Callboys von Stoechbiene (ZoxRo (LyxKa, SaxNa)) ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerungen: Happy Birthday --------------------------------------- Hey! Wie versprochen hier die erste meiner beiden FFs, die ich in nächster Zeit bei Mexx online stellen will. Diesmal spielt ein Teil der Handlung in der Vergangenheit (Kapitel Erinnerungen) und der andere Teil in der (unserer) Gegenwart. Hoffe es wird nicht zu kompliziert, aber für Fragen egal welcher Art stehe ich immer gerne zur Verfügung, ebenso für Kritik o.ä. Viel Spaß beim Lesen! Eure Stoechbiene 1. Zorro Erinnerungen: Happy Birthday „Sei froh, daß heute dein Geburtstag ist, Zorro. Andernfalls würde ich jetzt eine Revanche von dir verlangen, die du dein Lebtag nicht vergessen würdest. Aber an deinem Ehrentag verzichte ich ausnahmsweise mal darauf, immerhin sollst du heute Abend auf deiner Geburtstagsparty, die wir bei Kaya zu Hause für dich organisiert haben, als ganzer Mann erscheinen. Sechzehn wird man schließlich nicht alle Tage.“ Stumm mustere ich Kuina, frage mich auch gleichzeitig, weshalb sie mir diesen mehr als albernen Vortrag hält, nur weil ich sie vorhin im Training klar besiegt habe. Es war zwar nicht das erste Mal, doch mein Sieg war eindeutig gewesen. Und jetzt stehe ich hier in ihrem Zimmer, angespannt, denn ich weiß nicht, was sie mit dieser ganzen Sache bezweckt. Warum hat sie mich hierher bestellt? Das alles hätte sie mir doch auch unten in der Trainingshalle erzählen können. Manchmal verstehe ich sie einfach nicht. „Findest du mich schwach? Sei ehrlich.“ „Was? Nein! Du bist wahnsinnig geschickt und schnell, hast Ausdauer.“ „Aber es genügt nicht mehr, um besser zu sein als du.“ „So sehe ich das nicht, denn nach wie vor bist du mein stärkster Kontrahent, nur…nur habe ich in letzter Zeit den Eindruck, daß…du ein wenig unkonzentriert bist. Lenkt dich was ab?“ „Wie recht du doch hast.“ Nanu, keine Kopfnuß? Verwundert mustere ich ihre Gestalt wie sie zum Fenster geht und auf die kahle Winterlandschaft hinausblickt. „Du hast dich sehr verändert, bist nicht mehr der kleine Wicht, der mit Verbissenheit versucht sich gegen alles und jeden zu behaupten. Aus dir ist ein richtiger junger Mann geworden, Zorro. Na ja, fast.“ Muß sie so etwas zu mir sagen? Sie weiß doch nur zu gut wie peinlich mir alles ist, jede Bemerkung zu meiner Person, besonders aus ihrem Mund. „Gefalle ich dir?“ Augenblicklich schießt mir das Blut in den Kopf, bin ich diesem Thema doch bis jetzt immer gekonnt ausgewichen, auch wenn eh jeder weiß, daß ich in sie verknallt bin. Aber sie ist zwei Jahre älter als ich, besitzt ein eigenes kleines Auto und nicht zu vergessen, sie ist die Tochter meines Meisters und somit tabu für jedes männliche Wesen in diesem Sonnensystem. „Du sagst ja gar nichts.“ Wieder kommt sie auf mich zu, stellt sich direkt vor mich, wobei ihre schwarzen Augen meine fixieren, so wie sie dies oft vor einem Kampf tut. Aber hier? „Hat es dir…die Sprache verschlagen?“ Ein leises Rascheln, zarte Seide die fällt, um noch zartere Haut zu entblößen. „Zeig mir, daß du ab heute ein richtiger Mann bist…. Happy Birthday, Zorro.“ Kapitel 2: Das Geburtstagsgeschenk ---------------------------------- Hey! Ja, das letzte Kap war mehr als kurz, aber das scheint bei mir das Erste-Kapitel-Syndrom zu sein *g*. Dafür ist dieses dann doch ein gutes Stück länger geworden und dreht sich endlich um die eigentliche Handlung der FF. Solltet ihr Fragen haben, dann immer raus mit der Sprache. @4Kolibris: Was in meinem Kopf so alles vorgeht weiß ich manchmal selbst nicht *g*. Aber die FF soll schon etwas länger werden. @peach06: Was genau fandest du denn am ersten Kap verwirrend? Aber schön, daß du dennoch weiterlesen willst. Vielleicht wird die Story ja noch besser, bemühe mich. @heroeumel: schön, daß du auch wieder dabei bist. @carpe noctem: *dich knuddel* @ninja_saphira: Danke für das Lob *freu* 2. Robin Das Geburtstagsgeschenk „Wo fahren wir heute Abend eigentlich hin, Nami?“ „In einen Club, schließlich hattest du vor zwei Wochen Geburtstag und ich hatte keine Zeit für dich. Außerdem lässt du dich bald von deinem Macker scheiden und allein das ist in meinen Augen schon Grund genug ein Fass aufzumachen. Und was wäre ich zudem für eine Freundin, wenn ich dich nicht ab und zu aus deinem Mauseloch zerren würde, bevor du ganz vereinsamst. Deshalb habe ich uns auch zwei schnuckelige Jungs organisiert, die uns ein wenig den Abend versüßen sollen.“ „Sag nicht, dass du wieder ein paar deiner Ex-Freunde aufgewärmt hast?“ Das hätte mir jetzt gerade noch gefehlt, schließlich haben Nami und ich einen gänzlich verschiedenen Geschmack was Männer anbelangt. Sie steht auf diese flippigen Partyhengste und ich…keine Ahnung! Versager? Ehebrecher? „Nein, keine Sorge, diesmal habe ich mir etwas besonderes ausgedacht. Aber lassen wir uns doch einfach überraschen.“ „Überraschen?“ „Ja, schließlich weiß ich auch nicht, mit wem wir uns treffen werden.“ „Etwa ein Blind Date?“ „So ähnlich.“ Sie hat schon wieder dieses entschuldigende Lächeln auf den Lippen, was meist nichts Gutes verheißt. „So ähnlich? Geht es vielleicht ein bisschen genauer?“ „Na ja, es sind Callboys.“ „Was?!“ Geschockt starre ich sie an, kann ich doch einfach nicht glauben, was sie gerade gesagt hat. „Reg dich ab.“ „Abregen? Ich will mich aber nicht mit einem Typen treffen der für Geld alles tut, egal ob mit Mann oder Frau!“ „Ich sagte Callboys, nicht Stricher. Außerdem brauchst du keine Angst zu haben, er wird dir nichts tun, schließlich habe ich für dich einen der harmlosen Variante geordert. Allerdings bedeutet das auch, dass du definitiv allein heute Nacht schlafen wirst.“ „Soll das etwa heißen, du willst mit einem dieser Kerle…. Hältst du das für eine gute Idee?“ „Nein, natürlich nicht. Es ist viel besser so wie du darauf zu warten, bis der Prinz auf dem weißen Pferd vorbeireitet. Wann hast du dich das letzte Mal amüsiert? Warst du in den vergangenen Jahren überhaupt schon einmal auf einer Party gewesen, von diesen Spießerveranstaltungen deiner Nachbarn mal abgesehen?“ „Mach mich doch fertig.“ „Das machst du schon von ganz allein. Mensch Robin, ich will dir doch nur helfen. Und wenn dir der Abend nicht gefallen sollte, ist doch egal, kostet dich ja nichts außer ein paar Stunden deiner Zeit, die du sonst mit irgendeinem alten Buch verbringen würdest.“ „Na schön,“ resigniert hebe ich ein wenig die Arme. „Schon besser. Also, hier ist dein Anhänger, denn daran erkennst du deine Verabredung.“ „Aha.“ Merkwürdiges Ding. Sieht aus wie ein Silberstab, nur dass ein Stück zu fehlen scheint. „Die andere Hälfte trägt Mr. Unbekannt und wenn ihr euch trefft, steckt ihr beide Teile zusammen und dann kannst du auch seinen Namen darauf vollständig lesen. Siehst du, auf meinem steht Ma. Vielleicht heißt er Mario oder Maurice?“ „Ein R.“ „Solange es kein Z für Zero ist, kannst du zufrieden sein.“ „Nein, mein zukünftiger Ex-Mann hat bevorzugt seine Sekretärinnen bestiegen und dazu bediente er sich wohl kaum eines Anhängers.“ „Das wirst du eher wissen als ich, ob er nicht doch besser zu einem Hilfsmittel greifen sollte.“ „Laß uns nicht über ihn reden, okay? Ich bin froh, dass ich ihn bald los bin.“ „Das ist die richtige Einstellung!“ „Das macht sieben Doller und achtzehn Cent, die Damen.“ Nami drückt dem Taxifahrer etwas Geld in die Hand und wir steigen aus. Ein riesiges Gebäude ragt vor mir in die Höhe aus dem laute Musik und Stimmengewirr dringen, die sich mit dem Straßenlärm hier draußen vermischen. Dutzende von Leuten drängen sich am Eingang vor dem zwei muskelbepackte Kerle stehen, welche die Ausweise kontrollieren. „Komm, wir gehen durch den Seiteneingang.“ „Geht das denn so einfach?“ „Nur wenn man wie wir eine besondere Eintrittskarte hat.“ Sie zeigt kurz auf den goldenen Anhänger in ihrer Hand und zieht mich mit sich. Und wie sie sagte, kommen wir ohne zu warten und größere Kontrollen in den Club, oder zumindest in einen Nebenraum davon. Aber in meinen Augen wäre der Ausdruck Baggerschuppen passender, habe ich bis jetzt doch nur aufgetakelte Weiber und breitbeinig laufende Typen gesehen. Aber da muss ich wohl durch, außerdem gehe ich mir mit meiner schlechten Laune ja schon selbst auf den Wecker. Zudem versucht mir Nami einen Gefallen zu erweisen, da könnte ich wirklich etwas aufgeschlossener sein. Und wenn wir schon mal beim Thema sind, Nami hat natürlich nichts besseres zu tun als gleich auf zwei Typen zuzugehen und einem von beiden frech in den Hintern zu kneifen. Die traut sich was! Aber entgegen meinen Erwartungen sieht dieser ihren kleinen Übergriff nicht als Grund, um selbst bei ihr Hand anzulegen. Er lächelt sie charmant an, verweist sie dabei aber an seinen Begleiter, der auf mich auch einen weniger abgeneigten Eindruck macht, denn ihm scheint zu gefallen, was er sieht. Nami hingegen wirkt im ersten Moment überrascht, entschuldigt sich aber gleich darauf mit einem Lächeln. Sie weiß offensichtlich mit so einer Situation umzugehen. Ich dagegen wäre vor Scham im Erdboden versunken. „Da hab ich mich doch glatt am Geburtstagsgeschenk für meine Freundin vergriffen! Entschuldige. Aber so weiß ich wenigstens, dass du ein echter Third bist, wenn auch ein sehr süßer.“ Kess zwinkert sie ihm zu, ehe sie sich dem nächsten Objekt der Begierde zuwendet, einem schwarzhaarigen Muskelpaket. Er entspricht meines Erachtens absolut Nami’s Geschmack, Sunnyboy, Sommersprossen und ein freches Blitzen in den Augen. Sein Hemd steht halb offen, so dass man seinen durchtrainierten Oberkörper sehen kann sowie eine längere Goldkette. Automatisch werfe ich einen kurzen scheuen Blick auf meine eigene Verabredung, den jungen Mann, den Nami so frech begrüßt hat. Aber ich merke recht schnell, dass ein flüchtiger Augenkontakt mit ihm genügt, um einen zweiten riskieren zu wollen. Außerdem ist es doch mehr als albern seine Verabredung nicht anzusehen bloß weil sich in mir die Befürchtung ausbreitet, jeder könnte mit dem Finger auf mich zeigen, da es sich bei ihm um einen bezahlten Callboy handelt. Er wirkt ein bisschen jünger als Nami’s Begleiter, vielleicht siebenundzwanzig, höchstens. Und er hat grüne Haare und schwarze Augen! Irgendwie bizarr. „Wenn ich uns kurz vorstellen dürfte, das ist mein Freund Ryo und ich bin Marc.“ eröffnet schließlich die Sommersprosse das Spiel, dessen Regeln mir gänzlich unbekannt sind. Nami scheint sich dagegen bestens damit auszukennen, was doch langsam den Verdacht in mir weckt, dass dies nicht ihre erste Verabredung mit einem Callboy ist. Sie greift in Marc’s Hemdausschnitt und fischt das andere Ende ihres Anhängers heraus, das dieser an der Kette um seinen Hals befestigt hat. Sie steckt die beiden Hälften zusammen und entgegnet ihm gut gelaunt: „Ich bin Nami und das ist meine Freundin Robin, der ich mit diesem Abend eine kleine Freude bereiten will. Sie ist ein wenig schüchtern, aber ihr helft mir doch sicherlich dabei dies zu ändern, oder?“ Na toll, jetzt bin ich bereits als Langweilerin abgestempelt, bevor ich auch nur einen Ton gesagt habe. Ich krame nach dem Silberanhänger, den Nami mir vorhin im Taxi gegeben hat und taste mit den Augen verstohlen Ryo’s Körper nach dem Gegenstück ab. Er wird es ja hoffentlich nicht als Bauchnabelpiercing tragen. „Darf ich?“ Ertappt! Doch erleichtert stelle ich fest, dass mein Gegenüber seinen Teil des Anhängers lediglich an einer Silberkette an seiner engen schwarzen Hose trägt. „Kommt, ich will endlich feiern!“ Nami hakt sich bei diesem Marc ein und die Beiden eilen voraus, während ich nicht weiß, wie ich mich Ryo gegenüber verhalten soll. Ich kenne ihn nicht, folglich möchte ich auch nicht Arm in Arm mit ihm durch die Gegend laufen. „Gehen wir? Sonst hat uns deine Freundin gleich abgehängt.“ Erfreut stelle ich fest, dass er keinerlei Anstalten zeigt mir auf die Pelle rücken zu wollen und so laufen wir einfach nebeneinander den beiden anderen hinterher. Ich bin froh, dass er meine Distanziertheit zu akzeptieren scheint. Zu Beginn dieses merkwürdigen Abends fühlte ich mich völlig fehl am Platz, denn Discos gehörten noch nie zu den Orten, von denen ich mich besonders angezogen fühlte. Aber inzwischen habe ich meine Meinung geändert, denn wie ich feststellen musste, ist mein Begleiter nicht nur gutaussehend und charmant, nein, man kann sich mit ihm auch prima über Gott und die Welt unterhalten. Außerdem versteht er etwas von guten Cocktails, denn noch keinen den ich auf seine Empfehlung hier getrunken habe, hat mir nicht geschmeckt. Gut, normalerweise geht man nicht in so einen Laden, um zu erzählen, aber mir ist nun mal nicht nach wildem Herumgehopse, bei dem man sich meist eh nur blaue Flecken einfängt, weil ja jeder andere glaubt, allein auf der Tanzfläche zu sein. Aber zum Glück gibt es auch hier eine Etage, die nur für das leibliche Wohl reserviert ist. Nami und Marc tingeln gemeinsam von einer Tanzebene zur nächsten, wobei sie gelegentlich bei uns vorbeikommen, um sich auszuruhen und etwas zu trinken. So wie im Moment gerade. „Hey Robin, du kannst ja richtig was vertragen!“, kichert mir Nami ins Ohr, ist sie doch schon ziemlich stark angeheitert. „Wir wollen uns auch gleich verziehen“, flüstert sie hinterher, woraufhin ich sie ein wenig irritiert ansehe. „Es ist doch erst halb zwölf.“ „Dummerchen. Ich hab ja auch noch was anderes vor, etwa schon vergessen? Du kannst mit Ryo von mir aus noch erzählen, bis die hier den Laden schließen, das ist dir überlassen.“ „Nami, willst du wirklich…“ „Mach dir keine Sorgen um mich, ist schließlich nichts dabei.“ Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie wieder von ihrem Platz aufsteht und mir zum Abschied zuzwinkert. Auch Marc gibt seinem Freund ein Zeichen, so dass dieser ihm zunickt. Ich habe ein ungutes Gefühl! „Sie hat dich wohl ein bisschen mit dem Abend überrumpelt, wie?“ „Ein bisschen ist gut. Zudem versteht sie nicht, dass ich mir Sorgen um sie mache, immerhin…na ja sie kennt Marc doch gar nicht. Früher war sie mir ihren Discobekanntschaften auch zufrieden gewesen.“ „Aber meinst du nicht, dass es so für sie sicherer ist?“ „Weshalb?“ „Nehmen wir an du angelst dir einen Mann, weil du ein Abenteuer für eine Nacht suchst. Woher kannst du dir sicher sein, dass er sich an die Regeln halten wird?“ „Ich merke schon, in diesem Metier kenne ich mich überhaupt nicht aus.“ „Deshalb hat Nami für dich auch einen Third ausgesucht, folglich mich, und für sich selbst einen Second.“ „Seid ihr nicht beide einfache Callboys?“ Da mein Blick immer fragender zu werden scheint, meint er mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen: „Ich erkläre es dir. Callboys teilt man grundsätzlich in drei Kategorien ein, First, Second und Third Class. Diese wiederum unterteilen sich in zwei bis drei Untergruppen, je nach Agentur, für die sie arbeiten. Die unterste Kategorie wäre ein Third Class dritten Grades, so nennt man die Anfänger, die erst mit den Regeln vertraut werden müssen, folglich stehen sie für eine Frau auch nicht zur Verfügung. Generell werden wir Thirds zu Tänzern ausgebildet, vom einfachen Standardtanz bis zu Breakdance, House und was weiß ich noch alles. Aber abgesehen davon besteht unsere Hauptaufgabe darin, ein guter Begleiter zu sein. Ein Third zweiten Grades unterscheidet sich von dem eines ersten Grades lediglich durch den Schulabschluss, den er hat.“ „Darf ich dann vermuten, dass du ein Third Class ersten Ranges bist?“ „Gut erkannt. Deshalb ist meine Nummer auch die 311.“Er kramt den Stick aus seiner Hosentasche und zeigt mir die kleine eingravierte Zahl. „Und was machst du als Third anders als Marc, der ein Second ist?“ „Kurzum, ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich mit meinen Kundinnen schlafe. Ein Third ist zum Ansehen da, ein Second zum Anfassen, aber nur bedingt.“ „Bedingt? Wie soll das gehen, wenn man mit jemandem…schläft?“ Gott, komm ich mir blöd vor! „Siehst du die Beiden dort drüben in der Ecke? Er ist mit Sicherheit ein Second. Sie fummeln aneinander rum, aber mehr nicht, denn sich zu küssen ist nicht erlaubt.“ „Ach so. Ist denn noch mehr nicht erlaubt?“ „Ja, aber so genau weiß ich darüber nicht Bescheid, ist schließlich nicht meine Liga. Keinerlei Einschränkungen gibt es bei den Firsts, aber eine Nacht mit denen kostet ein kleines Vermögen.“ „Darf ich dich etwas fragen, etwas persönliches?“ „Fragen darfst du alles und ich entscheide dann, ob ich dir darauf antworte oder nicht.“ „Warst du auf dem College?“ Verblüfft sieht er mich an, dann nickt er. „Sport und Informatik waren meine Hauptfächer.“ „Und warum arbeitest du dann für diese Agentur?“ „Manchmal ist die einfachste Antwort, die richtige.“ „Du bist jung und brauchst das Geld?“ „So in etwa.“ Kurz muss ich lachen, aber nicht nur aufgrund seiner Worte, sondern auch, weil er mir einfach sympathisch wird. Ich habe nicht den Eindruck, dass er Storys erfindet, um mich davon zu überzeugen, was für ein toller Hecht er doch ist. „Und was ist mit dir? Nein, lass mich raten. Du bist sehr belesen, wobei du den Schwerpunkt auf aktuelle politische Themen, aber auch Geschichte und Völkerkunde legst. Vielleicht hat es sogar mit deinem Beruf zu tun? Dazu habe ich den Eindruck, dass du bis vor kurzem in festen Händen warst, denn du kennst dich in der Welt der Singles nicht aus, zudem ist die Haut an deinem rechten Ringfinger noch ein bisschen blass, was auf einen Ring schließen lässt.“ Meine Augen werden von Satz zu Satz größer, denn dieser Typ scheint mich besser zu kennen als es mein Ex-Mann je tat. „Stimmt, ich lebe von meinem Mann getrennt und in zwei Monaten ist er dann nur noch mein Ex-Mann. Zudem bin ich Dozentin für Archäologie und Völkerkunde an der U.C. Los Angeles. Hat dir das dein siebter Sinn verraten oder hast du meinen Lebenslauf gelesen?“ Bienchens kleine Cocktailrunde: Hier stelle ich euch immer zwei Cocktails vor, einen mit und einen ohne Alkohol. Dabei versuche ich ein wenig die Charas oder Situationen auf andere Art und Weise darzustellen. Hoffe es gefällt euch! Los Angeles Angelina 4cl Scotch Whisky 4cl Orangensaft 2cl Zitronensaft 10 Ananaswürfel 1 Ei Eiswürfel 1 Spritzer Vermouth Sweet 2 Spritzer Himbeer- oder gestoßenes Eis Erdbeersirup Kapitel 3: Ich bin nicht ich ---------------------------- HI! @Silja: Danke für das Lob, hoffe natürlich, dass dir das neue Kap ebenfalls gefallen wird. @--Ninja--: Ja, Robin sollte sich wirklich eine Scheibe von Nami abschneiden, aber darum geht es ja u.a. in dieser FF. Ich bemühe mich um mehr Absätze! @heroeumel: Was soll ich sagen? Ich freue mich immer etwas von dir zu hören. Merci! @peach06: Ja, Kuina lebt zum Zeitpunkt von Zorro's Erinnerungen noch und sie wird auch eine kleine, aber entscheidende Rolle spielen. Ansonsten steht mein Lieblingspairing natürlich im Vordergrund. @Manuskript: Erstens bin ich sehr erfreut darüber, dass du mir einen Kommi schreibst, obwohl du ZoXSa Fan bist, aber diese FF nicht unter das Genre Shonen-ai fällt. Die Zwei sind nur sehr gute Freunde. Sanji taucht bald auf und wird später in der FF immer wichtiger. Zweitens möchte ich mich für das Lob bedanken. @4kolibris: Wie man auf solche Ideen kommt? Wenn ich das nur wüsste...bin eben einfach ein verrücktes Huhn. Viel Spaß beim Lesen! LG Stoechbiene 3. Zorro Ich bin nicht ich Ein neues Treffen, eine neue Lüge. Mein Handtuch fällt, ebenso meine wahre Identität. Der alte zurückgezogene Zorro verliert an Bedeutung, wird ersetzt durch sein anderes Ich, den Schönling Ryo, nach dem die Frauen verlangen. Wie lächerlich dieses Spiel doch ist! Ich werfe einen Blick in meinen Kleiderschrank, sehe Unmengen von Klamotten, die alle nicht ich ausgesucht habe, zumindest nicht freiwillig. Was Kuina dazu gesagt hätte? Wahrscheinlich so etwas wie: „Stell dich nicht so an, siehst doch chic aus. Außerdem werde ich jede andere Frau verprügeln, die dich anstarren sollte!“ Sie war so verrückt, aber dafür liebte ich sie. Wäre sie doch nur noch bei uns, dann wäre diese ganze Scheiße nie passiert. Aber ich darf nicht daran denken, muss stur dem Weg folgen, auch wenn mich das noch so sehr ankotzt. Ich werfe einen Blick auf die E-Mail, die mir die Agentur zu jedem Treffen schickt, in der die wichtigsten Daten für mich enthalten sind, sofern unser Dummerchen am Empfang nicht wieder alles durcheinandergebracht hat. Aber hier schließe ich eigentlich aus, dass Cindy Mist gebaut hat, denn Elena ist eine meiner Stammkundinnen, folglich kenne ich ihre Vorlieben. Schwarze enge Klamotten und endloses Abhängen in irgendwelchen Discos. Wenn ich es mir recht überlege, sehen so die meisten meiner Verabredungen aus. Ich takle mich auf als hätte mich ein verrückter Designer optisch vergewaltigt, nur um mich dann mit einer Frau zu treffen, die mir mit den Augen wieder die Klamotten vom Leib reißt. Aber solange es nur bei den Blicken bleibt, bin ich ja schon zufrieden. Noch ein wenig Haargel, Parfum und meine Jacke, der Stick, meine Busfahrkarte und schon bin ich ein anderer. Jemand, der ich nie sein wollte. Die Luft ist schlecht, die Musik zu laut für das Soundsystem, doch hier auf der Tanzfläche vergesse ich das Ganze für einen Moment. Jetzt kann ich mich frei bewegen, ausdrücken, einfach ich sein, auch wenn ich spüre, wie Elena versucht mich anzutanzen, nein zu provozieren. Und ich spiele dieses Spiel mit ihr, gaukle ihr mein Interesse vor, während ich ihr gleichzeitig aus dem Weg gehe. Es ist ein Balanceakt zwischen ja und nein, Begierde und Ablehnung, Illusion und Wirklichkeit. Ich schlüpfe für sie in die Rolle des Mannes, den sie haben will, aber kommt sie mir zu nah, bemühe ich mich darum ihrer Offensive geschickt auszuweichen. Dabei darf sie sich aber nicht abgelehnt fühlen, sonst bekomme ich Ärger mit meiner Chefin, wenn man sie so nennen will, und das möchte ich nun wirklich nicht. Doch sobald eine gewisse Grenze überschritten wird, bleibt mir gar keine andere Wahl als deutlicher zu werden und das versteht dann sogar meine Chefin, wenn ich es denn richtig anstelle. Und nun ist so ein Moment gekommen, wie ich ihn bestimmt schon dutzendfach erlebt habe. Gegen enges Tanzen habe ich nichts einzuwenden sofern mir die Frau sympathisch genug ist, aber ich kann es gar nicht leiden, wenn man mir dabei an die Wäsche geht oder sich wie hier an meiner Hose zu schaffen macht. Ich bin Third und kein Second, das ist für keine meiner Verabredungen ein Geheimnis, aber dennoch kommt es oft vor, dass man mir mehr als eindeutige Angebote unterbreitet. „Sag mal Süßer, wie wäre es, wenn wir von hier verschwinden würden und uns anderweitig amüsieren gehen?“ Spätestens wenn ein Treffen an diesem Punkt angelangt ist, weiß ich, weshalb mich dieser Job so ankotzt. Es ist nicht deshalb, weil ich mit mehreren verschiedenen Frauen unterschiedlichen Alters ausgehe, sie unterhalte, mit ihnen flirte, sondern weil sie alle nach einer gewissen Zeit aus unseren Treffen ein horizontales Abenteuer werden lassen wollen. Viele meiner Kollegen, falls man sie denn so nennen kann, gehen darauf ein, schlafen mit einer Fremden, ohne Gefühl, ohne Liebe, nur mit dem Körper, rein mechanisch. Aber ich kann das nicht, ekle mich davor. Für mich gab es immer nur eine Frau, meine Frau, der ich das Versprechen gab, nur sie zu lieben, von ganzem Herzen, mit Leib und Seele. Zwar ist mir schmerzlich bewusst, dass sie tot ist und ich hoffentlich nicht ewig Single sein werde, aber dennoch habe ich das Gefühl, dass ich Kuina betrügen würde, wenn ich auf eines dieser billigen Angebote eingehen würde, auch wenn ich das Geld brauchen könnte. Behutsam bringe ich Elena wieder auf Distanz, während ich ihr fest in die Augen sehe und bestimmt den Kopf schüttle. „Weißt du eigentlich, wie gemein das ist, Ryo? Lächelst mich an auf deine süße Art und Weise, zeigst mir wie attraktiv du bist, lässt mein Herz höherschlagen, aber meine Sehnsucht erfüllst du mir nicht. Ich nehme dir das nicht übel, aber mir genügt es nicht mehr dich nur anzusehen. Es war eine schöne Zeit mit dir, aber wir sollten uns nicht mehr treffen.“ Der Bus, der von Downtown zum Stadtrand fährt, ist völlig überfüllt, so dass ich nur einen Stehplatz im Mittelteil ergattern kann. Aber ich muss auch nicht unbedingt sitzen, solange ich mich an einer der Querstangen an der Decke festhalten kann, genügt mir das. Die Nacht ist zum Glück vorbei, wenn auch anders als geplant. Gut, ich wusste, dass Elena nicht lockerlassen und sie mich heute wieder nach einem Second-Treffen fragen würde, war schließlich nicht das erste Mal. Also habe ich ihr einen Second empfohlen, nämlich Ace, so wie es von mir verlangt wird. Teilnahmslos blicke ich aus dem Fenster, fiebere aber gleichzeitig dem Moment entgegen aus der Öffentlichkeit zu verschwinden, mich auf die gemütliche Couch zu legen und noch ein wenig fernzusehen, auch wenn vermutlich eh nur Schund läuft. Doch meine Vorfreude wird jäh unterbrochen, als ich wieder diese Blicke auf mir spüre. Wie ich das hasse! Es ist mir egal, wenn mich jemand mustert, von mir aus auch kurz anstarrt, aber sobald ich regelrecht fühlen kann wie fremde Augen mich ausziehen, Knopf für Knopf jede schützende Faser einzeln von meiner Haut reißen, möchte ich ausrasten! Immerhin ist es mein Körper und ich will allein darüber entscheiden, wer ihn sehen oder gar berühren darf, zumindest soweit dies meine eingeschränkte Freiheit zulässt. Im Grunde kann ich froh sein, dass man mich nicht dazu zwingt als Second zu arbeiten, denn das würde ich nicht durchstehen. Aber wie lange das noch so sein wird, ist ungewiss, denn früher oder später wird man mich bestimmt dazu nötigen, um Profit daraus zu schlagen. Alvida. Diese aufgetakelte Primadonna weiß nur zu gut, dass sie die Macht dazu hat mich zu allem zu zwingen, was ihr in ihrem kranken Gehirn so vorschwebt. Dennoch tut sie es nicht. Die Gründe dafür sind mir nur teilweise bekannt, aber vielleicht ist das auch besser so. Zum einen bin ich ihr Vorzeigemann unter uns Thirds, besonders wenn es darum geht einer Frau aus besten Kreisen einen seriösen Begleiter an die Seite zu stellen und zum zweiten bin ich der Ansprechpartner für die Jungs in der Agentur, wenn es Probleme gibt. Damit schlägt sie sich nämlich nicht gerne rum. Endlich hält der Bus mit quietschenden Bremsen an meiner Haltestelle, so dass ich diesen aufdringlichen Blicken entkommen kann. Zufrieden atme ich die Frühlingsluft ein, während ich gewohnt schnellen Schrittes durch die Straßen gehe. Ein paar Betrunkene torkeln an mir vorbei, grölen dabei irgendwelche Gassenhauer, aber ich beachte sie nicht weiter. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen auch ein paar Prostituierte, die um diese Uhrzeit auf einen schmierigen Freier warten, nur um sich von dem Geld am Leben halten zu können. Stumm nicke ich zwei von ihnen zu, denn würde ich etwas zu ihnen sagen, würde man sofort aufmerksam auf uns werden und sie könnten dadurch den ein oder anderen Kunden verlieren. Sally ist schon lange dabei, kennt die Szene, während Nicki ein ganzes Stück jünger ist als ich. Ich bezweifle, dass sie achtzehn war als sie anfing anzuschaffen, aber das interessiert niemanden. So gesehen kann ich dankbar darüber sein, dass ich nicht an ihrer Stelle bin, sondern durch die Agentur wenigstens halbwegs anständige Kundinnen habe und ihnen auch nicht meinen Körper verkaufen muss. Ich schließe die Haustür auf, betrete den modrig riechenden Flur und eile die beiden Treppenabsätze zur Wohnung hoch. Leise öffne ich die Wohnungstür, aber ich bin noch nicht ganz drin als ich sehe, dass im Wohnzimmer noch Licht brennt. Ob Ace mal wieder vor dem Fernseher eingeschlafen ist? Wäre ja nicht das erste Mal. Und kaum betrete ich besagtes Zimmer, sehe ich meinen Mitbewohner mit offenem Mund leise schnarchend auf dem Sofa liegen, die Füße auf dem Tisch. Aber das ist nicht der Grund, weshalb in mir der Wunsch wächst, ihm eine zu verpassen. „Warum bist du nicht im Bett, junger Mann?“ Augenblicklich stoppt das lärmende Geräusch aus dem Fernseher, als mein vierjähriger Sohn von der PlayStation ablässt und zu mir aufsieht. „Hallo Papa!“ Wie ein Gummiball hüpft er herum und kommt auf mich zugeeilt, so dass ich ihn hochhebe. „Ich hab ganz viele Sternchen gefunden! Und den Löwen hab ich auch besiegt!“ „Ganz ruhig, du bist ja völlig überdreht. Geh dir die Zähne putzen, okay?“ „Ja!!“ Ich setze ihn wieder auf den Boden und wundere mich über seine Begeisterung. Aber als ich die Spielkonsole ausschalte, wird mir auch klar warum der Kleine nachts um drei noch so munter ist. Cola. In einer ruppigen Bewegung fege ich Ace die Beine vom Tisch, so dass er unter einem letzten Grunzen aufwacht. „Was?! Hey Zorro, was geht?“ „Was geht? Sag mal, tickst du nicht mehr ganz richtig? Es ist drei Uhr nachts und Diego spielt Videospiele, während du vor dich hin schnarchst! Außerdem weißt du ganz genau, dass er keine Cola trinken darf!“ „Ey Mann, tut mir leid, bin einfach eingepennt. Außerdem hab ich das als Kind auch immer getrunken, hat mir nicht geschadet.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher. Du bist echt verantwortungslos.“ „Und du ein Spießer.“ „Diego ist noch ein kleiner Junge, das weißt du genau!“ „Ist ja gut, Mama. Spiel nicht immer die Glucke, ist ja ätzend.“ Damit scheint für ihn die Diskussion beendet zu sein und er verzieht sich in sein Zimmer. Typisch, auf ihn ist echt kein Verlass. Aber einen Babysitter zu finden ist nun mal schwer. Ich ziehe meine Jacke aus und gehe ins Bad, um nach meinem Sohn zu sehen. Aber anstatt sich die Zähne zu putzen, versenkt er lieber die Seife im Waschbecken. Ich sehe schon, das wird eine lange Nacht werden, wenn der Knirps einen Colarausch hat. Manchmal könnte ich Ace wirklich umbringen! Bienchens kleine Cocktailrunde Fallen Angel Peppermint on Ice 1 Spritzer Angostura 150ml Milch Saft einer Zitrone/Limette 2 El Pfefferminzsirup 4cl Gin 400g Pfefferminzeis Eis frische Minzzweige 2 Spritzer grüner Crème de Menthe Kapitel 4: Erinnerungen: Peinliche Momente ------------------------------------------ Hey! Schön, daß euch meine FF so gut gefällt und daß ihr euch auch über Diego's Erscheinen so freut. Die Charakterbeschreibungen aktualisiere ich von Zeit zu Zeit, wenn jemand neues dazugekommen ist. Viel Spaß weiterhin! LG Stoechbiene @peach06: Du liegst mit deinen Vermutungen richtig! Warum Zorro und Diego bei Ace wohnen wird erst in einem späteren Kap erklärt, aber ich vergesse es nicht. @Miss_Puma_D_Ace: Schön, daß dir Diego gefällt. Manche kenne ihn ja schon, aber hier kannst du ihn auch in Action erleben. @Heroeumel: Zorro haßt seinen Job wirklich, aber die Hintergründe dazu gibt's erst später. @cada: Voilà, hier ist die Fortsetzung! XD @Silja: Ähm...liest du das Kap trotzdem, auch wenn Diego da nicht drin vorkommt? Aber im nächsten tollt er wieder rum, versprochen! @Jet-chan: Noch ein Diego-Fan? @Jen-chan: Ich beeil mich ja! @4Kolibris: Oh, da hab ich dir wohl unbeabsichtigt einen Gastauftritt verpaßt. Aber interessant, wofür du dein Geld ausgibst XD @CDTini: Cool, mal wieder von dir zu hören. 4. Zorro Erinnerungen: Peinliche Momente „Zum Abschluss des heutigen Trainings werdet ihr noch ein paar Runden im Park laufen, damit ihr eure gute Kondition nicht verliert, klar?“ „Ja, Meister!“, rufen wir alle wie aus einem Mund und joggen auch schon los. Überall riecht es nach frisch gemähtem Gras und die Luft ist süß und warm. Ich trainiere gern, mag dieses Gefühl, wenn sich meine Muskeln spannen unter der Kraft eines Schwerthiebes. Nichts ist derart befreiend! Aber heute würde ich auch einfach gern ein bisschen den freien Tag genießen. Ob Kuina wohl Zeit hat? In den letzten Wochen mussten wir Beide viel für die Schule lernen, sie sowieso, weil bald ihre Abschlussprüfungen stattfinden. „Lahme Ente!“. höre ich sie nur brüllen, ehe sie geschwind an mir vorbeirennt. Na warte! Ich beschleunige meine Schritte und hole sie ein, so wie sie es auch sicherlich beabsichtigt hat. Weit vor dem Verfolgerfeld können wir in Ruhe reden, ohne dass es jemandem auffällt, schließlich denken die anderen, wir liefern uns wie immer ein Wettrennen. Weit gefehlt! „Hast du gleich Zeit?“ „Ja, muss erst um neun wieder im Heim sein.“ „Schön, du lahme Ente!“ Und wieder rennt sie vor. Hat die was genommen? Wie Kuina es vorgeschlagen hatte, habe ich zuerst mit ihr die Trainingshalle aufgeräumt und bin anschließend duschen gegangen, wobei ich mir Zeit ließ, damit die anderen möglichst schon gegangen waren. Jetzt ist keiner mehr da und wie so oft sitze ich nun hinter dem Haus auf der Terrasse und warte auf sie. Wir halten es geheim, dass wir zusammen sind, denn erstens würde ihr Vater mich umbringen und zweitens hätten bestimmt meine Erzieher im Heim ein Problem damit, wenn sie erfahren würden, dass ich mit einem zwei Jahre älteren Mädchen eine Beziehung habe. Kuina hat auch selbst gesagt, dass sie zwar schon sehr lange um meine Gefühle für sie wusste, aber diese erst an meinem sechzehnten Geburtstag erwidern durfte, sonst hätten wir ernsthafte Schwierigkeiten bekommen können, schließlich galt ich davor als minderjährig. „Na, fertig?“ „Ja.“ Ich sehe sie an, ihre dunklen Augen, die mich sanft fixieren. Manchmal kann ich mein Glück kaum fassen, dass wir wirklich zusammen sind, schließlich ist sie die Tochter meines Meisters und ich ein einfacher Junge aus dem Waisenhaus. Sie setzt sich vor mich, streicht mir durchs Haar, dass es mich kribbelt. „Paps ist eben weggefahren, Karten spielen mit seinen Freunden“, haucht sie mir auf die Lippen, aber noch bin ich unentschlossen sie zu küssen. Stell dich nicht so an! Schimpfe ich mich selbst in Gedanken und rücke ein Stück näher zu ihr hin. Zögernd berühre ich mit meinen Lippen ihre Wange, küsse sie leicht, ehe ich weiterwandere. Ihre heißen Lippen empfangen meine, necken sie. Sie küsst so gut! Unsere Zungen treffen sich, tanzen, spielen, lassen mich nicht genug kriegen von ihr. Auch meine Hände tasten sich vor, langsam, will ich doch nichts Falsches tun, ihr lediglich meine Liebe zeigen. Sie trägt wieder diesen Yukata aus Seide, den sie auch an meinem Geburtstag an hatte. Allein der Gedanke daran lässt mich erröten, wie sie vor mir stand, ihren zarten Körper enthüllte und mir ihre Liebe schenkte. Seitdem sind wir ein Paar, wenn wir auch kaum Zeit für uns allein haben. Ich ziehe sie näher an mich ran, will sie so schnell einfach nicht mehr loslassen. Meine Hände gleiten von ihren Schulterblättern zu ihrer Taille, spüre wieder einmal, wie zierlich sie trotz ihrer Stärke ist. Ich arbeite mich weiter vor und spüre dabei sofort, wie ihr Kuss drängender wird, obwohl ich ihre Brust noch nicht erreicht habe. Für einen Moment spiele ich sogar mit dem Gedanken sie ein wenig hinzuhalten, nur um zu sehen, wie sie darauf reagiert, aber das würde ich selbst keine Sekunde aushalten! Also wandern meine Hände weiter nach oben, bis ich ihre sanften Rundungen an meinen Handflächen spüren kann. Wie Musik klingt ihr sanftes Seufzen, so dass ich ein wenig Druck ausübe. Ihre Hände legen sich auf meine, verstärken den Druck um ein Vielfaches, entlocken ihr ein leises Stöhnen, wodurch sich unser Kuss löst. Ihre Wangen sind leicht gerötet, ihre Augen glitzern verträumt, dass ich sie erneut küssen muss. Sie lässt von meinen Händen ab und öffnet die Verschnürung ihres Kimonos, dass ich keinen Augenblick zögere und meine Hände unter die Seide schiebe, um in den Genuss ihrer zarten Haut zu kommen. Ich drücke mich ein wenig gegen sie, so dass sie ohne Worte versteht, dass sie sich hinlegen soll. Bereitwillig kommt sie meiner stummen Aufforderung nach, zieht mich mit sich nach unten. Doch gerade als ich anfange mutiger zu werden, kommt sie mir zuvor. Sanften Druck übt ihre Hand auf meinen Schritt aus, über den sie auffordernd streicht, was nicht ohne Folgen bleibt. Unsere Lippen trennen sich und ich sehe ihr kesses Lächeln, was sie mir aufgrund meiner wachsenden Erregung schenkt. „Lass uns nach oben gehen….“ Zu mehr als einem Nicken bin ich nicht fähig, ist mein ganzes Ich doch nur von einem Gedanken erfüllt: Kuina! Sie will aufstehen, doch ich halte sie auf, indem ich sie auf meine Arme hebe. Überrascht sieht sie mich an, aber ich antworte nur: „Das wollte ich schon immer mal tun, dich über die Schwelle tragen.“ Mit großen Augen sieht sie mich an, aber ich antworte ihr nicht, sondern laufe mit ihr auf meinen Armen ins Haus zu ihrem Zimmer, weiß ich doch selbst nicht, weshalb ich ihr das verraten habe. Aber kaum befinden wir uns in ihrem Reich, ist das wieder vergessen, denn hier können wir ungezwungen sein. Behutsam lege ich sie auf ihr Bett, lasse mich aber dabei von ihr mit auf die Matratze zerren. „Zieh dein Shirt aus…“ wispert mir ihre heiße Stimme ins Ohr, dass es mich prickelt. Gefangen vom Rausch der Gefühle komme ich ihrer Aufforderung nach, will ich sie doch spüren, überall. Nervös bin ich, nicht zuletzt, weil sie halbnackt vor mir liegt. Doch ich unterdrücke meine Nervosität, will ihr zeigen, dass ich trotz meines Alters Reife besitze. Meine Hände schieben den Kimono über ihre Schultern, gewähren freie Sicht auf ihren Körper, der mich magisch anzieht. Sie ist so wundervoll, zart und doch übt sie eine Macht auf mich aus, die ich nicht in Worte fassen kann. Vielleicht ein bisschen wie eine Droge, meine Droge, meine Liebe. Tief atme ich den süßen Geruch ihrer Haut ein, will ihn mir merken, verinnerlichen, ganz tief in meinem Herzen. Meine Lippen kosten von ihrem Hals, ihrer empfindsamen Brust, der kitzeligen Haut ihres Bauchnabels. Sie kichert leise. Vorsichtig schiebe ich meine Finger unter ihren Slip, den ich beginne langsam nach unten zu ziehen. Meine Lippen folgen dem kleinen Stückchen Stoff, hauchen einen Kuss auf ihren Venushügel. Spürbar geht ein Zucken durch ihren Körper, so dass ich zu ihr aufsehe. Sie ist ein wenig rot im Gesicht, was mich leicht grinsen lässt. Eine winzige Schwachstelle an meiner sonst so starken Schwertkämpferin. Erneut küsse ich die empfindsame Haut, necke sie mit meiner Zunge, während ich sie ganz ausziehe. Ihre Finger gleiten durch mein Haar, verraten mir ihr Wohlgefallen. Ob ich weiter gehen soll? Ein wenig spreize ich ihre Beine, um sie besser erkunden zu können. Ohne Scheu zeigt sie sich mir, atmet erregt schnell ein und aus, führt mich so unbewusst in die Position, die ihr am besten gefällt. Inzwischen krallt sie sich regelrecht in mein Haar, nicht schmerzhaft, aber fordernd. Ich gehe wieder auf Abstand zu ihr, will ihr in die Augen sehen, doch ungeduldig wie sie ist, kommt sie mir entgegen, drückt mir ihre heißen Lippen auf, während ihre Hände an meiner Hose herumzerren. Kaum, dass alle Klamotten von uns aus dem Bett geflogen sind, komme ich in den wahnsinnig schönen Genuss ein Gefangener ihrer langen Beine zu sein. So viele Tage ist es her, dass wir zuletzt miteinander geschlafen haben, uns spüren konnten. „Ich liebe dich, Kuina“, wispere ich in ihr Ohr, ehe ich es sanft liebkose. Ihre Hände wandern meinen Rücken hinab, kann ihre Fingernägel spüren, sanft kratzend, sich steigernd. Der trommelnde Rhythmus unserer Herzen treibt das Spiel voran, lässt uns die Welt vergessen. „Kuina, weißt du was das für komische Geräusche…!“ Erschrocken zucken wir zusammen, starren wie gebannt zur Tür, in der ihr Vater steht. Shit! Gehetzt starren wir uns an, ehe mein Meister sich mit einem Räuspern von uns abwendet und die Tür hinter sich schließt. „Das hat uns gerade noch gefehlt…“ murmelt Kuina, während wir uns vorsichtig voneinander lösen, um uns wieder anzuziehen. Schweigend schlüpfen wir in unsere Klamotten, ehe wir das Zimmer verlassen. Ein ungutes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus, denn dass uns jetzt eine Standpauke erwartet, dürfte außer Frage stehen. „Hältst du zu mir? Ich meine, egal was kommt?“ Im ersten Moment bin ich über ihre Worte erstaunt, doch dann lächle ich sie an und entgegne ihr: „Kuina, ich…. Du weißt, dass du mir diese Frage nicht zu stellen brauchst, denn die Antwort darauf ist klar.“ Sie nickt wissend, ehe sie mir einen flüchtigen Kuss gibt. „Dafür liebe ich dich.“ Ich drücke kurz ihre Hand, dann treten wir hinaus in den Garten, wo ihr Vater schon auf uns zu warten scheint. Schweigend steht er da, den Blick starr auf den kleinen Springbrunnen gerichtet, der leise vor sich hinplätschert. „Die Zeit vergeht viel zu schnell, meine Kinder. Gerade war ich noch ein junger Vater, jetzt muss ich mit ansehen, wie meine Tochter erwachsen wird. Ich habe es mir ja fast gedacht, das mit euch beiden, aber die Realität ist doch um einiges härter. Ihr solltet nur…seid bitte vorsichtig mit dem was ihr tut, ja?“ „Es tut mir leid, Paps. Wir hätten es dir sagen sollen, aber…es tut mir ehrlich leid.“ „Schon gut. Außerdem war doch klar, dass für dich nur jemand in Frage kommen würde, der dir im Schwertkampf das Wasser reichen kann. Allzu viele Möglichkeiten gibt es da ja nicht.“ Bienchens kleine Cocktailrunde: Lime’n’Lemon Hour Lime and Lemon Cooler 2cl Eierlikör 1 Eiweiß 1cl Wodka 3-4 El Zucker 1cl Limettensirup 2 Limetten, in Achtel geteilt Eis 1 Zitronengrasstengel, gehackt Zitronenlimonade 4 Eiswürfel 1 Limettenspirale 120ml Wasser 4 Limettenscheiben Sodawasser Kapitel 5: Freunde ------------------ 5. Zorro Freunde Es war kurz vor zwölf als der Kleine und ich endlich aufgestanden sind. Zum Glück ist Wochenende, sonst hätte ich wieder mit Diego’s Kindergärtnerin Stress gekriegt. Die geht mir eh so auf den Sack! Ich schüttle diesen Gedanken ab, denn den Tag brauche ich mir nicht auch noch selbst zu verderben, reicht schon, dass ich gleich in die Agentur muss. Aber zuerst darf ich den Fragebogen über den gestrigen Abend ausfüllen. Wo wir waren, wie lange, was wir gemacht haben und ob nicht aus dem Third ein Second-Treffen wurde. Nerv! Aber das muss sein, damit die Kundin auch nur das bezahlen muss, was sie bekommen hat, denn so wie ich muss auch sie einen Fragebogen ausfüllen. Ich ergänze noch die Tatsache, dass Elena zukünftig auf ein Treffen mit mir verzichten will, da sie lieber mit einem Second ausgehen möchte, dann bin ich damit auch schon wieder fertig. Eigentlich ist genau das meine Aufgabe, auf längere Frist eine Kundin an einen Second oder First weiterzugeben, denn daran verdient Alvida ja mehr. Geldgieriges Weibsbild! „Bin fertig!“ Ich hebe den Blick und sehe zu Diego, der mich mal wieder zu imitieren versucht. Er hat seine schwarze Jeans angezogen und dazu eines meiner Hemden, was ihm natürlich zehn Nummern zu groß ist und er es deshalb in Kniehöhe zusammengebunden hat. Durch den viel zu weiten Hemdkragen kann ich Krümelmonster erkennen, das breit lachend auf Diego’s T-Shirt abgebildet ist. Die absolute Krönung ist allerdings mein Bandana, das er sich dreimal um den Oberarm gewickelt hat. Maskenball, ich komme! „Zieh das Hemd aus.“ „Warum?“ Ich verkneife mir das Lachen und antworte ernst: „Weil das nicht so passend ist, wenn wir Sanji nachher besuchen. Siehst du, ich trage auch kein Hemd.“ „Okay.“ Ich packe die Unterlagen ein, schnappe mir meine Jacke und eile in den Flur, wo auch Diego bereits mit seinem kleinen Rucksack wartet. Er freut sich immer riesig, wenn wir Sanji besuchen gehen und auch ich freue mich darauf, denn wir haben ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen, bestimmt fast zwei Wochen. Doch bevor wir ins Baratie gehen, um Sanji ein bisschen von seiner Arbeit abzuhalten, muss ich noch in die Agentur. Warum die ausgerechnet den Namen Midnight Love trägt verstehe wer will, denn mit Liebe hat dieser Job wenig zu tun. Wir betreten das mehrstöckige Gebäude durch den Hintereingang, denn das Foyer ist gut besucht, wie so oft am Wochenende. Mein Privatleben geht diese Frauen nichts an, folglich dürfen sie meinen richtigen Namen nicht wissen und schon gar nicht, dass ich Vater bin. Wir laufen den hellerleuchteten Flur entlang, vorbei am Archiv, diversen Zimmern und Kammern. Ich hasse dieses Gebäude und Gott weiß warum! Hier drin endete meine Freiheit, ließ mich zum Sklaven dieser Scheinwelt werden. „Gut, dass du kommst!“ Überrascht blicke ich in das Gesicht meines etwas jüngeren Gegenübers, der ein wenig abgespannt wirkt. „Hallo, Ray!“ „Hallo Diego, du bist ja auch da. Schön, dass du uns mal wieder besuchst.“ „Kommst du auch mit zu Onkel Sanji?“ „Nein, ich habe leider keine Zeit. Ein anderes Mal bestimmt.“ „Ja, gut.“ Ein wenig enttäuscht ist Diego schon, denn er mag Ray unheimlich gern. „Ist etwas passiert, weil du so nervös bist?“, frage ich schließlich dazwischen. „Alvida ist mal wieder kurz vorm Explodieren, weil sie den Verdacht hat, dass einer der Jungs sie bescheißt.“ „Third?“ Er nickt. „Außerdem wurde Jeremy von dem eifersüchtigen Ehemann einer seiner Klientinnen verprügelt. Er befindet sich noch bis morgen im Krankenhaus, aber nur zur Beobachtung. Die Jungs haben natürlich jetzt Angst und da dachte ich, ich frag dich mal, ob du uns nicht ein paar Tipps geben könntest, wie wir uns besser verteidigen könnten, falls wir in eine ähnliche Situation geraten sollten.“ „Warum nicht. Aber was sagt Alvida dazu?“ „Sie ist ausnahmsweise mal von der Idee begeistert und stellt es dir frei an welchem Nachmittag du uns in die Mangel nehmen willst.“ „Nächste Woche Mittwoch?“ „Gut, ich kümmere mich darum, dass es alle erfahren.“ „Kannst du den Fragebogen für mich mitnehmen? Dann muss ich Cindy nicht sehen, die nervt mich.“ „Geht klar!“ Und schon rennt er weiter. Ich bin froh, dass Ray sich mittlerweile derart gut hier eingelebt hat, denn zwischenzeitlich habe ich mir richtige Sorgen um ihn bereitet. Außerdem ist es auch meine Aufgabe mich um ihn zu kümmern, denn hier in der Agentur ist jeder Callboy der sogenannte Pate eines anderen, also in diesem Fall ich von Ray. Mein Pate ist niemand anderes als ein First Class ersten Grades, Mihawk Falkenauge. Dass er so wie ich auf Schwertkampf steht kommt mir ganz gelegen, auch wenn ich ihm diese riesige Narbe auf meinem Körper zu verdanken habe. Erleichtert verlassen Diego und ich das Gebäude wieder auf demselben Weg, wie wir gekommen sind. Je weniger Zeit ich dort verbringen muss, desto besser. Wir steigen in den nächsten Bus quer durch Downtown, bis zur Meile der besten Hotels und Restaurants, unter denen sich auch das Baratie befindet. Aber auch hier schleichen wir uns durch den Hintereingang, denn in diesem Aufzug haben wir im Speisesaal nichts zu suchen. Von einer der Seitengassen aus gelangen wir direkt zum Liefereingang und von dort in die Küche, in der fleißig mit Töpfen und Pfannen hantiert wird. Weiße Kochmützen tummeln sich wie ein Bienenschwarm um die zahlreichen Kochstellen und erfüllen den Raum mit dem köstlichsten Essensgeruch, den ich kenne. Ein paar bekannte Gesichter huschen an mir vorbei, bis ich bei Jeff, dem Restaurantbesitzer, angekommen bin. Und wo der ist, ist mein bester Freund bekanntlich auch nicht weit. „Na Jungchen, da seid ihr ja endlich!“, lacht er mich an, während er Diego hochhebt. „Und du, kleiner Grashüpfer, hast du großen Hunger mitgebracht?“ „Ja, Opa!“ „So ist es richtig.“ „Er ist immer noch mein Patenkind!“ Energisch hat der blonde Koch hinter ihm die Hände in die Hüften gestemmt und funkelt seinen Chef gespielt beleidigt an. „Anstatt dich hier so aufzuplustern, könntest du lieber den Tisch im Pausenraum für uns decken.“ „Was glaubst du denn, was ich bis eben getan habe, alter Mann?“ So geht das immer zwischen den beiden. Wenn sie sich nicht gegenseitig foppen können, sind sie tot unglücklich. „Dann lass du dich wenigstens umarmen. Außerdem siehst du heute verdammt chic aus.“ „Wieso denn?“ Sanji drückt mich an sich, lässt dabei seine Hände aber über den Spalt freier Haut zwischen meiner Hose und dem Longsleeve gleiten. „Das liegt doch nur daran, dass ich fast ausschließlich Hüfthosen besitze, die total eng und knapp sind. Du kennst doch Alvida’s Vorlieben“, antworte ich Sanji leicht genervt. „Wohl wahr, aber in diesem Fall bin ich wenigstens einmal mit ihr einer Meinung.“ Ich verdrehe nur kurz die Augen und folge Jeff, der mit Diego schon mal vorgegangen ist. Man kann nicht behaupten, dass Sanji schwul wäre, aber manchmal ist er ganz schön anhänglich. Ich führe das auf unsere gemeinsame Zeit im Heim zurück, denn damals hat er das ab und zu auch getan, mich einfach umarmt oder sich nachts sogar zu mir ins Bett gelegt, weil er Angst vor dem Alleinsein hatte. Im Gegensatz zu mir kannte er schließlich seine Eltern und ihr Verlust traf ihn hart. Er war vor ihrem Tod nie allein gewesen und ein Waisenhaus kann nun mal keine Familie ersetzen. „Und, schläfst du heute Nacht bei mir, Diego?“ „Ja!“ Und ehe sich Sanji versieht, hängt ihm der kleine Racker am Hosenbein. Ich bin froh darüber, dass Kuina und ich uns damals für die richtigen Paten für unseren Kleinen entschieden haben, nämlich Sanji und Kaya. Abwechselnd passen sie auf ihn auf, wenn ich meist am Wochenende bis tief in die Nacht unterwegs bin. Ohne ihre Hilfe hätte ich ein riesiges Problem. Bienchens kleine Cocktailrunde: Wie Sanji und Diego XD Freedom Fighter Little Prince 6cl Sloe Gin 2cl Aprikosensaft 2cl Crème Yvette 2cl Zitronensaft 2cl Zitronensaft 4cl Apfelschorle 1 Eiweiß 1 Zitronenschalenstreifen gestoßene Eiswürfel gestoßene Eiswürfel Kapitel 6: Feine Gesellschaft? ------------------------------ Hey! Endlich ein neues Kap und diesmal auch wieder mehr von ZoxRo! Tut mir leid, daß die beiden bis jetzt so selten aufeinander getroffen sind, aber die Rahmenhandlung ist eben doch recht wichtig, außerdem muß sich Robin erst mit dem Gedanken anfreunden, sich mit einem Callboy zu treffen *g*. @_summer_: Danke für das Lob. Hoffe, dieses Kap wird dir ebenfalls gefallen. @Miss_Puma_D_Ace: Ja, Robin's "Auftritt" war längst überfällig, aber hier ist sie ja endlich wieder. @cada: Ich finde einfach, daß Sanji und Zorro als Freunde gut zusammenpassen. Aber wer hat gesagt, daß sie sich immer einig sind? *g* @4Kolibris: Die Sache mit dem Heim erklär ich später vielleicht noch mal ausführlicher, aber sicher bin ich mir noch nicht. @peach06: ZoxRo kommt anfangs leider ein bißchen kurz, aber es ist eben nicht leicht zwei Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Berufen zusammen zu bringen. Außerdem ist da ja auch noch Diego und Robin's Ex-Mann. @Silja: Ein Diego-Fanclub? *rot werd* Aber schön, daß du den Kleinen so magst, schließlich ist er nur aus meinem, zuweil kranken, Gehirn entsprungen. @KintaroOe: Nochmals Danke für das Lob! 6. Robin Feine Gesellschaft? Callboys. Eine merkwürdige Art und Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Früher habe ich nie auch nur einen Gedanken an dieses Thema verschwendet, aber seitdem ich selbst einen kennengelernt habe, kann ich ein gewisses Maß an Neugier nicht leugnen. Wenn ein Mann einer Frau Geld für ein Treffen oder gar eine sexuelle Gefälligkeit bezahlt, wird dies zwar nicht gerne gesehen, aber irgendwie dennoch akzeptiert. Eine Art Kavaliersdelikt. Und umgekehrt? Ich glaube allein die Tatsache, dass eine Frau einen jüngeren Freund haben könnte, ist bereits problematisch. Warum? Mein ach so toller Noch-Ehemann hat mich wegen einer Sekretärin verlassen, die beinahe zehn Jahre jünger ist als er, die dreißig folglich noch nicht überschritten hat. Keiner seiner Kollegen zeigt deshalb mit dem Finger auf ihn, bekommt stattdessen anerkennend von ihnen auf die Schulter geklopft, weil er so ein toller Hecht ist. Pah! Mir hat man gesagt, dass ich mir eh keine Mühe zu geben bräuchte jemanden kennenzulernen, schließlich sei ich zu alt und alle guten Männer in meinem Alter bereits vergeben. Was soll das? Ich bin doch nicht alt, nur weil ich mir keine Haarspangen mehr ins Haar stecke und meinen Ausweis fälschen muss, um in irgendeinen Club reingelassen zu werden. Bei aller Liebe, aber ich bin froh, dass ich auf eigenen Beinen stehe und nicht meinen Daddy um ein paar Kröten anhauen muss, wenn ich mir irgendetwas kaufen möchte. Aber dem nicht genug, muss mir meine Haushälterin Conchita doch permanent unter die Nase reiben, wie zufrieden ich nach dem Treffen mit meinem Blind Date aussah. Gut, es hat mir wirklich sehr gefallen, war mal was anderes, aber weshalb sollte ich für ein paar nette Worte Geld ausgeben? „Morgen findet doch die Dinnerparty bei ihren Lieblingsspießern statt, oder?“ „Sie meinen bestimmt die McIntyres, Conchita?“ „Wen denn sonst? Tratsch auf höchstem Niveau.“ Ich muss unweigerlich lachen, denn Conchita hat absolut recht. Josephine McIntyre ist bekannt für ihren schamlosen Tratsch, nimmt sie doch kein Blatt vor den Mund. Sie weiß einfach über alles und jeden Bescheid, so dass man es hin und wieder mit der Angst zu tun bekommen kann, will man schließlich nie selbst Teil ihrer detaillierten Erzählungen werden. „Und mit wem werden sie hingehen, Mrs. Sandman?“ „Allein, da brauche ich mir wenigstens keine Bemerkungen bezüglich der Wahl meines Begleiters anzuhören.“ „Als ob das jemals vorgekommen wäre, tauchen sie doch immer allein auf. Zuerst wurden sie deshalb bemitleidet, weil ihr Mann kein Interesse an ihren gesellschaftlichen Aktivitäten zeigte, jetzt, da man sie für vereinsamt und arbeitswütig hält. Wäre mal an der Zeit für neuen Gesprächsstoff zu sorgen, finden sie nicht?“ „Man hält mich für vereinsamt und arbeitswütig? Wie nett! Was kommt denn als nächstes?“ „Na ja, da ich recht guten Kontakt zu den Hausangestellten der McIntyres pflege, ist mir diesbezüglich natürlich einiges bekannt.“ „Und das wäre?“ „Es geht so in die Richtung vertrocknete Rosine, die eh keinen mehr abbekommt, weil sie nicht weiß, was Männer wollen.“ „Das wird ja immer besser!“ Diese Tratschtanten! „Zeit zurückzuschlagen?“ „Sehr witzig! Wie denn, Conchita?“ „Ich denke, das wissen sie besser als ich.“ „Nein, das kommt nicht in Frage! Ich kann doch nicht…. Nein, das geht nicht!“ „Jetzt stellen sie sich nicht so an, schließlich wären sie nicht die erste, die sich einen Mann für einen Abend bestellt, von einer Nacht wage ich gar nicht zu sprechen.“ „Welche der ach so feinen Damen hatte was mit einem Callboy?“ Jetzt bin ich doch neugierig! „Diese Information ist nur für Frauen, die wissen was Männer wollen.“ „Das ist Erpressung!“ Ich weiß, Conchita meint es gut. Sie kümmert sich nicht nur um Ordnung bei mir zu Hause, sondern sie sorgt sich auch um mein Seelenleben. Schon immer und meistens hat sie ja recht mit ihren Ratschlägen. Also habe ich bei dieser Agentur angerufen, wenn es mich auch Überwindung gekostet hat, und mir eine Begleitung für die Dinnerparty geordert. Was für ein Fehler! Wenn man in eine solche Agentur geht und wie ich keine Stammkundin ist, füllt man zuerst einen Fragebogen aus, so dass der passende Mann für die jeweilige Kundin gefunden werden kann. So weit so gut. Allerdings scheint die Empfangsdame, die besagten Wisch auswertet, leicht bis total unfähig zu sein! Jedenfalls ist diese Ausgeburt eines Neandertalers mit Dreitagebart nicht, nein absolut nicht das, was ich auf diese Party mitnehmen kann. Bloß diese blondgefärbte Schnepfe mit den falschen Fingernägeln kapiert das nicht! „Hören sie mir doch endlich einmal zu! Danny mag ja ein netter Kerl sein, aber er ist nicht die Art von Begleitung, die man auf eine Dinnerparty mitnimmt.“ „Dann gehen sie halt woanders hin, Spießerpartys sind eh out.“ „Es ist wohl meine Angelegenheit, wohin ich gehe, egal wie in oder out es auch sein mag!“, entgegne ich genervt. „Zicken sie hier nicht so rum, nur weil Danny ihrem Geschmack nicht entspricht. Aber er ist wirklich ein exzellenter Lieb-“ „Das interessiert mich nicht die Bohne!“ ich platze gleich! „Was ist denn hier los, Cindy?“ „Die Kundin ist unzufrieden, weil ihr Danny nicht gefällt.“ „Darum geht es überhaupt nicht!“ Langsam wird mir das zu bunt! Überrascht mustert mich die fremde Frau, die sich zu uns gesellt hat. Sie ist schlank und groß, mit dunkelbraunem fast schwarzem Haar, das ihr in leichten Locken bis über die Schultern reicht. „Wo ist der Fragebogen, Cindy?“ „Hier, Lady Alvida.“ Aha, das ist also die Besitzerin der Agentur. Irgendwie habe ich sie mir anders vorgestellt. Sekunden verstreichen, ehe ein vernichtender Blick ihrerseits diese Cindy trifft. „Die Dame hat ausdrücklich nach einem Third Class Treffen verlangt, zudem sollte er sich mit gesellschaftlichen Gepflogenheiten auskennen und da vermittelst du sie ausgerechnet an Danny? Er ist Second Class dritten Ranges, aber hier benötigen wir Third Class ersten Ranges und davon haben wir genau zwei.“ Sie tippt geübt eine Nummer ins Telefon, sagt nur: „Dein Date ist geplatzt. Zieh die neuen Klamotten an, in zehn Minuten Abfahrt.“ Nachdem dieses einseitige Gespräch beendet ist, sieht sie mich erneut an, lächelt dabei aber zufrieden. „In einer Viertelstunde ist ihr Ersatz da. Danny, du übernimmst die andere Dame. In einer Stunde musst du im Mexican’s sein, also ab mit dir.“ Nervös blicke ich auf meine Armbanduhr, auch wenn ich weiß, dass ich noch genügend Zeit habe und mir keine Sorgen zu bereiten brauche zu spät zu kommen, aber ich mag es nun mal nicht, wenn eine Sache nicht nach Plan verläuft. „Ihr Anhänger für heute Abend. Und entschuldigen sie bitte die Unannehmlichkeit.“ „Das kann passieren. Ich hoffe nur, mit dem Ersatzmann habe ich mehr Glück.“ „Keine Sorge, einen besseren Third als ihn gibt es nicht“, versichert mir Lady Alvida. „Na dann.“ Ich nehme den goldenen Anhänger entgegen, bis ich den darauf eingravierten Namen lesen kann. Ryo. „Ich hätte da mal eine Frage.“ „Ja?“ „Gold, ist das nicht die Farbe der Seconds? Und bei Ryo handelt es sich doch um diesen jungen Mann mit den grünen Haaren, richtig?“ „Sie kennen ihn?“ Sie wirkt überrascht. „Ja, er war meine erste und bislang einzige Verabredung dieser Art“, antworte ich wahrheitsgemäß. „Waren sie unzufrieden mit ihm?“ „Nein, ganz und gar nicht. Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft heute mit ihm ausgehen zu können.“ „Warum haben sie das bei ihrer Order nicht gesagt?“ „Das habe ich, aber ihre Mitarbeiterin meinte, dies sei nicht möglich, sie würde entscheiden wer der Richtige für den Job wäre.“ „Darum werde ich mich kümmern und wegen dem Anhänger, das ist Ryo’s Ersatzstick, denn der Silberanhänger befindet sich ja zur Hälfte bei der Dame, mit der Danny sich jetzt trifft. Sie brauchen also keinerlei Bedenken zu haben, dass Ryo sein gutes Benehmen vergisst und über die Stränge schlägt.“ Die große Glasschiebetür öffnet sich, lässt eine frische Brise, aber auch einen gutaussehenden jungen Mann herein. Ich erkenne ihn sofort wieder, dieses markante Gesicht, der dunkle Teint, dieser alles durchdringende Blick und nicht zuletzt sein grünes Haar, das frech mit ein wenig Gel gestylt ist. „Guten Abend, Robin. Alvida, Cindy.“ Er erinnert sich an meinen Namen? „Ich will sehen!“ So nett seine Chefin eben noch zu mir war, so herrisch benimmt sie sich im Moment Ryo gegenüber. Doch er verzieht keine Miene, öffnet lediglich seinen Mantel, den er in einer galanten Bewegung über seine Schultern gleiten lässt und über die Theke des Empfangs wirft. Zum Vorschein kommt das, was man allgemein als direkten Hormonschub bezeichnet. Kann eine Hose noch enger sein? Der schwarze Stoff klammert sich regelrecht an seine Hüftknochen, aus Angst herunterzurutschen. Sein Oberteil schmiegt sich perfekt an seinen Körper, präsentiert stolz jeden Muskel, dass wohl niemand Zweifel daran hegt, dass er auch weiß sie einzusetzen. Aber mindestens genauso interessant ist meines Erachtens wie diese Alvida um ihn herumschleicht. Es hat etwas hinterhältiges an sich, das mich doch ein wenig beunruhigt. „Das solltest du öfters tragen. Aber jetzt geh, eine Dame lässt man nicht länger als nötig warten.“ „Sagen sie mal, Robin, wo haben sie nur diesen süßen Kerl an Land gezogen? Der ist ja eine Augenweide!“ „Wen? Ach sie meinen Ryo. Wir haben uns in einem Nachtclub kennengelernt.“ Und das ist nicht einmal gelogen. „So,“ antwortet Josie McIntyre gedehnt. „Diese jungen Früchtchen werden auch immer kesser, aber die Konkurrenz schläft nun mal nicht, besonders für einen Callboy.“ Das hat ja nicht lange gedauert, bis man mir auf die Schliche gekommen ist, aber so schnell? Na ja, da Josie diejenige war, die selbst schon die Dienste eines solchen Mannes, zudem Second, beansprucht hat, lag die Vermutung nah, dass sie mich zuerst durchschauen würde. Also lächle ich verlegen und bete um Erlösung. „Wurde auch langsam mal Zeit, dass sie wieder einen Mann an sich ranlassen. Nichts ist schlimmer als diese einsamen Nächte, in denen man sich nach den starken Armen eines richtigen Mannes sehnt, der weiß –“ „Ähm, Ryo ist ein Third.“ Augenblicklich stoppt Josie’s Redeschwall, wobei sie mich merkwürdig ansieht. Es ist eine Mischung aus Überraschtheit und Unglaube, die sie auch sofort verbal zum Ausdruck bringt: „Ein Third? Dieser Knackarsch ist nur zum Ansehen da? Das ist nicht ihr Ernst? Das kann nicht ihr Ernst sein. Herrgottchen Liebes, tun sie sich das bloß nicht an!“ „Was meinen sie?“ „Passen sie auf ihr Herz auf, nicht dass sie sich in diesen Kerl verlieben, das brächte nur Unglück.“ „Verlieben? Ich bitte sie!“ Unweigerlich muss ich lachen, ist diese Vorstellung doch zu absurd. „Glauben sie mir, nur weil sie keine zwanzig mehr sind, sind sie nicht immun gegenüber dem anderen Geschlecht. Dafür ist man nie zu alt, ich auch nicht, obwohl ich bereits die vierzig erfolgreich hinter mir gelassen habe.“ „Na schön, aber was hat das damit zu tun, dass Ryo ein Third ist?“ „Ganz einfach. Welche Frau verliebt sich schon in einen Kerl, mit dem sie im Bett war? Da kann ein Second noch so reizvoll aussehen, spätestens beim zweiten oder dritten Mal hat man genug von ihm, weil man spürt, dass es nicht echt ist. Bei einem Third allerdings geht die Phantasie gerne mal ihre eigenen Wege, deshalb ist man auch nie enttäuscht von ihm, weil er nur eine Illusion ist, mehr nicht.“ „Ich glaube, meine Illusion bringt mir gerade einen neuen Drink.“ Ich gebe mir nicht den Hauch von Mühe um zu vertuschen, für wie albern ich ihr Geschwätz halte. „Spotten sie nur, aber vergessen sie meine Worte nicht.“ Sie geht, endlich! „Hier Robin, dein Baileys.“ „Danke, Ryo.“ Für einen Moment stehen wir schweigend da, nippen an unseren Getränken, während das Geschnatter der anderen Gäste uns umgibt. Ich weiß, dass sie hauptsächlich über meinen Begleiter und mich tratschen, denn die Blicke die sie uns zuwerfen sind deutlich zu spüren, zumal die Damen dieser falschen Gesellschaft nur zu genau Ryo begutachten, um nicht zu sagen anstieren. Da fragt man sich doch, wer hier eigentlich die vertrocknete Rosine ist. „Laß uns gehen, ja?“ Wissend lächelt er mich daraufhin an, scheint er sich doch hier ebenfalls alles andere als wohl zu fühlen. Die Blicke folgen uns und wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, dass sie sich sogar hier draußen vor der Tür in unsere Rücken bohren. „Falls ich je wieder auf die Idee kommen sollte zu so einer heuchlerischen Veranstaltung gehen zu wollen, erschieß mich bitte.“ „So schlimm?“ „Diese Tratschtanten! Für die bist du doch ein gefundenes Fressen, Ryo.“ „Ach und du etwa nicht? Außerdem bin ich es gewohnt, dass man sich wilde Geschichten über mich erzählt, deren Wahrheitsgehalt verschwindend gering ist.“ „Stört dich das denn nicht?“ „Inzwischen amüsiere ich mich eher darüber. Man bekommt im Lauf seines Lebens so viele Affären und Liebschaften angedichtet, dass man noch nach dem Tod beschäftigt wäre, wären sie alle real. Du siehst, es bringt eh nichts sich darüber aufzuregen.“ „Wenigstens können die Herrschaften diesmal nicht behaupten, ich sei eine vertrocknete Rosine….“ Zwar habe ich diesen Satz mehr zu mir selbst gesagt, während ich über mein Handy die Nummer der Taxizentrale wähle, aber ich kann an Ryo’s Gesichtsausdruck erkennen, dass er mich verstanden hat. Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf mein Mobiltelephon, denn am anderen Ende meldet sich eine verschlafen klingende Frauenstimme, die wenig interessiert meinen Worten lauscht. Bin ja eh nur ich. „Wie hast du das gemeint?“ kommt auch prompt die Frage von Ryo, kaum dass ich das Gespräch mit der Taxizentrale beendet habe. „Ist nicht so wichtig….“ „Ach nein?“ Seine Stimme ist sanft, aber es liegt etwas in ihr das mich wissen lässt, dass er mich durchschaut hat. Aber das scheint er bereits seit der ersten Minute unseres ersten Zusammentreffens zu haben. „Denkst du, ich bin zu alt für einen Neuanfang? Sei ehrlich.“ „Nicht zu alt, sondern zu zurückgezogen. Wovor versteckst du dich, Robin?“ Für einen Moment starre ich einfach nur die Straße an, kämpfe mit mir, ob ich dieses Gespräch mit ihm wirklich führen soll, aber andererseits habe ich eh nichts zu verlieren. „Weißt du, es ist eine Sache jemanden zu treffen ohne dabei allzu viel von sich selbst preiszugeben, aber eine andere jemandem sein tiefstes Inneres anzuvertrauen.“ „Als ob es nicht schwer genug war die erste große Liebe zu finden und zu erobern, aber ein zweites Mal scheint nahezu unmöglich.“ Zwar lächelt er, aber die bittere Traurigkeit seiner Augen zeigt die wahren Gefühle, die er bei diesem Satz empfindet. Er ist doch erst so jung! Aber ich werde ihn nicht darauf ansprechen, dafür scheint mir das Thema zu privat. „Gehen wir zwei einsamen Krieger noch etwas unternehmen?“ „Da sag ich nicht nein, schließlich ist es noch nicht einmal Mitternacht. Worauf hat die Dame denn Lust?“ „Lach jetzt nicht, aber ich habe Hunger.“ „Das zeichnet eine gute Dinnerparty aus, kaum ist sie vorbei, gehen die Gäste erst einmal etwas richtiges Essen. Also, was schwebt dir vor?“ „Nach diesem New-Age-ohne-Kalorien-Fraß könnte ich alles mögliche essen, Hauptsache niemand stellt sich neben mich und erzählt mir etwas über kosmische Schwingungen, die mein Wohlbefinden stärken, nur weil irgend so ein Guru im Fernsehen das behauptet hat. Zudem, na ja könnte ich einen dieser leckeren Cocktails vertragen.“ „Da ist wohl jemand auf den Geschmack gekommen, wie? Ich habe da auch schon eine Idee, wo wir hingehen könnten. Kennst du das Stars?“ „Nein.“ „Dann wird es Zeit.“ Inzwischen ist das gelbe Taxi eingetroffen, in das wir einsteigen und Richtung Downtown fahren. Normalerweise sehe ich bei diesen Fahrten aus dem Seitenfenster, betrachte die unzähligen Lichter die näher kommen. Aber heute gilt meine Aufmerksamkeit meinem jungen Begleiter, nicht zuletzt aufgrund seiner Attraktivität. „Ist es üblich, dass euch diese Alvida vorschreibt, was ihr anziehen sollt?“ „In gewisser weise schon, denn sie bestimmt in welchen Läden wir unsere Klamotten kaufen dürfen, außerdem stehen die Ladenbesitzer in engem Kontakt mit ihr. Aber eine Klientin kann genauso gut entscheiden wie ihr Begleiter zu dem Treffen erscheinen soll.“ „Als Dschungeltarzan oder in der Badehose?“ „Ersteres war zum Glück noch nie der Fall, aber in der Badehose schon mehrmals.“ „Du bist doch ein Third, ist da eine Badehose nicht etwas wenig?“ „Sagen wir mal, es ist das Minimum, das ich anbehalte.“ „Kommt das oft vor? Ich meine, schließlich ist das doch ein eher ungewöhnliches Erscheinungsbild, oder nicht?“ „Einmal die Woche besuche ich eine rüstige alte Dame in ihrer Villa, um durch ihren Pool zu schwimmen.“ „Wie? Sie bezahlt dich dafür, dass du ein paar Runden in ihrem Pool drehst?“ „Ja.“ Das Taxi hält in einer der zahlreichen Seitenstraßen abseits der sogenannten Discomeile in Downtown, an einem mir unbekannten Ort also. „Dreizehn Doller zehn.“ brummt der Fahrer, worauf Ryo ihm den goldenen Stick vor die Nase hält. Zuerst hielt ich diesen Anhänger für eine Art Hundemarke, so wie man sie beim Militär verwendet, aber inzwischen weiß ich, dass man ihn auch als Kreditkarte verwenden kann, denn jeder Stick besitzt eine eigene Registriernummer. Mein junger Begleiter steigt aus, während ich dem Klang seiner Schritte auf dem Asphalt lausche, bis er auf meiner Seite des Wagens angekommen ist, um mir die Tür zu öffnen. „Mir bräuchten sie für eine Nummer kein Geld zu zahlen, Herzchen. So gut wie der Kleine bin ich allemal.“ raunt mir der bärtige Mann hinter dem Lenkrad zu. „Wenn sie Ärger wollen, sagen sie nur Bescheid.“ Total perplex sehe ich vom Taxifahrer, der diesen wenig amüsanten Spruch von sich gegeben hat, zu Ryo, der mir die Wagentür aufhält. „Reg dich ab, Jungchen. Wir erledigen bloß alle unseren Job.“ Ich ergreife Ryo’s Hand, um aus dem Taxi zu steigen und um diesen Typen loszuwerden. Was sich manche Leute so alles einbilden? Was sollte diese Aktion eben überhaupt? Warum denkt jeder sofort ans horizontale Gewerbe, wenn er einen Callboy sieht? Gut, ich muss ganz still sein, denn mein erster Gedanke ging in die selbe Richtung, als mir Nami das Treffen mit Ryo schenkte. Doch er ist schon ein ansehnliches Geschenk gewesen, das muss man zugeben. Und jetzt treffe ich mich sogar freiwillig mit ihm. Aber es tut mir gut auszugehen, einfach ein bisschen unter Leute zu kommen. Ich glaube wirklich, dass ich mich zu sehr hinter meinen Büchern verstecke. Ein leiser Gong reißt mich aus meinen Gedanken und erst jetzt bemerke ich, dass wir uns in einem schicken Fahrstuhl befinden. Alles verspiegelt. Die Tür öffnet sich automatisch, gibt den Blick auf einen weiten runden Saal frei. Es herrscht gedämpftes blaues Licht, einzig das Spiegelglasgebilde in der Mitte wirkt wirklich hell, aber auch alles in Blau gehalten. Es scheint eine Art Bar zu sein. „Und?“ „Wow! Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.“ „Dann warte mal ab, bis du alles gesehen hast.“ Er führt mich an der Theke vorbei zu einem der Tische, grüßt aber dabei ein paar der Barkeeper, die freundlich zurück grüßen. Er scheint hier bekannt zu sein. Gut, das wird er in den meisten Kneipen sein, schließlich wird er sich dort am häufigsten aufhalten. Dennoch wirkt mir das Lächeln der Barmänner sehr freundschaftlich, auch das der Bedienung, die an uns mit einem schwarzen Tablett in der Hand vorbeieilt. Wir setzen uns einander gegenüber an einen Tisch, wieder rund, aber nicht blau sondern silbern. Dafür ist die Sitzbank mit blauem Samt bezogen und führt nahezu einmal um den Tisch. „Und jetzt schau nach oben.“ „Nach oben?“ „Ja, nur zu.“ Etwas zögerlich hebe ich den Kopf, aber als ich über mir durch das Glasdach den sternenklaren Nachthimmel sehe wird mir bewusst, dass wir uns in einem Hochhaus befinden. Anscheinend habe ich mich innerlich zu sehr über den Taxifahrer aufgeregt, als irgend etwas zu registrieren. Peinlich. „Leider hat man nicht jeden Tag einen so schönen Ausblick.“ bemerke ich, während ich noch immer nach oben sehe. „Das ist nicht weiter tragisch, denn dann wird einfach die Zwischendecke eingefahren und auf der sind blau fluoreszierende Sterne abgebildet.“ Ich senke meinen Blick, ist es doch unhöflich permanent nach oben zu starren. „Geniale Idee. Der Name Stars ist gerechtfertigt.“ „Das stimmt. Was möchtest du denn trinken?“ „So wie du grinst, hast du doch bereits eine Idee, also überlasse ich dir die Bestellung, Ryo. Aber wehe du vergisst das Essen, denn sonst bin ich gleich abgefüllt.“ „Zum Essen einen Kir für dich und einen Green Devil für mich. Anschließend solltest du einen Mudslide trinken. Diesen Cocktail wollte ich dir schon bei unserem ersten Treffen empfehlen, aber leider gibt es den nur in wenigen guten Bars.“ „Bei mir gibt es nur gute Drinks, das versteht sich von selbst.“ Vor unserem Tisch steht eine Frau, die uns freundlich zuzwinkert. Sie könnte ein paar Jährchen älter sein als ich, hat mahagonifarbenes Haar und übt auf mich den Eindruck aus, als hätte sie in ihrem Leben bereits viel erlebt. Sie und Ryo umarmen sich, nachdem sie sich frech neben ihn gepflanzt hat. „Ich bin June, mir gehört der Laden.“ Auffordernd hält sie mir quer über den Tisch ihre Hand entgegen, so dass ich keinen Moment zögere und diese Geste annehme. „Robin, sehr erfreut.“ Sie mustert mich kurz, ehe sie sich wieder Ryo zuwendet: „Was kann ich für euch zwei Süßen tun?“ „Mein Lieblingsessen für Zwei, einen Kir und einen Green Devil.“ „Dann geh und bring mir einen Gloom Chaser.“ „Bin ich hier die Bedienung?“ „Nein, aber ich will sehen, wie du dich mit deinem süßen Hintern auf den Weg zur Bar begibst.“ „Als ob dich das interessieren würde.“ Dennoch steht er auf und kommt ihrer Aufforderung nach. Er hat wirklich einen süßen Hintern. „Sie scheinen ihm sympathisch zu sein.“ „Wie kommen sie darauf?“ antworte ich, denn der Sinn hinter dieser Frage bleibt mir verborgen. „Weil er normalerweise nie eine seiner Kundinnen mit hierher bringt.“ „Das sagen sie sicherlich nur so.“ „Nein, denn ich halte nichts von Heuchlerei. Deshalb lass ich auch nur Leute auf Empfehlung hier rein, selbst wenn das den Gewinn schmälert, aber ich möchte mich nur noch mit netten Menschen abgeben.“ „Eine gute Einstellung. Aber wird man denn gar nicht kontrolliert?“ „Haben sie den Türsteher nicht gesehen?“ „Nein, ich war derart in Gedanken, weil ich mich so über diesen unfreundlichen Taxifahrer aufgeregt habe, dass ich ihn wohl nicht bemerkt habe.“ „Callboys stehen bei anderen Männern logischerweise nicht hoch im Kurs und da reagieren sie schon mal ungehalten, besonders einem Second oder First gegenüber.“ „Ach deshalb hat er mich angemacht, weil er dachte, Ryo sei ein Second, schließlich konnte er ja nicht wissen, dass der goldene Stick nur Ersatz ist.“ „Ersatz trifft es nicht so ganz.“ „Wie meinen sie das, June?“ „Kennen sie Alvida?“ „Ja, ich hab sie heute kennengelernt.“ „Wenn es nach ihr ginge, müsste unser Süßer als Second arbeiten, aber da er sich für sie um die Probleme der anderen Callboys kümmert, gewährt sie ihm das Privileg ein reiner Third zu sein.“ „Mir gegenüber hat sie sich zwar freundlich verhalten, aber zu Ryo war sie komisch. Sie hat ihn angesehen, als wäre er…“ „Ein Stück Fleisch.“ „Ja…. Genauso habe ich es empfunden. Es war mir unangenehm, aber sie schien das nicht zu stören.“ „Sie stört sich an gar nichts, außer wenn der Umsatz nicht stimmt, aber darüber kann sie sich wohl nicht beklagen.“ „Hier, die Damen.“ Ryo gesellt sich wieder zu uns, bewaffnet mit drei unterschiedlichen Cocktails. „Jessy wollte dich wohl nicht mehr gehen lassen, oder sehe ich das falsch?“ „Nein, da liegst du richtig, June.“ Ich genieße diesen schönen Abend, das leckere Essen, die phantasievollen Cocktails und nicht zuletzt die nette Gesellschaft. June hat mir zum Abschied sogar einen kleinen blauen Stern geschenkt, die Eintrittskarte zum Stars. Bienchens kleine Cocktailrunde: Sorry, diesmal sind beide mit Alk. ^^’ Kir Green Devil gestoßenes Eis Limettensaft 4cl Crème de Cassis Zucker Weißwein 2cl weißer Rum 1 Zitronenschalenspirale 1cl Blue Curacao 2cl O-Saft Eis 1 Limettenscheibe Kapitel 7: Zwischen Schein und Sein ----------------------------------- Ein neues Kapi, eine neue Kundin XD Aber lest selbst, wie Zorro sein Geld verdient. @Jet-chan: Cool, daß du die Cocktails auch ausprobierst. Diesmal gibt es auch wieder zwei neue. Die Sache mit dem Anhänger ist so. Es gibt drei verschiedene: Silber (Third), Gold (Second) und Bergkristall (First). Zum einen ist es eine Art Erkennungszeichen des Callboys und zum zweiten eine Kreditkarte (wie im letzten Kap beschrieben). Zorro ist Third, folglich ist sein Anhänger silbern, aber Alvida wollte ursprünglich, daß er als Second arbeitet, weshalb er auch einen Goldanhänger besitzt. Wie es genau dazu kam wird in einem späteren Kap erklärt. @cada: Sorry, aber Diego ist wieder nicht dabei, aber im nächsten Kap, großes Indianderehrenwort!! @_Summer_: Ich hab das Stars extra so gestaltet, wie ich mir eine Cocktailbar wünschen würde. Hoch über den Wolken und nicht für jedermann zugänglich. @Heroeumel: Du beschämst mich immer mit deinem Lob *rotwerd* @peach06: Ja, Zorro und Robin passen einfach zusammen! Mal sehen, was ich mit den beiden noch alles so anstellen werde XD @Silja: Ähm…du machst mich sprachlos! Aber wie ich schon zu Cada sagte, Diego kommt erst im nächsten Kap wieder vor. Und was unser Lieblingspairing betrifft, die beiden werden sie auf jeden Fall wiedersehen, nur wann ist die Frage. (Robin ist ein bißchen schüchtern XD) @Miss_Puma_D_Ace: So viel Lob, das hab ich gar nicht verdient! Fühl mich ja schon wie Chopper ^^’ Ansonsten arbeite ich weiter an meinen Kaps und hoffe, sie werden dir auch weiterhin so gut gefallen. @bloody_sunlight: Noch ein Diego-Fan? Ich gla