Die unerträgliche Leichtigkeit des Dies von NanaSaintClair (...Manche Menschen machen es sich wirklich zu einfach! [Die x Kao]) ================================================================================ Kapitel 4: Ein Die für alle Fälle --------------------------------- Tut mir superleid, dass es in letzter Zeit immer so ewig dauert, aber ich habe einfach zuviel Projekte auf einmal laufen. Diesmal gefällt mir sogar das Chappie!^^ Ich hoffe, euch auch. Einen Extradank an die Kommischreiber yumeky, PornoKao, Totchan, Riesuke, tigre_de_noir, Tetsu, _Domestic_Fucker_, Lyciel & inori. Kapitel Vier Die Bar, die sich Kaoru aussucht, ist wirklich oberhetero. Nicht mal Neonlicht, aber egal. Typisch Niikura sucht er sich auch eine relativ ruhige Ecke aus und lässt sich nieder. Ideal zum Rumknutschen, aber sicher hat er dazu keine Lust. Also bestellen wie erst einmal Bier. „Nett hier,“ sage ich mit einem gezwungenen Lächeln. „Reicht doch um in Ruhe zu saufen.“ Da hat er auch wieder Recht. Trinken bis zum Abwinken. Das kann ich gut und Kaoru hält tatsächlich gut mit. Vielleicht geht ihm die Sache mit der Schnalle doch mehr an die Nieren, als ich dachte. Nach dem sechsten oder siebten Bier rückt er auch endlich raus mit der Sprache. „Wieso sind alle meine Weiber eigentlich solche treulosen Tomaten?“ „Sind sie doch gar,“ widerlege ich seinen Versuch im Selbstmitleid zu ertrinken. „Du hattest mal eine, die war nett. Wie war ihr Name? Ran? Ren?“ „Rei,“ korrigiert er mich und nimmt noch einen großen Schluck aus der Bierflasche. „Ja, die war nett.“ Das war sie auch. Bei der hatte ich echt Schiss, Kaoru würde sie heiraten und mit ihr Kinder bekommen und all so ein Zeug. Da ging mir der Arsch so was von auf Grundeis! „Die hat aber auch Schluss gemacht,“ seufzt er todtraurig und schaut mich bedeppert an. „Weil ich keine Kinder wollte.“ „Wolltest du nicht?“ Das habe ich gar nicht gewusst. Was nicht so alles rauskommt, wenn man mal Männer-/Schwuchtelabend macht. Er schüttelt den Kopf. „Jetzt noch nicht. Vielleicht nie. Ich bin nicht der Typ für Kinder. Ich hab doch auch nie Zeit. Eine Frau, mehr brauch ich nicht.“ Oder einen Mann. Warum will er denn keinen Mann? Hier bin ich doch! „Verständlich.“ „Sag mal, würdest du Kinder haben wollen? Wenn du könntest? Eher schwierig ohne Frau und so...“ Er legt den Kopf schräg und schaut mich so durchdringend an wie es der Alkoholpegel zulässt. Ich zucke mit den Schultern. „Weiß nicht. Über so was hab ich mir nie Gedanken gemacht.“ „Ist ja auch egal,“ sagt er und winkt der Kellnerin mit der Bierflasche, weil er Nachschub braucht, wobei ich mir allerdings langsam Sorgen mache. Sogar ich merke, wie mich das Zeug langsam aber sicher betäubt. „Meine Weiber graben dich an und ich geh leer aus. So scheiße bin ich doch gar nicht, oder?“ Ich verstehe gerade nicht, ob das eine Beleidigung werden sollte, wenn sie fertig ist. Zum Glück plappert der Leader weiter. „Nichts gegen dich, Die, im Gegenteil. Ich beneide dich. Alle Mädels fliegen auf dich, dabei biste schwul...“ „Stimmt.“ Ich grinse und nicke. „Und nageln willste mich auch,“ ergänzt er mit einem seltsam abwertenden Blick. „Den, der keine Frau abkriegt.“ „Genau den.“ Ich grinse noch breiter und nicke heftiger. „Ich versteh das nicht. Was ist denn so verkehrt an mir?“ Jetzt hickst der Typ auch noch. Ach, wie süß. Gott, ich will ihn vögeln! Hab ich das schon mal erwähnt? „Weil ich dich nageln will oder weil du keine Frau abkriegst?“ Absichtlich sind meine Fragen schon etwas direkter und vielleicht auch etwas barsch, aber er hält ja auch nicht sonderlich zurück. „Beides irgendwie. Imponiert mir ungemein, dass du mich nageln willst, aber vielleicht ja auch nur, weil du Mitleid hast. Was weiß denn ich?! Jedenfalls klappt’s nicht bei mir mit einer festen Freundin. Was mach ich denn falsch? Aiko zum Beispiel. Was issen so verkehrt an mir, dass sie dich anbaggert?“ Oh Gott. Jetzt legt er los. Alkohol und Kaoru. Er mutiert zur Quasselstrippe. Das hätte ich wissen müssen. Ich habe die Anzeichen verkannt. Normalerweise kommt erst die Vorstufe, wo er ständig lacht und kichert. Er muss sie ausgelassen haben. Verdammt. „Aiko war einfach nur dämlich. Vorurteile, schätz ich.“ Er sieht mich verwundert an und ich muss wohl noch ein wenig mehr dazu erklären. „Wir sind nun mal Musiker einer Rockband und dazu gehört das Klischee der Untreue. Sie dachte wohl, wenn sie mit dir geht, bist du eh nicht treu und deshalb ist sie es auch nicht. Keine Ahnung. Sie war eine dumme Kuh.“ „Darauf trink ich,“ prostet Kao mir zu und zischt sein nächstes Bier. „Wie bist du überhaupt an so eine gekommen?“ „Gute Frage,“ lallt er mich an. „Online chatten, glaub ich.“ „So was machst du?“ Ich lach mich krank! „Was lachst’n da? Hat sich eben so ergeben,“ grummelt er und säuft weiter. „Du bist schon echt eine Kraft,“ sage ich kopfschüttelnd und wunder mich insgeheim, was Kaoru noch alles für Geheimnisse hat. Er zeigt mit dem Finger auf mich und grinst schief. „Nicht so eine Kraft wie du.“ Man, ist der voll. Irgendwie putzig, aber ich mache mir langsam Sorgen, wie wir wieder nach Hause kommen sollen. „Sag mal, wie wäre es, wenn wir das Auto stehen lassen und ein Taxi rufen?“ „Ist mir vollkommen egal,“ kichert er mich an und lacht doof. Ich sag ja, total zu, der Kleine. Lachend verkrümele ich mich auf der Suche nach einem Telefon, womit ich ein Taxi rufen kann. Als ich wieder zu Kaoru komme, hat er Schwierigkeiten den Kopf noch oberhalb der Tischplatte zu halten. „Hey Die, altes Haus! Wo warsten so lang?“ „Komm mit, wir gehen Heim.“ Ich ziehe ihn von seinem Platz auf dem Sessel und helfe ihm in seine Jacke. „Du bist stechvoll, Kleiner.“ „Nicht in dem Ton, Großer. Wahre Größe erkennt man nicht von außen... oder so.“ Schwankend krallt er sich an mir fest und grinst wieder schief. Mit Mühe schaffe ich es, Kaoru nach draußen zu befördern, wo glücklicherweise die Taxe gerade eintrifft. Ich öffne die hintere Tür und schiebe mein Kaobärchen hinein, wobei ich ganz versehentlich natürlich seinen Hintern berühre. „Sorry!“ Meine Entschuldigung ist nicht ernst gemeint, versteht sich, und ich vernehme Gelächter vom Innenraum des Taxis. Der kriegt sowieso nichts mehr mit, also kletterte ich ihm nach, stolperte am Rand, weil Kaoru mir hinein helfen will. Seine Hilfe beschränkt sich auf ein Ziehen an meinem Arm und ich lande mitten auf seinem Schoß. „Daisuke, also ich muss doch bitten.“ Er bekommt einen Lachflash und ich versuche mich von ihm herunter zu wursteln. „Blas mir einen, wenn wir Zuhause sind.“ Oh Herr im Himmel, was gäbe ich dafür, wenn Kaoru jetzt nicht betrunken wäre! Ich rappele mich auf und lache, so gut es geht unter diesen makabren Umständen. „Ich nehm dich beim Wort, Freundchen.“ „Oi Taxifahrer-san, das gehört, ja? Der ist total geil auf mich!“ Wie nett, dass sich der Herr Bandleader über meine Schwäche für ihn auch noch lustig macht. Ach egal, ich sage dem Fahrer, wohin wir müssen und er düst ohne Worte los. „Sei jetzt still, Kaoru. Konzentrier dich lieber, sonst kotzt du wieder.“ Er streckt mir die Zunge raus und dreht sich zum Fenster. „Schaukelt aber auch, der Wagen...“ „Sag bescheid, wenn’s kommt.“ Ich kichere mir einen Ast. Seine Dämlichkeit lässt ihn noch niedlicher sein als sonst. Außerdem macht es Spaß, Kaoru zu necken. „...dazu sag ich jetz nichts...“ Er tätschelt mir das Knie und grient mich kurz an. Er spielt damit auf eine alte Geschichte an. Wir waren auf Tour und hatten uns alle auf Shinyas Zimmer versammelt um zusammen einen zu heben. Nach genug intus haben wir alle von unseren ersten Erfahrungen geplaudert, wobei ich erwähnt hatte, dass mein allererster Freund immer wollte, dass ich ihm es ihm sage, bevor ich kommen würde, so dass er kein Sperma schlucken müsste. So ging das ständig und immer wieder bat er mich, „bescheid zu sagen, wenn’s kommt“. Tat ich auch. Außer einmal und das war wirklich keine Absicht. Danach hat er mich verlassen. Eigentlich ist das eine traurige Geschichte, aber mittlerweile finde selbst ich, dass es lustig ist. Damals war ich am Boden zerstört. Was war denn bitte schlimm daran, das Zeug zu schlucken, wenn man sich mochte? Gute alte Jugend! Und an dem Abend, an dem ich es den anderen erzählt habe, fand Kaoru das auch gar nicht so witzig wie heute. Da war er nämlich auch fast am kotzen und hat mich gebeten, nichts mehr von meinen sexuellen Aktivitäten zu erzählen. Dabei hatte er Totchi zugehört! Gut, Toto hatte sein erstes Mal auch mit einer Frau. Warum auch immer. Als Kaoru an der Reihe war zu erzählen, machte er es ganz kurz. Er hatte wohl einen getrunken auf einer Party und dann mit irgendeiner Schnalle gevögelt, weil er es endlich mal tun wollte. Wie unromantisch. Aber er ist eben auch ein Schisser, der seine wahren Gefühle verheimlicht. Eine richtige Freundin hatte er erst viel später. Ich finde ihn trotzdem süß – selbst wenn er gerade käsebleich aus dem Fenster starrt. Er wird doch nicht...? Gott sei dank hat er nicht, als wir endlich an seiner Bude ankommen. Ich ziehe ihn aus dem Auto und irgendwie ist sein Gekicher in ein stetiges Gebrummel übergegangen. Er schwankt und ich nutze die Gelegenheit um einen seiner Arme um mich zu legen und meinen Arm im Gegenzug um seine Hüfte zu legen. Es ist zwar Schwerstarbeit ihn die Treppen hoch zu schleppen, aber was tut man nicht alles für ein klein wenig Nähe? „Die?“, brummt er vor sich hin und ich habe Mühe ihn auch zu hören. „Ich sehe doch verdammt geil aus, oder?“ Hä? Für einen Moment steh ich auf der Leitung. „Äh... ja doch. Sowieso. Sex auf Beinen!“ „Du würdest sofort mit mir schlafen, wenn ich wollte. Richtig?“ Worauf will der Typ hinaus? Ich stelle ihn an der Wand ab und schließe die Tür auf, bevor ich mich ihm wieder zuwende. „Sofort. Warum fragst du?“ Und da passiert es. Er wirft mir regelrecht die Arme um den Hals und presst seine Lippen auf meine. Bevor ich überhaupt denken kann, habe ich seine Zunge im Mund und halte ihn fest umschlungen in meinen Armen. Für einen Moment lang befinde ich mich im Himmel. Das ist es doch, was ich wollte. Oder nicht? Der üble Geschmack von Alkohol bringt mich allerdings in die Realität zurück und ich breche den Kuss ab und drehe meinen Kopf zur Seite. „Nicht,“ flüstere ich mich gebrochener Stimme, denn ich muss verrückt sein, offensichtlich. „Wieso nicht? Du hast doch gesagt...“, lallt er und versucht meinen Kopf wieder zu sich zu drehen. Seine Hand an meiner Wange fühlt sich wahnsinnig gut an, aber ich weiß genau, dass es nicht das ist, was er wirklich will. „Kaoru.“ Ich huste kurz um meine Stimme zu stabilisieren und sehe ihm in die Augen. „Verdammt, ja, ich würde sofort alles mit dir tun, aber du hast einen sitzen. Und was für einen!“ Er sieht mich nur begriffsstutzig an und ich spreche weiter. „Selbst wenn ich die Situation jetzt ausnutzen würde... Morgen kannst du mir nicht in die Augen sehen, richtig? Du würdest mich hassen.“ Irgendwie machen mich meine eigenen Worte traurig und auch Kaoru lässt den Kopf geschlagen hängen. Er nickt leicht und seufzt, als wisse er es, aber sein Taumeln lässt ihn plötzlich wieder käsebleich aussehen. Wer weiß, wie weit ich überhaupt kommen würde, wollte ich jetzt Sex mit ihm. Er würde wahrscheinlich ins Alkoholkoma fallen, bevor ich richtig loslege. Ich lächele mitleidig und schiebe ihn in die Wohnung. „Komm, ich steck dich ins Bett und lass dich lieber von mir träumen. Wenn du dann noch immer willst, bin ich da.“ Mit einem aufgesetztem Lächeln und ohne großes Gezeter schiebe ich ihn in Richtung seines Schlafzimmers, wo er sich auch ohne jeglichen Widerstand hinbringen lässt. Ich setze ihn auf dem Bett ab und entledige ihn seines Hemdes, bevor ich ihn mit einem kleinen Schubser in die Wagerechte befördere. Ich muss kurz tief ein- und ausatmen um dann ganz lässig seine Hose zu öffnen und sie ihm von den Beinen zu ziehen. Was bin ich heute tapfer! Ich beuge mich über ihn und ziehe die Decke nur langsam über seinen Körper, weil sich meine Augen nur ungern davon trennen. Nett bin ich. Nett und bekloppt, aber nichts für ungut. Mit einem kurzen Grinsen pflastere ich ihm noch einen Kuss auf die Stirn und drehe mich um. „Gute Nacht, Kao.“ Mit schweren, langsamen Schritte gehe ich Richtung Tür und beiße mir auf die Unterlippe, weil ich superblöd sein muss. So eine Chance habe ich vielleicht nie mehr wieder. Ich will gerade die Tür schließen, da vernehme ich ein kaum hörbares „Danke“ von meinem Schatz und ich muss lächeln. Zwar weiß ich, das Richtige getan zu haben, aber noch nie in meinem ganzen Leben bin ich mir jemals so dämlich vorgekommen wie heute. Traurig bin ich auch. Am liebsten würde ich mir ein Messer ins Herz rammen! Ich hätte ihn gerade so was von Vernaschen können und habe es nicht gemacht. Zum Schreien zumute ist mir! Mein Weg führt mich zu meiner Lieblingscouch und ich werfe mich darauf und stecke mein Gesicht ins Kopfkissen, wo ich meinen Emotionen Luft mache, indem ich laut ins Kissen schreie. Tut gut. Hilft aber auch nichts. Egal. Jetzt, wo mein Gesicht einmal drin steckt, bleibt es auch dort. Ich bin viel zu faul mich zu bewegen. Das hat man nun von Freundschaftsdiensten. Ich bin zwar völlig egoistisch an die Sache rangegangen, aber was mache ich Trottel? Ich gebe dem Kaotierchen einen Korb! Theatralisch schluchzend greife ich an meine Hose. Sieht so aus, als müsse ich mir einmal mehr selbst Abhilfe verschaffen... So blöd kann nur ich sein! Mit einem dicken Kissen über dem Kopf brumme ich mein Telefon verärgert an, als es bereits das hunderste Mal angeht und mich zu wecken versucht. Ich hasse dieses Ding! Ich will schlafen, verdammt! Warum klingelt es überhaupt? Ich strecke den Kopf unterm Kissen hervor und schaue auf das Handy. Kurz nach acht. Dann drücke ich den Alarm aus und werfe das Ding in den gegenüberstehenden Sessel. Moment... Kurz nach acht? Oh du mein lieber Scholli! Wir haben verschlafen. Normalerweise beginnen wir um halb neun zu proben. Das schaffen wir niemals mehr! Wo zur Hölle war eigentlich Kaoru? Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen und es kam Licht in die Dunkelheit meines Hirns. Ich erinnerte mich an gestern Abend und an die Nacht, in der ich kaum einschlafen konnte, nachdem ich von einem betrunkenen Leader-sama angegriffen und sexuell belästigt wurde. Ich muss kurz dreckig kichern, schiebe dann aber doch mal die Füße auf festen Boden. Nur keine Hektik, Die, sage ich mir und stehe langsam auf um ins Schlafzimmer des Angebeteten zu schlurfen. Als ich die Tür aufschiebe, wird mir erst einmal richtig bewusst, dass Kaoru gerade verpennt! Kaoru! Verpennt! Das kommt nie vor... eigentlich. Bis jetzt. Grinsend, jedoch pflichtbewusst, gehe ich zu seinem Bett rüber und mache mich bereit ihn zu wecken. Wenn ich es nicht täte, würde er mir den Kopf abreißen. Weckarten, Die. Also gut, welche kennst du? Küssen? Argh. Ich rubbele mir die Handflächen über das Gesicht und versuche meine bösen Gedanken zu vertreiben. Darf nicht küssen. Kaoru ist trotzdem süß, auch wenn er leise schnarcht. Er liegt auf dem Rücken, einen Arm über ihm und den anderen mit der Hand auf dem Bauch. Bevor ich noch in Trance verfalle und den armen Kerl von oben ansabbere, weil mir gerade ein Speichelfädchen aus dem Mundwinkel läuft, wische ich mich sauber und schnappe mir den Arm, der über seinem Bauch liegt um daran sanft zu rütteln. „Kao, wach auf. Kaoschätzi. Hasibärchen. Kaoru. Kao!“ Ich beuge mich über ihn und starre ihn an. Ach guck! Er blinzelt mich an und reißt plötzlich die Augen auf und erschrickt so sehr, dass er hochschnellt und meine Stirn mit seiner rammt. „Auuu!“, heule ich und halte mir den Kopf, während in etwa dasselbe in Kaorus Bett passiert, nur dass er zusätzlich noch jämmerlich stöhnt, weil er mordsmäßig einen Kater hat. „Die,“ weint er um und sieht sich um. „Was ist denn? Was willst du? Was...?“ Wir sehen uns an, mein Blick ernst, und seiner wird es. „Oh nein.“ „Oh doch.“ „Sag, dass das nicht wahr ist.“ „Doch, ist es.“ „Aber... das kann nicht sein.“ „Kannst es nicht leugnen.“ „Mir ist schlecht.“ „Musst du kotzen?“ „Die!“, ruft Kaoru plötzlich verzweifelt und sieht mich an, als wäre er im falschen Film. „Mach keine Witze darüber! Das ist ernst. Ich hab doch noch niemals verschlafen und jetzt?! Das kann nicht wahr sein!“ Er schubst mich zur Seite und watschelt zum Kleiderschrank, wo er in aller Hektik ein paar Sachen rauskramt. „Los, anziehen, Die. Wir können es noch schaffen.“ „Spinnst du?“ Mir fällt die Kinnlade auf den Designerteppich. „Nie im Leben schaffen wir das noch, also was soll’s? Kannst es eh nicht mehr ändern.“ „Werden wir ja sehen,“ sagt er mit aufblitzenden Augen und funkelt mich an. „Wir schaffen das. Zieh dich an, los, los! Hopp, hopp!“ Sein Ton ändert sich schlagartig und ich mache, dass ich weg komme um mir ein paar Sachen anzuziehen. Vorher würde ich noch allzu gerne duschen, aber Kaoru steht im Badezimmer und schüttelt den Kopf. „Wasch dich, wenn wir wieder da sind.“ Angepisst, stöhne ich und drehe mich um. „Wenigstens Kaffee?“ „Unterwegs!“, gibt er als Antwort und ich seufze. Ich hätte ihn nicht wecken sollen. Während der Autofahrt zum Studio macht sich eine unangenehme Ruhe zwischen uns breit und ich frage mich, ob sich Kaoru eigentlich daran erinnert, dass er mich letzte Nacht geküsst hat. Er macht nicht den Eindruck, aber selbst wenn er es genau weiß, er würde mich ja doch nicht darauf ansprechen. „Sag mal, Die,“ fängt er plötzlich an. „Wie weit sind eigentlich die Arbeiten in deiner Wohnung?“ Alles klar, er erinnert sich. Jetzt will er mich raushaben. Panik! „Ach, ähm... ich habe mit der Versicherung telefoniert und die wollten erst wissen, wann zuletzt renoviert wurde und wann der Fußboden gelegt wurde.“ „So?“ Er sieht ungläubig aus. Kein Wunder, denn ich hab ihm ja auch das Blaue vom Himmel herunter gelogen. „Und? Hast du ihnen das gesagt?“ „Ja, nein, also ich wollte.“ Bloß keinen Schweißausbruch jetzt. „Die Versicherung will Belege für die Anschaffung des versauten Teppichs und des Holzfußbodens. Die muss ich natürlich erst suchen und denen schicken. Nebenbei muss ich auch noch den Hausverwalter bitten, die Abnahmebescheide für die Wasserrohrleitungen einzureichen. Wer weiß, wann das war...“ „Klingt ja beschissen,“ sagt er und kaut auf der Unterlippe. Na, haben wir etwa Gewissensbisse und können den armen Die nicht auf die Straße setzen? Ich bin ein Genie! „Die, wenn ich dir bei irgendetwas helfen kann... Sag es ruhig!“ Ja, da ist dieser Druck in meinem kleinen Kumpel. Dem könnte Kaoru abhelfen, aber nichts anderem. „Lass gut sein. Ich erledige das gleich heute, so dass du mich nicht mehr lang bei dir ertragen musst.“ „So schlimm bist du ja nun auch nicht,“ sagt er mitleidig lachend und parkt den Wagen vor dem Studio ein. „Wenn du mir so sehr auf den Keks gehen würdest, hätten wir es niemals so lange in der selben Band ausgehalten.“ „Liegt eben daran, dass ich so viel Geduld mit dir habe.“ In jedem Moment ein passender Spruch – das zeichnet mich aus. „Du mit mir?“ Er schaut mich verblüfft an, als ob ich nicht mehr alle am Christbaum hätte. „Gut, dass ich schon Kopfweh habe, sonst hätte ich jetzt welches bekommen.“ „Haha, du hast aber auch gesoffen letzte Nacht,“ feiere ich ihn aus und muss grinsen. „Aber hey, könntest dich echt mal bedanken, dass ich dich nicht vernascht hab, nachdem du mich geküsst hast!“ Ups, war als Spaß gemeint, aber Kaos Gesichtsausdruck macht mir Angst. „Wieso? Ich würde doch nie...“ Kacke. Er hat keinen Plan, was letzte Nacht gelaufen ist! Fuck! „Vergiss es einfach. Ist ja nichts passiert,“ murmele ich und könnte mich erneut dafür erschlagen. „Da war nichts.“ „Nichts nichts? Oder nur nicht alles nichts?“ Jetzt hat er Angst und ich sehe es ihm an. Angst davor, dass ich es ausgenutzt haben könnte. Angst davor, dass ER es GEWOLLT haben könnte. „Sprich in normaler Sprache, Kao. Es war nichts. Nicht mal ein richtiger Kuss. Danach war auch gleich wieder Feierabend, also mach keinen Aufriss. Vergiss es einfach.“ Einmal mehr möchte ich mich selbst erschießen, weil ich NICHT lüge. Es war nichts. Für ihn war es nichts. Nach mir fragt eh keiner. „Ja, dann danke für’s nicht vernaschen,“ zischt er plötzlich und steigt aus dem Auto. Was ist denn bitte jetzt los? Hätte ich ihn vernaschen sollen? Ist er zickig wegen des Kusses? Man, ich kann doch nichts dafür! Ich bin völlig unschuldig! Ich verrolle die Augäpfel und steige auch aus, aber Kaoru ist mir schon ein paar Schritte voraus und schließt den Wagen nur noch per Fernbedienung ab, als er die Tür zuschlagen hört. Er dreht sich nicht mal richtig um und läuft schnurstracks ins Studio. Also doch angepisst. Hätte ich doch nur die Klappe gehalten! So geht mir das immer im Leben. Fettnäpfchen für Die! Die, der Doofi. Mit hängendem Kopf folge ich dem Leader und versuche nicht weiter darüber nachzudenken. Kao beruhigt sich sicher wieder und gut. Es ist fünf nach halb neun und schlichtweg Wahnsinn, dass wir tatsächlich schon hier sind. Gut, nichts im Magen, keine geputzten Zähne, geschweige denn eine Dusche, aber Hauptsache der Herr hat seinen Willen bekommen. Seufzend trabe ich in den Probenraum und grüße meine Kollegen. Auf in ein Neues! Mir kommt zwischendurch mal der Gedanke, dass mir Kaoru einfach nicht über den Weg traut. Sicherlich zweifelt er, dass er es war, der mich geküsst hat und nicht anders herum. Da kann ich aber auch nichts machen. Entweder vertraut er mir oder nicht. Nachdem wir die Proben beendet haben, ist er wie immer noch beschäftigt und ich störe ihn nur sehr vorsichtig. „Wann bist du fertig?“ „Dauert noch,“ antwortet er knapp und winkt ab. „Fahr doch schon.“ „Ja, wie denn? Mein Auto steht doch bei dir und die anderen sind schon weg.“ Boah, ist der patzig. Leise klagend, greift er in seine Hosetasche und fischt den Autoschlüssel heraus, bevor er ihn mir zuwirft. „Nimm eben meins.“ Verdutzt starre ich vom Schlüssel zu Kao. „Und wie kommst du Heim?“ „Taxi? Bahn? Mal sehen. Ich komm schon irgendwie nach Hause. Keine Sorge,“ sagt er und lächelt sogar knapp. „Jetzt geh. Du musst doch auch noch in deiner Wohnung diese Belege suchen, oder? Und wenn du eh unterwegs bist, kauf doch mal was zu essen. Ich hab sicher Hunger, wenn ich Heim komme.“ Klingt doch schon besser. Nicht mehr so zickig und meiner überdrüssig. Ich lächele kurz und nicke. „Alles klar, kannst dich auf mich verlassen.“ Dann ziehe ich los. Ich fahre natürlich nicht bei mir Zuhause vorbei, sondern direkt zur Sushi-Bar an der Ecke, wo ich reichlich Futter besorge für meinen kleinen Hungerleider. Zurück bei Kaoru gehe ich zu allererst unter die Dusche! Endlich Körperhygiene! Wie ich das liebe! Ich nutze die Zeit, die mein Lieblingsmistkerl nicht da ist, und rasiere mich. Überall, ohne Frage. Vielleicht würde ich ja auch mal Glück haben und Kao kommt grad rein, wenn ich nackt bin, aber das wäre heute möglicherweise auch nicht so gut. Seine Laune war ja so schon reichlich merkwürdig. Dann lieber einen lieben Kaokao und keinen Nake-Die. Stunden vergehen, aber kein Kaoru in Sicht. Das ist sehr bedenklich, schließlich hat er mich noch gebeten etwas Essbares zu kaufen. Es regnet draußen wie aus Kübeln und ich hoffe bloß, ihm ist nichts passiert. Sein Handy ist aus und ich erreiche ihn nicht. Ob ich mal schnell losfahre und ihn suche? Dann ist er aber vielleicht nur wieder genervt? Ich habe bereits einen halben Fingernagel abgekaut, als ich endlich einen Schlüssel im Schloss höre und mich umdrehe in der Hoffnung, dass es endlich mein heißgeliebter Mitbewohner ist. Wer sollte sonst einen Schlüssel haben? Es ist Kao und er ist nass bis auf die Knochen. „Mein Gott.“ Statt eines Kommentars niest mein Herzchen und schlottert. „Scheißbahn.“ „Hä?“ Damit soll nun einer was anfangen können!? Mit zittrigen Händen zieht er seine Jacke aus während ihm seine Haare triefend ins Gesicht hängen. „Die Bahn... nix ging mehr... bin gelaufen.“ „Warum hast du kein Taxi gerufen? Oder mich? Ich hätte dich doch geholt. Hattest du keinen Regenschirm?“ Och, mein armes Kao! Ich halt es nicht mehr aus und gehe auf ihn zu, als er ein weiteres Mal niest. „Akku leer,“ brabbelt er mit seinen blauen Lippen und ich bin ernsthaft in Sorge. „Kein Schirm da. Ist doch egal. Bin ja jetzt hier.“ „Aber wie! Sieh dich mal an. Du bist total durchnässt und sicher auch halb erfroren. Deine Lippen sind blau und du zitterst. Das kann sich ja keiner mit ansehen!“ Ich reiße die Hände dramatisch in die Luft und schiebe das kalte Kaohäufchen ins Bad. „Du nimmst jetzt ein heißes Bad, mein Lieber, und keine Widerworte. Kannst von Glück reden, wenn du nicht die Grippe bekommst.“ „Die,“ weint er rum, aber lässt sich von mir freiwillig bewegen. „Bemuttere mich doch nicht so.“ „Wenn du es nicht alleine gebacken bekommst, muss ich ja wohl. Und jetzt halt den Mund und zieh dich aus,“ sage ich kichernd und beuge mich über die Wanne um das Wasser anzustellen. „Das wollt ich schon immer mal sagen.“ Er glotzt mich an, als überlegt er tatsächlich, ob ich das ernst gemeint hätte. „Wasser Marsch. Ich geh in die Küche, koche Tee und sorge für Nahrung. Du badest. Verstanden?“ Langsam nickt er und sieht mich mit großen Augen an, als ich mich auf in Richtung Küche mache. „Ruf mich, wenn du was brauchst!“, gebe ich ihm noch als Hinweis mit auf den Weg und hoffe, er ruft vielleicht nach mir, wenn er gerade im Wasser planscht. Stattdessen vernehme ich allerdings nur das Türschloss vom Badezimmer. Feigling! Nach einer Weile traut sich Kaoru aus dem Badezimmer, eingewickelt in einen flauschigen weißen Bademantel, und ich springe auf von meinem Platz in der Küche. „Und, schon wärmer? Hier habe ich Tee gekocht noch zur Unterstützung,“ sage ich mit der Hand winkend und zeige dann auf die große blaue Tasse vor mir. „Für mich?“, fragt er mit etwas belegter Stimme und ich nicke. „Ich hab auch etwas Honig reingetan. Soll ja helfen. Ach, und hier ist auch etwas zu essen. Das stärkt die Abwehrkräfte!“ Ich bin überzeugt, dass es das tut. „Danke,“ sagt er und setzt sich an den Tisch um nach den Stäbchen zu greifen und sogleich reinzuhauen. „Ich verstehe trotzdem nicht, warum du im Regen heimgelaufen bist. Es gibt doch auch noch andere Telefone außer Handy und selbst im Probenraum hängt eins rum.“ Es macht mich einfach stutzig, dass Kaoru so dumm sein soll und freiwillig durch den Regen gelaufen ist. „Maaah~!“ Er verrollt die Augen etwas und sieht mich leicht genervt an. „Du bist ja schlimmer als meine Mutter. Es hat noch nicht geregnet, als ich los bin, und weil am Bahnhof alles dicht war, dachte ich, laufe ich eben. Soll ja gut tun. Wer rechnet schon damit, dass es schifft?“ „Ich mach mir nur Sorgen,“ plappere ich und lehne mich zurück um die Hände um Nacken zu verschränken. „Nicht, dass du extra durch den Regen gelaufen bist um deinen Kummer und deine Gedanken zu ertränken?“ Ups, da spuckt er fast mit Fischbröckchen. „Wieso das denn? Warum sollte ich das tun?“ „Im Fernsehen machen sie das auch immer,“ sage ich zu meiner Verteidigung und halte die Hände schützend vor mich. „Wenn einer Sorgen hat, läuft er traurig und mit hängenden Schultern durch den Regen und die Nacht.“ „Die, du spinnst. Das ist Fernsehen. Ich hab ja nicht mal Kummer,“ meint er kopfschüttelnd und widmet sich seinem Essen und dem Jasmin Tee. Dann hat er eben keinen Kummer, auch gut. Dann war es eben etwas anderes, warum er den ganzen Tag so pampig war. „Übrigens danke, dass du noch einkaufen warst. Hast du auch mal nach deiner Wohnung gesehen?“ Ach Mist, das hatte ich ja völlig verdrängt. „Ja, ich war dort und habe diese Belege gesucht. Diese Belege, die, von denen ich dir erzählt habe. Die habe ich auch gleich hingeschickt und eine Firma gemeldet, die sich um den Schaden kümmern soll.“ „Dauert alles so lange,“ sagt Kaoru leicht abwertend und angepisst, so dass ich mich frage, ob es ihm bereits jetzt schon zu viel wird mit mir. „Versicherungen sind etwas Grauenhaftes.“ „Sind sie,“ murmele ich und seufze. „Sag mal, ich falle dir zur Last, oder?“ „Was?“ Er schaut mich entgeistert an. „Nein. So war das nicht gemeint, ehrlich. Du störst nicht. Solange du da bist, gibt es wenigstens etwas zu futtern hier.“ Kaoru lächelt und ich liebe seine kleinen Fältchen, die er dann um die Augen herum bekommt, und wie sich seine Wangen in Falten legen dank seiner wahnsinnig geil ausgeprägten Wangenknochen. Mein Herz blüht auf bei dem Anblick und ich habe mit Sicherheit das idiotischste Grinsen auf den Lippen, dass man je sah. Das ist aber egal, denn Kaorus Worte haben mich gerade so etwas von glücklich gemacht. Die hat Pluspunkte gesammelt und darüber freut er sich sehr! Juhu. Nach dem Essen verzieht sich Kao in seine Koje, was eigentlich ein bisschen schade ist. Ich hätte mir gerne noch mit ihm eine Folge von einer dieser Abendserien angesehen. Die sind gar nicht so schlecht. Na gut, vielleicht ein anderes Mal. Nach einer Weile fernsehen, knipse ich auch die Laternen aus und gehe schlafen. Nur kurz überlege ich noch, ob ich einfach mal zu Kaoru ins Schlafzimmer gehen sollte, aber mal wieder packt mich das Mitleid. Der Arme sah so fertig aus, da will ich ihn jetzt nicht stören. Ich bin einfach zu gutmütig. Vielleicht morgen Abend. Guter Gedanke. Als mein Handywecker mal wieder sein Liedchen trällert, ist mir ganz und gar noch nicht nach Aufstehen zumute und ich drehe mich noch einmal um. Kaoru kommt sowieso früher oder später und nervt. Nach etwa zwanzig Minuten werde ich stutzig, weil der Leader einmal mehr über der Zeit ist. Der verpennt doch nicht zweimal nacheinander. Gerade will ich aufstehen, da höre ich die Tür, gefolgt von einem Niesen. Die nächsten Töne sind ein Schlurfen und ein Schniefen, als er auf einmal vor mir steht und aus zwei klitzekleinen Äuglein blinzelt. „Die. Aufstehen. Wir... jetzt... müssen los.“ Irgendwie klingt er betrunken und doch anders. Außerdem schwankt er leicht. Sehr merkwürdig. „Alles in Ordnung mit dir?“ Als ich vor ihm stehe, sieht er mich aus zwei furchtbar glasigen Augen an. „Du siehst nicht gut aus.“ „Alles bestens, argh.“ Als er versucht den Kopf zu schütteln, durchfährt ihn offenbar ein Schmerz und er greift mit der Hand nach seinem Kopf. Dann schwankt er wieder und kippt mir bedrohlich entgegen. Aus Reflex packe ich ihn an den Schultern und versuche ihn aufzurichten, aber es geht einfach zu schnell und er lehnt plötzlich gegen meine Brust. Vorsichtig schlinge ich einen Arm um seine Taille und lege eine Handfläche auf seine Stirn. „Na, herrlich. Glühend heiß. Hast es voll erwischt, was?“ Das ging schnell, aber es ist ja auch kein Wunder. Irgendwann trifft es jeden. Kaoru ist im Grunde niemals krank, weil er, sobald es sich anbahnt, gleich Chemie einwirft, beziehungsweise sehr sorgfältig mit seiner Gesundheit umgeht. Da reicht schon mal ein kleiner unerwarteter Schauer und alles geht den Bach runter. „Nein, das geht schon,“ brabbelt er vor sich hin und krallt sich entgegen seiner Äußerung an meiner Brust fest. In manchen Situationen sicherlich schön, aber momentan einfach nur schmerzhaft. „Du hast mit Sicherheit Fieber. Geh wieder ins Bett.“ Nützt ja nichts. „Nein, das geht doch nicht,“ widerspricht er kaum hörbar und richtet endlich mal seine Augen mühsam auf mich. „Doch, Kao. DAS geht. Du wirst gleich mal sehen, wie das geht.“ Ich packe wieder seine Schultern und geleite ihn zurück in sein Gemach. „Leg dich hin und schlaf dich aus.“ Widerwillig steckt er sich selbst ins Bett. Er sieht aus, als würde er tagträumen. „Aber—“ „Nichts aber jetzt,“ gebe ich als Information und mache weiter. „Ich fahre dann zum Studio und sage den anderen, dass du krank bist. Ein paar Kleinigkeiten schaffen wir auch ohne dich. Auf dem Rückweg fahre ich noch in der Apotheke vorbei. Du bewegst dich nicht aus dem Bett, versprochen? Sonst habe ich keine ruhige Minute.“ Kaoru schaut aus, als habe er nur die Hälfte verstanden, aber wenigstens nickt er. „Aber ruf an, wenn irgendwas ist.“ Ich muss schmunzeln. Wer ist denn hier bitte krank? „Ist gut, aber das gilt auch für dich.“ Und jetzt fehlt zur perfekten Szene doch nur noch der liebevolle Lebensgefährte, der sich hinab beugt um seinem Angebeteten einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. So sollte es sein! Ich verkneife es mir aber mit viel Willenskraft und mache mich an die Arbeit. Zuerst koche ich eine Thermoskanne voll Tee mit Zitrone und Honig, die ich neben das Bett mit dem schlafenden Kaoru stelle. Danach ziehe ich mich auch endlich mal an und trinke selbst einen Kaffee, denn ich muss ständig gähnen. Mit Kippe im Mund düse ich los und bin sogar rechtzeitig im Studio. Dort warten bereits die anderen drei und sehen mich fragend an. „Wo ist Kaoru?“, fragt Kyo und zieht eine Augenbraue hoch. „Spuck ihn wieder aus!“, scherzt Toto und stemmt die Hände in die Hüften. „Ist irgendetwas passiert?“ Danke Shinya. Wenigstens ein netter Mensch hier. „Der hat die Grippe und liegt mit Fieber im Bett,“ erkläre ich kurzen Prozesses. „Hast ihm wohl die Decke geklaut nachts,“ kichert Toshiya und grinst blöde. „Schön wär’s, aber nein, er hat sich einfach erkältet.“ Wie und warum geht sie nicht an, entscheide ich. „Wenn er kein Fieber hätte, wäre er sicher auch hergekommen.“ „Irgendwann haut es jeden mal um. Kaoru war ja noch nie wirklich mal krank,“ sagt der Bassist diesmal richtig mitleidig. „Und was machen wir jetzt so leaderlos?“ „Keine Ahnung. Haben wir einen Stellvertreter?“ Ich muss bekloppt sein, so eine Frage zu stellen. Das wird mir zu politisch. „Du bist Stellvertreter,“ sagt Kyo und ich starre ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Ich? Wieso gerade ich?“ Gab es irgendwo ein Gesetz, dass nur Gitarristen Bandleader spielen durften? „Weil Shinya alles egal ist, Toshiya zuviel Müll labert und ich keinen Bock hab mich dauernd zum Affen zu machen. Deshalb machst du das!“ Kyo zeigt mit dem Finger auf mich und nickt. „Also Stellvertretender Bandleader, was machen wir jetzt?“ Ich zucke mit den Schultern, total überfordert. „Keine Ahnung. Proben? Ist halt doof ohne Kao, aber wir könnten ja trotzdem üben. So dass er es einfach hat, wenn er wieder kommt.“ „Fein,“ sagte Shinya als erster und sticht auf sein Drumkit zu. Bei so viel Enthusiasmus folgen die anderen beiden auch und ich bin richtig stolz auf meinen Miniauftritt als Leader. Die Begeisterung hält nicht lange, denn wir sind einfach zu dämlich zum Üben ohne den Kaomeister. Deshalb brechen wir auch ab und gehen Heim nach nur zwei Stunden. Mein Weg führt mich dann in die Apotheke, wo ich reichlich Paracetamol, Halstabletten und andere Arzneimittel besorge, die meinem Kaobärchen helfen sollen. Des Weiteren besorge ich noch etwas Essbares. Pizza für mich und Süppchen für Kaoru! Ich bin genial. Als ich Zuhause ankomme, pennt Kaoru tatsächlich noch und liegt süß wie ein Baby, das barbarisch schnarcht, in seinem Bettchen. Also auch verstopfte Nase schlussfolgere ich brillanterweise und mache mich daran, die Pizza in den Ofen zu schieben und das Süppchen zu kochen. Halbstündlich schaue ich nach meinem kranken Hasi und stelle beim dritten Mal fest, dass er endlich wach wird. Während seiner Aufwachphase pflanze ich mich an den Bettrand und schaue zu, wie er so langsam das Reich der Lebenden wieder betritt. „Die,“ krächzt er heraus und blinzelt mich an. „Ah, mein Kopf.“ Ich prüfe noch einmal seine Temperatur mit der Hand, was nicht nur uneigennützig ist, aber auch zweckvoll. Kaoru anzutatschen kann ich mir nicht entgehen lassen. „Bist ja auch noch immer glühend heiß. Sollen wir mal Fieber messen?“ Vorzugsweise im Po. Mental grinse ich wie ein Honigkuchenpferd. Aber er wehrt ab. „Muss ja Fieber sein. Ich fühl mich beschissen.“ „Glaub ich,“ bekräftige ich und greife nach dem Apothekenbeutel. „Hier, ich habe dir Fiebertabletten gekauft und noch ein paar andere nette Sachen. Warte, ich hole dir ein Glas Wasser.“ Nett wie ich bin, eile ich los und komme mit Wasser und Suppe wieder. Kaoru rappelt sich hoch, so dass er im Bett sitzen kann und schaut wie in Trance auf die Dinge, die da kommen. Ich reiche im das Wasser und nehme zwei Tabletten aus der Packung. „Hier, wirf dir gleich mal zwei ein. Zu Mittag gibt es Suppe heute. Extra für dich gekocht, also streng dich an, wieder fit zu werden.“ Er lächelt. Oh, wie ist das süß! Wie soll sich ein Die wie ich denn jemals entlieben, wenn ein Kaoru wie er einfach immer so zuckersüß und bezaubernd ist? Schade, dass er krank ist. Der Moment wäre richtig. Ich könnte ihn einfach vergewaltigen. „Jedenfalls schlage ich vor, du bleibst heute im Bett. Die anderen und ich haben schon etwas geprobt, musst dir gar keine Sorgen machen.“ Ich rede ununterbrochen, da Kaoru gar nicht in der Lage ist viel zu sagen mit seinem fiebrigen Gesichtsausdruck. Also erzähle ich ihm noch ein paar andere Dinge, die keine Sau interessieren, aber zumindest langweilt sich so keiner von uns, während er seine Suppe ist. Mit ein wenig Anfeuerung isst er auch brav auf und zufrieden nehme ich ihm die leere Schüssel aus den Händen. „Brauchst du noch irgendetwas?“ Kaoru schüttelt den Kopf zaghaft und lächelt genauso gebrochen. „Nein, ich glaub, ich schlaf einfach noch eine Runde.“ „Ist gut. Aber wenn du was brauchst, ruf mich. Ich bin da!“ Mit einem Aufmunterungsgrinsen verabschiede ich mich und deute noch mal auf den Überlebensbeutel. „Die Tabletten nimmst du alle vier Stunden und in der Tüte sind noch Halsbonbons, Taschentücher, Nasenspray und so weiter, falls du brauchst.“ „Danke,“ sagt Kaoru schon halb schlaftrunken und ich schließe die Tür, lasse aber einen Spalt offen. Man muss ja sicher gehen, dass ich ihn auch höre, wenn er ruft. Es ist schön gebraucht zu werden, aber einfach nur da zu sein ohne tätig zu werden, kann mitunter schon mal barbarisch langweilig werden. „Boah, hat Kao gar kein Pay-TV?“, grummele ich vor mich hin und schluchze. „Ich will diesen Seriensender.“ Ohne groß nachzudenken schnappe ich mir das Telefon und wähle die Nummer aus der Werbung. Kaoru braucht vernünftiges Fernsehen. In null Komma nichts ist meine Expressbestellung angenommen, Kaorus Daten durchgegeben und meine Kreditkartennummer mitgeteilt. Ab Morgen haben wir Pay-TV! Juhu! Zufrieden grinsend lehne ich mich zurück und esse das letzte Stück meiner Pizza, als ich Kaoru schlimm Husten höre. Es ist nicht laut, aber ununterbrochen. So geht das doch nicht! Wie der Blitz eile ich zu meinem Kaokao und finde ihn noch immer hustend vor. „Keine Bange, hier kommt Dr. Daisuke.“ „Die,“ heult er rum. „Ich sterbe.“ „Man, bist du’n Weichei. Wehleidig bis zum Getno. Aber Dr. Die hat auch hier die passende Medizin.“ Ich halte ein Döschen von einer hier nicht relevanten Firma in seine Augenhöhe. „Zum Einreiben! Sehr wirksam!“ Trotz Krankheit sieht er leicht entnervt aus gerade. „Dann gib her.“ „Nein, ich mach das.“ Der spinnt wohl? Dem rubbele ich das mal schön in die Poren! „Du kommst doch gar nicht auf den Rücken. Los, mach dich frei und dreh dich um.“ Ich kann das Grinsen leider nicht unterdrücken, aber leicht stöhnend tut das Kaomännchen, was ich ihm sage. Dem muss er wohl sehr dreckig gehen. Fast schon zärtlich streiche ich ihm die Haare aus dem Nacken zur Seite, bevor ich eine Ladung von der Salbe auf dem oberen Teil seines Rückens verreibe. Das könnte ich stundenlang so weitermachen, wenn ich nicht zu noch schöneren Dingen berufen wäre. „Umdrehen.“ Liebevoller Befehlston meinerseits. Mit einem kleinen Knurren rollt sich Kaoru herum und hat, noch bevor er etwas sagen kann, eine Menge von dem Zeug auf der Brust. Gut einreiben, Die, sage ich mir und achte darauf, dass ich keine Sabberfäden aus dem Mund hängen habe. Ich massiere die Salbe gut ein bis hoch zum Hals und erst als ich fertig bin, streife ich noch einmal kurz über eine Brustwarze. Ups. Ich stell mich dumm. Ohne jeglichen Kommentar zieht sich Kaoru schnell wieder sein T-Shirt an und ich muss kichern. „Keine Angst. So, wie du jetzt stinkst, geht niemand an dich ran.“ „Du auch nicht?“, frotzelt er mit seiner Krächzstimme und ich schenke ihm mein bestechendes Lächeln. „Bin ich niemand? Ich würde dich eingelegt in Heringssoße noch vernaschen.“ Wobei ich das schon ekelig fände, aber man muss Opfer bringen. „Scherzkeks.“ Und wieder nimmt er mich nicht ernst. Dabei meine ich, was ich sage! Ach, ich gebe auf für heute. Ich achte noch peinlichst darauf, dass Kaoru seine Tabletten nimmt und Hustensaft trinkt, dann mache ich mich auf ins Wohnzimmer. Wenigstens hat der Leader eine Playstation. Damit vertreibe ich mir schon den restlichen Tag und vielleicht auch die Nacht. Ende Kapitel Vier. ... Sollte hier mal irgendwer auf die Idee kommen, meine fanfictions sind wie Telenovelas, dann meldet eure Beschwerden an meine Mama. >__>’’ Ich werde dazu gezwungen! Ó__Ò mehr von mir auch hier: http://sanghamyers.livejournal.com/106049.html Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)