Liebe wie Gurkensushi von Memphis (YUAL mit BxB-Oneshots!) ================================================================================ Kapitel 37: I wanna taste the way you last ------------------------------------------ Als Nils das Irish Pub verließ, schlug im die laue Sommernacht entgegen. Er hatte nichts getrunken, aber es gab dort das beste Poutine mit Pilzen, das Nils bis dato gegessen hatte und allein dafür lohnte es sich. Außerdem war Mittwoch Quizabend und Leyla liebte Quizabende. Es war außerdem eine nette Gelegenheit nach den Prüfungen und ohne zu lernen mit seinen Studienkollegen etwas zu unternehmen. Nils hatte beschlossen, dass es eine Bereicherung für sein Leben war, mehr Kontakt mit anderen Leuten zu pflegen. Als Schüler war das nicht so sein Ding gewesen. An der Uni fiel es ihm deutlich leichter, solange er nicht jeden Tag etwas mit den Anderen machen musste. Er ließ sich Zeit auf dem Heimweg. Immerhin hatte er es nicht eilig und die frische Luft tat gut. Abschalten. Zur Ruhe kommen. Nicht, dass er sonderlich gestresst war. Nach vier Semestern hatte er mittlerweile raus, wie viel und was er für die Klausuren vorbereiten musste. Nachdem er das wusste, war alles deutlich einfacher geworden. Seine Lerngruppe war allerdings auch gut. Das war goldwert. Vor allem seit sich die Spreu vom Weizen getrennt hatte und sie nur noch Leute waren, die auch wirklich Bock hatten und nicht rumeierten. Als er die Wohnungstür aufschloss, konnte er schon Lachen aus der Küche hören und er fühlte sich an den Abend erinnert, als Jules überraschend hier aufgetaucht war. Diesmal war es keine Überraschung, er wusste, dass Jules in der Küche saß und sich mit Olga unterhielt. Die beiden waren seit Jules Umzug ganz dicke miteinander. Nicht, dass es Nils störte. Nur im Moment war die Situation vielleicht etwas komisch, ihn zu sehen. Es hielt ihn trotzdem nicht davon ab, trotzdem in die Küche zu gehen. Das Lachen verstummte und Jules sah ihn finster an. Keine nette Begrüßung, vor allem, weil sie sich seit sechs Wochen nicht mehr gesehen hatten. Olga seufzte. Nils fühlte sich nur mäßig willkommen. Warum war auch Charlotte ausgezogen? Sie wäre ein netter Puffer gewesen. “Hey”, sagte Nils trocken, hob aber nicht mal die Hand zur Begrüßung. “Ich … pack es dann.” Jules brach den Blickkontakt mit Nils ab, schnappte sich die Jacke und verließ die Wohnung fast fluchtartig. Olga seufzte nochmals. “Warum fragst du ihn nicht, ob er hier einziehen will?”, kam es schließlich von ihr, während sich Nils noch ein Glas Orangensaft einschenkte. Das Thema schon wieder … Seit Charlotte weg war und ihn als Hauptmieter hat eintragen lassen, lag Olga ihm damit in den Ohren. Also seit zwei Wochen. Zwei lange Wochen. “Ich denke nicht, dass sich sein Freund sonderlich darüber freuen würde”, gab Nils zurück. Sie waren irgendwie in alte Muster zurück gefallen. Jules war zu frustriert von Nils distanzierte Art. Und Nils hatte nicht vor, etwas daran zu ändern. Deshalb hatten sie Sendepause. Vielleicht war Jules auch etwas unglücklich über den Umstand, dass Leyla Nils geküsst hatte und Nils ihm das brühwarm serviert hatte. War kein schöner Abend gewesen, für niemanden der Beteiligten. “Dir ist schon klar, dass er ihn nur hat, um dich eifersüchtig zu machen”, warf Olga ein, verschränkte die Arme dabei. Nils fand, sie sollte sich um ihre eigene Beziehung kümmern. Er erinnerte sich an eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter von einem Typ, der sehr deprimiert mit Olga hatte sprechen wollen und sich immer wieder entschuldigte für irgendetwas von dem Nils nichts wissen wollte. Er vermutete aber, dass dieser Anruf indirekt dazu geführt hatte, dass sie nun diese Unterhaltung in der Küche führten. Er hätte doch nicht in die Küche gehen sollen. So toll war Orangensaft auch wieder nicht. “Und du weißt, dass ich nicht eifersüchtig werde und sich idiotisch verhält”, konterte Nils schließlich. Die gute Stimmung vom Pub-Besuch war verflogen. “Das klingt für mich aber anders.” Sie grinste ihn selbstgefällig an. Jetzt war es an Nils zu seufzen. “Ich geh jetzt schlafen. Und es gibt schon ein paar Leute, die sich für Charlottes Zimmer interessieren. Welche, die unser Leben nicht kompliziert machen.” “Du, mein Lieber, machst mein Leben kompliziert.” Mit den Worten stand Olga auf und verließ die Küche. Sehr schön. Nils trank sein Glas leer. Er fand, dass Jules alles kompliziert machte. Aber vielleicht war kompliziert auch das falsche Wort dafür. Interessant? Aufregend? Nervenaufreibend. Die Zimmerbesichtigungen waren in jedem Fall verflucht nervig, musste Nils feststellen. Olga hatte sich geweigert sich daran zu beteiligen, weil sie immer noch wollte, dass Jules zu ihnen zog. Angeblich hatte er Stress in seiner WG - was Nils nicht so sehr überraschte, immerhin war es Jules und der provozierte Stress, das lag einfach in seiner Natur. Außerdem fand Olga, dass Jules ihre Unterstützung bei seinen Prüfungen gebrauchen konnte. Nils hatte keine Ahnung, wie sie sich das vorstellte. Keiner von ihnen studierte E-Technik und hatten Plan von seinem Stoff. Sie … übertrieb einfach. “Das ist das größte Zimmer in der WG, deshalb kostet die Warmmiete 370 Euro. Dafür gehen die Fenster in den Hof raus. Man kriegt also nichts von der Straße mit.” Nils fühlte sich wie eine Platte mit Sprung. Er hatte diesen Satz in den letzten drei Tage gefühlt hundert mal gesagt. Der Typ nickte aufmerksam, lächelte dabei die ganze Zeit. Man sah ihm die Verzweifelung an. Die Wohnungslage war schwierig. “Und wie viele wohnen hier in der WG?”, fragte der Typ - hieß er Martin? Nils glaubte, sein Name war Martin. Nils mochte ihn nicht, er hätte sich nicht die Mühe machen sollen, sich nochmal an seinen Namen zu interessieren. “Aktuell sind es Olga und ich. Olga hatte heute leider nur keine Zeit”, log Nils, lächelte dabei. “Oh, klar, ja, passiert. Es ist also eine gemischte WG? Funktioniert das denn?” Und genau wegen solchen Sätzen war er raus. Nils verstand den Hintergrund hinter der Frage nicht. Warum sollte es nicht funktionieren? Als könnten Männer und Frauen nicht in einer WG zusammen leben. “Bisher gab es keine Probleme”, antwortete Nils, immer noch lächelnd. Es war die Hölle. Er tat seit Tagen nichts außer scheinheilig zu grinsen, zu lügen und langweilige Fakten über das Zimmer zu wiederholen. “Cool, cool. Was studiert ihr denn so? Ich habe gerade im ersten Semester Biochemie angefangen!” Oh, und ja, sich langweilige Fakten, oder auch Lügen, von den Bewerbern anhören. Das war auf jeden Fall einer der Hauptgründe, warum Nils das alles so nervte. Man sah den meisten Bewerbern schon an, dass sie das Blaue vom Himmel logen, um bessere Chancen für das Zimmer zu haben. Martin hatte jetzt sicher nicht gelogen, dass er anfing Biochemie zu studieren, aber ganz bestimmt, dass ihm der Gedanke gefiel in einer gemischten WG zu wohnen. Das konnte also so oder so nichts werden. “Psychologie und Informatik.” Nils gab ihm trotzdem eine Antwort, immerhin war er gut erzogen. “Oh, du bist Informatiker? Mein Bruder studiert auch in …” Nils blendete den Rest aus. Die Unterhaltung führte er sicher auch zum tausendsten Mal. Er konnte auf Autopilot stellen, ohne sich noch Gedanken über die Antworten seines Gegenübers zu machen. Er verstand mittlerweile auch, warum viele diese Besichtigungstermine einfach als Gruppenveranstaltung zu machen. Nils hatte das als entwürdigend und wenig aussagekräftig empfunden, als er sich durch Wohnungsbesichtigungen hatte quälen müssen. Aber ehrlich, jetzt verstand er es. Nils gab es nicht gerne zu, aber er knickte ein. Nach siebenundzwanzig Bewebern für die WG hatte er die Nase voll. Er saß auf Charlottes Sofa, dass sie in der WG gelassen hatte und holte sein Handy aus der Hosentasche. Die letzte Nachricht von Jules war sieben Wochen alt und war ein Foto gewesen von ihm und seinem neuen Freund. Nils seufzte und drückte auf Anrufen. Er hörte das Freizeichen genau zwei Mal. Jules ließ ihn normal nie warten. “Olga meint, du versuchst mich mit deinem Neuen eifersüchtig zu machen.” Warum sich mit sowas wie Begrüßungen abmühen. Davon hatte er die letzten Tage schon genug gehabt. “Funktioniert es denn?” Er machte sich nichtmal die Mühe es zu leugnen. Jules eben. “Vielleicht ein bisschen”, gestand Nils ein. Er hatte darüber nachgedacht, über die Situation, über das, was Olga gesagt hatte, und Nils war ein großer Fan davon, ehrlich zu sein, auch sich selbst gegenüber. Als Belohnung bekam er ein Lachen von Jules. “Du magst mich also doch”, rief er schließlich euphorisch, gerade so, als hätte Nils ihm gerade seine ewig währende Liebe eingestanden. Nils lächelte. Jules war immerhin erfrischend direkt. Nach all den geheuchelten Zimmerbesichtigungen war das eine schöne Abwechslung. “Vielleicht ein bisschen.” Was Zuneigungsbekundigungen anging hielt sich Nils gerne zurück, allen Leuten gegenüber. Sogar seiner Familie. Aber er merkte, wie sich das richtig anfühlte. Er lächelte immer noch. “Ha …”, kam es etwas atemlos durch das Handy. Jules wirkte ehrlich überrascht. Nils konnte das gut nach empfinden. Er war es auch irgendwie. “Du bist daheim, oder? Ich komm vorbei. In einer Stunde bin ich da. Bis dann.” Mit den Worten hatte Jules aufgelegt. Er hatte nicht mal auf eine Antwort von Nils gewartet. Was wäre gewesen, wenn Nils nicht zuhause gewesen wäre? Naja, gut, wahrscheinlich hätte er sich auch auf den Rückweg gemacht. Er wollte Jules auf jeden Fall sehen. Er hatte ihn die letzten Wochen über vermisst. Nicht, dass er das jemanden auf die Nase binden würde, schon gar nicht Jules. Aber leugnen konnte er es nicht. Irgendwann wachsen einen Leute doch irgendwie ans Herz. Sogar so jemand wie Jules. Oder vielleicht besonders Jules. Nils seufzte. Er sollte sich Gedanken machen, was er Jules zu sagen hatte. Nicht, dass es zu einem Missverständnis kam. Auch sich selbst gegenüber musste er prüfen, ob er wusste, was er wollte. Jules sollte hier einziehen. Nils hatte keine Lust auf neue Leute in seinem Leben, schon gar nicht jemand, der mit ihm unter einem Dach lebte. Und Jules war eine logische Wahl. Er suchte eine neue WG, Olga mochte ihn, Nils mochte ihn, und besonders wichtig: Nils mochte die bisherigen Bewerber für die Wohnung nicht. Er könnte auch Jules anbieten, dass er sein altes Zimmer bekam, und Nils zog in das große von Charlotte. Es war ruhiger, und Nils hegte die Vermutung mit Jules als Mitbewohner, hatte er in seinem Zimmer deutlich häufiger Gesellschaft und brauchte daher mehr Platz. Außerdem würde sich Jules das große Zimmer sehr wahrscheinlich nicht leisten können. Und bei aller Freundschaft … Liebe … Zuneigung? Jedenfalls konnte Nils nicht für Jules mit der Miete runter gehen. Das wäre Olga gegenüber unfair. Also Zimmer tauschen. Nils sah sich unter diesem Aspekt noch einmal in Ruhe um. Charlotte hatte viele ihrer Sachen mitgenommen. Aber das Sofa gab es noch - zu groß für den Umzug - und ein paar Regale und ihr Schreibtisch stand da noch. Alles Möbel mit denen Nils gut leben konnte. Er mochte auch, dass es hier zwei Fenster gab, die viel Licht hinein ließen, aber trotzdem nicht gut einsehbar war für die Nachbarn, weil die Bäume im Innenhof die Sicht ganz gut verdeckten. Es würden auch ohne Probleme seine Sachen aus dem alten Zimmer hier rein passen. Eigentlich hätte er sich das schon viel früher überlegen sollen. Mit Jules wahrscheinlich auch. Er gab gerne zu, dass die Probleme mit Jules hauptsächlich, naja, durch ihn entstanden sind. Nils wusste seit einer Weile, dass Jules begonnen hat, sich nach einer ernsthaften, festen Beziehung mit Nils zu sehnen. Aber Jules war auch intelligent genug, um zu verstehen, dass bloß weil Nils ihm niemals fremdgehen würde, es noch lange nicht bedeutete, dass ihre Beziehung auch als solche bezeichnet werden konnte. Nils hatte sich bisher nur nie dazu überwinden können, auf das, was sie hatten, ein Label zu setzen. Er wusste nicht einmal, ob er in Jules verliebt war. Irgendwie nicht, aber er mochte Jules. Mehr und anders, als andere Menschen. Vielleicht war das seine Art verliebt zu sein. Nils konnte es nicht genau sagen. Aber wenn das Jules offensichtlich reichte, war Nils bereit, ihm genau das zu geben. Wenn sie es eine feste Beziehung nennen wollten, war das für Nils auch okay. Sollten sie dadurch endlich weniger häufig den Kontakt für einige Wochen oder Monate verlieren, war es Nils das wert. Er seufzte trotzdem. Sein Leben hatte sich diesbezüglich definitiv anders entwickelt, als erwartet. Würde er seinen Eltern Jules offiziell vorstellen müssen? Würde das Probleme geben? Hatte er sich generell jetzt offiziell als schwul zu outen? War er überhaupt schwul? Und war das überhaupt wichtig. Das Klingeln der Wohnungstür riss ihn aus seinen Gedanken. Nils schaute auf die Uhr seines Handys. Es war definitiv noch keine Stunde vergangen … Er verließ trotzdem Charlottes altes Zimmer, um den Buzzer zu betätigen. Die Freisprechanlage ging leider immer noch nicht. Er öffnete die Wohnungstür einen Spalt, so dass, wer auch immer der Besuch war, einfach in die Wohnung konnte, und ging selbst in die Küche. Er wollte jetzt einen Tee. Er fand, er hatte sich einen guten Early Grey verdient. Nils versuchte nach seinem gestrichnen Kaffeekonsum jetzt auch langsam seinen Tein-Konsum einzuschränken. Aber heute war eine Ausnahme. Während er heißes Wasser mit dem Wasserkocher aufsetzte, konnte er hören, wie jemand die Wohnungstür hinter sich schloss. Nils lehnte sich mit dem Kopf aus der Küche heraus, um zu sehen, wer gekommen war. Da stand tatsächlich Jules und grinse ihn breit an. Nils erwiderte das Grinsen. “Das ging aber flott”, kommentierte Nils schließlich Jules schnelles Erscheinen. “Hm ja, ich dachte erst, ich mach persönlich mit Leon Schluss, bevor ich hier her komme. Fand aber, dass Whatapp eigentlich viel besser funktioniert. Schneller, weniger emotional und so. Außerdem wohnt der voll in der Pampe und es hätte ewig gedauert, hier her zu kommen und ich wollte …” Plötzlich verstummte Jules in seinem Redefluss und wurde rot um die Ohren. Ein seltener Anblick. “Ich mach mich hier gerade nicht total zum Affen, oder?”, fragte er plötzlich mit echter Besorgnis in seinem Gesicht. Nils grinste. “Ich mach gerade Tee, willst du auch einen?”, fragte er, anstatt zu antworten. Jules seufzte. Auf dem Weg zur Küche, streifte er sich die Schuhe ab und legte seine Jacke über die Kommode im Flur. “Ich will aber keinen schwarzen. Mach mir irgendeinen Früchttee.” Mit dne Worten setzte sich Jules auf die kleine Bank in der Küche. Er beobachtete, wie Nils völlig unbeeindruckt von seiner Anwesenheit, ihren Tee zubereitete. Für Jules holte er die gelbe Tasse mit dem Smiley aus dem Schrank. Seine Lieblingstasse. Er stellte sie, zusammen mit der Zuckerdose vor Jules ab und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. Ihm entging dabei nicht, dass Jules seine Finger immer wieder anders verschränkte, oder sich durch die Haare fuhr. Er war nervös. “Willst du hier einziehen?”, fragte Nils schließlich frei heraus. “Oh.” Eigentlich sollte Jules mittlerweile daran gewöhnt sein, dass Nils sehr direkt sein kann. Aber das war überraschend. Auf den Schock griff er nach seiner Tasse Tee und verbrannte sich erstmal die Lippe an dem heißen Getränk. “Scheiße”, fluchte er leise. Nils hob nur seine Augenbraue. “Du könntest mein Zimmer haben, das kostet warm 300 Euro. Ich würde in Charlottes Zimmer ziehen. Olga würde sich außerdem freuen”, führte Nils näher aus. Jules pustete in seinen Tee, er wollte wirklich einen Schluck davon. Das würde sicher seine Nerven beruhigen. “Ich denke, ich würde mich auch freuen”, fügte Nils mit einem Lächeln hinzu. Kein selbstsicheres, sondern irgendwie leise, unsicher, ehrlich. Ein seltenes Lächeln. “Denkst du?”, fragte Jules, sah von seinem Tee auf und bemerkte erst jetzt den Ausdruck in Nils Gesicht. Wieder senkte er seinen Blick, pustete in die Tasse. Die Ohren wieder rot. Hier befanden sie sich beide auf unbekannten Terrain. “Du meinst es wirklich ernst, oder?”, fragte Jules schließlich. Nils setzte schon dazu an, etwas zu sagen. Aber wurde von Jules wieder unterbrochen. “Nicht mit dem Zimmer, ich weiß, dass du das ernst meinst. Ich meine, mit uns. Das du … mich magst. Das wir … wir sind?” “Ja”, war Nils schlichte Antwort. “Holy fuck”, stieß Jules aus, stellte die Tasse endlich ab. “Du meinst, so richtig. Du sagst Leyla, sie soll ihre Griffel von dir lassen, weil du vergeben bist. Mit mir. Und du stellst mich deinen Eltern als deinen Freund vor? Und … okay, alle anderen sind … informiert. Irgendwie. Naja …” Nils begann zu lachen. “Ich soll dich meinen Eltern offiziell vorstellen? Bist du sicher?” Die Euphorie von Jules war irgendwie liebenswert. Und wenn Nils an ihr erstes Treffen zurück dachte, musste er feststellen, dass sie … weit gekommen waren. Deutlich weiter, als Nils jemals erwartet hätte. Eigentlich hatte er von Jules gar nichts erwartet. Schon gar nicht, dass dieser sich irgendwann über eine Beziehung freuen würde. Mit ihm. Nicht, dass er nicht toll war, aber sie waren beide nicht unbedingt … einfach. Vor allem nicht in Zwischenmenschlichen. “Hm. Ich würde gerne ihre entsetzten Gesichter sehen”, gab Jules mit einem Grinsen zu. “Dann musst du mich auch deiner Mutter vorstellen. Also überhaupt. Ich glaube nicht, dass sie weiß, dass es mich gibt.” Nicht, dass es Nils störte. Endlich war sein Tee genug abgekühlt, selbst davon zu trinken. Er fand, er hatte sich das verdient. “Vorher gefriert die Hölle zu.” Jules klang dabei düster. Wie immer, wenn man seine Mutter erwähnte. “Dann sind wir uns ja einig.” Nils grinste ihn breit an. Keine Eltern. Vorerst. “Ich will aber, dass du das Leyla mit uns so richtig unter die Nase reibst. Vielleicht mit einem Foto? Oder wir gehen zu ihr und machen direkt …” Nils musste nur wieder seine Augenbraue hochziehen und Jules verstummte. Die Kommunikation zwischen ihnen stimmte immerhin. “Gut, ein Foto reicht.” Nils seufzte. Er beugte sich aber über den Tisch, zog Jules zu sich. Er japste überrascht aus, während Nils ihn küsste und tatsächlich ein Foto mit dem Handy machte. Jules fand, er sah total bescheuert aus, weil er entsetzt in die Kamera starrte und man fast den Eindruck bekommen konnte, Nils hatte ihn zu dem Kuss gezwungen. So sah kein frisch verliebtes Paar aus. Aber würden sie überhaupt jemals so aussehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)