Callboys von Stoechbiene (ZoxRo (LyxKa, SaxNa)) ================================================================================ Kapitel 16: Über Männer und Noch-Ehemänner ------------------------------------------ 16. Robin Über Männer und Noch-Ehemänner Wo hab ich nur den Autoschlüssel hingelegt? Mal überlegen. Ich bin mit Dad’s Wagen zur Galerie gefahren, habe im Innenhof geparkt und bin wie gewohnt zuerst in mein Büro gegangen. Mein Blick huscht über meinen Schreibtisch, aber von dem Schlüssel fehlt jede Spur. Was hab ich damit nur angestellt? „Wenn das nicht meine hübsche Frau ist.“ Was will der denn hier? „Zero, was verschafft mir diese zweifelhafte Ehre?“ Gott, lass mich schnell diesen Schlüssel finden, damit ich endlich von hier weg kann! Außerdem wird Nami sonst auf mich warten müssen. „Darf ich dich nicht besuchen? Immerhin sind wir verheiratet.“ „Noch. Außerdem kommst du immer nur dann zu mir, wenn du was willst.“ „Na und? Sonst will ja kein anderer Kerl was von dir, also spiel dich nicht so auf.“ Genervt rolle ich mit den Augen, suche aber eifrig weiter nach dem Autoschlüssel. „Sag was du willst und dann verschwinde endlich!“ Er lacht dreckig. Wie ich das hasse! Das hat er früher schon getan, mich so verspottet. Habe ich denn nicht das Recht mich zu wehren? „Bloß weil du dich von einem Callboy flachlegen lässt, heißt das nicht, dass du bei der Männerwelt noch Chancen hättest.“ Woher weiß er von Ryo? „Da staunst du, was? Tja, da wir noch immer Eheleute sind, ließ mich der Typ auf der Bank einen Blick auf deine Kontoauszüge werfen und da fielen mir natürlich sofort die Überweisungen an eine dieser Agenturen auf. Hätte ja nie gedacht, dass du dich auf so einen dahergelaufenen Schönling einlassen würdest. Du musst ganz schön verzweifelt sein. Und er erst! Aber es ist ja bekannt, dass diese Typen sich nur mit euch alten Schachteln abgeben, weil sie dazu gezwungen werden. Freiwillig würde so einer dich doch niemals anfassen!“ Wieder lacht er, dreckig und gemein. „Halt den Rand! Du weißt überhaupt nichts, also geh wieder zurück zu deinem billigen Flittchen und lass dir von ihr deinen kleinen Freund küssen, was anderes kann die ja nicht! Und nur damit du es weißt, ich bezahle niemanden dafür, dass er mit mir schläft, das hab ich nicht nötig!“ Gott, bin ich wütend! „Ach nein?!“ „Nein! Wir treffen uns, gehen aus, das ist alles! Aber im Grunde kann dir das ja an deinem Arsch vorbeigehen!“ Wütend und entschlossen zugleich trete ich Zero entgegen und deute zur Tür. Ryo, steh mir bei! „Raus, aber sofort.“ Ich muss nicht mehr schreien, er weiß auch so, dass das Maß voll ist und ich die Polizei rufen würde, sollte er nicht endlich verschwinden. „Du bist ganz schön armselig, Kleines.“ „Du willst mit mir doch nicht wirklich darüber diskutieren, wer von uns beiden hier der Versager ist, oder?“ Ich glaube, das hat gesessen. „Ich hab schon verstanden, ich bin hier unerwünscht!“ „Das wäre ja das erste Mal, dass du was auf Anhieb kapiert hast.“ Damit wende ich mich von ihm ab, schließlich bin ich noch immer auf der Suche nach… Da ist er ja! Direkt neben dem Telefon. Stimmt, als ich reinkam hat es geklingelt, weil Nami angerufen hat, um unsere Verabredung zu bestätigen. Ich schnappe mir mein Handtäschchen, dann bin ich auch schon weg. Zero kann mir mal den Buckel runterrutschen! Gut gelaunt steige ich in den BMW, starte den Motor und fahre raus auf die Straße. Die Klimaanlage voll aufgedreht, ebenso das Radio, so muss das sein! Übermütig schalte ich einen Gang höher, fühle mich gut, frei, ungebunden. Ich wollte Zero schon immer mal stärker gegenübertreten, habe es mich aber bis heute nie getraut. Er ist nicht zu unterschätzen und es wäre nicht das erste mal gewesen, dass ihm die Hand mir gegenüber ausgerutscht wäre, aber heute hatte ich keine Angst vor ihm. Ich habe mir einfach vorgestellt wie Ryo wohl in so einer Situation reagieren würde. Sein Blick wäre stechend und allein durch seine muskulöse Erscheinung würde es sich jeder dreimal überlegen, es sich mit ihm zu verscherzen. Und er kann super gut Autofahren! Oh, ich bin ja schon am Ziel, war wohl zu sehr in Gedanken. Gekonnt parke ich den Wagen, schnappe mir meine Tasche, vergesse dabei aber nicht liebevoll über das Armaturenbrett zu streichen. „Du bist der Beste und du warst wundervoll!“ Danke, Ryo! Oh man, wenn mich jetzt jemand sehen könnte! „Was treibst du denn da?“ „Oh, hallo Nami! Nichts, wieso?“ Sie wirkt kritisch. Energisch hat sie die Fahrertür aufgerissen, wobei sie mir einen komischen Blick zuwirft. „Na ja, ist auch schon egal, Hauptsache ich krieg endlich was zu essen.“ Ich steige aus dem Wagen und betätige die Fernbedienung, ehe ich mit Nami unser Lieblingsbistro betrete. Jeden Mittwochnachmittag treffen wir uns zu einem kleinen Plausch unter Frauen, essen eine Kleinigkeit und lästern ein bisschen. „Man, war das heute ein beschissener Tag! Zuerst herrschte im ganzen Sender Stromausfall, weil irgend so ein Penner das Netz überlastet hat, dann war das endlich geklärt, kommt unser Oberboss vorbei und macht einen auf gute Freunde. Dabei hat der Typ nur Luft zwischen den Ohren! Wenn unser Team vom Wetterdienst nicht so flexibel wäre, könnte er sich selbst überlegen, ob morgen die Sonne scheint!“ Sichtlich genervt blättert Nami in der Speisekarte rum, während sie ihrem Frust weiter freien Lauf lässt. „Und dann dieser aufdringliche Till, der die Sportnachrichten moderiert! Ich könnte mich so aufregen!“ „Was heißt hier du könntest?“ „Ach!“ Mit Elan klappt sie die Karte wieder zu und trommelt statt dessen ungeduldig mit den Fingernägeln auf der Tischplatte rum. „Was darf es sein, die Damen?“ „Die Lasagne und ein Glas Rotwein!“ Man, Nami ist wirklich geladen. „Für mich den Gartensalat und ein Mineralwasser. Danke.“ Die Bedienung verschwindet, so dass ich mich wieder meiner besten Freundin zuwende. „War es denn wirklich derartig schlimm?“ „Ach, keine Ahnung, bin einfach nur ein bisschen genervt. Und wie läuft es bei dir? Endlich geschieden?“ „In zwei Tagen ist die Scheidung unter Dach und Fach.“ „Nimmst du auch wieder deinen Mädchennamen an?“ „Natürlich! Sandman klingt immer so nach Schlafmütze.“ Sie nickt. „Und was treibt dein Vater? Lebt der alte Zausel eigentlich noch?“ „Also wirklich, so schlimm ist er nun auch wieder nicht.“ „Du weißt genauso gut wie ich, dass ich den Haudegen mag, auch wenn er immer so unnahbar tut. Außerdem ist er ein spitzen Finanzberater!“ In dieser Beziehung sind sich die beiden einig. „Er liegt noch im Krankenhaus, aber am Montag wird er entlassen. Er will unbedingt, dass ich mir einen Mann fürs Herz suche. Er schafft es immer wieder mich zu überraschen.“ „Sieht ihm eigentlich gar nicht ähnlich, aber vielleicht wird er auf seine alten Tage hin endlich ein bisschen sensibler. Und, hast du schon einen Kandidaten im Blickfeld?“ Frech zwinkert sie mir zu, denn neben Geld sind Herzensangelegenheiten ihr größtes Hobby. Sie würde wirklich jeden verkuppeln, wenn man sie denn lassen würde. „Nein, woher soll ich den denn haben?“ „Lass mich raten. Du hockst entweder den ganzen Tag in der Uni-Bib oder in deiner Galerie rum, anstatt mal auszugehen.“ „So extrem ist es nun auch nicht. Hin und wieder gehe ich schon aus.“ „Ach ja? Mit wem denn?“ „Mit Ryo.“ „Ryo?“ fragend sieht sie mich an, bis sich ein wissendes Grinsen in ihr Gesicht schleicht. „Etwa der grünhaarige Callboy mit dem süßen Hintern? Da war meine Idee zu deinem Geburtstag also doch nicht so schlecht gewesen! Allerdings ist er weder ein Mann fürs Bett noch fürs Herz, aber immerhin ein Anfang.“ „Ich glaube, vorerst genügt es mir mit einem Mann auszugehen, dem ich zu nichts verpflichtet bin.“ „Da hast du recht. Man trifft sich, verbringt ein paar nette Stunden miteinander, aber du kannst dir sicher sein, dass er sich nicht in dein Privatleben einmischen wird.“ ‚Du bist eine gute Autofahrerin, lass dir bloß nie etwas anderes einreden.’ Das hat er zu mir auf der Rückfahrt von Pasadena gesagt. Ich muss auch zugeben, durch ihn habe ich einiges dazugelernt. Er ist wirklich sehr nett. Auch als wir auf dem Volksfest waren, hat er für mich am Schießstand ein neues Smartphone gewonnen, weil mein altes Handy reif für den Schrott war. Irgendwie ist er schon süß. „Hörst du mir überhaupt zu?“ „Entschuldige Nami.“ ich lächle verlegen. „Warst du in Gedanken etwa gerade bei ihm?“ „Was redest du da? Zero ist endgültig Geschichte!“ „Ich habe eigentlich Ryo gemeint, nicht diesen Versagen, der sich noch als dein Ehemann bezeichnet. Also, was ist?“ „Ob ich an Ryo denke? Na ja, gelegentlich vielleicht mal schon, er ist eben sehr nett.“ „Nett sind diese Jungs doch alle.“ „Das finde ich nun gar nicht.“ „Sag bloß, du warst auch schon mit anderen Callboys aus?“ „Diese unterbelichtete Empfangsdame hat mich einmal versehentlich an einen Second Class dritten Grades vermittelt. Er war mir total unsympathisch, deshalb habe ich mich beschwert und bin wieder mit Ryo ausgegangen.“ An diesem Abend sah er einfach nur g… Nein, daran denke ich jetzt besser nicht! „Ein d.f.g.?“ „Was soll das sein, Nami?“ Heimlichtuerisch beugt sie sich über den Tisch zu mir vor und flüstert: „Das ist die Abkürzung für dumm fickt gut. Wusstest du das nicht?“ Sie lehnt sich wieder zurück. „Wie kannst du so was sagen?“ „Weil es so ist! Ein Callboy ersten Grades hat mindestens einen Collegeabschluss vorzuweisen, zweiten Grades Highschool und bei einem Typen dritten Grades kann man froh sein, wenn er in der Grundschule nicht hocken geblieben ist.“ „Ist das bei jedem Status so?“ „Man, du gehst mit einem Callboy aus, aber du weißt überhaupt nicht Bescheid. Ryo ist Third ersten Grades, wenn ich mich recht entsinne, d.h. er sieht nicht nur gut aus, sondern hat auch was auf dem Kasten. Außerdem sind gerade die Thirds dieser Agentur dafür bekannt, dass sie ausgezeichnete Begleiter sind. Mir ist mal zu Ohren gekommen, dass Alvida eigentlich ihre Thirds zu Seconds werden lassen wollte, weil sie der reinste Chaotenhaufen waren, aber seit ein paar Jahren sind die Jungs heiß begehrt. Ryo wird schon so einiges zu bieten haben, vielleicht sogar Dinge, von denen du noch gar nichts weißt.“ „Na und, geht mich doch auch überhaupt nichts an.“ „Ist ja egal. Aber mal was anderes, kommst du auf meine Party?“ „Hast du denn endlich einen Termin gefunden, Nami?“ „Nein, ich will nur sicher gehen, dass du dich nicht wieder davor drückst. Darfst auch in netter Begleitung erscheinen!“ Frech zwinkert sie mir zu, liebt sie es doch einfach mich zu necken. „Nein, wenn ich kommen sollte, dann aber allein. Die anderen würden ihn nur wie ein Stück Vieh anstarren.“ „Na und? Er ist Callboy, für ihn ist das nichts neues.“ „Er ist ein Mensch mit den gleichen Rechten wie wir alle, kein Zuchtbulle.“ „Ach ja?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)