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Smaragdener Fluch

Schwarze Nemesis I
von

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Kapitel I
 


 

Der Mond schien hell in dieser Nacht, als der Mord geschah.

Die weiß gekleidetete Gestalt schaute vom Balkon aus auf die erstaunten Gesichter im Garten, jemand schrie seinen Namen, als die Tür aufging und ein kleiner Junge mit gefaßter Miene hereinkam.

"Gut gemacht, mein kleiner Detektiv!" lobte der elegante Dieb den Kleinen.

"Wo ist Ran?" entgegnetete der nur aufgebracht.

"Sie schläft friedlich im Zimmer nebenan. Ich hätte ihr...selbstverständlich nie etwas tun können..."

"Du bist wirklich erstaunlich!" meinte der Junge anerkennend, "Genau wie dein Pseudonym ankündigt, vermagst du immer wieder zu verblüffen!"

"Es war eigentlich gar nicht meine Absicht, großartig zu verblüffen. Ich war nur stutzig geworden, weil "Illusion Kid", der ja eigentlich tot war, weiterhin im Zauberforum mitmachte. "Illusion Kid" war nämlich der Name, unter dem Fuden Harui damals sein Bühnendebüt feierte" erklärte der Weißgekleidete das Geschehen, "Als ich sie sah, war mir klar, dass sie Haruis Enkelin war, und auch Hamanos Zaubertrick konnte ich durchschauen, aber ich hatte keine Ahnung, dass es hier zu einem Mord kommen würde. Ich bedaure zutiefst, dass ich dafür zu lange gebraucht habe..." Er seufzte ehrlich bereuend.

"Ein emotionaler Charakter kann manchmal den Verstand überschatten und die Wahrheit verschleiern... Natürlich wollte auch ich diesen tragischen Mord diesmal verhindern!" erwiderte der Grundschüler trocken.

"Ich bin kein Detektiv und du lagst mit Grippe im Bett. Wir konnten einfach nichts machen!" Der Dieb grinste wieder gefährlich. "Wir sehen uns wieder, mein kleiner Meisterdetektiv... Noch bevor die Glocken zum Ausklang dieses Jahrhunderts läuten..."

Mit derselben fließenden Geste, mit der er noch einmal zum Gruß die Krempe seinens weißen Zylinders antippte, ließ er etwas Kleines auf den Boden fallen.

Noch während die Rauchbombe explodierte, sprang der Meisterdieb Nr.1412 athletisch über die Balkonbrüstung, doch bevor die Schwerkraft ihren Tribut fordern konnte, entfalteten sich schon die Flügel seines Drachengleiters aus seinem Cape, und er schwebte elegant durch die Lüfte.

Hinter ihm hörte er noch das Husten des kleinen Detektivs, sowie das Schrappen des Polizeihubschraubers, das sich mit hoher Geschwindigkeit dem Anwesen im Wald näherte. Doch es war schon zu spät, der junge Zauberer schraubte sich schon von lokalen Luftauftrieben gestützt in den Himmel, immer weiter weg vom Schauplatz, der ihn unerwarteterweise mit seinem scharfsinnigsten Gegner zusammenstoßen ließ. Außerdem wußte er, dass die Polizei momentan andere Prioritäten hatte, als die Verfolgung des meistgesuchtesten Langfingers Japans, nein, der ganzen Welt, aufzunehmen. Er war wieder entkommen!
 

Während die Luftströme an ihm vorbeiglitten, fiel der junge Mann in einen gefühlsmäßigen Höherausch. Er dachte an den seltsamen kleinen Jungen, der ihm schon einmal seinen sorgsam geplanten Coup zunichte gemacht hatte. Damals war er nur mit allergrößter Mühe geflohen, mit leeren Händen!

Das war das erste Mal in seinem Leben, dass ihm jemand tatsächlich geistig gleichrangig, wenn nicht sogar überlegen war, das erste Mal, dass jemand der Herausforderung würdig war, die er jedes Mal vor seinen Raubzügen stellte: Hier ist mein Plan, haltet mich auf, wenn ihr es vermagt!

Sicher, ein paar Polizisten hatten gelegentlich seine Rätsel geknackt, Kommissar Nakamori, dessen Lebensaufgabe er im Laufe der Zeit geworden war, war zum Beispiel etwas heller als seine Kollegen, doch besonders gefährlich wurde er dadurch auch nicht! Doch dieser Junge, Conan Edogawa, wie er sich vorgestellt hatte, war etwas Besonderes, nur ein Grundschüler, dem Anschein nach, und doch...

Er mußte plötzlich breit grinsen, als ein vollkommenes Glücksgefühl ihn durchströmte, und hoch im Himmel gleitend, lachte ein weißer Schatten auf.

Es machte so einen Spaß "Kaitô KID" zu sein!
 

*~*~*~*
 

"Kaitô? Kaitô-kun! Hörst du eigentlich überhaupt zu?!"

"Mmh? Hast du was gesagt?" Etwas verwirrt blinzelte ein sehr müder Kaitô Kuroba das Mädchen in Matrosen-Schuluniform an.

"Nur seitdem die Pause angefangen hat! Ach ja, und kurz im Unterricht, als ich dich vergeblich um einen Radiergummi gebeten hab, ganz zu schweigen vom Schulweg, wo du mich zuhause abholen wolltest und ich dir stattdessen die ganze Zeit schnaufend hinterhergelaufen bin, du hast natürlich auch nicht gehört, dass ich deinen Namen mindestens hundertmal gerufen habe..." Aoko hatte angefangen ihre Finger zu benutzen, um ihre Aufzählung zu betonen.

"Ja, klar, und den Lehrer darf ich auch nicht vergessen, der dich drei Mal aufrufen mußte, bis du dich mal gemeldest hast, irgendwann hat er's wohl aufgegeben..."

"Jajaja, ist ja gut, es tut mir ja leid!" versuchte Kaitô den Redefluß seiner Jugendfreundin zu unterbrechen. "Tut mir leid, hab wohl die letzte Nacht nicht besonders viel geschlafen..." fügte er etwas zerknirscht hinzu.

"Das wäre Uns allerdings auch aufgefallen! Ich will gar nicht wissen, was du nachts alles anstellst, während anständige Leute brav in ihren Betten liegen!"

Mmh, das wollte sie vermutlich wirklich nicht wissen, grinste der Oberschüler in sich hinein, brav war er auf jeden Fall nicht, und wenn es nach vielen verschiedenen Leuten ginge, auch nicht besonders anständig. Wie sollte er auch irgendjemandem erzählen, dass er erst sehr spät - oder früh?! - von einem kleinen "Ausflug" nach Hause gekommen war, und die letzten Stunden der Ruhe statt zu schlafen über seinen mysteriösen jungen Kontrahenten gegrübelt hatte, wie er es auch jetzt noch tat.

Je mehr er über diesen außergewöhnlich scharfsinnigen Miniatur-Detektiven nachdachte, desto merkwürdiger erschien er ihm. Der kleine Conan verhielt sich die meiste Zeit kein bißchen seinem Alter entsprechend, und wenn er es doch tat, brauchte man kein Meister der Verkleidung zu sein, um zu sehen, dass er sich verstellte, und das auch nicht besonders geschickt!

Im Grunde genommen spielte er bisher hauptsächlich immer dann ein Kind, wenn es darum ging, die Leute zu überzeugen, dass er eben nicht mehr war als das, ein kleiner unschuldiger Junge, der niemals dazu fähig wäre, solch komplizierten Gedankengängen nachzugehen.

Nur bei ihm schien er seine wahre Natur zu zeigen...

Eindeutig die Natur eines Erwachsenen, um genau zu sein, eines genialen Erwachsenen, der in Kaitô KID auch so etwas wie eine Herausforderung erkannt hatte, die es zu knacken galt!

Dieser Gedanke brachte Kaitô zum schmunzeln. Wenn dem tatsächlich so war, dann hatten sich wohl zwei Seelenverwandte gefunden!

Wieder stierte er nachdenklich ins Leere, den Unterricht bekam er nur am Rande mit, selbst Aoko gab es irgendwann entnervt auf, ihren Freund auf sich aufmerksam machen zu wollen.

Diese Überlegung ließ ihn nicht mehr los: Conan Edogawa war bestimmt nicht der, der er zu sein vorgab, denn welchen Grund sollte ein Grundschüler -wie intelligent er auch sein mochte- haben, seine geistige Reife zu verbergen?!

Egal, wie er darüber nachdachte, er kam einfach auf keine logische Begründung!

Doch widersinnigerweise freute ihn das: er mochte vielleicht kein Detektiv sein, doch auch er liebte Herausforderungen, und die nahm er glücklich an!
 

Nach der Schule entschied er sich zuallererst ins örtliche Zeitungsarchiv zu gehen, er meinte den Namen des Kleinen schon mal in der Zeitung gesehen zu haben. Spätestens seit dem Vorfall auf der "Queen Sallybeth", dem Schiff der Familie Suzuki, auf der er die Perle "Black Star" stehlen wollte, sollte es doch einen Artikel über ihn geben...

Unter dem Namen "Conan Edogawa" wurde er tatsächlich fündig, neben dem erwarteten Bericht tauchte er noch ein paar Mal auf, mal im Anhang des berühmten Meisterdetektiven Kogoro Môri, mal im Zusammenhang mit einer Grundschulclique namens "Detective Boys", wie der Journalist schmunzelnd notierte, die Verbrechern auf die Schliche kamen...

Eindeutig zu oft für ein paar Kinder, wie Kaitô befand!

Gelegentlich gab es auch Fotos, wo eine Bande von drei Jungen und einem Mädchen stolz mit Victory-Zeichen in die Kamera grinsten. Das heißt, zwei Jungen und ein Mädchen, der vierte im Bunde schien es eher peinlich berührt über sich ergehen zu lassen, so als wolle er eigentlich nicht erkannt werden, doch genau das tat der junge Mann: der unauffällige Junge auf dem Bild war mal wieder kein Geringerer als sein kleiner Gegner!

Das jedes Mal Edogawa hinter den gelösten Fällen der Detective Boys steckte, war nicht schwer zu erraten, doch was war mit Môri? Konnte ein 7-Jähriger statt eines Erwachsenen Kriminalfälle lösen, ohne aufzufliegen?

Môri hatte er bisher einmal über einen längeren Zeitraum getroffen, als Kaitô KID sich als dessen Tochter Ran ausgegeben hatte, und diesen schnell als absoluten Idioten entlarvt, der den wahren Täter bei einer Gegenüberstellung nicht einmal dann erkennen würde, wenn man mit einem Neon-Blinklicht-Pfeil auf ihn deuten sollte. Doch wie schob ihm der Kleine bloß immer die Lorbeeren in die Schuhe?!

Kaitô grinste breit, als ihm die Lösung einfiel. Er war schließlich nicht umsonst ein meisterhafter Zauberer, somit sozusagen auf dem Gebiet des schönen Scheins zuhause!

Warum war ihm das bisher nicht früher in den Sinn gekommen?! Ihm war schließlich gestern schon in der Verkleidung von "Toki Kida" aufgefallen, wie Edogawa Ran Môris Freundin Sonoko als Sprachrohr zur Aufklärung des Mordes benutzt hatte, der Trick war einfach: man benütze ein schnell wirksames Schlafmittel, vermutlich in Form einer Infusion verabreicht, und ahme die Stimme des Opfers nach, schon wäre die Illusion perfekt, solange die Umstehenden nicht allzu genau darüber nachdachten.

Ob Conan Edogawa genauso wie er Stimmenimitator war?

Nein, er bezweifelte es, er musste eher einen Stimmverzerrer benutzen, warscheinlich mit einem kleinen Lautsprecher, da sich der Detektiv während der Beweisführung auch bewegt hatte!

Alle Achtung, dachte der Oberschüler anerkennend, du führst eine Menge Leute gehörig an der Nase herum!

Doch dann dachte er wieder, wie frustrierend es sein musste, seine wahren Fähigkeiten nicht nur verstecken zu müssen, sondern sie auch noch unfähigen Marionetten zuschreiben zu lassen! Das könnte der Meisterdieb 1412 niemals zulassen, er sonnte sich viel zu sehr in seinem Ruhm, ja er lechzte regelrecht nach der Aufmerksamkeit, die man ihm zukommen ließ, süchtig nach einem bewundernden Publikum, dessen Mittelpunkt er sein wollte!

Wie schwer musste es sein, darauf verzichten zu müssen...

Kaitô schüttelte den Kopf, er konnte sich nicht vorstellen, welche Umstände ihn dazu zwingen könnten, sich unauffällig im Hintergrund zu halten, ohne von sich sprechen zu lassen...

Was wiederum das Wörtchen "Warum?" in den Vordergrund stellt, jetzt, da das "Wie?" geklärt wäre.

Warum nur, warum?

Der Schwarzhaarige grübelte ein paar Minuten über diese Frage, bis er zum Schluß kam, das sie vermutlich über die Biographie des Jungen zu beantworten wäre. Dummerweise lieferten die Zeitungsartikel keinen Hinweis darauf. Es gab kein dramatisches Ereignis im Zusammenhang mit dem Namen "Edogawa", was auch immer er erwartet hatte (Einen Unfall? Mysteriöse Entführung? Wie auch immer...)

Überhaupt, so alt waren die Artikel nicht, sie fielen alle noch in den Zeitraum von einem Jahr, ungefähr seitdem Môri plötzlich als Meisterdetektiv in alle Schlagzeilen rutschte.

Môri?! Ja, natürlich, er war der Schlüssel!

Oder auch nicht!

Tatsächlich ließ sich auch dessen unerwarteten Erfolg auf einen zeitlich begrenzten Raum beschränken, doch war mit keinem Wort in einem Artikel aus dieser Zeit ein aussergewöhnliches Ereignis erwähnt worden, wie es zu diesen plötzlichen Wunderleistungen kam.

Trotzdem war sich Kaitô ziemlich sicher, daß er auf der richtigen Spur war, wenn er das Umfeld der Detektei Môri untersuchte!

Der junge Zauberer grinste breit voller Vorfreude:

Er wußte schon ganz genau, wie er das anstellen würde!

Chap.II
 

"Ran? Kommst du endlich?! Die Bahn fährt gleich ab!"

Sonoko winkte ihrer Freundin ungeduldig zu, und als diese keine Anstalten machte, ihren Schritt zu beschleunigen, packte sie sie kurzerhand am Arm und schleppte sie zum Eingang der U-Bahn-Station.

"Jajaja, ist ja gut! Ich komm ja schon! Ich hab nur meine Sporttasche vergessen und mußte nochmal zurück!" antwortete die Angesprochene etwas genervt und versuchte sich loszueisen, was gar nicht so einfach war, da Sonoko einen ziemlich schnellen Gang eingeschlagen hatte und sie unerbittlich hinter sich her zog.

"Nix da! Heute ist doch unser traditioneller monatlicher Shopping-Tag! Außerdem" das blonde Mädchen strahlte nun ihre Freundin an, "wollte ich dir doch von diesem absoluten Traumtypen erzählen, den ich gestern getroffen habe!"

Ran seufzte. Sonoko Suzuki ließ nie einen Flirt aus, stürzte sich in jede Affaire, die sich ergab, immer auf der Suche nach ihrem Traumprinzen, komplett mit weißem Roß und Märchenschloß. Dass sie in der Vergangenheit nicht nur viele Enttäuschungen erleiden musste, sondern manchmal an regelrechte Psychopathen geraten war, hinderte sie nicht daran, trotzdem jeden Mann anzubaggern, der nicht bei drei auf den Bäumen war.

Noch während die Bahn tatsächlich kurz darauf einfuhr und sie im Inneren einen Sitzplatz suchten, plapperte Sonoko munter von ihren neuesten Erlebnissen drauf los.

"Ich war doch gestern im Schwimmbad, hab ich dir ja erzählt, da hatte ich doch diesen neuen Bikini an , du weißt schon, der mit den blauen Streifen, den wir zusammen in diesem tollen Laden in Shibuya gekauft haben, und sonn mir gerade den Rücken, und da kommt dieser Traum von einem Mann, braungebrannt und Waschbrettbauch, was der wohl für Sport macht..."
 

Ran hörte nur mit halbem Ohr zu, was ihre Freundin sagte.

Es wiederholte sich jedes Mal, und so gern sie Sonoko auch hatte, spätestens nächste Woche würde sie sie mit zum Karaoke schleppen, nur um den ganzen Abend ihren Beziehungsfrust von der Seele zu singen. Außerdem erinnerte es sie jedes Mal an Shinichi!

Shinichi...!

Mit einem mal verfiel sie in melancholische Gedanken...

Wie lange mochte es mittlerweile her sein, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatte?!

Ein Jahr mindestens seitdem er verschwunden war...

Nein, das stimmte nicht! Einmal noch war er aufgetaucht, um Heijis Herausforderung zum Detektiv-Duell anzunehmen, als wolle er sagen, egal wo ich bin, ich wache stets über euch, vergeßt mich nicht, denn ich bin immer noch der Größte...
 

"Ran? Ran! Erde an Ran?!"

Ran schreckte aus ihren Gedanken, als sie eine etwas säuerliche Blondine in die Rippen stupste.

"Äh, ja! Ich habe zugehört! Traumtyp im Schwimmbad! Braungebrannt! Äh, nur den letzten Satz hab ich grad nicht mitgekriegt..., was hast du gesagt?"

Sonoko schaute sie skeptisch von der Seite an, und bemerkte dann etwas spitz "Das ist mir aufgefallen! Ich habe gesagt, dass kein noch so toller Typ, den ich bisher getroffen habe, bisher an IHN heranreicht!"

Beim Wörtchen "IHN" glänzten ihre Augen wie die eines vorpubertierenden Girlies, das an ihr Lieblings-Boygroupmitglied dachte.

"IHN?" wiederholte Ran blöde.

"Hach, du weißt schon, Kaitô KID natürlich!" schwärmte die Blonde.

Sie wurde jedoch gleich wieder ernst, als ihr der betrübte Gesichtsausdruck ihrer Freundin auffiel, die jetzt wieder mit leerem Blick ins Nichts gaffte. Sie seufzte, als ihr der passende Grund einfiel.

"Du denkst wieder an ihn, an..."

"SHINICHI!!!!"
 

Der Oberschüler vor ihr hob überascht eine Augenbraue.

"Äh, wer?"

Ran wurde sich ihres Fehlers bewußt, als sie den Namen ihres Freundes schon ausgesprochen hatte. Falsche Uniform, falsche Frisur, und trotzdem...

Er sah aus wie die verstrubbelte und spitzbübische Version von Shinichi Kudo, ihrem Sandkastenfreund und -mehr oder weniger- heimlichen Schwarm.

"Äh, tut mir leid, ich hab dich wohl grad verwechselt! Mit einem...Freund!" Etwas kleinlaut ließ sie den Kopf zwischen ihren Schultern sinken.

"Ach!" meinte der junge Mann nur, die Braue sank nicht, nahm jetzt nur einen interessierten Ausdruck an.

Aus irgendeinem Grund fühlte sich die Schwarzhaarige verpflichtet weiterzureden und ihren Irrtum vollständig aufzuklären.

"Äh, ja! Ein Freund, er geht mit mir in eine Klasse" erklärte sie, wobei sie den Bekanntschaftsgrad bewußt wegließ, "ich hab ihn nur seit längerer Zeit nicht gesehen, und du siehst ihm ein wenig ähnlich..."

"Ach, echt?" Der Junge ließ sich auf die Sitzbank neben Ran plumpsen, schaute sie nun mit unverhohlener Neugier an.

Na, der hat aber auch keine Komplexe, dachte sie etwas pikiert, doch irgendwie ist er auch sympathisch... Er erinnert halt doch an Shinichi!

"Du sagst, du hast ihn länger nicht gesehen, aber wenn er doch in deine Klasse geht...? Und er sieht mir echt ähnlich, dieser -wie nanntest du ihn- Shinichi?"

"Er ist ihr Freund!" platzte Sonoko grinsend ins Gespräch. Bisher hatte sie den Neuankömmling nur neugierig gemustert, doch das Ergebnis schien ihr zu gefallen.

"Sonoko!" rief Ran entrüstet, die Wangen schon errötet, doch ihre Freundin ließ sich nicht beirren.

"Allerdings ist der vor 'ner ganzen Weile verschwunden, keiner weiß wohin! Er ruft sie nur hin und wieder an, sonst gibt es kein Lebenszeichen von ihm!" flüsterte diese ihm verschwörerisch zu, als ob sie gerade einen spannenden Krimi erzählen würde.

"Er ist verschwunden?"

"Ja, er ist nämlich Detektiv, mußt du wissen! Einer der Besten! Du hast bestimmt schon von ihm gelesen, er war früher ständig in der Zeitung, wenn er wieder einen schwierigen Fall gelöst hat. Sie nannten ihn sogar den "Erlöser der japanischen Polizei", ohne ihn haben die doch gar nichts hingekriegt! Würden die auch heute nicht, wenn nicht zufällig nach seinem Verschwinden ihr Vater als der neue Stern am Detektivhimmel erschienen wäre, nicht wahr Ran?"

Die Angesprochene ähnelte mittlerweile einer reifen Tomate, allerdings schien diesmal eine ganze Portion von Stolz mitzuschwingen, als sie schüchtern nickte.

Die begeisterte Sonoko war in ihrem Redefluß kaum zu bremsen, sie warf dem schwarzhaarigen Jungen an Rans Seite immer wieder vielsagende Blicke zu als sie merkte, dass er interessiert an ihren Lippen hing.

"Und wie hast du gesagt, heißt er?" unterbrach er sie, als sie Luft für weitere Bandwurmsätze holte.

"Na, Shinichi Kudô natürlich! Der Meisterdetektiv Ostjapans höchstpersönlich! Und Rans Vater ist der berühmte Kogoro Môri, den kennst du doch, oder?!"

"Ja, sicher! Den sieht man doch ständig in den Nachrichten, nicht? Ein sehr scharfsinniger und intellligenter Mann muß das sein!

Da bin ich ja gerade an zwei Berühmtheiten geraten, und hübsch obendrein!" Der junge Mann lächelte eine nach der anderen breit an, bevor er in seiner Hosentasche kramte, einen silbrigen Gegenstand herausfischte und ihn in Rans Hände fallen ließ.

"Hier, den hast du auf dem Bahnsteig verloren! Eigentlich wollte ich dir den nur wiedergeben, aber es hat Spaß gemacht, eure Bekanntschaft zu machen! Wir sehen uns..."

Bevor die Mädchen etwas erwidern konnten, stand er auf, warf ihnen noch ein charmantes Lächeln zu, und verließ den Waggon durch die gerade noch offenen Türen.
 

Verdattert schauten ihm die Beiden hinterher, bis der Zug wieder losfuhr. Dann erst schaute Ran verdutzt auf den Gegenstand in ihren Händen.

"Mein Schlüsselbund??! Wie ist der denn runtergefallen?! Der war doch in meiner Rucksacktasche?"

"Mmh? Ach, das kann doch mal passieren!" murmelte ihre Freundin geistesabwesend und starrte dabei noch immer auf die mittlerweile geschlossenen Türen. Noch etwas benommen von dem Kompliment - dass sie im Grunde genommen nicht wirklich zu irgendwelchen Berühmtheiten gehörte, war eher nebensächlich - träumte Sonoko vor sich hin, bis ihr etwas wichtiges einfiel:

"AAARGH! MIST!"

Erschrocken blickte Ran sie an.

"Ich habe vergessen, ihn nach seinem Namen und Telefonnummer zu fragen..." erklärte diese ihr entschuldigend.

Die Schwarzhaarige seufzte resigniert.

"Sonoko, du bist wirklich unverbesserlich! Mußt du denn jedes männliche Wesen ansprechen, dass dir über den Weg läuft?!"

"Na, hör mal! Du hast gut reden, du hast doch deinen Shinichi, ich muß meinen Traumprinzen schon noch selber suchen!" sog die Blonde in gespielter Entrüstung die Luft ein, "Außerdem..., wer von uns beiden hat ihn denn mit Shinichi verwechselt und ist so rot geworden?!"

"Najaa..." versuchte sich Ran zu wehren, was vollkommen ignoriert wurde.

"Gib's doch zu! Der Kerl war zum Anbeissen süß, Shinichi hin oder her!" Sonoko zwinkerte ihrer Freundin grinsend zu und knuffte sie verschwörerisch in die Seite.

"Jaa, du hast ja recht! Er war wirklich süß!" rang sich Ran schließlich durch und grinste zurück.

"Trotzdem frage ich mich, wie ich den Schlüssel verlieren konnte..."
 

Das war ja leichter als gedacht, grinste Kaitô KID triumphierend.

Selbst der billige Trick mit dem "verlorenen" Gegenstand wäre beinahe unnötig gewesen, doch dass es so gut klappen würde, hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet..

Gut, dass er sich letztendlich doch dazu durchgerungen hatte, ohne Verkleidung oder Maske hinzugehen, doch sah er diesem Shinichi wirklich so ähnlich...?

Langsam konnte er sich tatsächlich an diesen Kudô erinnern, ein Kerl ungefähr in seinem Alter, der in der Tat alle paar Tage in der Zeitung war, ein gefeierter Jungdetektiv.

Kaitô konnte sein Glück kaum fassen! Sonoko war ein wahrer Goldschatz was Informationen anging, bei Ran wäre es vermutlich sehr viel schwieriger geworden auch nur einen Bruchteil davon aus ihr herauszukitzeln...

Kaum ist Kudô verschwunden, wird der unfähige Môri zum Meisterdetektiv? Zum Lachen!

Außerdem ruft er Ran regelmäßig an, was nicht unbedingt darauf hindeutet, dass er entführt wurde oder sonstwie in Gefahr schwebt, trotzdem läßt er sich nirgendwo blicken..., so viele Zufälle kann's doch nicht geben!

Er konnte es kaum abwarten, wieder ins Zeitungsarchiv zu kommen, um sich diesen Oberschülerdetektiv mal anzusehen...

Kapitel III
 

Kaitô Kuroba lag etwas erschöpft auf seinem Bett und blickte nachdenklich in die Mappe mit den frisch ausgedruckten und sortierten Zeitungsartikeln vor ihm.

Verschiedene Schnappschüsse mit einem etwa sechzehn bis siebzehnjährigen jungen Mann lächelten ihm zu, daneben Fotos eines siebenjährigen Grundschülers mit Erwachsenenbegleitung oder mit seinen Schulfreunden, alle mit schreierischen Titeln in fettem Großdruck wie zum Beispiel "JAPANS SHERLOCK HOLMES LÖST WIEDER MORDFALL!", "NACHWUCHSDETEKTIV HILFT POLIZEI!", oder "OBERSCHÜLER FASST DEN MÖRDER!", andere neueren Datums titelten "GRUNDSCHULDETEKTIVE LAUERN ENTFÜHRER AUF!" oder "KINDER VERHINDERN RAUBÜBERFALL!". Bei einer Schlagzeile mußte der Dieb lächeln, sie zeigte besagten Jungen in Großaufnahme mit Victory-Zeichen, die Überschrift lautete "KAITÔ KID AUFGEHALTEN?! GANZ ALLEINE VERTEIDIGTE ER DEN BLACK STAR! KLEINER GRUNDSCHÜLER GANZ GROß!"

Daran konnte er sich nur zu gut erinnern, an ihre erste Begegnung!

Kaitô verzog säuerlich das Gesicht. Damals musste er nicht nur auf den Black Star verzichten, er war auch gezwungen gewesen seinen Fluchtplan zu verwerfen und schwimmend von dem vermaledeiten Schiff zu flüchten. Damals hatte er sich ein Prachtexemplar von einer Erkältung zugezogen!

Trotzdem hatte es Spaß gemacht, den Kleinen erstmal an der Nase herumzuführen und sich als seine Freundin auszugeben...

Der junge Zauberer mußte lachen, als er daran dachte, wie Edogawa reagiert hatte, als er - als Kaitô KID entlarvt - anfing, ihm Rans Unterwäsche zu präsentieren.

Edogawa! Eigentlich ja Kudô.

Die Ähnlichkeit zwischen dem Jugendlichen und dem Kinderdetektiv war nicht nur verblüffend, sondern frappierend: Die gleichen Züge, die gleiche Mimik, die gleiche Frisur, der gleiche Blick, sah man mal von der Brille beim kleinen Conan und der Kleinigkeit ab, dass zwischen den Beiden gerade mal zehn Jahre Altersunterschied lagen...

Nein, dass Shinichi Kudô zu Conan Edogawa geworden war, daran gab es keinen Zweifel, er könnte einen Verkleidungskünstler wie den Meisterdieb Nr.1412 niemals in seinem eigenen Element täuschen, das Problem war eher, WIE er das fertiggebracht hatte?! Selbst als einer der besten Magier der Welt hatto Kaitô keinen blassen Schimmer, wie das möglich war, und das bereitete ihm Kopfzerbrechen!

Er vertiefte sich noch einmal in die Betrachtung des Jugendlichen. Sah er ihm wirklich so ähnlich, wie die beiden Mädchen behauptet hatten?! Naja gut, die Statur war ungefähr dieselbe, aber sonst?

Er fuhr sich nachdenklich über den Kopf. Die Haare zum Beispiel waren doch ganz anders, seine eigenen waren struppig, rabenschwarz und sahen selbst nach dem Haarewaschen noch so aus, als wären sie kürzlich vom Blitz getroffen worden. Seine dagegen waren matt blauschwarz mit einem leichten Schimmer, die Frisur war zwar nicht herausragend, aber ein paar Strähnen fielen so leicht über die Augen, und dieser Blick...

Der Blick!

Vielleicht war es das, was uns so ähnlich macht?! Die Augen versprühten ein Feuer, das sich an alle Verbrecher der Welt zu richten schien. Versucht es doch, riefen sie, ich finde euch schon und führe euch eurer gerechten Strafe zu!

Kaitô lächelte, als er die Herausforderung annahm. Kudô hatte ihm den Fehdehandschuh zugeworfen, er hob ihn gerne auf, um ihn dem jungen Detektiv mit gleicher Wucht zurück ins Gesicht zu schleudern!

Ja, sie waren sich tatsächlich sehr ähnlich! Vielleicht nicht nur vom Äußeren her, denn beide lebten voller Leidenschaft für ihre Aufgabe, der eine ein gnadenloser Jäger, der andere ein gewitzter Gejagte. Denn genau das war es, wonach er sich sehnte, weshalb er jede Diebestour großspurig ankündigte, jeden Coup zu einer theatralischen Zaubershow gestaltete, einzig und allein um seine Botschaft zu verbreiten: Fangt mich doch, wenn ihr es könnt!

Und Shinichi war derjenige, der der Aufgabe gewachsen war!
 

Ein überwältigendes Gefühl der Freude überschwemmte plötzlich seinen Körper, und ohne dass er es wirklich verstand oder unterdrücken konnte, rollte er sich schon auf den Rücken und strampelte wie ein kleines Kind aufgeregt mit den Beinen, das letzte Foto mit dem jugendlichen Kudô an seine Brust gedrückt, kichernd wie ein kleines Mädchen.

Als Kaitô klar wurde, wie idiotisch er sich gerade benahm, grinste er breit, blieb jedoch - diesmal aber ruhig - in der gleichen Position liegen.

Ja, er hatte tatsächlich schon immer auf solch einen Menschen gewartet, jemand der genauso intelligent war, mit solch einem Scharfsinn, kurz, mit dem das Katz-und-Maus-Spiel wirklich Spaß machte! Und dann war derjenige noch in seinem Alter und ihm charakterlich so ähnlich, er konnte sein Glück kaum fassen...

Bis ihm einfiel, dass Kudô eben momentan NICHT in seinem Alter war!

So'n Mist!

Als Grundschüler hatte der vielleicht noch seine messerscharfe Kombinationsgabe behalten, doch zur dauerhaften Diebesjagd war er herzlich wenig geeignet!

Enttäuscht setzte Kaitô sich auf. Er spürte, wie seine Laune gerade einen Sturzflug in den Keller machte.

Nachdenklich stützte er sein Kinn auf seine Knie und umschlang die angewinkelten Beine mit den Armen.

Wie, verdammt, kommt Kudô zu seiner alten Größe zurück?! Freiwillig wird er sich wohl kaum geschrumpft haben, oder?

Doch es blieb dabei! Wenn er wissen wollte, wie man die Wirkung rückgängig machen konnte, mußte erst die Ursache erforscht werden.

Er grinste.

Der Meisterdieb KID hatte da auch schon eine recht genaue Vorstellung davon, wieviel Spaß ihm das machen würde!

AAARRRGH, warum ist meine Fic bei der Freischaltung verloren gegangen??? Hab's vor drei Tagen gepostet, und immer noch nix da!:(

Aalso, eigentlich wollte ich ja keine Anmerkungen vor/nach den Fics machen, aber hier breche ich mal meinen Grunsatz:

Liebe Grüße an Manu, Ahiku und Souryu_Asuka, die mich immer so lieb kommentieren! *euch alle ganz doll knuddl tut*

Ich hoffe, der Teil gefällt euch allen...
 

Kapitel IV
 

Als Conan eines Tages nach der Schule nach Hause kam, stand Ran schon in der Küche und kochte das Mittagessen. Ihr Vater Kogoro saß an seinem Schreibtisch, die Beine auf der Tischkante übereinandergeschlagen, und überflog die Zeitung. Genau genommen den Sportteil, wie der Junge amüsiert feststellte.

"Tadaima - Ich bin zurück!" rief er der Allgemeinheit zu, während er sich die Schuhe von den Füßen pellte.

"Okaerinasai - Willkommen zurück!" beendete Ran aus der Küche die Formel, während von Kogoro nur undeutliches Genuschel zu vernehmen war.

Nachdem er seinen Schulranzen in seinem Zimmer abgelegt hatte, folgte er seiner Nase zu den Töpfen auf dem Herd, die einen leckeren exotischen Geruch verströmten.

"Mmh, was gibt's denn heute Leckeres" fragte er begeistert, während er auf Zehenspitzen versuchte, einen Blick in einen der Töpfe zu werfen.

"Riecht chinesisch?!"

"Och, es ist nichts Besonderes! Ich hab nur grad gedacht, ich probier mal ein Rezept aus, dass mir Xu Lin gegeben hat" antwortete Ran fröhlich.

"Xu Lin? Wer ist Xu Lin?"

"Ach, du weißt schon, die chinesische Austauschschülerin in meiner Klasse! Hab ich dir das nicht erzählt? Sie ist seit Anfang der Woche da!" meinte sie beiläufig, während sie verschiedene Gemüsesorten klein schnippelte.

"Nö, kann mich nicht daran erinnern! Aber kochen kann deine Chinesin gut, wenn das hier genauso schmeckt, wie es riecht!"

Conans Magen fing von den Dämpfen stimuliert an zu knurren und er beeilte sich den Tisch zu decken.

Kurz darauf trug Ran mit seiner Hilfe Schüsseln mit gebratenen Nudeln sowie Beilagen auf den Esstisch.

"Itadakimasu! Guten Appetit!" riefen alle drei gleichzeitig, als sie Platz genommen hatten.

"Mmh! Maujebein, dasch ischt escht lecker! Ich wuschte gar nisch, dass du jo gut Schinejisch kochen kannscht!" nuschelte Kogoro mit halb vollem Mund, während er sich begeistert mit seinen Stäbchen die zweite große Portion in sein Schälchen angelte.

"Stimmt, echt lecker!" meinte auch Conan mit leuchtenden Augen zwischen zwei Bissen.

"Ach, das ist doch gar nicht mein Verdienst, ich hab das Rezept nur übernommen!" wehrte die bejubelte Köchin bescheiden ab.

Die zwei "Männer" stopften sich voller Elan die Nudeln hinein, während Ran sie dabei beobachtete, sichtlich froh, dass das neue Menü so großen Anklang fand.

Nach dem Essen reckte sich der Detektiv genüßlich, vom Festschmaus noch ganz benommen, und bewegte sich zur Tür.

"Bin dann weg, Mausebein, warte nicht mit dem Abendessen auf mich, wird wohl etwas später werden!"

Conan hob fragend eine Augenbraue an seine Freundin gerichtet.

"Paps wollte heute einen alten Freund aus der Uni treffen!" Sie kräuselte verächtlich die Nase.

"Der kommt, wie ich ihn kenne, erst um vier nach Hause - das heißt, wenn er das Schlüsselloch noch findet!"

Der Grundschüler grinste zustimmend. Ran hatte da eine sehr warscheinliche Prognose gegeben, bei Kogoro war der Begriff "Freunde-Treffen" automatisch mit "Vollsuff" verbunden!

Als er mit seinen Stäbchen nach den letzten Resten in den Schüsseln fischte, bemerkte er den traurigen Blick seiner "großen Schwester".

"Was hast du denn, Ran?" fragte er erstaunt.

Sie zuckte zusammen, als er sie ansprach, und guckte dann betreten zur Seite.

"Ach, es ist nichts!" Als sie auch weiterhin seinen fragenden Blick auf sich spürte, schien sie mit sich zu ringen, bis sie ihm schließlich eine Gegenfrage stellte.

"Du magst chinesisches Essen, oder?"

Conan verstand den Sinn dieser Frage nicht ganz, doch Ran schien auf eine Antwort zu warten.

"Ja, sehr!" sagte er schließlich und beobachtete ihre Reaktion genau, doch seine Freundin nickte nur, ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Was hast du denn?" wiederholte er seine Frage, nun etwas besorgt.

"Ach, es ist nichts!" gab sie ihm unbewußt die gleiche Antwort, und wedelte betont fröhlich mit der Hand vor dem Gesicht, wie um die schlechte Stimmung zu vertreiben, die sie plötzlich überfallen hatte.

Es gelang ihr nicht einmal ansatzweise!

Der Junge stand nun auf und legte seine kleinen Hände auf die Schultern des Mädchens, die er seit dem Kindergarten zu kennen glaubte, ein Versuch ihr sein Mitgefühl zeigen, ihr Geborgenheit zu geben. Wie sehr hasste er diesen Körper, der eben diesen Versuch ins Lächerliche ziehen musste.

Dankbar blickte sie ihm in die Augen, versuchte sich ein ehrliches Lächeln abzuringen, doch er sah, wie sich erste Tränen bildeten.

Plötzlich musste er staunen: Auch wenn er sich einbildete, es sei der falsche Moment dafür, doch ihm war auf einmal so, als ob er sie das erste Mal richtig ansah:

Hatten ihre Augen schon immer eine solch schöne tiefblaue Farbe gehabt? Am Rand dunkel, einem Saphir gleich, doch je näher die schillernde Iris der unruhig pulsierenden Pupille war, desto heller wurde sie, wie ein Lapislazuli mit silbernen Einsprengsel. Wenn er sie so ansah, wie sich die salzige Flüssigkeit anstaute und langsam an den äußersten Kurven an den langen dunklen Wimpern vorbei über die blasse weiche Haut rollten, dann hatte er das Gefühl, in ihnen zu versinken, immer tiefer, in einen bodenlosen See, und dort fand er...Ruhe. Unendliche Ruhe und Frieden.

Er wußte nicht, wie lange er einfach nur dagestanden hatte, schweigend, und versuchte, allen Trost den er geben konnte in diese reinen, unschuldigen, wunderschönen Augen zu legen, bis er ihr, von seinen Gefühlen überwältigt, um den Hals fiel, nur um ihre Nähe zu genießen, sie in sich einzusaugen.

Ran, ich liebe dich, und sei es nur wegen diesen göttlichen Augen, wollte er hinausschreien, sie küssen, für immer halten, doch der kleine Grundschüler schwieg nur.

Eines Tages, schwor er sich, werde ich meinen eigenen, meinen richtigen Körper zurückhaben, dann werde ich dir all meine Liebe gestehen, alle Gefühle die ich angestaut habe, und doch nicht loswerden kann! Gütiger Gott, war sie schon immer so schön gewesen? Warum habe ich es nur nicht früher bemerkt?!

Ran war von dem plötzlichen Gefühlsausbruch überrascht worden, doch dann fing sie an, erst zögernd, dann zärtlich, seinen Rücken zu streicheln und mit der Hand durch seine Haare zu streichen, auch sie schien seine Nähe zu suchen.

Nach einer Weile hub sie an zu sprechen, widerwillig, als wolle sie diesen heiligen Moment nicht beenden, und müsse es dennoch tun.

"Du... Du erinnerst mich so an Shinichi..."

Conan zuckte zusammen, seine eben noch geschlossenen Augen nun weit geöffnet.

"Du siehst ihm so ähnlich, verhälst dich so oft so wie er, liebst die gleichen Sachen wie er..."

Als sie seinen fragenden Blick spürte, ergänzte sie schluchzend, "Er liebt doch auch chinesisches Essen, oder nicht?" Conan nickte unmerklich und blickte sie wieder direkt an.

Sie war so voller unendlicher Trauer erfüllt...

"Ach Conan, ich vermisse ihn ja so sehr!" Nun rannen die Tränen ungehemmt über die bleichen Wangen, ihr Blick schien ihm zuzuschreien, gib ihn mir zurück, ich kann ohne ihn nicht leben, und doch versuchte sie vergeblich ihr letztes Stück an Beherrschung nicht zu verlieren, kämpfte dagegen an.

"Ich vermisse ihn ja so! Er ist schon so lange weg, und ich weiß noch immer nicht, wo er ist, was er gerade macht! Vielleicht ist er in Gefahr, und ich kann ihm nicht helfen! Ich denke ständig an ihn, ich kann kaum noch schlafen vor Sorge, ich will das nicht mehr...!"

Ran verdeckte ihre Lider mit beiden Händen, ein zuckendes heulendes Bündel Elend, unfähig ihre Trauer weiterhin zu verbergen.

Conan stand mit gebeugtem Kopf vor ihr, steif, voller Schuldgefühle. Warum hatte er sie bloß so leiden lassen, das Mädchen mit den schönen Augen, das Mädchen, das er liebte?!

War es überhaupt nicht schon zu spät, würde er sie denn mit der Wahrheit nicht noch mehr verletzen?

Wie lange wollte er denn noch warten, unfähig sich zu rühren, eine Minute, zwei Minuten? Eine Stunde?

Doch er hatte seinen Entschluß längst gefaßt, in dem Moment, als er ihre Tränen sah!
 

Langsam nahm er seine Brille ab, wagte aber nicht, vom Boden aufzuschauen.

"Ran! Ich muß dir etwas sehr Wichtiges sagen!"

Ran schaute auf, als sie seinen ernsten Ton vernahm, ihre Augen mittlerweile völlig verquollen, aber noch immer verboten schön.

"Es gibt etwas, was ich dir vor langer Zeit schon hätte sagen sollen!" Er blickte ihr endlich Unterstützung heischend ins Gesicht, doch sie schaute ihn nur verwundert und schweigend an.

"Erinnerst du dich an den Tag, an dem du und Shinichi in dem Vergnügungspark wart, der Tag, an dem Shinichi sich von dir verabschiedete und weglief?"

Sie nickte zögernd.

"Damals lief er zwei verdächtigen Gestalten nach, und seitdem ist er verschwunden, nicht?"

Wieder nickte sie, diesmal jedoch eher überrascht.

"Shinichi...hat damals ein Verbrechen beobachtet, einen Erpressungsversuch, doch er wurde entdeckt!"

Ran sog erschrocken die Luft ein, wagte aber nicht ihn zu unterbrechen.

"Sie haben ihm ein Gift eingeflößt und ließen ihn zum sterben zurück, doch...er hatte Glück im Unglück. Das Gift war bisher noch nicht an Menschen getestet worden, und so traten unvorhergesehene Nebenwirkungen auf: Statt ihn zu töten, hat das Gift seinen Körper schrumpfen zu lassen, auf die Größe eines Siebenjährigen!"

Conan nahm all seinen Mut zusammen, um auch noch den letzten, schwierigsten Schritt zu gehen!

"Shinichi Kudô - Das bin ich!"
 

Ran stieß einen kleinen Schrei aus, bevor sie beide Hände vor den Mund schlug und ihn nur noch entsetzt ansah.

"Es tut mir leid, Ran. Ich bin Shinichi!" fügte er wieder mit gesenktem Kopf hinzu.

Sie ließ erst ein paar Sekunden vergehen, bevor sie mit heiserer Stimme hauchte:

"Aber...warum?"

"Warum ich dir das nicht schon von Anfang an erzählt habe? Ich...Es tut mir leid, aber...Du mußt verstehen..., diese Männer von der Organisation glauben, dass ich tot bin! Wenn sie mitkriegen, dass ich noch putzmunter im Körper eines Kleinkindes stecke, werden sie nicht nur mir nach dem Leben trachten, sondern allen, mit denen ich seitdem größeren Kontakt hatte. Ich hatte Angst um dein Leben!" Der Jugendliche im Kind war verzweifelt. Wie sollte er seiner Liebsten nur verständlich machen, dass alles nur zu ihrem eigenen Schutz geschah? Und warum kamen ihm ausgerechnet jetzt Zweifel, ob das tatsächlich richtig oder der eigentliche Grund ein ganz anderer war, wie zum Beispiel, dass er Angst hatte, sich ihr so zu offenbaren, sich schämte?!

Ran schien sich etwas gefasst zu haben, doch das ungläubige Entsetzen schwang noch in ihrer Stimme mit, als sie die nächste Frage stellte.

"Wer... Wer waren diese Männer? Und was kann man gegen sie tun?!"

"Ich weiß nicht viel über sie, nur dass in ihrer Organisation alle schwarz gekleidet sind und Codenamen haben wie Gin, Wodka oder Sherry, alles alkoholische Getränke. Sie sind in ganz Japan verteilt, wenn nicht sogar darüber hinaus, und sehr schwer aufzutreiben, sie wechseln nämlich regelmäßig ihre Stützpunkte. Und... Sie sind SEHR gefährlich!"

Sie nickte emotionslos.

"Bist du der Einzige, oder glaubst du, es gibt noch andere...wie dich? Und was kann man dagegen tun? Gibt es denn kein Gegenmittel?!"

Conan, nein, Shinichi sammelte sich, bevor er diese Frage beantwortete.

"Ich weiß mindestens noch von einer Person, die mein Schicksal teilt: Es ist meine Schulkameradin Ai, du hast sie ja schon öfters getroffen. Sie gehörte einmal zu ihnen, doch als ihre Schwester von ihren eigenen Leuten kaltblütig ermordet wurde, versuchte sie zu fliehen und schluckte freiwillig das Gift. Alle anderen, die es bisher eingenommen haben, sind tot!

Das Problem ist, solange wir die Formel nicht kennen, können wir auch kein Gegenmittel entwickeln. Wir müßten erst eine Probe finden, um etwas unternehmen zu können, doch diese Organisation ist leider nicht aufzutreiben! Das ist übrigens der Grund, warum ich bei dir und Kogoro gelandet bin, ich habe gehofft, in einer Detektei finden sich früher oder später brauchbare Hinweise, aber bisher... Fehlanzeige!"

Das Mädchen starrte auf einen Punkt irgendwo im Raum, nur nicht in seine Richtung. Schließlich fragte sie noch einmal tonlos:

"Du warst das, der all die Fälle für meinen Vater gelöst hat, oder?"

Es war mehr die Feststellung einer Tatsache gewesen denn eine Frage, sie schien auch nicht wirklich eine Antwort zu verlangen, dennoch nickte Shinichi traurig.

"Hör mal Ran, ich weiß wie du dich jetzt fühlst, aber..."

"Nein!" Ihr plötzlicher Wutausbruch überraschte ihn vollkommen.

"DU HAST NICHT DIE LEISESTE AHNUNG, WIE ICH MICH JETZT FÜHLE!"

"Ran, ich..." er machte einen zaghaften Schritt auf sie zu, doch sie wich nur zurück.

"LAß MICH IN RUHE!!! ICH WILL JETZT ALLEIN SEIN!" schrie sie ihn an und stürmte aus der Wohnung.
 

Ein sehr einsamer und verzweifelter junger Shinichi blieb zurück, allein mit sich und seinen Vorwürfen. Langsam schleppte er sich in sein Zimmer und warf sich auf sein Bett.
 

Als er nach ungefähr einer halben Stunde zuerst einen Schlüssel im Schloss und dann unbeschwertes Mädchengelächter wahrnahm, ging er leise ins Wohnzimmer zurück. Dort stand Ran und scherzte fröhlich mit Sonoko herum, mehrere Einkaufstüten auf dem Boden, während beide ihre Schuhe auszogen.

"Ach, hallo Conan! Heute mal ohne Brille?" grüßte ihn seine "große Schwester" vergnügt. Erst da fiel ihm auf, dass er seine dicken Gläser tatsächlich nicht wieder aufgesetzt hatte.

"A...Aber wo warst du denn...mit Sonoko?" stotterte er. Er verstand auf einmal gar nichts mehr.

Ran runzelte die Stirn, als sie ihn weiss wie ein Laken und mit verdattertem Gesichtsausdruck stehen sah.

"Habt ihr denn nicht meine Notiz gelesen, dass ich heute mit Sonoko nach der Schule Einkaufen bin? Ich habe doch auch geschrieben, dass das Essen schon fertig im Kühlschrank steht und nur in die Mikrowelle geschoben werden muss!"

Ein schrecklicher Verdacht drängte sich ihr auf:

"Du hast doch schon was gegessen, oder, Conan?" fragte sie besorgt.

Das darf nicht wahr sein! DAS DARF EINFACH NICHT WAHR SEIN! war das erste, was Shinichi dazu einfiel.

Entsetzen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er die gesamte Tragweite seiner Erkenntnis begriff!

Kapitel V
 

Kaitô lehnte sich erschöpft gegen die geschlossenen Türen des U-Bahn-Abteils, als der Zug losfuhr. Seine Beine knickten ein wenig ein, er mußte erbärmlich aussehen mit seinen noch vom Weinen geschwollenen Augen und dem Gesichtsausdruck, als wolle er gleich Selbstmord begehen.

Was hatte er nur getan?!

Die meisten Fahrgäste schauten mit mehr oder weniger unverhohlener Neugier zu ihm herüber, viele mitleidig, doch einige auch mit einem lüsternen Schimmer in den Augen.

Der junge Dieb mußte bei dem Gedanken lächeln.

Er trug noch immer die Mädchen-Schuluniform der Tantei-Oberschule mit einem sehr kurzen Rock, sowie eine langhaarige schwarze Perücke und eine Latexmaske mit Ran Môris Gesichtszügen.

Normalerweise entledigte er sich so schnell wie möglich aller Beweise für seine Rollenübernahme, doch heute war nichts normal...

Am Anfang lief alles wie geplant, seine Verkleidung war perfekt, keiner hatte den leisesten Verdacht, doch dann...

Er war mit Conan (nicht Conan, SHINICHI!, schalt er sich in Gedanken) allein gewesen und dachte, noch alles unter Kontrolle zu haben, aber...VERDAMMT!!!

Nichts hatte er unter Kontrolle, spätestens als der Kleine ihm in die Augen gesehen hatte, so lange und prüfend, bis er dachte, er fliegt auf! Er MUSSTE einfach den Unterschied gesehen haben!

Kaitô seufzte. Gesichtszüge konnte man imitieren, Charakterzüge verstellen, selbst die Statur konnte man minimal verändern, doch niemals, NIEMALS konnte man Augen nachahmen!

Sicher, in Spionagefilmen sah man gefälschte Retinaabdrücke, farbige Kontaktlinsen brachten die gewünschte Farbe, doch den Ausdruck, den konnte keiner vortäuschen!

Was hat er wohl gesehen? Warum hat er nichts gesagt?

Diese Fragen und andere stellte sich der Zauberer heute nicht zum ersten Mal, doch er fand keine Antwort darauf.

Übrigens genausowenig auf diejenige, warum er so schwach geworden war, als Shinichi ihn plötzlich in seine kleinen Arme genommen hatte.

Und dieser Ausdruck in seinem Blick...

Wieder seufzte Kaitô, völlig deprimiert. Sicher, er hatte eine phantastische Oskar-verdächtige Heulshow geliefert, doch die tiefe Traurigkeit, die er plötzlich empfunden hatte, die war echt gewesen.

Eine alte Frau berührte leicht seinen Arm, lächelte ihn unsicher an.

"Kann ich Ihnen irgendwie helfen, junges Fräulein?"

Erst jetzt merkte er, dass ihn nun alle Fahrgäste offen anstarrten. Er hatte völlig unbemerkt wieder zu weinen angefangen.

Er wehrte die Alte höflich ab und bedankte sich nuschelnd für ihre Fürsorge, doch an der nächsten Station stürmte er an den gaffenden Leuten vorbei aus dem Zug, es war ihm völlig egal wo er war, er wollte jetzt nur noch alleine sein!

Noch immer weinend rannte er durch die engen Gassen der Tokyoter Altstadt, vorbei an stumpfen Menschenmassen, vorbei an bunten Läden, an oberflächlichen Spaß verheißenden Video- und Pachinkohallen, an Trost und Ruhe versprechenden Schreinen und Tempeln, einzig und allein getrieben von dem Wunsch, nach Hause zu kommen und sich dort für immer einzusperren!

Nur ein Gedanke verfolgte ihn, während die Tränen ihm in breiten Strömen die Wangen hinunterflossen oder beim Rennen von der Luft weggetragen wurden.

Nun hatte KID alle Informationen, die er gewollt hatte, doch zu welchem Preis...

Er hasst mich jetzt für immer!

Das wird er mir nie vergeben!
 

Das werde ich dir nie vergeben, KID!!!

Shinichi war nach einem verdammt langen Augenblick des stillen Entsetzens voller Wut im Bauch aus dem Haus gerannt, vorbei an den verblüfften Mädchen, nur nach seinen Schuhen hatte er noch gegriffen.

Er wusste nicht wohin er rannte, es war auch nicht wichtig! Er wollte einfach nur allein sein, allein mit sich und seinem Zorn!

Was hatte dieser Dieb ihm nur angetan!

Nicht nur, dass er ihm alles, ALLES, erzählt hatte, über seine Schrumpfung und seine wahre Identität, über die Organisation, EINFACH ALLES, aber vor allem hatte er ihn dazu gebracht, ihm bedingungslos zu vertrauen, und zwar schon zum zweiten Mal in Gestalt des Mädchens, das er liebte!

...das er glaubte zu lieben!

Und für diesen letzten Gedanken hasste er ihn ganz besonders!
 

Shinichi kam erst nach Hause, als es schon längst dunkel geworden war. Er schleichte sich so leise wie möglich in sein Zimmer, er wollte noch immer niemanden sehen, und vor allen anderen hatte er Angst Ran zu begegnen, wie er sich eingestehen musste.

Er zog sich schnell um und legte sich, nun im Pyjama, ins Bett, doch einschlafen konnte er nicht.

Warum musste er ihm das bloß antun?!

Der Junge wurde von starken Schluchzern durchgeschüttelt, sein Kopfkissen tränkte sich langsam mit der salzigen Flüssigkeit, doch erstaunlicherweise empfand er keinen Hass mehr, nur noch tiefe Trauer.

Als er plötzlich eine warme zärtliche Hand in seinen Haaren fühlte, zuckte er zusammen, ein Hauch von Déjà-vu durchfuhr seine Gedanken. Er hatte Ran nicht hereinkommen hören!
 

Ran mußte irgendwie doch noch seine Rückkehr mitbekommen haben, denn nun saß sie auf seiner Bettkante und fuhr ihm liebevoll durch die Haare.

Sie lächelte ihn traurig an, und ihr Blick schien wortlos zu fragen, ob sie denn etwas für ihn tun, ihm helfen könne. Doch Conan schüttelte auf diese unausgesprochene Frage leicht den Kopf, drehte sich aber nun doch auf den Rücken, um sie einfach nur anzuschauen. Sie verstand ihn und drängte nicht weiter, versuchte ihm einfach durch ihre Anwesenheit Trost zu spenden, was er dankend annahm.

Ihre Augen waren schön, auch sie hatte lange schwarze Wimpern unter geschwungenen Brauen, die Farbe ihrer Iris veilchenblau, mit einem traurigen, mitfühlenden Schimmer, doch als er versuchte, in ihnen zu versinken, blickte ihm nur sein eigenes Antlitz entgegen.

Keine Spur mehr von dem silbrigen Lapislazuli mit saphirblauem Rand, er hatte nicht mehr das Gefühl, bei ihrem Betrachten in einen bodenlosen Teich gezogen zu werden, sie spiegelten nur.

Enttäuscht senkte er die Lider, Tränen quollen unter ihnen hervor, er konnte den Anblick nicht mehr ertragen. Diesen Augen fehlte die Tiefe!

Während Ran ihn unermüdlich sanft streichelte, schlief er schließlich erschöpft ein.

Kapitel VI
 

Es war mittlerweile einen Monat her, dass Kaitô KID in Rans Rolle geschlüpft war und Shinichis Identität herausgefunden hatte. Die Zeit hatte den Zorn verklingen lassen, den Conan anfangs verspürt hatte, doch einige Wunden waren noch so frisch wie am ersten Tag.

Jedes mal, dass er seine erste "Große Liebe" ansah, spürte er, wie unsichtbare Klingen ihm ins Herz hieben, und dieses Gefühl ließ seit diesem Tag kein einziges Mal nach.

Es war zum einen ein unbeschreibliches Verlustempfinden, wenn er Ran sehnsüchtig in die Augen blickte, aber jedes Mal feststellen mußte, dass er einem Phantom nachjagte, denn das, was er suchte, würde er bei ihr niemals wieder finden können.

Zum anderen plagten ihn seitdem unermeßliche Schuldgefühle, dass er es immer wieder versuchte, und, noch schlimmer, auch immer wieder enttäuscht wurde!

Es verging kein Tag, an dem er nicht an diesen Teich aus Lapislazuli dachte, an dem er sich nicht diese erfüllte Ruhe wünschte, die ein Ertrinken darin zur Folge hätte...

Und dafür hasste er sich!

Was anfangs noch als Melancholie durchging, entwickelte sich schnell zur regelrechten Depression.

In der Schule verträumte er den gesamten Unterricht, was nicht so dramatisch war, da er schriftlich noch immer nicht anders konnte als zu glänzen, doch seine Freunde vergraulte er langsam durch Nichtbeachtung oder weil er sich weigerte, mit ihnen zu spielen.

Ran machte sich große Sorgen, doch er wollte sich niemandem anvertrauen, schon allein aus dem Grund, dass er sich nicht selbst eingestehen wollte, was ihn bedrückte!

Die einzige, die ihn bisher nur still anblickte, ohne ihn zu bedrängen, war Ai,

doch an dem Tag brach sie ihr Schweigen.
 

"Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Shinichi, aber du weißt, dass du dich momentan nicht besonders beliebt machst, oder? Selbst Ayumi scheint dich aufgegeben zu haben!" erzählte sie ihm auf dem Nachhauseweg nach der Schule mit ihrer typischen scheinbar unbeteiligten Art.

In der Tat hatten seine Freunde Genta und Mitsuhiko schon vor 2 Wochen beleidigt aufgehört mit ihm zu sprechen, doch Ayumi hatte ihn bisher noch jeden Tag besorgt nach seinem Befinden gefragt und ob er denn nicht wieder mit ihnen spielen wolle.

Conan war es nur recht, er hatte keine Lust auf Gesellschaft, und erst recht nicht auf spielen, es erinnerte ihn mehr denn je schmerzhaft daran, dass er im Körper eines kleinen Jungen steckte, ein Gedanke, den er immer weniger ertragen konnte.

"Du weißt schon, dass sie in dich verliebt ist und du dich deinen Freunden gegenüber nicht besonders fair verhältst, oder nicht?" fuhr sie fort, als er sie weiterhin mürrisch anschwieg.

"Da das normalerweise nicht deine Art ist und du dich sowieso momentan sehr seltsam verhälst, ist es wohl offensichtlich, dass dich etwas bedrückt..."

"Es ist nichts! Ich hab halt momentan nur keine Lust auf kleine Kinder!" fauchte Conan sie ruppig an, doch Ai sprach ihren Satz unbeeindruckt weiter.

"...doch da du nicht den Eindruck gibst, als wolltest du darüber reden, hab ich mir erlaubt, ein paar eigene bescheidene Schlußfolgerungen zu ziehen, sag mir einfach was du davon hältst, großer Detektiv, ja?"

"Gar nichts!" Er stapfte mit den Händen in den Hosentaschen weiter und gab sich größte Mühe, möglichst unfreundlich zu klingen. Dummerweise störte das das Mädchen nicht im geringsten, wie eigentlich nicht anders zu erwarten war.

"Also, Beobachtung Nr.1: Wie du eben gerade selber bestätigt hast, hasst du es momentan ganz besonders, ein Kind zu sein, was uns zu Schlußfolgerung Nr.1 führt: Du willst erwachsen sein, somit spielen sich deine Probleme in einem Bereich ab, den man nur als Erwachsener lösen kann!

Beobachtung Nr.2: Du bläst den ganzen Tag Trübsal, nur manchmal lächelst du aus unerfindlichen Gründen vor dich hin, während deine Augen ganz sanft ins Leere blicken."

Echt jetzt? Conan sah ein wenig auf. Das hatte er gar nicht bemerkt!

"Nur für kurze Augenblicke, keine Sorge!" meinte Ai, der diese minimale Reaktion nicht entfallen war, nun leicht lächelnd.

"Was uns zu Schlußfolgerung Nr.2 bringt: Du bist verliebt!"

Conan zuckte zusammen. "DAVON KANN JA GAR NICHT DIE REDE SEIN!!!" fuhr er sie an, um einiges heftiger als beabsichtigt.

"Ach ja?" Ai schaute ihm nun völlig emotionslos in die Augen. "Und warum wirst du dann so rot?"

Perplex blickte er zurück. Erst jetzt bemerkte er die Hitze, die in ihm aufgestiegen war, und es fühlte sich ganz bestimmt nicht wie Wut an. Conan glaubte noch um einige Grade röter werden zu müssen, wenn es denn überhaupt noch möglich war. Betreten schaute er schnell zur Seite.

"Äh, nein, das kann man nicht wirklich so sagen, es ist vielmehr..."

"Ist es ein Mann?"

"WAS? WOHER...?" Conan schlug sich mit den Händen vor den Mund, doch es war schon zu spät.

"Aha!" war ihre einzige Antwort, mehr war auch nicht nötig. Doch als sie das Gesicht ihres Freundes sah, der vor Scham gerade zu implodieren versuchte, erklärte sie ihm ihre Vermutung in ihrem typischen scheinbar uninteressierten Tonfall.

"Woher ich das weiß? Ich wußte es nicht! Aber dafür, dass du dich in eine Frau verliebt hättest war deine Reaktion ein bißchen zu heftig, findest du nicht auch? Du bist schließlich kein Kleinkind mehr, auch wenn du so aussiehst, du weißt schon was Verliebtsein ist und hättest dementsprechend niemals so panisch drauf reagieren müssen! Blieb nur die Lösung, dass du dich dafür schämst, oder nicht?!"

Mit hochrotem Kopf nickte Conan schließlich, er wagte aber nicht vom Boden aufzuschauen. Langsam spürte er, wie die Tränen, die er einen Monat angestaut hatte, sich nun einen Weg nach draußen bahnten.

"Ich glaube, wir müssen reden!" meinte Ai sanft und nahm ihn zärtlich in die Arme.
 

Auf einem kleinen Spielplatz in einem verlassenen Park wippten zwei einsame Gestalten sachte auf altersschwachen Holzschaukeln und unterhielten sich leise.

Conan hatte seiner Freundin alles erzählt, was er im letzten Monat an Sorgen in sich hineingefressen hatte, nun fühlte er sich seltsam leer, doch es war ein erstaunlich angenehmes Gefühl nach dieser langen Zeit der Dunkelheit in seiner Seele. Nur eines befürchtete er, dass sie sich nach dem Erzähltem von ihm abwenden, ihn verachten würde.

Ai hatte die ganze Zeit schweigend aufmerksam zugehört, den Blick an einem unbestimmten Punkt vor ihr fixiert. Dann endlich sprach sie ihn an.

"Wenn ich das richtig mitgekriegt habe, hast du dich in ein Paar Augen verliebt, die du für Rans gehalten hast, und dann, als du feststellen mußtest, dass sie eigentlich einem Mann gehören, haben deine Gefühle angefangen verrückt zu spielen, und du verstehst dich nun selbst nicht mehr!"

Wortlos nickte Conan traurig.

"Ver...achtest du mich jetzt?" stellte er dann kleinlaut die Frage, die ihm auf der Seele brannte.

Ai blickte ihn verwirrt von der Seite an, prustete dann los, um schließlich laut loszulachen.

Vorwurfsvoll sah Conan zurück.

"Du lachst mich aus!" stellte er finster fest.

Als Ai endlich ihren Lachanfall besiegt hatte, antwortete sie ihm, noch immer kichernd:

"Shinichi, Shinichi... Du magst der beste Detektiv Japans sein, aber was gewisse Herzensangelegenheiten angeht, bist du der letzte Idiot!"

Gekränkt starrte er sie blöde an.

"Wie meinst du das?"

"Ach, weißt du, du verhälst dich nur gerade völlig lächerlich!" Sie kicherte noch immer."Ich bin Wissenschaftlerin, keine erzkatholische Nonne! Wir sind schließlich im 21.Jahrhundert in Japan, nicht im mittelalterlichen Europa. Ich werde dir bestimmt keinen Vortrag über biblische Sündenfälle und Höllenverdammnis halten, höchstens über die Bildung von Pheromonen und Enzymen, wenn dir das lieber ist!"

Sie lachte kurz auf, als sie seinen verständnislosen Blick sah.

"Den Hormonen ist es völlig egal, wen du liebst, glaub mir! Und wenn dich das immer noch nicht beruhigt, dann sag dir einfach jeden morgen in den Spiegel ein beherztes "Sch**** auf die verf***te Gesellschaft!"! Na, besser?" Sie lächelte ihn aufmunternd an.

In dem Moment konnte Conan nicht mehr anders, er lächelte zurück.

"Danke, Ai!" sagte er einfach nur erleichtert.

Sie nickte ihm immer noch freundlich lächelnd zu, dann schaukelten sie wieder eine zeitlang schweigend nebeneinander her. Conan fühlte sich auf einmal so leicht, als ob ein ganzer Berg auf einmal von seinem Herz gerutscht sei. Er war froh, wenigstens eine Person zu haben, die ihn - egal was für ein heikles Thema es auch war - unterstützte und der er vertrauen konnte.

Eigentlich seltsam, gerade sie?! Sie gehörte ursprünglich der Organisation an, der er all das überhaupt zu verdanken hatte, seine schlimmsten Feinde, außerdem wusste er fast nichts über sie, noch nicht einmal ihren wahren Namen...

Doch in seinem Innersten vermutete er schon die Antwort: sie hatten das gleiche erlitten und wurden beide von eben dieser Organisation gejagt, waren somit Leidensgenossen. Und vor allem, wie der junge Detektiv sich eingestehen musste, und das war auch der Grund, warum er sich nicht einem der "Erwachsenen" wie zum Beispiel Heiji anvertraute, Kaitô konnte ihn nicht noch einmal täuschen, indem er sich als Ai verkleidete!

Schlimmer noch als sein Herz hatte er sein Vertrauen in andere Menschen erschüttert, und selbst wenn er lernte, seine Gefühle zu akzeptieren - was er noch immer nicht tat, es war nur etwas leichter zu ertragen geworden -, der Dieb hatte dennoch großen Schaden angerichtet!
 

"Trotzdem löst das meine Größenprobleme noch nicht..." sagte er plötzlich zu der Allgemeinheit, als ihm dieser eine spezielle Teil der Sorgen wieder einfiel.

Was nützte es ihm, zu wissen, ob seine Gefühle tatsächlich Liebe (?) waren oder nicht, wenn er immer noch im Körper eines Kindes gefangen war?! Er spürte, wie sich seine Stimmung augenblicklich wieder verdüsterte.

"Ja, ich befürchte, darauf habe selbst ich keine Antwort, außer abzuwarten, was die Zeit so bringt!" antwortete Ai traurig.
 

Kaitô saß müde an seinem Schreibtisch, den Kopf erschöpft in den Händen gestützt. Unter seinen Ellbogen war ein großes Durcheinander, bestehend aus verschiedenen Zeitungsschnipseln, streng geheimen Polizeiakten und einige Berichte von Verhören, die er hatte mitgehen lassen. Irgendwo unter dem Papierberg lugte eine Schreibblockecke mit alten Hausaufgaben anschuldigend hervor.

Der Oberschüler mußte bei dem Anblick lächeln. Um die hatte er sich in letzter Zeit nur wenig gekümmert! Überhaupt, er mußte schlimm aussehen: Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe, seine Haut hatte einen ungesunden Schimmer angenommen, während seine Konzentration rapide abgenommen hatte, zumindest was die Schule anging...

Kein Wunder!

Dabei hatte er den letzten Monat entweder an irgendeinem Schreibtisch oder am Computer verbracht, war nächtelang verkleidet auf Kneipentour gewesen, um diversen "Kumpeln" von zweifelhaftem Ruf Unmengen von starkem Alkohol auszugeben, seine Schulzeit verbrachte er mit Tagträumen oder schlafen zu. Alles nur wegen ihm...

Kaitôs Blick schweifte zu der Pinnwand über dem Tisch, wo verschiedene Zeitungsartikel kreuz und quer aufgehängt waren, doch eines überagte die anderen sichtbar: Das letzte Bild des verschwundenen Schülerdetektiven Shinichi Kudô lächelte triumphierend seinen Betrachter an!

Sofort geriet der junge Dieb wieder ins Schwärmen, wie jedes Mal, wenn er sein Lieblingsfoto ansah. Wie sehr wünschte er sich, ihm eines Tages von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, dem größten Hoffnungsträger der japanischen Verbrecherbekämpfung! Hochintelligent, scharfsinnnig und... verdammt gut aussehend! Einfach zum in die Arme schließen und nie wieder loslassen...

Dass er dabei selbst in das Raster der gejagten "Verbrecher" fiel, störte ihn nicht, im Gegenteil, es reizte ihn ganz besonders! Hatte er schon einmal erwähnt, dass er Katz-und-Maus-Spielchen liebte? Sie gaben ihm den ersehnten Kick, und von seinem Liebsten gejagt zu werden machte es besonders interessant!

Wie sehr er es sich doch wünschte...

Ein erwachsener Shinichi hetzte ihm nach erfolgreichem Diebstahl hinterher, er selbst geschmeidig durch die Gassen Tôkyôs rennend, sein Liebhaber nur wenige Schritte hinter ihm, bis er schließlich das Ende seines weißen Mantels zu fassen bekam, KID strauchelte, fiel, versuchte wieder hochzukommen, doch schon war sein Jäger über ihm, hielt ihn fest, zwängte ihn zurück auf den Boden, der sich plötzlich als weiches Bett herausstellte, und küsste ihn zugleich sanft und fordernd, sein blaues Hemd aufgerissen...
 

Kaitô schreckte auf. War er etwa eingeschlafen? Er mußte grinsen, als er eine ungewohnte Hitze in der Lendengegend spürte. Sein Traum war nicht spurlos an seinem Körper vorbeigegangen, wie ein Blick auf seine Hose bewies!

Er seufzte. Mit dem kleinen Shinichi war es einfach nicht das Gleiche...

Zwar wußte er, dass seine Gefühle nicht nur oberflächlicher oder sexueller Natur waren, somit war es ihm herzlich egal, welche Gestalt sein Geliebter hatte, doch auch er war nur ein normaler spätpubertierender Jugendlicher mit - nun ja - gewissen Bedürfnissen! Außerdem machte seine - fehlende - Größe seinem Liebsten nur Kummer, und er wollte ihn doch unbedingt glücklich sehen...

Er hasst mich doch so oder so, meldete sich ein quälender Gedanke in ihm, nicht zum ersten Mal! Er hatte ihm einen bösen Streich gespielt, bei ihrer letzten Begegnung...

Kaitô schüttelte traurig den Kopf. Nicht nur, dass er es ihm bitter übel nehmen MUSSTE, dass er sich schon zum zweiten Mal als seine Freundin ausgegeben hatte, er hatte ihn diesmal so gut getäuscht, dass Shinichi ihm so Dinge erzählt hatte, die er bisher noch nicht einmal Ran anvertraut hatte!

Außerdem liebte er SIE, daran gab es keinen Zweifel, so wie er ihn an dem Tag angesehen hatte, als Ran verkleidet. Und es gab noch ein Problem: Er war eindeutig männlichen Geschlechts!

Was bei Kaitô, als er seine Gefühle für den Gleichaltrigen erkannte, nur ein Schulterzucken entlockte, war für Shinichi bestimmt ein Ding der Unmöglichkeit...

Dem Zauberer war das Geschlecht völlig egal, wie er eines Tages entdeckte, er hatte weder besondere Vorlieben noch Vorbehalte für das Eine oder das Andere, ihm war nur der Mensch wichtig, doch das konnte er leider von niemand anderem genauso verlangen...

Trotzdem, er hatte sich entschieden alles für seinen Geliebten zu tun, um ihm seine ursprünglich Größe zurückerlangen zu lassen, und, endlich, die Bemühungen eines Monats hatten endlich Früchte getragen! Morgen wäre es soweit...

Erschöpft griff er in einer Schublade nach einem weißen Zeichenkarton und einer Schreibfeder samt Tuschefässchen, überlegte kurz, malte schließlich einige schön geschwungene Schriftzeichen darauf. Er würde heute noch einmal schnell die "Post austragen" und anschließend ins Bett gehen, morgen wollte er sich für die Schule krank melden, sich statt dessen ausruhen!

Er würde seine Kräfte brauchen, denn es sollte eine anstrengende Nacht werden...

Kapitel VII
 

Als Conan abends nach Hause kam, fühlte er sich schon sehr viel wohler als jemals an den Tagen zuvor!

Ai hatte ganze Überzeugungsarbeit geleistet, er solle sich in aller Ruhe seinen Gefühlen klar werden und sich des Ergebnisses nicht schämen, egal, wie es ausfallen sollte!

Dass jemand soviel Verständnis für seine Zwickmühle aufbrachte, half ihm über die gröbsten Sorgen hinweg, die er sich so lange Zeit wie ein schweres Kreuz aufgebürdet hatte, und damit auch unbewußt seine Umgebung belastet hatte. Diesen Fehler hatte er sich fest vorgenommen wieder gutzumachen!

Zwar musste er noch immer ständig über Kaitô KID grübeln, denn er konnte ihm noch immer nicht vergeben, dass er so mit seinen Gefühlen zu Ran gespielt hatte um ihm so wertvolle -und vor allem gefährliche- Geständnisse zu entlocken. Er hatte ihn rundum belogen, und wer

wusste schon, was er mit den gestohlenen Informationen vorhatte... Vielleicht war er jetzt schon wieder in größter Gefahr, wenn sie den falschen Leuten in die Hände fielen - nicht auszudenken!

Und in so jemandem wollte er sich verliebt haben...?

Lachhaft!
 

Als er sich im Eingangsbereich die Schuhe abstreifte, balancierte er zwei Päckchen mit deutschem Kuchen auf seinem Arm, ein

Wiedergutmachungsversuch für Ran, er schämte sich sehr, sie seinetwegen so leiden lassen zu haben. Zwar hatte er nahezu sein gesamtes Taschengeld für die Luxusartikel ausgegeben, doch auch seine Freunde in der Schule hatten ein Geschenk verdient, er hatte sich mehr als nur schäbig benommen in letzter Zeit!
 

Ran freute sich natürlich sehr über die bunt verzierte Süßigkeit, doch noch glücklicher war sie beim Anblick des heiteren Ausdrucks im Gesicht ihres "Schützlings"! Zwar war Conan ihr bis zum Schluß ausgewichen und hatte sich ihr nicht anvertrauen können, doch anscheinend hatte er letzendlich doch noch ein Ventil gefunden, um seinen Frust loszuwerden. Es schmerzte sie nur zu sehen, dass nicht sie es war, die ihm vertrauenswürdig genug erschien...
 

Als Conan nach dem Abendessen und dem festlichen Nachtisch endlich in sein Zimmer kam, war er fast sogar wieder gut gelaunt!

Sie hatten sich hungrig über die Schwarzwälder Kirschtorte hergemacht, scherzten ein bisschen und genossen die gute Stimmung. Er hatte auch beinahe den Dieb vergessen, der unbedacht sein Herz gestohlen und dem er sein Leid zu verdanken hatte...

Er bereitete seine Schulsachen für den nächsten Tag vor und zog sich anschließend für die Nacht um, doch als er die Tagesdecke auf seinem Bett zurückschlug, erstarrte er zu Eis:

Auf seinem Kopkissen lag eine Karte aus weißem Karton, mit kunstvollen Schriftzeichen hatte jemand ein kurzes Rätsel aufgemalt, und an einer Ecke war eine rote Rose befestigt!
 

Am nächsten Abend stand eine elegante weiße Gestalt auf dem Dach des teuersten Hotels der Stadt und betrachtete den Sonnenuntergang am

Horizont.

Als sie das Quietschen einer Tür hörte, drehte sie sich langsam um. Ein kleiner Junge trat über die Schwelle, den Blick leicht nach unten gerichtet, seine Brillengläser spiegelten sich im letzten Licht der Sonne, sodass man seine Augen nicht erkennen konnte, doch auch so konnte man an seiner ausdruckslosen Mimik sehen, dass dieses Treffen ihm viel Kraft abverlangte, stellte der Große bekümmert fest.

"Du bist früh dran!" bemerkte der Dieb mit einem verschmitzten Lächeln.

"Und du lässt nach, Kaitô KID!" antwortete ihm der Kleine tonlos. "Ich hatte dein Rätsel nach zwei Minuten schon geknackt!"

"Ja, ich war gestern nicht besonders fit!" entschuldigte sich der Angesprochene gequält. Die Bedeutung der Rose hast du allerdings nicht beachtet, dachte er nur traurig.

"Genug der Formalitäten! Warum hast du mich kommen lassen?" erwiderte der Detektiv scharf.

Auch Kaitô war nicht besonders danach, doch er liebte gewisse Rituale, und scharfe Wortgefechte gehörten ganz eindeutig dazu. Diesmal fühlte er sich bei der Anwesenheit des geschrumpften Jungen einfach nur mies, er sah, dass ihm die Beherrschung sehr schwer fiel.

"Eigentlich wollte ich mich bei dir entschuldigen..." sagte er schließlich.
 

Conan glaubte, nicht recht gehört zu haben. Da stand dieser affektierte Kerl, arrogant wie immer bestellte er ihn mal so wie's ihm gefiel zu einem Treffen, und dann so etwas!

"ENTSCHULDIGEN?! WOFÜR DENN!" platzte es aus ihm heraus. Mit all der angestauten Wut, die in ihm steckte, fuhr er den Dieb an: "FÜR DEN TAG, AN DEM DU MICH RUNDUM GETÄUSCHT, BELOGEN UND BETROGEN HAST? DAFÜR, DASS DU DICH ALS DAS MÄDCHEN AUSGEGEBEN HAST, DAS ICH LIEBE? ODER DAFÜR, DASS DU MICH HAST DINGE SAGEN LASSEN, DIE ICH SONST NOCH NIEMANDEM FREIWILLIG ERZÄHLT HABE?"

Etwas ruhiger fuhr er fort, seine Stimme troff jedoch vor Verachtung:

"Bist du nun glücklich? Du kennst jetzt mein größtest Geheimnis! Hüte es gut, denn es ist viel wert! Verkaufe es nur an den Bestbietenden, denn du hälst mein Leben in deinen Händen, meines, und das derjenigen, die ich liebe! "

Der Dieb war bei diesem Ausbruch merklich zusammengezuckt, sein Lächeln kurzzeitig entgleist, doch nun hatte er sich wieder in der Gewalt. Wieder hatten seine Züge die überhebliche Haltung angenommen, doch... konnte es sein, dass es nur eine Fassade war? Eine Fassade, die merklich Risse zog und unaufhörlich bröckelte, es schien, als ob der Meisterdieb, die große Nemesis der Polizei, seine ganze Kraft brauchte, um diese Illusion der Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten!

Seine Augen, nach denen sich der Detektiv heimlich gesehnt hatte, konnte er nicht erkennen, das eine wurde vom üblichen, leicht spiegelnden Monokel versteckt, das andere wurde, was nicht von den tiefschwarzen Strähnen verdeckt wurde, vom Schatten der breiten Krempe des Zylinders verschluckt! Trotzdem erbot diese weiße schlanke Gestalt in ihrer theatralischen Pose einen prächtigen Anblick, der lange Mantel im Wind flatternd, die letzten Sonnenstrahlen, die Kulissen der Stadt in ein kräftiges Rot tauchend im Hintergrund, verstärkten den Eindruck noch, dass dieser verführerische Engel nicht von dieser Welt stammen konnte!

Endlich sprach der weiße Magier leise, in seiner Stimme schwang Trauer mit, als er sagte:

"Es tut mir leid, dafür, was ich dir damit angetan habe! Ich... verlange nicht, dass du meine Beweggründe verstehst, doch eines verspreche ich dir: Ich werde dein Geheimnis sicher verwahren, ich möchte nicht derjenige sein, der deinen Tod oder anderes - vielleicht schlimmeres - Leid verschulden müsste. Ich wollte dir das noch einmal sagen, denn ich weiß nicht, ob wir uns vielleicht jemals wiedersehen können! Laß dir versichert sein, mein größter Wunsch ist es nur dir zu helfen! In dem Fall, dass dies unser letztes Treffen war, wünsche ich dir nur: Lebewohl, Shinichi!"

Mit diesen Worten hob er seinen Zylinder an und verbeugte sich theatralisch, dann sprang er über die Brüstung.
 

Conan hatte den Eindruck, zu Stein erstarren zu müssen, doch als er den Schreck endlich abschütteln konnte und zur Dachkante lief, war vom weißen Schatten schon nichts mehr zu sehen!

Panisch dachte er an das, was er zuletzt gesagt hatte. Was hatte er nur gemeint? Es klang so, als ob der Zauberer bald sterben müsste..., wegen ihm??! Hatte er selbst bei seinen Vorwürfen vielleicht überreagiert? Was hatte der Kerl jetzt bloß vor?!
 

Wieder glitt der Meisterdieb Nr.1412 elegant durch die Lüfte. Tränen füllten seine Augen und hinderten ihm die Sicht, doch er wischte sie nur mit dem Ärmel fort. Sein Geliebter hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er ihn hasste, und er hatte auch nichts anderes verdient! Trotzdem hatte sich Kaitô entschieden, er wollte seine Tat wieder gutmachen, damit sein Liebster mit dem Mädchen glücklich werden konnte, das er liebte, das war er ihm schuldig!

Auch wenn vielleicht heute nacht sein Leben verwirkt war...

Er landete auf dem Dach, wo er seine Ausrüstung versteckt hatte und holte die schwarzen Kleider hervor.

Wenn er eine Chance haben wollte, diesen Abend zu überleben und erfolgreich nach Hause zu kommen, dann mußte er auf eine Methode zurückgreifen, die er sich früher nie hätte vorstellen können:

Er müßte auf jede Aufmerksamkeit verzichten und seinen Diebstahl so unauffällig wie möglich durchziehen!

Kapitel VIII
 

An einer der besten Adressen im Industriegebiet Tôkyôs stand ein architektonisch unauffälliges Gebäude, gegossen aus Beton und Stahlträgern. Am Eingang neben dem Pförtnerhäuschen hing ein für das Gelände sehr kleines und hässliches Metallschild, das den Eigentümer als das Pharmakonzern "Black Chemicals" auswies. Ein unbeteiligter Besucher hätte die Anlage erst gar nicht beachtet, und wenn sein gleichgültiger Blick sie dennoch gestreift hätte, hätte sein Auge nichts Auffälliges gefunden, was ein Interesse gerechtfertigt hätte.

Was der unbeteiligte Passant von außen nicht sehen konnte, waren die vielen versteckten Videokameras, die an jeder Ecke angebracht waren und keinen toten Winkel übrig ließen. Wenn ein paar abenteuerlustige Rowdys einen Weg gefunden hätten, über die drei Meter hohe Mauer mit Stacheldraht zu klettern, so hätten sie spätestens dann aufgegeben, wenn sie die vielen schwer bewaffneten Wachen mit ihren scharfen Dobermännern gesehen hätten, die von der Außenwelt unbemerkt unaufhörlich patrouillierten.

Diese Wachen waren keine streng, aber dennoch freundlich blickenden Familienväter, die man gelegentlich bei privaten Sicherheitsgesellschaften fand, Diese hier sahen genauso finster und mordlüstern aus, wie die Hunde, die sie streng an der kurzen Leine führten.Die schwarz uniformierten Männer strahlten eine emotionale Kälte aus, ihr Blick hart wie Stahl! Auch ohne die schweren Maschinenpistolen, die sie stets einsatzbereit in ihren Fäusten hielten, wusste man: Diese Hünen waren Killer!
 

Unbemerkt war ein schwarzer Vogel im Schutz der Dunkelheit auf dem Dach gelandet, um sogleich wieder mit den Schatten zu verschmelzen. Wenn jemand in dem Moment aufgeblickt hätte, wäre ihm nur die ungewöhnliche Größe des Tiers aufgefallen, dass er menschliche Gestalt hatte, konnte man von unten unmöglich sehen!

Kaitô blickte auf das Gelände unter ihm und genoß die letzten Augenblicke der Ruhe, bevor seine eigentliche Mission begann. Es war das erste Mal gewesen, dass er auf seinen weißen Anzug und publikumswirksame Zaubershows verzichtete, doch es wäre äußerst unklug gewesen, darauf zu bestehen. Daher trug er heute nur enganliegende schwarze Kleidung, eine elastische Hose, einen alten Rollkragenpullover, dessen Kragen er sich hoch über die Nase gezogen hatte, sowie eine einfache Wollmütze, die kaum seine schwarzen Strähnen bändigen konnte. Ansonsten hatte er nur noch kleine Taschen an Oberschenkel und Bauch befestigt, um seine zahlreiche Ausrüstung sicher zu befördern, ohne dass sie ihn in irgendeiner Art und Weise behindern könnte.

Kaitô holte noch einmal tief Luft, UND LOS!

Der Dieb griff nach einem schon bereitgestellten Seil und kletterte über die Brüstung. Lautlos ließ er sich ab, stets darauf bedacht, nah an der Wand hinunterzugleiten und keine hektischen Bewegungen zu verursachen! Nahezu unsichtbar bewegte er sich langsam nach unten. Die Nächte zuvor hatte er die Abdeckungsfläche der Kameras ermittelt, nun schob er sich an einem ihrer wenigen toten Punkte die Mauer hinab, doch trotz aller Vorsicht war er keinesfalls außer Gefahr: Es genügte, dass eine einzige Wache zufällig nach oben sah und ihn trotz der tiefschwarzen mondlosen Nacht erblickte!

Endlich hatte er sein Ziel erreicht! Das Gitter eines Lüftungsschachts hob sich undeutlich vom dunklem Hintergrund ab. Kaitô verließ sich auf seine Kletterausrüstung und ließ das Seil los - er bewegte sich um keinen Millimeter! Gut, die Haltevorrichtung erfüllte ihren Zweck! Der Einbrecher zog einen Schraubenzieher aus seiner Bauchtasche und fing an, die Schrauben aus der Mauer zu ziehen, gab sorgfältig acht, sie nicht fallen zu lassen.

Mit einem leichten Ruck hob er das Gitter an: der Weg war frei! Jetzt würde es etwas komplizierter werden, er mußte in den Schacht klettern, ohne das Gitter aus den Händen zu lassen ...

Umständlich bewältigte er auch diese Aufgabe, löste sich vom Kletterseil, das er lose neben dem Eingang hängen ließ - er hoffte, es später noch einmal auf umgekehrtem Weg benutzen zu können! - und zog den Deckel von der anderen Seite zurück an seinen Platz. Hoffentlich hielt es bis zu seiner Rückkehr noch an dieser Stelle...

Doch bisher hatte er ein schon unwarscheinliches Glück gehabt! Mal sehen, ob die Glückssträhne hielt oder riß, denn jetzt sollte der Teil kommen, wo er improvisieren musste! Seine Informationen hatten nur soweit gereicht, ihm das Stockwerk zu verraten, in dem sich die Labore befanden - und damit auch hoffentlich das Gift, wegen dem er überhaupt bereitwillig in die Höhle des Löwen marschierte!

Eine kleine Stabtaschenlampe vor sich herhaltend, robte Kaitô los. Was er nicht alles für Shinichi tat..., und er wusste noch nicht einmal, ob der das Geschenk entsprechend würdigen würde!

Der verliebte Dieb lächelte. Na, wenn das seinen Geliebten nicht milder stimmen sollte, was denn dann? Doch sofort rief er sich zur Ordnung zurück, wenn er jetzt nicht diszipliniert und konzentriert "arbeitete", dann konnte er gleich umkehren!

Die schwarze Gestalt war schon an mehreren Lichtquellen vorbeigekommen, wo neue Gitter eine Belüftung der Flure und Zimmer ermöglichten, doch sie beachtete sie kaum und setzte ihren Weg unermüdlich fort, bis sie schließlich an einem anhielt, den sie für richtig hielt. Geduldig wiederholte der Einbrecher das Spielchen mit dem Schraubenzieher und kletterte lautlos aus dem engen Schacht in den dunklen Raum unter ihm.

Es handelte sich offensichtlich um einen Lagerraum, in dem Büromaterial neben alten Computerteilen lagen, die auf Entrümpelung warteten. Ein paar Kisten mit zerbrochenen Glasbehältern - er identifizierte Reagenzgläser, Kolbenmaier und andere Laborutensilien - bewiesen ihm, dass er auf der richtigen Spur war!

Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hindurch. Der Flur ähnelte mit seinem Linoleumboden und den Neonröhren einem Krankenhaus - und war leer! Außerdem konnte Kaitôs geübtes Auge keine offensichtlichen Videokameras entdecken - über versteckte Linsen wollte er lieber nicht nachdenken, er hatte nämlich keine Wahl! Unter normalen Umständen hätte er sich spätestens jetzt mit einem kleinen Feuerwerk Ablenkung verschafft, doch in diesem speziellen Fall war die beste Ablenkung die, keine Aufmerksamkeit zu erregen! Seine andere übliche Methode wäre gewesen, sich eine günstige Verkleidung auszusuchen und unter allen Augen offen zur Beute hin- und mit ihr zurückzulaufen, doch auch diese Variante schied mangels an geeigneten Opfern zu seinem Leidwesen aus!

Der Dieb wagte sich endlich nach einigem Zögern hinaus. Diese gewöhnlichen Einbrechermethoden waren ihm zwar nicht fremd, er beherrschte nahezu alles meisterhaft, doch er fühlte sich ohne den gewohnten Schutz wie nackt.

Tu es! Tu es für Shinichi!, ermahnte sich der junge Mann. Dennoch blieb er wachsam.

Wenn es keine offensichtlichen Sicherheitsmaßnahmen gab, dann mußten sie irgendwie auf andere Weise ihr Allerheiligstes schützen!

Als er die Panzertür sah, hätte er beinahe aufgelacht! War das alles, was sie zu bieten hatten?!

Das Schloß war nach den neuesten Technologien auf dem Gebiet der Sicherheitstechnik aufgerüstet worden, das nur ein wahrer Meister hätte knacken können, doch -Hey!- er war nicht nur gut, er war trotz seines jungen Alters der Beste!!!

Er ging vor der Absperrung in die Hocke und kramte aus seinen Taschen diverse kleine hochtechnisch wirkenden Geräte hervor, die er an mit eigens dafür passenden Kabeln an die elektronischen Vorrichtungen anbrachte. Hochkonzentriert tippte er dann auf einer kleinen Tastatur in Palmgröße herum, bis nach scheinbar endloser Zeit endlich ein winziges grünes Lämpchen aufblinkte.

Erleichtert richtete sich der Einbruchskünstler auf und schob die schwere Tür vorsichtig auf. Als er schließlich den Raum betrat, war es innendrin vollständig dunkel. Wieder griff er nach seiner Taschenlampe und knipste das kleine Licht an. Im plötzlich aufgehellten Lichtradius grinste ihm ein finster blickendes Augenpaar unter einer schwarzen Hutkrempe an, das hagere Gesicht von langem blondem Haar umrahmt!

Noch bevor Kaitô KID mit seinen geübten Reflexen reagieren konnte, spürte er von hinten einen schweren Schlag auf dem Kopf, und dann: Dunkelheit!

Kapitel IX
 

Als er wieder zu sich kam, wurde er gerade von zwei groben Händen unsanft auf den Rücken gefesselt. Mit dünnem biegsamen Draht, wie Kaitô stöhnend bemerkte, als seine Fesseln ihm in die Handgelenke schnitten.

"Na, schon wach?" bemerkte eine sehr kalte Stimme hämisch. "Du wirst alt, Wodka!"

"Kümmer dich um deinen eigenen Scheiss, Gin!" knurrte eine wesentlich tiefere Stimme zurück.

Gin? Wodka? Waren das die Kerle, von denen Shinichi erzählt hatte?!

Na, phantastisch, Kaitô Kuroba! Du bist gerade den Killern in die Hände gefallen, die beinahe Kudô auf dem Gewissen hatten! War nicht gerade 'ne Meisterleistung heute, meinst du nicht?!

Langsam öffnete er die Augen. Er war immer noch im geheimnisvollen Raum hinter der Panzertür, doch helles Licht blendete ihn. Sie hatten die starken Deckenfluter angemacht, wie er feststellte, als endlich die tanzenden Punkte von seiner Netzhaut verschwanden!

Er hatte zwar seine Taschen mit den hilfreichen kleinen Werkzeugen nicht mehr, die lagen mittlerweile weit ausserhalb seiner Reichweite in einer Ecke, und er war mittlerweile auch fertig verschnürt, aber der dunkle Rollkragen verdeckte noch immer sein Gesicht, also durfte in der Tat noch nicht viel Zeit vergangen sein!

Als sich sein Blick endlich auf die zwei Kerle vor ihm fokussierten, sahen ihm der gleiche blonde Mann entgegen, der möglicherweise noch hämischer grinste als eben, wenn das überhaupt möglich war, und ein stämmigerer Schlägertyp, ebenfalls vom Schuhwerk bis zum Hut komplett in schwarz gehüllt, entgegen.

Der Lange muß Gin sein, und der andere Wodka, vermutete der Dieb anhand der Stimmen.

"Respekt, mein Lieber! Wir haben dich ohne Probleme eindringen lassen, um zu sehen, wie weit du kommst, und du hast uns alle erstaunt! Bist'n kleiner Profi, nich' wahr?" höhnte der Blonde. Der Dicke hielt sich mit Worten eher zurück, bemerkte Kaitô. Nicht das ihm diese Information noch viel nützte...

"Unser Chef kommt auch gleich, dann wirst du singen, kleines Vögelchen, das versprech' ich dir!" Der Große blickte von ihm auf, und grinste nun einen Punkt hinter ihm an.

"Ah, Chef, da sind Sie ja schon! Wir haben das Geschenk noch nicht aufgemacht, wir wollten auf Sie warten!"

"Sehr gut!" ließ sich eine dritte Person hinter KID vernehmen. Tief und autoritär, offensichtlich Gehorsam gewohnt! "Ich bin gespannt, wer uns den Kleinen herschickt und was er gesucht hat!"

Schon wurde Kaitô von seiner liegenden Position hochgerissen und in eine knieende gebracht, doch in dieser Millisekunde hatte sich schon eine Idee in seinem Kopf gebildet...

Seine Mütze und sein Rollkragen wurden nahezu simultan heruntergerissen, und die drei Organisationsmitglieder blickten in ein schmales, leicht ockerfarbenes Gesicht mit tiefschwarzen Mandelaugen!

"Bitte nicht, tut mir nichts, ich werde euch alles sagen!" stotterte der Einbrecher mit einem deutlich hörbaren ausländischen Akzent!

"Ein Chinese?" wunderte sich der "Chef", ein dicker Geschäftsmann mit sadistischen Zügen, dessen schwarzer Designeranzug sich über den prallen Bauch spannte. "Man hat uns ein schlitzäugiges Balg aus China geschickt?!"

"Wer hat dir den Auftrag gegeben, los, wird's bald?" Eine geballte Faust - mit Schlagring, wie er entsetzt feststellte - drohte ihm, nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt.

"Jaja, bitte nicht hauen, ich sag's ja schon!" Panik verzerrte die Züge des jungen Chinesen, "Es war Terada-san von Yamaguchi Enterprises, der mir den Auftrag gegeben hat ! Bitte verschont mich!" flehte er zitternd.

"Terada? Der Aufsichtsratsvorsitzende von Yamaguchi Enterprises? Na das passt doch prima zusammen! Yamaguchi ist doch die Deckfirma des Morigawa-Clans der Yakuza, oder? Die haben wir schon länger auf dem Kieker, das ist doch die Gelegenheit, denen mal zu zeigen, wer in Japan das Sagen hat!!!" Gin konnte seine Vorfreude kaum verbergen, seine Augen glitzerten voller Mordlust!

"Ja, du hast Recht! Das wäre eine sehr...günstige Gelegenheit, doch sagt der Kleine die Wahrheit? Was hat der überhaupt hier gesucht?" zögerte der Mafiaboss zweifelnd.

Wodka hob wieder seine schwere Faust, doch Kaitô kam ihm zuvor.

"Ich sollte eine wertvolle Chemikalie klauen, die hier versteckt sein sollte! Aber mein Chef wusste auch nicht genau, was das für Zeug sein sollte, er wusste nur, dass sie für Sie wertvoll wäre!" winselte der Kleinere wimmernd. "Bitte lasst mich am Leben!"

"Schau'n Sie doch mal, Chef, was für 'ne Todesangst der hat! Der kleine Schisser macht sich doch gleich in die Hose! Glauben Sie, dass der in dem Zustand noch lügt? Der macht doch alles, um sein Leben zu retten!" sprach's und zog den Dieb ruckartig an den Haaren hoch, um seinem Vorgesetzten ein angstverzerrtes Gesicht zu präsentieren.

Kaitô schrie bei dem plötzlichen Schmerz kurz auf, biß sich aber gleich wieder auf die Lippen. Seine Show hatte er gespielt, er hatte die Situation sogar ausgenutzt, die Tat den mächtigsten Feinden der Organisation unterzujubeln - wer weiß, vielleicht zerfleischten die sich ja sogar noch gegenseitig? - doch für ihn half jetzt nur noch beten. Dass er auch so kläglich versagen musste, so kurz vorm Ziel?! Wie ein blutiger Anfänger...

"Ja, du hast wohl recht!" wiederholte der Dicke noch etwas zweifelnd, "Macht ihn kalt!"

Die Augen des Diebes weiteten sich vor Entsetzen, als nun auch Wodka vor ihm endgültig sein Pokerface ablegte und mit einem mordlusternen Grinsen seine metallunterstützte Faust zum Schlag ausholte.

"Doch nicht hier, Idiot!" fuhr ihn der Geschäftsmann kaltschnäutzig an. "Ich will hier in diesem Gebäude weder Blut, noch eine Leiche sehen! Schafft gefälligst das Balg in den Wald oder auf die Mülldeponie oder sonstwo hier weg!"

Diesmal sah Kaitô noch Sterne tanzen und fühlte den metalligen Geschmack von seinem Blut im Mund, als ihn zum zweiten Mal an diesem Tag die Faust traf! Dann umfing ihn wieder Dunkelheit...
 

Als er diesmal wieder blinzelnd die Augen öffnete, sah er nur Schwärze!

Panik überkam ihn kurz, bis er langsam seine Umgebung genauer wahrnahm: er befand sich im Kofferraum eines fahrenden Autos!

Sein gesamter Körper schmerzte, der Schädel schien nahezu zu explodieren, seine Arme und Beine waren taub von den engen Fesseln und sein Mund blutete noch immer ein bisschen, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als alles zu schlucken - man hatte ihn mit starkem Klebeband geknebelt!

Er wartete einen Moment, bis er endlich wieder einigermaßen klar denken konnte und zwang sich, die Situation zu analysieren. Die Straße war relativ eben, vielleicht eine Autobahn, doch dafür war die Geschwindigkeit zu gering, außerdem gab es viele Kurven, also doch eher eine Landstraße, vermutlich durch die Berge, wenn man den unregelmäßigen Neigungswinkel beachtete.

Verdammt!

Anzahl der Möglichkeiten für einen Meisterzauberer und Entfesselungskünstler hier herauszukommen: Momentan keine!!!

Wäre dies Teil einer Show gewesen, hätte er lässig seine Ketten abgestreift und wäre vielleicht mit einem fröhlichen "Tadaa!" aus dem Kofferraum herausgesprungen, doch in der Wirklichkeit sah die Sache ganz anders aus. Er hatte weder Ketten oder Handschellen, die man mit einer Nadel öffnen konnte, oder Seilfesseln, wo es reichte, sie zu lockern und einen Finger drunter zu schieben, nein, er hatte festen biegsamen Draht um die Hände, die ihm das Blut abschnürten, die Haut aufrissen und sie vor lauter Taubheit keinen Millimeter rühren ließ!

Kaitô seufzte resigniert. Die Lage sah gar nicht gut aus für ihn! Und er hatte Shinichi kein bisschen damit helfen können, er hatte ein völlig sinnloses Opfer gebracht!

Der Gedanke brachte ihn beinahe zum Verzweifeln: Er würde Shinichi nie wieder sehen können...

Etwas an der Fahrweise hatte sich geändert! Sie fuhren deutlich langsamer und der Weg war holpriger geworden - ein Waldweg?

Der Dieb horchte alarmiert in die Dunkelheit hinein. Waren sie am Ende der Reise angelangt? Er hatte völlig sein Zeitgefühl verloren...

In der Tat hielten sie nach einer kleinen Weile an. Wenig später wurde der Kofferraumdeckel aufgerissen. Kaitô blinzelte geblendet. Zwar hatte es nur angefangen zu dämmern, doch nach mehreren Stunden der Dunkelheit mussten sich seine Augen wieder an Licht gewöhnen.

"Na, gut geschlafen, Prinzesschen?" Gin musterte ihn von oben mit einem eiskalten Lächeln im Gesicht, der dem Dieb eine Gänsehaut bescherte.

"Wenn nicht, mach dir keine Sorgen, du hast gleich die Ewigkeit für deinen Schönheitsschlaf!" Sein Lachen schnitt durch die Luft wie Rasierklingen, als Kaitô unsanft aus dem Wagen gerissen und auf den lehmigen Boden geworfen wurde! Er befand sich also tatsächlich in den Wäldern, weit weg von Tôkyô und jeder möglichen Hilfe!

"So Schätzchen!" Gin brachte sein Gesicht ganz nah an seines heran, sein gesamtes Blickfeld wurde von mörderisch blitzenden Augen und einem sadistischen Grinsen ausgefüllt, umgeben von silberblondem Haar. "Ich war eigentlich dafür, an dir Chinesenfresse ein Exempel zu statuieren und dich deinem Boss in Scheibchen vorzuwerfen, aber Martini meinte, es wäre sicherer dich in der Wildnis auszusetzen, wo die Tiere deine Gedärme auffressen! Von wegen keine Beweise und der Kram, verstehst du?"

Martini? So hieß also der Chef? Wenn die Situation nicht so verzweifelt gewesen wäre, hätte KID am liebsten aufgelacht! Was für blöde Namen die doch alle hatten!

Gins Grinsen wurde noch eine Spur breiter, er fuhr fort "Er hat allerdings nicht gesagt, dass wir mit dir nicht unseren Spass haben dürfen! Und wir werden Spass haben, das verspreche ich dir!"

Die Vorfreude des Blonden wurde plötzlich durch ein lautes Handybimmeln unterbrochen, sein Lächeln erstarb.

"Ja?" brüllte er unfreundlich ins Telefon. Sein Gesichtsausdruck nahm einen erschrockenen Zug an. "Oh, Chef! Tut mir leid, wir waren nur grad dabei, uns 'nen schönen Tod für den Kleinen auszudenken..."

Die Antwort war selbst in drei Metern Radius noch zu vernehmen, als Gin der plötzlichen Lautstärke wegen den Hörer von seinem Ohr weghielt: "Macht hin und kommt sofort zurück, hier ist die Kacke am dampfen! Wir haben 'nen Tip gekriegt, die Bullen wollen das Gebäude stürmen, wir müssen sofort alle Beweise wegschaffen, also bewegt eure Ärsche her, sofort!!!"

"Aber der Kleine..." protestierte er, verstummte aber sofort wieder.

"Ja! Keine Spuren, keine Beweise! Verstanden!" murmelte er nickend in das Gerät hinein.

"Und was jetzt?" fragte ihn Wodka, als Gin das Handy wieder in seiner Jackentasche verschwinden ließ.

"Was wohl! Wir geben unserem Einbrecher das, wofür er uns freundlicherweise einen Besuch abgestattet hat, und hauen ab!" Das Grinsen des Killers schwoll wieder boshaft an, als Wodka ihm mit einem Ruck das Klebeband von den Lippen riss. Kaitô schrie auf! Die Haut brannte entsetzlich, wo der Knebel geklebt hatte, doch schon wurde ihm eine kleine grüne Kapsel in den Mund geschoben, die gleich darauf mit Wasser aus einem schmalen Gefäß heruntergespült wurde.

DAS GIFT!!!

Er erhaschte einen Blick auf eine silberne Schatulle, die im Mantel verschwand, dann wurden seine Fesseln gelöst.

"Keine Beweise!" erklärte ihm Gin und zuckte lächelnd mit den Schultern. "Mal sehen, ob du sterbend noch etwas mit deiner Freiheit erreichen kannst!" lachte er boshaft und wandte sich dem Gehen zu.

Kaitô rieb sich die Gelenke, erst jetzt drang zu ihm die Information durch, dass er gerade Gift geschluckt hatte, dem Tode geweiht war, und das in der tiefsten Wildnis Japans! Ob er noch etwas mit seiner Freiheit anfangen konnte? Na warte, eines konnte er noch machen...

Der junge Chinese stürzte sich mit einem Schrei der Verzweiflung auf den blonden Mörder und krallte sich mit aller Kraft an ihm fest, hieb ihm mit den Fäusten auf die Brust, bis er von dessem schwarz gekleideten Kollegen zurückgezerrt und brutal auf den Boden geschmissen wurde.

Der Langhaarige lachte wieder wie irre auf, bevor er mit beissendem Spott zu dem Todgeweihten sprach: "Angst vorm Sterben, Kleiner? Genieß die Einsamkeit, denn du wirst ganz alleine sterben!"

Und damit stiegen beide in die schwarze Limousine und fuhren mit quietschenden Reifen los.

Nun war er tatsächlich alleine...
 

Sein Körper schmerzte noch immer von der brutalen Behandlung, doch jetzt kam ein neues Gefühl dazu, sein Herz fing an zu rasen und er spürte eine unbeschreibliche Hitze in sich aufkommen, schien ihn von innen heraus zu verbrennen, seine Knochen zu sieden...

Das letzte, was er hörte, bevor die Dunkelheit ihn erneut umfing, war ein schrecklicher Schrei, der allen Schmerz dieser Welt herauszubrüllen schien, und er kam aus seiner eigenen Kehle!

Kapitel X
 

Als Kogoro Môri gegen Mittag in seine Wohnung über der Detektei zurückkehrte, saßen Ran und Conan schon am Mittagstisch und unterhielten sich beim Essen.

"Na, Paps? Wie wars, hast du mit Inspektor Megure reden können?" fragte ihn Ran, als sie ihm ebenfalls einen Teller deckte. Kogoro war an diesem Morgen ins Polizeipräsidium gegangen, um mit dem Inspektor einige Angelegenheiten bezüglich der letzten Fälle zu besprechen.

Der Detektiv gab allerdings einen mürrischen Eindruck.

"Nö! Erst bestellt er mich für heute ins Präsidium, dann rennt er völlig gestresst durch die Gegend und brüllt am laufenden Band seine eigenen Leute an, die nicht schnell genug spurten! Ich war völlig umsonst dort, er hat mich kaum beachtet! Ach doch," fiel ihm wieder ein, "er hat mich ein paar mal gefragt, ob ich denn nicht wüsste, wie er deinen komischen Freund, diesen Kudô, erreichen kann! Als ob mich das interessieren würde, wo dieses oberschlaue Balg steckt!"

Conan wurde hellhörig, als sein Alias erwähnt wurde.

"Onkel Kogoro, hat der Inspektor denn gesagt, was er von Shinichi wollte?" fragte er alarmiert.

"Ich wüsste nicht, was dich das anginge..." gähnte Môri gereizt, "aber ich weiss es auch nicht so genau! Ich glaube, die wollen heute 'ne Razzia bei irgendeiner Firma machen, und irgendwie hätte Kudô wohl was damit zu tun, meinte der Inspektor."

"Eine Razzia?" bohrte Conan nach, nun nicht mehr zu halten, "Bei was für einer Firma?"

"Keine Ahnung! Ein Pharmakonzern oder so glaub ich, wird wohl von irgendeiner mafiösen Organisation geleitet. Megure meinte nur, Shinichi hätte ihn gebeten, auf Kerle zu achten, die ganz in Schwarz rumlaufen, und ihn gegebenenfalls zu informieren..." meinte der Ältere uninteressiert, während er eine Bierdose öffnete, doch schon war Conan aus der Wohnungstür gestürmt!

"Was hat'n der auf einmal?" knurrte Kogoro, während er und Ran dem Kleineren verwundert nachblickten.
 

Inspektor Megure wartete mit seinen engsten Mitarbeitern im Einsatzleitwagen, einem alten Kleinbus, vor dem Tor des Gebäudes, das sie in ein paar Sekunden stürmen wollten.

Gebannt schaute er auf die Uhr. Sie hatten vor wenigen Stunden einen Tipp bekommen, dass sich mit der Firma "Black Chemicals" ein Drogenkartell tarnte, eine Organisation, der sie schon seit ewigen Zeiten nachjagten wie einen Phantom! Nur schade, dass er Shinichi nicht erreichen konnte, er war anscheinend sehr interessiert gewesen, diesen Gaunern das Handwerk zu legen...

Die Zeit war gekommen! Megure hob das Funkgerät an den Mund, um das Kommando zu geben loszulegen, doch plötzlich...

Eine gewaltige Explosion erschütterte die Straße, die Druckwelle fegte alles in näherem Umkreis weg oder ließ leicht entflammbare Gegenstände in Flammen aufgehen!

Auch die Insassen der Wagen wurden nach hinten geschleudert, stießen sich

die Köpfe an, einige bluteten aus unterschiedlichen Wunden, brachen sich möglicherweise einige Knochen, doch die Busse hatten standgehalten!

Ungläubig starrte der Inspektor auf die Überreste des Gebäudes, das vor wenigen Sekunden noch grau und trist in den Himmel geragt hatte. Sie waren ihm zuvorgekommen!
 

Der alte Porsche parkte unauffällig in einer Seitenstraße im Industriegebiet, bevor der Pharmakonzern in die Luft gesprengt wurde. Zufrieden beobachteten Gin und Wodka das Schauspiel, das sich ihnen bot, aus sicherer Entfernung. Erst das Feuerwerk, dann die Panik, die die Polizeibeamten in ihren Einsatzbussen überfiel. Bevor sie reagieren konnten, entfernte sich die schwarze Limousine leise vom Tatort. In der Ferne hörte man schon das Heulen der herannahenden Feuerwehr und Rettungsdienste.

"Das war doch ein gelungener Tag heute! Erst den Bengel ausgeschaltet, dann die Bullen blamiert..." genoß Gin die Gewalt, die er gesät hatte, "Nur schade wegen der Firma! War'n schönes Basislager!"

"Egal, wir haben noch zig andere!" meldete sich Wodka vom Beifahrersitz. Sein Gesicht glich wie immer einer wächsernen Maske, doch auch bei ihm spielte ein freudiger Zug um die Lippen, wenn auch ein äußerst sadistischer. "Jetzt müssen wir uns nur noch um die Morigawa kümmern, das wird ein Spaß! Und weder die Bullen, noch Terada haben bekommen was sie wollten!"

"Ja, das APTX!" knurrte Gin zufrieden. "Die Formel haben wir mit dem Rest evakuiert, das Gift zerstört. Die einzigen übriggebliebenen Proben hab ich, direkt hier in meiner Jackentasche!" sagte's und klopfte sich dabei an seine linke Brust.

Und erstarrte!

Hektisch griff er in die Mantelinnenseite, ungeachtet den Verkehr auf der Straße, suchte sämtliche Taschen ab, um schließlich lauthals zu fluchen!

"Was hast du?" fragte Wodka unnötigerweise, um seinen schlimmsten Verdacht bestätigen zu lassen.

"Es ist weg!" brüllte der Blonde panisch. Wo konnte er nur...

Beide keuchten auf, bevor sie gleichzeitig ausriefen:

"DER JUNGE!!!"
 

Wenn die Killer der Organisation an demselben Tag zurück in den Wald gefahren wären, an die Stelle, an der sie einen armen wehrlosen chinesischen Jungen ermordet hatten, so hätten sie keine Leiche mehr aufgefunden. Es hatte leicht zu regnen angefangen, und die kleinen Bäche, die sich bildeten, bevor sie in den lehmigen Boden versickerten, verwuschen die letzten Spuren, die die Anwesenheit von Menschen hinterlassen hatten.

Weit weg von dieser Stelle kämpfte sich ein kleiner Junge mit übergroßen Kleidern mit letzter Kraft durch die Wildnis...

Kapitel XI
 

Conan saß im Unterricht und blies Trübsal.

So langsam wurde es zur Gewohnheit, dachte er betrübt. Wenn das so weitergeht, würde er als verbitterter zynischer Alkoholiker enden, und das spätestens mit zehn, äh, zwanzig, wie auch immer! Die Vorstellung brachte ihn ein bißchen zum Lächeln, heiterte ihn aber kaum auf. Er hatte diesmal auch einen realen Grund, warum er den Kopf so hängen ließ!

Eine seiner größten Hoffnungen war vor zwei Wochen zunichte gemacht worden, als die Polizei der Organisation, die ihn geschrumpft hatte, auf die Schliche gekommen war. Leider nur hatten die schon vorgesorgt und alle Beweismittel spektakulär beseitigt! Irgendwo musste es in den Reihen der Gesetzeshüter ein Leck geben...

Auch Ai war enttäuscht gewesen, als sie es von ihm erfahren hatte, doch Conan hatte noch einen weiteren Grund zur Depression, der ihn momentan mehr als alles beschäftigte:

Am Abend vor der Explosion war er Kaitô KID noch einmal begegnet! Soweit sogut, dieser affektierte Kerl hatte seine Gefühle ganz schön durcheinander gebracht, doch was ihm nicht mehr aus dem Kopf ging, waren die traurigen Abschiedsworte mit denen KID ihn verlassen hatte. Was hatte der Idiot nur vorgehabt...?

Lebewohl, Shinichi...

Es klang so, als ob der Meisterdieb 1412 in dieser Nacht in den Tod gehen wolle..., wegen ihm? Er hatte doch nicht etwa...

Conan schüttelte den Gedanken weg. Nein, das war völlig ausgeschlossen, Kaitô würde doch nicht etwas so Dummes versucht haben?

Nicht zum ersten Mal in den vergangenen zwei Wochen schob sich Conan immer wieder das Bild von KIDs Leiche vor seinen Augen und ließ ihm kalten Schweiß den Rücken hinunterlaufen. Das wollte er einfach nicht glauben, doch nicht wegen ihm?!

Ich möchte nicht derjenige sein, der deinen Tod oder anderes -vielleicht schlimmeres- Leid verschulden musste...

Das hatte Kaitô vor seinem Verschwinden gesagt, aber was er dazu zu sagen hatte, war ihm wohl egal gewesen?

Laß dir versichert sein, mein größter Wunsch ist es nur dir zu helfen...
 

Verdammt! Conans Kopf plumste geräuschvoll auf die Tischplatte, und er verzog schmerzhaft das Gesicht, zum einen wegen dem Aufprall, doch vor allem wegen den inneren Qualen, die er litt. Dass alle Kinder der Klasse ihn anstarrten war ihm völlig egal! Er wollte nicht für Kaitôs Tod verantwortlich sein...

Jeden Tag hatte er seitdem die Zeitungen durchgewühlt, selbst den internationalen Teil, auf der Suche einem kleinen Hinweis darauf, dass "sein" Dieb noch lebte, doch Fehlanzeige! Mit keinem Wort war der Zauberer erwähnt worden.

In seinen depressiven Gedanken vertieft, bemerkte er den Neuankömmling erst, als er durch die Klassentür kam.

"Wer's'n das?" fragte er die Welt im Allgemeinen, eigentlich eher uninteressiert, doch Ai neben ihm antwortete gelassen:

"Wir haben ab heute einen Neuen in der Klasse! Das hat die Lehrerin vorhin angekündigt, als du aus dem Fenster geschaut hast und aussahst, als wolltest du gleich herausspringen!"

Conan suchte nach einer Spur Schärfe in ihrer Stimme, fand aber nur einen leisen Ton des Mitgefühls. Er nahm sich vor, sich ihr gleich nach dem Unterricht anzuvertrauen, mit ihr konnte er reden, dachte er beinahe zärtlich.

Der Junge vorne, Conan sah von ihm nur seinen schwarzen strubbeligen Hinterkopf, hatte angefangen, seinen Namen an die Tafel zu schreiben, und sprach ihn dann gleich auch gut gelaunt aus.

"Hi allerseits! Ich heiße Akechi Kaitô, bin sieben Jahre alt und gehe ab heute in eure Klasse!" griente er fröhlich in die Menge, "Ich denke, wir werden uns gut verstehen!"

"Boah, ist der cool!" meinten Genta und Mitsuhiko eine Reihe vor ihm begeistert, während Ayami ein "Süüüüß! Er sieht ja fast so aus wie Conan!" dazuaddierte.
 

Auch der Rest der Klasse hatte den frechen Jungen in seinen lässigen Klamotten, beigen Cargohosen und weitem schwarzen T-Shirt, sofort in ihr Herz geschlossen, was sie auch gleich lautstark zeigten.

Schon schossen die ersten Hände hoch, während die Kinder durcheinander riefen "Hier! Neben mir ist ein Platz frei!" oder "Setz dich zu mir Akechi-kun!" Auch die drei jüngeren Mitglieder der Detective Boys buhlten lauthals am die Freundschaft des Neuankömmlings, doch die Lehrerin beruhigte sie nur, dass Akechi sich seinen Platz selbst aussuchen werde.

Conan empfand diese Freundschaftserklärung eher als Drohung, wurde aber bei dem Namen "Kaitô" hellhörig. Musste das denn sein? Wollte man ihm ständig unter die Nase reiben, was er eh schon nicht verdrängen konnte, dann spazierte auch noch einer in die Klasse, der diesen Namen trug...

Ein knallender Rucksack auf seinem Nachbartisch ließ ihn hochschrecken! Ein breit grinsender Akechi stand neben ihm. "Hey, hast du was dagegen, wenn ich mich hierhin setze?"

Der Neue wartete nicht auf eine Antwort und ließ sich geräuschvoll in seinen Stuhl plumpsen, um weiterhin selbstzufrieden über das ganze Gesicht zu strahlen.

Na, klasse! Warum setzen sich alle neuen Schüler eigentlich immer neben mich? Ai kam damals auch gleich zu mir! Obwohl, bei Ai war das damals etwas anders, sie wußte ja schließlich wer ich wirklich bin...
 

Nach dem Unterricht umschwirrten alle Kinder ihren neuen Freund statt nach Hause zu gehen, alle versuchten ihn auf sich aufmerksam zu machen, doch der stand nur in der Mitte und genoß den Trubel grinsend, gelegentlich ein paar lässige Sprüche einwerfend.

Idiot, dachte Conan nur, muss wohl immer im Mitelpunkt stehen, der Kerl! Nur er und Ai standen etwas abseits und beäugten die aufgebrachten Kinder, der Jungdetektiv eher mißtrauisch, die Wissenschaftlerin wie immer nur still beobachtend.

"Ich muß los!" riss sich schließlich die kühle Blonde von dem Geschehen los und drehte sich um.

"Was, du gehst schon? Moment, ich komm' grade mit!" Conan hatte zum Teil den gleichen Nachhauseweg.

Ai schüttelte allerdings nur den Kopf. "Geht heute leider nicht, ich muss für Professor Agasa noch etwas einkaufen gehen, könnte länger dauern!"

"Oh! Ach so? Na dann, bis morgen!"

Enttäuscht wandte sich der Schwarzhaarige dem Gehen zu. Dabei hatte er doch heute mit seiner Freundin reden wollen, sie war die einzige, der er seine Sorgen erzählen konnte und die ihn richtig verstehen würde...

"He! Edogawa! Warte doch mal!"

Conan war schon vom Schulgelände herunter als er jemanden seinen Namen rufen hörte. Ein ebenfalls schwarzhaariger verstrubbelter Junge rannte ihm hinterher! Och nö, was will der denn jetzt schon wieder, dachte der geschrumpfte Oberschüler nur gequält, als er den Neuen erkannte.

"Was gibt's?" sagte er, gröber als beabsichtigt, doch Akechi störte sich kein bisschen daran.

"Naja, du sahst vorhin so deprimiert aus, da wollte ich einfach mal fragen, wo der Schuh so drückt?" antwortete der fröhlich.

War der immer so ein Sonnenschein, fragte sich der Angesprochene sarkastisch. Das letzte, was er wollte, war jetzt von diesem Angeber getröstet zu werden!
 

"Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht!" Conan wusste selbst nicht genau, warum er so unfreundlich war, aber etwas an diesem Jungen reizte ihn. Er erinnerte ihn an...

"Hey, ich versuche doch nur zu helfen!" verteidigte sich der junge Kaitô kein bißchen beleidigt. "Du siehst furchtbar aus! Komm, ich kenn da ein Plätzchen, da können wir in Ruhe reden..."

Noch bevor der überrumpelte Detektiv etwas erwidern konnte, wurde er schon von seinem selbsternannten neuen "Freund" durch die Gegend gezerrt, bis sie sich in einem kleinen Park befanden. Es war derselbe Park, in dem Ai und er sich das erste Mal über Shinichis Probleme unterhalten hatten, wie er erstaunt feststellte, und wie das letzte Mal war zur Mittagszeit keine Menschenseele zu erkennen. Sie waren völlig allein!

"Also, jetzt erzähl mal, warum siehst du so aus, als wolltest du dich gleich umbringen wollen?"

Akechi hatte ihm beide Hände auf die Schultern gelegt und versuchte seinen Blick einzufangen, doch als Conan in die Augen seines gegenüber schaute...

Diese Augen...

Schnell senkte er die Lider. Er konnte diesen Anblick nicht ertragen! Kaitô sah ihn so mitfühlend und warmherzig an, was er bei dem Jungen nicht erwartet hätte, doch vor allem..., seine Iris hatte die gleiche lapislazuliblaue Farbe wie...
 

"Ich habe in letzter Zeit einige herbe Enttäuschungen hinnehmen müssen, aber das schlimmste ist, ich mache mir Sorgen um einen Menschen, der mir sehr wichtig ist! Und ich weiß nicht, ob ihm etwas zugestoßen ist, ob er vielleicht schon tot ist, und den Gedanken ertrage ich einfach nicht!"

WARUM ERZÄHLE ICH IHM DAS BLOß??? schrie es panisch in Conans Gedanken, ich kenne ihn doch gar nicht, warum vertraue ich ihm nur so sehr???

Doch nicht nur das, er fühlte, wie sich einige Tränen selbständig machten und aus seinen Augenwinkeln rollten, bevor sich ein ganzer salzener Fluss ungehemmt einen Weg über seine Wangen bahnte. Schon lange war der ganze Groll vergessen, den er gegen den Dieb hegte, sein einziger Wunsch war nur noch, ihn lebend wieder zu sehen...

"So ist das also..." Akechi antwortete leise und sanft, fast zärtlich, "Du hast dir also Sorgen um mich gemacht, Shinichi!"

Shinichi erlaubte sich eine kleine Schrecksekunde Zeit, bevor er die Augen öffnete und in das Antlitz seines Gegenübers sah.

"Du...?"

Kaitô blickte ihn nur schüchtern lächelnd an, die Augen, die Kudô so vermisst hatte, schillerten unergründlich in allen Blautönen mit silbernen Sprenkeln, wie eine aufgewühlte See.

"Das hat aber lange gedauert, mein kleiner Detektiv!" sagte der Dieb fast schon traurig.

Erst jetzt fiel es Conan wie Schuppen von den Augen!

"Akechi? Aber das..., das ist doch..." stammelte er aufgeregt.

"Richtig! Das ist der Name Kogoro Akechis, dem von Edogawa Ranpo erfundenen Detektiven, einem wahren Verkleidungskünstler. Erst wollte ich mich ja nach Arsène Lupin benennen, aber das klingt auf Japanisch etwas bescheuert, findest du nicht auch? Es kann ja nicht jeder "Conan" heißen, oder?" Er lachte unsicher auf.

"A...Aber wie..., wie bist du..."

"Wie ich zu der Kindergröße gekommen bin? Ist das so schwer zu erraten? Ich wollte das Gift klauen, das dich schrumpfen ließ, um ein Gegenmittel entwickeln zu lassen, und da bin ich leider nicht vorsichtig genug gewesen. Selbst schuld!"
 

"Ach was, vergiss das Gift! Du hättest sterben können!" schrie ihn Shinichi aufgebracht an, noch immer standen Tränen der Verzweiflung in seinen Augen, die sich aber nun auf einmal mehr wie Tränen der tiefen Erleichterung anfühlten..."Ich bin so froh, dass du lebst..."

Er hatte seinen Satz noch nicht einmal beenden können, da hatte ihn Kaitô schon zu sich gezogen und verschloß nun seine Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss!
 

Zuerst hatte Shinichi mit erschrockener Überraschung reagiert, als er plötzlich diese weichen warmen Lippen auf seinen gespürt hatte, doch dann hatte er langsam die Augen geschlossen, seinem Verstand Urlaub gegeben und ließ sich ganz in der zärtlichen Umarmung versinken, den Kuss sehnsüchtig erwidernd.
 

Nach einer langen Ewigkeit lösten sich die Jungen wieder voneinander, um sich liebevoll tief in die Augen zu sehen. Dann endlich "Shinichi..." Kaitô nahm seine Hände aus dem Nacken seines jungen Geliebten, nur um ihm das Gesicht zu streicheln, "...deine Brille stört!" Der Dieb klaute ihm lächelnd dieselbe von der Nase, bevor sich wieder ihre Lippen zärtlich suchten.

Sie konnten am Ende nicht mehr sagen, welche Zunge als erstes um Einlaß gebeten hatte, noch wie lange die gegenseitige Erkundung gedauert haben konnte, doch dieser eine Moment im einsamen Park war für sie einer der glücklichsten Zeitpunkte ihres Lebens, ein Augenblick des Glücks, in dem alle Sorgen vergessen waren und nur das Jetzt zählte.
 

Als sie sich diesmal wieder lösten, genossen sie noch lange die Nähe des anderen, einander sanft umarmend, bis Shinichi mit geschlossenen Augen, glücklich an seinen Freund lehnend murmelte "Ich liebe dich, Kaitô!"

"Ich dich auch, Shinichi!" antwortete Kaitô gerührt.

Kapitel XII
 

"Hallo Conan! Du bist spät dran heute! Komm Essen!" Ran war gerade dabei verschiedene Schüsseln mit dampfendem Reis und Beilagen auf den Esstisch zu stapeln, als Conan nach Hause kam. Und Sonoko half ihr dabei, stellte er mit Bestürzen fest!

"Ähm, ich habe jemanden zum Essen mitgebracht..." zerrte er zögerlich seinen neuen "Freund" zur Tür herein.

So'n Mist! Er hatte völlig vergessen, dass Kogoro heute nicht da war, und Ran dafür ihre Freundin zum Essen eingeladen hatte.

Zwei Köpfe schauten neugierig synchron aus der Küchentür heraus und sahen enttäuscht(?) zum unbekannten Gesicht.

"Ähm, hallo?" meinte Kaitô zögerlich fragend zu den beiden Mädchen, dem die Blicke natürlich aufgefallen waren. "Ich hoffe, ich störe nicht?"

"Äh, neinnein! Ganz und gar nicht! Setz dich ruhig hin..." fing sich Ran als erste und machte ein betont fröhliches Gesicht. "Bist du ein neuer Freund von Conan?"

"Ähm, ja! Sozusagen! Ich bin heute neu in seine Klasse gekommen, ich heiße Akechi Kaitô!" stellte sich der Junge vor, während beide sich an den gedeckten Tisch setzten.

Akechi Kaitô... Ob das wohl sein richtiger Name war? Er hatte ihn noch gar nicht danach gefragt, fiel Shinichi erst jetzt auf. Nach ihrem "Treffen" im Park hatte er eigentlich noch etwas Zeit allein mit seinem neugewonnenen Geliebten verbringen wollen, doch wenn man die Identität eines Siebenjährigen hat, sind damit ein paar Probleme verbunden..., wie zum Beispiel, dass sich Erziehungsberechtigte gleich das Schlimmste ausmalen, wenn ihre Schützlinge nicht pünktlich zum Essen da sind..., somit hatte er Kaitô kurzerhand einfach mitgenommen! Er wollte unter keinen Umständen wegen so einem banalen Grund von ihm getrennt werden, jetzt da sie sich so viel zu sagen hatten - oder er soviel zu erfahren, um genau zu sein!

"Kaitô?" Sonoko stand noch immer mit diesem seltsam enttäuschten Gesichtsausdruck im Türrahmen, war aber beim Namen ihres Schwarms hellhörig geworden!

"Ein schöner Name!" Mittlerweile strahlte sie wie ein kleiner Sonnenschein, "das erinnert mich da an jemanden..., ne Ran?"

Die Angesprochene saß mittlerweile am Tisch und füllte den hungrigen Jungen ihre Schälchen mit Reis, nicht besonders erfreut über das altbekannte Thema.

"Ach, lass doch den armen Jungen in Ruhe, der kann doch nichts dafür, dass er den gleichen Namen hat wie Kaitô KID! Setz dich hin, das Essen wird kalt!"

Beide Mädchen runzelten die Stirn, als Conan eine Kicherattacke bekam, und dafür von seinem Freund mit einem vernichtenden Blick bedacht wurde.

Die Freundinnen sahen sich überrascht an, um gleich darauf verschwörerisch loszugrinsen. "Du hast ja so Recht, Ran-chan, unserem Conan-kun geht es schon viel besser!" Sie wandte sich dem jungen Brillenträger zu, der noch immer kauend dem Jungen neben sich zugriente, und lächelte ihn fies an. "Wir hatten ja eigentlich gehofft, deine kleine Freundin kennenzulernen..."

"Freundin?" nuschelte Conan fragend zwischen zwei Bissen.

"Ja, deine Freundin!" Sonokos Grinsen wurde immer breiter, "Ran meint, du wärst schon seit mindestens einem Monat bis über beide Ohren verliebt, und wir dachten, du stellst sie uns heute mal vor!"

Der Klumpen Reis, den Shinichi gerade geschluckt hatte, wäre beinahe sein Tod gewesen!

Er hustete verzweifelt, um nicht elendig zu ersticken, während seine Wangen einer reifen Tomate Konkurrenz machten. Bei dem unfreiwillig komischen Anblick glucksten die Mädchen vergnügt auf, doch das war nichts im Vergleich zu dem Lachanfall, den sein neuer Mitschüler gerade erlitt! Diesmal war es an Conan, seinem Freund bitterböse Blicke zuzuwerfen, doch Kaitô beruhigte sich schnell wieder und schenkte ihm ein warmes Lächeln, gepaart mit dem zarten Gefühl, dass jemand sanft mit nackten Fußsohlen Shinichis Beine entlangsstrich.

Dieses Gefühl hätte ewig andauern können...

Der stumme Gedankenaustausch war den Freundinnen nicht entgangen, doch zumindest Sonoko hatte ihn vollkommen missverstanden:

"He, Kaitô-kun! Du verschweigst uns doch was, wer ist Conans Angebetete? Los, raus mit der Sprache!" rief sie aufgeregt. Fremde Beziehungen waren für sie mindestens so aufregend wie ihre eigenen.

"Ach, ich weiß nicht... Ich bin doch erst seit heute in Conans Klasse! Da kenne ich ihn doch noch nicht so gut..." druckste der Angesprochene verlegen herum, ein Hauch von Röte konnte selbst der gewiefte Schauspieler nicht überspielen! Leider ließ sich Sonoko bei ihrem Lieblingsthema nicht so leicht abschütteln, begeistert bohrte sie weiter.

"Na, ich seh doch, dass da was läuft! Gib's doch zu: er sitzt im Unterricht vermutlich neben ihr und hält Händchen in den Pausen, oder? Ne, Ran? Dich interessiert das doch auch, oder?" suchte sie bei ihrer Freundin Unterstützung.

Ran saß den Jungs nur schräg gegenüber und sah sie nachdenklich an, doch bei der Erwähnung ihres Namens hob sie etwas verwirrt den Kopf.

"Hm? Was hast du gesagt?" blinzelte sie die Blonde an, doch dann erinnerte sie sich wieder und fuhr gedankenverloren fort, "Weißt du, wenn Conan es uns erstmal nicht sagen möchte, dann müssen wir es akzeptieren! Es ist ja wohl noch ganz neu, also lassen wir ihm doch einfach ein bißchen Zeit, oder? Ich denke, die steht jedem zu."

Überrascht und zugleich enttäuscht, dass ihr Ran in den Rücken fiel, sah Sonoko ihre langjährige Freundin an. Warum war sie denn auf einmal so ernst? Oder sollte man es eher...traurig nennen?!
 

Die Mahlzeit beendeten die vier gut gelaunt, Albernheiten oder Erlebnisse des Tages austauschend. Nur Ran hielt sich zurück, täuschte Fröhlichkeit vor, doch in ihrem Innersten

empfand sie eine erschreckende Traurigkeit, erschreckend vor allem deshalb, weil sie sie nicht verstand!

Sie freute sich für Conan, dass er mit einem Male so glücklich wirkte, und sie kannte ihn mittlerweile so gut, um zu wissen, dass es echt war. Und das erleichterte sie nach all der Zeit, die der Junge schweigend gelitten hatte, dass er seinen Frieden und einen Menschen gefunden hatte, den er liebte, und der ihn vermutlich zurückliebte.

War dies Conans erste Liebe? War er deshalb so verwirrt oder gar erschreckt gewesen, wegen der unbekannten Gefühle in ihm?

Wie wenig sie doch über ihren Schützling wusste...

Wehmütig dachte sie an den Tag zurück, an dem sie den kleinen Jungen mit der großen Brille bei Shinichi getroffen hatte, der Tag an dem Er verschwand...

Shinichi!

War das der Grund? Warum sie so traurig - eifersüchtig?- auf Conans unbekannte Liebe reagierte? Weil er sie so an Shinichi erinnerte...?
 

Nach dem Essen waren die Jungen auf Conans Zimmer gegangen, Ran und Sonoko den Abwasch lassend, darauf hatten die beiden Mädchen bestanden! Vermutlich wollten sie ungestört quatschen, oder sich besser gesagt neue Mutmassungen über Conans mögliche Flamme ausdenken, wie Shinichi etwas genervt dachte.

Eigentlich hatten er und Kaitô ja vorgehabt, sich ein ruhiges Fleckchen außerhalb der Wohnung zu suchen, doch es hatte angefangen zu regnen, und somit bevorzugten beide die Wärme des kleinen Zimmers. Sie saßen sich im Schneidersitz auf dem Bett gegenüber und schauten entspannt aus dem Fenster dem Regen zu. Es hatte eine ungemein beruhigende Wirkung, einfach nur schweigend gemeinsam dem Lauf der Wassertropfen zu folgen, wie sie sich einzeln auf die flache Scheibe krachen ließen, nur um sich in verschlungenen Wegen das Glas heruntergleiten zu lassen, mal langsamer, mal schneller, gelegentlich mit anderen Tropfen verschmelzend, die einzigen Geräusche waren das Prasseln des Wassers und entferntes und fröhliches Klappern und Geplapper aus der Küche...

Dann, nach einer langen Weile, hatten sie sich bei den Händen genommen und sich nur gegenseitig betrachtet, lächelnd, die Finger des einen zärtlich die des anderen streichelnd, die Gegenwart des geliebten und neugefundenen Menschen genießend.

Doch nach einiger Zeit brach Shinichi dann doch sichtbar widerwillig das Schweigen, um all die Fragen zu stellen, die ihm auf der Seele brannten.

"Warum bist du hier, in dieser Gestalt?" fragte er seinen Geliebten, jede Regung in der Mimik des Anderen beobachtend.

Kaitô seufzte ergeben. Diese Frage hatte er erwartet und doch hinausgezögert. Er erinnnerte sich nur ungern an diesen Tag, an dem er in die "Black Chemicals" eingedrungen und dabei so kläglich gescheitert war. Zögernd berichtete er seinem Freund die Ereignisse, er hatte sich dazu entschlossen, seinem Freund alles zu erzählen!
 

"..., schließlich wurde ich von ein paar Waldarbeitern gefunden und ins Krankenhaus gebracht, ich erinnere mich allerdings kaum daran, weil ich tagelang hohes Fieber hatte. Ich hatte natürlich nichts dabei, was mich ausweisen konnte, daher hat es etwas länger gedauert, bis ich meine Mutter anrufen konnte und ihr die ganze Situation am Telefon verständlich zu machen. Das war vielleicht ein Schock für sie, als sie mich endlich abholen kam! Das Krankenhauspersonal war auch ganz aus dem Häuschen, dass es so lange gedauert hatte, die haben beinahe stündlich die Polizei angerufen, ob sie nicht doch endlich einen Hinweis gefunden hätten, wer ich denn wäre!" Kaitô lachte kurz auf. "Meine Mutter hat Augen gemacht, das kann ich dir sagen..."

"Du hast es sofort deiner Mutter gesagt?" Shinichi machte große Augen, er selbst hatte nicht den Mut gehabt, es seinen Eltern zu erzählen, sie mussten es erst von Professor Agasa erfahren - nicht die beste Entscheidung, die er getroffen hatte, wie er jetzt wusste!

"Natürlich! Wie sollte ich denn sonst aus dem Krankenhaus und wieder nach Tôkyô kommen, ohne einen Umweg übers Kinderheim zu machen?" Er lehnte sich auf dem Bett zurück und stützte sich dabei auf beiden Armen ab, sah aber seinen Freund verschmitzt an.

"Außerdem ist meine Mutter selbst ständig mit Zauberern umgeben, da steckt man einiges an scheinbar "unmöglichen" Sachen leichter weg als normale Menschen, auch wenn so eine Schrumpfung nicht unbedingt zum üblichen Repertoire unserer Zaubershows gehört!"

"Was ist mit deinem Vater?" Der junge Detektiv war bei der alleinigen Erwähnung der Mutter des Diebs stutzig geworden.

"Tot!"

"Oh! Das tut mir leid..." sagte er betroffen.

"Muss es nicht! Ich habe es schon längst überwunden!" beruhigte Kaitô ihn lächelnd, dann beendete er nachdenklich seinen Satz: "Dass ich seinen Platz eingenommen habe, hat es mir damals erträglicher gemacht!"

Er lachte auf, als er seinen Geliebten aufkeuchen hörte.

"Ist es deshalb, dass du..."

"Nein, nicht nur! Anfangs hat es mich getröstet, die "Arbeit" meines Vaters weiterzuführen, zu sehen, dass ich sein würdiger Nachfolger sein kann, aber mit der Zeit hat es wirklich Spaß gemacht!" Wieder lachte der Dieb, als er in das erschrockene Gesicht seines Gegenübers blickte. "Und du bist da auch nicht ganz unschuldig daran, du Meisterdetektiv! Hat Spaß gemacht, mich mit dir zu messen!"

Shinichi bevorzugte es, weder auf dieses Bekenntnis nachzudenken noch darauf zu antworten, es hätte ihn an gewisse...Ereignisse erinnert, die er lieber vergessen wollte, statt dessen wechselte er das Thema.

"Wie ist dein wahrer Name?"

Kaitô seufzte, als er in das ernste Gesicht Kudôs sah. Diese Frage hatte er befürchtet, aber er hatte sich ja vorgenommen, ihm alles, wirklich alles zu erzählen...

"Mein Name ist Kuroba Kaitô!" Er blickte ein wenig nachdenklich aus dem Fenster, nur um nicht in Shinichis Gesicht sehen zu müssen... "Jetzt bin ICH dir wohl ausgeliefert, und DU kannst mit meinem Geheimnis machen, was du möchtest..."

Der junge Detektiv grinste, als er an die Anspielung dachte.

"Sieht ganz so aus!" meinte er schließlich unergründlich. "Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, dass ICH mein Wissen mal nutze, um DICH leiden zu lassen!"

Der Dieb runzelte irritiert die Stirn. Was mochte jetzt wohl kommen?

"Ich möchte, dass du mir keinen Grund mehr gibst, wieso ich deinen Namen an die Polizei verraten sollte! Du mußt mir versprechen, nie wieder als Kaitô KID irgendwelche Diebstähle zu begehen!" fuhr er mit einem sonderbaren Gltzern im Blick fort.

Kaitô weitete entsetzt die Augen. "Du... Du willst mich erpressen?" keuchte er ungläubig.

"Nein, ich will nur nicht, dass jemand anderes als ich dich schnappt!" Shinichi beugte sich langsam lächelnd zu seinem Freund vor, "Ich möchte nicht dass du ins Gefängnis kommst! Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, jahrelang von dir getrennt zu sein!"

Und bevor sein Geliebter etwas erwidern konnte, nahm er sein Gesicht in beide Hände und zog den überaschten Kaitô zu sich, verschloß seine Lippen mit einem langen Kuß.

Nur zu gern erwiderte der Junge diesen Beweis seiner Liebe zu ihm, bis sie Zeit und Raum um sich herum vergaßen.

So bemerkten sie auch nicht die Tür, die sich kurz geöffnet hatte, um sich schnell und leise wieder zu schließen...
 

Ran lehnte mit geweiteten Augen an der Tür, ungläubig wegen der Szene, die sie eben gesehen hatte. Sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augenrändern bildeten, doch tapfer kämpfte sie sie zurück. Dann verstärkte sie den Druck um das Tablett mit den kalten Getränken, die sie soeben Conan und seinem neuen Freund bringen wollte, bevor...

Entschlossen schritt sie zurück in die Küche, zauberte sogar ein fröhliches Lächeln auf die Lippen, bevor sich Sonoko zu ihr umdrehte und erstaunt fragte: "Wollten die nichts trinken?"

"Äh, nein!" log Ran heiter, "Du wirst es nicht glauben, aber sie sind beide eingeschlafen!"

"Eingeschlafen?!" Das blonde Mädchen runzelte erstaunt die Stirn, doch dann grinste sie ihre Freundin breit an. "Daran merkt man es: Die Beiden sind eben noch nichts weiter als Kinder!"

"Ja, du hast Recht! Sie sind nichts weiter als Kinder!" echote Ran fröhlich nickend, doch von ihrem Entsetzen ließ sie sich nichts anmerken.

Es war weniger die Tatsache gewesen, dass Conan einen Jungen liebte, als die Vision, die sie beim Anblick der beiden gehabt hatte:

Ihr siebenjähriger Schützling mit seinem gleichaltrigen Klassenkameraden, seine Brille achtlos auf dem Bett liegend, und in dem Moment sah sie nur Shinichi beim leidenschaftlichen Zungenspiel mit dem strubbeligen schwarzhaarigen Jungen aus der Bahn...

Kapitel XIII
 


 

DIDELIT! DIDELIT! DIDELIT!
 

Das Telefon klingelte mehrere Male, bis Ran aus ihrer Lethargie erwachte. Lustlos quälte sie sich aus dem Sessel, in dem sie die letzte Stunde verbracht und träge auf den Fernsehbildschirm gestarrt hatte, ohne wirklich wahrzunehmen, was für ein Programm gerade lief. Sonoko war schon längst gegangen, auch Conan hatte sich zusammen mit seinem Freund verabschiedet, um "Irgendetwas" zu erledigen! Noch immer fröstelte sie, wenn sie an die beiden dachte, und das, was sie gesehen hatte...

"Detektei Môri, Guten Abend!" murmulte sie abwesend in den Hörer, doch als sie die Stimme am anderen Ende vernahm, war sie schlagartig hochkonzentriert:

"SHINICHI!" schrie sie beinahe.

"Jaja, ich bin es! Kein Grund mir das Trommelfell platzen zu lassen, meinst du nicht?" meldete sich eine jugendliche Stimme etwas gequält.

"WIE GEHT ES DIR? WO BIST DU GERADE? WANN KOMMST DU NACH HAUSE?" rief sie aufgeregt. Ihr Freund reagierte auf diese Bombardierung leicht genervt, wie immer!

"Mir geht es gut, und du weißt doch, dass ich an diesem kniffligen Fall arbeite! Ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme..."

"Das sagst du jedesmal!" unterbrach sie ihn wütend. Doch diesmal wollte sie eine klare Antwort, das hatte sie sich fest vorgenommen! "Du verschwindest einfach so, schwänzt ein ganzes Jahr die Schule, und kannst mir noch nicht einmal erzählen, woran genau du arbeitest, noch wo du dich aufhälst, ganz zu schweigen davon, dass du dich gelegentlich blicken lässt! Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!"

"Es tut mit leid, ich..."

"Nein, es tut MIR leid! Anscheinend bin ich wohl nicht vertrauenswürdig genug, damit du mir das erzählen kannst." Das schnurlose Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt, ließ sie sich erschöpft wieder in ihren Sessel fallen, Shinichis Ausreden ignorierend. Auch die wiederholten sich jedesmal, doch nun wollte sie es genau wissen, vor allem nach diesem Tag, und dafür wollte sie lieber sitzen.

"Shinichi, ich möchte es wissen!" raunte sie leise in den Hörer. "Du... Du hast jemanden gefunden, oder?"

Am anderen Ende der Leitung war Stille.

Dann ein zögerliches "Wie kommst du denn auf so etwas?"

Doch dieser Augenblick des Zögerns war ihr Antwort genug gewesen. Sie nickte müde. Endlich wusste sie es!

"Shinichi, weisst du was die Leute erzählen, während du nicht da bist?" sie versicherte sich durch eine kurze Pause, dass der Angesprochene auch zuhörte, dann fuhr sie fort.

"Sie erzählen alle, dass ich deine Freundin bin! Nicht eine gute Freundin, oder eine langjährige Freundin, nein "Deine Freundin"! Und ich habe ihnen alle versichert, dass das nicht der Fall sei, ob sie es mir geglaubt haben oder nicht! Und weisst du auch warum?" Wieder schwieg Rans Gesprächspartner.

"Weil wir es nicht sind! Wir sind nicht mehr als das, gute Freunde, die sich seit dem Kindergarten kennen, zumindest habe ich das bis vor kurzem noch geglaubt... Wir sind nicht zusammen gewesen oder ausgegangen - naja, zumindest nicht so richtig -, somit brauchst du dich auch nicht zu schämen, wenn du eine Freundin gefunden hast, oder was auch immer!" Den letzten Teil des Satzes sagte sie unbewusst, musste dabei jedoch unweigerlich an Conan denken, doch sie versuchte die Tränen zurückzuhalten, die sich langsam in ihren Augen bildeten.

"Ich möchte nur, dass du glücklich bist! Aber bitte, nur der langen Zeit wegen, in der wir mal Freunde waren, bitte sei ehrlich zu mir!"

Die erste Träne kullerte trotz des erbitterten Widerstandes über ihre Wange, nun konnte sie auch leise Schluchzer kaum noch unterdrücken.

Shinichi am anderen Ende der Leitung zögerte noch eine kurze Weile, dann endlich rang er sich durch und begann zu sprechen:

"Es tut mir leid, dass ich dir so viele Sorgen bereitet habe, Ran! Ich...habe dich in der Tat angelogen, was den Fall angeht: Ich bin hinter einer sehr mächtigen Organisation her, und somit ist die Situation mehr als gefährlich! Ich wollte dir nichts erzählen, weil ich dich nicht mit hineinziehen wollte, nicht, weil ich dir nicht vertraut hätte, dass musst du mir wirklich glauben! Ich...hatte nur Angst, dass dir etwas zustösst! Das ist auch der Grund, warum ich weder nach Hause komme, noch zulasse, dass jemand erfährt, wenn ich hier einen Fall gelöst habe, ich bin nämlich untergetaucht!" Der jugendliche Detektiv legte eine kurze Pause ein, wie um sich nochmal zu sammeln, bevor er weiterfuhr. Ran jedoch liefen jetzt die Tränen in Strömen, als ihr klar wurde, wie wenig sie geahnt hatte, in welcher Gefahr sich ihr Freund befinden musste!

"Und... diese Person, die du angesprochen hast, es gibt sie tatsächlich!"

Ran keuchte, als sie die gefürchteten Worte vernahm, die sie schon längst erwartet hatte. Doch es war immer zweierlei, es zu vermuten und diese Vermutung bestätigt zu bekommen...

"Es ist erst vor kurzer Zeit passiert. Ich wollte niemanden mit hineinziehen, genausowenig, wie ich dich mit hineinziehen wollte, aber jemand hat es doch herausgefunden, und hat mir unter Einsatz des Lebens versucht zu helfen! Nun ja..., und ich glaube, ich habe mich... in diese Person... verliebt!"

Laute Schluchzer drangen durch die Leitung, als Ran nach mehreren Augenblicke des betretenen Schweigens letztendlich fragte:

"Glaubst du, du hast dich vielleicht nur aus Dankbarkeit in diese... Person... verliebt?"

"Ja. Vielleicht!" Die Antwort war weder überzeugt, noch überzeugend, und zerstörte damit ihre letzte Hoffnung.

"Es tut mir wirklich leid, Ran. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt, und ich wollte es dir auch nicht am Telefon sagen, sondern von Angesicht zu Angesicht, denn ich habe dich wirklich sehr gern, und..."

"Hätte es denn irgendeinen Unterschied gemacht?" So langsam kam die Wut wieder hoch, die sie so lange Zeit angestaut hatte, sie musste sich beherrschen, nicht in den Hörer zu brüllen!

"In wen du dich verliebst ist dein Problem, ich bin ja schliesslich nicht deine Freundin! Aber ich nehme es dir sehr sehr übel, dass du mir das nicht schon früher erzählt hast! Auch ich hätte dir helfen können, wenn du nur ein bisschen mehr Vertrauen in mich gehabt hättest, aber du hast mich die ganze Zeit nur angelogen, vom ersten Tag an!" Sie war doch immer lauter geworden, obwohl sie genau so einen Wutausbruch verhindern wollte, doch jetzt wollte sie sich nicht mehr zurückhalten! Sie holte noch einmal tief Luft.

"Ich frage dich noch einmal, Shinichi: Wo steckst du gerade?"

"Das...kann ich dir nicht sagen!" Der Detektiv war im Laufe des Gesprächs immer kleinlauter geworden, nun war seine Stimme fast auf ein Flüstern herabgesunken. Ein sehr trauriges Flüstern!

"Dann haben wir uns wohl nichts mehr zu sagen!" beendete Ran das Gespräch genauso traurig, bevor sie endgültig auflegte.

Eine lange Weile saß sie nur zusammengekauert in dem Sessel und starrte in die Dunkelheit des Raumes. Dann fing sie wieder an zu weinen.
 

Bei Professor Agasa hängte ein sehr geknickter junger Shinichi den Telefonhörer auf und senkte die Fliege, die ihm als Stimmverzerrer diente. Ein paar azurblaue Augen betrachteten ihn dabei aufmerksam, bevor Kaitô sich zu seinem Freund bewegte, um ihm mitleidig eine Hand auf seine Schulter zu legen.

"Du hast ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt."

Es war keine Frage noch ein Vorwurf gewesen, sondern einfach die nüchterne Feststellung einer Tatsache.

"Am Telefon? Dann brauche ich gar nicht mehr in die Wohnung zurückzugehen, ich traue mich ja jetzt schon nicht mehr, sie wird mich umbringen!" Conans Stimme war verzweifelt, auch bei ihm funkelten schon erste feuchte Tropfen in seinen Augenwinkeln.

Kaitô nahm seinen schluchzenden Geliebten in die Arme, streichelte ihm beruhigend den Rücken, strich ihm sanft durch die Haare, spürte heiße Tränen an seiner Schulter, während er selbst verzweifelt von kurzen Armen umklammert wurde.

Nein, Kaitô konnte ihm keinen Vorwurf machen, dazu verstand er seine Ängste nur zu gut. Shinichi hatte gerade seine beste Freundin verloren, das Mädchen, das er bisher zu lieben geglaubt hatte! Außerdem... war er irgendwie schuld daran...

Zwar hatte er sich in seinem gesamten Leben noch nie so glücklich gefühlt, als sein kühnster, scheinbar unerreichbarster Wunsch erfüllt wurde, in dem Moment, in dem Shinichi ihm schüchtern seine Liebe gestanden hatte. Er bereute auch nicht, ihn Ran abspenstig gemacht zu haben, dafür war er viel zu verliebt gewesen, aber er hatte trotz allem ein schlechtes Gewissen sie so unglücklich gemacht zu haben! Und nun weinte sein Liebster...

Sachte umarmte er seinen Geliebten nur, versuchte ihm all seine Liebe durch diese Geste zu vermitteln, ihn zu trösten, ihm seine Sorgen zu erleichtern, und Shinichi erwiederte diese Umarmung dankbar. Keiner vermochte zu sagen, wie lange sie so gestanden hatten, als gäbe es nur sie auf dieser Welt.
 

Schließlich hörte Kaitô ein leises Murmeln an seinem Hals, es klang beinahe wie ein Zischen, voller Haß und Verachtung...

"Ich wünschte, diese schwarzen Bastarde könnten brennen, auf ewig in den tiefsten Tiefen der Hölle! Sie, und das, womit alles angefangen hat, ihr GIFT!"

Kaitô erstarrte. So, wie er das letzte Wort ausgespien hatte... Als ob er in diesen wenigen Buchstaben allen Haß und Leid gelegt hätte, den er seit einem Jahr erlitten und angestaut hatte...

So langsam erst wurde ihm klar, welche Qualen sein Liebster in all der Zeit hatte ertragen müssen, seine Freunde anzulügen, seine Identität zu verheimlichen, ständig Angst vor der Entdeckung, Angst um sein Leben und vor allem um das seiner Liebsten haben zu müssen, wenn er seine Rolle nicht perfekt spielte...

Und er selbst hatte auch nur gewagt, sich mit ihm zu vergleichen, er, der Freizeitdieb Kaitô KID, der aus Vergnügen stahl, nicht aus Not, und seine Verjüngungskur eher als kleinen Spaß abtat, um seinem Schwarm nahe zu sein... Lächerlich!!!

DAS GIFT!!!

Warum hatte er es nicht vorher schon erwähnt??? Er hatte es doch wohl kaum vergessen, oder?!

"Shinichi, ich..." begann er zaghaft, peinlich berührt, es nicht schon viel früher angesprochen zu haben, "das Gift..."

Shinichi schaute auf. "Bitte, sag dieses Wort nicht! Ich möchte es nicht hören!" bat er ihn ernst.

"Aber ich wollte doch nur sagen, dass..."

"Ich habe gesagt, ich will dieses Wort nicht hören!" nun sehr viel bestimmter, verbitterter. "Ich will nie wieder daran erinnert werden, dass es das gegeben hat!!!"

Und bevor Kaitô noch irgendetwas erwidern konnte, verschloß der junge Detektiv den Mund des Diebs mit einem heftigen Kuss, stürmisch, leidenschaftlich, mit der Kraft der Verzweiflung! Erst wehrte sich Kaitô auf diesen ungewohnt wilden Angriff, doch dann ergab er ihm sich vollkommen und erwiederte ihn mit der gleichen Leidenschaft.

Es gab ja schließlich noch andere Gelegenheiten...

Kapitel XIV
 

Zufrieden schlenderten zwei bedrohliche schwarze Gestalten zu dem geparkten Porsche.

"Hast du das Päckchen?" fragte Gin seinen Partner, öffnete mit dem Schlüssel den Kofferaum seines luxuriösen Wagens.

"Hier!" Wodka reichte ihm eine unauffällige Aktentasche in schwarzem Leder, die der Blonde sofort verstaute.

"Vorsichtig, vorsichtig! Sonst fliegt uns das Baby noch um die Ohren..." meinte er grinsend, als er über seinen eigenen Witz lachte. Und wieder würde heute eine Firma des Morigawa-Clans einen "Unfall" haben, dachte er mordlustig. Sie hatten ihnen ja so einen Gefallen getan, ihnen den Kleinen zu schicken...

Quietschende Autoreifen ließen die beiden Killer aufhorchen! Drei lange schwarze Mercedes rollten mit hoher Geschwindigkeit auf das Gelände der Black Chemicals zu, ihrem aktuellen Hauptquartier! Fassungslos starrte Gin auf das Unmögliche, das konnte nicht sein! Wie...

Ein lautes Peitschen weckte ihn aus seiner Regungslosigkeit, eine einzelne Kugel schoss an seinem linken Ohr an ihm vorbei, bohrte sich in die Wand hinter ihm, einige Brökchen vom Putz flogen in alle Richtungen. Wie auf ein geheimes Kommando zerrten die Hünen an ihrem Schulterhalfter, während sie hinter dem geparkten Auto in Deckung sprangen... Doch es war schon zu spät! Wodka brüllte vor Schmerz auf, als sich eine ganze Salve in seine Brust versenkte, einen Bruchteil später prallte sein Körper wie ein Sandsack auf den Boden, blieb in einer riesigen Blutlache liegen. Auch Gin fasste sich erstaunt an den Arm, als sein Gehirn unerträglichen Schmerz verkündete! Er spürte, wie eine zweite Salve auf ihn zugeflogen kam, und hinter ihm... taten sich die Tore der Hölle auf!
 

Mehrere Tage waren vergangen, seit dem verhängnisvollen Telefonanruf.

Conan war abends nach Hause gekommen, hatte schweren Herzens die Masquerade aufrechterhalten, die er seit einem Jahr schon spielte, und "nichtsahnend" eine völlig aufgelöste Ran vorgefunden, die in ihrem Sessel zusammengekauert jeden Tröstungsversuch abgeblockt hatte. Seit diesem einen Tag war sie auch nicht mehr zugänglich gewesen, zwar kümmerte sie sich noch immer um den Haushalt und um ihren Schützling, doch war keine Spur von Hingabe mehr zu erkennen gewesen, es war, als ob sie eine Pflicht erfüllte, nicht mehr und nicht weniger!

Conan plagten seitdem große Schuldgefühle, schließlich war sein zweites Ich für diese Veränderungen verantwortlich, die das Mädchen durchgemacht hatte. Sie hatte mit niemandem darüber reden wollen, auch Conan und Kogoro erzählte sie nichts von alledem, nur Sonoko schaffte es schließlich nach mehreren Tagen ein Stückchen der Wahrheit aus ihr herauszupressen. Sie versuchte die Depressionen ihrer Freundin auf typische "Sonoko-Art" zu lösen, indem sie sie zwang, ihren ganzen Frust in einer Karaoke-Box von der Seele zu singen! Zwar hatte sich die Schwarzhaarige erst mit Händen und Füßen gegen diese Methode gewehrt, doch dann kam sie doch noch ein bisschen besser gelaunt nach Hause.

Wegen der schlechten Stimmung zuhause und der Tatsache, dass Conan seine Freundin nicht wirklich beruhigen konnte, verbrachte er die meiste Zeit nach der Schule bei Professor Agasa. Dem Professor und seiner "Mitbewohnerin" Ai hatte Shinichi seinen neuen "Freund" gleich am ersten Tag vorgestellt. Zwar war ihm das anfangs sehr peinlich gewesen, aber erstens mussten auch sie ins Bild gesetzt werden, dass noch ein "Kind" das Gegenmittel brauchen würde, wenn es denn eines Tages dazu kommen sollte. Zweitens hatte er sich vorgenommen, zu Kaitô zu stehen, schon allein deswegen, da der junge Dieb selbst überhaupt kein Problem mit einem männlichen Partner zu haben schien und Shinichi ihn mit seinen Bedenken nicht unglücklich machen wollte. Und drittens: wenn er es denn schon jemandem erzählen musste, dann waren die zwei Wissenschaftler der beste Anfang den man sich vorstellen konnte!

Agasa hatte beide schmunzelnd angesehen und ihnen alles Glück der Welt gewünscht, während Ai nur wissend eine Augenbraue gehoben hatte, erst Kaitô freundschaftlich begrüßt, dann Shinichi zu seiner Entscheidung gratulierte.

Dass dies so einfach werden würde, hätte der junge Detektiv nie gedacht, aber er wusste auch, dass der Erfinder und die geschrumpfte Chemikerin ein Vorbild an Aufklärung und Toleranz waren! Ob der Rest seiner Bekanntschaft auch so aufgeschlossen reagieren würde war fraglich, aber daran wollte er lieber erst denken, wenn er wieder offiziell Shinichi Kudô war - falls das jemals wieder der Fall wäre, wie er wehmütig dachte. Aber selbst wenn nicht, mitlerweile war der Gedanke erträglicher geworden, seit er jemanden gefunden hatte, mit dem er gemeinsam "aufwachsen" konnte, und das machte ihn glücklich!
 

Kaitô und er saßen auf der Couch im Wohnzimmer der Kudôs, gegenüber vom laufenden Fernseher, den sie allerdings kaum beachteten. Sie hatten es sich zwischen diversen Kissen und Decken, sowie je einer Tasse dampfendem Kakao gemütlich gemacht und unterhielten sich leise, eng aneindergekuschelt, genossen die Nähe des Anderen.

Ran hatte Shinichi erzählt, dass er für die Nacht bei Professor Agasa bleiben wolle, um sein neues Computerspiel durchzutesten, während Kaitô seiner Mutter die Wahrheit erzählt hatte. Auch sie hatte nach einem anfänglichen Überraschungsmoment den Freund ihres Sohnes in ihrer kleinen Familie willkommen geheißen. Das Einzige, was ihr sichtbar einiges an Kopfzerbrechen abverlangte, war die Tatsache, dass der Auserwählte ihres Sohnes ein Detektiv war, wie beide amüsiert feststellten...

Wie seine Eltern wohl reagieren mochten, wenn sie hörten, dass ihr Sohnemann ihr Haus als Liebesnest für sich und seinen Gegenspieler, dem berühmten Meisterdieb 1412 alias Kaitô KID, eingerichtet hatte?

Liebevoll strich sein Blick über den strubbeligen Kopf an seiner Brust. Kaitô hatte es sich, halb sitzend halb liegend, an seiner Seite gemütlich gemacht, den Kopf an seinem Herzen lehnend, als wolle er seinem Herzschlag lauschen, unter wirren schwarzen Strähnen lugten ein paar müde Augen hervor, die halb konzentriert den Film verfolgten, der auf dem Breitbildschirm vor ihnen lief.

Diese Augen...

Es war dieses Lapislazuli-Blau, das Shinichi so bewundert hatte, mit den silbernen Einsprengseln und dem nach außen hin so dunklen Rand... Jedes Mal, wenn er sie anblickte, glaubte er darin versinken zu müssen, und dieses Gefühl hatte er all diese Zeit so vermisst, das war ihm immer mehr bewusst geworden! Nicht auszudenken, wenn seinem Kaitô etwas passiert wäre...

TIDELIT! TIDELIT! TIDELIT! TIDELIT!

Aaaargh! Wer war das denn schon wieder?!

Müde schälte sich Shinichi aus den Decken, und - viel schlimmer! - aus den Armen seines Geliebten, um zum Telefon zu schlurfen. Viele Möglichkeiten gab es ja nicht, momentan wusste nur der Professor, dass sie sich im Haus nebenan aufhielten...

Es war nicht der Professor, es war Ai!

"He, ihr Turteltäubchen!" rief sie - für ihre Verhältnisse - aufgeregt ins Telefon, "Habt ihr heute schon die Nachrichten gesehen? Es könnte euch interessieren!"

Der Junge runzelte überrascht die Stirn, leitete aber den Tipp gehorsam an seinen Freund weiter. Ai tat selten etwas ohne guten Grund!

Kaitô schnappte nach der Fernbedienung und zappte auf den Nachrichtenkanal um. Die Bilder zeigten hektische Handkameraaufnahmen von einem zerstörten Gebäude sowie zahlreiche Krankenwagen, die mehrere Leichen und Verletzte abtransportierten, Polizisten und Feuerwehrleute wuselten durch die Trümmer des Sprenggebietes, doch vor allem die sachlichen Kommentare der Sprecherin aus dem Off ließ die Beiden aufkeuchen:

"...sind hier auf dem Gelände der Black Corporation in Yokohama, auf der vor wenigen Stunden eine gewaltige Explosion stattgefunden hat, die das gesamte Gebäude in die Luft gesprengt hat. Vorsichtige Schätzungen haben ergeben, dass sich zu diesem Zeitpunkt mehr als 500 Mitarbeiter in der Firma befunden haben. Zeugen berichten von Schießereien unmittelbar vor der Explosion, bisher unbestätigte Gerüchte besagen, dass es sich bei diesem Vorfall um einen Anschlag eines rivalisierenden Yakuza-Clans handelt. Laut Aussagen der Polizei handelt es sich bei der Black Corporation um..."

Sprachlos starrten der Detektiv und der Dieb auf den Bildschirm.

"Shinichi? SHINICHI!" Irritiert blickte Shinichi auf den Hörer in seiner Hand. Er hatte ganz vergessen, dass er eben noch mit Ai gesprochen hatte.

"Äh, ja?"

"Das war nur ein Teil der Neuigkeiten!" berichtete sie mit ernster Stimme, "Welchen Teil willst du zuerst hören? Den Guten oder den Schlechten?"

Oh oh! Was kam denn jetzt?

"Den Guten?"

"Das war mit aller Warscheinlichkeit das jetzige Hauptquartier, dass die zu Brei verarbeitet haben! Und wenn sie sie so eiskalt erwischt haben, geh ich davon aus, dass sie keine Zeit zur Evakuierung hatten, das heißt, wenn wir Glück haben ist der Großteil der Spitze der Organisation ausgeschaltet worden. Für immer!"

Das war in der Tat eine zwar brutale, aber für sie trotzdem hervorragende Nachricht! Er konnte sein Glück kaum fassen! Blieb jetzt nur noch...

"Und die Schlechte?"

"Wenn wir Pech haben, kommen wir jetzt nicht mehr an das APTX 4869 heran, möglicherweise sind sämtliche Daten zerstört worden, und wenn nicht, beginnt jetzt eine Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen nach den letzten verbleibenden Kopien! Die Köpfe der Organisation gehörten nicht zu den Leuten, die zahllose Sicherungen außerhalb ihrer Reichweite duldeten, dafür war ihnen die Formel viel zu wertvoll! Unter Umständen werden wir somit nie das Gegenmittel finden können!"

Shinichis Beine knickten ein, kraftlos ließ er sich an der Wand hinuntergleiten.

Das hatte er befürchtet! Doch so eine schreckliche Wahrheit zu vermuten oder sie von Ai persönlich zu erfahren, waren zwei Dinge, und die zweite Variante war sehr viel unangenehmer. Die junge Wissenschaftlerin und Ex-Mitglied der Organisation würde so etwas nie unüberlegt sagen! Das hieß, dass...

"Shinichi? Bist du noch dran?" tönte es aus dem anderen Ende der Leitung.

Der Detektiv schreckte auf. Er musste sich jetzt zusammenreißen!

"Ja, aber nicht mehr lange! Ich rufe gleich Inspektor Megure an und frage ihn nach Details, dann komme ich gleich rüber!"

"In Ordnung! Bis gleich." Ein Tuten verriet ihm, das Ai aufgelegt hatte.

Kaitô beugte sich besorgt über seinen Freund, blickte ihn fragend an. Während er hektisch die Durchwahl vom befreundeten Polizeibeamten eintippte, fasste Shinichi mit knappen Worten zusammen, was ihre Leidensgenossin erzählt hatte. Als der Dieb ihre gemeinsamen Befürchtungen hörte, hellte sich seine Miene auf und wollte gerade etwas sagen, doch schon begrüßte Kudô den Inspektor am Telefon, seine jungenhafte Stimme durch den Stimmverzehrer in seiner Fliege verstellt.

Mehrere Minuten hörte er konzentriert zu, nur gelegentlich eine kurze und präzise Frage einwerfend, während sich sein Gesichtsausdruck verdunkelte. Nur einmal rief er aufgeregt ins Telefon: "WAS? Ein langer Blonder und ein Stämmiger, beide komplett in Schwarz gekleidet?" Kaitô wurde hellhörig, als er in dieser kurzen Beschreibung seine beiden Angreifer wiedererkannte.

Als Shinichi endlich den Hörer auflegte, machte er ein ernstes Gesicht.

"Was willst du zuerst hören? Die sehr gute oder die sehr schlechte Nachricht?" spielte er schließlich unbewusst das gleiche Spiel wie zuvor Ai.

"Ich bin Optimist! Die Gute zuerst, dann kann die Schlechte auch nicht mehr so schlimm sein!" behauptete der Dieb gespannt.

"Die Gute wäre ein Grund zum Korkenknallen lassen! Megure hat erzählt, dass sie unter anderen Opfern der Schießerei auch völlig zerlöcherte Leichen gefunden haben, auf die die Beschreibung unserer ganz speziellen Freunde zutrifft!"

Kaitôs Gesicht hellte sich schlagartig auf! "Gin und Wodka sind..."

"Tot, ja!" Auch der junge Detektiv lächelte plötzlich schadenfreudig, während sich ein gefährliches Glitzern in seine Augen stahl. "Zwar sind sie noch nicht offiziell identifiziert worden, aber die Beschreibung war ja eindeutig: Ein langer Magerer mit hüftlangem blondem Haar und ein stämmiger Gorilla an seiner Seite! Zwar hätte ich sie lieber lebenslang hinter Gittern gesehen, aber an ihrem Grab weinen werde ich bestimmt auch nicht! Ein schöner Tag, nicht?"

Kuroba wurde misstrauisch: "Und was ist dann die schlechte Nachricht, dass du so ein Gesicht machst, statt wie ein Gummiball durch die Wohnung zu hüpfen?"

Das Ausdruck seines Geliebten verdunkelte sich schlagartig wieder.

"Sie haben bei Gins Leiche nichts von dem APTX gefunden! Und da die Labore mit dem Rest des Gebäudes in die Luft gesprengt worden sind, werden wir vermutlich nie mehr die Gelegenheit haben das Gift zu finden, dass uns geschrumpft hat! Wir werden für immer so bleiben!" Shinichis Tonfall wurde immer verzweifelter, bis sich einige salzige Tropfen aus seinen Augenwinkeln lösten und in einem dünnen Rinnsal über seinen Wangen liefen.

"Dabei war ich mir doch so sicher, dass er ständig einige Kapseln bei sich trägt..."

Völlig überrumpelt sah Kaitô seinen Freund und Geliebten vor sich, ein kleines Häufchen Elend, dass mitleiderregend schniefte und verzweifelt versuchte, die Tränen zu bekämpfen. Unschlüssig was er denn nun machen solle, hockte er sich schließlich hin und umarmte seinen Liebsten sanft. Als er spürte, dass die Schluchzer verebbten, beugte er sich langsam über das Gesicht seines Geliebten und küsste es ihm vorsichtig trocken.

"Tut mir leid!" murmelte er etwas verlegen, "Ich glaube, ich verwandle mich tatsächlich von Tag zu Tag immer mehr zu einem Kind zurück, jetzt verhalte ich mich auch schon so!"

Traurig lächelnd schüttelte Kaitô leicht den Kopf. "Nein, es tut MIR Leid! Es ist MEINE Schuld, ich hätte es dir früher geben sollen!"

Unter den verwunderten Blicken seines Freundes präsentierte der junge Zauberer seine leeren Handflächen, schnipste dann mit der einen ins Leere, während die andere einen theatralisch weit ausholenden Schlenker machte, sich um sich selbst drehte und... einen riesigen Blumenstrauß hielt!

"Rote Rosen als Zeichen der Liebe für einen geliebten Menschen!"

Mit der leichten Verbeugung eines Scharlatans überreichte er ihn grinsend seinem verblüfften Geliebten. Der starrte nur mit tellerrunden Augen auf das überbrachte Geschenk, die Lippen hauchten ein heiseres "Wie...?", bevor er sich eines besseres besann. Er würde sowieso keine befriedigende Antwort bekommen!

"Das ist nicht witzig, Kaitô!" meinte er schließlich anklagend, doch der grinste nur weiterhin, schnippte wieder mit den Fingern und... die Rosen verwandelten sich in ein aufgeregtes Gurren und Flügelschlagen, bevor die weißen Vögel verschreckt aus den Händen eines sehr überraschten Jungdetektiven in alle Himmelsrichtungen flohen! Zurück blieb nur ein kunstvoll eingepacktes kleines Kästchen, das in Shinichis ausgestreckten Handflächen ruhte.

"...Und weiße Tauben als Zeichen der Hoffnung in der Verzweiflung!" erweiterte der junge Magier den Satz milde lächelnd, und kniete sich wieder hin, seinem Freund gegenüber.

Der starrte nur ungläubig vom Päckchen zu Kaitô hin und her.

"...Die Rosen waren echt!" meinte Shinichi schließlich. Etwas intelligenteres fiel ihm in dem Moment nicht ein.

"Das waren die Tauben auch!" erwiederte der Zauberer grinsend. "Willst du es nicht aufmachen?"

Der Detektiv musterte nun misstrauisch das Kästchen. Ein Illusionsmagier wie Kaitô Kuroba würde ihm einen solchen Trick ja doch nicht erklären.

Es war geschickt in ein matt golden schimmerndes Papier eingewickelt worden, die silbrigen Ränder kunstvoll gefaltet, alle Ecken meisterhaft inneinander verzahnt, denn es schien kein Kleber oder Tesa-Streifen verwendet worden zu sein, ein sehr elegantes Geschenk! Es passte hervorragend zu einem so stilvollen Menschen wie Kaitô, dachte Shinichi zärtlich. Mit zitternden Fingern zupfte er an dem papierenen Verschluß, doch kaum hatte er diesen gelockert, glitt die edle Verpackung wie von selbst herunter und gab den Blick frei auf ein silbernes Etui. Das Herz des Jungen schien auf einmal unerträglich laut zu klopfen, als seine Fingerkuppen das winzige Schloß suchten. Konnte es sein, dass...

"Der smaragdene Fluch als Zeichen der Wiedergutmachung in Zeiten der Not!" schloss der Zauberer feierlich den Satz, während grün leuchtende Kapseln eingebettet in ihrem schwarzen Samtbett im dämmrigen Licht schimmerten. Endlich, nach all der langen Zeit hielt er es endlich in den Händen, das APTX 4869, das Gift, das für all die Übel zuständig war, die er hatte erleiden müssen, und mit ihm Ai und Kaitô, und eine ganze Woche lang war es in Seinem Besitz gewesen...

Shinichi blickte auf, seinem erwartungsvoll breit grinsenden Gegenüber direkt in die Augen.

"Du Schuft!" sagte er nur, doch es klang weit weniger ärgerlich, als er es hatte klingen lassen wollen.

Kapitel XV
 

Eine Woche verstrich, quälend langsam, als hätte jemand alle Uhren der Welt mit Sirup bestrichen. Ai hatte sich auf der Stelle energisch in die Arbeit gestürzt, als Shinichi ihr die tödlichen Kapseln übergeben hatte, vom Professor unterstützt suchte sie nach der Formel für das Gegengift.

Eine ganze Woche blieb Shinichi, um sich von seinem Leben als Conan Edogawa zu verabschieden...

Jeden Tag seines geschrumpften Lebens hatte er sich seine alte Gestalt zurückgewünscht, sich über seine Hilflosigkeit geärgert, doch auf einmal überkam ihn ein Gefühl der Ohnmacht, dass er als Conan selten so empfunden hatte. Zum Beispiel, als er den Detective Boys erklären musste, dass er in ein paar Tagen von der Schule gehen würde...

Mitsuhiko und Genta reagierten wie erwartet enttäuscht und versuchten ihn verzweifelt wider alle Logik zu überreden doch noch zu bleiben, dass ihm ansonsten eine glänzende Karriere als Detektiv entgehen würde, doch das ließ Shinichi nur schmunzeln. Nein, das war wirklich nicht das Problem, sondern vielmehr ein kleines Mädchen, dass tapfer versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Ayumi so zu sehen, wie sie ihn stumm und flehend anblickte, wie sich das Wasser in ihren Augen sammelte und sie sich auf die Unterlippe biss, um ja keinen Laut von sich zu geben, doch dann siegten ihre Gefühle, und sie warf sich an Conans Hals, krallte sich an ihn fest und ließ ihren Tränen freien Lauf.

Völlig überrumpelt wusste Shinichi nicht, was er tun sollte, er hätte in diesem Augenblick tausendmal lieber gefährliche Kriminelle verfolgt, als sich dieser Aufgabe zu stellen, der er sich ganz und gar nicht gewachsen fühlte: Ein siebenjähriges Mädchen zu trösten, dass in ihn verliebt war. Mitsuhikos und Gentas Miene wurden ein bisschen eisiger, als sie ihre Freundin sich an Conans Schulter ausheulen sahen, doch diesmal sagten sie nichts.
 

Es Ran und Kogoro mitzuteilen, erwies sich als genauso belastend, wenn auch auf vollkommen andere Art und Weise als mit den Kindern. Als Shinichi von Agasas Telefon aus in der Detektei Môri anrief, erwischte er zuerst den berühmten "Meisterdetektiven" höchstpersönlich. Mit verstellter Stimme - er hatte den Kami sei Dank die ebenfalls verstellte Stimme Conans Mutter alias Edogawa Fumiyo abgespeichert - erklärte er dem Mann, dass sich Conans Eltern endlich dazu entschlossen hatten ihren Sohn nach Übersee mitzunehmen. Selbstverständlich würden sich die Edogawas für die entstandenen Mühen und Unkosten erkenntlich zeigen, betonte der Junge, und sogleich trat die erwartete Wirkung ein, wie er amüsiert feststellte: Conans lieber "Onkel" überschlug sich plötzlich mit Freundlichkeit, lobte den "lieben Kleinen" ins Unermeßliche, wie brav er doch gewesen sei und wie gern sie sich doch hatten, wie sie ihn doch vermissen würden und dass es überhaupt keine Mühen gemacht habe, naja, vielleicht doch ein bisschen, aber wenn die gute Frau ja darauf bestehe...

Typisch! Wenn's ums Geld ging, war der Detektiv doch sehr berechenbar!

Ran kam zu Shinichis Erleichterung nicht ans Telefon, das machte die Sache etwas einfacher, aber früher oder später müsste er ihr schon gegenüberstehen, in seiner wahren Gestalt als Shinichi Kudô, und diesen Moment fürchtete er wie keinen anderen!
 

Als Ran am Abend ihrem Schützling die "Nachricht" mitteilte, dass er den Haushalt der Môris bald verlassen werde, wirkte sie seltsam gefasst. Seit Shinichis verhängnisvollem Anruf war sie tagelang unbeteiligt und sehr reizbar gewesen, doch erstaunlicherweise lud sie den Frust hauptsächlich auf ihren Vater ab. Jedes Mal wenn er eine Bierdose öffnete stand sie bereit ihm eine Standpauke zu halten, bis er schließlich entnervt auswärts essen ging und erst spät - natürlich sturzbesoffenen - nach Hause zurückkam! Sie machte ihm viele Vorwürfe, und nahezu jedes Mal ging es darum, dass er sich nicht wundern brauche, warum er seine Frau aus dem Haus vergrault habe.

Conan dagegen ließ sie meistens in Ruhe, was ihn sehr erstaunte, auch wenn sie ihn größtenteils ignorierte. Was der junge Detektiv nicht bemerkte, waren die traurigen und sehnsüchtigen Blicke, mit denen sie ihn bedachte sobald er nicht aufpasste!

An diesem Abend teilte sie ihm mit, dass seine Mutter angerufen habe und ihn mit ins Ausland nehmen wolle. Als sie sich zu ihm herunterbückte, um ihm das zu sagen, nahm ihre Stimme einen kindlichen Ton an, wie viele Erwachsene es tun, wenn sie einem Kind etwas erklären.

Dabei beobachtete sie ihn allerdings aufmerksam, wie sie es sonst selten tat!

"Echt? Wann?" Conan hob in gespielter Überraschung die Augenbrauen.

"Heute Nachmittag! Du warst nicht da, Paps hat mit ihr gesprochen. Du sollst morgen früh zu Professor Agasa gehen, dort holen dich deine Eltern dann im Laufe des Tages dann ab!"

Hinter ihnen hörte der Junge einen schlecht gelaunten Detektiven beim fernsehen etwas von "unhöfliche Kuh" brummeln. Sorry, aber mir ist nichts Besseres eingefallen, dachte er entschuldigend, er hatte seine richtigen Eltern schließlich noch nicht angerufen und hatte nicht die leiseste Lust, dass sie ausgerechnet jetzt aus Kalifornien kamen, jetzt wo...

"Conan? Ich habe dich gefragt, ob du dich schon freust, deine Familie endlich wiederzusehen?" Rans Frage riss ihn aus seinen Gedanken, mit gerötetem Kopf antwortet er schnell: "Äh, sicher! Warum auch nicht?"

Das war Ran eine Spur ZU schnell und ZU fröhlich! Mit gerunzelter Stirn blickte sie ihn an, sagte aber nichts, wandte sich schließlich ab, um den Esstisch abzuräumen. Glück gehabt!
 

Am nächsten Tag begleitete Ran Conan zum Professor, der gleich neben dem Anwesen der Kudôs wohnte. Kogoro hatte den Jungen an dem Morgen damit überrascht, dass er extra für seinen nun ehemaligen Mündel früher aufgestanden war, um ihn zu verabschieden. Wobei Shinichi bei den "rührenden" Abschiedsworten sich mit größter Mühe das Lachen verkneifen musste! Sein "Onkelchen" gab ihm allen Ernstes den Ratschlag, sich mal an ihn zu wenden, wenn er den mal "groß" wäre und noch immer Detektiv werden wolle, er könne ja beim berühmten Meisterdetektiven Môri in die Lehre gehen!

An der Tür des Hauses Agasas drehte sich Conan noch einmal zögernd um. Er hasste rührende Abschiedsszenen, doch vor allem wusste er nicht, wie er sich nun verhalten sollte! Es war schließlich nicht das letzte Mal, dass er seine Jugendfreundin sehen würde, doch wie würde sie Shinichi Kudô gegenüberstehen, wenn sie schon zu Conan Edogawa so kühl war! Hatte er etwa ungewollt das fröhliche, so sonnige Gemüt zerstört, dass er an ihr so bewundert und, ja, auch geliebt hatte? Die Schuldgefühle, die ihn innerlich zerfraßen, mussten deutlich auf seinem Gesicht zu sehen sein, doch Ran reagierte nicht darauf. Den ganzen Weg lang hatte sie starr geradeaus gesehen, entschlossen, wortlos! Als wäre sie froh, endlich den Jungen loszuwerden, der sie so an ihren abtrünnigen Freund erinnerte, dachte Conan traurig. Auch jetzt blickte sie ihn nur emotionslos an, als er mit leicht gesenktem Kopf ein paar verlegene Abschiedsworte murmelte. Doch als er sich schließlich wieder umdrehen und nach seinem Koffer greifen wollte, ließ sie sich plötzlich auf seine Höhe sinken und umarmte ihn fest, drückte ihn so nah wie möglich an sie, so dass er ihre Brüste an sich gepresst fühlte, wie er in seinem Anflug von Panik bemerkte. Nach einem Moment, der so lang wie die Ewigkeit zu sein schien, flüsterte sie ihm schließlich mit bebender Stimme Worte ins Ohr:

"Nun verliere ich also auch dich! Lebewohl..."

Sie richtete sich auf, bedachtete den sprachlosen Jungen mit einem letzten traurigen Lächeln, eine Träne hatte sich aus jeweils beiden Augenwinkeln gelöst, und drehte sich um.

Mit schnellen Schritten lief sie die Straße hinunter, ohne sich ein einziges Mal umzudrehen, bis sie hinter der nächsten Häuserecke verschwand.

Zurück blieb nur ein einsamer kleiner Junge, der sich fragte, ob er seine Freundin nun für immer verloren hatte.

Kapitel XVI
 

"Na, da bist du ja!" wurde Shinichi von einem besonders fröhlichen Kaitô Kuroba empfangen, begleitet von einem herzlichen Guten-Morgen-Kuss.

Der junge Detektiv beneidete den Dieb für sein sonniges Gemüt, sein Freund sah die unfreiwillige Verjüngungskur eher als einen großen Spaß an, vor allem, da er von Anfang an wusste, dass es nur ein vorübergehender Zustand sein würde... Außerdem war sein Abschied von seinen neuen "Freunden" aus der Grundschule nicht annähernd so schwierig gewesen, da er nur zwei Wochen in der Klasse verbracht hatte!

Jedes Mal, wenn er Kaitô zähneknirschend darauf ansprach, dass er ihn nicht so lange hätte hinhalten sollen, hatte der nur breit gegrinst und gekontert, er hätte es ihm ja schon von Anfang an sagen wollen, ein gewisser Kudô ihn aber ständig davon abgehalten hatte! Ausserdem fügte er lachend hinzu, dass er die Zeit als Kaitô Akechi durchaus genossen hatte...

Und das stimmte!

Shinichi betrachtete seinen Liebsten verklärt lächelnd, während der gerade den Koffer mit Conans Habseligkeiten ins Haus schleppte. Die gemeinsame Zeit als Grundschüler hatte sie tatsächlich zusammengeschmiedet. Und er war bis über beide Ohren in diesen geheimnisvollen Jungen verliebt, der eigentlich sein Gegner sein sollte!

Nur eine Sache beschäftigte ihn noch, ließ ihn an seinem plötzlichen Glück zweifeln...

"Kommst du? Ai hat die Formel für das Gegengift gestern abend fertiggestellt, der Professor hilft ihr gerade bei der Herstellung des Mittels! Vielleicht können wir ihnen helfen?" Der Dieb bemerkte, dass er seinen jungen Geliebten aus seinen Gedanken gerissen hatte. "Träumst du?" fragte er ihn lächelnd.

"Mmh!" antwortete der geistesabwesend, lächelte glücklich zurück. Das reichte Kaitô als Antwort! Als er ganz nahe an seinen schwarzhaarigen Freund herantrat, nahm er ihm die Brille ab und warf sie achtlos auf die kleine Kommode im Eingangsbereich. "Die brauchst du jetzt nicht mehr!" verkündete er feierlich, und nahm seinen Shinichi in die Arme. Seine Nasenspitze stupste spielerisch die des anderen an, beide schauten sich verliebt in die Augen, bevor sie sich in einen langen Kuss vertieften, erst sanft, schüchtern, dann, als sich ihre Zungen zwischen leicht geöffneten Lippen trafen, immer fordernder und leidenschaftlicher, bis sie sich endlich wieder lösten um Luft zu holen. Stirn an Stirn, Nasenspitze an Nasenspitze genossen sie die Nähe des anderen, bevor Kaitô unschuldig fragte:"Was Schönes?"

Shinichi lachte glücklich: "Wenn ich von dir träume, ist es immer schön!" Nach kurzem Zögern fuhr er breit grinsend fort:"Ausserdem habe ich davon geträumt, was wir wohl als erstes machen, wenn wir wieder groß sind..." Herausfordernd blickte er dem Dieb in die Augen, nur ein ganz leichter Rotton auf seinen Wangen störte ein wenig das Bild des scheinbar strotzenden Selbstbewußtseins.

Kaitô grinste breit zurück! "Da würde mir schon etwas einfallen...", sein Blick nicht minder herausfordernd.

Er wollte sich aus der Umarmung lösen, doch Shinichi hielt ihn zurück.

"Warte noch, bitte!"

Der plötzlich ernste Ausdruck seines Geliebten alarmierte den Dieb.

"Was ist?" fragte er stirnrunzelnd.

"Ich... " Shinichi haderte mit sich selbst, er schaute betreten zu Boden, schließlich blickte er Kaitô entschlossen in die Augen.

"Wenn wir wieder unsere normale Gestalt haben... Was wirst du dann tun?"

Als er das Unverständnis im Gesicht seines Freundes sah, fuhr er, nun wieder zögerlicher, fort:

"Ich meine, ich möchte nicht ständig Angst haben müssen, dass du von der Polizei erwischt wirst... Ich bitte dich, hör auf zu stehlen!"

Kaitô keuchte entsetzt auf! Seine Stimme konnte die Panik kaum verbergen: "Das hast du damals wirklich ernst gemeint? Weißt du, was du da von mir verlangst?"

Shinichi nickte ernst, entschlossen bekräftigte er seine Bitte, obwohl die Augen des jungen Zauberers ihn flehentlich baten, es nicht zu tun.

"Ich möchte, dass du aufhörst, Kaitô KID zu sein!"

Der Dieb schwieg anklagend. Was sollte er schon sagen? So etwas in der Art hatte er das erste Mal schon befürchtet, aber er hatte ständig gehofft, sich dieses eine Mal in Kudô getäuscht zu haben.

Die plötzliche Stille behagte dem Detektiven nicht, verlegen rechtfertigte er sich:

"Du musst mich verstehen, ich habe Angst, dass dich jemand stellt! Ich möchte dich nicht im Gefängnis sehen müssen! Und noch viel weniger möchte ich, dass mich die Polizei um Mithilfe bittet, dich zu fangen! Ich könnte das nicht ertragen!" Unsicher wartete er auf eine Antwort, doch Kaitô ließ sich damit viel Zeit.

Verdammt! Das war unfair!

Warum mußte er sich auch unbedingt in einen Detektiv verlieben??!

Er liebte Shinichi wirklich, er war ja sogar bereit gewesen, sein Leben für ihn zu riskieren und er würde es nochmal tun, wenn es notwendig wäre, er würde ALLES für seinen Shinichi tun... Aber DAS??!

Könnte er wirklich auf KID verzichten können? Auf dieses überragende Gefühl, allen überlegen zu sein, tun und lassen zu können was er wollte, auf den Kitzel, den jeder Raub mit sich brachte? Auf die Zaubershows? Auf das Gefühl, in seiner eleganten weißen Gestalt von allen bewundert und beneidet zu werden? AUF WIRKLICH ALLES???!

"Muss das wirklich sein?" fragte Kaitô noch einmal hoffnungsvoll, doch er kannte die Antwort schon.

"Entweder KID..." bestätigte Shinichi seine Vermutungen streng, "...oder ich! Du musst dich für eines entscheiden! Beides kannst du nicht haben, ich stehe schließlich auf der Seite des Gesetzes!" Der junge Detektiv fühlte sich unglücklich darüber, seinem Geliebten einer so harten Prüfung zu unterziehen, doch es musste leider sein! Er würde keine Nacht durchschlafen können, wenn er ihn auf Raubzug wüsste, ausserdem war gar nicht daran zu denken, wie er reagieren sollte, wenn Inspektor Megure mit der neusten Ankündigung zu ihm kommen würde. Sollte er die Hilfe verweigern? Oder lügen und die Polizei auf eine falsche Fährte schicken, er, dessen Lebensphilosophie die Suche nach der Einen Wahrheit war? Nein, er hatte keine Wahl, entweder Kaitô müsste auf Seine Diebstähle verzichten, oder er selbst müsste auf Kaitô verzichten! Und er war sogar ziemlich sicher, dass er genau das nicht tun könnte...

Kaitô seufzte schließlich tief, bevor er seine Antwort gab.

"In Ordnung! Ich gelobe, nicht mehr zu stehlen..." Shinichi fiel ein ganzer Berg vom Herzen, als er das hörte. Er hätte niemals den Mut aufgebracht, hier und jetzt ihre Beziehung zu beenden, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte!

"...aber nur unter einer Bedingung!" Der Detektiv horchte auf. Was kam denn jetzt?!

Der Zauberer schaute nun ihn ernst an, bevor er weitersprach.

"Ich möchte, dass du deinerseits versprichst, dich aus allen Kriminalfällen herauszuhalten!"

Trotz des entsetzten Gesichts seines Freundes fuhr er fort: "Du beklagst dich, dass du dir Sorgen machst, wenn ich stehle, aber schau dich mal selber an: Du bist nur geschrumpft, weil du dich in so eine gefährliche Situation gebracht hast! Was glaubst du, wieviele Sorgen ich mir erst machen muss, wenn du irgendwelchen Mördern nachspionierst?"

"Aber..."

"Nichts Aber! Ich verzichte auf KID und du auf Sherlock Holmes! Ich denke, das ist nur fair!"

Er hatte ja recht! Shinichi gab es nur sehr sehr ungern zu, aber er war tatsächlich erst in diese Situation geraten, weil er seine Spürnase in alles stecken musste, was ihn nichts anging! Und schlimmer noch, er hatte unzählige Menschenleben mit in Gefahr gebracht, egal ob sie davon wussten oder nicht. Kaitô zum Beispiel hätte er um ein Haar verloren...

"Einverstanden!" sagte er schließlich langsam, auch wenn sich alles in ihm gegen dieses eine Wort sträubte. Ob er es schaffen würde, nicht mehr Detektiv zu sein? Es war schon immer sein Einer Traum gewesen, sein ganzer Lebensinhalt, seit er klein war, es würde ihm schwerfallen, alles aufzugeben...

Aber er gab es für ihn auf, für seinen Kaitô, und gemeinsam würden sie schon allem wiederstehen! Hoffte er zumindest...

"Friede?" fragte Shinichi schließlich schüchtern, den Blick hoffnungsvoll auf die leuchtend blauen Augen gerichtet, die er so sehr liebte.

Kaitô lächelte ihn sanft an, bevor er antwortete.

"Friede!" Dann küsste er ihn liebevoll.

Shinichi konnte sich gerade lange genug lösen, um seinem Geliebten ein ehrliches "Ich liebe dich!" ins Ohr zu hauchen, denn schon suchten weiche Lippen die seinen, eine samtene Zunge bat um Einlaß, der nur zu gerne gewährt wurde.

Kapitel XVII
 

Grün schimmerte die kristallene Flüssigkeit, umschlossen von gläsernen Wänden, ein Grün, so schillernd wie ein lupenreiner Smaragd, eine tödliche Schönheit, der Fluch, der auf drei so jungen Menschen lastete. Daneben leuchtete in agressiven Farben das Mittel, in das zumindest zwei von ihnen so lange ihre Hoffnungen gesetzt hatten, Rubinrot, die Gegenfarbe des Gifts, als ob ihr Kampf sich nicht nur auf molekularer Basis stattfände, sondern auch für das Auge gut sichtbar ihre Gegenpole demonstrieren müssten.

Vorsichtig hob eine kleine behandschuhte Hand mit geübten, aber dennoch ungewohnt ehrfüchtigen Bewegungen das Reagenzglas, um den kostbaren Inhalt vorsichtig in drei kleine gläserne Gefäße, nicht größer als Likörgläser, zu gießen, keinen Tropfen vergeudend.

Schweigend betrachteten acht Augenpaare das rote Gegengift.

Was wenn es nicht wirken würde?

Wenn all ihre Hoffnungen vergeblich waren?

Ai und Agasa hatten die Formel in Rekordzeit berechnet und das Mittel entwickelt, doch sie hatten bisher keine Gelegenheit gehabt, es zu testen.

Woran auch?

Die Wirksamkeit war vielleicht rein theoretisch, doch keiner wollte zögern oder gar länger warten, zu lange hatten sie schon auf diesen Augenblick warten müssen! Die schwarze Organisation zerschlagen, das Gegenmittel in ihren Händen, und die Sehnsucht, endlich wieder ihre normale Gestalt annehmen zu können...

Nach einem kurzen gegenseitigen Zunicken und bestätigenden Blicken, führten die Kinder ihr Glas an die Lippen... und tranken den Inhalt in einem Zug aus!
 

Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten!

Fast synchron fassten sich die drei an die Brust, plötzend stark schwitzend, ihr Herz rasend, immer schneller und schneller und schneller, bis es ihr Trommelfell zu zerreissen drohte, wimmernd krümmten sie sich auf dem Boden, die langen Bademäntel völlig durchnässt, bis der erste schließlich seinen Schmerz laut hinausschrie.

Dann folgten ihm die anderen.
 

"....nichi...... ....Shinichi....."

Shinichi schien zu schweben...

...völlig schwerelos auf einem dunklen See, unter einem dunklen Himmel, nur umgeben von einer angenehm warmen Nässe, ungestört in völliger Stille.

Wenn nicht diese leise Stimme wäre, die so fern und doch hartnäckig seinen Namen rief.

Wessen Stimme war das?

Sie kam ihm so bekannt vor...

...und sie rief ihn mit einer solchen Sehnsucht..., bis er feststellte, dass auch er diese Sehnsucht erwiederte.

Neugierig schwebte er den fernen Klängen entgegen, wer mochte das nur sein?

Und dann... Licht!

Nicht viel, erst nur zwei schmale Schlitze, doch diese ungewohnte Helligkeit reichte vollkommen aus, um ihn zu blenden, und diese Schlitze wurden immer breiter, bis er sich bewusst wurde, dass es sein Körper, seine Lider waren, die diese Veränderung herbeiführten. Mit einem Schlag wurde er sich auch der Müdigkeit bewusst, die diese Bewegungen verursachten, doch die Neugier war stärker, und er kämpfte dagegen an!

Als seine Augen schließlich offen genug waren, konnte er nur Nebel erkennen, wenn auch in unterschiedlichen Farben. Ein besonders großer und heller Fleck schwebte direkt vor ihm, er konzentrierte sich, um darauf zu fokussieren, ...und blickte ihn sein eigenes Spiegelbild!
 

Es war nicht genau sein Ebenbild, dieser Shinichi war jugendlich, kein Kind, und lächelte ihn warm an, mit klaren leuchtenden blauen Augen, als ob man darin versinken könnte, ein Teich ohne Boden...

Die Erinnerung durchzuckte ihn wie ein Blitz!

"Kaitô..."

Es kam wie ein Hauch über seine Lippen, verwundert, als ob er die neue Situation noch immer nicht erfassen konnte, und erschrocken, als er seine eigene jugendliche Stimme wiedererkannte, doch Kaitô lächelte ihn weiter, nun sichtlich erleichtert, an, bis er sein gewohntes Grinsen wiederfand!

"Na DAS hat aber lange gedauert!" griente er ihn gespielt beleidigt an, doch seine Fröhlichkeit machte diesen Versuch sofort zunichte.

Erstaunt betrachtete Shinichi seine Hände, lange schlanke Finger an schmalen Knöcheln lugten unter den Ärmeln des Bademantels hervor, sie bewegten sich, als er an sie dachte, waren Teil seines Körpers. Ein schönes Gefühl! Sein Bewusstsein hatte diese Gestalt schon beinahe vergessen...

Glücklich blickte er zu seinem Geliebten auf. Auch er hatte wieder seine ursprüngliche Größe angenommen, und dieser Körper war Shinichi bisher fremd gewesen. Neugierig sog er jedes Detail an ihm auf, als sehe er ihn zum ersten Mal. Auch Kaitô hatte einen schlanken Körperbau, doch wirkte er nicht ganz so zierlich wie er selbst, soweit er es an den Konturen des Frotteemantels erkennen konnte, schmal, aber gut durchtrainiert, mit einer makellosen weißen Haut und endlos langen Beinen, die vom Stoff nicht ganz bedeckt wurden.

"Ich liebe dich!" sprach Shinichi beinahe erleichtert die Gefühle aus, die in diesem Moment seinen Körper durchfluteten.

Kaitô lächelte ihn zärtlich an, seine Augen ein blaues Feuerwerk der Freude, als er ebenso leise antwortete:

"Ich dich auch!"

Langsam näherten sich ihre Gesichter aufeinander zu, die Lider halb gesenkt..., bis Shinichi einfiel, dass sie nicht alleine waren!

"Was ist mit Ai?" rief er erschrocken. Das Mädchen hatte er ganz vergessen!

Als sein Blick auf die zwei übrigen Personen im Raum fiel, musste er feststellen, dass dort kein Mädchen mehr, sondern eine hübsche junge Frau auf dem Boden lag, halb von Agasa gestützt, der gerade leise mit ihr sprach. Der junge Mann konnte die Worte nicht verstehen, doch Kaitô erklärte ihm, ebenfalls auf die zwei Wissenschaftler schauend, die Situation.

"Sie ist auch eben gerade aufgewacht! Bei mir hat es nicht so lang gedauert, aber der Professor meint, dass das vielleicht damit zusammenhängt, dass ihr längere Zeit Kinder wart als ich. Möglicherweise haben eure Körper dabei Abwehrkräfte entwickelt, die die Rückverwandlung erschwert hat!"

Ai sah zwar blass aus, aber sonst schien es ihr gut zu gehen, nur die Erschöpfung auf ihren Zügen war offensichtlich!

Als Shinichi versuchte aufzustehen, schnitt er eine Grimasse. Auch er fühlte deutlich die Schwäche in seinen Gliedern, es war, als ob er eine Woche lang durchgesoffen hätte und jetzt den Kater ertragen müsste! Ein durch und durch unangenehmes Gefühl, hauptsächlich aber deswegen, dass ihn gerade ein putzmunterer Kaitô Kuroba bei seinen Bemühungen breit grinsend beobachtete!

Stimmte ja! Beim ersten Mal, als er wieder groß wurde, war es auch nicht so schlimm gewesen, obwohl er krank war, fiel dem jungen Detektiv zähneknirschend ein. Trotzdem, es war eine Frage des Prinzips!

"Wisch dir das Grinsen aus dem Gesicht und hilf mir lieber!" knurrte er den Schwarzhaarigen vor sich an, "Ich habe den Eindruck, ich hätte ein ganzes Fass Sake intus, aber dir scheint es prima zu gehen!"

"Dir helfen? ABER GERNE!"

Die Antwort fiel etwas anders aus als erwartet, der junge Zauberer überschlug sich auf einmal vor lauter Hilfsbereitschaft, lüstern grinsend wie ein sehr glückliches Honigkuchenpferdchen!

Schlimmes ahnend schaute Shinichi an sich herunter...und erstarrte!

Der Bademantel, den er sich vor der Rückverwandlung angezogen hatte, um nicht seine Kleider zu sprengen, war zuerst viel zu groß für den kleinen Körper gewesen, doch jetzt hatte er versäumt das Kleiderstück geradezurücken, nun schlotterte der Stoff lose um seine Taille, nur gehalten durch einen sehr lose geschnürten Gürtel, und zeigte SEHR viel Haut!

Während seine Wangen einen sehr gesunden Rotton annahmen, beeilte sich der junge Mann unter einem enttäuschten Seufzer seines Freundes das Versäumte nachzuholen.

Wie peinlich!

Doch viel beunruhigender war eine leise Stimme in seinem Inneren, die ihm beharrlich zuflüsterte, dass die Röte in seinem Gesicht nicht einzig der Tatsache zuzuschreiben war, dass er gerade halbnackt gewesen war, sondern vielmehr, dass Kaitô ihn dabei gesehen hatte! Und genau das löste in ihm ein bisher unbekanntes Kribbeln auf seiner Haut aus...

Statt darüber nachzudenken, konzentrierte er sich voll und ganz darauf endlich aufzustehen. Dass seine Muskeln dieses Mal seinen Befehlen schon viel leichter gehorchten ließ ihn aufatmen. So langsam verflog das Schwächegefühl, das war ein gutes Zeichen!

Ai schien es ähnlich zu gehen, sie hatte sich schon mit der Hilfe des Professors auf die Couch gehievt, wo sie auf den weichen Polstern thronend den beiden Jungs zulächelte.

Aus ihr war eine schöne junge Frau geworden, wie Shinichi bewundernd bemerkte. Hochgewachsen, schlanke Figur, lange Beine und mit ansehnlichen weiblichen Rundungen, soweit er es unter dem Bademantel beurteilen konnte. Und sie hatte früher als er daran gedacht, ihre Blöße zu verhüllen, stellte er etwas betreten fest.

Noch etwas schwächlich trat er zu seiner Freundin heran.

"Ai..." sprach er sie unsicher an. Wie würde ihr Verhältnis jetzt zueinander sein, da sie beide groß waren und die Angst vor der Organisation sie nicht mehr miteinander verband? Doch das blonde Mädchen lächelte ihn nur auf ihre typische kühle Art an.

"Shiho!" sagte sie nur.

"Äh, was?" Shinichi blinzelte verwirrt, was ihr Lächeln nur breiter machte.

"Ich heisse Shiho! Miyano Shiho, schon vergessen? Haibara Ai gibt es ab jetzt nicht mehr, Kudô Shinichi!"

Ihr Gesichtsausdruck gab dem jungen Detektiven Rätsel auf. Ihre Augen schillerten seltsam als sie ihn lange anblickte, beinahe traurig, und ihr Lächeln wirkte auf einmal auch nicht mehr so unnahbar wie er es gewohnt war, sondern freundlich, warmherzig? Hatte sich mit ihrer Größe und ihrem Namen auch ihr Inneres verändert? Oder war sie schon immer so gewesen und er hatte es nie bemerkt?!

Schließlich lächelte er erleichtert zurück, als er endlich antwortete:

"Du hast Recht! Also Shiho!"

Zwar hatte sie ihm ihren Namen einmal genannt, aber bis heute hatte sie immer den Namen Ai bevorzugt, als ob sie mit dem falschen Namen auch ihre Persönlichkeit verstecken könnte, so kam es ihm zumindest gelegentlich vor. Sie hatten gemeinsam viel durchgemacht und bis vor kurzem war sie die einzige gewesen, die sein Schicksal teilte, bis ER kam...

Shiho bemerkte den Blick, mit dem der junge Detektiv plötzlich Kaitô verträumt von der Seite musterte und ein melancholisches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Doch schnell hatte sie sich wieder unter Kontrolle, ihre Stimme nahm wieder den gewohnten unbeteiligten Tonfall an, mit dem sie immer ihre Gefühle unterdrückte.

"Schön, dass jetzt alles geklärt wäre! Ich geh jetzt duschen, und ihr solltet dass auch tun! Ihr riecht beide nach Schweiss, wenn ich das mal anmerken darf! Feiern können wir später auch noch, es gibt noch immer genug zu tun!" Sprach's und stolzierte an den beiden jungen Männern vorbei ins Bad, einen sehr verdutzten Shinichi hinter sich lassend.

Erst als sie die Badtür hinter sich geschlossen hatte und ihr durchnässter Bademantel zu Boden fiel, gestattete sie sich, eine einzelne Träne zu vergießen.
 

Shinichi starrte noch immer mit offener Kinnlade auf die geschlossene Tür.

"Was hat sie denn jetzt schon wieder?" verlangte er von den Anwesenden eine Erklärung, "Eben war sie doch ganz anders!" Wer verstand schon die Frauen...

Der Professor schaute betreten zur Seite und behauptete die rhetorische Frage nicht verstanden zu haben, während ihn Kaitô nur unergründlich anschaute, als ob er auf eine späte Erkenntnis wartete - die allerdings ausblieb!

Schließlich schüttelte er resignierend den Kopf und zerrte seinen Freund am Ärmel Richtung Tür.

"Shinichi, du bist der beste Detektiv den ich kenne, aber in einigen Dingen bist du ein absoluter Idiot!" Der gekränkte Angesprochene machte gerade den Mund auf um zu kontern, doch der Zauberer war schneller:

"Lass uns duschen gehen, ich fühl mich wie ein nasser Hund, und du riechst auch so!" verhinderte er eine scharfe Antwort, grinste Agasa zum Gruß noch einmal zu und schob einen schmollenden Shinichi vor sich her aus der Tür!

Soo, ich muss heute mal Ausnahmsweise mal einen kleinen Kommentar vorneweg abgeben, ich versuche mich kurz zu fassen!^^

*räusperräusper* *ins Mikro sprech* TEST TEST, könnt ihr mich lesen?

Guut, ich wollte eigentlich nur sagen, dass neben dem üblichen Disclaimer, das heißt die Charaktere gehören nicht mir sonder Aoyama-sensei blablabla, verdiene kein Geld damit usw. auch die Idee mit der Bibliothek nicht mir ist, ich habe mich nämlich inspirieren lassen von dem Bild von Eiri Yuki mit folgendem Link. Ich hoffe sie verzeiht mir...oO

http://kuroba.cside.tv/gly/03kaitobd.htm

Der Rest ist natürlich vollkommen aus meinem Mist gewachsen...^^
 

Grüßen will ich hier mal an dieser Stelle, solange ich mal alle Schaltjahre einen Kommentar hier abgebe, erstmal meine allerliebste Manu, meine süße Asu-chan, ShiRan für die vielen und treuen Kommentare, und Cherry, obwohl sie den Kram hier bestimmt nicht liest...=( Dabei hat sie mir eben gerade soooo ein süßes Bild gemalt...T-T *noch immer heult vor Freude* Hab euch alle lieb!^_^ *alle mal in die Arme schließ und nie wieder loslass*

Soo, und jetzt weiter!XD *auf Reaktionen gespannt ist*

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kapitel XVIII
 

Als sich im Anwesen der Kudôs die Badtür öffnete, folgte eine dichte Wolke warmen Wasserdampfes einem sehr glücklichen Shinichi auf den Flur. Die heiße Dusche hatte dem Jungen nicht nur seine alte Kraft wiedergegeben, die er seit der Verwandlung so vermisst hatte, er fühlte sich - im wahrsten Sinne des Wortes - wie neugeboren!

Mit noch feuchten Haaren suchte der junge Detektiv in seinem alten Zimmer nach Klamotten, entschied sich schließlich glücklich für seine Lieblingskombination, eine blaue Hose mit weißem Hemd.

Wie sehr hatte er sein Zimmer in seinem Haus mit seinen gewohnten Kleidern vermisst...

Dass er alles in relativ gutem Zustand wiederfand lag daran, dass seine Eltern irgendwann eine Putzkolonne eingestellt hatten, die einmal im Monat das Haus durchputzten, ansonsten wäre das Anwesen sehr schnell unbewohnbar geworden. Somit hielt sich der Staub, den er dann doch noch auf Möbeloberflächen fand, in Grenzen.

Liebevoll strich sein Blick über seine Habseligkeiten, das Fußballposter über seinem Bett, ein paar vereinzelte Bücher auf dem Nachtschränkchen, auf dem Schrank ein Fußball mit dem Autogramm seines Lieblingsfußballspielers...

Doch am meisten vermisste er etwas ganz anderes, obwohl er es erst vor wenigen Minuten das letzte Mal gesehen hatte...
 

Kaitô stand in der Bibliothek und blätterte gerade in einem Buch, als Shinichi ihn fand. Der Anblick, der sich dem jungen Detektiv bot, verzauberte ihn völlig: Der Dieb lehnte gerade gedankenversunken an einem der Regale neben einer der Bibliotheksleitern und las in einem Roman, das er scheinbar wahllos unter den unzähligen anderen ausgesucht hatte. Er hatte sich von Shinichi eine anthrazitgraue Hose und ein schwarzes Hemd geliehen, die ihm wie angegossen passten, sein Haar war ebenfalls noch feucht, anscheinend war er mit dem duschen schneller fertig geworden. Völlig vertieft in die Geschichte schien er nicht zu bemerken, dass sich sein Freund eben von hinten anschlich um ihn zu überraschen, doch gerade als dieser seine Hand um seine Hüfte schließen wollte, schoss die Hand des Zauberers blitzschnell vor und packte die des anderen, wirbelte ihn mit Schwung herum.

Bevor er wusste, wie ihm geschah, fand sich Shinichi mit dem Rücken zur Leiter wieder, halb auf einer Sprosse sitzen, halb stehend, über ihm ein wie immer grinsender Kaitô, der in der einen Hand noch immer das Buch, in der anderen aber seinen rechten Arm festhielt.

"Wow!" Das war das einzige, was der verblüffte Jugendliche zustande brachte, doch der junge Magier freute sich wie ein Honigkuchenpferd darüber, den Streich so zu seinen Gunsten umgekehrt zu haben! Shinichi warf einen Blick auf den Titel des Bandes, und strahlte, als er das Buch erkannte.

"Du liest das Zeichen der Vier? Das ist mein Lieblingsbuch! Kennst du es schon? Ich glaube, dass ist Sir Arthur Conan Doyles Meisterwerk, was meinst du?" Wenn es um Kriminalromane ging, hätte er stundenlang reden können, doch zu seiner Verwirrung legte Kaitô das Buch ohne einen Kommentar zurück auf das Regal, erst dann widmete er sich wieder seinem quasselnden Geliebten zu, unterbrach seinen Redefluss, indem er ihm einen Finger auf den Mund legte.

"Sssh..."

Strahlend blaue Augen in der Farbe von Lapislazuli blickten in meerblaue Augen, bevor sich ihre Lider schwer senkten, dann, weiche Lippen drückten aufeinander, schüchtern, zärtlich, als wäre es das erste Mal. Lange dauerte dieser zarte Kuss, als wolle ihn keiner der beiden freiwillig beenden, bis sich ihre Lippen schließlich zögernd wieder voneinander trennten...

Ein Geräusch schreckte sie auf!

Gleichzeitig schossen ihre Köpfe herum, Richtung Tür, wo der überraschte Eindringling mit schreckensbleichem Gesicht stand, seine blaue Sporttasche eben geräuschvoll aus den Händen geglitten!

"HATTORI?!" Shinichi fand als erster seine Sprache wieder, wenn es auch nur für einen entsetzten Aufschrei ausreichte. Im Türrahmen stand gerade sein Detektivkollege aus Ôsaka, komplett mit weisser Schirmmütze und Reisetasche, und es war kein grosses kriminalistisches Gespür notwendig um zu wissen, warum er ein so entsetztes Gesicht machte!

"Kudô? Was... Seit wann biste...?" stotterte der Kansaianer, bevor er endlich seine Fassung wiedererlangte, doch seine Gesichtsfarbe verriet, dass er diesen Schreckmoment noch immer nicht überwunden hatte.

Verlegen löste sich Shinichi aus der Umarmung seines Geliebten, auch wenn Leugnen jetzt zwecklos war, mit hochrotem Kopf wagte er den Versuch einer Rechtfertigung.

"Ich... Tut mir leid, dass ich dir nicht früher Bescheid gesagt habe, ich bin erst heute wieder groß geworden, ich wollte es dir noch sagen, aber..."

Mit seltsam unbewegter Miene unterbrach der braunhaarige Jugendliche seinen stammelnden Kollegen, deutete mit dem Kopf auf Kaitô, der mit verschränkten Armen gelassen das Schauspiel beobachtete.

"Willste mir deinen... "Freund" da nich' vorstellen?"

Mit noch röteren Wangen zuckte Shinichis Kopf zu dem Zauberer hin, als ob er dessen Anwesenheit völlig vergessen hätte. Typisch Kaitô, dachte der junge Detektiv ärgerlich, steht da als ob ihn das Ganze nichts angeht, ihm ist wohl auch nichts peinlich!

"Ähm, sicher! Hattori, das ist Kuroba Kaitô, Kaitô, das ist Hattori Heiji!" Das niemand antwortete, Heiji ihn weiterhin mit steinernen Miene ansah und Kuroba keinen Anschein machte, seinem Freund aus der peinlichen Situation zur Hilfe zu eilen, half Shinichi nicht wirklich sich wohler zu fühlen, und sein Kopf schien vor lauter Scham die Mitarbeit zu verweigern!

"Ähm, tut mir leid, dass ich dir noch nichts gesagt habe, aber dein Besuch kam auch sehr überraschend und..."

"Schon okay!" beendete der Ôsakaner endlich sein Schweigen, den Blick gesenkt, "Tut mir leid, dass ich so reingeplatzt bin, die Tür war nur offen und dein Mädel... Ich meine RAN hat am Telefon gesagt, dass Conan zu seinen Eltern zurückkehrt, da bin ich gleich in den Zug hierher..." Er unterbrach sich um tief Luft zu holen, beinahe entschuldigend fuhr er fort:"...aber das war wohl'n Fehler! Tut mir leid, wird nich' wieder vorkommen, ich fahr jetzt wieder zurück nach Ôsaka." Er griff nach seiner Tasche am Boden, verbeugte sich noch einmal knapp und sehr steif vor Kaitô und drehte sich um. Mit einem letzten Blick über die Schulter schaute er seinen alten Freund und Kollegen unergründlich an, sprach schließlich mit trauriger Stimme:

"Leb wohl, Shinichi!" Dann trat er leise durch die Tür.
 

Erst jetzt reagierte Shinichi, schüttelte den Schrecken ab, der ihn bei Heijis ungewöhnlich ernstem Abgang ergriffen hatte. Er hatte ihn das erste Mal bei seinem Vornamen genannt, und war das ein feuchter Schimmer in seinen Augen gewesen? War es denn so schlimm für ihn, dass er einen Jungen liebte? Und was sollte das "Lebewohl"?!

"Warte...!" schrie er ihm zu, doch als er seinem bestem Freund in den Flur hinterherrennen wollte, hielt ihn Kaitô am Arm zurück.

"Was..." fragte er den Dieb verwirrt, er musste sich beeilen, sonst wäre Heiji weg, vielleicht für immer!

"Geh nicht!" bat ihn Kaitô eindringlich, sein Blick flehend.

"Aber..." doch weiter kam er nicht, denn sein Mund wurde von einem verzweifelt verlangendem Kuss verschlossen, jeder Widerstand war zwecklos, Kaitô drängte sich zwischen die zusammengepressten Lippen seines Liebhabers, suchte nach seiner Zunge, um sie zu einem leidenschaftlichen Spiel herauszufordern, bis Shinichi endlich jeden Widerstand aufgab und sich ganz den Liebkosungen seines geliebten Widersachers hingab.

Im Hintergrund hörte man nur noch das leise Zuschnappen des Türschlosses...
 

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Soo, heute nochmal einen kleinen Kommentar zum Schluss...:

Falls ihr euch wundert, warum ich Shinichi und Kaitô schwarze Haare, aber Heiji (dunkel)braune Haare verpasst habe, auch wenn ich gegen allgemeingültige Fanartregeln verstoße, hat aber seinen Grund! Bei mir hängen zu Hause zwei original Merchandise-Artikel aus Japan über meinem Schreibtisch, einmal ein Portrait Shinichis und eines von Heiji, an denen hab ich mich orientiert: Da hat Shinichi eindeutig schwarze Haare mit einigen wenigen braunen Reflexen, Heiji dagegen hat schokoladenbraune haare mit schwarzen Schatten! Und das hat mir ja irgendwie schon gefallen...^_^ *schwärm*
 

Zweiter Kommentar: Nächstesmal wird's... Nun ja *hüstelhüstel* ne kleine Lemon geben, nur mal so als Warnung vorneweg! Hab mir zwar überlegt, den teil für Animexx umzuschreiben, damit es "nur" eine Lime gibt und somit nicht in den Adult-Bereich kommt, aber ich war dann doch zu faul, außerdem will ich keine dreissig verschiedene Versionen meiner Fics haben...=(

Das heisst, falls jemand das unwiederstehliche Verlangen haben sollte, den kompletten Teil lesen zu wollen, dann meldet euch einfach bei mir und ich schick euch das Kapitel!^_^

Ich würde mich freuen eine Rückmeldung zu bekommen, bitte nicht zögern, ich freue mich, wenn das jemand liest!^^
 

Baibai^^y *zuwink*
 

eure Nightie^^v

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel XX
 

Es regnete, als Shinichi am nächsten Tag in die Schule ging. Es war ein grauer Tag, der auch nicht wirklich schön zu werden schien, ein passender Tag für seine Stimmung! Begleitet von seinem Vater, ging der Jugendliche den Weg lang, den er seit fast einem Jahr nicht mehr zurückgelegt hatte, den Weg zu seiner Oberschule. Yusaku Kudô hatte ihm angeboten, mit seinem Schuldirektor zu reden, um sein langes Fehlen zu entschuldigen, was er auch gerne angenommen hatte. Als Schriftsteller hatte sein Vater eine blühende Fantasie, was Ausreden anging, und den nötigen Charme, diese auch durchgehen zu lassen.

Yusaku Kudô, sein Vater...

Am Tag zuvor hatte er erfahren, dass dies eine Lüge war, mit der beide sein ganzes Leben lang gelebt hatten. Er erinnerte sich noch zu gut an die vernichtenden Worte, die seine Mutter gestern endlich vor allen Anwesenden zugegeben hatte:
 

"Weil er sein Bruder ist!" flüsternd sprach sie diese Worte aus, die sie seit 18 Jahren unter Verschluß gehalten hatte.

"Waas?" Nicht nur Yusaku schien das Herz beinahe stehengeblieben zu sein, aber er war der Einzige, der nicht seine Sprache verloren hatte! "Was erzählst du da, Yukiko? Sag, dass das nicht wahr ist!"

"Es ist wahr!" Die blonde Frau schien sich in ihr Schicksal gefügt zu haben und fing an mit todernster, aber unglücklicher Miene ihr langgehütetes Geheimnis preiszugeben.

"Nicht du bist Shinichis Vater, Yusaku, sondern Toichi Kuroba! Wir waren damals schon 4 Jahre verheiratet und immer noch kinderlos! Ich wußte, wie sehr du dir einen Sohn gewünscht hattest, deshalb habe ich heimlich einen Fruchtbarkeitstest machen lassen! Das Ergebnis war, dass nicht ich, wie ich es befürchtet hatte, sondern DU zeugungsunfähig warst!"

Yusaku sog erschrocken die Luft ein, die Augen ungläubig geweitet, doch seine Frau fuhr ungerührt fort:

"Wir hatten damals unsere erste Krise, und meine Großmutter meinte nur, dass ich um jeden Preis schwanger werden sollte, um die Ehe zu retten, aber ich habe mich nicht getraut, irgendjemandem zu erzählen, dass das nicht möglich war! Du warst früher wie heute hinter jedem Rock her, also habe ich mir damals nach einem Streit gedacht, dass ich das auch kann! Und ein bisschen verliebt war ich schon in Toichi..."

"Aber wenn du sagst, dass Shinichi Toichis Sohn ist", versuchte Kudô das Unabwendbare zu verleugnen, "warum ist er mir dann so ähnlich? Du hast immer gesagt, er wäre mir wie aus dem Gesicht geschnitten, und so viele Eigenschaften hätte er auch von mir!"

"Er sieht nicht dir ähnlich, sondern Toichi! Schau dir doch nur Shinichi und Kaitô zusammen an: sie sehen beinahe aus wie Zwillingsbrüder! Toichi hatte aber in vieler Hinsicht große Ähnlichkeit mit dir, vielleicht war das der Grund, warum ich mich in ihn verliebt hatte, als wir uns nur noch gestritten hatten."

Beide dachten traurig daran, dass es genausogut auch umgekehrt sein konnte: Sie kannte den Zauberer schon lange Zeit bevor sie Yusaku kennengelernt hatte...
 

Vor dem Schultor trennten sie sich, zum Abschied fasste Yusaku Shinichi an die Schultern und sah ihm tief in die Augen.

"Ich möchte dir sagen", sagte er ihm mit entschlossener Stimme, "dass ich, selbst wenn nicht ich dein Erzeuger bin, immer dein Vater war und auch bleiben werde. Du bist mein einziger Sohn, und ich liebe dich als solcher!" Etwas unsicher fügte er hinzu: "Das heißt, wenn du das auch möchtest."

Shinichi lächelte ihn erleichtert an: "Natürlich bist du das! Und ich möchte auch keinen anderen Vater als dich haben! Ich liebe dich auch."

Nach einem kurzen Augenblick des Zögerns umarmten sich beide auf offener Strasse und verharrten einige Sekunden so. An ihnen vorbeilaufende Schüler und andere Leute starrten sie neugierig an und fingen an zu tuscheln, einige andere sahen entsetzt zu ihnen herüber, aber das war den beiden egal. In Japan war man solche intimen Berührungen auch zwischen Eltern und Kindern nicht immer gewöhnt, aber beide brauchten jetzt den Trost, den die Nähe des anderen ihnen brachte. Gemeinsam würden sie schon jede Krise durchstehen, hofften sie zumindest!
 

Shinichis Rückkehr verursachte großen Aufruhr in der Schule, ein Jahr lang hatten sich die verschiedensten Gerüchte um sein Verschwinden gerankt, nun bildete sich eine große Menschentraube um den beliebtesten Mitschüler, und alle versuchten gleichzeitig zu fragen, was wirklich geschehen war. Der Oberschüler setzte sein charmantestes Lächeln auf und tischte der zuhörenden Allgemeinheit die Ausrede auf, die er mit seinem Vater vereinbart hatte: dass er kurzfristig nach Kalifornien verreisen musste, um seinen Eltern bei einem Erpressungsfall eines gemeinsamen Freundes beizustehen, und leider hätte sich dieser Fall etwas dahingezogen...

Er wusste, dass sich sein Direktor durch so eine billige Lüge nicht erweichen lassen würde, allerdings war er ein großer Bewunderer von Kudôs Romanen, daher sollte sein Vater leichtes Spiel haben, notfalls würden ein paar inoffizielle "Aufmerksamkeiten" nachhelfen! Zwar mochte er diese Methoden normalerweise überhaupt nicht, aber wenn ihm das ersparte das verlorene Jahr zu wiederholen war ihm vieles Recht - außerdem handelte es sich bei den Geschenken nicht um einfaches Schmiergeld, sondern vielmehr um Manuskriptoriginale seines Vaters!

Sein Vater...

Shinichi musste lächeln. Vielleicht war er aus biologischer Sicht nicht sein Erzeuger, aber da der eine längst tot war und der andere ihn sein Leben lang geliebt hatte und von ihm geliebt wurde, würde es für ihn nie einen anderen geben als Yusaku Kudô!

Die Sache mit seinem "Bruder" war da schon anders...

Kaum hatte er sich seine Liebe für diesen außergewöhnlichen Jungen eingestanden, verlor er ihn auch schon wieder, und dass auf noch schmerzvollere Art und Weise, wie es ein Verlust durch Verlassen oder gar Tod gewesen wäre. Er war bei ihm, ihm so nahe, und doch durfte er ihn nicht berühren! Dabei hatte er seine Unschuld an ihn verloren, an seinen eigenen Bruder! Und er hatte es genossen, wie nichts anderes in seinem Leben zuvor!

Die Schuldgefühle nagten schwer an ihm, vor allem, da er sie anscheinend für zwei tragen musste! Kaitô dagegen schien es nicht zu interessieren, nur zu gut konnte er sich an ihr Gespräch erinnern...
 

"Das ist nicht wahr! Das darf einfach nicht wahr sein!"

Shinichi war in seinem Zimmer völlig aufgelöst in Tränen ausgebrochen. Kaitô setzte sich neben ihm auf die Bettkante und nahm ihn tröstend in die Arme. Der Dieb schwieg, aber auch er schien das eben gehörte innerlich zu verdauen.

Die warme Umarmung brachte die Gefühlswelt des jungen Detektiven noch mehr durcheinander: Auf der einen Seite war es das, was er sich in diesem Moment am meisten wünschte, die Nähe seines geliebten Menschen, aber sein Verstand rebellierte gegen dieses Gefühl, nicht, wenn sein Geliebter nach dieser Nacht noch nach ihm roch, und er nach ihm, nicht auf diesem Bett in diesem Zimmer, wo sie...

Kaitô spürte, dass sich Shinichi in seinen Armen versteifte, und ließ ihn seufzend los.

"Wir sollten noch nicht so tun, als ob das eine Tatsache wäre! Vielleicht ist Kudô-san doch dein Vater? Wir sollten es untersuchen lassen..."

"Und was soll das bringen?" Traurig schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf. "Warum sollte meine Mutter da gelogen haben? Wir sehen uns ja wirklich ein bisschen ähnlich, dazu hat sie ja selbst von deinem Vater das Schriftzeichen "ichi" für meinen Namen übernommen, erzähl mir nicht, dass das nur ein Zufall ist!"

"Und das soll dir als Grund ausreichen? Außerdem...," Kaitô grinste gefährlich, "deine Eltern fahren doch bald eh wieder in die Staaten zurück, und wer außer ihnen weiß von unserer Verwandschaft? Niemand! Da kann das doch egal sein, wir wären doch nur genetisch Brüder, schließlich sind wir nicht zusammen aufgewachsen!"

"Das meinst du nicht im Ernst, oder?" Shinichis Augen weiteten sich vor Entsetzen. Glaubte dieser Kerl wirklich, dass nichts dabei wäre, mit seinem eigenen Bruder zu schlafen?

"Wie du willst!" Der Zauberer fuhr sich resignierend durch seine strubbeligen Haare, plötzlich wirkte er so... verletzt?

"Aber eins möchte ich dir noch sagen: Mir war es völlig egal, ob du eine Frau oder ein Mann warst, als ich mich in dich verliebt habe. Wir beide haben uns gegen die "guten Sitten" der Gesellschaft gestellt, als wir gestern abend miteinander geschlafen haben, und das bereue ich überhaupt nicht! Warum also sollten wir unsere Liebe nicht ausleben dürfen, obwohl wir Geschwister sind? Ist das denn so anders?"

Shinichi saß auf seinem Bett, die Arme um die angewinkelten Beine geschlungen, wie ein schutzbedürftiger Fötus, traurig blickte er ins Leere.

"Das IST anders!" sagte er langsam, bedächtig, als ob er lange darüber nachgedacht hätte, "Das ist anders!"

"Ich habe verstanden!" Kaitô stand langsam auf, seine Miene zu Stein erstarrt, und ging zur Tür. "Wir sehen uns, Bruder!"

Lange blickte Shinichi ihm nach. Er HATTE ihn verletzt!
 

Endlich hatte Shinichi es geschafft, sich bis zu seinem Klassenraum durchzukämpfen. Er hatte völlig vergessen, wie beliebt er bei allen war, die Jungs verehrten ihn, die Mädchen liebten ihn einfach! Früher hatte er Anflüge von Größenwahn bekommen, wenn er an alle seine Verehrerinnen dachte, aber heute... dachte er nur an ihn. An Kaitô, seinen Bruder, und...an...die...Nacht!

Und wenn er noch weiter darüber nachdachte, würde er noch Nasenbluten bekommen! Also wäre es besser, er konzentrierte sich einfach auf die Realität, den Unterricht, seine Klasse, und... Ran!

Autsch!

Seine Sandkastenfreundin stand gerade vor ihm, die Hände in die Hüften gestemmt, ihre Augen glitzerten gefährlich, gleich würde sie ausholen und ihn mit ihren Karatekünsten an den Kopf kicken, ihm ihre Faust in den Magen rammen... oder einfach zu ihrem Platz gehen?

Verdutzt schaute er ihr hinterher, wie sie zu ihrem Stuhl schlurfte und sich darauf fallen ließ, ihn würdigte sie mit keinem Blick mehr, nur Sonoko stand neben ihr und blickte ihn unergründlich an.

Mist! Den Telefonanruf hatte er völlig vergessen! Sie war natürlich noch immer sauer auf ihn, und Sonoko wusste selbstverständlich auch Bescheid! Unsicher setzte er sich auf seinen alten Platz schräg hinter seiner Freundin hin, beugte sich zu ihr herüber.

"Ran..."

"Seit wann bist du wieder da?" Ihre Frage kam plötzlich, aber nicht drängend, so als wäre ihr die Antwort eigentlich völlig egal.

"Seit vorgestern!" antwortete er erstaunt.

Sie nickte unmerklich, als ob das irgendetwas bestätigen würde, was sie schon längst wusste. Verwirrt runzelte er die Stirn. Hatte er irgendetwas vergessen? Er konnte in letzter Zeit so unklar denken...

Doch als er sie nochmals ansprechen wollte, trat der Lehrer ein und der Unterricht begann.

Comments: Und da ist er, der letzte Teil meiner Fic, nach über drei Monaten! Auch wenn dieses letzte Kapitel nicht besonders fröhlich ausgefallen ist, es kommt mir mittlerweile immer mehr so vor, als wäre "Smaragdener Fluch" eigentlich nur eine lange Vorgeschichte zu der Fortsetzung, die ich mir zusammengebastelt habe, ich würde mich so freuen, wenn ihr mir nicht böse seid, und die auch noch lesen würdet... *hoff*

Grüßen möchte ich all diejenigen, die es so lange Zeit mit mir ausgehalten haben, die mich immer und immer wieder unterstützt haben, sei es mit ihren Kommentaren hier unten, sei es per email oder icq, ohne euch hätte ich bestimmt schon längst das Handtuch geworfen, weil das ja eh kein Mensch lesen würde! Ihr habt mich immer wieder aufgemuntert, mich angetrieben weiterzumachen, ich habe euch wirklich alle soooo lieb!^_^

Danke an Annina für das betan, Ahiku, dass sie von der ersten Minute an so treu dabei war, TheSchu und Androgyn für meine allerersten Kommentare, Manu für die begeisterte Treue, obwohl sie sonst kein DC-Yaoi mag, kisu, Sirius, Souryo_Asuka für die geistige Unterstützung, Deedo, ShiRan, KatsujaSakura und ChrystalD für die vielen lieben Kommentare, Kegom für die fantastische ausführliche Kritik, und danke auch Reya, dein Kommentar hat mich auch wirklich sehr gefreut!^_^ Hoffe, ich habe niemanden vergessen, danke auch an die anonymen Leser, die bis jetzt mitgehalten haben!^^

Viel Spaß beim Lesen!^^
 

___________________________________________________________________
 


 

Kapitel XXI
 

"Sag mal, hast du sie denn noch alle?"

Sonoko sah verärgert auf ihre Freundin herab, die gerade unbeeindruckt gleichmütig ihre Schulbücher in ihren Rucksack packte. "Da taucht dein Traumprinz nach so langer Zeit wieder auf und du zeigst ihm die kalte Schulter!"

Ran seufzte ergeben. Wie immer steigerte sich Sonoko in einen wahren Rausch hinein, wenn es um Männer und verpasste Romantik ging, nur war sie heute ganz und gar nicht in der Stimmung, um sich das anzuhören. In der Tat hatte Shinichi wiederholt versucht sie anzusprechen, doch sie hatte nicht mit ihm reden wollen! In seinen Augen konnte sie erkennen, dass ihre Ablehnung ihm wehtat, doch auch sie fühlte noch den Schmerz, den sein Geständnis ihr gebracht hatte...

"...wie willst du ihn dir denn endlich angeln, wenn du zu ihm so zickig bist?" Das ging zu weit! Endlich stoppte die Oberschülerin den Redefluß des blonden Mädchens.

"Wie kommst du darauf, dass ich ihn mir "angeln" möchte? Er hat doch schon jemanden gefunden!" erinnerte sie ihre Freundin schnippisch an den Telefonanruf von vor beinahe zwei Wochen.

"Und das hält dich davon ab? Ich seh das eher als eine Herausforderung an, wer weiß, wer die Kuh überhaupt ist, die ihn dir weggeschnappt hat!" Sonokos Augen leuchteten auf, als sie ihren Gedanken zuende führte. "Was hälst du davon, dir seine "Braut" mal anzusehen?" begeistert redete sie auf ihre Freundin ein, "Er ist bestimmt eben gerade auf dem Weg zu ihr, meinst du nicht?"

In der Tat hatte Shinichi vor ungefähr einer Minute eilig das Klassenzimmer verlassen, nachdem er noch einmal vergebens seine Sandkastenfreundin angesprochen hatte. Dabei hatte er den ganzen Unterricht lang immer ungeduldig auf die Uhr geschaut und wirkte ständig so verträumt...

"Komm! Den holen wir noch ein!" Mit viel Elan und noch mehr Begeisterung packte sie Ran am Arm und zerrte sie aus dem Raum heraus, wütende Proteste ignorierte sie vollkommen! Ihre Leidenschaft, sich in fremde Herzensangelegenheiten einzumischen wurde nur von ihrer Neugier übertroffen, sie war voll in ihrem Element und würde sich von nichts und niemandem aufhalten lassen!
 

Geistesabwesend stieg Shinichi aus der Bahn und schaute noch einmal auf die Wegbeschreibung, die Kaitô ihm gegeben hatte. Eigentlich brauchte er die gar nicht, wie er mit einem kurzem Blick auf die wartende Menge auf dem Bahnsteig feststellte, er brauchte nur den Weg in umgekehrter Richtung zu gehen, aus der die uniformierten Schüler kamen, um zu seiner Schule zu gelangen!

Der Oberschüler seufzte unglücklich. Er freute sich schon den ganzen Tag so sehr darauf, den Dieb wiederzusehen, ständig hatte er ungeduldig auf seinem Stuhl gezappelt und auf die Uhr gesehen, nur um festzustellen, dass sie sich kaum einen Millimeter weiterbewegt hatte, doch auf der anderen Seite...

Er hatte Angst, gestand er sich ein! Angst, weiterhin an die eine Nacht mit Kaitô zu denken, sich weiterhin zu dem jungen Mann hingezogen zu fühlen, sich nach seiner Wärme, seiner Stärke, und vor allem seinen Zärtlichkeiten zu sehnen, aber dann bei jedem dieser Gedanken bodenlose Schuld zu verspüren. Schuld, sich seinem eigenem Bruder bereitwillig hingegeben zu haben, selbst wenn er es anfangs nicht gewußt hatte, sein Gewissen quälte ihn trotz allem unaufhörlich. Und da Kaitô diese Schuldgefühle offenbar nicht teilte, verletzte er ihn mit seiner Ablehnung! Doch wie sollte er sich sonst verhalten?

Vor sich hin brütend merkte er nicht, wie ihm zwei Schatten folgten...
 

"Komm schon, willst du denn gar nicht wissen, mit wem er sich hier trifft?"

Sonoko spähte neugierig durch das fremde Schulhoftor und versuchte den jungen Detektiv ausfindig zu machen, was nicht ganz einfach war, da viele Schüler gerade aus dem Gebäude herausströmten und sich in Gruppen oder alleine auf dem Nachhauseweg machten. Freudig quietschte das blonde Mädchen auf, als sie die blaue Schuluniform erspähte.

"Na los, schau schon. Da steht er und unterhält sich gerade mit..." sie reckte den Hals, als gerade eine kleine Gruppe kichernder Mädchen vor ihr Blickfeld lief, "einem Jungen und... einem Mädchen!" triumphierend jauchzte sie auf und schaute endlich auf ihre Freundin neben ihr.

Ran lehnte kraftlos mit dem Rücken an der Wand und weigerte sich um die Ecke zu schauen. Ensetzt starrte sie ins Nichts vor ihr, sie wollte jetzt nicht hier sein und definitiv nicht wissen, wer diejenige war, die ihr ihren Freund weggeschnappt hatte! Leider ließ sich Sonoko in ihrer Neugier nicht aufhalten und beschrieb ihr bildhaft die Szene, die sie in der fremden Schule beobachtete, ohne sich um das lästige Detail zu kümmern, ob ihre Freundin gerne zuhörte oder nicht!

"Er spricht mit dem Jungen - schmucker Kerl, wär ganz mein Typ - und jetzt scheint er Shinichi das Mädchen vorzustellen..." Sonoko runzelte irritiert die Stirn. Das passte so gar nicht ins Konzept! Ganz offensichtlich kannte Kudô das Mädchen in der Matrosenkragenuniform nicht, die beiden verbeugten sich höflich voreinander als wäre es das erste Mal. Dafür kam ihr sein Freund so bekannt vor...

"DER KERL AUS DER U-BAHN!" Erschrocken rief sie diese Worte lauter als beabsichtigt, doch sie erzielten ihre Wirkung: Ran erwachte blitzschnell aus ihrer Lethargie und und schaute nun ebenfalls um die Ecke... um wie zu einer Salzsäule zu erstarren! Ja, der Junge in der Stehkragenuniform neben Shinichi, der so aussah wie Shinichi, das war der Kerl, den sie in der U-Bahn mit ihm verwechselt hatte! Scherzend standen sie nebeneinander, das Mädchen neben ihnen hörte höflich zu, schien aber keinen wahren Zugang zu dem Gespräch der zwei guten Freunde zu haben. Doch das war nicht der wahre Grund für ihr Entsetzen: Sie hatte den Schüler schon woanders gesehen, nämlich vor nicht allzu langer Zeit bei ihr zuhause, als Conans Freund!
 

Seite an Seite liefen die zwei Oberschüler nebeneinander her, unterhielten sich lachend, als wären sie alte Freunde, doch Shinichi fühlte sich dabei unwohl in seiner Haut. Mit kaum zehn Zentimeter Abstand zwischen ihnen schlenderten sie durch eine Einkaufspassage, zwei gewöhnliche Jungen auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant für einen kleinen Happen nach der Schule, doch er spürte die Spannung, die ihn an Kaitô band deutlicher denn je!

Er seufzte innerlich. Er konnte sich noch so gut einreden, dass er diese Anziehung in reine Bruderliebe umwandeln musste, doch das sagte sich so leicht, jedes Mal, wenn der Zauberer bei ihm war, wurde das Gefühl ihn berühren und küssen zu wollen schier übermächtig. Jedes Mal musste er seine ganze Selbstbeherrschung aufwenden es nicht zu tun, schon allein, weil er sich in der Öffentlichkeit nichts anmerken lassen wollte, doch um so mehr Angst hatte er, dass ebendies Kaitô ganz und gar egal war...

An einem kleinen Okonomiyaki-Restaurant hielten sie an, vor dem Eingang wartete schon eine junge Frau in dunklem Pullover und Minirock auf sie, eine schwarze Mütze versuchte vergeblich ihre blonden Haare zu verbergen, während sie ihr Gesicht hinter einer breiten Sonnenbrille versteckte. Sie fühlte sich merklich unwohl, ständig zuckten ihre Augen hinter der Brille nervös von einer Straßenseite zur anderen, als wäre sie auf der Flucht, bis sie die beiden jungen Männer kommen sah. Erleichtert murmelte sie lächelnd eine Begrüßung und verschwand als Erste hinter die Tücher über der Tür.

"Na, bei deinen Verkleidungstechniken musst du aber noch viel lernen, Shiho. Wenn irgendwelche schwarzgekleideten Kopfgeldjäger nach einer auffälig unauffäligen Blondine suchen bist du fällig!" meinte Kaitô mit einem breiten Grinsen, als sich die drei Jugendlichen an einen Tisch im hinteren Ende des Restaurants plumpsen ließen.

"Wenn das so ist, warum gibst du mir dann nicht ein paar Schminktips, du großer Magier?" antwortete Shiho etwas zerknirscht, während sie es sich auf der Bank gemütlich machte, doch Kaitôs Grinsen wurde dadurch nur noch breiter.

"Überhaupt, Gin und Wodka sind tot, warum verkriechst du dich dann noch immer beim Professor? Shinichi und ich mussten dich ja regelrecht aus dem Haus prügeln!" sagte er amüsiert, griff dabei nach einem der bereitgestellten warmen Handtücher und wusch sich damit die Hände.

Shihos Augen funkelten den Dieb an, ihre Stimme klang ungewohnt emotionsgeladen, als sie wütend zurückzischte: "Es gab nicht nur Gin und Wodka, die mein Gesicht kannten! Glaub ja nicht, dass die Organisation nur deshalb zerschlagen ist, weil ihr Hauptquartier in die Luft geflogen ist, sie sind wie Parasiten: Überall haben sie ihre Hände mit im Spiel! Dich kennen sie vielleicht nicht, aber Shinichi geht ein hohes Risiko ein, indem er wieder sein normales Leben aufnimmt und zurück zur Schule geht!"

"Na und? Die werden wohl gerade Besseres damit zu tun haben, ihre Wunden zu lecken, als jemandem hinterherzujagen, den sie eh für tot halten!" züngelte Kaitô scharf zurück.

Wortlos starrten sich die beiden Kontrahenten finster an, fochten ein stummes Duell aus, während ihnen ein sehr verblüffter Shinichi dabei zusah. So kannte er die beiden überhaupt nicht, Shiho zeigte normalerweise keinerlei Emotionen und Kaitô war für seine coole gelassene Art schulbekannt, nun versuchten sich die Beiden mit ihren Blicken gegenseitig aufzuspießen!

"Geht's noch, ihr zwei?" Verwirrt versuchte der Detektiv die beiden zu versöhnen. Er verstand wirklich nicht, was auf einmal in seine zwei Freunde gefahren war. "Wir sind hier, um unsere Rückverwandlung zu feiern, nicht um uns gegenseitig an die Kehle zu gehen! Was ist überhaupt los mit euch?"

Widerwillig lösten sie sich voneinander und schauten nun beide Shinichi an.

"Du verstehst aber auch wirklich nichts, oder?" fragte Kaitô ihn säuerlich.

"WAS versteh ich nicht?" Das war das zweite Mal, dass das sein Bruder im Zusammenhang mit Shiho sagte, und so langsam reichte es ihm. Er hasste es, für den letzten Idioten gehalten zu werden, vor allem da in dem Fall sein detektivisches Gespür vollkommen versagte!

"Shinichi, mein Lieber, da muß ich diesmal Kuroba leider Recht geben, du bist der beste Detektiv den ich kenne, aber in solchen Dingen hast du überhaupt kein Feingespür!" Die junge Frau hatte offensichtlich wieder zu ihrer gewohnt kühlen Art gefunden, stellte er fest, nur dass sie plötzlich die Seiten gewechselt hatte!

"Würde mich bitte endlich jemand aufklären, wenn ihr mich beide für zu blöd haltet?!" So langsam wurde er RICHTIG sauer!

Shiho sah ihn prüfend an, dann nippte sie an ihrem grünen Tee und erklärte ihm völlig unbeteiligt: "Er ist eifersüchtig, merkst du das nicht? Vor allem seitdem ihr beide erfahren habt, dass ihr den gleichen Vater habt, hat er eine Heidenangst dich zu verlieren, nicht wahr, Kaitô-kun?" Beim letzten Teil des Satzes hatte sie vom Rand ihres Teeschälchens aufgeblickt und sah den Dieb auf eine Reaktion wartend an, doch der blickte nur wütend zurück!

Shinichi verstand nun gar nichts mehr. Dass Kaitô sich offensichtlich mehr als alles andere wünschte, trotz ihrer nahen Verwandschaft sein Geliebter zu bleiben, war schwer zu ignorieren, aber eifersüchtig? Auf Shiho? Die Wissenschaftlerin war doch nur eine gute Freundin, mehr nicht! Oder war da etwa doch mehr...?

Kaitô wollte etwas entgegnen, doch plötzlich hob er den Blick in Richtung Tür und flüsterte ein entsetztes "Oh nein!"
 

Ran und Sonoko hatten beobachtet, wie die beiden Oberschüler in das kleine Lokal in der Einkaufspassage verschwunden waren, nun versuchte die Schwarzhaarige ihre Freundin mit aller Kraft zurückzuhalten, doch Sonoko war in ihrer Begeisterung nicht zu bremsen!

"Hast du nicht das blonde Gift da gesehen? Das muß sie sein!" sprach sie aufgebracht.

In der Tat hatte Ran die junge Frau gesehen, die seltsam vermummt auf die beiden gewartet hatte, doch was viel schlimmer war als Sonokos naheliegende Vermutung, sie sei Shinichis neue Freundin, auch dieses Mädchen hätte eigentlich 10 Jahre jünger sein müssen: Es gab kein Zweifel daran, dass das Conans Schulkameradin Ai war!

Schon stürmte die blonde Gelegenheitsdetektivin in den Laden, ihre unwillige schwarzhaarige Freundin hinter sich herziehend, doch diesmal war Sonoko stärker!
 

"Hallo Shinichi!"

Der Angesprochene zuckte zusammen, als er die bekannte Stimme hörte, und folgte Kaitôs entsetztem Blick. Vor ihm stand, die Hände energisch in die Hüften gestemmt und mit der vernichtenden Willenskraft einer Kriegsgöttin, seine schlimmsten Befürchtungen: Sonoko blickte ihn finster und gleichzeitig triumphierend an, hinter ihr eine schüchterne Ran, die aussah, als wolle sie gerade überall sein, nur nicht an diesem Ort!

"Hallo Sonoko?!" erwiderte er ein bisschen eingeschüchtert, waren sie ihm etwa gefolgt? Damit hätte er natürlich rechnen müssen, warum hatte er dann nicht daran gedacht? "Was macht ihr denn hier?"

"Was macht ihr denn hier!" äffte ihn das Mädchen nach, "Die Frage ist eher, was machst du hier?" Ihr Blick wanderte zu Shiho, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. "Willst du uns nicht deine neue Freundin vorstellen?"

Wenn Blicke töten könnten, wäre Shiho auf der Stelle tot umgefallen, doch sie schaute nur auf ihre betont kühle Art zurück, ihr Gesicht ohne jede Regung. Stumm fochten die beiden jungen Frauen ihr Duell aus, was man von den übrigen Zuschauern nicht behaupten konnte! Shinichi fiel ungläubig die Kinnlade herunter, als er Sonokos Anspielung verstand, während Kaitô wieder mal breit grinste und sich kaum ein paar schadenfrohe Gluckser verkneifen konnte, und Ran...

"Sonoko...!" Ran sah unglücklicher aus denn je, als sie versuchte ihre Freundin davon abzuhalten auf die junge Wissenschaftlerin loszugehen.

"Was denn?" Sonoko war kampflustiger denn je zuvor, siegessicher wandte sie den Blick keine Sekunde von ihrer Gegnerin ab, als sie Ran antwortete. "Willst du denn gar nicht deine Konkurrentin kennenlernen? Du bist diejenige, die Anspruch auf Shinichi hat, nicht diese Ziege hier!"

Jetzt reichte es aber, so langsam war Sonoko zu weit gegangen! Endlich setzte Shinichi zu einer empörten Antwort an, öffnete den Mund und...

"Warte Sonoko! Das ist nicht Shinichis Freundin!"

Stille breitete sich aus, vier Augenpaare starrten Ran an, jeder mit unterschiedlichem Ausdruck im Gesicht.

Sonoko reagierte als erste, verwirrt blinzelte sie ihre Freundin an:

"Aber... Wer ist es dann?"

Shiho blickte Ran nur wissend an, ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, Kaitô hob nur verwundert die Augenbrauen, und Shinichi...

Traurig blickten sich die ehemaligen Freunde lange an, Auge in Auge, erzählten sich geheime Botschaften von Angesicht zu Angesicht. Rans schienen zu sagen "Ich weiß es, ich weiß Alles! Wie konntest du glauben, es vor mir geheim halten zu können?", während Shinichi nur stumm und traurig um Verzeihung flehte.

Nach einer Zeit, die den Beiden so erschien wie eine Ewigkeit, löste sie die unsichtbare Verbindung, schaute mit einiger Willenskraft Sonoko fest in die Augen. Sie durfte nicht weinen, nicht jetzt! Später erst, aber nicht jetzt!

"Sie ist nicht Shinichis Freundin!" wiederholte sie bestimmt. Es war alles ganz einfach. Sie durfte sich nur auf die Worte konzentrieren, nicht auf den Inhalt. Einfach nur sprechen, ohne darüber nachzudenken...

"Shinichi hat mir ja am Telefon genug von ihr vorgeschwärmt. Er hat sie genau beschrieben: Groß und schlank, humorvoll, mit kurzen schwarzen Haaren! Sieht für mich nicht nach ihr aus, meinst du nicht auch?" Sie deutete mit dem Kinn in Shihos Richtung, die sie noch immer mit leicht zusammengekniffenen Augen schweigsam taxierte, das leichte Lächeln war nicht erloschen, sah im Gegenteil ...schadenfreudig aus?! Ignoriere es, wisperte eine leise Stimme in ihrem Herzen, ignoriere es!

"Jaaa, du hast vielleicht Recht..." Sonoko runzelte zweifelnd die Stirn, als sie sich wieder ihrer blonden Kontrahentin zuwandte. "Hat er wirklich "humorvoll" gesagt?"

"Humorvoll und mit schwarzen Haaren!" wiederholte sie bestimmt, wobei sie die kurzen Haare wegließ. Beinahe wirkte sie sogar fröhlich, als sie lächelnd fortfuhr:

"Außerdem hast du etwas übertrieben, findest du nicht? Ich bin schließlich nicht seine Freundin, wir kennen uns nur zufällig schon seit Ewigkeiten. Wir sind eher so etwas wie Geschwister, nicht wahr Shinichi?" zwinkerte sie ihrem Sandkastenfreund munter zu. Jaa, es war so einfach! So einfach, leichtgläubige Menschen zu täuschen, sie anzulügen! Sie glaubten immer der Wahrheit, die leichter zu vertragen war. Shinichi irrte sich: Es gab nicht nur eine Wahrheit, sondern unendlich viele! Jedes Herz schuf sich seine eigene Wahrheit, änderte sie, verdrehte sie, bis sie nach seinem Geschmack war! Man musste nur fest genug darauf vertrauen... Doch war sie verzweifelt genug, um ihrer eigenen Wahrheit zu glauben?

Shinichi antwortete nicht gleich, schaute sie noch lange traurig und mitleidig an, als könnte er fühlen was in ihr vorging. Nein! Laß mich! Ich will dein Mitleid nicht, schrie die Stimme in ihrem Herzen ihm zu, doch er hörte nicht auf, bis er schließlich leise verkündete:

"Ich glaube, ich habe euch meinen Bruder noch nicht vorgestellt..."
 

Die Zeit schien für einen kurzen Augenblick einzufrieren, als ob Chronos selbst wie die drei Jugendlichen die Luft angehalten hätte. Nur Shiho sah Shinichi mit ihrem ewig unergründlichen Lächeln schweigend an.

"A... Aber... Wie?" Ran verstand auf einmal gar nichts mehr, verzweifelt schnappte sie nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, plötzlich schien sich die Erde schneller zu drehen, als ob die Zeit wie ein Gummiband wieder in ihre vorgesehene Laufbahn zu schnellen versuchte. Alles drehte sich, der Boden schwankte, sie fühlte sich so schwach...

Shinichi reagierte gerade noch rechtzeitig, fing seine Jugendfreundin mit ausgetreckten Armen auf, als ihre Knie nachgaben und sie ohnmächtig zu Boden sank.

Auch Sonoko streifte ihre Regungslosigkeit ab und stürzte zu ihrer Freundin hin.

Der Einzige, der sich sonst nicht gerührt hatte, war Kaitô.

Mit einer Mischung aus Entsetzen und Vorwurf starrte er seinen Freund an.

"Warum hast du es gesagt?" flüsterten seine Lippen, doch kein Ton entwich ihnen.

Shinichi verstand ihn trotzdem.

Ran liebevoll an seine Brust gedrückt, starrte er zurück. Sein Blick suchte schüchtern um Verständnis für seine Tat und... um Vergebung?

"Ich musste es ihr sagen!" verteidigte er sich schwach, "Ich habe ihr schon so zuviel zu lange verschwiegen."

In dem Moment war ihm alles egal, sogar, ob jemand ihr Gespräch mitbekam, doch die Einzige, die nahe genug gewesen wäre, war Sonoko, und die war ausnahmsweise vor Sorge um ihre Freundin taub. Nur Shiho beobachtete sie weiterhin regungslos, mittlerweile umringt von schaulustigen Gästen und dem Wirt, der besorgt seine Hilfe anbot.

Shinichi winkte dankend ab, nahm seine "Schwester" auf beiden Armen und machte Anstalten, sie aus dem Laden zu tragen, doch Kaitô hielt ihn am Ärmel zurück.

"Warum hast du das getan?" fragte er noch einmal leise kummervoll. "Wenn niemand es erfahren hätte, hätten wir für immer zusammenbleiben können..."

Shinichi sah ihn ebenfalls traurig an, dann antwortete er schließlich:

"Ich musste es tun!" wiederholte er. "Besser ist, wir beenden es hier, bevor es zu spät ist! Du bist ab jetzt nur noch mein Bruder, nicht mehr mein Geliebter!"

Sagte es, und trat hinaus, Sonoko an seiner Seite, die unaufhörlich beim Laufen die Hand ihrer Freundin hielt.

Entsetzt blieb Kaitô stehen, wie angewurzelt. Das durfte nicht wahr sein, er musste es falsch verstanden haben. ES DURFTE EINFACH NICHT WAHR SEIN!

"WARTE!" Endlich riß er sich aus seiner Erstarrung und lief seinem Freund hinterher, der sich auf einmal weiter, immer weiter von ihm zu entfernen schien, uneinholbar für ihn, Kaitô.

"Ist es das? Ist es wegen Ran?"

Wenigstens das musste er noch wissen, bevor sein geliebter Shinichi ihn verließ, wenigstens das!

"Du irrst dich! Es ist nicht wegen ihr!"

Shinichi drehte sich noch nicht einmal mehr um, es war, als ob er für immer aus seinem Leben verschwinden sollte...

Somit konnte er auch nicht die Träne sehen, die dem jungen Detektiv über die Wange ran.
 

Du irrst dich, Kaitô, es ist nicht wegen Ran, dass ich dich verlasse, es ist wegen dir!

Nur wegen dir zwinge ich mich zu der Tat, die ich ewig bereuen werde, denn ich liebe dich!

Ich liebe dich so sehr, und ich begehre dich, was noch viel abscheulicher ist, denn du bist mein eigener Bruder! Unsere Liebe hat keine Zukunft, das musst du doch verstehen, und deshalb beende ich es hier und jetzt, bevor mir endgültig die Kraft dazu fehlt.

Verachte mich nicht dafür, Kaitô, bitte verachte mich nicht...

Nur einzelne Tränen lösten sich aus Shinichis Augenwinkeln, er war viel zu verzweifelt um noch zu weinen.
 

Shiho blickte ihnen noch lange nach, dem Jungen, der seiner verbotenen Liebe nachrannte, und der geliebte Mensch, der mit seinem Mädchen im Arm und einem anderen an seiner Seite würdevoll an staunenden Menschenmassen vorbeischritt.

"Ihr vergesst die Gefahr, in der ihr euch jede Minute eures Lebens bewegt. Indem ihr so gedankenlos auffallt, schreit ihr euren ständigern Verfolgern doch von alleine eure Existenz zu, die ich so mühevoll geheim gehalten habe. Unterschätzt niemals die Organisation, denn sie verlischt nie völlig, lodert jederzeit wieder auf, wenn ihr euch am sichersten fühlt! Hütet euch vor der schwarzen Nemesis!"
 


 

Owari?
 

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Werden Shinichi und Kaitô doch noch zusammenkommen?

Ist mit Gin und Wodka auch die Organisation verschwunden, ihre schwarze Nemesis, die die beiden so unerbittlich verfolgt haben?

Hat Ran ihren Shinichi endgültig aufgegeben?

Und was ist mit Heiji, hat Shinichi ihn für immer als seinen Freund verloren?

Solche und ähnliche Fragen stellt ihr euch jetzt vielleicht, und ihr werdet die Antworten in dem zweiten Teil meiner (geplanten) Trilogie bekommen, "Desdemona"!^^

Ich hoffe, meine allererste "kleine" Fic hat euch gefallen, es würde mich so unendlich freuen, wenn ihr mir eure Meinung zu der Geschichte sagt, entweder hier, oder an meine email=-Adresse email=nate-e@gmx.netnate-e@gmx.net-Adresse email=nate-e@gmx.netnate-e@gmx.net/email, auch wenn ihr eine Kritik oder Verbesserungsvorschläge habt, alles außer Flames sind willkommen!^_^
 

Bis nächste Woche dann...
 

eure Nightie^^v



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Kommentare zu dieser Fanfic (89)
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Von:  ViGaMi
2015-04-17T17:15:25+00:00 17.04.2015 19:15
Sooo, ich lese jetzt weiter, feedback kommt bei mir eigentlich nur bei den neuesten Kapis...
Von:  ViGaMi
2015-04-17T17:01:24+00:00 17.04.2015 19:01
OMG!!! Ich hab nachdem ich das nachwort gelesen habe gedacht, da wär nur der lemon und mehr nich...!!! Und jetzt hab ich voll den Plottwist verpasst... :,( ich lese jetzt bis zum adult kapitel des zweiten teils weiter, dann warte ich auf die adult kapis...
Von:  ViGaMi
2015-04-17T16:52:19+00:00 17.04.2015 18:52
Schick mir das nächste kapi bitte per ENS... *fleht* und das des zweiten teils auch... ^^
Von:  ViGaMi
2015-04-17T14:07:11+00:00 17.04.2015 16:07
KAITO HAT DAS GIFT?!? HAB ICH MIR SCHON GEDACHT!! *überdreht ist* *freut sich* HURRAAAAAAAH, HIP HIP, HURAAAAAAAH!
Von:  ViGaMi
2015-04-17T13:49:48+00:00 17.04.2015 15:49
OMGOMGOMG!! *hyperventiliert* kaito das is toooooll!!! *_* du schaffst daaaas!!!! *anfeuer*
Von:  ViGaMi
2015-04-17T04:43:11+00:00 17.04.2015 06:43
KID! xD ich hätte es mir denken müssen! :D und er mag seine augeeen *_* *dahinschmelzt *_*
Von:  ViGaMi
2015-04-17T04:22:49+00:00 17.04.2015 06:22
ne neue ff zum leseeeeehn!!! *_* ich lese das jetzt mal durch... nur schade dass es ein adult kapitel gibt... :( weiter lese ich warscheinlich erst mal nicht, bis ich nich weiss ob es wichtigen plot in dem kapitel gibt... ach was, natürlich! ein adult kapitel ist es immer wert, gelesen zu werden... *grinst* nur wie kann ich des... ich mag die adult Funktion nich... :/
Von:  Colariola
2009-12-10T18:15:53+00:00 10.12.2009 19:15
Huhu ^^
Deine FF ist schon etwas älter, aber ich habe sie erst jetzt entdeckt und ohne Pause verschlungen ^^
Aber... was für ein trauriges Ende...
Ich werde mich gleich auf die Suche der Fortsetzung machen und hoffe, es wird wieder alles gut *-*
Ich liebe das Pärchen <3
Und dein Schreibstyl ist klasse =D
Glg
Von:  Jason95
2009-09-06T15:37:41+00:00 06.09.2009 17:37
NEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIINN!!! Warum sind die beiden Brüder? Du bist so oberfies! Das kannst du ihnen doch nicht antun. Ich will dass sie zusammen glücklich werden. Hoffe mal, dass es in der Fortsetzung etwas erfreulicher wird.
Aber vom Stil her: Mach so weiter!

Leider konnte ich das 19. Kapitel da ich ja noch nicht 18 bin nicht lesen. ich finds immer ein Bisschen scahde, wenn einem ein einziges unter sovielen Kapiteln verwehrt bleibt, aber naja, was soll man machen...
Von:  LlunaKudo
2007-09-17T23:33:00+00:00 18.09.2007 01:33
*o*
Ich hatte diese FF vor langer langer Zeit in meinem Conan-Wahn auf Yaoi.de entdeckt und heute wieder ausgebuddelt...
ich finde sie nach wie vor einfach nur genial!!!
Wenn es nicht schon so spät wäre, würde ich glatt jetzt sofort die Fortsetzung lesen XD
Bin schon gespannt drauf ^^


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