen: „Ich habe keinen Schimmer, was du dir da zusammengereimt hast. Aber eins ist klar: ich war hier und nicht im 8. Bezirk. Das können hier diese Menschen, aber vor allem auch Vater dir gern bestätigen.“ Sesshoumaru betrachtete seinen Halbbruder. Der würde es trotz allem nicht wagen, Vater als Zeugen zu benennen, wäre er nicht wirklich bei ihm gewesen. Das ließ aber nur einen logischen Schluss zu: entweder hatte Inuyasha die Fähigkeit entwickelt, gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten zu sein oder irgendetwas äußerst Merkwürdiges lief hier ab. Er schob sein Schwert zurück: „Ich werde mit Vater sprechen.“ Er wandte sich um und ging. Erleichtert kamen die drei Menschen zu Inuyasha. „Geschwisterstreit ist nie schön“, sagte Kagome: „Aber das sah echt mies aus.“ „Der spinnt doch.“ Der Prinz steckte sein Schwert in die Scheide: „Wie kommt er auf so eine Idee?“ „Er sagte, er hat dich gesehen“, gab Sango zu Bedenken: „Und, was noch schlimmer ist, wer auch immer das gewesen ist, der ihn angegriffen hatte, roch sogar wie du und verwendete deinen Angriff. Da hat sich jemand Mühe gegeben, dich zu imitieren.“ „Das klappt sowieso nicht.“ Inuyasha schob die Hände in die Ärmel. „Nun, es hat zumindest so gut geklappt, dass sich dein eigener Bruder täuschen ließ.“ Miroku sah zu ihm: „Und ehrlich gesagt habe ich ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.“ „Wie soll das möglich sein?“ Kagome war ein wenig irritiert: „Und…das sah fast so aus, als ob er dich tatsächlich umbringen wollte.“ „Wollte er auch“, antwortete Inuyasha kühl: „Nichts wäre ihm lieber. Aber um das durchzuziehen, braucht er einen guten Vorwand, wie zum Beispiel, dass ich versucht habe, ihn zu töten. Aber dass er dann so einen Blödsinn von sich gibt...“ „Er war überzeugt davon, dass du es warst“, meinte Sango: „Und trotz allem: er lügt nie.“ „Schon. Aber…na ja...komische Sache ist das schon. Ich denke trotzdem, dass er sich das nur eingebildet hat. Ich war ja hier. Kommt, gehen wir zurück. Kagome soll lernen, was wir so treiben, wenn wir diese minderwertigen Dämonen jagen.“ Sesshoumaru ging langsam durch das Schloss. Er war sicher gewesen, dass es Inuyasha gewesen war, der da im Wald plötzlich vor ihm aufgetaucht war. Natürlich hatte er kein Schwert zur Hand genommen, warum hätte er auch mit einem Angriff rechnen sollen. Die Macht der Windnarbe hatte ihn so vollkommen unvorbereitet getroffen und er wusste, dass es nur Glück gewesen war, das ihm das Leben gerettet hatte. Aber es war nicht Inuyasha gewesen, davon war er nun überzeugt. Halbdämon hin oder her, der würde niemals Vater ins Spiel bringen, wenn es nicht die Wahrheit war. Das führte zu einer anderen Frage: wer konnte einen anderen so gut darstellen, dass er sogar die Witterung anpassen konnte? Und was hatte sich derjenige von einem solchen Attentat versprochen? Seinen Tod, ja. Aber da wäre immer noch ein zweiter Sohn da. Oder auch nicht. Denn Vater würde einen Brudermord niemals dulden. Eine nette Intrige. Wer war schlau genug, so etwas zu planen, raffiniert genug, einen Doppelgänger von Inuyasha zu erschaffen? Das war in jedem Fall der zweite Plan gewesen. Falls er, Sesshoumaru, die Windnarbe überleben würde, würde er auf seinen Halbbruder losgehen. Soweit hatte es funktioniert. Und er hätte Inuyasha getötet, wenn der nicht mit Vater dahergekommen wäre, zufällig einen so guten Zeugen aufgefahren hätte. Irgendwer hatte sich alle Mühe gegeben, beide Söhne des Inu no Taishou auszuschalten, ohne sich selbst die Finger schmutzig zu machen. Das sollte Vater erfahren. „Euer Gnaden…“ Er blieb stehen, warf einen Blick zur Seite. Ein kleiner, grüner Dämon lag auf dem Boden: „Jaken?“ „Ich…vergebt, mir wurde gesagt, dass ein kleines Menschenmädchen neben Eurem Drachen im Stall liegt…“ „Und?“ „Sie gibt an, dass Ihr es ihr erlaubt habt.“ „Ja.“ „Äh, ein Menschenmädchen?“ Seit wann duldete der Kronprinz so etwas? „Gib ihr etwas anderes zum anziehen. Sie soll sich um den Drachen kümmern. Und mach einen Raum in meiner Zimmerflucht bereit.“ Sesshoumaru ging weiter, sicher, dass es Jaken nie wagen würde, diese Anweisung zu missachten, gleich, was er darüber dachte. Wieder wanderten seine Gedanken nach vorgestern zurück. Nach dem Angriff mit der Windnarbe war er bewusstlos geworden. Sein Angreifer hatte ihn wohl für tot gehalten. Als er wieder erwachte, war dieses Menschenmädchen bei ihm gestanden. Er hatte sich nicht bewegen können. Und sie hatte sich zu ihm gesetzt, ihm mit kaltem Wasser das Gesicht abgewaschen. Im ersten Augenblick hätte er sie am liebsten in der Luft zerrissen. Er, der mächtige Kronprinz der Dämonen, und musste sich von einem kleinen Menschenmädchen berühren, ja, waschen lassen. Aber dann hatte ihm seine Vernunft gesagt, dass sie ihm helfen wollte. Und er sie kaum dafür strafen konnte. Sie hatte ihm auch Wasser dagelassen, als sie wieder gegangen war, ohne ein Wort zu sagen. Er hatte angenommen, dass sie zu der dritten Klasse gehörte, den Menschen ohne besondere Talente, den Staatssklaven. Vielleicht hatte sie irgendwelche Kräuter oder Pflanzen im Wald sammeln sollen. Er nahm nicht an, sie wieder zu sehen. So war er überrascht, als sie nach einigen Stunden zurückkehrte, ihm etwas zu essen anbot. Er gab zu, er hatte sie angeknurrt, ob sie etwa denke, dass er Menschennahrung zu sich nehme. Sie hatte ihn ein wenig traurig angesehen, ehe sie wieder gegangen war. Erst danach war ihm aufgefallen, dass sie nicht überrascht gewesen war, dass er von Menschennahrung gesprochen hatte. Sie musste gewusst haben, dass er ein Dämon war. Und trotzdem hatte sie versucht, ihm zu helfen… Er ignorierte wie üblich die Dämonen und Menschen, die sich hastig verneigten, wenn er durch den Flur des Schlosses kam. Sie hätten sich sehr gewundert, wenn sie gewusst hätten, dass seine Gedanken bei einem kleinen Menschenmädchen waren. Fast zwölf Stunden nach dem Angriff hatte er sich soweit regeneriert gehabt, dass er aufstehen konnte und zurück wollte, um Inuyasha diesen Mordanschlag heimzuzahlen. Er war schon auf dem Weg zu seinem Reittier gewesen - und er war äußerst froh gewesen, den Drachen da zu haben - als er den Geruch von Menschen wahrgenommen hatte, darunter den eines ganz bestimmten Menschen. Und das Blut des kleinen Mädchens. Ehe er weiter nachgedacht hatte, war er der Witterung gefolgt, in ein Dorf der Staatssklaven gekommen. Die Menschen dort drängten sich ängstlich zusammen. Ein Wolfsdämon der ersten Klasse stand da, der offenbar das Mädchen niedergeschlagen hatte. Vermutlich war das der Dämon, der dieses Dorf von Vater zugeteilt bekommen hatte. „So geht es allen“, sagte der gerade: „Die faul im Wald herumlaufen und dummes Zeug machen, statt zu arbeiten.“ „Mir zu dienen ist also dummes Zeug?“ Sesshoumaru klang kälter als gewöhnlich. Dämon und Menschen fuhren erschrocken herum. Einen jungen, weißhaarigen Mann zu sehen und sich auf den Boden zu werfen, war eines. Jeder wusste, dass nur der Inu no Taishou und seine Söhne diese Haarfarbe hatten. Und der Dämon erkannte ihn sowieso. „Euer Gnaden...verzeiht…ich…ich wusste nicht, dass Ihr in der Gegend seid und die Dienste des Mädchens ….“ Der Wolfsdämon brach lieber ab. So, wie der Kronprinz aussah, kam er aus einem schweren Kampf, was seine Laune vermutlich nicht angehoben hatte. „Weck sie auf.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Der Wolfsdämon rutschte vorsorglich auf Knien hinüber, schüttelte das Mädchen. Die Kleine schlug die Augen auf, soweit sie es konnte. Als sie Sesshoumaru entdeckte, lächelte sie. Der drehte sich um: „Komm mit.“ Erst Minuten später fragte er sich verzweifelt, was er da gerade eigentlich getan hatte. Was um aller Himmel willen sollte er denn mit einem Menschenkind der dritten Klasse anfangen? Seltsamerweise löste sich diese Frage unerwartet schnell, als sie bei seinem Drachen angekommen waren. Das Mädchen, das auf Nachfrage zugab, Rin zu heißen, war ohne jede Furcht vor dem zweiköpfigen Drachen, nahm sofort die Zügel. Und er sah, dass sie ein Talent hatte, das es ihr ermöglichen würde, in die zweite Klasse aufzurücken. Sie konnte mit Drachen umgehen. So hatte er sie erst einmal in den Stall geschickt, wo sie offenkundig neben seinem Drachen geschlafen hatte, dem sie den Namen Ah-Un gegeben hatte. Er selbst wäre nie auf die Idee gekommen, sein Reittier zu taufen. Der Kronprinz war unter diesen Gedanken in das Vorzimmer seines Vaters gekommen, wo sich hastig alle verneigten oder zu Boden warfen: „Ist noch jemand in Audienz?“ „Einen Augenblick, Euer Gnaden, wenn ich bitten darf.“ Der Sekretär sah erleichtert, dass sich die Tür gerade öffnete, der Besucher herauskam: „Bitte….“ Sesshoumaru betrat das Arbeitszimmer des Inu no Taishou, verneigte sich höflich an der Tür, ehe er näher ging: „Ich bin aus dem 8. Bezirk zurück, verehrter Vater.“ „Das sehe ich. Setz dich.“ „Ich habe Euren Auftrag ausgeführt.“ Sesshoumaru ließ sich nieder. „Natürlich.“ Der Inu no Taishou klang ein wenig zynisch: „Soll ich mich dafür bedanken?“ Sein Sohn sah erstaunt auf: „Ich gehorche Eurem Willen.“ Irgendwie schien sein Vater heute schlecht gelaunt zu sein, wobei er eigentlich nie Stimmungsschwankungen unterlag. „Du führst die Krieger recht erfolgreich in den Kampf. Ich frage mich nur manchmal, wann du sie gegen mich führen willst.“ „Verehrter Vater!“ „Sag nicht, dass dir diese Idee nie zuvor gekommen ist.“ Der Herrscher lehnte sich ein wenig zurück: „Du hast die Krieger, bist stark…wie lange willst du noch warten?“ „Wie es Euch beliebt.“ Sesshoumaru zog unwillkürlich die Augen zusammen. Zeit seines Lebens hatte er seinen Vater respektiert, geachtet. Wieso war dieser auf einmal ihm gegenüber misstrauisch? Hatte Inuyasha da die Finger im Spiel? Er hatte gesagt, er sei bei Vater gewesen. Hatte er den gegen seinen älteren Halbbruder aufgehetzt? „Ich hörte, Inuyasha sei bei Euch gewesen?“ „Oh ja, noch so ein lieber, treuer Sohn. - Er wollte schon wieder über diese Priesterin reden. Aber Fürst Naraku braucht sie gewiss dringender.“ „Gewiss“, antwortete der Prinz nachdenklich. Was irgendeine Priesterin betraf, war ihm gleichgültig. Inuyasha natürlich nicht, schließlich gehörte sie zu seinen Leuten. Gut. Dann wäre erklärt, warum er bei Vater gewesen war. Überdies hatte der Inu no Taishou auch in Bezug auf Inuyasha zynisch geklungen. „Und wir sind beide Eure loyalen Söhne.“ Es fiel ihm zwar schwer, das so zu sagen, aber er war sicher, dass es stimmte. Auch sein Halbbruder respektierte den Vater. „Oh, nett zu hören.“ Er schloss kurz die Augen: „Nun, ich will es einmal glauben. Aber hüte dich, dass du mir keine Gegenbeweise lieferst. Es gibt auch sehr treue Provinzfürsten.“ „Natürlich, verehrter Vater.“ „Und das bedeutet auch, dass du einstweilen dieses Schloss nicht mehr verlässt, schon gar nicht mit Kriegern.“ „Wie Ihr wünscht. Darf ich auch nicht in die Stadt gehen?“ Das musste gut überlegt werden. Irgendetwas stimmte nicht, das wurde Sesshoumaru immer klarer. Und je länger er sich in einem Raum mit seinem Vater aufhielt, umso unverkennbarer war ihm, dass die gewöhnliche Energie, die der Inu no Taishou ausstrahlte, verdeckt war. Es fühlte sich so an, als läge ein Schatten über seiner Seele. „Einstweilen nicht. Ich möchte dich eine Zeit lang beobachten.“ Wieder schloss der Inu no Taishou die Augen. „Verzeiht, verehrter Vater...ermüde ich Euch?“ Das war eine fast unhöfliche Frage, aber Sesshoumaru spürte, wie seine Besorgnis wuchs. Zu viele Merkwürdigkeiten geschahen seit vorgestern. „So alt bin ich noch nicht, “ kam es scharf. „Warum kamst du erst jetzt? Die Krieger sind schon gestern zurückgekehrt.“ Sollte er seinem Vater von dem Mordversuch berichten? Erzählen, dass da etwas nicht stimmte? Nein, beschloss der Kronprinz dann. Auch mit seinem Vater war etwas nicht in Ordnung. Er müsste zusehen, dass er selbst ermittelte und herausfinden konnte, was am Laufen war. Zur Not müsste er sich sogar mit Inuyasha unterhalten, obwohl der kaum irgendetwas Eigentümliches bemerkt haben würde. So sagte er langsam: „Ich habe ein Menschenmädchen getroffen.“ „Oh? Du, mein Sohn?“ „Nicht so, verehrter Vater. Sie ist ein Kind. Aber sie schaffte es auf Anhieb mit dem Drachen umzugehen. Sie soll meine Drachenreiterin sein.“ „Nun, wenn du dafür Zeit hast…“ Der Inu no Taishou klang erleichtert: „Doch, das amüsiert mich.“ Und er nahm doch an, dass sein Sohn aktuell keinen Staatstreich plante, wenn er plötzlich ein Herz für Menschenkinder entdeckte. „Gut. Dann geh. Und sage in meinem Vorzimmer, wenn ein Bote oder eine Nachricht von Fürst Naraku kommt, soll sie mir unverzüglich gebracht werden.“ „Wie Ihr wollt.“ Als Sesshoumaru draußen dies dem Sekretär weitergab, seufzte der ein wenig. „Was ist?“ fragte der Prinz sofort. „Äh…verzeiht, Euer Gnaden, ich wollte selbstverständlich nicht den Befehl...“ „Ich habe dich etwas gefragt!“ „Seine Hoheit fragt alle Stunde, ob ein Bote von Fürst Naraku da sei. Aber es kam keiner.“ „Weißt du, auf was mein verehrter Vater wartet?“ Der Sekretär schluckte. Sagte er es, hatte mit Sicherheit sein letztes Stündchen geschlagen. Aber schwieg er, so hatte der Prinz eigene Methoden, ihn zur Antwort zu bewegen. So meinte er langsam, jedes Wort abwägend: „Ich…soweit ich weiß, wollte Fürst Naraku Nachrichten senden, falls er Nachweise für eine Verschwörung hätte, an der…an der…sehr hochrangige Personen beteiligt sein sollen.“ „Ich verstehe.“ Zur Erleichterung des Sekretärs drehte sich der Kronprinz um und ging. ********************************************* Fürst Naraku will Beweise für eine Verschwörung bringen? Der Inu no Taishou stellt seinen Ältesten unter Hausarrest? Der Kronprinz wiederum entdeckt ein Herz für ein kleines Mädchen im Sklavenstand? Jemand läuft herum, der nicht nur Geruch und Aussehen eines anderen perfekt kopieren kann, sondern auch ein Schwert hat, das die Windnarbe recht erfolgreich imitiert? Da scheint etwas gewaltig anders zu laufen, als bislang. Und sehr schief. Im nächsten Kapitel: Verdacht, bekommen Inuyhasa und seine Leute schlechte Nachrichten. bye hotep Kapitel 4: Verdacht ------------------- Ja, der Herrscher benimmt sich merkwürdig. Ob das an Hypnose oder etwas anderem liegt, wird jemand wohl noch herausfinden müssen. Das Intrigenspiel fordert jedenfalls erste Opfer: 4. Verdacht Kagome atmete erleichtert auf, als sie mit Sango durch den Garten ging. Viel länger hätte sie Inuyashas Gerede über seine Heldentaten nicht anhören können. „Gibt er immer so an?“ fragte sie dann doch. „Es ist nicht alles Angeberei. Er ist wirklich stark. Aber er übertreibt eben auch mal gern.“ Die Dämonenjägerin lächelte ein wenig: „Deine Schwester hat ihn ja dann oft genug zurückgehalten. Ich fürchte, dass solltest jetzt du machen. Auf mich oder Miroku hört er ja doch nicht.“ „Na, toll. Wieso kommt mir das nur wie ein Himmelfahrtskommando vor?“ „Inuyasha tut nichts. Uns nicht. Er ist das klassische Beispiel für den Spruch, dass Hunde, die bellen, nicht beißen. Bei Prinz Sesshoumaru wäre ich mir ebenso sicher, dass das tatsächlich der schnellste Weg ins Jenseits wäre.“ Das verdiente kaum eine Antwort, dachte Kagome, und lenkte lieber ab: „Der Garten ist wunderschön. Hier dürfen wir uns als Menschen aufhalten? Das ist doch der Schlossgarten?“ „Ja, nur dort, hinter der Mauer ist der Garten des Inu no Taishou, dort darf niemand von uns hin. Hier, dieser Teil, wurde für Inuyashas Mutter angelegt. Heute dürfen hier alle Menschen aus dem Schloss spazieren gehen.“ Sie lächelte flüchtig: „Die Dämonen nennen es den Menschengarten.“ „Wieso nur die Menschen?“ „Die Blumen und Sträucher hier blühen. Und der Geruch ist oft unangenehm stark für die Nasen von Dämonen.“ „Oh.“ Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. „Ah ja, Inuyashas Mutter war ein Mensch, klar. Sonst wäre er ja kein Halbdämon. Ist sie…ist sie schon lange tot?“ „Ich denke. Er redet nie darüber. Und es wäre natürlich auch ziemlich unschicklich, ihn danach zu fragen.“ „Sango!“ keuchte jemand schon in Entfernung: „Sango!“ Diese sah sich um, als auch schon ein kleiner Fuchsdämon auf sie zueilte: „Oh, Shippou…das ist Kagome.“ Der Kleine war außer Atem, sah jetzt fast entsetzt zu der Priesterin: „Du...du sollst sofort zu Prinz Inuyasha kommen, sofort.“ Kagome stutzte. Sie hatte doch sicher nichts falsch gemacht? Oder gab es einen Einsatz? Aber da musste sie bestimmt gehorchen. So rannte sie mit Sango zurück in die Privaträume. Schon im Flur begegneten sie Inuyasha und die Priesterin erschrak fast vor dem verzweifelten Blick des Prinzen. „Kagome“, sagte er und es klang, als sei er vollkommen erschöpft: „Sie haben Kikyou gefunden….“ „Kikyou…gefunden? Für einen Moment begriff Kagome gar nichts. Dann brachte sie nur etwas wie: „Ist sie…“ hervor. „Sie ist tot.“ Inuyasha sah zu Boden: „Ich habe sie nicht beschützen können…“ Seine Stimme war tonlos. „Aber wer sollte…wo war sie? Ich meine…?“ Kagome wusste selbst, dass sie nur sinnlos daherredete, aber sie musste den Schock verarbeiten. „Sie…“ Der Prinz zwang sich, das Mädchen anzuschauen. Sie sah ihrer Schwester so verdammt ähnlich: „Man fand sie im Wald. Offenbar haben irgendwelche einfachen Dämonen sie überfallen…“ Er bemerkte, wie in Kagomes Augen Tränen traten: „He...ich...nicht weinen, ja?“ brachte er noch hervor. Im nächsten Moment lag sie an seiner Brust und weinte haltlos vor sich hin. Zögernd schloss er die Arme um sie. Er hasste es, wenn jemand Tränen vergoss. Aber andererseits war es auch irgendwie tröstlich, dass noch jemand Kikyou so vermissen würde wie er. Und obwohl sie sich so ähnlich sahen, roch Kagome ganz anders. Auch sehr gut, aber anders. Er verbarg sein Gesicht in ihrem Haar, beruhigte sich dabei. Sango stand etwas hilflos daneben. Shippou sah zu ihr auf: „Kikyou war ihre Schwester?“ „Ja.“ „Oh.“ Der Kleine nickte: „Aber weißt du, was ich nicht verstehe? Wie konnten so primitive Dämonen an sie herankommen? Ich meine, sie war doch hier bei Inuyasha, weil sie so eine mächtige Priesterin war.“ „Da hast du vollkommen Recht, Shippou.“ Miroku war hereingekommen, betrachtete ein wenig stirnrunzelnd das eng umschlungene Paar: „Wie konnten sie an sie herankommen?“ „Was meinst du?“ Sango sah zu ihm. „Wir wissen doch am besten, dass diese einfachen Dämonen sich nicht in die Nähe der Stadt wagen. Hier laufen zu viele schwerttragende Dämonen der ersten Rangstufe herum, die sie jagen würden. Abgesehen von uns. Was also taten sie hier? Und dann auch noch so viele, dass sie Kikyou gefährlich werden konnten? Sie hat sich doch sicher gewehrt.“ „Stimmt.“ Die Dämonenjägerin dachte nach: „Vor allem: wenn sie sich ein Opfer suchen, gehen sie gewöhnlich den einfachsten Weg. Warum greifen sie eine Priesterin an, bei der sie sicher sein können, dass mindestens ein paar von ihnen draufgehen?“ „Rache, wahrscheinlich. Sie wussten, dass sie zu meiner Gruppe gehörte.“ Inuyasha sah auf. In seiner Stimme lag eine Kälte, wie sie seine Freunde noch nie gehört hatten. Die plötzliche Ähnlichkeit mit seinem Halbbruder erschreckte sie fast: „Aber jetzt reicht es mir. Ich werde sie alle endgültig in die Hölle jagen, kein einziger soll mir mehr davonkommen.“ Er ließ das weinende Mädchen los. Kagome zwang sich zur Ruhe, wich ein wenig zurück. Es schickte sich sicher nicht, schluchzend am Hals eines Prinzen zu hängen. Aber die Umarmung war tröstend gewesen. Unauffällig, wie sie hoffte, suchte sie nach einem Taschentuch. „Das Juwel der Vier Seelen!“ Sango sah auf: „Inuyasha, hatte sie das Juwel noch?“ „Äh...man hat mir nichts gesagt. Shippou, geh und frag nach.“ „Ja.“ Der kleine Fuchs lief schon los, froh, etwas zu tun zu bekommen. „Das Juwel...“ wiederholte Kagome und fasste unwillkürlich nach ihrem Teil: „Was ist damit?“ „Das solltest du am besten wissen. Wenn es in die falschen Hände fällt, kann es unermesslichen Schaden anrichten. Und wenn es ein Dämon hat, würde er viel stärker werden.“ Sango sah zu dem Mönch: „Das hat uns jedenfalls die arme Kikyou erzählt.“ „Ja“, bestätigte dieser: „Und ich bete, dass es noch da ist. Denn auch, falls es nur einer von diesen Winz-Dämonen hat, wäre er sicher so stark, dass er ein absolutes Problem darstellen würde.“ „Keh!“ machte Inuyasha: „Glaubst du das wirklich? Keiner kann es mit mir aufnehmen.“ „Keiner?“ wiederholte Miroku: „Dann warte mal ab, was passiert, wenn das Juwel der Vier Seelen verschwunden ist und es ein Dämon der ersten Rangstufe erbeutet hat. Der ist dann sicher so stark wie…wie dein Vater.“ „Unsinn. Niemand ist so…“ Aber der Prinz brach ab: „Ihr meint das im Ernst?“ Und da seine Freunde nickten: „Es wird schon noch da sein. Solche primitiven Dämonen greifen Menschen doch an, weil sie sie fressen wollen….“ Kagome rang nach Atem. „Entschuldige“, sagte Sango sofort: „Aber so ist das eben. Obwohl es in diesem Fall eher nicht so war.“ „Was...was meinst du?“ Kagome hörte selbst, das ihre Stimme zitterte. „Sie haben die arme Kikyou gefunden. Normalerweise findet man von den Opfern kaum mehr etwas. Irgendwie kommt mir dieser ganze Überfall eigenartig vor. Ich meine, wir jagen diese Dämonen schon zwei Jahre zusammen. Aber so haben sie sich noch nie benommen.“ „Da hast du Recht.“ Miroku sah zu Inuyasha: „Es ist fast so, als ob jemand ihnen den Befehl dazu erteilt hat. Von allein machen sie so etwas nicht. Nun, haben sie noch nicht getan.“ „Wer sollte denn diesen Primitivlingen Befehle erteilen können?“ fragte der zurück: „Noch dazu…“ Er erstarrte. „Noch dazu genau dann, als Kikyou zum ersten Mal seit Jahren allein im Wald unterwegs war.“ Sango nickte. Trauer und Zorn mischten sich in ihr: „Und da haben wir auch die Antwort.“ „Wenn das Juwel weg ist, müssen wir deinen Vater informieren.“ Miroku holte tief Luft: „Und auch, wenn er diesen Fürst Naraku mag…er war schon immer unparteiisch als Richter.“ „Naraku?“ wiederholte Kagome: „Ihr meint, dieser Fürst wollte Kikyou nur scheinbar an seinem Hof haben, um sie allein aus der Stadt zu bekommen und ohne euch überfallen zu lassen? Und alles wegen dem Juwel?“ „Ich werde diesen Mistkerl von Naraku töten.“ Inuyasha verschränkte die Arme: „Und entweder ihr kommt mit oder ihr lasst es sein.“ „Warte jetzt erst einmal, ob das Juwel weg ist. Danach geh zu deinem Vater und erstatte ihm Bericht. Du kannst nicht einfach einen Provinzfürsten erledigen. Es gibt nur neunzehn von der Sorte, das würde auffallen.“ Der Mönch klang beruhigend: „Außerdem: falls unsere Vermutung stimmen sollte…und es sind bislang nur Vermutungen….wäre dieser Kerl wahnsinnig stark. Das Juwel soll unheimliche Macht verleihen. Das solltest du dann besser deinem Vater überlassen.“ Er konnte Inuyashas Gefühlswirrwarr aus Trauer und Rachsucht jedoch gut verstehen. „Keh! Traust du mir gar nichts zu?“ Die Hand des Prinzen lag auf einmal an seinem Schwertgriff: „Das krieg ich schon hin. Aber in einem Punkt hast du Recht. Ich muss Vater sagen, dass sein heiß geliebter Naraku ein Mistkerl ist.“ In seiner Stimme lag Erbitterung. Hätte Vater doch auf ihn gehört und Kikyou nicht zu Naraku geschickt, dann wäre sie noch am Leben. Shippou kam hereingeeilt: „Sie...sie sagten, sie habe keinerlei Schmuck dabei gehabt, keine Kette um den Hals.“ Miroku murmelte einen leisen Fluch, von dem man nicht erwarten sollte, dass ein Mönch ihn kannte. Inuyasha war direkter: „Also war es dieser Naraku. Jetzt ist er fällig.“ „Warte“, sagte Kagome hastig: „Shippou…Das Juwel lag doch immer unter einem Bannkreis. Vielleicht ist es darum der Aufmerksamkeit entgangen?“ Aufgewühlt, wie sie war, vergaß sie, dass der Bann mit seiner Herstellerin erloschen wäre. „Sie haben sie schon zu einem Heiler gebracht, ich meine, der würde so was doch bemerken?“ „Ja, vermutlich.“ Sie atmete tief durch: „Sie muss es irgendwie geahnt haben“, gestand sie dann. „Was meinst du?“ Inuyasha wandte sich ihr sofort zu. „Hier. Wir haben uns das Juwel geteilt. Wer auch immer ihr Teilstück hat, hat nur die Hälfte der Macht.“ Sie zog es unter ihrem Gewand hervor. „Umso besser. Dann ist er nicht so stark, wie ihr befürchtet habt. Obwohl ich natürlich immer mit ihm fertig geworden wäre. Gut. Dann gehe ich zu meinem Vater und sage ihm, dass er bald einen Provinzfürsten weniger hat.“ Er verschwand. Die drei Menschen sahen sich an. „Geht es, Kagome?“ fragte Sango besorgt. „Ja, danke. Ich…irgendwie kommt mir das alles so unwirklich vor. Eben saß ich noch mit meiner ganzen Familie beim Abendessen...und heute….“ Sie spürte schon wieder Tränen in den Augen brennen. Die Jägerin legte tröstend einen Arm um die Jüngere. „Wir sollten packen“, meinte Miroku und lenkte damit die Gedanken in eine praktische Richtung: „Denn außer, wenn der Inu no Taishou ein Machtwort spricht und Naraku selbst vorladen will, wird Inuyasha ihn sicher umlegen wollen. Und auch, wenn es sich nur um die Hälfte des Juwels der Vier Seelen handelt, besitzt es mächtige Fähigkeiten.“ „Ihr seid sicher, dass Naraku dahinter steckt?“ Irgendwie konnte es Kagome nicht fassen. So eine Heimtücke war ihr vollkommen fremd. Aber sie entsann sich durchaus, dass Kikyou gesagt hatte, falls ihr etwas zustoßen sollte, sei Fürst Naraku schuld. „Ja. Nur dann passt doch alles zusammen.“ Miroku klang abschließend. Inuyasha brauchte nicht zu warten, zu seinem Vater vorgelassen zu werden, auch, wenn das Vorzimmer mit Besuchern überfüllt war und der Sekretär dabei war, neue Audienzen abzulehnen. Er ging verwundert, aber ohne Zögern, hinein, hörte, wie die Tür hinter ihm verschlossen wurde. Und er erschrak. Noch nie in seinem Leben hatte er gesehen, dass sein Vater so müde an der Wand lehnte, so matt, ja, erschöpft wirkte. Er sah nicht auf. „Inuyasha…ist etwas?“ Die Stimme schien auch nicht seine eigene zu sein. „Ich...ich wollte Euch sagen, Vater, dass Kikyou tot ist.“ „Kikyou?“ Der Prinz zog die Augen zusammen. Was sollte das denn? „Die Priesterin, die Ihr zu Fürst Naraku schicken wolltet.“ „Ja? Ein Mensch also. Wie bedauerlich. Warum sagst du mir das?“ Inuyasha war wie vor den Kopf gestoßen. Schön, er hatte sich mit seinem Vater wegen Kikyou gestritten, aber das war irgendwie in Ordnung gewesen. Und er hatte sich dem Befehl des Herrschers gebeugt. Aber das nun…das war doch nicht sein Vater? Nun gut, er sah so aus, aber wo war die Energie, der klare Verstand? Um Zeit zu gewinnen, sagte er langsam: „Nach dem Bericht wurde sie von primitiven Dämonen überfallen, als sie auf dem Weg zu Fürst Naraku war.“ Er musterte besorgt den so mächtigen Hundedämon vor sich. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm: „Vater, geht es Euch gut?“ fragte er dann doch. „Ja, ja. Ich fühle mich nur so müde.“ Verdammt, dachte Inuyasha. Vater war doch nicht krank? Das war er nie? Aber er benahm sich wie ein Mensch mit hohem Fieber. Sollte er das Sesshoumaru sagen? Schön, sie vertrugen sich nicht sonderlich gut, aber immerhin hatte er nie in Zweifel gezogen, dass sein älterer Halbbruder loyal gegenüber Vater war. Vielleicht könnte der ihm helfen? In jedem Fall wäre es wohl ziemlich krankheitsfördernd, ausgerechnet jetzt mit Naraku anzufangen. „Äh…ich wollte Euch um die Erlaubnis bitten, mit meinen Leuten in den…den 17. Bezirk gehen zu dürfen und dort die minderwertigen Dämonen jagen zu dürfen.“ „Ja, tu das, mein Sohn.“ Mit der Handbewegung war die Audienz beendet, die zumindest in den Augen des Prinzen sehr eigenartig verlaufen war. Als Inuyasha in sein Arbeitszimmer zurückkehrte, warteten die drei Menschen schon auf ihn, Sango im eng anliegenden, schwarzen Kampfanzug, mit einem großen Bumerang über der Schulter. Kagome hatte sich einigermaßen beruhigt, trug nun Pfeil und Bogen. „Und, was sagt dein Vater zu Naraku?“ erkundigte sich Miroku. „Ich habe ihm nichts davon erzählt. Setzt euch. - Vater ist irgendwie eigenartig drauf, wäre er ein Mensch hätte ich gesagt, dass er Fieber hat.“ Er berichtete rasch von der Audienz: „Das Einzige, was mir auf die Schnelle einfiel war, dass wir in den 17. Bezirk gehen. Den 18. beherrscht ja Naraku. Und so können wir ihm uns unauffällig nähern.“ „Ja, das war eine gute Idee“, meinte Sango: „Aber…ich meine…dein Vater kann doch nicht krank werden?“ „Keine Ahnung. Also, er war es noch nie. Und so eigenartig war er auch nie, so weit weg. Ich hätte gute Lust, Sesshoumaru zu bitten, da ein Auge drauf zu haben, aber der gnädige Herr wird ja sicher wieder nicht zuhören, wenn sein Halbbruder eine Idee hat.“ „Ich meine, du solltest es ihm sagen“, erklärte Kagome: „Er ist doch der Kronprinz, und angenommen, dein, euer Vater wäre wirklich krank, müsste er doch die Regierungsgeschäfte übernehmen, oder?“ „Ja, wohl schon“, gab Inuyasha zu: „Aber er hört ja sowieso nicht zu, wenn ich etwas sage. Soll er das selbst mitbekommen. Er redet ja normalerweise öfter am Tag mit Vater. Schön, dann gehen wir. Aber...“ „Ich...ich möchte zuerst noch zu Hause vorbeigehen, “ bat Kagome: „Ich muss doch meiner Familie sagen, dass Kikyou …was mit ihr passiert ist.“ Ihre Stimme schwankte wieder. „Wenn du mich hättest ausreden lassen - da gehe ich hin, “ knurrte der Halbdämon „Ich konnte sie nicht hier behalten, sie beschützen. Darum muss ich es auch eurer Familie selbst sagen.“ „Das….“ Sie suchte nach Worten. Sie hätte nie damit gerechnet, dass ein Dämon ein so schlechtes Gewissen haben könnte, nun gut, Halbdämon. Und auch die Konsequenzen tragen wollte. Denn es war klar, dass dem Prinzen diese Unterhaltung alles andere als angenehm sein würde. Oder nahm er an, dass ihn sein Rang vor Vorwürfen schützen würde? Sie betrachtete ihn. Nein, beschloss sie dann. Er machte sich selbst schon genug Vorwürfe. Und hatte Kikyou nicht gesagt, dass er alles für jemanden tun würde, der zu ihm gehörte? Beschützergefühl? „Das ist nett“, beendete sie schließlich etwas hilflos ihren Satz. Als die vier in den Hof kamen, sah Kagome ein wenig überrascht, wie eine kleine Katze mit zwei Schwänzen und roten Augen auf die Gruppe zulief. „Kirara“, rief Sango glücklich: „Schön, dass du mitkommen kannst. - Das hier ist Kagome, unsere neue Priesterin. Kagome, das ist Kirara. Sie gehört auch zu unserer Gruppe. Sie hat Junge bekommen, darum war sie nicht bei mir. - Sie kann sich verwandeln, weißt du, “ ergänzte sie, als sie den verwunderten Blick sah: „Dann wird sie viel größer. Und sie ist eine echte Kampfkatze.“ „Oh, ja. Guten Tag, Kirara, “ meinte Kagome höflich. Sie sollte wirklich davon absehen, nach dem Äußeren zu gehen. Im nächsten Augenblick jedoch wurde ihre Aufmerksamkeit abgelenkt, da sich ein Wirbelwind ihnen näherte. Das musste Kouga, der Anführer der Boten sein. Was wollte der denn hier? Der Wolfsdämon blieb vor Inuyasha stehen: „Wieder mal auf der Jagd, Euer Durchlaucht?“ Die höfische Anrede klang spöttisch. Dann jedoch wurde er ernster: „Ich würde Euch dringend empfehlen, auf Eure neue Priesterin besser aufzupassen, als auf die alte. Wie ich hörte, wurde die gefressen.“ Der Halbdämon zuckte unwillkürlich etwas zusammen: „Sie war nicht bei mir, als das passierte“, sagte er aber nur: „Im Übrigen solltest du dich besser um deinen Dinge scheren, Kouga.“ „Das sind meine Angelegenheiten. Wenn Kagome etwas passiert, nur weil Ihr zu dämlich wart, auf sie aufzupassen, werdet Ihr die Konsequenzen tragen!“ Im nächsten Augenblick stand er vor der erstarrten Priesterin, nahm ihre Hände: „Bitte, sei vorsichtig, Kagome. Die Tatsache, dass er der jüngere Sohn des Inu no Taishou ist, macht ihn nicht automatisch zu einem guten Krieger.“ „Kouga!“ zischte Inuyasha: „Pass auf, was du sagst!“ „Äh...ich werde vorsichtig sein, Exzellenz“, meinte Kagome. Sie war eindeutig geschmeichelt, dass sich ein so hochrangiger Dämon der ersten Klasse um ihr Wohlbefinden kümmerte. Natürlich war es nicht sehr nett, Inuyasha auf diese Art unter die Nase zu reiben, dass Kikyou tot war, aber vermutlich wusste Kouga nicht, wie nahe die beiden sich gestanden hatten. „Gut.“ Er gab ihre Hände frei: „Dann gute Jagd, meine liebe Kagome. Und pass gut auf diesen Prinzen auf, nicht, dass er sich noch selbst verletzt!“ Ehe irgendjemand noch Worte fand, war der schnelle Wolf verschwunden. „Keh!“ presste Inuyasha zwischen den Zähnen heraus: „Irgendwann ist der Mistkerl fällig. Für was hält der sich eigentlich?“ „Für einen reinblütigen Dämon“, sagte Miroku mehr ehrlich als höflich: „Lass dich nicht von ihm ärgern. Solange er der Anführer der Boten ist und deinen Vater nicht verstimmt, kannst du kaum etwas gegen ihn unternehmen.“ „Ich kann ihm die vorlaute Schnauze polieren.“ „Er hat es doch nur nett gemeint“, versuchte Kagome zu beruhigen: „Ich…wir kennen uns schon von früher...“ Sie bemerkte an dem Blick des Prinzen, dass sie eher Öl ins Feuer gegossen hatte: „Also, da haben wir uns mal gesehen. Einmal, “ ergänzte sie hastig. Liebe Güte. Inuyasha verstand sich nicht mit seinem Halbbruder, nicht mit dem doch so netten Wolf…was war das denn für ein zänkischer Typ? Legte der sich mit jedem an? „Gehen wir lieber“, sagte Sango versöhnlich: „Wenn wir noch bei dem Tempel vorbeisehen wollen. Sonst wird es dunkel, ehe wir die Stadt verlassen können.“ Das stimmte und so machten sich die vier auf den Weg. ******************************************************* Ein Halbdämon auf Rachepfad, ein Herrscher, der sich immer müder fühlt...Welche weiteren Fallen hat Fürst Naraku ausgelegt? Er hat bislang nur die Hälfte des Juwels erhalten. Im nächsten Kapitel lernt Kagome, was Inuyasha unter einem Kondolenzbesuch versteht, und Sesshoumaru beginnt, seinen Hausarrest sinnvoll zu nutzen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 5: Nachforschungen -------------------------- Kikyou starb eigentlich an der gleichen Ursache, die den Inu no Taishou immer schwächer werden lässt. Leichtsinn. Sie rechnete mit Problemen erst in Fürst Narakus Schloss, aber nie mit einem sofortigen, kompromisslosen Angriff einer Übermacht, er rechnete nie mit einem direkten Angriff auf ihn selbst. Zum Glück versuchen seine Jungs, etwas dagegen zu unternehmen... 5. Nachforschungen Zum ersten Mal erlebte Kagome die Straßen aus der Sicht derer, denen Platz gemacht wurde. Inuyasha ging voran, gefolgt von den drei Menschen. Wie immer wichen alle Bewohner der Stadt hastig rechts und links, beugten Knie und Nacken, wenn sie den Prinzen erkannten. So gelangten sie in recht kurzer Zeit zu dem Tempel der Familie. „Wartet hier“, sagte Inuyasha zu Sango und Miroku, die beide wortlos vor dem Tor stehen blieben. Das Gespräch würde für ihren Freund unangenehm genug sein. Die Stadtbewohner starrten sie an, widmeten sich dann aber ihren eigenen Geschäften. Es ging niemand etwas an, was der Sohn des Herrschers in dem Tempel wollte, zumal doch einige von ihnen Kagome als Tochter des Hauses erkannt hatten. Großvater und Mutter bemerkten den Prinzen und Kagome und kamen eilig heran, fielen höflich auf die Knie. „Steht auf“, befahl Inuyasha: „Ich… was ich euch zu sagen habe, erfahrt ihr besser gleich. Man hat Kikyou im Wald gefunden, tot.“ Als Kagome die erschreckten, fassungslosen Gesichter sah, ärgerte sie sich unwillkürlich über diese taktlose Eröffnung. So ergänzte sie hastig: „Sie…sie wurde wohl von einfachen Dämonen überfallen, die so in der Überzahl waren, dass sie …dass sie sie nicht besiegen konnte.“ Es fiel ihr schwer, das auszusprechen. „Ich werde mich darum kümmern“, erklärte der Prinz etwas verstimmt. Was mischte sie sich ein? „Und wer auch immer die Schuld an Kikyous Tod trägt, hat den letzten Fehler seines Lebens begangen.“ „Kagome…“ brachte die Mutter heraus: „Dann...dann wird das auch für dich gefährlich?“ „Nein. Ich werde sie beschützen.“ Inuyasha nickte, um das zu bekräftigen: „Ihr werdet nicht zwei Töchter verlieren.“ „Danke...“ Was sollte man dazu schon sagen. Immerhin galt die Herrscherfamilie als die stärksten aller Dämonen. „Ich...“ Kagome sah bestürzt, dass ihre Mutter zu weinen begann. Höfische Etikette hin oder her, sie ging an Inuyasha vorbei, um diese in den Arm zu nehmen: „Es tut mir so leid, Mama“, flüsterte sie. „Aber ich bin sicher, dass mir nichts passiert. Kikyou war allein, und ich bin...wir sind zu viert. Mir wird nichts passieren, das ist ein Versprechen, hörst du?“ Aber auch sie spürte wieder, wie Tränen in ihre Augen traten. „Aber eines, das du brechen könntest. Ach, ich hatte so gehofft, Kikyou hätte da bei diesem Fürsten einen guten Platz, für euch beide sei gesorgt.“ „Verzeiht, Euere Durchlaucht…“ Der Großvater nahm sich mühsam zusammen: „Wo ist...wo ist Kikyou nun?“ „Beim Heiler im Schloss. Er sagt euch, wenn ihr sie beerdigen könnt.“ Der Prinz fühlte sich irgendwie schuldig. Aber er ergänzte: „Ich habe befohlen, dass sie…dass sie gebührend hergerichtet wird.“ „Danke.“ Immerhin würde es eine ordentliche Bestattung geben. Er hatte gehört, dass die Opfer dieser Dämonenangriffe meist kaum mehr als Menschen erkennbar waren. Aber da war noch etwas. Kikyou hatte er seine Kette nicht mitgegeben, da diese strikt abgelehnt hatte, irgendwie Hilfe zu benötigen. Leider. Aber vielleicht konnte Kagome etwas damit anfangen. „Äh...kommst du rasch mit, Kagome? Ich…ich möchte dir einen Talisman mitgeben, für die Jagd.“ „Ach, Großvater“, sagte die, folgte ihm aber: „Ich brauche das bestimmt nicht.“ „Es ist nicht für die Jagd“, fuhr er fort, als sie in den Schuppen gingen: „Ich...ich habe gehört, dass die Dämonen der ersten Klasse sich manchmal an Menschenmädchen heranmachen.“ „Ja, und?“ „Wenn...wenn der Prinz das tun sollte, gegen deinen Willen und überhaupt, hier…dann nutz eine günstige Gelegenheit, ihm diesen Rosenkranz umzulegen. Was immer du dann sagst, muss er tun.“ Er reichte ihn ihr. „Danke. Aber ich glaub nicht, dass ich ihn brauchen werde.“ Immerhin war Inuyasha in ihre Schwester verliebt gewesen, da würde er kaum mit ihr auch nur etwas anfangen wollen. Aber sie schob die Kette in die Tasche, die in ihrem Gewand eingenäht war: „Danke.“ „Pass überhaupt auf dich auf, mein Kind. Ich...ich weiß nicht, was da passiert ist, aber Kikyou war eine sehr fähige Priesterin.“ „Ja. Aber sie war allein und ich bin es nicht.“ Kagome umarmte ihn: „Und die beiden anderen Menschen in der Gruppe sind wirklich nett.“ „Ja, das hat Kikyou auch immer gesagt.“ Er versuchte sich zu beherrschen: „Geh jetzt, ehe der Prinz ungeduldig wird. Es war freundlich, dass er uns das selbst sagte.“ „Er hatte Kikyou wohl recht gern“, gestand Kagome: „Aber gegen einen Befehl des Inu no Taishou kommt auch er nicht an.“ „Natürlich.“ Er schob sie mehr oder weniger aus dem Schuppen: „Geh jetzt. “ Und sie wusste, er würde zu weinen beginnen, sobald er allein war. „Na, Talisman bekommen?“ meinte Inuyasha ungeduldig, um seine Verunsicherung zu verbergen. Was ließ ihn diese Kagome auch einfach mit ihrer weinenden Mutter hier im Hof stehen. „Äh, ja…“ Die Priesterin fand plötzlich die Idee, ihn zu Gehorsam zwingen zu können, gar nicht so schlecht. Es war natürlich fraglich, wie sich sein Vater dazu stellen würde, oder auch sein Halbbruder, aber ein netter Gedanke war das schon. „Mama?“ Sie umarmte sie: „Ich...bitte, sprecht für mich ein Gebet für Kikyou bei der Beerdigung...“ Ihre Stimme zitterte. „Ja, das werde ich tun. Viel Glück, und pass auf dich auf, mein Mädchen.“ Sie drückte ihre Tochter an sich, ehe sie zurückwich und sich verneigte, bemüht, sich zu beherrschen. „Jetzt komm schon, Kagome“, sagte der Prinz und wandte sich zum Gehen. Je eher er von den Trauernden weg kam, umso besser war es. Er fühlte sich immer so hilflos, wenn Menschenmädchen oder -frauen weinten. Kagome fühlte eher Zorn über sein mangelndes Taktgefühl, aber es wäre natürlich nicht ratsam gewesen, sich bei dem Prinzen darüber zu beschweren. Einmal überhaupt nicht und zum zweiten: solange Naraku einen Teil des Juwels der Vier Seelen hatte, wäre Streit unter den Leuten, die davon wussten, sicher fatal. Und lieber Inuyasha oder eher, seinen Vater als Herrscher, als einen so heimtückischen Dämon, der auch vor Mord nicht zurückschreckte. Vor der Tür schlossen sich Sango und Miroku ihnen an. Die Dämonenjägerin trug die kleine Katze auf dem Arm. Sesshoumaru saß in seinem Arbeitszimmer, allein, und blickte nachdenklich ins Nichts. Seit einigen Tagen geschahen allerhand äußerst merkwürdige Dinge. Wann hatte es begonnen? Das Erste, was er wirklich persönlich an sonderbarem Geschehen erlebt hatte, war der Überfall, den vorgeblich Inuyasha auf ihn gemacht hatte. Gut, der war es nicht gewesen, aber das hatte er ihm auch nur deswegen abgenommen, da dieser zufällig ausgerechnet bei Vater gewesen war. Vater...ja. Auch dessen Verhalten musste bedacht werden. Sein Misstrauen heute…Wer hatte Vater gesagt, dass er, Sesshoumaru, nicht loyal sein, der Herrscher seinen ältesten Sohn quasi unter Hausarrest stellen sollte? Darauf gab es nur eine Antwort: Naraku. Vaters Sekretär hatte doch erwähnt, dass dieser Fürst Nachrichten schicken wolle, hätte er Nachweise für einen Verrat. Diese angekündigte Nachricht war nicht gekommen. Und das Warum war ebenfalls klar. Hätte er, Sesshoumaru, den Überfall nicht überlebt, hätte dieser Naraku dafür gesorgt, dass Inuyasha des Mordes angeklagt worden wäre. Sein Halbbruder hätte sich kaum verteidigen können. Jeder ausgesandte Dämon hätte an der Stelle des Überfalls die Linien der Windnarbe entdeckt, Inuyashas Geruch. Eine perfekte Falle für beide Söhne. Naraku. Sesshoumaru erhob sich, trat ans Fenster. Vor einigen Tagen war der hierher gekommen, um sich als neuer Fürst des 18. Bezirks vorzustellen und Treue zu schwören. Hatten da schon die Merkwürdigkeiten begonnen? Er konnte sich an nichts erinnern, wenn man davon absah, dass er nie zuvor von einem Naraku als Familienmitglied des Clans im 18. Bezirk gehört hatte. Aber der Dämonenclan dort hatte sich Jahre erbitterter Kämpfe geleistet. Vater hatte weggesehen, wie immer, solange sich das Morden auf die Familie beschränkte, keine anderen Dämonen oder Menschen zu Schaden kamen. So wäre es durchaus möglich, dass ein entfernter Familienzweig an die Macht kam. Was war dann geschehen? Naraku war um Vater gewesen, hatte versucht, sich diesem angenehm zu machen. Auch dies war nicht sonderlich ungewöhnlich. Viele Fürsten versuchten auf diese Weise, den mächtigen Inu no Taishou für sich zu gewinnen, ihn zu beeinflussen. Natürlich reagierte Vater auf derartiges nie. Nie? Immerhin hatte er auf Narakus Wunsch hin diese Priesterin von Inuyasha abgezogen und in den 18. Bezirk geschickt. Und das, obwohl sein Halbbruder anscheinend mehrfach versucht hatte, es zu verhindern. Für gewöhnlich hätte Vater eher auf den Sohn gehört, eine andere Priesterin geschickt. Und da war auch dieses seltsame Gefühl, als er vorhin in seinem Raum gewesen war, als sei der Herrscher nicht mehr er selbst. Nein, da stimmte definitiv etwas nicht. Er musste herausfinden, was Naraku getan hatte, in den Tagen, als er hier Gast gewesen war. Er drehte sich um, als ein lauter Aufschrei in seinem Vorzimmer zu hören war. „Halt, du törichtes Ding, wie kannst du es wagen, in das Arbeitszimmer…“ Er erkannte Jakens Stimme. Sein Sekretär schien sich über etwas fürchterlich aufzuregen. Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen und das Menschenmädchen Rin kam herein gelaufen. „Oh, Euer Gnaden!“ Sie strahlte ihn an. Der Kronprinz ertappte sich bei dem Gedanken, dass er ihr nicht einmal böse sein konnte, dass sie hier hereinplatzte. Vermutlich wusste sie es nicht anders: „Rin.“ „Seht nur! Ich habe dieses Kleid bekommen!“ Sie drehte sich freudestrahlend vor ihm: „Hofrat Jaken sagte, Ihr habt das befohlen! Vielen Dank!“ „Mein Drache?“ Hofrat in Verbindung mit Jaken? Wie amüsant. Diese Anrede hatten zwar die engsten Mitarbeiter bei Hofe, aber er hatte noch nie gehört, dass jemand so seinen Sekretär angesprochen hatte. „Ich habe ihn auf die Wiese gebracht, dort hinten. Jemand sagte mir, da dürfe er fressen.“ Sesshoumaru warf einen Blick hinter sie, wo sich Jaken zerknirscht näherte: „Vergebt, Euer Gnaden…ich habe versucht, sie aufzuhalten.“ „Zeig ihr ihr Zimmer. Danach komm wieder zu mir. Rin?“ „Ja, Euer Gnaden?“ Sie blickte mit großen, dunklen Augen dienstbereit zu ihm auf. „Geh dann zum Drachen. Du hast gewiss Arbeit.“ „Oh, ja, das Leder gehört geputzt, die Zügel, und der Sattel. Und der Schmuck ist beschädigt und…“ „Geh.“ Wer war zuvor eigentlich für diese Dinge zuständig gewesen, wenn nun soviel zu reparieren war? Sein Blick wanderte nachdenklich seitwärts und Jaken hielt das für den geeigneten Zeitpunkt, schleunigst seinem Befehl nachzukommen. So fasste er das Mädchen, zog es am Ärmel mit sich aus dem Arbeitszimmer. „Du törichtes Ding, das ging je gerade noch mal gut“, schimpfte er draußen leise: „Wie kannst du es wagen, einfach in das Zimmer des Kronprinzen zu laufen? Niemand geht ohne Aufforderung dort hinein, ohne bestraft zu werden.“ „Ich wollte mich nur bedanken. Wo ist mein Zimmer?“ „Hier.“ „Oh, so nahe bei Euer Gnaden?“ Sie verwendete die höfische Anrede wie einen Namen. „Ja. Ich weiß wirklich nicht, darum er dir hier ein Zimmer zuweisen lässt. Das hier sind seine privaten Räume.“ „Siehst du, Hofrat Jaken!“ triumphierte sie: „Ich darf in seine privaten Räume.“ Mit leisem Zögern fuhr sie fort: „Und wo kann ich etwas essen?“ „Es wird dir in dein Zimmer gebracht. Jetzt geh schon in den Stall und mach dich an die Arbeit.“ Hoffentlich kam der Kronprinz jetzt nicht darauf zurück, dass er bislang für das Sattelzeug verantwortlich gewesen war. Aber der Befehl war klar gewesen, wieder in das Arbeitszimmer zu kommen und so gehorchte der kleine Dämon, verneigte sich tief, ehe er die Tür schloss, bemüht, seinem Herrn nicht den Rücken zuzudrehen. Es hatte schon Leute gegeben, die das getan hatten. Und es war keinem sonderlich gut bekommen. Sesshoumaru sah aus dem Fenster: „Jaken.“ „Ja?“ Hoffentlich kam jetzt nichts wegen dem Sattelzeug. „Vor einigen Tagen war Fürst Naraku zu Gast hier im Schloss. Welches Zimmer hatte er? Wer war für ihn verantwortlich?“ „Äh, das Gastzimmer, wo immer die Fürsten wohnen, wenn sie hier sind, Euer Gnaden, denke ich.“ Da sich dieser umdrehte, ergänzte sein Sekretär mit einer hastigen Verneigung: „Ich werde mich unverzüglich beim Haushofmeister erkundigen, wenn Ihr dies wünscht.“ „Ich will den zuständigen Dämon sprechen.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Jaken machte, das er aus dem Zimmer kam. Keine halbe Stunde später kniete ein Dämon mehr als besorgt vor dem Kronprinzen. Es war unüblich, dass sich dieser für die Gästebetreuung interessierte. Hatte dieser Fürst sich etwa beschwert? Hatte er etwas falsch gemacht? Seine Gnaden war nicht gerade dafür bekannt, nachsichtig bei Fehlern zu sein. So legte er die Stirn auf den Boden. „Dein Name?“ „Okabe, Euer Gnaden.“ „Dir war Fürst Naraku zugeteilt?“ „Ja, Euer Gnaden...ich…ich flehe Euch an. Ich bin mir keiner Schuld, keines Fehlers bewusst…“ „Sei still!“ kam es kalt. „Beantworte meine Frage.“ „Ja, Euer Gnaden.“ „Du hast ihm also Frühstück in das Zimmer gebracht?“ „Ja, Euer Gnaden.“ „Ist dir in dem Zimmer etwas ungewöhnlich vorgekommen?“ „Nein, nichts.“ Okabe hätte gern nachgefragt, was das sollte, aber das ziemte sich sicher nicht. Und der Prinz war nicht geduldig bei Vergehen. „Hatte er Arzneien dabei?“ Hatte er Drogen dabei gehabt? Aber das wollte er nicht so direkt fragen. „Nein. Nur das Mädchen…“ „Mädchen?“ „Seine Tochter, nehme ich an. Sie…sie sah so eigenartig aus.“ „Erkläre das.“ Tochter? Beim Empfang oder zu einer Audienz war Fürst Naraku stets allein gekommen. Und es hatte auch niemand etwas vor einer Tochter erzählt. „Sie...dieses Mädchen sah bizarr aus. So weiß, ich kann es schlecht beschreiben. Weiße Haare, bleiches Gesicht, weißes Kleid. Sie muss ja wohl ein Dämon sein, wenn sie seine Tochter ist, aber sie strahlte keine Energie aus. Irgendwie sehr merkwürdig. Vielleicht war sie auch ein Menschenmädchen.“ „Hatte sie auch einen Namen?“ „Ich...ich weiß nicht, Euer Gnaden.“ Okabe wagte es, sich ein wenig mehr aufzurichten: „Ich hatte bei ihr nur so ein merkwürdiges Gefühl. Aber vielleicht könnte Euch die Dienerin mehr sagen, die zum Putzen eingeteilt war. Sie ist zwar nur ein Mensch, aber sie war auch in dem Zimmer, als das Mädchen dort allein war, der Fürst bei…bei dem mächtigen Inu no Taishou war.“ „Hol die Dienerin.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Erleichtert sprang Okabe auf und verließ das Arbeitszimmer. Soweit er wusste, hatte es durchaus schon Dämonen gegeben, denen das nicht mehr in einem Stück gelungen war. Das war auch der Menschenfrau bewusst, die kurz darauf kam. Okabe hatte ihr gesagt, dass der Kronprinz mehr als eigenartige Fragen stellte, und sie konnte ihr Zittern nicht unterdrücken, als sie niederkniete, sich verneigte. „Dein Name?“ „A..Atina, Euer Gnaden.“ „In Fürst Narakus Zimmer war auch ein Mädchen?“ „Ja….“ Hatte sie etwas falsch gemacht? Hatte die sich beschwert? „Was kannst du mir zu ihr sagen?“ „Ich…ich kann mich an keinen Fehler erinnern, bitte, habt Gnade. Ich weiß nicht...“ „Atina!“ Diese Entschuldigungen waren manchmal nervend. „Ja, ja, natürlich, Euer Gnaden. Sie sah sehr eigenartig aus. So, weiß. Und ihre Augen waren zwar dunkel, aber…aber sie guckte einen nicht an, sondern durch mich hindurch.“ Das machte er bei Dienern auch. Aber schön: „Weiter.“ „Ich weiß sonst nichts weiter…Sie sah oft in den Spiegel, den sie dabei hatte. Ja, sie hatte ihn eigentlich immer in der Hand. Und eigenartigerweise guckte Fürst Naraku da ebenfalls hinein, zumindest einmal, als ich zum Putzen kam.“ „Ein Spiegel?“ Merkwürdig. „Konntest du sehen, was in dem Spiegel war? Spiegelte sich da wirklich das Mädchen drin? Oder der Fürst?“ „Ich weiß nicht, Euer Gnaden…“ Aber Atina dachte nach. Offenbar war das wichtig. „Er saß da, an der Wand, und sie kniete vor ihm, hielt ihm den Spiegel hin. Er sah hinein. Ich verneigte mich, bat um Entschuldigung für die Störung. Er meinte dann, ich sollte wieder gehen, ich bräuchte nicht zu putzen. Ja. Und das eigenartige Mädchen drehte auch den Kopf zu mir. Ich nahm meinen Eimer wieder auf, und wollte gehen. Ja, genau. Da war in dem Spiegel ein Bild. Es sah aus, wie von einem großen, weißen Hund, der am Himmel flog…“ Sie schüttelte ein wenig den Kopf: „Ich verstehe das nicht.“ „Fällt dir sonst noch etwas ein? Der Name des Mädchens?“ „N..nein, Euer Gnaden.“ Hoffentlich war das jetzt nicht falsch. „Geh.“ „Danke“, brachte sie noch heraus, ehe sie mit fast unziemlicher Geschwindigkeit aufstand, das Zimmer verließ. Der Kronprinz drehte sich um, sah aus dem Fenster. Dieses Mädchen war merkwürdig. Falls sie ein Menschenmädchen war, sah sie anders aus, als jedes, das er selbst bislang gesehen hatte. War sie aber ein Dämon – wo war ihre Energie? Und was hatte es mit diesem Spiegel auf sich? Er hatte gehört, dass es magische Spiegel gäbe, die ihrem Besitzer zu zeigen vermochten, was weit entfernt geschah. Besaß sie einen solchen? Oder gab es auch andere, mit anderen Fähigkeiten? Das Bild des weißen Hundes hatte ihn noch besorgter gemacht. Das musste er herausfinden. Und er kannte jemanden, der ihm die Antworten geben konnte. Zum Glück war er hier im Schloss, das er, getreu Vaters Befehl, ja nicht verlassen durfte. Als er über den Hof ging, bemerkte er Diener, die mit einer Trage gerade zum Tor wollten. Eindeutig war das eine Bahre, wie sie Menschen verwendeten, wenn sie ihresgleichen begraben wollten: „Was tut ihr?“ Gewöhnlich beerdigten die menschlichen Diener ihre Angehörigen hinter dem Schloss, brachten sie nicht in die Stadt. Die vier stellten hastig die Bahre ab, um sich auf den Boden zu werfen. „Euer Gnaden“, brachte einer hervor „Wir...wir folgen dem Befehl von Prinz Inuyasha.“ „Was hat er befohlen?“ Wenn es Unsinn war, würde er den Befehl widerrufen. „Die…die Tote soll in den Tempel ihrer Familie gebracht werden.“ Es war sinnlos, zu versuchen, den Kronprinzen anzulügen. „Die Tote?“ „Ja, die Priesterin, die in den letzten Jahren für Seine Durchlaucht arbeitete.“ „Sie ist gestorben? Sollte sie nicht zu Fürst Naraku gehen?“ „Ja, Euer Gnaden. Aber einfache Dämonen haben sie im Wald überfallen. Prinz Inuyasha erhielt von Seiner Hoheit, dem mächtigen Inu no Taishou, die Erlaubnis, diese zu jagen.“ „Dann hat mein Halbbruder das Schloss verlassen?“ „Ja, Euer Gnaden, mit den Dämonenjägern.“ „Bringt sie weg.“ Nachdenklich wandte sich der Kronprinz ab. Wieder eine neue Merkwürdigkeit. Er hatte sich nie viel mit Inuyashas Leuten beschäftigt, aber diese Priesterin war sicher für einen Menschen recht stark gewesen. Wieso war sie auf diese Weise umgekommen? In jedem Fall würde das seinen lieben Halbbruder geärgert haben. Das bewies schon die Tatsache, dass er sich prompt von Vater die Genehmigung geholt hatte, auf einen Rachefeldzug zu gehen. Natürlich war dem Halbdämon auch nicht aufgefallen, dass sich Vaters Energie verändert hatte. Es wäre nur zu sehr Inuyasha, dächte dieser nicht weiter nach, käme gar nicht auf die Idee, dass auch in diesem Fall der Name Naraku einmal zu oft auftauchen würde. Nein. Jede Merkwürdigkeit der letzten Tage hatte mit dem Fürsten des 18. Bezirks zu tun. Und er, Sesshoumaru, brauchte dringend die Antwort auf ein paar Fragen. So machte er sich auf den Weg in den Trakt, in dem ein alter Lehrer von ihm wohnte, der einst auch Vaters Berater gewesen war, nun aber zurückgezogen lebte. ************************************** Spiegel. So heisst das nächste Kapitel. Wem der ermittelnde Sesshoumaru bekannt vorkommt: Ähnlichkeiten sind hier weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich. Der gleiche Chara beim gleichen Autor kann nicht auf zwei verschiedene Methoden ermitteln. Und ob sein Halbbruder allerdings wirklich so ahnunglos ist, wie er in Großer-Bruder-Manier denkt, wird Seine Gnaden noch feststellen. Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, sende ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde bye hotep Kapitel 6: Spiegel ------------------ Ja, Seine Gnaden forscht nach, Seine Durchlaucht rennt los... Und jemand hat gut geplant. 6. Spiegel Sesshoumaru schritt gelassen über den Hof. Keiner der Dämonenkrieger oder menschlichen Diener, die eilig seitwärts auswichen und sich verneigten oder zu Boden warfen, hätte angenommen, dass in seinem Gemüt Sturmwarnung herrschte. Naraku! Was bildete sich dieser unverschämte Fürst ein? Denn dass dieser hinter den Merkwürdigkeiten der letzten Tage der Drahtzieher war, stand für den Kronprinzen fest. Die Frage war nicht einmal, was er plante. Das war eindeutig. Er wollte mit einer Intrige beide Söhne des Inu no Taishou töten. Und er hatte Vater irgendetwas angetan, so dass dieser nicht mehr vollständig Herr seiner selbst war. Aber wie? Dieser Spiegel...dieses seltsame Mädchen: darin musste die Ursache zu suchen sein. Die Posten vor dem Trakt nahmen eilig ihre Speere auseinander und verneigten sich. Ohne sie zu beachten schritt der Prinz weiter. Hoffentlich konnte ihm Dayo-san, sein alter Lehrer weiterhelfen. Eine Dienerin warf sich zu Boden und er blieb stehen: „Dayo-san?“ „Ich…“ Die Menschenfrau konnte fast nicht reden. Sie arbeitete noch nicht sehr lange hier oben im Schloss, aber andere hatten ihr wüste Geschichten über den Kronprinzen erzählt. Und diesen so plötzlich direkt vor sich zu haben, jagte ihr Schauder über den Rücken. Sesshoumaru konnte ihre Panik wittern. Menschen. Warum nur hatten sie bei einer einfachen Frage Angst, reagierten auf eine wirkliche Gefahr aber oft verständnislos? Er entsann sich eines Mannes, der ihn nicht erkannt und beleidigt hatte. Als er ihm schlicht gesagt hatte, dass er ihn töten werde, war der in Gelächter ausgebrochen – während alle anderen Personen im Raum an die Wände zurückgewichen waren. Außerdem war allein der Gestank dieses Kerls eine Beleidigung gewesen. Vater hatte gemeint, er sei zu betrunken gewesen, um angemessen reagieren zu können. Nun, die Zuschauer hatten es sich sicher gemerkt. „In welchem Zimmer ist Dayo-san“, präzisierte er seine Frage. Vielleicht war sie auch dumm. „Soll ich Euch führen, Euer Gnaden?“ Er wollte also nichts weiter von ihr. „Ja.“ Sie erhob sich eilig. In diesem Trakt wohnten Dämonen und Menschen, denen der Inu no Taishou aufgrund ihrer Verdienste eine Rente zahlte, obwohl sie nicht mehr arbeiteten. Dayo-san war als ehemaliger Berater, Lehrer der Prinzen, einer der wichtigsten hier. Vor einer Tür blieb sie stehen, verneigte sich, ehe sie zurückwich. Ein Nicken des Kronprinzen ließ sie davoneilen. Das hatte wohl etwas wie ein Dank sein sollen. So schlimm schien er ja gar nicht zu sein. Vielleicht hatten die anderen auch sie als Neuling auf den Arm nehmen wollen. Sesshoumaru öffnete die Tür, blieb kurz stehen. Auf der Matte lag Dayo-san, schien zu schlafen. Er hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen, sich nicht für ihn interessiert, und war nun erstaunt, wie hinfällig der alte Youkai geworden war. Er trat näher. „Dayo-san.“ Der Lehrer öffnete die Augen, schien überrascht: „Euer Gnaden…“ brachte er hervor: „Welche Ehre.“ Mühsam versuchte er, sich aufzusetzen, wohl, um sich ordnungsgemäß hinzuknien. „Lasst das.“ Der Kronprinz ließ sich nieder: „Ich habe eine Frage an Euch. Und deren Beantwortung ist mir wichtiger als Höflichkeit.“ Dayo war zwar erleichtert, aber zugleich auch alarmiert. In seinem Zustand hätte es für ihn tatsächlich eine erhebliche Anstrengung bedeutet, sich so hinzuknien. Aber seit wann tolerierte der Kronprinz solch eine Unhöflichkeit? War seine Frage so wichtig? Oder: „Sehe ich in Euren Augen so schwach aus, Euer Gnaden?“ fragte er: „Ich danke Euch. Wie kann ich Euch helfen?“ Er lehnte den Kopf gegen die Wand, versuchte, sich aufzusetzen. Der Prinz fand seinen Verdacht bestätigt. Sein alter Lehrer lag im Sterben. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Immerhin hatte er ihn noch am Leben vorgefunden. „Ihr habt mir einmal über magische Spiegel erzählt. Es gibt welche, mit denen man Dinge sehen kann, die weit entfernt passieren, nicht wahr?“ „Ja.“ Das Erstaunen Dayos lag nicht in seiner Stimme. Wenn sich Sesshoumaru die Mühe machte, ihn aufzusuchen, war es gewiss äußerst wichtig. So weit er wusste, oblag dem Kronprinzen die Ermittlung und Bestrafung in schweren Fällen. „Dies ist die gebräuchlichste Art. Die Dämonen weit im Norden, im Tal von Sekkei, stellen sie aus besonderen Kristallen her, die sie aus Eis gewinnen.“ Er musste eine Pause machen. „Aber sie haben auch Gefahren für ihren Benutzer. Sie zeigen, was geschieht, aber natürlich nicht alles, sondern nur das, was der Besitzer sehen will. Und wenn er in die falsche Richtung guckt…“ „Aber sie zeigen die Gegenwart? Nie die Zukunft?“ „Diese Art magische Spiegel, ja…“ „Gibt es auch welche, die in die Zukunft blicken können?“ Laut Aussage der Dienerin hatte sie einen weißen Hund am Himmel schweben sehen. „Wenige, da bin ich sicher. Denn der Spiegel kann nur, was sein Besitzer kann. Und die wenigsten Dämonen….können in die Zukunft sehen.“ Dayo schloss kurz die Augen: „Vielleicht beschreibt Ihr mir den Spiegel, den Ihr saht, Euer Gnaden.“ „Du bist müde, aber dein Verstand ist noch immer wach.“ Der Prinz ließ die Höflichkeit fallen: „Ein Spiegel, den ein merkwürdiges Mädchen trägt, weder Dämon noch Mensch. Sie hat scheinbar keine Farbe. Und sie dient einem Dämonenfürsten. Eine Menschenfrau, die zufällig in den Spiegel sah, erkannte einen weißen Hund, der über den Himmel flog.“ „Hm. Verzeiht…“ Der alte Lehrer ließ sich zu Boden sinken: „Traurig ist das…“ „Traurig.“ „Die Trägerin des Spiegels...keine Farbe…keine Eigenschaften?“ „Sie hat keine dämonische Energie, ist aber auch kein Mensch.“ „Sie ist Nichts. Aber wer könnte so etwas getan haben?“ „Wovon redest du?“ „Es gab eine Art Spiegel, die schon lange niemand mehr verwendet, verwenden kann. Zu stark, zu gefährlich. Und weder Dämon noch Mensch kann sie kontrollieren.“ Dayo seufzte. „Sie ziehen die Seelen ihrer Opfer an. Die Wesen verlieren ihre Seele an den Spiegel, der sie dort zeigt. Darum könnte nur ein Geschöpf, das Nichts ist, einen solchen Spiegel tragen.“ „Ein Seelendieb?“ Sesshoumaru dachte nach. War es das, was Vater so zu schaffen machte? Er war ein viel zu mächtiger Dämon, dass man ihm all seine Energie, seine gesamte Seele hätte entziehen können, aber…. „Wie könnte man ein Nichts erschaffen?“ „Ich…ich weiß es nicht. Vielleicht durch Magie? Es ist sicher sehr schwer.“ Schwer, aber nicht unmöglich. Also musste das Ziel nur reizvoll genug sein. „Angenommen dieses Nichts arbeitet für einen Dämonenfürsten – würde auch seine Seele eingesogen werden?“ „Wenn der Spiegel auf ihn gerichtet wird.“ Das wäre eine nette Methode, Naraku loszuwerden: „Und die Opfer des Spiegels? Kommen die dann frei?“ „Wenn der Spiegel zerstört wird. Aber ich weiß nicht, wie.“ Wieder atmete Dayo tief durch: „Wer gegen den Spiegel kämpft, kämpft auch gegen seine Trägerin. Und auf wen der Spiegel gerichtet wird, ist verloren. Darum...darum hat man ja schon lange keinen mehr hergestellt.“ „Wer hatte sie erfunden?“ „Euer Gnaden….“ Das flüsterte der Lehrer nur noch: „Euer Wissensdurst ist unersättlich…aber ich…ich kann Euch nicht mehr antworten.“ Sesshoumaru erhob sich. „Erhole dich gut.“ Etwas wie ein Lächeln huschte über das Gesicht Dayos. Der Kronprinz wünschte ihm gute Besserung? Jetzt konnte er sterben, jetzt hatte er wirklich alles gesehen. Sesshoumaru kehrte den Haupttrakt des Schlosses zurück. Eines war ihm vollkommen klar. Naraku hatte sich einen Spiegel besorgt, die Seele seines Vaters attackiert, versucht, ihn selbst und Inuyasha loszuwerden. Das war Hochverrat. Und irgendwie musste Inuyashas Priesterin da auch eine Rolle spielen, denn dass die gestorben war, kaum dass sie das Schloss verlassen hatte, war ebenfalls verdächtig. Warum war eigentlich sein Halbbruder fort gegangen? Etwa wirklich, um diese Dämonen zu jagen, die die Priesterin getötet hatten? Sähe ihm ähnlich. Er lief immer erst los, um später nachzudenken. Oder aber war er auch schon unter Narakus Bann? War auf dem Weg in eine Falle? Er fuhr so plötzlich herum, dass sich alle Wesen hinter ihm nur noch auf den Boden warfen, sicher, dass im nächsten Augenblick jemand sterben würde. „Jaken!“ „Äh, ja, Euer Gnaden…“ Der kleine Dämon eilte heran, verneigte sich tief. „Jemand sagte, mein Halbbruder habe das Schloss verlassen. Wohin ist er gegangen?“ „Ich...ich werde unverzüglich Erkundigungen einziehen...“ „Euer Gnaden“, meldete sich eine kleine Gestalt: „Darf ich Euch diesbezüglich helfen?“ „Myouga.“ Das klang nicht begeistert. Aber dieser kleine Flohgeist war der engste Mitarbeiter des Herrschers, vermutlich das Wesen, das Vater am besten kannte: „Und, wo steckt Inuyasha?“ „Primitive Dämonen haben die junge Priesterin getötet, die für Prinz Inuyasha gearbeitet hat, aber auf dem Weg zu Fürst Naraku war. Seine Durchlaucht bat darum den Herrn um die Erlaubnis, diese jagen gehen zu dürfen.“ „Und bekam die Genehmigung. Wohin ist er aufgebrochen?“ „Äh…in den 17. Bezirk.“ „Den 17.“ Naraku hatte den benachbarten. Bestand da ein Zusammenhang? Unwahrscheinlich. Dem Halbblut würde doch niemals auffallen, dass Vaters Seele angegriffen worden war. „Äh, ja, “ erklärte Myouga eilig, der seine Hilfsbereitschaft schon wieder bedauerte: „Da gab es einige Berichte in der vergangenen Zeit, die an Seine Durchlaucht weitergeleitet wurden.“ Darum also. Ein Halbdämon auf Rachepfad. Na schön. Immerhin schien sein Halbbruder nicht von Naraku beeinflusst zu sein. Irgendwie war es eigenartig, dass er die Tatsache, dass ausgerechnet Inuyasha aus eigenem Antrieb impulsiv handelte, als erste gute Nachricht seit Tagen empfand. Er bemerkte, dass der Flohgeist weg springen wollte, und reagierte blitzschnell. „Ah“, brachte Myouga hervor, als sich Finger um ihn schlossen: „Euer Gnaden…“ „Komm mit.“ „Natürlich, wie Ihr wünscht.“ Was sollte ein Flohgeist in der Klaue eines Hundedämons auch anderes sagen? Aber Myouga spürte, wie Schweißtropfen über seine Stirn liefen. Das hatte er jetzt davon, dass er eine Frage zu Inuyasha hatte beantworten wollen. Er mochte den jungen Halbdämon. Der war dickköpfig, stur, unhöflich…aber er mochte ihn. Und auch der Herr hatte für den jüngeren Sohn etwas übrig. Nun, für beide Söhne, wobei der Himmel wissen mochte, wieso für…nein, tadelte er sich in Gedanken. Sie haben wohl alle etwas liebenswertes, zumindest, in den Augen ihres Vaters. In seinem Arbeitszimmer gab Sesshoumaru den Flohgeist frei: „Also?“ „Was...was meint Ihr, Euer Gnaden?“ „Warst du in den letzten Tagen bei meinem Vater?“ „Ja, gewiss.“ „Und dir ist nichts aufgefallen?“ Myouga warf einen raschen, sehnsüchtigen Blick Richtung Tür: „Äh…mir kam Seine Hoheit ein wenig ….erschöpft vor.“ Hoffentlich war das nicht zuviel Kritik. „Erschöpft. – Warst du auch bei ihm, als Fürst Naraku mit ihm sprach?“ „Ja, doch. Ich meine, nicht, dass mich der Fürst groß beachtet hätte.“ Das konnte sich Sesshoumaru vorstellen. Der hatte den Flohgeist wohl nicht einmal bemerkt: „Hatte der Fürst einen Spiegel dabei?“ „Nein.“ Myouga klang fassungslos. Er hoffte nur, dass die seltsame Krankheit des Herrn nicht auch den Kronprinzen erfasst hatte. Drehten hier jetzt alle durch? „Aber er war sehr bemüht, sich Vater gegenüber als vertrauenswürdig darzustellen?“ „Ja. Vergebt, Euer Gnaden...ich verstehe Eure Fragen nicht.“ „Mein Vater fühlt sich nicht gut, seit Naraku bei ihm war. Kannst du mir einen Grund sagen?“ „Nein. Also, wenn Ihr an Gift denkt oder so, definitiv nein. Sie haben nichts gegessen oder getrunken. Und der Fürst hat auch den Herrn nicht berührt.“ Der Kronprinz wandte sich ab, ging zum Fenster, ohne dass es der Flohgeist wagte, die scheinbar so günstige Chance zur Flucht zu ergreifen. Außerdem war ihm auch das seltsame Verhalten des Herrn aufgefallen. Und irgendwie war er froh, dass sich Sesshoumaru Sorgen zu machen schien und nicht die Gelegenheit nutzen wollte, seinen Vater abzulösen. „Gut, Myouga. Du kannst gehen.“ „Danke, Euer Gnaden. Wenn ich Euch noch irgendwie helfen kann….“ „Ich werde später zu meinem verehrten Vater gehen. Danach will ich dich noch einmal sprechen. Unter vier Augen.“ „Ich werde da sein“, versprach Myouga überrascht. Aber der Prinz schien die Unpässlichkeit des Herrn wirklich als besorgniserregend einzustufen. So sprang er ein wenig erleichterter aus dem Arbeitszimmer. Sesshoumaru sah aus dem Fenster. Je mehr er hörte, umso sicherer war er, dass Naraku einen vollen Schlag gegen alle drei Mitglieder der Familie geführt hatte. Bei zweien war er misslungen, aber Vater…Andererseits war der Befehl für ihn klar gewesen: er durfte das Schloss nicht verlassen. Anscheinend war es diesem Naraku–Abschaum gelungen, Vater so misstrauisch zu machen, dass er fürchtete, er, Sesshoumaru, würde gegen ihn vorgehen. Das konnte nur mit Hilfe dieses Seelenspiegels funktioniert haben. Aber wie sollte er nun von Vater die Genehmigung bekommen, trotz allem abreisen zu dürfen? Er musste einfach in den 18. Bezirk, musste wissen, was der neue Fürst da trieb - und was er sonst noch plante. Jedoch den eigenen Vater, den Herrscher, anzulügen... Sein Blick fiel auf den Hof. Rin kehrte gerade mit Ah-Un zurück. In seinem Kopf begannen sich Ideen zu bilden: Vater und sein Faible für Menschen, ein Fest in einer Stadt, zu dem gewöhnlich auch ein Mitglied der Familie eingeladen wurde… Er drehte sich um, ging aus seinem Arbeitszimmer. Dem Diener vor der Tür befahl er knapp: „Wenn Rin kommt, sie soll in das Vorzimmer Seiner Hoheit, des mächtigen Inu no Taishou gehen und dort auf mich oder meinen Befehl warten.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Der Dämon war nicht lebensmüde genug, nachzufragen, was das werden sollte. So verneigte sich der Kronprinz kurz darauf vor seinem Vater, bemüht, nicht zu zeigen, dass ihn dessen mattes Aussehen erschreckte. „Was ist?“ fragte der Herrscher: „Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du das Schloss nicht verlassen darfst.“ „Ja, verehrter Vater. Leider…ich fürchte, es ist Eurer Aufmerksamkeit entgangen, dass in der Stadt Ehime das große Fest stattfindet. Da Ihr nicht wollt, dass ich das Schloss verlasse und Inuyasha auf die Jagd nach minderwertigen Dämonen gesandt habt, wollt Ihr gewiss selbst gehen. Darf ich Euch in diesem Fall bitten, Rin mitzunehmen? Sie würde sich über ein solches Fest freuen.“ „Rin?“ „Das Menschenmädchen, das meinen Reitdrachen betreut.“ Der Inu no Taishou betrachtete seinen Sohn ein wenig überrascht: „Das Fest des Friedens in Ehime, ja, doch, das ist bald.“ Ehime war eine große Stadt im 19. Bezirk. Dieser war bei weitem der friedfertigste unter allen Teilen seines Reiches. Und im 19. Bezirk gab es keine Wache des Provinzfürsten, eigentlich nicht einmal Krieger. Es wäre ein ungewöhnlicher Ort, einen Aufstand zu beginnen. „Zeig mir diese Rin.“ Vielleicht gab es das Mädchen gar nicht, wollte Sesshoumaru ihn so betrügen, wie es sein Freund Naraku gesagt hatte? Sein Freund? Für einen Augenblick stutzte er, sagte dann aber: „Ich möchte sie kennen lernen.“ „Ich befahl sie in Euer Vorzimmer.“ Der Kronprinz erhob sich. Ja, eindeutig. Nie zuvor war sein Vater so misstrauisch ihm gegenüber gewesen, aber auch geistig so müde, fast erschöpft. Aber falls das mit dem Spiegel stimmen sollte, war es sinnlos, vernünftig zu argumentieren. Dann musste zunächst einmal der Spiegel zerstört werden. Und damit Vaters Seele befreit werden. Er sah hinaus: „Rin?“ Diese war sofort an seiner Seite, ging ohne zu zögern in das Arbeitszimmer des Herrschers. Da sich der Prinz niederließ, tat sie es auch, guckte den Inu no Taishou ein wenig neugierig an. Der betrachtete sie. Ja, eindeutig, das war ein Menschenkind, sehr jung dazu. Die Idee, dass sich Sesshoumaru verliebt haben könnte, konnte er zurückweisen. Aber sie sah wirklich nett aus: „Rin, heißt du?“ „Ja, Herr.“ Sie warf einen raschen Blick zum Kronprinzen, da sie keine Ahnung hatte, wie man den Herrscher ansprach. „Möchtest du auf ein Fest gehen?“ Er brauchte die Antwort nicht abzuwarten. Die dunklen Augen strahlten auf. Aber sie sah wieder seitwärts: „Ja, wenn es Euer Gnaden erlaubt…“ „Er bat mich, dich mitzunehmen,“ sagte der Herrscher daher. „Oh, vielen Dank, Euer Gnaden. Aber...was wird aus Ah-Un?“ „Jaken.“ Der Prinz blieb behutsam. Wenn er seinen Vater richtig einschätzte, würde er bald die Erlaubnis bekommen, mit ihr zu dem Fest zu reisen. Falls nicht, hatte Naraku schon sehr deutlich die Oberhand gewonnen. Und dann müsste er gegen den Befehl handeln, tatsächlich Verrat begehen, um seinen Vater vor diesem Fürsten zu schützen. Wie widersinnig. Ehrlos zu handeln, sein Leben zu riskieren, um den Herrn zu retten. Aber das war eben seine Pflicht. Die Kleine nickte eifrig. Natürlich. Hofrat Jaken hatte ja gesagt, dass er sich zuvor um den Drachen gekümmert hatte. So blickte sie wieder zum Inu no Taishou: „Ich freue mich“, gestand sie dann: „Ich war...ich war noch nie auf einem Fest.“ „Ich verstehe, Kind.“ Wenn er nur nicht so müde wäre. Warum nur hatte er das Gefühl, dass etwas schief lief? War doch Sesshoumaru ein Verräter? Und Inuyasha gleich dazu? Waren seine Söhne hinter seinem Posten her? Aber warum sollte sein Ältester dann zum ersten Mal in seinem Leben mit einem Menschenkind etwas anfangen können? Denn dass die Kleine keine Angst vor Sesshoumaru hatte, war kaum zu übersehen. Nein. Er hatte sie nicht gezwungen, solche Aussagen zu machen. Überhaupt wäre Ehime ein denkbar ungünstiger Ort, einen Aufstand zu planen. Tausende unbewaffnete Pilger. Und er selbst hätte das Heer hier. Allein diese Überlegungen erschöpften ihn. Was sollte es. Es war sein eigener Sohn. „Begleite Rin nach Ehime, Sesshoumaru.“ „Darf ich Jaken mitnehmen, verehrter Vater?“ „Ja.“ Der Krötendämon war schließlich auch nicht gerade der gewaltige Krieger. Der Kronprinz verneigte sich höflich. Rin folgte automatisch dem Beispiel. „Ich danke Euch, verehrter Vater. Und ich hoffe, dass ich Euch nach meiner Reise wieder bei bester Gesundheit vorfinden werde. Nein, davon bin ich überzeugt.“ Er war froh, die Erlaubnis bekommen zu haben, ohne zu lügen. Das wäre ihm zutiefst zuwider gewesen. „Danke.“ Der Inu no Taishou lehnte sich an die Wand: „Wo ist Inuyasha?“ „Ihr befahlt ihn in den 17. Bezirk.“ „Ja, ich erinnere mich. Geh.“ In seinem Arbeitszimmer brauchte Sesshoumaru nicht lange zu warten, bis Myouga ankam. So sagte er: „Mein Vater gab mir die Erlaubnis, mit Jaken und Rin nach Ehime zu reisen.“ „Zu dem Fest? Aber ich dachte, er wollte Euch...“ Der Flohgeist brach lieber ab. „Ich weiß, dass er mir verbot, das Schloss zu verlassen, aber Ehime wurde mir erlaubt.“ „Und…was erwartet Ihr nun von mir?“ „Falls die Krankheit meines Vaters noch deutlicher sichtbar wird, sage alle Audienzen in seinem Namen ab. Und lass dir ihm gegenüber eine gute Ausrede einfallen. Aber niemand soll ihn in solch einem Zustand sehen.“ „Euer Gnaden….“ Der arme Flohgeist schwitzte schon wieder. Der Kronprinz fixierte ihn: „Wenn du zulässt, dass er in eine einzige peinliche Lage kommt, wirst du mich richtig kennen lernen.“ „Oh, ich bin sicher, ich kenne Euch, doch, danke. Natürlich will ich auch nicht, dass Seine Hoheit in eine peinliche Lage kommt, das könnt Ihr mich glauben, Euer Gnaden. Aber er ist der Herrscher und…“ Myouga überlegte hastig: „Er muss eben sichtbar sein.“ „Es wird sich nur um wenige Tage handeln. Sehr wenige.“ „Ich verstehe.“ Der Flohgeist starrte ihn an: „Ich weiß nicht, was Ihr plant, Euer Gnaden. Aber ich bin sicher, es wird Euch nicht gelingen, den Herrn zu täuschen.“ „Das habe ich nicht vor. Er wird wissen, was geschah, wenn er gesund wird. Aber ich bin dir natürlich keine Rechenschaft schuldig.“ „Natürlich, natürlich.“ Myouga versuchte noch einmal in dem unbewegten Gesicht zu lesen. Nein, der Kronprinz plante keinen Aufstand, wollte nicht die Schwäche ausnutzen, da war er sicher: „Ich werde sehen, dass ich den Herrn schütze“, versprach er daher. „Ich hoffe nur, dass er uns später nicht zürnt.“ Das ist unser Risiko, dachte Sesshoumaru. Aber er würde handeln, wie er handeln musste. Und irgendwo würde es Vater verstehen, wenn er wieder er selbst sein konnte. „Geh, Myouga.“ Der Flohgeist gehorchte. ************************************ Myouga in der Zwickmühle. Im nächsten Kapitel lernen Inuyasha und seine Freunde, dass man sich über gewisse Geheimnisse auch nicht in einer Waldeinsamkeit unterhalten sollte. Und ihr lernt Naraku und seinen Hof kennen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 7: Neue Fragen ---------------------- Ein wenig von der schweigsamen Art des Kronprinzen und dessen Zielstrebigkeit würde Inuyasha und seiner Gruppe gut tun. Aber das müssen sie selbst herausfinden... 7. Neue Fragen Inuyasha blieb stehen, die Hand am Schwert und hob den Kopf. „Was ist denn?“ erkundigte sich Kagome, die nichts sehen konnte. „Er riecht etwas“, erklärte Miroku. Und da er den irritierten Blick bemerkte: „Inu no Taishou. Hundedämon.“ „Oh“ Irgendwie hatte sie nie daran gedacht, dass Dämonen nicht nur den Namen von Tieren trugen, sondern auch deren Eigenschaften besitzen konnten. Was wohl Wölfe für besondere Fähigkeiten hatten? Kouga? Dann aber achtete sie lieber auf den Halbdämon. Bestand eine Gefahr? Sie befanden sich hier mitten im dichten Wald. Inuyasha wandte sich um: „Spürt ihr etwas?“ „Keine primitiven Dämonen“, meinte Sango prompt: „Soweit ich das sagen kann.“ „Keine Bannkreise. Was hast du?“ Miroku fasste unwillkürlich an sein rechtes Handgelenk, die Bannkette dort. „Seit Stunden hängt ein Geruch in der Luft, der stets gleich bleibt. Er ist kaum zu bemerken, aber er ist immer da.“ Der Prinz sah sich nochmals um: „Aber nichts anderes.“ „Dann folgt uns jemand?“ Kagome drehte sich um die eigene Achse: „Ich spüre auch nichts.“ Sie unterließ es wohlweislich, hinzuzufügen, dass sie ihre theoretisch angelernten Sinne noch nie in der Praxis ausprobiert hatte. „Sieht so aus. Und der Mistkerl ist äußerst vorsichtig.“ „Könnte es ein Späher vom hiesigen Fürsten sein?“ fragte Miroku: „Immerhin waren wir nicht angekündigt.“ „Sind wir fast nie. Und warum sollte ein Fürst etwas dagegen haben, wenn wir diese einfachen Dämonen jagen? Dann muss er es nicht selbst tun.“ „Das stimmt.“ Sango musterte forschend den Wald: „Aber deine Nase irrt sich selten.“ „Jag doch mal deinen Bumerang in den Wald, aus dem wir gekommen sind.“ Die Dämonenjägerin gehorchte, nahm den großen Bumerang von ihrer Schulter, schleuderte ihn mit zumindest für Kagome unerwarteter Kraft. Wirbelnd fegte er durch das Unterholz. Zwei, drei gelbe Insekten flüchteten hastig, sonst blieb alles still. Sango fing ihre Waffe sicher auf, als sie zurückkehrte. „Nichts“, meinte sie. „Das würde ich nicht sagen.“ Miroku sah zu Kagome: „Hast du diese Insekten gesehen?“ „Ja, aber das kann nicht sein. Sie…die gibt es hier nicht.“ Sie starrte ihn an: „Das waren bestimmt nur ganz gewöhnliche Bienen.“ „Die sind nicht so groß.“ „Aber….Wie sollten SIE herkommen?“ „Hallo?“ Inuyasha blickte vom Mönch zur Priesterin: „Würden sich meine beiden geistlichen Berater vielleicht mal klarer äußern?“ „Hölleninsekten“, sagte Miroku: „Ich glaube, dass das Hölleninsekten waren.“ „Die leben, wie der Name schon sagt, in der Hölle“, ergänzte Kagome, froh, dass sie in ihrer Ausbildung so gut aufgepasst hatte: „Und fliegen gewöhnlich nicht hier herum. Wenn sie es tun, muss jemand sie beschworen haben. Kaum aus Nettigkeit. Sie sind hochgiftig.“ „Sie sind in gewisser Form intelligent. Unauffällig….die idealen Spione.“ Der Mönch presste ein wenig die Lippen aufeinander. „Also lässt uns wirklich jemand verfolgen.“ Sango zog den einfachen Schluss: „Aber wer hier im 17. Bezirk sollte daran ein Interesse haben? Und warum?“ „Keh!“ machte Inuyasha leise: „Wenn die Biester uns noch mal zu nahe kommen, wird es sie gegeben haben.“ „Dann tauschst du sie nur gegen neue, oder andere Spione, die wir noch nicht kennen.“ Miroku drehte sich um: „Im Moment sind sie weg, aber sicher nicht sehr weit.“ „Ich…ich weiß nicht.“ Kagome blickte nach Osten: „Irgendwie ist da etwas, ich spüre das, aber ich kann im Moment nicht sagen, was. Eine Macht, die …“ Sie konnte es nicht benennen. „Aber ich denke, dass das der sein dürfte, der uns die Hölleninsekten nachgejagt hat.“ „Schön. Dann geh ich mal nachgucken!“ Inuyasha war schon unterwegs, schrie allerdings noch zurück: „Passt aber auf!“ Hoffentlich konnte er jemanden erwischen, und für das, was er Kikyou angetan hatte, zur Rechenschaft zu ziehen, so sich und seine Gefühle ein bisschen beruhigen. „Dieser Idiot hat nicht mal abgewartet, ob ich genau bestimmen kann, wie weit es weg ist?“ Kagome seufzte. „Nennt man das spontan?“ „Man nennt es Beleidigung der Herrscherfamilie“, warnte Sango: „Inuyashas vertraulicher Umgang mit uns sollte dich nicht dazu verleiten, das zu vergessen.“ „Oh…Nein, das meinte ich auch nicht.“ Immerhin standen bestenfalls Peitschenschläge darauf und sie hatte gehört, dass zumindest Sesshoumaru derartige Dinge sehr schnell, unmittelbar und endgültig beilegte. „Ich…ach, wieso ist er weggelaufen, ohne abzuwarten?“ „Der Tod deiner Schwester hat ihn ziemlich aus der Bahn geworfen, “ meinte Miroku leise: „Er will Rache. – Wie weit weg ist es denn, was du da spürst?“ „Weit. Jetzt ist es auch wieder verschwunden. Eigenartig. Ich kann nicht sagen, was es gewesen sein könnte. Nur eine Macht, da bin ich mir sicher. Was ist denn dort im Osten?“ „Der 18. Bezirk“, erwiderte Sango: „Wir sind schon nahe an der Grenze.“ „Dieser Bezirk.“ Kagome senkte den Kopf, betrachtete ihre Brust. Dort hing die Hälfte des Juwels der Vier Seelen, verborgen unter einem Bannkreis. Wenn die anderen Recht behielten, hatte Naraku Kikyou getötet, um an dieses Juwel und seine Macht zu kommen. War das, was sie gespürt hatte, etwa die Hälfte, die er ihrer Schwester abgenommen hatte? „Ich könnte mir vorstellen, dass meine Hälfte des Juwels die andere ruft...oder umgekehrt. Es war ja doch immer eine Einheit.“ „In diesem Fall befindet sich die andere Hälfte im Osten. Dann gehen wir ebenfalls dorthin.“ „Und…Inuyasha?“ „Er wird uns finden“, sagte Miroku: „Außerdem ist er ja selbst in dieser Richtung unterwegs.“ „Schön, dann gehen wir.“ Sie würde zu gern dem Mörder ihrer Schwester gegenüberstehen und ihm erklären, was sie von solch einem miesen, feigen Plan hielt. Keiner der drei bemerkte, wie sich zwei weitere Insekten hinter ihnen aus den Büschen erhoben und eilig Richtung Osten flogen. Im Schloss des Fürsten des 18. Bezirks eilte eine junge Frau durch die Gänge. Verächtlich betrachtete sie die Menschen und Dämonen, die auf Audienz bei Fürst Naraku warteten. Wie sie sie doch verabscheute. Für einen kleinen Vorteil würden sie alles für den Fürsten tun. Sie selbst…nun, sie wollte leben. Sie betrat das Vorzimmer. Auch hier saßen die üblichen Audienzsucher. Sie blieb vor den Wachen stehen, die die Speere vor ihr kreuzten: „Ich muss unverzüglich zum Fürsten. Ich habe wichtige Neuigkeiten.“ „Ich bedauere, erhabene Kagura“, sagte einer der Posten: „Der Herr möchte nicht gestört werden.“ „Dann kannst du es dir aussuchen, ob er dich bestraft, weil du mich durchgelassen hast oder weil du mich nicht durchgelassen hast, obwohl ich ihm die Botschaft bringe, auf die er wartet.“ Kagura fasste wie beiläufig ihren Fächer. Die Wachen sahen sich kurz an, ehe sie die Speere wegzogen. Kagura war die Leiterin des Nachrichtendienstes. Falls sie den Fürsten sinnlos störte, würde er sie bestrafen, nicht die Posten. Verhinderten diese aber wichtige Berichte, wären sie tot. Eine einfache Rechnung. So betrat Kagura das Arbeitszimmer des Fürsten. Wie sie erwartet hatte, saß Naraku da, betrachtete etwas in dem Spiegel, den ihm dieses kleine Nichts, Kanna, vorhielt. Sie wurde mit dem Mädchen nicht warm. Da gab es keine Gefühle, keine Reaktionen, die sie sonst von Menschen oder Dämonen kannte. Hastig ging sie auf die Knie, als der Fürst unwillig seinen Kopf hob. „Ich sagte, ich will ungestört bleiben.“ Die Stimme klang weich. Und dennoch schauderte es der Leiterin des Informationsdienstes: „Verzeiht, Fürstliche Gnaden. Doch ich bringe überaus gute Neuigkeiten.“ „Das solltest du auch, Kagura. Doch, das solltest du wirklich.“ Sie schluckte. „Die Hölleninsekten haben im 17. Bezirk diesen Prinzen ausgemacht, Inuyasha, und seine Gruppe. Ein Mädchen ist dabei, das behauptete, es besäße eine Hälfte des Juwels der Vier Seelen.“ Sie zitterte ein wenig. Die Strafen des Fürsten kamen schnell und hart. „Ein Mädchen bei Prinz Inuyasha. Wie interessant.“ Er sprach mehr zu sich selbst. „Natürlich. Er sagte ja, dass die Schwester…Kagura, ich brauche dieses Mädchen. Vermutlich ist sie eine Priesterin. Und da nicht gesagt ist, ob sie die andere Hälfte bei sich trägt, oder nicht, will ich sie lebendig.“ „Ja, mein Fürst.“ Kagura wollte schon aufstehen. „Einen Augenblick. - Kanna, geh mit ihr. Man sollte niemals den Gegner unterschätzen. Inuyasha taugt ja nicht viel, aber ich hörte, dass die Menschen ganz fähig wären. Sammele ihre Seelen. Aber nicht die des Mädchens, das eine Priesterin sein dürfte.“ Kanna verneigte sich schweigend und erhob sich mit dem Spiegel. Der junge Fürst lehnte sich ein wenig zurück: „Bedenkt, dass dann die primitiven Dämonen die Überreste fressen müssen. Noch habe ich Sesshoumaru nicht unter Kontrolle.“ Kagura und Kanna verneigten sich nochmals, ehe sie das Arbeitszimmer verließen. Kagome sah sich immer wieder um, konnte aber keine Hölleninsekten entdecken. Sango hatte es bemerkt. „Nervös?“ „Beobachtet zu werden bin ich nicht gerade gewohnt.“ „Im Moment scheinen sie weg zu sein“, meinte Miroku: „Was vielleicht bedeutet, dass sie aufgegeben haben.“ „Nicht, wenn es Naraku auf der Suche nach meiner Hälfte war.“ „Hm“, machte Sango: „Davon hast du doch auch gesprochen, kurz nachdem diese Insekten bei uns waren, oder?“ Kagome sah sie erschreckt an: „Du meinst, sie könnten es gehört haben?“ „Ich weiß es nicht. Aber wenn, müssen wir gut aufpassen, bis Inuyasha wieder bei uns ist.“ „Ist er so stark in einem Kampf?“ erkundigte sich die Priesterin, die sich das nicht ganz vorstellen konnte. Er wirkte so…nun ja, impulsiv und harmlos. Und seine Hundeohren fand sie einfach niedlich. „Ich möchte nicht unbedingt gegen ihn antreten“, gab die Dämonenjägerin zu: „Und das Schwert, das er trägt, hat auch einige Fähigkeiten, die ihm helfen.“ „Schön. Dann….“ Kagome biss sich auf die Lippe: „Dann machen wir es so.“ Sie fasste nach dem halben Juwel: „Hier, Miroku. Nimm es. Du kannst es unter einem Bannkreis versiegeln. Und wenn Inuyasha wieder da ist, nehme ich es wieder.“ „Danke für dein Vertrauen.“ Der Mönch nahm es, schob es unter seine Kutte: „Ein guter Plan. Wenn Naraku uns überfallen lassen sollte, wird er sicher auf dich losgehen, weil er das Juwel bei dir vermutet.“ Er legte das beste Bannsiegel, das er kannte, über seine Tasche. „Warum nur freut mich diese Aussicht nicht?“ murmelte Kagome, die sich bislang keine Gedanken darüber gemacht hatte, was die Mitgliedschaft in dieser Dämonenjägergruppe für Gefahren bergen konnte. Immerhin war Kikyou umgebracht worden, als sie allein war. „Es wird schon nichts passieren“, tröstete Sango prompt: „Immerhin sind wir doch auch nicht gerade hilflos.“ Sie wanderten weiter Richtung Osten, vorbei an einem Dorf der Staatssklaven, die auf den angrenzenden Feldern arbeiteten und für sie kaum einen Blick übrig hatten. „Was…wer ist das?“ Miroku blieb stehen und seine beiden Begleiterinnen folgten diesem Beispiel. Vor ihnen stand ein kleines Mädchen, seltsam farblos wirkend, mit weißem Kleid, weißen Haaren. In den beiden Händen vor sich hielt sie einen Spiegel. Sie musterte die drei Menschen nur kurz, ehe sie den Spiegel hob, ihn in Richtung auf diese hielt. Im nächsten Augenblick hatte Sango ihren Bumerang in der Hand, der Mönch fasste nach seinem rechten Handgelenk. Kagome bemerkte die Verteidigungsbereitschaft der beiden und auch, wenn sie keine Gefahr erkennen konnte, die von dem Kind ausging, packte sie ihren Bogen, nahm einen Pfeil. Aber sollte sie wirklich auf die Kleine schießen? Der Spiegel leuchtete kurz auf. „Eine Falle!“ Miroku sah sich rasch um, konnte aber nichts weiter entdecken. Dann jedoch brach er keuchend in die Knie, fiel scheinbar bewusstlos zu Boden. Sango schleuderte den Bumerang auf das weiße Mädchen. Kanna richtete den Spiegel auf die Dämonenjägerin, ohne sich um die schwere Waffe zu kümmern, die auf sie zuraste. Sie wusste, dass Kagura ihre Verteidigung übernehmen würde. Eine heftige Windböe, ein kleiner Tornado entstand vermeintlich aus dem Nichts, wirbelte der Waffe entgegen. Diese schien in der Luft zu erstarren, ehe der Bumerang harmlos auf die Erde fiel. Sango stöhnte auf. Sie hatte solch einen seltsamen Schmerz noch nie empfunden. Es war fast, als würde jemand ihr Leben aussaugen. Sie brach in die Knie: „Der Spiegel!“ brachte sie hervor. Es musste der Spiegel sein. Kagome hatte es gehört. Jetzt erst bemerkte sie die dunkelhaarige junge Frau, die rechts aus den Büschen erschien. Dahinter erkannte sie Dämonenkrieger. Es war in der Tat eine Falle, begriff sie, und was immer dieses Kind mit seinem Spiegel machte – es hatte bereits Sango und Miroku außer Gefecht gesetzt. Wo steckte eigentlich Inuyasha, wenn man ihn brauchte? Aber dann dachte sie nicht weiter nach. Die einzige Möglichkeit, den beiden zu helfen war sicher, den Spiegel zu zerstören. So ließ sie ihren Pfeil von der Sehne schnellen. Dieser leuchtete auf, wie sie es nur bei Kikyou schon einmal gesehen hatte. „Ein Seelenpfeil“, stellte Kagura fest. Dieses Mädchen musste eine mächtige Priesterin sein, denn nur solche verfügten über diese Fähigkeit: „Kanna!“ Das Mädchen hob den Spiegel bereits erneut, in Richtung auf das Geschoss. „Seelenpfeil oder Seele“, sagte Kanna leise: „Alles gehört dem Spiegel…“ „Nehmt die Priesterin mit zum Fürsten.“ Kagura war erleichtert, dass anscheinend alles so einfach klappte. Fürst Naraku konnte äußerst unangenehm werden. Die Krieger liefen sofort los. Kagome legte den nächsten Pfeil an, noch ehe sie sah, was aus dem ersten wurde. Es war eindeutig, diese Unbekannten waren hinter ihr her, und ihr war klar, warum. Naraku. Sie ließ die Sehne los. Noch nie in ihrem Leben hatte sie auf Krieger der ersten Klasse geschossen und aus Zeitmangel und Aufregung nicht gezielt. So sauste der Pfeil harmlos an den Dämonen vorbei, die in atemberaubendem Tempo fast schon bei dem Menschenmädchen waren. Der Seelenpfeil drang unterdessen in den Spiegel ein, versank in der Oberfläche. Kanna stöhnte auf. „Was ist?“ fragte Kagura sofort. „Der Spiegel…“ Es knackste darin, dann brach die Oberfläche. Kagome wollte weglaufen, wollte…aber da waren die Krieger schon bei ihr, packten sie: „Lasst mich los!“ schrie sie auf, versuchte, sich loszureißen. Aber dann erstarrte sie vor dem seltsamen Schauspiel, das sich ihr bot. Aus dem Riss im Spiegel drang blendende Helligkeit. „Sie hat ihn zerstört“, stellte Kanna sachlich fest. „Das wird Fürst Naraku nicht freuen.“ „Mist“, murmelte Kagura: „Aber er kann sein Mütchen ja an dir kühlen, Priesterin. Nehmt sie mit.“ Kagome wand sich im Griff der Dämonenkrieger, auch, wenn ihr klar war, dass das sinnlos war. Aber diese Ankündigung der Unbekannten klang wirklich nicht sonderlich gut. Wo war nur Inuyasha? Und was war mit Miroku und Sango geschehen? Seele? Seelenpfeil? Was hatte das mit dem Spiegel zu tun? „Lasst mich in Ruhe!“ Die Krieger zerrten sie weg. Kanna warf einen Blick auf den geborstenen Spiegel. Die Helligkeit war erloschen, jetzt erschienen weiße runde Gebilde aus der glänzenden Oberfläche, die in die Luft stiegen: „Die Seelen werden frei...“ sagte sie. Und ließ ihr nun nutzloses Werkzeug fallen. „Komm schon“, drängte Kagura. Sie mussten zurück, die Priesterin ausliefern. Hoffentlich würde der Fürst diese für die Zerstörung des Spiegels bestrafen, nicht seine Mitarbeiterinnen. „Ich werde sofort primitive Dämonen herschicken, die die beiden da fressen können.“ Inuyasha war ein ganzes Stück entfernt gewesen, als der Wind aufgefrischt hatte, ihm Nachrichten zutrug. Erstaunt konnte er seine Freunde wittern. Warum hatten die nicht auf ihn gewartet, sondern waren ihm hinterher gegangen? Und was bedeutete dieser andere Geruch? Naraku? So war er losgerannt, so schnell er konnte, sicher, dass etwas schief gelaufen war. Mit gewisser Überraschung betrachtete er das Bild vor sich. Sango und Miroku lagen regungslos auf dem Boden, ein Stück entfernt ein gebrochener Spiegel, aus dem weiße Gebilde traten. Zwei davon flogen auf seine Freunde zu. Aber wo war Kagome? Hatte Naraku sie etwa in seine Gewalt gebracht? Wollte er jetzt auch sie umbringen? Wegen dem eigenartigen Juwel der Vier Seelen? Der Prinz murmelte einen Fluch. Dieser Fürst war wirklich ein mieser Kerl. Aber was sollte er nun machen? Was war hier passiert? Sollte er diese weißen Kugeln zerstören? Aber etwas warnte ihn davor. Er fuhr herum, als er einen weiteren Geruch in die Nase bekam. Eine Gruppe primitiver Dämonen flog heran. Auch das noch! Er zog sein Schwert. Er hatte wirklich keine Zeit sich zu lange mit diesem Abschaum zu beschäftigen. Seine Freunde brauchten seine Hilfe, und vermutlich vor allem Kagome. Er hatte doch gesagt, er würde sie beschützen und hatte ihrer Mutter versprochen, dass sie nicht zwei Töchter verlieren würde. Mit gewisser Wut im Bauch schlug er auf der unsichtbaren Linie der Windnarbe zu, die er mit diesem Schwert fühlen konnte. Und mit einem einzigen Hieb waren die angreifenden Dämonen zerstört. „Das...beeindruckt mich immer wieder, “ sagte jemand matt hinter ihm. „Miroku!“ Er fuhr herum: „Was ist passiert? Wo ist Kagome?“ Und da sich auch die Dämonenjägerin bewegte: „Sango, alles in Ordnung?“ „Ja, danke.“ Sie setzte sich auf, warf einen Blick um sich: „Kagome muss den Spiegel noch zerstört haben…“ „Was ist hier passiert?“ Er schob sein Schwert zurück. Der Mönch erhob sich mühsam: „Es war ein Kind da, ein seltsames Mädchen mit dem Spiegel. Sie richtete ihn auf uns und dann hatte ich das Gefühl, als ob mir die Seele aus dem Leib gerissen wurde.“ Er bot Sango die Hand, um ihr aufzuhelfen. „Danke. - Ja, ich auch. Ich warnte Kagome noch, dass der Spiegel gefährlich sei. Anscheinend ist es ihr noch gelungen, ihn zu zerstören. Aber ich fürchte, dann haben sie sie entführt.“ „Naraku? Dann hat er jetzt auch ihre Hälfte des Juwels?“ Inuyasha ballte die Fäuste: „Wenn ihr etwas passiert….“ Dann hatte er komplett versagt. „Nein, die andere Hälfte des Juwels habe ich.“ Miroku machte eine Handbewegung: „Sie gab es mir.“ Scheinbar gedankenverloren strich er über das Hinterteil seiner Partnerin: „Aber das bedeutet natürlich…“ Sango fuhr herum. Ihre Hand klatschte auf die Wange des Mönches. Sachlich fuhr sie fort: „Das bedeutet, dass der Fürst von Kagome wird wissen wollen, wo die andere Hälfte ist. Und dass er uns beobachtet hat.“ „Musst du immer gleich so zuschlagen?“ murrte Miroku: „Ich habe dich kaum berührt….“ Sie ignorierte ihn: „Inuyasha, wir müssen uns beeilen.“ „Das weiß ich auch.“ Der Halbdämon drehte sich um: „Und spätestens, wenn sie sagt, dass Miroku das Teil hat, wird Naraku uns erneut angreifen lassen. Er ist ja anscheinend wie wild hinter diesem Juwel her. Warum auch immer.“ „Er will die Macht, die es verspricht.“ Sango legte sich ihren Bumerang wieder um: „Er will stärker werden. Und vermutlich will er gegen deinen Vater vorgehen.“ „Da kann er lange wollen. Gegen Vater kommt doch keiner an.“ „Wer weiß.“ Miroku rieb sich die schmerzende Wange: „Immerhin ist Naraku jetzt schon mächtig genug, Hölleninsekten beschwören zu können und sich so einen Spiegel zu beschaffen, der anscheinend Seelen rauben kann.“ „Los jetzt.“ Inuyasha verlor die Geduld. Sesshoumaru blieb auf der Hügelkuppe stehen. Vor ihm dehnten sich die weiten Ebenen des 19. Bezirks. Und mitten darin lag die Stadt Ehime, die sich auf ihr großes Friedensfest vorbereitete. Pilger wanderten bereits auf den Straßen dorthin. „Jaken.“ „Ja, mein Herr?“ Der kleine Dämon eilte heran. „Geh mit Rin nach Ehime, auf das Fest.“ „Äh, ja, natürlich. Und was tut Ihr?“ Jaken war erstaunt. Bis eben hatte er geglaubt, der Prinz wollte sich ebenfalls auf das Fest begeben, immerhin hatte der das doch seinem Vater gesagt. Und bis zu diesem Moment hatte er nicht angenommen, dass der Kronprinz den Herrscher belügen würde. Oder hatte er das etwa nie behauptet? Sesshoumaru wandte nur etwas den Kopf, musterte seinen Sekretär, aber der verneigte sich eiligst: „Ich bitte um Vergebung, natürlich geht mich das nichts an…..“ Er sah zu dem Drachen und dessen Reiterin: „Du hast doch gehört, was Seine Gnaden gesagt hat. Komm.“ Die beiden machten sich auf den Weg. Der Kronprinz wandte sich dagegen in Richtung Osten, in Richtung auf den 18. Bezirk. ************************************************************ Der Spiegel ist zerstört, aber das heisst nicht, das damit alle Probleme erledigt sind. Im nächsten Kapitel, Zweifel, steckt Kagome tief in der Klemme und Inuyasha entwickelt einen Plan..... Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 8: Zweifel ------------------ Ihr traut Inuyasha keinen Plan zu? Dabei hat er einen.... Arme Kagome. 8. Zweifel Kagome spürte, wie eine eisige Angst durch ihren Körper kroch. Die Dämonenkrieger hatten sie mit sich getragen, zu einem Schloss, das inmitten eines kreisrunden Tales lag. Es war ein ehemaliger Krater, aber daran dachte sie in dieser Situation nicht. Jetzt zerrten sie sie einen Kellergang entlang. Fackeln beleuchteten ihn nur matt. Sie erkannte dennoch an der Seite Käfige, in denen Menschen und Dämonen saßen. „Lasst mich...“ brachte sie hervor, auch, wenn sie wusste, dass das vollkommen sinnlos war. Aber nie zuvor hatte sie eine solch Schrecken erregende Umgebung gesehen. Eine Tür wurde geöffnet, sie in einen anderen Raum gezogen. Und diesmal wäre sie fast an ihrem eigenen Atem erstickt. Sie hatte Gerüchte gehört, dass es solche Örtlichkeiten gab, aber nie im Leben hätte sie geglaubt, jemals einen derartigen Verhörraum zu betreten. Im Schein der Fackeln erkannte sie Ketten, Fesseln, auch Gebilde, von denen sie hoffte, nie zu erfahren, welchem Zweck sie dienten. Auf einem Kohlebecken lagen rotglühende Zangen. Ein junger Mann trat aus den Schatten. Kagome fand, dass er ein wenig Ähnlichkeit mit dem Mädchen besaß, das den Spiegel gehalten hatte. Er musterte sie und sie hob unwillkürlich trotzig den Kopf. „Oh, eine Priesterin, wie ungewöhnlich…“ „Der Fürst will sie persönlich verhören, Inquisitor“, erklärte einer der Krieger. „Dann kettet sie dort an.“ Kagome wurde auf die Seite gezogen, ihre Arme empor gerissen. Metall schloss sich um ihre Handgelenke. Instinktiv versuchte sie, an den Ketten zu zerren, aber es war natürlich sinnlos. Der Fürst würde selbst kommen? Und sie sicher nach der anderen Hälfte des Juwels fragen. Aber sie durfte ihm nicht sagen, dass Miroku sie hatte. Solange er nicht wusste, wo die andere Hälfte war, musste er sie am Leben lassen. Und Inuyasha würde doch kommen, bestimmt. Er hatte immerhin gesagt, er würde auf sie aufpassen. Sie konnte dennoch einen Schauder nicht unterdrücken, als sie sich wieder in dem Raum umsah. Der Versuch, Zeit gewinnen zu wollen, würde gewiss schmerzhaft werden. Und sie war wirklich nicht sicher, ob sie nicht gleich nachgeben sollte, oder sogar aufgeben sollte. Aber dann tadelte sie sich selbst. Dieser Naraku war schuld am Tod ihrer Schwester. Niemals würde sie sich ihm freiwillig fügen. Die Tür öffnete sich. Die Krieger, der Inquisitor verneigten sich. Kagome wusste, dass der Eintretende der Provinzfürst sein musste. Er sah so jung aus, nicht einmal schlecht, fand sie, aber als sie in seine dunklen Augen blickte, hatte sie das Gefühl, in einen tiefen Abgrund zu starren. Sie konnte diesem Blick nicht standhalten und sah lieber zu dem Inquisitor, der ein wenig auf die Seite wich. „Eine kleine Priesterin“, sagte der Dämonenfürst: „Und, wie ich sehe, eindeutig die Schwester von Kikyou. Die Ähnlichkeit ist bemerkenswert.“ Er blieb vor ihr stehen, legte die Hand an ihren Ausschnitt, zog ihn ein wenig auf: „Du hast die Hälfte also nicht um den Hals. Ich dachte mir schon, dass du kaum so dumm wärst. Wo ist sie?“ Kagome schluckte. Seine Stimme klang so weich, so sanft, aber gerade das verursachte ihr mehr Furcht in ihr, als es ein Anschreien getan hätte. Sie sah etwas auf. Um seinen Hals lag Kikyous Kette, das halbe Juwel der Vier Seelen. „Warum willst du…wollt Ihr das Juwel haben?“ Sie war ihm ausgeliefert. Und wenn sie mit Reden Zeit gewinnen konnte, bis Inuyasha da war, war das nur gut. „Ihr Menschen könnt doch damit gar nicht umgehen. Ich höre.“ Und da sie die Lippen zusammenpresste: „Oh, da will jemand mutig sein?“ „Ihr seid ein Raubmörder!“ fauchte sie jäh, in einer seltsamen Mischung aus hilflosem Zorn und panischer Angst: „Ihr habt meine Schwester auf dem Gewissen. Und da soll ich Euch helfen?“ Der Inquisitor machte unwillkürlich einen Schritt nach vorn, aber Fürst Naraku hob die Hand, und so blieb er stehen. „Tatsächlich, da versucht jemand zu beißen? Genauso arrogant wie die Schwester. Nun, wir werden ja sehen, wie lange diese Fassade hält, wenn Hakudoshi dich genauer befragt.“ Naraku wandte den Kopf: „Er hat durchaus ein gewisses Talent. Und am Schluss, meine Kleine, wirst du mir nicht nur sagen, wo die Hälfte des Juwels ist, sondern alles tun, was immer ich will. – Hakudoshi, wenn du sie verhörst, richte keine dauerhaften Schäden an. Ich möchte sie noch in meinem Bett verwenden können.“ „Wie Ihr befehlt, Fürstliche Gnaden“, sagte der Inquisitor. Kagome wich instinktiv zurück, soweit es die Kette erlaubte. Das waren alles andere als gute Aussichten. Sie spürte, wie sie zu zittern begann, und sie wusste genau, dass dies den beiden Dämonen vor ihr nicht entgehen würde. Inuyasha, dachte sie verzweifelt. Bitte, komm. Sie wusste nicht, was er tun würde, oder überhaupt tun konnte, aber Sango hatte doch gesagt, er sei ein so starker Kämpfer. Außerdem war er doch der Prinz…und ihre einzige Hoffnung. Naraku verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen, und Hakudoshi trat langsam zu der Gefangenen: „Nun gut, Priesterin.“ Er hatte schon viele Verhöre geführt und kannte die Anzeichen von Furcht und Verzweiflung. Dieses Mädchen hier würde versuchen zu schweigen. Das konnte amüsant werden. Fast freundlich sagte er: „Jetzt wollen wir uns doch einmal über die andere Hälfte des Juwels unterhalten.“ „Was tust du da, Myouga?“ Der kleine Flohgeist fuhr herum, starrte überrascht auf seinen Gebieter: „Herr? Ihr seid auf? Geht es Euch besser?“ In den goldfarbenen Augen des Herrschers lag eindeutig wieder Energie, ein eigenständiger Willen. War die seltsame Krankheit vorüber? „Ich habe dich etwas gefragt.“ „Ich…ich habe Eure Audienzen abgesagt“, gestand Myouga. Es half nichts, den Herrn anzulügen. Er merkte es immer sofort. „Seit wann entscheidest du über mich?“ „Äh...es war der Befehl des Prinzen Sesshoumaru, Hoheit.“ „Sesshoumaru. – Ich denke, du solltest mir mal erzählen, was die letzten Tage genau passiert ist.“ „Ihr…nun, Ihr ward ein wenig unpässlich, schien mir. Und Eure beiden Söhne….also, sie haben es bemerkt, ja.“ „Inuyasha wollte einfache Dämonen jagen und bat mich, ihn gehen zu lassen.“ „Ja.“ Der Flohgeist sah ein wenig misstrauisch zu seinem Herrn. Irgendwie klangen diese Fragen so, als sei dieser sich nicht sicher, alles zu wissen, was in den letzten Tagen geschehen war. „Prinz Inuyasha war sehr zornig, da die Priesterin, Kikyou, von einfachen Dämonen getötet worden war, als sie zu Fürst Naraku reisen sollte. Das hattet Ihr ja angeordnet.“ „Ja.“ Der Inu no Taishou ging zurück auf seinen Platz, setzte sich: „Und Sesshoumaru war unterwegs, wegen einem Aufstand, kam aber später zurück. Er…er hatte ein Menschenmädchen dabei.“ „Ja, Herr. Sie soll sich um seinen Drachen kümmern. Jetzt ist er mit ihr und Jaken unterwegs nach Ehime.“ „Ehime. Und wohin ist Inuyasha mit seinen Leuten?“ „Äh….ich glaube, in den 17. Bezirk.“ Der Herrscher sah nachdenklich zu Boden. Die letzten Tage...er hatte sich so müde gefühlt, wie nie zuvor in seinem Leben, hatte nur mit Mühe seine Gedanken auch nur einigermaßen klar behalten können. Jetzt war er wieder gesund. Gesund? War er wirklich krank gewesen? Wenn ja, war das eine ungewöhnliche Krankheit. Dämonen erkrankten nie. Und schon gar nicht im Gemüt. Eher sah das nun so aus, als sei ein Bannspruch über ihn gelegt worden, der eben erloschen war. Aber wer sollte es gewagt haben, das bei ihm zu versuchen? Das wäre Hochverrat. Eigentlich blieben nicht viele Alternativen. Er erinnerte sich, dass Naraku bei ihm gewesen war, der neue Fürst aus dem 18. Bezirk. Und dieser hatte ihn vor einer Verschwörung gewarnt, in der sehr hoch stehende Personen mitwirken sollten. Naraku hatte den Namen nicht ausdrücklich genannt, aber da kam nur sein ältester Sohn in Betracht. Ja, darum hatte er auch Sesshoumaru im Schloss behalten wollen. Und nun war dieser unterwegs zu einem Friedensfest mit einem kleinen Menschenkind und Jaken. Das sah eigentlich nicht nach einer Verschwörung aus. Überdies stümperte Sesshoumaru nicht. Falls dieser ihm einen Bann aufgehalst hatte, wäre er nie gegangen, sondern hätte gleich zugeschlagen, solange sein Vater unpässlich war. Hm. Aber wer dann? Inuyasha? Der konnte nicht mit Bannsprüchen umgehen, selbst, wenn es um sein Leben ginge. Die Menschen bei ihm eher, aber keiner von denen war in seine Nähe gekommen. Überdies war er kein Irgendwer, sondern der mächtigste Dämon weit und breit. Also, wer? Wer hatte es gewagt und vor allem auch geschafft, seine Seele in solch einen Nebel zu schicken? Seine Seele? Der Inu no Taishou richtete sich auf. Was immer auch geschehen war, irgendetwas oder irgendwer hatte ihn befreit. So hatte er seine Handlungsfähigkeit wieder bekommen. Er musste rasch zuschlagen, den Verräter fassen „Myouga!“ „Mein Gebieter?“ „Schick Kouga los. Er soll alle verfügbaren Krieger holen, vor die Stadt bringen. Wir brechen unverzüglich auf.“ „Ja, Hoheit.“ Der Flohgeist war schon unterwegs. Einen solchen Befehl hatte er noch nie erhalten. Der Inu no Taishou dachte noch einmal nach. Es gab nur wenige Möglichkeiten. Hatte Naraku Recht und einer seiner Söhne war ein Verräter? Aber falls das so war – warum waren sie gegangen, hatten stattdessen nicht die Krankheit ihres Vaters ausgenutzt? Er erinnerte sich an Inuyashas besorgte Frage, ob er krank sei, an Sesshoumarus fragenden Blick. Sie hatten beide gewusst, dass er kaum fähig war, noch zu reagieren. Oder aber Naraku hatte ihn angelogen. Seine zwei Söhne waren nun im 17. und im 19, Bezirk, beides die Nachbarbezirke. Kaum ein Zufall. Die Frage war nur: arbeiteten sie zusammen gegen Naraku, um diesen zu überführen und ihn, ihren Vater, von seiner Krankheit zu befreien, die beiden aufgefallen war? Oder hatten sie sich auf diesem Umweg aus dem Schloss geschlichen, um sich mit Naraku zu verbünden? Oder, und das war die dritte Möglichkeit, die er sah: standen sie ebenfalls unter einem Bann und wussten nicht mehr genau, was sie taten? So oder so schien die Antwort auf alle Fragen im 18. Bezirk zu liegen. Und er würde sie aus diesem Naraku herausholen. Er erhob sich. „Kagura!“ Die Leiterin des Nachrichtendienstes fuhr erschreckt herum: „Fürstliche Gnaden?“ „Wohin willst du?“ Naraku musterte sie. „Ein Hölleninsekt brachte die Nachricht, ein weißhaariger junger Mann sei auf dem Weg in den 18. Bezirk. Ich wollte das überprüfen.“ „Natürlich ist Inuyasha hier.“ „Ja, vergebt, das meinte ich nicht. Inuyasha müsste doch dort sein, wo wir seine Leute überfallen haben, in Richtung auf den 17. Bezirk. Dieser soll aber aus dem 19. kommen.“ „Hm. Beide Prinzen hier? Das wäre sicher kein ein Zufall. Zu bedauerlich, dass der Spiegel zerstört wurde.“ Der einzige Vorteil, den er nun noch bot, war der, dass sich der Herrscher vermutlich wochenlang von dem Angriff erholen musste. „Dieses Mädchen scheint über gehörige magische Fähigkeiten zu verfügen, erstaunlich für einen Menschen.“ Kagura war erleichtert, dass Naraku nicht auf sie zornig schien. Immerhin hatte sie die Leitung bei dieser Aktion gehabt. „Darf ich gehen, Fürstliche Gnaden, und diese Nachricht überprüfen?“ „Ja. Falls es der Kronprinz ist, erstatte mir unverzüglich Bericht.“ „Ja, mein Fürst.“ Sie eilte davon, ein wenig neugierig, da sie Sesshoumaru noch nie gesehen hatte. Kagura ließ sich von dem Hölleninsekt in die Gegend führen, in der dieses den Fremden gesehen hatte. Vorsichtig verbarg sie sich hinter einem Baum. Tatsächlich, das musste einer der beiden Söhne des Inu no Taishou sein, und zwar der ältere. Der Kronprinz blieb stehen, als er eine Änderung in der Luft wahrnahm: „Was willst du?“ „Oh, da hat aber jemand eine feine Nase.“ Sie beschloss, sich zu zeigen: „ Mein Name ist Kagura. Ich leite den Nachrichtendienst des Fürsten Naraku. – Und, wenn ich mich nicht sehr täusche, seid Ihr Sess...Prinz Sesshoumaru. Darf ich fragen, was Euch hierher führt?“ „Nein.“ Er ging weiter. Interessant. Naraku hatte also einen eigenen Nachrichtendienst aufgebaut? Soweit er wusste, griffen alle anderen Fürsten auf Vaters zurück. Das war billiger und effektiver, da so alle Nachrichten aus allen Bezirken bekamen. Und diese Kagura war postwendend hier aufgetaucht, sobald er den 18. Bezirk betreten hatte. Sie schien fähig zu sein. „Prinz…Bitte, falls Euch der Fürst empfangen soll, muss er es doch zuvor wissen.“ Sesshoumaru sah ja recht gut aus, fand sie. Aber war zu schweigsam. Sie musste wissen, was er hier wollte. „Geh zu Naraku zurück.“ Er beachtete sie nicht weiter. Kagura war klar, dass er nichts weiter sagen würde, beschloss aber einen letzten Versuch zu unternehmen: „Dann werden Euer Gnaden den Fürsten nicht aufsuchen?“ Schweigen. Nun gut. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zum Schloss zurückzukehren. Immerhin konnte sie ihrem Herrn bestätigen, dass der Kronprinz hier war. Sesshoumaru war ein wenig überrascht, als sie sich buchstäblich in Luft auflöste. Sie musste eine der so seltenen Winddämonen sein. Aber für Nachrichtendienste sicher gut geeignet. Dieser Naraku war wirklich ein sehr interessanter Typ. Und damit hochgefährlich. Umso wichtiger war es, ihn auszuschalten. Hoffentlich würde Vater Verständnis für dessen Tod haben, wenn er wieder bei Sinnen war. Aber eigentlich war sich der Prinz da sicher. Inuyasha blieb stehen. Unverzüglich landete Kirara, Sangos dämonische Katze in ihrer Riesenform neben ihm. Die Dämonenjägerin und Miroku hatten es vorgezogen, auf der Katze zu fliegen, da der Prinz ein derartiges Tempo vorgelegt hatte, dem Menschen zu Fuß nicht mehr hatten folgen können. „Du hast es aber eilig“, meinte der Mönch daher auch: „Machst du dir etwa Sorgen um Kagome?“ Inuyasha warf ihm einen kalten Blick zu: „Seit wann bist du so ein Idiot? Glaubst du, Naraku hat sie entführen lassen, um mit ihr ein Gläschen Wein zu trinken?“ „Natürlich nicht. Entschuldige.“ Miroku hatte das Gefühl, gerade die unsichtbare Grenze überschritten zu haben, die trotz aller Freundschaft zwischen der Nummer zwei der Thronfolge der Dämonen und Menschen der zweiten Klasse lag. „Aber entweder hat er noch nicht begonnen, sie zu verhören, oder aber...“ „Oder aber sie ist ein tolles Mädchen.“ Inuyasha witterte: „Denn dann hält sie immer noch dicht.“ Sango nickte: „Sonst wären wir, also, Miroku, schon wieder überfallen worden. Oder wir laufen direkt in eine Falle.“ „Nein. Weit und breit wittere ich weder diese Insekten noch Dämonenkrieger. Aber das Schloss. Trennen wir uns.“ „Du hast einen Plan?“ Die Dämonenjägerin versuchte, nicht ungläubig zu klingen. „Ja. Ich gehe zum Schloss, fordere diesen Naraku heraus und töte ihn. Und ihr beide geht in das Schloss, erledigt die Wachen und holt Kagome raus. Alles klar?“ Die beiden Menschen sahen sich an. Sie hatten einige Einwände gegen diesen Plan, aber das sagte man seinem Prinzen besser nicht, schon gleich nicht, wenn dieser Inuyasha hieß und nicht gerade ein Ausbund an Geduld war. Sie würden eben zusehen müssen, dass sie sich in das Schloss schleichen konnten. Daher meinte Sango nur: „Lass uns aber zehn Minuten Vorsprung. Es wäre besser, wenn wir in dem Moment, in dem du anfängst, alle Augen auf dich zu ziehen, in das Schloss gehen. Möglicherweise sind dann sogar die Hölleninsekten abgelenkt.“ „Gut. Dann verschwindet jetzt.“ Nicht noch eine Schwester sollte sterben, das hatte er Kikyous und Kagomes Mutter versprochen. Nicht noch jemand, der für ihn arbeitete… Dieser Naraku war schon so gut wie tot. „Kirara!“ Sangos Zuruf ließ ihre Katze auffliegen. Miroku fasste seine Partnerin um die Taille: „Nicht hauen“, sagte er hastig: „Ich will nur nicht, dass Inuyasha das hört...“ „Was?“ „Dass sein Plan der idiotischste ist, von dem ich je gehört habe. Naraku ist der Fürst hier und hat sicher Wachen im Schloss. Dämonenkrieger der ersten Klasse. Wie sollen wir an denen vorbeikommen?“ „Wenn du deine Finger nicht gleich von mir nimmst, brauchst du dir da drüber keine Gedanken mehr zu machen!“ „Schon gut.“ Er richtete sich ein wenig auf: „Aber dennoch...“ „Wir müssen eben sehr schlau sein.“ Sango seufzte: „Denn in einem hat er vollkommen recht. Naraku will das komplette Juwel der Vier Seelen. Und er wird Kagome zwingen wollen, ihm zu sagen, wo ihre Hälfte sich befindet. Wir müssen sie da herausholen.“ „Auf jeden Fall.“ Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Im Schloss drehte der Fürst den Kopf, als sich die Tür öffnete. Wie meist lehnte er nachlässig an der Wand, warf einen Blick durch das Fenstergitter hinaus. „Nun, Kagura?“ Seine Agentin ließ sich höflich auf die Knie nieder, neigte den Kopf: „Es ist Sesshoumaru, Fürstliche Gnaden“, bestätigte sie: „Aber er wollte mir nicht sagen, was ihn in den 18. Bezirk getrieben hat.“ „Hm. Sesshoumaru…..“ Naraku erhob sich langsam: „Ich hatte schon in der Hauptstadt das Gefühl, dass wir früher oder später nicht mehr miteinander auskommen würden. Nun gut. Vielleicht ist es sogar besser, die Sache sofort hinter sich zu bringen. Dann werde ich seinem Vater eben vom tragischen Tod seines ersten Sohnes berichten müssen.“ „Ihr wolltet ihn doch als Hochverräter darstellen.“ „Ja. Aber da der Seelenspiegel nun zerstört ist, weiß ich nicht, wie sehr der Inu no Taishou noch unter den Nachwirkungen leidet. Gewöhnlich brauchen die Opfer allerdings Wochen, um sich zu erholen. Ich bräuchte dringend einen neuen. Schick Kanna in den Norden zu den Schneedämonen.“ „Ja, mein Fürst.“ Sie war ein wenig erstaunt. Gewöhnlich besprach er seine Pläne kaum mit ihr Naraku beachtete sie auch nicht mehr weiter, sondern ging aus seinem Arbeitzimmer. Für einen Augenblick war er versucht, Krieger auszuschicken, um den Kronprinzen überfallen zu lassen, aber zum einen war es durchaus möglich, dass die das als Hochverrat auslegen würden, gleich, was er sagen würde. Zum anderen war, auch wenn er wieder unter einem Seelenspiegelbann stand, der Inu no Taishou ein zu mächtiger Dämon, als dass ihn solch ein Tod seines Sohnes nicht stutzig gemacht hätte. Nein, das musste er selbst übernehmen. Und auch, wenn er erst die Hälfte des mystischen Juwels besaß, so konnte er doch spüren, wie sehr sich seine Macht, seine Fähigkeiten schon verstärkt hatten. Der Kampf gegen den Kronprinzen war dann eine gute Prüfung. Danach müsste er nur noch die Dokumente fälschen lassen, die den Hochverrat der Söhne bestätigten. Und auch Inuyasha wäre Geschichte, der Weg für ihn selbst frei. So ging er über den Hof, aus dem Schloss. Er konnte spüren, dass Sesshoumaru in der Gegend war. Die Präsenz eines so mächtigen Dämons war für ihn mit dem Juwel nun leicht einzuordnen. Langsam, fast gemächlich wanderte er daher in die Richtung seines Besuchers bis er auf halbem Weg zwischen dem Steilabfall des ehemaligen Kraters und seinem Schloss stehen blieb. Bei einem Kampf würde da nichts beschädigt werden. Er hob mit einem fast freundlichen Lächeln den Kopf, als er den Prinzen auf sich zukommen sah: „Welch eine Freude, dass sich Euer Gnaden selbst in den 18. Bezirk bemüht.“ Sesshoumaru blieb stehen, musterte ihn kalt: „ Das ist für dich keine Freude.“ „Oh, doch.“ Naraku lächelte wieder: „Mir war klar, dass der mächtige Sesshoumaru früher oder später dahinter kommen würde, was mit seinem Vater geschehen ist. Und dass Ihr natürlich versuchen würdet, mich zu töten.“ „Versuchen?“ Ein leiser, verächtlicher Laut, als der Kronprinz die Hand an sein Schwert legte: „Du redest zuviel. Aber das wird sich ja gleich ändern.“ Er zog die Waffe. Zu seiner gewissen Überraschung drehte sich der Fürst des 18. Bezirks von ihm weg, starrte seitwärts. Aber dann erkannte er die Ursache, als eine vertraute Stimme rief: „Verdammt, Sesshoumaru, halt dich da raus! Der Mistkerl gehört mir!“ Inuyasha kam heran gelaufen, entgeistert, dass sein älterer Bruder sich in seinen Kampf einmischen wollte. Der Kronprinz wandte etwas den Kopf: „Verschwinde, Inuyasha. Vaters Ehre ist meine Sache.“ „Und Kagome meine. Dieser Idiot hat sie entführt.“ Naraku lächelte erneut: „Heute ist mein Glückstag. So kann ich euch gleich alle beide in die Hölle schicken. Und dann ist mein Weg frei.“ Er wich etwas zurück, ehe er sein Obergewand von den Schultern gleiten ließ. ************************************************* Tja, bezüglich Sesshoumaru musste Naraku seinen Plan mangels Seelenspiegel schon mal ändern. Die Überraschungsbesucher hatte er so auch nicht vorhergesehen. Das nächste Kapitel heisst: Kampf. Fragt sich nur, wer alles gegen wen alles... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn das neue Kapitel online ist. bye hotep Kapitel 9: Kampf ---------------- Einige von euch haben es sich schon gedacht: der Inu no Taishou ist zwar aus dem Bann erwacht, aber so ganz fit dürfte er sich noch nicht fühlen. Und seine Söhne demonstrieren geschwisterliche Eintracht... 9. Kampf Die Halbbrüder beachteten den Fürsten gar nicht, der langsam sein Gewand von den Schultern gleiten ließ, sondern starrten sich gegenseitig an, beide bereits das Schwert in der Hand. „Er hat Kikyou umbringen lassen und jetzt Kagome entführt!“ sagte Inuyasha aufgebracht. „Glaubst du wirklich, dass ich den Mistkerl dir überlasse?“ „Er hat Hochverrat in mehrfachem Sinn begangen. Damit gehört er mir.“ Sesshoumaru klang eisig. Naraku dachte rasch nach. Mit beiden Prinzen gleichzeitig hatte er nicht gerechnet. Sollte er seine Krieger rufen? Andererseits trug er zumindest das halbe Juwel der Vier Seelen und er war neugierig, wie sich diese neue Fähigkeit des mächtigen Bannkreises, die es ihm verlieh, auswirken würde. Falls er zu sehr in die Bedrängnis kommen würde, könnte er immer noch seine Dämonenkrieger herbeirufen. Bislang jedoch sah es nicht so aus, als ob die Halbbrüder gemeinsam gegen ihn losziehen würden. Eher machten sie den Eindruck einander an die Kehle gehen zu wollen. Und mit einem allein würde er jederzeit fertig werden, da war er sicher. Er konzentrierte sich, begann die Verwandlung in seine wahre Gestalt. Den Körper des Dämonenprinzen hatte er nur angenommen, als er ihn absorbiert hatte. „Ach ja?“ fauchte Inuyasha derweil: „Dann sieh mal zu, was du hiergegen tun willst! Wind…“ Er drehte sich um, wollte seine Attacke schlagen, erstarrte jedoch: „Ja, wie sieht der denn auf einmal aus?“ Denn statt des durchaus menschlich aussehenden jungen Fürsten war nur noch dessen Oberkörper zu sehen. Viele seltsame schlangenartige Auswüchse kamen aus den Schultern, das Unten war ein unförmiger, aber insektenähnlicher Körper. Solch einen Dämon hatte er noch nie gesehen. „Hmpf.“ Der Kommentar des Kronprinzen verriet ebenso seine Verachtung, wie der eisige Blick, den er auf den Fürsten warf: „Also nicht einmal ein richtiger Dämon. Ein armseliges Sammelsurium.“ „Nicht ganz so armselig.“ Naraku lächelte ein wenig, als seine Ausleger auf die beiden Prinzen losschossen, die sich mit raschen Sprüngen in Sicherheit brachten, dann allerdings ihrerseits zum Angriff übergingen, jedoch, wie er bereits erwartet hatte, keinesfalls gemeinsam. Er hatte so viele Auswüchse - einer würde schon treffen. Und dann könnte er die Energie seines Opfers in sich aufnehmen. Ein Grund, warum er so mächtig geworden war, dass er seine Blicke auf den Platz des Herrschers richten konnte. Obendrein war es für einen Angreifer fast unmöglich durch seinen Bannkreis zu kommen. Vielleicht sollte er sich als erstes auf Inuyasha konzentrieren. Das war doch mit Sicherheit der schwächere der Prinzen? Aber der schwenkte sein Schwert so eigenartig. Zu Vorsicht sollte er auch gegen ihn den Bannkreis errichten. Der Inquisitor musterte Kagome noch einmal, ehe er meinte: „Du willst mir nicht verraten, wo die andere Hälfte des Juwels ist, nicht wahr? Aber das solltest du wirklich tun, ehe du Schmerzen erleidest.“ In der jungen Priesterin zog sich alles zusammen. Aber sie meinte tapfer: „Das Juwel ist ein Familienerbstück. Und es gehört mir, nicht Fürst Naraku.“ „Der Fürst will wissen, wo sich die zweite Hälfte befindet. Und ich werde diese Auskunft für ihn bekommen.“ Hakudoshi sah ihr in die Augen: „Sei klug. Und erspare dir und mir, was sonst kommen wird.“ Aber er war sicher, dass sie das nicht tun würde. So nickte er zu einem der Krieger, der zur Wand trat, an einem Rad dort drehte. Kagome keuchte vor Überraschung und Schmerz, als sie an ihrer Handfessel emporgezogen wurde, nun nicht mehr stehen konnte. Die Ketten schnürten in ihre Handgelenke, als sie mit ihrem Gewicht nur an diesen hing. Aber sie wusste, es würde noch weitaus schlimmer werden. Der Inquisitor klang sanft: „Rede. Und deine Qual wird sofort aufhören.“ Kagome sah geradeaus. Es war eine Versuchung…Aber diese Mistkerle hatten ihre Schwester ermordet, um an das Juwel zu kommen, das sollte ihnen nie vollständig gelingen! Und ganz sicher war Inuyasha bald da, Sango und Miroku. Sie musste nur noch ein wenig durchhalten. Überdies ärgerte ihr Schweigen diesen Mistkerl, und auch Naraku. Und das war wenigstens eine, wenn auch armselige, Genugtuung. Hakudoshi sah seitwärts: „Gewichte.“ Kagome versuchte, nach den Kriegern zu treten, die nun zu ihr kamen, aber diese kannten ihre Arbeit nur zu gut, banden Steine an ihre Knöchel, die sie nach unten zogen. Sie schrie unwillkürlich auf, es fühlte sich an, als ob glühende Pfeile durch ihre Schultern schossen. „Im Keller sind sicher noch Wachen“, flüsterte Sango. Sie waren in das Schloss gelangt, durch die Dienerpforte, während sich, wie erwartet, alle Wachen, Dienstboten nach vorne drängten, um den Kampf ihres Fürsten mit Inuyasha anzusehen. Dass auch Sesshoumaru dazu gestoßen war, hatten die beiden Menschen nicht bemerken können. Nun standen sie in der Vorhalle, hatten eine schmale Treppe gefunden, die hinab, unter das Schloss führte. „Ja, denke ich auch, mindestens zwei Mann oder so. Und die haben von dem Kampf vor dem Schloss sicher noch nichts mitbekommen, “ gab Miroku leise zurück: „Lass deinen Bumerang hier. Wir spielen Gefangenenbesucher. Vielleicht kommen wir so nahe genug an sie heran, dass wir sie lautlos ausschalten können. Immerhin haben sie mit Kagome eine Geisel.“ „Gut.“ Die Dämonenjägerin lehnte ihre Waffe an die Wand hinter einer Säule: „Wir werden sehr leise sein müssen.“ Und so huschten beide die Wendeltreppe hinunter, der Mönch voran. Auf der letzten Stufe blieb er stehen, versuchte um die Pfeiler zu spähen. Ein Gang, beleuchtet mit Fackeln, Käfige mit gefangenen Dämonen und Menschen darin. Das war schlecht, falls diese auf sie aufmerksam wurden oder gar anfingen, zu schreien. Aber an der linken Gangwand befand sich eine Nische oder ein Eingang zu einem Zimmer. Von dort hörte er Stimmen, zwei Männer, sicher die Wache. Würfel rollten, dann lachte einer auf. Er dankte im Stillen den Göttern, dass es sich dabei um Menschen zu handeln schien. Dann könnten sie sie ausschalten. Er wandte den Kopf. Seine Partnerin hob die Hand, zwei Finger ausgestreckt. Zwei Wachposten? meinte sie damit. Er nickte, verschränkte dann die Arme, senkte den Kopf und betrat den Gang. Sango folgte ihm unverzüglich, bemüht um ähnlich demütige Haltung. Die Gefangenen betrachteten sie zwar, aber keiner sagte etwas. Die Dämonenjägerin konnte sich nur zu gut den Grund denken, als sie mehr zufällig in die Augen des einen Gefangenen sah. Sie wirkten leblos, wie tot. Diese Wesen hier waren gebrochen worden. Hoffentlich war das nicht auch schon mit Kagome geschehen. Sie hatten fast schon die beiden Wachen erreicht, als einer aufsah: „Nanu, ein Mönch? Und dann noch in so hübscher Begleitung? Heute soll doch gar kein Mensch hingerichtet werden?“ Miroku nickte im Nähergehen, um die beiden zu täuschen und hob ein wenig die Hände: „Da liegt wohl ein Irrtum vor“, sagte er höflich, dann war er neben dem Tisch der Wachen, Sango folgte ihm direkt. Mit aller Kraft schlug sie hinter dem Rücken des Mönchs die rechte Handkante in das Genick des Wächters. Der andere sah seinen Kameraden zusammensacken und sprang auf. Miroku reagierte sofort, bückte sich, packte die Tischplatte, um sie hochzustemmen und gegen den überraschten Wachposten zu drücken, diesen gegen die Wand zu pressen. Der sackte zusammen. „Na, klappt doch“, keuchte der Mönch. „Beide bewusstlos, “ teilte Sango sachlich mit, während sie sich schon bückte, um ihrem Opfer den Waffengürtel abzuziehen und ihn damit zu fesseln. Miroku folgte ihrem Beispiel. Um sicher zu gehen, rissen sie Stofffetzen aus der Kleidung der Wachen, knebelten diese, ehe sie sie so an die Wand lehnten, dass sie nicht auf den ersten Blick bemerkt werden konnten. Dann liefen sie weiter, in Richtung der Tür am Ende des Flures. Beide erstarrten, als dahinter ein Aufschrei zu hören war. „Kagome!“ flüsterte Sango entsetzt. Die Frage war nur, wie viele Krieger waren ebenfalls da drin? Waren das ebenso Menschen wie diese beiden Wächter oder Dämonen? Letzteres konnte schwierig werden. Dämonenkrieger der ersten Klasse waren auch für sie beide mehr als ernstzunehmende Gegner. Im nächsten Moment fühlte sie sich umarmt, an die Wand gezogen. Automatisch wollte sie dem manchmal so lüsternen Mönch eine Ohrfeige verpassen, aber sie ließ es schleunigst sein, als sie begriff, dass er eher als sie erkannt hatte, dass sich die Tür öffnete. So standen sie beide dahinter, in Deckung. Zwei Dämonenkrieger kamen heraus. Ohne sich umzudrehen, fasste einer zurück, verfehlte dabei um Haaresbreite Sango, als er die Tür wieder zufallen ließ. Die beiden Menschen wagten nicht zu atmen. Erst, als die Krieger ohne Zeichen der Beunruhigung an der Nische mit den gefesselten Wächter vorbei waren, die Treppe emporstiegen, holten sie Luft. Das war mehr Glück als Verstand gewesen. War jetzt noch jemand bei Kagome? Miroku ließ seine Partnerin los und beugte sich vor, lauschte an der Tür. Da er nichts hören konnte, glaubte er, guten Gewissens annehmen zu können, dass niemand außer Kagome mehr dort war. Aber natürlich war es besser, vorsichtig zu sein. Ihre Glückssträhne konnte rasch enden. Er nickte zu Sango, als er zurückwich, die Linke an sein anderes Handgelenk legte. Die Dämonenjägerin verstand und fasste nach dem Türgriff. Ruckartig riss sie die Tür auf. Im nächsten Augenblick war der Mönch an ihr vorbei, die Hand schon an der Bannkette, die seine Rechte umschloss. Erschreckt erkannte er Kagome, die dort hing, aber sonst war niemand in dem Raum festzustellen. Jahrelange Übung ließ ihn dennoch gründlich alle Ecken des Verhörraumes mustern, immer darauf gefasst, dass ein Dämon aus den Schatten kam. Derweil rannte Sango zu Kagome, die tränenüberströmt an den Ketten hing, jetzt aber erleichtert aufsah: „Sango ….Miroku…“ brachte sie freudig hervor. „Gleich hole ich dich da runter!“ Sango bückte sich zunächst, löste die Gewichte, dann die Handfesseln. Dabei erkannte sie, dass Kagome zumindest einen heftigen Schlag über den Rücken bekommen haben musste. Das Priesterinnengewand war zerrissen, darunter lag eine tiefe, blutende Wunde: „Hast du gesagt, dass Miroku…?“ fragte sie dennoch. „Ich...ich habe nichts gesagt. Aber der…der Inquisitor, dieser Hakudoshi...ist auf einmal in einem roten Energieball verschwunden.“ Kagome versuchte, sich zusammenzureißen. Das war sicher wichtig. Miroku kam heran, fasste sie um die Taille um zu verhindern, dass sie stürzte, als ihre Hände befreit wurden. „Kommt, wir müssen hier rasch weg. Inuyasha kämpft vor dem Schloss mit Naraku, um die Krieger abzulenken.“ „Hakudoshi?“ Sango eilte schon zur Tür: „Sagt mir nichts.“ Sie wandte den Kopf: „Geht es, Kagome?“ Die nickte. Es musste einfach gehen. Ihre neuen Partner hatten sie gefunden, wollten sie herausholen und auch der Prinz ging das Risiko eines Kampfes ein, da durfte sie doch nicht schlapp machen, auch, wenn sie sich lieber einfach hingelegt hätte. Ihr zerrissener Rücken schmerzte, ihre Gelenke peinigten sie, aber mit Hilfe des Mönches würde sie es schon schaffen. Und sie verspürte nicht die mindeste Lust, sich länger als zwingend notwendig in diesem verfluchten Schloss aufzuhalten. „Wir gehen am besten wieder durch den kleinen Eingang“, meinte Miroku: „Auch, wenn das weiter ist, aber wir müssen zu Inuyasha, ehe uns einer von Narakus Leuten bemerkt.“ Das war nur logisch. Allein der Prinz konnte ihnen ausreichend Schutz gewähren. Naraku ärgerte sich ein wenig. Noch immer kämpften die Halbbrüder gegen ihn, hatten ihm auch schon Verletzungen zufügen können. Das war ihm im Gegenzug noch nicht gelungen. Und das, obwohl sie noch immer keine gemeinsamen Vorstöße machten. Würden sie zusammenarbeiten, wäre er erledigt. Er musste sich eingestehen, dass er nur mit dem halben Juwel nicht an diese beiden heranreichte. Jeder für sich wäre kaum ein Problem gewesen, aber…. Aber. Er war zu vorsichtig, um nicht entscheiden zu können, dass er so keine Chance mehr hatte. Er musste seine Krieger rufen. Da gerade beide Prinzen wieder seinem Angriff auswichen, warf er unwillkürlich einen Blick zurück zum Schloss. Damit konnte er auch den jenseitigen Kraterrand erkennen. Und er erschrak. Dort standen Dämonen. Leider nicht irgendwelche, das war das Heer des Herrschers. War etwa Inu no Taishou schneller als vorherzusehen gewesen war, aus der Dämmerung seiner Seele erwacht, nachdem der Spiegel zerbrochen war? Gewöhnlich brauchte man Tage zur Erholung. Oder hatte Sesshoumaru diese Männer mitgebracht? Unwahrscheinlich. Aber der Fürst blickte nun auch zu dem Kraterrand vor sich empor Dort standen ebenso Krieger. Dazu erkannte er den Inu no Taishou, der dem Kampf zusah. Das war schlecht. Äußerst schlecht. Falls er seine eigenen Krieger rufen würde, gäbe dieser sicher den Befehl zum Angriff, um seine Söhne zu schützen. Also… Naraku hörte lieber das Grübeln auf, als er hastig einen neuen Bannkreis errichten musste, um der Attacke des Kronprinzen auszuweichen. „Hau endlich ab, Sesshoumaru“, schrie Inuyasha: „Ich will ihn erledigen!“ „Als ob du das könntest.“ Der ältere Prinz landete, fuhr herum, um eine erneuten Angriff zu starten. Im nächsten Moment erkannte er, dass sein Halbbruder schon zwischen ihm und seinem Gegner war: „Aus dem Weg, Inuyasha!“ Er knurrte es mehr, als er es sagte: „Oder ich werde dich mit töten!“ „Träum weiter! Der Kerl hat Kikyou umbringen und Kagome entführen lassen. Er gehört mir!“ Inuyasha schlug erneut ein paar der schlangenartigen Auswüchse ab, die sich ihm näherten. „Was interessieren Menschen im Vergleich zu Vater!“ Die Halbbrüder starrten sich erneut an, ihren Gegner fast vergessend. Naraku hatte es selbstverständlich bemerkt. Und er beschloss, dass er etwas unternehmen musste, wollte er diesen Tag oder auch nur die nächste Stunde überleben. Denn eines war klar: gefährdete er auch nur einen der beiden Idioten vor ihm ernstlich, würde der Vater oben sein Heer angreifen lassen. Zum Glück konnte er mit Hakudoshi in Verbindung treten. „Ich habe keine Ahnung, wovon du Idiot redest!“ fauchte der Halbdämon derweil: „Soll das heißen, dieser Mistkerl war auch an der Krankheit unseres Vaters schuld?“ „Krankheit? Oh, komm, Inuyasha, sogar du müsstest wissen, dass ein Dämon nicht krank wird.“ Sesshoumaru hob sein Schwert: „Es war ein Seelenspiegel.“ „Das Ding, das Kagome zerstört hat?“ Kagome? Interessant, dachte der Kronprinz. Diese Priesterin schien für einen Menschen ungewöhnliche Kräfte zu haben, wenn sie das geschafft hatte. Er sollte sie sich vielleicht einmal ansehen. „Ich denke.“ Er sprang wieder vor, um ein paar dieser Ausläufer abzuschlagen. Leider wuchsen sie nach, wie die Schwänze einer Eidechse. Und es war schwer, ihnen allen auszuweichen und dabei den eigenen Angriff durchzubringen. Aber dieser unverschämte Kerl würde schon noch merken, dass er sich mit dem Falschen angelegt hatte. „Verdammt!“ knirschte Inuyasha, der keine Lust hatte, auf seine Beute zu verzichten. Dieser bescheuerte Fürst war für Kikyous Tod verantwortlich und dafür würde er ihn jetzt bezahlen lassen. „Windnarbe!“ Der Inu no Taishou betrachtete genau die Szene, die sich unten abspielte. Seine beiden Söhne kämpften gegen Naraku, das war eindeutig. Ebenso eindeutig war leider auch, dass sie sich stritten. Der Vater hätte fast geseufzt. Obwohl er das Gefühl beileibe nicht loswurde, dass sie sich irgendwo schon achteten, waren sie so gut wie nie einer Meinung. Immerhin waren sie zusammen hier hergekommen, hatten gemeinsam etwas gegen Naraku unternommen. So gesehen war das schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung, dachte der geplagte Erzeuger. Sesshoumaru spürte eine vertraute Energie. Ein Blick hinauf verriet, dass sein Vater mitsamt seinem Heer eingetroffen war. Damit war Naraku erledigt. Er spürte etwas wie Erleichterung, dass sich Vater so rasch erholt hatte, wie er es erhofft hatte, sobald Naraku tot oder der Spiegel zerstört wäre. Da hatten Inuyashas Menschen einmal etwas wirklich Nützliches getan. Er müsste sich diese Priesterin in der Tat einmal ansehen. Aber zunächst war Naraku fällig. Er blieb stehen, sein Schwert quer vor sich haltend, um alle seine dämonische Energie darin zu sammeln: „Ich rufe den azurblauen Drachen!“ Und die volle Macht des Kronprinzen schoss auf den Fürsten zu. Fast gleichzeitig war Inuyasha stehen geblieben, hatte sich konzentriert. Das musste er jetzt rasch zu Ende bringen, ehe doch noch Sesshoumaru das Wettrennen um den Tod Narakus gewann. Er schwang sein Schwert auf der unsichtbaren Linie: „Windnarbe!“ Die Wucht seines Angriffs riss tiefe Scharten in den Boden, als sie auf ihr Opfer zuraste. Da die Angriffe der Halbbrüder ein gemeinsames Ziel hatten, trafen sie sich, vereinten sich. Es gab eine Explosion, deren Helligkeit alle Zuschauer dazu brachte, die Augen zu schützen. Als sie wieder sehen konnten und die Staubwolken sich gelegt hatten, war ein tiefes Loch an der Stelle, an der Naraku zuvor gestanden hatte. Nur sein Obergewand lag noch dort, wo er es abgelegt hatte. Inuyasha sah wütend seitwärts: „Du musstest dich natürlich einmischen!“ „Wer hat sich hier eingemischt?“ Sesshoumaru ging langsam näher: „Ich habe dir verboten, dich zwischen mich und meine Beute zu stellen.“ „Keh! Als ob du mir etwas verbieten könntest.“ Dem Halbdämon fiel ein, dass er die Hälfte des Juwels der Vier Seelen an Kagome zurückgeben sollte und folgte eilig seinem Bruder zu dem Loch. „Mist“, murmelte er: „Da liegt nichts.“ „Was hast du erwartet?“ Eine Leiche? „Der Mistkerl hatte die Hälfte von diesem Juwel der Vier Seelen, die Kikyou gehörte. Ist das jetzt auch mit zerstört worden?“ Inuyasha presste die Zähne zusammen. Wieso musste er so etwas diesem arroganten Typen erzählen, der ihn sowieso nie für voll nahm? „Unsere beiden Angriffe zusammen waren stark genug, Naraku zu zerlegen. Glaubst du im Ernst, irgendein Juwel hätte das überstanden?“ Aber Sesshoumaru sah sehr nachdenklich auf das Loch im Boden. War Naraku wirklich getötet worden? Oder war es ihm kurz vor der Explosion gelungen, zu verschwinden? Ihm war gewesen, als habe er Magie gespürt. Die Tatsache, dass das halbe Juwel der Vier Seelen mit verschwunden war, war durchaus verdächtig. Der jüngere Prinz sah überrascht auf. Das war ja glatt einmal eine Erklärung gewesen? Da entdeckte er seine Freunde: „Kagome!“ Er rannte hinüber, wo diese sich gerade müde zu Boden ließ: „Wie geht es dir? Du blutest? Tut es sehr weh?“ „Schon gut“, murmelte sie, angetan von der Besorgnis: „Hauptsache, du hast diesen Mistkerl erwischt.“ „Streckfolter und vermutlich Schläge, “ sagte Sango sachlich: „Sie braucht auf alle Fälle einen Heiler.“ „Klar, ich lasse einen aus dem Schloss rufen. Ich...ich muss dir allerdings sagen, dass wir vermutlich mit dem letzten Angriff nicht nur Naraku sondern auch den Teil des Juwels zerlegt haben.“ „Macht nichts.“ Kagome schüttelte den Kopf: „Ich…mir liegt nicht soviel daran. Lieber wäre mir noch gewesen, dass du diesen Hakudoshi auch noch mit umgebracht hättest. Ich würde sicher keine Blumen zu seiner Beerdigung verbrennen.“ „Hakudoshi?“ „Der Inquisitor hier“, erklärte Miroku: „Aber guck mal, wer da ist.“ „Hm?“ Der Prinz drehte sich um: „Hoppla. Vater und das komplette Heer. Dann geht’s ihm also besser.“ Er klang erleichtert und Kagome dachte trotz ihrer Schmerzen, dass ihre Schwester Recht gehabt hatte. Er war irgendwie schon ein netter Kerl. ****************************************************** Doch, das ist er. Zumindest, wenn man nicht gerade Naraku heisst. Hat der Kronpinz recht und der, nun ehemalige, Fürst ist nur getürmt? In dem Fall könnte es noch massiven Ärger geben. Aber im nächsten Kapitel ist erst einmal ein wenig Aufräumen angesagt: Urteile. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Infoens, wennich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 10: Urteile ------------------- Nach dem Kampf und der Aufregung ein ruhigeres Kapitel: 10. Urteile Der Inu no Taishou hatte interessiert den gemeinsamen Angriff seiner Söhne beobachtet, betrachtete jetzt das Ergebnis. Beeindruckend, wie stark sie zusammen waren. Er hatte sie in den letzten Jahren wohl ein wenig aus den Augen verloren, was ihre Kampffähigkeiten anging. Vereinigt konnten sie selbst ihm wirklich gefährlich werden. Kouga trat neben ihn. Sein Blick fiel auf die drei Menschen, die langsam vom Schloss zum Rande des Kampffeldes gingen: „Kagome!“ brachte er bestürzt hervor. Sie hing in den Armen der anderen, offenbar verletzt: „Dieser verdammte, dämliche Bastard hat nicht auf sie aufgepasst…“ Er brach entsetzt ab, als sich eine Hand schwer auf seine Schulter legte, ihn nach unten drückte. Hastig fiel er auf die Knie. Er hatte gerade nicht nur ein Mitglied der Herrscherfamilie beschimpft, sondern zu allem Überfluss auch noch in Gegenwart des Vaters. Gewöhnlich standen darauf schon Schläge, aber wenn der Herrscher nun beschloss, ihn höchstpersönlich zu vierteilen, war das auch dessen Recht. Die Hand auf seiner Schulter wurde weggenommen. „Verzeiht, Hoheit…“ sagte er hastig. Nicht, dass er annahm, dass es noch viel nützen würde: „Ich...ich war so in Sorge um die Priesterin, Kagome, dass ich nicht dachte…“ „In der Tat, du hast nicht gedacht.“ Der Inu no Taishou klang eisig: „Dann tu es jetzt. Welche Strafe steht auf solche Bemerkungen?“ „Äh…nun ….Schläge….“ Kouga presste die Lippen zusammen. Es war unüblich, dass ein Dämon seiner Rangstufe geschlagen wurde, aber es war durchaus schon vorgekommen. „Überdies hast du auch mich beleidigt.“ „Das…das lag wirklich nicht in meiner Absicht, Hoheit.“ Der Wolfsdämon wagte nicht, aufzusehen. „Du bist ein nützlicher Bote, Kouga. Aber überschätze diese Nützlichkeit nicht. Und unterschätze Inuyasha nicht. Das nächste Mal werde ich eine solche Bemerkung nicht mehr überhören.“ „Danke, Hoheit.“ „Und jetzt geh, sag meinen Kriegern, dass sie alle Dämonen im Schloss gefangen nehmen sollen. Menschen können sie laufen lassen. Ich denke nicht, dass Naraku sie in seine Pläne eingeweiht hat.“ Erleichtert machte Kouga, dass er davonkam. Ihm war allerdings klar, dass er sich künftig in Punkto Inuyasha zurückhalten musste. Noch einmal würde er nicht so viel Nachsicht finden. Sesshoumaru wandte sich um, als er seinen Vater näher kommen spürte, neigte höflich den Kopf: „Ich bin erfreut, Euch bei bester Gesundheit wieder zu sehen, verehrter Vater.“ „Was durchaus dein Verdienst und der deines Bruders ist.“ Der Blick des Inu no Taishou wanderte seitwärts, wo sich Inuyasha um die verletzte Priesterin kümmerte, nun aber aufstand und herankam. Die Menschen der Dämonenjägertruppe knieten dagegen nieder. Ein wenig nachdenklich fuhr er fort: „Du sagtest, du begleitest Rin nach Ehime.“ „Ich habe Jaken und Rin dorthin begleitet. Ich selbst wollte nur einen kleinen Umweg machen.“ Sesshoumaru war ein wenig unangenehm berührt. „Du weißt, was geschehen ist?“ Das war jetzt wichtiger. „Ja, verehrter Vater.“ Immerhin hakte der nicht weiter nach. „Naraku hat Euch mit einem Seelenspiegel attackiert. Inuyasha sagte, dass seine Priesterin ihn zerstörte.“ Der Inu no Taishou sah zu seinem zweiten Sohn, der herangekommen war: „Deine Priesterin? Was trieb dich denn hierher, Inuyasha? Wolltest du nicht in den 17. Bezirk, dort die einfachen Dämonen jagen?“ „Ihr seid wieder gesund, Vater? Das ist gut.“ Aber der jüngere Prinz fuhr erklärend fort: „Es war seltsam, dass …dass Kikyou so von primitiven Dämonen überfallen und getötet wurde, noch seltsamer, dass ihr das Juwel der Vier Seelen gestohlen wurde. Zum Glück war es nur die Hälfte. Und sie hatte Kagome, ihrer Schwester, gesagt, dass, falls ihr etwas passieren sollte, sicher Naraku schuld wäre. Da Ihr mir erlaubt hattet, in den 17. Bezirk zu gehen, waren wir auch dort, als wir erfuhren, dass wir von Hölleninsekten überwacht wurden. Kagome hat entfernt eine Macht festgestellt. Ich bin losgegangen, um das zu überprüfen. In der Zeit hat Naraku meine Leute überfallen und Kagome entführen lassen. Er wollte sie zwingen, ihm auch die zweite Hälfte dieses komischen Juwels zu geben, aber sie hatte es zuvor Miroku überlassen.“ „Und der Seelenspiegel?“ Der Inu no Taishou hielt sich an das, was ihn betraf. Über irgendein ominöses Juwel wollte er in seinem angeschlagenen Zustand nicht nachdenken. „Äh, was? Ach so, ja. Bei dem Überfall war ein Mädchen mit einem Spiegel dabei, der Sango und Miroku anscheinend die Seelen ausgesaugt hat. Kagome hat ihn mit einem Pfeil kaputtgemacht.“ Dann hatte diese Kagome ihn befreit. „Sie braucht einen Heiler.“ „Ja. Kann ich einen aus dem Schloss zu ihr schicken?“ „Ja.“ Der Inu no Taishou sah seitwärts: „Bring sie nach Hause. Chairon soll sich um sie kümmern.“ „Danke.“ Immerhin war das der Oberste aller Heiler. Nett von Vater, dass er den zu einem Menschenmädchen schickte. Warum wohl? Aber eigentlich war das gleich. Wichtig war nur, dass Kagome nach Hause kam und versorgt wurde. So ging er hinüber: „Wir können gehen. Komm, Kagome, ich trag dich.“ Sie war mehr als überrascht, als er sie vorsichtig hochhob: „Bin ich...bin ich nicht zu schwer?“ „Unsinn.“ Er sah, dass Kirara herankam, sich verwandelte: „Los, Sango, Miroku. Sehen wir zu, dass wir zurückkommen. Vater erlaubt, dass Chairon sich um Kagome kümmert.“ Der Inu no Taishou sah ihnen kurz nach, ehe er sich dem Schloss zuwandte, wo seine Krieger gerade alle Dämonen darin zusammen trieben, gefangen nahmen. „Ein Seelenspiegel zerstört, also. Diese Priesterin scheint über gewisse Macht zu verfügen.“ „Ja. Erstaunlich für einen Menschen.“ Sesshoumaru erkannte Kagura: „Diese Frau dort drüben sagte mir, sie sei die Leiterin des Nachrichtendienstes von Naraku.“ „Kouga.“ Und da der sofort da war: „Diese Frau dort. Lass sie herbringen.“ Als der schnelle Wolf losrannte: „Ob es noch solch einen Seelenspiegel gibt? Er kann uns nicht mehr gefährlich werden, sind wir vorgewarnt. Aber er sollte zerstört werden.“ „Ich werde mich darum kümmern, verehrter Vater.“ Der Kronprinz zögerte ein wenig: „Zumal ich nicht sicher bin, ob wir diesen Abschaum von Naraku wirklich getötet haben.“ „Wer sollte euren gemeinsamen Angriff überleben? Du bist sehr stark geworden. Und Inuyasha auch.“ Letzteres überhörte Sesshoumaru lieber. „Ich habe einen Hauch Magie gespürt, ehe die Energie ihn erreichte, bin mir aber nicht sicher.“ „Dann sind wir lieber vorsichtig. Jemand der Hölleninsekten und Seelenspiegel kontrollieren kann…“ „Gewiss.“ Der Kronprinz sah zu Kagura, die herangeführt wurde. Sie schien nervös zu sein, nicht weiter verwunderlich. Sicher hatte sie mitbekommen, dass ihr Fürst Hochverrat begangen hatte. Die Krieger stießen die Winddämonin zu Boden. Kagura wagte nicht, aufzusehen. Das da waren schließlich nicht irgendwelche Dämonen sondern der oberste Herrscher und sein ältester Sohn. Was auch immer diese über sie beschließen würden, würde ausgeführt werden. Der Inu no Taishou betrachtete sie: „Deine Witterung ist der von Naraku äußerst ähnlich. Wie kommt das?“ „Ich bin sein Abkömmling, Hoheit.“ Höflichkeit konnte vielleicht rettend sein. Überdies zweifelte sie nicht daran, dass es sehr wirksame Mittel gab, sie zum Reden zu bringen. Aus ihren Erfahrungen mit Fürst Naraku legte sie keinerlei Wert auf weitere Erlebnisse dieser Art. „Er ist, oder war, ein Zusammenschluss vieler einzelner Dämonen.“ „Ja, Hoheit.“ „Hm. Du warst die Leiterin seines Nachrichtendienstes. Wie kamst du an die Hölleninsekten?“ „Sie wurden mir zur Verfügung gestellt. Ich weiß nicht, wie Fürst…wie Naraku zu ihnen kam.“ Sie wagte es, ein wenig aufzusehen, zumindest die Rüstungen der beiden vor sich anzublicken: „Vergebt, Hoheit, ich weiß es wirklich nicht, “ beteuerte sie nochmals. „Du kontrollierst die Hölleninsekten?“ erkundigte sich der Kronprinz. „Ich weiß es nicht, Euer Gnaden. Bislang schien mir eher, als ob sie Fürst...Naraku gehorchen würden, mir nur sehr bedingt. Und ich weiß nicht, ob sie überhaupt noch hier sind.“ „Aber du konntest ihre Berichte verstehen?“ „Ja, Euer Gnaden.“ Für einen Moment sah Kagura zu dem Gesicht des Prinzen auf, ehe sie hastig wieder den Kopf senkte. Er sah wirklich gut aus, fand sie, vielleicht ein bisschen kühl. Aber er entsprach durchaus nach ihrem Geschmack. Dann riss sie sich zusammen. Sie befand sich in akuter Lebensgefahr, da sollte sie besser daran denken, wie sie sich dem Herrscher nützlich machen konnte: „Soweit ich weiß, kann das außer mir nur noch Fürst Naraku. Konnte.“ Sie hatte zugesehen, wie die gemeinsamen Energien der Prinzen den Fürsten buchstäblich aufgelöst hatten. „Wer gehörte denn noch zu den engsten Mitarbeitern Narakus?“ fragte der Inu no Taishou. „Dieses Nichts, Kanna, war dauernd um ihn. Im Moment sollte sie auf seinen Befehl in den Norden gehen, zu den Schneedämonen in Sekkei, um sich einen neuen Spiegel anfertigen zu lassen.“ Sie sagte es zögernd, da sie mit einem Zornausbruch rechnete. Aber sie wusste auch, dass sie solche Auskünfte kaum lange verschweigen könnte: „Dann der Inquisitor, Hakudoshi. Der ist aber verschwunden. Also, ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er diese Priesterin befragt hat.“ Sie seufzte ein wenig. Der Mistkerl hatte anscheinend rechtzeitig bemerkt, dass etwas schief lief und war getürmt. Sie dagegen hatte den Zeitpunkt einfach verpasst, da sie zu sicher gewesen war, Naraku wisse, was er tut und habe einen zweiten Plan in der Hinterhand. „Sonst niemand?“ „Niemand, Hoheit. Und auch zu mir...und zu den anderen…Fürst Naraku teilte niemandem seine Pläne genau mit.“ „Gut. – Lasst die anderen frei. Ich werde mir überlegen, wer der neue Fürst des 18. Bezirks werden soll. Was mit dieser Kagura geschehen soll, überlasse ich dir, mein Sohn.“ Der Herrscher drehte sich um und ging. Er fühlte sich doch noch ein wenig matt durch diese Attacke mit dem Seelenspiegel. Sesshoumaru blickte auf die Dämonin nieder. Sollte er sie töten? Sie hatte ihrem Herrn gehorcht. Der allerdings hatte Hochverrat begangen. „Komm mit. Und falls du glauben solltest, du könntest mit dem Wind verschwinden…..“ „Ich habe verstanden, Euer Gnaden“, murmelte Kagura eilig. Sie nahm an, dass er sie umbringen könnte - und würde, ehe die Verwandlung in ihre wahre Form abgeschlossen war. Außerdem - noch lebte sie und er schien es dabei belassen zu wollen. Das sollte sie nicht aufs Spiel setzen. Vielleicht könnte sie ihm zeigen, dass sie nützlich war, vielleicht ….Als sie aufstand und dem Kronprinzen folgte, stellte sie beim Betrachten seines Rückens fest, dass sie durchaus romantische Träume hegen konnte. Die Familie war entsetzt, als der Prinz mit ihrer verletzten Tochter zu ihnen kam, aber auch angetan, dass der so ranghohe Halbdämon sie trug, besorgt um sie schien. Sango und Miroku waren bereits in das Schloss zurückgekehrt, um den Obersten der Heiler, Chairon, vom Befehl des Herrschers in Kenntnis zu setzen. Dieser war überrascht, kam aber in den Tempel. Kagome lag in ihrem Zimmer auf dem Bauch auf Matten, Inuyasha und ihre Mutter knieten hilfsbereit neben ihr. Der Prinz hatte dieser nur gesagt, dass ein Mistkerl ihre Tochter hatte entführen lassen, der nun tot sei. Jetzt sah er auf: „Chairon, schön, dass du so schnell da bist. Hier, das ist Kagome.“ Der Heiler verneigte sich ein wenig: „Darf ich Eure Durchlaucht dann bitten, den Raum zu verlassen?“ „Wieso? Ach so, ja, klar. Kagome, das ist Chairon, der Oberste der Heiler. Er wird dir sicher helfen können.“ Inuyasha stand auf: „Ich warte draußen.“ Chairon ließ sich neben seiner Patientin nieder. Er behandelte selten Menschen. Warum nur hatte der Herr ihn zu ihr befohlen? Weil sie zu Inuyasha gehörte? „Das war ein heftiger Schlag“, sagte er: „Bist du sonst noch verletzt, Priesterin?“ „Meine Arme…die Gelenke.“ „Hm. Folter?“ „Ja. Sango nannte das Streckfolter.“ Kagome war müde, sie sehnte sich nach Ruhe. Hoffentlich konnte ihr der Heiler helfen. „Bring mir bitte heißes Wasser.“ Chairon sah zu ihrer Mutter. Diese erhob sich eilig. So fuhr er fort: „Kagome, war dein Name? Ich werde jetzt die Wunde reinigen, den Stoff abziehen. Das wird ziemlich wehtun, nehme ich an. Danach werde ich dich verbinden und dir einen Schlaftrunk geben.“ Er tastete behutsam, spürte das Zusammenzucken: „Deine Gelenke scheinen wenigstens nicht ausgerissen zu sein. Darf ich fragen, wer so töricht war, eine Priesterin des Prinzen, aus dem Haushalt des Inu no Taishou, derart zu misshandeln?“ „Der Fürst des 18. Bezirks.“ „Lebt er noch?“ „Nein. Inu…der Prinz und der Kronprinz haben ihn gemeinsam getötet.“ Das klang nach einer sehr interessanten Geschichte, zumal auch der Herr mit dem Heer in den 18. Bezirk gegangen war. Chairon hoffte, dass er mehr davon hören würde, falls er sich mit dem mächtigen Inu no Taishou auf eine kleine abendliche Spielpartie treffen würde. Inuyasha betrachtete im Hof des Schreins die kleine Gedenkstätte, die die Familie für Kikyou errichtet hatte. Noch immer vermisste er sie, und die Tatsache, dass Kagome ihrer Schwester so ähnlich sah, machte es nicht gerade einfacher. Aber andererseits wollte er Kagome auch nicht wegschicken. Sie konnte ja nichts dafür. Überdies müsste er dann seinem Vater einen Grund nennen. Er drehte sich abrupt um, als er einen unwillkommenen Geruch in die Nase bekam: „Kouga? Lässt mich mein Vater suchen?“ „Äh, nein.“ Der Wolf kam langsam näher, zwang sich zur Ruhe. So gern er diesem Halbdämon vorgeworfen hätte, ein Vollidiot gewesen zu sein, Kagome in Gefahr gebracht zu haben, so riskant wäre das auch. Der Prinz wirkte sowieso missgelaunt und falls er seinem Vater dann davon berichtete…..nun, die Warnung des Herrschers war eindeutig gewesen und Kouga war zu klug, um sein Leben aus Spiel setzen zu wollen. So sagte er nur: „Ich wollte nach Kagome sehen. Sie ist verletzt.“ „Chairon ist noch bei ihr.“ Was ging das eigentlich den Anführer der Boten an? Und warum stellte er selbst fest, dass ihn das störte? „Dann wird sie wieder gesund. Willst…Wollt Ihr sie weiterhin bei Euch in Eurer Jagdgruppe haben?“ „Natürlich. Sie hat die gleichen Fähigkeiten wie Kikyou. Und es war der ausdrückliche Befehl meines Vaters.“ Inuyasha zog die Augen zusammen: „Aber mal ehrlich, was geht dich das an?“ „Ich habe sie gern. Und ich möchte nicht, dass ihr etwas zustößt.“ Das „noch einmal“ hatte er gerade noch verschluckt. „Wieder ein neues Menschenmädchen auf deiner Liste? Spiel ja nicht mit Kagome herum. Sie gehört zu meinen Leuten.“ „Und? Damit gehört sie ohne weiteres in das Bett des Prinzen?“ Kouga war gereizt. Er hasste es, sich von diesem Halbköter Vorschriften machen zu lassen. Außerdem hatte er die junge Priesterin wirklich gern. Sie mit den anderen Menschenmädchen, die er, das gab er zu, nur zum Spaß verführt hatte, in einen Topf zu werfen, war einfach ungerecht. „Red keinen Blödsinn. Als ob ich was von Kagome wollen würde.“ Inuyasha wandte sich wieder dem Gedenkstein zu: „Aber ich werde nicht zulassen, dass du sie kränkst.“ „Das werde ich sicher nicht machen…Durchlaucht.“ Der höfische Titel klang spöttisch. Der Halbdämon ignorierte das, nur zu gewohnt daran: „Dann ist es gut“, sagte er nur. Kouga stutzte. Hatte er da gerade einen überraschenden Unterton gehört? Hatte der Prinz tatsächlich auch ein Interesse an diesem Menschenmädchen? Das konnte dann noch Probleme geben. Weit im Norden, bei den Schneedämonen im Tale von Sekkei, saß Kanna und wartete darauf, dass diese einen neuen Seelenspiegel fabrizieren würden. Sie sah auf, als sie unerwartet die Energie eines äußerst mächtigen Dämons spürte. Die drei Schneedämonen, die das Glas für den magischen Spiegel zusammenrührten, ließen hastig ihre Arbeit Arbeit sein und warfen sich zu Boden. Kanna kannte keine Empfindungen, aber ihr war klar, dass das ein unerwarteter und unerwünschter Besuch sein musste. Sie stand auf. Etwas wie eine leuchtende Schnur flog durch die Luft, zertrümmerte den Kessel, in dem das Glas für den Spiegel brodelte. Die Schneedämonen schrieen auf, entsetzt, ihre Mühen zerstört zu sehen. Durch das Schneetreiben erkannten alle einen weißhaarigen Dämon, der sich langsam näherte, noch immer die rechte Hand erhoben. „Falls ihr noch einmal einen solchen Spiegel herstellen wollt, kostet es nicht nur euren Kessel sondern eure Köpfe“, sagte Sesshoumaru kalt. Er bemerkte gerade noch, dass sich das weiße Mädchen in den Schneeflocken verbergen wollte und sprang hinüber, schlug zu. Ein wenig verwundert sah er, dass Kanna wirklich Nichts gewesen war. Es gab keine zerteilte Leiche, wie er es nach solchen Angriffen kannte. Sie war einfach verschwunden. Die Schneedämonen hatten unterdessen ihren unerwarteten Besucher erkannt. Es gab nur drei Dämonen mit langen, weißen Haaren, soweit wusste das jeder. Und da dieser kaum alt genug war, der Herrscher selbst zu sein, musste es sich um den Kronprinzen handeln. „Eu...euer Gnaden, “ stammelte einer von ihnen: „Ich...wir wissen nicht, was Euch hierher führt…diese Spiegel…“ „Sei still. Ihr werdet keinen solchen Spiegel mehr herstellen.“ Die drei warfen unwillkürlich einen raschen Blick auf den zerschmetterten Kessel, ehe der Anführer sagte: „Wenn dies Euer Wunsch ist…“ Der Kronprinz wandte sich ab und verschwand wortlos, sicher, dass diese rangniedrigen Dämonen kein Risiko eingehen würden. Ein Stück entfernt wartete Rin mit seinem Reitdrachen. Als er auf den Rücken gesprungen war, ließ das kleine Mädchen den Drachen los fliegen. „Schlechtes Flugwetter, Euer Gnaden“, sagte sie: „Aber Ah-Un findet sich schon zurecht. So viel Schnee habe ich noch nie gesehen. Ist das hier immer so? Aber Euer Gnaden sagte ja, dass hier sogar Schneedämonen leben. Dämonen aus Schnee, das klingt lustig…“ Sie redete zu viel, dachte der Kronprinz, aber zum Glück erwartete sie nie eine Antwort. So konnte er es überhören. Gleichzeitig fragte er sich, warum er ihr eigentlich erlaubte, so viel zu reden. Andere hätte er schon längst zum Schweigen gebracht. Rin drehte ein wenig den Kopf, ehe sie fort fuhr: „Sind Schneedämonen wirklich aus Schnee, Euer Gnaden?“ „Nein.“ „Schade….Das wäre lustig gewesen.“ Aber sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Drachen zu. ************************************************************* Im nächsten Kapitel: Neue Pläne, kommt neuer Ärger auf unsere Freunde zu und ihr erfahrt, wo Naraku steckt. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 11: Neue Pläne ---------------------- Nach dem Sonderkapitel zum Feiertag, heute das "normale" zum Wochenende: 11. Neue Pläne Die in ein Affenfell gehüllte Gestalt erhob sich, als der junge Mann die Höhle betrat. Hakudoshi sah sich um, ehe er schaudernd die Arme verschränkte: „Ein schöner Unterschied zu dem Schloss im 18. Bezirk“, stellte der ehemalige Inquisitor fest. „Mein lieber Hakudoshi, wer nicht verlieren kann, sollte das Spiel nicht spielen.“ Naraku klang milde: „Und auch, wenn ich einräume, dass der Weg zum Ziel als Fürst leichter gewesen wäre, so heißt das nicht, dass ich aufgebe. Was ist nun mit dieser ehemaligen Priesterin?“ „Tsubaki ist auf dem Weg in die Hauptstadt. Du hast recht gehabt, sie macht wieder mit.“ „Natürlich. Kikyou war damals schuld, dass sie aus der Reihe der Priesterinnen ausgestoßen wurde. Diese ist zwar tot, aber immerhin kann sich Tsubaki nun an ihrer Schwester rächen. – Ich habe noch einen Auftrag für dich. Bring diesen Brief zu Scylla.“ „Scylla?“ Hakudoshi sah überrascht auf: „ Sie ist doch die Anführerin einer Verräterbande…“ Er brach lieber ab. „Ja, genau das ist sie.“ Naraku schien gelassen: „Hier. Dieser Brief ist für sie. Sie hält sich im Augenblick in Nara im 14. Bezirk auf. Dort lebt sie in einer Höhle.“ Der ehemalige Inquisitor unterdrückte seine Bemerkung, dass das bei Verrätern wohl die neue Mode sei und nahm den Brief: „Wird mich ein Hölleninsekt führen?“ „Natürlich.“ Naraku schnippte kurz mit den Fingern und eines dieser Insekten schwirrte heran. Hakudoshi betrachtete die Frau vor sich mit gewissem Schaudern, ehe er sich verneigte. Er konnte nicht sagen, was an der Dämonin vor ihm so unheimlich wirkte. Vielleicht die Tatsache, dass sie so jung wirkte, nein, nicht jung, alterslos? Oder was sonst? Für gewöhnlich betrachtete er jeden, gleich ob Dämon oder Mensch nach dem Gesichtspunkt, wo dessen Schwachpunkt war, wie er ihn oder sie in einem Verhör dazu bringen könnte, auszusagen, wie man ihn oder sie unter Druck setzen könnte. Was war hier nur los? Aber er hatte einen Auftrag, und auch, wenn Naraku nun nicht mehr Fürst war, konnte er dennoch bei Befehlsverweigerung sicher sehr unangenehm werden. So verneigte er sich nur höflich erneut. „Naraku sendet Euch diesen Brief.“ „Gib ihn mir, mein Lieber.“ Sie klang fast einschmeichelnd. Seltsamerweise weckte genau das in ihm neue, ja, Furcht. Aber er trat näher, übergab ihr den Brief. Scylla öffnete ihn, las, ehe ein amüsiertes Lächeln um ihren Mund glitt: „Naraku sucht also mein Bündnis? Hm. – Nun gut, mein Lieber. Dann bleibe doch zum Essen.“ „Danke, Exzellenz“, antwortete Hakudoshi hastig: „Ich...ich habe jedoch bereits gegessen. Ich wünsche Euch allerdings guten Appetit.“ Jetzt lachte die Dämonin wirklich auf: „Na, das nenn ich Höflichkeit. Das passiert wirklich selten, dass einem die Mahlzeit „Guten Appetit“ wünscht!“ Der ehemalige Inquisitor erstarrte für einen Augenblick, ehe er sich umdrehte und losrennen wollte. Im gleichen Augenblick schossen unter dem Umhang der Dämonin Fangbeine hervor, packten seine Schultern. „Nein!“ keuchte er auf, aber da wurde er auch schon unbarmherzig von Scylla zu sich gezogen. Eine halbe Stunde später trat eine Gestalt in Pavianfell in Scyllas Höhle. Diese sah auf. „Wie überaus schlau, Naraku, mir zuerst ein nettes Geschenk zu machen.“ „Ich würde mich einer Fangheuschreckendämonin nie ohne Geschenk nähern.“ Naraku kam langsam heran: „Habt Ihr über meinen Vorschlag nachgedacht?“ „Warum sollten wir uns verbünden? Ihr wart der Fürst des 18. Bezirks, seid nun ein armer Geächteter, der es nicht wagen kann, sich zu zeigen.“ „Ich habe noch immer meine Spione, und das überall, meine teure Scylla, wie Ihr unschwer aus der Tatsache erkennen könnt, dass ich hier bin. Ihr bekommt mein Spionagenetz zu Eurer Verfügung, meine Pläne. Und ich bekomme Eure Leute und Waffen.“ „Und wie soll das am Ende aussehen, wenn wir den Inu no Taishou gestürzt haben? Wollt Ihr mich etwa heiraten?“ Scylla klang amüsiert. „Ich dachte eher daran, dass Ihr Euch auf den Thron setzt.“ „So selbstlos?“ „Nun, Ihr auf dem Thron, im Schloss, umgeben von willigen Dämonen und Menschen…und ich im Hintergrund, der die Arbeit macht und Euch die Sachen zur Unterschrift vorlegt.“ „Also Ihr regiert...und ich mache das Dekor?“ „Euch das Vergnügen, mir die Arbeit.“ Scylla dachte nach. Für sie gab es drei Sorten von männlichen Wesen: zum Fressen, fürs Bett, für die Arbeit. Wenn sich dieser Naraku darum riss, für sie arbeiten zu wollen, sollte er es tun. „Warum wollt Ihr denn nicht die Herrschaft direkt übernehmen?“ „Ich werde für tot gehalten. Und dabei soll es auch bleiben, wenn Inu no Taishou und seine Söhne erledigt sind. Sagen wir, ich bin manchem ein wenig zu...nahe getreten, in meiner Zeit als Fürst.“ „Schlau, also. Nun gut. Ein Spionagenetz, demzufolge?“ „Hölleninsekten.“ „Ich verstehe.“ Doch, das konnte ein interessanter Verbündeter sein: „Und was wollt Ihr von mir?“ „Ich möchte eine Gruppe primitiver Dämonen zu Überfällen veranlassen, um den Prinzen Inuyasha aus der Reserve zu locken. Danach solltet Ihr in der Lage sein, ihn und seine Jägergruppe zu eliminieren.“ „Mord an dem jüngeren Prinzen? Was macht Euch so sicher, dass das sinnvoll ist? Er ist nur ein Halbdämon.“ Naraku hütete sich, ihr zu sagen, dass es ihm um die Hälfte des Juwels der Vier Seelen ging: „Ein Lockmittel. Glaubt Ihr nicht, dass sich sein Vater rächen wollen wird? Ich habe auch Spione im Schloss. Wir werden vorgewarnt sein, wann er wo zuschlagen will...und können ihn leicht in eine Falle locken.“ „Dann wäre nur noch Sesshoumaru übrig? Hm. Nun, in jedem Fall wäre der Tod eines Prinzen für uns ein netter Spaß. Nun gut. Wie wollt Ihr diese Primitivlinge zu Überfällen veranlassen?“ „Wie immer. Ich habe da Kontakte.“ „Gut. Aber ich schicke jemanden mit.“ „Natürlich, meine Teure. Ich habe nicht erwartet, dass Ihr mir blind vertraut.“ „Und umgekehrt.“ „Und umgekehrt.“ Sango und Miroku gingen durch die Felder. Kagomes Verletzungen waren für eine Wanderung noch nicht weit genug verheilt und Inuyasha hatte beschlossen, ihr Gesellschaft zu leisten. „Ob er sich in sie verliebt hat?“ fragte der Mönch. „Inuyasha? Kaum. Ich meine, er war es in Kikyou und ich nehme einfach an, dass er darum gern in Kagomes Nähe ist. Und natürlich auch, weil er sich Vorwürfe macht, dass sie entführt wurde.“ „Möglich, ja, er hat ein ziemliches Beschützergefühl. Darf ich dich übrigens darauf aufmerksam machen, dass du im Kreis gehst? Wir wollten doch in das Dorf?“ „Wir werden verfolgt.“ Miroku beging nicht den Fehler, sich umzusehen: „Wer?“ „Ein Dämon, männlich. Nicht ungeschickt als Verfolger, allerdings hat er primitive Dämonen dabei. Und das halte ich kaum für einen Zufall.“ „Nein. Das gilt sicher uns. Wer kann diese einfachen Dämonen nur so kontrollieren? Er vielleicht?“ Der Mönch blieb stehen: „Dann sollten wir ihn heranlocken. Streite dich mit mir, aber so leise, dass er nichts hören kann.“ „Deine Ideen werden auch immer eigenartiger“, fauchte Sango gedämpft und ließ ihren Bumerang zu Boden. Während sie scheinbar wütend mit ihren Partner stritt, meinte sie: „Ja, du hast recht, eine gute Idee. Er ist nur noch hundert Meter weg. Die einfachen Dämonen sind zurückgeblieben. Er scheint sie unter Kontrolle zu haben.“ „Wir können ihn in jedem Fall schlecht gefangen nehmen. Ist er ein Dämon der ersten Klasse?“ Miroku ballte die Fäuste, bedrohte scheinbar seine Partnerin. „Ich weiß es nicht. Jedenfalls trägt er ein Schwert. Und solange er uns nicht angegriffen hat…Verdammt!“ Sie fuhr herum, ihren Bumerang bereits wurfbereit. Wie auch immer der Befehl zum Angriff gegeben worden war – er war gegeben worden. Gut dreißig der einfachen Dämonen flogen auf das Paar zu. „Überlass die mir!“ Miroku riss die Bannkette von seiner Rechten, streckte sie den Angreifern entgegen. In der Handfläche zeigte sich ein schwarzes Loch. Im nächsten Moment wurden die Feinde förmlich eingesogen und verschwanden spurlos, als hätte es sie nie gegeben. Im gleichen Augenblick schleuderte seine Partnerin ihre schwere Waffe gegen den heranlaufenden Dämon, der sein Schwert gezogen hatte. Zu ihrer Verwunderung lenkte der den Bumerang nicht ab, sondern wurde voll getroffen, löste sich in hell aufflammendem Licht buchstäblich auf. Das ließ nur einen Schluss zu: er hatte sicher nicht der ersten Klasse angehört. Miroku wickelte hastig die Gebetskette wieder um sein magisches Loch, wandte sich um: „Sango?“ Diese deutete hinüber: „Das war ein Dämon der zweiten Klasse und da nichts besonderes. Wieso durfte er ein Schwert tragen? Und wieso werden wir angegriffen?“ „Gute Frage.“ Der Mönch sah auf den schwarzen Fleck. Nur das Schwert lag noch da: „ Zwei sehr gute Fragen, Sango. Und eine dritte stelle ich gleich dazu: was ist das für ein Schwert?“ „Was meinst du? Es sieht doch ganz normal aus? Hat es etwa irgendwelche magischen Fähigkeiten?“ „Nein.“ Er ging näher: „Da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher. Aber guck es dir mal genau an. Erinnert es dich nicht an was?“ „Tut mir leid. Ich denke zwar, dass ich so ein ähnliches schon einmal gesehen habe…“ Die Dämonenjägerin folgte ihrem Partner. „Nicht nur einmal. Denke mal an Tenseiga, das Schwert, das der mächtige Inu no Taishou trägt.“ „Stimmt, das sieht dem sehr ähnlich.“ Sie bückte sich: „Dann nehmen wir es mal mit. Vielleicht hat Inuyasha eine gute Erklärung auf unsere Fragen.“ Das hatte der Prinz nicht. Ein wenig wütend starrte er das Schwert an: „Verdammt, erst ermorden diese primitiven Dämonen Kikyou, jetzt greifen sie euch an…wo sind wir denn hier? Das kann doch einfach nicht wahr sein. Aber in einem habt ihr Recht. Das Schwert sieht wirklich aus wie Tenseiga. Allerdings fehlen dessen magische Fähigkeiten. Schön. Bleibt ihr hier bei Kagome. Und ich gehe diesen dämlichen Schmied besuchen. Wehe ihm, wenn er das Teil hergestellt hat.“ „Denk dran, dass er ein Freund deines Vaters ist“, warnte Miroku noch, dann war der Prinz verschwunden. Sango ließ sich nieder: „Wie geht es dir, Kagome?“ „Danke. Viel besser. Dieses Gebräu, das mir Chairon gab, wirkt sehr gut.“ „Er ist der beste aller Heiler.“ „Ja, denke ich auch. Stell dir vor, sogar Kouga war zweimal hier und hat nach mir gefragt.“ „Hu, du scheinst sein Interesse geweckt zu haben. Aber wie gesagt: er hat’s gern mit Menschenmädchen.“ „Ja, ich weiß.“ Kagome seufzte: „Und Inuyasha hat erfolgreich so getan, als ob er eifersüchtig wäre. Kennt er diese Gerüchte um Kouga auch?“ „Natürlich. Und er wollte dich sicher beschützen. Wann kannst du wieder in das Schloss kommen?“ „Morgen soll ich, sagte Inuyasha. Und ich denke, das geht dann auch. Die Tage der Ruhe hier zuhause haben mir sehr gut getan.“ „Toutousai!“ Inuyasha stürmte in die Schmiede. Der Besitzer dort sah irritiert auf: „Ach, du …Ihr seid es, Inuyasha. Was ist denn los? Tessaiga mal wieder kaputtgemacht?“ „Blödsinn!“ Er warf das erbeutete Schwert zu Boden: „Kommt dir das vielleicht bekannt vor?“ „Nun...“ Der alte Schmied kratzte sich am Kopf: „Auf den ersten Blick würde ich sagen, es sieht Tenseiga ähnlich, aber das ist auch schon alles. Keine Qualität, schon gar kein magisches Potential. Einfach stümperhaft.“ „Also nicht dein Werk?“ „Bitte!“ Der Meister war wirklich beleidigt. „Wie erklärst du dir dann das Aussehen? Damit wurden zwei meiner Leute angegriffen.“ „Oh, das begründet die gute Laune“, murmelte Toutousai, nahm das Schwert aber in die Hand und musterte es genau: „Also schön, mein Prinz. Das ist die Arbeit eines Dämonenschmiedes. Aber das ist keine Handarbeit, nichts von Qualität.“ Er drehte und wendete das Werkstück in seinen Händen: „Hm.“ „Hm…was?“ Vaters Freund hin oder her, der alte Zausel würde gleich Prügel beziehen. Der alte Schmied kannte den Halbdämon seit seiner Geburt: „Naja…dann muss ich etwas dazu erklären….“ „Das solltest du wirklich tun, ehe ich die Geduld verliere.“ „Vor einiger Zeit, na ja, Jahren, hatte ich mal einen Lehrling. Er hieß Kaijinbou. Er war nicht untalentiert, aber ich habe ihn rausgeworfen. Er hatte keine Moral, keinen Anstand. Und die Schwerter, die er schmiedete, waren schlicht bösartig. Vielleicht sollte ich Euch noch sagen, dass er auch das Schwert Toukejin hergestellt hat, das Prinz Sesshoumaru nun trägt.“ „Na, das erklärt einiges. Weiter.“ Inuyasha ließ sich nieder. „Wie gesagt, ich habe ihn dann rausgeworfen. Der Kerl war zu nichts Vernünftigem zu gebrauchen, eine Schande für alle Schmiede.“ „Kann er das Teil hergestellt haben?“ „Möglich. Nach der Vorlage von Tenseiga? Aber etwas ist eigenartig.“ Toutousai legte das Schwert vor sich auf den Boden, kratzte sich erneut am Kopf: „Diese Klinge wurde nicht gehämmert, sondern gegossen. So stellt man doch kein Schwert her, sondern nur Figuren oder so, die man gleich reihenweise braucht.“ „Und was heißt das?“ „Die Klinge wurde gegossen. Das heißt, sie ist recht weich. Gegen Tessaiga oder Toukejin würde solch ein Schwert beim ersten Hieb zerbrechen.“ „Und wozu stellt jemand ein Schwert her, das nicht töten kann? Ich meine, eines, das vollkommen nutzlos ist?“ „Dann hat es einen anderen Nutzen. Ich denke da an das Tenseiga, das ich für Euren Vater schmiedete.“ Toutousai musterte jedoch noch einmal das Werkstück vor sich: „Aber das hier hat keine magischen Fähigkeiten, nichts. Natürlich kann man damit noch immer Menschen und auch andere Dämonen umbringen, die nicht über ein gutes Schwert verfügen….“ „Also kann man damit doch Menschen umbringen und Dämonen der zweiten Klasse?“ Wenn sich dieser Schmied nur einmal klar ausdrücken würde! „Ja.“ „Und dieses Schwert…wo das herkommt, gibt’s noch mehr von der Sorte?“ „Ja. Das ist eindeutig eine Massenware.“ „Na, wie toll. Wohin, meinst du, ist dieser Kaijinbou gegangen?“ „Ja, das weiß ich natürlich nicht.“ Der Schmied sah auf: „Das ist doch schon lange her. Und ich weiß ja nicht mal, ob er das hier auch wirklich hergestellt hat. Ist nur eine Vermutung.“ „Was anderes habe ich aber nicht. Woher stammt der Kerl?“ „Aus dem….aus dem dritten Bezirk, oben im Norden.“ Toutousai wiegte den Kopf hin und her: „So wütend, weil Eure Leute angegriffen wurden?“ „Ja, klar. Das war schon der zweite Angriff. Und ich will nicht noch einen meiner Freunde verlieren.“ „Sagt Ihr es Eurem Vater?“ „Klar. Für wen hältst du mich?“ Inuyasha stand auf, nahm das Schwert mit sich. Der Halbdämon bat um Audienz. Für gewöhnlich hätte er jederzeit Zutritt zu seinem Vater gehabt, aber er wollte diesmal seine Freunde mitbringen, und da ziemte sich doch eine vorherige Anfrage. So waren die vier kurze Zeit später im Arbeitszimmer des Herrschers. Kagome blickte sich verstohlen um. Sie hatte den Inu no Taishou zwar schon gesehen, nicht zuletzt vor dem Schloss im 18. Bezirk, aber sie war noch nie in seinen Räumen gewesen. Kouga, der seitwärts an der Wand saß, lächelte ihr flüchtig zu. Ein wenig verlegen sah sie hastig zum Schlossherrn. Inuyasha meinte: „Danke, dass Ihr Zeit für uns habt.“ Er legte das Schwert vor sich: „Darum geht es.“ „Einen Moment, mein Sohn.“ Sein Vater musterte die Waffe, fuhr aber fort: „Dein Bruder müsste gleich kommen.“ „Sess….“ Der jüngere Halbbruder war nicht sonderlich begeistert. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür und der Kronprinz trat ein, neigte den Kopf vor seinem Vater. Er verbarg seine Verwunderung, hier auf seinen Halbbruder und dessen Menschenbande zu treffen, da er annahm, es handele sich um eine wichtige Angelegenheit. Als er zu seinem Platz ging, blieb er kurz stehen: „Du hast dich erholt, Kagome.“ Diese schrak ein wenig zusammen. Vom Kronprinzen wurde man als gewöhnlicher Mensch nicht angesprochen, außer, wenn eine Strafe folgte. „Danke, Euer Gnaden“, sagte sie jedoch hastig mit einer höflichen Verneigung. Inuyasha war mehr als verwundert. Seit wann redete sein Herr Halbbruder mit Menschen und schon gleich mit welchen, die zu seinem kleinen Bruder gehörten? Auch Kouga war überrascht – und schluckte ein wenig. Er hatte schon angenommen, bei seiner Werbung um Kagome gegen den Halbdämon arbeiten zu müssen. Aber diese überraschende Geste des Kronprinzen offenbarte, dass auch dieser an der jungen Priesterin ein wie auch immer geartetes Interesse zeigte. Und dem in die Quere zu kommen, konnte äußerst fatal werden. Der Wolfsdämon beschloss, vorsichtig zu sein. „Gut.“ Der Inu no Taishou sah zu Inuyasha: „Dann berichte einmal über dieses Schwert.“ „Sango und Miroku waren draußen, vor der Stadt auf Wachrundgang. Sango, schildere du es.“ Sie nickte und verneigte sich kurz: „Uns fiel dabei auf, dass wir von einer Gruppe primitiver Dämonen verfolgt wurden. Erstaunlich, dass sie sich so nahe an die Stadt heranwagten, aber das taten sie ja auch schon bei dem Überfall auf Kikyou. Bei ihnen war allerdings auch ein Dämon. Da er ein Schwert trug, nahmen wir an, dass es sich um einen ranghohen Dämon der ersten Klasse handeln müsste. Dieser und die primitiven Dämonen griffen uns an.“ „Konnte er ihnen also Befehle erteilen?“ Sango sah fragend zu Miroku. Dieser übernahm die Antwort; „Das können wir nicht sagen, Hoheit. Entweder er befahl ihnen oder sie erhielten von einem unbekannten Dritten einen gemeinsamen Befehl.“ „Ihr habt diese primitiven Dämonen getötet.“ „Ja, Hoheit. Und den Dämon auch. Daraus schlossen wir, dass er aus der zweiten Klasse stammte.“ Und für solche war es unzulässig, ein Schwert zu tragen, aber das brauchte er nicht zu erwähnen. Der Kronprinz musterte die Menschen: Sie hatten wohl tatsächlich gute Fähigkeiten, wenn sie einen solchen Überfall ohne einen Kratzer überstanden. Aber er sagte: „Dies ist sein Schwert?“ „Ja, Euer Gnaden.“ Der Mönch sah zu Inuyasha. Der warf seinem Halbbruder einen etwas finsteren Blick zu, erklärte aber: „Ich war bei Toutousai, da dieses Schwert Tenseiga sehr ähnlich sah. Ich habe gedacht, er hätte es vielleicht gemacht. Aber er hat dann was von seinem Lehrling erzählt, der auch dein Schwert Toukejin gemacht hat, Sesshoumaru. Kaijinbou.“ „Er hat ihn fortgejagt“, meinte der Inu no Taishou: „Aber was sagte er noch, dass du als so wichtig empfandest, Inuyasha?“ „Dieses Schwert ist nicht normal geschmiedet worden, sondern gegossen. Irgendjemand betreibt da eine Massenherstellung an Schwertern. Die Teile sind nicht sonderlich stabil, aber natürlich reichen sie, um Menschen oder unbewaffnete Dämonen der zweiten Klasse zu töten.“ „Und er meinte, das könne Kaijinbou gewesen sein?“ „Ja.“ „Was sagst du dazu, Sesshoumaru?“ Der Kronprinz dachte einen Augenblick nach, ehe er antwortete: „Seit einiger Zeit kommt es in den verschiedenen Bezirken immer wieder zu Aufständen. Nichts, was nicht entweder die Fürsten vor Ort oder ich regeln konnten, aber es ist natürlich lästig. Eine Massenherstellung an Schwertern würde erklären, woher alle diese Gruppen ihre Waffen haben.“ „Es bedeutet auch, dass da ein Plan dahinter steckt.“ Der Herrscher nickte langsam: „In welchem Bezirk ist der neueste Aufstand?“ „Im vierten. Sie haben versucht, Fürst Korus zu töten.“ „Hoheit, verzeiht, wen ich mich einmische.“ Kouga kam näher: „Ich bitte um die Erlaubnis, dorthin gehen zu dürfen. Fürst Korus ist mein Onkel.“ „Blödsinn!“ sagte Inuyasha sofort. Der Wolf wollte schon eine passende Antwort geben, als Sesshoumaru ruhig ergänzte: „Ich gebe meinem Halbbruder ausnahmsweise Recht. Sie hatten es auf die Fürstenfamilie abgesehen. Wenn du da bist, bist du als nächstes ihr Ziel. Hier bist du sicher. Und dein jüngerer Bruder auch, da es nichts bringen würde, ihn zu töten, solange der Erbe noch lebt.“ „In der Tat“, meinte der Inu no Taishou: „Dann kümmerst du dich darum, Sesshoumaru.“ „Ja. Ich habe bereits Kagura dorthin gesandt. Sie war die Leiterin von Narakus Nachrichtendienst und kann so ihre Fähigkeit und ihre Loyalität unter Beweis stellen.“ „Gut. - Inuyasha, aus welchem Bezirk stammte Kaijinbou?“ „Dem dritten.“ „Dann wirst du dorthin gehen, und dich unauffällig nach ihm umhören. Das war alles.“ Die Audienz war beendet. *********************************************** Papa fühlt sich noch nicht wieder fit genug, aus dem Haus zu gehen und schickt seine Söhne - wohlweislich getrennt. Und er hat angenommen, die einfachere Aufgabe dem Jüngeren gegeben zu haben. Das nächste Kapitel führt Sesshoumaru nach Laeta, ab den Hof des Wolfsfürsten Korus: das Fürsten-Komplott. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-Ens, wenn ich sehe, dass das Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 12: Das Fürsten-Komplott -------------------------------- Ja, mit Naraku und Scylla hat sich ein Traumnpaar gefunden... Und die Hundejungen werden Glück brauchen, hinter alle ihre Pläne zu kommen. 12. Das Fürsten-Komplott Inuyasha und seine Freunde kehrten in das Arbeitszimmer des Prinzen zurück, ließen sich nieder. „Na schön“ meinte der: „Dann gehen wir eben in den 3. Bezirk, fragen nach diesem Kaijinbou, legen ihn um und fertig.“ „Äh, ich dachte, dein Vater sagte etwas von „unauffällig““, gab Miroku zu bedenken. „Ja, aber wie soll das gehen, wenn wir nicht mal wissen, wo er lebt oder wie wir ihn finden können? Wir müssen ihn doch suchen.“ „Aber unter einem Vorwand. Wie wäre es, wenn du und Kagome zu dem Fürsten geht? Wie heißt er doch gleich?“ „Äh…Suez oder so ähnlich. Und dann frage ich bloß den nach Kaijinbou?“ Der Prinz klang verständnislos. „Er könnte auch ein Abtrünniger sein, wie Naraku, wer weiß das schon? Wo ein Fürst ein Verräter war, könnte es auch einen zweiten geben. Vielleicht erkundigst du dich einfach, ob er Probleme mit primitiven Dämonen hat und erwähnst irgendwelche Überfalle. Und Sango und ich machen uns auf die Suche nach diesem Kaijinbou. Im 3. Bezirk sind wir sicher unauffälliger. Zumal mit deinem Bumerang und dem Schwert, “ meinte er zu seiner Partnerin. „Stimmt“, nickte die Dämonenjägerin: „Dort in den Steppen leben ja auch die Amazonen. Ich müsste dich dann allerdings als meinen Diener ausgeben.“ „Amazonen?“ fragte Kagome: „Ich habe gedacht, das sind nur Sagen.“ „Nein, dort haben sich Frauen versammelt, Dämoninnen und Menschenfrauen, die selbstständig sein wollen, aber außerhalb der…der männlichen Welt. Sie leben dort in den Einöden.“ „Vater lässt sie“, ergänzte Inuyasha: „Wie fast jeden, solange sie nichts gegen andere unternehmen und solange sie vor allem nicht auf Vater oder Fürst Suez losgehen. Sie leben und jagen da nach eigenen Regeln und Männer haben keinen Zutritt. Angeblich soll das so weit gehen, dass sie nicht einmal männliche Tiere haben.“ „Dann könnte Sango wirklich als eine durchgehen“, bestätigte Kagome lächelnd: „Aber wenn sie bewaffnet sind, könnten sie doch auch wissen, wo ein Schmied wie Kaijinbou zu finden ist.“ „Ja, das meinte ich.“ Miroku nickte: „Und Inuyasha, vielleicht ist auch der Fürst der Auftraggeber für diese Schwerter. Wir wissen ja gar nichts. Vielleicht ist er ein Verräter und baut sich da eine eigene Armee auf.“ „Ja, schon klar“, knurrte der Prinz: „Dann gehen wir zusammen bis zum Beginn des 3. Bezirks, dort trennen wir uns. Kagome und ich machen einen netten kleinen Höflichkeitsbesuch, und ihr geht weiter nach Norden. Wir treffen uns dann erst nach ein paar Tagen wieder. Packt jetzt eure Sachen.“ Er wusste, dass er oft zu spontan einfach losrannte, aber Nachdenken war nicht sonderlich seine Sache. So war es schön, wenn seine Leute mitdachten. Und Mirokus Plan hatte den Vorzug, dass er diesmal selbst auf Kagome aufpassen konnte. Kagura, die Winddämonin, war in der Zwischenzeit in den dichten Wäldern des 4. Bezirks gelandet und hatte sich bemüht, unauffällig zu sein, von nichts und niemand gesehen zu werden. Ihr war klar, dass der Auftrag des Kronprinzen für ihr künftiges Leben entscheidend war und sie wollte nicht versagen. Nun, dachte sie ein wenig zynisch, es wäre tatsächlich reizvoll dauernd in der Nähe eines Mannes zu sein, der sie irgendwie beeindruckt hatte. Sesshoumaru sah aber auch wirklich gut aus. Sie presste ihren Fächer gegen die Lippen. Das hatte hier nichts zu suchen. Wichtiger war, dass sie herausfand, wo sich die Rebellen aufhielten, die versucht hatten, Fürst Korus, den Wolfsdämon, zu töten. Es war reiner Zufall gewesen, dass sie damit gescheitert waren. Kagura huschte lautlos weiter. Es war verwunderlich, dass jemand so dumm war, einen Fürsten anzugreifen. Gewöhnlich waren das äußerst starke und mächtige Dämonen und schon aus diesem Grund keine einfachen Opfer. Überdies reagierte der Inu no Taishou stets auf solche Zwischenfälle. Und zum dritten besaßen die Fürsten zumeist Erben, die nahtlos die Thronfolge übernehmen konnten. Naraku hatte zwar die gesamte Familie des 18. Bezirks getötet, dann aber aus Tarnungsgründen den Körper des Erbprinzen übernommen, wenn schon nicht dessen Namen. So hatte ihn jeder wirklich für einen Verwandten gehalten und es hatte im 18. Bezirk keine Probleme gegeben. Aber hier? Der Erbe des Fürsten war Kouga, der Anführer der Boten des Inu no Taishou. In dessen Schloss war er doch sicher. Eigenartig. Sie blieb stehen. Vor ihr öffnete sich der dichte Wald zu der weit ausgedehnten nördlichen Steppe, die sich bis tief in den 3. Bezirk hinüberzog. Und direkt vor ihr lag ihr Ziel, die Hauptstadt Laeta. Sie sah sich noch einmal um. Auf der Straße waren die üblichen menschlichen und dämonischen Händler zu sehen, keine Krieger. Alles wirkte eigentlich sehr friedlich. Sie hatte jedoch schon die dichten Wälder in ihrer eigentlichen Form als Wind abgesucht und nichts gefunden. Wo war das Lager der Rebellen? Mitten in der Ebene doch wohl kaum. Dort wäre es viel zu leicht aus der Luft zu entdecken. Und es gab genügend Dämonen, die fliegen konnten. Was stimmte hier nicht? Der Kronprinz hatte gesagt, dass er einen Brief von Fürst Korus persönlich erhalten hatte. Sie sah keinen Grund zu der Annahme, dass Sesshoumaru sie angelogen hatte. Aber etwas war hier eigenartig, sie fühlte es förmlich. Da entdeckte sie unten auf der Straße eine Person. Und ihr wurde kalt. Es war nicht die Tatsache, dass es sich um einen Dämonen der ersten Rangstufe handelte, genauer, um eine Frau, die bewaffnet war, sondern die Tatsache, dass sie die vier Wesen erkannte, die um sie flogen. Hölleninsekten. Instinktiv machte Kagura einen Schritt zurück in den Wald, die Hand an ihre Brust gepresst. Hölleninsekten in dieser Welt bedeuteten, dass Naraku noch am Leben war, denn es war praktisch auszuschließen, dass rein zufällig ein zweiter diese beschworen hatte. Naraku am Leben besagte aber, dass er Macht über sie ausüben konnte. Schließlich war sie nur sein Abkömmling. Sie musste hier weg! Allein Sesshoumaru und der Inu no Taishou konnten sie beschützen. So verwandelte sie sich rasch, eilte zurück. Der Kronprinz war ein wenig erstaunt, als sie ihm gemeldet wurde. Kagura bemerkte seinen abweisenden Blick und warf sich hastig zu Boden. Was sollte sie ihm sagen? Er würde es nicht gern hören, das war klar. Und wenn sie bedachte, wie Naraku sie schon für unerwünschte Meldungen bestraft hatte… „Nun?“ „Euer Gnaden….Naraku lebt.“ „Hast du ihn gesehen?“ „Nein, Euer Gnaden Aber ich sah eine Dämonin, der seine Hölleninsekten folgten.“ „Eine Dämonin?“ „Ja, bewaffnet, sicher aus der ersten Rangstufe.“ Sie wagte es, sich aufzurichten, ihn anzusehen, da er noch immer ruhig klang: „Wenn ich mich nicht irre, eine aus einer Insektenfamilie.“ „Die Rebellen?“ „In den ganzen dichten Wäldern des 4. Bezirks war nichts zu finden, nicht einmal ein verlassenes Lager. Entweder sind diese Rebellen in der Hauptstadt oder in einem Dorf.“ „Die Steppen?“ „Euer Gnaden…“ Sie sagte es lieber nicht. Aber er sah sie an und so ergänzte sie: „Dort wären sie zu leicht zu finden…“ „Du hast dort also nicht gesucht?“ „Ich...ich sah dann diese Dämonin mit den Hölleninsekten und wollte Euch zuerst berichten.“ Der Kronprinz betrachtete sie schweigend und sie spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Ihr Leben lag in seiner Hand, wie es zuvor in der Narakus gelegen hatte. Auch, wenn sie zugab, dass die Hundefamilie, Vater und Sohn, sie bislang besser behandelt hatten. „Er kann dich noch immer beeinflussen?“ „Ich bin sein Abkömmling, Euer Gnaden.“ Da das stimmte, ging er nicht weiter darauf ein: „Eine Insektendämonin? Eine Amazone vielleicht?“ „Ich...ich weiß es nicht. Doch die leben im 3. Bezirk?“ Auch dies war wahr. Kagura verstand wohl wirklich etwas von ihrer Arbeit. „Komm mit.“ Er erhob sich. Sie folgte gehorsam, auch, wenn ihr klar war, dass es zu einer Beförderung wie auch zu ihrer Hinrichtung gehen konnte. Immerhin hatte er sich mit ihr unterhalten und sie noch nicht bestraft. Wenn sie ihn so von hinten betrachtete…er war wirklich elegant und äußerst gut aussehend….Sie unterdrückte ihren Seufzer. Sie war hier auf Probe, ihr Leben hing am seidenen Faden, da sollte sie solche Gedanken wirklich sein lassen. „Kouga!“ Der Wolfsdämon fuhr herum, verneigte sich hastig. Er wusste nur zu gut, wie drastisch der Kronprinz auf mangelnde Höflichkeit zu reagieren pflegte: „Euer Gnaden.“ „Zwei Krieger, einen Mann und eine Frau, sollen auf Kagura aufpassen, bis ich wieder zurück bin. Falls sie auffällig wird, sollen sie sie töten.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Kouga warf einen Blick auf die Winddämonin, die seltsamerweise fast erleichtert schien. Was war da wohl am Laufen? Vielleicht konnte er sie später fragen, wenn Sesshoumaru außer Hörweite war. „Wenn mein Vater nach mir fragt: ich besuche deinen Onkel, Fürst Korus.“ „Ja….“ Der junge Anführer der Boten presste ein wenig die Lippen zusammen. Er wusste, dass es Berichte über ein Attentat auf seinen Onkel gegeben hatte und es wäre ihm weitaus lieber gewesen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Aber Befehl war Befehl. Der Kronprinz musterte ihn, stellte dann fest, dass der Wolf dies akzeptierte. So wandte sich um und ging. Kagura sah zu Kouga, der leise seufzte: „Dann komm. Du warst doch bei diesem Naraku?“ „Ja.“ „Dann bist du auf Probe frei?“ „Ich bin nicht frei“, sagte sie mit einem leisen Lächeln: „Mit zwei Kriegern neben mir.“ „Du warst bei ihm und lebst noch. Das nenne ich schon mal Glück gehabt.“ „Ich hoffe, dass ich nützlich sein kann.“ „Wäre wohl ratsam.“ Er setzte sich in Bewegung. Der Kronprinz betrachtete ein wenig überrascht die Dämonen und Menschen in der Hauptstadt des 4. Bezirks. Niemand nahm von ihm Kenntnis im dichten Getümmel der Stadt, niemand schien ihn zu erkennen. Waren Fremde hier so üblich? Er dachte nach. Laeta und eigentlich der gesamte Bezirk lebte von Handel. Dennoch war es ungewohnt für ihn, dass ihm niemand auswich oder erst, wenn er seinen Blick ausgesetzt war. Vor dem Schloss des Fürsten standen Wachen, Dämonenkrieger der ersten Klasse, die vor ihm ihre Lanzen kreuzten: „Heute ist keine Audienz.“ Er hob die rechte Hand, ließ die Finger leise knacken: „In der Tat?“ fragte er eisig. „Was soll das?“ sagte einer der Krieger: „Bist du taub?“ Dies waren seine letzten Worte. Sein Kamerad warf sich zu Boden: „Habt Nachsicht, verzeiht…wir…wir haben Euch nicht sofort erkannt….“ Er war sich nicht ganz sicher, welcher der beiden Prinzen das war, oder wie die richtige Ansprache lautete. „Bring mich zum Fürsten.“ Na, immerhin hatten doch ein paar Leute Benehmen. Der Wächter sprang auf, warf einen raschen Blick auf seinen leblosen Kameraden. Wie leicht der Prinz diesen getötet hatte mit nur einer Handbewegung. Wie stark waren die Söhne des Inu no Taishou? Oder gar dieser selbst? Er eilte voran, warnte die anderen Posten, dass einer der Hundeprinzen da war und den Fürsten sprechen wollte. Und dass es vermutlich der Kronprinz war, denn nun war ihm eingefallen, dass er einmal gehört hatte, der jüngere Prinz sei ein Halbdämon. Fürst Korus stand in seiner Halle und betrachtete den Garten, den er neu hatte anlegen lassen. In der meist überfüllten Stadt war ein ruhiger Platz ein echter Luxus. Erstaunt drehte er sich um, als die Tür geöffnet wurde. Er hatte sich jede Störung verbeten. Wie konnte es jemand wagen…? Er brach ab, als er sah, wen der Krieger hereinführte. Hastig verneigte er sich. „Welch unerwarteter Besuch, Euer Gnaden.“ Was trieb den Kronprinzen denn her? „Unerwartet?“ Sesshoumaru ließ seinen Blick rasch durch das Zimmer schweifen. Keine weiteren Wachen, auch hier, wie im gesamten Schloss herrschte Ruhe. Was meinte der Kronprinz? Der Wolfsdämon schluckte etwas. Er wusste nur zu gut, dass der älteste Sohn des Inu no Taishou die rechte Hand seines Vaters war, nun, wohl eher dessen Faust. Wenn er irgendwo erschien, dann zumeist wegen einer Strafaktion. Unwillkürlich überlegte der Fürst, welche seiner Handlungen in der vergangenen Zeit den Herrscher so verärgert haben könnte, dass ihm dieser den Kronprinzen auf den Hals hetzte. „Ich...ich weiß nicht, was Euer Gnaden meint. Bitte, nehmt Platz.“ „Nicht nötig.“ „Was…was meint Ihr?“ Unwillkürlich spürte der Fürst, wie ihm kalt wurde. Wollte ihn der Kronprinz töten? „Es ist sehr ruhig in Laeta. Und auch im Schloss. Erstaunlich ruhig.“ Korus begriff noch immer nichts: „Euer Gnaden, verzeiht, aber…“ „Ich bekam einen Bericht, jemand hätte versucht, dich zu töten. Und dass es den Rebellen um ein Haar gelungen wäre.“ Sesshoumaru ließ den Fürsten nicht aus den Augen. Der starrte ihn so verwundert an, dass er wohl tatsächlich nichts davon gewusst hatte. So fuhr er ruhig fort: „Es war deine Unterschrift.“ „Ich...ich verstehe das nicht. Ich habe nie einen solchen Brief geschrieben. Es ist ja auch nichts Derartiges vorgefallen.“ Der Wolfsdämon hätte sich am liebsten zu Boden sinken lassen, aber da der Kronprinz stand, wäre das sehr unhöflich gewesen. Und vermutlich nicht gerade lebenserhaltend. „Keine Rebellen?“ „Nein, also, nichts Ernstes. Immer gibt es ein paar Unzufriedene, wie Euer Gnaden sicher weiß. Dennoch: ich verstehe das nicht. Welchen Sinn sollte ein derartiger gefälschter Brief haben?“ Sesshoumaru trat an dem Fürsten vorbei, warf einen Blick in den Garten. Das war die Frage. Alles hier wirkte so ruhig und friedlich. Und Laeta samt seinem Umland lebte vom Handel, da der 4. Bezirk der Drehpunkt im Nord-Süd-Handel war. Dämonen und Menschen der zweiten Klasse waren hier reicher als sonst wo. Warum sollte jemand einen solchen alarmierenden Brief schicken? Hatte jemand ihn herlocken wollen? Unwahrscheinlich, dachte er sofort. Das wäre ein recht leichtsinniges Verhalten gewesen. Oder hatte jemand einen ganz anderen Plan gehabt? Dabei nur den Fehler begangen, nicht mit den Abläufen an Vaters Hof vertraut zu sein? War geplant gewesen, dass Kouga diesen Brief als erster zu sehen bekam? Er hatte sofort hierher aufbrechen wollen, als er erfahren hatte, dass auf seinen Onkel angeblich ein Attentat verübt worden sei. Hatte man Kouga herlocken wollen? Den Erbprinzen? Aber warum? Um ihn hier umbringen zu können? An Vaters Hof war er deutlich geschützter. Und was war mit dem jüngeren Bruder? Er drehte sich um. Fürst Korus zuckte unwillkürlich zusammen, sah ihn aber fragend an. „Kouga ist doch dein Erbe, nicht wahr?“ „Ja, Euer Gnaden. Aber er würde doch nie...“ „Schweig. - Falls ihm etwas zustößt, ist sein jüngerer Bruder an der Reihe, da du keine eigenen Kinder hast.“ „Ja, Ginta, Euer Gnaden.“ „Ich will Ginta sehen.“ Der Wolfsfürst begriff nicht, aber er wusste, dass er nichts dagegen sagen konnte. So klatschte er in die Hände, befahl dem eintretenden, menschlichen Diener, den jungen Prinzen zu holen. Sesshoumaru drehte sich derweil wieder zum Garten. Er dachte noch einmal nach. Kagura hatte kein Rebellenlager gefunden, der Fürst wusste nichts von einem groß angelegten Aufstand, es hatte kein Attentat gegeben. Aber die Winddämonin hatte gesagt, Naraku sei am Leben, sie hatte vor der Stadt Hölleninsekten entdeckt. In Begleitung einer weiblichen, hochrangigen Insektendämonin. Diese Beobachtung ließ nur die Schlussfolgerung zu, dass diese Dämonin etwas mit Naraku zu tun hatte und sich Naraku für den vierten Bezirk interessierte. Wollte er etwa nun hier der Fürst werden? So dumm konnte er doch gar nicht sein, anzunehmen, dass dieser Trick noch einmal unerkannt bleiben würde. Es war jedoch davon auszugehen, dass er sein Ziel, die regierende Familie auszuschalten, nicht aus den Augen verloren hatte. Hm. Er müsste diese Dämonin finden und sie ausfragen. Kagura jedenfalls schien recht nützlich gewesen zu sein. Die Tür wurde geöffnet und der Kronprinz wandte sich um. Ein wenig erstaunt sah er, wie sich eine Frau, eine Dämonin, hastig zu Boden warf. „Was ist, Kara?“ fragte Korus überrascht: „Euer Gnaden, darf ich Euch meine Schwester, Prinzessin Kara, vorstellen. Sie ist die Mutter von Kouga und Ginta.“ „Ginta ist nicht im Schloss?“ erkundigte sich Sesshoumaru prompt. „Nein…Euer Gnaden, “ brachte die Wolfsdämonin hervor: „Er...er scheint spurlos verschwunden zu sein.“ Sie wusste nicht, worüber sie sich mehr Sorgen machen sollte: das Verschwinden ihres jüngeren Sohnes oder die Tatsache, dass sich der gefürchtete Kronprinz für ihn interessierte. Sesshoumaru dachte erneut nach. Hatte der Gegner, Naraku oder jemand in seinem Auftrag, den Plan weiterlaufen lassen, ohne zu prüfen, ob Kouga wirklich schon in Laeta war? Wollte man den Fürsten und den Erbprinzen durch die Entführung des jüngeren Sohnes reizen? Unvorsichtig machen? Oder war alles ganz anders? „Wer ist sein Spielgefährte?“ „Hakkaku, Euer Gnaden“, erwiderte der Fürst unverzüglich. Seine Besorgnis stieg: „Ist der auch nicht da, Kara?“ „Nein. Deswegen hat sich ja niemand etwas gedacht, als sie nicht im Zimmer waren. Erst als der Befehl kam, Ginta solle herkommen, suchten wir nach ihnen.“ Kara presste ihre Stirn auf den Boden, als der Kronprinz plötzlich neben ihr stand. Würde er sie jetzt bestrafen? „Zeig mir sein Zimmer.“ „J...ja, Euer Gnaden.“ Sie erhob sich eilig. Stimmen draußen veranlassten alle drei Dämonen sich umsehen. „Bringt ihn zum Fürsten“, rief jemand. Sesshoumaru wich ans Fenster zurück, sicher, dass entweder der junge Prinz oder sein Spielgefährte gefunden worden waren. Kurz darauf brachte ein Krieger einen halbwüchsigen Wolfsdämon herein, der furchtsam zu Fürst Korus aufblickte. „Hakkaku! Wo ist Ginta?“ fragte der auch prompt. „Ich….ist Kouga...Prinz Kouga nicht da? Ich darf es nur ihm sagen, “ stammelte der Jugendliche. „Kouga ist nicht hier, wie du weißt. Was soll der Unsinn, Hakkaku?“ Den Fürst überkam Sorge, das ungebührliche Verhalten des Jungen könnte nicht zuletzt ihm schaden. Ein rascher Seitenblick zu dem Kronprinzen bestärkte diesen Verdacht. Dieser hatte die Arme verschränkt, musterte den Jungen regungslos. „Ich...es ist ein Geheimnis, ich darf es nur Kouga sagen, ehrlich….“ „Und mir.“ Sesshoumaru klang eisig: „Ich habe Kouga befohlen, wegzubleiben und mir die Sache zu überlassen. Also.“ „Das geht Euch nichts…..“ Hakkaku starrte den ihm Unbekannten zum ersten Mal an. Wer war das? Und wie konnte er es wagen, Kouga, dem Erbprinzen des 4. Bezirks, Befehle zu erteilen? Wieso war Fürst Korus so, ja, ängstlich? Im nächsten Moment fiel ihm die Haarfarbe des Besuchers auf. Und wie alle Dämonen wusste er, dass es nur drei von seinesgleichen mit weißen Haaren gab. Jetzt erst erkannte er auch die mächtige Energie des Fremden. Das musste der Herrscher sein, nein, dazu war er zu jung, der Kronprinz. Ängstlich fiel er auf die Knie: „Ich...Hoheit, ich darf es doch nur Kouga sagen, das habe ich versprechen müssen.“ „Sag Euer Gnaden“, zischte ihm Kara zu. „Wem? Ginta?“ Noch immer klang Sesshoumaru ruhig. „Nein, der Frau…“ „Der Insektendämonin mit den Hölleninsekten?“ Hakkaku starrte zu ihm auf: „Ihr wisst es“, flüsterte er ehrfürchtig: „Euer Gnaden….Dann darf ich sicher es auch Euch erzählen.“ „Ich höre.“ „Ginta und ich….wir, wir sammeln Schmetterlinge, wisst Ihr? Und als wir draußen im Garten von Fürst Korus waren, war da auf einmal diese Frau. Sie fragte uns, ob wir mal ganz andere Insekten sehen wollten. Sie sei, wie wir sicher merken würden, eine Insektendämonin und besäße welche, die wir sicher noch nie gesehen haben.“ „Und ihr zwei Idioten seid mitgegangen?“ fragte der Fürst aufgebracht. „Fürstliche Gnaden“, sagte Hakkaku ängstlich: „Wir dachten doch, dass sie zu Eurem Personal gehört. Sie war doch hier im Garten.“ „Das tat sie nicht.“ Sesshoumaru nickte: „Sie brachte Euch aus dem Schloss. Und zeigte euch die Hölleninsekten?“ „Ja. Und dann waren da noch andere Dämonen, alle bewaffnet. Sie...sie fingen uns, fesselten Ginta. Und diese Frau sagte mir dann, ich solle zurück ins Schloss gehen und Kouga sagen, was passiert ist. Ich musste ihr versprechen, es nur ihm zu sagen. Er sollte dann…“ „Zu ihnen gehen?“ „Ja, Euer Gnaden.“ Der junge Wolf bewunderte den Kronprinzen. Der schien ja alles zu wissen. „Dann werde ich eben an seiner Stelle hingehen.“ Sesshoumaru begriff. Eine nette Falle, um beide Brüder töten zu können. Wieder ein örtlicher Aufstand, wieder Schwierigkeiten in einem neuen Bezirk. Und der Fürst ohne Erben. Es hätte auch funktioniert, hätte Kouga diesen Brief gesehen, und nicht er: „Wo kann ich sie finden?“ ******************************************************** Im nächsten Kapitel darf sich eine Insektendämonin über den Besuch des Kronprinzen freuen. Und Fürst Suez über den von Inuyahsa und Kagome.... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 13: Unterhaltungen -------------------------- Was macht euch so sicher, dass es sich bei der Insektendämonin um Scylla handelt? 13. Unterhaltungen Hojo, der Sohn des Apothekers, atmete auf, als er Kagome auf der Straße traf: „Ich hörte, du bist tagelang krank gewesen. Schön, dass es dir wieder besser geht.“ „Ja, danke.“ Sie lächelte freundlich. „Musst du wieder ins Schloss zum Arbeiten?“ „Ja, natürlich. Ich bin doch Inu...Prinz Inuyasha zugeteilt.“ „Das müsstest du nicht mehr machen, wenn du verheiratet wärst. Menschenfrauen, die verheiratet sind, arbeiten nicht mehr. Zumindest in unserer Klasse.“ Sie wurde in bisschen rot. Das sollte doch nicht etwa ein verkappter Heiratantrag sein? In jedem Fall musste sie ablenken. Sie mochte Hojo, aber die Vorstellung ihn heiraten zu sollen, sagte ihr nicht so richtig zu. Nun, eigentlich sagte ihr diese Vorstellung überhaupt nicht zu. „Es ist nicht so schlimm, für den Prinzen zu arbeiten. Und man sieht viel. Wir reisen auch gerade wieder ab.“ Er betrachtete sie besorgt: „Von der letzten Reise kamst du verletzt zurück. Ich habe doch gesehen, dass sogar Chairon, der Oberste Heiler, bei dir war. Das war sicher eine gefährliche Verletzung. Und dieser Halbdämon scheint mit dem Leben seiner Untergebenen sehr leichtfertig umzugehen. So ein Idiot.“ „Inuyasha ist kein Idiot!“ protestierte sie prompt. „Schön, dass wir das geklärt haben“, sagte jemand eisig. Die beiden Menschen fuhren herum, entdeckten den Prinzen mit verschränkten Armen neben sich. Sie hatten ihn weder kommen sehen, noch auf die Laute geachtet, als die Wesen auf der Straße vor ihm auf die Erde gefallen waren. Hojo stolperte unverzüglich auf den Boden, weniger aus Höflichkeit, vielmehr, weil ihn seine Knie nicht mehr trugen. Er war nur ein Mensch und das der Sohn des Machthabers. Beleidigungen der Herrscherfamilie wurden strikt bestraft. Überdies konnten das der Inu no Taishou, aber auch seine Söhne, jederzeit selbst in die Hand nehmen. Zumindest beim Kronprinzen endete das mit Bestimmtheit tödlich. Inuyasha ignorierte ihn: „Kommst du, Kagome? Wir haben einen weiten Weg vor uns.“ „Ja.“ Sie erinnerte sich noch rechtzeitig an die Regel und ergänzte korrekt: „Euer Durchlaucht.“ Jetzt sah sie auch Sango und Miroku hinter ihm. Sie wollten sie anscheinend abholen. Sie gingen. Hojo wagte erst, sich zu erheben, als er den Prinzen nicht mehr sehen konnte. Er hatte Glück gehabt, das war ihm klar, und er wusste, dass er das kaum ein zweites Mal haben würde. Inuyasha schien einen guten Tag gehabt zu haben. Sesshoumaru betrachtete den Gasthof ein Stück vor sich. Nach Angaben von Hakkaku, des Spielgefährten des Prinzen, sollten sich dort Prinz Ginta und seine Entführer aufhalten. Sie rechneten sich mit Kouga, den sie so hatten herlocken wollen. Rechneten sich mit ihm? Kaum. Aber in dem Gasthof befanden sich sicher auch andere Gäste, das Personal, Menschen und Dämonen. Und natürlich eben auch der Prinz. Die Entführer hatten Geiseln griffbereit. Aber er sah nicht, dass jemand Ausschau hielt und konnte nichts von Hölleninsekten riechen. Alles schien friedlich. Waren die Entführer so sicher, dass Kouga ihnen allein in die Falle gehen würde? Nicht mit Kriegern kommen würde? Er wandte den Kopf. Sofort trat der Anführer der Wachen von Fürst Korus neben ihn. Patros war ebenso wie sein Fürst ein Wolfsdämon. „Kennst du den Grundriss dieses Gasthofes?“ „Ja, Euer Gnaden.“ „Die Entführer befinden sich nach Angaben von Hakkaku in den drei letzten Zimmern im hinteren Trakt. Es ist jedoch nicht gesagt, dass sie noch immer dort sind.“ Der Krieger dachte nach: „Darf ich Euer Gnaden einen Vorschlag machen?“ „Ich höre.“ „Euer Gnaden wird vermutlich die Befreiung des Prinzen selbst übernehmen wollen.“ Da keine Antwort kam, fuhr er fort: „Ich würde vorschlagen, dass meine Leute und ich möglichst lautlos von vorn in den Gasthof eindringen, alle Dämonen und Menschen dort herausbringen, um den Entführern keine Geiseln zu lassen, während Ihr den hinteren Trakt übernehmt. Wenn Ihr wünscht, sende ich Männer mit Euch.“ „Fünf.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Patros zog sich rasch zurück, suchte fünf seiner besten Männer aus, denen er leise befahl, mit dem Kronprinzen zu gehen. Er verstand nicht, warum der so einen gefährlichen Ruf hatte. Er war sachlich, bedacht und hörte auf Vorschläge von Untergebenen. Was wollte man mehr von einem Herrscher. Sesshoumaru wartete, bis die fünf Männer bei ihm waren, ehe er sich umwandte und die Straße hinunterging. Laeta war wirklich eine friedliche Stadt, dachte er. Nicht einmal die Tatsache, dass hier fast dreißig Krieger des Fürsten herumliefen, bewegte die Händler und Bürger dazu, die Straße zu verlassen. Allerdings wichen sie ihm nun aus, verneigten sich. In diesem Fall war es jedoch gut, dass sie nicht fluchtartig in den Häusern verschwanden. So würden die Entführer nicht gewarnt werden, wenn die gewöhnlichen Laute auf der Straße plötzlich verstummten. Bislang hatte er auch nicht feststellen können, dass die Krieger von jemandem im Gasthof bemerkt worden wären. Dieser war von einer hohen hölzernen Palisade umgeben, dahinter lagen Magazine, Lagerhäuser, in denen die reisenden Händler ihre Waren lagern konnten. Am hinteren Tor des Gasthofes blieb er stehen, witterte sorgfältig. Aber auch hier war nichts von Hölleninsekten zu bemerken. Eigenartig. Er an Stelle dieser Insektendämonin hätte Ausschau nach dem potentiellen Opfer gehalten, schon, um sicher zu gehen, dass Kouga nicht mit Wachen kam. Oder war da eine andere Falle aufgebaut? Er sah zu den fünf Kriegern hinter sich: „Ich gehe zuerst hinein. Ihr folgt unverzüglich. Euer Ziel ist Prinz Ginta.“ Sobald der junge Prinz in Sicherheit war, könnte er auch mit aller Macht zuschlagen. Und er hoffte, dass diese Insektendämonin ihm Auskunft geben könnte, was Naraku hier eigentlich mit dieser Entführung bezweckte. Er trat an das Tor, das, wie immer, zu dieser Tageszeit, bereits verschlossen war. Seine rechte Hand leuchtete auf einmal grünlich auf. Die Krieger starrten fast unhöflich auf ihn, als ätzende Säure aus seinen Fingern drang, den metallenen Riegel zerschmolz. Keiner von ihnen hätte direkte Bekanntschaft mit dieser Flüssigkeit machen mögen. Aber so öffnete sich das Tor vor ihnen lautlos. Und Geräuschlosigkeit war sicher im Interesse der Geisel. Sesshoumaru betrat den Hof. Zufrieden sah er, wie in diesem Augenblick Patros und seine Männer von vorne kamen, lautlos in das Vordergebäude eindrangen. Er witterte erneut, ehe er sich dem Trakt neben den Magazinen zuwandte. Soweit Hakkaku ausgesagt hatte, hielten sich hier die Entführer auf. An sich keine dumme Entscheidung, waren sie hier doch unauffälliger. Selbst, falls Ginta um Hilfe schreien würde, würde ihn kaum jemand hören. Es waren drei Räume, miteinander verbunden durch Türen. Falls der junge Prinz noch hier war, war er sicher im letzten Raum. Und jemand bei ihm. Es musste also schnell und lautlos gehen. Ohne jedes Zögern ging er zu der Tür, öffnete diese. Dahinter saßen zwei Dämonen. Sie kamen gerade noch dazu, die Köpfe zu heben, ehe die Krieger des Fürsten über ihnen waren. Sesshoumaru hatte sich unterdessen bereits der zweiten Durchgangstür zugewandt, die sich gerade öffnete. Der Dämon, der in diesem Moment hereinkommen wollte, machte ein erschrockenes Gesicht – seine letzte Handlung, ehe ihn die Klaue des Kronprinzen traf. Sesshoumaru wusste, dass dies sicher auffallen würde, falls sich jemand in dem nächsten Raum aufhielt und bewegte sich mit Höchstgeschwindigkeit voran. Aber dort war niemand. In dem letzten Zimmer schien sich jedoch jemand zu unterhalten. Eine Frau und ein Mann. Lautlos trat er zu der Tür. Dort musste sich auch die Geisel aufhalten. „Ich hoffe doch, dass diese komischen Insekten endlich Nachricht bringen, dass Kouga hier eingetroffen ist. Man soll nicht glauben, wie langsam so ein schneller Wolf sein kann.“ Der Mann klang gelangweilt. „Er weiß ja nicht, welche Nachricht ihn hier noch erwartet“, antwortete die Frau: „ Ich fand es nett von Scylla, uns diese Insekten zur Verfügung zu stellen.“ „Bist du sicher, dass Hakkaku nur Kouga berichten wird?“ „Aber ja. Er musste es mir doch versprechen und dieser kleine Hohlkopf wird sich daran halten. Er wird vielleicht platzen vor Wichtigkeit, bis der Prinz endlich kommt. Aber er wird den Mund halten. Falsches Ehrgefühl, mein Lieber.“ Damit wären schon einige Fragen beantwortet, dachte Sesshoumaru interessiert. Narakus Hölleninsekten waren ihnen von einer gewissen Scylla zur Verfügung gestellt worden. Die Insekten warteten irgendwo vor der Stadt auf Kouga. Da sie ihn bislang nicht gesehen hatten, waren sie auch nicht zurück in den Gasthof gekommen. Das kam eben dabei heraus, wenn man sich auf einfach gestrickte Informationsträger verließ. Er hörte, dass die fünf Krieger hinter ihm waren und legte die Hand an die Türklinke, stieß diese auf. Auf den ersten Blick erkannte er den gefesselten und geknebelten Ginta, aber er kümmerte sich nicht um ihn, Das war die Aufgabe der Krieger hinter ihm. Sein Ziel waren die beiden Dämonen, die gerade aufsprangen. Der Mann legte die Hand an das Schwert, aber da war der Kronprinz auch schon bei ihm, schlug zu. Mit gebrochenem Genick sank der Angegriffene zu Boden. Die Dämonin sprang mit einem raschen Satz zu ihrer Geisel, wohl, um sich Schutz zu verschaffen, aber die Krieger, die Patros ausgesucht hatte, waren die wirklich die fähigsten der Wachen des Fürsten. Zwei hatten sich unverzüglich um den Prinzen gekümmert, die anderen drei bildeten gegen einen solchen Überfall eine Schutzwand, fingen nun die Insektendämonin ab und packten sie nicht sonderlich sanft. Sesshoumaru trat zu ihr: „Wie interessant. Eine Spinnendämonin.“ „Du wirst von mir keine Auskunft bekommen“, zischte sie wütend. „Da wäre ich mir nicht so sicher. – Wie geht es Ginta?“ „Danke“, murmelte der selbst: „Ich….wo ist Kouga?“ „Bringt ihn weg“, befahl der Kronprinz knapp. „Ja, Euer Gnaden.“ Die beiden Krieger gehorchten, während die anderen drei noch immer die Spinnendämonin festhielten, die sich rasch umsah und nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau hielt. Plötzlich erstarrte sie. Wie war der junge Mann vor ihr angeredet worden? Euer Gnaden? Es gab nur einen, dem diese Anrede zustand, nämlich dem Kronprinzen. War das hier etwa Sesshoumaru? Sie betrachtete ihn fast vorsichtig. Doch, das musste er sein. Weiße Haare galten als so etwas wie das Aushängeschild der Herrscherfamilie. Und ihr wurde klar, dass sie nicht nur einem Verhör des Fürsten standhalten musste, sondern auch, dass sie nicht den Hauch einer Möglichkeit haben würde, den drei Kriegern während des Transportes zum Schloss des Fürsten zu entkommen. Der Kronprinz galt als fast so stark und schnell wie sein Vater. „Wer ist Scylla?“ fragte er sachlich. Sie presste ein wenig die Lippen zusammen. „Mutig oder dumm? Weißt du, wer ich bin?“ Sie entschied sich dafür, einiges auszuplaudern, um ihn und die Krieger, die sie hielten, in Sicherheit zu wiegen: „Ich nehme an, dass du...Ihr der Kronprinz seid.“ „Wer ist Scylla?“ „Sie ist eine Fangheuschreckendämonin. Sie….sie leitet eine Widerstandgruppe.“ „Widerstandsgruppe?“ Das klang leicht erstaunt: „Hochverrat, also.“ „So seht Ihr das.“ „Was soll diese Gruppe erreichen?“ „Die Freiheit.“ „Für wen?“ „Für...für uns.“ „Wie überaus einfach. Dafür entführt man kleine Jungen? Und will deren Bruder in eine Falle locken? Was wolltest du tun, wenn Kouga gekommen wäre? Hast du nicht damit gerechnet, dass er mit Verstärkung kommen könnte?“ „Dieser Hakkaku hätte ihm sagen sollen, dass wir seinen Bruder hier haben und er allein kommen soll. Er hätte sich sicher daran gehalten. Und falls nicht, hätte ich es mitbekommen.“ „Über die Hölleninsekten? Die haben ja nicht einmal bemerkt, dass ich statt Kouga kam.“ Das stimmte und sie sah zu Boden. Aber noch immer wurde sie so fest gehalten. Sie musste ein weiteres Gespräch führen: „Ich weiß nicht, warum sie das nicht mitgeteilt haben.“ „Falsche Befehle.“ Er betrachtete sie. Warum redete sie so viel? Wollte sie ihn von etwas ablenken? Aber von was? „Was wolltest du mit den Brüdern tun?“ „Meine Anweisung lautete, sie zu töten, alle beide.“ „Scylla gab diese Anweisung?“ „Ja.“ „Warum?“ „Ich kenne ihre Pläne nicht.“ Sie blickte zu ihm auf: „Und das ist die Wahrheit.“ „Keine Vermutung?“ Sie spürte, wie der Griff der Krieger nachgelassen hatte. Um ihre Absicht zu verschleiern, antwortete sie: „Wie gesagt, wir wollen endlich frei sein, endlich ohne Befehle leben, endlich…“ Sie riss ihren Arm aus dem Griff der Wachen. Ehe die wieder zufassen konnten, hatte sie sich ihre eigene Hand in den Bauch gestoßen. Sesshoumaru witterte, warum: „Gift.“ „Ja.“ Sie keuchte es fast triumphierend: „Und eines Tages wird die Herrschaft deines Vaters vorbei sein….“ „Und die Zeit der Kriege und Kämpfe wieder beginnen? Wie albern.“ Er wusste, dass sie sterben würde. Das Gift dieser Spinnendämonen war für andere Dämonen, aber auch für sie selbst tödlich. Nicht zuletzt darum hatten die Krieger sie nun losgelassen. „Wo ist Scylla?“ Aber diese Frage würde sie wohl kaum beantworten. Eine Fanatikerin. Warum auch immer. „Auf der Jagd….“ Die Dämonin war bereits zusammengebrochen. Aber dies wollte sie ihm noch sagen, damit er einsehen würde, dass seine Familie zum Untergang verdammt war: „Dein Bruder ist schon so gut wie tot…“ Sie fiel in sich zusammen. Inuyasha? Der Kronprinz zog die Augen zusammen. Den hatte Vater in den 3. Bezirk geschickt. Mit seiner Gruppe. Was sollte Scylla ihm anhaben? Und wie hing das alles mit Naraku zusammen? Er drehte sich um: „Nehmt sie mit. Vielleicht kann Fürst Korus herausfinden, woher sie stammte.“ Er selbst würde seinem Vater Bericht erstatten. Und er müsste mit Kagura reden, welches Interesse Naraku ausgerechnet an einem Halbdämon haben sollte. Was hatte Inuyasha da von seiner Priesterin gesagt? Sie habe eine Hälfte des Juwels der Vier Seelen, Naraku habe die andere? War es das, was den ehemaligen Fürsten so an seinem Halbbruder reizte? Wie hing das mit Scylla zusammen und ihrer eigenartigen Befreiungsidee? Da gab es einige Zusammenhänge, die er noch nicht durchschauen konnte. Inuyasha sah seitwärts: „Wenn es nicht mehr geht, musst du es sagen, Kagome.“ „Danke, aber es…die Narbe zieht nur noch ein bisschen.“ Sie würde allerdings nie mehr ganz verschwinden, sie immer wieder an den Augenblick erinnern, in dem dieser Inquisitor, dieser Hakudoshi, zugeschlagen hatte und an das Schreckliche, was sie da gefühlt hatte. „Wir gehen jetzt zu Fürst Suez?“ „Ja. Sein Schloss liegt in Fuyo, das ist die Hauptstadt des 3. Bezirks.“ Sie hatten sich vor wenigen Stunden von Miroku und Sango verabschiedet, die beide weiter nach Norden wanderten, um dort Kontakt zu Amazonen zu bekommen und nach Kaijinbou fragen zu können. Sie wollten sich erst in drei Tagen wieder treffen. „Warst du schon einmal hier?“ „Ja, vor einigen Jahren. Da gab es hier ein paar so Überfälle von einfachen Dämonen und Vater nahm mich mit, um sie mir zu zeigen. Danach bekam ich immer diese Aufgabe.“ „Und meine Schwester, Sango und Miroku arbeiteten mit dir.“ „Seit zwei Jahren. Es war angenehm.“ Inuyasha klang fast ein wenig traurig: „Mit Dämonen zu arbeiten ist…na ja…schwieriger.“ „Haben sie Probleme gemacht, weil du eben ein halber Mensch bist?“ Er schwieg. Aber sie betrachtete ihn genau. Vermutlich hatte sich niemand offen gegen ihn gestellt, immerhin war er der Sohn des Herrschers. Aber wahrscheinlich hatten sie es ihn dennoch spüren lassen. Sie musste da nur an Kouga und seine Bemerkungen denken, aber auch an die Verächtlichkeit, mit der Hojo über Halbdämonen gesprochen hatte. Wie mochte es erst Halbdämonen gehen, die nicht gerade eine hohe Position bekleideten? Seltsamerweise hatte sie sich nie zuvor darüber Gedanken gemacht. „Schau, das ist Fuyo“, riss sie Inuyasha aus ihren Grüblereien. „Oh, so eine Stadt habe ich noch nie gesehen.“ Die Hauptstadt des 3. Bezirks lag mitten in der baumlosen Steppe. Häuser aus Holz zu bauen war hier fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Häuser waren Zelte, wenn auch groß und bunt. Nur das Schloss des Fürsten und einige wenige andere Gebäude waren aus Steinen errichtet, die man herangeschafft hatte. Viele Fahnen wehten im Wind. Kagome kannte das Gewirr aus Menschen und Dämonen der zweiten und ersten Klasse. „Wo sind hier eigentlich die Menschen der dritten Klasse?“ erkundigte sie sich dennoch. Seit Tagen hatte sie kein Dorf der Staatssklaven mehr gesehen. „Äh…ich glaube, die arbeiten hauptsächlich drüben im Gebirge. Dort gibt es Minen und so. Und auch fruchtbaren Boden. Irgendwie muss man die Leute in Fuyo ja ernähren.“ Der Prinz hob etwas den Kopf, als er sah, wie ihn die Wachen am Eingang zur Stadt betrachteten. Er bemerkte, dass sie versucht waren, ihn aufzuhalten, ehe sie hastig miteinander tuschelten, auf die Knie sanken. Gut. Einen Halbdämon hätten sie gewöhnlich einer scharfen Kontrolle unerzogen. Aber sie hatten ihn erkannt. So blieb er stehen: „Führe mich zu Fürst Suez.“ „Ja, Euer Durchlaucht.“ Der angesprochene Posten erhob sich eilig. Fürst Suez lehnte in seinem Sessel in der Halle, zwei Berater bei sich, als er gewisse Unruhe vor seinem Schloss vernahm. Erstaunt richtete er sich auf. Seine Körperfülle verbot ihm schnelle Bewegungen und Aufstehen fand er mühsam: „Was ist los, Khan?“ Einer seiner Berater war schon am Fenster, ein Menschenmann: „Hoher Besuch, wenn ich das richtig sehe. Weiße, lange Haare, und ein Halbdämon. Das müsste Prinz Inuyasha sein. Er hat ein Mädchen dabei, anscheinend eine Priesterin.“ „Ja, er hat doch diese Jägergruppe. Was will er denn hier? Wir hatten doch schon länger keine Überfälle mehr? In jedem Fall muss ich ihn begrüßen. Khan, geh ihm entgegen und begleite ihn her. Er soll dem Herrscher nicht sagen können, dass wir unhöflich waren.“ „Ja, Fürstliche Gnaden.“ Khan beeilte sich, dem Gast entgegenzugehen. So standen Inuyasha und Kagome kurz darauf in der Halle des Fürsten. Die junge Priesterin gab zu, dass sie noch nie ein Wesen, sei es Mensch oder Dämon, von einer derartigen Körpermasse gesehen hatte. „Willkommen in Fuyo, Euer Durchlaucht“, sagte Suez freundlich: „Vergebt, wenn ich nicht aufstehe, um Euch zeremoniell zu begrüßen, das ist mir leider unmöglich.“ „Ja, schon gut. Das hier ist Kagome, meine Priesterin.“ Inuyasha ließ sich nieder. „Darf ich fragen, was Euere Durchlaucht so weit in den Norden führt?“ Der Halbdämon zog unwillkürlich die Augen zusammen. Eine solche Frage war unhöflich. Und er war sicher, der Fürst hätte sich das gegen seinen Halbbruder oder gar Vater nie herausgenommen. Suez hatte die Verärgerung bemerkt: „Ich meine, wie kann ich Euch behilflich sein?“ verbesserte er sich hastig. „Ich soll auf Wunsch meines erhabenen Vaters hier die Sicherheitslage prüfen“, sagte Inuyasha. Das war ja nicht einmal gelogen. „Hattet Ihr in der letzten Zeit Überfälle durch primitive Dämonen?“ „Nein, ganz und gar nicht. Seit Eurem letzten Eingreifen hier, Durchlaucht, gab es keinerlei Zwischenfälle mehr. “ „Wie steht es mit den Amazonen im Nordosten?“ „Sie lassen uns in Ruhe und wir sie. Es ist eine Art Nichtangriffspakt. Natürlich findet Handel statt, aber...nun ja…Männer dürfen eben maximal bis in das Dorf…in das Dorf…Khan, wie heißt es doch gleich?“ „Hok, Fürstliche Gnaden“, antwortete dieser mit einer Verneigung. „Ja, genau, Hok. Dort finden die Austausche oder Verkäufe statt.“ Hok war auch der Ort, zu dem Sango und Miroku unterwegs waren, aber das sagte Inuyasha nicht. „Also ist hier im 3. Bezirk alles ruhig und friedlich?“ „Nun ja, im Großen und Ganzen. Wie Ihr wisst, Durchlaucht, gibt es immer kleinere Probleme, aber das ist eben so. Nichts, womit ich nicht fertig werden könnte und werde.“ Das fehlte noch, dass der Kronprinz hier auftauchte. Das Leben war viel friedlicher und angenehmer, wenn man in Ruhe gelassen wurde. „Darf ich Euch heute Abend zu einem Fest zu Euren Ehren einladen? Selbstverständlich übernachtet Ihr hier bei mir im Schloss. Wohin wird Euch denn morgen Euer Weg führen?“ „Das werde ich sehen.“ Es war kaum zu überhören, dass der Fürst seinen Besuch so schnell wie möglich wieder loswerden wollte. Inuyasha kannte das nur zu gut. Früher hatte er es darauf geschoben, dass sie nicht gern einen Halbdämon bei sich hätten, aber seit er zufällig einmal mitbekommen hatte, wie die Fürsten auch bei seinem Halbbruder aufatmeten, wenn der wieder ging, wusste er, dass sie eben keine Kontrollen mochten. „Ich möchte mich zunächst noch ein wenig mit Euch unterhalten, Fürst Suez. Zum Beispiel, welche kleinen Probleme es gegeben hat, die Ihr gut gelöst habt.“ „Ja, Durchlaucht.“ Der Seufzer war kaum hörbar. ********************************************** Scylla leitet also eine Befreiungsarmee. Fragt sich, wen sie befreien will. Naraku als Freiheitsheld? Im nächsten Kapitel lernen Sango und Miroku Amazonen kennen, wenn auch auf unterschiedliche Art. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 14: Amazonen -------------------- Scylla soll hinter Inuyasha her sein? Aber zunächst einmal haben seine Mitarbeiter eine Aufgabe zu erfüllen: 14. Amazonen „Vergiss nur nicht, falls wir tatsächlich auf Amazonen treffen sollten, mich reden zu lassen“, mahnte Sango. „Ich weiß. Ich bin nur dein schmückendes Beiwerk.“ Aber Miroku lächelte: „Das wird schon gut gehen. Ich hoffe nur, dass wir wirklich Informationen über diesen Kaijinbou erhalten werden. Er scheint ja an sich ein recht fähiger Schmied zu sein, wenn er immerhin die Waffe von Sesshoumaru angefertigt hat.“ „Ja, aber das bedeutet nicht, dass er sich nach dem Rauswurf bei Toutousai nicht eine nette Einnahmequelle gesichert hat, mit diesen gegossenen Schwertern. Sogar dafür musste er sich wohl an das Beispiel Tenseiga halten. Wobei ich mich noch immer frage, warum seine Käufer nicht merken, dass das keine geschmiedeten Klingen sind“ „Sie haben Schwerter, mit denen sie Menschen und Unbewaffnete töten können. Sie sind eben noch nie auf solche hochwertigen Stahlklingen getroffen.“ „Ja“, meinte Sango düster: „Genau das dürfte es sein. Alle seine Käufer haben noch nie einen ehrenhaften Kampf gegen einen mindestens gleichwertigen Gegner ausgefochten. Und haben es womöglich auch gar nicht vor.“ „Hm. Nur als Mittel zum Zweck? Leute zu terrorisieren, wenn es den Anführern gelingt, den Inu no Taishou zu stürzen?“ „Ja. Wobei ich denke, nicht mal die Anführer wissen so ganz, wie mächtig er wirklich ist. Ich meine, wir leben schon ein paar Jahre direkt am Hof: aber hast du ihn je kämpfen gesehen? Wenn irgendetwas zu erledigen ist, schickt er doch seine Söhne.“ „Du meinst, er zehrt von seinem guten Ruf, ist aber schwach geworden?“ „Das wird das sein, was die anderen denken. Ich glaube es nicht. Meinst du wirklich, Sesshoumaru würde ihn so achten, wenn er nicht stärker wäre als er selbst?“ Sango streckte sich ein wenig: „Nein. Ich denke, dass er seine Söhne losschickt, damit sie Erfahrung sammeln können, und er ihnen dabei zusehen kann, vielleicht auch sie lenken kann. Falls es jedoch wirklich hart auf hart kommt, wäre er sicher kein Gegner, den ich selbst als Dämonenfürst gern hätte.“ „Ja, mag sein. Auch Naraku hat ihn ja nicht direkt angegriffen. Wir sind bald in dem Dorf, diesem Lok...Hok. Bist du müde?“ „Durst habe ich. Aber wir wollten ja sowieso in den Gasthof gehen. Sieh, da vorne müsste die Straße sein. Das ist doch ein Fuhrwerk.“ „Ja. Dann sollten wir wirklich bald da sein.“ Nur wenige Minuten später erblickten sie vor sich die Hütten von Hok. Das ganze Dorf bestand aus zehn Hütten, von denen jede einzelne ein Verkaufsstand besaß, und einem Gasthof. Miroku hielt sich dezent einen Schritt hinter seiner Partnerin. Wenn sie Kontakt zu den Amazonen aufnehmen wollten, müssten sie auf deren Männerfeindlichkeit Rücksicht nehmen, wobei er das nicht begriff. Wie konnte man schlicht die Hälfte der eigenen Rasse ablehnen? Wenn er sich eine Welt ohne Frauen auch nur vorstellen wollte, fehlte ihm etwas. Er hatte gute Lust, seine Partnerin zu streicheln, aber die Ohrfeige konnte er sich auch sparen. So sah er sich ein wenig um. Menschen und Dämonen waren hier, sicher aus der zweiten Klasse, aber er erkannte auch wenige ranghohe Dämoninnen der Kriegerkaste, mit Schwert. Insgesamt befanden sich die meisten Männer an den Verkaufsständen, als Verkäufer, während die Frauen eher einkauften. Weiter entfernt entdeckte er einen Wagen mit Lederwaren aller Art, bei dem sich drei Frauen aufhielten. Obwohl sie eine Dämonin und zwei Menschenfrauen waren, schienen sie sich glänzend zu verstehen. Ob sie Partner waren? „Wo bleibst du denn?“ fragte Sango gereizt. Er wollte schon protestieren, als ihm einfiel, dass er hier ja eine Rolle zu spielen hatte: „Entschuldige, ich komme ja schon.“ Im Gasthof nahmen sie in einem Eck Platz. Beide waren nicht weiter verwundert, wie dunkel der Raum war. Aus der Helligkeit der Steppe draußen konnte man so als Gast zuerst sehen, wer den Raum betrat, ohne dass der Eintretende schon alle erkennen konnte. Vorsicht war sicher wichtig in dieser Einöde. Der Wirt kam heran: „Was wünscht ihr?“ „Zweimal Wasser“, bestellte Sango: „Und was hast du zu essen?“ „Fladenbrot. Und Fleisch von Rindern.“ „Fleisch und Brot für mich, Brot für ihn.“ „Ja. - Darf ich fragen, Kriegerin, was du hier zu erwerben gedenkst? Ich möchte nicht neugierig sein...“ „Dann meide es.“ Sie konnte es sich leisten, diesen Kontakt abzulehnen. Denn an einem Tisch entfernt hatte sie drei Frauen sitzen sehen, menschlich, aber ebenso wie sie selbst mit Schwert bewaffnet. Und das war eindeutig ungewöhnlich. Die meisten Frauen, die Schwerter trugen, waren hochrangige Dämoninnen der ersten Klasse. Das mussten Amazonen sein, schloss sie. Und die Schwerter an deren Hüften sahen eindeutig ebenso aus, wie das Schwert, dass der Dämon bei dem Überfall getragen hatte, wie auch Tenseiga. Diese mussten aus der Waffenfabrik stammen. Vielleicht konnten ihr die Besitzerinnen auch sagen, wo man Kaijinbou finden konnte. Der Wirt hatte sich mit einer Entschuldigung zurückgezogen. Sango sah zu ihrem Partner. Miroku war ihrem Blick gefolgt, nickte nun ein wenig. „Sie …“ murmelte er. „Warten wir ein wenig“, sagte Sango leise: „Vielleicht kommt jemand oder so.“ Es wäre zu schön gewesen, wenn ein Abgesandter des Waffenhändlers hier auftauchen würde. Aber so viel Glück würden sie kaum haben. „Nach dem Essen“, bestätigte der Mönch nur. Länger zu warten hätte unter Umständen bedeutet, diese Frauen und damit ihre einzige Spur zu verlieren. Nach dem Essen bezahlten die drei Frauen und Sango winkte dem Wirt, um es ihnen gleich zu tun. Da eine sich zum Hintereingang wandte, die anderen beiden zur Vordertür, beschlossen die Jäger, sich aufzuteilen. Sango folgte der Frau, die nach hinten ging. Falls sich dort nur Toiletten befanden, war das unverdächtiger. Miroku trat hinaus auf den Marktplatz von Hok, suchte die anderen beiden, die langsam zu einem Stand mit allerlei Stoffen gingen, diese betrachteten. Sie sahen wirklich nicht schlecht aus, fand er. Die eng anliegenden Kampfanzüge betonten die durchtrainierten Figuren in einer Art, wie er es auch von Sango kannte. Möglichst unauffällig näherte er sich. Es war zwar kaum davon auszugehen, dass sie sich an einem Stoffstand über Waffenhändler unterhalten würden, aber es war gewiss besser, alles auszuschließen. Gerade die jüngere der beiden Frauen fiel ihm sehr ins Auge, als sie sich ein wenig über den Stand beugte. In diesem Augenblick setzte etwas in seinem Gehirn aus. Er wusste nicht mehr, dass er einen Auftrag hatte, vergaß, dass seine Partnerin jeden Moment kommen würde, und machte die Schritte vor, strich der Frau über das Hinterteil. Diese fuhr herum, bereits die Hand ebenso am Schwert wie ihre Begleiterin. Miroku lächelte: „Würdet Ihr mein Kind zur Welt bringen?“ Die Amazonen starrten ihn an, für Sekundenbruchteile wirklich sprachlos. Dann zog die erste blank. Im gleichen Moment schoss ein großer Gegenstand durch die Luft, prallte mit dem Kopf des Mönches zusammen. Dieser stürzte zu Boden. Sango fing ihren Bumerang wieder auf, mehr als wütend auf ihren Partner. Sie musste jetzt zusehen, dass sie rettete, was zu retten war. „Du kannst dein Schwert wegstecken“, sagte sie: „Dieser Idiot wird auch so seine Strafe bekommen.“ „Er hat mich beleidigt. Ich werde ihn töten.“ „Meinen besten Zuchtmann? Komm, er hat meinen Dienerinnen schon dreißig Kinder gemacht.“ Miroku spürte, wie er rot anlief. Das war ja mehr als peinlich. „Ah, Zuchtmann.“ Die Amazonen blickten ihn interessierter an: „Daher. Liebesbedürftig bis zum Exzess. Hm...unter der Kutte kann man gar nicht sehen, wie er gebaut ist.“ Er wäre am liebsten im Erdboden versunken. Aber er hatte es wohl verdient. Und konnte nur hoffen, dass seine Partnerin die Situation rettete. Ihre Strafpredigt später konnte er sich nur zu gut vorstellen. „Dennoch“, sagte die, die er angefasst hatte: „Er hat mich beleidigt. Und er muss sterben. Aber nun gut. Du willst das wohl nicht?“ „Er ist ein Vollidiot, aber ganz nützlich“, gab Sango zu. In ihrer Stimme lag unterdrückte Wut. „Ich sehe dein Schwert. Lass es uns auskämpfen. Gewinne ich, töte ich ihn. Gewinnst du, kannst du ihn behalten.“ Die Jägerin brauchte nicht lange nachzudenken. Diese Frauen waren sonst zu dritt gegen sie allein: „Einverstanden. Gehen wir dort hinüber in die Steppe.“ Sie stieß mit dem Fuß nach ihrem Partner: „Hoch mit dir.“ Miroku gehorchte. Da hatte er sich ja schön etwas eingebrockt. Und ihr gleich dazu. Hoffentlich erzählte sie nichts davon Inuyasha. Der würde ihn ja für ungefähr so einen großen Dummkopf halten, wie er wohl auch war. Hoffentlich warf er ihn dann nicht aus der Dämonenjägergruppe. In jedem Fall dürfte sein Bild in den Augen seiner Partnerin ziemlich kläglich geworden sein. Und die Aussicht, sie zu überzeugen, was er für ein toller Kerl war, war wohl bis an sein Lebensende verschoben worden. Die übrigen Besucher von Hok hatten rasch mitbekommen, dass ein Kampf zwischen zwei Amazonen angesagt worden war, und kamen näher, um zuzuschauen. Sango ließ ihren Bumerang so zu Boden, dass die Ecke erneut den Kopf ihres Partners traf, ehe sie meinte: „Pass drauf auf.“ Er setzte sich daneben. Immerhin musste sie gerade um sein Leben kämpfen und obwohl er ihre Fähigkeiten kannte, war er besorgt. Die Gegnerin war eine Amazone, sicher auch kampfgewohnt. Hoffentlich würde Sango keinen Fehler machen. „Mein Name ist Tara“, sagte die Frau, als sie zog. „Sango.“ Die Dämonenjägerin trat ihr gegenüber. Ja, das musste eines der Schwerter aus der Massenherstellung sein. Inuyasha hatte bei Toutousai gehört, diese Klingen würden leichter brechen als mit der Hand hergestellte. Aber natürlich war auch ihr eigenes Schwert nicht vom Meisterschmied erschaffen worden. Wie lange würde sie brauchen, um die Klinge ihrer Gegnerin zu brechen? Sollte sie darauf ausgehen, das riskieren oder mit vollem Einsatz kämpfen? Nein. Sie durfte nicht leichtsinnig werden. Mirokus Leben hing davon ab, und obwohl sie ihm gern eine Abreibung gegönnt hatte, das wäre denn doch eine zu harte Strafe. Tara hob ihre Klinge etwas seitwärts und ging zum Angriff über. Es war schnell, fast erschreckend schnell, und das Duell hätte um ein Haar schon ein Ende gefunden. Nur die Tatsache, dass Sango in den vergangenen zwei Jahren oft genug gegen einfache Dämonen gekämpft hatte, die mit übermenschlicher Schnelligkeit angriffen, und ebenso oft gegen Inuyasha trainiert hatte, rettete sie. Irgendwie schaffte sie es, ihr eigenes Schwert hochzureißen, zu parieren, gleichzeitig seitwärts zu springen. Verdammt, tadelte sie sich selbst. Wie konnte sie so kindisch sein, anzunehmen, ein Kampf gegen eine Amazone wäre einfach? Sie blieb stehen, musterte ihre Gegnerin. Nein, das war keine Halbdämonin, das war eindeutig ein Mensch. Aber sehr gut ausgebildet. Tara lächelte ein wenig: „Nicht schlecht, Schwester. Es gab noch kaum jemand, der diesen Angriff parieren konnte.“ Sie überlegte einen Augenblick, dann griff sie wieder an, diesmal deutlich langsamer. Sango wusste, warum. Eine solche Geschwindigkeit konnte niemand über eine längere Zeit durchhalten. Und Tara wollte jetzt zu einem Abschluss kommen. Diese Runde würde solange dauern, bis die Siegerin feststand. Auch gut. Sie zog ihr Schwert hoch, parierte Stahl auf Stahl. Miroku sah zu. Natürlich hätte er eingreifen können, um zu helfen, doch er war seiner Partnerin bei der Erfüllung ihres Auftrags bereits einmal in den Rücken gefallen. Dazu standen hier so viele Amazonen unter den Zuschauern, die das Eingreifen eines Mannes sicher nicht gut geheißen hätten. Allerdings, falls Sango verlieren würde, ginge es um sein Leben und dann müsste er ….Falsch. Jetzt konnte er nichts mehr tun, wollte er nicht auch noch Sango mit hineinreißen und ihren Auftrag endgültig vermasseln. Der Fehler war schon davor passiert. Er hätte sich einfach zuvor zusammennehmen müssen. Hoffentlich erfuhr Inuyasha nichts von dieser Sache oder gar der Inu no Taishou. Nun gut, falls Sango verlor und er hier sterben musste, würde es ihnen bestimmt zu Ohren kommen. Er wagte allerdings zu bezweifeln, dass ihm diese Aktion einen netten Nachruf bringen würde. Sango machte einen Sprung zurück. War diese Tara schnell und stark! Aber sie selbst war nicht ohne Grund in der Dämonenjägertruppe des Prinzen, hatte oft genug schon Schwertkämpfe mit Inuyasha ausgefochten. So hatte sie einen Schwachpunkt in den Ausfällen der Amazone gesehen. Schon einige Male hatte diese mit der gleichen Attacke angegriffen, fast identischen Bewegungen. Und Tara war laufend in der Vorwärtsbewegung. Sango zog ihre Konsequenz. Diesmal ließ sie sich zurücktreiben, aber langsam, in kontrollierten Schritten, wartete auf den einen Bewegungsablauf. Da! Ihr Waffenarm schoss vor, ließ ihre Klinge eine kreisförmige Bewegung machen. Taras Schwert wurde förmlich aus deren Hand gerissen, flog zu Boden. Im nächsten Augenblick strich Sangos Schwertspitze über ihre Kehle, besiegelte ihre Niederlage. Beide Frauen wichen auseinander. „Er gehört dir“, sagte Tara: „Ein interessanter Kampf. Obwohl du keine Amazone bist, könntest du eine sein.“ „Danke. Das nenne ich ein Kompliment.“ Sango schob ihr Schwert in die Scheide, wartete, bis ihre Gegnerin ihres aufgehoben und zurückgesteckt hatte, ehe sie sich abwandte. „Was führt dich eigentlich nach Hok?“ erkundigte sich die Amazone. Die Dämonenjägerin sah zu ihr: „Oh, nur eine Kleinigkeit einkaufen.“ Nur nicht zu schnell vorgehen, ermahnte sie sich, obwohl ihr Herz rascher schlug. Tara trat zu ihr: „Du kommst wohl weit aus dem Süden. Gibt es dort auch Amazonen?“ „Nicht in der Art, wie hier.“ „Ich könnte dir bei deinem Einkauf behilflich sein.“ „Warum solltest du mir helfen?“ „Du hast gewonnen. Und mich hat schon lange ein Kampf nicht mehr so gefordert. Es hat Spaß gemacht.“ „Das stimmt. Ich hörte, in der Gegend von Hok könne man Schwerter kaufen.“ „Oh.“ Tara sah auf die Hüfte der Jägerin: „Du hast doch eines.“ „In der Tat. Ich habe eines.“ Leichte Betonung lag auf dem „Ich“. „Ich verstehe. Ja, davon habe ich auch gehört.“ Nicht nur gehört, dachte Sango. Immerhin trugen alle drei Amazonen diese Schwerter. Aber sie schwieg dazu. Sie war so nahe dran. Hoffentlich machte Miroku jetzt keinen Unsinn. Tara fuhr fort: „Wenn du von Hok Richtung Fuyo wanderst, also Richtung Südwesten, wirst du zu einem Berg kommen, der mitten in der Steppe liegt. Ein Vulkan. Dort schmiedet ein gewisser Kaiji.“ „Kaiji.“ Das konnte durchaus die Abkürzung für Kaijinbou sein. „Danke. Weißt du, wie lange man gehen muss?“ „Sicher einen halben Tag, eher mehr. Ich selbst war noch nie dort.“ „Danke, Tara. Du hast mir sehr geholfen.“ Sango sah zu dem Mönch: „Komm, Miroku.“ Dieser stand sofort auf, nahm ihren Bumerang, um ihn ihr zu bringen. Immerhin fiel er nicht noch einmal aus der Rolle. „Wir gehen in den Südwesten.“ Inuyasha betrachtete das aufgetragene Essen. Es sah gut aus. Aber natürlich würde sich Fürst Suez nicht ausgerechnet vor einem Sohn des Inu no Taishou blamieren wollen. „Was ist das?“ flüsterte Kagome ihm zu. „Ich weiß es nicht genau“, gab er leise zurück: „Aber es riecht gut, also, kein Gift oder so etwas.“ Ihr wurde wieder einmal bewusst, dass er vermutlich wesentlich besser riechen konnte, als sie selbst. „Äh, Prinz Inuyasha..“ Der Fürst richtete sich in seinem Stuhl ein wenig auf: „Darf ich Eurer Durchlaucht meine Tochter Su-Ling vorstellen?“ Der Halbdämon kannte seine Pflichten und blickte zur Tür. Dort war ein Mädchen eingetreten, eine junge Dämonin. Ihre Körperfülle verriet die Tochter ihres Vaters, auch, wenn sie bei weitem nicht dessen Leibesumfang erreichte. Sie kam heran, verneigte sich vor dem Gast. „Ich freue mich, dich kennen zu lernen“, sagte Inuyasha höflich. Nun, das entsprach nicht so ganz der Wahrheit. „Danke, Euere Durchlaucht!“ Sie strahlte ihn förmlich an, musterte dann seine Ohren. Für einen Augenblick schien sie versucht, diese anzufassen, aber dann ließ sie es doch sein, nahm an der Seite ihres Vaters Platz. So begeistert sie den Prinzen ansah, so ein finsterer Blick galt Kagome, die sich darauf keinen Reim machen konnte. Scylla lief auf der Waldlichtung hin und her, sah aber auf, als sie die Gegenwart eines anderen Dämons spürte. Ihr neuer Partner war gekommen. Das überraschte sie nicht. Seine Hölleninsekten hatten ihm sicher gesagt, dass die Aktion in Laeta fehlgeschlagen war. Sie und ihre Leute hatten sich bei der ersten Aktion bereits blamiert. Naraku trug wieder das Pavianfell: „Nun, meine teure Scylla? Wollt Ihr erneut gegen die Wölfe losschlagen oder habt Ihr einen anderen Plan?“ „Korus und seine Familie sind nun gewarnt. Das würde schwierig werden. Schade. Ich hätte Prinzessin Kara gern als Fürstin gesehen.“ „Davon bin ich überzeugt. Zu bedauerlich, dass Sesshoumaru auftauchen musste.“ „Sehr schade. Sonst wären beide Prinzen tot und ich hätte der guten Prinzessin einen netten Mann beschafft. Immerhin gelang es Myra sich zu töten, ehe sie vom Kronprinzen verhört werden konnte. So konnte Sesshoumaru keine Hintergründe erfahren. Und er weiß ganz sicher nichts von unserem Bündnis.“ Die Fangheuschreckendämonin bemerkte, dass sich ihr Partner vorsorglich außerhalb ihrer Reichweite hielt und lächelte ein wenig: „Vorsichtig? Ich fresse meine Verbündeten nicht.“ „Natürlich. Darf ich Euch einen Vorschlag machen? Prinz Inuyasha wurde im 3. Bezirk gesehen. Soweit ich mich erinnere, habt Ihr dort gute Kontakte.“ „Ah, diese Idee wieder? Gegen den kleinen Halbdämon vorgehen, um seinen Vater aus der Reserve zu locken?“ „Ja.“ Das Juwel der Vier Seelen war zwar sein eigentlicher Grund, aber das müsste Scylla ja nicht wissen. „Zumal er ein wenig leichtsinnig scheint. Er ist nur in Begleitung der Priesterin, Kagome.“ „Wo sind die anderen beiden hin?“ „Ich glaube, dass uns das gleich sein kann. Sie sind zwar recht geschickt im Kampf gegen die einfachen Dämonen, aber doch keine Gefahr für uns.“ „Das ist auch wahr. Gut. Ich werde mich umhören, ob jemand Zeit hat, den Prinzen zu…zu besuchen. Ansonsten: Ihr sagtet doch, dass Ihr diese einfachen Dämonen zu Übergriffen anstacheln könnt.“ „Das tat ich bereits bei dem Überfall auf Sango und Miroku, dem sie bedauerlicherweise entkamen.“ Das konnte sie doch unmöglich vergessen haben. „Und meinen Krieger gleich mittöteten, ja. Sie waren wirklich nicht schlecht. Schade. Ihr Tod hätte Inuyasha sicher zu einer dummen Handlung verführt. Nun gut. Ich werde zusehen, dass ich ihn überfallen lasse. Falls das aus irgendeinem Grund nicht geht, solltet Ihr aber die einfachen Dämonen parat haben. Oder besser, in jedem Fall mitschicken. Dann können wir seinen Tod ihnen anlasten.“ „Und sein Vater wird eher auf Rache aus sein? Nun, wir werden sehen. Verkaufen wir das Fell des Hundes nicht, ehe wir ihn erlegt haben.“ Naraku verschwand. Nur einige Hölleninsekten blieben noch auf der Lichtung. „Da hat er Recht“, sagte Scylla zu ihnen. ******************************************************* Im nächsten Kapitel: Verwirrspiele, rätseln der Herrscher und sein ältester Sohn, welcher Plan hinter allem stecken könnte. Inuyahsa hat derweil selbst einen brillianten Plan... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 15: Verwirrspiele ------------------------- Vater und ältester Sohn suchen des Rätsels Lösung, Sohn Nummer Zwei neigt zu Spontanideen mit Folgen.. 15. Verwirrspiele Der Inu no Taishou sah ein wenig amüsiert auf den kleinen Berater vor sich: „Weißt du wirklich nicht, wer der neue Fürst im 18. Bezirk werden soll? Es muss jemand sein, der zuverlässig ist, und den Schaden aufräumen kann, den Naraku da angerichtet hat. Jemand, der klug ist...“ Myouga seufzte: „Herr, ich hoffe absolut, dass Ihr nicht an mich denkt. Das wäre nichts für mich.“ „Das verstehe ich schon. Keine Angst. Ein Fürst soll auch seine Wachen anführen und ich weiß, dass dir das nicht liegt.“ „Ja, danke, Hoheit. Das...das hat es noch nie.“ „Ich weiß.“ Für einen Augenblick fielen dem Herrscher all die Situationen ein, in denen der kleine Flohgeist alles andere als Heldentum an den Tag gelegt hatte. Aber er war bedingungslos loyal und ein guter Ratgeber. Überdies war er gewiss die Person im ganzen Reich, seine eigenen Söhne eingeschlossen, die ihn am besten kannte. „Masaki.“ „Masaki?“ echote der kleine Flohgeist. „Was hast du? Er ist Mitglied im Rat, ich kenne ihn lange und er ist loyal. Überdies ist er ein recht starker Fuchsdämon und ich bezweifle nicht, dass er sich durchsetzen wird.“ Myouga wusste es zu schätzen, dass sich der Herr vor ihm rechtfertigte, meinte jedoch: „Ich weiß. Masaki wird gewiss ein guter Fürst sein, wenn er sich eingearbeitet hat. Wir sind im Rat sicher nicht immer einer Meinung, aber ich fürchte, wenn alle Eure Räte stets einer Meinung wären, bräuchtet Ihr sie nicht.“ „In der Tat. Weiter.“ „Bei Inuyasha ist doch im Augenblick Shippou als Sekretär zur Ausbildung. Ich denke, es wird den Prinzen nicht freuen, erneut einen Mitarbeiter zu verlieren.“ „Shippou muss dann fort, das ist klar. Aber er wird der Erbprinz. Das wird Inuyasha allerdings eher freuen, denke ich. Überdies kann Shippou auch dann dort anwenden, was er bislang hier gelernt hat. Ruf mir Masaki.“ „Wie Ihr wünscht, Hoheit.“ Kouga saß neben Kagura auf der steinernen Umfassung eines Teiches. Ihre beiden Bewacher hatten sich auf seine Anweisung hin etwas zurückgezogen, hielten allerdings ein wachsames Auge auf die Winddämonin. Der junge Wolf konnte es ihnen nicht verübeln. Gegen Sesshoumarus Befehl zu verstoßen, war gewöhnlich eine recht unelegante Selbstmordvariante. Aber er hatte gehört, dass Kagura auf Anweisung des Kronprinzen in seinem heimatlichen Bezirk gewesen war, und wollte nachfragen. Schließlich hatte es geheißen, dass sein Onkel, Fürst Korus, in Lebensgefahr geschwebt hatte. Und zum einen war das immerhin sein Fürst, zum anderen mochte er den alten Herrn wirklich gern. Kagura schüttelte ein wenig den Kopf: „Ich kann Euch da nicht helfen, Exzellenz. Ich kam nicht mehr dazu, in die Stadt zu gehen, Laeta, heißt sie wohl. Die gesamten Wälder zu durchsuchen hatte schon recht lange gedauert. Ich habe den Fürsten Korus leider nicht gesehen.“ „Aber wo immer du warst, war alles ruhig?“ „Ja. Ich konnte auch kein Rebellenlager oder etwas Ähnliches finden. Und, um ehrlich zu sein: ich hatte bei der ganzen Sache ein äußerst merkwürdiges Gefühl.“ „Was meinst du?“ Sie zuckte ein wenig die Schultern: „Ich habe jetzt schon ein paar Jahre Nachrichten gesammelt. Da entwickelt man einen gewissen Instinkt, wenn etwas nicht stimmt. Aber ich kann Euch nicht sagen, warum. Allerdings scheint der Kronprinz auch sicher zu sein, dass etwas falsch läuft, sonst wäre er doch kaum selbst gegangen, nicht wahr?“ „Mag sein.“ Kouga dachte an die seltene Einigkeit der Halbbrüder bei der Besprechung, die ihm praktisch beide verboten hatten, nach Hause zu gehen. Was lief da? Und was hatte er übersehen? Warum sagten alle, etwas war falsch und er wusste von nichts? Vielleicht sollte er doch nach Hause gehen und sich einmal mit Onkel Korus unterhalten. Natürlich erst, wenn Sesshoumaru wieder da war und er die Erlaubnis bekommen hatte. Als Anführer der Boten zählte er zum Haushalt des Inu no Taishou, Erbprinz hin oder her. Kagura sah zu ihm: „Wenn es nicht zu unhöflich ist, möchte ich gern wissen, warum der Erbprinz eines Bezirks nicht zuhause ist, sondern am Hof des Herrschers.“ Er wollte schon auffahren, aber dann sah er ihren Blick. Und irgendein unbestimmtes Gefühl ließ ihn sagen: „Familienprobleme. Ich bin nicht der Sohn des Fürsten, weißt du. Nicht, dass mich Onkel Korus weggeschickt hätte. Aber….“ Er brach ab. „Ich verstehe, Exzellenz“, sagte Kagura höflich. Es war nett, dass er eine so persönliche Frage beantwortet hatte. Sie sah zum Himmel auf, wo gerade ein zweiköpfiger Drache über dem Schloss erschienen war. Sie erkannte die kleine Lenkerin – und den Besitzer: „Der Kronprinz ist zurück.“ Mit einem Satz sprang Sesshoumaru hinunter in den Hof, wo er mit gewissem Erstaunen Kouga und Kagura entdeckt hatte. Aber sein Gesicht war regungslos, als er zu den beiden trat, die sich hastig erhoben und verneigten, wie auch alle anderen Wesen hier. „Kouga, komm mit. – Kagura, geh zu Jaken und warte in meinem Vorzimmer auf mich.“ Beide gehorchten unverzüglich. Im Arbeitszimmer des Herrschers berichtete der Kronprinz seinem Vater und Kouga, was sich in Laeta zugetragen hatte. Der Wolfsdämon war nicht sehr angetan von der Entführung seines kleinen Bruders, und der Tatsache, dass man ihm eine tödliche Falle gestellt hatte. Am liebsten wäre er aufgesprungen, hätte sonst etwas mit diesen Mistkerlen angestellt. Aber natürlich unterbrach er den Bericht nicht. Erst, als Sesshoumaru geendet hatte, sagte der Inu no Taishou: „Es war gut, dass du gegangen bist, mein Sohn. – Kouga, wer wäre der nächste in der Rangfolge, falls du und Ginta sterben würdet?“ „Meine Mutter, Hoheit. Sie müsste sich in diesem Fall einen neuen Ehemann suchen, da Frauen ja nicht regierende Fürstin werden können.“ Der schnelle Wolf sah zu Boden: „Vergebt, Hoheit, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Plan meiner Mutter war.“ „Das meinte ich auch nicht. Aber möglicherweise plant jemand, sie dann zu beeinflussen, sie zu heiraten. – Du hast bis übermorgen Urlaub. Geh nach Laeta.“ „Danke, Hoheit.“ Zwei rasche Verneigungen und Kouga war schon aus dem Raum. „Da gibt es noch etwas, verehrter Vater“, berichtete Sesshoumaru langsam: „Ehe diese Spinnendämonin starb, sagte sie, Scylla habe sich auf die Jagd begeben. Und Inuyasha sei schon so gut wie tot.“ „Inuyasha?“ Der Inu no Taishou sah besorgt auf: „Was hat diese Scylla mit ihm zu schaffen?“ „Das weiß ich nicht. Vielleicht ein Freundschaftsdienst für Naraku?“ „Was meinst du?“ „Naraku tötete Inuyashas Priesterin, um an das Juwel der Vier Seelen zu gelangen, das diese hütete. Es gelang ihm, eine Hälfte zu erbeuten. Dann ließ er diese Kagome entführen, um an die andere Hälfte zu kommen. Das misslang. Aber da er offenkundig lebt, und nicht aufgegeben hat, Ränke zu schmieden – was sollte ihn daran hindern, auch weiter nach dem zweiten Teil des Juwels zu streben?“ „In diesem Fall wäre die Priesterin das Ziel, nicht Inuyasha. Aber er wird kaum zulassen, dass ihr etwas zustößt.“ „In der Tat. Und überdies…..“ Sesshoumaru dachte einen Moment nach: „Es wäre so ein ähnliches Schema wie in Laeta: man lockt den jüngeren Bruder in eine Falle.“ „Naraku war hier am Hof. Er müsste wissen, dass du dich nicht für deinen Halbbruder opfern würdest.“ Der Herrscher verriet durch nichts sein Bedauern über das distanzierte Verhältnis seiner Söhne. „Nicht opfern, aber Rache üben, womöglich, und nicht ich, sondern Ihr, verehrter Vater.“ „Ich verstehe.“ Der Inu no Taishou sah kurz zu Boden: „Wie ich schon bei den Schwertern und Kaijinbou sagte: irgendjemand steckt hinter all diesen Aufständen, all diesen Schwierigkeiten der letzten Monate. Naraku? Möglich. Oder seine neue Partnerin. Wir werden herausfinden, wer diese Scylla ist und was sie plant. Eine Insektendämonin, vermutlich. Ich werde Leute darauf ansetzen.“ „Ja, verehrter Vater. Ich werde Kagura befragen, was sie über dieses Juwel der Vier Seelen weiß, und was Naraku damit vorhat.“ „Gut. – Ich sollte dir noch sagen, wer der neue Fürst im 18. Bezirk wird. Masaki.“ „Euer Ratgeber? Ein fähiger Dämon.“ „Danke. Du darfst gehen.“ Kagura hatte im Vorzimmer des Kronprinzen auf diesen gewartet, begleitet von den beiden Kriegern, die sie bewachen sollten. Als er kam, verneigten sie sich alle, auch Jaken, sein Sekretär, dessen begeisterte Schilderungen über seine Nützlichkeit die anderen bereits gelangweilt hatten. „Jaken.“ „Euer Gnaden?“ „Sag Rin, ich brauche den Drachen in drei Stunden. Und einen zweiten.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Der kleine Krötendämon wagte keine Nachfrage und ging unverzüglich. „Kagura.“ Sie folgte ihm eilig in sein Arbeitszimmer. Ihre Wächter blieben im Vorzimmer. Sie waren zum einen nicht mit hineinbefohlen worden, zum anderen sicher, dass der Kronprinz auf sich selbst aufpassen konnte. Natürlich erst recht auf die Gefangene. Die Winddämonin kniete sich höflich nieder, bemüht, einen guten Eindruck zu machen. Aber sie betrachtete nur zu gern, wie sich Sesshoumaru an seinem Schreibtisch niederließ. Er bewegte sich wirklich elegant… „Was weißt du über das Juwel der Vier Seelen?“ „Nicht sehr viel, Euer Gnaden. Es befand sich im Besitz einer Priesterin namens Kikyou. Sie arbeitete für Euren Halbbruder. Es handelt sich wohl um ein Familienerbstück. Fürst…Naraku entdeckte es bei seinem Besuch hier und wollte es in seinen Besitz bringen. Soweit ich seinen Andeutungen entnehmen konnte, wird ein magischer Mensch oder Dämon, der es besitzt um vieles mächtiger.“ „Darum ließ er Kikyou töten.“ „Ja, Euer Gnaden. Aber sie trug nur das halbe Juwel. Das andere hat vermutlich ihre Schwester, Kagome, die sich nun bei Inu…bei Prinz Inuyasha befindet.“ Das erklärte auch deren magische Fähigkeit, einen Seelenspiegel zu vernichten. Und Naraku würde nun hinter ihr her sein, das war auch klar. Dieser Mistkerl wollte das Juwel, um mächtiger als Vater zu werden. „Weiter.“ „Es tut mir Leid, Euer Gnaden, aber mehr ist mir unbekannt.“ „Woher kommt das Juwel?“ „Ich weiß es nicht.“ „Du verlässt das Schloss nicht und bleibst stets in Begleitung deiner Wachen.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Wollte er sie vor Naraku schützen? Oder wollte er nur sicher gehen, dass sie nicht zu diesem fliehen wollte? Gleich. Sie hatte keine Wahl. Kagome brauchte lange, ehe sie eingeschlafen war. Dieser Besuch im Schloss des Fürsten Suez erschien ihr mehr als unangenehm. Das Abendessen war wirklich lästig gewesen. Die Prinzessin Su-Ling hatte sie mehr als giftig angesehen, niemand hatte mit ihr gesprochen. Und das, obwohl auch andere Menschen anwesend gewesen waren. Zu allem Überfluss hatte Su-Ling nach dem Essen Inuyasha förmlich in Beschlag genommen, ihn zu einem Spaziergang im Park aufgefordert. Ein Haushofmeister oder was auch immer der gewesen war, hatte ihr, Kagome, dann dieses Zimmer hier gezeigt, sie mehr oder weniger ins Bett geschickt. Irgendwie waren sie alle darauf versessen, sie loszuwerden. Warum nur? Eigentlich konnte sie sich nur einen Grund vorstellen und der hieß Su-Ling. Diese hatte sie von Anfang an so finster angeschaut. Nahm die Prinzessin etwa an, sie sei die Geliebte des Prinzen? Denn dass Su-Ling Inuyasha mehr als nett fand, war ja kaum zu übersehen gewesen. Und die junge Priesterin wusste, dass sie das irgendwie störte. Kagome schrak auf, als sich neben ihrem Bett etwas bewegte. Ehe sie reagieren konnte, lag eine Hand auf ihrem Mund. Dann erst erkannte sie im Mondlicht das weiße Haar und entspannte sich. Inuyasha nahm seine Hand weg: „Leise!“ flüsterte er und setzte sich auf die Bettkante: „Wir müssen hier weg!“ „Gefahr?“ Sie richtete sich überrascht auf, die Decke fest um sich gezogen. Er verzog das Gesicht: „Noch ein paar Stunden mit dieser Su-Ling und ich vergesse meine letzte gute Erziehung. Sie hat dauernd meine Ohren angefasst! Als letztes fing sie mit heiraten an. Das halte ich nicht aus.“ Kagome hätte fast lachen mögen, aber andererseits fand sie es irgendwie ärgerlich, ohne sich genau über die Ursache klar werden zu können: „Aber können wir einfach gehen? Ist das nicht unhöflich?“ fragte sie dennoch. „Und wohin willst du? Wir wollten doch Sango und Miroku erst in zwei Tagen treffen.“ „Ja, ich weiß. Aber ich muss hier weg. Gehen wir ihnen einfach entgegen, in Richtung von Hok. Wer weiß, vielleicht hören wir etwas von diesem Kaijinbou. Ich habe Suez ja nach Schmieden in der Umgebung gefragt, ich hoffe, unauffällig genug, aber da war nichts.“ „Schön. Gehst du dann bitte?“ „Hm? Soll ich allein verschwinden?“ „Ich möchte mich anziehen.“ „Oh.“ Inuyasha stand auf, ging aber nur zum Fenster, um hinauszusehen: „Ich bleibe lieber hier, ehe ich noch einmal dieser Su-Ling über den Weg laufe.“ Kagome wartete, aber da er wirklich nur hinaussah, sich nicht umdrehte, stand sie auf, zog sich hastig an. „So schlimm?“ „Grässlich. Sie ist eigentlich ein schlaues Mädchen. Warum reagiert sie denn dann nur so komisch? Na, egal. Ich habe keine Lust auf noch so einen Tag.“ „Verstehe ich. - Äh...Inuyasha? Hier im Schloss gibt es doch Wachen. Wie willst du hier weg? - Ich bin fertig.“ Er sah sich um: „Ich werde dich tragen. Komm her, auf meinen Rücken.“ Sie war ein wenig skeptisch, fühlte sich dann aber hochgehoben und festgehalten. Sie konnte den Gedanken nicht unterdrücken, ob er Kikyou auch einmal so getragen hatte? Ob sich ihre Schwester auch so an ihn geschmiegt hatte? Er trat wieder an das Fenster: „So. Jetzt halt dich gut fest.“ Sie begriff, was er vorhatte: „Einfach aus dem Fenster springen?“ ächzte sie. Schön, das war das Erdgeschoss, aber irgendwie kam ihr das eigenartig vor, sich als Gast so heimlich wegzuschleichen. „Keh!“ machte Inuyasha und hüpfte mit einem Satz in den Garten. Ehe sie verstand, was er weiter vorhatte, setzte er mit einem gewaltigen Sprung über die steinerne Außenmauer, stand mit ihr auf der Straße. „So.“ Er ließ sie hinunter. „Danke“, sagte sie unwillkürlich. Es musste praktisch sein, ein Halbdämon oder Dämon zu sein und solche Sprünge hinlegen zu können. Wie stark er wohl eigentlich war? Oder dann gar sein Halbbruder oder Vater als vollblütige Dämonen? Nachdenklich folgte sie ihm durch die schlafende Stadt. Als sie die Wachen am Stadtrand erreichten, befahl Inuyasha ihnen, ihn bei Fürst Suez zu entschuldigen, er habe etwas Wichtiges erfahren. Inzwischen war ihm klar geworden, dass er den Fürsten wahrscheinlich mit dieser Flucht beleidigen würde. Falls der sich bei Vater beschweren sollte, konnte er sich dann wieder eine Standpauke anhören. Das war nicht nötig. Dann jedoch machte er, dass er mit Kagome die Stadt verließ. In der Steppe war es sicher ruhiger. Keine liebesbedürftigen Prinzessinnen weit und breit. Keine Stunde später war das Schloss des Fürsten einem aufgescheuchten Ameisenhaufen ähnlich. „Fürstliche Gnaden…“ stammelte der Anführer der Schlosswachen zum wiederholten Mal: „Uns ist das auch ein Rätsel.“ Er presste seine Stirn auf den Boden, in dem er am liebsten versunken wäre. „Ein Rätsel? Ihr habt versagt! Vollständig versagt! Wie konnte es geschehen, dass eine Horde dieser einfachen Dämonen mitten in die Stadt kommen konnte, ja, in mein Schloss gelangen konnte? Hätte Prinz Inuyasha nicht einen besseren Nachrichtendienst als ich, wäre ich jetzt vermutlich schon vom erhabenen Inu no Taishou in Ketten gelegt worden! Wenn ich das überhaupt noch erlebt hätte!“ Fürst Suez keuchte in ungewohnter Anstrengung, da er aufgesprungen war. „Ein Attentat auf meinen Gast, noch schlimmer, ein Attentat auf die Nummer Zwei der Thronfolge. Das ist nicht nur äußerst peinlich, das ist Hochverrat!“ „Ja, Fürstliche Gnaden“, sagte der Krieger, dem das auch bewusst war, nur, ohne den Kopf zu heben: „Immerhin ist es uns gelungen, einige dieser Dämonen zu töten und auch einen uns unbekannten Dämon, vermutlich der zweiten Rangstufe, der mit dabei war.“ „Die nächste Glanzleistung!“ Fürst Suez ließ sich erschöpft wieder in seinen Sessel fallen: „Wie sollen wir jetzt herausfinden, wer das gewesen ist? Immerhin scheint es ihm gelungen zu sein, diese einfachen Dämonen zu kontrollieren. Und, ich wiederhole es noch einmal, mitten in meine Hauptstadt, in mein Schloss zu bringen. Ich hätte gute Lust, euch alle einen Kopf kürzer zu machen. – Wobei ich zu bezweifeln wage, dass irgendjemand einen Unterschied bemerken würde.“ „Ich bitte um Verzeihung, Fürstliche Gnaden...“ „Ach…“ Fürst Suez winkte ab: „Ich brauche einen schnellen Boten. Ich muss es dem Herrscher melden, ehe das Inuyasha tut. Wenigstens diese Peinlichkeit sollte ich mir ersparen.“ Von einem Besuch des Kronprinzen ganz zu schweigen. „Ich frage mich immer noch, woher der Prinz wusste, wissen konnte, dass ein Attentat auf ihn geplant war. Mir war ja klar, dass der Nachrichtendienst des Herrschers gut arbeitet, aber so gut?“ Aber diese Frage würde der Fürst wohl nie beantwortet bekommen. Inuyasha ahnte nichts von den Verwirrungen und Mutmaßungen, die seine überstürzte Abreise und das misslungene Attentat ausgelöst hatten, denn als er mit Kagome durch die nächtliche Steppe wanderte, waren seine Gedanken abgelenkt. „Bist du eigentlich müde?“ Immerhin hatte er sie ja geweckt und Menschen brauchten mehr Schlaf als er. „Ein wenig“, gab sie zu: „Aber das macht nichts.“ „Soll ich dich noch ein bisschen tragen?“ „Oh...das wäre nett.“ Sie wusste inzwischen, dass ihm ihr Gewicht nicht das Geringste ausmachte. Als sie auf seinen Rücken stieg, wurde ihr wieder einmal bewusst, dass er trotz allem einfach kein Mensch war. Nun, kein richtiger. Falsch, korrigierte sie sich in Gedanken sofort. Er war eben ein Halbdämon. Nicht mehr und nicht weniger. „Weißt du eigentlich, wohin du gehen musst?“ „Natürlich.“ Schön, dachte sie. In dieser gleichförmigen Steppe hätte sie nicht einmal die Himmelsrichtung erkannt, geschweige denn, eine Linie einhalten können. Aber er würde schon wissen, was er tat und konnte. So lehnte sie sich ein bisschen enger an ihn, legte den Kopf auf seine Schulter. Es war angenehm, so getragen zu werden, es schaukelte so schön. Und sie war müde genug, um einzuschlafen. ******************************************** Im nächsten Kapitel, Waffenschmiede, lernen Sango und Miroku Kaijinbou kennen...wenn auch nicht lieben. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. Kleiner Hinweis in eigener Sache: wer es noch nicht gesehen hat, kann ja einen Blick in "Die Rückkehr des Schwarzen Todes " werfen... bye hotep Kapitel 16: Waffenschmiede -------------------------- Es kann riskant sein, sich mit Waffenhändlern einzulassen, selbst, wenn man zu den besten Agenten des Inu no Taishou gehört... 16. Waffenschmiede Sango war in eisiges Schweigen gehüllt über die Steppe gegangen, ihre dämonische Katze auf demArm. Miroku wusste nicht ganz genau, ob er darüber froh sein sollte, dass sie ihm keine Strafpredigt gehalten hatte, oder besorgt, für was für einen Vollidioten sie ihn nun hielt. Vermutlich musste er mehrere mittlere Wunder vollbringen, ehe sie ihm wieder vertrauen konnte. „Wir haben ihn.“ Die Jägerin blieb stehen. „Wen?“ entfuhr es ihrem Begleiter perplex, der um sich nur Steppe bis zum Horizont erkennen konnte. Nur wenige Antilopen hatten sie auf ihrer Wanderung bislang gesehen. „Den Schmied.“ Sie warf ihm einen kalten Blick zu: „Hast du dein Gehirn denn komplett in der Hauptstadt vergessen?“ Jetzt erst entdeckte er die Rauchwolke vor sich, kaum sichtbar am Rande des Horizonts. „Schon gut. Ich habe es verdient. - Wie gehen wir vor? Wenn wir als Käufer auftreten, könnten wir immerhin versuchen herauszufinden, wer hier der Herr ist und womöglich, wie viele dieser Schwerter angefertigt werden. Mit etwas Glück sogar, wer die Kunden sind und der Auftraggeber.“ „Natürlich. Mit sehr viel Glück. Nun, in jedem Fall wissen wir, dass die Amazonen diese Schwerter bekommen.“ „Aber der Dämon, den du bei dem Überfall auf uns getötet hast, war männlich.“ „Ja. Aber eben ein Dämon. Wir sind Menschen.“ „Du willst also weiterhin eine Amazone spielen? Das könnte riskant werden. Wenn er wirklich dauernd mit denen handelt, hat er doch sicher bestimmte Kontakte.“ „Einen besseren Vorschlag?“ „Hm. Weit im Süden gibt es doch diese Frauen…..Wie heißen sie doch gleich? So eine religiöse Vereinigung, die am liebsten alle Männer verbieten würden, ja, bei ihren Orgien alle töten, die ihnen zufällig begegnen?“ „Mänaden?“ Sango verzog leicht den Mund: „Ich denke, das sind ziemliche Verrückte. Aber du hast Recht, sie sind weiblich, und, so weit ich weiß, Menschen in der zweiten Rangklasse. Ja. Aber wer sagt uns, dass er nicht auch mit denen schon Verbindungen hat?“ „Wer sagt uns, dass er uns nicht sofort umbringen lässt, wenn wir unangemeldet erscheinen?“ „Das ist wahr. Und ich bin nicht Mitglied dieser Dämonenjägertruppe geworden, um Risiken aus dem Weg zu gehen. Gut. Ich bin eine Mänade aus dem….wo leben die?“ „Hu….im zehnten, oder?“ „Ja, könnte sein, dass ist der südlichste, mit der großen Halbinsel. Sie bauen dort Wein an.“ Sango versuchte sich an alles zu erinnern, für den Fall, dass man ihr Fragen stellen würde: „Die Hauptstadt ist Lenaia. Und regierender Fürst ist….wir haben ihn doch schon gesehen. Lange, schwarze Haare, ziemlich sportlich.“ „Katameki?“ „Ja, das könnte sein. Kirara, du wartest hier besser und passt auf meinen Bumerang auf. Ich weiß nicht, ob die Mänaden solche Katzen wie dich kennen.“ Sango atmete tief durch: „Dann los.“ „Dann los.“ Beide blieben erst wieder stehen, als sie die Lage vor sich erkennen konnten. Ein Vulkankegel erhob sich hier aus den Weiten der Steppe. An dessen Fuß lag eine Schmiedewerkstatt, die größte, die sie je gesehen hatten. Mehrere Hütten darum bildeten fast ein kleines Dorf. Und bereits auf den ersten Blick entdeckten die beiden Hindernisse. „Wachen“, sagte Miroku: „Nun gut, es war ja nicht zu erwarten, dass sich so ein Waffenhändler auf dem Silbertablett präsentiert.“ „Komm, weiter. Wenn wir die Rolle spielen wollen, dürfen wir nicht verwundert sein und müssen uns auskennen.“ Das stimmte und so machten sie sich rasch wieder auf den Weg. Die Wachen hatten den Besuch inzwischen bemerkt, schienen aber nur aufmerksam geworden zu sein, nicht alarmiert. „Ein Hölleninsekt!“ Der Mönch hätte fast darauf gedeutet, beherrschte sich aber gerade noch: „Es fliegt gerade aus einem Fenster dort.“ „Naraku, also. Dann lebt er noch.“ „Wie auch immer er diesen Angriff überlebt hat. Und er kennt diesen Kaijinbou. Da haben sich dann zwei gesucht und gefunden.“ „Wunderbar.“ Sango klang ein wenig sarkastisch: „Aber umso wichtiger ist es, dass wir viel herausfinden können.“ Zwei Krieger, Dämonen, kamen ihnen etwas entgegen. Sie blieben stehen, als die Dämonenjägerin freundlich sagte: „Guten Tag. Wenn man hier Schwerter kaufen kann…? Ich habe diesen Ort gesucht. Mir wurde gesagt, ein gewisser Kaiji schmiede hier.“ „Geschäfte machen, also. Du trägst doch schon ein Schwert?“ „Nicht jede im 10.Bezirk, die es möchte, trägt eines.“ „Im 10. Bezirk, also.“ Die Krieger sahen sich an: „Wir werden es weitergeben.“ Einer blieb bei den beiden Neuankömmlingen stehen, während der zweite in der eigentlichen Schmiede verschwand. Jetzt bemerkten die beiden hinter der Anlage Schlackenhalden, die auf eine wirkliche Menge an Glut und damit Schwertern hinwiesen. Noch ein Umstand, der ihren Verdacht bestätigte. Der Krieger kehrte mit einem Mann zurück, der eher wie ein Sekretär gekleidet war. Solch helle, bodenlange Kleidung hätte kein Schmied, der bei Sinnen war, getragen. „Soso.“ Er musterte Sango: „Du…du kommst also aus dem 10.Bezirk und willst ein Schwert kaufen?“ „Ist das so verwunderlich?” „Wir liefern dorthin. Was willst du also?“ Sie lieferten schon dahin? Das klang alarmierend: „Nun, ich hörte davon. Darum kam ich her. Auch meine Schwestern möchten solche.“ „Du bist also eine ehemalige Priesterin? Jetzt treue Dienerin des dunklen Gottes?“ „Soll ich mir ein Schild umhängen?“ Also bekamen die Mänaden auch Waffen? Das musste Inuyasha unbedingt erfahren, und dann desgleichen der Herrscher selbst. „Und er da?“ Ein Nicken galt Miroku. Sango musterte ihr Gegenüber: „Nun, ein gewisses Misstrauen ist sicher angebracht, in deinem Fach. Aber wie dir vielleicht klar ist, liegt der zehnte Bezirk am anderen Ende des Reiches. Mit einem Mann reist es sich unauffälliger. Glaubst du etwa, ich hätte in meiner gewöhnlichen Kleidung in der Hauptstadt übernachten können?“ Wie auch immer diese Mänaden bekleidet waren. „Du warst in der Hauptstadt? Hast direkt unter der Nase des Herrschers geschlafen? Der Sekretär klang interessiert: „Hm. Du siehst nicht dumm aus, also wirst du wohl mutig sein.“ „Mein Lieber, eine Fliege, die nicht gefangen werden will, sollte sich am besten auf die Klatsche setzen. Im Übrigen langt mir dein Verhör. Du bist doch hier kaum der Herr, oder?“ „Nein, das ist Meister Kaiji...Kaijinbou. Ich werde ihm Bericht erstatten. Vielleicht mag er mit einer …einer Frau reden, die in der Hauptstadt war. Wartet hier.“ Er drehte sich um und ging. Sango warf einen raschen Blick zu ihrem Partner, hütete sich aber, den zu lang werden zu lassen. Miroku schloss kurz zur Bestätigung die Augen, das war alles an Gespräch, das sie sich erlauben konnten. Kurz darauf kehrte der Sekretär zurück, in Gesellschaft eines Dämons. Sango fielen fast als erstes seine Zähne auf, die spitz zuliefen. Wie praktisch alle Schmiede trug er das Haar zu einem Zopf gebunden, um es nicht aus Versehen in die Glut gelangen zu lassen. Das war, wie auch die Kleidung, eindeutig das Zeichen für seinen Berufsstand. Das musste dieser Kaijinbou sein. Und sie fand ihn auf Anhieb entschieden unsympathisch. Allerdings war ihr klar, dass sie sich das nicht anmerken lassen durfte. So musterte sie ihn nur abschätzend. „Kundschaft, also? Darf ich deinen Namen erfahren?“ „Sango.“ Hoffentlich würde er nicht nach dem Oberhaupt der Mänaden fragen. Ihr fiel jäh ein, dass sie keine Ahnung davon hatte. „Ich hörte, du willst ein Schwert?“ „Nicht nur eines. Schwestern erzählten, sie hätten welche von dir. Und auch wir wollen das.“ „Warum kommst du direkt her und wählst nicht den üblichen Weg?“ „Wir hörten, Prinz Sesshoumaru habe Leute auf unsere Spur gesetzt.“ Sango zuckte ein wenig die Schultern: „Überdies: der gewöhnliche Weg mag bislang der beste gewesen sein. Aber ich ziehe es vor, mir selbst ein Bild zu machen.“ „Und du warst also in der Hauptstadt, Sango. Wo hast du denn da geschlafen?“ „Im Gasthof neben dem Tempel des Mondgottes.“ „Ist noch immer Perfuma die Wirtin?“ „Nein. Es ist ein Wirt, Draco. Und das schon seit zehn Jahren. Was soll das, Kaijinbou? Ich verstehe ein gewisses Misstrauen, aber du klingst ja fast schon, als würden dich gleich alle beide Prinzen jagen.“ Es war zu einem gewissen Sprichwort geworden: von beiden Prinzen gejagt, bedeutete das, was man früher von allen Hunden gehetzt genannt hatte. Der Schmied lächelte, aber es war kein angenehmes Lächeln: „Ich lebe und arbeite hier gut, weil ich vorsichtig bin. Wie viele Schwerter würdest du benötigen?“ „Zwanzig. Und vielleicht noch ein paar mehr. Ist das ein Problem für dich?“ „Nein, natürlich nicht. Oh, ich vergaß, mich vorzustellen. Kaijinbou. Hast du in der Hauptstadt zufällig auch einen Schmied besucht?“ „Nein, wieso?“ Natürlich hätte er sich gern nach Toutousai erkundigt, das war Sango klar, aber sie hatte ihre Rolle zu spielen. „Gut. - Mein Sekretär, Roche, wird dir einige Modelle zeigen. Wie willst du bezahlen?“ „Das durchaus wie üblich“, meinte Sango kalt, die keine Ahnung hatte, wie das ablief. Zu ihrer Erleichterung nickte der Schmied: „Gut. Ich werde es Scylla mit auf die Rechnung setzen.“ Scylla? Wer war das denn? Aber sie konnte ja unmöglich nachfragen. Vielleicht ergab sich später ein weiterer Hinweis. So sagte sie nur: „Gut.“ Beide Jäger waren in ihrem Leben schon in einer Schmiede gewesen, aber eine solche hatten sie noch nie gesehen. Helles Feuer brannte in einem langen Becken, mehrere Männer, Dämonen und Menschen standen dort und arbeiteten. Aber dort, wo in einer gewöhnlichen Schmiede vier Männer ein Schwert schlugen, es in die Glut hielten und wieder einschmolzen, erneut schmiedeten, waren es hier Formen, in die der glühende Stahl gegossen wurde. Toutousai hatte recht gehabt. Und es waren nicht nur Schwerter, die so hergestellt wurden. Miroku entdeckte auch Lanzenspitzen. Da rüstete jemand eine komplette Armee aus. Es war wirklich Zeit, diesen Kaijinbou aus dem Verkehr zu ziehen. Beide Besucher waren froh, die laute, heiße Schmiede verlassen zu können, in einen anderen Raum zu gelangen, wo sich die fertigen Waren befanden. Roche trat zu einem Regal: „Zwanzig Schwerter, sagtest du? Hm. In den Süden liefern wir gewöhnlich das Modell. Die Amazonen hier im Norden haben die längeren Klingen lieber, aber die M…deine Schwestern bevorzugen meist die Kurzschwerter.“ „Ich weiß.“ Sango nahm das angebotene Schwert, wog es in der Hand. Sie kannte sich zum Glück damit aus. Und sie hätte ihre eigene Klinge nicht gegen dieses eintauschen mögen. Es war nicht richtig ausgeglichen. Bei einem längeren Kampf würde der Träger rascher ermüden. Überdies hatte der Schmied des Herrschers doch gesagt, die Klingen würden leichter brechen, da sie nur gegossen wurden. Aber das spielte im Augenblick keine Rolle. So sah sie auf. „Gib mir doch einmal eines von den längeren. Und dann möchte ich beide in einem Scheinkampf ausprobieren:“ „Natürlich.“ Kaijinbou war in sein Arbeitszimmer zurückgekehrt. Er zeichnete an einem neuen Entwurf, als Roche zu ihm kam. Der Waffenschmied sah auf: „Und?“ „Sie wollte einen kurzen Scheinkampf. Ich habe Kestes mitgeschickt.“ „Gut. – Was ist denn jetzt schon wieder?“ Diese Bemerkung galt einem Besucher, der gerade durch das Fenster herein flog: „Seit Scylla diese Hölleninsekten hat, lässt sie mir keine Ruhe.“ „Aber sie ist nun mal unsere beste Kundin.“ „Das weiß ich auch.“ Kaijinbou nahm den kleinen Zettel, den das Insekt vor ihn hatte fallen lassen, überflog die wenigen Zeilen: „Na, sieh mal einer an.“ „Was meinst du?“ „Der Bote, der vorher wegflog, hatte unsere Besucher wohl erkannt. Beide arbeiten für Inuyasha.“ „Dämonenjäger, also? Dann ist er uns auf der Spur?“ „Unwahrscheinlich. Inuyasha kümmert sich doch nur um diese einfachen Dämonen. Sesshoumaru wäre ärgerlicher. Schön. Wir wollen kein Risiko eingehen.“ „Soll ich den Männern sagen, dass sie sie töten sollen?“ Kajinbou schüttelte leicht den Kopf, als er die Hände fast andächtig faltete: „Mein lieber Roche, ich sagte doch, kein Risiko. Und es ist doch mehr als wahrscheinlich, dass Inuyasha weiß, wo sich seine Leute befinden, nicht wahr? Schwertverletzungen wären schwer zu erklären, würden unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns lenken. Aber dies ist eine Schmiede, eine Werkstatt. Und eine Stahlproduktion. Neugierige oder unvorsichtige Besucher können leicht einen kleinen Unfall haben. Tragisch, aber nicht zu ändern. – Überdies: sorge dafür, dass die anderen Schmiede nichts Neues mehr anfangen. Sie können dann für heute Schluss machen. Und räumt die Waren in das hintere Lager. Es muss alles so aussehen, für einen Laien wie Inuyasha, als ob das meine Schmiede ist, in der ich allein arbeite.“ „Ja, Meister Kaijinbou. Einen Unfall…Man könnte die Kammer benutzen, im Vulkan. Ihr wisst schon, ein paar alchemistische Gifte hineinleiten.“ „Belästige mich nicht mit Einzelheiten. – Nein, warte. Keine Gifte aus unserem Ofen, auch das wäre ein unerwünschter Hinweis auf uns. Nimm diesen Dämon mit dem Gift….wie heißt er doch gleich?“ „Darios? Sein Miasma ist für Menschen tödlich, ja. Aber würde das nicht auch die Aufmerksamkeit auf uns lenken, Meister Kaijinbou?“ „Nur auf ihn, mein Bester. Und wenn der Prinz dann ihn umlegt, ist das nicht weiter tragisch, nicht wahr? Ein kleines Opfer.“ Roche nickte nur. In jedem Fall war Darios als Opfer für den Prinzen besser, als er selbst: „Dann werde ich unsere Gäste bitten, ihnen alles zeigen zu dürfen. Sie gehen sicher darauf ein.“ „Gut. Und sag den Kriegern, sie sollen sich versteckt halten, falls Inuyasha schon auftauchen sollte.“ „Wie Ihr wünscht.“ Sango und Miroku waren angetan von der Rundführung, bemühten sich jedoch, dies nicht zu zeigen, um kein Misstrauen zu erregen. Roche ging voran: „Dort wird das Eisen zu Stahl verarbeitet.“ Er deutete auf ein Gebäude weit abseits: „Wir nutzen die Hitze des Vulkans. Wie du vielleicht weißt, Sango, mischt man bestimmte andere Metalle hinzu, damit das Eisen fester wird.“ „Ja, davon habe ich gehört.“ „Wir sind nun schon fast mit unserem Rundgang fertig. – Kestes, wärst du so nett, die Tür da zu öffnen?“ Er deutete auf eine kleine Hütte. Der Dämon der zweiten Klasse, gegen den Sango zuvor einen Schaukampf gefochten hatte, gehorchte. Roche trat näher: „Hier ist eigentlich nichts zu sehen, nur das Archiv.“ Er war sicher, dass die beiden Jäger nicht widerstehen würden, hineinsehen wollten. Er hatte sich nicht getäuscht. In der Hoffnung, mehr über die geheimnisvolle Scylla zu erfahren, traten die beiden zu ihm. Fast im nächsten Moment erhielten sie heftige Stöße, stolperten in die Hütte, zu Boden. Sango bedauerte, ihren Bumerang bei Kirara gelassen zu haben, als sie herumfuhr, bereits die Hand am Schwert. Als sie begriff, wer nun in der Tür war, griff sie jedoch in die Tasche. Sie erkannte einen Dämon der Familie der Schlangen. Diese besaßen des Öfteren hochwirksames Gift. Die dunkle Wolke, die von ihm ausging, sich rasch im Raum verteilte, war sicher solches. „Was soll das, Roche?“ fragte sie dennoch laut, während sie sich schon eine Maske über das Gesicht streifte: „Behandelt ihr so Kunden?“ „Ich glaube nicht, dass Prinz Inuyasha von uns kaufen will“, kam die Stimme des Sekretärs von außen irgendwo. „Miasma!“ warnte Miroku seine Partnerin, als er nach seinem Handgelenk fasste, die Bannkette lösen wollte. Zu spät, denn Darios war bereits aus der Hütte gesprungen, die feste Tür wurde zugeschlagen. Das giftige Gas, das von dem Dämon ausgeströmt war und nun die Hütte füllte, verschaffte dem Mönch Atemnot. An der Haut begann es zu prickeln. Sie waren aufgeflogen und sollten nun wohl beseitigt werden. Er konzentrierte sich hastig, fasste nach Sango, um sie zu sich zu ziehen, mehr oder weniger auf seinen Schoß. Diese wollte ihm unwillkürlich eine Ohrfeige verpassen, kannte sie doch seine Anwandlungen zu Genüge, sparte es sich aber, als sie vor sich, um sich, ein rotes Flimmern erkannte. Er errichtete einen Bannkreis, um das Miasma von ihnen abzuhalten. „Wie lange?“ fragte sie daher nur. „Ich weiß es nicht.“ Er zwang sich zur Ruhe: „Der Bannkreis hält das Gift fern. Auch deine Maske würde nicht viel helfen. Das ist Gift der übelsten Sorte. Es würde fürchterliche Nervenschmerzen verursachen, ehe wir endlich sterben würden. Nette Leute, dieser Kaijinbou und seine Kumpane.“ Sango schwieg. Ihr war klar, dass auch ihm bewusst war, dass er den Bannkreis nicht ewig aufrechterhalten konnte. Dann würde das Gift wirken können. Ein Nervengift? Sie würden Schmerzen bekommen, Lähmungen, ehe sie endlich ersticken würden. Wirklich, reizend, dieser Schmied. Und keiner würde sie hier rechtzeitig finden können. Mit Inuyasha und Kagome waren sie erst in drei Tagen verabredet, und das gut eine Tagesreise weiter südlich. Ehe der Prinz hierher gefunden hatte, falls überhaupt, wären sie schon längst tot. Niemand anderer sonst wusste sowieso, dass sie in der Gegend waren. Sie saßen eindeutig in der Tinte. Aber aufgeben war nicht ihre Sache: „Kirara wird wissen, dass uns etwas geschehen ist, und Inuyasha suchen.“ „Ja, davon gehe ich auch aus. Aber ehe sie nach Fuyo kommt und den Prinzen findet, der wieder hier ist…“ Der Mönch klang heiser. Es strengte ihn an, den Bann aufrecht zu erhalten. Unwillkürlich drückte er seine Partnerin fester an sich, um den Schutz ein wenig kleiner werden lassen zu können. Vielleicht fiel ihm noch etwas ein, wie er sie schützen konnte, sie hier herausbringen konnte. Irgendetwas. Was würde es schon machen, wenn er hier sterben würde? Hauptsache, Sango lebte. Aber ihm wollte einfach nichts einfallen. Sobald seine Magie nachließ, der Bann nachließ, würde das Gift wirken. Ohne das Miasma wäre es kein Problem gewesen, den Raum zu verlassen. Aber leider war diese Hütte sehr dicht und stabil gebaut, so dass der Giftstoff sich nicht verflüchtigte. Sein schwarzes Loch konnte er nicht einsetzen, da er den Bannkreis hätte senken müssen. Zudem war ihm klar, dass es sich nur um Minuten handeln konnte, ehe er zu schwach wurde. Aber er würde bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit durchhalten, um Sango zu beschützen. Kagome seufzte ein wenig. Inuyasha hatte es gehört und drehte den Kopf: „Was ist?“ „Ich…wie lange ist es noch bis Hok?“ „Zwei Tage, wenn wir so gehen, wie bisher. Schon wieder müde?“ „Nein, nein“, beteuerte sie hastig. Immerhin hatte er sie die Nacht hindurch getragen. „Es ist nur ein wenig eintönig, stets diese Steppe um sich zu sehen.“ „Es gibt gleich Abwechslung.“ „Was meinst du?“ „Ich rieche vor uns einen Vulkan. Wir müssten ihn bald sehen können.“ Der Halbdämon hob plötzlich den Kopf, prüfte genauer die Luft: „Na schau mal einer an. Da sind ja Leute, Menschen und Dämonen. Um was wetten wir, dass nicht Sango und Miroku diesen Kaijinbou gefunden haben, sondern wir?“ „Sollten wir dann den Vulkan und diese Leute nicht umgehen und die beiden erst suchen?“ „Der Befehl meines Vaters war doch eindeutig, oder? Also, besuchen wir mal diese Schmiede.“ Kagome sah zu ihm. War er wirklich so fähig und stark, dass er sich diese Selbstsicherheit leisten konnte oder gab er nur an? Das würde sie nur zu bald herausfinden. *********************************** Ohja. Das nächste Kapitel heisst "Treffen" und nicht wenige Leute erleben eine Überraschung..... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel online ist. bye hotep Kapitel 17: Treffen ------------------- Es gibt Fehler, die man nicht begehen sollte... 17. Treffen Inuyasha und Kagome sahen erstaunt auf, als jemand rechts von ihnen schrie. Ihre Überraschung wuchs, als sie die riesige Katze der Dämonenjägerin erkannten. „Kirara!“ meinte der Prinz: „Dann ist Sango auch hier? Miroku?“ Der Katzendämon maunzte aber erneut, offenbar froh, ihn zu sehen. „Da ist etwas passiert“, sagte Kagome. „Ja, denke ich auch. Los, Kirara, zeig uns, wohin wir müssen. Komm, Kagome.“ Inuyasha sah überrascht, wie diese zu der Katze trat: „Willst du auf ihr reiten?“ „Wenn ich darf, Kirara? Dann kann Inuyasha besser kämpfen.“ Der Prinz war etwas erstaunt, dass sie mitdachte, war aber sicher, dass der Katzendämon die Priesterin auf sich reiten lassen würde. Kirara hing sehr an Sango und tat alles, um ihr zu helfen. Ihr und Miroku, denn es war praktisch auszuschließen, dass die Jägerin allein in der Gegend war. Kurz darauf standen die drei neben Sangos Bumerang. Der Prinz witterte erneut: „Lass mich raten, Kirara. Sie sind beide weiter zu der Schmiede gegangen, weil sie gehört haben, dass sich da dieser Kaijinbou aufhält. Um nicht aufzufallen, hat Sango ihren Bumerang hier gelassen. Und jetzt sind sie nicht zurückgekommen?“ Die Katze maunzte etwas: „Weißt du, in welchem Haus sie sind?“ Und, da man Kiraras Zustimmung erkennen konnte: „Alles klar. Ich gehe da hin und rede ein paar Wörtchen mit diesem komischen Schmied. Und ihr zwei sucht Sango und Miroku. - Kagome, Kirara kann dir sicher zeigen, wo sie sind. Aber sei vorsichtig. Ich kann da unten noch andere Dämonen spüren. Die verstecken sich wohl.“ „Ja.“ Die Priesterin rückte unwillkürlich ihren Bogen und Köcher gerade. „Du kannst dich auf mich verlassen. Die beiden haben mich aus Narakus Schloss rausgeholt. Ich werde sie nicht im Stich lassen.“ Inuyasha sah sie fast ein wenig erstaunt an, nickte dann aber: „Gut. Dann geht. Und ich werde mal diesen Kaijinbou heimsuchen.“ Er rannte los. Diese Kagome schien doch ganz in Ordnung zu sein. Schon bei der Gefangennahme durch Naraku war sie wirklich tapfer gewesen. Nein, sie war schwer in Ordnung. Er durfte sie nicht mit Kikyou vergleichen, auch, wenn sie ihre Schwester war. Allerdings machte ihr Aussehen es ihm so schwer. Aber jetzt war sicher nicht der Zeitpunkt, über Mädchen nachzudenken. Dort irgendwo versteckten sich ein paar Dämonen. Hatte dieser Kaijinbou etwa Sango und Miroku erkannt, wusste er, dass sie für ihn, Inuyasha, arbeiteten? Und wollte darum den harmlosen, alten Schmied spielen? Für wie dämlich hielt er ihn eigentlich? Der Halbdämon blieb stehen: „He, Kaijinbou!“ schrie er. Für einen langen Moment geschah nichts, ehe sich eine Tür öffnete, der Hausherr heraustrat: „Was ist? Kundschaft?“ „Tu nicht so scheinheilig.“ Inuyasha fasste an den Griff seines Schwertes: „Hier waren zwei Leute, die zu mir gehören. Eine Frau und ein Mann. Sagt dir das was?“ Verdammt, dachte der Schmied, hütete sich allerdings, den Blick von seinem unerwünschten Besuch abzuwenden. Wieso war der Prinz jetzt schon da? Waren die beiden bereits tot? In jedem Fall musste er Zeit schinden, um sichergehen zu können, dass seine Gefangenen keine Aussage mehr machen konnten: „Zu dir…oh, Ihr seid es. Ihr seid doch Prinz Inuyasha?“ „Blitzmerker. Und antworte.“ Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, hob der Halbdämon seine rechte Hand, ließ diese ein wenig knacken. Zumindest bei Sesshoumaru half diese Drohgeste immer sehr. Kaijinbou dachte nicht daran, einen Sohn des Herrschers zu unterschätzen. Der war sicher in der Lage, ihn zu töten. „Äh, ich verstehe Eure Durchlaucht nicht so ganz.“ „Du verstehst durchaus. Wo sind die beiden?“ „Ich weiß nicht so genau, wie Eure Durchlaucht auf diese Idee kommt, aber ich bin ein armer, alter Schmied…“ „So alt auch wieder nicht, wenn ich da an Toutousai denke. Und ich weiß außerdem, dass du das Schwert meines Halbbruders hergestellt hast. Also, weder arm noch alt, auch, wenn dich Toutousai gefeuert hat, weil du ein mieser Schmied warst.“ „Toutousai.“ Kaijinbou dehnte diesen Namen: „So lange ist es her, und mir dreht sich bei dem Namen noch immer der Magen um. Aber du hast Recht.“ Er sah, dass der Halbdämon bei der unhöflichen Anrede unwillkürlich die Augen zusammenzog. „Ich habe Toukijin geschmiedet, das Schwert deines Halbbruders. Leider war er in der Lage, es zu führen, statt dass es ihn in den Untergang getrieben hat. – Siehst du das hier?“ Er legte seine Hand auf den Griff des Schwertes, das er in seinen Gürtel geschoben hatte: „Gegen dieses hier war Toukijin freundlich zu nennen.“ „Du redest zuviel.“ Inuyasha verlor die Geduld. Aber er hatte durchaus registriert, was dieser Schmied über Toukijin gesagt hatte. Da allerdings ihm Sesshoumaru kaum zuhören würde, sollte er es Vater sagen: „Zieh. Und ich will hören, wo meine…Mitarbeiter sind.“ Um ein Haar hätte er „Freunde“ gesagt, aber das schickte sich gewiss nicht. Der Schmied zog mit einem gewissen Lächeln sein Schwert: „Diese Klinge wurde in dem Blut von zwanzig Neugeborenen geschmiedet, Menschen und Dämonen. Ihr Hass, ihr Zorn lenkt das Schwert. Du hast keine Chance gegen mich und diese Klinge, armseliger Halbdämon.“ „Ich weiß, wie du das feststellen kannst, Mistkerl. - Kindermord, ja? Darauf steht der Tod. Und glaub mir, ich werde dir gern auf dem Weg ins Jenseits behilflich sein.“ Inuyasha knurrte es nur. Wie gemein war dieser Waffenhändler eigentlich? Hoffentlich gelang es Kagome, Sango und Miroku zu finden. Er zog Tessaiga, dessen Klinge sich rasch verbreiterte, gerade noch rechtzeitig, um den ersten Angriff Stahl auf Stahl abzufangen. Er kannte die Eigenschaften von Sesshoumarus Schwert und war nicht überrascht, als auch diese Klinge Energiewellen aussandte. Zum Glück war sein rotes Gewand mehr als reißfest und würde ihn wie eine Rüstung schützen. Aber zu lange sollte das hier nicht dauern oder auch er würde ziemliche Verletzungen davon tragen. Allerdings wollte er den Schmied eigentlich nicht sofort umbringen, erst, wenn klar war, ob seine Freunde noch am Leben waren. Nun gut. Er würde eben kämpfen, aber ohne seine volle Macht zu zeigen, bis er wusste, was aus Sango und Miroku geworden war. Und da waren ja auch immer noch diese anderen Dämonen, die sich hier versteckt hielten…Inuyasha hörte auf zu denken und konzentrierte sich lieber auf den neuen Angriff des Waffenhändlers, der sich offenkundig auf seine mächtige Klinge verließ. Kagome war Kirara hinterhergelaufen. Der Katzendämon hatte sich verkleinert, um unauffälliger zu sein, ihrer Schnelligkeit tat dies jedoch keinen Abbruch. Die junge Priesterin kam fast nicht hinterher, wollte aber auch nicht protestieren. Kirara wusste sicher besser als sie, in welcher Gefahr die beiden Vermissten schwebten. Und sie wollte, ja, musste sie da retten. Immerhin hatten die zwei sie aus diesem schrecklichen Kerker Narakus geholt. Aber sie sah sich hastig immer wieder um, da sie nicht vergessen hatte, dass es hier noch andere Dämonen gab. Allerdings konnte sie niemanden entdecken. Nun gut, vermutlich achteten diese mehr auf den Prinzen und den Schmied. Sie erkannte auf dem Vorplatz der Schmiede, dass diese beiden aneinander geraten waren. Inuyasha versuchte anscheinend, Kaijinbou von ihr abzulenken. Ein weiterer Grund, sich zu beeilen. Es sah so aus, als ob er Probleme mit dem Waffenhändler hatte. Sie bemerkte, dass die Katzendämonin vor einer Hütte stehen blieb. „Sind sie da drin?“ Sie wollte hinlaufen, die Tür öffnen, wurde aber von der sich rasch vergrößernden Kirara angehalten. „Was ist?“ fragte sie verwundert. Aber dann erkannte sie einen dunklen dünnen Faden, der unter der Tür herausdrang. „Ist das giftig? Oh ja, das muss ein dämonisches Gift sein. Gut.“ Sie zog ihren Bogen ab, nahm einen Pfeil aus dem Köcher: „Das kann ich sicher läutern. Lass mich hin, Kirara. Ich öffne die Tür, dann schieße ich einen Pfeil hinein. Knapp unter der Decke entlang, da wird ja wohl niemand sein. Daraufhin sollte das Gift aus der Tür herausströmen und zugleich ein Teil in der Hütte gereinigt werden. Das geht schneller, als wenn ich nur die Tür aufmache. Und ich fürchte, Zeit ist für die beiden knapp.“ Statt einer Antwort gab Kirara den Weg frei. Kagome zog den Riegel ab, hielt die Luft an, um nicht auch das dämonische Gift einzuatmen, ehe sie die Tür aufriss, so schnell sie konnte, einen Pfeil fast unter der Decke der Hütte entlang jagte, sicher, dass die beiden nicht dort oben wären. Schließlich wollte sie sie nicht treffen. Danach sprang sie beiseite, holte tief Atem. Hatte es gewirkt? Waren die beiden Vermissten noch am Leben? Miroku spürte, wie der Schweiß über seine Stirn und seinen Rücken rann. Er wusste, dass seine geistige und körperliche Kraft aufgebraucht war, er den Bannkreis nur noch kurz aufrechterhalten konnte. „Es tut mir leid, Sango...“ brachte er hervor. Die Jägerin schüttelte ein wenig den Kopf. Er brauchte sich nicht dafür zu entschuldigen, dass er nicht mehr konnte. „Es ist nur so schade“, meinte sie leise. Hier, in dieser Hütte, in den Armen eines Mannes zu sterben, den sie immer für einen leichtfertigen Taugenichts gehalten hatte und dessen Wert sie erst in den vergangenen Minuten verstanden hatte…..Sie hätte ihn gern noch länger gekannt. Sie sah, wie der Bannkreis um sie zu flimmern begann. Bald musste Miroku aufgeben. Sie straffte sich ein wenig: „Lass mich los. Ich gehe aus dem Bannkreis. Ich habe noch die Giftmaske und es wird für dich einfacher, wenn du nur dich selbst abschirmen musst.“ „Sei nicht dumm. Die Maske schützt dich nicht gegen dieses Nervengift. Das dringt auch durch deine Kleidung, deine Haut.“ Miroku holte tief Atem. Alles in ihm sträubte sich dagegen, sie im Stich zu lassen, ihr beim Sterben zuzusehen. „Ich werde noch durchhalten. Inuyasha wird kommen, er wird uns retten.“ „Ja.“ Sie lehnte sich wieder an ihn. Er hatte ja Recht. Überdies sollte sie ihn nicht verleiten, Energie darauf zu verschwenden, mit ihr zu reden. Miroku fasste sie fester, spürte ihren Körper an sich. Und er fühlte, wie die Schwärze um ihn immer näher kam. Ein Geräusch an der Tür, dann Helligkeit. Die beiden Gefangenen hoben unwillkürlich die Köpfe. Kamen da Kaijinbou oder Roche, um zu überprüfen, ob sie schon tot waren? Gab es doch noch eine Chance, hier auszubrechen? Die dunkle Giftwolke wallte auf den Ausgang zu, zugleich schoss etwas Leuchtendes über ihnen entlang, das sie beide kannten. Der Seelenpfeil einer Priesterin. „Kagome!“ brachte Sango hervor. Kagome, dachte auch der vollkommen erschöpfte Mönch, als er den Bannkreis fallen ließ. Das dämonische Gift wurde neutralisiert, strömte gleichzeitig zur Tür hinaus. Der Überrest kribbelte noch auf der Haut, aber war nicht mehr lebensgefährlich. Sango drehte sich um: „Komm, raus hier.“ Sie legte den Arm um ihren Partner, zog ihn hoch. „Sango, Miroku?“ Kagome stand in der Tür: „Oh, bin ich froh, dass ihr noch lebt!“ „Danke, Kagome“, sagte die Jägerin: „Kirara! – Ist Inuyasha auch da?“ „Ja, er kämpft gegen diesen Kaijinbou. Aber hier sollen noch irgendwo Dämonen sein, hat er gesagt.“ Sango nickte zu ihrer Katze, noch immer den erschöpften Mönch stützend: „Hol meinen Bumerang, Kagome, bitte, mit Kirara. Wir werden möglicherweise kämpfen müssen.“ „Mache ich. Geht es Miroku nicht gut? Ist er vergiftet?“ „Nein, nur müde“, gab der zurück: „Ich bin gleich wieder in Ordnung. Keine Sorge.“ Und da Kagome sich auf die große Katze schwang, los flog: „Danke, Sango.“ Er richtete sich etwas auf, atmete tief durch: „Das war knapp.“ „Ich habe dir zu danken. Ohne deinen Bannkreis wäre es noch enger gewesen.“ Für einen Moment sahen sich die beiden an, ehe Sango sich etwas verlegen abwandte: „Ja, dort hinten kämpft Inuyasha. Aber anscheinend nicht mit voller Kraft.“ „Er will nichts zerstören hier in der Schmiede, ehe wir draußen sind.“ Miroku nahm sich zusammen, versuchte, seine zitternden Knie zu ignorieren. Jeden Augenblick konnten die Dämonenkrieger sie angreifen. „Ja, das wird es sein.“ Eine der Eigenschaften, die die Dämonenjäger an dem Prinzen schätzten, war seine Loyalität. Inuyasha keuchte ein wenig. Er hatte an den Händen und im Gesicht blutende Kratzer, wo ihn nicht sein Gewand schützte. Und dieses verfluchte Schwert Kaijinbous war wirklich bösartig. Seine Druckwellentechnik war ähnlich der, die Sesshoumarus Schwert Toukijin besaß, nicht weiter verwunderlich, hatte es doch derselbe Dämon geschmiedet. Aber diese Klinge hier war eindeutig böser, magischer auch. Wenn er den Schmied getötet hatte, sollte man zusehen, dieses Schwert zu vernichten, ehe es noch jemand anderer in die Hand bekam. Er warf einen Blick beiseite und unterdrückte einen Fluch. Anscheinend reichte den Dämonenkriegern das Zusehen. Gut zwanzig kamen aus einer Hütte, für einen Moment noch unschlüssig, ob sie sich auf der Seite ihres Herrn einmischen sollten. Einundzwanzig gegen ihn, das würde ein hartes Stück Arbeit werden, auch, wenn das Dämonen der zweiten Klasse waren, die an sich kein Schwert tragen durften. Im gleichen Augenblick erkannte er einen großen Bumerang, der in die Menge der Dämonen fuhr, was den Prinzen erleichterte, war dies doch Sangos Waffe. Kagome hatte sie also noch lebend gefunden. Gut. Dann brauchte er sich jetzt nicht mehr zurückhalten. Er sprang einen weiten Satz zurück, während sich die Dämonenkrieger überrascht der neuen Gefahr stellten. „So, Kaijinbou. Jetzt bist du fällig.“ „Oh, komm, du blutest, du bist schon verletzt. Und ehrlich gesagt, bin ich von deinen Kampffähigkeiten ein wenig enttäuscht. Für einen Prinzen hast du nicht viel drauf.“ Der Schmied lächelte ein wenig: „Oder liegt es an meinem brillanten Schwert? Gleich. Ich werde dich nun zu deinen Mitarbeitern schicken.“ „Du bist wirklich dämlich.“ Inuyasha wandte etwas den Kopf. Sango hatte ihren Bumerang längst wieder abgefangen, war bereit, ihn erneut zu werfen, Kagome einen Pfeil angelegt. Auch Miroku war da. Und er war sicher, sie würden ihm die Dämonenkrieger vom Hals halten. Kaijinbou war seinem Blick gefolgt: „Verdammt“, murmelte er: „Erledigt die drei!“ schrie er dann: „Und ich kümmere mich um den Prinzen.“ „Vergiss es!“ Inuyasha schwang Tessaiga auf der unsichtbaren Linie der Windnarbe: „Endlich kann ich auch mal angreifen!“ Er ließ seine volle Macht losrasen, nicht in Richtung des Schmiedes, wie es dieser erwartet hatte, sondern auf die Schmiede zu. Die Energie zerfetzte die Holzwände, ließ Bretter wie Spielzeuge durch die Luft fliegen. „Was machst du da!“ schrie Kaijinbou auf. „Sieht man das nicht?“ Inuyasha holte bereits erneut aus. Das dort musste das Lager sein: „Ich ruiniere dein Geschäft!“ „Verdammter Bastard!“ knirschte der Waffenhändler. Das würde Wochen dauern, ehe er das alles wieder aufgebaut und in Gang bekommen hatte. Und jetzt wurde gerade sein Lager zerstört. Er würde Probleme mit Scylla bekommen. Zu allem Überfluss begannen die ersten, seiner ach so starken dämonischen Krieger vor den drei Menschen wegzulaufen. Das durfte doch nicht wahr sein! Er musste den Prinzen jetzt töten. Sofort und unverzüglich. Er fasste sein Schwert fester, versuchte, alle Energie in der bösartigen Klinge aufzurufen. Dieser Angriff würde den Halbdämon zerfetzen, da war er sicher. Er ließ die Druckwelle auf Inuyasha zuschießen. Dieser hatte damit gerechnet. Schließlich hatte er den Schmied provoziert. So wechselte er rasch den Griff um sein Schwert, suchte nun mit beiden Händen die Schwachstelle des Angriffs, um ihn aufzunehmen und zurückzujagen, die Verteidigungstechnik, die ihm mit seiner Klinge zur Verfügung stand. „Was zum…!“ brachte Kaijinbou noch hervor, als seine eigene Attacke zu ihm zurückgeschickt wurde, dazu die Energie des Prinzen. Es waren seine letzten Worte. Inuyasha fuhr herum, bereit, seinen Freunden zu helfen. Zu seiner Überraschung standen die da und starrten seitwärts. Dämonenkrieger lagen regungslos auf dem Boden. Waren das alle oder die anderen geflohen? Was war nun schon wieder los? Er folgte den Blicken der Menschen. Und er verstand ihr Erstaunen. Ein Stück abseits standen zwei Reitdrachen. Auf einem saß ein kleines Menschenmädchen, auf dem anderen sein Halbbruder. Was machte der denn hier? „He, Sesshoumaru!“ rief er: „Wenn du schon her kommst, hättest du uns auch ein bisschen helfen können!“ Der Kronprinz machte einen eleganten Sprung aus dem Sattel, um kurz vor seinem jüngeren Bruder stehen zu bleiben. Mit einem Blick herum meinte er: „Es schien mir nicht, als ob du Hilfe brauchen würdest.“ Inuyasha war sprachlos. War das etwa gerade so etwas wie ein Lob gewesen? Den Tag sollte er sich rot im Kalender anstreichen. Sesshoumaru trat zu dem Schwert, das noch neben den Überresten seines Schmiedes lag, ehe er sein eigenes zog, mit der Spitze darauf setzte. Im nächsten Augenblick zuckten blaue Blitze aus Toukijin. Die Menschen und der Halbdämon hoben geblendet die Arme vor die Augen. Als sie wieder etwas erkennen konnten, was Kaijinbous Schwert verschwunden und der Kronprinz schob seines zurück. „Geh zu Rin und setz dich auf den Drachen, Inuyasha. Wir kehren sofort zu Vater zurück.“ „Wieso...“ begann der jüngere Halbbruder, brach aber ab. Es war Vaters Befehl für ihn und seine Leute gewesen, Kaijinbou zu finden. Der Auftrag war erfüllt. Und was immer auch seinen großen Bruder hergetrieben hatte, um ihn abzuholen – es schien äußerst wichtig zu sein. War schon wieder etwas passiert? Hatte Naraku erneut etwas mit Vater angestellt? So sah er nur seitwärts: „Ihr nehmt Kirara“, rief er seinen Freunden zu, ehe er zu dem kleinen Menschenmädchen ging, das ihn freundlich anlächelte. Hinter ihr sprang er auf den Sattel des Drachen. Er konnte keinen Reitdrachen lenken, dieses Talent fehlte ihm vollständig, und er war überrascht, dass Sesshoumaru daran gedacht hatte. Wieso war der denn auf einmal so nett zu ihm? Hatte er was verpasst? Der Kronprinz schwang sich seinerseits in den Sattel des anderen Drachen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie die Menschen auf die Dämonenkatze kletterten. Sie waren wirklich recht brauchbar. Er hatte ihren Kampf gegen immerhin Dämonenkrieger der zweiten Klasse mit Interesse verfolgt. Im Übrigen war es sowieso erstaunlich, was Inuyasha in den letzten Tagen erledigt hatte. Woher auch immer der von dem geplanten Attentat auf ihn erfahren hatte, er war seinen Mördern entkommen. Und er hatte innerhalb von drei Tagen diesen Kaijinbou gefunden, getötet, das Lager zerstört. Das war eine Leistung, die er seinem Halbbruder gar nicht zugetraut hatte. Er sah seitwärts. Inuyasha saß hinter Rin auf dem Drachen. Hatte er, Sesshoumaru, sich etwa verschätzt? Er hatte ihn immer für unbedacht gehalten, eigentlich unbrauchbar. Aber hatte das daran gelegen, dass der Halbdämon eben jünger war? Er selbst war fast schon erwachsen gewesen, als Vaters zweiter Sohn geboren wurde. Natürlich war er diesem immer überlegen gewesen, als vollwertiger Dämon, aber auch, weil er der Ältere war. Wurde nun auch Inuyasha erwachsen? Er würde ihn einmal genauer im Auge behalten. Nicht, dass er an der Loyalität seines Halbbruders Vater gegenüber zweifelte, nicht einmal daran, dass Inuyasha ihm selbst gegenüber keinen Verrat begehen würde. Aber wenn er eines Tages Herrscher werden würde, könnte er sich vielleicht auf Inuyasha stützen, so wie sich Vater im Augenblick auf ihn stützte. Das wäre ein unschätzbarer Vorteil. „Rin“, meinte Inuyasha leise: „Weißt du zufällig, warum ihr uns abholt?“ Das kleine Menschenmädchen ließ die Zügel des Drachen nicht los, als sie den Kopf wandte: „Euer Gnaden war ein wenig beunruhigt“, sagte sie, wie stets die höfische Anrede wie einen Namen verwendend. Sesshoumaru? Beunruhigt? Der Halbdämon hätte nie gedacht, das mal in einem Satz zu hören. „Ach, und wieso?“ „Ja, weil Seine Hoheit das auch war. Ich meine, Ihr wisst schon, Durchlaucht, wegen dem Attentat auf Euch, in Fuyo, dem Ihr so knapp entkommen seid.“ Ein Attentat auf ihn in Fuyo? Inuyasha verstand die Welt nicht mehr. Sie konnte doch unmöglich die Attacke von Prinzessin Su-Ling auf seine Ohren meinen? Aber wenn da noch etwas anderes passiert war, das immerhin so wichtig war, Vater und Halbbruder um ihn besorgt werden zu lassen, sollte er mal besser den Mund halten. Immerhin schien er zu einer wichtigen Person geworden zu sein. Hoffentlich würde ihn jemand erzählen, was eigentlich geschehen war. ******************************* Im nächsten Kapitel versuchen der Inutaishou und seine Söhne alle Informationen zu verarbeiten. Und barakus Plan C tritt in Aktion. Denn da gab es doch jemanden, der Inyuahsa perfekt kopieren konnte.... bye hotep Kapitel 18: Besprechungen ------------------------- Da sich einige von euch wunderten, warum Sesshoumaru relativ nett zu seinem Halbbruder ist: In dieser Geschichte lebt ja der Inu no Taishou noch, gbt als der Ältere dem Jüngeren nicht die Schuld am Todes des Vaters. Auch der Konflikt um Tenseiga und Tessaiga hat nicht stattgefunden. Und natürlich hat Papa doch ein Auge auf seine Zwei gehabt. 18. Besprechungen Der Herrscher lehnte sich ein wenig gegen die Wand, musterte die Wesen vor ihm. Diese sechs waren seine Berater. Er suchte sie sich aus Dämonen der ersten und zweiten Klasse ebenso, wie aus Menschen. Einige hatte er in den vergangenen Jahren seiner Herrschaft auch aus der dritten Klasse emporgezogen, sie solcherart in die zweite gebracht. Wichtig war ihm ein sachlicher, analytischer Verstand. „Soviel zu diesem Naraku. Anscheinend hat er sich nun mit einer Insektendämonin verbündet, die interessante Kontakte zu den Amazonen besitzt.“ Er warf einen flüchtigen Blick auf Myougas Platz. Der kleine Flohdämon war, wohl zum ersten Mal, der Ratsbesprechung ferngeblieben, hatte er doch einen wichtigeren Auftrag. „Aber, zu allem Überfluss, meldete mir soeben Fürst Suez, dass in seinem Schloss ein Attentat auf Inuyasha versucht wurde. Der hatte allerdings bereits zuvor das Schloss verlassen. Man könnte annehmen, dass dies entweder das Werk dieser Insektendämonin oder auch Narakus sei. – Ich höre.“ Einer der Ratgeber sah auf: „Ich bin sicher, Hoheit, dass diese beiden etwas damit zu tun haben. Drei solch…und das gebe ich offen zu, unerwartet einflussreiche, Hochverräter, wäre des Zufalls zuviel.“ „Wo ist denn Inuyasha jetzt?“ Eine Dämonin lächelte flüchtig: „Ich muss zugeben, ich wäre interessiert, wie er der Falle entkam.“ „Er sucht in meinem Auftrag einen Waffenhändler, Cinnamon.“ Der Inu no Taishou wunderte sich ein wenig über sich selbst. Für gewöhnlich hatte er keine Geheimnisse vor seinen Ratgebern. Aber Naraku und Scylla schienen äußerst gut über seine Pläne informiert zu sein, wenn sie bei einem unangemeldeten Überraschungsbesuch Inuyashas bei Fürst Suez innerhalb von vierundzwanzig Stunden zuschlagen konnten. Zu gut. „Und ich hoffe, dass er mir mehr erzählen kann, wenn er zurück ist.“ „Sicher.“ Ein menschlicher Ratgeber nickte ein wenig: „Ich würde Eurer Hoheit vorschlagen, gegen diese Verräter mit aller Härte vorzugehen, aber auch gegen die Amazonen. Diese nehmen sich seit geraumer Zeit schon Dinge heraus, als ob sie einen eigenen Staat hätten.“ „Mir Verlaub, Hoheit, diesen Vorschlag halte ich nicht für sinnvoll“, warf Cinnamon ein: „Natürlich muss Naraku bestraft werden, auch diese Insektendämonin, wer immer sie ist. Aber gegen die Amazonen vorzugehen, würde bedeuten, ihnen, wie auch allen anderen Gemeinschaften der Dämonen und Menschen, die bislang, sagen wir, am Rande der Gesellschaft geduldet wurden, zu zeigen, dass sie unterdrückt werden. Es handelt sich ja zumeist um religiöse Gemeinschaften. Und das könnte ihnen eher Zulauf bringen, ja, dazu führen, dass sich diese ganzen kleinen Gruppen miteinander verbünden.“ War das etwa schon passiert? Der Inu no Taishou dachte nach. War das Scyllas Erfolgsrezept? Diese ganzen einzelnen kleinen Zwischenfälle der letzten Monate - und sie steckte dahinter? In diesem Fall war sie mit oder ohne Naraku an ihrer Seite eine äußerst gefährliche Person. „Es werden aber immer mehr solcher kleinen Gruppierungen. Und wenn man denen immer nachgibt, zeigt man doch, dass einem an einem straffen Staatswesen nichts mehr liegt, “ wandte der andere Ratgeber ein. „Die Amazonen sind bislang weder gegen Fürst Suez noch gegen den Gebieter selbst vorgegangen, mein lieber Moro. Tun sie es, stimme ich Euch zu.“ Der Inu no Taishou richtete sich auf. Sofort sahen ihn seine Ratgeber an: „Ich werde die Entscheidung darüber verschieben, bis ich weiß, was Inuyasha herausgebracht hat. Moro und Cinnamon haben beide in gewisser Weise Recht. Aber es wäre verhängnisvoll, sich jetzt schon festzulegen, ohne weitere Nachrichten zu besitzen. Ihr dürfte gehen.“ Da er sich erhob, folgten seine Ratgeber eilig dem Hinweis. Er war allerdings nicht überrascht, als Cinnamon im Raum blieb, zu ihm sah. Sie war schon so lange seine Beraterin, ja, Freundin, und es hatte eine Zeit gegeben, in der sie fast mehr geworden wäre. „Nun, Cinnamon?“ „Hm. Darf ich offen sein?“ „Natürlich.“ „Den anderen mag es nicht aufgefallen sein – aber seit wann habt Ihr Geheimnisse vor uns? Was ist mit diesem Waffenhändler? Und warum fehlte Myouga heute bei der Sitzung? Ausgerechnet Myouga?“ „Du hast Recht, meine Liebe. Ich habe nicht alles gesagt.“ Er betrachtete sie. Sie war fast so alt wie er selbst, aber die Jahrhunderte schienen an ihr spurlos vorbei zu streichen. Vielleicht wirkte sie ein wenig strenger als früher, aber das war auch alles. „Was den Waffenhändler betrifft, so nehme ich an, dass dies inzwischen eine…sagen wir, eine religiöse Frage ist. Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich Inuyasha und seine Jäger hin gesandt habe. Und vor wenigen Stunden ist Sesshoumaru ihnen gefolgt.“ „Ich verstehe. Ihr haltet ihn für wichtig. So werde ich mich in Geduld üben.“ Ein etwas wehmütiges Lächeln glitt um ihren Mund: „Wie immer eben.“ „Cinnamon…“ „Verzeiht. Ich wollte nicht darauf zurückkommen.“ Sie verneigte sich ein wenig. „Der Gegner weiß sehr gut Bescheid. Ich möchte nicht, dass das weiterhin so bleibt.“ „Danke.“ Er hätte es ihr nicht weiter erklären müssen. „Geh jetzt. Ich hoffe, meine Söhne sind bald zurück.“ Als Cinnamon zu ihrem Zimmer zurückkehrte, dachte sie nach. So besorgt hatte sie den Herrscher schon lange nicht mehr gesehen. Nun gut, es war auch noch nie ein Attentat auf einen seiner Söhne verübt worden. Das schien eine wirklich gut organisierte Verschwörung zu sein. Nun ja, Naraku. Sie hatte ihn kennen gelernt, als er hier am Hof gewesen war, ihn da für intelligent und höflich gehalten, für einen neuen guten Fürsten für den 18. Bezirk. Er schien sich gut verstellen zu können. Aber der Inu no Taishou hatte noch etwas angedeutet, das ihr noch weniger gefiel: der Gegner wisse Bescheid, so gut, dass er anscheinend den Informanten unter seinen Ratgebern vermutete. Und das war wirklich äußerst Besorgnis erregend. Sie würde sich ein wenig niederlegen, um nachzudenken. Immerhin schien er davon auszugehen, dass nicht sie es war, und auch nicht Myouga. Nun gut. Sie kannten sich so lange. Sie würde, wenn er sie fragen sollte, auf einen Menschen tippen, der in seinem kurzen Leben noch einiges erreichen wollte. Sie öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, trat ein, und verschloss sie wieder. Erst da spürte sie eine dämonische Aura im Raum, und fuhr herum. Zu ihrem Entsetzen stand sie bereits in diesem Raum. Sie war doppelt hier. Was..? Das war das letzte, was sie dachte, als ihre Doppelgängerin eine Nadel in eine Puppe stach. Cinnamon brach zusammen. „Na, das war doch einfach“, murmelte die falsche Ratgeberin, und verwandelte sich zurück, in Tsubaki, die verstoßene Priesterin, die sich im Auftrag Narakus ins Schloss geschlichen hatte. Eine solche Dämonin zu betäuben war nicht einfach und sie war froh, dass ihr Plan geklappt hatte, sie als Doppelgängerin so zu erschrecken, dass sie nicht daran dachte, sich zu verteidigen. Sie zog die bewegungsunfähige Dämonin zu deren Kleidertruhe, stieß sie da hinein. Sie konnte sie nicht töten. Noch nicht. Es mochte sein, dass sie sie befragen musste, falls ihre Schauspielkunst und Improvisation versagten. Tsubaki atmete tief durch. Der Auftrag des ehemaligen Fürsten Naraku, den ihr dieser Hakudoshi überbracht hatte, hatte gelautet, sich hier ins Schloss einzuschleichen, die Bekanntschaft von Kagome zu machen, dieses Mädchen zu ruinieren. Sie war nur zu gern bereit gewesen, sich an Kikyous Schwester zu rächen , hatte diese doch dafür gesorgt, dass sie aus den Reihen der Priesterinnen ausgestoßen wurde. Nur, weil sie auch Schadenzauberaufträge angenommen hatte. Das wurde eben besser bezahlt, und jedem außer Kikyou wäre das klar gewesen. Nun war Kagome allerdings leider nicht im Schloss gewesen, sondern mit Prinz Inuyasha unterwegs, und niemand hatte sagen können, wann sie wieder zurückkommen würde. Tsubaki lag es allerdings nicht, die Hände im Schoss zu halten, und so hatte sie sich umgehört und einen eigenen Plan fabriziert. Sie war es gewesen, die im 8. Bezirk in Inuyashas Gestalt das Attentat auf Sesshoumaru unternommen hatte. Leider war Narakus Plan nicht aufgegangen, aber nicht einmal dieser hatte sie dafür verantwortlich gemacht, so dass es wohl einfach Pech gewesen war. Ihre Fähigkeit, perfekt einen anderen zu imitieren, würde ihr nun wieder helfen. Leider hatte sich das falsche Tessaiga bei dem Angriff auf den Kronprinzen praktisch selbst zerstört, aber Naraku hatte auch dies nur zur Kenntnis genommen. Sie hatte rasch festgestellt, dass nur seine Söhne und seine Berater nahe an den Herrscher herankamen. Wollte sie ihn beeinflussen, musste sie die Gestalt eines von ihnen übernehmen. Sie hatte zwar schon einmal Inuyasha gespielt, aber direkt unter den Augen des Vaters und Halbbruders, über Tage, war das doch zu riskant. So war ihr Blick bald auf Cinnamon gefallen. Sie war eine Ratgeberin, lebte aber zumeist zurückgezogen in ihrem Zimmer. Tsubaki schloss die Augen, als sie erneut die Identität der Dämonin annahm und sich auf das Bett legte. Falls ein Diener hereinkam, sollte alles wie gewöhnlich aussehen. Und wenn es ihr gelang, das Vertrauen des Herrschers auf diese Art zu erwerben, wäre sie für Naraku sicher eine bedeutende Person. Und er würde sie reichlich belohnen, viel besser, als wenn sie nur dieses Mädchen Kagome in den Ruin getrieben hätte. Sesshoumaru bemerkte mit leisem Unwillen, dass Inuyasha nach der Landung im Schloss keine Anstalten machte, mit ihm zu ihrem Vater zu gehen, sondern zu seinen Menschen trat. Aber da er dann hörte, dass sich sein kleiner Bruder nach ihren Erlebnissen erkundigte, war er beruhigt. Natürlich würde Vater einen vollständigen Bericht wollen. Und da sich die Jäger offenkundig tagelang von Inuyasha getrennt hatten, war es wichtig, dass dieser wusste, was vorgefallen war. Der Kronprinz betrachtete seinen Halbbruder. Hatte er etwa wirklich Recht mit seiner Idee, dass dieser langsam erwachsen wurde? War er nicht mehr so impulsiv, rannte ohne nachzudenken in die einfachsten Fallen? Und auch die Menschen, die er da in seiner Gruppe hatte…er, Sesshoumaru, hatte ihren Kampf gegen Dämonen der zweiten Klasse mit Interesse verfolgt. Sie konnten wirklich etwas. Inuyasha drehte sich um, ein wenig verwundert, dass sein Halbbruder auf ihn wartete. Auch das war befremdend. So meinte er nur: „Ihr könnt euch erholen gehen, Wenn was ist, werde ich nach euch schicken.“ Dann machte er die Schritte zum Kronprinzen: „Alles klar.“ Ohne Antwort wandte sich Sesshoumaru um und ging in das Schloss, den Halbbruder an der Seite. Dieser ungewöhnliche Anblick bewegte die Dämonen und Menschen, die ihnen begegneten, dazu, noch einen Hauch schneller als gewöhnlich zur Seite zu weichen, wenn sie etwas trugen, sonst, sich zu Boden zu werfen. Sie alle kannten den Ausspruch, jemand würde von beiden Prinzen gehetzt, als Umschreibung der Tatsache, dass man wirklich in der Klemme saß. Und die beiden so einträchtig nebeneinander zu sehen, war in diesem Fall ein wenig erschreckend. Wenn es irgend ging, wollte niemand ihr Ziel sein. In seinem Arbeitszimmer sah der Inu no Taishou erfreut auf, als beide Söhne gemeinschaftlich nebeneinander den Raum betraten, auch für ihn ein ungewohnter Anblick. „Ich freue mich, euch beide zu sehen“, sagte er aber nur: „Und dass du dem Attentat entkommen bist, Inuyasha. Nehmt Platz.“ Als beide recht und links bei ihm saßen, fuhr er fort: „Woher wusstest du, dass ein Angriff auf dich geplant war?“ Inuyasha hatte inzwischen begriffen, dass das wohl der Punkt war, den Halbbruder und Vater als anerkennenswert einstuften. Er hatte nicht die geringste Lust, sich zu blamieren, wusste aber auch, dass er nicht lügen konnte. So meinte er einfach: „Es klingt vielleicht dumm, Vater, aber ich hatte mitten in der Nacht das dringende Bedürfnis, das Schloss des Fürsten Suez unverzüglich verlassen zu müssen. So weckte ich Kagome, meine Priesterin, und sprang mit ihr über die Mauer.“ Das mit dem Angriff von Su-Ling auf seine Ohren unterschlug er besser. „Ein guter Instinkt, also. – Was ist mit diesem Waffenhändler Kaijinbou?“ Unwillkürlich sah der Herrscher zu seinem älteren Sohn. Sesshoumaru antwortete daher sachlich: „Inuyasha hat ihn getötet.“ Der Inu no Taishou war ein wenig überrascht, blickte aber zum Jüngeren: „Das nenne ich rasche Arbeit. Ich dachte, du warst bei Fürst Suez?“ „Ja, aber ich habe Sango und Miroku losgeschickt.“ Der Halbdämon berichtete, was er von den anderen beiden erfahren hatte, dass er selbst und Kagome rechtzeitig ebenfalls zu der Schmiede gefunden hatten, ehe die beiden tot waren. „Ich habe ihn dann getötet und das Lager zerstört. Und Sesshoumaru hat dieses Schwert vernichtet, “ gab er ehrlich zu. „Zwanzig Kindermorde! Hättest du ihn noch nicht getötet, wäre allein das ein Grund für eine Hinrichtung gewesen. Nun gut. Ich hoffe, dass auch das Wissen um die Herstellung solcher Schwerter mit ihm starb. Und Scylla dürfte Schwierigkeiten bekommen, weitere Gruppen auszurüsten.“ Der Inu no Taishou nickte langsam: „Das habt ihr gut gemacht. – Die Amazonen haben allerdings nur die Schwerter gekauft, scheinen aber keinen Aufstand zu planen?“ „Es hörte sich für Sango nicht so an. Allerdings kaufen auch Mänaden. Das sind doch ehemalige Priesterinnen? Menschen?“ „Ja. Im Süden, im 10. Bezirk. Auch solch eine neue Gruppierung, “ antwortete der Kronprinz unverzüglich. Sesshoumaru klang sachlich, was seinen Halbbruder ein wenig überraschte. Irgendwie schien die Tatsache, dass er diesem Attentat entkommen war, gegen Naraku und Kaijinbou gekämpft hatte, sein Ansehen innerhalb der Familie gesteigert zu haben. Die drei Angehörigen blickten zur Tür, als sie sich öffnete. Ungewöhnlich, dass es jemand wagte, eine solche Besprechung zu stören. Es musste daher äußerst wichtig sein. Myouga sah herein, und der Inu no Taishou winkte: „Komm nur. Hast du Neuigkeiten?“ „Ja, mein Herr. Wichtige.“ Der Flohdämon verneigte sich, während er schon die Tür schloss, ehe er sich mit einer erneuten Verbeugung vor den Prinzen niederließ, dem Herrscher gegenüber: „Scylla.“ „Hat der Nachrichtendienst etwas über sie herausfinden können?“ „Ja, Hoheit.“ „Und über Naraku?“ fragte Inuyasha dazwischen. „Nun, was diesen antreibt, wissen wir bereits, mein Sohn. Er möchte das Juwel der Vier Seelen, um letztendlich meinen Platz einnehmen zu können. Aber was will Scylla?“ Myouga nickte und zog einen Zettel aus der Tasche: „Eine Insektendämonin namens Scylla stammt aus dem 9. Bezirk. In den dichten Wäldern dort leben ja viele Insektendämonen. Wie Ihr wisst, mein Herr, sind sie sehr eigen, und die weiblichen Dämonen verachten die männlichen und leben getrennt von ihnen. Auf Befragung erinnerten sich einige, dass Scylla noch radikaler war als andere, dass sie alles Männliche verabscheute. So zog sie in den Norden, zu den Amazonen.“ „Dann hat sie dort gute Verbindungen“, sagte Sesshoumaru: „Was erklärt, warum das Attentat so prompt geplant und ausgeführt wurde.“ „Vermutlich, Euer Gnaden, “ bestätigte der Flohdämon hastig, sah aber wieder auf seinen Zettel: „Aber die Amazonen sagen aus, dass Scylla schon vor Jahren von ihnen wieder weg ging. Sie erinnern sich noch an sie, haben ab und an Kontakt zu ihr, aber sie soll nach Süden gegangen sein.“ „Die Mänaden!“ Der Inu no Taishou richtete sich auf: „Wann ist Scylla dorthin gereist und wann wurde dieser Orden gegründet?“ „Das…das müsste ich noch überprüfen, Hoheit.“ „Dann tu dies. Denn in diesem Fall sind die Mänaden gefährlicher als die Amazonen. Und gleich, was Fürst Katameki dann sagt, müssen wir sie überprüfen oder auch bekämpfen. So sehr ich gewöhnlich religiöse Auswüchse dulde. Geh, Myouga.“ „Natürlich, Hoheit.“ Der Flohdämon stand bereits wieder, verneigte sich höflich. Das würde ein anstrengender Tag für ihn werden. Aber ihm war klar, wie wichtig diese Nachforschungen waren. Als er zur Tür hinaus war, blickte Sesshoumaru zu Boden: „Verehrter Vater, wenn sie sich mit den Mänaden da wirklich ein privates Heer aufgebaut hat….Es gab schon Tote bei den Orgien der Mänaden.“ „Ich weiß. Und ich wäre früher oder später auch eingeschritten, aber Fürst Katameki meinte, er habe die Sache im Griff, es seien nur Einzelfälle gewesen.“ „Dann sollte man den Fürsten auch mal überprüfen“, meinte Inuyasha prompt. Und da ihn Vater und Bruder ansahen: „Naja, auf Naraku sind wir ja auch nur durch Zufall gestoßen.“ „Du hast Recht.“ Der Inu no Taishou nickte leicht, erfreut, dass sein jüngerer Sohn wirklich mitdachte: „Warten wir auf Myougas Bericht, dann werde ich entscheiden.“ „Da ist noch eine Sache.“ Sesshoumaru blickte zu seinem Vater: „Das Attentat auf Kouga und Ginta, die anderen Schwierigkeiten, die zuvor liefen: alles waren Mordversuche, Probleme in Bezirken, in denen der nächste Erbe eine Frau gewesen wäre. Auch der Anschlag auf Inuyasha bei Fürst Suez passt in dieser Hinsicht. Er hat nur eine Tochter. Falls der Mordversuch Erfolg gehabt hätte, wäre Fürst Suez wegen Hochverrates zumindest seines Amtes enthoben worden, oder auch hingerichtet. “ „Su-Ling“, bestätigte Inuyasha mit gewissem Seufzen: „Aber da ein Mädchen nicht Fürst werden kann, wäre es wohl ihr Mann.“ „Interessant, ja.“ Der Herrscher blickte geradeaus: „Scylla scheint da einen fest gefügten Plan zu hegen, Frauen an die Spitzenpositionen zu bringen. Und sie hat weitreichende Verbindungen. Dann fragt sich nur, warum sie mit Naraku paktiert. Er ist kein Fürst mehr. Was kann er ihr bieten, dass eine solch erfolgreiche Frau - und akute Männerfeindin - interessiert?“ „Er hat nichts mehr außer den Hölleninsekten“, meinte Inuyasha eigentlich als Bestätigung und bemerkte überrascht, dass ihn Vater und Halbbruder erstaunt ansahen. „In der Tat, mein kleiner Bruder.“ So hatte ihn Sesshoumaru eigentlich noch nie ohne Spott angesprochen. Was war denn jetzt los? Der Kronprinz fuhr dort: „Das könnte es sein, verehrter Vater. Sie hat ein ausgedehntes Netz an Unterstützung. Aber er die perfekten Spione. Möglicherweise will sie ihn dann heiraten, um auf einem Umweg an die Macht zu kommen. Eine Frau als Herrscherin wäre doch undenkbar.“ „Nein, mein Sohn. Sie hat alles allein geplant und in die Wege geleitet. Sie will mit Sicherheit die Herrschaft an sich reißen. Aber das will auch Naraku.“ „Das wird doch nie klappen“, sagte Inuyasha: „Früher oder später werden sich die beiden in die Haare bekommen. Und vermutlich gegenseitig erledigen.“ „Ja, aber wir sollten uns dennoch vorsehen. Ich bin sicher, jeder der beiden verfolgt einen Plan für sich selbst. Und sie haben einen gemeinsamen.“ Sesshoumaru sah wieder zu seinem Halbbruder: „Du hast ihre Waffengrundlage vernichtet, das wird sie zurückwerfen. Aber ich bin sicher, jeder von beiden hat noch andere Ideen.“ „Und, meine Söhne“, erklärte der Herrscher: „Diese beiden hatten in den letzten Monaten sehr gute Ideen, mit denen sie uns in Atem gehalten haben. Ich habe eigentlich keine Lust, hier zu sitzen und abzuwarten, ob als nächstes ein Giftattentat kommt oder was auch immer. Sobald Myouga weitere Informationen hat, werden wir die Initiative ergreifen und der Abwechslung halber einmal zuerst zuschlagen. Ich werde euch rufen lassen.“ Seine Söhne erhoben sich unverzüglich, denn die Audienz war beendet. **************************************************** Ja, das wäre mal eine nete Abwechslung. Obwohl es diese ungewohnte DReier-Besprechung doch auch schon sein dürfte. Aber im nächsten Kapitel: Schwarze Magie, schmuggelt sich Tsubaki erst einmal unter die Ratgeber. Und Inuyasha hat einen Einfall... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 19: Schwarze Magie -------------------------- 19. Schwarze Magie Die ehemalige Priesterin Tsubaki in Gestalt der Dämonin Cinnamon, öffnete die Augen, als die Zimmertür aufging und richtete sich auf. Eine menschliche Dienerin kam herein, verneigte sich: „Hofrätin, Euer Erscheinen wird bei der Versammlung erwünscht.“ „Danke.“ Zum Glück hatte sie in den letzten Tagen herausgefunden, wo die Besprechungen des Rates stattfanden, dachte Tsubaki, als sie aufstand. Hofrätin, lautete der Titel also. Das klang wirklich nicht schlecht. Sie warf noch einen flüchtigen Blick auf die Truhe, in der die wahre Cinnamon steckte, ehe sie sich die elegante Kleidung zurecht zog und zu der Ratsversammlung ging. Ihr war klar, dass sie vieles nicht wusste, und dass sie sich wohl anders verhalten würde, als es Cinnamon gewöhnlich tat. Am besten würde sein, sich zurückzuhalten, nur auf direkte Fragen zu antworten. Dem Inu no Taishou fiel die ungewöhnliche Schweigsamkeit seiner alten Freundin auf, ebenso, dass sie die anderen Ratgeber nicht aus den Augen ließ. Aber er nahm an, dass sie versuchte herauszufinden, wer derjenige sein konnte, der an Naraku und Scylla Informationen weitergab. Es sah Cinnamon ähnlich, seinen Hinweis sofort umzusetzen. Da auch er einen Verräter befürchtete, hatte er nur eine sehr kurze Zusammenfassung von Inuyashas Bericht gegeben, Myougas Informationen über Scylla gar nicht erwähnt. Der kleine Flohgeist fehlte auch bei dieser Versammlung, war er doch immer noch auf der Suche nach der Verbindung zwischen Scylla und den Mänaden, jenen fanatischen Frauen im Süden. Er sah in die Runde: „Was haltet ihr von Fürst Katameki aus dem 10. Bezirk?“ Diese Frage kam ein wenig unerwartet, und so schwiegen seine Ratgeber für einen Augenblick, ehe Hofrat Moro die Schultern zuckte: „Er übernahm das Fürstentum von seinem Vater vor einiger Zeit. Wenn er hier am Hofe war, machte er auf mich einen sehr sachlichen, nüchternen Eindruck. Im 10. Bezirk gibt es ja die großen Weinanbaugebiete, und damit handelt er nach Norden. Ich würde ihn nicht für einen Verräter halten.“ „Das meinte ich auch nicht.“ Der Herrscher neigte sich vor: „Sachlich, ja?“ „Ja, Hoheit.“ Moro war verwundert, aber es wäre natürlich mehr als unhöflich gewesen, den Herrn um Erläuterung seiner Worte zu bitten. „Er kam mir eher fast ein wenig berechnend vor, nur an seinem Gewinn interessiert. Händler, eben.“ „Cinnamon?“ Tsubaki zuckte unmerklich zusammen. Was wusste diese Cinnamon über Katameki? Sie selbst nichts, außer, dass er der Fürst im 10. Bezirk war. „Meiner Meinung nach hat er Recht, Hoheit“, sagte sie daher nur. Hoffentlich war das jetzt nicht auffällig. Dann fiel ihr doch noch etwas ein: „Fürst Katameki soll sich sehr um die Förderung der Wettkämpfe kümmern, die zu Ehren des …eines Gottes stattfinden.“ Den Namen wusste sie nun wirklich nicht. „Ja“, stimmte ein anderer Berater zu: „Wettläufe, Faustkämpfe, aber auch Gesänge. Das ist schon lange Tradition dort unter Menschen. Aber sogar Dämonen der zweiten Klasse nehmen daran teil.“ „Ich erinnere mich.“ Der Inu no Taishou dachte nach. Die Spiele in Lenaia, der Hauptstadt, waren in der Tat berühmt. Und sie fanden zu Ehren des Weingottes statt, das stimmte. Nicht weiter verwunderlich, in einem Bezirk, der hauptsächlich Wein anbaute. Aber irgendetwas sagte ihm, dass er auf der Spur war. Was war es nur? Nun, hoffentlich würde Myouga die passenden Informationen bringen: „Danke, ihr könnt gehen.“ Als sich die Ratgeber erhoben, verneigten, atmete Tsubaki auf. Bislang schien nicht einmal dem Herrscher aufgefallen zu sein, dass sie nicht die echte Cinnamon war. Gut. Dann konnte sie diese Rolle weiterspielen. Eigenartigerweise sagte er nichts von Naraku. Oder nahm er an, dass dieser wirklich tot sei? Wie leichtsinnig. Aber sie würde diesem melden, dass Inuyasha die Schmiede und das Waffenlager von Kaijinbou zerstört hatte, diesen getötet hatte. Wenn der in Narakus Diensten gestanden hatte, würde der das zwar schon wissen, aber sie wollte sich als nützlich darstellen. Apropos Inuyasha, dachte sie, als sie zurück zu ihren Räumen ging und der Prinz auf sie zukam. Wie auch immer der Halbdämon es geschafft hatte, einen Waffenhändler auffliegen zu lassen, es konnte nur mit viel Glück geschehen sein. Es war ihr schleierhaft, warum ausgerechnet der mächtige Inu no Taishou eine Menschenfrau zur Mutter seines zweiten Sohnes gemacht hatte. Halbdämonen waren eben nur halb, verachtet von den Dämonen und durchaus auch von Menschen. Cinnamon würde ihn sicher auch nicht mögen. Sie bemerkte, dass Inuyasha sie fragend ansah. Erwartete er wirklich, dass sie sich verneigte? Nun gut, er war der Prinz, die Nummer Zwei der Thronfolge, und so schickte es sich wohl. Aber während sich Tsubaki verbeugte, entfuhr ihr ein „Dreckiger Halbdämon...“ Dann machte sie allerdings lieber, dass sie weiterkam. Beleidigungen der Herrscherfamilie wurden immerhin bestraft, auch, wenn Inuyasha kaum etwas davon zu seinem Vater sagen würde, war dieser doch mit Cinnamon befreundet. Der Prinz starrte der Hofrätin hinterher, fast eine volle Minute lang, ehe er sich umdrehte und in einen anderen Teil des Schlosses ging. Flüchtig dachte er daran, dass er noch vor wenigen Tagen eher sonst etwas gemacht hätte, als freiwillig zu seinem Halbbruder zu gehen, aber Sesshoumaru hatte ihm in den vergangenen Tagen durchaus zugehört. Vielleicht würde er es auch diesmal tun. Jaken, der engste Mitarbeiter des Kronprinzen, breitete die Arme aus: „Ihr könnt nicht hinein…“ „Ach ja?“ Der Halbdämon musterte ihn, ehe seine Rechte vorschoss, den kleinen Krötendämon hochhob: „Und warum nicht?“ „Ich bin sicher, Seine Gnaden möchte Euch nicht sehen“, brachte Jaken hervor. Er wusste nur zu gut, dass sich die Halbbrüder nicht sonderlich verstanden. „Seit wann entscheidest du für Sesshoumaru?“ Inuyasha schleuderte den Krötendämon nachlässig beiseite. Vielleicht würde ihn sein älterer Bruder tatsächlich rauswerfen, aber …Aber. In den letzten Tagen hatte es zu viele merkwürdige Zwischenfälle gegeben. So öffnete er die Tür. Sesshoumaru sah ein wenig überrascht auf. Gewöhnlich wagte niemand unangemeldet zu ihm zu kommen. Umso erstaunter war er, als er seinen Besucher erkannte. Was wollte denn Inuyasha hier? Noch vor wenigen Tagen hätte er ihn unverzüglich wieder weggeschickt, oder sogar verletzt. Aber seither hatte es zu viele Zwischenfälle gegeben. Und er hatte gelernt, dass sein kleiner Bruder loyal war, Vater und ihm selbst gegenüber. So legte er die Feder weg: „Inuyasha.“ „Ich…Es ist gerade etwas Merkwürdiges passiert.“ Immerhin schien ihm sein Halbbruder zuhören zu wollen. „Vater?“ „Nein. Cinnamon.“ Immerhin war nichts mit Vater, dachte der Kronprinz, ein wenig erleichtert. Aber die Hofrätin war dessen Freundin seit sehr langer Zeit: „Was?“ „Ich traf sie gerade auf dem Gang, vermutlich kam sie von einer Besprechung. Und sie verhielt sich …“ Der Prinz suchte das richtige Wort, fand es aber nicht: „Zuerst verneigte sie sich, dann murmelte sie etwas von dreckigem Halbdämon. Ich meine: Tante Cinnamon!“ „Eigenartig, in der Tat.“ Cinnamon war schließlich auch mit Inuyashas Mutter befreundet gewesen, hatte sich nach deren Tod viel um Inuyasha gekümmert, daher sprach der sie auch heute noch manchmal mit „Tante“ an. War etwa wieder eine Attacke mit einem Seelenspiegel erfolgt? Waren die Schneedämonen so vergesslich, wenn es um ihr Leben ging? „Wirkte sie abwesend?“ „Nein.“ Inuyasha war froh, dass sein Halbbruder seine Beobachtung nicht als unwichtig abtat: „Ich möchte mit der Sache nicht zu Vater gehen.“ „Hast du noch ein anderes Ratsmitglied getroffen?“ „Nein. Was meinst du?“ „Ich werde mich darum kümmern. Schick mir deine Priesterin.“ „Kagome? Aber warum…“ Sesshoumaru unterdrückte seine Bemerkung. Anscheinend wurde sein jüngerer Bruder langsam erwachsen, aber eben langsam: „Sie ist in der Lage, einen Seelenspiegel zu zerstören. Falls es sich erneut um einen solchen handeln sollte.“ „Oh, das meinst du. Ja, schön, ich sage ihr, dass sie zu dir soll.“ „Sofort.“ Der Kronprinz erhob sich: „Und, Inuyasha: sieh zu, dass du Myouga findest. Er soll sich beeilen.“ „Ja, mache ich.“ Der Halbdämon mochte es nicht, so herumkommandiert zu werden, andererseits war er froh, dass ihn Sesshoumaru anscheinend ernst nahm: „Wohin soll Kagome kommen? Hierher?“ „Nein. Vor den kleinen Saal.“ Die Halbbrüder trennten sich. Kagome war nervös, als sie zu dem kleinen Saal kam. Wenn Menschen oder Dämonen zum Kronprinzen befohlen wurden, war das immer riskant. Aber Inuyasha hatte ihr versichert, dass Sesshoumaru ihre Fähigkeiten als Priesterin wollte, warum auch immer. Sie verneigte sich hastig, als sie ihn sah. „Kagome.“ Er stand dicht vor ihr und sie schluckte, verneigte sich aber nochmals. „Du hast einen Seelenspiegel zerstört.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Gab es etwa noch einen? „Bist du in der Lage, zu erkennen, ob einer eingesetzt wurde?“ „Ja, wenn ich die Person sehe, die betroffen ist.“ „Komm.“ Sie folgte ihm in einen Trakt des Schlosses, in dem sie nie zuvor gewesen war. Hier wohnten die Ratgeber des Herrschers, hohe Hofbeamte. Sie hatte hier nichts zu suchen. Außer natürlich, wenn sie drei Schritte hinter dem Kronprinzen herlief, ihren Bogen fest umklammernd. Sie hoffte, dass sie seinen Wunsch erfüllen konnte. So ganz genau wusste sie nicht, wie sie den Seelenspiegel zerstört hatte. Sie war bei weitem noch nicht so eine mächtige Priesterin, wie es Kikyou gewesen war. Und vermutlich würde sie ihre ältere Schwester nie erreichen. Sesshoumaru blieb stehen, sah zu einem Dämonenkrieger, der Wache hielt: „Öffne die Tür.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Auch, wenn es ihn sehr interessiert hätte, was der Kronprinz mit einer menschlichen Priesterin bei Hofrat Moro wollte. Dieser sah erstaunt auf, als ohne weiteres seine Tür geöffnet wurde, jemand hereinkam. Das tat im Normalfall nur der Herrscher. Dann allerdings erkannte er seinen Besuch, rutschte hastig in die Höflichkeitshaltung: „Euer Gnaden!“ „Kagome?“ fragte der nur. Die junge Priesterin machte einen Schritt näher, hütete sich aber, an ihm vorbei zu treten. Gründlich musterte sie den sichtlich verwirrten Dämon: „Nein“, sagte sie dann: „Hier spüre ich nichts.“ „Komm.“ Die beiden waren verschwunden, ehe sich Moro auch nur halbwegs von seinem Erstaunen erholt hatte. Draußen dachte der Kronprinz nach. Moro war einer der wichtigsten Mitarbeiter seines Vaters. Es wäre nur zu wahrscheinlich gewesen, auch ihn anzugreifen, eher sogar noch Myouga. Aber nun gut. Cinnamon war vermutlich diejenige unter allen Hofräten, die Vater gefühlsmäßig am nächsten stand, sah man von Myouga ab. Ein Angriff auf sie könnte durchaus Teil eines Plans sein. Nun gut. Man sollte sie sich ansehen. Tsubaki lag in ihrer Form als Cinnamon auf dem Bett, als sich die Tür öffnete. War etwa schon wieder eine Versammlung angesetzt worden? Das artete ja wirklich in Arbeit aus. Sie setzte sich auf – und erschrak, als sie den Eintretenden erkannte. Hastig verneigte sie sich, versuchte gleichzeitig vom Bett zu rutschen. Was wollte denn der Kronprinz hier? Während sie sich hinkniete, den Kopf neigte, bemerkte sie auch eine Priesterin, die hinter ihm das Zimmer betrat. Und die Ähnlichkeit war zu groß, als dass sie nicht gewusst hätte, dass dies Kikyous Schwester, diese Kagome, sein musste. Das wurde kritisch. War sie doch irgendwie aufgefallen? „Nun?“ fragte Sesshoumaru. Kagome zögerte. Hier war kein Seelenspiegel, das wusste sie. Aber irgendetwas stimmte in diesem Raum nicht. Sie hätte es freilich nicht benennen können: „Kein Seelenspiegel, Euer Gnaden“, sagte sie allerdings, da sie sicher war, er würde Zögern als Unverschämtheit oder Unfähigkeit einstufen. Beides wäre fatal. Tsubaki hob verdutzt den Kopf: Sie brauchte ihr Erstaunen nicht zu spielen: „Ein Seelenspiegel?“ wiederholte sie. „So überrascht, Cinnamon?“ Sesshoumaru betrachtete die Hofrätin. „Euer Gnaden...“ sagte Kagome: „Hier…“ Sie brach ab. Es schickte sich nicht, den Kronprinzen anzusprechen. „Was?“ „In diesem Raum sind zwei …mit Eurer drei dämonische Auren.“ Tsubaki hätte sich gern in Luft aufgelöst. Dieses kleine Ding konnte tatsächlich etwas. Sie musste zusehen, dass sie hier verschwand. Ohne Vorwarnung machte sie eine Handbewegung, jagte einen Fluch auf Kagome. Gegen den Kronprinzen vorzugehen wäre nur eine reichlich unelegante Selbstmordvariante. Aber während er die menschliche Priesterin doch bestimmt beschützen würde, bekäme sie eine Chance zur Flucht. Kagome reagierte rein instinktiv und riss ihren Bogen empor, der unter ihrer eigenen Magie aufflammte. Der Spruch der ehemaligen Priesterin wurde reflektiert, auf diese zurückgeschleudert. Tsubaki erkannte es zu spät, als dass sie noch hätte abwehren können. Sie stürzte zu Boden, unfähig, noch ihre Tarnung noch aufrecht zu erhalten. Sesshoumaru hatte interessiert dem kurzen Machtkampf der beiden menschlichen Frauen zugesehen. Inuyahsas Priesterin war wirklich nicht unfähig, für jemanden ihrer Art. Aber wer war das andere? Auch eine Priesterin? „Wache!“ Und da unverzüglich ein Krieger kam: „Nehmt diese Menschenfrau fest. Und sorgt dafür, dass stets mindestens ein Priester bei ihr ist. Sie beherrscht schwarze Magie. Ich bin sicher, mein verehrter Vater möchte sich mit ihr unterhalten.“ „Das ist Tsubaki.“ Kagome starrte fassungslos auf die halb ohnmächtige Frau: „Ich erkenne sie.“ „Wer ist sie?“ „Oh, Verzeihung, Euer Gnaden!“ Sie hatte schon wieder einfach gesprochen. Immerhin schien er ihr zuzuhören und sie nicht bestrafen zu wollen. Während ein zweiter Dämonenkrieger hereinkam, mit seinem Kameraden zusammen die ehemalige Priesterin empor zerrte, erklärte sie: „Sie war eine Priesterin. Meine…meine Schwester sorgte dafür, dass sie ausgestoßen wurde, da sie Schadenzauber und solche Dinge verwendete, schwarze Magie, die einer Priesterin nicht ziemt.“ Sesshoumaru nickte unmerklich. In der Tat, eine mächtige, menschliche Priesterin. Er wollte Tsubaki fast schon fragen, wo die echte Cinnamon abgeblieben sei, als seine feine Nase es ihm verriet: „Öffne die Truhe.“ Kagome gehorchte: „Oh…“ „Ein Bann. Kannst du ihn lösen?“ „Ich fürchte nein, Euer Gnaden. Mit solchem bösen Zauber…“ Sie bemerkte seinen Blick: „Ich werde es unverzüglich versuchen.“ Immerhin war es ihr ja auch gelungen, Tsubakis Fluch zu reflektieren. Vielleicht würde sie es schaffen. So legte sie die Hände auf die regungslose Dämonin, versuchte herauszufinden, welcher Magie der Hofrätin auferlegt worden war. Sesshoumaru sah zu den Kriegern: „In den Kerker mit ihr. Und Kouga soll kommen.“ Als der Anführer der Boten das Zimmer betrat, war es Kagome gelungen, den Bann einigermaßen zu brechen, so weit, dass sie Cinnamon helfen konnte, die Truhe zu verlassen. Der Kronprinz sah es zufrieden: „Kouga, einen Heiler für die Hofrätin. Und Nachricht an meinen verehrten Vater. Eine ehemalige Priesterin habe die Gestalt der Hofrätin angenommen. Ich habe sie verhaften lassen, falls er wünscht, mit ihr zu reden.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Kouga warf einen raschen Blick zu Kagome, die Cinnamon gerade auf das Bett half. Was machte sie denn hier mit dem Kronprinzen? Irgendwie schien es schwieriger zu sein, als gedacht, sich ihr zu nähern. Aber dann machte er, dass er aus dem Zimmer kam. Zögern verstand der Kronprinz gern als Provokation. Allerdings war der schnelle Wolf angetan, Kagome allein auf sich zukommen zu sehen, als er das Zimmer des Herrschers verließ, er alle Nachrichten überbracht hatte. So blieb er bei ihr stehen: „Kagome? Alles in Ordnung?“ „Ja, danke, Exzellenz.“ Sie fand es nett, dass sich ein so hochrangiger Dämon immer an ihren Namen erinnerte, sich um sie sorgte. „Ich habe meinen Auftrag erfüllen können.“ „Gut.“ Ein wenig leiser fuhr er fort: „Er ist bei Schwächen nicht sehr nachsichtig.“ Sie musste nicht fragen, wen er meinte: „Das denke ich mir. Aber er schien zufrieden.“ „Du bist eine fähige Priesterin...“ „Kagome!“ Beide sahen sich um. Inuyasha kam heran, mit einem sichtlich ärgerlichen Blick auf Kouga: „Du scheinst für den Anführer der Boten wenig zu tun zu haben, “ knurrte er. Dieser erkannte die Zeichen. So gern er sich noch mit Kagome unterhalten hätte, er wusste nur zu gut, dass die Warnung des Inu no Taishou noch immer galt, was den jüngeren Prinzen betraf. „Ich habe nur den Befehl des Kronprinzen ausgeführt“, sagte er daher einfach und verschwand. Kagome funkelte den Prinzen an: „Er war sehr nett!“ erklärte sie. Wieso musste der Halbdämon immer so auf den Wolf reagieren? „Natürlich. Und irgendwann fragt er dich, ob du die Nacht bei ihm verbringst und danach kennt er dich nicht mehr. So macht er das immer.“ „Oh, so eine bin ich nicht!“ Außerdem hatte sie das Gefühl, dass Kouga sie wirklich mochte. Nun ja, es war auch nett vom Prinzen, dass er sich Sorgen um sie machte. „Was war nun mit Cinnamon?“ „Eine ehemalige Priesterin, Tsubaki, hat sich in sie verwandelt. Ich…mir gelang es, das rückgängig zu machen. Ein Heiler ist jetzt bei der Hofrätin.“ „Ich werde nach ihr sehen.“ „Später, vielleicht. Sie schien mir sehr erschöpft.“ „Dann war sie es wirklich nicht“, murmelte Inuyasha: „Gut. Hat Sesshoumaru etwas gesagt?“ „Nein, nur dass ich gehen kann. Oh, und natürlich: Tsubaki ist verhaftet.“ „Das denke ich mir. - Schön, ich gehe mal zu meinem Vater. Mal hören, was nun los ist. Wir sehen uns später.“ So trennten sie sich. Auf dem Weg zum Vorzimmer seines Vaters, blieb Inuyasha überrascht an einem Fenster stehen, das Ausblick in den Menschengarten bot. Sango und Miroku standen dort und es war kaum zu übersehen, dass sie Händchen hielten. Na so etwas. Mit gewissem innerem Grinsen ging der Halbdämon weiter. Endlich hatten die zwei eingesehen, dass sie gut zueinander passen würden. Der Sekretär verbeugte sich, als er den Prinzen sah: „Ich bedauere, Durchlaucht, der Herr ist gerade nicht anwesend.“ „Ist er in den Kerker gegangen?“ „Ja, Durchlaucht. Bitte, wartet einen Augenblick.“ „Schon gut.“ Inuyasha lehnte sich nachlässig an die Wand, verschränkte die Arme. Immerhin müsste er nicht so lang warten, wie die anderen Wesen hier im Raum. Er behielt Recht. Als der Herrscher und der Kronprinz hereinkamen, sah ersterer zu seinem Sohn: „Komm, Inuyasha.“ Und als die drei im Arbeitszimmer Platz genommen hatten, fuhr der Inu no Taishou fort: „Du hast es schon gehört, Inuyasha?“ Der Flohgeist kam aus seiner Kleidung, setzte sich auf seinen Platz. „Das mit Cinnamon? Ja, eine ehemalige Priesterin namens Tsubaki, meinte Kagome.“ „Du warst sehr aufmerksam, was Cinnamon betraf, sagte mir Sesshoumaru. Gut gemacht. - Tsubaki wurde von Naraku hierher hergeschickt.“ „Der schon wieder.“ „Ja. Und, Myouga, was hast du über Scylla herausbringen können?“ „Scylla ging von den Amazonen weg, da die ihr zu…zu sanft waren. Im Süden, im 10.Bezirk, gründete sie dann den Orden der Mänaden, das steht fest. Außer ihr handelt es sich dabei nur um Menschen, aber alle der zweiten Klasse, alle ehemalige Priesterinnen des Weingottes. Das scheint auch der Grund zu sein, warum Fürst Katameki nicht eingreift. Er hält das wohl einfach für religiösen Eifer. Und er selbst ist ein Verehrer des Weingottes.“ Der Flohgeist seufzte: „Herr, ich fürchte, diese Scylla ist hochgefährlich.“ „Wo ist sie im Augenblick?“ erkundigte sich Sesshoumaru prompt. „Die Gerüchte besagen, im 14. Bezirk, aber da soll sich auch Naraku aufhalten, erzählten Insektendämonen. Aber, mit Verlaub, Euer Gnaden, das glaube ich nicht. Der 14. Bezirk ist der Heimatbezirk der Dämonenjäger. Wer wäre so…so kühn genau dorthin zu gehen, als Hochverräter?“ „Man sollte hingehen.“ Der Kronprinz sah zu seinem Vater. Dieser nickte: „Such weiter, Myouga. Alles, was wir wissen, mag unser Vorteil sein.“ „Ja, Herr.“ Der Flohgeist sprang schon weg. „Im 14. Bezirk also“, wiederholte Inuyasha: „Dann gehen wir dort hin und erledigen die beiden.“ „Kagura“, sagte Sesshoumaru. „Was, Kagura?“ fragte sein jüngerer Bruder verständnislos. Der Herrscher nickte: „Du meinst, mein Sohn, ob Kagura mehr oder weniger freiwillig wieder zu Naraku zurückkehrt, wenn sie eine Möglichkeit sieht? Sie ist sein Abkömmling, er kann sie beeinflussen.“ „Eben dies, verehrter Vater. Ich glaube ihr, dass sie nicht freiwillig zu Naraku geht, aber man müsste sie wegbringen, an einen Ort, an dem sie beschützt, überwacht werden kann. Vielleicht verheiraten.“ „Aber an wen? Es müsste ein Dämon der ersten Klasse sein, das wären wir ihr zum einen schuldig, zum anderen kann nur ein solcher sie überwachen, ja, hüten.“ Inuyasha dachte nicht weiter nach, als er herausplatzte: „Kouga!“ Dann müsste der doch seine Finger von Kagome lassen. „Kouga?“ wiederholte Sesshoumaru ein wenig erstaunt, ehe er sich erinnerte, dass er die beiden schon nebeneinander sitzend im Park getroffen hatte. Hatte auch Inuyasha da eine gewisse Zuneigung erkannt? „Einverstanden.“ „Kouga.“ Der Inu no Taishou dachte nach. Als Erbe des Fürsten war Kouga eine gute Partie, Kagura würde in Laeta sicher bewacht werden und könnte ein gutes Leben führen. Und der schnelle Wolf hatte sich bislang für keine andere Dämonin interessiert. „Einverstanden.“ Inuyasha, der nie im Leben mit einer solchen Reaktion von Vater und Bruder gerechnet hatte, starrte sie fassungslos an. **************************************************** Da wird sich Kouga aber freuen... Im nächsten Kapitel hat der Inu no Taishou eine Idee, die beide Söhne, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, fassungslos macht: Hochzeiten. Lenaia: im alten Greiechenland waren das Spiele, die alljährlich in Athen zu Ehren des Gottes Dionysius abgehalten wurden. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel online ist. bye hotep Kapitel 20: Hochzeiten ---------------------- Inuyasha war überrascht, dass sein Vorschlag mit der Hochzeit Kouga/Kagura Gehör fand. Allerdings brachte das seinen Vater auf eine Idee. Und die Wünsche des Herrschers sind Befehl. 20. Hochzeiten Der Inu no Taishou ließ Kagura und Kouga rufen. Beide wussten nicht, warum, aber die schlichte Tatsache, dass sie zusammen vor den Herrscher und die beiden Prinzen befohlen wurden, ließ sie unwillkürlich überlegen, welche ihrer Taten oder Worte falsch gewesen sein könnten. Dies war die Besetzung für einen Hochverratsprozess. Kagura schluckte, als sie niederkniete, den Kopf senkte. Sie hatte sich doch solche Mühe gegeben, dem Kronprinzen zu beweisen, dass sie nie freiwillig zu Naraku zurückkehren wollte, ja, froh war, aus dessen Griff entkommen zu sein. Hatte der nun irgendeine falsche Spur gelegt und dafür gesorgt, dass sie verdächtigt wurde? Dann würde sie diesen Raum wohl nicht mehr lebend verlassen. Auch Kouga dachte hastig nach. Ihm fiel einfach nichts weiter ein, wie er dem Inu no Taishou unangenehm aufgefallen sein konnte, außer, dass sich dieser dämliche Halbköter über ihn beschwert hatte. Dabei hatte er sich doch solche Mühe gegeben, dem Prinzen gegenüber höflich zu sein, nun, zugegeben, erst nach der Warnung durch den Vater. Aber immerhin. Das konnte doch kein Grund sein, ihn umzubringen. Konnte…sollte…könnte…... Der Herrscher sagte langsam: „Ich habe euch beide rufen lassen, um euch von meinem Wunsch in Kenntnis zu setzen. – Kouga Okami, du bist der Erbe des vierten Bezirks. Ich bin sicher, dein Onkel, Fürst Korus, wird es zu schätzen wissen, wenn bald eine neue Generation von Welpen durch das Schloss von Laeta läuft. Kagura Kaze ist zwar keine Wolfsdämonin, aber sie ist eine Winddämonin. Eure Kinder werden gewiss schnell sein.“ Gegen jede höfische Etikette starrten die beiden Dämonen ihren Herrscher an. Dieser Wunsch war ein Befehl, das war ihnen klar, Widerspruch unmöglich. Kagura atmete tief durch. Dieser schnelle Wolf war der Erbe eines Fürstentums? Sie würde also die Erbprinzessin, später die Fürstin sein? Keine riskanten Ermittlungen mehr, keine Aufträge mehr ausführen, keine Spionagenetze mehr leiten? Nur noch sticken, Kinder betreuen und Besucher empfangen in einem sicher bewachten Schloss? Das klang zu schön um wahr zu sein. Und sie musste nicht zur Seite blicken, um zu wissen, dass der Wolfsdämon nicht schlecht aussah. Gut, er war kein Vergleich mit dem Kronprinzen, aber der war sowieso für sie ein unerreichbarer Traum gewesen. Inuyasha, war alles, was Kouga in diesem Moment denken konnte. So also rächte der sich dafür, dass er sich mit seiner Priesterin ein wenig zu oft unterhalten hatte? Wie hatte dieser Mistkerl nur seinen Vater dazu bekommen, das so anzuordnen? Da fiel ihm der Blick auf, den der Kronprinz auf Kagura warf. War das etwa dessen Idee gewesen? Wollte er ihn, Kouga, aus dem Rennen um Kagome werfen? Waren beide Prinzen hinter der jungen Priesterin her? Oder hatte Sesshoumaru bemerkt, dass Kagura ihn anschwärmte, und sorgte so dafür, dass sie aus seiner Nähe verschwand? Letztendlich war es gleichgültig. Das war ein klarer Befehl gewesen. So unterdrückte er mühsam sein „Aber…“ und sah zu seiner Braut. Nun ja, es gab sicher hässlichere Dämoninnen und der Inu no Taishou hatte Recht: als Winddämonin würden ihre Kinder sicher schnell werden. Überdies würde sie in Laeta im Schloss bei seiner Mutter sitzen, dort langweilige Dinge tun und er wäre hier, in der Hauptstadt. Nein, es hätte schlimmer kommen können. Langjährige höfische Erziehung ließ ihn sich vorneigen: „Ich danke Eurer Hoheit“, brachte er wohlerzogen hervor. Kagura nahm an, dass er wusste, wie er sich zu benehmen hatte, und folgte dem Beispiel, bedankte sich ebenfalls. „Dann könnt ihr gehen. Es gibt sicher einiges, das ihr noch bereden wollt.“ Die beiden Neu-Verlobten erhoben sich und verließen das Arbeitszimmer. Draußen meinte Kouga: „Komm. Wir müssen wohl einiges besprechen.“ „Ja, Exzellenz.“ „Das brauchst du nicht mehr zu sagen.“ Der Wolfsdämon warf einen Blick seitwärts: Nein, so schlecht sah sie nicht aus. Und immerhin musste er sie ja nicht zu oft zu Gesicht bekommen: „Wir sollten die nächsten Tage nach Laeta reisen, damit ich dich meiner Mutter und meinem Onkel, Fürst Korus, vorstellen kann. Die werden dann die Hochzeit vorbereiten. Ich denke nicht, dass es klug wäre, lange zu warten.“ „Sicher nicht.“ „Du hast ja keine Familie?“ „Keine, die ich einladen möchte“, erwiderte Narakus Abkömmling prompt. Hoffentlich würde seine Mutter sie mögen. Wenn das der Fall war, wäre ihr Leben ruhig und sicher. Für jemandem, der, wenn auch im Auftrag, Hochverrat begangen hatte, ein durchaus freundliches Schicksal. Kouga nickte leicht. Immerhin musste er sich nicht mit einer nervigen neuen Verwandtschaft herumschlagen. Und Kagura schien sich ihm unterordnen zu wollen, so dass er wohl auch mit ihr keine Probleme haben würde. Allerdings: den Versuch, Kagome für sich gewinnen zu wollen, sollte er jetzt besser sein lassen. Schade, aber sicher schlauer, als einem der beiden Prinzen ins Gehege zu kommen, oder auf einmal zwischen den zweien zu landen. Von beiden Prinzen gejagt zu werden, sollte man vermeiden. Der Inu no Taishou sah zwischen seinen zwei Söhnen hin und her. Seltsamerweise fiel ihm plötzlich auf, dass er noch vor wenigen Wochen, ja, Tagen, solch eine Besprechung mit ihnen nicht abgehalten hatte. Sicher, er hatte öfter mit Sesshoumaru geredet, den auch mit in seine Gedanken einbezogen und hatte Inuyasha Anweisungen erteilt, aber sie waren keinesfalls gemeinsam hier gewesen. Sie hatten sich nie gut verstanden und er hatte es daher für ratsam gehalten, sie einzeln bei sich zu haben. Das brüderliche Verhältnis schien sich im Verlauf von Narakus Intrigen deutlich gebessert zu haben. Und auch der Kleine…nein, korrigierte er sich: der Jüngere, erledigte seine Aufgaben sehr gut, ja, schien sich besser zu entwickeln, als er es bislang von ihm erwartet hatte. Er hatte wohl übersehen, dass Inuyasha langsam erwachsen wurde. Langsam meinte er: „Naraku und Scylla sollen im 14. Bezirk sein. Dennoch möchte ich euch ungern dorthin schicken. Myouga und seine Leute sind gut, was das Beschaffen von Informationen angeht, aber nicht perfekt. Und wer garantiert uns, dass die beiden nicht schon einen neuen Plan ausgeheckt haben und bereits wieder in einem anderen Bezirk sind. Wenn man einen Feind nicht finden kann, muss man ihn eben anlocken, zum Zuschlagen auffordern. Scylla und Naraku werden sicher eine Gelegenheit nutzen, wenn sie unsere Aufmerksamkeit von sich abgelenkt sehen.“ „Gewiss, verehrter Vater, “ meinte Sesshoumaru: „Aber sie werden kaum so dumm sein, anzunehmen, dass wir sie vergessen haben.“ „Natürlich nicht. Aber, die Sache mit Kouga und Kagura brachte mich darauf: eine Hochzeit könnte uns ablenken, nun, nicht irgendeine Hochzeit, sondern die deine, Sesshoumaru.“ Der starrte seinen Vater gegen die Etikette an: „Meine…Hochzeit?“ echote er. Er wusste nichts von einer Braut: „Ich…wen meint Ihr? Was meint Ihr?“ Der Herrscher bemerkte, dass sein Ältester alles andere als begeistert war, und fuhr mit einem gewissen Lächeln fort: „Keine Sorge. Ich habe keine Braut für dich ausgesucht. Es soll nur eine Täuschung für die beiden sein, nicht Offizielles. Ich werde dafür sorgen, dass Gerede über deine bevorstehende Heirat ausgestreut wird. Du weißt, wie rasch sich Gerüchte verbreiten. Scylla und Naraku verfügen über einen ausnehmend guten Informationsdienst und werden davon schnell Wind bekommen, gewiss zuschlagen wollen.“ Inuyasha hatte den Anblick seines fassungslosen Bruders genossen. Dieses einmalige Bild hätte er gerne festgehalten. Jetzt meinte er allerdings: „Verzeiht, Vater, aber zu einer Hochzeit gehört wirklich eine Braut, sonst glaubt das doch keiner.“ „Das ist wahr.“ Sesshoumaru zwang sich zur Ruhe: „Und da gibt es ja wohl niemanden…“ Vielleicht konnte er diese Idee seinem Vater noch ausreden. „Nun, es kommt in jedem Fall nur jemand in Betracht, der über Scylla und Naraku Bescheid weiß und dieses Spiel mitmachen würde. Ich möchte nicht, dass wir noch jemanden einweihen müssen. Bislang habe ich selbst meinen Ratgebern nichts erzählt. Leider haben wir noch immer keine Ahnung, woher Naraku und Scylla Bescheid wissen.“ Der Inu no Taishou sah zu seinem jüngeren Sohn: „Aber deine beiden Menschenmädchen: Sango und Kagome, wären ideal.“ „Das kommt überhaupt nicht in Frage!“ fuhr der Halbdämon sofort auf: „Sango ist doch jetzt endlich mit Miroku zusammen. Und Kagome…“ Er überlegte eilig noch ein Argument: „Außerdem, wer würde schon glauben, dass ausgerechnet Sesshoumaru und ein Mensch…?“ „Ich muss Inuyasha wirklich zustimmen“, erklärte der Kronprinz hastig: „Das...das würde doch niemand glauben!“ Auch nur so zu tun, als ob er sich für einen weiblichen Menschen interessiere …nein, nie im Leben. „Nun, wenn Sango bereits vergeben ist, bleibt Kagome. Sie ist eine Priesterin mit interessanten magischen Fähigkeiten.“ Der Herrscher nickte leicht: „Ich denke nicht, dass das so Aufsehen erregend wäre.“ „Vater…“ Inuyasha hob beide Hände: „Doch nicht Kagome…Ich meine, ihre Schwester ist erst vor Kurzem getötet worden, da kann man doch nicht heiraten.“ Mit gewisser Verzweiflung überlegte er, was er noch einwenden könnte. „Ah, stimmt. Nun, das wäre eine gute Begründung, warum bislang nicht Offizielles bekannt gegeben wurde.“ „Verehrter Vater…“ Die Stimme des Kronprinzen klang ungewohnt mutlos: „Das ist nicht Euer Ernst, oder?“ „Doch. Und je länger ich darüber nachdenke, umso sicherer bin ich, dass sie die Gelegenheit nutzen werden, zuzuschlagen. Wir werden Kagome rufen, ihr ihre Rolle in dem kleinen Schauspiel erklären. Und dann werden wir die Falle für Scylla und Naraku vorbereiten. Ich habe gesprochen.“ Beide Söhne senkten die Köpfe, denn nun gab es keine Möglichkeit zum Widerspruch mehr. Kagome war etwas überrascht, allein in das Arbeitszimmer des Herrschers gerufen zu werden, zumal, da beide Prinzen auch anwesend waren, kniete aber eilig nieder. „Mein liebe Kagome“, begann der Herrscher und sie bekam ein ungutes Gefühl: „Du weißt, dass Naraku noch immer plant, mich und meine Söhne umzubringen. Aus diesem Grund hat er sich mit Scylla zusammengetan. Diese war mit Sicherheit für den Anschlag auf Inuyasha verantwortlich, der zum Glück misslang. Ich habe nur beschlossen, den beiden eine Falle zu stellen. Und du sollst dabei eine wichtige Rolle spielen.“ Sie nickte wortlos. Das klang irgendwie gefährlich. Sie war doch nur ein Mensch, wenn auch mit magischen Fähigkeiten. Aber natürlich war es auch schmeichelhaft, dass der mächtige Inu no Taishou ihr soviel zutraute. Überdies hatte sie bereits gelernt, dass er seine Mitarbeiter schützte. „Ich gehe davon aus, dass sie zuschlagen werden, wenn sie annehmen, dass wir abgelenkt seien. Eine Hochzeit wäre ein guter Anlass.“ Eine Hochzeit? Gegen die Regeln starrte Kagome perplex den Herrscher an. Er wollte doch jetzt nicht etwa, dass sie Inuyasha heiratete? Der Inu no Taishou konnte ebenso wie seine Söhne an ihrem Gesicht ablesen, dass sie überrascht, und nicht sonderlich angetan war. Dennoch fuhr er fort: „Zumal die Hochzeit des Kronprinzen.“ Kagome musste sich zwingen, nicht aufzuspringen. Das wurde ja immer schlimmer. „Hoheit...“ brachte sie heraus. Immerhin wirkten auch beide Prinzen nicht gerade beglückt. „Das klingt fast so, als ob du nicht Kronprinzessin werden willst.“ Aber der Herrscher lächelte beruhigend: „Es soll auch nur ein Schauspiel sein, eine Falle.“ Kagome nickte etwas: „Aber...verzeiht…wenn ich das so sage…Ich denke…ich dachte…die Einstellung Eurer Gnaden Menschen gegenüber…“ Sesshoumaru, dem das galt, meinte kalt: „Ja, aber das hat hiermit nichts zu tun. Es ist ein Befehl.“ „Und ich bin sicher“, warf Inuyasha prompt ein: „Dass mein lieber Bruder kein Interesse hat, aus dem Spiel Ernst werden zu lassen.“ Sonst bekäme er es mit ihm zu tun. Der Inu no Taishou bemerkte, dass und vor allem wie sich seine Söhne anstarrten und fuhr hastig fort: „Hast du sonst noch einen Einwand?“ Gegen einen Befehl des Herrschers? Aber Kagome wusste das Angebot zu schätzen. So sagte sie langsam: „Ich fürchte ein wenig um meinen guten Ruf, Hoheit. Wenn es heißt, ich wäre verlobt mit...mit Seiner Gnaden und dann doch nicht…?“ „Es wird ja weder eine offizielle Bekanntgabe geben noch sonst etwas. Nur Gerüchte. Und Myouga wird dafür sorgen, dass sie gezielt im 14. Bezirk ausgestreut werden. Ich denke nicht, dass auch nur allzu viele Menschen hier in der Stadt davon erfahren werden. – Gut. Ihr könnt dann gehen. Ich werde Myouga schicken.“ Die Prinzen und die Priesterin erhoben sich, bei weitem nicht so zuversichtlich wie der Herrscher, dass sein Plan funktionieren würde. Abgesehen von allen persönlichen Gefühlen. Inuyasha ließ sich in seinem Arbeitszimmer nieder, musterte Kagome: „Es tut mir leid“, gab er zu: „Vater war von dieser Idee nicht abzubringen. Und dass, obwohl mein Bruderherz und ich uns mal einig waren.“ „Ja, ich kann mir vorstellen, dass es auch dem Kronprinzen unangenehm ist, mit einem Menschen in Verbindung gebracht zu werden.“ Sie seufzte: „Ich kann mir nur NICHT vorstellen, wie das ablaufen soll.“ „Ich mir auch nicht. Ich meine, wer sollte so dumm sein, an eine solche Heirat zu glauben? Wir reden hier immerhin von einem Typen, der es gewöhnlich vermeidet, Menschen auch nur anzusehen.“ Der Halbdämon atmete tief durch: „Irgendwie wäre es da noch logischer gewesen, Vater hätte uns beide zusammen getan.“ Kagome ertappte sich bei dem Gedanken, dass ihr das auch deutlich lieber gewesen wäre, sagte jedoch: „Was mir auch Kopfzerbrechen macht: wie soll ich mich jetzt dem Kronprinzen gegenüber verhalten, wenn wir angeblich verlobt sind?“ „Da wirst du kaum Probleme bekommen. Er wird sich sicher nicht bei dir blicken lassen.“ „Und wenn doch? Ich glaube ja nicht, dass er…dass er mich küssen will oder so, das sicher nicht. Aber soll ich ihn weiter mit Euer Gnaden anreden?“ „Wenn du am Leben bleiben willst, ja. Mach einfach wie bisher. Der einzige Unterschied dürfte sein, dass uns Vater im Moment keinen neuen Auftrag gibt, um den Schein zu wahren.“ „Na schön.“ Aber ihr war nicht sonderlich wohl bei diesem Gedanken. Myouga seufzte, als er seinen neuen Befehl bekam. Der Inu no Taishou musterte seinen vertrautesten Berater amüsiert: „Machst du dir Sorgen, wie du diese Gerüchte verbreiten sollst?“ „Nein, natürlich nicht, Herr. Zum einen habe ich so etwas schon öfter getan, wie Ihr wisst, zum anderen ist die Heirat des Kronprinzen natürlich etwas, das sich in Windeseile nicht nur unter Dämonen herumsprechen wird.“ Der kleine Flohgeist zögerte: „Ich denke, Euch ist bekannt, dass sich doch einige Dämonen Hoffnungen für ihre Töchter gemacht haben…“ „Ja, aber das ist gleich. Da es keine offizielle Bekanntgabe gibt, keine anderen Indizien, bleibt es bei den Gerüchten, schon um Kagomes Willen. Ich möchte nicht, dass ihr Ruf ruiniert wird, nur weil sie einen Auftrag bekam. Mag sein, dass der eine oder andere Fürst dezent nachfragt.“ „Ja, gewiss. Und zwar, wenn Eure Hoheit mir die Bemerkung gestatten, beim Haushofmeister. Den müsste man informieren.“ „Was meinst du?“ „Diese Hochzeit wäre mit Sicherheit das gesellschaftliche Ereignis des Jahrhunderts. Alle Fürsten und ihre Familien würden herkommen. Wenn sie daher wissen wollen, ob die Gerüchte der Wahrheit entsprechen, werden sie als erstes den Haushofmeister fragen, ob er...sagen wir, ein größeres Fest vorbereitet.“ „Da hast du Recht.“ Der Herrscher lächelte ein wenig: „Noch eine gute Idee, Myouga?“ „Äh, ich weiß nicht, aber ist es nicht…nun, im Augenblick ist Kagome doch in dem Trakt von Prinz Inuyasha untergebracht, weil sie zu seinen Dämonenjägern gehört, aber….“ „Aber die Braut des Kronprinzen sollte nicht bei einem anderen wohnen, ich verstehe. Ja. Gut. Das werde ich anordnen. Sie soll zu Sesshoumaru ziehen.“ Ein wenig amüsiert dachte er an die mutmaßliche Reaktion der drei Betroffenen. Sein jüngerer Sohn schien für die Priesterin durchaus freundschaftliche Gefühle entwickelt zu habe, vielleicht sogar mehr? Aber für dieses kleine Schauspiel müssten sie sich eben zusammenreißen. Wenn man dafür Naraku und Scylla aus dem Verkehr ziehen konnte, wäre es das wert. „Äh…Herr….“ „Was noch?“ „Es wäre unschicklich, wohnt die Braut bereits vor der Hochzeit bei ihrem Bräutigam.“ „Na gut. Sieh zu, dass sie woanders hinzieht.“ „Ja, Herr.“ „Und sorge unverzüglich dafür, dass diese Gerüchte ausgestreut werden, als erstes im 14. Bezirk.“ „Ja, Hoheit. Ich habe da schon eine Idee.“ „Belästige mich nicht mit Einzelheiten, Myouga. Geh.“ Er vertraute diesem kleinen Flohgeist seit so langen Jahrhunderten. „Wie Euere Hoheit wünscht.“ Der Berater verschwand. Sango und Miroku kamen gemeinsam zu Inuyasha, der sie amüsiert ansah, da er erriet, um was es ging. „Ich...wir….“ begann Miroku, um dann einfach zu sagen: „Sango hat eingewilligt, meine Frau zu werden.“ „Schade, dass ich dann auf deine Mitarbeit verzichten muss“, meinte der Halbdämon ehrlich zu der Jägerin. „Aber natürlich ist es schön für euch.“ „Ich weiß, dass Frauen, Menschenfrauen der zweiten Klasse, gewöhnlich aufhören zu arbeiten, wenn sie heiraten“, gab Sango zu: „Ich möchte dich jedoch darum bitten, weitermachen zu dürfen, zumindest, bis ich ein Kind bekomme.“ Inuyasha starrte sie überrascht an: „Das ist wirklich ungewöhnlich. Na gut. Einverstanden. Ich meine, jemand Besseren als dich werde ich kaum finden.“ „Danke.“ Sie lächelte ein wenig: „Ich mache gern weiter. - Und wenn ich aufhören muss, möchte ich dir meinen jüngeren Bruder als meinen Nachfolger vorschlagen. Kohaku lebt noch zu Hause bei meinem Vater im 14. Bezirk, aber er hat die gleiche Ausbildung bekommen, wie ich. Und er ist wirklich sehr talentiert.“ „Das muss ich dann mit Vater besprechen. Ich werde ihm auch sagen müssen, dass du weitermachen willst. Aber da wird er schon nichts dagegen haben. – Was wollt ihr denn zur Hochzeit haben?“ Die Verlobten sahen sich an. Irgendwie hatten sie nicht damit gerechnet, dass der Prinz ihnen etwas schenken wollte. Was sollten sie nun sagen? „Na?“ meinte der: „Wie wäre es mit einem Dorf mit Umland, damit ihr später versorgt seid?“ Vater würde da doch zweifellos zustimmen. Immerhin belohnte er seine Hofräte und andere Leute auch auf diese Art. „Danke“, erwiderte Miroku denn auch: „Was immer du möchtest.“ „Alles klar. Sango, hole doch Kagome her, dann feiern wir vier ein bisschen. Wir haben ja sonst nichts zu tun, im Moment.“ Und irgendwie schienen heute Hochzeiten in der Luft zu liegen. Richtig erholsam, nach der ganzen Aufregung um diesen dämlichen Naraku und diese Scylla. Und leider war sich Inuyasha sicher, dass neue Schwierigkeiten ins Haus standen, selbst, wenn Vaters Plan klappen sollte. ********************************************************* Und da hat er Recht. Im nächsten Kapitel: Showdown geht es rund. Fragt sich nur, wer gegen wen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Ens, wenn ich sehe, dass das neue apitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 21: Showdown -------------------- Ich fürchte, die arme Kagome wird gar nicht dazu kommen, bei Inyuahsa auszuziehen, denn es geht ein wenig rund: 21. Showdown Kagome stand im Garten und betrachtete ein wenig geistesabwesend die Blumen. Hoffentlich sprachen sich die Gerüchte, die Hofrat Myouga ausgestreut hatte, nicht hier in der Stadt herum, oder gar im Schloss. Was sollte sie denn antworten, wenn sie einer fragte, ob sie wirklich mit dem Kronprinzen verlobt sei? Lügen? Oder den Plan des Herrschers ruinieren? Inuyasha schien sich da weniger Gedanken zu machen, aber sie hatte den Eindruck, als sei bei dem Prinzen alles, was sein Vater tat, in Ordnung. Nun gut, er war eben der Herrscher, aber irgendwie hatte sie ein äußerst ungutes Gefühl. Ihr einziger Trost war, dass der Inu no Taishou ihr zugesichert hatte, ihr Ruf solle nicht unter seinem Plan leiden. „So in Gedanken?“ Kagome nahm an, so müsste es sich anfühlen, einen Herzinfarkt zu bekommen. Hastig fuhr sie herum, verneigte sich, so tief sie konnte: „Euer…Gnaden...“ brachte sie hervor. Sesshoumaru betrachtete sie: „Du scheinst unruhig.“ „Äh….“ Was sollte sie sagen? Kritik am Herrscher zu üben, war ein Verbrechen und in Reichweite seines Ältesten sicher tödlich. „Ich...ich bin eben nervös“, gestand sie dann: „Ich...ich war noch nie verlobt…“ „Dann sollst du wissen, dass es üblich ist, als Braut aus der Stadt zum Bergtempel der Himmelsgöttin zu pilgern und um Kindersegen zu bitten.“ Er ignorierte, dass sie rot wurde: „Das wäre ein guter Zeitpunkt für Naraku, dich anzugreifen. Und man könnte ihn fassen.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Was sollte sie schon sagen. Verlegen wandte sie den Kopf ab – und entdeckte etwas über die Büsche herankommen, das sie lieber nicht gesehen hätte: „Hölleninsekten!“ „Narakus Spione.“ Der Kronprinz überlegte nicht lange. Anscheinend traute Naraku den Gerüchten nicht und wollte sie überprüfen. Und um nichts auf der Welt sollte es seine Schuld sein, wenn Vaters Plan misslang. „Dann beweisen wir es ihm.“ Bevor Kagome wusste, was er meinte, fühlte sie sich gefasst, umarmt, an ihn gezogen. Und dann geküsst. Wenn Sesshoumaru sie nicht gehalten hätte, wäre sie vermutlich gefallen, da ihre Beine sie nicht mehr zu tragen schienen. Erst im nächsten Augenblick realisierte sie, dass er das nicht ernst meinte, nur spielte, um die Hölleninsekten und damit Naraku endgültig zu täuschen. Vermutlich war es ihm widerwärtiger, sie zu küssen, als es andersherum ihr war. Immerhin sah er so schlecht nicht aus und war der Kronprinz…Sie hörte auf zu denken, entspannte sich so weit, dass sie es wagte, ihre Hände an seine Rüstung, sein Schulterfell zu legen. Sesshoumaru war ein wenig erleichtert, zumal ihm seine Nase verriet, dass sich die Hölleninsekten genähert hatten, jetzt aber verharrten, wohl das Bild in sich aufnahmen, um es ihrem Herrn zu zeigen. „Ja, ich glaube, ich spinne!“ Die beiden fuhren auseinander und begegneten einem empörten Blick des Halbdämons: „Sesshoumaru, das hätte ich jetzt nicht von dir gedacht, dass du das so ausnutzt!“ Ganz offenkundig hatte sein jüngerer Bruder die Hölleninsekten nicht bemerkt, dachte der Kronprinz. Solange die aber hier herumschwirrten, konnte er das Missverständnis auch nicht aufklären, ohne doch noch Vaters Plan zu gefährden. Was jetzt? Inuyasha warf einen Blick seitwärts zu Kagome, die ihm verwirrt vorkam. Natürlich. Sie hatte sich doch wohl darauf verlassen, dass es nur ein Spiel sein würde. Und jetzt das? Wie unfair war sein Halbbruder eigentlich gegenüber einem Menschenmädchen, das ganz sicher nichts von ihm wollte? „Du Mistkerl denkst wohl, du kannst dir hier alles erlauben?“ knirschte er noch, ehe er auf Sesshoumaru losschoss, mit der Faust zuschlug. Eine Prügelei? Wie ungemein peinlich. Aber die Hölleninsekten waren noch immer da und so fand Sesshoumaru, dass er keine Wahl hatte. Er konnte ja schlecht einem so missgelaunten Halbdämon gegenüber erklären, dass es nur ein Spiel gewesen war, um Naraku endgültig zu täuschen, solange dieser zusah. Während er auswich, seinerseits angriff, überlegte er noch flüchtig, warum Inuyasha eigentlich so bemerkenswert gefühlsbetont reagierte. Er musste doch wissen, dass er, Sesshoumaru, nie mit einem Menschen etwas anfangen würde, wäre es ihm nicht von Vater befohlen worden. Kagome starrte fassungslos auf die Schlägerei. Das Verhalten des jüngeren Prinzen war ihr irgendwie ein Rätsel. Hatte er etwa die Hölleninsekten nicht bemerkt, und das Spiel für Ernst genommen? Aber warum wurde er dann so wütend? Mochte er sie etwa? Irgendwie so, wie er Kikyou gemocht hatte? Oder war alles ganz anders? Hatte Inuyasha die Hölleninsekten gesehen und wollte Naraku nun durch einen vorgetäuschten Eifersuchtsanfall endgültig in die Falle locken? Naraku betrachtete die Prügelei der Prinzen amüsiert. Es war zu schön, wenn die sich gegenseitig an die Kehle gingen. Und diese Priesterin, diese Kagome schien auch völlig fassungslos zu sein – über die Schlägerei, nicht darüber, dass sie eben der gefürchtete Kronprinz geküsst hatte. Da schien in der Tat etwas am Laufen zu sein, die Gerüchte zu stimmen. Umso wichtiger war es, unverzüglich etwas zu unternehmen. Ein Faustschlag des Kronprinzen ließ den Jüngeren zurücktaumeln: „Es reicht“, meinte der große Bruder: „Sie sind weg.“ „Äh, wer?“ „Die Hölleninsekten, du Narr. Hast du sie nicht gesehen?“ „Hölleninsekten?“ Inuyasha rieb sich über das Gesicht: „Wovon redest du?“ „Hier waren gerade welche. Naraku wollte sich bestimmt vergewissern, was mit mir und...und dieser Priesterin ist.“ „Oh.“ Der Halbdämon erkannte, dass das wohl doch gespielt worden war. Wieso hatte er auch so voreilig reagiert? Das war ja peinlich. Jetzt stand er in den Augen seines Halbbruders und wohl auch Kagomes als gedankenloser Trottel da. Aber irgendetwas in ihm hatte ausgesetzt, als er sie in den Armen seines Bruders gesehen hatte. So meinte er hastig: „Ja, schon klar. Ich meine, mir ist doch klar, dass du eher einen Kaktus als einen Menschen küssen würdest, wenn nicht ein sehr guter Grund dafür da wäre. - Alles in Ordnung, Kagome?“ „Äh, ja, danke.“ Hastig ergänzte sie: „Euer Durchlaucht. - Danke, Euer Gnaden.“ Das war sicher höflich, auch, wenn sie noch immer nicht so ganz wusste, was jetzt gerade abgelaufen war. Scylla sah von dem menschlichen Bauern auf, den sie gerade fraß, als sie die Aura ihres Partners spürte: „Ihr stört, Naraku.“ „Ich bin untröstlich, meine Liebe.“ Er hielt sich wie stets vorsorglich außerhalb der Reichweite ihrer Fangarme: „Dennoch: die Nachricht, die ich erfahren habe, duldet keinen Aufschub.“ „Und?“ Sie ließ die Reste ihres Opfers zu Boden fallen, wandte sich ihm zu. „Meine Hölleninsekten brachten die - durchaus frohe- Kunde, dass in einem Monat ein großes gesellschaftliches Ereignis bevorstehen soll. Die Hochzeit des Kronprinzen mit einer menschlichen Priesterin.“ „Und was geht mich das an?“ Naraku zog unmerklich die Augen zusammen: „Seht Ihr dies nicht als unsere Gelegenheit?“ „Oh. Jetzt verstehe ich.“ Scylla nickte langsam. Beim Fressen gestört zu werden war ärgerlich, und sie konnte dann immer sich nur schwer auf andere Dinge konzentrieren. „Doch, da habt Ihr Recht, mein Teurer. Ein Attentat auf den Kronprinzen während der Hochzeitszeremonie, gar auf den Herrscher selbst oder noch besser alle drei, denn Inuyasha wäre doch sicher dabei… Ja, alle drei auf einem Platz. Die Sicherheitsvorkehrungen müssten sich doch herausfinden lassen.“ „Erst bei der Hochzeit selbst?“ Naraku war ein wenig enttäuscht. Aber er konnte seiner Partnerin schließlich nicht verraten, dass ihm dieser Zeitpunkt deutlich zu spät erschien. Kagome trug noch immer ihre Hälfte des Juwels und es hatte sich schon als schwierig genug erwiesen, an sie heranzukommen, wenn der jämmerliche Halbdämon bei ihr war. Nun war sie Sesshoumarus Verlobte und der würde gewiss ein Auge auf sie haben. War sie jedoch erst einmal die Kronprinzessin, mit der ihr zustehenden Leibwache, saß sie im Schloss des Herrschers und es würde vollständig unmöglich werden. Tsubakis Schicksal hatte ihm nur zu gut bewiesen, dass man mit Tricks dort sehr schnell Schiffbruch erleiden konnte. Überdies musste er nur daran denken, wie rasch die Sache mit dem Seelenspiegel aufgeflogen war. Nein. Sein Griff nach dem Juwel der vier Seelen musste schleunigst erfolgen und er musste ein Erfolg werden, sonst konnte er seinen Plan abschreiben. Genau dazu verspürte er nicht die mindeste Lust. „Natürlich bei der Hochzeit selbst.“ Scylla schien überrascht: „Da ist die Öffentlichkeitswirkung am besten. Und ich bin sicher, dass auch die Wachen, Dämonenkrieger in Feierlaune sind, ein wenig nachlässig sein werden.“ „Das mag stimmen. Aber es ist unleugbar, dass da eben sehr viele Krieger sein werden. Und unser Risiko steigt.“ „Seit wann so ängstlich? Oder habt Ihr einen anderen Grund?“ Das klang lauernd. „Ich bin gern vorsichtig. Darum bin ich noch am Leben.“ Für einen Moment packte ihn die Lust, ihr alles über das Juwel der vier Seelen zu erzählen und er musste diesen Impuls unterdrücken. Überrascht erkannte er, dass Scylla ihn anstarrte. Wollte sie ihn jetzt doch fressen? Aber der Drang, ihr alles zu erzählen wurde immer größer. Und er begriff, dass sie ihre psychischen Kräfte gegen ihn einsetzte. Das wurde riskant: „Nun, um ehrlich zu sein, meine Liebe“, meinte er daher: „Ich halte von Eurem Plan wenig. Viele Krieger, viele Zuschauer und ganz sicher viele Sicherheitsvorkehrungen. Der Inu no Taishou hat sich nicht so lange an der Spitze halten können, weil er dumm ist. Und er weiß sicher, dass schon Attentate erfolgt sind, nicht zuletzt das auf Inuyasha.“ Erleichtert spürte er, wie der Druck nachließ. Aber offenbar misstraute sie ihm. Nun, diese Tatsache überraschte ihn weniger, aber es war ärgerlich, dass er übersehen hatte, welche Fähigkeiten sie in Bezug auf Manipulation besaß. Solch ein Fehler war ihm schon länger nicht mehr unterlaufen. Scylla warf einen raschen Blick auf ihr letztes Opfer, ehe sie nachdachte. Naraku war nützlich, das ließ sich nicht leugnen, seine Hölleninsekten brachten wichtige Neuigkeiten. Aber benötigte sie das überhaupt noch? Er sperrte sich gegen ihren Plan, den sie für den einfachsten und besten hielt, ohne einen sachlichen Grund nennen zu können. Irgendetwas verschwieg er ihr, da war sie sicher. Und ein Partner, der etwas verschwieg, war nicht zuverlässig. Unzuverlässige Leute aber musste man beseitigen. Naraku bemerkte, dass sie nachdachte und er war klug genug, zu erraten, in welche Richtung ihre Gedanken gingen. So machte er einige Schritte näher. Er kam solcherart zwar in die Reichweite ihrer Fangarme, aber das musste er riskieren, wollte er seinen Plan durchführen. Und der beinhaltete ganz sicher nicht, sich von ihr fressen zu lassen. Um sie abzulenken, meinte er: „Nun, wie dem auch sei, wir sind uns einig, dass die Planung einer solchen Hochzeit sicher auch den Herrscher und erst recht den Kronprinzen ein wenig beschäftigen wird. Sie werden kaum sehr viel Interesse auf uns richten, richten können.“ „Natürlich habt Ihr diese Gerüchte überprüft.“ Rede mit ihm, dachte Scylla. Er schien leichtsinnig geworden zu sein, oder zu gefühlsmäßig beschäftigt, um den Sicherheitsabstand zu wahren. Und noch war ihr Appetit nicht gestillt, war ihre Mahlzeit doch unterbrochen worden. „Natürlich, meine Teure.“ Naraku blieb stehen. Näher musste er nicht an sie herankommen, sie nur noch ein wenig ablenken, um sie absorbieren zu können: „Meine Hölleninsekten übermittelten mir eine äußerst...hm…innige Szene zwischen dem Kronprinzen und dieser Kagome, die ein eindeutig eifersüchtiger Halbdämon unterbrach. Dann…äh...prügelten sich die Halbbrüder.“ „Nein, wie amüsant. Was wohl an dieser Kagome ist, dass sie gleich beide wollen? Magische Fähigkeiten?“ „Sicher, sie ist ja eine Priesterin.“ Er bemerkte dass sie ihre Fangarme ein wenig anzog. Aber das musste er riskieren. So ließ er seine eigenen Auswüchse unter seinem Mantel wachsen: „Und ganz sicher nicht eine der schwächsten.“ Scylla nickte ein wenig: „Dann werde ich mich um sie kümmern, mein Bester. Bei mir ist sie sicher gut aufgehoben.“ Besser als bei dir, wollte sie noch sagen, aber das sparte sie sich, als ihre Fangarme auf ihren Partner zuschossen. Im gleichen Moment flog Narakus Mantel beiseite und seine Ausleger sprangen auf die Insektendämonin zu, drangen in sie ein. Er musste sich zwingen, den Schmerz zu unterdrücken, als die Klauen ihrer Fangarme in seine Schultern schlugen, aber er begann unverzüglich, ihre dämonische Energie zu absorbieren. Scylla bemerkte entsetzt, dass sie ihrerseits zur Beute zu werden drohte. So setzte sie ihre geistigen Fähigkeiten ein, versuchte, ihn so zu beeinflussen, dass er sie freigeben musste. Dabei konnte sie allerdings nicht gleichzeitig ihn näher an sich zu bringen, um ihm den Kopf abzubeißen. Sie musste sich zwingen, noch daran zu denken, und schaffte es trotz ihrer Panik, ihn zu sich zu ziehen. Der ehemalige Fürst des 18. Bezirks stellte fest, dass, falls es ihr gelang, seinen Kopf in die Reichweite ihres Maules zu bringen, seine Karriere ein abruptes Ende finden würde und schickte noch einen seiner Ausläufer, stieß ihn brutal in ihren Rücken. Im Schmerz riss Scylla ihre Krallen aus ihm, verletzte ihn dabei, aber auf solche Art war die Absorption nicht mehr aufzuhalten. Sie erkannte es und konzentrierte alle ihre geistigen Fähigkeiten. Wenn sie schon zu Grunde gehen sollte durch solch einen miesen Verräter, so sollte der sich wundern, was sie noch nach ihrem Tod bewirken konnte. Sie spürte, wie er ihre dämonische Energie aussaugte und wusste, dass sie nur noch wenig Zeit hatte, ehe sie mit dem letzten Funken davon auch ihr Leben verlassen würde. Dafür würde er teuer bezahlen! Minuten später betrachtete Naraku nur kurz den leblosen Körper der Fangheuschreckendämonin, warf einen weiteren Blick auf den angefressenen des Bauern, ehe er ein wenig müde aus der Höhle ging. Er musste seine Hölleninsekten erneut in die Hauptstadt schicken. Hoffentlich würde sich Kagome an die alten Traditionen halten und zu dem Tempel in den Bergen pilgern, um Kindersegen zu erbitten. Allerdings bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie Krieger zu ihrem Schutz begleiteten, oder gar die Prinzen. Aber es gab keinen Sieg ohne Risiko. War dem so, müsste ihm eben etwas einfallen. Und der Bannkreis, den er der Hälfte des Juwels der vier Seelen verdankte, würde ihn schützen. Wenn er seine gerade hinzugewonnene Macht bedachte, sollte er sogar eigentlich absolut sicher sein. Er musste nur nahe genug an die junge Priesterin heran kommen, um sich ihre Hälfte des Juwels zu holen, dann war er durch nichts und niemanden mehr aufzuhalten. Bis er den Bericht seiner Spione über Kagome bekommen würde, hatte er sich gewiss von den Verletzungen erholt. Er streckte ein wenig die Hand aus. Sofort landete ein Insekt darauf, um seine Befehle entgegenzunehmen. „Was für ein bescheuerter Plan“, murmelte Miroku, wenn auch wohlweislich sehr leise. Immerhin stammte diese Anweisung vom Kronprinzen und da war es nicht ratsam, dass der das hörte, auch, wenn sie inzwischen schon gut eine Stunde von der Hauptstadt entfernt unterwegs waren. Kagome, die ganz in Weiß gekleidet vor ihm ging, wandte den Kopf: „Hör schon auf, dich zu beschweren. Ich bin hier der Köder.“ „Da hat sie Recht.“ Sango warf einen raschen Blick umher: „Außerdem sollten wir nicht darüber reden, für den Fall, dass wieder diese Hölleninsekten herumschwirren.“ „Ja, das stimmt.“ Miroku seufzte und sah sich ebenfalls um: „Und ich bin auch nicht scharf darauf, herauszufinden, was Seine Gnaden zu Kritik an seinem Plan meint.“ „Er würde dich in Scheiben schneiden“, sagte Kagome sachlich: „Und glaub mir, ich habe schon gespürt, wie stark er ist. Ich denke, fast noch stärker als Inuyasha.“ „Seid endlich leise!“ zischte Sango nervös. Sie waren schon auf dem halben Weg zu dem Tempel der Himmelsgöttin. Je länger nichts geschah, umso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie überfallen werden würden. Fragte sich nur, von Naraku, von Scylla und einigen ihrer Dämonen, Amazonen oder Mänaden, oder von allen zusammen? Sie hoffte nur, dass die beiden Prinzen schnell genug da sein würden, falls dies eintrat. Versprochen hatten sie es. Waren sie doch schon hier in ihrer Nähe? Sie konnte nichts spüren, aber natürlich sollte ja auch niemand mitbekommen, schon gar nicht die Verräter, dass es eine Falle war. „Vorsicht!“ schrie im gleichen Moment Miroku auf und sprang vor Kagome, die sicher das Angriffsziel der primitiven Dämonen war, die den Berg hinab auf sie zuschossen, riss seine Gebetskette von der Hand, öffnete damit sein magisches schwarzes Loch, um die Angreifer einzusaugen. Sango fuhr herum, nur um hinter sich den ehemaligen Fürsten des 18. Bezirks zu entdecken, in einem hell rot leuchtenden Bannkreis: „Naraku!“ „Nicht schlecht, für Menschen. Aber ihr solltet mir besser die andere Hälfte geben. Kagome, ich sehe, dass du sie trägst.“ „Die wirst du nie bekommen!“ zischte diese: „So ein feiger Mörder wie du!“ „Wie töricht. Glaubt ihr, ihr habt eine Chance gegen mich?“ Er lächelte ein wenig: „Ich kann euch weitere Dämonen schicken, irgendwann seid ihr zu müde, sie abzuwehren, nicht wahr? Also, gib mir den Rest des Juwels.“ „So ein Quatsch!“ Mit diesen Worten sprang Inuyasha zwischen seine Freunde und Naraku, sein Schwert bereits in der Hand: „Geht zurück!“ schrie er den Menschen zu, die eilig gehorchten. Sie hatten kein Bedürfnis, bei dem sich anbahnenden Kampf im Weg zu stehen. Der ehemalige Fürst machte einen hastigen Sprung rückwärts, zumal er auch den zweiten Prinzen neben sich stehen sah. Wo kamen die denn auf einmal her? Ohne jedes Wort schlug Sesshoumaru mit seinem Schwert zu. Naraku zuckte unwillkürlich zusammen, aber sein Bannkreis hielt. Erleichtert sah er zu Inuyasha. Wenn schon der Kronprinz nicht durchkam, würde es dem Halbdämon doch erst recht versagt sein. Auch der Angriff des jüngeren Halbbruders scheiterte. Gut. Er war hier sicher. Das war natürlich schön, aber er sollte sehen, dass er verschwand. Das Juwel war hier und jetzt nicht vollständig zu bekommen. Im gleichen Augenblick bemerkte er eine Veränderung in sich. Verwirrt spürte er, wie etwas, jemand, nach seinen Gedanken griff, sich seines Verstandes bemächtigen wollte. Was war denn nur los? Im nächsten Moment erkannte er die geistige Aura. Scylla! Was hatte diese verdammte Dämonin angestellt? Er sah sich gezwungen, sich auf sich selbst zu konzentrieren, um zu verhindern, dass er von seinem Opfer kontrolliert wurde. Wie hatte sie das noch geschafft? Und was wollte sie damit erreichen? Es konnte nichts Gutes für ihn sein. Sesshoumaru bemerkte, dass der ehemalige Fürst die Augen schloss, sich nicht bewegte, ganz offenkundig ihn - und Inuyasha - ignorierte. Fühlte der Mistkerl sich etwa so sicher in diesem Bannkreis? Mit gewisser Wut im Bauch schlug er erneut zu – wieder ohne Erfolg. „Der macht sich über uns lustig!“ knirschte Inuyasha, dem ebenfalls aufgefallen war, dass der ehemalige Fürst sie vollkommen vernachlässigte. „Versuchen wir es zusammen?“ Sesshoumaru war über diesen Vorschlag mehr als verwundert, konzentrierte sich dann aber auf den Bannkreis, hob sein Schwert langsam an, um es seinem Halbbruder zu ermöglichen, sich anzupassen. Die Menschen rissen die Arme empor, um ihr Gesichter zu schützen, als die gemeinsame Attacke der Prinzen losgejagt wurde und auf den schützenden Bannkreis prallte - und abglitt. Die Energien waren groß genug, die dahinter stehenden Bäume wie Spielzeuge mit sich zu reißen, Felsen zu zerschmettern. Aber Narakus Kreis hatte gehalten. Dieser hatte es geschafft, den Einfluss Scyllas in sich zurückzudrängen. Dieses Miststück, dachte er. Irgendwie war es ihr gelungen, Kontrolle über ihn in ihm zu verankern. Als er ihre Energie, ihre Fähigkeit absorbiert hatte, musste sie das noch geplant haben. Wenn er nicht höllisch aufpasste, würde das, was von ihr übrig geblieben war in ihm, über ihn die Macht ausüben. Er wäre dann nichts als ihre Marionette. Sie musste aus ihm verschwinden, irgendwie. Er musste jemanden aufsuchen, der sich mit Gedankenmanipulation auskannte, am besten jemand, der Scylla auch gekannt und nicht gemocht hatte…Kurz, er musste hier schleunigst fortkommen. So sah er auf: „Es war nett, mit euch zu spielen, Jungs“, sagte er spöttisch: „Aber ich habe keine Zeit mehr…“ Die Prinzen starrten ihn wutentbrannt an. So hilflos vor diesem Bannkreis zu stehen war schon mehr als ärgerlich. „Genug Zeit für mich!“ Alle fuhren herum, erkannten verblüfft den Herrscher, der ein Schwert in der Hand hielt: „Dein Bannkreis schützt dich nicht vor dem Pfad der Dunkelheit, Naraku.“ Er schien nur in die Luft zu schlagen, aber ein riesiges, dunkles Loch entstand hinter dem ehemaligen Fürsten. Und nicht nur Kagome spürte den Sog einer anderen Welt. Das war der direkte Weg ins Jenseits. Naraku begriff entsetzt, sich nur zu bewusst, dass er keine Zeit hatte, irgendetwas zu planen. Mit aller Macht, die er besaß, löste er sich in seine andere Form auf, eine Wolke. Teile dieser Masse wurden sofort ins Jenseits gezogen, aber einem guten Teil von ihm gelang die Flucht, ehe sich der Pfad der Dunkelheit wieder schloss. Der Inu no Taishou schob unzufrieden sein Schwert weg: „Er ist entkommen.“ Sesshoumaru nickte, seine Waffe bereits wieder an der Hüfte: „Aber schwer verletzt, verehrter Vater. Er wird sich regenerieren müssen.“ Nie zuvor hatte er gesehen, dass sein Vater die Macht seines Schwertes angewandt hatte. Und er spürte einen unwillkürlichen Schauder. Das war der Weg des Todes gewesen, eindeutig. Niemand konnte dem widerstehen. Inuyasha warf einen Blick zu seinen Freunden: „Alles in Ordnung?“ „Ja, danke.“ Kagome zitterte ein wenig, nicht wegen Narakus Angriff, sondern wegen der ungeheuren Macht, die der Herrscher da gezeigt hatte. Kein Wunder, dass sich niemand mit ihm messen konnte. „Gehen wir in die Stadt zurück.“ Der Inu no Taishou wandte sich um, sicher, dass ihm alle folgen würden. ****************************************** Naraku ist also dem Angriff des Vaters entkommen, wie schon vor seinem Schloss den Prinzen. Wie wärs mal mit Teamwork? Im nächsten Kapitel: Wendungen lernt Naraku bei dem Versuch, Scylla loszuwerden Charybdis kennen. Und der Inu no Taishou schickt seine Jungs in den Süden in Sachen Mänaden. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass dsa neue Kapitel online ist. bye hotep Kapitel 22: Wendungen --------------------- Da einige fragten: die Schein-Verlobung zwischen Kronprinz und Priesterin hat ihren Zweck erfüllt, aber manche glauben die Gerüchte natürlich noch immer. Naraku zum Beispiel. Aber der erfreut sich neuer Probleme... 22. Wendungen Der Inu no Taishou stand auf dem Schlosshof und sah seine Söhne an, hinter denen sein Heer wartete: „Ich lasse euch freie Hand im 10. Bezirk. Wenn ihr etwas findet, dass Fürst Katameki des Verrates überführt, tötet ihn. Wenn ihr etwas gegen die Mänaden findet, schaltet sie aus. Sesshoumaru, du hast den Befehl über die Krieger.“ „Danke für Euer Vertrauen, verehrter Vater.“ Der Kronprinz neigte kurz den Kopf, ehe er sich umwandte und ging. „Auf Wiedersehen, Vater“, sagte Inuyasha noch hastig, ehe er sich mit einem weiten Sprung neben seinen Halbbruder setzte. Gefolgt von den Dämonenkriegern verließen sie das Schloss, zum ersten Mal in ihrem Leben nebeneinander, gingen gemeinsam durch die Stadt, eine Tatsache, die weder Mensch noch Dämon je zuvor gesehen hatten. Und mehr als einer neigte die Stirn bis zum Boden. Von beiden Prinzen gehetzt...nein, das wollte niemand erleben. Und keiner wagte zu fragen, wer der Unglückliche war, der gleich alle zwei zuzüglich dem Heer „eingeladen“ hatte. Erst, als sie auf dem freien Land waren, sah der jüngere Halbbruder seitwärts: „Du hast den Befehl über die Krieger“, wiederholte er: „Und ich bin einfach deine Begleitung?“ War er etwa neidisch? Dann jedoch erkannte der Kronprinz, dass in der Frage etwas anderes versteckt war: die Suche nach Anerkennung: „Du bist diesmal meine rechte Hand, Inuyasha.“ Der Halbdämon sah zu ihm auf, betrachtete dann allerdings hastig den Weg vor ihnen. Seine Ohren zuckten. Sollte das etwa heißen, dass er zu Sesshoumaru so stand, wie dieser gewöhnlich zu Vater? Die Person, der man am ehesten zutraut, auch ohne Rücksprache richtig zu entscheiden? Ein unerwartetes Lob. So sagte er nur: „Wenn Katameki etwas mit Scylla zu tun hat, ist er fällig. Übrigens: als wir Naraku gestellt haben, was sie nicht da und auch keine von ihren Kriegerinnen.“ „Ja.“ Das war auch ihm und Vater aufgefallen. Der Kleine machte sich wirklich: „Was vermutlich bedeutet, dass er sie getötet hat.“ „Eine Sorge weniger.“ Das bedurfte keiner Antwort, entschied der Kronprinz. Naraku nahm erst seine menschliche Gestalt an, als er das Meer erreicht hatte. Er war in der Tat schwer verletzt worden und würde Tage benötigen, sich wieder Beine nachwachsen zu lassen, einen Arm. Aber er war noch immer am Leben und er fand, dass er damit schon zufrieden sein musste. Immerhin hatte er eine Konfrontation mit den beiden Prinzen und ihrem Vater hinter sich. Er ließ sich unter einem Baum nieder, versuchte herauszufinden, ob dauerhafte Schäden entstanden waren. Nein, das würde bestimmt heilen, aber es war ebenso sicher, dass er kaum Zeit dazu bekommen würde. Ganz zweifellos würde der Inu no Taishou alle Fürsten anweisen, ihn zu jagen. Es gab keinen Bezirk mehr, in dem er in Ruhe bleiben konnte. Die Prinzen würden gewiss auch alles daran setzen, ihn zu finden. Sein Bannkreis hatte sie zu sehr verärgert. Leider konnte er ihn nicht mehr richtig einsetzen, solange Scyllas Macht in ihm steckte. Diese verdammte Fangheuschrecke! Mit so etwas hätte er nie im Leben gerechnet. Er musste zusehen, dass er diese Absorption rückgängig machte. Das bedeutete natürlich auch Verzicht auf ihre Energie, ihre Fähigkeiten, aber das Risiko von ihr übernommen zu werden war solcherart einfach zu groß. Sie hatte schon gezeigt, dass sie sich in einen Kampf einmischen würde - und nicht zu seinen Gunsten. Bei einem erneuten Zusammentreffen mit den Prinzen konnte er sich das nicht leisten. Zwei Mal war er ihnen entkommen und er musste sein Glück nicht zu sehr strapazieren. Er blickte auf das Meer. Er brauchte einen Ort für die Regeneration, einen geschützten Ort und jemanden, der sich mit Gedankenmanipulation auskannte, möglichst mit Scyllas. Ja, da gab es doch diese Insel vor dem 9. Bezirk, aus dem Scylla gekommen war. In den dichten Wäldern dort lebten Insektendämonen in Hülle und Fülle, aber auf der Insel hatte sich nur eine einzige Dämonin niedergelassen. Soweit er sich erinnerte war sie magisch sehr begabt. Hoffentlich würde sie ihm helfen. Gewiss nicht ohne Belohnung, aber das war kein Problem. War er Scylla los, würde er auch seine Helferin nicht mehr benötigen, gleich, was immer sie dann von ihm gewollt hatte. Er sah zu dem Hölleninsekt, das vor ihm schwebte. Unverzüglich machte es sich auf den Weg. Die Nacht war schon hereingebrochen, als es zurückkehrte. Naraku hörte kurz den Bericht an. Ja, das war die Lösung seiner Probleme, falls sie mitmachte. Nach den Informationen des Insekts war Charybdis jedoch sicher an allem interessiert, was gegen Scylla ging. Die beiden waren Cousinen, allerdings aus zerstrittenen Familienzweigen gewesen. Und Charybdis war die einzige Überlebende ihrer Familie. Scyllas Seite hatte den Machtkampf gewonnen. Das konnte man ausnutzen. Er war erschöpft, aber schließlich war es nicht allzu weit bis zu dieser Insel. Selbst in seinem miserablen Zustand würde er bis zum Morgengrauen bei ihr sein können. Die Felsen der mondsichelförmigen Insel leuchteten schneeweiß unter den ersten Stahlen der Sonne. Naraku blieb vor dem Bannkreis halten, der das Eiland umschloss und wartete. Ganz sicher würde die Dämonin ihn bemerken. Es dauerte auch nicht lange, ehe eine weibliche Gestalt aus einer Höhle weit oben in der Felswand trat, auf der Platte davor stehen blieb und zu ihm sah. Sie war ebenfalls eine Fangheuschrecke und er stellte fest, dass ihm das tatsächlich ein gewisses Unbehagen verursachte. „Ein früher Besucher“, sagte sie: „Und dazu verletzt. Was willst du?“ „Ich suche Euch, wenn Ihr Charybdis seid.“ Er blieb höflich: „Mir wurde berichtet, dass Ihr Magie anwenden könnt, um Scyllas Zaubersprüche rückgängig zu machen.“ „Scylla!“ Der Name klang verächtlich, ehe sie ihn genauer betrachtete: „Soll das heißen, diese Verletzungen sind Scyllas Werk?“ Sie schien ungläubig. „Nein. Aber sie hat eine geistige Falle für mich gelegt, die nun meine Regeneration behindert.“ Zu genau musste er ja nicht werden: „Würdet Ihr mir helfen?“ „Nun, nicht ohne Gegenleistung, nicht wahr?“ „Ich habe nichts anderes erwartet.“ „Gut. Ich werde die Belohnung davon abhängig machen, wie viel ich Euch gegen Scyllas Falle helfen muss. Wie heißt Ihr?“ Sie wurde merklich höflicher. „Naraku.“ Sie nickte leicht: „Dann kommt zu mir, mein Gast.“ Er war etwas überrascht, dass sie nichts dazu sagte, dass er wegen Hochverrats gejagt wurde, früher der Fürst des 18. Bezirks gewesen war. Aber vermutlich lebte sie hier fern aller Nachrichten. Umso besser. Dann kam sie auch nicht auf die Idee, ihn an den Inu no Taishou auszuliefern. Das war das Risiko, mit dem er von nun an leben musste, bis er endlich die zweite Hälfte des Juwels der vier Seelen besaß und selbst Herrscher werden konnte. Er flog näher, als sich der Bannkreis ein Stück öffnete, folgte ihr in ihre Höhle. Diese war erstaunlich wohnlich eingerichtet. Er entdeckte viele eng beschriebene Papiere, im Hintergrund eine Küche mit allerlei Gläsern, Kräutern und anderen Pflanzen. Sie musste hier wissenschaftlich arbeiten. Charybdis deutete auf ein Lager: „Nehmt dort Platz. Scylla hat also ihre geistigen Fähigkeiten genutzt? Habt Ihr Euch mit ihr angelegt?“ „Sie wollte mich fressen. Ich habe sie absorbiert.“ Das war nicht gelogen. „Huh. Meine arme, teure Cousine.“ Ein unschönes Lächeln glitt um den Mund der Dämonin: „Aber sie hat sich dafür wohl gerächt, will mir scheinen. Entspannt Euch und lasst mich machen.“ Dies fiel Naraku etwas schwer, aber er hatte keine Wahl. So duldete er die Berührung ihrer Hände an seinem Kopf, fühlte ihr behutsames Suchen. Charybdis trat zurück, ließ sich mit einem Lächeln vor ihrem Gast nieder: „Nun, ich denke, ich kann Euch gratulieren, mein Bester.“ „Was meint Ihr, Teuerste?“ „Ich sehe vor mir noch immer einen männlichen Dämon.“ „Äh - was?“ Er sah sie verblüfft an. Charybdis war erheitert: „Nun, wie hat sich Scyllas Einfluss denn bei Euch bemerkbar gemacht?“ „Ich war in einem Kampf, als ich bemerkte, dass sie mich übernehmen will. Es gelang mir, ihren Einfluss zurückzudrängen und nicht zu ihrer Marionette zu werden.“ „In einem Kampf, wie schlau von ihr. Das erklärt auch Eure schweren Verletzungen. Nun, wie Ihr vielleicht wisst, konnte die gute Scylla nicht gerade gut mit männlichen Wesen umgehen. Kamt Ihr nicht auf die Idee, dass sie ganz sicher keine männliche Marionette will? Wäre ihr die Übernahme gelungen, hätte sie sich durchgesetzt und Euer Körper wäre weiblich geworden. Was schade wäre. Ich bin sicher, “ fuhr sie mit fachkundigem Blick fort: „Wenn Ihr gesund seid, seid Ihr ein netter Anblick.“ „Weiblich?“ Da hatte er wohl wirklich Glück gehabt. Das musste er erst einmal verdauen. Aber er meinte: „Könnt und werdet Ihr mir helfen, Scyllas Absorption zurückzunehmen?“ „Ja. Wie gesagt, es wäre doch schade.“ Sie lächelte erneut ein wenig: „Ihr scheint ein recht mächtiger Dämon zu sein, wenn Ihr Scylla so widerstehen könnt. Ich habe schon lange niemanden mehr getroffen, der das geschafft hätte.“ Sie setzte sich bequemer hin: „Ich werde Euch zuerst einmal Zeit geben, Euch zu regenerieren, Euren Körper wiederherzustellen. Falls Scylla in dieser Zeit noch einen Übernahmeversuch beginnt, werde ich Euch gegen sie helfen, ansonsten erst die magischen Zeremonien durchführen, wenn Ihr wieder gesund seid. Danach möchte ich meine Belohnung.“ „Und die wäre?“ Er bemerkte unbehaglich, wie ihn die Fangheuschrecke musterte. Sie wollte ihn doch nicht fressen? Im Moment könnte er sich kaum gegen sie zur Wehr setzen, schon gar nicht mit Scylla in sich. „Ich teile die Einschätzung meiner verstorbenen Cousine über Männer nicht. Und ich werde Euch nicht von meinem Lager schubsen.“ War er gesund, war er Scyllas Einfluss los, würde er auch mit Charybdis zu Rande kommen – ohne auf ihre Bedingung eingehen zu müssen. Obwohl…Jetzt erst bemerkte er, dass er den Bannkreis um ihre Insel sicher nicht ohne sie durchbrechen konnte. Er musste erschöpfter sein, als er schon gedacht hatte, wenn ihm das nun erst auffiel. Wie es schien, hatte er die Wahl, durch Scyllas Gedankenmanipulation zu einer Frau zu werden oder mit Charybdis eine Nacht zu verbringen. Was für eine Wahl! Die Staatssklaven, die auf den ausgedehnten Obstplantagen und Weinfeldern des 10. Bezirks arbeiteten, warfen sich ebenso hastig zu Boden, wie die Händler, Menschen und Dämonen der zweiten Klasse, auf den Straßen, wenn sie die Prinzen und das Heer bemerkten. Dreihundert bewaffnete Dämonenkrieger der ersten Klasse boten einen Furcht erregenden Anblick, und die weißen Haare der beiden Vorangehenden ließen keinen Zweifel an deren Identität zu. Was das wohl zu bedeuten hatte? Am Horizont entdeckte Inuyasha eine weiße Stadt: „Das muss Lenaia sein, die Hauptstadt, oder?“ fragte er unwillkürlich: „Sie liegt am Meer.“ „Ja.“ Der Kronprinz nahm an, sein Halbbruder wollte sein Wissen ausbreiten. Vielleicht sollte er nett sein: „Was weißt du noch?“ „Äh..“ War das etwa ein Test? Der Halbdämon dachte hastig nach: „Im 10. Bezirk wird viel Wein angebaut, aber auch viel Obst. Es ist der wärmste von allen. Außerdem sind in Lenaia heiße Quellen, wohin manche Dämonen und Menschen der zweiten Klasse zur Erholung reisen. Ein Kurort, ja, genau.“ Das Wort war ihm wieder eingefallen. „Außerdem gibt es viele Sportstätten und Theater für diese Gäste.“ Er sah seitwärts: „Fürst Katameki wird bald mitbekommen, dass wir da sind. Was hast du vor?“ „Ihm einige Fragen zu stellen.“ Sesshoumaru war angenehm berührt, dass sein Halbbruder sich an die Rangfolge hielt. „Du kommst mit mir. Das Heer kann vor der Stadt warten.“ „Du meinst, wenn der gute Fürst sich auch eines zugelegt hat, haben wir den Beweis für Hochverrat und er ist fällig. Dann können sie uns helfen. Ansonsten machen wir es allein?“ „Ja.“ Inuyasha nickte ein wenig. Er nahm an solch einer Aktion ja zum ersten Mal teil und war froh, dass er mitten drin stecken würde. Fürst Katameki schleuderte den Speer weit in die Kampfbahn hinein. Sein morgendlicher Sport war bald zu Ende und er würde baden, frühstücken, sich umkleiden, ehe er mit den Staatsgeschäften begann. Wie stets beim Training trug er nur knappe, kurze Hosen. Manche Männer übten völlig unbekleidet, aber er fand, dass sich dies nicht mit seiner Würde als Fürst vertrug. „Fürstliche Gnaden!“ Er drehte sich erstaunt um. Das war doch sein Sekretär? „Was ist so wichtig, dass es nicht warten kann?“ Gerade der sollte doch wissen, dass er erst nach dem Bad und dem Frühstück zu arbeiten pflegte. „Ich…“ keuchte der Sekretär: „Schlechte Nachrichten, Fürstliche Gnaden.“ „Und die haben nicht bis später Zeit? Wie albern.“ Der Fürst wandte sich um, wollte sich einen neuen Speer reichen lassen, als sein Schreiber hervorbrachte: „Der...Kronprinz ist da.“ „Was?“ Katameki fuhr alarmiert herum: „Was will der denn hier? Hoffentlich macht er keinen Ärger, das ist schlecht für den Fremdenverkehr. Schon ein Toter, und wir haben sicher Einbußen bis zehn Prozent!“ „Fürstliche Gnaden..“ Der Sekretär kam langsam zu Atem: „Der andere Prinz ist auch hier.“ „Zwanzig Prozent!“ stöhnte der Fürst: „Gib mir mein Handtuch“, befahl er dem Diener, der ihm noch immer den Speer entgegenhielt: „Wo sind die zwei denn?“ „In...in Eurem Empfangssaal, Fürstliche Gnaden.“ Der Sekretär seufzte: „Und ich habe noch eine schlechte Nachricht.“ „Wunderbar. Ist ihr Vater auch mitgekommen? Vielleicht ein Familienausflug, um die heißen Quellen von Lenaia zu besuchen?“ Das wäre allerdings gut für den Fremdenverkehr, diese Werbung. „Ich fürchte weniger, Fürstliche Gnaden. Beide Prinzen haben das Heer mitgebracht. Es lagert vor der Stadt.“ „Mein Fremdenverkehr!“ stöhnte der Fürst, rieb sich rasch den Schweiß ab, ehe er das Handtuch um seine Schultern schlang: „Ich geh mal besser nachfragen, was los ist.“ Flüchtig überlegte er, ob er sich zuerst passender anziehen sollte, aber dann entschied er sich dagegen. Vielleicht waren sie nur auf der Durchreise und er würde sie rasch loswerden. Warum sie hier wohl aufgetaucht waren? Als er in seinen Empfangssaal trat, sah er auf den ersten Blick, dass seine Ratgeber, Höflinge eingeschüchtert auf dem Boden knieten. Den Grund konnte er sich unschwer denken. Auf dem Fürstenstuhl saß im Moment der Kronprinz, musterte Katameki eisig. An der Säule daneben lehnte mit verschränkten Armen Prinz Inuyasha, richtete sich nun aber etwas auf. „Na, die Fürsten hier im Süden scheinen aber äußerst nachlässig gekleidet zu sein“, sagte er zu seinem Halbbruder, ohne den Schlossherrn anzusehen. Fürst Katameki presste ein wenig die Zähne zusammen, ging aber näher, verneigte sich ehrerbietig. Er war in der Tat mit seinem bloßen Oberkörper, seiner Sportbekleidung nicht gerade höfisch angezogen. Und vor den beiden, die nicht nur korrekt gekleidet, sondern auch noch bewaffnet waren, kam er sich fast ein wenig hilflos vor. Sesshoumaru betrachtete den Provinzfürsten: „Nun, die Kleidung ist durchaus passend, bei einer Hinrichtung wegen Hochverrates.“ Katameki schluckte und fiel zu Boden, weniger aus Höflichkeit, sondern weil seine Knie nachgaben. Hochverrat? Du liebe Güte! Und der Kronprinz hatte Recht. Bei einer solchen Hinrichtung wurde dem Delinquenten nur eine knappe Bekleidung zugestanden, so dass jeder später sehen konnte, dass er wirklich tot war. „Ich…“ würgte er hervor, die Reste seines Selbstbeherrschung zusammensuchend: „Ich bin überrascht, Euer Gnaden hier begrüßen zu dürfen...und Euer Durchlaucht. Ich...ich verstehe nicht, wovon Ihr redet…“ „Sagt dir jemand namens Scylla etwas?“ „Scylla? Äh…..ja, doch irgendwie schon.“ Katameki dachte hastig nach. Das schien äußerst wichtig zu sein: „Äh, ja, doch. Sie ist die Gründerin des Ordens der Mänaden.“ „War“, korrigierte Inuyasha. „Was war?“ fragte der Fürst verwirrt zurück. „Scylla war.“ Sesshoumaru übernahm wieder das Verhör: „Du kanntest sie?“ „Ja, Euer Gnaden. Sie...sie war bei mir, wegen der Genehmigung diesen Orden gründen zu dürfen.“ Und jetzt war sie tot? Warum? Und was interessierte das die Prinzen? „Weißt du, was Mänaden sind?“ „Ja, Euer Gnaden, natürlich. Priesterinnen des Weingottes, die ihm in aller Ehrfurcht treu dienen wollen, tief religiöse Frauen, denen die gewöhnliche Verehrung nicht weit genug ging.“ „Und das hast du geglaubt.“ „Ja, natürlich….“ Katameki wagte es, aufzusehen. Was war denn daran falsch? Für gewöhnlich interessierte sich der Herrscher doch nicht für die verschiedenen Religionen. „Die Mänaden haben Menschen getötet.“ „Das waren nur bedauerliche Unfälle, entstanden durch Übereifer...“ „Wie erklärst du dir, dass Scylla für sie Waffen besorgt hat?“ „Waf…“ Der Fürst schluckte trocken. Darum, also. Allein der mächtige Inu no Taishou durfte ein Heer besitzen, die übrigen Provinzfürsten hatten nur ihre jeweilige Schlosswache. Wenn sich eine Gruppierung bewaffnete, war das Hochverrat. Und er war leider der zuständige Landesherr. Ganz offenkundig war er dafür verantwortlich, dass sich die Mänaden bewaffnet hatten: „Ich…davon wusste ich nichts, Euer Gnaden. Ich hielt sie doch für fromme Frauen!“ „Bemerkenswert schlecht informiert, der Gute.“ Inuyasha sah zu seinem Halbbruder. Er sollte sich ja nicht einmischen, aber das reizte ihn doch zu sehr. „In der Tat“, bestätigte Sesshoumaru sachlich: „Fragt sich nur, ob aus Unfähigkeit oder mit Absicht.“ Katameki geriet in Panik. Unfähigkeit bedeutete die Absetzung, Absicht den Tod: „Ich schwöre Eurer Gnaden…Eurer Durchlaucht...ich habe die Mänaden nie für ein Problem gehalten. Es sind Menschen, weibliche Menschen der zweiten Klasse. Was sollten die schon anrichten. Allein ihre Zahl ist so gering. Es sind doch kaum fünfzig Frauen.“ „Sie haben immerhin andere Menschen getötet. Wo sind sie zu finden?“ „Ich….Ich weiß nicht, Euer Gnaden.“ Katameki wandte Hilfe suchend seinen Kopf zu seinen Ratgebern. Einer neigte sich weit vor, berührte mit der Stirn den Boden. „Rede!“ befahl der Kronprinz daher. „Sie sind beim Tempel von Orei. Das liegt...“ „Ich weiß selbstverständlich, wo das ist!“ kam es sofort scharf und der Ratgeber zuckte zusammen, wagte keine Bewegung mehr. Sesshoumaru sah zur Tür, wo zwei seiner Dämonenkrieger standen: „Ihr bewacht Fürst Katameki, bis wir zurück sind. - Inuyasha.“ Er stand auf. Sein Halbbruder bemühte sich um ein würdiges Gesicht, als er ihm folgte. Die Straßen von Lenaia waren erstaunlich voll für diese frühe Tageszeit, stellten die Prinzen fest, als sie das Schloss verließen. Natürlich wurden sie erkannt und ihnen rasch Platz gemacht, so dass sie ungehindert die Hauptstadt des 10. Bezirks verlassen konnten, aber es war verwunderlich, dass so viele Dämonen und Menschen schon mit Wagen oder zu Fuß unterwegs waren. Sie wussten nicht, dass sich die Nachricht von ihrer Ankunft und der des Heeres, in Windeseile verbreitet hatte. Und die meisten Kurgäste legen nicht den mindesten Wert darauf, in irgendwelche kriegerischen Handlungen verwickelt zu werden. So hatten sie hastig Koffer gepackt, ihre Heimreise angetreten. Fürst Katameki hatte gewusst, warum er um seinen Fremdenverkehr fürchtete. ************************************************************ Im nächsten Kapitel lassen wir Fürst Katameki und Naraku in ihren Schwierigkeiten stecken und wenden uns allein dem Herrscher zu. "Erinnerungen". Oder ich hätte es auch nennen können Inu no Taishou und die Frauen... Lenaia: Die Lenaischen Spiele fanden in Athen zu Ehren des Dionysius statt. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, bekommst, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet ist. bye hotep Kapitel 23: Erinnerungen ------------------------ Zum Jahresabschluss ein ruhiges Kapitel, in dem sich der mächtige Herrscher an die Frauen in seinem Leben erinnert. Mit Folgen... 23. Erinnerungen Der Inu no Taishou sah in den Garten. Ein wenig spürte er noch die Enttäuschung, dass es diesem Naraku gelungen war, sich sogar seiner mächtigsten Attacke zu entziehen. Aber er hatte sie schon sehr lange nicht mehr eingesetzt, nun, es nicht müssen. So war es kaum verwunderlich, dass er mangelnde Übung besaß. Erstaunlicher war, wie stark seine beiden Söhne geworden waren. Schon beim ersten Kampf gegen Naraku hatte er dies gesehen, darauf hin ja auch beschlossen, sie beide näher an sich zu binden. Ihre Loyalität galt ihm, das hatte er bei der Attacke mit dem Seelenspiegel nur zu gut bemerkt. Und sich auf diese beiden zu verlassen war gewiss kein Fehler. Immerhin etwas. Das hätte auch ganz anders laufen können. Seine Gedanken wanderten zurück, in eine Zeit, als er noch nicht der Machthaber gewesen war, es aber hatte werden wollen. In vielen Kämpfen hatte er die Fürsten hinter sich gebracht, um letztendlich gegen den damaligen Herrscher vorgehen zu können. Die Dämonen waren ihm dann gefolgt, weil sie ihn für stärker als den Herrscher ansahen, die Menschen, gerade der zweiten Klasse, hielten zu ihm, weil er ihnen zugesagt hatte, ihnen Eigentum zu geben, sie besser zu behandeln. Vor den Toren der Hauptstadt war es zu einer Schlacht gekommen. Er hatte eigentlich gehofft, dies zu vermeiden. Aber als die Kämpfe begonnen hatten, war es eben so gewesen, und er hatte den Herrscher gesucht, sicher, dass nur ein direktes Duell ihm den wahren Sieg bringen würde. Er hatte ihn auch geschlagen. Und das war, wenn er das so recht überlegte, das letzte Mal gewesen, dass er den Pfad der Dunkelheit geöffnet hatte. Als er in die Hauptstadt kam, hatte er bereits angeordnet, dass es zu keiner Plünderung kommen dürfe. Immerhin war das nun seine Stadt, seine Untertanen. Im Schloss hatte er zum ersten Mal die einzige Tochter des ehemaligen Herrschers getroffen, schön und kalt wie der Vollmond. Sie hatte ihn regungslos gemustert. „Ich habe deinen Vater getötet.“ „Ich sah es.“ „Dann ist dir klar, was ich nun von dir will?“ „Natürlich. Hast du etwa gehofft, ich würde Selbstmord begehen?“ „Nein. Das hätte auch kaum zu dir gepasst.“ „Sag deine Bedingungen. Dann sage ich die meinen.“ „Bedingungen von dir? – Du wirst meine Frau, die erste Frau des Staates. Und du wirst mir einen Sohn zur Welt bringen.“ „Wie ich es erwartet habe. – Wenn du deinen Sohn hast, lass mich gehen. In den Bergen weit im Westen liegt ein Schloss, das einst meiner Mutter gehörte. Ich habe weder die Absicht, dir die Regierung streitig zu machen, noch etwas gegen dich zu unternehmen.“ „Mein Sohn wird auch der deine sein. Es ist üblich, dass sich die Mutter die ersten Jahre um ein Kind kümmert.“ „Er ist ein Prinz. Und glaube mir, ich weiß nur zu gut, wie das Leben am Hofe ist. Stimmst du dieser Bedingung zu?“ „Ja.“ Hatte er den Erben, würde er keine Verbindung mehr mit der ehemaligen Herrscherfamilie benötigen, das wusste auch sie. Und was sollte er mit einer Gefährtin, die ihn schon aus dem Grund verabscheuen musste, weil er ihren Vater getötet hatte. Das war eine reine Zweckverbindung, von seiner Seite, um einen rechtmäßigen Erben zu haben, von ihrer…nun, sie wollte wohl einfach leben. Nach Sesshoumarus Geburt war sie gegangen. Soweit er wusste, hatte sein Ältester seine Mutter einige Male besucht, aber nur höchst selten. Es war Cinnamon gewesen, die dem Kleinen zuerst ein wenig die Mutter ersetzt hatte, sich aber bald zurückgezogen hatte, da der Prinz ganz offensichtlich keine gefühlsmäßigen Bindungen wollte. Wollte er wirklich keine? Der Inu no Taishou seufzte. Natürlich war sein Sohn kühl, aber ebenso hatte er in den letzten Tagen festgestellt, dass dieser durchaus Gemütsbewegungen hatte – ihm, seinem Vater gegenüber. Bei Frauen, gleich wer es war, sah es wohl anders aus. Nun ja, nach dem Ende seiner Ehe, denn offiziell hatte er seine Frau verstoßen, war er lange allein gewesen. Cinnamon hatte in dieser Zeit viel mit ihm geredet, und ihm war klar geworden, dass sie ihn sehr gern hatte, ohne freilich zu wagen, ihm das zu sagen. Zu seinem gewissen Bedauern war es ihm nicht möglich gewesen, diese Gefühle zu erwidern. Und seine Ehrenhaftigkeit hatte ihn davon abgehalten, sie einfach auszunutzen. Immerhin hatte er ihre Freundschaft und das hatte ihm geholfen, bis zu diesem einen Tag… Der Inu no Taishou seufzte erneut. Einer seiner menschlichen Ratgeber hatte ihn um Entlassung gebeten, da er nun siebzig Jahre alt werden würde, und der Ruhe bedürfe. Er hatte zugestimmt und war zu der Geburtstagsfeier eingeladen worden. Die eingeladenen Menschen und Dämonen hatten gefeiert und er war, aus welchem Grund auch immer, selbst der Ruhe bedürftig gewesen und daher in den Garten hinausgegangen. Dort war sie gewesen, Izayoi, die jüngste Tochter seines Ratgebers. Er hatte es an ihrem Geruch erkennen können. Sie dagegen hatte nicht gewusst, wer er war, ihn für einen anderen Ratgeber gehalten. „Oh, verzeiht, wenn ich Eure Exzellenz um etwas bitte…“ hatte sie zögernd gesagt: „Ich. ...Ihr seid doch ein Dämon?“ „Ja.“ Er hatte tief eingeatmet. Ihr Geruch war der Frieden selbst. Und er hatte sich bei dem Gedanken ertappt, ihn nie wieder aus der Nase bekommen zu wollen. „Ich…meine Kette ist dort in den Brunnen gefallen. Er ist zwar ausgetrocknet, aber ich komme nicht hinunter.“ „Ich soll sie holen?“ Amüsiert hatte er die Röte in ihre Wangen steigen sehen: „Zeige mir den Brunnen.“ Der Schacht war vier Meter tief, keine Schwierigkeit für ihn. So machte er den Satz hinab. „Izayoi, was machst du denn hier draußen?“ hatte der Hausherr gerufen: „Komm, kümmere dich um die Gäste.“ „Ja, Vater.“ Im gleichen Moment war er wieder mit ihrer Kette empor gesprungen gekommen. Sein Ratgeber hatte ihn nur angestarrt, zumal, als er das Schmuckstück überreichte. „Oh, danke, Exzellenz, das war sehr nett.“ Izayoi hatte ihn offen und freundlich angelächelt. Er hätte in diesem Augenblick alles getan, um sie noch ein einziges Mal so zu sehen. „Exzell…“ hatte dagegen der Vater entsetzt herausgebracht, da das unter Herrscherbeleidigung fiel: „Eure Hoheit wollen bitte verzeihen…Meine Tochter hat das Haus noch nie verlassen….“ „Hoheit?“ Izayoi war in diesem Augenblick klar, wer vor ihr stand und wen sie in den Brunnen geschickt hatte. Sie hatte sich zu Boden werfen wollen, aber er hatte sie aufgehalten: „Schon gut. Ich hätte etwas sagen sollen. Es war sicher nicht deine Schuld. Komm, plaudern wir noch ein bisschen.“ Der Herrscher wandte sich vom Garten ab und ging nachdenklich durch das Schloss. Oh ja, es hatte Aufsehen erregt, als er seine Heirat mit einer Menschenfrau bekannt gegeben hatte, aber da Izayoi sanft war, fast nie ihr Zimmer verließ, verstummte die Rederei. Allerdings war Sesshoumaru wütend gewesen. „Ihr ersetzt meine Mutter durch eine Menschenfrau!“ „Schon aus diesem Grund müsstest du wissen, dass ich sie nicht ersetzen will.“ „Dennoch: warum nehmt Ihr sie nicht als Eure Geliebte? Warum gebt Ihr solch einem Nichts einen solchen Rang?“ „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, mein Sohn. Aber lass dir eines gesagt sein: eben, weil sie ein menschliches Wesen ist.“ Sesshoumaru hatte verwirrt ausgesehen: „Ich verstehe nicht.“ Warmherzigkeit war auch nichts, was er verstehen würde. So hatte der Vater nur gesagt: „Menschen leben nicht sehr lange, im Vergleich zu Dämonen. Sie wird dich nicht endlos stören.“ „Dann bitte ich darum, künftig mehr Aufträge außerhalb des Schlosses zu bekommen.“ Der Herrscher verließ das Schloss. Die Menschen und Dämonen, die sich hastig rechts und links vor ihm zu Boden warfen, nahm er fast nicht wahr. Ja, einige Zeit war das so gut gegangen. Bis zu dem Tag, an dem Inuyasha geboren wurde, er ihn als seinen Sohn dem Hofstaat und der Bevölkerung vorgestellt hatte. Sesshoumaru hatte seinen Zorn darüber kaum verhehlt, allerdings erst, als sie unter sich gewesen waren. Es war vollkommen sinnlos gewesen, ihn darauf hinzuweisen, dass dies ebenso sein Sohn war und er sich doch um seinen kleinen Bruder kümmern solle. Im Laufe der Jahre, gerade auch nach Izayois Tod, war das Verhältnis der Halbbrüder besser geworden, wenn auch immer noch sehr unterkühlt, was eindeutig an der offenen Verachtung lag, die der Ältere dem Jüngeren gegenüber ausdrückte. Wieder war es Cinnamon gewesen, die sich um das Kind gekümmert hatte, die Inuyasha gelehrt hatte, dass auch Dämonen nett zu ihm sein konnten. Wenn er es so recht überlegte, war Cinnamon immer da gewesen, wenn er sie gebraucht hatte. Sie hatte sich immer bemüht, alles zu tun, um ihn glücklich zu machen und ihm zu helfen. Sie musste ihn wirklich sehr gern haben. Zu schade, dass er nichts außer Freundschaft für sie empfinden konnte. Und nun schienen sich die Halbbrüder einander angenähert zu haben, dafür war ihr Vater wirklich dankbar. So gesehen hatte der ganze Ärger mit Naraku wenigstens in einer Hinsicht etwas Positives gehabt. Und Inuyasha hatte sich augenscheinlich gemausert. Er war nicht mehr der kleine Welpe, er übernahm Verantwortung und erledigte seine Aufträge. Man konnte ihm nun sicher auch andere Dinge zumuten, als nur diese einfachen Dämonen zu jagen. Der Inu no Taishou gab zu, dass er diesen Auftrag erteilt hatte, damit sich Inuyasha nicht hinter seinem älteren Bruder zurückgesetzt fühlte und auch einmal das Schloss verlassen und ein bisschen Abenteuer haben konnte. Aber ganz offenkundig musste er den Jüngeren nicht mehr schützen. Obendrein, gestand er sich mit einem Lächeln ein, hatte der Kleine wohl seine ersten Erlebnisse mit dem weiblichen Geschlecht hinter sich. Da war diese Priesterin gewesen, mit der ihn wohl zumindest ein romantisches Verhältnis verbunden hatte… Sein Gesicht verfinsterte sich, wie die Passanten beunruhigt bemerkten und sich daraufhin ängstlich bis auf den Boden neigten. Und es war seine Schuld gewesen, dass sie gestorben war. Seine ganz allein. Er hatte die Freundin seines Sohnes, wenn auch unter der Einwirkung des Seelenspiegels, in ihren Tod geschickt, obwohl Inuyasha wirklich versucht hatte, sie zu schützen. Er sah auf. Zu seiner gewissen Überraschung hatte ihn seine gedankenverlorene Wanderung durch die Stadt vor einen kleinen Tempel geführt. Soweit er sich erinnerte, war dies derjenige, aus dem Inuyashas beide Priesterinnen stammten. Er betrat den Hof, blickte sich um. Die wenigen menschlichen Pilger hier, die ihn entdeckten, warfen sich hastig zu Boden. In der offenen Halle betete ein älterer Mann, wohl der Priester, ohne ihn zu bemerken. Dem Inu no Taishou fiel ein Gedenkstein auf, ein Grab, am Ende des Hofes. Er ging näher. Kikyou. Das war die Priesterin, das Mädchen, das Naraku getötet hatte, aufgrund seines Versagens. Es half nichts, sich hinter dem Seelenspiegel zu verstecken. Ein so starker Dämon wie er hätte einen solchen Angriff bemerken und abwehren müssen. Ließ er nach? Wurde er zu alt für seine Aufgabe? Oder war er nur durch die Jahrhunderte zu selbstsicher geworden, zu nachlässig? „Es tut mir Leid“, murmelte er. Das war alles, was er dazu noch sagen konnte. Da stieg ihm eine Witterung in die Nase, wie er sie seit gut zweihundert Jahren nicht mehr gerochen hatte. Izayoi! Er fuhr herum Sie war es natürlich nicht. Aber die Frau, die mit einem Einkaufskorb gerade den Hof betreten hatte, hatte einen so ähnlichen Geruch, sanft und ihm Frieden versprechend. Wer war sie? Da sie schnurstracks zum Wohnhaus der Familie ging, ohne sich weiter umzusehen, musste sie hier wohnen. Das war aller Wahrscheinlichkeit nach die Mutter von Kikyou und Kagome. Jetzt blieb sie erstaunt stehen, stutzte, da alle anderen Menschen im Hof noch auf Knien waren. Niemand hatte gewagt aufzustehen, während der Herrscher offenkundig an einem Grab betete. Sie sah sich um, begegnete dem Blick des Inu no Taishou. Und sie erkannte nur zu gut, welchen Rang dieser Besucher des Tempels einnahm. Die weißen Haare waren das eindeutige Kennzeichen. Hastig glitt sie zu Boden, nicht, ohne zuvor den Korb abzustellen. Er war sicher, dass sie sich um die Lebensmittel sorgte. Ein wenig amüsiert trat er näher. Sie erschrak, als sie das bemerkte, neigte sich tiefer, berührte mit der Stirn den Erdboden. Natürlich war er ihr zuvor nicht aufgefallen, hatte sie ja nie damit gerechnet, dass der mächtigste aller Dämonen das Grab ihrer Tochter besuchen würde. Aber ebenso selbstverständlich war das keine Entschuldigung für Unhöflichkeit. Und sie fragte sich ängstlich, was er dafür für eine Strafe verhängen wollte. Was auch immer er befahl, würde ausgeführt werden. „Du bist die Mutter von Kikyou und Kagome?“ erkundigte er sich. „Ja, Hoheit.“ Das war überraschend. Dieser Geruch…dachte er. Hatte das auch Inuyasha so an den Schwestern angesprochen? „Steh auf. Ich möchte mit dir reden.“ Eine Ablehnung stand außer Frage. Erstaunt erhob sie sich, folgte ihm zu dem Grab ihrer ältesten Tochter. „Hast du noch andere Kinder?“ „Ja, Hoheit.“ Und da er sie anblickte: „Souta und Kaede. Beide gehen seit einer Woche nun in die Priesterschule.“ Sie war froh, dass auch Souta die Aufnahmeprüfung geschafft hatte. So waren nun alle ihre Kinder in guter Ausbildung oder Stellung. Fast alle. Traurig sah sie auf das Grab. „Kikyou.“ Der Inu no Taishou nickte leicht: „Kein anderes deiner Kinder wird so sterben, das verspreche ich dir.“ „Danke, Hoheit.“ Was sollte sie dazu schon sagen. Immerhin war es mehr als freundlich von dem Herrscher, sich den Namen gemerkt zu haben, ja, überhaupt hergekommen zu sein. „So sind deine Aufgaben hier erfüllt?“ „Ich...ich weiß nicht, was Euere Hoheit meint…“ „Ist der Priester dort dein Mann?“ „Nein, Hoheit“, brachte sie hervor. Das Interesse des Inu no Taishou an ihr hatte sicherlich Gründe. Es fragte sich nur, was für welche: „Er ist mein Schwiegervater. Ich…ich versorge ihm das Haus. Mein Mann starb kurz nach der Geburt der Zwillinge.“ „Dann bist du wohl eine gute Köchin.“ Der Herrscher betrachtete gedankenverloren den Gedenkstein. Diese Witterung… „So sagt man, Hoheit.“ Das wurde immer eigenartiger. „Ich möchte für einige Zeit in ein Schloss in den Bergen reisen und würde eine gute Köchin benötigen.“ Er sah zu ihr: „Ich werde jemanden herschicken, der sich in der Zwischenzeit um deinen Schwiegervater kümmert.“ „Danke für dieses Angebot, Hoheit.“ Sie zögerte eindeutig. Natürlich war eine solche Stellung eine sehr gute… „Aber?“ fragte er daher, hielt sie gerade noch am Arm, als sie sich zu Boden werfen wollte. Einem Befehl des Herrschers zu widersprechen, auch nur zu zögern, zog gewöhnlich deutlich negative Konsequenzen nach sich: „Sag es. Ich verspreche dir, dass du nichts zu befürchten hast.“ Sie atmete auf. Der Griff um ihren Arm war fest gewesen, aber er hatte ihr nicht wehgetan, gab sie nun frei. „Danke, Hoheit. Es ist nur sehr überraschend. Ich hörte…nun, Euer Hoheit würde keine Menschennahrung zu sich nehmen.“ Und sie war ein wenig besorgt, was er statt Gemüse von ihr gekocht bekommen wollte. Das stimmte. Aber er konnte ihr ja schlecht erzählen, dass er nur ihre Witterung um sich haben wollte. Seine langjährige Erfahrung mit weiblichen Menschen warnte ihn davor, sie zu erschrecken. So meinte er: „Wie gesagt, ich möchte mich für eine Weile zurückziehen, auch vom Hofe. Und so werde ich niemanden von dort mitnehmen, würde also jemand benötigen, der mir das Haus versorgt. Köchin war wohl zu einfach ausgedrückt.“ Unwillkürlich lächelte er ein wenig: „Ich kenne mich mit derartigen Begriffen nicht sehr gut aus.“ Wenn er lächelte, sah er attraktiv aus, dachte sie prompt. Vielleicht war er freundlicher als der Kronprinz. Und wenn sie bedachte, dass er auch Inuyashas Vater war, sich daran erinnerte, wie nett der jüngere Prinz mit ihren Töchtern umging, war er wohl doch kein Menschenfresser. „Wie Euer Hoheit wünscht“, sagte sie daher, ein wenig aufatmend. „Gut. Ich werde dir Nachricht schicken, wann wir abreisen.“ Sie verneigte sich noch einmal, als er sich abwandte und ging. Dann erst wagte sie, ihm nachzusehen. Wie alt er wohl sein mochte? Er schien nur so alt zu sein wie sie selbst, nun, ein wenig älter, aber er war doch schon so lange der Herrscher, sicher viele hundert Jahre alt. Vermutlich hatte er eine Pause wirklich nötig. Und dass er keinen Höfling um sich wollte, möglichst Ruhe wollte, konnte sie irgendwie schon verstehen. Wie er nur auf sie gekommen war? Sicher, weil Kikyou und Kagome einen sehr guten Eindruck auf ihn gemacht hatten, ja, das musste es sein. Sie würde jetzt erst einmal ihren Schwiegervater von dem Befehl in Kenntnis setzen. Überhaupt war es mehr als nett gewesen, dass sich der Herr höchstpersönlich herbemüht hatte. Der Inu no Taishou kehrte in das Schloss zurück. Ja, das war eine gute, wenn auch sehr plötzliche, Idee gewesen. Er würde sich, wenn diese Sache mit Naraku ein für allemal abgeschlossen war, in ein kleines Schloss zurückziehen, allein mit ihr. Und früher oder später würde sie die Angst vor ihm verloren haben, wie sie sie auch Izayoi verloren hatte, in ihm nicht mehr den Herrscher sondern nur den Mann sehen. Es würde schön werden, den Kopf auf ihren Schoss zu legen, sich in ihren Geruch zu träumen, an nichts anderes denken zu müssen. Die beiden Jungs würden in der Zwischenzeit sicher mit allem fertig werden, was so auftauchen würde. Stark genug waren sie ja. Und da sie sich auch besser vertrugen, könnte sich Sesshoumaru auf seinen jüngeren Bruder stützen. Doch, das mit der Reise war eine gute Idee gewesen. Allerdings gab es da noch ein, zwei Dinge, die er selbst klären sollte, ehe er sich ein wenig Erholung gönnte. Allen voran die Sache mit Naraku. Sobald dieser Schurke aus seinem Versteck wieder auftauchen würde, war er fällig. Diesmal würde er ihn in die Hölle schicken. ********************************************************** Ob er das allein schafft? Seine Urlaubspläne könnten jedenfalls zu innerfamiliären Verwicklungen führen. Das neue Kapitel heisst Regeneration. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlasen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. Guten Rutsch euch allen! bye hotep Kapitel 24: Regeneration ------------------------ Nett, dass ihr dem Inu no Taishou auch ein bisschen Ruhe gönnen würdet. Aber im Moment hat er nur eine neue Haushälterin eingestellt. Wer weiß, ob daraus etwas werden kann oder gar wird. Zu euren Bedenken, Inuyasha und Kagome wären dann Geschwister: nein. Selbst nach deutschem Recht gelten sie nicht als Bruder und Schwester und könnten jederzeit heiraten.(Zitat Standesbeamter) Aber sehen wir mal, wie Naraku sich inzwischen so macht... 24. Regeneration Naraku lehnte an der Höhlenwand, beobachtete seine Gastgeberin. Charybdis braute irgendeinen Trank, der ihm helfen sollte, Scylla aus seinem Bewusstsein zu drängen. Immerhin war seine körperliche Regeneration schon abgeschlossen. Allerdings bedeutete das auch, dass die Dämonin ihn immer hungriger ansah. Er kam sich schon wie eine Süßigkeit in Reichweite eines Kindes vor. Sie wollte ihn, das war unübersehbar. Und da er noch auf ihre Hilfe angewiesen war, um Scylla beseitigen zu können, und auch, um überhaupt wieder von dieser Insel zu kommen, gab es wohl keinen Ausweg. Wie überaus verdrießlich. Er war doch gewöhnlich nicht so langsam im Pläne schmieden? Überhaupt, anders gefragt, was war los mit ihm? Das konnte nicht Scyllas Schuld sein, da war er sicher. Nein, was ihn hier so beschäftigte, war die Tatsache, dass der Körper anders reagierte, als er das wollte. Zum ersten Mal, seit er den jungen Dämonenprinzen getötet hatte, um seinen Körper übernehmen zu können, verweigerte der ihm den Gehorsam. Warum wurde ihm warm, wenn er Charybdis beim Kochen zusah, warum schoss ihm das Blut in den Unterleib, wenn sie ihn anlächelte? Du liebe Zeit. Wollte etwa dieser Körper Charybdis, so, wie sie ihn wollte? Hm. Er gab zu, daran nicht gedacht zu haben. Er selbst war eine Mischung vielerlei Dämonen, die ihm auf seinem Weg an die Spitze zum Opfer gefallen waren. Und irgendwie hatte er solche biologischen Dinge vollkommen aus den Augen verloren. Das war fahrlässig gewesen. Was nun? Aber eigentlich war ihm klar, dass er keine Wahl hatte. Charybdis würde ihn erst gehen lassen, wenn sie ihre Belohnung bekommen hatte. Er konnte nur hoffen, dass der Körper wusste, was da ablaufen sollte. Das war alles nur Schuld der beiden Prinzen! Wenn die ihn nicht vor seinem Schloss angegriffen hätten, wäre er sicher schon fast am Ziel, in jedem Fall noch immer der Provinzfürst des 18. Bezirks. Und er hätte das vollständige Juwel der vier Seelen. Oh, wenn er erst der Herrscher war, würden die beiden dafür bezahlen! Er würde sich die grausamste Bestrafung ausdenken, die es auch unter Dämonen je gegeben hatte. Charybdis blickte auf: „So in Gedanken?“ „Ja“, gab er zu. Sie wusste es schließlich: „Ich möchte gern einige meiner Insekten losschicken, Es macht mich nervös, nicht zu wissen, wo meine Feinde sind.“ „Das verstehe ich. Dann schickt sie. Ich werde sie durch den Bannkreis lassen.“ Falls er noch eine Bestätigung dafür gebraucht hätte, hier in der Falle zu sitzen, so hatte er sie gerade bekommen. Aber er hatte nur die Wahl zwischen Scylla und Charybdis, und wenn er die Dämonin vor sich so betrachtete, war sie die bessere Wahl. Im Dorf Hok, weit im Norden der Steppen des 3. Bezirks, schraken die Menschen und Dämonen zusammen. Selbst die Amazonen wichen zurück, als sie die gewaltige Energie spürten, die sich dem Handelsort näherte. Wer auch immer das war, es war niemand, mit dem man sich anlegen sollte. Kurz darauf erkannten alle, wer da kam. Er war ein riesiger, weißer Hund mit leuchtend roten Augen, und nicht nur die Dämonen wussten, dass dies der Herrscher war. Die Amazonen, sich nur zu bewusst, dass sie von Fürst Suez zwar geduldet wurden, aber ihre Lebensart unzulässig im Reich war, griffen zu den Schwertern, mehr aus Reflex, als in der Hoffnung, sich verteidigen zu können. Der Inu no Taishou blieb stehen, musterte die Händler, die Waren, die erschreckten Wesen, ehe er noch einige Schritte weiterging, an dem Ort vorbei, in Richtung auf des Landes der Amazonen. Dort blieb er stehen, ohne seine Energie zu unterdrücken. Nicht nur die Amazonen hier, auch die dort, jenseits der unsichtbaren Grenze, würden das spüren können, wenn sie selbst Dämoninnen waren. Und sie würden sich denken können, wer er war. Die Angelegenheit mit den Amazonen wollte er noch erledigen, ehe er sich für eine Erholungspause von den Amtsgeschäften zurückzog. Da er sich deutlich nicht um die Anwesenden kümmerte, atmeten diese ein wenig auf. Die Amazonen, die gerade einkaufen wollten, beschlossen, nach Hause zurückzukehren und dem Rat zu berichten, wer der unerwartete, und unerwünschte Besuch war. Sie waren nur zu fünft und hatten gegen den Herrscher sicher keine Chance. Alle Amazonen zusammen mochten es haben. Kurz darauf fanden sich im Lager der Amazonen die zehn wichtigsten Frauen zusammen, Menschen und Dämoninnen, der Rat, die Regierung. „Er zeigt seine volle Energie, das ist eine Kampfansage“, meinte eine. „Aber er hat sein Heer nicht dabei. Glaubst du, dass er so leichtsinnig ist, anzunehmen, dass er allein mit uns fertig wird? Schön, ich spüre seine Macht, aber trotzdem...“ „Er will nicht kämpfen“, sagte die Ratsführerin, eine Katzendämonin: „Wenn er uns vernichten wollte, wäre er in das Lager gekommen und hätte auch das Heer dabei. Er weiß, wo wir sind. Aber dennoch wartet er dort, jenseits der Grenze, die wir für Männer gezogen haben.“ „Du meinst, er weiß, dass wir diese Grenze haben, vermutlich von Fürst Suez, und hält sich daran? Aber warum ist er dann gekommen?“ „Das werde ich herausfinden.“ Die Katzendämonin erhob sich: „Ich bin die Führerin des Rates. Und ich werde mich ihm stellen. Zum Gespräch oder zum Kampf.“ „Betei, du hast keine Chance im Kampf gegen ihn. Spürst du nicht diese Energie?“ warnte eine andere. „Soll er uns Feigheit vorwerfen können? Und überhaupt: ich denke, er will reden.“ Betei fasste kurz an die Kette um ihren Hals, die ihren Rang verriet: „Aber wie dem auch sei: wenn wir nicht auf diese Einladung reagieren, kommt er das nächste Mal sicher nicht mehr zum Reden. Und mit dem Heer.“ „Wir haben Waffen, und sind stark…“ „Wie sind zweihundert Frauen, Dämonen und Menschen. Er hat dreihundert männliche Dämonen, das ist schon mal mehr. Er selbst ist nicht gerade schwach, wie du spüren kannst. Und dabei hätte ich fast noch seine Söhne vergessen. Das wäre der dümmste Fehler, den man begehen könnte, die Prinzen zu vergessen.“ „Du hast Recht.“ Alle Ratsmitglieder neigten die Köpfe. Der Inu no Taishou bemerkte, dass sich zehn Amazonen der Grenze näherten. Neun blieben stehen, während eine weiterging. Eine Katzendämonin in menschlicher Gestalt. So wechselte auch er die Form, erwartete sie gelassen. Betei blieb zwei Meter entfernt stehen. Sie hatte den Herrscher schon gesehen, und auch ohne die berühmten weißen Haare erkannt. So neigte sie ein wenig den Kopf: „Ich bin Betei, die Führerin des Rates der Amazonen. Darf ich fragen, was Euch hierher geführt hat?“ „Das kannst du dir nicht denken?“ „Wenn Ihr uns vernichten wolltet, hättet Ihr es bereits getan.“ „Das stimmt. Aber ihr habt euch bislang an die Gesetze gehalten, bis auf die Tatsache, dass ihr euch von Kaijinbou Waffen besorgt habt.“ „Ich hörte, Euer jüngerer Sohn hat Kaijinbou getötet. Wir benötigen Waffen, um in der Steppe zu jagen, und so unseren Lebensunterhalt zu sichern. Nehmt Ihr uns die Waffen, zwingt Ihr uns, entweder zu verhungern, oder uns doch wieder Männern zu unterwerfen. Eher würden wir sterben.“ „Wie viele Amazonen leben im Augenblick in diesem Gebiet?“ Betei, die annahm, dass er das wusste, antwortete sofort: „Zweihundert.“ Wollte er prüfen, ob sie log? „Wie steht ihr zu den Mänaden?“ „Die im Süden.“ Das klang fast verächtlich. „Fanatiker sind immer eine unerfreuliche Sache, selbst, wenn sie richtige Grundsätze vertreten.“ „Richtige?“ Das klang spöttisch. Betei wurde sich wieder bewusst, wem sie gegenüber stand, und beschloss, noch ein bisschen höflicher zu sein: „Verzeiht, Hoheit. Für uns ist jedoch die Unterwerfung durch einen Mann nichts, worauf wir stolz sein würden. Darum sind wir alle hierher geflohen. Aber natürlich sollte das jede Frau selbst entscheiden können. Und wir würden nicht so weit gehen, Männer zu töten, nur, weil sie Männer sind.“ „Falls es überlebende Mänaden geben sollte, würden sie bei euch Zuflucht finden?“ Die Ratsvorsitzende bewies, warum sie es geworden war: „Ihr kamt zu uns zum Reden – und zu den Mänaden schicktet Ihr Eure Söhne?“ „Ja. Beantworte meine Frage.“ „Wenn es überlebende Mänaden geben sollte, sie sich an unsere Regeln halten…“ Betei zuckte ein wenig die Schultern: „Vorausgesetzt natürlich, dass Eure Hoheit uns so leben lässt, wie bisher.“ Sie sah ihn an. Damit hatte sie die unhöfliche Frage umgangen, was er nun vorhatte. Immerhin schien er nicht alle Amazonen töten zu wollen, was er ebenso eindeutig mit den Mänaden vorhatte. Selbst hier im Norden hatten man das Sprichwort gehört: von beiden Prinzen gejagt zu werden, als Umschreibung der Tatsache, dass man mehr als in der Klemme saß. „Unter drei Bedingungen.“ Seine Stimme war ebenso gelassen wie seine Haltung. „Und die wären?“ „Erstens: der Rat der Amazonen als deren Stellvertretung schwört mir und meinem ältesten Sohn öffentlich Treue. Zweitens, im Bedarfsfall kann ich auf das Heer der Amazonen zurückgreifen. Drittens, ihr haltet euch weiterhin an die Gesetze. Mit Fürst Suez werde ich sprechen.“ „Dann bitte ich Eure Hoheit, mich zu entschuldigen. Ich muss mit dem Rat reden.“ „Die erste Andeutung des Abschiedes steht mir zu, Betei. Aber geh.“ Er sah ihr nach, als sie zu den anderen zurückkehrte. So hatte er sich das vorgestellt. Solange man sie hier in den Einöden in Frieden ließ, waren sie auch nicht an den Händeln der Welt interessiert. Kein Wunder, dass sich Scylla in ihrem Fanatismus hier nicht so wohl gefühlt hatte und später im Süden ihren eigenen Orden gegründet hatte. Gut, dass er alt genug war, zuerst mit ihnen zu reden. Es hatte Zeiten in seinem Leben gegeben, in denen er erst zugeschlagen hatte, dann geredet. Zum Glück hatte Sesshoumaru nicht diese aufbrausende Art geerbt. Eher vielleicht Inuyasha. Aber auch bei dem würde eine gewisse Lebenserfahrung diesbezüglich weiterhelfen. Er beobachtete, wie der Rat kurz miteinander sprach, aber er war sicher, dass sie zustimmen würden. Die Bedingungen waren nicht zu hart, zumal, wenn man bedachte, was sie bei einer Ablehnung riskieren würden. Betei kehrte bald zurück: „Hoheit….“ „Nun?“ „Der Rat ist sich einig, dass wir uns an die Gesetze halten. Diese Bedingung ist kein Problem. Zu dem Treueschwur gegenüber Euch und Eurem Sohn haben wir eine Frage: was ist mit Fürst Suez?“ „Ihr seid dann direkt mir und dem Kronprinzen gegenüber verantwortlich. Fürst Suez hat damit nichts mehr zu tun.“ „In diesem Fall stimmen wir auch dieser Bedingung zu. Zu Eurer dritten, dass Ihr im Bedarfsfall, also, wohl im Kriegsfall, auf unsere Frauen zurückgreifen könnt…Wir möchten Euch bitten, diese Bedingung ein wenig abzuändern.“ Sie bemerkte, wie er etwas die Augen zusammenzog und erklärte rasch: „Amazonen sind kämpfende Frauen. Und wir würden mit Euch kämpfen. Aber es mag die eine oder andere von uns geben, die um alles auf der Welt nicht Seite an Seite mit Männern in den Kampf ziehen will. Erlaubt, dass diese dann zurückbleiben. Ich kann Eurer Hoheit versichern, dass es keine aus Feigheit behaupten wird.“ Stolz lag in ihrer Stimme. „Davon bin ich überzeugt“, erwiderte er daher höflich: „Gut. Der Rat der Amazonen soll in einigen Tagen in die Hauptstadt reisen und dann öffentlich den Treueschwur ablegen. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Kronprinz zurück sein.“ Betei atmete etwas auf. Das war alles? So einfach war es gewesen, die garantierte Freiheit für ihr Gebiet zu bekommen? Warum nur hatten sie nicht schon vorher einmal mit ihm geredet, Fürst Suez übergangen? Vermutlich, weil da solche Gerüchte über den Herrscher und seine Familie umliefen, die allerdings kaum gerechtfertigt waren, sah man von der geradezu unheimlichen Energie des Inu no Taishou ab. „Wir werden kommen, Hoheit.“ Naraku wartete ungeduldig auf seine Hölleninsekten. Die magischen Zeremonien, die er über sich ergehen lassen musste, um dieses Miststück von Scylla wieder aus sich heraus zu bekommen, waren langsam abgeschlossen, er hatte seine Schulden bei Charybdis bereits bezahlt, und eigentlich brannte er darauf, etwas zu unternehmen und dieses Versteck zu verlassen. Mit der Hochzeit von Kagome und dem Kronprinzen konnte er all seine Träume begraben. Es musste ihm einfach etwas Gutes einfallen. Dazu allerdings benötigte er dringend neue Informationen darüber, was in den vergangenen Tagen so geschehen war. So hatte er seine fliegenden Spione losgeschickt, jeden denkbaren Gegner oder Verbündeten zu überprüfen. Ein Insekt nach dem anderen kehrte zurück, sobald sein Auftrag erfüllt war. Und einige der neuesten Nachrichten bereiteten Naraku kein Vergnügen. Der Orden der Mänaden war buchstäblich von den beiden Prinzen zerschlagen worden. Nur fünf der dreißig Frauen hatten überlebt, weil sie sich bedingungslos unterworfen hatten, und waren zu den Amazonen gesandt worden. Fürst Katameki hatte vom Kronprinzen eine scharfe Rüge einstecken müssen, war aber immerhin noch in Amt und Würden verblieben. Der würde sich bestimmt in Zukunft hüten, auch nur das Auge des Inu no Taishou auf sich zu lenken, fiel also als Verbündeter aus. Außerdem kampierte noch immer das Heer vor den Toren von Lenaia. Der Rat der Amazonen war in die Hauptstadt befohlen worden, sollte in einer öffentlichen Zeremonie dem Herrscher und dem Kronprinzen Treue schwören. Dafür unterstand dann ihr Gebiet nun direkt dem Inu no Taishou und nicht mehr Fürst Suez. Der hatte zwar ein wenig protestiert, aber nach einem persönlichen Gespräch mit dem Herrscher eingelenkt. Den Grund konnte sich Naraku nur zu gut vorstellen. Ob man sich an Suez wenden sollte? Wenn dieser zornig wäre…? Oder aber hatte der nun solche Angst, dass er nicht weiter auffallen wollte? Das könnte man im Auge behalten. Im 4. Bezirk heiratete in wenigen Tagen der Erbprinz Kouga. Ausgerechnet diese Kagura, Schön, sie war eine gute Informantin gewesen, das gab auch Naraku gern zu, aber sie war doch eindeutig unzuverlässig. Aber das sollte ihm jetzt egal sein. In jedem Fall saß sie nun in Laeta im Schloss von Fürst Korus und wurde bestimmt bewacht. Obwohl sie sein, Narakus, Abkömmling war, kam er sicher nicht mehr nah genug an sie heran, um sie beeinflussen zu können. Warum nur vermutete er, dass bei dieser Hochzeit entweder der Herrscher oder die Prinzen die Finger im Spiel gehabt hatten? Andererseits war das eigentlich eine gute Nachricht. Immerhin war mit Kouga einer der stärksten Dämonen nicht in der Hauptstadt. Moment mal. Da kam ihm gerade eine Idee. Wenn er alle Nachrichten noch einmal zusammenfasste, ergab sich ein durchaus angenehmes Bild: Der Inu no Taishou trieb sich im Augenblick noch in Sachen Amazonen im 3. Bezirk herum. Sesshoumaru und Inuyasha gingen im 10. weiterhin Fürst Katameki auf die Nerven, und hatten die Mänaden offenbar zu zweit in Minuten vernichtet. Und sie hatten auch das Heer bei sich. Das klang doch schon mal gut. Inuyashas Dämonenjäger hatten frei, und, wenn er seinen Insekten trauen durfte, suchten sich Sango und Miroku ein Haus, weil sie heiraten wollten, während Kagome zu Hause war. Sie war also ungeschützt, ohne die anderen, in einem kleinen Tempel. Hm. Er richtete sich etwas auf. Natürlich lief die Fahndung nach ihm in allen Bezirken und er konnte sich in seiner wahren Gestalt nirgendwo blicken lassen, ohne Gefahr zu laufen, erkannt zu werden. Schon zwei Mal nicht in der Hauptstadt. Aber wer sagte denn, dass man ihn erkennen musste? Kagome ungeschützt zu Haus war ein zu verlockendes Angebot. Und selbst, wenn er zu Recht annahm, dass der Inu no Taishou bald in seine Hauptstadt zurückkehren würde, um diese Amazonen-Zeremonie vorzubereiten zu lassen – diese sollte erst in einigen Tagen stattfinden, sicher, wenn der Kronprinz auch wieder zurück war. Also gab es genau so lange Frist, so lange war Kagome allein. Denn wenn Sesshoumaru zurück war, würde doch gewiss bei einer solchen öffentlichen Zeremonie auch die Verlobung bekannt gegeben werden. Und das wäre das Ende all seiner Wünsche und Träume, das Juwel der vier Seelen in seinen Besitz zu bekommen. Nein, er musste so schnell es ging in einer guten Verkleidung in die Hauptstadt. „Nun, was sagen die Nachrichten, mein Bester?“ Charybdis ließ sich neben ihm nieder: „Ihr wollt wieder fort, nicht wahr?“ „Ja. Meine Feinde haben einen Fehler gemacht und ich werde ihn gnadenlos ausnutzen. Habt Ihr eine Ahnung, meine Teuerste, wie ich mich unkenntlich machen könnte?“ Sie musterte ihn: „Nun, schade um den netten Anblick, wie ich schon einmal sagte. Nun gut. In jedem Fall müsstet Ihr Euer Gesicht verbergen. Aber ich wüsste niemanden, der das tut, außer vielleicht Händler, die durch die östliche Steppe kommen, wo die Sandwinde wehen.“ „Ein Händler, ja.“ Er dachte nach. Ein Händler könnte sich auch ohne weiteres in einen Tempel begeben, angeblich, um für die glückliche Heimreise zu danken. Da würde er nicht auffallen. Und er konnte eine gute Gelegenheit abwarten, um Kagome allein anzutreffen. Ihr das Juwel zu entreißen, war nur das Werk eines Augenblicks. „Eine gute Idee, Charybdis, das muss ich Euch lassen. Wisst Ihr zufällig auch, wie diese Händler sich sonst so kleiden?“ „Nicht auswendig, aber ich bin sicher, in meinen Büchern Zeichnungen zu haben.“ Sie erhob sich: „Ich sammele viele Bücher, seit ich hier allein lebe.“ Naraku musterte sie rasch. Sie hatte zuvor schon angedeutet, dass sie sich einsam fühlen würde, Kinder vermissen würde. Und wirklich das Allerletzte, was er jetzt brauchen konnte war, dass sie von ihm ein Kind wollte. Er musste absolut zusehen, dass er hier wegkam. Den Einsamkeitskoller einer Fangheuschrecke zu bedienen war nicht wirklich in seinem Interesse. Und hatte er erst das Juwel, war er der Herrscher, würde er sowieso dafür sorgen, dass sie verschwand. Dann könnte er es sich nicht leisten, dass hier jemand wohnte, der damit angeben konnte, ihn im Bett gehabt zu haben. Der Inu no Taishou kehrte zufrieden in die Hauptstadt zurück. Am besten fand er es immer noch, wenn man ohne Kampf miteinander auskommen konnte. Und er war sicher, dass die Amazonen sich an ihr Wort halten würden, zum Treueschwur erscheinen würden. Danach musste er nur noch diesen Naraku finden, ins Jenseits schicken, und er könnte in seine geplante Erholungszeit gehen. Für die Menschenfrau wäre das kleine Schloss am Fuße der Berge bestimmt richtig. Dort gab es einen Garten, von wo man aus weit ins Land blicken konnte, wo Blumen blühten. Und man konnte einfach Waren erhalten, lag es nicht zu abgelegen. Sie würde doch sicher Essen und Trinken benötigen, Kleidung und andere Annehmlichkeiten. Vielleicht sollte er sich schon einmal darum kümmern? Was sie wohl an Farben bevorzugte? Myouga sah zu seinem Herrn: „Verzeiht, Hoheit, aber Ihr wirkt so…abwesend. Macht Ihr Euch Sorgen wegen der Amazonen?“ „Nein. Wann sagte Sesshoumaru, dass sie zurückkommen?“ „Der Bote erwähnte etwas von übermorgen, Herr.“ Der kleine Flohgeist wunderte sich. Gewöhnlich wusste der Herrscher jeden Botenbericht auswendig. So abwesend war er seit Jahrhunderten nicht gewesen, sah man von der Attacke mit dem Seelenspiegel ab. Aber dies schien nicht wieder der Fall zu sein. „Gut. Die Amazonen kommen, wenn die Jungs zurück sind. Bis dahin warten wir ab. Und du suchst diesen Naraku. Ich will den Kerl tot sehen!“ „Ja, Hoheit. Ich habe alle verfügbaren Leute losgeschickt. Auch alle Fürsten wissen Bescheid. Und ich bin sicher, dass sie ihre Bezirke durchsuchen.“ „Sobald du etwas weißt, berichte es. Ich bin in meinem Zimmer.“ Dann hatte er also ein bisschen Zeit, sich einige nette Überraschungen für die Menschenfrau auszudenken. ************************************** Naraku hat sich wieder erholt und bereitet einen neuen Plan vor, bei dem er immer noch davon ausgeht, dass Kagome die Braut des Kronprinzen ist. Der Herrscher dagegen träumt vor sich hin. Das nächste Kapitel heisst "Vater und Söhne". Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 25: Vater und Söhne --------------------------- Naraku hat also eine Idee gehabt...Nun, auch der Inu no Taishou, aber seine ist harmloser... 25. Vater und Söhne Kagome fegte den Hof des kleinen Tempels. Sie sah auf, als ihre Mutter herankam. Diese lächelte: „So fleißig heute morgen?“ „Ich habe ja nichts weiter zu tun, bis Inu...die beiden Prinzen wieder hier sind. Dann muss ich sicher wieder hoch in das Schloss.“ „Ja. Aber die Arbeit dort ist natürlich eine große Ehre.“ „Du hast die noch größere Ehre, dem Herrscher selbst ein kleines Schloss verwalten zu sollen. Das ist sehr schmeichelhaft für dich.“ „Und für dich und Kikyou, denn ich bin sicher, dass er mich nur wegen euch ins Auge fasste. Sonst wüsste er doch nicht einmal, dass ich existiere.“ „Wir haben doch kaum etwas mit ihm zu tun gehabt.“ Nun gut, ergänzte Kagome, er hatte ihr ja auch den Auftrag gegeben, sich zum Schein, um Naraku herauszulocken, als Verlobte des Kronprinzen auszugeben. Anscheinend vertraute er ihr. Dennoch war ihr nicht so ganz klar, warum er ausgerechnet auf ihre Mutter als Wirtschafterin verfallen war. Andererseits war das auch vollkommen egal. Eine solch ehrenvolle, gute Stelle lehnte niemand ab, der auch nur einen Funken Verstand besaß. Und am Leben bleiben wollte. „Nun, es wird geschehen, wie er es wünscht. Er sagte, er würde mir Nachricht senden, wenn er reist. Das muss ich abwarten.“ Sie hatte sich schon einige Kochrezepte überlegt, für den Fall, dass er doch einmal wissen wollte, was Menschen so aßen. „Ich werde einkaufen gehen. Großvater ist im Tempel. Immerhin kommen doch einige Pilger hier her, kaufen Andenken an ihren Besuch in der Hauptstadt oder Glücksbringer.“ Und das sicherte der Familie einen gewissen Lebensunterhalt. Sie bemerkte einen Mann mit einem Umhang aus Affenfell, das auch seinen Kopf verhüllte, der durch das Tor trat, gewiss ein Händler aus dem Südosten. Sie trugen oft solch eigenwillige Kleidung. Mit einer dieser Karawanen kamen sicher zwanzig dieser seltsamen Leute in die Stadt. Aber sie brachten Gewürze und Stoffe von weit her und waren daher sehr gut angeschrieben. Überdies galten sie als vollkommen friedfertig. „Ich gehe nur noch rasch meinen Korb holen.“ Sie drehte sich um und verschwand im Haus. Naraku sah es und wagte es kaum, sein Glück zu fassen. Zuerst hatte er sich an eine Karawane anschließen könnten, unter dem Vorwand, durch Krankheit von seiner eigenen zurückgelassen worden zu sein. So war er mühelos in die Stadt gekommen. Die Wachen am Tor verließen sich wohl auf den harmlosen Ruf dieser Händler. Und nun war die erste Person, die er in dem Tempel entdeckte, Kagome, und dazu auch noch allein. Zu allem Überfluss erkannte er ihren Teil des Juwels der vier Seelen um ihren Hals. Eine solche Gelegenheit würde gewiss kein zweites Mal kommen. Er blickte sich rasch um, ehe er mit dämonischer Geschwindigkeit auf die junge Priesterin zuschoss. Kagome spürte ein vertrautes Gefühl, die Anwesenheit des Juwels der vier Seelen. Sie benötigte einen Augenblick, ehe sie mitbekam, dass es sich dabei nicht nur um die Hälfte handelte, die sie noch immer um den Hals trug, sondern diese Gegenwart doppelt zu fühlen war. Sie fuhr herum, instinktiv die Hand zur Abwehr hochgerissen, aber es war schon zu spät. Jemand stand dicht vor ihr. Sie erkannte nur ein weißes Gesicht und bläuliches Fell. Ihre abwehrende Handfläche prallte gegen eine Maske, aber ihre läuternde Macht strahlte hindurch. Naraku zwang sich, den brennenden Schmerz in seinem Gesicht zu ignorieren. Was auch immer die kleine Priesterin nun vorhatte – niemand konnte ihn mehr davon abhalten, sich seinen Preis zu holen. Alles, was Kagome in diesem Augenblick noch bemerkte, war ein heftiger Stoß vor die Brust, der sie zurücktaumeln ließ, dann ein scharfer Schmerz im Nacken, als die Kette durchgerissen wurde. Sie fiel zu Boden. Erst jetzt erkannte sie trotz der Verkleidung ihren Angreifer, der sich aufrichtete, mit ihrem Teil des Juwels in der Hand. „Naraku!“ keuchte sie auf. Sie hatte nie damit gerechnet, dass sich der Geächtete bis in die Hauptstadt wagen würde, geschweige denn, dass es ihm gelingen würde, hierher zu kommen. Dieser beachtete sie nicht, erfüllt von einem beispiellosen Triumphgefühl, als er seine Hände um die beiden Teile legte und diese zusammendrückte. Er hatte es geschafft. Jetzt stand ihm die ungeheure Macht dieses magischen Juwels zur Verfügung und nichts und niemand konnte ihn daran hindern, selbst der Herrscher zu werden. Ein helles Licht flammte zwischen seinen Fingern auf, als sich die Hälften berührten, das Juwel begann, wieder zusammenzuwachsen. Er konnte spüren, wie seine dämonische Energie bereits anschwoll. „Naraku!“ Der Ruf einer Männerstimme ließ diesen aufsehen. Obwohl er den Herrscher erkannte, der bereits ein Schwert in der Hand hatte, machte er sich keine Sorgen. Das letzte Mal hatte er nur die Hälfte des Juwels besessen und war diesem Pfad der Dunkelheit, wenn auch verletzt, entkommen. Und das, obwohl ihn Scyllas Gedanken da noch behindert hatten. Nein. Es war nur umso besser, wenn er die Sache mit dem Inu no Taishou gleich hier und jetzt klären konnte. Dieser hob Tenseiga, das Schwert, das den Pfad in das Jenseits öffnen konnte, und schlug zu, diesmal voll konzentriert, mit aller Macht, die ihm zur Verfügung stand. Da er sah, dass Naraku das Juwel der vier Seelen vollständig in den Händen hielt, konnte und wollte er kein Risiko eingehen. Kagome rang nach Atem, als ein riesiges, schwarzes Loch im Tempelhof entstand, viel größer, als das, was der Inu no Taishou beim letzten Zusammentreffen mit Naraku geschlagen hatte. Es öffnete sich direkt hinter dem ehemaligen Fürsten. Der Sog des Jenseits erfasste den. Sie schauderte unwillkürlich, als sie sah, dass er sich zu wehren versuchte, noch immer das Juwel fest umklammernd, als ihn die Strömung von den Beinen riss, in die Schwärze hinein. Aber mit seltsamer Faszination konnte sie den Blick nicht von ihm wenden. Er schien zu verschwimmen. Etwas Helles blitzte auf und sie spürte die Gegenwart des heiligen Juwels mit nie gekannter Intensität, ehe dieses Gefühl vollkommen erlosch. Narakus Gestalt wurde undeutlich, aber sie meinte noch zu erfassen, dass er sich regelrecht teilte. Das war das letzte Mal, dass sie ihn erkennen konnte, ehe sich der Pfad der Dunkelheit wieder schloss. Erst dann bemerkte sie entsetzt, dass dieses schwarze Loch auch die Hälfte des Tempels hatte verschwinden lassen. Wo eben noch Gebäude, Mauern und Bäume gewesen waren, war nun nichts. Schlichtweg nichts mehr. Man hatte freien Blick auf die Strasse und die Nachbarhäuser. Der Inu no Taishou schob sein Schwert weg. Er ging zu der knienden Priesterin: „Bist du verletzt?“ „Nein, danke, Hoheit“, brachte sie hervor. Nun erst wurde ihr bewusst, was sie da von ihm an Energie gespürt hatte. Er musste in der Tat der stärkste aller Dämonen sein. Diese Macht war Schrecken erregend. „Das Juwel ist nun in der Hölle. Dort mag es in alle Ewigkeit ruhen.“ Kagome zögerte. Sollte sie ihm sagen, dass er damit sicher Recht hatte, aber sie glaubte, dass sich Naraku geteilt, unter Umständen selbst diesem Höllenpfad etwas entgegen zu setzen gehabt hatte? Nein, entschied sie dann. Sie war sich nicht sicher, und man konnte dem mächtigen Inu no Taishou doch nicht mit einer bloßen Ahnung kommen. Die Präsenz des Juwels war zudem vollkommen verschwunden. Nein. Sie hatte sich bestimmt unter dem Einfluss des Schocks geirrt. Der Herrscher drehte sich um, da er bemerkte, dass Kagomes Mutter fassungslos in der Tür stand: „Es tut mir leid, wegen des Tempels. Ich werde Leute schicken, um ihn wieder aufzubauen. Aber ich wollte nicht das Risiko eines längeren Kampfes mit ihm eingehen, hier, mitten in der Stadt. Ich musste die Leute beschützen.“ „Ja….“ Sie verstand nicht so ganz, was hier passiert war, nur, dass der Mann, der Dämon, vor ihr mit einer Armbewegung die Hälfte eines gesamten Tempels nicht nur zerstört, sondern in Nichts aufgelöst hatte. Wie stark war er? „Ich…danke. Hoheit.“ Immerhin wollte er es wieder reparieren lassen. Das war nett. Die Prinzen, die soeben mit dem Heer zurück in die Hauptstadt kamen, bemerkten verwundert, dass Menschen und Dämonen sich nicht vor ihnen niederwarfen, sondern bereits auf dem Boden waren, offenkundig bestürzt. „Was war denn hier los?“ erkundigte sich Inuyasha bei einem Dämon. Der versuchte zu antworten, brachte aber keinen Ton hervor. „Komisch.“ Er sah zu seinem Halbbruder: „Ich habe das Gefühl, als ob hier gerade etwas passiert ist.“ Sesshoumaru hob ein wenig die Brauen: „Davon bin ich überzeugt.“ Sie gingen weiter. Nur ein kurzes Stück die Straße hinunter bemerkten sie eine größere Lücke in der Häuserzeile. „Der Tempel! Kagome!“ Inuyasha war schon unterwegs. Sein Halbbruder folgte ein wenig langsamer. Jetzt verstand er die Reaktionen. Anscheinend hatte Vater erneut den Pfad der Dunkelheit geöffnet, diesmal mit aller Macht, die er besaß. Und dieses Potential wirkte vor allem auf die Dämonen, aber auch Menschen, die damit konfrontiert wurden, einschüchternd. Aber das bedeutete auch, dass Naraku…Er beschleunigte seinen Schritt. Als er den Hof des Tempels betrat, war er beruhigt, seinen Vater dort zu sehen, offenkundig unverletzt. Er trat zu ihm, neigte ein wenig den Kopf. Natürlich kniete Inuyasha neben seiner Priesterin, hatte vermutlich seinen Vater nicht einmal begrüßt. Höfisches Zeremoniell oder simple Höflichkeit hatte ihm wohl niemand bislang beigebracht. „Verehrter Vater…“ „Schön, dass ihr beide wieder da seid. - Naraku war hier. Ich habe ihn in die Hölle geschickt.“ „Ihr habt also seine Ankunft in der Stadt bemerkt und Eure wahre Macht gezeigt.“ Der Kronprinz betrachtete ein wenig nachdenklich die Stelle, wo zuvor noch Gebäude und Mauern gewesen waren. „Er wollte unbedingt dieses Juwel.“ „Nun, jetzt hat er es mit sich in der Hölle. Kommt, gehen wir ins Schloss zurück.“ Es war reiner Zufall gewesen, dass er zu diesem Zeitpunkt hier hergekommen war, aber das musste er ja nicht sagen. Eigentlich hatte er vorgehabt, Kagomes Mutter nach ihrer Lieblingsfarbe zu fragen, um Stoff für sie bestellen und daraus Kleider anfertigen lassen zu können. Frauen mochten derartige Aufmerksamkeiten. An Naraku hatte er, das gab er sich selbst gegenüber zu, kein bisschen gedacht. Aber auch dieser schien keinen Gedanken daran verschwendet zu haben, dass er bei seinem erneuten Versuch, das Juwel zu stehlen, an ihn, den Inu no Taishou, geraten könnte. Oder hatte er tatsächlich geglaubt, er habe bei dem letzten Zusammentreffen schon alles gezeigt gehabt? Nun, so war es gut abgelaufen. Nur noch morgen die Zeremonie mit den Amazonen, und dann würde er sich ein wenig in das kleine Schloss zurückziehen. Leider hatte die Menschenfrau jetzt sicher keinen besonders guten Eindruck von seiner Friedfertigkeit, hatte er immerhin ihren halben Tempel mit ins Jenseits geschickt. Aber er hoffte, sie beruhigen zu können. Und, wenn er es sich so recht überlegte, hatte sie nicht einmal besonders erschreckt gewirkt. Während er, gefolgt von seinen Söhnen, Kagome und dem Heer, zurück ins Schloss ging, versank er erneut in angenehmen Tagträumen. „Ihr wollt… was, verehrter Vater?“ Sesshoumaru dachte, nicht recht gehört zu haben. „Ich möchte mich für einige Zeit von den Amtsgeschäften zurückziehen und mich erholen. Du übernimmst in dieser Zeit die Regierung.“ Der Herrscher wiederholte sich gelassen, betrachtete ihn: „Oder glaubst du, dass du das nicht kannst?“ „Doch. Ich…“ Der Kronprinz brach ab. Natürlich. Vater war mit einem Seelenspiegel angegriffen worden. Auch, wenn er sich recht gut davon erholt zu haben schien, so wäre es doch sinnvoll, ihn ein bisschen länger ausruhen zu lassen. „Ich gehorche Eurem Wunsch“, sagte er daher nur: „Ihr wollt in das Jagdschloss in den Bergen?“ „Ja.“ „Allein mit Myouga?“ Inuyasha musste ein wenig grinsen: „Das wird sicher sehr erholsam!“ „Allein mit Kagomes Mutter.“ Jetzt starrten ihn beide Söhne an. So ergänzte er: „Was habt ihr? Sie ist eine gute Haushälterin und, wenn ich mir ihre Töchter so ansehe, sicher zuverlässig mir, uns, gegenüber.“ „Natürlich, verehrter Vater.“ Sesshoumaru sagte es sachlich, auch, wenn er das unbehagliche Gefühl hatte, etwas wiederhole sich. Was Vaters Ideen Menschenfrauen bezüglich betraf, so musste er nur sein Gegenüber betrachten. Immerhin war Kagomes Mutter vermutlich zu alt, um noch Kinder bekommen zu können. Ein zweiter Halbdämon in der Familie war wirklich nicht wünschenswert. Aber er selbst war erwachsen geworden. Wegen Izayoi hatte er sich noch mit seinem Vater gestritten, heute war ihm klar, dass dieser ein Recht auf sein Privatleben hatte. „Ja, das schon“, gab auch Inuyasha zu: „Aber…ich meine…Weiß es Kagome?“ „Ich nehme es an. – Gut. Morgen ist die Zeremonie mit den Amazonen. Ihr werdet beide daran teilnehmen. Am nächsten Tag werde ich abreisen. Ich bin sicher, dass ihr mit allem fertig werdet, was so auftaucht. In den letzten Tagen und Wochen habe ich genügend von euren Fähigkeiten gesehen. – Ihr dürft gehen.“ Die Prinzen erhoben sich. Inuyasha fand Kagome im Garten. Er hatte schon bemerkt, dass sie gern an dieser Stelle war, an der sie das Wasserspiel betrachten konnte. Sie sah zu ihm: „ Schön, dass du zurück bist. Wie war es im Süden?“ „Ganz nett.“ Er grinste ein wenig: „Fürst Katameki hat vermutlich allen erreichbaren Göttern gedankt, als wir abreisten. Der war so was von fertig.“ „Kaum überraschend, nicht wahr?“ Sie hätte auch nicht die geringste Lust verspürt, gleich beide Prinzen samt Heer zu Gast zu haben. „Äh…Inuyasha….“ „Ja?“ „Dein Vater hat meine Mutter zu sich befohlen.“ „Ja, er will sie als Haushälterin mit in die Berge nehmen, wo er sich erholen will. Anscheinend hat ihn diese blöde Sache mit dem Seelenspiegel doch mehr mitgenommen, als er es zeigen möchte. Er hat noch nie eine Pause gebraucht.“ „Ja, der Seelenspiegel, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.“ Sie atmete ein wenig auf. „Was ist?“ „Na ja…“ Sie zögerte. Immerhin war er der Prinz und sie redeten über den Herrscher. Aber dann erklärte sie doch: „Ich...na ja…Ich dachte schon…dass er...ich meine, nicht, dass ich dachte, dass er sie heiraten will…“ „Heiraten?“ Inuyasha starrte sie an. Hatte sich sein Vater etwa wieder in eine Menschenfrau verliebt? An diese Möglichkeit hatte er noch kein bisschen gedacht, wohl im Unterschied zu Sesshoumaru, der alles andere als begeistert gewirkt hatte. „Nein, entschuldige, vergiss es. Ich meine, er ist der Herrscher und sie….“ Sie merkte, dass sie wohl gerade dabei war, Inuyashas Mutter zu beleidigen und brach ab. „Na ja. In jedem Fall ist das seine Sache.“ Er setzte sich neben sie: „Und natürlich die deiner Mutter.“ „Ja.“ Sie war ein wenig beruhigt. So, wie Inuyasha das sagte, klang das ganz harmlos. Mutter hatte auch nicht sonderlich aufgeregt gewirkt oder eingeschüchtert. Natürlich hätte sie nie ablehnen können, aber Kagome hatte sich doch ein wenig Sorgen gemacht, was diese Stellung alles an Aufgaben beinhalten mochte. Der Prinz sah zu ihr: „Während Vater weg ist, wird Sesshoumaru die Regierung übernehmen, und ich dann seine Aufgaben. Also, mit dem Jagen von einfachen Dämonen ist da nichts. Da geht es um gefährlichere Leute. Darum möchte ich dich eigentlich nicht dabei haben.“ „Hältst du mich für so schwach?“ entfuhr es ihr prompt. „Schön, ich habe das Juwel der vier Seelen nicht mehr…“ „Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert“, sagte er leise und sie bereute ihren Ausbruch. „Ich...das ist nett, aber ich werde mich nicht drücken. Und ich habe wirklich einige Fähigkeiten.“ „Das weiß ich.“ Das hatte Kikyou auch, dachte Kagome auf einmal und dennoch ist sie tot. Ob er auch daran denkt? Nein, sie war fähiger als ich…Vorsichtig erklärte sie: „Du bist der Prinz….und wenn du mich nach Hause schickst, muss ich gehorchen. Aber….ich würde auch gern weitermachen, so wie Sango.“ „Du bist auch nicht verheiratet. - Oder wie war das mit diesem unhöflichen Jungen?“ „Hä? Ach, du meinst Hojo, den Sohn des Apothekers? Nein, den möchte ich nicht heiraten.“ Bloß schnell das erklären, ehe Inuyasha noch auf die Idee kam, ihr zu Gefallen diese Hochzeit anzubefehlen. Warum nur fühlte er sich etwas erleichtert? Aber er meinte: „Schön. Dann bleib bei mir.“ Das war ihm irgendwie nur zu Recht. Sesshoumaru sah aus dem Fenster in den Sonnenuntergang. Also würde er ab übermorgen der Herrscher sein, bis sich Vater erholt hatte, wie lange das auch immer dauern mochte. Nun, dachte er ein wenig zynisch, das hing wohl davon ab, wie lange diese Menschenfrau widerstehen konnte. Doch warum sollte sie die Avancen des mächtigsten Mannes des Reiches ablehnen? Sie war nur ein schwacher Mensch. Eigenartig, dass Vater immer wieder daran Gefallen fand. Er spürte die Bewegung neben sich und blickte hinunter. Rin sah zu ihm auf: „Darf ich Euer Gnaden etwas fragen?“ „Ja.“ „Ihr seid ein Hundedämon.“ „Ja.“ Was wurde das denn nun wieder? „Wartet Euer Gnaden darum auf den Mond?“ „Was meinst du?“ „Hunde jaulen doch bei Vollmond.“ „Kein Dämon.“ Ein Glück, dass niemand diese Frage gehört hatte. Für denjenigen. „Ah.“ Sie legte die Hände auf die Brüstung: „Hofrat Jaken sagte, dass Euer Gnaden nun das Schloss nicht mehr so oft verlassen werden. Dann….dann braucht Ihr mich nicht mehr?“ Das klang ängstlich, kleinlaut. Warum nur fühlte er sich zu einer Erklärung gezwungen? „Das ist nur, solange der Herrscher sich erholt. Danach werde ich meine gewöhnlichen Pflichten wieder aufnehmen.“ „Oh, fein.“ Sie lächelte: „Dann werde ich zusehen, dass Ah-Un bis dahin das schönste Sattelzeug aller Reitdrachen hat, ja, Euer Gnaden?“ „Ja.“ „Ich darf doch weiterhin bei Euer Gnaden wohnen?“ „Ja.“ Der Herrscher betrachtete die blühenden Blumen des Gartens und sah hinunter in die weite Ebene. Er hörte, dass die Menschenfrau herankam, sich höflich neben ihm niederkniete, selbstverständlich, ohne ihn anzusprechen. So wandte er den Kopf: „Was möchtest du?“ „Ich…“ Wie sollte sie das sagen: „Zuvor kam ein Bote, der Kleidung brachte, für mich. Er sagte, es sei der Befehl Eurer Hoheit gewesen.“ „Ja. Gefallen sie dir nicht?“ „Oh, es sind die schönsten Kleider, die ich je sah. Vielen Dank, Hoheit. Ich weiß nur nicht, womit ich das verdient habe…“ Der Inu no Taishou dachte kurz nach, bemerkte, dass sie zusammenschrak. Fürchtete sie, zu weit gegangen zu sein? Sie sah in ihm noch immer nur den Herrscher. „Ich mag es, wenn ich von schönen Dingen umgeben bin.“ Was konnte er ihr noch schenken, um ihr eine Freude zu machen? Ihr klar zu machen, dass er nicht nur der Machthaber war, sondern auch ein Mann mit all seinen Wünschen? „Danke, Hoheit.“ Sie folgte seinem Blick in die Ebene: „Eine wunderschöne Aussicht…“ sagte sie unwillkürlich. „Ja. Setz dich doch zu mir. – Ich fresse dich nicht, “ ergänzte er mit einem Lächeln, sah zufrieden, dass sie es erwiderte, ehe sie gehorchte. „Wie heißt du eigentlich?“ **************************************************** Er nimmt sie also doch als Person wahr. Aber alle drei Hunde haben es im Moment mit der holden Weiblichkeit. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn Kagome dem Herrscher von ihrer seltsamen Beobachtung erzählt hätte... Das nächste Kapitel heisst Wiedergeburt - und jemand muss dafür sterben. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 26: Wiedergeburt ------------------------ 26. Wiedergeburt Der erste Gedanke, den Naraku fassen konnte, war der, noch am Leben zu sein. Mühsam entsann er sich der schrecklichen Macht des Pfades der Dunkelheit, der ihn eingesogen und in die andere Welt gerissen hatte. Noch unfähig, die Augen zu öffnen, sich unklar, ob er überhaupt einen Körper besaß, erinnerte er sich daran, das Juwel der vier Seelen weggestoßen zu haben. In den letzten Sekunden dessen, was er als seine irdische Existenz empfunden hatte, war ihm klar geworden, dass er der Dunkelheit des Todes ein schweres Opfer bringen musste. Und anstelle seines Lebens hatte er sich für das Juwel entschieden. Er wusste nicht genau, was dann geschehen war, aber er war eindeutig noch am Leben. Und er war entschlossen, sich damit schon einmal zufrieden zu geben. Der Inu no Taishou nahm sicher an, ihn getötet zu haben, aber er würde zurückkommen, sobald er sich wieder regeneriert hatte. Konnte er dies überhaupt? Wo war er? Mühsam öffnete er seine Augen. Sein Auge. Bestimmt mehr als die Hälfte seines Körpers war weg, mit dem Juwel im Jenseits verschwunden. Aber es war ihm gelungen, sein Herz, seine Seele zu retten. Und so konnte und würde er sich erholen. Der Inu no Taishou und seine Söhne hielten ihn für tot, so würde er sich Zeit lassen. Und sie würden leichtsinnig werden. Er lag unter einem Baum, in einem Wald. Eine Fliege, die über ihm ihre Kreise zog erinnerte ihn daran, wer ihm in dieser Lage helfen konnte. Die Fangheuschreckendämonin Charybdis hatte ihm schon einmal eine Regeneration ermöglicht, sie würde es wieder tun. Zwar kannte er nun ihren Preis dafür, aber eine Nacht musste er eben opfern. Überdies besaß sie eine umfangreiche Bibliothek, die ihm beim Erstellen eines neuen Planes zum Sturz des Herrschers sicher nützlich sein konnte. Er musste zu ihr. Trotz seines erbärmlichen Zustandes würde es diesmal einfacher sei, als das letzte Mal. Die Fahndung nach ihm war gewiss in allen Bezirken eingestellt worden. Niemand suchte einen Toten. Auch, wenn er vermutlich Tage benötigen würde, ihre einsame Insel im 9. Bezirk zu erreichen. Die Dämonin öffnete für ihn tatsächlich ihren Bannkreis, wenn auch ein wenig verwundert: „Da ist wohl dein Plan schief gelaufen? Nun, wenn ich dich wieder heilen soll – du kennst meinen Preis.“ „Ja, schon gut“, knurrte er. Er fühlte sich erschöpft. Ihm war klar, dass er auf sie angewiesen war. Und, dass er ihre Bedingungen erfüllen musste, wollte er je wieder aus diesem Bannkreis entkommen. Leider wusste sie nun nur zu gut, dass er versagt hatte. Peinlich Und ein weiterer Grund, sie zu töten, wäre er erst einmal der Herrscher. Aber bedauerlicherweise war er jetzt schon zum dritten Mal von dieser Hundefamilie geschlagen worden. Einmal die Prinzen, zweimal der Vater. Es musste einen Weg geben, selbst stärker zu werden, oder auch, sie zu schwächen. Aber daran würde er erst denken, wenn er sich wieder regeneriert war. „Nun, mein teurer Freund, das wird dauern“, sagte Charybdis mit einem Blick auf seinen zerstörten Körper: „Eine solche Regeneration braucht Zeit. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du eigentlich schon tot bist.“ Tot, ja. Naraku konnte einen unwillkürlichen Schauder nicht unterdrücken. Nie zuvor in allen Zeiten seiner bisherigen Existenz war er der anderen Welt so nah gewesen. Um korrekt zu sein, befand sich wohl auch ein gut Teil seines Körpers dort. Erstaunlich, dass sie das so feststellen konnte. Sie war wirklich eine talentierte Heilerin. „Ich habe es auch fast gedacht. Und ich vermute, mein Feind unterlag ebenfalls diesem Irrtum.“ „Glück für dich. - Leg dich dort auf das Lager.“ Sie ging in den Hintergrund ihrer Höhle: „Ich muss suchen. Eine solch schwere Verletzung habe ich noch nie gesehen. Es ist fast, als sei ein Teil deines Körpers…verschwunden. Eigenartig.“ Sie dachte eindeutig zuviel nach. Naraku ließ sich auf das Lager sinken. Das würde ihrer Lebenserwartung nicht gut tun. Abgesehen von ihrem Einsamkeitskoller. Aber im Augenblick war sie die Einzige, die ihm helfen konnte und wollte. Sobald er wieder geheilt war, würde er sie töten. Und dann endlich den ihm zustehenden Platz als Herrscher einnehmen. Leider war das Juwel nun außerhalb seiner Reichweite. Sein Blick glitt zu den Papieren und Büchern im Hintergrund der Höhle. Dort müsste es doch etwas geben, das ihm weiterhelfen konnte. Irgendwie mussten dieser verwünschte Inu no Taishou und seine Brut doch zu schlagen sein. Charybdis studierte nachdenklich ihre Bücher. Sie täuschte sich sicher nicht, wenn sie im Körper ihres Gastes die Kälte des Todes spürte. Wie hatte er nur gekämpft? Oder besser: gegen wen oder was? Seltsamerweise fragte sie sich zum ersten Mal, wer wohl die Feinde dieses Dämons sein konnten, der es immerhin geschafft hatte, mit ihrer ach so lieben Scylla fertig zu werden. Tod, ja. Sie blätterte weiter, suchte nach Wegen und Methoden, ihn rasch zu heilen. Es dürfte nur wenige Dämonen werden, die das übertrumpfen konnten. Ein Provinzfürst? Oder gar… Sie sah nicht auf, aber sie spürte, wie eine gewisse Kälte über ihren Rücken lief. In einem alten Pergament hatte sie einmal eine Erwähnung gefunden, dass der mächtige Inu no Taishou einen Höllenpfad geöffnet hatte, als er den alten Herrscher schlug. Hatte sich Naraku etwa mit dem angelegt? Das war Hochverrat. Nicht, dass sie die Tatsache an sich verabscheut hätte. Aber sich ohne weitere Fähigkeiten in Händel mit dem Inu no Taishou zu stürzen, war Dummheit. Und gegen diese hatte sie etwas. Nun gut. Sie hatte gesagt, sie würde Naraku heilen, und das würde sie auch tun. Danach sollte er seine Gegenleistung bringen und ihre Insel verlassen. Das wäre vermutlich für sie deutlich gesünder. Sollte er tun, was er meinte. Oder hatte er etwa angenommen, besondere Fähigkeiten zu haben? Welche? Konnten diese auch ihr nützlich sein? Nein. Er hatte zweimal verloren, war in recht desolatem Zustand zu ihr geflohen. Er hatte sicher nichts weiter zu bieten als einen netten Körper und einen ziemlich intriganten Verstand. Sie blickte auf: „Nun, ich fürchte, das Ritual der Wiedergeburt muss dir helfen. Du warst schon zu nahe an der Grenze der anderen Welt, als dass einfachere Mittel anschlagen würden.“ „Und?“ „Es dauert. Und es wird schmerzhaft sein.“ Naraku presste unmerklich die Zähne zusammen. Dafür würde ihm der Inu no Taishou bezahlen! Und die beiden Prinzen gleich dazu. Aber er hatte keine Wahl: „Tu, was nötig ist.“ „Ich werde gehen und die Zutaten besorgen müssen. Wie gesagt, es dauert.“ Sie erhob sich: „Es sind allein vierzig verschiedene Kräuter dabei.“ Sie verließ ihre Höhle. Ihr Gast sah ihr nach. Selbst, wenn er gesund und bei vollen Kräften gewesen wäre, hätte er diesen Ort nicht verlassen können. Ihr Bannkreis war zu stark. Nun, das ließ sich ändern. Die allermeisten Zauber versagten, wenn der Erschaffer tot war. Und wenn er sich nicht allzu sehr täuschte, hatte sie schlussendlich mitbekommen, wer seine Feinde waren. So bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie eifrig wurde, dem Inu Taishou oder den Prinzen davon erzählen würde, dass er noch am Leben sei, selbst, falls sie ihm half, sich zu regenerieren. Nein. Er musste sie töten, sobald sich eine Gelegenheit ergab. Einem offenen Angriff würde sie sicher widerstehen können, da gab er sich keinen Illusionen hin, zumindest, solange er sich nicht irgendwie gestärkt hatte. Erst einmal jedoch musste er warten. Und nachdenken. Sein Blick glitt zu ihrer Bibliothek. Es wäre doch gelacht, wenn er dort nicht irgendeinen Hinweis finden würde, wie er auch ohne das Juwel stärker werden konnte… Moment, unterbrach er sich. Er hatte doch noch nie eine derartige Hilfe benötigt. Es war nur eine völlig andere Strategie notwendig, als er bislang eingeschlagen hatte. Den direkten, wenn auch verborgenen, Angriff auf die Herrscherfamilie mit dem Seelenspiegel und Tsubaki hatten die Prinzen vereitelt. Sein Bündnis mit Scylla, um heimlich kleine Aufstände auflodern zu lassen, so langsam einen großen entstehen zu lassen, war am Inu Taishou selbst und seinen Söhnen gescheitert. Alle Heimlichkeiten hatten nichts genutzt. Also sollte er anders vorgehen. Wie konnte er an Bewaffnete kommen? Wie einen richtigen Aufstand organisieren? Hm. Er schloss die Augen. Früher oder später würde ihm etwas einfallen. Er musste nur seinen Ideen vertrauen. Und dann, ja, dann würde er endlich Herrscher anstelle des Inu no Taishou werden können. Als Charybdis zurückkehrte, trug sie einen großen Beutel prall gefüllt mit Kräutern mit sich. „So. Ich werde dir erst einmal das magische Bad anrichten, damit wir den ersten Teil in Angriff nehmen können. Aber, wie gesagt, es wird Tage dauern.“ „Dessen bin ich mir bewusst, meine Teure.“ Aber ein Punkt, den er inzwischen erkannt hatte, war, dass er langsam vorgehen musste und nichts überstürzen durfte. Auch, wenn sie ihn für tot hielten, so war seine Meinung über die Fähigkeiten des Herrschers und dessen Welpen gestiegen. „Ich bedauere, dir diese Mühe machen zu müssen, aber du bist eben die Einzige, die das vermag.“ Bis sie ihn geheilt hatte, war er leider auf sie angewiesen. Danach...nun, danach war sie sicher überflüssig. Noch einmal würde er nicht verlieren, nicht noch einmal. Aber zunächst einmal müsste er das Ritual der Wiedergeburt durchstehen. So weit er wusste, würde das mindestens eine Woche dauern. In Laeta, der Hauptstadt des 4. Bezirks sah Fürst Korus ein wenig erstaunt auf die Braut seines Neffen. Kagura stand erstarrt da, die Hand an die Brust gepresst. „Ist dir nicht gut, meine Liebe?“ erkundigte er sich allerdings leutselig. Immerhin hatte der mächtige Inu no Taishou selbst die Heirat zwischen Kagura und seinem Neffen Kouga anbefohlen. Die Winddämonin schüttelte ein wenig den Kopf. „Danke, Fürstliche Gnaden“, brachte sie hervor. Was sollte sie denn auch anderes sagen? Dieses eigenartige Gefühl in der Herzgegend…..Wenn sie nicht sicher gewesen wäre, dass der Herrscher Naraku getötet hatte, hätte sie angenommen, diesen entfernt zu spüren. „Es ist sicher nur die Aufregung.“ „Ja, man heiratet nicht jeden Tag, Nun, komm. Kouga wird bestimmt pünktlich warten. Und Ginta ist auch schon recht aufgeregt über seine neue, große Schwester.“ „Das denke ich mir.“ Kagura musste lächeln. Der kleine Wolf samt seinem Freund Haggaku war in den letzten Tagen kaum aus ihrem Zimmer zu bringen gewesen. Zu neugierig war er auf die Welt außerhalb der vertrauten Stadt. Während sie dem Fürsten folgte, träumte sie noch einmal ein wenig sehnsüchtig vom Kronprinzen. Sie hätte Sesshoumaru Kouga jederzeit vorgezogen. Aber Befehl war Befehl, und wenn sie daran dachte, dass der Inu no Taishou mit Fug und Recht sie als Hochverräterin hätte hinrichten lassen können, war sie gewiss die Letzte, die sich beschweren durfte. Immerhin sah Kouga auch nicht gerade schlecht aus, war der zukünftige Fürst eines Bezirks….Und seine Familie war wirklich nett zu ihr. Nein, das war sicher das Beste, was ihr hatte zustoßen können, vor allem, dass Naraku endlich tot war, sie endlich von ihm frei war. Charybdis stand am Ufer ihrer kleinen Insel und betrachtete den Sonnenuntergang. Ihr Gast schlief. In den vergangenen Tagen hatte er sich erholt, deutlich schneller, als sie es geglaubt hatte. Vielleicht lag die Ursache dafür darin, dass er aus vielerlei Dämonen bestand? Sie hatte es mit gewisser Überraschung festgestellt. Welcher Dämon war schon nicht er selbst? Ein anderer Grund für seine Heilung konnte allerdings auch darin liegen, dass er so nahe am Jenseits gewesen war. Soweit sie wusste, konnte sich dadurch auch magische Macht verstärken. Was sollte sie nun tun? Er war sicher bald wieder gesund, konnte seiner Pflicht aus ihrem Pakt nachkommen. Und dann? Hatte sie ihn auf ihrem Lager gehabt, musste sie ihm auch erlauben, ihre Insel zu verlassen. So lautete der Vertrag, den sie geschlossen hatten. Sollte sie dann den Inu no Taishou davon in Kenntnis setzen, dass Naraku noch am Leben war? Es war abzuwägen. Der Herrscher verstand bekanntermaßen keinen Spaß, wenn es um Hochverrat ging, und auf ein zu intensives Gespräch mit dem Kronprinzen konnte sie gut verzichten. Soweit sie gehört hatte, endete das leicht in einem Begräbnis. Andererseits war es nur zu sinnvoll, Naraku diese Entscheidung zu verschweigen. „Was für ein wunderschöner Sonnenuntergang, meine Liebe“, sagte dieser hinter ihr. Sie spürte, dass er hinter sie trat, die Hände auf ihre Schultern legte. Wollte er jetzt etwa ihren Vertrag erfüllen? War er schon wieder so erholt? „Ja, das ist er“, sagte sie allerdings nur, ohne sich umzudrehen. „Ist deine Regeneration schon so fortgeschritten?“ „Ich hatte ja einen guten Heiler.“ Er strich ihr Haar beiseite: „Ich fühle mich ausgezeichnet.“ „Das freut mich.“ „Natürlich. Ich werde nie vergessen, was du für mich getan hast, Charybdis.“ Seine Finger glitten über ihren Hals, ihr Gesicht und packten plötzlich fester zu. Es gab einen leisen knackenden Laut, als ihr Genick brach. Naraku wandte sich um und kehrte zu der Höhle zurück. Mit leiser Befriedigung stellte er fest, dass der Bannkreis um die Insel in der Tat erloschen war, mit seiner Schöpferin untergegangen war. Wie leichtsinnig von der guten Charybdis, nicht damit gerechnet zu haben, dass er seinen Teil des Paktes gar nicht erfüllen wollte. Ehrbarkeit und Vertrauen waren eindeutige Schwachpunkte der meisten Wesen. Jetzt würde er sich in aller Ruhe die Bibliothek der teuren Verblichenen ansehen. Irgendein Hinweis, irgendeine Idee würde er dann schon bekommen. Zwei Punkte waren ihm jedenfalls klar: er würde niemals aufgeben und er würde einen neuen Plan schmieden. Er nahm sich die ersten Rollen und ließ sich nachlässig auf dem Lager nieder. Noch einige wenige Tage, dann wäre er vollkommen wiederhergestellt. Überdies schienen seine magischen Fähigkeiten angestiegen zu sein, womöglich eine Folge der Todesnähe, in der er sich befunden hatte. Er würde ausprobieren müssen, wie mächtig er nun war und über welche neuen Fähigkeiten er jetzt verfügte. Zu schade, dass das mit dem Juwel der vier Seelen nicht funktioniert hatte, aber er war zu nüchtern, um verlorenen Chancen nachzutrauern. Es würde sich bestimmt etwas anderes ergeben. Inuyasha drehte sich um: „Was ist, Kagome? Müde?“ „Ein wenig. Machen wir Pause.“ Die junge Priesterin kam heran: „Wir sind doch seit heute früh unterwegs.“ Der Prinz ließ den Sack fallen: „Essen wir. Es war nett von Fürst Korus, uns so viel mitzugeben.“ Natürlich, dachte Kagome. Der Fürst war zum einen stolz gewesen, eine so prächtige Hochzeit für seinen Neffen ausrichten zu können, zum zweiten wollte er ganz sicher nicht einen Sohn des Inu no Taishou verärgern. Sie setzte sich. „Was ich dich fragen wollte….“ „Ja?“ „Dein…dein Vater und meine Mutter sind ja immer noch in diesem Schloss. Musst du unbedingt schon in die Hauptstadt zurück?“ „Unbedingt nicht, glaube ich. Ich müsste eben Sesshoumaru fragen. Der macht ja im Moment alles.“ Schließlich wollte er doch seinen neu erworbenen guten Ruf in der Familie nicht aufs Spiel setzen: „Was meinst du denn?“ „Ich…seit ich bei dir bin, war ich schon in einigen Bezirken Ich würde gern noch andere sehen. Weißt, du, ich habe immer in der Hauptstadt gelebt….“ „Na ja, die meisten sind nichts Besonderes. Hier zum Beispiel, das ist das südliche Ende des 14. Sango stammt aus diesem. Hier gibt es viele Wälder und Wiesen.“ „Sango? Dann leben hier die Dämonenjäger?“ „Ja, wenn du das so nennen willst. Nicht jeder Bewohner ist ein Dämonenjäger.“ Er biss ein großes Stück des kalten Bratens ab: „Schmeckt gut. Probier mal.“ Sie schüttelte ein wenig den Kopf. Aber natürlich konnte sie einem Prinzen nicht sagen, dass er sich besser benehmen sollte. „Ja“, meinte sie daher nur und nahm ein deutlich kleineres Teil um ein Vorbild zu geben: „Nicht jeder ist ein Dämonenjäger?“ fragte sie doch nach: „Ich dachte, es gibt mehrere Dörfer.“ „Schon.“ Er schluckte: „Vier, um genau zu sein. Aber normalerweise regiert hier Fürst Notos, wie jeder andere Provinzfürst auch. Nur diese vier Dörfer haben die Tradition und die Fähigkeiten. Sie gehören zusammen, regieren tut sie ein...wie heißt das…na ja...sie haben einen gemeinsamen Anführer, der nur Fürst Notos verantwortlich ist, und natürlich Vater.“ „Und sie arbeiten für...für sie?“ „Ja, klar. Wann immer es irgendwo Zwischenfälle mit diesen Primitivdämonen gibt und Vater nicht mich schickt.“ „Ah ja. Und Sango ist aus einem dieser Dörfer.“ „Stimmt. Ihr Bruder soll jetzt ja zu mir kommen. Wie heißt er nur?“ Er dachte nach. „Kohaku“, antwortete Kagome prompt: „Er ist jünger als Sango, sogar noch jünger als ich. Ist das nicht zu gefährlich für ein Kind?“ „Dämonenjäger werden so erzogen. Genauso, wie du ja auch schon deine Ausbildung hast.“ „Ich bin aber noch nicht so fähig wie Kikyou.“ Das würde sie auch nie werden, da war sie sicher. Und selbst ihre große Schwester hatte sterben müssen. Inuyasha sah das einfach zu locker. Nun gut, er konnte es sich vermutlich leisten. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, was er in den Kämpfen gegen Naraku zustande gebracht hatte. Inuyasha seufzte unhörbar. Er gab sich solche Mühe, sie nicht mit Kikyou zu vergleichen, und immer wieder fing sie selbst davon an. Auch er konnte es nicht gerade leiden, wenn man ihn mit seinem Bruder verglich. „Das wird schon“, versuchte er jedoch zu trösten, da sie wirklich unglücklich schien: „Außerdem: da dieser dämliche Naraku endlich erledigt ist, wird jetzt ja hoffentlich mal wieder Ruhe einkehren.“ Er sah sie an: „Du brauchst keine Angst zu haben.“ „Ich habe keine Angst!“ fauchte sie postwendend: „Aber Kohaku ist doch wohl noch ein Kind.“ „Er ist ein Dämonenjäger. Und sicher kann er was, sonst hätte Sango ihn mir nicht vorgeschlagen.“ „Ja, schon gut.“ Irgendwie hatte er wohl Recht. „Was ist noch da?“ „Zu essen?“ Er reichte ihr den Sack, den er die vergangenen vier Tage schon getragen hatte: „Eine Menge.“ Fürst Korus hatte sie in der Tat gut versorgt. Als sie den Käse auspackte fragte sie: „Magst du auch etwas?“ „Käse stinkt mir zu sehr.“ Er rieb sich über die Nase. Armer Hund, dachte Kagome. Eine Hundenase zu haben musste manchmal lästig sein. Zum ersten Mal erkannte sie amüsiert, dass es für den Herrscher oder den Kronprinzen gewiss noch ärger sein mochte. „Fürst Notos, also…“ „Ja. Er hat einen Sohn, der ungefähr so alt wie ich ist. Er heißt…Dykrien oder so ähnlich.“ Er hatte ihn kennen gelernt, als der Provinzfürst seinen Erben dem Herrscher vorgestellt hatte. „Und wie heißt der Anführer der Dämonenjäger?“ „Keine Ahnung. Mir fällt nicht mal der Titel ein. Ist so ein eigenartiger Begriff.“ Er sah zum Himmel auf, als er nachdachte: „Harmost, ja, genau. Keine Ahnung, was das bedeutet.“ „Harmost? Das habe ich schon einmal gehört. Das ist ein militärischer Titel, dachte ich allerdings.“ „In gewisser Weise ist er das wohl auch. Ich meine, der Anführer der Dämonenjäger ist immerhin eine Art Befehlshaber.“ Kagome zuckte etwas die Schultern: „Ich habe Sango nicht gerade als Kriegerin gesehen.“ „Solltest du aber. Sie kann kämpfen.“ Er sprang auf: „Na schön. Gehen wir weiter. Wenn wir im Schloss sind, frage ich Sesshoumaru, ob ich dir irgendeinen Bezirk zeigen kann. Ich muss ihn ja leider fragen.“ „Er ist der Regent.“ „Eben“ Und immerhin war er zwischenzeitlich sicher, dass ihn sein Halbbruder anhören würde, was er vor wenigen Monaten gewiss nicht getan hätte. So gesehen hatte der ganze Ärger mit Naraku einen Vorteil gehabt. Kagome stand auf: „Was schenkst du Sango und Miroku eigentlich zur Hochzeit? Ich habe noch immer keine Idee.“ „Ein Dorf.“ „Äh…was?“ „Na, ein Dorf mit Menschen der dritten Rangstufe, damit sie versorgt sind.“ Manchmal vergaß sie wirklich, mit wem sie hier so entspannt redete. Das sollte sie wohl besser nicht: „Ein großzügiges Geschenk.“ „Vater muss nur noch zustimmen, aber das wird er sicher. Was schenkst du ihnen?“ „Ich habe keine Ahnung, darum fragte ich ja.“ „Du kommst doch aus einem bekannten Tempel. Hat dein Großvater nichts?“ Kagome überlegte flüchtig, was das Brautpaar zu den diversen Dingen sagen würde, die ihr Opa sammelte: „Nein, das wohl weniger…Aber ich könnte Kochrezepte von meiner Mutter aufschreiben und sie Sango geben.“ „Stimmt. Kochen kann sie nicht.“ Der Halbdämon verzog das Gesicht in Erinnerung an einen Versuch. „Kannst du kochen?“ erkundigte er sich dann neugierig. „Ja, natürlich.“ Oh, das hätte sie wohl besser nicht gesagt, erkannte sie, als sie seine freudige Miene sah: „Ich werde einmal für dich kochen, in Ordnung? Aber erst, wenn du mir einen Bezirk gezeigt hast.“ Inuyasha fand das ein gerechtes Angebot. ******************************************** Ob er immer noch der Meinung wäre, wenn er wüsste, dass sie tatsächlich noch nie gekocht hat? Harmost war im alten Sparta der Titel eines Garnisionskommandanten in einer Provinz, der auch die Verwaltung unter sich hatte. Das nächste Kapitel heisst: Neue Bekannte. Naraku hat einen neuen Plan und die Hundefamilie ist ahnunglos. Dafür lernt Rin einen neuen Freund kennen. Wer so nett ist, mir einen KOmmentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Nachricht, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 27: Neue Bekannte ------------------------- Freut mich, dass ihr wissen wollt, wie weit die Bemühungen des Inu no Taishou mit seinem Flirt gediehen sind. Aber lassen wir Papa noch ein wenig im Urlaub und wenden uns Naraku und seinen neuen Plänen zu... 27. Neue Bekannte Naraku wanderte durch den Wald. Niemand hätte in dem älteren Herrn mit dem großen Packen Bücher den einstmaligen Fürsten des 18. Bezirks vermutet. Auf sein Pavianfell hatte er verzichtet. Zu viele wussten, dass er es in der Hauptstadt getragen hatte, und wenn es irgend ging, wollte er weiterhin für tot gehalten werden. So hatte er sich entschlossen, in der Gestalt eines dämonischen Gelehrten seinen neuen Plan zu verfolgen. Es gab nur wenige bewaffnete Gruppen im Lande, sah man von den Palastwachen der Provinzfürsten und dem Heer des Inu no Taishou ab. Die Mänaden waren vernichtet, die Amazonen gezähmt worden, beides Dinge, die er dem Herrscher und seinen Welpen ankreidete. Die einzigen Menschen, die noch bewaffnet waren und eine gewisse Kampfstärke besaßen, waren die Dämonenjäger. Mit den Primitivdämonen, die außerhalb der Ordnung standen, hatten sie keinerlei Probleme, und er war überzeugt, dass sie auch mit Dämonen der zweiten Rangstufe gut zurande kommen würden. Mit ein wenig Übung und seinen neuen magischen Fähigkeiten würden sie gewiss auch mit den Kriegerdämonen der ersten Stufe fertig werden. Über die Tatsache, dass sie dem Inu no Taishou treu ergeben waren, machte er sich keine Gedanken. Es würde Zeit brauchen, viele Gerüchte und kleine Bosheiten, aber eines Tages wären sie reif für einen Aufstand. Schließlich würde er weitaus länger leben, und nach einer Generation wären sie gewiss Wachs in seinen Händen. Er sah auf, als von einem Baum vor ihm zwei Männer sprangen, in der Kleidung der Dämonenjäger. Er hatte nicht gedacht, schon so nahe an den Dörfern zu sein. So blieb er stehen. „Wohin des Wegs, Dämon?“ fragte einer: „Du bist hier im Gebiet der Dämonenjäger.“ „Ja, ich weiß.“ „Hast du einen Auftrag für uns?“ „Nein. Ich möchte zu eurem Anführer.“ „Zum Harmost?“ „Ja. Ich möchte ihm ein Angebot unterbreiten. Mein Name ist Ixion, wenn ihr schon von mir gehört habt.“ Ob sie den Witz verstehen würden? Nach Legenden war Ixion der erste Mensch, der einen Mord an einem Verwandten beging. „Nein. Aber du bist ein Gelehrter?“ „Ja.“ „Komm.“ Die beiden Dämonenjäger musterten den Unbekannten noch einmal rasch. Aber er trug keine Waffen. Nun gut, er schien ein Dämon der zweiten Rangstufe zu sein, diese durften keine tragen. Aber sie bewiesen ihre Vorsicht, als sie vor und hinter dem Fremden blieben. Naraku betrachtete interessiert das befestigte Dorf. Ganz sicher waren die Behausungen der Dämonenjäger mit die am besten geschützten Plätze des ganzen Landes. Auch bewaffnete Frauen entdeckte er, aber dessen war er sich bewusst gewesen. Immerhin war diese Sango, die mit Inuyasha herumzog, auch eine Dämonenjägerin. Ein menschlicher Mann mittleren Alters kam näher: „Besuch?“ „Er heißt Ixion, Harmost, und wollte dich sprechen“, meldete der Wächter sofort. „Ungewöhnlich, dass uns ein Dämon aufsucht. Nun gut. Komm näher, Ixion. Was willst du von mir?“ Naraku atmete ein wenig auf. Die Tatsache, dass er sich als ein älterer Gelehrter verkleidet hatte, schien die Dämonenjäger zu beruhigen. „Nun, ich möchte Euch einige Zeit um Gastfreundschaft bitten und die Erlaubnis, ein wenig über Eure Lebensgewohnheiten erfahren zu dürfen. Über Euer Volk ist wenig bekannt. Im Gegenzug dazu würde ich Euch meine Kenntnisse über Kampftechniken gegen Dämonen zur Verfügung stellen.“ „Glaubst du, dass wir Hilfe benötigen?“ „Nein, natürlich nicht, da bin ich sicher. Aber mehr zu lernen, sich zu verbessern, schadet doch nie.“ „Das ist wahr.“ Der Anführer der Jäger sah sich um: „Entschuldige mich einen Augenblick, Ixion. Ich möchte mich von meinem Sohn verabschieden. Er reist ab.“ „Natürlich.“ Naraku nahm an, dass der Harmost sich mit einigen Leuten beraten wollte, erkannte dann, dass dieser tatsächlich zu einem Jungen ging, der um die zwölf Jahre sein mochte. Aber er trug bereits Kampfkleidung. Waren die Kinder hier tatsächlich schon ausgebildet oder war das nur zu Bequemlichkeitszwecken? Gleich, dachte er. Was musste es ihn interessieren, wohin der Bengel ging? Wichtig war, dass ihm der Vater das Hierbleiben erlaubte. Nur so konnte er sein Intrigenspiel beginnen. Vater und Sohn sprachen kurz miteinander, umarmten sich, dann drehte sich der Junge um und ging, während der Harmost zu seinem Gast trat: „Wir sollten uns in Ruhe unterhalten. Du kennst also Techniken gegen Dämonen? Du weißt sicher, dass wir von den Provinzfürsten immer wieder zum Kampf gegen niederrangige Dämonen geholt werden…?“ „Ja. Und ich bin sicher, dass ein weiser Anführer daran denkt, dass es weniger Verletzte unter seinen Leuten gibt, wenn diese besser ausgebildet sind.“ „In der Tat.“ „Ich nehme an, Euer Sohn reist auch, um mehr zu lernen?“ „Kohaku geht in den Dienst des erhabenen Herrschers.“ Der Harmost musterte den riesigen Packen Bücher auf dem Rücken des Besuchers: „Du trägst viel Wissen mit dir.“ „Äh, ja.“ Naraku war ein wenig überrascht. Was wollte denn der Inu no Taishou mit so einem Kind? Oder war das nur ein Vorwand? Den Erben des Harmost am Hofe zu haben….das wäre eine perfekte Geiselnahme. „Ich bemühe mich stets, viel zu lernen.“ „Ich werde dein Wissen prüfen. Komm mit. Denn ein Rätsel ist bei uns erschienen.“ Naraku folgte dem Anführer gelassen durch den Ort. Ganz bestimmt wusste ein Mensch weniger als er. Und er hatte in der Tat die halbe Bibliothek mitgenommen, die Charybdis gesammelt hatte, um glaubhaft als Gelehrter gelten zu können. Am anderen Ende des Dorfes gingen die beiden aus dem Tor, weiter zu einem Hügel. Der Harmost sah zur Seite: „Hast du schon einmal etwas vom Juwel der vier Seelen gehört?“ Naraku hatte das Gefühl einen Schlag in den Magen zu bekommen: „Nun, soweit ich weiß, war es im Besitz einer Priesterfamilie. Der...der ehemalige Provinzfürst Naraku soll es an sich gebracht haben. Und es soll mit ihm ins Jenseits eingegangen sein.“ Nun gut…er selbst war durchaus noch hier. Aber woher wusste dieser Dämonenjäger von dem Juwel? „Du bist in der Tat gut informiert, Ixion. - Wusstest du, dass das Juwel einst von uns bewacht wurde? Aber es brachte viel Unglück über uns, denn nur wenige Menschen sind stark genug, es behüten zu können. In vielen weckt es nur die Gier nach Macht. So übergaben es einst meine Vorfahren einer Priesterin. In deren Familie blieb es. Der mächtige Inu no Taishou sandte uns darum auch die Mitteilung, dass es nun in der Hölle ruhe. – Komm, hier in die Höhle.“ Mehr als nur ein wenig erstaunt folgte Naraku dem Mann in den Berg. Was sollte das hier werden? Im Schein von Fackeln erkannte er eine weibliche Gestalt, umgeben von Dämonen. „Dies hier“, sagte der Harmost: „Sind eine Priesterin und Dämonen. Sie sind versteinert, als das Juwel der vier Seelen aus ihren Seelen entstand.“ Genauer wollte er es einem Fremden nicht erklären. „Das…!“ war alles, was Naraku hervorbrachte, als er auf einem kleinen Felsen ein Juwel liegen sah, das er erkannte. Aber etwas stimmte nicht. Die Ausstrahlung, die magische Macht war vollkommen verschwunden. War das etwa eine Fälschung? „Ja, das ist das Juwel der vier Seelen. Es erschien vor gut einer Woche vollkommen unerwartet an seinem ursprünglichen Platz. Aber jeder von uns erkannte, dass es…ja…dass es eben ein Rätsel war. Was meinst du nun?“ „Ihr seid sicher, dass das das echte Juwel ist? Ich vermisse eine gewisse magische Macht.“ „Ja, das fiel uns auch auf.“ Der Harmost beschloss, dass dieser Ixion wohl wirklich etwas konnte: „Weiter.“ „Ist es eine Fälschung...wer sollte das getan haben und was verspricht er sich davon? Nein. Zumal Ihr sagt, dass es hier auftauchte, ungefähr zu dem Zeitpunkt, an dem der Inu no Taishou es in das Jenseits schickte. Möglicherweise ist es darum so…so tot, da es im Jenseits war und die ursprünglichen Seelen darin nun erloschen sind.“ Naraku dachte fieberhaft nach. Das gab es doch einfach nicht. Das mächtigste Juwel, das er so begehrt hatte, für das er intrigiert und gemordet hatte, lag hier direkt vor ihm – und war nutzlos. Wie nur konnte man es wieder aktivieren? Er musste dringend in den Büchern nachlesen. „Ja, das könnte stimmen. Gut, Ixion. Ich werde Euch eine Hütte zuweisen lassen. Seid unser Gast.“ „Ich danke Euch, Harmost.“ Naraku verneigte sich leicht. Seine Gedanken rasten. Das Juwel hier…dann musste er womöglich nicht seinen ursprünglichen Plan verfolgen, der über Jahrzehnte gelaufen wäre? Er konnte die Dämonenjäger sicher nicht geistig kontrollieren, dazu waren sie zu stark und gut ausgebildet. Aber vielleicht könnte eine kleinere Manipulation schon etwas bewirken, die Gedanken in eine von ihm gewünschte Richtung lenken? Und konnte er erst das Juwel wieder benutzen… Er mahnte sich zur Ruhe. Noch hatte er keine Idee. Er musste nachdenken. Diesmal durfte ihm kein Fehler unterlaufen. Solange er seine Rolle als Gelehrter Ixion spielte, war er hier sicher. Der zwölfjährige Junge betrachtete das Palasttor. Er wirkte bei weitem nicht so eingeschüchtert wie so mancher, den die Wachen hier gesehen hatten, aber sie erkannten den traditionellen Kampfanzug der Dämonenjäger. Durch das offene Tor eilte eine junge Frau: „Kohaku!“ Sango umarmte ihn fest. „Meine verehrte, große Schwester“, gab dieser zurück und drückte sie an sich: „Wir haben uns schon fast ein Jahr nicht gesehen.“ „Nein. Und du bist groß geworden. Komm mit. Ich möchte dich Prinz Inuyasha vorstellen, und natürlich auch Miroku.“ „Den du heiraten willst.“ Kohaku sah auf: „Ich freue mich darauf, ihn kennen zu lernen.“ „Fein. Wie geht es Vater? Den anderen? Habt ihr viel zu tun?“ „Vater geht es gut und….Hallo Kirara!“ Die kleine Katze kam angerannt und er hob sie auf: „Lange nicht gesehen!“ Erst dann blickte er zu seiner Schwester: „Wie ist denn der Prinz so?“ „Nett. Ich bin sicher, du wirst dich rasch eingewöhnt haben. Ich darf noch ein bisschen hier bleiben, um dich einzulernen, und dir die Bräuche am Hofe zu erklären.“ „Fein.“ Die Geschwister gingen in das Schloss. Gut eine Stunde später befanden sie sich im Garten. „Nun?“ fragte Sango mit einem Lächeln. „Inuyasha ist einfach…“ Kohaku zuckte ein wenig die Schultern: „So hätte ich mir einen Prinzen nie vorgestellt.“ „Vorsicht. Nenne ihn Seine Durchlaucht, wenn andere dir zuhören. Wie er zu seinen Freunden ist und in der Öffentlichkeit, sind zwei Dinge.“ „Warum? Ich meine, Vater ist doch auch immer gleich.“ „Nicht ganz. Und je höher jemand im Rang steht, umso wichtiger ist es wohl, sein Gesicht in der Öffentlichkeit zu wahren.“ „Ich verstehe. – Wer ist das?“ Sango sah auf, nur um eilig auf die Knie zu fallen, den Kopf zu neigen. Kohaku folgte ihrem Beispiel, zumal er bemerkte, dass alle im Garten es ihr gleich taten. Wer war das? Nun, eigentlich konnte, musste das der Kronprinz sein, Sesshoumaru, da er nicht alt genug war, um der Herrscher selbst zu sein. Überdies hatte Inuyasha ja gesagt, sein Vater sei nicht im Schloss. Sango richtete sich auf, als der Kronprinz verschwunden war: „Das war Seine Gnaden.“ „Muss man vor Inuyasha auch so zu Boden gehen?“ „Natürlich. – Oh: der Kronprinz ist sehr….ungeduldig, was Fehler betrifft. Pass auf. – Ich muss dich für einen Moment allein lassen. Wenn ich das richtig sehe, geht er zu Inuyasha. Vielleicht gibt es einen Auftrag, er ist doch im Augenblick der Regent. Du kannst hier überall im Garten herumgehen, nur nicht dort, jenseits des Zaunes. Das ist der Privatgarten des Herrschers.“ Sie stand auf: „Ich finde dich sicher später. Komm, Kirara.“ Kohaku sprang auf. An solche höfischen Sitten musste er sich erst gewöhnen. Aber das würde ihm sicher schon gelingen. Eigentlich war es umso netter von Inuyasha, zumindest im vertrauten Kreis nicht auf seinen Vorrechten zu beharren. Der Prinz sah sowieso freundlich aus, irgendwie menschlich. Ob das daran lag, dass er ein Halbdämon war und kein echter? Er sah sich um. Hier waren einige Menschen, aber auch Dämonen, die wohl gerade frei hatten, sich hier im Garten erholten. Er kannte verständlicherweise niemanden davon und so ging er einfach in eine Richtung, in der weniger los zu sein schien. Hinter einem dichten Hortensiengebüsch setzte er sich unter einen Baum. Der Garten war recht groß, fand er. Nun gut, er kannte nur die kleinen Gemüsegärten in seinem Dorf. Was wohl hier alles auf ihn warten würde? Sango hatte ja gemeint, er würde sich rasch eingewöhnen, und seine große Schwester kannte ihn doch gut genug. „Oh, ich wusste nicht, dass hier jemand ist!“ Er sah erstaunt auf. Ein kleines Mädchen stand vor ihm, gewiss vier Jahre jünger als er selbst, und eindeutig ein Mensch. Sie hielt eine Melone in der Hand. „Wolltest du hier essen?“ fragte er daher: „Komm nur her.“ „Danke. Das hier ist mein Lieblingsplatz, wenn ich nichts zu tun habe.“ Sie ließ sich nieder, ein Stück von ihm entfernt, betrachtete ihn aber neugierig. „Ich bin Rin. Als was arbeitest du?“ „Ich heiße Kohaku. Ich bin ein Dämonenjäger und soll ab jetzt bei Inu…bei Prinz Inuyasha arbeiten. Was machst du, Rin?“ Sie ging doch sicher zur Schule. „Ich bin Drachenreiterin“, erklärte die Kleine stolz: „Magst du auch ein Stück Melone?“ „Ja, gern, danke. Was ist eine Drachenreiterin?“ Soweit er wusste, hatten nur sehr ranghohe Dämonen Drachen als Reittiere. „Ich betreue und reite den Drachen für Eure Gnaden.“ „Ahja.“ Eigenartige Anrede, die sie da verwendete. Was meinte sie? Den Kronprinzen doch kaum, da hätte sie doch Seine Gnaden sagen müssen. War das so die Anrede für einen Provinzfürsten? „Macht das Spaß? Ist dein Herr nett zu dir?“ „Oh ja, es macht viel Spaß. Ich war mit Ah-Un, das ist der Drache, schon ganz im Norden, wo es Schnee gibt. Da wäre ich sonst niemals hingekommen. Ich bin froh, dass ich nun in der zweiten Rangstufe bin.“ „Dann hast du eine besondere Fähigkeit? Oh, natürlich: du kannst einen Drachen reiten.“ „Ja. Eure Gnaden hat mich mitgenommen.“ Wieder diese eigenartige Anrede. Aber Kohaku wollte nicht nachfragen, um sich nicht zu blamieren. Vermutlich wusste jeder bei Hofe, wen sie meinte. „Dann hast du Glück gehabt.“ „Ja. – Kohaku, magst du auch einmal einen Drachen reiten?“ „Ja, gern.“ Das wäre doch mal ein besonderes Abenteuer: „Aber...darfst du einfach so jemanden auf dem Drachen deines Herrn reiten lassen?“ „Nein, natürlich nicht. Aber ich werde um Erlaubnis bitten, einen Freund mitnehmen zu dürfen, wenn ich Ah-Un ausreite. Drachen brauchen viel Bewegung.“ „Sind deine Eltern auch hier?“ „Nein, sie sind tot.“ Rin sah zu Boden: „Sie starben bei einem Überfall durch diese einfachen Dämonen.“ „Oh, das tut mir leid.“ „Schon gut. Es ist lange her.“ Sie lächelte ihn an: „Und Prinz Inuyasha und du, ihr jagt sie ja, oder?“ „Ja. Also, bislang tat das meine Schwester, aber da sie heiratet, soll ich nun das übernehmen.“ „Oh, dann bist du der Bruder von...von…“ Sie legte angestrengt die Stirn in Falten: „Sie hat diese süße Katze.“ „Sango. Und die Katze ist Kirara.“ Rin kannte sicher nur die niedliche Seite der Kampfkatze. „Ja, genau. Sie hat zwei Schwänze.“ Sie blickte fragend: „Rede ich zuviel? Mein Herr sagt mir oft, ich soll den Mund halten.“ „Bei Dämonen mag das anders sein. Aber ich bin ja ein Mensch.“ „Ja.“ „Rin, ich muss gehen, meine Schwester sucht mich schon. Es hat mich gefreut, dich kennen zu lernen.“ Er stand auf. „Du bist bei Prinz Inuyasha? Dann kann ich dir Bescheid sagen, wenn ich dich mitnehmen darf.“ Aber daran zweifelte sie eigentlich nicht. Der Kronprinz war doch immer so freundlich zu ihr. „Danke.“ Er beeilte sich, hinter den Hortensien herauszukommen: „Schwester!“ „Ah, hier steckst du.“ Sango kam heran: „Wir haben frei. Komm, ich werde dir das Haus in der Stadt zeigen, in dem Miroku und ich wohnen wollen. – Der Kronprinz war bei Inuyasha und hat ihm erlaubt, mit Kagome abzureisen, um ihr einen Bezirk zu zeigen. Es ist ja alles ruhig.“ Sesshoumaru war auf dem Weg zurück in das Arbeitszimmer seins Vaters. Solange dieser nicht da war, hatte er es übernommen. „Euer Gnaden!“ Ein wenig genervt blickte er auf seine Fellstola. Wäre Myouga nicht ein so enger Vertrauter seines Vaters und ein guter Mitarbeiter, hätte er ihm diese Art der Annäherung schon längst ausgetrieben. Der Flohgeist wusste sich den eisigen Blick zu deuten und verneigte sich hastig: „Ich...ich wollte Euer Gnaden nur von einem Bericht in Kenntnis setzen, den ich soeben erhielt.“ „Und?“ „Auf einer Insel vor dem 14. Bezirk lebte eine Insektendämonin allein unter ihrem Bannkreis. Da dieser Bannkreis erloschen ist, ging unser Mitarbeiter nachsehen. Sie war tot, eindeutig ermordet worden. Und die Hälfte ihrer umfangreichen Bibliothek fehlt.“ „Was geht mich das an?“ Diebstähle und Raubüberfälle waren Aufgabe der Provinzfürsten. „Euer Gnaden…“ Myouga schwitzte. Der Kronprinz war nicht gerade geduldig: „Das Wissen in der Bücherei der Charybdis soll legendär sein. Wer auch immer das gestohlen hat, war mächtig genug, ihren Bannkreis zu brechen und sie zu töten. Und das allein ist merkwürdig. Denn niemand konnte eigentlich durch ihren Bannkreis, es sei denn, sie hätte ihn eingelassen.“ Merkwürdig? Irgendwie weckte dieses Wort in Sesshoumaru eine ungute Erinnerung: „Dann lass die Sache gründlich überprüfen und finde heraus, wer der Gast war.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Der Floh war schon wieder weg, wie meist erleichtert, aus der Nähe des Kronprinzen entkommen zu sein. Dieser ging langsam weiter. Eine neue Merkwürdigkeit? Das war wirklich eine Sache, die seiner Aufmerksamkeit bedurfte. Naraku lehnte sich an die Wand der ihm zugewiesenen Hütte, froh das schwere Paket mit den Büchern endlich ablegen zu können. Selbst für einen Dämon war es äußerst lästig gewesen. Das Wiedererscheinen des Juwels war eine echte Überraschung. Auch die Tatsache, dass es irgendwann einmal mit den Dämonenjägern zusammengehangen hatte, war erstaunlich gewesen, gerade für jemanden, der sich damit schmeichelte, alles darüber zu wissen. Aber nun gut. Tatsachen waren Tatsachen. Die Kraft der vier Seelen im Juwel war erloschen und es stand anzunehmen, dass diese nun in der anderen Welt waren. Um die Macht wieder zu beleben, benötigte man eben diese vier erneut: die glückliche, reine Seele, die flammende Seele, die harmonische Seele und die mythische, magische. Diese vier musste man dem Juwel opfern, ihm so einverleiben. Danach würde es Macht zurückgewinnen, dessen war er sicher. Wie groß diese dann wäre, blieb abzuwarten. Wichtig war nur, dass er schlussendlich das Juwel in sich aufnehmen, stärker, mächtiger werden würde. Zum Thema Absorption und Vereinigung wusste er sicher alles, was es zu wissen gab. Dann wäre der Inu no Taishou und dessen Nachwuchs fällig. Flüchtig überlegte er, wie er die Drei umbringen lassen würde. Aber woher diese vier Seelen nehmen? Die Auswahl war wichtig, um die spätere Macht zu vergrößern. Er würde in den nächsten Tagen weiterhin Ixion spielen, vielleicht dem Harmost und seinen Leuten einige Tricks zur Dämonenjagd beibringen. Dabei würde er vorderhand einmal versuchen herauszufinden, welcher Dämonenjäger über gewisse magische Fähigkeiten verfügte und sich als Opfer für das Juwel eignete. Zunächst aber müsste er Hölleninsekten los senden, um in Erfahrung zu bringen, was diese verdammte Hundesippe so trieb. Bei dem Glück, das sie in der letzten Zeit gehabt hatten, wäre es nicht verwunderlich, wenn sie ausgerechnet jetzt einen Staatsbesuch bei den Dämonenjägern eingeplant hatten. In diesem Fall, da war er sicher, würden sie ihn erkennen. Hundenasen waren schwer zu täuschen. Natürlich konnte er die Hölleninsekten nicht aus dem Dorf abschicken, die Jäger würden misstrauisch werden. Aber ein kleiner Spaziergang im Wald war sicher unauffällig, um….um Kräuter zu sammeln. Das Bild eines jungen Mädchens stieg in ihm auf. Ja. Er müsste auch zusehen, dass er herausfand, wo sich Kagome aufhielt. War sie tatsächlich die Verlobte des Kronprinzen oder war das nur eine Falle für ihn gewesen? In jedem Fall war sie die eigentliche Hüterin des Juwels. Es bot einen gewissen Reiz sich vorzustellen, dass ihre spirituelle Macht das Herzstück des neuen Juwels der vier Seelen werden konnte. ************************************************* Naraku plant also die Wiederauferstehung des Juwels mit vier neuen Seelen, Papa und der kleine Bruder sind mit ihren jeweiligen Damen im Urlaub und Rin fliegt mit Kohaku spazieren. Zum Glück scheint wenigstens Sesshoumaru etwas merkwürdig zu finden.. Das nächste Kapitel heisst Irritation. Worterklärungen: Harmost wr im alten Sparta ein Ganrisionskommandant, der auch die Zivilverwaltung übernahm. Ixion war nach der griechischen Sage ein König, der als erster Mensch einen Verwandten ermordete, seinen Schwiegervater. Er endete an ein Feuerad gebunden in der Unterwelt... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 28: Irritation ---------------------- Ja, zumindest der Kronprinz arbeitet. Aber noch jemand ist auf der Hut vor Naraku.... 28. Irritationen Naraku, in seiner Rolle als der Gelehrte Ixion, nickte den Posten am Tor der Dämonenjägersiedlung freundlich zu, als er in den Wald ging. Seit zwei Tagen berichtete er ihnen über diese primitiven Dämonen, die sie jagten. Zum Glück hatte er einiges Wissen dazu bereits besessen. Bald würde er auch mit anderen Wesen anfangen können. Anscheinend war noch niemand auf die Idee gekommen, dass sie auch stark genug für Dämonen der zweiten Rangstufe waren. Und sein sanftes Gift, das er unauffällig über das Dorf gebracht hatte, begann zu wirken. Natürlich würden die Jäger jede Attacke, die für sie gefährlich wäre, mitbekommen. So hatte er nur ein äußerst dezentes Gift verwendet. Ihre Gedanken wurden schwerfälliger, ihre Entscheidungen unsicherer. Noch ein oder zwei Tage und er konnte die Dosierung so erhöhen, dass sie nur noch in seinen Aussagen Logik und Sinn entdecken würden. Und er würde sie überzeugen können, dass jeder, der sich gegen die Wiederherstellung des Juwels aussprach, ein Bösewicht sei, der dem Inu no Taishou übel wolle und somit Verrat beging. Jetzt allerdings wollte er erst einmal die Berichte seiner Hölleninsekten anhören. Danach konnte er entscheiden, was er als nächstes tun würde. Kagura sah aus dem Fenster, die Hände an die Brust gepresst. Die Stelle, wo eigentlich ihr Herz liegen sollte, schmerzte seit einigen Tagen. Ihr Herz hatte Naraku behalten, und sie hatte eigentlich gedacht, es sei mit ihm in die Hölle gezogen worden, als der Herrscher ihn dorthin geschickt hatte. Was war nur los? Aber ihre Ahnung wurde immer drängender. Naraku war am Leben. Sie war nur sein Abkömmling, und, wenn er tatsächlich tot gewesen wäre, hätte sie doch auch nicht…. Was sollte sie nur tun? Eigentlich blieb ihr nur eine Wahl: sie musste es jemandem sagen. Aber Kouga, ihr Ehemann, war bereits wieder zu seinem Dienst in das Schloss des Inu no Taishou abgereist, und sie wagte zu bezweifeln, dass Fürst Korus dieser Mitteilung die entsprechende Dringlichkeit zubilligen würde. Er wusste nichts von ihrem Schicksal. Nein. Sie müsste dies dem Herrscher, oder auch dem Kronprinzen, selbst mitteilen. Allerdings würde sie als Erbprinzessin sicher kaum einfach mal eben das Schloss hier in Laeta verlassen können. Sie drehte sich um, ging aus ihren Räumen. Kurz darauf fand sie im Hof den Wolfsdämon, den sie gesucht hatte, Patros, den Anführer der Wachen des Fürsten Korus. Dieser verneigte sich ein wenig erstaunt vor der neuen Erbprinzessin. „Euer Hochwohlgeboren?“ „Patros, ich möchte gern mit Euch reden.“ „Natürlich.“ Noch verdutzter folgte er ihr abseits. „Ich…ich bin mir bewusst, dass der Kronprinz…dass Seine Gnaden spezielle Anweisungen für mich gab. Darf ich das Schloss allein verlassen?“ „Nein, Euer Hochwohlgeboren.“ In der Tat, sie wusste es? Das war gut. Er mochte kluge Leute. „Es…es ist überaus wichtig, dass ich den Kronprinzen oder gar den Herrscher selbst von etwas in Kenntnis setze, das ich erfahren habe. Ich…ich muss es ihnen persönlich sagen. Unverzüglich. Für gewöhnlich hätte ich Kouga…ich meine, den Erbprinzen gebeten, aber… Bitte, begleitet mich. So können alle sicher sein, dass ich keinen Verrat begehen will.“ Kagura blickte zum Himmel auf, ehe sie den Anführer der Wachen wieder ansah: „Es ist wirklich überaus wichtig. Und vielleicht die einzige Art, wie ich meine Schulden an den mächtigen Inu no Taishou zurückzahlen kann.“ „Euer Hochwohlgeboren ist doch bewusst, dass ich für Euch hafte?“ „Darum kam ich her. Ich kann nur bei allem, was mir heilig ist, schwören, dass es um Leben und Tod geht.“ Patros dachte nur kurz nach. Sie wirkte sehr nervös. Und niemand kam auf die Idee, zu dem Kronprinzen ohne einen sehr guten Grund zu gehen. „Nun gut. Ich werde Euch begleiten. Unter einer Bedingung.“ „Und die wäre?“ „Sobald Euer Hochwohlgeboren mit dem Kronprinzen gesprochen hat, begeben wir uns zu Prinz Kouga.“ „Selbstverständlich. Sobald ich meine Nachricht überbracht habe, wollte ich sowieso zurück nach Laeta.“ Kagura war erleichtert. „Danke, Patros.“ Naraku ließ die Hand sinken. Die Nachrichten der Hölleninsekten waren beruhigend. Der Inu no Taishou hatte sich zur Erholung auf ein Schloss in den Bergen zurückgezogen, Inuyasha war auf der Hochzeit von Kouga und Kagura gewesen und der Kronprinz schien sich nur in seinem Arbeitszimmer aufzuhalten. Das klang so, als ob sich diese Hunde sicher fühlten. Sehr schön. So würde niemand von ihnen an das Juwel der vier Seelen denken. Er spürte eine Anwesenheit und fuhr herum. Ein Dämonenjäger stand dort. Seit wann? Hatte der Mann etwa die Hölleninsekten gesehen? Die nächste Sekunde beantwortete seine Frage. Der Jäger riss eine Sichel aus dem Gürtel, warf sie. Wie dumm, dachte Naraku noch, ehe er seinen Bannkreis um sich errichtete. Im nächsten Augenblick schossen aus seinen Schultern seine Ausleger, auf den Menschen zu, der sich noch zur Seite warf. Vergeblich. Er wurde von vier der Tentakeln aufgespießt. Was für ein Glück, dass ihm, Naraku, die Todesnähe diese Fähigkeit erneut beschert hatte, die ihm ja schon die erste Hälfte des Juwels gebracht gehabt hatte, ehe er sie verlor Naraku senkte seinen Bannkreis, der ihn bereits vor den Prinzen geschützt hatte. Ohne jede Regung trat er zu dem Dämonenjäger, musterte ihn. Ohne Hilfe würde der in kürzester Zeit verblutet sein. Sollte er ihm den Gnadenstoß versetzen? Nein. Gnade? Was sollte das schon sein. Überdies müsste es schon ein äußerst unwahrscheinlicher Zufall sein, wenn ihn hier ein Kamerad finden würde. Und kein Dämon würde ihm helfen. Ein erneuter Angriff wäre reine Energieverschwendung. So trat er an dem keuchenden, blutenden Mann vorbei und ging. Inuyasha ließ Kagome zu Boden: „So, da wären wir. So geht es doch viel schneller, als mit deinem menschlichen Tempo.“ Das gab sie gern zu. Überdies war es sehr bequem, auf seinem Rücken getragen zu werden. Ob er Kikyou wohl auch…? Ohne weiter nachzudenken, sprach sie die Frage aus. Im nächsten Moment bereute sie es, denn sein Blick wurde sehr traurig. „Entschuldige“, meinte sie sofort: „Ich…ich habe nicht gewollt…“ Er war in ihre Schwester verliebt gewesen. Wie konnte sie sich damit vergleichen? Er war nett zu ihr, wie auch zu Sango oder Miroku, das war alles. „Schon gut.“ Er wandte sich ab. Woher sollte sie auch wissen, dass er jedes Mal, wenn er sie ansah, automatisch auch an Kikyou dachte? Für ihn war es fast, als seien die beiden Schwestern eine einzige Person. Aber das würde Kagome kaum verstehen. „Wo sind wir denn?“ lenkte sie ab und wurde zugleich praktisch: „Schon wieder im 5. Bezirk?“ „Nein, noch im 14.“ Er war froh, dass sie nicht weiter nachhakte: „Ich dachte, dir hätte es hier gefallen.“ „Ja, die Landschaft ist sehr schön zum Spazierengehen. Du sagtest, der Fürst heißt Notos. Und hier leben die Dämonenjäger.“ Sie wollte beweisen, dass sie denken konnte. „Ja. – Essen wir etwas?“ „Wenn du magst?“ Sie ließ sich neben dem Sack nieder, den er hatte fallen lassen. Mit einem gewissen Lächeln packte sie aus. Sie hatten inzwischen schon gemerkt, dass der Prinz grundsätzlich gern aß. War das ein menschliches Erbteil? Dämonen, auch seinen Vater oder Bruder, hatte sie noch nie etwas essen sehen. Aber vielleicht taten sie dies auch nur nicht in der Öffentlichkeit. „Ich habe von der Schlossküche einpacken lassen.“ „Fein. Vergiss nur nicht, dass du versprochen hast, mir etwas zu kochen.“ „Nein, das vergesse ich sicher nicht.“ Sie nahm einen Apfel. Die friedliche Stimmung wurde jäh unterbrochen, als Inuyasha aufsprang, empor zum Himmel blickte. Kagome erhob sich eilig, griff bereits zu Bogen und Köcher. Kamen solche primitiven Dämonen? Aber dann erkannte sie am Himmel oben eine große, fliegende Katze mit zwei Schwänzen, auf deren Rücken jemand in schwarzem Anzug lag. „Kirara!“ rief sie erschreckt. Der Katzendämon schien es gehört zu haben, denn er sah hinunter, zögerte, ehe er zur Landung ansetzte. „Ist das Sango?“ fragte sie unwillkürlich. „Nein. Ein Mann.“ Inuyasha sprang noch rechtzeitig hin, um zu verhindern, dass der Verletzte zu Boden fiel: „Das sieht übel aus.“ „Leg ihn hin!“ befahl Kagome, die bereits an dem Sack war. Sie hatte Verbände einpacken lassen, ohne genau einen Grund nennen zu können: „Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Der Prinz ließ den Dämonenjäger behutsam ins Gras: „Ich dachte, du hast eine Ausbildung als Priesterin? Jetzt auch noch einen Schnellkurs als Heilerin?“ Die große Katze musterte die beiden misstrauisch, erkannte dann das Verbandszeug und entspannte sich. „Heilerin, nicht wirklich.“ Sie war etwas ärgerlich. Traute er ihr nichts zu? „Das ist doch nicht Kirara?“ „Nein, aber wohl eine ihrer Verwandten.“ Er sah zu der Katze: „Ihr wart zusammen unterwegs und er wurde angegriffen? Durch diese primitiven Dämonen?“ Warum hatte sie ihren Partner dann nicht zurück ins Dorf gebracht? Die Katze maunzte ein wenig, aber damit konnte er nichts anfangen. So sah er zu der jungen Priesterin, die sich bemühte, dem Verletzten die Kleidung abzustreifen. „Kagome, das ist vergeblich. Sogar in einem Schnellkurs wäre dir mitgeteilt worden, dass vier so große Löcher in einem menschlichen Körper tödlich sind.“ „Du kannst ihn doch nicht sterben lassen! Noch lebt er und…“ Sie zuckte zusammen, als der Dämonenjäger sich bewegte. Er öffnete die Augen und erkannte die Priesterkleidung. Unsicher, wer dies war, spürte er doch behutsame Hände auf sich. Sein Pflichtbewusstsein ließ ihn hervorbringen: „Vorsicht vor dem Berater….“ Dann versank er wieder in der Bewusstlosigkeit, die sein hoher Blutverlust bewirkte. Kagome sah irritiert empor: „Vorsicht vor dem Berater? Was meint er?“ „Keine Ahnung. Ich hoffe nur mal, dass es keiner von Vaters Beratern ist.“ Er blickte zu ihr: „Aber nimm ihn in die Arme.“ „Was?“ „Er stirbt.“ Sie gehorchte, zog den Unbekannten in die Arme. Konnte Inuyasha es wittern? Sie hätte dem Verletzten gern geholfen, aber vermutlich wusste der Halbdämon besser, wie es um den Dämonenjäger stand: „Diese Löcher sehen so seltsam aus. Fast, als ob er gleichzeitig von vier …vier Dingen angegriffen worden wäre. Können das solche primitiven Dämonen gewesen sein?“ „Eigentlich nicht. Das wäre ziemlich unüblich. Komische Sache.“ „Ich weiß nicht, aber ich habe ein äußerst ungutes Gefühl.“ Der Prinz betrachtete den Sterbenden: „Ja, ich auch.“ Kagura war mehr als unruhig, als sie mit Patros an der Seite das Arbeitszimmer des Regenten betrat, sich eilig niederkniete. In dem Blick des Kronprinzen hatte kurz Verwunderung gelegen, dann aber eisige Kälte. Hoffentlich ließ er sie ausreden, hoffentlich... „Kagura.“ Das klang ruhig. Sie nahm sich zusammen: „Naraku lebt!“ Sesshoumaru richtete sich ein wenig auf. Schon einmal hatte sie dies gesagt - und Recht behalten. Aber er hatte doch selbst gespürt, wie Vaters Macht…. „Weiter.“ Wer, wenn nicht sie, kannte diesen Mistkerl. „Ich…Mich störte seit …seit dem Tag, an dem der mächtige Inu no Taishou Naraku den Höllenpfad gezeigt hatte, etwas, aber ich wusste nichts genaues. Seit einigen Tagen schmerzte die Stelle, an der sich mein Herz befinden sollte. Dies ist...war für gewöhnlich das Zeichen, dass Naraku in der Gegend ist. Und mir fiel ein, dass ich ja nur sein Abkömmling bin. Stirbt er, zumal er mein Herz bei sich hat, werde auch ich sterben.“ Sie hatte Mühe es auszusprechen. „Und dennoch kamst du zu mir.“ „Euer Gnaden…lieber frei im Tod, als noch einmal seine Dienerin.“ Sie hatte immer von ihrer Freiheit geträumt, nun, in Laeta gesehen, was das bedeuten konnte, im Leben. Nein. Sie würde sich nie wieder von Naraku bestimmen lassen. „Ich verstehe.“ Er dachte kurz nach. Es war unglaublich, dass ein Wesen den Pfad der Dunkelheit überlebt haben sollte, aber Naraku hatte bereits bewiesen, dass er sehr regenerationsfähig war. Und Kagura hatte Recht. Abkömmlinge starben zumeist mit ihrem Meister. Warum nur hatten sie das alle übersehen? Vermutlich, weil Vater, und auch er, der Winddämonin ein ruhiges Leben gegönnt hatten. „Jaken!“ Der kleine Krötendämon kroch sofort in den Raum: „Euer Gnaden?“ „Kouga.“ Das genügte, um Jaken davoneilen zu lassen. Als der Anführer der Boten kam, fiel sein Blick als erstes auf seine Ehefrau: „Kagura? Patros? Was macht ihr denn hier? Ist etwas passiert?“ „Kouga.“ Die Stimme des Kronprinzen ließ den Angesprochenen zusammenzucken und sich eilig verneigen. Sesshoumaru fuhr fort: „Zwei Briefe. Einer an den Herrscher im Jagdschloss, einen für meinen Halbbruder. Er sollte sich im Augenblick mit der Priesterin im 14. Bezirk befinden.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Was war hier nur los? Aber Kouga nahm die Briefe, wohl wissend, dass der Kronprinz Zaudern als Provokation empfand. Wenn er seinen Auftrag erledigt hatte – und gleichzeitig ein anderer Bote den zweiten Brief abgeliefert hatte – würde ihm Kagura hoffentlich sagen, was geschehenn war. Es schien etwas äußerst Wichtiges zu sein, die kleinen Briefe waren mit dem Privatsiegel verschlossen. „Ich werde einen fliegenden Youkai zu Inu…zu Seiner Durchlaucht schicken. Dieser kann ihn leichter finden.“ Er hatte gerade noch bemerkt, dass Sesshoumaru ein wenig die Augen zusammenzog. Mit einer Verneigung machte er, dass er davonkam. Die Menschenfrau betrachtete das weite Land unterhalb des Jagdschlosses. Vom Garten hatte man einen wunderbaren Blick. Nicht ohne Grund war das Gebäude an dieser Stelle errichtet worden. Mit einem Lächeln sah sie auf ihren Schoß, begegnete bernsteinfarbenen Augen. Wenn ihr nur wenige Wochen zuvor jemand gesagt hätte, der mächtige Herrscher würde Gefallen daran finden, den Kopf auf ihre Beine zu betten, hätte sie das nie geglaubt. Aber in den vergangenen Tagen hatte sie nur zu gut gesehen, wie froh er war, sich entspannen zu können, einfach träumend in den Himmel blicken zu können. Es freute sie, dass sie ihm dabei helfen konnte. Der Inu no Taishou gab das Lächeln zurück. Sie hatte keine Angst mehr vor ihm und er empfand eine gewisse Dankbarkeit dafür. „Hast du schon Hunger?“ „Nein, danke, mein Gebieter.“ Zu ihrer Überraschung, ja, ihrem Schreck, stand er plötzlich, machte einen Schritt vor sie. Der Herrscher sah zum Eingang des Schlosses, wo er sich nähernde dämonische Energie gespürt hatte, erkannte dann, wer das war, und entspannte sich ein wenig. Was wollte Kouga denn hier? Hatte er nicht deutlich gesagt, dass er seine Ruhe wollte? Der schnelle Wolf bemerkte, dass er in ein Tête-á-tête gerannt war, und warf sich hastig zu Boden: „Botschaft Seiner Gnaden!“ Was wollte denn sein Ältester? Aber der Inu no Taishou nahm den Brief. Das Privatsiegel verriet, dass es sich nicht um Staatsgeschäfte handelte. Eigenartig. Er öffnete, las die zwei Worte darin. Sein Gesicht blieb regungslos, als er den Zettel in winzige Stücke riss. Dann drehte er sich um, begegnete einem warmen Blick. „Ich bedauere, dass es etwas gibt, das mich unverzüglich in die Hauptstadt ruft, meine Liebe.“ Sie verneigte sich etwas: „Habt Ihr einen Befehl für mich?“ „Warte hier. Es wird sicher nicht lange dauern.“ Er drehte sich um: „Kouga, weiß Inuyasha schon Bescheid?“ „Der Bote müsste ihn bereits gefunden haben.“ „Komm.“ Keine Sekunde später fand sich die Frau allein im Garten. Mit einem gewissen Seufzen erhob sie sich. Es war so friedlich gewesen. Aber natürlich war er der Herrscher. Und er hatte wohl ziemlich viele Verpflichtungen. Sie ging mit gewissem Bedauern in das Schloss zurück. Das Hölleninsekt, das sich aus dem Rhododendron erhob, bemerkte sie nicht. Kagome sah auf den regungslosen Dämonenjäger: „Er ist tot...“ „Sag ich doch. Kein Mensch überlebt so was.“ Inuyasha sah zu der Katze: „Schade, dass du nicht erzählen kannst, was los war.“ „Es…es könnte ein Angriff von einem Dämon gewesen sein, der so etwas wie Tentakeln hat.“ Er drehte sich zu Kagome: „Du meinst, er war am Meer? Da kommen Dämonenjäger doch nur hin, wenn sie einen Auftrag haben. Und dann wäre er nicht allein mit seiner Katze unterwegs gewesen. Sie machen das immer in Gruppen.“ „Ich kenne mich da nicht aus.“ Sie stand auf. Der Tote tat ihr leid, auch, wenn sie ihn nicht gekannt hatte. Immerhin schien er von bemerkenswertem Pflichtgefühl gewesen zu sein. Und vielleicht war er ein Verwandter von Sango. „Begraben wir ihn.“ „Ja, er ist ein Mensch.“ „Äh, begraben Dämonen sich nicht?“ „Nein.“ Er bückte sich, begann mit den Händen ein Loch zu graben. Kurz darauf hatte er den Dämonenjäger beerdigt und sah zu dessen Katzendämon: „Ich denke mal, du kannst seine Verwandten dann herführen, oder?“ „Inuyasha!“ Er fuhr herum. Kagome deutete zum Himmel, wo ein großer Vogel kreiste: „Das ist doch ein Dämon?“ „Ja.“ Und da dieser sie bemerkt hatte: „Scheint ein Bote zu sein. Mist. Kann sich Sesshoumaru denn nicht entscheiden?“ Immerhin hatte der doch gesagt, er könne sich ein paar Tage frei nehmen. Kurz darauf landete der Vogel, nahm menschliche Gestalt an und ließ sich auf die Knie nieder: „Euer Durchlaucht…Botschaft Seiner Gnaden.“ Er überreichte den Brief. Inuyasha öffnete, las: „Ach du…“ brachte er hervor, ehe er sich zusammenriss: „Wie heißt du, Bote?“ Mit einer Bewegung zerfetzte er den Zettel. „Ethon, Euer Durchlaucht.“ „Du bleibst hier bei Kagome. Nein, ihr geht am besten in das nächste Dorf. Das könnte Wig sein.“ Er sah zu der jungen Priesterin: „Es gibt Ärger. Ich muss zurück. Sobald es geht, setzen wir die Reise fort.“ Immerhin wollte er doch von ihr bekocht werden. Wenn Vater sich schon von ihrer Mutter versorgen ließ, schienen in der Familie gute Rezepte zu Hause zu sein. Sie nickte nur. Es war wohl eine wichtige Botschaft. Allerdings nichts, wobei sie ihm helfen konnte. Das war kein Staatssiegel gewesen. „Bis dann…“ Er wollte schon los, drehte sich aber noch einmal um: „Ach, Ethon?“ „Ja?“ Der Bote blickte auf. „Du bist mir für sie verantwortlich, hast du verstanden?“ Ethon sah zum ersten Mal, dass der Ausdruck in den Augen des jüngeren Prinzen ähnlich eisig sein konnte wie der des älteren: „Ja, Euer Durchlaucht.“ Inuyasha sprang bereits in hohem Tempo durch den Wald. Kagome seufzte ein wenig. Nahm der Halbdämon etwa an, sie brauchte ein Kindermädchen? Sie war doch bestimmt in der Lage, sich gegen Primitivdämonen allein zur Wehr zu setzen. Obwohl…das hatte Kikyou auch nicht geschafft. Und ihre ältere Schwester hatte doch über deutlich größere magische Fähigkeiten verfügt, als sie selbst, dazu noch das Juwel der vier Seelen. Sie sollte dem Prinzen wohl eher dankbar sein, dass er sich um sie sorgte. „Ich packe noch rasch zusammen, dann können wir gehen, Ethon“, sagte sie daher nur. Der Bote stand auf, unwillkürlich die Hand am Schwert: „Gut.“ Er blickte sich kurz um, in der Automatik eines Kriegers, der etwas beschützen soll, ehe er der Priesterin dabei zusah, wie sie das Essen in den Sack packte. Sie war wirklich ein netter Anblick – aber selbstverständlich nichts für ihn, da offenkundig der jüngere Prinz seine Hand darauf hatte. Dies hätte allerdings im Moment nicht sein Problem sein sollen, sondern das große Insekt, das sich aus den Bäumen hinter ihnen erhob und eilig Richtung Norden flog. ***************************************** Vielleicht hätte Sesshoumaru nicht Vater und Bruder zur Lagebesprechung rufen sollen. Aber hinterher ist man immer klüger. Das nächste Kapitel heist: Entführungen, denn Naraku zieht seinen Plan durch. Und ihr lernt die sieben Kotsu-Brüder kennen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 29: Entführungen ------------------------ Diesmal kommt das neue Kapitel so früh, da ich vermutlich zwei Tage offline bin... 29. Entführungen Naraku schien geduldig, aber am liebsten hätte er diesen dämlichen Anführer der Dämonenjäger und dessen Rat getötet. Trotz seines Bewusstsein trübenden Giftes dachten sie noch viel zu eigenständig. Nun gut. Sie hatten begeistert zugestimmt, als er anbot, das Juwel der vier Seelen erneut zu aktivieren, um dem Inu no Taishou besser dienen zu können, aber dann war irgendein Blödmann auf die Idee gekommen, dass man dazu ja vier Seelen brauchte, vier Tote. Und das war der Punkt, an dem sie sich unerwartet querstellten. So blickte er zum Harmost: „Ich bin mir bewusst, dass man vier Seelen benötigt. Andererseits ist dieses Juwel eine einmalige Gelegenheit, dem Herrscher wirklich nützlich zu sein. Ich selbst möchte, wenn Ihr es gestattet, meine Seele mit einbringen.“ Das war nicht einmal gelogen. „Ihr, Ixion?“ Der Harmost schien fast erleichtert: „Das ist natürlich ein großes Opfer, das Ihr da bringen wollt. Aber ich fürchte, Ihr bedenkt eines nicht: man braucht vier Seelen: Liebe, Harmonie, Mut und Mystik. Welche davon würdet Ihr sein wollen?“ „Mystik, magische Macht, werde ich einbringen, das könnt Ihr mir glauben. Und meine Träume haben mir auch gezeigt, wer für die anderen Teile in Betracht käme. Ich weiß, dass das Menschenopfer sind, aber was sind schon vier Tote, wenn dadurch alle Menschen und Dämonen in Frieden leben können? Ich bin sicher, der Herrscher weiß es zu würdigen, ein solches Opfer zu erhalten.“ „Wer sollen denn die anderen sein?“ Das klang schon besser, fand Naraku. „Eine ältere Frau, die einsam in einem Schloss in den Bergen lebt. Ihre Seele ist Harmonie. Ein Mädchen, das in Begleitung eines Vogeldämons in einem Dorf hier in der Nähe ist, wird die glückliche Seele sein, die Liebe beisteuert.“ Diese Menschenfrau musste eine ruhige Seele haben, wenn sie den Inu no Taishou bezaubern konnte. Und Kagome als eigentliche Hüterin des Juwels, war sicher ein passendes Opfer. „Und Mut? Ich wäre doch dafür, einen von uns dafür auszuwählen, “ sagte ein Berater: „Wir sind Dämonenjäger, wir haben Mut.“ Naraku lächelte verbindlich. „Dann wird es Euch freuen zu hören, dass meine Träume in der Tat eine junge Frau ausgesucht haben, die eine Dämonenjägerin ist. Sie arbeitet für Prinz Inuyasha…“ „Sango?“ Die Berater sahen alle zu ihrem Anführer. „Das wäre natürlich eine große Ehre, Harmost.“ „Ja, ich weiß.“ Aber er klang nicht sehr glücklich, schien zu überlegen. Naraku zog ein wenig die Augen zusammen, meinte jedoch: „Eine sehr, eine überaus große Ehre. Und bedenkt, wie nützlich die Dämonenjäger sich dem Herrscher machen. Ein solcher magischer Gegenstand, den es nur einmal gibt…der den Frieden sichert...nie wieder muss jemand dafür sterben…“ Warum nur wirkte das Gift noch immer nicht so ganz bei diesen Sturköpfen? Der Harmost nickte langsam: „Ja. Und natürlich werden die Opfer in alle Zeit gewürdigt werden, verehrt werden. Ich fürchte nur, dass die Frauen sich kaum freiwillig opfern werden. Nicht einmal Sango. Im Gegensatz zu Euch, mein lieber Ixion.“ „Die Kotsu-Brüder.“ Einer der Berater sah auf. „Wie bitte?“ fragte der falsche Gelehrte nach. „Sieben Brüder, nun Halbbrüder, da sie verschiedene Mütter haben. Sie sind unsere Eliteeinheit.“ „Ja.“ Der Harmost schlug sich auf die Schenkel: „Ixion hat Recht. Es ist die einzige vernunftgemäße Lösung. Der Inu no Taishou wird den Dämonenjägern ewig dankbar sein.“ Die beiden jungen Männer sahen sich kurz um, ehe sie das Menschendorf betrachteten. „Das muss dieses Wig sein“, sagte der jüngere. „Eine Priesterin und ein Dämon. Nun, er wird seine Freundin sicher beschützen wollen.“ Der Ältere musterte sein riesiges Schwert: „Im Zweifel müssen wir eben rabiat werden.“ „Zu schade, dass Inuyasha nicht dabei ist…Ich habe ihn einmal gesehen. Er sah wirklich niedlich aus.“ „Du solltest solche Bemerkungen lassen, Ja Kotsu.“ Der ältere Bruder legte sein Schwert über die Schulter: „Wir haben einen Auftrag vom Harmost. Da dürfen keine persönlichen Gefühle reinspielen.“ „Ich weiß. Aber man wird ja wohl noch mal träumen dürfen. Wieso hast du eigentlich die Aufgaben so verteilt? Sui und Ren zu der Oma im Schloss geschickt? Ich meine, du weißt, was Sui manchmal für Probleme hat, oder?“ „Das ist ja auch der leichteste Fall, eine Frau allein. Sui und Ren können das erledigen. Sango dagegen...nun, du kennst Sango. Die kann man nicht so einfach mal eben entführen. Darum sollte Mu mit. Seinem Gift kann auch die Tochter des Harmost nichts entgegensetzen. Umgekehrt reizt es mich, mal einen Dämon der zweiten Rangstufe im Kampf, also, in einem ernsten Kampf gegenüberzutreten. Und dich, mein lieber, kleiner Bruder, habe ich immer gern bei mir.“ „Danke.“ Ja war in der Tat der jüngste der Halbbrüder. „Dann gehen wir. Wobei, eigentlich wäre es mir anders lieber.“ „Was meinst du?“ „Nimm du dieses Mädchen. Ich meine, du willst gegen den Dämon kämpfen, aber wenn ich sie nicht fest genug halte…Und du weißt, was ich von Frauen halte. Die sind so …glitschig.“ „Glitschig. Sag doch gleich, du willst dich mit dem Dämon messen. – Und guck mal, was ich da sehe. Das sind sie dort sicher, am Ortsende. Ein Vogeldämon, hieß es. Schön. Sie sitzen da vor der Hütte, rechnen kaum mit Gefahr. Wir gehen hin und ich nehme mir die kleine Priesterin. Der Dämon wird sie sicher beschützen wollen, aber das ist dann deine Sache.“ „Alles klar!“ Ja lächelte ein wenig, als er zu seinem Schwert griff: „Das wird lustig.“ Kagome saß mit Ethon vor der Hütte, die man in Wig für Reisende bereithielt. Sie sah die beiden Dämonenjäger die Straße entlangkommen, aber sie dachte sich nichts dabei. Sango gehörte schließlich auch zu ihnen und sie wohnten in dieser Region des Reiches. So blickte sie zurück zu ihrem Begleiter: „Wann meinst du, dass Inu…Seine Durchlaucht wiederkommt?“ „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich diesen Brief mit dem Befehl bekam, ihn schnellstmöglich auszuliefern. Ich habe keine Ahnung, was geschehen ist.“ Dem Vogeldämon war nicht entgangen, dass sie den Prinzen um ein Haar mit Vornamen angesprochen hätte. Da schien in der Tat der Halbdämon der Menschenvorliebe seines Vaters zu folgen. Natürlich war Ethon nicht lebensmüde genug, das auszusprechen. Nachdenklich sah er geradeaus, wo in diesem Moment zwei junge Menschenmänner an ihnen vorbeigingen. Ban war drei Schritte an Kagome vorbei gegangen, als er herumfuhr, mit einem Satz zu ihr hechtete und sie zu Boden riss. Ethon bemerkte es und war bereits auf den Beinen, wollte hinüber springen, als etwas Glitzerndes knapp vor ihm den Boden traf. Er fuhr herum, zog bereits. Dort stand der andere junge Mann, auch ein Dämonenjäger, dessen Schwert sich gerade verkleinerte. Wie hatte der es geschafft, von dort mit der Klinge bis zu ihm zu gelangen? Und was wollten diese Jäger? Sie waren geradezu legendär dem Inu no Taishou treu ergeben. „Das nennt man Schlangenschwerttechnik, mein Bester“, sagte Ja fast vergnügt: „Ich habe sie allerdings noch nie gegen einen Dämon deiner Rangstufe ausprobiert.“ „Das nennt man Verrat, was ihr hier tut. Wir gehören zum Haushalt des Inu no Taishou…“ Ethon brach ab, als erneut eine Attacke erfolgte. Ohne seinen Platz zu verlassen, schickte der Dämonenjäger sein Schwert zu ihm. Es schien sich plötzlich zu verlängern, aus mehreren Teilen zu bestehen, ähnlich den Gliedern einer Kette. Als Bote des Herrschers hatte der Vogeldämon zwar eine Kampfausbildung erhalten, aber seine Aufgaben lagen seit langen Jahren woanders. Er konnte nur zurückspringen, ausweichen und versuchen, mit seiner Klinge die andere von sich abzuhalten. Kagome wehrte sich verbissen gegen Ban Kotsu. „Was soll dieser Überfall?“, keuchte sie: „Mistkerl! Wenn Prinz Inuyasha das erfährt…“ „Was für eine Wildkatze!“ Er schaffte es, sie auf den Bauch zu drehen und sich auf sie zu setzen: „Wir folgen dem Befehl des Harmost. Im Dienste des Inu no Taishou.“ „So ein Unsinn!“ Sie versuchte, sich aufzubäumen: „Lass mich sofort los!“ Wäre er ein Dämon gewesen, hätte sie versuchen können, ihn mit Hilfe ihrer magischen Fähigkeiten zu schwächen. Gegen einen durchtrainierten menschlichen Mann musste sie verlieren. Besorgt warf sie einen Blick hinüber, wo der andere Dämonenjäger Ethon erfolgreich davon abhielt, ihr zu helfen. Der Vogeldämon konnte die Angriffe dieses seltsamen Schwertes kaum parieren, blutete schon aus einer tiefen Verletzung am linken Oberarm. Entsetzt spürte sie, wie ihre Handgelenke auf dem Rücken zusammengebunden wurden. „Lass mich sofort los! Ich gehöre zu den Dämonenjägern im Dienste des Prinzen. Das muss ein Missverständnis sein.“ Warum half ihnen denn keiner der Dorfleute? Waren die alle so sicher, dass Dämonenjäger keine Fehler machten? Nun gut, bis eben hätte sie das auch geglaubt. „Befehl ist Befehl.“ Ban sah zu seinem Bruder: „Hör auf, hier herumzuspielen. Wir sollen uns beeilen!“ „Schade.“ Ja sprang einen Schritt zurück, musterte seinen Gegner. Der Vogeldämon war kein sehr guter Kämpfer und es machte auch recht wenig Spaß. Überdies hatte sein großer Bruder Recht. Sie sollten so schnell wie möglich wieder zurück im Dorf sein. Ixion hatte gesagt, dass es eile, und Ixion irrte sich nicht. Für einen Augenblick stieg in ihm ein eigenartiges Gefühl auf, warum er eigentlich so an diesen dämonischen Gelehrten glaubte, aber dann verschwand es wieder. „Tja, das war es dann wohl.“ Wenn dieser Vogeldämon schlau war, würde er sie samt der Kleinen gehen lassen. Wenn nicht, sterben. Ethon schluckte, wagte aber nicht, den Blick von seinem Widersacher zu wenden. Er konnte, durfte nicht aufgeben, er war dem Prinzen gegenüber doch für dessen Priesterin verantwortlich. Wenn schon sterben, dann nicht durch dessen Bestrafung, sondern ehrenhaft im Kampf. So machte er zum ersten Mal einen Ausfall. Wie er schon befürchtet hatte, schoss wieder diese lange, seltsame, kettenartige Klinge auf ihn zu. Diesmal hatte er allerdings damit gerechnet, wollte sie mit seinem eigenen Schwert umwickeln, abfangen. Immerhin war er ein Dämon und das doch nur ein Mensch. Zu spät bemerkte er, dass der Jäger diesmal etwas anderes geplant hatte. Die Schlangenschwertklinge wickelte sich um seinen Körper. Kagome sah noch entsetzt, wie Ethon buchstäblich in Stücke geschnitten wurde, ehe ein Tuch auf ihr Gesicht gepresst wurde und die Welt um sie dunkel wurde. Die menschliche Frau betrachtete nachdenklich die Talebene unter sich. Wie lange würde er wegbleiben? Was war nur passiert, dass er so schnell zurück in die Hauptstadt musste? Sie hätte es noch vor drei Wochen nicht für möglich gehalten, dass sie ihn vermissen würde. Sein Ruf in der Bevölkerung war ganz anders als das Gesicht, das er ihr gezeigt hatte. Sie entsann sich, dass auch Kagome erwähnt hatte, Prinz Inuyasha sei privat anders, als in der Öffentlichkeit. Ob das wohl auch bei dem Kronprinzen zutraf? Nun, das würde sie wohl kaum fragen können. Sie seufzte ein wenig, als sie den Horizont absuchte. Wann er wieder kommen würde? Das Gefühl einer drohenden Gefahr ließ sie herumfahren. Sie entdeckte einen schwarzhaarigen Fremden hinter sich, erkannte noch eine blaue Rüstung, einen Handschuh mit metallenen Krallen, der nach ihrer Kehle griff. Entsetzt packte sie zu, fasste das Gelenk der würgenden Hand, nur, um ebenfalls auf Eisen zu stoßen. Wer war das und was wollte er? Sie töten? Sie versuchte, sich zu wehren, zu winden, zu treten, prallte aber immer auf eine Rüstung. „Mach schon“, sagte der Unbekannte. Sie begriff nicht, zumal der Luftmangel ihr Herz rasen ließ, schwarze Schatten vor ihre Augen traten. „Na, das ging ja leicht“, meinte jemand anderer: „Sie wird gleich ruhig sein.“ Voller Panik versuchte sie noch einmal, sich zu befreien, spürte, wie ein Tuch auf Mund und Nase gepresst wurde. Der Geruch war widerlich süßlich, aber sie musste ihn einatmen.. „Hilf mir…“ dachte sie noch, ehe sie bewusstlos zusammensank. Sango war ein wenig irritiert, als sie drei der Kotsu-Brüder in ihrem neuen Haus in der Hauptstadt aufsuchten. Das hatten sie noch nie getan, seit sie im Dienste des Inu no Taishou stand. „Meine liebe Sango“, sagte Mu, der das wohl bemerkt hatte: „Wir wurden vom Harmost her gesandt, dich aufzusuchen. Kohaku ist nicht da?“ „Nein.“ Wollte Vater etwa wissen, wie sie zukünftig wohnen würde? Wissen, wie und wer Miroku war? Oder machte er sich Sorgen um Kohaku? Immerhin war ihr kleiner Bruder jünger, als sie es gewesen war, als sie zu Inuyasha kam. „Er ist mit einer Freundin aus.“ Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht sagen, dass er auf einem Drachen ausritt. „Schön, dass er schon eine Freundin hat“, erklärte Kyou langsam. „Und dein zukünftiger Ehemann?“ „Auch nicht. Da wir noch nicht verheiratet sind, wäre es ja wohl unschicklich, würde er hier wohnen.“ War es etwa das, was ihr Vater befürchtet hatte? Aber ihr dann gleich die Elitejäger auf den Hals zu hetzen? Schön, sie besaßen verschiedene effektive Techniken, aber Sango fand keinen der sieben Brüder sonderlich sympathisch. Nun gut, Ban und vielleicht noch Ja. Aber diese drei hier…Sie waren jedoch Männer ihres Volkes, ihres Dorfes, und so meinte sie höflich: „Dann darf ich euch doch sicher etwas zu trinken anbieten?“ „Gern, meine liebe Sango.“ Mu stellte seine Tasche neben sich. „Und was gibt es im Dorf Neues?“ Sie erhob sich, um in die Küche zu gehen, Wasser und Wein zu holen. „Dein Vater hat einen neuen Ratgeber“, erklärte Gen: „Ixion. Sehr schlauer Kopf.“ „Ixion? Ist er aus einem anderen Dorf?“ Sie hatte den Namen nie gehört. Aber sie ging weiter. „Nein, er ist ein Dämon“, sagte Mu: „Ungewöhnlich, nicht wahr? Aber er ist wirklich ein sehr guter Berater für uns alle. Hat immer Recht. Und ist dem Inu no Taishou treu ergeben.“ Seine Hand glitt zu seiner Tasche, öffnete diese, als ihnen die Gastgeberin den Rücken zuwandte. „Das ist gut.“ Sango verschwand, kehrte kurz darauf mit zwei Karaffen voll Wein und Wasser zurück. Noch in der Tür erstarrte sie. Sie kannte diese dunkle Rauchwolke, die vor ihr aufstieg, wusste, was sie bewirkte. Instinktiv wollte sie zurückspringen, ließ die Karaffen fallen, aber sie wurde von Kyou und Gen gepackt. Sie wehrte sich. „Was soll das?“ brachte sie hervor, als sie erkannte, dass alle drei ihrer Besucher Schutzmasken gegen das Gift trugen. „Befehl des Harmost.“ Vater? Aber was…? Sie konnte nicht weiter denken, als sie bewusstlos in den Armen der Kotsu-Brüder zusammensank. „Ist es nicht wunderschön, auf Ah-Un?“ fragte Rin begeistert. Kohaku saß hinter ihr, hielt sich an der Kleinen fest: „Ja. Es muss schön sein, mit so einem Drachen umgehen zu können. Kannst du mit ihm reden?“ Sie flogen über die ausgedehnten Wälder nördlich der Hauptstadt. „Ich rede ja mit ihm, und manchmal denke ich, er versteht jedes Wort.“ Der junge Dämonenjäger nickte und sah hinunter. „Oh, Rin, kannst du ein bisschen tiefer gehen? Danke. Da sind Leute aus meinem Dorf, die ich kenne. Ich wusste gar nicht, dass die Kotsu-Brüder einen Auftrag hatten.“ „Da, die Staubwolke?“ „Ja, der eigenartige Wagen, dort.“ Kohaku hatte eigentlich nur die Absicht gehabt, den Bekannten zuzuwinken, zu zeigen, dass er auf einem Drachen reiten durfte, was gewöhnlich keinem Menschen erlaubt wurde. Nun aber stutzte er. Dort auf dem Wagen lag doch… „Sango!“ Rin lenkte unwillkürlich den Drachen seitwärts, als sie den Kopf wandte: „Was meinst du, Kohaku?“ „Dort liegt Sango, auf dem Wagen, da bin ich mir ganz sicher.“ Was sollte das denn? Warum reiste seine große Schwester in Begleitung der Kotsu-Brüder aus der Hauptstadt ab, ohne es ihm zu sagen? War zu Hause etwas passiert? Wieso wartete sie dann nicht, bis er von dem Drachenausflug zurück war? Sie wusste doch davon? Und warum bewegte sie sich nicht? Irgendetwas stimmte da doch nicht. Aber es waren immerhin Männer aus ihrem Heimatdorf. Das waren zu viele Fragen, beschloss er: „Rin, hör bitte zu: geh ein wenig tiefer, so dass ich abspringen kann. Ich muss wissen, was da los ist.“ „Ich komme mit.“ „Nein.“ Es wäre möglich, dass es sich um eine Geheimmission im Dienste des Inu no Taishou handelte, die nicht verraten werden durfte. „Warte einfach ein bisschen abseits, ich bin gleich wieder da.“ „Schön. Aber lass mich nicht zu lange warten.“ Rin lenkte den Drachen zu einem hohen Baum. „Danke.“ Kohaku sprang auf einen dicken Ast, turnte mit langjähriger Übung hinunter. „Dann warten wir ein bisschen, Ah-Un“, meinte die Kleine: „Drehen wir einen Kreis, dann sehen wir besser, wann er zurückkommt.“ Sie warf einen Blick hinab, wo der Wagen inzwischen stillstand. Ja, doch, sie erkannte dort eine Frau, die regungslos darauf lag und drei Männer, die irgendwie unheimlich aussahen. Kohaku redete mit ihnen. Sie flog eine weitere Kurve. Die drei Kotsu-Brüder hatten überrascht erkannt, wer sich ihnen da in den Weg gestellt hatte. „Guten Tag, Kohaku“, sagte Gen langsam. „Was macht ihr mit meiner Schwester? Ist sie krank?“ Vor einigen Stunden war sie doch noch gesund gewesen? „Wir sollen sie so schnell es geht nach Hause bringen. Befehl des Harmost.“ „Vater? Aber warum?“ „Ixion braucht sie.“ „Wer?“ „Der Berater deines Vaters. Jetzt lass uns durch. Wir haben es eilig.“ Kohaku stutzte erneut. Er kannte die Elitejäger seit seiner Geburt. Aber nun schien es ihm, als habe er sie nie gekannt. Ihre Augen waren seltsam glanzlos, gefielen ihm nicht und was sie sagten, war ungewöhnlich, erschien blödsinnig. Was war hier nur los? Wären sie nicht die fähigsten, talentiertesten aller Dämonenjäger gewesen, hätte er gesagt, dass sie unter einem Bann stehen würden. Unwillkürlich legte er die Hand an seinen Gürtel, wo seine Lieblingswaffe hing, eine Sichel an einer langen Kette. „Ihr habt Sango betäubt!“ stellte er fest: „Und ich glaube nicht, dass Vater dies so befohlen hat.“ Und wer um alles in der Welt war Ixion? „Aus dem Weg, Kohaku“, sagte Mu und es klang scharf: „Wir gehorchen dem Harmost, das solltest du wissen. Wenn du das nicht tust, begehst du Verrat.“ „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Vater euch das befohlen hat“, gab der Junge zu, warf einen raschen Blick herum. Es schienen tatsächlich nur drei der sieben Brüder hier zu sein. Wo waren die anderen? Mit welchem Auftrag? Er zog seine Sichel: „Ich werde Sango zurück in die Hauptstadt bringen.“ „Das wirst du nicht.“ Kyou bewegte sich rasch auf den Jüngeren zu. Kohaku wandte sich ihm sofort zu, wollte den vermuteten Angriff abwehren. Zu spät bemerkte er, dass es eine Finte war, Mu im gleichen Moment in seine Tasche gefasst hatte, etwas herauszog. Mit überraschender Geschwindigkeit lief der Giftmischer der Kotsu-Brüder auf den Jungen zu. Dieser wollte ausweichen, wurde aber von Kyou gepackt. Nur Sekunden später war Kohaku bewusstlos. „Bringen wir ihn eben auch dem Harmost.“ Gen zuckte die Schultern: „Soll der seinen Sohn bestrafen. Beeilen wir uns.“ Kyou warf den Jungen neben dessen Schwester auf den Wagen, ehe er sich daneben setzte: „Dann fahr los.“ Die drei Halbbrüder fuhren mit Höchstgeschwindigkeit weiter. Niemand von ihnen bemerkte den großen Drachen mit der kleinen Gestalt darauf, die ihnen hinterher flog. ******************************************** Will Rin nur beobachten oder plant sie selbst etwas? Das neue Kapitel heisst: Dunkel, denn Naraku beginnt, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Derweil tagt der Familienrat... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 30: Dunkel ------------------ So langsam nähert sich diese Geschichte dem Ende. Eine Erklärung vor diesem Kapitel: da Tenseiga in dieser Geschichte den Pfad der Dunkelheit öffnen kann, also als Waffe eingesetzt wird, kann es niemanden zurück ins Leben rufen. Wer tot ist, bleibt es.... 30. Dunkel Der Inu no Taishou und seine beiden Söhne saßen im Arbeitszimmer. „Kagura ist Narakus Abkömmling. Solange sie lebt, lebt auch er, “ schloss Sesshoumaru seinen Bericht. „Das haben wir wohl übersehen.“ „Weil dem nicht unbedingt so ist.“ Sein Vater sah zu ihm: „In ihrem Fall wäre es wohl in der Tat so, da du sagtest, dass er ihr Herz hat. Aber davon wusste ich nichts, ihr beide auch nicht. Gewöhnliche Abkömmlinge leben durchaus weiter.“ „Ist dieser Mistkerl denn überhaupt nicht umzubringen?“ murrte Inuyasha, der seine freien Tage verschwinden sah. Auf diese Art würde er nie von Kagome bekocht werden. „Wir werden eben gründlicher sein müssen, meine Söhne. Überdies nehme ich an, dass er, wenn er dem Pfad der Dunkelheit in der Tat entkommen konnte, dies nur schwer verletzt vermochte. Er muss sich regenerieren. – Was gab es in den vergangenen Tagen an Merkwürdigkeiten?“ „Na ja…“ machte der jüngere Halbbruder. „Rede, Inuyasha.“ „Ich war mit Kagome doch im 14. Bezirk, wo die Dämonenjäger leben. Einer fiel uns mehr oder weniger vor die Füße. Seine Katze hatte ihn schwer verletzt zu uns gebracht. Er hatte vier große Wunden. Er war förmlich durchbohrt worden.“ „Verletzte bringt man doch in ihr Dorf, zumal, wenn es nicht so weit entfernt ist. Das ist in der Tat merkwürdig.“ „Ehe er starb, sagte er noch: Vorsicht vor dem Berater. Und dann kam praktisch auch schon der Brief, dass Naraku lebt.“ „Vorsicht vor dem Berater.“ Der Inu no Taishou sah zu dem Kronprinzen. Sesshoumaru schüttelte ein wenig den Kopf: „Eure Berater haben sich in keiner Weise merkwürdig benommen, verehrter Vater. Überdies sollte das Schicksal dieser Tsubaki Warnung genug sein. – Aber etwas anderes: jemand hat eine Dämonin auf einer Insel im 9. Bezirk ermordet, wobei er ihren äußerst starken Bannkreis durchbrach. Das Ziel war offenbar ihre Bibliothek. Myouga soll herausfinden, wer es war.“ „Charybdis?“ „Ihr kanntet sie, verehrter Vater?“ „Ich weiß nur, dass sie eine Heilerin ist...war, die letzte Überlebende der einstigen Herrscherfamilie des 9. Bezirks.“ Der Machthaber sah zu Boden: „Eine tote Heilerin. Und Naraku musste sich regenerieren.“ „Dann ist der Mistkerl im 9. Bezirk. Wir müssen dahin!“ Inuyasha wollte fast schon aufspringen. „Da ist er sicher nicht mehr, mein lieber, kleiner Bruder.“ Das „klein“ war unmerklich betont. Manchmal benahm sich Inuyasha schon recht erwachsen, dann wieder wirklich kindisch. Nun gut, seit dieser ganze Ärger mit Naraku begonnen hatte, war der Halbdämon deutlich reifer geworden. Schreie vor der Tür ließen die drei Familienmitglieder aufsehen. Ein wenig erbost erhob sich der Herrscher. Er liebte es nicht, seine Besprechungen gestört zu sehen, zumal, wenn diese hier sowieso seine Ferien unterbrochen hatte. Im nächsten Moment war auch der Kronprinz auf den Beinen, da er die Stimme erkannt hatte. Die Wachen und Sekretäre vor der Tür fuhren herum, als diese aufgerissen wurde, verneigten sich eilig, ohne das schreiende kleine Mädchen loszulassen. Rin jammerte: „Euer Gnaden, Euer Gnaden, Kohaku...Sango…“ „Was ist mit ihnen?“ fragte Inuyasha prompt, der sich zu Vater und Halbbruder gestellt hatte. „Lasst sie los!“ befahl der Kronprinz eisig. Die Wachen gehorchten eilig. „Komm mit.“ Der Inu no Taishou wandte sich um. Das Mädchen war aufgeregt, schien erschöpft zu sein. Was immer passiert war, musste ihr wichtig sein. „Setz dich hier hin, Kleine. Und dann erzähle.“ Rin gehorchte, berichtete von dem Ausritt mit Kohaku, dem Zwischenfall: „Ich...ich bin mit Ah-Un dann hinterher geflogen.“ „Kohaku und Sango entführt?“ meinte Inuyasha wütend: „Wie können es diese Mistkerle wagen, meine Leute...“ „Kohaku sagte, sie sind aus seinem Dorf? Dämonenjäger?“ vergewisserte sich der Herrscher. „Ja“, bestätigte Rin mit einem raschen Blick zum Kronprinzen: „Ich...sie sind zu einem befestigten Dorf gefahren, in einem Wald, dahinter sind Berge.“ „Das hast du gut gemacht, mein Kind.“ Der Inu no Taishou nickte: „Was hast du noch gesehen? Waren bewaffnete Männer dort?“ „Und Frauen, alle so gekleidet wie Kohaku. Und dann kamen noch zwei Männer mit einer Frau angefahren, die bewusstlos war. Es waren dann drei.“ „Drei bewusstlose Frauen?“ „Ja, Herr. Und Kohaku.“ „Was passierte dann?“ „Sie brachten Kohaku in ein Haus, die Frauen blieben auf einem Wagen liegen. Zwei Männer kamen zu ihnen, guckten sie an, einer auch ein Dämonenjäger, der andere war ein Dämon.“ Der Herrscher und seine Söhne sahen sich an. Ein Dämon im Dorf der Dämonenjäger? Bewusstlose, offenbar entführte Frauen? Das klang äußerst merkwürdig. Und sie hatten in den letzten Wochen nur zu gut gelernt, dass Merkwürdigkeiten meist bedeuteten, dass Naraku mit im Spiel war. Rin meinte: „Ich bin dann weggeflogen, weil ich das Euer Gnaden sagen wollte.“ „Dann geh jetzt und ruh dich aus.“ Der Inu no Taishou richtete sich etwas auf. Die Kleine sah rasch zu Sesshoumaru. Da dieser nickte erhob sie sich und wollte gehen. An der Tür blieb sie stehen: „Oh, da war noch etwas. Diese eine Frau, die bewusstlos war, ich denke, dass sie die Priesterin ist, Kagome.“ „Kagome?“ Inuyasha verschluckte sich fast. War das möglich? Rin nickte, dann ging sie. „Wir müssen dahin“, sagte der Halbdämon aufgebracht: „Ich hatte doch diesem Boten, diesem Ethon, gesagt, dass er auf sie aufpassen soll! Na, der kann was erleben!“ Er wollte erneut aufspringen. „Warte, mein Sohn. Wir müssen nachdenken. In jedem Fall können wir wohl davon ausgehen, dass Naraku die Finger mit im Spiel hat. Und es gibt nur zwei Dinge, die das Dorf der Dämonenjäger für ihn interessant machen.“ „Sie sind bewaffnet.“ Der Kronprinz sah seinen Vater an: „Aber sie haben nie Grund gegeben, an ihrer Loyalität Euch gegenüber zu zweifeln.“ „Nun, Naraku dürfte inzwischen über die Bibliothek von Charybdis verfügen, hat wohl auch eigene Fähigkeiten. Wer weiß, wie er die Jäger beeinflussen konnte. Aber die Dämonenjäger hüteten auch einst das Juwel der Vier Seelen.“ „Das ist doch weg“, sagte Inuyasha prompt. „Ist es das? Ich habe Naraku auf den Pfad der Finsternis geschickt, und auch das Juwel. Wir nahmen an, dass beide im Jenseits sind.“ Der Inu no Taishou blickte nachdenklich geradeaus: „Drei entführte Frauen sah Rin. Das Juwel der Vier Seelen…“ „Dieser Mistkerl will das Juwel immer noch? Und hat dazu…“Inuyasha unterbrach sich: „Kagome…der will sie für das Juwel haben! Er will sie umbringen!“ Diesmal sprang er wirklich auf: „Vater, wir müssen sofort dahin! Selbst, wenn Rin mit dem Drachen geflogen ist, ist wertvolle Zeit vergangen. Und Sango ist dann auch in Gefahr und die dritte Frau, wer immer sie auch ist.“ „In der Tat, mein ungestümer Sohn.“ Der Herrscher stand auf. Er hatte ein unbehagliches Gefühl bei der Vorstellung, wer die dritte Frau sein könnte, tröstete sich allerdings damit, dass Naraku kaum von ihr wissen konnte. Es sei denn, er hätte ihn selbst bespitzelt. Und das, gab er ungern zu, war durchaus möglich. „Es ist Zeit vergangen. - Sesshoumaru, lass Krieger zusammenrufen. Wir drei fliegen sofort zu dem Dorf des Harmost. Was immer dort geschieht, verdient es, nachgeprüft zu werden. Inuyasha, lass die Drachen bereit machen.“ Während seine Söhne eilig gehorchten, sah er ins Nichts. Das Gefühl der Sorge wollte nicht weichen. Kagome erwachte nur mühsam. Langsam kehrte die Erinnerung zurück, an den Überfall durch die Dämonenjäger, den Tod Ethons, der sie hatte beschützen wollen. Sie öffnete die Augen. Zu ihrer Verwunderung lag sie gefesselt in einer Höhle, die mit Fackeln erhellt wurde. Zu ihren Füßen befand sich eine kleine Säule. Im Hintergrund konnte sie eine weibliche Figur erkennen, eine Statue vermutlich. Neben ihr lag… „Mama!“ „Kagome?“ Diese wurde ebenfalls gerade wach: „Was ist passiert? Wo sind wir?“ „Kagome?“ fragte jemand und die blickte auf ihre andere Seite. „Sango!“ Auch die Jägerin war gefesselt: „Was ist nur los? Wo sind wir? Dämonenjäger haben mich überfallen.“ „Auch mich.“ Sango klang bitter: „Auf Befehl meines eigenen Vaters, sagten sie. Und ich fürchte, ich weiß, wo wir sind. Dies hier ist die Höhle, in der einst das Juwel der Vier Seelen erschaffen wurde.“ „Das Juwel…aber das hat der Inu no Taishou doch ins Jenseits geschickt, zusammen mit Naraku?“ „Sieh auf die Säule.“ Dort lag eine kleine Kugel. „Das ist…das muss eine Fälschung sein, “ sagte die junge Priesterin prompt: „Sonst würde ich die Energie doch spüren.“ „Ich denke, deine Freundin meinte, dass es das echte ist.“ Ihre Mutter klang ruhig: „Und dass irgendjemand uns dazu benutzen will, es wieder mit Seelen zu versorgen.“ „Wer sollte denn so etwas tun? Das ist doch viel zu gefährlich. Außerdem müsste er uns dazu schon umbringen…“ Kagome schluckte: „Moment mal…“ „Noch haben wir Zeit“, beruhigte Sango: „Wir sind zu dritt, aber für das Juwel braucht man vier Seelen. – Ich begreife nur nicht, wie mein Vater auf die verrückte Idee kommen konnte, das Juwel wieder zu erwecken.“ Und Menschen dafür zu opfern. „Was haben die Dämonenjäger denn damit zu schaffen?“ fragte Kagomes Mutter. „Wie gesagt, hier entstand das Juwel einst. Und da es nur Ärger verursachte, kein Dämonenjäger es sicher behüten konnte, wurde es in die Hände einer Priesterin gegeben, die es behielt. In eurer Familie. – Ich war eigentlich froh, dass es im Jenseits verschwand.“ „War ich auch“, gab Kagome zu: „Und auch, dass dieser Mistkerl von Naraku weg war. Was hat dein Vater denn mit dem Juwel zu tun?“ „Mein Vater ist der Anführer aller Dämonenjäger, der Harmost. Was er befiehlt, wird getan. Aber ich verstehe auch nicht, was das hier soll.“ Sango musterte das Juwel: „Ich verstehe es wirklich nicht.“ „Mama, wieso haben sie dich gefangen?“ „Ich weiß es nicht, Kagome. Aber es waren wohl auch Dämonenjäger.“ Und sie nahm an, dass es entweder damit zusammenhing, dass sie eben die Mutter von Kikyou und Kagome war, oder aber an ihrer Beziehung zum Inu no Taishou. „Da kommt wer!“ Die aufmerksame Sango blickte zu dem Höhleneingang, wo sich ein älterer Mann in der Tracht eines Gelehrten näherte: „Ein Dämon in unserem Dorf?“ fragte sie verblüfft. „Dem Harmost sei Dank“, erwiderte er fast freundlich und näherte sich den drei Gefangenen. „Ich bedauere eure Unannehmlichkeiten, aber ich konnte nicht davon ausgehen, dass ihr freiwillig mithelfen würdet.“ „Bei was?“ fragte die Jägerin, obwohl sie es ahnte. „Nun, das Juwel der Vier Seelen wieder zu erwecken. Wir vier werden es tun.“ Kagome begegnete seinem Blick und rang nach Atem. Sie kannte nur eine einzige Person, hinter deren Augen ein Abgrund zu liegen schien: „Naraku!“ „Oh, da kann ja jemand denken.“ Er nickte ein wenig: „Erstaunlich, meine Liebe. Ich hätte wirklich gedacht, dass ich mein Äußeres gut genug verändert habe.“ „Irgendwie liegt da wohl ein Irrtum vor“, sagte Kagomes Mutter ruhig: „Jeder ist froh, wenn das Juwel nicht mehr existiert. Es ist zu gefährlich.“ „Für Menschen. Für mich bedeutet es dagegen die absolute Macht. Und, dass der Inu no Taishou samt seinen beiden Welpen erledigt ist.“ Naraku ließ sein Obergewand von den Schultern gleiten, zeigte nun offen die Tentakel, die sich entwickelt hatten. „Du redest völligen Blödsinn!“ fauchte Kagome: „Du wirst das Juwel nie wieder erwecken können, und du wirst es nie schaffen, die drei zu besiegen!“ „Falsch. Leider wirst du es nicht miterleben.“ Er trat zu der Säule. „Es heißt Juwel der Vier Seelen!“ Sie war zu wütend, um Angst zu haben. „Wir sind drei.“ „Oh, komm, Kagome, kannst du dir nicht denken, was ich plane?“ „Er ist die vierte Seele!“ meinte Sango unverzüglich: „Aber dann…“ Sie stockte. Aber es war klar, dass er plante, sie drei zu töten. Und das sollte man ein wenig herauszögern. Vielleicht kam Vater doch noch zu klarem Denken, vielleicht vermisste Miroku sie, vielleicht kam der Herrscher selbst. Sie musste ihn zum Reden bringen. Nur, wie redete man mit jemandem, der vorhatte, einen zu opfern? Naraku lächelte ein wenig: „Du bringst den Mut in das Juwel, die kämpferische Seele. Kagome die Liebe. Du, die du den Inu no Taishou bezaubert hast, die Harmonie. Und ich die magische Macht. So werden wir zusammen das Juwel erschaffen. Natürlich mit einem kleinen, aber bemerkenswerten Unterschied. Eure drei Seelen werden vollkommen in dem Juwel aufgenommen werden. Bei der nun folgenden Zeremonie wird ein Teil meiner Seele, ein nicht zu kleiner Teil, in diesem Körper bleiben. Ist das Juwel erweckt, werde ich es absorbieren. Meine Seele gehört dann wieder vollständig mir. Und mit dem Juwel die Macht.“ „Das wird nicht funktionieren“, meinte Kagome. Er legte die Hände an die Säule: „Oh doch. Und glaub mir, über Absorption weiß ich, was es nur zu wissen gibt.“ Die kleine Kugel auf der Säule begann zu leuchten. Strahlen gingen davon aus, schienen die Höhle zu durchsuchen, ehe sie sich auf die vier lebenden Personen konzentrierten, auf deren Herzen. Kagome keuchte auf, als sie das Gefühl hatte, etwas werde aus ihr gesogen. War das ihre Seele? Es war noch nicht schlimm, nur ein sehr eigenartiges Gefühl. Hatten Miroku und Sango das auch so empfunden, als der Seelenspiegel vor Wochen im 18. Bezirk ihre Seelen nahm? Waren all die Mühen und Anstrengungen der vergangenen Monate umsonst gewesen? Würde sie nun mithelfen, den Inu no Taishou und seine Söhne zu töten? Ihre Mutter? Sango? Aus irgendeinem Grund dachte sie daran, dass sie Inuyasha doch versprochen hatte, etwas für ihn zu kochen. Inuyasha….. Inuyasha! Kohaku erwachte mühsam. Was war nur geschehen? Hatte er einen Alptraum gehabt? Er lag eindeutig im Haus seines Vaters, auf seinem Lager. Dann fiel ihm auf, dass seine Sichel neben ihm lag, er in Kampfkleidung war. Die Kotsu-Brüder! Sango! Er sprang auf. Noch ein wenig unsicher auf den Beinen ging er durch das leere Haus, hinaus auf den Dorfplatz. Zu seiner Überraschung waren dort alle Bewohner versammelt, sahen auf das Nordtor. Aber niemand schien kampfbereit, alle eher angespannt. „Was…was ist los?“ fragte er einen Nachbarn. Der wandte ihm den Kopf zu und der Junge erschrak. Auch die Augen dieses Mannes waren so eigenartig, so fremd im Blick, wie es diejenigen der Elitejäger gewesen waren. Hatte es jemand vermocht, das gesamte Dorf unter einen Bann zu setzen? Hatten die Kotsu-Brüder darum Sango entführen sollen, um auch sie zu verfluchen? Was hätte mit ihm selbst geschehen sollen? Er ging weiter, schob sich durch die wartende Menge, auf der Suche nach seinem Vater. Er fand ihn in der vordersten Reihe, neben ihm all seine Berater, in der zweiten Reihe entdeckte er die Kotsu-Brüder. „Vater…was geschieht hier?“ Der Harmost sah zu ihm: „Das größte Opfer, das wir bringen können, für den verehrten Inu no Taishou.“ Kohaku wollte schon aufatmen. Immerhin hörte sich das nicht nach Hochverrat an. Dann aber fragte er: „Was ist mit Sango?“ „Sie nimmt daran teil.“ Der Harmost klang traurig: „Aber das ist eben meine Pflicht, ihre Pflicht.“ Da stimmte etwas doch nicht. „Verzeih, Vater, warum hast du sie entführen lassen?“ „Ixions Träume sagten, dass Sango als unsere Vertreterin mithelfen sollte, das neue Juwel der Vier Seelen zu erschaffen.“ Wieder dieser Ixion. Und warum nur hatte er, Kohaku, das Gefühl, die Luft hier im Dorf sei so schwer zu atmen? „Aber das geht doch gar nicht. Und alle waren doch froh, dass dieses verfluchte Juwel ins Jenseits geschickt wurde?“ „Ixion sagte...“ „Vater! Du willst doch nicht sagen, dass dieser Ixion dir befahl, du sollst meine Schwester opfern für ein neues Juwel der Vier Seelen!“ „Doch. Sie und zwei andere Frauen. Und Ixion selbst wird sich auch einbringen. Ein Opfer für den Inu no Taishou.“ „Du lässt Menschen ermorden, weil dieser Ixion das will?“ Auch sein Vater schien so seltsam verzaubert zu sein. „Der Inu no Taishou wäre damit sicher nicht einverstanden! Und ich lasse nicht zu, dass meine Schwester stirbt!“ Der Junge lief los, in Richtung des Tores. „Kohaku!“ Die Stimme des Harmost ließ ihn innehalten, sich umdrehen. Und er erschrak. Sein Vater hatte sein Schwert in der Hand. „Ixion hat Recht, das Juwel wird den Namen der Dämonenjäger ewig leben lassen. Und es ist eine große Ehre, dass Sango daran beteiligt ist.“ „Der Name der Dämonenjäger wird auf ewig beschmutzt sein. Du selbst hast doch immer gesagt, dass wir uns gegenseitig helfen und beschützen sollen. Und dann willst du deine Tochter umbringen? Nun, weil irgendwer das gesagt hat? Ihr seid doch alle vergiftet worden. Ich verstehe euch nicht.“ Er sah in der Menge nur feindliche Gesichter. Sein Vater musterte ihn: „Du bleibst hier, Kohaku, bis die Zeremonie beendet ist.“ „Nein. Ich werde nicht zulassen, dass meine Schwester stirbt!“ „In diesem Fall lässt du mir keine Wahl.“ Der Harmost ging auf ihn zu: „Du widersprichst deinem Anführer, deinem Vater. Und du wirst dafür bestraft werden.“ „Ich weiß nicht, was mit dir passiert ist. Und wenn du mich bestrafen willst, tu es. Nachdem ich Sango aus der Höhle geholt habe.“ Unwillkürlich fasste Kohaku nach seiner Sichel, als er bemerkte, dass auch andere Männer, gerade die Kotsu-Brüder, schon zu den Waffen griffen. Was auch immer hier passiert war, hatte verheerende Wirkung gehabt. Hoffentlich war Rin schlau genug gewesen, in das Schloss zurückzukehren und dem Kronprinzen Bescheid zu sagen, dass Sango und er entführt worden waren. Und hoffentlich hatte Sesshoumaru die richtige Schlussfolgerung gezogen. Er selbst konnte hier kaum etwas tun, nicht gegen seinen Vater, nicht gegen all seine alten Bekannten. Aber er musste es versuchen. Er drehte sich um und rannte los. Fast im gleichen Moment bemerkte er, dass dies auch der Harmost tat, das Schwert seitwärts hochzog. Ein eisiges Erschrecken erfasste den Jungen, als er feststellte, dass sein Vater tatsächlich so unter einem Bann stand, dass er bereit war, ihn zu verletzen, ja, vielleicht zu töten. Das durfte er nicht zulassen. Leider wusste er auch, dass er durch das Gift Mu Kotsus, das noch immer in seinen Adern floss, schwächer, zittriger war, als er es gewöhnlich gewesen wäre. „Vater, nicht!“ brachte er hervor, als er die Klinge fast neben sich sah. Instinktiv, aus jahrelangem Training zog er bereits seine Sichel, um abzuwehren, das angreifende Schwert aus der Bahn zu schlagen. Im gleichen Augenblick hechtete der Harmost auf ihn. Der Schwertangriff war eine Finte gewesen, um den Jungen zu Boden reißen zu können. Kohakus Sichel drang mit der Spitze in den Rücken des Anführers, der zu Boden stürzte. Der Junge begriff entsetzt, was geschehen war, ließ seine Waffe los: „Vater!“ Im gleichen Augenblick flogen Speere, Pfeile gegen ihn. ************************************************** Das nächste Kapitel heisst Kampf. Niemand lässt sich gern opfern - und die Herren Hunde tauchen auch mal auf.... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 31: Kampf ----------------- Nach mehr als einem halben Jahr nähert sich auch diese Geschichte ihrem Ende. Ebenso wie Narakus perfekter Plan.... 31. Kampf Inuyasha, dachte Kagome verzweifelt. Er hatte doch versprochen, sie zu beschützen. Wo war er denn nur, während Naraku mit ihrer Seele, der ihrer Mutter und der Sangos das Juwel der Vier Seelen wieder zum Leben erwecken wollte, ihnen langsam das Leben ausgesaugt wurde? War er etwa in eine Falle gelaufen? Sie warf einen besorgten Blick auf das Juwel, in dem sich helle und dunkle Strahlen umeinander woben. Das mussten die vier Seelen sein. Und wenn ihre Seelen eingesaugt waren, würde Naraku noch immer einen Teil der seinen behalten haben, um das Juwel endgültig der dunklen Seite zuführen und es anschließend absorbieren. Moment Mal, dachte sie plötzlich. Genau das könnte sein Fehler sein. Gut, es würde sie nicht retten, ihre Mutter und Sango ebenfalls nicht, aber es würde wenigstens alle anderen vor diesem Mistkerl schützen. Sie war schließlich eine Priesterin. Wenn sie es schaffen würde, das Juwel zu läutern, konnte es Naraku nicht mehr benutzen. Und er könnte weder den Inu no Taishou noch dessen Söhne töten. Sie konzentrierte sich. Eigentlich müsste es einfach sein, denn drei der Seelen, die in das Juwel abgezogen wurden, zeigten helle Strahlen. Dieser Mistkerl hätte im Rechenunterricht besser aufpassen sollen. Drei waren mehr als einer. Trotz seiner Aufmerksamkeit auf den Seelenentzug bemerkte Naraku den unerwarteten Läuterungsversuch. Da wagte es diese kleine Priesterin doch tatsächlich…. Er ließ mehr seiner dunklen Energie einströmen. Nun gut. Wenn sie ihre Seele schneller loswerden wollte, konnte er ihr dabei behilflich sein. Er hatte mehr Macht als sie, da war er sich sicher. Und wenn sie glaubte, dass die drei Seeelen über die seine die Oberhand gewinnen würden, so täuschte sie sich. Denn schon kurz nach der Aktivierung des Juwels würde er es in seinen Körper aufnehmen, bereits ehe die eigentliche Verschmelzung der Seelen stattgefunden hatte. Sein Plan war genial und würde sicher nicht an diesem lächerlichen Läuterungsversuch scheitern. Nun gut, im Moment musste er ein wenig mehr seiner Seele mit dazu geben, als ursprünglich geplant, aber das machte nichts. Wichtig war nur, dass er genug zurückbehielt, um das Juwel in sich aufnehmen zu können, seine Seele dann wieder vollständig zurücknehmen zu können. Kagome stöhnte unwillkürlich auf. Der Mistkerl hatte es bemerkt, und widerstand ihr. „Mama“, keuchte sie: „Sango…Wehrt euch nicht gegen das Juwel. Wir…wir sind verloren, aber ich, wir können das Juwel läutern. Überlasst mir eure Seelen.“ Sango sah erstaunt zu ihr. Aber Kagome hatte wohl Recht. Sie drei waren so oder so zum Sterben verurteilt. Wenn es jedoch eine Möglichkeit gab, zu verhindern, dass Naraku an das aktivierte Juwel kam, so sollte man sie nutzen. Schließlich war sie eine Kämpferin, eine Jägerin. Sie würde niemals aufgeben. So schloss sie die Augen und versuchte, sich auf Kagome zu konzentrieren, um ihr ihre Seelenkraft zu überlassen. Es tat nun schon weh, die Seele zu verlieren, war ärger, als es der Seelenspiegel im 18. Bezirk gewesen war. Lange würde es wohl nicht mehr dauern. Plötzlich dachte sie an die Hütte mit dem Gift bei Kaijinbous Waffenschmiede. Da hatten sie sterben sollen, sie und Miroku. Sie spürte wieder seine Arme um sich, hörte seine Stimme: „Es tut mir leid, Sango…“ Mir auch, dachte sie. Nicht einmal bis zur Hochzeit haben wir es geschafft. Und alles, was ich noch für dich tun kann, ist zu verhindern, dass dieser Mistkerl an die Macht kommt. Aber ich werde dich beschützen, dich und Kohaku, bis zu meinem letzten Atemzug… Naraku schüttelte den Kopf: „Was für Optimismus, meine liebe Kagome. Du bist eine ganz fähige Priesterin, aber an mich kommst du nicht heran. Sieh euch doch an, ihr seid schon fast mehr tot als lebendig.“ Aber nun gut. Wehrten sie sich zu sterben, ließen sie ihren Hass auf ihn, ihre Wut, mit in das Juwel fließen, würde er selbst weniger Energie benötigen, um es der dunklen Seite der Magie zu übergeben. So fuhr er fort: „Auch, wenn es ein wenig schade ist. Ich hätte euch gern vorgeführt, was mit den drei Hunden passiert. Inuyasha wird sicher der Erste sein, der dran glauben wird. So ein halber Dämon kann gewiss nicht so lange durchhalten und auskosten, was ich mir für ihn ersonnen habe. Sesshoumaru dürfte auch Glück haben. Ich werde kaum die Geduld aufbringen, ihn so lange leiden zu lassen, wie er es verdient. Was ihren Papa betrifft, so rechne ich allerdings nicht mit derartigen Schwierigkeiten….“ Zufrieden sah er, wie Kagome und ihre Mutter unwillkürlich zusammenzuckten. Sehr schön. Wut, Hass, Erbitterung, Rachegelüste, das alles würde ihm helfen. Inuyasha…. Die junge Priesterin dachte an seine Arme um sich, die Verzweiflung in seinen Augen, als sie von Kikyous Tod gehört hatten, das Gefühl, auf seinem Rücken getragen zu werden, sein Bemühen, seine Freunde zu schützen, sie selbst zu hüten. Inuyasha. Nein. Er würde nicht von diesem Mistkerl hingerichtet werden, das würde sie verhindern. Und wenn sie schon sterben musste, dann würde sie jedenfalls ihn beschützen, so, wie er es umgekehrt für sie getan hatte, gegen Naraku in den letzten Wochen. Sie würde dafür sorgen, dass wenigstens er am Leben bleiben konnte. So wäre ihr Dasein nicht sinnlos gewesen. Der Inu no Taishou… Sie dachte an den Mann, der ihr vor zwei Tagen fast zögernd gestanden hatte, dass er sie gern küssen würde. „Aber du hast mein Wort: nur mit deinem Willen“, fügte er sofort hinzu und blickte wieder in das Land hinaus. „Warum ich? Ihr könnt jede Frau haben…“ „Ich will aber nicht jede, sondern nur eine. Dich.“ Er sah sie noch immer nicht an: „Aber das liegt allein bei dir.“ „Dann küsst mich.“ Jetzt, in der dunklen Höhle, entsann sie sich nur noch seiner Augen, in die sie gesehen hatte, diese so goldenen Augen, die warm aufgestrahlt hatten, als er sich ihr zuwandte. Nein. Naraku sollte ihn nicht grausam töten. Nicht, wenn sie es verhindern konnte. Und wenn das alles, war, was sie noch für ihn tun konnte, so sollte es eben so sein. Er würde sich gewiss um Souta und Kaede kümmern, wenn sie und Kagome hier starben. Leider konnte sie Kagome nicht beschützen, wie sie es gern getan hätte. Aber wenigstens ihn…. Mut und Liebe und Beschützen-wollen gingen bei allen drei Frauen eine Verbindung der Harmonie ein. Naraku spürte verwundert, dass das Juwel immer reiner wurde, und sie gleichzeitig immer schneller ihre Seelen abgaben. Das gab es doch fast nicht. Wieso wehrten sie sich nicht? Warum waren sie nicht wütend, hassten ihn? Wollten sie etwa sterben? In jedem Fall musste er gegensteuern, sonst würde es dieses verdammte Trio noch tatsächlich schaffen, das Juwel so zu läutern, so aufzubauen, dass es für ihn unbrauchbar war. Das durfte nicht passieren. Sonst bekäme er auch jenen Teil seiner Seele und seiner magischen Macht nicht zurück, den er bereits in das Juwel gesteckt hatte. Und das würde ihn viel zu sehr schwächen. So sah er sich gezwungen, immer mehr seiner eigenen Seele in das Juwel zu schicken, um doch noch die Oberhand in diesem magischen Ringen zu bekommen, dem unsichtbaren Kampf. Er hätte nicht sagen können, wie viel Zeit vergangen war, als es zu Ende war. Keuchend stützte er sich mit beiden Händen auf die Säule, auf der das Juwel der Vier Seelen lag. Es leuchtete nun in fast glänzender Schwärze. Er hatte es also geschafft. Ein Blick zu den drei Frauen verriet ihm, dass deren Seelen jetzt vollständig die Körper verlassen hatten. Ja, er hatte in der Tat gewonnen. Er richtete sich etwas auf. Das war knapp gewesen. Dieses verdammte, höllische Trio hatte es um ein Haar geschafft, auch seine Seele komplett in das Juwel zu bekommen, oder auch, es zu läutern und für ihn unbrauchbar zu machen. Er hatte sie unterschätzt, das war offenkundig. Jetzt war er ziemlich geschwächt, aber das wäre gleich vorbei. Mochten sie auch geglaubt haben, gegen ihn eine Chance zu haben, so war diese vorbei. Sie hatten verloren. Und er gewonnen, den höchsten Preis gewonnen. Vorsichtig hob er die Hände, berührte das Juwel. Zehn Minuten noch, dann war die Herrschaft sein. Ungefähr zehn Minuten würde er benötigen, um es zu absorbieren, seine eigene Seele und seine eigene Macht vollständig wieder zu erlangen. Nur noch zehn Minuten, die ihn von der Erfüllung seines Wunschtraumes trennten, der Herrscher anstelle des Inu no Taishou zu werden. Nichts und niemand konnte ihn mehr aufhalten. „Kagome!“ schrie jemand vor der Höhle, Schritte näherten sich rasch. Naraku zuckte zusammen. Da kam ein Rettungsversuch? Ohne weiter nachzudenken, fasste er mit der Linken nach dem Juwel, ließ einen Tentakel auf das einzige Wesen abschießen, das ihn vor dem Pfad der Dunkelheit beschützen konnte. Noch in der gleichen Bewegung fuhr er herum, ließ die anderen Auswüchse auf den Eindringling jagen. Erst, als er ihn durchbohrte, gegen die Höhlenwand schmetterte, erkannte er Inuyasha. Dieser war, ohne weiter nachzudenken, mit Höchstgeschwindigkeit seiner Nase gefolgt, noch während der Herrscher die Krieger in das seltsam stille Dämonenjägerdorf geschickt hatte. Der junge Prinz brach blutüberströmt zusammen, aber Naraku gab sich nicht der Illusion hin, bereits in Sicherheit zu sein. Wenn der hier war, standen die Chancen gut, dass er nicht allein gekommen sein würde. So zog er die Frau mit seinem Ausleger eng an sich, das Juwel in der Linken haltend. Er warf noch einen raschen Blick auf Inuyasha. Dieser lag regungslos auf dem Boden, das Schwert war ihm aus der Hand gefallen. Blut sickerte aus den vier tiefen Wunden über das rote Gewand, die weißen Haare. Während Naraku an dem zusammengebrochenen Halbdämon vorüber schritt, begann er, das Juwel in seiner Hand zu absorbieren. Er war noch zu schwach für einen Kampf, zumal gegen den Pfad der Dunkelheit. Aber dagegen sollte ihn die regungslose Frau schützen, die er mit Hilfe eines Tentakels an seine Brust presste. Der Inu no Taishou würde doch nicht so rasch erkennen können, ob sie tot oder lebendig war, und kein Risiko eingehen. Zumindest, bis er selbst die volle Macht des Juwels hatte, würde dies ihm helfen. Er musste nur zehn Minuten überstehen. Vor der Höhle blieb er stehen. Unverzüglich ließ er seinen Bannkreis aufflammen. Wie er erwartet hatte, kamen der Inu no Taishou und der Kronprinz heran. Beide zogen, als sie ihn sahen. Bestimmt erkannten sie seine Witterung. Naraku war zu erfahren mit den Reaktionen seiner Gegner, dass er nicht den besorgten Blick auf die Frau in seinem Griff bemerkt hätte. Er zog sie noch enger an sich. „Welche nette Überraschung“, sagte er: „Lange nicht gesehen.“ Wo waren eigentlich die Dämonenjäger? Hatten sie nicht bemerkt, wer hierher gekommen war und ihn nicht beschützt? Oder hatten sie es ohne seine Gegenwart doch vermocht, seinem Gift zu entkommen? Sie waren wirklich dickköpfiger, als er es je zuvor gedacht hätte. Aber das würde ihnen auch nichts mehr helfen. Hatte er das Juwel absorbiert, würde er auch über sie herrschen. Waren sie dann nicht willig, ihm zu gehorchen, waren sie Geschichte. „Du bist dem Pfad der Dunkelheit entkommen“, konstatierte der Herrscher: „Dies hat noch niemand geschafft.“ Er konnte nicht angreifen, ohne auch die Menschenfrau ins Jenseits zu schicken, etwas, das er unter allen Umständen vermeiden wollte. Er hielt jedoch seine Klinge seitlich nach unten, wartete auf das erste Nachlassen der Aufmerksamkeit. Naraku beschloss, ihm diesen Gefallen nicht zu tun. Aber er konnte ihn wohl zunächst ignorieren. Der würde ganz offenkundig nicht angreifen, um die Frau nicht zu gefährden. Wie berechenbar waren diese Hundedämonen. Sesshoumaru hatte inzwischen erkannt, dass sein Vater diese Frau beschützen wollte, und fühlte sich an dessen Entscheidung gebunden. Es war allerdings ein wenig ärgerlich, hier so hilflos vor einem Gegner zu stehen. Es müsste sich doch eine Gelegenheit ergeben, etwas zu unternehmen. Auch Vater schien nur auf einen passenden Moment zu warten. Naraku blickte zu dem Kronprinzen: „Du würdest mich gern angreifen, nicht wahr? Aber mein kleiner Bannkreis ist zu stark, wie du wohl weißt. Ihr könnt mich nicht angreifen, nur hilflos zusehen, wie ich das Juwel absorbiere und seine Macht bekomme.“ Er musste ja nicht erwähnen, dass sein Bannkreis nicht die gewöhnliche Stärke hatte. Aber mit jeder Minute, die verging, kam er seinem Ziel näher, erholte er sich. Das Juwel…Sesshoumaru sah zu der Höhle. Die Menschenfrau im Griff dieses Verräters war mindestens bewusstlos, andere Frauen wohl in dem Berg. Und ein Blutgeruch stieg ihm in die Nase, den er nur zu gut kannte. Blut. Sehr viel Blut. Hatte es dieser Mistkerl von Naraku etwa gewagt, seinen kleinen Bruder schwer zu verletzen, gar zu töten? Ein fast unhörbares Knurren, das aus der Kehle seines Vaters drang, verriet ihm, dass auch dieser Inuyashas Witterung aufgenommen hatte. Der Kronprinz hob das Schwert ein wenig. Er musste etwas unternehmen. Wenn es Naraku gelang, das Juwel zu absorbieren, würde eine ungeheure Macht die seine werden – vielleicht zu groß, selbst für Vater. „Was ist mit Inuyasha?“ fragte der Herrscher unterdessen, ohne in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen. Sobald sich eine Gelegenheit bot, würde er den Pfad ins Jenseits öffnen. „Du hättest deinem kleinen Welpen beibringen sollen, seine Nase nicht in Dinge zu stecken, die ihn nichts angehen. Aber das kannst du ja wohl selbst nicht…“ In diesem Moment schlug Sesshoumaru zu. Er wusste nur zu gut, dass er nichts gegen den Bannkreis ausrichten konnte. So griff er den Boden davor an. Dieser riss tief auf und der verräterische, ehemalige Fürst sah sich zu einem hastigen Satz zurück gezwungen. In seinem unbändigen Bemühen, Schutz hinter dem Körper der Frau zu behalten und der heftigen Erschütterung, entglitt das Juwel seiner Hand. Es rollte harmlos, unbeachtet von den beiden Hundedämonen weiter, direkt vor den Höhleneingang. Naraku unterdrückte einen leisen Fluch. Noch hatte er bei weitem nicht die Macht des Juwels, ja, nicht einmal seine eigene vollständig zurück. Er musste wieder an diese Kugel kommen. Nur wie? Die beiden vor ihm ließen ihn nicht aus den Augen. Gab er seine Geisel auf, würde der Inu no Taishou sofort den Pfad der Dunkelheit öffnen, das war klar. Und diesmal hatte er nichts, das er der anderen Welt als Opfer an seiner Statt anbieten konnte. Warum nur versuchten sie nicht selbst, an das Juwel zu kommen, dessen Macht zu besitzen? Naraku warf unwillkürlich einen Blick seitwärts, sah ein wenig überrascht die Bewegung im Gang dahinter. Mühsam und blutverschmiert krabbelte Inuyasha heran, blieb jedoch knien, als er trotz des Blutes, das über sein Gesicht und seine Augen gelaufen war, die Situation erkannte: „Naraku!“ keuchte er: „Du Mistkerl! Was hast du Kagome und den anderen angetan? – Ich bring dich dafür um!“ Wie voreilig, dachten die drei draußen Stehenden unwillkürlich. Zumindest zwei von ihnen waren aber erleichtert, dass er noch am Leben war. Der Halbdämon versuchte aufzustehen, stellte jedoch fest, dass das nicht so einfach war. Mit aller Kraft, die er im Moment aufbringen konnte, rammte er Tessaiga in den Boden, um sich so erheben zu können. Er wollte es in den Boden rammen. Tatsächlich aber traf er das Juwel der Vier Seelen, das unter der Wucht in viele kleine Splitter zerbarst. Naraku schrie unwillkürlich auf, als er die Konsequenz dieser Tatsache begriff. In dem Juwel war noch ein zu großer Anteil seiner Seele gewesen, als dass er diese Zerstörung ausgleichen konnte. Er spürte einen ungeheuren Schmerz, der ihn durchfuhr, die Kälte jener anderen Welt, der er schon einmal so nahe gewesen war, zu nahe. Unwillkürlich ließ er seine Geisel los, als er merkte, dass sein Bannkreis nicht mehr standhielt. Die Menschenfrau stürzte zu Boden. Inuyasha starrte etwas überrascht auf den ehemaligen Fürsten, dessen Haut sich veränderte, zu verwittern schien, rissig und grau wurde. Es war, als ob er beginnen würde, noch lebendig zu Staub zu zerfallen. Aus den Splittern des Juwels vor dem Halbdämon drangen helle und dunkle Teilchen, die wie Schneeflocken durcheinander wirbelten, ehe sie auseinanderstrebten, manche helle in die Höhle flogen, andere zu der regungslosen Frau dort drüben, alle dunklen zu Naraku. Im selben Moment schwang der Inu no Taishou Tenseiga, öffnete erneut den Pfad der Dunkelheit. Und diesmal gab es kein Entkommen. „Gut gemacht, kleiner Bruder.“ Sesshoumaru schob sein Schwert weg. Er war etwas überrascht, dass sein Halbbruder erkannt hatte, dass das Juwel der Vier Seelen im Augenblick der Schwachpunkt des Verräters war, aber dies war ganz offenkundig der Fall gewesen. Er musste es liegen gesehen haben und hatte sofort die Schlussfolgerung gezogen. Darum hatte er so selbstsicher Narakus Tod ankündigen können. „Äh, ja…“ Inuyasha wusste nicht genau, worüber er verwunderter sein sollte: von seinem Bruder mal ein Lob zu hören, oder die Wirkung der Tatsache, dass er einfach nur hatte aufstehen wollen. „Kagome...Sango sind in der Höhle…“ Beide Halbbrüder sahen zu ihrem Vater, um Anweisungen zu erhalten, aber der hatte Tenseiga weg geschoben, kniete nun neben der bewusstlosen Frau und zog sie etwas hoch. „Holt die beiden“, befahl er, ohne sich umzudrehen. Anscheinend hatte die Zerstörung des Juwels die Seelen wieder zu ihren Eigentümern zurückgeschickt. Vermutlich waren diese noch nicht endgültig miteinander verschmolzen worden. Sie waren schnell genug gewesen, wenigstens das zu verhindern. Wenigstens….Aber er hatte sie nicht beschützt, den Menschen, der ihm so wichtig war… Sie öffnete die Augen: „Liebster …“flüsterte sie, ohne nachzudenken. Er starrte sie an, dachte, nicht recht gehört zu haben. So hatte sie ihn noch nie genannt. Und das, wo er solch einen Fehler begangen hatte: „Ist...ist alles in Ordnung?“ „Kagome?“ „Inuyasha ist bei ihr.“ „Gut.“ Sie war nicht um Zweifel, dass Naraku nun endgültig gestorben war. So blickte sie nur in die Augen, von denen sie geglaubt hatte, sie nie wieder zu sehen „Ich…ich wollte für dich sterben.“ „Das war nicht nötig.“ Er zog sie fest in die Arme. Etwas anderes hätte er nicht sagen können. Es sollte einer ruhigeren Stunde vorbehalten bleiben, was dort in der Höhle geschehen war. „Sango!“ Der heranlaufende Miroku erstarrte, als er die Szene sah: der Herrscher kniete da, eine anscheinend sehr mitgenommene Frau im Arm, Inuyasha kam wankend aus der Höhle, Kagome und Sango mit sich tragend. „Sango…“ wiederholte er leiser, um rasch zu berichten: „Eure Krieger sind im Dämonenjägerdorf. Laut dem Priester wurde dort ein Nervengift ausgestreut. Die Jäger haben sich Euren Männern unterworfen. Der Harmost und sein Sohn sind schwer verletzt oder tot.“ Inuyasha legte seine Last ab und sah zu ihm: „Sango lebt, komm schon her.“ Erleichtert gehorchte Miroku, nahm seine Verlobte in die Arme, die ihn geschockt ansah: „Vater und Kohaku?“ „Ich weiß nicht mehr, die anderen kümmern sich um sie. Ich habe dich gesucht. Es wird schon alles gut gegangen sein. Ich sah nur noch, wie sich Heiler um sie bemühten.“ Dass diese die Köpfe geschüttelt hatten, musste er ihr ja einstweilen noch nicht erzählen. „Wie geht es dir? Ich bin froh, dass du lebst.“ „Ich auch, “ flüsterte sie. „Kagome? Geht es dir wieder gut?“ Inuyasha schüttelte sie ein bisschen: „Kagome?“ Sie öffnete die Augen: „Du bist so verletzt“, sagte sie leise. „Ja, aber das…das geht schon. Ich bin doch kein Mensch.“ Er wollte ihr nicht sagen, dass er sie und Sango mit seinen letzten Kräften aus der Höhle getragen hatte. Natürlich würde sich sein Herr Bruder nicht herablassen, Menschen zu stützen. Wo war der eigentlich? Ein Blick herum verriet, dass der Kronprinz verschwunden war. ******************************************************* Das nächste - und letzte - Kapitel heisst Folgen, und ihr erfahrt, was aus Kohaku und seinem Vater geworden ist, aus Kagura und den Urlaubsplänen der Herren Hunde.... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass dsa neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 32: Folgen ------------------ Heute kommt das letzte Kapitel. Ich möchte an dieser Stelle mich bei allen bedanken, die in den vergangenen 32 Wochen dieser Geschichte gefolgt sind. Und einmal ein ganz liebes Dankeschön an meine Betas richten, ohne die meine Stories nicht so wären, wie sie sind, und die sich regelmässig mit den Fluten meiner Kreativität beschäftigen müssen... 32. Folgen Kagura saß an die Wand gelehnt. Kouga betrachtete sie: „Du wartest….“ Er konnte sich vorstellen, dass es für sie schlimm sein musste. Siegten der Herrscher und seine Söhne, töteten sie Naraku, wäre auch ihr Leben zu Ende. Siegte Naraku allerdings, würde sie wieder von ihm abhängig sein – und vermutlich würde er sie dann ebenfalls töten. „Ja.“ Sie schloss die Augen: „So oder so ist es mein Schicksal zu sterben. Aber ich hoffe, dass sie gewinnen.“ „Du hattest sie gewarnt.“ Er ließ sich neben ihr nieder, nahm ihre Hand: „Irgendwie war es eine kurze Ehe für uns.“ „Ja.“ Sie lächelte ein wenig, als sie ihn ansah: „Danke. Du warst nett zu mir. Auch deine Familie.“ Kouga zuckte unwillkürlich die Schultern: „Naja…“ Es war eigenartig, mit jemandem zu reden, der eigenen Ehefrau zu reden, die schon so gut wie tot war. Kagura entzog ihm ihre Hand, presste sie auf die Stelle, wo ihr Herz sein sollte. „Ich….es ist wohl vorbei.“ „Dann hat der Inu no Taishou gewonnen? – Tut es weh?“ „Ein wenig.“ Es war ein seltsames Ziehen, das ihren Körper erfasste. Immerhin war sie nicht allein…Sie spürte eine Bewegung vor sich, sah auf, als Kouga schon irritiert sagte: „Euer Gnaden….“ Kagura blickte in das regungslose Gesicht des Kronprinzen. Er war gekommen? Um zu überprüfen, ob auch sie sterben würde? Oder hatte das doch einen anderen Grund? Gleich. Er war gekommen. Sie war nicht allein, der Mann war bei ihr, mit dem sie verheiratet worden war, und der Mann, nach dem sie sich sehnte. Sie waren alle beide bei ihr. Das Ziehen wurde ärger, schmerzte immer heftiger, aber sie lächelte: „Ich bin gleich frei. Ich bin der Wind und ich werde endlich frei sein.“ Eine heftige Böe ließ die Haare der beiden Männer flattern, sie unwillkürlich die Augen schließen. Als sie wieder hinsahen, war Kagura verschwunden. Kagome richtete sich auf: „Mama? Sango?“ „Ich bin in Ordnung, mein Kind.“ Es war ein wenig ungewohnt, zu sehen, wie der Herrscher den Arm um ihre Mutter gelegt hatte, dieser vorsichtig aufstehen half. Aber Kagome war klar dass sie dazu besser nichts sagen sollte. Dann fiel ihr Blick auf etwas anderes: „Inuyasha…du siehst ja schrecklich aus!“ „Danke“, murmelte der. „Äh…Hat dich Naraku so verletzt? Kann ich dir helfen?“ „Es wird schon irgendwie gehen. - Aber diesmal ist er endgültig weg.“ Er war allerdings froh, dass sie ihm die Hand reichte. „Im Dorf ist das Heer und sicher auch Heiler, Inuyasha“, sagte der Inu no Taishou: „Gehen wir dorthin.“ Er warf noch einen raschen Blick auf Sango, der ihr Verlobter gerade aufstehen half. Auch sie wollte sicher so rasch wie möglich in ihr Dorf, erfahren, was dort geschehen war. Die Nachrichten, die Miroku gebracht hatte, betrafen schließlich ihre Familie, ihre Freunde. Im Dorf der Dämonenjäger herrschte Bestürzung. Schweigend standen die Bewohner auf dem Dorfplatz, umringt von den Kriegern des Herrschers. Als dieser mit den drei Frauen, Inuyasha und Miroku durch das Tor kam, wurde ihm unverzüglich Platz gemacht, fielen die Dämonen und Menschen auf die Knie. Sango erstarrte für einen Moment, als sie die Heiler in der Mitte der Ansammlung sah, die sich gerade von ihrem Vater erhoben, ihren Bruder noch untersuchten, die beide blutbedeckt auf dem Boden lagen. Miroku der sie stützte, fasste sie noch fester, als sie hervorbrachte: „Vater...Kohaku!“ „Ein Heiler zu Seiner Durchlaucht“, befahl der Inu no Taishou, während er sich der Gruppe Heiler näherte: „Was ist hier geschehen?“ „Wenn ich Eurer Hoheit antworten darf…“ Ein älterer Mann verneigte sich noch tiefer: „Mein Name ist Ulixes. Ich bin…war der Stellvertreter des Harmost.“ „Richte dich auf und berichte.“ „Wir.. Ixion, der neue Berater der Harmost, sagte uns, dass wir das Juwel der vier Seelen wieder aktivieren sollten, um es in den Dienst Eurer Hoheit zu stellen. Es war plötzlich wieder in der Höhle erschienen, wenn auch ohne magische Fähigkeiten. Wo ist Ixion?“ „Ixion war Naraku“, sagte Sango bitter und kniete neben ihrem Vater nieder: „Ist er…“ „Er ist tot“, erwiderte Ulixes: „Kohaku hat ihn getötet.“ Dann dämmerte dem Stellvertreter etwas anderes: „Ixion war Naraku? Der Verräter? Der ehemalige Fürst? Aber…“ Er brach ab: „Wieso konnten wir das nicht erkennen? Dann war es gelogen, dass er das Juwel für Eure Hoheit wollte?“ „Er scheint ein bewusstseintrübendes Mittel verwendet zu haben.“ Ein Priester, der mit dem Heer gekommen war, verneigte sich ein wenig: „Hoheit, die Dorfbewohner, die ich bislang untersuchte, zeigen alle entsprechende Nachwirkungen.“ „Kohaku...“ Sango sah auf: „Dann hat Kohaku unter Einwirkung dieses Giftes Vater...?“ Sie konnte es nicht aussprechen. „Nein.“ Ulixes schüttelte den Kopf: „Kohaku kam ja aus der Hauptstadt, die Kotsu-Brüder brachten ihn mit. Wenn das Gift im Dorf war, kann er davon nicht beeinflusst gewesen sein. Der Angriff auf seinen Vater, noch dazu den Harmost, ist natürlich Verrat, auch, wenn er dich beschützen wollte. – Und, um ehrlich zu sein, ich denke nicht, dass er ihn auch nur verletzen wollte. Der Harmost wollte ihn auch nur fangen, damit er nicht die Zeremonie stört und sprang wohl mehr in die instinktive Abwehrbewegung mit der Sichel…“ „Ihr habt ihn dann angegriffen, weil ihr den Harmost schützen wolltet.“ Sango sagte es nüchtern. Sie kannte nur zu gut den Kodex der Dämonenjäger. Aber Kohaku…der arme kleine Kerl hatte seine Schwester schützen wollen, hatte sie retten wollen. Und jetzt war er schwer verletzt, Vater tot. Überdies drohte ihm nun eine Anklage wegen Mordes und Verrates. Dieser Mistkerl von Naraku hatte nur Unheil angerichtet. „Wo ist das Gift nun?“ erkundigte sich der Inu no Taishou. Er konnte nichts wittern. „Es verflüchtigt sich, Hoheit. Um die volle Wirkung zu erzielen, musste es wohl fast stündlich ausgebracht werden, “ antwortete der Priester sofort. „Als das Heer kam, waren die Jäger schon einigermaßen wieder klar. Vermutlich nahm Naraku an, dass er das Gift oder auch die beeinflussten Dorfbewohner nicht mehr benötigen würde.“ Natürlich, dachte der Herrscher. Er nahm ja an, dann über das Juwel zu verfügen. „Es muss nun wohl ein neuer Harmost gewählt werden. Kohaku dürfte kaum in Betracht kommen.“ „Nein, obwohl gewöhnlich der Sohn dem Vater folgt.“ Ulixes sah rasch zu Sango, fuhr aber fort: „Überdies wird er sich einem Prozess stellen müssen, um wegen Verrates und Mordes selbst getötet zu werden.“ Sie holte tief Atem. Natürlich war ihr das klar gewesen, aber das so ausgesprochen zu hören… Miroku legte die Hand beruhigend auf ihre Schulter, blickte zu dem Stellvertreter: „Das wäre ungerecht. Das Gift, das euren Verstand lähmte, wirkte auch beim Harmost.“ „Und dieser wollte drei Menschenleben opfern.“ Der Inu no Taishou war ruhig: „So gesehen war Kohakus Versuch, die Frauen zu retten, ehrenhaft. Überdies sagtest du selbst, dass es wohl eher ein Unglück war, er seinen Vater nicht verletzen wollte. – Aber als Nachfolger kommt er so natürlich nicht in Betracht.“ Er blickte zu dem verletzten Jungen, der unter den Bemühungen der Heiler erwacht war, aber wohl unter Schock stand, nicht ansprechbar war. „Nun, Kohaku wird einstweilen dem Kronprinzen als Begleitung zugeteilt. So wird ein zu häufiges Wiedersehen mit euch verhindert. In anderer Umgebung mag der Junge auch den Schock besser überwinden. Und bei der Wahl des Harmost solltet ihr an Sango denken.“ Diese war erstaunt, verneigte sich: „Danke, Hoheit.“ Das war die Rettung für ihren Bruder. Vielleicht würde er nie darüber hinwegkommen, dass er aus Versehen seinen eigenen Vater getötet hatte, aber er würde zumindest deswegen nicht sterben müssen. Überdies war es schmeichelhaft, dass der Herrscher sie quasi als Harmost vorschlug, wenn auch unüblich. Sie konnte sich nicht entsinnen, ob es überhaupt je einen weiblichen Harmost gegeben hatte. Ulixes sagte nur: „Wie Eure Hoheit wünscht.“ Die Entscheidung des Herrn würde bei den meisten Jägern gut aufgenommen werden. Sowohl Sango als auch Kohaku waren beliebt bei den Dorfbewohnern. Zurück in der Hauptstadt befahl der Inu no Taishou seine Söhne, Myouga und Jaken in sein Arbeitszimmer. Sango und Miroku waren im 14. Bezirk geblieben. So warteten Kagome und ihre Mutter im Garten des Schlosses auf das, was nun folgen sollte. „Äh…Mama?“ „Ja?“ „Ich…ich habe Inuyasha versprochen, für ihn etwas zu kochen, wenn er mir dafür ein bisschen die verschiedenen Bezirke zeigt.“ „Oh.“ Ihre Mutter lächelte: „Und jetzt möchtest du ein Rezept? Du hast doch eigentlich noch nie gekocht.“ „Ja. Und schon gar nicht für einen Dämon, na ja, Halbdämon. Er isst allerdings so gern.“ „Dann werde ich dir etwas raussuchen. Ich habe mir einige Rezepte mitgenommen, in das kleine Schloss, von denen ich annahm, sie könnten auch einem Dämon schmecken.“ „Danke. – Hast du schon etwas gekocht?“ fragte Kagome dann doch neugierig. „Für den Inu no Taishou? Nein. Nur für mich. Aber vielleicht kommen wir nun dazu.“ „Mama, darf ich dich etwas fragen?“ „Ob ich deinen Vater vergesse? Nein, das tue ich nicht. Ich habe deinen Vater geliebt, und ich war sehr traurig, als er starb. Der Herrscher…das ist etwas anderes. Ich bin froh, dass ich ihn froh machen kann.“ „Du magst ihn wirklich.“ „Nun, du magst ja wohl seinen Sohn.“ Kagome wurde rot: „Nein, also nicht so. Ich meine, er war doch in Kikyou verliebt und ich denke, er mag mich deswegen. Nur deswegen.“ „Mag sein. Aber es mag auch nicht sein. Das wird die Zeit ergeben.“ In ihrer Tochter stieg ein eigenartiges Gefühl auf. Mama irrte sich eigentlich nie. Wäre es möglich…? Aber das würde wohl wirklich erst die Zukunft zeigen. Ihre Hand glitt in die Tasche, wo sich noch immer der magische Rosenkranz befand. Opa hatte doch gesagt, damit könnte sie Inuyasha einen Befehl erteilen? „Gib mir einen Kuss?“ Aber das könnte auch erheblichen Ärger bedeuten. Sie würde wohl einfach abwarten müssen. Der Inu no Taishou sah zu seinen Söhnen: „Ich werde mich nun wieder in das Schloss zurückziehen. Schließlich wollte ich mich erholen.“ Er nickte kurz zu Myouga: „Ich verlasse mich auch auf dich.“ Der kleine Berater nickte tapfer. Aber, dachte er, was sollte er schon gegen die beiden dickköpfigen Söhne ausrichten? Als der Herrscher gegangen war, zuckte Inuyasha die Schultern: „Ich bin auch wieder weg. Du hattest mir ja ein paar Tage frei gegeben. Das ganze Gepäck liegt noch in Wig. Außerdem habe ich Kagome versprochen, ihr die Gegend zu zeigen.“ Dass er dafür bekocht werden sollte, unterschlug er wohl besser. „Geh.“ Der Kronprinz wandte sich um, hörte unverzüglich, wie sein Halbbruder förmlich aus dem Zimmer stürmte. So viel also zu: der wurde erwachsen. Vor dem Fenster entdeckte er dagegen Ah-Un, auf dem ein kleines Mädchen saß. Als Rin bemerkte, dass sie gesehen worden war, ließ sie den Drachen näher heranfliegen: „Es ist so herrliches Flugwetter, Euer Gnaden. Darf ich bis zum Meer im Süden fliegen? Ich war noch nie dort und baden.“ Sesshoumaru wandte sich nicht um: „Jaken.“ „Äh, ja, Euer Gnaden?“ Der Krötendämon verneigte sich vorsorglich. „Myouga und du tragt die volle Verantwortung, bis ich zurück bin.“ Mit einem Satz war er aus dem Fenster auf den Sattel des Drachen gesprungen: „Rin.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Sie strahlte: „Los, Ah-Un, nach Süden!“ Die beiden Zurückgebliebenen sahen sich an. Beide hatten Schweißperlen auf der Stirn. „Verantwortlich Seiner Gnaden!“ stöhnte Jaken: „Wenn etwas schief läuft, wird er mich bestrafen!“ „Mich auch.“ Der kleine Flohgeist warf einen sehnsüchtigen Blick zur Tür. „Und der Herr auch. Also darf nichts schief gehen.“ Die beiden Hofräte seufzten in nie da gewesener Eintracht. ***************************************************** Wenn man bedenkt, wie die Hundefamilie miteinander umging, ehe der ganze Ärger mit Naraku losging, hat das doch auch positive Nachwirkungen gehabt. In eigener Sache: der Krimi läuft noch, aber als nächstes kommt "Und dann kam der Fremde", die Fortsetzung zu "Er kam in den Westen", wieder eine Inu no Taishou-Geschichte. Danach wird eine Hundeyoukai-Kurzgeschichte kommen und eine neue Bürder-Story. Wie immer alles fertig, ehe ich es hochlade. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)