Callboys von Stoechbiene (ZoxRo (LyxKa, SaxNa)) ================================================================================ Kapitel 6: Feine Gesellschaft? ------------------------------ Hey! Endlich ein neues Kap und diesmal auch wieder mehr von ZoxRo! Tut mir leid, daß die beiden bis jetzt so selten aufeinander getroffen sind, aber die Rahmenhandlung ist eben doch recht wichtig, außerdem muß sich Robin erst mit dem Gedanken anfreunden, sich mit einem Callboy zu treffen *g*. @_summer_: Danke für das Lob. Hoffe, dieses Kap wird dir ebenfalls gefallen. @Miss_Puma_D_Ace: Ja, Robin's "Auftritt" war längst überfällig, aber hier ist sie ja endlich wieder. @cada: Ich finde einfach, daß Sanji und Zorro als Freunde gut zusammenpassen. Aber wer hat gesagt, daß sie sich immer einig sind? *g* @4Kolibris: Die Sache mit dem Heim erklär ich später vielleicht noch mal ausführlicher, aber sicher bin ich mir noch nicht. @peach06: ZoxRo kommt anfangs leider ein bißchen kurz, aber es ist eben nicht leicht zwei Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Berufen zusammen zu bringen. Außerdem ist da ja auch noch Diego und Robin's Ex-Mann. @Silja: Ein Diego-Fanclub? *rot werd* Aber schön, daß du den Kleinen so magst, schließlich ist er nur aus meinem, zuweil kranken, Gehirn entsprungen. @KintaroOe: Nochmals Danke für das Lob! 6. Robin Feine Gesellschaft? Callboys. Eine merkwürdige Art und Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Früher habe ich nie auch nur einen Gedanken an dieses Thema verschwendet, aber seitdem ich selbst einen kennengelernt habe, kann ich ein gewisses Maß an Neugier nicht leugnen. Wenn ein Mann einer Frau Geld für ein Treffen oder gar eine sexuelle Gefälligkeit bezahlt, wird dies zwar nicht gerne gesehen, aber irgendwie dennoch akzeptiert. Eine Art Kavaliersdelikt. Und umgekehrt? Ich glaube allein die Tatsache, dass eine Frau einen jüngeren Freund haben könnte, ist bereits problematisch. Warum? Mein ach so toller Noch-Ehemann hat mich wegen einer Sekretärin verlassen, die beinahe zehn Jahre jünger ist als er, die dreißig folglich noch nicht überschritten hat. Keiner seiner Kollegen zeigt deshalb mit dem Finger auf ihn, bekommt stattdessen anerkennend von ihnen auf die Schulter geklopft, weil er so ein toller Hecht ist. Pah! Mir hat man gesagt, dass ich mir eh keine Mühe zu geben bräuchte jemanden kennenzulernen, schließlich sei ich zu alt und alle guten Männer in meinem Alter bereits vergeben. Was soll das? Ich bin doch nicht alt, nur weil ich mir keine Haarspangen mehr ins Haar stecke und meinen Ausweis fälschen muss, um in irgendeinen Club reingelassen zu werden. Bei aller Liebe, aber ich bin froh, dass ich auf eigenen Beinen stehe und nicht meinen Daddy um ein paar Kröten anhauen muss, wenn ich mir irgendetwas kaufen möchte. Aber dem nicht genug, muss mir meine Haushälterin Conchita doch permanent unter die Nase reiben, wie zufrieden ich nach dem Treffen mit meinem Blind Date aussah. Gut, es hat mir wirklich sehr gefallen, war mal was anderes, aber weshalb sollte ich für ein paar nette Worte Geld ausgeben? „Morgen findet doch die Dinnerparty bei ihren Lieblingsspießern statt, oder?“ „Sie meinen bestimmt die McIntyres, Conchita?“ „Wen denn sonst? Tratsch auf höchstem Niveau.“ Ich muss unweigerlich lachen, denn Conchita hat absolut recht. Josephine McIntyre ist bekannt für ihren schamlosen Tratsch, nimmt sie doch kein Blatt vor den Mund. Sie weiß einfach über alles und jeden Bescheid, so dass man es hin und wieder mit der Angst zu tun bekommen kann, will man schließlich nie selbst Teil ihrer detaillierten Erzählungen werden. „Und mit wem werden sie hingehen, Mrs. Sandman?“ „Allein, da brauche ich mir wenigstens keine Bemerkungen bezüglich der Wahl meines Begleiters anzuhören.“ „Als ob das jemals vorgekommen wäre, tauchen sie doch immer allein auf. Zuerst wurden sie deshalb bemitleidet, weil ihr Mann kein Interesse an ihren gesellschaftlichen Aktivitäten zeigte, jetzt, da man sie für vereinsamt und arbeitswütig hält. Wäre mal an der Zeit für neuen Gesprächsstoff zu sorgen, finden sie nicht?“ „Man hält mich für vereinsamt und arbeitswütig? Wie nett! Was kommt denn als nächstes?“ „Na ja, da ich recht guten Kontakt zu den Hausangestellten der McIntyres pflege, ist mir diesbezüglich natürlich einiges bekannt.“ „Und das wäre?“ „Es geht so in die Richtung vertrocknete Rosine, die eh keinen mehr abbekommt, weil sie nicht weiß, was Männer wollen.“ „Das wird ja immer besser!“ Diese Tratschtanten! „Zeit zurückzuschlagen?“ „Sehr witzig! Wie denn, Conchita?“ „Ich denke, das wissen sie besser als ich.“ „Nein, das kommt nicht in Frage! Ich kann doch nicht…. Nein, das geht nicht!“ „Jetzt stellen sie sich nicht so an, schließlich wären sie nicht die erste, die sich einen Mann für einen Abend bestellt, von einer Nacht wage ich gar nicht zu sprechen.“ „Welche der ach so feinen Damen hatte was mit einem Callboy?“ Jetzt bin ich doch neugierig! „Diese Information ist nur für Frauen, die wissen was Männer wollen.“ „Das ist Erpressung!“ Ich weiß, Conchita meint es gut. Sie kümmert sich nicht nur um Ordnung bei mir zu Hause, sondern sie sorgt sich auch um mein Seelenleben. Schon immer und meistens hat sie ja recht mit ihren Ratschlägen. Also habe ich bei dieser Agentur angerufen, wenn es mich auch Überwindung gekostet hat, und mir eine Begleitung für die Dinnerparty geordert. Was für ein Fehler! Wenn man in eine solche Agentur geht und wie ich keine Stammkundin ist, füllt man zuerst einen Fragebogen aus, so dass der passende Mann für die jeweilige Kundin gefunden werden kann. So weit so gut. Allerdings scheint die Empfangsdame, die besagten Wisch auswertet, leicht bis total unfähig zu sein! Jedenfalls ist diese Ausgeburt eines Neandertalers mit Dreitagebart nicht, nein absolut nicht das, was ich auf diese Party mitnehmen kann. Bloß diese blondgefärbte Schnepfe mit den falschen Fingernägeln kapiert das nicht! „Hören sie mir doch endlich einmal zu! Danny mag ja ein netter Kerl sein, aber er ist nicht die Art von Begleitung, die man auf eine Dinnerparty mitnimmt.“ „Dann gehen sie halt woanders hin, Spießerpartys sind eh out.“ „Es ist wohl meine Angelegenheit, wohin ich gehe, egal wie in oder out es auch sein mag!“, entgegne ich genervt. „Zicken sie hier nicht so rum, nur weil Danny ihrem Geschmack nicht entspricht. Aber er ist wirklich ein exzellenter Lieb-“ „Das interessiert mich nicht die Bohne!“ ich platze gleich! „Was ist denn hier los, Cindy?“ „Die Kundin ist unzufrieden, weil ihr Danny nicht gefällt.“ „Darum geht es überhaupt nicht!“ Langsam wird mir das zu bunt! Überrascht mustert mich die fremde Frau, die sich zu uns gesellt hat. Sie ist schlank und groß, mit dunkelbraunem fast schwarzem Haar, das ihr in leichten Locken bis über die Schultern reicht. „Wo ist der Fragebogen, Cindy?“ „Hier, Lady Alvida.“ Aha, das ist also die Besitzerin der Agentur. Irgendwie habe ich sie mir anders vorgestellt. Sekunden verstreichen, ehe ein vernichtender Blick ihrerseits diese Cindy trifft. „Die Dame hat ausdrücklich nach einem Third Class Treffen verlangt, zudem sollte er sich mit gesellschaftlichen Gepflogenheiten auskennen und da vermittelst du sie ausgerechnet an Danny? Er ist Second Class dritten Ranges, aber hier benötigen wir Third Class ersten Ranges und davon haben wir genau zwei.“ Sie tippt geübt eine Nummer ins Telefon, sagt nur: „Dein Date ist geplatzt. Zieh die neuen Klamotten an, in zehn Minuten Abfahrt.“ Nachdem dieses einseitige Gespräch beendet ist, sieht sie mich erneut an, lächelt dabei aber zufrieden. „In einer Viertelstunde ist ihr Ersatz da. Danny, du übernimmst die andere Dame. In einer Stunde musst du im Mexican’s sein, also ab mit dir.“ Nervös blicke ich auf meine Armbanduhr, auch wenn ich weiß, dass ich noch genügend Zeit habe und mir keine Sorgen zu bereiten brauche zu spät zu kommen, aber ich mag es nun mal nicht, wenn eine Sache nicht nach Plan verläuft. „Ihr Anhänger für heute Abend. Und entschuldigen sie bitte die Unannehmlichkeit.“ „Das kann passieren. Ich hoffe nur, mit dem Ersatzmann habe ich mehr Glück.“ „Keine Sorge, einen besseren Third als ihn gibt es nicht“, versichert mir Lady Alvida. „Na dann.“ Ich nehme den goldenen Anhänger entgegen, bis ich den darauf eingravierten Namen lesen kann. Ryo. „Ich hätte da mal eine Frage.“ „Ja?“ „Gold, ist das nicht die Farbe der Seconds? Und bei Ryo handelt es sich doch um diesen jungen Mann mit den grünen Haaren, richtig?“ „Sie kennen ihn?“ Sie wirkt überrascht. „Ja, er war meine erste und bislang einzige Verabredung dieser Art“, antworte ich wahrheitsgemäß. „Waren sie unzufrieden mit ihm?“ „Nein, ganz und gar nicht. Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft heute mit ihm ausgehen zu können.“ „Warum haben sie das bei ihrer Order nicht gesagt?“ „Das habe ich, aber ihre Mitarbeiterin meinte, dies sei nicht möglich, sie würde entscheiden wer der Richtige für den Job wäre.“ „Darum werde ich mich kümmern und wegen dem Anhänger, das ist Ryo’s Ersatzstick, denn der Silberanhänger befindet sich ja zur Hälfte bei der Dame, mit der Danny sich jetzt trifft. Sie brauchen also keinerlei Bedenken zu haben, dass Ryo sein gutes Benehmen vergisst und über die Stränge schlägt.“ Die große Glasschiebetür öffnet sich, lässt eine frische Brise, aber auch einen gutaussehenden jungen Mann herein. Ich erkenne ihn sofort wieder, dieses markante Gesicht, der dunkle Teint, dieser alles durchdringende Blick und nicht zuletzt sein grünes Haar, das frech mit ein wenig Gel gestylt ist. „Guten Abend, Robin. Alvida, Cindy.“ Er erinnert sich an meinen Namen? „Ich will sehen!“ So nett seine Chefin eben noch zu mir war, so herrisch benimmt sie sich im Moment Ryo gegenüber. Doch er verzieht keine Miene, öffnet lediglich seinen Mantel, den er in einer galanten Bewegung über seine Schultern gleiten lässt und über die Theke des Empfangs wirft. Zum Vorschein kommt das, was man allgemein als direkten Hormonschub bezeichnet. Kann eine Hose noch enger sein? Der schwarze Stoff klammert sich regelrecht an seine Hüftknochen, aus Angst herunterzurutschen. Sein Oberteil schmiegt sich perfekt an seinen Körper, präsentiert stolz jeden Muskel, dass wohl niemand Zweifel daran hegt, dass er auch weiß sie einzusetzen. Aber mindestens genauso interessant ist meines Erachtens wie diese Alvida um ihn herumschleicht. Es hat etwas hinterhältiges an sich, das mich doch ein wenig beunruhigt. „Das solltest du öfters tragen. Aber jetzt geh, eine Dame lässt man nicht länger als nötig warten.“ „Sagen sie mal, Robin, wo haben sie nur diesen süßen Kerl an Land gezogen? Der ist ja eine Augenweide!“ „Wen? Ach sie meinen Ryo. Wir haben uns in einem Nachtclub kennengelernt.“ Und das ist nicht einmal gelogen. „So,“ antwortet Josie McIntyre gedehnt. „Diese jungen Früchtchen werden auch immer kesser, aber die Konkurrenz schläft nun mal nicht, besonders für einen Callboy.“ Das hat ja nicht lange gedauert, bis man mir auf die Schliche gekommen ist, aber so schnell? Na ja, da Josie diejenige war, die selbst schon die Dienste eines solchen Mannes, zudem Second, beansprucht hat, lag die Vermutung nah, dass sie mich zuerst durchschauen würde. Also lächle ich verlegen und bete um Erlösung. „Wurde auch langsam mal Zeit, dass sie wieder einen Mann an sich ranlassen. Nichts ist schlimmer als diese einsamen Nächte, in denen man sich nach den starken Armen eines richtigen Mannes sehnt, der weiß –“ „Ähm, Ryo ist ein Third.“ Augenblicklich stoppt Josie’s Redeschwall, wobei sie mich merkwürdig ansieht. Es ist eine Mischung aus Überraschtheit und Unglaube, die sie auch sofort verbal zum Ausdruck bringt: „Ein Third? Dieser Knackarsch ist nur zum Ansehen da? Das ist nicht ihr Ernst? Das kann nicht ihr Ernst sein. Herrgottchen Liebes, tun sie sich das bloß nicht an!“ „Was meinen sie?“ „Passen sie auf ihr Herz auf, nicht dass sie sich in diesen Kerl verlieben, das brächte nur Unglück.“ „Verlieben? Ich bitte sie!“ Unweigerlich muss ich lachen, ist diese Vorstellung doch zu absurd. „Glauben sie mir, nur weil sie keine zwanzig mehr sind, sind sie nicht immun gegenüber dem anderen Geschlecht. Dafür ist man nie zu alt, ich auch nicht, obwohl ich bereits die vierzig erfolgreich hinter mir gelassen habe.“ „Na schön, aber was hat das damit zu tun, dass Ryo ein Third ist?“ „Ganz einfach. Welche Frau verliebt sich schon in einen Kerl, mit dem sie im Bett war? Da kann ein Second noch so reizvoll aussehen, spätestens beim zweiten oder dritten Mal hat man genug von ihm, weil man spürt, dass es nicht echt ist. Bei einem Third allerdings geht die Phantasie gerne mal ihre eigenen Wege, deshalb ist man auch nie enttäuscht von ihm, weil er nur eine Illusion ist, mehr nicht.“ „Ich glaube, meine Illusion bringt mir gerade einen neuen Drink.“ Ich gebe mir nicht den Hauch von Mühe um zu vertuschen, für wie albern ich ihr Geschwätz halte. „Spotten sie nur, aber vergessen sie meine Worte nicht.“ Sie geht, endlich! „Hier Robin, dein Baileys.“ „Danke, Ryo.“ Für einen Moment stehen wir schweigend da, nippen an unseren Getränken, während das Geschnatter der anderen Gäste uns umgibt. Ich weiß, dass sie hauptsächlich über meinen Begleiter und mich tratschen, denn die Blicke die sie uns zuwerfen sind deutlich zu spüren, zumal die Damen dieser falschen Gesellschaft nur zu genau Ryo begutachten, um nicht zu sagen anstieren. Da fragt man sich doch, wer hier eigentlich die vertrocknete Rosine ist. „Laß uns gehen, ja?“ Wissend lächelt er mich daraufhin an, scheint er sich doch hier ebenfalls alles andere als wohl zu fühlen. Die Blicke folgen uns und wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, dass sie sich sogar hier draußen vor der Tür in unsere Rücken bohren. „Falls ich je wieder auf die Idee kommen sollte zu so einer heuchlerischen Veranstaltung gehen zu wollen, erschieß mich bitte.“ „So schlimm?“ „Diese Tratschtanten! Für die bist du doch ein gefundenes Fressen, Ryo.“ „Ach und du etwa nicht? Außerdem bin ich es gewohnt, dass man sich wilde Geschichten über mich erzählt, deren Wahrheitsgehalt verschwindend gering ist.“ „Stört dich das denn nicht?“ „Inzwischen amüsiere ich mich eher darüber. Man bekommt im Lauf seines Lebens so viele Affären und Liebschaften angedichtet, dass man noch nach dem Tod beschäftigt wäre, wären sie alle real. Du siehst, es bringt eh nichts sich darüber aufzuregen.“ „Wenigstens können die Herrschaften diesmal nicht behaupten, ich sei eine vertrocknete Rosine….“ Zwar habe ich diesen Satz mehr zu mir selbst gesagt, während ich über mein Handy die Nummer der Taxizentrale wähle, aber ich kann an Ryo’s Gesichtsausdruck erkennen, dass er mich verstanden hat. Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf mein Mobiltelephon, denn am anderen Ende meldet sich eine verschlafen klingende Frauenstimme, die wenig interessiert meinen Worten lauscht. Bin ja eh nur ich. „Wie hast du das gemeint?“ kommt auch prompt die Frage von Ryo, kaum dass ich das Gespräch mit der Taxizentrale beendet habe. „Ist nicht so wichtig….“ „Ach nein?“ Seine Stimme ist sanft, aber es liegt etwas in ihr das mich wissen lässt, dass er mich durchschaut hat. Aber das scheint er bereits seit der ersten Minute unseres ersten Zusammentreffens zu haben. „Denkst du, ich bin zu alt für einen Neuanfang? Sei ehrlich.“ „Nicht zu alt, sondern zu zurückgezogen. Wovor versteckst du dich, Robin?“ Für einen Moment starre ich einfach nur die Straße an, kämpfe mit mir, ob ich dieses Gespräch mit ihm wirklich führen soll, aber andererseits habe ich eh nichts zu verlieren. „Weißt du, es ist eine Sache jemanden zu treffen ohne dabei allzu viel von sich selbst preiszugeben, aber eine andere jemandem sein tiefstes Inneres anzuvertrauen.“ „Als ob es nicht schwer genug war die erste große Liebe zu finden und zu erobern, aber ein zweites Mal scheint nahezu unmöglich.“ Zwar lächelt er, aber die bittere Traurigkeit seiner Augen zeigt die wahren Gefühle, die er bei diesem Satz empfindet. Er ist doch erst so jung! Aber ich werde ihn nicht darauf ansprechen, dafür scheint mir das Thema zu privat. „Gehen wir zwei einsamen Krieger noch etwas unternehmen?“ „Da sag ich nicht nein, schließlich ist es noch nicht einmal Mitternacht. Worauf hat die Dame denn Lust?“ „Lach jetzt nicht, aber ich habe Hunger.“ „Das zeichnet eine gute Dinnerparty aus, kaum ist sie vorbei, gehen die Gäste erst einmal etwas richtiges Essen. Also, was schwebt dir vor?“ „Nach diesem New-Age-ohne-Kalorien-Fraß könnte ich alles mögliche essen, Hauptsache niemand stellt sich neben mich und erzählt mir etwas über kosmische Schwingungen, die mein Wohlbefinden stärken, nur weil irgend so ein Guru im Fernsehen das behauptet hat. Zudem, na ja könnte ich einen dieser leckeren Cocktails vertragen.“ „Da ist wohl jemand auf den Geschmack gekommen, wie? Ich habe da auch schon eine Idee, wo wir hingehen könnten. Kennst du das Stars?“ „Nein.“ „Dann wird es Zeit.“ Inzwischen ist das gelbe Taxi eingetroffen, in das wir einsteigen und Richtung Downtown fahren. Normalerweise sehe ich bei diesen Fahrten aus dem Seitenfenster, betrachte die unzähligen Lichter die näher kommen. Aber heute gilt meine Aufmerksamkeit meinem jungen Begleiter, nicht zuletzt aufgrund seiner Attraktivität. „Ist es üblich, dass euch diese Alvida vorschreibt, was ihr anziehen sollt?“ „In gewisser weise schon, denn sie bestimmt in welchen Läden wir unsere Klamotten kaufen dürfen, außerdem stehen die Ladenbesitzer in engem Kontakt mit ihr. Aber eine Klientin kann genauso gut entscheiden wie ihr Begleiter zu dem Treffen erscheinen soll.“ „Als Dschungeltarzan oder in der Badehose?“ „Ersteres war zum Glück noch nie der Fall, aber in der Badehose schon mehrmals.“ „Du bist doch ein Third, ist da eine Badehose nicht etwas wenig?“ „Sagen wir mal, es ist das Minimum, das ich anbehalte.“ „Kommt das oft vor? Ich meine, schließlich ist das doch ein eher ungewöhnliches Erscheinungsbild, oder nicht?“ „Einmal die Woche besuche ich eine rüstige alte Dame in ihrer Villa, um durch ihren Pool zu schwimmen.“ „Wie? Sie bezahlt dich dafür, dass du ein paar Runden in ihrem Pool drehst?“ „Ja.“ Das Taxi hält in einer der zahlreichen Seitenstraßen abseits der sogenannten Discomeile in Downtown, an einem mir unbekannten Ort also. „Dreizehn Doller zehn.“ brummt der Fahrer, worauf Ryo ihm den goldenen Stick vor die Nase hält. Zuerst hielt ich diesen Anhänger für eine Art Hundemarke, so wie man sie beim Militär verwendet, aber inzwischen weiß ich, dass man ihn auch als Kreditkarte verwenden kann, denn jeder Stick besitzt eine eigene Registriernummer. Mein junger Begleiter steigt aus, während ich dem Klang seiner Schritte auf dem Asphalt lausche, bis er auf meiner Seite des Wagens angekommen ist, um mir die Tür zu öffnen. „Mir bräuchten sie für eine Nummer kein Geld zu zahlen, Herzchen. So gut wie der Kleine bin ich allemal.“ raunt mir der bärtige Mann hinter dem Lenkrad zu. „Wenn sie Ärger wollen, sagen sie nur Bescheid.“ Total perplex sehe ich vom Taxifahrer, der diesen wenig amüsanten Spruch von sich gegeben hat, zu Ryo, der mir die Wagentür aufhält. „Reg dich ab, Jungchen. Wir erledigen bloß alle unseren Job.“ Ich ergreife Ryo’s Hand, um aus dem Taxi zu steigen und um diesen Typen loszuwerden. Was sich manche Leute so alles einbilden? Was sollte diese Aktion eben überhaupt? Warum denkt jeder sofort ans horizontale Gewerbe, wenn er einen Callboy sieht? Gut, ich muss ganz still sein, denn mein erster Gedanke ging in die selbe Richtung, als mir Nami das Treffen mit Ryo schenkte. Doch er ist schon ein ansehnliches Geschenk gewesen, das muss man zugeben. Und jetzt treffe ich mich sogar freiwillig mit ihm. Aber es tut mir gut auszugehen, einfach ein bisschen unter Leute zu kommen. Ich glaube wirklich, dass ich mich zu sehr hinter meinen Büchern verstecke. Ein leiser Gong reißt mich aus meinen Gedanken und erst jetzt bemerke ich, dass wir uns in einem schicken Fahrstuhl befinden. Alles verspiegelt. Die Tür öffnet sich automatisch, gibt den Blick auf einen weiten runden Saal frei. Es herrscht gedämpftes blaues Licht, einzig das Spiegelglasgebilde in der Mitte wirkt wirklich hell, aber auch alles in Blau gehalten. Es scheint eine Art Bar zu sein. „Und?“ „Wow! Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.“ „Dann warte mal ab, bis du alles gesehen hast.“ Er führt mich an der Theke vorbei zu einem der Tische, grüßt aber dabei ein paar der Barkeeper, die freundlich zurück grüßen. Er scheint hier bekannt zu sein. Gut, das wird er in den meisten Kneipen sein, schließlich wird er sich dort am häufigsten aufhalten. Dennoch wirkt mir das Lächeln der Barmänner sehr freundschaftlich, auch das der Bedienung, die an uns mit einem schwarzen Tablett in der Hand vorbeieilt. Wir setzen uns einander gegenüber an einen Tisch, wieder rund, aber nicht blau sondern silbern. Dafür ist die Sitzbank mit blauem Samt bezogen und führt nahezu einmal um den Tisch. „Und jetzt schau nach oben.“ „Nach oben?“ „Ja, nur zu.“ Etwas zögerlich hebe ich den Kopf, aber als ich über mir durch das Glasdach den sternenklaren Nachthimmel sehe wird mir bewusst, dass wir uns in einem Hochhaus befinden. Anscheinend habe ich mich innerlich zu sehr über den Taxifahrer aufgeregt, als irgend etwas zu registrieren. Peinlich. „Leider hat man nicht jeden Tag einen so schönen Ausblick.“ bemerke ich, während ich noch immer nach oben sehe. „Das ist nicht weiter tragisch, denn dann wird einfach die Zwischendecke eingefahren und auf der sind blau fluoreszierende Sterne abgebildet.“ Ich senke meinen Blick, ist es doch unhöflich permanent nach oben zu starren. „Geniale Idee. Der Name Stars ist gerechtfertigt.“ „Das stimmt. Was möchtest du denn trinken?“ „So wie du grinst, hast du doch bereits eine Idee, also überlasse ich dir die Bestellung, Ryo. Aber wehe du vergisst das Essen, denn sonst bin ich gleich abgefüllt.“ „Zum Essen einen Kir für dich und einen Green Devil für mich. Anschließend solltest du einen Mudslide trinken. Diesen Cocktail wollte ich dir schon bei unserem ersten Treffen empfehlen, aber leider gibt es den nur in wenigen guten Bars.“ „Bei mir gibt es nur gute Drinks, das versteht sich von selbst.“ Vor unserem Tisch steht eine Frau, die uns freundlich zuzwinkert. Sie könnte ein paar Jährchen älter sein als ich, hat mahagonifarbenes Haar und übt auf mich den Eindruck aus, als hätte sie in ihrem Leben bereits viel erlebt. Sie und Ryo umarmen sich, nachdem sie sich frech neben ihn gepflanzt hat. „Ich bin June, mir gehört der Laden.“ Auffordernd hält sie mir quer über den Tisch ihre Hand entgegen, so dass ich keinen Moment zögere und diese Geste annehme. „Robin, sehr erfreut.“ Sie mustert mich kurz, ehe sie sich wieder Ryo zuwendet: „Was kann ich für euch zwei Süßen tun?“ „Mein Lieblingsessen für Zwei, einen Kir und einen Green Devil.“ „Dann geh und bring mir einen Gloom Chaser.“ „Bin ich hier die Bedienung?“ „Nein, aber ich will sehen, wie du dich mit deinem süßen Hintern auf den Weg zur Bar begibst.“ „Als ob dich das interessieren würde.“ Dennoch steht er auf und kommt ihrer Aufforderung nach. Er hat wirklich einen süßen Hintern. „Sie scheinen ihm sympathisch zu sein.“ „Wie kommen sie darauf?“ antworte ich, denn der Sinn hinter dieser Frage bleibt mir verborgen. „Weil er normalerweise nie eine seiner Kundinnen mit hierher bringt.“ „Das sagen sie sicherlich nur so.“ „Nein, denn ich halte nichts von Heuchlerei. Deshalb lass ich auch nur Leute auf Empfehlung hier rein, selbst wenn das den Gewinn schmälert, aber ich möchte mich nur noch mit netten Menschen abgeben.“ „Eine gute Einstellung. Aber wird man denn gar nicht kontrolliert?“ „Haben sie den Türsteher nicht gesehen?“ „Nein, ich war derart in Gedanken, weil ich mich so über diesen unfreundlichen Taxifahrer aufgeregt habe, dass ich ihn wohl nicht bemerkt habe.“ „Callboys stehen bei anderen Männern logischerweise nicht hoch im Kurs und da reagieren sie schon mal ungehalten, besonders einem Second oder First gegenüber.“ „Ach deshalb hat er mich angemacht, weil er dachte, Ryo sei ein Second, schließlich konnte er ja nicht wissen, dass der goldene Stick nur Ersatz ist.“ „Ersatz trifft es nicht so ganz.“ „Wie meinen sie das, June?“ „Kennen sie Alvida?“ „Ja, ich hab sie heute kennengelernt.“ „Wenn es nach ihr ginge, müsste unser Süßer als Second arbeiten, aber da er sich für sie um die Probleme der anderen Callboys kümmert, gewährt sie ihm das Privileg ein reiner Third zu sein.“ „Mir gegenüber hat sie sich zwar freundlich verhalten, aber zu Ryo war sie komisch. Sie hat ihn angesehen, als wäre er…“ „Ein Stück Fleisch.“ „Ja…. Genauso habe ich es empfunden. Es war mir unangenehm, aber sie schien das nicht zu stören.“ „Sie stört sich an gar nichts, außer wenn der Umsatz nicht stimmt, aber darüber kann sie sich wohl nicht beklagen.“ „Hier, die Damen.“ Ryo gesellt sich wieder zu uns, bewaffnet mit drei unterschiedlichen Cocktails. „Jessy wollte dich wohl nicht mehr gehen lassen, oder sehe ich das falsch?“ „Nein, da liegst du richtig, June.“ Ich genieße diesen schönen Abend, das leckere Essen, die phantasievollen Cocktails und nicht zuletzt die nette Gesellschaft. June hat mir zum Abschied sogar einen kleinen blauen Stern geschenkt, die Eintrittskarte zum Stars. Bienchens kleine Cocktailrunde: Sorry, diesmal sind beide mit Alk. ^^’ Kir Green Devil gestoßenes Eis Limettensaft 4cl Crème de Cassis Zucker Weißwein 2cl weißer Rum 1 Zitronenschalenspirale 1cl Blue Curacao 2cl O-Saft Eis 1 Limettenscheibe Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)