Callboys von Stoechbiene (ZoxRo (LyxKa, SaxNa)) ================================================================================ Kapitel 46: Spurensuche ----------------------- 46. Robin Spurensuche „Ich habe heute mit Kalifa aus der Nachrichtenabteilung gesprochen. Weißt du, ich habe dir das nie erzählt, aber sie hat mir damals die Dating-Agentur empfohlen. Sie ist wohl schon länger Kundin dort und ist auch bereits mit mehreren von diesen Jungs ausgegangen. Um ehrlich zu sein, hat sie auch schon verschiedene andere Agenturen in Anspruch genommen. Jedenfalls fragte sie mich, ob ich mir denn auch den Kalender für das nächste Jahr kaufen würde. Ich wusste nicht welchen Kalender sie meinte, bis sie mir ein älteres Exemplar eines solchen Kalenders gezeigt hat, das wohl immer in ihrer Schreibtischschublade liegt. Darin sind die heißesten Callboys der Agentur abgelichtet! Sie sagte, es wäre ihr absoluter Lieblingskalender damals gewesen und obwohl er schon ein paar Jährchen alt wäre, fände sie die Fotos darin nach wie vor einfach am schönsten. Neugierig wie ich bin, habe ich mir den Kalender ganz genau angesehen, denn es kann nie schaden, sich ein paar hübsche Jungs anzuschauen. Aber dabei habe ich ein interessantes Foto entdeckt. Ich habe es abfotografiert, denn ich wollte es dir unbedingt zeigen.“ Nami‘s Grinsen spricht schon wieder Bände, aber dieses Mal freue ich mich auf ihre Entdeckung, denn dabei kann es sich eigentlich nur um ein Bild von Ryo handeln. Zwar ein jüngerer Ryo, aber deshalb bestimmt nicht minder attraktiv. Unweigerlich muss ich an das Foto denken, das ich in Law’s Krankenakte von ihm gesehen habe. Er war deutlich jünger und es lag noch etwas jugendliches in seinem Antlitz, das man heute vergeblich sucht. Neugierig schaue ich auf Nami’s Handy, das sie mir auffordernd entgegenhält. Natürlich gilt meine Aufmerksamkeit sofort Ryo, der auf dem Bild vor einem azurblauen Pool steht und seinen durchtrainierten Rücken präsentiert, wohl wissend, dass seine Brust eine große Narbe ziert. Wie erwartet ist er jünger als heutzutage, aber sein Blick scheint sich in all dieser Zeit nicht verändert zu haben. Die Rolle des Unnahbaren hat er wohl schon früh für sich entdeckt. Nein, es ist keine Rolle, vielmehr sein Charakter. Er gehört nicht zu den Menschen, die jeden sofort offen in ihr Herz schließen. Neben ihm steht ein anderer junger Mann, in etwa das gleiche Alter, dessen Anblick mich ein wenig schockiert. „Ich kenne ihn! Das ist Mr. Vinsmoke!“ „Wer?“, entgegnet Nami sichtlich überrascht. „Er ist Koch im Baratie. Ich wusste nicht, dass er auch mal für die Agentur gearbeitet hat. Interessant!“, platzt es förmlich aus mir heraus. „Bist du dir sicher, dass dies derselbe Mann ist? Ein Koch?“ Neugierig beugt sich Nami über ihr Smartphone. „Sieht gar nicht mal so schlecht aus“, kommentiert sie das Foto. „Ja, das ist definitiv Mr. Vinsmoke. Du weißt doch, das Baratie ist mein Lieblingsrestaurant. Ich kenne das Personal dort sehr gut. Mr. Vinsmoke ist zwar Koch, aber er unterhält sich auch gerne mit den Gästen, wenn es ihm seine Zeit erlaubt und seine Weinempfehlungen sind spitze. Aber wirklich interessant an der ganzen Angelegenheit ist, dass ich Ryo schon einmal zufällig im Baratie getroffen habe und er dort als Barkeeper arbeitete.“ Verblüfft sieht Nami mich an und auch ich kann nicht leugnen, dass ich diese Tatsache nun in einem ganz anderen Licht sehe. Sollten sich die beiden aber aus der Agentur kennen, war es vielleicht mehr ein Freundschaftsdienst als ein wirklicher Job. „Davon hast du mir nie erzählt. Womöglich sollten wir der Sache mal auf den Grund gehen. Ich meine, es ist doch ungewöhnlich, dass ein Callboy nebenbei als Barkeeper in einem Edelrestaurant arbeitet, oder findest du nicht?“ „Schon, Nami. Doch wie stellst du dir das vor?“ „Na ganz einfach! Wir fahren hin und essen etwas Leckeres. Und ganz nebenbei schauen wir uns nach hübschen jungen Männern um!“ Sie lacht. „Wir können doch nicht einfach dahinfahren. Du musst einen Tisch reservieren und…“ „Ach Quatsch! Wenn meine Vermutung richtig ist, werden sie ganz sicher einen Platz für uns haben, also los geht’s! Außerdem wollten wir uns doch eh einen schönen Abend in der City machen, da kommt die Idee mit dem Baratie mir gerade gelegen.“ „Ich bin mir da nicht so sicher.“ Das klingt nach einer von Nami’s Ideen, die meist recht peinlich enden. Andererseits hat sie natürlich recht, dass wir mehr über Ryo herausfinden müssen. „Ach komm schon. Wir haben wirklich nicht viele Informationen über Ryo. Wir sollten schauen, dass wir etwas mehr über ihn in Erfahrung bringen. Lass uns jetzt dort hinfahren und wenn wir nichts herausfinden oder wenn sich die Idee als falsch herausstellt, dann haben wir nichts verloren. Wir können nur gewinnen.“ Kurz überlege ich noch, stimme dann aber doch zu: „Ich fahre aber.“ „Von mir aus.“ An Nami’s Stimme höre ich, dass sie nicht begeistert davon ist, dass ich fahren werde und wir kein Taxi nehmen. Sie wird sich wundern. Eilig werfe ich noch schnell einen Blick in den Spiegel, Haare und Make-up sitzen, es kann losgehen. „Kommst du?“ „Yes! Ich bin so aufgeregt!“, flötet Nami und reißt die Wohnungstür auf. Ich kann nur hoffen, dass unser Vorhaben nicht zum Desaster wird. Schweigend fahren wir mit dem Fahrstuhl ins Untergeschoss und verlassen Nami’s Behausung. Für mich ist es sehr praktisch, dass zu ihrer Wohnung auch ein Tiefgaragenplatz gehört. Nami besitzt kein eigenes Auto, folglich hat jeder ihrer Besucher einen exklusiven Parkplatz für sich. Wir steigen in meinen BMW und ich fahre los. Zügig durchquere ich die Stadt bis zum Baratie, denn ich kenne den Weg auswendig. „Seit wann kannst du so gut Autofahren?“ „Tja, das hat mir ein gewisser Herr beigebracht“, entgegne ich ein wenig stolz, vermeide es dabei aber Nami anzusehen, denn allein der Gedanke an diesen Abend, lässt mich ein wenig verlegen werden. „Möchtest du mir etwas Näheres darüber erzählen?“ Sie grinst schon wieder spitzbübig. „Nein, möchte ich nicht. Aber wie du siehst, er hatte Erfolg.“ Ich parke den Wagen auf dem Parkplatz des Baratie und sehe auch schon von Weitem, dass nur noch wenige Plätze frei sind. Nun wird mir doch etwas mulmig zu Mute. Doch während ich noch grüble, ist Nami schon auf dem Weg zum Eingang. Schnell greife ich hinter den Sitz, um meine Handtasche hervorzuholen und meiner Freundin zu folgen. Manchmal ist Nami etwas ungestüm und ich befürchte, dass sie mit dem Kopf durch die Wand rennen könnte. Kaum sind wir durch die Eingangstür getreten, werden wir von einem der Ober in Empfang genommen. Doch Nami in ihrer unverblümten Art möchte gleich Mr. Vinsmoke sprechen. „Findest du, das ist eine gute Idee?“ Doch Nami ignoriert mein Flüstern. Wir müssen auch nicht lange warten und Mr. Vinsmoke betritt den Empfangsbereich, sichtlich überrascht von unserm Anblick. „Miss Nico, schön sie wieder bei uns zu haben und sie sind Miss Saperstein, unsere tolle Wetterfee, wenn ich richtig informiert bin.“ Er schenkt uns ein freudiges Lächeln und tritt näher an uns heran. „Sie kennen mich? Oh, das schmeichelt mir aber.“ Ein wenig amüsiert beobachte ich, wie Mr. Vinsmoke Nami umgarnt und diese das in vollen Zügen genießt. „Was kann ich für sie beide tun?“ Wild gestikuliert Nami mit ihren Händen, in der Hoffnung die richtigen Worte zu finden: „Um ehrlich zu sein, sind wir auf der Suche nach einem Dessert, einem besonderen Dessert, wenn sie wissen, was ich meine.“ Dabei hält sie ihm ihr Smartphone mit dem Foto vor die Nase und lächelt, als wäre sie tatsächlich eine Fee. Und obwohl es Nami ist die mit ihm spricht, gilt sein Blick mir. Augenblicklich wird mir heiß und ich verfluche mich dafür, mich auf Nami‘s Idee eingelassen zu haben. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken! Sicherlich ist mir meine Unsicherheit und meine Scham anzusehen, so dass es mich nicht wundern würde, wenn ich etwas rot geworden wäre. Doch im Gegensatz zu meiner Befürchtung lächelt Mr Vinsmoke auf einmal und meint: „Für ein besonderes Dessert biete ich Ihnen auch einen besonderen Platz an. Wenn die Damen mir bitte folgen würden.“ Nami und ich blicken uns kurz an. Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr. Nervös laufe ich hinter dem blonden jungen Mann her, dicht gefolgt von Nami, die inzwischen auch nicht mehr ganz so selbstbewusst wirkt wie zu Beginn unseres Vorhabens. Wir werden in einen der beiden Seitenräume geführt, die gerne für Familienfeiern gebucht werden. Es ist wieder der Raum mit der kleinen Bar, wo ich damals Ryo ganz unverhofft getroffen habe. Doch der Tresen ist offenkundig unbesetzt, was in mir die kurz aufkeimende Hoffnung, Ryo könnte momentan hier sein, verpuffen lässt. „Nehmen sie doch bitte Platz, ich bin sofort zurück.“ Damit verlässt Mr. Vinsmoke uns wieder und ich bin froh um diese kurze Auszeit. „Er muss uns für völlig bescheuert halten!“, herrsche ich Nami an. „Na und? Er kann uns für so bescheuert halten, wie er will, Hauptsache wir finden etwas mehr über Ryo heraus. Entspann dich, schließlich scheint er ja selbst einmal in diesem Geschäft tätig gewesen zu sein. Wir werden sehen, ob er bereit ist uns etwas zu erzählen. Außerdem ist er ganz schön niedlich!“ Nervös gehe ich ein paar Schritte auf und ab. Warum muss auch alles so kompliziert sein? Hätte ich mich nicht in den Postboten verlieben können? „Setz dich doch endlich zu mir. Wir sollten uns überlegen, welche Fragen wir ihm stellen.“ Entsetzt starre ich Nami an, während ich mich auf den Stuhl fallen lasse: „Ich dachte, du hättest einen Plan?“ „Nein, wieso? Entweder wird er uns freiwillig etwas erzählen oder er schmeißt uns raus.“ Ich fasse mir an die Stirn, um mich zu sammeln. Nami’s Spontanität und Ideenreichtum überfordern mich gerne mal. Aber andererseits habe ich genau diesen Eigenschaften von ihr zu verdanken, dass ich Ryo kennengelernt habe, denn ich wäre nie in meinem Leben darauf gekommen, mich mit einem Callboy zu treffen. Niemals. Die Tür schwingt wieder auf und Mr. Vinsmoke betritt mit einem Teller in der Hand den Raum. Zu seiner Rechten taucht der kleine Diego auf, ebenfalls mit einem solchen bewaffnet. Mit seiner kleinen Schürze und den grünen Wuschelhaaren sieht er zu knuffig aus. „Haben die Ryo geschrumpft?“, raunt mir Nami zu und grinst vergnügt. Die beiden Herren kommen auf uns zu, wobei man deutlich erkennt wie sehr Diego sich bemüht, wie ein echter Kellner aufzutreten. Mit kindlichem Ernst trägt er den großen Teller mit beiden Händen, den er keine Sekunde aus den Augen lässt. An unserem Tisch angekommen, serviert Mr. Vinsmoke Nami ihren Teller, der mit diversen kleineren Porzellan- bzw. Glasschälchen gespickt ist. Alle Dessert sind liebevoll angerichtet und laden zur Verkostung ein. Diego sieht mich dagegen verwundert an, offensichtlich scheint er mich zu erkennen. Er grinst etwas verlegen, erst dann schiebt er den Teller für mich auf den Tisch. Erst jetzt aus der Nähe erkenne ich, dass sein Kopf leicht gerötet ist, bestimmt weil er sich so viel Mühe gibt, um alles richtig zu machen. „Vielen Dank, mein Herr“, entgegne ich ihm, was ihm ein weiters verlegenes Lächeln entlockt. „Und sagst du uns auch, was das alles ist?“ Mit großen Augen sieht er mich an, dann stellt er sich auf die Zehenspitzen, um besser über den Tisch blicken zu können, und erklärt ernst: „Das ist ein Schokoladenpaffy und das eine Creme Brüll.“ Ich unterdrücke ein Lachen und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie süß ich den kleinen Racker finde. Es fällt mir schwer. Kurz räuspere ich mich, ehe ich das kleine Schälchen mit der Crème brulée nehme und an mein Ohr halte. „Ich höre nichts brüllen, du?“ Diego sieht auf die Crème brulée und hält seinen Kopf schief, um angestrengt zu lauschen, ob er denn etwas hören könne, doch er schüttelt nur den Kopf. Dann kommt er näher und flüstert in mein Ohr, dass es etwas kitzelt: „Die heißt nur so.“ „Ach so.“ Ich tue überrascht und stelle das Schälchen zurück zu den anderen, denn offensichtlich ist Diego mit seinen Erklärungen noch nicht fertig. Er wendet sich wieder meinem Teller zu und deutet mit seinem kleinen Zeigefinger auf das nächste Dessert: „Und das ist ein Erdbeereis und das ein Schmusie.“ Ich kann nicht mehr! Zwei Tränen laufen mir über das Gesicht, aus purer Freude und weil dieser kleine Fratz einfach nur zum Knuddeln ist. „Du bist auch so ein Schmusie, du.“ Mr. Vinsmoke hebt den kleinen Kellner auf seinen Arm und drückt ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Der Opa hat das aber gesagt.“ „So so, der Opa also. Na, dann geh mal wieder zurück zum Opa, denn er wartet bestimmt schon auf dich.“ „Ja, Onkel Sanji.“ Diego rennt bis zur Tür, hält dann aber kurz inne, um sich noch einmal halb zu uns umzudrehen und zum Abschied zu winken. Ich wische mir vorsichtig über die Augenwinkel, um meine Wimperntusche nicht zu ruinieren. Auch Nami wirkt sichtlich erheitert, aufgrund der kleinen Showeinlage, die Diego uns hier geboten hat. Mr. Vinsmoke gesellt sich näher zu uns an den Tisch und erklärt höflich: „Des Weiteren hätten wir noch eine Topfenmousse mit Cassisschaum, Grapefruitsorbet in Campari und eine kleine Waffel mit Zimtpflaumenjam.“ „Ich sehe schon, als Dessert, ich meine mit Desserts kennen sie sich aus, Mr. Vinsmoke“, flötet Nami und das verfehlt seine Wirkung nicht. Ich würde mich das in hunderten von Jahren nicht trauen, aber sie hat wie immer Erfolg damit. „Nennen sie mich doch bitte Sanji, Miss Saperstein.“ „Mit Vergnügen. Und ich bin Nami.“ Konzentriert starre ich auf meine Dessertauswahl und versuche meine Verlegenheit zu überspielen. Nami ist mal wieder in ihrem Element und ich komme mir ein wenig fehl am Platz vor. Aber wo bleibt eigentlich mein ganz privates Dessert? Ich nehme den kleinen Dessertlöffel und zerbreche vorsichtig die Karamellschicht auf der Crème brulée. Dabei fällt mir ein, dass ich das letzte Mal mit Ryo dieses Dessert gegessen habe und damals schon den kleinen, aber frechen Gedanken hatte, dass er wirklich schöne Lippen hat und ein Kuss von ihm bestimmt besser, als jeder Nachtisch schmecken würde. Doch inzwischen ist so viel Zeit vergangen und noch immer weiß ich nicht, ob dieser Gedanke der Wahrheit entspricht. Wieder werden meine Augen feucht, doch ich fürchte, dieses Mal ist es nicht aus Freude. „Sie sind Robin, nicht wahr?“ Ein wenig erschrocken blinzele ich und sehe in das Gesicht von Mr. Vinsmoke, der neben meinem Stuhl in die Hocke gegangen ist und mich aufmunternd ansieht. Ich nicke schnell, bringe einfach kein Wort heraus. Aber da er meinen Vornamen kennt und mich vorhin auch sofort erkannte, bedeutet das vielleicht, dass Ryo ihm von mir erzählt hat. „Ich habe in einer halben Stunde Feierabend und dann verspreche ich, dass ich ihnen ein paar Fragen beantworten werde, okay?“ „Ja, danke“, flüstere ich beinahe. Ich fühle mich tatsächlich ein wenig erleichtert. „Bitte genießt in Ruhe die Desserts und dann bin ich auch gleich schon zurück. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn wir uns beim Vornamen nennen?“ „Ja, sehr gerne“, antworte ich und kann auch wieder ein wenig lächeln. „Bis gleich also.“ Sanji lässt uns allein und kaum, dass er durch die Tür getreten ist, höre ich Nami sagen: „Was für ein süßer Hintern.“ Ich bin froh, dass Nami mich mit ihren Bemerkungen immer wieder aufzuheitern weiß. Nichts wäre schlimmer, wenn ich in einem Moment wie diesem in mich zusammengesunken wäre. Da fällt mir ein: „Ryo’s Hintern schien dir auch zu gefallen, wenn ich mich recht entsinne.“ „Seit wann bist du so schlagfertig?“ Sie lacht. „Stimmt, als ich ihn damals für meine Verabredung hielt, habe ich mich ein wenig vorgewagt und bin auf Tuchfühlung mit ihm gegangen.“ „Aber wieso wusstest du nicht, welcher der beiden deine Verabredung war? Du hast sie doch ausgesucht.“ „Um ehrlich zu sein, ich habe einfach zwei Fragebögen ausgefüllt und mich überraschen lassen, denn dass die Jungs gutaussehend sind, davon bin ich einfach ausgegangen.“ „Ernsthaft?“ Ich verdanke es also dem mehrfachen Zufall, ausgerechnet Ryo begegnet zu sein. „Es gibt meines Wissens eh nur zwei Agenturen, die Callboys als reinen Begleitservice anbieten, ohne Dessert sozusagen.“ „Dessert? Netter Vergleich.“ „Nein, das heißt wirklich so. Es wäre ja auch unprofessionell, wenn eine Agentur die Rechnung abbucht und anschließend auf dem Kontoauszug steht: Callboy und Sex oder so. Also wird der Begleitservice abgebucht und bereits vor dem Treffen die Summe für das jeweils gebuchte Extra unter einem unauffälligen Verwendungszweck. Wer hegt schon Verdacht, wenn eine Frau Pralinen kauft?“ „Keiner vermutlich.“ Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. „Eben. Ich glaube mich zu erinnern, dass bei Marc damals ‚Belgische Champagnertrüffel‘ stand.“ „Klingt edel.“ „Ja, war ganz nach meinem Geschmack, zumindest als One-Night-Stand. Und?“ Sie grinst schon wieder so verdächtig… „Welches Dessert wäre Ryo? Etwas japanisches?“ „Nein, ich stelle mir eher…dunkle Chilischokolade vor.“ „So so, du denkst also an ein scharfes Dessert mit Ryo.“ „Nein, das tue ich nicht!“, zische ich zurück. „Und ob du das tust.“ „Du bist eine blöde Kuh“, gebe ich zurück und schlage mir beide Hände vors Gesicht. Hätte ich doch bloß meine Klappe gehalten! Ich spüre Nami’s Hand auf meinem Kopf, wie sie mir ein paar Haarsträhnen zur Seite schiebt, ehe sie mit leiser Stimme entgegnet: „Ich wünsche euch ganz viele süße Stunden zu zweit, ehrlich.“ Beschämt blicke ich sie durch meine Finger an und antworte: „Eine Umarmung wäre für den Anfang schon genug.“ „Bekommst du keine Umarmung von ihm zur Begrüßung?“ „Nein.“ „Hm. Vermutlich hält er dich auf Distanz, weil es ihm sicherlich auch schwerfällt in deiner Gegenwart nicht an…Süßigkeiten zu denken.“ „Meinst du?“ Mir wird schon wieder warm. „Als wir uns bei dir zu Hause getroffen haben, lag das Wort Dessert mehr als deutlich in der Luft. Es war schon gut, dass ich bei euch geblieben bin, denn der Stoff seiner Badehose hätte das nicht verhindern können.“ Ich antworte nicht, sondern schiebe mir einen Löffel Erdbeereis in den Mund. Dunkle Schokolade in Form durchtrainierter Oberarme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)