Damit du glücklich leben kannst ... von Feuchen ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie kamen diesem schicksalhaften Tag immer näher, so dass er immer häufiger morgens durch die Stadt und über den Marktplatz wanderte, um nach etwas zu suchen, was seinem Zwillingsbruder zumindest ein wenig die Zeit versüßte. Es war ein Fluch, der auf ihnen lastete, weil sie Zwillinge waren. Länger als zehn Jahre durften sie nicht gemeinsam existieren und es war bereits nach ihrer Geburt entschieden worden, dass es Riku war, den sie opferten, damit nichts von diesem Fluch passierte. Nur, weil Riku seit seiner Geburt unter heftigen Asthmaproblemen litt, sahen sie es als das Einfachste, wenn sie ihn an ihrem zehnten Geburtstag opferten. Tenn wusste, dass er nichts dagegen tun konnte, außer ihm jeden Tag ein kleines Geschenk zu machen. Entweder mit etwas, was er in der Stadt fand, oder damit, dass er ihm etwas vorsang, weil er wusste, wie sehr Riku es liebte, ihm zuzuhören. „Suchst du wieder etwas für deinen Bruder, Tenn-kun?“, erklang eine helle, ruhige Stimme zu ihm, worauf er zur Seite zu einer jungen Frau mit einem Einkaufskorb sah. Er nickte nur und lächelte sie an. „Es ist alles, was ich für Riku tun kann.“ „Es ist echt traurig, dass sie nicht zusammen bleiben können, nur weil sie Zwillinge sind“, hörte er eine andere, etwas entfernte, bedrückte Stimme zu ihm hallen. „Hey, Tenn-kun, oder?“ Tenn zuckte zusammen, drehte seinen Kopf zur Seite, von wo diese etwas raue Stimme kam, die er vorher noch nie gehört hatte. An der Seite saß eine Person, komplett in eine schwarze Robe gehüllt, mit einer Kapuze über den Kopf gezogen, vor einem kleinen, spitzen Zelt. Er konnte sich nicht erinnern, dass er diese Person schon einmal gesehen hatte, aber er hatte auch nicht das Gefühl, dass er seinen Blick von ihr oder ihm abwenden konnte. „Du brauchst Hilfe, oder, Nanase Tenn?“, fragte diese Person erneut nach, streckte einen Arm aus, der allerdings ebenfalls von dem Stoff der Robe verdeckt war. „Wer ... bist du?“, fragte Tenn nach, bewegte sich allerdings nicht zu dieser Person. Er wusste, dass er nicht so einfach jemandem trauen sollte. „Ich kann deinen Zwillingsbruder retten“, sagte die Person weiter, „folg mir ins Innere meines Zeltes.“ „Was?“, fragte Tenn erneut nach, blinzelte, als er nur noch sah, wie diese Person sich umgedreht hatte und in dem Zelt verschwunden war. Sollte er darauf eingehen? Konnte er darauf eingehen oder konnte er es abschlagen, wenn er so die Möglichkeit bekam, Riku zu retten? Er schluckte, drehte seinen Kopf zur Seite, bemerkte, wie die anderen Stadtbewohner sich von ihnen entfernt hatten. Er wusste, dass er nicht so einfach irgendwelchen mysteriösen Gestalten folgen sollte, aber wenn es die einzige Möglichkeit war, wie er Riku retten konnte? Langsam bewegte er sich zu dem Zelt, trat in das Innere und blickte zu der umhüllten Person, die nun hinter einem Tisch mit einer violett leuchtenden Kristallkugel saß. „Du würdest alles für das Leben deines Zwillingsbruders tun, nicht wahr, Tenn-kun“, sagte diese Person weiterhin ruhig. „Wie kannst du Riku helfen?“, fragte Tenn nach. „Nicht ich kann es, aber du“, sagte die Person weiter. „Ich ... was? Aber wie sollte ich das ...?“, blinzelte Tenn verwirrt zurück. „Ich kann dafür sorgen, dass euer Band verschwindet und sie Riku-kun nicht mehr opfern müssen“, sagte die Person ruhig, „dafür müsstest du allerdings bereit sein, dass sich niemand daran erinnert, dass ihr Zwillinge seid. Weder deine Eltern, noch Riku-kun, wüssten, dass du existierst.“ Tenn schluckte, starrte diese Person mit geweiteten Augen an, während er darüber nachdachte. Wenn er so die Möglichkeit bekam, dass Riku weiterleben konnte? „Was ist mit Rikus ...“, „Ich werde dafür sorgen, dass jemand sich ebenfalls um Rikus Asthmaprobleme kümmert, damit er damit so normal wie möglich leben kann“, sagte diese Person, bevor Tenn wirklich aussprechen konnte, was ihm durch den Kopf ging. „Riku ... wird normal leben können?“, fragte Tenn noch einmal nach. Selbst, wenn er sich nicht an ihn erinnerte. Selbst, wenn seine Familie ab dem Moment in dem Glauben lebte, dass er nie existiert hätte. „Du kannst mir glauben, Tenn-kun“, sagte die Person ruhig weiter. Tenn blickte eine Weile einfach nur zu dieser Person, bevor er langsam entschlossen nickte. „Solange Riku danach besser leben kann, bin ich dazu bereit.“ „Du bist zu allem entschlossen, hm“, fing die Person mit einem leichten Schmunzeln an, „obwohl ich dir nicht einmal gesagt habe, was ich von dir will.“ „Ich will nur, dass Riku ein besseres Leben hat und ... so muss niemand von uns geopfert werden, oder?“, flüsterte Tenn vor sich hin. „Nein und“, sagte diese Person nun ruhiger weiter, „ich werde dich bei mir aufnehmen und dir alles lehren, was ich weiß. Vielleicht ... kannst du ihn so irgendwann auf anderem Wege wiedertreffen.“ Tenn nickte langsam. „Es gibt schließlich nichts, was ich sonst noch tun könnte, wenn ich Riku damit retten kann.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)