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Blue Moon

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, auch hier als frühzeitiges Geburtstagsgeschenk an meine Leser…ein weiteres Kapitel
Bzw. habe ich ein Geschenk wieder von Saicke erhalten, die mir wieder ein tolles Fanart gemacht hat. Checkt die Charaktere-Seite und seht, wie ich mir Bardocks und Kakarotts erstes Treffen vorstelle, mit Radditz als Zuschauer. Es ist super.

Ich bin momentan mehr motiviert, hier zu schreiben als zu der anderen dbz-ff.
Ich finde die vielen saiyanischen Charaktere, besonders Bardock und Radditz so interessant
Und wenn ich über die Haupt-Charaktere schreibe und sie mir im Kinder-Alter vorstelle, ende ich damit, dass ich „Ach, wie niedlich…“ aufquietsche und sofort weiter tippe
Außerdem geht „Wie zähme ich…“ allmählich dem Ende entgegen, während ich hier noch viele Idee habe, die ich mit reinbringen will.
In Zeiten von Langeweile und Corona schenke euch was zum Lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, der Gedanke „Wie sind sich Bardock und Gine begegnet“ hat mich nicht losgelassen, wodurch sich kurzfristig folgendes Kapitel ergeben hat. Das Tatakai bzw. die Abschlussprüfung der Rekruten spielt dabei eine große Rolle.
Es spielt ca. 15 Jahre in die Vergangenheit, Gine ist 15 Jahre alt und Bardock 17.
Dem aufmerksamen Leser wird bei dieser Altersangabe die Augenbraue verblüfft heben, weil Radditz um einiges jünger bei seiner Prüfung/Ausbildung ist. Da es aber in der Vergangenheit spielt, wo die Saiyajins noch nicht so sehr auf Scouter-Ergebnisse geachtet haben und es noch mehr Krieger gab, hatte die damalige Generation mehr Zeit zum Aufwachsen, bevor der Ernst des Lebens begann.

BTW…dieses Kapitel ist das längste, was ich in meiner 13-jährigen Laufbahn geschrieben habe. Aber ich wollte halt die Gine/Bardock-Spezial-Episode in einem Kapitel schaffen und es nicht teilen
Weil Feiertag ist und Corona; viel Spaß beim Lesen von 45 Seiten

Ich möchte außerdem auf das neueste Fanart von Saicke aufmerksam machen, was ich auch unter "Charaktere" hochgeladen habe
Bardock und Bulma, die gemeinsam ein mittagsschläfchen halten (so beschrieben in Kapitel 3)
Perfekt umgesetzt
Wenn ihr Bardock-Fans seid, dann bewertet es bitte und kommentiert es Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, wäre das hier eine Anime-serie, wäre dieses Kapitel das Staffelfinale von Staffel 1.
Deswegen ein Kapitel in Extra Länge; mein neuer Rekord, fast 50 Seiten
Viel Spaß beim Lesen
P.S. Am 31.10.2020 gibt es einen Blue moon. Denkt an mich. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Am 05.11.19 begann die FF „Blue Moon“, Staffel 1 mit der Ankunft/Geburt von Bulma
Am 05.11.2020 startet die 2. Staffel, mit Ankunft von Radditz und Vegeta
Viel Spaß beim Lesen der neuen Kapitel, wo Bulma und Vegeta nun keine unschuldigen Kinder mehr sind, sondern allmählich erwachsen werden
Ich sollte bald mal die Alters-Empfehlung höher setzen…es wird nicht familiengerecht…Lemon-warnung im Verlauf der Story Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ach Leute...mit Corona und ohne irgendeine Freizeitbeschäftigung (keine Adventsmärkte, kein Sport) bleibt mir nur das Schreiben in meiner Freizeit, um nicht durchzudrehen...
Ich schätze, alle zwei Wochen könnt ihr mit einem neuen Kapitel rechnen, solange sich nichts an der Situation ändert
Viel spaß beim lesen. Möge es euch von dieser Scheiße da draußen etwas ablenken Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Frohes Neujahr, hoffen wir mal, es wird alles besser.
Ich fange damit an, indem ich euch ein neues Kapitel zum lesen geben Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich begrüße euch zu einen spannenden Kapitel mit Szenen, auf die ihr schon lange gewartet habt.

Am Ende müsst IHR eine große Entscheidung treffen, aber dazu später.

Bei dem folgenden Kampf habe ich mich an viele Originalszenen gehalten sowie Dialoge (vielleicht bekommt ihr auch ein Déjà-Vu)

Er ist überraschend lang geworden, aber dadurch hoffentlich gut vorstellbar Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Angesichts des letzten Cliff-Hangers, habe ich mich daher bemüht, das neue Kapitel schnell fertig zu machen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo, da bin ich wieder. Ich habe euch nicht vergessen, aber das Wetter war schön, man konnte draußen mehr unternehmen und die Freizeit war dadurch etwas knapper. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und wieder bin ich pünktlich und starte am 05.11 mit einem neuen Abschnitt/ eine neue Staffel.
Hätte nicht gedacht, dass ich innerhalb so kurzer Zeit (genau 2 Jahre geht diese Story schon) so verdammt viele Kapitel und Wörter heraushaue:
Deshalb vergebt mir bitte, wenn ich für die nächsten Kapitel eine etwas längere Pause mache.
Ich muss jetzt erst mal planen, wie es weiter gehen soll. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hah, ich habe es noch geschafft, in diesen Monat was zu posten
Guten Rutsch ins neue Jahr Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Jubiläum

05.11.2019-05.11.2022

3 Jahre Blue Moon und es geht auch garantiert weiter…ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Aber liebe Leser, ich nähre mich dem Schlimmsten an, was einem kreativen Autor passieren kann: eine unkreative Phase. Im Gegensatz zu sonst habe ich nur sehr grobe Pläne, was die zukünftigen Kapitel angeht und dabei laufen unsere Figuren in eine gefährliche Phase ein. Ich darf mir hier keinen Fehler erlauben, sonst poste ich etwas, was später zu Widersprüchen führt.

Normalerweise habe ich immer einen vorausschauenden Plan und brauchte nur Zeit, um es aufzuschreiben und an den Worten zu feilen. Nun muss ich aber sehr genau überlegen, wie es weiter gehen kann.

Ich will euch daher warnen, dass die Zeitabstände zum Posten länger werden können: das Schreiben wird für mich in solchen Momenten nicht mehr zum Hobby, sondern zur Arbeit und Arbeit habe ich schon genug. Die Lust am Schreiben ist mir daher etwas abhandengekommen.

Mein Jubiläums-Kapitel, welches immer den Beginn einer neuen Staffel markierte, wird dieses Mal nicht auf diese Weise kommen. Die jetzige Staffel „Freezer“ ist so aufwendig, dass es ich nicht geschafft habe, sie innerhalb eines Jahres fertig zu schreiben.

Aber angesichts der bereits fertigen Arbeit (63 Kapitel mit durchschnittlich 30 Seiten Inhalt, über eine halbe Million Wörter, innerhalb von 3 Jahren) muss ich mir keine Trägheit vorwerfen lassen und kann mir auch eine Pause gönnen.

Ich hoffe, die Wertschätzung für freie Autoren und ihre kostenlose Arbeit steigt in Zukunft mehr.
Deshalb liebe Schwarzleser, etwas mehr sichtbare Wertschätzung, wenn euch meine Arbeit gefällt. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
21.03.2023…und wieder ein Jahr älter.
Kurzer Rückblick auf die vergangenen 12 Monate: was soll ich sagen?
Ich lebe, Corona hat mich nicht untergekriegt.
Russland steht noch nicht vor unserer Tür. SO kalt wie befürchtet war der Winter auch nicht; ich konnte meine Rechnung bezahlen.
Angesichts dessen bin ich merkwürdig positiv gestimmt. Es kommt selten so schlimm, wie die Medien es einen sagen. Lasst uns mal hoffen, dass es so weiter geht…aber aufwärts, nicht rückwärts.
Für die nächsten Monate habe ich mir einiges vorgenommen: so viele Termine, wo ich hin will und keine Pandemie mehr, die mich daran hindert.
Ich denke, es wird ein gutes Jahr…schlimmer als 2020-2022 kann es ja nicht werden. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leser, wieder ist der 5.11 da und natürlich fühle ich mich verpflichtet, zum Jubiläum von vier Jahre „Blue Moon“ ein Kapitel zu posten.
Leider immer noch kein Finale oder Staffelanfang: Freezer ist es mir wert, mir Zeit zu lassen.
Im letzten Jahr hatte ich noch gezweifelt, wie viel ich bis heute schreiben würde. Es erschien mir alles sehr groß und ich wusste nicht, wie es weitergehen soll.
Immerhin, die Schreibblockade ist ein wenig besser geworden, denn:
Das Ergebnis der letzten 12 Monate sind immerhin 76.867 Wörter, in 5 Kapitel macht das durchschnittlich eine Anzahl von 15.373 Wörter: kurz gesagt, ich habe zwar nicht viele Kapitel gepostet, aber jedes hatte im Durchschnitt 33 Seiten.
Macht insgesamt also 165 Seiten innerhalb eines Jahres...kein schlechtes Ergebnis.
Am Anfang steht nur eine wage Idee, eine Szene…Dies alles auszuarbeiten und auf Papier zu bringen, mit dem vorherigen Kapitel anzuknüpfen, Fehler auszumerzen und Formulierungen zu finden, braucht halt Zeit.
Ich bedanke mich daher für all die treuen Leser, welche die Story seit 4 Jahren verfolgen und geduldig auf jedes neue Kapitel warten.
Ich verspreche euch, ich werde auch weiter schreiben und versuche nie mehr als 2-3 Monate zwischen den Kapiteln verstreichen zu lassen

Bleibt mir weiterhin treu, ich freue mich über jedes Review.
Aber bitte seht es mir nach, wenn ich nicht all zu häufig posten kann. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, liebe Leser,
wie angekündigt und wie in den letzten Jahren üblich, gibt es zum 21.3 wieder ein neues Kapitel.
Leider habe ich es nicht dahin geschafft, wo ich eigentlich hinwollte. Kampfszenen ziehen ein Kapitel in die Länge, weshalb ich nach 50 Seiten Schluss machen musste, bevor es zu anstrengend zum Lesen wird. Aber ich bin schon am nächsten dran, es sollte bald kommen.
Ich möchte wissen, was euch gefällt und was euch bewegt hat. Gerne kann man das auch nachträglich für alte Kapitel schreiben.
Schreibt mir, warum ihr immer noch geduldig auf Neue Kapitel monatelang wartet, welche Szenen euch nach dem Lesen immer noch im Gedächtnis hängen bleiben, was eure Lieblingsszenen sind.
Wenn ich mir seit vier Jahren unentgeltlich die Mühe machen, logisch, grammatikalisch sauber und kontinuierlich zu schreiben, dann könnt ihr euch auf diese Weise erkenntlich zeigen. Komplett anzeigen

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Der blaue Mond

Der Mond war blau.

Nach acht Jahren leuchtete der Vollmond über Planet Vegeta auf und dann war er blau?!

Bardock, Unterklassekrieger der Saiyajins, verstand dieses seltsame Naturphänomen nicht, aber jetzt war nicht die Zeit, um in den Himmel zu starren.

Etwas stimmte mit Gine nicht; das konnte er spüren.

Er rannte durch den Wald und vermied es, in den Himmel zu schauen. Die blauen Schatten, die das Licht des neuen Mondes auf die Erde warf, beunruhigten ihn. Nach acht Jahren gab es wieder einen Vollmond, allen Saiyajins war es verboten nach draußen zu gehen, damit es zu keiner unkontrollierten Zerstörung kam und ausgerechnet heute musste Gine ihr zweites Kind bekommen.

Er stürmte auf die fensterlose Jurte zu, ein großes, blickdichtes Zelt, das einsam im Wald stand.

Er konnte ihr Schreien hören.
 

„GINE?!“ rief er laut, kaum dass er herein stürmte.

„Was bei allen Monden?“ rief eine ältere Frau erbost auf. „Männer haben bei einer Geburt nichts verloren. Verzieh dich, Junge.“

„Etwas stimmt nicht. Der Vollmond ist blau und Gine ist…“ begann der Krieger schwer atmend, aber die ältere Frau mit den grauen Strähnen im Haar unterbrach ihn mit einer Handbewegung.

„Dummer Junge, es ist nur ein blauer Mond. Manchmal kommt es vor, dass der Mond rot oder blau leuchtet. Sieh es als gutes Vorzeichen an, dass heute dein Kind geboren wird.“

Ruhig wusch sie das blutige Laken in einer Schüssel aus.

Bardock konnte sich nicht beruhigen, besonders nicht, als der Geruch des Blutes in seine Nase drang. Es war Gines Blut. Er starrte auf den dunklen Vorhang, der mit alten, weißen Symbolen bemalt war und den Raum abtrennte.

Dahinter lag Gine, seine Gefährtin.

Plötzlich hörte er ein lautes, schmerzerfülltes, weibliches Schreien.

Er zuckte zusammen. Er wünschte sich bei ihr zu sein, aber die Tradition verbot es.

Die ältere Frau, die ein rituelles, langärmeliges Gewand in dunkelblau trug, verziert mit drei goldenen Streifen am Ärmeln, sah ihn mitleidig an.

Sie wusste, dass der junge Krieger mit der gebärenden Frau den Bund eingegangen war: Sarang- der Wunsch, bis zum Tod mit jemanden zusammen zu bleiben. Nur deshalb ignorierte sie seine Anwesenheit, obwohl es Männern verboten war, in einen solchen Moment anwesend zu sein.

„Noch einmal, komm schon, Gine!“ konnten die beiden den Befehl hinter den Vorhang hören. „PRESSEN!“

Ein tiefes Brüllen ließ beinahe das Zelt erzittern.

Dann hörten beide das hohe Kreischen eines Neugeborenen.

Bardock sank dankbar auf die Knie.

Es war geschafft. Vielleicht war der blaue Mond doch ein gutes Omen.
 

Der Vorhang öffnete sich und eine jüngere Saiyajin trat heraus. Ihr Gewand war im selben Stil wie der Älteren, allerdings hatte es nur einen goldenen Streifen am Ärmel.

Sie war blass und sah die ältere Frau hilfesuchend an.

„Ehrwürdige Mutter, das Kind…“ sagte sie und verstummte, als sie die Anwesenheit des Mannes bemerkte.

„Was ist mit ihr? Es lebt, ich kann sein Schreien hören“ sprach die Ältere ungeduldig.

„Es ist…ungewöhnlich.“

Bardock sah alarmiert hoch und sprang auf.

In diesen Moment kümmerte er sich nicht um die Traditionen und trat hinter den Vorhang.

Dahinter befand sich ein Bettgestell, blutbefleckte Laken lagen drauf und aufgerichtet, mit einem Bündel in der Hand und halb nackt lag sein Weib.

Gine hatte Tränen der Erleichertung in den Augen und beruhigte das Neugeborene.

Vorsichtig trat Bardock näher.

„Sieh dir deine Tochter an. Sie ist so wunderschön“ sprach sie zu ihm und rückte das Tuch zur Seite, das sein zweites Kind bedeckte.

Bardock zuckte zusammen.

Also das hatte die Hebamme mit „ungewöhnlich“ gemeint.

Das Haar und die Augen der Kleinen waren blau.

Eine solche Farbe kannte er vom strahlenden Himmel, schimmernden Wasser und einigen Blumen, aber noch nie hatte es einen Saiyajin mit solcher Haar- und Augenfarbe gegeben.

Er schaltete seinen Scouter an.

Auch das noch…die Kampfkraft lag gerade mal bei Fünf.

Was immer mit ihren Haare und Augen passiert war; sie besaß noch nicht mal die Kraft, sich deswegen zu wehren.

Was würde mit seiner Tochter geschehen?

Gine sah auf und erkannte die Sorge in Bardocks Augen.

„Bardock, was ist los? Ich weiß, ihr Aussehen ist ungewöhnlich, aber ich versichere dir, sie ist dein Kind“ sagte sie aufgeregt.

Bardock griff nach ihren Händen und berührte dabei indirekt seine Tochter.

„Natürlich ist sie meines. Wir beide haben den Sarang geschworen. Niemals wärst du mir untreu. Ich vermute, es liegt an dem blauen Mond, dass sie so aussieht. Aber was sollen wir tun? Auch wenn sie ein Mädchen ist, mit ihrer niedrigen Kampfkraft und ihrem andersartigen Aussehen…was wird sie erwarten?“

Das Volk der Saiyajins war relativ klein; nur mehrere tausend und Mädchen waren aufgrund der Seltenheit ihrer Geburt ein kostbares Gut. Trotzdem konnte es geschehen, dass man seine Tochter eine Missgeburt nennen würde und ihren Tod verlangte.

Vielleicht würde sie als Dienerin oder Zweit-Frau erniedrigt werden.

Furcht kroch in das sonst so tapfere Herz von Bardock. Auch Gine schien langsam zu verstehen, was ihr ungewöhnliches Aussehen in der strengen Welt der Saiyajins bedeutete.

Wenn sie wenigstens stark wäre…

„Werden sie sie mir wegnehmen?“ flüsterte sie ängstlich und sah zum Vorhang hin. Noch waren die Hebammen nicht eingetreten. Wegen dem Mond konnten sie auch keine Meldung zum Palast machen. Der Befehl lautete schließlich, dass niemand nach draußen gehen durfte.

„Bardock, es ist doch nicht ihre Schuld. Der Mond…es muss am Mond liegen. Vielleicht werden sie ihr verzeihen. Sie ist so hübsch…schau wie ruhig sie geworden ist“ Gine schaute zärtlich auf ihr Baby, das angefangen hatte, an ihrer Brust zu trinken

Bardocks Gehirn raste.

Er musste diesen Moment ausnutzen und seine Familie beschützen. Noch wusste niemand von ihr, außer den Anwesenden.

Man könnte das Baby für eine Missgeburt halten, eine Mutation.

Er war bereits auf einigen Missionen gewesen und wusste von der Sitte, Halblinge, die aus den Vergewaltigungen stammten, zu töten.

Das Erbe der Saiyajins war rein zu halten und zu schützen; das war die oberste Regel jedes Truppenführers.

Aber hier ging es um einen reinrassigen, weiblichen Saiyajin…

Gine liebte dieses Kind bereits und hatte eine Bindung zu ihm aufgebaut. Auch er musste zugeben, dass diese fremden blauen Augen eine Saite in ihm zum Schwingen brachte.

Seine Tochter… er würde sie beschützen.

Entschlossen sah er seine Frau an.

„Sie ist dein zweites Kind. Könntest du sie alleine aufziehen?“ flüsterte er.

Gine nickte.

„Ich werde die Laken um sie wickeln und den Frauen sagen, dass ich es umbringen werde. Schhh“ er stoppte mit einen Finger den empörten Aufschrei seiner Frau.

„Das ist eine Lüge. Schrei ruhig, sei wütend, damit sie es glauben. Während du dich reinigst, fliege ich los und hole Radditz aus seinem Bett. Er wird mit der Kleinen an einen geheimen Ort warten, damit ich dich holen kann. Wir werden sagen, dass wir unsere Tochter töten mussten und du trauerst und Einsamkeit brauchst. In Wirklichkeit werden wir uns ein Zuhause weit weg vom Dorf aufbauen und dort heimlich mit ihr leben“ erklärte er.

Gines Augen fingen an zu leuchten und sie lächelte hoffnungsvoll.

„Schau nicht so glücklich. Denk daran, du musst traurig und wütend wirken, beinahe wahnsinnig. Dann werden sie uns eher in Ruhe lassen“ erklärte er und nahm das Neugeborene auf seine Arme.

Gekonnt wickelte er es in ein einigermaßen sauberes Stück Stoff ein, damit es warm gehalten wurde.

Das Baby schmatze empört, hörte aber auf, als es an einer anderen warmen Brust gedrückt wurde.

Bardock atmete tief durch.

Er sah sie zu seiner Frau hin, die ihren Kopf unbeugsam aufgerichtet hatte.

Beide nickten sich entschlossen zu.
 

Gine stimmte ein furchtbareres Geheul an, während Bardock mit harten, finsteren Blick durch den Vorhang trat.

Die beiden Frauen sahen furchtsam auf.

„Ich werde mich um diese Missgeburt kümmern. So etwas hat keinen Platz in unserer Welt“ sagte er grimmig. „Kümmert euch um mein Weib, bis ich wieder zurück bin.“

Die Frauen verneigten sich, murmelten ihr Beileid und stürmten hinter den Vorhang zur klagenden Frau.

Bardock trat aus der Jurte und hielt den Blick gesenkt und das Baby an sich gedrückt, um ja nicht den verführerischen Anblick des Mondes ausgesetzt zu werden.

Erst als er unter den Bäumen stand, wagte er einen erneuten Blick auf seine Tochter.

Wie sollte er sie nennen?

Er hatte ja noch nicht mal geahnt, dass es ein Mädchen werden würde.

Der Ruf des nachtaktiven Burag-Vogel ertönte durch den Wald.

„Bulaahh, Bulaahh“

„Was für ein hässliches Geräusch für so einen schönen Vogel“ lachte Bardock leise und das Baby, davon angesteckt, gluckste auf.

„Na, gefällt dir das?“ flüsterte Bardock und grinste. „Dann wird das dein Name. Ein ungewöhnlicher Name für eine ungewöhnliche Schönheit. Bulma…so sollst du heißen.“

Erste Worte

Ein Jahr später…

Bardock kontrollierte seine Ausrüstung.

Der neue Scouter funktionierte ausgezeichnet, seine Rüstung saß gut, seine Vorräte würden für den Hinflug schon ausreichen und sein Herz klopfte aufregt. Zum ersten Mal nach langer Zeit würde er den Planeten verlassen, um mit seinen Kameraden auf Mission zu gehen. Er packte die letzten Sachen ein und schnürte den Sack zu.

„Vater, wann gehst du?“ fragte ihn sein Erstgeborener, der sich ins Zimmer reingeschlichen hatte.

Beeindruckt von seinem kampfbereiten Vater in seiner Rüstung, stand Radditz am Eingang.

„Ich fliege gleich los“ erklärte Bardock und sah auf seinen Sohn herab. Der sonst so vorlaute Bengel sah untypisch still aus. Er schien etwas auf dem Herzen zu haben, was er aber nicht mitteilen konnte.

Bardock setzte sich auf das Bettgestell und bedeutete ihn mit einer Handbewegung, näher zu kommen.

„Ich hab etwas für dich. Hier, das ist mein alter Scouter, den kannst du haben“ sagte er leise.

Radditz konnte das Strahlen nicht unterdrücken, als sein Vater ihm persönlich den Scouter befestigte und ihm erklärte, wie er ihn nutzen konnte.

Bardock lächelte kurz wegen seiner Aufgeregtheit, wurde dann aber ernst.

Behutsam legte er eine Hand auf die kleine Schulter.

„Hört zu, Sohn, ich werde versuchen, so schnell wie möglich wieder zu kommen. Aber solange bist du für das Haus verantwortlich. Du musst auf deine Mutter und deine Schwester aufpassen“ erklärte er.

Radditz nickte. Ihm war der Wichtigkeit seiner ersten eigenen Mission bewusst, die er mit kindlichem Ernst erfüllen wollte.

„Man hat nach Gine verlangt. Schon bald muss sie ihre Aufgabe für den Stamm erfüllen und wird tagsüber nicht hier sein. Dann ist es umso wichtiger, dass du deine Schwester beschützt. Wenn der Scouter fremde Energien zeigt, versteckst du dich mit ihr im Wald; wie wir es geübt haben“ wiederholte Bardock.

Wieder nickte Radditz.

„Gut, dann mach ich mich auf den Weg, du kleiner Scheißer“ lachte Bardock und strubbelte ihm zum Abschied über den Kopf.

Verlegen fing Radditz an, sein langes Haar zurecht zu glätten, während sein Vater seinen Reisesack schulterte und nach draußen ging.

Auf einem Felsen saß Gine und säugte ihre Tochter. Bardock beugte sich zu ihr runter.

Während er ihr einen Kuss auf die Lippen drückte, verdrehten sich ihre Saiyajinschweife für einen schnellen Moment.
 

Gine winkte ihren Mann hinterher, der sich beeilen musste, um pünktlich die Startrampe zu erreichen. Aber er war ein schneller Flieger; er würde es schaffen.

Sie schaute zum wolkenbedeckten Himmel und seufzte.

In wenigen Tagen musste sie ihre Aufgabe beim Essensdienst antreten und ihre Kinder alleine lassen. Erst in den Abendstunden würde sie wieder heimkommen.

Der weite Weg zum Dorf würde sich jetzt als hinderlich erweisen.

Sie sah sich um.

Bardock und sie hatten nach der Nacht des blauen Mondes ihre Sachen gepackt und sich eine neue Hütte in den Bergen gebaut. Radditz hatte den ungeplanten Umzug gut eingesteckt, obwohl ihm die seltsame neue Schwester zuerst komisch vorkam.

Behutsam hatte sie ihm den Grund für ihren Umzug erklärt. Radditz hatte unverständlich die blauen Haare berührt und ihren blauen Saiyajinschweif.

„Sie sieht komisch aus“ hatte er gelacht, aber keinen Fehler darin gesehen.

Bardock war daraufhin strenger vorgegangen.

„Sie ist eine von uns und niemand nimmt uns etwas weg. Das ist deine kleine Schwester und du wirst sie beschützen“ hatte er ihn angeblafft.

Das Gerücht, dass Gine wegen den Verlust ihres Kindes halb wahnsinnig geworden war, hatte dafür gesorgt, dass sie von Besuch verschont geblieben waren.

Niemand hatte sich um das kleine Paar mit ihren Sohn gekümmert, dass sich außerhalb des Dorfes eine neue Wohnstätte gebaut hatte und nur Bardock hatte ihre Essensrationen abgeholt. Sie hatten die ruhige, friedliche Zeit gut für die Aufbau der Hütte nutzen können. Es war klein und einfach gehalten, aber die zwei Stockwerke waren sorgsam aufgebaut worden. Die Außenwände waren mit Lehm verputzt und innen waren die Räume teilweise durch helle Vorhänge abgetrennt worden. Die Kochstätte im Erdgeschoss besaß zwei Herdplatten und einen großen Ofen und im Haus stand ein breiter Tisch aus einer Steinplatte mit einfachen hölzernen Stühlen. Dank der kleinen Quelle hatten sie frisches Wasser und sie hatten einen kleinen, flachen Badeteich angelegt.

Radditz hatte sein eigenes kleines Zimmer und konnte immer noch jeden Tag zu seinen gleichaltrigen Freunden laufen, auch wenn der Weg länger war. Noch war er zu jung und zu schwach, um fliegen zu können.

„Das wird dich nur stärker machen, wenn du jeden Tag die Strecke rennst“ hatte Bardock ihn motiviert.

Sie seufzte.

Bardock vermisste seine Kampfeinsätze. Sie waren es, die ihm seinen Lebenssinn gaben.

Als er sich wieder zum Einsatz gemeldet hatte, hatte man auch nach ihr gefragt. Sie konnten die zusätzlichen Rationen gut gebrauchen, bei der Menge, die ihre Männer aßen.

„Radditz, passt du auf Bulma auf, während ich das Mittagessen zubereite?“ fragte sie ihren Sohn, der mit seinem neuen Scouter spielte.

Der kleine Saiyajin grummelte wegen der langweiligen Aufgabe, kam aber zu ihr und nahm seine Schwester auf die Arme.

„Geht in den Schatten und spielt dort“ sagte sie und strich ihm zum Abschied über die Wange.

„Mit ihr kann man doch nicht spielen“ murrte Radditz unzufrieden und setzte sich mit Bulma unter einen Baum.

Sie war so langweilig.

Er stupste sie mit seinem Schweif an und sofort fing sie an zu giggeln und danach zu greifen, aber er war schneller. Kaum dass er ihre kleinen Finger spürte, entzog er sich ihr.

Trotz ihres Versagens lachte sie hell.

Radditz musste zugeben, dass er dieses Geräusch mochte, aber eigentlich wollte er am liebsten zu seinen Freunden eilen und seinen neuen Scouter zeigen.

Ihm wurde plötzlich klar, dass die Spielzeit mit ihnen in den nächsten Tagen zum Erliegen kommen würde. Wenn seine Mutter arbeiten war und auch sein Vater nicht da war, dann musste er auf die kleine langweilige Schwester aufpassen und konnte nicht zum Spielen fort.

„Mist“ grummelte er.

Aber vielleicht konnte er ja Bulma mitnehmen?

Er könnte sie bei der Mutter abladen, die nicht arbeiten musste; da gab es eine im Dorf, die war nett und kümmerte sich gerne um die Kinder der berufstätigen Mütter.

Er beugte sich über sie und schnitt Grimassen.

Bulma giggelte hell auf.

„Los, Bulma, sag mal „Radditz““ forderte er sie auf.

„´Adits“ kam es aus ihren Mund.

„Nicht schlecht, noch mal: Radditz“ wiederholte er.

„Brrraditz“ brabblete Bulma vergnügt.

Radditz gab nicht auf und wiederholte geduldig die Worte.
 

Als Gine zum Essen rief, konnte Bulma den Namen ihres großen Bruders richtig aussprechen, genauso wie die Worte „Mama“, „Essen“ und „Lecker“.

Gine war verwundert, dass ihr Baby so schnell lernte, aber auch sehr stolz.

Sie legte Radditz seine Portion auf den Teller und fing an, Bulma mit einem Brei zu füttern.

„Mutter, kann ich nicht mit Bulma ins Dorf gehen und sie einer der Mütter zum Betreuen geben?“ fragte Radditz vorsichtig.

Gine seufzte und stellte das Schlüsselchen Brei wieder auf den Tisch, um ihren Sohn anzusehen.

„Radditz, ich weiß, dass wir viel von dir verlangen, aber… du hast dich mittlerweile an Bulmas Ausshen gewöhnt, aber für die anderen wird es schwieriger sein. Wir sind ihre Familie, aber andere Saiyajins werden sie nicht akzeptieren. Sie könnten ihr wehtun“ erklärte sie ihrem Erstgeborenen ihre Sorgen.

Radditz blieb das Essen im Hals stecken.

„Pass auf deine Schwester auf“ hatte sein Vater befohlen. Der Befehl klingelte in seinen Ohren.

„Bulma wird irgendwann größer und selbstständiger werden, aber trotzdem wird sie immer eine Ausgestoßene bleiben. Zu ihrem eigenen Schutz sind wir hierher gezogen. Du hast gute Chancen, eine hohe Position als Krieger zu erhalten, sobald du dich bewiesen hast. Du wirst gehen und reisen können, wohin du willst. Aber deine Schwester wird nie diese Chance erhalten“ sprach Gine weiter.

„Haare kann man färben, aber ihre Augen…zudem ist sie recht schwach für eine Saiyajin. Sie wird nie so stark werden wie du.“

Radditz schluckte das Stück Fleisch in seinem Mund runter und sah auf seine lächelnde Schwester.

Er wollte nicht, dass sie Schmerzen hatte.

Er wollte, dass sie immer so lächelte wie jetzt.

Wenn er deswegen in den nächsten Jahren weniger Zeit für seine Freunde hatte…er seufzte, sah aber seine Mutter aufmunternd an.

„Ich werde Bulma alle Wörter beibringen, die ich kenne“ sagte er, um von dem Kummer in ihren Augen abzulenken.
 

Drei Monate später kam Bardock von seiner Mission zurück. In seinem Reisesack hatte er ein paar Geschenke für seine Familie und interessante Lebensmittel von fremden Planeten.

Er landete ein paar Meter von der Hütte entfernt und checkte zur Sicherheit die Gegend, bevor er zu Fuß die letzten Meter ging.

Der Scouter zeigte ihm an, dass seine Familie draußen im Garten saß.

Radditz entdeckte ihn durch seinen eigenen Scouter als erstes und rannte aufgeregt auf seinen Vater zu. Respektvoll hielt er vor ihm inne und sah neugierig auf seinen Reisesack.

„Vater, was hast du uns mitgebracht?“ fragte er begeistert.

Doch bevor Bardock antworten konnte, hörte er ein lautes „PAPAAA“.

Mit großen Augen sah er zu, wie seine kleine Tochter humpelnd, aber selbstständig auf ihn zu lief und laut nach ihm rief; ein breites Lächeln in ihrem Gesicht und leuchtende Augen.

Bardock fühlte einen plötzlichen Stich in seinen Herzen und fasste sich an die Brust, während er gleichzeitig ratlos auf die kleine, auf ihn zu eilende Gestalt starrte.

Mitten auf dem Weg stolperte Bulma über ihre kurzen, pummeligen Beine und fiel um.

Die Älteren Anwesenden zuckten zusammen.

Aber Bulma stand eigensinnig auf und rannte den letzten Rest zu ihrem geliebten, wartenden Vater zu, bis sie an seinem Bein ankam und sich dort festhielt.

„Na, wenigstens bist du keine Heulsuse“ murmelte Bardock erleichtert.

Bulma setzte sich auf seinen Fuß und klammerte sich an sein Bein fest, während sie laut seinen Namen rief.

Fassungslos schaute Bardock auf seine Gefährtin, die lächelnd und ruhig als letztes zu ihm kam.

„Sie kann reden? Und laufen? Wie lange war ich fort gewesen?“ fragte er.

„Lange genug. Die nächsten Tagen kannst du dich um die Kinder kümmern und ich schlafe aus“ sagte sie und küsste ihn auf den Mund.

„So viel Spaß und du willst nicht daran teilnehmen“ spottete Bardock.

Er nutze seinen freiem Arm, um seine Gefährtin näher an sich zu ziehen und verlängerte die Begrüßung.

Radditz streckte abfällig die Zunge raus angesichts dieses ekligen Benehmens. Warum mussten sich die Erwachsenen immer küssen?

„Hört auf damit. Was gibt es zu essen?“ wollte er wissen und klammerte sich an die freie Seite seines Vaters, während Bulma ebenfalls lauthals nach seiner Aufmerksamkeit verlangte.

Bardock löste sich genervt von den Lippen seiner Frau.

„Also gut, lass uns reingehen, dann zeige ich euch, was ich mitgebracht habe“ sagte er und stapfte, mit Radditz auf den einen und Bulma auf den andere Fuß, ungehindert, aber mit vorsichtigen Schritten zur Hütte. Die paar Kilos mehr störten ihn da auch nicht mehr.

Begeistert hielten sich seine Kinder an ihm fest, während Gine breit lächelnd ihrer Familie folgte.

Großer Bruder

Mittlerweile waren zwei Jahre seit dem Blaumond vergangen und Bulma hatte sich so weit entwickelt, dass sie selbstständig auf ihren stämmigen Beinen stehen und laufen konnte. Auch die Kontrolle um ihren kleinen Affenschweif wuchs.

Ungeachtet der ungelenken Koordination betrachte sie ihre Umgebung mit neugierigen Blicken und verfolgte alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Ihr Vokabular entwickelte sich von Tag zu Tag und sie nutzte es, um ihrer Familie zu belabern.

Radditz bemühte sich, ein guter Bruder zu sein, aber trotzdem sehnte er sich immer öfters danach, Zeit für sich selbst zu haben.

Das Aufpassen wurde immer stressiger. Kaum hatte er einen Moment den Blick von ihr abgewandt, schon baumelte Bulma in den Bäumen oder verschwand im Wald.

Im Aufspüren war er dadurch sehr gut geworden, aber langsam wurde es nervig.

Gine bemühte sich, ihren Sohn seinen Freiraum zu lassen und beeilte sich, um früh nach Hause zu kommen.

Sobald er seine Mutter ankommen sah, überreichte Radditz ihr das strampelnde Kind und verschwand im Wald, um sich entweder mit seinen Freunden zu treffen oder alleine zu trainieren.

Erst wenn er ahnte, dass das Abendessen fertig war, kam er zurück.

Gine war eine junge, belastbare Frau, aber auch sie merkte allmählich, wie dieser Alltag mit Arbeit, Haushalt und Kindern an ihre körperlichen Grenzen ging.

Bardock befand sich oft auf Reisen und auf die Hilfe ihrer Stammes-Schwestern konnte sie nicht zählen. Man wunderte sich außerdem, warum man Radditz so selten im Dorf sah.

Kinder seines Alters hatten noch keine Pflichten und nutzen ihre Zeit zum Spielen mit Gleichaltrigen. Ein wichtiger Prozess, um soziale Regeln zu lernen.

Am späten Abend hatte Gine sich an ihren Lieblingsplatz am Fenster zurückgezogen, Bulma an ihre Brust gelegt und eine Decke über sich gezogen.

Müde schaute sie zum sternenübersäten Himmel. Die Luft war kühl und sie kuschelte sich tiefer in die Decke.

Sie sehnte sich nach Bardock und seiner Umarmung, aber vor allem sehnte sie sich nach ein paar Stunden Schlaf zusätzlich.

Normalerweise teilten sich die Saiyajin-Frauen ihre Arbeiten. Während einige sich um die Zubereitung von Essen kümmerten, waren die anderen mit der Betreuung der Kleinkinder beschäftigt.

Seit einigen Jahren gab es die Möglichkeit, Brutkästen zu nutzen, eine neue Technologie eines fremden Planeten. Mütter konnten ihre Kinder nach der Geburt bis zu drei Jahre darin verbringen lassen und sich so ungestört um andere Pflichten kümmern. Nach dem Ausbrüten waren die Kinder schon selbstständig genug; mussten nicht mehr getragen und vor sich selbst beschützt werden, konnten sich eigenständig erleichtern und feste Nahrung zu sich nehmen.

Für das kleine Volk der Saiyajins, die jede helfende Hand brauchte, die nicht mit Kinderaufzucht beschäftigt war, war es eine nützliche Erfindung.

Gine drückte ihr Kind näher an sich.

Sie hielt nichts von dieser neuen Sitte, die damit auch zugleich verhinderte, dass die Mütter und Kinder eine Bindung zueinander aufbauten. Sie hatte es bei Radditz nicht getan und für Bulma sah sie es auch nicht ein.

Vielleicht sahen einige Frauen es als tröstlich an, weil eine geringe Bindung auch weniger Schmerzen bei Verlust bedeutete. Aber sie hielt sich in diesem Fall an die Tradition.

Sie seufzte und ihre müden Augen schlossen sich.

Bei Radditz Erziehung war es damals einfacher gewesen, sie hatte mehr Unterstützung gehabt durch ihren Wohnplatz im Dorf.

Aber sie hatte sich für dieses Opfer entschieden. Was waren schon ein paar Stunden Schlaf weniger, wenn man dafür diese Frieden hatte?

Sie konnte den Atem ihrer Tochter an ihrer Brust spüren; ihre wohltuende Wärme.

Eine Welt ohne Bulma war für sie nicht mehr vorstellbar und sie wusste, dass es ihren Männern genau so ging.

Die Zeiten würden sich bessern.

Sie streichelte ihr Kind über den Rücken und hörte Bulmas leises Schnarchen.

Ihre Tochter war so schlau.

Wie schnell sie sprechen lernte, schneller noch als bei Radditz. Sie konnte sogar die ersten Symbole der Saiyajin-Sprache lesen, die er ihr beibrachte. Dafür haperte es noch mit dem Laufen und Klettern, aber das Nacheilen des großen Bruders war ein Ansporn. Die Bindung zwischen den Geschwistern wurde immer stärker, aber Radditz brauchte auch seinen Freiraum. Bulma hing ihm manchmal zu sehr an den Füßen.

Gine war froh, dass ihr Sohn so viel Verantwortung auf sich nahm. Nicht viele Kinder in seinem Alter wären so selbstlos.

Wer weiß, in ein paar Monate konnte Bulma vielleicht bei ihrem Bruder schlafen und Bardock und Gine hatten ihre Bettstätte wieder für sich.
 

Einige Tage später….

„Raddiiiitz, warte auf mich“ rief Bulma mit quengelnder Stimme und wankte ihrem großen Bruder hinterher.

Radditz sah sie genervt an.

„Nein, Bulma, du gehst zurück ins Haus und wartest dort“ befahl er und schnappte sich das kleine Mädchen, um es sich unter den Arm zu quetschen und wieder in die Hütte zu bringen.

Er hatte Hunger und wollte nach Beeren und Früchte suchen, da konnte er seine kleine, schwache Schwester nicht gebrauchen.

Wenn sie nicht auf ihn hören wollte, musste er sie halt festbinden. Das hatte schon öfters funktioniert.

Er schnappte sich ein Seil und band es um den großen Stammbalken im Haus. Das Ende verband er um Bulmas Pummelbauch.

„Bleib schön hier, dann gibt es auch ein paar süße Beeren, verstanden“ sagte er streng.

Bulma zog eine Schnute.

„Aber ich will mit dir mit, Nii-chan.“

Ihre großen blauen Augen sahen ihn flehend an, aber Radditz blieb dank seines knurrenden Magens hart.

Er drehte sich um und verließ die Hütte, ohne hinter sich zu sehen.
 

Bulma setzte sich unzufrieden auf den Boden und verschränkte die kleinen Ärmchen. Sie zog einen Schmollmund.

Radditz-nii-chan war so gemein.

Warum ließ er sie im langweiligen Haus zurück?

Lieber wollte sie mit in den Wald gehen.

Dort gab es wilde Tiere, an die sie sich anschleichen konnte.

Bunte Schmetterlinge.

Tolle Bäume zum Rumklettern.

Glitzernde Steine und toll duftenden Blumen.

Für Bulma war der Wald ein großer Spielplatz, nur für sich und ihren geliebten Bruder.

Sie atmete tief ein und aus.

Der Knoten, den der ungeübte Radditz um ihren Bauch geschlungen hatte, lockerte sich.

Interessiert sah sie nach unten und fing an, mit ihren kleinen Fingern am Knoten herum zu spielen.

Ehe man sich versah, hatte sie den Knoten gelöst.

Freudig sprang sie auf und lief nach draußen, den Spuren von Radditz folgend.
 

Im dichten Wald wurde der ausgetrampelte Weg der Kinder immer schmaler und Bulma hatte ihren Bruder immer noch nicht gefunden. An den üblichen Plätzen war er nicht und die ihr bekannten Büsche waren leer geerntet.

Bulma rief laut nach ihrem Bruder, während sie den bekannten Weg verließ und tiefer in den Wald ging. Sie wollte nicht eher weg, bis sie bei Radditz war.

Leise summte sie eine selbsterfundene Melodie, während sie über die Wurzel der Bäume sprang.

Plötzlich hörte sie ein Rascheln in den Büschen.

Freudig hob sie den Kopf und rannte los. Das konnte nur ihr Bruder sein.

Doch als sie die Äste vorbei schob, war es nicht seine Gestalt, sondern die eines großen Tieres, dass ihr unruhig entgegensah.

Es lief auf vier kurzen, aber starken Beinen, hatte einen kurzen Rüssel, dunkelrotes Borstenhaar mit schwarzen Spitzen und zwei gefährlich aussehende Hauern schauten aus seinem Maule. Der dicke, runde Körper war groß genug, dass ein kleines Wesen wie Bulma darauf reiten konnte.

Allerdings sah das Tier nicht so friedliebend aus, dass so etwas jemals passieren würde.

Es schnaufte und trat mit gesenkten Hauern auf Bulma zu. Sein starker, tierischer Geruch brannte in Bulmas Nase.

Ängstlich wich sie einen Schritt zurück.

Sie wusste nicht, was es war, aber es war nicht nett.

Sie drehte sich um und rannte durch die Büsche.

Sie hörte ein lautes Quieken hinter sich. Ein schnelles Umdrehen des Kopfs und sie konnte das rote Tier erkennen, dass sich zu ihrer Verfolgung aufgerafft hatte.

Bulma kreischte laut auf und rannte, so schnell sie konnte. Der Abstand verringerte sich.

Ihre Beine wurden schwerer, der Atem brannte in ihrer Lunge und sie konnte das herannahende, wütende Gequieke hören.

Eine hervorstehende Wurzel wurde ihr Verhängnis und sie stolperte; fiel zu Boden.

Ihre Knie und Handinnenflächen schlugen auf und fingen an zu bluten, aber Bulma bemerkte den Schmerz nicht.

Zitternd vor Angst drehte sie sich um und sah dem roten Übel ins Gesicht, das immer näher kam.

Tränen der Furcht bildeten sich, während sie angststarr auf den Schmerz wartete.

Sie konnte die wilden, kleinen, schwarzen Augen des Ungeheuers erkennen.

Kurz vorm Aufprall hörte sie ein lautes Schreien.

Ein heller Blitz traf das Tier und warf es zur Seite. Die Wucht war stark genug, dass es in die Büsche fiel.

Bulma sah zum Verursacher des Angriffes hin.
 

Radditz stand keuchend zwischen den Bäumen, seine Handfläche immer noch erhoben.

Er hatte das ängstliche Schreien seiner Schwester gehört und war ihr gefolgt.

Als er den Verfolger erkannte und seinen niedrigen Abstand zu Bulma, den er nicht rechtzeitig erreichen würde, hatte er nur eine Lösung gesehen.

Zum ersten Mal hatte er, verursacht durch die Angst und den Zorn, einen Energiestrahl abgefeuert.

Der ungeübte Angriff verursachte einen hohen Energieverlust und er atmete schwer, aber dafür konnte er das Tier von Bulma abbringen.

Leider war der Angriff nicht stark genug.

Das Scrofa, ein bulliges Waldwesen, schüttelte sich und kletterte aus den Büschen heraus. Der massige Körper hatte den Angriff ohne große Blessuren überstanden.

Der Schmerz hatte das Tier noch wütender gemacht.

Aber sein Ziel war nun der etwas größere Zweibeiner mit dem langen, stacheligen Fell.

Es stampfte mir seinem Vorderhuf auf und nahm Anlauf. Den massiven Kopf gesenkt und zum Stoßen bereit, rannte es auf Radditz zu.
 

Der Junge ging in die Knie, bereit zum Abfedern und ließ den Angreifer nicht aus den Augen.

Für Erwachsene waren Scrofas Leckerbissen, die sie mit Leichtigkeit erledigen konnten, aber ein kampfbereiter Eber war für Kinder gefährlich. Der stämmige Körper konnte Knochen brechen, wenn er mit voller Fahrt den zarten Körper traf und seine gebogenen Hauern tiefe Wunden schlagen

Sein Instinkt half dem kampfunerfahrenen Saiyajin. Er sorgte dafür, dass sein Körper mit Adrenalin überflutet wurde und er keine Erschöpfung spürte. Statt eines Fluchtinstinkts, wurde sein Kampfinstinkt geweckt. Dies war Radditz erster ernsthafter Gegner.

Ohne dass er es wusste, lächelte er.
 

Das Scrofa war schnell, sobald es anfing zu laufen, aber mit den kurzen Beinen konnte es schlecht die Richtung wechseln und Haken schlagen.

Im Gegensatz zum agilen Saiyajin, der oft mit seiner Schwester Fangen spielte.

Kurz vor dem Aufprall sprang Radditz hoch. Der ungeschützte Rücken lag unter ihm. Der Junge konnte noch nicht fliegen und in Ki-Angriffe war er ungeübt, aber er erinnerte sich an das Gefühl seines ersten Blitz-Angriffs.

Durch seinen Willen formte sich das restliche Ki in seiner rechten Hand und er konnte einen weiteren, wenn auch schwächeren Energiestrahl abfeuern.

Das Tier schrie schmerzhaft auf. Der Angriff war stark genug, um die Haut zu verbrennen, aber er gelangte nicht tiefer ins Fleisch.

Radditz landete und sah hinter sich ein wirklich zorniges Waldtier, dass jetzt nur noch ans Töten dachte.

Ihm war klar, dass er eine lebenswichtige Stelle treffen musste, wenn er sich und seine Schwester retten wollte. Schnell genug flüchten; mit Bulma auf dem Rücken: unmöglich.

//Kehle…// dachte er.

Das war die einzige Möglichkeit, denn der Bauch war zu dicht am Boden und solange er das Tier nicht auf den Rücken drehte, erreichte er nicht die empfindlichen Innereien.

Er wünschte, er hätte ein Messer dabei. Er wusste nicht, wie er den massigen, kurzen Hals durchtrennen sollte.

Das Scrofa stürmte auf ihn zu und der erschöpfte Saiyajin konnte nur knapp zur Seite weichen.

Solange er keinen Plan hatte, war es die einzige Möglichkeit, das Tier zu beschäftigen.

Er konnte Bulmas blauen Haarschopf nicht sehen. Vielleicht war seine Schwester so schlau gewesen, weg zu rennen. Verstecken wäre wegen der feinen Nase des Scrofas keine gute Idee.

//Wenn ich mich von ihm angreifen lasse...und ihn dann aufhalte…käme ich nah genug an seine Kehle, um sie mit einem Ki-Angriff zu verletzten. Oder ich muss einen Faustschlag mitten zwischen die Augen landen, dann könnte es ihn betäuben//

Egal welchen Weg er wählte, er müsste einen körperlichen Schaden und Schmerzen dafür in Kauf nehmen.

Das Scrofa wendete, stampfte kraftvoll mit den Vorderhufen auf und quickte aggressiv.

Radditz stellte seine Beine auseinander und ging in die Knie; die Hände griff bereit um das Tier festzuhalten.

„Das wird wehtun…“ murmelte aber. „aber danach bist du dran.“

Doch bevor das Scrofa zum Angriff lief, traf ihn ein Stein an der Schläfe.
 

Fassungslos sah Radditz, wie Bulma mit zittrigen Beinen zwischen den Bäumen stand; ihre Hand mit Steinen gefüllt.

„FINGER WEG VON MEINEM BRUDER!“ rief sie kreischend und warf weitere Steine auf das Scrofa.

„Du kleine Idiotin“ fluchte Radditz.

Doch Bulma überraschte ihn, als sie etwas in seiner Richtung warf.

„Radditz, nimm das und komm nach“ befahl Bulma und lief hinter die Bäume. Das Scrofa drehte sich zu ihr um und lief ihr nach.

Ihr Bruder griff nach dem Teil, was Bulma geworfen hatte und im Dreck gelandet war.

Überrascht starrte Radditz auf den gespaltenen Feuerstein, der eine grobe Klinge bildete. Der Keil hatte keinen Griff; er würde aufpassen müssen, dass er sich nicht selbst in die Hand schnitt. Aber die scharfen Kanten würden sich wie ein Messer einsetzen lassen können.
 

Bulma rannte auf den Baum mit den tief hängende Ästen zu und kletterte an den Zweigen hoch.

Rechtzeitig, denn das wilde Tier war dicht hinter ihr und boxte mit seinen harten Schädel gegen den Stamm. Bulma klammerte sich mit Händen und Affenschwanz an den Stamm und tat ihr Bestes, um nicht runter zu fallen.

Wütend rammte das Scrofa seine spitzen Hauer in den Stamm und schüttelte dann seinen kräftigen Kopf. Doch seine Kraft reichte nicht aus, den Baum zu fällen oder das zweibeinige Lebewesen runter zu schütteln. Als es erneut Anlauf nehmen musste, bemerkte es irritiert, dass seine spitzen, aber unebenen Vorderzähne im Holz fest steckten.

Radditz wusste, dass dies der beste Moment war.

Während das Scrofa mit Bulmas Jagd beschäftigt war, hatte er sich angeschlichen.

Jetzt, wo das Tier seinen Kopf nicht drehen konnte, stürmte er aus den Hinterhalt und klammerte sich an seinen Hals; das provisorische Messer fest in seinen Händen.

Ohne zu zögern oder loszulassen, rammte er den scharfen Keil in die Kehle und zog es durchs Fleisch.

Das Scrofa wehrte sich und versuchte ihn abzuschütteln, aber es konnte seinen Kopf nicht drehen. Das Blut spritze auf den Boden. Die Wut verwandelte sich in Todesfurcht.

Radditzs Arme und Hände schmerzten, aber er ließ nicht los. Die scharfen Kanten der Klinge bohrten sich auch in seine Handinnenfläche.

Erleichtert hörte er den Todesschrei. Bald würde der Kampf zu Ende sein.
 

Nach einigen Minuten knickten dem Scrofa die Beine ein. Der hohe Blutverlust hatte es geschwächt.

Radditz wusste, dass es sich nicht mehr erholen würde und kletterte runter. Er riss den Keil aus dem Fleisch und sah dem Tier beim Verbluten und Sterben zu. Eine tiefe Zufriedenheit erfüllte ihn.

Er hatte heute seinen ersten Feind getötet. Das Scorfa hätte seine Schwester getötet und ihn verletzt, aber er hatte gewonnen. Bulma und er waren am Leben. Er spürte keinen Schmerz, trotz der tiefen Schnitte in seiner Hand. Stattdessen fühlte er Euphorie.

Er sah nach oben, wo Bulma sich immer noch ängstlich am Baumstamm klammerte.

„Komm runter, Bulma. Er kann dir nichts mehr tun“ sagte er ruhig.

Bulma warf einen vorsichtigen Blick nach unten und erschrak beim gebotenen Anblick.

Radditz war blutüberströmt, aber er lächelte selbstbewusst. Sein Gegner atmete noch, konnte sich aber nicht mehr rühren. Eine Blutlache bildete sich zu seinen Füßen.

Der ungewohnte Geruch von Metall und Tod drang in Bulmas Nase und sie jammerte leise.

„Bulma, du brauchst keine Angst zu haben. Komm runter“ befahl ihr Bruder, aber sie schüttelte den Kopf. Sie hatte noch immer Angst.

Radditz seufzte, steckte sich den Keil in den Gürtel und kletterte hoch, wo er Bulmas kleine, verkrampfte Finger vorsichtig vom Holz löste und sie dann auf seine Arme nahm.

Er war so erschöpft, dass er sie kaum tragen konnte. Mit letzter Kraft brachte er sie auf den Boden und setzte sie etwas weiter weg vom sterbenden Tier ab.

Beide setzten sich auf den Boden und ruhten sich aus.

„Wir müssen nach Hause. Bald wird es dunkel und Mutter wird kommen. Wenn sie uns so sieht…“ er starrte auf seine blutbefleckten Hände. Bulma war mit Dreck beschmiert und ihre Haut hatte einige blutige Kratzer abbekommen.

Unzufrieden schaute er auf den toten Leib. Es war zu groß zum Tragen.

Er hätte es gerne mit nach Hause gebracht und seinen Eltern gezeigt. Vater hätte ihn gelobt und Mutter könnte einen guten Braten daraus machen…aber er wusste, sobald die Nacht anbrach, würden andere Jäger rauskommen. Wahrscheinlich war morgen nichts mehr vom Fleisch übrig.

„So eine Verschwendung von guten Essen“ murmelte er unbefriedigt.

Bulmas leises Weinen brachte ihn wieder zurück in die Realität.

Er beugte sich zu ihr runter.

„Das hast du gut gemacht“ lobte er sie. „Woher hattest du den Keil?“.

„Gefunden“ schniefte sie. „Radditz, ich will nach Hause.“

„Ja, lass uns gehen. Vielleicht können wir uns noch sauber machen, bevor uns Mutter so sieht“ sagte Radditz müde und griff nach ihrer Hand. Er war zu erschöpft, um sie selber zu tragen. Die Kinder machten sich auf den Weg zurück.
 

Radditzs Hoffnung wurde zerstört.

Als die beiden in der Abenddämmerung die Hütte erreichten, war Gine bereits da und krank vor Sorge. Als sie ihren blutbefleckten Sohn sah, kreischte sie auf.

Sie rannte zu ihren Kindern und untersuchte sie hastig. Bulma warf sich ihr weinend in die Arme.

Stockend erzählte Radditz, wie ein Scrofa sie attackiert und er es erledigt hatte.

„Vielleicht kannst du das Fleisch noch holen?“ fragte er hoffnungsvoll seine Mutter.

„Wenn euch ein männliches Scrofa angefallen hat, können wir froh sein, dass ihr am Leben seid. Außerdem stinken die Eber furchtbar. Ihr werdet euch erst mal waschen und ich werde eure Wunden reinigen“ sagte seine Mutter streng.

„Wir sind Saiyajins. Was uns nicht umbringt, macht uns stärker“ wiederholte er den Lieblingsspruch seines Vaters.

„Ihr seid kleine Kinder und wärt heute beinahe gestorben. Ihr werdet jetzt baden. Raus aus den Klamotten.“

Dieser Abend endete damit, dass Gine ihre Kinder badete und eine Heilsalbe auf Bulmas Kratzer auftat und Raddditz Handinnenfläche verband. Sie selbst konnte sich nur dadurch beruhigen, dass beide Kinder bei ihr im Bett schliefen und sie ihr leises Atmen hörte.
 

Drei Tage später kam Bardock von seiner Mission zurück.

Dieses Mal kamen ihm seine Kinder aber nicht entgegen.

Leicht beunruhigt trat er ins Haus ein und sah seine Kinder gelangweilt am Tisch setzen. Ihre Gesichter leuchteten bei seinem Anblick auf und sie liefen auf ihn zu.

„Warum seid ihr hier drin und nicht draußen?“ fragte er.

Radditz zog eine Schnute.

„Mutter hat uns Hausarrest gegeben. Dabei habe ich Bulma von einem Scrofa beschützt. Ich habe meinen ersten Gegner getötet“ erzählte er aufgeregt. Die Worte über seinen ersten Ki-Angriff und seinem ersten Sieg sprudelten aus ihm heraus. Bardock bemühte sich, ihm zu zuhören, während er die Verletzungen seines Sohnes betrachtete. Nichts Ernstes und einen Eber zu töten in seinem Alter…nicht schlecht. Er tätschelte ihm den Kopf.

„Gute Arbeit….und das Fleisch?“

Radditz verschränkte mürrisch die Arme „Mutter hat es nicht geholt. Sie hat gesagt, es würde nicht schmecken.“

„Wenn man hungrig ist, schmeckt alles. Und du, Bulma? Zeig mir deine Kampfnarben.“

Bulma hob ihre kleine Händchen und erleichtert erkannte Bardock nur leichte Kratzer, die am verheilen war.

„Gut, da ich wieder da bin, ist der Hausarrest aufgehoben. Geht nach draußen spielen“ erklärte er.

„Bringst du mir das Fliegen bei? Und wie kann ich mein Ki kontrollieren? Ich will viel stärkere Angriffe abfeuern. Können wir kämpfen?“ redete Radditz aufgeregt.

Der erste Sieg hatte ihn hungrig nach mehr gemacht. Er wollte noch stärker werden.

„Gut, ich zeig es dir. Lass uns nach draußen gehen. Was ist mir dir, Bulma?“ Seine quirlige Tochter war so seltsam still.

„Bulma redet seitdem viel weniger“ sagte Radditz leise. Er hatte das Geschehen gut überstanden, aber Bulma hatte seitdem Alpträume. Nachts konnte er ihr Weinen hören und wie seine Mutter sie zu beruhigen versuchte.

„Hm“ Bardock nahm seine Tochter auf den Arm und sah ihr prüfend in die Augen.

„Hast du Angst gehabt?“ fragte er leise.

Bulma nickte.

„Es ist nicht verkehrt, Angst zu haben. Sie macht uns vorsichtiger. Aber du darfst dich davon niemals kontrollieren lassen. Du hast gelernt, dass der Wald gefährlich sein kann. Dein Bruder hat dich beschützt, aber du kannst nicht immer darauf vertrauen, dass er da ist. Bulma, du musst vorsichtiger werden. Wenn du schwach bist, musst du stärker werden. Und wenn du stark bist, darfst du niemals vergessen, deinen Kopf zu nutzen. So wie ich Radditz verstehe, hast du das getan. Du warst mutig und schlau. Und solange du bei deiner Familie bist, kann dir nichts passieren“ erklärte er.

Bulma verstand nicht den ganzen Sinn von den Worten ihres Vaters, aber seine bekannte, dunkle Stimme und sein starker, sicherer Blick beruhigten sie. Sie legte ihre Ärmchen um seinen Hals und schmiegte sich an ihm.

Bardock drehte sich zu seinen Sohn um.

„Also dann, Radditz, ich zeige dir, wie du dein Ki konzentrierst. Lass uns etwas in die Luft jagen.“

„Jaaaa“ Radditz sprang erfreut in die Luft, seine Fäuste vorfreudig geballt.

Bardock ging mit seinen Kindern nach draußen; Bulmas Atem an seinem Hals und Radditz an seiner Seite.
 

Als Gine am Abend von ihrer Arbeit heimkam, waren ihr Mann und ihr Sohn dreckbeschmiert, aber Bulma lächelte wieder.

Bardocks und Gines Entscheidung

Zwei Monate nach dem Wald-Unfall und dem erledigten Scrofa…
 

Bardock lag entspannt auf dem Rücken, im Schatten eines Baumes und kaute auf einen Grashalm.

Da es momentan keine Missionen für ihn gab, nutze er seine freie Zeit bei seiner Familie; wenn auch etwas unfreiwillig.

Normalerweise würde er in solchen Momenten trainieren oder sich mit seinen Kameraden auf einen Drink treffen.

Aber Gine, die arbeiten musste, hatte ihm seine Tochter mit den Worten „Du warst bei ihrer Zeugung beteiligt, also kümmerst du dich mit um die Aufzucht“ in den Arm gedrückt und war zu ihrer Arbeitsstätte ins Dorf geeilt.

Bulma lag jetzt eingerollt auf seiner Brust und hielt ihr Mittagsschläfchen.

Er kaute gelangweilt auf den Grashalm.

So eine ruhige Zeit zum Entspannen war nicht schlecht und es störte ihn auch nicht groß, auf die Kinder aufzupassen. Für viele andere Krieger wäre es eine unpassende Aufgabe, die sie in ihrem Stolz verletzt hätte.

Er grinste.

In seinem Fall hatte er auch keine andere Wahl, da er gerne noch länger mit seiner Frau schlafen wollte. Endlich war sein Bett wieder frei, weil Bulma und Radditz sich das Bett im Kinderzimmer teilten. Er und Gine mussten sich nicht mehr mitten in der Nacht nach draußen schleichen, um dort ungestört Sex miteinander zu haben.

Aber auf Dauer war dieser Frieden nichts für ihn. Er war kein Hausmann.

Schon bald würde es in seinen Fingern anfangen zu jucken und sein Herz würde sich wieder nach einem Kampf sehnen. Der Adrenalinschub von Kampf und Zerstörung war für Saiyajins eine Droge, von der sie nicht loskamen.

Er warf einen Blick auf seinen beschäftigten, schwitzenden Sohn. Radditz würde bald ebenfalls davon kosten.
 

Radditz hatte bei der Nachricht, dass sein Vater für die nächsten Tagen zu Hause bleiben würde, freudig große Augen gemacht und ihn um Training angebettelt. Er wollte seinen Ki-Strahl weiter entwickeln.

Also hatte er ihm einige Aufgaben gegeben.

Während Bardock ohne seine Rüstung unter dem Baum lag, seine Tochter auf ihn liegend, sah er dabei zu, wie Radditz Holz mit bloßen Fäusten spaltete.
 

Bulma war durch ihr eigenes Training erschöpft eingeschlafen.

Bis vor wenige Minuten hatte sie noch mit bunten Steinen gespielt und er hatte ihr damit das Zählen beigebracht. Sie hatte sich die Zahlen schnell gemerkt und konnte sogar kleine Rechenaufgaben lösen. Sie kapierte schneller als ihr Bruder in ihrem Alter.

Bardock rechnete nach.

Bulma war etwas älter als zwei Jahre und Radditz etwas älter als sechs Jahre. Mit zehn oder elf Jahren wäre er alt genug für sein erstes Tatakai, einen öffentlichen Kampf mit anderen Gleichaltrigen, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
 

Ein Tatakai fand nur einmal im Jahr statt. Nach erfolgreichen Bestehen würde man Radditz als Erwachsenen der 1. Stufe ansehen und auf die ersten Missionen schicken. Je höher seine Position bei diesem Schaukampf, desto besser für seine Karriere.

Es war die rechte Zeit, ihn allmählich dafür vorzubereiten.

Seine Finger glitten über Bulmas kleinen Körper, die nur mit einer Windel bekleidet, auf ihn lag. Sein Herzschlag hatte sie in den Schlaf gewiegt und er konnte ihr leises Schnarchen hören.

Er berührte ihre zarte, helle Haut und glitt vorsichtig zu ihrem blauen Affenschweif herunter. Bedächtig streichelte er das seidige Fell.

Mittlerweile war ihre Kampfkraft auf etwa 30 gestiegen, ein Effekt der starken Schwerkraft des Planeten, der ihren Körper entsprechend formte. Aber diese körperliche Entwicklung war langsam im Vergleich zu den von männlichen Saiyajins. Sie würde nie eine Kriegerin werden.

Normalerweise hatten die Neugeborene eine Kampfkraft von 50.

Radditz besaß aktuell ein Level von etwa 300.

Damit war er etwas besser als der Durchschnitt, aber es gab einige Wunderkinder, die stärker waren.

Er hatte gehört, dass der Thronfolger bei seiner Geburt eine Stärke von 100 besessen hatte. Als erstes Kind auf diesen Planeten war er in einem Brutkasten aufgezogen worden: Die neue Technologie, von der Gine sich weigerte, sie zu nutzen und in der Neugeborene bis zu drei Jahren verbleiben konnten.

Prinz Vegeta hatte die Maximalzeit darin verbracht und war mit einer Stärke von 500 aufgewacht.

Bardock überlegte. Der Junge musste jetzt vier oder fünf Jahre alt sein und war vermutlich stärker als der ältere Radditz. Wenn der Prinz nach seinem Vater kam, war er damit ebenfalls ein arrogantes, aber starkes Exemplar seiner Gattung.

Zwei von der Sorte auf einen Planeten…ob das gut gehen würde? Nachher war der Planet zu klein für diese beiden Alphas. Würde ihn nicht wundern, wenn in ein paar Jahren, der Jüngere den Älteren herausfordern würde; wie es die Sitte war.

Bardock sah auf seine Tochter und hoffte, dass er sie vor der Entdeckung durch andere Männer schützen konnte.
 

Es gab einen natürlichen Unterschied in der Kampfkraft zwischen den muskulösen Männern und den schwächeren, grazileren Frauen, aber in seltenen Fällen gab es ebenbürtige Kriegerinnen; jedenfalls in der Unterklasse.

Ausnahme war die Mittel- und Eliteklasse: sie hatten bislang immer nur aus Männern bestanden. An ihren Stärke-Level kam keine Frau ran.

Er sah nachdenklich nach oben zum Blätterdach, dass den wohltuenden Schatten spendete.

Was die Stärke anging, kam Radditz nach ihm und Bulma glich ihrer Mutter. Das wäre kein Problem angesichts ihrer anderen Fähigkeiten…wenn nicht ihr Aussehen wäre.

Was sollte man da tun?

Er wusste nicht, wie ihre Chancen für die Zukunft aussah.

Ja, sie schien sich geistig schnell zu entwickeln, aber ihr Aussehen und ihre mangelnde Stärke… hatte sie eine Zukunft in den Reihen der Saiyajins?

Ein altes Sprichwort sagte: „Der Nagel, der hervorsteht, gehört eingeschlagen.“

Ausnahmefällen wurden nur toleriert, wenn sie nützlich für den Stamm waren.

Sollte Bulma deswegen ihr ganzes Leben in Einsamkeit und Isolation verbringen, nur ihre engste Familie um sich?

Radditz würde irgendwann sein eigenes Leben haben; seine eigene Gefährtin und Familie. Wahrscheinlich würde er im Dorf oder sogar in der Nähe des Königspalastes leben.

Was ihn anging…jede Mission, egal wie harmlos sie sich anhörte, hatte ihr Risiko. Wer wusste schon, ob er von der nächsten lebend wiederkommen würde.
 

Bardock beschloss, seiner Tochter nicht das Fliegen beizubringen. Je mehr sie an diesem Ort gebunden war, desto besser für sie. Radditz würde nicht ewig den Aufpasser spielen wollen.

Er musste aber sorgen, dass sie die nächsten Jahre zu beschäftigt war, um auf den Gedanken zu kommen, den Wald zu verlassen.

Wie, das musste er mit Gine planen. Vielleicht hatte sein Weib eine Idee.

„Vater, ich bin mit Holz hacken fertig“ Radditz Stimme weckte ihn aus seiner nachdenklichen Dösigkeit und er richtete sich auf.

Schwer atmend stand Radditz neben einen Haufen Brennholz.

„Hattest du keine andere Aufgabe für mich, um mich zu trainieren?“ fragte er vorwurfsvoll.

Während er das Holz hackte, hatte er oft neidisch zu seinem Vater gesehen, der mit seiner Schwester faulenzte.

Bardock grinste. „Klar, hatte ich die. Aber letztendlich brauchen wir Feuerholz. Also warum nicht beide Aufgaben kombinieren“ erklärte er.

Radditz erkannte, dass es logisch war, aber trotzdem hatte er das leichte Gefühl, dass sein Vater ihm seine eigenen Aufgaben übertrug.

„Ich habe Hunger. Können wir was jagen gehen?“ fragte er ungeduldig.

Bardock streckte seinen verkrampften Hals und gähnte.

Essen war eine gute Idee. Langsam knurrte ihm auch der Magen.

„Lass uns in den Wald gehen und ein paar Biester jagen“ sagte er zu seinem Sohn.

„Und Bulma?“ Radditz deutete auf seine kleine Schwester, die verschlafen ihre Augen öffnete.

„Hm, vergessen, einer muss ja auf sie aufpassen“ murmelte Bardock und sah seinen Sohn bedeutungsvoll an, aber Radditz schüttelte ablehnend den Kopf. Heute hatte er keine Lust dazu. Er wollte trainieren, jagen, kämpfen, aber nicht seine kostbare, seltene Zeit mit seinem Vater fürs babysitten verschwenden.

„Gut, dann kein Jagen, lass uns nach ein paar Früchte suchen. Die Khakis werden allmählich reif. Und heute Abend, wenn deine Mutter da ist, gehen wir nachts raus und jagen etwas für die nächsten Tage“ beschwichtigte Bardock ihn.

Radditz Augen leuchteten aufgeregt auf.

Nachts zu jagen war noch spannender und gefährlicher.
 

Bardock nahm Bulma auf seine Schulter und sie schlang behutsam ihren Saiyajinschweif um seinen Hals, so dass es aussah, als trüge er einen blauen, schmalen Schal. Ihre kleinen Finger griffen nach seinem dichten Haarschopf, während sie gähnend-schläfrig die hohe Aussicht auf den Schultern ihres Vaters betrachtete.

Bardock ging mit seinem Sohn an der Seite den Waldpfad entlang.

„Wieso muss ich überhaupt solche Sachen tun wie Holz hacken und Löcher graben?“ fragte Radditz murrend seinen Vater. „Ich will wissen, wie ich meinen Ki-Strahl verstärke.“

„Zuerst muss dein Körper wachsen und stärker werden. Dann sind deine Zellen eher bereit, den Energieverlust zu verzeihen, der sich bei Ki-Angriffen bildet. Zuerst musst du lernen, zu gehen, bevor du anfängst zu rennen. Je stärker du körperlich wirst, desto stärker wird auch dein Ki“ erklärte Bardock ruhig und stoppte den Überschwang seines ungeduldigen Sohnes. „Und erst, wenn du deine Energie einigermaßen in Zaum halten kannst, bringe ich dir Fliegen bei.“

„Toll. Wird Bulma auch fliegen lernen?“ fragte Radditz neugierig mit einem Blick auf seine immer noch schläfrige Schwester.

„Nein…und ich will nicht, dass du es ihr beibringst“ sagte Bardock ernst. Als er Radditz ratlose Miene sah, fügte er hinzu.

„Du glaubst, es ist jetzt anstrengend, auf sie aufzupassen? Was denkst du, wird passieren, wenn sie auch noch fliegen kann?“

„Ja, das könnte schwierig werden“ murmelte Radditz zustimmend.
 

Das Vater-Sohn-Gespann fand einiges an Früchten und Beeren und Bardock hatte das Glück, einen Perdix-Vogel zu sichten und mit einem Ki-Strahl abzuschießen. Der scheue Vogel im Tarnkleid war nicht besonders groß, aber sein Fleisch war sehr lecker.

Radditz rannte aufgeregt zu der Stelle hin, wo er den Vogel abstürzen sah. Er fand den toten Körper und brachte ihn zu Bardock. Der kleine, aber gut gezielte Ki-Strahl hatte den Vogel getötet, ohne sein Fleisch zu stark zu verbrennen.

Zu sowas wollte er auch fähig sein.

„Wenn du eigenständig jedes Tier in diesem Wald fangen und töten kannst, darfst du am Tatakai teilnehmen“ versprach sein Vater.

Radditz nickte erfreut.

Er hatte von den älteren Kindern über die Tatakais gehört, war aber bislang noch nie bei einem dabei gewesen; nicht mal als Zuschauer.

Bei diesem jährlichen Spektakel gab es auch viel zu Essen, aber das Wichtigste war, dass die Teilnehmer dazu eine Rüstung wie die Großen bekämen und sie danach auch behalten durften, ebenso einen Scouter: Die Teilnahme am Tatakai bedeutete der erste Schritt zum Erwachsenen-Werden und wurde durch das Tragen der Erwachsenen –Kleidung auch symbolisch gezeigt.

Bislang musste Radditz noch die einfache, braune Tunika der Kinder tragen. Wenigstens hatte er schon mal einen Scouter, aber den konnte er nur für das Messen von Power-Levels nutzen, nicht als Kommunikator. Diese Funktion hatte sein Vater ausgeschaltet.

Sie verließen mit reicher Beute den Wald.
 

Nachdem sie ihren Hunger gestillt hatten, ließ Bardock seinen Sohn noch ein Feld mit bloßen Händen graben, um seine Hände zu trainieren.

Als am Abend Gine heimkam und sich um Bulma kümmern konnte, löste Bardock sein Versprechen ein und ging mit seinem Sohn jagen.

Er wusste, dass Radditz durch das Training bereits sehr müde war, aber gegen die Erschöpfung anzukämpfen, würde ihn für Notsituationen besser trainieren.
 

Einige Stunden später, mitten in der Nacht…

Nach erfolgreicher Jagd in der Dunkelheit, kehrten Bardock und sein Sohn heim. In einer Höhle, die Bardock einst hinter dem Haus mit Hilfe einer Ki-Attacke gebohrt hatte und die man mit einem schweren Felsen sicherte, verstauten sie ihre Beute.

Schnell wuschen sie sich das Blut im kalten Wasser des kleinen Teichs ab und schlichen sich ins Haus.

Als Bardock die Umrisse seiner Gefährtin unter dem Laken sah, entledigte er sich vorfreudig seiner Kleidung und huschte unter die Decke.

Als er ihren warmen, ebenfalls nackten Körper umarmte, drehte sie sich mit gespielten Murren um und zog ihre Nase kraus.

„Uhh, wer ist dieser stinkende Ozaru, der in mein Bett will?“ fragte sie.

„Was für eine nette Begrüßung für deinen Gefährten, der gerade deine Vorratskammer aufgefüllt hat“ sagte Bardock trocken, aber er grinste.

Gine gab ihm einen Kuss auf die Nase.

„Das hast du gut gemacht. Was ist mit Radditz?“ fragte sie und kuschelte sich tiefer in seiner Umarmung.

„Der ist so müde, der wird dir in den nächsten Tagen keinen Ärger machen“ erzählte Bardock und drückte einen Kuss auf ihre Schulter.

„Gut, Bulma hat dagegen eine Weile gebraucht, bis sie endlich eingeschlafen ist“ sagte Gine leise.

Sie öffnete ihre Augen und sah ihn ernst an.

„Ich mache mir Sorgen um sie“ gab sie zu. „Was sollen wir in der nächsten Zeit mit ihr tun? Wie bereiten wir sie auf die Zukunft vor?“

Bardock wurde nun auch ernst.

„Das habe ich mir auch schon überlegt. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, die sie unersetzlich für den Stamm machen würde. Aber ich weiß nicht, wie…“ überlegte er.

„Sie ist körperlich nicht die Stärkste, aber wenn sie andere Fähigkeiten hätte? Ich habe mir in letzter Zeit Gedanken gemacht und vorsichtig die Ohren gespitzt. Es wird ständig nach Personal für den Palast und für den Raumhafen gesucht. Hätte sie dort eine Stelle...“ Gine ließ den Satz offen.

Bardock überlegte und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen.

„Der Palast ist zu gefährlich. Die Typen sind arrogant und nehmen sich, was sie wollen. Schlimmstenfalls tritt sie den König über den Weg und er pulverisiert sie, weil sie anders aussieht. Er hat schon Leute getötet, weil er die überbrachten Nachrichten nicht mochte. Im Raumhafen wird zwar ständig Personal gesucht, aber dazu müsste sie sich erst qualifizieren. Wie soll sie das lernen?“

Gines Fachgebiet war das Ausnehmen und Zubereiten von Lebensmittel und Bardock hatte zwar einiges durch seine Reisen aufgeschnappt, überließ Reparaturen von seiner technischen Ausrüstung aber den Ingenieuren.

Ein weiteres Problem war, dass die wenigen Bücher und Schriften der Saiyajins nicht öffentlich zugänglich war, sondern in den königlichen Archiven gesichert wurde. Die Saiyajins waren kein Volk der Schriften, sondern überlieferten vor allem mündlich. Seltene schriftliche Zeugnisse wurden daher nicht dem gemeinen Volk gezeigt.

„Was ist mit anderen Büchern und Technologien? Wenn du auf deinen Missionen bist…könntest du nicht so etwas mitbringen?“ fragte ihn Gine aufgeregt.

„Vieles werden Sachen sein, die weder sie noch ich verstehe. Fremde Sprachen und Symbole, unbekannte Technologie…wir verstehen andere Sprachen nur dank der Scouter, aber lesen…“ entgegnete Bardock zögernd.

„…aber wenn sie so etwas kennt, wird ihr das einen Vorteil geben. Wissen…das kann ihre Stärke werden“ entschied Gine.

Bardock überlegte. Er bezweifelte, dass Bulma so schlau war, dass sie unbekannte Schriften entziffern konnte. Anderseits beruhte die Schrift der Saiyajins auf eine allgemeine Symbolik, die oft im Universum genutzt wurde.

Er zuckte mit den Schultern. Ein Versuch war es wert. Er hatte jedenfalls keine andere Idee.

„Gut, ich sehe zu, was ich finden kann“ beruhigte er sie.

Gine gab ihm einen Kuss auf die Nase. Sie schloss die Augen und kuschelte sich an ihn.

„Danke, dass wir darüber gesprochen haben. Jetzt schlaf.“

„Wir haben endlich unser Bett wieder für uns und du denkst ans Schlafen?“ flüsterte er in ihr Ohr und seine Hand glitt von ihren Rücken zu der Wurzel ihres Saiyajinschweifs und zog leicht daran.

Gines Augen öffneten sich einen Spalt und sie keuchte auf.

„Dabei war ich doch heute ein wirklich guter Partner. Ich habe geduldig unseren Sohn trainiert und auf unsere Tochter aufgepasst. Du solltest da mehr Energie haben“ murmelte er und biss in ihr Ohr.

Gines Hände fingen an, über seine Brust zu gleiten.

„Entschuldige, ich versuch es noch mal...“ Kicherte Gine auf. „Oh, du mein starker Krieger. Bebend erwarte ich deine Ankunft. Voller Verlangen will ich dich spüren. Nimm mich, du …uahaaha“ ihr Kichern kippte in Lachen um, als Bardock sie fester an sich zog und sie in ihren Hintern kniff.

„So viel zu meinem Wunsch, ein ehrfürchtiges, gehorsames Weib zu bekommen“ flüsterte Bardock grinsend. „Was habe ich nur angestellt, um DICH zu bekommen?“

Gine hob ihr Bein und legte es um seine Hüfte. Sie nahm seinen Kopf in die Hände und sah ihn tief in die Augen.

„Du bekommst das, was du verdienst“ flüsterte sie und küsste ihn hingebungsvoll.

Gute Nachrichten und Farbenspiel

Wenige Tage später erhielt Bardock eine neue Mission und verließ den Planeten

Die Saiyajins nutzen den Einsatz ihre Stärke nicht unentgeltlich, sondern gegen Bezahlung. Sei es das Ausrotten einer Monster-Plage, das Bekämpfens eines Feindes oder um einen Planeten bewohnbar zu machen…wer ihre Dienste bezahlen konnte, wurde als Dienstherr akzeptiert.

Im Falle eines Krieges zählte keine Loyalität: Wenn der andere einen höheren Preis bezahlte, wurde auch mal die Seite gewechselt.

Wehe, wenn man nicht den vertraglichen Lohn bezahlte: diejenigen, die den Fehler gemacht hatten, lebten nicht lange.

Wenn Bardock auf einen Handelsplaneten Zwischenstation machte oder eine Zivilisation auslöschte, sah er sich nach wertvollen Gegenständen für seine Tochter um.

Seine Kameraden interessierten sich für Essen, Alkohol, Wertgegenstände oder Edelmetalle, die sie eintauschen konnten.

Er aber sammelte Bücher, elektronische Kleinteile, Werkzeuge und andere interessante Kleinigkeiten, die er in seinen Reisesack verstaute.
 

Einige Wochen später erreichte er erfolgreich seinen Heimatplaneten und kehrte heim.

„Gine, ich bin wieder da. Ich habe dir die neuen Töpfe mitgebracht, die du wolltest“ rief Bardock zur Begrüßung.

Sein Scouter zeigte ihm an, dass sein Weib die Einzige in der Hütte war. Die Kinder spielten im Wald.

Gine befand sich am Herd und konzentrierte sich aufs Essen.

„Wie schön“ rief sie und nahm das Fleisch von der heißen Platten. Bardock räumte die restlichen Sachen aus seiner Tasche auf den Tisch. Das Material sollte Bulma für die nächsten Monate beschäftigen.

Gine eilte auf ihn zu und umarmte ihn. Beide nutzen die Zweisamkeit für eine hingebungsvolle Begrüßung. Ihre Saiyajinschweife verdrehten sich ineinander.

„Ich habe auch eine Überraschung für dich“ murmelte sie an seinen Mund und nahm seine große Hand, um sie auf ihren Bauch zu legen.

Bardocks Finger nutzen die Gelegenheit und streichelten über ihre schlanke Mitte.

Gine sah ihn bedeutsam an.

Er stutze. Irgendwas wollte sie ihm sagen…

Seine Augen wurden groß, als seine Finger eine ungewöhnliche Rundung an ihrem Bauch ertastete.

„Du bist schwanger?!“ rief er überrascht aus.

Gine nickte mit breitem Lächeln.

Bardocks Umarmung wurde enger.

Saiyajins bekamen nicht oft Kinder, weil Schwangerschaften eine große Belastung für die Körper der Frauen waren. Ob es an der hohen Schwerkraft lag oder weil die Männer oft unterwegs waren und früh im Kampf starben…hohe Kinderzahlen in einer Familie waren selten. Bereits zwei Kinder zu haben, galt als großes Glück.

Dass Gine ihm sogar nun ein drittes Kind schenkte, zeigte Bardock, dass die zierliche Frau mehr auf dem Kasten hatte, als ein Scouter messen konnte.

„Die Kinder wissen es noch nicht. Ich wollte, dass wir beide es ihnen sagen“ erklärte Gine.

Ihr Kopf lehnte an seine starke Brust. Sie konnte sein Kinn auf ihren Kopf spüren und wie seine warmen, muskulösen Arme sie an seine Brust pressten.

Sie war sehr glücklich über ihre erneute Schwangerschaft, aber sie spürte, dass sich ihr Partner auch Sorgen machte.

„Wir sollten darüber sprechen, ob ein Brutkasten nicht doch eine gute Möglichkeit für dich ist“ murmelte Bardock. Gine sah ihn entrüstet an.

„Ich halte nichts von diesen blöden Kapseln; das weißt du“ sagte sie.

„Nicht für lange, aber vielleicht ein halbes Jahr? Bulma wird zur Geburt noch jünger sein als Radditz damals bei ihrer. Sie wird dir noch nicht viel helfen können. Die Frauen aus dem Dorf werden sich wundern, wenn ein Neugeborenes nicht in ihrer Mitte aufwächst. Wenn es dagegen noch im Brutkasten schläft, werden sie es eher verstehen“ erklärte er seine Gründe.

Er wusste, dass er ihr nicht groß helfen könnte. Männer halfen nicht bei der Geburt oder der Erziehung; das war Frauensache. Seine Vorgesetzten würden ihn auf weitere Missionen schicken und einige konnten Monate dauern. Gine brauchte Hilfe.

Gine zog einen Schmollmund, ließ sich aber Bardocks Worte durch den Kopf gehen. Es wäre tatsächlich angenehmer, wenn ihr neues Kind noch etwas „Reifen“ könnte. Gerade die ersten Monate waren am anstrengendsten. Außerdem hatte sie Angst, dass Bulma sich sonst als Kind ersetzt fühlen würde. So konnte ihre Tochter sich auf ihre neue Rolle als große Schwester vorbereiten. Radditz wäre sowieso genervt von einem schreienden Baby. Das letzte hatte ihn schon genug traumatisiert…dass er selber in diesem Alter oft genug geschrien hatte und seinen Eltern keinen Schlaf gegönnt hatte, interessierte ihn heute nicht.

„Einverstanden, aber nicht länger als ein Jahr“ gab sie nach.

Beruhigt gab Bardock ihr einen Kuss auf die Stirn und zog sie wieder an seine Brust.

„Gut, dass ist aber auch dann unser letztes Kind“ sagte er, ein wenig besorgt wegen ihrer Fruchtbarkeit. Noch mehr Saiyajin-Kinder und er bekäme Probleme, sie alle durchzufüttern. Er war schließlich nicht der König.

Gine grinste.

„Du weißt, es gibt nur eine Möglichkeit, um das wirklich zu verhindern…schnipp, schnapp“ sagte sie mit süßer Stimme. „Oder willst du, dass ich wegen der Pille meine Lust auf dich verliere.“

Bardock zuckte zusammen.

Die starken Körper der Saiyajins mit einem wirksamen Immunsystem reagierten nicht auf die bekannten Verhütungsmittel. Für Frauen gab es nur eine hochdosierte Pille, die aber viele unangenehme Nebenwirkungen hatte und wegen den geringen Schwangerschaften auch nur selten genommen wurde. Da riskierte man lieber eine Schwangerschaft mehr.

Für Männer gab es zur Verhütung nur einen anderen Weg, der ebenfalls nur vereinzelt eingesetzt wurde. Aber bei drei Kinder und einer jungen, hübschen, willigen und fruchtbaren Gefährtin, mit der er noch viele Jahre schlafen wollte, hatte er keine andere Möglichkeit.

„Scheiße, also eine Vasektomie“ murmelte er und bekam ein wenig Angst. Er hasste Ärzte und ihre Instrumente, besonders die Spritzen. Vielleicht konnte er den Eingriff auch ohne Betäubung aushalten und wenn er nicht hinsah…

„Was ist eine Vasektomie?“ fragte eine neugierige, hohe Stimme.

Die Erwachsenen drehten sich ertappt um.

Im Hauseingang standen Bulma und Radditz.
 

Gine erholte sich als Erste von der Überraschung und drückte sich aus Bardocks Umarmung raus.

„Kinder, wir haben tolle Nachrichten für euch“ sagte sie freudestrahlend.

„Es gibt Fleisch zum Abendessen“ versuchte Radditz zu erraten. „Oder warte…Fisch? Oder beides?“

„Papa hat Geschenke mitgebracht?!“ freute sich Bulma mit einem Blick auf den vollen Tisch.

„Wir bekommen Familienzuwachs“ löste Gine breit lächelnd ihr Rätsel auf.

Die Kinder sahen sie unbeeindruckt an.

„Und was gibt es jetzt zum Abendessen?“ fragte Radditz.

Seine Prioritäten waren klar definiert.
 

Geduldig erklärte Gine, dass in ihren Bauch ein Baby heranwuchs.

Wie es entstanden war, das wollte sie den Kindern aber noch nicht mitteilen.

Bardock setzte sich gelangweilt an den Tisch und überließ Gine die Erläuterung. Das war eindeutig Frauensache; da hielt er sich zurück.

Bulmas Augen leuchteten nun aufgeregt bei dem Gedanken an ein kleineres Kind. Sie wäre nicht mehr die Jüngste.

Radditz dagegen befürchtete, dass er weniger zu Essen bekäme.

Bulma sah wieder zu ihrem Vater hin.

„Und was ist jetzt eine Vasektomie?“ fragte sie neugierig. So ein Wort hatte sie noch nie zuvor gehört und ihr Vater so ungewöhnlich ernst bei der Erwähnung aus.

Bardock zuckte zusammen. Wie sollte er das seiner Tochter erklären?

„Das bedeutet, dass euer Vater eine große Entscheidung für unsere zukünftige Familienplanung trifft“ wich Gine aus.

Bardock lenkte Bulma mit seinen Mitbringsel von weiteren Fragen an und Gine servierte das Abendessen.
 

Bardock musste drei Tage später wieder fort. Er hoffte aber, seinen Vorgesetzten davon zu überzeugen, ihn zu Gines letzten Trimester auf den Planeten bleiben zu lassen.

Aufgrund der Lüge, dass Gines letzte Schwangerschaft nicht gut verlaufen war, hatten sie vielleicht noch einen Mitleids-Bonus.

Gine meldete ihre Schwangerschaft offiziell bei den Hebammen an; eine Pflicht für alle Saiyajin-Frauen.

Es war Tradition, dass die erstgebärenden, unerfahrenen Frauen einige Monate in einem Frauenhaus verbrachten, wo sie über den Verlauf der Schwangerschaft informiert wurden, aber auch über Kinder-Erziehung, medizinischen Grundkenntnisse, Nahrungszubereitung und bestimmten Haushalts-Methoden. Frauen wie Gine, die bereits eine Schwangerschaft hinter sich hatten, waren davon befreit.
 

Seit einigen Jahren hatten die Frauen die Möglichkeit, zwischen zwei Geburtsmethoden zu wählen.

Die erste war die traditionelle Geburt in einer Jurte, einsam im Wald, nur von zwei Hebammen begleitet. Kind und Mutter durften nach erfolgreicher Geburt nach Hause. Das Kind wuchs bei seinen Eltern und in der Gemeinschaft auf, bis es sich in einem Tatakai bewährte und als Erwachsener der ersten Stufe betrachtet wurde.

Die zweite konnte man in der neuen Geburtsstation in der Hauptstadt buchen: einem hellen, klinischen Gebäude, wo die Säuglinge sofort nach der Geburt in einen Brutkasten weiter wuchsen. Dort wurde ihre Kampfkraft gemessen und ihre Zukunfts-Chancen berechnet, bis sie nach einigen Monaten (je nach Kampfkraft) an ihre Eltern abgegeben wurden; zusammen mit einem Plan für die weitere Zukunft. Ausgehend von der ersten Messung konnte die Entwicklung der Kinder so weit berechnet werden, um zu wissen, ob es sich später als Krieger eigneten oder nicht. Je nah Kampfkraft wurden sie dann besonders gefördert oder gleich für andere Berufe ausgebildet.

Noch hatten die Frauen die Wahl, aber der gesellschaftliche Druck wuchs, sich für das zweite, moderneres Geburtshaus zu entscheiden. Damit stand auch die Tradition des Tatakai auf einer schmalen Klippe.
 

Als Gine sich pflichtbewusst meldete, gratulierten ihr die anwesenden Frauen und wünschten ihr, angesichts der letzten Schwangerschaft, alles Gute.

Gine nahm mit schlechten Gewissen die Glückwünsche der Hebammen an.

Aus Neugier und wegen der Überredung einer anderen, schwangeren Frau wählte sie die neue, zweite Methode für die Geburt aus. Allerdings bat sie darum, dass ihr Kind nicht länger als ein Jahr in der Brutkapsel verbringen sollte, egal wie hoch die Kampfkraft war.
 

Bulma verbrachte die nächsten Wochen mit der Erkundung des neuen Spielzeugs, dass ihr Vater ihr mitgebracht hatte.

Radditz interessierte sich nicht dafür. Für ihn war es langweiliger Kram, der nicht mal Lärm machte oder explodierte, also was sollte man damit. Da es aber seine kleine Schwester beschäftigte, beschwerte er sich nicht, sondern nutze seine freie Zeit ohne sie.

Er hielt sich öfters im Dorf auf oder versuchte eigenständig im Wald zu jagen.

Bulma aber fühlte sich durch dieses einzigartige Geschenk ihres Vaters herausgefordert. Er hatte zugegeben, dass er selber nicht genau wusste, was man mit den Sachen machen konnte.

Etwas zu kennen, was selbst ihr kluger Vater nicht wusste…Bulma war neugierig und studierte die Dinge genau. Sie wollte ihren geliebten Vater Stolz machen.

So, wie sie früher mit ihrem Bruder im Wald seine Bewohner und Pflanzen untersucht hatte, führte ihr Wissensdurst dazu, dass sie sich ohne Scheu und mit Geduld mit den neuen unbekannten Sachen beschäftigte.

Zuerst war alles eine unbekannte, graue Masse; besonders die Bücher.

Aber in einigen befanden sich interessante Bilder und Zeichnungen. Je länger sie sei ansah, desto mehr Details erkannte sei. Dann sah sie, dass sich einige Symbole und Zeichen denen ähnelte, die ihre Eltern ihr beigebracht hatte und sie erkannte einen gewissen Sinn in den Worten. Je länger sie reinschaute, desto mehr formten sie sich zu lesbaren Worten zusammen.

Oft nahm sie sich eines der Bücher nach draußen, setzte sich in den Sand und malte die Zeichen aus den Büchern ab. Sie kopierte die Symbole so gut es mit ihren mageren Möglichkeiten ging und prägte sie sich tief ein.

So kam es, dass Bulma langsam, aber kontinuierlich lesen und schreiben lernte.
 

Einige Wochen später…

Der Bauch wuchs, aber Gine fühlte sich noch fit.

Trotzdem war sie dankbar, dass man ihre Arbeitsstunden gekürzt hatte, damit sie mehr Zeit zum Ruhen hatte.

Sie bereitete das Mittagsessen zu und blickte manchmal zum großen Esstisch, an dem Bulma sich mit ihren Büchern beschäftigte.

In letzter Zeit war ihr Mädchen so still geworden, dass sich sogar Radditz Sorgen machte. Niemand, außer ihrem Vater, konnte sie von ihren Büchern lösen.

Ihre Haare waren in der Zeit länger geworden und fielen wie ein blauer Schleier um ihren Kopf.

// Wie seltsam, unsere Haare sind dicker und lockiger, aber ihres ist so seidig glatt. Auch ihre Haut ist heller als bei uns. Vielleicht ist es ganz gut, dass sie zur Mittagszeit im Schatten ist, aber etwas Zeit sollte sie schon draußen verbringen// sorgte sich Gine.

Sie sah, dass Bulmas Kittel schon sehr kurz und abgetragen war und kam auf eine Idee.

„Bulma, sollen wir etwas interessantes Spielen?“

Ihre Tochter sah neugierig vom Lesen auf.
 

Kinder trugen einfache Hemden und Hosen, die mit einem breiten Band passend gegürtelt wurden.

Die Kleidung wurde aus einer etwas groben, aber festen Pflanzenfaser gefertigt, die sich leicht färben ließ. Am liebsten nutzte man Braun. Der Farbstoff stammte von den Blättern und Nuss-Schalen eines verbreiteten Baums, war damit leicht verfügbar und hatte den Vorteil, dass man den verursachten Schmutz vom Spielen nicht so genau sah.

Wenn die Erwachsenen in ihren eigenen Wänden waren, trugen sie oft ebenfalls solche Kleidung, weil sie bequemer waren als die Rüstungen; allerdings hatte ihre Kleidung buntere Farben.

Gine hatte einige Ballen ungefärbten Stoff vorrätig.

Sie nahm Bulma mit in den Wald und in den Garten und gemeinsam sammelten sie verschiedene Pflanzen und Früchte.

Dann stellte Gine draußen im Garten mehrere Bottiche auf, in denen sie die Pflanzen einlegte, mit heißem Wasser aufgoss und ein bestimmtes Salz einfügte. Mit einem glatten Ast rührte sie die Brühe um und legte dann kleine Stücke vom Stoff rein.

„So, jetzt warten wir noch eine Weile, dann müssen wir es in sauberen Wasser ausspülen und auf der Leine trocken und dann…dann siehst du, was du erschaffen hast“ erklärte Gine ihrer Tochter.
 

Wenig später hatte sich der Stoff, je nachdem in welchen Bottich er gebadet hatte, in Braun, Gelb und Hellblau verändert.

„Je nachdem, welche Pflanzen du nimmst und wie lange du es drin lässt, bekommst du andere Ergebnisse. Braun ist sehr simpel und funktioniert immer. Andere Farben sind schwieriger“ erklärte Gine. Sie gab ihr den Beutel mit dem Salz. „Das dient der Farbfixierung, damit die Farbe nicht vom Stoff runter geht. Ich gebe es dir. Du darfst das Färben selber versuchen. Von deiner Lieblingsfarbe machen wir dann deine neue Tunika.“

Bulmas Augen leuchteten vor Neugier.

„Kann man auch andere Dinge zum Färben nutzen? Was ist mit Tieren, Gesteinen und Metallen?“ fragte sie und dachte an die bunte Tier- und Pflanzenwelt.

Gine zuckte die Schultern.

„Ich denke schon. An anderen Orten benutzen sie andere Dinge und können tolle Farben auf den Stoff bringen. Man hat dort sogar noch weicheren Stoff als das, was wir haben. Aber dafür ist der Färbeprozess auch komplizierter. Mit dieser Methode hat schon meine Mutter und deren Mutter selber gefärbt“ sagte sie und deutete auf die umliegenden Bottiche.

„Also, nutze aus, was du finden kannst. Vielleicht entdeckst du ja einen neuen Farbton“ forderte sie ihre Tochter auf.
 

Mit einem kleinen Messer und einem Körbchen bewaffnet, stürmte Bulma die nächsten Tage durch den Wald und sammelte auf, was sich finden ließ.

Sie schnitt frische Pflanzen und nutze sie oder trocknete und pulverisierte sie zu Staub, grub Wurzeln aus, fing rot und blau schimmernde Insekten und sammelte farbige Erde und Steine.

Sogar Radditz wurde von ihrer Sammelwut angesteckt und half ihr beim Suchen, fand aber das Kochen und Warten langweilig und hörte schon bald wieder damit auf.
 

Zwei Wochen später…

Bardock kehrte mit hungrigen Magen heim.

Es hatte geklappt. Aufgrund seiner erfolgreichen Mission und weil sein Vorgesetzter wusste, dass Gines letzte Geburt kompliziert verlaufen war, hatte er den Mittelklasse- Krieger dazu überreden können, ihn in Gines letzten Monat auf den Planeten zu lassen.

Es war noch eine Weile dahin, bis es soweit war, aber er wollte planen, so gut es möglich war.

Als er seine Hütte erblickte, stutzte er.

Was war denn hier passiert?

Entlang der Bäume waren Leinen aufgespannt und in der Sonne leuchteten Wimpel und Stoffquader in verschiedene Farben, aufgereiht und sortiert nach ihren Farbtönen.

Sie leuchteten in der Sonne und ließen seine Hütte wie einen geschmückten Tempel wirken.
 

Die Saiyajins waren keine Künstler. Sie kannten die Grundfarben, differenzierten aber nicht nach ihren Abstimmungen: Rot, Gelb, Grün, Blau, Braun, Schwarz, Weiß… mehr Vokabeln waren nicht nötig.

Bardock war einst auf einen Planeten gewesen, wo die Bewohner sich sehr stark für Mode interessierten und sich auf die Herstellung besonderer Stoffe und Mode-Accessoires spezialisiert hatten.

Dort hatte er gelernt, dass dieses Volk für jeden Farbton einen eigenen Namen hatte. Sie machten so strenge Unterschiede, dass Farben wie Türkis, Cyan, Marino und Petrol eigenständige Farben waren, während es für ihn einfach nur Blau war.

Es lag an diese Erfahrung, dass Bardock in der Lage war, die Farbe des Kleides zu erkennen, in der Bulma auf ihn zugerannt kam.

Kaum ein anderer Saiyajin hätte sonst gewusst, wie diese unübliche, grelle Farbe hieß, die man noch nicht mal in der Vegetation dieses Planeten fand.

Ihr Kleid war rosa.
 

Ihre Haare waren seit seiner Abwesenheit wieder ein Stück länger geworden und sie hatte sie sich mit einem Band zum Zopf gebunden.

Aufgeregt drehte sie sich vor ihren Vater und zeigte ihm stolz ihr Lieblingswerk. Sie liebte diese neue Farbe.

Wie versprochen hatte ihre Mutter ihr daraus ein einfach geschnittenes Kleid geschneidert. Ein hellblaues Band war um ihre Mitte gebunden.

Zufrieden sah sie die erstaunte Miene ihres Vaters, der sich die, nach ihrer Grundfarbe sortierten Stoffe ansah und zog ihn mit zum Haus.

„Bleib hier stehen. Ich habe ein Geschenk für dich“ befahl sie ihm und rannte zur Hütte.

Gine kam ihr entgegen und begrüßte lächelnd ihren Gefährten.

„Wie findest du Bulmas neues Kleid?“ fragte sie fröhlich.

„Es…ist…ROSA?!“ stammelte Bardock, immer noch unter Schock.

„Oh, so heißt also der Farbton? Ich habe es „Helles Rot“ genannt, aber Rosa ist besser. Es sieht sehr hübsch zu ihren Haaren aus“ redete Gine munter weiter.

„Was ist so verkehrt an Braun?“ fragte Bardock stirnrunzelnd. Schlimm genug, dass seine Tochter ein anderes Aussehen hatte. Musste sie denn jetzt auch noch eine Farbe tragen, die kein Saiyajin auch nur anfassen würde?! Er konnte nur hoffe, dass Radditz davon nicht angesteckt wurde. Wenn er seinen Sohn ebenfalls in so einer grellen Farbe sah, konnte er sich gleich einsargen lassen.

Gine grinste bei seiner geschockten Miene. Es machte Spaß, ihren sonst so stoischen, beherrschten Gefährten aus der Ruhe zu bringen.

„Da bin ich mal gespannt, wie du Bulmas Geschenk findest“ neckte sie ihn.

Bardock überkam ein ängstliches Schaudern.

Das erste Geschenk seiner Tochter und es war….

//oh, bitte nicht, lass es nicht Rosa sein…// flehte er in Gedanken.

Er befand sich in einer Zwickmühle.

Die Gefühle seiner Tochter verletzen und das Geschenk ablehnen?

Oder es annehmen und den Spott seiner Kameraden ertragen?

Bulma kam wieder. Hinter ihrem Rücken versteckte sie etwas.

„Mach die Augen zu und lass dich überraschen“ strahlte sie ihn an.

Ergeben schloss Bardock die Augen, während er in Gedanken seine Möglichkeiten durchging.

Er konnte es nicht. Er konnte doch nicht die Gefühle seines kleinen Mädchens verletzen…was immer es auch war, er musste ein Mann sein und es ertragen, egal wie groß der Spott später sein würde.

„Mach die Augen wieder auf“ hörte er ihre hohe Stimme.

Er öffnete die Augen.
 

Bulma präsentierte ihm auf ihren Händen ein schmales Stück Stoff in einer dunkelroten Farbe, ähnlich wie Blut.

Bardock fiel ein Stein vom Herzen. Rot, die Farbe von Blut, war eine angesehene Farbe bei den Saiyajins. Je dunkler, desto besser.

Er ging in die Knie und nahm es würdevoll entgegen; so wie Bulma es ihm mit hochheiligen Ernst entgegen streckte. Ihr erstes, selbstgemachtes Geschenk an ihren Vater…

Er hatte auch schon eine Idee, wozu er es nutzen konnte.

Er faltete es etwas schmaler und band es sich um den Kopf.

Das Stirnband würde ihm gute Dienste leisen.

„Mama hat mir gesagt, was deine Lieblingsfarbe ist“ erklärte Bulma stolz.

Bardock warf einen schnellen Blick zu seiner Gefährtin, die gespielt unschuldig in den Himmel starrte.

Er richtete ihn wieder auf sein kleines Mädchen und strich ihr behutsam über den Kopf.

„Das hast du schön gemacht“ lobte er sie. „Hast du für deine Mutter und deinen Bruder auch etwas gefertigt?“

„Ja, für Mama gab es einen blauen Rock, den ich auch selber genäht habe, Und für Radditz habe ich ein rotes Band geflochten. Er trägt es immer um seinen Arm“ erzählte Bulma stolz.

Sie nahm die Hand ihres Vaters und zog ihn mit, um ihm ihre Arbeiten zu zeigen.

Bardock warf zum Abschied noch einen letzten mürrischen Blick zu seiner Gefährtin.

„Für den Streich büßt du noch“ konnte Gine lesen, aber sie kicherte furchtlos als Antwort.

Die Geburt zweier Jungen

„WIE KANN DAS PASSIEREN! UNMÖGLICH!“

Wütend ließ König Vegeta seine Fäuste auf seinen Schreibtisch fallen, so dass die gewaltige Mamor-Platte brach. Dokumente flogen umher, Schreibutensilien kullerten über den Boden und durch den Lärm aufgeschreckt, stürmten die Wachen durch die Tür.

Sie sahen den König mit zusammengebissenen Zähnen und knurrend über den Überresten seines Tisches stehen.

„Räumt den Dreck weg“ befahl er den Wachen und verließ stampfend den Raum.

Er musste sich bewegen, musste diese Enge seiner Räumlichkeiten verlassen und nachdenken.

Kaum hatte er sein Gemach verlassen, als sich Nappa, sein stärkster Mittel-Klasse-Krieger an seine Fersen heftete. Der gleichaltrige Krieger kannte das Gemüt seines Herrschers und verkniff sich jede Frage. Er wusste, sein König brauchte einen Moment um sich zu beruhigen und würde sich gegebenfalls an ihn richten.
 

Der König marschierte durch die Gänge.

Jede Wache stand bei seinem Anblick stramm und hielt den Blick furchtsam gerade.

Die schlechte Laune ihres Herrschers war unübersehbar; dabei war der Mann schon an gewöhnlichen Tagen kein angenehmer Zeitgenosse.

König Vegeta achtete nicht auf seine Umgebung. Zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt und diesem unverfrorenen Affront.

Er hatte Könige geknechtet, Rassen ausgelöscht und Planeten vernichtet.

Wer es wagte, sich ihm und seinen Krieger in den Weg zu stellen, hatte immer den Kürzeren gezogen.

Wer hätte gedacht, dass eine Bedrohung aus seinen eigenen Reihen stammen würde?!

Eine Kampfkraft von 10.000, als Neugeborenes?!

Als er den Bericht las, hatte er zweimal nachsehen müssen, weil er seinen Augen nicht traute. Das konnte doch nur ein Schreibfehler sein. Vielleicht waren die Scouter kaputt? Aber wenn nicht…

Sein Spion hatte ihm die Meldung bestätigt und er war dementsprechend gereizt.

Ein Säugling, dass stärker war als der ältere Thronerbe!

Dass nicht mal zur königlichen Familie gehörte!

Der Herrscher knurrte wütend.

Nappa vergrößerte aus Vorsicht den Abstand zu ihm.
 

Sein Weg führte den König zu einem weißen, kuppelförmigen Gebäude.

Abgesehen von den Spalierstehenden Wachen, liefen nur die in weißen Gewändern gehüllten Ingenieuren herum, die beim Anblick ihres Herrschers schnell das Weite suchten.

König Vegeta kümmerte sich nicht um das Kleinvieh, sondern betrat eine Kontrollbrücke. Die dort arbeitenden Forschern konzentrierten ihren Blick auf den Raum unter sich, der mittels dicker, durchsichtiger Fenster abgetrennt war.

Beim Geräusch der sich öffnenden, elektronischen Tür drehten sich ein paar um und keuchten furchtsam auf.

Sofort verbeugten sich alle Ingenieure vor ihrem strengen Gebieter.

Ungeduldig winkte er ab und rief den Leiter der Abteilung zu sich.

„Wie sehen die Ergebnisse aus?“

„Sehen Sie selbst, Majestät. Der Junge macht sich großartig.“

Die Männer näherten sich dem Fenster und sahen nach unten.

In einem abgesicherten Raum stand ein kleiner Junge in blauer Overall, mit weißen Handschuhen und Schuhen, inmitten grüner Leichenteile und zeigte ein siegeslustiges Lächeln.

„Wie lautet seine aktuelle Kampfkraft?“ wollte der König wissen.

„Bei etwa 3.500, Majestät. Für ein fünfjähriges Kind ist das eine außerordentliche Leistung“ erklärte der Abteilungsleiter. Der Herrscher grunzte nur abfällig.
 

Bis zum gestrigen Tag war er mit der Leistung seines Sohnes sehr zufrieden gewesen.

Bis er diese Nachricht erhalten hatte…schon war alles anders und ein Powerlevel von 3.500 erschien ihm schwach.

Verdammte 10.000!

König Vegetas Hände ballten sich vor unterdrückten Zorn zu Fäusten.

„Er kämpft gegen die Pflanzenmänner? Wie viele schafft er derzeit gleichzeitig? Gibt es noch stärkere Gegner?“ fragte er.
 

Die Pflanzenmänner, auch Saibamen genannt, waren eine Spezies, die sie von einem Eroberungsfeldzug mitgenommen hatten; minderintelligente Wesen mit grünen, gedrungenen Körpern, die eine ähnliche Kampfkraft wie Unterklasse-Saiyajins aufwiesen.

Zuerst hatte man überlegt, sie als Fußvolk bei Eroberungen einzusetzen, aber die Saiyajins kämpften lieber selbst als es andere zu überlassen.

Dafür hatte der König eine andere nützliche Möglichkeit für sie gefunden: als Sparringspartner für seinen Sohn.

Seitdem er aus seiner Brutkapsel geschlüpft war, hatte der Thronerbe täglich gegen sie gekämpft und getötet. Seinen ersten Kampf mit drei Jahren gegen einen Pflanzenmann hatte er instinktiv bestritten; knurrend und mit roher Gewalt. Diesen Kampf hatte er erfolgreich, wenn auch schwer verletzt, gemeistert und seinem Vater bewiesen, dass er das Talent zum Elitekrieger besaß.

Jede Verletzung machte ihn stärker; jeder Fehler wurde nur einmal gemacht.

Auf diese Weise konnte sein Sohn ungehindert seine Kraft einsetzen und das Töten üben; ohne sich gegenüber anderen Saiyajins zurückhalten zu müssen. Früher als Gleichaltrigen lernte er das Kämpfen gegen stärkere Gegner und erzielte dadurch große Fortschritte, die sich im Steigen seines Powerlevels bemerkbar machten.
 

„Momentan habend die Saibamen eine Kampfkraft von 900-1.000. Durch unsere Züchtungen werden sie aber immer stärker. Wir gleichen den Schwäche-Unterschied durch die Anzahl aus. Prinz Vegeta hat eben fünf von ihnen gleichzeitig erledigt und wir wollten die gleiche Anzahl noch mal reinschicken“ erklärte der Abteilungsleiter und unterbrach König Vegetas Gedanken.

Auf ein Signal von ihm, drückte sein Untergebener auf einen Knopf.

Eine Tür öffnete sich und fünf Saibamen stürmten auf den kleinen Jungen zu.

König Vegeta sah ausdruckslos zu, wie der Junge sie einzeln umbrachte.

Das war zu wenig. Der Junge musste schneller und stärker werden. Das war seine einzige Chance, um sich nicht einholen zu lassen.

„Schickt sofort noch mal zehn rein. Falls er die auch tötet, sollen sich ein paar der Wachen mit ihm duellieren. Das Trainingspensum wird verdreifacht“ befahl er und drehte sich um.

„Wollen Sie nicht mit ihm sprechen?“ wagte ein weiblicher Ingenieur einzuwerfen.

„Wieso das?“ knurrte er genervt und verließ den Raum.
 

König Vegeta marschierte zurück zum Palast; Nappa still in seinem Fahrwasser.

Er versuchte, seinen Gedanken und seinen Puls zu beruhigen und blieb auf einem ruhigen, abgeschiedenen Balkon stehen. Nachdenklich schaute er nach unten auf seine Stadt.

Die weißen, runden Häuser leuchteten in der Sonne, aber seine Gedanken beschäftigten sich mit der Zukunft und nicht mit der Aussicht.

Der Kleine konnte gefährlich werden; für ihn und seinen Sohn.

Wenn er bereits jetzt so ein Powerlevel aufwies, würde er in ein paar Jahren…er konnte es sich kaum vorstellen, wie stark er dann wäre.

Am liebsten würde er in die Babystation marschieren und das Baby töten, solange es sich noch nicht wehren könnte.

Aber was würde sein Volk dann denken?

Das Töten eines saiyanischen Kindes, dessen Stärke ein neues Zeitalter einläuten könnte?

Eine so offensichtliche Reaktion aus Furcht und das von ihrem Anführer?! Beschämend!

Seine politischen Gegner könnten dieses Anzeichen von Schwäche für einen Putsch nutzen.

Dafür hatte er gerade keine Zeit. Er hatte Wichtigeres zu tun als sich mit dem Bekämpfen von Möchtegern-Königen zu beschäftigen.

Nein, so verführerisch der Gedanke war, er konnte ihn nicht töten, aber er war gezwungen Maßnahmen treffen, solange er noch die Zeit dazu hatte.

Der Prinz war fünf Jahre älter; mit mehr Kampferfahrung und einem intensiveren Training könnte er den Kräfte-Vorsprung einholen. Mehr Saibamen, mehr Training, mehr Schmerz ….

Aber war Stärke alles?

König Vegeta strich sich geistesabwesend über seinen Bart.

Die Erkenntnis traf ihn, dass man manche Gegner nicht mit purer Gewalt aus dem Weg räumen konnte. Dies war bislang die bevorzugte Lösung der Saiyajins gewesen, aber die Situation war komplizierter. Sie verlangte Fingerspitzengefühl.

Er sah seinen Sohn als sicheren Thronanwärter an, aber im Falle eines stärkeren Konkurrenten…sollte man vielleicht besser seinen Kopf einsetzen und nicht seine Muskeln.

Vielleicht war Training nicht alles. Am Ende war Prinz Vegeta vielleicht der stärkste Saiyajins, aber das Universum war groß. Eine Arroganz, die nur auf Kraft beruhte, konnte sich schnell in ein zweischneidiges Schwert wenden und einen selbst verletzen, sobald er auf eine unbekannte, mächtigere Rasse traf.

Der König erkannte damit auch seinen eigenen Fehler: er selbst stand doch ebenfalls unter dem Zwang aufzupassen, dass sein Stolz ihm nicht in die Quere kam und ihn impulsiv handeln ließ.

Der Prinz brauchte mehr als nur Stärke: List und Tücke; Strategiedenken und Wissen; Selbstdisziplin und Weitblick. Er musste seine Männer führen und ihren Fähigkeiten gemäß einsetzen. Er musste nach gegebener Situation vielleicht sogar lächeln und den Kopf neigen, in gespielter Demut.

Diese Fähigkeiten besaß Prinz Vegeta nicht.

Noch nicht.

Aber er würde es lernen.
 

Der König lächelte.

Ein Plan formte sich in seinen Kopf, der ihn beruhigte und einen neuen Weg zeigte.

Er würde den Vater des betreffenden Jungen befördern und ihn einen hohen Posten in seiner Nähe geben. Er war nicht besonders stark, aber wohl recht gebildet; vielleicht eine Position als Kanzler ohne Befehlsgewalt.

Auf diese Weise hatte er Vater und Sohn immer im Blick.

Behalte deine Freunde nah, aber deine Feinde noch näher…

Ein Fehler und Vater und Sohn würden beide dafür bezahlen. Niemand würde den König Vorbehalte machen können, wenn er seine Untergebene für ihr Versagen bestrafte.
 

Da die Mutter des Jungen gestorben war, würde das Baby garantiert die nächsten drei Jahre im Brutkasten verbringen.

Damit hatte er drei Jahre Ausbildungszeit für den Prinzen gewonnen.

Das nächste Tatakai fand in einigen Monaten statt und Prinz Vegeta würde es ohne Probleme dominieren. Die älteren Kinder waren kein Gegner für ihn.

Mit dieser öffentlichen Zuschaustellung seiner Kraft wäre er als Krieger akzeptiert und erhielt das Recht, den Planeten für Missionen zu verlassen.

Dadurch konnte der Prinz neue Erfahrungen sammeln. Das Kennenlernen von andere Alien-Rassen mit unterschiedlichen Eigenschaften würde ihn auf verschiedene Situationen vorbereiten.

Zusätzlich brauchte er Lehrer für eine höhere Bildung; nicht nur fürs Lesen, Schreiben, Rechnen.

Der König überlegte fieberhaft, welche Männer in seinem Gefolge dafür geeignet waren. Notfalls musste er noch einige Lehrer von anderen Planeten anfordern. Aber das sollte kein Problem sein. Diese kenntnisreichen, klugen Männer würden den Prinzen bilden und formen.

Ja, Klugheit und Stärke, in perfekter Kombination.

Prinz Vegeta hatte die Unterstützung des Königs, Essen, Ausrüstung, Lehrer, Ärzte, aber was hatte der Junge?

NICHTS und er würde dafür sorgen, dass es so blieb.

Was nütze ein großes Talent, wenn es brach lag?

Prinz Vegeta würde die nächste Generation anführen; niemand sonst.

Dieser Sayajin namens Broly würden ihnen dienen oder sterben.

Seine Kraft würde im Dienst der königlichen Familie stehen und ihnen nützen.

König Vegeta lachte laut auf.

Sein Plan war genial.

Zuversichtlich drehte sich König Vegeta um und sah zu seinen treuen Leibwächter Nappa hin, der seine Umgebung wachsam im Auge behielt.

Ein Gedanke kam auf.

Krieger oder nicht, als kleines Kind brauchte Prinz Vegeta immer noch einen Begleiter und Aufpasser.

Alleine konnte er ihn nicht wegschicken. Jemand musste ein Auge auf ihn haben; jemand, der stark genug war um ihn Paroli zu bieten. Der erfahren war und loyal.

Wer wäre dafür besser geeigneter als sein stärkster Mittelklasse-Krieger?

Nappa wäre darüber nicht erfreut, aber seine Meinung interessierte den König nicht.
 

Erleichtert sah Nappa, dass sich die Stimmung des Königs deutlich verbessert hatte, obwohl sein Lachen einem Angst einflößen konnte.

Die schlechte Laune hatte vermutlich mit dem Wunder-Kind zu tun, von dem er gehört hatte. Aber König Vegetas entspannte Miene sagte dem erfahrenen Krieger, dass dieser Knabe nicht mehr als Problem angesehen wurde.

Vorfreudig sah Nappa seinen Befehlshaber an.

„Nappa, als mein treuster Krieger, habe ich eine ehrenvolle Aufgabe für dich“ begann er bedeutungsvoll. Sein Lächeln war unheilvoll.

Über Nappas Haut lief ein erwartungsvolles Zittern. Er kniete sich hin, den Befehl abwartend.

„Du wirst ab sofort der neue Begleiter des Kronprinzen sein“ befahl der König. „Sei sein Leibwächter, sein Ratgeber, sein engster Vertrauter. Hab ständig ein Auge auf ihn.“

Es dauerte einige Sekunden, bis Nappa begriff.

Er sollte ein Babysitter werden?

Er sah überrascht hoch.

„Ich soll den kleinen Rotzbengel…äh, den Prinzen begleiten?“ fragte er fassungslos nach.

König Vegetas Grinsen wurde breiter. Er nickte.

„Ihr werdet bestimmt wundervolle Freunde“ prophezeite er spottend.

Nappa fragt sich verzweifelt, welchen Fehler er in letzter Vergangenheit verbrochen hatte.
 

„Also das ist unser neuer kleiner Bruder, Kakarott“ sagte Radditz und starrte nachdenklich auf die mannshohe Brutkapsel, die in einer Ecke des Hauses stand.

In dem eiförmigen durchsichtigen Behälter schwamm in einer hellblauen Flüssigkeit ein Säugling mit schwarzen Haaren und Affenschwanz.

Seine kleine Schwester stand neben ihn und war von diesem Anblick tief beeindruckt.

Fasziniert blickte sie auf den schlafenden Jungen.

Ihr Vater stand mit verschränkten Armen hinter ihnen, während Gine damit beschäftigt war, einen Vorhang anzubringen, damit der Junge einen geschützten, dunklen Bereich im Haus erhielt.

„Er sieht ja nicht gerade schlau aus“ murmelte Radditz; leider zu laut, weshalb er eine Kopfnuss von seinem Vater erhielt.

„Ist er wenigstens stark?“ fragte er und während er sich über die Beule am Kopf strich, nutzte er schnell seinen Scouter.

Das Ergebnis war ein Kampflevel von Zwei.

„Oh Shit…“ sagte Radditz, wieder zu laut und hörbar für alle.

Dafür erhielt er eine weitere Kopfnuss.
 

Bardock rieb sich deprimiert über die Augen.

Ein Kampflevel von Zwei und dass bei seinem letzten Kind.

Er hätte mit der Vasektomie besser warten sollen.

Bulmas schwache Kampfkraft konnte er entschuldigen, da sie ein Mädchen mit blauen Haaren war. Sie war eine außergewöhnliche Saiyajin; da konnte er das schwache Level verzeihen.

Radditz hatte leider Recht: der Kleine sah nicht besonders gewitzt aus und sein Level war kaum vorhanden.

Es wurde nur schlimmer mit seinem Nachwuchs, nicht besser.

Die größte Demütigung war Kakarotts Bettnachbar gewesen, ein Junge mit einem Kampflevel von 10.000 und dabei war sein Vater auch nur ein Unterklasse-Krieger.

Wenigstens hatte sein Sohn dem Bengel zum Heulen gebracht, das war ja wenigstens etwas.

Bardock konzentrierte seinen Blick wieder auf den schlafenden Säugling.
 

Gine sprang vom Hocker und sah stolz auf ihr Werk. Der Vorhang sah gut aus.

Als sie sich zu ihrer Familie umdrehte, fiel ihr Bardocks säuerliche Miene auf.

Angesichts Radditzs Bemerkungen über Kakarotts Kampfkraft, erkannte sie auch den Grund.

Sie wurde wütend.

Bardock schien gerne zu verdrängen, dass es zu seiner Kindheit keine Scouter gegeben hatte.

Ihre Generation hatte einige Jahre Zeit gehabt bevor sie ihre Fähigkeiten in einem Tatakai oder Ähnliches oder Beweis stellen mussten. Aber wegen den blöden Scoutern fingen die Saiyajins schon an, die Säuglinge auszusortieren ohne ihnen eine Chance zur Entwicklung zu geben.

Hätte Bardock zur jetzigen Zeit die Chancen bekommen wie damals?

Wäre seine Kampfkraft außergewöhnlich hoch gewesen?

Gine bezweifelte das. Sie kannte ihren Gefährten schon seit Jahren. Sie hatte miterlebt, wie er in vielen Kämpfen an seine Grenzen gekommen war und sie überwunden hatte.

Er hatte nie aufgegeben, egal was stärkere Krieger zu ihm gesagt hatten und ihnen bewiesen, dass Unterklasse-Krieger nicht schwächer sein mussten als höhere Klassen.

Also sollte er seinen Sohn gefälligst ebenfalls diese Chance geben!

Gine trat zu ihrer Familie und verschränkte wütend die Arme vor der Brust.

„Hör gefälligst auf, ihn so abfällig anzusehen, Bardock“ zischte sie gereizt. „Manche Kinder entwickeln sich schnell, andere langsam. Wir werden unseren Sohn diese Möglichkeit geben. Wenn du so sehr auf Stärke bedacht bist, dann geh doch auf einen Planeten mit ständigen Vollmond und lebe dort als Ozaru, du blöder Riesenaffe.“

Bardock zuckte zusammen bei ihren Vorwurf und die Kinder drehten vorsichtig ihre Köpfe zu ihren Eltern um. Gines ungewöhnlicher böser Blick und ihre wütende Stimme ließen nichts Gutes erwarten.

„Gine, ich habe doch nichts gesagt“ rechtfertigte er sich.

„Aber gedacht; das habe ich dir angesehen.“

„Äh, naja, du musst doch zugeben, eine so niedrige Kampfkraft…“ Bardocks Einwand verstummte angesichts Gine wütender Blick.

„Als ob du bei deiner Geburt besser gewesen wärst“ warf sie ihm vor.

„Woher soll ich das wissen? Bei meiner Geburt gab es doch noch keine…“

„EBEN!“ unterbrach sie ihm. „Das ist der Punkt und deine Eltern haben dich auch nicht im Wald oder auf einen einsamen Planeten ausgesetzt.“

„Gine, beruhige dich, ich will ihn doch nicht aussetzen. Wie kommst du…“

„Dass wir ein weiters Kind haben, sollte ein freudiges Ereignis sein und du machst es kaputt“ unterbrach sie ihn ein weiteres Mal und langsam füllten Tränen ihre Augen. „Mein Körper schmerzt von der Geburt, in meinen Brüsten sammelt sich Milch und drückt unangenehm und ich darf mein Baby nicht in den Arm nehmen. Stattdessen schwimmt es in dieser blauen Brühe und du… du freust dich nicht.“

Sie schniefte und wischte sich die Tränen ab, die an ihren Wangen herabrollten.

Ihre Familie sah sie besorgt an. Bardock war wie erstarrt und wusste nicht, was er tun sollte.

Gien fing an, sich ihres unkontrollierten Gefühlsausbruchs zu schämen und dass sie vor ihren Kindern anfing zu weinen. Die Tränen wollten aber nicht aufhören. Sie drehte sich um und lief aus dem Haus.

Radditz und Bulma sahen ihren immer noch geschockten Vater strafend an.

Was fiel diesem ungehobelten Klotz ein, ihrer Mutter so zu verletzen?!

„Papa“ begann Bulma langsam und sah ihren bestürzten Vater drohend an. „du solltest dich sofort bei Mama entschuldigen.“

„Ja, aber; wieso…“ stammelte Bardock. Er kapierte nicht, welcher Wirbelsturm gerade hereingebrochen war und seine Gefährtin in ein Häuflein Elend verwandelt hatte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sie zum letzten Mal weinend gesehen hatte.

„Wenn du ihr nicht sofort folgst, habe ich dich nicht mehr lieb“ drohte seine Tochter, weil ihr Vater sich immer noch nicht bewegte.

„Und Mutter wird dir nichts mehr zum Essen machen und du darfst draußen schlafen“ fügte sein Sohn hinzu.

„Kleine Kinder sollten sich nicht in Dinge einmischen, von denen sie keine Ahnung haben“ knurrte Bardock, fing aber endlich an, sich zu bewegen und eilte nach draußen.
 

Die Kinder drehten beruhigt ihren Kopf wieder zu ihrem schlafenden Bruder.

„Ehrlich gesagt, ich bin enttäuscht. Ich dachte, ich bekäme einen Bruder, gegen den ich kämpfen kann“ sagte Radditz seine Meinung geradeheraus. Er sah zu seiner schweigsamen Schwester hin und wartete auf ihre Antwort.

Sie wollte es nicht laut sagen, aber sie war auch enttäuscht.

Nicht wegen seiner Schwäche, sondern weil Kakarott schwarze Haare hatte.

Es hatte sogar die gleiche zerstrubbelte Form wie die von Vater.

Sie rieb nachdenklich eine Strähne ihres blauen Haars zwischen den Fingern.

„Seine Haare sind schwarz. Warum bin ich die einzige in der Familie, die blaue Haare hat?“ fragte sie ihren Bruder.

Der zuckte ratlos mit den Schultern.

„Du bist auch die einzige, die blaue Augen hat“ fügte er ehrlich hinzu. „Ich habe bislang keinen Saiyajn mit der Farbe gesehen.“

Ein Umstand, der Bulma nicht tröstete.

Radditz verschränkte seine Arme hinter seinen Kopf und drehte sich gelangweilt ab.

„Ist doch egal“ sagte er. „Wenn Kakarott geschlüpft ist, kannst du ja mit ihm spielen. Es gibt endlich jemand in der Familie, der sogar schwächer ist als du.“

Bulma horchte auf.

So hatte sie es noch nicht gesehen.

„Wann kommt er denn raus?“ fragte sie neugierig.

Wieder zuckte Radditz mit den Schultern.

„Vielleicht in sechs Monaten, vielleicht in einem Jahr. Da sind sich unsere Eltern noch nicht sicher. Wahrscheinlich wollen sie erst wissen ob du ein guter Babysitter bist. Schließlich bist gerade mal drei Jahre alt.“

„Mama sagt, ich wäre sehr reif für mein Alter. Außerdem werde ich bald vier“ erwiderte Bulma. „Und du bist erst sieben, also spiel dich nicht so auf.“

Radditz lächelte spöttisch.

„Egal, solange der kleine Schwächling kein anständiges Powerlevel erreicht, interessiert er mich nicht. Du kannst dich um ihn kümmern. Er wird dir bei der Schwäche ja keinen Ärger machen. Du brauchst mich dann ja nicht“ sagte er mit einem Blick auf seinen Scouter. „Da habe ich Besseres zu tun.“

Der Scouter zeigte für Bulma einen Wert von 95 an. Normalerweise waren Kinder ihres Alters mindestens doppelt so stark.

Damit war für Radditz das Thema abgeschlossen und er verließ die Hütte.

Bulma konzentrierte ihren Blick wieder auf ihren kleinen Bruder.

Sie hatte jetzt einen großen und einen kleinen Bruder. Dass Kakarott so schwach war, fing ihr an zu gefallen. Radditz hatte sich immer beschwert, weil sie zu langsam für ihn war.

Aber für Kakarott wäre sie die große, starke, schlaue Schwester.

„Mein kleiner Bruder…“ flüsterte sie und lächelte.

Die Bedeutung von Nahrung

Vier Monate nach Kakarotts Geburt…

Die Sonne ging allmählich unter und Gine war von der Arbeit zurückgekehrt. Bardock war zurzeit wieder auf Mission; ein kleiner Planet sollte mit Hilfe der Saiyajin bewohnbar gemacht werden.

Gine stand am Herd und schnitt das runde, große Stück Fleisch in dünnere Scheiben zurecht, die sie anschließend auf das heiße Eisengitter ihres Grills legte.

Bulma und Radditz spielten auf den Boden mit bunten, runden Steinen und versuchten, sie in einen kleinen, auf die Seite gelegten Becher zu schießen. Bulma war zwar geschickter, aber Radditzs Schüsse hatten mehr Kraft, weshalb er in Führung lag. Ihre Finger schmerzten und sie konnte nicht mehr so stark schnippen wie sie wollte. Radditz triumphierte und bekam seine Steine als erstes in den Becher.

„Okay, Kinder, Essen ist gleich fertig“ rief Gine mit einem Blick auf die gebräunten Steaks. „Tisch decken, Hände waschen und hinsetzen.“

Die Kinder taten wie befohlen und Gine tischte das gegrillte Fleisch sowie das gekochte Wurzelgemüse auf.

„Mama, wann kommt Kakarott aus seiner Kapsel?“ fragte Bulma ungeduldig. „Ich will mit ihm spielen.“

„Was ist mit mir?“ fragte Radditz beleidigt.

„Du hast doch kaum Zeit für mich. Ständig bist du unterwegs. Nur abends bist du da“ beschwerte sich seine Schwester.

„Ich will ja auch nicht die ganze Zeit bei dir sein“ erwiderte ihr Bruder trotzig. „Das ist langweilig.“

„Etwas Zeit müssen wir ihm noch geben. Aber du hast Recht. Ich möchte Kakarott auch gerne auf den Arm nehmen. Er ist so süß“ schwärmte Gine mit einem Blick auf ihren schlafenden, jüngsten Sohn.

Die Kinder fingen an zu essen. Mit Stirnrunzeln sah Gine dabei zu, wie Bulma ihr Steak an Radditz weiter reichte und er ihr dafür sein Gemüse gab.

„Radditz, hör auf, Bulma das Fleisch weg zu essen. Iss dein Gemüse“ befahl sie.

„Ich esse es ihr nicht weg. Wir tauschen. Bulma mag das Gemüse eh lieber“ rechtfertigte sich der Junge.

Bulma nickte zustimmend. „Das Fleisch ist hart. Gemüse ist besser“ sagte sie kurzangebunden.

„Du meinst „zäh“? Hast du Probleme beim Kauen? Tun dir die Zähne weh?“ sorgte sich Gine.

Bulma schüttelte den Kopf. „Ich mag das Fleisch nicht so. Je mehr ich kaue, desto mehr füllt es den Mund und ich kann es nicht schlucken. Vogel und Fisch ist besser“ versuchte sie zu erklären. Sie wollte nicht die Kochkunst ihrer Mutter kritisieren, aber die Steaks, die es oft gab, schmeckten ihr einfach nicht; zu zäh und trocken. Das weiße, zarte Fleisch von Vögeln und Fischen, dass schnell durchgebraten und nicht so trocken war und auf der Zunge zerfiel, war ihr lieber. Deshalb tauschte sie ihre Steaks bei Radditz ein; der freute sich mehr darüber und sie bekam sein Gemüse und war damit auch satt.

„Aber das Gemüse ist sehr lecker“ versuchte sie ihre Mutter zu beruhigen.

Gine war nicht beruhigt.

Saiyajins waren Omnivoren, aber besonders rotes Fleisch und süße Früchte mochten sie am liebsten: Nahrung mit vielen Proteinen und Kohlenhydraten.

Ihr Magen und Immunsystem war abgehärtet und der Stoffwechsel hoch, so dass sie hohe Mengen an Nahrung benötigten und auch gut verwerten konnten. Ihr starker Kiefer und die gesunden Zähne zermalmten die Nahrung, egal in welchem Zustand.

Bardock und Radditz bevorzugten ihre Steaks halbroh mit blutigem Kern, während Gine sie für sich und ihre Tochter gut durchbriet, damit es bekömmlicher war.

Gine erinnerte sich an Bulmas Essensverhalten in den letzten Monaten und ihr fiel auf, dass Bulma weiches Essen bevorzugt hatte.

Sie überlegte. Angesichts Bulmas Auffassungsgabe, ihrer kulinarischen Vorlieben und weil Gine plante, ihren jüngsten Sohn in ein paar Monaten aus der Kapsel zu nehmen, war es die rechte Zeit, ihrer Tochter das Kochen beizubringen. Sie lernte schnell und war verantwortungsvoll und würde nicht mit dem Messer und Feuer unvorsichtig spielen, sondern es richtig einsetzen.

Dann konnte Bulma den Brei für Kakarott vorbereiten und vielleicht für ihren älteren Bruder bereits am Mittag ein ordentliches Essen zubereiten. Damit das Fleisch weicher und zarter wurde, musste es längere Zeit bei niedriger Temperatur kochen und dafür hatte Gine am Ende des Tages selten Lust und Zeit.

Saiyajins liebten es zu essen, aber der Umstand des Kochens fanden die meisten nur lästig. Die königliche Familie war wohl die Einzige, die Ansprüche an ihr Essen stellten. Diese hatten aber ihre eigenen Bediensteten, die sich den ganzen Tag mit dem Kochen beschäftigen durften. Das gemeine Volk war ungeduldiger und bevorzugte eine schnelle Gar- und Grillmethode. Durch das Grillen bei hoher Temperatur wurden mittels Abtötens der möglichen Krankheitserreger das Fleisch bekömmlicher, aber auch zäher.

Radditz weigerte sich, kochen zu lernen. Für ihn war das Frauenarbeit. Gine freute sich auf den Tag, wenn ein hungriger, einsamer Radditz lernen musste, für sich selbst zu sorgen. Wahrscheinlich würde er etwas jagen und das Fleisch roh essen. Hoffentlich bekäme er eine Lebensmittelvergiftung; das würde ihm etwas Respekt vor der Arbeit seiner Mutter einflößen.

„Bulma, ab morgen bringe ich dir das Kochen und Ausnehmen bei. Dann kannst du mir mehr im Haushalt helfen und für deine Brüder kochen“ erklärte Gine ihrer Tochter.

Radditz Gesicht hellte sich auf. „Dann kann Bulma zur Mittagszeit kochen, wenn du noch weg bist?“ fragte er erfreut. Gine nickte und wandte sich ihrer noch kritischen Tochter wieder zu.

„Du dürftest dann jeden Tag entscheiden, was auf den Tisch kommt“ lockte Gine ihre Tochter.

„Und Radditz muss dann für mich die Sachen aus dem Wald holen?“ fragte Bulma und lächelte bei den Gedanken, ihren großen Bruder herumzukommandieren.

Gine nickte. „Wir werden uns darum kümmern, dass du alles hast, damit du nach deiner Vorstellung kochen kannst“ bekräftigte sie.

Radditz kniff misstrauisch die Augen zusammen.

„Moment, soll das heißen, es wird nachher nur noch Gemüse geben?“ fragte er ängstlich.

„Wenn es Bulmas Entscheidung ist, ja. Aber am Abend koche ich dann ja wieder“ beruhigte seine Mutter und Bulma lächelte.

Selber am Herd stehen hörte sich spannend an. Sie konnte dann kochen, was ihr am meisten schmeckte und sie durfte Mutters Töpfe und wertvolle Messer benutzen.
 

In den Wochen darauf brachte Gine ihrer Tochter den Umgang mit den Kochmessern bei.

Sie hatte verschiedene, scharfe Messer im Haus, die für die Kinder eigentlich tabu waren.

Bulma durfte zum ersten Mal eines ihrer kostbaren, scharfen Messer benutzen, auch wenn es anfangs nur das Obst- und Gemüsemesser war.

Bardock und Gine hatten ihre Kinder schon früh das Erkennen von essbaren Pflanzen beigebracht und die Kinder hatten durch das tägliche Spielen und Sammeln im Wald diese Kenntnisse vertieft. Aber der Prozess des Ausnehmens von getöteten Tieren hatte bislang immer Gine übernommen.

Am Anfang fühlte Bulma Angst und Ekel.

Der Geruch von frischem Blut und die toten Augen der Beute erinnerten sie manchmal unangenehm an den Vorfall mit dem Scrofa, von dem sie einst gejagt wurde. Der Hauch des Todes war ungewohnt für sie. Aber geduldig und behutsam erklärte ihr Gine jeden Vorgang und nahm Bulma die Angst. Sie zeigte ihr, wie man die Haut abzog, die Federn der Vögel und die Schuppen der Fische entfernte, die Gedärme entnahm und das Fleisch und Knochen zerteilte und welches Messer je nachdem dafür das Richtige war.

Je öfter Bulma ihr dabei zusah und half, desto weniger Ekel verspürte sie; bis sie das kalte Fleisch nicht mehr mit dem lebenden Tier in Einklang brachte. Trotzdem bevorzugte sie das Sammeln und Zubereiten von Obst, Gemüse, Pilze und Kräuter. Dafür musste niemand sterben und es floss kein Blut.

Besonders wichtig war ihr eine Zubereitungsmethode zu finden, bei der das Fleisch weich und zart wurde und nicht mehr so tierisch stank. Da Radditz sich lauthals beschwerte, wenn es zu wenig Fleisch auf den Tisch gab, musste sie es trotzdem kochen.

Die kostbaren Metalltöpfe, die Bardock von seiner Reise mitgebracht hatten, waren daher ihr bevorzugtes Kochutensil. Diese Töpfe bestanden aus einem besseren Metalllegierung, nahmen die Hitze besser auf und hielten das Essen länger warm, ohne den Geschmack zu beeinflussen. Je länger sie das Fleisch bei schwacher Hitze darin schmorte, desto zarter wurde es. Kräuter, Gewürze und wildes Gemüse halfen ihr dabei, den Geschmack und Geruch ansprechend zu ändern.
 

Bulma bekam die Idee, die oft benötigten Kräuter selber anzubauen, anstatt sie mühsam im Wald zu suchen.

Sie sammelte Blüten mitsamt den Samen ein oder buddelte sie mit ihren Wurzeln aus, um sie hinter dem Haus, in einer geschützten, sonnigen Ecke anzupflanzen. Einige Kräuter fingen an auszuschlagen, andere gingen ein.

Warum einige Pflanzen besser wuchsen als andere, verstand sie nach der Untersuchung der verdorrten Überreste: sie vertrugen keine Sonne oder sie hatten zu wenig Wasser erhalten. Also pflanzte sie weitere Setzlinge im Schatten der Hütte und der Felsen, in der feuchteren Erde am Badeteich und am Rand des Waldes, wo sie schon bald ausschlugen.

Weil diese Versuche so gut klappten, sammelte sie auch die Samen der Früchte und pflanze sie ein.

Zufrieden sah sie auf die ersten Triebe; bemerkte aber, dass sie noch sehr viel Zeit zum Wachsen benötigen würden. Wenn es aber soweit war, könnte sie entspannter die Kräuter, Früchte und Beeren einsammeln und musste nicht mehr mit den wilden Tieren des Waldes konkurrieren.

Bulma wusste nicht, dass sie die ersten Schritte der Landwirtschaft befolgte und welche Symbolik es für ihre Rasse hatte.
 

Die Saiyajins waren ein Volk, dessen Überlebenstriebe so überzeugend waren, dass sie andere Lebensaufgaben in den Schatten stellten

Ihre Hauptziele im Leben waren das Essen, Schlafen, Kämpfen wie Jagen und das Verbreiten ihrer Gene. Daraus bestand der Sinn eines Saiyajins: dem Befolgen eines Urinstinktes eines jeden Lebewesens, aber in verstärkter Form.

Der gewünschte Tod sollte in einem glorreichen Kampf stattfinden und nicht aus Altersschwäche geschehen.

Natürlich gab es individuelle Unterschiede: es gab Charaktere, die sich nicht von ihrem Urinstinkt leiten ließen, sondern neue Wege gingen. Aber waren sie nicht vorsichtig, wurden sie schnell als Außenseiter ausgestoßen. Der Konsens des Volkes war es, dass der individuelle Charakter sich dem Wohl des Volkes unterzustellen zu hatte. Eigenmächtige Entscheidungen wurden daher nicht gerne gesehen. Der Gruppenzwang und die hierarchischen Strukturen beherrschten das Denken der Saiyajins.

Eine höhere Ordnung als den König gab es für sie nicht. Es gab keinen Gott und man glaubte nicht an die Kraft der Ahnen. Der Tod war das endgültige Ende; danach zerfiel der Körper zu Staub und dem Krieger wurde kein anderes Denkmal gesetzt, als dass seine Nachkommen Geschichten über ihn erzählten.

Der tierische Instinkt des Ozarus beherrschte sie selbst in ihrer humanoiden Form.

Kunst und Kultur waren im Vergleich zu anderen Rassen nur archaisch und rudimentär: von ihrer Rasse waren keine Gedichte, Skulpturen, komplizierte Malereien oder andere Kunstwerke zu erwarten.

Die meiste Zeit drehten sich die Gedanken ums Essen.

Nahrung bedeutete Energie, um weiter kämpfen zu können. Kampf bedeutete Leben.

Nur durch den Kampf durchfloss sie das Gefühl, wahrhaftig am Leben zu sein und das Leben mitsamt seinem Schmerz und seiner Freude zu spüren.

Um Nahrung zu erhalten, musste gejagt, getötet und bei einem schlechten Angebot von Beute auch gesammelt werden.

Obwohl der Planet Vegeta einige fruchtbaren Ecken besaß, gab es keine gezielte Landwirtschaft.

Die Saiyajins sahen diese Methode als unwürdig für ein Volk von Krieger an. Im Dreck zu wühlen erinnerte sie an ihre unrühmliche Vergangenheit, als sie noch in Höhlen gewohnt und sich mit den Fellen ihrer Beute bekleidet hatten.

Sklaven für die Bebauung zu nutzen, wurde aber ebenfalls abgelehnt. Die stolzen Krieger befürchteten den Verrat derjenigen, die ihre Eroberungszüge überlebt hatten. Ihre eigene Geschichte, bei der sie ihre Heimat erobert hatten, hatte sie gelehrt, die Rache von Überlebenden zu vermuten. Wären sie an deren Stelle, würden sie sich schließlich auch nicht ergeben, sondern auf den richtigen Moment für einen Rückschlag warten.

Also warum den Verrat riskieren, der garantiert kommen würde?

Darum wurden Rassen immer komplett vernichtet oder auf andere Planeten verkauft.

Fremden Rassen war der Zugang zu Planet Vegeta zum Schutz der eigenen Bevölkerung nicht erlaubt.

E gab niemanden, von dem die Saiyajins die Pflege und Anbau des Bodens lernen wollten. Um ihre eigenen Ressourcen zu sparen, tauschten sie die eroberten Reichtümer hauptsächlich gegen Lebensmittel von anderen Planeten ein, die dank ihrer landwirtschaftlichen Pflege eine bessere Qualität aufwiesen als das wild wachsende Obst und Gemüse der Saiyajins.

Die kostbarsten, wohlschmeckendsten Lebensmittel wurden für das Königshaus und die Elitekrieger abgezweigt. Die restlichen Nahrungsmittel wurden von den Zubereitung-Einheiten aufgeteilt und an die Bewohner abgegeben; die Menge entschied sich nach ihrer Stellung in der Hierarchie-Ordnung.
 

Durch das tägliche Üben mit ihrer Mutter und dem eigenständigen, ungehemmten Kochversuchen, dessen Ergebnisse der genügsame Radditz immer aufaß, wurde Bulma in die Geheimnisse der Küche eingeführt.

Aus Neugier experimentierte sie öfters mit den Lebensmitteln, als ihre Mutter es aus Sparsamkeit und Gewohnheit tat und suchte nach neuen Geschmacksrichtungen. Sie fügte oder ließ bestimmte Zutaten weg, schnitt sie entweder sehr klein oder grob, probierte verschiedene Temperaturen und Schnitttechniken aus.

Egal wie die Ergebnisse ausfielen, der ständig hungrige Radditz verschlang es und gab dazu seine kritische Meinung ab.

Die Geschwister fingen wieder an, gemeinsam im Wald zu wandern, auf der Suche nach neuen Ideen und Beute.
 

Radditz hatte immer noch die Worte seines Vaters im Ohr: Wenn er jedes Tier im Wald eigenständig erlegen konnte, durfte er am Tatakai teilnehmen.

Dann bekäme er eine Rüstung wie die Erwachsenen und dürfte danach in seinen ersten großen Krieg ziehen. Sein Ziel war es, eine hohe Position unter den Unterklasse-Krieger einzunehmen. Vielleicht, eines Tages, wäre er sogar so stark wie ein Mittelklasse-Krieger.

Er wusste, dass sein Vater, obwohl ebenfalls als Unterklasse-Krieger eingeordnet, eine dafür ungewöhnlich hohe Kraft besaß, die er sich durch seine Kämpfe, seine Hartnäckigkeit und durch fleißiges Training erworben hatte.

Bardock war sein Vorbild. Ihn wollte er übertreffen.

Seitdem er seine Schwester vor dem Scrofa gerettet hatte, war er durch sein Training, der hohen Schwerkraft und dem spielerischen Kämpfen mit seinen Freunden stärker geworden. Er konnte seinen Energiestrahl besser steuern und wirksamer abfeuern.

Aber die Scrofas waren nicht die stärksten Tiere im Wald: es gab noch Größere, Stärkere, aber auch Kleinere, Scheue und gefährlich Giftige.

Neben den Landbewohnern und Vögel des Waldes, existierten noch die Bewohner eines großen Süßwassersees, von den einige scharfe Zähne hatten. Sie hatte Bardock mit zu der Aufgabe gezählt.

Bardocks Aufgabe war nicht so leicht zu erfüllen, wie sie sich anfangs angehört hatte. Radditz würde fürs Jagen der Beute nicht nur bloße Kraft brauchen, sondern auch Geschicklichkeit und Geduld: eine schwere Erkenntnis für den Jungen.

Bulmas Küche profitierte von Radditz Jagdversuchen. Selbst wenn er alleine loszog und keinen Erfolg hatte, brachte er wenigstens ein paar Früchte oder ihre Lieblings-Fische mit; kleine silbrig glänzende Fisch mit rosa Bauch und weißem Fleisch.
 

Bulmas Kochversuche und ihre Experimentierfreude sollten sich drei Monate später als sehr nützlich für ihre Familie erweisen…
 

Gine war mit drei weiteren Saiyajin- Frauen beschäftigt, ein totes Phantus, eins der größten Landbewohner des Planteten zu zerlegen, als sie von draußen lautes Gebrüll hörten.

Eine dieser Stimmen hörte sich erstaunlich nach Bardock an.

Sie entschuldigte sich bei ihren Kolleginnen und rannte nach draußen, um sich den Ursprung des Lärms anzusehen.

Wie sie es sich gedacht hatte, stand Bardock draußen vor der Halle und bellte Befehle.

Weitere Unterklasse-Krieger waren damit beschäftigt, große, undurchsichtigen Kisten vorsichtig von einem Transport-Gleiter abzuladen.

„Borgos, hör gefälligst auf zu fressen und mach deine Arbeit. Geh und hilf Panbukin“ rief Bardock ungeduldig und half seinen Kameraden Toma, die letzte Kiste abzuladen.

Der angesprochene Krieger stopfte sich schnell sein Trockenfleisch in den Mund und erledigte grummelnd seine Arbeit.

„Bardock, du bist zurück? Was machst du hier?“ rief Gine und eilte auf ihren Gefährten zu.

In der Öffentlichkeit war die Zurschaustellung von Zärtlichkeiten verpönt und Gine wusste, dass ihr Gefährten sich gerade vor seinen Kameraden genieren würde; darum unterließ sie ihre sonst herzliche Begrüßung und blieb vor ihm stehen. Sie winkte den Kameraden ihres Mannes zu.

Bardock zeigte auf die verschlossenen Kisten.

„Wir sind doch gerade auf diesen Sumpfplaneten Moors, um ihn für so ein Alien-Volk bewohnbar zu machen. Der Planet besteht größtenteils aus sumpfigem Wasser und Mangroven und wir sind damit beschäftigt, die Bäume zu fällen und die Tiere zu töten. Eines davon ist hier drin“ erklärte er.

Toma, sein ältester Freund, ein großer Saiyajin mit kurzem Zopf und kantigen Gesichtszügen, trat näher.

„Da drin sind die gefährlichsten Biester des Planeten. Zwei Männer hat es bereits erwischt, weil sie unvorsichtig waren“ erzählte er und bückte sich, um eine der Kisten zu öffnen.

Das erste, was Gine sah, war eine Menge schleimig-graues Wasser.

Toma griff mit beiden Händen hinein und holte das tote Wesen hinaus.

Gine schrie auf. Ihre Haare standen bei seinem Anblick zu Berge.

Es schien sich nur um ein Stück, nicht um das komplette Tier zu handeln. In Wirklichkeit musste dieses Tier meterlang sein; zu groß und lang für die Kisten.

Sein Körper war rund geformt und so dick, dass ein Mann es kaum mit seinen Armen umfassen konnte; die Haut schuppig-glatt, grau und mit Schleim bedeckt.

Ein glitschiges, fischiges Wesen, ähnlich den kleinen Aalen, die es auf ihren Planeten auch gab.

Aber ausgehend von seinem Kopf…

„Diese Dinger müssen ja riesig sein“ flüsterte sie erschrocken.

Die Männer nickten.

„Sie verstecken sich im Wasser und warten auf ihre Beute. Entweder ziehen sie sie nach unten ins Wasser und ertränken sie oder sie reißen große Wunden auf. Der Geruch von Blut zieht dann weitere von ihnen an. Die glitschige, nasse Haut macht es schwierig, sie anzugreifen“ erklärte Toma und drehte den Kopf, so dass Gine sein rundes Maul sehen konnte.

In seinem roten Maul waren mehrere Reihen von spitzen Zähnen, kreisförmig angeordnet, sichtbar.

Gine zuckte angewidert zusammen. Dieser Kopf, dieser Schleim und sein Geruch…so stinkig, fischig-faulig, wie schmutziges, abgestandenes Wasser.

„Das ist ja widerlich“ schimpfte sie. „So was bringt ihr hierher?“

„Nur die toten. Lebend wollen wir sie hier auch nicht haben“ sagte Toma grinsend.

„Und wieso bringt ihr es zu uns? Moment, das kann doch nicht euer Ernst sein?! Wir sollen DAS DA kochen?“

„Falls das überhaupt möglich ist“ meinte Bardock. „Wir haben versucht, sie selbst zuzubereiten, aber diese Dinger sind so schleimig; selbst gegrillt unter hohen Temperaturen wurde es nicht besser. Der König findet, dass wir aber die Möglichkeit nutzen sollten. Giftig sind sie ja nicht. Wenn wir eh schon die Dinger töten müssen, könnten wir vielleicht auch gleichzeitig was zum Essen haben. Ihr von der Zubereitungs-Einheit sollt dafür einen Weg finden.“

Nichts fürchteten Saiyajins mehr als eine Hungersnot und die Verschwendung von Essbaren wurde als Sakrileg angesehen. Wenn man also für das Töten einer Art angeheuert wurde, sah man zu, dass deren Tod nicht allzu sinnlos war.

Gines Einheit hatte deswegen auch die seltene Pflicht, neuartige, mögliche Lebensmittel zu testen.

„Ist es denn wirklich möglich, diese Dinger zuzubereiten? Gibt es eine Methode auf ihren Heimat-Planeten?“ fragte Gine zweifelnd und strich vorsichtig über das tote Fleisch. Ihre Finger waren sofort mit einem glibbrigen Schleim bedeckt. Angeekelt wischte sie sich ihre Finger an ihrem Rock ab.

„Der Planet wird nicht von intelligenten Lebewesen bewohnt. Die neuen Bewohner wollen die Dinger ausgerottet haben, weil sie sie fürchten. Wie, auf welche Weise, ist ihnen egal“ erzählte Toma.

Drei Saiyajins, die zu Bardocks engsten Kampfgefährten gehörten, kamen näher.

Selypa, eine der wenigen kämpfenden Frauen, hatte kurze Haare und immer ein spöttisches Lächeln auf den Lippen.

Dann gab es noch Panbukin, ein stämmiger, kleiner Krieger mit dünnem Bart und Borgos, ein stiller, großer Mann, der ständig am Kauen war. Alle trugen die Rüstung der Krieger und einen Scouter.

„Gine, was macht dein Jüngster“ fragte Selypa interessiert. „Bardock hat uns nicht viel über ihn erzählt.“

„Liegt daran, dass der Kleine ja auch noch immer in der Kapsel ist“ knurrte Bardock. „Oder hast du ihn schon rausgenommen?“ fragte er erschrocken seine Gefährtin.

„Wie hoch war noch mal seine Kampfkraft? Zwei?“ fragte Panbukin höhnisch.

„Wie viele Kinder hast du noch mal? Null?“ entgegnete Bardock trocken.

„Gibt es überhaupt eine Frau, die mit dir Kinder will?“ gab Selypa ihren Senf dazu.

Die beiden Krieger lächelten spöttisch bei Panbukins Geknurre und verletzten Stolz.

„Kakarott ist noch in der Kapsel; deswegen kann ich dir noch nicht viel über ihn sagen“ wechselte Gine das Thema, bevor noch ein Streit ausbrach. „Bardock hat mir eure Beute gezeigt.“

„Ja, wir nennen sie Schleimaale. Der Name ist Programm“ erzählte Selypa. Mit missmutiger Miene sah sie auf den toten Leib. „Ich glaube ja nicht, dass man daraus etwas machen kann. Aber das ist ja jetzt deine Aufgabe. Unser Team darf sich wieder für drei Tage ausruhen, bevor wir wieder losfliegen müssen. Bis der Planet fertig ist, dürften noch mal sechs Monate vergehen. Leider hat er keinen Mond“ fuhr sie fort.

„Bardock, wir gehen jetzt los und essen und trinken was. Willst du auch mit oder bleibst du bei deinen Weibchen?“ fragte Toma.

Bardock sah Gine fragend an, aber sie schüttelte den Kopf.

„Ich werde mich mit den anderen meines Teams beraten, was wir mit den Schleimaalen machen können. Du kannst erst mal losziehen. Hol mich doch am Abend ab; dann können wir gemeinsam nach Hause gehen“ schickte sie ihren Gefährten los.
 

Die nächsten Tage verbrachten Gine und ihr Team mit den Versuchen, die Schleimaale essbar und auch schmackhaft zuzubereiten: erfolglos.

Langsam wuchs der Druck des Königs. Er wollte Ergebnisse sehen und Versagen war für ihn kein akzeptables Ergebnis.

Der zu erobernde Planet besaß nicht viele Rohstoffe. Das Holz wollte der Auftraggeber behalten. Die Sayajins durften nur die Überreste der Lebewesen mitnehmen. Um ihren Profit zu steigern, war es deswegen wichtig, dass Gines Team Erfolg hatte. Es war eine seltene Möglichkeit für sie zu glänzen und ihrem Volk einen großen Nutzen zu bringen.

Gine hatte eine Kiste mit den Überresten mitgenommen, um sie zu Hause weiter zu untersuchen.

Radditz hatte einen neugierigen Blick reingeworfen und gleich klargestellt, dass er davon niemals etwas essen würde. Auch Bulma hatte sich davor geekelt und sich geweigert, es anzufassen. Bardocks Ruhepause war vorbei und er musste wieder los. In diesem Fall war er aber auch keine Hilfe.

Müde und mutlos saß Gine am Esstisch; ihren Kopf auf der Steinplatte des Tisches gelegt. Sie hatte keinen Plan mehr, was sie damit noch machen könnte. Wenn man nur irgendwie diesen Schleim entfernen könnte…das Fleisch selbst könnte schmackhaft sein; ähnlich wie bei normalen Aalen und Fischen.

„Dieser Geruch…dieser Schleim…wie werde ich ihn los?“ murmelte sie verzagt und massierte sich die Schläfen.

Bulma sah versteckt hinter dem Vorhang, wie ihre erschöpfte Mutter am Tisch saß.

So hatte sie ihre Mutter noch nie erlebt. Diese ungewohnte Mattigkeit ihrer sonst so fröhlichen Mutter machten ihr Angst.

Wie konnte sie ihr helfen?

Sie schlich sich zu ihrer Sammlung von Büchern, die ihr Vater mitgebracht hatte. In letzter Zeit war nichts Neues hinzugekommen, aber dank ihres Studiums konnte sie bei jedem wiederholten Lesen mehr verstehen. Sie suchte nach Zeichnungen und Symbolen, die etwas mit Aalen oder Würmer zu tun hatte. Die Saiyajins wussten nicht, wie man mit den Schleimaalen umging, aber vielleicht jemand von einem anderen Planeten?
 

Am nächsten Tag, als Gine wieder zu ihrer Arbeitsstätte fort war, nahm Bulma ihren Mut zusammen und öffnete vorsichtig die Kiste. Mit angeekelter Miene entnahm sie ein kleines Stück und fing an, zu experimentieren.

Zur Mittagszeit kam Radditz von seiner Runde aus dem Wald wieder; zwei Vögel in braunen Federkleid lagen über seine Schulter.

„Hey, Bulma, ich habe zwei Perdix-Vögel für uns gefangen. Die magst du doch auch so gerne“ strahlte er.

Bulma drehte sich ertappt um. Sie stand am Herd; alle Töpfe waren im Kochraum verteilt und ein merkwürdiger, fischiger Geruch hing in der Luft.

„Radditz, hast du Hunger?“ frage Bulma mit listigem Lächeln.

„Öh, ja. Du hast schon gekocht? Was gibt es denn?“

„Eine Überraschung.“

Bulma füllte eine Schale mit einer dicken Suppe und reichte sie ihrem Bruder.

Sie versuchte, ein unschuldiges Lächeln zu zeigen, während sie seinen Gesichtsausdruck genau im Auge behielt. Der ständige Hunger ihres Bruders war dieses Mal sehr nützlich. Er würde ein gutes Versuchskaninchen abgeben.
 

Die Suppe mit den vielen Gemüse und Kräuter wurde verschlungen. Die gegrillten Stücke, die mit wilden Zwiebeln angerichtet waren, wurden kritisch begutachtet: Für Radditz sah das helle Fleisch mit den roten Adern komisch und irgendwie giftig aus und der Geruch war seltsam scharf, weil sie es mit Meerrettich gewürzt hatte. Dafür aß er von dem Rübenbrei, in dem sie kleine, gebratene Aal- Stückchen versteckt hatte und mit einer braunen Soße, die sie aus dem Konzentrat der Suppe gekocht hatte, verziert hatte.

„Nicht schlecht“ sagte er zum Abschluss. „Das Fleisch war zwar zart, aber bisshafter als Fisch. Es war auch mehr dran. Von welchem Fisch stammt es? Muss ein großer gewesen sein…Pistris?“

„Äh, das willst du nicht wissen“ sagte Bulma rätselhaft, die mit spitzen Fingern und geschlossenen Augen von den gegrillten Stücken probiert hatte.

Das Aussehen war gewöhnungsbedürftig, aber vom Geschmack her musste sie Radditz rechtgeben. Es war zarter als das Fleisch von Landwesen und hatte einen leicht salzigen Geschmack, der gut zu dem Gemüse passte.

Sie lächelte zufrieden.

Wenn ihre Mutter am Abend wieder da wäre, würde sie ihren erfolgreichen Versuch zeigen.

„Doch nicht etwa von Cetes? Das wäre zu groß und zu selten; davon bekommen wir nichts. Das geht immer an die Elite“ versuchte Radditz weiter zu raten.

Bulma zeigte ihrem Bruder ein geheimnisvolles Lächeln.

„Ich will es mal so sagen: Vor einigen Tagen hast du noch geschworen, es niemals zu essen. Heute hast du es getan“ sagte sie und sah freudig auf Radditz ratlose Miene, der verzweifelt versuchte sich zu erinnern.

Dann, plötzlich, durchzuckte es ihn und er stand hastig auf.

Als er die Kiste mit den schleimigen Überresten öffnete und er den niedrigen Stand an Flüssigkeit und Fleisch sah, wusste er Bescheid.

Mit gesträubten Affenschweif und großen Augen drehte er sich langsam zu seiner immer noch grinsenden Schwester um.

„Erraten“ flötete sie selbstzufrieden.
 

Als Gine am Abend heimkam, gab Bulma ihr den Rest der Suppe zu kosten, die sie auf dem Herd warmgehalten hatte. Gine probierte auch das kalt gewordene Fleisch, von dessen Anblick sie sich nicht so ekelte wie die Kinder.

Radditz war ein ständig hungriges Kind und ließ normalerweise keine Reste übrig. Es war das erste Mal seitdem sie ihre Tochter das Kochen beigebracht hatte, dass sie eines ihrer Gerichte kostete.

Sie war beeindruckt davon, wie gut es schmeckte.

Stolz sah sie ihre Tochter an. Die schlaue, geschickte Bulma kam ganz nach ihr.

„Nicht schlecht, der Geschmack“ sagte sie kauend. „Würde bestimmt gut zu Alkohol schmecken. Wie hast du es zubereitet?“

Bulma öffnete eines ihre Bücher und zeigte ihrer Mutter ein Bild, dass dem Schleimaal sehr ähnlich sah. Sie zeigte mit ihrem Finger auf einen Punkt nahe dem Kopf.

„Da ist so ein Pfeil dran mit einer Beschriftung. Ich glaube, es heißt „Drüse“. Das scheint der Grund zu sein, warum diese Aale so schleimig sind“ erklärte sie. „Wenn ich das Buch richtig verstehe, kann man den Schleim zerstören, wenn man die Aale über längere Zeit trocknet. Ich habe zuerst das Fleisch vorsichtig über ein Feuer mit viel Rauch gehalten. Ich habe draußen eine Feuerstelle aufgebaut und dazu ein tiefes Loch gegraben, damit sich viel Rauch über eine Stelle bildet. Fürs Feuer habe ich die Kieferzweige genommen, weil der Rauch würziger und dichter ist. Dann konnte ich die Haut mit dem Messer abziehen. Sie ist so fest, dass man vielleicht Schuhe darauf machen kann oder Taschen. Es fühlt sich an wie Leder. Dass Fleisch habe ich dann gekocht oder weiter gegrillt, bis es sich rot und dann schließlich weiß gefärbt hatte“ erklärte Bulma aufgeregt ihr Verfahren.

Übers Gines Gesicht huschte ein Ausdruck von Erleichterung, Freude und Anerkennung. Sie hob ihre Tochter hoch und drehte sie in der Luft herum; vor Freude jauchzend.

„Das ist der Durchbruch, Bulma. Gut gemacht. Sie werden so beeindruckt sein, wenn ich morgen zeige, was man damit machen kann.“
 

Am Abend brachte Gine den neugierig wartenden Kindern einen Sack voller Geschenke mit. Die anderen Saiyajins waren so beeindruckt von dem Verfahren und dem neuen, überraschend schmackhaften Lebensmittel gewesen, dass sie ihr Früchte, Gewürze, neue Messer und Töpfe und andere Lebensmittel geschenkt hatten, damit sie weiter an neuen Rezepten arbeiten konnte.

Bulmas Idee, die Haut wie Leder zu verarbeiten, sollte auch verfolgt und getestet werden.

Gine konnte nicht sagen, dass ihre unbekannte, totgeglaubte Tochter die Methode gefunden hatte und nahm für sie stellvertretend das Lob und die Anerkennung an.

Gine brachte ihrer Tochter Zeichenmaterial zum Malen und Schreiben mit. Radditz bekam für seine Aufgabe als mutige Tester neue Schuhe und Zubehör, dass ihm beim Jagen und Angeln helfen sollte.

Mit leuchtenden Augen betrachteten die Kinder ihre Geschenke.
 

Die nächsten Tagen verbrachte Radditz damit, seine neue Ausrüstung auszuprobieren. Endlich konnte er den scheuen, kleineren Tieren Fallen stellen. Manche waren zwar nicht essbar, aber sie besaßen ein seidig glattes Fell, dass man gut eintauschen konnte. Mit der neuen Angelrute ging das Fischen ebenfalls leichter.

Bulma half ihrer Mutter beim Testen und Zubereiten für weitere Rezepte. Am besten schmeckte ihnen eine Version, in der sie den Aal räucherten, in kleine Stücke schnitten, in einen Teig wälzten und in Öl frittierten.
 

Ein paar Tage später kam Bardock mit seinem Team wieder zurück und brachte eine weitere Ladung Schleimaale mit. Kaum angekommen, lobten ihn die ersten Saiyajins bereits für seine kluge Gefährtin, die die neue Zubereitung und die tollen Rezepte entwickelt hatte und luden ihn zur Verkostung ein.

Gesättigt und leicht betrunken kam Bardock erst in der Nacht in sein Heim an.

Gine war noch in der Küche am Aufräumen und damit die einzige, die ihn begrüßte.

Still und leise begrüßten sie sich auf ihre übliche Art: mit einer langen Umarmung, einen tiefen Kuss und eine Verdrehung ihrer Saiyajin-schweife.

„Willst du was essen?“ flüsterte Gine.

Bardock schüttelte den Kopf. „Ich bin heute reichlich bewirtet worden. Jeder hat mich zu meiner tollen Köchin beglückwünscht“ erzählte er und lächelte stolz.

Gine grinste.

„Wer hätte gedacht, dass diese ekligen Biester so gut schmecken können. Bulma hat den Trick durchschaut, wie man sie zubereitet. Wohl auch dank der Bücher, die du von den Reisen mitgebracht hast“ freute sie sich.

„Hm, dann hatten wir ja eine gute Idee mit diesen fremden Schriften und dem Lernen. Mit der Aktion der Aale hast du dir bei den Kriegern und beim König eine Menge Respekt verdient. Würde mich nicht wundern, wenn man unsere Essensrationen hochschraubt“ sagte er zufrieden.

Leise unterhielten sie sich und merkten nicht, dass eines der Kinder noch nicht schlief.
 

Beim Geräusch des ankommenden Vaters war Bulma hochgeschreckt und hatte sich hinter den Vorhang versteckt. Zufrieden hatte sie die gute Stimmung zwischen ihren Eltern beobachtet und das Gespräch belauscht.

Wie sie es sich erhofft hatte, war ihre Mutter wieder glücklich und entspannt.

Alles schien gut.

Doch es gab einen Punkt, der Bulma missfiel; der ihr einen eifersüchtigen Stich versetzte.

Wenn sie die Worte ihres Vaters richtig verstanden hatte, glaubte jeder, dass ihre Mutter den entscheidenden Hinweis gegeben hatte.

Was war mit ihrer Anerkennung?

Sie fand es schön, dass die bescheidene Gine, ihre liebevolle Mutter, auch mal im Mittelpunkt stand, aber trotzdem…sie wollte auch Aufmerksamkeit; nicht nur von ihrer Familie.

War es falsch, sich für ihre Idee feiern zu lassen?

Ging das nicht, weil sie ein Kind war?

Ihre Mundwinkel sanken enttäuscht nach unten.

Sie schlich sich wieder ins Bett, dass sie mit Radditz teilte und kuschelte sich auf ihre Seite ein.

Sie war froh, dass die Krise abgewendet war, aber dieser düsteren Schatten der Enttäuschung verschwand nicht aus ihrem Herzen.

Die Sorgen von liebenden Müttern

Nachdem ein Jahr seit Kakarotts Geburt vergangen war, beschloss Gine, dass es an der Zeit war, ihren Jungen endlich aus der Brutkapsel zu nehmen.

Sie sehnte sich danach, ihren Jüngsten zu umarmen und die Zeit erschien richtig.

Bulma war eine schlaue, verantwortungsvolle Vierjährige, die gut kochen konnte. Ihre Kampfkraft war höher als die von Kakarott und ihr älterer Bruder Radditz war auch da.

Bardock befand sich immer noch auf den Planeten Moors, um die letzten Schleimaale zu erledigen, darum konnte er an diesem Tag nicht anwesend sein. Aber ihr Gefährte war eh kein emotionaler Mann, der sich darum scherte. Für ihn war Kakarotts wahre Geburt vor einem Jahr geschehen und der heutige Tag kümmerte ihn nicht groß. Die Geburtstage von Saiyajins wurden sowieso nicht gefeiert, sondern nur gezählt.

Bulma und Radditz waren damit die einzigen Zuschauer, als Gine auf ein paar Knöpfe an der Kapsel drückte. Die Nährflüssigkeit wurde abgelassen und sie konnte die Kapsel öffnen und den Jungen entnehmen. Da er bereits ein Jahr alt war, war er größer und schwerer als bei seiner Geburt. Sein Geruch war noch etwas chemisch angehaucht, aber darunter konnte sie seinen Baby-Geruch erahnen; wie an dem Tag, als sie ihn zum ersten Mal auf den Arm hatte. Sie nahm ihn auf ihre Arme und küsste ihn auf die Stirn.

„Na komm, Kakarott, mach deine Augen auf“ flüsterte sie sanft. Ihre Hand strich durch sein verstrubbeltes Haar und streichelte über seinen Rücken.

Langsam öffneten sich die Augen des bislang schlafenden Jungen.

Erstaunt sah er in die lächelnden Gesichter seiner Familie.

Dann fing auch er an zu lächeln.

Glücklich drückte Gine ihren Sohn an sich.
 

So wundervoll und erfüllend die zweite Geburt von Kakarott war, so nervig und anstrengend sollten sich die nächsten Tage erweisen.

Es schien, als hätte Kakarott durch seinen langen Schlaf zu viel Energie in seinen Körper gespeichert, die er jetzt loswerden wollte. Sein Körper schien von Spannung und Energie zu bersten und wollte sie unbedingt loswerden.

Nach einem Tag hatte der Kleine angefangen, seine Glieder zu testen und zu bewegen. Er krabbelte durchs ganze Haus, wischte mit seinem wild zuckenden Saiyajinschweif alles weg, was sich in seiner Nähe befand und steckte sich jedes Kleinteil, das in seine Finger kam, in den Mund.

Gine, Bulma und Radditz waren pausenlos damit beschäftigt, ihn von dem Balken des Hauses zu fischen und ihm die Steine aus den Fingern zu nehmen, bevor er darauf beißen konnte.

Bekam Kakarott aber nicht seinen Willen, fing er sofort an, laut zu schreien und zu weinen. Sein schrilles Weinen verursachte bei den älteren Anwesenden Kopfschmerzen. Nur das Essen von Brei und getrockneten Früchten beruhigte ihn für eine kurze Weile.

Nach einer Woche hatten Bulma, Gine und Radditz dunkle Augenringe aus Schlafmangel und Erschöpfung.

„Mir reicht’s. Mein Vorschlag: wir lassen Kakarott einfach machen. Wenn er Glück hat, überlebt er. Wenn nicht, können wir wieder schlafen. Soll er doch im Wald aufwachsen“ schlug der genervte Radditz vor.

„Radditz, sprich nicht so über deinen Bruder“ belehrte Gine ihn müde, die erschöpft auf einen Stuhl saß; den Kleinen auf ihren Arm. Kakarott war gerade mit dem Lutschen an einem getrockneten Fruchtstück beschäftigt.

„Können wir ihn nicht wieder in die Kapsel zurück packen?“ fragte Bulma, die entkräftet ihren Kopf auf die Tischplatte gelegt hatte.

„Das geht auch nicht mehr“ erklärte Gine.

„Vielleicht können wir ihn an ein kinderloses Paar abgeben“ schlug Radditz gönnerhaft vor, fügte dann aber nach. „Obwohl…die werden ihn uns einen Tag später wieder zurück geben.“

„Es wird schon besser werden“ beruhigte Gine ihre Kinder. „Hoffe ich…“
 

Eine weitere Woche verging, in der Kakarott die Geduld und Energie seiner Familie prüfte.

Radditz überlegte öfters, den Kleinen als Köder für seine Jagd zu nutzen. Der Gedanke, ihn zu fesseln und als eine Art Angelköder zu nutzen, erschien ihm tröstlich, wenn sein Geschrei wieder zu laut wurde.

Bulmas Geduldfaden war zum Zerreißen gespannt. Sie hatte auf einen Spielkameraden gehofft und musste jetzt einen wild krabbelnden Kind hinter herjagen. Kakarott hatte außerdem eines ihrer

kostbaren Bücher in die Finger bekommen und es aus lauter Lust am Zerstören auseinander gerissen. Gut, dass sie es bereits auswendig kannte, trotzdem war sie sauer.

Gine war sich sicher, dass diese Seite nur von den Genen ihres Gefährten stammen konnte. Sie hatte nie seine Eltern kennen gelernt und wusste daher nicht, wie Bardock als Kind gewesen war. Aber so schlimm wie Kakarott war sie bestimmt nicht gewesen und keines ihrer anderen Kinder.

„Wenn der Kerl endlich wieder hier ist, darf er sich um seinen Sprössling kümmern“ murmelte sie gereizt.
 

Die drei versuchten eine Lösung zu finden.

Gine versuchte es mit Sanftmut; redete beruhigend auf ihren Sohn ein und sang ihm Lieder vor.

Es half ihm manchmal, sich zu beruhigen. Meistens war er aber zu agil und unkonzentriert und hörte nicht auf seine Mutter, weil ihn andere Dinge ablenkten, denen er hinterher krabbelte.

Bulma probierte es mit Essen und Spielen.

Zwar liebte Kakarott süße Früchte, aber nach deren Genuss hatte er zu viel Energie und war nicht mehr zu bändigen. Fütterten sie ihn aber mit einem Brei aus zerkochten und zerstampften Bataten, wurde er satt und träge. Dafür verursachte er aber furchtbar stinkende Windeln.

So etwas übel Riechendes hatte Bulma noch nie in der Nase gehabt und sie war einiges von den Schleimaalen gewöhnt. Gine war die einzige, die sich an ihn ran traute, um ihm die Windeln zu wechseln.

Sie experimentierten mit der Zugabe von grünem Gemüse. Das half zwar etwas, aber nach einer zu hohen Menge wurde Kakarotts Auswurf grün, dünnflüssiger und noch gärender.

Langsam machte sich Gine Sorgen um den Vorrat an Windeln. Waschen half nicht viel; sie brauchte gleich neuen, sauberen Stoff.

Um ihn zu beschäftigen, nähte Bulma aus ihren selbstgefärbten Stoffen kleine Bälle, die ihr Bruder hinterher jagen konnte. Hatte er einen in seinen Fingern, wurde der Ball mit Fingern und Zähnen ungeduldig auseinander gerissen und die Überreste in der Luft verteilt. Aber lieber ihre Stoffe opfern als ihre Bücher.

Raddditz, der Ungeduldige, sah es als Übung an. Was einen nicht umbringt, mach einen stärker.

Nun, dann sollte Kakarotts Training halt früher beginnen.

Er ließ Kakarott oft „zufällig“ am Rand des Waldes spielen und hoffte darauf, dass eines der wilden Tiere ihn schnappte. Aber der Gestank von Kakarotts Windeln hielt sie wohl davon ab.

Er hielt zu seinem kleinen Bruder während der Aufsicht öfters Abstand; ließ ihn selbstständig Bäume erklimmen und am Wasser pantschen und hoffte darauf, dass er nach dem Austoben schnell einschlief.

Dem kleinen Glückspilz passierte nichts. Weder fiel er ins Wasser noch stürzte er ab.

Sein Überlebensinstinkt war stark genug, um ihn brenzlige Gefahren erkennen zu lassen.

Es schien ihm sogar zu gefallen, eigenständig die Umgebung zu entdecken. Besonders gut gefiel ihm Bulmas Kräutergarten, wo er sich durch die Erde buddelte und neugierig an den Pflanzen roch und sie probierte.

Bulma schrie daher öfters ihren älteren Bruder an, weil er seine Aufsicht so vernachlässigte und ihr Garten darunter litt.

Kakarott hatte gute Laune und lachte viel; im Gegensatz zum Rest seiner Familie.

Die Nerven der drei lagen blank.
 

Einen Monat nach Kakarotts zweiter Geburt kam Bardock von seiner Mission wieder. Die Ausrottung der Schleimaale war fast vollendet.

Als er in sein Heim kam, hielt Kakarott zufällig sein Mittagsschläfchen und die drei restlichen Familien-Mitglieder nutzen die Pause, um ihre Energiereserven aufzufüllen. Sie wussten aus Erfahrung, dass Kakarott nach seinem Mittagsmahl und dem Nickerchen wieder voller Energie sein würde.

Erschöpft hatten Bulma und Radditz ihre Köpfe auf der Tischplatte aufgelegt und ihrer Mutter den Liegeplatz am Fenster überlassen.

Beim Geräusch des heimkommenden Vaters öffneten sich ihre Augen nur einen Spalt.

„Was ist los? Warum faulenzt ihr alle hier herum?“ fragte Bardock laut.

Keiner stand auf, um ihn zu begrüßen?

Alle drei stöhnten nur auf; zu entkräftet für eine erklärende Antwort.

Bardock legte seinen Reisesack ab und sah im Topf auf dem Herd nach, was es zu essen gab. Das immer noch schmutzige Geschirr sagte ihm, dass seine Familie erst kürzlich gegessen hatte. Im Topf befand sich aber nur noch der Rest einer faden Pampe; die wollte er nicht probieren.

Hielten sie denn hier alle ein Verdauungs-Schläfchen oder warum rührte sich niemand?

Nicht mal Gine setzte sich auf; blieb liegen und sah ihn nur aus schmalen Augen an.

In einen Korb, der auf den Boden stand, sah er ein Bündel aus zerrupftem Stoff heraus schauen. Als er reinschaute, sah er das schlafende Gesicht seines jüngsten Sohnes.

Hm, dann war der Kleine also jetzt offiziell auf der Welt.

Bardock erkannte nicht die Ursache für die Müdigkeit seiner Familie und machte den Fehler, ungeduldig nach ihrer Aufmerksamkeit zu verlangen.

„Gine, hast du heute kein Fleisch gebraten? Ich bin hungrig und das Herdfeuer ist fast aus. Radditz, hast du gejagt? Ist die Kammer wenigstens voll? Ihr schlagt euch den Bauch voll und macht Nickerchen, während ich auf Mission bin. Bulma, kochst du mir wenigstens etwas?“

Die Kinder erhoben sich langsam; genervt, aber gehorsam. Radditz ging nach draußen, um etwas vom erlegten Wild zu holen und Bulma entfachte das Feuer wieder aus seiner Glut und legte eine Pfanne drauf.

Gine sah ihren Gefährten böse an.

Kaum kam der Mistkerl nach Hause, schon bellte er Befehle?!

Sah er nicht, wie müde seine Kinder waren? Glaubte er tatsächlich, sie würden hier alle Däumchen drehen und hätten keine eigenen Aufgaben? Den ganzen Tag waren sie auf den Beinen gewesen und ausgerechnet dann, als sie sich eine Pause gönnten, kam er an.

Der Faulpelz konnte sich sein Essen auch selber machen!

Gines Geduld war am Ende. Ihre Liebe zu ihren Mann war momentan auf „Pause“ gedrückt.

Dieser egoistische Blödmann; sie könnte ihn...sie grinste gehässig.

Langsam erhob sie sich von ihrem Platz.

„Bulma, dein Vater wird auch selber in der Lage sein, sich etwas vom Fleisch zu grillen. Du brauchst jetzt nicht am Herd zu stehen. Stattdessen werden wir in den Wald gehen und schauen, dass wir etwas als Nachtisch finden“ sagte sie mit falschen Lächeln.

Sie zeigte auf den schlafenden Kakarott.

„Es wird für dich kein Problem sein, solange etwas Zeit mit deinem jüngsten Sohn zu verbringen?! Dazu hattest du ja bis jetzt keine Gelegenheit. Gut, ich verlasse mich auf dich“ sprach sie mit unschuldig klingender Stimme.

Bardock runzelte die Stirn. Er war endlich von seiner Reise zurück und seine Gefährtin überließ ihn ein Kind, anstatt ihn wie sonst mit einem Kuss und einen warmen Mahl zu begrüßen?

Aber es war tatsächlich das erste Mal, dass er Kakarott außerhalb der Brutkapsel sah und solange es nur ein Kind war…der erfahrene Krieger ahnte nicht die Falle und nickte bestätigend.

Gine schnappte sich Bulmas Hand und zog sie mit sich fort, raus aus der Hütte, solange sie noch Zeit hatten.

Um Radditz machte sie sich keine Sorgen. Er würde bei der Abwesenheit seiner Mutter und Schwester wahrscheinlich ahnen, was los war und ebenfalls verschwinden.
 

Bardock nahm den Korb und stellte ihn auf den Tisch ab.

Nachdenklich sah er auf den Kleinen. Sein Scouter sagte ihm, dass sich seine Kampfkraft nicht auf wundersamer Weise verbessert hatte.

Er legte seinen Scouter ab und stöhnte enttäuscht auf. Gähnend setzte er sich an den Tisch und wartete darauf, dass Radditz etwas vom Fleisch brachte. Das Feuer hatte sich schon erholt und wärmte die Pfanne an. Sein Magen knurrte und er wollte ebenfalls ein Schläfchen halten. Gut, dass er nach dieser erfolgreichen Mission ein paar Tage mehr frei hatte. Eine neue Mission stand noch nicht an.

Er hörte ein leises Schmatzen und sah dabei zu, wie Kakarott langsam seine Augen öffnete.

Er öffnete sein Mund und gab ein leises, unverdächtig süßes Gähnen von sich.

Bardock beugte sich über den Korb und beobachtete seinen Sohn.

Als Kakarott über sich ein unbekanntes Gesicht sah, weiteten sich seine Augen. Er legte den Kopf schief und sah neugierig hoch.

Bardock starrte unbeirrt zurück.

Kakarott hatte sich an die Gesichter und Stimmen von Gine, Radditz und Bulma gewöhnt. Auch als er in seiner Brutkapsel noch geschlafen hatte, hatte er ihre Stimmen gehört und erkannte diese drei als seine Familie an. Aber der selten anwesende Bardock wurde von ihm noch nicht als Teil seiner Familie anerkannt. Nur sein Instinkt, der die Zusammengehörigkeit durch den Geruch erkannte, sagte ihm, dass er kein Feind war.

Aber das bedeutete nicht, dass er ein Freund war…

Kakarott strampelte die Decke fort, die ihn bedeckt hatte und lachte unschuldig.

Bardock legte den Kopf schief. Sein ständiger Argwohn wurde durch das naiv wirkende Lächeln getäuscht. Langsam hob er seine Hand, um den pummeligen, kleinen Körper zu berühren. Der kleine, nackte Bauch sah aus, als könnte er eine Streicheleinheit vertragen.

Sofort schnappten kleine Finger nach seiner Hand.

Kakarott hielt sich an den kräftigen Fingern des für ihn Fremden fest. Sein kleiner Saiyajinschwanz schlang sich um den muskulösen Arm und nutzte ihn, um sich daran entlang zu hangeln.

Ehe Bardock sich versah, sprang ihn Kakarott ins Gesicht.
 

„Vater, ich habe dir etwas von den abgehangen Scrofa gebracht. Gegrillt schmeckt es ganz gut und du kannst…“ sagte Radditz, als er in die Küche zurück kam.

Er verstummte im Satz und sah mit großen Augen, wie der kleine, windelbedeckte Kakarott sich im Gesicht und in den Haaren seines Vaters fest hielt und Bardock brüllend versuchte, ihn abzuschütteln. Seine Mutter und seine Schwester waren nicht zu sehen.

Agil wich Kakarott den packenden Händen aus. Es schien ihm großen Spaß zu machen, den Mann als Kletterbaum zu nutzen.

Radditz schaltete schnell: er ließ das Fleisch fallen und rannte raus.

„RADDITZ, HILF MIR! NIMM IHN WEG! NIMM IHN WEG“ brüllte Bardock.

Aus den Augenwinkeln sah er einen leeren Türrahmen und das auf den Boden liegende Fleisch.

Sein Sohn war geflohen und hatte ihn im Stich gelassen.

Bardock knurrte und versuchte, nach dem kleinen Wirbelwind zu greifen, der ihn nicht loslassen wollte.
 

Radditz rannte ohne schlechtes Gewissen in den Wald hinein.

Er musste seine Mutter und seine Schwester finden. In ihrer Gegenwart war er sicher. Bardock würde es nicht wagen, ihn unter den Augen seiner Gefährtin zu bestrafen.

Radditz ahnte, dass es die Rache seiner Mutter war, worunter Bardock jetzt zu leiden hatte.

Mitleidslos grinste er.

Er war wirklich an der Zeit, dass sich sein Vater alleine um seinen jüngsten Spross kümmerte.

Radditz fand eine Spur und folgte ihr.

Er kletterte auf einen hohen Magoni-Baum, mit starken, belaubten Ästen und süßen, roten Früchten.

Er konnte die Umrisse seiner Schwester und seiner Mutter auf einer Blumenwiese erkennen.

Beruhigt schnappte er sich beiläufig eine der Früchte, suchte sich einen Platz auf einem dicken Ast und lehnte sich an den mächtigen Stamm. Zufrieden aß er die Frucht auf und schloss entspannt die Augen.
 

Bardock verlor die Geduld.

Kleine Finger kratzten über seine Haut, zogen an seine Haare und eine stinkende Windel war unwillkommen nahe an seiner Nase.

Wurde Zeit, dass hier zu beenden.

Er hörte auf, vorsichtig zu sein und setzte mehr Kraft ein. Seine Finger fanden den kleinen Saiyajinschwanz von Kakarott und drückten unbarmherzig fest zu.

Kakarotts Energie war damit wie ausgelöscht. Seine Finger verloren an Kraft und sein Körper erstarrte.

Mit einem leisen Stöhnen fiel der Junge nach hinten. Bardock zog ihn an seinem Schwanz hoch und verhinderte den Fall.

Verärgert sah er auf den kleinen Satansbraten, der kaum seine Augen offen halten konnte. Dieser kraftlose Zustand war neu für ihn. Bardock grinste beim Anblick seines wehrlosen Gegners.

„Deine Geschwister und deine Mutter waren zu nett zu dir und haben dich verwöhnt, was? Wird Zeit, dass du Disziplin lernst oder ich mache mit dir das, was bereits unsere Vorfahren mit unerwünschten Kindern gemacht haben: Ich stecke dich an einen Stock und brate dich. Oder willst du lieber gekocht werden?“ höhnte Bardock und hob seinen Sohn höher an. Er lachte grimmig.

Bardock musste zugeben, dass ihn der Lebenswille seines Jüngsten beeindruckte. Sich ohne Zögern auf einen starken Gegner zu stürzen…nicht schlecht. Nervig zwar, aber trotzdem, den Kampfeswillen musste er anerkennen. Dessen ungeachtet musste man ihm schnell seine Position in der Familie beibringen, sonst würde der Bengel jeden auf den Kopf herumtanzen.

Wie es eben erst zu beweisen war…

Wahrscheinlich war Gine wirklich zu nett ihm gewesen und der Junge hatte ihre lasche Haltung ausgenutzt.

Er hielt den Jungen an seinen Schwanz hoch, so dass sein Kopf Richtung Boden hing. Eine schlechte Position für ein Kind, das vor kurzem erst gegessen hatte.

Kakarott erbrach sich.

Ein roter Brei landete auf Bardocks Hose und Schuhe.

Sein Lachen erstarb.

„Shit“ entfuhr es ihm.

Er drehte den Jungen um und nahm ihn auf die Arme. Seine Nase krauste sich bei dem üblen Gestank.

„Bad und frische Kleidung für mich. Bad und frische Windel für dich“ schlug er dem Jungen vor und ging mit ihm nach draußen zum Badeteich.

Das Kind lachte; wieder in guter Stimmung. Sein Instinkt hatte den Neuen als Stärkeren anerkannt, dem er sich fügen musste. Er ahnte aber, dass er ihm nicht feindlich gestimmt war…fürs erste jedenfalls.
 

Gine und Bulma verbrachten ihre freie Zeit auf einer Blumenwiese und flochten aus Langeweile Blumenketten. Gines geschickte Finger hatten den ersten Kranz schnell fertig geflochten und setzen ihn auf Bulmas Kopf.

Eine Krone aus gelben und weißen Blüten zierte Bulmas blauen Schopf.

Gine lächelte gut gelaunt. Sie konnte sich vorstellen, was Kakarott seinem Vater antat und es kümmerte sie nicht. Sie würde erst am Abend mit ihrer Tochter heim kommen, nicht früher.

Bulma kaute verbissen auf ihre Lippen, während sie ungeschickt versuchte, die Blumenstengel miteinander zu verknoten. Ihre Gedanken waren nicht bei ihren Bruder und Vater, sondern bei einem anderen Thema.

Schon zu lange brodelte die Frage in ihr.

Heute, endlich, hatte ihre Mutter Zeit für sie und sogar gute Laune. Gine hielt ihr Gesicht in die Sonne, die Augen geschlossen und genoss die Ruhe der Umgebung.

Deswegen traute sich Bulma, zu fragen.

„Mama, darf ich ins Dorf?“
 

Gines Augen öffneten sich abrupt und sie starrte auf ihre Tochter herab, die ihren Blick unsicher erwiderte.

Hastig brach es aus ihrer Tochter heraus: „ Ich bin schon älter als Radditz, als er alleine ins Dorf gehen durfte. Trotzdem darf ich nicht weg. Ich weiß, ich muss auf Kakarott aufpassen, aber Papa ist ja jetzt auch da. Kann ich nicht mit ihm ins Dorf?“

„Hast du mit deinem Bruder darüber gesprochen?“ fragte Gine tonlos. Ihre gute Laune war dahin.

Bulma schüttelte den Kopf.

„Nein, aber ich weiß, dass er sich mit anderen Saiyajins trifft und spielt. Er erzählt mit aber nie, was sie spielen. Ich will mitmachen. Ich will auch andere Saiyajins treffen. Ich will wissen, wie sie aussehen. Gibt es im Dorf auch Mädchen?“ die Worte sprudelten aus ihr heraus.

Der Wunsch, den Wald zu verlassen, war schon lange in Bulma gewachsen und wurde heute ausgesprochen.

Sie wusste, dass sie anders aussah. Radditz hatte es oft genug erwähnt. Aber sie war doch auch schlau und verantwortungsbewusst. Sie half im Haushalt und war ein liebes, braves Kind.

Wenn ihr starker Vater sie beschützte, konnte ihr doch nichts geschehen?

Das müsste doch möglich sein?

Sie verlangte doch nie etwas.
 

Gine schluckte.

Ihre Augen waren schockgeweitet, während sie auf ihre erwartungsvolle Tochter blickte. Sie ahnte, wie sich Bulma fühlen musste, wenn Radditz sie alleine ließ und sie nicht mitnahm. Selbst ihre Eltern nahmen Bulma nicht mit ins nächste Dorf und ließen sie oft alleine zurück.

Aber Bulma ahnte nicht, wie brutal die Saiyajins mit Schwächeren umgingen.

In ihrer Kultur gab es strenge Regeln und Hierarchien, besonders für die Männer.

Der Stand eines Saiyajins wurde von seiner Stärke bestimmt.

In alter Zeit mussten sie sich bereits als Kinder langsam hochkämpfen, um mehr Nahrung und Weibchen zu erhalten.

Die Schwächsten erhielten nichts.

Wer zu lange der untersten Reihe angehörte, strebte danach, aufzusteigen. Wenn es keine schwächeren Saiyajins gab, wurde der Frust an andere Rassen ausgelassen.

So begannen die Saiyajins, andere Rasen anzugreifen und ihren Kampftrieb so auszuleben; anstatt sich in ihrer eigene Rasse weiter zu bekämpfen. Die Nahrung wurden an alle verteilt, aber je höher der Stand, desto besser die Qualität und höher die Menge.

Alte Verhaltensweisen ließen sich nicht so leicht ändern.
 

Gine war zwar für eine Saiyajin relativ schwach, aber sie war eine Frau und damit für das Überleben der reinrassigen Saiyajins wichtig. Weil es mehr Männchen als Weibchen gab, wurden die Mädchen immer bevorzugt behandelt und mussten sich nicht denselben Kämpfen aussetzen wie die Jungen.

Die Frauen hatten das freie Recht, ihren Partner zu wählen und auch zu verlassen.

Gine hatte auch darüber nachgedacht, dass selbst die blauhaarige Bulma damit immer noch unter den Schutz des obersten Gesetzes des Stammes stehen könnte.

Aber dann hatte sie sich an Selypas Geschichten erinnert.

Selypa, eine von Bardocks Kameraden, war eine der wenigen Frauen, die mit den Kriegern reiste und selber kämpfte. Dadurch hatte sie oft miterlebt, wie die Unterklasse-Krieger sich an Frauen fremder Rassen vergingen. Auf ihren Heimatplaneten Vegeta waren diese Männer nichts, nur unterster Abschaum und hatten daher keine Chance, von einer Saiyajin-Frau ausgewählt zu werden. Aber verglichen mit den schwächeren Rassen anderer Planeten gehörten sie plötzlich zu den Starken. Sie nutzen den Kräfteunterschied auf brutale Art aus und gehörten zu den blutrünstigsten Eroberer.

Gine war einerseits von diesen Geschichten geschockt, anderseits aber nicht überrascht. Sie hatte immer von den tierischen Trieben ihrer Rasse gewusst und selbst gespürt. Aber es gab einige, die sich besser unter Kontrolle hielten und ihre Kräfte gezielter nutzen konnte, während andere immer noch wilde Barbaren wie zu Urzeiten waren.

Das war das dunkle Gesicht der Saiyajins; ihre animalische Seite, ihr wilder Trieb.

Dagegen konnte sie nichts machen, nur akzeptieren.

Auch Bardock hatte diese Seite, die er seinen Kindern bislang kaum gezeigt hatte. Vergewaltigungen hatte er nicht nötig, weil er von einem Weibchen erwählt wurde, dass treu zu ihm stand. Aber als Truppenführer gehörte es zu seinen Aufgaben, die Gene der Saiyajins zu schützen.

Halblinge, Kinder die aus Vergewaltigungen stammten, könnten von anderen Rassen als Werkzeuge des Kriegs missbraucht und auch gegen die Saiyajins eingesetzt werden. Darum und um das Erbe der Saiyajins rein zu halten, hatten Truppenführer die Pflicht, Schwangere und Kinder zu töten, die in Verdacht standen, Saiyajin-Blut in sich zu tragen.

Bardock hatte keine Lust, Zivilisten zu töten und hielt daher ein strenges Reglement auf seine Männer. Lieber bestrafte er seine Männer hart als ihren Mist aufzuräumen.

Der junge Radditz dachte von den Saiyajins als stolzes Kriegervolk und war noch zu jung, um von der grausamen Seite der Erwachsenen zu wissen.

Aber was würden Unterklasse-Krieger wie in Selypas Geschichten mit jemand Schwachen machen wie Bulma?

Ein Mädchen, eine Saiyajin, die anderes aussah?

Würden sie sie als eine der ihren Anerkennen oder diese rare Möglichkeit einer untypischen Saiyajin für das Ausleben ihre Triebe ausnutzen?

Gines Herz fing an zu rasen, als diese Gedanken in ihren Kopf zunahmen.

Was würde passieren, wenn weder Bardock noch Radditz auf Bulma aufpassten? Und selbst wenn, sie waren nur zu zweit und es gab so viele Männer, die ihnen ebenbürtig waren; selbst ohne an die wenigen Elitekämpfer zu denken

Vor ihrem geistigen Auge sah Gine ihr kleines Mädchen, wie sie von mehreren, gesichtslosen Saiyajins umzingelt wurde. Sie stürzten sich auf sie und zerrissen sie bei lebendigem Leib. Ihr tonloser Schrei erzitterte ihr Herz.
 

Gines Atem wurde hastig, während die Panik in ihr zunahm.

Nie zuvor hatte sie solche Furcht verspürt. Die Bilder einer gequälten Bulma ließen sie nicht los.

Lag es an dem Schlafmangel oder an ihrer starken Bindung zu ihrer Tochter, dass sie solche Angst verspürte?

Ihre Hände griffen nach Bulmas Schultern und hielten sie fest. Ihre Finger bohrten sich in Bulmas kleinen Körper.

„Nein“ rief Gine laut. „ Du darfst niemals den Wald verlassen. Versprich es mir, Bulma!“
 

Bulmas Augen wurden vor Schreck groß, angesichts der untypischen Reaktion ihrer Mutter.

Hatte sie einen Fehler gemacht?

Sie wünschte sich, sie hätte den Mund gehalten. Ihre Mutter sah so aufgelöst aus und ihr Griff tat allmählich weh.

Gine schüttelte sie weiter.

„Bulma, du musst es mir versprechen. BULMA!“

Ein Versprechen war für die stolzen Saiyajins ein wichtiger Akt.

Sein Wort zu brechen, bedeutete seine Ehre zu beschmutzen.

Bulma wusste, wenn sie dieses Versprechen gab, durfte sie nicht mal heimlich den Wald verlassen, um andere Saiyajins zu sehen.

Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen.

Sie wollte doch nur, was die anderen auch hatten.

Aber sie wollte auch, dass ihre Mutter glücklich war und sie liebte.

Gines panischer Gesichtsausdruck machte ihr Angst.
 

Radditz hörte den lauten Ruf seiner Mutter und öffnete alarmiert die Augen. Etwas war falsch.

Er erhob sich und sah sich nach ihr und Bulma um. Er konnte beide noch auf der Blumenwiese erkennen und dass Gine vor seiner Schwester hockte.

Die Körperspannung seiner Mutter sagte ihm, dass etwas vor sich ging. Sie wirkte aggressiv und wütend.

Zwar verstand er wegen der Entfernung kaum ihre Worte, aber seine Mutter schien wegen etwas sehr wütend zu sein.

Misstrauisch kniff er die Augen zusammen und sprang über die Äste näher ans Geschehen, während er versuchte, Gines Worte zu verstehen.
 

Gine ließ ihre Tochter nicht los.

Zu wichtig war es, dass sie das Versprechen bekam.

Bulmas Leben und Sicherheit hing davon ab.

Sie konnte ihrer Tochter nicht sagen, dass ihr eigenes Volk zu solchen Grausamkeiten fähig war.

Aber sie musste gewarnt werden.

„Ich will, dass du mir versprichst, den Wald nicht ohne unsere Erlaubnis zu verlassen. Solltest du andere Saiyajins außer deiner Familie treffen, dann wirst du dich verstecken. Hast du mich verstanden, Bulma? Dann schwöre! Schwöre bei deinen Blut. Schwöre auf deinen Namen und deine Ehre“ beschwor sie ihre Tochter streng.

Ein Schwur auf Blut, Namen und Ehre war das höchste Versprechen, dass ein Saiyajin geben konnte. Zu alter Zeit glaubte man, dass das Blut eines ehrlosen Saiyajins anfing zu kochen, bis er starb. Die Namen der Ehrlose wurden vergessen und aus der Erinnerungen ihrer Stammes-Brüder ausgeschlossen.

Tränen kullerten Bulmas Wange hinunter und aus ihrer Nase lief Schleim. Verängstigt durch die heftige Reaktion ihrer Mutter, schwor Bulma stockend, niemals den Wald ohne die Erlaubnis ihrer Eltern zu verlassen und sich beim Anblick fremder Saiyajins zu verstecken.
 

Bardock saß unter seinem Lieblingsbaum und kaute auf einem Stück Scrofa-Filet. Er trug eine saubere Hose und behielt seinen ruhig spielenden Jüngsten im Blick.

Kakarott hatte nach dem Bad eine neue Windel bekommen und turnte auf den angewinkelten Beinen seines Vaters herum.

Nachdenklich schaute Bardock in Richtung Wald.

Wie lange würde es dauern, bis seine Gefährtin und seine Kinder wieder zurück kamen?

Seine Wut war mittlerweile wieder verflogen und er sah den Streich mit Humor.

Kakarot kam eindeutig nach ihm. Soweit er wusste, war er selbst auch kein ruhiges Kind gewesen. Das lag in der Natur seiner Linie, sein Vater und Großvater waren auch nicht besser gewesen.

„Ein paar Mal auf die Rübe hauen und er lernt schon seinen Platz“ murmelte er leise. Bei Radditz hatte es auch nicht geschadet. Der war damals auch ein kleiner, vorlauter Rotzbengel in dem Alter gewesen. Gine wusste bloß nichts von seinen Erziehungsmethoden, weil er sie gerne anwendete, wenn sie nicht hinschaute. Sie mochte es nicht, aber es war das einzige Mittel, womit man Saiyajins-Jungs beikam. Sie erkannten letztendlich nur die Stärkeren an. Mädchen waren da einfach anders; sanfter und ruhiger. Deswegen war die Bindung zwischen Gine und ihre Tochter wohl auch so stark. Er selbst hatte keine so starke Gefühle zu seinen Kindern, aber er war auch viel unterwegs, da konnte sich kaum etwas entwickeln.

Saiyajins musste immer mit den plötzlichen Tod rechnen; ihren eigenen und denen ihrer Lieben. Um Trauer und Leid zu sparen, hielten sie ihren Kreis an Lieben klein. Manchmal standen einem Krieger die Kameraden, mit denen er in zahlreichen Schlachten gekämpft hatte, näher als seiner engsten Familienmitglieder, die er wegen seiner Reisen kaum sah.

Bardock wusste, dass er gute, treue Kameraden hatte, aber er traute ihnen nicht so weit, dass er ihnen von Bulma erzählen könnte. Dafür war ihm ihr Leben zu wichtig. Einer der Idioten müsste sich nur mal zu stark betrinken oder von einem Elitekrieger gefoltert werden und das Geheimnis wäre ausgeplaudert. Zu gefährlich.

Das plötzlich eintretende Gefühl von Nässe auf seinem Bein holte Bardock aus seinen ernsten Gedanken.

Er schaute auf Kakarott, der sich auf seinem Oberschenkel fest klammerte.

„Hast du mir gerade aufs Bein gesabbert?“ fragte er stirnrunzelnd seinen Sohn.

Das Kind lächelte und brabbelte unverständliche Worte.

Angeekelt nahm Bardock den Kleinen auf den Arm und stand auf.

Bevor er zu einer Standpauke einsetzen konnte, hörte er ein Geräusch aus dem Wald und drehte den Kopf.

Er sah Gine ankommen, ihre Tochter an ihrer Hand und Radditz ein paar Schritte hinter ihnen.

Alle drei hatten eine verschlossene, bedrückte Miene und Bulmas Augen waren gerötet.

Leise schniefte sie.
 

Die bedrückte Stimmung hielt an, als Gine wortlos das Abendessen kochte.

Bardock traute sich nicht, nachzufragen. Die Luft fühlte sich an, als wäre sie kurz vor dem Explodieren und das tränenverschmierte Gesicht seiner Tochter verursachte kleine Stiche in seiner Brust.

Er konnte es nicht ertragen sie weinen zu sehen. Er war dann innerlich wie erstarrt; genauso wie damals als Gine plötzlich nach Kakarotts Geburt angefangen hatte zu heulen.

Radditz schien auch nicht zu wissen, was er tun sollte und klopfte ihr nur sanft auf die Schulter. Was bei seinen Freunden sonst funktionierte, hatte leider nicht denselben gewünschten Effekt bei ihr.

Zwar hatte sie mit dem Weinen aufgehört, aber immer wieder sog sie den Rotz hoch und ihre Miene war kummervoll.

Erst als das Essen beendet war und die stille, betrübte Bulma mit ihren großen Bruder in ihrem Zimmer verschwunden war, bedeutete Gine ihren Gefährten, nach draußen zu gehen.

Während die Kinder sich auf ihre Bettstätte einkuschelten und Radditz seine Schwester beruhigend im Arm hielt, erzählte Gine ihren Partner von den letzten Wochen.

Abseits vom Haus, außer Hörweite, schilderte sie ihm von Bulmas Begehren und wie sie ihr das Versprechen abgenommen hatte.

Erst jetzt traute sich Gine, selber zu weinen und gab die harte Haltung auf. Es tat ihr weh, das weinende Gewicht ihrer Tochter zu sehen. Sie konnte ihren Schmerz ebenfalls spüren.

Aber es ging nicht anders.

Bardock umarmte seine Gefährtin und ließ sie seine Wärme spüren.

Beruhigend wiegte er sie in seinen Armen.

„Du hast das Richtige getan“ stimmte er ihr zu. „Du hast es getan, um ihr Leben und ihre Zukunft zu schützen. Aber das nächste Mal musst du nicht die einzige Böse in der Familie sein. Ich bin auch da. Du kannst ruhig auf mich bauen. Nicht nur wegen Bulma, sondern auch wegen Kakarott. Warum hast du mich nicht früher zu Hilfe geholt?“

Gine schniefte und wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Ich wollte dir nicht zur Last fallen. Du sollst dich auf deine Arbeit konzentrieren. Ich wollte wenigstens mein Haus und meine Familie unter Kontrolle halten“ gab sie ihr Versagen zu.

Bardock küsste sie auf die Stirn.

„Dummes Weib“ murmelte er und schloss sie wieder fest in seine Arme, sein Saiyajinschweif legte sich um ihre Taille. „Hab mal mehr Vertrauen in deinen Partner.“
 

Einen Monat später war die Eroberung des Planeten Moors fast abgeschlossen; zur Zufriedenheit der Kunden.

Ein Raumschiff mit dem königlichen Wappen landete im Raumflughafen auf Planet Vegeta.

Ein sechsjähriger Junge und ein großer Krieger traten heraus und machten sich auf den Weg zum Palast…
 

„Diese widerlichen Viecher sollen sterben. Alle“ schimpfte Prinz Vegeta laut, während er durch die Gänge des Palastes marschierte. Sein treuer Begleiter Nappa folgte ihm und versuchte, ihn zu beruhigen.

„Ach; komm schon, Prinz Vegeta. So was kann mal passieren. Es sind schon einige Männer von diesen Viechern ins Wasser gestoßen worden“ sagte er.

Vegeta drehte sich beleidigt zu ihm um.

„Ich bin der Prinz der Saiyajins. Es interessiert mich nicht, was mit Unterklasse-Krieger passiert. Das sollte meine erste Mission sein? Schädlinge zu bekämpfen? Eine bessere Mission gibt es nicht?“ beschwerte er sich. Endlich trug er die Rüstung eines Kriegers und aufgrund seiner Stellung und Stärke sogar mit den Umhang eines Befehlenden. Auf der Brust prangte das königliche Wappen.

Doch was für eine Mission bekam er? Gegen welche Gegner durfte er seine Stärke beweisen?

Ein Schaudern überkam den jungen Prinzen bei der Erinnerung, wie sich diese schleimigen Wesen um ihn gewunden hatten. Der Geruch des stinkenden, fauligen Wasser schien immer noch an ihn zu kleben. Selbst das heiße Bad und die frischen Kleider halfen ihm nicht über diese Schmach hinweg.

„Ausrotten; diese ekligen Biester. Zum Glück ist es bald soweit“ murmelte er. Nie wieder wollte er solch widerlichen Kreaturen sehen.

„ Naja, so gut ist das auch nicht. Ich habe gehört, dass die Unterklasse sie ganz lecker findet“ erzählte Nappa, der seinen letzten Kommentar gehört hatte.

Prinz Vegeta sah ihn ungläubig an. Es gab Saiyajins, die solche Wesen aßen? Wie hungrig und verzweifelt musste die Unterklasse sein?

„So etwas würde ich noch nicht mal kurz vor dem Verhungern essen“ sagte er laut und sein Saiyajinschweif sträubte sich schon bei dem Gedanken.

Nappa erzählte ihm nicht, dass er bereits in einer Kneipe frittierte Teigbällchen mit Aal-Füllung gegessen hatte. Das Zeug war sogar richtig lecker gewesen; zusammen mit einem Glas starken Bier. Dieses Thema Aale sollte man besser beenden.

Wie er es bereits befürchtet hatte, war das Kinderhüten eine anstrengende Aufgabe. Der kleine Prinz war ein arroganter, starker Rotzbengel, der gerne Befehle missachtete. Dummerweise konnte sich Nappa deswegen nicht beim König beschweren. Der war genauso schlimm wie sein Sohn und sah Arroganz nicht als Problem an.

Nappa beschloss, das Thema zu wechseln.

„Ich habe bereits von einer neuen Mission gehört“ sagte er. Der Prinz sah ihn neugierig an und wartete auf mehr Informationen.

„Auf einen Planeten gibt es eine Revolution und der dortige Herrscher will eine kleine, elitäre Söldnertruppe engagieren. Nur ein paar Elitekrieger sollen dort hin fliegen; nicht mehr als acht Personen. Zwei davon sind wir. Der König selbst will auch mit.“

„Vater fliegt mit mir auf eine Mission?“ fragte Prinz Vegeta erstaunt.

Nappa lächelte bei seiner interessierten Miene.

„Ihr kennt euren Vater. Er will auch etwas Spaß haben und er möchte ihn gemeinsam mit euch erleben“ erklärte er. „Hat vielleicht auch damit zu tun, um den dortigen Herrscher unter Druck zu setzen. Vielleicht machen wir ja beide Seiten alle.“ Nappa grinste vorfreudig.

Vegeta lächelte. Seine erste Mission mit seinem Vater, dazu Tod und Zerstörung von richtigen Gegnern.

Das hörte sich gut an.

Zufrieden marschierte er weiter, bis er den königlichen Trakt erreichte. Hinter dieser Türe durften nur Mitglieder der königlichen Familie hinein.

Vegeta warf seinem Begleiter noch einen letzten Blick zu.

„Dann werde ich Vater und den anderen Krieger auf diesen Planeten beweisen, wie stark ich bin und Ehre für mein Volk bringen“ sagte er zum Abschied.

Nappa nickte und verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung, die rechte Faust an seiner Brust schlagend. Auch er freute sich schon auf die neue Mission.

Außerdem, dass er endlich frei hatte und was trinken konnte.

Vielleicht sollte er noch ein paar Aal-Bällchen essen, solange es noch welche gab.
 

Als Vegeta durch den einsamen Flur schritt, hörte er plötzlich das klagende Geschrei eines Babys.

Genervt verzog er das Gesicht. Es gab im Palast aktuell nur ein Neugeborenes und das war sein Bruder Tarble, der kleine Schwächling.

Er schritt zur Tür, hinter der er das Gekreische ausmachte und trat ein.

Warum waren keine Diener da, um den Quälgeist zu stoppen?

Im kühlen, dunklen Gemach, dass mit feinen, weißen Vorhängen abgetrennt war, sah er die Wiege stehen; aus glatten, weißen Stein und mit goldbestickten Kissen gefüllt.

Er trat näher und betrachtete ausdruckslos den kleinen Wicht, der ihm selber und seinem Vater so ähnlich sah, aber so untypisch schwach war. Tarble hörte auf zu weinen, schluchzte aber leise und sah misstrauisch zur fremden Person hinauf.

„Tse, wo ist deine Amme?“ murmelte Vegeta; erwartete aber keine Antwort von dem drei Monate alten Baby.

„Ich habe sie fortgeschickt. Ich kümmere mich um deinen Bruder“ sagte eine weibliche, müde Stimme.

Erschrocken drehte Vegeta den Kopf und erkannte hinter den Vorhängen eine Bettstätte mit einer weiblichen Silhouette drauf.

Eine grazile Hand, geschmückt mit goldenen Armreifen schob den Vorhang zur Seite und Vegeta konnte ihr Gesicht erkennen.

Er senkte respektvoll den Kopf; seine rechte Faust vor der Brust haltend.

„Sei gegrüßt, Mutter.“

Die Frau stand langsam auf und ging leichtfüßig zu ihren Söhnen.

Sie trug eine weiße, kurzärmelige Tunika, die mit einem goldverzierten Gürtel und einer juwelenverzierten Spange zusammengehalten wurde. Ihre langen, schwarzen Haare wurden mit einem goldenen Reif aus dem Gesicht zurück gehalten.

Sie berührte beinahe beiläufig Vegetas Gesicht mit ihrer kühlen Hand und sah prüfend in seine Augen. Vegeta verzog keine Miene angesichts ihrer kalten Finger oder ihrer unüblichen Neugier.

Ihre schwarzen Augen mit den dichten, langen Wimpern zeigten nur einen Wimpernschlag Schmerz, bevor sich die Frau ihrem jüngsten Sohn zu wandte und beruhigend nach seiner Hand griff.

Tarbles Händchen packte ihren Finger und der Kleine fing an zu lächeln. Auch auf dem Gesicht der Königin zeigte sich ein sanftes Lächeln.

„Ich habe die Amme fort geschickt, um eine Weile mit Tarble allein zu sein. Die letzten Momente bevor…“ sie verstummte.

Vegeta wusste, dass sein Vater plante, den kleinen Schwächling fort zuschicken, auf einen weit entfernten Planeten.

Aber warum wurde seine Mutter jetzt so sentimental? Sie sollte doch die Traditionen ihres Volkes kennen?

Desinteressiert drehte er sich um.

„Vegeta?“ Ihre sanfte Stimme hielt ihn zurück. „Willst du ihn denn nicht wenigstens halten? Nur einmal? Er ist dein Bruder!“

Vegeta drehte sich um und versuchte, seine ehrliche Meinung mit dem Respekt vor seiner Mutter zu zähmen. Er hatte nicht das Bedürfnis, den Mickerling zu berühren. Er konnte nicht reden; nur schreien, war schwach und das Paradebeispiel eines unnützen Säuglings.

Der Kleine würde eh bald verschwinden, bevor er zu einer Last wurde.

Warum fragte sie ihn so etwas Dummes?

„Ich habe nicht den Wunsch dazu“ sagte er kurzangebunden.

Er drehte sich wieder um und verließ das Gemach, bevor das Schreien wieder anfing.

Erst als die Tür geschlossen war, erlaubte sich die Königin, ihren Schmerz offen in ihrem Gesicht zu zeigen. Sie hielt sich eine Hand vor dem Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken.

Niemand sollte sie so hören und sehen; nicht mal ihr eigener Sohn. Er würde sie nur wegen ihrer Schwäche verurteilen. Sein kalter Blick, als er seinen Bruder angesehen hatte…wie sein Vater.

Sie verfluchte ihre eigene Erschöpfung; die körperliche und seelische.

Seit Tarbles Geburt war ihr Körper stark angeschlagen war und hatte sich noch immer nicht erholt.

Zusätzlich fühlte sie seit seiner Geburt eine tiefe Trauer, weil sie keine Bindung zu ihrem ältesten Kind aufgebaut hatte und er nicht zu ihr. Sie kannte nun den Unterschied zwischen einer normalen Geburt mit einer gesunden Beziehung und der Perversion dessen, was im neuen Krankenhaus stattfand.

Warum nur hatte sie sich überreden lassen, ihren ersten Sohn in einer Brutkapsel aufwachsen zu lassen?

„Du bist die Königin; du hast eine Vorbildfunktion. Wenn der Prinz auf diese Weise aufwächst und dann auch noch stark daraus hervorgeht, werden die anderen Saiyajins deinem Beispiel folgen“.

Mit dem Argument hatte ihr Gemahl sie überzeugt.

„Diese Art der Geburten wird die Frauen entlasten und hilfreich für unser Volk sein. Wir müssen uns von den veralteten Traditionen lösen“ hatte er hinzugefügt.

Was hatte es gebracht?

War seine Stärke es wert, dass der Junge nie die Wärme seiner Mutter gespürt hatte?

Sein Vater zeigte ihm nur reservierte Aufmerksamkeit. Weder spielte noch berührte er sein Kind.

Nur kämpfen, das tat er manchmal mit ihm. Sie hatte davon gehört, dass er plante, mit seinem Ältesten einen Planeten zu erobern.

Tarble hatte er nach seiner Geburt nur kalt angesehen und nach einem Blick auf sein Powerlevel entschieden, dass so jemand nicht in seine Familie gehörte. Er war schwer enttäuscht gewesen, dass er kein Genie wie Broly bekommen hatte.

Die Königin biss sich wütend auf die untere Lippe.

Ja, sie wusste, weshalb er so unbedingt ein weiteres Kind haben wollte. Sie war nicht dämlich. Wochenlang hatte er sie bedrängt, bis sie endlich schwanger wurde.

Aber König Vegeta hatte nicht erhalten, wonach er sich gesehnt hatte und die zweite Geburt würde wahrscheinlich ihren Untergang herbeiführen.

Ihre Kräfte schwanden, anstatt wieder zuzunehmen. Sie ahnte deren Bedeutung.

Sie hatte sich entschlossen, ihren jüngsten Sohn die fehlende Aufmerksamkeit zu schenken, die Prinz Vegeta verwehrt wurde. Ihre letzte Lebenszeit würde sie für ihren Sohn nutzen.

„Ach, Tarble, ich gebe dir all meine Wärme und Zuneigung. Wenn dein Vater und dein Bruder dich auch nicht wollen; du wirst dieses Geschenk von mir bekommen. Mein letztes Geschenk, bevor ich….“ Sie hustete, bevor sie ihren Satz beenden konnte.

Auf ihrer Handinnenfläche klebte Blut.

Sie atmete schwer, während sie auf das Blut starrte.

Zu wenig Zeit.

Warum hatte sie nur so wenig Zeit?

Sie suchte nach einem dunklen Tuch, um sich das Blut weg zu wischen und versteckte es.

Niemand sollte von ihrem baldigen Ende erfahren.

Mitleid konnte sie eh nicht erwarten und auf die verlogenen Totenklagen verzichtete sie gerne.

Nein, sie würde verlangen, dass Tarble bei ihr blieb, solange es möglich war.

Niemanden sonst, außer den Dienerinnen, würde sie erlauben, in ihr Gemach zu treten.

Sie wollte ihren Gemahl nicht mehr sehen; nie wieder. Er konnte schreien und befehlen, so laut es seine Stimme zuließ: sie war immer noch die Königin. Ohne ihre Erlaubnis durfte niemand in ihre persönlichen Gemächer eintreten.

Ein alter Funke aus Stolz leuchtete in ihren Augen auf und sie streckte sich; spürte einen Teil ihrer alten Kraft wieder und hob unbeugsam den Kopf.

Noch war sie die Königin der Saiyajins. Sie würde den Tod mit einem Lächeln entgegen sehen und nicht zurück weichen.

Aber ihr erster Sohn….bekäme sie noch genug Zeit für ihn? Könnte sie sein Herz heilen?

Sie nahm ihren Jüngsten aus der Wiege und legte ihn an ihre Brust. Tarbles Lächeln erfreute ihr Herz. Bei seinem Anblick musste sie ebenfalls unbewusst lächeln. Dieses Gefühl, diese Bindung fühlte sich so wundervoll an, aber für Prinz Vegeta war es fremd.

Mehr noch, er schien es als Gift und Schwäche zu fürchten.

Wie konnten sie sich nach all dieser verlorenen Zeit nur wieder nähern, wenn er ihre Berührungen nur kalt über sich ergehen ließ? Als sie ihn beiläufig gestreichelt hatte, hatte er keine Regung in seiner Mimik gezeigt, sondern es nur stumm über sich ergehen lassen

Respektvolle Kälte war das einzige Gefühl, was er ihr entgegen brachte.

Nachdenklich schaute sie in den dunkel werdenden Abendhimmel, während sie den schläfrigen Tarble an sich drückte

Ihr ältester Sohn erschien ihr so weit entfernt, beinahe wie ein Fremder.

Sie wünschte sich nichts mehr, als ihn ebenfalls zu umarmen, fürchtete aber seine Zurückweisung und Ablehnung.

Was sollte sie nur tun?

Eine unerwartete Enthüllung

Drei Monate nachdem Kakarott aus seiner Brutkapsel entlassen war, hatte er sich durch die Führung seiner Familie, besonders seines Vaters, an das Leben draußen angepasst.

Er lachte ungewöhnlich viel für ein Saiyajin-Kind, war sehr neugierig und besaß immer noch einen großen Bewegungsdrang.

Bardock, der wegen Kakarotts Lebhaftigkeit gezwungen war, mehr Zeit in seinem Heim zu verbringen, war davon nicht angetan. Ständig musste man den kleinen Wirbelwind im Blick behalten.

Wenn er nicht mit Kinderhüten dran war, nahm er seinen ältesten Sohn zur Seite und trainierte mit ihm. Bulma war oft eine heimliche Beobachterin ihrer Kämpfe.

„Papa, wann bringst du mir das Kämpfen bei?“ fragte sie ihn eines Abends ungeduldig.

Bardock zuckte zusammen.

„Mädchen kämpfen nicht. Nur die Jungs“ wich er ihrer Forderung aus.

Bulma zog einen Schmollmund.

„Aber ich will auch so stark wie Radditz werden“ verlangte sie.

Radditz grinste stolz, aber Bardock schüttelte entschieden den Kopf.

„Das wird nie passieren. In ein paar Jahren kommt Radditz in seinen Wachstumsschub. Er wird größer und stärker werden; ein echter Vollblut-Saiyajin. Dein Powerlevel ist zu niedrig, Bulma. Konzentriere dich lieber aufs Kochen und pass auf deinen kleinen Bruder auf“ befahl er streng.

Bulma war deutlich anzusehen, wie unzufrieden sie war. Sie warf einen hilfesuchenden Blick zu ihrer Mutter, aber diese schüttelte den Kopf.

„Du hast gehört, was dein Vater gesagt hat“ stimmte sie Bardock zu.

Bulma war kurz davor, wieder anzufangen zu weinen. Das war so unfair.

Bardock verdrehte die Augen. Er musste unbedingt wieder auf eine Mission. Dieses Leben mit Kindern war ja anstrengend wie sonst was. Wenn er wenigstens neue Bücher für seine Tochter bekäme; dann wäre sie abgelenkt. Aber zurzeit gab es keine Mission für ihn und damit auch keinen Zugang zu neuen Schriften.

Der einzige lohnenswerte Krieg, für den man die Saiyajins bezahlte, hatte sich der König selbst geschnappt und war mit seinem Sohn und ein paar Elitekrieger hingeflogen.

Seit diesem Tag nahm er Radditz fürs Training zu einem Steinbruch in den Bergen mit, wo Bulma ihnen nicht folgen oder beobachten konnte.

Damit war das Thema für ihn erledigt.

Bulma würde nicht das Kämpfen lernen, genauso wenig wie das Fliegen.
 

„Was soll das heißen, es gibt immer noch keine neue Mission?“ fragte Bardock genervt. „Es kann doch nicht sein, dass im ganzen Universum Frieden herrscht. Wo sind wir denn?“

Der Mittelklasse-Krieger winkte ihn beiläufig ab.

„Keine Sorge, so was passiert schon nicht. Wir halten die Augen und Ohren offen und wissen von manchen Konflikten. Aber solange es sich noch nicht lohnt, ziehen wir auch nicht los. Also verschwinde, wir melden uns schon, wenn es was gibt.“

Bardock knurrte gereizt, drehte sich wortlos um und verließ den Raum.

Da hatte er sich extra zur Hauptstadt Sadala begeben und bei seinem arroganten Vorgesetzten angefragt und wozu? Eiskalt abgekanzelt!

Seine Kameraden Toma, Selypa, Panbukin und Borgos warteten vor dem Gebäude.

Bei der missmutigen Miene ihres Anführers war ein Nachfragen, wie es gelaufen war, unnötig.

Toma deutete auf eine Kneipe und versuchte, seinen Freund aufzumuntern.

„Lass uns was essen und trinken, Bardock. Dann haben wir halt etwas Freizeit, na und? Die kann man auch gut mit etwas anderem verbringen als kämpfen.“

Bardock warf ihm einen irritierten Blick zu. „Was für ein Saiyajin bist du und was hast du mit meinen Freund Toma gemacht?“

Toma zuckte nur gelassen mit den Schultern und Selypa schüttelte abfällig den Kopf. Langsam setzte sich die Truppe in Bewegung, in Richtung der angedeuteten Kneipe.

„Da hat der Kerl eine hübsche Gefährtin, ein nettes Heim und zwei kleine Kinder und will so schnell wie möglich den Planeten verlassen. Gibt es Stress mit Gine oder was ist dein Problem?“ fragte Selypa laut.

Panbukin schnaubte amüsiert, während Borgos wie üblich, still seinen Kameraden folgte.

„Wäre ich an Bardocks Stelle, würde ich unsere Heimat gar nicht verlassen“ sagte der runde Saiyajin mit dem dünnen Bart und warf seinen Anführer ein spöttisches Lächeln zu. „Aber anscheinend weiß Bardock nicht, wie man mit Frauen umgeht. Hat Gine endlich die Schnauze voll von dir?“

„Der Satz kommt ausgerechnet von dir? Du hast doch die größten Frauenprobleme.“ Bardock knurrte genervt. „Mir fällt die Decke auf dem Kopf; das ist mein Problem.“

Seine Kameraden wussten nicht, dass er es sogar mit drei Kindern zu tun hatte, anstatt zweien.

„Kakarott ist geschlüpft und hält uns in Bewegung“ erklärte er.

„Ahh, der kleine Schwächling“ erinnerte sich Toma. „Der tanzt dir auf der Nase herum? Das will ich sehen. Wir waren bislang nie bei dir eingeladen, seitdem du und Gine so plötzlich umgezogen seid.“

„Und das werdet ihr auch nicht. Ich teile doch nicht mein kostbares Fleisch mit einen Haufen Halunken wie euch“ knurrte Bardock warnend.

Kurz vor dem Eingang der Kneipe stoppte er.

„Ich gehe. Ich wollte nur wissen, wann wir von hier wegkommen, aber das wird vermutlich noch einen Monat dauern. Esst und trinkt für mich mit. Ich muss los“ verabschiedete er sich von seinen Kameraden und bevor sie ihn stoppen konnten, flog er auch schon los.

Nachdenklich sah Toma ihn hinterher.

„Na, da hat unser sonst so beherrschter Anführer ja Probleme. “Mir fällt die Decke auf dem Kopf“, hah. Ich wette, Bardock hat Probleme mit Babysitten“ spottete Selypa.

„Ganz ehrlich, ich bin neugierig. Ich weiß, er hat es uns strengstens verboten, ihn zu besuchen, aber …sollten wir Gine nicht zur Geburt ihres zweiten Sohnes gratulieren“ fragte Panbukin betont unschuldig, aber mit gemeinem Grinsen. Seine Kameraden stutzten, dann lächelten sie ebenfalls.

„Du hast Recht“ stimmte Toma ihm zu „Schwacher Power Level hin oder her; der Kleine ist ein Saiyajin. Bei unserem kleinen Volk ist das schon Etwas. Lass uns ein Geschenk besorgen und Gine beglückwünschen.“

„Dann lass uns auch einen guten Tropfen für den Vater besorgen, auch wenn er ihn nicht verdient“ sagte Selypa trocken. „Bevor sich Bardock auf uns stürzt, sollten wir ihn vorher mit Alkohol abfüllen und beruhigen.“

Borgos grunzte zustimmend.

„Oh, wie ich mich schon auf seine genervte Miene bei unserem Anblick freue“ frohlockte Panbukin.
 

Die spontane Idee wurde sofort umgesetzt. Schnell besorgten sie ein paar seltene Leckereien im Laden nebenan, die man hauptsächlich in der Hauptstadt finden konnten und flogen los.

Sie kannten den ungefähren Standort von Bardocks Heim. Die genaue Lage würde ihr Scouter ihnen schon anzeigen. Bardocks Powerlevel war hoch genug, so dass sie ihn genau lokalisieren konnten.
 

Bardock landete vor seiner Hütte und trat ein. Er schlich sich an und überraschte seine Gefährtin beim Abwaschen.

Sie kicherte auf, als sie seine Umarmung und seine Lippen an ihrem Hals spürte.

„Wo sind die Kinder?“ murmelte Bardock in ihr Ohr. Sein Griff um ihren Bauch wurde fester und er drückte sie an sich.

„Kakarott schläft und Bulma und Radditz sind draußen im Wald spielen“ sagte sie leise. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und streckte sich ihm entgegen. Ihre Lippen fanden seine.

Bardock ließ sich Zeit beim Küssen.

„Das heißt, wir haben unsere Ruhe?“ fragte er zur Sicherheit nach und lächelte vorfreudig.

Gine lächelte zurück.

„Für eine gute Stunde, bestimmt“ schlussfolgerte sie.

Bardocks Lächeln vertiefte sich. Endlich mal wieder Zeit für sich und seine Gefährtin. Er küsste sie wieder. Seine Hände strichen über ihren Bauch. Sie könnten …

„Hey, Bardock, so tief fällt dir die Decke wohl doch nicht auf den Kopf, was?“ fragte plötzlich eine amüsierte, männliche Stimme.

Bardock und Gine zuckten überrascht zusammen.

Mit großen Augen und einem unguten Gefühl im Magen drehte sich Bardock um.

Im Türrahmen stand Toma und grinste ihn an. Hinter ihm konnte er den Rest seiner Kameraden erkennen; ebenfalls breit grinsend.
 

„Was zur Hölle tut ihr hier?“ fragte Bardock stockend. Das durfte doch wohl nicht wahr sein?

Ohne Erklärung trat Toma ein, dicht gefolgt von den anderen dreien und stürmte auf Gine zu.

„Gine, wie schön, dich mal wieder zu sehen. Wir wollten dich schon so lange beglückwünschen. Endlich ist Kakarott da und bringt euch so viel Freude“ sagte er freudestrahlend und griff nach Gines Händen.

„Über die Definition von „Freude“ sollten wir uns noch mal unterhalten, wenn du ihn kennen gelernt hast“ sagte Bardock tonlos und war körperlich erstarrt, während er hastig überlegte. Wie könnte er seinen besten Freund rauswerfen?

Schockerstarrt ließ Gine das Händeschütteln über sich ergehen. Ihre Augen waren nervös geweitet und ihr Gesicht bleich. Die anderen Saiyajins schienen es nicht zu bemerken, während sie Gine ebenfalls zu ihrem Jüngsten beglückwünschten und ihr einen Korb mit Früchten überreichten.

Nervös schaute Bardock zur Tür.

Wenn bloß Bulma nicht hereinkam? Vielleicht konnte er die Männer abkanzeln und wegschicken? Oder er konnte sich rauschleichen und seine Tochter warnen? Oder wenigstens Radditz …wenn er ihn fand und Bescheid sagen konnte, damit er Bulma fand und sich mit ihr versteckte? Die Gedanken sprangen wild in seinen Kopf herum.

Bevor er aber auch nur einen Schritt in Richtung Tür wagen konnte, war Toma plötzlich an seiner Seite und legte einen Arm um ihn.

„Der alte Griesgram hat uns so lange abgewiesen, da dachten wir, wir überraschen euch. Bardock muss sich auch nicht um seine Vorräte sorgen. Wir waren so fürsorglich und haben etwas zu Essen mitgebracht“ sagte er freudestrahlend.

„Nein, was für eine nette Idee“ hauchte Gine kraftlos. Sie warf ihren Gefährten einen sorgenvollen Blick zu.

Bardock deutete ein Nicken an. Gine machte sich dieselben Sorgen wie er.

Einer musste hier raus und schnellstens Bulma warnen.

„Gut, ich will nicht so sein. Ich habe da noch etwas in meiner Kammer; das kann Gine für euch braten“ sagte er mürrisch und wand sich aus Tomas Umarmung.

Aber bevor er einen Schritt zur Tür machen konnte, meldete sich sein Scouter.

Jemand näherte sich der Tür.

„Oh bitte, lass es Radditz sein“ flüsterte er.

Jemand, der nur eine Kraft von 105 besaß.

„Komm bloß nicht rein“ bat er leise.

Die unverkennbaren Umrisse seiner Tochter erschienen im Türrahmen.

Bardock erstarrte.

Sein Herz setzte aus.

Die Zeit schien stehen zu bleiben.
 

Ausgerechnet Borgos, der stille Krieger, der sich nur fürs Essen interessierte und nie das Maul aufmachte, bemerkte sie zuerst. Vielleicht, weil er sich nicht auf Gine konzentrierte und ihm dadurch Bardocks geschockte Miene auffiel.

Er sah ein kleines Mädchen an der Türschwelle stehen, in einem rosa Kleidchen, mit langen, blauen Haaren und großen, geweiteten blauen Augen; ein paar Früchten auf ihren Arm; vor Furcht wie erstarrt. Ihre Haare waren zu einem Zopf gebunden und mit einer rosa Schleife verziert. Der hellblaue Saiyajinschweif, der hinter ihren Rücken hervorschaute, war aus Schock steif und aufgebauscht.

„Wie süß…“

Die anderen Saiyajins horchten auf, als sie die seltene, tiefe Stimme von Borgos im Raum hörten und sahen sich um.

Nun fiel auch ihnen der Neuankömmling auf.

Ihre Blicke fielen auf das fremde, kleine Mädchen. Eine solche Gestalt hätten sie niemals in Bardocks Haus vermutet.
 

Bulma ließ die Früchte fallen und schrie entsetzt auf, angesichts all dieser fremden Gesichter, die sie anstarrten. Das waren alle Saiyajins und ihre Gesichter waren so ungewohnt finster, trotz der perplexen Miene, die sie gerade zeigten.

Ihr fielen die Worte ihre Mutter ein und ihr Versprechen.

Sie drehte sich um und rannte weg.

Bardocks Hand klatschte wie von selbst gegen seine Stirn und er verzog genervt das Gesicht.

Das war die dümmste Reaktion, die seine sonst so gewitzte Tochter jemals gezeigt hatte.
 

„Wer oder was war das denn?“ fragte Toma überrascht.

„Ein kleines Mädchen?“ fragte Selypa verblüfft.

„Eine Saiyajin, eindeutig, aber mit blauen Haaren?“ rief Panbukin perplex aus.

„Süß…“ Wiederholte Borgos seinen letzten Kommentar.

Die andere Saiyajins starrten ihn verwirrt an.

„Wie redest du über meine Tochter?“ rief Bardock wütend aus.

Jetzt klatsche sich Gine fassungslos gegen die Stirn. War sie denn heute nur von Idioten umzingelt?

Vielleicht hätte man noch ausweichen können; hätte behaupten können, dass dieses Mädchen eine Waldelfe wäre oder anderen Unsinn.

Aber jetzt war eindeutig geklärt, dass dieses unbekannte Mädchen Bardocks Tochter war.
 

„Moment mal…deine Tochter?!“ rief Toma entsetzt auf. „Du hast eine Tochter? Mit wem? Gine, wusstest du das? Oh, sie ist vermutlich auch deine? Na, ja, bei den Haaren hätte ich gedacht…“stammelte er und verstummte bei Bardocks wütender Miene.

Selypas Mund stand weit offen.

„Der Kerl hat noch ein Kind? Ein Mädchen? Und das verschweigt er uns jahrelang? Wie alt ist sie denn?“ stotterte sie betroffen.

Panbukin erholte sich als erstes. Er verschränkte abschätzig die Arme vor der Brust.

„Na, da ich der einzige bin, der zählen kann, würde ich sagen…Vier oder Fünf Jahre, nicht wahr? Ich vermutete, das ist deine „Totgeburt“, wegen der dich alle bemitleidet haben und ihr euch entschlossen habt, aus dem Dorf zu ziehen?“ schlussfolgerte er.

Borgos nickte nur bedächtig mit dem Kopf.

„Sehr hübsches Mädchen“ waren die einzigen Worte, die er zur Bombe, die gerade geplatzt waren, mit beitrug.

Bardock hatte das dringende Bedürfnis, ihn zu schlagen. Eigentlich wollte er ihnen alle eine Kopfnuss verpassen. Und einen Tritt in den Hintern. Und einen Hieb in den Magen…

„Was ist denn hier los?“ fragte eine kindliche Stimme verblüfft.

Bardock verdrehte die Augen und sah zum Neuankömmling.

Und da war ja sein Ältester; leider viel zu spät. Hätte er nicht vor Bulma eintreffen können?

Radditz schaute in die betroffenen Gesichter der Erwachsenen. Er fühlte, dass die Stimmung seltsam aufgeladen war. Sein Vater sah ihn so wütend an, dass der Junge schluckte und die einzige richtige Schlussfolgerung traf. Er drehte sich um rannte ebenfalls weg.

Sollten sich doch die Erwachsenen alleine um ihren Mist kümmern.

Erst als Radditz die schützenden Schatten der Bäume erreichte, fiel ihm ein, weshalb die Erwachsene so außer sich sein konnten.

Es musste an Bulma liegen! Sie hatten sie gesehen!

Radditz Hals wurde trocken und er schaltete seinen Scouter ein.

Er musste dringend seine Schwester finden.
 

Langsam erholten sich Bardocks Kameraden von dem Schock.

Anklagend schauten sie ihren Anführer an.

„Du hast uns jahrelang belogen“ warf ihm Selypa vor.

„Darum wolltest du also, dass wir dich nicht besuchen“ erkannte Toma.

„Ja, darum meine Frage: Wer von euch Vollidioten hatte denn diese tolle Idee“ knurrte Bardock gereizt.

Gine winkte ab. „Das ist gerade nicht wichtig“ seufzte sie. „Wir müssen uns über Bulma unterhalten.“

„Bulma? Was ist denn das für ein komischer, unsaiyanischer Name“ bemängelte Panbukin.

Bardocks Knurren wurde tiefer. Seine Augen strahlten eine Mordswut aus.

„Du redet hier über den Namen, den ich persönlich für meine Tochter ausgesucht habe“ erklärte er mit zusammengebissenen Zähnen. Seine Armen waren vor der Brust verschränkt, damit er nicht in der Versuchung kam, seine eigenen Kameraden zu erwürgen.

Toma, dessen Beine sich wackelig anfühlten, setzte sich auf einen Stuhl. Er massierte sich die Schläfen und versuchte, die neuen Erkenntnisse zu verarbeiten.

„Dann hast du sie also auch als deine Tochter anerkannt?“ sagte er zerstreut. „Aber warum hast du uns denn nie ein Wort gesagt. Wenigstens mir, deinen ältesten Freund…“ er verstummte und sah ihn tadelnd an.

Bardock verdrehte die Augen und strich sich über seinen verspannten Nacken.

„Nimm das nicht persönlich, Toma“ brummte er.

Seine anderen Kameraden bekamen ebenfalls das Bedürfnis sich zu setzen und rückten sich die Stühle zurecht. Bardock setzte sich seufzend an das Tischende und ließ die unwillkommenen Gäste nicht aus den Augen.

Gine bemerkte, dass sich die Stimmung allmählich beruhigte und nahm aus dem hohen Schrank eine Anzahl an Bechern und einen verschlossenen Krug heraus.

Etwas Alkohol wurde allen jetzt guttun.

Sie schenkte jeden ein Glas ein und wartete darauf, dass alle etwas tranken.

Dann meldete sie sich zu Wort.

„Wir haben nach Bulmas Geburt beschlossen, dass wir sie heimlich aufziehen. Ihr Aussehen war so ungewöhnlich; dazu war sie noch so schwach…welche Chancen hätte so jemand in unserer Macht orientierten Gesellschaft? Bei unseren strengen Regeln? Zu ihrer Sicherheit durfte niemand etwas über sie erfahren“ erklärte sie ihre Handlung.

Die Saiyajins schauten nachdenklich in ihre Gläser.

Toma stürzte seinen Becher herunter und bedeutete Gine, ihm nachzuschenken. Dann wandte er sich an seinen Freund.

„Ich verstehe es“ sagte er. „Du hast getan, was du tun musstest, um deine Familie zu schützen. Aber Verdammt, Bardock, nach all den Jahren…wir kennen uns, seitdem wir kleine Bengel waren. Wir haben schon miteinander gekämpft und gejagt, bevor wir in unserem Tatakai aufeinander trafen und du mich besiegt hast. Warum hattest du kein Vertrauen in mich? Ich hätte euch helfen können! Vielleicht beim Umzug in den Wald? Beim Aufbau eures neuen Heims? Oder bei irgendetwas anderem...Glaubst du, ich würde dich verraten“ warf er ihm vor.

Bardock drehte seinen Becher nachdenklich in den Händen, bevor er zu einer Antwort ansetzte.

„Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich das Recht habe dich um Hilfe zu bitten“ sagte er langsam. „Ich habe es als eine Familienangelegenheit angesehen. Wir wissen alle, wie hoch der Stand der Mädchen in unserem Stamm ist. Wegen der geringen Kinderzahlen werden die Weibchen ständig belagert. Selypa bekommt häufig Angebote von anderen Kriegern und wird unter Druck gesetzt, nicht mehr auf Mission zu gehen. Sogar Gine wird bei der Arbeit angebaggert, obwohl jeder weiß, dass sie mir den Sarang geschworen hat. Was würde man mit einer …was könnte man Bulma alles antun, obwohl sie ein Mädchen ist?“ Bardock biss sich auf die Zunge bevor er das Wort „beeinträchtigte Saiyajin“ in den Mund nahm.

Er sah seine Tochter nicht als schwach oder degeneriert an, aber er kannte das oberflächliche, arrogante Gehabe seiner Stammesgenossen.

Die anderen sahen versunken in ihre Becher.

„Ein Elitekrieger könnte sie als Zweitfrau beanspruchen“ meldete sich Panbukin, der rational Denkende zu Wort. „Sie wäre ihm untergeordnet und nicht mehr als eine Dienerin, die er nebenbei vögeln würde. Niemand würde für sie Schutz ergreifen. Oder man würde sie töten, weil man sie als Schande unserer Rasse ansähe. Vielleicht würde man sie sterilisieren, damit sich ihre Gene nicht verbreiten. Einige könnten auf die Idee kommen, sie als Sklavin zu verkaufen oder sie für ihre Triebe zu nutzen als eine Art…“

„IST JA GUT, WIR HABENS ES JA KAPIERT“ brüllte Selypa ihn wütend an. Sie beugte sich zu Gine, deren Miene bei Panbukins Worte immer bleicher geworden war und strich ihr beruhigend über den Rücken.

Sogar der stille Borgos hatte eine grünliche Gesichtsfärbung eingenommen.

Die Saiyajins nahmen einen weiteren großen Schluck vom scharf gebrannten Alkohol.

„Wenn wir dazu nicht etwas essen, liegen wir gleich betrunken unter dem Tisch“ wechselte Toma das Thema.

„Ich verstehe es auch“ meldete sich Selypa zu Wort. „Würde es um meine Tochter gehen, ich würde sie beschützen. Mit Zähnen und Klauen. Der Gedanken, dass einer dieser stinkenden Mistkerle, die mich öfters angrapschen, eine Hand an sie legen könnten...“ Sie fauchte wütend auf.

Gine legte dankend ihren Kopf auf ihre Schulter. Selypa legte ihr wortlos eine Hand auf den Oberschenkel.

Panbukin strich sich nachdenklich über seinen Kopf.

„Ich versuche zu verstehen, was du und Gine für das Mädchen plant. Klar, hier im einsamen Wald ist es sicher. Aber irgendwann wird sie älter werden…und wir Saiyajins leben nicht ewig. Was plant ihr für ihre Zukunft? Sollen sie und Radditz eure Linie fortführen?“

Bardock verschluckte sich an seinem Schnaps. „Red keinen Unsinn. Von Inzest bin ich kein Freund.“

„Ich nehme sie“ meldete sich Borgos zu Wort.

„Nur über meine Leiche“ knurrte Bardock ihn an.

„Hört sich nach einem Heiratsversprechen an“ grinste Panbukin. „Also Borgos, du musst nur Bardock killen, dann ist der Weg zu seiner Tochter frei.“

„Ich werde euch allen den Kiefer brechen, wenn ihr nur ein Wort über sie verliert“ Bardocks Stimme wurde laut.

„Reg dich ab, du alter Zausel, wir ziehen dich doch nur auf“ beruhigend hob Panbukin die Hände. „Merkst du nicht, dass wir alle bereits die Entscheidung gefällt haben, deine Tochter zu beschützen?“

Bardock verstummte und sah jeden seinen Kameraden tief in die Augen. Sie alle hatten denselben, entschlossenen Blick und das leichtsinnige Lächeln; als ob sie kurz vor einer lebensgefährlichen Schlacht ständen.

„Falls du uns nicht vertraust, bin ich bereit, einen Schwur auf Blut, Namen und Ehre zu leisten“ sprach Toma es an.

Bardock zuckte betroffen zusammen. „Es ist nicht so, dass ich euch nicht vertraue. Mann, ihr wisst, dass ich euch mein Leben anvertraue. Aber hier geht es um mein kleines Mädchen…sie ist so winzig und klein und stur und wenn sie mich anlächelt, dann…“ er verstummte. Ihm wurde bewusst, dass seine Wangen schamhaft gerötet waren und seine Kameraden ihn angegrinsten.

Bardock, der harte Unterklasse-Krieger, der niemals Furcht zeigte, egal wie stark seine Gegner waren. Der hartnäckig weiter kämpfte und jede Grenze überwand. Der im größten Trubel immer einen kühlen Kopf behielt und nur das arrogante Lächeln eines kampfliebenden Saiyajins zeigte.

Dieser Krieger liebte seine Tochter abgöttisch, auch wenn er es ihr nur schwer zeigen konnte.

Aber für seine Gefährtin und seine Kameraden war es offensichtlich.

„Hört auf zu grinsen und fangt an zu schwören“ befahl er, peinlich berührt.

„Ich, Toma, schwöre auf meinen Namen, auf mein Blut als Saiyajin und auf meine Ehre als Krieger, dass ich die Existenz von Bulma, Bardocks Tochter, keinen anderen mitteilen werden“ fing Toma als erstes an. Die anderen wiederholten seinen Schwur.

Zufrieden schaute sie zu ihrem Anführer hin, der sich ein selbstgefälliges Lächeln nicht verkneifen konnte. Er hatte tatsächlich die besten Kameraden unter diesen Haufen wilder Affen gefunden.

Gine klatschte abschließend in die Hände.

„So, dann werde ich mal etwas Fleisch auf den Grill legen, bevor uns der Alkohol zu Kopf steigt. Bardock, du solltest nach Bulma und Radditz sehen.“

„Oh, verdammt.“ Jetzt erst fiel dem Krieger ein, dass beide Kinder in den Wald verschwunden waren.

Ein lautes Weinen war plötzlich in der Stille zu hören.

Kakarott war aufgewacht.
 

Bardock drückte Selypa den aufgewachten Kakarott in die Arme und stürmte in den Wald.

Er versuchte, die Spuren seiner Kinder zu finden, aber das Training im Verwischen von Spuren trug dummerweise Früchte: es war schwierig, bei ihren leichtfüßigen, vorsichtigen Schritten eine passable Spur zu finden.

Die wilden, großen Tiere mit ihren Powerlevel verwirrten seinen Scouter, so dass er ihre Spur nicht aufnehmen konnte.

Wenigstens wusste er damit, dass er damals mit seiner Entscheidung hier her zu ziehen, richtig gelegen hatte. Auf diese Weise würden Fremde sie nicht finden können.

Bardock erinnerte sich an einen hohen Baum mit einer kleinen Höhle drin, die Radditzs Lieblingsversteck war und machte sich auf die Suche.

Am Baum angekommen, fand er auf dem Stamm leichte Spuren, als ob jemand hochgeklettert war. Er lag anscheinend richtig mit seiner Vermutung.

„Radditz, ich bin es“ rief er laut hinauf. „Ist deine Schwester bei dir?“

Nach einigen Sekunden des Wartens kam Radditz wuscheliger Kopf hervor, der misstrauisch nach unten schaute.

Bardock winkte ihn beruhigend zu.

„Ja, Bulma ist hier“ rief ihm Radditz zu.

Erleichtert schwebte Bardock hoch.
 

Im großen Stamm befand sich eine kleine, geschützte Einbuchtung, die von belaubten Ästen versteckt wurde, groß genug für zwei Kinder; die Radditz sich mit weichem, trocknem Gras ausgepolstert hatte. Tief in seinem Inneren saß Bulma, die Knie angezogen.

Nach dem Schrecken des plötzlichen Besuches, hatte Radditz sich auf die Suche nach Bulma gemacht, sie gefunden und in sein Geheimversteck geführt.

Bulma sah mit großen Augen ihren Vater an. Ihre Augen waren vom Weinen noch etwas gerötet, obwohl Radditz sein Bestes gegeben hatte, um sie zu beruhigen.

Bulma hatte Angst. Bekamen ihre Eltern jetzt Ärger wegen ihr? Diese anderen Saiyajins hatten furchterregend ausgesehen. Viel zu spät hatte sie sich an die Anweisung ihrer Mutter erinnert, fremden Saiyajins aus dem Weg zu gehen.

Sie ärgerte sich immer noch, dass sie so unaufmerksam gewesen war und einfach ins Haus getreten war. Sie hatte nicht auf die fremden Stimmen geachtet, sondern war mit ihren Gedanken und Träumereien abgelenkt gewesen.

„Keine Sorge, Bulma. Alles ist in Ordnung“ ihr Vater hielt ihr seine Hand hin. Sein Blick war wie gewohnt fest und stark, sein Lächeln beruhigend. „Sie werden dir nichts tun. Ich werde dich beschützen.“

Vorsichtig erhob sie sich und griff nach der Hand ihres Vaters. Er zog sie an seine Brust.

„Bisschen langsam mit deiner Reaktion, was“ spielte er auf ihre Flucht an und lachte leise.

„Tut mir leid“ flüsterte sie in seine Brust. Ihre Hände hielten sich an ihm fest.

Bardocks Hand strich sanft über ihre Haare und er drückte ihr einen leichten Kuss auf den Kopf.

Ihm selbst war ein Stein vom Herzen gefallen, als er sie in der Baumhöhle sitzen sah.

Er wuschelte kurz über Radditz Haare und nickte ihm aufmunternd zu.

„Gute Arbeit“ sagte er leise. Sein Sohn hatte ohne Anweisung richtig geschaltet und seine Schwester gesucht, gefunden und sich toll mit ihr versteckt gehalten.

Radditz nickte ernst.

„Wer waren die Leute bei uns im Haus?“ fragte er.

Bardock seufzte. „Keine Sorge, das sind Freunde von mir. Ich habe ihnen von Bulma erzählt und sie haben geschworen, dicht zu halten. Komm, lass uns gehen.“
 

Langsam wurde es dunkel.

Die drei erreichten die Hütte und hörten schon weitem den Krach und das Geschrei.

„DAS IST DAS KIND EINES TEUFELS: EINDEUTIG BARDOCKS SOHN!“ hörten sie eine laute männliche Stimme. Ein hohes Kreischen war zu hören.

„ER BEISST! NIMM IHN WEG!“

Die Kinder sahen fragend ihren Vater an.

„Kakarott freundet sich gerade mit meinen Kameraden an“ sagte Bardock kopfschüttelnd. „Vermutlich habe ich morgen keine Kameraden mehr.“

„Was einen nicht umbringt…“meinte Radditz trocken „Sollen wir noch ein wenig warten, bis Kakarott sich ausgetobt hat?“

„Wenn die mitbekommen, dass wir hier draußen stehen und sie mit ihm alleine gelassen haben, bin ich tatsächlich am Arsch. Lass uns gehen“ aufmunternd sah er Bulma an, die er auf seinen Arm trug.

Immer noch hielt sie sich am Riemen seiner Rüstung fest; ängstlich darauf bedacht, ihn nicht los zu lassen.

Als sie eintraten, sahen sie dabei zu, wie die Frau mit den kurzen Haaren und der Mann mit dem kleinen Zopf am Hinterkopf versuchten, Kakarott abzuschütteln, der abwechselnd über sie sprang und kletterte.

Ein etwas dickerer Mann saß erschöpft am Tisch, den Kopf auf die Tischplatte gelegt und murmelte unentwegt „Ich will keine Kinder…niemals.“

In einer Ecke des Hauses saß ein großer Mann mit den Rücken zu ihnen, die Knie angezogen und schunkelte wortlos hin und her. Es fehlte nicht viel und er würde anfangen, am Daumen zu lutschen.

Gine war die einzige, die sich nicht aus der Ruhe bringen ließ und sich um das Essen kümmerte.

„KAKAROTT, SEI STILL!“ brüllte Bardock.

Sofort hörte das kleine Kind auf, über den Krieger Toma zu steigen und hielt erschrocken inne.

Selypa nutzte diesen Moment aus, griff nach ihm und setzte ihn in sein Körbchen rein.

Schwer atmend traten die beide zwei Schritte zurück und beobachteten den Kleinen misstrauisch, der jetzt so gehorsam seinen Vater ansah.

„Endlich, er ist wieder da“ stöhnte Panbukin erleichtert auf. „Lass uns nie wieder allein…mit ihm…“

„Ich habe es mir überlegt: ich will die nächsten fünf Jahre keine Kinder haben und der mögliche Vater darf auf keinen Fall aus Bardocks Linie stammen. Diese Energie kann nur von ihm kommen. Das kann unmöglich auch Gines Kind sein“ stöhnte Selypa und ließ sich auf einen der Stühle sinken.

„Normalerweise würde ich mich jetzt anbieten, denn ich bin nicht mit ihm verwandt“ sagte Toma schwer atmend. „Aber der Fortbestand unserer Rasse ist mir gerade sowas von egal. Vielleicht entscheide ich mich sogar für eine Vasektomie.“

„Gute Idee, ich mache dann auch einen Termin. Ich weiß nicht, ob Borgos sich vom dem Trauma erholen wird. Kakarott hat ihn gebissen; in seinen Schweif“ sagte Panbukin stirnrunzelnd und sah zu seinem Freund hin, der deprimiert in seiner Ecke hockte.

Alle drei drehten den Kopf zu ihrem Anführer und sahen ihn misstrauisch an.

Was hatte er da bloß produziert?

Und wie schaffte er es, die Kontrolle über diesen Rotzbengel zu behalten?

Bardock verzog keine Miene. Jetzt wussten seine Freunde, warum er so schnell wie möglich auf eine neue Mission wollte.

Ihre Blicke fielen auf das kleine Mädchen, dass schüchtern seinen Kopf an Bardocks Brust versteckte.

„Ohhh, Toma, sieh dir die Kleine an. Ist sie nicht goldig?!“ strahlte Selypa mit einem Lächeln, bei dem man beinahe ihre letzten Worte über das Kinderkriegen vergessen konnte.

„Im Vergleich zu Kakarott; da würde ich sogar Radditz goldig nennen“ murrte Toma und zwinkerte Radditz verschmitzt zu. Es war Jahre her, dass er den Jungen gesehen hatte, aber die Haarpracht war seitdem noch länger geworden. Radditz blieb wachsam an der Seite seines Vaters und sah die Neuankömmlinge misstrauisch an.

„Vorsicht, Selypa, das ist eine Falle“ stöhnte Panbukin, der nicht mehr die Kraft besaß, sich zu erheben. „Wie bei dem Kleinen. Sie lockt dich an mit ihrem unschuldigen Lächeln und dann springt sie auf dich…“

„Jetzt hör auf, zu jammern“ unterbrach Bardock ihn. „Was sollen meine Kinder denken? Dass ich einen Haufen Waschlappen als Kameraden habe?“

In Gedanken machte er sich ein Memo: Sollte einer seiner Kameraden in Zukunft aufmüpfig werden, hatte er eine neue Bestrafung für sie: Zwei Stunden Babysitten auf Kakarott. Nach einer Stunde würden sie ihn um Gnade anbetteln.

Er beugte den Kopf zu Bulma und deutete auf die neuen Gesichter.

„Bulma, schau her. Das sind Selypa, mein bester Freund Toma, der dicke Mann heißt Panbukin und das Häufchen Elend in der Ecke ist Borgos. Sag Hallo.“

„Wen nennt du hier dick? Das ist Muskelmasse“ kam der erschöpfte Einwand, der von allen ignoriert wurde.

Bulma sah vorsichtig die Fremden an und winkte mit ihrer Hand.

„Hallo“ hauchte sie schüchtern und versuchte zu lächeln.

Toma, Selypa und sogar der sonst so mürrische Panbukin mussten zugeben, dass die Kleine wirklich niedlich war. Die großen, hellen Augen und das seidige, blaue Haar gaben ihr einen unverwechselbaren Charme.

Sogar der traumatisierte Borgos traute sich aus seiner Ecke raus.

Vorsichtig umringten sie das Mädchen, dass sich auf den Armen ihres Vaters sicher fühlte und den Moment nutzte, andere Saiyajins kennen zu lernen.

Sie waren alle groß, muskulös, trugen eine Rüstung und sie hatten schwarze Augen und Haare.

Sie machten einen ähnlichen Eindruck auf sie wie ihr Vater: Stark, mutig, unbezähmbar, aber mit einer versteckten Sanftmut in den Augen.

Erleichtert sah Gine dabei zu, wie Bardocks Kameraden behutsam mit Bulma umgingen.

Sie war froh, dass sie neue Verbündete gefunden hatten. Aber letztendlich machte es keinen Unterschied in Bulmas Erziehung. Bardocks Freunde hatten den Schwur aus Loyalität zu Bardock geleistet. Aber auch sie waren der Meinung, dass es besser für das Mädchen war, wenn sie abgeschieden aufwuchs.

Totenfeier

Die Wochen vergingen. Der Herbst kam.

Auf den Planeten Vegeta sank die Temperatur nur um ein paar Grad. Trotzdem reagierte die empfindliche Natur darauf, indem sich die Blätter verfärbten und abfielen. Die Nächte wurden länger.

Für Bulma begann das fünfte Lebensjahr.

Sie verbrachte diese Jahreszeit mit dem Bestaunen der prächtigen Laubfärbung, dem Sammeln von Nüssen und Trocknen von Früchten. Sie nutze das Malzeug, dass ihre Mutter ihr für ihren guten Einfall mit den Schleimaalen geschenkt hatte, um das Farbenspiel des Laubes abzumalen. Bei ihren Versuchen, die Beeren und Früchte für das Färben ihre Stoffe zu nutzen, konnte sie einige schöne Ergebnisse sammeln und neue Farben in ihrer Sammlung einfügen.

Kakarott hatte großen Spaß daran, mit dem trockenen Laub zu spielen. Sobald er einen Laubhaufen sah, sprang er hinein; ungeachtet, ob ein Tier es gerade als Winterquartier nutzen wollte oder nicht.

Nachdem er einen Zusammenstoß mit einem Igel hatte, wurde er vorsichtiger. Bulma musste ihn einige Stacheln aus dem Hintern ziehen, aber damit hatte er seine Lektion erhalten.

Ihr großer Bruder stellte ein paar Fallen mehr auf, um die Vorratskammer zu füllen.

Der Winter wurde selten eisig; dafür waren die Temperaturen auf den Planeten zu hoch.

Aber viele Tiere hielten Winterruhe und versteckten sich dazu besser.

Es konnte vorkommen, dass es für wenige Tage überraschend schneite; je nach Lage des Windes und ihr Standort nahe der Berge lag dafür ungünstig. Sollten sie eingeschneit werden, könnte ihnen bei ihrer einsamen Lage niemand helfen.

Radditz schaute nach, dass genug Feuerholz trocken gelagert wurde und hielt als nächster Mann im Haus einen wachsamen Blick auf seine jüngeren Geschwister.

Seit vier Wochen befand sich Bardock wieder auf Mission.

Wie es ihm angekündigt worden war, hörten die Kriege und Gefechte in ihrer Galaxy nicht auf und man benötigte die Hilfe der Saiyajins. Das bedeutete reiche Beute für sein Volk.

Gine musste mit ihrer Truppe Sonderschichten fahren, um die neuen Rationen zu trocknen und die Vorratskammern zu füllen.

Nebenbei musste sie zusehen, dass alle Vorbereitungen für den Winter in ihrem eigenen Heim abgeschlossen wurden: genug warme Decken und Kleidung besorgen; neue Schuhe für alle, alle Ritzen im Haus mussten abgedichtet werden, das Dach auf Löcher kontrollieren, Medikamente für den Notfall aufstocken…angesichts all der Arbeit war sie sehr froh, dass Kakarott sich momentan so gut benahm. Ohne Bardocks Hilfe war es schwierig, all die Arbeit unter den Hut zu bekommen.
 

Prüfend sah sich Bardock auf dem Schlachtfeld um.

Von seinen Gegnern stand keiner mehr aufrecht.

Er tippte an seinen Scouter und schaltete den Funk an.

„Bericht! Wie sieht die Lage bei euch aus?“ fragte er sein Team.

Jeder beantwortete die Frage positiv.

„Gut; wir treffen uns im Basislager.“

Ohne einen letzten Blick auf die Leichen seiner Opfer zu werfen, flog er los.

Ihr Lager hatten die Saiyajins in einer kleinen Stadt am Rande des Schlachtfeldes errichtet.

Die Bewohner hatten das fremde Volk, dass als Söldner angeheuert worden war, trotz ihres komischen Aussehens als „Gäste“ akzeptiert. Der Aufenthalt der Saiyajins an diesen Ort bedeutete Schutz und Sicherheit vor der Rebellenarme, weshalb sich viele Flüchtlinge und Händler an diesen Ort zurückgezogen hatte. Die Stadt brummte von Leben.

Am bewachten Eingangstor grüßte er mit einem Kopfnicken die Wachen, schwache Unterklasse-Saiyajins, die ihn wortlos vorbeiließen.

Bardock marschierte durch die Menge. Die Einheimischen; kleine Wesen mit schuppiger, violetter Haut und gelben Augen, machten ihm breitwillig Platz.

Bardock sah sich auf den aufgestellten Ständen nach Geschenken für seine Familie um. Hauptsächlich wurde Schmuck und Nahrung angeboten; nicht gerade das, was er für Bulma suchte. Aber einige der weit gereisten Händler hatten auch exotische, unbekannte Dinge bei sich, die vermutlich noch nicht mal von diesem Planeten stammten.

Sein Scouter alarmierte ihn, dass eine höhere Kampfkraft sich ihm näherte.

Eine Kampfkraft, die er kannte.

So war es für ihn keine Überraschung, als Toma ihn mit einem Schulterklopfen begrüßte.

„Noch nicht in der Schenke? Was suchst du?“ fragte ihn sein bester Kamerad.

„‘ne Kleinigkeit für Bulma“ murmelte Bardock.

Er wünschte, er hatte es nicht gesagt, denn sofort glitt ein breites Grinsen über das Gesicht seines Freundes.

„Ahhh, für unsere süßes, kleines Vögelchen“ strahlte der Vollidiot an.

„Kein „unser“! Sie gehört dir nicht, du Blödmann. Und hört auf, so zu lächeln“ grummelte Bardock.
 

Seit dem Tag, an dem seine Kameraden von Bulmas Existenz erfahren hatte, wurde er ständig nach ihr gefragt. Natürlich nicht offensichtlich, denn immerhin durfte niemand von ihr wissen.

Nach dem ersten Besuch fing Toma damit an, dass er ihn zum Abschied ein paar süße Früchte mitgab, damit er sie seinem „Vögelchen“ geben konnte.

Borgos, der sonst so Schweigsame, machte plötzlich das Maul auf um ihn zu fragen, wie es dem „Vögelchen“ gehe. Selypa sah ihn dann auch immer so gespannt an und wollte mehr hören.

Sogar Panbukin fragte, womit er Frauen eine Freude machen konnte. Gut, vielleicht ging es Panbukin dabei nicht um Bulma, sondern um das erfolglose Werben einer Saiyajin, weil der Kerl immer noch keine abgekriegt hatte, aber trotzdem…er vermisste die Gespräche, in denen es nur ums Töten, Kämpfen, Fressen und Trinken ging. Und manchmal über Frauen; wenn Selypa nicht in der Nähe war.

Nachdem Bardock rausgerutscht war, dass Bulma keine verfressene Saiyajin war, die nur ans Essen dachte und lieber las, wurde es noch schlimmer.

Jetzt schleppten die Typen ständig irgendwelchen Schrott an und fragten, ob „er“ es brauchen könnte.

Nein, tat er nicht, er wusste schon, was seine Tochter mochte.

Der einzige Grund, warum diese übergriffigen Idioten ihn nicht zu Hause besuchten, hieß Kakarott.

Wer hätte gedacht, dass der Bengel mit der niedrigen Kampfkraft einen so guten Abschreckungsgrund bieten würde.

Alleine der Name, den er manchmal beiläufig aussprach, verursachte ein Zittern und ein Ausbruch an Angstschweiß bei seinen Kameraden, den er nur spöttisch belächeln konnte.
 

Bardock wandte sich wieder dem Händler zu und zeigte wortlos auf zwei schmale, in Leder gebundene Bücher.

Der Händler formte mit seinen Fingern ein Angebot; Bardock schüttelte den Kopf, handelte ihn runter und gab ihm die entsprechende Menge an Münzen.

Neugierig sah Toma dabei zu, wie Bardock die Bücher in seinen Reisesack einpackte.

Ein wissendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, dass er sofort stoppte, als ihn Bardock misstrauisch ansah. Betont unschuldig legte er einen Arm um die Schulter seines Kameraden und zog ihn mit.

„Komm, lass uns was essen gehen. Ich habe Hunger“ forderte er ihn auf.

„Nimm den Arm weg oder ich breche ihn dir“ war Bardocks Antwort, aber sein Magen fing auch schon an zu knurren.

Die beiden machten sich auf den Weg zu ihrer bevorzugten Schenke.

Beim Eintritt erkannte der Wirt seine neuen Stammkunden und zeigte ihnen sofort einen freien Tisch in der Ecke, von dem die Saiyajins aus dem Raum im Blick hatten. Beide setzten sich mit dem Rücken zur Wand.

Wortlos wurde ihnen jeweils ein großer Krug mit Bier hingestellt, sowie eine Schüssel mit Nüssen.

Beide nahmen einen tiefen Schluck.

Toma strich sich den Schaum vom Mund und nahm sich eine Handvoll Nüsse.

„Also hast du wieder ein paar Bücher für sie gekauft“ begann er das Gespräch.

Bardock leerte sein Glas.

Er gab nur ein tiefes Grummeln als Antwort ab. Ihm gefiel nicht, wie Toma wieder anfing zu grinsen. Wo waren die Achtung und der Respekt seiner Kameraden hin?

Früher hatten sie ihn gefürchtet; jetzt grinsten sie ihn aus heiterem Himmel an.

All die hart erarbeitenden Angst vor ihm; dahin. Sogar die Angst vor Kakarott schien größer zu sein.

Stattdessen glaubten nun die andere Saiyajins, dass er einen Vogel hatte; nicht nur im übertragenen Sinn.

„Ich glaube ja, dass Selypa dein Vögelchen irgendwann heimlich in einen Sack packt und entführt. Oder Borgos“ fuhr Toma gedankenverloren fort.

„Solange ich Kakarott als Wachhund habe, wird sich keiner an sie herantrauen“ murmelte Bardock. „Können wir mal das Thema wechseln? Wie sieht es an der Front aus? Hast du deine Gegner erledigt?“

„Ohhh, machst du dir Sorgen um mich? Keine Sorge, ich habe die gegnerische Einheit bereits komplett eliminiert. Sorgen machen mir nur diejenigen, die sich in den Bergen verstecken. Einzeln können wir sie nicht herauslocken. Wir müssen ihnen eine Falle stellen“ antwortete Toma.

Mit seinem Bierkrug und den Nüssen formte er auf den Tisch eine Formation, die von der Kellnerin mit einer Platte gegrillten Fleisch unterbrochen wurde. Toma orderte sofort weiter Nachschub.

Die Männer stürzten sich hungrig auf ihr Mahl.

Kaum hatte sich die Platte geleert, als Bardock die Ankunft der letzten drei Teamkameraden beobachtete. Selypa, Panbukin und Borgos setzten sich zu ihren Freunden hin.

Die Kellnerin musste nun öfters herlaufen, um den Bedarf an Bier und Gegrillten zu stillen.

Erst als der größte Hunger gestillt war, fingen die fünf an, ihren neuen Formationen zu besprechen, bis sie alle von derselben Nachricht durch ihren Scouter unterbrochen wurde. Zuerst gab es einen hohen Signalton, dann sprach eine elektronische verformte Stimme:

„Achtung: Alle Saiyajins habe sich sofort in ihre Pods zu begeben. Rückflug zur Heimatstation!“

Bardock konnte es kaum glauben. Sie waren noch lange nicht fertig. Sie konnten doch nicht mitten drin abhauen?! Was war los? Es gab doch keine Bedrohung auf diesen Planeten, mit dem sie nicht fertig wurden. Fliehen oder eine Mission vor Beenden zu unterbrechen, war eine Schande für einen Saiyajin.

„Wieso? Wir sind mit unserer Mission noch nicht fertig?“ wagte er zu fragen.

Die Antwort kam prompt.

„Königlicher Befehl. Alle Saiyajins müssen in ihren Missionen pausieren und zur Heimatbasis zurückkehren.“

„Jetzt sag mir, wieso? Was ist los in unserer Heimat?“ fragte Bardock beunruhigt.

„Staatsbegräbnis. Die Königin ist gestorben.“
 

Bei einem königlichen Befehl und dazu noch wegen diesem Anlass, waren Beschwerden nutzlos. Jeder erwachsene Sayajin wusste, was zu tun war.

Die Bewohner des Planeten sahen erstaunt dabei zu, wie die Saiyajins, ohne eine Stellungnahme abzugeben, in ihren Pods Richtung Heimat verschwanden.

Auf ihre Frage, wann sie wieder zurückkehren würden, erhielten sie keine Antwort.
 

Der Tod war der ständige Begleiter der kriegerischen Saiyajins und damit etwas Alltägliches. Um ihren Alltag nicht mit Begräbnissen zu verschwenden, trauerten die rauhen, unspirituellen Wesen kaum um ihren Kameraden. Sie glaubten nicht an Seelen oder den Schutz der Ahnen.

Wenn ein Saiyajin starb, verweste sein Körper; fertig.

Es wurden keine Gedenksteine errichtet, man hielt keine Trauerreden, es wurden keine Schweigeminuten abgehalten und selten Tränen vergossen.

Eine Ausnahme machte man nur beim Tod eines legendären Kriegers.

In diesem Fall versammelten sich seine Familie und engsten Kameraden, um auf sein Wohl zu speisen, zu trinken, zu lachen und zu singen. Man erinnerte sich an seine Taten und erzählte davon den jüngeren Generationen, damit die Erinnerung an diesen Krieger weiterlebte.

Die Königin gehörte nicht zu dieser Klasse, aber sie war immerhin die Herrscherin gewesen.

Ein Staatsbegräbnis bedeutete, dass alle Saiyajins verpflichtet waren, ihr die letzte Ehre zu erweisen. Im Gegenzug würde sich der König um den Leichenschmaus kümmern.

Dies war eine Sache der Würde und Prestige der Königsfamilie.
 

Kaum war Bardock auf Planet Vegeta angekommen, flog er mit Höchstgeschwindigkeit zu seinem Heim. Die Feier sollte zum Sonnenuntergang stattfinden und er musste sich noch umziehen.

In der Hütte angekommen, überraschte er Bulma dabei, wie sie an Radditz neue Kleidung abmaß und umnähte.

Dunkles Grau, wie die Farbe von Asche.

Er nickte seinen Kindern nur zu und rannte die Treppe hoch, wo er sich das Zimmer mit Gine teilte.

Sie war dabei, seine Kleidung zu sichten.

„Da bist du ja endlich. Geh dich schnell noch baden, ich lege dir schon die Sachen zurecht“ wies sie ihn an.

Er knurrte, genervt von der Hetze, gab ihr einen schnellen Kuss auf den Mund und zog sich seine Sachen aus.

Er schnappte sich ein Handtuch und rannte nackt nach draußen zum Badeteich.

Mit dem Handtuch um die Hüfte kam er nach kurzer Zeit wieder ins Zimmer; die Haare noch feucht.

Gine hatte ihm eine dunkelgraue Hose, saubere Schuhe und eine neue, weil kaum benutzte Rüstung bereitgelegt.

Er mochte die Brustpanzer mit dem breiten Schulterpolster nicht; er bevorzugte die mit dem Riemen.

Aber in diesem Fall mussten alle Saiyajins ihre besten Rüstungen tragen, zusammen mit aschfarbener Kleidung.

Gine hatte sich schon umgezogen: dunkelgraue, enge Hose, darüber einen hellgrauen Rock und ihren sauberen Brustpanzer. Sie bürstete sich die Haare.

„Willst du dein Stirnband nicht abnehmen?“ fragte sie stirnrunzelnd, als sie beobachtete, wie er das Handtuch um seine Hüfte löste um sich die feuchten Haare trocken zu rubbeln. Sein Band hatte er während des Badens um den Oberarm geschlungen.

„Wieso? Hat doch die Farbe von Blut. Sollte damit noch erlaubt sein. Außerdem glaube ich nicht, dass es jemand groß kümmern wird“ wiegelte er ab, richtete sein Stirnband zurecht und fing an, sich anzuziehen.

„Naja, im Kampf ist sie ja nicht gestorben. Ich habe gehört, dass sie lange krank war“ entgegnete sie.

„Was für ein jämmerlicher Tod“ entfuhr es Bardock.

Ein jeder Krieger sehnte sich nach dem Tod auf dem Schlachtfeld. Lieber jung, aber ruhmreich sterben, als alt und krank werden, war die Devise. Kein Mann wollte im Bett sterben.

Natürlich waren die Frauen eine Ausnahme davon; weil sie seltener am Kämpfen teilnahmen. Darum erinnerte sich aber auch kaum ein Sayajin an die Namen seiner Großmütter oder anderen weiblichen Verwandten. Der Tod auf dem Schlachtfeld, nach langen, ruhmreichen Kämpfen, war die einzige Möglichkeit, in der Welt der Saiyajins unsterblich zu werden.

Eine andere Möglichkeit gab es in ihrer Kultur nicht, in der ihre Geschichte weder schriftlich dokumentiert noch Denkmäler gebaut wurden. Die mündlichen Überlieferungen waren der einzige Weg, ihre Geschichte der nachfolgenden Generation zu vermitteln.

„Was ist mit Kakarott? Müssen wir ihn mitnehmen?“ fiel ihm die Frage ein.

„Nein, Kinder unter drei Jahren müssen nicht teilnehmen. Bulma wird auf ihn aufpassen“ erklärte Gine.

„Was hast du ihr erzählt? Weiß sie über das Begräbnis Bescheid?“

Gine schüttelte den Kopf.

„Ich habe ihr nur gesagt, dass wir für eine Nacht in die Hauptstadt müssen und es einen Tag dauern wird, bis wir wiederkommen. Sie hat nur traurig genickt und gesagt, dass sie es alleine schaffen wird.“

Bardock zuckte zusammen. Bei einer Feier dieser Größe und so vielen Saiyajins auf einen Haufen, wusste er, dass der Leichenschmaus bis zum nächsten Tag laufen konnte. Man sah alte Freunde und Familienmitglieder wieder und nutzte den Moment, um Neuigkeiten auszutauschen.

Sprach man über den einen Tod eines Kriegers, kam das Thema auf den nächsten Tod eines anderes Kriegers und so weiter, und so weiter. Ehe man sich versah, fingen die sonst so wortkargen Saiyajins an, zu quatschen, zu schwärmen; es wurde viel getrunken, man sang, Streits wurden vom Zaun gebrochen…vor Tagesanbruch würden sie jedenfalls nicht zurück sein.

„Ich habe ihr noch etwas von meiner Reise mitgebracht“ versuchte er sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. „Wenigstens bekommen wir bei der Feier ´ne Menge zu essen“ lenkte er ab.

Gien seufzte und verschränkte missbilligend die Arme vor der Brust.

„Na toll, die ganzen Vorräte, die wir die letzten Wochen gesammelt haben, gehen dafür drauf. All die harte Arbeit“ beschwerte sie sich.

„Müsst ihr eigentlich bedienen? Wäre ja unfair, wenn die Frauen oder die Nahrungs-Einheit mit dem Kochen beschäftigt ist…?“ begann Bardock, aber Gine winkte ab.

„Nein, kochen und bedienen wird ein Volk, dessen König unserem Herrscher noch was schuldet. Hat wohl was mit seiner letzten Mission zu tun. Mir selber gefällt es ganz und gar nicht, dass Fremde Zugang zu unserer Küche und unseren Vorräten haben. Ich hoffe, wir werden nicht vergiftet. Aber die Lebensmittel müssen wir stellen; das stört mich gewaltig.“

„Ich wette, König Vegeta sieht das als Geschenk und freiwilliges Opfer seiner Bürger zum Wohle seiner Königin an“ spotte Bardock. „Wie sehe ich aus?“

Er präsentierte sich seiner Gefährtin.

Sie nickte. „Sauber. Jetzt las uns losfliegen. Der Weg zur Hauptstadt ist weit von hier und ich bin keine gute Fliegerin.“

„Keine Sorge. Ich trage dich.“

Bardock, Gine und Radditz flogen los.

Bulma hielt Kakarott im Arm und sah ihnen besorgt nach, bis sich der Anblick der drei in kleine Punkte am Horizont verwandelt hatte.
 

Die Hauptstadt Sadala hatte sich vorbereitet.

Entlang der langen Hauptstraße waren Fackeln aufgestellt worden, um den Weg zu beleuchten; auch wenn es aufgrund der Dämmerung noch nicht komplett dunkel war.

Große weiße Banner mit dem roten Königswappen hingen an den Gebäuden herunter.

Die Saiyajins hatten sich entlang der Hauptstraße aufgestellt.

Leises Gemurmel war zu hören.

Bardock, Gine und Radditz hatten einen Platz weit vorne ergattert, wo die Prozession enden würde.

Eine leere Bühne stand am Ende der Straße. Dahinter konnte man die weite Ebene erkennen; das golden gebleichte Gras und die wenigen Bäume. Dank der klaren, kalten Luft konnte man die Umrisse der weit entfernten, mächtigen Berge erkennen, die sich wie ein dunkles Band am Horizont entlang schlängelten.

Radditz spürte die Kälte kaum. Hinter sich konnte er die Körperwärme seiner Eltern spüren, aber er war von dem Anblick schräg vor sich abgelenkt.

Auf einem Balkon, vom dem das königliche Banner hing, stand der König mit wehenden Umhang und stoischer Miene; sein Sohn an seiner Seite. Beide sahen streng, mit verschränkten Arme auf ihr versammeltes Volk herunter. Im Hintergrund standen ein paar Wachen und wichtige Minister.

Radditzs Herz machte einen Sprung. Er hatte den Prinzen beim letzten Tatakai vor ein paar Monaten kämpfen gesehen. Obwohl seine Gegner vier-fünf Jahre älter gewesen waren und größer und schwerer, hatte es keiner geschafft, ihn zu besiegen. Am Schluss hatte Prinz Vegeta sogar drei Gegner gleichzeitig geschlagen. Die Stärke des Jüngeren beeindruckte den jungen Radditz.

Er sehnte sich nach seinem Tatakai.

Vielleicht, eines Tages, würde man ihn so ähnlich respektieren wie Prinz Vegeta und er dürfte unter seinem Befehl kämpfen.

„Wo ist König Vegetas zweiter Sohn? Ich sehe nur den älteren“ hörte er einen Erwachsenen fragen.

„Ich habe gehört, dass der König ihn bereits zu einem weit entfernten Planeten geschickt hat, um den Schwächling aus den Augen zu haben“ antwortete sein Nachbar. „Die Königin soll sich bis zuletzt geweigert haben, den Jungen rauszugeben.“

„Pfft, so viel Aufwand für einen Schwächling. Wenigstens eines ihres Kinder hat es zu etwas gebracht.“

Auch Gine hörte das Gespräch.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte sie zum Herrscher hoch.

Weder er, noch sein Sohn sahen besonders trauernd aus, aber das war auf einer Saiyajin-Beerdigung in der Öffentlichkeit auch nicht zu erwarten. Trotzdem fand sie seine Haltung zu seinem Sohn kalt und herzlos. Hatte er wirklich seinen zweiten Sohn fort geschickt, ohne sich von seiner Mutter verabschieden zu lassen?

Sie legte unbewusst ihre Hände auf die Schultern ihres Sohnes, der vor ihr stand.

Peinlich berührt starrte Radditz sie an und schüttelte schnell die Hände ab.

Die Saiyajins in ihrer Umgebung drehten die Köpfe zur Straße runter. Sie konnten das Schlagen der Trommel hören. Die Prozession näherte sich.

Die lang gezogenen Trommelschläge einer dicken Trommel verursachten ein ungewohntes Beben im Körper des jungen Radditz.

Aufgeregt passte sich sein Herzschlag dem Geräusch an, pochte im gleichen Takt.

Mit großen Augen starrte er auf die vorbei ziehende Bahre, die von vier Saiyajins in grauen Umhängen feierlich getragen wurde.

Obendrauf lagen die zierlichen, blassen Überreste einer Frau in einem grauen, ärmellosen Kleid und einen fast friedlichen Gesichtsausdruck. Ihre langen, glatten Haare umrahmten sie ein wie ein Schleier.

Die Saiyajins schwiegen bedrückt bei ihrem Anblick.

Die eingefallenen Wangen, die ungewöhnliche Blässe und dünnen Arme sagten jeden wissenden Beobachter, dass diese Frau nach einer langen Krankheit gestorben war.

Sie war nicht in einem glorreichen Kampf gestorben. Unangenehm erinnere ihr Anblick die Saiyajins daran, dass man auch aufgrund anderer Ursachen sterben konnte und ihr Körper Schwächen hatte.

Diese Art des Todes und ihr zweiter Sohn warfen einen Schatten auf ihren Nachlass.

Heute Abend würde sich ihr Volk an sie erinnern.

Man würde darüber sprechen, wie sie einst eine junge, schöne Frau gewesen war, die zwar nicht zu den Stärksten ihrer Generation gehörte, aber wunderbar tanzen konnte. Dank ihrer grazilen Bewegungen und ihre Schönheit hatte sie die Aufmerksamkeit des damaligen Prinzen gewonnen.

Unter ihrer strategischen Führung hatte es einige erfolgreiche Siege gegeben.

Aber vor allem wurde sie durch die Geburt ihres Erstgeborenen unsterblich.

In naher Zukunft würde der Ruhm von Prinz Vegeta auch auf sie abstrahlen.

Sie würde in die Geschichten der Saiyajins eingehen als die Mutter von Prinz Vegeta, dem Wunderkind, dem Stärksten seiner Familie.

Die Kleinigkeiten wie der unfähige Sohn, ihre Krankheit oder den letzten Ehestreit würde man nur unter vorgehaltenen Mund flüstern.

„Hab gehört, sie hatte den König seit der Geburt des Jüngsten nicht mehr an sich rangelassen. Er hat getobt und versucht, ihr Zimmer einzutreten und sie hat ihn mit Gegenständen beworfen“ flüsterte ein Saiyajin seinem Nachbarn zu. Der grinste.

„Man, selbst Könige habe Probleme mit ihren Frauen, was?“

„Stell dir mal lieber vor, wie König Vegeta beworfen wird und erfolglos abziehen muss“ kicherte der andere hämisch.

Bardocks Mundwinkel zuckten nur kurz amüsiert

Anscheinend hatte jede Familie ihre Probleme.

„Haltet die Klappe; was gehen uns die Probleme andere Familien an“ warnte er die beiden leise.

Man wusste nie, ob einer von Königs Vegetas Schergen in der Nähe waren, der sich bei seinem Herrscher einschleimen wollte.

Die Bahre wurde auf die Bühne getragen. Die Saiyajins setzten ihre Last bedächtig ab und verließen den Platz.

Die Trommel hörte auf zu schlagen.

Für einen Moment war es gespenstisch still.

Alle Saiyajins sahen auf die Umrisse der aufgebahrten Frau; hinter ihr das Licht der rotglühenden Abendsonne, die langsam versank.

Dann, für einen kurzen Moment, war die Ebene rot beleuchtet, so dass sie aussah, als würde sie brennen. Die Berge schienen zu glühen und goldenen Spitzen zu haben.

Dann versank die Sonne und Dunkelheit bereitete sich aus.

Ein lautes Brüllen entfuhr der Kehle des Königs und tausend weitere Kehlen antworteten auf seinen Ruf.

Das langgezogene Brüllen der versammelten Saiyajins schreckte die umgebenen Tiere auf.

Vögel flögen erschrocken gen Himmel.

Radditz wurde mitgerissen und brüllte, so laut er mit seiner dünnen Stimme konnte.

So etwas hatte er noch nie gespürt. Diese Kraft und Gemeinschaft der Saiyajins an einem Ort erfüllten ihn mit Stolz.

Die Saiyajins nahmen Abschied von ihrer Königin.

Dann hob König Vegeta seine Hand.

Er feuerte einen greller Energiestrahl auf die sterblichen Überreste seiner Gefährtin, die sofort zu Asche verbrannten und vom Wind fort getragen wurde.

So wurde die Königin wieder ein Teil dieser Welt.

Der König brüllte ein weiteres Mal laut auf und schlug sich gegen die Brust. Stolz sah er auf sein Volk herab, dass den Gruß erwiderte. Er nickte zufrieden.

Dann wurde zum Leichenschmaus eingeladen.
 

„Prinz Vegeta, wollt ihr noch mehr von dem Gegrillten haben? Was diese Fremden gekocht haben, schmeckt ganz gut“ fragte Nappa.

Der Prinz schob seine halb geleerte Schüssel zur Seite.

„Nein, ich bin satt“ sagte er mit unzufriedener Miene und stand von seinem Platz auf.

Überrascht starrte ihn Nappa an und warf einen schnellen, wachsamen Blick auf den abgelenkten König.

„Prinz, wo wollt ihr hin?“ zischte er mit unterdrückter Stimme.

„Ich werde mich zurück ziehen“ sagte der Junge kalt. „Ich bin müde und das ganze Gelaber nervt mich.“

„Gut, dann begleite ich euch“ antwortete Nappa und legte den Knochen ab, um ebenfalls aufzustehen, doch Vegeta stoppte ihn mit einer Handbewegung.

„Ich werde schon selber in meine Gemächer zurück finden, vielen Dank“ sagte er sarkastisch. „Bleib ruhig hier. Ich…muss alleine sein“ sagte er zögernd.

Nappa sah dem Abgang des Jungen stirnrunzelnd nach. Er seufzte.

Vielleicht war es besser, wenn der Junge alleine war. All die lärmenden Erwachsenen mussten anstrengend für ihn sein. Seit einer Stunde war der Junge dem Beispiel seines Vaters gefolgt und hatte sich unter die Männer begeben, mit ihnen gegessen und getrunken. Aber er hatte nicht gelacht und kein Wort zu den Gesprächen beigetragen.

Nappa rieb sich nachdenklich den Nacken. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte.

Der Junge war ein Stiller, der seine Gedanken für sich behielt. Trauerte er um seine Mutter oder war es ihm egal? Vielleicht war er wirklich nur müde?

Nappa beschloss, dem Jungen die gewünschte Einsamkeit zu gönnen und konzentrierte sich wieder auf sein Mahl. Zu seinem Glück befanden sich außerdem zwei hübsche Saiyajin-Frauen auf den Weg zu ihm.

Das schien heute ein guter Tag für ihn zu werden.

Nichts befeuerte die Leidenschaft der Saiyajins so an wie der Tod. Dann sehnten sie sich nur noch mehr nach dem Leben.
 

Prinz Vegeta ging durch die einsamen Gänge.

Alle Saiyajins waren auf den Straßen und aßen, tranken, lachten.

Dieser Lärm kotzte ihn an.

Bis zum Abschluss hatte er durchgehalten, aber nun quälten ihn pochende Kopfschmerzen.

Er sah sich prüfend um, aber niemand war in der Nähe.

Schnell stieg er auf ein Fensterbrett und entschwebte nach draußen, hoch in die Luft; weit fort von der Menge, den Lärm und den Lichter.

Er sehnte sich nach Einsamkeit, Stille und Dunkelheit und flog durch die Nacht, auf der Suche nach einem geeigneten Ort.

Er flog in Richtung Berge und ließ sich nicht vom kalten Wind abbringen. Störrisch flog er weiter, den Blick konzentriert nach vorn gerichtet. Unter ihn endete die weite Ebene und der Wald fing an.

Vegetas Gedanken wanderten zu dem bleichen Gesicht seiner Mutter; bevor es zu Asche verbrannte.

Sie hatte ausgehen, als würde sie schlafen; als hätte sie endlich ihren lang ersehnten schönen Traum gefunden. Als wäre sie vom Schmerz erlöst worden.

In den letzten Wochen hatte sie oft nach ihn gefragt, aber er war ihr ausgewichen.

Bei den seltenen Besuchen hatte er die Erschöpfung in ihrem Gesicht gesehen und den Geruch des nahenden Todes an ihr gewittert. Es hatte ihn abgeschreckt, besonders weil sie so bemüht gewesen war, dass er näher kam. Ständig hatte sie die Hände nach ihm ausgeschreckt und gesagt, dass sie ihn berühren wollte. Er hatte sich geweigert.

Hatte sie Angst vor dem Tod gehabt? Wollte sie, dass er sie davor beschützte? Lag es an dem baldigen Ende, dass sie sich so plötzlich für ihn interessierte?

Er hatte nicht verstanden, was sie von ihm wollte und war auf Abstand gegangen.

Er war froh gewesen, dass sein Vater ihn mit auf Mission genommen hatte.

Sie war nicht mehr seine Mutter gewesen. Seine Mutter war eine stolze, schöne Frau gewesen, mit einer sicheren Stimme und festen Blick, die niemals gebettelt hatte. Er hatte die letzten Überreste davon in ihr gesehen, wenn sie seinen Vater angeschrien hatte; Tarble beschützend an der Brust gedrückt.

Vegeta hielt an.

Unter sich sah er einen glatten, dunklen See liegen.

Er konnte die Tiefe des Wassers nicht erahnen.

Endlich hatte er die ersehnte Stille gefunden.

Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Das mulmige Gefühl in seinem Magen verschwand aber nicht.

Warum fühlte er sich so?

Er war nicht glücklich, aber auch nicht traurig!

Sie war tot und er wusste nicht, ob er um diese Frau trauern konnte. Nach seiner Geburt hatte sie ihn weggegeben und er war zum Kämpfen gezwungen gewesen. Nie war sie aufgetaucht und hatte ihn beim Training beobachtet. Wenn er sie mal im Palast gesehen hatte, war ihr Rücken das einzige gewesen, was sie ihm gezeigt hatte; konzentriert in einem Gespräch oder anderswie abgelenkt; keinerlei Beachtung für ihn. Bei den wenigen gemeinsamen Abendessen war es kalt und förmlich zugegangen.

Dann, plötzlich, nach Tarbles Geburt, hatte sie sich verändert.

Die Bilder erschienen vor seinen geistigen Augen, wie sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, seinen Namen rief, Tränen in den Augen.

Warum hatte sie geweint?

Nur weil er sich umgedreht hatte und ihr SEINEN Rücken gezeigt hatte?

Er biss sich auf die Lippen.

Es geschah ihr Recht; er hatte auch kein Interesse an ihr, so wie sie nie an ihm gehabt hatte.

Warum sonst hatte sie sich so viel mehr um Tarble gekümmert; hatte ihn gegen Vater beschützt; obwohl er ein unfähiger Schwächling war.

Er aber musste um Anerkennung kämpfen. Er hatte sie sich verdient. Er war stark geworden, weil man ihn alleine ließ. Deswegen würde er noch stärker werden, weil er nicht mehr hoffte. Er hatte sich damals abgefunden, dass seine Mutter sich nicht für ihn interessierte.

Ihr Gesinnungswandel geschah doch nur aus Angst; erbärmlich.

Wut sammelte sich in seinem Bauch und er spürte den Drang zu schreien oder etwas zu zerstören.

Er formte sein Ki in seiner Hand.

Er grinste.

Der tiefe See unter ihm kam gerade recht.
 

Bulma konnte nicht schlafen. Nachdenklich sah sie aus dem Fenster, während sie in ihrem Bett war; Kakakott an ihrer Seite. Ihr kleiner Bruder schlief tief und fest und manchmal konnte sie ein hohes, leises Schnarchen hören, dass sie zum Lächeln brachte.

Heute war die erste Nacht, in der sie die Älteste im Haus war und die Verantwortung trug und der Gedanke machte ihr Angst.

Hoffentlich passierte nichts. So viele Gefahren gingen ihr durch den Kopf und hielten sie vom Schlafen ab. Wann kamen bloß ihre Eltern wieder?

Sie schloss die Augen, kuschelte sich tiefer in die Kissen und versuchte, sich zu entspannen. Der plötzliche Lärm von auffliegenden Vögeln in Panik riss sie aus ihrer Anstrengung.

Sie sah zu Fenster raus.

Sie wusste aus Erfahrung, dass die Vögel solchen Lärm nur bei Gefahr veranstalteten, um ihre Artgenossen zu warnen.

Was passierte da draußen?

Sie stand auf und bemerkte in der Ferne einen roten Lichtschein.

Brannte der Wald?

Alarmiert behielt sie den Blick in diese Richtung. Der flackernde Lichtschein, der Lärm der Tiere…

Angst kroch in Bulma hoch. Ihr Herz klopfte panisch schneller.

Sie sah auf den schlafenden Jungen runter.

Es war ihre Aufgabe, ihren kleinen Bruder zu beschützen.

Sie konnten nicht hierbleiben. Was, wenn das Feuer sie erreichte?

Oh, wenn sie doch nur fliegen könnte!

Sie nahm Kakarott auf den Arm und wickelte ihn in die Decke ein.

Sie musste sich vergewissern, aber das konnte sie nur, wenn Kakarott sicher war.

Sie rannte nach draußen, hinters Haus, zum kleinen Badeteich. Dort, nahe an den Felsen der Berge, versteckte sie ihren Bruder. Immer noch schlief der kleine Chaot zufrieden.

Falls es ein Waldbrand war, hoffte sie, dass er in der Nähe von Wasser sicher war.

Entschlossen sah sie zum roten Lichtschein über den Wald. Sie musste etwas näher rangehen.

Wenn es ein Feuer war, warum sah sie keine Funken fliegen und spürte keine Hitze?

Es musste also etwas anderes sein.

Ohne sich von der Kälte der Nacht oder der drohenden Gefahr abbringen zu lassen, rannte sie in den Wald hinein.
 

Sie folgte dem immer stärker werdenden Licht und ahnte, woher es kam: vom großen See, aber warum sollte es ausgerechnet dort brennen, wo Wasser war?

Sie erreichte das Ufer.

Erschrocken hielt sie inne.

Es schien, als ob der See brennen würde?!

Über den See schwebte eine kleine Gestalt mit wehenden, roten Umhang.

Erschrocken versteckte sich Bulma hinter einem Baumstamm und versuchte, mehr zu erkennen.

Ein kleiner Saiyajin feuerte ziellos Ki-Strahlen ins Wasser. Die rote Energie tauchte das aufspritzende Wasser in rote und goldene Funken.

Der Wind bauschte auf; wirbelte die Tropfen höher. Das Wasser dampfte. Der Saiyajin drehte sich um.

Bulmas Augen wurden groß.

Der Saiyajin war klein, männlich und jung, besaß stachliges abstehendes, schwarzes Haar und trug einen Brustpanzer.

Sie konnte sein lautes Lachen hören, als er einen weiteren Ki-Strahl abfeuerte.

Plötzlich spürte sie, wie die Erde erbebte.

Der Junge hielt in seinem Angriff an und schaute grinsend auf das aufgewühlte Wasser.

Von seinem erhöhten Standort aus konnte er die Umrisse des nahenden, großen Wesens erkennen, dass an die Oberfläche auftauchte

Ein riesiger Fisch tauchte aus dem Wasser auf und sprang hoch; versuchte den Angreifer, der seine Ruhe gestört hatte, zu vernichten.

„Der König des Sees“ hauchte Bulma fasziniert.

Bardock hatte ihr und Radditz davon erzählt; ein riesiger Fisch, der tief im See lebte und den man nur selten sah. Er war meterlang, stromlinienförmiger Körper mit dunklen Schuppen und mächtigen Flossen, ein langes, Zähnen besetztes Maul.

Der Junge musste mit seinen Angriffen den Zorn dieses Wesens erregt haben.

Sie wollte ihn anschreien, ihn warnen, aber sie erinnerte sich plötzlich an das Versprechen, dass sie ihrer Mutter gegeben hatte. Sie hielt sich rechtzeitig die Hand vor dem Mund.

Doch mit großen Augen sah sie dabei zu, wie der Junge nur lachte und seine Hand hob. Ein mächtiger, roter Energiestrahl wurde erbarmungslos auf das nasse Wesen abgefeuert.

Bulma konnte ein schmerzerfülltes, tiefes Brummen hören.

Sie konnte sich nicht rühren, ihre Beine verweigerten ihr den Dienst.

Sie konnte nur in ihrem Versteck bleiben und fassungslos dabei zusehen, wie der Junge seinen Gegner attackierte. Das aufspritzende Wasser und Blut schien ihn nicht zu berühren; so schnell und geschickt flog er. Ein breites Grinsen auf den Lippen; keinerlei Furcht in den Augen.

Bulma bekam Angst, Angst vor diesen Jungen.

Gleichzeitig war sie so fasziniert, dass sie nicht den Blick abwenden konnte.
 

Das Brummen des Seekönigs wurde leiser, er starb. Er hatte keine Chance gehabt gegen dieses Kind.

Mit einem letzten Aufbäumen sank er zu Wasser, eine hohe Welle entstand, aufspritzende Tropfen stiegen in Richtung Himmel und fielen zurück ins Wasser.

Bulmas Herz schlug aufgeregt. Für einen Moment schien die Zeit langsamer zu vergehen.

Der Junge hatte mit dem wahnsinnigen Lachen aufgehört, stand still in der Luft, die Fäuste geballt, einen entschlossenen Blick, während sein Mantel hinter ihm im Wind peitschte.

Er sah so stark aus, als könnte er alles erreichen. Der Inbegriff eines Saiyajins, wie ihr Vater es vorlebte.

Aber auch unglaublich einsam.

Dieser Anblick brannte sich in ihre Netzhaut ein.

Der Junge wischte sich etwas von seinem Kinn und flog fort, ohne sich um die Leiche seines Gegners zu kümmern.

Bulma trat einen Schritt aus dem Schatten der Bäume heraus und sah ihm nach.

Ja, er machte ihr Angst, aber er war auch unglaublich faszinierend.

Sie blickte zum Seekönig, der leblos in der Mitte des Sees lag.

Jetzt, wo der Angreifer verschwunden war, kühlte die Luft wieder ab, das Wasser beruhigte sich und Bulma konnte das leise Rufen der Vögel hören. Die Gefahr war vorbei.

Kopfschüttelnd sah sie auf den riesigen Fischleib.

Warum hatte er ihn getötet, wenn er ihn nicht aß? Wieso hatte er überhaupt in den See geschossen? Wusste er über den Seekönig Bescheid? Wie konnte ein Junge nur so viel Energie besitzen? All diese Ki-Angriffe…

Verschiedene Gedanken schossen ihr durch den Kopf, darunter auch der, dass Radditz es bestimmt interessieren würde, wer den Seekönig erledigt hatte. Vielleicht kannte er den Jungen ja…

Aber dann stutzte sie.

Wenn sie Radditz und ihren Eltern von dem fremden Jungen erzählen würde, könnten ihre Eltern auf die Idee kommen, tiefer in die Berge zu ziehen, um sich besser zu verstecken.

Sie erinnerte sich an ihr Versprechen.

Der eigentliche Wortlaut war gewesen.

„Ich verspreche, den Wald nicht zu verlassen. Wenn ich andere Saiyajins sehe, verstecke ich mich.“

Daran hatte sie auch gehalten, aber jetzt erkannte sie ein Schlupfloch.

Was, wenn jemand SIE im Wald fand, BEVOR sie sich verstecken konnte.

Dann könnte sie einen anderen Saiyajin treffen und dabei gleichzeitig ihr Versprechen halten?!

Diese Idee ließ Bulma nicht los, als sie sich umdrehte und schnell nach Hause eilte.

Was sie heute gesehen hatte, würde sie für sich behalten.

Lebenspläne

Der Winter kam.

Auf dem Planeten Vegeta bedeutete es lange Nächte, in denen die Temperaturen kurz über dem Nullpunkt sanken und tagsüber sah man nur eine fahle Sonne hinter einer grauen Wolkendecke. Es wehten kalte Winde über kahle Landschaften. Manchmal war es morgens frostig, aber Schnee würde es in diesem Jahr nicht geben. Stattdessen regnete es oft.

Bardock hasste den Regen.

Nach der Trauerfeier der Königin und dem anschließenden Festgelage, waren er, Gine und Radditz erst am anschließenden Morgen wieder losgeflogen. Völlig verkatert hatte er sich nach der Ankunft mit seiner Frau ins verdunkelte Schlafzimmer zurückgezogen und den Rest des Tages nur geschlafen. Auch Radditz war völlig erledigt gewesen und hatte sich in sein Bett zurückgezogen. Bulma sorgte solange fürsorglich um Kakarott und passte auf ihn auf, während sich die anderen ausruhten. Am Abend bereitete sie ein leichtes Abendmahl zu und kochte einen Tee für ihre Eltern.

Am nächsten Tag entdeckte Radditz bei seiner morgendlichen Jagd-Runde die Leiche eines riesigen Fischmonsters im See und berichtete aufgeregt seinem Vater davon.

Bardock war überrascht gewesen, den toten Seekönig vorzufinden und konnte sich nicht vorstellen, wie er erledigt worden war. Die Brandwunden konnten nur von einem Ki-Angriff stammen.

Aber alle Saiyajins waren zum Todeszeitpunkt in der Hauptstadt gewesen, außer Bulma und die kleinen Kindern. Von denen konnte es keiner gewesen sein. Außerdem hätte kein Saiyajin das seltene Fleisch des Seekönigs im Wasser liegen gelassen und damit verschwendet.

Dieses Geschehen beunruhigte den misstrauischen Krieger, weshalb er nach der Beendigung seiner Mission regelmäßig im Wald patrouillierte und Ausschau nach anderen Saiyajins hielt. Allerdings fand er keine Spur. Sein Scouter zeigte ihm auch nichts an.
 

Seine letzte Mission war erfolgreich verlaufen.

Wegen der plötzlichen Abreise der Saiyajins aufgrund der Trauerfeier, hatten sich die Rebellen aus ihrem Versteck heraus getraut. Als die Saiyajins so plötzlich wieder zurückkamen, wurden sie überrascht und konnten sich nicht schnell genug verstecken.

Damit war die Mission überraschend schnell beendet worden und Bardock hatte über den Winter Pause.

Gine war die Einzige, die tagsüber zu ihrer Arbeit bei der Nahrungsverteilung fliegen musste und Bardock für einige Stunden allein bei den Kindern ließ.

Weshalb Bardock den ständigen Regen noch mehr hasste, denn dann verbrachte er seine Zeit in seiner Hütte und musste drei Kinder beschäftigen. Da ging öfters mal was zu Bruch:

Die Kinder spielten Fangen und Verstecken und dass der Boden aus Lava bestand, weshalb sie über Stühle, Tische und Balken kletterten. Waren sie glücklich und lachten, hatte der Krieger seine Ruhe, aber wehe, die Kinder fingen sich an zu streiten: dann erreichte der Lärmspiegel ihres Schreiens ungeahnte Ausmaße, die ihm Kopfschmerzen bereiteten.

Normalerweise musste ein Krieger keine Kinder hüten. Im Dorf würden alle Kinder zusammen spielen, beaufsichtigt von zwei-drei Mütter und den ältesten Kindern, so dass die Männer sich zurückziehen konnten, um zu trinken, trainieren und die Köpfe einzuschlagen.

Aber hier in der Einsamkeit, ohne Nachbarn, gab es keine andere Möglichkeit.

Bardock sehnte sich nach einem einsamen, harten Training, konnte aber gerade Kakarott nicht unbeobachtet lassen. Langsam fing Kakarott an, auf zwei Füße zu stehen. Er stellte sich gerne auf die Beine auf und zog an alles, was er in die Finger bekam: Eigentlich durften sie zurzeit nichts aus Ton im Haus haben, nur Metall und Holz. Das einzig Zerbrechliche wäre dann aber Kakarotts Kopf. Darum hatte Gine ihren Gefährten eingebläut, den Jüngsten immer im Auge zu behalten.

Bardock versuchte im Haus zu trainieren; mit Liegestützen, Sit-Ups und anderen Übungen. Seine Kinder halfen ihm, indem sie während der Liegestütze auf seinem Rücken saßen und Bulma laut mitzählte. Oder er nutzte zum Gewichtheben seine beiden ältesten Kinder. Bulma schien es zu gefallen. Sie jauchzte dann laut auf und tat so, als würde sie schweben.

Manchmal traute sich Toma zu einem Besuch herbei. Dann brachte er einen guten Tropfen zum Trinken für die Männer mit und für die Kinder Spielzeug wie Murmeln, Bälle oder ein Seil zum Springen. Dann briet Bardock ein paar Steaks an und die Männer konnten in Ruhe essen, während die Kinder ihr neues Spielzeug ausprobierten.

Das einzig Schöne im Winter waren die langen Nächte.

Der Winter wurde traditionell zum Ausruhen genutzt und für lange Schläfchen.

Wenn die Luft so kalt und klar war, dass man die Sterne sehen konnte, kuschelten sich alle drei Kinder in ein Bett ein und Bardock und Gine hatten Zeit für sich. Dann kuschelte sich das Pärchen auf der Fensterbank im Erdgeschoss in eine Decke ein und genoss die Aussicht, die Ruhe und lange Umarmungen.

Aber wehe, sie waren zu früh im Bett und die Kinder schliefen noch nicht fest. Dann schlichen sich Radditz und Bulma, mit Kakarott im Arm, ins Zimmer ein und wollten zu ihren Eltern ins Bett. Natürlich hob Gine ihre Decke dann einladend hoch und Bardock musste an die äußerte Ecke des Bettes rutschen, damit alle fünf Saiyajins Platz hatten. Diese Nächte waren unruhig, weil ständig ein Kinderarm oder -Bein ihn in seine Weichteile boxte. Warum konnten Kakarott und Radditz nicht so bewegungslos schlafen wie ihre Schwester? Aber warum hatte seine Tochter so kalte Füße? Wie Eiszapfen bohrten sie sich dann in seinen Körper und er musste ihre kleinen Füße in seinen Händen aufwärmen.

Für Radditz begann im Winter sein 10. Lebensjahr. Damit konnte Bardock und Gine überlegen, ob er beim nächsten Tatakai teilnehmen sollte, dass wie üblich im Frühsommer stattfand. Gine war dagegen und wollte noch ein Jahr warten, aber Bardock wusste, dass sein Sohn darauf brannte. Er hatte sich in den letzten Monaten stark ins Zeug gelegt, um seine Aufgabe zu erfüllen und war ein sehr guter Jäger geworden. Vielleicht lag es daran, dass er in frühen Jahren schon Verantwortung für Bulma getragen hatte, anstatt seine Zeit mit Unsinn zu verbringen. Der Junge war verantwortungsvoll, geduldig, stark und gerissen. Bardock sah gute Chancen für ihn. Er versuchte Gine zu überzeugen. Sobald der Regen weniger wurde, könnte er sich für ein Spezial-Training mit dem Jungen in die Berge zurückziehen und ihn auf den Kampf vorbereiten.

Gine wusste, wie sehr Radditz sich die Teilnahme wünschte, aber sie wollte ihren Jungen noch nicht ziehen lassen. Nach einem erfolgreichen Tatakai wäre er ein Erwachsener der ersten Stufe und könnte auf eine Mission außerhalb des Planeten geschickt werden. War er dafür nicht noch zu jung?

„Verglichen mit den Nervensägen im Dorf und in der Hauptstadt, ist dein Radditz schon viel weiter“ war sogar Toma der Meinung, den Bardock eines Abends für dieses Thema eingeladen hatte.

Die Männer überzeugten Gine, ihre Zustimmung zu geben.

Als Gine kurz nach draußen ging, um aus der Fleischkammer Nachschub für die Männer zu holen, nutzte Toma den ruhigen Moment für eine Warnung aus.

„Radditz hat gute Chancen, aber ich bin besorgt, weil er so wenige Freunde hat. Er verbringt zu viel Zeit hier. Wenn sich die andern in Gruppen zusammen tun und sich auf ihn stürzen, kann das ein Nachteil werden“ sagte er.

Bardock zuckte nur mit den Schultern.

„Die Schwächlinge nutzen immer diese Taktik und am Ende bekämpfen sie sich selbst. Letztendlich sind wir Saiyajins doch sowieso Einzelkämpfer. Radditz muss lernen, auf seine eigene Kraft vertrauen. Wenn er schneller angreift, nützt auch die Gruppen-Strategie nichts. Wir kennen das doch aus unseren Missionen, wenn sich unsere Gegner in Rudel zusammen tun und sich dann im Kampf gegenseitig behindern.“ Er nahm einen Schluck von seinem Bier und fing dann an zu grinsen.

„Der einzige, der ihn später als Kamerad unterstützen könnte, ist Kakarott. Vielleicht wird der Junge ja noch stark genug, dass die beiden zusammen agieren können.“

Toma warf einen nachdenklichen Blick in Richtung Decke, wo das Kinderzimmer lag und die jüngere Generation schon schlief.

„Tja, das klappt aber nur, wenn Kakarott ein anständiges Kampflevel erreicht, sonst bleibt er ein Klotz am Bein. Außerdem weißt du nicht, wie stark ihre Geschwisterrivalität ausfallen wird.“

„Solange Bulma als Zwischenpuffer agiert, sehe ich gute Chancen. Normalerweise gibt es bei Brüdern immer Rivalitäten und Revierstreitigkeiten, aber mit ihr…sie hat einen beruhigenden Einfluss auf die beiden“ erzählte Bardock.
 

Wie erwartet, freute sich Radditz bei der Nachricht, dass er am nächsten Tatakai teilnehmen sollte.

„Darf ich wirklich? Ich habe ja schließlich nicht jedes Tier im Wald getötet...“

„Egal. Keine Ahnung, wer den Seekönig umgebracht hat, aber bis die nächste Generation heranwächst, wird es mindestens 20 Jahre dauern. SO lange brauchst du nicht zu warten. Bis ich wieder auf Mission muss, werden wir beide gegeneinander kämpfen. Du bist stark, aber du brauchst mehr Praxiserfahrung. Aber denk daran, du darfst Bulma nichts über das Tatakai erzählen“ befahl Bardock.
 

Wie Bardock es sich erhofft hatte, wurden die Regentage nach der Wintersonnenwende seltener und er nutzte diese Zeit, um mit seinen Sohn in die Berge zu fliegen. Dort musste Radditz gegen seinen Vater kämpfen, bis er völlig erschöpft war und dann setzte Bardock noch eine Schippe drauf. Die Eigenschaft der Saiyajins, nach einem Kampf mit vielen Verletzungen stärker zu werden, war die beste und schnellste Möglichkeit zu wachsen.

Bardock trieb ihn an, denn sobald die ersten Knospen anfingen zu sprießen, würde es nicht mehr lange dauern und man würde ihn auf die nächste Mission schicken. Dann könnte er seinem Sohn nicht mehr helfen. Er wusste, dass die anderen Väter ihre Söhne auf dieselbe Art und Weise für das Tatakai vorbereiteten. Oft war Radditz nach dem Kämpfen so abgezehrt und gelähmt, dass Bardock ihn für den Rückflug auf seine Schulter nehmen musste. Wie ein nasser Sack transportierte er seine Sohn dann über seine Schulter nach Hause und warf ihn dort auf sein Bett.

Bulma wusste nicht, wieso ihr Vater ihren Bruder so antrieb und sah ihn oft bei seiner Ankunft vorwurfsvoll an. Besorgt kümmerte sie sich um die Verletzungen ihres älteren Bruders. Sie verstand nicht, wieso weder Gine noch Radditz ihm keine Vorwürfe wegen den Verletzungen machte. Stattdessen winkte Radditz nur beim Anblick seiner neuen Narben lachend ab und sah vorfreudig aus dem Fenster, während sie seine Wunden verband.

„Radditz, ich verstehe das nicht. Wieso beschwerst du dich nicht? Soll ich Vater sagen, dass er damit aufhören soll?“ fragte Bulma ihn eines Abends, als sie stirnrunzelnd die neuen Verletzungen begutachtete. Bardock hatte den bewusstlosen Radditz erneut auf dessen Bettstätte geworfen und Bulma befohlen, ihren Bruder wieder aufzupäppeln, damit er am nächsten Tag wieder einsatzbereit war.

„Hör endlich auf, so herum zu heulen. Ich habe kein Problem damit“ murrte Radditz, genervt von ihrer Quengelei. „Vater tut das nur, damit ich stark werde. Stark genug für...“ er biss sich rechtzeitig auf die Zunge.

„Wofür?“ fragte Bulma misstrauisch. Lauernd sah sie ihren Bruder an, der seinen Blick betont unschuldig zum Fenster richtete.

„Du verschweigst mir etwas?! Was ist es? Was sagst du mir nicht? Radditz, das ist unfair. Ich kümmere mich schließlich seit Wochen um dich und du sagst mir nicht, warum“ warf ihn Bulma vor.

Radditz zog verbissen eine Schnute.

Bulma kamen die Tränen hoch.

„Du bist gemein. Ich dachte, du vertraust mir“ schluchzte sie.

„Das tue ich ja, aber es gibt Dinge, davon darfst du nichts wissen“ erwiderte er stur.

Bulma zog rechtzeitig den Rotz hoch, der kurz davor war, aus der Nase zu rinnen.

Dann konnte sie es aber nicht mehr zurückhalten. Die ersten Tränen flossen ihre Wange herunter.

„Du bist gemein. Ich hasse dich“ heulte sie auf. „Duuu…schnief…bist blöööd.“

Radditz verschränkte die Arme vor der Brust und verdrehte die Augen. Könnte er seine Beine bewegen, wäre er längst weggerannt. Dieser Anblick war nicht zu ertragen. Er hielt diese Tränen und die Vorwürfe nicht lange aus.

„Also gut, ich sage es dir, aber du darfst unseren Eltern davon nichts erzählen. Versprochen?“

Bulma nickte und wischte sich die Tränen und den Rotz ab. „Versprochen“ schniefte sie.

„Ich werde am nächsten Tatakai teilnehmen“ verkündete Radditz stolz.

„Was ist ein Tatakai?“ fragte Bulma verdutzt.

„Das ist ein öffentlicher Kampf, eine Art Prüfung für die Jungen. Zuerst gibt es eine Prüfung für Geschicklichkeit, um die Schwächsten auszusortieren. Danach folgt ein Kampfturnier, um die Stärke zu bestimmen. Ich bekomme dann auch eine Rüstung wie Vater, weil ich danach quasi erwachsen bin. Vielleicht darf ich danach sogar den Planeten verlassen und bei einem richtigen Krieg mitmachen“ erzählte Radditz vorfreudig.

„Oh, das klingt spannend“ antwortete Bulma staunend. Radditz genoss ihre bewundernde Blicke.

„Ja, so ein Tatakai findet auch nur einmal im Jahr statt. Viele Krieger werden da sein, um die neue Generationen bei ihren ersten Kampf anzufeuern. Es gibt dann auch viele Stände mit leckerem Essen und am Ende des Tatakais wird ein großes Feuer angezündet und es wird gesungen und getanzt…“

„Toll“ staunte Bulma mit großen Augen. “Dann warst du schon bei einem Tatakai?“

„Bislang nur als Zuschauer, weil ich ja noch zu jung war. Ich will unbedingt eine hohe Position im Turnier erlangen. Nichts ist peinlicher, als bei der ersten Prüfung schon rauszufallen und im nächsten Jahr zu wiederholen. Wer es dann auch nicht schafft, darf kein Krieger werden. Das darf mir nicht passieren. Darum trainiert mich Vater auch so streng. Wusstest du, dass er damals sein Tatakai gewonnen hat? Er war so hartnäckig und weigerte sich aufzugeben, so dass sein letzter Gegner seine Kraft verbrauchte und zuerst umfiel.“

„Wow“ hauchte Bulma ehrfurchtsvoll. „Dann werden wir auch da sein, um dich anzufeuern, nicht wahr? Als Zuschauer kann ich ja mitkommen.“

Radditz schluckte. Jetzt wurde ihm klar, wieso sein Vater ihm befohlen hatte, Bulma NICHTS davon zu erzählen.

„Ich…ich glaube nicht, dass du mitkommen darfst“ sagte er zögernd.

Bulmas vorfreudiges Lächelnd schwand.

„Du weißt doch, mit deinen Haaren…aber Vaters Freunde werden mich anfeuern und Mutter und Vater und Kakarott…“

„Also alle, außer ich, dürfen sich deinen Kampf ansehen?!“ stellte sie tonlos fest.

Bulmas Hände verkrampften sich wütend in ihr rosa Kleid. Also lief es letztendlich wieder darauf aus, dass man sie alleine ließ. Sogar Kakarott durfte an Radditz großen Tag dabei sein.

Aber sie nicht! Nur weil ihre Haare und Augen so anders aussahen!

Die versiegten Tränen fingen wieder an zu fließen, aber nun waren es Tränen der Wut.

„Bulma, bitte, hör auf zu weinen“ flehte Radditz mit schlechtem Gewissen. „Ich weiß, es ist unfair. Ich hätte dich ja auch gerne dabei, aber…“ er verstummte.

„Aber was? Aber Vater und Mutter verbieten es? Ich darf noch nicht mal verkleidet mit, sondern darf an diesem Tag alleine auf euch warten? Das plant ihr doch, oder?“ machte ihn Bulma wütend Vorwürfe. „Ihr habt Spaß und dürft tolle Sachen essen und ich bleibe hier! So wie immer. Ich werde hier niemals wegkommen.“

Sie stand auf, wischte sich entrüstet die Tränen aus dem Gesicht und rannte aus dem Zimmer, die Treppe runter und verließ das Haus, darauf achtend, dass ihre Eltern im Erdgeschoss nicht ihr verheultes Gesicht sahen.

Sie wollte alleine sein. Niemand sollte ihr folgen.

Radditz sah ihr traurig nach; ohne sich rühren zu können.

Gine kaum kurz darauf ins Kinderzimmer und sah ihn prüfend an. Das schlechte Gewissen war deutlich im Gesicht ihres Sohnes zu sehen.

„Radditz, was ist los? Warum war Bulma so wütend? Weint sie etwa?“ fragte sie. Weder sie noch Bardock hatten was vom Gespräch mitgehört, weil sie zu beschäftigt mit Fummeln gewesen waren.

„Wir sollten Bulma besser für eine Weile alleine lassen“ murmelte der Junge und rieb sich gedankenverloren über seine Arme.

Er freute sich so sehr auf seinen Kampf. Bulma musste es akzeptieren, dass sie nicht mitkommen konnte. Er würde nicht für sie darauf verzichten.
 

Bulma rannte durch den Wald, bis sie zum See ankam. Dank der klaren Nacht spiegelten sich die Sterne im dunklen Wasser und reflektierten das Licht.

Aufgebracht schaute sie ins dunkle Wasser, das wie ein schwarzer Spiegel ihr Bild reflektierte und ihr ihre Sünden offenbarte.

Ihre dämlichen, blauen Augen und ihre dummen, blaue Haare. Sogar ihr Affenschweif war blau.

Ihre Haare hatten immer noch nicht aufgehört zu wachsen. Ihre Mutter hatte ihr oft staunend die Haare gebürstet und erzählt, dass bei Saiyajins die Haare einen individuelle Form und Länge annahmen und sie deswegen normalerweise nicht geschnitten werden mussten. Bislang war deswegen keine Schere an Bulmas Haare gekommen. Sie reichten ihr dadurch bis zum Hintern, weshalb sie ihre langen Haare immer mit einer Schleife zum Zopf hoch band.

Grimmig griff sie nach einem Bündel Haare.

Andere Farbe und anderes Verhalten…nun, ihr Körper war wirklich unsaiyanisch. Nicht nur das Aussehen, auch ihre Schwäche. Aber wenigstens war sie stärker als Kakarott…bis jetzt.

Sollte ihr kleiner Bruder in Zukunft stärker werden, könnte er aber diesen blöden Ort verlassen.

Sie nicht.

Sie war gebunden, wegen eines Versprechens, ihre Schwäche und wegen dieser DUMMEN, BLAUEN HAARE UND AUGEN!

Sie schrie aufbracht laut auf und stampfte mit den Füßen auf den Boden.

Warum sie?

Warum hatte sie nur dieses komische Aussehen bekommen? Diesen blöden Körper?!

Sie setzte sich ins kalte Gras und vergrub ihren Kopf zwischen die Knie, um ungehindert ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Sie schluchzte laut.

Sie erinnerte sich an den fremden Jungen vor ein paar Wochen, der damals über diesen Ort geflogen war und den See in Brand gesetzt hatte

Er war so stark gewesen….diese Ki-Angriffe und wie gut er fliegen konnte… dieses selbstbewusste Lächeln, als ob ihn niemand aufhalten könnte.

ER war FREI gewesen!

Oh, wie sie ihn in diesen Augenblick beneidete und wünschte, wie er zu sein.

Warum war sie so und nicht SO…?

Irgendwann hörten die Tränen auf. Bulma stand trotzig auf.

Sie würde doch sowieso von niemanden eine Antwort auf ihre Fragen bekommen.

Außerdem wurde ihr langsam kalt. Es ging nicht anders, sie musste wieder nach Hause gehen.

Sie wusch sich das verheulte Gesicht mit dem kalten Wasser sauber und sah missmutig ihr Spiegelbild mit den geröteten Augen an.

Sie griff nach der kleinen Gürteltasche, die sie sich selbst gemacht hatte, um ihre kostbarsten Sachen immer bei sich zu tragen. Dazu gehörte auch ein kleines, scharfes Messer, dass ihre Mutter ihr geschenkt hatte.

Bulma sah grimmig ins Wasser, als sie mit einer Hand nach ihren Zopf griff und mit der anderen Hand das Messer zückte.

Gegen ihre Augenfarbe konnte sie nichts tun und ihren Schweif wollte sie behalten, aber das….diese Länge ging ihr sowieso auf die Nerven.

Zeit für eine Veränderung!
 

„Bin wieder da“ murmelte sie bei ihrer Heimkehr.

Gine, die am Küchentisch auf ihre Tochter gewartete hatte, hörte es und kam ihr entgegen.

„Bulma, ein Glück, wo warst du….oh nein, was hast du gemacht?“ Mit großen Augen, eine Hand erschrocken vor dem Mund haltend, starrte Gine entsetzte auf Bulmas neue Frisur.

Sie hatte sich das Haar abgeschnitten, aber so kurz, dass es gerade noch so, in unregelmäßigen Strähnen, bis an ihr Ohrläppchen reichte.

„Nein, bitte nicht. Oh Bulma!“ hauchte Gine entsetzt auf.

Diese schönen, glatten, seidigen Haaren; alles verloren.

Wie lange hatte sie diese Masse sorgsam gekämmt und gepflegt; durch ihre Hände gleiten lassen und sich an der Pracht erfreut. Für Gine war es ein entspanntes Hobby gewesen, die Haare ihre Tochter zu bürsten. Sogar Selypa hatte sie um diese Tätigkeit beneidet und angefragt, ob sie mal Bulmas Haare anfassen könne. Diese seltene Farbe und Seidigkeit hatte sie ebenfalls fasziniert.

Aber nun standen sie widerspenstig von ihrem kleinen Kopf ab und Bulmas blaue Augen sahen störrisch ihre Mutter an.

„Was ist los? Was ist passiert? Ist mit Bulma alles in Ordnung?“ fragte Bardock alarmiert und stürmte die Treppe hinunter, mit Radditz im Schlepptau. Misstrauisch wegen Bulmas Reaktion hatte der Krieger seinen Sohn ausgefragt und der Junge hatte es nicht gewagt, seinen Vater anzulügen.

Mit großen Augen starrten sie auf Bulmas neue Frisur.

„Vielleicht kann man sie ja wieder ankleben?“ fragte Radditz vorsichtig.

„Wohl kaum oder siehst du ihren Zopf irgendwo?“ fragte Gine tonlos.

Mit zitternden Händen strich sie über Bulmas Kopf und versuchte ihre Haare glatt zu streichen. Aber Bulma wiedersetzte sich der Berührung ihre Mutter und blockte sie ab.

„So, jetzt habe ich diese dummen Haare abgeschnitten. Da es meine sind, kann ich damit machen, was ich will“ sagte sie entschlossen. „Sogar eine Glatze kann ich mir schneiden, aber dafür ist es gerade zu kalt.“

„Jetzt hör aber auf, Bulma“ sprach Bardock ein Machtwort. „Deine langen, blauen Haare sind…waren wunderschön. Es ist doch nicht deine Schuld, dass unser Volk deswegen so engstirnig ist. Es bringt doch nichts, sie so kurz zu schneiden. Du hast immerhin noch blaue Augen und einen blauen Schweif.“

„Ihre schönen Haare“ jammerte Gine laut auf. „All die Jahre gewachsen und nun so kahl.“

Bulma zog eine störrische Schnute.

Bardock kratzte sich am Kopf. Er verstand, was seine Tochter ihnen sagen wollte. Sie war wütend und enttäuscht, weil sie nicht zu Radditz Tatakai durfte. Aber mit so einer Kurzschluss-Reaktion bestrafte sie doch vor allem sich selbst.

Bardock kniete sich vor seiner Tochter hin, um auf derselben Augenhöhe mit ihr zu sprechen.

„Bulma…Radditz hat mir gesagt, dass er dir sein Geheimnis erzählt hast. Du weißt jetzt, warum er so hart trainiert. Das Tatakai ist sehr wichtig für ihn. Es tut mir leid, aber deine Aktion wird nichts daran ändern. Du kommst nicht mit“ sagte er leise.

Bulma verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und sah ihm tief in die Augen.

Bardock wusste, dass seine Tochter stur sein konnte und einen festen Willen besaß. Aber gegen seinen Dickkopf kam sie nicht an. Das musste Bulma auch akzeptieren, denn die schwarzen Augen unter den zusammengezogenen Augenbrauen wankten nicht. Sie musste als erstes den Blick abwenden.

„Aber meine Haare schneide ich mir, wie ich will“ sagte sie und versuchte damit, das letzte Wort zu behalten. Sie lief an ihrem Vater vorbei, die Treppe hoch in ihr Zimmer, in ihr Bett, wo sie sich die Decke überm Kopf zog.

Bardock stand auf und kratzte sich genervt den Kopf.

„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, Gine. Wenigstens weiß Bulma Bescheid und wir müssen sie nicht anlügen. Soll sie sich die Haare schneiden, wie sie will“ sagte er zu seiner Gefährtin, die immer noch enttäuscht aussah.

„Ihre schönen Haare“ sagte sie kopfschüttelnd. „Jetzt sieht sie aus wie ein…selbst Borgos hat da eine bessere Frisur auf dem Kopf.“

Bardock warf einen Blick auf Radditz, der neben seiner Mutter stand und immer noch mit offenem Mund staunte.

Bardocks Mund verzog sich zu einem spöttischen Grinsen.

„Wir haben doch noch Radditz. Wenn dir Bulmas Frisur nicht gefällt, schneiden wir von ihm die Haare ab und fertigen daraus eine Perücke für sie“ sagte er fies grinsend. „Lang genug sind sie ja. Dann haben sie endlich einen Nutzen.“

Empört sah Radditz ihn an und legte abwehrend seine Hände auf seinen Kopf.

„Finger weg von meinen Haaren“ rief er aus und rannte ebenfalls schnell nach oben.

Leise vor sich hin kichernd, setzte sich Bardock an den Küchentisch. Gine fand das nicht witzig und setzte sich ihm gegenüber.

„Glaubst du, damit hat sich das Thema erledigt?“ fragte sie stirnrunzelnd.

Bardock hörte mit dem Grinsen auf und wurde wieder ernst.

„Ja, hat es“ bekräftigte er. „Bulma weiß jetzt, warum ich Radditz so trietze. Sie wird uns auch nicht mehr fragen, ob sie mit darf. Diese Diskussion ist beendet.“
 

Am nächsten Tag bat Gine ihre Tochter, ob sie ihr wenigstens die Haare auf gleichmäßige Höhe schneiden könne. Bulma war einverstanden und nahm sich danach zwei Bänder. Sie band sich zwei kurze Zöpfe, die wie Antennen von ihrem Kopf abstanden.

Schlecht gelaunt sah sie ihrem Vater und großen Bruder beim Frühstücken zu und wie die beiden danach zum Training losflogen.

Bardock hielt die schweigende Kritik aus. Er würde nicht in seiner Entscheidung schwanken, egal wie böse Bulma ihn anstarren würde. Sie verkleidet mitzunehmen, würde nicht funktionieren. Ähnlich wie bei der Begräbnisfeier, würden sehr viele Saiyajins an einem Ort versammelt sein.

Die Gefahr war zu groß.

Radditz tat es leid, dass Bulma diese Chance nicht erhalten würde, aber hier ging es vor allem um ihn. Viel zu lange hatte Bulma die Sonderrolle in der Familie gehabt. Das Tatakai war seine große Chance; die wollte er sich nicht nehmen lassen.
 

In den nächsten Tagen blieb Bulma stur und sprach kein Wort. Sie versuchte ihre Eltern und ihren großen Bruder zu bestrafen. Der einzige, zu dem sie sprach, war Kakarott.

Aber das einzige, was sie verursachte, war Gines traurige Miene.

Bardock besaß einen unnachgiebigen Willen und sie erkannte letztendlich, dass sie niemanden umstimmen würde.

An dem Tag, an dem Radditz Tatakai stattfand, würde sie alleine in der Hütte bleiben.

Bulma erkannte, dass es bei Kakarotts Tatakai genauso ablaufen würde und bei jedem anderen großen Fest, zu dem sich sonst alle Saiyajins versammeln würde.

Sie wurde nicht als eine der ihren angesehen.

Angesichts dieser traurigen Wahrheit, konnte sie mit dem Rede-Streik aufhören. Er brachte nichts.
 

Die Regentage wurden weniger und die Temperaturen stiegen langsam an. Schon bald sprossen die ersten grüne Triebe. Damit lag der Winter in den letzten Zügen und Bardock erhielt die Nachricht, dass er bald wieder losfliegen würde. Es gab eine neue Mission für ihn und sein Team.

Er besprach mit seinem Sohn einen Trainingsplan, damit der Junge auch alleine trainieren konnte.

Radditz blieb fleißig und flog dazu in den Steinbruch in den Bergen, wo er seine Ruhe hatte und kam erst abends zurück

Gine war wie immer tagsüber beschäftigt.

Damit ließ man Bulma alleine auf Kakarott aufpassen.

Weil die Sonne heller und wärmer strahlte, nahm Bulma ihren kleinen Bruder gerne mit an den See, wo es ein kleines, flaches Ufer mit weichem, feinem Sand gab. Sie konnte ihre Bücher lesen und Kakarott im Sand spielen lassen.

Nach einer Woche am selben Ort und demselben Ablauf, war Bulma gelangweilt. Sie hatte jedes ihrer Bücher in dieser Zeit dreimal durchgelesen und kannte sie auswendig.

Heute wollte sie versuchen, Kakarott das Zählen und Sprechen beizubringen, aber ihr Bruder hatte bereits nach 10 Minuten keine Lust mehr gehabt und buddelte lieber Löcher in den Sand.

Bislang sprach der Kleine nur wenig, aber er schien ein guter Zuhörer zu sein. Jedenfalls konnte ihm Bulma alles erzählen, ohne zu befürchten, dass er es ihren Eltern weiter sagte.

Bulma behielt ihren Bruder im Blick und wartete darauf, dass er sich genug ausgetobt hatte. Sobald er sein erstes Schläfchen gehalten hätte, würde sie mit ihm heimgehen, wo sie sein Mittagsessen schon vorbereitet hatte.

Bulma dachte über ihre Zukunft nach. Sollte so ihr Leben aussehen?

Auf ihren kleinen Bruder aufpassen, bis er groß genug war?

Danach sollte sie wohl ihr Leben hier bei ihren Eltern verbringen; jedenfalls schien das Bardocks Plan zu sein.

Sie schüttelte sich bei dem Gedanken, ihr Leben lang nur diesen kleinen Teil der Welt zu sehen. Aber sie war zu schwach, zu auffällig und leider konnte sie nicht fliegen.

Wenn es doch nur eine Möglichkeit gab….verärgert stand sie auf.

„Komm, Kakarott, schlaf jetzt mal “ sprach sie zu ihren Bruder und legte ihn in den Schatten. Ermattet schlief der Kleine schnell ein und Bulma konnte ihren Frust mit ein paar Schritte um den See auslaufen.

Sie war so wütend auf ihre Eltern, die ohne ihre Mitsprache ihr Leben schon verplant hatten.

Gut gemeint, hin oder her, sie wollte mitreden.

Gereizt stampfte sie auf und konnte ein aufbrausendes, leises Schreien nicht verhindern.

„Das ist so unfair. Es ist mein Leben. Meins. Ich will es selber entscheiden“ schrie sie über den See.

Der See blieb still, eine ruhige Fläche.

Ein paar Vögel flogen über die glatte Fläche und sie konnte den Wind in den Bäumen rauschen hören.

Dass lange Seegras schaukelte sanft im Wind.

Eine idyllische Aussicht, für die Bulma heute keine Muße hatte. Sie hatte keine Lust zum Zeichnen, zum Lesen und zum Kochen. Sie wollte etwas Neues erleben und lernen.

Sie wollte mit Hoffnung in die Zukunft sehen.

Sie strich sich über ihre Haare, die wie zwei Pinsel vom Kopf standen.

„Wenn ich doch nur stärker wäre…“ murmelte sie und sah bedrückt auf ihre Schuhe.

„Eine Kampfkraft von 110 will stärker werden? Dann streng dich mal an, du Schwächling“ hörte sie plötzlich eine höhnische Stimme.

Erschrocken sah sie nach oben.

Über ihr schwebte ein junger Saiyajin. Ein roter Umhang umwehte ihn, ein grüner Scouter befand sich an seinem Ohr.

Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und grinste spöttisch auf sie herab.

Bulmas Augen wurden groß.

Sie kannte ihn.

Das war der Junge, der den Seekönig getötet hatte.

Der fremde Junge

Drei Wochen zuvor…

Prinz Vegeta konnte den Winter nicht leiden.

Ganz egal, dass er in dieser Jahreszeit geboren wurde und die Wintersonnenwende sein siebtes Lebensjahr einläutete. (Es interessierte eh niemanden, wie alt er war; nur wie stark er war)

Der Winter war langweilig.

Sein Vater hatte ihn weitere Missionen bis zum Beginn des Frühlings verboten und sogar sein Training mit dem Saibamen zurückgefahren.

Stattdessen musste der junge Prinz seine Zeit mit dem Lernen von Lesen, Schreiben und Rechnen verbringen. Ein älterer, weißhaariger Saiyajin namens Gurki war als sein Lehrer auserkoren worden.

Vegeta war von diesem neuen Unterricht gelangweilt, den er täglich einige Stunden bekam.

Das schlimmste war die Neuigkeit, die Nappa ihn verraten hatte: dass diese Art von Unterricht nur der Anfang war. Sein Vater suchte nach weiteren Lehrern, die ihn noch mehr langweiliges Zeug beibringen sollten.

Konnte man es dem ungeduldigen Jungen verdenken, dass er anfing, den Unterricht zu schwänzen?

Es war eine Herausforderung, Nappa zu entkommen, aber nicht unmöglich.

Er musste nur schnell genug weg sein, bevor sein Scouter ihn registrieren konnte. Dazu nutzte er mal einen schnellen Angriff auf Nappas Ohr, um den Scouter zu beschädigen oder andere Ablenkungsmanöver.

Solange Nappa mit Fluchen beschäftigt war, konnte er schnell aus dem nächsten Fenster springen und hämisch grinsend fortfliegen.

Sein Lieblingsziel war der See, den er einst nach der Beerdigung seiner Mutter gefunden hatte.

Der Anblick des glatten Wassers, in dem sich die Berge spiegelten, beruhigte ihn, ebenso die Stille des Ortes. Hier hatte er seine Ruhe.

Natürlich kannte er seine Pflichten und Aufgaben. Er wusste, dass sein Vater seine Gründe für diesen langweiligen Unterricht hatte. Aber er brauchte diese kurzen Ruhepausen, um nicht auszurasten.

Hier gab es niemanden, der ihn zu irgendwas antrieb, nur die endlosen Weiten des Himmels.

Hier war er kein Prinz, kein Krieger und stand unter keiner Beobachtung.

Er blieb über den See schweben, bis der kalte Wind ihn auskühlte und er wieder zurückfliegen musste. Er wollte nicht, dass Nappa ihn hier fand.

An einem Tag flog etwas Seltsames an ihm vorbei; wehte verheißungsvoll in der Luft. Er fing es schnell mit seiner Hand ein.

Stirnrunzelnd sah er, dass es blaue, seidige Fäden waren, wie er sie noch nie gesehen hatte.

Neugierig betrachtete er sie und roch daran.

Stammten sie von einem Tier? Aber welches Lebewesen auf diesen Planeten hatte ein Fell in dieser Farbe? Besonders zu dieser Jahreszeit wäre eine solche Farbe zu auffällig. Er warf einen schnellen Blick auf die Landschaft, die grau und kahl unter ihm lag. Ein blaues Tier würde da sofort auffallen.

Der Geruch war ihm unbekannt, aber nicht unangenehm. Er merkte ihn sich genau.

Er ließ diese Fäden wieder los und sah zu, wie der Wind sie fortwehte.

Sollte er jemals dieses Tier finden und fangen, könnte man ihn einen Mantel aus seinem schönen Fell machen.
 

Eine Woche später war er wieder so sehr genervt von seinem furztrockenen, langweiligen Unterricht, dass er es nicht mehr aushielt. Er warf einen Seitenblick nach hinten, wo Nappa breitbeinig die Tür bewachte. In diesem Raum gab es keine Fenster. An der Wand stand sein Lehrer und schrieb abgelenkt etwas an die Tafel.

Vegeta drehte sich um. Mit einem gezielten Ki-Strahl attackierte er Nappas Scouter, verpasste den geblendeten Krieger einen Tritt in den Magen und rannte raus; fort aus diesem einengenden Gefängnis.

So schnell er konnte flog er aus der Hauptstadt raus.

Schwer atmend hielt er über dem See an und sog die kalte Luft ein.

Plötzlich hörte er ein lautes, hohes Schreien.

Alarmiert schwebte er tiefer und suchte nach seinem Ursprung.

An einem Ufer sah er jemanden stehen, der laut über den See rief.

Er konnte Wörter verstehen wie „mein Leben“ und „Selber entscheiden“.

Er schaltete seinen Scouter an. Wer immer es war, er besaß nur eine Kampfkraft von 110.

Er konnte die Konturen eines Saiyajin-Schweifes, wütend wedelnd, erkennen.

Vegeta grinste höhnisch.

Es schien sich um einen schwachen Saiyajin zu handeln. Vermutlich ausgesetzt, weil seine Eltern diese Niete im Winter nicht beköstigen wollten.

Ihn zu quälen könnte ein witziger Zeitvertreib sein.

Er flog zu ihm rüber.

Gerade als er über ihn stehen blieb, konnte er die Worte hören: „Wenn ich doch nur stärker wäre“.

Er lachte höhnisch auf.

„Eine Kampfkraft von 110 will stärker werden? Dann streng dich mal an, du Schwächling.“

Erschrocken sah der kleine Saiyajin zu ihm nach oben.

Strahlend blaue Augen waren weit aufgerissen.

Vegeta zuckte erstaunt zusammen.

Jetzt erst fiel ihm auf, dass die kurzen Haare, de zu zwei Zöpfen zusammengebunden waren und widerspenstig vom Kopf abstanden, ebenfalls blau waren. Dazu trug der kleine Saiyajin eine Tunika in einer seltsamen blassen, hellroten Farbe.

Beide Saiyajins sahen sich wortlos an.

Vegeta war irritiert von diesem Anblick und versuchte, einen logischen Zusammenschluss für diese Erscheinung zu finden.
 

Bulma sah staunend hoch; ihr Körper wie erstarrt.

Ausgerechnet der Junge, an den sie öfters gedacht hatte, schwebte über ihr und sah sie prüfend an.

Das, was sie befürchtet und gehofft hatte, war eingetreten: ein anderer Saiyajin hatte sie gefunden.

Der Junge schwebte tiefer, so dass sich die beiden Kinder nun in Augenhöhe befanden; Bulma am Uferrand und der Junge über dem Wasser schwebend.

Beide betrachteten sich ungeniert.

„Äh, hallo?“ hauchte Bulma und hob zitternd ihre Hand als grüßende, friedliche Geste.

Der Junge hob arrogant seinen Kopf und sah sie strafend an.

„Bist du ein Saiyajin?“ fragte er hochmütig.

Bulma nickte.

Ein Mundwinkel hob sich spöttisch nach oben.

„Mit den Haaren und der schwachen Kampfkraft? Was für eine Fehlleistung bist du denn?“

Bulmas Augen weiteten sich empört, dann verengten sie sich zu wütenden Schlitzen.

Sie nahm ihre Hand runter.

„Und was für ein arroganter Trottel bist du?“ fragte sie wütend.

Der Junge knurrte und deutete auf das Symbol auf seiner Brust.

„Weißt du nicht, was das ist?“ fragte er verärgert.

Bulma sah sich das seltsame Zeichen genauer an. So eines hatte sie noch nie gesehen. Es war jedenfalls kein Buchstabe.

Sie schüttelte den Kopf.

Der Junge schnalzte abschätzig mit der Zunge.

„Also auch noch völlig verblödet“ hörte sie ihn murmeln.

Jetzt reichte es ihr. Dieses Treffen verlief nicht so, wie es sich Bulma gewünscht hatte.

Sie hatte genug davon, dass jeder Saiyajin so auf sie herabsah. Dabei war der Junge vor ihr nicht mal größer. Wenn man von seiner hochstehenden Frisur mal absah, war er sogar kleiner als sie. Vielleicht war er sogar jünger.

//Toll, der ist jünger als ich und trotzdem zehnmal stärker// dachte sie traurig.

Sie drehte sich um. Mit dem Blödmann wollte sie nicht sprechen.

Sie kam aber nicht weiter als zwei Schritte, da er plötzlich vor ihr landete und den Weg versperrte.
 

Vegeta konnte es nicht fassen.

Schwach, blauhaarig, komischer Modegeschmack und keine Ahnung über die Königsfamilie.

Wie interessant.

Er versperrte dem Kleinen den Fluchtweg.

Angesichts der blauen Haare und der Fährte, die der Wind in seine Richtung wehte, wurde ihm klar, dass er den Besitzer des „blauen Fells“ gefunden hatte.

Aber etwas anderes wurde bei dem frischeren, stärkeren Geruch ebenfalls deutlich.

„Du bist ein Mädchen?“ fragte er stirnrunzelnd.

Sie nickte zögerlich.

Schmallippig betrachtete Vegeta sie.

Mädchen…bislang hatte er keinen Kontakt zu ihnen gehabt.

Er wusste nur dass, was sein Vater und Nappa ihm erzählt hatten: sie waren schwächer als Jungs und man musste nett zu ihnen sein, weil sie wichtig waren. Wieso hatten sie ihm nicht erklärt; nur dass er noch zu jung war, um den Grund zu erfahren.

Er legte den Kopf schief und betrachtete ihren zierlichen, narbenlosen Körper, der eindeutig noch nie in einen Kampf in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Jup, Mädchen waren richtig schwach.
 

Bulma mochte seinen Blick nicht.

So, als ob sie wertlos war oder nichts weiter als eine kurzweilige Ablenkung, so wie ein interessantes Insekt.

Sie war immerhin auch eine Saiyajin.

Sie war Bulma, Tochter von Bardock, dem stärksten Unterklasse-Krieger und sie würde sich nicht so behandeln lassen.

„Geh mir aus den Augen, du Dreckskerl oder ich verhaue dich“ fauchte sie und nutze den Fluch, den sie zufällig von Tante Selypa bei ihren letzten Besuch gelernt hatte.

Der Junge lachte laut auf.

„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie stark ich bin?“ fragte er grinsend.

„Nein, aber ich habe dich kämpfen gesehen“ antwortete Bulma stirnrunzelnd. „Damals, in der Nacht, als der See brannte…du hast den Seekönig getötet.“

„SeeKÖNIG! Hah, mit so einem Titel benennst du einen so schwachen Gegner? Das war er nicht wert. So; das hast du also gesehen. Dann weißt du ja, zu was ich fähig bin. Hast du Schwächling dir wenigstens das Fleisch unter den Nagel gerissen?“ fragte er.

Bulma schüttelte den Kopf. “Hätte ich gerne, aber ich wäre nicht drangekommen.“

„Jämmerlich“ murmelte der Junge und hob wieder arrogant den Kopf.

Bulma seufzte auf.

Heute war nicht ihr Tag. Diese ständige Kritik wegen denselben Gründen ging ihr auf die Nerven. Der Kerl sollte sie in Ruhe lassen.

Sie zwängte sich an ihn vorbei.

„Hey, dreh mir nicht den Rücken zu. Ich bin noch nicht fertig mit dir“ widersprach er und fasste sie an ihrem Oberarm an. Sie zuckte bei seinem harten Griff zusammen. Aus eigener Kraft konnte sie sich nicht lösen.

„Ich muss zu meinem Bruder“ murmelte sie entschuldigend. „Er wacht gleich auf und wird hungrig sein.“

„Du hast noch einen Bruder? Hat er auch blaue Haare?“ fragte er neugierig und ließ sie los.

Bulma schüttelte den Kopf und lief los. Sie konnte hören, wie er ihr folgte.

Ein Entkommen schien nicht möglich sein. Solange er nicht sein Interesse an ihr verlor, klebte er an ihr. Bulma biss sich auf die Lippen. Das war nicht gut. Allmählich bekam sie Angst.

Was wollte er von ihr? Was konnte er ihr antun?

Was, wenn er sie an ältere, größere Saiyajins verriet? Er selber war auch sehr viel stärker als sie.

Aber er war so seltsam selbstbewusst und furchtlos, als kümmere er sich nicht um die Erwachsenen.

Als müsste er nichts auf diesen Planeten fürchten.

Bulma hielt an dem Baum an, unter dem Kakarott schlief.

„Hm, er hat ja ganz normale Haare“ sagte der Junge unzufrieden und drückte auf seinen Scouter.

Beim Ergebnis seines Powerlevels lachte er laut auf.
 

Vegeta konnte nicht glauben, dass es einen zweiten Saiyajin gab, der so schwach wie Tarble war.

Hah, vielleicht war der Kleine mit den Strubbelhaaren sogar noch schwächer.

Das Mädchen sah ihn böse an.

Er zuckte nur mit den Achseln. Was er gesagt hatte, war nur die Wahrheit.

Er sah dabei zu, wie sie ihn vorsichtig auf den Arm nahm. Verschlafen öffnete das Kleinkind die Augen und blinzelte ihn schläfrig an.

Sie drehte sich zu ihm.

„So, hast du genug über uns gelacht? Dann lass uns in Frieden. Wir stören hier niemanden und wollen von niemand gestört werden“ sagte sie kühl zu ihm.

„Willst du mir damit sagen, dass ich abhauen soll?“ fragte Vegeta grinsend.

Sie nickte hoheitsvoll.

Sein Grinsen verbreitete sich.

„Hey, Mädchen, warum fängst du nicht gleich an, mir Befehle zu erteilen? Vielleicht bin ich ja so nett und verschwinde dann ja“ fragte er gespielt unschuldig.

Kein Saiyajin sollte es wagen, ihm Befehle zu erteilen. Ganz besonders nicht eine solche Mutation. Wenn sie es wirklich wagen würde…er würde sie in der Luft zerfetzen, zusammen mit ihren Bruder.

Sie sah ihn stirnrunzelnd an.

„Du siehst aber nicht nett aus“ antwortete sie nur und drehte sich um, um durch den Wald zu gehen.

Vegeta ließ ihr einen Vorsprung. Nur ein paar Schritte, so dass sie glauben sollte, dass er sie wirklich ziehen lassen würde.

Dann machte er einen großen Sprung und landete vor ihr.

Sie versuchte, an ihm vorbei zu gehen, aber er stellte sich ihr in den Weg.

Ihr Gesicht verzog sich wütend und ihre blauen Augen strahlten heller.

Vegeta grinste amüsiert bei dem Anblick wie sie versuchte, ihr Temperament zu zügeln. Sie beschimpfte ihn jetzt nicht mehr. Sie wusste genau, dass sie schwächer war. Beschützend hielt sie ihren Bruder im Arm.

Was würde das Mädchen wohl tun, um ihn auszuweichen?

Eigentlich sollte er ihr längst seinen Namen und Titel sagen und dabei zusehen, wie sie vor ihm auf die Knie fiel. Sie kannte das Königswappen nicht, aber was ein Prinz war, sollte sie doch wohl wissen?

Aber anderseits war es bei einem Schwächling wie ihr nicht nötig, mit seiner Position zu prahlen.

Komisch, dass sie es trotz des Stärkeunterschiedes trotzdem wagte, ihm Widerstand zu leisten. Jeder andere mit ihren Powerlevel wäre bei seinem Anblick sofort auf den Knie gefallen und würde ihn um Gnade anbetteln. Würde darum betteln, dass er ihn ignorieren und am Leben lassen würde.

Selbst bei ihrem schwachen Powerlevel sollte ihr Instinkt sie warnen, dass man sich mit ihm nicht anlegen sollte.
 

Bulma war genervt, hungrig, ängstlich und wütend.

Eine schlechte Kombination, um ruhig zu bleiben.

Der Junge ging ihr gerade gehörig auf die Nerven, aber jetzt musste sie sich nicht nur um ihr Leben, sondern auch um das von Kakarott Sorgen machen.

Zudem war es gerade erst Mittag. Radditz und Gine würden erst am Abend zurückkehren.

Die drei Kinder waren vermutlich die einzigen Saiyajins in diesem Wald. Sie könnte so laut schreien, wie sie wollte. Niemand würde sie hören.

Sie atmete tief durch.

„Ich habe keine Ahnung, wie alt du bist, aber du benimmst dich verdammt kindisch“ sagte sie hochnäsig.

Er lachte abfällig.

„Ich glaube, wir sind beide gleich alt“ antwortete er.

„Oh, du bist auch fünf Jahre alt?“ fragte Bulma erstaunt. Sie hatte gedacht, er wäre junger.

Der Junge sah sie stirnrunzelnd an.

„Ich bin sieben“ antwortete er.

Bulma sah auf seine Höhe, verzog kurz erstaunt das Gesicht und hob dann eine Hand, um seine Höhe mit ihrer zu vergleichen.

„Aber wir sind fast gleich groß?“ rief sie schockiert aus.

Das passte nicht in ihre Logik.

Ältere sollten doch auch größer sein, oder nicht? Radditz war jedenfalls immer ein gutes Stück größer als sie gewesen.

„Ich wachse ja auch noch“ fauchte der Junge sie böse an.

Jetzt war es Bulma, die amüsiert grinste. Sie konnte an seinem Tonfall hören, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte.

„Vielleicht bekommst du ja nicht genug zu essen?“ fragte sie gespielt naiv.

„Ich esse genug und nur das Beste“ prahlte er.

„Vielleicht nicht, denn dann wärst du größer als ich“ sagte sie im süßen Tonfall.

Er knurrte.

„Du hast eine große Klappe für eine Missgeburt mit komischen Haaren“ entfuhr es ihm.

Bulmas Augen weiteten sich entsetzt. Wie konnte er es wagen?!

Wieder atmete sie tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Sie schluckte die aufkommenden Tränen herunter. Langsam verstand sie ihre Eltern und ihre Entscheidung. Wenn sich alle Saiyajins so benahmen, nur weil ihre Haar- und Augenfarbe anders war…Aber sie würde vor ihm garantiert nicht weinen, niemals. Lieber biss sie sich die Zunge ab.

„Dann geh doch, wenn mein Anblick deine Augen beleidigt“ sagte sie gespielt arrogant. Sie würde ihm nicht zeigen, wie stark er sie mit seinem Kommentar verletzt hatte.

„Vielleicht tue ich das ja“ sagte er stirnrunzelnd.

„Gut, dann tue es doch und kündige es nicht nur an, du Schlappschwanz“ entfuhr es Bulma wütend. Wieder endete der Satz mit einem Wort, das sie von Tante Selypa gelernt hatte.

„Nö, lieber nicht. Es macht zu viel Spaß, dich zu nerven“ sagte er plötzlich fies grinsend.

Laut stöhnte Bulma genervt auf.

Kakarott fing an, unruhig zu werden. Ob es an der gereizten Spannung in der Luft lag oder weil er Hunger hatte, war nicht ersichtlich, aber er fing leise an zu weinen.

Genervt sah der fremde Junge ihn an.

„Das stört. Bring ihm zu Schweigen“ befahl er kalt.

Bulma verdrehte die Augen. Der Typ hatte ja keine Ahnung von Kindern. Vermutlich hatte er keine jüngeren Geschwister. Jup, ein verwöhntes Einzelkind; das war er.

Sie strich Kakarott beruhigend über den Rücken.

„Ist schon gut, wir gehen jetzt nach Hause und dann gebe ich dir dein Essen“ murmelte sie. Sie fing an, eine beruhigende Melodie zu summen und Kakarott hörte mit dem Wimmern auf.

Vorsichtig ging sie ein paar Schritte an den namenlosen Jungen vorbei, der sie stirnrunzelnd dabei beobachtete, wie sie summend Kakarott beruhigte.

Ließ er sie in Ruhe? Konnte sie mit Kakarott fliehen?

Sie erinnerte sich an Radditz Lektion, niemals Angst zu zeigen und immer ruhig zu bleiben. Raubtiere sahen den Geruch von Angst als Startsignal, um loszulegen.

Sie musste ihr nervös schlagendes Herz beruhigen und dabei half ihr das Streicheln von Kakarott.

Es lenkte sie etwas ab.

Sie konzentrierte sich auf den kleinen Pfad vor sich und ging unbeirrt weiter.

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Junge hinter ihr blieb, sich aber nicht bewegte.

Langsam beschleunigte sie ihren Schritt, bis sie hinter den Bäumen verschwinden konnte.
 

Vegeta sah ihr hinterher, wie sie in den Wald verschwand. Besonders ihr Kleid in der auffälligen Farbe leuchtete noch eine Weile.

Glaubte sie tatsächlich, sie konnte vor ihm fliehen?

Er ließ sie sich absichtlich in Sicherheit wiegen, damit sie ihn zu ihrem Lager führen konnte.

Sein Vater und Nappa hatten ihn beigebracht, wie man jagte.

Langsam schwebte er nach oben und flog durch die Baumkronen.

Wie er es sich gedacht hatte, war es kein Problem, ihr zu folgen. Es gab noch nicht genügend dichtes Laub, hinter dem sie sich verstecken konnte.

Vegeta wusste nicht, wieso er ihr hinterherflog, anstatt wieder zurück zum Palast zu kehren.

Aber sie war eindeutig spannender als der langweilige Unterricht, der ihn dort erwartete.

Sie gab Widerworte, verbeugte sich nicht, hatte keine Ahnung über das Königswappen, besaß faszinierende Augen und Haare…sie war für den jungen Prinzen ein reizvolles Geheimnis, dass er zu lösen gedachte.

Was war sie und woher kam sie?

Er sah, wie sie zu einer kleinen Hütte rannte, die am Fuße der Berge stand.

Er blieb in der Luft stehen und begutachtete seine Position.

Eine abgelegene Ecke. Die Hütte wurde durch einige hohe Nadelbäume mit ihren immergrünen Nadeln gut von oben verdeckt. Vermutlich wäre er niemals hier gelandet, wenn er sie nicht gejagt hätte.

Wer immer diese Hütte auch gebaut hatte, wollte in Abgeschiedenheit leben.

Er flog näher und landete vor der Hütte.

Einfacher Stil, brauner Lehm an der Fassade, viel Holz…so bauten die Saiyajins ihre Häuser in den Dörfern. Die Häuser in der Hauptstadt waren hochstöckiger, mit runder Kuppel und weißem Kalk verkleidet. Ein Kind konnte diese Hütte nicht allein gebaut haben. Es mussten noch mehr Saiyajins hier wohnen. Sein Scouter zeigte ihm aber keine weiteren Powerlevel an. Sie waren also alleine.

Als Prinz der Saiyajins trat er selbstbewusst ein. Keiner würde es wagen, ihm den Eintritt zu verwehren. Wenn ein Mitglied der Königsfamilie einem die Ehre gab, hatte man ruhig zu sein, sich zu verbeugen und das beste Essen aufzutischen.

Er trat in einen großen Raum ein, von dem er aus die Küchenzeile, den Esstisch und eine einfache Treppe sah, die ins Obergeschoss führte. Der Raum wurde mittels heller Vorhänge abgeteilt. An den Wänden standen gefüllte Regale aus grob bearbeitendem Holz.

Vegeta rümpfte die Nase.

Diese Hütte wies auf einen Unterkrieger hin.

Kein Schmuck an den Wänden, keine Verzierungen, alles war zweckmäßig. Es gab einige gemütliche Ecken, die mit Kissen und Decken gepolstert waren, aber ansonsten war es eine schlichte Behausung.

Er sah zum Mädchen hin, die ihn noch nicht bemerkt hatte. Sie hatte ihren Bruder auf den Boden abgesetzt und sich einen Schemel an den Herd geschoben. Sie sprang drauf, um einen besseren Blick und Handhabung für den dicken Topf auf den glimmenden Herd zu erhalten.

Angewidert zuckte er mit den Schultern.

Dieses Haus war unter seiner Würde. Das Essen würde da auch nicht besser sein.

Er hatte zwar Hunger aber da könnte er besser im Palast essen.

Er drehte sich um.

In dem Moment hob Bulma den Deckel des Topfes hoch.

Ein konzentrierter Geruch von Brühe drang durch den Raum.

Vegetas Nase zuckte interessiert und er hielt in seiner gehenden Bewegung inne.

Irritiert drehte er seinen Kopf.

Das roch ja lecker?!
 

Bulma sah zufrieden in den Topf.

Heute Morgen, bevor sie mit Kakarott das Haus verlassen hatte, hatte sie das Essen vorbereitet.

In dem Topf hatte sie Gemüse, Gewürze, Kräuter, Fleischbrocken und eine große Menge an Flüssigkeit geschüttet. Diese war jetzt durch das langsame, lange Köcheln verdampft und hatte sich in eine sämige Brühe verwandelt. Das beigefügte Fleisch war damit schön zart geworden.

Sie schnappte sich noch etwas von den dünnen Wurzeln, die nur eine geringe Garzeit benötigten, schnitt sie klein und warf sie mit in den Topf rein.

Prüfend schnupperte sie am austretenden Dampf.

Es sah gut aus, aber vielleicht sollte sie noch ein paar Bataten reintun. Kakarott hatte schon die ersten Zähne bekommen und konnte Weiches und Halbfestes gut essen.

Sie sprang vom Hocher herunter und sah sich Auge in Auge mit dem fremden Jungen.

Sie kreischte erschrocken auf.

Der Junge hob nur eine Augenbraue und fing dann an zu schweben, um einen prüfenden Blick in den Topf werfen zu können.

„Das sieht ja nicht schlecht aus…und es riecht gut“ bemerkte er. Anerkennend nickte er ihr zu.

„Also gut, ich probiere es“ stimmte er zu.

Bulma sah ihn mit schmalen Augen an.

Sie konnte sich nicht erinnern, ihn eingeladen zu haben. Anderseits gab es wirklich genug, da sie kein großer Esser war. Dann musste sie halt am Abend noch mal kochen, wenn Radditz wieder von seinem Training kam und er ihr den schweren Felsen vor der Vorratskammer wegrollen konnte.

Es wäre vermutlich besser für sie, wenn der Fremde gute Laune hatte. Rausschmeißen konnte sie ihn eh nicht; dazu fehlte ihr die Kraft. Dazu war sie noch beunruhigt, weil er ihr gefolgt war.

Der fremde Junge machte sich bereit, sich an den Tisch zu setzen. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass Bulma ihn auch noch bediente, aber noch war das Essen nicht fertig.

Stirnrunzelnd sah sie ihn an.

Es war das erste Mal, dass sie Gastgeberin war. Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihre Mutter die Situation händeln würde. Dabei fiel ihr Blick auf Kakarott, der wieder mal versuchte, sich auf seine Beine zu stellen. Mit wackeligen O-Beinen hievte er sich an einem der Hocker hoch und tapste mit seinen Fingern auf den Tischrand.

Schnell eilte sie zu ihm und nahm ihn hoch.

„Das Essen ist noch nicht ganz fertig. Ich muss auch noch den Tisch vorbereiten. Hier“ sie hielt ihm den strampelnden kleinen Bruder entgegen.

Der Junge sah sie unwissend an.

„Jemand muss solange auf ihn aufpassen. Ich kann ihm nicht den Rücken zudrehen. Sonst stellt er nur wieder was an“ erklärte sie ungeduldig.

Der Junge bekam wieder diese Stirnfalte, die sein Missfallen ausdrückte.

„Was hat das mit mir zu tun?“ fragte er unbeteiligt.

„Willst du was zu essen oder nicht? Mein Vater sagt immer: Wer nicht arbeitet, bekommt auch nichts zu essen. Komm, wir spielen Vater-Mutter-Kind. Ich bin die Mutter, die das Essen zubereitet und du der Vater, der sich um das Kind kümmert“ entschied Bulma ungeduldig und drückte ihm den Kleinen in die Arme.

Automatisch hielten seine Arme den Kleinen fest.

Fassungslos sah er auf ihn herab und dann wieder in ihr Gesicht.

„Vater?! Ich bin ganz bestimmt nicht der Vater von einem kleinen Schwächling! Hey, das kannst du nicht machen“ rief er entrüstet auf, aber Bulma hatte sich schon wieder auf ihren Hocker begeben, um den Eintopf fertig zu kochen. Lächelnd warf sie einen kurzen Blick nach hinten. Sie fing an zu grinsen.

Der Junge hielt mit langen Armen Kakarott von sich weg. Sein Blick zeigte pures Missfallen.

Kakarott fing wieder an zu strampeln.

„So ein schwaches Baby ist nicht mein Sohn“ hörte sie ihn murmeln. „Was ist überhaupt für ein bescheuertes Spiel?“

Jetzt hörte er sich fast schon wie Bardock an.
 

Vegeta setzte den Schwächling auf den Boden ab, der sich hinhockte und dümmlich in die Hände klatschte.

Was war das für ein bescheuerter Säugling? Warum lachte er ihn so breit an?

Machte er sich über ihn lustig?

Er war Vegeta, Prinz der Saiyajins und kein Babysitter!

Er drehte sich zur Blauhaarigen um, die gerade näherkam. In den Händen hielt sie Besteck und Becher, das sie auf den Tisch verteilte.

„Hey, Mädchen, ich bin ein mächtiger Krieger“ betonte er.

Sie sah ihn nur fragend mit ihren blauen Augen.

„Und?“ fragte sie unbeeindruckt.

Vegeta fing an zu stammeln.

Sie hatte doch gesehen, mit welchen Gegnern er es aufnehmen konnte.

Warum glaubte sie, dass ein Krieger auf Kindern aufpassen sollte?

Und was war das für ein blödes Spiel namens Vater-Mutter-Kind?

Sie war jetzt die Mutter, oder was?

Soweit er sich erinnern konnte, hatte seine Mutter nie in der Küche gestanden. Aber gut, sie war ja auch die Königin gewesen. Wer weiß, wie furchtbar ihr Selbstgekochtes geschmeckt hätte.

Er wollte dem Mädchen gerade befehlen, sich selbst um ihr Balg zu kümmern, als sie sie einen tönernen Krug schnappte und nach draußen verschwand.

Sie ließ ihn alleine mit dem Kleinen zurück?!

Mit offenem Mund starrte er ihr hinterher.

Sie war verrückt; eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Deswegen zog man sie hier auf.

Blauhaarig, blauäugig, schwach und durchgeknallt…ihre Eltern mussten sie ja echt lieben, wenn sie sie noch nicht ausgesetzt hatten.

Eine Erkenntnis traf ihn.

Vermutlich hatte er Recht und das war der Grund, warum man in dieser abgeschiedenen Ecke gezogen war.

Um sie zu verstecken! Niemand wusste von ihr!

Darum hatte er noch nie von einer Saiyajin mit blauen Haaren und Augen gehört.
 

Bulma kehrte mit einem Krug frisch geschöpftem Wasser zurück.

Immer noch war der fremde Junge im Haus, Kakarott zu seinen Füßen, der neugierig an seinem Mantel zog, aber unbeachtet blieb.

Er warf ihr finstere, nachdenkliche Blicke zu und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, aber wenigstens war er still und tat ihrem Bruder nichts zu Leide.

Sie schenkte ihm einen Becher mit dem frischen Wasser ein und eilte beschäftigt zum Topf zurück.

Mittlerweile müsste es durch sein.

Sie servierte ihm die erste Schüssel.

Er schnappte sich einen Löffel und wollte ungeduldig anfangen zu essen, als sie ihn mit einer hektischen Handbewegung stoppte.

„Noch nicht essen“ befahl sie.

Misstrauisch sah er sie an. „Wieso?“

„Eine Familie isst immer zusammen“ erklärte sie.

„Wir sind aber keine Familie“ beschwerte er sich keifend.

„Aber Vater, wie kannst du das sagen, nachdem wir sogar ein Kind haben?“ sagte Bulma in leidenden, vorwurfsvollen Ton, wie Gine es manchmal tat, wenn sie Bardock ärgern wollte.

Er knurrte sie an. Eine dicke Ader erschien auf seiner Stirn.

Sie lächelte ihn fröhlich an. Dass sie nicht aus lauter Angst vor ihm kroch, schien ihn zu überraschen. Seine Augen wurden groß und er hörte mit dem Knurren auf.

Sie nutze seine Verblüfftheit aus, eilte schnell wieder zum Herd, um ihre und Kakarotts Portion zu holen. Sie setzte sich ihm gegenüber, mit ihren Bruder auf ihren Schoss, um ihn zu füttern. Ab und zu warf sie einen vorsichtigen Blick nach vorne.

Der fremde Junge schaufelte sich hungrig den Eintopf hinter die Kiemen.

Es schien ihm zu schmecken.
 

Vegeta war überrascht von dem Geschmack dieser Speise.

Sie war warm und würzig. Selbst das billige Fleisch schmeckte überraschend zart und köstlich.

Er war zwar immer noch ein wenig sauer wegen diesem blöden Spiel, zu dem sie ihn gezwungen hatte, aber kochen konnte sie.

Schnell hatte er seine Schüssel geleert und sah hungrig zum dampfenden Topf hin.

„Du kannst dir ruhig den Rest noch nehmen“ sagte sie, weil sie seinen ungeduldigen, hungrigen Blick bemerkte.

Er sah sie unzufrieden an.

Eigentlich sollte sie ihn bedienen, aber da sie immer noch nicht über seine Stellung aufgeklärt war und den Kleinen auf den Schoss hatte, gab es keine andere Möglichkeit.

Er stand auf und holte sich selbst eine weitere Portion.

Er ließ sich bei seiner zweiten Portion Zeit und warf versteckte Blicke zu seinem Gegenüber.

Was für eine komische Situation war das denn hier?

Vegeta hatte noch nie mit anderen Kindern gespielt; mit Mädchen schon gar nicht. Sein einziger Kontakt zu anderen Kindern war das Tatakai gewesen, wo er die älteren Jungen alle besiegt hatte. Danach hatte er aber zu keinem weiteren Kontakt mehr gehabt. Ansonsten war er nur von erwachsenen Männern umgeben.

Es war das erste Mal, dass er so ein Mahl hatte. Ein einfaches Mahl, nur ein Gang, mit simplen Wasser zum Trinken und mit zwei anderen Kindern und sie spielten Vater-Mutter-Kind…Vegeta erkannte, dass das Mädchen ihre Familiensituation spiegelte.

Familie bedeutete für sie, dass der Vater auf die Kinder aufpasste und die Mutter kochte und dann alle zusammen aßen.

So etwas kannte er nicht. Seine Familienessen waren anders, einsamer, stiller.

Selbst als seine Mutter noch lebte, hatte sie sich nicht alle an einen Tisch versammelt. Sein Vater war ständig am Arbeiten und unterwegs gewesen und sie hatte ebenfalls ihre Pflichten gehabt. Er hatte daher immer alleine mit Nappa gegessen. Selten hatte es ein „Familienessen“ gegeben: ein langer Tisch, wo die drei Familienmitglieder saßen, mit großen Abstand zueinander und dann still ihr Mahl zu sich nahmen.

Er verdrängte die Erinnerung an das letzte gemeinsame Mahl und konzentrierte sich wieder auf seine Schüssel. Er nahm anschließend noch eine dritte Portion und kratzte den Topf leer.

Erst als er am Tisch saß, fiel ihm auf, dass er damit mehr gegessen hatte als sie und dass es der letzte Rest war.

Nappa hatte ihm erzählt, dass man den Weibchen immer zuerst das letzte Essen anbieten musste. (Eine komische Sitte, die er nicht verstanden hatte. „Oh, du wirst es verstehen, wenn du älter bist“ hatte der Krieger nur grinsend erzählt. „Sobald du anfängst, dich für Mädchen zu interessieren, wird es dir klar sein. Je besser die Stimmung der Weibchen ist, desto besser auch für dich.“)

„Hm, Mädchen, willst du auch noch was?“ fragte er sie grummelnd und schob die Schüssel einladend in die Mitte.

Die Blauhaarige sah erstaunt auf, schüttelte aber zu seinem Erleichtern mit dem Kopf.

„Ich bin satt“ sagte sie zur Begründung.

Satt?! Jetzt schon? Er dagegen könnte noch einen Nachtisch vertragen.

„Wir haben noch ein paar getrocknete Früchte. Soll ich sie holen?“ fragte sie. Sie schien sein Bedürfnis nach einem Nachtisch anzusehen oder wollte vielleicht auch etwas Süßes haben.

Er nickte.

Sie stand auf, nahm ihren Bruder dabei mit und legte in einem etwas abgenutzten, geflochtenen und gepolsterten Korb hinein.

Sie nahm ihren Hocker zu Hilfe, um aus dem Regal einige blickdichte Dosen zu holen und legte ihren Inhalt auf den Teller.

Kurz machte sie Halt bei dem Kleinen und gab ihm ein gelbes Fruchtstück zum Kauen und Lutschen, bevor sie den Teller zwischen sich auf den Tisch stellte. Rote, orange und gelbe getrocknet Früchte in verschiedenen Größen lagen einladend drauf. Die beiden Kinder nahmen sich abwechseln vom Nachtisch.
 

Bulma sah misstrauisch zu, wie der fremde Junge mit zufriedener Mine die letzten Reste aß.

Er hatte einigermaßen gute Laune und die gereizte Spannung zwischen ihnen hatte sich auch beruhigt. Trotzdem blieb sie misstrauisch.

Was würden ihre Eltern und Raddditz sagen, wenn sie wüssten, dass ein fremder Saiyajin uneingeladen in ihrem Haus war.

Sie würden ihr garantiert Vorwürfe machen.

„Hey, Mädchen, wie ist dein Name?“ fragte er sie plötzlich.

Bulmas Augen wurden überrascht größer.

Stimmt, bislang hatten sie sich noch nicht vorgestellt.

„Äh, Bulma und das ist Kakarott“ stotterte sie überrascht. „Und dein Name?“
 

„Veg…“ Vegeta biss sich auf die Zunge. Selbst wenn sie das Königswappen nicht kannte, sie musste ja wenigstens den Namen ihrer Heimat kennen.

Was, wenn sie wusste, dass nur der König und Prinz dessen Namen trugen?

Noch wollte er nicht, dass sie von seiner Titel erfuhr. Irgendwie war diese Anonymität spannend und vielleicht auch mal nützlich, wenn es jemand auf diesen Planeten gab, der ihn nicht kannte.

„Also Veg-chan?“ hakte Bulma nach, weil er so plötzlich verstummte.

Sie konnte nicht glauben, dass dieser eingebildete Junge so einen kurzen Namen hatte. Sie bekam das Gefühl, dass er ihr etwas verschwieg.

Sie schluckte schuldbewusst, als ihr klar wurde, dass sie einen Fremden einfach ihren Namen und den ihres Bruders verraten hatte.

Auf keinen Fall durfte er die Namen der anderen Familienmitglieder wissen. Dann wüsste er, aus welcher Familie sie stammte.

„Einfach nur Veg“ murmelte ihr Gegenüber. Er hatte wieder die Arme vor der kleinen Brust verschränkt und wich ihrem Blick aus.

„Aber „Veg-chan“ hört sich netter an.“

„Ich bin aber nicht nett“ fauchte er sie an.

„Aber kleiner als ich“ beharrte Bulma.

„Bin ich nicht. Dafür aber älter, also kein „-chan“, verstanden!“

Bulma schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, mit dem sie sonst ihre Eltern überzeugte.

„Veg-chan“ rief sie freudestrahlend.

„Mädchen“ brummte er genervt und wieder erschien diese dicke, wütende Ader auf seiner Stirn.

Er stand vom Tisch auf und drehte sich um.

Bulma blieb sitzen und sah ihm hinterher.

Hatte sie ihn nur deswegen schon so beleidigt, dass er endlich ging?

Oder tat er es, weil es eh nichts mehr zum Essen kam?

Er warf ihr einen letzten Blick zu.

Dann nickte er und verkündete: „Wir sehen uns wieder.“

Alarmiert von dieser Ankündigung sprang sie auf und rannte ihm hinter.

Sie konnte ihn noch erwischen, als er gerade in der Luft schwebte.

„Warte, Veg-chan“ rief sie laut. „Du darfst niemanden von uns erzählen, versprich es. Bitte“ flehte sie.

Er hob den Kopf und sah sie nachdenklich an.

Dann nickte er leicht, drehte sich wieder um und flog in hoher Geschwindigkeit fort.

Erleichtert sank Bulma zu Boden und hielt eine Hand an ihr nervös klopfendes Herz.

Sie hatte das Gefühl, das sie heute einer großen Gefahr entkommen war. Noch größer als damals bei dem Scrofa-Angriff und sie hatte es dieses Mal alleine geschafft.

Aber dann erschrak sie sich ein weiteres Mal.

Was bedeutete es, dass er wieder kommen wollte?

Steine tanzen

Als am Abend Gine von ihrer Arbeit und Radditz von seinem Training heimkamen, war Bulma mit ihrem kleinen Bruder im Haus und spielte mit ihm. Radditz wunderte sich zwar, dass seine Geschwister keine Reste vom Mittagsmahl übrig gelassen hatten, aber Bulma schob die Schuld Kakarott zu.

„Er hatte sooo einen Hunger und hat alles aufgefuttert“ log sie.

Gine stellte sich an den Herd und Radditz nahm ein Bad, um sich den Staub und Schweiß abzuwaschen. Später beim gemeinsamen Abendessen warf Bulma ihnen vorsichtige Blicke zu.

Keiner von ihnen stellte ihr eine Frage wie ihr Tag verlaufen war. Keiner schien zu bemerken, dass Heute etwas Unglaubliches geschehen war.

Bulmas Herz klopfte nervös.

Sollte sie ihnen davon erzählen, dass sie einen Freund gefunden hatte?

Jedenfalls sah sie Veg-chan fürs erste als Freund an.

Aber dann dachte sie an die Geheimnisse ihrer Familie: an Radditz Tatakai, an Bardocks Freunde, wie Gine das Lob für die Zubereitung der Schleim-Aale kassiert hatte…Geheimnisse, Lügen, Verrat. Angesichts des Verhaltens ihrer Vorbilder hatte sie auch das Recht, etwas geheim zu halten!

Nein, sie würde ihnen nichts darüber erzählen.

„Kakarott, das bleibt unser Geheimnis. Nur für uns“ flüsterte sie später im Bett ihren Bruder zu und rieb aufgeregt ihre Nase an die ihres Bruders, der fröhlich lachte.

Sie kuschelte sich in ihr Kissen. Ihr Herz fing aufgeregt an zu klopfen, als sie die Bilder des Tages vor ihrem geistigen Auge abrief.

Endlich hatte sie Kontakt zu jemanden, der sogar ungefähr in ihrem Alter war.

Sie hatte zwar keine Ahnung, wann sie ihn wiedersehen würde, aber er war in seiner Haltung, wiederzukommen, so überzeugend gewesen, dass es vermutlich schon bald geschehen würde.
 

Am ersten Tag erschien er aber nicht.

Ständig sah Bulma zum Himmel hinauf, während Kakarott wieder im Sand am Seeufer spielte. Auch zur Mittagspause kam er nicht und als es anfing zu dämmern, wurde ihr klar, dass er heute nicht erscheinen würde.

Ungeduldig wartetet sie auf ihn am zweiten und dritten Tag, aber er kam nicht.

Am vierten Tag ging sie ungeduldig und beinahe hoffnungslos wieder zum See.

Warum kam er denn nicht?

Sie brachte Kakarott bei, nach flachen, glatten Steinen zu suchen, die man zum Flitschen über dem See nutzen konnte.

Gine hatte ihr dieses Spiel gezeigt und sie war recht geschickt darin.

Radditz hatte kein Talent dafür, weil er zu viel Kraft aufwand. Mit einem dicken Plumps versanken die Steine nur im Wasser, anstatt über die Wasseroberfläche zu gleiten.

Bulma hatte aber schnell gelernt, wie man die Steine halten musste, damit sie mehrfach übers Wasser tanzten.

Zufrieden sah sie zu, wie ein Stein sechsmal über die Oberfläche flitschte.

„Interessantes Spiel“ bemerkte eine Stimme, die von oben kam.

Sie hob den Kopf und sah ihn über sich schweben.

„Veg-Chan“ rief sie freudestrahlend.
 

Vegeta landete neben ihr.

Bulma war so vertieft in ihr Spiel gewesen, dass sie seine Ankunft nicht bemerkt hatte.

Aber ihr freudestrahlendes Lächeln zu seiner Begrüßung gefiel ihm.

Er hob den Kopf und lächelte arrogant.

„Hast mich wohl vermisst, was? Ohne mich war es bestimmt langweilig“ sagte er selbstgefällig.

Sie stutzte und ihre Miene kräuselte sich.

„So ein Quatsch, ich kann auch mit Kakarott spielen“ antwortete sie verbissen und verschränkte störrisch die Arme vor ihrer Brust.

Vegeta warf dem Betreffenden einen Seitenblick zu. Der Kleine saß im Sand, lutschte am Daumen und sah die älteren Kinder mit großen Augen an.

„Ja, ich sehe schon, was für eine spannende Gesellschaft du hast“ murmelte Vegeta.

„Wo warst du die letzten Tage?“ fragte Bulma ihn neugierig und beendete ihre störrische Haltung.

Zu froh war sie, dass er wieder da war.

Vegeta runzelte die Stirn.

„Hatte Probleme, zu entkommen“ beantwortete er rätselhaft ihre Frage. Dann grinste er aber selbstbewusst. „Aber ich habe es geschafft.“
 

Zur selben Zeit, im königlichen Palast.

„Prinz Vegeta, bitte kommt zurück“ flehte Gurki laut.

„Psst, sei leise oder willst du, dass der König erfährt, dass der Junge wieder den Unterricht schwänzt“ zischte Nappa ihm zu.

„Ist ja gut. Hast du eine Spur von ihm“ fragte Gurki, der Lehrer des Prinzen.

Nappa schüttelte den Kopf.

„Der Scouter zeigt ihn nicht an. Er ist vermutlich schon zu weit fort. Verdammt“ fluchte der Krieger. „Was sollen wir nur tun? Wenn der König erfährt, dass wir nicht auf den Thronfolger aufpassen können, werden wir noch bestraft.“

„Es ist nur deine Schuld. DU sollst darauf aufpassen, dass er am Unterricht teilnimmt“ gab ihm Gurki die Schuld.

„Hey, hey, weißt du eigentlich, wie stark er ist? Noch bin ich etwas stärker, aber der Kleine ist gerissen und schlüpfrig wie ein Schleimaal. Mach du mal lieber einen besseren Unterricht, dann schlafe ich auch nicht mit offenen Augen ein“ gab Nappa die Kritik zurück.

„Wieso ist es meine Schuld? Der Junge ist klug, aber so störrisch und arrogant und…“ fing Gurki an, aber Nappa hob eine Hand, um den Sermon zu unterbrechen.

„Ich habe eine Idee“ sagte er langsam. „Wir sagen einfach gar nichts. Wenn der Junge entwischt, tun wir halt einfach so, als wäre er noch da. König Vegeta ist eh ständig beschäftigt. Er wird nie vorbei kommen um zu sehen, was der Prinz so treibt. In ein paar Wochen geht es eh wieder auf Mission. Der Junge kommt eh wieder. Warum also dieser Stress und ihm hinterherjagen?“

Gurki runzelte die Stirn.

„Das ist keine Lösung. Das ist Verdrängung. Was, wenn der König nach dem Wissensstand des Prinzen fragt? Nach Tests und Ergebnissen oder gar den Jungen selbst befragt. Prinz Vegeta ist zwar ein schneller Lerner, aber was sein Allgemeinwissen angeht, hat er Lücken“ entgegnete er.

Nappa winkte lässig ab. „Ach, dann finde doch eine Lösung. Es ist ja dein Unterricht und deine Pflicht“ gab er ihm das Problem weiter.

Nappa stemmte die Fäuste in die Hüfte und lachte laut auf.

Seine Idee war doch genial. Solange man nicht laut herum rief, dass der Prinz verschwunden war, kümmerte sich momentan doch eh niemand um ihn. Der Junge kam eh wieder zurück, sobald er Hunger hatte. Dann würde er den kleinen Hosenscheißer schon schnappen und ihn eine gehörige Tracht Prügel verabreichen, solange er dazu noch in der Lage war.

Gurki schüttelte den Kopf, während er dem großen Krieger hinterher ging.

Nappa hatte gut reden; er war ein starker Krieger der Mittelklasse und damit unentbehrlich. Aber er, Gurki, war recht schwach und alt. Seine größte Stärke war sein recht umfangreiches Wissen, weil er früher viel gereist war.

Aber sollte er sich nicht als nützlich erweisen, würde der König ihn nicht gebrauchen können.

Bestenfalls würde man seine Rationen kürzen, schlimmstenfalls…

Er strich sich beunruhigt über den grauen Bart.

Er musste sich etwas einfallen lassen, wie der dem Prinzen etwas lehren konnte, ohne dass er ständig abhaute.

Vielleicht an den Stuhl fesseln?
 

„Also, was spielst du da?“ fragte Vegeta.

Bulma zeigte ihm die flachen Steine und in welcher Haltung man sie halten und werfen musste, damit sie übers Wasser tanzten.

Neugierig und darauf bedacht, es besser zu tun, nahm Vegeta einen Stein und warf ihn mit voller Kraft.

Der Stein flog über den See und landete in den Bäumen.

„Zu weit“ kritisierte Bulma . „Weniger Kraft und achte auf deine Haltung.“

Vegeta errötete, versuchte es ein weiteres Mal.

Der Stein plumpste mit lautem Klatschen ins Wasser. Wasser spritze hoch. Kakarott lachte erfreut und klatschte in die Hände.

Vegetas beschämte Röte nahm zu und hektisch wiederholte er den Versuch.

Weitere Steine plumpsten ins Wasser.

Vegetas Augenlid zuckte genervt und er warf einen schnellen Seitenblick zu Bulma, die sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen konnte.

„Das ist ein verdammt blödes Spiel“ keifte er sie wütend an. „Kennst du nur so doofe Spiele?“

Bulmas Grinsen verbreitete sich. Veg-Chan benahm sich genau wie Radditz, wenn er etwas nicht so gut konnte, wie seine jüngere Schwester. An diese Art von Wutausbrüchen war sie gewohnt.

Sie nahm einen der letzten Steine, gab ihn Veg-Chan und stellte sich hinter ihm, um seinen Arm zu führen.

„Dein Handgelenk muss anders sein…so …weniger Kraft…weniger Kraft…sag mal, wie stark bist du eigentlich?“ staunte Bulma.

Sie hatte Schwierigkeiten, seinen Arm auch nur ein wenig herunterzudrücken und seine Haltung zu korrigieren.

Vegeta lächelte nur kurz selbstgefällig, wurde dann aber ernst. Noch nie war er so berührt worden und dann auch noch von einen Mädchen?!

Er schluckte nervös.

Sie war so nah, dass er ihren Geruch in der Nase hatte.

„Jetzt ganz vorsichtig werfen“ flüsterte sie und ihr Atem streifte seine Wange.

Zögerlich warf Vegeta den Stein.

Gebannt sahen die Kinder dabei zu, wie er dreimal aufs Wasser auftitschte, bevor er versank.

Vegeta fing breit an zu grinsen und drehte seinen Kopf zu Bulma.

„Siehst du? Ich wusste, ich kann es“ prahlte er.

Bulma erwiderte sein Lächeln.

Als Vegeta es sah, kam ein merkwürdiges Gefühl in seiner Brust auf. So etwas hatte er noch nie gefühlt. Sein Herz schlug einen Takt schneller und ihm wurde so warm. Bekam er Fieber?

Er wollte sich abzulenken und ging einen Schritt von ihr weg, um einen Stein vom Boden zu klauben und den Wurf zu wiederholen.

Wieder schaffte er drei Sprünge.

Bulma, die erkannte, dass er den Trick kapiert hatte, stellte sich neben ihm und warf ebenfalls.

Ihr Stein tanzte sogar siebenmal übers Wasser. Triumphierend sah sie ihn an

Vegetas Miene wurde verbissen und er versuchte, es ihr gleichzutun, bis der Vorrat am Steinhaufen leer war.

Anschließend suchten die Kinder am Strand gemeinsam nach weiteren Steinen und ließen sie flitschen, bis Vegeta fünf Sprünge schaffte, aber es Bulma dann langweilig wurde.

Stattdessen wollte sie nun im weichen Sand spielen und eine Skulptur bauen, so groß wie sie. Also buddelten sich alle drei Kinder durch den Sand, warfen ihn auf einen Haufen und verzierten ihn mit Steinen und Seegras, bis er eine seltsame Form annahm.

„Und wie nennen wir jetzt diese Skulptur?“ fragte Vegeta und sah mit schief gelegtem Kopf auf den großen Sandhaufen. Egal aus welcher Darstellung, es sah aus wie…ein Haufen Sand, Steine, Zweige und Seegras obendrauf.

Bulma überlegte. „Wie wär es mit „Darstellung einer wunderschönen Saiyajin, die Steine übers Wasser tanzen lässt“?“

„Hm, ich hätte es „Großer Haufen Dreck“ genannt.“

„Du hast keine Ahnung von Kunst, was?“ fragte Bulma trocken

„Natürlich nicht, ich bin ein Saiyajin“ antwortete Vegeta, ebenfalls trocken.

Kakarott warf einen Stein auf die Skulptur und lachte, als der Sand anfing, sich aus seiner Form zu lösen

„Siehst du…sie gefällt ihm auch nicht“ bemerkte Vegeta.

Bulma klopfte sich den Sand von ihrem Kleid. Die Kritik von Jungs an ihrer Kunst nahm sie nicht ernst.

Radditz verstand ja auch nie ihre Bilder. Nur Gine wusste sie zu schätzen. Bardock…er legte bei Betrachtung nur den Kopf schief und versuchte zu erraten, was sie gemalt hatte und lag damit fast immer daneben.

„Lasst uns die Hände waschen und zurückgehen. Ich habe Hunger“ sagte sie laut. „Das Essen müsste jetzt fertig sein.“

Vegeta nickte.

Na endlich, ihm knurrte auch der Magen.

Komisch, das fiel ihm aber erst jetzt auf.
 

In Bulmas Heim angekommen, wiederholte sich der Ablauf wie bei Vegetas erstem Besuch.

Er musste seinen Blick auf Kakarott halten, während Bulma die letzten Tätigkeiten an ihrem Eintopf tat.

„Aber nenn mich nicht „Vater“ oder sage, dass er mein Kind ist“ knurrte Vegeta und rümpfte die Nase. “Ich tue das nur, damit ich was zu essen bekomme.“

„Natürlich, Papa.“

„Hey?!“

Heute gab es wieder weichgegartes Fleisch mit dicken Speckstreifen, viel Kohl und dazu salzige, weiche Bataten.

Vegeta rümpfte die Nase beim Geruch des Kohls, doch zu seiner Überraschung war er weder so bitter noch so streng riechend, wie er es gewöhnt war.

Beim Essen überlegte er. Wenn er Bulma ab und zu etwas mitbrachte, konnte sie ihm daraus etwas kochen. Das Essen würde dann bestimmt noch besser schmecken. Er war neugierig, was sie mit edleren Lebensmitteln anstellen konnte.

Normalerweise brachten Saiyajins bei Besuchen immer etwas zu Essen mit. Es war ein Friedenszeichen und bedeutete, dass man nicht da war, um den anderen die Nahrung zu klauen.

Bislang hatte Vegeta diese Tradition nie befolgt. Als einer, der am Ende der Nahrungskette stand, gehörte ihm ein Teil jeder Nahrung, die ein Saiyajin jagte. Er hatte es nicht nötig, ein Gastgeschenk zu bringen, weil ihm sowieso ein Anteil zustand. Jeder Unterklasse-Saiyajin konnte gegen ihn froh sein, wenn er sein schwaches Leben gegen Jagdbeute eintauschen konnte

Aber Bulma war so schwach, dass sie vermutlich nicht so viel Fleisch vorrätig hatte und stattdessen ein billiges Lebensmittel wie Kohl häufig essen musste. Vermutlich hatte sie schon mal diese rätselhafte Schleimaale probiert, von dem Nappa ihm erzählt hatte, dass es die Unterklasse aß.

Er schüttelte sich bei der Erinnerung an diese widerlichen Viecher. Er war froh, dass sie endlich ausgerottet waren.

„Alles in Ordnung? Schmeckt es dir?“ fragte Bulma.“Heute war Kohl-Tag, weil Kakarott ihn zum Verdauen braucht.“ Sie nahm ihn auf die Arme und klopfte sachte auf seinen Rücken

Ihr kleiner Bruder ließ ein hörbares Bäuerchen raus.

Langsam schlossen sich seine Augen schläfrig. Bulma legte ihn in sein Körbchen, das langsam zu klein für ihn wurde und deckte ihn zu.

„Hilfst du mir noch beim Abwasch?“ fragte sie Veg-Chan.

Der Junge hob missbilligend die Augenbraue.

Es lag ihm auf der Zunge, sie zu fragen, was sie sich denn denke: er sei Prinz Vegeta, ein mächtiger Krieger und…aber er stoppte sich.

Abfällig sah er zur Seite und ignorierte ihre Frage.

„Es gibst sonst keinen Nachtisch“ versuchte ihn Bulma zu überzeugen, aber Vegeta lachte nur.

„Deine armseligen Früchte? Hah, das ist doch gar nichts gegen echte Süßigkeiten. Das nächste Mal bringe ich dir welche mit“ prahlte er.

Bulmas Augenbrauen zogen sich zusammen.

Ihr gefiel Veg-chans überhebliches Verhalten nicht, aber die Aussicht auf neue Delikatessen machte sie neugierig.

„Versprochen?“ fragte sie.

Veg-chans Mundwinkel zogen sich nur ein wenig höher.

„Vielleicht“ sagte er und stand auf, um aus dem Haus zu marschieren

Er ließ sich zu keinen voreiligen Versprechen hinreißen.

Vielleicht, wenn er Lust dazu hatte, würde er ihr ein paar von den Keksen mitbringen, die die Palastköche mit dem kostbaren Zucker zubereiteten…aber nur, wenn er Lust dazu hatte.

So wortkarg und plötzlich er gekommen war, so verschwand er auch wieder; ohne eine Bemerkung, wann er wieder kommen würde.

Der Unterschied zwischen Jungs und Mädchen

Die Tage vergingen, aber Bulmas neuer Freund erschien nicht. Ungeduldig verbrachte sie ihre Tage am See und hielt nach ihm Ausschau, bis sie zur Mittagspause mit Kakarott heimging, ihn fütterte und sich bis zum Abend mit anderen Dingen beschäftigte.

Sie hoffte, dass Bardock ihr bald neue Bücher brachte, denn ihr war furchtbar langweilig.

Kakarott erwies sich als nicht besonders spannende Gesellschaft. Das fiel auch den anderen Familienmitgliedern auf.

„Sag mal, spricht Kakarott mit dir?“ fragte Radditz, während er mit Bulma darauf wartete, dass ihre Mutter das Abendessen fertigkochte.

„Nicht viel. Eigentlich brabbelt er mehr“ antwortete sie.

Die Geschwister sahen zu ihrem kleinen Bruder herab, der auf dem Fußboden saß und mit einem Stofftier spielte, dass Bulma ihm in den letzten Tagen aus Langweile genäht hatte.

Es sollte ein Arietes, ein langbeiniges, schlankes, Pflanzen fressendes Säugetier mit kurzem Geweih darstellen. Normalerweise hatte dieses Tier ein dunkelbraunes Fell mit beigen Tupfen, aber sie hatte sich für grünen Stoff entschieden; das fand sie schöner. Mit schwarzem Garn hatte sie versucht, ein Gesicht zu formen und alte Stoffreste zur Füllung genutzt.

Gine war begeistert von der Idee gewesen, aber Radditz fand das Stofftier unmännlich und dass es aussah wie ein Seestern.

Als Antwort hatte Bulma ihm nur die Zunge rausgesteckt. Hauptsache, Kakarott fand es toll.

Bislang hatte Kakarott kaum ein richtiges Wort gesprochen, obwohl seine Geschwister, besonders Bulma mit ihm übten.

„Kakarott scheint einer von der langsamen Sorte zu sein“ murmelte Radditz. „Bulma hat früher gesprochen.“

„Mädchen sind ja auch schlauer als Jungs“ bemerkte Gine. „Sie lernen schneller. Du hast auch eine Weile gebraucht, bis du richtig sprechen konntest.“

Radditz zog einen Flunsch.

„Kakarott ist vielleicht einmal zu viel auf den Kopf gefallen“ murmelte er.

„Was?!“ alarmiert sah Gine auf.

„Nichts, nichts“ beruhigte Radditz sie hastig und hob abwehrend die Hände.

Verdammt, sein Vater hatte doch gesagt, dass es ein Geheimnis war.

Schnell wechselte er das Thema.

„Weißt du, wann Vater wiederkommt? Es sind nur noch knapp zwei Monate bis zum Tatakai. Wäre toll, wenn ich davor noch mit ihm trainieren kann“ fragte er.

Gine runzelte die Stirn, immer noch beunruhigt durch Radditz vorherigen Kommentar.

„Ich weiß es nicht. Aber er wird sich bestimmt bemühen, ein paar Wochen vor dem Tatakai nach Hause zu kommen“ beruhigte sie ihren Sohn.

Radditz atmete erleichtert aus.

„Wann ist Kakarott auf den Kopf gefallen?“

Radditz zuckte zusammen.

Er war noch nicht vom Haken.
 

Der Frühling kam in schnellen Schritten. Neue Blätter und Blumen schossen über Nacht und schon bald war Bardocks Hütte von frischen Grün umgeben. In der Luft lag der Geruch von Blumen und Bulma konnte morgens und abends das Jubilieren der Vögel hören.

Es war jetzt acht Tage her, seitdem sie Veg-chan zuletzt gesehen hatte.

Heute hatte sie beschlossen, mit Kakarott zu Hause zu bleiben. Veg-Chan wusste eh, wo sie wohnte, da musste sie nicht mehr am See auf ihn warten.

Die Kinder genossen das Licht, die Wärme und den Geruch des Frühlings.

Weil Kakarott so gerne buddelte, nahm Bulma ihn in ihren kleinen Garten mit, wo er die Erde umgraben durfte.

Zufrieden sah sie auf die Sprossen ihrer Pflanzen und die jungen Triebe ihrer Obstbäume. Zu ihrem Glück war nichts angeknabbert worden.

„Hier, riech mal“ sie zerrieb ein paar Blätter eines Kräuterstrauchs zwischen ihren Fingern und ihr kleiner Bruder schnupperte vorsichtig daran. Ihm gefiel der Geruch. Es erinnerte ihn an den Brei, den seine Schwester für ihn machte. Vorwitzig streckte er die Zunge aus und leckte die Krümel auf. Bulma kicherte. Das kitzelte.

„Ist das jetzt Kannibalismus?“ fragte eine Stimme.

Bulma drehte sich um.

„Hi, Veg-Chan“ sagte sie mit verhaltenem Lächeln. „Lange nicht mehr gesehen. Wie wäre es mal mit einer Vorankündigung.“

Ihre Begrüßung war ruhiger als beim letzten Mal und in ihren Augen funkelte gut sichtbar Angriffslust. Ständig diese plötzlichen Besuche…zwar war es schön, ein Spielkamerad zu haben, aber irgendwie auch anstrengend, für seine Belustigung zu sorgen. Sie hatte schließlich auch Pläne und Pflichten. Ihre Mutter freute sich darüber, dass sie ihr einen Teil der Hausarbeit abnahm und sei es auch nur das Fegen der Böden. Heute hatte sie sich vorgenommen, ihren Garten von Unkraut zu befreien.

Der Junge stöhnte genervt auf.

„Was willst du? Eine Parade, die mich ankündigt? Ich muss vorsichtig sein oder willst du, dass man mir hierher folgt und dich findet?“ fragte er und zog dabei leicht an ihren blauen Zopf. „Es darf niemand misstrauisch werden, deshalb bleibe ich unberechenbar.“

Bulma zuckte schmerzhaft zusammen und schlug seine Hand weg. Mittlerweile waren ihre Haare wieder etwas länger geworden und hingen in zwei kleinen Zöpfen von ihrem Kopf herab.

Veg-Chan lächelte spöttisch.

„Ein gewisser Rhythmus wäre schon hilfreich“ murmelte sie und rückte ihren Zopf zurecht.

„Zu gefährlich“ entgegnete er. „Ich bin ständig von Saiyajins umgeben, die wissen, wie man einen verfolgt.“
 

Bulma schien mit seiner Antwort nicht zufrieden zu sein, aber zum Glück war Vegeta heute nicht mit leeren Händen gekommen. In seiner Hand hielt er einen kleinen, gut gefüllten Beutel.

Anpreisend hielt er ihn vor ihrer Nase.

„Hör auf, sauer zu sein und du darfst etwas sehr Leckeres probieren“ lockte er sie.

Bulma zog eine nachdenkliche Schnute. Dann, zögerlich, nickte sie.

„Gut, dann hör auf im Dreck zu spielen wie dein kleiner Schwächlings-Bruder und komm mit“ befahl Vegeta und zeigte auf den kleinen Sitzplatz, den man vor dem Haus mit Hilfe ein paar großer Steine gebaut hatte.

„Hör auf, Kakarott als schwach zu beschimpfen“ beschwerte sich Bulma und nahm ihren Bruder auf den Arm.

„Ich beschimpfe ihn nicht. Er IST schwach. Das ist eine Tatsache“ bemerkte Vegeta ruhig.

Bulma blies schmollend die Backen auf, aber folgte ihm.
 

Die Kinder setzten sich auf die kleinen Felsen.

Bulma und Kakarott sahen gespannt dabei zu, wie Vegeta seinen Beutel öffnete und einen kleinen, runden Fladen hervorholte.

„Das ist ein Keks“ erklärte Vegeta wichtigtuerisch und gab jeweils einen an Bulma und ihren Bruder weiter.

Neugierig besah und roch Bulma an diesem neuen Lebensmittel.

Es roch süßlich, die Konsistenz war fest und krümelig. Vorsichtig biss sie ein Stück ab und kaute darauf herum. Der Keks zerbröckelte weich auf ihrer Zunge und hinterließ einen buttrigen, sanft-süßen Geschmack.

Selbstzufrieden sah Vegeta, wie Bulmas Augen groß wurden und sie einen weiteren Bissen nahm.

Nappa hatte Recht gehabt. Mit Süßigkeiten konnte man bei Mädchen großen Eindruck schinden.

Die Kekse bestanden aus Zutaten, die man von anderen Planeten einfuhren mussten; darunter Butter, Zucker und eine seltene Pflanze namens Vanille. Daraus zubereitete Süßigkeiten waren eine Delikatesse, die nur wenige Auserwählte essen durften und damit eine gute Möglichkeit für die weit reisenden Männchen die isolierten Weibchen zu beeindrucken.

Vegeta hatte oft beobachtet, wie Nappa mit ein paar Keksen sofort die gewünschte Aufmerksamkeit mehrere Saiyajin-Frauen einfing. Bislang hatte er seine Kekse stets eifersüchtig für sich behalten und niemandem etwas abgegeben, aber heute war er großzügig und teilte. Er wusste, welchen Eindruck die neue Süßigkeit auf die beiden Landeier machen würde.

Die beiden Jüngeren hatten ihre Kekse schnell verputzt und sahen nun flehend mit großen Augen auf den gut gefüllten Beutel in seiner Hand.

Vegeta genoss die bettelnden Blicke.

„Wollt ihr mehr?“ fragte er gespielt unschuldig, aber seine Mundwinkel zogen höhnisch nach oben. Die beiden nickten heftig mit dem Kopf.

Ahhh, diese Möglichkeiten, die er jetzt hatte, nachdem sie davon gekostet hatten. Da wusste man ja nicht, was man alles verlangen konnte.

„Was gebt ihr mir dafür?“ fragte er.

Bulma und ihr dümmlicher Bruder sahen ihn unwissend an.

„Was meinst du damit? Warum willst du nicht teilen?“ fragte Bulma.

„Warum sollte ich? Wenn ich meine Kekse mit euch teile, habe ich doch weniger“ erklärte Vegeta selbstgefällig. „Wenn du also etwas von mir willst, solltest du etwas anbieten.“
 

Bulma sah ihn bei diesen Worten nachdenklich an.

Bislang hatte sie sich nie um ihre Nahrung streiten müssen. Wenn ihre Brüder hungrig waren, gab sie ihnen gerne das Fleisch ab und nahm dafür ihr Gemüse. (Eine für ihre Eltern unverständliche Aktion, mit der sie einen schlechten Handel machte)

Aber wenn Radditz mal etwas Gutes im Wald fand wie süße Magoni-Früchte oder ihre Lieblingsbeeren, hatte er ihr immer etwas abgegeben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen oder sie gierig alleine zu futtern. Auf dieselbe Weise teilte sie ihre Fundsachen mit ihren Brüdern und Eltern und bot sie freiwillig an.

Das Veg-Chan nun so ein Theater um seine Süßigkeiten machte…ihre Augen wurden schmal, während eine Erkenntnis sie durchzuckte.

Der erste Keks war ein Köder gewesen, aber alle anderen Kekse sollten kosten. Kakarott war bereits in die Falle getapst und krabbelte zutraulich auf Vegeta zu. Hoffnungsvoll zog er an seinen Umhang und bat mit großen Augen und leichten Gebrabbel um mehr.

Mit kaltem Lächeln entriss Vegeta ihm den Umhang aus den kleinen Händen und konzentrierte seinen Blick auf Bulma.

Ihre Augenbrauen zogen sich verärgert nach unten. Ihr Mund wurde schmal.

Sie musste zugeben, dass Kekse sehr lecker waren, obwohl sie bereits drei Ideen hatte, wie man sie besser machen konnte. Zum Beispiel durch Zugabe von süßen Beeren oder Nüssen…allerdings kannte sie nicht die Zutaten, aus denen Kekse bestanden und hatte sie bestimmt nicht vorrätig. So etwas konnte sie leider nicht nachmachen. Aber sie hatte keine Lust, in irgendeine Abhängigkeit von Veg-Chan zu geraten.

Ihr gefiel seine selbstgefällige, erpresserische Miene nicht. Und das, nachdem sie ihm bereits zweimal bei sich eingeladen hatte, wo er sich reichlich von ihrem Mittagsmahl bedient hatte.

Hatte sie eine Gegenleistung verlangt?

Schnell überlegte sie, wie sie ihn austricksen konnte.

Wenn er nicht freiwillig teilte, sollte sie ihm vielleicht eine Lektion erteilen. Jedenfalls würde sie nicht auf sein Spiel eingehen und sich erpressen lassen.

Sie zuckte gelangweilt mit den Schultern.

„Ich denke, ich habe nichts, was dich interessiert. So ein Pech“ sagte sie und setzte eine desinteressierte Miene auf. Sie nahm ihren Bruder auf den Arm, der sehnsüchtig seine Hände nach den gut riechenden Beutel ausstreckte. Ein verlangendes Jammern kam aus seinen Mund.

„Kakarott ist noch kleiner als ich und besitzt ebenfalls nichts. Du wirst deine Kekse also alle behalten können. Ist das nicht super“ sagte sie eisig.

Verächtlich warf sie Veg-chan einen letzten Blick zu und ging langsam wieder in Richtung ihres Gartens, während sie versuchte, den strampelnden Kleinen zu beruhigen. Kakarott verstand nicht, warum man ihn von der Köstlichkeit ausschloss. Traurig behielt er den Beutel in den Händen des älteren Jungen im Blick und hoffte auf ein Wunder.

Leider hatte Bulma außer den getrockneten Früchten und einigen alten Nüssen nichts zum Beruhigen dabei. Verglichen mit den Keksen waren sie nur ein schwacher Trost.

Sie setze Kakarott auf das frische Gras, der mürrisch anfing, es auszuzupfen.
 

Unzufrieden sah Vegeta dabei zu, wie die Kinder anfingen, ihn zu ignorieren.

Das verlief nicht so, wie er es geplant hatte. Anfangs hatte er auch vorgehabt, die Kekse zu teilen, aber dann war ihm bewusst geworden, wie dämlich es war, seine teuren, seltenen Delikatessen mit andere zu teilen.

Dann hatte er schließlich weniger.

Also war ein Tausch doch gerechtfertigt?

Sie konnte doch kochen oder hatte bestimmt irgendetwas anderes, was ihr wichtig war?

Dann hätte er etwas von ihr was er mitnehmen könnte.

Er wäre auch großzügig gewesen und hätte etwas anders angenommen, wie einen Kniefall zum Beispiel. Genau, wenn die beiden geschworen hätten, ihm treu zu dienen, hätte er die Kekse sogar ganz abgebeben.

Er nahm sich einen Keks raus und wedelte sichtbar mit dem Beutel.

„Gut, dann esse ich jetzt die Kekse ganz alleine auf“ rief er laut.

Kakarott wurde auf ihn aufmerksam und wedelte besitzergreifend mit seinen Ärmchen, aber er wollte nicht seine Aufmerksamkeit wecken, sondern die seiner Schwester. Aber die ignorierte ihn weiterhin und buddelte an den Pflanzen herum.

Verdammt, er war doch wirklich interessanter als dieses Grünzeug?!

Hatte er es verbockt? War sie jetzt wütend auf ihn?

Genervt biss er vom Keks in seiner Hand ab und zermalmte die bröselige Süßigkeit mit seinen Zähnen, aber der sonstige Hochgenuss wollte sich nicht einstellen.

Kakarott fing dafür an, wehleidig an zu schreien. Bulma pflückte einige lange, dickstielige Gräser ab und legte sie in seinen offenen Mund. Überrascht fing er an, daran zu nuckeln. Sie konzentrierte sich wieder auf das Unkraut zu ihren Füßen.

Vegeta knurrte verärgert.

Das lief nicht so ab, wie er es wollte.

Er stampfte zu ihr und warf ihr den Beutel demonstrativ vor die Füße.

„Gut, du hast gewonnen. Wenn du halt nichts hast, kannst du es auch so haben“ murrte er.

Langsam drehte sich Bulma zu ihm um. Ihre Augen waren eisig. Sie bückte sich, um den Beutel zu nehmen und hielt ihm diese vors Gesicht.

„Auf deine Almosen verzichten wir. Wir kommen auch ohne aus“ sagte sie ruhig.

Vegeta zuckte zusammen. Es schien, als hätte er ihren Stolz verletzt.

„Es ist kein Almosen“ sagte er leise. „ Es ist ein Geschenk.“

„Warum dann dieses großspurige Theater? Was wolltest du von mir als Gegenleistung?“ fragte Bulma beleidigt.

Vegeta spürte, wie seine Wangen rot wurden. Beschämt wandte er den Blick ab und murmelte unverständliche Worte.
 

Bulma verstand kein einziges Wort, dass er aus zusammengepressten Lippen hervor brachte, aber es könnte sich um eine Entschuldigung oder um eine Erklärung handeln. Vielleicht aber auch nur um Gefasel, um abzulenken.

Ihr war jedenfalls der Appetit vergangen. Sie öffnete den Beutel und gab einen Keks an ihren Bruder ab. Glücklich griff er danach und fing an, ihn zu zermümmeln. Einen weiteren für ihn behielt sie in der Hand. Sie hielt Veg-Chan den Rest entgegen.

„So, das reicht uns aus. Den Rest kannst du haben“ sagte sie, aber der Junge hob abwehrend die Hand und wich sogar einen Schritt nach hinten aus, um Abstand zwischen sich und den Keksen zu bringen. Fest entschlossen schüttelte er den Kopf. „Ich will sie nicht. Behalte sie.“

„Bist du dir sicher? Nicht, dass du Kakarott nachher beschuldigst, er hätte sie alle aufgegessen“ wandte Bulma mit schmalen, misstrauischen Augen ein.

„Mir egal. Ich will, dass du welche isst und nicht nur dein Bruder“ entgegnete Veg-Chan.

„Brauche ich nicht. MIR reichen die Früchte und Beeren, die ich hier bekomme“ wies Bulma sein Geschenk störrisch ab.

Veg-Chan knurrte genervt auf.

„Fein, mach doch, was du willst. Dann gehe ich jetzt“ sagte er und drehte sich um, doch Bulma konnte die Enttäuschung in seinem Gesicht sehen. Auch wenn er es nicht laut sagte, schien ihm sein Verhalten Leid zu tun.

„Willst du nicht mit uns spielen?“ fragte sie und stoppte ihn in seiner Bewegung.

Misstrauisch drehte er seinen Kopf.

„Dann willst du, dass ich noch bleibe?“ fragte er vorsichtig.

Bulma zuckte mit den Achseln und drückte ihrem Bruder den Keks aus ihrer Hand zu, der sich sehnsüchtig danach streckte. Dann konzentrierte sie ihren Blick wieder auf den älteren Jungen vor sich.

„Du bist leider spannender als Kakarott“ begründete sie ihre Entscheidung.

Geschmeichelt rieb er sich über die Nase.

„Gut, dann bleibe ich hier. Aber wir spielen nicht in der Erde. Das ist unwürdig für einen Saiyajin“ bestimmte er, wieder selbstbewusst.

Bulma verdrehte die Augen.

„Gut, ich habe eine andere Idee, was wir spielen können“ schlug sie vor.
 

Bulma nahm Kakarott wieder auf die Arme, da sie so schneller zu Fuß waren und führte Vegeta durch den Wald zu ihrer Lieblingsstelle.

Ein großer Chene-Baum mit mächtigem Stamm breitete seine frischen, grünen Blätter aus. In ein paar Wochen würde er wunderbare, große, weiße Blüten bilden und im Herbst konnten sie viele essbare Nüsse von ihm sammeln.

Bulma setzte Kakarott ab und zeigte auf den Baum.

„Wir spielen „Jäger und Beute““ verkündete sie.

Vegeta hob interessiert eine Augenbraue. Das Spiel hört sich schon mal gut an.

„Der Baum ist der Treffpunkt. Einer ist der Jäger. Während er sich vor dem Baum stellt, die Augen schließt und bis 60 zählt, verstecken sich die anderen im Gebüsch“ fing Bulma an zu erklären.

„Schon verstanden: Der Jäger gewinnt, wenn er alle findet“ unterbrach Vegeta sie ungeduldig.

Ja, das Spiel hörte sich wirklich spannend an. Er war ein guter Jäger.

„Genau, aber damit die Beute auch eine Chance zum Gewinnen hat, gibt es folgende Regel. Der Jäger ruft, sobald er fertig gezählt hat, laut „Achtung, ich komme.“ Ab da muss die Beute bis 100 zählen. Danach ist es ihr erlaubt, sich bis zum Baum zu schleichen. Wenn sie den Stamm berührt und ruft „Ich bin frei“, hat die Beute gewonnen.“

Vegeta runzelte die Stirn.

„Wäre es nicht realistischer, wenn der Jäger gar nichts ruft und die Beute aufspürt?“ fragte er.

„Realistischer ja, aber nicht lustiger. Die Beute muss sich ein gutes Versteck suchen und schnell genug sein, um bis zum Baum zu kommen. Wenn sie sich dusselig anstellt und vom Jäger gesehen wird, bevor sie den Stamm erreicht…“

„Kann der Jäger sie einholen und sich schnappen. Verstehe“ sagte Vegeta mit leuchtenden Augen.

Bulma nickte.

„Wir haben deswegen die Regel „Ab 100 Sekunden, dann erst zum Baum rennen“, damit sich keiner in der Nähe des Baumes versteckt. Sonst hat der Jäger keine Zeit zum Suchen und schon ist die Beute am sicheren Ort. Fliegen ist übrigens nicht erlaubt und das Versteck muss in der Nähe sein“ fügte sie hinzu. „Weil Kakarott noch so klein ist, bilden er und ich ein Team gegen dich.“

Vegeta konnte ein höhnisches Grinsen nicht unterdrücken.

Die beiden wollten es gegen ihn aufnehmen? Hah!

Er würde Bulma beweisen, was für ein guter Jäger er war und wenn er sich versteckte, würden sie ihn nicht finden. Er glaubte nicht, dass sie ihn finden oder fangen könnte. Er war schneller.

Ein plötzlicher, leichter Ruck nach hinten, ließ ihn perplex den Kopf drehen, wo er den Kleinen dabei beobachtete, wie er an seinem Umhang nuckelte.

„Finger weg…äh, Mund weg“ herrschte Vegeta ihn an und zog empört seinen Umhang aus den kleinen Fingern. Kakarott sah traurig drein und die ersten enttäuschten Tränen kullerten aus seinen Augen.

„Sag mal, heult der Kerl wegen allem?“ fragte Vegeta fassungslos und wich einen Schritt zurück. „Was für eine Heulsuse!“

Bulma bückte sich seufzend und strich ihren Bruder beruhigend über den Kopf.

Vegeta sah angeekelt auf die speichelbefeuchtete Ecke seines schönen Umhangs.

Eigentlich war der für das Spiel sowieso unpraktisch. Die Farbe war zu leuchtend und er könnte im Gebüsch hängen bleiben. Dann würde Bulma ihn doch finden.

Er zog sich die Rüstung aus und legte sie am Baum ab. Nur noch im blauen Overall bekleidet, dehnte er seinen Nacken.

„Wer fängt zuerst an?“

„Wir“ bestimmte Bulma.
 

Bulma zählte und rief dann laut das vereinbarte Startsignal.

Sie sah sich um.

Sie ahnte, dass die Suche nach Veg nicht leicht werden würde, trotz ihrer eigenen Erfahrung in diesem Spiel. Aber sie besaß eine Geheimwaffe: Kakarotts Hunger und seine Super-Nase.

„Okay, Kakarott, finde Veg-chan, dann darfst du alle Kekse selbst essen“ motivierte sie ihren Bruder.

Der horchte auf und nickte fröhlich.

Ehe sich Bulma versah, krabbelte der Kleine flink ins Gebüsch, so dass Bulma ihn kaum folgen konnte.

Sie hatte schon immer vermutet, dass ihr Bruder jedes Wort verstand, dass sich übers Essen handelte.

Sie konnte ein verärgertes Brüllen hören und rannte schnell weiter. Sie erwischte Veg dabei, wie er versuchte, Kakarott von seinem Bein abzuschütteln, an dem sich der Kleine hartnäckig klammerte.

„Geh weg von mir, du kleines Aas“ rief Veg erzürnt auf und schüttelte hastig sein Bein, aber er hatte nicht mit Kakarotts Hartnäckigkeit und seiner Gier nach Keksen gerechnet. Störrisch hielt er sich am Bein fest.

„Wir haben dich gefunden“ überraschte ihn Bulma.

Veg-chan warf ihr erboste Blicke zu.

„Nimm die Kakerlake von meinem Bein. Das ist unfair. Wie habt ihr mich so schnell gefunden?“ fragte er entrüstet.

„Tja, die kleine Heulsuse hat eine großartige Spürnase“ erklärte Bulma lächelnd und zog Kakarott von Vegs Bein fort.

Der Junge grummelte missmutig.

„Gut, jetzt bin ich dran, euch zu suchen“ bestimmte er.
 

Vegeta zählte und rief laut „Achtung, ich komme.“

Suchend sah er sich um. Ohne seinen Scouter auf Jagd zu gehen, war ungewohnt.

Er musste sich auf seine Sinne konzentrieren.

Ein leises Rascheln im Gebüsch ließ ihn aufhorchen und er nahm die erste Spur auf.

Hinter einem großen Busch erwischte er Kakarott dabei, wie er gedankenversunken einen Schmetterling beobachtete, der über ihn flatterte.

Veeta konnte es nicht fassen, wie dämlich sich der Kleine nach seiner vorherigen erfolgreichen Jagd auf ihn nun anstellte.

Es lockte ihn in den Fingern, ihm einen Ki-Strahl in den Hintern zu jagen, aber dessen Schwester würde das bestimmt nicht gerne sehen.

Eines Tages, wenn Kakarott älter war, würde er auf einen Planeten landen, dumm in der Luft gucken und dann...dann würde er ihm einen Ki-Strahl in den Hintern jagen.

„Ich habe dich gefunden“ sagte er und stupste Kakarott an, der abgelenkt versuchte, den Schmetterling zu fangen. Der Kleine lachte überrascht laut auf und klatschte in die Hände.

„Na, ich hoffe, deine Schwester ist eine größere Herausforderung“ murmelte Vegeta und machte sich wieder auf die Suche. Er musste nach ihrer Tunika Ausschau halten. Diese seltsame Farbe sollte hier im Wald ziemlich auffallen.

Einige Minuten vergingen und er hatte immer noch keine Spur von ihr gefunden.

Nervös blieb er in der Nähe des Baumes stehen. Mittlerweile war so viel Zeit vergangen, dass sie bestimmt versuchen würde, sich dem Baum zu nähern, um das Spiel zu gewinnen. Kakarott hatte sich zu ihm gesellt und kletterte über die Wurzeln.

Es wäre leichter, wenn er schweben würde. Aber das war genauso verboten wie den Scouter zu nutzen. Vegeta war nicht unzufrieden mit diesem Spiel: es war ein gutes Training, um unter anderen Umständen das Jagen zu üben.

Aus den Augenwinkeln sah er etwas aufblitzen.

Alarmiert rannte er los und schlug die Äste zur Seite. Er hatte es gesehen, dieses blasse Rot, wie nur sie es trug…

Vegeta sah es von weitem durch das Grün des Gebüsches verräterisch durchschimmern.

Vorfreudig lächelte er.

Gleich hatte er sie.

Er grabschte nach dem Stoff…und hielt plötzlich ein Kleid in den Händen.

Verdattert sah er auf das Kleidungsstück.

Wo war die Besitzerin?

Hatte sie sich in Luft aufgelöst?

„Ich bin frei“ hörte er plötzlich ihr Rufen und alarmiert rannte er zum vereinbarten Baum zurück.

Da stand Bulma, die Hände am Baumstamm, ein siegreiches, gewitztes Lächeln im Gesicht…und bis auf ihr Höschen unbekleidet.
 

Bulma genoss das fassungslose Gesicht von Veg-Chan.

Wie geplant, hatte er Ausschau nach ihrem Kleid gehalten.

Was er nicht wusste…sie hatte es als Köder genutzt, um ihn vom Baum weg zu locken. Während seines Zählens war sie schnell ins Gebüsch gesprungen und hatte sich ausgezogen. Vorsichtig war sie über den Boden zurück gerobbt, um sich in der Nähe des Baumes zu verstecken und darauf zu warten, dass sich Veg unvorsichtigerweise entfernen würde.

Der Vorsprung hatte gereicht, um sich aus ihrem eigentlichen Versteck hervor zu trauen und das Spiel zu gewinnen. Sie war sehr stolz auf ihre Idee mit dem Ablenkungsmanöver.

Veg rannte eilig auf sie zu.

„Bist du bescheuert?“ fragte er fassungslos. „Du kannst dich doch nicht ausziehen. Du vulgäres Mädchen! Das ist…das ist…“ stammelte er, während er ihr Kleid in den Händen hielt.

Bulma legte den Kopf fragend schief.

„Hast du noch nie jemanden nackt gesehen?“ fragte sie ahnungslos.

Sie hatte ihre Eltern und Brüder ständig nackt gesehen: beim gemeinsamen Baden, beim Umziehen oder im Sommer, wenn es zu heiß für Kleidung war.

Außerdem war sie nicht richtig nackt: sie hatte noch ihre Unterwäsche an.

Veg errötete peinlich berührt.

„Auch nicht beim Baden mit deiner Familie?“ fragte sie neugierig nach.

„Nein!“ antwortetet er beschämt.
 

Vegeta wusste nicht, wo er hinsehen sollte. Seine Wangen brannten.

Kannte sie denn keine Scham?

Sich nur in Unterwäsche zu präsentieren?

Und was sollte das Gerede, noch nie jemanden nackt gesehen zu haben?

Im Palast gab es ein großes, herrschaftliches Bad dank der heißen Quelle direkt darunter. Aber er hatte nie mit seinen Eltern gemeinsam gebadet. Es waren Diener anwesend, aber sie hatten ihn gewaschen und nicht selber gebadet. Sie waren nur Diener.

Vegeta hielt sich die Hand vor die Augen, weil Bulma ihren Zustand immer noch so ungewohnt locker nahm und sich nicht bedeckte.

„Bitte zieh dir etwas an“ flehte er und streckte ihr das Kleid entgegen.

Bulma zuckte mit den Achseln und nahm ihre Kleidung entgegen.

Neugierig sah Vegeta durch die halboffenen Finger und begutachtete schnell den unbekannten, weiblichen Körper, während sich Bulma ihr Kleid über den Kopf zog.

Mädchen waren ja ganz anderes gebaut als Jungs!

„Du bist ja komisch, dass du noch nie nackte Leute gesehen hast“ stellte Bulma fest und zog ihre Arme durch die Ärmel. Veg war doch schließlich älter als sie und hatte bestimmt mehr gesehen...aber keine nackten Mädchen.

„Ich bin nicht komisch. DU bist komisch“ entgegnete Vegeta.

Bulma warf ihm einen kurzen grimmigen Blick zu. Dann grinste sie gemein.

„Willst du noch mal gucken?“ fragte sie und zog den Kleidersaum hoch.

Sofort wandte Vegeta den Blick ab und schrie entrüstet auf.

Bulma fing an zu lachen.

„Dann wirst du also nicht mit uns baden?“ fragte sie kichernd und sah sich nach Kakarott um, der sich etwas weiter entfernt hatte. Sie sprang zu ihm runter.

„Ganz bestimmt nicht“ antwortete Vegeta, schnappte sich seinen Brustpanzer und folgte ihr. „Es sei denn, ihr habt eine heiße Quelle.“

Bulma, die Kakarott auf die Beine half und ihn an der Hand führte, sah ihn überrascht an.

„Was ist eine heiße Quelle?“ fragte sie neugierig.

„Das ist warmes Wasser, das aus der Erde kommt“ erklärte Vegeta besserwisserisch.

„Oh, wir haben nur einen Badeteich, aber da ist das Wasser meistens kalt. Aber wir haben ein paar Bottiche, die sind groß genug für mich und Kakarott. Da macht Mutter mir aufgewärmtes Wasser rein…“ Bulma verstummte abrupt. Sie hatte sich doch vorgenommen, Veg nichts über ihre Familie zu sagen. Er hatte zwar versprochen, ihr Geheimnis zu bewahren, aber er durfte trotzdem nicht ihre Namen oder mehr über sie wissen.

Vegeta erkannte, weshalb Bulma betroffen schwieg und riss das Thema an sich.

Prahlerisch marschierte er voran; die Nase wieder stolz erhoben; glücklich ein Thema zu haben, von dem er mehr wusste und so von seiner Blamage ablenken konnte.

„Ha, das Wasser aus der heißen Quelle muss nicht aufgewärmt werden. Bei mir gibt es verschiedene Becken und eines ist so groß, dass man darin schwimmen kann“ erklärte er. „Die Luft ist deshalb auch im Winter angenehm warm. Es gibt dort Bänke mit Kissen, damit man sich zwischendurch ausruhen kann. Ihr dagegen müsst wahrscheinlich in so einem kleinen Tümpel baden, was? Ist das dein Badeteich?“ fragte Vegeta, als sein Blick auf einen kleinen Tümpel fiel und er ging ein paar Schritte näher. Das Wasser sah klar und sauber aus. Er bückte sich, um die Temperatur zu prüfen.

„Nein, Veg, bleib weg. Geh nicht zu nah ran“ rief Bulma alarmiert aus. Sie war mit dem langsamen, quengeligen Bruder abgelenkt gewesen und hatte nicht bemerkt, wohin Veg gegangen war.

Sie kannte den Tümpel. Er war nicht zum Baden da.

Vegeta wurde durch ihre Warnung überrascht. Was war das Problem?

Plötzlich spürte er einen kleinen Stich an seiner Hand, die im Wasser war.

Ahnungslos zog er sie raus.

An seinem Unterarm, an der Stelle, wo sein Handschuh endete, befand sich ein langer, weißer Wurm und biss sich an ihm fest.

Vegetas Augen wurden groß, als er den in der Luft schlingenden, dünnen Körper sah, der sich in seiner Haut bohrten.

Das war…das sah aus…wie ein Wurm…wie ein Schleimaal?!

Sein altes Trauma holte ihn ein.

Vegeta kreischte entsetzt auf.

Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
 

„Veg-Chan? Veg, bist du okay?“ fragte eine besorgte weibliche Stimme.

Vegeta spürte eine sanfte Hand, die eine Haarsträhne aus seiner Stirn strich und sie wohltuend kühlte.

Langsam öffneten sich seine Augen und er konnte Bulmas Gesicht über sich erkennen.

Erleichtert lächelte sie ihn.

"Endlich wachst du auf. Du hast so laut geschrien und dann bist du ohnmächtig geworden" berichtete sie ihm und streichelte ihn über den Kopf.

"Ich bin nicht ohnmächtig geworden!" entgegnete Vegeta stirnrunzelnd.

Er war ein Krieger. Er wurde nicht bewusstlos!

"Du bist umgekippt und warst nicht mehr ansprechbar. Ich konnte das Weiße deiner Augen sehen" erklärte Bulma und nahm ihre Hand weg.

Vegeta atmetet tief durch.

"Ich bin nicht ohnmächtig geworden!" wiederholte er und sein Tonfall machte deutlich, dass über dieses Thema nicht mehr diskutiert wurde.

Er versuchte sich aufzurichten und die Situation zu begreifen.

Er lag mit seinem Kopf auf Bulmas Schoß, sein Umhang war wärmend über ihn gelegt worden. Bulma musste ihn unter den Baum gezogen haben und hatte fürsorglich ihre Beine als Kissen für sein königliches Haupt angeboten.

Kakarott dagegen…ob es die Eifersucht auf die schwesterliche Zuneigung war oder er auch ein Kissen wollte; jedenfalls hatte der kleine Saiyajin seinen Kopf auf Vegetas Schoß abgelegt und die Augen geschlossen. Vegeta konnte sein leises, hohes Schnarchen hören.

Vegeta ließ sich wieder auf Bulmas gemütlichen Schoß zurück sinken und versuchte sich zu erinnern.

„Dieses Viech…es sah aus wie ein Aal“ murmelte er. „Aber diese Dinger sind doch tot.“

„Oh, du meinst die Schleimaale. Nicht so richtig“ sagte Bulma langsam und sah verlegen zur Seite.

Vegeta sah sie erstaunt an und Bulma fing zögerlich an zu erzählen…
 

Kurz vor der Ausrottung der Schleimaale des Planeten Moors, war Bardock mit einer der letzten Ladungen nach Hause gekommen.

Während des Abendessens hatten sich Bardock und Gine darüber unterhalten, dass es doch eigentlich schade war, dass diese neue Delikatesse bald nicht mehr existieren würde. Aber die neuen Bewohner des Planeten wollten sie nun mal ausgerottet haben.

Bulma hatte von ihren Buch aufgesehen und eine Idee ausgesprochen: Was wäre, wenn man die Aale hier auswildern würde?

Bardock lehnte ab; zu gefährlich. Er hatte gesehen, wie gerissen und stark diese riesigen Aale waren.

Bulmas zweite Frage aber ließ ihn stutzen.

Galt das auch für die Jungtiere?

Bulma stürmte mit weiteren Fragen auf ihre Eltern ein.

Was war mit Eiern?

Hatte Gine beim Ausnehmen einiger Aale den Laich entdeckt?

Würde man diesen Laich in einem geschützten Bereich, ohne Zufuhr zu großen Gewässern, mit eingeschränkter Nahrung aussetzen, könnte man vielleicht ungefährliche Schleimaale züchten?

Bardock und Gine sahen ihre Tochter erstaunt an.

Auf so eine Idee zu kommen?! Kein Sayajin hatte bislang daran einen Gedanken verschwendet.

Nachdenklich kratzte sich Bardock das Kinn. Er wusste von einigen Planeten, wo man Tiere züchtete und nicht jagte und das galt auch für Fische. Eine gute, praktische Idee.

Man konnte die Tiere mästen und einfacher fangen.

Die Idee, ständig eine Nahrungsquelle in der Nähe zu haben, war verführerisch. Zudem war ein Teich unauffällig. Außerdem gab es keine Raubtiere, die sich für diese Nahrung interessieren würden, da der Schleim die Aale vor Fressfeinden schütze.

„Wir können es doch mal ausprobieren?“ sah er seine Gefährtin fragend an.

„Aber nur in einem kleinen Tümpel, weit weg von unserem Badeteich. Ich will nicht, dass unser Badewasser verschmutz wird“ sagte Gine und dachte angeekelt an den Schleim. „Du musst eine Stelle finden, wo die Aale nicht ins laufende Gewässer können. Nicht, dass sich diese Viecher hier sonst ausbreiten. Buddel doch mit Radditz nach einem Teich. Ich schaue nach einem Körper mit Laich drin und schmuggle es hier her. Aber sollten die Viecher zu groß werden, müsst ihr sie erledigen.“

Gesagt, getan.

Bardock und Radditz suchten nach einer kleinen Wasserstelle im Wald ohne Zugang zu fließenden Gewässern und vergrößerten sie und Gine beschaffte den Laich.

Lange Zeit tat sich nichts.

Die kleinen, grauen Kugeln mit den schwarzen Punkten blieben über dem Winter starr im Wasser.

Die Familie gab die Hoffnung fast auf.

Doch im Frühling, mit Anstieg der Temperaturen, fingen die Kugeln an sich zu regen. Die schwarzen Pünktchen innen drin wurden groß und brachen aus. Die kleinen, schwarzen Würmer wurden größer und blasser. Die Familie beobachtete die Entwicklung neugierig.

Ob es am der neuen Umgebung lag oder an dem Futter: sie verhielten sich anders. Sie produzierten kaum Schleim, nur eine dünne Schicht, um geschmeidig zu bleiben. Sie fraßen die Insekten und kleine Amphibien und wurden nur langsam größer.

Schnappte mal einer der Aale nach Bulma und Radditz, konnten sie die weichen Mäuler leicht von der Haut lösen und wieder zurück ins Wasser werfen.

Bislang hatte Bulma sie nur einmal gekocht, weil alle neugierig waren, ob sie auch schmeckten.

Sie besaßen eine elastische, zarte Textur. Sie waren so klein, dünn und zart, dass man sie mit ihren Knochen essen konnte. Sie trocknete einige Aale und sie zerfielen zu kleinen Flocken, mit denen Bulma ihre Suppen würzen konnte.

Das Experiment schien erfolgreich zu sein.

Jetzt mussten die Aalen nur noch wachsen, damit man mehr von ihnen hatte.
 

Vegeta sah sie fassungslos an.

Bulma hatte ihm ehrlich die Geschichte erzählt, ohne aber die Namen ihrer Familie zu nennen.

„Jetzt bin ich mir sicher…du bist wahnsinnig. Hättest du keinen Schweif, würde ich sagen, du bist keine Saiyajin“ sagte er langsam.

Er versuchte sich aufzurichten.

„Wie könnt ihr diese Viecher hier auswildern und züchten? Weißt du, wie gefährlich sie sind?“

Ein Schauern überkam ihm, als er sich erinnerte, wie eines der großen Biester ihn einst ins Wasser gezogen hatte. Seitdem hasste er alles Schleimige, was sich schlängelte.

Bulma legte ihre Hand auf seine Schulter und drückte ihn wieder runter.

Vegs bleiches Gesicht machte ihr immer noch Sorgen. Er sollte sich noch mehr ausruhen.

„Weißt du, wie lecker sie schmecken und wie schön es ist, eine Fleischquelle in der Nähe zu haben? Ich bin zu schwach und zu ungeschickt, um die Fische im See zu jagen, aber die Aale…das schaffe ich“ erklärte sie ruhig.

Vegeta wollte gerade beginnen, ihr von der Gefahr zu berichten, doch sie stoppte ihn mit einem Finger, den sie bestimmend auf seine Lippen legte.

„Ich weiß mehr über sie, als du glaubst. Ich habe entdeckt, wie man sie zubereiten kann“ offenbarte sie ein großes Geheimnis.

Er sah sie erstaunt und dann nachdenklich an.

„Ich kann dir doch Fleisch bringen“ bot er zögerlich an. „Dann brauchst du diese Mistdinger nicht.“

Bulma lächelte, angetan von diesem netten Angebot. Aber dann schüttelte sie den Kopf.

„Die Aale sind bislang die einzigen Tiere in diesem Wald, die ICH eigenständig jagen kann. Nimm mir das bitte nicht weg“ bat sie. Radditz hatte so oft mit seinem Jagerfolg angegeben und wie er eigenständig die Vorratskammer auffüllte. Ihr Garten und die Aale waren das wenige, was sie zur Lebensmittelbeschaffung einbringen konnte.

Veg sah sie eine Weile nachdenklich an.

„Und diese Dinger schmecken tatsächlich?“ fragte er mit misstrauischem Stirnrunzeln. „Ich habe sie aber bislang nicht gegessen oder hast du sie in den Eintopf versteckt?“

Bulma schüttelte den Kopf.

„Ich kann sie aber demnächst…“ bot sie an, aber der Junge schüttelte hastig den Kopf. „Kein Bedarf.“

Er hob seinen Arm und betrachtete die kleine, kreisrunde, rote Wunde auf der Haut. Sie blutete nicht mehr. Trotzdem erinnerte er sich an den schmerzhaften Stich.

„Ich verstehe es nicht, aber wenn du dafür genug zu essen hast…gut…aber ich bleibe dabei: Niemals esse ich sie. Ich finde sie widerlich“ gab er zu.

Bulma fasste nach seinen Arm und besah sich die kleine Wunde.

Mit großen Augen beobachtete Vegeta, wie sie seinen Arm zu ihren Mund führte und einen Kuss auf die Wunde drückte.

Bulma desinfizierte die kleine Wunde mit ihrem Speichel, wie es ihre Mutter oft bei ihr getan hatte. Als sie einen Blick zu Veg warf, hatte der Junge eine Gesichtsfarbe angenommen, wie sie es nur von Bardocks Stirnband kannte.

„Sollen wir zur Hütte zurück kehren und was essen?“ fragte sie und ließ seinen Arm los. „Oder willst du dich noch etwas hier ausruhen?“

„Äh…lass uns noch etwas hier bleiben. Kakarott schläft doch noch“ antwortete Veg und schloss hastig die Augen. Er faltete seine Hände auf seinen Bauch und wackelte mit seinem Kopf auf ihren Schoß um eine bessere Position zu finden.

Der Junge musste zugeben, dass es gerade sehr angenehm war. Er konnte die Wärme von Kakarott an seinem Bein spüren und Bulma roch so gut.

Bulma lehnte sich zurück an den Baumstamm.

Langsam wurde der Kopf des Jungen schwer und vermutlich würden ihr bald die Beine einschlafen. Aber anderseits war ihr angenehm warm durch seine Körperwärme und es war ein wunderbarer, friedlicher Moment.

Langsam schlossen sich auch ihre Augen.

Sie bemerkte darum nicht, wie Vegeta kurz darauf die Augen öffnete und sie grüblerisch beobachte.
 

Früher Abend…

Kaum war Vegeta im Palast angekommen, wurde er auch schon von seinem Leibwächter erwartet.

„Prinz Vegeta, na endlich seid ihr wieder da. Soll Gurki einen Herzanfall bekommen? Lange hält er es nicht mehr aus“ begrüßte ihn Nappa.

„Dir scheint es ja nichts mehr auszumachen“ wunderte sich Vegeta bei Nappas entspannter Miene.

Der Riese rieb sich über den Nacken.

„Na, es wird ja auch sein Kopf sein, der zuerst rollen wird“ lachte er.

Nappa wunderte sich, dass der Kleine nicht in sein Lachen mit einstimmte. Er mochte seinen Lehrer doch auch nicht. War das nicht der Grund, warum er schwänzte?

Stattdessen marschierte der Junge an ihm vorbei.

„Nappa, folge mir. Ich muss mit dir sprechen“ befahl er.

Nappa verdrehte die Augen.

Der Junge hatte schon das befehlshaberische Verhalten seines Vaters drauf: Befehle zu erteilen, ohne jemanden dabei in die Augen zu sehen.

Vegeta ging in sein Zimmer und verwundert folgte ihn Nappa.

Die Dienerschaft hatte bereits begonnen, das Abendessen aufzutischen. Unwirsch bedeutete der Prinz ihnen, sie alleine zu lassen.

Vegeta setzte sich an den gefüllten Tisch. Statt aber reinzuhauen, sah er nachdenklich auf seinen Teller. Dann wandte er sich an den Muskelprotz, der geduldig vor ihm stand und sehnsüchtige Blicke aufs Essen warf. Die Elitekrieger bekamen tolle Sachen. Es roch so gut.

„Nappa, warum sehen Mädchen so anders aus?“

Nappas Kopf sprang überrascht zum Prinzen um.

Was war denn das für eine Frage? Wo kam die denn her?

„Äh, was genau meint ihr?“ fragte er vorsichtig nach.

Vegetas Augenbrauen zogen sich nachdenklich nach unten.

„Mädchen sehen anders aus. Sie haben keinen…wieso? Warum haben sie einen anderen Körper“ fragte er zögerlich.

Nappa schluckte nervös.

Für diese Art von Gespräch war der Prinz Vegeta noch zu jung. Oder lag es daran, dass er so stark war? War er reifer als Gleichaltrige, die sich darum noch keine Gedanken machte? Er konnte sich jedenfalls nicht erinnern, dass er in seinem Alter auch nur einen Blick auf die Mädchen geworfen hatte.

Vielleicht lag die Schuld an ihm oder an einem anderen Krieger? Hatten sie in seiner Gegenwart sich irgendwie darüber unterhalten? Aber er konnte sich nicht erinnern…

Der Junge musste irgendwie ein Mädchen gesehen haben, wenn er ihn deswegen fragte.

Nervöse Schweißtropfen perlte langsam seinem massigen Nacken herunter.

„Prinz Vegeta, warum spart ihr eure Fragen nicht für morgen auf? Gurki wird sie euch bestimmt alle erklären“ versuchte er hastig den Kelch der Aufklärung weiter zureichen.

Vegeta sah ihn unzufrieden an.

„Ich will es aber jetzt wissen“ bestimmte er.

Nappa fluchte leise auf.

„Los, sag schon, Nappa! Wieso sind Mädchen so zickig? Mal nett und dann wieder gemein? Warum sehen sie so anders aus? Warum wollen sie bestimmen? Wieso muss ich nett zu ihnen sein? Wir sind doch stärker, dann sollten wir doch bestimmen, wo es langgeht?“ fragte der Prinz ihn.

Nappa atmete tief durch. Irgendetwas musste er den Prinzen was sagen, aber für seine Aufklärung war er jedenfalls noch viel zu jung.

„Wir müssen zu den Mädchen und Frauen nett sein, weil nur sie in der Lage sind, Kinder zu bekommen“ fing er vorsichtig an.

„Wieso?“ war Vegetas sofortige Frage.

Nappa zuckte zusammen. Seine Finger fingen an, nervös durch seine kurzen Haare zu raufen.

Verdammt, das war die blödeste Frage überhaupt. Sobald er anfing, die zu erklären, würde alles aufeinander kommen. Der weibliche Körper mit all seinen Wundern…halt, der Junge war erst sieben. SIEBEN!

Seine Fingernägel glitten an seiner Wange herunter und hinterließen rote Striemen der Frust.

Vegeta sah ihn ungeduldig an. Er wollte sofort eine Antwort hören.

Nappa wünschte sich weit weg.

„Prinz, wollt Ihr wissen, warum sie anders aussehen oder warum sie sich anders verhalten?“

„Beides!“

Nappa stöhnte auf.

„Ich wusste nicht, dass Ihr euch schon für Mädchen interessiert. Gibt es da jemanden…?“ fragte er vorsichtig nach, aber Vegeta sah ihn so böse an, dass er in seiner Frage inne hielt.

„Das geht dich nichts an. Ich will wissen, wie man sie versteht“ befahl er.

„An dem Tag, an dem ich die Frauen verstehe, werden mich alle Männer als Gott anbeten“ murmelte Nappa. “Könntest Ihr bitte etwas spezifischer sein? Habt Ihr mit jemanden gesprochen oder…?“ er ließ die Frage offen und sah neugierig den Jungen an.

Der biss sich auf seine Lippe und seine Wangen verfärbten sich verlegen.

Nappa legte den Kopf schief. Seine Neugier wuchs. „Ich kann euch nicht helfen, wenn Ihr mir nichts sagt.“

„Ich habe ihr Kekse gegeben und sie war beleidigt“ murmelte Vegeta.

Nappa runzelte überrascht die Stirn. Einerseits, weil der Junge tatsächlich seine Süßigkeiten geteilt hatte. Anderseits, weil es nicht funktioniert hatte.

„Hm, komisch. Wieso war sie denn beleidigt?“ wunderte er sich.

Vegeta verschränkte die Arme vor der Brust.

„Weil Mädchen doof sind“ keifte er beleidigt.

Nappa hob beruhigend die Hände

„Habt Ihr dazu irgendetwas gesagt? Vielleicht habt Ihr sie damit beleidigt?“

Der Junge murmelte etwas unwirsch.

Nappa hob eine Hand an sein Ohr und bedeutete ihm, lauter zu sprechen.

„Entschuldigt, aber…höh?“

„Ich habe gesagt, ich will davon etwas von ihr“ beichtete Vegeta unter zusammengepressten Lippen. Die Röte auf seinen Wangen vertiefte sich.

Nappa stöhnte auf. Seine Handfläche klatsche gegen seine Stirn.

„Prinz, lernt ihr denn nichts von mir?“ fragte er fassungslos. „Das erste Geschenk muss ohne Gegenleistung sein. Beim ZWEITEN Geschenk könnt ihr anfangen, etwas zu verlangen.“

„Das habe ich doch gemacht. Der erste Keks war frei. Aber beim zweiten Keks war sie beleidigt“ erklärte Vegeta.

„Das war zu früh“ belehrte ihn Nappa. “Frauen…Mädchen…sind wie Fische. Wenn Ihr sie angeln wollt, braucht ihr einen Köder und viel Geduld.“ Mit seinem Gleichnis zufrieden, nickte Nappa stolz.

„Wenn ich Fischen gehe, reicht eine Ki-Attacke“ entgegnete Vegeta und stützte mürrisch seinen Kopf auf den Tisch ab. Mit Nappas Antwort war er eindeutig nicht zufrieden.

„Ihr wollt den Fisch doch im Ganzen haben und nicht in kleinen Stücken zerteilt! Ihr müsst behutsam vorgehen“ enthüllte Nappa.

Vegeta nickte leicht mit dem Kopf. Das schien ihm einleuchtend.

„Gut, aber wieso sehen jetzt Mädchen anders aus und dürfen schwach sein? “ war seine nächste Frage.

Nappa atmete tief durch.

„Ich mache euch einen Vorschlag. Wenn Ihr nicht wollt, dass Gurki es euch erzählt und es unbedingt von mir erfahren wollt, dann werde ich es euch sagen. Aber nicht jetzt. Dafür seid ihr eindeutig zu jung. Wenn ihr vierzehn oder fünfzehn Jahre alt seid, dann…dann werde ich euch jede Frage in jeder Einzelheit beantworten“ verhandelte er.

Prinz Vegeta sah ihn durchdringend an, aber Nappa war jetzt seltsamerweise sehr ruhig. Der Muskelprotz hatte verstanden, dass der Junge neugierig war, aber seine Fragen von jemand beantwortet haben wollte, dem er vertraute und einen gewissen Einfluss auf die Damenwelt zutraute. Gurki fiel dabei raus, aber er, Nappa, schien der Geeignetste zu sein und konnte damit den Zeitpunkt bestimmen.

„An meinem vierzehnten Geburtstag“ bestimmte der Junge. Nappa nickte.

Vegeta hob befehlshaberisch eine Hand und bedeutete dem Krieger, den Raum zu verlassen.

Schnell verließ er den Raum und schloss die Tür. Erleichtert lehnte er sich an die Wand.

Da war er gerade noch so davon gekommen.

Nachhilfe

Gurki saß an seinem Schreibtisch, den Kopf in seinen gestützten Händen haltend und verzweifelnd am Überlegen, was er mit Prinz Vegeta anstellen sollte.

Heute hatte der Junge wieder seinen Unterricht geschwänzt, war noch nicht mal erschienen und auf Nappas Unterstützung konnte der greise Saiyajin nicht zählen.

Keiner der Wachen kümmerte sich um den Verbleib des Prinzen, wenn der Junge nicht zu seinem theoretischen Unterricht erschien. Sie sahen das Kämpfen und Trainieren als einzigen notwendigen Unterricht für einen Saiyajin an und zu dieser Art von Unterricht erschien der Prinz schließlich immer.

Keiner dieser Idioten erkannte, wie weitsichtig König Vegeta in der Erziehung seines Sohnes plante, aber was sollte man von diesem tumben Hohlköpfen auch erwarten: sie hatten sich zu oft gegenseitig auf den Kopf gehauen und konnten ihr Gehirn nicht mehr richtig nutzen.

Gurki seufzte und sah sich seine Aufzeichnungen an.

Bislang hatte der König noch keinen Bericht zum Lernerfolg seines Sohnes verlangt, aber das könnte noch kommen. Oder der König selbst würde den Prinzen befragen.

Und dann?

Gurki schluckte nervös.

Man würde ihm die Schuld an Prinz Vegetas mangelnden Wissensstand geben.

Wenn er Glück hatte, musste er nur den Palast verlassen und seine Rationen würden gekürzt werden.

Wenn er Pech hatte…er fasste sich sorgenvoll an den Hals. Er wollte noch gerne seinen Kopf auf den Schultern behalten; das war ein guter Platz.

Mittlerweile beherrschte der Junge neben der Saiyajin-Schrift auch das Lesen und Schreiben der allgemeinen Sprache, die in der Galaxie gesprochen wurde. Auch das Rechnen von einfachen Mathematik-Aufgaben und die Geschichte der Saiyajins hatte er drauf.

Der Junge hatte was in der Birne, aber er war dummerweise nicht davon überzeugt, dass er mehr lernen müsste. Er glaubte, diese Grundkenntnisse würden ausreichen.

Bei Diskussionen nach dem Warum zeigte sich, dass Prinz Vegeta bereits gut argumentieren konnte und nicht unbedingt auf seine unglaubliche Stärke zurückgreifen musste.
 

Die Diskussionen mit dem Jungen liefen meist so ab:

Gurki versuchte ihn zu überzeugen, dass ein Anführer seine Gruppe anweisen und leiten können musste. Dazu war ein strategisches Denken notwendig. Also musste er mehr über Geschichte und Politik lernen.

Der Prinz erwiderte darauf nur patzig, dass er am liebsten alleine kämpfte und selbst Gegner in Gruppen ihn nicht besiegen konnten, wie sein Training mit dem Saibamen es bewies.

Er war so stark und schnell, dass er einfach jeden Anführer zuerst vernichten würde und dann die führungslosen Gegner. Das war seine bevorzugte Strategie.

Was das Anweisen der eigenen Leute anging…

Jeder Saiyajin, der zu blöd und zu schwach war, in einem Kamp zu überleben, hatte es nicht anders verdient. Nur die Harten kamen in den Garten.

Kultur und Geschichte fremder Planeten?

Was interessierte ihn das? Er würde diese Kulturen früher oder später vernichten, wenn sie sich ihm in den Weg stellten.

Aber was war mit anderen Sprachen, die er verstehen müsste?

Wozu gab es Scouter, die ein Übersetzungsprogramm hatten? Außerdem...man erinnerte sich an die vorherige Antwort. Früher oder später wäre diese Sprachen eine tote Sprache. Warum sollte er seine Zeit fürs Lernen einer toten Sprache verschwenden?

Aber was war mit den Naturwissenschaften?

Bei dieser Frage sah ihn der Junge nur mit einer hochgezogenen Augenbraue stumm an, bevor er langsam darauf antwortetet, dass es ihn nicht interessierte, warum Vögel wie Vögel aussahen, solange sie essbar war.

Daraus bestand doch die Natur: Töten oder getötet werden. Fressen oder gefressen werden.

Und er, Prinz Vegeta, stand am Ende der Nahrungskette.
 

Gurki verschränkte die Hände vor seinem Kopf.

Man musste dem Jungen zugutehalten, dass er genug Fantasie für Gegenargumente fand. Aber leider erkannte er nicht, dass Wissen in jeglicher Form nützlich war.

Gurki erinnerte sich, wie der König ihn in den Palast geholt hatte und wie beeindruckt er von dessen Plan zur Erziehung des Prinzen gewesen war. Endlich mal ein Saiyajin, der sein Gehirn einsetzte, wobei es nicht ums Kämpfen, Töten und Zerstören ging. Eine Ausbildung für einen zukünftigen König der Saiyajins, die sich nicht nur auf die Stärke konzentrierte; brillant.

Gurki war sehr froh über seine Stellung, die ihm ein angenehmes Leben im Palast ermöglichte. Er war mittlerweile zu alt zum Kämpfen geworden. Es war sowieso selten, dass ein Sayajin ein Alter über 60 Jahre erreichte, aber er hatte es durch seine Gerissenheit und Erfahrung immer geschafft, dem Tod zu entkommen, weniger wegen seiner Stärke. Auf diese Erfahrung baute der König, aber der Prinz weigerte sich, es anzuerkennen.

Allerdings wusste Gurki dank der Gerüchteküche der Dienerschaft, dass der König gerade anderweitig beschäftigt war, um nach einem Bericht zu fragen und es hatte nicht mit der Arbeit zu tun. Nachdem die Königin gestorben war, nutzte der König seinen neuen Single-Zustand gehörig aus. An einer neuen Beziehung war er wohl nicht interessiert, aber angesichts der Menge an Frauen, mit denen er flirtete oder schlief, konnte man sich vorstellen, dass er sich einen Harem aufbauen wollte.

Gut, dass der Junge davon nicht viel mitbekam; jedenfalls hoffte der Lehrer es.

Er kratzte sich durch die grauen, dürren Haare und konzentrierte sich wieder auf sein Hauptproblem: Prinz Vegetas mangelnde Motivation.

Wie konnte er sie steigern?

Er dachte an die Interessen des Prinzen und seinen Charakter.

Der Junge war eigenwillig, hochmütig, arrogant, pochte auf seine Vormachtstellung, gab Wiederworte, hielt sich für etwas Besseres…der Lehrer fing an zu grinsen.

Vielleicht sollte er den Stolz des Prinzen ausnutzen.

Er fing an zu schreiben.
 

Vegeta lümmelte sich gelangweilt auf seinem Stuhl; er saß an einem kleiner Tisch mit Schreibutensilien drauf und vor sich an der Wand war eine große Tafel befestigt.

Nappa lehnte an der Wand und wartete ebenfalls auf die Ankunft des Lehrers.

Seine Augen hingen schläfrig und gelangweilt auf Halbmast. Er konnte sich Besseres vorstellen als heute wieder dieser eintönigen Stimme zuzuhören. Sollte der Prinz heute wieder fliehen wollen, würde er Vegeta heute freiwillig entkommen lassen; dann hatte er ebenfalls einen freien Tag.

Der große Saiyajin grinste bei diesem Gedanken.

Vegeta spielte teilnahmslos mit den Stiften, während seine Gedanken zu seinen Spielkameraden abdrifteten. Er war wirklich froh, dass er Bulma gefunden hatte.

Mit ihr und ihren kleinen Bruder zu spielen war so viel besser als das hier. So schläfrig wie Nappa aussah, könnte er gleich wieder entkommen. Der Riese würde es vermutlich nicht mal bemerken, wenn er sich an ihm vorbei schleichen würde.

Vegeta gähnte.

Auch wenn die Treffen bei Bulma Spaß machten, sehnte er sich mal wieder nach einem harten Kampf, den er gewinnen könnte oder eine Mission auf einen fremden Planeten. Vielleicht konnte er etwas Interessantes dann für die blauhaarige Saiyajin mitbringen. Sie wäre dann bestimmt schwer beeindruckt von seiner Stärke und Erfahrung.

Vegeta lächelte zufrieden bei diesen Gedanken.

Er warf einen Seitenblick zu Nappa.

Es würde nicht mehr lange dauern, vielleicht nur noch ein oder zwei Jahre und er wäre stärker als sein Schatten. Vielleicht hätte er seinen Aufpasser schon längst übertroffen, wenn er seine Zeit nicht mit diesem Unsinn hier verbringen müsste.

Der Lehrer Gurki trat endlich ein; einen Stapel Papier unter seinem Arm und ein seltsam zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

Vegetas Augen verengten sich misstrauisch. Er konnte sich nicht erinnern, wann sein Lehrer so glücklich ausgesehen hatte.

Gurki legte den Stapel Blätter auf dem Tisch des Prinzen.

„Das, mein Prinz“ verkündete er mit einem breiten Lächeln „sind eure Hausaufgaben.“

Der Prinz sah verdattert ins Gesicht seines Lehrers, dessen Schnurrbart durch das breite Lächeln beinahe seine Ohren berührte.

Was waren denn Hausaufgaben?

Gurki erklärte es ihm grinsend.

„Da Ihr der Meinung seid, dass ihr alles Notwendige wisst und Ihr meinen Unterricht nicht besuchen müsst, werdet Ihr mir euren Wissensstand damit beweisen können. Beantwortet einfach jede Frage richtig. So, lasst euch Zeit und lest euch alles gut durch. Ich erwartete, dass Ihr mir die Antworten in drei Tagen vorlegen könnt. Ich gehe jetzt wieder.“ Beinahe leichtfüßig hüpfte der alte Mann aus dem Raum, beglückt über seinen Plan.

Nappa sah ihm mit großen Augen nach. Er konnte sich nicht erinnern, Gurki jemals so lächelnd gesehen zu haben.

Der Prinz las sich die ersten Fragen durch. Einige konnte er beantworten wie die Mathematik-Aufgaben, andere Fragen aber verstand er nicht. Er blätterte sich die Fragen durch.

Das sollte er alles beantworten können?!

„Nappa, komm her!“ befahl er seinen Begleiter zu sich und reichte ihm einen der Fragebögen.

Der Krieger nahm es entgegen und las es sich durch. Mit einer unbeweglichen Miene, die er sich jahrelang antrainiert hatte, reichte er sie wieder zurück.

„Und? Was ist das Problem?“ fragte er, als wüsste er die Antwort. Dabei verstand er keine einzige der Fragen. Wer sollte so was wissen?

Vegeta zog überrascht eine Augenbraue hoch.

„Soll das heißen, du kennst die Antworten?“ fragte er zweifelnd

Nappa grinste triumphierend, verschränkte die Arme vor der Brust und fragte höhnisch „Was denn, Ihr nicht? Jeder Saiyajin kennt die Antwort. Aber von so einem kleinen, dummen Bengel kann man das wohl nicht erwarten.“

Der Krieger verstand allmählich, was Gurkis Plan war und provozierte den Prinzen noch mehr. Das sah nach einem lustigen Streich aus.

Zufrieden sah er auf die erschütternde Miene des Prinzen.

Gut, dass der Junge keine Kameraden hatte, die ihm sagen konnte, dass es kaum einen gab, der die Antworten wüsste.

Er musste auf jeden Fall die Wachen warnen, dass sie den Prinzen das nicht verraten durften.

Grinsend sah er auf den Jungen herunter, der konzentriert, aber auch zweifelnd und fragend auf das Papier starrte und sich Antworten erhoffte.
 

Vegeta nutzte seinen unerwarteten freien Tag und flog zu Bulma.

Unzufrieden dachte er an den Berg Hausaufgaben, der in seinem Zimmer auf ihn wartete. Er war im Palast herumgeschlichen und hatte die Dienerschaft gefragt, aber sie hatten nur den Kopf geschüttelt, höhnisch gelächelt oder abgewinkt. Keiner konnte oder wollte ihm helfen.

Was sollte er jetzt tun?

Die Fragen unbeantwortet lassen und damit zugeben, was für ein Dummkopf er war?

Wenn das sein Vater erfuhr…Vegetas Herz klopfte stark.

Nein, das war doch peinlich. Er war doch der Prinz. Ein Elite-Krieger! Er MUSSTE der Beste sein!

Aber einige der Fragen waren so unverständlich formuliert, dass er nicht mal den blassesten Schimmer hatte, worum es eigentlich ging.

Das hatte der Mistkerl Gurki absichtlich gemacht.

Er wollte ihn bloßstellen!

Wie konnte er sich dagegen wehren?

Ihn umbringen durfte er ja leider nicht.

Also die nächsten Tage sich in die Bibliothek zurückziehen, jedes Buch durchschlagen bis er endlich die Antwort wusste?

Vegetas Mundwinkel sanken unzufrieden nach unten.

Das hörte sich scheißlangweilig an!

Dann sollte er den heutigen Tag genießen, denn es könnte der letzte sein.

Wenn er in drei Tagen keine richtigen Antworten abgab, würde Gurki ihn bei seinem Vater verpetzten und der würde seinen Unterricht verdoppeln, sowie die Bewachung, damit er nicht mehr schwänzen konnte. Auf die Belehrungen konnte er verzichten.

Schon bald erreichte er die Berge und landete vor der Hütte.

Eine schnelle Überprüfung mit dem Scouter ergab wie üblich nur zwei schwache Powerlevel innerhalb des Hauses. Niemand war ihm gefolgt; niemand versteckte sich in der Umgebung: die Kinder waren wieder unter sich.

Er trat ein.
 

„Hallo Veg-chan“ begrüßte ihn Bulma lächelnd.

Sie saß auf dem Teppich, zusammen mit Kakarott. Der Junge kreischte aufgeregt und lachte; ein seltsames Stofftier zu seinen Füßen.

„Was macht ihr da?“ fragte Vegeta und trat näher.

„Ich versuche, Kakarott das Sprechen beizubringen. Meinen Namen hat er schon fast“ erzählte sie ihm.

„Bulääääh“ krähte der Junge.

Vegeta zog eine Augenbraue hoch. Das klang eher nach dem üblichen Geschrei als nach ihrem Namen.

„Gib besser gleich auf. Der Kerl ist hoffnungslos. Da kannst du deine Zeit besser nutzen“ ärgerte er sie und setzte sich mit auf den Teppich; seinen Umhang hinter sich schlagend.

Der rote Stoff bauschte sich anregend auf und Kakarott krabbelte sofort darunter. Vegeta nahm das Stofftier neugierig in die Hand und ignorierte das Kind hinter sich, dass seinen Mantel als Zeltersatz nutze. Er wusste mittlerweile, dass Bulma es nicht gerne sah, wenn er den Kleinen abfällig behandelte. Er versuchte zu erkennen, welches Tier er da in der Hand hielt.

„Hübsch, nicht wahr? Habe ich für meinen Bruder gemacht“ sagte Bulma und sah ihn erwartungsvoll an.

Irgendwie war Veg heute ruhiger als sonst, als ob ihn etwas bedrückte. Er lächelte sonst ja auch wenig, aber heute war eine düstere Aura um ihn.

„Du bist heute früh da“ bemerkte sie, weil ihr Freund immer noch schwieg.

Veg zuckte mürrisch mit den Schultern und griff hinter seinen Rücken, wo er einen Beutel mit Keksen hervorholte, an dem Kakarott bereits gierig begonnen hatte zu grabbeln.

„Hier, für dich“ meinte er und reichte es an ihr weiter. Kakarott kroch unter dem Mantel hervor und ließ den Beutel nicht aus den Augen.

Bulma kam da auf einen Gedanken, holte einen Keks aus dem Beutel und warf in ihren Bruder zu.

Mit seinem weit aufgerissen Mund fing der Kleine ihn auf. Sie warf einen weiteren Keks weiter weg und hungrig krabbelte der Jüngste aus dem improvisierten Zelt heraus auf der Suche nach der Süßigkeit.

Vegeta beobachtete die „Wildtier-Fütterung“.

„Sein Instinkt, wenn es ums Essen geht, ist echt unglaublich, sogar für einen Saiyajin. Vielleicht wird er ja wenigstens ein guter Jäger“ murmelte er.

Bulma sah bedrückt, dass Veg immer noch nicht lächelte und reichte ihm einen Keks.

Beide knabberten schweigsam an der Süßigkeit. Kakarott krabbelte zu ihnen und setzte sich neben sie. Bulma gab ihm auch noch einen Keks ab.

Sie warf einen nachdenklichen Seitenblick zu Veg.

Wie konnte sie ihn aufmuntern?

Bis zum Mittagessen dauerte es noch eine Weile und ein neues, lustiges Spiel fiel ihr gerade nicht ein.

Etwas Weißes blitzte neben Veg auf und neugierig griff sie danach. Es war ein gefaltetes Stück Papier, das ihm wohl gerade aus der Tasche gefallen war.
 

Vegeta war so sehr in sein Problem vertieft, dass zu Hause auf ihn wartete, dass er nicht bemerkte, wie Bulma nach etwas griff, das neben ihm lag.

Erst Bulmas aufgeregtes Keuchen holte ihn aus seinen Gedanken. Verblüfft sah er, wie sie mit leuchtenden Augen eines der Aufgaben-Blätter in der Hand hielt.

„Wow, Veg-Chan, was ist das?“ fragte sie ihn neugierig. „Ein Rätsel? Wie interessant.“

Bevor Vegeta sich versah, rannte Bulma zum Tisch, suchte sich einen Graphitstift und fing an, auf dem Papier zu kritzeln.

Alarmiert stand Vegeta auf und folgte ihr.

„Warte, nicht! Was machst du da?“ versuchte er sie aufzuhalten.

Er hatte vergessen, dass er ein Aufgabenblatt ja bei sich getragen hatte. Wenn er das so vollgekritzelt abgab, würde er noch Ärger bekommen.

Zu seiner Überraschung kritzelte Bulma aber nicht, sondern schrieb eine Antwort hin. Vegeta drehte den Kopf und entzifferte die Schrift, die überraschend deutlich und sauber war für einen Saiyajin der Unterschicht.

Er stutze. Diese Antwort erschien ihm richtig.

Er konnte sich jetzt sogar erinnern, dass Gurki ihm davon erzählt hatte. Es ging um die physikalischen Gesetze der Schwerkraft und Bewegung oder so ähnlich… es war furchtbar langweilig gewesen.

Verblüfft setzte er sich neben Bulma und sah dabei zu, wie sie eine Aufgabe nach der anderen löste.

Woher wusste das jüngere Mädchen, dass doch keinen Zugang zur königlichen Bibliothek oder Privatlehrer hatte, so viel über Naturwissenschaften?

Erst als Bulma die letzte Frage beantwortet hatte und irgendeine Formel dazu geschrieben hatte, sah sie vom Blatt auf. Ihre Augen leuchteten hell und auf ihren Lippen lag ein triumphierendes Lächeln.

„Hast du noch mehr so lustige Rätsel“ fragte sie aufgeregt Vegeta.

„Woher weißt du das überhaupt?“ erkundigte er sich und deutete auf die Formeln und Antworten. „Wer hat dir das alles beigebracht?“

Hatte Nappa Recht und alle Saiyajins wussten diese Dinge?

Vegeta fühlte sich unbehaglich bei dem Gedanken, dass er dämlicher war als ein Saiyajin der Unterklasse. Bislang war er davon überzeugt gewesen, sogar zu den Klügsten zu gehören.

„Lesen und schreiben? Hm, meine Eltern haben mir das beigebracht. Aber das meiste habe ich dank der Bücher gelernt“ erklärte sie ihm.

Vegeta stutzte und sah sich um.

„Welche Bücher?“ fragte er. Er sah hier jedenfalls keine stehen. Die Regale in der offenen Küche waren mit Gefäßen, Dosen, dunklen Flaschen, Töpfen und Geschirr gefüllt.

Normalerweise waren die Saiyajins keine belesene Rasse. Deswegen wurden die wenigen Schriften und Bücher ja auch in der königlichen Bibliothek gelagert und nur die Elite und Ingenieure mit königlicher Erlaubnis besaß einen Zugang dazu.

Bulma sprang von ihrem Stuhl auf und griff nach Vegetas Hand. Sie zog den Jungen mit sich und führte ihn ins obere Geschoss, wo er bislang nie gewesen war.

Auf der Etage gab es einen Flur, der zu drei, mit hölzernen Wänden und Türen abgetrennten Räumen führte. Eines davon war das Kinderzimmer, das andere das Elternschlafzimmer und der kleinste Raum wurde als Kleider- und Abstellkammer genutzt.

Das große Kinderzimmer hatte Gine mit Vorhängen in kleine Bereiche abgeteilt, damit Radditz und Bulma jeweils ihren eigenen, privaten Raum hatten. Jeder Abschnitt besaß sein eigenes Fenster mit dunkelgrünen Vorhängen davor, der Fußboden war mit einfachen, groben Teppichen bedeckt. In Bulmas Abschnitt standen ihr Bett, eine Truhe für ihre Kleidung und diverse, gut gefüllte Regale an den Wänden.

Vegeta staunte, als er die mit fremdartigen Büchern und Kleinkram gefüllten Regale sah. Einiges sah aus wie fremde Technologie und Werkzeuge. Es lagen bunte Steine, selbst gemalte Bilder und getrocknete Blumen darin, aber den meisten Platz nahmen die Bücher in unterschiedlichen Einfassungen ein.

„Woher hast du die?“ fragte er und nahm eines in die Hand. Er blätterte es durch und legte es schnell wieder zurück. Die Symbole dieser Schrift waren ihm unbekannt.

„Mein Vater bringt sie mir immer mit“ berichtete sie ihm. Ihre Stimme klang seltsam niedergeschlagen und Vegeta warf ihr einen prüfenden Blick zu. Er bemerkte Bulmas traurigen Blick, mit dem sie die Bücher betrachtete.

„Magst du die Bücher nicht?“ fragte er. Er konnte es verstehen; es gab da sehr viel bessere Geschenke, die man von einer Reise mitbringen konnte.

Bulma schüttelte den Kopf.

„Ich mag sie sehr. Sie sind mein größter Schatz. Aber in letzter Zeit sehe ich sie mit anderen Augen. Manchmal habe ich das Gefühl…sie sind wie ein Versuch, mich davon abzuhalten, nach draußen zu gehen“ erklärte sie stockend.

Weil ihr Freund schwieg, versuchte sie, es genauer zu erklären.

Sie verdrehte eine Haarsträhne um ihren Finger.

„Wegen meinem Aussehen darf ich nicht in die Öffentlichkeit. Vater gibt mir daher alles Mögliche an fremden Schriften und Technologien, damit ich abgelenkt bin. Ich habe mir vieles selbst beigebracht, weil ich viel Zeit mit den Büchern verbracht habe. Wenn man allein ist...“ Sie stockte.

Wenn man ein Außenseiter ohne Freunde war, hatte man viel Zeit zum Lesen. Es tat ihr weh, an die Beweggründe ihrer Eltern zu denken und ihre eingeschränkte Freiheit.

Vegeta dachte über ihre Worte nach.

„Also sind diese Bücher wie eine Art Fessel oder ein Zeichen der Unfreiheit. Einerseits erfährst du etwas über die Außenwelt, aber anderseits darfst du es nicht mit eigenen Augen sehen“ überlegte er laut. „Als ob man dir einen Teller mit leckeren Essen vor die Nase hält, aber sagt, dass du davon nicht essen darfst.“

Bedrückt, aber auch beeindruckt von seinem Einfühlungsvermögen, nickte Bulma.

Sie selbst würde nicht von „Fessel“ sprechen, aber es fühlte sich ein wenig so an.

Vegeta verschränkte die Arme vor sich und nickte leicht.

In dem Fall war er ja doch nicht doof. Er konnte die Schriften nicht lesen oder verstehen, aber wenigstens konnte er die Welten sehen, aus denen sie kamen. Er war stark und mächtig und kaum jemand konnte ihn aufhalten. Dieser Planet lag ihm zu Füßen und schon bald würden andere folgen.

Sein Blick schweifte über die Bücher und er erinnerte sich, wie schnell Bulma die Aufgaben gelöst hatten. Er dachte an den Berg mit ungelösten Aufgaben, der zu Hause auf ihn wartete. Eine Idee tauchte in seinem Kopf auf. Er lächelte zufrieden.

Wer hätte gedacht, dass Bulma ihm dabei helfen konnte? Angesichts dieser willkommenen Lösung dachte er nur nebenbei an die Neuigkeit, dass ihr Vater ein starker, oft angefragter Krieger sein musste, wenn er so oft auf Reisen war. Ein einfacher Unterklasse-Krieger kam nicht an solche Sachen ran.

War er vielleicht ein Mittelklasse-Krieger?

Er warf einen Seitenblick auf den nebenliegenden, abgetrennten Bereich, wo er hinter dem Vorhang ein Bett erkennen konnte. Der Geruch sagte ihm, dass dort normalerweise ein junger, männlicher Saiyajin schlief. Sie musste noch einen weiteren Bruder haben. Vermutlich konnte er aber nach draußen in die Öffentlichkeit gehen, weshalb er ihn nie gesehen hatte. Was bedeuten würde, dass er stärker als Kakarott und schwarzhaarig, im Gegensatz zu Bulma, war.

Er drehte seinen Kopf schnell wieder zu Bulma. Unbeabsichtigt hatte er heute mehr über ihre Familie erfahren. Er war neugierig, aber auch vorsichtig. Er wusste nicht, ob es eine gute Idee war, mehr über Bulmas Familie zu erfassen. Es wäre ihm lieber, sie würde es ihm freiwillig erzählen. Aber er hatte ihr bislang auch nichts über seine erzählt. Es erschein ihm wie ein Tabu, dass keiner von ihnen aus unterschiedlichen Gründen ansprechen wollte.

Darum verdrängte er den Geruch ihrer Familienmitglieder aus seinem Gedächtnis und folgte Bulma wieder ins Erdgeschoss, wo Kakarott gerade lauthals anfing zu schreien, weil man ihn allein gelassen hatte. Bulma nahm ihn tröstend auf die Arme und sofort hörte der Kleine auf.

Vegeta räusperte sich und hielt ihr das Aufgabenblatt vor.

„Wenn dir das schon Spaß gemacht hat…ich habe noch viel mehr von diesen Rätseln“ sprach Vegeta es wie nebenbei an. „Ich kann sie ja morgen mitnehmen.“ Er faltete das nun kostbare Dokument mit den wichtigen Lösungen und steckte es unter seinen Brustpanzer.

Bulma sah ihn interessiert und vorfreudig an.

„Gerne“ strahlte sie, angetan von dieser Herausforderung ihres Wissens. Es war eine lustige Ablenkung, die ihr Spaß machte.

Vegeta drehte sich um, damit sie sein schadenfrohes, fieses Lächeln nicht sehen konnte.

Er konnte es sich nicht verkneifen, bei dem Gedanken, wie Gurki in drei Tagen reagieren würde.

Oh, wie er sich auf diesen Tag freute.
 

Den nächsten Tag brachte Vegeta nicht nur den Stapel Hausarbeiten mit, sondern auch Mappen mit neuem, weißem Papier, seine Stifte und einige seiner Lehrbücher. Damit Kakarott die älteren Kinder nicht beim Lernen nervte, hatte er die Idee gehabt, einige Streifen Trockenfleisch mitzubringen, an die der Kleine nuckeln konnte. Auf diese Weise konnte er und Bulma ungestört ihre Zeit am großen Tisch verbringen, dessen Fläche von Büchern, Papier und Snacks (man musste ja zwischendurch etwas Nervennahrung haben) bedeckt war.

Vegeta hatte die Nacht zuvor nachgedacht.

Natürlich wäre es angenehm, wenn Bulma ihm die Arbeit abnahm, aber Gurki müsste dann nur ein paar Fragen stellen und bei Vegetas Stottern wäre klar, dass der Prinz sie nicht gelöst hatte.

Wie groß wäre dann die Scham?

Außerdem würde man ihn fragen, wer stattdessen die Aufgaben gelöst hatte und er wollte Bulma nicht verraten.

Nein, er musste gerissener vorgehen und vorbereitet sein.

Zu seinem Glück brannte Bulma darauf, ihm an ihr Wissen teilhaben zu lassen. Sie lachte nie abfällig über seine Fragen, sondern erklärte es langsam und mit einfachen Vergleichen, die er endlich verstand. Je mehr er kapierte, desto mehr Aufgaben konnte er selbst lösen und es fing ihm sogar an, Spaß zu machen. Bulmas Augen, die ihn bei jeder gelösten Aufgabe strahlend anschauten, sowie ihr erfreutes Lächeln, motivierten ihn noch mehr. Sein Herz fing dann an, schneller zu klopfen, obwohl er nicht kämpfte.

Bulma hatte ebenfalls ihren Spaß.

Bislang hatte sie sich noch nie mit jemanden aus ihrer Familie über Biologie, Physik, Mathematik oder Ähnliches unterhalten können. Keinen interessierte es.

Aber Veg war anders; klüger, belesener. Sie sah ihn damit in einem ganz neuen Licht.

Die schönen Stifte und das helle Papier und die interessanten Bücher, die er ihr mitbrachte und die sie behalten durfte, taten ihr Übriges.

Was für nützliche Geschenke. Viel besser als Kekse.

Kakarott war ein wenig eingeschnappt, weil sich niemand um ihn kümmerte und mit ihm spielte.

Die Fleischstreifen schmeckten ihm zwar, aber oft musste er die Zeit allein auf den Teppich, in Sichtweite seiner Schwester verbringen, wo er einsam mit seinem Kuscheltier spielte.

Zu Bulmas Glück konnte er sich deswegen aber abends nie bei ihrer Mutter darüber beschweren, weil er so immer noch nicht richtig sprechen konnte. Niemand verstand sein Gebrabbel.
 

Drei Tage später…

Vegeta legte den Stapel Hausarbeiten sauber in eine Mappe ab, klemmte sie sich unter den Arm und machte sich auf den Weg zu Gurkis Gemächer. Er bemühte sich um ein eine traurige Miene und unterdrückte seine Schadenfreude.

Nappa und Gurki würden Augen machen.

Nappa, der außerhalb der königlichen Gemächer auf ihn gewartet hatte, sah den jungen Prinzen prüfend an.

Dessen Miene war undurchdringlich, aber da war so ein Funkeln in den Augen…vielleicht Tränen?

Vegeta grüßte ihn nur mit einem leichten Nicken und schritt voran. Der Erwachsene folgte ihm schweigsam. Eine Frage nach dem Stand der Arbeit wagte er nicht zu stellen.

Nappa glaubte nicht daran, dass Vegeta diesen gewaltigen Stapel komplizierter Fragen komplett lösen konnte. Er hatte ihn die letzten Tage nicht gesehen, aber vermutlich hatte sich der Junge entweder in seinem Zimmer oder in der Bibliothek zurückgezogen, um zu lernen und zu heulen.

Gurki würde ihm bei nur einer einzigen falschen Antwort die Ohren langziehen und er, Nappa, müsste…der Riese seufzte. Vermutlich würde man den Prinzen mit noch mehr Unterricht bestrafen und er musste ihn weiterhin bewachen.

Nappa war gelangweilt. Er sehnte sich nach einer Außenmission.

Die freien Tage hatte er mit der Aufsicht und Kämpfen bei dem Rekruten verbracht und wieder mal seine Stärke bewiesen. Keiner hatte es geschafft, ihn zu verletzen. Es war eine lustige Spielerei gewesen, mit der er seine Position als Krieger wieder hervorgehoben hatte. Er wusste von den abfälligen Bemerkungen hinter seinem Rücken wegen seinem Job als „Babysitter“.

Wehe diesen Typen, wenn sie zu laut waren. Er hatte gute Ohren und keine Geduld.

Zu schade, dass diese Art von Vergnügen ab heute vorbei war.

Er folgte den Prinzen zu Gurkis persönlichen Gemach. Ohne einzuklopfen traten beiden ein.

Gurki sah von seinem Schriftstück auf, an dem er gerade schrieb.

„Ahh, Prinz Vegeta, Ihr seid aber früh hier“ begrüßte er den Jungen mit jovialem Lächeln.

Er freute sich schon drauf, den Prinzen als Dummkopf beschimpfen zu können und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er blickte vorfreudig auf die gefüllte Mappe, die der Prinz ihm entgegenhielt.

Er streckte die Hand aus und stutzte, als er dessen Miene gewahr wurde: Keine Angst, kein schlechtes Gewissen, sondern ein selbstsicheres Lächeln und berechnende, kalte Augen.

Misstrauisch nahm er die Mappe an sich und öffnete sie.

Nappa hatte sich einen Stehplatz nahe der Tür gesucht und blickte wachsam auf die beiden Saiyajins, den Alten und den Jungen. Er hatte ein merkwürdiges Gefühl im Magen, besonders als er Vegetas Gesicht bei der Übergabe gesehen hatte. Diese kalte Vorfreude beunruhigte ihn.

Sein Instinkt sagte ihm, dass vermutlich heute jemand Schmerzen erleiden würde und er wollte es nicht sein. Es war Gurkis Plan mit den Hausarbeiten gewesen. Er hatte es gewagt den Prinzen zu provozieren; also konnte er selbst die Suppe auslöffeln, die er sich eingebrockt hatte.

Nappa ließ den Alten nicht aus den Augen, dessen Gesichtszüge sich langsam von „Selbstsicher“ zu „Panische Angst“ veränderten.

Immer wieder wechselten die Augen vom Papier zum Jungen und zurück, wischten eilig durch das Geschriebene, während sich sein Kiefer immer weiter öffnete.

Fassungslos starrte der Lehrer den Prinzen an. Seine Hände fingen an zu zittern.

„Das…das ist unmöglich. Wie kann das sein? Alles korrekt…“ stammelte der alte Mann.

Vegetas Grinsen vertiefte sich, aber es erreichte nicht seine Augen.

Nappas Überraschung war groß. Vielleicht ein paar Richtige, damit hatte er gerechnet, aber alles?!

Gurki sprang auf und stützte sich auf dem Tisch ab.

„Jemand muss euch geholfen haben. Das könnt ihr nicht allein gelöst haben!“ warf er ihm wütend vor.

Vegeta blieb bei dem Vorwurf ruhig. Sein Kopf hob sich arrogant. Obwohl Gurki größer war, hatte er das Gefühl, als würde der Junge auf ihn herabsehen.

„Wer denn? So, dann glaubst du also, dass es einen gibt, der genau so viel weißt wie du? Vielleicht sogar mehr?“ fragte er in gespielt unschuldigen Ton.

Gurkin erbleichte.

Bislang war jeder, er selbst auch, davon ausgegangen, dass er zu den klügsten Köpfen der Saiyajins gehörte. Dieser Status hatte ihm diese Position gebracht, obwohl er nicht mehr kämpfen konnte. Falls das nicht mehr stimmte, war er obsolet, verzichtbar, veraltet, überflüssig...kurz, man würde ihn hier nicht mehr brauchen.

Er überlegte schnell.

„Beweist, dass Ihr diese Aufgaben gelöst habt“ verlangte er und gab ihm ein Aufgabenblatt von dem Stapel, den er gerade frisch vorbereitet hatte.

Vegeta zögerte nicht, nahm sich einen von Gurkis Stifte, las sich die Fragen kurz durch und schrieb die Antworten hin.

Gurki wurde weiß wie ein Laken. Seine Reaktion sagte Nappa, dass sie Richtig waren.

Beeindruckt schaute er den Prinzen an.

Nicht nur stark, sondern auch klug…dieser Prinz würde ein prächtiger König werden.

Ein mulmiges Gefühl stieg in Nappa auf, als er die neue Generation beobachtete; ähnlich Furcht. König Vegeta würde sich zwar über die Neuigkeiten freuen, aber…für wie lange?

Ein starker, kluger Nachwuchs könnte auch ihm, den amtierenden Herrscher gefährlich werden, denn König Vegeta liebte seine Position und würde sie nicht freiwillig abgeben.

Vegeta achtete nicht auf seinen Leibwächter, seinen Schatten und sah damit seine zwiespältige Mimik nicht.

Sein Blick war auf Gurkis Gesicht konzentriert, um nichts von seinem Schock zu verpassen: die ängstliche Miene, das Stottern, das Zittern, der Geruch von Angst…fort war die höhnische Miene.

Gurki war auf seinen Platz verwiesen wurden.

Aber noch war Vegeta nicht mit ihm fertig.

Beiläufig strich er über beschriebene Papier, während er den Alten genau im Auge behielt.

„Die Idee der Hausarbeiten gefällt mir, Gurki“ lobte er in sanfter, trügerischer Stimme. „Es war eine angenehme Herausforderung und wie du weißt, mag ich Herausforderungen.“

Gurki fiel auf die Falle herein, die er mit seinem Lob vorbereitete. Sein Zittern stoppte.

Hoffnungsvoll sah er den Prinzen an. Vielleicht würde er heute doch nicht aus dem Palast rausfliegen.

„Ich denke, wir sollten in Zukunft so weiter verfahren“ sprach Vegeta weiter, ein tückisches Funkeln in den Augen. „Du wirst mir einmal die Woche einen solchen Stapel machen und ich werde die Aufgaben lösen, bevor der neue Stapel kommt. Auf diese Weise erhalten wir beide, was wir wollen. Du hast den Beweis in den Händen, dass ich fleißig lerne und ich muss nicht mehr deinen langweiligen, überflüssigen, einschläfernden Unterricht ertragen.“

„Aber Prinz, was soll ich dann in der Zwischenzeit tun?“ fragte Gurki erstaunt. Sollte er sich ständig in seinem Zimmer verstecken, damit niemand erfuhr, dass er ohne Beschäftigung war?

Er würde sonst als nichts anderes angesehen als ein unnützer Esser; ein Parasit!

Saiyajins hassten Parasiten.

„Mir aus dem Weg gehen“ war Vegetas kalte Antwort und bestätigte damit Gurkis Befürchtung.

Damit war die Angelegenheit für den Prinzen erledigt. Endlich konnte er wieder selbst über seine Zeit verfügen, wie er es wollte. Die nächsten Tage würde er mit einem neuen Trainingsplan verbringen, bis er endlich wieder auf Mission durfte.

„Ich erwarte morgen die nächsten Aufgaben. Sollten sich aber darunter Fragen befinden, die über den normalen Wissensstand eines Saiyajins heraus gehen, werde ich dich für deine Unverfrorenheit, mich herauszufordern, bestrafen“ waren seine letzten Worte an den Alten, bevor er den Raum verließ.

Vegeta wusste nicht, wie schlau Bulma genau war, aber selbst, wenn sie die Antworten kannte, würde er sie vielleicht nicht verstehen. Sollte man herausfinden, dass der erst siebenjährige Prinz Antworten zu hochkomplexen Fragen kannte, würde man misstrauisch werden. Manchmal war es besser, wenn man sich bedeckt hielt. Zu viel Aufmerksamkeit von den falschen Leuten konnte er nicht gebrauchen.

Nappa warf noch einen letzten Blick auf den bleichen, zitternden Mann, der sich hinsetzen musste und mit leerem Blick auf die Papiere starrte.

Gurki und auch er hatten heute selber eine Lektion erhalten: Prinz Vegeta war nicht zu unterschätzen. Wer den Fehler machte und ihn wie ein kleines Kind behandelte, würde es bitter bereuen.

Nappa verließ den Raum und folgte Vegeta, ein Grinsen auf den Lippen.

Diese Show hatte ihn beeindruckt. Er würde das Geheimnis von Prinz Vegetas Klugheit aber für sich behalten.

Dieser Junge war dazu bestimmt, König zu werden.

Damit war seine Position als Leibwächter und Schatten nur noch vorteilhafter geworden.

Je mehr der Prinz ihm vertraute, desto höher würde später seine Belohnung sein.

Er musste schließlich auch an seine Zukunft denken und eine gute Beziehung zum zukünftigen König würde ihn da sehr nützen.

Diese Position an des Prinzen Seite sollte ihn kein anderer streitig machen.

Die Welt von oben

Die Sonne versank und färbte den Himmel rot.

Müde und erschöpft kehrte Radditz von seinem Training heim. Er wusch sich und zog sich saubere Kleidung an und konnte es kaum erwarten, dass seine Mutter das Abendessen fertig zubereitete.

Sein Magen knurrte laut und deutlich. Ermattet legte er sich auf die Polsterbank und beobachtete unter halboffenen Lidern seine jüngeren Geschwister.

Kakarott saß auf dem Teppich und spielte mit seinem Plüschtier und Bulma las wieder in einem Buch. Erleichtert von der friedlichen Ruhe im Haus, entspannte sich der Junge.

Es war nicht mehr lang; nur noch vier Wochen bis zum Tatakai und sein Trainingserfolg stagnierte.

Wann kam sein Vater wieder?

Mit seinen Freunden konnte er nicht kämpfen. Niemand wollte seine Stärke und Taktiken schon vorab offenbaren. Einige trainierten mit ihren älteren Brüdern oder Vätern.

Er beobachtete Kakarott, der sich nun auf den Teppich herum kugelte und sich den Fuß in den Mund steckte, um an seine Zehen zu nuckeln. Er sah so dämlich dabei aus, dass er Mitleid mit ihm bekam.

In ein paar Jahren würde er seinem Bruder beim Training fürs Tatakai helfen, damit er keine Schande über sich und die Familie brachte. Er bezweifelte, dass sein Vater viel Geduld mit ihm zeigen würde; da musste er als großer Bruder aushelfen.

„Bulma, hilft du mir?“ fragte Gine vom Herd aus. „Radditzs Magenknurren ist so laut, dass ich befürchte, er wird sich gleich auf seinen Bruder stürzen.“

Bulma legte ihr Buch beiseite und eilte zu ihr.

„Als ob mir der kleine Stinker schmecken würde“ gab Radditz zurück.

Radditz Blick glitt nun zu seiner Schwester, wie sie neben ihrer Mutter stand und beim Schneiden und Kochen half.

In letzter Zeit sprachen sie wenig miteinander. Früh morgens verließ er das Haus und er kehrte erst abends erschöpft zurück und besaß nicht mehr die Kraft, mit ihr zu spielen. Kaum war er im Bett, schlief er auch schon fest ein.

Bulma war aber seltsamerweise trotzdem gut gelaunt; dabei war ihre einzige Gesellschaft nur der schweigsame, kleine Bruder. Selbst das nahende Tatakai, zu dem die ganze Familie außer ihr hingehen würde, schien sie nicht mehr zu kümmern.

Er seufzte.

Keine Ahnung, mit was sich seine kleine Schwester gerade beschäftigte, aber wenn es niemanden störte und sie dadurch gute Laune hatte…gut so. Er wollte sich ohne schlechtes Gewissen auf sein Turnier konzentrieren können.

„Mutter, hast du Neuigkeiten von Vater?“ fragte er laut.

„Ja, er hat eine kurze Nachricht geschickt, dass er die nächsten Tage kommen will“ rief sie ihm zu.

Erleichtert und vorfreudig ballte Radditz seine Fäuste und lehnte sich zurück ins Polster.

„Dann kann ich noch mit ihn fürs Tatakai trainieren, super“ sagte er erfreut.

Er bemerkte Bulmas sorgenvollen Blick nicht, den sie ihm zuwarf.
 

Bulma konzentrierte sich wieder aufs Schneidebrett.

Wenn ihr Vater bald zurückkam, musste sie unbedingt Veg warnen.

Zwar vermutete sie, dass Bardock und Radditz wieder tagsüber in die Berge fliegen würden, aber sicher war sicher. Sie wollte nicht, dass ihre Familie und ganz besonders nicht ihr überfürsorglicher Vater von ihrem Freund erfuhren. Er würde vielleicht Spuren von ihm finden, wenn sie sich im Haus aufhielten.

Besser war es, wenn sie ihre Zeit draußen im Wald verbrachten.
 

Am nächsten Tag war Bulma in der Küche beschäftigt und bereitete kleine Snacks vor, die sie in Dosen umfüllte.

Ein Klopfen überraschte sie und als sie den Kopf drehte, sah sie Veg im Türrahmen stehen.

Sie begrüßte ihn lächelnd und verschloss die letzte Dose. Sie schleppte die vorbereiteten Speisen zum Tisch, wo sie alles in ein Tuch zusammenband.

„Was wird das?“ fragte Veg neugierig.

Stolz stemmte Bulma ihre Hände in die Hüften.

„Das ist unser Mittagessen. Ich habe nämlich einen Plan für heute“ verkündete sie. „Heute gehen wir in die Berge.“
 

Vegeta zog fragend eine Augenbraue hoch.

Erwartete Bulma jetzt Begeisterungsstürme?

Was sollte an dem Plan so besonders sein?

Sie schien zu bemerken, dass er mit ihrem tollen Plan noch nicht warm wurde und fing an zu erzählen, während sie die Zipfel des Tuches zu einem Knoten verschlang.

„Mein Vater kehrt bald zurück, um meinen großen Bruder für sein Tatakai vorzubereiten. Er ist ein starker, kluger Krieger und ein guter Jäger und deshalb müssen wir vorsichtiger werden. Wir dürfen auf keinen Fall Spuren hinterlassen. Man kann ihn nicht anlügen. Ich denke, es ist besser, wenn wir die nächsten Tage nicht mehr im Haus verbringen, sondern im Wald.“

Vegeta nickte verstehend. Er hatte sich schon gedacht, dass ihr Vater einen hohen Rang besaß. Garantiert Mittelklasse.

„Aber warum willst du dann in die Berge?“ fragte er stirnrunzelnd.

„Weil ich da noch nie war. Ich glaube, damit ich nicht sehe, wo der Wald endet. Jedenfalls haben meine Eltern und mein Bruder mir immer davon abgeraten, in diese Richtung zu gehen. Sie haben gesagt, dass dort besonders gefährliche Tiere leben. Aber du kannst uns ja beschützen. Du bist viel stärker als wir es sind“ erklärte sie ihm.

Für einen kurzen Moment war Vegeta von ihrem Lob über seine Stärke geschmeichelt. Dann fiel ihm etwas auf.

„Uns?“ fragte er stirnrunzelnd nach. „Du willst Kakarott mitnehmen?“

Er drehte den Kopf und sah zum Kleinkind hin, das gerade überraschend friedlich in seinem, mittlerweile zu klein geratenen Körbchen schlief. Seine Füße schauten aus dem Korb heraus, während er noch mit dem Kopf und Oberkörper gerade so reinpasste.

Vegeta wandte sich wieder zu Bulma, die nur zustimmend nickte.

„Ich lasse Kakarott nicht allein hier“ bestimmte sie.

Vegeta seufzte genervt auf.

Bulma nahm seine Hände in die ihre und drückten sie bittend. Mit großen Augen sah sie ihn flehend an.

„Och, komm schon. Bitte, Veg-chan, führe mich zu den Bergen. Wir müssen ja auch nicht ganz nach oben. Ich will nur mal sehen, wo der Wald endet. Ich will die Welt von oben sehen“ bat sie ihn.

Vegeta musste sich zusammenreißen. Dieser Blick war nicht fair.

Ihre ungewöhnlichen, blauen Augen strahlten ihn an, so dass er sein Spiegelbild in ihren Pupillen erkennen konnte. Er wusste nicht, seit wann er sich an ihr ungewöhnliches Aussehen gewöhnt hatte; jedenfalls fiel es ihm nicht mehr unangenehm auf. Ihre seidigen Haarsträhnen reflektieren das Licht und glänzten in der Sonne wie schimmerndes Wasser. Wenn ihr blauer Saiyajin-Schweif aufgeregt vor sich hin wedelte, war er von diesem Anblick fasziniert. Es juckte ihn dann in den Finger, über diese weich aussehenden Haare zu gleiten.

Bulma bemerkte sein Zögern und sah es als Chance an.

Sie kam ihm noch näher. Mit großen, erwartungsvollen Augen sah sie zu ihm hoch und klimperte mit den Wimpern; der Mund schmollend gespitzt.

„Komm schon, bitte, bitte“ wiederholte sie mehrfach. Aus Erfahrung mit Radditz und Gine wusste sie, dass dieser Ausdruck sehr hilfreich war, um zu bekommen, was sie wollte.

Vegeta seufzte erneut auf.

Dann nickte er.

Bulma jauchzte glücklich auf.

Vegeta sah hilfesuchend zur Zimmerdecke. Was für eine Wahl hatte er schon?

Wenn er es nicht tat, gingen die beiden allein los und dann würde mit Sicherheit etwas schief gehen. Besser, er behielt die jüngeren Kinder im Blick.

„Aber nur bis zu einem geeigneten Aussichtspunkt“ verhandelte er.

Bulma nickte; viel zu glücklich über seine Zusage, als dass sie noch verhandeln wollte.

Sie schnappte sich den Beutel mit den Leckereien und rannte zu Kakarott hin und weckte ihn auf. Verschlafen öffnete er die Augen. Bulma hob ihn vorsichtig hoch, aber sie bemerkte, dass sie nicht beides tragen konnte. Ihr Bruder war größer und schwerer geworden. Vorsichtig setzte sie ihn wieder ab.

Sie drehte sich zu Veg um.

„Du musst ihn tragen“ befahl sie.

Vegeta schnaubte abfällig und schüttelte den Kopf.

Bulma seufzte. „Du bist doch stärker als ich, oder?“ fragte sie langsam und sah ihn strafend an.

Vegeta nickte langsam; skeptisch, worauf sie wohl hinauswollte.

„Tja, Kakarott ist schwerer als der Beutel. Also musst du als der Stärkere auch das Schwerste tragen.“

Vegeta verzog mürrisch den Mund und schritt zu den Kindern hin. Mit einer Hand nahm er das Kleinkind hoch, mit der anderen den Beutel und verglich das Gewicht.

Jup, Kakarott war ein kleiner, gut genährter Brocken.

Er gab Bulma den Beutel und steckte sich den Jungen unter dem Arm.

„Gut, gehen wir“ befahl er, aber Bulma stoppte ihn empört.

„Du kannst ihn doch nicht so tragen?! Das ist nicht gut für seinen Hals“ beschwerte sie sich.

„Und wie dann?“ stöhnte Vegeta genervt auf.

Bulma zeigte ihn, wie die richtige Haltung war, aber Vegeta schüttelte den Kopf.

„Vergiss es, so trage ich ihn nicht. Er ist ja noch nicht mal mein Bruder. Lass ihn hier!“

„Du kennst ihn nicht. Du weißt nicht, was er anstellt, sobald man ihn nicht mehr beobachtet“ antwortete Bulma.

Zweiflerisch sah Vegeta auf das unschuldig lächelnde Gesicht ihres Bruders.

Der und gefährlich?

„Oh, glaub mir. Es sind schon einige auf dieses Gesicht hereingefallen. Aber er hat es faustdick hinter den Ohren. Hmm….“ Bulma sah Vegeta nachdenklich an.

Wenn er ihren Bruder nicht auf den Arm halten wollte, er ihn aber tragen musste…sie sah dabei zu, wie Kakarott an Vegetas roten Umhang zupfte, während sein Besitzer ihn strafend ansah. Ihr Blick fiel dann auf ihren Beutel, den sie aus einem Stück Stoff zusammengeknotet hatte.

Das brachte sie auf eine Idee.

Sie bückte sich und legte Kakarott auf den Mantel, zog die Zipfel über ihn und verknotete sie.

„Hey, was machst du dahaaa…“ Veg drehte erschrocken den Kopf und sah dabei zu, wie Bulma aus seinem Umhang eine Art Tragerucksack für Kakarott baute, so dass er gesichert auf seinem Rücken saß.

„Tadaaa“ Bulma präsentierte stolz ihre Lösung.

„Oh nein, nein, auf keinen Fall“ Vegeta schüttelte ablehnend den Kopf.

Das konnte doch nicht ihr Ernst sein?!

Bulma grinste und nahm den Beutel an sich.

„Los, lass uns los gehen“ sagte sie und verließ hastig das Haus.

Vegeta hatte keine andere Wahl als ihr zu folgen.

Mit großen Schritten folgte er ihr, während er hinter sich Kakarotts glückliches Glucksen hörte. Dem Kleinen gefiel sein neuer Platz auf seinem Rücken.

„Hey, Bulma, nimm ihn weg. Du kannst ihn tragen, aber ich…das ist unter meiner Würde“ beschwerte er sich laut.

Bulma blieb stehen und sah ihn strafend an.

„Du wirst mal ein furchtbarer Vater“ stellte sie fest.

Vegeta stöhnte genervt auf. „Fang jetzt nicht wieder mit „Vater-Mutter-Kind“-Spielen an. Bitte nicht! Außerdem…wir sind Saiyajins“ sagte er stirnrunzelnd.

„Und?“ Bulma hob fragend ihre Augenbraue.

„Wenn ein Vater sein Kind nicht tötet, gilt er damit bereits als guter Vater“ sagte er trocken.

Er dachte dabei kurz an seinen jüngeren Bruder, der von Glück sagen konnte, dass sein Vater ihn nur verbannt hatte. Manche Minister waren der Meinung gewesen, dass der König mit der Entscheidung sehr gnädig gewesen war.

Bulma sah ihn nachdenklich an und drehte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern.

„In dem Fall habe ich den besten Vater auf der Welt“ stellte sie fest.

Vegeta, der vor sich eine blauhaarige Saiyajin-Mutantin sah und ihren Schwächlings-Bruder auf den Rücken truf, nickte zustimmend.

„Damit hast du vermutlich sogar Recht“ musste er zugeben.
 

Wütend stampfte Vegeta voran, Bulma hinter sich. Er konzentrierte sich nur auf den Weg vor sich, während er in Gedanken seine Situation verfluchte. Der Wald lichtete sich, der Weg wurde steiler und felsiger, aber sein Tritt war fest und sicher.

Verdammt, er verschwendete viel zu viel Zeit mit diesen beiden. Wenn ihn jemand so sah…er hatte gerade ein Kleinkind auf dem Rücken, gewickelt in seinen Umhang.

Seinen wunderschönen, königlichen, majestätischen Umhang.

Sobald er zu Hause war, würde er den Mantel verbrennen. Der stank danach doch nur noch nach Baby-Windel, uähhh.

Er war ein Prinz.

Der PRINZ!

Der einzig wahre Prinz der Saiyajins, der stolzen Krieger-Rasse.

Er war stark, schlau, schnell, hartnäckig...ein perfekter Krieger, aber kein BABYSITTER!

Jetzt, wo er nach seinem taktischen Sieg über Gurki seine Zeit nach Belieben planen konnte, sollte er sich besser wieder auf sein Training konzentrieren.

Bulma hatte ihm erzählt, dass ihr Vater zurückkehren würde, der mit seinen geübten Sinnen einen Eindringling erkennen könnte.

Also die perfekte Zeit, um mal ein wenig Abstand zu den beiden zu bringen. Ein, zwei Besuche pro Woche, mehr nicht, um sich zu entspannen und mit Bulma seine Hausaufgaben durchzugehen, aber sonst stand Training an. Bald müssten doch auch wieder die ersten Außeneinsätze starten.

Genau, ein neuer Trainingsplan und schon bald wäre er stärker als Nappa und würde den Riesen gehörig in den Arsch treten…

„VEEEEG!! WARTE“ eine laute, schrille Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

Er sah hinter sich und erkannte erschrocken, dass sich der Abstand zu Bulma rapide vergrößert hatte. Er war zu sehr in seinen Gedanken abgelenkt gewesen. Er blieb stehen und wartete darauf, dass Bulma ihn einholte. Sie schnaufte und rang nach Atem.

„Du….uff…bist zu schnell“ beschwerte sie sich keuchend.

Vegeta deutete ungeduldig auf die Umrisse des Berges, den sie sich nur unwesentlich genähert hatte.

„Wenn wir heute noch da drauf wollen, müssen wir uns beeilen. Was kann ich dafür, dass du nicht fliegen kannst“ beschwerte er sich über das langsame Tempo.

Bulma sah ihn böse an, während sie sich auf ihren Knien abstütze und sich langsam ihr Atem erholte.

„Was kann ich dafür, dass meine Beine so kurz sind und mir niemand das Fliegen beibringt“ schnaubte sie. Neidisch sah sie zu Kakarott, der freudestrahlend und entspannt in seinem improvisierten Beutel saß.

Gut, dass sie ihn nicht tragen musste. Schade, dass sie nicht getragen wurde.

Vegeta verdrehte die Augen.

„Dein Powerlevel ist so niedrig, dass du wahrscheinlich keine Energie zum Fliegen hast“ stellte er fest.

Wenn sie heute noch ihr Ziel erreichen wollte, gab es nur eine Möglichkeit…gut, dass er die Hände frei hatte. Bulmas Idee mit seinem Mantel hatte doch noch einen Vorteil…

Bulma richtete sich auf; ihr Atem wieder ruhiger.

Plötzlich umschlang Vegs Arm ihre Hüfte und drückte sie an sich. Überrascht schaute sie in das nahe Gesicht.

„Halt dich an mir fest. Das dauert mir alles zu lange“ befahl er.

Er ging in die Knie und mit einem Satz sprang er in die Luft und flog los.

Bulma schrie erschrocken auf und umklammerte seinen Hals. Sie drückte ihren Kopf an seine Brust, während sie fühlte, wie kalter Wind sie umwehte. Kakarott lachte laut auf. Ihm schien es zu gefallen.

„Was machst du daaaaa?!“ rief sie ängstlich. Ihre Augen blieben furchtsam geschlossen.

Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, aber plötzlich spürte sie, wie der kalte Luftzug um ihre Ohren stoppte. Vegs Körper war warm und sie schmiegte sich eng an ihn.

„Äh, wir sind da. Du kannst mich loslassen“ hörte sie seine Stimme.

Verblüfft riss sie ihre Augen auf. Veg lächelte sie überheblich an, während sich die Kinder auf einem Felsplateau befanden. Bulma bemerkte nun auch den Boden unter ihren Füßen. Sie stürzte sich aus seiner nun gelockerten Umarmung und strich sich verlegen ihr Kleid zurecht.

Sie konnte Vegs amüsiertes Feixen hören.

Bulma schnaubte verärgert, aber bevor sie ein Wort der Beschwerde sagen konnte, deutete Veg wortlos an ihr vorbei

Sie drehte sich um. Ihre Augen wurden groß bei diesem Anblick

Unter ihr erstreckte sich der Wald, aber sie konnte am Horizont das Ende sehen. Sie sah eine Landschaft in verschiedenen Grün-Tönen und wie sie sich allmählich in eine fahle grün-gelbe Ebene endete.

Bulmas Mund stand staunend offen. Noch nie war sie so hoch gewesen und hatte einen solchen Ausblick erlebt.

Es war nicht mit dem Sitz auf den Schultern ihres Vaters oder dem Kletterbaum von Radditz vergleichbar. Über ihr erstreckte sich der weite, blaue, grenzenlose Himmel.

Veg stellte sich neben sie und deute mit dem Finger auf etwas am Horizont.

„Siehst du diese hohen Gebäude dort? Das ist Sadala, die Hauptstadt der Saiyajins“ erklärte er.

Bulma kniff die Augen zusammen, um die Umrisse besser erkennen zu können.

„Kommst du von dort?“ fragte sie neugierig.

Veg nickte.

Bevor ihn Bulma ausfragen konnte, deutete er auf eine andere Ecke, näher am Wald.

„Dort, wo der Rauch herkommt: Da ist das nächste Dorf, von deiner Hütte aus. Trotzdem noch eine große Entfernung zu Fuß“ sprach er. „Dein Zuhause ist ungefähr dort um die Ecke, nahe den Bergen.“

Bulma schwieg und bemaß die Entfernung. Ihre Finger verkreuzten sich nachdenklich, während sie die Landschaft betrachtete.

„Danke, Veg“ sagte sie leise.

Der ältere Junge warf ihr einen erstaunten Blick zu. Warum lächelte Bulma so traurig?

„Danke, dass du mich hierher gebracht hast …und dass du mich besuchst“ erklärte sie.

Sie hatte bei dem neuen Anblick eine Erkenntnis erhalten: Die Welt war unglaublich groß.

Früher hatte sie sich oft vorgestellt, dass sie nur in eine bestimmte Richtung gehen müsste, um andere Saiyajins zu treffen, aber nun sah sie die weite Entfernung. Die Hauptstadt war nur als Umriss erkennbar. Zu Fuß könnte es Tage dauern und zuerst müsste man den Weg aus dem Wald finden.

Bulma fühlte sich bei den Ausblick auf die unten liegende Welt klein und unscheinbar; wie ein Außenseiter, der nicht ins Bild passte. Aber mit Veg an ihrer Seite…war es tröstlicher, erträglicher.

Er zeigte und erzählte ihr Dinge über die Saiyajins, von denen ihre Eltern sie behüten wollte.

Sie errötete; dieses Zugeständnis war ihr peinlich, aber Veg machte sich nicht über sie lustig. Er lächelte nicht mal spöttisch. Stattdessen war da ein seltsamer, unbestimmter Ausdruck in seinen Augen.

Zögernd öffnete er den Mund.

Doch bevor er ein Wort sagen konnte, meldete sich Kakarott zu Wort.

Er strampelte und jaulte empört auf.

Vegeta kniff genervt die Augenbrauen zusammen und murmelte etwas Gemeines; aber leise genug, damit Bulma es nicht verstand.

Bulma lächelte. Was immer da gerade für eine seltsame, befangene Stimmung zwischen ihr und Veg aufkam, sie war vorbei.

Sie hob den Beutel hoch, den sie fast vergessen hatte.

„Komm, lass uns was essen, bevor wir wieder zurückfliegen“ schlug sie vor und deutete auf eine sichere, felsige Stelle, wo sie sich hinsetzen konnten.

Vegeta lächelte sie spöttisch. Fliegen anstatt gehen?!

„So, dann hat dir der Flug ja doch gefallen?“ stichelte er.

Sie schmunzelte und ging voran.

„Mir nicht, aber Kakarott. Vielleicht wirst du ja doch ein guter Vater“ neckte sie zurück und holte die Snacks raus.

Vegeta verzog missbilligend das Gesicht. Der Gedanke an eigene Kinder war ihm suspekt.

„Nimm endlich diesen Floh weg“ bat er und warf einen nervösen Blick nach hinten, weil Kakarott beim Anblick des Essens anfing, wild zu strampeln.
 

Die Kinder genossen in Ruhe die Snacks, wobei Vegeta wachsam die Umgebung im Auge behielt. Er hatte sich zwar eine Ecke gesucht, die kaum einsehbar war, aber ohne den Schutz der Bäume waren Bulma und Kakarott für Scouter oder die Augen für Raubtieren leichter zu erkennen.

„Wenn dein Vater kommt, muss ich meine Besuche anders planen. Ab sofort komme ich regelmäßig nur an bestimmten Tagen und zu einer bestimmten Uhrzeit und wir treffen uns am See“ bestimmte er.

Bulma nickte.

„Erinnerst du dich an die Ecke, wo wir uns das erste Mal getroffen haben? An dem Ufer, wo wir mit den Steinen gespielt haben? Lass uns da immer zur Mittagszeit treffen. Zu der Zeit ist Kakarott müde und meine Familie ist dann garantiert aus dem Haus“ plante sie. Sie hatte noch eine Idee.

„Sollte einer von uns mal nicht kommen können, machen wir ein geheimes Zeichen auf den Boden. So…“ sie formte aus kleinen Steinen auf den Boden ein Symbol. „Dann weiß der andere Bescheid.“

Vegeta nickte und merkte es sich.

Nachdem die Snacks und das mitgebrachte Wasser aufgebraucht waren, band Bulma ihren Bruder wieder in Vegs Umhang, was er zähneknirschend zuließ.

Dann legte sie ihre Arme um seinen Hals und er seine Arme um ihre Taille und mit einem aufmunternden Nicken ihrerseits, flog er sie wieder zurück.

Dieses Mal drosselte er das Tempo und flog niedriger, so dass Bulma entspannt blieb und setzte sie sicher vor der Hütte ab.

Dann flog er zurück, um den Nachmittag mit seinem Training abzuschließen.
 

Früher Abend…

Vegeta zog zufrieden einen neuen, frischen Overall an und trocknete sich mit einem Handtuch kurz den Rest Schweiß ab. Seinen durchlöcherten Panzer und den „zufällig“ verbrannten Umhang, der nur noch in Fetzen herabhing, warf er in den Müll.

Das Training und die Zerstörung von 20 Saibamen hatte ihn aufgemuntert. Stolz auf seinen Erfolg, verließ er das Trainingszentrum und machte sich auf den Weg zum Palast.

Ein warmes Bad, ein reichhaltiges Mahl und vielleicht ein paar der Hausaufgaben…Vegeta kam nicht dazu, weitere Pläne zu machen, da ihn jemand von hinten am Schlawittchen packte und hochhob, so dass er über den Boden baumelte.

„Und wo waren wir, mein Prinz?“ fragte eine dunkle Stimme, deutlich verärgert.

Vegeta drehte langsam den Kopf und sah direkt in Nappas angepisste Miene.

„Trainieren“ antwortete der Junge selbstsicher, aber auch verärgert, weil er ohne seinen Scouter so hinterrücks überrascht worden war.

„So?!“ gab der Riese ungläubig zurück.

„Ich habe eben zwanzig Saibamen der neuesten Generation Platt gemacht“ prahlte der Junge und verschränkte keck die Arme vor der Brust.

„Nett. Aber wo warst du am Vormittag?“

Vegeta kniff die Augen zusammen und sah den Muskelprotz drohend an.

„Nappa, wie ich meine Zeit einteile, geht dich nichts an. Du kennst mein Abkommen mit Gurki“ knurrte er.

„Ja, ja, aber wenn dein Vater auf mich zukommt und fragt, wo du bist, sollte ich wenigstens eine gute Antwort parat haben, oder nicht?“ knurrte Nappa zurück und „vergaß“ eine respektvolle Anrede.

Als er heute zufällig den König über den Weg gelaufen war, hatte der sich gewundert, warum er nicht an des Prinzen Seite war. Nappa hatte Blut und Wasser geschwitzt und schließlich behauptet, dass der Prinz sich bei Gurki befand und über Bücher saß und es für ihn zu langweilig zum Bewachen war.

Der König hatte ihn drohend angesehen und ihn umgehend auf seinen Posten zurück befohlen. Nappa hoffte, dass der König nicht erfuhr, dass der Prinz oft ohne Begleitung verschwand und er keine Ahnung hatte, wo er sich dann aufhielt.

Der Junge lachte nur schadenfroh über Nappas Furcht vor dem König.

Belehrend hielt Nappa seinen dicken Zeigefinger unter dessen Nase, während der Junge in seiner anderen Hand vor ihm baumelte.

„Lach nicht! Noch bist du nicht stärker als ich oder dein Vater. Also etwas mehr Respekt“ verlangte er.

Vegeta kniff verärgert die Augen zusammen, empört über Nappas Forderung. Ohne zu zögern hob er seinen rechten Fuß und traf Nappas Kinn. Der kräftige Tritt auf die empfindliche Stelle veranlasste ihn unbewusst dazu den Griff an Vegetas Kragen loszulassen. Der Junge fiel, landete auf den Füßen und stieß sich vom Boden ab, um behände über Nappas Rücken auf seine Schultern zu klettern und sich dann an seinem Hals und Kopf festzuhalten. Seine Beine verkreuzten sich über dessen Hals und seine Finger griffen nach Nappas kurzem, schwarzem Haar. Leicht zog er daran und der Riese jammerte auf.

„DU sollest dich besser zurückhalten“ warnte Vegeta ihn grinsend. „So viel stärker bist du nämlich nicht und ich bin viel schneller als du. Deine dicken Muskeln stehen sich selbst im Weg. Willst du die letzten deiner Haare verlieren?“

Nappa versuchte, nach den Jungen auf seinen Schultern zu greifen, doch Vegeta reagierte schneller und verstärkte den Druck um dessen Hals mit seinen Beinen, wodurch der Krieger der Atem genommen wurde. Sofort ließ er seine Arme als nachgebende Geste und stumme Niederlage sinken. Vegeta lockerte den Druck, damit Nappa wieder Luft holen konnte.

Langsam hob Nappa den Kopf und sah hoch in das höhnisch lächelnde Gesicht des jungen Prinzen. Trotz Größen- und Altersunterschied musste er zum Jungen hinaufsehen und es hatte nicht nur mit seiner derzeitigen Position zu tun. Eine Mischung aus Verärgerung und Anerkennung glitt über das Gesicht des Riesen. Langsam fing er an zu lächeln; seine Muskeln entspannten sich.

Für seine Zukunft war es besser, sich mit der neuen Generation anzufreunden, als sich auf die alte zu verlassen und gehorchen. Ein neuer Wind wehte auf.

Er drehte den Kopf wieder zur Straße.

„Na gut, Prinz Vegeta, ich werde euren Vater nichts von ihren Alleingängen sagen“ stimmte er zu und machte sich auf den Weg zum Palast, den Jungen immer noch auf den Schultern.

Vegeta klopfte ihm lobend auf die Schädeldecke.

„Brav, Nappa, dann darfst du deine Haare noch eine Weile behalten.“

Der Erwachsene verdrehte die Augen, verkniff sich aber jeden Kommentar.

Sie schlenderten durch die Straßen, Vegeta immer noch auf Nappas Schultern, von denen er eine gute Aussicht hatte. Beide hatten keine Eile in den Palast zurück zu kehren, sondern genossen die Emsigkeit der vollen Straßen der Hauptstadt. Weil Vegeta im Moment keine Insignien trug, erkannte ihn kaum jemand als den Prinzen. Die umhereilenden Saiyajins beachteten das seltsame Paar kaum, sondern waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt.

Die ersten Lichter fingen an zu brennen und Vegeta konnte den Geruch der Garküchen und Tavernen riechen, wo sich viele Saiyajins zum Essen versammelten. Auch sein Magen knurrte.

Er klopfte den Riesen auf den Kopf, um ihn zu bedeuten, sich zu beeilen.

Nappa gehörte zu den größten Männern auf diesen Planeten und konnte sich besser durch die Menge bewegen, die ihm breitwillig Platz machten. Je näher sie dem Palast kamen, desto weniger Leute befanden sich auf ihren Weg. Der Palast mit seinen hohen Türmen und Mauern befand sich etwas abseits der belebten Straßen, auf einer Anhöhe und damit von weitem sichtbar.

Doch bevor das ungleiche Paar auch nur den Eingang des Tores erreicht hatte, hörten sie eine männliche, spöttisch Stimme rufen.

„Nappa, seit wann hütest du Flöhe?“

Der Krieger stoppte in seinen Gang und drehte sich verärgert um.

Welches Spatzenhirn wagte es, sich über ihn lustig zu machen?

Doch als er ein ihm bekanntes Gesicht sah, verformten sich seinen Lippen mitsamt Bart zu einem Grinsen.

Ein Saiyajin-Krieger mit rotem Stirnband und einem grünen Reisesack über der Schulter stand ihm gegenüber.

„Pass auf, wie du über ihn redest, Bardock! Der Kleine ist dein zukünftiger König.“

Bardock hob eine Augenbraue und betrachtete den Jungen, der auf Nappas Schultern ruhte und ihn mürrisch entgegenblickte. Der Blick und die Frisur erinnerten ihn tatsächlich an den König. Er hatte sich schon gewundert, warum Nappa, ein eingefleischter Junggeselle, ein Kind trug.

„Solange er mir noch nicht mal bis zum Bauchnabel geht, werde ich ihn nicht mit „Majestät“ anreden“ sprach Bardock, an Nappa gewandt.

Nappa fühlte, wie sich der Junge verspannte und seine Finger fester in sein Haar griffen.

„Prinz Vegeta ist ein außergewöhnliches Kind und wird mal ein guter König“ sprach er hastig und hoffte, den Jungen damit zu beruhigen. „Wie viele Kinder sind in seinem Alter schon Krieger?“

Bardock schmunzelte.

„Krieger der ersten Stufe und damit noch lange nicht erwachsen. Der Kleine soll erst mal Haare auf die Brust bekommen, bevor er Männer in die Schlacht führt“ entgegnete er.

Nappa hörte Vegetas leises Knurren und bangte um seine Frisur.

„Was machst du eigentlich hier?“ fragte er den Krieger mit dem roten Stirnband und wechselte damit schnell das Thema.

Bardock deutete mit einem Kopfnicken auf ein Gebäude zu ihrer Seite.

„Hab meinen Bericht für die letzte Mission abgegeben“ erklärte er.

„Und jetzt?“

„Fürs erste Pause. Das Tatakai findet bald statt und mein Sohn nimmt zum ersten Mal teil. Danach gehst es wieder los.“

Nappa grinste. „Und du machst dich über mich lustig, während du selbst Kinder hüten musst.“

„Sollen wir wetten, wie lange du noch Haare auf den Kopf hast? Hey, Knilch, spielt Onkel Nappa schön mit dir oder gehst du irgendwann auch mal auf eine ernsthafte Mission, ohne dass ein Erwachsener dir den Hintern abputzen muss?“ fragte Bardock an Vegeta gewandt.

Vegeta knurrte leise; sein Griff in Nappas Haare wurde fester und der Riese kniff unwillkürlich seine Augen zusammen bei diesem plötzlichen Schmerz.

„Vorsicht, Bardock, oder wir stehen uns irgendwann mal gegenüber“ knurrte er ihn warnend an.

Bardock schmunzelte nur, seine Haltung blieb entspannt. Er fürchtete den Mittelklasse-Krieger nicht.

„Oh, ich denke nicht, dass ein einfacher Unterklasse-Krieger wie ich es wert bin, dass der große Nappa sich darum kümmern muss…unsere Wege werden sich wohl kaum in naher Zukunft kreuzen“ sagte er leise, aber sein Blick war ernst. Weil beide in unterschiedlichen Klassen eingeordnet waren, unterschieden sich ihre Missionen. Es war lange her, dass Bardock einst unter Nappas Kommando gekämpft hatte. Bardock war mittlerweile selber Anführer einer Truppe und Nappa…war beschäftigt.

Beide Krieger wussten: sollte Nappa den Unterklasse-Krieger herausfordern, würde er sich auf einen harten Kampf einlassen. Bardock war dafür bekannt, nicht nachzulassen und bis zum bitteren Ende durchzuhalten. Darum war sein Name auch bei den Elite-Kriegern geläufig.

Nappa atmete tief durch und beruhigte sein aufsteigendes Temperament.

Männer in seiner Position mussten mit solchen Sprüchen umgehen können, ohne handgreiflich zu werden, sonst zeigte das nur mangelnde Selbstbeherrschung und verursachte damit einen größeren Gesichtsverlust. So etwas sollte er gerade dann nicht zeigen, wenn der Prinz bei ihm war.

„Grüße an die Familie“ sagte er mit falschem Lächeln und drehte sich um, marschierte mit langsamen, selbstgefälligen Schritten wieder in Richtung Palast; stolz auf seine Selbstbeherrschung.

„Als ob die wüssten, wer du bist“ gab Bardock zurück, laut genug, dass der Riese und der Prinz es hören konnte.

Nappa warf ihm einen wütenden Blick zu, aber der Unterklasse-Krieger wandte sich bereits ab, ging zwei Schritte und sprang dann in die Luft, wo er sich fliegend entfernte.

Nappa grummelte verärgert und schritt zum Palasttor, wo man sie breitwillig durchließ.

„Wer war der Kerl? Dieser Bardock? Warum hast du jemanden von der Unterklasse das durchgehen lassen?“ fragte plötzlich der Prinz.

Nappa hob den Kopf.

Interessant, der Junge schien gemerkt zu haben, dass Bardock kein gewöhnlicher Krieger war.

„Bardock ist für einiges bekannt. Abgesehen von seinen Markenzeichen, dem roten Stirnband, hat er unter den Unterklasse-Kriegern das höchste Powerlevel. Er könnte in die Mittelklasse aufsteigen, aber…“ Nappa verstummte.

Vegeta zog neugierig an Nappas Haare. „Aber?“ verlangte er zu wissen.

Nappa stupste die kleine Hand von seinen Haaren weg und sah sich vorsichtig um. Gut, sie waren allein. Man wusste nie, ob die Wachen mithörten und spionierten.

„Aber er hat den Sarang geschworen.“

Vegeta sah ihn neugierig an.

Nappa kratzte sich an die Wange; unsicher, ob er den Jungen mehr darüber sagen sollte.

„Hat Gurki euch über den Sarang aufgeklärt?“

„Er hat mir gesagt, dass es der höchste und seltenste Schwur ist; noch größer als ein Schwur auf Blut, Name und Ehre“ erinnerte sich Vegeta.

Nappa nickte und fuhr weiter aus. „Richtig, der Eid kann abgewandelt auch unter Kampfgefährten ausgetauscht werden, aber traditionell ist es ein Gelöbnis zwischen Mann und Frau. Beide schließen ein Bündnis: füreinander da zu sein, treu zu sein und keinen anderen Partner zu akzeptieren. Mittelklasse-Krieger dürfen keinen Sarang zu Frauen schwören. Unsere Aufgabe ist das Führen der Männer und das Kämpfen. Der Krieg ist unser Gefährte und wir dürfen uns nicht ablenken lassen. Wir sollen uns nur auf unsere Gegner konzentrieren und uns heldenhaft in die tödlichsten Kämpfe reinstürzen. Bardock müsste für einen Aufstieg seinen Schwur ignorieren und das wäre ehrlos. Er will seine Gefährtin und seine Familie nicht für eine höhere Klasse verstoßen. Darum ist er unter den Kriegern auch so bekannt. Er hat eine große Klappe, aber er weiß, was er tut und er tut es mit Ehre“ erklärte er den Prinzen.

Nappa musste es leider zugeben: er hatte Respekt vor Bardock. Sein scharfes Mundwerk war zwar schwer zu ertragen, aber seine kämpferischen Erfolge und sein Ehrgefühl imponierten ihn.

Der Junge schwieg, während er nachdachte. Nappa spürte, dass gleich weitere Fragen kommen würden und verlangsamte seinen Schritt.

„Das heißt, du wirst keine Gefährtin haben, Nappa? Was ist mit meinen Eltern? Haben sie sich den Sarang geschworen?“ fragte Vegeta.

Nappa knirschte mit den Zähnen. Der Jungen kam einer unangenehmen Wahrheit sehr nahe.

„Ich kann Frauen haben, so viel ich will, aber ich werde mich nicht um die Blagen kümmern, die dadurch entstehen. Das ist der Vorteil der Mittelklasse. Hauptsächlich ist es die Unterklasse, die sich den Sarang schwört. Für Mittel und Elite-Klasse ist es einfach unnötig.“

„Kapier ich nicht“ gab der Prinz ehrlich zu. „Wieso brauchen sie den Sarang nicht?“

Nappa stöhnte auf.

„Prinz, erinnert Ihr euch an unser Versprechen, euch alle Fragen zu Männern und Frauen an eurem 14. Geburtstag zu beantworten? Das Thema gehört dazu. Setzt es mit auf die Liste“ sprach er leidend.

Vegeta zupfte kurz und schnell ein paar Haare aus. Nappa jaulte auf.

„Es geht nicht anders. Das eine hat mit den anderen zu tun und wir haben eine Abmachung“ wich er Vegeta stummer Aufforderung aus.

Zu seinem Glück nickte der Bengel nur unzufrieden und trat mit seinen Fersen gegen seine Brust.

„Gut, dann setze ich es mit auf die Liste. Jetzt bring mich in meine Gemächer. Hüha, Nappa“ befahl er.

Die neue Bürde erduldend (und damit war nicht nur das physische Gewicht des Kindes gemeint) schritt Nappa zu den privaten Gemächern von Prinz Vegeta.

Er war froh, einige unangenehme Wahrheiten der Saiyajins fürs erste für sich behalten zu können. Prinz Vegeta war als siebenjähriges Kind noch zu jung für diese Art von Wissen.
 

Der Sarang entstand aus der Notwendigkeit der Unterklasse, ihre Partner vor Zugriffe zu beschützen.

Vor Generationen bekämpften sich die männlichen Saiyajins untereinander um die Ressourcen, darunter Nahrung und gebärfähige Weibchen.

Je stärker das Männchen, desto mehr Weibchen wollten seinen Schutz und starke Nachkommen mit ihm zeugen.

Feste Bindungen gab es nicht.

Kinder wurden gemeinsam von den Frauen aufgezogen, bis die Jungen erwachsen wurden. Die Mädchen profitierten vom Rang ihrer Mutter oder eines Partners, der sich für sie interessierte. Die Männchen mussten sich ihren Rang erkämpfen.

Es gab aber auch Fälle, wo sich die Starken für die Weibchen anderer Saiyajins interessierten, obwohl diese mit ihren schwächeren Partner glücklich war.

Es kam untereinander oft zu tödlichen Kämpfen und Vergewaltigungen, weil einst noch das unbeherrschte Gesetz des Stärkeren galt. Die gierigen Starken töteten die schwache Konkurrenz, um an ihre Weiber zu kommen, ungeachtet ihres Willens und nahmen sich, was sie wollten.

Um sich davor zu schützen, entwickelte sich der Brauch des Sarang.

Pärchen, die genau wussten, dass sie nur einen Partner akzeptieren würden, schworen sich einen heiligen Eid, bis zum Tod nur mit diesem einen Partner zusammen zu sein.

Für das Männchen bedeute es eine Verpflichtung, sich um die Partnerin zu kümmern, ihr Nahrung zu besorgen und ihre Kinder als die seinen zu akzeptieren und zu beschützen. Dafür wusste er um ihre Treue und dass die Kinder garantiert von ihm war.

Für das Weibchen war es eine Versicherung, dass ihr Partner sie nicht für andere Frauen verlassen würden und sie und ihre Kinder seinen Schutz genießen würden.

Der Sarang war ein Zeichen an all die Mitkonkurrenten, dass diese Frau ihre Wahl getroffen hatte und es kein Umstimmen gab, weder friedlich noch gewaltsam.

Wer es wagte, diesen Schwur zu stören, erhielt damit nicht nur einen, sondern zwei Gegner.

Der gewaltsame Tod eines Sarang-Partners zog die Rache des Überlebenden auf den Täter auf sich. Nur Blut konnte das vergossene Blut sühnen.

Wütende, von Rache erfüllte Saiyajin-Frauen waren die furchterregendsten Wesen, die ein Saiyajin-Mann kannte.

Krieger der Mittelklasse nutzen zur heutigen Zeit keinen Sarang. Es war ihnen offiziell sogar verboten, damit sie frei und ungehindert reisen konnten; ohne Verpflichtung sich um Weib und Kinder zu kümmern.

Sie durften natürlich mit Frauen schlafen und Nachwuchs zeugen. Waren die Kinder stark und wurden von den Kriegern als ihre Söhne anerkannt, erhielten sie einen höheren Rang, genau wie ihre Mütter und damit auch höhere Rationen. Die Mütter kümmerten sich selbst um die Aufzucht der Kinder, bis sie alt genug für die Ausbildung waren. Die Erzeuger hatten nicht das Recht, ihnen da rein zu reden. Die Mädchen erhielten den Rang ihrer Mutter und gingen ab einem gewissen Alter ihre eigenen Wege.

Die Elite-Krieger, die seltenen Kämpfer, deren Powerlevel über 8.000 lag, hatten es nicht nötig, einen Sarang zu schwören.

Ihre Position war unantastbar und kein anderer Saiyajin war so dämlich, ihr Weib anzutatschen. So etwas endete immer tödlich. Für deren Frauen bedeutete es eine unsichere Position, da sich Elite-Krieger oft mehrere Frauen gleichzeitig hielten und keine damit „ die Eine, bis zum Tode“ war.

Die Position der Königin war eine Ausnahme.

Um die Erbfolge der Königsfamilie nicht zu gefährden, wählte der König nur eine Frau aus, die ihm Treue schwor. Als Königin besaß sie eine gewisse Befehlsgewalt und diente dem König als engste Vertraute. Es würde zu Streitigkeiten kommen, wenn mehrere Frauen des Königs sich diesen Posten teilen würden, darum gab es immer nur EINE Königin.

Erwies sie sich als unfruchtbar oder zeugte keine starken Kinder, hatte er das Recht, sie zu verstoßen. Trotzdem durfte sie sich danach keinen neuen Gefährten nehmen, um keine Streitereien über die Rangfolge innerhalb der Königsfamilie zu erzeugen.

Selbst wenn das nicht der Fall war und die Königen Kinder gebar, durfte der König sich Mätressen nehmen. Kam es zu dem Fall, dass deren Kindern stärker als der Thronfolger war, entschied das alte Recht des Stärkeren über die Nachfolge.

Nappa wusste, dass König Vegeta keinen Sarang geschworen hatte.

Kein König hatte es nötig. Warum nur einer Frau die Treue schwören, wenn man sich dadurch die Freuden mit anderen Frauen versagte? Kein Elite-Krieger hatte jemals das Bedürfnis verspürt, sich nur an eine einzige Frau zu binden. So was war bislang noch nie passiert.

Es war die Pflicht eines jeden Elite-Kriegers, seine Gene zu verbreiten, so oft es ging und eine mächtige Linie von Nachkommen zu bilden.

Im aktuellen Fall hatte der König bereits einen starken Nachfolger gezeugt. Seine Mätressen hatten bislang auch keine Kinder geboren und sollte es dazu doch noch kommen, würde er sie vermutlich nicht als seine Kinder anerkennen. Keines wäre stark genug.

Ein Wunderkind wie den ersten Prinzen gab es nur alle 100 Jahre.

Aber ein extremes Wunderkind wie Paragus Sohn, Broly, gab es nur alle 1.000 Jahre.

Das alles gehörte zu den Fakten, die ein Kind noch nicht hören sollte, weshalb Nappa sie fürs Erste verschwieg.

Tatakai - das erste Turnier

Bardock war wieder da.

Wie von Gine angekündigt, stand er am Abend plötzlich auf der Schwelle.

Bulma war heilfroh, dass sie vorher noch mit Veg alles besprochen hatte.

Ihr Vater hatte für sie und dem Rest der Familie Mitbringsel in seinem Reisesack mitgebracht, die sie gebührend bewunderten: etwas neues Werkzeug und drei neue Bücher mit interessanten Bilder für Bulma, für ihre Brüder gab es Süßigkeiten und für Gine ein paar neue, scharfe Messer.

Die nächsten Tage merkte Bulma aber keine großen Veränderungen in ihren Tagesablauf.

Bardock hatte zwar frei, aber seine Freizeit nutze Radditz für sich aus.

Vater und Sohn verschwanden nun morgens zur selben Zeit und kamen erst abends wieder; oft mit Beute im Schlepptau.

Erst, wenn alle Familienmitglieder ihr abendliches Bad genossen hatten, kehrte Ruhe im Haus ein und Bulma und Kakarott durften auch etwas von der spärlichen Zeit ihres Vaters beanspruchen.

An diesem Abend waren Bardock und sein ältester Sohn wieder verschwitzt und dreckig vom Training und Jagen heimgekommen.

Während sie die Beute in der Vorratskammer verstauten, bereitete Gine das Bad vor.

Das bedeutete, dass sie warmes Wasser auf den Herd aufgesetzt hatte, damit es gerade die Jüngsten etwas wärmer hatten. Auch wenn die Temperaturen angenehm sommerlich waren, sollten sie sich nicht verkühlen. Etwas davon füllte sie in einen großen Bottich, in den sich Bulma und Kakarott reinsetzten, während die Erwachsenen im tieferen, kühleren Wasser des Badeteichs saßen. Später würden sie das restliche warme Wasser für den abschließenden Waschgang nutzen. Um den Teich hatte Gine kleine Öl-Lichter aufgestellt, deren Geruch die Insekten vergraulte und der Kerzenschein den Teich anheimelnd beleuchtete.

Bulma und Kakarott plantschen im Bottich, während ihre Eltern und Radditz ruhig im Wasser des Teiches saßen.

Bulma bemerkte mit einem leichten Zittern, dass ihr Badewasser allmählich abkühlte. Sie war froh, dass sie nicht im noch kälteren Wasser sitzen musste. Am Tag war es zwar ganz angenehm, aber nicht zur kühleren Abendzeit.

Sie griff nach der Kanne neben sich und fühlte noch etwas warmes Wasser in ihren Bottich rein.

Sie erinnerte sich, wie Veg ihr von seiner heißen Quelle geschwärmt hatte. Das hörte sich sehr angenehm an. So etwas zu haben…

„Papa, können wir nicht nach einer warmen Quelle suchen?“ überlegte sie laut.

Ihr Vater hatte ihr auch geholfen, als sie die Idee mit der Züchtung der Schleimaale vorgeschlagen hatte und einen entsprechenden Teich gebuddelt. Vielleicht ließe sich ja deswegen auch was machen?

Bardock stöhnte sehnsüchtig auf und auch Gine seufzte.

Eine heiße Quelle direkt am Haus wäre wundervoll, aber leider nicht so einfach zu realisieren.

„Es gibt offensichtliche Anzeichen für heiße Quellen. Entweder riecht es stark nach Schwefel, es dampft in der Gegend oder der Boden ist wärmer und es wachsen deshalb nur bestimmte Pflanzen dort“ erklärte Gine ihrer Tochter. „Manchmal hat man aber auch Pech und die Quelle ist einfach nur heiß und du kannst nicht darin baden, weil du dich sonst verbrühst.“

„Wir haben uns damals beim Bau der Hütte auch auf die Suche gemacht, um eine wilde, heiße Quelle zu finden“ erinnerte sich Bardock. „Leider ohne Erfolg.“

Er legte den Kopf in den Nacken und sah nachdenklich in den sternenübersäten Himmel.

Saiyajins liebten ein gutes, heißes Bad und wenn einer eine natürliche, heiße Quelle fand, musste er sich bemühen, dass sie geheim blieb. Die meisten Quellen waren aber bereits bekannt. Der starke Geruch des Schwefels sorgte dafür, dass man sie nur schlecht geheim halten konnte.

Was Bulma nicht wusste und keiner der Älteren ihr sagen wollte: es gab einige öffentliche Bäder, wo Saiyajins warme Quellen besuchen konnten. Das Königshaus hatte in seinem Palast sogar eine luxuriöse, persönliche Quelle, die sogar heilsam sein sollte.

Aber obwohl Bardock nach seinen Missionen manchmal in der Hauptstadt die Badeanstalt besuchte, damit Bulma nicht das Blut an ihm roch und Gine und Radditz das kleine Bad im nächsten Dorf, wollten sie Bulma nichts davon sagen: es wäre eine weitere Stätte der Saiyajins gewesen, von der sie ausgeschlossen wäre; eine weitere selbstverständliche Erfahrung für alle Saiyajins außer ihr.

Also waren ihre Besuche dort selten. Stattdessen traf sich die gesamte Familie in ihrem kleinen Badeteich und nutze dies für ihre gemeinsame Familienzeit. Es war eine der wenigen Möglichkeiten, die Saiyajins zur Stärkung der Familienbindung nutzten.

„Das ist schade“ murrte Bulma, die nichts vom Opfer ihrer Familie ahnte. „Können wir nicht eine riesige Wanne bauen und das Wasser darin erhitzen? So wie der Topf auf dem Herd?“

„Dann brauchen wir eine riesige Wanne, viel Wasser und eine Menge Holz zum Befeuern“ wandte ihr Vater ein.

Bulma überlegte. Kakarott klatsche ins Wasser und Bulma war von seinem Anblick abgelenkt.

„Hm, und wie wärs mit einer kleinen Wanne, wo man eng zusammen sitzt. So wie ich und Kakarott“ schlug sie vor.

„Klingt auch eng“ wandte Radditz ein.

„Hm, könnte aber auch gemütlich sein“ warf Gine ein und lächelte ihren Gefährten verschmitzt zu.

Sie setzte sich näher zu ihren Gefährten und drückte sich an ihn.

„Stell dir mal vor, wie wir beide gemeinsam ein heißes Bad genießen. Wäre das nicht himmlisch?“ ihre Augen blitzten schelmisch.

Er lächelte wölfisch zurück.

Dann rieb er sich nachdenklich das Kinn.

„Eine hohe, dichte Wanne, die vielleicht für einen Erwachsenen oder zwei Kinder passt, hm, man bräuchte dazu eine Art Ständer, wo die Wanne drauf steht. Den könnte ich aus feuerfesten Ziegeln bauen. Darunter hat man dann das Feuer, dass das Wasser beheizt...“ überlegte er laut.

„Oh, Bardock, das hört sich toll an“ freute sich Gine und legte ihren Kopf an seine Brust.

Bardocks Stirn runzelte sich.

„Schon, aber ich werde für jedes Bad frisches, sauberes Wasser besorgen müssen. Die Quelle fließt zu langsam; das heißt, ich muss das Wasser aus dem See holen…dazu immer einen Vorrat an Feuerholz…dann warten bis das Feuer das Wasser stark genug erwärmt hat…das hört sich nach viel Arbeit an“ fiel ihm auf.

„Aber ein heißes Bad nach deinem Training…das wäre doch toll. Natürlich dürftest du erst ins Bad; wenn du dich zuvor im kalten Badeteich sauber gemacht hast, sonst sitzen wir in deiner verschwitzen Brühe“ versuchte Gine ihn zu überzeugen.

Er sah sie spöttisch an.

„Verstehe ich das richtig: nach einem harten Arbeitstag, soll ICH das Wasser holen, damit IHR ein heißes Bad habt?“ fragte er nach.

Gines Augenlider wurden schmal. Sie setzte sich auf Bardocks Schoß und verschränkte ihre Hände hinter seinen Nacken. Ihre Brüste schwangen anregend vor seinem Gesicht und lenkten ihn ab.

„Nun“ hauchte sie „du bist doch der Stärkste hier, dann wirst du das bisschen Gewicht einer schweren, mit Wasser gefüllten Wanne ja wohl tragen können. Radditz kann Feuerholz schlagen und Bulma das Feuer bewachen, bis das Wasser warm ist. Jeder tut sein Teil der Arbeit.“

„Hm, und was machst du dann, mein liebes Weib?“ fragte Bardock spottend.

„Ich genieße ein heißes Bad mit meinen Gefährten und schrubbe dir sogar den Rücken“ grinste sie ihn an. Ihre Hände fingen an, seinen Nacken und Schultern zu massieren und ihre nassen, festen, kleine Brüste drückten sich gegen seine harte Brust.

Er stöhnte auf und verdrehte die Augen; hin- und hergerissen von dem guten Gefühl und der Sorge der anstehenden Arbeit.

„Du anstrengendes Weibsbild“ beschwerte er sich unter zusammengebissenen Zähnen. „Ständig hast du eine neue Aufgabe für mich.“

Gine grinste katzenhaft. Sie wusste, sie hatte ihn überzeugt.

Radditz schaute verlegen zur Seite.

Mussten seine Eltern sich ständig so peinlich benehmen?

Gut, sie taten es nur, wenn sie unter sich waren. Trotzdem fühlte er sich gerade sehr unwohl.

Er schaute zu Bulma und Kakarott, die gelangweilt in den Himmel sahen und keine Ahnung hatten, was ihre Eltern gerade taten. Er kletterte aus dem Wasser und schnappte sich sein Handtuch.

„Komm, Bulma, lass uns reingehen“ fordert er seine Geschwister auf und nahm sie schnell mit ins Haus.

Zufrieden lächelnd sah Bardock den Kindern hinterher. Seine Hand glitt zu Gines Rücken und streichelte sie; seine Finger pressten sie näher an ihn.

„Es ist wirklich praktisch, einen Sohn zu haben, der weiß, wann er verschwinden muss“ sagte er zu seiner Gefährtin. „Das lässt für die Zukunft hoffen. Einen Stubenhocker, der mir auf die Tasche liegt, wird er schon mal nicht werden.“

Gine lächelte und verstärkte den Druck ihrer Finger auf Bardocks festen Nacken. Sie beugte sich zu ihm vor und berührte seine Lippen mit ihren.

Sie hatte gerade keine Lust, über die Kinder zu reden.

Bardock erwiderte den Kuss.

Für einen kurzen Moment durchzuckte ihn die Frage, woher Bulma von der Existenz heißer Quellen wusste.

Hatte sie davon in ihren Büchern gelesen?

Aber schon bald verschwanden alle Gedanken aus seinem Kopf und er konzentrierte sich auf seine Gefährtin.
 

Am nächsten Tag trafen sich Vegeta und Bulma wieder an ihrem Lieblingsplatz am Ufer des Sees.

Beide saßen unter einem Baum mit tiefhängenden Ästen und hellgrünen, langstieligen Blättern, die einen erquickenden Geruch verbreiteten und dadurch Insekten abhielten.

Beide hatten Glück, dass sie heute ohne Anhängsel zusammen waren: Gine hatte beschlossen, Kakarott an andere Kinder zu gewöhnen und ihn für heute probeweise mit ins Dorf genommen, wo er mit anderen gleichaltrigen Kindern spielen sollte. Es war wichtig für das zukünftige Sozialverhalten, dass er mit anderen Kindern in Kontakt kam. Bislang hatte sie aber den Stärkeunterschied befürchtet, der zu Konflikten führen könnte. Anderseits musste Kakarott langsam in die Gesellschaft eingeführt werden, damit er die Regeln der Saiyajins lernte.

Bulma hatte ein paar Snacks zum Treffpunkt mitgebracht, ebenso Vegeta und seine neusten Hausaufgaben, die sie zusammen besprachen.

Vegeta genoss die friedliche Stimmung; besonders die Abwesenheit von Kakarott. Dadurch konzentrierte sich Bulma nur auf ihn.

Als sie die Hausaufgaben abgeschlossen hatten, lehnte sich Bulma an den Baumstamm und sah nachdenklich auf das ruhige Wasser. Vegeta tat es ihr gleich. Seine Augenlider flackerten müde.

„Veg, wie funktioniert das Tatakai? Wie läuft das ab? Was ist das eigentlich?“

Er drehte überrascht den Kopf und bemerkte nun Bulmas traurige Miene, mit der sie auf den See starrte.

Er erinnerte sich, wie sie ihm erzählt hatte, dass ihr älterer Bruder dieses Jahr daran teilnehmen würde; sie aber nicht zusehen durfte.

„Es ist eine langweilige Angelegenheit“ sagte er grimmig.

Überrascht von dieser Antwort drehte sie den Kopf und erwiderte seinen Blick.

Radditz war deswegen aufgeregt, aber warum gefiel es Veg nicht?

Anhand seiner Rüstung wusste sie, dass er es schon bestanden hatte.

Vegeta fuhr sich durch die Haare und fing zögerlich an zu erklären.

„Die Prüfungen beim Tatakai variieren von Jahr zu Jahr. Mal sind es Einzelkämpfe oder in Zweier-Teams oder Gruppenkämpfe. Kommt darauf an, wie stark der Jahrgang vertreten ist. Zum Schluss endet es damit, dass die restlichen Kämpfer gegeneinander antreten, um den Stärksten heraus zu finden.“

„Was für eine Art von Kampf hattest du?“

„Alle gegen alle, zur gleichen Zeit. In meinem Fall haben sich alle gegen mich verbündet und versucht, mich zu besiegen. Ich habe gegen 49 ältere und größere Kämpfer gewonnen“ erzählte er stolz.

„Aber warum findest du es langweilig?“ fragte Bulma verblüfft.

„Weil der Stärkeunterschied zu meinen Gegnern zu groß war. Es gab keinen anständigen Kämpfer“ erklärte er schlechtgelaunt.

Vegetas Laune war immer wie verhagelt, sobald er sich an diesem Tag erinnerte.

Auch er war damals aufgeregt gewesen.

Aber es endete bitter.
 

Es war der erste Tag gewesen, an dem er dem Volk offiziell vorgestellt werden sollte; so wie die anderen älteren Kinder. Es war ihre Chance, den Erwachsenen zu zeigen, dass sie zum Kämpfen bereit waren; der erste Schritt um als Erwachsener zu gelten.

Auf dem Gelände, ein traditioneller Platz außerhalb der Hauptstadt, versammelten sich die Saiyajins.

Der Mittelpunkt war die Arena, ein steinernes, rundes, zum Himmel geöffnetes Bauwerk, mit hohen Zuschauerrängen und in der Mitte der Kampfplatz.

Um das Bauwerk waren Stände und Lagerfeuer aufgebaut worden, wo die Saiyajins Essen und Getränke ausschenkten, sowie einige Marktstände für hübsche Kleinigkeiten, für die sich die Frauen interessierten.

Vegeta war damals nicht mit den anderen Jungen in einem Warteraum geführt worden, sondern hatte seinen eigenen, privaten Raum erhalten, wo er mit Nappa bis zum Beginn der Feierlichkeiten ausgeharrt hatte.

Er erinnerte sich, wie die jungen Kämpfer aufgerufen wurden; wie sie sich auf dem Innenhof versammelt hatten, umgeben von den brüllenden Zuschauern. Er war der letzte gewesen, den man in die Arena aufgerufen hatte und das Gebrüll war ohrenbetäubend gewesen.

Die Stimmung war aufgeheizt und Vegeta genoss selbstbewusst die nervösen, ängstlichen Gesichter seiner Gegner, die ihre Gefühlsregungen nicht verbergen konnten.

Er war ruhig und beherrscht gewesen, trotz seines jungen Alters und obwohl er der Kleinste gewesen war: während die Kinder staunend in die Ränge geguckt hatte, hatte er den Moment genutzt und seine Gegner gedanklich aussortiert.

Wer war der Stärkste, wer waren die Schwächsten?

Ein Gong ertönte, Stille breitete sich aus und der König begrüßte die Teilnehmer und Zuschauer und erklärte dann die kurzen Regeln.

Ein weiterer Gongschlag und es begann.

Jeder gegen jeden, alle gegen alle, so lauteten die Regel, aber es zeigte sich schnell: alle auf Vegeta.

Die Schwächsten duckten sich und hofften auf ein schnelles, gnädiges Ende, die Klügsten warteten auf eine günstige Gelegenheit, die Stärksten rannten ungeduldig auf ihn zu und griffen an und die Geschicktesten hofften auf eine Lücke, die sie ausnutzen könnten.

Er war stärker, schneller, listiger und gnadenloser.

Nachdem er den letzten Gegner kalt lächelnd aus dem Ring getreten hatte, war die Stimmung in der Arena für einen kurzen Moment gespenstisch ruhig.

Dann, langsam, nach leisem Gemurmel, brandete Beifall auf, aber Vegeta hatte das Gefühl, dass etwas seltsam war. Irritiert sah er die Zuschauer an, deren Gesichter merkwürdig enttäuscht aussahen. Doch sein Vater sah kaltblütig lächelnd von der Tribüne runter, ein stolzer Zug um den Mund; also schien alles in Ordnung zu sein.

Vegeta nahm mit siegreich gestrecktem Arm und geballter Faust den Beifall an.

Erst als er wieder in seinem privaten Warteraum zurückkehrte, wo Nappa ihn zufrieden erwartete, stellte er die Frage nach dem Warum.

Warum waren die Saiyajins so zögerlich mit ihrem Applaus gewesen?

Nappa war zusammengezuckt und Vegeta hatte geahnt, dass seine Beobachtungen richtig waren und bedrängte ihn weiter. Was verschwieg der Riese ihm?

Schließlich erzählte er es ihm…

Normalerweise dauerte ein Tatakai den ganzen Tag, aber dieses Turnier war innerhalb einer Stunde beendet gewesen.

Die Saiyajins hatten sich auf lange, spannende, ausgewogene Kämpfe gefreut, stattdessen war es zu einer Machtdemonstration der Königsfamilie verkommen.

Viele Familien waren enttäuscht, dass ihre Jungen keine richtige Demonstration abgeben konnten.

Andere waren sauer, weil sie nicht wie sonst aus Spaß auf die Jungen hatten wetten können.

Die Quoten waren zu eindeutig gewesen. Jeder mit einem Scouter hatte gesehen, dass die Differenz von Vegeta zu den anderen Kindern zu hoch war.

Es machte keinen großen Unterschied aus, ob ein Kämpfer mit einem Powerlevel von 580 gegen einen mit 650 kämpfte: Angesichts dieser kleinen Differenz konnten Taktik, Durchhaltevermögen und Erfahrung und manchmal etwas Glück entscheidend sein.

Aber keiner der Jungen war stärker als 800 gewesen, während Vegeta damals bereits die 3.000-Grenze erreicht hatte. Eine zu hohe Differenz, die selbst die älteren Kinder nicht aufholen konnten.

Der Sieger war damit schon entschieden gewesen, bevor der Kampf begonnen hatte.

Der Sinn des Tatakai war damit hinfällig gewesen. Nun begannen sich die ersten Saiyajins sogar zu fragen, ob man überhaupt noch ein Tatakai führen sollte.

Natürlich hatte Vegeta es selbst auch gespürt: Selbst die Saibamen aus seinem üblichen Training waren eine größere Herausforderung als die jungen Saiyajins.

Aber er hatte gedacht, das wäre der Sinn eines Tatakais: seine Stärke vor dem Stamm zu beweisen und das hatte er getan.

Warum machte man ihm dann diese stummen Vorwürfe?

Was dachte sich denn dieses dumme Volk?

Sollten sie nicht froh sein, dass er, der Prinz, so stark war?

Es war doch nicht seine Schuld, dass ihre Kinder so schwach waren und sich so leicht besiegen ließen.

Hätte er Nachsicht zeigen sollen? Das wäre doch eine größere Schmach für die Verlierer gewesen.

Nappa hatte beruhigend die Hände gehoben und darauf gewartet, bis der Junge seinen Frust herausließ. Erst als der Prinz schwer atmend, immer noch erzürnt, nun aber still war, konnte Nappa weitersprechen.

„Stark zu sein ist kein Fehler“ hatte der Riese ihm ruhig erklärt. „Aber, das ist nicht das Entscheidende in einem Tatakai. Jeder Saiyajin kann kämpfen, aber erst in einem richtigen, ernsthaften Kampf wie es der Tatakai darstellen soll, gegen einen gleich starken Gegner, kann ein Krieger zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Pure Kraft? Oder Stratege? Jemand, der sich nur aufs Glück verlässt? Oder ist er einer, der die Zähne zusammen beißt, den Schmerz besiegt und weiter macht. Es ist für die Zuschauer jedes Jahr ein spannendes Ereignis, aber das heute…das war kurz und schnell. Zu schnell.“

„Aber Vater…er sah so zufrieden mit mir aus“ sagte Vegeta leise und unsicher.

Nappa nickte. „Eure Stärke hat ja auch seine Position bewiesen. Jeder seiner Konkurrenten wird es sich dreimal überlegen, ob er es mit der Königsfamilie aufnehmen will. Ihr seid sogar stärker als die meisten Erwachsenen und habt noch lange nicht die Grenze erreicht. Niemand weiß, wie mächtig Ihr noch werden könnt.“

Vegeta ballte frustriert die Hände zusammen.

„Das heißt, wenn ich einen richtigen, ebenbürtigen Gegner gehabt hätte…jemanden, mit dem ich mich wahrlich hätte messen können und der Kampf länger verlaufen wäre…wären die Leute zufrieden gewesen?“

Nappa zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“

Vegeta knurrte enttäuscht.

Der Tag verlief nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Der Sieg hat einen bitteren Beigeschmack bekommen.

Es war ihm zwar lieber, Nappa erzählte ihm die bittere Wahrheit als süße, mitleidsvolle Lügen, aber dadurch war ihm der Spaß an dieser Sache genommen worden.

Sein Vater hatte ihn erfolgreich für seine Zwecke benutzt; deswegen war er so zufrieden gewesen.

Wie es seinen Sohn damit ging, interessierte ihn nicht.

Darum also hatte sich der König für eine Battle Royal entschieden: um jeden Zuschauer zeigen zu können, wie stark der junge Prinz war. Eine eindeutige Demonstration.

Für Vegeta war das ein Schlag gegen seinen Stolz gewesen, der besonders in den nächsten Tagen litt.

Sein Vater erklärte ihm, dass seine erste Mission auf den Planeten Moors gehen würde, um dort die Schleimaale auszurotten.

Die erwachsenen Krieger sahen das jüngste Mitglied der Mannschaft misstrauisch an und wussten nicht, ob er sich als Klotz oder Hilfe erweisen würde, angesichts seines jungen Alters und seiner Unerfahrenheit. Viele von ihnen lächelten ihn falsch an und verbeugten sich, machten sich aber hinter seinem Rücken um den „kleinen Spielzeug-Soldaten“ lustig.

Vegeta war ein Kind und in vielen Dingen unwissend, aber er war nicht dumm. Er redete nicht viel, sondern hörte lieber zu, beobachtete und zog seine Schlüsse.

Die Erwachsenen, die es wagten, ihn anzulügen, würden es eines Tages bereuen. Er vergaß es nicht.

Vegeta gab es ungern zu, aber Typen wie Bardock, die ihm furchtlos und ehrlich ihre Meinung in sein Gesicht sagten, waren ihn da lieber als Heuchler.

Einer der Gründe, warum er Bulma mochte. Sie wusste zwar nichts über seinen Rang, kannte aber seine Stärke.

Trotzdem blieb sie furchtlos und beugte sich nicht: Eigenschaften, wie sie nur ein wahrer Saiyajin zeigte.
 

Bulma sah dabei zu, wie Veg mürrisch seine Arme vor der Brust verschränkte und auf das Wasser starrte; seine Augenbrauen waren spitze, missbilligende Pfeile.

Sie verstand den Grund für seinen Groll nicht, aber sie war froh, dass er vor ihr nicht mit dem Tatakai angab.

Sie erhielt dadurch das Gefühl, als ob sie auf dieses Erlebnis auch gut verzichten könnte. Gleichzeitig verspürte sie das Bedürfnis, den Jungen neben sich zu trösten. Sie rückte näher an ihn heran und lehnte ihren Kopf vertrauensvoll an seine Schulter.

Sie spürte, wie er sich ein wenig verspannte; unsicher, wie er auf diesen Körperkontakt reagieren sollte. Beide atmeten langsam und vorsichtig ein und aus und warfen sich vorsichtige Blicke aus den Augenwinkeln zu.

Als Vegeta ihr kleines, verschwörerisches Lächeln sah, hüpfte sein Herz für einen Augenblick und er wandte hastig den Blick ab. Trotzdem konnte er ihre Wärme an seiner Seite spüren und ihm gefiel, wie vertrauensvoll sie sich an ihm schmiegte. Unwillkürlich blähte sich seine Brust stolz auf.

Bulma schloss entspannt die Augen. Sie wusste, dass Veg auf sie aufpassen würde.
 

Am Abend kehrte Bulma alleine wieder heim.

Kaum war die Hütte in Sichtweite, als sie lautes Kinderschreien hörte. Alarmiert eilte sie den Rest des Weges hinauf und fand ihre Mutter dabei, wie sie erfolglos versuchte, Kakarott zu beruhigen.

Sie presste das weinende Kind hilflos an sich und versuchte ihn wie üblich mit süßen Worten und ein paar getrockneten Fruchtstücken zum Aufhören zu bringen, aber erfolglos.

Als Kakarott seine Schwester an der Türschwelle stehen sah, hörte er sofort mit dem Weinen auf.

„Mulaah, mulaah“ flehte er leise.

Gine stutzte, dass ihr jüngster Sohn so plötzlich aufhörte und folgte seinem Blick, wo sie ihre Tochter sah. Erleichtert stöhnte sie auf.

„Gut, du bist hier, Bulma. Bitte halte mal deinen Bruder. Ich glaube, er hat dich heute sehr vermisst“ seufzte sie und Bulma nahm ihr den Jungen ab.

Langsam bildete sich ein Lächeln in Kakarotts Gesicht.

„Hat er endlich aufgehört? Es ist so still?“ Bardock tauchte plötzlich in der Eingangstür auf.

Gine warf ihm und ihren ältesten Sohn, der hinter seinen Vater stand, böse Blicke zu.

Die beiden hatten sich während Kakarotts Heultirade im Wald versteckt.

Kopfschüttelnd schaute sie auf Kakarott, der nun beruhigt an seinen Daumen nuckelte, während ihn Bulma festhielt.

„So geht das nicht, Bardock“ beschwerte sich Gine und der Krieger zuckte mit schlechtem Gewissen zusammen. Doch Gine meinte nicht seine Flucht, sondern etwas anderes.

„Heute war Kakarotts erster und vermutlich letzter Tag in einer saiyanischen Kinder-Gruppe. Er hat die ganze Zeit nur geschrien und die anderen Kinder attackiert und gebissen. Die Mütter, die heute fürs Aufpassen zuständig waren, haben mich beim Abholen mit bösen Blicken zugeworfen.“

Bardock nahm Bulma das Kind aus den Armen und hob ihn hoch.

„Ist das wahr, Kakarott? Hast du jeden zum Heulen und Zittern gebracht? Das ist mein Sohn!“

Kakarott quietschte und lachte auf.

„Ja, toll, dann kannst du deinen Sohn die nächsten Tage mal mitnehmen. Ich denke, er ist viel zu sehr auf Bulma fixiert, weil die beiden in letzter Zeit so oft zusammen gewesen waren“ ärgerte sich Gine. „Wir haben uns zu sehr darauf verlassen, dass Bulma immer auf ihn aufpasst und jetzt haben wir den Salat. Wir müssen etwas tun.“

Bardock zuckte erschrocken zusammen und beeilte sich, den Jungen wieder an Bulma zurückzugeben. Kakarott strampelte lachend auf und rief wieder „Mulaah, Mulaah“.

„Das hat er heute wohl die ganze Zeit geschrien“ erzählte Gine. „Aber niemand wusste was „Mulaah" und „Veg-Veg“ bedeuten.“

Bulma zuckte leicht zusammen. Ihr war es klar. So ein Mist!

„Hm, endlich mal die ersten Worte und dann so ein Unsinn“ murmelte Radditz.

„Es scheint sich bei dem einen Wort jedenfalls um Bulmas Name zu halten und dann müssen wir aufpassen. Was, wenn sich die andere wundern, was "Mulahh" bedeutet und Kakarott ihnen das erzählt“ sorgte sich Gine. „Er ist noch sehr unschuldig, aber er fängt an zu sprechen und eh wir es versehen, hört er nicht mehr auf und erzählt von Dingen, die andere nicht wissen sollten. Das könnte gefährlich werden.“

Gine massierte sich die Schläfen, um die ersten Kopfschmerzen zu vertreiben. Sie hatte gehofft, dass Kakarott Freunde finden würde oder wenigstens in der Gruppe beschäftigt war, aber er war noch zu jung. Aber wenn er noch mehr Zeit mit seiner Schwester verbrachte, würde die Fixierung auf sie nicht besser werden. Außerdem war sie der Meinung, dass Bulma nicht ihre ganze Zeit mit Babysitten verbringen sollte. Sie war schließlich auch noch ein Kind und sollte ihre Kindheit genießen.

Hilfesuchend sah sie ihren Gefährten an.

Knurrend kratzte er sich den Kopf und kniff die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete, nickte er entschlossen.

„Gut, ich nehme ihn mit, wenn ich mit Radditz trainiere“ stimmte er zu. „Bis zum Tatakai passen wir auf ihn auf. Vielleicht lernt er ja was von uns, wenn er beim Kämpfen zusieht.“

Gine nickte zustimmend. Nicht wegen Bardocks unrealistischer Hoffnung, aber zufrieden, dass ihr Gefährte half.

„Gut, ich werde nachfragen, ob man meine Stunden reduzieren kann. Dann kann ich früher nach Hause kommen“ sie bückte sich und streichelte ihre Tochter aufmunternd über die Wange.

„Bulma, du machst das toll, aber ich finde, etwas Zeit für dich brauchst du auch. Ich werde dann bald früher Zuhause sein und dann können wir drei etwas gemeinsam machen.“

„Und Radditz und Papa?“ fragte Bulma neugierig.

Gine verdrehte die Augen und warf den Mann und dem Jungen böse Seitenblicke zu.

„Dein Papa ist nach dem Tatakai wieder unterwegs und Radditz wird auch bald aus dem Haus sein. Bis dahin könnten sie ein bisschen Zeit mit ihrer Familie verbringen, aber das den Männern zu erzählen…das trifft nur auf taube Ohren.“

Bardock und Radditz machten noch nicht mal den Anschein, als würde ihnen das leidtun.

Bulma sah erschrocken zu ihrem großen Bruder und dann wieder zu ihrer Mutter.

„Was soll das heißen, Radditz ist bald aus dem Haus? Sehe ich ihn nie wieder?“ fragte sie besorgt. Auch wenn sich die Geschwister in letzter Zeit wenig gesehen hatten, war Radditz doch ein Teil ihres Lebens. Was sollte sie tun, wenn er nicht mehr im Bett nebenan schlief?

Gine kratzte sich verlegen die Wange und Radditz und Bardock wichen Bulmas traurigen Blick beschämt aus. Sie waren zu feige gewesen, das Mädchen darüber zu informieren.

„Wenn Radditz das Tatakai besteht, dann ist er ein Krieger der 1. Stufe. Dann kommt er zu den Rekruten und wird ausgebildet“ erklärte ihr Vater. „Die Rekruten wohnen in einer Ausbildungsbasis auf dem nächstgelegenen Planeten. Die Ausbildung dauert im Durchschnitt drei Jahre, aber erst im zweiten Jahr dürfen die Jungen wieder auf den Planeten Vegeta zurückkommen. Das erste Jahr dient der Ausbildung des Körpers, das zweite dem Gehirn, das dritte der Erfahrung.“

Interessiert über diese neue Information sah Bulma ihren Vater an. Radditz machte dagegen ein mürrisches Gesicht. Über die Ausbildung hatte er sich noch keine großen Gedanken gemacht, aber es würde noch härter als sein jetziges Training werden. Besonders das zweite Jahr bereitete ihm Sorgen.

Zwar war er dann wieder in der Heimat und könnte seine Familie manchmal sehen, aber jeden Tag musste er neben seinen Training auch Dinge wie lesen, schreiben, rechnen lernen

Das hörte sich langweilig und anstrengend zugleich an.

Lesen!

Ihn überkam ein Schaudern bei den Gedanken, ein Jahr nur mit Lesen zu verschwenden. Seine Mutter und Bulma beherrschten es gut und hatten es ihm beigebracht, aber niemals würde er seine Freizeit freiwillig mit einem Buch verbringen.

Radditz besaß damit einen Vorteil gegenüber Gleichaltrigen, die sich bislang noch gar nicht damit beschäftigt hatten. Trotzdem forderte es ihn nicht heraus, sein Wissen zu vertiefen. Stundenlang still da zusitzen, nur mit einem Buch vor der Nase…er hatte keine Ahnung, wie seine Schwester die Geduld dazu aufbringen konnte.

Besorgt sah er Bulma an und befürchtete anhand ihrer traurigen Miene einen weiteren Heulanfall, aber Bulma beherrschte sich.

„Dann werde ich also nicht mehr mit Radditz spielen können“ stellte sie enttäuscht fest.

Wie sie es befürchtete hatte: ihre Familie ließ sie allein. Ihr Vater war ständig auf Mission, Radditz würde bald verschwinden und ihre Eltern überlegten, ihr auch noch Kakarott weg zu nehmen.

Zwar plante ihre Mutter früher heim zu kommen, aber würden sie dadurch mehr Zeit miteinander verbringen oder wäre sie mit anderen Dingen beschäftigt?

„Vielleicht kann ich euch manchmal besuchen“ versuchte Radditz sie aufzumuntern, aber er bemerkte wie Bardock eine ablehnende Grimasse zog. Anscheinend war das nicht möglich und er sollte seiner Schwester keine falschen Versprechen geben.

Bulma nickte nur bekümmert und schien ihm auch nicht zu glauben.

„Ich bin müde. Ich gehe ins Bett“ sagte sie zu ihrer Mutter gewandt.

„Was ist mit Abendessen?“ fragte Bardock besorgt und sah dabei zu, wie sein kleines Mädchen die Treppe hoch hing.

„Kein Hunger“ hörte er sie murmeln.

Bardock und Gine warfen ihrem Sohn stumm einen befehlenden Blick zu. Als er nicht reagierte, räusperte sich Bardock drohend und deutete mit einem Nicken nach oben. Radditz verstand endlich und eilte nach oben ins Kinderzimmer, um seine Schwester zu trösten und wenigstens noch etwas Zeit mit ihr zu verbringen.
 


 

Drei Tage vor dem Tatakai…

Bulma fand es seltsam, die Tage nun ohne Kakarott zu verbringen, weil ihr jüngster Bruder nun von ihrem Vater mitgenommen wurde. Es war stiller, einsamer, ruhiger und sie konnte ihre Zeit verplanen, wie sie es wollte. Lesen, im Garten arbeiten, mit den fremden Maschinen und Werkzeug spielen, dass ihr Vater mitgebracht hatte, neue Rezepte ausprobieren und es selbst essen…

Ein wenig eifersüchtig war sie aber schon, dass sie nicht zu Radditz Trainingsplatz mit durfte. Zu gerne hätte sie wenigstens gesehen, wie die beiden gegeneinander kämpften. Vielleicht hätte sich ihr Vater erbarmt und ihr ein paar Tricks beigebracht…aber sie erinnerte sich noch zu gut an seine Absage, als sie ihn vor einem Jahr deswegen mal gefragt hatte.

Auch das Fliegen wollte man ihr nicht beibringen.

Sie wanderte durch den Wald, beobachtete das Wachstum ihre kleinen, weißen Schleimaale und fing ein paar für das Abendessen.

Während sie schon mal ein paar Gerichte für das Abendessen vorkochte, dachte sie über die Möglichkeiten nach, sich einen eigenen Trainingsplan zu erstellen. Sie wusste aber nicht, womit sie anfangen sollte.

Ihre Familie war der Meinung, dass sie zu schwach für ein Training war; eine zerbrechliche Saiyajin. Sogar die Freunde ihres Vaters und Veg waren dieser Meinung.

Ihre Komplexe wegen ihres schwachen Körpers erhöhten sich dadurch nur.

Missmutig rührte sie im großen Topf und schnitt Früchte klein, die sie in eine Schüssel aufschichtete.

Gut, dann war sie halt klein, schwach und blau, aber dafür konnte sie Dinge, die weder Radditz noch Veg verstanden.

Sie konnte gut kochen, gärtnern, half Veg bei seinen Hausaufgaben, hatte vor kurzem das störende Geräusch in Onkel Tomas Scouter erfolgreich repariert, für ihren Vater ein Set neuer, roter Stulpen eingefärbt, für Tante Selypa ein rosa Trikot genäht, weil sie von der Farbe ihrer Tunika so begeistert war…trotzdem war sie unzufrieden, weil es für die Saiyajins nur wichtig war, wie stark jemand war und das sein Aussehen „Normal“ war.

Zählten denn all die anderen kleinen Dinge nichts? Sie war immer der Meinung gewesen, dass sie auch eine wichtige Aufgabe in ihrer Familie erfüllte. Ihre Mutter freute sich doch, dass sie sich um Kakarott kümmerte und das Essen koch. Trotzdem nahm man ihr den einzigen, ständigen Begleiter weg. Radditz würde sie auch bald verlassen und Vater mit seinen Kameraden wieder ins All verschwinden, während ihre Mutter im Dorf ihre Arbeiten erledigte.

Wer blieb denn dann noch übrig?

Nur Veg, aber den sah sie nur noch einmal in der Woche.

Sie erschrak bei dem Gedanken, dass sie ganz allein wäre, wenn Veg auch verreisen würde.

Er hatte manchmal solche Andeutungen gemacht: dass er schon auf Missionen gewesen war und sich auf seine nächste freute.

Bulma biss sich auf die Lippen und verdrängte mit aller Macht die Tränen, die langsam bei dem Gedanken aufstiegen, dass sie vielleicht bald einsam vor sich hinvegetieren würde.

Dann, trotzig, schüttelte sie den Kopf.

Das könnte ihrer Familie so passen: sie würde sich nicht von ihnen abhängig machen.

Eines Tages wäre sie stark und selbstständig und würde diesen Ort verlassen.

Sie würde in die Hauptstadt gehen, andere Saiyajins sehen und vielleicht sogar mal den Planeten verlassen. Sie stellte sich vor, wie sie all die fremden Planeten besuchen würde, von denen sie in ihren Büchern las; die fremden Rassen sehen würde, neue Dinge erkunden würde…ihr Herz schlug aufgeregt bei diesem Gedanken.

Sie hatte ihr Lebensziel gefunden.

Dort draußen würde sie ihren Platz finden, aber nicht hier. Sie würden sich mit diesem kleinen Ort nicht zufriedengeben. Sollten die anderen Saiyajins so engstirnig sein, wie ihre Eltern es behaupteten, dann hatte sie vielleicht keinen Platz auf diesen Planeten.

Sie hörte, wie jemand vor der Haustür landete und aufgeregtes Gemurmel. Neugierig verließ sie ihren Platz am Herd und ging nach draußen.

Ihre Eltern und Radditz standen draußen und ihr großer Bruder präsentierte stolz seine neue Kleidung.

Anstelle des üblichen, braunen Hemdes und Hose trug er eine neue, braune Rüstung mit ausladendem Schulterpolster, schwarze Shorts und neue, weiße Stiefel. Prahlerisch drehte er sich vor seiner Schwester, während seine Eltern unbemerkt genervt mit den Augen rollten.

Sie sahen dabei zu, wie Bulma vorsichtig Radditz neue Kleidung berührte und hofften darauf, dass ihre Tochter kein neues Verlangen entwickelte, ebenfalls mit zum Tatakai zu kommen. Radditz Prahlerei könnte wie Öl in das Feuer ihres Trotzes sein. Aber zu ihrer Überraschung blieb ihre Tochter entspannt, lobte den neuen Panzer und wie gut er ihrem Bruder stand.

Bardock und Gine blieben misstrauisch. Das verlief zu gut.

Bardock entschied sich, Bulma abzulenken, bevor der kleine Idiot Radditz sich wieder verplapperte und seine Tochter wieder einen Wutanfall bekam und sich ihre Haare abschnitt: ihre Haare waren endlich wieder länger geworden und so sollte es bleiben.

„Schau mal, Bulma, was wir auch noch mitgebracht haben“ er deutete auf eine metallene Wanne, die hinter ihm stand. Neugierig trat Bulma näher und betrachtete sie. Der Rand war so hoch, dass sie sich auf Zehenspitzen stellen musste, um reinzugucken. Innen war sie mit einer seltsamen, schwarzen Folie bedeckt. Die Wanne war groß genug, dass ein großer Erwachsener wie ihr Vater mit angezogenen Knien oder drei Kinder in ihrer Größe sich reinsetzen konnten.

„Wir haben letztens über die Idee mit der Wanne für heißer Bäder gesprochen“ erklärte ihr Vater. „Ich habe mit Toma und den anderen daran gearbeitet. Mal sehen, ob es funktioniert. Die Folie verhindert, dass Wasser ausläuft und damit man nicht direkt auf dem heißen Metall sitzt. Das könnte sonst einem den Hintern verglühen. Ich werde noch den Ofen bauen, auf dem die Wanne drauf sitzt und dann kannst du mit deinem Vater gemeinsam baden. Na, hört sich das nicht toll an? Dann werden wir immer zuerst im frischen Wasser baden.“

Als Oberhaupt der Familie stand ihm natürlich diese Position zu: er würde als Erstes im sauberen, heißen Wasser baden.

Stolz präsentierte er seiner Tochter sein Geschenk.Jetzt war es nur Gine, die ihre Augen verdrehte. Warum mussten männliche Saiyajins ständig angeben?

Bulma legte den Kopf schief und verstand nicht, warum ihr Vater darauf so stolz war. Schließlich hatte sie bislang immer warm gebadet, dank den Bottichen in ihrer Größe.

Sie blieb daher ruhig und sagte nur „Aha…“.

Bardock zuckte zusammen bei der überraschend kühlen Reaktion seiner Tochter und Gine konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen.

Gut so, Männern durfte man es nicht zu leicht machen, sonst hoben sie wegen der heißen Luft in ihren Köpfen von allein ab.

„Freust du dich nicht?“ fragte Bardock enttäuscht, der auf eine ähnliche Reaktion gehofft hatte, wie sie es für Radditz Rüstung gezeigt hatte.

„Doch, es ist toll…glaube ich. Aber ich bade lieber mit Mama“ stellte Bulma fest. „Oh, ich habe schon das Abendessen auf den Herd. Ich muss den Topf runternehmen“ fiel ihr ein und sie rannte schnell wieder ins Haus.

Verblüfft, enttäuscht und mit offenem Mund sah Bardock seiner Tochter hinterher.

Nach einer erklärenden Antwort sehnend, drehte er sich zu seiner Gefährtin um, die leise schadenfroh kicherte.

„Tja, Bardock, deine Tochter kommt ins Trotzalter. Sie will nicht mehr so viel Zeit mit ihrem Vater verbringen“ erklärte Gine mit hämischem Lächeln. „Zum Glück ist sie nur auf dich sauer. Mich mag sie noch“ fügte sie hinzu und genoss Bardocks erschüttertes Gesicht.
 

Tag des Tatakai…

Radditz, Gine, Bardock und Kakarott; alle in ihrer besten Kleidung beziehungsweise saubersten Rüstung, flogen bereits früh am Morgen los.

Bulma war mit ihnen aufgestanden, um Radditz Glück zu wünschen und wenigstens gemeinsam mit ihrer Familie zu frühstücken.

Radditz bemerkte bei ihrer Umarmung, wie traurig und enttäuscht sie aussah, auch wenn sie niemanden mehr die Ohren volljammerte.

Er erkannte: Bulma verkniff es sich, damit er kein schlechtes Gewissen bekam und sich auf seinen ersten großen Kampf konzentrieren konnte. Fest umarmte er seine kleine Schwester und drückte dann ihre Schultern, während er ihr tief in die Augen sah.

„Ich verspreche dir, ich werde siegreich sein“ gelobte er. Er würde sich nicht mit einem Platz in der Mitte zufriedengeben, sondern nach der Spitze streben.

All die Opfer in den letzten Wochen, zu denen er auch seine Schwester zählte, sollten nicht umsonst sein.

Sie nickte ihm zu und zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln.

Doch es verschwand in dem Moment, als ihre Familie fortflog und sie allein ließ. Müde setzte sie sich an den unaufgeräumten Küchentisch und spielte mit den Krümeln. Sie stellte sich vor, wie sich alle Saiyajins an einem Ort versammelten und die neuen Krieger anfeuerten.

Wie ihr Bruder sich gegen andere Gleichaltrigen schlug.

Wie stolz ihre Eltern auf ihn waren und wie jeder sie für ihren tapferen Sohn lobte.

Niemand wusste aber von der blauhaarigen Tochter, die alleine zu Hause einsam am Küchentisch saß.

Sie strich sich schnell die erste Träne weg, die verräterisch hochkam und konzentrierte sich aufs Saubermachen, um sich abzulenken. Sie erledigte den Abwasch, räumte die schmutzigen Sachen auf und kehrte den Boden. Als aber nichts mehr zu erledigen war, konnte Bulma nichts anders tun, als sich erschöpft auf das Sofa fallen zu lassen und leer an die gegenüberliegende Wand zu starren.

Sie hatte auf gar nichts Lust. Sie fühlte sich schlapp und energielos und nichts, gar nichts, konnte sie von diesem Platz bewegen.

Sollte ihre Familie doch Spaß haben. Sie würde hier vor sich hinmodern.

Ihre Augen schlossen sich langsam, während ihr Körper kraftlos in die Kissen versackte.

„Steh auf, Bulma, lass uns raus gehen“ befahl eine herrische Stimme.

Erschrocken öffnete sie die Augen und sah Veg vor sich stehen, die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick mürrisch.

„Warum bist du hier? Ich dachte, du wärst auch…“ stammelte Bulma erschrocken.

„Ich hab’s dir doch gesagt: es ist eine stinklangweilige Veranstaltung. Da bin ich lieber hier. Komm, ich habe auch etwas zum Essen mitgebracht. Wenn alle unterwegs sind, können wir wieder in die Berge fliegen und dort wieder picknicken“ überredete er sie und zeigte ihr den Beutel mit Leckereien, die er für sie aus der königlichen Küche gestohlen hatte.

Langsam kam das alte Funkeln in ihre blauen Augen wieder zurück und ihre Lippen formten sich wieder zu einem Lächeln. Nun wieder energiegeladen, sprang Bulma auf und nahm die Hand, die Veg ihr entgegenstreckte.

Er nahm sie in seine Arme, sie schlang ihre Hände um seinen Nacken und gemeinsam flogen sie los in Richtung der Bergkette.
 

Später Abend, Ende des Tatakai…
 

Ein paar Kilometer vor ihrer Hütte landeten Bardock, Radditz und Gine, die den schlafenden Kakarott auf den Arm trug, im Wald und gingen zu Fuß weiter. Es war Bardocks Idee, den letzten Rest des Weges zu Fuß zu gehen, damit der aufgeregte Radditz sich etwas beruhigen konnte.

Der Tag war lang gewesen und der Junge vibrierte geradezu vor Adrenalin. Etwas Bewegung und die frische Waldluft würden ihn vielleicht beruhigen, bevor sie zu Hause ankamen.

Radditz war mit Kratzern, blauen Flecken und Staub bedeckt, seine Haare waren verfilzt, seine neue Rüstung sah etwas lädiert aus, aber das kümmerte den Jungen nicht. Nur ein einziger Gedanke beherrschte ihn.

Er hatte gewonnen.

Er, Radditz, Bardocks Sohn, war der Gewinner des diesjährigen Tatakai. Sein Name würde damit in die Annalen eingehen und seiner Meinung nach, war dies erst der Anfang.

Es gab nur zwei Kleinigkeiten, die seinen Sieg trübten: Bulma war nicht da gewesen, um seinen Sieg zu beobachten und Prinz Vegeta ebenfalls nicht. Zu gerne hätte er den Prinzen beeindruckt, aber aus unerklärlichen Gründen war er nicht aufgetaucht. Sein Vater wusste aber, dass der Prinz auch beim letzten Turnier nicht zugesehen hatte: es schien ihn nicht groß zu kümmern, wer die Sieger waren, da er sie trotzdem nicht als Konkurrenz sah, angesichts seiner immensen Stärke.

Egal, er hatte gewonnen.

Bardock sah grinsend dabei zu, wie sein Sohn neben ihm aufgeregt durch den Wald hüpfte, während Gine ihnen folgte. Auch er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Für Radditz Zukunft sah es erfolgversprechend aus.

„Hast du gesehen, wie ich ihn ausgetrickst habe“ sprudelte es zum wiederholten Mal aus Radditzs Mund, während er haarklein die Aktionen beschrieb, die zum Sieg führte. Sein Vater nickte geduldig, obwohl er innerlich die Augen verdrehte. Er war da gewesen und hatte alles gesehen; was brauchte er da die zigmaligste, blumige Beschreibung. Der Junge sollte das lieber seine Schwester erzählen und ihn nicht mehr volllabern. Aber man hatte nur einmal sein Tatakai im Leben, also blieb er unüblich geduldig.

„Aber eines ist seltsam…“ fiel Radditz etwas auf. Fragend sah er seinen Vater an. „Mein letzter Gegner, dieser Tales…warum sieht er dir und Kakarott so ähnlich?“

Bardock zuckte zusammen und aus den Augenwinkeln sah er vorsichtig nach hinten zu seiner Gefährtin, deren böse Blicke Brandlöcher in seinen Rücken brannte. Zeitgleich mit Radditzs Frage war ihre Stimmung gekippt und sie starrte ihn misstrauisch an.

Radditz wusste nicht, dass seine Eltern sich den Sarang geschworen hatten und Untreue damit vom Tisch war, aber er sollte es besser noch mal betonen, sonst würde seine Gefährtin noch das Schlimmste von ihm vermuten.

„Radditz, ich habe in meinen Leben nur drei Kinder gezeugt: dich und deine Geschwister und damit bleibt es auch“ fing er an. „Aber mein Vater und mein Großvater…nun, zu ihrer Zeit war das Leben anders, härter, kürzer und man hat jede Gelegenheit genossen, die sich gegeben hat. Von einer festen Partnerin weiß ich nichts, nur, dass sie genommen haben, was sie kriegen konnten.“

Radditz sah ihn unverständlich an.

Bardock seufzte und kratzte sich den Kopf.

„Es kann gut sein, dass wir alle zur selben väterlichen Linie gehören“ erklärte er. Aus dem Augenwinkel sah er beruhigt, dass sich seine Gefährtin wieder entspannt hatte.

„Also ist Tales so etwas wie mein Cousin…muss ich nett zu ihm sein, weil wir zur selben Familie gehören?“ fragte Radditz bestürzt.

Bardock lachte laut und schallend auf.

„Niemals. Nur die Kraft zählt, nicht das Blut“ feixte er. „Wenn Tales dich herausfordert, kannst du ihn mit voller Kraft besiegen. Nimm keine Rücksicht auf deinen Gegner, selbst wenn es dein eigener Bruder ist. Das ist es, was einen saiyajinischen Krieger ausmacht. Es gibt keine freiwillige Unterwerfung“ er klopfte seinem Ältesten kräftig auf die Schulter.

Radditz erwiderte das Grinsen seines Vaters.

Vorfreudig ballten sich seine Fäuste.

Schon bald würde er seinen Einberufungsbescheid erhalten und auf den nächstgelegenen Planeten zur weiteren Ausbildung fliegen.

Dort, so plante er es jedenfalls, würde er seine Position als bester Rekrut ausbauen.

Harte Kämpfe erwarteten ihn. Einige Verlierer des Turniers hatten ihn bereits als den Stärksten anerkannt, andere würden weiterhin versuchen, ihn anzugreifen, um sich eine bessere Position zu sichern. Er hatte es nun mit Gegner über und unter ihm zu tun, gegen die er sich durchsetzen musste.

Seine Gedanken wanderten zu seinem letzten Gegner, diesen Tales, gegen den er nur knapp gewonnen hatte. Sein Gesicht war dem von Kakarott sehr ähnlich gewesen, bloß dass ihm sein unschuldiges Lächeln und die fröhlichen Augen gefehlt hatten. Der Junge war stärker gebräunt gewesen, ein gut trainierter Körper in violetter Rüstung, seine Augen wachsame Schlitze und er hatte den Fehler gemacht, Radditz mit einem höhnischen Lächeln heraus zu fordern. Irgendetwas an seiner Haltung hatte Radditz unglaublich provoziert und den Entschluss gefestigt, den miesen Scheißkerl zu besiegen.

Radditz sah zu seinem Vater hoch.

Vielleicht lag es auch an dessen Ähnlichkeit mit dem Jungen, dass er so stark auf Tales reagiert hatte. Bardock war sein großes Ziel, den er eines Tages übertreffen wollte.

„Was ist, Bengel?“ knurrte Bardock, dem Radditz grüblerischer Blick zu ihm aufgefallen war.

„Vater…Bardock, eines Tages bin ich stärker als du“ Radditz Stimme war voller Selbstbewusstsein.

Gine stutzte bei der veränderten Anrede und Bardock zog arrogant einen Mundwinkel hoch.

Mit dem Bestehen des Tatakais hatte Radditz den ersten Schritt auf den Weg des Kriegers gemacht, was bedeutete, dass er alle Männer in seiner Umgebung als potenzielle Konkurrenten betrachtete. Das galt sogar für Brüder und den eigenen Vater.

Radditz nannte ihn nun bei seinen Namen, als Zeichen, dass er seinen Vater damit auch als Gegner ansah.

Ein gefährliches Funkeln erschien in Bardocks Augen.

Der Junge sollte nicht glauben, dass sein Vater ihn bei einem ernsthaften Kampf verschonen würde. Freiwilliges Aufgeben oder Mitleid gab es nicht bei den Saiyajins; jede Herausforderung wurde ernst genommen und sogar der eigene Sohn nicht verschont, wenn er glaubte, er wäre stark genug, seinen Erzeuger heraus zu fordern. Wer den Entschluss gefasst hatte, zu kämpfen, musste es durchziehen, genau so, wenn man eine Herausforderung annahm. Das einzige, worauf der Verlierer hoffen durfte, waren leichte Verletzungen, die schnell heilten. Der Tod fand selten statt, aber manchmal konnte man schon einige Tage oder Wochen ausfallen.

Radditz würde demnächst merken, wie sehr sein Vater sich bislang zurück gehalten hatte.

Die neue Generation strebte immer danach, die alte zu übertreffen und es gab kein deutlicheres Zeichen dafür, als ein Sieg über den Vater.

Das war einer der Gründe, warum die neuen Rekruten fürs erste Jahr den Planeten verlassen musste, weil sie zu diesem Zeitpunkt begannen, ein ungezähmtes Reviergehabe zu zeigen und es dann sehr viel Ärger mit den jüngeren, schwächeren Kindern in den Familien gab.

Auf den Planeten Yasai, mehr Asteroid als Planet nachdem er schon einige Generationen kämpfender Saiyajins ertragen musste, würden sie daher lernen, ihre Instinkte besser zu beherrschen. Wer im richtigen Jahr geboren wurde, hatte sogar die Chance, dort zum ersten Mal die Verwandlung in einen Ozaru zu erleben.

Gine behielt ihre beiden Männer wachsam im Blick. Ihr war das kurze Zucken in Bardocks Körper bei Radditz Kampfansage aufgefallen, auch wenn er jetzt wieder locker neben seinem Sohn schritt. Sie kannte ihren Gefährten und ahnte seine Gedanken. Besorgt behielt sie die beiden im Blick; bereit im Notfall einzugreifen. Es war ein guter Tag gewesen und so sollte er auch enden; sie brauchte jetzt kein albernes, überflüssiges Revierverhalten.

Kakarott bewegte sich in ihren Armen und öffnete verschlafen die Augen. Ob er auch kurz die Gefahr gespürt hatte? Leise fing der Junge an zu murren.

Bardock hörte das Geräusch, drehte den Kopf zu ihr und warf ihr ein aufmunterndes, seitliches Nicken zu. Er forderte sie stumm auf, das Tempo zu beschleunigen und ihm zu folgen.

Er rannte los und seine Familie folgte ihm. Geschickt sprangen sie über die Äste.

Schnell erreichten sie ihr Zuhause, dass sie still und dunkel erwartete. Im Haus brannte kein Licht und leise schlich sich die Familie rein.

Gine und Radditz gingen ins Kinderzimmer, wo sie Bulma schlafend in ihrem Bett fanden. Vorsichtig legte Gine ihren jüngsten Sohn neben ihrer Tochter, der sich, entspannt von ihrem bekannten Geruch, an sie schmiegte, so dass seine Mutter beide Kinder zudecken konnte. Gine konnte ein glückseliges Lächeln nicht unterdrücken, als sie die beiden friedlich schlafenden Gesichter ihrer Kinder vor sich sah und strich sanft über Bulmas Wange. Sie war froh, dass ihre Tochter diesen Tag so gut überstanden hatte.

Währenddessen war Radditz damit beschäftigt, so leise wie möglich aus seinen schmutzigen Klamotten zu steigen. Als er sich mit der Hand durchs staubige Haar fuhr, zog er eine Grimasse. Er brauchte unbedingt ein Bad, auch wenn es ein kaltes war.

Bevor er den Raum verließ, fiel ihm ein kleiner Beutel auf seinem Bett auf. Neugierig öffnete er ihn und fand zwei rote, geflochtene Bänder drin, ähnlich derselben Farbe, wie er es bereits um seinen Arm trug. Schnell warf er einen Blick auf seine schlafende Schwester. Seine Mutter hatte das Geschenk nicht bemerkt, weil sie zu sehr vom Anblick ihrer Kinder abgelenkt war.

Vorsichtig strich Radditz mit seinen Finger über das sorgfältig bearbeitende Band. Sein erstes, was er vor Jahren von ihr erhalten hatte und seitdem ständig um seinen Oberarm trug, war mittlerweile etwas verblichen und aufgeraut, doch er trug es immer, weil es ihr erstes Geschenk an ihm gewesen war. Nun hatte sie ihm sogar zwei Bänder geschenkt, am Tag seines großen Sieges.

Vorsichtig nahm er das alte Band ab und verstaute es in seinen Sachen. Nach dem Bad würde er sich das eine wieder um seinen Arm, aber das andere um den Oberschenkel schlingen.

Wenn er bald auf Yasai war, hatte er immer etwas bei sich, dass ihn an seine Familie erinnerte und an den Grund, warum er sich heute so angestrengt hatte.

Abschied und Einsamkeit

Es war wieder Zeit, Abschied zu nehmen.

Obwohl die ersten Tage nach Radditz Tatakai noch fröhlich verliefen, Radditz Prahlereien über seinen Sieg weniger wurden und die Familie viel Zeit miteinander verbrachte, lag Radditz Abreise wie eine herannahende Wolke über Bulma. Bald würde sie sich von ihrem großen Bruder für eine lange Zeit verabschieden. Selbst wenn er danach sie besuchen kommen würde, war die unschuldige Zeit, in der sie einst gemeinsam spielten, vorbei. Radditz war nun ein halber Erwachsener.

Also machte sie das Beste daraus, indem sie die letzten Tage mit ihrem großen Bruder verbrachte, der endlich wieder Zeit für sie hatte.

Zu ihrem Glück war sie so schlau gewesen, mit ihrem Freund Veg ein geheimes Zeichen vereinbart zu haben, so dass er, sollte er zum See kommen und sie nicht finden, Bescheid wusste. Der Kreis aus Steinen würde ihm sagen, dass sie beschäftigt war. Diese Zeit wollte sie für Radditz nutzen.

Radditz fühlte ähnlich und genoss die letzten Tage mit seiner Familie. Ein Jahr Abwesenheit in der Fremde erschien für den Jungen noch als eine sehr lange Zeit.

Was würde ihm dort auf Yasai erwarten?

Wie anstrengend würde die Ausbildung werden?

Würde er dort Kameraden finden, die ihn ähnlich unterstützen wie Onkel Toma und die anderen seinen Vater? Könnte er auch eines Tages ein Team anführen?

Nachts lag er oft noch wach in seinem Bett und drehte sich unruhig umher.

Tagsüber war es die Anwesenheit seiner Geschwister, die ihn von seinen Zweifeln ablenkte.

Gemeinsam spielten sie Fangen und Verstecken an ihrem Lieblingsbaum oder trollten durch den Wald, so dass Bardock und seine Gefährtin einige Stunden für sich hatten, bevor der Krieger wieder auf Mission musste.

Die Familie traf sich aber immer gemeinsam zum Essen und abends heizten sie das Wasser in der neuen Badewanne an, so dass sich die Familienmitglieder abwechselnd im warmen Wasser des Bottichs oder im kühleren Wasser des Teiches erfrischen konnten.
 

Doch jede schöne Zeit muss enden.

Radditz Abreisetag kam und sein Vater würde ihn zum Raumhafen bringen, wo ein großes Raumschiff die neuen Rekruten zum Planeten Yasai fliegen würde.

In seiner geputzten Rüstung und mit einem brandneuen Scouter ausgerüstet, verabschiedete sich Radditz von seiner Schwester und seiner Mutter. Am linken Oberarm und Oberschenkel trug er die neuen roten Bänder von Bulma.

Eine letzte Umarmung, ein trauriger Blick, ein aufmunterndes Lächeln…dann flogen Vater und Sohn los. Radditz erlaubte sich keinen Blick zurück. Er war kein Kind mehr und musste sich nun wie ein Krieger verhalten. Sobald er den Raumhafen erreichte, würde er all seine Ängste und Sorgen unterdrücken und stattdessen ein selbstsicheres Grinsen aufsetzen. Keiner würde seine Nervosität oder Aufregung zeigen; nur kampfbereite, starre Mienen wie die Erwachsenen.

Sie waren nun Krieger, zwar erst am Anfang ihrer Laufbahn, aber dies war der Weg, den sie gehen würden, ohne zu wanken, bis sie in einem glorreichen Kampf starben.
 

Bulma und Gine, die Kakarott auf den Arm hielt, sahen den beiden Kriegern hinterher, bis sie nur noch kleine Punkte am Horizont waren.

Gine sah zu ihrer stillen Tochter runter.

„Bulma, jetzt wo dein Bruder für eine längere Zeit fort ist, kann Kakarott ja in seinem Bett schlafen. Allmählich wird er auch größer und schwerer, dann hast du wieder mehr Platz in deinem Bett“ schlug Gine vor und justierte den Griff um Kakarotts kleinen Hintern. Der Junge wurde bald drei Jahre alte und angesichts der Menge, die er aß, wuchs er fleißig weiter und wurde schwerer. Seine Arme und Beine wurden länger. Gine wollte schon bald damit beginnen, ihm eigene Kleidung zu nähen, damit er nicht mehr nur in Windeln herumlief. Immer öfter balancierte er auf seinen Füßen und lief die ersten Schritte. Auch die ersten, deutliche Worte wie „Hunger“, „Mama“ und „Bulma“ konnte er aussprechen.

Bulma nickte. Der Gedanke, ihr Bett wieder für sich zu haben, hatte was. Der kleine Bruder wurde größer und strampelte im Schlaf.

„Kannst du dann in dein Zimmer gehen und Radditz Seite aufräumen? Nicht, dass sich Kakarott an etwas verletzt. Du kannst das alte Bettzeug zum Badeteich bringen, dann waschen wir es mal gründlich aus“ sprach Gine weiter. Kakarott fing auf ihren Arm ungeduldig an zu strampeln und sie stöhnte beim Versuch, den schweren Brocken zurückzuhalten. „Ruhe, mein Kleiner, du hattest dein Frühstück. Ohhh, jetzt hat er wieder zu viel Energie. Wenn dein Vater zurück ist, kann er mit dir was machen…dich herumscheuchen und umgekehrt“ schimpfte Gine leise und nahm den Jungen mit ins Haus. Bulma folgte ihr und ging die Treppe hoch in das Kinderzimmer, wo sie neugierig die Vorhänge vor Radditz Zimmerseite zur Seite schob. Sie schmiss das Bettzeug auf den Boden und sah nach, ob sich etwas unter dem Bett befand. Altes Spielzeug, einzelne Schuhe und anderen Nippes sammelte sie auf einen Haufen. Sie öffnete die Truhe, die vor Radditz Bett stand und in der sie nie hereinschauen durfte. Sie beinhaltete Radditz persönlichen Besitz: seine Kleidung, sein Angel- und Jagdzeug, etwas Spielzeug. Neugierig wühlte sie sich durch, auf der Suche nach etwas Nützlichem. Radditz würde es ja nicht mehr merken, wenn sie etwas nahm. Beim Durchkramen fiel ihr tatsächlich etwas in die Hände, was ihre Augen interessiert aufleuchten ließ: Radditz alter Scouter.

Der Scouter, den er einst von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, war mittlerweile sehr benutzt. Die Knöpfe an der Kontrollpaneele hakten und waren voller Kratzer, das Kommunikationsmodul war kaputt, die Reaktionsgeschwindigkeit beim Messen war langsam und ein kleiner Riss zog sich durchs grüne Glas. Radditz war froh gewesen, dass er einen neuen, unbenutzten Scouter der neusten Generation erhalten hatte, der schneller reagierte und einen besseren Sound beim Übertragen hatte. Er hatte den alten Scouter achtlos in die Kiste geworfen und keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwendet.

Andächtig nahm Bulma das Gerät heraus und drehte es in ihren Händen. Sie hatte immer versucht, einen Scouter in die Finger zu bekommen, aber weder Radditz noch ihr Vater hatten es zugelassen.

Nur Onkel Toma hatte ihr mal seinen gegeben, weil sie gesagte hatte, dass sie seinen Wackelkontakt reparieren konnte. Nach langem, hartnäckigem Becircen mit großen Augen war der Mann eingeknickt und hatte ihr seinen Scouter kurz überlassen. Während sie ihn aufgeschraubt hatte, hatte der Krieger sie aber nicht aus den Augen gelassen. Er schien seinen voreiligen Fehler bemerkt zu haben und verhinderte, dass das neugierige Mädchen mehr über die Technologie erfuhr oder gar unbeabsichtigt eine Kommunikation startete.

Bulma besah sich den alten Scouter. Vielleicht konnte sie diesen auch wieder reparieren? Schnell packte sie den Scouter in ihre Gürteltasche. Sie würde sich später ein gutes Versteck ausdenken müssen, damit keiner aus ihrer Familie darüber stolperte. Niemand durfte davon erfahren.

Sie nahm den Haufen mit Radditz altes Zeug vom Boden und ließ es achtlos in die Kiste fallen. Kaum hatte sie das benutzte Bettzeug auf den Arm genommen, als sie schwere Schritte über die hölzerne Treppe hörte und ihr Vater hereinschaute.

„Alles in Ordnung?“ brummte er.

Bulma blinzelte und bemühte sich um eine unschuldige Miene.

„Ja, ich soll Radditz Bettzeug zum Teich bringen…hat Mama gesagt“ sagte sie.

Bardock nickte. „Ich soll die Matratze zum Auslüften nach draußen bringen. Die ist zu schwer für dich“ erklärte und schritt an ihr vorbei, um mit einer leichthändigen Bewegung die Matratze vom Bettgestell zu nehmen. Er ließ Bulma voran gehen, die mit großem Ernst die ihr anvertrauten Aufgabe unter den wachsamen Augen ihres Vaters lösen wollte. Bardock schmunzelte bei ihrem ernsthaften Blick und schritt vorsichtig hinter ihr; bereit jederzeit einzugreifen, sollte sie stolpern.
 

Drei Tage später musste auch Bardock sein Heim verlassen. Die Missionen hatten sich durch die Pause angesammelt; viele saiyajinische Kämpfer hatten wegen dem Tatakai ihrer Söhne keine Missionen annehmen können und wegen der knappen Anzahl an Kriegern war die hohe Anzahl an Aufträgen kaum bearbeitet worden.

Die Saiyajins durften sich nicht von anderem Söldner den Rang ablaufen lassen. Sie waren nicht die einzige Rasse im Universum, die gut im Töten und Vernichten war.

Bardock wusste nicht, wie lange er fortbleiben würde; dabei hatte ihm die kurze Zeit nur mit seinen Frauen gut gefallen. (Kakarotts Anwesenheit ignorierte er, so gut es ging)

„Es wird vermutlich über ein halbes Jahr dauern, bevor wir wenigstens für eine kurze Pause zurück dürfen und dann geht es über den Winter weiter“ murmelte er, als er mit seiner Gefährtin die letzte Nacht im gemeinsamen Bett verbrachte. Sie besprachen die nächsten Monate, die Gine alleine mit den Kindern verbringen würde. Ohne ihn und Radditz als die größten Esser im Haus, könnte Gine ihre Arbeitsstunden verringern und mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Sie würde weniger Vorräte benötigen und müsste daher nicht mehr so lange arbeiten.

Gine lag auf seiner nackten Brust und kreiste mit ihrem Finger nachdenklich über seinen Brustkorb, spürte den starken Schlag seines Herzens; ein dünnes Laken bedeckte ihre schweißfeuchten Körper nach ihrer hitzigen Vereinigung.

„Ich werde noch mal versuchen, Kakarott in eine Kindergruppe unterzubringen. Aber sollte das nicht klappen…dann muss er die nächsten Jahre bei Bulma zu Hause verbringen“ erzählte sie ihren Plan.

Bardocks Hand strich über ihren Rücken und verweilte über ihren nackten Hintern. Beide führten träge Streicheleien im selben Tempo aus; genossen die Wärme ihres Gegenübers für einen langsamen Abschied, da es am nächsten Morgen dafür keine Zeit geben würde.

„Bei unseren letzten zwei Kindern weiß ich wirklich nicht, was du dir dabei gedacht hast“ nuschelte Bardock und seine Augenbrauen zogen sich düster zusammen bei den Gedanken an seine Sorgenkinder. Kakarotts Kampfkraft wuchs kaum. Mit dieser Schwäche konnte man ihn kaum in die Öffentlichkeit lassen. Er würde der Schwächste von allen sein und nur getreten und getrietzt werden. Vielleicht war es wirklich besser, wenn er wie seine Schwester abseits des Stammes lebte.

Auf diese Weise würde er wenigstens überleben.

Gine küsste seine Brust. „Gib die Schuld nicht mir. Kakarott kommt eindeutig nach dir.“

„Bezweifele ich. Ich denke, er ist eine Mutation…zwar nicht so offensichtlich wie Bulma, aber…kann es sein, dass der Wahnsinn aus deiner Familie sich nun in meinen letzten Nachkommen verfestigt?“

Gien warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Was meinst du damit?“

„Deine Eltern waren schon komisch“ brummte Bardock.

„Du meinst, weil sie sich nicht gegenseitig umbringen wollten wie deine und ich in einem liebevollen Umfeld aufgewachsen bin, wo wir nett zueinander waren?“

Bardock hob spöttische eine Augenbraue und schmunzelte. „Siehst du...total wahnsinnig für saiyanische Verhältnisse“

„Vielleicht sind es aber die anderen, die wahnsinnig sind und ich komme aus eine der wenigen Familien, wo wir noch alle Tassen im Schrank haben“ konterte Gine.

Bardock unterdrückte ein Lachen.

Bevor Bardock etwas weiteres Abfälliges über ihre Eltern sagen konnte, kniff sie in seine Brustwarze und zwirbelte mit einem fiesen Grinsen fest daran. „Schön lieb sein oder ich zeige dir den Unterschied zu einer gemeinen Saiyajin“ flüsterte sie.

Bardock verzog schmerzhaft das Gesicht.

Wann würde er endlich lernen, keine Diskussionen mehr mit seinem Weib zu führen...letztendlich nutze sie jeden fiesen Trick, um zu gewinnen.

Gine ließ seine Brustwarze los und drückte stattdessen einen Kuss drauf.

„Ich weiß, dass du auch eine nette Seite hast, sonst hätte ich mich nie für dich entschieden. Kakarott hat das von uns geerbt und ich finde es schön“ murmelte sie an seiner warmen Brust.

Dann beugte sie sich zum ihm hoch. Kurz bevor ihre Lippen aufeinandertrafen, hauchte sie „Nur weil jemand schwächer ist, heißt das nicht, dass diese Person schwach ist.“

Ihr Blick wurde ernst; für Bardock ein Zeichen, dass die sonstige, spielerische Neckerei vorüber war.

Bardock sah in die sorgenvollen Augen seiner Gefährtin und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Gine sah oft vorausschauender, als er es tat. Ihre Worte waren eine Warnung: er sollte niemanden unterschätzen, denn auch ihn hatte man oft unterschätzt. Wer zu lange an der Spitze war, glaubte, es gäbe keinen anderen über ihn. Seine Kinder könnten ihn überraschen, aber auch seien Feinde, wenn er sie falsch einschätze.

Seine Hand presste sich an ihre Wange, sein Daumen strich über die zarte Haut und sie schmiegte sich an ihn; ließ seine Wärme auf sie übergehen.

„Ich werde zurückkommen“ versprach er, so wie er es immer vor einer Mission tat.

Sie lächelte traurig. „Ich werde auf dich warten“ antwortete sie wie üblich.
 

Am nächsten Morgen flog Bardock früh los, um mit seinem Team für längere Zeit den Planeten zu verlassen. Auch ihn verabschiedeten Bulma und Gine gemeinsam, bis sie seine Gestalt nicht mehr am Horizont ausmachen konnten. Bulma fiel aus den Augenwinkeln auf, wie ihre Mutter bemüht lächelte, aber ihre Augen sahen traurig aus. Bei jedem Abschied wusste Gine nicht, ob sie ihren Gefährten wieder sehen würde. Alles was sie tun konnte, war warten und hoffen.

Es war noch früher Morgen und Gine musste heute nicht zur Arbeit erscheinen. Stirnrunzelnd sah sie auf den schläfrigen Kakarott.

„Bulma, sollen wir heute anfangen, die ersten Kleidungsstücke für Kakarott zu nähen? Du könntest wieder den Stoff färben“ schlug sie ihre Tochter vor, die noch nachdenklich in den Himmel starrte.

„Äh, ja, kann ich machen. Ich werde dann noch kurz in den Wald gehen, um eine neue Zutat zu holen. Die Tiaco-Früchte sind reif und ich frage mich, ob ich aus ihrer Schale eine neue Farbe herausholen kann. Ich bin gegen Mittag wieder zurück. Äh, Mama, morgen bist du wieder bei der Arbeit, oder? Soll ich dann wieder auf Kakarott aufpassen?“

Gine seufzte. „Nein, ich werde es morgen noch mal versuchen, ihn in eine Kindergruppe zu integrieren. Aber wenn das nicht klappt…dann muss Kakarott seine Kindheit hier verbringen.“

„Finde ich gut“ antwortete ihre Tochter, zufrieden bei dem Gedanken, sich nicht von ihrem jüngsten Bruder trennen zu müssen. Ohne sich umzudrehen, lief sie in den Wald.

Was Gine nicht wusste: Bulma würde an einen geheimen Platz am See ihren Steinkreis entfernen um ihren Freund Veg zu bedeuten, dass sie an ihren üblichen Tag und Treffpunkt auf ihn warten würde.

Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, kam sie gegen Mittag mit einer Handvoll Tiaco-Früchte zurück, faustgrößen Früchte mit harter, oranger Schale und begann, diese als Zutat für eine neue Färbung zu nutzen.

Zusammen mit einer Mischung aus andere Zutaten erschuf sie eine Sammlung diverse Farben, die einem Sonnenuntergang ähnelten oder den Tiaco-Früchten selbst: ein Farbspektrum aus orangen Farbtönen, zart pastellig bis dunkel.

Bulma war damit sehr zufrieden: in Kombination mit schwarz und dunkelblau leuchtete die Farbe noch mehr. Kakarott würde sich so nicht mehr so leicht verstecken können, wenn sie Verstecken im Wald spielten. Gine traute sich nicht, ihr zu sagen, dass diese Farbe zu grell für das simple, konservative Farbempfinden der Saiyajins war.

Am nächsten Tag würde sie Kakarot in seiner üblichen Windel abgeben. Die neue Kleidung wäre erst mal nur für zu Hause im Privaten geeignet.
 

Am nächsten Morgen wartete Bulma geduldig darauf, dass ihre Mutter mit Kakarott auf den Arm sich auf den Weg zu ihrer Arbeit machte.

Sie spülte noch schnell das Geschirr ab und räumte es weg und dann lief sie auch schon freudig zum See. So lange hatte sie Veg nicht mehr gesehen und heute hatten sie wieder einen Tag nur für sich.

Vielleicht konnten sie ja noch tiefer in die Berge fliegen oder er hatte wieder interessante Rätselfragen oder neue Bücher für sie, die sie gemeinsam am See lesen konnten. Eifrig machte sie Pläne, bis sie schwer atmend am See ankam. Sie verlangsamte ihren Schritt und schnappte nach Luft, während sie zu ihrem üblichen Treffpunkt schritt. Die tiefhängenden Äste mit dem dichten Laub verdeckten sie, als sie am Stamm des Baumes setzte. Während sie wartete und darauf hoffte, dass Veg auch wirklich kam, besah sie sich ihre Tunika. Allmählich wurde sie immer kürzer und blasser. Sie sollte sich auch mal wieder neue Kleider schneidern. Ungeduldig sah sie immer wieder in den Himmel, ob sie eine bekannte Gestalt sah. Die mangelnde Kommunikation war manchmal lästig. Aber wenn sie es schaffen würde, den Scouter zu reparieren und Veg ihr zeigen könnte, wie sie ihn damit anrufen könnte…sie lächelte freudig bei den Gedanken, mit Veg reden zu können, wann immer es sie verlangte. Aber so wie es aussah, brauchte sie ein paar Ersatzteile und sie hatte keine Ahnung, wo sie die her holen sollte. Veg musste ihr da auch helfen.

Gelangweilt stand sie auf und schritt zum Ufer.

Bei den Gedanken an ihren genialen Plan, überkam sie ein glückliches Schaudern.

Sie war traurig, dass sie sowohl ihren Vater wie großen Bruder für längere Zeit nicht mehr sehen würde, aber so musste sie sich nicht mehr sorgen, dass Bardock von ihren Freund erfuhr. Sie hoffte darauf, dass Kakarott sich so schlecht benahm, dass er bei ihr blieb. Ihre Mutter plante, auch mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Gine war netter als ihr Vater. Vielleicht, eines Tages, könnte sie Veg mitnehmen und Gine würde sehen, dass andere Saiyajins sie auch akzeptierten….dass sie selber einen Freund gefunden hatte…ein Wunsch für die ferne Zukunft. Aber erst mal musste sie sich auf die Gegenwart konzentrieren.

Zusammen mit Veg und Kakarott wäre sie also weniger allein und wenn ihr Scouter funktionierte…bei den Gedanken, was die Kinder dann alles machen könnte, tänzelten ihre Füße wie von selbst über den Sand.

Lachend drehte Bulma Kreise. Ihr kleiner Saiyajinschweif zuckte aufgeregt und verhinderte, dass sie die Balance verlor. Der Saum ihres Kleides flatterte bei jeder Umdrehung, während das Mädchen leichtfüßig über den Boden tanzte. Fröhlich summte sie eine ausgedachte Melodie, die in ihren Kopf spukte und beobachtete, wie ihre Füße Spuren im Sand hinterließen.

Sie war so abgelenkt von diesem Anblick, dass Vegeta lautlos am Ufer landen konnte und ihr stirnrunzelnd zusah.

Er wollte schon laut fragen, ob sie nun endgültig übergeschnappt war, aber Bulmas anmutige Bewegungen und ihr breites Lächeln hielten ihn davon ab. Stattdessen sah er weiter fasziniert zu.

Erst als Bulma ihn bei einer Pirouette sah und von selbst anhielt, räusperte er sich verlegen, um seine Ankunft zu verkünden. Bulma rannte mit fröhlichen Lächeln auf ihn zu.

Vegeta schluckte. Sein Hals war merkwürdig trocken geworden bei ihren Anblick. Es waren nur zwei Wochen seit dem Tatakai gewesen, seitdem er sie nicht mehr gesehen hatte, aber es kam ihm länger vor.

Wie sehr würde sie von ihm beeindruckt sein, wenn er von seinen Neuigkeiten erzählte? Seine kleine Gestalt streckte sich unwillkürlich bei den Gedanken an ihren ehrfurchtsvollen Blick.

Er erlaubte sich ein vorfreudiges Schmunzeln. Bulma stutzte, als sie beim Näherkommen seine zufriedene Miene sah und legte überrascht den Kopf schief.

„Hey, Veg, ist was Gutes passiert oder freust du dich, mich zu sehen?“ strahlte sie ihn an.

Vegeta bemühte sich wieder um ernste Miene und hob die Nase.

„Heute alleine, ohne die kleine Nervensäge? Gut“ sagte er.

Er ging schnurstracks unter den Baum, wo der Schatten angenehm war und Bulma folgte ihm.

„Hat dein Bruder das Tatakai bestanden?“ fiel ihm die Frage ein.

„Ja, er ist vor kurzem losgeflogen auf diesen Planeten, wo er weiter ausgebildet wird“ erzählte sie und seufzte. „Jetzt werde ich ihn für mindestens ein Jahr nicht mehr sehen. Mein Vater ist auch schon wieder fort.“

Vegeta nickte. In seinem Fall war die gewöhnliche Ausbildung nicht nötig gewesen. Stattdessen hatte er seinen persönlichen Lehrer wie Nappa und gleich eine richtige Mission bekommen.

„Also, warum hast du gelächelt?“ unterbrach Bulmas Stimme seine Gedanken. „Freust du dich, wieder mit mir zu spielen?“ sie schmunzelte selbstbewusst.

Vegeta räusperte sich und bemühte sich um eine undurchdringliche Miene, aber dann platzte es aus ihm raus.

„Ich habe eine neue Mission bekommen. Eine richtig gefährliche auf einen fernen Planeten“ erzählte er und seine Augen leuchteten aufgeregt. Nappa hatte ihm erzählt, dass es dort einen heftigen Krieg gab und die kleine Truppe Saiyajins sich richtig austoben durften.

„Ich werde endlich mal mit voller Kraft kämpfen können. Wenn ich wieder zurückkomme, bin ich bestimmt stärker“ prahlte er.

Bulmas Augen wurden groß. Ein kaltes Schaudern überkam sie.

Veg verließ sie?!

Genau wie ihr Vater und Radditz!

Sie erinnerte sich an die traurige Miene ihrer Mutter, ihre Sorge. Warum verließen die Saiyajins ihre Familie ohne einen Gedanken an die zu verschwenden, die sie zurück ließen? Warum war ihnen der Kampf so wichtig?

Bulma wurde wütend.

Vegs selbstgefällige Miene bei seiner Nachricht erzürnte sie. Warum sollte sie sich für ihn freuen?

Er rieb ihr doch unter die Nase, dass er den Planeten verlassen durfte, während sie hier bleiben musste, isoliert in diesem Wald; einsamer als je zuvor.

Vegeta stutzte bei Bulmas verkniffenen Mund. Ihre Augenbrauen waren missmutig zusammen gezogen. Das war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte.

Bulma drehte sich um und ging zum Ufer zurück; ließ ihn unter dem Baum einsam stehen.

„Hey, was soll das?“ fragte Vegeta aufgebracht, folgte ihr und hielt sie an ihrem Arm fest.

Bulma drehte sich wütend um und riss ihren Arm aus seinen Griff.

„Was das soll? Was willst du? Soll ich mich für dich freuen, weil du reisen und dir den Kopf einschlagen darfst? Und ich soll hier auf dich warten, oder was?“ schrie sie ihn entrüstet an.

„Äh, ja“ stimmte Vegeta ihr unsensibel zu. Wohin sollte sie auch gehen? Natürlich würde sie noch hier sein, wenn er wieder von seiner Mission zurückkam. Auch wenn es vermutlich eine längere Zeit dauern würde…in ihrem Zustand konnte Bulma nirgendwo hin. Sie würde immer hier auf ihn warten.

„Du….du…“ Bulma war so wütend, dass ihr die Worte fehlten.

Diese eingebildete, selbstgefällige Überzeugung, dass sie nichts Besseres zu tun hatte, als auf ihn zu warten…das er das Highlight ihres Lebens wäre…was fiel diesem eingebildeten Sackgesicht ein?

„Blödmann“ keifte sie „Glaubst du, das ist meine Bestimmung? Hier zu sein und auf dich zu warten? Was glaubst du, wie ich mich fühle? Ständig wollt ihr Dummköpfe kämpfen, habt nichts anderes im Kopf, ihr blöden Saiyajins.“

Vegeta verdrehte genervt die Augen.

„Du bist doch selbst ein Saiyajin“ murrte er und verstand nicht, warum sich Bulma so aufregte.

„Ach, jetzt bin ich eine Saiyajin und keine „Missgeburt mit komischen Haaren“?“ rezitierte sie ihn.

Vegeta zuckte beschämt zusammen. Es war langer her, ihr erstes Treffen, als ihm diese Worte rausgeschlüpft waren. Er hatte sich dafür nie entschuldigt und sie auch fast vergessen, aber Bulma…sie erinnerte sich immer noch daran. Dabei fand er ihre Haare jetzt sogar schön und einzigartig.

Er strich sich durch seine eigenen Haare, überfordert von Bulmas unverständlicher Reaktion.

„Hört mal, Bulma, keine Ahnung, warum du so ausflippst. Alles, was ich dir sagen wollte, ist, dass ich für einige Monate nicht mehr auf diesen Planeten bin. Vielleicht sogar länger, wenn ich sofort weitere Missionen nach erfolgreichen Bestehen bekommen. Ich wolle mich verabschieden und…“ er verstummte. Er hatte gedacht, sie würde stolz auf ihn sein. Diese Mission war eine große Sache. Dieses gegnerische Volk war stark und technologisch gut ausgerüstet. Es würde gefährlich werden und er hoffte darauf, gegen starke Gegner zu kämpfen, um sein Powerlevel zu steigern. Er würde vielleicht sogar endlich eine Pause von diesem theoretischen Unterricht erhalten und sich nur aufs Kämpfen konzentrieren können.

Dass man ihm endlich diese Chance gab…es zeigte seinen Rang. Man nahm ihn ernst. In seinem Alter so eine Mission…sollte sie ihn da nicht anhimmeln, ihn bewundern? Stärke war das Symbol der Saiyajins und ein starker Saiyajin sollte geschätzt werden.

„Warum glaubst du, dass ich mich freue?“ wandte Bulma ein. Ihre Augen glitzerten verräterisch, aber sie schluckte die Tränen herunter. „Ich finde es dämlich. Dumm. Was ist schon so toll daran, andere Völker zu vernichten? Warum sollte man darauf stolz sein?“

Vegetas Augen wurden groß. Bulma stellte das Dasein der Saiyajins in Frage. Anscheinend war sie doch keine richtige Saiyajin, wenn sie das nicht verstand oder es lag daran, weil sie so schwach war.

Sie hatte keine Ahnung über das Bedürfnis der Männer, ihre Kraft auszuprobieren, vom Adrenalinrausch und den Stolz, den man verspürte, wenn der Gegner im Staub lag.

Er fühlte sich in seinen Stolz getroffen.

Was fiel ihr ein, seinen Erfolg so geringschätzig zu behandeln?

„ICH bin STOLZ darauf“ erwiderte er in scharfen Tonfall. Seine Arme überkreuzten sich vor der Brust und seine Finger hielten sich hart an seinen Oberarmen fest. Der leichte Schmerz, den seine Finger verursachten, ließ ihn die Kontrolle behalten.

„Dann geh doch, du Trottel. Geh und fliege los, kämpfe und töte. Aber glaub ja nicht, dass ich auf dich warte oder dich dafür bewundere“ schrie ihm Bulma entgegen und drehte sich um.

Mit eiligen Schritten lief sie auf den Rand des Waldes zu.

„Fein, das tue ich. Glaub ja nicht, dass ich auch nur einen Gedanken an dich verschwenden werde“ rief er ihr wütend hinterher.

Er blieb an seinen Platz stehen; weigerte sich, ihr hinterherzulaufen. Er nahm seine Arme runter, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er knirschte mit den Zähnen.

Was dachte sich diese dumme Göre, sich so über den Lebenssinn der Saiyajins aufzuregen?

Vegeta war innerlich verletzt, dass Bulma ihn nicht mit dem Respekt bewundert hatte, den er sich vorgestellt hatte.

Er knurrte.

Mädchen waren dämlich und verstanden das halt nicht.

Gut, dann würde er jetzt verschwinden und für eine lange, lange Zeit nicht mehr hier her kommen.

Irgendwann würde sie ihn vermissen. Er war schließlich ihr einziger Freund und sie hatte nur noch ihren dämlichen, kleinen Bruder. In ein paar Jahren, wenn er in Stimmung war, würde er hierher zurückkommen und ihr großzügig erlauben, sich auf Knien bei ihm zu entschuldigen. Vielleicht würde er ihr dann für diese Unverschämtheit verzeihen.

Sie würde ihn bestimmt vermissen.

Ein letzter Blick auf den dichten Wald, in dem Bulma verschwunden war…dann drehte sich Vegeta um und flog zurück zum Palast.
 

Bulma versteckte sich im Gebüsch. Sie saß unter einem dichten Busch und hatte ihren Kopf auf ihren angewinkelten Knien abgelegt. Sie schniefte und strich die Tränen weg.

Sie war unglaublich wütend auf Vegs Beschränktheit und verletzt.

Wieso war ihm nicht aufgefallen, wie unsensibel er sich ihr gegenüber verhalten hatte?

Gut, dann sollte er halt verschwinden und sie alleine lassen.

Sie würde auch ohne ihn zurechtkommen.

Sie griff in die Gürteltasche, wo sich der alte Scouter befand. All die Pläne, die sie geschmiedet hatte…vorbei, fürs erste. Dann würde sie halt selber versuchen, den Scouter zu reparieren. Sie würde Materialien sammeln und ausprobieren.

Stur strich sie die letzten Tränen weg und ging wieder nach Hause.

Wenigstens auf ihre Mutter und Kakarott konnte sie sich verlassen.

Sie würde schon zurecht kommen.

Die Gefühle hinter der grimmigen Maske

 

 

Die folgenden Monate verbrachte Bulma allein oder in der Gesellschaft ihrer Mutter und ihres kleinen Bruders.

Gine hatte nach dem zweiten kläglichen Versuch beschlossen, Kakarott in keine Kindergruppe mehr zu bringen…es sei denn, es geschah ein Wunder und der Junge wurde entweder sehr viel stärker oder ruhiger und unterwürfiger, aber die Chancen standen schlecht dafür.

Stattdessen verbrachte der Jüngste seine Zeit in der Gesellschaft der weiblichen Mitglieder seiner Familie, was vielleicht zu seinem Besten war. Denn weder Bulma noch Gine besaßen das arrogante, aggressive Verhalten der saiyanischen Männer, wodurch der Junge weder Hunger noch Angst noch Schmerzen und Erniedrigung erleiden musste. Niemand nahm ihm sein Essen weg, bedrohte oder verletzte ihn. Stattdessen wurde er geherzt und liebkost, wie es andere gleichaltrige Kinder selten erlebte.

Mit jedem neuen Tag lernte er mehr Worte und das Sprechen fiel ihm leichter.

Während sie seinen Lernfortschritt überwachte, dachte Bulma mit leichten Unbehagen daran, wie nahe sie einer Katastrophe entkommen war.

Was wäre geschehen, wenn Kakarott unbekümmert von Veg erzählt hätte?

Ihr Bruder hatte ein offenes Gemüt und kannte keinen Argwohn. Fröhlich erzählte er brabbelnd, was er sah oder dachte.  Zu ihrem Glück fing ihr kleiner Bruder erst dann mit dem Sprechen an, als sie sich mit ihrem Freund gestritten und getrennt hatte. Zwar erinnerte sich Kakarott an den Jungen mit dem großartigen Umhang, aber sein mangelnder Wortschatz verhinderte, dass er nach ihm und, noch viel wichtiger, nach den leckeren Süßigkeiten fragen konnte. Es waren die Erinnerungen an die süßen Kekse, ihr Geruch und Geschmack, die er mir Veg verband. Seine Fragen danach und nach Veg verstand Gine aufgrund seines Gebrabbels nicht und Buma lenkte ihn in diesen Momenten schnell ab. Sie hoffte darauf, dass Kakarott den Jungen mit dem Umhang bald vergessen würde.

Der Gedanke an Veg schmerzte sie. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr Freund so gemein zu ihr sein könnte. Jegliche Gewissensbisse, dass sie sich anders hätte verhalten können, ignorierte sie. Sie hatte keine Lust darauf, ständig den anderen nachzugeben.

„Du kannst nicht ins Dorf, du kannst nicht zum Tatakai, du darfst keine Freunde haben, du bist schwach und blauhaarig…bleib schön hier und warte auf uns“. Das war die Kernaussage, die jeder ihr befahl. Immer dieselben Sätze und ständig verlangte man, dass sie nicken und brav nachgeben sollte.

Darauf hatte sie keine Lust und sie sehnte sich nach einem Verbündeten, der sie verstand. Sie hatte geglaubt, dass Veg dieser Verbündeter wäre, aber leider…er war wie die anderen.

Ging wohin er wollte und verließ sich darauf, dass sie auf ihn wartete.

Bulma verdrängte ihren Schmerz in die hinterste Ecke ihres Herzens und versuchte sich abzulenken.

Sie sehnte sich nach etwas Neuen, auch wenn ihr das Spielen mit ihrer Mutter Spaß machte und sie oft allein durch den Wald streifen durfte, solange sie pünktlich zum Essen wieder daheim war.

Da sie aber nicht fliegen konnte und für eine Saiyajin recht langsam war, war ihr Gebiet zum Ausschwärmen begrenzt und die Bücher aus ihrer Sammlung kannte sie auswendig.

Den alten Scouter schaffte sie auch nicht zu reparieren. Sie überlegte, was sie unternehmen könnte, aber der Mangel an Möglichkeiten und die friedliche Stimmung, die gerade in der kleinen Familie herrschte, bremsten sie. Nichts trieb sie zur Eile an, ihre Ziele sofort zu erfüllen.

Eines Tages saß sie nachdenklich unter einen Baum nahe dem Hause und sah Kakarott bei seinen Versuchen zu, das Zählen mit Hilfe von Kieselsteinen zu lernen. Der Junge biss sich konzentrierte auf die Lippen, während er mit Händen und Füßen versuchte, die Aufgaben zu lösen.

Bulma seufzte bei seiner Schwerfälligkeit.

Das Sprechen klappte, aber Zählen, Lesen, Schreiben…das würde dauern. Kakarott ließ sich zu leicht ablenken, wie in diesen Moment, wo ihre Mutter mit einem Korb nasser Wäsche von der Rückseite des Hauses kam und sie anfing, auf die Leine zu hängen.

„Ich helfe dir“ rief Kakarott und stellte sich neben seiner Mutter hin, um ihr die nassen Kleidungsstücke anzureichen, damit sie diese leichter anspannen konnte.

Bulma verdrehte die Augen. Kakarott half gerne im Haushalt, wenn er dadurch den langweiligeren Unterricht seiner Schwester entkam. Mit schmalen Augen sah sie dabei zu, wie er mit tapsigen, kleinen Händen nach den Stücken griff, sie ausschüttelte und weiter reichte.

Sie erkannte: Sie war nicht die einzige, die ein Außenseiter der Saiyajins war.

Kakarott war auf den besten Weg dorthin, ebenfalls einer zu werden.

Er besaß das Aussehen, aber nicht die notwendige Stärke. Was würde passieren, wenn er eines Tages ins Dorf oder in die Hauptstadt ging, wo die aggressiveren Männer lebten? Wer würde ihm das Kämpfen beibringen, damit er sich wehren konnte?

Weder Radditz noch Bardock waren hier und sie war momentan noch körperlich stärker, aber Kämpfen…wer sollte ihm helfen?  Auch Vaters Teamkameraden waren nicht mehr auf den Planeten, sondern mit ihm unterwegs. Ihr Scouter funktionierte nicht und mit Veg hatte sie sich gestritten.

Sie seufzte erneut und Gine drehte den Kopf, um nachzusehen, weshalb ihre Tochter wieder grübelte.

„Was ist los, Bulma?“ fragte sie besorgt und trat zu ihrer Tochter, nachdem sie das letzte Wäschestück hingehängt hatte. Sie setzte sich zu ihr hin auf den trockenen Boden.

Bulma wandte grummelnd den Kopf ab, aber Gines freundliches Gesicht und ihr besorgter Blick brachen ihren sturen Wall.

„Was soll mit Kakarott geschehen, wenn ihn niemand das Kämpfen beibringt?“ brach es aus ihr heraus.

„Kakarott ist doch erst drei“ beruhigte Gine sie.

„Hat Papa denn Radditz nicht das Kämpfen beigebracht, als er so alt war?“

Gine druckste herum. Es stimmte, Radditz hatte früher angefangen.

Da Bardock aber oft unterwegs war, war es kein kontinuierliches Training gewesen. Hier und da mal kleine Übungen. Vieles hatte Radditz durch das Spielen mit seinen Freunden erfahren und sich selbst beigebracht; eine Möglichkeit, die Kakarott nicht besaß.

Bulma verschränkte die Arme vor der Brust. „Siehst du…ich mache mir Sorgen, dass jemand meinen Bruder weh tut.“

Kakarott krabbelte zu seiner Mutter auf den Schoß. Die Worte und Sorgen seiner Schwester waren für ihn unverständlich.

Ihm ging es doch gut. Er war satt und ihm war warm. In seinen Leben gab es keine Sorgen.

Gine drückte ihn liebevoll an sich. Kakarott legte seinen Kopf beruhigt an ihrer Brust und schloss die Augen. Ihre Hände strichen sanft durch das strubbelige Haar, während sie überlegte.

„Dann bringe ich es ihm bei. Euch beiden, wenn du es auch lernen willst“ beschloss sie.

Bulma sah sie mit großen Augen sprachlos an.

„Was denn? Hast du gedacht, ich kann nicht kämpfen? Natürlich ist dein Vater stärker, aber das bedeutet nicht, dass ich keine Tricks darauf habe. Du kennst doch Selypa? Jede saiyanische Frau hat ein paar Kniffe drauf, wie sie sich gegen die stärkeren Männer behaupten kann und Selypa hat mir die besten davon verraten. Das war sehr nützlich, als ich auf meiner ersten Mission war“ erzählte Gine lachend.

Bulmas Augen wurden noch größer und ihr Mund öffnete sich staunend.

„Du…du warst auf einer Mission? Außerhalb des Planeten?“ wunderte sie sich.

Gine grinste. „Was glaubst du, wie ich deinen Vater kennen gelernt habe? Ach ja, das war eine lustige Begegnung.“ Erinnerungen stürmten auf sie ein, von denen einige nicht so lustig waren, wie sie ihrer Tochter glauben lassen wollte.

„Woher soll ich das wissen? Ihr habt mir nie davon erzählt“ fragte Bulma vorwurfsvoll, aber dann siegte die Neugier. „Wie war das so? Auf was für einen Planeten warst du? Was hast du über Papa gedacht, als du ihn zum ersten Mal gesehen hast?“

Gine schmunzelte bei Bulmas bittendem Gesicht. Sie setzte sich bequemer hin, denn so wie es aussah, würde das eine längere Geschichte werden.

 

Das erste Treffen

Gine rannte eilig durch den Raumflughafen auf der Suche nach den Treffpunkt der Prüflinge.

Der neue Brustpanzer, den sie erhalten hatte, drückte während des Laufens ungewohnt eng an ihre Brust, aber wenn er sie dafür beschützte…sie würde sich schon daran gewöhnen. Hastig sah sie sich in der unbekannten, riesigen Halle um, bis sie vor einem offenen Tor ein großes Raumschiff und davor eine Gruppe junger Saiyajins sah.

Das musste es sein!

Sie rannte dorthin und sah einen ältere Frau in Rüstung an einen Tisch sitzen, ein Klemmbrett und eine geheimnisvolle Holzbox vor sich.

„Melde mich zur Tatakai-Prüfung, Madam“ begrüßte Gine die Frau respektvoll.

„Name, Alter und Tätigkeit?“ fragte diese gelangweilt.

„Gine, 15 Jahre, Nahrungseinheit!“

Die Frau strich ihren Namen durch und hielt ihr die Box hin, in der sich eine kleine Öffnung befand.

„Zieh! Dazu gibt es später Informationen“

Gine streckte ihre Hand rein, ertastete mehre kleine Kugeln und zog eine heraus. Es war eine dunkelrote, glatte Kugel, die in ihre Handfläche passte. Gine sah die Frau fragend an, aber die deutete nur mit dem Kopf zu den anderen Prüflingen; eine stummen Aufforderung, sich zu ihnen zu gesellen. Langsam ging Gine zu den anderen Prüflingen hin und sah sich vorsichtig um.

Die Frauen waren in der Minderheit, hauptsächlich waren junge Männer im Alter von fünfzehn bis siebzehn Jahre versammelt, die den Neuankömmling finster beobachteten.

Gine schluckte und sah sich nach einer einsamen Ecke um, wo sie niemanden störte.

In diesen Moment war die junge Frau sich unsicher, ob es eine gute Idee gewesen war, sich für ihre Tatakai-Prüfung eine Außen-Mission auszusuchen. Frauen mussten im Gegensatz zu Männer nicht kämpfen, aber bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr wurde auch von ihnen eine Tatakai-Prüfung verlangt. Ohne diese galt sie nicht als wahre Erwachsene.

Sie hätte auch auf den Planeten bleiben können um dort eine Aufgabe zu erledigen, aber dies könnte ihre einzige Chance sein, ihn jemals zu verlassen und etwas anderes als die übliche Heimat zu sehen.

Nur einmal, wenigstens einmal, wollte sie etwas wagen…ihre Eltern waren deswegen besorgt, aber sie hatten sie nicht umstimmen können. Jede weibliche Saiyajin hatte das Recht, ihre eigene Art der Prüfung  auszusuchen und je gefährlicher sie war, desto größer die Anerkennung. Um die Ehre ging es ihr aber nicht, nur um die Befriedigung ihrer Neugier.

Wie sahen andere Welten aus? Was würde sie erleben?

Sie sah sich vorsichtig um.

Viele der jungen Männer waren heute wegen ihrer Abschluss-Prüfung hier. Sie hatten längst ihre Tatakai-Prüfung hinter sich und auch ihre Ausbildung-Jahre als Rekruten. Diese Prüfung hatte den Hintergrund, herauszufinden, für welche Position sie geeignet waren: ob man sie als Einzelkämpfer, im Team und als Anführer einer Gruppe einsortieren konnte, außerdem ob sie überhaupt für das Attackieren fremder Rassen und Lebensräumen geeignet waren. Noch waren sie alle der Unterklasse zugeordnet, aber wer weiß…einige könnten das Talent für die Mittelklasse besitzen.

Am Ende dieser Prüfung waren sie anerkannte saiyanische Krieger; bereit auf Befehl Planeten zu erobern, Völker zu vernichten oder zu beschützen, je nach Auftrag.

Gines Herz klopfte nervös bei den bedrohlichen Blicken der jungen, kampfbereiten Männer. Sie waren ungewöhnlich aggressiv, nachdem sie die letzten Jahre eine harte Ausbildung erleiden mussten. Keiner wollte Angst zeigen, gleichzeitig waren sie die Anwesenheit junger Frauen nicht mehr gewohnt und von dem Anblick der wenigen Frauen irritiert. Einige sahen Gine geradezu lüstern an; beäugten mehr oder weniger unauffällig ihren Hintern und  überlegten, ob sie die einsam stehende Saiyajin ansprechen sollten, während andere sich bemühten, sie zu ignorieren.

Gine knetete nervös ihre gefalteten Händen, in denen sie ihre Kugel verbarg und hielt unbehaglich den Kopf gesenkt. Sie hoffte darauf, dass schnell der Abflug kam, bevor ihr einer dieser testosterongefüllten, bedrohlichen Muskelberge zu nahe kam. Das harte Training und der Wachstumsschub, den die Jungen ab dreizehn Jahre bekamen, hatten zu gestählten Muskeln geführt, die von den jungen Saiyajins in ihrer engen und knappen Kleidung vorgeführt wurden. Nur zu gerne würden sie die Früchte ihrer Arbeit einer hübschen Saiyajin vor die Nase halten, in der Hoffnung auf Lob und Anerkennung.

„Kopf und Rücken gerade halten! Wenn dir jemand zu nahe kommt, musst du ihn anschnauzen. Du siehst gerade aus wie köstliche Beute“ sagte eine schneidende, weibliche Stimme.

Gine hob den Kopf.

Eine von den wenigen, jungen Frauen, eine Saiyajin mit kurzen Haaren und auffälligen Ohrringen hatte sich zu ihr gesellt und baute sich neben sie auf. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und verteilte giftige Blicke zu jedem Mann, der es wagte, zu ihnen rüber zu schauen. Schnell wandten diese den Blick ab.

Gines Nachbarin grinste selbstbewusst.

„Äh, danke“ Gine sah die Neue mit großen Augen an.

„Bleib besser erst mal in meiner Nähe“ sagte diese. „Wir Weiber müssen doch zusammen halten, sonst werden wir von diesen Macho-Schweinen unterdrückt. Ich bin Selypa.“

„Gine.“

„Ganz schön mutig von dir, eine Außen-Mission als Tatakai anzunehmen und dann auch noch mit der Abschluss-Prüfung der Rekruten. Die Typen sind mitten in der Brunst und haben daher erst recht keinen Bock auf uns. Wir lenken sie ab. Pass bloß auf, dass dir keiner von denen zu nahe kommt. Die grabschen gerne“ gab Selypa den Rat.

Gine verzog angeekelt das Gesicht. „Danke für den Rat. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich wusste nicht, dass es zusammen mit dem Abschluss-Jahrgang losgeht, als ich mich angemeldet habe. Erst als ich die Info bekam, wo ich heute hinkommen sollte, da…naja, egal. Wird schon.“

„Ja, keine Ahnung, was die sich dabei gedacht haben. Hey, sieht so aus, als kommt der Prüfer. Lass uns nach vorne gehen. Und denk dran…schön bei mir bleiben.“

Die jungen Saiyajins stellten sich unaufgefordert in einer Reihe auf, während sie abwartend den Mittelklassekrieger beäugten, dessen Augen auf sein Klemmbrett gerichtet waren. Zusammen mit der Frau vom Tisch schritt er die Reihen entlang und befragte jeden Teilnehmer nochmal nach seinen Namen.

„Selypa, Krieger!“ meldete sich Gines neue Freundin selbstbewusst. Gine sah sie überrascht an.

Der Mittelklasse-Krieger beäugte sie misstrauisch. Es kann nur selten vor, dass Frauen die Tatakai-Prüfung zum Krieger ablegten. Als Ausnahme, wegen ihres schwächeren Körpers, brauchten sie nicht gegen die Jungen zu kämpfen und konnten ihre Tatakai-Prüfung in einem älteren Alter begehen.

„Fashas Tocher?“ fragte der Krieger mit schmalen Augen.

Selypa nickte grinsend.

Der Krieger schüttelte den Kopf und murmelte leise genervt „Ein weiteres verrücktes Weib in der Linie wahnsinniger Weiber…warum immer ich“ während er ihren Namen durchstrich und zu den restlichen Prüflinge marschierte.

„Meine Familie ist bekannt dafür, dass die Frauen sich fürs Kämpfen interessieren und selbst aufs Schlachtfeld ziehen“ flüsterte Selypa stolz ihrer Nachbarin zu.

Bevor Gine sie fragen konnte, stellte sich der Mittelklasse-Krieger vor die Gruppe und rief laut „Achtung!“

Die jungen Saiyajins standen Parlier und sahen ihn aufmerksam an.

„Die heutige Prüfung dient dazu, euch Maden endlich in die Freiheit zu lassen. Wenn ihr überlebt, seid ihr alle vollständige Erwachsene und anerkannte Mitglieder unserer stolzen Rasse. Doch zuvor werdet ihr beweisen, wie selbstständig ihr seid, indem wir euch für einen Monat auf einen einsamen Planeten absetzen“ begann der Krieger mit lauter Stimme zu erklären. Sein Blick war streng.

„Dreißig Tage, so lange werdet ihr dort überleben, bis wir euch wieder abholen. Auf diesen Planeten werdet ihr auf den gefährlichsten Gegner eines Saiyajins treffen….“ Ein fieses Lächeln umspielte den Mund des Kommandanten, während er die ahnungslosen Blicke der Jugendlichen betrachtete.

„…andere Saiyajins“ gab er die Lösung.

Er deutete auf die Frau neben sich, die immer noch die Holzbox trug, aus der Gine ihre Kugel gezogen hatte.

„Ihr habt alle ein Los gezogen. Alle Saiyajins mit der gleichen Farbe sind in einem Team. Die Farben waren ungleichmäßig verteilt, das heißt, die Gruppen werden unterschiedlich groß besetzt sein. Falls ihr meckert, wenn ihr nur ein kleines Team seid…die Realität ist unfair. Akzeptiert das. Eure Kameraden sind eure beste Chance, diesen Kampf zu überleben. Eure Kugel soll euch so viel wert sein wie eurer Leben. Verliert sie nicht, denn sonst geltet ihr als „tot“. Wer es also schafft,  andere Kugeln neben seiner zu erhalten, gilt als Sieger über diese Saiyajins.“ Beim letzten Satz grinste der Kommandant unheilvoll.

Bei seinen Worten warfen sich die Anwärter misstrauische Blicke zu. Sie verglichen ihre Kugel vorsichtig mit denen der anderen oder verbargen sie vor fremden Blicken. Sie bekamen eine Ahnung, was sie auf dieser Mission erwarten würde.

Man würde versuchen, sich gegeneinander die Kugeln abzujagen und dann mit den meisten „Leben“ zurück zu kehren. Einige würden sich mit ihren Team-Kameraden verbünden, aber es gab Einzelkämpfer, bei denen man mit Verrat rechnen konnte. Diese waren so sehr auf eine Vormachtstellung bedacht, dass so etwas wie das Wort „Team-Arbeit“ nicht in ihrem Vokabular vorkam.

„Das Raumschiff wird jetzt warm gelaufen. Solange habt ihr Zeit, eure Kameraden zu suchen und euch kennen zu lernen. Der Flug bis zum Planeten dauert vier Stunden. Falls es Fragen gibt….STECKT SIE EUCH SONSTWOHIN! ICH BIN NICHT EUER KINDERMÄDCHEN!“

Mit diesen warnenden Worten drehte sich der ungeduldige Kommandant um und schritt zum Raumschiff, das brummend zum Leben erwachte; seine Assistentin folgte ihm.

Gine sah Selypa fragend an. Diese zeigte ihr eine rote Kugel. Gine lächelte erfreut und zeigte ihr ihre eigene rote Kugel. Sie waren in einen Team.

„Los, lass uns mal sehen, mit welchen VolIidioten wir zusammen gesteckt wurden“ sprach Selypa und sah sich in der Menge um.

Schnell fanden sie die betreffenden „Vollidioten.“

Zu ihrer Gruppe gehörten neben den jungen Frauen noch vier junge Männer.

Ängstlich blieb Gine schön in Selypas Nähe, während sich das neue Team gegenseitig bemusterte. Die Männer waren eindeutig nicht erfreut, mit zwei Frauen in einer Mannschaft zusammen gesteckt zu sein. Viele andere Teams waren ohne so einen Klotz am Bein davon gekommen.

„Sollen wir uns mal vorstellen oder wollen wir den gesamten Flug bis zu diesen Planeten schweigend verbringen“ meldete sich einer der Männer als erstes zu Wort. Die anderen nickten zustimmend.

„Gut, mein Name ist Toma“ stellte er sich vor. Gine beäugte die kräftige, hohe Gestalt und das markante Gesicht. Sein Haar war am Hinterkopf zu einem kleinen Zopf gebunden. Sein Blick über die Frauen war wohlwollend und selbstbewusst, was man unterschiedlich bewerten konnte. Er schien sich jedenfalls nicht über die Anwesenheit der Frauen zu stören. Das Lächeln, das er Gine zuwarf, war selbstsicher. Er war schon mal nicht schüchtern. Verschreckt versteckte sie sich hinter Selypas Rücken. Tomas Nachbar, ein etwas kleinerer, dennoch gut trainierter Krieger mit strubbeligen, wilden Haaren und einer auffälligen, kreuzförmigen Narbe auf der Wange, warf ihr einen grimmigen Blick zu. Seine Lippen waren verärgert zusammen gepresst und seine Arme steif vor der Brust verschränkt.

Gine fragte sich, wieso dieser Krieger so schlechte Laune hatte und besonders sie so scharf ansah. Er sah vermutlich die Frauen als Störfaktor an. Schnell wandte sie den Blick ab und sah zu einem der etwas harmloser aussehenden Saiyajins.

„Panbukin“ sagte der nächste in der Runde; ein rundlicher, kleinerer Kämpfer mit Topfschnitt.

Gine und Selypa nannten ihre Namen und dann sahen alle aufmerksam den nächsten in der Reihe an, der größte Saiyajin in ihrer Truppe, dessen Haare schon anfingen, sich in der Mitte zu lichten.

„Borgos“ sagte er leise, der Blick schüchtern gesenkt; ein seltsamer Kontrast zu seiner bulligen Gestalt und dem flächigen, augenbrauenlosen Gesicht. Seine Stimme klang rau und tief, als er würde er sie nicht oft benutzen.

Nun waren alle Augen auf den letzten Krieger gerichtet, dessen böser Blick immer noch auf Gine konzentriert war. Nun durch die erwartungsvolle Stille gestört, räusperte er sich und sagte seinen Namen.

„Bardock!“

Gine blinzelte. Die Stimme hatte was…er klang tief und leicht rau. Der heisere Unterton verursachte einen leichten Schauer über ihren Nacken. Aus Neugier hätte sie gerne mehr von dieser Stimme gehört.

Einige Sekunden später bereute sie ihren Wunsch, denn Bardock sprach zwar, aber was er sagte…das war nicht nett.

„Also wir sind die Pechvögel, die sogar zwei Frauen in der Gruppe haben?!“ begann Bardock und warf den Frauen wieder erboste Blicke zu. „Die werden uns doch nur behindern, wenn wir die Angriffe der andere abwehren müssen. Was habt ihr schon drauf?“

„Hey, Arschloch, wie wär es, wenn wir das gleich klären“ zischte Selypa wütend und ballte ihre Faust. „Ich trete dir in den Hintern und verpasse dir ein paar neue Narben.“

„Versuchs doch“ knurrte Bardock.

Toma stellte sich zwischen die beiden Streithähne.

„Ganz ruhig, ganz ruhig…das ist der falsche Weg“ versuchte er zu schlichten. „Vielleicht erzählen uns die Frauen etwas von sich und wir über uns und dann können wir schon mal mit der Planung beginnen?“

Panbukin nickte. „Kling gut. Also Gine, was kannst du gut?“ Der dickere Saiyajin sah sie neugierig an.

Etwas überfordert von der plötzlichen Aufmerksamkeit fing Gine stotternd an zu erzählen.

„Äh, ja, ich habe die letzten Monate bei der Nahrungseinheit verbracht und den Umgang mit den Messern gelernt. Ich kann dank meiner guten Nase leicht Essbares von Nicht-Essbaren unterscheiden und es zubereiten. Ich denke, ich bin eine gute Jägerin und Köchin, aber das kommt auf die Tierwelt an, wo man uns hinschickt.“

Sie errötete. Sie war nicht besonders stark oder schnell, aber sie konnte fliegen, klettern und sich gut verstecken. Sie hoffte darauf, dass sie in keinen Kampf einbezogen würde, denn das würde sie nicht schaffen: nicht, wenn die Gegner andere Saiyajins waren. Dazu war sie zu schwach.

„Super“ lobte Toma sie unerwartet mit einem strahlenden Lächeln. „Dann werden wir uns keine Sorgen machen müssen, dass wir verhungern. Auf einen fremden Planeten kann es dauern, bis man herausfindet, was man essen kann. Wenn wir jemanden in unseren Team haben, der sich damit auskennt, müssen wir keinen Hunger leiden und haben mehr Energie zum Kämpfen.“

Mit diesen Worten sah er Bardock bedeutungsvoll an, aber der erwiderte nichts darauf. Er schien nicht von Gines Nützlichkeit überzeugt zu sein.

Nun meldete sich Selypa selbstsicher zu Wort. „Ich komme aus einem Clan, wo auch die Frauen in die Schlacht ziehen. Ich habe schon nebenbei erfolgreich gegen einige Männer gekämpft. Auf mich muss niemand aufpassen, aber jeder sollte vor mir Angst haben.“

Bardock lachte spöttisch auf und Selypa kniff verärgert die Augen zusammen.

Toma wedelte beschwichtigend mit den Händen. „Gut, dann zu uns. Wir haben alle die Grundausbildung geschafft. Ich weiß, dass Borgos der Älteste ist, der aus unbekannten Grund immer die Abschlussprüfung verhaut. Ich schätze mal…Lampenfieber“ der große Saiyajin errötete ertappt. Toma ging nicht weiter auf seine Peinlichkeit ein und deutete auf seinen Kameraden neben sich. „Bardock und ich sind alte Freunde und ich bin sehr froh, dass ich mit diesem Sturkopf in einem Team bin. Ohne mich ist er verloren….“

„Hey“ Bardock sah ihn empört an, aber Toma sprach unbeirrt weiter. „…aber er ist ein toller Kämpfer, vermutlich der Stärkste in unserem Jahrgang. Was mich zum Zweitstärksten macht. Panbukin….gehobenes Mittelmaß, was?“

Panbukin schaute betreten zur Seite und biss die Zähne zusammen. Mehr Zustimmung zu dieser Einschätzung gab es nicht.

Toma klatschte in die Hände. „Gut, dann wäre das ja geklärt. Die schwächsten werden immer zusammen bleiben und sich gegenseitig beschützen, während die Stärksten auf die Jagd nach unseren Gegner gehen“ beschloss er.

Gine blinzelte ihn verblüfft an. „Das verstehe ich nicht“ rutschten ihr die Worte heraus.

Bardock stöhnte leise genervt auf und sie sah ihn mit schmalen Augen an.

Konnte der Kerl sich mal beruhigen? Gut, jetzt waren Frauen in deinen Team, komm runter! Man musste sie doch nicht mit bösen Blicken rösten!

„Es ist so sicherer, damit euch keiner der andern Prüflinge eure Kugeln abjagt. Hast du nicht gehört, was der Kommandant gesagt hat? Wenn du deine Kugel verloren hast, giltst du als tot. Und eine tote Saiyajin wird nicht als vollständig erwachsen angesehen“ erklärte er höhnisch.

„DAS habe ich sehr wohl verstanden“ erwiderte Gine ruhig. Sie würde sich von ihm nicht auf die Palme bringen lassen. „Ich meine aber, warum ihr glaubt, dass ihr die anderen Saiyajins jagen müsst.“

Bardock verstummte und auch die andere blinzelten sie verständnislos an.

Gine seufzte auf und erinnerte sie an die Worte des Kommandanten. „Als erstes hat er gesagt, dass wir einen Monat dort auf den Planeten verbringen müssen, um zu zeigen, dass wir selbstständig agieren können. Das heißt also, eine fremde Fauna und Flora, auf die wir uns einstellen müssen. Ein simpler Überlebenskampf. Aber mit diesen Kugeln haben sie den Druck auf uns erhöht. Ja, einige sehen das als Aufforderungen, so viele Kugeln wie möglich zu sammeln, aber das heißt nicht, dass sie gewinnen. Davon hat der Kommandant nichts gesagt. Man wird ja nicht automatisch abgeholt, wenn jemand alle Kugeln hat, sondern nur nach Ablauf der Frist“ brachte sie das Problem auf den Punkt.

Die Männer blinzelten sie verdutzt an und versuchten sich an den genauen Wortlaut zu  erinnern

Panbukin keuchte auf. „Sie hat Recht. Er hat nicht gesagt, dass wir uns gegenseitig jagen müssen. Nur, dass man als „Sieger“ über die kugellosen Saiyjains gilt und sie damit theoretisch getötet hat. Aber der erste Satz war schon der Hinweis: „Überlebenskampf und 30 Tage.“ Es geht darum, in dieser Welt zu überleben. Wir gewinnen schon, wenn die Frist mit unseren eigenen Kugeln durchhalten. Wir brauchen keine zusätzliche.“

Toma strich sich gedankenverloren übers Kinn. „Du hast Recht. Das ist ein Marathon, kein Sprint. Zudem sind die Verlierer ja nicht richtig tot. Man kann sich immer noch wehren und sich die Kugeln wieder zurück jagen. Jemand, der anfangs zu hastig ist und nur kämpft, ohne sich um Nahrung und Schlaf zu kümmern, wird auch schneller erschöpft sein. Für den werden die 30 Tage dann sehr lang sein. Wenn wir uns dagegen ein gutes Versteck aufbauen und unsere Kräfte schonen…“ er sah Gine gedankenverloren an. „Jemand mit deinen Fähigkeiten kann dann unser Joker sein.“

Bardock grummelte, aber er verkniff sich ein weiteres Wort. Nun fing auch er an zu zweifeln, ob er den Kommandanten richtig verstanden hatte. Vermutlich hatte der Mistkerl absichtlich die Aufgabe so unverständlich erklärt. Eine Prüfung mit Hinterhaken…das würde passen.

„Das riecht nach Gurki“ knurrte er. „Diese Art von Manipulation hat  bestimmt er sich ausgedacht. Deswegen sind auch die Frauen zugelassen.“

Toma schlug sich gegen die Stirn. „Na klar, unseren „geschätzten Lehrer“ hat es nie gefallen, wie wir seinen Unterricht ignoriert haben. Er hat sich bestimmt eingemischt und dem Kommandanten diese Aufgabe vorgeschlagen."

Bardock fluchte leise. „Wie viele von der Nahrungseinheit sind noch dabei?“ er sah Gine anfordernd an.

„Äh, ich habe nicht viele gesehen“ stotterte sie, überrascht von seiner Zustimmung.

„Ich war schon länger da als du und habe mich umgehört. Es sind nur zwei weiteren Frauen da, die wissen, wie man am besten Essen zubereitet. Die anderen drei sind wie ich und haben eine Küche nie betreten“ erklärte Selypa.

„Die Teams sind ungleich verteilt. Manche Gruppen sind größer, manche nur Paare. Wenn die Idioten nicht erkannt haben, welchen Vorteil sie in ihrem Team haben, werden sie diese Frauen nur unzureichend schützen. Vermutlich denken sie wie Bardock…“ überlegte Toma leise.

Bardock zog einen Flunsch. „…die denken, dass die Frauen als erstes von den Gegnern „getötet“ werden und daher eine Bürde sind.“

Gine stimmte Toma zu. „Ja, hier sehe ich eine gewisse Problematik. Die Frauen werden es sich merken, wenn ihre Teamkameraden sie im Stich lassen und ihnen später auch nicht mehr helfen, wenn sie Hunger haben. Manche könnten aber auch auf die Idee kommen, die Frauen als Köder einzusetzen.“

Selypa nickte zustimmend. „Wenn die Männer es verkacken und das Vertrauen flöten geht, werden die erst mal damit beschäftigt sein, diese Frauen zu beschwichtigen. Ahh, so viele Möglichkeiten, wie man sie hinterrücks angreifen kann…ich sehe es schon vor mir.“

Panbukin atmete erleichtert auf. „Allmählich sehe ich ein ganz anderes Bild. Dann habe ich doch Hoffnung, dass ich diese Prüfung bestehe. Wir sind auf der sicheren Seite, wenn wir uns bis zum Ablaufen der Frist verstecken und gut auf unsere Kugeln aufpassen.“

Bardock sah ihn bei diesem feigen Gedanken stirnrunzelnd an. Toma, der seinen Freund am besten kannte, klopfte ihn auf die Schulter.

„Kurz  vor der Ankunft des Raumschiffes wird die Stimmung aufgeheizt sein. Die Verlierer werden panisch sein und die Gewinner erschöpft. Wenn wir dann ausgeruht und frisch sind, können wir Pluspunkte sammeln und von einigen ihre Kugel abgreifen“ beruhigte er seinen Freund.

Bardock nickte. Sein Blick glitt wieder zu der zierlichen Schwarzhaarigen, die das Lob ihrer Kameraden für ihre gute Beobachtung entgegen nahm. Mit einem selbstischeren Lächeln erwiderte sie seinen Blick. Sein Stirnrunzeln vertiefte sich, aber das laute Gebell des Kommandanten verhinderte erneute abfällige Kommentare.

„ALLES EINSTEIGEN; IHR SCHWACHMATEN! NÄCHSTER HALT IST TODARI!!“

 

Der Hinflug

Nachdem das Raumschiff die Umlaufbahn des Planeten Vegeta verlassen hatte, durften die jungen Saiyjains ihre Plätze verlassen und sich die Beine vertreten.

Gine zog alleine los, weil Selypa sich in den dicken, flauschigen Sessel zurück gelehnt und die Augen geschlossen hatte: die Kriegerin wollte sich ausruhen, solange noch Zeit war. Auch andere Saiyajins nutzten den Flug, um ihre Kräfte zu schonen. Gine traute sich nicht, einen ihrer neuen Kameraden zu fragen und beschloss, alleine einen Spaziergang zu wagen. Noch befanden sie sich unter den schützenden Blicken des Kommandanten, der ein Vorpreschen nicht dulden würde. Die Prüfung hatte noch nicht begonnen und sollte einer es wagen, die Gegner jetzt auszuschalten, würde er hart bestraft werden.

Gine wanderte neugierig durch die engen Gänge und sah aus einem großen Fenster nach draußen.

Was für ein merkwürdiges Gefühl, im Weltall zu sein. Draußen war eine unendliche Leere und kleine Lichter zeigten ihr weit entfernte Sterne an.

Gine konnte unter ihren Füßen das Vibrieren der Motoren spüren und das leise Brummen hören. Ihr Herz fing aufgeregt an zu klopfen bei den Gedanken, so viele Tage auf einen fremden Planeten verbringen zu müssen. Neben den unbekannten Tieren und Pflanzen müsste sie sich ausgerechnet vor ihrer eigenen Rasse verstecken. Sie hoffte, dass sie gute Team-Kameraden abbekommen hatten, aber gerade die Ablehnung von diesem Bardock machte ihr Sorgen. Er schien sie nicht leiden zu können und war auch nicht davon überzeugt, dass Gine sich nützlich machen konnte.

Sie seufzte.

„Na, Schätzchen, hast du dich verlaufen? Soll ich dir Gesellschaft leisten?“

Gine drehte alarmiert den Kopf zu dem Besitzer dieser tiefen, bedrohlichen Stimme.

Ein großer, junger Saiyajin mit hochstehenden, kurzen Haaren hatte sich neben ihr aufgebaut; unbemerkt durch ihre Grübeleien und ließ nun seinen Blick gefällig über ihren Körper gleiten. Der Kerl grinste sie anzüglich an und stemmte einen Arm beiläufig an der Wand ab, so dass ihr der Fluchtweg abgeschnitten wurde.

„Wie sieht’s aus, Süße, bevor wir landen, können wir uns ja ein wenig unterhalten? Vielleicht können wir ja eine Abmachung treffen? Jemand Hübsches wie du braucht einen Beschützer. Ich gehöre zu den Besten. Auf meinen Schutz kannst du bauen“ prahlte er.

Gine machte einen vorsichtigen Schritt rückwärts, während sie den Typen nicht aus den Augen ließ. Sie verfluchte den Umstand, dass sie zu den kleinsten Frauen gehörte. Jeder Mann konnte auf sie herabsehen. Aus diesen Gründen hatte Gine schon früh gelernt, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, aber auf diesem beengten Raumschiff…warum war sie nur allein losgegangen?

„Ich denke, dass ich genug Schutz durch meine Kameraden habe“ erwiderte sie behutsam.

Der Mann legte den Kopf schief. „Ach, die Knalltüten“ winkte er ab. „Glaub mir, keiner von denen kann mir das Wasser reichen. Ich werden sie alle besiegen und mir ihre Kugeln holen.“

„Das will ich sehen“ meldete sich eine spöttische Stimme hinter ihnen. Der fremde Saiyajin drehte erschrocken den Kopf und sah, dass sich Bardock unbemerkt angeschlichen hatte. Der gleichgroße Krieger hatte die Arme verschränkt und sah die beiden finster an.

„Verschwinde, Aikon, oder ich werde bei unserer nächsten Begegnung weniger gnädig sein. Erinnere dich, wie du beim letzten Mal vor mir im Staub gekniet hast“ knurrte Bardock. Der Saiyajin namens Aikon knurrte und schritt an Bardock vorbei.

„Das ist noch nicht das Ende“ drohte er leise, als er sich auf derselben Höhe wie Bardock befand und schritt betont langsam den Gang entlang.

Bardock ließ ihn nicht aus den Augen bis er endlich um die Ecke verschwand. Gine atmete erleichtert auf. Doch sie zuckte zusammen, als Bardock seinen Kopf drehte und sie weiter düster anstarrte.

„Los, zurück auf deinen Platz!“ befahl er und deutete mit den Daumen hinter sich. Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte er sich um und schritt voran. Gine folgte ihm bekümmert und hielt den Kopf gesenkt. „Äh, Bardock, ich…danke, dass du dazwischengefunkt bist, aber ich…ich wollte nicht, dass er...“ Gine stotterte. Kein anständiger Satz wollte sich in dieser bedrückten, eisigen Stimmung bilden.

Bardock blieb plötzlich stehen, so dass sie seinen Rücken rammte.

„Hör zu“ sie konnte wieder seine dunkle, raue Stimme hören. Der Krieger sah sie nicht dabei an; hielt den Blick stur gerade. „Du hast es anscheinend immer noch nicht mitbekommen, aber das ist für Frauen kein Spiel hier. Ihr seid von Männern umzingelt, die gerade einen Hormonstau haben. Wenn du also nicht ins nächste Gebüsch gezerrt werden willst, bleibst du besser in unserer Nähe.“

Gine blinzelte eingeschüchtert. „Aber…das ist doch ein Verbrechen?“

Gegen den Willen einer Saiyajin-Frau zu handeln und sich ihr aufzuzwängen, wurde streng bestraft.

„Auf Planet Vegeta-sei ja, aber wir sind auf den Weg zu einem fremden Planeten ohne Regeln und Gesetze der Alten. Da gilt nur „Die Starken fressen die Schwachen“. Also keine Alleingänge mehr! Du bleibst in meiner Nähe“ die letzten Worte waren streng wie ein Peitschenknall und eindeutig ein Befehl.

Gine rieb sich die Nase, die sie an seinen festen Rücken gestoßen hatte und lief Bardock mürrisch hinterher.

Sie war gewarnt worden, aber seinen Tonfall und seine Art störten sie. Sie würde sich in den nächsten Wochen lieber bei Selypa und den anderen aufhalten, bloß um nicht weiter Bardocks Anwesenheit „genießen“ zu dürfen. Auch wenn er der Stärkste seines Jahrgangs war…mehr Zeit als nötig wollte sie nicht mit ihm verbringen.

 

 

Die Ankunft

Das Raumschiff landete auf einen dicht bewaldeten, grünen Planeten und spuckte die jungen Saiyajins aus.

„Los, los, ihr Faulpelze. Jeder schnappt sich einen Rucksack. EINEN, MEHR NICHT! Überall ist die gleiche Ausrüstung drin. Hat jeder einen? Die Prüfung beginnt in drei…zwei…eins…FANGT AN, WEICHEIER!“

Mit diesen Worten wurde Gine ins kalte Wasser der Tatakai-Prüfung gestoßen. Sie umklammerte den Riemen ihres Rucksacks und rannte eilig zu ihren Teamkameraden, die die anderen Gruppen wachsam im Blick behielten.

Das startende Raumschiff wirbelte Staub auf und laut lachte der Kommandant zum Abschied. „WIR SEHEN UNS IN 30 TAGEN…WENN IHR DANN NOCH LEBT! HA, HA,HA!“

Seliypa nahm Gines Hand und zog sie mich sich ins grüne Dickicht.

„Beeilen wir uns. Die Stimmung ist aufgeheizt und gleich fangen die ersten an zu kämpfen“ trieb Selypa ihre Freundin an.

Gine konnte bereits das Zischen von Ki-Attacken und das Aufschreien einiger Saiyajins hören.

„Wir fliegen“ befahl Bardock „wir müssen so viel Abstand wie möglich zu den anderen bekommen, solange die damit beschäftigt sind, sich gegenseitig zu verletzen.“

Sie sprangen in die Luft und fingen an zu fliegen; warfen keinen Blick zurück wo die ersten Kämpfe stattfanden.

Gine bemühte sich, nicht den Anschluss zu verlieren. Ihre Kameraden waren schnell. Die ersten Minuten konnte sie noch folgen, aber ihre Kraft reichte nicht aus, um das Tempo auf längere Zeit durchzuhalten.

Bardock, an der Spitze, drehte den Kopf. Seine Augen verengten sich, als er Gines Position an letzter Stelle sah, mit schwer atmendem Gesicht. Er ließ sich zurückfallen, bis sie auf einer Höhe waren.

Ehe Gine sich versah, umschlang Bardocks Arm ihre Taille.

„Zu langsam“ knurrte er und drückte sie an sich. Gine kam kaum dazu, ein Wort der Entschuldigung zu sagen, als Bardock auch schon mit Schwung losflog und sie mitgezogen wurde.

 

 

Tag 1

Sie flogen, bis auch Panbukin, Borgos und Selypa keine Kraft mehr hatten und landeten im dichten Dschungel. Sie waren umgeben von fremden Pflanzen, neue Gerüche und explodierenden Farben. So viele Eindrücke prasselten auf Gine ein, die sich überfordert umsah. Sie konnte das Schreien wilder Tiere hören.

„Bauen wir uns ein Lager und sehen uns an, was in den Rucksäcken drin ist“ gab Bardock den Ton an und schritt vorwärts. „Los“ trieb er die anderen ungeduldig an, die sich immer noch umsahen.

„Wir könnten uns doch einen Baum als vorläufiges Nest aussuchen“ schlug Gine vor und deutete auf einen der hohen Bäume mit dickem Stamm, von Lianen und Moos überwuchert. Wenn es um das Finden eines geeigneten Versteckes ging, hatte sie Erfahrung.

„Wer weiß, was auf den Boden fleucht. Dort oben wäre es sicherer.“

Bevor Bardock ein Wort sagen konnte, stürmte sie los, sprang geschickt über dicke Wurzel und kletterte am Stamm hoch. Sie konnte die schweren Schritte der anderen hinter sich hören, aber sie konzentrierte sich auf ihre Umgebung, bis sie fand, was sie suchte: Ein Baum mit breiten Stamm, dessen Äste weit gegabelt waren, während das dichte Blätterdach einen schütze. Sie sprang darauf zu, schnappte sich ein paar der Lianen und fing an, ein paar der Äste damit zu biegen. Die anderen landeten neben ihr und sahen dabei zu, wie Gine ein Nest aus Blättern, Schlingpflanzen, Blumen und Ästen webte, bis sie eine dichte, wohlriechende Wand um den Stamm erschaffen hatte.

Die Männer sahen sie beeindruckt an und Selypa ließ sich erschöpft in die Mitte sinken.

„Das gehört zu den Dingen, für die ich kein Talent habe…hätte nicht gedacht, dass es so nützlich sein kann“ murmelte sie und öffnete neugierig den Rucksack. Die andern taten es ihr gleich.

Gine lächelte über das Lob und warf Bardock einen triumphierenden Blick zu, aber der ignorierte sie und war mehr mit dem Inhalt seines Beutels beschäftigt.

„Tse, der Proviant darin reicht gerade mal für zwei Tage. Kein Scouter, nichts nützliches“ knurrte er.

Gine war nicht seiner Meinung. Mit großen Augen sah sie auf das wunderschöne, scharfe Messer in ihrer Hand. Es war zu klein und zu zierlich, um es als Waffe gegen einen muskelbepackten Saiyajin einzusetzen, aber sehr gut, um kleine Tiere damit auszuweiden und Fleisch zu schneiden. Fachmännisch prüfte sie die Klinge, die aus einem ungewöhnlichen Metall bestand und zwei verschiedene Schneiden hatten.

„Oh, wie schön, eine Decke“ sagte Selypa und zog ein grob-kratziges Gewebe heraus.

„Toll, das heißt, die Nächte werden kalt“ brummte Toma. Dann zwinkerte er Selypa zu. „Ich könnte dich ja wärmen?“

Sie schnaubte verächtlich. „Pfft, keine Sorge, ich kuschle mich an Gine.“

„Was? Mein Körper ist doch viel wärmer. Ihr könnt euch beide an meinen heißen Körper pressen, wie es euch gefällt. So eng wie es hier ist, könnten wir…Hey!“ Toma wich lachend das Messer aus, dass Selypa auf ihn warf.

Borgos hatte sich ein Stück Trockenfleisch geschnappt und kaute darauf, während Panbukin den Inhalt schön sauber neben sich verteilte und genau prüfte.

Toma lehnte sich entspannt an den Stamm und griff sich ebenfalls etwas von seinem Proviant. Nachdenklich drehte er in seinen Händen, bevor er anfing, es zu zerkauen.

„Hm, kaum Proviant, dafür etwas Werkzeug, um zu jagen und zu kochen. Es sieht so aus, als wären wir auf den richtigen Pfad, dank Gines Erkenntnis“ sprach er mit vollem Mund.

Die anderen nickten.

„Also werden wir uns erst mal zurückziehen und unsere Kräfte schonen“ fasste Panbukin zusammen.

Gine sagte kein Wort, erlaubte sich aber ein zufriedenes Lächeln. Aus den Seitenwinkeln schaute sie nach Bardock, der sich ebenfalls an den Baumstamm lehnte und unbeeindruckt kaute. Als sich ihre Blicke trafen, sah er zuerst weg. Weder sagte er etwas, noch ändert er seine unzufriedene Miene.

Gine beschloss, ihn zu ignorieren und kuschelte sich in ihre Decke, während sie langsam auf ihrem Trockenfleisch kaute.

 

 

Tag 5

 

Mittlerweile war die Truppe weitergewandert und hatte sich ein besseres Lager in einer Bergkette gesucht. Mit Hilfe ihre Ki-Strahlen hatten sie sich eine Höhle in den Felsen gebohrt und die Öffnung durch Äste und Laub getarnt.

Gine hatte veranlasst, dass sie nach einem Ort suchen mussten, wo sie ungestört ein Feuer machen konnten, aber auch frisches Wasser in der Nähe hatten. Ein paar Tage ohne Nahrung auszukommen war nicht das Problem, aber ein Mangel an Flüssigkeit war lebensgefährlich. Zu ihrem Glück waren die Rekruten auf solche Situationen vorbereitet worden und wussten nach welchen Hinweisen sie schauen mussten. Die klare, kleine Bergquelle in der Nähe ihres Lagers und der versteckte Ort ließen in Gine ein Gefühl der Sicherheit aufkommen. Vom erhöhten Standort aus konnten die Männer gut die Umgebung im Auge behalten und im Dschungel befanden sich einige große Tiere, die essbar waren. Besonders Toma und Bardock erwiesen sich als geschickte Jäger. Dank der Möglichkeit, ein Feuer zu machen, konnte Gine das Fleisch braten und es damit bekömmlicher machen. Feuer war notwendig, denn nur durch das hohe Erhitzen konnte sie sicherstellen, dass Bakterien abgetötet wurden; das galt auch fürs abgekochte Wasser zum Trinken. Hygiene war neben Nahrung und Wasser ein wichtiger Punkt, um die nächsten Wochen in der Fremde zu überleben.

 

Tag 7

Gine hatte sich zum ersten Mal aus dem Lager getraut, begleitet von Borgos, Panbukin und Selypa. Heute wollten sie im Dschungel nach weiteren Zutaten suchten, die sie für eine gesunde Ernährung benötigten. Nur Fleisch und Wasser jeden Tag war zu eintönig.

Gine achtete besonders auf den Boden, um nach Pilzen und Kräuter zu suchen, während die geschickte Selypa in den Bäumen verschwand. Borgos und Panbukin hielten Wache und behielten die schwache Gine im Auge, während sie sich nach kleinen Vögeln als Fleischbeilage umsahen.

Einige Tiere im Dschungel hatten scharfe Zähne und Krallen gezeigt; dabei waren sie auch noch doppelt so groß wie ein ausgewachsener Saiyajin. Auch wenn Gine hier stärker war als auf Planet Vegeta, dank der schwächeren Schwerkraft…trotzdem, mit ihrem Küchenmesser und ihren bloßen Fäusten hatte sie keine Chance gegen diese fremde Spezies.

Man musste zudem ständig mit der Gefahr andere Saiyajins rechnen.

Gine war froh über ihre Erfahrung, die sie bei der Nahrungseinheit gesammelt hatte: sie war dadurch in Kontakt mit einheimischen und außerirdischen Tieren gekommen und hatte durch die Anleitungen ihrer Lehrerinnen profitieren können. Die biologischen Wesenszüge waren bei vielen Arten gleich, egal von welchen Planeten:

-          wer scharfe Zähne und Krallen hatte, war ein Fleischfresser und Jäger.

-          Wer stumpfe Zähnen, ein unscheinbares Fell besaß und sich gut tarnen konnte, ein harmloser Pflanzenfresser

-          Wer ein außergewöhnlich, farbintensives Äußeres besaß, ob Schuppen oder Fell, war in den meisten Fällen giftig und warnte mit seinen Farben

 

Ähnlich war es mit den Pflanzen: was süßlich roch, hatte einen hohen Zuckergehalt und konnte gefahrlos gegessen werden. Bei bitteren bestand die Gefahr, dass es giftig war. Trotzdem war sie dafür verantwortlich, das Risiko so gering wie möglich zu halten. Alles, was sie fand, musste unter heißen Wasser gekocht oder wenigstens kurz gegrillt werden, um mögliche Schädlinge zu vernichten.

Selypa sprang von den Bäumen herunter; in ihren Armen eine Handvoll unterschiedlicher Früchte, die die Saiyajins vorsichtig untersuchten. Ihre gute Nase und Borgos widerstandsfähige Konstitution beim Probieren sagte ihnen, das sie ungefährlich waren. Borgos hatte in seinem Leben wegen ständigen Hungers so einiges ausprobiert und gegessen und daher ein gutes Immunsystem und Geschmackssinn entwickelt; besser als das eines normalen Saiyajin.

Sie kletterten wieder in die Baumkrone und sammelten mehr davon, bis sie mit vollen Armen zurück ins Lager gehen konnten.

 

Tag 11

 

Gine kratze mit einem Stein einen weiteren Strich an die Felsenhöhle, um die Tage zu zählen. Die Zeit floss zäh dahin. Noch nicht mal die Hälfte war geschafft und allmählich fingen sich die Männer an zu langweilen.

Ihre Position war gesichert, jeder wusste was zu tun war: wer jagen musste, Wache halten, Fleisch ausnehmen, Wasser abkochen und Kleidung waschen…Selypa und Gine hatten sich geweigert, diese Aufgabe für die Männer zu übernehmen. Sie waren ein Team, aber nicht ihre Mütter. Jeder war selbst für seine Reinigung verantwortlich.

Gine erhob sich und schritt nach draußen. Sie hatte ihre Aufgaben fürs erste erledigt und langweilte sich. Dem Stand der Sonne nach war es erst Mittag. Selypa war am Rand der Höhle und sah nach unten, wo Toma gerade gegen Borgos kämpfte; ein kleiner Trainingskampf gegen die Langweile. Panbukin versuchte es erfolglos gegen Bardock, aber der war eindeutig gelangweilt und wich ihm nur aus, bis den pummeligen Saiyajin die Puste ausging. Wegen einem leichten Tritt hinter die Schienbeine verlor er den Halt und fiel hin. Bardock setzte seinen Fuß auf die Brust ab und hielt ihm vom Aufstehen ab, so dass sein Gegner sich nur hilflos auf den Boden wälzen konnte.

„Er ist echt stark“ murmelte Selypa leise, die Gines Ankunft nicht bemerkt hatte und biss sich nachdenklich auf einen Fingernagel. Gine sah dabei zu, wie Bardock seinen Gegner vom Aufstehen abhielt und wandte den Blick ab. Ihr gefiel das nicht.

„Wie stark bist du, Selypa? Könntest du es mit Panbukin aufnehmen?“ fragte sie und unterbrach Selypas Beobachtungen.

Die lachte auf. „Natürlich. Soll ich es dir beweisen? Aber gegen Borgos wird es schwerer und Toma und Bardock sind in einer ganz anderen Liga.“ Selypa bemerkte, dass Gine von der Veranstaltung nicht beeindruckt war. Sie grinste.

„Wie sieht es aus? Willst du auch kämpfen?“

Gine sah sie erschrocken an und hob abwehrend die Hände, doch Selypa fuhr belustigt fort. „Nur ein kleiner Freundschaftskampf. Meine Muskeln jucken und brauchen Bewegung. Ich kann dir beibringen, wie du dich wehren kannst.“

Gine überlegte, dann nickte sie. „Aber nicht hier…ich will nicht, dass die Männer uns zusehen und über mich lachen.“

Die Frauen standen auf und verließen ihren Platz auf der Suche nach einem ungestörten Ort. Während Gine vorsichtig die steilen Felsen runtersprang, fiel ihr aus den Seitenwinkeln auf, dass Bardock sie beobachtete. Er sah ihren Weggang mit Stirnrunzeln nach.

 

Tag 15

 

Dank des neuen täglichen Trainings mit Selypa verging die Zeit schneller. Die Freundin zeigte Gine, mit welchen gemeinen Tricks man die gegnerische Kraft ausnutzen konnte, was die Schwachpunkte waren und wie man sich am besten bewegte.

Wegen ihrer Neugier waren nun seit kurzem auch Panbukin und Borgos eingeweiht, die sich als Übungspersonen zur Verfügung stellten, damit Gine ihre neuen Techniken ausprobieren konnte. Hochheilig hatten sie der jungen Frau versprechen müssen, auf keinen Fall die anderen Kameraden darüber zu informieren: Gine fürchtete ihren Spott und vor allem Bardocks Verachtung.

Nichts konnte man ihm recht machen. Kein einziges, nettes Wort glitt über seinen Lippen.

 

„Ich denke, die beiden wissen trotzdem Bescheid, auch wenn sie nicht fragen“ sagte Selypa unbekümmert, die Wache hielt, während Gine über der Quelle hockte und versuchte ihre Kleidung und sich selbst zu waschen.

„Schön für sie, aber ich will trotzdem nicht, dass sie mich stören“ stöhnte Gine, während sie ihren Rock heftig schrubbte.  Eine Menge Dreck und Staub hatte sich darauf angesammelt.

Sie wusste, dass sich Selypa und die anderen köstlich über ihre Versuche amüsierten. Auf noch mehr Zuschauer und schlechte Sprüche konnte sie verzichten.

Selypas Grinsen verbreitete sich.

„Das heißt, du willst niemanden mit deinen neuen Fähigkeiten beeindrucken? Männer mögen Frauen, die sich wehren können…jedenfalls richtige Männer“ dachte sie laut.

Gine stoppte in ihren Bewegungen und warf ihr einen scheelen Seitenblick zu.

„Ich will niemanden beeindrucken“ sagte sie und fuhr mit dem Säubern fort.

„Ach, und umgekehrt? Dann beeindrucken dich starke Typen nicht? Die meisten Frauen würden auf Toma und Bardock springen…stark, gutaussehend, groß, muskulös, wild…“ Selypa stoppte mit ihren Ausführungen, als Gine spöttisch auflachte. „Das interessiert mich nicht“ sagte sie abfällig.

Seylpa blinzelte sie überrascht an, so dass Gine erklärend hinzufügte. „Ich will einen netten Mann und keinen Grobian, der nur Kämpfen im Kopf hat.“

Jetzt war es Selypa, die spöttisch grinste. „Das ist in unsere Rasse eine Seltenheit.“

Gine stoppte abermals und richtete sich auf.

„Das ist ja das Problem“ ärgerte sie sich. Der unterdrückte Zorn in ihr war übermächtig, so dass sie wütend fortfuhr. „Sieh dich doch mal um. Diese Prüfung ist doch der Beweis. Ohne meine Idee wären die Typen damit beschäftigt, sich selbst zu verletzen, wo sie dann damit enden, blutend auf den Boden zu liegen und wilde Raubtiere anzulocken. Benutzen die mal ihr Gehirn?! Ich sag dir, manchmal glaube ich, dass die schwächsten Saiyajins auch die intelligentesten sind. Wenn die Männer sich aber weiterhin nur auf Kraft und Abschlachten konzentrieren, werden wir wohl in ein paar Generationen aus lauter Dummheit aussterben. Toma und Bardock ärgern sich momentan und sind ungeduldig, weil wir uns verstecken. Am liebsten würden sie davon stürmen und jeden angreifen. Panbukin bleibt geduldig und versteht, warum wir uns besser verstecken sollten. Borgos…“

„Borgos ist alles egal, solang er was zu futtern hat“ beendete Selypa den Satz. Sie hockte nachdenklich auf einen Felsen und sah dabei zu, wie Gine mit blitzenden Augen weitersprach. Es war ein ungewohnter Anblick, die sonst so ruhige Saiyajin so aufgebracht zu sehen.

„Es ist mir zu verdanken, dass wir unsere Kräfte schonen und bislang unverletzt geblieben sind. Ich kümmere mich um das Essen. Ich sorge mich darum, dass niemand davon krank wird. Aber trotzdem gilt nur der als wichtig, der die meisten Gegner platt macht. Ich wette, die Hälfte der Rekruten liegt halb tot am Landungsplatz und hofft darauf, dass das Raumschiff kommt, bevor sie verbluten oder aufgefressen werden. Das sind die Vollidioten, die zuerst angegriffen haben und nun keine Kraft und keinen Proviant mehr haben.“

„Das heißt, du magst Panbukin am liebsten?“ fragte Selypa verwirrt. „Überlegst du dir, ihn als Gefährte zu nehmen?“

Gine schnaubte. „Ich sagte dir doch, ich will einen netten Mann. Ich will keinen aus dieser Truppe!“

„Nicht mal den Stärksten?“ fragte Selypa gespielt unschuldig.

„KEINEN! Bardock soll mir vom Leib bleiben“ fauchte Gine.

„Wie kommst du darauf, dass ich von Bardock sprach?“ Selypa lächelte gerissen.

Gine stutzte, ließ sich aber nicht beirren.

„Du hast doch gesagt, der Stärkste und das ist nun mal Bardock. Aber seine Stärke ist mir egal. Er ist ein grober Klotz, der mich anschweigt und böse anfunkelt. Immer nur mich! Was hat der Kerl für ein Problem? Einfacher Frauenhass kann es ja nicht sein; dich scheint er allmählich zu akzeptieren.“

Selypa zuckte mit den Schultern.  Sie verstand es auch nicht. Jeder außer Bardock hatte akzeptiert, dass Gine nicht die Stärkste war, aber sich trotzdem nützlich machen konnte. Sie war eine Bereicherung fürs Team.

Für Gine war das Thema damit erledigt und sie wrang ihren Rock aus, während sie leise vor sich hin murrte.

Ein Knacken, das Rollen eines Steines, ließ beide Frauen aufhorchen. Alarmiert sahen sie sich um.

„Wenn einer der Typen uns gerade bespannt…“ Selypa ballte ihre Fäuste. Gine war gerade nur in ihrer Unterwäsche zu sehen. Selypa hatte jeden ihrer Kameraden unglaubliche Schmerzen versprochen, der ihre Privatsphäre stören würde.

„Bleib hier, ich sehe nach“ sagte sie zu ihrer knapp bekleideten Freundin und schwebte hoch.

Schutzbedürftig hielt Gine den nassen Rock vor ihrer Brust und sah sich misstrauisch um. Das kalte Wasser fröstelte sie und unter ihren dünnen, bauchfreien Top spürte sie, wie sich ihre Brustwarzen erhärteten.

Sie fühlte sich beobachtet.

Sie horchte nach einem verdächtigen Geräusch. Es war auffällig still…nur das leise Plätschern des Baches war zu hören.

„Wer ist da?“ flüsterte sie leise und sah sich um, duckte sich fluchtbereit.

Aber weder sah noch hörte sie etwas.

Nichts rührte sich.

„Ich habe nichts gefunden“ meldete Selypa, die wieder runter schwebte. „aber in diesem dichten Dickicht ist das auch schwierig. Blöd, dass wir keine Scouter haben. Komm, lass uns dahinten zu den Felsen gehen. Ich habe eine bessere Sicht dort und du kannst deine Sachen in der Sonne trocknen.“

Gine folgte ihre Freundin, aber nicht ohne noch einen letzten Blick in Richtung Gebüsch zu werfen, wo sie immer noch das Gefühl beschlich, von Blicken verfolgt zu werden.

 

Tag 16

 

„Ich gehe los und suche nach weiteren dieser leckeren Pilze. Die haben gegrillt ganz gut geschmeckt“ sagte Gine zu ihrer Freundin und steckte sich ein Messer an ihren Gürtel.

Selypa nickte als Zeichen, dass sie verstanden hatte und machte schwer atmend weiter ihre Crunches, während Panbukin ihr assistierte und ihre Füße festhielt.

„Ich komme mit“ brummte eine Stimme.

Erschrocken drehte Gine den Kopf und sah, dass Bardock nicht mehr schlief, sondern sich erhoben hatte und zu ihr gesellte

„Das wird nicht nötig sein“ sagte sie hölzern. „Ich finden den Weg schon zurück.“

„Tse“ Bardock ließ sich nicht abbringen und schritt auf sie zu, obwohl er ein dabei Gesicht machte, als hätte er die letzten Tage nur Salat gegessen.

Gine atmete tief durch. Sie verlangte nicht von ihm, sie zu begleiten aber wenn der Idiot sich nicht aufhalten ließ…

„Schön, meinetwegen“ grummelte sie und stampfte schlechtgelaunt voran.

 

Schweigend marschierten sie durch den Dschungel.

Gine sagte kein Wort; ihre Lippen waren so fest zusammengepresst, dass sie dünn wirkten. Sie durchsuchte die Gegend, ohne einen Blick auf ihren stummen Begleiter zu werfen und bückte sich nur, um ein paar Kräuter und Pilze abzuschneiden.

Das beiläufige Räuspern und Hüsteln von Bardock ignorierte sie, bis…bis sie schließlich doch davon so genervt war und ihn strafend ansah.

„Wirst du krank oder warum machst du so komische Geräusche?“

 Bardock blinzelte verdutzt. „Äh, ich…grmpf.“ Er wandte mürrisch den Blick ab.

Gine verdrehte genervt die Augen. Der Kerl war nicht fähig, auch nur ein nützliches Wort zu sagen.

Sie strafte ihn mit Nichtbeachtung und sprang geschickt über einige Wurzel. Ein großer Baumpilz hatte ihre Aufmerksamkeit gewonnen und sie schwebte den Stamm hoch.

Sie setzte das Messer an der Wurzel an und fing an, daran zu schneiden.

Ein leises Knacken von brechenden Ästen drang an ihr Ohr. Nicht nur sie hörte es.

„GINE, PASS AUF!“ rief Bardock und flog auf sie zu, schnappte sie und riss sie weg, bevor ein mit scharfen Zähnen besetztes Maul nach ihr schnappen konnte.

Unbewusst krallten sich Gines Finger in Bardocks Brustpanzer, während der Krieger sie auf seinen Armen trug und mit ihr hochschwebte.

Beide sahen auf das übergroße, katzenartige Raubtier, dessen dunkelgrünes, mit schwarzen Punkten versehenes Fell gut im Dickicht tarnte. Die großen, gelben, geschlitzten Augen sahen hungrig die zwei kleinen, schwebenden Zweibeiner an.

Das Raubtier ging in die Knie, spannte seine Muskeln an. Sein Schweif peitschte angriffsbereit. Dann, wie eine gespannte Drahtfeder, sprang es zu ihnen hoch. Bardock hob eine Hand und schoss einen Energiestrahl ab. Getroffen landete das Katzenwesen auf einem der Äste, wo es geschickt wendete und einen erneuten Angriff startete. Bardock wich im Fluge aus.

Gine fluchte in Gedanken. Bardock hielt sie fest an sich gedrückt und konnte sich so weder richtig verteidigen noch fliegen. Sie selbst besaß zu wenig Power für Energieattacken.

„Bardock, du musst mich runterlassen, sonst kannst du nicht kämpfen“ rief sie.

„Vergiss es, ich lass dich nicht los“ knurrte der Krieger „Diese Viecher sind wendig und schlau. Es wird dich zuerst angreifen und ins Dickicht verschleppen.“

„Aber wie willst du…“

„Sei still und lass mich nachdenken…“ unterbrach er sie.

Viel Zeit dazu hatte er nicht, denn ihr Gegner schien sich von der ersten Attacke bereits erholt zu haben. Das Raubtier sprang geschickt näher, indem es die großen Bäume und Äste wie Stufen nutzte.

Bardock weigerte sich immer noch, sich von Gine zu trennen, weshalb er sich umdrehte und mit ihr tiefer in den Wald flog, in entgegen gesetzter Richtung zum Lager, wo ihre Kameraden waren.

„Wenn ich über die Bäume fliege, sind wir Freiwild. Sollten andere Saiyajins uns sehen, haben wir es dann mit größerem Gegner zu tun als mit diesem Kätzchen“ sprach Bardock, mehr zu sich selbst als zu Gine.

Gine konnte das Fauchen hinter sich hören. Das „Kätzchen“ ließ sich nicht abschütteln.

Sie stemmte sich gegen Bardocks Brust und trommelte dagegen, weil er seinen Griff nicht lockerte.

„Wenn wir uns trennen und ich mich als Köder anbiete…“ schlug sie vor.

„Vergiss es“ seine Augen funkelten sie wütend an. „Ich lass nicht zu, dass du als Katzenfutter endest. DU BLEIBST BEI MIR!“ die letzten Worte hörten sich so überraschend streng und besitzergreifend an, dass Gines Widerstand erlahmte und sie ihn nur verblüfft anblinzelnd konnte.

Bardock schien nun ernsthaft wütend zu sein. Dagegen war seine sonst mürrische Miene der reinste Sonnenschein.

Er stoppte im Flug, drehte sich um und hob seinen rechten Arm. Energie sammelte sich, wurde heller, ein leises Sirren war zu hören.

Das Biest schien davon nicht beeindruckt zu sein. Es stürmte auf die Beute zu.

Der Energiestrahl, den der wütende Bardock nun auf es abschoss, war nicht mit der Kraft des ersten zu vergleichen. Ein greller Lichtstrahl traf das Raubtier und verbrannte es.

Der rauchende Leichnam fiel zu Boden.

Bardock atmetet schwer, aber dann langsam, schlich sich ein triumphierendes Grinsen über seine Lippen. Er landete auf den Boden. Mit unterschiedlichen Gefühlen sahen die beiden auf die gebannte Gefahr. Jetzt, wo Bardock sich allmählich entspannte, lockerte sich sein Griff, so dass Gine sich hinstellen konnte. Auch ihr Herz schlug wieder ruhiger, während sie sich unbewusst an Bardocks Seite schmiegte. Der Krieger hatte immer noch seinen Arm locker um ihre Hüfte geschlungen.

Langsam drehten sie den Kopf zueinander und sahen sich wortlos an.

Gine schluckte. Was wäre geschehen, wenn sie allein in den Dschungel gegangen wäre?

„Wir…wir sollten verschwinden. Wenn andere von diesen Kampfgeräusche gehört haben…wir sind nur zu zweit“ schlug sie langsam vor.

Bardock nickte nur und holte tief nach Atem; schnappte nach Luft und beruhigte seinen Puls.

Er griff nach Gine und nahm sie wieder auf seine Arme. Um Energie zu sparen, flog er nicht, sondern sprang schnell und geschickt über die Bäume. Erst als sie nahe dem Lager waren, landete er auf den Boden.

Gine wartete darauf, dass er sie runterließ, doch das geschah nicht. Fragend sah sie in sein Gesicht und bemerkte seinen stolzen Blick und den arroganten Zug seiner Mundwinkel: Bardock schien furchtbar stolz auf sich selbst zu sein und auf Lob von ihr zu warten.

Sie atmete tief durch und rang um Selbstbeherrschung. Ihren Fehler zuzugeben, fiel ihr schwer aufgrund ihres eigenen Stolzes.

„Danke, dass du mich gerettet hast“ sagte sie leise.

Bardocks Nase hob sich überheblich, sein halbes Lächeln wurde ein Stück länger. Trotzdem schien es nicht genug; er ließ sie immer noch nicht los zu sein und wollte noch mehr Lob hören.

Darauf konnte er lange warten.

„Warum bist du nicht in Richtung des Lagers geflogen, damit Toma und die andere uns helfen konnten?“ fragte sie ihn.

Er stutzte, blinzelte kurz verblüfft. Seine gute Laune verflog, sein Mund wurde wieder schmal.

„Als ob die mir hätte helfen können“ knurrte er. „Ich bin stärker ohne diesen Ballast am Bein.“

„Warum hast du mich dann nicht losgelassen, wie ich es vorgeschlagen habe? Bin ich nicht noch schlimmerer Ballast?“ fragte Gine.

Viel zu lange brodelte in Gine das Gefühl der Missachtung. Bardock hatte ihr heute geholfen. Nicht zum ersten Mal, wie ihr plötzlich auffiel. Er schien also doch kein schlechter Kerl zu sein, aber warum verhielt er sich dann manchmal so bescheuert? Sie wollte darauf eine Antwort wissen.

Überfordert öffnete und schloss Bardock den Mund. Er stammelte, suchte sichtbar nach Worten.

„Ich…ich habe dich gerettet. Solltest du davon nicht beeindruckt sein?“

Gine hob unbeeindruckt eine Augenbraue. „Ich stehe mehr auf Grips als auf Muskeln. Typen mit einem Gehirn finde ich sexy. Starke Saiyajins gibt es doch überall“ sie winkte ab. “Aber finde mal einen netten Mann in dieser Meute…alles was ich will, ist EIN GUTER MANN“ sie betonte die letzten Worte und sah ihn strafend an. Bardock blinzelte irritiert, während ihre Worte in sein Gehirn drangen.

Nun schien ihm Gines Körper in seinen Armen zu viel zu sein: wie eine brennende Kartoffel ließ er sie hastig los. Gine schaffte es gerade noch so auf den Füßen und nicht auf den Hintern zu landen.

Verdutzt sah sie Bardock bei seinen Bemühungen zu, ihr eine Antwort zu geben. Eine sich verstärkende Röte erschien auf seinen Wangen und Bardock wich betroffen ihrem Blick aus.

„Ich…gah, ich muss los…Jagen“ stammelte er und flog in die entgegengesetzter Richtung des Lagers, als ob ihn ein Rudel Katzenmonster jagen würde.

Gine sah ihm kopfschüttelnd hinterher.

Mit leeren Händen ging sie wieder ins Lager zurück.

 

Tag 21

 

Stirnrunzelnd sah Gine auf ihr Schlaflager. In den letzten Tagen war es immer das gleiche.

„Selypa, bist du es, die mir ständig Früchte hinlegt?“ fragte sie ihre Freundin, die ihre Schlafstätte neben ihr aufgebaut hatte. Die beiden Frauen befanden sich im hinteren Teil der Höhle, wo sie abgrenzt zu den Männern schliefen und ihre Decken und Rucksäcke lagerten.

Selypa, die gerade dabei war, den Belag aus Gräsern zu erneuern, sah sie erstaunt an. „Nein, wieso sollte ich?“ Sie hob den Kopf und sah, dass sich auf Gines Decke drei runde, kleine, lila-schwarze Früchte befanden, von denen die Frauen wussten, dass sie köstlich schmeckten.

„Die würde ich erst recht nicht mit dir teilen, sondern selbst essen“ sagte die Schwarzhaarige ehrlich.

„In den letzten Tagen ist es so, dass ich unter meiner Decke gut riechende Blumen oder Früchte finde“ erzählte Gine. „Immer, wenn ich abends mein Lager aufbaue und die Decke zurück schlage, zack, ist da was.“

Selypa blinzelte überrascht, dann fing sie langsam an zu grinsen. Sie zog Gine zu sich und hockte sich mit den Rücken zu den Männern, die ihre Schlafstätte im vorderen Bereich der Höhle hatten, damit ihnen ja niemand zuhörte.

„Heimlicher Verehrer?“ flüsterte sie Gine fragend zu.

Gine zuckte zusammen. Daran hatte sie nicht gedacht. Die Frauen warfen vorsichtig einen Blick hinter sich, wo die Männer am Eingang der Höhle saßen. Leises Gemurmel war von Panubukin und Toma zu hören, während Borgos und Bardocks Augen träge auf Halbmast lagen.

Schnell drehten sie ihren Kopf wieder zurück, bevor einer von ihnen auf sie aufmerksam wurde.

„Es muss einer von ihnen sein“ wisperte Selypa. „Was glaubst du, wer ist es? Panbukin? Toma?“

Gine zuckte ratlos mit den Achseln. „Sie sind aber eigentlich ziemlich selbstbewusst und haben kein Problem damit, mich anzusprechen“ flüsterte sie „Das sieht eher nach dem Versuch von jemanden aus, der schüchtern ist.“

„Also Borgos? Vielleicht ist es aber trotzdem einer der anderen und er will nur nicht, dass die anderen Männer davon Wind bekommen. Er will keine Konkurrenz und versucht, auf heimliche Wiese mit dir in Kontakt zu treten.“ Sie sah Gine neugierig an. „Wen wünscht du dir denn als Verehrer?“

Gine warf wieder vorsichtig einen Blick nach hinten. Ihr Blick fiel auf Bardock, der schläfrig an der Felsenwand lehnte.

Seit dem Tag mit dem Raubtier wich er ihr aus.

Er sprach nicht mit ihr, erteilte ihr keine direkten Befehle und wich jeden ihrer Versuche aus, mit ihm zu sprechen. Erwischte sie ihn dabei, wie er sie beobachtete, wich er ihrem Blick aus. Manchmal glaubte sie, ihn dabei erröten zu sehen.

War er es, der ihr heimlich diese Geschenke reinlegte?

Tat ihm sein vorheriges großspuriges Verhalten leid oder gab es ein anderes Motiv?

Selypa fiel auf, wie lange Gine den Krieger anstarrte und stupste sie verschwörerisch mit ihren Ellbogen an.

„Also Bardock, der gerissene Hund, was?“ grinste sie.

Gine spürte eine unangenehme, verräterische Wärme in ihre Wangen aufsteigen.

„Ich weiß es nicht“ blockte sie ab. „Ich kann ihn am schwersten einschätzen.“

Selypa nickte zustimmend.

„Er ist geheimnisvoll und kein großer Redner. Ich mag das. Aber ich habe gehört, wie er mit Toma und Panbukin spricht. Bei ihnen hat er eine spitze Zunge. Uns gegenüber hält er sich wohl zurück.“

Gine hob argwöhnisch eine Augenbraue hoch. „Er hält sich bei uns zurück?“

Selypa zuckte mit den Schultern. „Für seine Maßstäbe schon.“

Gine warf einen weiteren prüfenden Blick nach hinten, bevor sie sich schnell wieder umdrehte.

„Ich bin verwirrt“ gab sie ehrlich zu. „Aber solange mein Verehrer sich nicht zu erkennen gibt, akzeptiere ich den guten Willen und seine Geschenke.“

Selypa zuckte mit den Schultern. „Was willst du sonst auch machen? Solange die Prüfung läuft, sollte das Team zusammenhalten. Gefühle stören uns gerade nur.  Eine Liebeserklärung könnte die ganze Gruppendynamik durcheinanderwerfen.“

„Denke ich auch“ stimmte Gine zu und kuschelte sich in ihre Decke. „Das Beste ist, ich konzentriere mich fürs erste auf Überleben. Beziehungen und so ein Kram können warten, bis wir wieder auf unseren Heimatplaneten sind.“

Sie biss von einer Frucht ab und genoss das süße Aroma.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Bardock so aufmerksam, rücksichtsvoll und geheimnisvoll war und ihr heimlich Geschenke machte. Aber wer immer es auch war…dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Liebeleien.

Gine wollte ebenfalls ihre Tatakai-Prüfung bestehen. Sie war nicht hier, um mit jemanden anzubandeln.

 

Tag 25

„Jetzt beginnt der Endspurt“ verkündete Toma am Morgen des 25. Tages. „Wir haben bislang unsere Ruhe gehabt und niemand konnte uns aufspüren. Das Raumschiff wird uns in fünf Tagen an derselben Stelle abholen, wo man uns auch abgesetzt hat. Wir sollten dorthin losziehen, uns wieder ein Versteck in den Baumkronen basteln und dann mit der Jagd beginnen. Die Saiyajins, die am Anfang erfolgreich waren, sind entweder erschöpft oder sie haben eine Menge Kriegsbeute gesammelt, die wir ihnen abjagen können.“

„Wir?“ fragte Panbukin nach. „Wieso das Risiko wagen? Wir gewinnen auch, wenn wir uns am 30. Tag auf den Weg machen und unsere eigenen Kugeln vorzeigen.“

„Ich bin Tomas Meinung“ stimmte Selypa zu. „Nur mit der eigenen Kugel ankommen…das ist schwach. Man sieht, dass wir nichts riskiert haben. Außerdem… Kommen wir erst am letzten Tag zum Landeplatz, sehe ich die Gefahr, dass wir von anderen aufgelauert werden. Besser, dem zuvor zu kommen.“

Bardock grunzte zustimmend. Borgos nickte; er wollte ebenfalls kämpfen.

Selypa grinste gerissen. „Ich habe bereits eine Idee, wie wir unsere Gegner herauslocken können. Wir müssen nur aufpassen, dass wir unsere Kraft nicht gegen kugellose, wertlose Saiyajins verschwenden, sondern uns auf die konzentrieren, die schon was gesammelt haben. Wenn ich und Gine dann in ihrer Nähe sind und sie provozieren, sie anheizen…“

„Nein“ wand Bardock ein „das ist zu gefährlich. Wenn Gine ihre Kugel verliert, ist sie draußen.“

Selypa lehnte sich zurück und sah ihn hochmütig an. „Dann solltest du dein Bestes geben, damit so was nicht passiert und sie beschützen.“

Bardocks Augenbrauen zogen sich steil nach unten. Wortlos sah er Gine an und wartete auf ihre Ablehnung, aber zu aller Überraschung stimmte Gine dem Plan zu.

Sie hatte mit Selypa in den Nächten gemeinsam überlegt, welche Fallen sie aufstellen könnten, um die eigenen Chancen zu verbessern. List, anstelle von roher Gewalt, würde ihnen allen dabei helfen, ihre Kräfte zu sparen und Verletzungen zu meiden.

Sie war bereit.

„Wir kennen uns alle gut genug, sodass ich ehrlich sagen kann, dass ich euch vertraue. Ich weiß, dass wir uns nicht gegenseitig im Stich lassen werden“ fing sie an. „Ich bin bereit, mich als Köder anzubieten, wenn wir so unsere Gegner herauslocken können. Das ist sicherer, als ohne Scouter durch den dichten Dschungel zu marschieren und sich zuerst angreifen zu lassen.“

Mit festem, entschlossenem Blick sah Gine in die Runde. Ihr Blick verweilte etwas länger bei Bardock.

Sie sah, dass er mit ihrer Entscheidung nicht zufrieden war, sie aber akzeptieren musste.

Langsam nickte er als Zeichen seines Einverständnisses

 

Tag 26

 

Gine rannte durch den Wald.

Sie musste sich nicht um eine schauspielerische Darstellung von Angst bemühen.

Sie konnte die Blicke der versteckten Saiyajins spüren, während sie über die Wurzeln sprang und sich panisch umsah.

Adrenalin rauschte durch ihre Adern, ihr Saiyajin-Schweif war gesträubt und ihr Körper verströmte ein feines Aroma von Furcht und Aufregung. Sie war umzingelt. Sie wusste nicht, wann ihre Verfolger sie angreifen würden und ob sie ihre Leute, die in ihren Verstecken warteten, rechtzeitig erreichen konnte. Ihre Sinne waren gespannt und in Alarmbereitschaft.

Ein fremdes Knurren aus dem Gebüsch sagte ihr, das nicht nur Saiyajins ihre Fährte aufgenommen hatten: die nach Furcht riechende Beute hatte auch die eingeborenen Jäger aufgeweckt.

Das Knurren kam näher.

Dann sprang eines aus dem Gebüsch, ein wolfsähnliches Tier mit reißerischeren Gebiss und roten Augen, ein schlanker, brauner Körper, der sich auf Schnelligkeit spezialisiert hatte und auf langen Pfoten sich schnell näherte.

Gine schrie entsetzt laut auf.

Er war nicht allein.

Drei weitere sprangen aus dem Gebüsch, folgten ihm und versuchten Gine zu umzingeln, die schnell einen Baum hochsprang und an den Ästen hochkletterte.

Zu ihrem Glück waren diese Raubtiere anders als das letzte Katzenartige, das gut klettern konnte.

Sie versuchten, hochzuspringen, doch rutschen sie an den glatten Stamm ab. Gine war weit oben in Sicherheit. Sie schnappte hastig nach Atem und versuchte, Energie zu sammeln.

Zum Glück konnte sie fliegen. Sie fing an zu schweben und ließ die vier Raubtiere unter sich nicht aus den Augen, die sie knurrend beobachteten.

Gine streckte ihnen die Zunge raus.

Eines der Tiere war ungeduldig und versuchte hochzuspringen. Er kam nicht ansatzweise nach oben, doch bevor es landen konnte, kam ein greller Energieblitz aus dem Gebüsch und grillte es.

Die drei restlichen Jäger rissen den Kopf herum und stellten sich in Alarmbereitschaft auf.

„Brauchst du Hilfe, Kleine?“ ein großer, braungebrannter Saiyajin mit langer Mähne schwebte hervor und hob die Hand. Ohne eine Antwort abzuwarten, feuerte er drei weitere, schnelle Energieblitze ab.

Eines der Raubtiere wurde getroffen, die zwei andere wichen aus und rannten jaulend zurück ins dichte Dickicht

Gine atmete erleichtert auf.

„Mann, Tarro, jetzt hast du uns den Spaß verdorben“ murrte jemand.

Gine sah nach oben, wo drei weitere Saiyajins herabschwebten und Gine bedrohlich angrinsten.

Der Sprechende, ein Saiyajin in blaugrauer Rüstung und mit Irokesen-Frisur, schüttelte in gespieltes Bedauern den Kopf. „Ich hätte zu gerne gesehen, ob die Kleine entkommen wäre. Hey, Schwester, du scheinst ja lieber zu fliehen als zu kämpfen, was? Ich wette, du hast deswegen immer noch deine Kugel.“

Die vier Saiyajins schwebten näher und umzingelten Gine.

Der Mann namens Tarro streckte verlangend die Hand aus.

„Los, die Kugel her“ befahl er. „Ich habe dich gerettet, da steht sie mir zu.“

Gine schüttelte störrisch den Kopf. „Habe ich nach Hilfe gerufen? Ich hatte alles unter Kontrolle.“

Die Männer lachten auf.

„Die Kugel“ wiederholte Tarro „oder wir müssen dich härter anpacken.“

„Oh, dagegen hätte ich nichts“ der Irokese leckte sich hungrig über die Lippen und ließ seine Augen über Gines schlanken Körper wandern.

„Halt dich zurück, Chaya“ knurrte Tarro warnend.

Gine bemühte sich um ein gleichgültiges Gesicht.

Tarro schien der Anführer zu sein und so etwas wie Ehrgefühl zu besitzen, aber dieser Chaya war wohl anders. Die zwei anderen Krieger sahen schwächer aus, waren aber in Alarmbereitschaft.

Sie hatte gegen keinen von ihnen eine Chance.

Gine riss die Augen auf und keuchte gespielt ängstlich auf, während sie aufs Gebüsch zeigte.

Alarmiert wandten die vier Saiyajins den Kopf dorthin. Kamen die Raubtiere mit Verstärkung zurück?

Doch erst als sich nach wenigen Sekunden angespannten Wartens nichts zeigte, beruhigten sie sich und drehten ihre Köpfe wieder zur jungen Frau zurück…die in der Zwischenzeit geflohen war.

„Los hinterher“ befahl Tarro und die Männer flogen los, wütend, dass sie auf diese Finte hereingefallen waren.

Schnell hatten sie die junge Frau eingeholt und umzingelt. Dieses Mal ließen sie sie nicht aus den Augen.

„Wenn du sie mir nicht freiwillig gibst, hole ich sie mir halt selbst“ beschwerte sich Tarro und griff nach Gine. Sie wich geschickt zur Seite aus und trat seinen ausgestreckten Arm zur Seite.

„Fass mich nicht an“ fauchte sie.

„Oder was?“ Tarro lachte spöttisch auf.

„Oder du hast gleich ein Loch anstelle eines Gesichts!“

Tarro drehte überrascht den Kopf. Bardocks Faust traf ihn mitten ins Gesicht und brach ihm die Nase.

Dank Gines Kameraden waren nun ihre Gegner umzingelt. Die Saiyajins stürmten aufeinander zu, während Gine schnell zur Seite schlich und sich hinter einen Baum versteckte, um niemanden in der Schusslinie zu stehen.

 

Tag 29

 

Nach einem weiteren, erfolgreichen Sieg gegen eine kleine Gruppe, die aus zwei Männern und einer Frau bestanden hatte, zog sich Gines Team in ihr Versteck zurück.

Die letzten gesammelten Vorräte wurden aufgebracht, denn angesichts des morgigen, letzten Tages brauchten alle ihre Kraft.

„Die letzte Gruppe war ein Reinfall“ murrte Selypa. „Nur Arbeit, aber keine Belohnung. Sie hatten ihre Kugeln schon lange verloren. Außer der blöden, eingebildeten Schlampe ein paarmal welche zu knallen, hat sich die Sache echt nicht gelohnt. Naja, Ellery wird mich jedenfalls nicht mehr so blöd anmachen und mit ihrem Freund angeben, haha“ schadenfroh lachte sie.

Panbukin sagte nichts, sondern polierte zufrieden seine Kriegsbeute der letzten Tage, drei Kugeln in verschiedenen Farben, während Borgos wie üblich stumm sein Mahl aß.

Nachdenklich sah Gine auf ihre Kugeln: Zusätzlich zu ihrer eigenen hatte sie zwei weitere bekommen, eine gelbe und eine weiße.

Sie war der Meinung, dass sie keine verdient hatte und wäre auch nur mit ihrer eigenen roten Kugel zufrieden gewesen, aber Bardock hatte drauf bestanden.

„Schließlich rennst du die ganze Zeit herum, lockst die Kerle heran und lenkst sie ab“ hatte er gemurmelt und sich den Kopf gekratzt.

„Aber du hast sie besiegt“ hatte sie eingewendet und ihm die Kugeln entgegengestreckt.

Er hatte sanft ihre Finger darüber geschlossen und den Kopf geschüttelt, als Zeichen der Ablehnung. Gine kam es vor, als hätte er ihre Hände etwas länger als nötig berührt, doch es war Bardocks Blick gewesen, der sie von weiterem Widerspruch abgelenkt hatte: er war überraschend zärtlich gewesen.

In diesen Moment überkam sie das Gefühl, als wollte er ihr etwas sagen, etwas Bedeutsames, dass ihr ganzes Leben verändern könnte.

Die Zeit schien langsamer zu fließen, ihre Augen versanken in seine. Vom nahen erkannte sie, dass Bardocks Augen ein tiefes, dunkles Braun hatten, in deren schwarze Pupillen sie sich spiegelte.

Tomas Rufen störte die beiden in ihrer Versunkenheit und verlegend hatte sie den Blick abgewendet. Als sie dabei zusah, wie Bardock sich den Hinterkopf kratzte und mürrisch zu seinem Freund schritt, glaubte sei abermals diese süße Röte auf seinen Wangen zu sehen.

Ihre Gedanken sprangen zu den letzten Geschenken ihres heimlichen Verehrers.

War es doch Bardock?

Zuerst heimlich die Früchte, jetzt als offenes Geschenk die Kugeln?

Zwar hatte es keine heimlichen Geschenke mehr gegeben, seitdem sie ihr Lager in den Bergen abgebrochen hatte, aber Gine fiel auf, wie oft Bardock sich in ihrer Nähe befand.

Selypa erwischte sie wiederrum öfters dabei, wie sie den Krieger unbewusst heimlich beobachtete.

 

 

Tag 30

Gine kniete auf den Boden und hielt sich ein paar Äste mit Laub über den Kopf, um ihren Körper zu verstecken, während sie das Plateau vor sich im Auge behielt.

Sie wusste, dass sich ähnlich wie sie, andere Saiyajins in den umliegenden Bäumen versteckt hielten, bis das Raumschiff ankommen würde.

Noch war es früher Morgen und die Luft war still und frisch. Kein Vogel war zu hören.

Sehr verdächtig.

Ein Rascheln ließ ihren Blick auf eine bestimmet Stelle fallen. Sie sah, wie sich eine kleine Gruppe herausschleppte: fünf Saiyajins, die eindeutig verletzt waren und sich erschöpft in den Schatten einiger Felsen fallen ließen.

Ihnen war es egal, ob man sie sah oder nicht, denn sie hatten eindeutig nichts mehr zu verlieren.

Mitleid überkam Gine, als sie die staubigen, enttäuschten Gesichter erkannte.

Nun, wo sich die ersten getraut hatten, folgten weitere Verlierer, die sich in gebührenden Abstand in den Staub sinken ließen und darauf warteten, dass sie abgeholt wurden.

Gine drehte sich um robbte zurück, um den anderen Meldung zu erstatten.

 

Im Versteck…

„So, die andere fangen also an, sich zu versammeln?!“ wiederholte Panbukin.

„Dann sollten wir auch losgehen?“ Selypa sah fragend in die Runde.

Toma zuckte ablehnend mit den Achseln. „Wir bekommen es doch mit, wenn das Raumschiff landet. Vorher müssen wir doch nicht los.“

„Tja, die Frage ist auch…wann landet es? Wir sind vor 30 Tagen zur Mittagszeit angekommen, dann sollte es auch zur selben Zeit uns wieder abholen“ überlegte Panbukin.

„Oder der Kommandant zieht es in die Länge. Nach dem Motto „Ich habe den Tag, aber nicht die Uhrzeit festgelegt“. Dann kommt er erst gegen Abend. Könnte zu dem Kerl passen…“ meldete sich Bardock zu Wort. „Was sagst du dazu, Gine?“

Gine war abgelenkt und hörte seine Frage nicht. Sie dachte an die erschöpften Saiyajins, die ihre Prüfung nicht geschafft hatten, ihre traurigen Gesichter, ihre zerstörte Hoffnung.

Was würde mit ihnen passieren?

Sie würden in den Reihen der Krieger den niedrigsten Rang einnehmen und müssten härter arbeiten als alle anderen, um sich zu beweisen. Vielleicht würden einige von ihnen sogar einsehen, dass richtige Kämpfe auf fremden Planeten nichts für sie waren und eine Position als Wachposten oder Jäger auf den Heimatplaneten besser für sie wäre.

Sie hatte das Glück gehabt in einer netten Gruppe zu landen. Sogar Bardock war nicht so schlimm, wie sie anfangs geglaubt hatte. Sie hatten sie akzeptiert, sie beschützt und anerkannt.

Aber wäre das Außenmissions-Leben etwas für sie?

Ständig unterwegs zu sein, auf fremde Planeten nach Nahrung für die Krieger zu suchen und zubereiten und vielleicht sogar stärker in Kämpfen eingebunden zu werden?

In dieser Prüfung war es gegen unbewaffneten Saiyjains gegangen, ohne Tötungsabsicht, aber in einer richtigen Mission sah der Befehl anders aus: fremde Völker sollten vernichtet oder unterjocht werden, unschuldige Wesen ausgerottet werden. Selbst wenn sie nur in der Versorgungseinheit helfen würde, wäre sie mitverantwortlich für die Massaker. Sie half den Saiyajins dabei, bei Kräften zu bleiben, damit sie unermüdlich attackieren konnten. Damit würde auch an ihren Händen Blut kleben. Dabei hatte sie sich als Kind geschworen, niemals…

„Gine!“

Bardocks drängende Stimme riss sie aus ihren Überlegungen.

Sie sah auf und bemerkte die fragenden Gesichter ihrer Kameraden.

„Was ist los? Du sahst so traurig aus?“ fragte Selypa.

„Äh, nichts. Was ist?“ sie winkte ab.

„Wir denken, es ist besser, wenn wir hierbleiben und nach dem Raumschiff Ausschau halten und erst dann zum Landungsplatz gehen. Vorher wird die Prüfung nicht als beendet angesehen und wir könnten angegriffen werden“ fasste Toma den Plan zusammen.

„Alles klar“ Gine nickte.

 

Die Krieger packten ihre Sachen zusammen und verschnürten sie ordentlich in ihre Rucksäcke.

Gine besah sich das gesäuberte Messer, bevor sie es ins Futteral zurücksteckte.

Ob sie es später behalten durfte? Es hatte ihr gute Dienste geleistet.

„Alles in Ordnung?“ Bardock stand plötzlich neben ihr und kniete sich zu ihr hin. Sein breiter Oberkörper schirmte sie vor den Blicken der andere ab, die aber noch mit ihren eigenen Aufräum-Arbeiten beschäftigt waren.

„Ja, sicher“ beruhigte Gine ihn und konzentrierte sich darauf, den Rucksack vollzupacken.

„Du sahst vorhin so seltsam aus. Wenn du Angst hast…“ begann er leise zu sprechen, aber Gine sah ihn strafend an.

„Das hat damit nichts zu tun. Ich habe bloß nachgedacht“ wiegelte sie ihn ab.

Sie hatte die letzten 30 Tage in einen fremden, tödlichen Dschungel verbracht und überlebt und jetzt, kurz vor dem Ziel, sollte sie Angst haben? Das Gegenteil war der Fall, aber sie wollte Bardock nicht darüber erzählen, wie sie über ihre Zukunft dachte. Das ging ihn nichts an.

Bardock schien an ihrem Tonfall zu bemerken, dass sie nicht darüber sprechen wollte.

Verlegen kratzte er sich den Hinterkopf, während er offensichtlich nach den richtigen Worten für ein anderes Gesprächsthema suchte. Anscheinend war seine Besorgnis nur ein Vorwand für etwas anderes gewesen.

„Gine, ich…weißt du, ich habe nicht so viel Erfahrung damit, aber ich…äh“ er stotterte.

Gine blinzelte ihn verblüfft an. Was immer Bardock zu ihr sagen wollte, es hatte nichts mit Befehlen zu tun, die konnte er klar und deutlich aussprechen.

War er es?

Wollte Bardock gerade zugeben, dass er ihr heimlich Geschenke gemacht hatte?

Das unverwechselbare Sirren von sich aufbauenden Ki alarmierte die empfindlichen, kampferfahrenen Sinne von Bardock und Toma und ehe sich Gine versah, riss Bardock sie in seine Arme und sprang mit ihr zur Seite.

Das Versteck in der dichten, blickgeschützten Baumkrone, die Gine wie am Anfang der Prüfung vorbereitet hatte, wurde von mehreren, gleichzeitigen Angriffen in seine Einzelteile zerlegt. Nur den schnellen Reaktionen von Toma und Bardock war es zu verdanken, dass keiner der Gruppe verletzt wurde, sondern rechtzeitig ausweichen konnte.

In Alarmbereitschaft rappelten sie sich auf und sahen sich um.

Gine erkannte die Gesichter von Torra und Chaya, denen sie vor einigen Tagen die Kugeln geraubt hatten, aber da waren noch mehr Saiyajins. Einen von ihnen erkannte sie ebenfalls: das war dieser Aikon vom Raumschiff, der sie belästigt hatte.

Insgesamt zwölf kampfbereite, starke Saiyajins umzingelten sie.

„Gefunden“ schnurrte Chaya siegessicher. Er behielt Bardock im Blick, der sich schützend vor Gine aufgebaut hatte.

„Rache ist Blutwurst“ knurrte Torra, dessen Nase immer noch sehr eingedellt war und sah Bardock dabei finster an.

„Hey, hey, Bardock gehört mir“ mischte sich Aikon ein.

„Schnauze, ich bin zuerst dran. Mich hat er am Schlimmsten getroffen“ erwiderte ein anderer Saiyajin mit vielen Narben und Dellen in seinem Gesicht.

„Du hast ja nicht viele Freunde“ murmelte Gine trocken, die sich hinterrücks an Bardocks Rücken drückte und die hinteren Gegner für ihn im Blick behielt. Sie konnte ein leichtes Beben spüren wie es nur von unterdrückten Lachen kam.

„Endlich wird diese Prüfung mal lustig“ hörte sie ihn antworten.

Sie spürte mehr als dass sie es sah…er lächelte.

 

Es entwickelte sich ein erbitterter Kampf.

Die Saiyajins stritten so heftig gegeneinander, dass die Kugeln und die Prüfung nebensächlich wurden: ihre Motivation waren Wut und die Vernichtung ihrer Gegner.

Das Blut rauschte heiß durch ihre Adern und verwandelte den Wald in ein Schlachtfeld.

Gine schien die einzige zu sein, die sich nicht in einen Blutrausch fallen ließ. Sie versuchte einen Überblick zu behalten, rannte, sprang und flog an den Rand des Schlachtfeldes, um weder ihren Freunden im Weg zu sein noch von dem Gegner eingekesselt zu werden.

Geschickt wich sie einigen schwachen Ki-Strahlen aus. Sie waren nicht tödlich, aber schmerzhaft.

Als sie den Kopf drehte, sah den Verursachenden; Aikon.

Ein schneller Blick zur Seite: Bardock war mit Chaya und Torra gleichzeitig beschäftigt. Aikon folgte ihren Blick und sah sie siegessicher an.

„Heute wird uns niemand stören“ verkündete er und stürmte auf sie zu.

Gine schlug Haken und rannte los; versuchte sich durch das Gebüsch zu schlagen und ein Versteck zu suchen.

Sie kam nicht weit. Aikon landete vor ihr und schnitt ihr den Weg ab.

Gebieterisch streckte er die Hand aus. „Los, her damit oder du bereust es.“

„Fass mich an und du bereust es“ fauchte Gine zurück.

Aikon knurrte bedrohlich und trat auf sie zu. Ehe Gine ihn ausweichen konnte, schnappte er sich ihr Handgelenk und hielt sie in einen stahlharten Griff fest. Gine wehrte sich, so gut sie konnte, versuchte ihn zu treten und mit der freien Hand zu schlagen, aber Aikon schnappte sich einfach das andere Handgelenk und drehte es ihr auf den Rücken. Durch den Schwung wurde sie mit ihrem Rücken an seine Brust gepresst. Aikon hielt ihre beiden Handgelenke in seiner großen Faust zusammen, während er die andere Hand über ihren Körper wandern ließ. Dabei ließ er sich viel Zeit und prüfte besonders die Gegend um ihre Hüfte und Brüste.

„Finger weg, Perversling“ Gine wand sich unbehaglich in seinen Griff und versuchte auf seine Füße zu treten und seine Knie zu treffen.

Aikon packte kurz härter zu und sah sie warnend an. „Ich bin nur auf der Suche nach den Kugeln.“

„Ja, klar, als ob ich sie da versteckt hätte!“

Aikon grinste sie überheblich an.

„Netter Versuch, aber ich denke, ich weiß, wo sie sind. Bei der engen Kleidung gibt es nicht viele Verstecke“ seine Finger wanderten höher und Gine sah verdrossen zu, wie sie über ihre Oberweite in Richtung Kragen wanderten; bereit da reinzugreifen. Als ob sie die Kugeln in ihren Büstenhalter versteckt hätte: unter ihrem Rock gab es eine geheime Tasche, da waren die Kugeln besser aufgehoben.

Das Gefühl seiner rauen, übergriffingen Finger, der nahe Körperkontakt zu diesem fremden großen Mann, sein beißender Geruch nach Schweiß, verursachten ihr Ekel. Schon zupften zwei Finger an ihrem Brustpanzer und zogen das dehnbare Material weiter, so dass er ungehindert von oben reinschauen konnte. Er konnte sich ein wölfisches Grinsen nicht verkneifen, als er die zarten Rundungen sah.

Mit Schaudern spürte Gine, wie sich an ihren Rücken eine Erektion aufrichtete.

„Nette Kugeln“ hörte sie ihn murmeln; seine Augen waren wie festgeklebt mit ihrem Brustansatz beschäftigt und er senkte neugierig den Kopf.

„Die falschen Kugeln“ zischte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und biss fest in seinen Hals.

Der plötzliche Schmerz überraschte Aikon. Schreiend ließ er Gine los, deren spitzen Zähne sich tief in seine empfindliche Haut gegraben hatten. Brüllend vor Schmerz hielt er sich eine Hand an den blutenden Hals.

Gine nutze das aus und rannte fort, doch sie hörte hinter sich das wütende Brüllen. Ihre Angst wurde größer.

War Aikon schon vorher gefährlich gewesen, war er nun eine zornige Gefahr, die sich nicht mehr zurückhalten würde und keine Kontrolle mehr kannte.

Gine kam nicht weit, da stellte sich Aikon ihr auch schon wieder in den Weg. Das Blut tropfte seinen Hals entlang, während er sich eine Hand drauf presste und sein Gesicht war wutverzehrt.

„Keine Gnade mehr“ knurrte er und griff blitzschnell nach ihrem Arm. „Dafür wirst du bezahlen.“

Gine kreischte angsterfüllt auf.

„Lass sie los oder ich reiße dir den Arm ab“ befahl eine bekannte Stimme.

Schwer atmend landete Bardock bei ihnen, einige blutenden Schrammen entlang den Armen und im Gesicht. Seine grimmigen Augen ließen Aikon nicht los. Als sein Blick über die grobe Faust glitt, die Gines zartes Handgelenk festhielt, verhärtete sich sein Kiefer.

Aikon zog Gine an seine Brust. Er ließ seine blutbefleckte Hand neckisch über ihren Hals wandern, während er Bardock höhnisch angrinste.

„Nicht mehr so mutig, wo ich dein Weibchen in meine Hand habe? Hehe. Keinen Schritt weiter oder das Täubchen verliert ein paar Federn.“ Er lachte gehässig.

„Du kennst die Gesetze“ knurrte Bardock. Seine Fäuste ballten sich, während er hilflos dabei zusehen musste, wie Aikon ihren Körper respektlos betatschte.

„Die Heimat ist weit und ich hatte seit Monaten keine Frau mehr in meiner Nähe“ entgegnete Aikon. „Mit so was muss man rechnen, wenn man Frauen für diese Art von Prüfung zulässt.“

Bardock knurrte gereizt, seine Augen wanderten zu Gine, die in Aikons Armen noch zierlicher und kleiner erschien. Sein Blick wurde besorgt.

Gines Herz schlug schneller. Sie wollte nicht, dass sie zu einem Druckmittel gegen Bardock wurde.

Was würde Aikon mit ihr anstellen, nur um ihn zu verletzen?

Aber noch mehr Angst hatte sie um Bardock.

Wie seltsam; bislang hatte er sie beschützt, aber jetzt verspürte sie das Bedürfnis, ihn vor Schaden zu bewahren und das in ihrer Situation.

Aikons Faust umschloss fest ihr Handgelenk, während die andere trügerisch sanft über ihren Nacken und ihre Wange entlang glitt. Er genoss sichtlich das Missfallen, das er in Bardocks Augen verursachte.

Gine versuchte ein aufmunterndes Lächeln, damit ihr Kamerad nicht mehr länger seinen Gegner, sondern sie ansah. Er musste sich beruhigen, sich beherrschen, damit sie irgendwie aus dieser prekären Situation rauskommen könnte. Er durfte sich jetzt nicht von seiner Wut blenden lassen und auf Aikons Provokation reinfallen.

„Warum bist du immer da, wenn ich in Schwierigkeiten gerate?“ versuchte sie zu scherzen; ein zittriges Lächeln auf den Lippen und gespieltes Selbstbewusstsein.

Sie konnte seine Aufmerksamkeit auf sich lenken.

„Keine Ahnung“ murmelte Bardock leise und ließ ihren Blick nicht los. „Mein Körper bewegt sich dann wie von selbst.“

Aikon lachte laut höhnisch auf; er genoss diese Situation immer mehr.

Gines Augen wurden groß bei Bardocks Geständnis. Der Wunsch, bei ihm zu sein, sich in seine beschützenden Arme zu schmeißen, sprudelte in ihr hoch.

Bardock wand den Blick von ihr ab und konzentrierte sich wieder auf Aikon, der seine freie Hand spielerisch leicht, aber eindeutig drohend an ihren Hals legte.

Die Männer taxierten sich wortlos, die Anwesenheit der jungen Frau wurde nebensächlich, während sie überlegten, wie man am besten angreifen könnte.

Gine überlegte fieberhaft, wie sie sich wieder rauswinden konnte, damit sie nicht länger als Geisel missbraucht wurde. Aikon hielt seinen Hals leider nicht mehr vor ihrer Nase für einen weiteren Biss, aber…sie hatte dieses Mal eine Hand frei. Ein prüfender Blick aus dem Augenwinkel bemaß die Entfernung: Aikon war groß und presste sie an sich. Mit ihrer Größe reichte sie ihn kaum bis zur Brust. Seine Rüstung schütze besonders den Oberkörper und war, wie bei vielen saiyanischen Rüstungs-Varianten im unteren Bereich eher mager ausgestattet, wo es mehr um Bewegungsfreiheit ging. Er trug knappe, enge Shorts, die unter den geteilten Panzerplatten sichtbar waren.

Alles in ihrer Griffweite…

Eine Erinnerung an ihre letzten Trainingsstunden mit Selypa tauchte in ihren Kopf auf.

 

Flashback

Selypa stand belehrend vor ihr.

„Also, du weißt ja, dass wir Saiyajins unsere Kraft verlieren, wenn jemand unseren Schweif drückt. Männer haben aber noch schwerer, weil sie ZWEI Schwänze haben“ betonte sie.

Panbukin horchte auf. Er und Borgos standen neugierig an der Seitenlinie, während sie die Frauen beobachteten.

„Moment, Selypa, du willst Gine doch nicht etwas zeigen, wie…das ist unfair. So was macht man nicht“ wand er ein. Borgos wurde bleich und nickte heftig.

Selypa drehte den Kopf und sah ihn finster an.

„Red keinen Schwachsinn, du Fettblase! Unfair?! Wenn Frauen und Männer gegeneinander kämpfen, ist es per se schon unfair, weil Männer größer und stärker sind. In einen Kampf zählt nur, wer am Ende überlebt.“ Panbukin machte sich betroffen klein und zog den Kopf ein und Borgos wich einen Schritt zurück. Selypas zickischer Tonfall und ihre feurigen Augen machten ihnen Angst.

 Sie drehte den Kopf wieder zu Gine und fuhr streng fort „Stich ihnen mit deinen Finger die Augen aus. Zerfetze ihnen die Hoden. Tritt sie in die Weichteile. Kratze sie. Beiß sie. Es ist egal, wo sie ihre Muskeln haben, bestimmte Schwachstellen können sie nicht trainieren. In solchen Momenten musst du erbarmungslos zupacken…“ sie ballte ihre eigene Faust, um es zu betonen „…und ihr Lieblings-Körperteil zerdrücken wie eine überreife Frucht. Zeig keine Gnade.“

Flashback Ende

 

„Zeig keine Gnade“ feuerte sich Gine selbst an und ließ ihre freie Hand schnell nach unten gleiten, wo sie unter den offenen Panzerplatten glitt und die stoffbedeckte Beule fand. Aikon hatte einen Fehler gemacht und sah Gine nicht als Gegner an, sonst hätte er nicht seine Lektion vergessen, einen Gegner niemals so nahe an sich heran zu lassen, so dass er einen Schwachpunkt hätte attackieren können.

Gine unterdrückte ein angewidertes Schaudern und Bardock und Aikon begriffen zu spät, was sie vorhatte: sie packte so fest zu wie sie konnte und drückte stark Aikons Hoden und Glied zusammen.

Es war egal, wie schwach Gine war: angesichts dieses sensiblen, empfindlichen Körperteiles reagierten alle Männer gleich.

Aikon kreischte ungewöhnlich hoch auf. Seine Augen verdrehten sich und er wurde bleich.

Seine Beine sackten kraftlos zusammen und er ließ Gine los, um seine Hände schützend über sein Geschlechtsteil zu legen. Mit leisen Jammern rollte er sich zusammen, während Gine ihn keine Beachtung schenkte und auf Bardock zu rannte.

Unbewusst öffnete er seine Arme und zog sie an seine Brust während er seine Augen nicht von der eingerollten, kläglichen, weinerlichen Gestalt abließ. Von Hochmut keine Spur mehr.

Ausgerechnet die schwächste Teilnehmerin hatte ihn in seine Schranken verwiesen.

Erleichtert drückte sich Gine an in und sog sein holziges Aroma ein. Seine warmen Arme legten sich schützend um sie und strichen beruhigend über ihren Rücken.

„Gine?“

„Hm?“

„Auch wenn ich es als Mann nicht sagen dürfte, aber…Gute Arbeit.“

Sie grinste ihn zufrieden an.

„DIE PRÜFUNG IST BEENDET! SAMMELT EUCH!“

Das laute Rufen des Kommandanten beendete die Prüfung.

Weder Gine noch Bardock wollten sich gerade loslassen, weshalb die beiden langsam, jeweils einen Arm um die Hüfte des anderen, zum Plateau zurückschritten, ohne einen Blick hinter sich zu werfen.

 

 

Abreise

 

Gine kaute auf einen Riegel aus geröstetem Getreide und getrockneten Früchten, während sie nach draußen sah, um ein letztes Mal die Schönheit der Galaxien in sich aufzunehmen.

Die meisten Teilnehmer lagen erschöpft in ihren Sitzen und schliefen, weshalb sie die einzige auf den Gang war. Viele hatten nicht bestanden; ihre Gruppe war die einzige, wo alle Teilnehmer ihre Kugeln behalten hatte und noch welche zusätzlich bekommen hatten.

Mit großem Erfolg hatte sie ihre Prüfung bestanden: sie war nun eine vollwertige, anerkannte Saiyajin.

Doch wie sollte es weiter gehen?

Diese Prüfung hatte ihr gezeigt, wo ihre Stärken und Schwächen lagen und ihr verraten, was sie tun musste.

Sie freute sich schon auf ihre Heimat. Das erste, was sie tun würde, wäre in ein Badehaus zu gehen und sich ein heißes Bad zu gönnen.

„Gine, kann ich mit dir sprechen?“ Bardock näherte sich ihr vorsichtig.

Sie nickte und kaute unbeirrt weiter auf ihren Riegel, während Bardock versuchte, sich zu sammeln. Dass sie jetzt allein und ungestört waren, half ihm anscheinend. Wohl auch der Umstand, dass sie gemeinsam einen gefährlichen Gegner besiegt hatten und in beiden noch das stolze Gefühl des Siegers loderte. Gine fühlte sich ungewohnt selbstbewusst und stark.

„Unser Team hat mit den besten Ergebnissen abgeschlossen. Wir haben die meisten Punkte gesammelt“ begann Bardock zu sprechen. „Naja, in den letzten Tagen habe ich gemerkt, dass wir alle ein gutes Team sind und ich will das nicht verlieren. Ich denke, gemeinsam könnten wir viel erreichen.“

Gine schluckte den Rest des Riegels runter. Ihre Aufmerksamkeit stieg, während sie Bardocks hoffnungsvolle Blicke registrierte. Er sprach weiter.

„Ich habe den Kommandanten gesagt, dass ich mit diesem Team weiterarbeiten will und ich würde mich freuen, wenn du dabei bist. Was sagst du? Wir alle gemeinsam?“

Erwartungsvoll sah er sie an.

Gine blinzelte überrascht. Mit dieser Anfrage hatte sie ehrlich gesagt nicht gerechnet.

Sie fühlte Enttäuschung in sich aufsteigen. Sie hatte gedacht, gehofft, er wollte sie etwas anderes fragen. Hatte sie Bardocks Reaktionen so falsch eingeschätzt?

Die Stille zog sich länger hin und Bardock fing sichtbar an, sich unbehaglich zu fühlen, weshalb Gine beschloss, ehrlich zu antworten.

„Ich werde keine Außen-Missionen mehr annehmen. Ich will in unserer Heimat bleiben“ antwortete sie. „Das war das letzte Mal, dass ich Vegeta-sei verlassen habe.“

Jetzt war Bardock der Überraschte.

„Aber wieso? Wir sind doch ein eingespieltes Team. Ich muss zugeben, ohne deine Beobachtungen und dein Essen hätten wir früh Probleme bekommen. Überleg mal…gemeinsam könnten wir so viel entdecken und…“

„Zerstören? Töten? Vernichten?“ unterbrach sie ihn kühl. „Denn das ist die Hauptaufgabe in allen Außen-Missionen. Wie du ja schon anfangs richtig bemerkt hast, bin ich nicht die Stärkste. Für Missionen dieser Art bin ich keine Hilfe und ehrlich gesagt, will ich es auch nicht. Ich denke, eine Arbeit bei der Nahrung-Einheit passt besser zu mir.“

Bardock blinzelte sie verdutzt an, aber sie zuckte nur locker mit den Schultern.

„Ich will eine Aufgabe, die ich gut beherrschen kann. Eine Aufgabe, die ich mit Stolz erfüllen kann ohne fremdes, intelligentes Leben zu vernichten. Ich sehe mich daher eher dort als bei euch. Tut mir leid, Bardock, aber ich lasse mich nicht umstimmen. Diese Prüfung hat ihren Sinn und Zweck erfüllt und mir meine Grenzen gezeigt. Ich weiß jetzt, was meine passenden Aufgaben sind.“

Mit diesen Worten ging sie an ihn vorbei, ließ den sichtbar erschütterten Mann stehen.

In ihr brodelte es. Sie fühlte eine unerwartete Wut und Verletzlichkeit in sich. Sie hatte etwas anderes von Bardock erwartet, aber ganz bestimmt kein Job-Angebot.

Es fühlte sich an, als hätte sie ihre Gefühle, ihr Herzklopfen, ihre Anerkennung für ihn sinnlos verschwendet. Bardock sah sie nicht so; nicht als Frau. Romantische Gefühle seinerseits hatte sie sich nur eingebildet.

Toma kam ihr entgegen und zog überrascht eine Augenbraue hoch.

„Nanu, Gine, ganz allein hier? Wo ist Bardock? Ich dachte, er wollte zu dir?“

Sie deutete mit dem Daumen hinter sich. „Den Gang runter, da findest du ihn“ antwortete sie kühl.

Ihre schlechte Stimmung war offenkundig. Tomas Verwunderung angesichts ihrer verhagelten Laune wuchs, aber er fragte nicht nach, sondern ging den Gang weiter.

„Was hat der Vollidiot jetzt wieder angestellt?“ konnte sie ihn aber murmeln hören.

Gine tat noch ein paar Schritte und blieb dann stehen.

Die Wut kochte in ihr und sie konnte sich nicht beruhigen

Sie hatte ernsthaft geglaubt, dass Bardock sie mochte, aber anscheinend hatte er sie nur deswegen so oft gerettet, weil er eine Köchin für seine Missionen brauchte und sie seine Zustimmung fand.

So ein Vollidiot.

Sie musste es ihm ins Gesicht sagen, dass sein Angebot eine Beleidigung war.

Sie drehte sich um und rannte zurück.

Bevor sie in die nächste Umbiegung trat, hörte sie eine aufgeregte männliche Stimme sprechen.

„Mann, Bardock, du hast ja echt keine Ahnung von Frauen“ hörte sie Toma genervt sprechen.

Gine blieb stehen und sah vorsichtig um die Ecke, wo sie den mürrischen Bardock angelehnt an einer Wand stehend sah, während Toma auf ihn einsprach.

„Was kann ich dafür…“ begann der Krieger Einspruch zu erheben, aber Toma stoppte ihn mit einer Handbewegung.

„Ne, komm mir nicht so. DU hast es verbockt. Wenn du einer Frau nicht klipp und klar sagen kannst, dass du sie magst, versteht sie es nicht. Echt jetzt! „Ich will mit dir in ein Team sein?!“ Das hört sich nicht nach einer Liebeserklärung an. Kein Wunder, dass sie so wütend aussah.“

„Von Liebe habe ich auch nichts gesagt“ wandte sein Freund empört ein und eine tiefrote, verlegene Gesichtsfarbe bildete sich. „Tse, ich und verliebt.“

„Klar liebst du sie, sonst hättest du dich nicht bereits am Anfang so scheiße benommen. MIR war sofort klar, dass du Interesse an ihr hattest, so wie du sie mit deinen Augen nicht losgelassen hast. Regelrecht verschlungen hast du sie.“ Tomas Hände fuhren aufgebracht durch seine Haare, damit er nicht in Versuchung kam, seinen besten, aber auch unbeholfenen, schüchternen Freund eine zu scheuern.

Gine, bislang unentdeckt, sah die beiden mit großen Augen an.

Bardock war in sie VERLIEBT!?

Sie sah dabei zu, wie der sichtbar verlegene Krieger sinnlos versuchte, seine stoische Haltung zu bewahren, während er von seinem Freund kritisiert wurde.

„Nicht zu vergessen die Geschenke. Die Hilfs-Aktionen und die Früchte und Blumen in ihrem Bett. Oder wie du Panbukin und Borgos eingebläut hast, sie nicht zu bedrängen. Von wegen „Gut gemeinter Rat des Anführers“. Deine Eifersucht war offen sichtbar. Selbst mich hast du immer wütend angefunkelt, nur weil ich mit ihr gesprochen habe“ fuhr Toma weiter.

„Ich, äh…“

„Dabei hatte sie kein Interesse an uns, weil ihr simple Stärke egal ist. Hah, aber so konntest du sie auch nicht beeindrucken. Der Stärkste des Jahrgangs zu sein, war ihr egal. Ich denke, die Gaben, die Früchte waren eindrucksvoller als deine Siege. Ich habe gemerkt, dass sie dich in Verdacht hatte und ihr gefiel diese Seite von dir.  Du hattest sie fast. Also, wie konntest du es so VERBOCKEN?“

„Keine Ahnung“ grummelte Bardock und strich sich beschämt mit einer Hand durchs Gesicht. „Ich dachte, es wäre offensichtlich.“

„Wir drehen uns hier im Kreis. Ich habe dir doch gesagt: es ist besser, es zu sagen“ erwiderte Toma.

„Wieso sagen, wenn Taten genug für sich sprechen? Wieso muss ich ihr sagen, dass sie…dass sie die süßeste, niedlichste Saiyajin ist, die ich je gesehen habe“ presste Bardock genervt aus. „Dass ich ihren Geruch mag und ich das Gefühl liebe, wenn sie in meinen Armen liegt und ich sie dann nicht loslassen will. Dass sie mich in meinen Träumen verfolgt und ich nur an sie denken kann.“

Gine hielt sich schnell eine Hand vor den Mund, um nicht aufgeregt zu quietschen. Sie konnte ihren Blick nicht von Bardocks Gesicht abwenden. Seine geröteten Wangen, seine zusammengepressten Lippen, die warmen Augen und dann diese wunderschönen Worte, die er mit seiner tollen, rauen Stimme offenbarte…ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Ihre Beine fühlten sich wackelig an und sie musste sich an der Wand abstützen.

Sie hörte dabei zu, wie er weitersprach.

„Ich will das nicht sagen, geschweige denn fühlen, aber ich kann es nicht verhindern“ beichtete Bardock seinen Freund. „Ich hab’s versucht. Ich dachte, wenn ich kalt und mürrisch bin, ist das besser für uns beiden. Aber wenn sie mich dann so verletzt ansah, habe ich mich wie der größte Mistkerl gefühlt. Und dann seit dieser Sache damals…“

„Du meinst, wo du die Frauen heimlich belauscht hast? Worauf du beschlossen hast, netter zu sein, weil du ihre Meinung über dich gehört hast?“

Bardocks Kopf wurde leuchtend rot und konnte einer glühenden Alarmglocke Konkurrenz machen.

Gine erinnerte sich, dass sie sich beobachtet gefühlt hatte…und dass sie dort nur halb bekleidet in ihrer Unterwäsche gewesen war. Jetzt wurde sie auch rot.

„Ich, ja…ähm…jedenfalls…egal“ stammelte Bardock. „Was soll ich tun?“

Toma zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe dir gesagt, was du meiner Meinung nach tun sollst. Ist nicht mein Problem, wenn du zu feige bist“ sprach er genervt.

Bardocks Hände krallten sich unentschlossen in seinen Haare.

„Aber was, wenn ich jetzt auf Außen-Missionen bin und kaum noch auf Vegeta-Sei? Dann werden doch andere Männer die Situation ausnutzen. Gine wird jemanden treffen, sich verlieben und ich bin außen vor“ fragte er. Seine Augen bekamen einen panischen Glanz bei diesem Gedanken.

„Ich dachte, wenn sie immer in meiner Nähe ist, kann ich ihr langsam näher kommen…es lief doch gut in den letzten Tagen…und dann sagt sie so was. Wie sollte ich damit rechnen? Aber ich kann doch nicht auf Vegeta-Sei abhängen, nachdem ich die Prüfung für Außen-Einsätze bestanden habe. Die sind die besten; die will ich nicht verlieren.“

„Hey“ Toma bemerkte, wie aufgewühlt sein Freund war und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. „Selbst bei Außen-Missionen kommen wir regelmäßig zurück zur Basis und bleiben eine Weile zur Erholung dort. Du kannst sie also treffen und hast immer noch eine Chance bei ihr. Aber dazu musst du die Arschbacken zusammenkneifen, der Erste sein und ihr sagen, was du fühlst. Sollte sie darüber lachen, weißt du wenigstens, wo du stehst und kannst dich wieder auf deine Arbeit konzentrieren. Aber ehrlich gesagt…ich sehe gute Chancen für dich. Warum sonst war sie so wütend? Wut ist besser als Gleichgültigkeit.“

Bardock ließ sich die hilfreichen Worte seines Freundes durch den Kopf gehen und atmete erleichtert auf.

„Ja, du hast Recht“ murmelte er leise, aber der Gedanke an seine zukünftige Offenbarung schien ihn immer noch zu ängstigen; er ließ traurig den Kopf hängen. Bardock schien nicht zu glauben, dass Gines Antwort positiv ausfallen würde.

Für Gine war es das erste Mal, dass sie Bardock so voller Gefühle sah; ohne seine übliche grimmige Maske. Am liebsten wollte sie zu ihm rennen und seinen Kopf an ihre Brust drücken; ihm sagen, dass alles gut war. Stattdessen lehnte sie sich an die Wand und versuchte ihr heftig schlagendes Herz zu beruhigen. Sie konnte spüren, wie ihre Wangen brannten.

Von Tomas Seite aus war alles gesagt. Ungeduldig schnaufte der Krieger beim Anblick seines niedergeschlagenen Freundes und machte kehrt.

„Ich gehe ne Runde pennen“ sagte er zum Abschied und ging den Flur hinauf.

Gine erschrak, als sie sah, wie er in ihre Richtung kam und sah sich hastig nach einem Versteck um.

Warum war nie eine Topfpflanze zum Verstecken da, wenn man eine mal brauchte?

Sie wusste, so rot wie sie gerade aussah, war es deutlich, was sie alles mit angehört hatte.

Sie wich ein paar Schritte zurück, suchte nach einer Abzweigung, aber zu spät: Toma kam um die Ecke und sah sie.

Seine Augen wurden groß bei ihrem Anblick.

Zu ihrer Überraschung sagte er aber kein Wort, schmunzelte nur. Beim Vorbeigehen gab er ihr einen leichten, beiläufigen Schubs in Richtung Bardock.

„Du bist jetzt dran“ hörte sie ihn auffordernd murmeln. Gine sah ihm hinterher, wie er pfeifend den Flur herunter schritt.

Dann drehte sie sich entschlossen um und schritt um die Ecke.

Bardock hob den Kopf, rechnete mit der Rückkehr seines Freundes. Seine Pupillen weiteten sich erschrocken, als er sie nun plötzlich im Gang stehen sah, mit ihren geröteten Wangen und dem entschlossenen Blitzen in ihren Augen.

„Gine, was…hast du gelauscht?“ keuchte er.

Bevor er vor Scham im Boden versinken konnte, war Gine bei ihm, packte ihn an seiner Rüstung und zog ihn zu sich runter. Bardock war so überrascht, dass er ihren Griff folgte.

Ehe er sich versah, drückte Gine ihre Lippen auf die seine.

Für beide war es der erste Kuss, doch ihr Instinkt sagte ihnen, was zu tun war.

Ihre sensiblen Lippen glitten übereinander und nahmen den Geschmack des jeweils andere auf. Vorsichtig kosteten sie sich gegenseitig.

Bardocks Hände zuckten unkontrolliert und er drückte Gine enger an sich, so dass ihre Körper sich ineinander schmiegten.

Gine war die erste, die den Kuss löste und Bardock ließ wiederwillig von ihren Lippen ab.

Keuchend sah er sie an. Seine Augen glänzten hoffnungsvoll.

Gine hob eine Hand und streichelte zart über seine Wange.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich demnächst besuchen kommst. Wir könnten gemeinsam essen gehen“ hauchte sie.

Bardock blinzelte verblüfft. Ohne auf seine Antwort zu warten, gab sie ihm noch schnell einen Abschiedskuss auf die Wange. Dann warf sie ihm ein breites, fröhliches Lächeln zu und verschwand mit einer leichtfüßigen Drehung hinter die Ecke; nicht ohne ihm noch selbstbewusst zu zuzwinkern.

Leichtfüßig und glücklich sprang Gine den Gang hinunter.

Sie hatte sich noch nie so gut gefühlt.

 

 

 

 

 

 

Bulma sah ihre Mutter abwartend an, die versonnen vor sich hinlächelte. Kakarott war mittlerweile aus Langeweile eingeschlafen und hatte seinen Kopf in ihren Schoss gelegt. Im Laufe der Geschichte war das Tageslicht schwächer geworden und Bulma merkte, wie ihr Magen hungrig knurrte.

Doch die Geschichte war so spannend gewesen, dass sie keine Pause verlangt hatte.

„Das war es also? So sind du und Papa ein Paar geworden?“ fragte sie nach.

Gine lachte neckisch und winke ab. „Ach, so schnell doch nicht. Da gab es noch ein paar Treffen mehr. Aber es war der Anfang unseres gemeinsamen Lebens, ja.“

Nachdenklich lehnte sich Bulma an den Baumstamm und beobachtete ihre Mutter, die versonnen über Kakarotts Kopf strich, dessen Frisur dem ihres Gefährten so glich.

Diese Geschichte hatte ihr mehr über ihre Eltern verraten und ihre Meinung neu beeinflusst: die Rolle, die ihre Mutter damals in dieser Mission gespielt hatte, war wichtiger als gedacht gewesen. Ähnlich wie Radditz hatte Bulma auch gedacht, dass die Krieger am Wichtigsten wären. Aber auch Gine war unterschätzt worden und hatte gezeigt, wie wichtig sie für das Überleben und den Sieg war. Ihre Rolle wurde anfangs gering geschätzt und sie hatte sich durchsetzen müssen, mit Erfolg.

Bulma war beeindruckt und fühlte eine tiefere Verbindung zu ihrer Mutter. Sie sah sie aus einem neuen Blickwinkel an.

„Weißt du…“ Gine sah Bulma an, ein sanftes Lächeln im Gesicht und ein nostalgisches Glänzen in den Augen. „Durch diese Reise habe ich gemerkt, wie sehr der erste Eindruck täuschen kann. Ich habe fast zu spät erkannt, dass Bardock eine sanfte, sensible Seite hat, die er aus Vorsicht vor andere versteckt hielt. Seine Absichten sind mir erst später klar geworden, aber wenigstens nicht zu spät. Er kann halt nicht gut mit Worten umgehen, aber wenn wir unter uns sind, dann…dann öffnet er sich und zeigt ein Gesicht, dass niemand kennt. Nur ich…und du…“ Sie lächelte gedankenverloren in ihren Erinnerungen.

Auch Bulma erinnerte sich an Begebenheiten, die jetzt in einem neuen Licht erschienen.

Wegen ihrem Aussehen und ihre Schwäche hatte sie sich immer als unwürdig empfunden. Auch wenn ihr Vater deswegen nie ein Wort verlor, hatte sie oft das Gefühl bekommen, dass ihr Vater sich einen Sohn wie Radditz gewünscht hatte anstelle einer Tochter wie Bulma.

Radditz war stark, Radditz war selbstständig. Um Radditz musste man sich keine Sorgen machen, er durfte allein in den Wald und ins Dorf gehen. Niemand musste auf ihn Rücksicht nehmen wie auf die empfindliche Bulma. Er war kein Sonderfall, sondern ein normaler Saiyajin.

Sie erinnerte sich, wie ihr Vater sich geweigert hatte, ihr das Kämpfen beizubringen. Sie hatte sich zurückgewiesen gefühlt. Als ob sie es nicht wert gewesen wäre.

Wenn ihr Vater mal da war, wollte sie sich an ihm klammern und bitten, niemals loszulassen; wollte seine Aufmerksamkeit. Gleichzeitig wich sie ihn aber aus, weil sie seine Ablehnung fürchtete.

Was, wenn er sie fortstoßen würde, weil sie minderwertig war?

 Also blieb sie auf Abstand; traute sich immer weniger, sich ihm zu nähern und blieb lieber bei ihrer Mutter. Sie konnte sich Gines Liebe gewiss sein, aber ihrem Vater umgab oft eine unsichtbare Mauer, die sie trennte.

Aber so, wie Mutter von ihm erzählte…ihr Vater hatte sich sofort in Gine verliebt, es aber trotz seiner sonst so großen Klappe nicht geschafft, es ihr zu beichten. Er hatte gehofft, dass seine Taten für sich sprechen würden, weil er es mit Worten nicht aussprechen konnte.

Bulma sah nachdenklich in den Himmel.

So viele Erinnerungen tauchten aus ihrem Gedächtnis hervor, die Ähnlichkeit zu Gines Geschichte hatten: kleine Episoden, wie ihr Vater schweigsam war und mürrisch aussah, aber dann überraschende liebevolle Gesten zeigte. Wie er sie immer in den Arm nahm, wenn sie ihr Mittagsschläfchen gemeinsam gehalten hatten oder im Winter in das Elternbett gekuschelt hatten; wie er seinen Nachtisch an ihr abgab und ständig das rote Stirnband trug.

Wie er mit ihnen gespielt hatte, wenn die Regenzeit zu lang und die Langeweile zu groß wurde.

Wie er sie gesucht hatte, als sie beim ersten Treffen von Onkel Toma und den anderen erschrocken geflohen waren und heulend im Baum saß, mit schlechten Gewissen. Doch bei seinem Anblick, seinem beruhigenden Lächeln, hatte sie sich beschützt gefühlt und ihn nicht mehr losgelassen.

Ihr wurde klar, wie sehr ihr Vater sie liebte und beschützen wollte, von dem, was da draußen war.

Selbst Gine wusste Bescheid über die tierische Seite der Saiyajins, aber Bardock, der Erfahrene, besaß ein größeres Wissen über die Gefahren, die hier lauerten. 

Deswegen war er so streng!

Seine Regeln dienten ihrem Schutz vor Dingen, die so schrecklich waren, dass er es nicht mal aussprechen konnte.

„Ach ja, Männer sind Idioten“ hörte Bulma ihre Mutter seufzen. Gine stupste den schlafenden Kakarott an, damit er seinen Kopf von ihrem Schoss nahm und sie sich erheben konnte. Es wurde Zeit, das Abendessen vorzubereiten.

„Alle Männer?“ fragte Bulma nach, die sich nun an einen anderen Jungen mit mürrischer Miene erinnerte. Sie folgte ihrer Mutter ins Haus.

Gine grinste kurz, aber dann wurde sie ernst.

„Mir ist schon aufgefallen, dass erschreckend viele Männer wie Bardock ihre Gefühle tief in sich hineinfressen. Es beginnt wohl mit der Ausbildungszeit, wenn sie von ihren Müttern und Schwestern getrennt werden. Waren sie anfangs noch fröhliche Kinder, sind sie danach ernster und verschlossener. Ich denke, um sich vor den anderen Jungs keine Blöße zu geben. Sie trauen sich nicht, Gefühle zuzulassen. Alles, was sie schwach wirken lässt, ist schlecht. Also ist Sanftmut Schwäche. Jemanden zu sagen, dass man ihn liebt, bedeutet, dieser Person sein Herz zu Füßen zu legen. Was aber passiert, wenn diese Person das Herz zertritt und darüber lacht?“

„Das ist nicht nett“ murmelte Bulma, die in ihren Kopf die Vorstellung bekam, wie Bardock vor Gine kniete und ihr ein rotes, pochendes Herz zu Füßen legte.

Gine nickte. „Genau. Man muss schon sehr mutig sein, um jemanden seine Liebe zu gestehen, wenn man nicht weiß, wie der andere fühlt. Deswegen verstehe ich auch heute, warum dein Vater so lange gezögert hat. Er hatte auf ein Zeichen von mir gehofft. Nachdem er es erhalten hatte, wurde vieles leichter.“ Sie erinnerte sich kichernd, wie sprachlos er sie angesehen hatte, nachdem sie ihn geküsst und dann verheißungsvoll verschwunden war. Seine Miene war zu köstlich gewesen; die Gefühle wie Hoffnung, Staunen, Freude so offensichtlich.

Bulma half ihrer Mutter beim Zubereiten, während ihr müder Bruder sich auf dem Sofa einrollte.

„Was ist mit Radditz?“ fragte Bulma erschrocken. „Wird er auch anders sein, wenn er wieder zurückkommt?“

„Tja…“ Gine nahm sich Zeit für ihre Antwort. „Ich befürchte schon. Gegenüber den anderen Jungs wird er sich um eine starke, selbstbewusste Fassade bemühen. Diese Maske wird man irgendwann nicht mehr los, wenn man nicht aufpasst. Wenn Radditz wieder nach Hause kommt…wird er etwas Zeit zum Eingewöhnen gebrauchen. Du darfst dann nicht verletzt sein, wenn er sich etwas anders benimmt, okay? Er meint das dann nicht so.“

Gine bemerkte, wie traurig Bulma aussah und versuchte sie zu beruhigen.

„Dein Vater und dein Bruder lieben dich sehr, aber es ist ihnen peinlich, es laut auszusprechen. Du musst einfach mehr darauf achten, wie sie sich in deiner Gegenwart benehmen. Ob sie dir wortlos helfen, zum Beispiel. Das sagt schon vieles aus. Ein Saiyajin hilft meistens nicht unentgeltlich. Wenn er dir hilft, will er etwas von dir. Wenn er aber nichts verlangt, dann tut er es, weil er dich mag.“

„Etwas verlangen…eine Gegenleistung…“ murmelte Bulma nachdenklich.

„Was gibst du mir dafür?“ hörte sie in ihren Kopf eine selbstbewusste, junge Stimme fragen, deren Besitzer sie arrogant anlächelte. Sie erinnerte sich, wie Veg ihr zum ersten Mal die Kekse geschenkt hatte und dann eine Gegenleistung verlangt hatte.

Spontan verglich sie Veg und seine Taten mit dem neuen Wissen, dass sie heute erhalten hatte.

Diesen Spruch mit der Gegenleistung hatte er nur einmal gemacht. Danach hatte er ihr öfters Kekse als Geschenk mitgebracht, war mit ihr in die Berge gewandert und geflogen, hatte sogar Kakarott getragen und war bei ihr gewesen, als ihre Familie sie allein gelassen hatte…Bulma schluckte, als sie Bardock und Veg unwillkürlich miteinander verglich.

Diese mürrische Haltung, die verschränkten Arme, diese zur Schau gestellten Schroffheit…und darunter dieser weiche Kern; diese kleinen Beweise von Liebenswürdigkeit.

Jetzt wurde ihr auch klar, warum sie so schnell ihre Angst vor Veg verloren hatte und sich mit ihm angefreundet hatte. Unbewusst hatte sie gespürt wie sehr sich die beiden ähnelten.

Mit schlechten Gewissen dachte Bulma an ihren Streit mit Veg. Jetzt tat es ihr leid, dass sie sich wegen so etwas Dummes gestritten hatten.

Seit einigen Wochen hatten sie sich nicht mehr gesehen Er hatte ihr erzählt, dass er auf eine lange Reise gehen würde. Aber für wie lange? Wochen, Monate, Jahre?

War ihr Streit ihr letztes Treffen gewesen und würde er nie wieder hier erscheinen?

Nun fing sie an, ihn stärker zu vermissen.

Sie nahm sich vor: eines Tages, wenn sie Veg wieder traf, würde sie ihm sagen, wie sehr sie ihn mochte.

Wenn er wirklich ihrem Vater so ähnelte, hatte er die ganze Zeit auf diese Worte gewartet.

 

 

 

 

Die Kinder wachsen und gedeihen

Wie Gine es angekündigt hatte, brachte sie ihren Kindern die Grundlagen des Kämpfens bei.

Das wichtigste waren die Techniken, die sie selbst von ihrer Mutter, ihren Tanten und ihren Freundin Selypa gelernt hatten, denn diese richteten sich gezielt gegen kräftigere Gegner.

Man nutzte den Schwung oder die entstehenden Lücken der gegnerischen Attacken aus, hebelte Griffe aus, attackierte gezielt die Schwachstellen und wich dem Gegner aus.

Ausweichen war die erste Lektion, die Gine ihren Kinder beibrachte, indem sie flache, vom Seewasser glatt geschliffene Steine nahm und diese auf ihre Kinder warf mit der Aufgabe, ihnen auszuweichen oder aufzufangen. Die natürliche Agilität der Kinder wurde damit auf eine höhere Stufe gebracht.

Sie brachte ihnen „Janken“ bei, eine Technik, die auf drei Figuren basierte, die ihre Hände bildeten: Stein, Schere und Papier. Eine simple Technik, die leicht zu erlernen war und als Angriff oder Abwehr eingesetzt werden konnte.

Außerdem zeigte sie ihnen ein paar Katas; eine Abfolge von Schritten, die einen Kampf darstellten und den Kinder die Grundtechniken des Kämpfens beibrachten.

Faust- und Handkantenschläge, Tritttechniken, Knie- und Ellbogenschläge, Gleichgewichtsübungen…Gine hatte keine Ahnung über Energie-Angriffe oder ausgefallene Techniken, aber sie konnte ihnen die Grundlagen ordentlich beibringen und durchexerzieren, bis sie automatisch abliefen.

Bulma erkannte nach einigen Wochen anstrengenden Trainings, dass Kämpfen nicht so leicht war, wie es aussah.

Wie oft hatte sie früher Radditz zugesehen, wenn er gegen Bardock kämpfte oder alleine trainierte. Sie hatte geglaubt, sie wüsste, was zu tun war; dass sie eine gewisse Ahnung durchs Zugucken erreicht hätte. Doch in der Praxis war es härter als gedacht und ausgerechnet ihr kleiner Bruder zeigte hier das größere Talent.

Den schnellen Steinen ausweichen, mit seiner Schwester Janken zu spielen, Katas üben…Kakarott hatte seinen Spaß und mit Staunen sah Gine ihn dabei zu, wie er motiviert alles nachahmte.

Das neue, tägliche Training half dabei, seinen Übermut zu bremsen und abends war er schnell müde und schlief friedlich ein. Endlich hatte sie einen Weg gefunden, den Überschuss seiner Energie abzubauen. Nur für das Lernen von Zahlen und Buchstaben zeigte er keine Begeisterung, aber dafür hatte man auch später noch Zeit.

Sie bemerkte aber auch, wie unzufrieden Bulma mit ihrem mangelnden Erfolg war. Dabei stellte sie sich nicht ungeschickt an, aber Kakarotts Eifer und sein Erfolg schienen sie zu bedrücken.

Der kleine Bruder war geschickter und schneller und wich jedem ihrer Angriffe aus.

In einer ruhigen Minute erklärte Gine ihrer Tochter, dass jeder sein eigenes Talent besaß. Sie war belesen und klug und Kakarott im Lernen von Kampftechniken geschickter. Sie musste sich deswegen nicht unterlegen fühlen, doch Bulmas Dickkopf wollte nicht hören.

Das junge Mädchen hoffte darauf, ähnlich stark zu werden wie ihr großer Bruder, doch nach einigen Wochen musste sie einsehen, dass Kämpfen tatsächlich nicht zu ihren Talenten gehörte.

Wenn sie selbst gegen einen Dreijährigen nicht bestehen konnte, wie sollte sie eine Chance gegen Größere, Stärkere haben?

Doch das Training machte Spaß und es war etwas typisch „Saiyanisches“, deswegen hörte sie nicht damit auf. So etwas ähnliches machten andere Kinder ihres Volkes auch, deswegen wollte sie es auch tun.

Beständig trainierten die Kinder morgens und abends fleißig unter der Aufsicht ihrer Mutter und spielten nachmittags. Sie rannten durch die Wälder, Bulma zeigte ihren Bruder die Plätze von Beeren und Früchten, sie balancierten auf Felsen, kletterten auf Bäume und Kakarott lernte, wie man Schleimaale aus dem Tümpel fing.

Während des heißen Sommers lernte Kakarott das Schwimmen und im Herbst, als Bulmas sechstes Lebensjahr begann, wie man Kastanien und Bataten in der Glut röstete. Bulma lieh sich das Angelzeug aus Radditzs alter Spielzeugkiste und schaffte es damit, Fische zu fangen. Oft saßen die Geschwister dann still und einträchtig nebeneinander, während sie konzentriert ins Wasser starrte und auf einen guten Fang hofften, den Bulma dann oft am Ort grillte.

Als der Winter kam und es kälter wurde und sie mehr Zeit im Haus verbrachten, nähten Bulma und Gine neue Kleidung. Kakarott erhielt Hosen und Hemden aus den neuen orangen Stoff, den Bulma für ihn gefärbt hatte. Für sich selbst nähte sie natürlich wieder eine neue rosa Tunika, aber auch ein weißes, besticktes Kleid, Trainingskleidung sowie einen hellgraue Umhang mit Kapuze, den sie auch für ihren Bruder machte. Die Kapuze half, ihre auffälligen Haare zu verdecken, wenn sie im kahlen Wald unterwegs waren; die Tarnfarbe des Mantels versteckte sie besser.

Ihre Begegnung mit Veg war ihr eine Lehre gewesen: damals hatte sie Glück gehabt, aber was wenn ein nicht so netter Saiyajin sie fand?
 

Nach einem halben Jahr Abwesenheit tauchte eines Tages ihr Vater wieder auf; im Schlepptau sein Team.

Er konnte nur für wenige Tage bleiben, aber er hatte eine Überraschungsfeier geplant. Gemeinsam mit seinen Kameraden wollten sie gemeinsam die Wintersonnenwende, die längste Nacht auf Vegeta-sei, feiern.

In ihrem Gepäck befanden sich nicht nur Leckereien und alkoholische Getränke, sondern auch reichlich Geschenke für die Kinder, aber auch für Gine.

Bulma freute sich, sowohl von ihren Vater als auch von seinem Kollegen viele neue Bücher und Schriftrollen zu erhalten. Teilweise unbekannte Symbole, aber interessante Bilder befanden sich drin.

Kakarott erhielt von seinem Vater ein ungewöhnliches Geschenk: einen rotbraunen Stab, der sich auf Kommando verlängern konnte und unglaublich stabil war. An seinen Spitzen befanden sich matte, goldene Ringe, in die Verzierungen reingebrannt waren.

Bardock hatte ihn in einen alten, zerstörten Tempel gefunden. Normalerweise kämpften Saiyajins ohne Waffen und verließen sich nur auf ihren gestählten Körper, nur die Schwächeren nutzen auch Waffen. Bardock hatte bei seinen Fund an seinen schwachen Sohn gedacht. Vielleicht konnte er ihn zum Jagen nutzen.

Gine freute sich, ihre alten Freunde zu bewirten, deren Delikatessen von ihr und Bulma kunstgerecht zubereitet wurden. Die Erwachsenen erfreuten sich am Alkohol, die Kinder an den Süßigkeiten, alle an dem guten Essen; es wurde viel gelacht und von lustigen Begebenheiten während ihrer Reise erzählt, wobei man auf eine kinderfreundliche Sprache zugunsten der jüngeren Zuhörer achtete.

Bardock wunderte sich etwas über das gute, stillere Benehmen seines jüngsten Sohnes, der niemanden angriff, sondern neugierig sein Geschenk untersuchte und stets an der Seite seiner Schwester war.

Gine behielt die Ursache für sein ruhigeres Gemüt, das neuen Training, für sich: sie ahnte, dass ihr Gefährte es missverstehen würde, wenn er es erfuhr. Eigentlich waren es die Väter, die ihren Söhnen das Kämpfen beibrachten, nicht die Mütter. Es könnte seinen Stolz verletzten.

Zusätzlich brachte sie auch ihrer Tochter die Grundlagen der Selbstverteidigung bei. Das war zwar nicht unüblich, aber da Bulma nicht in der Öffentlichkeit lebte, sah er vielleicht keinen logischen Grund dafür. Er war manchmal zu übervorsorglich, wenn es um seine Tochter ging.

Mutter und Kinder behielten ihr gemeinsames Geheimnis schön für sich und verrieten dem Vater kein Wort, noch zeigten sie ihm ihre Trainingserfolge. Für den erfahreneren, starken Krieger wäre es auch nur harmlose Kinderspielerei gewesen, die er nicht ernst nahm.

Nach acht Tage Pause bei seiner Familie musste Bardock auch schon wieder weiter reisen.

Er tat es mit guten Gefühl: seine Gefährtin schien Haus und Kinder gut unter Kontrolle zu halten. Alle waren gesund und wohlgenährt und er hatte die freien Tage entspannt genießen können.
 

Weitere Monate vergingen, der Tagesablauf blieb gleich.

Kakarot und Bulma wurden größer.

Der Junge hatte großen Spaß dabei, das Geschenk seines Vaters auszuprobieren. Die Fähigkeit des Stabes, sich zu verlängern, war für die Kinder, die nicht fliegen konnten, recht nützlich.

Sie schafften es, einige sehr große Raubvögel damit zu erledigen und trauten sich in die Berge, wo der Stab als Kletterhilfe diente.

Kakarott lernte durch Versuche, wie man den Stab als Waffe einsetzen konnte.

Wenn Bulma Steine auf ihn warf, wehrte er sie geschickt damit ab und auch zum Angreifen lohnte sich der Stab. Er war hart wie Metall, dabei so leicht wie Holz.

Kakarotts fleißiges Training führte dazu, dass er allmählich stärker wurde als seine Schwester und auch seine Mutter Schwierigkeiten bekam, sich im Randori, dem Übungskampf, gegen ihn zu behaupten. Ihr Sohn war flink und nutzte seine kleine Größe und den toten Winkel seiner Mutter gut aus. Er kopierte ihre eigenen Angriffe und formte etwas neues.

Sie hatte es schon damals geahnt: Von allen Kindern ähnelte Kakarott am stärksten seinen Vater; nicht nur im Aussehen. Dieses Talent, seine Freude sich gegen einen zu messen, seine Sturheit nicht aufzugeben, trotz geringere Kampfkraft…wer weiß, zu was für einen Krieger er sich entwickeln würde.

Diese Erkenntnis machte ihr Hoffnung für seine Zukunft.

Was Bulma anging, war sie froh, dass ihre Tochter gelernt hatte, wie man schnell einem Gegner auswich und abhaute. Attackieren war für sie nicht wichtig, sondern verteidigen und weglaufen; das müsste im Notfall ihre bevorzugte Technik werden.
 

Mit viel Geduld schaffte es Bulma, ihren Bruder das Lesen beizubringen und die ersten Zahlen. Nachdem das geschafft war, gab sie entnervt auf. Kakarott hatte einfach kein Interesse am Lesen und Schreiben. Wenn er eine Geschichte hören wollte, musste seine Schwester ihm eine vorlesen.

Wenn Bulma unter ihren Lieblingsbaum am See saß und ihre Bücher las, sah sie manchmal in den Himmel und hoffte, dort eine Gestalt zu sehen.

Doch Veg erschien nicht.

Mittlerweile war ein Jahr vergangen seit ihrem Streit und sie hatte weder eine Nachricht erhalten noch ihn zu Gesicht bekommen. Er hatte ihr erzählt, dass er auf eine lange Reise gehen würde, aber nicht wie lange. Oder war er vielleicht immer noch wütend und würde nie wieder zu ihr kommen?

Sie bereute ihren Streit und ihre Worte.

Sie hätte nicht gedacht, dass sie sich so schnell von ihrem ersten Freund trennen würde.

Ihre Versuche, den Scouter zu reparieren, stagnierten. Aber selbst, wenn sie es schaffen würde, wusste sie nicht, wie sie Vegs Scouter erreichen konnte.
 

Ein paar Wochen später, nachdem Kakarott in sein viertes Lebensjahr eintrat, erschien Bardock wieder, mit Radditz im Schlepptau.

Sein erstes Rekrutenjahr war zu Ende und nun folgte sein zweites Jahr auf Vegeta-Sei, weshalb er nun wieder öfters seine Familie sehen konnte.

Als die Geschwister sich nach dieser langen Zeit wiedersahen, waren alle drei etwas verdutzt.

Radditz war, genau wie seine Geschwister, ein gutes Stück gewachsen.

Bulmas Haare waren wieder länger geworden und sie trug sie in einen hohen, geflochtenen Zopf.

Kakarott trug Hemd und Hose in einen grellen Orange, mit schwarzen Gürtel und konnte fließend sprechen.

Das erste, was Kakarott zu seinem großen Bruder zu Begrüßung sagte, war: „Wer bist du?“

„Ich bin dein großer Bruder“ antwortete Radditz überrascht.

Kakarott legte den Kopf schief und sah nachdenklich hoch in das spöttisch grinsende Gesicht seines größeren Gegenübers.

„Kann mich nicht erinnern“ antwortete Kakarott und sah seine Schwester fragend an. „Ich habe einen Bruder?“

Radditz Augenlid zuckte genervt und er stöhnte ungläubig auf, aber Bulma nickte bestätigend. „Ja, das ist unser großer Bruder Radditz.“

„Und was will er hier? Unsere Süßigkeiten aufessen?“ fragte Kakarott misstrauisch und sah den älteren Jungen mit schmalen Augen an.

Radditz wandte sich empört an seine Schwester. „Ist der Kerl noch ganz dicht oder zu oft auf den Kopf gefallen? Wie kann er mich vergessen?“

Gine, die amüsiert lächelnd zugesehen hatte, mischte sich ein.

„Nimm es nicht so schwer, Radditz. Kakarott hat die meiste Zeit bei Bulma verbracht und in dem Alter erinnert man sich noch nicht so gut. Da kann so etwas mal passieren.“

Radditz brummte verärgert, aber das Mittagsmahl, zu dem er gerade passend kam, lockerte seine Stimmung wieder auf.

Nach dem Mittagessen forderte Kakarott, der dem Neuankömmling immer noch nicht wohlgesinnt war, gleich zu einem Kampf heraus.

Radditz feixte, nahm aber an. Sein Scouter zeigte ihn den Powerlevel seines Gegners an: 132.

Ein riesiger Schritt verglichen mit dem Anfangswert von 2, aber noch schwach verglichen mit Gleichaltrigen und angesichts seiner eigenen Stärke sinnlos. Radditz hatte mittlerweile ein Powerlevel von knapp 900 erreicht.

Seine Eltern und seine Schwester sahen dabei zu, wie er geschickt die Angriffe von Kakarott auswich und ihn mit einem gezielten Schlag in den Magen außer Gefecht setzte. Der „Kampf“ dauerte nur Minuten.

Trotzdem fiel Bardock dabei auf, wie geübt sich sein Jüngster bewegt hatte, auch wenn es nicht gegen den Älteren reichte. Er warf seiner Gefährtin einen fragenden Blick zu, die ihn richtig interpretierte und zustimmend nickte; ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

Da Bardock wegen seiner Mission kaum dagewesen war, hatte sie die Aufgabe übernommen, seinem Sohn die Basics beizubringen.

Bardock erkannte, dass er sowohl seine Pflicht zu lange vernachlässigt hatte als auch Kakarott unterschätzt hatte, aber er hatte keine Kontrolle, für wie lange er unterwegs war. Die Außen-Missionen nahmen kein Ende. Er konnte froh sein, dass Gine sich dem Kleinen angenommen hatte, aber er sollte zusehen, dass er ihn auch trainierte. Anscheinend konnte der Kleine es doch noch zu etwas bringen, solange er hart an sich arbeitete.

Den Kampfinstinkt eines Saiyajins besaß er jedenfalls.

Einfach so den älteren, stärkeren Bruder herauszufordern, obwohl es sinnlos war…selbst jetzt, wo er geschlagen auf den Boden war, versuchte Kakarott verbissen, wieder aufzustehen.

Stolz sah Radditz zu seiner restlichen Familie hin, während er seinen Fuß auf Kakarotts Rücken abstellte und ihn so vom Aufstehen abhielt.

Seine Eltern sahen zufrieden aus, aber Bulma sah ihn mit großen Augen und offenen Mund empört an.

„Radditz, geh von Kakarott runter“ kreischte sie.

Ihr großer Bruder lachte nur höhnisch und sah grinsend zurück auf den am Boden Liegenden.

„Erst wenn er aufgibt. Na los, Kleiner, ich will es hören. Sag es!“

„Niemals“ erwiderte der Jüngere störrisch und versuchte mit aller Kraft vom Boden aufzukommen.

Radditz spielte mit ihm, ließ in seinem Druck nach, nur um danach stärker wieder zuzutreten, so dass der Jüngere stöhnend im Staub landete.

Radditz lachte gehässig. Er gehörte zu den Besten seiner Generation und der Kleine dachte wirklich, er hätte eine Chance gegen ihn.

Bulma konnte nicht mit ansehen, wie Radditz seinen Bruder behandelte und wollte auf ihn zustürmen, doch es war ihr Vater, der sie zurück hielt. Er schüttelte ablehnend den Kopf.

„Aber Papa…“

„Kakarott muss lernen, wie stark die meisten Saiyajins sind; wie groß der Unterschied zu ihm selbst. Es ist eine harte Lektion und es ist besser, wenn er sie durch Radditz jetzt lernt, als später in einem schlimmeren Kampf. Erst wenn er seine Grenzen kennt, kann er sie überwinden und wird noch härter an sich arbeiten.“

Bulma drehte besorgt ihren Blick wieder zu ihren Brüdern. Ihr gefiel der überhebliche Gesichtsausdruck von Radditz nicht; wie boshaft er seinen kleinen Bruder behandelte.

Sie erinnerte sich, was ihre Mutter einst über die grimmigen Masken der Saiyajins erzählt hatten und dass Radditz sich auch verändern würde.

Ihre Wangen bliesen sich empört auf und wurden aus Entrüstung rot.

Ganz egal, was ihr Vater sagte, ihr reichte es.

„Radditz, du Vollidiot, hör sofort auf damit oder ich spiele nie wieder mit dir“ rief sie laut.

Ihre Augen sprühten Funken.

Ihre Eltern sahen sie verblüfft an und auch Radditz blinzelte verdattert.

Dann, langsam, nahm er seinen Fuß von Kakarotts Rücken, so dass er sich vorsichtig wieder erheben konnte.

Bulma, die seine Wut in den Augen sah, reagierte schnell und rief ihm laut zu. „Du hörst auch auf, Kakakrott, oder ich koche dir nichts mehr.“

Sie warf ihren Brüdern noch einen letzten warnenden Blick zu, bevor sie sich umdrehte und stampfend wieder ins Haus ging.

Kakarott und Radditz wussten nicht, wie sie darauf reagieren sollten, wollten aber auch nicht, dass ihre Schwester sauer auf sie war. Radditz strich sich verlegen durch die Haare und Kakarott kratzte sich ahnungslos den Kopf. So wütend hatten sie ihre Schwester noch nie gesehen.

Gine schmunzelte und Bardock brummte amüsiert.

„Damit ist klar, wer in dieser Generation das Sagen hat“ murmelte er seiner Gefährtin zu.

Gine lachte leise.
 

Im vergangen Jahr hatte Radditz mit den andere frischen Rekruten ihre Zeit auf den Planeten Yasai damit verbracht, Befehlen zu gehorchen, gegeneinander zu kämpfen und gegen ihre Kommandeure zu verlieren; ältere, erfahrene Soldaten, die keine Samthandschuhe nutzten und unbarmherzig die junge Generation trietzten. Nur so lernten die Jungs, ihre Wut im Zaun zu halten und ihre Aggressivität zu beherrschen.

Ihre erste Lektion hieß Selbstbeherrschung, die zweite „Befehle folgen“.

Täglich wurde stundenlang trainiert; es gab Hindernisläufe und anstrengende Übungen mit vielen Wiederholungen. Die Jungen lernten, ihre Instinkte zu verfeinern und ihre Kräfte besser zu kontrollieren, während sie durch das harte Training stärker wurden.

Jetzt, wo er wieder zurück auf dem Heimatplaneten war, würde Radditz in einer Kaserne, weit entfernt von seiner Familie wohnen. Er erhielt aber manchmal freie Tage, die er für Besuche nutzen wollte.

Zu seinem neuen Stundenplan gehörte nun auch täglicher Unterricht in Geschichte, Mathematik, Geografie, Taktiken und Rassekunde: hier trennte sich die Spreu vom Weizen; denn wer es schaffte, sein Hirn zu nutzen, konnte später auch andere anführen oder wichtige, geheime Missionen annehmen.

Radditz hatte seinen Lehrer bereits bewiesen, dass er die Grundlagen wie Lesen, Schreiben und einfaches Rechnen beherrschte, weshalb er diese Fächer nicht mehr belegen musste.

Dafür erkannte er schnell, wie kompliziert und anspruchsvoll die anderen Fächer waren. Die Geschichte der Saiyajins fand er interessant, aber andere Rassen interessierten ihn nicht viel.

Dinge, die fürs Überleben notwendig war, eignete er sich notgedrungen an, aber die Mechanik-Klasse, wo die Rekruten lernen sollten, ihre Ausrüstung selber zu reparieren, trieb ihn an seine Grenzen.

Seinen Scouter eigenständig zu reparieren oder seinen Pod im Falle eines Unfalls…er wusste, es war wichtig, aber seine groben Finger schafften es kaum, ein Kabel richtig zu verlöten.

Auf der Suche nach Hilfe kam ihm nur einer in den Sinn: seine geschickte, kleine Schwester.

Als er Bulma die Ersatzteile und die komplizierte Anleitung vorlegte, schnappte diese sich interessiert ihr eigenes Werkzeug, las sich die Anleitung geschwind durch und schaffte es, alles wieder richtig zusammen zu setzen.

Sie versuchte ihm, es zu erklären, aber oft war es zu komplex und er zu ungeschickt, um ihren Anweisungen zu folgern. Ihre kleinen Finger und ihr schlaues Hirn kamen mit dem Zeug besser zurecht.

Kakarott ging ihn bei seinen Besuchen aus dem Weg oder stellte sich wachsam in die Ecke, mit misstrauischen Blick und leichten Knurren; unzufrieden über den Besuch und wie nahe er seiner geliebten Schwester war. Es störte ihn gewaltig, wenn Radditz und Bulma am großen Küchentisch saßen, die Köpfe zusammen gesteckt, versunken in diesen langweiligen Zeug und ihn ignorierten.

Radditz hatte kein Problem damit, Bulmas Arbeit als seine Eigene auszugeben.

Er tröstete sich damit, irgendwann in einen Team zu landen, wo es schon einen richtigen Mechaniker gab. Wichtig war es seine Ausbildungszeit zu bestehen und dann später als Krieger zu arbeiten. Solange nahm er das Lob seiner Lehrer ohne schlechtes Gewissen an.

Er wusste nicht, wie sehr er Bulma damit geholfen hatte, eine Blaupause über den Scouter vorbeizubringen und sie einige der übrig gebliebene Teile für sich behalten hatte.
 

Bardocks Plan, seinen jüngsten Sohn allmählich zu trainieren, wurde ein Riegel vorgeschoben.

Dafür gab es zu viel zu tun.

Die Saiyajins hatten zu viele Aufträge erhalten und gierig hatte der König alle angenommen, was dazu geführt hatte, dass die Koordination der Krieger unausgewogen war. Es gab zu wenig Soldaten und zu viele Aufträge. So waren einige Saiyajins unvorbereitet in gefährliche Missionen geschickt worden.

Die Folge waren Verluste; einige Einheiten waren vernichtet worden und andere Teams mussten die Mehrarbeit ausgleichen, während der Nachwuchs noch nicht bereit war, um nachfolgen zu können.

Nur einer aus der jungen Generation schien bereit zu sein.

Der Erfolg von Prinz Vegeta geisterte durch die Gerüchteküche.

Der Junge hatte ein Powerlevel von 5.000 erreicht und man hörte Gerüchte, dass er sein eigenes Team zusammenstellen wollte: ein Elite-Team, ihm direkt unterstellt.

Bardock hatte dafür kein Interesse und konzentrierte sich mit seinem Team auf seine eigenen Aufgaben.

Ein Schritt nach dem anderen.

Kakarotts Ausbildung konnte noch etwas warten.
 

Im Winter, als Radditz sein zwölftes Lebensjahr erreichte, wurde er übermutig.

Auch er hatte von den Gerüchten über Prinz Vegeta gehört und er hoffte auf seine Aufmerksamkeit. Seine Noten waren gut, seine Lehrer lobten ihn, aber es würde nicht ausreichen, damit ein Elite-Krieger ihn anerkannte.

Er müsste etwas Größeres leisten, aber das war schwierig, wenn man noch nicht auf eine Mission gehen durfte.

Als er über seinen Scouter zufällig hörte, dass sein Vater zurückkehrte, bekam er eine Idee.

Er flog zur Basis, wo die Pods landeten und begrüßte seinen Vater, der erstaunt über das Empfangskomitee war.

„Bardock, kämpf gegen mich“ forderte Radditz selbstsicher seinen Vater heraus, kaum aus dem Pod ausgestiegen.

Seit seinem Tatakai hatte er nicht mehr gegen seinen Vater gekämpft und er war von seinem Trainingserfolg überzeugt.

Ein öffentlicher Kampf gegen den stärksten Unterklasse-Krieger würde ihm die gewünschte Aufmerksamkeit bringen.

Er traute sich nicht zu, ihn zu besiegen, dafür war er noch zu jung und zu schwach, aber ein lang gezogener, hartnäckiger Kampf könnte schon als Beweis ausreichend sein. Er musste dafür sorgen, dass Gerüchte mit seinem Namen ans Ohr des Prinzen drangen.

Bardock blinzelte nur kurz, dann schlich sich ein spöttisches Grinsen in sein Gesicht.

Er zeigte wortlos in eine Richtung, wo es unbewohnt war und die beiden flogen los. Bardocks Teamkameraden und andere Saiyajins, die zufällig anwesend waren, flogen neugierig hinterher.

Einen Kampf anzusehen machte fast so viel Spaß, wie selber daran teil zunehmen.

Jeder ahnte, dass Bardock dem überheblichen Jungen eine Lektion erteilen würde und es mit anzusehen könnte lustig werden.
 

Bardock und Radditz landeten auf einem brachen Feld, von Geröll und Felsen umgeben.

Toma und seine Kameraden landeten abseits, etwas erhöht und sahen auf die beiden Kämpfer runter: Radditz in sprungbereiter Position, Bardock entspannt mit gekreuzten Armen und überlegenem Lächeln.

„Der Kleine ist durstig nach Blut, aber wenn er nicht aufpasst, trinkt er sein eigenes“ lachte Panbukin.

Toma strich sich nachdenklich das Kinn.

„Ich denke, er weiß es auch. Keine Ahnung, was er beweisen will. Für einen ernsthaften Kampf ist der Junge noch zu nass hinter den Ohren.“

„Ach, lass die beiden ihren Spaß haben. In ein paar Minuten ist eh alles vorbei“ sagte Selypa und zuckte gelangweilt mit den Schultern. Wie üblich grunzte Borgos nur.

Einige andere Saiyajins stellten sich zu ihnen und sahen auf die Kämpfer.

„Sollen wir wetten?“ fragte einer.

„Pffft“ sein Nachbar lachte spöttisch. „Jeder weiß doch, wie es enden wird.“

Ein junger Saiyajin mit dunklem Teint und strubbeligen Haaren, in einem hellgrauen, langen Mantel gekleidet, gesellte sich neugierig zu ihnen und beobachtete besonders interessiert den Kämpfer in seinem Alter.
 

Radditz warf einen schnellen Seitenblick auf die Zuschauer und lächelte zufrieden.

Je mehr zusahen, desto mehr würden später darüber reden.

Radditz wusste, dass er in die Gefahr lief, sich lächerlich zu machen, aber dieses Risiko musste er eingehen. Auch ein schlechter Ruf konnte nützlich sein, damit sein Name bekannt wurde.

Bardock fiel auf, wie interessiert Radditz auf die Zuschauer sah und hob erstaunt eine Augenbraue.

Was plante sein Ältester?

Er schmunzelte und hoffte auf eine interessante Überraschung.

Mal sehen, was der Junge in den letzten Jahren gelernt hatte.
 

Radditz, als der Herausforderer und Jüngste, begann als Erstes anzugreifen.

Er stürmte auf seinen Vater zu und attackierte besonders sein Gesicht mit den sensiblen Schwachpunkten. Doch der wich mit schnellen, fast beiläufigen Kopfbewegungen aus.

Radditz erhöhte sein Tempo, fing an zu schweben und gleichzeitig zu treten.

Nun musste Bardock seine eigenen Hände und Arme nutzen, um sich zu verteidigen und auch seine Füße bewegten sich langsam vom Platz fort.

Die Kämpfer tänzelten leichtfüßig über den Boden. Die Geräusche ihre Tritte und Schläge und das heftige Ausatmen dabei, hallten bis zu den Zuschauern.

Bardock schmunzelte, amüsiert über die Anstrengungen seines Sohnes: eine deutliche Verbesserung zu früher, dann konnte er mal sein Tempo auch erhöhen. Immer nur verteidigen war langweilig.

Er blockte die Fäuste ab und verpasste Radditz einen Kopfstoß gegen die empfindliche Nase.

Er stöhnte schmerzhaft auf und Blut spritzte heraus.

Radditz verkniff sich weiteres Gejammer und drückte schnell eine Hand gegen den Nasensteg, die zu seinem Glück nicht gebrochen war. Doch die sensible, schmerzende Stelle lenkte ihn ab und Bardock war plötzlich vor ihm und verpasste ihn einen Kniestoß gegen die Brust.

Radditz keuchte und schnappte nach Luft, als ein unglaublicher Schmerz sich durch seinen Brustkorb und Magen zog.

Bardock ließ sich nicht von seinem Erfolg ablenken und suchte nach weiteren Schwachpunkten seines Gegners. Der Größenunterschied war unvorteilhaft für den größeren Bardock, der tief in die Knie gehen musste, um den kleineren Körper zu treffen. Lieber kämpfte er gegen gleich- oder größere Gegner.

Er holte mit einem Fußfeger aus, doch Radditz sprang hoch und versuchte den Schwung auszunutzen, um Bardock einen kräftigen Schlag unters Kinn zu versetzen.

Der konnte seinen Kopf noch rechtzeitig nach hinten zurückziehen, so dass der Schlag ziellos nach oben verlief. Radditz hatte diesen Schlag aber als Finte genutzt, damit Bardock den Blick von ihn abwenden musste und trat mit voller Kraft gegen Bardocks Bauch.

Die Wucht war stark genug, den Krieger einen Meter fortzuschleudern, aber der verstärkte sofort seinen Stand in den Boden und hielt sich selbst mit seinen Füßen vom weiteren Schlittern ab.

Radditz flog auf ihn zu. Er wusste, er durfte sich keine Pause gönnen und musste ihn attackieren, damit Bardock sich nicht auf ihn stürzen konnte. Angriff war die beste Verteidigung.

Er plante eine weitere Finte, sprang auf seinen Vater zu, beide Füße in seine Richtung, als ob er ihn treten wollte.

Bardock spannte sofort seinen Körper an, um den Tritt abzublocken und verstärkte seinen Stand im Boden.

Doch bevor Radditz Füße ihn berührten, nutze dieser geschickt seinen Saiyajinschweif, schlang ihn um Bardocks Oberarm und konnte so seinen Schwung verändern. Plötzlich erhielt Bardock einen Fußkick gegen seinen Hinterkopf, der recht schmerzhaft war.

Er knurrte und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf.

Radditz rollte sich in der Luft ab und landete hinter Bardock.

An der wütenden Miene seines Vaters erkannte er, dass er einen guten Treffer gelandet hatte und übermütig grinste er.

Langsam wurde sein Atem schwer durch die hohe Belastung und er keuchte, aber der Kampf war noch zu kurz: er musste länger durchhalten.

Bardock, der seine Energie besser einteilte, war dagegen noch nicht mal am Schwitzen.

Radditz biss die Zähne zusammen und mobilisierte seine Energie: einen guten Treffer ins Gesicht…,wenn er den landete, konnte er schon von Erfolg sprechen.

Doch plumpe, direkte Angriffe würden keine Wirkung zeigen; Bardock würde ihnen ausweichen.

Eine weitere Finte musste her.

Er bewegte sich kreisförmig auf Bardock zu, umrundete ihn mit schnellen Schritten.

Bardock blieb unbewegt, leicht in die Knie, die Fäuste geballt und lauschte auf die Geräusche seines Gegners.

Das Geräusch eines Sprunges: Radditz stürzte sich von hinten auf Bardocks Rücken, der anscheinend ungeschützt war. Doch der Krieger hatte dem jüngeren selbst eine Falle gestellt und damit gerechnet.

Bardock ließ sich auf alle Vieren fallen, seine Hände pressten sich in die Erde und er drückte seinen Unterkörper und Beine wie eine Sprungfeder ab, so dass sein Fuß kraftvoll den Jüngeren traf, der in der Luft schwebte.

Radditz, der aber oft genug gegen seinen gerissenen Vater gekämpft hatte, hatte so etwas schon vermutet und kreuzte schnell die Arme vor der Brust, um den Tritt abzuschwächen.

Er landete sicher auf der Erde, ignorierte die schmerzenden, rot leuchtenden Arme und stürzte sich sofort auf den Gegner, der noch halb auf den Boden lag. Doch Bardock war gut in Form und langsam wurde ihm warm; das machte ihn noch besser.

Aus seiner Position in den Handstand zu gehen und sich abfedernd nach oben zu drücken und wieder auf die Füße zu landen, war für ihn kein Problem.

Als Radditz nach seinem Gesicht trat, konnte er bereits mit seinem rechten Arm locker abwehren.

Radditz grinste, sein Blut kochte und er war in der richtigen Position für seinen eigenen Plan.

Anstatt sofort wieder zurückzuspringen, schnappte er den erhobenen Arm von Bardock, den er für die Abwehr seines Kicks erhoben hatte.

Mit seinem ganzen Gewicht hängte er sich an den rechten Arm, behinderte damit eine weitere Nutzung und nutze den Schwung aus, während er sich darüber drehte. Seine eigenen Beine und Arme umklammerten und blockierten Bardocks Angriffsarm, aber als Saiyajin konnte er noch ein weiteres Körperteil zum Angriff nutzen.

Wie eine Peitsche schwang sein Saiyajinschweif auf Bardocks Gesicht zu.

Der ältere Krieger sah wie in Zeitlupentempo den Schatten auf sich zu kommen.
 

Für die Saiyajins war ein Angriff mit dem Schweif die Verhöhnung in höchster Form.

Da es sich um ihren Schwachpunkt handelte, bedeutete das Schlagen eines Gegners mit diesem sensiblen Körperteil die höchste Missachtung ihm gegenüber.

Einem Gegner den eigenen Schwachpunkt so unter die Nase zu reiben, sagte aus, dass der Stärkeunterschied zu groß war und es sich leisten konnte, ihn so zu präsentieren, weil sein Gegner ihn eh nicht schnappen könnte.

Ein Schlag mit dem Saiyajinschweif ins Gesicht…das war die größte Demütigung, die ein Saiyajin im Kampf gegen einen anderen erleiden konnte.
 

Radditz lächelte triumphierend, während er den Kopf nach hinten drehte, sein Körper an Bardocks Arm, sein Schweif kurz vor dessen Gesicht, der symbolische Sieg zum Greifen nahe…und dann fing Bardock mit seiner anderen Hand den Schlag auf.

Trotz der geringen Distanz war der Ältere schneller gewesen und nun hielt er Radditzs Schwachpunkt in den Händen.

Der Junge erbleichte.

Seine Strategie war nicht aufgegangen und jetzt passierte das, was all denen blühten, die sich für stärker hielten und ihre empfindlichste Stelle den Gegner präsentierten.

Er sah Bardocks kalten Blick, den fiesen hochgezogenen Mundwinkel und ahnte, dass er keine Gnade zu erwarten hatte.

Bardock drückte zu.

Ein tonloser Schrei kam über Radditz Lippen, dann ein leises Keuchen. Seine Kraft verließ ihn und er konnte sich nicht mehr halten.

Er fiel auf den Boden und landete im Staub.

Im Hintergrund konnte er das Johlen der Zuschauer hören.

„Ganz großer Fehler, Junge“ hörte er die frostige Stimme seines Alten und er ahnte, wie wütend dieser war.

Ein Schlag mit dem Schweif; ins Gesicht!? Der Junge war überheblich geworden!

Bardocks Augenbrauen waren düster zusammengezogen, sein Kiefer verhärtet, der Mund schmal.

Bardock ließ seinen Griff kurz locker und presste dann wieder stärker zu. Ein neuer Schmerz wanderte durch Radditz Körper, den er bis in die Haarspitzen fühlen konnte.

Radditz fühlte sich wie gelähmt, während unangenehme Schauer über sein Rückgrat liefen und er keuchte schwer. Seine Finger krallten sich in die Erde und er versuchte aufzustehen.

Unmöglich, sein Körper weigerte sich, ihm zu gehorchen.

„Ich warte auf eine Entschuldigung, Radditz, sonst werde ich DAS…“ bei diesen Worten drückte Bardock besonders fest zu; Radditz stöhnte schmerzvoll auf. „…den ganzen Tag tun. Das will ich dir nicht raten. Ich habe Hunger und will nach Hause. Wenn ich jetzt meine Zeit damit verschwenden muss, dich zu disziplinieren, werde ich richtig sauer.“

„Tut…tut mir leid, Vater“ stammelte Radditz und zitterte.

„Hm? Hast du was gesagt?“ Bardock legte den Kopf schief und tat so, als würde er lauschen.

Radditz keuchte auf beim nächsten brennenden Schmerz und er holte tief Luft.

„Ich sagte…ES TUT MIR LEID.“ Seine geschriene Entschuldigung war laut zu hören und drang bis zu den lachenden Zuschauern.

„Das will ich dir auch geraten haben“ knurrte Bardock und ließ nun den Schweif los.

Die Spannung wich aus Radditz Körper und er fiel nun komplett in den Staub.

Er hörte die leisen Schritte, wie sein Vater sich entfernte, doch ihm fehlte die Kraft, seinen Kopf oder den Rest seines Körpers zu erheben.
 

Erst einige Atemzüge später schaffte er es, sich wieder aus dem Staub erheben.

Sein Vater war mittlerweile verschwunden, ebenso der Großteil der Zuschauer.

Nur einer war noch da und trat auf ihn zu.

Radditz klopfte sich den Staub von den Armen und ignorierte ihn, während er langsam versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.

„Das war ja jämmerlich“ sagte Tales und grinste höhnisch auf den staubbedeckten Altersgenossen herunter.

Radditz brummte nur und stellte sich langsam auf.

„Hast du tatsächlich gedacht, du kommst gegen ihn an? Dein Vater ist echt stark, aber du dagegen…du hast nur eine große Klappe und bist größenwahnsinnig“ sprach Tales weiter.

„So wie du?“ erwiderte Radditz kühl.

Radditz musterte den Gleichaltrigen, der sich in den langen, weiten Mantel geworfen hatte, in der Hoffnung, er würde damit eindrucksvoller aussehen und verdrehte genervt die Augen.

„Tse“ Tales hob überheblich den Kopf und Radditz wandte wieder den Blick ab.

Der Langhaarige klopfte sich den letzten Staub von den Beinen und kämmte sich kurz mit den Fingern die Haare. Langsam bildete sich ein Grinsen auf den Lippen.

Argwöhnisch sah Tales ihn an.

Warum regte sich sein Rivale so wenig auf?

Er war vor anderen Saiyajins so gedemütigt worden; das würde jetzt bestimmt die Runde machen?!

Tales tat gelangweilt, zuckte mit den Schultern und schüttelte abfällig den Kopf.

„Tja, es war ein überraschend schöner Tag für mich. Der große Radditz landet im Staub und bettelt um Gnade. Wenn ich das geahnt hätte…ich hätte eine Kamera mitgebracht“ er grinste breit. „Eines Tages wirst du vor mir so im Staub liegen und betteln.“

Radditz ließ sich nicht provozieren, blieb ruhig und dehnte seinen verspannten Nacken. Diese Nonchalance ging dem Dunkelhäutigen auf die Nerven.

Warum reagierte sein Rivale nicht?

Radditz behielt sein Pokergesicht und zeigte nicht, wie sehr Tales ihn nervte. Seit ihrem Tatakai, wo Tales gegen ihn verloren hatte, forderte der Kerl ihn ständig heraus: ohne Erfolg.

Jetzt glaubte er, er könnte sich an seine Niederlage weiden, während er selbst immer verlor?

Er sollte sich lieber um seine eigene Probleme kümmern.

Was ihn anging…langsam bildete sich ein schiefes Lächeln in Radditz Gesicht.

Sein Plan war aufgegangen.

Klar hatte er verloren und diese laute Entschuldigung war peinlich und die Schmerzen würden ihn noch ein paar Tage begleiten…aber er war fürs erste DAS Gesprächsthema.

Er lachte leise und genoss Tales verblüffte Miene.

„Weißt du, Tales, es ist kein Wunder, dass du nie gegen mich ankommst. Du nutzt DAS hier nicht“ spottete Radditz und deutete auf seinen Schädel. „Ich habe nie geplant, gegen meinen Vater zu gewinnen.“

„Häh, aber wieso…was sollte das denn?“ Tales verstand die Welt nicht mehr.

Radditz lachte leise. „Du hast anscheinend vergessen, was das Wichtigste an einem Tatakai ist. Es geht nicht nur ums Siegen, sondern darum, wie man sich in einen Kampf hält.“

„Pfft, doch, klar weiß ich das“ spielte sich Tales eilig auf, aber er verstand es immer noch nicht.

Radditz rümpfte die Nase. Er verstand es eindeutig nicht und er würde den Teufel tun, es ihm zu erklären. Er drehte sich um und flog langsam los, während Tales ihm unzufrieden nachstarrte und verbissen nachdachte.
 

Der Flug war schmerzhaft und Radditz musste sich stark konzentrieren, während er sich seine Rippen hielt.

Zum Glück gab es in der Kaserne eine Krankenstation, da würde man ihm schon helfen, sonst würde er die nächste Tage ausfallen.

Vermutlich hatte die Nachricht dort auch schon die Runde gemacht; Scouter sei Dank und die ersten würden ihn spottend grinsend begrüßen.

Egal, die würde er ignorieren.

Radditz lächelte.

Sein Körper und sein Stolz waren verletzt, aber was Tales nicht sah, war die Leistung, die er gegen seinen Vater erbracht hatte.

Die älteren, erfahrenen Saiyajins hatten es gesehen: Radditz hatte Mut gezeigt, indem er einen deutlich stärkeren Saiyajin herausgefordert hatte.

Ähnlich wie beim Tatakai, wo Gleichstarke sich mehr bemühen mussten, um zu siegen und ihre Kampftaktiken entscheidend waren, konnte man an seinen Kampf sehen, wie hoch sein Potential und seine Entschlossenheit waren.

Zudem sein Schneid: seinen Vater mit dem Schweif ins Gesicht zu attackieren?!

So viel Größenwahn war schon fast wieder imposant.

Bescheidene Saiyajins gab es in ihrer Rasse nicht und wenn doch, dann wurden sie übersehen.

Und Übersehen; das wollte Radditz vermeiden.

Seit heute war sein Name bekannter geworden; so wie er es geplant hatte.

Der zweite Mond

Der zweite Mond
 

Radditz Plan ging auf.

Auch wenn er Spott über seine Niederlage ertragen musste, konnte er doch den Kopf hochhalten. Seine öffentliche Herausforderung hatte seinen Namen bekannter gemacht.

Für Bardock war es dagegen eine Begebenheit, die er bald vergaß; mit Ausnahme von Radditz überheblichen Angriff. Er redete nicht darüber und hätte Gine es nicht von ihren Kollegen erfahren, wüsste sie nichts über den öffentlichen Vater-Sohn-Kampf.

Tales, Radditz selbsternannter Rivale, verstand erst spät den Plan, als er hörte, wie die Kommentare immer lobender statt höhnischer wurden. Nervös musste er miterleben, wie man Radditz höher bewertete als seine eigene Leistung, dabei waren die Jungen fast gleich stark.

Er verstand auch nicht, wie Radditz so gut in den Mechanik-Kursen war und diese schwierigen Aufgaben lösen konnte.

Trotzdem gab er nicht auf und folgte störrisch den langhaarigen Saiyajin. Für ihn war Radditz der größte Konkurrent und er strebte danach, ihn zu besiegen.

Die Monate vergingen im ähnlichen Ablauf wie zuvor…
 

Dank Radditz unerwarteter Hilfe schaffte Bulma es, seinen alten Scouter zu reparieren und für sich zu nutzen. Der Bauplan und die Ersatzteile, die sie ihm gestohlen hatten, halfen ihr, ihn wieder zum Laufen zu bringen.

Zum ersten Mal hielt sie einen Scouter an ihrem Ohr und drückte vorsichtig auf den Knopf.

Mit großer Freude sah sie auf die Zahlen, die sich auf den grünen Bildschirm bildeten.

Sie probierte den Scouter an sich selbst aus: 140.

Dann sah sie damit nach draußen, wo Kakarott gerade Holzstämme mit bloßen Fäusten spaltete.

Bei ihm zeigte der Scouter einen Wert von 193 an. Er näherte sich damit schon den 200 an, dabei war er halb so alt wie sie.

Schmallippig ging sie wieder an ihren Schreibtisch.

Ihr Bruder hatte es dank Mutters Training schnell geschafft, sie zu überholen.

Aber wie Gine es ihr erklärt hatte: jeder hatte seine eigenen Stärken.

Keiner aus ihrer Familie hätte den Scouter reparieren können, aber sie hatte es geschafft.

Sie konnte stolz auf sich sein.

Der Scouter konnte nicht nur die Kampfstärke messen und lokalisieren, sondern besaß auch eine Funk-Funktion. Aber dafür benötigte sie die Seriennummer einer Scouter.

Die beiden einzigen Seriennummern, die sie kannte und bereits abgespeichert hatten, waren die von Radditz und Bardock, die sie sich heimlich gemerkt hatte. Sollten die beiden sich in einen bestimmten Umkreis nähern, konnte ihr Scouter sie warnen.

Es war bloß schade, dass sie nicht die Nummer von Veg kannte, sonst hätte sie sich bei ihm melden können. Immer noch gab es keine Nachricht von ihm und er war nicht bei ihr aufgetaucht.

Zufrieden mit sich selbst, versteckte sie den Scouter wieder unter einer losen Planke unter ihrem Bett.

Noch wusste sie nicht, wie sie ihn nutzen sollte, aber für die Zukunft könnte ein funktionierender Scouter mal nützlich werden.
 

Im Herbst, kurz nach Beginn von Bulmas achten Lebensjahr, kam ihr Vater überraschend wieder nach Hause.

Freudig rannten die Kinder auf ihn zu. Kakarott war dabei schneller als seine ältere Schwester und überholte sie.

Sie klammerten sich jeweils an eines von Bardocks Beine und umarmten ihren Vater, der beiden Kindern kurz über die Haare wuschelte.

„Wie sieht es aus? Helft ihr eurer Mutter bei den Vorbereitungen?“ fragte er.

Ahnungslos blinzelten sie ihn an.

„Oh, gibt es wieder ein Festessen?“ fragte Kakarott vorfreudig.

Bardock schnaubte und nahm seinen Reisesack von den Schultern.

„Schön wär‘s. Nein, der Vollmond kommt. Wir müssen alle Fenster abdecken“ erklärte er und holte aus dem Sack dunkle, dicht gewebte Decken. „Kommt, bringen wir die mal eurer Mutter.“

„Also nichts zu essen“ stöhnte der Junge enttäuscht auf.
 

Gine freute sich über die neuen, behelfsmäßigen Vorhänge.

Jedes Fenster musste abgedeckt werde und heute durften die Kinder bei ihren Eltern schlafen. Bereits vor Sonnenuntergang machten sich alle bettfertig. Nach einem warmen Bad holten sich die Kinder ihre übrig gebliebenen Decken, Kissen und Kuscheltieren und bauten sich ein kuscheliges Nest auf dem Bett ihrer Eltern. Es endete damit, dass sich die Kinder in der Mitte, die Eltern an der Seite ins Bett legten; Bulma an der Seite ihres Vaters, Kakarott bei ihrer Mutter. Gine hatte ein paar Kerzen in alten Gläsern angezündet, die den Raum in sanftes Licht tauchten. Die doppelten Vorhänge ließen kein Lichtstrahl herein und dämpften die Geräusche von draußen. Bulma fühlte sich wie in einer kleinen, sicheren Höhle, abgeschirmt von der Außenwelt.

Ihr Vater trug eine weiche, dunkle, kurze Hose und hatte sein Stirnband abgenommen; ihre Mutter trug ein anschmiegsames, dunkelrotes, kurzes Nachtkleid. Beide lagen auf der Seite, den Blick zueinander und den Kindern in der Mitte zugewandt.

Kakarott fand es gemütlich. Nach dem anstrengenden Tag mit seinem Training, dem warmen Bad und ein reichhaltiges Abendessen, schlummerte er schnell an.

Bulma aber nicht.

Sie fand es auch unglaublich gemütlich wieder mal bei ihren Eltern zu schlafen, war aber nicht müde.

Stattdessen hatte sie eine Menge Fragen und da nun alle Arbeit getan war und ihr Vater direkt neben ihr lag, konnte er ihre Fragen auch beantworten.

„Papa, warum schlafen wir heute alle zusammen in einem Bett?“

„Damit niemand auf dumme Ideen kommt und sich den Vollmond ansieht“ brummte Bardock.

„Warum?“

„Weil du entweder zu einer platten Saiyajin wirst oder du deine Familie plättest“ erklärte Bardock.

Bulma sah ihn mit großen Augen erschrocken an und Bardock beeilte sich, hinzuzufügen.

„Aber keine Sorge, das passiert nur, wenn du in den Vollmond schaust.“

„Aber was passiert dann?“

„Tja, dann verwandeln wir Saiyajins uns in den Ozaru…ein riesiges, instinktgesteuertes Wesen.“

„Und was bedeutet das?“

Bardock verdrehte genervt die Augen und Gine kicherte leise.

Bulma war wissbegierig, aber Bardock war nicht gut im Erklären. Er wusste, wieso sich Saiyajins verwandeln konnten, aber die wissenschaftliche Erklärung hatte ihn nie groß interessiert. Sie bekam Mitleid mit ihm und wechselte ihn ab.

„Der Ozaru ist die alte, tierische Seite in uns“ fing sie an zu erklären. „Wenn ein Saiyajin den Vollmond direkt ansieht, reagiert unser Schweif, das letzte sichtbare Überbleibsel unseres alten Wesens und wir reagieren darauf. Der Körper wächst und wird riesig und behaart. Im Ozaru-Modus ist ein Saiyajin zehnmal stärker, aber auch wilder und unkontrollierter. Er hört auf nichts mehr außer auf seinen Instinkt.“

Bulma staunte mit offenem Mund. „Der Vollmond ist schuld daran? Aber warum verwandele ich mich nicht, wenn ich die Mondsichel sehe? Das ist doch auch Mondlicht.“

„Aber es ist nicht stark genug. Es muss Vollmond sein und der Saiyajin muss einen Schweif besitzen, sonst funktioniert es nicht. Das Problem ist…nur die wenigstens können sich beherrschen, sobald sie verwandelt sind. Darum ist es bei uns auch verboten, in solchen Nächten nach draußen zu gehen. Unsere Heimat wäre ganz schnell zerstört, wenn wir uns alle verwandeln würden.“

Gine sah ihren Gefährten auffordernd an. Sie selbst hatte sich noch nie verwandelt und jeden Vollmond auf Vegeta-sei gehorsam in einem dunklen Raum verbracht.

Aber Bardock hatte die Verwandlung auf einigen Planeten bereits ausprobiert.

Bardock räusperte sich und konnte sich ein selbstbewusstes Grinsen nicht verkneifen, als er stolz von seinen Erfahrungen berichtete.

„Wenn man den Vollmond ansieht…man ist wie gebannt und kann den Blick nicht abwenden. Es ist wie ein Weckruf. Plötzlich wird dir heiß und du wirst wütend. Eine unglaubliche Kraft durchströmt dich und du willst jeden vernichten, der sich dir in den Weg stellt. Nur die Krieger mit der höchsten Selbstkontrolle ist es erlaubt, sich zu verwandeln. Wenn sich zu viele Saiyajins als Ozaru verwandeln, besteht die Gefahr, dass wir uns gegeneinander attackieren, anstatt den Feind.“

Bardock schmunzelte bei seiner Erinnerung. „Am nächsten Tag wacht man auf und fühlt sich wie nach einem Kater. Nur die wenigstens können sich an die Nacht erinnern. Der Rest meines Teams hat nach so einer Vollmond-Nacht immer Probleme, sich wieder zu sammeln und wir haben einen Riesenhunger.“ Er lächelte nostalgisch. „Eigentlich ist es besser als ein Kater.“

„Was ist ein Kater?“

„Äh…wenn du älter bist, darfst du mal was von Mutters Obstbrand kosten. Dann weißt du, was das ist“ lenkte Bardock ab und streichelte ihr über die Haare.

Bardock konnte sich ein unbescheidenes Lächeln nicht verkneifen. Er gehörte zu den wenigen Unterklasse-Krieger, die sich schon öfters verwandelt hatten und er mochte das Gefühl während und nach der Verwandlung. Es war primitiv, ursprünglich und man hatte nur den Kampf im Kopf.

In diesen Momenten verstand er am besten, was es hieß, ein Saiyajin zu sein.

„Ich bin von unserem Team der erste, der sich erholt und ich kann mich am besten erinnern“ gab er an.

Gine verdrehte die Augen und machte sich über ihn lustig. „Natürlich, Bardock, du erinnerst dich nicht, wann deine Kinder geboren wurden, aber an jeden Kampf im Ozaru-Modus. Bulma, eine Lektion für dich: wenn ein Saiyajin mit etwas angibt, glaub ihm nicht. Meistens übertreibt er nur. Heiße Luft, mehr nicht.“

Bulma nickte gehorsam.

„Hey, was soll das heißen?“ tat Bardock empört. „ich weiß genau, dass Bulma am letzten Vollmond geboren wurde. Das heißt, vor acht Jahren und einen Monat. Außerdem erinnere ich mich an jeden meiner Kämpfe.“ Er kitzelte seine Tochter und sie quietschte vergnügt auf.

Bulma hörte zum ersten Mal, dass sie beim letzten Vollmond das Licht der Welt erblickte und folgte interessiert den Worten ihrer Eltern.

„Hm, wann sind Radditz und Kakarott geboren?“ fragte Gine mit schmalem Lächeln.

„Keine Ahnung, wen interessierts“ gab Bardock trocken zurück. „Nee, warte, Kakarott im Sommer und Radditz im Winter. Der Junge wird ja bald dreizehn…egal. Was den Ozaru angeht, sage ich die Wahrheit. Ich kann mich ziemlich gut erinnern, was ich im Ozaru-Modus getan habe“ versuchte er seine Frauen zu überzeugen. Gine blieb skeptisch.

„Was denn?“ fragte Bulma neugierig.

Bardock verstummte. Er wollte seiner kleinen Tochter nicht erzählen, wie er in diesem Zustand andere zertrampelt und vernichtet hatte.

Gine rettete ihn, indem sie schnell weitersprach und die Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

„Aber die beste Kontrolle haben nur die Elite-Krieger. Es heißt, sie können sogar noch sprechen und taktisch denken“ sagte sie hastig.

Bardock brummte abfällig. „Die Elite…tse.“

Bulma kuschelte sich tiefer in ihr Kissen und streichelte über den Arm ihres Vaters, den er locker um sie gelegt hatte.

„Und wie verwandelst du dich zurück?“ fiel ihr ein.

„Solange man dem Ozaru nicht den Schwanz abschneidet oder den Mond zerstört, hört die Verwandlung erst beim Mond-Untergang auf. Also wenn das Mondlicht schwächer wird. Sich von selbst zurück zu verwandeln geht also nicht. Man verspürt auch nicht das Bedürfnis dazu. Sobald man sich ausgetobt hat und das Mondlicht fort ist, wird man müde und schläft ein. Wenn ich wieder aufwache, bin ich wieder in meiner üblichen Form“ erzählte Bardock.

Bulma schwieg nachdenklich. In der Stille konnte die Familie das leise Schnarchen von Kakarott, aber auch ein weit entferntes Brüllen hören.

Bulma blinzelte ihren Vater ängstlich an und er streichelte sie beruhigend.

„Keine Sorge, die Wächter patrouillieren, damit niemanden etwas geschieht.“

„Wächter? Sind sie stark?“

„Die Wächter sind eine Sondertruppe der Saiyajins, die sich freiwillig den Schweif abgeschnitten haben, damit sie sich bei Vollmond nicht verwandeln. Sie sind die einzigen, die in solchen Nächten nach draußen dürfen. Finden sie einen wilden Ozaru, wissen sie genau, wo seine Schwachpunkte sind und attackieren seinen Schweif. Wenn ein Saiyajin nach Vollmond zu Hause bleibt und nicht mehr rausgeht, weiß man, dass es aus Scham geschieht. Ein Saiyajin ohne Schweif…den hat man ihn aus Strafe abgeschnitten. Bei Kindern ist man nachsichtiger. Unfälle passieren und der Schweif wächst in der Kindheit auch nach, aber die Eltern sind verantwortlich und können bestraft werden. Darum schlaft ihr beiden ja auch heute hier.“

Beruhigt kuschelte sich Bulma wieder an seiner Seite und Bardock drückte sie an sich. Sein Saiyajinschweif strich sanft über ihre Beine.

„Ich mag Papa, wie er ist“ murmelte sie leise und ihre Lider schlossen sich müde.

„Ich auch“ stimmte Gine ihr zu und Bardock zwinkerte ihr verschmitzt zu. Sie rückten näher aneinander, die Kinder zwischen sich und ließen ihre Schweife locker ineinander verknoten.

Hier, in diesem Raum, abseits von der Welt, fühlten sie sich sicher und geborgen.
 

Radditz öffnete müde die Augen.

Der Boden unter ihm war hart und in seinen Kopf drehte sich alles. Er blinzelte ziellos umher und versuchte sein Blickfeld zu schärfen.

Er lag in einem Trümmerfeld, in einer Art Krater und über ihn ging allmählich die Sonne auf.

Er hielt sich den Kopf. Der Schwindel nahm allmählich ab, ebenso die schwarzen, kleine Punkte vor seinen Augen. Sein Mund fühlte sich trocken an und versuchte Speichel zu sammeln. Er räusperte sich.

„Na, auch endlich aufgewacht?“ weckte ihn eine junge Stimme aus seiner Benommenheit.

Überrascht sah Radditz nach oben, wo am Rand des Kraters jemand stand und auf ihn herabsah.

Er brauchte einen Moment, um die Umrisse der Person klarer zu erkennen.

Verschränkte Arme, herablassendes Lächeln, Sturmfrisur, ein Mantel, der im Wind wehte, das Königswappen auf der Brust…

„Prinz Vegeta“ stammelte Radditz und versuchte eiligst, sich auf die Knie zu stellen und zu verbeugen.

Er senkte demütig den Kopf und hörte, wie der Prinz zu ihm runtersprang und vor ihm anhielt.

„Erinnerst du dich?“ wurde er gefragt.

Radditz Kopf schmerzte, aber er wusste wieder, wo er war.

„Eine Wüste auf Vegeta-Sei…ich gehöre zu denen, die sich zum ersten Mal in den Ozaru verwandeln durften…mein erster Vollmond“ stotterte er.

„Sehr gut“ hörte er die spöttische Stimme von Prinz Vegeta. „Langsam kommts. Aber an unseren Kampf erinnerst du dich nicht mehr?“

Radditz sah erstaunt auf.

Er hatte gegen den Prinzen gekämpft?

Ging es ihm deswegen so schlecht?

Der Prinz sah höhnisch auf ihn herunter, aber er schien nicht zu scherzen.

Radditz konnte sich an keinen Kampf erinnern, aber vermutlich hatte er verloren. Allmählich fing sein Körper an, sich bemerkbar zu machen. Er war ungewöhnlich steif und jede Bewegung schmerzte.

Prinz Vegeta lachte leise.

„Ihr Unterklasse-Krieger…ihr lasst euch so leicht von ein bisschen Mondlicht verführen und vergesst euch so schnell“ höhnte er. „Keiner von euch war in der Lage, sich zu kontrollieren. Egal, du hast gut gegen mich durchgehalten, aber mit mehr Selbstbeherrschung deinerseits hätte ich länger Spaß gehabt. Auch wenn du der letzte warst, konnte ich dich schnell ausknocken. Wie ist dein Name?“

Hastig senkte Radditz wieder seinen Kopf und sah auf die Stiefel seines Kronprinzen.

„Radditz, Sir! Sohn von Bardock.“

„Radditz…hm. Hast du Interesse, mit mir zu reisen? Unter meinem Kommando zu dienen? In meinem Team ist wieder Platz. Du würdest diesen Planeten verlassen und neue Welten sehen, die kein Saiyajin zuvor betreten hat“ machte Vegeta ihm das verführerische Angebot.

Radditz schluckte.

Das war der Moment, auf den er so lange hingearbeitet hatte.

Rum und Ehre…schon bald würde er nicht mehr mit seinem Vater verglichen werden, sondern sein Name allein würde strahlen und für sich stehen.

„Es wäre mir eine Ehre, Sir.“

Radditz hörte leises amüsiertes Lachen.

„Man wird sich bei dir melden“ sagte der Prinz zum Abschied, bevor er sich umdrehte und fortflog.

Radditz holte rasselnd nach Luft und stand langsam auf.

Die letzten Stunden kamen ihm wie ein Traum vor.

War das wirklich passiert?

Langsam konnte er sich wieder erinnern.

Zuerst die Nachricht, dass er zu den Auserwählten gehörte, die sich verwandeln durften…eine kurzfristige Mitteilung und plötzlich standen die Jungen in der Wüste…

Das Gefühl von Macht und Wut, als er zum ersten Mal den Vollmond sah…dann dieses seltsame Gefühl, als würde er träumen, während er gegen die anderen kämpfte, bis ein besonders starker Ozaru in blauer Rüstung plötzlich vom Himmel fiel und jeden besiegte….

Das Angebot von Prinz Vegeta, dass er gerade angenommen hatte…

Radditz ballte die Fäuste und schrie siegesfreudig auf.

Das war bislang die beste Nacht seines Lebens gewesen.

Er lachte laut auf. Freude durchströmte ihn.

Erst als sein Magen laut knurrte, hörte er mit seinem Siegestanz auf.

Radditz schwebte hoch und sah sich suchend um.

Er hatte keinen Scouter dabei, aber die Rauchfahnen am Horizont zeigten ihn, wo das Lager war.

Er flog in diese Richtung.
 

Das Lager bestand aus mehreren Zelten, Lagerfeuern und ein paar Bänken und Tischen.

Kaum war Radditz gelandet, als sein Kommandant ihn schon von der Liste durchstrich und wortlos auf die kochenden Töpfe zeigte.

Erleichtert schnappte sich Radditz eine Schüssel und holte sich eine Portion dampfendes Gulasch und ein paar kleine Brote.

Kaum saß er am Tisch, stürzte er sich auf Essen.

Nie hatte das fade Essen und die trockenen Brote der Kasernen besser geschmeckt und schnell war die erste Portion verputzt.

Auf den Tischen standen mit frischem Wasser gefüllte Krüge und Schalen mit frischem Obst, von denen er sich bediente, bevor er sich eine weitere Portion Gulasch hörte.

Radditz war so auf sein Mahl konzentriert, dass er kaum bemerkte, wie die anderen Rekruten kamen und sich zu ihm setzten. Jeder war mit dem Auffüllen seiner Energiereserven beschäftigt.

Erst als er seine zweite Portion verschlungen hatte und nach einer Frucht greifen wollte, die ihn ein anderer wegschnappte, fiel ihm sein Nachbar auf.

Verblüfft blinzelten sich Tales, der seine Hand zuerst auf die orange Frucht hatte und Radditz an.

Jetzt erst erkannten sie, wer ihr Nachbar war.

Tales erholte sich als erstes und knurrte „Meins“, während er die Beute hastig verschlang.

Radditz war zu gut gelaunt und zu müde, um sich von ihm provozieren zu lassen und nahm eine andere.

In erschöpfter Stille verspeisten sie ihr Mahl.

Erst als der letzte Krümel verschlungen war, räusperte sich Tales und fragte vorsichtig „Fühlst du dich auch so seltsam?“

Radditz blinzelte ihn fragend an.

Tales zuckte mit den Achseln. „Du weißt schon…einerseits müde, anderseits euphorisch. Irgendwie…als ob man einen guten Traum hatte, sich aber kaum daran erinnern kann.“

„Hm, so gut gelaunt wie nach einem guten Traum…ja, so geht es mir auch“ stimmte Radditz ihm zu, überraschend friedlich gestimmt dank seiner guten Nachrichten. Er konnte sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen, was Tales auffiel.

„Du grinst wieder so komisch. Gegen wen hast du jetzt gekämpft und verloren?“ fragte er misstrauisch.

Radditz zuckte kurz zusammen bei der Erwähnung seiner Niederlage gegen seinen Vater, aber er erholte sich schnell und antwortete arrogant. „Gegen Prinz Vegeta.“

Gegen den Prinzen zu verlieren, war keine Schande; das konnte er zugeben.

Der Dunkelhäutigen stutzte.

„Was? Gegen den Prinzen? Er war auch hier?“ flüsterte er und sah sich eilig um, ob ihnen auch niemand lauschte.

Radditz senkte ebenfalls die Stimme.

„Ja, er will mich in seinem Team haben. Anscheinend habe ich ihn beeindruckt“ gab er selbstgefällig an.

Tales Augen wurden groß.

„Du weißt schon, dass die Untergebenen des Prinzen wie die Fliegen wegsterben? Der einzige, der mit ihm mithalten kann, ist Nappa. So stark musst du erst mal werden.“

Tales war zwar selbstbewusst und wollte auch eine hohe Position erreichen, aber unter Prinz Vegeta zu dienen…da war das Risiko zu hoch, zu schnell zu sterben.

„Dann muss ich halt aufpassen und nicht sterben“ gab Radditz als Antwort.

Tales verdrehte die Augen. Das Selbstbewusstsein seines Rivalen war manchmal eher in Richtung „Naivität“ oder „Dummheit“ einzuordnen.

„Überleg mal…wenn der Prinz es befiehlt, bin ich ganz schnell aus der Rekruten-truppe raus. Ich bin direkt drin in der Praxis, bei den richtigen Missionen. Wenn ich in seinen Team bin, gibt es nur Vorteile: Die spannendsten Missionen, die schnellsten Raumschiffe, die beste Ausrüstung, ein hoher Sold…vermutlich brauche ich auch keine Abschlussprüfung. Stattdessen kann ich direkt auf dem Schlachtfeld stärker werden“ freute sich Radditz.

„Oder darauf sterben“ erwiderte Tales trocken.

Radditz winkte lässig ab.

„Ich habe sein Angebot angenommen. Die Chance lass ich mir nicht entgehen“ freute er sich sichtlich.

Tales blickte wieder auf seinen Teller und stützte nachdenklich seinen Kopf ab.

Wenn Radditz als erstes die Basis verließ und ständig unterwegs war…dann verlor er seinen Rivalen. Gegen wen sollte er sich messen? Alle anderen waren doch schwächer?

Wer wusste schon, wo er mit dem Prinzen in welcher Ecke des Universums landen würde.

Ehrlich gesagt, rechnete Tales nicht mit, dass sich Radditz lange behaupten würde. Er wusste schon von vielen Kriegern mit höheren Powerlevel, die unter Prinz Vegetas Kommando gestorben waren. Den Prinzen kümmerte es nicht, ob seine Untergeben überlebten. Jeder war auf sich selbst gestellt.

Ein wenig eifersüchtig und eingeschnappt war er aber auch: Warum hatte man ihm nicht das Angebot gemacht?

Er war immerhin fast genau so stark wie Radditz und durfte auch den Vollmond erleben.

Er hätte abgelehnt, aber wenigstens fragen…hatte der Prinz ihn nicht gesehen?

„Bevor du geht’s, will ich noch einen ernsthaften Kampf gegen dich“ knurrte er warnend seinen Nachbarn an.

Radditz nickte und grinste ihn siegesbewusst an.

Er fühlte sich fantastisch.

Was sein Vater wohl zu den Neuigkeiten sagen würde?
 

„Du bist WAS?!“

Bardocks Familie, die um ihn zum Mittagessen versammelt waren, sahen ihn bei seiner herrischen Frage mit großen Augen an und stoppten beim Essen. Bardock sprach nicht zu ihnen, sondern mit jemand über den Scouter.

„Nein, du hörst mir…Radditz, das ist kein Spiel, das ist gefährlich…was soll das heißen „Halt dich da raus“? Ich bin dein Vater….Oh bitte entschuldige, dass ich dich „wahren Krieger“ nicht mehr befehligen kann. Hey, noch bin ich stärker als du…willst du das auch deiner Mutter sagen?...Du Feigling, ich werde nicht für dich…Hallo? HALLO?“

Mit einem Knurren riss sich Bardock den Scouter vom Ohr und legte ihn heftig auf den Tisch ab. Am liebsten wollte er ihn an die Wand knallen.

„Was ist los? Was ist mit Radditz“ fragte Gine besorgt.

Bardock stützte den Kopf in seinen Händen auf und stöhnte genervt.

„Der Kerl wird bald die Basis verlassen, um unter Prinz Vegetas Kommando zu dienen. Dieser VOLLIDIOT!“ schimpfte er. „Ausgerechnet unter dem größten Troublemaker der Saiyajins. Radditz kann uns jetzt schon leidtun, aber er wollte ja nicht auf mich hören. Dieser sturer Idiot.“

Kakarott und Bulma warfen sich wortlos einen Blick zu.

Sie verstanden den Wutausbruch ihrs Vaters nicht, waren aber froh, dass er nicht auf sie so wütend war.

Was hatte Radditz angestellt?

„Moment, jetzt schon auf Mission? Ist Radditz dafür nicht noch etwas zu jung? Sollte er nicht erst mal in kleinen Missionen Erfahrung sammeln?“ fragte Gine alarmiert. Sie versuchte sich an die Geschichten und Gerüchte über den Prinzen zu erinnern.

Sie wusste, er war stark, aber um seine Kameraden kümmerte er sich nicht.

„Oh, Radditz, du und dein Ehrgeiz“ stöhnte sie auf. Sie erkannte, was ihr Sohn plante.

„Du sagst es. Das wird nicht gut gehen. Vermutlich bekommen wir in den nächsten Monaten die Todesmeldung“ gab ihr Bardock Recht.

Jetzt erschraken auch seine anderen beide Kinder.

„Was?! Radditz wird sterben? Wieso? Was ist los?“ fragte Bulma panisch.

Bardock erkannte seinen Fehler. Er hätte nicht vor den Kindern so übertreiben sollen. Schnell versuchte er sie zu beruhigen.

„Wir wissen es nicht, wir sind nur besorgt. Prinz Vegeta…er ist stark, sogar stärker als ich. Aber deswegen wird er auch auf die gefährlichsten Missionen geschickt. Radditz hat nicht annähernd seine Stärke, also weiß ich nicht, wie er da überleben soll. Ob ich Nappa fragen soll? Aber ich hasse den Kerl…“ Bardock seufzte und massierte sich die Stirn.

Warum musste diese ruhige, gemütliche Vollmond- Nacht mit so einer Nachricht enden?

Schon wieder ein Vollmond mit einem üblen Nachgeschmack.

Eine neue Technik und Reise zum Meer

Die Jahreszeiten wechselten sich ab, Monate vergingen.

Zur Überraschung aller, überlebte Radditz bereits zwei Jahre lang unter der Führung durch Prinz Vegeta und war noch nicht tödlich verunglückt.

Der junge Prinz war auf weite Reisen durchs All geschickt worden und Nachrichten kamen nur spärlich an, aber wie man hörte, schlug sich Radditz gut durch.

Bardock nahm es mit Gelassenheit hin. Er hatte gehört, dass der König den Prinzen getadelt hatte wegen der „zu häufiger Dezimierung seiner Untergebenen“. Wahrscheinlich war es nicht Radditzs eigene Leistung, sondern der Prinz agierte weniger halsbrecherisch.
 

Der Sommer kam und die zehnjährige Bulma saß im Schatten eines großen Baumes, während sie an einem groben Steintisch saß und zufrieden auf die Schriftrolle sah, die sie endlich entziffert hatte.

Sie stammte vom selben Planeten wie Kakarotts Stab, der sich auf Kommando ein- und ausziehen konnte.

Die fremden Schriftzeichen zu entziffern und die Sprache zu übersetzen hatte lange gedauert, aber stur hatte sie durchgehalten und damit ihre Zeit im letzten Winter verbracht.
 

„Was liest du da, Nee-chan?“ fragte Kakarott neugierig, der mit dem Holz-Stapeln fertig war und näherkam. Bulma sah sein verschwitztes Gesicht und schenkte ihm einen Becher Wasser ein, den er durstig austrank.

„Ich bin mit der Chiffrierung fertig. Sieh mal, diese Bilder. Sie ähneln uns Saiyajins, aber ohne Schweif. Die Figuren, die sie bilden, ihre Haltung…es erinnert mich an die Katas, die Mama uns beigebracht hat“ erklärte Bulma und deutete auf die betreffenden Zeichnungen. „Ich wollte daher unbedingt wissen, was drinsteht. Es scheint sich um Kampf-Techniken zu handeln.“

Interessiert lehnte sich Kakarott vor.

„Was genau steht denn da?“ fragte er wissbegierig.

Bulma freute sich, dass ihr Bruder mal Interesse fürs Lernen zeigte, auch wenn die Ursache dafür mehr im Erlernen neuer Techniken lag.

„Äh, ich denke, man spricht es „Kame“ aus. Wenn ich diese Schrittfolge richtig interpretiere, könnte es sich um eine Ki-Attacke handeln. Allerdings nennen sie es nicht „Ki“, sondern haben einen anderen Namen. Ich habe echt eine Weile gebraucht, bis ich kapiert habe, worum es in diesem Text geht. Gut, dass ich so viele Bücher mit unterschiedlichen Schriften habe, das hat geholfen.“

Bei dem Begriff „Ki-Attacke“ leuchteten Kakarotts Augen auf.

Bislang hatte er noch nie eine solche Attacke ausprobiert, weil Gine es nicht beherrschte und Bardock ihn als talentlos ansah.

„Das hört sich toll an. Sollen wir es ausprobieren? Was muss ich machen?“ fragte er aufgeregt seine Schwester.

Sie schmunzelte, stand auf und nahm den betreffenden Teil der Schriftrolle mit.

„Stell dich dorthin“ dirigierte sie ihren Bruder auf eine freie Fläche, etwas entfernt von der Hütte. „Beine breit aufstellen, Rücken gerade. Die Fußspitzen deuten nach außen und du musst leicht in die Knie gehen. Deine Arme gehen in einen weiten Kreis zurück, dann hältst du sie eng an der Hüfte. Schulter und Rücken sind gerade. Hände sind offen, aber zu Klauen geformt. Als ob du etwas halten würdest. Kopf zur Seite. Das ist wohl die „Kame“- Stellung.“

Sie verglich Kakarotts Stellung mit den Piktogrammen auf der Rolle und korrigierte ihn.

„Gut, jetzt heißt es „Hame“. Was genau die Figur macht, verstehe ich nicht. Ihre Hände scheinen zu leuchten. Und bei der dritten Stellung „Ha“, gehen die Arme und Hände gestreckt nach vorne“ Bulma ahmte die Bewegungen grob nach und sah nachdenklich auf die Bilder, die ihr unverständlich blieben.

Wie sollte man dadurch das Ki konzentrieren? Was war das Geheimnis hinter diesen Attacken?

Zu dumm, dass sie dieses Geheimnis weder durch ihren Bruder, ihren Vater oder durch Veg erfahren hatte.

Kakarott kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich.

„Kame-Hame-HA“ murmelte er und schob seine Hände mit einem Ruck nach vorne, als wollte er etwas von sich wegschieben.

Eine kleine Leuchtkugel bildete sich zwischen seinen Händen und schoss auf den vorliegenden Felsen, der sofort zersprang.

Erschrocken sahen die Kinder auf den Trümmerhaufen.

„Das…das gibt es doch nicht. Wie hast du denn das geschafft?“ fragte Bulma verblüfft.

„Keine Ahnung“ stammelte Kakarott und sah erstaunt auf seine Hände. „Ich habe plötzlich so eine Art von Wärme gespürt und mit vorgestellt, sie aus meinen Händen zu pressen.“

Die beiden Kinder sahen sich erschrocken an.

Dann kreischten sie freudig auf.

„Los, nochmal“ feuerte Bulma ihn an.

Kakarott wiederholte die Stellung und murmelte dieselben Worte. Es schien, als würden sie ihm helfen, sich besser zu konzentrieren.

Beim Ausstoß des „Wortes „HA!“ presste er Atemluft und diese seltsame Wärme aus seinem Körper.

Wieder bildete sich eine kleine, helle Lichtkugel, die ziellos in den Wald flog und verglühte.

„Versuche, besser zu zielen. Vielleicht kannst du die Kugel sogar steuern“ schlug Bulma ihn vor.

Kakarott versuchte es noch zweimal, die Kugeln flogen wieder in den Wald und verursachten Brandspuren an einigen Bäumen, aber dann wurde er müde und er fühlte sich ausgelaugt.

Erschöpft musste er sich auf den Boden hinsetzen.

Bulma erkannte, wie sehr Ki-Attacken einen Ungeübten auslaugten.

Eine alte Erinnerung kam in ihr hoch, als sie noch sehr klein gewesen war: Radditz, wie er sie mit einem Ki-Strahl vor einem angreifenden Biest rettet und wie müde er danach war.

Langsam erinnerte sie sich auch, wie sie mal ihren Vater und Radditz bei einem Training begleitet hatten, um seinen Ki-Strahl zu stärken. Sie war damals noch sehr jung gewesen, nur Zuschauerin, aber ein paar von Bardocks Erklärungen waren hängen geblieben.

„Jetzt will ich es mal ausprobieren“ freute sie sich.

Während Kakarott hungrig sein Mittagessen verschlang, um seine Energiereserven wieder aufzufüllen, wiederholte Bulma seine Bewegungen.

Aber sie verspürte keine Wärme in ihren Fingern und es bildete sich auch keine Lichtkugeln.

„Komisch, dabei machst du alles genau wie ich“ wunderte sich ihr jüngerer Bruder, der sie genau beobachtet hatte.

Bulma sah traurig auf ihre kleinen Finger.

Sie verstand die Ursache.

Wie ihre Eltern und es auch ihr Scouter gesagt hatten: Sie war zu schwach; ihr Powerlevel zu gering.

Darum bildete sich auch keine Energiekugel.

Kakarott hatte fürs Kämpfen eindeutig das bessere Talent.

Sie dagegen…sie würde vermutlich nicht mal das Fliegen lernen können, selbst wenn es ihr jemand beibringen wollen würde.

„Ist schon okay“ sagte sie eilig, mehr um ihren Bruder als sich selbst zu beruhigen. „Ich habe halt kein starkes Ki. Mutter hat auch dieses Problem. Du dagegen…wenn wir noch etwas üben und es unseren Eltern zeigen, werden sie von den Socken sein.“

Kakarott nickte, aber dann stutzte er. Er sah nachdenklich in den Himmel.

„Ich finde es aber doof, wenn nur ich es zeige und du nicht“ murmelte er verdrossen.

Bulma setzte sich zu ihm.

„So ist das halt. Ich bin schwächer als der Durchschnitts-Saiyajin. Du auch, aber du trainierst jeden Tag fleißig. Eines Tages wirst du bestimmt auch ein Krieger werden wie Radditz“ erklärte sie ruhig.

Mittlerweile hatte sie sich an die Tatsache gewöhnt und konnte ruhig darüber hinwegsehen.

Doch das Gesicht ihres kleinen Bruders verschloss sich unzufrieden.

„Ich will aber nicht wie Radditz werden. Er ist doof“ schimpfte er und sprang auf. „Ich will auch nicht, dass Mama und Papa darüber erfahren, sonst muss ich noch weg von hier. Das ist unser Geheimnis.“

Unruhig marschierte er im Kreis.

„Wieso denkst du das?“ fragte Bulma. Wie seltsam, ihren sonst so fröhlichen Bruder so unwirsch zu sehen.

Vorbei war die Freude über seinen Erfolg. Stattdessen schien ihn etwas zu bedrücken.

Kakarott blieb stehen. Er wagte nicht, seine Schwester anzusehen, als er leise murmelte.

„Ich mag das Training mit Vater nicht.“

Bulmas Augen wurden groß. Sie schwieg und wartete auf weitere Erklärungen, aber Kakarott strich sich nur verdrossen die Arme und zog einen Flunsch.
 

Bardock hatte pflichtbewusst das Training von Kakarott übernommen, wann immer er von einer Mission zurückkam.

Dabei behandelte er Kakarott wie einst Radditz: genau wie seinen älteren Bruder trainierter er ihn ohne falsches Mitleid und forderte seine Grenzen heraus.

Bardock übersah dabei, dass sein jüngster Sohn weder die Stärke des älteren noch seinen machthungrigen Charakter besaß. Kakarott hatte kein Interesse daran, der Stärkste zu werden oder jemanden Schmerzen zuzufügen. Bardocks Versuche, ihn zu provozieren, ihn mit seiner Schwäche zu verspotten und dadurch wütend zu machen, glitten unbehelligt an ihm ab.

Bardock war der Meinung, es lag an der Verweichlichung durch Gine und Bulma und vielleicht an dem heftigen Fall auf dem Kopf in Kakarotts Kindheit, dass der Junge so sanft war und trieb den Jungen deswegen noch härter an. Es geschah nur zu seinen Besten, wenn er etwas Ausdauer aufbaute. Früher oder später musste der Junge sein Tatakai absolvieren.

Kakarott folgte seinen Anweisungen und hielt das harte Training aufgrund seiner Sturheit durch, aber den meisten Spaß beim Kämpfen hatte er bislang nur gehabt, wenn er mit seiner Mutter und Bulma trainierte. Aber Gine konnte ihn nichts mehr beibringen und Bulma war schon lange keine ebenbürtige Gegnerin mehr.

Trotzdem vermisste Kakarott den Spaß, wegen dem er einst das Kämpfen begonnen hatte.

Er sah seine Schwester bestimmend an. „Unsere Eltern sollen davon nichts wissen.“

Kakarott war vielleicht naiv, aber nicht blöd.

Er wusste, wie schwach seine Schwester war und dass es einer der Gründe war, warum sie nicht den Ort verlassen durfte.

Aus Mitleid und Liebe hatte er sich bislang geweigert, den Wald zu verlassen, um mit seinen Eltern das nächste Dorf zu besuchen.

Wenn Bulma nicht mitdurfte, wollte er auch nicht gehen.

Der Umstand, dass er jetzt eine Ki-Attacke gelernt hatte, würde die Geschwister weiter entfernen.

Vielleicht würde man ihn auch zu den Rekruten fortschicken und Bulma wäre dann ganz allein an diesem Ort. So war es bei Radditz gewesen.

Eines wusste der Junge…wie Radditz wollte er nicht werden. Also wollte er alles vermeiden, um mit ihm verglichen zu werden oder denselben Weg zu gehen.

Bulma verstand seine Gründe nicht.

Kakarott hatte es bislang nicht geschafft, die Anerkennung seines Vaters zu erringen, aber anscheinend war es ihm auch nicht wichtig. Radditz an seiner Stelle hatte es nicht erwarten können, Bardock von seinem ersten Ki-Angriff zu erzählen und mit ihm zu üben.

Aber die unterschiedlichen Charaktere ihrer Brüder waren für sie schon lange ersichtlich.

Kakarott ging gelassen seinen Weg, ohne sich von anderen etwas rein reden zu lassen.

Da es seine Leistung war, konnte sie sich auch nicht über seinen Wunsch hinweg entscheiden.

Wie er da stand, mit verschränkten Armen und bittender Miene, ein trotziger Zug um den Mund und ein trauriger Blick.

Sie verstand es nicht, aber sie verspürte plötzlich den Wunsch ihn zu trösten.

Sie beugte sich zu ihm runter und umarmte ihn.

Beruhigend strich sie ihm über den Rücken.

„Wenn du es nicht willst, sage ich nichts. Versprochen. Dann lass uns beide heimlich deine neue Spezial-Attacke üben“ murmelte sie in sein Ohr. Sie ahnte, wie wichtig so etwas für seine Zukunft werden könnte

Kakarott schlang seine Arme um sie und drückte sich an sie.

„Nur du und ich“ bekräftigte er.

Dann sah er zu ihr hoch und fragte neugierig.

„Stehen denn noch mehr neue Techniken in deinen Büchern?“

Bulma lachte auf, beruhigt durch seine bessere Laune.

„Noch viel mehr. Ich habe gerade erst angefangen, sie zu übersetzen.“
 

Sie räumten die Felsensplitter zur Seite und versteckten alle Hinweise, damit ihre Mutter, wenn sie wieder heimkam, nichts von Kakarotts Erfolg erfuhr.

Trotzdem merkte die sensible Gine beim gemeinsamen Abendessen, was für eine seltsame Stimmung zwischen den Kindern herrschte.

„Ist irgendetwas Aufregendes passiert?“ fragte sie beiläufig.

Bulma und ihr Bruder warfen sich einen Blick zu und schüttelten dann synchron den Kopf.

„Nein, nichts“ sagte Kakarott eilig.

Bulma versuchte, das Thema zu wechseln.

„Es ist ziemlich warm heute, findest du nicht. Ob es noch wärmer wird?“ fragte sie unschuldig.

Gine schmunzelte, ging aber auf das Ablenkungsmanöver ein.

„Leider ja. Wir haben noch das Glück, so nahe den Bergen und im Wald zu wohnen. Bei meiner Arbeitsstätte war es noch wärmer. Die Luft glühte und der Wind fühlte sich warm an. Ständig war alles voller Staub. Das Bad vorhin hat mir gutgetan, aber ich werde wohl bald Hitzefrei bekommen“ erklärte sie.

Alle paar Jahre passierte es, dass es ungewöhnlich heiß im Sommer wurde. Die Saiyajins verbrachten die heißen Tage tagsüber in geschützten, dunklen Räumen und kamen erst zur Dämmerung aus.

Für diese Zeit verschob sich der Tagesablauf, weil man die heißen Mittagsstunden mit Schläfchen verbrachte und so die Dörfer und Städte wie ausgestorben wirken.

„Damit das Essen nicht schlecht wird, muss es schnell verarbeitet und ständig gekühlt werden. Unsere Kühlkammern sind aber voll und neue müssen erst mal gebaut werden. Deswegen überlegt man, uns solange pausieren zu lassen“ sprach Gine weiter.

Bulma warf ihren Bruder einen Seitenblick zu.

„Wirst du dann die ganze Zeit wieder zu Hause sein?“ fragte sie.

Gine zuckte mit den Schultern und überlegte. Der Plan, diese Zeit nur am selben Ort zu verbringen, war etwas langweilig.

„Ich könnte…“ sagte sie langsam „Aber vielleicht ist das auch eine gute Gelegenheit für…sollen wir das Meer sehen?“ hatte sie die Idee.

Ihre Kinder blinzelten sie verständnislos an.

Bulma war die erste, die ihre Augen aufriss und aufgeregt kreischte.

„Das Meer? Wirklich?“

Sie hatte davon gelesen, eine Menge von Wasser, die bis an den Horizont reichte und nicht mit dem See vergleichbar war. Aber einmal gesehen ist besser als tausendmal gelesen.

Kakarott hatte zwar keine Ahnung, was das Meer war, aber ließ sich von der Aufregung seiner Schwester anstecken.

Gine lächelte verschmitzt und sah auf ihre aufgeregten Kinder.

Bulma war zehn und Kakarott erreichte bald sein siebtes Lebensjahr; ein gutes Alter, um mit ihnen eine Reise zu machen. Sie sollten wenigstens etwas von ihrer Heimat sehen, nicht immer nur dieselbe Gegend. Da aufgrund Bulmas Aussehens die Dörfer und die Hauptstadt wegfielen, war eine einsame Ecke, wo kaum einer hinkam, genau richtig.

Sie kannte da eine Stelle, an der sie einst oft mit Bardock gewesen war und wo man auch zu Fuß hingehen könnte.

Die Kinder waren folgsam und recht ausdauernd, dann könnten sie zu dritt die Reise durch die Berge bis zum Meer machen. Fliegen wäre natürlich leichter, aber Gine war nicht stark genug, ihre Kinder zu tragen plus die Ausrüstung.

Bardock würde vermutlich bald zurückkehren, aber solange in der Hitze auf ihn zu warten…nein, sie würde ihm aber eine Nachricht hinterlassen.

„Es wäre aber schon eine Reise von zwei Tagen nur bis zum Meer. Wir müssen durch die Berge wandern und eine Nacht dort verbringen, aber dann wären wir am nächsten Tag dort. Ich kenne eine schöne Ecke, wo wir ungestört sind.“

Kakarott schien sich unter dem Wort „Meer“ noch nicht viel vorstellen zu können. Um ihn zu motivieren, fuhr sie fort. „Wir nehmen das Angelzeug mit. Es gibt dort sehr viele leckere Fische und Meeresfrüchte. Wir werden am Strand unser Lager aufstellen und die kühlere Luft und das Wasser genießen.“

Bei dem Gedanken an neue Delikatessen leckte sich Kakarott, ungeachtet seines gerade verspeisten Abendessens, die Lippen. Interessiert nickte er.

Damit wurde die Sache beschlossen.

Die Familie würde sich das türkis-blaue Meer von Vegeta-sei ansehen.
 

Wenige Tage später…die Temperaturen stiegen an.

Eine Hitzewelle überzog das Land und die Sonne glühte vom wolkenlosen Himmel.

Wie angekündigt, bekam Gine für die Hitzezeit frei. Ihre Arbeit wurde fürs erste nicht benötigt.

Bulma und Kakakrott waren aufgeregt. Ihre erste Reise außerhalb des Waldes sollte stattfinden.

Besonders Bulma freute sich, endlich das Meer zu sehen und für eine längere Zeit mal ihren Wohnort zu verlassen.

Das war nicht mit den Picknicks zu vergleichen, die sie früher mit Veg gemacht hatte.

Jedes Kind musste einen Rucksack tragen, wobei Gine die größte Last trug.

Sie deckten alle Fenster gut ab und schlossen alles gut zu, damit kein Tier ins Haus kam und es drinnen kühl blieb. Zur Sicherheit, falls Bardock in der Zwischenzeit zurückkehren würde, hatte Gine ihm eine kryptische Nachricht hinterlassen, die nur er entziffern konnte.

Mit den ersten Sonnenstrahlen, als die Luft noch frisch und klar war, machte sich die dreiköpfige Gruppe auf.

Gine führte die Gruppe an. Sie kannte geheime Pfade und Abkürzungen und schnell befanden sie sich in den Bergen. Sie zogen durch enge Schluchten und steilen Pfaden vorbei und machten an kleinen Bergquellen Pause, um ihre Wasservorräte aufzufüllen.

Gine passte auf, dass sich ihre Kinder nicht überanstrengten, aber sie musste ein gewisses Tempo vorlegen. In alter Zeit war es bei den Saiyajins üblich gewesen, mit den Jahreszeiten zu reisen. Es steckte den Kindern in den Genen, eine Wanderung ausdauernd zu ertragen.

Um schnell an ihr Ziel zu gelangen, mussten sie mit der Sonne reisen. In der Dunkelheit war es für sie zu gefährlich.

Wie geplant kamen sie zur Abenddämmerung bei der Felsennische an, wo Gine mit ihren Kindern übernachten wollte.

Der Reiseproviant wurde verspeist und die drei kuschelten sich nahe der geschützten, von der Sonne aufgewärmten Wand aneinander.

Am nächsten Morgen ging es nach einem schnellen Frühstück weiter. Der Weg wurde steiler und felsiger, aber die hohen Felsen spendeten auch Schatten, so dass die Wanderer nicht ungeschützt in der Sonne laufen mussten. Gine war auch für den Sichtschutz dankbar, obwohl Saiyajins für gewöhnlich nicht in dieser Ecke flogen. Aber man wusste ja nie und für das Wohl ihrer Kinder musste sie wachsam sein.

Zur späten Mittagsstunde wechselte sich die Umgebung: es wuchsen mehr schiefe, hohe Nadelbäume und Gine konnte den leicht salzigen Geruch in der Luft schmecken.

An einer Aussichtsstelle hielt sie an und sah zufrieden runter.

„Dort hinten, wo es nur noch das tiefe Blau gibt, da ist das Meer“ erklärte sie und deutete runter. „In unserem Tempo werden wir zur Abendzeit dort sein. Also kommt, nicht schlapp machen, bald sind wir da“ motivierte sie ihre müden Kinder.

Der Weg führte sie abwärts.

Neugierig schnupperte Kakarott und auch Bulma bemerkte, wie anders die Luft roch: irgendwie würziger, frischer.

Die Vogelstimmen klangen hier anders und da war ein anders Geräusch, das immer lauter wurde.

„Ich glaube…das sind Wellen“ rief Bulma erfreut auf. „Wir sind fast da.“

Die Kinder verspürten neue Kraft bei den Gedanken und eilten los. Gine kam gerade noch so hinterher. Sie rannten durch den Wald, der plötzlich aufhörte.

Stattdessen lag vor ihnen ein weißer, langer Sandstrand und eine unvorstellbare Menge an Wasser, die verheißungsvoll in der Sonne glitzerte und in sanften Wellen brach.

„So viel Wasser“ staunte Kakarott ehrfürchtig und auch Bulmas Mund stand bewundernd offen.

„Es sieht so aus wie dein Haar“ wunderte sich Kakarott und verglich das Wasser mit dem Haar seiner Schwester. Das Meer war heller und türkiser als der trübe See, den er gewöhnt war.

Gine lächelte bei dem Anblick der staunenden Kinder und sah sich dann suchend um, bis sie sich wieder orientiert hatte.

„Gleich sind wir da. Da hinten ist eine windgeschützte, schattige Stelle, wo wir unser Zelt gut aufstellen und auch ein Lagerfeuer anzünden können“ sagte sie und führte die Kinder dorthin.

Diese konnten es kaum erwarten, ins Wasser zu springen, aber erst musste das Zelt zwischen den Bäumen aufgestellt und die Rucksäcke ausgepackt werden.

Erst dann erlaubte Gine ihren Kindern loszurennen, nachdem sie ihnen aber noch Vorsicht eingebläut hatte. Sie wusste, dass es an dieser Stelle nicht tief war und ihre Kinder hatten bereits im See schwimmen gelernt. Trotzdem war die Brandung im offenen Meer gefährlicher und tückischer.

Nachdem die Kinder gehorsam genickt hatten, gab es kein Halten mehr.

Mit einem Schwung wurde die Kleidung vom verschwitzen Körper gerissen und nackt rannten sie ins die erfrischenden Fluten.

Laut kreischend plantschten sie im Wasser. Gine setzte sich in den Schatten und ruhte sich aus, während sie ihre Kinder nicht aus den Augen ließ.

Nach einer Weile rief sie sie wieder zu sich. Es gab noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor die Sonne unterging. Es musste noch Feuerholz gesammelt werden, Trinkwasser aus einer Quelle in der Nähe geholt werden und die verschwitzte, dreckige Kleidung konnte dort auch gleich gewaschen werden.

Am Lagerfeuer brieten sie sich die ersten Salzwasser-Fische, die Kakarott durch seine Angel gefangen hatte. An dünn angespitzten Stöcken aufgespießt, verbreiteten sie ein angenehmes, salziges Aroma, genau wie das Lagerfeuer selbst.

Müde legten sich Gine und die Kindern nach dem Essen in ihr Zelt, das auf einem weichen Boden aus wohlriechenden Kiefern- und Piniennadeln errichtet war.

Das Geräusch der sanft schlagenden Wellen lullte sie schnell in den Schlaf.
 

Die nächsten Tage genossen die drei ihre freie Zeit am Strand.

Sie liefen den feinen Sandstrand entlang, sammelten Muscheln und Treibholz, fingen Fische und kleine Krebse.

Kakakott nutzte den weichen Sand sowie einen kleinen Felsen im Wasser, um seine Beine und sein Gleichgewicht zu trainieren. Er war immer als erstes in den frühen Morgenstunden wach und führte immer noch regelmäßig die Katas durch, die ihm seine Mutter beigebracht hatte.

Eigentlich hätte er gerne auch seine neue Ki-Attacke geübt, aber sie sollte ja ein Geheimnis bleiben.

Gine zeigte Bulma, wie man das graue Fleisch der Muscheln und eine bestimmte Algensorte für eine herzhafte Suppe nutzen konnte.

Aus dem umliegenden Wald sammelten sie auch Nüsse und einige, für Bulma neue Früchte, die hier noch süßer und saftiger schmeckten als in ihrem bekannten Wald.

Während der heißen Mittagsstunden, wenn die Sonne zu stark brannte und der Sand zu heiß wurde, pausierten sie im Schatten der Felsen und Bulma und Gine nutzten diese Zeit, um Kakarott Nachhilfestunden im Rechnen zu geben oder sie schliefen.

Wegen Gines Warnung über die gefährliche Strömung schwammen sie nicht zu weit nach draußen, sondern blieben nahe am Strand, wo sie sich in die Wellen warfen, bis ihre Lippen vom Salz brannten.

Am Abend duschten sich in der kleinen Quelle ab, die wie ein Wasserfall aus einer Anhöhe schoss und das Salz und den Sand des Tages weg spülte.

Schon nach wenigen Tagen war die Haut der Kinder golden gebräunt und in Bulmas Haaren erschienen helle Strähnen.

Abends bestaunten sie das Spektakel der untergehenden Sonne, die wie ein roter Feuerball ins Meer versank und die Wolken in faszinierenden blaue, rote und goldene Töne tauchte, bevor es dann dunkel wurde.

Nach einen weiteren Tag voller Spiele und Entspannung lagen die Kinder müde im offenen Zelt, während Gine es sich es noch am glimmenden Lagerfeuer gemütlich gemacht hatte.

In einen Topf hatte sie eine Suppe aus kleingeschnittenen Algen, Kräutern und Muscheln vorbereitet, die über Nacht einwirken konnte und für den nächsten Tag bestimmt war.

Zufrieden legte sie den Deckel drauf und lehnte sich zurück, um auf das nun dunkle Wasser vor sich zu schauen. Der Wind blies eine angenehme Brise zu ihr hinauf.

Sie gähnte und stand auf, um auch ins Zelt zu gehen, doch dann spürte sie eine Präsenz.

Horchend und aufmerksam sah sie in die Luft.

Sie konnte das leise, sirrende Geräusch ausmachen, das ein Saiyajin verursachte, wenn er ihn hohen Tempo flog.

Schnell sah sie auf das noch glimmende, verräterische Lagerfeuer.

Se hockte sich hin und wollte eine Ladung Sand rüber schaufeln, um es zu löschen, als eine bekannte Stimme sie stoppte.

„Ich bin es, Gine.“

Erleichtert atmete sie auf und drehte ihren Kopf, um ihren Gefährten anzusehen.

Bardock kam auf sie zu, sein Reisesack über die Schultern.

Gine ließ sich beruhigt wieder auf ihren Platz sinken. Für einen kurzen Moment hatten ihre Beine ihre Kraft verloren, bei dem Gedanken, ob ein Fremder sie gesehen hatte.

„Ich habe deine Nachricht gelesen und mich schnell auf den Weg gemacht. Du hast mir ja geschrieben, dass du an der alten Stelle bist. Aber wirklich…zelten mit den Kindern? Ihr seid zu Fuß hierher gelaufen?“ begrüßte Bardock sie und setzte seinen Reisesack auf den Boden auf.

In der letzten Hitzezeit waren er und Gine hierhin geflogen und hatte ihre Zweisamkeit ebenfalls zeltend verbracht. Aber das war vor Geburt der Kinder gewesen.

Er setzte sich hinter Gine hin und legte seine Beine an ihrer Seite ab.

Sie drehte ihren Kopf und hob ihren Mund ihm einladend entgegen. Bardock nahm diese an und küsste sie.

„Hat doch gut geklappt“ sagte sie und beendete damit ihren Kuss.

Sie lehnte sich an Bardocks breite Brust und genoss das warme Feuer und die frische Brise nun noch mehr.

Endlich war ihr Gefährte wieder da.

Bardock drehte den Kopf und sah das Zelt unter den Nadelbäumen stehen, wo zwei Paar kleine Füße herausschauten.

„Die Kindern schlafen ja schon“ murmelte er leise.

Gine kicherte. „Sie sind ja auch gut müde, nachdem sie den ganzen Tag gespielt haben.“

Sie legte ihre Hände auf seine Oberschenkel ab und streichelte sie.

„Seit wann bist du hier?“ fragte sie und verkniff sich die stumme Frage, für wie lange er blieb.

Fürs erste wollte sie die gemeinsame Zeit mit ihm genießen.

Bardock legte seine Arme um sie und drückte sie noch näher an sich.

„Nicht lange. Ich bin sofort nach Ankunft zu euch geflogen, habe das verriegelte Haus und deinen Brief gesehen, mich schnell gebadet und umgezogen und meine Campingsachen eingepackt und dann bin ich auch schon zu euch geflogen“ fasste er kurz zusammen.

„Neuigkeiten von Radditz?“ erkundigte sich Gine.

Bardock schüttelte den Kopf. „ Er lebt, mehr habe ich nicht gehört.“

„Naja, das kann man immer noch als gute Nachricht gelten lassen“ sagte sie leise, aber mit leichtem Kopfschütteln. Ihr ältester Sohn meldete sich nicht bei ihr. Er schien zu beschäftigt zu sein.

Bardock brummte zustimmend und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab, nachdem er noch schnell einen Kuss auf diese drückte.

Sanft fuhren seine Daumen über Gines Bauch, die es dank der dünnen Kleidung sehr genau spüren konnte. Ein angenehmes Schaudern durchfuhr sie.

„Ich bin froh, dass du es geschafft hast. Die Kinder werden sich auch freuen, wenn sie dich morgen sehen“ flüsterte sie. „Es ist so lange her. Deine Missionen scheinen dich immer weiter fort zu führen.“

Bardock hörte die leise Kritik in dieser Feststellung und gab ihr schnell noch einen tröstenden Kuss auf die Wange. Sein Schweif legte sich um ihre Taille.

Sie hatte Recht. Zuletzt war er vor vier Monaten dagewesen und musste nach drei Tagen wieder abreisen.

Jetzt hatte er wegen der Hitzezeit etwas länger frei, aber danach wäre er auch wieder für längere Zeit fort.

„Ich hätte da einen Vorschlag“ fing er zögernd an. „Eine Idee, die mich schon länger verfolgt…“ er stoppte und Gine sah ihn neugierig und abwartend an.

Bardock holte Luft und fuhr schnell fort. „Willst du nicht mal wieder auf eine Mission mit uns gehen? Ich würde mich auch darum kümmern, dass es nichts Gefährliches wäre. Vielleicht Personenschutz oder ähnliches. Wir könnten dann endlich mal wieder für eine längere Zeit zusammen sein.“

Gine war nicht die einzige, die sich daran störte, ihren Gefährten zu selten zu sehen.

„Wir haben momentan zu viele Missionen und zu wenige Krieger, aber vieles davon ist Kleinscheiß. Trotzdem nehmen wir diese Aufträge an, wenn sie gut bezahlt werden. Einige Planeten rüsten ihre eigenen Streitkräfte ab und verlassen sich auf uns als Söldner Nummer Eins im Universum“ berichtete er.

Gine lachte spöttisch auf. Es gab tatsächlich Lebewesen, die so dämlich waren?

„Hey, es ist wahr. Einige Planeten verkleinern tatsächlich ihre Arme und stellen dafür eine Garnison Saiyajins ein“ erklärte Bardock bei ihrem zweifelnden Blick.

„Nicht sehr schlau. Wenn Planeten dieser Art sich gegeneinander bekriegen, stehen sich später die Saiyajins gegenüber. Für wen soll man dann kämpfen?“ fragte Gine irritiert.

„Für den, der am meisten zahlt“ grinste Bardock

Gine verdrehte die Augen. „Das fehlt noch, dass wir uns in einen Bürgerkrieg hereinziehen lassen und gegenseitig umbringen. Wenn wegen unserem gierigen König so etwas Dämliches passiert, dezimieren wir uns ja noch mehr“ ärgerte sie sich.

„Du machst dir zu viele Sorgen. Warum sollten wir uns einem fremden Volk mehr verpflichten als unserem eigenen? Sollte es aber tatsächlich geschehen, dass Saiyajins gegen Saiyajins kämpfen, kannst du gerne zum König gehen, ihn anschnauzen und mit deiner Bratpfanne verprügeln. Ich halte dich nicht auf“ erklärte Bardock.

„Ach ja?“ irritiert legte sie den Kopf in den Nacken und sah zu ihm hoch. Er würde sie nicht aufhalten?

„Klar, ich habe ja noch Bulma, die für mich dann kochen kann, nachdem er dich in einen Aschehaufen verwandelt hat“ sagte Bardock trocken „Umpf“

Ohne zu zögern hatte Gine ihn für diesen Kommentar ihren Ellbogen in seine ungeschützte Seite hineingestoßen und Bardock die Luft ausgepresst.

„Das ist nicht komisch, Bardock. Wenn diese Völker mal bemerken, wie abhängig sie sich von den saiyanischen Streitmächten machen, könnten sie auf die Idee kommen, uns auszurotten. Was, wenn sie sich verbrüdern und auf uns Jagd machen?“ fuhr sie ihn zischend an.

„Hm, kling wie ein schönes Schlachtfeld für jeden von uns.“

„Würdest du auch so denken, wenn der Krieg unser Heimat erreicht und unsere Kinder bedroht?“

Bardock zuckte zusammen. Daran hatte er nicht gedacht.

Gine nickte zustimmend, aber dann wurde ihr verärgerter Blick besorgter.

„Du bist zu selbstsicher geworden. Es ist lange her, dass du einen Kampf verloren hast. Jetzt glaubst du, es gibt keinen ernsthaften Gegner mehr für dich. Aber mit der richtigen Menge an Waffen und einer Strategie sind wir alle in Gefahr. Wir sind nicht unsterblich und haben auch unsere Schwächen“ erinnerte sie ihn.

Bardock hauchte einen Kuss in ihren Nacken. Seine Zunge fuhr schnell über ihre Haut und schmeckte das Salz.
 

„Siehst du, deshalb brauchen wir dich wieder in unserem Team. Du bringst uns auf den Teppich und siehst die Dinge aus der Perspektive, die uns fehlt“ schmeichelte er.

Gine verpasste ihm einen weiteren Ellbogenstoß in die Seite, worauf er leise aufstöhnte.

„Lenk nicht ab, das ist ein großes Thema. Du willst wirklich Bulma und Kakarott für eine Weile alleine lassen?“ fragte sie ihn stirnrunzelnd.

Bardock zuckte sorglos mit den Schultern.

„In Bulmas Alter war ich auch oft alleine, weil meine Eltern ständig unterwegs waren. Bis zum Herbst dauert es noch Monate. Kakarott braucht keine Windel mehr, kann jagen, sie hat ihren Garten und im Wald gibt es auch genug zum sammeln. Sie kann kochen und es gibt genug Lebensmittel, also werden sie nicht verhungern. Ich denke schon, dass sie selbstständig genug sind um für eine kurze Weile alleine zurechtzukommen. Überleg doch mal: Du bist tagsüber auch oft nicht dagewesen und da waren die Kinder sogar noch jünger und sind trotzdem unverletzt geblieben“ versuchte er sie zu überzeugen.

Nachdenklich starrte Gine wieder ins Feuer.

„Na komm schon, Gine. Lockt dich nicht das Fernweh? Ich würde mich auch darum kümmern, dass wir eine Zweier-Kabine während des Fluges bekommen“ köderte er sie und fuhr mit seinen Lippen ihren Nacken entlang. Gine verkniff sich ein Keuchen, als sie seine warmen Lippen an ihren empfindlichen Nacken spüre.

„Wahrscheinlich eine schallgeschützte, nicht wahr?“ fragte sie ironisch.

„Na klar, oder willst du, dass wir die anderen eifersüchtig machen? Ich habe damit kein Problem, Tomas und Panbukins angepisste Miene am nächsten Morgen zu sehen“ entgegnete er mit schadenfroher Mine. „Uff.“

Wieder hatte Gine ihm einen Ellbogenstoß verpasst, dieses Mal in die andere Seite.

„Warum werde ich heute eigentlich die ganze Zeit von meinem eigenen Weib verprügelt“ wundert sich Bardock trocken.

„Weil du es nicht anders verdienst“ erwiderte sie scharfzüngig. „Du braucht tatsächlich jemanden, der dich zurück hält. Deine Kameraden halten es sonst nicht mehr lange mit dir aus.“

Bardocks Mundwinkel zogen sich siegessicher nach oben. „Heißt das, du kommst mit?“ fragte er.

Gien blinzelte ertappt. Bardocks Idee gefiel ihr tatsächlich. Sie war aber nicht überzeugt, wie sie es ihren Kindern beibringen sollte. Das schlechte Gewissen meldete sich bei den Gedanken, ausgerechnet Bulma zu erzählen, dass beide Elternteile für eine Weile fort sein würden, während sie versteckt im Wald hocken musste.

„Wie sagen wir es Bulma?“ flüsterte sie zaghaft.

Bardock stöhnte auf. Daran hatte er nicht gedacht.

„Wir locken sie mit Geschenken?“ fragte er zweifelnd.

Bestechung…na, ob das noch funktionierte?

Gine zuckte mit den Schultern. Sie wusste auch keine Lösung.

„Ich würde gerne wieder mit euch reisen“ gab sie zu und streichelte wieder verstärkt über Bardocks Oberschenkel. „Aber ich werde es nur dann tun, wenn es keine Killer-Mission ist und Bulma einverstanden ist.“

Bardock legte seufzend den Kopf in den Nacken und sah zum Sternenhimmel hinauf.

Er dachte nach.

Er senkte seinen Kopf und flüstere an Gines Ohr. „Was hältst du von dem Plan? Wir verbringen hier erst mal eine nette Familienzeit am Strand und am letzten Tag, wenn alle entspannt und glücklich sind, fragen wir sie? Sie ist doch sehr eigenständig und willensstark. Vielleicht gefällt es ihr ja, das Haus für sich zu haben?“

Gine zuckte mit den Schultern.

Etwas anderes fiel ihr auch nicht ein.

Aber Sorgen und Pläne wollte sie jetzt gerne verdrängen um etwas entspannte Zeit mit ihren Geliebten zu genießen.

Sie lehnte sich zurück und streckte Bardock ihre Lippen entgegen, die er sofort mit seinen in Empfang nahm.
 

Bulma hörte das schmatzende Geräusch von küssenden Lippen.

Damit war das Gesprächsthema wohl beendet und ihre Eltern nutzen ihre Münder für etwas anderes.

Sie verkniff sich die Tränen und rieb sich schnell über die Augen, während sie auf ihren schlafenden Bruder an ihrer Seite starrte, der im Gegensatz zu ihr nicht bei Vaters Stimme aufgewacht war.

Sie hatte alles mit angehört.

Der Gedanke, ihre Eltern für eine Weile nicht sehen, ängstigte sie tatsächlich.

Was, wenn ihnen beiden etwas auf ihrer Mission passierte und sie nie wieder zurück kamen?

Oder alles klappte und sie wagemutiger wurden und noch längere, gefährlichere Missionen an nahmen? Sie überfallen wurden?

Bulma machte sich keine Sorge um sich selbst oder Kakarott, aber um die Sicherheit ihrer Eltern.

Sie dachte daran, wie ihre Mutter gesagt hatte, dass ihre Entscheidung von ihrer Zustimmung abhängig war.

Sie war froh darüber, aber sie konnte sich nicht entschließen, wie sie sich entscheiden sollte.

Denn auch wenn sie am liebsten ihre Eltern ständig bei sich hatte…diese waren genauso freiheitsliebend und unabhängig wie ihre Tochter.

Sie erinnerte sich, wie Gine ihr einst erzählt hatte, wie sie und Bardock sich kennen gelernt hatten.

Bulma wusste nicht, wieso genau Gine sich geweigert hatte, auf Außen-Mission zu gehen, aber sie wusste, wie sehr ihre Mutter ihren Gefährten liebte.

Sie dachte an die traurigen Blicken bei ihren Abschiede und wie sie immer Bardock hinter her sah.

Ihn mal für eine längere Zeit zu begleiten, ohne die Kinder…Bulma gönnte ihren Eltern dieses Glück.

Also musste sie selbstlos sein und ihr eigenes opfern.

Sie überzeugte sich selbst, dass ihr Vater stark genug wäre, sich selbst und ihre Mutter zu beschützen.

Zum Herbst, spätestens zum Winter würden sie zurückkehren und sie wäre ja nicht allein, sie hatte Kakarott als Begleitung.

Vielleicht könnten die Kinder ja weitere Techniken aus ihrer entzifferten Schriftrolle ausprobieren?

Oder selber den Weg durch die Berge zum Meer gehen? Bulma hatte sich den Weg genau gemerkt.

Bulma fühlte sich alt und eigenständig genug, um den Haushalt selbst zu schmeißen.

Sie dachte an die erste ängstliche Nacht vor vielen Jahren, als sie zum ersten Mal allein auf Kakarott aufpassen musste.

Damals hatte sie viel mehr Angst vor Gefahren gehabt. Sie hatte sogar befürchtet, dass der Wald brennen würde, dabei war es damals nur Veg gewesen.

Ach, Veg…wie schön wäre es, wenn sie jetzt noch Kontakt zu ihm hätte. Sie hätte sich in dieser Zeit ungestört treffen können.

Bulma bemerkte, wie Schritte ans Zelt kamen und schloss schnell die Augen.

Sie stellte sich schlafend und hörte dabei zu, wie die zwei Erwachsenen ins Zelt kamen.

Sie roch ihren Vater, der sich neben sie legte, spürte seinen warmen Körper und seinen Saiyajinschweif, den er um sie legte.

Bulma lächelte traurig, während sie sich an ihren Vater kuschelte, während Gine sich an Kakarott presste.

Sie gönnte ihren Eltern das Glück. Sie hatten so viel für sie getan.

Wenn sie ihnen nun etwas schenken konnte und sei es nur ihr Segen für eine Reise, wollte sie es gerne tun.

Das erste Abenteuer von Kakarott und Bulma

Zum ersten Mal machten Bulma und Kakarott Urlaub am Meer und hatten dabei unbändigen Spaß.

Als sie am nächsten Morgen erwachten und plötzlich ihr Vater mit ihnen im Zelt war, weitete sich die schöne Zeit aus. Bulma spielte ein überraschtes Gesicht vor, als sie ihn sah und zeigte nicht, dass sie seine Ankunft in der Nacht mitbekommen hatte sowie das Gespräch ihrer Eltern.

So verbrachte die kleine Familie noch zwei weitere Wochen am Meer und überstanden damit die Hitzezeit.

Mit Bardock tobten sie im flachen Wasser und der Krieger warf sie spielerisch in die Wellen.

Kakarott musste in dieser Zeit nicht gegen ihn kämpfen und durfte einen seltenen Spaß mit seinen Vater erleben.

Bardock hatte keine Lust, seine wenige freie Zeit mit dem Trainieren des jüngsten, untalentierten Sprosses zu verschwenden. Zudem verfolgte er das heimliche Ziel, seine Kinder in eine entspannte, fröhliche Stimmung zu versetzen, damit sie die spätere Neuigkeit besser verkraften würden.

Sie spielten zusammen kleine Spiele wie Bulma auf den Schultern ihres Vaters und Kakarott auf denen seiner Mutter und die gegnerischen Teams versuchten sich gegenseitig ins Wasser zu ziehen.

Weil Bardock als besserer Jäger weiter ins Meer fliegen konnte, schleppte er abends große Fische mit scharfen Zähnen und roten Schuppen an, die Bulma und Gine entschuppten und ausnahmen.

Wenn die Kinder zuerst im Zelt schliefen, schlichen sich Bardock und Gine weiter hoch zu den Klippen hinauf, wo sie ungestört aufs stille Meer schauen konnten und in süßer Umarmung versanken.

Die Kinder lachten viel und genossen die Zeit, aber als nach zwei Wochen ein frischer Wind aus neuer Richtung aufkam und das Ende der Hitzezeit verkündete, bestellten Gine und Bardock ihre Kinder abends ans Lagerfeuer. Ihre Miene war ernst. Sie wollten etwas Wichtiges mit ihnen besprechen.

Bulma bemühte sich um eine unschuldige Miene und hörte ihren Eltern dabei zu, wie sie über den Wunsch eine Reise zu zweit erzählten. Sie fragten ihre Kinder, ob sie in dieser Zeit alleine zurechtkommen würden. Ihr Tonfall war vorsichtig und Gine sah ihre Kinder, besonders ihre Tochter bittend an.

Kakarott riss erstaunt die Augen und sah fragend seine Schwester an. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte und wollte sich nach Bulma richten.

Diese schluckte. Die Ankündigung ihrer Eltern war keine Überraschung für sie und sie hatten in den letzten Nächten viel darüber nachgedacht, wie sie bei ihrer Anfrage reagieren sollte.

Sie spielte ein falsches, entspanntes Lächeln vor.

„Dann wären nur wir beide alleine zu Hause? Das ist kein Problem. Das kriegen wir hin“ sagte sie fröhlich und gab ihren Eltern damit ihren Segen.

Bardock atmete erleichtert auf, doch Gine stutzte. Das verlief überraschend einfach.

„Aber dafür bringt ihr uns auch tolle Geschenke mit“ fuhr Bulma in gespielten strengen Ton fort.

Bardock schmunzelte und nickte und Gines Misstrauen sank. Bulma war kooperativ und dafür musste nur eine kleine Belohnung drin sein. Bulmas Täuschung ging auf.

Nun konnten Gine und Bardock entspannt ihre Reise planen.
 

Ein paar Tage später erhielt Bardock die Nachricht, dass sein Wunsch bewilligt worden war. Er durfte mit seinen Team und Gine die Leibwache für eine Karawane von Weltraum-Händlern übernehmen, die ihre Ware auf einen fremden Planeten verkaufen wollten. Die Saiyjins sollten sie hin und wieder zurück begleiten und beschützen und eine Frau wie Gine wäre dann nützlich. Die Reise würde, wenn alles klappte, an die drei Monate dauern. Die Eltern konnten dann zum Herbst wieder zurück sein.

Gine und Bardock waren ehrlich zu ihren Kindern und besprachen mit ihnen die Details der Reise. Die Kinder sollten wissen, dass ihre Eltern garantiert zurückkommen würden.

Je bessere Erfahrungen sie mit der ersten Abwesenheit ohne Erwachsene machten, desto eher wären sie bereit, ihre Eltern auch für eine zweite oder dritte Reise gehen zu lassen.

Für Gine war der Abschied am Schlimmsten. Sie konnte sich nur schwer von ihren Kindern trennen und mit Bardock fort fliegen. Immer wieder warf sie sorgenvolle Blicke nach hinten, selbst als der Wald schon weit hinter ihnen lag.

Ihre Kinder waren frohgemut und entspannt gewesen, aber was, wenn etwas unerwartetes passierte?

Kakarott war nicht besonders stark, Bulma sah fremdartig aus und sie hatten keine anderen Freunde, die zwischendurch mal nach dem Rechten sehen konnten, denn diese waren auf der gleichen Mission.

„Entspann dich, Gine, und vertrau den beiden“ brummte Bardock ungeduldig.

„Das sagt du so leicht. Ich werde meine Kinder für drei Monate nicht sehen können. Sie haben keinen Scouter, also kann ich sie auch nicht anrufen und nach dem Stand der Dinge fragen“ schimpfte Gine.

Bardock verdrehte die Augen.

„Ich war in ihren Alter auch öfters alleine …“

„Ja, aber du warst doch bestimmt stärker als Kakarott jetzt. Beziehungsweise haben sich doch die anderen Frauen um die elternlosen Kinder gekümmert, wenn deren Eltern auf Mission waren. So ganz alleine warst du also nicht“ unterbrach ihn Gine.

„Ja, aber nur fürs Essen und das macht Bulma schon selbst. Sie hat jahrelange Erfahrungen damit, ihre Brüder durch zu füttern“ versuchte Bardock sie zu beruhigen.

„Wenn Radditz wenigstens noch auf Vegeta-Sei wäre, dann könnte er mal vorbei sehen“ ärgerte sich Gine über die Abwesenheit ihres ältesten Sohnes. Bardock hatte versucht, ihn per Scouter anzurufen, ihn aber nicht erreichen können. Es war sowieso sinnlos. Wo immer er auch war, er hätte es niemals rechtzeitig zurück zur Heimat schaffen können, selbst wenn ihm der Prinz die Erlaubnis und eine schnelle Kapsel erteilt hätte.

„Komm jetzt, wir haben die Mission angenommen. Wir können nicht kneifen. Wir müssen den beiden vertrauen“ trieb Bardock sie an und streckte seine Hand auffordernd nach ihr aus.

Gine atmete schwermütig aus, nahm aber dann zögernd seine Hand an. Seine starken Finger schlossen sich sanft und er schenkte ihr ein optimistisches Lächeln. Dann beschleunigte er seinen Flug und zog sie mit sich, damit sie noch rechtzeitig zum Raumschiff ankamen.
 

Bulma und Kakarott sahen ihren Eltern nach, bis sie am Horizont verschwanden.

Bulma atmete erleichtert auf.

„Jetzt haben wir das Haus und den Wald für uns“ rief sie laut und streckte ihre Arme in den Himmel.

„Yeah“ stimmte ihr Bruder ihr fröhlich zu. „Und was machen wir?“

Bulma lächelte ihn gerissen an.

„Erinnerst du dich an die Schriftrolle, aus der ich deine neue Spezial-Technik habe? Wir können die uns doch mal weiter ansehen.“
 

Drei Tage später…

Kakarott hatte seine neue Technik nicht über den Urlaub verlernt. Sie funktionierte sogar noch besser. Mit seiner Schwester war er am See und wenn er sich stark konzentrierte, konnte er seine Ki-Kugel bis über den See schicken.

Doch nach vier Attacken war er zu müde und musste eine Pause machen. Hungrig aß er sein Mittagsmahl, das die Kinder mitgenommen hatten. Es reichte kaum aus um seinen Energiebedarf zu stillen, also musste er gleich noch eine weitere Portion frisch erjagen.

Bulma sah nachdenklich auf die Schriftrolle, ihr Scouter offen an ihrer Seite.

Kakarott war verwundert gewesen, dass sie einen besaß und hatte ihr versprechen müssen, es niemanden zu verraten.

Mit diesen Scouter konnte sie vielleicht die neue Technik erlernen: das Ki lesen.

Jedenfalls verstand sie diese Lektion so.

Es handelte sich um eine Technik, bei der es um Sensibilität und nicht auf Stärke ankam. Man konnte damit die Energien von Lebewesen spüren.

„Ich verstehe nicht, was daran so toll sein soll“ unterbrach Kakarotts Stimme ihre Gedanken, der mit vollem Mund sprach und ihre Konzentration störte. „Du hast doch einen Scouter. Damit kannst du doch schon so erkennen, ob sich dir jemand nähert. Was musst du dann diese Technik lernen?“

„Aber genau darum geht es ja“ belehrte Bulma ihn. „Wenn ich es richtig verstehe, ist es auch der erste Schritt, seine eigene Energie zu kontrollieren. Vielelicht bekommen wir dadurch ein besseres Gefühl für diese Kraft. Außerdem habe ich eine Idee. Der Scouter misst Lebensenergie, aber er reagiert nur ab einen bestimmten Level. Was wäre, wenn wir unser eigenes Ki unterdrücken würden? Mich würde dann kein Scouter finden und du könntest Gegner irre führen. Sie würden dich für schwächer halten und unterschätzen. Außerdem kann ein Scouter kaputt gehen oder hat nur eine bestimmte Reichweite. Wenn wir aber lernen, das Ki zu lesen, sind wir unabhängiger.“

Kakarott überlegte. Eine Idee kam auf.

„Wenn ich das nächste Mal gegen Radditz kämpfe…ich könnte ihn täuschen und glauben lassen, er wäre stärker. Aber in Wirklichkeit wäre ich stärker als er denkt….und wenn ich ihn dann mit meiner neuen Geheimtechnik angreife…oh, das ist gut. Du hast Recht, das wäre bestimmt nützlich“ stimmte er ihr zu. Die Niederlage gegen seinen großen Bruder tat ihm immer noch weh.

Bulma nickte. „Darum der Scouter, damit wir überprüfen können, ob wir die Technik richtig anwenden. Theoretisch müsste unser Level niedriger erscheinen, sobald wie die Technik beherrschen. Ich konnte ihn auch bei deinen Kame-Hame-Ha einsetzen. Deine erste Attacke war sehr stark und hatte ein Level von 340. Bei den nächsten Angriffen nahm aber die Stärke ab. Vermutlich, weil du bei jedem Angriff Ki verlierst und schwächer wirst. Ki-Lesen scheint so etwas wie die Basis zu sein, um seine Energie auch besser einzusetzen. Es ist die Grundlage für spätere Spezial-Attacken wie Ki-Angriffe.“

Kakarott nickte, nun von der Idee überzeugt. Er stand auf und klopfte sich die schmutzigen Hände ab.

„Okay, dann lies mal weiter. Ich gehe mir noch schnell etwas jagen und dann will ich diese Technik lernen“ sprach er und verschwand im Wald.

Kopfschüttelnd sah Bulma ihm nach und richtete ihre Aufmerksamkeit dann wieder der Schriftrolle und ihrem Scouter zu.

Es ging hier nicht nur um Kakarott. Diese Technik hatte sie ausgewählt, weil es sich nach etwas anhörte, was sie auch erlernen konnte.

Das Wichtigste schienen ein ruhiger Geist, Feingefühl und Selbstkontrolle zu sein.

Nun, sie war überzeugt, dass sie davon reichlich besaß.
 

Die nächsten Tage verbrachten die Kinder mit Meditationen unter ihrem Lieblingsbaum im Wald. Unter dem geschützten, grünen Dach herrschte eine besonders friedliche Stimmung und der alte Baum schien eine beruhigende Kraft auszustrahlen.

Die ungeduldigen Kinder mussten sich stark beherrschen, um eine Weile ruhig am Stamm zu sitzen, die Augen geschlossen und auf ihren Atem lauschend.

Doch ähnlich wie früher, als sie das Jagen lernten, passte sich ihr Körper an. Ihr Puls wurde langsamer, bei jedem Atemstoß konnten sie ihren Körper besser spüren. Ihre Sinne schärften sich und nach einer Woche hatte Bulma das erste Mal das Gefühl, etwas Warmes in ihren Bauch zu spüren.

Laut Schriftrolle war der Bauch die Quelle, wo das Ki am stärksten zu spüren war.

Der zweite Schritt war, die Hauptpunkte, wo das Ki am stärksten floss, ebenso stark zu spüren: Die Stirn, das Herz beziehungsweise die Brust, Oberschenkel und die Füße.

Kakarott und Bulma legten sich ins Gras, um ihre innere Kraft genauer zu erspüren oder standen für Stunden gerade auf einer Stelle. Sie lernten ein neues Gefühl in Körperspannung kennen. Es war, als ob sie jede Zelle ihres Körpers, ihre Haut, Muskeln und Organe, neu kennen lernten.

Nach drei Wochen seit Abwesenheit ihrer Eltern, fingen sie an, ihre Fortschritte mit den Scouter zu messen.

Tatsächlich zeigte sich bei beiden ein geringerer Wert, wenn sie vorher eine kurze Zeit meditiert hatten.

„Siehst du? Ich wusste, es würde funktionieren“ freute sich Bulma und sah auf die Anzeige ihres Scouters. Heute morgen hatte es bei Kakarott einen Wert von 260 angezeigt, aber jetzt lag der Wert nur noch bei 190. Ein geringer Unterschied, aber sie waren auf den richtigen Weg

„Ja, aber es immer noch ganz schön schwer, das Ki zu spüren und zu kontrollieren. Bei meinen Kame-Hame-Ha ist es recht einfach. Ich presse einfach meine Kraft aus den Händen. Aber hier…es fühlt sich manchmal an, als würde ich in warmem Wasser liegen. Ich kann es spüren, aber das Wasser nicht nach meiner Vorstellung lenken“ beschrieb es Kakarott nachdenklich.

Bulma nickte zustimmend.

„Wir könnten ja schon mal mit den nächsten Schritt beginnen: das Ki eines anderes zu lesen und zu erspüren. Wir können es doch so machen, dass sich einer von uns versteckt und der anderen muss ihn suchen, quasi erspüren“ schlug sie vor.

„Also so wie das „Jäger und Beute“-Spiel? Aber wie sollen wir dem anderen Bescheid geben? Laut rufen? Das könnte bei den Raubtieren nicht sehr sicher sein. In letzter Zeit sind sie wieder vermehrt aufgekommen. Vermutlich, weil die Temperaturen niedriger sind und sie nun auch tagsüber rauskommen können. Oder weil Vater und Radditz nicht mehr im Wald jagen“ sprach ihr Bruder besorgt. Leider gab es im Wald immer noch ein paar gefährliche, wenn auch seltene Raubtiere, die er nicht besiegen konnte. Dazu müsste er eine Kampfstärke von 500 aufweisen, um Bulma und sich selbst wirklich sicher zu beschützen.

„Außerdem will ich wissen, wie stark meine Ki-Attacke ist. Bislang habe ich den Strahl immer nur über den See gelenkt, ohne etwas zu treffen, weil du es verboten hast“ murrte er.

„Weil es über Wasser nun mal ungefährlicher ist. Willst du den Wald abfackeln? Oder sollen andere Saiyajins auf uns aufmerksam werden? Auch wenn das Dorf zu Fuß weit entfernt ist, können der Krach und das Licht auf uns aufmerksam machen. Oder wenn ein Scouter die Kraft misst. Dank meines Scouters weiß ich jetzt ja, dass so etwas möglich ist“ belehrte Bulma ihren ungeduldigen Bruder. Er zog einen Schmollmund und sie bekam Mitleid mit ihm. Sie konnte ihm nur schwer etwas abschlagen, wenn er sie so ansah.

Sie überlegte und fand einen Kompromiss.

„Ich erinnere mich“ begann sie langsam „ wie früher Radditz und Vater zu einem geheimen Platz in die Berge geflogen sind, damit sie für Radditz Tatakai trainieren konnten. Irgendeine Schlucht. Da scheint man gut versteckt zu sein. Dank Mutter wissen wir jetzt ja, wie man schnell in die Berge kommt. Wir sind an diese Stelle nicht vorbei gekommen, aber ich habe auf den Rückweg gehört, wie Mutter mit Vater darüber getuschelt hat und wie er in eine Richtung gedeutet hat. Ich denke, ich kenne ungefähr die Ecke, wo es sein könnte. Wir finden dort bestimmt hin.“

Kakarott sah sie mit großen Augen an. „Der geheime Trainingsplatz von Radditz?! Wie toll! Lass ihn uns suchen. Wir gehen noch mal in die Berge, wie Mama es uns beigebracht hat“ sagte er erfreut und aufgeregt.

Er konnte es kaum erwarten, mit seinem Kame-Hame-Ha auf einen Felsen zu schießen.

Endlich wurde das Training, nach all der Meditation, mal wieder aufregender.
 

Am nächsten Tag packten die Kinder ihre Rucksäcke, so wie sie es vor ein paar Wochen schon mal getan hatte. Kakarott nahm auch seinen Stab mit, um sich im Notfall verteidigen zu können.

Der Anfang des Weges war ihnen bekannt und als sie erneut den Pfad betraten, den ihre Mutter ihnen gezeigt hatte, ging Bulma prüfend voran. Sie hatte sich den Weg am besten gemerkt und auf den Rückweg heimliche Markierungen an den Felsen angebracht. Kleine weiße Steine, die sie vom Strand mitgenommen hatte und hier unüblich waren, markierten für den geübten Beobachter den Weg. Sie kamen nur langsam voran, weil sie ständig ihre Umgebung im Blick behielten mussten, auch wenn Bulmas Scouter bei Gefahr durch Saiyajins ausschlagen würde. Hier in den Bergen lebten die gigantische Himmelsherrscher: fleischfressenden Vögel mit schwarzen Gefieder und meterlangen Flügel und spitzen Schnäbel. Ihre Nester hatten sie oben in den Bergspitzen gebaut und zum Jagen flogen sie tiefer. Sie waren gefährlich und lautlos und bis der Scouter anschlug, wären die Kinder schon längst in den Krallen dieser Jäger gefangen.

Zur Nachmittagsstunde kamen sie an die Stelle an, wo sich Bulma an die Gegebenheit mit ihren Eltern erinnerte hatte. Prüfend sah sie in die angegebene Richtung.

Für Radditz und Bardock, die beide fliegen konnten, war die Entfernung wohl nur ein kurzer Sprung, aber für die beiden nicht-fliegenden Kinder bedeutete der neue, unbekannte Weg eine ungeahnte Gefahr. Weder wussten sie, wie lange sie noch zu gehen hatten, noch wie gefährlich und uneben der Weg war.

„Sollen wir wirklich dorthin gehen?“ fragte sie zaghaft ihren Bruder und sah auf den schottrigen Abhang runter. Es gab keinen andern Weg als dort runter. Die Schatten der Felsen wirkten bedrohlich, ebenso die scharfen Kanten der Steine.

„Schade, dass wir kein besseres Schuhwerk haben“ ärgerte sich Bulma und sah auf ihre Füße, die in dünnen Lederschuhen steckten.

„Na los, komm schon“ rief Kakarott ungeduldig und sprang als erstes runter. Seine Füße schlitterten über das rohe Geröll. Bulma sah ihren Bruder ängstlich nach.

„Kakarott, nicht so schnell, warte“ rief sie und sprang ihm nach. Die ersten Meter schaffte sie es, das Gleichgewicht zu halten, aber dann rutschte sie aus. Mehr auf ihren Hintern als auf ihren Füßen landete sie unten. Die scharfen, spitzen Steine bohrten sich in ihre Haut und ihr Rücken und Hintern taten ihr weh.

Mit schmerzhaften Keuchen sah sie auf ihre Hände und Knien, die mit blutenden Kratzern übersät waren.

„Oh nein, Bulma, bist du in Ordnung?“ besorgt eilte Kakakrott zu ihr. Nun tat es ihm leid, so ungeduldig gewesen zu und ohne ihre Erlaubnis als erstes runter zu springen.

„Gut, dass ich unser Verbandszeug mitgenommen habe. Aber ich dachte, du wärst der erste, der es benutzt“ versuchte Bulma ihn mit einem Lächeln zu beruhigen, aber alles schmerzte.

Mit Stöhnen nahm sie ihren Rucksack ab, der wenigstens ihren Rücken beschützt hatte und suchte nach dem Verbandszeug. Kakarott wollte seinen Fehler wieder gut machen und begann, ihre Handflächen mit seiner Zunge zu säubern und zu desinfizieren.

Während er ihre Hände mit einem sauberen Tuch verband, sah Bulma sorgenvoll nach oben zum steilen Abhang, von dem sie runter gekommen waren.

Wie sollten sie da wieder hochkommen?

Kakarott hatte zwar seinen ausziehbaren Stab dabei, aber der Boden war uneben und voll mit Geröll. Der Stab würde nicht fest genug stehen, um die Kinder nach oben zu transportieren.

Also einen neuen Weg suchen?

Erst mal war es wichtig, den geheimen Trainingsplatz von Radditz zu finden und darauf zu hoffen, dass eine Wasserquelle in der Nähe war.

Langsam wurde es Bulma mulmig in ihren Bauch.

Was hatten sie da angestellt?

Sie hatte gedacht, es würde nur eine ähnliche, nette Reise werden wie zuvor mit ihrer Mutter, aber nun schien sich die Reise zu einen Problem zu entwickeln.

Sie hatte sich mit ihren Eltern oder ihrem älteren Bruder im Hintergrund immer beschützt gefühlt, aber heute waren sie und Kakarott alleine unterwegs. Selbst ihr Scouter, den sie mitgenommen hatte nützte ihr nicht viel, denn wen sollte sie im Falle eines Notfalls anrufen?

Bulma schluckte, während eine unangenehme Erkenntnis in ihr hochkam.

Sie hatten sich in eine Bredouille rein manövriert und musste zusehen, dass sie da wieder alleine heraus kamen.
 

Nachdem ihre Hände verbunden, ihre Knie gesäubert und der gröbste Schmutz von der Kleidung abgeklopft war, sahen sich die Kinder orientierungslos um.

„Lass uns in diese Richtung gehen“ schlug Kakarott vor und deutete auf einen schmalen Pfad durch hohe, glatte Felsen. „Das muss ja die richtige Richtung sein. Ich habe von oben gesehen, dass es weiter hinten eine seltsame Ecke gab, wo die Felsen abgeschliffen aussahen. Wenn Radditz dort seine Ki-Attacken geübt hat, kann es dazu geführt haben, dass die Felsen glatter aussehen“ kombinierte er.

Bulma war von seiner Beobachtung beeindruckt.

„Einverstanden. Dann mal los“ stimmte sie ihm zu und folgte ihren Bruder.
 

Der Weg durch die glatte, hohe Felsenwand war schmal. Ein großgewachsener, muskulöser Saiyajin hätte keinen Platz gehabt, aber die dünnen Kinder schafften es trotz ihres Gepäcks locker durch.

Staunend sah Bulma nach oben. Die Wälle waren so hoch, dass sie kaum das Sonnenlicht durchließen. Die Luft hier unten war kühl und ein eisiger Luftzug fuhr durch sie hindurch.

Zitternd rieb sie ihre Arme. An die Mitnahme von wärmerer Kleidung hatte sie auch nicht gedacht, weil sie das warme Wetter von Wald und Strand gewohnt war.

Weiter vorne sah sie helles Licht und Kakarott ging zielstrebig darauf zu.

Bulma stützte sich an den glatten Wänden ab, während sie ihm folgte.

Plötzlich stutzte sie, als ihre Finger eine seltsame Unebenheit streiften und sie sah zur Seite. In der Wand befand sich ein eingeschliffenes, merkwürdiges Symbol.

Sie hielt an und besah es sich genauer. Es hatte Ähnlichkeit mit dem saiyanischen Alphabet, aber es wirkte wie drei Buchstaben übereinander. Vorsichtig glitt sie mit ihren Finger die Konturen nach. Die Ränder waren glatt und sauber; es konnte also keinen natürlichen Ursprung haben.

Wie war dieses Zeichen in dieser engen Felsenschlucht gelandet?

„Bulma, wo bleibst du? Komm, ich sehe da hinten etwas“ rief Kakarott ihr laut zu, der bereits am Ausgang angekommen war.

Bulma drehte erschrocken ihren Kopf. „Ich komme schon.“

Sie verdrängte fürs erste diese seltsame Begebenheit und eilte ihrem Bruder nach.
 

Kaum hatte sie die enge Schlucht verlassen, wurde sie vom blendenden Sonnenlicht begrüßt.

Staunend sah Bulma runter.

Unter ihnen befand sich eine kleine, offene Ebene, von glatten Felswänden umgeben, wie ein Kessel.

Der Boden war mit Wildblumen und hohen Gras bedeckt, vereinzelt wuchsen einige krumme, kleine Nadelbäume.

Von ihrem Standort sah sie an zwei Punkten glitzernde Wasserfälle, die aus den hohen Wänden verheißungsvoll runter flossen und sich in schmalen Bächen auf die Ebene versammelte.

„Glaubst du, das ist es?“ fragte Kakarott sie neugierig.

„Ich weiß nicht, ich habe es mir immer etwas anders vorgestellt. Mehr…felsiger und wilder. Hier sieht es so ruhig und friedlich aus. Nicht so, als hätte hier öfters mal ein Saiyajin herum getobt“ sagte sie zweifelhaft.

„Auf jeden Fall können wir hier gut Pause machen. Es wird bald dunkel und hier sieht es sicher aus. Lass uns in der Nähe des Wassers unser Lager aufstellen und morgen weiter gehen“ bestimmte Kakarott. „Ich habe Hunger und Durst und du musst dich auch ausruhen.“

Gemeinsam gingen sie vorsichtig den schmalen Pfad hinunter, bis sie die Ebene erreichten.
 

Sie verbrachten die Nacht dort.

Bulma wusch ihre Wunden aus und verband sie neu und Kakarott kümmerte sich um den Aufbau eines Lagerfeuers. Sie aßen ihren Proviant und schliefen, eng aneinander gekuschelt, nahe dem Feuer ein.

Am nächsten Morgen machten sie sich auf die Suche nach einem Ausgang aus diesem friedlichen Tal. Es sah schön aus, aber es war nicht geeignet für Kakarotts Training. Es täte ihm leid, all diese schönen Blumen mit seinem Kame-Hame-Ha zu zerstören. Sie gingen das Tal entlang auf der Suche nach einer erneuten Felsspalte, wo sich die Kinder durchzwängen konnten und fanden auch eine.

Sie liefen den halben Tag die engen Schluchten entlang und Bulma und Kakarott wollten es lieber nicht laut aussprechen, aber… sie verirrten sich.

Mittlerweile waren sie sich nicht mehr sicher, ob sie in der richtigen Richtung unterwegs waren, weil sie kaum die Sonne sahen. Sie konnten sich an nichts mehr orientieren. Öfters mussten sie in einer Sackgasse umdrehen und sich einen anderen Weg suchen.

Kakarott nutze seinen ausfahrbaren Stab, um von weiter oben eine neue Richtung zu finden.

Aber selbst wenn er sich am Stand der Sonne orientieren konnte: was nützte es, die Richtung zu wissen, wenn kein begehbarer Weg dorthin zu finden war.

Also mussten sie Umwege eingehen und wechselten dabei öfters die Richtungen.

Die Kinder bedauerten ihre Entscheidung und ihre Unfähigkeit zu fliegen. Der Proviant nahm ab und allmählich wurden sie unsicher, ob sie wenigstens den Zwischenplatz, zum friedlichen Tal, zurück finden würden.

Während Bulma sich an den engen Wänden abstützte, fanden ihre Finger öfters weitere, eingeschliffene Zeichen darin.

Wer hatte sie verursacht?

Was bedeuteten sie?

Dieses Rätsel versuchte sie nebenbei zu lösen, während sie ihrem Bruder folgte.

Dann, als sie die Hoffnung beinahe aufgegeben hatte, erreichten sie eine Schlucht, die nach einem Trainingsplatz aussah.
 

Mit neuer Hoffnung betrachteten sie den Ort.

Die Felsen waren seltsam gerundet und teilweise geschmolzen, viele Brandspuren und feinster Geröll waren zu sehen.

Ergebnisse von Ki-Angriffen?

Ein quadratisches Feld war besonders sauber abgeteilt und mit Sand bedeckt. Dank der windgeschützten, schattigen Stelle waren immer noch alte Fußspuren darin zu erkennen. Der geübte Kakarott sah darin Spuren von zwei Kämpfern, die hier gegeneinander angetreten waren.

An einer Wand abgestützt sahen sie einen hölzernen Unterstand mit einer grob errichteten Bank aus einem Baumstamm, mit den Resten einer Feuerstelle. Bulma ging neugierig näher. Dort gab es eine Ecke mit einer Ansammlung von Steinkohle, mit denen man gut ein Feuer errichten konnte.

Kakarott fand eine kleine Quelle in der Nähe, außerdem mehrere gleichförmige Steine in ähnlicher Größe und Schwere, die man mittels eines umschlungenen Seils hochheben konnte. Vermutlich hatte sein Bruder diese für sein Muskeltraining passend behauen und umwickelt.

„Ich denke, wir sind hier richtig“ stellte er erleichtert fest.

Die Kinder legten ihre Rucksäcke unter dem Holzdach des Unterstandes ab und sahen sich erst mal ratlos um. Bald ging die Sonne unter und sie machten sich Sorgen wegen der Nahrung.

Bislang hatten sie kaum Tiere in der unbekannten Gegend gefunden und Bulma, die sonst so fleißige Sammlerin, kannte hier kaum eine von den wachsende Pflanzen.

„Wenn ich unser Vater wäre….ich wäre auf alles vorbereitet“ überlegte Bulma laut.

Kakarott blinzelte sie unverständlich an.

„Sieh dich doch mal um: der Unterstand, die Bank, die Steinkohle, die bereit liegt... Papa und Radditz sind hierher geflogen um zu Trainieren. Bestimmt sind sie dabei aber auch öfters hungrig geworden und wollten nicht zu viel Zeit mit Jagen verschwenden.“

„Worauf willst du hinaus?“ fragte ihr Bruder stirnrunzelnd.

„Wäre ich Papa, ich würde hier wie bei uns zu Hause eine Vorratskammer in den Felsen bauen, um einen Vorrat an trocken gelagerten, langlebigen Lebensmittel bereit zu haben. Lass uns mal schauen, ob wir einen Felsen finden, der seltsam aussieht und den man wegschieben kann“ hoffte sie.

Die Kinder sahen sich suchend um.

„Selbst wenn du Recht hast“ fing Kakarott zögerlich an „ warum sollte der Vorrat noch gut sein? Es ist lange her, dass Radditz hier war.“

„Aber Papa ist bestimmt manchmal hierher geflogen. Immer dann, wenn er mal gesagt hat „Ich bin mal weg, mir fällt die Decke auf dem Kopf“. Dann war er garantiert hier alleine am Trainieren. Also sollte es noch etwas geben, was man essen kann. Schau mal, da!“ Bulma deutete auf einen seltsam runden großen Stein, der vor einer Felsenwand stand. Die Schleifspuren daneben zeigten ihr, dass dieser Stein schön öfters hin und her bewegt wurde; immer um dieselbe Stelle rum.

„Ziemlich groß und schwer“ murmelte Kakarott besorgt. Der Stein war größer als sie beide und vermutlich sehr schwer.

„Hol mal deinen Stab“ befahl seine Schwester. „Wenn wir ihn hier unterlegen und uns mit unserem Körpergewicht dran hängen, sollte er sich bewegen.“

Kakarott holte den Stab und zog ihn etwas aus. Sie nutzen ihn als Hebel und schafften es damit, den Stein zur Seite zu rollen.

Eine mannshohe Öffnung wurde sichtbar.

Innen drin sahen sie sich staunend um.

An den Wänden waren Haken angebracht worden, wo ein Topf, ein Grillrost und ein paar Messer in verschiedener Größe hingen. Von den Decken baumelten einige große Brocken mit getrocknetem Fleisch und am Boden standen versiegelte Töpfe.

Bulma öffnete einen und sah getrocknete Bohnen drin. Kakarott roch prüfend am Fleisch. Es sah braun und trocken aus und roch nicht schimmelig.

„Hier in den Töpfen scheint noch alles essbar zu sein. Oh, in den kleinen Topf ist sogar Honig drin. Papa, du alte Naschkatze“ wunderte sich Bulma.

„Hier ist Trockenfisch…oh, da ist Salz und hier in der Ecke ist Essgeschirr“ sah Kakarott. Er öffnete den Korkstöpsel aus einem kleinen Fass und rümpfte die Nase beim bitteren Geruch. „Igitt, was ist das denn.“

Eine hellgelbe Flüssigkeit war drin. Bulma kam näher und roch ebenfalls dran.

„Ich glaube, das ist…Bier…Papa hat hier heimlich getrunken?“ stellte sie mit hochgezogener Augenbraue fest.

Wusste ihre Mutter davon?

Nein, die Frage war doch eher: wollte er, dass Gine davon erfuhr?

Vermutlich nicht.

Sie grinste gerissen.

Die Kinder sahen sich in der gefüllten Höhle erleichtert um. Abgesehen vom Alkohol, an dem sie kein Interesse hatte, gab es hier genug zu Essen.

Ein Problem weniger.
 

Sie machten ein Feuer an und Bulma nutze den Grillrost und den Topf, um eine dicke Suppe aus Bohnen und Trockenfisch zu kochen, den sie mit einem Messer abhobelte. Es war zwar nicht gerade schmackhaft, aber sie waren hungrig und damit nicht wählerisch.

„Wird Papa nicht sauer sein, wenn er wieder zurück kommt und merkt, dass sich jemand aus seinem Vorrat bedient hat“ fragte Kakarott besorgt.

Bulmas Löffel stoppte. „Schon möglich“ stimmte sie ihm zu. „Aber das ist mit egal“ eingeschnappt aß sie weiter.

Kakarott stutzte. Bulma sah beleidigt aus.

„Es ist doch seine Schuld“ fuhr Bulma erklärend fort. „er und Mutter wollten doch unbedingt auf Reisen gehen und ihre Kinder alleine lassen. Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Kinder eine Abenteuerreise machen. Außerdem will er bestimmt nicht, dass wir verhungern. Also haben wir jedes Recht, uns hier zu bedienen.“

„Bist du sauer auf unsere Eltern? Du hast doch gesagt, es wäre okay?“ fragte er sie vorsichtig.

Bulma schnaubte.

„Was hätte ich auch sonst sagen sollen? Sie wären doch so oder so los geflogen. Ich habe nichts dagegen, wenn sie verreisen, aber ich hasse es, das wir so abgeschieden leben. Ich will auch fliegen können und gehen, wohin ich will. Mama, Papa, Radditz…sie haben so viele Freiheiten. Wie lange haben wir gebraucht, bis wir hierher gefunden haben? An die zwei Tagen! Papa und Radditz haben die Tour früher jeden Tag gemacht, als sie für sein Tatakai trainiert haben“ ärgerte sie sich.

Ihre Hände und Knie schmerzten immer noch, weil sie so lange gelaufen war und sich kaum ausgeruht hatten. Die nächsten Tage würde sie es ruhiger angehen lassen.

Könnte sie doch bloß fliegen…

Kakarott sah besorgt auf seine Suppe.

Bulma hörte sich sehr verletzt darüber an, dass sie so isoliert leben musste.

„Aber ich habe bislang auch nie viel gesehen“ versuchte er sie zu trösten „ich war noch nie im nächsten Dorf gewesen.“

„Wieso nicht?“ fragte seine Schwester. „Wenn Mama dich einlädt, solltest du mal mitgehen.“

Kakarott fing erstaunt an zu stottern. „Aber ich dachte…du fändest es blöd, wenn ich ohne dich gehe.“

Bulma zuckte mit den Schultern. „Klar, ist es blöd und ich würde gerne mit kommen. Aber du sollest nur wegen mir nicht darauf verzichten. Du wirst doch auch mal größer werden und andere Saiyajins treffen wollen, oder? Und sei es nur zum Kämpfen. DU solltest nicht so alleine leben müssen wie ich“ gab sie ihm ihren Segen. „Denk mal an Tatakai. Das ist sehr wichtig für Jungs. Du könntest mir davon erzählen. Auch wie das Dorf aussieht oder die Hauptstadt. Mama und Papa haben mit nie was davon erzählt.“

Sie aß weiter, aber Kakarott sah sorgenvoll in seine Suppenschüssel.

Das Tatakai…eines Tages musste er auch in der Öffentlichkeit kämpfen.

„Ich weiß nicht, ob ich das schaffen werde. Papa hat gesagt, dass ich dazu bis zu meinem 12. Lebensjahr eine Kampfkraft von mindestens 700 erreichen muss, sonst hätte ich keine Chance. Ohne Tatakai darf man kein Krieger werden. Dann müsste ich irgendeine niedrige Aufgabe annehmen und das wäre ehrlos“ murmelte er besorgt. Wenn er wenigstens so schlau wäre wie Bulma, dann würde es noch andere Möglichkeiten geben.

Aber auch wenn er schwach war, so liebte er das Kämpfen. Er wollte wissen, wo seine Grenzen lagen, denn bislang hatte er noch nicht das Gefühl, sie erreicht zu haben.

„Das wird nicht passieren“ sagte Bulma streng. Ihr Bruder sah sie verblüfft an. Erklärend deutete sie mit dem Löffel auf ihn. „Du bist ein Kämpfer, das weiß ich. Eines Tages wirst du ein mächtiger Krieger sein und ich werde dir helfen. Ich werde alles tun, damit du dein Tatakai bestehst“ machte sie ihm Mut.

Beruhigt nickte er und gemeinsam aßen sie den Rest der Suppe auf, bevor sie sich zum Schlafen hinlegten.
 

Die nächsten Tage nutzen sie den Trainingsplatz aus, um ihre neuen Techniken weiter zu üben. Morgens und Abends standen Meditation und Ki-Lesen an, dazwischen Muskel-Training und Kakarotts Spezial-Attacke.

Zum Essen nutzten sie die aufgefüllte Vorratskammer.

Die Vorstellung ihres erzürnten Vaters, weil sie sich daran bedient hatten und zu diesem Platz gekommen waren, ängstigte Bulma nicht.

Im Gegenteil, bei diesem Gedanken musste sie schadenfroh lächeln.

Vielleicht hätte man das Training auch bei ihnen zu Hause oder am Strand durchführen können.

Aber Bulma hatte genug davon, dass jeder in ihrer Familie gehen konnte wohin er wollte, nur sie nicht.

Ihrer Mutter hatte sie einst das Versprechen geben müssen, nie den Wald zu verlassen und sich niemals anderen Saiyajins zu zeigen. Sie ärgerte sich darüber, dass sie früher so leicht zu verängstigen gewesen war und sich zu diesen Schwur hatte überreden lassen. Langsam fing sie an, am Versprechen zu zweifeln und bog es daher um, wie es ihr gefiel.

Zwar hatten sie den Wald verlassen, aber sie waren doch schon vorher mit ihren Eltern durch die Berge gegangen, dann müsste diese also doch erlaubt sein?

Wenn man sie nicht als richtige Saiyajin wahrnahm, musste sie sich dann an die Traditionen halten?

Bulma und Kakakarott waren glücklich und zufrieden damit, dass sie eigenständig diesen Ort gefunden hatten.

Bislang hatten ihn nur Radditz und Bardock genutzt und darum war er so besonders. Hier zu sein war für sie ein Zeichen, die Älteren ausgetrickst zu haben. Das war das Tollste daran.

Wenn ihr Vater also die leere Kammer bei seinen nächsten Besuch bemerkte und sie zur Rede stellen würde, würde sie ihm mit einem gehässigen Lächeln vorenthalten, dass ihre Eltern ihnen nicht verboten hatten, durch die Berge zu gehen.

Sie hatten doch ihre Kinder allein gelassen!

Dann sollte man sich nicht wundern, wenn die Kinder ihre Freiheit nutzten.

Doch nach weiteren drei Tagen verging Bulma der Spaß und sie machte sich Sorgen um den Rückweg. Die Gedanken daran hatte sie bislang ignoriert, aber so konnte es nicht weiter gehen. Die Unsicherheit raubte ihr nachts den Schlaf.

Wie sollten sie den Rückweg zurück finden?

Also ließ sie Kakarott tagsüber alleine trainieren, während sie sich auf den Weg machte und die Gegend erkundete.

Mit einem weißen Stein ritzte sie Markierungen in die Felsen, um ihren Weg nicht zu verlieren.

Öfters kam sie an die eingeschliffenen, unbekannten Symbole vorbei und sie fing an, diese aufzuzeichnen, ebenso die Stelle, wo sie die gefunden hatte. Sie waren immer an engen Orten, auf ihrer Augenhöhe, angebracht worden. Ein erwachsener Saiyajin wäre dazu nicht in der Lage gewesen, zu eng der Platz und zu niedrig.

Also wer hatte sie dort angebracht und was sollten sie bedeuten?

Abends, wenn die Sonne allmählich unterging, nahm sich Bulma einen Stock und schrieb die Symbole in den Sand. Sie versuchte, sie in ihre Einzelteile zu zerlegen und ein Muster zu erkennen, so wie sie es schon früher mit den andere unbekannten Sprachen gemacht hatte.

Auf diese Weise erkannte sie schnell, dass sich die Symbole tatsächlich aus drei Buchstaben des üblichen, sayanischen Alphabets zusammensetzen.

Das einzig logische Wort, was sich dadurch bildete, war „Tsu-Fu-Ru“, ein Wort was sie mal in einem Buch gelesen hatte. Es hatte Radditz gehört und er hatte es mal mitgebracht, als er sie während ihrer Ausbildung besucht hatte, damit sie etwas Mechanisches für ihn reparierte. Während ihrer Reparatur hatte er damit die Wartezeit verbracht, es aufmerksam zu lesen. Es hatte sie neugierig gemacht, aber sie hatte nur kurz reinschauen können, bevor er das Buch wieder mitnahm. Er braucht es, weil es zu einer seiner Lektionen gehörte und er wollte es ihr nicht leihen. Irgendetwas namens "Rassenlehre".

„Tsufuru…was soll das bedeuten“ fragte sie sich leise.

Das geheime Schlosss im Berg

Die Felsenwand war steil, doch das hinderte das kleine, blauhaarige Saiyajin-Mädchen nicht daran, hoch zu klettern.

Bulma keuchte, ihre noch nicht verheilten Wunden an den Knien und Händen schmerzten, aber störrisch kletterte sie weiter, bis sie oben ankam und ihre Füße auf stabilen Boden standen.

Mit einem zufriedenen Seufzen schnappte sie nach Luft und sah sich prüfend um. Vorsichtig schritt sie weiter über den felsigen Boden bis zum Rand und sah hinunter.

Unter sich sah sie das Blumenbewachsene Tal, in dem sie vor einer Woche mit Kakarott übernachtet hatte, bevor sie am nächsten Tag Radditz und Bardocks geheimen Trainingsplatz gefunden hatte.

Nachdenklich setzte sie sich hin und ließ ihre Beine über den Abgrund baumeln.

Während Kakarott die Mittagsstunde für Pausen und Schläfchen nutzte, hatte sie die Gegend erkundet und endlich den Weg zurück zum Tal gefunden…jedenfalls beinahe, sie hatte einen ungefähren Überblick, wo sie sich nun befanden.

Nun, wo sie das Tal mal von oben betrachten konnte, fielen ihr seltsamen Begebenheiten auf. Das Tal war von hohen, glatten Felsenwänden umgeben, die irgendwie unnatürlich wirkten. Außerdem sah sie von ihren erhöhten Standort, wie uneben der Boden war.

Wo waren die großen, üblichen Felsen? Es wirkte wie platt getrampelt.

War das auch der Grund, warum nur hartnäckige, flachwurzelige Blumen wuchsen und kaum Bäume?

Das Tal wirkte irgendwie nicht passend zur umgebenden Landschaft und fiel aus dem Muster raus neben den sonstigen scharfkantigen Felsen und hohen Nadelbäumen.

Bulma sah ratlos ins Tal, wo sie kleine Nagetiere am Gras zupfen sehen konnte. Am klaren Himmel hörte sie das hohe Kreischen eines Himmelsherrschers, aber er war zum Glück weit weg.

Sie seufzte und sog die klare Bergluft ein.

„Da bist du ja“ überraschte sie eine Stimme und Bulma drehte den Kopf. Sie sah dabei zu, wie Kakarott hinter ihr hoch kletterte und sich neben ihr setzte.

„Ich habe mich gewundert, wo du warst, aber ich habe dich gefunden“ verkündete er stolz. „Das Ki-Lesen funktioniert allmählich.“

Bulma erwiderte sein Lächeln.

Ja, allmählich hatten sie den Bogen raus, aber es funktionierte bislang nur auf kurzer Distanz und nur bei starker Konzentration. Ihr Ziel, diesen neuen Sinn so gut zu steuern wie eine Hand oder ihren Saiyajinschweif, hatten sie noch lange nicht erreicht.

„Was siehst du dir da an? Bist du froh, dass wir schon mal wenigstens den Weg zurück zum Tal gefunden haben?“ fragte ihr Bruder und ließ ebenfalls seine Beine baumeln.

„Ich denke nach“ erwiderte sie. „Ich finde, es sieht hier komisch aus. So platt und eben…außerdem diese „Tsufuru“-Zeichen, die ich hier in der Gegend gefunden habe. Anscheinend hat hier früher jemand gelebt. Anders kann ich es mir nicht erklären.“

Nachdenklich drehte Kakarott den Kopf.

„Du hast Recht, das Tal sieht sehr geschützt aus und wäre gut geeignet als Lager mit den beiden Wasserfällen und den schmalen Bach. Aber ich sehe keine Überreste einer Hütte oder Feuerstelle. Außerdem bist du von oben gut einsehbar“ er sah nach oben, wo er von weiten die Schwingen eines Himmelsherrschers sehen konnte, der durch die Luft glitt. „Für einen fliegenden Jäger sitzt du hier in der Mitte des Tals wie auf den Präsentierteller.“

Bulma dachte daran, wie gleichmäßig die Zeichen in die Felsen geritzt waren.

Was, wenn die Bewohner Werkzeuge genutzt hatten, um sich ihr Heim in die Felsen zu hauen?

„Schau mal nach einer Höhle“ befahl sie ihm „Das würde mehr Sinn machen, wenn sich hier jemand im geschützten Felsen ein Heim gebaut hat.“

Kakarotts scharfe Augen glitten über die Felsen, aber er konnte nichts erkennen.

„Ich sehe nichts“ antwortete er schulterzuckend. „Vielleicht irren wir uns ja und wir bilden uns nur was ein?“

„Aber die Zeichen im Felsen…ich habe sie dir doch gezeigt. Du musst zugeben, sie sind ungewöhnlich“ beharrte Bulma.

Kakarott lehnte sich gelangweilt zurück. „Schon, aber wir haben keine Ahnung, was „Tsufuru“ bedeutet und sind wir eigentlich nicht hier, um zu trainieren? Also, wen interessiert.“

Bulma stand auf und holte ihren Scouter aus ihrer Gürteltasche.

Dieses Rätsel ließ sie nicht los und sie fand es interessanter als dieses anstrengende Training.

Keine Ahnung, wie Kakarott es schaffte, jeden Tag so fleißig zu trainieren und diese schweißtreibende Übungen und Katas zu absolvieren. Sie hatte allmählich keine Lust darauf. Zu einer Kriegerin würde sie sich eh nicht mehr entwickeln.

Der Scouter besaß eine Funktion, mit dem sie zoomen konnte. Da sie nicht die scharfen Augen von Kakarott besaß, konnte sie dadurch selbst bis zum Ende des Talkessels schauen.

Aber auch sie fand keinen unnatürlichen Pfad oder eine Öffnung in den Felsen.

Sie grummelte unzufrieden. „So ein Mist.“

Wenn sie doch bloß mehr sehen konnte. Vielleicht, wenn sie den Kontrast anders stellte?

Ungeduldig tippte sie an die Kontrolltaste. Der alte Scouter hakte und reagierte nicht mehr so gut, selbst nachdem sie ihn mit den neuen Einzelteilen repariert hatte.

Mit stärkerem Druck tippte und drehte sie an den kleinen Tasten.

Plötzlich blinkte der Bildschirm wild auf und ein seltsames gelbes, rundes Symbol erschien.

Kakarott sah sie erstaunt an, als er den ungewöhnlichen hohen Ton vernahm, der plötzlich vom Scouter zu hören war.

„Was ist denn jetzt los. Du blödes Ding, sei still“ fluchte Bulma und nahm den Scouter von ihrem Ohr ab. Das Ding vibrierte und wollte nicht aufhören.

Während Bulma fassungslos auf ihren Scouter starrte und wild auf die Tasten tippte, vernahmen Kakarotts feine Ohren ein leises Knirschen aus der Ferne.

Misstrauisch drehte er seinen Kopf und konzentrierte sich auf das Tal unter sich.

„Du Bulma, schau mal“ rief er seine Schwester zu sich, die es wenigstens geschafft hatte, den Ton abzustellen. „Ich glaube, da hinten an der Felsenwand, da…ist das eine Tür?“

Bulma setzte sich vorsichtig wieder den Scouter auf und sah in die Richtung, die ihr Bruder zeigte.

Tatsächlich, in der Ferne, knapp über den Boden, war eine metallene Tür zu sehen, die ihr vorher nicht aufgefallen war.

„Wo kommt die denn her?“ staunte sie.

„Keine Ahnung, aber das sollten wir uns ansehen. Gut, dass ich meinen Stab mitgenommen habe. So sind wir schneller“ sagte Kakakrott aufgeregt. Langsam wurde er auch neugierig.

Er nahm seinen Stab vom Rück und streckte ihn vor sich aus, bis die Spitze den weit entfernten Boden unter sich erreichte.

„Komm, halt dich fest“ befahl er seiner Schwester. „So sind wir schneller dort.“
 

Sie landeten unten sicher an und liefen aufgeregt zu der neu erschienen Tür.

Staunend hielten sie davor an und besahen sich diese ungeahnte Neuigkeit. Die Tür war groß, aus grauen, glatten Metall und im Felsen eingelassen. Bulma strich vorsichtig die Ränder entlang. Irgendwie war die Tür hinter Felsen versteckt gewesen, die sich plötzlich zur Seite geschoben hatte und das zur selben Zeit, als ihr Scouter austickte.

Zufall?

Vermutlich nicht.

„Ich versuche mal, die zu öffnen“ preschte ihr Bruder vor und drückte und zog an der Tür, an der es aber keinen Riegel ab. Egal, wie stark er zerrte, sie verbog sich nicht. Selbst als er mit seinen Stab dagegen klopfte, verursachte er nur hohe, scheppernde Töne, aber keine Reaktion.

„Kakarott, lass mich mal“ stoppte Bulma genervt ihren Bruder und holte ihren Scouter wieder hervor.

„Also ob du stärker wärst als ich“ grummelte er leise.

„Ich glaube eher, dass man hier sein Köpfchen einsetzen sollte“ erklärte sie schnippisch und drückte vorsichtig wieder den Hauptschalter.

Wieder erschien das gelbe Symbol auf ihren Bildschirm. Bulma drehte vorsichtig den Kopf und merkte, wie der Kreis mal größer, mal kleiner wurde. An einer bestimmten Stelle, wenn sie den Blick knapp über die Tür hob, wurde der Kreis kleiner, dicker und fing an zu vibrieren. Sie hielt den Blick also auf dieser Stelle konzentriert. Ein kurzes Klingeln erscholl aus dem Scouter. Staunend sah Kakakott dabei zu, wie grüne Lichter entlang der Tür anfingen zu leuchten.

Dann knirschte es und die Tür glitt zur Seite auf.

„Wow“ anerkennend sah er seine Schwester an. „Wie hast du das geschafft?“

Bulma grinste selbstbewusst. „Mit Köpfchen halt. Los, lass uns mal schauen.“

Vorwitzig stieg sie als erstes durch die dunkle Öffnung.

„Warte, lass mich lieber vorgehen“ warnte ihr Bruder sie und hielt abwehrbereit seinem Stab in den Händen. „Wir wissen nicht, was uns dahinter erwartet.“

Bulma ließ ihn vorangehen.
 

Der Eingang führte in einen dunklen Flur.

Mit mulmigen, misstrauischen Gefühl gingen die Kinder vorsichtig entlang.

Ihre weichen Schuhe verursachten keine Geräusche, aber Bulma bemerkte durch ihre dünnen Sohlen, wie ungewöhnlich gleichmäßig der Boden war.

Das war kein natürlicher Felsenboden.

Natürlich nicht, was sollte man nach dieser Metalltür auch erwarten? Natürlich sah die auch nicht aus.

„Wenn wir bloß mehr sehen könnten“ murrte sie leise. Das Tageslicht vom Eingang wurde schnell von der Dunkelheit verschluckt und sie standen nun hilflos in der Dunkelheit herum, ihre Hände tastend ausgestreckt.

„Licht wird eingeschaltet“ sagte plötzlich eine weibliche, starre Stimme, die von überall her zu kommen schien.

Die Kinder zuckten erschrocken zusammen und erstarrten.

Mit leisem Flackern fingen plötzlich weiße, runde Lampen über ihren Köpfen an zu leuchten und ließen den Flur in fahles Licht erstrahlen.

„Wer war das?“ fragte Kakarott in hohem Flüsterton. Sein Schweif war ängstlich und bauschig aufgestellt.

„Keine Ahnung? Vielleicht lebt hier ja doch einer“ flüstere Bulma zurück.

Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, aber wenigstens sahen sie jetzt etwas.

Vor ihnen lag ein langer Flur, mit glatten, grauen Wänden und einen gleichmäßigen, grauen Fliesenboden.

Vorsichtig strich sie mit ihren Fingern die Wände und Boden entlang. Ihre Finger waren sofort voller Staub.

Sie schnupperte. Die Luft roch staubig und abgestanden, außerdem metallisch.

„Es sieht hier aber nicht so aus, als würde hier jemand leben“ sagte sie misstrauisch und drehte sich prüfend um.

Kakarott roch auch und bestätigte ihre Meinung mit einem Nicken. „Sollen wir weiter gehen oder umdrehen?“ fragte er.

Bulma atmete tief durch. Ihre Miene war grimmig.

„Lass uns vorangehen. Ich will endlich wissen, was Tsufuru bedeutet“ sagte sie und schritt voran.

Ihre Stimme hallte von den glatten Wänden.

„Tsufuru“ wieder meldete sich die seltsame Frauenstimme aus dem Nirgendwo und die Kinder blieben alarmiert stehen.

Das Licht flackerte erneut, wurde stattdessen grün und düster und dann erschien vor ihnen aus der Decke plötzlich ein seltsames, rundes Gerät, aus dem ein schmales Licht rot leuchtete.

Bulma und Kakarott hatten Angst und rührten sich nicht, als ein roter Lichtstrahl kurz über sie glitt.

„Scannen“ sagte die unbekannte Stimme. „Gesicht unbekannt. Iris unbekannt. Körpergröße und Powerlevel als Tsufuru akzeptiert. Scouter der Klasse 2 akzeptiert. Zugang gewährt.“

Das unbekannte Gerät hörte auf zu leuchten und verschwand wieder in der Decke und das Deckenlicht wurde wieder hell, weiß und unschuldig.

Die Kinder starrten mit pochenden Herzen abwartend auf den Flur, aber es passierte nichts mehr.

„Was bedeutet Scannen?“ fragte Kakarott ängstlich seine Schwester nach dem unbekannten Wort.

„Äh, das sie uns geprüft haben. Sie hat was von „Zugang gewährt“ gesagt, dann sind wir wohl willkommen“ hauchte Bulma. Vorsichtig setzte sie ihren Fuß auf die nächste Fliese.

Keine Reaktion.

Das Licht blieb gleich und flackerte nicht, noch erklang die Stimme.

Nun wieder etwas mutiger geworden, schritt Bulma langsam voran.

Kakarott folgte ihr, den Stab verteidigungsbereit in seinen Händen.
 

Sie folgten den Flur, der vor einer weiteren, größeren Metalltür endete.

Bevor sich die Kinder fragen konnten, wie sie die öffnen sollten, glitt sie von selbst lautlos zur Seite.

Der Flur schien endlos zu sein, mit weiteren Türen, die sich von selbst öffneten. Die Luft war kühl, roch aber sauberer. Der metallische Geruch wurde stärker.

Plötzlich hörten die Kinder ein leises Schrubbern und Sirren.

Alarmiert sprang Kakarott vor seine Schwester, den Stab angriffsbereit in den Händen.

„Das ist jemand. Komm raus“ rief er.

Bulmas Herz blieb stehen. Keuchen hob sie ihre Hände, zu Fäusten geballt.

Keine Antwort, stattdessen erschien um die Ecke ein seltsames rundes, kleines Ding, das langsam über den Boden glitt. Bulma hatte noch nie ein so seltsames Tier gesehen. Es erinnerte sie an ein rundes Insekt mit grauem Panzer, mit einem leuchtend grünen Auge.

„Na warte. HAIAHH“ Kakarott sprang laut schreiend darauf zu und schlug zu.

Sein Stab schlug krachend in das unbekannte Objekt, das laut zusammen fiel.

Bulma zuckte erschrocken zusammen und kniff ängstlich die Augen zu.

„Häh, das ist ja kein Lebewesen“ hörte sie die staunende Stimme ihres Bruders.

Nun neugierig geworden, öffnete sie die Augen und schritt an ihm vorbei, um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen.

In seinen Einzelteilen zerstreut, konnte sie das unbekannte Ding im Licht der Lampen genauer betrachten. Zahnräder, Kabel und Platinen lagen auf den Boden, die aus dem gespaltenen Körper des Objektes heraus ragten. Leise sirrend versuchte es sich zu bewegen. Bulma sah, wie sich die verbliebenen Zahnräder verbanden, doch dann stoppten die Bewegungen. Das grüne Licht, dass sie für ein Auge gehalten hatte, erlosch.

Bulma bückte sich und berührte vorsichtig die Einzelteile.

„Ich glaube…das ist eine Maschine“ staunte sie. Sie drehte den Körper um und sah, dass auf der Rückseite kleine Rollen und eine weiche Bürste angebracht waren.

Sie drehte nachdenklich den Kopf schief.

„Hat es…den Boden geputzt?“ fragte sie laut.

Kakarott sah sich erstaunt um.

Nun fiel den Kindern auf, wie sauber es hier war, im Gegensatz zum Anfangsflur.

Eine Maschine, die von alleine putzte.

Bulma staunte. So etwas hatte sie noch nie gesehen.

Es juckte sie in den Fingern, diese Maschine mitzunehmen, aber sie war kaputt und vielleicht gab es noch mehr von ihnen. Sie ließ die Überreste wieder auf den Boden zurück.

„Das wird ja immer interessanter“ flüstere sie und ging neugierig um die Ecke, aus der das Ding gekommen war.
 

Kurze Zeit später endete der Flur vor einer noch größeren Tür. Dieses Mal befanden sich aber Warnhinweise darauf, die Bulma aber teilweise lesen konnte. Neben einigen unbekannten rote und schwarzen Symbolen stand drauf:

„Achtung, fahrender Verkehr. Folgen Sie der gelben Linie und bleiben Sie innerhalb der Markierungen!“ las sie laut vor

„Häh?“ verständnislos sah Kakarott seine Schwester an. Bevor er fragen konnte, was das nun wieder bedeuten sollte, glitt das Tor langsam zur Seite.

Staunend sahen sie auf die große Halle, die sich ihnen offenbarte und von mehreren Wegen sternförmig durchzogen war. Auf den Boden sah Buma eine gestrichelte, dicke gelbe Linie. Das musste die Markierung sein. Um ja keinen Fehler zu begehen, schritten sie vorsichtig darauf hinein.

Doch dann konnten sie den Blick nicht von mehr von der Halle abwenden und sahen sich staunend um.

Sie war riesig, rund und schien komplett aus Metall zu sein. An der Decke waren riesige, helle Lampen angebracht, die alles in einen hellen Schein tauchten.

Bulma sah Treppen und Balustraden, die in unbekannte Richtungen führten und ihr fielen andere dieser komischen Putz-Dinger auf, die fleißig über den Boden schrubbten.

Abgesehen von ihnen war es komplett still, nur das leise Sirren von Maschinen war zu hören.

Bulma konnte ihren Herzschlag aufgeregt schlagen hören, während sie sich in der Mitte der Halle suchend umdrehte.

Sie fühlte sich zwiegespalten; sie hatte Angst und war doch freudig erregt. Sie wusste nicht, ob sie weglaufen oder für immer hier bleiben sollte.

„Halloo, ist hier jemand?“ rief Kakarott laut und ungezwungen.

Seine Stimme hallte laut durch die offene Halle.

Ängstlich lauschten die Kinder auf eine Stimme, aber selbst die komische Frauenstimme meldete sich nicht.

Bulma drehte ihren Kopf nach einem Hinweis.

An den Wänden befanden sich Worte, weitere seltsame Sätze, die sie zwar lesen, aber nicht richtig verstehen konnte.

Kantine, Maschinenraum, Wartungsraum 1, Ausrüstungsraum 2, Notausgang, Aufzug, Krankenstation…

Eines hieß „Kommandozentrale“. Nun, das hörte sich wichtig und offiziell an; wusste sie doch, was ein Kommandant war, dank ihres Vaters und die Beschwerden über seinen „unfähigen Kommandanten“.

„Lass uns diese Treppe hoch gehen“ schlug sie vor.
 

Die Treppe wand sich zickzackförmig bis ganz nach oben und endete in einen Raum mit einem großen Fenster, von dem die Kinder staunend nach unten sehen konnten.

In der Kommandozentrale schaltete sich automatisch das Licht ein, als sie den Raum betraten und Bulma sah viele Stühle und kleine Bildschirme davor. Vor ihnen an der Wand befand sich ein besonders großer Bildschirm.

Nachdenklich trat sie näher und sah auf die langen, graue Tische, die voll waren mit Knöpfe und Hebel in allen Farben.

„Lustig, was ist das?“ fragte sich ihr Bruder und fing an, willkürlich auf ein paar Knöpfe zu drücken.

„Kakarott, warte, nicht“ versuchte Bulma ihn aufzuhalten.

Einige der Symbole auf den Knöpfen kamen ihr bekannt vor. Sie erinnerten sie an ihren Scouter und die Baupläne, die sie einst von Radditz erhalten hatte, damit sie etwas für ihn reparierte.

Es schien sich um eine verwandte Technologie zu handeln.

Kakarott reagierte zu spät auf ihre Warnung und drückte auf einen verführerischen, großen, blauen Knopf.

Plötzlich flackerten die Bildschirme.

Mit schlechtem Gefühl im Magen, nervös schluckend, traten die Kinder einen Schritt zurück, näher zum Ausgang.

Der größte Bildschirm, in der Mitte des Raumes, kam sirrend zum Leben. Schwarzweiße Streifen flirrten, dann erschien ein Bild.

Die Kinder keuchten auf.

Ein älterer, erwachsener Mann erschien, mit grünen, kurzen Haar und einem grünen Bart; ein Scouter über seinen blauen Augen.

„Waah, wer bist du? Wie heißt du?“ rief Kakarott nervös auf und griff wieder nach seinen Stab; bereit zuzuschlagen und dann die Fragen zu stellen.

„Kakarott, wage es ja nicht“ stoppte ihn Bulma schrill. Das fehlte ihr noch, dass ihr impulsiver Bruder wieder etwas unbeabsichtigt zerstörte. „Er will was sagen.“

Der Mann sah ernst aus, sein Mund war grimmig zusammen gepresst. Das Gesicht war so groß und nah, dass Bulma kleine Fältchen um seine Augen erkennen konnte. Staunend bemerkte sie seine Haar- und Augenfarbe.

Wer immer das auch war, er schien kein Saiyajin zu sein.

„Hier spricht Kommandant Taya von der Tsufurianischen Luftabwehr. Ich sende diesen Hilferuf an alle unseren Verbündeten und meinen Brüder und Schwestern. Wir werden angegriffen“ begann der Mann unheilvoll an zu sprechen.

„Die Aufgabe meiner Basis ist die Verteidigung unseres Planeten Plant vor Angriffen von außerhalb. Aber heute wurden wir von einem Angreifer aus unserem Inneren überrascht. Momentan ist die gesamte Tsufurianische Armee damit beschäftigt, ihn zurück zu schlagen. Es handelt sich dabei um ein Volk, das vor wenigen Jahren hier gestrandet ist und sich selbst Saiyajins nennt“ fuhr er fort.

„Warte, warte….was?!“ riefen die Kinder überrascht aus.

Bulma drückte zielstrebig auf einen Knopf, auf dem sich das Symbol für „Pause“ befand und tatsächlich stoppte der Mann in seiner Rede.

Es schien sich hier also um einen Aufnahme zu handeln, per Bild.

Bislang hatte sie so etwas nur per Sound durch ihren Scouter gewusst, aber nun…Moment, die faszinierenden technischen Aspekte mussten warten.

Erst mal mussten diese Neuigkeiten verarbeitet werden.

„Er hat was von Tsufurianischer Armee gesagt und von den Saiyajins“ überlegte sie laut.

„Tsufurianer…also das bedeutet das Symbol „Tsufuru“, was du so oft gefunden hast“ erkannte Kakarott.

„Ja, diese Basis scheint ihnen zu gehören. Überleg mal, diese Frauenstimme hat auch was von Tsufuru gesagt. Sie hat auf mich reagiert, weil ich das Wort so laut gesagt habe. Er ist also ein Tsufurianer. Aber was ist Planet Plant? Unser Planet heißt doch Vegeta?“ fragte sie nachdenklich.

Kakarott zuckte mit den Schultern. „Schalt ihn wieder an. Dann wissen wir mehr.“

Bulma drückte erneut auf den Kopf und der Mann, Kommandant Taya, fing wieder an zu sprechen.

„Die Saiyajins wurden vor sieben Jahr von einem Forschungsschiff unseres Volkes gerettet und hier her gebracht. Die Forscher waren auf Erkundungstour und fanden einen Planeten, den die Einheimischen „Sadal“ nannten. Dieser riesige Planet war verdorrt und ausgetrocknet und die wenigen Überlebenden fanden keine Nahrung mehr. Großherzig wurden diese wilden, unzivilisierten Lebewesen daher gerettet, knapp einhundert von ihnen. Sie sind größer als wir Tsufurianer, meistens mit schwarzen Haar und Augen und einem braunen Schweif am Hinterteil. Wir stellten schnell fest, dass sie barbarisch waren. Sie konnten nicht lesen, besaßen keine eigene Schrift und kleideten sich in einfachen, braunen Fellen. Angriffslustig und aggressiv, wie sie waren, gaben wir ihnen einen Lebensplatz in unserer Wüste, weit weg von unseren Städten.

Ein gemeinsames Zusammenleben erschien uns zu gefährlich und wir hatten Recht.

Heute, zur Abenddämmerung, begannen sie, in unsere Städte einzufallen und jeden gnadenlos zu attackieren. Die Wachen dachten, sie könnten sie schnell dank unserer militärischen Überlegenheit ausschalten, doch diese Biester sind widerstandsfähig.“

Neben dem Kopf des Mannes erschien ein kleines, sich langsam vergrößerndes Bild, was kurzzeitig den Kommandanten verdeckte und seine Worte bestätigen sollte. Es zeigte, wie großgewachsene Angreifer, gekleidet in Fell und mit wild zuckenden Saiyajinschweif, kleine Personen attackierten.

Zuerst dachte Bulma, das wären Kinder, aber dann erkannte sie detailliertere Gesichtszüge. Die Personen waren nur kleiner als die Saiyajins, fast in ihrer Kindergröße und sie besaßen Haarfarben in verschiedenen Tönen, mal blau, braun oder grün. Ihre Kleidung war anders, einige trugen Scouter und schossen mit Hilfe unbekannter Metallobjekte Energiestrahlen auf ihren Angreifer.

Keuchend sahen die Kinder von nahem das Gesicht eines Saiyajins: die wilden schwarzen Haare, ein amüsiertes Grinsen, dass aufbleckte und scharfe Eckzähne offenbarte. Der Mann mit der gebräunte, dunklen Haut amüsierte sich sichtlich, während er die kleineren Lebewesen, egal ob unbewaffnet oder nicht, angriff, bis sie sich nicht mehr rühren konnte.

Die Aufnahme wurde wieder kleiner und verschwand im Hintergrund, während Kommandant Taya wieder anfing zu sprechen.

„Wir waren unvorsichtig. Wir dachten, wir könnten diese Rebellion alleine zurück schlagen. Aber dann…dann sahen diese Wilden den Vollmond aufgehen…“ die Stimme des Kommandanten brach und er fing an zu zittern. Er hustete und versuchte wieder eine ruhige Fassung zu wahren.

„Der Mond auf unserem Planeten erscheint nur alle acht Jahre im vollen Kreis. Als die Sayiajins hier ankamen, war der letzte Vollmond noch nicht lange her. Einige von ihnen waren neugierig und fragten nach, wann der nächste Vollmond erschien und man dachte sich nichts dabei, es ihnen zu sagen. Die Saiyajins hatten behauptet, es hätte religiöse Gründe und sie würden ein Mond-Fest feiern. Eine verdammte Lüge. Heute weiß ich, wieso sie es wissen wollten. Kaum haben sie den Vollmond angesehen, haben sie sich verwandelt und unsere Städte vollkommen zerstört.“ Die Stimme von Taya brach; der Mann war sichtlich darum bemüht, nicht zu weinen.

Eine neue Aufnahme erschien nach einen Knopfdruck von ihm und der Anblick zog die Kinder in ihren Bann.

Sie sahen das Bild eines blau leuchtenden, runden Mondes, der über die Stadt aufging und wie die Saiyajins ihn fasziniert ansahen; für einen Moment ignorierten sie ihre Feinde. Dann fingen ihre Körper an zu wachsen, wurden behaart und ihre Gesichter verzogen sich zu denen von wilden Bestien mit Reißzähnen.

Mehrstimmiges, furchtbares Brüllen erscholl aus den Lautsprecher und verursachte bei den Kindern eine Gänsehaut, während sie dabei zusahen, wie riesige, braune Monster jeden zertrampelte, der ihnen im Weg stand. Einige von ihnen trommelten sich auf die Brust und schossen gewaltige Energiestrahlen aus ihren Mäulern.

Bulma erinnerte sich.

Sie hatte schon mal ähnliches Gebrüll gehört, damals vor zwei Jahren, aber in weiter Ferne, während sie sicher und warm zwischen ihren Eltern lag.

„Keine Sorge“ hatte ihr Vater gesagt „Die Wächter sind draußen und kümmern sich um die Ozarus.“

Sie verstand.

„Ozaru“ hauchte sie atemlos. „So sehen die Ozarus aus?!“

Die wilde Seite der Saiyajin, ihr wahres Gesicht, was sie nur bei Vollmond zeigten…so hatte es ihre Mutter ausgedrückt.

Ihre Beine knickten ein und konnten sie nicht mehr halten. Sie sank zu Boden. Aber immer noch konnte sie den Blick nicht von diesen furchtbaren Bildern abwenden.

Ihr Magen drehte sich dabei um, während sie zusah, wie hohe Gebäude in Staub versanken und die Ozarus mitleidslos drüber trampelten.

Ihr traten Tränen in die Augen, als die an die Bewohner darin denken musste und für einen gnädigen Moment verschwamm dadurch ihr Sichtfeld und sie musste diesen Anblick nicht mehr ertragen.

„Wir sind eine der letzten Basen, die unseren Planeten noch verteidigen können“ hörte sie den Kommandanten wieder sprechen. „Wenn diese Nachricht jemanden aus meinen Volk erreicht: Haltet durch. Versteckt euch. Folgt unserem Zeichen und ihr werdet einen Bunker finden. Wir werden euch Zeit verschaffen. Ich sende diese Nachricht auch nach draußen und hoffe darauf, dass andere Rassen die Gefahr sehen, die durch die Saiyajins ausgeht. Wir brauchen eure Hilfe. Nur gemeinsam können wir…“ ein lautes Rumsen unterbrach den Kommandanten in seiner Rede. Man konnte sehen, wie stark der Boden zitterte und er beinahe das Gleichgewicht verlor.

Eine Stimme rief aus dem Hintergrund: „Kommandant, sie sind hier! Sie haben uns gefunden. Drei von den Dinger sind da draußen und zerstören unsere Fahrzeuge. Die Straßen sind bereits zerstört.“

„Zu den Waffen! Zu den Waffen! Schlagt sie zurück! Für Tsufuru und Plant! Für König und Vaterland!“ rief der Kommandant und schnappte sich eine nebenstehende Waffe. Er verschwand aus dem Bild.

Nur noch sein leerer Stuhl war zu sehen, doch das Video lief noch weiter.

Während die Kinder kraftlos auf den Boden knieten, hörten sie im Hintergrund das Brüllen der Ozarus, mehrstimmiges Schreien voller Schmerzen und Angst, das Zischen von Energiekugeln, dann einen riesigen Knall, das Beben der Erde…und dann war es still.

Zu still.

Nur noch der leere Stuhl war zu sehen, eine stumme Anklage. Die Bedeutung war offensichtlich.

Das Bild wurde langsam dunkler, der Ton verstummte, das Video war zu Ende.

Bulma schaffte es gerade noch so, ihren Mageninhalt zu behalten, aber ihre Lippe hatte sie blutig gebissen. Kakarott war bleich wie der Tod.
 

Bulma kniete auf den Boden und konzentrierte ihren Blick auf ihre Hände.

Zwei Hände, fünf Finger an jeder Hand, zehn Nägel, dreizehn kleine Kratzer drauf…sie zählte alles dreimal und lenkte ihr Gehirn mit beiläufigen Informationen ab, um sich Zeit zu geben, das Video zu verarbeiten.

Das platte Tal, dass so seltsam friedlich aussah…wie sah es wohl vor dem Angriff aus?

Die Ozarus, die Saiyajins und die Tsufurianer…

Einst Planet Plant und nun Planet Vegeta…

Diese Basis…

Stöhnend richtete sie sich auf und wischte sich den kalten Schweiß von ihrer Stirn ab. Ihre Beine zitterten und sie setzte sich in einen der Stühle, die eine passende Größe für sie hatte.

Mit neuem Blickwinkel sah sie sich um.

Alles hier hatte die perfekte Größe für sie und Kakarott…weil die Tsufurianer kleiner waren als erwachsene Saiyajins.

Hatte die Basis sie deswegen eingelassen? Sie erinnerte sich an den rotleuchtenden Scan.

Weil sie kleiner und schwächer waren als normale Saiyajins? Oder weil sie ihren Scouter, den sie nach den Originalplänen repariert hatte, trug?

Vielleicht war alles davon der Grund, wenn sie sich an die Stimme erinnerte und was sie gesagt hatte.

Der Scouter…sie hatte nur die Tsufurianer damit gesehen, aber nicht die attackierenden Saiyajins.

Es musste eine Technologie sein, die sie von ihnen gestohlen hatten.

Genau wie ihr Planet.

So, wie es die Saiyajins immer noch taten.

So, wie es ihr Vater und Radditz auch noch taten.

Bulma wimmerte auf.
 

Kakarott richtete sich ebenfalls stöhnend auf und wankte zu ihr hin. Er ließ sich zu ihren Füßen sinken und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Seine Augen schlossen sich und er vergrub wimmernd seine Nase in ihren beruhigenden, bekannten Geruch

Langsam streichelte sie über sein Haar.

Für ihren jüngeren Bruder waren diese Bilder auch verstörend gewesen, egal ob er sie so verstand wie sie es tat.

Sie legte den Kopf in den Nacken und sah auf die neutrale Zimmerdecke, während ihre Finger durch sein störrisches Haar fuhren. Langsam beruhigte sich ihr Atem und die kreiselnden Gedanken in ihrem Kopf wurden ruhig.

Sie drehte leicht ihren Oberköper, um auf die Tastatur neben sich zu drücken. Der Bildschirm sprang leuchtend an. Vorsichtig tippte sie ein paar Befehle testweise ein, um mehr über das System zu erfahren. Es verhielt sich tatsächlich so wie sie es sich gedacht hatte.

Die Technologie, die die Saiyajins nutzten, kam von den Tsufurianer.

„Was machst du da“ frage ihr Bruder leise. Seine Augen waren gerötet, aber er hatte sich anscheinend auch wieder etwas beruhigt.

„Ich will wissen, wie lange es her ist…dieser Angriff…und wie lange hier alles still steht“ murmelte Bulma zögerlich.

„Dann lebt hier also niemand mehr?“ fragte er tonlos.

Bulma sah ihn stirnrunzelnd an und blickte dann wieder auf den Bildschirm, wo sie endlich ein Datum fand

„Dieses Video…ist vor 99 Jahren gedreht worden…ich glaube nicht, dass einer überlebt hat. Wir sind über keine Überreste gestolpert. Entweder haben diese Maschinen-Putz-Teile sich darum gekümmert oder… Denk an das Tal, wo wir übernachtet haben. Vermutlich ist es…“ sie verstummte. Vermutlich war dieses friedlich aussehende Tal der Friedhof, wo die Überreste der Tsufurianischen Soldaten lagen.

„So lange her…“ flüsterte Kakarott. „Dann war Papa nicht dabei?“ fragte er hoffend.

Bulma stutzte, auf den Gedanken war sie nicht gekommen, aber ihr Bruder hatte Recht. Es war zu lange her, so alt war ihr Vater nicht. Bedachte man auch das Alter der attackierenden Saiyajins…

„Ich schätze, es muss die Generation seines Großvaters gewesen sein“ bestätigte sie seine Gedanken.

Er atmete erleichtert aus und Bulma wollte ihm nicht erklären, dass ihr Vater dafür wahrscheinlich ähnliches auf anderen Planeten verursacht hatte. Er hatte ihr schließlich selbst gestanden, dass er sich öfters in einen Ozaru verwandelt hatte.

„Sollen wir uns mal umsehen?“ fragte sie. Vielleicht würde diese unbekannte, faszinierende Umgebung sie von dem Untergang ihrer Erbauer etwas ablenken.

Zögerlich nickte Kakarott. „Wo sollen wir denn hin gehen?“

„Gib mir einen Moment.“ Bulma drehte ihren Kopf zum Bildschirm und klickte auf einige der Felder. Das System war neu und unbekannt, aber sehr logisch aufgebaut. Sie fand sich schnell zurecht, auch wenn das neuartige Vokabular ihr noch einige Probleme machte. Aber Bulma lernte schnell.

Nach einer Weile hatte sie nicht nur eine Karte der Anlage gefunden, sondern sogar noch etwas Besseres.

„Ich habe eine Idee. Wir müssen wieder nach unten“ sagte sie und klopfte Kakarott aufmunternd auf die Schultern. Er nahm seinen Kopf aus ihren Schoß und stand auf; folgte ihr aus den Raum.
 

Im Erdgeschoss der großen Halle sah sich Bulma suchend um, bis sie es fand: eine Art großer grauer Schrank, auf dem „Arbeitsdrohnen“ stand.

Sie drückte auf einen gelben Knopf und am Schrank öffnete sich eine Klappe, woraus ein rundes, flaches Objekt heraus fiel; ähnlich groß wie die Putz-Dinger

Staunend sahen die Kinder dabei zu, wie es sich entfaltete und ein kleines maschinelles Männchen bildete, welches gehorsam vor den Kindern salutierte.

„Arbeitsdrohne 33, zu Diensten“ sprach es mit metallisch verzehrter, knarrender Stimme.

„Äh, wir wollen wissen, wie die Basis aufgebaut ist“ versuchte Bulma ihren Wunsch zu erklären.

Der Roboter nickte leicht. „Eine Betriebsführung; verstanden. Bitte folgen.“

Auf kleinen Rollen glitt er die Straße entlang und deutete auf die beiliegenden Wege und erklärte, wohin sie führten. An einer grauen Tür hielt er an.

„Dieser Aufzug führt zu den Untergeschossen eins bis drei. Bitte einsteigen.“

Bulma sah dabei zu, wie er auf den Knopf daneben drückte, die Türen sich teilten und der Roboter sich rein stellte in diesen metallenen Schrank. Die Kinder folgten ihm.

Die Türen schlossen sich und ein Ruck ging durch den Schrank. Erschrocken bemerkte Bulma, wie sie sich nach unten bewegten. Ängstlich hielt sich Kakarott an ihrem Arm fest. Über der Tür sah sie rot leuchtenden Zahlen, die ihr sagten, zu welchem Stockwerk sie fahren würden.

„Untergeschoss eins: Lagerräume! Wünschen Sie eine neue Waffe, Kleidung, Lebensmittel, Büromaterial oder ein Ersatzteil? Hier werden Sie fündig“ wurde ihr erklärt.

„Schön zu wissen. Aber das sehe ich mir lieber später an“ winkte sie ab.

Der Roboter drückte auf einen Knopf und sie fuhren ein Stockwerk tiefer.

„Unterkünfte, Kantine, Krankenstation 2. Haben sie Hunger oder möchten Sie sich ausruhen? In der Kantine haben Sie die Gelegenheit, zu jeder Uhrzeit etwas zu essen. Die Schlafräume sind unterteilt nach Gemeinschaftslager für den einfachen Soldaten bis zum Einzelzimmer für den Kommandanten. Außerdem befinden sich hier Duschen, Gemeinschaftsräume und der Trainingsraum“ erklärte er.

Kakarott sah auf. Diese Worte hörten sich gut ab. Aufgeregt zog er an Bulmas Arm.

„Lass uns hier aussteigen. Ich habe Hunger. Oh, es gibt hier auch einen Trainingsraum?“
 

Der Roboter führte sie in eine kleine Halle, in der in langen Reihen Tische und Bänke standen. Am Ende befand sich eine lange Theke und dahinter ein Raum, über den „Küche“ stand. Zielstrebig fuhr der Roboter hinein.

„Momentan ist kein Personal anwesend für frische Nahrung, aber hier können Sie sich selbst etwas nehmen“ er öffnete einen Schrank, der voller weißer Schachtel waren. Neugierig traten die Kinder näher heran und sahen kleine Bilder drauf, die unbekannte Lebensmittel abbildeten.

„Worauf haben Sie Appetit“ fragte die Drohne den hungrigen Kakarott.

„ÄH, ich weiß nicht. Etwas mit Fleisch“ sagte er zögerlich.

Der Roboter holte eine Packung heraus, öffnete sie, zog einen kleinen, quadratischen Klumpen heraus und legte ihn in einen kleinen Kasten.

„Dieser Apparat kann die dehydrierte Nahrung mittels Mikrowellen und Dampf wieder erwärmen. Stellen Sie nur die Zeit ein, wie auf der Packung angegeben“ erklärte er synchron zu seinen Bewegungen.

Das Gerät fing sirrend an zu leuchten und nach einer kurzen Wartezeit machte es ein klingelndes Geräusch. Dampf breitete sich aus. Die Kinder rochen einen verführerischen Geruch.

Als der Teller heraus genommen wurde, war er kein Klumpen mehr, sondern ein braun geröstetes Stück Braten, mit einer braunen Soße, Gemüse und einer unbekannten, gelben Masse.

„Ich serviere: ein Braten von Porcus in einer geschmorten Wein-Soße, mit gemischten Gemüse und Nudeln“ verkündete der Roboter.

„Keine Ahnung, was es ist, aber es riecht lecker“ freute sich Kakarott, bei dem sich der Speichel im Mund ansammelte. Hungrig nahm er das Tablett an und rannte zurück in die Halle mit den Tischen und Bänken.

„Warten Sie, ich gebe Ihnen noch Besteck“ eilig fuhr der Roboter ihm nach.

Bulma schmunzelte und sah im Schrank nach etwas, was sie zum Essen verlocken würde.

Eigenständig kopierte sie die Bewegungen des Roboters und freute sich, als nach kurzer Zeit ein Teller mit dampfenden Irgendwas vor ihr stand.

„Nudelpfanne mit Gemüse, Ei und Käse“ wurde ihr erklärt. Der Roboter drückte ihr ebenfalls Besteck in den Händen. Staunend bemerkte sie, dass es, wie vieles hier, aus Metall bestand und nicht aus Holz; wie sie es gewohnt war.

„Möchten Sie etwas trinken?“ fragte der Roboter dienstbeflissen. „Wasser, Wein, Bier, Saft?“

„Äh, Saft.“

„Malum, Tiaco, Vera, Ficu…“ der Roboter zählte so viele Früchte auf, von den Bulma kaum eine gehört hatte und nahm sich die erstbeste.

Etwas überfordert von der Auswahl setzte sie sich zu Kakarott hin, der sein Mahl schon zur Hälfte verschlungen hatte.
 

Die Kinder konzentrierten sich auf das unbekannte, aber köstliche Mahl und verdrängten für einen kurzen Moment alles, was mit den ehemaligen Bewohnern dieser Basis und ihrem eigenen Volk zu tun hatte. Keiner von ihnen sprach es an.

Aber dann waren die Teller und Gläser leer und die Arbeitsdrohne 33 stand dienstbeflissen am Tisch bereit, um die Führung fortzusetzen.

Kakarotts nächster Wunsch war der Trainingsraum, also wurden sie dorthin geführt.

Staunend sahen sie sich im Raum um. Alles war weiß und sauber und glänzte.

„Hier sehen sie die Gewichte und Geräte. Da vorne ist das EMS-Gerät und der GR-Raum“ deutete der Roboter.

„Moment, Moment, was ist EMS und GR?“ fragte Bulma verständnislos. Die meisten Geräte waren ihr vom Aussehen klar: sie nutzten schwere Gewichte, um bestimmte Muskelgruppen zu trainieren, aber diese anderen unbekannten Wörter verwirrten sie.

„EMS ist die Abkürzung für Elektro-Myo-Stimulation. Dem Trainierenden werden an bestimmte Stellen des Körpers Elektroden angebracht, die einen leichten elektrischen Impuls aussenden, um besonders tief liegenden Muskelgruppen zu trainieren. Dieses Training dauert relativ kurz, ist aber sehr intensiv. Die Tsufuru-Luftabwehr nutzt viele Möglichkeiten, um innerhalb kurzer Zeit effektiv zu trainieren“ wurde ihr erklärt.

Beeindruckt starrten Bulma und Kakartot das unscheinbare Gerät an.

Der Roboter fuhr nun zu einer kleinen, durchsichtigen Kabine.

„Der GR-Raum. Einstellbar von minus zehn bis plus fünf. Plus fünf bedeutet eine fünffache Verstärkung der Schwerkraft. Die Tsufuru-Luftabwehr dient besonders der Verteidigung vor Invasionen fremder Rassen von außerhalb des Planeten. Darum müssen die Soldaten auf Bedingungen im Weltraum bei niedriger Schwerkraft, aber auch auf die Schwerkraft fremder Planeten vorbereitet werden. Dies ist ebenfalls ein kurzes, aber intensives Training, wo die Testperson für kurze Zeit drin verbleibt und bestimmte Übungen verrichten muss.“

„Wahnsinn“ hauchte Bulma. Kakarott sah sich ehrfürchtig um und verglich diesen technisch hoch entwickelten Raum mit der Trainingsschlucht von Radditz.

Was für ein Unterschied: all die blitzenden Geräte, während sein Bruder mit Steinen trainieren musste.

„Weißt du, was das bedeutet“ hauchte er atemlos seiner Schwester zu.

Ihre Augen blitzten und sie nickte. „Wenn du hier trainierst…du hast ganz andere Möglichkeiten als es Radditz hatte. So wie hier kann kein Saiyajin trainieren.“

„Sie wünschen also ein Trainingsprogramm? Ich empfehle ihnen dann, als Zusatznahrung unseren Proteinshake dreimal täglich“ mischte sich Drohne 33 ein. „Trainingskleidung finden Sie hier im Schrank.“

Er drückte auf einen Knopf in der Wand, wo sich lautlos eine Klappe öffnete. Ein mechanischer Arm reichte ein Bündel Kleidung an.

Bulma und Kakarott bemerkten, wie schmutzig und verschwitzt ihre Kleidung war und nahmen neugierig die neue Kleidung an: weite Hosen und langärmelige Hemden, die man an der Seite mit flachen Knöpfen verschloss.

Der Stoff war weich und blaugrau und passte ihnen gut. Sie mussten nur am unteren Rücken ein kleines Loch für ihren Saiyajinschweif rein reißen.

Anmutig drehte sich Bulma vor dem riesigen Spiegel, der eine Wand des Raumes einnahm.

Die Kleidung war bequem und der Stoff fühlte sich so weich an. Bei der kühlen Raumluft war er angenehm warm und sie war froh, ihre verschwitzte Tunika wechseln zu können Der Schnitt war auch interessant, sehr flexibel. Also das war die Tsufuru-Mode…sie verglich sie mit den einfachen Schnitten der Kleidung, die ihre Mutter ihr beigebracht hatte und erinnerte sich, wie die ersten Saiyajins nur Felle trugen.

Tja, nachdem sie die Tsufurianer umgebracht hatten, gab es niemanden, der ihnen beibrachte, anders zu nähen…

„Lass uns mal sehen, was es hier noch gibt“ sagte sie eilig und verdrängte fürs erste ihre Trauer und ihre Wut.
 

Der Roboter zeigte ihnen die Umkleidekabine und einen großen Duschraum daneben.

Außerdem der Gemeinschaftsraum, in dem einige Regale mit Büchern standen, gemütliche Sessel und Sofas sowie Spieletische mit unbekannten Spiele.

Er führte sie in einen abgelegenen Gang, wo sich die Einzel- und Gruppen-Quartiere befanden und dann wurde es auch schon Zeit für das letzte Untergeschoss.
 

Als sich die Aufzugstür öffnete, überkam die Kinder zuerst ein Geruch von Maschinenöl.

Dann sah Bulma die aufgereihten, riesigen Maschinen und ihr Herz machte einen Sprung.

Während für Kakarott das vorherige Geschoss sein neugewonnener Liebling war, hatte sie das ihre hier gefunden.

Ihren eigenen Schatz.

Ein großes Plakat an der Wand zeigte eine dieser Maschine und darunter die Aufschrift „Kommt zur Tsufuru-Luftabwehr. Beschützt eure Heimat.“

„Was ist das?“ flüsterte sie aufgeregt. „Kann man damit etwa…fliegen?“

„Korrekt“ Drohne 33 nickte bestätigend. „Sie sehen hier die Flugmaschinen vom Typ 1 Basis für kleine Kontrollflüge, acht Stück. Typ 2 Maximum für Transport, zwei Stück. Typ 3 Speed, ein Stück, für schnelle Abwehr und Angriffe in der Troposphäre. Typ 4 Maximum Extra, zwei Stück für Reisen in Exosphäre…“

„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest“ unterbrach Kakarott ihn genervt „dabei sprichst du unsere Sprache. Was ist das hier?“

„Das sind Flugmaschinen“ erklärte ihm Bulma.

„Korrekt“ wieder nickte der Roboter und versuchte es besser zu erklären. „Die kleineren Maschinen dienen Kurzstecken-Flüge. Die große, dickbauchige ist eine Transportmaschine für Truppen und Vorräte. Die pfeilförmige sind die schnellsten und mit Raketen bestückt. Aber die zwei letzten sind die einzigen Flugmaschinen, mit denen man den Planeten verlassen und für Reisen in den Weltraum nutzen kann.

Meinen Informationen nach sollten allerdings doppelt so viele Maschinen hier stehen. Besonders von Typ 3 fehlen in der Auflistung zehn Stück. Ich habe keine Information in meiner Datenbank, wo die verbliebenen Luftgleiter gelagert sind.“

„Vermutlich zerstört“ murmelte Bulma und dachte an die Aufzeichnung über den Ozaru-Angriff. Vermutlich hatte die Luftabwehr alle Flugzeuge des Angriffstyp für den Gegenangriff genutzt. Nur eines war übrig geblieben und stand nun seit Jahren unbenutzt in der Garage. Drohne 33 wusste vermutlich nichts davon, weil es keinen Überlebenden gab, der die Daten hätte aktualisieren können.

Grimmig, aber auch neugierig schritten die Kinder die Reihen entlang und bewunderten die glänzenden, großen Flugzeuge.

„Alles sieht so sauber und gepflegt aus“ staunte Bulma.

„Es ist die Aufgabe der Arbeitsdrohnen, alle Räume und Maschinen für die sofortige Nutzung bereit zu halten“ erklärte Drohne 33 und Bulma kam es vor, als verspürte der Roboter einen Anflug von Stolz für das Lob.

„Kannst du sie fliegen?“ fragte sie.

„Für Flugbegleitung fragen Sie die Flugdrohnen“ der Roboter deutete auf einem Schrank in einer Ecke, der mit „Flugdrohnen“ beschriftet war. „Sie sind in der Lage, alleine zu fliegen, um Reparaturen während des Fluges durchzuführen. Sie können als Unterstützung der Mannschaft genutzt werden, als Flugbegleitung und Trainer. In einen Nebenraum befindet sich auch ein Flug-Simulator. Dieses Basis dient auch der Ausbildung unser tapferen Soldaten.“

Bulma sah erwägend auf die neuen Roboter. Das bedeutete, diese Art von Drohnen konnten ihr auch beibringen, wie man die unterschiedlichen Arten von Flugzeugen steuerte oder es für sie fliegen.

Wie interessant…
 

Die Führung war damit fürs erste abgeschlossen.

Drohne 33 fragte, ob sie für weitere Nutzung noch gebraucht wurde. Die Kinder sahen sich ratlos an. Irgendwie hatten sie sich jetzt an diesen Roboter gewöhnt und wollte nicht alleine in dieser riesigen, leblosen Basis sein oder ihn mit einem andere Roboter ersetzen.

„Äh, kannst du in unser Nähe bleiben, bis wir dich brauchen?“ fragte Bulma vorsichtig. „vielleicht haben wir ja noch eine Frage.“

„Positiv“ bestätigte der Roboter. „ Es befinden sich überall genügend Auflade-Stationen. Ich werde jederzeit bereit sein. Wo möchten Sie als nächstes hin?“

Bulma kratzte sich den Kopf. Tja; wo sollten sie noch hin?

In dieser fensterlosen Basis hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren, aber langsam machte sich die Anspannung bemerkbar. Ihr Körper war müde und brachte eine Pause. Auch ihr Bruder sah kraftlos aus.

„Schlafen wäre gut, nicht wahr?“ fragte sie ihn leise und er nickte.

„Ich empfehle ihnen dann ein Zwei-Zimmer-Quartier für Leutnants“ Drohne 33 fuhr voran und die Kinder folgten ihm.
 

Das Quartier befand sich im zweiten Untergeschoß und bestand aus einem kleinen Raum, wo zwei Betten mit weichen Matratzen und Bettwäsche standen, sowie zwei Schränke, in der es Wechselkleidung gab und ein kleines Badezimmer.

Argwöhnisch sah sich Bulma nach Anzeichen vorheriger Bewohner um. Sie wollte nicht das Zimmer von Toten nutzen. Aber vielleicht lag es an den Putz-Robotern oder dieses Zimmer war bislang unbelegt gewesen, aber es gab keine persönlichen Spuren.

Im Badezimmer probierte sie zum ersten Mal eine Dusche aus und war von der Wirkung der Toilette sehr beeindruckt. Die Handtücher waren kuschelig weich und nicht so kratzig-hart wie zu Hause und die Seife duftete auch besser und pflegte ihre Haare. Sie waren plötzlich so glatt; sie konnte sie mit ihren Fingern kämmen.

„Kakarott, das musst du mal ausprobieren. Dieses warme Wasser. Es ist himmlisch“ rief sie aus und sofort kam ihr Bruder ins Badezimmer gelaufen und schmiss sich die Kleidung vom Leib, um sich mit ihr in die kleine Kabine zu stellen.

Bulma wusch ihm die Haare und trocknete ihn anschließend ab.

„Oh was ist das denn?“ staunte sie, als sie ein merkwürdiges Gerät von der Wand nahm und auf einen Knopf drückte. Sofort kam ein warmer Wind raus, der sich angenehm auf Haut und Haar fühlte.

„Ahh, verstehe, für die Haare, zum schneller Trocknen. Super.“

In frischer Kleidung legten sich die sauberen Kinder in die weichen Betten und machten das Licht aus.

Doch in der Dunkelheit wurden die Schatten länger und die Erinnerungen an das Video kehrte zurück.

Das Lachen verging ihnen.

Bulma bemerkte, wie ihr die Tränen in die Augen traten bei der Erinnerung und an den Schmerz des Kommandanten. Sie hatten einst die Saiyajins gerettet und wie dankten diese es?

Sie vernichteten ihre Retter.

Sie schluchzte leise auf.

„Bulma, schläfst du? Kann ich zu dir?“ hörte sie die zögerliche Stimme ihres Bruders.

„Na, klar, komm her.“

Kakarott eilte an ihre Seite und die Kinder kuschelten sich eng aneinander und hielten sich tröstend fest.

„Glaubst du, Mama und Papa wissen davon?“ begann Kakarott sie zu fragen.

„Wovon?“

„Na, von allem“ sagte er düster und verspannte sich in ihren Armen.

Sie seufzte und dachte nach.

„Ich denke schon“ sagte sie zögerlich. „Vor knapp drei Jahren, kurz nach meinem achten Geburtstag, war doch Vollmond und den haben wir doch alle gemeinsam in ihrem Schlafzimmer verbracht. Du bist schnell eingeschlafen, aber ich… Damals habe ich zum ersten Mal gehört, was der Ozaru ist. Aber ich habe es mir nicht vorstellen kann. Sie sehen so schrecklich aus. Papa…er hat mir gesagt, dass er sich öfters in einen verwandelt hat. Er hat nicht gesagt, wo und wieso, aber jetzt verstehe ich es.“

Sie spürte, wie Kakarott leise knurrte und streichelte ihm beruhigend den Rücken.

„Mama weiß bestimmt auch Bescheid. Jetzt verstehe ich, warum sie nie auf eine Außen-Mission wollte, obwohl sie die Befähigung dazu hat. Sie wollte nicht…naja, töten.“

„Ja, das ist nicht Mamas Stil. Sie will niemanden wehtun“ bestätigte Kakarott. „ich auch nicht. Ich will doch nicht Krieger werden. Sie sind so grausam…was haben sie diesen armen Leuten nur getan…“ er fing an zu zittern und schluchzte leise.

Bulma dachte eilig nach.

„Kakarott, wir dürfen niemandem hiervon berichten“ fasste sie den Entschluss.

Kakarott hob den Kopf und sah sie fragend an. Schnell wischte er sich die Tränen weg.

„Erst mal sind wir sowieso die Außenseiter und durften den Wald nicht verlassen. Wir haben Glück gehabt, dass wir so schwach und klein sind, deswegen hat das System gedacht, wir wären Tsufuru. Normale, erwachsene Saiyajins können nicht hierher kommen. Aber diese Basis ist voller Technik, von der die Saiyjains keine Ahnung haben. Wir können sie für uns nutzen. Wer es findet, darf es behalten. Wir haben noch etwa zwei Monate, bevor unsere Eltern zurückkehren. Lass uns die Zeit hier verbringen und nicht in Radditz Schlucht. Das hier ist viel besser. Ich kann so viel lernen und du auch. Wenn du hierdurch stärker wirst als Radditz oder Papa und es mit Hilfe des Ki-lesens versteckst…du könntest sie alle übertrumpfen. Vielleicht darfst du dann deine Missionen selbst aussuchen“ überlegte sie.

„Und wenn nicht?“ fragte er argwöhnisch.

Bulma grinste ihn an. „Wenn nicht…wenn sie dich zum Töten zwingen wollen…dann schnappen wir uns eines der Raumschiffe und verlassen den Planeten Vegeta. Wir suchen uns dann eine Welt, wo du niemanden töten musst.“

Kakarott hob erstaunt eine Augenbraue und dachte nach.

Hoffnungsvoll fing er an zu lächeln und nickte ihr zustimmend zu.

Nun endlich gelang es den Kindern allmählich, ihre Augen zu schließen und einzuschlafen.
 

Am nächsten Tag frühstückte sie wieder in der Kantine.

Drohne 33 zeigte ihnen, was die Tsufurianer üblicherweise zu Frühstück aßen: etwas namens Porridge und weiches, helles Brot, dazu gebratene Eier und Schinken. Er kredenzte ihnen ein seltsames, bittersüßes Getränk namens Milchkaffee, was Bulma sehr schmeckte und etwas namens Kakao, in das sich Kakarott verliebte.

Da Bulma wusste, wie sehr ihr Bruder neue Herausforderungen liebte, begleitete sie ihn zuerst in den Trainingsraum. Sie wollte nicht, dass er sich auf die neuen Geräte ohne Einweisung stürzte und sich selbst durch seinen Übereifer verletzte.

Zuerst probierten sie den GR-Raum aus, der kleine, quadratische Extra- Raum mit den gläsernen Wänden.

Drohne 33 zeigte Bulma und Kakarott, wie man sie von außen und auch von innen einstellte.

„Zuerst die Schwerkraft, dann die Übungszeit, dann ein Trainingsprogramm-Level einstellen. Es wird empfohlen, maximal eine Stunde zu trainieren, da es sonst zu anstrengend für den Körper wird. Vermeiden Sie eine Belastung, die Ihren Körper bricht“ erklärte der Roboter. „Sobald der Trainierende drin ist, muss er den roten Startknopf drücken. Das System startet und der Raum wird so lange versiegelt. Wird die Belastung zu groß, erneut auf den Knopf drücken. Das System fährt dann sofort runter.“

Die Kinder entschlossen sich für den Anfang für ein leichtes Training. Kakarott ging in den Raum und sah abwartend seiner Schwester durch die durchsichtigen Wände dabei zu, wie sie das Programm einstellte.

„Doppelte Schwerkraft, zehn Minuten, Trainingslevel 2. Start“ murmelte sie leise und drückte den Knopf. Kakarott war recht stark, darum hoffte sei, er würde es aushalten.

Der Boden fing an weiß zu leuchten, die Tür wurde mit einem Knirschen versiegelt.

Kakarott atmete heftig aus, als er fühlte, wie eine unsichtbare Kraft auf seinen Körper wirkte. Er fühlte sich schwerer an. Selbst seine Finger nur zu bewegen, war anstrengend.

„Alles in Ordnung?“ hörte er seine Schwester besorgt rufen.

„Das fühlt sich merkwürdig an. Aber ich kann es ertragen“ er hob beruhigend seinen Daumen hoch. Plötzlich bildete sich an einer der durchsichtigen Wände ein Bild und ein kleiner Tsufurianer fing an vorzuturnen.

„Das Training beginnt. Bitte die Übungen nachmachen“ erklärte die Drohne.

Kakarott beeilte sich, die einfachen Übungen nachzumachen. Er ging mehrmals in die Knie, streckte sich, sprang.

Schon nach wenigen Minuten schmerzten seine Muskeln und Gelenke und er war erleichtert, als plötzlich der Vorturner sich verbeugte und „Training beendet“ sagte.

Kakarot machte die Verbeugung nach. (er war sich nicht sicher: vielleicht sah der Mann ihm ja zu und er half ihm beim Training; da sollte er doch die Geste nachahmen)

Schweißüberdeckt verließ er den kleinen Raum. Bulma reichte ihm ein weiches Handtuch und eine Wasserflasche, die aus einem unbekannten, leichten, durchsichtigen Material bestand. Das Wasser war kühl und leicht sprudelig und floss angenehm durch seine Kehle.

„Anstrengend; aber gut“ war sein erstes Urteil über den GR-Raum. „Probieren wir jetzt das andere Ding aus?“ er zeigte auf das EMS-gerät.

Bulma schüttelte den Kopf.

„33 hat mir gesagt, man sollte so etwas besser zum Schluss machen. Das Training wäre anstrengend, ohne dass man es anfangs merkt. Nutz erst mal die Gewichte und diese anderen Geräte. Ich sehe mich auch erst mal um. Wir treffen uns zum Mittagessen.“
 

Der Roboter begleite Bulma zur Kommandozentrale, wo sie sich an einen der Computer setzte und dran machte, alles über den Aufbau der Basis zu lesen.

Sie lernte, dass es verschiedenen Arten von Robotern hier gab. Die Tsufuru waren ein hochtechnologisches Volk gewesen, die leichte Aufgaben an ihre Roboter verteilt hatten. Damit hatten sie Personal gespart.

Neben den Putz-, Flug- und Arbeits-Drohnen gab es auch einige Spezialisten: fast in jedem Raum, der eine besondere Funktion hatte, gab es ihre eigenen „Schränke“ woraus man diese rufen konnte.

In der Krankenstation gab es einige Chirurgen-Roboter sowie etwas, was man „Medi-Tank“ nannte.

Im Trainingsraum könnte sich Kakarott Dummy-Bots rufen, die als Kampf-Partner gedacht waren.

Einige, wie die Putz-Roboter, besaßen eine automatisches Programmierung und hatten sich auch nach dem Untergang der Tsufuru mit der Wartung der Generatoren und Maschinen beschäftig. Darum war hier alles so einsatzbereit und sauber. Bulma erkannte durch eine Karte, wie riesig und kompliziert einst die Basis aufgebaut gewesen war: mit mehreren Straßen, Tunneln und hohen Türmen, die alle durch eigene Generatoren mit Energie versorgt werden mussten. Ihre Energie wurde durch die Sonne gewonnen.

Durch die Angriffe der Ozarus hatte sich die Landschaft geändert, vieles war zerstört und überwachsen worden. So sehr, dass nicht mal mehr die Saiyajins erkannten, was unter dem Berg lag und friedlich vor sich hingeschlummert hatte, bis es zwei neugierige Kinder unbeabsichtigt wieder aufgeweckt hatten. Die wenigen Solarzellen; die verschont geblieben waren, reichten aus, um den Rest der Anlage mit Energie zu versorgen und Belüftung und Wasserversorgung zu gewährleisten.

Nach ein paar Stunden am Computer brannten Bulmas Augen wegen der ungewohnten Arbeit und ihr Nacken war verspannt.

„Ich empfehle eine Pause“ meldete sich die Drohne 33 zu Wort. „ Sie sitzen seit drei Stunden in einer sitzenden Haltung. Das ist nicht gut für ihre Gesundheit.“

Bulma lachte leise auf. Immer mehr kam ihr diese Drohne weniger wie ein Roboter und mehr wie eine fürsorgliche Mutter vor.

Belustigt sah sie ihn an und bekam eine Idee.

„Weißt du was, allmählich mag ich dich. Ich denke, ich werde dir einen Namen geben. „Drohne 33“ ist kein guter Name“ erkannte sie.

„Dies ist die Kurzform meiner Seriennummer. Meine komplette Seriennummer lautet „Arbeitsdrohne Typ 3 für allgemeine Aufgaben, T-452723133.“

„Viel zu lang und kompliziert“ sagte Bulma stirnrunzelnd. „Was hältst du von „Berry“? Hört sich doch netter an.“

„Registriere „Berry“ als neuer Name.“
 

In den nächsten Tagen erkundeten die Kinder die Reste der Basis.

Die Haupthalle, die damals tief in den Berg gebaut worden war, hatte gut den Angriff überstanden, aber viele der Wege und Tunnel, die sie einst mit den Städten verbunden hatte, waren zerstört.

Die einstigen Flure und Tunnel führten letztendlich immer zu zugeschütteten, zerstörten Sackgassen.

Das unbekannte Essen war köstlich und die Lagerräume voll mit der Trockennahrung. Für zwei Kinder war genug drin, um sie ihr ganzes Leben zu versorgen; selbst mit dem Hunger eines Saiyajins würde es ausreichen.

In den Lagerräumen fand Bulma unbekannte Waffen, die ihr durch die dortigen Spezialisten, sogenannte Weapon-Bots, erklärt wurden. Dank einem Schießplatz durfte sie die Waffen auch mal selbst ausprobieren. Mit Kopfschützer und Schutzbrille ausgerüstet, probierte sie einige der kleinen Schusswaffen aus und war erschrocken über den Lärm, den Rückstoß und die Zerstörungskraft.

Diese Waffen waren so mächtig wie Ki-Strahlen.

Das EMS- und der GR-Gerät erwiesen sich als besonders effektiv. Kakarott hatte sich nach dem ersten Training nicht viel dabei gedacht, doch am nächsten Tag bemerkte er einen heftigen Muskelkater. Seine Muskeln schmerzten auf völlig neue Art und Weise und er konnte sich kaum rühren.

Berry, einst als Drohne 33 bekannt, führte ihn zu einer kleinen Krankenstation, wo ein dortiger Spezialist ihm Wärmekompressen, Protein-Shakes und Nahrungsergänzungsmittel verschrieb.

Bulma war auch neugierig geworden und konnte kaum glauben, dass ein kurzzeitiges Training so einen Effekt auf ihren Bruder haben könnte.

Sie probierte auch das EMS aus, nur leicht. Am nächsten Tag verfluchte sie ihren Forschungsdrang, als sie bei jedem Schritt heftige Schmerzen verspürte.

Auch der GR-Raum fand sie sehr anstrengend, obwohl eine geringere Schwerkraft eine gewisse Faszination ausübte. Ihr Körper fühlte sich bei minus zwei so leicht an. Grazil konnte sie hochspringen und mehrere Pirouetten um sich selbst drehen. Auch Saltos gelangen so besser.

Die ersten Wochen in der Basis vergingen schnell.

Jeden Tag gab es etwas Neues zu entdecken, das Essen war klasse, die warmen Duschen und weichen Betten angenehm.

Aufgrund des mangelnden Sonnenlichts, der neuartigen Umgebung und der abgeschiedenen Lage schien es so, als würden sie noch nicht mal auf Vegeta-sei sein.

Das Video vom Kommandanten wollten sie kein weiteres Mal ansehen. Dieses eine Mal hatte ausgereicht, um es sich in ihr Gedächtnis einzubrennen.

Bulma verstand nun zu gut, warum ihre Eltern ihre blauhaarige Tochter versteckt hielten, angesichts der Grausamkeit der Saiyajins.

Aber sie konnte diese Saiyajins nur schwer mit ihren Eltern in Verbindung bringen: Bardock und Gine hatten sich immer fürsorglich um ihre Kinder gekümmert.

Für ihr eigenes Seelenheil trennten die Kinder es darum: einerseits gab es da draußen die furchtbaren Saiyajins, die jeden angriffen und töteten.

Anderseits gab es nette Saiyajins, die sich immer um sie gekümmert hatten, nett zu ihnen war und Geschenke mit gebracht hatte wie ihre Eltern, ihr großer Bruder Radditz und Onkel Toma und die andere von Bardocks Kameraden.

Sie konnten ihre nahe stehenden Freunde und Familie nicht mit den kriegslüsternen Saiyajins in Verbindung bringen. Die einen waren böse, aber die andere waren gut.

Dies war ihre einzige Möglichkeit, nicht wahnsinnig zu werden und anzufangen, ihre Eltern, ihre eigene Rasse und sich selbst zu hassen.

Die Gedanken an die unschuldigen Tsufuru wurden unterdrückt, die Schuldgefühle vergessen, ihre Wut und Trauer ignoriert.

Die ausgestorbene Basis, die manche als Grabmal einer ausgestorbenen Rasse angesehen hätte, verwandelte sich für die Kinder in ein Schloss voller Schätze und gehorsamer Diener.

Es gehörte ihnen, ihnen ganz alleine und Bulma wollte begierig, dass es auch dabei blieb.
 

Sie wusste, eines nahen Tages würden ihre Eltern wieder kommen und dann müssten die Kinder unschuldig in der Hütte auf sie warten.

Aber woher würde sie erfahren, wann es soweit war?

Bulma wollte nicht zu früh ihr schönes Schloss verlassen; dafür war es zu interessant. Sie musste aber auch die Dauer des Rückweges beachten.

Nachdenklich drehte sie sich auf ihren Stuhl in der Kommandozentrale und erzählte Berry von ihrem Wunsch.

„Es wäre möglich, eine Verbindung zum Hauptserver des Raumflughafens aufzubauen, wenn dort noch das alte System benutzt wird“ gab er ihr den Rat.

Verdutzt sah sie ihn an. Der Roboter klinkte sich in den danebenstehenden Server ein und aktivierte wieder den großen Bildschirm.

Mehrere Zahlenreihen liefen in schneller Reihenfolge über den Bildschirm. Berry fing an zu ruckeln und zu leuchten.

„Zugang zum Hauptserver gewährt“ mit diesen Worten änderte sich der Bildschirm und zeigte nun Bilder eines unbekannten Flughafens: Bulma sah Saiyajins in Rüstung oder dunkler Kleidung, die über einen großen Platz liefen. Überall standen kleine, runde Pods oder einige große, runde Raumschiffe bereit.

Bery schaltete weiter, der Bildschirm änderte seine Farbe und Namen und Ziele liefen nun darüber.

„Wow, das ist…fanatisch. War das etwas der Raumflughafen, vom dem meine Eltern geflogen sind und Papa immer wieder landet? So sieht er also aus. Moment, was ist das? Namen und Ziele?“ staunte sie laut.

„Nach welchen Namen soll ich suchen?“ fragte Berry.

„Bardock und Gine“ gab sie ihm die Information.

„Bardock und Gine…beide auf Mission „Candelaber-Karawane zu Planet Minon und zurück begleiten“. Voraussichtliche Ankunft in T minus 38 Tagen.“

Bulma strich sich fassungslos über das Gesicht. Sie hatte Zugriff auf diese Informationen?

Sie wurde ganz aufgeregt.

„Kannst du mir eine Verbindung zu meinen Scouter geben, der sich meldet, wenn sie drei Tagen vor Vegeta-Sei sind?“ fragte sie. Das würde ihnen dann genug Zeit geben, um wieder nach Hause zurück zu kehren.

„Positiv. Seriennummer von Bardocks Scouter wird automatisch gescannt, sobald er betreffendes Raumschiff betritt. Diese Nummer und dazugehörige Reise-Daten kann mit Ihrem Scouter verbunden werden. Nachricht wird eingerichtet. Bei Ankunft minus drei Tage wird eine Nachricht über Ihren Scouter laufen“ meldete der Roboter.

Bulma ließ sich erleichtert in ihren Stuhl sinken. Nun konnte sie die Lebenszeichen ihrer Eltern verfolgen, wo immer sie auch waren.

Ihre Neugier kam hervor.

Wenn sie die Daten aller Saiyajins vor sich hatte, die gerade auf Mission war…

„Informationen, über Radditz, Bardocks Sohn!“ befahl sie.

„Radditz…Mission „Untersuchung des Planeten Mera“. Ankunft auf Vegeta: unbekannt.“

„Wieso das?“ fragte sie irritiert.

„Antwort: Missionsziel noch nicht definiert. Kein Rückzugsbefehl.“

Bulma zuckte mit den Schultern. Sie verstand das alles nicht. Sie hatte seit fast drei Jahren, seit dem letzten Vollmond, nichts mehr von Radditz gehört. Anscheinend lag es daran, dass seine Mission so komisch war und sein Ziel so weit entfernt.

Aber wie sagten ihre Eltern? Hauptsache am Leben.

Sie überlegte, welchen Namen sie noch eingeben konnte. Toma und die andere befanden sich bei ihrem Vater. Wen kannte sie noch?

„Suche nach Veg“ befahl sie zögerlich.

Berrry ratterte und blinkte. „Keine Informationen zu diesen Namen auffindbar. Neuer Name?“

Bulma riss erschrocken die Augen auf.

Er fand diesen Namen nicht!

War Veg tot?

„Äh, wenn er auf keiner aktuellen Mission ist…kannst du mir sagen, was seine letzte Mission war?“ fragte sie besorgt.

„Dieser Name ist nicht im System zu finden. Keine Mission mit Teilnehmer „Veg“ vorliegend“ erklärte Berry.

Bulma strich sich verunsichert übers Kinn.

Veg war doch bestimmt auf eine Mission gewesen. Er hatte es ihr selbst gesagt und seine Rüstung, seine Stärke…eine Erinnerung kam auf, schon sehr alt und schwammig.

Er hatte so seltsam gezögert, als er seinen Namen genannt hatte.

Sie wusste noch, wie besorgt sie gewesen war, ihren richtigen Namen genannt zu haben und beschlossen hatte, nichts über den Rest ihrer Familie zu erzählen.

Veg war schlauer gewesen.

Er hatte seinen wahren Namen nicht genannt.

Enttäuscht ließ sie sich in ihren Stuhl sinken.

Nun hatte sie weder seine Scouter-Nummer noch seinen Namen. Wie sollte sie jemals erfahren, was mit ihren Freund geschehen war?

So plötzlich, wie er sie gefunden hatte, so spurlos war er verschwunden.

Sie ärgerte sich, aber ihre Gedanken schweiften wieder zum Bildschirm, wo wieder Bilder der Kameras liefen, die Berry angezapft hatte.

Berechnend sah sie auf die neuartigen Bilder. Sie konnte hier so viel verfolgen und lernen…eine Sorge sprang auf.

„Berry, wissen die Saiyajins, dass wir eingelinkt sind?“ fragte sie sorgenvoll.

Wenn die Techniker dort erfuhren, dass ein neues Signal aus einer alten Basis sich in ihr System eingelinkt hatte…waren sie gerade wie auf dem Servierteller sichtbar?

„Administratorrechte“ erklärte Berry. „Solange nur Informationen gelesen, aber nicht geändert werden, kann der Server uns nicht erkennen.“

„Dann weiß also niemand von unseren Leser-Rechten?“ fragte sie nach. „Niemand kann uns zurückverfolgen?“

„Positiv“ bestätigte Berry.

Bulma atmete erleichtert auf. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und sah zufrieden zum Bildschirm hoch.

Sie hatte Zugriff auf diese Daten und wusste nun, wo immer sie ihr Vater aufhielt. Ihr Scouter würde sie rechtzeitig warnen.

Sie besaß ein Schloss voller neuer Technologie, die denen der Saiyajins überlegen war.

Gefüllt mit Schätzen und Dienern, die alles für sie taten.

Ein Geheimnis, von dem nur ihr loyaler, kleiner Bruder wusste, der es schön für sich behalten würde.

Bulma lachte auf, als ein nie gekanntes Gefühl in ihr hochsprudelte.

Eines, dass sonst nur die Krieger auf dem Schlachtfeld kannten, wenn sie gegen die schwächeren Rassen kämpften.

Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich Bulma mächtig.

Veränderungen im Laufe der Jahreszeiten

Bulma gähnte und streckte ihren verspannten Körper, der mal wieder zu lange an ihren schönen Schreibtisch mit den hellen Bildschirmen gesessen hatte. Sie blinzelte und beschloss, es für heute zu beenden.

Sie hatte ihre Ziele erreicht: die Tsufuru-Basis war unter ihrer Kontrolle.

Endlich hatte sie das System verstanden und sich selbst und Kakarott als oberster Administrator und damit als uneingeschränkte Herren der Basis eingetragen. Damit musste sie sich nicht sorgen, ob das Überwachungssystem sie Jahre später, wenn sie größer und stärker wären, als Feinde angesehen hätte. So würden sie nicht von Drohnen oder dem Laser-System angegriffen werden.

Ihre Gesichter und Stimmen waren abgespeichert und als kleiner Nebeneffekt lernte das System ihre persönlichen Vorlieben wie Lieblingsessen, bevorzugte Wasser- und Zimmertemperatur kennen, die es passend einstellte.

Sie sah auf den Bildschirm, der mit dem Raumflughafen von Sadala verbunden war und ihr das Ende ihrer Ferien vorausgab: nur noch wenige Tage und ihre Eltern würden ihren Heimatplaneten erreichen. Sie waren mittlerweile auf den Rückweg und es sah nicht so aus, als würde ihnen etwas dazwischenkommen.

Bulma schaute auf den Bauplan der Basis.

Viele Tunnel und Straßen waren damals nach dem Angriff der Saiyajins vor hundert Jahren zugeschüttet gewesen, aber sie hatte einen entdeckt, der recht nahe an ihr Haus heran reichte. Er endete zwar in Bergen, aber von dort müssten sie nur noch eine kurze Weile gehen, um ihr Zuhause wieder zu erreichen. Dieser Gang war in den letzten Tagen von den Bergungsrobotern langsam und vorsichtig geräumt und gesichert worden. Es würde dauern, bis er endgültig fertig war, aber damit war eine sichere, schnellere Heimreise ohne Verirrungen schon mal gewährleistet.

Ein anderes Projekt, was sie begonnen hatte, war die Aufbereitung der Flugbahn.
 

Einst war das Plateau mit einer glatten Bahn ausgelegt und für die Abflüge und Landungen der Flugmaschinen genutzt worden. Diese standen gesichert im dritten Untergeschoß und wurden früher mittels eines großen Aufzugs hoch und runtergefahren.

Doch der Aufzug musste gewartet werden und die Landebahn war unter Felsen zugeschüttet.

Die Flugmaschinen waren zwar sicher in ihrer Garage, aber was nützten sie Bulma, wenn sie diese nicht nach oben bringen konnte?

Also war eine zweite Mannschaft an Bergungs- und Wartungsroboter damit beauftragt worden, Aufzug und Landebahn wiederherzustellen, aber das würde wahrscheinlich Jahre dauern. Da sie keine Aufmerksamkeit erregen wollte, konnte sie die größten Bergungs-Roboter nicht nutzten. Stattdessen ging es nur in kleinen, leisen Schritten voran.

Ihr Traum zu fliegen, würde warten müssen, obwohl sie sich dank der lustigen Lernstunden im Simulator bereit dazu fühlte.
 

Bulma sprang von ihrem Stuhl auf und streckte sich. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich.

In der Ruhe der leblosen Basis, in der kalten Dunkelheit, schien alles still zu stehen.

Alles war dunkel und schwarz.

Doch dann, vor ihrem geistigen Auge, sah sie ein helles Licht, flackernd wie eine Kerzenflamme.

Das war die Aura von Kakarott.

Weil die beiden Kinder die einzigen Lebewesen in der Basis waren, hatte sich ihr sechster Sinn schnell weiterentwickelt: sie konnten auf eine höhere Distanz schnell ihre Aura gegenseitig erspüren, da es keine anderen Lebenskräfte gab, die sie ablenkten.

Das Flackern seiner Aura sagte Bulma, dass ihr Bruder am Kämpfen war, wodurch unwillkürlich seine Kampfkraft stieg und sank, je nach Angriff und erlittenen Schaden.

Sie öffnete ihre Augen und verließ die Kommandozentrale, ihr gehorsamer Diener Berry folgte ihr.
 

Sie fand Kakarott natürlich im Trainingsraum, wo er gegen einen Dummy-Bot in der Größe Maximum kämpfte.

Die Dummy-Bots waren Trainingsroboter mit dick gepolsterten Fäusten und einem dicken Kissen anstelle eines Kopfs. Traf man bestimmte Punkte auf der breiten Brust, leuchteten diese lobend auf, weil man kritische Stellen getroffen hatte.

Nachdem Kakarott gelernt hatte, dass Maschinen keine Lebewesen waren und keinen Schmerz kannte, war er erleichtert und erfreut über seine neuen Gegner gewesen.

Der Dummy in Maximum-Größe war der größte und stärkste, aber auch langsamste der Trainingsroboter, aber für Kakarott war es die Gelegenheit, seine volle Stärke einzusetzen, ohne befürchten zu müssen, seinem Gegner weh zu tun.

Bulma wartete auf den Moment, wenn der komplette Brustkorb anfing wild zu blinken; ein Zeichen für die baldige Niederlage. Der Roboter fing an zu wackeln und stoppte in seinen Bewegungen.

Dann rief sie laut das Stichwort „BEUTE“!

Wie mit ihrem Bruder abgesprochen, hielt er inne und stoppte seinen Angriff. Stattdessen konzentrierte er sich auf sein Ki.

Berry, dem kürzlich ein Update in Form eines Scouters eingebaut wurde, fing an zu messen.

„920…780…520…360…240…“ zählte er laut auf.

„Stopp!“ rief Bulma laut. Kakarott verstand und behielt dieses Level.

Berry wartete noch eine Weile und bestätigte den Powerlevel-Wert von 240, der unveränderlich blieb.

Bulma lächelte zufrieden. Nicht nur das Auffinden einer Aura, auch die Kontrolle über das Ki war bei ihrem Bruder gestiegen.

Dank den neuen Trainingsgeräten und dem nahrhaften Essen, hatte Kakarott sogar eine höhere Kampfkraft entwickelt, als sie Radditz in seinem Alter besessen hatte. Doch durch die Unterdrückung seiner Power würde ihnen niemand auf die Schliche kommen.

Sie selbst hatte nur eine geringe Steigerung ihres Powerlevels aufzuweisen, weil sie die meiste Zeit mit den Computern und Robotern verbracht hatte. Aber ihr Spürsinn im Ki-Lesen war besser geworden; zwar nicht ganz so genau wie bei einem Scouter, aber immerhin…

„Los, ab unter die Duschen und dann essen wir“ befahl sie ihrem kleinen Bruder, der sich den Schweiß abtrocknete. „In drei Tagen kommen unsere Eltern an. Wir müssen heute unsere Sachen packen, morgen den Rest aus Radditz Schlucht holen und dann durch den neuen Tunnel zurück gehen. Ich bin ständig am Überlegen, wie wir unsere Spuren verwischen, damit ja niemand die Basis findet. Deine Kontrolle über dein Ki ist gut geworden. Du musst bloß aufpassen, dass du gegenüber Vater nicht zu viel Kraft zeigst“ lobte sie ihn.

Kakarott sah nachdenklich auf seine Hände. „Ja, ich kenne jetzt das Level, dass ich halten muss. Wenn ich ruhig bleibe, sollte es kein Problem sein.“

Er hob den Blick und sah seine Schwester tadelnd an.

„Wen wir keine Spuren hinterlassen sollen, darfst du auch nichts von hier mitnehmen: keinen Putz-Roboter, keine Kleinteile, kein Werkzeug, nichts!“ erinnerte er sie.

Bulma blies empört die Wangen auf und ließ dann langsam die Luft entweichen.

„Ja, ich weiß“ sagte sie niedergeschlagen und wandte sich zur Tür um, wo eine Bank stand.

Kakarott schlang sich das Handtuch um den Nacken und tupfte sich den Rest Schweiß ab.

Er sah dabei zu, wie sich Bulma hinsetzte und nachdenklich die Hände ineinander verdrehte.

„Ohhh, ich hätte vor Wochen nicht gedacht, dass ich es besser fände, wenn Mama und Papa noch länger auf Mission wären“ sagte sie, niedergeschlagen bei dem Gedanken, ihre schöne Basis für längere Zeit zu verlassen.

Kakarott nickte zustimmend. „Dieser GR-Raum ist echt klasse. Ich kann bereits eine Stunde bei 3 G aushalten. Das Essen ist auch super und diese warmen Duschen…“

„Ja, diese Gemüsegerichte waren so guuut. Dieser Käse, der Reis….keine Ahnung, was das ist, aber es ist so lecker. Das zarte Fleisch und die Nudeln, hach…Das Beste war, ich musste mal für längere Zeit nicht für dich kochen und es gab keinen Abwasch. Stattdessen wurden wir bedient und wir hatten diese weiche Wäsche und flauschigen Handtücher und diese hübsche Kleidung“ sie strich gefällig über den weichen, grauen Stoff ihres langen Hemdes.

„Was soll ich ohne meinen täglichen warmen Kakao bloß machen“ stöhnte Kakarott niedergeschlagen aus.

Die Kinder waren durch die fleißigen Roboter und der modernen Basis auf unbekannte Art und Weise verwöhnt worden. Ihr schönes, fast magisches Schloss zu verlassen, tat da weh.

„Aber die beiden werden bestimmt wieder mal auf eine Mission gehen. Wir sagen ihnen, dass sie dann ruhig länger wegbleiben können“ freute sich Kakarott optimistisch.

Doch Bulma holte ihn aus seinem Traum schnell zurück.

„Erst mal beginnt bald der Herbst, dann ist Winter und damit sowieso Missions-Pause. Weil Papa im letzten Jahr trotzdem auf Mission gehen musste, wird er dieses Mal bestimmt auf seine Pause festgesetzt werden. Die beiden werden also frühestens im Frühling wieder losziehen und das dauert noch Monate. Monate ohne meine Computer und ohne Berry“ murrte sie. Wenigstens würden sich die Roboter solange selbstständig um die anstehenden Reparaturen kümmern.

Kakarott ließ den Kopf hängen. Das bedeutete, er musste stattdessen bald wieder mehr Zeit mit seinem Vater und seinem harten Training verbringen, ohne dabei zu zeigen, wie stark er geworden war.

Sie seufzten beide unglücklich.
 

Am nächsten Tag…

Die Sonne hatte bereits merklich an Kraft verloren, verglichen mit den Tagen an der See; das bemerkten die Kinder, die die letzten Wochen in einer unterirdischen Basis verbracht hatten, als Erstes. Trotzdem mussten sie die Augen zusammenkneifen, weil sie sich so geblendet fühlten.

Sie sammelten ihre restlichen Habseligkeiten ein, die sie auf Raddditz und Bardocks kleinen Trainingsplatz vergessen hatten.

Dann folgten sie den neu aufgeräumten Tunnel in Richtung Heimat. Der schwach beleuchtete Gang wimmelte von leisen sirrenden Robotern, die fleißig den Schutt wegräumten und eisernen Balken zur Stabilisation an den Wänden anbrachten.

Da der letzte Rest immer noch verschüttet war, mussten sie früher als gedacht durch eine gesicherte Öffnung hinaussteigen. Sie kletterten einen engen Gang an eisernen Griffen hinauf und Kakarott öffnete eine knirschende, leicht klemmende Luke. Er stieg als erstes hinaus und half seine Schwester.

Orientierungslos sahen sie sich in der unbekannten Gegend um, doch Bulma war vorbereitet. Neben einer groben Karte, die Berry ihr gezeichnet hatte, trug sie ein kleines, unauffälliges Gerät namens Kompass bei sich. Berry hatte ihn ihr gegeben und ihr seine Funktion erklärt. Es war klein und lautlos und konnte später im selben Versteck landen wie ihr Scouter.

Bulma wusste, sie mussten in Richtung Süden gehen und vorsichtig suchten sie sich einen Weg entlang der richtigen Richtung.

Nach einer Weile kamen sie an einen Hang an und beim Heruntersehen auf den Wald erkannten sie einige bekannte Punkte, wie eine sehr hohe, alte Kiefer in schiefer Form und ein Stück vom See.

Die Kinder erkannten, dass sie fast zu Hause waren.

Mit neuer Kraft marschierten sie den Hang hinunter.

Bevor die Sonne unterging, hatten sie die Hütte erreicht.
 

Zwei Tage später begrüßten sie ihre Eltern, wobei sie versuchten, überrascht auszusehen.

Gine stürmte auf ihre Kinder zu und umarmte sie fest. Ihr Herz schlug voller Freude, ihre Kinder gesund und munter wieder zu sehen.

So sehr sie die Reise und die Gesellschaft ihres Gefährten genossen hatte; im Hinterkopf hatte sie immer die Tage gezählt.

Prüfend glitten ihre Hände über die weichen Gesichter ihrer Kinder auf der Suche nach Mängeln und erleichtert stellte sie fest, keine zu finden.

Im Gegenteil, Bulma und Kakarott waren gewachsen und wirkten nicht ausgemergelt; als hätten sie immer genug zu essen gehabt. Die Gesichter waren gesund gerundet; seltsamerweise war ihre Sonnenbräune bereits verblasst. Bardock hatte Recht gehabt: sie waren alt genug, um eine kleine Abwesenheit ihrer Eltern zu ertragen. Aber irgendwie störte sie der Gedanke. Noch waren sie keine Erwachsene und Gine wollte sie nicht ziehen lassen. (Obwohl Bulma schon so alt war wie Radditz, als er mit seinem Tatakai seine Reife bewiesen hatte, aber bei ihr gab es sowieso keinen Abzug aus dem elterlichen Haus)

„Mama, du erdrückst uns“ stöhnte Bulma auf, weil ihre Mutter sie immer noch nicht aus ihrer kräftigen Umarmung lassen wollte.

„Oh, okay, ich höre schon auf“ stotterte Gine betroffen. Es fiel ihr schwer, loszulassen und einen Schritt zurück zu gehen.

Nun hatte Bardock Zeit und Platz, um auf seine Kinder zuzugehen. Seine Begrüßung war kürzer.

Er streichelte beide Kindern gleichzeitig über die Köpfe und wuschelte über ihre Haare, während er sie prüfend musterte und dann zufrieden grunzte.

Wie er es sich gedacht hatte: seine Brut war gut zurechtgekommen.

Eindeutig sein Nachwuchs.

Selbstgefällig grinste er, besonders weil er Recht gehabt hatte.

Er rümpfte die Nase, als ein wohlriechender Duft zu ihm drang.

„Das riecht gut. Wir sind rechtzeitig zum Essen gekommen?“ staunte er erfreut.

Bulma zuckte unschuldig die Schultern. „Ja, so ein Zufall. Kakarott hatte einen großen Jagderfolg und da habe ich mir gedacht, das sollte man feiern. Schön, dass ihr zufällig heute zurückgekommen seid. Das Essen ist gleich fertig.“

Bulma hatte natürlich gewusst, dass ihre Eltern heute ankommen würden und deswegen mehr gekocht als nur für zwei Kinder. Aber Kakarott war dank seines neuen Powerlevels auch in der Lage gewesen, reiche Beute zu erjagen.

„Oh, das passt ja hervorragend“ freute sich Gine „Aber bevor wir essen, wollen wir euch noch zeigen, was wir für euch mitgebracht haben.“

Bardock rieb sich hungrig den Bauch.

„Äh, können wir nicht zuerst essen?“ fragte er vorsichtig an, doch Gine schüttelte entschieden den Kopf. Sie marschierte ins Haus und nahm den prall gefüllten Rucksack von ihren Schultern.

Stoffballen aus unbekanntem, weichem Gewebe, neue Bücher und kleine geheimnisvolle Kisten kamen zum Vorschein.

Bardock folgte ihrem Beispiel und packte ebenfalls seine Mitbringsel raus.

„Hier, schau mal, Bulma“ aufgeregt lockte Gine ihre Tochter zu sich und holte aus einem kleinen Beutel ein funkelndes Schmuckstück heraus, was sie ihrer Tochter überreichte. An einer silbernen Kette baumelte ein runder Anhänger mit einem hellen, glatten Stein, eingefasst in einem schmalen, silbernen Band.

„Das ist ein Mondstein. Der Händler hat mir erzählt, man nennt ihn so, weil er ähnlich aussieht wie ein leuchtender Mond. Und da er rund ist und wir keinen richtigen Vollmond ansehen dürfen, habe ich mir gedacht, er ist perfekt für dich. Jetzt hast du immer den Mond bei dir“ erklärte Gine freudestrahlend.

Bulma konnte das Geschenk nur mit einem wackeligen Lächeln erwidern.

Vollmond erinnerte sie an die Ozarus und das wiederum führte zu einem Flashback, wie sie die Aufzeichnung gesehen hatte.

Die Ozaru-Saiyajins, die rücksichtlos die Tsufurujins zerstört hatten…

Ihre Mutter meinte es nur gut, aber so richtig freuen konnte sich Bulma über das Geschenk nicht. Sie versuchte ihr Bestes, ihr Unbehagen zu verstecken.

„Wie hübsch“ murmelte sie und versteckte den runden Anhänger in ihrer Hand. „Was gibt es noch?“ wechselte sie schnell das Thema.

Während Gine die anderen Dinge vor ihrer Tochter ausbreitete, holte Bardock mit zufriedenem Lächeln eine seltsame, zusammengerollte, dunkelblaue Stoffbahn hervor. „Die ist für dich“ sagte er zu seinem Sohn „und die ist für mich…“ erklärte er und deutet auf eine Rolle in dunkelrot.

Kakarott faltete die Bahn aus, an deren Ende jeweils ein langes, rundes Stück Holz angenäht war und an diesem ein dickes Seil mit eisernen Haken befestigt war.

„Was ist das?“ fragte er ahnungslos. „Eine Waffe?“

„Tse, nein. Das ist eine Hängematte. Sehr bequem, gute Qualität. Im Sommer kann man damit schön unter den Bäumen schlafen, gerade in den heißen Nächten. Im Winter kann ich sie aber auch in dein Zimmer an die Balken hängen. Komm, ich zeig es dir“ erklärte Bardock und nahm die Hängematten auf den Arm.

Neugierig folgte Kakarott seinen Vater nach draußen.

Bei zwei Bäumen im richtigen Abstand schlang er jeweils um den Stamm das Seil am Endstück und befestigte daran den Haken, so dass die Bahn gespannt dazwischen schwebte.

Vorsichtig, um das Gewicht zu testen, setzte sich Bardock drauf und dann, nachdem nichts zusammenbrach, legte er sich der Länge nach hin.

Er verschränkte die Arme hinter den Kopf und schloss zufrieden die Augen.

Sehr bequem. So ließ es sich aushalten.

Aufgeregt sah Kakarott seinen Vater an. Das sah lustig und entspannend aus.

Das wollte er auch.

Statt aber abzuwarten, bis sein Vater seine Hängematte aufgespannt hatte, entschloss er sich lieber, gleich mit drauf zu springen.

Bardock blieb die Luft weg, als sein Sohn auf seinen Bauch sprang.

„Verdammt, bist du schwer geworden“ stöhnte er überrascht auf.

Kakarott legte sich der Länge über seinen Vater hin und genoss das leichte Schaukeln der Hängematte, die er dadurch verursachte.

Behutsam strich Bardock seinem Jüngsten über den Rücken. Es war merkwürdig, seinen Sohn nach der langen Mission wieder so nahe bei sich zu haben. Auch für Kakarott war der nahe Kontakt zu seinem Vater eine seltene Begebenheit.

„Hey, das sieht ja lustig aus“ Bulma und Gine kamen aus dem Haus angelaufen, um zu sehen, was die beiden da draußen taten.

„Ich will auch mit rein“ rief Bulma neidisch aus und kletterte eilig in die schwankende Matte.

Bardock schaffte es rechtzeitig, sie hinaufzuziehen, bevor das Wackeln sie alle aus dem Gleichgewicht brachte.

Besorgt sah er auf die Seile. Hoffentlich hielten diese das Gewicht aus.

Bulma und Kakarott versuchten sich tretend Platz zu schaffen, während sie nur wenig Rücksicht auf den drunter liegenden Vater nahmen.

Bardock verzog schmerzhaft das Gesicht und kniff die Augen zusammen. So viel zu seiner Entspannungszeit.

„Ist da auch noch Platz für mich?“ hörte er Gine süßlich-neugierig fragen. Erschrocken öffnete er die Augen und sah seine Gefährtin neben ihm stehen.

Er riss die Augen auf, als sie tatsächlich Anstalten machte, ebenfalls mit einzusteigen.

„Nein, warte, Gine, bitte nicht…“ flehte er, während die Hängematte wieder anfing wild zu schwanken. Die zappelnden Kinder, das ungleichmäßig verteilte Gewicht…eine hektische Bewegung zu fiel und es passierte.

Die Hängematte fing an, sich wild zu verdrehen.

Eilig hielten sich die Kinder am Stoff fest, während Bardock seine Hände wiederum losließ, um seine Familie und sich selbst aufzufangen.

Zwecklos.

Er fiel als erstes auf den harten Boden.

Dann folgte das Gewicht seiner Gefährtin, die auf ihn landete und endete mit denen seiner Kinder.

Bardock versuchte sich zu beherrschen und tippte mit den Fingern auf den Erdboden, während er in Gedanken bis zehn zählte; das Gesicht eine mürrische Grimasse.

„Das war lustig“ freute sich Kakarott.

„Oh ja, nochmal“ stimmte ihn Bulma lachend zu.

„Hey, das ist mal ein knackiger Hintern, auf den ich gelandet bin“ freute sich Gine und kniff in den betreffenden Hintern.

Bardock jaulte auf.
 

Der Herbstwind brachte kühle Luft über das Land. Die Kraft der Sonne nahm ab, die Blätter verfärbten sich.

Bardock hatte bis zum nächsten Frühling eine gezwungene Missionspause und Gine begann wieder ihre Arbeit bei der Nahrungs-Einheit.

Während sie dort ihre Aufgaben wieder aufnahm, kümmerte sich Bardock um nötige Reparaturen am Haus und hielt ein Auge auf die Kinder.

Zwar es nicht mehr so nötig wie früher, als die Kinder noch kleiner, jünger, sorgloser waren, aber irgendwas erschien ihm merkwürdig in ihrem Verhalten.

Da war etwas in den Augen seiner Kinder…eine unbekannte Reife, fast Härte. Es dauerte eine Weile, bis er begriff was es war: der Verlust ihrer kindlichen Naivität.

Früher waren ihre Augen immer unschuldig groß und funkelnd gewesen, aber dieser kindliche Glanz fehlte.

Was war in seiner Abwesenheit passiert?

Nachdem die Reparaturen abgeschlossen waren, konnte er seine freie Zeit für sich selbst nutzen.

Im Gegensatz zu seinem großen Bruder, brannte Kakarott nicht gerade drauf, mit seinem alten Herrn zu trainieren. Er sah eher unleidlich aus, wenn sein Vater ihm eine gemeinsame Trainingsrunde vorschlug.

Nun, wenn er nicht wollte...er hatte Besseres zu tun. Dann flog Bardock halt ins Dorf oder in die Hauptstadt, erledigte nebenbei ein paar Besorgungen und kämpfte gegen Toma oder ein paar anderen Herausforderer, die sich ebenfalls während ihrer Winterpause in Form hielten.

Ihm fiel dann auch wieder die alte Schlucht ein, die besonders Radditz früher stark frequentiert hatte. Dort mal in Ruhe einen Tag allein zu verbringen, ohne Nervensägen, nur mit seinem eigenen Training, erschien ihm verlockend.

Weil es ein schöner Herbsttag war, die Kinder mit sich selbst beschäftigt und die Frau aus dem Haus, beschloss er gleich nach dem Frühstück loszufliegen und dort den Tag zu verbringen.

Bulma und Kakarott ahnten nicht, wohin ihr Vater verschwunden war, doch als er zur Mittagszeit plötzlich ankam, mit einem harten Funkeln in den Augen, wuchs ihr Unbehagen.

Warum sah er so ernst aus?

Hatte Bardock etwas gefunden, was zur Tsufurujin-Basis führte und es in Verbindung mit seinen Kindern gebracht?

„Du sagst nichts“ zischte Bulma ihren Bruder zu, der sich ängstlich hinter ihr versteckte „Überlass das Reden mir.“

„Ich war gerade bei Radditz alten Trainingsplatz, mitten in den Bergen…“ begann ihr Vater unheilvoll.

„Ach ja?“ Bulma und Kakarott taten unschuldig, aber langsam perlte der Angstschweiß an ihrer Stirn runter. Sie schafften es kaum, in seine strengen Augen zu sehen und wandten den Blick unsicher ab.

Bardock verschränkte die Arme und sah finster auf die Kinder herab.

„Ja“ knurrte er. „Und als ich nach meine Training Hunger bekam und nach unseren geheimen Vorräten geschaut habe, ist mir was aufgefallen.“

„Vorräte? Du hast heimlich Vorräte angelegt. Also Papa, wirklich, das geht nicht“ tadelte Bulma ihn in den Versuch, ihn abzulenken. „Du kannst doch nicht heimlich, ohne uns, Honig essen.“

„Woher weißt du, dass ich dort Honig versteckt hatte?“ fragte er. Sein Mundwinkel hob sich siegessicher nach oben, als die Kinder erschrocken zusammenzuckten.

Bulma erbleichte und sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.

Sie hatte sich verplappert.

„Äh, ich habe es mir halt gedacht“ stammelte sie. „Weil er doch so süß und lecker ist.“

„So, so“ brummte Bardock, der den Kindern eindeutig nicht glaubte. „Du hast es dir also gedacht? Und du würdest natürlich deinen Vater nie anlügen, nicht wahr?“

„Ähhhhh…“ Bulma und Kakarott sahen sich unsicher an und versuchten Zeit zu schinden.

„Los, jetzt, die Wahrheit“ knurrte Bardock ungeduldig und sie zuckten erschrocken zusammen.

„Also gut, ja, wir waren da. Wir sind in die Berge gegangen und haben uns auf die Suche nach dem Trainingsplatz gemacht“ gab Bulma zu und ihre ängstliche Stimme wurde lauter und empörter. „Du hast es uns ja auch nicht verboten. Und da wir vorher mit Mama in den Bergen waren, habe ich mir gedacht, dass können wir auch allein machen. Tja, wenn du deine Vorräte halt nicht besser versteckst…wir hatten Hunger. An dein Bier sind wir ja nicht rangegangen.“

Erzürnt und selbstgefällig sah sie zu ihrem Vater hoch.

„Zu eurem Glück, denn Bier ist nichts für Kinder“ antwortete Bardock. Seine Augenbrauen waren steil zusammengezogen und böse starrten sich Vater und Tochter gegenseitig an.

Dann, langsam, zog sich sein vorher mürrischer, schmaler Mund amüsiert nach oben und er gluckste leise auf.

„Ich habe doch geahnt, dass irgendwas anders an euch war…euer kleines Geheimnis, eh? Tja, kein Wunder“ lachte er leise. Jetzt wusste er, warum sie reifer wirkten.

Vom Stimmungswechsel überrascht, sahen die Kinder ihn mit großen Augen an.

Bardock schmunzelte.

„Einfach allein losgegangen und unseren heimlichen Trainingsplatz gefunden, ohne wirklich zu wissen, wo man lang gehen muss. Dabei könnt ihr nicht mal fliegen“ Bardock schüttelte den Kopf bei dieser Unbedachtheit.

Einfach war es bestimmt nicht gewesen.

Wer weiß, wie lange die Kinder allein unterwegs gewesen waren und die Nacht dort verbracht hatten, immer in Acht vor den Himmelsherrschern und den eisigen Temperaturen in der Nacht.

Aber sie hatten es durchgezogen und es gefunden; sogar seine versteckten Vorräte.

Bardock war beeindruckt.

„Dann…dann bist du also nicht sauer?“ fragte Kakarott kleinlaut und schaute vorsichtig an Bulmas Rücken vorbei, hoch zu seinem Vater.

Bardock kratzte sich gedankenverloren den Kopf.

„Na ja, anfangs schon, als ich die Spuren gesehen habe…hab zuerst an Nagetiere gedacht, bevor ich die Säbelspuren eines Messers am Fleisch gesehen habe…aber ihr habt es ja zu gegeben und da ihr meine Brut seid und kein Fremder genascht hat…naja, da ist es in Ordnung. Also Kakarott, dann willst du vielleicht doch mal wieder mit mir trainieren? Wenn du jetzt den Weg kennst, kannst du ja auch dorthin gehen“ schlug er vor.

Kakarott blinzelte ihn verblüfft an. Mit dem Angebot hatte er nicht gerechnet.

„Äh, echt? Kann ich auch allein trainieren?“ fragte er vorsichtig an.

Bardock zuckte mit den Schultern. „Mach, was du willst.“

Manchmal war sein Sohn echt hoffnungslos. Anstatt die Chance zu ergreifen, von seinem erfahrenen Vater zu lernen, wollte der Junge lieber solo trainieren?!

Na, der würde seinen Fehler schon irgendwann bemerken.

Bardock schüttelte abfällig den Kopf und verließ das Haus, um wieder zurück zu fliegen.

Selbstgefällig dachte er darüber nach, was für einen guten Instinkt er doch besaß. Hatte er doch richtig bemerkt, dass die Kinder ihm etwas verheimlichten und die richtigen Schlüsse gezogen.

Tja, gegen seinen Spürsinn kam niemand an.
 

Bulma sah ihren Bruder argwöhnisch an.

„Denk nicht mal dran“ warnte sie ihn leise.

„Was meinst du?“ tat ihr Bruder unschuldig und blinzelte harmlos.

Bulmas Augen verengten sich misstrauisch und belehrend hob sie ihren Zeigefinger.

„Der wahre Grund, warum du alleine dorthin willst…du willst dich in die Basis schleichen und dort trainieren“ warf sie ihn vor.

Kakarotts unschuldige Miene täuschte sie nicht, auch wenn er versuchte, unbescholten und verletzt auszusehen.

„Was denn? Es ist nun mal besser dort und wenn Vater nicht dort ist…“ gab er schließlich zu.

„Das ist unfair“ unterbrach sie ihn zischend „und viel zu gefährlich. Was ist, wenn er plötzlich mal nach dir sehen will und dich nicht findet?“

„Du bist doch bloß sauer, weil du dich nicht heimlich wegschleichen kannst“ sagte Kakarott eingeschnappt. Bardock hatte nur ihm das Angebot gemacht, aber Bulma ignoriert.

„Ja, und? Es ist trotzdem unfair. Versprich mir, nicht ohne mich dorthin zu gehen“ zischte sie eifersüchtig.

Kakakott verdrehte die Augen und presste stur die Lippen zusammen. Bulmas Augen blitzten wütend auf und sie fing an, ihn in die Seiten zu piken.

„Versprich es, versprich es, versprich es“ setzte sie ihn unter Druck.

„Autsch, hört auf damit“ Kakarott wollte seine Schwester nicht wehtun, aber langsam ging sie ihm auf die Nerven. Er versuchte zu fliehen, doch sie ließ nicht von ihm ab.

Nach einer Weile hartnäckigen Piksen und Drohungen hatte Bulma es geschafft, ihn zu einem Versprechen zu zwingen, nicht ohne ihre Erlaubnis in die Basis zurück zu kehren.
 

Kakarott durfte also den alten Trainingsort seines Bruders nutzen.

Dank seines ausziehbaren Stabes und ohne die langsame Bulma an seinen Hacken, schaffte er den Weg auch täglich zu Fuß.

Bardock hatte ihn bislang das Fliegen nicht beigebracht, weil er fälschlicherweise glaubte, der Junge wäre zu schwach. Sein Scouter sagte ihm nur einen Powerlevel von 240 an und er wusste nicht, dass Kakarott sogar eine Ki-Attacke beherrschte.

Manchmal sah der Junge sehnsüchtig zu dem hohen Berggipfel hinauf und dachte an die wundervollen Schätze, die darunter verbogen waren.

Doch Bulmas Einwand war richtig gewesen: öfters spürte er die starke Aura seines Vaters, der mal vorbeiflog, um nach seinem Jüngsten zu sehen. Dann konzentrierte Kakarott sich schnell auf seine eigene Aura und unterdrückte sie, damit der Scouter seines Vaters ihn nicht verriet.

Nun, wo er das Ki-Lesen beherrschte, verstand er auch, wie stark sein Vater wirklich war. Während seine Aura einer Kerzenflamme ähnelte, war Bardock wie ein Lagerfeuer: seine Kraft leuchtete heller und stärker.

Eine erschreckende Tatsache, aber endlich konnte er die Kraft einschätzen, auch ohne einen Scouter zu besitzen.

Doch das Ki-Lesen hatte einen Nachteil.

Er war dummerweise zu gut darin, denn eines Tages wunderte sich sein Vater laut: „Wie zur Hölle trainierst du eigentlich? Du wirst ja keine Spur stärker!“

„Äh, doch, klar, werde ich“ entgegnete Kakarott beleidigt. Aber dann fiel ihm ein, dass sein Vater es ja nicht wusste. Schließlich hatten sie in letzter Zeit kaum gekämpft und der Scouter zeigte einen falschen Wert an. Schnell beruhigte er sich und wiederholte unbeirrt seine Kata.

Bardock saß auf einen Felsen, von dem er Kakarotts Übungen zugesehen hatte und strich sich stöhnend übers Gesicht.

Wie sollte das bloß in ein paar Jahren ablaufen, wenn Kakarott zu seinen Tatakai aufbrach? Der Junge wollte schließlich ein Krieger werden. Aber bei dem Level…eine Strategie musste her.

Nachdenklich strich er sich übers Kinn.

„Hast du eigentlich über Radditz letzte Niederlage gegen mich gehört?“ fragte er.

Kakarott hielt inne und sah ihn überrascht an.

„Nee, wann war das?“

„Schon Jahre her. Da war der Junge noch in der Ausbildung. Er hat mich herausgefordert und einen großen Fehler gemacht. Er wollte mich mit seinem Schweif schlagen“ erzählte Bardock.

„Aha. Und?“ Ahnungslos blinzelte Kakarott ihn an. Bardock grunzte genervt auf.

„Hör zu, Kleiner, dass unser Schweif unsere größte Schwachstelle ist, hast du hoffentlich schon kapiert?“

„Ja, habe ich“ entgegnete Kakarott pikiert.

„Gut, dann kannst du dir vielleicht vorstellen, was es für ein Gefühl ist, wenn ein Saiyajin dich ausgerechnet mit dem Schweif ins Gesicht schlägt. Dir seine größte Schwachstelle quasi unter die Nase reibt“ Bardock lächelte kalt bei der Erinnerung an Radditz Versuch.

Kakarott dachte nach und versuchte es sich vorzustellen. „Das wäre eine ziemlich große Verhöhnung“ stellte er fest.

Bardock nickte zustimmend.

„Es ist eine große Schande, wenn ein Saiyajin im Zweikampf so einen Schlag erhält“ erklärte er die Tradition. „Aber wenn du stattdessen schneller bist und so einen Angriff abfängt, hat dein Gegner keine Chance mehr“ erklärte er.

„Verstehe, du willst, dass ich beim nächsten Mal nach Radditz Schweif greife“ rief Kakarott erfreut aus. Auf die Idee war er noch nicht gekommen.

„Nein, du Vollidiot“ blaffte sein Vater ihn wütend an. „Ich will, dass du aus der Geschichte eine Lehre ziehst!“

Kakarott sah ihn verblüfft mit geöffnetem Mund an.

Bardock knurrte. Keine Intelligenzbestie und schwach…das konnte ja heiter werden.

„Ich weiß nicht, ob Radditz aus der Geschichte die richtige Lehre gezogen hat. Du auf jeden Fall schon mal nicht und dabei habe ich dich in deiner Kindheit ähnlich behandelt. Jedes Mal, wenn du mir zu viel Ärger gemacht hast, habe ich deinen Schweif gepackt“ fing er an zu erklären.

„Ich weiß“ unterbrach Kakarott ihn verschnupft „ich kann mich daran erinnern.“ Er rieb anklagend über seinen Schweif, der bei Bardocks letzter Züchtigung ganz verknickt ausgesehen hatte.

Bardock grinste nur hämisch, ohne schlechtes Gewissen.

Wer nicht hören wollte, musste halt fühlen.

„So, aber hast du nie dran gedacht, dass ich es auch getan habe, um dich abzuhärten?“ fragte er rätselhaft.

Sein Sohn schien immer noch nicht zu kapieren, worauf er hinauswollte, also musste er deutlich werden.

„Eine Schwachstelle, über die jeder Bescheid weißt und die jeder Saiyajin hat…das ist tückisch. Zuerst musst du deine eigene Schwachstelle ausmerzen, bevor du die deines Gegners attackierst. Kenne dich selbst und kenne deinen Gegner: das ist der Schlüssel zum Sieg“ verkündete er mysteriös.

Kakarotts Augen leuchteten auf und er sah nachdenklich auf den Schweif in seiner Hand.

Bardocks Mundwinkel zuckte leicht nach oben.

Hatte er es verstanden?

Nun, wie er es schaffte, war seine Sache.

Einen Schwachpunkt auszumerzen, war nie leicht.

Bardock stand auf und wischte sich den Dreck von der Hose.

„Ich fliege dann mal los. Sieh zu, dass du pünktlich zum Abendessen heimkommst“ befahl er seinen Sohn, bevor er in die Luft sprang und fortflog.

Kakarott war mit seinen Gedanken bereits woanders.

Er überlegte, wie er seinen Schweif trainieren und abhärten konnte.
 

Der Winter brach ein, mit unbekannter Kraft. Es fing sogar an zu schneien.

Ob es an der intensiven Hitzezeit gelegen hatte, dass der Winter sich revanchieren wollte?

Bei dem kalten Wetter verbrachte die Familie mehr Zeit zusammen im Wohnzimmer.

Draußen stürmte der eisige Wind und drinnen kuschelten sie sich alle in warme Decken, Kerzen und Ofen verbreiteten Wärme und Licht und warmer Tee heizte innerlich auf.

Eine Möglichkeit, sich die Langeweile zu vertreiben, war das Erzählen von Geschichten und dank der großen Büchersammlung und den neuesten mitgebrachten Werken, gab es viel vorzulesen.

Bulma hatte ein neues Buch bekommen, in dem die schönsten Märchen und Sagen aus der Galaxie gesammelt waren.

Wenn der Abwasch erledigt worden war, bat Kakarott seine Schwester, ihm eine daraus vorzulesen und dann hörte die Familie aufmerksam zu und danach waren Gine und auch Bardock mit dem Erzählen dran. Bardock bevorzugte Geschichten mit einem wahren Kern, die über tapfere Krieger aus der Vergangenheit handelten. In dem Märchenbuch handelten viele Geschichten über hübsche, naive Jungfrauen, mächtige Schätze, furchtbare Monster und tapfere Prinzen.

Wenn er das Wort „Prinz“ nur schon hörte, verzog sich sein Gesicht. Er hatte vor seinem geistigen Auge dann immer Prinz Vegeta vor sich, der kleinen, selbstgefälligen Nervensäge.

Dazu immer diese Frauen, die selten ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen und darauf warteten, von diesen Prinzen gerettet zu werden; nein, das war nichts für ihn.

Bulma schienen sie aber zu gefallen.

Heute hatte er Glück.

In der heute vorgelesenen Sage ging es um einen magischen Schatz.

Sieben Kugeln, die einen Drachen beschworen, der einem dann drei Wünsche gewährte.

Leider war die Sage nur sehr kurz, aber sie brachte einen zum Träumen.

Kakarott, der auf den Teppich lag, sah versunken in die Luft.

„Drei Wünsche…“ murmelte er. „Was würdet ihr euch wünschen? Also ich würde mir als erstes alle meine Lieblingsspeisen wünschen. Ein riesiges Bankett, für mich allein.“

Bardock schnaubte.

„Ein bisschen wenig für einen mächtigen Drachen“ wandte Gine ein. „Wünsch dir doch für jeden Tag hundert neue Speisen. Dann hast du immer was zum Essen.“

„Oh ja“ Kakarott schloss genießerisch die Augen und schien es sich vorzustellen.

Gine schmunzelte und sah ihre Tochter an, die ebenfalls sichtbar nachdachte. „Was würdest du dir wünschen, Bulma?“

„Hm, schwierig…ich habe so viele Wünsche. Vielleicht sollte ich einen Wunsch nutzen, um mir hundert Wünsche zu nehmen.“

„Gerissen, aber ich bezweifle, ob es möglich wäre“ lehnte Gine ab. „Wie wäre es mit Schätzen und Geschmeide, wie in den Märchen davor?“

„Solange es kein Prinz ist…“ brummte Bardock abfällig. Angeekelt schüttelte er sich bei den Gedanken, wie Bulma sich einen Prinzen wüschen würde und plötzlich Prinz Vegeta vor ihr stand.

Huahhh, grausamer Gedanke.

Er schüttelte den Kopf, um diese Horror-Vision zu verjagen.

„Warum verschwendet ihr eure Zeit mit sinnlosen Träumereien?“ sagte er laut. „Diese Dragonballs sind doch nur ein blödes Märchen. Aber der Super-Saiyajin soll wirklich existiert haben. Ein legendärer, goldener Krieger!“

Gine verdrehte die Augen.

Der Super-Saiyajin…das Lieblingsmärchen jedes saiyanischen Mannes. Es gab sogar Idioten, die sich die Haare blichen, aber das Ergebnis sah mehr weiß als golden aus.

Während Bardock seinen gespannten Kindern mehr von der Sage erzählte, schloss sie gelangweilt die Augen. Die Geschichten hatte sie schon oft genug gehört.
 

Wintersonnenwende

In einem Raumschiff weit entfernt im All…

„Nappa!“

Nappa sah von der Karte mit den neuen Zielen auf, die er gerade durchlas und sah fragend zum Prinzen.

„Nappa, heute ist mein 14. Geburtstag!“ erklärte der Prinz und baute sich vor dem sitzenden Riesen auf, so gut es bei seiner geringen Größe möglich war.

Radditz, der gelangweilt aus dem Fenster geschaut hatte, sah neugierig auf.

Der Tonfall des Prinzen ließ nichts Gutes erahnen.

Erwartete er eine Feier?

Wegen seinem Geburtstag?

Die beiden älteren Saiyajins fingen nervös an zu schwitzen. Hatten sie etwas Wichtiges vergessen?

„Du hast mir einst ein Versprechen gegeben, Nappa. Heute ist es soweit. Ich habe es nicht vergessen“ forderte Vegeta ihn bedeutungsvoll auf und setzte sich auf den gegenüberliegenden Stuhl.

Nappa überlegte eilig, um welches Versprechen es ging. Es fiel ihm nicht ein.

„Könnt Ihr mir einen Tipp geben, was ich euch versprochen habe?“ fragte er mit einem unguten Gefühl im Magen.

Vegeta brauchte nur ein Wort zu sagen, dann fiel es dem Muskelprotz wieder ein: „Frauen.“

Nappa erbleichte.

War es soweit?

Langsam erinnerter er sich wieder. Wie schnell die Zeit doch vergangen war. Aus der Sache kam er nicht mehr heraus.

Aber versprochen war versprochen

Radditz sah verblüfft zu beiden hin. Sein Instinkt riet ihm, den Raum zu verlassen, damit die beiden in Ruhe sich unterhalten konnten.

Er kam gerade mal zwei Schritte zur Tür, als Nappa sich zu ihm umdrehte.

„Radditz, wie weit bist du aufgeklärt?“

Radditz kratzte sich verlegen den Kopf.

Er war vor kurzem sechzehn Jahre alt geworden, hatte während seiner Ausbildung einiges nebenbei von den älteren Jungen gehört und sich anderes zusammen gereimt, aber eigene Erfahrungen hatte er noch nicht gemacht, aus mangelnden Gelegenheiten. Sein ungutes Gefühl verstärkte sich bei Nappas strengen Blick und er traute sich nicht, den Älteren anzusehen. Scham und Verlegenheit grummelten in seinen Bauch und färbten seine Wangen rot. Es verlangte ihn, durch die Tür zu gehen.

„Sex, Radditz! Wie ist dein Wissensstand? Wie man mit Frauen redet? Was passiert, wenn ein Mann und eine Frau beieinander liegen?“ wiederholte Nappa ungeduldig, weil er immer noch keine Antwort bekam.

Die beschämte Miene des Jungen sagte ihm alles.

Nappa knurrte.

Der Junge war schon 16 Jahre alt, da sollte er schon mal wissen, wie es abging, sonst würde er von den Frauen zerfleischt werden, sobald sie wieder auf Vegeta-sei zurück waren.

Saiyanische Frauen mochten keine egoistische Liebhaber.

„Ich habe keine Lust, dieses Gespräch zweimal zu führen, also setzt dich hin und höre zu“ befahl er.

Radditz wurde bleich, drehte sich eilig um und versuchte aus dem Raum zu rennen, aber der Muskelprotz war schneller und fasste rechtzeitig seinen Kragen.

„Bardock schuldet mir dafür einen Drink“ knurrte Nappa leise, zog den widerspenstigen Radditz mit sich und zwang ihn, sich neben Vegeta hinzusetzen. „Dafür dass ich seine Aufgabe übernehme, sollte er meine gesamte Rechnung übernehmen, wenn ich mir demnächst die Kante gebe.“

Er strich sich durch die Haare, die in letzter Zeit immer schütterer wurde.

Der beginnende Haarausfall lag an diesen nervigen Jungs. Vielleicht sollte er sich einfach eine Glatze rasieren?

Er setzte sich den Jungs gegenüber. Genervt fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht, während die Jungs sich schwer taten, ihre Neugier zu verbergen.

Als Nappa sich seelisch vorbereitet hatte, nahm er die Hände aus dem Gesicht und fing an zu erklären.

„Also, es gibt Männer und Frauen. Frauen sind….also sie haben Brüste und keinen Penis. Stattdessen…oh Mann, ich hasse mein Leben“ stotterte er herum.

„Verständlich, das Leben hasst dich auch, aber DAS interessiert mich nicht. Weiter mit den Frauen…wie fühlen sich Brüste an?“ fragte Vegeta ungeduldig

Nappa stöhnte auf.

Das würde eine lange Nacht werden.
 

Wochen später, auf Vegeta-Sei…

Endlich beruhigte sich das Wetter.

Mit Sorge hatte Bardock auf die sinkenden Vorräte an Brennholz und Nahrung geschaut, aber endlich legte sich der wochenlange Sturm und die Sonne traute sich heraus.

War der Winter besiegt?

Er wollte es hoffen, denn jeder bekam allmählich einen Lager-Koller und wollte wieder an die frische Luft.

Selbst die Kinder fanden den Schnee nicht mehr so aufregend, nachdem sie öfters beim Wegschütten hatten helfen müssen.

Sein warmer Atem hinterließ immer noch Wölkchen in der Luft, aber die Luft war klar und der Himmel eisig-blau. Er zog die fellbesetzte Jacke zu und flog los, um die Lage in der Hauptstadt zu checken und ob es Neuigkeiten gab.

Bulma sah ihn von ihrem Zimmerfenster nach.

„Papa fliegt weg“ informierte sie ihren Bruder. Stirnrunzelnd wandte sie ihren Blick vom Fenster weg zu ihrem keuchenden Bruder, der vor ihr auf dem Teppich lag, die Zähne zusammenbeißend und Schweißperlen auf der Stirn. Er schaffte es kaum, seine Finger zu rühren.

„Bist du dir sicher, dass es funktioniert?“ zweifelte sie und sah auf seinen Schweif, den sie auf seinen Wunsch in ihren Fingern hielt und fest drückte.

„Jaaaa“ stöhnte er auf. „ich kann mich jedenfalls schon etwas mehr bewegen als letzte Woche. Also mach weiter!“

Bulma verdrehte die Augen.

Jungs waren echt dämlich.

Was die alles auf sich nahmen, um stärker zu werden…
 

Bardock traf sich in seiner Lieblings-Taverne mit Toma.

Die Luft war stickig und warm, jeder Tisch war besetzt und dementsprechend war es laut von Gelächter und Gemurmel. In der Mitte des Raumes brannte in einem eisenbesetzten Kessel ein großes Feuer.

Toma hatte ihren Stammplatz gesichert und mit einem Handschlag begrüßten sich die Männer, die sich wochenlang nicht gesehen hatten. Bardock zog sich die Jacke aus und setzte sich ihm gegenüber.

„Was gibt es Neues?“ fragte er und bestellte sich per Handzeichen beim Wirt ein Bier und, nach einem Blick auf die fast leere Schüssel vor Toma, auch eine Schüssel scharfen Eintopf.

Wäre das Essen heute schlecht, würde sein Freund sich weigern, es zu essen.

„Nicht viel“ fing Toma an und löffelte den Rest auf. „Hm, Prinz Vegeta hat wohl den nächsten Planeten unter Kontrolle gebracht und soll mittlerweile eine Kampfkraft über 10.000 erreicht haben. Nicht mehr lange und er überholt seinen Vater. Radditz scheint immer noch zu leben. Panbukin glaubt, dass es bald taut und wir dann auch wieder losziehen können.“

„In dem Alter schon über 10.000…scheiße, der Bengel ist arrogant wie sonst was, aber er führt die Elite auf ein neues Niveau“ staunte Bardock, gegen seinen Willen beeindruckt. „Warum glaubt Panbukin, dass es taut? Hat er die neuesten Wettervorhersagen bekommen?“

„Er sagt, sein rechtes Knie juckt und es wäre ein untrügliches Zeichen“ antwortete Toma trocken.

Bardock lachte auf. „Klar und wenn meine Eier jucken, regnet es.“

„Na, dann waren die letzten Herbstwochen ja echt hart für dich“ scherzte Toma zurück. „Aber du hast ja Gine, die hilft dir beim Kratzen.“

„Oh, erwähn es nicht. Du weißt ja, dass das Kinderzimmer direkt neben unseren liegt. Wir mussten mit aller Kraft still sein.“

Toma kicherte. „Das Problem habe ich als glücklicher Single mit eigener Bude nicht. Gerade bei dem kalten Winter suchen die Frauen einen heißblütigen Mann, der ihnen das Bett wärmt.“

„Dann hatte vielleicht sogar eine Pfeife wie Panbukin mal Glück“ brummte Bardock spöttisch.

Sein Bier und Eintopf wurden ihm vorbeigebracht und Bardock nahm einen kräftigen Zug vom schaumigen Getränk.

„Was machen die Kinder?“ fragte Toma.

Bardock überlegte einen Moment, wie er es am besten ausdrücken sollte.

„Während es meinem ersten Sohn nie schnell genug ging, tänzelt der zweite über die Wiese. Wir werden sein Tatakai herauszögern, so lange es geht. Ich befürchte, man wird ihn sonst abschlachten.“

Toma runzelte die Stirn. „Es ist schon lange niemand mehr einem Tatakai gestorben. Die Wächter passen schon auf. Aber momentan diskutieren die Minister mit den Ältesten, ob man diese Tradition weiterführen soll. Die Scouter-Ergebnisse sind ja oft aussagekräftig und der König will die alten Traditionen langsam abschaffen. Nachdem sein Sohn bereits gestrahlt hat, sieht er wohl keinen Grund für weitere Tatakais.“

Er kannte Bardock schon lange und ebenso seine Schwarzmalerei. So schlimm würde es schon nicht werden. Er musste dem Kleinen mal was zutrauen.

Wenn sich Toma an die Jahre vorher zurückerinnerte, wie der kleine Kakarott unbändig herumsprang und die Krieger ärgerte…so leicht ließ der sich nicht unterkriegen.

Bardock schnaubte.

„Wenn die Scouter-Aussage ausreicht, um das Tatakai zu ersetzen, wird Kakarott niemals zu einem Krieger. Nicht bei einem Wert von 240, der seit langem nicht höher geht. Vielleicht hat er ja seine Grenze erreicht.“

Toma pfiff mitleidig.

240 in dem Alter war wirklich schwach.
 

Ob es am juckenden Knie lag?

Das gute Wetter hielt an und die Kraft der Sonne nahm zu.

Innerhalb weniger Tage waren die Berge an Schnee geschmolzen und hinterließen eine Menge an Wasser. Bäche und Seen waren voll.

Die Aufträge stapelten sich und nun, wo der Himmel so klar war, konnten die ersten begonnen werden.

Bardocks Team gehörte zu den Ersten, die auf eine Mission geschickt wurden. Es war keine, für die Gine Interesse zeigte, aber die beiden Sarang-Partner hatten auch in den letzten Monaten genug Zeit zusammen verbracht.

Beide wussten: Bardock brauchte mal wieder eine lebensgefährliche Mission voller Blut und Kämpfe, um seinen Instinkt auszuleben.

Gine dagegen wollte einen geregelten Arbeitsablauf und abends bei ihren Kindern sein.

Nachdem Bardock wieder seinen Reisesack schulterte und sein Heim verließ, sah Kakarott seine Schwester stumm und flehend an.

Ohne seinen Vater als Störung könnte er die Tage in der Basis verbringen.

Diese war aber unwillig, ihr Einverständnis zu geben.

Zu dumm, dass der Tunnel immer noch nicht fertig war. Um für ein paar Stunden mal zu verschwinden und rechtzeitig wieder heimzukommen, reichte ihr die Zeit nicht.

Dafür war sie zu langsam.

„Oh bitte, bitte, Nee-chan“ flötete Kakarott in ihr Ohr und machte große, bittende Augen. „Ich bin auch immer rechtzeitig zurück. Ich kann dir ja dann Bescheid sagen, wann der Tunnel fertig ist. Dann kannnst du auch wieder mit.“

„Du willst bloß wieder in den GR und deinen Kakao trinken“ murmelte Bulma neidisch.

Kakarott umarmte sie und schmiegte sich an sie.

„Jaaa, und ich könnte dir dann etwas aus der Speisekammer mitbringen. Och bitte, komm schon. Das ist meine beste Chance, es allen zu zeigen.“

Bulma kniff grummelnd die Augen zu. Kakarott hatte Recht und es war gemein vor ihr, ihm ihr Einverständnis nicht zu geben, bloß weil sie eifersüchtig war.

Aber es bedeutete auch, dass sie ihre nächste Zeit allein und langweilig vertrödeln würde, bis ihre Mutter auch mal für längere Zeit fort war. Weder ihr Ki-Sinn noch ihr Scouter könnten sie rechtzeitig vorwarnen, wenn diese auf den Rückweg war. Gine würde sich wundern, wenn ihre Tochter nicht am Abend zu Hause wäre und ihr schlimmstenfalls Hausarrest geben.

So sehr der Neid auch an ihr nagte...letztendlich liebte sie ihren Bruder zu sehr, um ihm das zu verwehren.

Ergebend nickte sie und ignorierte seinen Freudeschrei.

Dann musste sie halt selbst zusehen, wie sie den Frühling verbrachte.

Vielleicht gab es noch ein paar interessante Übersetzungsarbeiten. Sie hatte die alte Schriftrolle noch nicht zu Ende übersetzt, weil die Tsufuru-Basis sie abgelenkt hatte.
 

Der erste Tag allein zu Hause hielt sie es noch durch.

Der zweite war schlimmer.

Am dritten Tag schmiss sie die alte Rolle achtlos in die nächstbeste Ecke. Sie war nur noch sinnlos. Kakarott nutzte lieber die neueste Technologie und sie selbst hatte ihr Interesse an Kampftechniken verloren.

Viel lieber wollte sie an einen Roboter schrauben und erkennen, wie er funktionierte.

Alles andere erschien ihr dröge: wie Bücher wiederholte Male zu lesen, die sie längst auswendig kannte.

Essen vorzubereiten und den Abwasch zu erledigen…

Stoffe zu färben und Kleider zu nähen…

Den Garten vom Unkraut zu befreien…

Ein paar Schleimaale zu fangen und auszunehmen…

Alles langweilig und schon zu oft getan.

Sie sah nach draußen, wo die Sonne schien und die ersten Blätter anfingen zu sprießen. Grummelnd zog sie ihren grauen Mantel an und zog sich die Kapuze über, um ihre blauen Haare zu verstecken.

Solange der Wald nicht sein schützendes grünes Gewand trug, war es sicherer so.

Sie beschloss einen großen Spaziergang zu machen.

Leise vor sich hin murrend, stampfte sie über die nasse Erde. Der Matsch klebte an ihren Schuhen und die Luft roch feucht.

Bulma achtete nicht auf den Weg. Es ging ihr nur um die Bewegung, um ihren Frust durch lange Schritte loszuwerden.

Sie war so sehr auf die Wut und die Vorwürfe gegen den unfairen Rest der Welt konzentriert, dass sie vom plötzlichen Auftauchen einer gigantischen Aura überrascht wurde.

Sie erstarrte.

Kakarotts Ki war wie eine Kerzenflamme, Bardocks ähnelte einem Lagerfeuer, aber das…das war ein Waldbrand.

Sie fing an zu zittern.

Auch die Vögel und Kleintiere schienen instinktiv die Gefahr zu spüren und wurden still.

Mit letzter Kraft versteckte sich Bulma hinter einem Baum und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Sie rollte sich ein, suchte Schutz am mächtigen Stamm und in den unscheinbaren Falten ihres Mantels und hoffte, dass wer immer da draußen war, sie nicht finden würde.

Sie machte sich ganz klein und unterdrückte ihre eigene Aura.

Der Waldbrand, wie sie die mächtige Aura nannte, nahm ab.

Wer immer die Person war, sie änderte ihren Standort nicht, schien sich aber zu beruhigen bis die Aura schließlich nur noch so klein war wie eine Kerze.

Keuchend holte Bulma Luft und wischte sich den kalten Schweiß ab.

Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so eine Angst verspürt haben.

Es hatte sie überrollt.

Sie hatte nicht nur Macht, sondern auch Wut, Trauer und Schmerz gespürt: Eine verletzte Seele.

Vielleicht es lag es daran, dass sie diese Gefühle in den letzten Tagen selbst verspürt hatte, wenn auch im kleineren Ausmaß. Oder weil die Aura nun so schwach war.

Aber ihre alte Sünde holte sie ein: sie wurde neugierig.

Sie traute sich hinter den Stamm hervor und schlich sich gebückt, im Schutz von Ästen, näher zur Quelle.

Ihre Sinne waren auf Hab-acht-Stellung und führten sie zu dem Versteck der unbekannten Kraft.

Sollte diese Aura noch mal so stark aufflackern, würde es sie wohl lähmen; durch den stärkeren Effekt auf kürzere Distanz. Aber sie ging das Risiko ein.

Sie konnte nur hoffen, dass diese Person sich beruhigt hatte.

Immer noch war die Aura klein und unscheinbar, eine flackernde, traurige Kerzenflamme, die sie anrührte.

Vielleicht, so sprach eine leise Stimme in ihren Kopf, war es ja jemand Bekanntes.

Aber sie war mitten im Wald, weit weg vom See, wo sie sich sonst immer mit Veg getroffen hatte.

Er konnte es nicht sein.

Sie stutzte, als sie leises Schluchzen hörte. Ein hohes, zittriges Seufzen, wie sie es früher von Kakarott und auch von sich selbst kannte: jemand weinte.

Wenn jemand traurig war, konnte es kein Bösewicht sein. In den Märchenbüchern weinten diese nie, sondern wurden nur wütend und grausam.

Mutiger geworden, schlich sich Bulma näher ran.

Sie zog den Ast zur Seite, um einen Blick auf das Häufchen Elend zu werfen, das versunken auf den Boden hockte und den Kopf gesenkt hielt.

Ein kleines Kind mit schwarzen Haaren rieb sich das Tränen-verschmierte Gesicht.

Ein neuer Außenseiter im Wald

Bulma starrte verwundert auf das weinende Kind, das unter einem Baum hockte und sich schluchzend die Augen rieb.

Es war eindeutig ein Saiyajin, gut erkennbar am Schweif, der kraftlos neben ihm lag.

Es trug eine lange, helle Hose, Fellbesetzte Stiefel und eine kurzärmelige, rote Tunika. Die etwas längeren, schwarzen Haare und die großen Augen mit den dichten Wimpern, die tränenfeucht schimmerten, ließen das Kind schwach, aber auch niedlich wirken.

Von der Größe her schätzte sie es im selben Alter wie Kakarott, also etwa acht bis neun Jahre alt.

Hätte Bulma nicht vor kurzem die starke Aura von diesem Ort gespürt, sie wäre niemals auf den Gedanken gekommen, dessen Besitzer HIER zu finden.

Nicht so…und nicht in diesem Alter und dieser Größe…hier musste ein Irrtum vorliegen.

Sie blieb versteckt hinter einem Baum stehen, die Kapuze ihres grauen Mantels immer noch über den blauen Schopf gezogen und kontrollierte die Aura ihres Gegenübers, der sie immer noch nicht bemerkt hatte.

Doch es gab keinen Zweifel: die Stärke hatte rapide abgenommen, aber das war der Eigentümer der „Waldbrand“-Aura. Die Art der Aura, wie sie sich anfühlte, die Farbe…sie irrte sich nicht.

Sie legte den Kopf schief und betrachtete das kleine Häufchen Elend neugierig.

Bislang hatte sie noch nie einen Jungen in diesem Alter so weinen gesehen (Kakarott hatte nicht mehr seit seinem vierten Lebensjahr geweint) deswegen kam ihr der Verdacht auf, es mit einem Mädchen zu tun zu haben. Die großen, schimmernden Augen und die zierliche Gestalt verstärkten diese Mutmaßung.

Während ihrer Betrachtung, drang das flehende Schluchzen ungehindert an ihre Ohren und langsam konnte Bulma es nicht mehr aushalten.

Ob es am selben Alter wie ihr kleiner Bruder lag oder sie genau wusste wie man sich fühlte, wenn man einsam und alleine vor sich hin heulte?

Jedenfalls überkam sie eine Welle des Mitleides, die sie die vorherige Furcht vergessen ließ.

Sie sprang aus dem Dickicht raus und ging auf das weinende Mädchen zu.

Erschrocken hob es den Kopf und hörte auf zu heulen; sah sie stattdessen mit großen Augen erstaunt an.

Mit vorsichtigen, langsamen Schritten, die Hände offen und wehrlos vor sich zeigend, aber die Kapuze tief im Gesicht, kam Bulma näher. Ihr langer Mantel verdeckte den blauen Saiyajinschweif, die Kapuze ihre auffälligen Haare. Nur ihre Augen könnten sie verraten, aber sie hoffte darauf, dass es in diesem Moment nicht auffiel und zog den Saum über die Stirn, soweit es ging.

Vermutlich hatte das Mädchen gerade ganz andere Sorgen.

Bulma wusste, dass sie hiermit das Versprechen brach, das sie einst ihrer Mutter gegeben hatte, aber sie konnte nicht anders.

Sie sah sich selbst, wie sie sich früher im Gebüsch versteckt hatte und darauf gehofft hatte, eine helfende Hand würde ihren Schmerz lindern.

Das fremde Mädchen sah sie misstrauisch an und wischte sich schnell die Tränen aus den Augen, blieb aber auf den Boden sitzen und floh nicht.

Langsam ging Bulma in die Knie und bot ihre Hand an.

„Warum weinst du? Wieso bist du hier?“ fragte Bulma sanft.

Die Kleine zog schniefend die Nase hoch und schüttelte furchtsam den Kopf; die Lippen ängstlich zusammen gepresst.

Die seltsame Kapuzengestalt, die mitten aus dem Gebüsch sprang, schien ihr unheimlich zu sein.

Bulma dachte eilig nach.

Sie war impulsiv aus ihrem Versteck gesprungen, aber nun wusste sie nicht weiter.

Wäre sie an ihrer Stelle: worauf würde sie hoffen; was würde sie sich wünschen?

„Ich…ich will dir nichts tun“ begann sie und hob wieder ihre Hände in friedlicher Geste hoch.

„Ich wohne hier in der Nähe und habe mich gefragt, ob du dich verirrt hast. Kommst du aus dem Dorf? Was machst du hier so tief im Wald?“

„Ich…weiß nicht“ schniefte das Mädchen traurig. „Die andere haben mich geärgert und dann…ich bin wütend geworden….Papa hat gesagt, ich darf nicht wütend werden…aber trotzdem, sie waren so gemein…und jetzt bin ich hier und ich weiß nicht, wo ich hin muss.“ Sie wischte sich schnell die Tränen weg, die wieder hochkamen.

Wieder überkam Bulma eine Welle von Mitleid. Man hatte sie geärgert?

So sehr, dass sie fliehen musste?

Sie streckte instinktiv die Hand aus, um den Haarschopf ihres Gegenübers zu tätscheln.

Sie spürte, wie die Kleine zusammenzuckte und erstarrte.

War sie noch nie gestreichelt worden?

Vorsichtig tätschelte Bulma sie behutsam und allmählich entspannte sich das kleine Mädchen.

„Ruhig, ruhig…Alles wird gut“ flüsterte Bulma sanft und lächelte zuversichtlich. „wir finden schon einen Weg.“

Hoffnungsvoll wurde sie aus großen Augen angeschaut.

Bulma stand auf und bot ihre Hand aufmunternd an.

„Komm, wenn man nicht weiß, wo man ist, sollte man einen hochstehenden Ort suchen. Von oben sieht alles anders aus“ erklärte sie ihren Plan.

Da sie nicht wusste, aus welchem Dorf die Kleine kam oder vielleicht sogar aus der Hauptstadt, mussten sie weiter nach oben zu den Bergen gehen. Vielleicht fand sie dann wieder zurück.

Aber komisch war es schon…wie war sie hierhergekommen?

Geflogen?

Aber müsste sie dann nicht auch den Weg wieder zurück finden?

Oder war sie nur verwirrt oder zu jung, um die richtige Richtung zu finden?

Vielleicht hatte sie auch einfach keine Kraft mehr?

Das fremde Mädchen sah noch unschlüssig auf die angebotene Hand, aber dann, zögernd, griff sie danach. Bulma half ihr beim Aufstehen und zeigte mit der freien Hand zu den Bergklippen.

„Lass uns dorthin gehen. Vielleicht findest du dann wieder Rückweg. Von dort oben kann man bis nach Sadala sehen.“

Die Kleine blinzelte überrascht auf.

„Sadala…da komme ich her“ gab sie zu.

Bulmas Lächeln wurde breiter.
 

Die Augen der Kleinen wurden noch größer. So ein strahlendes, ermutigendes Lächeln hatte sie noch nie gesehen. Es erfüllte sie mit Zuversicht, dass wirklich alles wieder gut werden würde.

Immer noch hielt die Fremde im grauen Mantel behutsam ihre Hand und ließ sie auch nicht los, als sie gemeinsam losgingen. Der warme Hautkontakt war beruhigend.

Plötzlich stutzte das ältere Mädchen und drehte fragend den Kopf zu ihr

„Ach, wie heißt du eigentlich?“

„Ich heiße Broly….“ Mit Zögern wurde der Name ausgesprochen.

Bulma nickte verstehend, doch ihren eigenen Namen nannte sie nicht.

Sie hatte ihre Lektion gelernt: sie würde nur noch dann ihren Namen verraten, wenn sie sicher war, dass sie der betreffenden Person vertrauen konnte.

Ein Fehler wie damals bei Veg, der ihr nie seinen richtigen Namen genannt hatte, im Gegensatz zu ihr, würde ihr nicht mehr passieren.
 

Broly wartete noch einen Moment, doch seine Retterin stellte sich nicht vor.

„Wie heißt du?“ fragte er schüchtern nach.

Doch anstatt einer Antwort bekam er ein trauriges Lächeln und ein leichtes Kopfschütteln.

„Es tut mir leid, aber ich darf dir meinen Namen nicht verraten. Er ist ein Geheimnis.“

„Oh….“ Enttäuscht wandte er den Kopf ab und sah Richtung Boden, während er ihr folgte.

Doch ihre Hand hielt immer noch beruhigend seine und ihre Finger strichen entschuldigend über seine Haut.

Schweigend marschierten sie durch den Wald, immer weiter den steileren Hang hoch, bis die Felsen den Wald verdrängten und der Anstieg beschwerlicher wurde.

Schließlich erreichten sie eine Stelle, von der sie einen guten Überblick über den Wald bis zu seinem Ende hatte. Am Horizont zeigten sich die hohen Türme von Sadala.

„Siehst du“ sagte die Fremde und wieder lächelte sie ihn so unerwartet warm an „ jetzt kannst du deinen Weg wieder zurück finden. Ich hab‘s dir doch gesagt: alles wird wieder gut.“

Ermutigt nickte Broly und traute sich sogar das Lächeln vorsichtig zu erwidern.

Sie ließ seine Hand los und sofort vermisste er den warmen Hautkontakt.

Doch er wollte sich nicht weiter bedürftig diesem Mädchen aufdrängen. Langsam fing er an, hoch zu schweben, während sein Blick auf die weit entfernte Hauptstadt konzentriert war.

Sadala…der Anblick erinnerte an das heutige Geschehen und die Erinnerungen verursachten ihm Bauchschmerzen.

Er wollte nicht dahin zurück, aber leider lag dort sein Haus.

Da war es im Wald friedlicher gewesen und SIE…sie war netter als alle anderen Saiyajins, denen er bislang begegnet war.

Eilig drehte er den Kopf zurück nach unten.

Sie stand immer noch am Felsvorsprung und sah ihm nach. Sie schien darauf zu warten, dass er sicher losflog.

Doch stattdessen schwebte er wieder näher zu ihr runter.

„Darf ich…darf ich dich wieder treffen“ bat Broly schnell, bevor ihn der Mut wieder verließ.

Ängstlich sah er sie an, deren Gesicht zur Hälfte immer noch von der grauen Kapuze verdeckt war.

Sie verneinte seine Bitte nicht, stimmte aber auch nicht zu.

Stattdessen waren ihre Arme nachdenklich vor der Brust verschränkt.

„Ich weiß nicht….“ sagte sie langsam „niemand darf von mir erfahren…“

„Ich werde nichts sagen“ unterbrach er sie hastig. „ich schwöre es auf meinen Namen.“

Sie holte tief Luft und entschied sich schließlich.

„Also gut“ stimmte sie zu und Broly fing an, erfreut zu lächeln.
 

Bulma war von seiner Bitte überrascht, aber sie vermutete, dass Broly ein Außenseiter war, der sich nicht mit den anderen Kindern verstand.

Ein Außenseiter, wie sie es war.

Sie war so niedlich und wie flehend sie Bulma anstarrten…die blauhaarige Saiyajin fühlte sich geschmeichelt. Das kleine Mädchen erinnerte sie an sie selbst, deswegen stimmte sie zu.

Sie wusste, wie Einsamkeit sich anfühlte

„Siehst du die hohe, schiefer Kiefer dort unten?“ fragte sie und deutete auf den betreffenden Baum.

Broly nickte.

„Dann lass das unser Treffpunkt sein. Morgen, wenn die Sonne am höchsten steht, treffen wir uns dort. Aber denk an dein Versprechen“ erinnerte Bulma.

Broly nickte fest. „Ich schwöre auf meinen Namen, Broly, dass ich niemanden von diesem Treffpunkt erzähle.“

Mit einem letzten Lächeln drehte sie sich um und flog nun los, nahm dabei immer mehr an Geschwindigkeit auf, bis sie schnell am Horizont verschwand.

Bulma sah ihr nach und kehrte dann um.

Sie dachte an ihre Mutter, die tagsüber arbeiten war, ihr Vater, der auf langer Mission war und Ihren kleinen Bruder, der nur an sein Training in der Tsufurujins-Basis dachte und Veg und Radditz, die schon seit Jahren nicht mehr hier hergekommen….sie hatten sie wieder alleine gelassen.

Sie rannten ihren Träumen hinterher und ignorierten Bulma.

Sie lächelte grimmig.

Das Schicksal war gnädig gewesen und hatte ihr jemand Neuen zugesandt.

Sie würde niemanden, nicht mal Kakarott, davon erzählen.

Das geschah ihnen Recht. Jetzt war es Bulmas Zeitpunkt, dass sie ungehindert und ohne Rücksichtnahme etwas tat, was sie wollte.
 

Paragus, Minister am Hofe des Königs, drehte unruhig seine Kreise im großen, unbeleuchteten Wohnraum seines Hauses. Abwechselnd knurrend oder seufzend schritt er über den mit Teppichen ausgelegten Boden und sah immer wieder Richtung Tür, in der Hoffnung, dass sie sich öffnen würde.

Immer noch gab es keine Nachricht von seinem Sohn.

Als man ihn heute aus der Sitzung gerufen hatte, weil Broly einen unkontrollierten Wutanfall bekommen und sogar seinen Controller zerstört hatte, ahnte er, zu welchen Problemen es kommen könnte.

Dabei hatte er so sehr gehofft, dass es nicht passieren würde…

Irgendetwas war in der Kindergruppe, wo er seinen Sohn täglich hin sandte, geschehen, aber genaue Informationen konnte keine der Frauen ihn nennen.

Es hatte wohl mit einer Rabaukengruppe von fünf älteren Jungs zu tun, die sich auf den vermeintlich schwächeren Broly gestürzt hatten. Aber anstatt ihre Schläge über sich ergehen zu lassen, wie er es schon so oft getan hatte, war er dieses Mal ausgetickt.

Einer hatte wohl etwas gesagt, was wie ein Trigger gewirkt hatte…

Brolys Kraft war so plötzlich gewachsen, dass der Controller um seinen Hals den Druck nicht mehr stoppen konnte und zerbrach.

Zum Glück hatte der wütende Junge seine Angreifer nur mit einem Schrei an die nächste Wand geschmissen und war dann, ohne einen zweiten Blick auf sie zu werfen, in Richtung Berge geflogen.

Es hätte auch anders enden können…

Paragus seufzte und setzte sich an den Tisch. Er lehnte seinen Kopf in seine Hände und schloss müde die Augen.

Broly…welche Hoffnungen hatte er sich bei seiner Geburt gemacht, damals vor fast neun Jahren.

Seine Gefährtin war bei der Geburt gestorben, doch sie hatte ein machtvolles Erbe hinterlassen.

Da er von Kinderaufzucht keine Ahnung hatte, ließ er den Jungen die ersten drei Jahre seines Lebens in einer Brutkapsel reifen.

Doch der ältere Junge, den er danach auf den Arm nahm, war nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.

Seine Augen waren sanft, sein Charakter weich und nachgiebig. Zwar besaß er eine unglaubliche Kraft, die selbst die Elitekrieger nicht standhalten konnten, doch weigerte er sich, sie einzusetzen.

Nein, es war er eher so, dass er es nicht konnte, weil ihm die nötige Aggression fehlte.

Paragus hatte einst den Fehler gemacht und versucht, seinen Sohn zu provozieren. Er hatte gedacht, mit ein wenig mehr Wut würde der Junge sich seinen Platz an der Spitze erobern. Er brauchte das übliche saiyanische Selbstbewusstsein; der Wille zum Kämpfen, Stolz und Ehrgeiz.

Doch bei Brolys erstem Wutanfall hatte er seine Idee schnell bereut.

Er hatte das schreiende, unkontrollierbare Kind mit einem Powerlevel über 10.000 kaum stoppen können. Wie ein Berserker hatte Broly um sich gewütet und selbst die Stimme seines Vaters hatte ihn erst in letzter Sekunde aufhalten können. Doch er hatte dafür sein linkes Auge opfern müssen und trug nun als Erinnerung eine Narbe im Gesicht.

Wenn sie nicht an einem einsamen Ort trainiert hätten…wie viele Verletzte oder Tote hätte es geben können?

Doch Brolys Kraft war nicht unbemerkt geblieben: viele Scouter hatten auf seinen Ausbruch reagiert.

Seitdem spürte Paragus den missgünstigen Blick des Königs bei jeder Sitzung auf sich. Paragus hielt daraufhin seinen Kopf noch weiter unten und versuchte nicht aufzufallen.

Wenn die eine Hälfte der Minister ihn auf die unglaubliche Kraft seines Sohnes ansprach und lobte, winkte er bescheiden ab und erzählte von dessen friedlichen, milden Wesen, das sich nicht für eine Führungsposition eignete.

Wenn die andere Hälfte ihn kritisierte, weil Broly sich nicht kontrollieren konnte und entweder sanftmütig oder reißerisch wütend war, senkte er entschuldigend den Kopf und sprach beruhigend vom Kontroll-Halsband.

Dieser enge Reif am Hals reagierte, sobald sein Powerlevel über 1.000 stieg und sandte schmerzhafte Stromstöße aus, die das Nervensystem störten und damit den Ki-Fluss. Zusätzlich hatte Paragus auch einen Transmitter, um das Gerät manuell steuern zu können, ebenso wie die Aufpasser in der Kindergruppe.

Eine Verpflichtung, die der König veranlasst hatte…

Doch heute war der Wutanfall so heftig und unerwartet geschehen, dass es keiner hatte aufhalten können und sein Sohn war immer noch verschwunden, dabei ging die Sonne bald unter.

Paragus seufzte tief.

Er hasste dieses Gefühl, als würde er die Kontrolle über die Situation verlieren.

Damals, bei Brolys erster Messung und seiner plötzlichen Beförderung zum Minister, hatte er angefangen zu träumen.

Was würde passieren, wenn sich Broly unaufhaltsam seinen Weg nach oben bahnte?

Selbst die Position des Königs stand damit in greifbarer Nähe.

Doch stattdessen…ohne eine anständige Kontrolle über seine Kraft und einen gewissen Funken an Ehrgeiz, würde Broly es niemals schaffen.

Paragus dachte an seine eigene Kindheit und an seine gestorbene Gefährtin: beide normale Saiyajins mit einem anständigen, aber gewöhnlichen Power-Level.

Wieso war Broly nur so stark, aber gleichzeitig auch so unsicher?

Lag es an dem Tod seiner Mutter?

Oder war die Brutkapsel schuld daran?

Wenn er sich die anderen Kinder ansah, die darin drei Jahre verbracht hatten…da war zum Beispiel Prinz Vegeta, aber an seinen trotzigen Charakterzügen war eher der König mitschuldig.

Wie der Vater, so der Sohn…

Aber trotzdem...viele Kinder, die zu viel Zeit darin verbrachten, waren vom Charakter schwierig.

Paragus rieb sich die gerunzelte Stirn.

Was geschehen war, war geschehen. Er konnte es nicht mehr rückgängig machen.

Er musste überlegen, wie er sich in naher Zukunft gegenüber den König benahm.

Wenn mehr von diesen „Unfällen“ geschahen, würde der König ihn bestrafen und zwar mit Hochgenuss.

Paragus war kein Narr. Er wusste, dass sich der König bedroht fühlte und auf die passende Gelegenheit wartete, die beiden Saiyajins aus dem Weg zu räumen.

Broly MUSSTE lernen, sich zu kontrollieren.

Entweder keine Wutausbrüche; aber dafür ein stilles, unauffälliges, friedliches Leben in der untersten Schicht der Hierarchie, als schwacher, sanftmütiger Saiyajin.

Oder Kontrolle über seine Kraft, zusammen mit der Willensstärke sie einzusetzen: dann gäbe es keine Gefahr mehr für sie auf diesen Planeten. Der König und der Prinz; selbst zusammen mit den restlichen Elite-Kriegern, könnten sie es mit Broly, den Legendären nicht aufnehmen.

Es wäre der Beginn von Brolys Regentschaft, seiner Ära…Paragus erlaubte sich ein kurzes, ablenkendes Träumen.

Ahhh, Broly auf den Thron und er daneben: als erfahrener, weiser Vater, würde er seinem mächtigen Sohn als Ratgeber zur Seite stehen.

Keine Bücklinge mehr, keine falsche Bescheidenheit…nein, endlich könnte er aufrecht stehen und mit Befehlsgewalt herrschen. Er müsste nie wieder seinen Kopf senken.

Er wäre kein stummer Minister mehr, kein nutzloser Ratgeber ohne Weisungsbefugnis, wie es aktuell seine Position war.

Nein, endlich würde er auch Macht in seinen Händen halten.

Versonnen schaute Paragus zur Decke, ein schmales Grinsen auf den Lippen, dass kaum von seinem Schnurrbart verdeckt wurde.

Seine ehrgeizigen Träume wurden durch das leise Klicken der sich öffnenden Türe unterbrochen, dass seine feine Ohren sofort erfassten.

Sein Kopf schellte zur Tür, wo er seinen Sohn sah, der vorsichtig und leise eintrat und seinen Vater im dunklen Zimmer noch nicht bemerkt hatte.

Erst als er das Licht einschaltete und seinen Vater stumm am Tisch sitzen sah, mit zusammen gezogenen Augenbrauen und düsteren Blick, sah Broly erschrocken, dass er nicht alleine war.

„Ha…Hallo, Vater“ stotterte er furchtsam.

„Broly, endlich bist du wieder da“ murmelte sein Vater und trat auf ihn zu. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“

Paragus kniete nieder und nahm seinen kleinen Sohn unerwartet in den Arm. Broly erstarrte.

Zwar war sein Vater nicht wütend und laut, wie er es erwartet hatte, aber seine Enttäuschung über ihn konnte er trotzdem spüren.

Trotzdem umarmte Paragus ihn?!

Broly fühlte sich, als verdiente er die sanfte Umarmung nicht. In seinen Augen spürte er die ersten Tränen der Erleichterung und Scham.

Aber als er die Hand seines Vaters nahe seinem Hals spürte, verstand er, warum sein Vater ihn umarmte.

Ein neues Kontrollhalsband wurde ihm mit leisen Klicken um den Hals gelegt.

Paragus löste die ablenkende Umarmung und legte seine Hände beschwörend auf den schmalen Schultern von Broly ab. Ernst sah er ihn an.

„Broly, das heute muss dein letzter Ausbruch gewesen sein. Wir dürfen uns keinen weiteren Kontrollverlust mehr erlauben“ erklärte er drängend.

Broly starrte zu seinem Vater hoch, dessen Narbe über dem linken, blinden Auge ihn ständig an seinen Fehler erinnerte. Schuld stieg wieder in ihm auf. Seit dem Tag, als er sich zum ersten Mal in der Wut verloren und unbeabsichtigt seinen Vater verletzt hatte, war ihr Verhältnis kälter geworden.

Er wusste, sein Vater fürchtete ihn ebenfalls, so wie jeder andere Saiyajin, der ihn wütend erlebt hatte.

Dieser Berserker-Modus, diese blinde Wut, die Zerstörungsgewalt, die ihn überkam und er nie unter Kontrolle bekam…

Abscheu oder Angst…das waren die Blicke, mit denen die Saiyajins Broly bedachten.

Brolys Hand befühlte den kalten, engen Metallring um seinen Hals. Er senkte den Blick und wagte es nicht mehr, seinen Vater ins Gesicht zu sehen.

In dieses gespielt sorgenvolle Gesicht, aber im verbliebenen Auge war die Angst gut erkennbar.

„Ja, Vater“ murmelte Broly gehorsam.

Er unterließ es, seinen Vater davon zu erzählen, warum er so ausgerastet war.

Normalerweise machte es ihn kaum etwas aus, wenn die andere ihn schlugen oder traten. Er war zu stark, selbst im sanftmütigen Modus spürte er es kaum.

Aber einer von ihnen hatte über seine tote Mutter gelästert und wie froh sie sein konnte, ihren Schwächlingssohn nicht mehr aufziehen zu müssen.

In diesen Augenblock war er wütend geworden.

Er wünschte sich nichts sehnlicher als die warmen, liebevollen Arme einer Mutter, in die er sich hineinstürzen konnte; so wie er es bei anderen Kindern gesehen hatte.

Eine Liebe ohne Ansprüche, eine Mutter, die ihn akzeptieren würde, so wie er war.

Er vermisste die Frau, die er nie hatte kennen lernen dürfen und beneidete jeden, der eine solche Mutter besaß.

„Gut“ hörte er die erleichterte Stimme seines Vaters und spürte ein abschließendes, aufmunterndes Schulterklopfen.

„Zur Sicherheit wirst du aber nicht mehr in diese Gruppe zurück kehren“ plante sein Vater weiter.

„Du bist mittlerweile älter und reifer. Du kannst im Haus bleiben oder in die königliche Bibliothek gehen. Als mein Sohn kannst du dort die Zeit verbringen, bis ich mit meiner Arbeit fertig bin und ich dich abholen kann.“

Broly hatte keine Probleme damit, nie wieder in die Kindergruppe zu gehen.

Nun, wo auch diese Kinder ihn erlebt hatten, wenn er wütend wurde, würde ihn niemand mehr ärgern, aber auch keiner wagen, ihn anzusprechen oder gar mit ihm zu spielen.

Seine Außenseiter-Position würde sich nur verschlechtern.

Das hatte er schon zu oft erlebt.

„Keine Sorge, Vater, ich kann ruhig alleine zu Hause bleiben“ sagte er leise. „Dann wird auch garantiert nichts mehr geschehen.“

Er konnte die Erleichterung seines Vaters regelrecht spüren, nicht mehr Zeit als nötig mit ihm zu verbringen.

„Sehr schön, Broly. Wie weise von dir. Geh in dein Zimmer. Wasch dich und ziehe dich um. Es war ein langer Tag. Ich werde die noch dein Mahl bringen, bevor du ins Bett gehst“ mit diesen Worten erhob sich Paragus und ging in Richtung Küche.

Broly blinzelte schnell die Tränen weg und ging in sein Zimmer.

Dieser Tag war furchtbar verlaufen, aber es gab einen Lichtblick: die unbekannte, junge Saiyajin im Wald, die bestimmt noch nie von ihm gehört hatte und ihn angelächelt hatte.
 

Als Broly am nächsten Tag zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort ankam, sah er sich sorgenvoll um.

SIE war nicht zu sehen.

Hatte sie ihn versetzt?

Ihn angelogen?

„Hallo, Broly. Da bist du ja.“

Plötzlich stand sie hinter ihm, wieder in diesen seltsamen grauen Mantel mit der verdeckenden Kapuze, aber trotzdem konnte er wieder ihr Lächeln sehen.

„Soll ich dir den Wald zeigen? Es gibt da eine Wiese, wo die ersten Blumen blühen“ fragte sie ihn.

Schüchtern nickte Broly, der keine Erfahrung mit Spielen hatte, ihr aber seltsamerweise überall hin gefolgt wäre.

Wen sollte er auch schon fürchten? Niemand auf diesen Planeten war eine Gefahr für ihn.

Er übertraf sie alle an Stärke, sobald er sich bedroht fühlte und wütend wurde.

Wieder streckte sie ihre Hand aus und wartete auf seine.

Mit weniger Zögern als am vergangenen Tag, legte er seine hinein und ließ sich mitziehen, in eine unbekannte Welt.
 

Bulma hatte in der vergangene Nacht lange überlegte, was sie mit dem fremden Mädchen anfangen sollte.

Immer noch hielt sie den zierlichen Broly für ein Mädchen. Aber seine Einsamkeit hatte sie richtig eingeschätzt und eine ähnliche Isolation an ihm bemerkt wie sie und Veg es einst gemeinsam hatten.

Angesichts dieser seltsamen Stärke, die sie gespürt hatte, wollte sie vorsichtig sein.

Sie wollte Broly nicht zu ihrem Haus bringen, wo Kakarott ihn sonst vielleicht entdecken könnte.

Den See mit seinem Strand war für Vegs reserviert. Hier wollte sie kein anderes Kind herbringen.

Also blieben nur ihre Lieblings-Kletterbäume, die Blumenwiese und der Schleimaal-Tümpel. Im großen Wald gab es genug Orte, wo man spielen konnte.

Sie brachte Broly die Namen von Blumen bei und wie man Blumenkränze flocht.

Wo junge Kräuter wuchsen und wo die Trinkstelle einiger Tiere war, die sie heimlich beobachten konnten.

Wie man Verstecken und Fangen spielte und man sich im Kreis drehte, bis einem schwindelig war.

Manchmal saßen sie auch nur unter einem Baum und Bulma erzählte Märchen, die sie einst gelesen und immer noch im Kopf hatte.

Nach zehn Tagen, an denen Broly sich regelmäßig mit Bulma traf und immer mehr Vertrauen zu ihr fasste, konnte er seine Neugier nicht mehr zügeln.

„Warum versteckst du immer dein Gesicht? Warum nennst du mir nicht deinen Namen?“ wagte er zu fragen.

„Weil ich…anders bin“ antwortete Bulma zögernd.

„Ich auch“ antwortete Broly freizügig und sah seinen Gegenüber hoffnungsvoll an.

Er wusste nun, warum sie sich so vertraut vorkamen: sie waren sich ähnlich. Beide Außenseiter.

Er vertraute ihr, seiner geheimnisvollen Waldfee, die so freundlich zu ihm war und hoffte darauf, dass sie nun auch zu ihm Vertrauen fasste.

Zu gerne wollte er ihr Gesicht sehen und ihren Namen kennen.

„Ich verspreche auch, deinen Namen nicht zu verraten. Ich schwöre auf meinen Namen“ beteuerte er ernst. „Ich schwöre auf meinen Namen Broly und auf mein Blut als Saiyajin, dass ich dein Geheimnis wahren werde.“

Sie seufzte, sie dachte nach, sie zögerte, dann…zog sie ihre Kapuze zurück.

Blaue Haare und leuchtend blaue Augen kamen zum Vorschein.

Erstaunt riss Broly die Augen auf.

„Mein Name ist Bulma.“
 

Verwundert, dann aber ehrfurchtsvoll, bestaunte Broly das nun entblößte Gesicht.

Endlich kannte er ihr Geheimnis und wusste auch sofort, weshalb sie hier in der Einsamkeit wohnte.

Nun zeigte sie auch ihren Schweif, der von ähnlich ungewöhnlicher Fabre war wie ihre Augen und Haaren und bislang von ihren Mantel verdeckt worden war.

Er fühlte sich von ihr akzeptiert, weil sie sich offenbart hatte, aber er war auch überrascht, von was für einer fremdartigen Schönheit Bulma war.

„Wunderschön“ hauchte er fasziniert.

Bulma stutzte, aber dann lächelte sie entspannt.

Broly sah sie nicht als Missgeburt an. In seinen Augen sah sie nur Bewunderung, aber keine Abscheu.

Sie war erleichtert.
 

Zwei Wochen nachdem Bulma Broly entdeckt hatte und einen Spielkameraden gewonnen hatte, fiel Kakarott auf, wie abgelenkt seine Schwester wirkte.

Er erkannte es, als sie sich abends im Kinderzimmer aufhielten und Bulma an ihren Schreibtisch saß, den Kopf über eine Zeichnung gebeugt.

Kakarott zog sich seinen Schlafanzug an, als ihm die alte Schriftrolle auffiel, die unaufgeräumt in einer Ecke des Zimmers lag.

Er hob sie auf und legte sie zu seiner Schwester hin.

„Hier ist die Schriftrolle, an der du so lange gesessen hast. Warum lag sie in der Ecke? Hast du sie schon durchgelesen?“ fragte er.

Bulma hob blinzelnd den Kopf und blickte nur kurz und desinteressiert auf das Schriftstück. Schulterzuckend wandte sie sich wieder ihrer Zeichnung zu.

„Leg sie ins Regal. Damit beschäftige ich mich, wenn ich Zeit habe“ murmelte sie.

Kakarott war erstaunt, tat aber wie geheißen.

„Was soll das heißen? „Wenn du Zeit hast“? Was machst du denn gerade so dringendes?“ fragte er neugierig.

Mit schlechten Gewissen dachte er darüber nach, dass er Bulma vernachlässigt hatte, seitdem er ungestört in der Tsufurujin-Basis trainieren konnte.

Der Freiraum gefiel ihm, er konnte seine Zeit einteilen wie er wollte, aber Bulma war anscheinend beleidigt und sauer auf ihn.

Dabei sah es vom Arbeitsstand des Räumkommandos ganz gut aus: bald könnte sie ihn begleiten.

Lange würde es nicht mehr dauern und die Roboter hätten den unterirdischen Gang vollständig freigeräumt, dann könnte sie auch mit einem der Tsufuru-Fahrzeuge schnell und unbemerkt die Orte wechseln.

„Ich hatte eine Technik noch übersetzt namens „Sonnen-Attacke.“ Dabei sammelt man sein Ki im Stirn-Chakra und lässt es dann in einen Blitz raus, so dass es den Gegner blendet. Ganz einfach“ murmelte Bulma. „Aber der Rest hörte sich sehr kompliziert an. Du scheinst ja keine Lust mehr auf diese antike Rolle zu haben, sondern dich mehr für modernes Tsufuru-Training zu begeistern. Also, warum soll ich mir die Arbeit machen?“

Kakarott zuckte kurz zusammen.

Der Tonfall machte ihm deutlich, dass Bulma immer noch beleidigt war.

„Sonnen-Attacke? Das hört sich toll an. Kannst du sie mir morgen zeigen? Lass uns mal gemeinsam wieder trainieren“ machte er ihr das Friedensangebot.

Bulma warf ihm einen kurzen Blick aus schmalen Augen zu, bevor sie sich wieder ihrem Bild zuwandte.

„Keine Lust. Geh doch in die Basis. Ich kann mich auch selbst beschäftigen“ ihre Stimme war kühl.

„Oh, okay“ etwas enttäuscht wandte sich Kakarott ab und schlich in sein Bett. Er legte sich nieder und kuschelte sich ein, konnte aber noch nicht einschlafen.

Stattdessen sah er auf den Rücken seiner immer noch arbeitenden Schwester, die ihn ignorierte.

Warum wollte sie nicht mit ihm trainieren?

Lag es daran, weil er schon so viel stärker war als sie?

„Wir…wir können morgen doch mal wieder einen Spaziergang im Wald machen?“ schlug er stattdessen vor. „Oder wieder „Jäger und Beute“ spielen? Oder etwas anderes, was du entscheidest?“

„Morgen geht es nicht“ wies Bulma ihn ab.

„Oder übermorgen? Oder der Tag danach?“ fragte Kakarott beharrlich weiter, aber allmählich verstand er nicht, warum seine Schwester keine Zeit für ihn hatte.

So lange konnte sie doch nicht beleidigt sein?

Bulma erhob den Kopf nachdenklich, sah aber immer noch nicht zu ihm. Sie schien deutlich nach einer Antwort zu suchend.

Doch heraus kam nur ein „Es geht halt nicht. Vielleicht in ein paar Tagen.“

Enttäuscht murrte Kakarott leise auf und drehte sich um; kuschelte sich tiefer in seine Decke.

Bulma konzentrierte sich wieder auf ihr Bild; eine bunte Zeichnung ihrer Lieblingsvögel, die sie Broly morgen schenken wollte.

Vielleicht sollte sie ihr auch etwas nähen? Vielleicht ein einfaches Kleid?

Sie mochte es, wie sehr sich das kleine Mädchen über die kleinen Aufmerksamkeiten von ihr freute und wie bewundernd sie für ihre Fähigkeiten angesehen wurde.

Broly war niedlich, leicht zu beeindrucken und himmelte sie an. SIE freute sich darüber, Zeit mit ihr zu verbringen.
 

Kakarotts Misstrauen war geweckt.

Er spürte, dass seine Schwester ihm etwas verheimlichte.

Also wollte er herausfinden, was es war.

Nachdem ihre Mutter wie üblich am frühen Morgen zur Arbeit ging, erklärte er kurz darauf seiner Schwester, er würde nun auch wieder den ganzen Tag trainieren gehen. Doch stattdessen legte er sich auf die Lauer und beobachtete das Haus.

Er unterdrückte sein Ki soweit es ging und wurde einst mit dem Wald. Flach legte er sich auf den Boden, geschützt von den dichten Blättern eines Busches und wartete darauf, ob etwas passieren würde.

Tatsächlich sah er kurz darauf, wie Bulma, mit sauber geflochtenen Zopf und einer großen Umhängetasche aus dem Haus trat.

Unbemerkt folgte er ihr.

Trotz der großen Tasche war sie nicht auf Sammel-Suche. Sie ignorierte die jungen Kräuter und Pilze auf ihrem Weg, sondern ging unbeirrt den schmalen Pfad durch die Bäume entlang.

Kakarott achtete auf seine Schritte, damit kein verräterisches Knacken von Zweigen ihn auffliegen lassen würde.

Schließlich hielt Bulma an einen weiß blühenden Baum an, zu dessen Wurzeln sie sich hinsetzte.

Kakarott erwartete, dass sie nun wie üblich ein Buch aus ihrer Tasche ziehen würde, doch auch das tat sie nicht.

Es dauerte nicht lange und plötzlich wusste er, auf was sie wartete…beziehungsweise auf wen.

Ein junger Saiyajin, ungefähr in seinem Alter und Größe landete vor seiner Schwester, die den Neuankömmling entspannt mit einem Lächeln begrüßte.

Kakarott, der geübte Jäger, hatte sich passend zur Windrichtung versteckt, damit sein Geruch ihn nicht verriet. Dafür wehte der Wind in seine Richtung und verriet ihm das wahre Geschlecht des Fremden.

Verblüfft sah er dabei zu, wie Bulma mit dem Jungen sprach, ihm über den Kopf streichelte, ihm ihre Zeichnung schenkte und dann ein Buch herausholte und anfing, vorzulesen, während der Fremde tatsächlich seinen Kopf in ihren Schoss legte und entspannt die Augen schloss.

Das ging ja gar nicht??!

Das war sein Platz, seine Schwester! Sie las IHM vor und nur ER durfte seinen Kopf in ihren Schoss legen.

Wer war der Fremde, dessen Geruch und Gesicht ihm völlig unbekannt war.

Noch ein unbekannter Bruder, den er vergessen hatte, konnte es ja nicht sein.

Erzürnt sprang er aus seinem Versteck und trat auf die beiden zu.

Der fremde Junge öffnete erschrocken seine Augen, richtete sich auf und sah misstrauisch zu ihm hin und Bulma keuchte auf.
 

„Kakarott, was machst du denn hier?“ fragte sie bestürzt. Sie hatte seine Aura nicht gespürt.

Er musste sie ganz unterdrückt haben und war ihr heimlich gefolgt.

Sie merkte, wie Broly sich in Kampfstellung aufstellte und bedroht anfing zu knurren. Schnell legte sie eine Hand auf seine Schulter.

„Schon gut, Broly, das ist kein Feind. Das ist mein kleiner Bruder Kakarott. Er wird uns nichts tun.“

„Kakarott?“ Broly blieb misstrauisch. Bulmas Bruder sah ihn grimmig an, da wollte er seine Vorsicht nicht fallen lassen.

Eifersüchtig betrachteten sich die beiden gleichaltrigen, gleichgroßen Saiyajins.

Bulma wollte gerade das Verhältnis erklären, als Kakarott als erstes die Stille unterbrach:

„Bulma, was macht dieser fremde Junge hier?“

Sie stutzte und blinzelte verblüfft.

„Öh, Junge? Broly ist ein Mädchen?!“

Unsicher sah sie Broly an. Sie hatten nie darüber gesprochen, aber sie war überzeugt gewesen…doch Broly sah sie bei ihrer fragenden Aussage etwas entsetzt an und jetzt fing sie an zu zweifeln...

„So ein Quatsch“ entfuhr es Kakarott und trat auf Broly zu. Ohne zu zögern klopfte er leicht auf seinen Unterleib, auf seinen Schritt. Broly schrie hoch auf und sprang entsetzt zurück.

„Da, eindeutig, ich konnte die Kugeln spüren. Ich habe Recht. Broly ist ein Junge“ stellte Kakarott selbstzufrieden fest.

„NATÜRLICH BIN ICH EIN JUNGE! DAS GIBT DIR ABER NICHT DAS RECHT, MICH DA ANZUFASSEN!“ schrie Broly ihn an.

„Aber ich bin doch auch ein Junge? Was soll´s?“ antwortete Kakarott auf den Vorwurf nur schulterzuckend.

„Hat man dir keine Manieren beigebacht?“ Broly sah entgeistert auf diesen komischen Bruder.

Bulma massierte sich die Stirn, um die aufsteigenden Kopfschmerzen zu vertreiben.

Kakarott hatte ihr Geheimnis entdeckt, Broly war eigentlich ein Junge…gut, dass sie ihm noch kein Kleid genäht hatte.

„Schluss mit dem Geschrei, ich bekomme Kopfschmerzen“ murmelte sie.

Bestürzt sahen die Jungen das ältere Mädchen an und hielten gehorsam die Klappe.

Bulma wiederum sah auf die beiden Jungs, die von ihr eine Erklärung erwarteten.

Sie seufzte. Es ging nicht anders.

Sie musste Kakarottt einweihen.
 

„Also warst du in den letzten Wochen mit IHM beschäftigt?“ fragte Kakarott vorwurfsvoll nach.

Zusammen mit Broly saß er auf den Boden und behielt ihm wachsam im Blick.

Irgendetwas war komisch an den Kerl.

Seine Aura war schwach, aber so seltsam zittrig. Besonders als er so plötzlich aus seinen Versteck ausgetreten war und Broly erschrocken aufgesprungen war…für einen Moment war etwas Wildes, Unzähmbares in seinen Augen aufgeleuchtet.

Jetzt sah er wieder schwach und unschuldig aus, aber Kakarotts Instinkt warnte ihn, vorsichtig zu sein.

Bulma nickte.

Kakarott sah unschlüssig zwischen den beiden hin und her.

Es sah nicht so aus, als würden Bulma und Broly aufhören sich zu treffen und er wollte seinen Eltern nichts davon verraten.

Aber die Situation war unsicher…

„Gut, dann bin ich ab sofort auch dabei, wenn ihr euch trefft“ stellte er stur die Bedingung auf. Erschrocken wurde er angestarrt.

„Wenn ihr euch weigert, erzähle ich es Mama und Papa“ bluffte er.

Broly knurrte leise und Bulma seufzte, doch sie hatte keine andere Wahl.

Sie nickte.

Das gebrochene Versprechen

Broly konnte es kaum glauben.

Sein großer Wunsch nach Freunden hatte sich so plötzlich erfüllt.

Regelmäßig traf er sich alle zwei Tage mit Bulma und Kakarott im Wald. Die einsamen Zwischen-Tage zu Hause verbrachte er mit Träumen und glücklichen Erinnerungen an die vergangenen Tage.

Die beiden Saiyajins, die Ältere und der Gleichaltrige, waren anders als die Kinder, die er bislang getroffen hatte.

Es gab keine Konkurrenzkämpfe unter ihnen, keine kalten Blicke, keine höhnischen Sticheleien, kein Zupfen, Ziepen und beiläufiges Treten: all diese Eifersüchteleien, die er sonst ertragen musste.

Broly freute sich auf jeden Besuch und plante in den freien Tagen, was er ihnen am nächsten Tag als Geschenk mitbringen könnte.

Kakarott freute sich immer über Essen.

Broly besaß trotz jungen Alters, aber aufgrund seines Power-Levels eine hohe Hierarchie-Stellung, genau wie sein Vater: beide bekamen als Sold genug zu Essen geliefert. Bei ihm zu Hause gab es immer Vorräte und er verfügte über ein gewisses Taschengeld. Bevor er zu den Kindern flog, ging Broly oft über den Markt und suchte nach kleinen, tragbaren, frischen Delikatessen, die er mitnehmen konnte. Besonders Süßes liebten sie.

Bulma revanchierte sich, indem sie selbstgemachte Speisen mitbrachte, die von den Kindern unter den grünen Bäumen gegessen wurde.

Um sie zu beeindrucken, musste sich Broly mehr einfallen lassen. Bulma interessierte sich nicht für Schmuck oder Süßigkeiten wie die anderen Mädchen. Die glitzernden Geschenke, die er ihr mitbrachte, wurden nur sanft belächelt und freundlich zurückgewiesen, doch Broly bestand darauf.

Der Junge war tief im Inneren immer noch unsicher. Er wollte die Kinder an sich binden und besonders Bulmas Aufmerksamkeit war ihm wichtig.

Nicht nur ihr Äußeres, auch ihre stolze Haltung und ihr Selbstbewusstsein beeindruckten Broly. Sie war schön, klug und dabei so nett…Bulma entwickelte sich zu seiner wichtigsten Bezugsperson. Vielleicht lag es auch an ihr Fürsorglichkeit: sie war es gewöhnt, sich um ihren jüngeren Bruder zu kümmern und behandelte Broly ähnlich, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte. Aber diese mütterliche Art erinnerte ihn unbewusst an seine tiefe Sehnsucht nach einer eigenen Mutter. In Bulma fand er so vieles, was ihn anzog: eine Außenseiterin wie er; eine Person, die ihn akzeptierte, ein Vorbild, eine Freundin, große Schwester, Mutterersatz.

Bulma nicht mehr allein für sich zu haben, sondern mit ihren kleiner Bruder zu teilen, erfüllte Broly mit zwiespältigen Gefühlen.

Einerseits sah er den schwächeren Jungen nicht als Gefahr an. Kakarott war zwar immer noch misstrauisch, aber er war nicht gemein und hinterhältig wie die anderen. Er war im gleichen Alter, ungewöhnlich fröhlich und ähnlich wie Bulma wusste er nichts von den gesellschaftlichen Regeln der Saiyajins.

Es führte dazu, dass die Kinder viel sorgloser und entspannter mit Broly umgingen, als er es gewohnt war und es gefiel ihm.

Anderseits drängte sich Kakarott oft zwischen ihnen, beanspruchte ebenfalls Bulmas Aufmerksamkeit und war als ihr Bruder näher mit ihr verbunden.

Dazu war Kakarott neugierig auf Brolys Stärke.

Er forderte ihn oft zu spielerischen Balgereien und freundschaftlichen Randori-Kämpfen auf, aber Broly winkte immer nur erschrocken ab.

Er hatte Angst, dass er sich nicht beherrschen könnte.

Diese Wut in seinem Inneren kam manchmal plötzlich und unerwartet. Er wollte seine neuen Freunde auf keinen Fall verletzen.

Kakarott war aber unerwartet energiegeladen, beharrlich und konnte kaum ruhig sitzen. Er kletterte in den Bäumen, sprang über Äste und forderte Broly auf, es ihm gleich zu tun. Auch wenn es kein Kampf war, suchte Kakarott die Herausforderung mit Broly und wollte sich mit ihm messen.

Broly bevorzugte Bulmas ruhiges Wesen: unbeeindruckt von Kakarotts Gebaren blieb sie lieber auf den Boden sitzen, um zu lesen.

Mit strengen Worten schaffte sie es auch manchmal, den übermütigen Kakarott zu bremsen.
 

Bulma gefiel Brolys stilleres Verhalten ebenfalls. Manchmal war Kakarott wirklich anstrengend.

Dass er nie ruhig sitzen konnte…

Selbst die Sonnen-technik hatte ihn nur einen Tag abgelenkt; so schnell hatte er die Attacke gelernt.

Abwechselnd verbrachte ihr Bruder seine Tage entweder in der Tsufuru-Basis oder begleitete sie, wenn Broly zu Besuch kam. Er wollte seine Schwester nicht mit ihm allein lassen.

Kakarott spürte, dass sie ihm etwas über Broly verheimlichte: diese versteckte, riesige Kraft, die seitdem nicht mehr hervorgebrochen war.

Bislang war der neue Junge schüchtern, lieb und nett gewesen.

Doch Kakarott besaß einen starken Instinkt, der ihn vor Broly warnte und um mehr zu erfahren, versuchte er den Gleichaltrigen heraus zu fordern, was Broly aus Vorsicht ablehnte.

Zu Brolys Glück war Kakarott zwar hartnäckig, aber nicht so aggressiv wie andere Kinder, die sofort mit Gewalt versuchten, ihren Willen durchzuboxen, sondern akzeptierte Brolys Ablehnung.

Heute, nach einer weiteren Absage ließ Kakarott enttäuscht den Kopf hängen und setzte sich abseits in eine Ecke, wo er niedergeschlagen mit der Erde spielte.

Er wollte so gerne mal gegen einen Gleichaltrigen kämpfen. Bulma und Gine waren zu schwach und Bardock wollte er nicht zu viel zeigen.

Gegen einen Gleichaltrigen zu kämpfen, würde ihm sagen, ob er es mit anderen in einem Tatakai aufnehmen könnte oder ob sein eigenes Training Verbesserungen vertragen würde.

Er wollte wissen, wie stark er mittlerweile geworden war.

Er seufzte auf.

Broly und Bulma sahen sich erstaunt an. Sonst akzeptierte Kakarott die Absagen besser.

Der unerfahrene Broly wusste nicht damit umzugehen und bekam ein schlechtes Gewissen, während Bulma sich wieder ihrem Buch zuwandte.

Vorsichtig trat Broly an Kakarott heran und überlegte, was sie stattdessen spielen konnten

Beute und Jäger?

Seil-springen?

Klettern?

„Tut mir leid, Kakarott, aber ich will nicht kämpfen“ widerholte Broly seine Entschuldigung. „aber wir können etwas anders machen. Was wünscht du dir? Soll ich übermorgen wieder diese kleinen Küchlein mitbringen?“

Kakarott sah interessiert auf. Die waren wirklich lecker; mit Honig und Nüssen kandiert und mit einer säuerlichen Fruchtpaste gefüllt.

„Hm, die waren echt gut. So was bekommen wir hier nicht zu essen“ stimmte er zu und langsam bildete sich ein vorfreudiges Lächeln auf sein Gesicht.

Broly nickte stolz. „Ja, in Sadala gibt es die besten Markstände. Das kommt, weil es das Zentrum der Saiyajins ist. Ich bemühe mich auch immer, die Sachen frisch zu euch zu bringen und fliege dann schnell, bevor sie erkalten. Denk mal an diese Grill-Spieße. Die waren sogar noch heiß.“

Kakarott erinnerte sich mit leisem, sehnsüchtigem Stöhnen daran.

Bulma schmunzelte, während sie die Jungen beobachtete, die sich wieder vertrugen. Essen war ihr gemeinsames Lieblingsthema.

Kakarott seufzte sehnsüchtig auf. „Die Grill-Spieße waren wirklich frisch und heiß gewesen“ erinnerte er sich. „Gut, dass du so schnell fliegen ka…“ Kakarott stoppte in seinen Satz.

Seine Augen wurden groß, als er eine Idee bekam.

Broly konnte fliegen.

BROLY KONNTE FLIEGEN!

Warum fiel ihm das jetzt erst auf?

Gut, er war mehr mit dem Abchecken beschäftigt gewesen und hatte nicht so ganz auf diese Kleinigkeit geachtete, aber jetzt…

„Broly, du kannst fliegen“ rief er laut aus und sprang auf. Auf seinem Gesicht lag ein begeistertes Lächeln.

Broly blinzelte ihn verwundert an, weil er diese Tatsache so laut ausschrie und sah fragend zu Bulma hin.

Kakarott folgte seinem Blick und wiederholte seine Aussage in Richtung Bulma.

Sie verdrehte genervt die Augen.

„Ja, ich weiß, Broly kann fliiiiii….“

Bulma wollte gerade teilnahmslos abwinken, als der Blitz sie durchzuckte.

Jetzt verstand sie, was ihr Bruder ihr sagen wollte. Ihr Buch fiel ihr aus den Händen und hastig stand sie auf.

Sie umringten aufgeregt Broly, beide mit denselben erhitzten, leuchtenden Gesichtern und derselben Frage:

„Kannst du uns das Fliegen beibringen?“
 

Bulma verfluchte sich selbst für ihre Nachlässigkeit, aber sie und Kakarott hatten sich längst an den Umstand gewöhnt, dass jeder außen ihnen fliegen konnte. Dadurch fiel es ihnen weniger auf.

Bardock und Gine erlaubten es ihrer Tochter sowieso nicht und ihren Sohn sahen sie als zu schwach an.

Auch Veg hatte sich damals wegen ihrem schwachen Power-Level geweigert und es als Zeitverschwendung angesehen.

Aber seitdem waren Jahre vergangen und die Kinder waren reifer und stärker geworden.

Jetzt lag es im Bereich des Möglichen, besonders nachdem sie durch das Ki-lesen eine bessere Kontrolle über ihre Lebenskraft erlangt hatten.

Broly blinzelte verblüfft und wusste nicht, was er antworten sollte, als seine beiden Freunde ihn mit dieser unüblichen Bitte überfielen.

Die meisten Kinder in seinem Altem konnten fliegen, aber auch nur, wenn es ihnen von ihren Eltern beigebracht wurde. Nur die wenigstens erkannten aus eigenem Antrieb diesen Trick. Auch sein Vater hatte es ihm beibringen müssen.

Er hatte nicht geahnt, beziehungsweise war es ihm nicht aufgefallen, dass die beiden nicht fliegen konnte.

Noch nie hatte man ihn wegen so einer Kleinigkeit, die doch allgemein bekannt war, so ehrfurchtsvoll angesehen.

Broly war tief geschmeichelt und konnte nicht anders als zu nicken. Ihr fröhliches Quietschen und ihre plötzlichen Umarmungen brachten ihn zuerst aus dem Konzept, aber dann genoss er es.
 

Bei seinen nächsten Besuchen konzentrierten sich die Kinder auf ihr neues Thema:

Sie wollten das Schweben und Fliegen erlernen.

Sie trafen sich dazu am See, damit sie ihre Übungen am Ufer machen konnte, wo Sand und Wasser den Fall abmildern würden.

Broly zeigte ihnen denen Kniff, den sie überraschend schnell erlernten: ihre Energie zu spüren und im gesamten Körper zu verteilen. Eine ähnliche Methode nutzten sie auch für das Ki-Lesen.

Um festzustellen, ob sie ihre Energie unter Kontrolle hatten, mussten die Kinder einen Ki-Ball zwischen ihren Händen bilden.

Für Kakarott eine einfache Aufgabe, die er schnell meisterte, aber auch Bulma schaffte es endlich unter Brolys geduldiger Anleitung. Er wusste, wie schwach sie war, aber sie war immerhin noch eine Saiyajin und fürs Schweben würde ihre Energie reichen, wenn sie diese konzentrieren könnte. Schließlich schaffte sie es, eine winzige, aber trotzdem hell leuchtende Kugel zu bilden.

„Das reicht aus“ bestätigte Broly. „Das Schwierigste ist geschafft.“

War dieser Punkt erreicht, ging es um die Vorstellung: man musste sich glaubhaft vorstellen, vom Boden abzuheben.

„Das Fliegen ist wie das Nutzen eines Körperteils, von dem man nicht weiß, dass es existiert“ versuchte Broly den Trick zu erklären und wiederholte die Worte seines Vaters. „Erst wenn euer Gehirn es bemerkt, könnt ihr es später immer besser steuern. Bis es nur noch eine beiläufige Bewegung ist, als würdet ihr eure Arme und Beine gleichzeitig bewegen. Aber das erste Mal ist halt immer am schwierigsten, weil euer Gehirn noch nicht die richtige Verbindung kennt.“

Für Bulma war das logisch, Kakarott verstand es zuerst nicht. Er besaß zwar ein höheres Energie-Level, was ihm den ersten Schritt erleichtert hatte; Bulma aber dafür die bessere Vorstellungskraft.

Doch sie übten fleißig und halfen sich gegenseitig.

Bereits nach dem dritten Unterrichtstag war es beiden möglich, knapp über den Boden zu schweben.

Broly klatschte lobend.

„Der Rest ist relativ einfach. So wie man mehr Energie braucht, um schneller zu rennen, so verbraucht ihr auch mehr, wenn ihr schneller fliegt. Fliegt ihr zu schnell, wird der kalte Wind euch in den Augen tränen, euch auskühlen und der Winddruck kann einen verletzen. Dagegen gibt es noch einen Trick. Ihr lasst einen Teil eurer Energie aus allen Poren raus und bildet damit einen Ki-Schirm um euren Körper. So etwas machen die Krieger auch, um sich gegen feindliche Angriffe zu schützen. Auf diese Weise kann man schwache Ki-Angriffe abprallen lassen.“

Broly führte es vor, stemmte seine Arme eng an seinen Körper und konzentrierte sich: sein Körper war plötzlich von einem hellen Glanz umgeben.

Kakarott und Bulma waren von seinem Wissen beeindruckt.

Darum konnten also einige schneller als andere fliegen oder Angriffe besser überstehen.

Fleißig übten sie weiter und schafften es bald, schneller und höher zu fliegen. Wie von Broly prophezeit, wurde das Kontrollieren, der Wille zum Fliegen, einfacher, je häufiger man es nutzte.

Eine gewisse Höhe war aber die Grenze.

Auch der Stärkste konnte nicht zu hochfliegen, weil es keinen Weg gab, den Sauerstoffmangel und die Kälte der höheren Atmosphären auszugleichen.

Aber für Bulma war dieser Umstand ertragbar, wo sich doch ihr heftigster Wunsch erfüllt hatte: Endlich konnte sie fliegen und die Welt von oben sehen.

Was machte es da schon, wenn sie nicht so schnell und weit nach oben kam wie ihr Bruder und Broly.

Allein die Tatsache, über den See zu schweben, ihre Füße knapp übers Wasser tanzen zu lassen oder leichtfüßig über die dünnsten Äste zu springen, ohne befürchten zu müssen, man könnte abzustürzen…es war fanatisch und erfüllte sie mit einem Glücksgefühl wie damals, als die sie Tsufuru-Basis erobert hatte

Besonders lustig war es, wenn sie gemeinsam losflogen, über den See oder in Richtung Berge, weit ab von Sichtweite der Saiyajins.
 

Beglückt kehrte Broly von seiner letzten Unterrichtsstunde heim.

Immer wieder hatten sich die Kinder von einer Klippe in den Bergen in die Tiefe stürzen lassen, um kurz vor dem Abgrund wieder steil hoch zu fliegen.

Die steilen Hänge und rohe Felsenschluchten waren wie ein natürlich geformter Parcours, indem sie Haken und Rollen schlugen, enge Kurven flogen und ihre Kontrolle verfeinerten, während sie um die Wette flogen. Bulma war zwar langsam, aber geschickt, während Kakarott gerne halsbrecherische Manöver flog.

Zu Hause angekommen, wurde er von der früheren Ankunft seines Vaters überrascht. Er war vor ihm da und wartete im Hauptraum.

Erschrocken sah er seinen Vater an, der ihn misstrauisch und alarmiert betrachtete.

„Broly, wo bist du gewesen? Warum warst du nicht hier?“ fragte Paragus beunruhigt. „Ich habe mir Sorgen gemacht.“

Broly zuckte kurz zusammen.

Sein Vater besorgt?

Aber nicht um ihn, sondern was er anstellen könnte.

Broly dachte an all die schönen Momente der letzten Wochen, sein gut gehütetes Geheimnis und so brach es aus ihm heraus. Seinen Vater konnte er nicht anlügen.

Schon so lange hatte er diesen Drang, von seinem Glück zu erzählen, es zu teilen und auch ein wenig anzugeben.

Er wollte seinen Vater zeigen, dass er kein Versager ohne Freunde mehr war.

„Vater, ich habe Freunde gefunden“ verkündete er stolz.
 

Paragus sah mit großen Augen auf seinen Sohn herab.

Broly und Freunde?

Aber diese strahlenden, glücklichen Augen und das breite Lächeln…er schien die Wahrheit zu sagen.

Impulsiv hob Paragus seinen Sohn hoch in die Luft.

Tiefe Erleichterung überkam ihn.

„Freunde? Das ist fantastisch, Broly“ lobte er ihn.

Broly lachte ihn an. Paragus wurde von dem Lachen angesteckt und freute sich ebenfalls. Beide jubelten lauthals, während Paragus seinen Sohn herumschwenkte.

Freunde…das war ein gutes Zeichen.

Nicht nur, dass Broly in den letzten Wochen keinen Wutausbruch mehr gehabt hatte, aber nun hatte er auch soziale Kontakte zu anderen Kindern gefunden?!

Das war ein gutes Zeichen, vermutlich hing das eine sogar mit dem anderen zusammen.

Wenn Broly sich weiterhin so gut mit seinen neuen Freunden verstand und sich für sie so anstrengte, dann…die Zahnräder in seinem Kopf fingen an zu rattern.

Dann wäre es im Bereich des Möglichen, dass Broly lernte, seine Kraft und Emotionen zu beherrschen.

Dann könnte das geschehen, wovon Paragus schon so lange träumte.

„Ich bin sehr stolz auf dich“ erklärte der Saiyajin und setzte seinen Sohn wieder ab. Lobend strich er ihm über die Haare. „Dann bist du deswegen nicht hier, weil du mit ihnen spielst. Gut, gut…hast du deine Freunde denn auch hier her mal eingeladen? Unser Haus steht ihnen offen. Ihr könnt im Garten spielen oder mit deinem Spielzeug. Die Speisekammer ist auch randvoll“ schlug er vor.

Wer immer diese Kinder auch waren, Broly musste sie sich warmhalten.

Wenn sie das schöne Haus und den grünen Garten sahen; vom guten Essen kosteten, würde sie das noch näher an Broly binden. Endlich lernte sein Sohn, wie man mit anderen Saiyajins umging, ohne Gewalt zu nutzen oder zu heulen.

Broly sah ihn mit großen Augen an.

„Darf ich…?“ hauchte er fragend.

Paragus nickte und strich ihm wieder über den Kopf.

„Ich würde deine Freunde gerne mal kennenlernen“ fuhr er fort. Er war neugierig.

Was für furchtlose Charaktere waren diese Kinder?

Broly hatte in der Mehrzahl gesprochen: wie viele Freunde hatte er gefunden und aus welcher Familie stammten sie?

Er setzte sich hin und klopfte einladend auf seine Schenkel. Vorsichtig folgte Broly der Einladung und setzte sich auf seines Vaters festen Oberschenkel.

„Nun, erzähl mir von ihnen. Mit wie vielen spielst du? Wie verbringst du deine Zeit?“

Broly war zwar angetan von Paragus Interesse, aber auch vorsichtig: schließlich hatte er Bulma versprochen, niemanden von ihr zu erzählen.

„Es ist ein Junge in meinem Alter und seine ältere Schwester“ fing er behutsam an. „Wir spielen alles mögliche…hm, wie Fangen und Verstecken. Oft liest sie uns auch was vor.“

Paragus nickte wohlwollend.

„Willst du sie die nächsten Tage denn mal zu uns einladen?“ wiederholte er die Einladung.

Broly stutzte erschrocken. Sein Vater dachte, seine neuen Freunde wären aus der Stadt oder wenigstens aus einem der Dörfer, aber Kakarott und Bulma wohnten versteckt.

Obwohl sie jetzt fliegen konnten und den Weg innerhalb kürzester Zeit schaffen würden, waren sie bislang noch nie in der Hauptstadt Sadala gewesen. Ihre Eltern würden ihnen das bestimmt nicht erlauben.

Paragus bemerkte, dass er seinen Sohn zu sehr unter Druck setzte. Brolys Lächeln schwand und er wandte den Blick unsicher ab. Schnell versuchte er seine Stimmung zu heben.

„Nun, wir haben ja keine Eile. Ich möchte nur, dass du weißt, wie sehr ich mich für dich freue“ sagte er jovial und mit aufmunterndem Lächeln. „Zwei Freunde und darunter ein Mädchen…ich bin beeindruckt.“

Paragus war beeindruckt und erleichtert: er hatte mit jüngeren Kindern gerechnet, die noch nie von Brolys Ausrastern gehört hatten. Aber ein Altersgenosse und ein Mädchen, die dank ihrer sanfteren Wesen schon immer einen guten Einfluss auf die Jungen gehabt hatten…das ließ hoffen.

Er hatte schon seit langem den Verdacht gehabt, dass Broly weiblichen Einfluss vermisste.

Paragus hatte deshalb auch über eine Amme nachgedacht, aber seine verstorbene Gefährtin war auch seine Sarang-Partnerin gewesen und da sah man es nicht gerne, wenn bei einem Witwer eine ungebundene Frau einzog.

„Treu bis über den Tod hinaus“ war die Forderung des Sarang-Bundes.

Er musste schließlich auch an seine Karriere denken und wollte den Kritikpunkten von König Vegetas nichts Neues hinzufügen. Je weniger Munition er in der Hand gegen ihn hatte, desto besser.

Zudem war er unsicher, ob eine weitere Person im Haus bei Brolys unerwarteten Wutanfällen eine Hilfe war. Schlimmstenfalls konnte sie damit nicht umgehen und heizte die Gerüchteküche weiter auf. Aus diesem Grunde leistete er sich zwar eine Hausangestellte zum Putzen, Waschen und Kochen, aber nach getaner Arbeit verließ diese das Haus.
 

Paragus Vorschlag kam zur richtigen Zeit, denn erst vor wenigen Tagen hatte Kakarott seine Mutter zum ersten Mal ins nahegelegene Dorf begleitet.

Vorher hatte er aber Gine schwören müssen, diesen Weg weder seiner Schwester zu zeigen noch sie jemals ins Dorf mitzunehmen. Ebenso durfte er keinem anderen Saiyajin von seiner Schwester erzählen.

Kakarott hatte stirnrunzelnd den Eid geleistet, war seiner Mutter dann zu Fuß gefolgt und hatte ihr beim Einkaufen geholfen. Neugierig hatte er sich das Dorf angesehen. Während er die Taschen mit Lebensmittel trug, hatte er den Anblick, die Laute und Gerüche eingesogen, um davon seiner Schwester später genau erzählen zu können.

Wie erwartet, hatte Bulma ihn nach allen nebensächlichen Kleinigkeiten gefragt. Was die Saiyajins trugen, wie ihre Häuser aussahen, ob er andere Kinder gesehen hatte…

Kakarott hatte von den einfachen Bauten aus Lehm und Holz erzählt und dem Marktplatz als Mittelpunkt des Dorfes beschrieben, wo die Händler ihre Stände aufgebaut hatten.

Er erzählte von der kleinen Wasserstelle an einer Lehmkuhle, wo die Frauen ihre Wäsche wuschen und die Alten im Schatten alles im Blick behielten.

Viele Kinder hatte er nicht gesehen, aber einige seltsame Fahrzeuge, die Waren anlieferten und dann wieder in die Ferne fuhren, über einfache, staubige Straßen.

Broly hatte während seiner Erzählungen nur still gelauscht und belustigt ihre aufgeregten Gesichter beobachtet. Wenn bereits ein kleines Dorf so aufregend war, welchen Eindruck würde dann Sadala auf sie machen?

Diesen Gedanken hatte ihn seitdem öfters verfolgt und nun hatte auch noch sein Vater sein Einverständnis gegeben. Broly wohnte in einem schönen Haus, zu groß für nur zwei Personen, etwas abseits vom Königspalast in einer ruhigen Ecke.

Die dichten, alten Bäume und die hohen Mauern machten es einem schwer, da reinzusehen.

Er könnte die Kinder heimlich zu sich einladen und abends zur Dämmerung könnten sie wieder zurückfliegen?

Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los und als sie sich am nächsten Tag trafen und das Gespräch zufällig wieder auf Kakarotts Besuch fiel, platzte er laut hervor.

„Wollt ihr nicht mit mir nach Sadala fliegen?“

Verdutzt sahen sie ihn an. Broly errötete.

„Ich…ich könnte euch zu mir einladen“ erklärte er. Broly hatte selbst nicht gedacht, wie wichtig ihm ihre Zustimmung war und es war ihm etwas peinlich.

Aber Bulma lächelte ihn zustimmend an, während Kakarott dagegen die Stirn runzelte.

„Was ist mit Bulmas Haaren? Ihren Augen?“ fragte er kritisch.

„Ich trage meinen Mantel mit der Kapuze, dann fällt das nicht so auf. Nur, bis wir bei Broly im Haus sind. Niemand wird uns sehen…“ sagte Bulma schulterzuckend.

„Ich habe im Dorf keinen gesehen, der so einen Mantel trug. Wird das die Saiyajins nicht misstrauisch machen? Du solltest keine Aufmerksamkeit erregen“ widersprach ihr Bruder. „Es ist gefährlich, wenn wir nicht rechtzeitig zurück sind. Momentan ist es lange hell. Wir müssen früh raus und spät zurück, um die Dunkelheit zu nutzen. Wie sollen wir uns hin und zurück schleichen, ohne dass unsere Mutter was merkt?“

Bulma biss sich widerspenstig auf die Lippe.

„Es ist gerade aber auch besonders grün. Wir bleiben schön versteckt in den Gebüschen. Für eine kurze Zeit dorthin zu fliegen, sollte machbar sein. Broly, kennst du einen Weg, wie wir unbemerkt zu dir gelangen können?“

Broly nickte.

„Wir fliegen ja nicht direkt in die Hauptstadt. Ich wohne mehr am Rand und wir haben keine direkten Nachbarn“ versuchte er Kakarott zu überzeugen.

Doch der Junge blieb skeptisch.

Bulma, die jetzt Feuer für den Vorschlag gefangen hatte, musste ihn überreden und zog ihren Bruder mit sich ins Gebüsch.

„Wir sind gleich wieder da“ flötetet sie zu Broly gewandt.

Außer Sicht- und Hörweite, versuchte sie ihren kleinen Bruder für den Vorschlag zu gewinnen.

„Was ist schon dabei?“ fing sie an. „Wir können dank des Ki-Lesens fremden Saiyajins aus dem Weg gehen. Meinen Scouter nehme ich Sicherheit auch mit. Wir sind im Fliegen richtig gut geworden und werden den Flug ohne Probleme schaffen. Broly sorgt dafür, dass wir einen versteckten Weg gehen und wir halten uns dann in seinen geschützten Wänden auf“ versuchte sie ihn zu überzeugen.

Aber Kakarott schüttelte ablehnend den Kopf. „Warum willst du denn unbedingt nach Sadala, wenn wir eh den Tag hinter geschlossenen Wänden verbringen? Warum das Risiko eingehen?“

Bulma stampfte ungeduldig auf.

„Weil ich schon mein ganzes Leben davon träume, mich dieser Stadt zu nähern. Schon seit man mir davon erzählt hat und mir die Türme am Horizont gezeigt hat“ erklärte sie aufbrausend.

„Wer hat dir davon erzählt?“ fragte Kakarott misstrauisch, doch Bulma winkte ab.

„Das ist nicht wichtig. Ich werde Brolys Angebot annehmen. Was ist mir dir?“

Sie erzählte ihm nicht von Veg, an den er sich nicht mehr erinnern konnte und zu ihrem Glück wusste Kakarott auch nichts über den Schwur, den sie einst ihrer Mutter geleistet hatte.

Nur Radditz war Zeuge gewesen, als sie versprechen musste, im Wald zu bleiben.

Ja, sie wusste, sie brach ihren Eid…aber seltsamerweise fühlte sie keine Schuld deswegen.

Ein kurzer Besuch nach Sadala zu Broly und dann schnell wieder zurück…das sollte ja wohl möglich sein.

Kakarott sah den festen Entschluss in den Augen seiner Schwester. Wie so oft bei ihr würde sie es durchziehen, ob mit oder ohne ihm.

Dieser Sturkopf!

Er hatte keine Lust, nach Sadala zu fliegen; es interessierte ihn nicht besonders.

Er war nahe dran, sie allein mit Broly losfliegen zu lassen, aber sein Verantwortungsgefühl ließ das nicht zu. Sollte man die Kinder beobachten, wäre eine Gruppe von drei Kindern vielleicht unauffälliger und harmloser als nur zwei, von denen eines vermummt war.

„Wir sehen es uns einmal an“ stimmte er ihr schließlich zu.

Bulma lächelte siegesbewusst.

Ob mit oder ohne Kakarott, sie wäre trotzdem losgeflogen, aber dank seiner Kooperation machte er sich zum Mithelfer. Nun würde er sie ganz sicherlich nicht verpetzen.
 

Zwei Tage später beschlossen sie, es durchzuziehen.

Broly hatte seinem Vater erzählt, dass er Besuch an diesen Tag erwartete und sich sein Vater nicht einmischen sollte; das wäre peinlich.

Belustigt versprach Paragus, erst nach Einbruch der Nacht heimzukommen.

Bulma hatte vorsichtig nachgeforscht: ihre Mutter hatte momentan viel zu tun; die Jäger brachten reiche Beute, die schnell ausgenommen werden musste und Bardock war mit seinem Team noch für mindestens drei Wochen auf Reisen.

Auf ihren Weg nach Sadala sollten sie also niemanden Bekannten treffen.

Kaum war ihre Mutter zur üblichen Zeit verschwunden und hatte sich von ihren Kindern verabschiedet, als die unschuldig lächelnden Kinder ihre Gesichter verschlossen wie Geheimagenten. Sie rannten in ihr Zimmer und zogen sich die unauffälligen Kleider in braun an, die eine der geläufigsten Farben war, aber auch gut als Tarnfarbe diente.

Bulma setzte ihren Scouter auf und zog sich ihren Mantel an, während Kakarott zur Vorsicht seinen Stab auf den Rücken band. Man wusste ja nie.

Dann flogen sie hinaus, in eine Richtung, die sie sonst stets vermieden hatten.

Unter sich sahen sie dabei zu, wie sich der Wald lichtete. Über den Waldesrand schwebte Broly, der auf sie wartete.

Sie folgten ihm, tiefer schwebend, um nicht entdeckt zu werden und Bulma sah mit großen Augen, wie Sadalas Türme sich aus dem morgendlichen Dunst erhob.

Die Stadt war größer und schöner, als sie es sich hatte vorstellen können. Sie hatte nur eine vage Vorstellung erhalten durch die Überwachungskameras aus der Tsufuru-Basis und dem Video des Ozaru-Angriffs.

Trotzdem zeigten ihr die hellen, hohen Türme, die runden Fenster und Dächer und die breit gepflasterten Straßen noch die Überreste jener zerstörten Zivilisation.

DAS war nichts, was die Saiyajins geschaffen hatten.

Sie hatten die Ruinen erobert und zu ihrem Eigentum gemacht.

Ihren Stempel aufgedrückt durch bunte Banner, die an den Häusern hingen, farbigen Malereien und offen zerstörten Denkmälern, deren Gesichter und Namen unkenntlich waren.

Die einst gepflegten Gärten und Parks waren verwildert; Bäume und Blumen krochen wild hervor, da kein Saiyajin die Lust besaß, sich darum zu kümmern. Hauptsache, die Wege blieben frei und eigentlich gefiel ihnen eine unzähmbare Natur sogar mehr. Viel Grün und wilde Blumen hatte sich dadurch in jeder freien Ritze gebildet und sorgte für schattige, blickgeschützte Stellen und bunte Farbtupfer. Weiß- und Grüntöne waren die Haupt-Farben, die in der Stadt herrschten.

Bulma und Kakarott fühlten die vielen Energien, die in der Hauptstadt versammelt waren, von denen die stärksten von einem großen, prächtigen Gebäude auf einer Klippe kamen, das hoch erhoben und etwas außerhalb des Gewimmels lag.

„Das ist Sadala, Hauptstadt der Saiyajins“ verkündetet Broly stolz. „Da weiter hinten seht ihr die Türme des Raumflughafen, dort vorne ist der Marktplatz und das da hinten ist das Schloss, wo der König lebt und mein Vater arbeitet“ erklärte er und zeigte zum betreffenden Gebäude auf der Klippe.

Jetzt verstand Bulma auch, warum von dort die stärkste Kraft zu spüren war.

Ihr Scouter zeigte ihr kurz einen Wert von 10.350 an, bei dem es sich um den höchsten Powerlevel auf diesen Planeten handeln musste.

Bulma musste ihren Scouter ausschalten, der von den Energien der vielen starken Kriegern überfordert war und Kakarott wurde auch nervös.

Da waren so viele Saiyajins versammelt und die meisten waren stärker als er…er schluckte.

Unbehaglich sah er auf diese fremde Umgebung und bekämpfte den Drang, umzudrehen.

Broly bemerkte, wie sich die Bewunderung in Grenzen hielt und schwebte tiefer.

„Los, ich zeige euch, wo wir hinmüssen.“

Sie landeten und Bulma zog sich ihre Kapuze tief übers Gesicht, während Broly die Kinder anführte. Sie hielten sich dicht an den Mauern und sahen sich vorsichtig um. Oft nahmen sie eine Abkürzung quer durchs begrünte Gebüsch und schlugen sich so durch, bis sie unentdeckt an Brolys Heim ankamen.

Es war ein hübsches, zweistöckiges, halbrundes Gebäude, mit cremefarbenen Außenwänden, einer violetten Tür mit goldenen Beschlägen und einigen bunten Verzierungen an den Rahmen.

Beeindruckt sahen sich die Kinder das Innere an. Im Gegensatz zu ihrer schlichten, zweckmäßigen Möblierung zu Hause, waren die Möbel hier aufwendiger gearbeitet: Dicke Polster und Kissen, geöltes Holz, große, bunte Teppiche, verputzte Wände mit zierlichen Malereien und Marmor- Fliesen am Boden, die das Haus kühlten.

Broly führte sie in sein Zimmer, in dem ein rundes, gemütliches Bett stand, mit vielen bunten Kissen in Blau, Dunkelrot und Grün. Auch hier war der Boden mit einem großen, runden, farbenprächtigen Teppich ausgelegt und an der Zimmerdecke war ein Sternenhimmel gemalt.

Etwas befangen, aber auch neugierig sahen sich die Kinder um, während Broly, stolz und schüchtern zugleich, es zuließ. Aus seinem Schrank zauberte er die größten Schätze aus seinem Spielzeug hervor: durchsichtige, glänzende Murmeln, einen stumpfen Dolch in verzierter Schneide, Figuren aus Holz mit kleinen pelzigen Anhängsel, die Saiyajins darstellen sollten.

Broly war aufgeregt. Zum ersten Mal zeigte er anderen seine Schätze und sein persönliches Reich. Hier kannte er sich am besten aus.

Um Bulma zu beeindrucken, holte er ein hölzernes Kästchen mit Perlmutt-Intarsien hervor, wo goldene, juwelenverzierte Armreifen und Halsketten drin waren. Andächtig berührte Bulma die flachen Goldplatten, in denen runde Edelsteine eingelassen waren.

„Mein Vater hat sie mir geschenkt“ erzählte er. Einige der Schmuckstücke waren massiv, schwer und zu groß für Kinderarme. Paragus Kriegsbeute und ehemaliger Jugend-Schmuck war mehr für Erwachsene ausgerichtet.

Kakarott blieb angespannt und ließ sich nicht ablenken. Nervös behielt er den Raum im Blick und zuckte bei jedem unbekannten Geräusch zusammen.

Er wusste selbst nicht, warum er sich nicht entspannen konnte. Er war schließlich ein normaler Saiyajin, im Gegensatz zu seiner Schwester und hatte nichts zu befürchten.

Aber Kakarott wusste, dass sie hier etwas Unerlaubtes taten. Etwas, was seine Eltern ablehnten und das erfüllte ihn mit Sorge und einem schlechten Gewissen.

Die Tsufuru-Basis war eine Sache; die konnte er für sich behalten, weil seine Eltern nichts davon ahnten. Aber Bulma nach Sadala zu begleiten…das war schlecht; eine eindeutige Missachtung ihrer Anweisung.

Die Kinder spielten mit den Murmeln und Figuren und später zeigte Broly ihnen die Küche, wo einige schon am Vortag zubereitete Speisen auf die Kinder wartete.

Aber obwohl das Essen köstlich war, drängte Kakarott bald zum Aufbruch.

„Wir müssen zu Hause sein, bevor Mutter kommt“ war seine Ausrede.

Broly konnte ihn nicht abbringen und so schlichen die Kinder wieder an den Stadtrand, wo sie sich in die Luft erhoben.

Bulma und Kakarott flogen nach Hause und kamen lange vor ihre Mutter an. Doch Kakarott fand es gut, noch einige Stunden zur Besinnung zu haben. Obwohl sie nicht viel von Sadala gesehen hatten, war es beeindruckend und auch furchteinflößend gewesen.

Auch seine Schwester war schweigsam und hatte sich auf ihr Bett gelegt, wo sie sichtlich nachdachte.

„So, jetzt hast du Sadala mal von nahem gesehen“ sprach Kakarott als Erstes. „Jetzt, wo du weißt, wie es da aussieht, müssen wir kein zweites Mal dorthin.“

Bulma setzte sich empört auf.

„Wir haben kaum etwas gesehen. Die meiste Zeit waren wir bei Broly.“

Kakarott fauchte leise warnend. „Wir haben heute Glück gehabt, aber das heißt nicht, dass wir ab sofort ständig bei Broly untertauchen können. Was, wenn sein Vater mal hereinplatzt?“

„Deswegen hatte ich den Scouter auch dabei. Wenn er stark ist, können wir ihn außerdem spüren“ wandte sie ein.

„Ja, aber…Mutter und Vater haben es uns verboten“ mehr fiel Kakarott als Gegenargument nicht ein.

Bulma grinste nur hämisch. „Was sie nicht wissen…erinnere dich mal an ihre Geheimnisse. Die Ozarus, die Tsfurujins…und was weiß ich noch? War das ehrenvoll? Wir spielen doch nur mit Broly. Er ist so einsam und er freut sich über uns“ tat sie unschuldig ab.

Kakarott erkannte, dass seine Schwester weiterhin vorhatte, nach Sadala zu fliegen. Weil der erste Flug nach Sadala so gut geklappt hatte, war Bulma ermutigt, es öfters zu versuchen.

Beunruhigt wandte er sich ab. Das unheilvolle Grummeln in seinen Magen verstärkte sich.

Ihm fiel keine Lösung ein, sie davon abzuhalten, ohne Gewalt anzuwenden oder ihren Eltern davon zu erzählen.

Finale 1: Blinder Zorn und seine Konsequenzen

Kakarott wälzte sich unruhig auf seinem Bett hin und her.

Er konnte nicht einschlafen, dabei war es bereits mitten in der Nacht.

Doch das unbestimmte Gefühl, dass etwas Falsches geschah, hielt ihn wach.

Er warf einen Blick auf das Nebenbett, wo seine Schwester seelenruhig schlummerte.

Sie war die Ursache seiner Probleme.

Blind für jegliche Gefahren, war Bulma den Verlockungen von Broly und Sadala gefolgt und hatte ihn zwei weitere Male besucht und er konnte nicht anders, als sie zu begleiten. Die Besuche bei Broly waren gut verlaufen, aber gerade das hatte dazu geführt, dass Bulma ihre Vorsicht fallen ließ.

Öfters hatte sie den beiläufigen Vorschlag gemacht, die Hauptstadt selbst zu besichtigen und nicht nur in Brolys geschützten Wänden die Zeit zu verbringen.

Gegen seinen entrüsteten Einwand, ob sie denn jetzt völlig wahnsinnig geworden war, hatte sie nur geschmollt. Mittlerweile konnte sich Kakarott nicht mal mehr während seines Trainings entspannen, weil er ständig befürchtete, Bulma würde einmal ohne ihn losfliegen.

Bulma wusste, dass er gegen ihre Ausflüge war. Sich mitten unter den Saiyajins aufzuhalten, war etwas anderes als eine Reise in die weite, einsame Natur oder in ein abseitsstehendes Haus.

Sie war so sorglos geworden und es schien auch mit Broly zusammen zu hängen.

Schleichartig und unbemerkt hatte sich das Verhältnis der dreien geändert, aber jetzt wo er einsam nachdenkend im Bett lag, wurde es offensichtlicher.

Jahrelang hatten er und seine Schwester eine enge Beziehung zueinander gehabt: sie war seine ständige Begleitung und Spielgefährtin gewesen und gegenseitig hatten sie sich vor der Einsamkeit bewahrt, wenn ihre Eltern unterwegs gewesen waren. Die meiste Zeit war es Bulma gewesen, die ihn gefüttert, gewickelt und bespaßt hatte. In den Erinnerungen seiner bislang kurzen Vergangenheit war sie die stärkste Präsenz in seinem jungen Leben.

Ihre Position als Außenseiter hatte sie ebenfalls verbunden. Sie entsprachen nicht den Standards der Saiyajins. Zu Bulma spürte er ein stärkeres Band als zu Radditz oder seinen Eltern, die nicht diese Art von Problem besaßen.

Bulma glaubte an ihm, hatte ihn beim Training geholfen und dank ihrer Übersetzungsarbeit der fremden Schriftrolle hatte er einige besondere Attacken lernen können.

Das Ki erkennen und unterdrücken, das Kame-Hame-Ha, die Sonnenblitz-Attacke…

Dann ihre heimlichen Ausflüge: Gemeinsam waren sie losgezogen und hatten Radditzs Trainingslager und die versteckte Basis gefunden; Geheimnisse, die ihre Bindung stärkten.

Er stand in ihrer Schuld, weshalb er ebenfalls versuchte, ihre Träume zu erfüllen und ihren Plänen nachgab, aber in letzter Zeit hatte er das Gefühl, als würde…als würde Bulma ihn ausnutzen.

Wie sie ihn gekränkt ansah, sobald er einen Einwand machte und sich dann betont zuckrig an Broly zuwandte…er bekam ein schlechtes Gewissen, gab nach und schon hatte sie wieder beste Laune.

Ja, er hatte sich von ihr abgenabelt und war nicht mehr so anhänglich wie früher. Sein Training, die Jagd…als er stärker wurde als sie, wollte er auf eigenen Füßen stehen. Er hatte es genossen, eigenständig die Umgebung zu erforschen oder nach seinem Willen zu trainieren.

Dinge zu tun, die er wollte und sich nicht mehr nach seiner großen Schwester zu richten.

Sie waren nun mal unterschiedliche Charaktere, mit anderen Vorlieben.

Bulma schien ihm das übelzunehmen.

Ob sie Angst verspürte, verlassen zu werden oder sich einsam fühlte?

Dann kam jemand wie Broly; ein Junge, der alles tat für ihre Aufmerksamkeit und Bulma war geschmeichelt.

Jemand, der genau wie die Geschwister ein Außenseiter in der Welt der Saiyajins war, wodurch sie eine gewisse Zutraulichkeit verspürten.

Aber da war etwas in Brolys Augen, etwas Lauerndes. Kakarott hatte es oft genug gesehen, in Augenblicken, wenn Bulma sich mehr ihren Bruder zuwandte und Broly kurz ignorierte.

Dieser kalte Blick und darin…Eifersucht, Gier, Verlangen?

Broly war nicht so unschuldig, wie er auf den ersten Blick aussah.

Kakarott sah sich nicht als schlau an; er hegte eine Abneigung gegen Lesen und Rechnen fand er langweilig. Aber sein Instinkt, sein Bauchgefühl, war stark ausgeprägt. Dieses Gefühl im Magen warnte ihn davor, Broly zu vertrauen. Der Junge verbarg etwas.

Bulma vertraute dagegen mehr ihrem Gehirn. Sie glaubte, es gab für alles eine Lösung, wenn man gut genug darüber nachdachte. Für jeden seiner Einwände fand sie immer ein passendes Gegen-Argument und hebelte ihn aus.

Ihm gefiel nicht, wie sie Broly an sich band, der alles tat, um sich bei ihr einzuschmeicheln. Natürlich wandte sie sich ihm mehr zu und schloss den kritischen Kakarott aus.

Das störte Kakarott, nicht nur aus Eifersucht.

Zu sehen, wie Bulma und Broly mehr Zeit zusammen verbrachten, miteinander tuschelten, heimlich kicherten…natürlich fühlte er sich ausgeschlossen, aber vor allem sorgte er sich, was die beiden planten. Es roch nach dummen Ideen.

Wenigstens würde sein Vater bald wiederkommen. Dann könnte Broly sie nicht mehr besuchen kommen und Bulma konnte auch nicht fort. Stattdessen musste seine Schwester mal eine Zeit lang die Beine stillhalten, was ihren Übermut etwas zurück stutzen würde.

Kakarott könnte dann nicht in der Tsufuru-Basis trainieren, aber dafür müsste er sich in der Zeit weniger Sorgen um seine Schwester machen.

Wenigstens etwas…
 

Am nächsten Tag erfuhr Bulma, dass ihr Vater schon in drei Tagen wiederkommen würde und für längere Zeit sogar bleiben würde.

Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe.

Natürlich freute sie sich, ihn nach monatelanger Abwesenheit wieder zu sehen, aber die letzten Wochen waren mit Broly so schnell vergangen…deswegen, wäre er wieder hier, müsste sie sich von Broly für die nächste Zeit verabschieden, in die Tsufuru-Basis konnte sie auch nicht und mit Kakarott und Bardock zu trainieren, hatte sie keine Lust noch durfte sie es.

Sie hatte sich vorgestellt, was für verdutzte Gesichter ihre Eltern wohl machen würden, wenn sie ihre neuen Fähigkeiten vorführen würde: Das Schweben und Ki-Lesen.

Wären sie stolz? Beeindruckt?

Aber sie war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie darüber nicht erfreut, sondern entsetzt wären. Besonders wütend würden sie werden, wenn sie wüssten, dass es mittlerweile zwei fremde Kinder gab, die von Bulma wussten.

Nicht zu vergessen, das gebrochene Versprechen: sie hatte den Wald verlassen, mehrmals.

Ihr Vater besaß einen hohen Ehrenkodex. Ausgerechnet seine Tochter brach ein Versprechen, ein heiliges auf Blut, Namen und Ehre sogar…er wäre sehr, sehr enttäuscht von ihr.

Nein, sie musste ihre Fähigkeiten weiterhin verstecken und für heimliche Ausflüge nutzen.

Wenn ihr Vater übermorgen ankommen würde, musste sie schnell sein, um ihren Wunsch noch zu erfüllen: Einmal die Hauptstadt Sadala erkunden und mitten unter den Saiyajins zu stehen!

Aber ihr Mantel würde als Verkleidung nicht ausreichen. Sie musste ihr auffälliges Aussehen anders verstecken.

Nur wie…

Gedankenverloren sah sie zu ihrem Bruder, der seine letzte Schüssel vom Frühstück verputzte, bevor er zum Training in die Basis flog.

Die Basis…Berry…die wundersame Technologie dort…Idee!

Sie sprang auf und rannte schnell in ihr Zimmer, bevor Kakarott verschwand.

Sie hatte nicht viel Zeit.

Sie schnappte sich Papier und Stift und schrieb eine Botschaft auf.

Bevor Kakarott das Haus verließ, rannte sie zu ihm.

„Gib das Berry“ keuchte sie und überreichte ihm das gefalteten Stück Papier.

„Was ist das?“ fragte Kakarott überrascht.

„Eine Anweisung. Naja, ich will, dass er etwas für mich sucht…falls es überhaupt existiert“ erklärte sie rätselhaft.

Kakakott sah sie misstrauisch an, steckte den Brief aber in sein Oberteil.

Bulma sah ihm hinterher als er in Richtung Basis flog.

Sie wusste nicht, ob Kakarott ihn lesen würden, aber selbst, wenn, würde er es nicht verstehen: sie hatte den Brief in den alten, geschwungenen Symbolen der Tsufuru geschrieben, die sich etwas von der einfacheren saiyanischen Schrift unterschieden.

Sie war gespannt, ob Berry ihr helfen könnte.
 

Am frühen Abend kehrte Kakarott heim. Er trug ein Bündel bei sich, dass er Bulma überreichte.

„Berry hat mir das für dich mitgegeben. Er sagt, er hätte eine Bedienungsanleitung mit reingelegt. Was ist das?“ fragte er misstrauisch.

Bulma lächelte verschmitzt. „Ich möchte ein Experiment durchführen.“

„Oh…ist das lustig?“

„Äh, ich muss es erst mal testen. Wenn es funktioniert, zeige ich es dir. Morgen wollen wir uns doch noch mit Broly treffen, oder?“ wechselte sie das Thema.

Kakarott blieb immer noch skeptisch.

„Ja, ist geplant. Wir müssen ihn auch unbedingt sagen, dass er uns in nächster Zeit nicht besuchen darf und umgekehrt. Wenn Vater übermorgen wieder zurück ist…“ fing er warnend an, aber Bulma schnitt ihm das Wort ab.

„Ja, ja, ich weiß. Keine Sorge, nur morgen noch und dann bleibe ich schön brav zu Hause“ sagte sie schnippisch. „aber dafür bestimme ich auch, was wir morgen machen werden. Ich habe eine tolle Idee“ nun lächelte sie gerissen.

Kakarotts Augenbrauen zogen sich bedenklich zusammen.

„Was?“ fragte er skeptisch.

„Es gehört zu der Überraschung, die ich plane. Warte bis morgen. Willst du was Essen? Ich habe auf dem Herd schon den Eintopf fertig gemacht“ lenkte sie ihn ab.

Während Kakarott sein Abendessen verspeiste, zog sich Bulma in ihr Zimmer zurück und durchsuchte den Beutel.

Seltsame, runde Flaschen mit milchiger Flüssigkeit, in denen es entweder leicht chemisch-scharf oder blumig roch, durchsichtige Handschuhe aus einem dünnen Material und die angekündigte Anleitung…Bulma las sie sorgfältig durch.
 

In der Nacht, als Kakarott und Gine bereits fest schliefen, schlich sie sich raus und suchte sich ein ungestörtes Fleckchen in ihrem Garten, dessen dichtes Grün alles verdeckte.

Sie zündete ein paar Kerzen an, um besser sehen zu können, ordnete den Inhalt des Bündels und holte zusätzlich einen Kessel mit lauwarmem Wasser und zwei kleine Bottiche. Zusätzlich hatte sie zwei alte Handtücher dabei und einen kleinen hübschen Taschenspiegel, den ihr Broly geschenkt hatte. Sollte der Versuch klappen, wollte sie für morgen alles vorbereitet haben.

Während sie die Anleitung ein weiteres Mal durchlas und die entsprechenden Flaschen mit ihren Flüssigkeiten zusammenstellte, wuchs die Aufregung.

Würde es klappen?

In den letzten Jahren hatte sie sich schon öfters vorgestellt, wie sie sich verkleiden könnte. Das Tatakai von Radditz und andere Begebenheiten…sie hatte sich gewünscht, einfach eine Maske aufzusetzen und ihre Familie begleiten zu können.

Diese Pläne begannen bereits vor vielen Jahren, als Gine ihr das Färben beibrachte. Als sie dabei zugesehen hatte, wie der Stoff plötzlich braun wurde, hatte sie der Gedanke durchzuckt, sich selbst ebenfalls umzufärben.

Sie hatte nach dunklen Farbstoffen gesucht und experimentiert: mit Asche aus Pflanzen, zerstoßene Insektenpanzer und Saft dunkler Beeren.

Aber obwohl es ausgereicht hatte, den Stoff dunkelbraun, fast schwarz zu färben, hatten die Versuche mit ihrem Haar und ihrem Pelz nicht funktioniert.

Die Farbe eignete sich nur für Pflanzenfaser, aber nicht für Haare und Fell. Der Farbstoff war zu schwach und reagierte nicht: beides blieb auffällig blau, egal wie lange sie es ins dunkle Färbebad hielt.

Also hatte sie diese Idee aufgegeben…bis heute, als ihr plötzlich einfiel, dass die Tsufurjins vielleicht eine Lösung kannten.

Berry Geschenk sagte ihr, dass sie Recht gehabt hatte. Mit diesen Färbemitteln könnte sie es schaffen, ihre Haare und den Schweif dunkel zu färben. Mit dem dazugehörigen Entfärber konnte sie den Farbstoff auch sofort wieder auswaschen, so dass sie später ihren Eltern nicht mit plötzlich schwarzen Haare gegenüber treten musste und ihr Geheimnis behalten konnte.

Was ihre Augen anging, so wollte sie den Kopf gesenkt halten, sich einen tiefen Pony kämmen und den Scouter tragen. (Sie wusste nicht, dass die Tsufurjins dafür sogar eine Lösung namens „farbige Kontaktlinsen“ gehabt hätten, aber da Berry nichts über den Hintergrund ihrer Anfrage wusste, hatte der Roboter es nicht mit eingepackt.)

Bulma mischte in einen Bottich die Lösung zusammen und schnitt sich eine Haarsträhne ab, um sie testweise zu färben. Die durchsichtigen Handschuhe schützen ihre Haut. In Ermangelung einer Uhr zählt sie leise vor sich hin, bis die Einwirkungszeit vorüber war.

Als sie die Strähne rausnahm, war sie tiefschwarz. Nicht mal ein bläulicher Schimmer war zu sehen.

Zufrieden über den Effekt, aber besorgt, ob man ihn auch rückgängig machen konnte, probierte sie das Gegenmittel aus.

Nach der Einwirkzeit war das Wasser eine dunkle Brühe, aber die Haarsträhne erstrahlte wieder im bekannten Blau.

Auch der Versuch an einem Stück weißen Pelz aus Kakarotts Jagdbeute, dass sie braun färbte, nahm den Farbstoff an. Damit war klar, dass sie auch ihren Schweif färben konnte.

Zufrieden goss die die dunkle, chemisch riechenden Brühe im Wald weg, wo es eine dampfende Stelle hinterließ und versteckte Flaschen und Zubehör unter einem Busch.

Broly und Kakarott würden morgen Augen machen…

Statt sofort wieder ins Haus zu gehen, setzte sie sich auf die Bank vor dem Haus und sah in den Sternenhimmel. Die Luft war angenehm klar und frisch und roch nach Sommer.

In ihrem Bauch wühlten die unterschiedlichsten Gefühle: Freude über das Experiment, Vorfreude auf den nächsten Tag, Neugierde, Spannung, aber auch Nervosität und Sorge.

Sie hatte sich etwas Großes vorgenommen, was ihr Bruder als leichtsinnig betrachten würde.

Sie wusste, er war momentan nicht gut auf sie zu sprechen.

Bulma verzog schmollend den Mund.

Ein wenig biss sie das schlechte Gewissen, wie sie ihren kleinen Bruder in letzter Zeit behandelt hatte. Sie hatten sonst ein besseres Verhältnis, aber er war der Erste gewesen, der ihre Bindung durch seine heimliche Einzel-Ausflüge geschwächt hatte.

Ihm war sein Training doch so wichtig, dass er nicht darauf gewartet hatte, bis auch seine Schwester mitkommen konnte.

Gut, anderseits verstand sie es auch. Kakarott sah die alte Technologie als beste Chance an, um rechtzeitig stark genug für das Tatakai zu werden. Aber mittlerweile war er sogar stärker als Radditz zu seinem Tatakai, also warum machte er sich Sorgen.

Er war erst neun Jahre alt; er hatte noch Zeit, also echt?!

Bulma schnaubte empört.

Broly dagegen…es war offensichtlich, wie hingerissen er von ihr war, so wie er ihr nachlief.

Bulma schmunzelte.

Zuerst Veg, dann Broly…beide Jungs waren stark, aber gegen sie kamen sie nicht an. Sie hatte die Jungs um ihren kleinen Finger gewickelt und das war wie ein Machtrausch.

Vielleicht hatte sie deswegen auch so schnell ihre Scheu vor Broly verloren, weil sie schon mal einen fremden, starken Saiyajin im Wald getroffen hatte. Und jener war viel bissiger und gemeiner gewesen…jedenfalls am Anfang. Sie hatte keine Angst vor Broly, weil sie schon mal jemand Ähnliches becirct hatte.

Was sollte sie also befürchten?

Mit Broly und Kakakrott hatte sie zwei starke Beschützer an ihrer Seite, wenn sie durch Sadala gingen. Gerade Broly war der perfekte Führer: er kannte sich aus, tat alles für sie und war stärker als ihr Vater.

Mit ihm an ihrer Seite würde ihr nichts passieren.
 

Am nächsten Morgen…

Nachdem Gine wie üblich das Haus verlassen hatte, wollten sich die Kinder wieder mit ihrem Freund treffen.

„Flieg schon mal vor, ich komme gleich nach“ rief Bulma ihrem Bruder zu, bevor sie geheimnisvoll im Garten verschwand.

Kakarott sah ihr stirnrunzelnd nach, tat aber wie geheißen. So konnte er mal allein ein ruhiges Wort mit Broly reden.

Der Junge wartete bereits ungeduldig und stutzte, als er nur ein Kind ankommen sah. Suchend sah er sich um.

„Bulma kommt gleich“ beruhigte Kakarott ihn etwas genervt. „Aber da ich schon mal hier bin, kann ich es dir gleich sagen. Heute wird es das letzte Treffen sein.“

„Was? Wieso?“ erschrocken, fast ängstlich sah Broly ihn an. Hatte er etwas Falsches gemacht?

„Unser Vater kommt morgen und hängt dann zu Hause herum. Er wird wissen wollen, was wir tun und uns überraschen. Da von Bulma niemand wissen darf, musst du geheim bleiben. Besonders, wegen der Sache mit dem Fliegen und den Ausflügen nach Sadala. Unsere Eltern würden ausflippen, wenn sie davon erführen“ erklärte Kakarott.

„Oh…ach so“ Broly ließ niedergeschlagen den Kopf hängen, wodurch Kakarott wieder Mitleid mit ihm bekam.

„Wir können uns wieder treffen, wenn Vater wieder fort ist“ munterte er ihn auf und Broly lächelte erleichtert.

Die beiden Jungs standen noch eine Weile schweigsam rum, während sie auf Bulma warteten; nicht wissend, worüber sie reden sollten. Ungeduldig starrte Broly in den Himmel und zuckte überrascht zusammen, als er ihre Stimme plötzlich aus dem Gebüsch hörte.

„Broly, Kakarott, macht die Augen zu. Ich habe eine Überraschung für euch. Ihr dürft nicht gucken, bis ich es euch sage“ befahl sie.

Die Jungs sahen sich achselzuckend gegenseitig an, taten aber wie befohlen und legten sogar ihre Hände auf die Augen.

Sie konnten das Rascheln der Blätter hören, als Bulma aus dem Gebüsch stieg.

„Okay, jetzt dürft ihr gucken.“

Sie nahmen die Hände runter, öffneten die Augen und blinzelten die Gestalt vor sich verdutzt an.

Beide erstarrten, als sie plötzlich eine fremde Saiyajin vor sich sahen, mit langen, glatten, schwarzen Haaren, im roten Oberteil und heller Hose und einem Scouter über den einen Auge. Ein brauner Saiyajin-Schweif schlängelte sich hinter ihr aufgeregt durch die Luft.

„Na, was sagt ihr?“ forderte die Fremde mit Bulmas Stimme sie auf.

Die Jungs rissen die Augen auf und erkannten fassungslos die bekannten Gesichtszüge.

„Bu…Bulma?“ stotterte Kakarott mit offener Kinnlade und zeigte perplex auf die ihm gegenüberstehende Gestalt. Broly war sprachlos und starrte sie mit offenem Mund an.

Bulma lächelte selbstbewusst, trat näher und strich sich ihr noch feuchtes Haar selbstgefällig zur Seite. Sie vollführte eine Pirouette vor den beiden, um ihr neues Aussehen zu demonstrieren.

Wie geplant, hatte sie ihre Haare und den Schweif passend gefärbt und darauf geachtet, keine blauen Spuren zu hinterlassen. Über ihrem linken Auge trug sie ihren Scouter, dessen grünes Glas ihre blaue Augenfarbe einigermaßen gut verdeckte. Über dem anderen trug sie einen tief gekämmten, zur Seite gelegten Pony, so dass die schwarzen Strähnen einigermaßen die blaue Iris verdeckten.

Um sich unauffällig in die Menge einzuschleusen, hatte sie heute extra Kleidung im ähnlichen Stil und Farben, wie Broly sie ständig trug, ausgesucht: ein dunkelrotes Hemd, schwarz umgürtet, mit langen, cremefarbenen Hosen, dazu einfache Sandalen.

„Aber wie…wie ist das möglich?“ stotterte Kakarott, der sich langsam von seiner Überraschung erholte. Dann erhielt er schlagartig die Erkenntnis: Berry und sein geheimnisvolles Bündel!

Und er war der Trottel gewesen, der es besorgt hatte!

Schon wieder hatte Bulma ihn da reingezogen!

Broly konnte die Augen nicht abwenden und ließ seinen Blick über sie schweifen.

„Was sagst du, Broly? Sehe ich wie eine normale Saiyajin aus?“ fragte sie ihn aufgeregt.

Stumm nickte er.

Bulma war vielleicht ein wenig blasser, wodurch der Kontrast zu heller Haut und pechschwarzen Haar etwas stärker war, aber ansonsten sah sie wie eine durchschnittliche Saiyajin aus; wenn auch eine sehr hübsche Saiyajin.

Zufrieden nickte sie.

„Dann lass uns heute Sadalas Markt besuchen“ fasste sie ihren Plan zusammen und nun war den Jungs klar, warum sie so angezogen war.

„Spinnst du?“ brüllte Kakarott sie an. „Du kannst doch nicht…also deswegen diese Haare…was sollen Mutter und Vater sagen!?“

Bulma blieb ruhig. „Keine Sorge, ich kann das genauso schnell wieder ändern. Aber heute machen wir den Test. Wenn ich es schaffen, dass mich niemand erkennt, funktioniert die Verkleidung. Weißt du, was das heißt? Unsere Eltern müssten mich nicht mehr verstecken, nur weil ich anders aussehe. Auch dich nicht mehr, weil du sehr viel stärker geworden bist. Heute haben wir die Chance ihnen zu beweisen, dass wir uns vollkommen in die Gesellschaft der Saiyajins eingliedern können. Mama muss dann nicht mehr jeden Tag so weit fliegen, um zu ihrer Arbeit zu kommen. Wir könnten näher ans Dorf ziehen“ erklärte sie.

„Oder auch in die Hauptstadt“ fügte Broly hoffnungsvoll hinzu. Bulmas Plan überzeugte ihn. Wenn die Kinder sich dadurch nicht mehr verstecken müssten, könnte man sich jeden Tag treffen.

Bulma bemerkte siegessicher, dass Broly bereits auf ihrer Seite stand und wandte sich ihm zuckrig zu.

„Was denkst du über Kakarott? Kann er mit uns kommen? Er sieht doch auch normal aus?“ fragte sie ihn nach seiner Meinung und deutete auf die Kleidung ihres Bruders: Blaues, gegürtetes Oberteil und ebenfalls lange, helle Hose und Sandalen.

Broly nickte und Kakarott bemerkte, dass er wieder auf verlorenen Posten stand.

Verdammt, er hatte so sehr gehofft…warum kam sein Vater nicht heute? Für eine kurze Weile hatte er gehofft, sie würde endlich mal eine Pause einlegen und nun das?!

Aber jetzt mit Bulmas neuer Haarfarbe…sie sah so normal und unauffällig aus. Wie die Saiyajins, die er im Dorf gesehen hatte und es weckte doch seine Neugier.

Würde es funktionieren, könnte es alles ändern.
 

Sie landeten an der Stadtgrenze und schlichen sich durch enge, dunkle Gassen, die bis sie zum Marktplatz von Sadala führten. Die Jungs sahen Bulma fragend an.

Jetzt war der letzte Moment, um alles abzublasen.

Ein letztes Mal richtete Bulma ihre Kleidung, strich die Haare zurecht und nickte stur. Als keiner der Jungs sich bewegen wollte, schnaubte sie auf und schritt an ihnen vorbei ins helle Licht.

Eine neue Welt erwartete sie.

Auf dem Markplatz war viel los. Der runde Platz war in der Mitte und an den Seiten mit Marktständen belegt, in denen unterschiedlichste Ware präsentiert wurde.

Saiyajins in allen Größen, Männer, Frauen und Kinder, in unterschiedlichster Kleidung, oft aber in der typischen Rüstung, sahen sich die Waren an, unterhielten sich, aßen oder liefen beschäftigt umher.

Die hellen Wände der umstehenden Behausungen reflektierten das Licht, wodurch der Platz trotz früher Morgenstunde hell erschien.

Bulma musste sich zusammenreißen, um nicht mit offenem Mund wie ein Idiot starr zu stehen.

Der Lärm, die Gerüche, die Farben…die Realität war so viel aufregender als ihre Fantasie.

Broly musste sie an ihrem Arm zur Seite ziehen, sonst wäre sie von einem großgewachsenen Saiyajin beinahe umgerannt worden.

„Ich fühle mich gerade so winzig“ murmelte Bulma angesichts der vielen, großen Erwachsenen und Kakarott brummte zustimmend.

„Los, kommt mit“ forderte Broly sie auf und nahm ihre Hand. „Ihr seid Saiyajins und ihr seht gut aus. Niemand wird sich um uns kümmern. Lasst uns was frühstücken gehen“ er zeigte auf einen besonderen Bereich, wo die offenen Garküchen und Food-Stalls standen und es verheißungsvoll duftete.

Mit neugierigen Augen folgten sie ihm; gingen an Ständen vorbei, wo Waren wie glänzende Messer, getöpfertes Geschirr oder frischer Fisch offeriert wurden bis sie an den Ständen mit den frisch zubereiteten Gerichten ankamen. An kleinen Feuerstellen dampften und kochten unbekannte Gerichte vor sich hin. An anderen Ständen standen große, tönerne Krüge mit geheimnisvollen Flüssigkeiten, aus denen man Becher für die Kunden abfüllte.

Staunend sahen sie sich um und sahen Broly nach Rat heischend an, der sofort hilfsbereit die Führung übernahm.

„Also…Kakarott mag bestimmt die gegrillten Spieße…und Bulma, wie wäre es mit warmen, süßen Kuchen…dazu frischer Kefir oder heißen Tee, ja das hört sich gut an“ überlegte er laut und führte die Kinder an die betreffenden Stände. Er war schon öfters hier gewesen und kannte sich aus.

Bulma blieb dicht hinter ihm, den Kopf gesenkt; immer noch unsicher wegen ihres Aussehens und sah dabei zu, wie Broly selbstbewusst bestellt. Der Saiyajin, ein etwas älterer, hagerer Kerl überreichte vier hölzerne Spieße, auf die gut duftenden, marinierte Fleisch-Brocken gestochen waren. Broly stupste den immer noch staunenden Kakarott auffordernd an, damit er sie annahm, während er in seiner Beuteltasche nach ein paar Münzen suchte. Neugierig sah Bulma diesen Vorgang zu.

Der Vorgang wiederholte sich an zwei weiteren Ständen, wo Broly die heißen, süß-klebrigen, platten Teigfladen bestellte sowie Becher mit weißem, säuerlichen Kefir einkaufte.

An einen freien Tisch setzten sie sich hin und verspeisten die frischen Leckereien.

Die rumsitzenden Saiyajins waren mit ihren Speisen beschäftigt und kümmerten sich nicht um die drei Kinder.

Allmählich entspannten sich Kakarott und Bulma. Niemand erkannte sie, niemand forderte sie auf zu gehen oder jagte sie.

Sie waren normale Kinder, die gerade ein zweites Frühstück einnahmen.

Als Bulma ihren Kuchen verspeist hatte und sich die klebrigen Finger sauber geleckt hatte, wandte sie sich an Broly.

„Broly, kannst du mir noch mal die Münzen zeigen? Ich habe nie Geld gesehen“ forderte sie ihn auf und Broly öffnete seinen Beutel, um ein paar platte, bronzenen Metallscheiben mit einem Loch drin hervorzuholen. Neugierig besahen sich Bulma und Kakarott dieses unbekannte Zahlungsmittel. Bulma nahm eine in die Hand und befühlte den groben Rand und einige schwach geprägte Einkerbungen.

„In den Dörfern wird noch mehr getauscht. Ware gegen Ware, oft auch gegen Schmuck. Die wenigstens haben genug Münzen als Wechselgeld vorrätig. Aber hier in Sadala nutzen alle diese Münzen. Bronze ist das billigste Metall. Für eine Bronze-Münze kannst du dir ein Becher mit Kefir kaufen. Zehn davon sind so viel wert wie eine Silbermünze…“ er zeigte auf eine der wenigen Silbermünzen in seinem Besitz, ebenfalls mit Loch versehen. „…und hundert Bronzemünze sind eine Goldmünze wert. Eine große Mahlzeit kostet hier um die zehn bis zwölf Bronzlinge.“

„Oder eine Silbermünze und zwei Bronzlinge“ rechnete Bulma geschwind aus. Beeindruckt nickte Broly.

„Und warum das Loch?“ fragte Kakarott.

„So kannst du sie dir an eine Schnur binden. Wen man etwas Großes bezahlt, wird nach jeweils zehn Münzen ein Knoten gemacht. Auf diese Weise kann man das Zählen erleichtern“ wurde ihm erklärt.

Verstehend nickten die Kinder.

Während sie am dem frisch-säuerlichen Kefir nippten, beobachteten sie die Passanten.

Bulma fiel auf, dass einige der Häuser-Fassaden mit bunten Symbolen bemalt waren. Auch einige der Marktstände hatten eine textile Bedeckung, um vor der Sonne zu schützen, auf die teilweise Zahlen und Namen drauf gemalt waren. Diese bezeichneten die Art ihrer Ware und den Preis, aber welche Bedeutung hatten die unbekannten Symbole auf den Fassaden?

Eine Verzierung?

„Was bedeuten die Zeichen?“ fragte sie Broly und deutet auf ein Tribal-ähnliches Symbol.

„Oh, der Bewohner hat eine so große Tat geleistet, dass der König ihm dieses Symbol als Clan-Zeichen geschenkt hat“ erzählte Broly. Seine Freunde sahen ihn verständnislos an und er erkannte, dass er ausführlicher berichten musste.

„Äh, wenn ein Krieger besonders tapfer war, gibt ihm der König das Recht, ein Zeichen auf seiner Kleidung zu tragen und auf all seinen Besitztümer. Dieses Zeichen und sein Name geht in die Annalen der Geschichte der Saiyajins ein. Kein Saiyajin darf also ohne Einverständnis des Königs seinen Besitz kennzeichnen. Er muss sich dieses Recht erst verdienen. Symbol und Name bleiben fest verbunden. Wenn der betreffenden Krieger stirbt, wird das Zeichen mit neuer Kalkfarbe übermalt. Die einzige Ausnahme ist das Königswappen: dieses Zeichen wird von Vater auf Sohn übertragen.“

„Verstehe. Was für Taten denn? Kennst du jemanden, der so ein Symbol tragen darf?“ fragte Bulma.

„Mein Vater hat es wegen seiner wichtigen Aufgaben. Er sagt, ich würde eines Tages auch stark genug sein, um eines zu erhalten und damit der Geschichte der Saiyajins meinen Stempel aufzudrücken.“

Beeindruckt nickten die Kinder und sahen sich kurz wortlos an. Soweit sie wussten, hatte ihr Vater so etwas nicht.

Broly sah nachdenklich auf das Zeichen an der Hauswand. Er wusste, dass sein Vater sein eigenes Symbol nicht mochte. Das Symbol seines Vaters sah wie ein Kreis mit einem senkrechten Strich dadurch aus und ähnelte einem gespaltenen Auge, eine Anspielung auf die Narbe, die Paragus besaß.

Viele Clan-Zeichen orientieren sich an die besonderen Auffälligkeiten des betreffenden Saiyajins. Aber seine Narbe war nichts, worauf Paragus stolz war, weshalb sein Zeichen einen bitteren Geschmack besaß. Er verdächtigte den König, dies absichtlich so gewählt zu haben.

„In letzter Zeit ist diese Tradition auch seltener geworden“ fuhr Broly fort. „Der König interessiert sich nicht so besonders für die alten Traditionen. Deswegen haben die Händler auch angefangen, ihre Stände zu markieren. Solange sich niemand beschwert und es nur um die Bezeichnung ihrer Ware geht…“ er zuckte mit den Achseln. „Hauptsächlich Elite und Mittelklasse-Krieger haben ein eigenes Wappen. Sie dürfen sich davon ein Siegel schnitzen lassen. Tauchen sie es in Tinte oder heißen Wachs, können sie es wie ein Stempel nutzen.“
 

Die Kinder bemerkten nicht, wie sie beobachtet wurden.

Eine Gruppe von vier Jungs stand etwas abseits an einer Mauer und ließ Broly, den einzig ihnen bekannten Saiyajin, nicht aus den Augen. Sie trugen alle noch die typische braune Tunika der ungeprüften Kinder und keine Rüstung. Sie waren alarmiert und misstrauisch und verstanden nicht, wer diese beiden anderen Fremden waren, die da so locker-flockig bei ihm saßen.

Der Junge war klein, mit strubbeligen Haaren und sah nach nichts aus, aber das etwas ältere, größere Mädchen war hübsch.

Einer der Halbstarken verschränkte seine Arme und knurrte gereizt.

„Sieh dir an, wie er hier selbstbewusst herumstolziert und mit seinem Vermögen angibt.“

„Tse, an Colrab verschwendet er keinen Gedanken. Der Arme humpelt immer noch.“

„Ja, und mir tut der Arm auch noch ganz weh“ klagte ein anderer.

„Jemand wie er gehört doch eingesperrt“ murrte der Erste und seine Finger verkrampften sich in seine Arme.

„Ach, Proute, sei ehrlich, du bist nur neidisch. Je stärker man ist, desto besser. Wir haben halt nicht damit gerechnet, dass die Heulsuse Broly so austeilen kann“ tat sein Freund die Geschichte ab.

„Klappe, Teb“ keifte Proute ihn an; immer noch in seinen Stolz verletzt. Er stöhnte leicht auf. Die angeknackste Rippe tat ihm auch noch weh.

Seine Freunde kapierten immer noch nicht, welche Auswirkungen Broly auf ihre Zukunft hatte.

Selbst Wochen nach Brolys überraschten Wutanfall, hatten sich die Jungs nicht von ihrem Angriff vollständig erholt. Colrab hatte es am Schlimmsten erwischt. Er war der Schwächste gewesen und war in eine Mauer geschleudert worden. Die Knochenbrüche würden vielleicht schneller verheilen, wenn er in einen Medic-Tank durfte, aber das Recht musste man sich erst verdienen.

Solange es keine lebensbedrohliche Verletzung gab, durften zuerst die Krieger herein. Aber „einfache“ Verletzungen wurden geschient und verbunden und dann hieß es abwarten. Kinder hatten im Gegensatz zu dem beschäftigten Erwachsenen genug Zeit, um sich auszukurieren.

Schmerz machte einen stärker und die Jüngeren mussten diese Lektion lernen, während die Krieger schnellstmöglich wieder arbeitsfähig sein mussten. Keiner der Jungs hatte in einen Medic-Tank gedurft, stattdessen waren sie wegen ihres Benehmens sogar ausgeschimpft worden.

Warum hatten sie Broly provoziert?

Schwächlinge, die ihre Grenzen nicht kannten, sollten sich nicht wundern, wenn sie bestraft wurden.

Sie hätten Broly besser in Ruhe lassen sollen. Der Schmerz würde sie an diesen vorwitzigen Fehler erinnern.

Schmerzen zu ertragen, daran waren sayainische Kinder gewöhnt, aber für die Jungs kamen die Verletzungen im ungünstigen Zeitpunkt.

Das jährliche Tatakai fand bald statt und da sie alle bereit elf Jahre alt waren, hatten sie geplant daran teilzunehmen. Aus strategischen Gründen hatten sie im letzten Jahr verzichtet und die Zeit für mehr Vorbereitungen genutzt. Als eingespieltes Team hatten sie gewinnen wollen. Doch jetzt, mit den Verletzungen und ohne Medic-Tank, sahen ihre Chancen schlecht aus.

Sie würden dieses Jahr nicht dran teilnehmen können und im nächsten Jahr wäre es ihre letzte Chance. Sollten sie dann versauen, hätten sie als dreizehnjährige keine großen Chancen mehr, bei den Rekruten aufgenommen zu werden. Sie würden deren Vorsprung später im Leben niemals einholen können, um aus eigener Kraft stark genug für die Krieger-Klasse zu werden.

Dazu kamen die Gerüchte, dass König Vegeta das Tatakai abschaffen wollte und nur noch das Powel-Level als Maßstab gelten sollte. Die Jungs besaßen aber nur ein durchschnittliches Kraftlevel und ohne Tatakai als Möglichkeit, ihr Geschick zu beweisen, würde sich ihr Wunsch nicht erfüllen.

Die Zeit rannte ihnen davon.

Im nächsten Jahr konnte alles vorbei sein.

Proutes Kiefer verspannte sich bei diesem Gedanken und sein Hass stieg, als er seinen Erzfeind beobachtete.

Broly hatte ihnen ihre Zukunft genommen, aber erhielt keine Bestrafung?

Abgesehen davon, dass er nicht zurück in die Kinder-Gruppe durfte.

Das war unfair!

Gut, Colrab hätte vielleicht besser das mit seiner Mutter nicht sagen sollen. Das war schon eine Spur zu viel gewesen und deswegen war Broly ja so plötzlich ausgerastet. Colrab selbst hatte sich nicht getraut, den Erwachsenen zu erzählen, womit er ihn provoziert hatte und seine Freunde hielten auch schön loyal die Klappe.

Egal, Broly war ein eitler Sack und er verdiente es nicht, dass jemand mit ihm sprach. So jemand gehörte geschnitten. Keine Ahnung, wer die beiden Kinder waren, aber die würde man schon aufklären.

„Teb, Kail, Arlic…lasst uns die beiden Neuen mal kennen lernen“ forderte Proute seine Kameraden auf und sein Mundwinkel hob sich gehässig.
 

Die drei Kinder bemerkten die hasserfüllten Blicke nicht.

Während sie langsam ihren Kefir austranken, beobachteten sie die Passanten.

Langsam kam die Sonne höher und tauchte den Marktplatz in strahlendes Licht.

Bulma war glücklich. Ihr Traum hatte sich erfüllt; ihr Plan war genial.

Worüber hatten sich ihre Eltern Sorgen gemacht?

Sie gliederte sich perfekt ein. Auch ihre schwächere Kampfkraft war bislang niemanden aufgefallen, weil nicht jeder einen Scouter trug. Aber selbst wenn…die Saiyajins hatten besseres zu tun, als ständig den Powerlevel ihrer Umgebung zu scannen.

Hier, im geschäftigen Sadala, wollte man Geschäfte machen, hatte sich wegen Missionen zu melden, flog vom Raumflughafen oder arbeitete direkt für den König.

Bulma begann sich vorzustellen, wie es wäre hier zu leben: aufgewachsen als normal aussehende Saiyajin, mit einem anderen Namen.

„Leeka vielleicht…oder Turnipa…“ murmelte sie selbstvergessend.

„Hm?“ Kakarott, der ihr gegenübersaß, sah sie aufmerksam sah.

Bulma zuckte mit den Achseln. „Ach, ich habe mir nur einen Namen ausgedacht, wegen meiner Verkleidung. Turnipa hört sich doch gut an. Willst du dir auch einen anderen Namen ausdenken? Nur so aus Spaß“ fragte sie ihren Bruder.

„Ich bin mit meinen Namen zufrieden“ murrte er mürrisch. Sein Becher war schon lange leer und er wartete ungeduldig darauf, dass Bulma ihren auch austrank und sie ENDLICH gehen konnten.

„Turnipa klingt nett, aber deinen Namen finde ich auch schön. Er ist einzigartig“ gab Broly seine Meinung ab.

„Ja, aber solange ich hier in Sadala bin, will ich mich mal wie eine richtige Saiyajin fühlen. Es ist…es fühlt sich merkwürdig an. Niemand starrt mich an. Aber ich denke, ich gewöhne mich daran. Gut, ab sofort nenne ich mich Turnipa. Sie ist eine schwarzhaarige, hübsche, normale Saiyajin, die aus einem Dorf kommt und zum ersten Mal hier in Sadala ist“ webte sie sich eine Lebensgeschichte zurecht.

„Blablabla“ winkte Kakarott ungeduldig das Thema ab. „Wir haben den Markt gesehen, wir haben gegessen. Lass uns gehen! Meinetwegen auch zu Broly, aber ich mag es nicht, hier wie auf den Präsentierteller zu sitzen.“

Er stand auf und brachte die leeren Tonbecher zum Verkäufer zurück.

Broly und Bulma sahen sich einverständlich mit verschwörerischer Miene an. Kakarott hatte schlechte Laune, aber sie beide waren derselben Meinung: sie wollten noch nicht gehen.

Als Bulmas kleiner Bruder zurückkam und ungeduldig mit dem Kopf zur Seitengasse zeigte, schüttelte Bulma ablehnend den Kopf.

Bevor er sich beschweren konnte, zeigte Broly auf eine breite Straße, die vom Markt fort führte.

„Ich will euch nur noch die Prachtstraße zeigen. Sie wird so genannt, weil es in den Erdgeschossen die besten Waren von Sadala gibt. Die führt auf die Hauptstraße und von dort können wir zu mir fliegen“ beschwichtigte er beide.

Bulmas Mund zuckte selbstgefällig über ihren kleinen Sieg und Kakarott verschränkte eingeschnappt die Arme. Mit missmutiger Miene folgte er den beiden.

Sie schlängelten sich durch die Menge und folgten der Straße, die von beiden Seiten mit bunt bemalten Häuserwänden und rausgestellten Ladenständen belegt war. Während sich in den oberen Stockwerken die Wohnräume befanden, wurden die untere als Ausstellungsräume genutzt. Türen und Fenster waren weit geöffnet und Ware einladend nach draußen gestellt worden, um die Neugier der Passanten zu wecken. Jeder Händler hatte seine Spezifikationen: Bunt gewebte Teppiche, Möbel aus Holz, Geschirr aus bunt glasierten Ton, kleine, gerollte und mit Nüssen, Honig und Beeren verzierte Süßigkeiten, fein gewebte und gefärbte Kleidung mit Zierstickerei am Saum…Bulmas Schritte verlangsamten sich, während sie sich mit staunenden Blicken umsah. Die Jungs, die kein Interesse an den Waren hatten, mussten oft auf sie warten.

„Wie wunderschön“ bewunderte Bulma die Auslage in einem Laden, der bunte Stoffballen und feines Garn anbot. „Ich wusste nicht, dass die Saiyajins so schöne Sachen herstellen können.“

„Tun sie auch nicht“ erklärte Broly. „Das meiste sind Waren, die von anderen Planeten stammen. Entweder wurden sie als Bezahlung an uns eingesetzt oder es handelt sich um Beute“ erzählte er mit einem Anflug von Stolz.

Bulma stutzte erschrocken und Kakakott sah sie bedeutungsvoll mit hochgezogener Augenbraue an.

Es war wie mit der Hauptstadt selbst und der Scouter-Technologie: alles Beute aus Raubzügen.

„Gibt es denn irgendwas, was wir selbst herstellen können?“ fragte Kakarott ironisch.

„Öh, klar, alles was du sieht, kann man auch selbst machen, aber nicht in diesem Ausmaß“ rechtfertigte sich Broly. „Andere Völker haben halt dafür mehr Talent und wir sind gut im Kämpfen und Erobern. So ergänzen wir uns.“

„Das kommt darauf an, ob die anderen ihre Sachen freiwillig geben. Wenn sie keine andere Wahl haben, weil sie von den Saiyajin sonst vernichtet werden, muss man sich von seinen Besitz trennen; ob man will oder nicht“ murmelte Kakarott verdrossen.

„Was willst du damit sagen?“ fragte Broly mit zusammengezogener Augenbraue. Bislang hatte er seinen Lebensstil, der auf Kosten anderer Wesen ging, nie in Frage gestellt.

„Oh, sieh mal, wie schön“ lenkte Bulma ihn schnell ab, bevor ein Streit ausbrach und deutete auf den nebenstehenden Stand, der aus den bunten Stoffen die passende Kleidung anbot. Eine ältere Frau saß auf einem Hocker und beugte sich konzentriert über ein Stück Stoff, während sie es mit ihrer Nadel bearbeitete.

„Siehst du“ zischte sie ihrem Bruder zu. „Ein paar Dinge können die Saiyajins auch selbst machen.“

So wie sie es auch die letzten Jahre getan hatte und ihre Mutter es ihr beigebracht hatte.

Es gab nicht nur Saiyajins, die zerstörten, sondern auch welche, die etwas erschufen.

Er verdrehte die Augen. „Klar, können die Schwachen und Alten etwas anders tun als kämpfen, aber wer hat die meisten Rechte? Die Krieger“ murmelte er leise. Seine Schwester ignorierte ihn und seinen Einwurf.

Ungeduldig tappte Kakarott mit den Füßen, während seine Schwester eine rote Tunika mit bestickter, Kontrastfarbener Bordüre bewunderte, die auf einen hölzernen Ständer präsentiert wurde. Die Verkäuferin sah das Interesse und pries überschwänglich ihre Ware an, woraufhin Broly der verschreckten Bulma zur Hilfe eilte und sie schnell wegzog.

Kakarott drehte abrupt den Kopf. Seine Augen verengten sich misstrauisch.

Er hatte eine Präsenz gespürt. Seine Erfahrung, die er jahrelang in „Beute und Jäger“ -Spiele gesammelt hatten, sagten ihm folgendes: Jemand beobachtete sie.
 

Proute zog sich eiligst in den Schatten der Mauer zurück.

Die Jungs waren den drei unauffällig gefolgt und versteckten sich in den hinteren Reihen der Häuser. Sie schwebten und hielten sich eng an der schattigen Mauer, während sie die Kinder von oben beobachteten.

„Hui, das war knapp. Der Kleine hätte uns fast gesehen“ murmelte Arlic.

„Hey, Proute, was sollen wir machen? Ihn in eine Gasse ziehen?“ fragte Teb.

„Nein, zu viele Erwachsene hier“ gab sein Freund und inoffizieller Anführer der Truppe zurück.

Mit schmalen Augen sah Proute, wie Broly das Mädchen an der Hand hielt und sie selbstvergessen anlächelte. Sie schien ihm sehr wichtig zu sein.

So sehr, dass er noch nicht mal seine Umgebung im Auge behielt, sondern nur Augen für sie hatte.

Eine Idee kam auf.

Er grinste.
 

Während Broly durch Bulmas Fragen abgelenkt war, behielt Kakarott die Umgebung im Auge.

Aus Gewohnheit griff er hinter sich und zuckte zusammen, als er die Abwesenheit seines Stabes bemerkte. Bulma hatte ihn heute mit ihrem Plan überrascht, so dass er nicht mehr daran gedacht hatte, wie sonst auch seinen Kampf-Stab mitzunehmen.

Was für ein Fehler!

Er wartete darauf, dass Broly und Bulma zu ihm aufschossen und ging dann hinter den beiden, ihren Rücken beschützend.

Solange Bulma die Hand von Broly hielt, sollte sie sicher sein.

Wie angekündigt, endete die Prachtstraße an der breiteten Hauptstraße, wo seltsame Fahrzeuge die gepflasterten Straßen entlangfuhren.

„Die Straße führt vom Raumflughafen, wo die Waren ankommen quer durch Sadala bis zum Schloss“ erklärte Broly. „Sie ist die meistbefahrenste Straße hier.“

Für Broly und Kakarott war es der Zeitpunkt, ihren kleinen Ausflug zu beenden, aber Bulma blieb staunend stehen, um diese Fortbewegungsmittel genauer zu analysieren.

Sie ähnelten einige Fahrzeugen, die sie in der Tsufurujin-Basis gesehen hatte, aber andere sahen neu und unbekannt aus. Andere Technologie, die von einem fremden Planeten stammte?

Sie sah sich nach einem parkenden Fahrzeug um, um es genauer zu erforschen.

Kakarott ahnte, warum seine Schwester von dieser Maschine fasziniert war, während Broly verblüfft dabei zusah, wie Bulma mit ihren Händen das Metall berührte und sich in den Staub kniete, um das Fahrgestell besser betrachten zu können.

Gelangweilt drehte sich Kakarott um und behielt die Prachtstraße im Auge.

Seltsam…er spürte diese klebrigen Blicke nicht mehr. Waren ihre Verfolger verschwunden?

Broly wandte seinen Blick von Bulma ab, die ihr Interesse immer noch nicht verloren hatte und sah zu Kakarott hin, der ebenfalls abgelenkt aussah.

Er verstand nicht, warum das Mädchen von einer simplen Laster so fasziniert war, aber ihr Bruder schien deswegen nicht besorgt zu sein.

Aber etwas schien ihm zu stören, denn er sah so ernst aus, wie er auf die Einkaufsstraße sah…

„Jetzt!“

Ein lauter, plötzlicher Befehl erschallte.

Ehe Kakarott und Broly sich versahen, wurden sie hinterrücks angegriffen.

Broly ließ den Schlag einfach an sich abprallen, während Kakarott noch versuchte, der Faust, die auf sein Gesicht zuflog, auszuweichen. Statt seine Nase zu brechen, schrammte sie seine Wange. Der Kerl meinte es ernst und wollte ihn verletzten, aber Kakarott spürte, dass er seine Kraft noch zurückhielt.

Sein Angreifer, ein etwas größere, ältere Junge mit kurz-stacheligen Haar grinste ihn herausfordernd an.

Kakarott verstand nicht, warum man sie angriff, aber dass er einen seiner Verfolger vor sich hatte. Er beugte die Knie und hob abwehrbereit die Arme und geschlossenen Fäuste hoch. Das Grinsen seines Gegners verbreitete sich und er stürmte wieder auf ihn zu.

Wie Kakarott es von seiner Mutter gelernt hatte, nutzte er den Schwung seines Gegners aus und hebelte die Angriffe zur Seite weg.

Broly hatte mit seinem Gegner mehr Glück beziehungsweise hatte jener den falschen Gegner aufs Auge gedrückt bekommen.

Seine Furcht vor Broly lähmte ihn; die letzte Begebenheit steckte noch tief und unbewusst in den Knochen und er konnte sich auf keinen richtigen Angriff konzentrieren. Der Junge zitterte mehr, als dass er angriff und nach ein paar erfolglosen Schlägen, die Broly geschmeidig auswich, sah er seinen Kameraden hilfesuchend an.

„Kail, das reicht, oder? Lass uns gehen?“ rief er ihm flehend zu.

Kail, der von Kakarotts sanften, aber effektiven Verteidigungsmethoden überrascht war, knurrte enttäuscht, nickte aber. Beide Jungs sprangen in die Luft und flogen rasant fort.

Mit schmalen Augen sah Kakarott ihnen hinterher, bevor er sich an seinen Freund wandte.

„Broly, weißt du, was das zu bedeuten hatte?“ fragte er argwöhnisch.

Broly sah bedrückt zum Boden. Er hatte diese zwei erkannt.

„Ja, das sind…sie sind nicht nett. Tut mir leid, sie haben uns vermutlich nur wegen mir angegriffen“ entschuldigte er sich. Nun erst fiel ihm seine Freundin ein und er drehte den Kopf.

„Bulma, bist du okay? Bulma?“

Die Jungs erstarrten und sahen sich dann hastig um.

Bulma war nicht da.
 

Es geschah so plötzlich.

Bulma hatte noch auf den Boden gekniet, die geniale Konstruktion des Motors bewundert und plötzlich war dieser Ruf gewesen, der direkt von jemand hinter ihr gekommen war. Jemand packte sie, hielt ihr den Mund zu und sprang dann mit ihr in die Luft.

Starr vor Schreck hatte sie gesehen, wie am Boden gekämpft wurde und Broly und Kakarott abgelenkt waren.

Der Griff, der ihre Arme eng an ihren Körper fesselte, war fest und die Hand auf ihren Mund verhinderte, dass sie um Hilfe rufen konnte. Sie drehte den Kopf und versuchte, ihren Entführer zu erkennen. Er war jung und ihr unbekannt. Ein Blick zur Seite zeigte ihr einen weiteren jungen Saiyajin, der neben ihnen flog.

Bulma versuchte sich an die Lehren aus Gines Unterricht zu erinnern. Das wichtigste war, sich zu wehren und da sie nun auch fliegen konnte, musste sie nicht befürchten, zu fallen und ungebremst auf die Erde zu fallen.

Sie wand sich und versuchte sich aus dem Griff zu befreien, schlug mit ihren Ellbogen nach hinten. Der spitze Knochen traf erfolgreich die ungeschützte Nierengegend. Sie hörte ihren Entführer aufstöhnen und sein Griff lockerte sich ungewollt.

Bulma wand sich heraus, versuchte fort zu fliegen, doch er war schneller und packte sie am Arm.

„Verdammt, sei nicht so störrisch. Wir wollen dir nichts tun“ rief der Junge aus und hielt sie fest.

„Ich glaube dir nicht“ gab sie kreischend zurück und zog und zehrte ohne Erfolg.

„Hilf mir, Arlic“ rief er seinem Freund zu und gemeinsam schafften sie es, Bulma zu packen; einer hielt ihre Hände am Rücken fest, der andere ihre Beine. Als ob sie ein schweres Paket wäre, flogen sie mit ihr über die Stadtgrenze hinaus.
 

„Bulma ist weg…Bulma ist WEG“ murmelte Broly entsetzt.

Es war seine Aufgabe gewesen, sie zu beschützen, aber seinetwegen hatte man sie entführt.

Was, wenn ihr etwas geschah? Sie war doch so schwach und diese Jungs…sie wollten IHM wehtun, aber weil sie es nicht konnten, nahmen sie ihm das Einzige weg, was ihm etwas bedeutete.

Bulma gehörte ihm! Proute sollte es ja nicht wagen, sie anzufassen.

Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmte…

Die Wut kochte langsam in ihn hoch.

Gewaltfantasien breiteten sich in seinen Kopf aus.

Er würde sie bestrafen; er würde ihnen dieselben Schmerzen bereiten, wie sie ihm es angetan hatten.

Er würde…seine Fäuste ballten sich und er fing an, wütend zu zittern.

Kakarott blieb ruhig. Trotz der Gefahr hatte eine seltsame Ruhe den Jungen befasst, die ihm erlaubte, schnelle Schlüsse zu ziehen. Sein Instinkt als Saiyajin ließ ihn in dieser Stress-Situation ruhig agieren.

Bulma war weg, aber die fremden Jungs hatten eines nicht bedacht: er konnte ihre Aura lesen.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich

Die Anwesenheit so vieler starker Saiyajins erschwerte zwar das Suchen, aber seine starke Bindung zu Bulma war da hilfreich. Während die Auren der Sayajins sich wie helle, weißglühende Kerzenflammen anfühlten, war Bulmas Aura bläulicher. Vor seinem geistigen Auge sah er die hellen Aura-Flammen und suchte nach der einen, Besonderen.

Er fand sie.

Sie war nicht allein

Sie entfernten sich aus der Stadt, weg von den anderen Saiyajins, was ihm das Erspüren vereinfachte.

Doch plötzlich erschwerte eine neue, erstarkende Aura sein Aufspüren: wie eine allmächtige, blendende, lodernde Fackel löschte sie das Licht der schwächeren Auren aus.

Kakarott riss die Augen auf und sah neben sich.

Brolys Aura stieg an, aber auf eine furchteinflößende, rasante Art und Weise.

Seine Zähne waren aufeinandergebissen, die Fäuste geballt und seine Augen schienen hell zu lodern. Um seinen Körper wurde seine kräftige Aura sichtbar und seine Haare fingen an, aufwärts zu schweben.

Kakarott erkannte mit Schrecken, um wie viel stärker Broly war, aber auch, dass er gegen den Zorn verlor. Diese Kraft…sie war wie ein wilder Sturm, die seinen Freund mitriss. Impulsiv stürmte er auf ihn zu und packte seine Schultern.

„Broly, beruhige dich! Ich finde Bulma. Hörst du, ich kann sie finden!“ schrie er ihm ins Gesicht.

Brolys Augen waren starr und golden. Er war wie in Trance und schien ihn nicht zu hören, stattdessen knurrte er unheilvoll.

Kakarott bekam nun Angst. Das war nicht der sanfte, liebe Broly, den er kannte.

Dieser Junge war wie ein Fremder, der ihn selbst auch nicht mehr erkannte.

„Wir finden Bulma, aber dafür musst du dich beruhigen, hörst du!“ rief er ihm drängend zu. „Gemeinsam schaffen wir das. Ich bin da. Ich kann sie finden.“

Die Worte sprudelten hastig aus seinem Mund, aber es schien zu wirken. Der letzte Rest an rationalem Denken, dass Broly noch hatte, meldete sich zu Wort und übernahm wieder die Kontrolle. Dass sich sein Kontroll-Halsband automatisch bei diesen Kraftanstieg meldete und ihm ein paar stechende Elektroschocks verpasste, half zusätzlich.

Mit wachsender Erleichterung sah Kakarott dabei zu, wie Brolys Aura schwächer wurde und seine Iris wieder schwarz. Die Spannung verließ den Körper und sein Knurren hörte auf.

Beide Jungs keuchten heftig, nur aufgrund der kurzen seelischen Belastung.

„Wie…?“ fragte Broly leise. Er hob den Kopf und sah seinen Freund hoffnungsvoll, aber zugleich auch ängstlich an.

„Wie willst du sie finden?“ wiederholte er seine Frage. „Du hast keinen Scouter und ihr Powerlevel ist so schwach.“

Kakarott ließ seine Schulter mit einem aufmunternden Klopfen los und lächelte ihn beruhigend an.

„Sie ist meine Schwester. Ich werde sie immer finden.“
 

Proute, Arlic, Teb und Kail landeten mit der sich windenden Bulma auf einer Wiese abseits der belebten Stadt.

Endlich ließen Proute und Arlic das Mädchen los, die nicht aufgehört hatte sich zu wehren und Proute sogar in die Hand gebissen hatte.

Angewidert strich er die speichelbefleckte Hand an seiner Kleidung ab und besah sich die roten Abdrücke, den ihre Zähne hinterlassen hatten.

„Das…“ sagte er grimmig „…war absolut unnötig. Wir wollen nur mit dir reden.“

„Lüge. Ihr habt mich entführt“ entgegnete Bulma und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Sie analysierte die Situation: die vier Jungs waren ungefähr in ihrem Alter, hatten sie umstellt und ließen sie nicht aus den Augen. Fliehen war so nicht möglich. Aber keiner von ihnen trug eine Rüstung, also waren sie noch ungeprüfte Kinder.

„Ich weiß nicht, was ihr wollt, aber ihr solltet mich besser in Ruhe lassen“ warnte sie.

„Es geht nicht um dich, sondern um Broly“ erklärte Proute. „Wir wollen dich nur warnen ohne dass Broly sich einmischt.“

„Broly !?“ Bulma stutzte. Nun etwas beruhigt, dass die Jungs nicht wegen ihr und ihrem Aussehen eingegriffen hatte, sah sie eilig an sich herunter. Schnell strich sie ihre Haare vors rechte Auge zurecht, damit ihnen nicht ihr Makel auffiel. Das andere wurde immer noch von ihrem Scouter verdeckt. Dann bemühte sie sich um eine unschuldige Miene.

„Broly ist ein netter, lieber Junge, im Gegensatz zu euch“ entgegnete sie.

„Er ist ein Monster“ gab Proute schlicht zurück.

Bulma zuckte zusammen. Sie erinnerte sich nur zu gut, wie starr sie damals geworden war, als seine gewaltige Aura sie überrascht hatte. Aber solange man ihn nicht provozierte, war er ein lieber Junge.

Dass diese Jungs da anderer Meinung waren, sagte ihr genug über deren Charakter aus.

„Seid ihr die Jungs, die ihn ärgern?“ fragte sie mit schmalen Augen.

„Tse, ärgern“ Proute hob achselzuckend die Arme. „wir wollten das Weichei nur abhärten. Es war nur zu seinem Besten.“

Bulmas Mund verzog sich spöttisch. „Ich wette, das habt ihr schnell bereut, nicht wahr?“ fragte sie süßlich.

Proute zuckte verärgert zusammen. Aber statt sich deswegen zu verteidigen, ließ er seinen Blick prüfend über Bulma wandern, als versuche er, mehr über sie herauszufinden.

„Wir haben dich und den anderen noch nie hier gesehen. Wieso trefft ihr euch mit Broly? Wenn du über ihn Bescheid weißt, warum hast du keine Angst? Wer bist du eigentlich?“

Neugierig wurde sie begafft.

Bulma schluckte und reckte ihre zarte Gestalt. Stolz, als hätte sie jedes Recht hier zu sein, sah sie die Jungs strafend an. Gut, dass sie sich erst vor kurzem darüber Gedanken gemacht hatte.

„Ich heiße Turnipa und komme aus dem Dorf. Ich und mein Bruder haben Broly dort getroffen. Heute wollte er uns den Markt und die Prachtstraße zeigen, bevor ihr uns so rüge unterbrochen habt“ log sie mit erhobener Nase.

Die Jungs warfen sich gegenseitige Blicke zu. Langsam wurden sie unsicher.

Proute sah verärgert, wie sie an seinem Plan zweifelten und das Mädchen gerne gehen lassen wollten. Früher oder später würde sie sonst Brolys Zorn treffen.

Das Beste, was er tun konnte, war ihr zu zeigen, dass sie ihnen vertrauen konnte und sie keine Feinde waren.

Er zuckte gelangweilt mit den Schultern und setzte sich auf den kleinen Felsen, auf dem er stand. Angesteckt von der gelockerten Haltung ihres Freundes, entspannten sich auch die drei anderen Jungs; lehnte sich an den nächstbesten Baum oder setzten sich auf den Boden.

„Mein Name ist Proute und das sind meine Freunde Teb, Arlic und Kail“ stellte er sich vor.

Bulma spürte, wie die Spannung aus der Situation entwich. Keiner war mehr in Alarmbereitschaft. Es beeinflusste sie auch, beruhigte ihre Furcht, schwächte aber nicht ihren Argwohn.

Würden sie sie gehen lassen?

Sie wollten nur reden, hatten sie behauptet. Bulma beschloss, ihnen auf den Zahn zu fühlen.

„Also kann ich jetzt gehen?“ fragte sie misstrauisch.

Proute nickte und zeigte lässig hinter sich auf die Silhouetten von Sadala.

„Du kannst die Stadt nicht verfehlen; so weit entfernt sind wir nicht. Aber das könnte deine letzte Chance sein, mehr über Broly zu erfahren. Ich wette, du weißt nicht alles über ihn“ lockte er.

Bulma zuckte desinteressiert mit den Schultern.

„Eure Lügen interessieren mich nicht. Ich weiß genug über ihn.“

„Pfft“ Proute konnte ein abfälliges Prusten nicht unterdrücken und auch die anderen lachten auf.

„Du bist ja ganz schon selbstsicher“ höhnte er. Berechnend taxierte er sie.

„Liegt es daran, weil du ES bislang nie gesehen hast? Oder weil du ein Mädchen bist? Du scheinst zu glauben, dass du auf der sicheren Seite bist. Tja, das haben andere Kinder auch gedacht und sie konnten froh sein, wenn Broly sie bei seinen Wutanfällen ignoriert hat“ fing er an zu erzählen. Bulma wollte schnippisch antworten, aber Arlic mischte sich ein und schnitt ihr das Wort ab.

„Es hatte nichts mit uns zu tun. Broly kann in einen Moment ganz ruhig sein und still in der Gruppe vor sich hin spielen, aber dann plötzlich fängt er an zu knurren und greift den nächstbesten an. Ein Wort, dass man beifällig ausspricht, scheint es auszulösen oder eine falsche Bewegung; wir wissen es nicht. Hast du sein Kontroll-Halsband nicht bemerkt? So was muss nur er tragen. Er hat sich einfach nicht unter Kontrolle“ erklärte er.

Die anderen nickten zustimmend.

Teb fuhr fort: „Es ist in anderen Gruppen auch schon passiert. Nur weil sein Vater ein hohes Tier ist, kommt Broly immer ungeschoren davon.“

„Nun, er hat bislang weder mich noch meinen Bruder je angegriffen“ erzählte sie schnippisch. Sie sah Proute herausfordernd an. „Ich weiß anscheinend, wie man mit ihn spricht, ohne dass er wütend wird.“

Proutes Stirn zog sich zusammen. „Du klingst ja ganz schön überzeugt“ murmelte er und auch die anderen Jungs sahen sie nachdenklich an.

Proutes Lippen verzogen sich höhnisch, als er weiter fuhr. „Du glaubst, du hast ihn unter Kontrolle“ durchschaute er Bulma. „Du weißt, wie stark er ist, aber…ja, so wie er dich ansieht, scheint er dich sehr zu mögen. Du weißt das auch und bist deshalb so überzeugt, dass dir nichts passiert. Hah, du bist ja eine Nummer“ lachte er auf.

Dieses Mädchen war ja noch viel gefährlicher als sie geglaubt hatten. Von wegen naiv, sie hatte den gefürchteten Broly um den Finger gewickelt.

„Ich weiß nicht, was du meinst“ wehrte Bulma ab und sah betroffen zur Seite.

Wie hatte es dieser Fremde es so schnell geschafft, sie zu durchschauen?

Diese Reaktion sagte den Jungs aber, dass Proute ins Schwarze getroffen hatte.

Teilweise beeindruckt, aber auch ihrer naiven Überzeugung und Manipulation tadelnd, sahen sie sie kopfschüttelnd an.

Proute schnaubte abfällig. „Ich sehe schon, wir haben uns um die falsche Person Sorgen gemacht. Tja, wenn du glaubst, du kannst ihn kontrollieren: nur zu!“ forderte er sie auf. „Es stimmt schon, in den letzten Wochen war Broly wirklich ruhiger; soweit ich gehört habe. Wenn es dein Einfluss war, machst du ja nicht viel falsch und wir können davon nur profitieren. Dann wird es den anderen Kindern nicht so gehen wie uns“ mit diesen Worten hob er sein Hemd hoch und zeigte Bulma kurz seinen blau-grünen Brustkorb. „Das hat übrigens dein lieber Broly gemacht und ich hatte noch Glück. Meine Rippen werden bald verheilt sein, aber das Tatakai in diesem Jahr ist für mich gelaufen.“

„Für uns auch“ stimmte ihn Arlic zu und seine Freunde nickten.

Bulma versuchte Einspruch zu erheben. Sie wollte einwenden, dass weder sie noch Broly jemanden wehtaten, aber die Worte blieben ihr im Halse stecken.

Nun, es ging diesen Typen eh nichts an, wie sie mit Broly umging und sie hatten es ja selbst gesagt: sie konnte tun, was sie wollte, solange Broly so ruhig blieb wie in den letzten Wochen.

Stolz hob sie das Gesicht und sah ihrem Gegenüber hochnäsig an.

„Gut, wenn jetzt alles gesagt wurde, gehe ich jetzt. Sprecht mich nie wieder an“ warnte sie die Jungs. „Ich will mit euch nichts zu tun haben.“

„Tse, gleichfalls. Du und Broly seid ein hübsch-gefährliches Paar. Tu mir den Gefallen und vergiss unsere Namen und unsere Gesichter“ gab Proute verächtlich zurück.

Bulma schnaubte und plante, abzufliegen, als sie in ihrem Vorgang gestoppt wurde. Am Horizont sah sie zwei Punkte, die schnell auf sie zuflogen und nun so nahe waren, dass sie ihre Auren erkennen konnte.

Es waren Kakarott und Broly, aber…sie konnte es spüren, je näher sie kamen.

Brolys Aura wuchs und sie fühlte sich unheilvoll aggressiv an.

Kakarott, der vor ihm flog, schien das auch zu spüren, denn sie konnte ihn laut rufen hören:

„Sieh mal, Broly, ich hatte Recht. Da vorne ist Bulma und es geht ihr gut. Alles ist in Ordnung.“

Sie konnte den beruhigenden Ton, aber auch den besorgten Unterton in dieser Aussage hören und da landeten schon die beiden Jungs bei der Gruppe.

„Bulma, wir haben dich gefunden“ rief Kakarott erleichtert aus und rannte auf seine Schwester zu, während Broly aus schmalen Augen Proute taxierte. Der war kurz abgelenkt von diesem seltsamen Namen.

„Ich dachte, dein Name sei Turnipa“ fragte er argwöhnisch.

Bulma wusste nichts drauf zu erwidern und blickte lieber zu ihrem Bruder runter, der aber auch deutlich angepisst war.

„Wusstest du, wie stark Broly wirklich ist?“ flüsterte er zu ihr hoch. Bulma wusste nichts auf den Vorwurf einzuwenden und zuckte ertappt zusammen.

„PROUTE“ Broly rief laut seinem Namen und zog dessen Aufmerksamkeit wieder auf sich. Brolys Fäuste waren geballt und er presste die Zähne verbissen aufeinander.

Proute blieb ruhig.

„Reg dich ab, Broly. Wir wollten nur mit deiner Freundin sprechen. Wie du siehst, haben wir ihr kein Haar gekrümmt. Ihr beide habt euch echt verdient; da mischen wir uns nicht ein“ erklärte er.

Schnell warf Broly ihr einen kontrollierenden Blick zu und sie hob grüßend-zittrig ihre Hand, während ihre andere immer noch tröstend Kakarotts Schulter tätschelte.

„Fasst sie nie wieder an“ drohte Broly.

„Ja, ja, schon verstanden. Geht! Wir halten euch nicht auf“ schnaubte Proute. „Du hast wirklich eine tolle Freundin gefunden. Obwohl sie Bescheid weiß, will sie trotzdem nicht mit dir brechen.“

Broly wurde unsicher.

Was hatte Proute ihr erzählt?

Wusste Bulma etwa davon, wie er im Zorn andere verletzte?

Hatte sie jetzt Angst vor ihm?

Warum hatte Proute ihr das erzählt?

Oh…nun verstand er. Es war seine Rache. Anstatt Bulma wehzutun, hatte er dafür gesorgt, dass sie nicht mehr mit ihm befreundet sein wollte.

Brolys Augen waren weit aufgerissen und seine Iris fing wieder an, sich gelb zu verfärben, die Pupille wurde starr.

Proute bemerkte den wütenden, bekannten Blick, stand eilig auf und hob abwehrbereit die Fäuste. Seine Freunde taten es ihm gleich.

„Hey, jetzt beruhige dich. Verdammt noch mal. Sie wusste längst Bescheid über dich. Es war keine Überraschung. Wir haben ihr nichts Neues gesagt“ rechtfertigte er sich schnell.

Bulma und Kakarott spürten, wie sein Ki anstieg und Bulma schrie laut auf.

„Es stimmt, Broly. Ich weiß es, aber es ist nicht schlimm. Du hast mir nie gesagt, warum du nicht mit den anderen spielen wolltest. Nur, dass sie dich immer geärgert haben. Aber ich weiß von deiner Stärke und deinen Schmerz. Als ich dich damals gefunden habe…ich wusste genau, wie man sich fühlt, weil keiner einer versteht“ versuchte sie ihn zu beruhigen.

Sie ließ Kakarott los und rannte auf Broly zu, der selbstvergessen nur auf Proute starrte und ihre Worte anscheinend nicht hörte. Sie rüttelte an seinen schmalen Schultern und spürte bereits die Anstrengung, die sie brauchte. Da war so viel Kraft in diesem kleinen Körper. Sie schaffte es kaum, seine Aufmerksamkeit auf sie zu richten.

„Hörst du, Broly? Alles ist in Ordnung. Wir können jetzt zu dir gehen und diese Jungs werden uns nicht mehr belästigen.“

Die Jungs sahen ängstlich-erwartungsvoll zu, wie Bulma versuchte, den knurrenden, stierenden Broly zu beruhigen und auf ihn leise einredete. Kakarott konnte spüren, wie die Gefühle sich in Brolys Aura wiederspiegelten: Unsicherheit, Angst, Wut, Erleichterung…allmählich schienen Bulmas Worte zu ihm zu dringen, denn das Ki nahm ab.

Kakarott atmete erleichtert auf. Seine Schwester hatte es tatsächlich geschafft.

Die anderen Jungs konnten es nicht spüren, sahen aber, wie Brolys verkrampfte Haltung zusammen sackte und der Junge seinen Kopf hängen ließ und schwer atmete.

Beeindruckt sahen sie das Mädchen an.

„Wow, du hast es geschafft, Turnipa“ sagte Kail fasziniert.

Proute sah die beiden prüfend an. Wie er es sich gedacht hatte: dieses Mädchen hatte tatsächlich Broly gezähmt.

Arlic seufzte hoch auf. „Scheiße, ich hatte schon gedacht, der Kerl rastet wieder aus und macht aus uns Hackfleisch.“

Teb, der neben ihn stand, nickte zustimmend. „Ja, es hätte nicht mehr viel gefehlt und ich hätte nach meiner Mutter geschrien“ scherzte er.

„Mutter?“

Die Kinder sahen erschrocken zu Broly, dessen Kopf immer noch gesenkt war und dieses Wort plötzlich wiederholte.

„Mutter?!“

„Oh, oh…“ Proutes Augen wurden groß. Dieser starre, kalte Tonfall…den kannte er. „Rennt!“ schrie er seine Freunde und die beiden andere Kindern zu, aber es war zu spät.

„MUTTER!“

Ob das Wort ihn an die letzte Aufreizung erinnert hatte? Wo die Jungs ihn mit seiner toten Mutter provoziert hatten? Oder weil er Angst hatte, den Mutterersatz Bulma zu verlieren? Hatte Broly sich nicht ganz so beruhigt, wie sie geglaubt hatten?

Als Trigger war das Wort ausreichend.

Broly brüllte wütend auf, sein Ki stieg rasant an und die erste Welle seiner Aura, die sein Körper ausstrahlte, prickelte auf Bulmas Haut. Sie musste ihn loslassen, weil ihre Handflächen anfingen zu brennen.

Erschütterte sah sie, wie Broly den Kopf in den Nacken lehnte, in den Himmel stierte und tief brüllte. Seine Augen waren kalt und golden, seine Haare standen plötzlich aufrecht.

Ihr Scouter piepste alarmiert auf.

1.000…2.000…3.000…immer schneller stiegen die Zahlen und von diesem Anstieg überfordert, fing ihr Scouter an zu rauchen. Brolys Halsband fing ebenfalls an zu zittern und zu piepen und brach dann plötzlich zusammen. Nun drehten sich die Zahlen noch schneller auf Bulmas Scouter.

Bei einem Wert von 12.000 explodierte er an ihrem Ohr und zerfiel in nutzlose Einzelteile. Sie hielt sich die schmerzende Stelle und sah fassungslos auf den Jungen, der nichts mehr von seiner Umgebung erkannte: er war vollkommen in seinem Zorn gefangen.

Nun ohne Scouter, spürte sie seine Aura noch intensiver: ein Waldbrand voller Wut und dieses Mal stand sie direkt davor. Sein Ki attackierte sie voller Wucht und lähmte sie.

Plötzlich hörte Brolys Wutschrei auf. Der Junge senkte den Kopf und nun konnte Bulma sein Gesicht sehen. Seine Augen waren immer noch in der ungewöhnlichen Farbe getönt und sein Mund hatte sich zu einen untypischen, wahnsinnigen Grinsen verzogen.

Langsam drehte er den Kopf und sah den ersten seiner Beute an: den Wortführer Proute.

Die Angst lähmte den Jungen, der trotz drohender Gefahr es nicht geschafft hatte, zu fliehen.

Er ließ den unberechenbaren Broly nicht aus den Augen und hoffte darauf, dass seine Beine schnell anfingen, sich zu bewegen.

Dann war auf einmal Broly nicht mehr an seinen Platz, nur noch das Mädchen stand da. Bevor Proute kapierte, was passiert war, erhielt er einen Schlag in den Bauch vom blitzartig vor sich auftauchenden Broly. Proute wurde meterweit fortgeschleudert und landete in einer verdrehten Haltung.

Die anderen Jungs schrien entsetzt auf. Auch Bulma sah voller Schock, wie der Anführer der kleinen Truppe plötzlich so still und leblos im Gras lag.

Broly dagegen lächelte grausam und drehte langsam den Kopf, um sich die nächste Beute auszusuchen und sich an ihrer Angst zu weiden.

Jetzt traf es den schwachen Teb.

Wieder blitzartig, stand Broly vor ihm und drückte mit einer Hand langsam seine Kehle zu. Teb keuchte und kratze hilflos, während er einige Zentimeter hochgehalten wurde.

Arlic kreischte auf und attackierte Brolys Rücken, in der Hoffnung, ihm zum Lockern seines Griffes zu bringen. Doch Broly brauchte nur seinen freien Arm, um ihm ebenfalls einen Schlag auf die Brust zu versetzen. Dieses Mal nutze er seine Kraft gezielter. Anstatt seine Beute weit fort zu schleudern, riss er ihm ein Loch in den Bauch. Arlic spuckte Blut und schlug auf den Boden auf.

Die restlichen drei brüllten entsetzt auf.

„Bulma, flieh. Flieg so schnell du kannst“ rief Kakarott ihr zu, aber sie schüttelte entsetzt den Kopf. Sie konnte sich immer noch nicht bewegen. Ihre Augen wanderten bestürzt zu den immer noch bewegungslosen Proute und den eindeutig toten Arlic. Teb lief schon aus Luftmangel blau an.

Kail, der letzte der Truppe, wusste, dass er keine Hilfe war und ließ seinen Fluchtinstinkt übernehmen. Er wollte sich in Sicherheit begeben und hoffte auf Hilfe.

Er flog los.

Broly bemerkte das unwillig und mit einer beiläufigen Handbewegung brach er Tebs Hals, bevor er sich auf die Jagd nach dem Flüchtling machte. Nun nicht mehr im direkten Wirkungsbereich seiner furchteinflößenden Aura, krachte Bulma auf den Boden. Ihr Magen drehte sich um und sie erbrach sich keuchend.

Was passierte hier?

Wieso war Broly so…so…er hatte einfach drei Saiyajins getötet…einfach so…

„So ein Monster“ keuchte sie auf. Sie gab es zu!

Sie hatte sich geirrt.

Sie hatte ihn nicht unter Kontrolle.

Sie spürte eine Hand auf ihre Schulter und sah erschrocken hoch. Es war Kakarott, der all seine Kraft zusammen nahm. Sein Ki war auf Maximum gestiegen, um sich gegen die Wellen von Broyls Aura zu schützen. So schaffte er es, sich zu bewegen.

„Los, Bulma, hol dein ganzes Ki raus und forme es zu einer Rüstung. So, wie du es sonst machst, wenn du hoch fliegen willst“ befahl er. Bulma tat wie geheißen.

„Gut, und jetzt…flieg los. Flieg so weit du kannst und versteck dich“ gab er die Anweisung.

„Was?“ Erschrocken starrte sie ihren Bruder an. „Was hast du vor? Das…das schaffst du nicht. Er hat mindestens ein Powerlevel von 12.000 und du bestenfalls 1.100. Ohne Erwachsene…wir können nicht. Ich will nicht, dass du stirbst.“

„Will ich auch nicht“ gab er trocken zurück. „aber wir sterben hier gleich beide, wenn wir nicht was tun. Bei dem Lärm, den er gerade gemacht hat, wird bestimmt jemand gleich hier kommen und dich darf man nicht sehen. Du bist keine Hilfe mehr, Bulma. Deine Worte erreichen ihn nicht. Das einzige, was du kannst, ist zu fliehen.“

„Ich will dich aber nicht alleine mit IHM lassen“ kreischte sie auf.

Angst und Gewissensbisse peinigten sie. Sie hatte Broly gefunden und sich offenbart. Sie hatte ihr Versprechen gebrochen Es war ihre Idee gewesen, nach Sadala zu kommen und sie hatte sich die Haare gefärbt. Sie hatte sich von diesen Typen entführen lassen und es nicht geschafft, Broly zu beruhigen.

Es war alles ihre Schuld.

Doch Kakarott sagte es nicht, machte ihr keine Vorwürfe. Stattdessen schenkte er ihr ein aufmunterndes Lächeln.

„Bulma, ich habe dich lieb, aber jetzt gerade bist du mir ein Klotz am Bein. Also tu mit diesen letzten Gefallen und flieg“ er deutete mit einem Kopfnicken auf den Wald am Horizont, der gerade besonders weit entfernt aussah.

„Die Basis oder unser Zuhause…Broly war nie dort“ schlug er vor und mit einem letzten Nicken verabschiedete er sich „Wir werden uns wieder sehen. Versprochen.“

Damit war für ihn das letzte Wort gesprochen. Mit ernster Miene ging er los, entfernte sich einige Schritte, den Blick in den Himmel erhoben, wo er Broly mit den gefangenen Kail in seinen Armen sah, der den Jungen langsam und genüsslich das Rückgrat mit seiner Umarmung brach. Broly weidete sich an den Schmerzensschreie.

Kakarott wusste, dass dieses Wesen dort oben nicht mehr sein Freund war.

Es war nicht mehr der sanfte, liebe Broly, der nie gegen ihn kämpfen wollte, um ihn nicht zu verletzen.

Aber jetzt…

„Ich werde dich aufhalten, Broly“ murmelte Kakarott und stellte sich breitbeinig auf.

„Kame….“ Energie sammelte sich zwischen seinen Händen.

„Hame…“ Ein blendender Ball formte sich.

„Haaaaa“ Ein mächtiger Ki-Strahl schoss auf Broly zu, der gerade den leblosen Körper seines letzten Opfers aus der Höhe fallen ließ und von diesem Angriff überrascht wurde.

Der Angriff traf ihn mit voller Wucht und explodierte. Rauch umgab ihn.

Kakarott drehte den Kopf und sah seine Schwester immer noch auf den Boden liegend.

„JETZT FLIEG ENDLICH LOS“ rief er ihr wütend entgegen.

Sie konnten es doch beide spüren.

Brolys Aura war keine Spur schwächer geworden. Kakarotts mächtigster Angriff zeigte keine Wirkung.

Der Rauch verzog sich und Broly starrte breit grinsend und unverletzt auf sie herunter. Sein Ki war so stark, dass er unbewusst eine Rüstung um seinen Körper bildete und schwache Angriffe abblocken konnte.

Bulma keuchte auf und endlich, endlich bewegte sie sich in entgegengesetzter Richtung; rannte zuerst ein paar Schritte, bis sie sich endlich genug konzentriert hatte, um abzufliegen.

Broly knurrte missbilligend und machte Anstalten, ihr zu folgen, aber das verhinderte ihr Bruder. Kakarott schwebte ihm entgegen.

„Vergiss es, Broly, so nicht. Du würdest ihr gerade nur wehtun“ sprach er ihn ruhig an.

„Kakarott“ knurrte Broly wieder in dieser seltsamen, dunklen Stimme.
 

Broly fühlte sich nur wenig besser, nachdem er diese vier Maden so schnell erledigt hatte.

Er wollte Bulma, aber Kakarott stellte sich ihm in den Weg.

So, wie er schon oft getan hatte.

Kakarott wollte nicht, dass Bulma nach Sadala flog und bei ihm war.

Damit war er auch ein Feind.

Wenn er weg war, hatte er Bulma für sich allein.

„Kakarott“ wiederholte er dumpf.

Dann würde sich Bulma nur noch um ihn kümmern und immer bei ihm bleiben.

„KAKAROTT!“ brüllte er laut.
 

Kakarott schluckte, als Brolys Aura noch mal einen Schwung zunahm.

Zu seinem Glück hatte er einen Plan, denn mit purer Kraft hatte er keine Chance. Bulma war noch nicht weit entfernt genug.

Im Stillen dankte er seinen Vater für seine Lektionen. Er wünschte sich, er hätte mehr Zeit mit ihm verbracht. Aber manche Dinge sah man erst vor seinem herannahenden Tode klarer.

Broly flog auf ihn zu.

„Du wirst sie nicht anfassen“ rief er ihm entgegen und diese Worte schienen seinen Freund noch wütender zu machen. Seine Wut…er war ja nicht mal in der Lage, anständig zu sprechen.

Kakarott konzentrierte sein Ki in Richtung Stirn und hob die Hände, mit gespreizten Fingern.

„Sonnenblitz“

Die neue Attacke, die er erst kürzlich gelernt hatte, zeigte dieses Mal Wirkung.

Ein heller Blitz aus Ki blendete Brolys Augen. Davor konnte seine Ki-Rüstung ihn nicht schützen.

Er hielt sich brüllend die Augen zu und krümmte sich schmerzvoll; zeigte eine Blöße.

Genau darauf hatte Kakarott genau gehofft.
 

Mit schmalen Augen öffnete Broly seine Augen. Seine Umgebung war weiß und er konnte nichts erkennen. Der Schmerz reichte nicht aus, um ihn wieder zur Besinnung zu bringen. Eigentlich machte es ihn nur wütender.

Er sah sich um; langsam gewöhnten sich seine Augen wieder und er konnte am Horizont den kleinen Punkt der fliehenden Bulma sehen.

Den Vorsprung würde er schnell einholen.

Gleich war sie sein.

Er streckte bereits besitzergreifend die Hand aus, wollte los fliegen, als…er zuckte zusammen. Ein unglaublich-pochender Schmerz durchflutete und lähmte ihn.

Irritiert drehte er den Kopf nach hinten und sah, wie Kakarott seinen Schweif fest hielt.

„Ich habe deinen Schwanz“ lächelte Kakarott siegessicher und drückte so fest zu, wie er konnte. Broly wurde schwächer und fing an zu sinken. Er konnte sich nicht mehr in der Luft halten.

Sie landeten auf den Boden und Kakarott hörte nicht auf, Druck auszuüben. Dank seines Trainings wusste er genau, wo und wie es besonders stark schmerzte.

Brolys Händen bohrten sich in die Erde und er brüllte laut auf. Er zitterte und keuchte, aber er gab nicht auf.

Kakarott keuchte. Er hoffte darauf, dass Broly sich allmählich beruhigte. Wenn man den Druck lange genug ausübte, wurde man schwächer.

Doch das Gegenteil trat ein. Broly drehte den Kopf und durchbohrte Kakarott mit wütenden Blicken. Wieder schrie er laut auf und legte sein Ki in diesen Kampfschrei.

Kakarott hatte das Gefühl, als würde ihm gleich das Trommelfell platzen, aber er konnte seine Ohren nicht schützen und gleichzeitig den Schweif halten.

Er musste durchhalten.

Seine Ohren fingen an zu bluten und die Geräusche wurden dumpfer, aber er hielt durch.

Broly sah irritiert, dass sein Gebrüll keine Wirkung zeigte angesichts Kakarotts Starrsinn und er verlegte sich auf eine neue Technik.

Wieder holte er nach Luft, aber diesmal stieß er die Luft direkt konzentriert aus, mit seinem Ki gemischt.

Kakarott hatte das Gefühl, als würde ein übergroßer Dampfhammer, gespickt mit scharfen Messern seinen Körper ungeschützt bearbeiten. Trotzdem behielt er den Griff bei, obwohl seine Haut, seine Muskeln und Knochen schmerzten und bluteten.

Broly grinste siegessicher. Er sah, wie seine Verteidigung bröckelte.

Kein Wunder, er hatte keine und war den Angriff ungeschützt ausgeliefert.

Er wiederholte den Angriff und dieses Mal konzentrierte er sich auf die Arme und Schulter. Der Schmerz zerriss Kakarott fast, als würde man ihm die Arme ausreißen und er konnte nicht mehr: er ließ los und wurde vom heftigen Windstoß fort geschleudert.

Keuchend versuchte er sich schnell auf die Beine zu stellen. Das gleiche versuchte auch Broly, dessen Kraft langsam wieder zurückkam.

Kaakrott unterdrückte den Schmerz, nahm seine Kraft zusammen und formte ein letztes Kame-Hame-Ha mit all seinem Ki.

Broly knurrte und stellte sich langsam auf.

„Kame-Hame-Haaaa“

Der Energiestrahl traf mit voller Wucht den Wüterich und riss ihn einige Meter fort.

Kakarott lächelte schwer atmend.

Jetzt musste er nur noch schnell wegfliegen und sich verstecken, doch…seine Beine sackten zusammen. Er hatte sich verschätzt.

Er hatte keine Kraft mehr.

Hilflos lag er auf den Boden und hörte, wie Broly, der den Angriff gut weggesteckt hatte, mit leisen Lachen näher kam.
 

Kakarott lag keuchend am Boden. Sein ganzer Körper schmerzte, er konnte die gebrochenen Knochen spüren. Blut lief über eine offene Wunde an der Stirn über sein Auge bis zu seinem Mund, wo er das Eisen schmecken konnte.

Rasselnd schnappte er nach Luft und schrie dann schmerzvoll auf, als Broly seinen Fuß auf den Brustkorb stellte.

„Broly, bitte…tu das nicht“ flehte Kakarott keuchend und sah zu seinem ehemaligen Freund hoch. Doch dessen Pupillen waren mittlerweile stecknadelgroß, so dass die Augen fast weiß und seelenlos wirkten. Broly war in seiner Wut und Kraft verloren; die so stark waren, dass ein Kind es nicht kontrollieren konnte.

„Kakarott“ murmelte er siegessicher mit grausamem Lächeln und hob langsam den Fuß, um ihn gleich mit aller Kraft auf den Wehrlosen niederschlagen zu lassen; den letzten Moment an Angst auskostend.

„KAKAROTT; STIRB!“ rief Broly zum Abschied aus.

„FINGER WEG VON MEINEM SOHN!“

Broly drehte überrascht den Kopf, aber zu spät. Er erhielt einen kräftigen Tritt mitten ins Gesicht, der ausreichte, um ihn von Kakarott fortzuschleudern.

Der verletzte Junge am Boden riss überrascht die Augen auf und sah zur Gestalt hoch, die wütend Broly anstarrte.

Es war sein Vater.
 

Kurz zuvor…

Bardock verließ das große Raumschiff, das ihn mitgenommen hatte.

„Glück im Unglück“ dachte er sich, als er die Rampe verließ.

Eigentlich hätte er morgen ankommen sollen, aber sein Pod hatte einen Schaden beim Landen erlitten. Zum Glück war im größeren Raumschiff, das die Beute aufnehmen sollte, noch ein Platz frei gewesen, so dass er mitfliegen durfte.

Seine Familie würde Augen machen, wenn er einen Tag früher heimkam.

Zufrieden schwebte er hoch und verließ den Raumflughafen, als er plötzlich einen Stich in seiner Brust, Richtung Herz, spürte.

Erschrocken griff er sich an die Brust.

Woher kam dieser Schmerz?

Er keuchte auf und sah sich suchend nach einem unsichtbaren Gegner um.

Plötzlich registrierte sein Scouter eine unglaublich hohe Kampfkraft, die von einer einsamen Wiese abseits des Raumflughafens und Sadala kam.

„Über 20.000…wer hat so ein mächtigen Powerlevel? Nicht mal der König und der Prinz sind so stark“ murmelte er überrascht.

Die Neugier siegte und er flog näher, bis er zwei kleine Punkte am Boden erkannte.

Die aufrechtstehende Gestalt war die Quelle der Kraft und dort am Boden lag verletzt…

Bardock erstarrte…dann biss er die Zähne zusammen, knurrte und flog rasant auf die Kinder zu.
 

„Va…Vater?“ murmelte Kakarott und wusste nicht, ob er erschrocken oder erleichtert sein sollte. Doch die Erleichterung überwog.

Bardock kniete sich hin und berührte vorsichtig den verletzten, kleinen Körper.

„Bleib ruhig liegen, ich kümmere mich um den Kerl. Es wird alles gut“ beruhigte er ihn. Kakarott schloss kraftlos die Augen. Bardock sah besorgt seine schweren Verletzungen.

Sein Scouter warnte ihn mit hohen Piepton und Bardock stand rechtzeitig auf, um den kleinen Wirbelwind abzuwehren und eine Reihe von Schlägen zu verpassen.

Der instinktgesteuerte Broly merkte, dass sein neuer Gegner nicht so einfach zu besiegen war und hielt nun etwas Abstand, um ihn genauer zu beobachten.

Er war größer, mit finsteren Blick und er ähnelte…

„Kakarott“.

„Falsch, Bardock“ berichtigte der Krieger und schoss ohne Vorwarnung einen Energiestrahl auf ihn ab.

Staub wurde aufgewirbelt.

Bardock warf einen letzten Blick auf seinen Sohn und beschloss, nach oben zu schweben.

Dieser Wahnsinnige musste sich auf ihn konzentrieren und nicht mehr auf den Verletzten. Er drückte auf seinen Scouter und setzte einen Notruf ab.

Warum war bislang noch niemand gekommen?

Waren die Jungs zu abseits für die Scanner der Scouter gewesen?

Aber eine Kampfkraft von über 20.000…die Wächter mussten doch längt wissen, dass etwas geschah?

Bardock fielen die Überreste anderer Saiyajins auf; junger Saiyajins, Kinder noch…er war entsetzt.

Als er die gelb-grün glühende Aura seines Gegenübers bemerkte, der zu ihm hochsah, wusste Bardock, dass dies ein Gegner war, den er nicht besiegen konnte.

Aber er musste lange genug durchhalten, damit sein Sohn gerettet werden konnte.

„Na los, Rotzbengel, komm her! Ich versohl dir den Hintern, bis du nicht mehr sitzen kannst“ provozierte er den Kleinen und winkte ihn zu sich herauf.

Es funktionierte. Dessen Augen verengten sich und er sprang blitzschnell zu ihm hoch.

Sie duellierten sich in der Luft und Bardock bemerkte bei der Wucht der Schläge, dass sein Scouter sich nicht geirrt hatte.

Scheiße, taten diese kleinen Fäuste weh. Er war wirklich so stark, wie der Scouter anzeigte.

„Bist du etwa der legendäre…“ murmelte er überrascht.

Ein Kind mit dieser Macht…er erinnerte sich an die Legende des Super-Saiyajins.

Doch anscheinend war es zu viel Macht für ein Kleinkind. Er sah gerade nur rohe Gewalt, keine Finesse.

Bardock, der erfahrene Krieger, dessen Powerlevel unter 5.000 lag, war zwar Kraftmäßig unterlegen, aber er führte in Erfahrung, besonders im Umgang mit stärkeren Gegnern. Er suchte nach Schwachpunkten, hebelte die kraftvollen Angriffen zur Seite aus oder wich selbst aus, um seine Energie zu sparen und seinen Gegner dazu verleiten, seine schneller aufzubrauchen.

Doch er hatte nicht immer Erfolg und auch wenn die Füße und Fäuste seines Gegners klein waren…wenn sie trafen, fühlte es sich verdammt schmerzvoll an.

Dazu konnte er nicht so kämpfen wie sonst auch, wenn Sadala im Hintergrund war und sein verletzter Sohn am Boden. Doch sein Gegner hatte dieses moralische Bedenken nicht.

Er formte sein Ki in eine Hand und schoss es mit gemeinem Grinsen auf Bardock ab. Der riss die Augen auf. Hinter ihm lag die Stadt und so stark, wie dieser Strahl war, würde er sie ohne Probleme erreichen und Unschuldige verletzen.

„Scheiße, so nicht“ kündigte Bardock knurrend an und konzentrierte sein Ki in seine Hände. Er schoss einen Ki-Strahl entgegen, schaffte es aber nur, die Wucht abzuschwächen, bevor es ihn traf.

Rauchend getroffen fiel er zu Boden.

Er schnappte nach Luft und nahm seine letzte Kraft zusammen, um sich wieder auf die Beine zu stellen, während das Teufelsbalg vor ihm landete. Er ließ sich Zeit damit, seinen schwachen Gegner höhnisch anzustarren.

„Kleiner Wichtigtuer“ murmelte Bardock. „aber noch bin ich nicht geschlagen. Na los, komm her!“

Das Balg lächelte hocherfreut über den Kampfgeist seines Gegners, warf aber zufällig einen Blick zur Seite und zuckte zusammen. Das Grinsen verging ihm.

Bardock folgte seinem Blick und sah einen erwachsenen Saiyajin, der mit hoher Geschwindigkeit auf sie zuraste und zwischen ihnen landete.

Es war Paragus.
 

„Broly, hör sofort auf damit“ befahl sein Vater streng. Er hob sein Kontrollgerät und sah mit Schrecken, dass sein Gegenstück, das Halsband, zerstört war. Broly lachte nur.

„Toller Ratschlag“ höhnte Bardock hinter ihm. „Sieht nicht so aus, als würde er auf dich hören.“

Paragus knurrte und griff nach der Tasche an seinem Gürtel, aus dem er einen goldenen Stirnreif holte.

„Ich habe das hier noch“ zeigte er Bardock. „Die Wucht ist stärker als beim Halsband, aber ihm das in seinem Zustand anzulegen…das schaffe ich nicht ohne Hilfe“ gab er zu.

Bardock wischte sich das Blut vom Kinn.

„Verstehe“ antwortete er. „Wie ist dein Plan?“

„Einer lenkt ihn ab, der andere greift nach seinem Schweif. Wenn er bewegungslos wird, können wir ihm den Reif anlegen“ erklärte Paragus.

Bardock lachte spöttisch auf. „So, und wer ist der Glückliche, der ihn ablenken darf?“

Paragus warf einen kurzen Blick auf den angeschlagenen Krieger und seufzte auf. Bardock war stärker, aber verletzt und Paragus besaß als Vater die höhere Autorität.

„Ich bin es“ antworte er schlicht. „Du bist schneller und kannst dich an ihm anschleichen.“

„Na, dann los. Versuch dein Glück“ stimmte Bardock ihm zu.

Paragus schluckte und gab hinter seinem Rücken und damit außerhalb von Brolys Blickfeld, den Stirnreif an Bardock weiter.

Nun mit freien, offenen Händen, friedlich erhoben, schritt er auf seinen Sohn zu.

„Broly, du bist doch ein guter Junge…mein guter, lieber Junge, der immer auf seinen Vater hört“ fing er im beruhigenden Ton an zu sprechen. Der Junge wurde still und sah mit geneigtem Kopf den Näherkommenden an. Von diesem Verhalten angespornt, lächelte Paragus jovial und fuhr fort mit seinen schmeichelnden Tönen.

Bardock dagegen ging leicht in die Knie und schlich sich lautlos zur Seite.

Paragus schaffte es, dass Brolys Aufmerksamkeit auf ihn lag und blockte mit seinem großen Körper dessen Blickfeld ab. Er legte die Hände auf die schmalen Schultern ab und hoffte, jegliches ängstliches Zittern zu unterdrücken. Broly durfte nichts von seiner Angst riechen.

„Broly, hör auf meine Stimme. Schließ deine Augen und atme. Du hast die Kontrolle, hörst du. Nicht deine Wut“ redete er auf ihn ein.

Tatsächlich wurden Brolys Augenlider schwer und sein Kopf sank.

Paragus lachte erleichtert auf und sah zur Seite, wo Bardock im weiten Kreis sich von hinten anschlich.

Gleich war es soweit und Broly war wieder unter Kontrolle. Er hatte dann nichts zu befürchten. Gleich war der Reif um seine Stirn und…er spürte, wie sich der kleine Körper unter seinen Händen verspannte. Brolys Ki fing unangenehm an zu brennen.

Paragus blinzelte überrascht. Nervöser Angstschweiß perlte von seiner Stirn.

Brolys Augen öffneten sich abrupft. Immer noch wirkten sie grausam dank der kleinen Pupillen.

Bevor Paragus verstand, boxte sein Sohn ihn in den Magen.

Paragus Mund öffnete sich keuchend, als ihn das Gefühl übermannte, jemand würde seinen Innereien zu Brei pürieren und er sank auf die Knie, immer noch seine Hände auf Brolys Schulter.

Nun auf gleicher Augenhöhe, konnte Broly mit seiner Hand das Kinn seines Vaters zu ihm ziehen: Vater und Sohn sahen sich gegenseitig in die Augen.

Paragus erkannte nur kalte Grausamkeit und Wut.

Broly sah Angst.

„Fürchtest du mich, Vater?“ fragte er in süßen, unschuldigen Tonfall, mit kaltem Lächeln.

„Ne…Nein“ stotterte dieser.

„Lüge“ knurrte Broly finster. „Ich weiß, dass du Angst vor mir hast. Ich kann es riechen. Du bist ein Lügner und ein Feigling, Vater. Ein Saiyajin wie du ist wertlos.“

Mit diesen Worten trat er seinen Vater in Richtung Brust. Von dieser Wucht wurde er fortgeschleudert.

Bardock ging tiefer in die Knie und versteckte sich im Gras, wo er verborgen das Paar beobachten konnte.

Noch war nicht der richtige Zeitpunkt.

„Broly, wieso? Ich bin dein Vater!“ hörte er Paragus wimmern.

„Na und?“ antwortete Broly beinahe gelangweilt und schritt auf den wehrlosen Mann zu.

Seine Absichten waren klar. Selbst für sein eigen Fleisch und Blut fühlte er kein Mitleid.

Vielleicht hätte Broly in diesen Moment seinen Vater getötet, wenn nicht jemand Neues aufs Schlachtfeld aufgetaucht wäre.

Gine landete und kniete sich zu ihrem Sohn hin, ohne das Vater-Sohn-Pärchen zu beachten.

Sie hatte nur Augen für ihren verletzten Jungen.
 

Gine hatte als erstes den Funkspruch von Bardock erhalten, mit dem Zusatz, dass ihr Sohn verletzt war.

Sofort war sie aufgesprungen und losgeflogen.

Als sie suchend in der Luft flog, sah sie die gewaltige, sichtbare gelb-grüne Aura wie ein Leuchtfeuer. In der Nähe lagen leblosen Körper und einer davon trug ein blutbeflecktes, dunkelblaues Gewand, dass sie ihm einst selbst genäht hatte.

Alarmiert flog sie näher und landete bei ihm.

„Kakarott...oh bitte, sag doch was“ sie berührte zärtlich den kleinen Körper und suchte nach einem Herzschlag; beugte sich runter, um seinen Atem zu lauschen.

Als sie ein leises, schmerzvolles Keuchen hörte, setzte ihr Herz aus Erleichterung einen Schlag aus.

„Mutter?“ sie hörte diese seltsame Frage von jemanden hinter sich.

Sie drehte den Kopf.

Ein Junge im selben Alter wie Kakarott, umgeben von starken Ki, sah sie seltsam betroffen an.

Instinktiv wusste Gine, dass dies der Schuldige war, der ihr Junges verletzt hatte und beschützerisch hob sie ihren bewusstlosen Sohn an sich, in ihre Arme.

„Wage es ja nicht“ flüsterte sie drohend.

Der fremde Junge wankte erschüttert zurück.

Diese Blöße war die perfekte Gelegenheit.

Bardock wusste, er durfte nicht länger warten, besonders nicht, wo seine Gefährtin gerade aufgetaucht war. Er sprang aus dem Gebüsch und schnappte sich den Schweif, den er mit aller Kraft drückte.

„Gine, nimm unseren Sohn und flieg mit ihm ins Krankenhaus. So schnell du kannst“ rief er ihr zu.

Gine nickte, nahm Kakarott fest in ihre Arme und flog los.

Broly wand sich und schrie empört auf. Heute war er bereits genug an seiner empfindlichsten Stelle gepackt wurden und langsam hatte er sich an diesen Schmerz gewöhnt.

Bardock konnte kaum glauben, wie stark sich der Junge noch wehren konnte und drückte fester zu. Er brauchte beide Hände und konnte so den Reif nicht auf Brolys Stirn drücken.

Er warf einen Blick auf Paragus, der sich zitternd und nur langsam erhob.

„Geht nicht anders“ knurrte Bardock und ließ eine Hand los, um nach dem Reif zu greifen. Doch eine Hand weniger bedeutete weniger Druck und Broly schaffte es, sich heraus zu winden. Schreiend drehte er sich um und attackierte den Erwachsenen.

Für Bardock passierte in diesen Moment ein seltsames Phänomen, was er schon manchmal in brenzligen Situationen erlebt hatte: die Zeit schien still zu stehen oder sich zu verlangsamen.

Er sah, wie sich die kleine, starke Faust auf ihn zubewegte, in Richtung seines Gesichts; sah den Reif in Richtung Boden fallen, sah die unbedeckte Stirn zum Greifen nahe.

Für einen Moment war alles still…und Bardock wusste, was zu tun war.

Die Zeit lief wieder, Brolys Faust stürmte auf ihn, sein Ki bitzelte laut, doch Bardock duckte sich runter, während seine Hand nach den fallenden Reif griff und in einer fließenden Bewegung den Jungen auf die Stirn drückte.

In einer rollenden Bewegung duckte er sich unter Broly weg.

„Jetzt“ rief er Paragus zu, der endlich wieder auf den Beinen stand und den Controller in seiner Hand hielt.

Er drückte den Knopf.

Ein mächtiger Elektroschock durchzuckte Broly und fuhr direkt in sein Gehirn, wo er ihn ausknockte.

Schwächere Wesen wären daran gestorben; ihm wurde dagegen schwarz vor Augen. Bewusstlos fiel er zu Boden.
 

Immer noch in Acht vor diesem Jungen, behielten ihn Paragus und Bardock wachsam im Auge. Bardock traute sich als erstes, den Jungen im Nacken zu berühren.

Keine Reaktion.

„Wie lange hält das an?“ fragte er.

Paragus schnappte nach Atem und hielt sich den schmerzenden Bauch.

„Nach meiner letzten Erfahrung an die zwölf Stunden, aber damals habe ich das vor ein paar Jahren bei ihm gemacht. Sollte er wieder aufwachen, verpasse ich ihm noch einen Schock.“

Bardock ließ sich erleichtert ins Gras sinken und schnappte nach Atem.

Gut, der Junge war unter Kontrolle und sein Sohn in Richtung Krankenhaus…was war der nächste Schritt? Er wandte den Blick zur Seite und sah die Leichen im Gras.

Einer davon hätte sein Sohn sein können, wenn er zu spät gekommen wäre. Betroffen senkte er den Kopf.

Beim zischenden Geräusch von fliegenden Saiyajins und dem Flattern von Umhängen, dem Aufstampfen von Stiefeln, die neben ihn auftauchten, hob er den Blick.

Paragus und Bardock waren von Elite-Kriegern in violetten Umhängen umzingelt.

Die Wächter waren endlich angekommen.

„Ich verlange eine Erklärung“ verlangte eine düstere Stimme.

Die Elitekrieger traten zur Seite. Der König trat hervor und sah strafend auf die beiden Männer herab.
 

„Kö…König Vegeta. Eure Majestät“ stotterte Paragus betroffen und ging eiligst auf die Knie und senkte tief den Kopf. Bardock unterließ diese Ehrerbietung und blieb sitzen, wo er war. Er war zu müde, um die letzte Energie für einen Kniefall zu verschwenden.

Außerdem…Warum kamen der König und die Wächter erst dann, wenn alles vorbei war?

Der König sah sich auf dem Schachtfeld um, sah die Leichen, den bewusstlosen Jungen und die beiden verletzten Männer.

Sein Blick war streng, aber unter seinem Bart verzog sich sein Mund, zu einem dünnen, schmalen Lächeln.

Strafend wandte er sich an Paragus.

„Du und ein Balg, ihr habt es geschafft, meine Geduld überzustrapazieren“ sagte er leise. Paragus knurrte und sah düster hoch.

Aus nächster Nähe erkannte er das schadenfrohe Lächeln, dass der König unter seinem Bart versteckte. Ein Lächeln, das sich mit der nächsten Ankündigung verlängerte.

„Hiermit verbanne ich Paragus und seinen Spross Broly von diesem Planeten. Nehmt sie fest“ befahl er und die Elitekrieger traten hervor und packten Vater und Sohn.

Paragus versuchte sich zu wehren, doch ihre Griffe waren fest und unbarmherzig.

„Du glaubst, du bist uns los? Du hast es selbst gesehen. Deswegen kommst du so spät“ fuhr er den König ohne Respekt an. „Broly ist stärker als du und dein Sohn. Du weißt das. Keiner kommt gegen ihn an. Er ist zum König geboren.“

Des Königs Lächeln schwand und mit einer ungeduldigen Handbewegung bedeutete er, den vorlauten Kerl zu knebeln und aus seinen Augen zu führen.

Bardock sah dabei zu, wie die Elitekrieger den sich wehrenden Vater und bewusstlosen Sohn mitnahmen. Die Panik auf Paragus Gesicht war klar erkennbar. Sie erhoben sich in die Luft und plötzlich war es wieder still.

Nur der Wind wehte.

„Mitleid?“

Er drehte fragend den Kopf. Der König, der immer noch neben ihn stand, sah ihn prüfend an.

Bardocks Misstrauen angesichts des geraden Beobachteten war geweckt.

Dieser berechnende Blick des Königs…Bardock wusste, er musste vorsichtig sein.

Was er gerade gesehen und gehört hatte…der König hatte sich elegant einem Usurpator erledigt.

„Mein Sohn wurde durch diesen Broly verletzt“ sagte er schlicht. Es war wahr, aber wie man diese Aussagen auffassen sollte, war seine Sache.

Er hatte jedenfalls wichtigeres zu tun, als Rache zu schwören.

Stöhnend richtete er sich auf.

„Vergebt mir meine Unverschämtheit, mein König, aber ich will sehen, wie es ihm geht und ob er überlebt“ entschuldigte sich Bardock ruhig.

Des Königs Mundwinkel zog sich amüsiert nach oben angesichts dieses fast unverschämten, aber mutigen Verhaltes, doch sein Blick blieb kalt und berechnend. Er ließ den Krieger nicht aus den Augen und merkte sich sein Gesicht.

Mit einem hoheitsvollen Nicken war der Unterklasse-Krieger entlassen.

„Dein Name war Bardock? Dein Mut war beachtlich. Man wird sich noch an dich wenden“ sagte er zum Abschied und Bardock hörte in diesen simplen Sätzen die stumme Warnung.

Was er eben gesehen hatte, sollte er besser niemanden mitteilen.

Bardock biss die Zähne zusammen und nickte ergeben, bevor er losflog.
 

Gine saß auf einem weißen Stuhl und behielt ihren Sohn, der in einem Medic-Tank schwebte, im Blick. Die Stille wurde nur durch leises Piepen der Maschine unterbrochen. Gines Hände waren miteinander verkreuzt und sie lehnte ihre Stirn dagegen.

Was war passiert?

Hatte sich Kakarott rausgeschlichen? Freunde getroffen? War dann von diesem Monster überrascht worden?

Wie auch immer, für ihn gab es noch Hoffnung. Die Ärzte hatten ihr erzählt, dass sie rechtzeitig gekommen waren und er nach einem Tag im Medic-Tank ohne Beeinträchtigungen aufwachen würde.

Trotzdem konnte sie ihre Angst nicht abschütteln und ihren Platz nicht verlassen. Nicht, solange ihr Sohn noch bewusstlos war.

Ein lautes Gebrüll aus dem Flur störte sie in ihren Gedanken und sie sah auf.

„Bardock, halt still. Es ist doch nur eine Spritze.“

„Brauch ich nicht“ brüllte Bardock den Sprechenden an und öffnete zeitgleich die Tür, die in Kakarotts Zimmer führte.

„Ah, da seid ihr ja“ begrüßte er seine Gefährtin.

Gine blinzelte ihren verletzten Gefährten verdutzt an. Seine Brust war verbunden, er hatte ein großes Pflaster an der Wange und ein Arm war geschient.

„Warst du auf der Suche nach uns oder auf der Flucht vor der Spritze“ fragte sie belustigt.

„Natürlich habe ich euch gesucht. Ich fliehe nie“ brummte er und setzte sich zu ihr hin. Sein nicht-bandagierter Arm umschlang sie und drückte sie tröstend an sich.

Beide sahen wortlos auf ihr bewusstloses Kind.

„Was ist nur passiert?“ hauchte sie nach einer Weile. Ihre Stimme brach. Sie legte ihren Kopf an seiner Brust ab und er konnte die nassen Tränen spüren. Bardock neigte seinen Kopf zu ihr und suchte hastig nach tröstenden Worten.

„Wenn er aufwacht, wird er sehr viel stärker sein“ war alles, was er rausbrachte. „Der Kerl, der das verursacht hat…er wird verbannt. Er wird nie wieder unseren Sohn angreifen.“

„Sie sind Kinder…sie waren alle noch Kinder“ erinnerte sich Gine tonlos an die Leichen.

Das herannahende Trampeln von Stiefeln, die sich dem Zimmer näherten, weckte ihre Aufmerksamkeit und plötzlich öffnete sich die Tür und Toma, Panbukin, Selypa und Borgos erschienen aufgelöst.

„Wir haben es über Scouter gehört und sind so schnell gekommen, wie es möglich war“ berichtete Toma. „Wie geht es…“ seine Stimme brach ab und erschüttert sahen Bardocks Kameraden auf das bewusstlose Kind.

Panbukin griff nach dem Tablett und sah sich schnell die Krankenakte durch.

„Fast alle Knochen gebrochen…innere Verletzungen…Trommelfell kaputt…Puls ist aber bislang gut und keine Gehirnschäden. Er sieht scheiße aus, aber bei seinem Dickkopf und den besten Medic-Tank im Krankenhaus, wird es schon wieder“ sagte er tröstend zu den Eltern. Er war kein Arzt, aber erfahren im Umgang mit Verletzungen.

„Weiß jemand schon, was passiert ist?“ fragte Selypa.

„Broly“ antwortete Bardock schlicht.

Toma zuckte zusammen. „Das Wunderkind…hab gehört, der Kleine hat manchmal Wutanfälle, aber Paragus hatte es doch unter Kontrolle?“

Bardock zeigte mit dem Kinn in Richtung Medic-Tank. „Sieht das für dich nach Kontrolle aus?“ antwortete er sarkastisch. Er hatte es selbst gesehen: beinahe hätte Broly seinen Vater getötet.

„War Kakarott alleine da?“ fragte Toma.

„Nein, es gab noch andere Kinder, aber sie sind…“ Gines Stimme brach betroffen ab. Kakarott hatte als Einziger überlebt.

Selypa sah sie erschrocken an. „Was soll das heißen? Tot?! Auch Bulma? Sie und Kakarott sind doch unzertrennlich?“

Die Erwachsenen sahen sich fassungslos an. An Bulma hatte im Moment gerade keiner gedacht, aber Selypa hatte Recht.

Gine wurde bleich. Sie sah zu ihren Sohn und Gefährten hin und her und fing an zu zittern.

„Bulma…oh, wo ist sie nur? Vielleicht zu Hause, aber vielleicht war sie auch dort und wir haben sie nicht gesehen. Hast du sie gesehen? Soll ich nach Hause fliegen? Mittlerweile ist es dunkel und ich wäre längst dort. Sie macht sich bestimmt Sorgen, weil keiner da ist. Aber was, wenn sie ihn begleitet hat? Wo ist sie? Ich…was soll ich tun“ sie verfiel in Panik.

„Gine, beruhige dich“ Bardock packte seine Gefährtin an den Schultern und sah sie eindringlich an, aber er wusste gerade auch nicht, wie er seine Prioritäten legen sollten.

Toma, sein bester Freund, kam ihm zur Hilfe. Beruhigend legte er seine Hand auf seiner Schulter ab.

„Wir tun es“ versprach er seine Hilfe. „Bleibt hier bei eurem Sohn. Angesichts seiner Verletzungen wäre es seltsam, wenn einer gehen würde. Borgos und Panbukin fliegen zur betroffenen Stelle und suchen dort nach ihr. Selypa und ich fliegen zur eurer Hütte. Bulma kennt uns. Wenn sie einen von uns sieht, wird sie rauskommen. Wir können euch über Funk Bescheid sagen, wenn sie sicher und gesund ist.“

Bardock drückte die Hand seines Freundes und dankte ihm wortlos mit einem Nicken.
 

Wie in Trance war Bulma sicher bei sich zu Hause angekommen. Niemand folgte ihr. Im Garten wusch sie ihre Haare und den Pelz, bis sie wieder blau leuchteten. Ihre verschwitzte Kleidung und die Flaschen mit den Färbemitteln verbuddelte sie abseits unter einen Baum. Sie zog ihre alte, aber saubere, rosa Tunika an und rubbelte sich das Haar, bis es wellig vom Kopf abstand

Dann hockte sie sich aufs Sofa und wartete.

Nach einer Weile fing sie an zu zittern, weshalb sie sich in Decken einwickelte, aber immer noch blieb sie auf ihren Platz, mit Blick zur Tür und wartete.

Jedes Mal, wenn ihr Kopf nach einem Gedanken suchte, nach einem „Soll ich gehen“ oder „Was kann ich tun?“, unterdrückte sie es.

Es war tröstlicher, an nichts zu denken.

Vielleicht war alles ja nur ein Traum und gleich würde sie aufwachen und Kakarott würde neben ihr im Bett liegen…

Es dämmerte, es wurde dunkler und niemand kam.

Sie zündete kein Licht an, nahm sich nichts zu essen, sondern blieb auf ihren Platz und wartete.

Wartete auf die Nachricht.

Jemand würde kommen und ihr mitteilen, dass ihr Bruder tot war und es war ihre Schuld.

Schließlich hörte sie das leise Sirren von fliegenden Saiyajins und leichte Schritte.

Sie hob den Kopf und sah zwei dunkle Gestalten im offenen Türrahmen stehen, eine massige und eine zierliche.

„Vögelchen…bist du da?“ fragte eine weibliche, bekannte Stimme.

„Tante Selypa?“ hauchte Bulma.

Selypa kam näher und erkannte in der Dunkelheit einen sprechenden Deckenhaufen.

„Bulma…oh, Bulma, da bist du ja. Geht es dir gut?“ Selypa stürmte auf Bulma zu, deren Beine eingeschlafen waren und sich kaum aus der Decke rausbewegen konnte, so starr waren sie. „Dein Bruder und deine Eltern sind im Krankenhaus und konnten nicht kommen“ fuhr sie fort. „Deswegen sind wir hier, um nach dir zu sehen.“

Bulmas Augen wurden groß.

Kakarott war nicht tot?!

Er lebte?!

Anscheinend wussten die Erwachsenen nicht genau, was passiert war, denn sonst würde es doch Vorwürfe hageln. Aber stattdessen umarmte Selypa sie und war sichtlich erfreut, sie zu sehen.

Im Hintergrund konnte sie Toma erkennen, der gerade per Scouter die anderen informierte, ebenfalls sichtbar erleichtert.

Selypa umarmte sie, streichelte über ihr Haar und Bulma konnte sich nicht mehr zurückhalten. Gefühle überfluteten sie und sie fing an zu weinen.

„Oh, Spätzchen, alles ist gut“ tröstete Selypa und missverstand Bulmas Traurigkeit. „Er wird wieder gesund. Deine Eltern kommen morgen auch wieder. Alles wird wieder gut.“

Alles wird wieder gut?!

Angesichts ihres Riesen-Fehlers, ihrer Überheblichkeit, ihrer Naivität, war das die Untertreibung des Jahrhunderts.

Bulma erinnerte sich an die vier Burschen, die es garantiert nicht überlebt hatten und welchen Schmerz hatte Kakarott gegen Broly erlitten?

Broly?! Was war mit ihm? Wurde er bestraft?

Doch sie wollte nicht fragen, aus Angst sich zu verraten und ehrlich gesagt kümmerte es sie gerade nicht besonders. Broly sollte sich für immer von ihr fernhalten.

Nie wieder wollte sie etwas mit ihm zu tun haben.

Es war Bulmas Glück, dass nicht ihre Eltern, sondern Toma und Selypa sie informiert hatten.

Ihre Eltern hätte sie niemals anlügen können. Ihr schlechtes Gewissen plagte sie.

Aber die beiden anderen…zu ihnen hatte Bulma ein anderes, nicht so enges Verhältnis und so schluchzte sie nur erleichtert an Selypas Schultern und klammerte sich an ihr.

Die beiden Saiyajins wussten von Bulmas Eid, niemals den Wald zu verlassen und es war für sie unvorstellbar, dass ein Saiyajin einen heiligen Eid gebrochen hatte. Sie verdächtigten Bulma nicht, dass sie mit dieser Sache zu tun hatte und glaubten, sie fühlte sich nur einsam und allein, weil niemand sie informiert hatte und sie auf ihre Mutter gewartet hatte. Sie glaubten an einen Alleingang von Kakarott.

Mitleidig trösteten sie das Mädchen, dass hoffnungslos auf ihre Eltern geharrt hatte, ohne zu ahnen, welche Sünde sie wirklich auf sich geladen hatte.

Bulma behielt ihr Geheimnis für sich, aber sie schwor sich eines: sie würde niemals wieder zulassen, dass jemand aus ihrer Familie nochmal so wegen ihr leiden müsste.
 

Am nächsten Tag…

Gine hatte ihren Platz nicht verlassen und sich auf den harten Stühlen zusammengerollt. Bardock hatte dagegen die Nacht im Krankenzimmer nebenan verbracht, um während seiner Untersuchungen Weib und Kind nicht zu stören und sich vom Kampf zu erholen.

Eine Krankenschwester weckte sie am Morgen. Aus Mitleid für die junge Mutter brachte sie ihr netterweise ein Frühstück vorbei und informierte sie, dass die Werte beider Familienmitglieder gut aussahen.

Erleichtert aß Gine ihr Frühstück und besuchte ihren Gefährten, um ihn aufzuklären und sich in seinem kleinen Badezimmer frisch zu machen. Während sie sich abtrocknete, hörte sie fremdes Gemurmel und als sie raustrat, war Bardock aufgestanden und legte die Verbände ab.

„Was machst du da?“ fragte sie stirnrunzelnd.

„Eben war ein Bote da. Wir beide sollen sofort zum König. Da trete ich bestimmt nicht in Verbänden vor ihm auf, eingewickelt wie eine Mumie“ brummte er.

Gine stutzte erschrocken, aber Bardock ahnte, wieso er gerufen wurde. Der König wollte sichergehen, dass Bardock nicht über die Sache mit Broly redete: ein Kind, dessen Powerlevel über 20.000 lag und nicht vom König gestoppt werden konnte.

Er bewegte seine Finger. Der Schmerz war erträglich.

Grimmig sah er seine Gefährtin an. „Lass uns rausfinden, was der König will und dann schnell wieder zurückkehren.“

Sie flogen zum Palast und mussten nur ihre Namen sagen, als sie von einer Wache auch sofort in den Thronsaal geführt wurden. Für Gine war es das erste Mal, hier zu sein.

Ehrfurchtsvoll blieben sie im gebührenden Abstand stehen und knieten sich hin.

Der Saal war kühl und leer: abgesehen vom König auf seinen Thron und zwei Elite-Krieger zu seiner Seite war niemand anwesend.

„Bardock, Unterklasse-Krieger“ die dunkle Stimme des Königs erschallte im Saal.

Nervös blickten Bardock und Gine zu Boden.

„Angesichts deines Mutes und deiner Treue deinem Volk gegenüber, erhebe ich dich in den Rang eines Mittelklasse-Kriegers“ sprach der König weiter.

Bardock und Gine sahen erschrocken hoch.

Sollte das bedeuten, er musste sich von Gine trennen, weil Mittelklasse-Krieger keinen Sarang schwören durften?

Bevor Bardock dagegen einen Einwand erheben konnte, hob der König abschneidend eine Hand.

„Ich weiß Bescheid über deinen Schwur zu deiner Gefährtin. Aber angesichts deiner Stärke und deinen letzten Erfolgen, wäre es eine Verschwendung deiner Talente, dich nur in meinen untersten Reihen zu haben. Du wirst daher Sonder-Privilegien erhalten. Es ist dir erlaubt, deine Familie zu behalten UND dieselben Rechte wie ein Mittelklasse-Krieger. Deiner Position entsprechend, wirst du dein eigenes Zeichen erhalten.“

Er schnipste mit den Fingern und hinter einer Säule kam ein alter, grauhaariger Saiyajin in schwarzen Gewändern herbeigehuscht, der auf einem Kissen eine Schriftrolle und ein hölzernes Siegel trug.

Bardock nahm es an und rollte die Schriftrolle auf.

Sie enthielt ein Zeichen; sein Zeichen. Mit zwei scharfen, kräftigen Strichen war ein schiefes Kreuz, ähnlich der Narbe auf seiner Wange gezeichnet worden. Darunter das Siegel des Königs und die Auflistung seiner neuen Privilegien. Dasselbe Zeichen war in das Holz des Siegels geschnitzt worden, an dem eine dunkelrote Kordel geflochten war.

Bardock rollte das Pergament wieder zusammen und verbeugte sich tief.

Der König stützte einen Arm auf der Lehne seines Thrones ab und sah ihn beiläufig lächelnd an.

„Nun wird niemand auf dich herabsehen, nur weil du ein Unterklasse-Krieger bist“ sagte er.

„Majestät, ich danke euch. Aber jede Klasse hat ihre Vorteile. Was ist mit meinem Team?“

Die Leibwächter sahen grimmig auf ihn herab, aber König Vegeta lachte anerkennend.

Es mochte gierig klingen, weitere Forderungen zu stellen aber dieser Bardock war gerissen.

So etwas mochte er. Da musste er nicht besonders deutlich werden wie bei anderen Dummköpfen.

„Dein Team ist dir und nur dir unterstellt“ gab er ihm das Gewünschte.

Bardock atmete erleichtert auf.

„Kommen wir zu deinem Sohn…“

Die Erleichterung schwand und Bardock und Gine warfen sich schnell einen hastigen, besorgten Blick zu.

„Euer Sohn hat sich mutig einen übermächtigen Gegner gestellt. Seine Tapferkeit und seine Stärke sind nicht unbemerkt geblieben. Deshalb erkläre ich hiermit, dass Kakarott, Bardocks Sohn, ab heute als vollwertiger Unterklasse-Krieger in die Annalen der Saiyajins aufgenommen wird“ rief König Vegeta laut aus.

Bardock und Gine keuchten auf.

Das bedeutete, der kleine Kakarott war damit ein vollwertig anerkannter Krieger.

Kein Tatakai, keine Ausbildungsjahre als Rekrut und keine Abschlussprüfung waren damit nötig. Der König hatte ihn anerkannt wegen seines Mutes. Alter und Powerlevel spielten damit keine Rolle.

Der grauhaarige Saiyajin von eben näherte sich wieder den Eltern, diesmal mit einer kleinen Rüstung und einen kleinen Scouter als Gabe. Doch Gine ignorierte ihn und stand auf.

„Aber er erst neun Jahre alt. Er ist noch nicht soweit“ wandte sie entrüstet ein.

Kakarott in diesem Alter auf Missionen schicken?

War der König wahnsinnig?

Bardock zog an ihren Arm, damit sie schnell wieder auf die Knie ging. Ihm gefielen die Blicke der Leibwächter nicht, die streng auf Manieren achteten.

Der König lächelte nur belustigt.

„Seid unbesorgt“ wandte er ein. „Kakarott wird dem Team von Bardock zugeordnet werden und es obliegt damit seinem Vater, wann der richtige Zeitpunkt ist, auf Mission zu gehen.“

Er genoss die erstaunten Blicke seiner Untertanen.

Gine und Bardock dachten dasselbe: Kakarott musste nicht in einem Tatakai kämpfen und Bardock durfte entscheiden wann und welche Mission er annehmen durfte?!

Das war ein Geschenk des Himmels.

Tief fielen sie zu Boden, bis ihre Stirn den Teppich berührte.

„Wir danken euch für dieses großzügige Geschenk“ sagten beide tief bewegt.

„Gut, dann ist diese Audienz hiermit beendet. Geht!“

Mit diesen Worten waren sie entlassen. Gina war wie in Trance und nahm die Rüstung entgegen, ohne es recht zu bemerken. Bardock war ebenfalls perplex und behielt seine Rolle und Siegel in seinen Händen.

Erst als sie draußen vor den Palasttoren standen, die Hauptstadt zu ihren Füßen und das gleißende Sonnenlicht sie blendeten, wurden sie allmählich wach.

Doch trotzdem fragte Bardock zur Sicherheit: „Kneif mich, Gine.“

Sie tat ihm den Gefallen und er rieb sich die schmerzende Stelle.

„Ich kann es nicht glauben“ wisperte seine Gefährtin und sah auf den kleinen Panzer in ihren Händen. „Einfach so ist Kakarott als Erwachsener anerkannt worden…und dann diese geniale Idee, dass er dir unterstellt ist. Du entscheidest, wann er soweit ist und welche Missionen er annimmt. Wir haben die Kontrolle, dass er nicht auf den falschen Weg gerät und frühzeitig stirbt. Du kannst ihn beschützen und ausbilden. “

Gine sah ihn strahlend lächelnd an und Bardock erwiderte es, aber nur kurz. Er drehte den Kopf und sah besorgt zum Palast.

Der König…dieser Mann war wirklich beeindruckend. Was für ein Stratege.

Er hatte die Schwachpunkte seiner Familie sofort gefunden, ihm etwas gegeben, wovon er immer geträumt hatte und gleichzeitig eine stumme Drohung ausgesprochen.

Wer mir folgt, dem erfülle ich seine Sehnsüchte!

Wer mich verrät, nehme ich, was er liebt.

Der König hatte ihn in der Hand: er konnte ihn zwingen, sich von Gine zu trennen oder den jungen Kakarott auf lebensgefährliche Missionen schicken, jetzt wo er als Krieger anerkannt war.

Denn Mittelklasse-Krieger unterstanden immer noch dem König und sein Befehl musste gehorcht werden. Unterklasse-Krieger wurden von der Elite meistens ignoriert und der Führung der Mittelklasse überlassen.

Bardock hatte heute viel gewonnen, aber seine Anonymität verloren.

Er wusste nicht, ob das ein guter Tausch war.
 

„Verlasst den Raum“ befahl König Vegeta und seine Leibwächter und Leibdiener verschwanden aus dem Saal, so dass er alleine die Ruhe im prächtigen Saal genießen konnte.

Immer noch stützte er seinen Kopf auf die Lehne seines Thrones ab und sah nachdenklich auf die Tür, hinter der das Paar verschwunden war.

Langsam bildete sich ein breites Lächeln auf seinen Lippen und er lachte selbstgefällig auf.

Endlich war er ihn los, diesen Broly mit einer Kampfkraft von 25.000.

Ein wahnsinniger Wert, aber nutzlos ohne richtige Kontrolle.

Niemand hatte sich gegen seinen Bann gestellt angesichts seines Verbrechens.

Als gestern die Scouter plötzlich verrücktspielten und Werte über 10.000 und dann höher angezeigt hatten, war ihm klar gewesen, dass endlich der Tag gekommen war.

Er hatte seine Elite-Krieger verboten einzugreifen, aber Paragus hatte sich trotzdem zu seinen Sohn begeben; mit dem Kontrollreif in der Tasche.

König Vegeta hatte von seinem Balkon in die Weite geschaut und auf das richtige Maß an Zerstörung gewartet, was ihm erlaubte, den Bengel zu verbannen. Im Hintergrund hatten seine Wächter dienstbereit gewartet.

Doch was war passiert?

Gerade mal vier Tote und ein Schwerverletzter, kaum Sachschaden.

Paragus konnte von Glück sagen, dass dieser Bardock rechtzeitig dagewesen war, weil eines der Opfer sein Sohn war.

Zusammen hatten sie es geschafft, den Bengel zu zähmen und dann war es nutzlos gewesen, weiterhin zuwarten und musste auch eingreifen.

Egal, es hatte ausgereicht: vier junge, tote Saiyajins. Keiner von ihnen mit besonders viel Talent gesegnet; verzichtbar. Das war doch wirklich ein kleiner Preis, um das Vater-Sohn-Paar für immer los zu werden.

König Vegeta lachte laut auf.

Die paar kleinen Privilegien, die er noch drauf gelegt hatte, damit Bardock seine Klappe hielt, konnte er verschmerzen.

Er war gerade verdammt froh, dass seine Geduld sich endlich ausgezahlt hatte.

Endlich war er diesen Jungen los.
 

Am Abend durften sie das Krankenhaus verlassen. Bardock trug den immer noch sedierten Kakarott und Gine hatte ein Bündel mit Medikamenten und Anweisungen bekommen.

Die größten Verletzungen waren dank des Medic-Tanks geheilt, aber der Junge sollte sich die nächsten Tage noch ausruhen und unter Beobachtung der Eltern stehen.

Zu Hause angekommen, lösten sie Toma und Selypa ab, die Haus und Bulma gehütet hatte. Das Mädchen war sehr still gewesen und hatte kein Wort gesprochen. Als es seinen Bruder in den Armen ihres Vaters sah, sammelten sich wieder Tränen in ihren Augen.

Kaum war Kakarott in sein Bett getragen worden, stand sie an seiner Seite und wollte ihn nicht verlassen, bis er aufgewacht war.

Bardock und Gine sahen sich besorgt an, ließen die Kinder aber in Ruhe und erklärten im Wohnzimmer ihren Freunden, was der König ihnen geschenkt hatte.

Am nächsten Morgen wachte Bulma, die sich neben den bandagierten Kakarott hingelegt hatte, davon auf, weil sein Magen laut knurrte.

Verdattert sah sie ihn an und da flatterten auch schon seine Augenlider und er öffnete verschlafen die Augen.

„Bulma…bin ich zu Hause? Was ist passiert?“ fragte er müde.

Mit Tränen in den Augen vor lauter Erleichterung, umarmte sie ihn. Am liebsten wollte sie ihn niemals wieder loslassen, doch er klopfte ablehnend auf ihre Schulter und stöhnte „Ich bekomme keine Luft.“

Also ließ sie von ihm ab, holte schnell ein Glas Wasser und etwas Obst und während sie es für ihn kleinschnitt, erzählte sie, was vorgefallen war. Langsam aß er die Fruchtspalten und verarbeitete die Neuigkeiten. Ungläubig starrte Kakarott auf die Rüstung, die an seinem Bettende auf ihn wartete.

„Kein Tatakai, keine Rekruten-Jahre?“ fragte er nach.

Bulma nickte. „Bist du deswegen enttäuscht? Ich bin mir sicher, du hättest das Tatakai gewonnen.“

Er zuckte mit den Schultern. „Keine Prüfungen, keine Ausbildungszeit mit schlechtem Essen auf einem anderen Planeten, kein Lesen? Damit habe ich kein Problem.“

Bulma sah dabei zu, wie ihr Bruder genüsslich das frische Obst aß und ihr schlechtes Gewissen meldete sich wieder. Sie legte Messer und Teller zu Seite und sank zu Boden. Tief beugte sie den Kopf.

„Kakarott, es tut mir wirklich, wirklich leid. Ich hätte niemals gedacht, dass ich uns so in Gefahr bringen könnte. Ich hatte dich beinahe verloren“ entschuldigte sie sich. Die Tränen rannen unkontrolliert herab. Der Gedanken, ihren Bruder nie wieder zusehen…ein heftiger Schmerz durchzuckte ihr Herz bei dieser Vorstellung.

Verlegen von dieser Geste, kratzte er sich die Wange.

„Broly war auch mein Freund“ murmelte er. „Ich hätte nie gedacht, dass er zu so was fähig war; selbst, wenn du mir von seiner Kraft erzählt hättest.“

„Aber die Ausflüge nach Sadala? Meine Schuld“ gab sie zu.

„Aber du hast gut reagiert, als dich diese Typen entführt hatten. Wäre ich später aufgekreuzt oder hätten wir uns auf den Weg mittendrin getroffen…Broly wäre vielleicht nicht so wütend geworden…“ traurig sah er aus dem Fenster.

Ein paar Dinge anders und alles wäre gut verlaufen.

Aber ein paar Dinge anders und er hätte sterben können. Wäre sein Vater und seine Mutter nicht rechtzeitig aufgetaucht…

„Ich mache das nie wieder“ hauchte Bulma tonlos. Sie griff nach seinen Händen. „Ich verspreche es, um deinetwegen. Ich werde nie wieder unsere Hütte und den Wald verlassen.“

Kakarott ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen. „Hm, und die Tsufuru-Basis?“

„Ähhh…für dich verzichte ich darauf“ antwortete sie niedergeschlagen.

Kakarott schmunzelte und tätschelte ihren Kopf.

Wenn seine Schwester zu dem Opfer bereit war, musste es ihr wirklich leidtun.

„Ich will aber mit dir wieder in die Basis gehen. Und eines Tages werden wir auch wieder nach Sadala reisen“ erklärte er und sah bedeutungsvoll auf seine Rüstung.

Bulma sah ihn erschrocken an und so fügte er hinzu. „Aber dann nicht mehr heimlich, sondern mit Erlaubnis unserer Eltern, okay?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass ich so was verdiene. Es wird nie mehr passieren.“

Ihr Bruder sah sie nachdenklich an.

„Wissen unsere Eltern, warum ich außerhalb des Waldes war?“ fragte Kakarott.

Wieder schüttelte sie den Kopf. „Ich habe die letzten Tage nur geheult. Sie wissen es nicht, aber ich werde es ihnen sagen. Ich kann nicht zulassen, dass du bestraft wirst für meinen Fehler.“

„Welchen Fehler? Papa ist befördert worden und ich ebenfalls. Mama ist nur froh, dass ich überlebt habe. Klar, sie werden wissen wollen, wie ich es geschafft habe, aber dich lassen wir da heraus.“

Bulma sah ihn erschrocken an. „Ausgerechnet du willst unsere Eltern anlügen?“

„Wieso Lüge“ sagte er verschmitzt, aber sein Blick war ernst. „Ich habe im Wald einen Jungen namens Broly getroffen und mich mit ihm angefreundet. Er hat mir das Fliegen beigebracht und mich nach Sadala eingeladen. Als wir gestern da waren, hat einer der Jungs ihn provoziert, Broly ist ausgerastet und ich habe ihn aufgehalten. Was davon ist eine Lüge?“

Bulam sah ihn mit großen Augen an. „Du lässt mich in dieser Geschichte raus und welche Rolle ich gespielt habe“ stellte sie fest.

Kakarott nickte. „Aber technisch gesehen, ist es keine Lüge.“

Bulma dachte nach, schüttelte aber ablehnend den Kopf. „Kakarott, das kann ich nicht annehmen. Wegen mir wärst du beinahe gestorben.“

„Nein, wäre ich nicht“ unterbrach er sie und allmählich wurde er wütend wegen ihrem Widerstand. „Broly hätte mich beinahe umgebracht, nicht du. Also hör auf, dir dafür die Schuld zu geben. Was bringt das? Du kannst die Vergangenheit nicht ändern, aber deine Zukunft willst du dir deswegen kaputt machen? Es bleibt bei meiner Version, verstanden.“

Eingeschüchtert von seinem strengen Tonfall, nickte sie eingeschüchtert.

„Du…bist irgendwie reifer geworden“ gab sie leise zu.

Kakarott zuckte mit den Achseln.

„Muss an der Todeserfahrung liegen. Empfehlen tue ich dir das aber nicht.“

„Glaub mir, ich hatte genug Todesangst. Ich verspreche es, Kakarott, ab sofort bleibe ich hier. Man muss mich schon mit Gewalt rausschleppen, damit ich den Wald verlasse“ wiederholte sie ihr Versprechen.

Kakarott sah sie prüfend an und hob seinen kleinen Finger. Sie verstand und überkreuzte ihn mit ihren eigenen.

Ein Fingerschwur unter Geschwister war fast so viel wert wie ein Schwur auf Blut, Namen und Ehre.

Die Ankunft

Vier Jahre später…
 

Der Frühling hatte sich auf Planet Vegeta-Sei ausgebreitet und wieder alles mit frischem Grün überzogen. An diesen Tag schien die Sonne am Himmel, der mit ein paar Wolken beflockt war, die Temperaturen waren angenehm und ein sanfter Wind wehte.

Die Saiyajins waren mit ihren täglichen Aufgaben schwer beschäftigt und besonders auf den Raumflughafen nahe Sadala war es rummelig.

Viele Krieger waren auf dem Weg oder kamen von ihren Missionen zurück und unterbrachen ihren Gang, als sie das laute, tosende Geräusch eines herannahenden Schiffes hörten.

Erstaunt sahen sie nach oben.

Ein großes, ovalförmiges Raumschiff mit mehreren goldfarbenen, runden Fenster und dem roten Wappen der Saiyanischen Königsfamilie, landete im Raumflughafen von Sadala.

Jeder Anwesende, egal ob Ingenieur, Wache, Krieger oder Passant, der gerade in Sichtweite war, eilte neugierig herbei.

Als die Tür sich öffnete und eine Rampe sich hervorschob, standen alle Wachen zweireihig Spalier und der Rest in gebührenden Abstand.

Als erstes trat, mit wehenden Umhang und großen Schritten, die Hauptperson hervor, gefolgt von einem Hünen mit Glatze und einem weiteren, großgewachsenen Krieger mit hüftlangen Haaren.

Ehrfürchtig wurden sie beobachtet, während sie das Raumschiff verließen.

Radditz zog genüsslich die Luft ein.

„Ahhh, Heimatluft“ murmelte er zufrieden und Nappa brummte zustimmend.

Nach sieben Jahren Reisen und diversen Missionen waren sie endlich wieder zurück in die Heimat: da wurde sogar diesen groben Kerle ganz warm ums Herz.

Sie folgten Vegeta, der stumm die Reihen der wartenden Saiyajins mit demütig gesenkten Köpfen und der rechten, geschlossenen Faust vor der Brust, entlang schritt und ihnen keinen Blick zuwarf.

Ungeduldig wollte der Kronprinz zu seinem Ziel, den Königspalast und ignorierte jeden.

„Was ist meine Aufgabe, nachdem wir den König unsere Aufwartung gemacht haben?“ flüsterte Radditz dem älteren Nappa fragend zu.

Der strich sich nachdenklich den blanken Schädel.

„Hm, du bekommst deine neuen Gemächer im Palast zugewiesen…falls sie schon bereit sind. So langsam, wie die manchmal sind, müssen die vielleicht erst noch vorbereitet werden. Tja, dann sehen wir weiter, was der König mit uns vorhat. Aber ein paar Wochen dürfen wir bestimmt wieder in der Heimat verbringen, bevor es wieder losgeht.“

Radditz lächelte zufrieden.

Seine eigenen Gemächer im Palast; nicht schlecht.

Nicht so wie früher die Massenunterkünfte in den Kasernen oder sein altes Kinderzimmer, was er mit seinen Geschwister teilen musste.

Endlich sein eigener, privater Platz.

Da fiel ihm ein…egal, ob die Gemächer fertig waren oder nicht; er könnte auf jeden Fall seine Familie mal wieder besuchen und dort eine Nacht verbringen.

Einerlei, ob seine Eltern gerade da waren oder nicht…es gab eine Person, die keine andere Möglichkeit hatte und daher IMMER dort war.

Was seine Schwester die letzten sieben Jahren wohl getrieben hatte?
 

Für die drei starken Krieger dauerte es nur Minuten, um zum Königspalast zu fliegen.

Man hatte schon von des Prinzen Ankunft gehört, denn kaum trat Vegeta durchs Tor, als die Wachen hier ebenfalls Spalier standen; in derselben ehrfurchterbietenden Position wie ihre Kollegen zuvor.

„Heil, Prinz Vegeta“ riefen sie laut bei seiner Ankunft. „Siegreich und stark!“

Sein Mundwinkel zuckte nach oben; der einzige Hinweis darüber, erfreut zu sein. Dann marschierte er ins Innere des Palastes, Nappa und Radditz in seinem Fahrwasser.

Während Vegeta durch die hohen Flure über dicke Teppiche schritt, fiel sein Blick nebenbei auf die kostbaren Kunstwerke, die entlang der Gänge beiläufig abgestellt waren: ein Teil der Sammlung seiner Familie, die Beute von Generationen.

Angefangen hatte alles mit dem Schloss selbst, dass sein Urgroßvater Vegeta I. vom König der Tsufurjins erobert und damit seine eigene Dynastie gegründet hatte. Seine Nachkommen hatten es fleißig mit Beute oder Tributen von besiegten Völkern aufgefüllt. Bei manchen handelte es sich um die letzten Überbleibsel untergangener Kulturen, was ihren Wert noch steigerte.

Die Saiyajins besaßen kein großes Kunstverständnis und konnten den exakten Wert nicht genau abschätzen. Aber wenn es silbern oder golden funkelte oder mit Juwelen verziert war oder in einem Haus eines ehemaligen Reichen und nun Toten hing, dann musste es wertvoll sein. Er entdeckte Stücke aus seinen Raubzügen, die er in den letzten Jahren nach Vegeta-Sei geschickt hatte und die nun ebenfalls präsentiert wurde, um Gästen die Macht der Saiyjains zu demonstrieren.

Vegetas zweiter Mundwinkel zuckte ebenfalls stolz nach oben und nun bildete sich ein dünnes Lächeln auf den Lippen, während er selbstsicher den Gang hinab marschierte.

Vor ihm erhoben sich die prächtigen Flügeltoren des Einganges zum Thronsaal, die sich nun erhaben öffneten und den Saal präsentierten, mit seiner hohen Decke und den bunten Mosaik-Fenstern.

Neben dem roten Teppich, der zum goldenen, mit Flammen verzierten Thron führte, standen die Elite-Krieger in ihren violetten Umhängen in einer Reihe.

Vegeta warf auch ihnen keinen Blick zu, sondern konzentrierte sich auf den Mann, der eisig auf seinem Thron saß, die Hände auf den Lehnen; von seinen beiden Leibwächtern umgeben.

Sein Vater hatte sich in den letzten Jahren nicht verändert: immer noch umgab ihn eine Aura von Macht und Strenge. Unter seinen kalten Blicken schwitzten selbst die härtesten Krieger.

Er trat näher zu ihm und hielt respektvoll vor den Stufen des Thrones inne, um seinen Kopf zu beugen. Radditz und Nappa blieben drei Meter hinter ihm stehen und sanken dort auf die Knie, Kopf tief gebeugt; ihr niederer Rang verbot es ihnen näher zu kommen.

Im Saal herrschte Totenstille.

Vegeta wartete darauf, dass der König als Ranghöchster zuerst sprach.

Vorsichtig hob er den Kopf an, da die Stille anhielt.

Aus nächster Nähe konnte er das stolze Lächeln unterm Schnurrbart und das Wohlgefallen in seinen Augen erkennen.

„Mein Sohn, du bist erfolgreich zurückgekehrt“ fing König Vegeta an. Seine Stimme war ruhig und verhalten, aber bis in die hinterste Ecke des Saales deutlich zu hören.

„Deine Leistungen sind beeindruckend. Du bist ein Vorbild für alle Saiyajins“ lobte er ihn. „Aber nach siebenjähriger Abwesenheit wird es Zeit, dass du dich um deine Pflichten als Thronfolger kümmerst.“

Sein Blick fiel bedeutsam auf die beiden knienden Krieger.

„Von deinem fünfzehnköpfigen Eliteteam sind nur diese beiden übriggeblieben?“ ein leichter Spott war zu hören.

Vegetas Augen verengten sich.

„Die andere ließen sich zu schnell töten“ gab er zurück.

Von seinem bunt gemischten Team hatten ausgerechnet Nappa, der Älteste und Radditz, der Schwächste überlebt. Die anderen Mittel- und Elite-Krieger hatten sich zu dämlich angestellt; waren in offensichtliche Fallen getappt oder hatten ihre Gegner unterschätzt.

Sein Vater schüttelte missbilligend den Kopf.

„Das richtige Führen seiner Leute gehört zu den Pflichten eines guten Anführers“ kritisierte er den Führungsstil seines Sohnes.

„Ich finde, dass man von einem Soldaten, der sich selbst Elite-Krieger schimpft, ein gewisses Maß an Eigen-Initiative erwarten darf“ erwiderte dieser lapidar.

Ein leises, dumpfes Lachen war vom König zu hören. Dieses seltene Zeichen seiner Amüsiertheit lockerte die Stimmung etwas auf.

Er stand vom Thron auf, der Umhang wehte majestätisch und mit einer Handbewegung entließ er seine Krieger.

„Ich will mit meinem Sohn allein sein. Verschwindet!“

Das Empfangskomitee war damit entlassen und Vegeta folgte seinem Vater von einem Seitengang hinter dem Thron zu den persönlichen Gemächern. Dort, wo sich sein Vater um die Regierungsgeschäfte kümmerte und die meiste Zeit verbrachte. Er erinnerte sich daran, als sein Blick beiläufig den großen, marmornen Schreibtisch streifte, wo er den König früher oft dahinter sitzend gesehen hatte. Ein kurzer Blick auf seinem Vater war ihm erlaubt gewesen, bevor sein Vater ihn ungeduldig weggeschickt hatte und sich die Tür wieder verschloss.

König Vegeta ging aber auf die samtenen, dicken Sessel zu, die einladend vor einem großen Fenster mit schönem Ausblick standen und schenkte aus einer Karaffe eine rote Flüssigkeit ein.

Anstatt es selbst zu trinken, überreichte er den verzierten Kelch an seinen Sohn weiter: eine Einladung zum Entspannen.

Vegeta nahm den Kelch an, setzte sich in einen der dargebotenen Sessel und nahm vorsichtig einen Schluck. Der Empfang war besser als erwartet, aber er blieb misstrauisch. Sein Vater war kein Mann, der einen über den Klee lobte, auch nicht den eigenen Sohn.

So wie er da über ihm stand, die Arme hinter den Rücken verschränkt und ihn prüfend von oben betrachtete…Vegeta konnte die Kritik spüren, die in der Luft lag.

„Du bist stark geworden…“ begann der König „aber nicht größer. DAS hast du von deiner Mutter geerbt. Sie war so zierlich…“ er verstummte; sein Blick glitt gedankenverloren über den jungen Mann, zu dem sich sein Sohn entwickelt hatte.

Vegetas Stirn runzelte sich. Kritik hatte er erwartet, aber DAFÜR konnte er nichts.

Sein frühzeitig gestopptes Wachstum war ein Merkmal, dass man nicht laut kritisieren durfte, wenn man sich keine Backpfeifen einhandeln wollte. Aber dazu die Erwähnung von IHR…seit ihrem Tod wurde die Königin nicht mehr erwähnt, also warum fing er damit an?

Statt eine schnippische Antwort zu geben, verhielt er sich ruhig und nahm noch einen Schluck vom Wein. Er ließ sich nicht so billig provozieren. Wenn ihm eines die letzten Jahre gelehrt hatten, dann war es Geduld und Selbstkontrolle.

„Dein Powerlevel ist beachtlich…über 15.000… und deine Grenze hast du anscheinend immer noch nicht erreicht“ sprach sein Vater weiter, als er immer noch keine Antwort gab.

Vegeta unterrückte ein selbstgefälliges Schmunzeln, als er den Neid in der Stimme seines Vaters hörte.

„Doch ein König muss seine Leute führen können und da hilft deine Stärke dir nur wenig. Die Überbleibsel deiner Mannschaft beweisen das. Ich habe dich zurückbeordert, damit deine Ausbildung als Kronprinz hier fortgesetzt wird“ erklärte sein Vater. „Du bist achtzehn. Es wird Zeit, dass du lernst, wie Regieren tatsächlich aussieht.“

„Hast du für den Papierkram nicht deine Minister?“ fragte Vegeta, der seinen Unmut über diese Pläne nicht verstecken konnte.

„Glaubst du, diesen Schlangen ist zu trauen? Du warst lange weg. Freu dich, die nächsten Wochen erhältst du eine neue Herausforderung“ der König schenkte sich selbst ebenfalls ein Glas ein und trank es in einem Zug leer. „Du kannst in deiner Freizeit immer noch trainieren, kämpfen oder vielleicht ein paar Mädchen kennen lernen, aber den Hauptteil wirst du hier im Palast verbringen. Gurki freut sich schon auf dich.“

„Gurki? Der lebt immer noch?“ fragte Vegeta ungläubig. Der Alte musste schon an die siebzig an; ein hohes Alter für Saiyajins. „Und was soll diese Bemerkung wegen Weibern?“

Sein Vater schenkte ihm ein schmales, spöttisches Lächeln.

„Denk an die Blutlinie: Je mehr Kinder, umso besser. DU kannst es dir leisten. Unser Volk muss stärker werden und unglücklicherweise habe ich nur zwei Söhne gezeugt, von dem man einen vergessen kann.“

„Tarble lebt also noch?“ fraget Vegeta desinteressiert. Die Impotenz seines Vaters wollte er jetzt nicht erwähnen. Keine seiner Mätressen hatte ihm weitere Kinder geschenkt? Woher kam es nur, dass die Saiyajins immer weniger Kinder zeugten?

Lag es an den Männern oder Frauen? Es betraf besonders die Elite-Krieger, sie zeugten die wenigsten Kinder.

Egal, keine Konkurrenz, wenn es um den Thron ging.

„Auf diesen Planeten voller Schwächlinge, wo ich ihn hingeschickt habe, wird er wie ein König behandelt. Er liegt so weit abseits, dass niemand von ihn hören wird; ein kleiner, uninteressanter Planet. Damit liegt die Last unseres Volkes bald nur noch auf deine Schulter.“

„Hab ich was verpasst oder liegst du im Sterben?“ fragte Vegeta argwöhnisch.

Die Ausbildung zum Regieren, die Aufforderung Kinder zu zeugen…das klang so panisch.

Sein Vater lachte kurz und hart.

„Das süße Leben des Herumtreibens ist vorbei, mein Sohn. Jetzt lernst du die Pflichten eines Erwachsenen kennen und die sind nicht immer angenehm. Du bist stark genug und brauchst erstmal keine Missionen in der Ferne; jetzt stehen andere Dinge auf den Plan.“

Dumpf starrte Vegeta aus dem Fenster und leerte lustlos sein Glas.

Er wusste, er konnte hier nicht verhandeln oder Einspruch erheben.

Er musste seine Pflicht erfüllen.

Das einzige Positive war die offene Erlaubnis, mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen, aber das fühlte sich nicht besonders gut an, wenn man unter Beobachtung stand und Druck wegen Nachwuchs gemacht wurde.

Die Saiyajins waren ein promiskuitives Volk, dass Sex genoss und abgesehen von dem Verbot, sich an Kindern zu vergreifen, keine Tabus kannte, solange es im gegenseitigen Einverständnis geschah.

Lebensschwüre wie der Sarang waren dafür nicht nötig und Kinder, die bei der Auslebung ihrer Lust entstanden, wurden in der Gemeinschaft aufgezogen. Alleinerziehende Frauen gab es dadurch nicht; offene Partnerschaften dafür schon.

Auch Vegeta konnte von diesen Traditionen profitieren, ohne dass eine dieser Frauen gleich als zukünftige Königin galt. Dieser Auswahl-Prozess war komplizierter.

Als stärkster Krieger und Thronfolger konnte er sich die Aufmerksamkeit der Frauen gewiss sein, von seinem guten Aussehen ganz zu schweigen.

Aber irgendwie lockte es ihn nicht.

Eine Jagd war aufregender, wenn die Beute sich wehrte und nicht bei seinem Anblick gleich auf den Rücken fiel und ihm die Kehle darbot…oder in seinem Fall die Schenkel öffnete.
 

Im nördlichsten Dorf, von Sadala ausgesehen, nahe der Waldesgrenze, war Gine im Keller der Nahrungseinheit mit ihren Aufgaben beschäftigt. Sie schritt die großen und kleinen Fässer entlang und glich sie mit ihrer Liste ab.

Sehr gut, alles schien noch frisch und genießbar zu sein.

„Gine, die neue Schülerin ist da“ rief eine Frauenstimme von oben und Gine antwortete ihr laut mit einem „Ich bin gleich da.“

Nur noch die zwei letzten Fässer auf Lecks, komische Gerüche oder andere Schäden kontrolliert, dann verließ sie auch schon den Keller und schritt die Treppe nach oben, wo ihre Kollegin mit einem jungen Mädchen sprach.

Beide sahen auf, als Gine näherkam und ihre durchgearbeitete Liste weitergab.

„Ich kümmere mich um sie. Die Fässer sind in Ordnung und können in den nächsten Tagen geleert und der Inhalt verteilt werden“ gab sie die Anweisung und ihre Kollegin nickte diensteifrig.

Gine wandte sich nun mit einem freundlichen Lächeln dem Mädchen zu, dass sie seltsam ehrfurchtsvoll anstarrte.

„Also, mein Name ist Gine. Wer bist du?“ fragte sie die Neue, die ab sofort bei der Nahrungseinheit ausbildet werden sollte.

Aufgeregt, mit geröteten Wangen, stellte sich das Mädchen, dass eine hübsche, dunkelblaue Tunika mit violetter Schärpe trug, vor. Ihre schwarzen Augen waren weit aufgerissen, während es eilig aus ihr raussprudelte.

„Bitte nennen Sie mich Chi-Chi; so nennen mich alle meine Freunde. Ich bin dreizehn Jahre alt und habe bislang nur für meinen Vater gekocht. Ich fühle mich ja so geehrt, dass ich von der legendären Köchin Gine lernen darf. Ich finde Sie sooo toll“ schwärmte sie.

Gine Lächeln gefror und wurde wacklig, während sie das Lob abwinkend annahm.

Seit zwei Jahren nannte man sie teils ernst, teils scherzhaft eine legendäre Köchin wegen ihrer Neuentwicklungen, Rezepte und Ideen. In Wirklichkeit waren es nur die Resultate, die sie zu Hause mit ihrer heimlichen Tochter entwickelt hatte.

Gine bekam jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn man sie so deswegen ehrfurchtsvoll behandelte und auch jetzt war es ihr unangenehm. Schnell versuchte sie, die Kleine abzulenken.

„Chi-Chi, also? Gut, dann folge mir mal. Ich zeige dir die Messer und dann hilft du erst mal beim Schneiden. Das Fleisch muss vom Knochen gelöst werden“ sie zeigte dem Mädchen einen freien Tisch, an dem es arbeiten konnte. Da sie noch etwas klein war und kaum über den Rand gucken konnte, holte sie einen Schemel hervor, auf dem sie stehen konnte.

„So, ab sofort ist das dein zukünftiger Arbeitsplatz. Wir werden dir zeigen, wie Lebensmittel am besten zubereitet werden können, damit sie nahrhaft und lange haltbar sind. Wir bereiten die Rationen für die Bewohner zu sowie die Reise-Pakete für die Krieger. Außerdem sind wir für das Zerteilen von sehr großer Beute zuständig, sowie für das Einlegen und Einkochen. Manchmal müssen wir auch fremde, mögliche Nahrung untersuchen und zubereiten. Du bekommst gleich deine eigenen Messer. Pass immer auf sie auf. Du wirst lernen, sie selbst zu schleifen. Denk daran, sie sauber zu halten. Lass uns auch deine Schutzkleidung besorgen: Handschuhe und eine Schürze, damit du dich nicht schmutzig machst.“ Kritisch begutachtete sie das lange, glatte Haar ihres Gegenübers. „Ich gebe dir auch gleich ein Band, mit dem du deine Haare hochstecken kannst.“

„Jawohl, legendäre Köchin Gine“ nickte Chi-Chi bewundernd.

„Und bitte nenn mich wie jeder hier nur „Gine“. Ab sofort arbeiten wir schließlich zusammen.“

Chi-Chi bekam vor Bewunderung fast den Mund nicht zu.

„Aber…aber das geht doch nicht. Ich meine, Sie…du…du hast die Schleimaale zubereitet…und die harten Rubin-Krebse geknackt…das Entgiften der Kugelfische…und dann diese neue Gewürze entdeckt, die man durch das Trocknen der Samen dieser komischen, bitteren Beeren gewinnt…“ zählte sie ehrfürchtig die Erfolge auf.

Gine massierte sich etwas genervt die Nasenwurzel.

Nein, alles waren Entdeckungen von Bulma beziehungsweise Bardock, der ihr die unbekannten Sachen von seinen Reisen mitgebracht hatte, mit denen sie dann experimentiert hatte. Gine hatte zwar bei den Rezepten mitgeholfen, aber Bulma hatte die Zubereitungsmethoden gefunden.

Aufgrund dieser Erfolgsgeschichte hatte man Gine vor einem Jahr zur Leiterin dieser Einheit befördert, weshalb sie nun mehr mit Entwicklung und Organisation beschäftigt war.

Eine leichtere Arbeit, die ihr gut von der Hand ging, aber sich mit den Erfolgen ihrer Tochter zu brüsten, ging gegen Gines Ehre. Aber da niemand von Bulma wusste, konnte sie kein Wort darüber sagen und es wäre schade gewesen, wenn die Saiyajins nicht von ihren Versuchen profitieren würden. So, wie es vor Jahren mit den Schleimaalen begonnen hatte…

Gine gab der kleinen Chi-Chi alles, was sie benötigen würde und zeigte ihr die ersten Schritte.

Das grob zerkleinerte Fleisch musste gewaschen, abgetupft, vom Knochen gelöst und in kleinere Stücke geschnitten werden, damit sie am nächsten Tisch in Marinade eingelegt werden konnten. Dadurch wurde das Fleisch zarter und köstlich gewürzt.

In der großen Hütte waren die Frauen und einige Männer an mehreren gekachelten Tischen mit dem Zerteilen und Zubereiten beschäftigt. Auf ständig geheizten Öfen wurde in hohen Töpfen gesotten und gedämpft, es musste schmutziges Geschirr gewaschen werden und oft kam ein Transporter vorbei, von dem man ab- und auflud. Draußen gab es ein paar halbrunde Öfen in ständiger Hitze, aus Ziegelsteinen gemauert, wo Brot gebacken und Fisch geräuchert wurde. Außerdem gab es noch ein Extra-Gebäude, komplett aus Stein gebaut, wo geschlachtet wurde und die gröbste und härteste Metzger-Arbeit erledigt wurde. Dank der steinernen Bebauung war es dort sogar im Hochsommer kühl und der Geruch des frischen Blutes drang nicht nach draußen und lockte Schädlinge an.

„Hallo, Mama“ eine bekannte Jungenstimme kam von Toreingang und Gine drehte erfreut den Kopf bei ihrem Klang.

„Hallo, Kakarott, holst du unsere Rationen ab? Sehr schön“ strahlte Gine ihren Sohn an, der sie mit dem gleichen Lächeln zurück grüßte.

Chi-Chi hob neugierig den Kopf von ihrer neuen Arbeit und betrachtetet neugierig den Neuankömmling, der von ihrem Vorbild geherzt wurde.

Ein Junge mit strubbeligen Haaren und in einem dunkelroten, ärmellosen Hemd und langen Hose in der gleichen Farbe, gegürtet mit einem schwarzen Obi, stand vor dem Eingang. Auf dem Rücken war ein Stab gegürtet und abwartend blieb er an seinem Platz stehen, um niemanden im Weg zu sein.

Chi-Chi verzog abschätzend den Mund. Das war also der Sohn ihres großen Vorbildes?

Er wirkte unbedarft und trug keine Rüstung, also schien er nicht besonders stark zu sein. Aber er hatte ein nettes Lächeln und schöne Augen, das musste sie zugeben; ähnlich wie Gine.

Gine brachte zwei Bündel zu ihm und er schulterte sie mit seinem Stab auf den Nacken.

„Ach, warte, die Marmelade ist auch gleich eingekocht. Eine neue Sorte. Warte hier“ fiel es Gine ein und eilig rannte sie fort.

Kakarott blieb gehorsam stehen und sah sich gelangweilt um.

An der Decke baumelten getrocknete Fleischstücke, die heute alles noch zerkleinert werden mussten und wie üblich war es wuselig in der großen Hütte mit den lehmverputzen Wänden und den kalten Steinfließen auf den Boden: Saiyajins, die ihr Essen abholten und die Saiyajins, die hier arbeiteten; ein ständiges Kommen und Gehen.

Die Werkstätte der Nahrungseinheit war deswegen immer eine Art Treffpunkt der Saiyajins, ähnlich wie die Fressstände in der Hauptstadt.

Sein Blick fiel nebenbei auf die junge Saiyajin, ungefähr in seinem Alter, die noch etwas unbedarft am Fleisch schnibbelte. Sie zuckte ertappt zusammen und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit, aber unter ihren langen Wimpern warf sie ihm vorsichtige, neugierige Blicke zu.

Chi-Chi strich sich eine Strähne hinters Ohr zurecht, während sie beiläufig, wie zufällig, wieder in seine Richtung guckte.

Ihre Lippen zuckten herablassend.

Sie war das schönste Mädchen im Dorf und daran gewöhnt, von den Jungs angestarrt zu werden.

Sie hatte Gines Sohn zwar bislang noch nie gesehen, aber er würde ihr bestimmt auch gleich eines der üblichen Komplimente machen und versuchen, sie zum Essen einzuladen; so wie sie es gewohnt war. Sie schenkte ihm ein schönes, unverbindliches Lächeln und wandte sich ihrer Arbeit wieder zu. Während sie sich aufs Schneiden konzentrierte, konnte sie das leise Tapsen seiner Schuhe herannahen hören.

Chi-Chis Rücken streckte sich herausfordernd, ihre Finger glitten fester um den Griff des Messers.

Spielerisch bewegte sie ihre Hüften leicht und drehte ihren zarten Nacken.

Sollte sie für ihn eine Ausnahme machen und die Einladung annehmen oder mit ihm spielen?

Er sah noch so unbedarft und schüchtern aus; das war etwas Neues. Zusätzlich war er der Sohn ihres Vorbildes…

„Hier sind die Gläser. Ich packe in jeden Beutel eines rein“ hörte sie Gines Stimme und Chi-Chi hob leicht den Kopf an.

Gine war lautlos nähergekommen und ihr Sohn war ihr entgegengetreten, nicht auf Chi-Chi zu. Nun balancierte er die beiden Beutel jeweils auf seinem Stab-Ende und hielt sie der Köchin entgegen, damit sie die Gläser darin verstauen konnte.

Gien strich ihren Sohn lobend über den Kopf.

„Sei vorsichtig mit deiner Ladung. Ich werde heute Abend pünktlich heimkommen“ verabschiedete sie sich und Kakarott nickte lachend.

Er drehte sich um und schritt zum Ausgang, wobei er an Chi-Chis Tisch vorbeikam.

// gleich fragt er mich…gleich spricht er mich an…// erwartete das Mädchen und setzte eine unbeteiligte, unschuldige Miene auf.

Doch zu ihrer Überraschung schritt er schnurstracks an ihr vorbei, nur Augen auf den Ausgang.

Überrascht sah sie auf und blinzelte, doch der Junge drehte sich nicht um, sondern trat hinaus, ohne einen Blick nach hinten zuwerfen.

Chi-Chis Augen weiteten sich erschrocken.

War es schon so weit, dass sie ignoriert wurde!?

Was fiel ihm ein?

Er war so…so…so ganz anders als die anderen…Interesse brannte auf und sie sah ihm nach, bis seine Silhouette verschwand.
 

Gine sah ihrem Sohn lächelnd nach.

Immer noch erlaubten sie ihm nicht, die Rüstung des geprüften Kriegers zu tragen, aber Kakarott bestand auch darauf nicht. Die weiche Stoffkleidung war ihm sogar lieber.

Die starken Verletzungen von vor vier Jahren waren ohne Nachteile ausgeheilt und ihr Sohn hatte dadurch sogar eine Kampfstärke von 1.600 erreicht. In seinem Alter von dreizehn Jahren war es ein sehr guter Wert, aber sein sanftmütiger, offener Charakter empfahl ihn nicht für die Missionen, an die Bardock teilnahm. Gine war froh, dass er trotzdem keine körperlichen Beeinträchtigungen erlitten hatte und immer noch frohgemut und locker war. Seine Auszeichnung als Krieger hatte ihn mit neuem Optimismus versorgt, aber seinen Respekt vor dem Leben nicht geschmälert. Im Gegenteil und das war ein anderes Problem…ein leichtes Trauma schien er doch durch diesen Angriff erlitten zu haben.

Bardock und Gine waren sich einig: Kakarott würde noch die nächsten drei Jahre auf Vegeta-Sei verbringen, solange es keine passende Mission für ihn gab. Sie zögerten seine Missionen heraus, solange es ging, denn…Er weigerte sich zu töten.

Selbst die Jagd hatte er aufgegeben, stattdessen fischte er nur noch. Er konnte die Tiere nicht mehr töten, denn sobald er in ihre Augen sah und die Todesangst erkannte, überkam ihn Mitleid…die Seele selbst war in ihren Augen sichtbar. Kakarott wusste genau, was sie fühlten. Auf Fleisch verzichtete er beim Essen nicht, dafür schmeckte es ihm zu gut, aber er wollte es nicht mehr erlegen. Seine Freizeit verbrachte er mit langen Wanderungen in den Bergen und einsamen Training, wo ihn niemand folgen durfte.

Manchmal blieb er sogar ein-zwei Tage weg, aber dank seines hohen Powerlevels, der Eigenschaft zu fliegen und seiner Tapferkeit, ließen seine Eltern ihn machen: sie wussten, er konnte sich wehren und fand den Weg zurück.

Er war ein lieber Junge, aber dieses eigenbrötlerische Verhalten machte ihr schon Sorgen. Seine Schwester war da ähnlich.

Sie seufzte und drehte ihren Kopf, um nach der Neuen zu sehen. Sie ertappte sie dabei, wie sie stirnrunzelnd zum Ausgang sah, wo Kakarott gerade verschwunden war.

„Ist alles in Ordnung, Chi-Chi?“

Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen.

„Äh, ja, aber…Gine, fängt meine Schönheit bereits an zu schwinden?“

„Hm?“ Gine blinzelte sie fragend an. Was war denn das für eine seltsame Frage.

„Äh, ich meine, dein Sohn…erzähl mir von ihm“ säuselte Chi-Chi interessiert. „Werde ich ihn öfters hier sehen?“

Bevor Gine darauf eine Antwort geben konnte, trat eine Kollegin aufgeregt zu ihr, einen Scouter in ihren Händen.

„Gine, ich habe gerad gehört, dass heute ein Raumschiff mit dem Prinzen drin gelandet ist. Dein Sohn ist auch dabei gewesen.“

„Radditz ist wieder da?“ staunte Gine.

Vergessen waren Chi-Chi und ihre Frage. Gine stürmte los und rief über ihren eigenen Scouter ihren Gefährten an.
 

Kakarott schwebte hoch, seine Fracht vorsichtig balancierend und flog über den Wald.

Sorgsam behielt er die Umgebung im Blick, um nicht die Aufmerksamkeit eines Jägers, tierisch oder Saiyanisch auf sich zu ziehen. Es gab gierige Raubtiere, die sich gerne eine Extra-Portion schnappen wollten. Als Kakarott vor Monaten von den Überfällen gehört hatte, hatte er seine Mutter angeboten, ab sofort die Rationen für die Familie abzuholen. Es war sicherer, als sie abends alleine zur Dämmerungszeit mitzunehmen.

Seine Mutter war einverstanden und erfreut gewesen. Seine Eltern glaubten, mit einer Kampfkraft von 1.600 war er sicher, aber sie wussten nicht, dass er sogar doppelt so stark war. Immer noch unterdrückte er ständig sein Kampflevel.

Kakarott spürte eine bekannte Aura: sie war schwach, eine kleine blaue Flamme, aber ihm wohlbekannt, weshalb er sie trotzdem spürte.

Er flog tiefer und ging durch den dichten Wald; versuchte sie zu finden. Auch Bulma war im Unterdrücken ihrer Aura noch besser geworden. Sie konnte sich mittlerweile fast unsichtbar machen, nicht nur wegen ihrem schwachen Ki, sondern auch wegen ihrer Fähigkeiten im Schleichen und Verstecken.

„Bulma?“

„Ich bin hier“ erschallte ihre Stimme hinter einem grünen Dickicht und er zwängte sich durch, immer noch vorsichtig seine Fracht balancierend.

Er fand seine Schwester, die sich knieend über eine kleine Maschine beugte.

„Warum machst du das hier und nicht zu Hause?“ fragte er.

Sie stand auf und legte das Werkzeug zur Seite. Sie klopfte sich das Gras von ihrer groben, langen Hose, die sie trug; ihre Lieblings-Arbeiterhose dank der vielen Taschen, die sie angenäht hatte. Ihr grünes, weites Shirt hatte sie über den flachen Bauch zusammengeknotet, damit es enger saß.

Kakarott musste etwas den Kopf heben, wenn er seine Schwester ansah. Sie hatte in den letzten Jahren ihren Wachstumsschub bekommen und war mit ihren fast 17 Jahren bald ausgewachsen.

Immer noch wuchsen ihre Haare ungehindert, weshalb sie in regelmäßigen Rhythmus mit ihren Frisuren experimentierte. Heute trug sie ihre Haare in einen nachlässig geflochtenen Knoten am Hinterkopf, mit einer glatten Holznadel drin und seitlich herausfallender Strähnen.

Sie zog ihre Handschuhe aus und ließ sie achtlos auf den Boden fallen.

„Nur eine Sicherheitsmaßnahme. Falls etwas explodiert, sollte es nicht in der Nähe unseres Hauses sein“ erklärte sie.

Kakarott verdrehte die Augen. Dinge, die schon öfters passiert waren.

Zum Glück hatte Bulma jetzt ihre eigene Werkstatt.

Sie winkte ihn zu sich. „Komm, ich zeig es dir.“

Sie drückte auf einen Knopf seitlich der Maschine und mit einem rauchenden Knall verschwand sie. Stattdessen war eine kleine Kapsel auf der Erde zu sehen.

Bulma hob sie auf, trat ein paar Schritte zurück, ihr Bruder machte es ihr nach und dann drückte sie auf die Kapsel und warf sie mit einen weiten Schwung nach vorne.

Kaum hatte die Kapsel den Boden berührt, ertönte ein leiser Knall und die Maschine stand wieder da.

Kakarotts Augen wurden groß und Bulma grinste selbstbewusst.

„Es funktioniert“ sagte sie zufrieden und besah prüfend den alten Putzroboter, den sie für Probezwecken ausgewählt hatte. Es fehlte nichts. Der Roboter war wie geplant verkleinert und wieder vergrößert worden und seine Systeme funktionierten auch noch.

„Endlich fertig. Damit kann ich Roboter, Zubehör oder Fahrzeuge verkleinern und immer bei mir tragen“ erklärte sie grinsend ihren Bruder, der deutlich beeindruckt war. Sie drückte wieder auf den kleinen Knopf, verwandelte den Roboter und steckte die Kapsel in ihre Hosentasche.

Nun bemerkte sie erst die Bündel, die ihr Bruder trug.

„Ui, da hat Mama dir aber wieder viel mitgegeben. Reiche Beute, hm? Komm, lass uns heimgehen, damit es kühl gelagert wird“ sagte sie mit einem Kopfnicken in Richtung Heimat.

Sie packte schnell noch das Werkzeug in ihre Tasche und hob diese auf. Gemeinsam schritten sie durch den Wald.

Die Luft war angenehm warm; es roch nach frischen Blumen und Holz und die Sonne schien durch das Blätterdach.

„Willst du noch was essen oder fliegst du gleich wieder los?“ fragte Bulma. Der Tagesablauf ihres Bruders verlief oft gleich: zuerst machte er ein leichtes Frühtraining am See, dann gab es Frühstück, dann eine Runde Meditation, dann holte er die Rationen ab und flog dann schnell zur Tsufuru-Basis, wo er sein Mittagsmahl zu sich nahm, um danach hart bis zur Abenddämmerung zu trainieren.

„Ich esse dort was. Brauchst du was von der Basis?“ fragte er zurück.

Sie schüttelte den Kopf.

Oft begleitete seine Schwester ihn; manchmal holte sie auch nur Dinge, die sie für ihre Experimente benötigte. Ab und zu war es in den letzten Jahren dazu gekommen, dass ihre Eltern wieder auf eine kleine Mission gingen und die Kinder für ein paar Monate alleine ließen. Diese Zeit hatten sie dann in der Basis verbracht; die Annehmlichkeiten der Roboter und modernen Technik genießend.

„Wie weit bist du eigentlich mit deinem GR-Training?“ fragte sie.

„Gut“ strahlte er sie an. „Ich kann schon drei Stunden bei drei G trainieren, bevor es zu viel wird. Da du diese nervigen Warnlampen ausgeschaltet hast, kann ich endlich länger trainieren.“

„Naja, die Tsufurujins hatten nicht solche robuste Körper. Eine so hohe Gravitation auf Dauer auszuhalten, wäre für sie lebensgefährlich gewesen. Deswegen solltest du auch aufpassen und dich nicht überanstrengen“ warnte sie. Beeindruckt warf sie ihrem Bruder einen Seitenblick zu. Der GR vervielfachte die Gravitation des Planeten und Vegeta-Sei besaß eine recht hohe Erdanziehungskraft. Was im GR nur dreifache Verstärkung bedeutete, konnte auf andere Planeten eine sechzigfache Erdanziehungskraft bedeuten.

Der Pfad wurde deutlich breiter und ebener und sie konnten allmählich die Umrisse der Hütte erkennen.

Der Garten von Bulma war in den letzten Jahren fleißig gewachsen, ebenso die Blumen und Bäume, die sie drumherum gepflanzt hatte. Von oben war die Hütte dank des vielen Grüns kaum noch erkennbar. Neben Haupthaus und Garten befand sich eine kleinere Hütte, die erst im letzten Jahr gebaut worden war, damit Bulma ihr eigenes Reich für sich hatte.

Weil beide Kinder größer und ihr Kinderzimmer damit enger wurde, hatten ihre Eltern dies beschlossen. In Bulmas eigener Hütte standen ihr Bett, ihre Kleidung und viele Regale, gut gefüllt mit Büchern, Werkzeug und metallenen Einzelteile, sowie ein breiter Tisch zum Arbeiten.

Kakarott hatte sich dadurch im alten Kinderzimmer ausbreiten können. Aber immer noch traf sich die Familie gemeinsam zum Frühstück und Abendessen im Haupthaus oder zum warmen Bad.

Für Bulma war diese neue Art der Privatsphäre, in Nachbarschaft ihrer Eltern, eine perfekte Mischung zwischen Schutz und eigenem, abgeschirmten Privatbereich.

Nun konnten die Geschwister endlich ihre Privatsphäre genießen und nach ihrem eigenen Zeitablauf leben ohne den anderen zu stören. Kakarott ging früh ins Bett und stand im Morgengrauen auf, während seine Schwester bis spät abends an etwas arbeitete und dann entsprechend lange schlief.

Plötzlich erstarrte Bulma und blieb erschrocken unter den Bäumen stehen. Sie kniete sich hinter einen Busch und sah argwöhnisch auf das Haupthaus.

Kakarott wollte sie gerade nach dem Grund fragen, als er es auch spürte: eine starke Aura kam vom Haus und sie stammte nicht von seinem Vater. Sie war schwächer, gehörte aber einen starken Saiyajin.

„Bleib hier; ich sehe nach“ murmelte er und legte die Lebensmittel vorsichtig ab.

Er verließ das schattige Dickicht und schlich leise näher ans Haus heran. Bulma duckte sich tiefer und behielt Bruder und Hauseingang im Blick.

Plötzlich öffnete sich die Tür. Kakarott erstarrte und stellte sich kampfbereit auf.

Aus dem Schatten des Hauseinganges trat eine große Gestalt ins Licht heraus und baute sich vor dem Jungen auf.

Bulmas Augen wurden groß, während sie die Gestalt mit der unbekannten Aura genauer betrachtete.

Eine Rüstung mit ausladenden Schulterpolstern, Hüftlanges Haar, ein großer, massiver Körper, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen, während er auf Kakarott herab blickte…es war lange her seitdem sie ihn zuletzt gesehen hatte; aus einer Zeit, als sie noch keine Aura spüren konnte.

Doch seine Gesichtszüge und besonders seine Frisur verrieten ihn, auch wenn er in die Höhe und Breite geschossen war.

Kakarott hatte ihn noch nicht erkannt, sah ihn immer noch argwöhnisch an; zum Angriff bereit, während der große Saiyajin leise lachte.

„Du bist ja gewachsen, kleiner Bruder“ fing er an zu sprechen, in einer für die Kindern neuen, tieferen Stimme, leicht schnarrend.

Nach dieser Anrede gab es für Bulma keinen Zweifel mehr.

„Radditz?“ fragte sie laut und trat aus ihrem Versteck hervor; ging näher auf ihre Brüder zu.

Er drehte den Kopf zu ihr und seine Augen weiteten sich erstaunt. „Bu…Bulma?“

„Oh du meine Güte, ich glaub es nicht“ freudestrahlend rannte sie auf ihn zu und warf sich in seine Arme, die er instinktiv öffnete, um sie aufzufangen. Jauchzend umarmte sie ihn und Kakarott löste seine Angriffshaltung auf, sah aber immer noch misstrauisch auf das schwankende Paar.

Auf Radditz Gesicht war deutlich das ungläubige Staunen zu sehen, während er auf den blauen Haarschopf seiner Schwester starrte, die er in seine Arme hielt.

Scheiße, die sieben Jahre waren nicht spurlos an ihr vorüber gegangen.

Fort war das süße, kleine Mädchen!

Stattdessen war da eine junge, hübsche Frau mit den Rundungen an den richtigen Stellen erschienen; wie er gerade nur zu genau merkte, wo sie sich an ihn schmiegte.

„Heilige Scheiße, Bulma, du bist ja gewachsen“ vorsichtig berührte er ihr Gesicht und sah sie fasziniert an. Seine Schwester genoss sein Staunen und lächelte ihn an.

„Du auch“ lachte sie. Sie schlang ihre Arme um den massigen Nacken und kräftigen Schultern und spürte seine starken Arme, die sie einige Zentimeter, ohne Aufwand, hochhielten.

Radditz konnte seinen Blick nicht abwenden; suchte nach den Resten der kindlichen Bulma in ihren Gesicht. Erst das pikierte Räuspern unterbrach ihn dabei und er drehte den Kopf, wo Kakarott ihn mit gerunzelter Stirn ansah.

Radditz ließ Bulma aus seinen Armen los und trat nun auf den kleinen Bruder zu.

Bulmas Entwicklung war am Offensichtlichsten, aber sein Bruder hatte sich auch nicht schlecht gemacht. Der Kleine ging ihm zwar nur bis zur Hüfte, aber sein Blick war selbstbewusst.

Radditz überprüfte mit einem Klicken auf den Scouter sein Kampflevel.

Ein Wert von 1.600…verdammt, was war passiert?

In seinem Alter war er nicht so stark gewesen und hatte gerade mal die 1.000-Grenze erreicht.

Ein schneller Blick zu Bulma, aber ihr Power Level lag immer noch unter 200. Sie hatte sich kräftemäßig nicht verändert, nur körperlich; wie er mit einem schnellen Seitenblick auf ihre langen Beine registrierte. Sein Blick wanderte höher, über den sanft gerundeten Hintern, den er selbst in dieser unförmigen Hose erkennen konnte, über ihren flachen Bauch, der neckisch unter dem geknoteten Shirt aufleuchtete bis zu den zarten Rundungen darüber, wo sich der Stoff spannte…Yup, eindeutig kein Kind mehr.

Bevor Radditz fragen konnte, wie sich sein kleiner Bruder so stark verbessern konnte, piepte sein Scouter warnend auf.

Die drei sahen in den Himmel, wo plötzlich Bardock und Gine angeflogen kamen und bei ihnen landeten.
 

„Radditz, tatsächlich“ brummte Bardock, der in Abstand vor ihnen landete und mit verschränkten Armen den verlorenen Sohn musterte.

Gine war weniger zögerlich in ihrer Begrüßung und rannte lachend auf ihn zu. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihren Ältesten zu umarmen und er sich zu ihr runter senken, um die Umarmung zu erwidern.

„Bist du groß geworden“ wiederholte sie das gleiche wie ihre Kinder und sah bewundernd zu ihm hoch. Radditz Rücken streckte sich unwillkürlich daraufhin noch etwas mehr; die Brust vor Stolz gebläht.

Bardock brummte unwillig und trat ein paar Schritte auf ihn zu.

Eine seltsame Spannung entwickelte sich, als sich Vater und Sohn in die Augen sahen und sich gegenseitig abcheckten.

Gine und ihre zwei jüngsten Kinder traten in den Hintergrund und beäugten das Paar vorsichtig.

Bardock sah seinen Ältesten prüfend an, der seine Haltung kopiert hatte und sich überheblich mit verschränkten Armen vor ihm aufbaute.

Bardock unterdrückte ein missmutiges Grummeln.

Na super, der Zwanzigjährige überragte ihn um eine Kopflänge; wie war denn das passiert? Der Umfang seiner Muskeln hatte gewaltig zugenommen, die er stolz in seiner knappen Rüstung zeigte. Nicht mal anständige Hosen trug er, sondern schwarze, enge Shorts, die nur teilweise von der unteren Rüstung verdeckt wurden. Die zwei roten Bänder, die er jeweils um seinen linken Oberarm und Oberschenkel geschlungen hatte, saßen fest; kurz vorm Platzen durch den Druck der ausgeprägten Muskeln und erfüllten damit das Ziel, den Betrachter zu beeindrucken.

Das schwarze Haar war immer noch so lang wie in seiner Kindheit und erinnerte Bardock an einen Igel.

Die Gesichtszüge waren schlanker, kantiger; jegliche kindliche Weichheit war vollkommen verschwunden. Radditz Augen glitzerten erwartungsvoll unter den dichten, schwarzen Augenbrauen.

Mittlerweile war er kein Kind mehr, sondern ein anerkannter, ausgewachsener Erwachsener. Er hatte seine Stärke durch die zahlreichen Außenmissionen im Geleit des Prinzen bewiesen und eindeutig die Geschlechtsreife erreicht.

Bardock ahnte, dass viele Saiyajins in der Hauptstadt respektvoll zurückweichen würden, wenn der großgewachsene Radditz vorbeischritt. Aber für ihn war das immer noch der kleine, vorlaute Radditz, den er einst an seinen Schweif auf den Boden geworfen hatte, ganz egal, was andere sagen würden. Er ahnte, dass der Junge sich nach seinem Respekt sehnte und nach Lob hungerte. Sein sehnsüchtiger Blick verriet ihn, auch wenn er eine hochmütige Miene aufgesetzt hatte; mit einem schiefen, protzigen Grinsen. Noch hatte der Junge nicht gelernt, wie man seine Gefühle komplett verbarg.

Bardocks Mundwinkel zuckte spöttisch, aber er beherrschte sich und setzte weiterhin eine stoische, ruhige Maske auf. Er hatte die Erfahrung und wusste, wie man bluffte.

Respekt musste man sich verdienen und der Respekt des Vaters war am schwersten zu erreichen. Eher würde der König ihn belobigen und ihn in den Mittelklasse-Stand setzten als das Bardock ein gutes Wort sagen würde.

Es würde Radditz zu sehr in den Kopf steigen und er würde sich weniger anstrengen.

Nein, er wusste schon, wie er reagieren musste.

Er ließ seinen Blick bedeutsam über die großgewachsene Gestalt wandern, bis er wieder an seinem kantigen Gesicht stehen blieb.

Langsam trat er näher und strich sich gespielt nachdenklich übers Kinn.
 

Radditz konnte ein arrogantes Schmunzeln nicht unterdrücken. Das war Tag, auf dem er so lange gewartet hatte. Er stand kurz davor, die Anerkennung seines Vaters zu erlangen.

In der Luft lag eine sirrende Spannung. Jeder Beobachter hielt erwartungsvoll die Luft an und sah auf das Vater-Sohn-Pärchen. Die nächsten Worte würden für immer in die Geschichte der Familie eingehen.

„Du erinnerst mich an meine Schwiegermutter“ sagte Bardock trocken.

Radditz Unterkiefer fiel geschockt nach unten, während Bardock schmunzelnd weiterfuhr.

„Sie hatte auch diese Haare, diesen Blick und diese Größe. Man, war das ein Besen. Die Frau hatte Haare auf den Zähnen. Du kommst ganz nach ihr.“

Mit offenem Mund und großen Augen starrte Radditz seinen Vater fassungslos an.

Das konnte doch nicht sein Ernst sein?!

In diesen geschichtsträchtigen Moment konnte man doch keine Witze machen?!

Doch Bardock nickte nur beiläufig und drehte sich wieder um, um mit langen Schritten zu seiner Gefährtin zu schlendern.

Von seiner Seite aus war alles gesagt.

„Was gibst es zu essen?“ fragte er seine Gefährtin und ignorierte geflissentlich die hoffnungslose Gestalt hinter sich.

Bulma und Kakarott fingen bei Radditz erschütternde Fresse leise an schadenfroh zu kichern. Ihr Lachen endete in rasendes, amüsiertes Brüllen, während Bardock seine entspannte Haltung bewahrte. Trotzdem konnte Gine sein amüsiertes Schmunzeln und das Funkeln in seinen Augen sehen.

Böse verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte ihn finster an.

Nicht nur, dass er seinem Sohn die Freude von väterlichen Anerkennung wegnahm, nein, er machte sich auch noch über ihre Mutter lustig!

Langsam schüttelte sie den Kopf. „Ganz großer Fehler, Freundchen“ sagte sie strafend.

Bardock konnte sich nicht mehr zurückhalten und grinste sie schief an.

„Was denn, er kommt eindeutig nach ihr“ tat er unschuldig.

Bulma und Kakarott hielte sich vor Lachen die Bäuche, während Radditz niedergeschlagen versuchte, eine schnippische Antwort zu finden…erfolglos. Mit offenen Mund, den Zeigefinger nur empört erhoben, aber keine Erwiderung drauf, starrte er auf den Rücken dieses Mistkerls, der seinen großen Auftritt versaut hatte.

Gine verdrehte genervt die Augen bei Bardocks schadenfrohen Feixen, der die Reaktionen hinter seinen Rücken richtig kalkuliert hatte: die Empörung bei seinem Ältesten und die laute Häme bei den Jüngeren.

Es war anstrengend, sein Pokergesicht zu behalten. Seine eigene Schadenfreude brach hervor und er zog seine Mundwinkel überheblich nach oben.

Gines Augen verengten sich.

Sie würde ihren Gefährten nicht dafür loben, dass er seinen Sohn mit seiner Schwiegermutter verglichen hatte; nur um seinen Stolz zu verletzen.

Vielleicht würden ein paar Schläge mit ihrer Bratpfanne auf seinen Hinterkopf ihn daran erinnern, sich über bestimmte Dinge nicht lustig zu machen.

„Los, jetzt, alle rein. Ich mache uns was zu essen“ befahl sie und ihre Stimme machte klar, dass sie keinen weiteren Streit wollte.

Die Kinder hörten mit dem Lachen auf und Bardock erkannte an ihren Tonfall, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. Seine Gefährtin funkelte ihn wütend an und er schluckte nervös.

Radditz bemerkte es, während er ins Haus schlich und fühlte sich dadurch ein wenig getröstet.

Kakarott rannte schnell wieder zurück und holte die Beutel mit den Rationen aus dem Gebüsch, die er erst vor kurzem von seiner Mutter bekommen hatte, damit sie daraus das Essen zaubern konnte.
 

Gine schmiss den Herd an und legte auf den Grill die Steaks, während sie in den Töpfen das Gemüse einkochte. Bulma half ihr beim Schneiden, Kakarott deckte den Tisch und Bardock holte aus der Vorratskammer einen Krug mit frischen Bier, einen kleinen Topf mit salzigen Nüssen als Beilage und einen Topf mit eingekochten, in Honig gesüßten Früchten als Nachtisch.

Jetzt wo Radditz erwachsen war, konnte er mit seinem Vater etwas trinken. Der saß am Tisch und sah dem Treiben zu: die bekannte Küche, wo seine Mutter und Bulma wie üblich kochte und der Wohnbereich mit dem Sofa und den andere Kuschelecken, wo er früher oft mit seiner Schwester gespielt hatte.

Er sog den Geruch von frisch gebratenen Fleisch ein und dieser eigene, nostalgische Geruch des Hauses, hörte das Klappern des Geschirrs, das Gemurmel der bekannten Stimmen und fühlte sich endlich angekommen, während er ein Schluck vom Bier trank, dass sein Vater ihm einschenkte.

Während die Frauen kochten, genossen die zwei Männer in Schweigsamkeit das Bier und die Nüsse als Beilage. Kakarott brachte noch die Krüge mit dem frisch geschöpften Wasser und Bulma stellte knusprig geröstete Brotscheibe mit Dips und eingelegten Gemüse als Vorspeise auf den Tisch. Die erfahrene Gine wusste, wie man schnell ein Essen für eine fünfköpfige Saiyajin-Familie zaubern konnte und schnell standen als weitere Vorspeise Suppe, dünne Brotfladen und dicke Scheiben kalter Braten zum Belegen bereit, während das restliche Essen nach und nach gar wurde und ein Gang nach dem anderen aufgetischt werden konnte.

Sie langten zu.

Kakarott und Radditz stritten sich mit Gabeln, Messern und Finger um die besten Stücke, deren Kämpfe durch Bardock unterbrochen und gewonnen wurden.

Gine und Bulma ließen sich das scharf eingelegte Gemüse schmecken, während sich die Männer auf das Fleisch konzentrierten. Als Bulma ihre Suppe löffelte und einen vorsichtigen Blick zu ihrer Mutter warf, fiel ihr deren entspanntes, wehmütiges Lächeln auf.

Gine konnte nicht den Blick von Radditz abwenden. Ihn so plötzlich erwachsen wieder an ihrem Tisch sitzen zu sehen, erfüllte sie mit zwiespältigen Gefühlen. So groß, so erwachsen…wo war nur die Zeit geblieben? Er war kein Kind mehr.

Hauptsächlich aber war sie glücklich, ihre Familie komplett im Haus zu haben, sogar mit dem typischen lauten Toben am Tisch. Sie lachte leise.

„Hah, das letzte Stück gehört mit. Ich bin schließlich der Ehrengast“ rief Raddditz aus und warf sich fast auf das letzte Steak, um es besitzergreifend an sich zu ziehen. Bardock verdrehte die Augen, war aber großzügig, während Kakarott missbilligend einen Flunsch zog.

„Hey, Vater, was meintest du eigentlich damit, dass Radditz aussieht wie deine Schwiegermutter? Wer war das?“ fragte Kakarott laut und grinste seinen großen Bruder gehässig an.

Das bekam man davon, wenn man ihm das letzte Stück Fleisch stahl.

Radditz blieb das Steak im Hals stecken und er verlor seinen Appetit. Missmutig kaute er es trotzdem.

Bardock lachte leise auf, als Radditz Gesicht durch diese Erinnerung sofort wieder betrübt einfiel. Gine sah ihn aber drohend an, weshalb er sofort mit dem Lachen stoppte.

Er versuchte sich aus dem Schlamassel zu retten, in den er sich selbst reingebracht hat.

„Weißt du, Kakarott, meine Schwiegermutter…damit ist Gines Mutter gemeint. Sie war…etwas speziell, genau wie Gines Vater. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich sie kennen lernte“ fing er versonnen an zu erzählen.
 

Rückblende:

Vor 22 Jahren…

Bardock und Gine landeten vor einer Hütte, die etwas abseits am Rande des südlichen Distriktes von Sadala lag.

In seiner Hand trug er einen großen Korb mit diverseren Leckereien, wie es Sitte war, wenn ein Saiyajin zum ersten Mal einen anderen besuchte und in guten Absichten kam. Für die heutige Gelegenheit hatte Bardock sich um einen besonders großen Korb gekümmert.

Bardock war nervös, während er vor der Tür stand und traute sich nicht, anzuklopfen.

Gine ging seit einem knappen Jahr mit ihm aus und zwischen ihnen wurde es ernst; so ernst, dass Gine ihm ihre Eltern vorstellen wollte.

Bardock unterdrückte seine Nervosität, während er auf die Tür starrte.

Er hoffte, dass die Geschenke als Zeichen seiner Ehrerbietung ausreichen würden.

Gine hatte ihm nicht viel über sie erzählt, damit er keine falschen Schlüsse zog. Er wusste nur, dass die beiden seit Jahren miteinander verpaart waren und sich den Sarang geschworen hatten. Gine war ihr einziges Kind. Väter konnten sich nur schwer von ihrer Tochter lösen, sobald sie eigenständig wurden. Mädchen wurden als Kostbarkeit angesehen und Väter trennten sich nur ungern von ihnen. Junge Männer mussten daher einiges an Prüfungen durchstehen, um von ihnen als würdige Partner ihrer Kleinode anerkannt zu werden.

Würde Gines Vater sich stark gegen ihn wehren?

Gine hatte ihn beruhigt und erzählt, dass ihre Eltern „anders“ wären und ihn sehr gerne kennen lernen würden. Sie hatte ihnen freimütig von ihrer Beziehung erzählt, wie sehr sie Bardock mochte und nun brannten diese darauf, den jungen Krieger genauer unter die Lupe zu nehmen.

Es war für Bardock das erste Mal, dass er die Eltern seiner Freundin kennen lernen würde. Diese Beziehung war ihm so wichtig wie nie zuvor.

Trotzdem…lieber würde er in einer lebensgefährlichen Mission gegen eine Armee von Monstern kämpfen, alleine auf einen fremden Planeten, als durch diese Tür zu gehen.

Gine, die neben ihn stand, bemerkte seine Nervosität: sein Zögern und das leichte Zittern seiner Hände, mit denen er den großen Korb hielt, waren wohl zu offensichtlich.

Beruhigend streichelte sie über seine Schulter.

„Keine Sorge, wir essen alle gemeinsam, du trinkst mit ihnen und dann ist es vorbei. Sie wissen bereits, dass du mir sehr wichtig bist. Sie wollen dich einfach nur kennen lernen. Es wird keine Prüfungen geben“ versuchte sie ihn zu entspannen.

Er sah sie mit großen Augen an, eine kleine Schweißperle der Nervosität auf der Stirn.

„Bist du dir sicher? Wäre ich an deines Vaters Stelle, würde ich dich niemals mit einem Mann ausgehen lassen. Er wird mich bestimmt zum Kampf heraus fordern! Und was soll ich dann tun? Ihn schlagen und dadurch noch wütender machen? Oder mich besiegen lassen und dann als Schwächling gelten? Was, wenn er mich nicht mag?“

Gine winkte lässig ab. „Um meinen Vater musst du dir wirklich keine Sorgen machen. Er hat einen guten Instinkt. Er wird dich prüfend ansehen und wenn er nickt, hast du es geschafft“ erklärte sie lachend.

Gines Sorglosigkeit fing allmählich an, auf ihn abzufärben. Sie hörte sich so locker und selbstsicher an, dass er anfing, zu entspannen.

Wenn Gine auf seiner Seite war, wen sollte er fürchten?

Letztendlich war es ihre Entscheidung, mit wem sie sich traf.

„Nur meine Mutter könnte Probleme machen“ murmelte Gine kaum hörbar und sah betreten zu Boden.

„Was?!“ Bardock drehte überrascht den Kopf, während er gleichzeitig an der Tür klopfte.

Es war zu spät für diese Warnung.

Mit einem heftigen Ruck; der fast die Tür aus den Angeln riss, wurde sie geöffnet und Bardock beinahe vor den Kopf gestoßen. Er konnte gerade noch einen Schritt zurückweichen.

„NA ENDLICH; WIE LANGE WILLST DU DENN NOCH VOR MEINER TÜR VERSAUERN? KOMM REIN! WEHE, DU HAST KEINEN GUTEN ALKOHOL MITGEBRACHT!“ warnte und brüllte ihn zeitgleich eine riesige, muskulöse Gestalt mit hüftlangen, wirren Haar an.

Buschige Augenbrauen waren erzürnt zusammen gezogen, während die in einer Rüstung gekleidete Person ihn missbilligend anstarrte.

Bardock musste den Kopf in den Nacken legen, um ihr ins Gesicht zu sehen.

Hölle, das war…die kalten Schweißperlen auf seiner Stirn nahmen zu und weitere rutschten seinen Nacken hinab.

Das konnte doch nicht wahr sein?

Die ganze Zeit hatte er sich Angst wegen Gines Vater gemacht; sich vorgestellt, wie er ihm entgegen treten sollte, aber nun war alles weg. Er konnte nur hinauf starren und eilig nach einer Antwort suchen.

„Hi Mami, keine Sorge. Bardock hat einen guten Tropfen von seiner letzten Mission mitgebracht“ beruhigte Gine die Person, die da im Türrahmen stand und die kräftigen Arme vor der Brust abschätzig gekreuzt hatte.

Immer noch versperrte sie den Weg ins Haus wie ein Torwächter aus der Hölle. Bardock konnte über ihre Schultern gerade noch die schmale Gestalt im Flur stehen sehen, die ihm zuwinkte: ein schmales Männchen mit kurzen schwarzen Haar und entschuldigenden Lächeln.

Moment, wieder zurück zum Hauptproblem…Bardock drehte den Kopf abwechselnd zu Gine und der…Frau, wie er jetzt gerade erkannte…

„Mami?!“ hauchte er fassungslos.

„Für dich immer noch Negi, du kleiner Scheißkerl“ knurrte ihn die furchteinflößende Frau an.
 

Rückblende Ende
 

Bardocks Rückblick in die Vergangenheit war so malerisch erzählt worden, dass Kakarott und Bulma, die ihren Großmutter nie kennen gelernt hatten, gleichzeitig dasselbe Bild vor dem geistigen Auge hatten: Eine Frau, die aussah wie Radditz und den jungen Bardock wütend anschnauzte, wo denn der Alkohol blieb, während dieser ängstlich vor ihr zurück wich.

Sie verfielen in kreischendes Gelächter.

Radditz konnte darüber nicht lachen. Welcher Krieger wollte schon mit seiner Großmutter verglichen werden.

Bulma tat es leid um Radditzs Stolz, aber dieses Bild in ihrem Kopf…sie konnte sich nicht dagegen wehren.

Ihre Großmutter quasi ein weiblicher Radditz; ein Radditz mit Brüsten. Oder ein normaler Radditz, bloß gekleidet in einer Schürze, den Kochlöffel drohend erhoben und Bardock ankeifend.

Bardock lachte ebenfalls. „Negi war ein harter Brocken und forderte mich auch zum Kampf heraus, den ich gewann. Ich hatte keine andere Wahl; ich hatte richtig Schiss vor ihr.“

Gine verdrehte nur die Augen. Bardock hatte es zwar etwas ausgeschmückt, aber leider war es tatsächlich so verlaufen.

Langsam beruhigte sich das hämische Gelächter der Jüngeren und abwechselnd sahen sie ihre Mutter und älteren Bruder an. Sie waren neugierig und wollten mehr wissen.

„Ihr macht euch darüber lustig, genau wie die andere Saiyajins. Aber Tatsache ist, dass meine Eltern sehr glücklich miteinander waren. Auch wenn sie nicht gerade dem Standard-Modell entsprachen“ sagte sie pikiert.

Bardock räusperte sich und fuhr fort.

„Sie war eine gefürchtete Kriegerin. Zufällig war sie über mehrere Ecken mit Selypa verwandt: in deren Blutlinie sind viele Frauen so. Dagegen war Gines Vater eher mager und schwach, aber er besaß Grips. Er war als Ingenieur tätig. Die beiden haben oft zusammen gearbeitet. Sie hat gekämpft und er war für das Fliegen und die Wartung des Raumschiffes zuständig. Gine kommt mehr nach ihm. Tja, und Radditz…er ist ihr Ebenbild. Vielleicht ist seine Stimme noch etwas dunkler, aber nur wenig. Negi hat, wenn sie auf Mission war, geraucht und gerne einen über den Durst getrunken. Ihre Stimme war sehr rau und tief gewesen. Kein Wunder, dass man sie von hinten für einen Kerl gehalten hat. “

Alle Kinder sahen Gine nach ihrer Bestätigung heischend an.

Langsam nickte sie.

Ja, Bardocks Worte entsprachen der Wahrheit.

Radditzs Kopf fiel betrübt auf den Tisch, während seine Geschwister wieder anfingen zu kichern.

Gine nahm gedankenverloren einen Schluck aus Bardocks Bier-Glas.

„Sie waren tolle, liebevolle Eltern und Sarang-Partner“ wiederholte sie. „aber leider habt ihr sie nie kennen lernen dürfen. Sie starben gleichzeitig, als ich mit Radditz schwanger war.“

Die lustige Stimmung war damit schlagartig vorbei.

Bedrückt hielten die Kinder inne. Radditz hob seinen Kopf und sah seine Eltern an, die gedankenverloren in die Ferne starrten. Bardock griff nach Gines Hand und drückte sie zärtlich.

„Es geschah auf einer Mission“ erzählte er weiter. „Ihr Schiff wurde abgeschossen.“

Gine legte ihren Kopf auf Bardocks Schulter ab und schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen. Sein Daumen, der tröstend über ihre Haut kreiste, lenkte sie ab. Sie drängte die Tränen zurück und lächelte traurig.

Das war das Risiko eines jeden saiyanischen Kriegers: in der Ferne zu sterben.

Wenigstens waren ihre Eltern zusammen gewesen bis zum Tod.

Sie öffnete die Augen wieder und sah ihren Ältesten liebevoll an.

„Ich bin wirklich sehr froh, dass wir alle hier wieder an einen Tisch sitzen“ sagte sie.

Radditz war gerührt und streckte seinen Arm aus, um Gines freie Hand kurz zu tätscheln.

Es fühlte sich gut, an einen Ort zurück zu kehren, wo sich die Leute freuten, dass man noch lebte.

Auch wenn sein Vater sich wie ein Arsch benahm und sich darüber lustig machte…Radditz musste zugeben: wäre er an seiner Stelle, würde er vermutlich ähnlich handeln.

Bardock, der ein Loblied auf ihn sang?!

Niemals!

Nicht mal betrunken oder im Fieberwahn würde so was passieren.

Gefühlsduseleien waren einfach nicht ihre Art, nur Sarkasmus und schwarzer Humor. Für den Rest an Emotionen gab es die Frauen.

Gut, dass er seine Mutter und Bulma hatte.

Er räusperte sich verlegen und versuchte das Thema zu wechseln, um die bedrückte Stimmung wieder aufzuheitern.

Herausfordernd sah er seinen kleinen Bruder an.

„Kakarott, du bist jetzt fast dreizehn. Wenn du dein Tatakai bis jetzt nicht bestanden hast, ist es dein letztes Jahr, wo es möglich ist. Ich habe mir vor Jahren geschworen, dass ich dir bei deinem Training helfe, damit du keine Schande über die Familie bringst. Also, wie gut bist du vorbereitet?“ fragte er gebieterisch.

Kakarott zog stumm eine Augenbraue hoch.

Bardock prustete amüsiert auf.

„Sohn, darf ich es ihm sagen?“ fragte er mit einem verschwörerischen Zwinkern seinen Jüngsten.

Hoheitsvoll nickte Kakarott, dessen Lippen sich bereits amüsiert nach oben verzogen.

Genüsslich ließ Bardock die erste Bombe platzen.

„Kakarott wurde bereits zum anerkannten Krieger ernannt. Er braucht kein Tatakai, keine Rekruten-Ausbildung und keine Abschlussprüfung“ fing er an.

„WAS?!“ Radditzs Kinnlade fiel herunter. „DU WILLST MICH WOHL VERARSCHEN!“

„Der König persönlich hat ihn anerkannt.“

„ER hat WAS!“

„Dabei war Kakarott zu diesem Zeitpunkt nur neun Jahr alt!“

„HÄÄÄÄÄH!“

Radditz Augen quollen ihm fast aus dem Kopf.

„Da du dich wunderst, warum er keine Rüstung trägt: Ich bin außerdem in die Mittelklasse befördert worden und offiziell Kakarotts Teamleiter. Der Junge hat noch nicht die geistige Reife, um mir auf eine Mission zu folgen. Deswegen trägt er seine Rüstung noch nicht“ erklärte Bardock überheblich.

„Mittelklasse…du…du bist…“ Radditz fing an zu stottern und sah bestürzt seine Mutter.

Bardock nickte gelassen und legte einen Arm um Gine. „Ja, ich habe einen höheren Rang als du und Gine und ich sind immer noch zusammen.“ Besitzergreifend zog er sie an sich.

Gine mischte sich nun auch ein. „Übrigens sind die Tatakais seit zwei Jahren abgeschafft worden. Man sieht nur noch auf das Powerlevel. Kämpfe dieser Art werden manchmal zur Konfliktlösung genutzt, aber ansonsten wird die Jugend schnell aussortiert. Naja, so sollen die Mädchen nicht gefährdet werden und schwache Jungs gleich früh in die richtige Ausbildung abgeschoben werden. Ingenieur, Jäger oder die niederen Arbeiten. Das wüsstest du, wenn du dich in den letzten Jahren mal bei uns gemeldet hättest“ der letzte Satz war eindeutig ein Vorwurf, weil zwischen Radditz und seiner Familie sieben Jahre lang Funkstille geherrscht hatte.

Radditz fing an, sich an zu verteidigen. „Ich war am Rande der nördlichen Galaxie. Wir hatten kaum Funkkontakt zur Basis. Nur die Befehle kamen rein.“

Er sah abwechselnd seine Eltern und seinen jüngeren Bruder an, die ihn so seltsam angrinsten.

Es konnte sich doch nur um einen makabren Scherz handeln. Die hatten sich abgesprochen!?

Kakarott bereits ein anerkannter Krieger?

Früher als er selbst?

Aber Radditz war doch immer der Vorzeige-Saiyajin gewesen und nicht der kleine Schwächling…obwohl sein aktueller Powerlevel…der kam seinen gefährlich nahe…

Radditz wollte aus lauter Frust in die Tischkante beißen.

„Nö, es ist alles wahr“ machte sein Bruder seine Hoffnung zunichte. Gelassen zuckte er mit den Achseln „ich kann trainieren, wie ich will. Manchmal kämpfe ich gegen Vater und seine Freunde oder ich fliege zu DEINEM alten Trainingsplatz in die Berge.“

Radditz fiel fast vom Stuhl und musste sich an die Tischkante klammern.

Bardock erzählte munter weiter. „Kakarott erzielt gute Ergebnisse mit seiner eigenen Methode, deswegen mische ich mich da nicht groß ein. Er kommt uns kräftemäßig immer näher, aber für die Missionen ist es noch lange nicht ausreichend. Aber das wirst du selbst merken, wenn du gegen ihn kämpfst.“

Kakarott nickte grinsend und verschränkte selbstsicher die Arme vor der Brust.

„Und dieses Mal werde ich gewinnen.“

Radditz wimmerte auf.

Sein Weltbild brach gerade zusammen.

Diese Familie machte ihn fertig und er war mit ihnen verwandt; was für eine Scheiße?!
 

Nachdem der Nachtisch verputzt war und die Stimmung sich beruhigt hatte, musste Radditz kurz das Haus verlassen, um auszutreten.

Während es allmählich dunkler wurde, nutzte er den einsamen Moment, um per Scouter bei Nappa anzurufen. Sein Kamerad erzählte ihm, dass seine Gemächer erst morgen zur Verfügung standen. Entweder besorgte sich Radditz für heute ein Zimmer in der Hauptstadt oder schlief in der Kaserne.

Mit einem missmutigen Blick auf das Haus seiner Eltern beschloss der Saiyajin, die Nacht dort zu verbringen und sein Geld zu sparen. Seine Mutter hatte es ihm bereits angeboten und wollte in seinem alten Kinderzimmer eine Bettstätte vorbereiten. Ein kostenloses Bett in einem Massenzimmer mit einem Haufen schnarchender, stinkender Saiyajins in der Kaserne zu nehmen, lockte ihn nicht; da konnte er auch hier schlafen.

Er massierte sich die Stirn.

Scheiße, hatte sich hier viel verändert…aber was hatte er erwartet?

Die Zeit lief nun mal für alle weiter.

Er seufzte, sah auf das grün überwucherte Haus und schritt näher zur kleinen benachbarten Hütte. Einfache Bauweise, aber sie sah gut aus; in einem besseren Zustand als das Haupthaus.

„Toma und die andere haben beim Bau geholfen. Gine wünscht sich bald auch eine Renovierung an unserem Haus; da kannst du mithelfen“ überraschte ihn eine Stimme. Radditz drehte erschrocken den Kopf und sah seinen Vater näherkommen.

„Wir haben sogar ein Solarpanel aufs Dach installiert, damit Bulma Strom für ihre Maschinen hat. Sie ist eine Nachteule und braucht Licht. Kakarott kann jetzt ungestört in seinem Zimmer schlafen“ erklärte sein Vater und sah zufrieden auf sein Werk.

„Sieht gut aus“ lobte Radditz. „aber du als Mittelklasse-Krieger…dein Sold hat sich doch bestimmt erhöht. Trotzdem machst du die Arbeiten noch selbst?“

„Klar, ich habe jetzt auch Zugriff zu mehr guten Material, aber du weißt, warum ich niemals in die Hauptstadt ziehen würde. Hier haben wir unsere Ruhe“ sagte Bardock und machte klar, dass er Bulma niemals alleine leben lassen würde. Er würde immer seine schützende Hand über seine Tochter halten.

Die beiden Männer schritten durch das geordnet wachsende Grün von Bulmas Garten, dass sie über die Jahre gezähmt hatte und gingen wieder in Richtung Haupthaus zurück.

Radditz stoppte und hielt seinen Vater zurück, bevor ins Haus eintreten konnte.

Nun, wo sie gerade allein waren und sein Vater so ruhig und verständig wirkte, sprach Radditz einen Gedanken aus, den er schon seit längerem hatte.

„Habt ihr euch nicht mal überlegt, Bulma an die Öffentlichkeit zu bringen? Sie ist fast erwachsen. Klar, ihr Aussehen, aber sie ist trotzdem eine reinblütige Saiyajin. Du hast nun einen höheren Rang, Mutter und Kakarott haben es auch zu etwas gebracht und ich stehe dem Prinzen nahe. Unsere Familie lässt sich dadurch nicht so leicht unterbuttern. Mit unserem Schutz kann ihr niemand was“ sprach er es an.

Bardock seufzte tief; wurde aber nicht wütend, weil man seine Entscheidung anzweifelte, sondern sah ihn nachdenklich an. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber mit einem misstrauischen Blick aufs Haus.

Bewegte sich die Gardine da am Fenster? War da ein Schatten zu sehen?

Er nahm seinen Scouter ab, legte ihn auf die Bank vor dem Haus und bedeutete Radditz mit einer Handbewegung es ihm gleich zu tun.

Radditz stutzte, tat es ihm aber nach.

Als Bardock sich plötzlich in die Luft erhob, folgte Radditz seinem Vater.

Sie flogen nur kurz, aber schnell und landeten an einer einsamen Ecke, wo einige Yoru-Bäume wuchsen. Diese Bäume wurden auch als „Nachtkönigin“ bezeichnet, weil sich ihre Blüten erst nach Abenddämmerung öffneten und ihre weißen, ungenießbaren Früchte das Sonnenlicht aufnahmen um dann abends sanft weiß zu leuchten. Weil gerade die Sonne versank, war die Gegend in einen sanften Schein der Früchte gehüllt, wodurch die beiden Saiyajins alles im Blick hatten.

Bardock setzte sich auf einen Felsen und Radditz lehnte sich an einen der Bäume.

„Hier sind wir ungestört und niemand kann uns belauschen“ begann Bardock.

„Und die Scouter?“ fragte Radditz.

„Ich befürchte, dass Bulma meinen Scouter abhört und bei deinem bin ich mir nicht sicher.“

Radditz hob überrascht eine Augenbraue. „Das kann sie?“

Bardock nickte. „Sie hat ne Menge Schrott zum Laufen gebracht. In ihrer Hütte habe ich ein Gerät entdeckt, dass einem Funk-Empfänger ähnelt.“

„Aber warum nimmst du ihn nicht weg?“

„Weil, wenn ich Recht habe, es ihre einzige Chance ist, mit mir im Kontakt zu bleiben. Sie lauscht, ob ich am Leben bin. Bulma ist …seit diesem Vorfall vor vier Jahren, indem Kakarott zum Krieger ernannt wurde, ist sie anders; ängstlicher, vorsichtiger. Keine einzige Frage mehr, ob sie ins Dorf kann. Sie interessiert sich nicht mehr dafür und vermeidet jedes Thema über Saiyajins. Sie scheint kapiert zu haben, wie gefährlich Saiyajins sein können. Ihr kleiner Bruder wäre beinahe gestorben und nun hat sie noch mehr Angst, uns zu verlieren. Manchmal gehen Gine und ich gemeinsam auf Missionen und durch das Funkgerät hat sie eine heimliche Kontrolle. Wenn es ihr hilft…ich lasse es zu. Ich weiß, dass sie nur lauscht, aber niemanden anrufen will“ erklärte sein Vater ruhig. „Es beruhigt sie.“

Radditz Augen verengten sich. Bardock war ja überraschend verständnisvoll…aber immer auch noch der gerissene Mistkerl, den man nicht übers Ohr hauen konnte. Radditz war beeindruckt.

„Gut, da wir gerade beim Thema sind: Bulma…eure Pläne!“ wiederholte er seine Frage.

Bardock stöhnte, aber anstatt brummig zu werden, erklärte er in einem ruhigen Ton seine Gedanken. Radditz war kein Kind mehr, dem er befehlen konnte, sondern ein verständiger Erwachsener und so musste er seinen Sohn auch behandeln. Nur indem er ihm logisch seine Pläne darlegte, konnte er Radditz als Verbündeten gewinnen.

Seinem Sohn gefiel das. Es war das erste Zeichen heute, dass sein Vater ihn tatsächlich als Erwachsenen anerkannte. Er lehnte sich an den Stamm, verschränkte die Arme und ging auf das Gespräch ein.

„Ja, Bulma ist eine reinrassige Saiyajin. Ihr Eltern haben sich den Sarang geschworen und wir haben es zu einem gewissen Maß an Anerkennung gebracht“ stimmte Bardock seinem Sohn zu. „Aber sie ist auch eine Mutation, die mit ihrem Aussehen eine ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Blau…so etwas gab es noch nie…sie sticht aus der Menge heraus und besonders jetzt, wo sie…sie so…“ er verstummte.

„So gewachsen und hübsch geworden ist?“ beendete Radditz seinem Satz und zog einen Mundwinkel frech hoch. Bardock runzelte die Stirn.

Radditz lachte leise in sich hinein.

Von seinem Blickwinkel sah es folgendermaßen aus… letztendlich ging es einen Mann bei einer Frau nur um eines: nette Titten, runder Hintern, flexibler Schweif und ein hübsches Gesicht.

Konnte die Frau auch noch gut kochen, war selbstbewusst und besaß einen festen Willen: Jackpot!

Die Traumfrau eines jeden Saiyajins.

Die blauen Haare und Augen, das schwache Powerlevel…alles Dinge, über die man hinwegsehen oder ignorieren konnte. Irgendwann gewöhnte man sich an alles, sogar an dieses ungewöhnliche Aussehen; das hatte er schließlich am eigenen Leib gemerkt. Bulma würde für Aufruhr sorgen, aber nach einiger Zeit würde der Alltag wieder regieren.

Aber Bardock wollte sein kleines Mädchen nicht aus den Augen lassen. Hier hatte er sie immer bei sich.

Radditz verdrehte die Augen. Bardock hatte ein Klein-Mädchen-Komplex und kam nicht damit zurecht, dass seine Tochter sich irgendwann von ihm lösen würde.

Also nahm er ihr jede Möglichkeit, auf andere Männer zu treffen und behielt sie schön bei sich.

Bardock kniff die Augen zusammen. Radditz vorwitzige Miene gefiel ihm nicht.

„Wie gut kennst du den König?“ fragte er seinen Sohn.

Der zuckte mit den Schultern. „Paarmal gesehen, aber wie du weißt, habe ich mehr mit seinem Sohn zu tun.“

„Stell dir vor, wir bringen Bulma zu ihm. Wir haben jahrelang unsere Tochter verheimlicht und ihren Tod vorgetäuscht. Die Geburtenrate steigt nur langsam an und Mädchen werden immer noch selten geboren. Man wird uns also den Verrat an der eigenen Rasse vorwerfen. Was könnte der König tun, wenn sein Auge auf sie fällt. Sie töten? Nein, wir beide wissen, er wird ihr etwas anderes antun, um uns alle zu bestrafen“ sprach er düster seine größte Furcht aus.

Radditz kratze sich verlegen die Wange, als er sich die Reaktionen vorstellte. Eine Saiyajin mit ihrem Aussehen würde vermutlich ganz schnell im Harem des Königs landen und sie könnten nichts dagegen tun. Bulma war zu schwach, um sich zu wehren und ihre Familie würde wegen Verrats hingerichtet werden.

„Aber der Prinz…wenn ich ihn bitte…“ fing er an, doch Bardock unterbrach ihn.

„Ich habe den König kennen gelernt und weiß, wie gerissen er ist. Wenn sein Sohn genau so ist, dann gute Nacht. Diese Typen akzeptieren niemanden, der schwächer ist als sie und sollte doch einer kommen, fürchten sie die Konkurrenz und bringen ihm um die Ecke. Die haben Methoden drauf; das glaubst du nicht. Nein, auch der Prinz ist keine Option, denn egal was du glaubst…du hast keinen Einfluss auf ihn“ widersprach er.

„Ich verstehe“ sagte Radditz langsam, der das große Bild erkannte. „Ohne den Schutz der Königsfamilie kann Bulma nicht in die Öffentlichkeit. Aber gleichzeitig sind sie auch die größte Gefahr für ihre Freiheit und unser Leben.“

Solange auch nur ein Prozent Risiko herrschte, dass Vegeta Senior oder Junior ihre Finger an Bulma legen würden, würde Bardock gegen ihre Enthüllung sein.

Lieber sollte sie hier in der Einsamkeit mit ihrer beschränkten Freiheit, aber in Sicherheit leben.

In der Tat; der Gedanke, dass ausgerechnet Prinz Vegeta seine Schwester anfassen würde…Radditz verzog missbilligend das Gesicht. Ganz egal, wie stark er war, aber seine Schwester ging ihm nichts an.

Bardock erkannte, dass sein Sohn verstanden hatte. Er erhob sich von seinem Platz. „Damit ist die Sache geklärt. Bulma bleibt, wo sie ist. Sie ist auch ganz zufrieden mit ihrer eigenen Hütte. Es läuft momentan gut.“

„Du verwöhnst sie“ spottete Radditz. Bardock machte sich solche Sorgen nicht um seine Söhne.

Sein Vater zuckte mit den Schultern. „Hab du mal eine Tochter. Dann sprechen wir uns wieder.“

Radditz lachte auf, während er sich langsam in die Luft erhob.

„Hah, dann habe ich jetzt deine Erlaubnis, mich auszutoben? Zuerst muss sie ja gezeugt werden. Das braucht eine Menge Übung.“

Bardock verdrehte die Augen, während er die Führung übernahm und voran flog.

Radditz war in dem Alter, wo die Männer nur eines im Kopf hatten…außer Essen und Kämpfen natürlich.

Sie landeten vor dem Haus, sammelten ihre Scouter ein und blieben stumm davorstehen. Da drin befand sich ihre größte Sorgenquelle, aber was sollten sie tun…sie liebten sie.

Bevor Bardock eintrat, klopfte er seinen Sohn zum Abschluss kurz auf die Schulter.

„Gutes Gespräch“ brummte er „Du bist reifer geworden…nette Leistung.“

Radditz zuckte erschrocken zusammen und sah ihm blinzelnd nach.

Sein Vater war so ein Arsch…zuerst machte er sich über ihn lustig und dann, wenn niemand da war, dann kam die Anerkennung?!

Radditz lachte leise auf.

Aber was hatte er auf erwartet?

Er wusste, wie sein Alter tickte. Er liebte Sarkasmus und wollte nie Schwäche zeigen.

Schmunzelnd trat er ein. Mittelweile war alles dunkel, jeder war zu Bett gegangen, weshalb er die Treppe hochstieg und in sein altes Zimmer ging.

Immer noch kreisten die Gedanken um seinen Vater. Er war kein Mann der großen Worte und Lob kam ihm nur schwer über die Lippen. In Gegenwart der Familie machte er sich über seinen Sohn nur lustig. Aber das Gespräch unter vier Augen, die Ernsthaftigkeit, das Schulterklopfen…plötzlich zeigte er seine Gefühle und erzählte von seinen Ängsten und bezog Radditz ein. Damit waren Vater und Sohn auf eine neue, gleichwertige Stufe.

Kopfschüttelnd über den sturen alten Bock trat er in das Zimmer ein und schloss leise die Tür.

Wie das Haus selbst, schien auch sein altes Zimmer geschrumpft zu sein. Es sah anders aus und roch sogar anders.

Kakarott hatte die Kontrolle darin übernommen, nachdem Bulma in ihr eigenes Reich gezogen war. Sein großes Bett stand an der Seite wo er sich schon früher ein Bett mit Bulma geteilt hatte.

Im offenen Schrank und auf den Haken an der Wand hingen seine Kleidung und sein ungenutzter Brustpanzer; die Stiefel darunter. Einige der raumteilenden Vorhänge waren weg, wodurch der Raum offener wirkte. In der Ecke, wo einst Radditz altes Bett gestanden hatte, war sein Lager für diese Nacht aufgebaut worden. Gine hatte dazu Decken, Kissen und Felle aufeinandergestapelt, bis ein gemütliches Nest entstanden war.

Radditz zog sich leise seinen Brustpanzer, die Stiefel und Armstulpen aus und legte sich müde, nur in den knappen Shorts, hin. Er rückte sich die Kissen zurecht und entspannte sich.

Er warf einen Blick auf die schlafende Gestalt im Bett.

„Ich weiß, dass du nicht schläfst“ brummte Radditz leise. „Wenn du was zu sagen hast, dann tu es jetzt.“

Ertappte dreht sich Kakarott um.

„Radditz…“ begann er vorsichtig. „Deine Missionen…wie waren sie?“

„Anstrengend…stressig…lehrreich…oft auch sehr lustig…aber vermutlich nicht nach deinem Humor. Es ist nett, mal wieder hier zu sein“ beschrieb er kurz seine letzten Jahre.

„Hast du getötet?“ Diese Frage kam ohne Vorwurf oder Neugier. Kakarott sah ihn einfach an und wollte die Wahrheit hören.

Radditz gab sie ihm. „Ja“ sagte er schlicht. „Aber es gab andere, die noch mehr getötet haben.“ Er spürte keine Gewissensbisse deswegen. Er hatte den Befehl erhalten und die anderen waren schwächer gewesen. Der Starke frisst den Schwachen!

„Hattest du auch Missionen, wo du niemanden getötet hast?“

„Gab es…waren aber selten.“

„Papa will nicht, dass ich ihn begleite. Nicht mal zu Missionen, die ungefährlich wären.“

„Du bist zu weich, Kakarott. Es ist nur zu deinem Besten. Deine Missionen…Vater wird sich darum kümmern, dass du dort niemanden töten musst…aber dann, wenn die Zeit reif ist.“

Einige Sekunden Stille. Radditz glaubte, dass die Fragestunde vorbei war und schloss müde die Augen.

„Radditz?!“

Er knurrte unwillig auf. „Was?“

„Kämpfen wir demnächst?“

Radditz lachte leise. „Klar.“

Wieder einige Sekunden Stille. Radditz war fast im Traumland.

Dann wurde wieder sein Name gehaucht.

Mit einer Mischung aus Knurren und Seufzen, die Augen aber geschlossen, brummte er.

„Warum hast du von deiner Reise nichts mitgebracht“ wollte Kakarott wissen. „Papa bringt uns immer was mit.“

Oh Scheiße?!

Erschrocken riss Radditz die Augen auf und klatschte sich gegen die Stirn.

Das hatte er ganz vergessen; es war ja auch keine Pflicht. Nur weil Bardock es tat…aber sein Vater war auch ein mürrischer Softie. Zugegeben, er hatte sich als Kind über die Aufmerksamkeiten gefreut. Es war eigentlich eine nette Geste.

„Der Rückzugsbefehl kam so hastig; da hatte ich keine Zeit“ log er. „Aber ich kann dich ja in Sadala zum Essen einladen. Für Bulma und Mutter besorge ich dort auch etwas.“

„Gut, aber keinen Schmuck. Bulma mag keinen Schmuck.“

„Verstanden, aber bitte…können wir jetzt schlafen“ flehte Radditz.

„Na klar“ lächelte Kakarott und kuschelte sich tiefer in seine Decke.

Misstrauisch starrte Radditz seinen kleinen Bruder an, aber als er sah, wie sich seine Schultern entspannten und der Kopf tiefer in die Kissen sank, war ihm klar, dass er endlich eingeschlafen war.

Nun konnte er sich auch wieder in seine Kissen zurücklegen und entspannt die Augen schließen.

Das Rauschen der Blätter, der Geruch des Waldes, das leichte Sternenlicht, das alles durch die Fenster drang…wie in seiner Kindheit; ein Gefühl der Nostalgie. Er war zu Hause, nach all den Jahren.

Friedlich schlummerte er ein.

Aufarbeitung der letzten Jahre

Aufarbeitung der letzten verpassten Jahre für die Zurückgekehrten
 

Am nächsten Tag frühstückte die Familie noch zusammen, bevor Bardock und Radditz nach Sadala und Gine wieder zu ihrer Arbeitsstätte flogen.

Die beiden Männer sprachen kein Wort über ihr heimliches Gespräch am vorherigen Abend, stattdessen wurde in aller Stille zugelangt und das leckere Frühstück verputzt.

Auf Nachfrage von Bulma, wann ihr großer Bruder wieder kommen würde, konnte dieser nur mit den Schultern zucken.

Er wusste noch nicht, wie seine neuen Aufgaben aussahen und wie beschäftigt er sein würde.

„Wenn du heute noch keine Pläne hast, können wir uns ja gegen Mittag zum Essen treffen. Ich bringe Toma und die anderen mit. Sie sind neugierig und wollen sehen, zu was für einen Mann du geworden bist“ schlug Bardock kauend vor.

Geschmeichelt willigte Radditz ein und Bardock erklärte ihm, wo sie sich treffen wollten.
 

Am Palast angekommen, wurde Radditz erklärt, dass seine privaten Räume nun frei wären und der Prinz ihn erst am Nachmittag treffen wollte. Bis dahin hatte der Langhaarige nichts zu tun und konnte seine Freizeit genießen. Zeit genug, um den Palast zu erkunden, den er bislang immer nur von außen gesehen hatte, mit Ausnahme vom Thronsaal. Neugierig folgte er der einfachen Wache, die ihn zu seinen Räumlichkeiten führte.
 

Nach einem letzten prüfenden Blick auf seine neuen Gemächer, verließ Radditz sie und marschierte den Flur entlang bis zum kleinen Tor am Palastwall, um von dort das Stadtinnere zu erreichen.

Die zwei Räume, bestehend aus Schlaf- und Empfangszimmer plus das kleine Badezimmer, waren nur mit dem nötigsten möbliert, aber es war ausreichend für seine Bedürfnisse.

Zum ersten Mal besaß er seine eigenen Gemächer und im Gegensatz zu den engen Kajüten der Raumschiffe, die er jahrelang bewohnt hatte, mit mehr Platz, um sich auszubreiten.

Endlich mal einen Ort mit einem gemütlichen, großen Bett und einer Deckenhöhe, wo er nicht ständig den Kopf einziehen musste. Sein Wachstumsschub hatte nicht nur Vorteile, besonders nicht in einem engen Raumschiff.

Das Beste war aber, dass diese Räume direkt im Palast lagen, nahe am Machtzentrum, in der aufregenden Hauptstadt und er keine Miete zahlen musste. Stattdessen konnte er täglich in der Kantine essen, hatte sein eigenes Bad, musste mit niemanden die Räume teilen und erhielt Zugang zu den heißen Bädern, die extra für die königlichen Wachen reserviert waren. Damit besaß er mehr Privilegien als andere Unterklasse-Krieger.

Er konnte seinen Sold weiter sparen, bis er sich irgendwann entschieden hatte, wofür er es am besten nutzen sollte.

Vielleicht mal ein eigenes Haus in der Hauptstadt?

Nirgendwo waren die Häuser besser ausgestattet und komfortabler als in Sadala.

Bewundernd starrte er zu den hohen, weißen Gebäude mit den glatten Wänden und runden Dächer hoch.

Nach der Ausrottung der Tsufurujins und der Vernichtung ihrer Kultur durch marodierenden Ozarus, bestand nur noch Sadala aus den technologisch gut ausgerüsteten Häusern der ehemaligen Bewohner. Nur hier hatte man elektrisches Licht und fließendes Wasser. Nach der Zerstörung der Einwohner waren die nicht so technologisch versierten Saiyajins unfähig gewesen, die Trümmer wieder in denselben Maßen zusammenzusetzen, hatten sich aber mit kreativen Zwischenlösungen arrangiert.

Er marschierte die belebte Prachtstraße entlang und begutachtete nebenbei die ausgestellte Ware und die Passanten.

Radditz fühle sich gut.

Endlich war er wieder zurück auf Vegeta-Sei, er war großgewachsen, stark und hatte als direkter Untergebender des Prinzen viele Vorteile. Seine Muskeln spannten sich bei jedem seiner Schritte beeindruckend an, die enge Rüstung und und die kurzen Shorts betonten den gestählten Körper.

Sein Selbstbewusstsein, das erst kürzlich durch seinen Vater und Bruder einen empfindlichen Schlag erlitten hatte, erholte sich wieder.

Nun war auf seinem Gesicht wieder ein selbstbewusstes, schiefes Grinsen zu sehen, als er die Straße entlang marschierte.

Schwächere Männer mussten ihm ausweichen und senkten demütig den Kopf und junge Frauen drehten ihre Köpfe und sahen ihm bewundernd nach. Andere Krieger sahen ihm argwöhnisch nach, während sie seine Kraft einschätzen und überlegten, ob sie gegen ihn eine Chance hatten.

Radditz genoss es.

Jahrelanges Kämpfen mit Überleben auf Messers Schneide zahlten sich endlich aus.

Er war ein echter Erwachsener, nach den Traditionen der Saiyajins und nach dem biologischen Auswachsen seines Körpers.

Jetzt, wo er mal eine längere, unbekannte Zeit in seiner Heimat verbringen würde, sollte er diese auch gebührend feiern und genießen, bevor er wieder in die Schlacht zog. Aus den Augenwinkeln sah er zufrieden, welche Wirkung er auf die jungen Frauen hatte, die ihn sehnsüchtig betrachteten und verführerisch anlächelten.

Radditz nickte selbstgefällig.

Die nächste Zeit würde super werden.

Doch bevor er seine Freizeit genoss, war es Zeit, den gewünschten Treffpunkt zu finden, der sich hier irgendwo befinden müsste.

Er sah sich suchend um und ging in eine kleine Seitenstraße. Als er diese zum Ende folgte, landete er an der kleinen Taverne, wo er sich mit seinem Vater und dessen Kameraden treffen wollte.

Er trat ein.

Innen war noch nicht viel los und er fand in einer der vielen abgetrennten Bereichen einen leeren Tisch, wo er sich, mit dem Rücken zur Wand und Blick zur Tür, hinsetzte.

Bei einem Serviermädchen bestellte er sich gleich etwas zu Essen und zu Trinken.

Dank der bislang geringen Anzahl an Gästen, war das frisch gebratene Fleisch mit einer leichten Salz-Kräuter-Kruste und dem warmen Fladenbrot schnell auf seinem Tisch, daneben ein großer Krug mit frisch gezapftem, schaumigem Bier.

Radditz nahm genüsslich einen großen Schluck. Es war nicht sein erstes Mal, dass er Alkohol trank und auch nicht sein schlechtestes Bier…aber auch nicht das Beste. Aber es war kühl und genießbar und es passte gut zu seinem salzigen, deftigen Mahl.

Er griff nach dem heißen, vorgeschnittenen Fleisch, legte es zwischen einem Stück abgezupften Brot und stopfte es sich hungrig rein, unterbrochen von einigen Schlucken Bier.

Als sich der Schatten einer hochgewachsenen Gestalt vor ihm aufbaute, hielt er inne.

Misstrauisch hob er den Blick.

Zuerst dachte er, sein Vater wäre es, aber nach einem schnellen prüfenden Blick auf die glatte, makellose Wange des Betreffenden war klar, wer da vor ihm stand.

Er war außerdem zu jung und zu gebräunt, um sein Vater zu sein und dann seine Gewohnheit, einen langen, grauen Umhang zu tragen…er hatte sich nicht stark verändert, wenn man von seiner höheren Körpergröße absah. Er war in der Zwischenzeit halt auch gewachsen und hatte an Masse zugelegt….es war Tales, sein alter Rivale!

„Was willst du?“ knurrte Radditz ungeduldig und biss von einem etwas zähen Fleischstreifen ab, da sich der Dunkelhäutige immer noch nicht zu Wort meldete und nur überheblich lächelte.

Tales Grinsen wurde breiter.

„Och, nichts Besonderes. Ich wollte nur den legendären Helden sehen, der es tatsächlich geschafft hat, sieben Jahre unter Prinz Vegetas Führung zu überleben, ohne dabei besonders an Kraft zuzulegen. Wie hast du das geschafft? Hast du dich ständig versteckt, wenn es gefährlich wurde?“ fragte er mit falscher Unschuld. „Oder bist du weggelaufen und hast Nappa die Arbeit erledigen lassen?“

Radditz Augen kniffen sich verärgert zusammen und er erhob sich grollend.

„Große Worte von einem wie dir“ knurrte er.

Das Gemurmel im Raum erstarb. Die Gäste sahen neugierig auf die beiden jungen Männer, deren Schweife sich provokativ von den Hüften lösten und die sich gegenseitig aggressiv anfunkelten.

Die giftige Stimmung zwischen den beiden war spürbar.

Radditz verschränkte die Arme vor der Brust, hob stolz den Kopf und sah auf den kleineren Tales hinab.

„Große Worte von einem wie dir“ wiederholte er, mit mehr Spott in der Stimme. „Was hast du in all den Jahren an Erfolg für unsere Rasse erreicht? Ich habe gehört, dass du unter die Gärtner gegangen bist?“

Seine Worte waren im stillen Raum gut für alle verständlich und die Gäste sahen neugierig zu Tales, dessen Kiefer sich verspannte.

„Protz nicht so sehr mit deinen kleinen Erfolgen, nur weil der Prinz die Hauptarbeit geleistet hat“ knurrte er. „Wenn der Samen vom Baum der Macht aufgeht und wir die Früchte ernten können…“

Radditz unterbrach ihn lachend. „Du glaubst echt an dieses Märchen? Saiyajins werden stärker durch Training und Kampf. Aber nicht, weil sie Obst essen!“ rief er schallend lachend.

Die anderen Gäste fielen ins Lachen mit ein und schüttelten den Kopf über diesen Naivling.

„Obst, dass einer stärker macht?!“

„Ein Saiyajin, der in der Erde wühlt?“

„Ich habe mal von einem Idioten gehört, der eine Kuh gegen drei magische Bohnen getauscht hat. Aber das es unter uns so einen Dummkopf gibt…“ lachte ein anderer.

Tales errötete wegen den Spott, der über ihn brach.

„Eines Tages habe ich Erfolg…“ rief er abwehrend aus. Wenn er das Geheimnis endlich begriff, wie man den Samen zum Sprießen bringen könnte…

Die Menge lachte nur lauter. Einige hielten sich die Bäuche oder mussten sich auf den Tisch abstützen.

Radditz lächelte triumphierend, was Tales nur noch mehr verärgerte und dessen Kopf zum Glühen brachte.

„Wenigstens stehe ich kurz davor, zum Mittelklasse-Krieger aufzusteigen“ versuchte sich Tales zu wehren, indem er seinen höheren Rang betonte.

Doch Radditz pfiff darauf.

„Bislang hast du nur den Eid geschworen, dich an niemanden zu binden. Aber niemand aus dem Königshaus hat dich als Mittelklasse-Krieger anerkannt. Und das wird auch nie passieren, weil du in der Mission, die du dir ausgesucht hast, um einen historischen Beitrag zum Wohle der Saiyajins zu leisten, jämmerlich versagst. Jetzt, im Moment, sind wir beide vom gleichen Rang. Mit der Ausnahme natürlich…“ Radditz hämisches Lächeln wurde breiter. „…dass ich bereits vom Prinzen anerkannt wurde, für meine langen, treuen Dienste. Nur zwei Krieger haben es geschafft, ihm sieben Jahre durch die Hölle zu folgen und ich bin einer davon. Hier wird nur einer von uns beiden zum Mittelklasse-Krieger und das bist nicht du. Ich muss nur noch ein gewisses Power-Level erreichen, aber dazu brauche ich nur ein paar gefährliche Missionen; dann wird’s schon.“

Tales knurrte erneut, während er eilig nach einer schnippischen Gegenantwort suchte.

Was nützte ihm gerade sein höheres Powerlevel?

Sein Scouter hatte ihm bereits verraten, dass er mit seinem Power- Level von 2.900 den Wert von Radditz mit knapp 2.000 überstieg. Tales war deutlich stärker.

Aber es gab immer noch gewisse Regeln, besonders in Sadala.

Wenn er hier unter so vielen Zeugen einen Kampf anfing, mitten in der Hauptstadt, erfuhr sein Kommandant, wie wenig er sich beherrschen konnte.

Vorbei waren dann seine Karrierechancen.

Ein cholerischer Krieger, der sich nicht unter Kontrolle hatte, würde nie befehlen.

„Spiel dich nicht so auf“ fuhr Tales den Größeren an. „Hätte dich Prinz Vegeta nicht aufgenommen, wärst du weit unter mir. Ich habe mein Powerlevel stärker erhöht als deinen. Ich verstehe immer noch nicht, weshalb man dich mir vorgezogen hat?“

Radditz zuckte gelangweilt mit den Schultern. „Ich kenne den Grund.“

„Wa…Was?“ Tales stotterte erstaunt. „Wieso warst du denn der Einzige?“

Außer Radditz hatte keiner aus dem gleichen Jahrgang eine Einladung in Prinz Vegetas Team erhalten.

„Simpel“ antwortete Radditz nonchalant. „ich habe es später mitbekommen. Als Nappa und Vegeta dich gesehen haben und auf deinen Strubbelkopf schauten, haben sie einvernehmlich den Kopf geschüttelt und gesagt, dass sie mit so einem nicht arbeiten wollten. Sie halten dich für eine Nervensäge.“

Radditz schaute auf den betreffenden Kopf, der für ihn immer Assoziationen an seinen kleinen Bruder und seinen Vater weckte.

Kein Wunder, dass er bei Tales Anblick oft so aggressiv reagierte.

Ehrlich gesagt, er konnte die beiden, Nappa und Vegeta, verstehen.

Er wusste von Nappas Rivalität zu Bardock, aber warum Vegeta eine Abneigung gegen diese einprägsame Frisur verspürte? Das wusste er nicht.

Radditz zuckte mit den Schultern.

„Der Instinkt der beiden ist wirklich vortrefflich. Sie mussten nur einen Blick auf dich werfen und wussten schon alles Nötige“ murmelte er unüberhörbar.

„Wegen meinen Haaren? Das war alles?“ Tales kreischte schon fast, seine Augen groß, während er sich fassungslos an den Kopf griff. „Unser Haar ändert sich doch nicht. Soll ich sie mir etwa schneiden lassen, nur damit ich unter Prinz Vegeta dienen kann?“

Radditz lachte abfällig. „Eine Nervensäge bliebt eine Nervensäge, egal was für eine Frisur sie trägt.“

Tales Mund stand weit offen, sein Schweif hing kraftlos hinab.

Er konnte nicht fassen, aus welch dämlichen Grund man ihn niemals in die Spezial-Einheit von Prinz Vegeta aufgenommen hatte. Sein Stolz erlitt einen weiteren schweren Schlag.

Das Gelächter der anderen und Radditz überheblichen Miene taten ihr Übriges.

Er ballte seine Fäuste und riss sich zusammen.

„Egal, wer braucht den Kerl schon. Ich werde es auch alleine schaffen. Du wirst schon sehen, ich werde vor dir ein Mittelklasse-Krieger“ rief Tales aus und deutete auf seinen Rivalen. „Der Spross der Unterklasse wird niemals höher aufsteigen als ich. Im Gegensatz zu dir bin ich von edlerem Geblüt. Du wirst vor mir im Staub knien, genau wie jeder andere dieses niederen, unterprivilegierten Gesocks. Meine Stärke ist der Beweis. Du dagegen kannst dein schwaches Blut verfluchen und deine niedere Abstammung, wenn du bald deine Grenzen erreichst.“

Radditz knurrte, seine Wut wuchs, aber nur kurz.

Er stutzte.

Im Gegensatz zu Tales, der vor ihm stand und sich auf ihn konzentrierte, genau wie der Rest der Anwesenden, hatte er immer noch einen guten Blick auf die Tür und sah, wer dort gerade eingetreten war.

Seine Wut verrauchte.

Stattdessen trat kalte Grausamkeit an ihrer Stelle.

„Meine niedere Abstammung?“ fragte Radditz überraschend milde und lächelte sanft. „Glaubst du wirklich, du bist was Besseres, nur weil dein Vater es in die Mittelklasse geschafft hat? Du hältst deine Abstammung also besser als die meine?“

„Hah!“ Tales lachte abfällig auf und stemmte die Fäuste in die Hüfte, während er sich breitbeinig aufbaute. „Natürlich. Dein Vater ist immer noch stolz auf seinen Spitznamen „Stärkster Unterklasse-Krieger“. Und dann nimmt er auch noch extra schwache Missionen an, nur damit seine Gefährtin teilnehmen kann. Was für ein Pantoffelheld.“

„Und deshalb hast du Idiot schon jetzt geschworen, niemals den Sarang zu schwören, ohne etwas an Lebenserfahrung zu sammeln? Was für ein Blödmann“ murmelte Radditz unüberhörbar.

Auch ein paar der anderen, älteren Gäste schüttelten mitleidig den Kopf.

Die meisten Krieger stiegen dann in die Mittelklasse auf, wenn sie neben den höheren Powerlevel und dem Bestehen einer legendären Mission, auch ein gewisses Maß an Lebenserfahrung mit sich brachten. Wenn sie sich sicher waren, dass Weib und Familie nichts gegen die Lust zum Kämpfen war, schworen sie, sich niemals zu binden und ihr Leben dem Kampf zu widmen.

Ein junger Saiyajin, der sich freiwillig vom Sarang und einer lebenslangen Bindung verabschiedete…eines Tages würde er es bereuen, wenn er den richtigen Partner fand, sich aber wegen seines Schwures nicht binden konnte.

Dabei war der junge Idiot noch nicht mal ein Mittelklasse-Krieger, solange er seine Lebensmission nicht erfolgreich beendete und vom König anerkannt wurde.

Warum war er so vorgeprescht?

Nun, Tales hatte sich für Ruhm und Macht entschieden und wollte diesen Weg stur folgen.

Er war überzeugt, dass es in seinem Leben nur eine Person geben würde, die ihm wichtig war: er selbst.

Mit Stolz betrachtete er sich als selbstsüchtigen, egoistischen Mistkerl, der nahm, was er begehrte und tat, was er wollte: er war halt ein Saiyajin.

Nur die Harten kamen in den Garten und durften alle Früchte essen.

Der Rest musste hungern.
 

Der dunkelhäutige Krieger starrte verbissen seinen Gegner an.

Sein Vater war ein stolzer Krieger der Mittelklasse gewesen, unbezwingbar, bis er glorreich in einer Schlacht fiel, als Tales noch ein kleiner Junge von sieben Jahren war.

Doch sein Vorbild hatte eine große Niederlage in seinem Leben erlitten, die ihn mitsamt der betreffenden großen Narbe aus jenem Kampf stets geschmerzt hatte: in seinem Tatakai verlor er gegen Bardock, den Außenseiter. Er war es schließlich, der das Turnier gewann. Auch in ihren späteren Ausbildungsjahren war es Bardock, der am meisten strahlte, besonders in ihrer Abschlussprüfung.

Dieser lebenslange Frust hatte auf seinen Sohn Tales abgefärbt und der hatte geschworen, die Niederlage seines Vaters zu rächen.

Doch stattdessen hatte Bardocks Brut die Siegesreihe fortgesetzt.

„Du und dein Bastard von Vater glaubt wohl, ihr könntet einen Platz ganz oben in der Nahrungskette erhalten, was?“ keifte Tales wütend. „Hah, lächerlich. Ihr solltet eure Grenzen akzeptieren. Ich werde den Baum der Macht erwecken und die Saiyajins in eine neue Ära führen. Mein Name wird zur Legende werden und der König wird mir jeden Wunsch erfüllen. Mein erster Wunsch wird es sein, dich und jeden deines Blutes von diesem Planeten zu verbannen, bis ihr wie die jämmerlichen Schwächlinge, die ihr seid, auf einen fernen Planeten zugrunde geht und für immer vergessen werdet.“

Anstatt wütend zu werden, feixte Radditz bloß belustigt.

„Große Worte, Tales“ schmunzelte der Langhaarige und verschränkte locker die Arme vor der Brust.

„Aber das funktioniert nur, FALLS du Erfolg hast. Schau mal lieber auf die Gegenwart, anstatt große Pläne zu machen“ gab er ihm den Rat.

Tales verstand nicht, wieso Radditz so locker blieb und wollte den Grad seiner Schmähungen erhöhen. Wenn Radditz als erstes die Beherrschung verlor und sich auf ihn stürzte, war es ihm erlaubt, sich zu wehren. Dann konnte er ihm ungestraft eine reinhauen.

Er bemerkte nicht, wie sich jemand von hinten näherte.

Radditz Feixen wurde breiter, wodurch Tales Zorn stieg.

„Hört auf so dämlich zu grinsen, du…du Zottelheini!!“ rief er erregt. „Du und dein Zausel von Vater glaubt wohl, ihr könnt euch alles erlauben. Ihr sturen, hässlichen Böcke seid der letzte Dreck. Ich weiß nicht, wieso ihr im letzten Winkel dieses Planeten wohnt, aber ich froh darüber, eure Visage nicht täglich zusehen. Du und der Rest deiner Familie, die doch aus lauter unnützer Esser besteht, sollt dort schön in der Einsamkeit verrotten.“

Nun verengten sich Radditz Augen doch verärgert. Tales bewegte sich auf dünnen Eis, wenn er glaubte, er könnte ungestraft die Familie von Radditz beschimpfen.

Tales bemerkte erfreut den Stimmungswechsel.

Endlich hatte er etwas gefunden, womit er Radditz verletzen konnte, wenn auch nur seine Gefühle und seine Ehre.

„Deine Mutter…“ begann er und die Menge schnappte erschrocken nach Luft. Warnend schüttelten einige den Kopf, aber der junge Krieger bemerkte es nicht.

Tales war dabei, jemanden zu beleidigen, den man besser in Ruhe ließ. Die Mutter eines Saiyajins zu kränken, grenze an Ehrlosigkeit erster Güte.

Wenn die betreffende Frau auch noch lebte, sollte man besser hoffen, dass sie niemals von dieser Beleidigung erfuhr, denn sonst würde sie sich persönlich rächen.

Normale Saiyjains besaßen einen hohen Ehrenkodex und viel Stolz, den sie eisern verteidigten. Noch schlimmer war nur eine saiyanische Frau; niemand war stolzer und rachsüchtiger.

Aber Tales glaubte wohl, er könnte es mit der schwachen, sanften Gine aufnehmen.

„Deine Mutter…“ wiederholte er genüsslich und behielt Radditz wütende Miene genau im Blick. „ ist genau wie dein Vater ein Beispiel von Abschaum, auf den man hier verzichten kann. Parasiten! Die beiden sollte man…“

„Sollte man WAS?!“ unterbrach eine schneidende, tiefe Stimme.

Gespenstische Stille trat ein.
 

Tales erstarrte und fing plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, an zu schwitzen. Kalte Schauern rannen über sein Rückgrat und sein Schweif bauschte sich auf.

Er erkannte…sein Körper verspürte Todesfurcht.

Bevor er sich zusammenreißen und umdrehen konnte, schlang sich ein kräftiger Arm um seinen Hals und er spürte, wie er an einen trainierten Körper gepresst wurde. Die Luft wurde ihm abgeschürt.

Tales sah, wie Radditz breit grinste und seine Augen kalt funkelten. Er wusste, wer da stand.

Er hatte die Tür stets im Blick behalten.

Langsam drehte der Dunkelhäutige vorsichtig den Kopf, so gut es möglich war im festen Griff und erhaschte einen Blick auf den Mann, der sich an ihn angeschlichen hatte.

Er schluckte.

„Bar…Bardock“ stammelte Tales heiser. „Wie lange bist du schon hier?“

Bardock in Zivilkleidung, ohne Brustpanzer, stattdessen nur im schwarzen Shirt bekleidet, lächelte ihn kalt an; die zornige Ader an seiner Stirn pulsierte.

„Lange genug“ knurrte er.

Tales drehte sich vor Furcht der Magen um.

Verlegen lachte er hoch auf und versuchte sich an einer unschuldigen Miene, doch der Angstschweiß perlte verräterisch von seiner Stirn.

Nun bemerkte er auch die Teamkameraden von Bardock, die ebenfalls grausam lächelnd an seiner Seite standen. Toma fing an, seinen Hals zu dehnen und Selypa knackte unheilvoll mit ihren Knöcheln. Borgos Augen waren finster zusammengepresst und Panbukin bewegte aufwärmend seine Arme und Hüfte.

Tales Pupillen weiteten sich erschrocken.

Trotz seiner großen Klappe und dem, was er behauptet hatte, wusste er, dass Bardocks Kraft seine weit übertraf. Aber auch Bardocks Teamkameraden waren von einem heftigen Kaliber.

Tales Untergebene, die er draußen vor der Tür hatte stehen lassen, könnten ihm jetzt nicht weiter helfen; selbst wenn sie ihren Anführer zur Hilfe eilen WOLLTEN.

Aber vermutlich waren sie schon längst fort. Hatten sich still und leise verpisst und ihren Anführer mit der großen Klappe ohne Warnung labern lassen.

Wenn er die in die Finger bekam, die Verräter….

Bardock lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Ich weiß, dass der Tod deines Vaters schon lange her ist“ sagte er beunruhigend sanft und freundlich, mit einem Lächeln, dass aber nicht seine Augen erreichten.

Tales erstarrte zu Eis.

„Also werde ich die väterliche Pflicht übernehmen, dir Benehmen beizubringen“ fuhr Bardock mit falscher Freundlichkeit fort. „Schließlich sind wir um einige Ecken miteinander verwandt.“

„Oh, danke, das ist aber nicht nötig“ wehrte Tales hastig ab.

„Oh, aber ich bestehe darauf“ schnurrte Bardock finster.

Tales versuchte sich aus dem Griff herauszuwinden, doch Bardock stabilisierte die Position mit seinem zweiten Arm. Nur etwas mehr Druck und Tales würde entweder ersticken oder das Genick gebrochen, sollte er sich wehren.

„Äh, Bardock, ich kann das erklären. Glaub mir, das war alles nur ein Scherz…“ flötete Tales hoch. Trotz des sonst dunklen Teints, war sein Gesicht blass und schweißüberströmt.

Doch Bardock ließ sich nicht von seiner Rache abbringen.

„ICH und meine Unterklasse-Krieger wollen gerne mal erfahren, wie stark ein angehender Mittelklasse-Krieger bester Herkunft ist. Also, warum gehen nicht mal nach draußen und regeln dass wie alle erwachsene Saiyajins“ knurrte der Krieger mit dem roten Stirnband und zog den Jüngeren mit nach draußen.

Seine Freunde lachten unheilvoll und folgten ihm.

Die Gäste sahen der Truppe hinter.

Dann rief der erste laut. „Ich setzte alles auf Bardock!“

„Du willst wetten? Ist doch klar, wer hier gewinnt!“

„Scheißegal um das Geld. Bardock, mach den Kerl alle! Er hat es verdient.“

„Yeah! Los, Bardock, mach ihn fertig! Für die Ehre der Unterklasse!“

„Ich will auch mit machen. Lasst mir von dem überheblichen Scheißkerl noch ein Stück übrig. Der denkt wohl, er kann auf uns herab sehen.“

„Yeah, das will ich auch sehen.“

Die Gäste stürmten raus oder setzten per Scouter eine Nachricht an ihre Freunde ab, um sich ebenfalls den Kampf anzusehen.

Schon bald wüsste jeder Saiyajin, was sich Tales Unrühmliches geleistet hatte.

Es würde heute genug Zeugen seiner Niederlage geben.

In Windeseile war die Taverne leer.

Bis auf eine Person, die sich wieder an den Tisch setzte und begann, das nun kalte Fleisch aufzuessen.

Radditz schmunzelte und horchte auf die Geräusche von Stöhnen, Klatschen und Flehen, welches bis an sein Ohr drang.

Er fand es wunderbar, dass mal ein anderer den Zorn seines Vaters erregt hatte.

Er musste keinen Finger rühren, um Tales für seine Unverschämtheiten ihm gegenüber zu bestrafen.

Das Vergnügen gönnte er seinem Vater und dessen Freunden, die sich die nächsten Stunden schön amüsieren würde; mit einer Bestrafung wie sie Radditz gar nicht in der Lage wäre auszuüben.

Mitleidslos grinste er.

Tales würde es nie mehr wagen, abfällig über Bardocks Familie zu sprechen.

Vielleicht fing er dann auch zu kapieren, wieso Radditz es trotz geringeren Powerlevel geschafft hatte, so lange zu überleben und sich seine Position zu sichern.

Er nutzte sein Hirn.
 

Sein Gehirn sollte Radditz in den nächsten Tagen weniger nutzen, dafür aber seine Füße.

Prinz Vegeta schickte ihn von einer Kaserne zur anderen, wo er die neuen Rekruten beobachten und sich mit alten Kameraden aus seiner Ausbildung unterhalten sollte. Radditz war so beschäftigt; er kam gerade dazu, ein gewisses Trainingsmaß einzuhalten, aber von Besuchen zu seiner Familie musste er komplett Abstand nehmen.

Vegeta wollte alles wissen, was in den letzten Jahren seiner Abwesenheit passiert war und in welchen Zustand die Truppen waren.

Er traf gleichartige Gefährten, die er jahrelang nicht mehr gesehen hatte und sprach mit ihnen über die letzten Jahre. Tales nahm er davon aus, den hatte er schließlich schon gesehen und sich genug mit ihm unterhalten. Er hatte gehört, dass er nach seinem kurzen Besuch im Medic-Tank sich wieder auf Mission gemacht hatte, die ihn weit weg von Bardocks und Gines Rache führen sollte. Seine Mutter hatte durch die Gerüchteküche erfahren, wie er es gewagt hatte, über sie und ihre Familie zu sprechen und war dementsprechend angepisst.

Zwei Wochen nach seiner Ankunft auf Vegeta-Sei marschierte Radditz genervt durch die Palastfluren auf den Weg zu Vegetas Arbeitsraum, in der einen Hand einen großen Stapel Berichte, während er mit der anderen Hand seinen Scouter bediente.

„Verdammt, Kakarott, hör auf zu nerven. Ich habe gerade keine Zeit gegen dich zu kämpfen“ schmetterte er das Anliegen seines kleinen Bruders ab, der ihn doch tatsächlich während seiner Arbeitszeit mit einem Anruf störte.

Kakarott hatte zu wenig zu tun, wenn er ihn mit so etwas belangte.

Kein Wunder; wie Radditz während seiner Recherche bemerkt hatte, stand sein Name nicht unter den frei verfügbaren Unterklasse-Kriegern. Irgendwie hatte sein Vater es geschafft, ihn und dessen Status zu verheimlichen, wodurch Kakarott nur ein anonymes, gesichtsloses Mitglied in seiner Truppe blieb. Keiner in den Truppen kannte ihn. Kakarott dagegen sehnte sich nach Gegnern, gegen die er sich messen konnte; blieb aber immer noch isoliert.

Tse, der faule Knabe musste nicht arbeiten und Radditz war so beschäftigt, dass er kaum zum Trainieren kam. Ab und zu einen Abend schaffte er es mal in die Hauptstadt auszugehen, was zu trinken und Weiber aufzureißen. So viel zu seinen großen Plänen; es war enttäuschend.

Grummelnd marschierte er durch die Gänge und rückte den Stapel Berichte zurecht, den er kürzlich fertig gestellt hatte.

An einer Flurbiegung kam ihm Nappa entgegen, der einen sehr viel dünneren Stapel an Papieren in seiner großen Pranke hielt.

Beide hatten dasselbe Ziel.

„Na, du siehst ja mies gelaunt aus“ begrüßte Nappa seinen Kameraden.

„Nervige Sippschaft“ grummelte Radditz.

Nappa zuckte gutgelaunt mit den Schultern. „Das Problem hab ich nicht und will ich auch nicht.“

Radditz sah argwöhnisch auf den kleinen Berichtstapel seines Kameraden.

Mehr hatte er nicht geschrieben?!

Nappa machte es sich mal wieder leicht, nur weil er der Mittelklasse angehörte.

Er hatte denselben Auftrag wie Radditz bekommen, allerdings mit mehr Fokus auf die Ausbilder und seinen alten Kampfgefährten.

„Du bist ja schnell wieder aus Yasai zurück“ murmelte er.

„Jo, war ganz nett. Ich kam, sah und war enttäuscht von den Nieten. Naja, jetzt schnell die Berichte abgeben und ich kann den Rest des Tages verbringen, wie ich will“ brummte Nappa.

„Du Glücklicher, ich habe noch zwei Kasernen vor mir“ stöhnte Radditz. „Mir tut schon die Hand weh wegen dem vielen Schreiben. Warum will Vegeta diese Berichte? Wo bleibt unser Spaß?“

Nappa lachte amüsiert. „Deine eigene Schuld, es gibt nun mal mehr Unterklasse-Krieger, dadurch auch mehr Kasernen und du bist zu ausführlich in deinen Berichten. Werde mal stärker und steig auf!“

„Vegeta ist aber mit meinen Ausführungen ganz zufrieden und will das so. Was wird er sagen, wenn er deine sieht?“

„Pfft“ Nappa lachte abfällig ab. „Ich halte meinen Bericht kurz und würzig ab, das reicht. Kein großes Blabla. Kein Wunder, das ich so mehr Freizeit habe.“ Er strich sich selbstgefällig übers Kinn.

„Vegetas Auftrag ist spitze und hat seine Vorteile. Ich war gestern Abend mit einem alten Kameraden in einer Bar und dann war da diese hübsche, großgewachsene Saiyajin mit den tollen Beinen. Ehe ich mich versah, kam sie zu uns und…“

Radditz zuckte zusammen.

Nappa fing wieder mit seinen Prahlereien über seine Wirkung aufs andere Geschlecht an.

Bei seinem ersten Aufklärungsversuch vor vier Jahren war der Krieger erst noch unbeholfen gewesen, aber im Laufe der Jahre war er lockerer geworden und seine Erklärungen immer ausführlicher und expliziter.

Sehr zum Leidwesen der Jüngeren, denn auch wenn sie neugierig waren und gerne mehr über diverse Sex-Techniken erfuhren, gab es gewisse Dinge, die sie nicht wissen wollten. Dummerweise war der Kerl bei den saiyanischen Frauen sehr beliebt, wodurch er immer eine Menge zum Erzählen hatte.

Für Radditz war die Vorstellung von Nappa beim Geschlechtsverkehr einfach nur ekelerregend.

Eilig teilte er seinen Papierstapel und drückte sich jeweils eine Hälfte fest auf seine Ohren.

„Ich kann dich nicht hören, LALALALA“ trällerte er laut.

„…und dann hat sie ihre langen Beine um mich geschlungen und …“ redete Nappa unbeirrt weiter, dessen dunkle Stimme selbst durch das Papier drang und Radditz musste lauter singen.

„WAS SOLL DER VERDAMMTE KRACH!?“ eine Tür wurde heftig geöffnet und Radditz ließ erschrocken den schützenden Papierstapel fallen. Rechtzeitig fing er die Blätter noch auf, bevor sich alles im Flur verteilte.

Prinz Vegeta sah ihn stirnrunzelnd an.

Die beiden Krieger hatten ihr Ziel, sein Arbeitszimmer, erreicht.

„Ich, äh, Nappa hat von seiner letzten Eroberung erzählt“ verteidigte sich der Langhaarige.

Vegeta verzog das Gesicht, als hätte er auf etwas Saures gebissen.

So dankbar er für Nappas ehrliche Worte bei seiner Aufklärung war und die auch bereits zu den ersten Erfolgen geführt hatte, so wollte er sich den Kahlen nicht beim Vögeln vorstellen.

„Los, kommt rein“ murmelte er genervt und deutete hinter sich, während er sich seinen Nasensteg massierte.

Sie traten in Vegetas eigenes, edel eingerichtetes Arbeitszimmer ein. Die Wände waren weiß und unbemalt aus glattem Stein, der Boden mit einem großen, königsblauen Teppich belegt. Eine Tür führt nach draußen auf einen Balkon, daneben stand ein hölzerner Tisch mit leerem Geschirr. Einige Skulpturen aus Perlmuttglänzenden Stein und edlen Holz mit Goldintarsien aus Vegetas Eroberungszügen standen an den Wänden.

Vegeta setzte sich an seinen marmornen Schreibtisch auf den verzierten Stuhl; eine ähnliche Ausstattung wie sein Vater sie besaß und sah streng auf die beiden Vollidioten in seinem Dienst.

Eilig legten sie ihm ihre Berichte vor ihm ab.

Stirnrunzelnd sah er auf Nappas deutlich kleineren Stapel.

Auch wenn der Glatzkopf mit weniger Saiyajins sprechen musste als Radditz, war die Qualität seiner Ausführungen in diesem Thema mangelhaft. Radditz machte sich da mehr Mühe.

„Nappa, fang an“ befahl er. „wie ist deine Meinung zu den neuen Rekruten, die ohne Tatakai gleich als Unterklasse-Krieger anfangen? Was sagen ihre Ausbilder?“

Nappa fing an zu grinsen.

„Ich zitierte meinen alten Freund Ruco: „den größten Haufen Dummköpfe, den ich seit meiner Position als Ausbilder unter meinem Kommando gehabt habe. Stark, aber dämlich. Wenn ich denen befehle, eine Tür einzuschlagen, füge ich hinzu „Mit euren Köpfen, denn die braucht ihr eh nicht.“ Eine Bande von Volltrotteln, die man einfach auf einen Planeten werfen kann und nach drei Tagen sollte dann nichts mehr dort stehen. Keiner von denen…“ Tja, was soll ich sagen…es war witzig mitanzusehen, aber meinen Rücken möchte ich mir von einem Unterklasse-Krieger dieser Art nicht decken lassen. Da akzeptiere ich eher Radditz“ lachte er.

Radditz blinzelte ihn übertrieben an und spitzte die Lippen. „Ohh, war das ein Lob? Ich fühle mich so geehrt“ hauchte er sarkastisch ergriffen.

Nappa fuhr fort, ohne drauf einzugehen. „Ja, die Neuen sind stärker. Teilweise habe sich sogar höhere Powerlevel als Radditz geschehen, was keine Leistung ist…

„Hey!“ warf Radditz empört ein.

„…aber mit der verkürzten Ausbildungszeit wissen die Bengel nichts von Taktik. Die Mittelklasse-Krieger müssen ihnen alles vorkauen. Besonders zufrieden sind die nicht, für die das Denken zu übernehmen“ fasste er zusammen.

Vegeta sah Radditz auffordernd an und er fing an, die letzten Gespräche aus der Unterklasse und aus der zivilen Bevölkerung kurz zusammen zu fassen. Worte und Gedanken, die er durch seine Besuche in der Hauptstadt und in den Dörfern, wenn er die Garküchen und Tavernen besuchte, aufgeschnappt hatte.

„Viele sind unzufrieden, weil ihr Powerlevel nicht ausgereicht hat, um als Unterklasse-Krieger zu gelten und nun auf Vegeta-Sei festsitzen. Stattdessen müssen sie die niederen Arbeiten übernehmen. Einige haben die Kampflust in den Augen; du kannst sehen, wie sie brennen und wie gerne sie sich beweisen würden. Aber ohne Möglichkeit, im Kampf stärker zu werden oder gegen die Krieger kämpfen zu dürfen, sind sie von eigenem Training abhängig. Das ist nicht ausreichend, um schnell sein Power -Level zu steigern. Sie fühlen sich unterfordert. Zwar machen sie ihre Aufgaben, aber nicht gerade gerne“ erzählte er von seinen Beobachtungen. „Tja, meine alten Kameraden, die wie ich noch im Tatakai waren und drei Jahre Ausbildungszeit hatten, merken zwar, dass die Neuen stark sind, aber übereilt angreifen. In Übungskämpfen haben sie daher oft gewonnen, weil die unerfahrenen Idioten keine richtigen Finten draufhatten und sich nur auf ihre Fäuste verlassen.“

Vegeta brummte kurz abfällig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Radditz und Nappas Berichte bestätigten seine Theorie: Kraft war nicht alles.

Sein Vater hatte ihn gerügt, weil sein Team sich in den vergangenen Jahren so dezimiert hatte, aber es war ihre eigene Schuld gewesen. Ihre Stärke hatte sie unvorsichtig gemacht.

So ein Verhalten war nur denen erlaubt, die unerreichbar stark waren.

Seine beiden überlebenden Untergebene waren das beste Beispiel dafür.

Nappa war ein Krieger, der auf eine Festung zuging, sich in sein Ki hüllte und dann durch die Stahltür marschierte als wäre sie Butter, während er laut rief „Ist einer zu Hause?“ und dann alles mit einer Fingerbewegung zum Explodieren brachte.

Radditz, der so eine Stärke nicht besaß, agierte vorsichtiger. Er schlich sich an, beobachtete, sammelte Informationen, suchte nach Schwachstellen und griff dann lieber in der Dunkelheit an.

Die Mittel- und Elite-Krieger aus seinem Team hatten ihn für diese Verhalten verhöhnt; es sah so ängstlich und ehrlos aus. Sie hatten nicht verstanden, warum Vegeta diesen Bengel aufgenommen hatte, der noch nicht mal ein Power-Level von 2.000 aufwies.

Aber wer hatte bislang überlebt und die anderen nicht?

Wer zuletzt lacht…

Vegeta warf einen kurzen Blick auf den Stapel Berichte. Ja, Radditz war unglaublich schwach, aber trotzdem hatte er die letzten Jahre in seiner Gefolgschaft überlebt und eine Gerissenheit an den Tag gelegt, die Vegeta gefiel. Bekam er einen Befehl, führte er ihn auch aus, aber auf seiner Art.

Es gab keine dummen Fragen; er hörte zu und zog seine Schlüsse. Zwar dauerte es bis zum Ergebnis, aber dafür war er auch bislang stets erfolgreich gewesen.

Ein weiterer Pluspunkt war seine Treue und Respekt, die nur dem Prinzen galt.

„Vegeta, warum schickst du uns zu den Kriegern zum Ausspionieren? Der König gibt dir doch alles, was du willst. Was ist mit Gurki und den Elite-Kriegern? Warum kann keine deiner Wachen die Laufarbeit übernehmen?“ fragte Nappa und bewies mit der Frage, dass der Kahlkopf die Situation nicht verstanden hatte.

„Gurki ist ein Archivar, der seine Zeit nur noch in der königlichen Bibliothek verbringt und kaum seinen Kopf aus der Tür rausstreckt. Was soll er mir schon über die aktuelle, politische Lage sagen? Warum ich euch schicke und keinen der Elite-Krieger, die mein Vater mir aufzwingen will? Denk nach, Nappa, du kennst meinen Vater doch gut. Ich habe kaum einen Fuß in den Palast gesetzt, da fängt er von meinen Pflichten als Kronprinz an“ erklärte er. „Was sagt dir das?“

Nappas Augen wurden groß. „Höh, wieso? Ist er krank?“

Seinen Sohn auf Regierungsarbeit vorzubereiten, bedeutete, seine Macht zu teilen und König Vegeta teilte nicht.

ER TEILTE NICHT!

NIEMALS!

Also warum…Es hörte sich seltsam an.

Vegeta schnaubte zustimmend. „Das habe ich mir auch gedacht. Außerdem…Mein Vater umgibt sich nur mit Elite-Kriegern. Krieger, die ihm treu ergeben sind, während ich die vergangenen Jahre nicht auf den Planeten war und keine Machtbasis aufbauen konnte. Was nützt mir mein höheres Power-Level? In erster Linie sind es immer noch die Truppen meines Vaters. Ohne seine Erlaubnis darf ich nichts befehlen. ICH stehe IHM unter. Die paar Krieger, die er aus seiner Truppe abgezogen und mir zugestellt hat, werden mich genau beobachten und ihm alles berichten. Also nein, ich werde keinen Neuen aufnehmen, bei dem ich mir nicht sicher bin, dass seine Loyalität nur MIR gilt“ erklärte er mit dünnem Lächeln. Er beugte sich vor, seine Stimme wurde verschwörerisch leiser. Die beiden Krieger beugten sich zu ihm, ihm gebannt lauschend.

„Dass der König keine Krieger aus den unteren Klassen in seiner näheren Gefolgschaft hat, sehe ich als Nachteil. Denkt doch mal nach… Als ihr eure alten Kameraden getroffen habt, seid ihr schnell ins Gespräch gekommen. Die Mittelklasse spricht lieber mit Mittelklasse-Krieger und die Unterklasse traut ihren eigenen Leuten mehr als den oberen Klassen. Sie haben mit euch gesprochen, ohne euch zu misstrauen. Ihr konntet für mich an aktuellen Informationen kommen und ihre ehrlichen Meinungen hören, wie sie die niemals den Elite-Kriegern erzählt hätten.“

Er lehnte sich zurück und lächelte seiner Männer überheblich an.

Ihre Augen waren anerkennend geweitet.

Wiedermal hatte Vegeta bewiesen, was für ein Stratege er war.

Vegeta nahm ein Dokument in die Hand und hielt es kurz hoch. Sein Tonfall wurde wieder sachlich.

„Mein Vater hat die Tradition des Tatakai abgeschafft, um die Ausbildungszeit zu verkürzen und mehr starke Krieger in die Armee einzuschleusen, während die Schwächeren daheimbleiben, um nicht zu sterben. Indirekt bedeutet es, dass besonders die Frauen, die immer eine schwächere Kraft haben, nicht mehr auf Mission gehen dürfen. Damit sind sie aus der Position als Krieger ausgeschlossen, gefährden nicht mehr ihr Leben und verbringen ihre Zeit hier, wo sie mehr Sex und dementsprechend mehr Nachwuchs haben. Das hier sind die aktuellen Geburten- und Sterbezahlen. Die erste ist in den letzten Jahren leicht gestiegen, die zweite leicht gesunken. Das hört sich für unsere Rasse zwar gut an, aber wenn nur die Quantität, aber nicht die Qualität unserer Armee steigt, befürchte ich, dass die Zahlen sich bald umdrehen. Unsere Vorfahren haben sich einst was gedacht mit der Tradition der Prüfungen.“

Vegeta sah sich nicht als Traditionalist. Die meiste Zeit seines Lebens hatte er außerhalb des Planeten verbracht. Die wenige Zeit in seiner Heimat war er auch nicht viel in Gesellschaft gewesen. Ihm war es egal, ob man veraltete Traditionen folgte oder nicht. Aber wenn, dann sollten sie einen gewissen logischen Hintergrund haben.

Für seinen Vater war die neue Möglichkeit der Ausbildung vielleicht schneller, kürzer und mit höherer Kontrolle über die Soldaten verbunden, aber er selbst besaß kein Interesse, für andere zu denken.

Er gab Befehle und wie sie erfüllt wurden, war ihm egal. Wie Nappa es schon gesagt hatte und die Mittelklasse-Krieger auch: warum sollte man für andere mitdenken?

Wo war die Eigen-Initiative?

Auf diese Weise entstand eine Unterklasse-Krieger, die drauf gedrillt wurde, nur noch Befehle zu empfangen und sich niemals weiter entwickeln würde, während Typen wie Radditz übersehen wurden.

Tumbe Idioten, dümmer als Nappa und stärker als Radditz; daraus bestand bald der Grundstamm der saiyanischen Armee, wenn er nichts dagegen tat.

Die Informationen aus erster Hand, die ihm Nappa und Radditz zusammentrugen, würden ihm dabei helfen, einen besseren Überblick über die Gedanken der Krieger zu erhalten. Gedanken und Meinungen die ihm ein überheblicher, speichelleckender Elite-Krieger niemals so unverblümt hätte geben können.

„Nappa, wenn mir deine Berichte nicht gefallen, schreibst du sie morgen neu. Radditz, ich erwarte bis morgen Abend die letzten Berichte von Kaserne neun und zehn“ befahl er.

Radditz nickte ergeben und Nappa schnaufte genervt.

„Schreiben!? Warum muss ich schreiben?“ murmelte er verdrossen, doch der scharfe Blick seines Prinzen hielt ihn von weiteren Beschwerden ab. Radditzs Mundwinkel zuckte höhnisch, was dem Riesen nicht verborgen blieb und ihn grummeln ließ.

Vegeta blieb ruhig.

Was würden die beiden Deppen wohl denken, wenn er ihnen sagen würde, dass er die Berichte, sobald er sie gelesen hatte, in Flammen aufgehen lassen würde, damit keiner von ihrer kleinen Rundtour erfuhr? Darum beharrte er auf Papier; so gab es keine Spuren.

Sein Vater sollte nicht wissen, dass sein Sohn sich selbst ein Bild von allem machte.

Mit einer kleinen Fingerbewegung waren die beiden entlassen. Sie wussten, was sie zu tun hatten.
 

Radditz konnte ein zufriedenes, hämisches Grinsen nicht unterdrücken, während Nappa den Kopf hängen ließ.

Auch wenn Vegeta kein Wort des Lobes gesagt hatte, war die letzte Bemerkung doch ein Zeichen gewesen, dass ihm seine Arbeit gefiel, während Nappa leicht gescholten wurde.

Da waren die ungewohnten Krämpfe in seiner Schreibhand ja doch nicht umsonst gewesen.

„Verdammt“ hörte er Nappa murmeln, während sie den Flur zurückschritten. „dabei wollte ich mich morgen doch mit der Hübschen von gestern treffen. Oder ich rufe sie an, damit wir es heute tun. Aber dann muss ich der Kurzhaarigen absagen. Hm, schwierige Wahl. Oder ich nehme beide…“

Radditz schrie auf und hielt sich schnell wieder die Hände auf die Lauscher.

Scheiße, Nappa und seine Prahlereien; der Kerl redete absichtlich so laut und nun hatte er dieses Bild im Kopf vom Glatzkopf mit zwei gesichtslosen Frauen in den Armen.

„Ich kann dich nicht hören, LALALA“ fing er wieder an zu singen und schritt eilig mit großen Schritten weiter.
 

Vegeta konnte selbst hinter der verschlossene Tür noch den Rest von Radditz falschem Gesang hören, dass nach wenigen Sekunden endlich verklang.

Seufzend schnappte er sich den dünneren Stapel von Nappa, um den zuerst durchzulesen. Die schiefen Lettern verschwammen vor seinen Augen und für einen kurzen Moment schloss er müde die Augen. Die letzten Tagen hinter diesen Schreibtisch brachten ihn an den Rande des Wahnsinnes und verstärkten den Wunsch, dieses steinerne Gebilde einfach vom Balkon zu schmeißen oder mit einem Faustschlag zu zertrümmern.

Die letzten Jahre war er ständig unterwegs gewesen. Sein Körper war an so eine sitzende Tätigkeit nicht gewohnt und sehnte sich nach Bewegung.

Vegeta trainierte früh morgens und abends, um seinen Bewegungsdrang zu stillen, doch die mangelnde Anzahl an Trainingspartner langweilte ihn.

Die Saibamen hatten sich in den letzten Jahren nur wenig verbessert; ihr Limit war ein Power-Level von 1.600 und damit schon lange kein würdiger Gegner mehr für ihn, egal in welcher Menge.

Von den Elite-Krieger gab es nichts Stärkeres als knapp 9.000; ebenfalls unter seiner Würde, aber besser als nichts. Aber nachdem er drei von ihnen schnell besiegt hatte, waren die andere nicht besonders erpicht auf seine Herausforderung und verdrückten sich bei seinem Anblick.

Ein Haufen überheblicher Feiglinge, die sich nur mit Schwächeren duellierten…wo waren die ehrgeizigen Saiyajins; die nach Herausforderungen suchenden, mutigen Krieger, Stolz ihrer Rasse?

Er überflog Nappas Bericht, der hauptsächlich aus Beleidigungen an der Unterklasse bestand und verbrannte ihn dann zu Asche.

Er lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen, bevor er die nächsten Berichte in Angriff nahm.

Nappa hatte ihn gefragt, wieso er sich das antat und er hatte dem Krieger ehrlich geantwortet. Aber die Motivation dahinter schien sein alter Begleiter nicht richtig erkannt zu haben.

Es ging ihn darum, aus dem Schatten seines Vaters herauszutreten.

Er war achtzehn und galt in der Kultur der Saiyajins als erwachsen, trotzdem behandelte sein Vater ihn noch wie ein halbes Kind. Er glaubte, ihm immer noch Befehle und Anweisungen geben zu können und versuchte seinen Sohn zu benutzen.

Die ehrgeizigen Minister, vor die er gewarnt hatte, waren gegen den König selbst nur Kinderkacke. Natürlich hatten sie dem Thronfolger in den letzten Tagen oft besucht, im Schlepptau eine dumm kichernde Tochter oder Nichte, die sie ihm „zufällig“ vorstellen wollten.

Aber die Macht der Minister war begrenzt und würde es auch zukünftig sein.

Sein Vater, der König, hielt immer noch sorgfältig die Hand auf die wichtigsten Ressourcen und zog auch seinen Sohn nicht mit ein.

Vegeta schmunzelte, während er seine Pläne ausfeilte: Nappa und Radditz würden durch ihre Tour einen guten Blick auf neue, unbekannte Talente haben, die sie ihm vorstellen konnte.

Er würde sich daraus eine neue Elite-truppe zusammenstellen und langsam den König näher kommen.

Sein Vater würde schon früh merken, dass sein Sohn nicht mehr blind seinen Befehlen gehorchte.

Was könnte er ihm auch schon antun?

Vegetas Gedanken wurden durch ein lautes Klopfen an der Tür gestört.

„Prinz Vegeta, Minister Paparika wünscht euch zu sprechen“ hörte er die anonyme Stimme einer Wache.

„Ist er alleine?“ fragte Vegeta gelangweilt.

„Äh, nein. Zufällig begleitet seine Enkelin ihn. Er sagt, weil er in letzter Zeit so gebrechlich geworden ist…“

Pffft.

„Zufällig“ und „Gebrechlich“? Bei einem Mann, der einst gefürchtet war als Kommando-Führer und Krieger und immer noch den stahlharten Blick und geraden Rücken eines Kämpfers besaß, selbst mit weißen Haar und Bart?

Vegeta schnaubte verächtlich.

„Ich bin beschäftigt. Er soll morgen Mittag kommen“ erwiderte Vegeta laut. Am liebsten wollte er noch den Zusatz „alleine“ hinzufügen, aber Paparika besaß Einfluss, den sollte man sich warm halten.

Wenn der Alte glaubte, seine Enkelin würde sein Interesse wecken, wäre er ihm freundlicher gesinnt.

Tse, sein Vater saß noch fest im Sattel; warum glaubten diese alten Trottel, dass er auf der Suche nach einem Weib war?

Die Suche nach einer Königin würde er nicht eher beginnen, bis er selbst König war und das sollte noch ein paar Jahre dauern; da machte er sich nichts vor.

Bis dahin würde er sich amüsieren, allerdings ohne mit dem Hintergedanken einen Harem aufzubauen. Zu viele Frauen auf einen Haufen erschienen ihm nur nervig, laut und seltsam.

Vegeta lächelte überheblich, doch der Spaß verging ihm schnell.

Wie er es sich gedacht hatte, wurde er mit weiblicher Aufmerksamkeit überschüttet und es fing an, ihn zu langweilen.

Er nahm sich nun Radditzs Stapel an und las ihn durch.

Als er fertig war, wurde es draußen bereits dunkel und sein Körper meldete sich zu Wort. Er wollte sich bewegen, also richtete sich Vegeta auf und trat zum hohen Fenster.

Draußen sah er die ersten Lichter der Stadt erglühen. Besonders die hohen Türme des Raumflughafen leuchteten hell.

In der Reflektion der Fensterscheibe sah er sein Spiegelbild. Der rote Umhang, die ausladenden Schulterpolster, die Handschuhe…sein Outfit hatte sich in den letzten Jahren nicht geändert und es fing an, ihn zu nerven.

Er sah aus wie eine exakte Kopie, wenn man vom Bart und dem rotstichigen Haar seines Vaters absah. Der andere Unterschied war die Sonnenförmige Medaille, die jener immer trug.

Als Kind hatte Vegeta seine Rüstung geliebt. Der rote Umhang, der ihn machtvoll nachwehte wie bei seinem Vorbild, dem König; das königliche Wappen auf der Brust, das er stolz trug…nun fing es an, ihn zu stören.

Ein Blick und die Saiyajins wussten, wer da die Flure entlang schritt und sie sanken demütig zu seinen Füßen.

Er zog sich die Handschuhe aus und warf sie auf den Tisch neben sich und verfuhr mit seinem Brustpanzer genau.

Ohne ihn fühlte er sich plötzlich leichter, als wäre ein unsichtbares Gewicht von seinen Schultern runter.

Vielleicht wurde es Zeit für etwas Abwechslung in seinem Stil.

Wenigstens einen Brustpanzer, der simpler gebaut war, ohne Umhang und Schulterpolster…und vielleicht ohne Wappen.

Aber selbst ohne diese Insignien war er immer noch als seines Vaters Spross erkennbar. Die meisten Saiyajins kannten sein Gesicht, seinen Namen, seine Stärke…aber nicht alle.

Ein unschuldiges, kindliches Gesicht erschien plötzlich in seinem Kopf: mit großen Augen, die ihn strahlend bewunderten, ein verschmitztes Lächeln, ungewöhnlich seidig-blaue Haare…

„Bulma“ erinnerte er sich.

Er rechnete nach. Es war nun zehn Jahre her, dass er sie zuletzt gesehen hatte.

Aus verletztem Stolz hatte er sich geschworen, sie nicht mehr zu besuchen und war dann mit Missionen im All beschäftigt gewesen. In den wenigen Heimatbesuche hatte er unter ständiger Beobachtung gestanden, bis ihn sein Vater auf eine siebenjährige Missionsreise geschickt hatte.

Ab und zu, in einsamen Nächten, hatte er an sie denken müssen.

Er vermisste ihr Lächeln.

Niemand hatte ihn so angelächelt.

Er vermisste ihre Wärme.

Niemand zuvor und danach hatte seine Hand genommen oder sich an ihn gelehnt.

Er hatte sich einst vorgenommen, nicht eher zu ihr zurück zu kommen, bis sie sich entschuldigt hätte, doch erst später war ihm der Fehler in seiner Logik klar geworden.

Wie sollte sich Bulma bei ihm entschuldigen?

Weder kannte sie seinen wahren Namen, noch wo er wohnte, noch konnte sie fliegen.

Aber er wusste, wo sie war.

In den Unterlagen über die letzten Jahre hatte er kein Wort über eine blauhaarige Saiyajin gefunden, also musste Bulma immer noch versteckt am selben Ort wohnen.

Wie sie wohl aussah, nach all den Jahren?

Ob es ihr nun Leid tat, wie sie seine Ehre als Krieger missachtet hatte?

Ob sie ihn vermisste?

Seine Neugier wuchs mit jeder Überlegung.

Bestimmt würde sie sich noch an ihren einzigen Freund Veg erinnern, selbst nach all den Jahren.

Er lächelte sein Spiegelbild an.

Er würde sich jetzt gleich noch den Brustpanzer nach seiner Vorstellung bestellen.

Dieser würde ihm noch dienlich sein, wenn er die einzige Saiyajin besuchte, die noch nie von Prinz Vegeta gehört hatte.

Verblüfftes Wiedersehen

Vegeta sah prüfend an sich herunter und zupfte sich dabei die neuen Handschuhe zurecht.

Der neue, weiße Brustpanzer war zwei Tage nach seinem Auftrag geliefert wurden. Er war simpel und schlicht, verbarg dahinter aber trotzdem die beste und stabilste Konstruktion der neusten Technik; so wie die restlichen Kleidungsstücke, die mit geliefert wurden: der dunkelblaue, zweiteilige, Anzug (einmal in kurz und langärmlige Version, die er jetzt gerade trug), die weißen Handschuhe und Stiefel. Keine Verzierungen, aber trotzdem elegant in seiner Schlichtheit und vor allem nützlich.

Perfekt, davon sollte er sich noch mehr bestellen. Könnte in den Trainingskämpfen auch bequemer sein als ein flatternder Umhang.

Er nutze die Spiegelung der Fensterscheibe, um seine Erscheinung zu prüfen. Es war ungewohnt, sich ohne Umhang und Schulterpolster zu sehen, aber es gefiel ihn. Er fühlte sich merklich leichter, schnittiger an. Wie befohlen, war auch kein Wappen auf der Brust.

Grinsend blickte er schnell hinter sich zur verschlossenen Tür, während er die Balkontür öffnete.

Er hatte den strikten Befehl gegeben, niemand hereinzulassen. Nappa und Radditz hatte er für heute genug Aufgaben gegeben, damit sie ihn nicht belästigen würden und seinen Scouter hatte er auf dem Schreibtisch zurückgelassen.

Niemand sollte ihm folgen. Er fühlte sich wie früher als freches Kind, wenn er Nappa immer entwischte.

Endlich mal ein kleiner Ausflug mit frischer Luft und kein langweiliges Dokumenten-Durchwühlen und belanglose Audienzen mit Speichellecker.

Schnell und so lautlos, wie es ihm möglich war, flog er hoch und entfernte sich vom Schloss.

Schneller als in seiner Erinnerung war er plötzlich über den Wald und er brauchte nicht lange, um den See zu finden. Die Landschaft hatte sich nicht verändert.

Die Morgensonne wärmte ihm den Rücken, während er die frische, holzige Luft des Waldes einatmete und auf das dunkle, glitzernde Wasser unter sich starrte.

Der Geruch war derselbe wie in seiner Erinnerung, aber alle andere erschien ihm nun kleiner. Hoch schwebte er über der Landschaft und konnte bis weit über die Berge sehen.

Er schnaubte.

Nun, wo er so viele andere Welten gesehen und vernichtet hatte, er selbst dabei größer und stärker geworden war, erschien ihm die eigene Heimat klein und piefig.

Hier, an dieser Stelle, wenn auch nicht so hoch schwebend wie aktuell, hatte er gestanden, als er SIE das erste Mal gesehen hatte.

Er schmunzelte bei der Erinnerung: Bulma, in dieser grellen, rosa Tunika, laut schimpfend, mit stampfenden Füßen und blitzenden Augen, die Haare zu zwei kleinen, abstehenden Zöpfen gebunden.

Vegeta überlegte.

Er konnte sich noch an die Stelle erinnern, wo ihr Haus stand, aber was, wenn sie nicht allein war? Da war doch ihre Familie gewesen: dieser kleine, nervige Säugling…äh, Kakadingsbumms…ein älterer Bruder (der mit dem Tatakai) und ihre Eltern.

Die könnten auch dort sein.

Er strich sich nachdenklich übers Kinn und sinnierte über sein weiteres Vorgehen.

Den Scouter nicht mitgenommen zu haben, damit ihn niemand mit Anrufen belästigte, erwies sich hier als Nachteil. Mit ihm hätte er nachforschen können, ob andere Saiyajins in der Nähe waren, aber so…

Anderseits war er der Prinz und konnte gehen, wohin er wollte. Niemand konnte sich ihm entgegenstellen; nicht bei seiner Position.

Aber Bulma war ein Sonderfall…ihre Eltern versteckten sie vor den Saiyajins. Welchen Ärger würde sie bekommen, wenn sie erfuhren, dass ihr Geheimnis entdeckt worden war?

Anderseits wusste er von ihr seit Jahren und hatte es niemand gesagt. Er konnte Geheimnisse für sich behalten.

Abwägend bewegte er seinen Kopf zur Seite; unsicher, ob er zur Hütte fliegen sollte oder nicht. Er hatte nicht weit geplant, weil er an grenzenloser Freiheit gewöhnt war: er ging, wohin er wollte. Selbst die mächtigste Wache von fremden Palästen hatte ihn nicht aufhalten können, wenn er sich auf ihren Thron setzen wollte. (Die einzige Ausnahme war der Thron von Vegeta-sei, denn da saß sein Vater fest drauf und klammerte sich an ihn.)

Doch das Glück war auf seiner Seite und die Entscheidung wurde ihm abgenommen.

Aus dem Schatten der Bäume trat eine Gestalt ans Ufer.

Vegeta blinzelte ungläubig.

Er glaubte sich in die Vergangenheit zurückgesetzt.

Dort, fast an derselben Stelle am Ufer, stand eine junge, hochgewachsene Saiyajin mit blauen Haaren in einem rosa Kleid.
 

Wenige Minuten zuvor.

Verschlafen marschierte Bulma den Weg entlang, bis sie an ihrer Lieblingsstelle am See ankam.

Die Nacht war lang gewesen; konzentriert hatte sie über das Problem des Antriebes des alten Raumschiffes getüftelt, den die Roboter aus der Tsufuru-Basis nicht reparieren konnten. Doch im Morgengrauen hatte sie das Problem gefunden und reparieren können und es mit zu wenig Stunden Schlaf bezahlt. Zum Frühstück hatte sie anwesend sein müssen und war wie üblich von Kakarott geweckt worden.

Die Familie aß zusammen, das war Regel Nummer eins im Hause Bardock; selbst wenn der Vater nicht auf den Planeten war.

In ihrer eigenen Hütte wollte sie bei den sommerlichen Temperaturen den Schlaf nicht nachholen. Ihre Mutter zog sie schon auf, dass ihre Haut so bleich wie der Tod war; da konnte sie auch zum See gehen und die leichte Kühle dort im Schatten genießen.

Also war sie in ihrem Pyjama losgezogen, einem langärmeligen, altem Kleid in ihrer ehemaligen Lieblingsfarbe, dass nun völlig verwaschen, dünn und dadurch besonders weich war.

Interessierte eh keinen, was sie trug. Sie war die einzige Saiyajin im Wald und würde sogar später nackt im See baden. Mutter war arbeiten, Vater unterwegs, Bruder 1 in der Hauptstadt verschwunden und Bruder 2 in den Bergen.

Also wieder mal ein langweiliger Tag für Bulma, den sie für sich nutzte. Hauptsächlich zum Schlafen, Lesen und Nachdenken, wie sie es oft machte, wenn sie gerade nicht in der Tsufuru-Basis war.

Sie holte aus der aufgenähten Tasche an ihrem Kleid eine Kapsel, drückte und warf sie zu Boden.

Eine metallene Kiste erschien, woraus sie die rote Hängematte ihres Vaters zog und aufhängte. Darin befanden sich auch ihr Mittagsessen, zwei Bücher, eine Decke und zwei Flaschen mit frischem Quellwasser und eine mit gepresstem Fruchtsaft. Zufrieden stellte sie die Kiste in die Nähe der Hängematte ab und wankte, sich streckend, zum Seeufer. Dank der neuen Erfindung musste sie nie wieder schwer schleppen.

Sie hatte damit und mit der Reparatur des Antriebs wieder einen großen Schritt für ihre Pläne erreicht. Dank den Kapseln konnte sie Fahrzeuge, Verpflegung und Ersatzteilen in großer Menge in einen begrenzten Frachtraum mitnehmen. Das war notwendig für ihren Traum.

Sie zog sich das Lederband vom Handgelenk, um sich die langen Stirnfransen aus dem Gesicht zu binden. Wie ein kleiner Pinsel sprang der kleine Zopf von einer Seite ihres Kopfes ab, während sie sich hinkniete, um sich das Gesicht zu waschen.

Kalt rann das Wasser ihren Wangen entlang und erfrischte sie. Prustend schaufelte sie sich zwei weitere Ladungen des kalten Wassers ins Gesicht und nahm einen Zipfel ihres Kleides, um sich abzutrocknen.

Endlich fühlte sie sich wach und konnte gleich etwas lesen oder…sie erstarrte.

Nun, wo die Schläfrigkeit und das dösige Gefühl im Hirn verschwunden waren, spürte sie es.

Zuerst die Blicke eines Jägers: die lauernden, starren Beobachtungen; eine unerwünschte Aufmerksamkeit, die sie vermeiden wollte.

Dann spürte sie seine Stärke. Er flog weit oben, fast außerhalb ihrer Sinne, aber seine Kraft war deutlich.

Eine Aura wie der See; so groß, tief und ruhig.

Das war das erste Mal, dass sie eine Kraft spürte, die sie nicht an Feuer erinnerte, sondern an Wasser. An kaltes, dunkles, Licht verschluckendes Wasser, bei dem man nicht ahnte, wie tief es gehen würde.

Eine mächtige Aura, aber nicht feindselig, sonst hätte sie ihn früher gespürt.

Sie zuckte zusammen und stand erschrocken auf.

Sie hob den Kopf.

Über sich sah sie eine Person zu ihr runter schweben, mit hohem, spitzem Haar und arroganten Grinsen. Mit großen Augen sah sie dabei zu, wie er auf ihre Augenhöhe herabschwebte und konnte sich nicht bewegen.

Bulma bekam das seltsame Gefühl, dass sie schon mal in so einer Situation gewesen war. Sie fühlte sich in ihre Kindheit zurückversetzt und blinzelte ihn ungläubig an.

Die Arme vor der Brust verschränkt, ein Mundwinkel spottend erhoben, die tiefschwarzen Augen hypnotisierend, genoss er ihr Staunen.

„Na, immer noch so schwach und arglos?“ begrüßte er sie in einer neuen, tieferen Stimme, in der deutlich der Hohn mitschwang. „Du bist auf diesen Planeten wirklich die schwächste Saiyajin.“

Bulma lächelte zittrig, während sie die Schulter in einem gespielt gelassenen Versuch zuckte. „Was soll ich sagen…ich bin in allen Maßen außergewöhnlich.“

Das höhnische Lächeln schwand, der Mund wurde ernster, doch in den Augen lag ein warmer Schein, als er sie musterte und sein Blick an ihren Haaren hängen blieb. Er nickte zustimmend.

Bulma konnte ebenfalls den Blick nicht von seinem Gesicht abwenden: sein Haaransatz wirkte ohne Stirnfransen höher und spitzer, wodurch seine hohe Stirn und die dichten, schwarzen Augenbrauen nun besonders gut sichtbar war. Die Gesichtszüge waren kantiger, mit hohen Wangenknochen und energischem Kinn, die Nase schmal und seine Lippen schienen das einzig Weiche im Gesicht zu sein. Seine schwarzen Augen hatten immer noch den Blick eines Jägers, dem nichts entging. Dies, zusammen mit seiner erinnerungswürdigen Sturmfrisur und seinem Kennzeichen, diesem arroganten, schiefen Lächeln, reichten aus, um ihn nach all den Jahren wieder zu erkennen.

„Du bist dafür immer noch so selbstgefällig, stolz und arrogant wie früher. Der überheblichste, eingebildetste Saiyajin auf diesen Planeten“ fuhr sie fort und anstatt wütend zu werden, lächelte er nur. Ihr gleicher spöttische Tonfall, wie er ihn auch benutzt hatte, machte deutlich, dass sich hier zwei alte Bekannte nach jahrelanger Abwesenheit wiedererkannten.

Nun zuckte er lässig mit den Schultern und breitete die Arme aus, um sich vollends vor ihr zu präsentieren.

„Was soll ich sagen? Ich bin in allem ein Vorbild für jedermann“ antwortete er hochfahrend und schwebte endgültig tiefer, um vor ihr zu landen. Er trat einen Schritt näher und ließ wieder seine Blicke über sie wandern; dieses Mal ohne arrogantes Grinsen, sondern mit dem warmen Blick eines Freundes.

Bulma lachte kurz zittrig auf und dann konnte sie ihre gelassene Maske nicht mehr aufrechthalten. Ihr Lächeln schwand, die ersten Tränen traten in die Augen und sie überwand den letzten Rest Abstand, um sich auf ihn zu stürzen und an ihn zu klammern.

Er ließ es zu, weil er nicht ahnte, was auf ihn zukam: für einen Angriff war sie zu schwach und zu langsam, doch er wurde starr vor Überraschung, als sich zierlichen Arme um ihn schlangen und sich der weibliche Körper eng an ihn presste.

„Veg, du bist wieder da…warum warst du so lange fort? Ich dachte, du wärst tot! Ich wollte dich wiedersehen“ schluchzte sie und verbarg ihr Gesicht an seinen Nacken.

Sie schniefte und rieb sich schnell die Tränen an ihrem Ärmel ab, ohne ihn dabei loszulassen. Doch die Tränen der Erleichterung flossen weiter.

Er war doch nicht tot! Er war lebendig, größer, älter, gesund, immer noch so selbstbewusst…jetzt wo sie ihn sah, merkte sie, wie sehr sie ihn vermisst hatte.

„Ich sterbe nicht so leicht“ antwortete Vegeta, der stocksteif ihre Umarmung über sich ergehen ließ.

Nun, wo sie sich so eng an ihn presste, spürte er, dass Bulma nicht nur in die Höhe gewachsen war. Dieses unförmige, rosa Gebilde, was sie trug, hatte vorhin ihre Figur verborgen, doch nun bemerkte er, wie zierlich sie darunter war…bis auf eine bestimmte Stelle, die sich an seiner Brust presste.

Dazu sein Spitzname…sie war die einzige, die ihn „Veg“ nannte und es verursachte ein seltsames Gefühl der Nostalgie. Er erinnerte sich, wie sie ihn früher, in höherer Kinderstimme so gerufen hatte.

Bulma wischte sich ein weiteres Mal die letzten Tränen weg und sah ihn nun erzürnt, mit leicht roten Augen an.

„Warum hast du dich dann nie bei mir gemeldet? Ich weiß, dass du ein Krieger bist, aber ihr kommt doch manchmal zurück in die Heimat. Bist du immer noch sauer auf mich? Ich habe dir längst verziehen. Wir beide haben Schuld“ machte sie ihm Vorwürfe. „Es war ein blöder Streit.“

Vegeta blinzelte sie überrascht an.

Sie verzieh ihm? Weshalb?

Aber…Sie wusste, dass sie seinen Stolz verletzt hatte?

Es tat ihr leid?! Schon seit langem?

Jetzt kam er sich gerade dämlich vor und sein Stolz tatsächlich kindisch, dabei war es ihm vor vielen Jahren so wichtig gewesen.
 

Bulma atmete tief durch und sah ihn mit festem Blick an.

„Veg, ich bin sehr froh, dass du wieder zurück bist. Ich habe mir damals vorgenommen, dir bei unserem Wiedersehen etwas Wichtiges zu sagen, weil mir klar geworden ist, wie schnell sich das Leben ändert“ verkündete sie verheißungsvoll. Immer noch lagen ihre Hände auf seiner Schulter.

„Ach, ja, was denn?“ fragte er sie und wunderte sich, warum sie ihm immer noch so nahe war und ihre Umarmung nicht löste.

Es war ein ungewohnter, vertraulicher Körperkontakt nach all den Jahren der Abwesenheit.

Einerseits war es Bulma, die ihm das Spielen beigebracht und Nachhilfe gegeben hatte. Anderseits war ihre Gestalt zartgliedriger geworden, ihre Stimme sanfter, ihre Haut so hell und ihr so nahe zu sein, dass er ihren süßen Duft in der Nase hatte, verursachte ein seltsames, besitzergreifendes Gefühl.

Er bemerkte, dass der Stoff ihres Kleides schon sehr dünn und fadenscheinig war und unwillkürlich glitt sein Blick tiefer, wo er sich gerade über ihre Oberweite spannte und helle Haut durchschimmerte.

Unbeabsichtigt wurde er rot und sah schnell wieder in ihr Gesicht. Ihre blauen Augen strahlten unschuldig und hatten nichts vom Irrgang seiner Augen mitbekommen.

„Ich…“ fing Bulma an, verstummte und dachte sichtbar nach. „Ich habe es vergessen“ lachte sie und kratzte sich kleinlaut den Kopf; lachte verdutzt.

Doch ihr verlegenes Lachen war ansteckend und amüsiert lächelte er zurück.

„Tut mir leid, aber es ist so lange her“ entschuldigte sie sich, während sie ihm gleichzeitig einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. „Ich weiß nur noch, wie wichtig es mir war…dich zu sehen…lebendig, weil…weil…Krieger sterben in der Ferne und ich wusste deinen Namen nicht und ich war so alleine. Du hast mich angelogen und verlassen und ich war so sauer und neidisch, weil du reisen darfst und so stark bist…“ die Worte sprudelten aus ihr heraus, zusammen mit schmerzvollen Erinnerungen, ohne einen rechten Sinn zu ergeben. Bulma wollte nicht mehr heulen, sich nicht mehr von ihren Gefühlen so kontrollieren lassen und Veg damit ihr weinerliches Gesicht zeigen.

Sie war kein Kind mehr.

Sie war sechzehn, verdammt noch mal und konnte sich beherrschen.

Schnell drückte sie sich wieder an ihn und verbarg ihr Gesicht in seiner Nackenkuhle.

Nur ein paar Sekunden, eine kurze Atempause, um sich zu beruhigen. Sie atmete unbeabsichtigt seinen herben, holzigen Geruch ein, der neu war und doch eine bekannte Note hatte.

Sie spürte, wie eine warme Hand behutsam ihren Rücken herabglitt.
 

Vegeta wusste nicht, wie er auf ihre Vorwürfe reagieren sollten, wenn sie sich anderseits so sichtbar Sorgen um ihn gemacht hatte.

Sorgen?!

Um ihn?

Jeder anderer hatte seine Ankunft erwartet, aber sie hatte gedacht, er könnte in der Ferne sterben?

Gut, sie wusste ja auch nicht, dass er Prinz Vegeta, der Stärkste der Saiyajins war.

So gesehen, verstand er auch, warum sie wütend auf ihn war, weil er sich so lange nicht bei ihr gemeldet hatte. Aber Sorge um ihn…das war seines Wissens das erste Mal, dass jemand so etwas für ihn verspürte.

Vorsichtig erwiderte er ihre Umarmung, da sie ihn immer noch nicht loslassen wollte und fuhr ihrem Rücken entlang. Er hatte keine Erfahrung im Trösten und wollte sie nicht unbeabsichtigt verletzen, aber er verstand, dass der Körperkontakt wichtig war. Unter seiner breiten Hand spürte er das zarte Rückgrat eines sanft geschwungenen Rückens, der in einen wohlgeformten Hintern endete.

Er blinzelte, wieder überrascht, wie er von ihrem Körper abgelenkt wurde, schob seine Hand hastig wieder nach oben und räusperte sich.

„Bist du sauer auf mich, traurig oder freust du dich, mich zu sehen?“ fragte er stirnrunzelnd nach, weil er es immer noch nicht so ganz verstand.

„Ja“ hörte er sie gedämpft schluchzend an seinem Nacken antworten.

„Ja, was denn?“ brummte er.

„Ja, alles!“

Er schnaubte. Frauen und ihre Gefühle.

Langsam wurde ihm seltsam warm. Er konnte ihren Atem an seinem Hals spüren. Sie war ihm so nahe…zu nahe…und er hatte genug von ihren Tränen.

Er musste sie ablenken, damit sie aufhörte, ihm solche Stiche ins Herz zu verpassen.

Er bekam ja schon allmählich ein schlechtes Gewissen. Darauf konnte er verzichten.

Er musste sie ablenken, aber ihm fiel gerade kein passendes Gesprächsthema ein.

Eine Idee sprang auf und er fing an zu lächeln.
 

Bulma fühlte sich seltsam.

Sie war erleichtert, glücklich, aber auch wütend, weil Veg einfach so auftauchte.

Der Kerl war wie Radditz: Jahrelang unterwegs, keine Nachricht und dann stand er plötzlich vor einem und erwartete Applaus.

Jetzt, wo sie gerade ihre Arme um seinen Hals schlang, wollte sie ihn am liebsten drücken…festzudrücken, bis er nach Atem schnappte und sich entschuldigte, weil er sie so lange allein gelassen und ihr nie seinen wahren Namen verraten hatte.

Die Erleichterung schwand und machte der Wut Platz.

Sie wunderte sich aber, als sie spürte, wie seine Arme sich nun enger um ihre Taille schlangen.

Sie hob den Kopf und sah ihn fragend an, während sie sich gegen seine Brust stemmte.

Doch er feixte nur, ein herausforderndes Funkeln in den Augen. Er war deutlich, dass er sie nicht aus seinem Griff loslassen wollte.

„Was …“ fing sie an, doch zu spät. Er ging leicht in die Knie und sprang rasant in die Luft.

Ein heftiger Luftdruck erfasste Bulma und erschrocken klammerte sie sich fester an Vegetas Schultern, während er mit ihr abhob, bis sie weit oben flogen und dort schwebten.

„Was soll das?“ rief sie empört. Sie sah nach unten. So hoch oben schaffte sie es nicht zu fliegen und ihr wurde mulmig. Der See erschien nur noch wie eine kleine Pfütze und die Luft war unangenehm kalt und stechend. Ihr Kleid flatterte an ihren Beinen. Veg hielt sie immer noch fest und sein Lächeln war unheilvoll.

„Veg…was hast du vor?“ fragte sie besorgt.

Er gab keine Antwort, doch sein Feixen wurde (sie hätte nicht gedacht, dass es möglich wäre) noch schlimmer und er ließ sich langsam nach hinten sinken; zog sie damit mit.

„Oh nein, oh nein, neinneinneinnein“ wiederholte Bulma immer schneller und panischer, doch sie hatte keine Wahl.

In seinem festen Griff gefangen, wurde sie mitgezogen in diesen hohen Fall.

Kopfüber stürzten sie herunter.

„VEEEEEEEEEEEEEG!“ schrie sie empört und klammerte sich intuitiv an Brustpanzer und Schulter, während der Wind um ihre Ohren peitschte und sie die Augen zusammenkniff.

Es war eine Sache, selbst zu fliegen, aber eine andere, von jemanden festgehalten und in so einem Fall gezwungen zu werden. Sie hatte keine Kontrolle und das machte ihr Angst.

Ihr Herz raste und sie klammerte sich nur noch fester an diesen Körper, der hoffentlich zuerst in den See fiel und ihren Fall abmilderte.

Doch sie fielen nicht ins kalte Nass.

Kurz vorher bremste er ab, mitten über dem See; knapp über der Wasseroberfläche. Der Winddruck war so stark, dass er das Seewasser in Wellen zur Seite drückte und es in Bulmas Ohren rauschte.

Bulma japste und keuchte; ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihr Magen war anscheinend in Richtung Füße gelandet.

„Ich muss meine Organe neu arrangieren“ röchelte sie und klammerte sich immer noch fest an Vegeta, während dieser sich aufrichtete und mit ihr ans Ufer schwebte.
 

Sie zitterte, immer noch unter Schock und bemerkte nicht, dass ihre Füße bereits den Sand berührten. Alles, was sie gerade wollte, war diesen festen Körper zu umklammern wie ein lebensrettender Anker und seine Wärme aufzusaugen. Ihr war so verdammt kalt und das Zittern wollte nicht aufhören.

„Ich hasse dich“ stammelte sie zwischen zwei rasselnden Atemzügen hervor.

Sie hörte ihn belustigt dunkel glucksen und das machte sie noch wütender.

Sie hob ihren Kopf von seiner Brust, ihre Augen funkelten wütend und nach einem tiefen Atemzug schrie sie ihn vorwurfsvoll an.

„Bist du übergeschnappt? Was sollte das? Willst du mich umbringen?“

„Du würdest mich doch gar nicht mehr anschreien können, wenn ich wirklich vorhätte, dich umzubringen“ erwiderte er ruhig.

„Ach, der Herzinfarkt war also nicht geplant? Ich könnte schwören, mein Herz hat ein paar Takte ausgesetzt“ sie stemmte sich wild gegen ihn und schaukelte sich gewaltsam aus seinem Griff.

Er ließ sie gehen.

Stampfend marschierte sie von ihm fort und murmelte leise Beschimpfungen.

Sie konnte ihn hinter sich kichern hören und das entfachte nur noch mehr ihren Zorn.

„Du bist so ein blöder Sack“ schrie sie ihn an.

„Und du hast endlich aufgehört zu heulen“ entgegnete er grinsend und mit Triumpf in der Stimme.

Sie stutzte, fasst sich an die Wangen und Augen, die nun aus einem anderen Grunde glühten und sah ihn mit schmalen Augen, zweifelnd an seinen Geisteszustand, an.

Anscheinend hatte es Veg doch in den letzten Jahren erwischt und er war wahnsinnig geworden.

Diese Show, nur damit sie aufhörte zu weinen?!

„Du bist ein Vollidiot“ sagte sie, nun ruhiger.

Er zuckte gelassen mit den Schultern. Hassreden und Beleidigungen war er gewöhnt.

„Früher bist du gerne mit mir geflogen“ erinnerte er sie.

„Ja, aber da warst du auch sanfter und lieber.“

„Tse. Ich war noch nie sanft und lieb.“

„Hab ich auch nicht behauptet. Ich sagte „sanfter“, aber du warst trotzdem ein kleines Arschloch. Jetzt bist du ein großes Arschloch“ blaffte sie.

„Tse, tse, diese Wortwahl…wer hatte denn da einen schlechten Einfluss auf dich?“ höhnte er mit gespieltem missbilligendem Kopfschütteln.

Vegeta konnte nicht aufhören zu grinsen.

Er fand es zu lustig, Bulma auf die Palme zu bringen. Ihre Haare waren durch den Fall wild und wellig, ihre Augen leuchteten und ihre Wangen glühten aufgeregt.

Zorn war immer besser als Trauer. Eine spitze Zunge konnte er besser ertragen als ihre Tränen.

Wie sie da vor ihm stand, die Fäuste in die Hüfte gestemmt, ihm Widerworte gab und Beleidigungen an den Kopf warf…kein unterwürfiges Verhalten, nur ehrliche Gefühle von jemanden, der es mit ihm verbal aufnehmen konnte.

Amüsant, interessant und auch…es fiel ihm schwer es zuzugeben…auf eine gewisse Weise erregend.
 

Bulmas Hände ballten sich zu Fäusten, während sie langsam wieder auf ihn zumarschierte.

Oh, dieser eingebildete, selbstgefällige Sack!

Es machte ihm also Spaß, sie zu ärgern!?

Schnell überlegte sie, worauf Veg in der Vergangenheit immer empfindlich reagierte hatte und tatsächlich fiel ihr etwas ein.

Ihre Augen verengten sich und sie lächelte listig.

Sie hielt direkt vor ihm an, ein trügerisches freundliches Lächeln auf den Lippen, während sie ihn betont von Kopf bis Zeh musterte.

„Hast du bemerkt…“ begann sie und hob ihre Hand, um die Differenz in ihrer Höhe abzumessen „dafür, dass du älter bist, sind wir beide fast gleich groß.“

Sie grinste ihn frech an.

Veg schluckte. „Ich bin immer noch größer als du.“

„Hmm, die paar Fingerbreit. Aber weißt du…“ Bulma wusste nicht, was da gerade über sie kam, aber sie überwand den letzten Abstand und kam ihm so nahe, dass sich ihre Nasen fast berührten. Wieder schlang sie ihre Arme um seine Schultern und schmiegte sich an ihn.

Sie spürte, wie er sich unter ihr verspannte, sich merklich unwohl fühlte, aber nicht den Blick von ihr abwenden konnte. Eine ungewöhnliche verlegene Röte war auf seinen Wangen zu sehen.

Bulmas Lächeln vertiefte sich und ein gefährliches Funkeln trat in ihren Augen. Sie presste sich stärker an ihn und genoss, wie er sich unwohl fühlte, aber trotzdem nicht fliehen wollte.

Er war schließlich stark genug, um sich aus ihrem Griff zu wehren. Dass er es nicht tat, zeigte ihr genug: es gefiel ihm, aber er wollte es nicht zugeben.

Intimer, aber unschuldiger Körperkontakt und die Erwähnung seiner durchschnittlich kleinen Größe waren schon in der Vergangenheit seine Schwachpunkte gewesen.

Prüfend sah sie ihn an, während er ungewollt den Atem hielt und mit klopfenden Herzen darauf wartete, was sie noch zu sagen hatte.

Es stimmte, Veg war etwas größer, aber verglichen mit den anderen ausgewachsenen Männern, die sie kannte (Bardock, Radditz, Toma), war er der einzige, bei dem sie nicht den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anzusehen.

Das war eigentlich sehr angenehm. Es fühlte sich weniger bedrohlich an wie bei den Muskelbergen von Radditz, der sie so groß überragte und auf sie herabsah.

„Es ist eigentlich ganz nett, dass wir auf einer Augenhöhe sind“ sagte sie ehrlich und ohne Spott in der Stimme.

Vegeta brummte verlegen und legte schnell seine Hände auf ihren Hüften, um sie vorsichtig von ihm zu lösen.

„Wir sind nicht auf einer Augenhöhe“ knurrte er und wand den Blick ab. „Ich bin größer.“

Verdammt, ihr so nahe zu sein, verursachte ein bestimmtes, brennendes Gefühl in seiner Leistengegend.

Wie kam dieses unschuldige, naive Mädchen nur auf die Idee, ihn so zu reizen?

Sie spielte ein gefährliches Spiel mit seiner Selbstbeherrschung und er verschonte sie nur, weil sie es nicht besser wusste.

Weder kannte sie seine hierarchische Stellung, noch ahnte sie, was Erregung bedeutete.

Er hatte es riechen können, als sie ihm so nahe war: Bulma war immer noch nicht ganz ausgewachsen und keine vollwertige Erwachsene. Sie umwehte immer noch der Duft eines Kindes.

Damit stand sie unter dem alten Kinderschutz-Gesetz der Saiyajins, was einem untersagte, sie auf irgendeine sexuelle Weise anzufassen.

Sie wusste wahrscheinlich noch nicht mal, wie sie auf ihn wirkte; so naiv wie sie hier im Wald aufwuchs. Abgesehen von ihrer Familie hatte sie doch keinen Kontakt zu fremden Männern?!

Die hatten ihr also bestimmt nicht beigebracht, auf bestimmte Symptome zu achten, wie der spezielle Geruch von Pheromonen, erweiterte Pupillen und das nervöse Zucken des Saiyajin-Schweifes.

Sie wusste nichts von ihren Reizen und in diesem Moment war er ehrlich erleichtert, dass sie hier so abseits und einsam wohnte, wo kein anderer Mann sie sehen konnte.

Hastig marschierte er an ihr vorbei und hielt dann inne, weil er nicht wusste, wohin ihn seine Füße tragen wollte.

Er wollte nicht weg.

Er nahm ein paar tiefe Atemzüge der frischen Waldluft und rang um seine Selbstbeherrschung.

Mit ruhiger Miene drehte er sich zu Bulma um, nur um dabei zuzusehen, wie sie mit spöttischem, fast wissendem Lächeln an ihm vorbeischritt Richtung Waldrand.

Naiv oder nicht, Bulmas weiblicher Instinkt war dabei zu erwachen und ihn an der Nase herum zu führen.

Bulma wusste nicht wieso, aber bei Vegetas unsicherer Miene hatte sie das Gefühl gehabt, als hätten sie gekämpft und sie hätte einen überraschenden Treffer in sein Gesicht gelandet. Es war nur kurz, aber sie hatte die Überraschung und Sprachlosigkeit bemerkt.

Sie fühlte sich plötzlich selbstbewusst und stark.

Zufrieden kicherte sie und kniete sich hin, um aus ihrer Kiste eine Flasche Wasser zu entnehmen.

Mit einer eleganten Umdrehung sank sie zu Boden und lehnte sich an den Baumstamm, während sie Vegeta dabei beobachtete, wie er eine Entscheidung fällte.

Dann, endlich, bewegte er sich und setzte sich neben sie.

Wortlos überreichte sie ihm die andere Flasche Wasser und beide nahmen einen Schluck, während sie schweigend auf den See starrten.
 

Die Sonne strahlte stark über ihnen, doch unter dem Schatten des dicht-grünen Baumes und dem lauen Wind, der über dem Wasser zu ihnen wehte, war es angenehm.

Die Stimmung zwischen ihnen hatte sich beruhigt; die aufbrausenden Gefühle waren abgeflaut und nun saßen die beiden jungen Saiyajins nebeneinander, nippten an ihrem Wasser und wussten nicht, worüber sie reden sollten.

Doch die Stimmung war nicht unangenehm und keiner wollte sie mit einer dummen oder beleidigenden Frage stören.

Das leise Knurren von Vegetas Magen gab ihr eine Idee und sie drehte sich, um aus der nebenstehenden Kiste ihr Mittagsmahl rauszunehmen.

Zwei Fladenbrot-Viertel, die sie mit dem Rest vom Braten am Vortag und geraspelten Gemüse und Kräutern gefüllt hatte, sowie eine kleine Schale mit Obstsalat. Eines der Fladenbrote reichte sie ihrem Freund, der es nickend annahm. Bei seinem Energiebedarf war es nicht mehr als ein Appetithäppchen, aber nach so langer Zeit mal wieder etwas von Bulmas Selbstgemachten zu essen, war nostalgisch.

Außerdem kam es selten vor, dass ein Saiyajin sein Mahl freiwillig teilte, weshalb ein solches Geschenk immer ohne Beschwerden angenommen werden sollte.

Während Bulma immer noch kaute, hatte er sein Anteil mit drei Bissen verschlungen und pickte sich nun einzelne Stücke aus ihrem Obstsalat heraus.

Bulma wischte sich die fettigen Finger an ihrem Kleid ab und drehte ihren Kopf, um ihren Nachbarn in Ruhe zu betrachten.

Nun, wo sie Ki messen konnte und ihm gerade so nahe war, verstand sie sein Selbstbewusstsein, dass seinen Ursprung in dieser gewaltigen Kraft hatte. Aber das war es nicht, was sie wirklich beeindruckte: Broly war auch stark gewesen.

Doch Vegetas Ki war so ruhig; so glatt, im Gegensatz zu den flammenartigen Auswüchsen der ihr bekannten Auren, weil er sich so gut unter Kontrolle hatte.

Ja, unter dieser dunklen, spiegelglatten Oberfläche spürte sie dieselben Flammen wie bei Bardock und Kakarott, dasselbe Brennen, aber er ließ sich davon nicht beherrschen. Er unterdrückte es.

Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie keine Angst, neben einem starken Saiyajin zu sitzen.

Von dieser Selbstkontrolle konnte selbst Kakarott noch lernen.

Das war noch sehr viel beeindruckender als seine Kraft selbst.

// Wie ich es mir schon früher gedacht habe, ist Veg stärker als Vater…aber wahrscheinlich schwächer als Broly. Aber Veg würde niemals so blind ausrasten wie er. // verglich sie in Gedanken.

Er drehte plötzlich den Kopf und erwischte sie beim Anstarren. Ertappt schaute sie in den Fruchtsalat runter, der fast leer war und spürte sein selbstgefälliges Schmunzeln.

Sie zupfte sich das letzte rote Fruchtstück heraus und leckte sich den Saft von den Fingern.

Ihr fiel auf, wie konzentriert Veg sie dabei beobachtete und was für einen seltsamen Blick er dabei bekam.

„Ein Stück ist noch drin, das kannst du haben“ bot sie an und missverstand seinen Blick als Hunger der falschen Art.

Er grunzte und warf es sich in den Schlund ein.

Wieder verfielen beide in Schweigen, bis Bulma es endlich wagte zu fragen.

„Du warst lange weg…willst du mir davon erzählen?“

„Von meinen Schlachten und die Planeten, die ich gesehen habe?“ brummte er.

Er lehnte den Kopf an den Baumstamm und gähnte. Das würde eine lange Story werden.

„Mein Triumphzug begann mit der Eroberung des Planeten Sandor. Du erinnerst dich? Ich hatte dir davon erzählt. Wir haben uns gestritten, weil du es langweilig fandest, dabei war es eine echte Herausforderung…“begann er, doch Bulma unterbrach ihn.

„Ich finde es nicht langweilig, ich finde es furchtbar. Daran hat sich nichts geändert. Ich will nicht wissen, wie viel Blut du vergossen, wie viele Leben du vernichtet hast. Ich wollte nur hören, was du alles gesehen hast…bevor du es vernichtet hast…“ es kam vorwurfsvoller heraus, als sie geplant hatte. Sie verstummte und wandte betroffen den Blick ab.

Vegetas Augen verengten sich.

Er fühlte sich wie damals, als Bulma seinen Stolz verletzt hatte, aber nun hatte er sich besser unter Kontrolle und ließ sich nicht zu voreiligen Worten hinreißen.

„Was willst du wissen?“ hakte er nach. „Nicht wie viele Leben, nur wie viele Planeten unter meiner Hand zusammenbrachen? Weißt du, du hast indirekt ebenfalls dadurch profitiert.“

„Was meinst du damit? Ich lebe hier abseits und ohne Kontakt zu den Saiyajins. Was habe ich mit deinen Eroberungszügen zu tun“ wehrte sie sich.

Vegeta verzog seine Lippen zu einem höhnischen Grinsen.

„Ich wurde auf die gefährlichsten Missionen geschickt, gegen die stärksten Gegner, während die schwächeren Krieger andere Ziele bekamen und damit ihr jämmerliches Leben bewahren konnten. Die Beute, die ich angesammelt habe, wurde nach Abzug meines Anteils an das Volk abgegeben. Du hast doch immer noch Familie? Dein Vater, deine Mutter, dein älterer Bruder und die kleine Nervensäge…sie mussten ihr Leben dadurch nicht gefährden, haben aber auch ihren Anteil bekommen…“ erklärte er und sein Lächeln verlängerte sich höhnisch. „und du dadurch auch.“

Bulmas Augen wurden groß aus Schock. Sie atmete tief ein und aus. Auch sie konnte sich besser beherrschen und sie wahr ehrlicher zu sich selbst geworden.

Veg hatte Recht. All die Rationen, die ihre Familie mitbrachte…woher kamen sie und warum bekamen sie sie…sie wusste es schon seit langem; seit Broly ihr Sadala gezeigt hatte.

Wo war der Unterschied zu dem, was Veg tat und dem vom Bardock und Radditz?

„Ich weiß, woher der Reichtum der Saiyajins kommt. Aber ist es notwendig? Können wir nicht auch ohne leben? Unser Planet hat so viel zu bieten“ wandte sie ein. Ihr Garten reichte zur Selbstversorgung nicht aus, aber die Ernte wurde von Jahr zu Jahr größer. Die Schleimaale lebten auch noch in ihrem kleinen Tümpel. Die Tsufurujins hatten ihren Planeten seit Generationen landwirtschaftlich betrieben, bevor sie ausgerottet wurden und ihr Wissen verloren ging.

Das war doch ein Zeichen, dass es möglich war.

Vegeta lachte kurz und hart. „Wenn die Krieger hier festsitzen würden, fangen sie an, sich gegenseitig zu bekämpfen. Wir können uns nicht ändern. Wir Saiyajins lebe für den Kampf und die Suche nach Herausforderungen. Dieser Planet ist zu klein dafür.“

Nachdenklich starrte sie auf ihre nackten Füße.

„Vielleicht hast du recht“ sagte sie leise.

Vegeta stutzte. Das Eingeständnis kam schnell.

„Wenn ich mir meine Brüder ansehe, meinen Vater…ja, sogar meine Mutter und mich…es geht nicht ums Kämpfen, es geht um die Herausforderung…die einen wollen stärker werden, die anderen schlauer…wir wollen unsere Bedürfnisse erfüllen und uns frei entfalten“ dachte sie laut nach. Sie sah ihn nachdenklich an. „Ich denke, letztendlich geht es nur darum. Aber warum ist es nötig, jemanden zu töten, wenn du bereits weißt, dass du stärker bist? Wenn er sich bereits ergeben hat…“

Vegeta wurde ernst. „Weil es im Universum nur darum geht: Fressen oder gefressen werden. Diejenigen, die ihren Feind am Leben lassen, werde eines Tages hinterrücks von ihm ermordet werden. Gnade ist ein Fehler, der dich eines Tages in den Hintern beißt.“

Kurz ballten sich seine Hände zu Fäusten, doch er lockerte sie schnell.

Er wollte seinen früheren Fehler nicht wiederholen und sich von seinem Stolz beherrschen lassen.

Er war kein Kind mehr, sondern ein wahrer Krieger.

Er konnte argumentieren, ohne gewalttätig zu werden.

Bulma sah wieder auf ihre Füße und dachte nach. Sie verstand die Kämpfer nicht, die sich ungeachtet der Schmerzen und Gefahren immer wieder in neue Kämpfe stürzten, aber anderseits verstand ihre Familie auch nicht, warum sie sich so für Technik und Robotik interessierte.

Sie alle verband aber diese Hingabe, ihre Leidenschaft für etwas…mit der Ausnahme, dass Bulma nicht dafür töten wollte, aber das wollten Kakarott und Gine auch nicht.

Veg versuchte ihr klar zu machen, dass es eine Notwendigkeit war, damit eine spätere Rache zu keinen Opfern führte. Vermutlich würden Bardock und Radditz ihm sogar zustimmen.

Aber…

„Also ist der Grund, warum du tötest, nur Furcht und Hass. Du fürchtest die Rache deines Feindes“ murmelte sie bedrückt.

Seine Finger packten sie plötzlich am Kinn und rissen ihren Kopf gewaltsam zu ihm herum. Seine Augen bohren sich in ihre und zum ersten Mal spürte Bulma die Flammen seiner Aura. Die leichten Feuerspitzen der Wut drangen aus der Seeoberfläche und sagten ihr, dass sie ihm mit ihren Worten verletzt hatte.

„Es nicht zu tun, wäre der wahre Fehler“ begann er zu sprechen. Seine Stimme war leise und rau; seine Augen hielten ihre gefangen. Bulma spürten den glatten Stoff seines Handschuhs an ihrer Haut. Der Griff war fest, tat ihr aber nicht weh. Er wollte, dass sie ihn ansah; dass sie seine Beweggründe verstand.

„Ich kämpfe in erster Linie für mich und meine Fehler betreffen mich als Erstes. Wir hassen unsere Feinde nicht und fürchten sie auch nicht. Im besten Falle respektieren wir sie und schenken ihnen einen ehrenhaften Tod. Feiglinge, die wegrennen, werden hingerichtet, bevor sie sich wieder sammeln und in Überzahl aus dem Hinterhalt angreifen können. Wir sind Söldner seit Generationen und wir sind gut darin. Aber jeder von uns hat etwas, für das er verantwortlich ist und schützen will. Das kann seine Ehre, seine Vorräte, sein Weib und sogar die gesamte Rasse der Saiyajins sein. Bei einem beauftragten Genozid ist klar, dass wir eine ähnliche Rache von unserem Feinde erwarten können. Ein anderer gibt uns den Auftrag, aber WIR führen ihn aus und tragen das Risiko. Die Rache der Überlebenden wird UNS treffen. Wir werden im Universum als barbarische Krieger-Rasse gefürchtet, während man die übersieht, die von uns profitieren. Wer einmal den Fehler macht und Gnade zeigt, bereut es früher oder später. Darum, meine kleine, blauhaarige Saiyajin…“ die letzten Worte wurden fast gehaucht, so leise wurde er; seine Stimme ein dunkles Gemurmel. Er war ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Ein seltsames, unbekanntes Kribbeln baute sich in ihrem Bauch auf und sie hielt gespannt den Atem an.

„…darum zeig niemals Gnade. Bereue nichts. Nimm, was du willst. Denn auch du bist eine Saiyajin.“

Mit diesen Worten ließ er sie plötzlich los und setzte sich zurück, baute wieder eine Distanz zwischen ihnen auf. Er verschränkte die Arme vor sich und sah sie hochmütig an.

Bulma konnte immer noch den Abdruck seiner Finger spüren und rieb sich nachdenklich übers Kinn. Doch wie merkwürdig, sie hatte keine Angst vor ihm. Er war verärgert gewesen, aber nur kurz und er hatte es ihr erklärt, während er sich unter Kontrolle hielt. Keinen Schreien, keine Schmerzen.

Besonders seine letzte Ansage berührte sie am meisten.

„Das ist das erste Mal…“ sagte sie leise. Er stutzte.

„…das erste Mal, dass ich mich von dir als Saiyajin anerkannt fühle.“ Sie strich sich verlegen eine blaue Strähne hinters Ohr.

Er hatte sie als Saiyajin bezeichnet und nicht als blauhaarige Missgeburt.

Er grunzte und sah schnell zur Seite, doch sie konnte wieder diese beschämte Röte an Ohren und Wangen erkennen.

„Du bist eine Saiyajin“ wiederholte er. „Lass dir von niemanden etwas anderes einreden und sei gefälligst stolz drauf“ die letzten Worte murmelte er unter zusammen gebissenen Lippen, während er immer noch stur auf den See starrte.

Sie beiden erinnerten sich nur zu gut daran, wie es einer der Streitpunkte zwischen ihnen gewesen war, bevor sie sich für lange Zeit getrennt hatten.

Sie verstand: Vegetas „Befehl“ war seine Art, sich für seine alten Worte zu entschuldigen.

Sie lächelte und rückte wieder näher zu ihm, bis sich ihre Oberschenkel berührten.

Er konnte ihr Kichern hören und brummte empört.

„Keinen“ sagte er plötzlich nach ein paar Minuten der Stille.

Sie sah ihn fragend an.

Er erklärte verdrossen „Ich habe keinen einzigen Planeten vernichtet. Nicht, dass ich dazu nicht in der Lage wäre, aber…“ In hochmütigen Tonfall sprach er weiter. „Glaubst du, Planeten mit einer annehmbaren Biosphäre wachsen auf Bäume? Von intelligenten Leben ganz zu schweigen. Hauptsächlich gibt es giftige Gas- und Staubbälle, die völlig untauglich sind. Die wenigen guten Exemplare werden behutsam gesäubert, damit sie meistbietend verkauft werden können. Außerdem gibt es viele Planeten, mit denen wir Handelsbeziehungen führen und die uns als Verteidiger und Schädlingsbekämpfer bezahlen.“

Staunend und erleichtert sah sie ihn an. „Welche denn?“ fragte sie neugierig.

Er legte den Kopf in den Nacken und starrte nachdenklich in den Himmel.

„Nun, da ist Aurum…mit denen arbeiten wir schon lange zusammen…“ fing er an zu erzählen.

Gespannt hörte sie ihm dabei zu, wie Vegeta den fremden Planeten beschrieb.
 

Vegeta fiel auf, wie die Sonne höher stieg und stärker brannte.

Er beendete seine Erzählung über Aurum und verstummte.

Zu lange durfte er nicht hier verweilen; er traute den Wachen vor seinem Zimmer nicht viel zu. Sollte sein Vater plötzlich erscheinen und nach ihm fragen, konnte ihm niemand eine Antwort draufgeben.

Gut, der Prinz war erwachsen und konnte gehen, wohin er wollte, aber für den kontrollsüchtigen König war das keine Entschuldigung. Schlimmstenfalls schickte er seine Elitekrieger noch los, um ihn zu suchen.

Er stand auf und klopfte sich das Gras von der Hose.

Bulma verstand, dass er wieder losfliegen würde.

Sie schlang ihre Arme um ihre hochgezogenen Knie und sah sanft lächelnd zu ihm hoch.

„Das war heute wirklich ein glücklicher Zufall“ sprach sie leise. „Ich hätte nie gedacht, dass du so plötzlich wieder vor mir stehen würdest.“

Er sah auf sie herab und suchte nach den richtigen Worten. Er würde gerne wieder öfters kommen, aber das ging nicht.

„Ich weiß nicht, wie oft ich vorbeikommen kann“ warnte er sie gleich „Ich habe meine Aufgaben und zu deinem Schutz will ich auch nicht, dass jemand misstrauisch wird und mir folgt. Wir werden uns also nicht häufig sehen können.“

Sie seufzte und stand ebenfalls auf; wischte sich schnell das Gras von den Beinen.

„Mach dir um mich mal keine Sorgen; ich komme auch allein zurecht; wie in den letzten vergangenen Jahren. Auch ich habe was zu tun“ sagte sie leicht pikiert.

Es war ja nicht so, als hätte sie die letzten Jahre damit verbracht, am Seeufer sehnsüchtig zu stehen, die Hände flehend zu ringen und auf ihn zu warten.

Veg, oh Veg, warum hast mich verlassen, schluchz…so ein Quatsch; das Leben ging weiter.

Sie verbrachte manchmal den Tag in der Tsufuru-Basis, während Kakarott trainierte.

Veg sollte nicht glauben, dass sie wie früher als Kind immer für ihn Zeit hatte und er einfach bei ihr auftauchen konnte.

„Du erinnerst dich noch an Kakarott, meinen kleinen Bruder? Er war damals noch sehr jung und hat dich vermutlich vergessen, aber jetzt ist er älter. Wenn er dich sieht…ich halte es für keine gute Idee, wenn du zu meinem Haus fliegst“ erklärte sie.

„Ach ja, Kakarott, so hieß die kleine Nervensäge…was schlägst du vor? Soll ich in regelmäßigen Abständen kommen? Soll ich gar nicht kommen?“ mit der letzten Frage verengten sich seine Augen misstrauisch.

Wollte sie ihn nicht mehr sehen?

Die wenigen Stunden mit ihr hatten seine Batterien wieder aufgefüllt, er fühlte sich entspannter. Gerne würde er wenigstens einmal pro Woche kommen und sei es nur, um zu prüfen, dass sie gesund war; ein kleines Nickerchen zu halten und einen Snack zu verspeisen. Ohne eine solche Pause würde er im Palast sonst durchdrehen.

„Doch, doch, du darfst schon kommen“ stimmte Bulma grinsend zu „Aber wir müssen mal schauen, wie wir uns absprechen…erinnerst du dich an unser geheimes Zeichen?“

„Den Steinkreis? Als Zeichen, dass man es nicht schafft zu kommen?“

„Genau…ich habe eine Idee. Komm mit“ sie stürmte an ihm vorbei und rannte ans Seeufer, wo sie sich bückte und kleine Steine auflas. „Such nach besonders dunklen und hellen Steinen“ rief sie ihm zu.

Er kratze sich den Kopf, tat aber wie verlangt.

Nach ein paar Minuten verglichen sie ihre Beute. Bulma führte ihn wieder zum Baum, kniete sich hin und legte Muster auf den Boden.

„So, die verstecken wir hier an der Baumwurzel. Der Baum ist unser Treffpunkt. Wenn wir uns treffen wollen, aber einer ist nicht am See, legt er ein Zeichen. Die Anzahl der Steine bestimmt die Tage, wann wir uns treffen wollen und die Farbe, ob es am Morgen oder am Abend ist. Wenn der andere das Zeichen sieht und dem Datum zustimmt, macht er so ein Zeichen als Zustimmung. Wenn er nicht kann, legt er so ein Zeichen“ sie legte einen horizontalen Strich. „Hier zeigen die Anzahl der Steine wieder die Tage an. Wenn man vor dem ersten Zeichen legt, heißt es „Früher als“ und wenn man es dahinter legt „Später“. So weiß der erste, dass der zweite nicht zum vereinbarten Termin kann, aber zu einem anderen Zeitpunkt.“

„Man, das wird jetzt aber immer komplizierter“ stöhnte Vegeta.

„Zu kompliziert für dich? Soll ich es noch mal erklären?“ fragte sie in falscher Unschuld.

„Hältst du mich für so blöd? Ich finde, es könnte auch einfacher gehen, wenn du einen Scouter hast“ murmelte er verdrossen.

„Tja, schön wärs“ stimmte sie ihm zu und dachte traurig an ihren alten Scouter, der damals durch Brolys Powerlevel-Anstieg überlastet und zerbrochen war. „Aber so was werde ich nie von meinen Eltern bekommen.“ Sie verschwieg, dass sie durch ihren Zugang zur Tsufuru-Basis auch Zugang zu den alten Scoutern der Tsufuru-Armee hatte, aber die konnte sie nicht nutzen, ohne ihr größtes Geheimnis zu verraten.

Beide schwiegen kurz, sie bedrückt und er, weil er nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Manchmal bewegte sich seine Klappe zu schnell, bevor er nachdenken konnte.

Er könnte ihr einen mitbringen, aber dann müsste er so konfiguriert werden, dass sie eine exklusive Leitung hätten, die niemand abhören könnte.

Wenn er aber den Falschen deswegen ansprach, würde sein Vater davon erfahren und misstrauisch werden. Bulmas Code hatte den Vorteil, dass niemand sie abhören könnte und die Steinkreise harmlos für fremde Augen aussahen.

„Bringst du wieder was zum Essen mit?“ wechselte er stattdessen das Thema.

„Klar“ stimmte sie zu. „Aber erwarte nicht zu viel. Ich kann nicht die Menge abzweigen, ohne dass es meiner Familie nicht auffällt. Übrigens…Meine Spezialität sind frittierte Teigballen mit Schleimaal-Füllung und Schleimaal-Auflauf.“

Er zuckte zusammen, das Gesicht angeekelt verzogen, wie von ihr beabsichtigt. Seine Meinung (und vermutlich auch sein Trauma) hatten sich diesbezüglich nicht verändert.

Sie lachte bei diesem Anblick.

„Willst du mir meinen Appetit versauen? Bleib mir bloß weg mit dem Zeug“ keifte er.

Sie grinste. „Bringst du wieder Kekse mit?“

„Ich werde sehen, was sich machen lässt“ brummte er.

Er nickte ihr kurz zu; von seiner Seite war alles gesagt.

Als er sich umdrehte und er ihr den Rücken zuwandte, um loszufliegen, fiel Bulma plötzlich etwas ein.

„Warte“ eilig rannte sie auf ihn und hielt ihn am Arm fest.

„Eine Sache noch…Abschied. Bitte verabschiede dich richtig von mir, wenn du auf eine längere Reise gehst“ sagte sie eilig.

Für einen kurzen Moment hatte sein Rücken sie an ihren Vater erinnerte, wenn er zu einer Mission aufbrach und Gine ihm traurig hinterher sah. Aber sie wusste wenigstens, wo er war und dass er wiederkommen würde.

Was Bulma immer an ihren Streit gestört hatte, war auch der fehlende Abschied. Sie hatte nicht gewusst, wo er war und ob er zurückkommen würde.

„Hm, und wie sieht ein richtiger Abschied für dich aus?“ fragte Vegeta ratlos. Er kannte nur die Version, wo er Befehle bekam und sie folgsam und stumm befolgte. Andersherum salutieren die Soldaten bei seinen Befehlen und verschwanden ebenfalls wortlos.

„Na, erstmal sagt man „Wir sehen uns wieder“ und verschwindet nicht so wortlos“ entgegnete sie trocken. „Und wenn du weißt, dass es länger dauert, wäre wenigstens eine geschätzte Zeitdauer nett. So nach dem Motto „Hey, ich bin für sieben Jahre unterwegs, warte nicht auf mich“ oder so ähnlich.“

Vegeta grinste. „Immer noch sauer deswegen…du verzeihst nicht. Du bist nachtragend wie eine richtige Saiyajin.“

„Ja, nicht meine beste Eigenschaft; ich versuche mich zu bessern. Aber zurück zu dir und deinen Fehlern. Also…“ hoffend sah sie ihn an.

Vegeta stutzte bei ihrem flehenden Blick. Ihre blauen Augen unter den langen Wimpern waren faszinierender als in seiner Erinnerung und erinnerten ihn an einen schimmernden Edelstein. Dazu diese rosigen Lippen, die sich leicht schürzten und seine Gedanken in die falsche Richtung lenkten…Er räusperte sich.

„Hmpf, ich gehe jetzt und werde in drei Tagen wiederkommen, zur frühen Mittagszeit, hier an diesen Ort. Wir sehen uns also garantiert wieder“ verkündete er erhaben. „War das richtig so?“

Ihr breites Lächeln war Zustimmung genug.

„Dann werde ich in drei Tagen auch hier sein“ versprach sie ihm.

„Mit Mittagessen!“ beharrte er. „Ohne Schleimaal!“

„Ich sehe zu, was ich abzweigen kann“ seufzte sie.

Er nickte, zufrieden, dass er sich durchgesetzt hatte. Aber vielleicht sollte er ihr doch mal etwas mehr als nur Kekse mitbringen. Ihre Familie war ja nicht gut betucht.

Nun sprang er ungehindert in die Luft und flog rasant fort.
 

Bulma strich sich die Haare zurecht, die der heftige Windstoß verwuschelt hatte und kletterte in die Hängematte rein.

Nachdenklich schaukelte sie in der Luft und sah zu den schattenspenden Ästen nach oben.

Was für ein aufregender Tag.

Zuerst Radditz, nun Veg…aber für wie lange?

Man sollte es genießen, solange es dauert, sich aber nicht darauf verlassen, dass es ewig währt; wie ihre Mutter ihr einst sagte.

An ihren Plänen änderte es nichts.

Vegs Erzählungen von anderen Planeten waren spannend und sie würde ihn deswegen nach mehr fragen. Für ihre Vorbereitungen war es nützlich zu wissen, auf welchen Planeten Saiyajins willkommen waren und wo nicht.

Veg…er hatte ihr immer noch nicht die Wahrheit über seinen Namen gesagt, aber sie konnte ihm nicht gestehen, woher sie es wusste.

Aber vielleicht hatte er seine Gründe und sie musste es einfach akzeptieren, auch wenn dieses fehlende Vertrauen schmerzte.

Im Gegenzug hatte sie auch ihre Geheimnisse, von denen sie nicht vorhatte, sie zu teilen…ihr Ki-Lesen, die Tsufuru-Basis, Broly, Sadala…vielleicht das Schweben, dass sie erlernt hatte?

Aber er könnte fragen, wie und von wem sie es gelernt hatte und sollte sie ihn deswegen anlügen?

Das Fliegen…sie erinnerte sich an den wilden, gemeinsamen Fall und lachte leise auf. Das war ein Schock gewesen. Was für ein jämmerlicher Versuch, sie vom Weinen abzubringen, aber…dass er es versuchte hatte, gefiel ihr.

Jedenfalls fühlte man sich danach sehr lebendig.

Sie kicherte leise, aber gleichzeitig beschloss sie, ihre Geheimnisse zu bewahren und sich dumm zu stellen. Wie ihre Eltern dachte er, dass sie nie den Wald verlassen hatte und immer noch schwach und unwissend war.

Ihre Augen schlossen sich, während sie das Treffen vor ihren Augen noch mal Revue passieren ließ.

Als Veg sie in seinen Armen festgehalten hatte…das hatte sich merkwürdig angefühlt. So ganz anders, als wenn sie ihre Familie umarmte.

Sie hatte die starke Brust gespürt, an die sie gepresst wurde und die muskulösen, schweren Arme um ihre Taille. Als sie ihr Gesicht an seinen Hals gedrückt hatte, war sein Geruch in ihre Nase gestiegen: so dunkel und herb.

Sein freches Grinsen hatte manchmal ihr Herz höherschlagen lassen, nur kurz, aber…es war seltsam, aber es hatte ihr gefallen. Früher fand sie ihn furchtbar eingebildet, wenn er sie so hämisch angelächelt hatte. Aber nun, zusammen mit diesem ungewohnten, intensiven Blick, mit dem er sie bedacht hatte, wirkte er anders…reifer, erfahrener. Ihr Magen verzog sich dann und sie fühlte sich…fiebrig; es war ein unbekanntes, schwer zu beschreibendes Gefühl.

Wurde sie krank?

Unruhig wand sie sich, was eine schlechte Idee war, wenn man in einer Hängematte lag. Sie fing stark an zu schaukeln und Bulma hielt sich sofort besorgt am Rand fest und blieb stocksteif liegen.

Huh, keine Ahnung, was mit ihr los war, aber sie sollte sich schnellstens beruhigen. Veg wollte schließlich in drei Tagen wiederkommen und dann wollte sie nicht krank im Bett liegen.

Sie legte ihre gefalteten Hände auf den Bauch und beschloss sich auszuruhen.

Kurt bevor sie einschlief, erinnerte sie sich, was sie sich als Kind vorgenommen hatte; die Worte, die sie Veg beim nächsten Wiedersehen sagen wollte. Es war an dem Tag, als Gine über den Anfang ihrer Beziehung mit Bardock erzählt hatte; ihr die Maske der Männer erklärt hatte, die sie nutzten, um ihre Gefühle zu verbergen.

Die Worte waren ihr vorhin eingefallen, aber sie hatte sie nicht über ihre Lippen bringen können. Nicht, wenn ihr Magen so komisch grummelte, sobald sie ihm in die Augen sah.

Sie hatte sagen wollen. „Veg, ich weiß, dass du mich magst, weil du mir Kekse mitbringst, mich besuchst und mich nicht verraten hast. Ich mag dich auch. Ich mag dich, nicht nur wegen der Kekse und weil du stark bist und fliegen kannst. Sondern weil du mich besucht hast, als ich allein zu Hause war und mir tolle Rätselaufgaben gebracht hast. Mit dir zu spielen, macht mehr Spaß als mit meinen Brüdern. Ich finde dich toll und ich mag dich ganz doll.“

Bulma merkte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg und hielt sich verlegen die Hände vors Gesicht.

//Gahh, ich kann nicht glauben, dass ich so was Peinliches sagen wollte// warf sie sich vor und drehte sich stöhnend wild umher, woraufhin die Hängematte wieder gefährlich schwankte.

Gut, dass sie es nicht gesagt hatte. Veg wäre doch aus dem Feixen nicht mehr herausgekommen und hätte sich furchtbar über sie lustig gemacht.

Sie räusperte sich, ihr Hals fühlte sich trocken an und sie langte über den Rand der Hängematte hinaus, um nach der letzten Flasche mit dem Fruchtsaft zu angeln.

Nach einem erfrischenden, großen Schluck fühlte sie sich besser.

Vielleicht waren diese fremden Gefühle nur Nachwirkungen des Schocks, weil er so plötzlich aufgetaucht war. Überraschung und Freude plus die alten Geheimnisse ihrer Kindheit…das war alles etwas zu viel auf einmal.

Vermutlich würden sie sich schon bald wieder wie früher benehmen, sobald sie sich wieder an ihn gewöhnt hatte.

Mondfieber und Jagdglück

Als die Dämmerung anbrach und es kühler wurde, stand Bulma auf, räumte die Hängematte weg, verkleinerte die Kiste, um sie als Kapsel wieder einzustecken und marschierte zurück nach Hause.

Das Nickerchen hatte gutgetan, sie fühlte sich glücklich und beschwingt und die seltsamen neuen Gefühle waren fürs erste abgeklungen. Stattdessen tauchten im Kopf die nächsten Gedanken über den Alltag auf.

Wann sollte sie wieder in die Tsufuru-Basis verschwinden?

Sollte sie einen der Transporter updaten, damit sie ihn ebenfalls mit der Kapsel-Technik verkleinern könnte?

Oder mal wieder ein paar Schieß-Übungen am Waffenstand oder im Flug-Simulator?

Sie musste unbedingt die Informationen über diesen Planeten Aurum aufschreiben, von dem Veg ihr erzählt hatte.

An Veg selbst wollte sie für erste nicht denken und so lenkte sich mit anderen Plänen ab, während sie mit den Vorbereitungen für das Abendessen begann.

Kakarott war der erste, der heimkam.

„Brauchst du Hilfe“ rief er ihr zu, während er aber schon auf den Weg zu seinem Zimmer war.

„Ja, du kannst mir ein paar Sachen aus der Vorratskammer holen“ rief sie zurück.

Schnell kam er wieder runter, nun in sauberer, bequemer Hose und Hemd gekleidet und holte ihr die gewünschten Zutaten aus der gut gesicherten Kammer hinterm Haus.

Kaum hatte er sich aufs Sofa hingelegt, als seine Eltern an der Tür erschienen, in beiden Händen Säcke mit Lebensmitteln.

„Hey, Faulpelz, warum hast du dich heute geweigert, deiner Mutter zu helfen?“ rief Bardock ihm verärgert zu und stellte die Sache auf den Tisch.

„Komm, Bardock, ist nicht schlimm. Du konntest mir ja helfen“ beruhigte Gine ihn und entnahm die kleinen Dinge, die sie schon mal in den Küchenregalen einordnen wollte. Den Rest würde man in der Kammer lagern.

Kakarott richtete sich wieder auf, das Gesicht missmutig verzogen.

„Ich wollte heute nicht hin, weil da ständig dieses blöde Mädchen ist“ murrte er und trat näher.

Wenn er jetzt schnell half, war sein Vater vielleicht weniger sauer.

„Was für ein Mädchen?“ fragte Gine stirnrunzelnd. Momentan gab es viele junge Dinger, die bei ihr ausgebildet werden sollten. Einige waren damit nicht zufrieden; hatte eigentlich gehofft, sie könnten zu Krieger werden wie die Jungs und mussten nun notgedrungen bei der Nahrungseinheit helfen.

Gerade denen fehlte die Motivation und oft schwänzten sie ihre Aufgaben.

Kakarott kratzte sich nachdenklich den Kopf und seufzte schwer. Bulma spitzte die Ohren.

„Keine Ahnung, ein Mädchen halt. Ich kenne ihren Namen nicht. Lange schwarze Haare, so groß wie ich. Furchtbar nervig. Wenn ich komme, starrt sie mich die ganze Zeit an. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühle mich dann so, als ob ich einen Fehler gemacht habe. Letztens kam sie näher und hat die ganze Zeit mit den Wimpern geklimpert. Ich habe sie gefragt, ob sie was im Auge hat“ Kakarott entdeckte in den Sachen eine Portion mit Dörrfleisch, was er liebte und er stibitzte sich einen Streifen.

„Und dann?“ hakte Gine nach, deren Neugier geweckt war. Sogar Bardock sah seinen Sohn nun aufmerksam an.

Er zuckte mit den Achseln. „Sie hat mich angeknurrt und ich habe Angst bekommen“ erklärte er.

Bardock schmunzelte und warf Gine einen verschwörerischen Blick zu. Er hob fragend eine Augenbraue und sie zuckte ahnungslos mit den Schultern.

Sie wusste nicht, welches Mädchen versuchte, Kakarotts Aufmerksamkeit zu wecken.

„Jedenfalls…“ Kakarott nahm sich noch ein Stück Trockenfleisch und sprach kauend weiter. „…ist sie komisch. Einmal ist sie ganz nah an mich herangekommen, bis sich unsere Nasenspitzen fast berührt hätten und hat mir tief in die Augen gesehen. Ich habe sie gefragt, ob sie mal Platz machen kann. Und wisst ihr, was sie getan hat?“ Seine Stimme wurde lauter und aufgebracht. Dieses Gesprächsthema regte ihn mehr auf, als er dachte.

„Sie hat mich in die Seite gepiekt und dämlich gekichert. Immer wieder, bis ihr gesagt habe, dass sie aufhören soll, weil es weh tut. Sie hat mich verdutzt angesehen und ist dann mit einem „Du bist ja niedlich“ davon gehüpft. Was sollte das? Die ist verrückt!“

„Wow, das hört sich wirklich nervig ein“ stimmte ihm Bulma zu, die sich nun mit ins Gespräch einbrachte.

„Ich bin mir sicher, sie hat es nicht so gemeint“ erwiderte dagegen Gine und musste selbst ein Kichern unterdrücken, bei der Vorstellung, wie jemand versuchte, Kakarott anzubaggern. „Beim nächsten Mal zeigst du mir das betreffende Mädchen. Ich werde mit ihr sprechen.“

Kakarotts Gesicht hellte sich auf.

Bardock beschloss, das Thema zu wechseln. Zu hören, wie sein Sohn im zarten Alter von 13 Jahren bereits von Mädchen verfolgt wurde, hörte sich seltsam an.

„Komm, Kakarott, lass uns die Sachen in die Vorratskammer bringen, die hier nicht gebraucht werden“ forderte er ihn auf und sein Sohn folgte ihm gehorsam.
 

Während des Abendessens besprachen sie die Pläne der nächsten Tage.

Besonders wichtig war der Vollmond, der bald wieder über Vegeta-Sei erscheinen würde.

„Ihr wisst, was dann zu tun ist?“ fraget Bardock seine Kinder streng.

„Wir bleiben brav im Zimmer, gehen nicht raus und schauen auf gar keinen Fall den Vollmond an“ wiederholten seine Kinder gehorsam.

Bardock schnaubte zufrieden. „Gut, denn ihr seid zu groß, um in unser Bett zu schlafen wie vor acht Jahren.“

„Och, ich weiß nicht“ wandte Gine wehmütig ein. „ich fand es sehr gemütlich, so kuschlig…Ach Bardock, weißt du noch, wie niedlich sie damals aussahen? Dann denke ich daran, wie schön es wäre, noch eines…“

„Vergiss es, Gine, der Baum ist gefällt“ unterbrach Bardock eilig seine Gefährtin in ihren nostalgischen Erinnerungen. „Von dem Baum bekommt du keine Samen mehr. Drei Früchtchen sind auch genug.“

Er konzentrierte sich wieder auf das Mahl, bevor sein Sohn ihm noch die besten Leckerbissen wegschnappte.

Er kaute langsamer, als ein Gedanke aufkam.

Es war nun der zweite Vollmond, den seine Kinder erleben würden. Für ihn war es nichts besonders mehr, er hatte unzählige Verwandlungen auf verschiedene Planeten vollzogen und sich daran gewöhnt. Etwas, was Kakarott eines Tages auch tun musste, wenn er ihm auf Missionen folgen sollte.

Die Ozaru-Verwandlung konnte der letzte Trumpf sein.

Gerade die ersten Verwandlungen waren die schwierigsten. Dieser Kraftzuwachs, die tierische, aggressive Seite, die zum Vorschein kam…wenn Kakarott in seinem Team arbeiten würde, müsste er lernen, sich zu kontrollieren oder er würde seine eigene Kameraden angreifen.

Anderseits konnte es Situationen geben, wo er sich nicht verwandeln durfte und gegen den Einfluss des Mondes kämpfen musste. Es gab einfache Tricks dagegen, um sich abzulenken, damit man bei Vollmond nicht in den Himmel sah.

So wie er es damals getan hatte, als Bulma geboren wurde. Ohne seine Willenskraft und die ablenkende Sorge um Gine und das Neugeborene hätte er es nicht zu ihr geschafft. Dadurch hatte er jeden Blick in den Himmel vermieden.

Er warf einen Blick auf seine Tochter.

Dies würde bald ihr dritter Vollmond in ihren Leben sein.

Aber in seinen Augen war sie immer noch sein kleines Mädchen.

Er erinnerte sich, wie er sie als kleines Baby an seine Brust gedrückt hatte…ihre winzigen Finger, die nach ihm gegriffen hatten, so klein, dass sie gerade mal einen seiner Finger umfassen konnten. Die niedlichen Zehen, die zierlichen Ohren, der wohlriechen Flaum auf ihren Kopf, das kleine Bäuchlein…

„Papa, ist alles in Ordnung“ unterbrach ihre Stimme seine Gedanken. Besorgt sah sie ihn an. „Du siehst mich so komisch an.“

„Äh, nein, alles gut“ stammelte Bardock ertappt und wechselte schnell das Thema.

Hölle, hatte Gine ihn angesteckt mit ihren Baby-Wahn?

„Morgen bleibst du hier, Kakarott“ befahl er plötzlich dem verdutzten Sprössling. „Ich habe etwas zu besprechen. Es wird Zeit für deine erste Mission.“

„Was?! Aber Bardock, wir haben doch abgemacht, nicht vor seinem sechzehnten Lebensjahr“ wandte Gine empört ein.

Bardock hob abwehrend eine Hand. „Es wird auch keine offizielle Mission. Mehr eine Trainingseinheit außerhalb Vegeta-Sei. Ich denke da an einen Planeten, der einen oder mehrere Monde hat, so dass Kakarott in kürzerer Zeit die Ozaru-Verwandlung testen kann. Ein unbewohnter Planet, wo wir uns austoben können.“

„Oh…ach so“ beruhigte sich Gine. Das war wirklich ein guter Plan.

Seine Kinder sahen ihn fragend an und wollten mehr wissen, aber Bardock schüttelte den Kopf.

„Ich werde es dir morgen besser erklären, wenn Toma und die anderen da sind. Wir werden einen neuen Trainingsplan für dich aufstellen. Bulma, kochst du für Truppe was? Gine muss ja arbeiten.“

„Ja, klar, kann ich machen“ stimmte Bulma zu, die ebenso neugierig war zu erfahren, was ihr Vater plante.
 

Zum späten Morgen kamen die vier Kameraden und brachten Leckereien für das zweite Frühstück mit. Bulma musste damit weniger kochen, aber immer noch genug. Während sie in der offenen Küche werkelte, Tee aufsetzte, Fruchtsaft presste, Pfannkuchen buk und Eier briet, hörte sie dabei zu, wie die Erwachsenen um den Tisch saßen und die passenden Planeten durchgingen. Kakarott saß neugierig dabei und hörte aufmerksam zu, auch wenn er nicht alles verstand.

„Was ist mit dem hier?“

„Der gehört den Manoraner. Die nutzen den für ihre eigenen militärischen Übungen. Den werden sie uns nicht überlassen. Wäre aber lustig, gegen sie zu kämpfen.“

„Hm, und der hier? Hier hätten wir alle zwei Wochen einen Vollmond.“

„Nicht schlecht…er gehört auch keinen…aber was ist mit Proviant? Wir werden nach der Verwandlung Riesenhunger haben. Die Vorräte werden kaum ausreichen. Dieser Planet ist zu abseits und es lebt dort nichts.“

„Shit“ fluchte Bardock, der stirnrunzelnd auf die Auswahl sah.

Den passenden Planeten zu finden, war schwieriger als gedacht.

Er plante, die Pods für die Reise zu nutzen: sie waren schnell und unauffällig. Sie brauchten keinen Frachtraum, da sie auf keinen Beutezug waren Aber der Nachteil war, dass sie keine großen Mengen an Proviant mitnehmen konnten.

Die Planeten, die sie aber unbehelligt besuchen konnten, waren unbewohnten Einöden, wo nicht wuchs und man keine Nahrung fand.

„Also doch ein großes Raumschiff?“ fragte Selypa.

„Das will ich vermeiden“ erklärte Bardock seine Gedanken „Die darf man nur für bestimmte Zwecke nutzen und ich müsste das gesamte Team dafür anmelden, einschließlich Kakarott. Dann kommen aber die Fragen, wohin wir wollen und was wir planen. Uns wird aber keiner aufhalten, wenn wir die Pods nutzen.“

Toma nickte zustimmend. „Ja, das ist unauffälliger. Du willst also nicht an die große Glocke hängen, dass dein jüngster Sohn mitkommt?“

Bardock nickte und mit einem kurzen Blick auf seinen Sohn erklärte er „Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, wenn wir alle für zwei Monate von Vegeta-Sei verschwinden und uns unsichtbar machen. Radditz und Nappa schnüffeln für meinen Geschmack zu viel herum. Ich glaube, sie sind auf der Suche nach Krieger für Prinz Vegeta. Ob es dem König gefällt, wenn sein Sohn seine eigenen Truppen zusammenstellt? Zweifelhaft.“

Toma grinste. „Hast du Angst, dass sie einen von uns abwerben?“

„Pfft“ Bardock lachte spöttisch. „Wenn, dann bin ich es, der unter dem Rotzlöffel dienen muss und ihr werdet dann einen anderen Mittelklasse-Krieger zugestellt. Wollt ihr das?“

„Auf keinen Fall“ stimmte Selypa ihm zu und auch die anderen schüttelten den Kopf. Gerade Selypa war dankbar für Bardocks Bemühungen. Er hielt schützend seine Hand über sie, weshalb sie trotz Druck von einigen Seiten immer noch auf Mission gehen durfte.

Sie war seit Jahren eine anerkannte, erfahrene Kriegerin. Was fiel diesen Neulingen ein, sie vom Kampffeld nehmen zu wollen, nur damit die Geburtenrate stieg!?

Sie entschied selbst, wenn sie Kinder haben wollte und nicht so ein Idiot von der Verwaltung.

Bardocks Grinsen verblasste, während sein Blick auf seinem Jüngsten verweilte.

Er durfte nicht von seiner Truppe getrennt werden und sein Sohn nicht von ihm. Wenn der Prinz sich einmischte und die Strukturen durcheinanderbrachte, die der König ihm einst geschenkt hatte…würde der König sich einmischen oder wäre es ihm jetzt, Jahre später, egal?

Für Kakarotts Wohl war es wichtig, dass er im Team seines Vaters blieb, wo man ihn schützen konnte und auf sein Trauma Rücksicht nahm. Deswegen wählten sie ja extra einen Planeten für die Trainingsreise, wo es kein intelligentes Leben gab.

„Okay, ich habe einen Vorschlag“ mischte sich Panbukin ein. „Wir nehmen den Planeten Sabaku. Netter warmer Planet, ein paar Kakteen und Skorpione, mit denen wir fertig werden. Ihr wisst schon, der mit der niedrigen Gravitation und den roten Sand. Weil da nichts wächst, wurde der Planet nie überfallen. Die paar Nomadenvölker, die dort leben, können wir ausweichen. Die Wüste ist groß genug für alle. Für uns sind seine zwei Monde aber gut. Der eine kommt alle drei Tage, der andere nur alle fünf Wochen. Die Zwischentage können wir mit Ausruhen oder normalen Training verbringen.“

„Aber die Vorräte? Wir finden dort nichts für uns. Die Nomaden haben auch nicht viel“ wandte Toma ein.

Panbukin nickte. „Weshalb wir Zwischenstation auf Toraberu machen sollten, der nächste Handelsplanet, von Sabaku ausgesehen. Dort können die Pods aufgeladen werden, wir schlagen uns den Bauch voll und dann geht es wieder zurück ins Wüstenland. Hin und her, hin und her, bis Kakarott gelernt hat, sein inneres Tier zu kontrollieren.“

Kakarott sah ihn aufgeregt an. Seine erste Reise mit einem Pod, fremde Landschaften, sein erster Vollmond…das hörte sich spannend an. Er war glücklich, weil sein Vater und seine Kameraden diese Rücksicht auf ihn nahmen.

„Darf ich dann jetzt auch meine Rüstung tragen?“ fragte er.

Die andere grinsten belustigt.

„Na klar, sonst bist du am nächsten Morgen nackt“ erklärte Toma. „Normale Kleidung zerreißt nach einer Verwandlung, aber unsere Rüstung und die dazugehörigen Textilien sind dehnbar.“

Kakarotts Augen wurden groß vor Staunen und er lächelte breit. Bei diesem Anblick fiel den langjährigen Kameraden auf, wie sehr der Junge seinen Eltern ähnelte: von Bardock die Haare, aber das offene Gesicht war von Gine.

Sie sahen nun wieder auf Panbukins Plan und überlegten weiter.

„Das wird teuer“ war Tomas Einwand. „Das ist keine Mission, sondern eine Privat-Reise, also müssen wir alles aus eigener Tasche zahlen.“

Auch wenn die Garküchen auf Toraberu preiswert waren, machte es angesichts der Menge, die ein hungrigen Saiyajin verschlang, keinen Unterschied.

„Naja, vielleicht können wir mit den Nomaden verhandeln“ überlegte Bardock. „Diese Skorpione sind meterhoch und giftig. Außerdem gibt es noch Sandhaie und andere Monster dort. Wenn wir anbieten, diese für sie zu vernichten, könnten wir Privates und Berufliches vermischen und die Kosten senken.“

Selypa verschränkte die Arme. „Und selbst wenn nicht, bin ich bereit, diese Opfer zu tragen. Diese Reise wird uns alle nicht schaden, abgesehen vom Geldbeutel. Wir können nicht zulassen, dass uns diese Frischlinge den Rang ablaufen. Ich will stärker werden! Sieh es als Investition in deine Zukunft an.“

„Ja, ja, verstanden“ Toma kratzte sich den Kopf. „Will ich ja auch.“

Bardock sah die anderen seines Teams an, die zustimmend nickten.

„Gut, dann bleiben wir bei Sabaku und planen fürs erste eine Dauer von zwei Monaten ein. Länger kann ich uns nicht von den Missionen entschuldigen“ fasste er zusammen. „Morgen geht es los!“
 

Als sich Bulma mit Vegeta wie vereinbart wieder am See traf, war Kakarott längst mit seinem Vater unterwegs.

Es war seltsam gewesen, sich von dem kleinen Bruder zu verabschieden, der so seltsam reif ausgesehen hatte in seiner Uniform und dem eigenen Scouter.

Gut, dass sie jenen bereits verwanzt hatte. Sollte Kakarott irgendwelche technischen Probleme haben, wusste er, dass er sie erreichen konnte.

Ihr Bruder freute sich auf seinen ersten, überraschenden Ausflug außerhalb Vegeta-Sei.

Zum ersten Mal würde er in einen Pod fliegen, sich verwandeln und gegen die erfahrenen Erwachsene antreten.

Er hatte keine Ahnung, was ihn erwarten würde, aber er blieb optimistisch, selbst, nachdem Bulma sich über den Planeten informiert und ihm ein Bild der gefürchteten schwarzen Skorpione und den riesigen Sand-Haien gezeigt hatte.

„Hast du keine Angst vor der Verwandlung?“ hatte sie gewagt ihn zu fragen. „Erinnerst du dich nicht, was mit den Tsufurujins passiert ist?“

Kakarott sah sie ernst an. „Gerade deshalb will ich es lernen“ antwortete er. „Ja, ich habe Angst. Angst, dass ich mich verwandle, mich nicht kontrollieren kann und jemanden töte. Papa hat einen guten Plan. Wenn er auf mich aufpasst während meiner ersten Verwandlungen, bin ich mir sicher, dass ich niemanden verletze. Ich muss es lernen.“

Bulma verstand. Kakarott hatte Angst davor, sich in ein Monster zu verwandeln, ließ sich davon aber nicht aufhalten und kämpfte dagegen an. Nach dieser Trainingsreise konnte er sicher sein, dass der Mond keine Gewalt über ihn hatte.

Sie setzte sich unter einen Baum, die Kiste mit dem Mittagessen hinter sich aufgestellt und wartete auf Veg.

Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, bis sie die herannahende mächtige Aura spürte.

Nun, wo sie wach und aufmerksam war und seine Aura mal von nahem untersucht hatte, fiel es ihr leichter, ihn trotz großer Distanz zu spüren.

So war sie auch nicht überrascht, als er wenige Sekunden später dicht über den See landete, womit pompös das Wasser in Wellen zur Seite rauschte und er selbstbewusst am Strand auftrat.

Würde er seinen Umhang tragen, würde das Stück Stoff nun wohl prahlerisch an ihm herumflattern; so wie er mit großen Schritten auf sie zu marschierte.

Bulma blieb unbeeindruckt.

Sie sah ihn kurz an, als Zeichen, dass sie ihn bemerkt hatte und wandte sich wieder der Blumenkette zu, die sie aus Langeweile anfangen hatte zu flechten.

Er räusperte sich aufmerksamkeitsheischend, weil sie davon nicht aufblickte.

„Was?“ fragte sie desinteressiert.

„Ich habe dir Kekse mitgebracht“ erklärte er und hielt ihr einen Beutel vor die Nase.

Bulma behielt ihren Blick auf die Blumenkette, so dass er nicht ihr amüsiertes Zucken sehen konnte.

Die Zeiten, wo man sie mit einem Beutel Keksen imponieren konnten, waren lange vorbei.

„Schön, ich habe uns Mittagessen gemacht“ sie deutete hinter sich, wo die Kiste stand, die gefüllt war mit den restlichen Pfannkuchen, die sie gestern noch gemacht hatte, sowie divers gefüllten Fladenbrote.

Vegeta öffnete sie neugierig. Seine Stirn runzelte sich beim Anblick.

Angesichts der Menge, die Bulma zum Essen brachte, erschien der kleine Beutel Kekse tatsächlich nicht besonders beeindruckend.

Es sah dagegen sogar regelrecht jämmerlich und geizig aus.

Er legte den Beutel ab und entfernte sich von ihr, um mit einem großen Sprung wieder fort zu fliegen.

Nun hielt Bulma in ihrem Tun inne und sah ihm erstaunt nach.

Hatte sie ihn verletzt oder wo wollte er jetzt hin?

Sie legte die halbfertige Krone aus Blüten zur Seite und streckte sich, um nach dem Beutel zu hangeln und einen Keks zu entnehmen. Sie kostete ihn vorsichtig, zerbröselte ihn mit ihren Zähnen und schmeckte auf ihre Zunge diesen bekannten Geschmack von zarter Süße.

Bevor sie den zweiten nehmen konnte, fühlte sie ihn wieder heranbrausen.

Dieses Mal landete er aber nicht zuerst, sondern ein großer, braunfelliger Leichnam, den er über sie abwarf und der krachend vor ihren Füßen landete.

Erschrocken schrie sie kurz auf.

Mit einem schnellen Blick erkannte sie, dass es ein Bovi war, ein kräftiges, großes, pflanzenfressendes Säugetier mit vier kurzen, spitzen Hörnern auf den Kopf und vier langen Beinen, die in Hufen endeten. Das glatte, braune Fell und die muskulösen Waden sagten ihr, dass er ein junges, gesundes Tier erwischt hatte, mit bestem Fleisch.

Mit großen Augen sah sie zu, wie er elegant auf dem Tier landete und stolz die Nase in die Luft reckte.

„Für dich“ verkündete er.
 

Bulma blinzelte ihn verblüfft an. Ihr fehlten die Worte.

Stolz verschränkte Vegeta die Arme vor der Brust.

So hatte er es gerne: endlich sah sie ihn wieder mit Bewunderung an.

Was hatte er sich auch gedacht, nur mit ein paar läppischen Keksen hier aufzutauchen?

Er war kein Kind mehr, da sollte er sich besser benehmen und nicht mehr so kleinlich sein.

Das Bovi war schnell erlegt gewesen. Obwohl es zu den schnellsten Landbewohnern gehörte und er sogar der Herdenführer gewesen war, hatte es nicht mit der Geschwindigkeit von Vegeta mithalten können. Schnell war der Hals gebrochen und das Tier fortgeschleppt worden, bevor die anderen Herdentiere auch nur empört wiehern konnten.

„Äh, wie soll ich meiner Familie erklären, warum ich plötzlich mit einem Bovi nach Hause komme“ unterbrach ihre trockene Stimme seinen Hochmut.

Er runzelte die Stirn. So viel zu ihrer Ehrfurcht vor seinen Jagd-Künsten.

„Was weiß ich? Denk dir was aus; du bist schlau. Das Tier ist an Altersschwäche gestorben und du hattest Glück“ schlug er vor und sprang vom Bovi runter.

Bulma schnaubte und stand auf, um ihn entgegen zu treten.

„Ich kann mit einem Blick sehen, dass es jung und kräftig ist. Meine Mutter wird es ebenfalls an der Qualität der Muskeln erkennen.“

„Gut, dann die Version: es hat sich das Bein gebrochen, war wehrlos und du hast ihm den Hals umgedreht“ dachte er laut und mit einer schnellen Bewegung zertrat er eines der Vorderbeine mit einem hässlichen Knirschen. Sie zuckte zusammen bei diesem hässlichen Geräusch.

Bulma schmunzelte spöttisch und kopierte seine Haltung, verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust.

„Bovi sind Steppentiere. Sie leben in der Herde, also wie soll sich ein einzelnes Tier in den Wald verirren, das Bein brechen und dann von mir erledigt werden?“ fragte sie.

„Es hatte einen schlechten Orientierungssinn und ist über eine Wurzel gestolpert“ log er trocken. „Es war ein wirklich dämliches Bovi und du hattest sehr viel Glück.“

Warum musste dieses Weib so kompliziert sein und konnte sich nicht einfach freuen?

Bulma konnte nicht mehr und musste lachen.

Veg hatte nicht groß nachgedacht bei seinem Geschenk, aber Fantasie hatte er.

„Du hast auch ständig was zu meckern. Da bringe ich dir bestes Fleisch mit und du willst es nicht“ knurrte er sie an.

Sie hörte mit dem Kichern auf.

„Ich meckere nicht; ich habe nur Einwände“ entgegnete sie. „Wenn dir mein Picknick nicht reicht, hättest du auch was sagen können. Stattdessen verschwindest du wortlos und lässt einfach ein totes Tier vor meine Füße fallen. Wie soll ich da reagieren?“ fragte sie ihn.

Vegeta brummte empört.

Sie sollte sich geehrt fühlen; das wäre die richtige Reaktion.

„Jeder Saiyajin freut sich, wenn man ihm Fleisch schenkt“ erklärte er darum noch mal.

Sie legte den Kopf schief. „Schenk mir lieber Bücher; die stinken nicht“ antwortete sie unbeeindruckt. Sie trat näher an das tote Bovi und untersuchte es.

Es war sehr viel Fleisch, zu viel, besonders jetzt, wo ihr Vater und Kakarott auf Reisen war. Gine würde es auffallen, wenn dieses neues Fleisch plötzlich in der Kammer hängte.

Bulma überlegte.

Fragend drehte sie den Kopf zu Vegeta.

„Wie viel kannst du essen?“ fragte sie.

„Vom Bovi? Wenn es gut zubereitet ist…alles. Ich habe einen hohen Energiebedarf“ erklärte er und klopfte sich auf den flachen Bauch. Er könnte jetzt schon was vertragen, nach seinem morgendlichen Training und wo das Frühstück schon etwas länger her war.

Sie seufzte und streckte sich.

„Tja, dann ist klar, womit wir heute den Tag verbringen. Du wirst nicht eher wegfliegen, bis wir es zerlegt und gekocht haben.“

Sie befahl ihm, das Bovi zu ihrer Hütte zu fliegen, während sie nachkommen würde.

Dort würden sie es zerlegen und braten können.

Vegeta verdrehte die Augen, weil er nun mit dieser niederen Arbeit beauftragt wurde, aber er war auch neugierig, wie Bulma es zubereiten würde. Als sie ihm beiläufig erklärte, dass ihre Familie aktuell nur aus ihrer Mutter bestand, die erst spät abends heimkommen würde, war ihm klar, dass sie nun ein paar Stunden für sich hatten.

Zeit, die sie wieder bei ihr zu Hause verbringen könnten.

Niedere Arbeit oder nicht; es wäre eine Abwechslung zu seinen üblichen Aufgaben und damit eine willkommene Ablenkung von all diesen Terminen, Audienzen und Plänen, die im Palast auf ihn warteten.

Der Vorteil war: er durfte danach auch alles essen.

Also flog er, dass Bovi an seinen Hinterhufen haltend, zu ihrer Hütte.

Während Bulma erst etwas später zu Fuß nachfolgte, hatte er Zeit genug, die neue zweite Hütte von außen zu begutachten wie auch ihren wuchernden Garten. Die beiden Hütten waren von oben gut getarnt und er hatte für einen Moment gezweifelt, ob er auch richtig war.

Kaum kam Bulma angelaufen, als sie auch in der alten Hütte verschwand, um dann mit einem Satz Messer und einigen Töpfen wiederzukommen.

„Wir müssen uns beeilen“ rief sie ihm und zog ihn zu einer Stelle näher an den Wald. „Frische Beute muss richtig zerlegt werden und das schnell, sonst leidet das Fleisch.“

In diesem Fall wäre sein Geschenk nutzlos und so rückte Vegeta fürs erste seinen Stolz zur Seite und gehorchte Bulmas Anweisungen.

Er hielt das Bovi an seinen Hinterhufen hoch, so dass sie den Bauch aufschneiden und die Innereien entfernen konnte. Mit gekonnten Schnitten an den Hufen löste sie das Fell und er half beim Abziehen.

Diese neue Situation fing an, ihn zu interessieren und wissbegierig sah er ihr dabei zu, wie sie das Wild zerlegte.

In den letzten Jahren hatte es Augenblicke gegeben, wo er und seine Männer sich selbst hatten versorgen müssen und unbekannte Nahrung gejagt hatten. Zwei seiner Männer hatte es erwischt, weil sie das falsche gegessen hatten und waren qualvoll gestorben.

Ein absolut jämmerlicher Tod für einen Krieger und dadurch war Vegeta bewusst geworden, was für eine wichtige Aufgabe die Nahrungszubereiter eigentlich hatten. Er hatte sich geärgert, keinen von ihnen in sein damaliges Team aufgenommen zu haben und nur aufs Powerlevel geschaut.

Radditz war der einzige gewesen, der eine gewisse Ahnung gehabt hatte: er hatte sein Wasser stets abgekocht, sein Fleisch gebraten und neues Obst immer gut gewaschen.

Dieses Verhalten hatten die anderen schnell kopiert. Radditz hatte ihnen erklärt, dass seine Mutter bei der Nahrungseinheit arbeitete und er einiges von ihr gelernt hatte.

Bulmas Geschick mit den Messern und ihre Schnelligkeit beeindruckten Vegeta. Sie riss nichts grob heraus, sondern konnte mit ein paar kleinen Schnitten die Keulen gekonnt herausdrehen. Das Fleisch sah dadurch besser aus; nicht so grob und zerfasert, wie wenn er es tat.

Es gefiel ihm, dass sie es auch selbst zerlegte; zeigte es doch auch einen gewissen Respekt vor seinen Jagdkünste. Andere Frauen hätten die Beute vielleicht nur nickend angenommen, aber das Fleisch zu der Nahrungseinheit gebracht und es von denen zerlegen lassen. Entweder, weil sie nicht wussten, wie man es tat oder um sich nicht die Hände schmutzig zu machen. Je länger sie dafür gewartet hätten, desto mehr vom Fleisch wäre ruiniert gewesen.

Bulma aber hatte sich sofort um die Zubereitung gekümmert. Sie wollte nichts verschwenden. In diesen Moment waren sogar ihre sonstigen moralischen Bedenken wegen dem Töten vergessen.
 

Dank der Zusammenarbeit war das Zerlegen schnell erledigt.

Bulma beauftragte Vegeta noch damit, die Eingeweide und all das, was sie nicht verwerten wollte, tief in den Wald zu bringen, damit die Raubtiere und Aasfresser des Waldes sich daran gütlich tun konnte.

Als er zurückkam, hatte sie ihm eine saubere Hose und Hemd sowie ein Handtuch und Seife bereitgelegt.

„Du kannst dich hinterm Haus waschen“ erklärte sie eilig. „ich fange schon mal mit dem Kochen an.“

Vegeta bemerkte erst jetzt, dass nicht nur seine weißen Handschuhe mit Blut besudelt waren, sondern auch die Hose und der Brustpanzer.

Stöhnend nahm er die sauberen, aber fremden Sachen an, fand den kalten Badeteich hinterm Haus, der aber bei den sommerlichen Temperaturen sehr angenehm war und wusch sich gründlich.

Die schmutzige Kleidung würden die Palastdiener schon sauber kriegen. Dass sie aussahen, als ob er in Blut gebadet hätte, war bei ihm nicht ungewöhnlich.

Die Hose und das kurzärmelige Hemd waren etwas zu groß, aber dank des Gürtels passend zu binden und angenehm luftig.

Die Kleidung der Unterschicht…rau, aber bequem und hier in der Fremde, wo ihn niemand sah und kannte, konnte er mal das Protokoll vergessen.

Es war auf jeden Fall besser als seine blutbesudelte Kleidung zu tragen. Die grobe, aber luftige Kleidung fühlte sich sogar kühler an bei der sommerlichen Hitze.

Als er ins Haus marschierte, standen auf dem Tisch die Speisen bereit, die er vorhin in der Kiste gesehen hatte. Um sie nicht zu verschwenden, hatte Bulma sie hervorgeholt. Sie würden ihn bis zur Fertigstellung des Mahls beschäftigen.

Bulma setzte gerade einen Deckel auf den Topf, als er sich an den Tisch setzte.

„Veg, schau bitte auf die Steaks auf den Grill, damit sie nicht anbrennen. Ich bin so schmutzig, ich muss mich dringend waschen“ rief sie ihm eilig zu und schnappte sich ihr Bündel, was sie auf den Stuhl schon bereitgelegt hatte.

„Soll ich dir beim Einseifen helfen?“ fragte er grinsend. „Du schmutziges Mädchen.“

„Nein, das schaffe ich allein. Denk an die Steaks“ missverstand sie seine „Hilfe“ und lief schnell hinaus.

Er brummte amüsiert und schnappte sich das erste Häppchen, während er den Grill nicht aus den Augen ließ.
 

Als Bulma wiederkam, war der Tisch schon von der Hälfte der bereit gestellten Brote befreit worden und die Steaks brutzelten und verbreiteten einen köstlichen Duft.

Sie eilte zum Grill und legte sie auf einen großen Teller.

Vegeta sah ihr dabei zu. Bulma trug nun kurze Shorts und ein ärmelloses Shirt, was ihren flachen Bauch nicht ganz bedeckte; die Haare zu einem Zopf hochgebunden. Mit dem Blick auf ihre Rückenansicht, konnte er ihre langen, schlanken Beine bewundern, die aus einem wohlgerundeten Hinterteil ragten.

Der Anblick nahm ihn gefangen und beiläufig kaute er, ohne wirklich zu schmecken.

Erst als sie vor ihm den Teller mit Steaks abstellte, konnte er sich wieder auf etwas anders konzentrieren.

In mehreren Etappen stellte sie ein Gericht nach dem anderen vor ihm ab, während sie sich zwischendurch an die restlichen Fladenbrote hielten: knusprige Bovi-Keulen aus dem Ofen, saftige Koteletts mit Soße, marinierte Rippchen, dünne Scheiben rohes Filet mit Kräutersalz bestreut und zum Abschluss ein Gulasch, das am längsten geköchelt hatte, wodurch das Fleisch schön zart und sämig geworden war.

In einen anderen Topf brühte auf kleine Flamme eine Suppe mit dem Knochen und restlichen Gemüse, die bis morgen köcheln würde, um dann als konzentrierter Brühe verwendet zu werden.

Durch die kleinen Pausen zwischendurch, wo sie warten musste, bis es fertiggekocht war, konnte er sich Zeit nehmen zu genießen.

Bulma war eine gute Köchin und hatte es geschafft, das Tier in verschiedenen Variationen zuzubereiten, wodurch es immer wieder überraschend anders schmeckte.

Oder lag es daran, weil er so ein gutes Beutetier erledigt hatte?

Nein, so gut schmeckte es selbst nicht, wenn die Palastköche es zubereiteten.

Anerkennend nagte er die nächste Keule ab und grunzte zufrieden.
 

Bulma wischte sich die fettigen Hände an der Schürze ab.

Manchmal hasste sie das Kochen und freute sich, wenn ihr Vater unterwegs war, weil es einen anstrengenden Esser weniger gab. Ohne ihn und Kakarott würde das Kochen in den nächsten zwei Monaten einfacher sein, denn ihre Mutter und sie selbst aßen weniger.

Dieser ständige Appetit der Männer, das dafür benötigte, lange Stehen am warmen Herd, gerade jetzt im Sommer und dazu kam noch die anstrenge Arbeit des Zerlegens davor: Bulma war müde.

Kochen war anstrengend und schweißtreibend.

Nicht zu vergessen, der Abwasch, der da auf sie wartete.

Hinter sich konnte sie das Klappern des Geschirrs hören und sie hatte fast schon Angst, sich umzudrehen und wieder leere Teller dort stehen zu sehen.

Vegs Esstempo war beständig und nicht langsamer geworden: wie er es angekündigt hatte, konnte er tatsächlich ein Bovi essen. Jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, war ein Teller leer und sie konnte das nächste Gericht bringen.

Aber nun war sie beinah fertig.

Mit einem Stöhnen stemmte sie den hohen Topf mit Gulasch hoch und brachte ihn zum Tisch.

Während er das aß, würde sie das restliche Fleisch noch einlegen; das konnte sie in der Kammer problemlos verstecken.

Sie selbst hatte keinen Hunger mehr: bei ihrem kleinen Appetit hatten die Fladenbrote ausgereicht und das ständige Stehen am Herd verminderte ihn zusätzlich. Je länger sie am Kochen war, desto weniger Hunger hatte.

Sie wollte sich nur noch waschen und wieder neue, sauber Kleidung anziehen. Am liebsten wollte sie im Badeteich bleiben und dort den Tag ausklingen lassen.

Aber zuerst musste der Topf versiegelt und in die Kammer gebracht werden und Veg musste ihr beim Abwasch helfen.

Sie wusch sich draußen die Finger und das verschwitzte Gesicht sauber, rückte ihren Zopf zurecht und kam wieder zu ihm, um sich seufzend an den Tisch zu setzen.

„Nie wieder“ stöhnte sie entkräftet „bitte jage nie wieder etwas für mich.“

„Jede andere Frau wäre geschmeichelt gewesen von so einer guten Beute“ erklärte er ihr kauend die Tradition.

Sie hob unbeeindruckt eine Augenbraue. „Solange das Tier nicht ausgenommen, mariniert und gekocht ist, bezweifele ich das. Du hast ja gemerkt, wie anstrengend die Arbeit ist. Viel gegessen habe ich auch nichts davon“ erklärte sie trocken und mit einem Seitenblick auf die leeren, schmutzigen Platten.

Pikiert hört er mit dem Kauen auf, legte stumm den Löffel ab und holte eigenständig einen frischen Teller, um ihn mit weitausholenden Bewegungen mit Gulasch zu füllen und in eleganten Schwung vor ihr abzusetzen, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten.

Dann zeigte er befehlend mit einem Grunzen drauf, bevor er sich wieder neben ihr setzte und unbeirrt weiter aß.

So, das hatte sie von ihrem Gemecker: der Prinz höchstpersönlich hatte ihr einen Teller offeriert, von dem Fleisch, dass ER gejagt und eigenhändig AUSGENOMMEN hatte!

Es gab niemand, NIEMANDEN, den er jemals mit so einer Ehre bedacht hatte!

Er würde sich hier nicht als geizig titulieren lassen und einem saiyanischen Weib etwas wegfuttern!

Diesen Teller würde sie aufessen und wenn er sie eigenhändig füttern müsste!

Und sie?

Sie kicherte nur.

Aber schließlich nahm sie den Löffel in die Hand und fing an zu essen.
 

Als der Topf leer gekratzt war und alles, was auf dem Tisch stand, nur noch schmutziges, leeres Geschirr war, lehnte er sich mit einem dumpfen, aber zufriedenen Brummen zurück.

Beide Saiyajins waren satt und müde und versanken in apathischer Stille, die erst von Vegeta unterbrochen wurde.

„Du bist eine gute Köchin“ er strich mit der Handrückenseite den Mund sauber. „Kennst du dich mit anderen Fleischsorten auch so gut aus?“

Bulma dachte nach, bevor sie antwortete.

Sie hatte einst unvorsichtigerweise erzählt, dass sie die Entdeckerin der Zubereitungsmethode für Schleimaale gewesen war. War Veg schlau (und sie bezweifelte das nicht) konnte er es zu ihrer Mutter nachverfolgen.

„Ich kenne mich mit vielen gut aus“ antwortete sie wage. „Der Aufbau von Säugetieren, Fischen und Vögel ist untereinander oft sehr ähnlich. Dann kann man abschätzen, wie man schneiden muss.“

„Durch deine Bücher?“ fragte er.

Sie nickte. „Auch und durch Ausprobieren und die Lehren meiner Mutter. Theoretisches Wissen hilft dir nicht weiter, wenn du ein Messer führen musst. Mama hat mich ausgebildet, da war ich vier. Ich habe also sehr viel Übung. Aber ich koche, weil ich es muss. Weil ich selbst nur bestimmte Sachen gerne esse und deshalb gewisse Vorlieben habe. Aber auch, weil in unserer Familie jeder seine Aufgaben für den Haushalt hat. Es ist eine Pflicht, die ich übernehmen kann und muss. Vorzugsweise esse ich lieber Gemüse und Obst und wenn Fleisch, dann lieber Fisch und Geflügel“ erklärte sie ihm ihre Vorlieben.

Ein weiteres Bovi oder ein noch größeres Tier als Geschenk würde sie nicht verkraften.

Vegeta sah nachdenklich zur Decke.

Er war zu voreilig gewesen.

Damit war seine Jagdbeute vom Wert nur wenig besser als die Kekse gewesen, die eher Bulmas Geschmack waren und keine Arbeit machten. Er hätte sich nicht den Aufwand machen sollen, aber anderseits war es interessant gewesen, ihr beim Ausnehmen zu helfen. Er hatte dadurch auch etwas gelernt.

Außerdem…er leckte sich über die Lippen, wo noch ein Rest der Soße zu schmecken war…hatte er von einem köstlichen Mahl profitiert.

Gut, nun wusste er Bescheid, dass sie keine Frau war, die von frischer Jagdbeute beeindruckt war. Also doch besser Bücher als Geschenk mitbringen; je komplizierter, desto besser; so wie er Bulmas Geschmack einschätzte.

Aber zur Sicherheit…

„Lieber Bücher als Bovi…“ murmelte er und sah sie nachdenklich an. „Was ist mit Schmuck?“

„Unnützer Klimbim, der nur hängen bleibt“ erklärte sie ihre Abneigung.

Er grinste.

Da war er derselben Meinung.

„Was machst du während des Vollmondes?“ wechselte sie das Thema und sah ihn interessiert an. Müde stützte sie ihren Kopf auf den Tisch.

„Drinnen bleiben. Du ja auch“ entgegnete er. Obwohl er zu den wenigen Saiyajins gehörte, die sich im Ozaru-Status kontrollieren konnte, hatte er andere Pläne in dieser Nacht. Sich zu verwandeln und gegen ein paar neue Rekruten kämpfen, interessierte ihn dieses Mal nicht. Das konnten Radditz und Nappa erledigen.

Es gab genug Mond-Wächter; Wächter ohne Schweif, die in der Nacht patrouillieren würden und da wurde er auch nicht gebraucht.

Sie verdrehte die Augen. Den Befehl hatte sie in den letzten Tagen genug von ihren Eltern gehört.

„Ja, keine Sorge. Ich will mich auch nicht verwandeln.“

„Ein blauhaariger Ozaru wäre auch zu komisch“ feixte er.

Sie rieb sich über die Arme. Bei den Gedanken, sich zu verwandeln, bekam sie eine Gänsehaut. Immer noch konnte sie sich an die Bilder von diesem alten Video erinnern. Sie fühlte sich unwohl, wann immer das Wort „Ozaru“ auch nur ausgesprochen wurde.

„Hast du dich schon mal verwandelt?“ fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand wie Veg sich noch nie verwandelt hatte.

Er nickte selbstbewusst.

„Schon öfters. Ich beherrsche sogar eine Technik, bei der ich mich auch ohne Vollmond verwandeln kann“ prahlte er.

Bulma sah ihn misstrauisch an. „Wie jetzt? Nur mit deiner Willenskraft?“ Sie rückte besorgt von ihm ab, als könnte er sich jederzeit zum Beweis verwandeln; hier und gleich.

Vegeta lachte kurz auf. „Keine Sorge, sowas geht nicht. Es ist eine Technik, mit dem man das Licht des Vollmondes imitiert.“

Nun hatte er wieder ihre Aufmerksamkeit. Wie gebannt sah sie ihn an.

„Ich habe nie so richtig kapiert, wie das mit der Verwandlung abläuft. Licht vom Vollmond und Saiyajinschweif; das ist notwendig. Aber wieso reagieren wir so drauf?“ fragte sie. Ihre Eltern hatten ihr nie darauf richtig geantwortet, aber Veg wusste bestimmt mehr.

„Mondlicht ist reflektiertes Sonnenlicht“ begann er ihr zu erklären. Sofort nickte sie; das wusste sie dank einer Grundlagenkurs über Astronomie von den Tsufurjins.

Vegeta erkannte, er musste sich nicht mit den Grundlagen aufhalten und kam gleich zum Punkt.

„Nur in diesem reflektierten Licht sind besondere Lichtwellen drin, genannt Blutz-Wellen. Erreichen diese Wellen einen Wert von 17 Millionen Zenos, wie es nur bei Vollmond geschieht und treffen auf unser Sehfeld, reagiert unser Schweif. Dann kommt es zu der Kettenreaktion, die in der Verwandlung endet.“

„Ach so…“ Bulma verstand sofort. „Hat man keinen Schweif, verwandelt man sich nicht. Zerstört man den Mond oder schneidet man den Schweif ab, stoppt das ebenfalls die Verwandlung. Ich schätze, bei deiner Technik imitierst du die Blutz-Wellen?“

Er nickte. „Es ist aber eine anstrengende Technik, die ich nur dann einsetze, wenn es sich lohnt. Eigentlich kämpfe ich lieber als normaler Saiyajin. Als meterhoher Ozaru gibt man ein zu gutes Ziel ab.“

Eine Weile dachte sie nach, ihre Stirn gerunzelt.

„Woran zerbrichst du dir dein kleines Köpfchen?“ fragte er spöttisch. „Du kannst mich ruhig fragen.“

„Ich denke darüber nach, mir den Schweif abzuschneiden. Tut das weh?“ fragte sie unschuldig.

„Was?!“ erschrocken sah er sie. Wie kam sie denn auf die bescheuerte Idee?

„Naja, ich will mich nicht verwandeln, selbst wenn ich es dürfte. Wenn ich den Schweif also abnehme, bin ich sicher“ erklärte sie und verstand seine Aufregung nicht.

Ihr Gleichgewichtssinn würde am Anfang wahrscheinlich schlechter sein, aber sonst sollte sich nichts ändern. Wozu brauchte sie ihn auch?

Klettern? Sie konnte fliegen.

Außerdem war er ein Schwachpunkt. Sie erinnerte sich nur zu gut an Kakarotts Training, wo sie ihn geholfen hatte, sich abzuhärten.

Sie hatte dazu nie Lust gehabt, weshalb er immer noch sehr sensibel war.

Aber die Medic-Station der Tsufurjins mit ihrem Chirurgen-Bot würde den Schweif bestimmt schmerzlos abnehmen können: eine Betäubungs-Spritze rein und wenn sie aufwachte, wäre sie den Schweif los.

Niemand könnte dann sagen, von welchem Planeten sie stamme…

Veg sah sie geschockt an, mit aufgerissenen Augen.

Plötzlich schellten seine Hände vor und hielte sie an ihren Oberarmen fest. Kraftvoll wurde sie näher zu ihm gezogen. Seine Augen waren nun wütend verengt und sie fühlte einen zornigen Wandel in seiner Aura. Zorn, aber auch Sorge und Angst loderten auf.

„Wage es ja nicht“ knurrte er sie an.

Bulma bekam kurz Angst bei seiner heftigen Reaktion, aber dann kam der Trotz hoch.

Es war ihr Körper.

So, wie sie sich ihre Haare schneiden konnte, wie es ihr gefiel, so konnte sie auch mit ihrem Schweif umgehen.

Was ging ihn das an?

„Wieso nicht?“ fragte sie dickköpfig. „Was für einen Sinn hat er schon?“

„Er gehört zu unserem Aussehen als stolze Saiyajins. Selbst wenn du dich nie verwandeln wirst…allein, dass du es kannst, zeichnet dich als Mitglied unserer Rasse aus. Ohne ihn bist du…“ er verstummte und suchte nach den richtigen Worten, nur um mit einem bockigen Befehl zu enden.

„Ich verbiete es dir.“

Sie lachte hoch auf.

„DU verbietest MIR, mit MEINEM Körper umzugehen, wie ich will?“ fragte sie nach, ein gefährliches Funkeln in den Augen.

„Wenn du planst, dich zu verstümmeln, dann JA!“

„Es ist MEIN KÖRPER!“ beharrte sie.

„WO IST DEIN STOLZ?“ er war so laut, er schrie schon fast.

„Was hat das eine mit dem andere zu tun? UND BRÜLL MICH NICHT SO AN! ICH BIN NICHT TAUB!“ kreischte sie.

Er biss die Zähne zusammen und holte schnaubend Luft.

Sie verstand es nicht. So wie sie keine Ahnung hatte, was es bedeutete, wenn ein Mann einer Frau Geschenke machte oder wieso sich die Saiyajins bei Vollmond verwandelten, so wenig verstand sie den Stolz auf ihr pelziges Anhängsel.

Warum die Mond-Wächter so anerkannt und bewundert wurden für ihr Opfer!

Warum Saiyajins, die gegen das Verbot verstießen und bei Vollmond nach draußen gingen, mit der Entfernung bestraft wurden!

„Du bist eine Saiyajin“ knurrte er, so ruhig er konnte. „Ohne ihn…mit deinem Aussehen…deiner Schwäche…kann man dich dann als Saiyajin anerkennen?“

„Vielleicht interessiert es mich nicht mehr, ob man mich als Saiyajin anerkennt“ wisperte sie. Ihre Augen waren groß und traurig.

Vegetas Wut nahm ab, als er diesen Schmerz darin sah.

„Vielleicht…“ sie schluckte „…vielleicht betrifft mich das alles nicht, denn diejenigen, die mich kennen, haben mich bereits anerkannt. Was interessieren mich dann die andere Saiyajins. Es ist ja nicht so…“ die ersten Tränen bildeten sich „als ob ich nach Sadala gehen könnte und man mich nicht als Missgeburt ansieht. Egal ob mit oder ohne Schweif. Ich…“ sie verstummte und biss sich auf die Lippen; rieb sich schnell die Tränen weg.

Aber Vegeta hatte genug erfahren und drückte sie schnell an sich, zog sie auf seinen Schoß. Wenn sie ihre Tränen nicht zeigen wollte, konnte sie sich an seiner Brust verstecken.

Vorsichtig strich er über ihren Rücken und suchte eilig nach den richtigen Worten.

Sein Blick fiel auf ihren unteren Rücken, wo er die Schweifwurzel sehen konnte, die aus der Hose ragte. Die blaue, pelzige Ursache für diesen Streit, der stets um die Taille geschlungen war.

Seine Hand glitt unwillkürlich tiefer und stoppte kurz davor, bevor er sie berühren konnte. Das war zu intim. So nahe waren sie sich nicht, egal wie sehr es ihn lockte.

Diese seidigen, hellen Haare dieses zierlichen Schweifes, so verlockend…er schluckte.

Der Gedanke, sie würde ihn sich abschneiden…er könnte ihn nie berühren und sie würde nie erfahren, wie sinnlich es sich anfühlte, wenn man ihn streichelte.

Welches Wohlempfinden man empfand, wenn man die Wurzel massierte und mit sanften Druck entlang strich.

„Bitte“ flüsterte er in ihr Ohr. „Bitte tu es nicht.“

Er hatte bislang noch nie in seinem Leben um etwas gebeten.

Er hatte befohlen oder sich genommen, wenn er etwas wollte.

Aber keiner dieser Methoden würde ihm bei ihr weiterhelfen.

Er spürte, wie ihr Atem stockte und mit klopfendem Herz wartete er auf ihre Antwort.

Seine Umarmung wurde fester und weitere flehende Worte entkamen seine Lippen.

„Tu es nicht. Du würdest es bereuen. Er ist so schön“ hauchte er an ihr Ohr.

„Wirklich?“ zweifelnd sah sie hoch. Ihre Finger verkrampften sich im Stoff seines Shirts und eine zarte Röte war auf ihren Wangen zu erkennen.

Bulma war Komplimente über ihr Aussehen nicht gewöhnt.

Wieder erwachte dieses seltsame Gefühl in ihrem Bauch, wenn sie Veg ansah und schnell drückte sie ihr Gesicht wieder an seine Brust.

Sie konnte sein Nicken trotzdem spüren und seine Stimme war plötzlich so rau und tief, als er wieder

an ihr Ohr flüsterte. Eine Gänsehaut glitt kurz über ihren Rücken, als sie seinen Atem spürte.

„Er ist sehr schön. Also bitte…tue es nicht. Versprich es mir.“

„Hm, ich weiß nicht“ grummelte sie an seiner Brust. Jetzt einfach was versprechen… es hätte schon Vorteile, ohne lästigen Schweif…

Vegeta zuckte zusammen bei dieser unzureichenden Antwort und fasste dann einen Entschluss.

Scheißegal, was Ehre und Anstand sagten… er musste Bulma vor einem großen Fehler bewahren.

Seine Hand glitt tiefer, überwand den letzten Rest an Abstand und hielt ihren Schweif sanft an der Wurzel fest.

Bulma zuckte wie erwartet zusammen und sah ihn überrascht an. Es war das erste Mal, dass sie dort angefasst wurde.

Ihre Finger krallten sich in sein Hemd und sie verkrampfte sich, aber davon ließ er jetzt abbringen.

Vorsichtig drückte er ihr empfindliches Körperteil und strich mit den Daumen den Fellstrich entlang. Wie er es sich gedacht hatte, fühlten sich die feinen Haare unter seinen Fingerkuppen unglaublich weich an.

Bulmas Mund öffnete sich unwillkürlich, ihr Rücken streckte sich, als ein unbekanntes, neues Gefühl ihrem Rückgrat entlang glitt. Kleine Blitze pulsierten plötzlich dicht unter ihre Haut.

Ungläubig starrte sie den Verursacher an, der ihre Reaktion genau beobachtete.

Sein Mund verzog sich zu einem selbstbewussten Lächeln: er wusste genau, was er da gerade machte.

Bulmas Arme stemmten sich gegen seine Brust, aber ihr Hintern drückte sich enger an ihn: sie wusste nicht, ob sie fliehen oder dableiben sollte.

Sie keuchte auf.

„Veg, das ist…es fühlt sich gut an…ohhh“ hauchte sie erstaunt.

Es war wie ein Kitzel; wie kleine Ameisen, die unter ihre Haut krabbelten.

Sie stöhnte hoch auf, als er einmal kräftig drüber strich und seine Finger leicht an der Wurzel drückten. Ihre Finger krallten sich unwillkürlich in sein Hemd.

Sie fluchte leise auf, die Luft blieb ihr im Halse stecken bei diesem…was war das?

„Veg…“ keuchte sie hilflos und sah ihn flehend an.

Vegeta musste alles an Selbstkontrolle aufstemmen und ließ sie eilig los. Diese Geräusche, die sie machte, wie gut sie sich anfühlte, ihr Erstaunen…das war zu gefährlich und brachte ihn an den Rand der Selbstbeherrschung.

Mit einer schnellen Bewegung positionierte er sie wieder auf ihren Stuhl und brachte sich wieder auf Abstand.

Er hatte bewiesen, was er beweisen wollte.

Oh, er wünschte sich so sehr, diese Bewegungen weiter zu führen, ihren Körper zu erkunden…aber sie war noch nicht so weit, er durfte nicht übereilen.

Tief in seinen Inneren wünschte er sich, dass sie seinen vollständigen Namen sagen würde.

Wenn sie jemals unter ihm lag und sie sich gegenseitig erkundeten, sollte sie ihn „Vegeta“ nennen.

„Also“ keuchte er, außer Atem durch diesen heftigen Kampf gegen seine Instinkte, „weißt du jetzt, warum du deinen Schweif nicht abschneiden solltest? Versprichst du es mir?“

Sie schnappte nach Atem, ihre Wangen verführerisch gerötet, Staunen und Sehnsucht in den Augen.

Ihr fehlte der Atem, um die Antwort zu geben und so konnte sie nur nicken.

Als sie sah, wie erleichtert er wirkte, fühlte sie sich mit ihrer Entscheidung besser.

Ihr Blick fiel auf seinen braunen Schweif, der um seine Hüfte lag.

„Kann ich dich auch mal anfassen?“ fragte sie neugierig. Er sprang zwei Schritt zurück und blinzelte sie verblüfft an, während sie ihn neugierig betrachtete.

Würde Veg sich dann auch gut fühlen?

Er lachte heiser auf und strich mit beiden Händen fahrig durchs Gesicht.

„Nein“ krächzte er.

Sie sah ihn verletzt an und zog einen Schmollmund. „Warum nicht?“

„Weil ich meinen Schweif behalten will“ grinste er sie an. „Ich würde niemals daran denken, ihn mir abzuscheiden.“

Sie grummelte, ihr fielen aber keine Argumente ein. Ihr Kopf fühlte sich gerade wattig an.

Zu schade, es juckte sie in den Fingern, ihn auch so zu berühren. Irgendetwas sagte ihr, dass es etwas Besonderes war. Es war nichts, was Freunde oder Familienmitglieder miteinander taten...außer vielleicht ihre Eltern?

Der hohe Puls beruhigte sich langsam und peinlich berührt sahen sie sich um, bloß nicht gegenseitig; eilig auf der Suche nach eine Themawechsel.

Bulmas Blick fiel auf das schmutzige Geschirr.

Sie seufzte auf und jeder Gedanke über ihren Schweif wurde zur Seite gedrängt.

„Hey, Veg, hilf mir beim Abwasch!“

Er kratzte sich nachdenklich die Wange und sah fluchtsuchend zur Tür, aber Bulmas schmalen Augen warfen böse Blitze.

Wehe, wenn er sich vor der Arbeit drückte. Es gab keinen einzigen sauberen Teller oder Topf in diesem Hause.

„Los, du bist stärker, darum darfst du abwaschen. Ich trockne ab“ befahl sie und nahm einen Stapel Geschirr.

„Was hat das mit Stärke zu tun?“ murrte er, folgte ihr aber und nahm auch einen Stapel.

Sie sah ihn berechnend an. „Das wirst du merken, wenn du die Töpfe vom Eingebrannten sauber schrubbst.“
 

Ein paar Tage später…

Die Nacht des Vollmondes brach an.

Es war die Nacht, wo die Mond-Wächter die Straßen und Dörfer patrouillierten und alle Saiyajins außer wenigen Außerwählten in ihren Häusern bleiben mussten.

Vegeta marschierte die dunklen Gänge des Palastes entlang. Alle Fenster waren verhangen und von außen drang kein Geräusch rein. Das gedimmte, elektrische Licht warf dunkle Schatten an die Wände, als er den Flur entlangschritt. Die Stille und fahle Helligkeit fühlten sich angenehm für seine sensiblen Sinne an.

Er trug wieder seine offizielle Uniform, mit Umhang und Wappen, aber ohne Scouter und war auf den Weg zum Thronsaal.

Zu dieser seltenen Gelegenheit des Vollmondes feierte die Eilte oft ein kleines, privates Mond-Fest im engsten Kreis. So hatte auch sein Vater zu einem Empfang eingeladen.

Die bunten Mosaik-Fenster des Thronsaals würden das Mondlicht brechen, so dass kein Saiyajin sich verwandeln würde. Erlesene Köstlichkeiten warteten auf die kleine Gästeschar, denen es gelungen war, eine Einladung zu erhalten und einige würden die Nacht später nicht allein verbringen.

„Ahh, Prinz Vegeta, wie ich sehe, seid ihr auch zu spät? Sollen wir gemeinsam gehen? Wir haben schließlich dasselbe Ziel“ hauchte plötzlich eine rauchige Stimme aus einem Seitengang.

Vegeta hielt inne und drehte den Kopf. Aus dem Seitengang, der zum Harem des Königs führte, erschien eine Saiyajin aus der Dunkelheit.

Vegetas Augen verengten sich misstrauisch bei ihrem Anblick.

Eine junge, hochgewachsene Saiyajin kam näher, mit wild gelocktem schwarzem Haar und einem Outfit, dass sehr viel Haut zeigte. Ihre freizügige Kleidung war bauchfrei, das kurze rote Oberteil streckte dem Beobachter ihre vollen Brüste entgegen und die seidige, rote Hose war nicht blickdicht, wodurch die Umrisse ihre schlanken Beine durchschimmerten.

Vegeta erinnerte sich: das war Aubergie, das neuste Mitglied des Harems und die aktuelle Favoritin seines Vaters.

Sie trat einen Schritt näher auf ihn zu, ein verlockendes Lächeln auf den roten Lippen, die Locken betont zur Seite streifend. Mit jener Bewegung klirrten die zarten, goldenen Ketten, die sie sich um den Körper geschlungen hatte und in denen einzelnen eingefasste Edelsteine aufleuchtete. Dadurch betonte sie ihre schmalen Handgelenke, ihre nackte Taille, den ausladenden Hintern und ihren langen Hals. Sogar in ihren Haaren und der Schweif glitzerten, als sie sich vor ihm lässig in Pose schmiss.

Jedes Schmuckstück, von den Ketten bis zu den goldenen Ohrringen und den Ringen an ihren Fingern waren Geschenke seines Vaters und zeigten ihren Stand an.

Doch so hungrig, wie ihr Blick über ihn ging, schien sie sich mit ihrer aktuellen Position nicht zufrieden zu geben.

Von wegen zu spät; sie hatte in der Dunkelheit auf ihn gewartet. Es war der einzige Gang, von dem man aus seinen Gemächern zum Thronsaal kam.

Unter ihren langen Wimpern klimperte sie ihn verheißungsvoll an, versuchte ihn zu verlocken und löschte mit einem weiteren Schritt auch den letzten Rest an Abstand zwischen ihnen auf.

Vegeta blieb ruhig bei dieser Respektlosigkeit. Es fehlte nicht viel und sie würde ihm ihre Brüste ins Gesicht drücken, dieses vulgäre Weib.

Sie streckte ihre gepflegte Hand mit den langen Nägeln aus, um über seine Brust zu streichen.

Obwohl der Panzer zu dick war, um etwas zu spüren, fühlte er sich beschmutzt. Sein Magen drehte sich um und er musste sich beherrschen, nicht verächtlich vor ihr auszuspucken.

Er hatte noch nie Interesse an Frauen gehabt, die ihn überragten und so freizügig mit ihrem Körper umgingen.

Diesen Geschmack teilte er nicht mit seinem Erzeuger. Aber er wusste, sein Vater benutzte diese Art von Weibern auch nur für einen bestimmten Zweck…

Nur von niederen Instinkten beherrschte, einfältige Saiyajins würden auf diese Art von Frau, diese Honig-Falle, hereinfallen.

„Ihr seid so männlich, so stark…“ hauchte Aubergie zärtlich und ließ ihre Hand höher wandern, kam gefährlich nahe seine Hals.

Niemals würde er zulassen, dass sie seine Haut berührte und so packte er die streifende, freche Hand und schlug sie hart weg.

Aubergie riss erstaunt die Augen auf.

„Kenne deinen Platz, Weib“ knurrte er.

Aubergie rieb sich die Hand. Obwohl es nur eine beiläufige Bewegung von ihm gewesen war, fühlte es sich schmerzhaft wie ein Peitschenhieb an.

„Prinz Vegeta, ich versichere euch, ich verehre euch sehr“ beeilte sie sich zu sagen und beugte nun ihren Kopf in Ehrfurcht.

Zu spät!

Diese Frau sollte ihre Position endgültig kennen lernen und wissen, wie man den nächsten Thronfolger begrüßte. Sie war nur eine Mätresse, aber nicht die zukünftige Königin.

Er bedachte sie mit einem harten Blick und stellte sich bildlich vor, wie seine Finger sich um ihren zarten Hals schlossen und zudrückten.

Oder sie gleich mit ihren eigenen Ketten erdrosselten, bis sie blau anlief.

Die Vorstellung amüsierte ihn.

Aubergie spüre die kalte Spannung in der Luft und als sie ihn ansah, wurde sie von seiner Mordlust getroffen. Ihr Powerlevel war zu schwach, um sich dem entgegen zu stellen.

Ihre Beine knickten ein, als ihr Körper die Todesangst verspürte und sie fiel zu Boden.

„Wage es nie wieder, dich so respektlos zu verhalten“ hörte sie seine dunkle Stimme, die trügerisch sanft, doch mit hartem Unterton war. „Komm mir noch einmal so nahe und ich reiße dir deinen hübschen Kopf ab.“

Wie zur Bestätigung seiner Worte, spürte sie den Druck seines Stiefels auf ihren Kopf, der sie näher zu Boden drückte.

„Euer Vater…wird es nicht zulassen…“ keuchte sie eilig, während ihre Wange auf den Teppich gepresst wurde. Sie konnte kaum den Blick heben, ihre Locken hingen ihr vor den Augen, trotzdem konnte Vegeta die Wut, die Angst und den verletzten Stolz darin erkennen.

Sie verstand nicht, wie er es wagen konnte.

Was fiel ihm ein, sie so zu behandeln?

Wenn der König erfuhr, wie er mit seinem Liebling umgegangen war…er würde ihr die gewünschte Antwort geben.

„Mein Vater…“ hörte sie ihn sprechen „hält dich nur für ein Stück Fleisch, auf dass er gerade Hunger hat. Fehlt es, nimmt er sich halt ein anderes. Warum wohl, hat er nach all den Jahren immer noch keine zweite Königin genommen? Weil ihr Schlampen nur für einen Zweck hier seid. Denk daran, wenn du mich von weitem siehst…du wirst niemals ein Mitglied der Königsfamilie werden.“

Er nahm seinen Fuß runter und nun konnte sie ihm endlich wütend anfunkeln. Doch er lächelte nur höhnisch und die kalte Mordlust, die er ausstrahlte, brachte sie zum Erzittern.

Seine Drohung war ein Versprechen; das wussten beide. Aubergie ließ sich erschöpft zu Boden sinken, der Körper von kaltem Angstschweiß bedeckt, zu keinen Widerworten mehr fähig.

Ohne einen weiteren Blick auf sie, marschierte er weiter, grimmig lächelnd, während er an die fünf Geliebten dachte, die momentan im königlichen Harem lebten.

Die schlauen Mätressen wussten, dass ihre Zeit im Palast nur begrenzt waren und verhielten sich ruhig und folgsam, während sie den Luxus genossen. Nur dumme, ehrgeizige Weiber wie Aubergie gierten nach mehr und verbrannten sich die Finger.

Den Thronfolger und zukünftigen König verführen, um die Position langfristig zu sichern, vielleicht sogar Königin zu werden?

Hah, niemals!

Er würde nichts anfassen, was mit seinem Vater das Bett geteilt hatte.

Sobald er an die Macht kam, würde er jede dieser Frauen aus dem Palast entfernen. Die schlauen, stillen durften ihre Geschenke behalten, aber so gierige, laute wie Aubergie…die könnten froh sein, wenn sie mit Leben gehen durften.

Saiyanische Diplomatie

Der Sommer ging vorüber, der Herbst kam und Bulma erreichte ihr 17. Lebensjahr

Die Zeit war schnell vergangen, ohne ihren kleinen Bruder und Vater und mit Vegs wöchentlichen Besuchen.

Ab und zu war Radditz mal vorbei geschneit, allerdings mit Ankündigung, damit seine Mutter und Schwester die nötigen Vorkehrungen für ein gemeinsames Essen treffen konnten.

Mal Zeit mit den Frauen seiner Familie zu verbringen, ohne dass nerviger Bruder und bissiger Vater ihm störten und die besten Leckerbissen wegfutterten, gefiel ihm. Er würde gerne öfters kommen, aber, wie er beim Essen nebenbei erzählte, war er „mit wichtigen, sehr geheimen Missionen beauftragt worden, vom Prinzen persönlich“.

Kakarott ging es gut.

Einige Tage nach seinem Abflug hatte er sich heimlich bei seiner Schwester via Scouter gemeldet und ihr von seiner ersten Verwandlung erzählt.

Zum ersten Mal den Vollmond angesehen…er konnte sich an das Gefühl der Faszination erinnern, aber sonst…er war am nächsten Morgen im Sand aufgewacht, ohne Erinnerung, was er getan hatte.

Aber sein Vater und seine Kameraden sahen sehr malträtiert und müde aus.

Sie erzählten ihm wie er gewütet hatte und sie ihn nur mit Kraftanstrengung gebändigt bekommen hatten.

Kakarott erkannte sorgenvoll, dass der Ozaru-Status schwieriger zu kontrollieren war als geahnt. Er hatte sich in ein wütendes Tier verwandelt und damit die ständige Kontrolle über sein Power-Level unbewusst gelöst: er war dadurch stärker gewesen als die Erwachsenen gedacht hatten.

Während er dabei zusah, wie sie ihre Verletzungen behandelten, bekam er ein schlechtes Gewissen und Angst vor sich selbst. In seinem Kopf war nur Leere, er konnte sich an nichts erinnern.

Was, wenn er mal auf diese Weise jemanden tötete?

„Vielleicht sollte ich mich nicht verwandeln“ warf er zögernd ein. Aber sein Vater widersprach ihm heftig.

„Schwachsinn“ knurrte Bardock ihn mit gerunzelter Stirn an. „als ob wir uns von einem Bengel, der nicht ganz trocken ist hinter den Ohren, den Rang ablaufen würden. Dich kriege ich schon klein. Wir bleiben so lange hier, bist du es lernst. Du musst gegen dich kämpfen, gegen das Tier in dir und die Kontrolle übernehmen. Wir helfen dir, indem wir deine Aggressivität auf uns richten und dich ermüden.“

„Was dein Vater dir sagen möchte, in seiner unnachahmlichen, charmanten Art“ übersetzte Panbukin „ist, dass wir erfahrene Krieger sind, die ein bisschen Schmerz aushalten können.“

„Genau“ hatte Toma gelacht „so ein hartes Kämpfchen kommt uns auch zugute. Wir werden dadurch stärker. Du bist eine bessere Herausforderung als gedacht. Im schlimmsten Fall können wir dir auch noch den Schweif abschneiden. Da du noch in der Wachstumsphase bist, wächst er ja nach. Oder wir verwandeln uns selbst und halten dich so auf, aber so viele Ozarus könnte der kleine Planet nicht aushalten.“

„Um uns brauchst du dich nicht zu sorgen, Kleiner“ bestätigte Selypa, die ruhig ihre Handflächen versorgte und verband.

Borgos, der stille Riese, grunzte nur. „Ich habe Hunger“ war das einzige, was er dazu sagte.

„Bewegt mehr eure Fäuste als eure Münder“ knurrte Bardock, peinlich berührt, weil ihn seine Kameraden durchschaut hatten. „Wir machen einen Tag Pause und sammeln unsere Kräfte, dann bereiten wir uns wieder vor. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinkriegen. Dieses Mal verwandle ich mich auch und verpasse Kakarott ein paar liebevolle Nackenschläge.“

„Ach, Bardock, du alter Charmeur, wie du Gine rumbekommen hast, ist mir ein Rätsel“ seufzte Panbukin und die anderen lachten amüsiert.

Kakarott fühlte sich bei dieser lockeren Stimmung besser und erkannte, wie sehr sein Vater ihn liebte, weil er dieses spezielle Training auf sich nahm.
 

Die Luft war angenehm, es roch nach Herbst, aber die Sonne schien warm vom Himmel, als sich Bulma und Vegeta wieder am See trafen.

Beide lehnte am Stamm ihres Lieblingsbaumes, das Gesicht aufs Wasser gerichtet, aber Bulma mehr kontriert auf ihr neuestes Buch als auf die Aussicht.

Vegeta hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und genoss den Moment der Ruhe, war aber auch etwas irritiert, weil Bulma sich mehr für das Buch als für ihn interessierte.

Das konnte sie ja auch später alleine lesen. Sollte sie nicht die Zeit mit ihm nutzen?

Er hatte extra seinen ärmellosen Anzug angezogen, wodurch er seine muskulösen, gut trainierten Arme zeigte.

Jedes andere Weib hätte ihn längst auf seine Muskeln oder auf eine der Narben angesprochen und interessiert nach der Herkunft gefragt, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln, aber Bulma fand die trockene Abhandlung über Astronomie in ihren Händen spannender.

Er verdrehte die Augen und drückte sich unruhig an den Stamm, der auf Dauer keine bequeme Unterlage war. Sie saßen hier bestimmt schon seit einer Stunde still herum und ihm war langweilig.

Klar, eine solche Pause tat ihm gut, aber er wollte, dass Bulma ihn wenigstens eine Spur mehr Beachtung schenkte und nicht ständig ihre Augen auf dieses blöde Buch hatte.

Memo an sich selbst: Bücher waren auch keine guten Mitbringsel.

Er streckte sich und sah sich nach etwas um, was er als bessere Unterlage für seinen Kopf nutzen konnte, ohne seinen Platz an Bulmas Seite zu verlassen.

Sein Blick fiel auf ihre Beine, die heute in langen, aber dünnen Hosen steckten und eine schmachvolle Erinnerung aus seiner Kindheit mit süßem Ende kam hoch.

Der Tümpel, der hinterhältige Angriff des winzigen Schleimaals, wie er in Ohnmacht gefallen war…und er dann, mit seinem Kopf in ihren Schoß aufgewacht war.

Er schmunzelte.

Der sah jetzt auch besonders bequem aus.

Er drehte sich um und legte seinen Kopf auf ihre Oberschenkel ab.

Bulma hob irritiert das Buch und sah an sich runter, als sie plötzlich dieses Gewicht auf ihren Beinen spürte. Sie blicke ins selbstgefällig lächelnde Gesicht von Veg, der seine Augen bereits geschlossen und die Hände auf seiner Brust gefaltet hatte.

„Bist du nicht zu groß dafür?“ fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. Selbst Kakarott machte das schon seit Jahren nicht mehr.

„Zum Schlafen? Bestimmt nicht“ stellte er sich dumm.

„Du bist zu schwer. Meine Beine werden einschlafen“ beschwerte sie sich.

„Es ist nur mein Kopf. Das wirst du aushalten können“ entgegnet er, während er seinen Kopf rollte und drückte, auf der Suche nach der besten Stelle. Bulma versuchte ihn abzuschütteln, aber er war zu stark und drückte ihre Beine nur mit dem Kopf nieder.

Damit war klar: Seine Entscheidung war gefallen und er würde nicht abrücken.

Ihre Oberschenkel waren fest, aber weich; passten sich perfekt den Schwung seines Nackens an und ihr Geruch war besonders stark an dieser Stelle. Vegeta schluckte und verdrängte jeden Gedanken daran, wie naher er JENER Stelle gerade war.

Als unschuldiges Kind dachte man nicht dran, aber als Erwachsener hatte diese Stellung tatsächlich etwas Anzügliches. Würde er seinen Kopf zur Seite drehen, wäre seine Nase direkt vor ihrem Intim-Bereich. Aber auch so war der ihr eigene Geruch besonders stark und verlockend.

„Na gut, aber nur für die nächsten zwanzig Seiten“ hörte er ihre Stimme. „Wenn ich die gelesen habe, machen wir einen Spaziergang, damit ich wieder ein Gefühl in die Beine bekomme“ verhandelte sie.

Für Bulma war diese Stellung von derselben Unschuld wie in ihrer Kindheit; ihr Schoß ein simples Kissen für den ermatteten Veg. Kein Gedanke, was es heute zwischen älteren Saiyajins bedeuten könnte.

Vegeta schluckte hart und versuchte sich zu entspannen.

Sie ist noch ein halbes Kind, erinnerte er sich selbst daran. Denk an das Gesetz.

Das Gute war, jetzt musste Bulma nach einer bestimmten Zeit von ihrem Buch aufblicken und sich mal auf etwas anderes konzentrieren.

Auf ihn, zum Beispiel.
 

„Eine diplomatische Mission?“

Bei diesem widerspenstigen Unterton in der Frage hob König Vegeta irritiert den Kopf.

Normalerweise wurden seine Befehle klaglos und stumm angenommen.

Er legte seinen Füller beiseite und faltet die Hände, um seinen Sohn jovial anzulächeln.

Dessen Stirn zog sich daraufhin nur noch misstrauischer zusammen und er verschränkte die Arme, wodurch er einem bockigen Kind ähnelte.

„Hatte ich nicht genug „Diplomatische Missionen“ in den letzten Jahren?“ wand der Prinz ein.

Diplomatie nach Saiyajin-Art: was bedeutete, dass er als lebende, persönliche Drohung auf einem Planeten erschien und die dortigen Herrscher allein mit seiner Anwesenheit unter Druck setzte, bis König Vegeta bekam, was er wollte.

„Hierbei handelt es sich um kleine Abstecher zu unseren Geschäftspartnern, wo du dich vorstellen sollst. Einige haben neue Investitions-Pläne und du sollst sie dir anhören. Schau nebenbei nach, ob es nützliche, technische Entwicklungen gibt. Ich bin zu beschäftigt für diesen Kleinkram“ erklärte sein Vater.

Also kein Töten, sondern nur Beobachten und Zuhören, um den König davon zu berichten: tatsächlich Kleinkram und stinklangweilig.

Wollte sein Vater ihn wieder aus Vegeta-Sei entfernen?

Hatte er etwa von seinen Plänen erfahren?

Oder lag es daran, weil in letzter Zeit die Minister um ihn herumscharwenzelten?

Fürchtete er, dass der Einfluss seines Sohnes zu stark wuchs?

Der Vorfall mit Aubergie konnte es nicht sein; der lag bereits zu lange zurück, um sich dafür zu rächen…Vegeta schätze seinen Vater da richtig ein; dass es den König nicht groß interessierte, was mit den Mätressen geschah, solange genug zur Verfügung standen. Er konnte sich jederzeit eine Neue holen.

„Also nur herumsitzen und sich bedudeln lassen“ fragte Vegeta nach.

Der König nickte zur Bestätigung.

„Kling langweilig!“

„Jetzt weißt du, warum ich dir das überlasse“ sagte sein Vater ruhig und wandte sich wieder seinen Dokumenten zu.

Von seiner Seite war alles gesagt und sein Sohn damit entlassen.

Der wartete noch in paar Sekunden, in denen er ignoriert wurde und verschwand dann grummelnd aus dem Arbeitszimmer des Königs.
 

Bei seinem nächsten Besuch erzählte Vegeta von seiner neuen Mission, die ein paar Monate dauern würde. Schließlich hatten sie vereinbart, dass er sich ordentlich verabschieden sollte, wenn er mal wieder länger unterwegs war. Vermutlich war er bis Frühjahr weg.

Zu seinem Erstaunen sah sie ihn mit leuchtenden Augen bewundernd an, als er das Ziel seiner Mission grob erklärt hatte.

„Also besuchst du Aurum und andere Planeten, wie aufregend“ hauchte sie.

Oh, wie sie ihn gerade beneidete. Ihr Vater, Radditz, Gine und nun sogar Kakarott: sie alle hatten nun den Planeten verlassen; nur sie blieb hier.

Aber seit ihrer Kindheit hatte sie diesen Traum: Planeten besuchen, andere Kulturen kennen lernen, neue Welten zu sehen, ohne jemanden zu verletzen oder selbst in Gefahr zu geraten…schon als Kind hatte sie ihn wegen seiner Freiheit beneidet, aber dieses Mal war es eine Art von Mission, die selbst gerne annehmen würde, wenn sie es könnte.

„Du würdest wohl gerne mit“ schätze er sie richtig ein.

Bulma nickte eifrig.

Er lachte leise. „Wenn ich es könnte, würde ich dich als Gepäckstück deklarieren“ neckte er sie. „Vielleicht in einen Teppich einwickeln.“

Komisch, er sah es als langweilige Mission an, aber durch ihre Bewunderung stieg der Wert und nun fand er auch aufregend.

Bulma schmunzelte; sie wusste, er machte nur Scherze.

„Es ist mein Traum“ entwich es ihr.

Sie sah scheu zu Boden und zupfte ein paar Grashalme aus. Sie konnte seinen Blick auf sie spüren.

Ihm das offenbart zu haben…es kam so plötzlich raus. Aber wenn sie damit schon angefangen hatte, konnte sie auch fortfahren.

„So eine Art von Mission…diplomatisch, friedlich, ohne Töten, so etwas würde ich gerne machen. Glaubst du…würde ich in Sadala leben…dass ich so etwas machen dürfte?“ fragte sie zögerlich und sah ihn hoffend an.

Vielleicht gab es ja eine Lösung?

Wenn sie mit ihren Fähigkeiten überzeugen konnte…

Vegeta strich sich nachdenklich übers Kinn.

Er wusste, welche Antwort sie sich von ihm erhoffte, es war in ihren Augen zu lesen.

Aber er wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen.

„Nein“ sagte er ehrlich und sah bekümmert, wie das Licht in ihren Augen erlosch und sie betroffen den Kopf wieder hängen ließ.

Schnell griff er nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.

„Bulma, es hat nichts mit dir persönlich zu tun. Ich weiß genau, wie schlau du bist. Denk mal an deine Nachhilfe in unserer Kindheit. Eine Ausbildung als Ingenieurin sollte für dich kein Problem sein. Aber alle Frauen sind schwächer und bei Außen-Mission dadurch gefährdeter. Sie brauchen Extra-Schutz. Der König hat die Regeln zu ihrer Sicherheit verschärft“ versuchte er zu erklären.

Bulma blinzelte ihn an.

Sie erinnerte sich, wie Selypa sich vor Wochen beschwert hatte, wie man versuchte, sie von Missionen fern zu halten. Dank Bardocks Einfluss konnte sie sich dagegen wehren.

„Ist es nicht die Entscheidung der Frauen, ob sie ihr Leben gefährden?“ fragte sie stirnrunzelnd. „Ihr Männer tut das ja auch, ohne uns zu fragen. Ungeachtet der Familie, die auf ihn wartet. Also warum dürfen die Frauen es nicht tun?“

Vegeta seufzte. „Weil Frauen in der Unterzahl sind und Männer nicht. Auf schwache Männer kann man verzichten, aber selbst schwache Frauen haben ihren Vorteil“ versuchte er es zu erklären.

Allmählich verstand er, warum Nappa sich mit seiner Aufklärung so schwergetan und mit dem frühreifen Vegeta ein Datum verhandelt hatte. Es war nicht Vegetas Aufgabe, Bulma zu erklären, wie Babys entstanden.

Was zur Hölle dachten sich nur ihre Eltern, deren Pflicht das war?

Bulma grummelte. Diese Antwort verstand sie nicht.

„Vergessen wir mal mein Geschlecht, mein Aussehen und mein Powerlevel: es soll nur um meine Fähigkeiten gehen. Ich kann verschiedene, fremde Schriften lesen und lerne schnell. Ich bin technikaffin und repariere gern. Dass ich Beute zerlegen und kochen kann, hast du auch gesehen. Also, nur von meinem Wissen, könnte ich dann…“ sie sah ihn auffordernd an.

Dieses Mal nickte er.

„Ja, das sind gute Fähigkeiten“ gab er zu „aber Selbstbeherrschung ist auch ein wichtiger Punkt und da bin ich mir bei dir nicht so sicher“ neckte er sie wieder.

Sie streckte ihm kurz empört die Zunge raus.

Vegeta atmete tief. Ihre Gesichter waren sich immer noch nahe, er hielt immer noch ihr Kinn und sie lockte ihn dermaßen…diese kleine rote Zunge und die süßen, schmollenden Lippen…

„Selbstbeherrschung“ fing er an, um sich selbst daran zu erinnern „ist sehr wichtig. Ein Ausrutscher, ein falsches Wort, den Falschen eine verpasst und dir jagt ein beleidigtes Völkchen hinterher. Deswegen ist das Power-Level auch so wichtig. Dann kann dir niemand was. Deswegen schicken sie ja mich.“

Bulma nickte zustimmend „Wegen deiner Stärke und Selbstbeherrschung. Stimmt, ich habe noch nie einen Saiyajin gesehen, der sich so unter Kontrolle hat wie du“ lobte sie ihn unerwartet.

Veg war eindeutig ein Elite-krieger; das wusste sie sogar schon, bevor er es ihr wie beiläufig, aber mit Stolz erzählt hatte.

Er zog spottend eine Augenbraue hoch. „Wie viele Saiyajins kennst du schon?“

Sein Daumen strich kurz über ihr Kinn, sein Mundwinkel war stichelnd hochgezogen, doch in seinem Inneren war er von ihrem Lob angetan.

Jetzt erst recht. Auf keinen Fall durfte er seinen Instinkten, sich diesen niederen Bedürfnissen geschlagen geben. Bulma vertraute ihn und es war ihm wichtig, sich dem würdig zu beweisen.

Er ließ ihr Kinn also los und ging wieder auf Abstand; lehnte sich wieder an den Baumstamm.

Sie verschränkte nachdenklich die Arme. Ihr Gesicht verzog sich schmollend, während sie nachdachte.

„Toll, dieses ganze Gerede davon, dass die Fähigkeiten zählen, ist nur Dünnschiss. Nur die männlichen Krieger dürfen den Planeten verlassen, dabei gäbe es andere, die besser geeignet wären. Gib mir ein paar Krieger, die auf mich aufpassen und ich fliege los. Oder pass du auf mich auf. Ich wette, die anderen Rassen interessieren sich nicht dafür, dass ich anders aussehen. Aber sie sind bestimmt beeindruckt, wenn ich etwas über ihre Kultur und Gepflogenheiten weiß“ argumentierte sie.

Er ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen.

„Wäre ich der König…“ fing er langsam an „würde ich dich schicken. Mit einer Elite-Leibwache, die deinen Stand zeigt; nur zur Sicherheit. Wenn die anderen sehen, wie du diese starken Männer befehligst, hätten sie automatisch Angst und damit Respekt vor dir.“

Es war rein hypothetisch; er hatte nicht die Macht dazu.

Aber er stimmte mit Bulma überein. Er hatte ja auch ein Problem damit, wie die neuen Krieger erwählt wurden. Stärke allein würde bei einer solchen Mission nicht nützen.

Am besten, er nahm auch nur Nappa und Radditz mit; da wusste er Bescheid. Die beiden konnten sich benehmen und wussten, wie er dachte.

Der Gedanke, mit ihr gemeinsam zu reisen war verführerisch. Aber dann dachte er daran, wie gefährlich diese Missionen waren. Er würde nicht immer ein Auge auf sie haben; müsste gegen starke Gegner kämpfen und sich darauf konzentrieren.

Wenn ihr dann etwas passieren würde…sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und nun verstand er auch, warum die meisten Männer kein Problem mit der neuen Regel hatten.

Weiber waren eine unwillkommene Ablenkung auf den Missionen!

Bulma stellte sich indessen vor, wie sie Anführerin ihrer persönlichen Leibgarde war.

Männer, die sie beschützen würde, während sie auf friedlicher Mission war und Handelsverträge abschloss, damit die Saiyajins es nicht mehr nötig hatten, zu töten.

Wäre das nicht wundervoll?

In ihrer Vorstellung waren es ihre Brüder, ihr Vater und Veg, die da schützend ihre Hand über sie hielten, Bardocks Kameraden und sogar Gine…wie sie alle gemeinsam durchs Universum flogen…

„Aber meine Meinung zählt nicht“ unterbrach Vegs Stimme ihre Träumereien. „das ist alles rein hypothetisch, denn du...“ er verstummte, bevor er etwas Falsches sagen konnte, sah nur betonend auf ihre Haare.

Das er damals nicht rechtzeitig innegehalten hatte, führte schließlich zu ihrem großen Streit.

Bulma lächelte ihn verzeihend an. „Ich darf eh nicht an die Öffentlichkeit“ stimmte sie ihm zu. „Denn wenn ich es tue, werde nicht nur ich, sondern vor allem meine Familie bestraft. Ja…anscheinend habe ich keine andere Wahl“ die letzten Worte murmelte sie mehr zu sich selbst und sie sah nachdenklich zum Boden.

Es gab keinen legalen Weg für sie. Dann musste sie halt den geheimen Plan weiterverfolgen, an dem sie seit Jahren arbeitete.

Vegeta nickte und missverstand ihren letzten Satz. Er glaubte, sie hätte ein Einsehen mit ihrem Schicksal.

Natürlich gab es noch die Chance, dass ER sie eines Tages hier herausholen könnte, sobald er König war.

Aber das konnte er ihr nicht verraten ohne falsche Hoffnungen wecken.

Verkauf das Fell deiner Beute nicht, solange du sie nicht erlegt hast: das war eine der wichtigsten Lektionen in seinem Leben gewesen. Sie lehrte ihm Geduld und das Warten auf den richtigen Moment.

Er wusste nichts über ihren Familiennamen, wer alles zugehörte und gegebenenfalls begnadigt werden musste wegen dem Verrat an den Saiyajins. Er hatte auch nicht das Recht dazu, solange sein Vater auf den Thron saß. Für Bulma war ihre Familie sehr wichtig; sie würde es niemals akzeptieren, wenn sie die einzige wäre, die verschont würde: er brauchte die Macht des Königs.

Ein Fehler wegen Übereifer, sein Vater, der dann wusste, wie wichtig sie ihm war und es als Druckmittel einsetzte oder jemand anderer, der seinen Schwachpunkt ausnutze…es gab zu viele ungewisse Punkte.

Wieso übereilen?

Hier, in der Einsamkeit, war sie sicher.

Sicher vor seinen Feinden, sicher vor anderen Männern.

Er fürchtet keine Konkurrenz, aber ehrlich gesagt war er froh, dass er um Bulmas Zuneigung gerade keine hatte. Schlimm genug, dass er mit ihren Büchern um ihre Aufmerksamkeit konkurrieren musste.

Es hatte also auch Vorteile für ihn, wenn sie noch isoliert blieb.

Ihr Geheimnis war bei ihm sicher und er würde jeden töten, der es wagte, ihn hierher zu folgen.

Er sah sie an. Bulmas Blick war immer noch betrübt verhangen.

Ihm fehlten die Worte, sie aufzumuntern oder trügerische Hoffnungen zu machen, also fiel ihm nur eine Lösung ein.

Seine Hand näherte sich schleichend ihrer, die neben ihm auf den Boden lag und griff vorsichtig nach ihren Fingern.

Bulma sah auf, als sie etwas Warmes an ihrer Hand spürte und ertappte Veg dabei, wie er nach ihrer Hand griff. Sein Kopf war aber immer noch beiläufig auf den See konzentriert.

Trotzdem konnte sie die verlegene Röte auf seinen Wangen erkennen.

Sie schmunzelte und ließ es zu, dass ihre Finger sich ineinander verschränkten.

Wieder einmal versuchte Veg, sie zu trösten. Seine warme, große Hand wärmte ihre kalten Finger.

Sie legte ihren Kopf an seiner Schulter an und drückte bestätigend seine Hand, während beide aufs Wasser starrten.

Stumm nahmen sie Abschied.
 

Zwei Monate später befanden sich Vegeta, Nappa und Radditz auf dem Planeten Altharwa.

Bekannt für seinen Reichtum durch zahlreiche Handelsbeziehungen, war dieser Planet auch ein Umschlagplatz für viele Rassen.

Heute Abend befanden sie sich auf einen Empfang, den nur die wichtigsten Gäste besuchen durften.

Die große Kuppe, unter denen sie sich befanden, hatte ein diamantenförmiges Dach, durch das man den dunklen, Sternenbedeckten Himmel sehen konnte. Darunter waren die meterhohen, treppenförmigen Tribünen im Kreis angeordnet, deren Mittelpunkt eine runde Bühne war; einsehbar von jeder Stelle. Auf jeder Etage waren Balkone mit Einbuchtungen, in denen die Gäste, getrennt nach ihren Rassen, saßen. Die halboffenen Räume waren teuer geschmückt, mit metallenen Kugellampen, die von der Decke hingen und gedimmtes Licht verbreiteten, samtigen Diwanen und Tischen, auf denen sich köstliche Speisen und teure Getränke im Kerzenschein präsentierten.

Kleine und große dichtgrüne Pflanzenkübel neben den Einbuchtungen und dünne Schleier konnten, wenn gewünscht, die Zuschauer verbergen, so dass sie nur als schattenhaften Schemen erkennbar waren.

Die Saiyajins nutzen nicht die Schleier und die Kübel waren zur Seite geschoben. Ihnen war es egal, ob ihnen beim Essen zusah. Zu den Shows unten auf der Bühne sahen sie kaum hin; interessierten sich mehr für das Gelage.

Diener in goldenen Livreen waren ständig beschäftigt, Nachschub zu bringen. Jedes Mal, wenn sie ein neues Gericht brachten, mussten sie leere Teller und entleerte Weinflaschen vom Tisch entfernen.

Diese Saiyajins hatten einen Appetit und Durst drauf, da bekamen die Köche Angst, ob die Vorräte reichen würden

Vegeta sah ihnen schmunzelnd nach.

Saiyajins tranken keinen Alkohol auf Missionen und diese war keine Ausnahme.

Aus rein strategischen Gründen leerten sie aber ein paar Flaschen.

Was die Altharwaraner wohl sagen würden, wüssten sie, dass ihre edlen Tropfen heimlich in die Kübelpflanzen gegossen wurden?

Vermutlich würden sie heulen und ihre Vorbehalte gegen die Saiyajins als Barbaren verstärken.

Vegeta trug wie üblich seine königliche Garderobe und saß am Tischende auf einen prächtigen Stuhl, während seine Gefolgsleute schmatzend neben ihm saßen; beide in ihren Rüstungen, wie immer die Scouter auf, mit den Ellbogen auf den Tisch aufs Essen konzentriert.

„Ne Stripshow wär aufregender“ murmelte Nappa mit vollen Mund, als er wieder einen Seitenblick nach unten warf, wo ein paar Tänzerinnen mit Masken gerade bizarre Bewegungen in langen Gewändern ausführten.

Radditz grunzte zustimmend und biss von einer Keule ab.

„Ja, langweilig hier“ stimmte er zu. „Und ständig dieses blöde Gekichere von oben.“

Die Saiyajins mussten nicht aufsehen, um mit ihren feinen Ohren das spöttische Lachen zu hören, dass von den oberen Balkonen zu ihnen runter schallte. Die Musik war zu leise, um es zu verstecken.

Sie hatten längst die abschätzigen Blicke bemerkt von den Schemen hinter den Schleiern, das kaum unterdrückte Lachen nach höhnischen Witzen und die fast absichtlich lauten Worte von „Barbaren“ und „Wilden“ gehört.

Vegeta blieb ruhig und behielt sein kaltes Pokerface, während er, nun wo sein Hunger gestillt war, langsam und mit großer Sorgfalt die besten Leckerbissen zu seinem Genuss auswählte.

Man hatte ihm, den Prinzen der Saiyajins, eine Loge in der Mitte gegeben; über vielen anderen Rassen, aber nicht auf der höchsten Etage: Man konnte damit auf sie herabsehen.

Diese Behandlung sagte ihm, wie man die Saiyajins hier ansah: gefährlich, aber nicht so gefährlich und mächtig wie andere Gäste.

Die wilden Saiyajins, die hier tatsächlich in simplen Rüstungen auftauchten, während alle anderen edle Gewänder und reichlich prächtigen Schmuck trugen, um mit den Sternen am Himmel im Funkeln zu wetteifern.

Die Barbaren, die sich mehr fürs Essen interessierten und alles runterschlangen, ohne deren kunstfertiges Arrangement und Geschmack zu würdigen. Die ja noch nicht mal Besteck nutzen konnten und sich aufs Fleisch stürzten wie wilde Tiere.

Die keine Ahnung hatten, welche Genüsse in Musik, Tanz und Theater hier vorgeführt wurden; welche Experten hier auftraten?!

Was war das für eine niedere Rasse und wie konnten sie es wagen, hier zu sitzen?

Vegeta hörte und sah alles, aber seine Miene war so ruhig, als würde er auf einen See starren. (was er sich in Gedanken auch vorstellte und ihm dabei half, die Contenance zu bewahren)

„Prinz Vegeta, endlich sehe ich euch wieder“ begrüßte eine heisere Stimme laut. Zu den Saiyajins gesellte sich ein alter Mann mit gebückten Rücken und in weißen, golddurchwirkten Gewändern. Um seine Glatze lag ein schmaler Goldreif, gehalten von spitzen, langen Ohren, an seiner knochigen Hand strahlte ein goldener Siegelring und sogar seine Augen waren golden. Der Hautton war ein sandiges Braun; viele Falten und kleine Altersflecken zeigten das hohe Alter an.

„Ehemaliger König von Aurum, Gesandter Aurelius, ich grüße euch“ begrüßte Vegeta den Alten mit einem Kopfnicken. Er warf Radditz einen drohenden Blick zu, der sofort eilig aufstand, damit sich der alte Mann auf seinen Platz setzen konnte.

Auch wenn er schon vor langer Zeit zugunsten der neuen Generation abgedankt hatte, war dieser Mann in den Augen der Saiyajins immer noch ein Mann von höchster Ehre.

Es war der junge König Aurelius gewesen, der es als erstes gewagt hatte, mit den Saiyajins zu handeln; mit König Vegeta I. persönlich.

Seit vier Generationen gab es ein fragiles Gleichgewicht zwischen Vegeta-Sei und Aurum und das war nur dem diplomatischen Geschick dieses Mannes zu verhandeln.

Nur dank ihm hatte sein reicher Planet nie einen Angriff der Saiyjains erleben müssen.

Selbst im hohen Alter reiste er im Namen seines Volkes viel herum und zog seine Fäden.

Vegeta, der als Kind einige Zeit auf Aurum verbracht hatte und sein Gast gewesen war, wusste also genau, dass hinter der Fassade des freundlich lächelnden, gebrechlichen Mannes ein scharfer, hinterhältiger Verstand saß.

Wie sein König, war das Volk von Aurum bekannt für seine Geschäftstüchtigkeit, seine Wortgewandtheit und seine Gerissenheit: sie handelten mit allem, was Geld brachte und agierten damit oft als Zwischenhändler und Mediatoren zwischen Saiyajins und Kunden.

Besonders aufs Entwickeln und Handeln mit Raumschiffen und Waffentechnologien waren sie spezialisiert. Es war ihnen zu verdanken, dass die Saiyajins die Technologie zum Weltraum-Reisen erhielten, sowie die flexiblen, stabilen Rüstungen.

Aurum hatte in alter Zeit bereits mit dem Planeten gehandelt, als er noch Plant hieß und nach dem Wechsel der „Führungskraft“ diese Tradition fortgeführt.

Darum verglich man im allgemeinen den Planeten Aurum mit einer goldenen, aber blutbefleckten Münze, während der Gastgeber Altharwa, obwohl ebenfalls ein Handelsplanet, als kristallklarer, blauer Edelstein galt, weil er sich mehr auf friedliche Tauschgüter spezialisiert hatte.

Vegeta schenkte dem Mann persönlich ein Glas mit Wein ein und reichte es ihm als Zeichen des Respekts. Mit einem Nicken und beiden Händen wurde der gefüllte Kelch zitternd entgegengenommen.

Nach einem Schluck begann der ehemalige König und jetzige Diplomat mit dem Prinzen zu plaudern, erinnerte sich an seinen Aufenthalt vor einigen Jahren und wie fleißig Vegeta dort gelernt hatte.

Vegeta nickte höflich und ging auf den Small-Talk ein, während Radditz wachsam am Eingang stand und Nappa sich mit dem Futtern zurückhielt.

Eine seltsame Spannung war in der Luft zu spüren.

Das Orchester hatte aufgehört zu spielen, stattdessen war der Klang von mehreren dumpfen Trommeln zu hören, die gleichmäßig geschlagen wurden.

„Ahhh, das müssen die Kämpfer von Panthera Nero sein. Eine Vorstellung, die euch Saiyajin bestimmt mehr zusagt“ erklärte der alte Aurelius strahlend und sprang eilig auf, um über den Balkon auf die Bühne zu schauen. Nappa und Radditz folgten der Aufmerksamkeit und auch Vegeta erhob sich.

Mehrere humanoide Männer, 22 an der Zahl, kamen aus einem Seiteneingang auf die Bühne. Ihr gerader Rücken, der springende Gang und die selbstbewussten, erhobenen Köpfe zeigten den erfahrenen Saiyajins, dass es keine gewöhnliche Wesen waren: sie besaßen den stolzen Gang von Kriegern.

Die Wesen waren alle männlich, aber in unterschiedlichen Größen und Gewichtsklassen; gekleidet in roten Pluderhosen und goldener Obi.

Ihre Haut war dunkel wie Ebenholz, in verschiedenen Schattierungen, ihr Haar leuchtete in allen möglichen Rot-Tönen oder war kahlgeschoren, die Augen dagegen wie Edelsteine: Rubin-Rot, Saphir-blau, Amethyst-violett, golden wie Bernstein.

„Die sind vom Planeten Panthera Nero; die besten und stärksten ihre Krieger. Der Planet ist erst seit kurzem von der Handels-Föderation entdeckt worden“ erklärte Aurelius fröhlich, doch in seinen Augen war ein berechnendes Funkeln. „Eine interessante Rasse. Ihr Planet ist recht warm und feucht: Hauptsächlich Dschungel, hier und da ein paar Wüsten und Meere…mit vielen ungenutzten Bodenschätzen und Nahrung. Ihre Kultur ist prachtvoll, ebenso ihre Technologie. Trotzdem ist es ihr erster Kontakt mit anderen Rassen...die Weltraumtechnologie steckt bei ihnen noch in den Kinderschuhen.“

„Sind nur ihre Krieger hier?“ fragte Vegeta und sah sich auf den Zuschauerrängen um.

„Oh nein, ihre Gesandtschaft aus Adeligen findet ihr dort“ Aurelius zeigte schräg nach oben. Auf den Balkon hatten sich mehrere Personen zu erkennen gegeben: hochgewachsene Männer und Frauen in langen, bunten Gewändern und mit gewaltigen Edelsteinen geschmückt; ihr Haupt verziert mit Goldschmuck und Kopfputz aus Federn. Die Gesichter waren teilweise bemalt, die Nasen stolz erhoben, ein abschätziger Blick auf die unteren Rängen.

Ihre Blicke streiften auch die Saiyajins und bei manchen zuckte höhnisch der Mundwinkel.

Vegeta verschränkte nachdenklich die Arme. Nappa und Radditz ballten die Fäuste und bissen die Zähne zusammen.

„Erzählt mir mehr von diesen Kriegern“ verlangte Vegeta ruhig.

„Die Pantheraner sind sehr stolz auf ihre Geschichte. Seit langen Zeiten haben sich ihre Stämme bekriegt, bis sie sich endlich zusammengefunden haben und dadurch eine gewaltige Nation entstand. Durch die Kriegsgeschichte sind verschiedene Kampfstile entstanden. Ihre jeweiligen Meister befinden sich da unten und werden uns eine Vorstellung geben. Es ist eine große Ehre für sie vor so vielen illustren Gästen ihr Können zu zeigen. Man wird daher ein richtiges, kleines Turnier vor unseren Augen abhalten. Die Kämpfer möchten wissen, welcher Stil der Beste ist und werden sich nicht schonen. Es ist eine Sache von Stolz und Prestige, da gibt es keine Gnade“ erklärte Aurelius. „Deswegen wartet auch gleich hinter der Bühne ein Medic-Team zur Behandlung.“

Vegetas Lippen zuckten amüsiert.

Also deswegen erhöhte sich hier gerade die Spannung; kamen die Zuschauer aus ihren Löchern und stellten sich murmelnd auf die Balkone: sie wollten Blut sehen.

Hinter ihrer Fassade aus Kultur und Eleganz verbargen sich die gleichen blutgierigen Wilden, bloß mit den Unterschied, dass sie andere für ihre Gelüste leiden ließen.

Die Saiyajins waren wenigstens ehrlich und packten selbst zu.

„Ich sehe, wir haben es mit einer stolzen Rasse zu tun“ bemerkte er mit einem zynischen Lächeln auf die Gesandtschaft.

Aurelius kratzte sich die kahle Stirn. „Ja, sie sind auch nicht besonders überzeugt, warum sie der Föderation beitreten sollen. Natürlich sind sie an das stellare Reisen interessiert, aber das man dafür auch was geben muss…sie sind keine geborenen Händler. Sie sehen andere Rassen als etwas…unkultiviert an“ erklärte er entschuldigend. Mit einem Blick auf die Kämpfer fuhr er fort. „Sie sind kunstfertig, in allem was sie tun; darauf basiert ihr Stolz. Diese Männer sind ungeschlagene Champions auf ihren Planeten. Seit ihrer Kindheit wurden sie hart trainiert. Sie sind ungeschlagen und auf der Suche nach Herausforderungen. Eine solche Show vor solchen Gästen gab es noch nie in ihrer Geschichte.“

Vegeta sagte dazu nichts, drehte sich um und kehrte auf seinen Stuhl zurück. Die andere folgten ihnen, setzte sich und fingen wieder stumm an zu essen, aber in langsameren Tempo.

Das Gemurmel der Zuschauer nahm zu, ein Adrenalinanstieg war bemerkbar.

Ein älterer, kleiner Panthera in weißer Kleidung und spitzen Feder-Hut erschien auf der Bühne, erklärte laut die Regeln des Kampfkunstturniers und loste die Teilnahmefolgen auf.

Wann immer zwei Kämpfer sich gegenüber standen, erklärte er kurz zuvor ihre Namen, ihre Erfolge und welchen Stil sie beherrschten. Der Sieger kam eine Runde weiter, der Verlierer musste oft aus der Arena getragen werden.

Nach den ersten zwei Kämpfen wandten die Saiyajins gelangweilt den Blick ab und bestellten sich bei ihrem persönlichen Diener weitere Speisen.

Aurelius war der Einzige, der das Turnier gespannt verfolgte, doch die Stimmung bei den Saiyajins machte ihm Sorge: sie waren still und in sich gekehrt; wirkten beleidigt.

Besonders Prinz Vegeta umgab eine düstere Aura. Er speiste nicht, er trank nicht. Er saß nur still auf seinem Stuhl, den Kopf beiläufig auf der Faust aufgestützt und sein Blick bohrte sich in die Empore über ihn, die „zufällig“ genau in seinem Blickfeld lag.

Seit hundert Jahren reisten die Saiyajins durch diese Galaxie; waren bekannt und gefürchtet.

Trotzdem wurden diese Neuen als höhere Rasse über ihn gestellt, erhielten eine bessere Behandlung?!

Was für eine Beleidigung!
 

Dumpfe Trommel wurden gleichmäßig geschlagen, ein scheppernder Gong ertönte am Anfang und Ende eines Kampes.

Die Kämpfer sprangen, traten, schlugen zu, vollführten Sprünge und besondere Techniken. Peitschengleich oder wie Hammerschläge schallten ihre spezielle Angriffe auf ihre Gegner.

Aus den Zuschauerrängen kam anerkennendes Raunen und Klatschen. Bei keine der Vorstellungen davor waren sie so aufgeregt gewesen. Gebannt starrten sie auf die Arena.

Zwischendurch wurde die Tribüne von Blut gesäubert. Die Kämpfer nahmen keine Rücksicht; für die Zuschauer war es spaßig, dieser Gewalt aus sicherem Abstand zuzuschauen. Die verletzten Krieger wurden in ein Hinterzimmer gebracht, wo ein Medic-Tank der neuesten Generation die Krieger rechtzeitig zum Ende des Turniers heilen würden, so dass sie den Sieger miterleben könnten.

Nach einer Stunde stand der Champion dann fest: ein großgewachsener, massiger Kerl, wellenartigen Muskeln, hart wie Stein, mit kurzen, zurück gegelten Haaren und kalten blauen Augen.

Er hatte seine Gegner dominiert und vernichtend geschlagen. Wie ein Wirbelwind war er durch das Turnier durchmarschiert. Seine nackte Brust glänzte weniger vor Schweiß als vom Blut seiner Gegner.

Seine Fäuste, Finger, Füße waren waffenartig gewesen, als er sie attackierte und sich durch ihre Körper bohrte. Er war der Stärkste, Schnellste und Technikaffinste gewesen: die Zuschauer hatten bei jedem seiner Kämpfer am lautesten gejubelt; seine Gegner ihn gefürchtet.

Er hob seine Fäuste und brüllte siegreich der Menge zu, die eifrig klatschten. Auch die Verlierer, nun alle wieder geheilt, standen am Rand der Tribüne, klatschten ehrfürchtig den neuen Meister ihres Planeten zu, dessen Stärke und Kampftechniken sich als die Besten herausgestellt hatten.

Der Schiedsrichter kam mit einem juwelenbesetzen, massiven Gürtel als Gewinn an. Doch bevor er ihn überreichen konnte, hielt ihn der Champion mit einer Handbewegung zurück.

Der Kampf war noch nicht vorbei.

Die Menge verstummte erschrocken und sah gespannt zu, wie der Champion den Kopf hob.

Er suchte die Tribüne entlang, bis er fand, was er suchte.

An jeden Balkon hing eine Flagge und die, die er suchte, hatte ein rotes Symbol auf weißem Grund: das Zeichen der Saiyajins.

Er streckte seinen Zeigefinger aus und deutete drauf. Sein Lächeln wurde hämisch.

Die Menge wartete atemlos auf die Antwort der Saiyajins auf diese freche Herausforderung.

Aurelius schluckte. Er, der mitten unter den Saiyajins saß und sie als bestes kannte, bekam ihre Stimmung als erstes mit und beobachtete sie ängstlich. Jetzt bereute er es, die Show in ihrer Loge angesehen zu haben.

Diese sahen sich wortlos an, ein schmales Lächeln auf den Lippen, die Augen eisig.

„Sieht so aus, als wäre der Champion noch im Kampfrausch“ sprach Vegeta falsch freundlich als Erstes. „Er hat noch nicht genug.“

Nappa ließ seine Fäuste auf den Tisch fallen, so dass er entzwei fiel. Teller und Gläser krachten auf den Boden.

„Prinz Vegeta, lasst mich kämpfen. Dieser Unwürdige soll zuerst an mich vorbei“ brüllte er entrüstet.

Seine laute Stimme war im Saal gut hörbar.

„Nein, lasst mich es tun“ bot sich Radditz laut an und stand kampfbereit auf.

„Ich habe es zuerst gesagt!“

„Aber ich bin jünger!“

„Was ist das für eine Scheiß-Begründung?“

„Alte Männer sollten sich ausruhen!“

„Alter Mann?! Wen nennst du „alter Mann“? Ich polier dir gleich die Fresse“ knurrte Nappa.

Wütend funkelten sich die beiden Saiyajins an.

Dann fingen sie wieder sich, sich in ihren Eifer zu überbieten und gleichzeitig zu beleidigen.

Im Saal war es totenstill, während alle gespannt die lauten, wütenden Stimmen lauschten, die sich anboten, gegen den Champion zu kämpfen.

„Genug!“ ein simples, strenges Wort reichte aus, um die beiden Streithähne zum Schweigen zu bringen. Auf seinen Befehl gespannt, sahen sie Vegeta an.

„Angesichts einer solchen Herausforderung, gibt es nur eine Lösung für dieses Problem. Spielt eine Runde Schere-Stein-Papier“ schlug Vegeta lächelnd vor.

„Das geht nicht“ wandte Radditz sofort trocken ein. „Nappa betrügt ständig.“

„Hey?!“

„Gut, Radditz, dann darfst du“ Vegeta seufzte übertrieben schwer, aber Radditz Gesicht hellte sich auf.

„Yay“ wie ein Kleinkind strahlte sein Gesicht und er sprang elegant über den Balkon.

Er fiel mehre Meter tief, nur um leichtfüßig auf der Bühne zu landen.

Die Zuschauer schnappten nach Luft. Nervöses Gemurmel war zu hören.

„Menno, das ist nicht fair“ knurrte Nappa, das Gesicht schmollend verzogen.

Aurelius sah sie abwechselnd staunend an. Sein altes Herz schlug schneller angesichts dieser Spannung. Er wusste nicht, ob er in des Prinzen Nähe bleiben oder direkt an der Balkonbrüstung mit besten Blick auf die Kämpfer stehen sollte.
 

Radditz konzentrierte sich auf seinen Gegner, der ihn unbeeindruckt von dem Sprung nur höhnisch anlächelte. Der Saiyajin knackte mit seinen Fingerknöcheln und dehnte schnell seinen Nacken, während er sich ihm näherte.

„Du bist also ein Saiyajin?“ fing der Champion an zu fragen, seine Stimme dunkel und heiser mit fremdem Akzent. Er deutet auf Radditz Schweif und seine langen Haare und lachte auf.

„Wir haben Tiere auf unseren Planeten, die so aussehen wie du. Stark, aber dämlich. Keine Technik, nur rohe Gewalt. Ihr haltet euch für stark, aber angesichts eines wahren Meisters wie mich werdet ihr erleben wie wahre Krieger kämpfen. Ich breche dir Arme und Beine und werde…“

„Blablabla“ murmelte Radditz genervt und nahm seinen Scouter ab, der für ihn automatisch übersetzte. Sofort wurden die Beleidigungen und Prahlereien zu unverständlichem Gemurmel.

Raddditz warf seinen Scouter in hohen Bogen über seine Schulter, wo er, ohne aufzusehen, von Nappa beiläufig gefangen wurde.

Radditz dehnte nun seine Arme, sein Lächeln wurde länger, während er nonchalant erklärte „Ich habe keine Ahnung, was du gerade laberst und es interessiert mich auch nicht. Wir sprechen jetzt mit unseren Fäusten.“

Das war eine universale Sprache.

Er stellte sich kampfbereit auf.

Der Champion lächelte höhnisch und tat es ihm in großen, ausladenden Bewegungen nach.

Die Menge jubelte freudig auf; angenehm überrascht von der Zugabe. Sie feuerten ihren Champion laut an.

Radditz warf noch einen schnellen Seitenblick zu Vegeta.

Der nickte zustimmend.

Radditz Augen verengten sich vorfreudig und er leckte sich über die Lippen.

Der Gong ertönte.

Der Kampf begann.
 

Nach wenigen Minuten war der Kampf zu Ende.

Im Saal war es totenstill.

Radditz leckte sich das Blut von seinen Fingerknöcheln. Es war rot und schmeckte nach Eisen; kein Unterschied zu anderen Feinden, die er erledigt hatte.

Gelangweilt sah er sich um.

Sein Gegner lag auf den Boden; Stolz, Spott und Knochen gebrochen.

Seine ach so tolle Technik hatte gegen keinen einzigen Angriff von Radditz funktioniert. Seine Fäuste und Tritte hatten Armen, Beine und Kiefer gebrochen, Löcher in den Bauch gerissen, tiefe Wunden geschlagen.

Der Schiedsrichter hatte versucht einzugreifen und war mit einer beiläufigen Handbewegung aus den Ring gestoßen worden. Die Regeln der einen Rasse galten nicht für eine andere: warum sollten sich die Saiyajins an diese dämlichen Turnierregeln halten?

Ihre Regeln waren einfacher…wenn man sie herausforderte, wurde gekämpft bis zum Tod.

Der Champion lag wimmernd auf den Boden und versuchte kraftlos, sich aufzurichten, doch mit den gebrochenen Gliedmaßen war das sinnlos.

Aus seinem blutigen Mund kamen keine Beleidigungen mehr, nur noch Wimmern und Flehen. Ein Teil seiner Zähne und ein Ohr lagen neben ihm verstreut.

Radditz brauchte keinen Scouter um zu wissen, worum er bat.

Er sah kurz grimmig auf die restlichen Kämpfer neben der Bühne, die sichtbar vor Angst und Wut schlotterten, aber nicht wagten, einzugreifen.

Radditz grinste unheilvoll und konzentrierte sich wieder auf seinen Gegner. Mit langsamen Schritten näherte er sich ihm, nahm sich Zeit.

„Sorry, was sagst du?“ stellte er sich blöd und kratzte sich die gekräuselte Stirn. „Ein wildes Tier wie ich versteht eure kultivierte Art nicht. Ich spreche nur die Sprache von Gewalt und Blut.“

Er lachte rau und genoss es, wie der gebrochene Champion versuchte, fortzukriechen.

Der Saiyajin knurrte abfällig. Wer sich wie ein Feigling benahm, starb auch wie einer.

Er sprang auf ihn zu, sein Fuß traf den Kopf, der unter dieser Wucht geradezu explodierte.

Radditz rieb sich kaltschnäuzig das aufgespritzte Blut von seinem Kinn und wischte sich den Rest Gehirnmasse von seinem Stiefel an den Überresten ab.

Entsetztes Schreien und Rufen aus der Menge und besonders aus den Reihen der Pantheraner, die mit aufgerissenen Augen dieses Gemetzel ansehen mussten. Einige der Kämpfer wollten wütend auf die Bühne stürmen und wurden von ihren Kameraden zurückgehalten.

Ein Diener kam zu den anderen Kämpfern angelaufen, in seinen Händen ein Scouter, den er einem älteren Mann in edler Kleidung, dem Leiter der Delegation, gab und seine Funktion erklärte.

Dieser setzte ihn sich auf und drückte den Knopf.

Sein Mund klappte fassungslos auf, die Augen wurden groß und er stammelte eine Zahl.

Nun erfuhren die Pantheraner, was ein Scouter und Powerlevel war und wie der ihre lautete…eine Erfahrung, die zu spät kam, wie sich Radditz amüsiert dachte.

Für ihn und seine Kameraden waren die Werte keine Überraschung. Man hatte sie wegen Rüstung und Scouter heimlich ausgelacht, sich über ihre Garderobe mokiert und eines vergessen:

Ein Saiyajin war immer kampfbereit.

Wer lachte zuletzt…die in Rüstung oder die in den juwelengeschmückten Gewändern ohne Scouter, die vorhin noch die Nase gerümpft hatten?

Die Pantheraner waren blind in einer Falle gelaufen. Kein Wunder, dass die Saiyajins von deren Turnier schnell gelangweilt gewesen waren. Selbst ohne den Messwert ihrer Scouter hatten sie die „Stärke“ der Kämpfer schnell einschätzen können; es war zu offensichtlich gewesen.

Keiner konnte fliegen oder Ki-Angriffe nutzen; ihre Geschwindigkeit war zu langsam.

Wie auch, bei einem Powerlevel von maximal 500.

Da waren die eigenen Tatakais mit ihren kämpfenden Kindern spannender.

Vegeta und Nappa lachten leise auf. Aurelius sah überrascht in ihre heiteren Gesichter.

Fort war diese beleidigte Miene, stattdessen lächelten sie amüsiert, aber mit kalten Blicken.

„Radditz hat mich leider missverstanden“ sagte Vegeta zu Aurelius gewandt. „Ich wollte eigentlich, dass er den Kampf in die Länge zieht und diesen Schwächlingen falsche Hoffnung macht. Wäre Nappa der Gegner gewesen, hätte er ihn mit der ersten Attacke pulverisiert. Egal, so geht es auch.“

Aurelius schluckte und sah schnell zum betreffenden Nappa hin, der ihn gemein angrinste.
 

Schnell verbreiteten sich die Gerüchte über die unterschiedlichen Powerlevel und Vegeta nutzte diesen Augenblick.

Er stand auf und marschierte auf den Balkon; wurde wieder für alle sichtbar.

Die Zuschauer wurden still.

Der Pantheraner mit dem Scouter nutzte die Gelegenheit zum Messen.

Vor Schreck schrie er auf, seine Haare wurden augenblicklich weiß und er schrie in fremder Sprache die Zahl heraus.

Entsetztes Keuchen kam aus allen Rängen, außer von wenigen, die die Saiyajins und besonders Prinz Vegeta schon länger kannten.

Ein Powerlevel von 17.000…niemand konnte sich damit messen.

Vegeta sah hinauf zu den Abgesandten des Planeten, deren Hohn vergangen war. Einige hatten ebenfalls weiße Strähnen aus Schock bekommen, sie zitterten und hatte Tränen in den Augen.

Nun war es Vegeta, der seinen Finger hob und auf sie zeigte, sein Mund zu einem grausamen Lächeln verzogen.

Diejenigen, die die Rache der Saiyajins kannten, warfen sich ängstlich zu Boden, andere schrien in Panik auf und rannten hinaus, solange das Gebäude stand. Die Abgeordneten waren aber starr aus Angst. Nur ein paar einzelnen Frauen war die Gnade einer Ohnmacht erlaubt.

Vegeta erfreute sich an dieser Angst.

All jene, die auf ihn herabgestarrt hatten, fürchteten nun seine Rache; erwarteten einen Ki-Strahl, der diese Spötter in Staub verwandelte.

Doch er überrascht sie, indem er sich umdrehte. Sein Umhang wehte majestätisch und er setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

Die übrigen Gäste horchten auf das Geräusch von Zerstörung und waren erstaunt, das es ausblieb. Trotzdem trauten sie sich nicht, aufzublicken und blieben zitternd auf den Boden liegen.

„Ich denke, das Verhandeln wird mit denen nun leichter sein“ Vegeta warf Aurelius einen scharfen Blick zu, der jetzt erst erkannte, dass der Prinz zu ihm sprach.

Schnell riss er sich aus seiner Starre.

„Oh…oh ja, sie haben bestimmt viel über die Vielfalt der Galaxie gelernt“ stimmte er ihm hastig zu.

„Gibt es gute Lebensmittel dort?“ fragte der Prinz.

„Hervoragende. Ich habe gestern ein paar Kostproben genossen. Ich werde Euch einen guten Handel verschaffen. Zu einen angemessenen Preis…“

„Pardon?“ Vegeta unterbrach ihn, eine Augenbraue fragend hochgezogen. Die Luft war gefährlich aufgeladen.

Aurelius hielt ängstlich inne.

„Ein Geschenk“ sagte er eilig. „ich meine, ich mache euch ein Geschenk.“

Vegeta sah ihn immer noch wortlos mit gerunzelter Stirn an.

„Genug für euch und euer Volk“ stimmte der Alte seufzend zu.

„Das will ich auch hoffen, nachdem wir dir mit dieser Demonstration beim Verhandeln geholfen haben. Oder denkst du, ich weiß nicht, wer den Pantheraner von den Saiyajins erzählt hat, sie in ihren Stolz herausgefordert und ihnen dann zu spät einen Scouter gegeben hat“ sprach Vegeta mit milder Stimme, aber eisigen Blick.

Aurelius konnte nicht mehr schlucken, denn sein Hals wurde sofort trocken.

Hilfesuchend sah er sich um, nur um in Nappas hämisches Gesicht zu schauen.

Vorbei war die Show, das verletzte Getue.

Die Saiyajins hatten schnell erkannt, dass man sie für eine Machtdemonstration missbrauchen wollte und wer konnte da eher in Frage kommen als Aurelius, die alte Schlange.

Sie hatte mitgespielt, solche Fälle waren für sie kein Problem und lustig aber…Saiyajins arbeiteten niemals umsonst.

Wer die besseren Krieger in der Galaxie waren, war heute eindrucksvoll bewiesen worden.

Eine solche Demonstration belangte nicht nur die Pantheraner, sondern auch die anderen unwissenden Rassen, die heute aufgeklärt wurden.

Anerkennend verbeugte sich Aurelius tief vor dem Prinzen.

„Prinz Vegeta, in tiefster Demut bitte ich um eure Erlaubnis. Ich werde nun zu den Pantheraner gehen…ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, um über ein Handelsabkommen zu sprechen.“

„Gewährt“ stimmte Vegeta ihn mit halbem Lächeln zu.

Er sah nach unten, wo Radditz auf weiter Anweisungen wartete.

Vegeta nickte kalt.

Radditz lachte leise in sich hinein.

Mit breitem Lächeln wand er sich an die übrigen Kämpfer. Auffordernd winkte er sie zu sich.

„So“ begann er nachdenklich „wer von euch ist der Nächste?“

Die Krieger kreischten hoch auf wie ängstliche Mädchen und versuchten zu flüchten, wobei sie sich selbst im Weg standen.

Radditz kratze sich gedankenverloren die Stirn; spielte weiter den naiven Idioten.

„Na, wenn ihr nicht zu mir kommt, komme ich halt zu euch“ lachte er und sprang auf sie zu.

Kuss und Frust

Die diplomatische Rundreise dauerte wie geplant bis ins nächste Frühjahr an. In der Zeit erreichte Vegeta sein 19. Lebensjahr, vergrößerte seinen Ruf als Stärkste der Saiyajins und intensivierte ein paar lohnenden Beziehungen.

Kaum war er wieder in der Heimat, wurde er mit Aufgaben, Einladungen und Herausforderungen überhäuft. Speichellecker, Schleimer und Idioten kamen aus ihren Löchern gekrochen und nervten ihn unaufhörlich.

Ihm stieg der Gedanke auf, dass jede Wache, jeder Diener und Krieger, sogar die Mätressen ihn mit Augen und Ohren verfolgten. Er war umgeben von Spionen, die jeden seiner Schritte seinen Vater erzählten…oder er wurde auch nur paranoid, aber das bezweifelte er.

Da mal in einer ruhigen Minute heimlich zu verschwinden, war unmöglich.

Angesichts dessen konnte er Bulma nicht mehr besuchen, bekam keine ungestörten Ruhepausen mehr und sein Frust stieg.

Er merkte, wie er an seiner stolzen Selbstbeherrschung kratzte.

Seine Zündschnur war kurz und brannte mit jedem Tag weiter runter.

Ohne seine seltenen Pausen bei Bulma, die ihn auf den Teppich hielt und ihn einfach ATMEN ließ, ging er schnurstracks auf einen gigantischen Wutanfall zu.

In so einem Fall wäre es besser, ihn auf Mission zu schicken, damit er Dampf ablassen konnte, aber stattdessen musste er im Palast bleiben.

Zum Unglück der Elite-Krieger, denn bei seinem letzten Wutanfall, ausgelöst durch eine patzige Antwort, schlug er zehn von ihnen zusammen, bis er sich wieder unter Kontrolle gebracht hatte.

Seine engsten und loyalsten Kameraden, Nappa und Radditz, die ihn jahrelang begleitet hatten und seine Stimmung am besten einschätzen konnten, versuchten ihn abzulenken; auch um ihre eigene Haut zu retten.

Nappas Lösung hieß Sex.

Er schleppte seinen ehemaligen Schützling in abgelegene Tavernen, wo Vegeta dann inkognito, in simpler Rüstung, eine kurze Gesellschaft für die Nacht aufriss.

Ein paar Stunden stumpfsinniges Vögeln bei ihr, um alle Gedanken aus dem Kopf zu kriegen, dann ging er seine Wege, um die restliche Nacht in seinem Bett in traumlosen Schlummer zu versinken.

Die grölenden Saiyajins in den Tavernen gingen ihm aber oft die Nerven und seine Gesichtszüge waren bekannt, so dass er selbst ohne Königsinsignien oft erkannt wurde.

Radditz versuchte einen anderen Weg. Da er nicht der Stärkste war, konnte er Vegeta nicht als Trainingspartner helfen. (zu seinem Glück gab es dafür aber genug überhebliche Elite-Kämpfer, die sich die Nase brechen ließen)

Nappas Weg fand auch nicht seine Zustimmung. Irgendwann holte sich sogar ein Saiyajin mit starken Immunsystem auf diesen Weg eine Geschlechtskrankheit oder zeugte ein paar Bastarde zu viel.

(Bislang noch nicht passiert, aber lange konnte es nicht mehr dauern…)

Er hielt Beschäftigung für eine bessere Ablenkung; hatte Vegeta doch dadurch seine Ruhe und konnte sich wieder auf seine eigenen Ziele konzentrieren. Also saßen sie zu zweit in seinem Arbeitszimmer und besprachen die Personalakten, die Radditz zusammengetragen hatte.

Sein neues Team befand sich im Aufbau; sie hatten einige unentdeckte Talente entdeckt.

Trotzdem musste Radditz sich oft auf die Zunge beißen, um nicht die Personen aus seinem Familienkreis zu erwähnen, da sie perfekt Vegetas Anforderungen entsprachen, aber zu viele Nachteile für Radditzs Eigenwohl hatten.

Da war sein Vater Bardock, ein erfahrener Anführer, der ein eingespieltes Team befahl, motivieren und antreiben konnte, dabei aber die besten Charakter-Eigenschaften eines Saiyajins besaß wie Selbstkontrolle, Ehre und Gerissenheit. Ihm musste man keinen Befehl zweimal erklären noch befürchten, dass er in eine offensichtliche Falle lief. Jeden seiner Aufträge hatte er mit Erfolg und minimalen Verlusten erfüllt.

Aber mit seinem Vater im selben Team dienen?

Wie nervig, Bardock würde doch sofort das Kommando an sich reißen und sich nicht von einem Jüngeren befehlen lassen.

Sein kleiner Bruder Kakarott hatte vor kurzem gelernt, den Ozaru-Status so weit zu kontrollieren, dass er sich nicht bei Anblick des Vollmondes verwandeln würde, sondern ihm widerstehen konnte.

Sein Power- Level war immer noch unter 2000, aber er war ein anerkannter Krieger, auch ohne Tatakai. Allerdings war er ohne Missions-Erfahrung und zu sanftmütig.

Vielleicht konnte ein Saiyajin mit einem solch offenen, aggressivlosen Wesen, dem die Gutmütigkeit geradezu aus den Augen troff, bei bestimmten Missionen nützlich sein, zum Täuschen und Tricksen, aber der Kerl wäre zu dämlich, um Vegetas verstohlene Gesten und verdeckte Befehle richtig zu deuten. Vegeta hasste es, sich zu wiederholen und Radditz wollte nicht mit seinem Bruder konkurrieren.

Schlimm genug, dass der fast vierzehnjährige Kakarott ein höheres Power-Level erreicht hatte als Radditz in seinem Alter und ihm immer näherkam. Ein Wert von 1.800 und die Fähigkeit, sich vom Vollmond abzuwenden…Kakarott entwickelte sich zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz.

Der große Kampf zwischen den Brüdern war bislang ausgeblieben; Radditz zog es hinaus. Er wollte erst selbst noch etwas stärker werden; eine neue Spezial-Attacke entwickeln, um eine Niederlage zu verhindern.

Gegen den kleinen Bruder zu verlieren?

Nein, so was durfte nicht passieren.

Dann war da seine Mutter, die wusste, wie man in fremder Umgebung Futter fand und zubereiten konnte. Hätte er von ihr nicht einiges gelernt, wäre er wie ein paar der anderen Dummköpfe durch Dehydration, Gift oder Dünnschiss gestorben, ausgelöst durch falsche Nahrung.

Da sie aber keine Eroberungsfeldzüge mochte und lieber auf den Planeten blieb, gab es nur eine Person, die sie noch besser ersetzen könnte: seine Schwester Bulma.

Nicht nur das Kochen, besonders ihre technischen Fähigkeiten waren ein Pluspunkt. Wenn er da an ihre Hütte dachte, voll mit fremder Technologie, die sie repariert hatte und den Hinweis seines Vaters, dass sie seinen Scouter verwanzt hatte…Bulma hatte Fähigkeiten eines Ingenieurs UND einer Nahrungszubereiterin.

Nicht zu vergessen, die Bücher mit fremden Schriften, die sie gelesen hatte. Sie kannte sich mit den Eigenschaften fremder Rassen aus; wusste ihre Schwachstellen und Stärken.

Sie könnte mindestens drei Saiyajins damit ersetzen.

Dummerweise besaß sie nicht die Stärke sich selbst zu verteidigen und sie an die Öffentlichkeit zu bringen war immer noch zu gefährlich. Die Warnung seines Vaters wegen König Vegeta klingelte Radditz immer noch in den Ohren. Auch ein Jahr nach ihrem Gespräch hatte sich nichts an den Umständen geändert.

Es war eine Schande, ein solches Talent zu vergeuden, aber es ging nicht anders.

Ein Familienmitglied in Vegetas Team aufzunehmen lohnte sich daher nicht; zu viel Ärger.

„Also nehmen wir den Kerl als Ingenieur für die Wartung mit “ beschloss Vegeta, dessen Stimme Radditz aus seinen Gedanken holte. Der Prinz schloss die betreffende Akte und reichte sie seinem Untergebenen.

„Verstande, ich informiere ihn“ stimmte Radditz zu, nahm sich die Akte und auch die übriggeblieben, aussortieren  und stand auf.

Er streckte sich und auch Vegeta massierte seinen verspannten Nacken: diese Scheiß-Schreibtischarbeit!

„Gehst du nachher noch trainieren“ fragte Vegeta.

„Jup, mit ein paar Unterklasse-Wachen; Randori-Kämpfe. Dann ab ins Badehaus; da freue ich mich schon drauf“ antwortete Radditz und rückte seinen neuen Oberarm-Reif zurecht, den er sich kürzlich zugelegt hatte. Die roten geflochtenen Bänder, die er seit Jahren trug, seitdem Bulma sie ihm geschenkt hatten, fransten zu schnell aus.

Nun trug er am linken Oberarm und linken Oberschenkel ein Reif aus glattem, warmem, leicht dehnbarem Metall im matten Rotbraun.

Vegetas Blick fiel drauf.

„Warum trägst du immer an diesen Stellen Schmuck? Und dann auch noch so etwas Simples?“

Ertappt zuckte Radditz zusammen. Er kratzte sich nachdenklich den Kopf auf der Suche nach der richtigen Antwort.

„Gewohnheit. Hat sich aus einem Geschenk so entwickelt. Jetzt fühle ich mich ohne, als würde etwas fehlen. Gold und Silber ist zu weich und glänzt mir zu sehr“ erklärte er kurzangebunden, doch Vegeta entließ ihn noch nicht.

Seine Augen wurden schmal, als er nachdenklich auf den Reif sah.

„Das Mädchen muss dir ja sehr wichtig sein, wenn du immer noch an diesen Stellen Schmuck trägst“ stellte er fest.

Radditz spürte den ersten kalten, nervösen Schweißtropfen in seinem Nacken.

Er wusste, er musste mit seiner Antwort nun vorsichtig sein. Vegeta hatte sofort den richtigen Rückschluss gezogen: dass es Geschenke eines Mädchens gewesen waren; missverstand sie aber als die einer Freundin.

Sollte er aber Radditz beim Lügen erwischen, könnte sich ein ernstzunehmendes Problem entwickeln.

Dann würde er mehr über das Mädchen erfahren wollen, was Radditz am Herzen lag.

Der Ältere lachte verlegen.

Vegeta sah ihn immer noch gespannt an, wartete auf seine Antwort.

„Ich habe die ersten Bänder zu meinem Tatakai geschenkt bekommen“ erinnerte sich Radditz. „Sie haben mir Halt gegeben, als ich auf Yasai meine Ausbildung absolvierte. Mich an meinen Schwur erinnert, nicht aufzugeben und der Stärkste zu werden. Selbst als sie zerrissen waren, habe ich mir neue machen lassen. Seitdem hatte ich immer welche um. Es ist…“ er verstummte verlegen. „eine Erinnerung; eine Gewohnheit.“

Mann, war ihm peinlich, sowas zuzugeben. Das sah man ihn vermutlich sogar an; seine Birne fühlte sich heiß an.

Vegeta schmunzelte, erfreute sich an seiner Verlegenheit.

Er tippte nachdenklich auf die Tischplatte.

Dieses Gesprächsthema über Geschenke erinnerte ihn daran, wie sehr die Saiyajins es genossen, beschenkt zu werden; genauso wie sie sich weigerten, ohne Bezahlung zu arbeiten.

Das erinnerte ihn an die letzte Person, die er beschenkt hatte und seit Monaten nicht mehr gesehen hatte.

Er hatte ihr zugesichert, im Frühjahr wiederzukommen, aber seit zwei Monaten hing er hier herum.

Selbst zum See hatte er es nicht geschafft, um über ihren Code, den Steinen, eine Nachricht zu hinterlassen.

Dazu stand er momentan zu sehr unter Beobachtung.

Sein Instinkt sagte ihm, dass weit im Wald eine wütende, angepisste Saiyajin wartete, die er nur mittels Geschenke beruhigen konnte.

Aber was, wenn Bücher sie zu sehr von ihm ablenkten, Kekse und Fleisch sie nicht lockten und Schmuck sie nicht interessierte?

Er wollte zu ihr, dringend, aber selbst wenn er es schaffte…in was für eine Stimmung würde sie ihn erwarten?

Sicherlich keine gute.

Für Vegeta war das eine seltene Situation: sich für die Stimmung eines anderen zu interessieren; besonders bei einer Frau. Sonst waren sie ihm lästig und nervten ihn, solange es nicht um das EINE ging… Doch bei Bulma war es ein besonderer Fall.

Er mochte ihr Lächeln.

Er zuckte zusammen, wenn er Tränen in ihre Augen sah.

Also musste er sich bei ihr zusammenreißen und besser auf ihre Gefühle achten, wenn er sie nicht zum Weinen bringen wollte.

Schwierig, aber er sah es als eine Art Gegenleistung an: Bulma teilte ihre wenige Nahrung mit ihm, verlangte nichts, nervte nicht, sondern akzeptierte einfach seine Anwesenheit; ihn, Vegeta.

Nicht Prinz Vegeta, nicht Elitekrieger Vegeta, sondern der Saiyajin, der er war…wenn sie ihn auch nicht als Mann ansah…noch nicht.

„Was hast du ihr denn geschenkt, als Gegenleistung?“ fragte er Radditz, den er immer noch nicht entlassen hatte, obwohl er sehnsüchtig zur Tür blickte.

„Ähhh“ Radditz überlegte. „Es waren Schuhe. Stiefel, um genau zu sein. Sie hatte genaue Vorstellungen davon, wie sie aussehen sollten.“

„Nützliches Geschenk und praktisch, dass sie es dir genau beschrieben hat“ überlegte Vegeta. Schuhe wären ein gutes Geschenk…aber er kannte ihre Größe nicht.

Aber so etwas Ähnliches; etwas Nützliches, was man nur in Sadala fand, wäre gut…

„Ja, eine genaue Beschreibung ihrer Wünsche macht alles einfacher“ lachte Radditz und hoffte darauf, endlich, ENDLICH, hier verschwinden zu können.

Vegeta bemerkte, wie Radditz sich krümmte und hier unbedingt raus wollte. Obwohl es lustig war, den Älteren in Verlegenheit zu bringen, der so stolz darauf war, begehrter Single zu sein, aber eine heimliche Liebschaft hatte, bekam Vegeta eine Spur Mitleid mit ihm.

Radditz hatte ihm einen guten Tipp gegeben.

Er nickte als Zeichen des Abschieds und mit erleichtertem Seufzen drehte sich sein Untergebener um; verschwand schnell aus der Tür, bevor sein Prinz es sich noch anders überlegte.

Der lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte nach, was er Bulma dieses Mal mitbringen sollte, wenn er es endlich mal hier rauschaffte.

 

Als die Regenzeit begann, wusste er, dass der optimale Zeitpunkt gekommen war.

Seit Tagen goss es, der Himmel grau und düster, die Luft sah aus wie voller Bindfäden und kein Saiyajin verließ da freiwillig das Haus.

Außer einer, der genau wusste, dass ihn niemand durch dieses Unwetter folgen würde.

Bei Ankunft an den einsamen Hütten informierte ihn sein Scouter, dass nur ein einziges, schwaches Powerlevel anwesend war.

Er trat in die kleinere Hütte ein, aus dem es stammte und blieb im Türrahmen stehen. Eine seltsame eisige Stimmung schlug ihm entgegen und er wusste, er musste vorsichtig sein

Im Inneren war es durch die dämmrigen elektrischen Lampen nur schwach beleuchtet, die unbekannten Metallobjekte in den Regalen warfen rätselhafte Schatten und an ihrem Tisch und mit dem Rücken zu ihm, unter einer Lampe, saß Bulma konzentriert über etwas gebeugt.

Vegeta strich sich den Regen aus Gesicht und Haar und räusperte sich laut.

Sie ignorierte ihn; sah nicht auf.

Er ging vorsichtig einen Schritt auf sie zu.

„Hey“ er versuchte, ein Gespräch zu beginnen. „Du…hast die Haare kürzer.“

Ein abfälliges Schnauben war alles, was von ihr kam.

„Äh…sieht nett aus“ murmelte er und ignorierte die ersten Schweißtropfen der Furcht auf seiner Stirn.

Scheiße, Bulma war wütend, er roch den Zorn und wenn saiyanische Frauen wütend wurden, riet der männliche Instinkt einen zum Abhauen.

Aber er war Vegeta, Prinz der Saiyajin und er floh nicht, nie!

„Wie lange sitzt du schon da? Solltest du nicht längst um diese Zeit in der Küche sein?“

Vermutlich saß sie wieder stundenlang an irgendeiner Spielerei und beschwerte sich dann wieder über ihre Nacken- und Schulterschmerzen; so wie sie da saß war es kein Wunder. Das Weib war außerdem so dünn, weil sie manchmal das Mittagessen vergaß. Sobald etwas ihrer Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, sei es eine Idee oder spannendes Buch, blendete sie alles aus. Abgesehen davon, dass sie auch nicht die Menge verschlang und ihm immer den Hauptteil überließ.

Seine fürsorgliche Frage wurde anscheinend missverstanden, denn nun drehte sich Bulmas Kopf zu ihm rum, das Gesicht zu einer angepissten Grimasse verzogen.

Er wich mit einer beiläufigen Kopfbewegung den Schraubenschlüssel aus, den sie ohne Vorwarnung in seine Richtung warf, wo er scheppernd an die Wand fiel.

„Verschwinde“ fauchte sie und bei ihrem Tonfall stellten sich ihm die Nackenhaare auf. „Kaum kommt der werte Herr hier an, schon soll ich ihn bedienen? Verpiss dich, ich bin beschäftigt.“

„Womit? Werkzeuge an die Wand zu werfen?“ schoss die schnippische Frage aus ihm heraus.

Er würde sich nicht entschuldigen. Er hatte nichts Falsches getan; hatte sich bemüht sie zu beschützen.

Er hatte nun mal Pflichten, die ihn an den Schreibtisch fesselten; konnte nicht mal so schnell abhauen wie in seiner Kindheit.

Mit einem Knurren stand Bulma heftig auf, schnappte sich das nächste massive Werkzeug und warf es auf ihn zu.

Wieder wich er beiläufig aus; eine Reaktion, die sie noch mehr erzürnte.

Ein Regen aus Metallteile wurde auf ihn gerichtet, dem er auswich oder abfing, ohne sich von der Stelle zu bewegen.

Bulmas Augen sprühten Funken, ihre Wangen waren wütend errötet, aber sie ließ nicht davon ab, nach Wurfgeschossen zu suchen, trotz den sinnlosen Versuchen.

„Blöder, eingebildeter Fatzke“ fauchte sie währenddessen, neben andere Beleidigungen in teils fremder, exotischer Sprache, die sie dank ihrer ausländischen Bücher gelernt hatte.

Vegeta, der allerdings einen Scouter aufhatte, verstand alles und schnalzte ungehalten mit der Zunge.

 

Erst als sie beinahe ausgerechnet das Ding auf ihn werfen wollte, an dem sie den ganzen Tag gebrütet hatte und ihm eine Beleidigung zuwarf, die seine Abstammung in Frage stellte, wurde es ihm zufiel.

Ein schneller Schritt und sie wurde entwaffnet und aufs nebenstehende Bett geworfen.

Er drückte sie auf die Matratze nieder, presste ihre Handgelenke drauf.

Sie zappelte wild unter ihm und er konnte gerade noch verhindern, dass ihr Knie sein Unterleib streifte. Schnell fasste er ihre Handgelenke mit einer Hand zusammen und hielt sie über ihren Kopf fest, die andere Hand stabilisierte einen Oberschenkel auf die Unterlage und behielt es so außer Reichweite seiner empfindlichen Körperteile.

Sie keuchten beide schwer, die Augen blitzten wütend, jeder glaubte sich im Recht und Vegeta merkte, dass es ihm allmählich Spaß machte. So eine kleine Rangelei, die auf dem Bett endete, war ein nettes Vorspiel.

Das trieb seine Gedanken in eine andere Ecke. Mit großen Augen bemerkte er nun den zierlichen Körper unter sich, die volle Brust unter dem Shirt, die sich schwer hob und die freien Stellen zarter Haut, die wegen der feuchten, schwülen Luft leicht glänzte.

Sein triumphierendes Lächeln verblasste. Er schluckte hart.

Sie so nun unter sich zu haben…wie sie sich unter ihm räkelte…wie er sich zwischen ihren Beinen befand…

Bulma erstarrte in ihrem wehrhaften Bemühen, als sie erfasste, wie Vegs Blick sich veränderte. Der angepisste Ausdruck verschwand, dafür erschien ein seltsamer weicher Schimmer. Wie er sie nun musterte, sein Blick über ihren Körper glitt…sie fühlte sich seltsam unter seinem Geglotze.

Ihr Herz klopfte schnell.

Für einen Augenblick blieben beide still; Bulma auf der Matratze und Vegeta über ihr.

Sie konnten den Regen hören, der aufs Dach prasselte; dazu ihren eigenen, schweren Atem.

Bulma spürte den festen, warmen Druck seiner großen Hände auf ihre Handgelenke und Beine. Vegs Pupillen waren geweitet, er leckte sich über die Lippen, sein Kopf kam runter, näherten sich ihren…

„Geh RUNTER VON MIR; DU IDIOT!“ schrie sie ihn an.

Vegeta wich rechtzeitig zurück, bevor Bulmas hochpreschender Kopf noch seine Nase brach.

„Spinnst du?“ keifte er sie an.

Das war knapp gewesen. Für einen Moment war er so fasziniert von ihren Lippen gewesen, dass ihr Angriff beinahe Erfolg gehabt hätte.

„Geh runter von mir, Hornochse“ zischte sie.

Er legte den Kopf schief und sah überheblich auf sie hinab.

„Zwing mich doch“ feixte er.

Falsche Antwort.

Bulma zeterte, wand sich und versuchte ihn zu treten.

Seine Hand, die ihre Handgelenke immer noch über ihren Kopf festhielten, blieb standhaft. Bei ihrer schwachen Kraft musste er eher vorsichtig sein, sie nicht durch zu harten Druck zu verletzen. Sein anderer Arm, Unterkörper und Schweif reichten aus, ihre Beine und Hüften zu fixieren.

Bulmas Abwehrversuche führten nun dazu, dass sie ihren Körper eng an ihn rieb, besonders den Unterleib.

Seine Augen wurden groß und er befand sich in einen Zwiespalt der Gefühle: einerseits wütend, anderseits wurde er langsam erregt.

„Bulma, hör auf“ knurrte er unter zusammengebissenen Zähnen, seine Augen kniffen sich kurz zusammen, während er eilig seine Selbstbeherrschung sammelte.

„Ich will nicht“ fauchte sie. „Ich habe genug von diesen arroganten Arschlöchern, die ohne Klopfen eintreten und nach Essen schreien. Davon habe ich schon zwei zu Hause. Flieg zurück nach Sadala und lass mich in Ruhe arbeiten. Der feine Herr lässt mich doch sowieso im Regen stehen. Im Frühjahr bin ich wieder zurück…HAH! Aber alles stehen und liegen lassen, wenn er wieder da ist. Da pfeife ich drauf.“ Abfällig lachte sie.

„So habe ich das doch nicht gemeint“ versuchte er sich zu verteidigen. „Ich wollte doch nur wissen, ob du heute schon Pause gemacht und was gegessen hast.“

„Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen, vielen Dank“ antwortete sie sarkastisch. „Du bist nicht mein Vater. Ich kann mich um mich selbst kümmern.“

„Bulma, beruhige dich“ knurrte Vegeta und drückte sich enger an sie, nutzte sein Körpergewicht, um sie in die Matratze zu pressen und ihr jegliche Bewegungsfreiheit zu nehmen.

Bulmas Herz setzte für einen Augenblick aus.

Veg war schwer und wie er sie festhielt, fühlte sich allmählich bedrohlich an. Seine finstere Miene verstärkte den Eindruck.

„Ich würde mich eher beruhigen, wenn nicht so ein schwerer Volltrottel mir die Luft zum Atmen nehmen würde“ zischte sie in sein Ohr. „Also lass los, du Lügner, Heuchler, falscher Fuffziger…“

„Jetzt mach mal halblang“ unterbrach er sie knurrend, ohne seine Position zu verändern. „Ich habe nicht gelogen. Ich bin tatsächlich im Frühjahr zurückgekehrt, aber ich habe nie gesagt, ich würde dann sofort wieder zu dir kommen. Außerdem habe ich mir deinetwegen Zeit gelassen, damit mir niemand folgt.“

„Deine Entschuldigungen sind mit scheißegal, es sind sowieso immer dieselben“ erwiderte Bulma keifend.

Vegeta zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

Also ging es Bulma nicht um rationale Gründe, damit war jede Entschuldigung seinerseits sinnlos: Sie würde sie nicht akzeptieren.

Lieber machte sie ihm Vorwürfe.

Gut, dann müsste er auch nicht damit anfangen. Er würde auf keinen Fall um Vergebung winseln, wenn er im Recht war.

Besser, er hielt sie weiterhin fest, bis sich ihr Wutanfall gelegt hatte.

Bulma wand sich wieder unter ihm und allmählich sorgte er sich, ihr unabsichtlich weh zu tun. Er nahm seine Hand von ihren geröteten Gelenken. Kaum waren sie befreit, als sie mit ihren kleinen Fäusten wild gegen seine Brust trommelte.

Für Vegeta fühlte es sich wie eine lästige Massage an.

Mit einer schnellen Bewegung schnappte er sich ihre Taille und zog sie auf sich. Nun war sie auf seinen Schoss, ihre Knie seitlich auf die Matratze gedrückt und seine Arme legten sich wie Schraubstöcke um sie, pressten sie an ihre Brust und nahmen ihr dadurch auch wieder die Bewegungsfreiheit. Ihre Handflächen drückten flach auf seine Brust, sie versuchte sich gegen ihn zu stemmen, aber ohne Chance.

Bulma war immer noch wütend, weil Vegeta ihre Wut weder ernst nahm noch sich schuldig fühlte.

„Ich hasse Lügner und falsche Versprechen“ hauchte sie machtlos.

„Ich habe dich weder angelogen, noch ein falsches Versprechen gemacht“ entgegnete er.

„Du Korinthenkacker“ zischte sie.

Er grinste nur.

Als sie ihm eine ins Gesicht klatschte, aber nicht mehr.

Selbstgefällig lächelte sie, auch wenn nur ein fahler Abdruck zurückblieb, ihre Hand höllisch schmerzte und seine Miene unbewegt blieb.

„Ich will“ sagte sie hoheitsvoll „dass du augenblicklich von hier verschwindest.“

„Tja, Schätzchen, Zeit zu lernen, dass man nicht immer bekommt, was man will“ entgegnete Vegeta ruhig.

Ihre Augen verengten sich wütend, ihr Lächeln verblasste.

„Das ist mein Haus, du unterbelichteter, arroganter Ozaru.“

„Das interessiert mich einen Dreck.“

„Duuuuu…..“ Bulma fehlten die Worte bei dieser Arroganz.

Fast.

Bevor sie einen weiteren Schwall an Beleidigungen auf ihn herabregnen lassen konnte, unterbrach er sie.

„Ich lasse nicht eher los, bis du dich beruhigt hast.“

„Hah, vorher bekommst du Hunger und ich habe keinen Krümel hier“ lachte sie siegessicher.

Ihr war schon in ihrer Kindheit aufgefallen: je stärker der Saiyajin, desto mehr Futter brauchte er; um seinen erhöhten Energiebedarf selbst im Ruhemodus zu decken.

Das konnte für schwächere Saiyajins ein Vorteil sein; brauchten sie so doch weniger an Nahrung.

„Dann verhungern wir beide halt hier“ entgegnete er störrisch. „denn ich lasse dich nicht vorher los. Tja, wer wird wohl länger den Hunger aushalten?“

„Du bist verrückt“ konterte sie stirnrunzelnd, doch allmählich wurde ihr klar, dass jeglicher Widerstandsversuch sinnlos war.

Vegs Griff war zu fest; er bohrte sie auf seinem Schoss  und sie konnte nicht aufstehen, um weg zu rennen.

Die kleine Ohrfeige hatte ihn auch nicht sonderlich beeindruckt und angesichts der Schmerzen, die sie ihrer eigenen Hand zugefügt hatte, würde sie keinen zweiten Versuch starten.

Sie musste also hierbleiben und sich seine Worte durch den Kopf durchgehen lassen: dass er gerne früher gekommen wäre, wenn es möglich gewesen wäre…dass er es nur zu ihrem Schutz getan hatte, damit ihn niemand folgte…alles logisch, aber Logik interessierte Bulma gerade nicht.

Sie hatte Probleme mit langen Abwesenheiten ohne Info; ein Trauma ihrer Kindheit. Weil Veg sich so lange nicht gemeldet hatte, hatte sie daher befürchtet, er würde sie wieder alleine lassen.

Sie hatte Angst gehabt, er würde sich bei ihr langweilen; sich nicht mehr für die öde Außenseiterin interessieren.

 

Besonders jetzt war sie schlechter Laune, denn ihr Vater war seit längerem wieder unterwegs, ihre Mutter wie üblich tagsüber arbeiten, Kakarott trainieren und lange Regentage machten sie depressiv.

Das Solarpanel auf dem Dach hatte kaum noch Kraft bei dieser Wetterlage, um die Hütte zu beleuchten; da blieben ihr keine großen Möglichkeiten sich zu beschäftigen.

Bardock hatte vor einigen Monaten Kakarott abgesetzt und war wieder auf eine Außen-Mission geflogen. Ihr kleiner Bruder war durch seine erste Mission reifer geworden: durch die längere Abwesenheit erschien er ihr größer und reifer, auch wenn er immer noch kleiner war als sie.

Aber durch das Besiegen seiner tierischen Instinkte hatte er sich selbst besiegt und neu erkannt, wozu ein Saiyajin in der Lage war.

Bardock war sichtbar stolz auf seinen Nachwuchs gewesen, auch wenn er kein Wort über das Training verloren hatte. Auch Kakarott war deswegen ungewöhnlich schweigsam gewesen und wollte darüber nicht sprechen.

Nicht, weil er sich wegen etwas schämte, sondern weil ihm einfach das Vokabular fehlte, diese Erfahrung zu beschreiben.

Nun trainierte er wegen der Abwesenheit von Bardock und seinem Team wieder in der Tsufuru-Basis, auf einem höheren Level im GR und mit neuen Selbstbewusstsein, während sich für Bulma in den vergangenen Monaten nichts geändert hatte.

Der Winter war ruhig und ereignislos vergangen und genauso langweilig war das Frühjahr gewesen.

Deswegen fühlte sie sich umso machtloser und langweiliger.

Jeder in ihrer Familie hatte eine Tagesaufgabe, die ihn beschäftigte, bei der er etwas erlebte, nur sie nicht…jedenfalls nichts, von dem sie den anderen erzählen konnte.

Weder konnte sie ihre Familie von Veg erzählen, noch ihm von den Erlebnissen der anderen.

Auch ihre Geheimnisse musste sie für sich behalten; da blieb ja nichts mehr übrig außer langweilige Hausarbeiten, die Veg garantiert nicht fesselten.

Während Veg viele Planeten besuchte, saß sie hier fest.

Es gab nichts Neues.

Was wollte er da bei ihr?

Misstrauisch starrte sie in seine Augen.

„Wolltest du wirklich so schnell wie möglich zu mir?“ fragte sie, ihre Stimme gefährlich ruhig.

Würde sie auch nur den Hauch einer Lüge entdecken, wäre es mit dieser Freundschaft aus und vorbei.

Doch Vegeta sah ihr unbeirrt in die Augen, wich ihr nicht aus.

„Ja“ antwortet er schlicht.

Bulma bemerkte nicht den Hauch einer Unsicherheit, dafür die Regentropfen in seinem Haar und seine feuchte Kleidung.

Bei diesem Mistwetter war er trotzdem zu ihr gekommen…weil ihn niemand durch den Regen folgen konnte; wie sie nun erkannte.

Selbst sie wollte da nicht zu der Tsufuru-Basis gehen, vermied den Regen, er aber nicht.

 „Langweilst du dich nicht hier?“ fragte sie zögerlich.

Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch.

„Langeweile? Was meinst du damit?“

Sie zuckte beschämt die Schultern und senkte den Kopf.

Ihre Zweifel und Sorgen waren ihr nun peinlich.

Sie hatte Veg falsch eingeschätzt.

Ihr tat es leid, wie sie ihren Frust an ihn ausgelassen hatte, ihre Ohrfeige, ihre Selbstzweifel.

„Tut mir leid wegen der Ohrfeige“ flüsterte sie und kaute verlegen auf ihre Unterlippe.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass mich so etwas schmerzt?“ fragte er spöttisch.

„Nein, es tat mir mehr weh als dir, aber…es war dumm“ sie strich sich verlegen einige wirre Haarsträhnen zurück und wich seinen Blick aus.

„Bulma, sieh mich an“ sagte er ernst.

Sie folgte seiner Aufforderung. Beide sahen sich stumm in die Augen, immer noch ein verletztes, wütendes Funkeln darin.

Vegeta erkannte, dass sie sich endlich beruhigt hatte, so dass man mit ihr sprechen konnte.

Saiyajins neigten zu einem jähzornigen, cholerischen Charakter; wurden oft sinnlos wütend, sobald sie dachten, ihr Stolz und ihre Ehre wäre verletzt; da war Bulma auch nicht anders.

Man musste warten, bis der Anfall sich legte, sonst drang man nicht durch. Entweder ließ man den Saiyajin toben, bis er sich selbst wieder zusammenriss oder ein stärkerer Saiyajin drückte ihn auf den Boden und zwang ihn dazu.

Es hatte gedauert, doch sie hatte erkannt, dass er nicht log.

Nun war ihre Wut genauso schnell verraucht, wie sie aufgekommen war.

Er lockerte seinen Griff um sie.

Sie blieb ruhig weiter sitzen; sprang nicht auf und griff nicht an… wie er es sich gedacht hatte. Der Wutanfall war verflogen.

Nun griff er unter seinem Brustpanzer und holte ein gerolltes Ledermäppchen hervor.

„Für dich“ sagte er schlicht.

Selbst wenn sie seinen Worten nun endlich glaubte, sollte das Geschenk wohl beweisen, dass er wirklich an sie gedacht hatte.

Dass er sich Mühe gegeben hatte, etwas zu finden, was ihr bestimmt gefallen würde.

Sie blinzelte erstaunt, nahm es wortlos an und entrollte es zwischen ihnen.

Mit großen Augen starrte sie auf die sich präsentierenden, glitzernden Werkzeuge und Platinen.

Perfekt für sensible Elektrotechnik; wie sie es sich lange gewünscht hatte.

Woher wusste er das nur? Sie hatte es nie erwähnt?

„Woher hast du das?“ staunte sie und sah ihn bewundernd an.

„Hab nach Werkzeug gesucht und mir das erstbeste geschnappt“ antwortete er kurz angebunden.

Dass sich die Ingenieure gewundert hatten, warum Prinz Vegeta stundenlang in den Laboren und Werkstätten marschiert war, ohne einen Grund zu nennen, musste sie ja nicht wissen. In einen unbeobachteten Moment hatte er sich dann etwas von einem Tisch geschnappt, von dem es aussah, als wüsste Bulma, was damit zu tun war.

„Es ist wundervoll…so etwas Schönes habe ich noch nie bekommen“ hauchte sie und hob eines der schmalen, zierlichen Instrumente hoch, um sie im Dämmerlicht besser zu bewundern.

Vorsichtig steckte sie es wieder in die Ledermappe und rollte sie ein.

„Oh Veg, vielen Dank“ bedankte sie sich ergriffen.

„Keine große Sache“ murmelte er verlegen.

Bulma sah ihn verwirrt an; noch immer in einen Wirbel von unterschiedlichen Emotionen gefangen.

Doch das Gefühl der Erleichterung und Dankbarkeit überwog.

Sie legte das Mäppchen zwischen ihnen ab und legte vorsichtig ihre Arme um seinen Hals, um sich an ihn zu drücken.

„Danke“ hauchte sie an seine Brust. „Tut mir leid wegen meiner Reaktion. Ich bin bei so einem Wetter nicht gut drauf“ versuchte sie zu erklären. „Da rege ich mich leicht auf.“

Er brummte und erwiderte vorsichtig die Umarmung.

Während er froh war, diesen Streit schnell beendet zu haben, kam ihm ein Gedanke.

Bulma hatte ihn als Lügner und Heuchler beschimpft.

Wie würde sie reagieren, wenn sie erfuhr, wer er wirklich war?

Sollte sie jemals erfahren, dass er der Prinz war und es jahrelang vor ihr verheimlicht hatte…so schnell würde sie ihm nicht verzeihen.

Sie durfte es nicht erfahren; NIE!

Eine solche Lüge wäre für sie unverzeihlich.

Bulma löste sich von ihm und er ließ sie nun los, auch wenn es ihm widerstrebte.

Anmutig erhob sie sich von seinem Schoß; nahm sich das Mäppchen, um es auf dem Tisch auszubreiten und genauer zu inspizieren.

Vegeta merkte, dass er fürs erste abgemeldet war und setzte sich auf ihrem Bett um. Er lehnte sich an die Wand, verschränkte die Arme und streckte die Beine aus.

Immer noch prasselte der Regen aufs Dach.

Es roch nach Metall, feuchter Erde und Bulma. Hier in diesen geschlossenen, geschützten Bereich witterte er ihn umso stärker.

Vegeta merkte, wie ihm die Augenlider schwer wurden. Die anstrengenden vergangenen Tage verlangten ihren Tribut.

Sein Kopf fiel zur Seite, sein Körper entspannte sich.

„Das ist wirklich ein tolles Geschenk“ meldete sich Bulma zu Wort und drehte ihren Kopf, weil sie keine Antwort bekam.

Ihre Augen wurden groß, dann lächelte sie.

Veg war eingeschlafen.

 

 

Mit dem Ende der Regenzeit begann der Frühsommer auf Vegeta-Sei. Die Luft wurde wieder klarer, weniger drückend und die Temperaturen stiegen an.

Bulma wusste, dass ihr Freund Veg beschäftigt war und nun die Deckung von Regen fehlte, um sich heraus zu schleichen.

Er konnte nicht sagen, wann er wiederkommen würde, aber ihnen war beiden klar, dass er es auf jeden Fall tun würde, wenn der Zeitpunkt günstig war.

Kakarott erreichte sein 14. Lebensjahr.

Geburtstage wurden bei den Saiyajins nicht gefeiert, aber da in diesem Alter die Pubertät und damit der Beginn ins Erwachsenen-Alter begann, war es kein gewöhnliches Alter.

Die Zeit begann, wo Kakarott bald anfangen würde, schnell in die Höhe zu schießen und Mädchen mit anderen Augen zu sehen. Diese waren oft frühreifer und begannen schon im 13. Lebensjahr mit diesem Entwicklungsschritt.

Gine hatte sich im vergangenen Herbst, als Kakarott noch mit seinem Vater unterwegs war, um die Sache mit dem geheimnisvollen, nervigen Mädchen von der Nahrungseinheit gekümmert.

Um wen es sich handelte, war relativ schnell klar gewesen.

Nachdem ihr Junge eine Weile nicht bei ihr auf der Arbeitsstätte aufgetaucht war, um die Rationen abzuholen, war Chi-Chi schüchtern auf Gine zugegangen.

Sie hatte unauffällig versucht, nach Gines „süßen Sohn“ zu fragen, den sie seit längerem nicht mehr hier gesehen hatte. Bei den ungeschickten Versuchen, sie auszufragen, war Gine sofort klar gewesen, wer die Übeltäterin gewesen war.

Sie war erleichtert, dass es sich um Chi-Chi handelte: das Mädchen war zwar übereifrig, wenn sie etwas wollte, aber fleißig, gehorsam und engagiert.

Also hatte Gine betont unschuldig erklärt, dass Kakarott momentan auf Mission war und in nächster Zeit nicht kommen würde.

Mit mehr Finesse hatte sie gespielt sorgenvoll aufgeseufzt und erzählt, wie naiv Kakarott noch war und wie kindlich. So sehr, dass er die ungeschickten Annäherungsversuche eines Mädchens noch nicht mal erkannte und sie als störend empfand.

Ob Chi-Chi wohl wusste, welches Mädchen ihren Jungen so bedrängt hatte?

Es war der Hauptgrund, warum ihr Sohn nicht mehr herkommen wollte.

Chi-Chi war sofort errötet und hatte heftig den Kopf geschüttelt.

Nein, sie wüsste nicht, wer das gewesen sein könnte.

Aber der arme Kakarott. Hach, wie könnte man ihm helfen? Wie ihm aufheitern?

Apropos, was mochte Kakarott denn?

Gine hatte sich nur schwer ein Schmunzeln verkneifen können, als Chi-Chi versuchte, einen Vorteil aus diesem Gespräch zu gewinnen und versuchte, sie auszuhorchen.

Das Mädel war schlau…eine gute Eigenschaft. So jemanden brauchte Kakarott.

Bereitwillig hatte sie daher die Information geteilt, wie gerne ihr Sohn aß und was seine Lieblingsspeisen war.

Als Folge war Chi-Chi daraufhin motiviert wieder an ihre Aufgaben zurückgegangen.

Als Gines Sohn wieder zurück auf den Planeten war, konnte sie ihm die gute Nachricht überbringen, dass es dem Mädchen sehr leidtat und sie nur mit ihm befreundet sein wollte. Sie hatte falsch gehandelt und würde ihm nicht mehr so auf die Pelle rücken. Aber wegen ihrem Übereifer wollte sie ihm beim nächsten Besuch als Entschuldigung ein paar selbstgemachte Süßigkeiten überreichen.

Kakarott war erleichtert, aber auch misstrauisch gewesen. Doch die Aussicht auf etwas Süßes konnte er nicht widerstehen, weshalb er wieder begann, die Rationen abzuholen.

Zur Freude von Chi-Chi, die ihre Lektion gelernt hatte und nun ruhiger und vorsichtiger auf ihn zutrat.

Gine behielt die Kinder beiläufig im Blick und erkannte schmunzelnd das Aufkeimen von junger Liebe. Zwar war Kakarott immer noch auf der Hut, aber er fing langsam an, dem neuen Mädchen zu vertrauen und blieb oft ein wenig länger, um sich mit ihr zu unterhalten.

Doch mit schlechten Gewissen dachte Gine daran, dass sie ihren Kindern immer noch nichts über Sex erzählt hatten: weder Kakarott, noch seine ältere Schwester waren aufgeklärt worden.

(Bei Radditz war sie sich nicht sicher: Bardock hatte es nicht getan, aber vermutlich war der älterer Nappa so freundlich gewesen, zu dem jener eine gute Kameradschaft pflegte)

Sie wussten nichts über die Ursachen der beginnenden körperlichen Veränderungen, Geschlechtsverkehr, Pheromone, sexuelle Anziehungskraft, Begehren; Sex.

Weder sie noch Bardock wollten dieses Gespräch führen und trösteten sich damit, dass Kakarott geistig zu unreif und Bulma zu isoliert lebte.

Gerade bei Bulma kniff das schlechte Gewissen.

Bulma hatte mit 14 Jahren ihre Periode bekommen und dadurch war  es theoretisch möglich, schwanger zu werden. Das war der spätmöglichste Zeitpunkt, wo Eltern, besonders Mütter, in der Pflicht standen, ihre Töchter aufzuklären.

Doch Bardock hatte sein Weib angefleht und becirct, diese Aufklärung nur auf das Notwendigste zu reduzieren.

Was, wenn Bulma wieder zu neugierig wurde; wenn sie erfuhr, dass sie nun fähig war, schwanger zu werden?

Bulma hatte sich endlich mit ihrem Schicksal abgefunden und war ruhiger geworden; also wieso das ändern? 

Was, wenn sie nun einen Gefährten wollte, sich für Sex interessierte oder andere Unsinn?

Gine war eingeknickt und hatte Bulma nur erklärt, dass die monatlichen Blutungen eine Art Reinigungsprozess ihres Körpers waren und was sie dann zu tun hatte.

Eigentlich ein Verbrechen, aber alles, was mit Bulma zu tun hatte, war bereits ein Verbrechen; da war dieser Punkt nur die Spitze.

Da Bulma nur Selypa und ihre Mutter als weibliche Bezugspersonen hatte, stellte sie keine weiteren Fragen. Selypa wusste nicht, was Gine angestellt hatte. So unschuldig und unwissend wuchs normalerweise kein Mädchen auf.

Doch Gine hatte sich von Bardock einwickeln lassen. Nie zuvor hatte sie jemals eine andere Saiyajin eingewiesen und es ihrer Tochter zu erzählen, kam ihr auch merkwürdig vor.

Sie schoben es auf, auf eine ungewisse Zukunft, sahen es nicht als notwendig an.

 

Während der Sommer begann, Gine mit ihren Aufgaben im Dorf beschäftigt war und auch Kakarott nun öfters seine Zeit dort verbrachte, bekam Bulma unerwartet Besuch von ihrem Freund.

Eigentlich hatte sie den Tag in der Tsufuru-Basis verbringen wollen, doch sie hatte seine herannahende Aura gespürt, was diesem Plan ein rasches Ende machte.

In die Basis konnte sie auch später gehen; sie wollte die seltenen Augenblicke mit ihm nutzen. Gemeinsam wanderten sie durch den Wald, in dessen Schatten es kühler war. Da es trotzdem recht warm war, trug Bulma nur kurze Shorts und ein Top, dazu Sandalen. Vegeta hatte seinen kurzärmeligen Overall an, dazu wie üblich den weißen Brustpanzer.

Sie kamen an den alten Chene-Baum vorbei, an dem sie einst zum ersten Mal „Beute und Jäger“ gespielt hatten. Die meisten seiner Blüten waren mittlerweile verblüht und stattdessen entwickelten sich langsam grüne Knollen, die im Herbst als braune, edel glänzende Nüssen vom Baum fallen würden.

Als Bulma ihn darauf hinwies, schmunzelte er plötzlich.

„Ich erinnere mich“ feixte er. „Es war das erste Mal, dass ich dich nackt gesehen habe.“

„Fast nackt“ berichtigte Bulma ihn trocken. „und ich erinnere mich, wie du dich furchtbar deswegen aufgeregt hast. Keine Sorge, so was mache ich nicht mehr.“

„Schade“ hörte sie ihn leise murmeln.

Irritiert starrte sie ihn an.

Er hob anzüglich eine Augenbraue hoch.

Sie verstand immer noch nicht.

Er blieb stumm, nur sein Schweif löste sich von der Taille und peitschte einmal durch die Luft.

Sie wusste nicht, worauf er hinaus wollte und verlegen bückte sie sich, um eine vorzeitige abgefallene Knolle aufzuheben und zu begutachten, anstatt ihn weiter wie eine Blödsinnige anzustarren.

Als Vegeta dabei zusah und eine gute Aussicht auf ihr verlockendes, volles Hinterteil bekam, musste er sich stöhnend abwenden. Schnell fasste er sich an die Nase, ob er ein verräterisches Nasenbluten bekommen hatte.

Es wurde mit jedem Besuch schlimmer.

Seitdem er erkannt hatte, dass Bulma deswegen immer noch wie ein halbes Kind roch weil man sie nicht aufgeklärt hatte und dadurch der Funken fehlte, der zum Entzünden der Triebe nötig war, wartete er sehnsüchtig darauf.

Jedes Mal hoffte er darauf, dass sie endlich von ihren Eltern aufgeklärt worden war, doch stattdessen…nichts, Nada, in den Augen nur die reine, arglose Unschuld.

An ihren Körper haftete immer noch der Geruch von Kindheit, obwohl sie körperlich reif war.

Sie reagierte nicht im Geringsten auf die Pheromone, die er ausstieß, wenn er seinen Schweif  von seiner Taille löste oder auf seine Anzüglichkeiten.

Lange konnte er das nicht mehr aushalten.

Seine Ehre und sein Stolz hielten seine Triebe gerade noch zurück, aber wenn sie dann in so kurzen Sachen wie jetzt vorbeimarschierte, wodurch er einen guten Blick auf ihre körperlichen Vorzüge hatten, kochte sein Blut.

Ihr seidiges Haar und  der elegante Schweif in der exotischen Farbe, die langen Beine, die zierlichen Taille, der volle Hintern, die herrlichen Rundungen ihrer Brüste…immer wieder glitten seine Augen verlangend über ihren Körper.

Bislang hatte Vegeta noch nie so eine Faszination für eine Frau verspürt.

Seitdem er seine eigene Jungfräulichkeit vor drei Jahren verloren hatte und reichliche Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht hatte, konnte er seine Triebe gut kontrollieren.

Sein Körper bekam regelmäßig den Bedarf an simpler Befriedigung, so dass er sich nicht so peinlich benahm wie manche Altersgenossen, die mit großen Augen und sabbernden Mäulern den Frauen hinterherliefen.

Aber bei Bulma war es anders.

Selbst wenn er sich eine kurzfristige Bettgefährtin für eine Nacht schnappte, bekam er sie nicht aus dem Kopf; stellte sich vor, wie es wäre, bei ihr zu legen.

Er kam in Versuchung, die Aufklärung selbst zu übernehmen.

Aber das Gesetz sagte eindeutig, dass es die Aufgabe der Eltern oder nahen Verwandtschaft war.

Auf keinen Fall von einem Fremden und dann noch vom anderen Geschlecht.

Sinn dahinter war, dass der/die unerfahrene Saiyajin nicht falsch beeinflusst und von einem unsittlichen Saiyajin ausgenutzt wurde. Jemand, der sie dann zu Dinge trieb im Namen der Aufklärung ohne ihr Recht der Ablehnung zu erklären; der Beginn einer verhängnisvollen Beziehung. Es ging um das Vermeiden des Ausnutzens  der noch unwissenden, jungen Saiyajins, die selbst noch nicht wussten, was sie mochten und am Anfang dieses Weges standen.

Gerade am Beispiel von Bulma zeigte sich, warum es diese Art von Gesetz bei den Saiyajins gab: isoliert,  ohne Kontakt zu andere Saiyajins, an deren Beispiel und Verhalten sie erste Kenntnisse sammeln konnte.

Er würde Schande über seine Ehre bringen, sollte er diese Aufgabe übernehmen, denn natürlich war es nicht uneigennützig, dass er ihre Aufklärung wollte.

Aber sollte er jemals ihre Eltern treffen, würde er sie deswegen hart bestrafen.

Scheiß darauf, dass sie ihre blauhaarige Tochter geheim gehalten hatten, aber keine vernünftige Aufklärung?

Er bekam hier gerade blaue Eier, weil sie ihre Pflicht nicht einhielten.

Was wäre da die entsprechende Strafe?

Für sie einen Keuschheitsgürtel und für ihn ein Halsband, was ihm  jedes Mal bei einer Erektion einen Elektroschock verpasste?

Hörte sich doch nur fair an, wenn Bulmas Eltern mal selber ein paar Monate zölibatär leben mussten.

Vegetas Finger krallten sich in einen Baumstamm und er atmete tief durch, um jegliche unkeuschen Gedanken aus dem Kopf zu verbannen.

Ohne großen Erfolg, am liebsten wollte er seinen Kopf gegen den Stamm schlagen. Aber das hätte nur zur Folge, dass der Baum brach.

Sie musste doch wenigstens bei ihren Eltern etwas über körperliche Intimitäten gelernt haben; sei es nur durch beiläufiges Beobachten.

Selbst bei seinen Eltern hatte es da Momente gegeben, wie Küssen zum Beispiel.

„Veg, ist alles in Ordnung?“ hörte er sie hinter sich besorgt rufen.

Immer noch in seiner empörten, erzürnten Stimmung gefangen, drehte er den Kopf zu ihr.

„Weißt du eigentlich, was Küssen ist?“ rutschte ihm die Frage raus.

Bulmas Augen wurden bei den Themenwechsel überraschend groß und er biss sich verdrossen auf die Lippen.

Scheiße, warum hatte er sich nicht zurück halten können?

Doch zu seiner Überraschung lachte sie nur heiter auf.

„Natürlich weiß ich, was Küssen ist“ kicherte sie munter. „Ich habe schon öfters geküsst.“

Vegetas Kinnlade fiel verdattert nach unten.

Sie wusste, was Küssen war?

Moment, sie hatte bereits jemanden geküsst?

Eine Welle der Eifersucht zerfraß ihn; zerstörte jegliche Rationalität.

 „Wen?“ knurrte er. Eigentlich sollte er hier in der Einsamkeit keinen Konkurrenten fürchten.

Wer hatte es gewagt, ihren ersten Kuss zu stehlen?

Bulma sah nachdenklich nach oben, zählte dann an den Fingern ab.

„Ähh, mein Vater, meine Mutter, meine Brüder, ab und zu mal meine Onkeln und meine Tante; aber nur, als ich noch sehr klein war“ erinnerte sie sich.

Ein Stein der Erleichterung fiel von Vegetas Brust. Er atmete auf.

Also nur Familienmitglieder, aber trotzdem…

„Wie“ fragte er und näherte sich ihr „Wie genau hast du geküsst?“

Jetzt, wo dieses Thema angesprochen war, wollte er nicht so schnell ablassen.

Onkel, Brüder, Vater? Alles männliche Bezugspersonen und egal ob Familienmitglieder, er hatte schon Storys gehört, wo manche Saiyajins innerhalb der Familie sich verknüpft hatten.

Was, wenn Bulma in so eine seltsame Bande reingeraten war?

 

Verlegen kratzte sich Bulma die Wange.

Als einziges, süßes Mädchen in der Familie hatte sie eine Sonder-Position gehabt, war viel geknuddelt und geherzt worden und hatte diese Liebkosungen auch weiter gegeben.

Umarmungen, Küsse auf die Wange und Stirn und zärtliche Nasen-Küsschen waren keine Seltenheit gewesen, wenn ihre Eltern von ihrer Arbeit wieder gekommen waren.

Auch Bardocks Teamkameraden hatten diese Zeichen der Aufmerksamkeit genossen und verlangt.

Wenn Bulma sich dazu herabgelassen hatten, waren diese rauen Erwachsenen plötzlich ganz verlegen geworden, mit roten Wangen, glückseligen Lächeln und hohen Quieken, was die kleine Bulma belustigt hatte.

Seitdem sie aber 14 Jahre alt geworden war, machte sie so etwas weniger; es war ihr peinlich; sah so kindisch aus. (Obwohl ihr Vater immer noch seine Umarmung und Kuss auf die Wange verlangte, wenn er heimkam. Wenn sie ablehnte, schnappte er sich sie und kitzelte sie, bis sie um Gnade flehte)

„Naja, wie man halt küsst“ antwortete sie verlegen, weil Veg sich vor ihr drohend aufgebaut hatte und seine Antwort verlangte. „Auf die Wange, die Stirn, die Nase, manchmal der Bauch“ erinnerte sie sich. Kakarott hatte als Kleinkind  immer glücklich aufgequietscht, wenn sie ihm den Bauch prustete.

„So, da hast du ja viel Erfahrung“ spottete er und verbarg seine Erleichterung. „Aber was ist mit einem Kuss auf den Mund?“

„Ihh, der Mund?!“ lachte Bulma verlegen auf „Wen sollte ich den auf den Mund küssen?“

So etwas hatte vor ihren Augen nur ihre Eltern getan und erklärt, dass es ein Ding zwischen Gefährten war.

Bulma hatte aber keinen Gefährten, also warum sollte sie jemanden auf den Mund küssen?

Sie wandte ihren Blick ab bei Vegs überheblichem Lächeln und guckte scheu auf ihre Füße.

Die Art von Kuss, die er beschrieb, hatte schon öfters ihre Neugier geweckt, aber…

„Das ist eine besondere Art von Kuss, nur für Gefährten“ hatte ihre Mutter ihr mal vor Jahren erzählt, als Bulma sich gewundert hatte, dass ihr Vater nur Gine so küsste.

„Ach so, ich dachte, weil du ihn fütterst“ hatte sie es missverstanden.

„Nein, nein, es ist ein sehr besonderer Kuss. Nur ich darf das“ antwortete Gine schnell und verlegen.

Vorsichtig sah Bulma unter ihren Ponyfransen zu Veg, der sie immer noch spöttisch musterte und ihre Gedanken zu erraten schien: sie hatte noch niemandem auf den Mund geküsst, war aber nun neugierig, wie es sich anfühlen würde. Ihr Blick glitt zu seinen Lippen und blieb dort stehen.

Wie zur Bestätigung ihrer Ahnung trat er noch näher, so dass er direkt vor ihr stand und zog ihr Kinn sanft hoch.

„Soll ich dich auf den Mund küssen“ fragte er leise und bei dieser rauem, heiseren Unterton ging ein schnelles Schaudern über ihr Rückgrat.

„Ich…weiß nicht“ stotterte sie und unwillkürlich glitt ihre Zunge kurz über ihre plötzlich trockenen Lippen, um sie zu befeuchten.

Ein heiseres Stöhnen kam plötzlich von Veg. Immer noch ließ er sie nicht los, zog ihr Kinn zu ihm hoch und hielt sie fest. Das spöttische Lächeln war verschwunden, ernst sah er sie an, konzentriert. Er schien in ihren Gesicht nach einer Bestätigung zu suchen, da sie es immer noch nicht wagte, ihm richtig zu antworten.

Ob er die Neugier in ihren Augen sah? Ob es ihm als Bestätigung ausreichte?

Langsam beugte er sich zur ihr runter, seine Lippen öffneten sich leicht.

Bulmas Herz schlug schneller, auch ihre Lippen öffneten sich etwas, während sich ihre Augenlider senkten. Sie streckte sich ihm entgegen, bot sich ihm an, behielt aber die Augen aus Scheu geschlossen.

Jegliches Geräusch verblasste im Hintergrund, stattdessen schlug ihr Herz so laut, dass es ihren ganzen Körper erfüllte.

Dann waren seine Lippen auf ihren.

Es war ungewohnt, warm, fest und sie wusste nicht, was sie zu tun hatte.

Doch Veg schon, er übernahm hilfreich die Führung.

Seine zweite Hand war plötzlich an ihrem unteren Rücken und drückte sie vorsichtig näher an seinem Körper. 

Er bewegte seinen Mund langsam über ihren. Immer wieder strich er zärtlich darüber und seine Zähne fuhren kurz vorsichtig an ihrer sensiblen Haut vorbei.

Spontan legte sie ihre Hände flach auf seiner Brust ab und folgte zaghaft seinem Beispiel, knabberte nun selbst an seinen Lippen; sachte, mit der unnützen Angst, sie könnte ihn verletzen.

Ein tiefes, genießerisches Brummen aus seinem Brustkorb sagte ihr aber, dass es ihm gefiel und sie wurde mutiger.

Seine Hand unter ihrem Kinn verschwand, streichelte stattdessen runter, von ihren Hals zu ihrem Hinterkopf und vergrub sich in ihren Haaren.

Er übernahm wieder die Führung, der Druck seiner Lippen wurde fordernder.

Überrascht zuckte sie zusammen, als etwas Feuchtes über ihre Lippen fuhr und sie keuchte auf.

Ein fremder Geschmack drang daraufhin sofort in sie ein. Ein warmes, feuchtes, dickes, bewegliches Etwas… Das war seine Zunge?!

Sie quickte erschrocken  auf und schreckte zurück.

Vegeta, der seine Hand immer noch an ihren Hinterkopf hielt, spürte den Widerstand und drängte sie nicht, ließ sie gehen.

Er ging mit seinem Kopf auch schnell auf Abstand und sah sie vorsichtig aus schmalen Augen an.

Bulma atmete heftig und sie führe eine Hand nachdenklich zu ihren Mund, strich vorsichtig über ihre geschwollenen Lippen

Das war alles so neu, so aufregend. Ihr Herz pochte immer noch stark, dabei hatte Veg aufgehört und ihr war so warm, geradezu heiß.

Vegeta schluckte.

Bulmas Augen schimmerten weich unter langen Wimpern, eine zarte Röte auf ihren Wangen und  ihre Lippen waren von seinen Kuss praller, röter und verführerischer.

„Alles  gut?“ fragte er vorsichtig, weil sie sich weder beschwerte noch aus seinem Umarmung winden wollte. „Soll ich weiter machen?“

Sie sah ihn mit großen Augen an.

Wollte er aufhören?

Noch nicht jetzt, sie wollte dieses neue Gefühl noch mehr analysieren.

Sie nickte hastig

„Was hattest du mit deiner Zunge vor“ fragte sie neugierig.

Er schmunzelte und beugte seinen Kopf näher.

„Soll ich es dir zeigen? Gut, dann entspann dich“ raunte er und zog sie wieder an sich.

Bulmas Neugierde war erfrischend,  belustigend, unschuldig und doch erregend

Ihr Geschmack war süß und entfachte einen neuartigen Hunger in ihm.

Sie endlich zu berühren, seine Hände auf ihren Körper zu legen, sie zu schmecken…er wusste, er wandelte in einer Grauzone und nutze Bulmas Neugier auf eine fast unzüchtige Weise aus.

Aber er würde sofort aufhören, wenn er nur eine Spur von Angst oder Abneigung bemerken würde.

Wieder glitt er mit seinen Lippen über ihre, dieses Mal kam sie ihm enthusiastischer entgegen.

Ihre Hände glitten nun weiter nach oben, von seiner Brust zu seinen Schultern und endeten an seinem Nacken, wo sie sich verschränkten.

 Als er vorsichtig ihre Lippen mit seiner Zunge anstupste, öffnete sie diese breitwillig, auch wenn er das erschrockene Zucken ihrs Körpers spürte.

Ganz geheuer war ihr das noch nicht.

Vegeta sah sich selbst nicht als großer Küsser an; dazu hatte er zu wenig Lust auf diese Art von Intimität. Küssen galt als zartes Vorspiel und Erkundigung, dass zu mehr, aber auch zu nichts führen konnte. In seinem Alter, wo man zum Abschluss kommen wollte, hielt man sich nicht lange damit auf und ging direktere Wege. Ebenso die meisten Bettgespielinnen, sie hatten ihre unschuldige Versuche schon lange hinter sich und sahen Küsse als kindisch an. Aber bei Bulma musste er vorsichtig beginnen und da waren Küsse der beste Anfang.

Gerade Zungenküsse gefielen ihm am besten; imitierten sie schließlich den Akt selbst. Ein guter Kuss zeigte gleich, ob die Chemie zwischen einem Paar passte und verdammt…die Chemie hier war hochexplosiv.

Er ließ sich Zeit. Seine Zungenspitze tastete nach ihrer, stupste sie auffordernd an.

Scheu folgte sie seinem Beispiel, glitt über seine. Sie gewöhnte sich an das fremde Körperteil, an seinen Geschmack.

Er zog sich zurück, nun folgte sie ihm, ihre Zunge glitt in seinen Mund, wurde mutiger und strich über seinen Eckzahn, bevor sie, von ihren Wagemut selbst überrascht, wieder zurück glitt.

Keuchend machte sie eine Pause, schnappte nach Atem, da sie noch nicht wusste, wie man atmen und küssen gleichzeitig konnte.

Bulma konnte ihren faszinierten Blick nicht von Vegetas Lippen nehmen.

„Bulma, hör auf mich so zu sezieren. Denk weniger, fühl mehr“ befahl er lachend.

„Woher weißt du das?“ fragte sie ertappt.

„So, wie du mich ansiehst, fühle ich mich wie ein Versuchskaninchen“

Uppps! Ertappt senkte sie den Blick auf seine Brust.

„Schon in Ordnung“ wisperte er, bevor er ihr Kinn anhob und wieder ihre Lippen erstürmte. „Solange ich dein exklusives Versuchskaninchen bin.“

Er erhöhte Druck und Tempo, ließ seine Begierde freien Lauf. Bulma fühlte sich wehrlos und wie in einen Sturm gefangen. Er riss sie mit, weiter in diese neuen Gefühle.

Sein Geschmack, der Druck, diese Berührungen, seine feste Umarmung, ihr starker Herzschlag, sein starker Herzschlag…ihr Körper pulsierte, erbebte…was war das?

So ähnlich hatte sie sich nur mal gefühlt, als er ihren Schweif berührt hatte.

Fühlen, nicht denken, hörte sie seine Stimme wieder im Kopf.

Also schaltete sie das Denken aus und fühlte nur noch, ließ sich von diesem Sturm mitreißen.

Vegeta fühlte, wie sein Instinkt versuchte, die Kontrolle an sich zu reißen. Das Blut rauschte heiß in seinen Adern und sammelte sich an einer bestimmten Stelle.  Wäre sein Tiefschutz nicht, den er verborgen unter der Hose trug, würde er bereits seine verräterische Erektion an ihr reiben.

Aber auch so war er am Verzweifeln: er spürte den Drang, sie auf den Boden zu werfen, seine Hüften stärker an ihr zu reiben, ihr die Kleidung wegzureißen, seine Lippen über jede Stellen ihres Körpers wandern zu lassen…er musste…er wollte…es war zu früh, sie war nicht aufgeklärt, dazu Jungfrau, seine Ehre verbot es ihm …mit letzter Willenskraft ließ von ihr ab.

Beide fühlten sich wie ein gespannter Draht kurz vorm Reißen.

Vegeta ließ sie eiligst los und trat ein paar Schritte zurück.

Bulma fühlte sich ohne seinen Halt kalt und schutzlos und ihre wackeligen Beine zitterten.

Bevor sie zu Boden sinken konnte, fing er sie auf und gemeinsam ließen sie sich langsam auf die Erde sinken.

„Wow“ hauchte Bulma entzückt. „jetzt weiß ich, wieso meine Eltern das so gerne machen“

Er lachte auf, fügte aber schnell hinzu. „So küsst man aber nicht seine Eltern. Nur jemanden, der einem wirklich wichtig ist…auf eine ganz besondere Weise“ sagte er und hielt erschrocken inne.

Damit hatte er quasi zugegeben, dass Bulma etwas Besonders für ihn war.

Vorsichtig sah er Bulma an, deren Augen weit aufgerissen war.

„Wie fühlst du dich?“ fragte er eilig, bevor sie zu einem voreiligen Schluss kam.

Besser schnell das Thema wechseln.

Ihre Fingerspitzen berührten vorsichtig ihre wunden Lippen, während sie versuchte, den Tumult ihrer Gefühle zu ordnen

„Meine Lippen schmerzen“ war das erste, was ihr auffiel.

Er schnaufte belustigt und hob seine Hand, um vorsichtig ihre roten Lippen zu untersuchen.

Es war seine Schuld, er hatte sich am Schluss zu sehr mitreißen lassen und vergessen sich zu zügeln. Bulma war schließlich nicht die Stärkste. Er konnte kein Blut entdecken, keinen Riss.

Aber so rot und prall wie ihre Lippen aussahen, so verlockend…sein Blick wurde starr, verharrte auf jene Stelle.

Bulma bemerkte, wie groß seine Pupillen waren. Sie konnte sich geradezu spiegeln. Sie wirkten hypnotisierend und so verlockend, dass sie trotz der leichten Schmerzen wieder dazu verführt wurde, ihn erneut so zu berühren.

Wie vorsichtig seine Finger ihre Haut berührten…die Hitze entflammte erneut in ihren Körper.

„Aber es hat mir sehr gut gefallen“ hauchte sie sehnsüchtig.

Er blinzelte beim Klang ihrer Stimme und schien langsam wieder in die Gegenwart zu kommen.

„Das ist gut“ sagte er räuspernd und entfernte schnell seine Hand.

„Können wir das wieder machen?“ fragte Bulma vorfreudig.

Vegeta schmunzelte; ihr Eifer gefiel ihm.

Aber dann dachte er daran, wie dunkel die Grau-Zone wurde, wenn sie nach mehr Nachhilfe dieser Art nachfragte. Seine Ehre stand auf dem Spiel. Nie zuvor musste er so eine schwere Entscheidung treffen; wurde er so verlockt, sie zu vergessen.

Natürlich wollte er sie nicht ausnutzen; wollte sie einführen in diesen Genuss, den man ihr selbstsüchtig vorenthielt, aber trotzdem…

„Bulma, haben deine Eltern dir je erklärt…“ er verstummte. Er mischte sich hier gerade in die Erziehung ein und das war nicht seine Aufgabe.

Bulma sah ihn neugierig an. „Was haben meine Eltern erklärt?“

„Äh, diese Art von Kuss…tun sie das auch?“ er suchte eilig nach einem anderen Thema.

Bulma nickte. „Aber sie haben mir gesagt, dass es nur Gefährten tun. Bist du jetzt mein Gefährte?“

„Nein!“ der Ausruf kam heftiger als beabsichtigt und er sah den kurzen Schmerz wegen der Abweisung in ihren Augen.

„Was ich sagen will“ fügte er hastig hinzu „ ist, dass Küssen auf den Mund erlaubt ist, wenn du eine besondere Person triffst, der du dich sehr verbunden fühlst. Jemand, der aber nicht zu deiner Familie gehört. Überleg mal, wir haben gerade unseren Speichel ausgetauscht, das ist…sehr intim…“ er merkte, wie ihm die verlegene Röte in die Wangen schoss.

Vielleicht war es ganz gut, wenn er Bulma nichts über Sex erzählte, denn jetzt fühlte er sich selbst auch gerade wie eine prüde Jungfrau.

Scheiße, wie hatte es Nappa damals angestellt? Obwohl…das erste Mal war für den Kahlen auch nicht einfach gewesen.

„Ich fand, du solltest wissen, wie es sich anfühlt“ sprach er weiter „und weil du mir sehr wichtig bist“ fügte er verlegen hinzu.

Bulma nickte nachdenklich.

„Danke…Du mir auch“ flüsterte sie so leise, dass er die Worte kaum verstand.

Doch als sie in sein Gehirn drangen, überkam in ein Glücksrausch, wie er ihn noch nie gefühlt hatte.

„Lass uns weiter gehen“ sagte er, sprang auf und ging ein paar Schritte, um schnell sein Gesicht vor ihr zu verstecken.

Er musste schnellstens sein Poker-Gesicht aufsetzen und dieses dämliche, glückliche Lächeln aus seinem Gesicht wegwischen; wie peinlich.

 

Die Erinnerungen an Bulmas Küsse und ihren Geschmack suchten Vegeta die nächsten Tage heim. Darum beschloss er, fürs erste wieder auf Abstand zu gehen, selbst wenn er Gelegenheiten bekam, abzuhauen.

Die Versuchung war zu groß.

Was, wenn er sich beim nächsten Mal nicht mehr zurückhalten konnte?

Der plötzliche Befehl des Königs, eines Abends zu ihm zu kommen, war damit eine willkommene Ablenkung.

 

Vegeta schritt zum Arbeitszimmer des Königs.

Es war spät, aber Befehl war Befehl und wenn der König einen sehen wollte…manchmal fiel es Vegeta schwer sich daran zu erinnern, dass es nicht nur sein König, sondern auch sein Vater war.

Er klopfte und nach einem herrischen „Herein“ trat er ein.

„Setzt dich“ sein Vater stand am großen Fenster, drehte sich nicht um.

Doch auf dem Tischchen vor den zwei Sesseln stand wieder eine Karaffe Wein und zwei Gläsern, sowie eine Etagere gefüllt mit kleinen Delikatessen.

Es schien dich damit also nicht um eine dienstliche Besprechung zu handeln.

Vegeta folgte der „Einladung“, setzte sich hin und goss sich ein Glas ein.

Er wartete darauf zu hören, warum sein König ihn wieder hierher bestellt hatte.

König Vegeta sah weiter aus dem großen Fenster hinaus. Man konnte von weitem die bunten Lichter des Raumflughafen sehen und die leuchtenden Streifen der vorbeiziehender Pods.

„Sohn, weißt du, was die größte Pflicht als König der Saiyajins ist“ fragte er nachdenklich und nutzte die Spiegelung des Fensters, um ihm anzusehen ohne den Kopf zu wenden.

Vegeta erwiderte den Blick auf dieselbe Weise; sah ihn indirekt durch die Spiegelung an.

„Der Stärkste zu sein“ sagte er ohne zu Zögern.

Sein Vater lachte nur kurz abfällig auf über diese kindische Antwort. Sein Blick wanderte wieder zu den Lichtern in der Ferne.

„Seine größte Aufgabe ist es, das Überleben dieses Volkes zu sichern“ beantwortete er seine eigene Frage ruhig.

Er sah den verständnislosen Blick seines Sohnes und drehte sich zu ihm um.

Es wurde Zeit, ihm die Geschichte seines Volkes zu erzählen und seine Lebensaufgabe.

„Wir Saiyajins sind ein Volk, dass den Kampf liebt und von Instinkten getrieben wird, die andere Rassen als primitiv und tierisch verachten. Teilweise haben sie sogar Recht. Wenn ein Saiyajin etwas sieht, was ihm gefällt, dann nimmt er es sich, ohne groß an die Konsequenzen zu denken. Wer stark ist, bestimmt alles. Das ist das älteste Gesetz in diesem Universum. Es kann aber auch zur Ursache für unseren eigenen Untergang werden“ begann er und näherte sich seinem Sohn.

 

Vegeta erkannte, dass dies eines der Vorträge sein würde, wie sie sein Vater früher mit ihm abgehalten hatte. Stumm wartete er ab, was sein Vater ihm erzählen würde.

König Vegeta zeigte mit einem Finger auf eine alte Steintafel an der Wand, die fast unauffällig in einer Nische hing.

Die grob geschnitzten Figuren waren dank ihrer Schweife als Saiyajins erkennbar. Einige waren als Ozarus abgebildet worden. Verschiedene Saiyajins standen sich in kämpferische Pose gegenüber, während im Hintergrund ein großer Kreis den Vollmond darstellen sollte. Andere grobe Striche sollten wohl Berge und Bäume darstellen.

„Dies ist eines der letzten Überbleibsel von unserem einstigen Heimatplaneten Sadala und sie erzählt das Geschehen, was zu unserem Beinahe-Untergang geführt hätte“ erklärte der König. „Einst bestanden die Saiyajins aus mehreren Stämmen, mit verschiedenen Haar- und Augenfarben, die auf einem riesigen Planeten lebten. Es gab dort drei Monde und der Planet war von hohen Bergen und tiefen Wald bedeckt. Dazu gab es weite Ebenen, wo sich unsere Vorfahren unter dem Vollmond verwandelten und frei umher streiften. Doch dann…“der König verstummte und warf seinen Sohn einen verschmitzten Blick zu. Der rollte genervt die Augen. Er war kein kleines Kind mehr und auf eine Märchenstunde a la Super-Sayajin hatte er keine Lust.

„Und was dann?“ fragte er ungeduldig, weil sein Vater nicht weiter sprach und auf diese Frage wartete.

„Dann passierte das, was immer passiert, wenn Nahrung knapp wird oder zwei Völker sich zu nahe kommen. Ein Krieg brach aus unter den einzelnen Stämmen. Ein Stamm, der aus aggressiveren, schwarzhaarigen und schwarzäugigen Saiyjins bestand, besiegte die anderen und übernahm die Vorherrschaft, ihre Vorräte und Jagdgründe. Doch da die andere Stämme ebenfalls aus Saiyajins bestanden hatte und der Planet häufig im Licht einen Vollmondes badete, sorgte die Zerstörung dafür, dass die Sieger nicht viel von ihren Gewinn hatten. Der Planet fing an zu sterben, die Natur erholte sich nicht, die wenigen Überlebenden fanden kaum noch etwas zu essen. Es wäre der Untergang für unsere Rasse gewesen, wenn nicht zufällig ein Forschungsschiff der Tsufurianer gelandet wäre, was die Flüchtlinge mitnahm.“

Vegeta nickte. Sein Lehrer Gurki hatte ihm früher davon erzählt. Die Überbleibsel von Technologie auf diesem Planeten stammten von dieser Rasse ab. Er wusste, dass die Saiyajins einst alle Tsufurianer besiegt hatten.

König Vegeta nickte gefällig. Sein Sohn war nicht unwissend, dank der guten Ausbildung.

Trotzdem wiederholte er zur Sicherheit: „Die Tsufurujins waren ein Volk von kleiner, gedrungener Statur aufgrund der hohen Schwerkraft, aber mit hoher Intelligenz gesegnet, dazu sehr sanftmütig. Sie sahen unser kleines Volk nicht als Bedrohung an und wussten nichts von unseren Eigenheiten. Sie dachten, wir wären nicht besser als wilde Tiere und überließen uns einen Teil ihrer unbewohnten Gebiete wie die Wüste. Dort, in den Schatten der Berge gruben sich unsere Väter und Mütter Höhlen. Sie jagten die Tiere und trugen ihre Felle als Kleidung. Sie erfuhren, dass es auf diesen Planeten ebenfalls einen Vollmond gab, der aber seltener erschien als auf Sadala und beschlossen, diesen fruchtbaren Planeten zu übernehmen. Anstatt in Höhlen, sollten wir selbst in diesen Städten leben und herrschen. Wie es ausgegangen ist, weißt du. Mein Großvater, Vegeta der Erste, führte sie an. Zwar waren sie nur wenige, aber dank dem strategischen Vorteil des Vollmondes, schafften sie es, innerhalb einer Nacht die Streitmacht der Tsufurujins zu vernichten. Der klägliche Rest wurde innerhalb weniger Tage aus seinen Verstecken getrieben und vernichtet. Seitdem heißt der Planet Vegeta-Sei und unsere Familie bewohnt den Königspalast.“ Er sah seinen Sohn bedeutsam an.

Dieser versuchte, sich an dieser seltsamen Konversation zu beteiligen. Etwas war ihm eben im Vortrag aufgefallen.

„Du sagtest, es hätte auf Sadala noch andere Saiyajin-Völker mit anderem Aussehen gegeben?“ erinnerte er sich und versuchte sein Interesse zu verbergen.

Das Gesicht einer fremdartigen Schönheit, obwohl Saiyajin, tauchte vor seinen Augen auf.

Bulmas Haare, Augen und Schweiffarbe, weshalb man sie versteckt hatte.

War das die Ursache?

Keine Mutation oder Krankheit, sondern rezessive Gene?

Eine Laune der Natur; nichts weiter?!

Der König zuckte mit den Achseln. „Ein paar Überlebende der anderen Stämme gab es ja noch, die ebenfalls im Raumschiff mitkamen. Aber die dominanten schwarzen Haare und Augen haben sich durchgesetzt, vor allem weil die meisten der Überlebenden diese Merkmale besaßen. Denk daran, es war der Stamm, der gesiegt hatte. Manchmal kommt es vor, wie bei mir, dass einige Saiyajins dunkelbraune oder mal rote Haare habe. Es sind die letzten Erinnerungen an diese Stämme, an die sich keiner mehr erinnert. Schatten unserer Vergangenheit, die nur noch in unserer DNA versteckt sind“ er strich sich durchs rotbraunen Haar, als Betonung seiner Worte. „Einige  dieser Saiyajins sollen friedlicher Natur gewesen sein, reine Pflanzenfresser, nicht an Kämpfe interessiert und daher schwächer. Aber wohl auch intelligenter. Es war vor allem ihnen zu verdanken, dass die Tsufurianer überzeugt wurden, die Flüchtlinge aufzunehmen. Sie dachten, dass alle Saiyajins so wären. Was für einen Fehler“ er lachte schadenfroh auf „Nun, seit mehreren Jahrzehnten besteht unser Volk daher nur aus schwarzhaarigen Saiyajins, mit manchen Ausnahmen Die sind nichts weiter als simple Zufälle, die unwissende, abergläubische Trottel nicht verstehen. Naja, wie du weißt, leben wir nicht in der Vergangenheit, sondern im Hier und Jetzt. Wir reden nicht über unseren Ursprung. Gäbe es nicht Saiyajins wie Gurki, die als Historiker die letzten Überbleibsel und Annalen im königlichen Archiv verwalten, wüsste selbst die Königsfamilie nichts mehr über unsere verlorenen Heimat.“

Vegeta behielt sein Poker-Face auf und zeigte nichts von seiner Erkenntnis.

Bulmas Eltern hatten einst befürchtet, man würde ihr Kind für eine Mutation, einen Defekt handeln, dabei war sie nur eine Kombination rezessiver Gene.

Sie blieb trotzdem eine reine Saiyajin.

Interessant…aber zurück zum Thema.

„Vater, warum diese Geschichtsstunde?“ fragte Vegeta ungeduldig.

„Um dich auf deine Aufgaben vorzubereiten. Du denkst, Stärke ist alles, aber es gibt Saiyajins, die dich übertreffen. Das macht sie aber nicht gleich zu einem König“ erwiderte sein Vater und überreichte ihn eine Mappe mit der stummen Aufforderung, sie zu lesen.

Vegeta blätterte sie durch und stutzte.

Ein Junge namens Broly….zuletzt gemessenen Kraft lag bei 25.000…bei einem Alter von neun Jahre… diese Messung lag einige Jahre zurück. Jetzt, Jahre später, konnte der Wert also noch größer sein. Sein Mund wurde trocken bei dieser Information.

Fassungslos sah er seinen Vater an, aber er nickte nur bestätigend.

Die Informationen waren wahr.

„Warum hast du mir nie von ihm erzählt?“ fragte Vegeta heiser. Ein nervöses Schaudern glitt über seinen Nacken und er schlug schnell die Mappe zu.

Bislang hatte er nie jemanden fürchten müssen. Seine Stärke übertraf jeden Saiyajin und jeden Krieger der bekannten anderen Rassen in dieser Galaxie. Aber dieser Broly…

„Brolys Mutter starb bei seiner Geburt und der Junge wuchs die ersten drei Jahre in einer Brutkapsel auf. Als er erwachte, warst du auf dem Weg zu deiner Initiationsreise mit deinem Gefolge. Ich ließ ihn und seinen Vater heimlich beobachten, aber es zeigte sich, dass der Junge geistig schwach war. Sensibel und psychisch labil. Er weinte oft und floh vor Kämpfen mit Gleichaltrigen. Ich war beruhigt und ließ die Überwachung einstellen. Aber in seinem neunten Lebensjahr muss ihm jemand so sehr provoziert haben, dass sein Instinkt als Saiyjain erwachte. Er brachte beinahe die Hauptstadt in seinem Blutrausch um, hätte man ihn nicht rechtzeitig aufgehalten Broly ist das Paradebeispiel eines Saiyajins, wie ich es dir gerade erklärt habe. Stark, aber instinktgetrieben, ohne Selbstkontrolle. So jemand darf niemals unser Volk anführen. Aber einige Dummköpfe würden so einen starken Krieger ohne Nachdenken folgen. Er wäre unser Untergang. Also habe ich ihn und seinen Vater zur Strafe für ihr Blutvergießen gegen das eigene Volk verbannt“ erzählte der König.

Er schenkte sich ein Glas mit einer edlen, roten Flüssigkeit ein und überreichte auch seinen Sohn ein Glas.

„Steht er immer noch unter Beobachtung?“ fragte Vegeta und nahm das Glas an.

„Er stand…“ fing sein Vater an und trank das Glas aus. „ Ich habe dafür gesorgt, dass sie auf einen unbewohnten Planeten stranden, am Ende der uns bekannten Galaxie.  Mein Spion hat Raumschiff und Funkgerät sabotiert. Die beiden sitzen damit auf einen fernen, unbewohnten Planeten fest, ohne Funkkontakt. Wir beide sind die einzigen, die wissen, wo sie sich befinden“

Vegeta fühlte darüber ein peinliches Gefühl der Erleichterung.

Sein Vater hatte ihn damit einem gefährlichen Konkurrenten vom Leib geschafft.

Das war…fast nett…

„Ich verstehe“ sagte er langsam. Die Worte seines Vaters machten nun Sinn, ebenso, warum er die Geschichte der Saiyajins nochmal zusammengefasst hatte.

All die vielen Reisen, die Vegeta in seiner Kindheit unternehmen musste, die letzte diplomatische Mission, die Aufgaben und  Audienzen…sein Vater hatte damit seine Ausbildung als fähiger Herrscher im Blick gehabt.

Aber trotzdem…Vegeta war verwirrt.

Es sah auf seltsame Weise fast liebevoll aus, wenn der König sich so um seinen Sohn gesorgt hatte. Aber was war mit seinen Spionen, diesen Beobachtungen, diese klebrigen Blicke?

Warum erhielt er keine Befehlsgewalt und musste immer noch sich vor dem König verbeugen?

Vegeta schluckte, bemühte sich eilig um eine eisige Miene und sah seinen Vater scharf an.

Das Gespräch war noch nicht zu Ende.

Der König wollte auf etwas hinaus, sonst wäre er nicht hier.

Die Informationen hätte man auch am nächsten Tag besprechen können.

Dieser Fall mit Broly hatte ihm gezeigt, wie taktisch und berechnend der König agierte.

„Warum bin ich hier?“ fragte er misstrauisch.

Der König lachte.

„Weil ich dich loben will, mein Sohn“ sagte er. „Seit deiner Rückkehr hast du dich gut bewährt. Besonders deine letzte Reise war ein großer Erfolg für unsere Rasse.“

„Tatsächlich?“ Vegeta blieb misstrauisch, auch wenn er ein stolzes Schmunzeln nicht unterdrücken konnte.

Ein Lob seines Vaters, was für eine Seltenheit; aber auch wie komisch.

Sein Vater hielt ihn immer noch für den folgsamen Sohn und wusste nichts von seinen Fäden, die er im Hintergrund zog oder seine Besuche bei Bulma.

Er hob den gefüllten Kelch an seine Lippen.

Die Augen des Königs verengten sich berechnend und seine Lippen formten ein spöttisches Lächeln.

„Besonders angetan war ich, wie du deine Spielchen mit den Ministern spielst und dir heimlich ein neues Elite-Team aufbaust. Trotz meines Befehls, dass man ein gewisses Power-Level benötigt, um als Krieger zu gelten. Du hast dich damit gegen meine Order gestellt“ sprach er ruhig.

Für eine schreckerfüllte Sekunde blieb der Wein in Vegetas Hals stecken bevor er sich wieder zusammenriss und ruhig schluckte.

Er zeigte keine Angst, keine Furcht und stellte den Kelch ab. Er lehnte sich tiefer in den Sessel und faltete die Hände. Sein Vater sah ihn hämisch an; schadenfroh, weil er seinen Sohn überrascht hatte.

Doch sein Sohn würde ihm nicht die Freude machen und vor ihm kriechen oder falsche Entschuldigungen faseln.

Der König lachte leise, angetan von diesem störrischen Blick.

„Du denkst, ich bin sauer auf dich, stimmt’s“ forderte er seinen Sohn zum Sprechen auf. „Aber das Gegenteil ist der Fall. Du hast damit nur gezeigt, wie würdig du bist, als König zu herrschen. Sag mir, Sohn, hätte ich dir den Thron als Geschenk angeboten, hättest du angenommen?“

Vegeta schüttelte den Kopf. „Es hätte für mich wie eine Falle ausgesehen“ gab er zu, immer noch unsicher, wie viel sein Vater wusste, was er plante und warum er immer noch so amüsiert und in guter Laune war.

König Vegeta klatschte spöttisch zweimal in die Hände.

„Bravo, genau. Denn wir Saiyajins misstrauen solche Geschenke ohne Gegenleistung. So was kann nur eine Falle sein. Darum wollte ich sehen, wie du dir heimlich deine eigene Machtbasis aufbaust. Du hättest auch den einfachen Weg gehen und mich einfach vernichten können.“

„Tatsächlich habe ich sogar mal daran gedacht“ gab Vegeta zu und lächelte nun auch spöttisch. „aber dann dachte ich mir, dass ich einen Haufen Arbeit dadurch hätte, wenn ich das tue. Außerdem ist man als Zehnjähriger einfach nicht alt genug, um als König respektiert zu werden, selbst wenn man ein starker Saiyajin ist.“

„So weise und das mit Zehn“ der König lachte laut auf und verdrängte damit die unangenehme Wahrheit, dass sein Sohn bereits in dem Alter stärker gewesen war.

Beide schmunzelten und tranken einen weiteren Schluck Wein.

Vegeta wählte seine nächsten Worte mit Bedacht.

„Also wusstest du von meinen Plänen. Auch…die Sachen, die nicht direkt damit zu tun haben?“ fragte er vorsichtig.

Noch war er nicht völlig überzeugt, ob sein Vater über sein größtes Geheimnis Bescheid wusste und musste vorsichtig nachbohren.

Sein Vater brummte amüsiert. „Wie die Sache mit Aubergie damals? Das hat sie mir persönlich erzählt. Das Weib war verdammt nervig und hat sich keifend über dein Benehmen beschwert. Als ich sie fragte, wie sie dich provoziert hatte, wurde sie aber ganz still. Auch hier hast du Ehre gezeigt und richtig reagiert, anstatt zu nehmen, was sie schamlos angeboten hat.“

Vegeta verbarg jegliches Anzeichen der Erleichterung.

Also wusste niemand von Bulma. Seine Vorsicht hatte sich ausgezahlt.

 

Der König sah seinen Sohn ernst an. Schluss mit den Späßchen!

„Es ist soweit, dass du tatsächlich auf den Thron sitzen kannst“ verkündete er.

Vegetas Augen wurden groß. Ehrlich gesagt war ihm das noch zu viel. Er wollte noch nicht König sein.

So was hatte es in der Geschichte auch nicht gegeben: ein König, der freiwillig abdankte?

Doch bevor er seine Einwände geben konnte, unterbrach sein Vater ihn.

„Ja, ich weiß, normalerweise ist das nur der Fall, wenn der Vorgänger stirbt. Du hättest die Macht, mich zu töten, aber ich weiß, dass du dich gegen so ein barbarisches Verhalten wehrst. Auch weil du erkannt hast, dass du ohne eigene Machtbasis es mit meinen loyalen Untergebene zu tun hättest, die dir Schwierigkeiten bereiten können. Du bist so schlau und vorausschauend geworden, wie ich es mir gewünscht habe. Deine vielen Lehrer, die du in deiner Kindheit hattest, haben sich bewährt“ lobte er seinen Erziehungsstil.

Sein Ziel, seinen Sohn als König vorzubereiten und seine Position vor einen tumben Idioten wie Broly zu sichern, war damit erfüllt.

„Vorauf ich hinaus will, ist eine Art Übergangszeit. Du sollst als mein Verwalter tätig werden“ erklärte er.

Neugierig beugte sich Vegeta vor. Was hatte sein Vater vor?

„Heute habe ich das neueste Raumschiff von Aurelius erhalten. Bei deinem letzten Treffen mit ihm auf Altharwa hast du ihn beeindruckt. Das schaffen nicht viele. Er ist auf meinem Expansions-Vorschlag eingegangen. Wie du weißt, ist unser Quadrant unter Kontrolle, es gibt keine neuen Planeten zu entdecken und erobern, weshalb neue Expeditionen nötig sind, damit wir Geld verdienen. Der Bedarf an lebensfähigen Planeten ist ungebremst. Eine neue, gefährliche Mission, für die Saiyajins am besten geeignet sind. Die nötige Technologie für so eine lange Reise sponsert Aurum, damit sie zuerst an die besten Ressourcen kommen…und ich und meine Elite-Krieger werden diese wichtige Mission persönlich übernehmen.“

Vegeta sah ihn überrascht an. Eine solche Mission konnte lange dauern, mehrere Jahre.

Wie lange war es her, dass sein Vater überhaupt auf Mission gegangen war?

Der König fuhr fort.

„Während meiner Abwesenheit brauche ich einen Mann, der die Stellung hält und niemand ist dazu besser geeignet als du.  Ich will dich zum Skattkönig ernennen. Dieser neuer Titel erlaubt dir, als zweiter Mann auf Vegeta-Sei zu herrschen, solange ich abwesend bin. Du bist damit weder Prinz noch König, sondern auf einer Zwischenstufe. Trotzdem erhältst du damit mehr Macht.“

Vegeta ließ diese Neuigkeit sacken.

Solange sein Vater unterwegs war, blieb er damit die mächtigste Person auf den Planeten.

Endlich hatte er die Befehlsgewalt über die Armee und das Volk und konnte die Zügel selbst in die Hand nehmen. Gesetze entwerfen, Dinge neu anordnen, seine eigene Missionen aussuchen.

Denn was konnte der König schon dagegen tun, wenn er in einer anderen unbekannten Galaxie war, Lichtjahre entfernt, um einzugreifen.

Trotzdem blieb er von bestimmten Dingen befreit, wie sich eine Königin auszusuchen, denn…ER WAR JA NICHT OFFIZIELL KÖNIG!

Die Minister mit ihrer weiblichen Verwandtschaft mussten ihn in Ruhe lassen oder er würde ihre Anfragen als Hochverrat gegen den aktuellen König Vegeta den Dritten „missverstehen“.

Sein Vater sicherte sich damit aber seine Position, musste nicht abdanken, hatte einen treuen Verwalter in der Heimat und konnte sich auf den Spaß vor sich konzentrieren…neue Planeten finden, sie zu erobern…da wurde sogar Vegeta etwas neidisch.

„Fantastisch“ murmelte er und sah seinen Vater beeindruckt an.

Der grinste arrogant. „Ich weiß, ich bin brillant. Ich freue mich sehr auf diese Reise. Seit Jahren bin ich zu so etwas Spannendes nicht mehr gekommen. Ich hatte Frauen, gutes Essen und ein paar kleine Scharmützel, aber sie haben mich weich gemacht. Das ist nicht der Lebenssinn eines saiyanischen Krieger.“

Er schenkte den letzten Rest Wein in die Kelche und beide stießen miteinander an; vorfreudig grinsend.

„Morgen werde ich die Stellungnahme dazu abgeben. Vor allen wichtigen Saiyajins im Thronsaal werde ich dich offiziell zum Skattkönig ernennen“ erklärte der König.

„So schnell? Wann willst du los?“ fragte Vegeta überrascht.

„Gleich danach. Die Vorbereitungen laufen schon seit längerem. Wir haben nur noch auf das Raumschiff gewartet, um es zu beladen“ antwortete sein Vater lausbübisch.

Vegeta verschluckte sich fast an seinem Wein bei der Erkenntnis, wie lange sein Vater schon an diesem Plan gearbeitet haben musste.

War das der Grund, warum er seinen Sohn auf die letzte diplomatische Mission geschickt hatte?

Um all den wichtigen Herrschern der andere Planeten die Macht seines Sohnes und zukünftigen Herrschers zu präsentieren und Aurelius zum Sponsoring seiner Expedition zu bringen?

Zuvor hatte er dafür gesorgt, dass sein Sohn über die Verwaltungsarbeit eins Königs aufgeklärt wurde…also deshalb all diese Schreibtischarbeit und dann diese Reise!

Verdammt, er hatte sich hier echt zum Narren gemacht.

Um zu so einem taktischen, manipulativen Mistkerl wie sein Vater zu werden, fehlte ihm noch was an Grips.

Vegeta war damit mehr in seinem Stolz getroffen, als er es zugeben wollte, nicht zuletzt auch wegen der Neuigkeit, dass es einen stärkeren Saiyajin im Universum gab als er selbst.

Er setzte den Kelch ab und stellte sich auf. Mit einer leichten Verbeugung verabschiedete er sich.

„Dann sehen wir uns morgen“ erkannte er schlicht.

Sein Vater nickte gefällig. „In den Morgenstunden. Ich kann es kaum erwarten, in die Gesichter der eitlen Mistsäcke zu sehen, wenn ich diese Überraschung verkünde. Du weißt ja jetzt, wenn du trauen kannst oder nicht. Ich weiß, dass du mit diesem Rat fertig wirst und unserem anstrengenden Volk.“

„Natürlich, Vater. Ich wünsche dir eine erfolgreiche Reise für dich und unsere Rasse“ sagte Vegeta schmunzelnd zum Abschied und verließ den Raum.

Kaum war die Tür geschlossen, lehnte sich König Vegeta entspannt in seinen Sessel zurück.

Endlich war sein Sohn soweit, dass er die lästigen Arbeiten erledigen konnte.

Zeit für etwas Spaß für sich.

Zu lange hatte es ihn genervt, dass der Bengel ein höheres Power-Level erreicht hatte als er selbst: zwar war er stolz, aber auch eifersüchtig gewesen.

Doch nicht mehr lange.

Diese Reise in unbekannte Gefilde und das neue Geschenk, das er kürzlich erhalten hatte, würden ihn auf ein neues Level bringen. Mit Macht und Reichtum würde er zurückkehren.

König Vegeta lachte leise auf, während er aufstand und hinter der antiken Steintafel einen Safe öffnete.

Eine Schale mit roten, klobigen Früchten stand dahinter; Früchte vom Baum der Macht.

Damit konnte man für kurze Zeit sein Powerlevel gewaltig erhöhen.

Den Entdecker der Früchte hatte er als Lohn zum Mittelklasse-Krieger ernannt, der ihm die erste Ernte überlassen hatte. Sie würden ihm einen Vorteil geben, sollte er auf stärkere Völker treffen.

Was könnte ihm damit schon geschehen?

 

 
 

 

Ende der Täuschung

 

Ende der Täuschung, Ahnung der Wahrheit

 

 

 

Die Überraschung, welche Position der König seinem Sohn überreichte, war bei allen Saiyajins groß.

Man konnte sich kaum davon erholen, da verschwand der Verursacher des Chaos mit dem Großteil der Elite-Kämpfer im neuen, modernen Raumschiff und ließ ein verwirrtes Volk zurück.

Skattkönig Vegeta…einen solchen König hatte es noch nie gegeben und aus Gewohnheit sprach man immer noch von PRINZEN Vegeta; schließlich war er noch kein richtiger König.

Doch der junge Anführer zeigte schnell, dass er sich von den Formalitäten nicht aufhalten ließ und machte sich dran, das System umzukrempeln.

Seine Konzentration lag dabei auf der Armee. Zwei Drittel der Elitekrieger waren mit auf die königliche Mission gegangen und die Streitmacht hatte damit wichtige Kommandanten und Schlagkraft verloren.

Da schon lange die jungen Saiyajins wegen dem Auswahl-Prozess gemurrt hatten, musste hier nachgebessert werden. Doch ihre Ausbildung sollte nicht vergeblich sein; suchte der neue Anführer doch nach Saiyajins mit mehreren Talenten.

Ab sofort sollte nicht mehr nur das Power-Level ausschlaggebend sein. Deswegen musste aber neue Prüfungsmethoden entwickelt werden.

Die jungen Saiyajins freuten sich drauf und konnten es kaum erwarten, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Sie waren begeistert vom neuen, jungen, starken König, der so voller Elan seine Karriere begann.

Skattkönig und Prinz Vegeta IV merkte jedoch nach wenigen Tagen auf der neuen Position, wie sein Vater ihn gelinkt hatte.

Er hatte nicht davon gesprochen, so viele Elitekrieger mitzunehmen. Für die Armee war das ein schwerer Schlag und die neuen Bedingungen, um als Krieger zu gelten, umso wichtiger.

Damit war man aber in Eile, wenn es um die Ausbildungszeit ging und musste sie mehr verkürzen, als der Prinz geplant hatte.

Dann erfuhr Vegeta auch noch von den Früchten des Baumes der Macht: die gesamte erste Ernte hatte sich der König unter den Nagel gerissen und neue Früchte gab es noch nicht.

Der betreffende Saiyajin, der als einziger ihr Anzucht-Geheimnis kannte, war wieder auf Suche nach passenden Planeten und noch nicht zurück von der Reise.

Da der König auch nicht tot war, durfte sein Sohn an bestimmten Dingen nichts ändern. So durften dessen Mätressen  immer noch im Harems-Flügel verbleiben. Vegeta hoffte für diese fünf nervige Weiber, dass sie ihn ja in Ruhe ließen. Auf Zickenkämpfe hatte er keine Lust.

Neben den Bedürfnissen seines eigenen Volkes musste er mehrere Anfragen von anderen Planeten per Tele-Bildschirm empfangen. Die plötzliche Abreise des Herrschers der Saiyajins hatte nicht nur sein Volk, sondern auch die anderen Planeten überrascht und alarmiert. (bis auf Aurum, die sich diebisch fröhlich die Hände rieben)

Vegeta musste nun auch noch den Posten als Repräsentant der Saiyajins  bei der Föderation übernehmen. Das bedeutete weitere Meetings und interplanetarische Verhandlungen.

Der Stress und die Arbeit häuften sich von Tag zu Tag.  Radditz und Nappa mussten ebenfalls hart anpacken…Im übertragenden Sinn, denn es war keine körperliche Arbeit.

Termine koordinieren, Gäste empfangen und ungebetene Störenfriede hinausbegleiten, Meetings organisieren, Informationen sammeln und zusammenfassen, nebenbei neue Leute einarbeiten.

Radditz war aber nicht unzufrieden. Kürzlich hatte er eine neue, schnelle Ki-Blitz-Attacke entwickelt, die er beidhändig ausführen konnte und mit Vegetas neuer Position war er auch im Rang gestiegen.

Sein Sold war gestiegen und viele Saiyajins baten ihm um Hilfe und Gefallen, weil er dem neuen Anführer so nahe stand.

Er war stressresistenter und besser vorbereitet im Organisieren als Nappa, der ganz schön ins Schwitzen kam mit dieser Art von Aufgaben.

Frauengeschichten waren damit mal kein Thema.

Radditz war so zufrieden und selbstsicher geworden, dass er beim nächsten Überraschungsanruf von Kakarott ohne Nachdenken zustimmte: er ließ sich von seinem Bruder herausfordern.

 

Bulma rieb sich die kalten Arme. Hätte sie bloß daran gedacht, eine Jacke mitzunehmen.

In den Bergen war es kühler und man merkte den Anfang des Herbstes hier schneller.

Borgos, der neben ihr stand, stellte sich beschützend vor sie, um sie vor den kalten Wind abzuschirmen.

Dankbar lächelte sie den sanften, hässlichen Riesen an und schaute wieder nach unten.

Bulma, ihre Eltern und Bardocks Teamkameraden waren als Zuschauer und Schiedsrichter mit in die Berge geflogen, um Radditzs und Kakarotts zweiten Kampf zu beurteilen.

Borgos hatte Bulma fürsorglich getragen, da keiner der Erwachsenen wusste, dass sie eigenständig  fliegen konnte. Er hatte den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Bulma nicht aus Versehen vom Kampf ihrer Brüder getroffen wurde.

Wäre es nach Bardock gegangen, würde Bulma zu Hause bleiben, aber als er es ansprach, sah sie ihn so wütend an, keifte dabei erzürnt und auch der Rest der Familie stellte sich empört gegen ihn.

In den Bergen waren sie sicher vor fremdem Blicken, niemand würde sie stören und  Bulma könnte, wenn nötig, ihre Brüder aufhalten, sollte der Kampfrausch sie übermannen.

So wie sie sie bei deren letzten Kampf auch geschafft hatte.

Stolz beharrten Radditz und Kakarott drauf, dass ihre Schwester bei diesem Kampf dabei war, um sie anzufeuern.

So hatte Bardock grummelnd einknicken müssen.

 

Bardock flog hoch oben, Gine und der Rest des Teams hatten sich weit von den Kämpfern an den Klippen aufgestellt, um eine gute Aussicht zu haben.

Kakarott trug wieder seine Rüstung, sein Gesicht war ernst, aber sein Mund lächelte vorfreudig.

Radditz stand ihm gegenüber, die Arme selbstsicher verschränkt und mit höhnischen Blick auf den kleineren Gegner.

Beide trugen keine Scouter, damit ihnen niemand einen Tipp geben konnte. Ihre Schweife kräuselten sich aufgeregt hinter ihnen.

Besorgt sah Bulma auf das Paar.

Als Kakarott am vergangenen Tag aufgeregt in ihrer Hütte gelaufen war, um ihr zu berichten, dass er endlich seine Revanche erhielt, war sie besorgt gewesen.

Nicht wegen seiner Stärke, denn er war Radditz mehr als ebenbürtig.

Sondern, ob er sich dadurch nicht verraten würde. Ihr Vater würde ihm nach einem Sieg vielleicht früher auf Mission nehmen und sie war noch nicht so weit mit ihren Vorbereitungen.

Sie hatte Kakarott als Kind geschworen, dass sie nicht zulassen würde, ihn als Killermaschine missbrauchen zu lassen und bis dahin das Raumschiff der Tsufurujins zur Flucht vorbereitet zu haben.

Ihr Zeitlimit war Kakarotts 16. Geburtstag, denn dann wollte Bardock ihn ursprünglich als offizielles Team-Mitglied aufnehmen.

Bis dahin waren es noch anderthalb Jahre und die Startbahn war immer noch nicht fertig.

„Keine Sorge“ hatte Kakarott sie beruhigt. „Ich habe einen Plan. Anstatt mit voller Stärke zu kämpfen, werde ich ihn ermüden und dann seine Schwachstelle attackieren. Dadurch werde ich siegen, ohne zu viel Kraft zu zeigen“ hatte er erklärt. Kakarott lächelte sie selbstbewusst an. Den Plan, Radditz zu besiegen, hatte er schon seit Jahren und sich entsprechend vorbereitet.

Endlich bekam er seine Chance, dem Großmaul zu zeigen, dass er nicht mehr die Schande der Familie war.

Bardock schwebte in der Luft und sah sich prüfend mit seinem Scouter um.

Keine fremde Power-Level oder jagende, umherfliegende Himmelsherrscher zu entdecken.

Seine Kameraden waren weit verteilt, Gine hatte einen Korb mit Verbandsmaterial dabei und Borgos beschützte Bulma wie eine Wand.

Alles war vorbereitet.

„Beginnt“ brüllte er nach unten und gab damit das Startsignal.

Radditz stürmte sofort los und attackierte erbarmungslos seinen kleinen Bruder.

Er hatte heute noch viel vor, da wollte er diesen lästigen Kampf schnell beenden.

Gerade heute, wo nicht nur seine Familie, sondern auch Bardocks Kameraden zusahen, wollte er sich nicht blamieren.

Beim letzten Mal vor einigen Jahren hatten sie zugesehen, wie sein Vater ihn am Schweif gepackt hatte, aber seitdem war er größer und stärker geworden.

Er war nun ein anerkannter Krieger, auch wenn es nur die Unterklasse war.

Doch sein Bruder erwies sich als lästiger Gegner.

Er wich geschickt aus und sprang wild umher. Er streckte die Zunge raus, wedelte mit den Händen und verhöhnte seinen Gegner.

Radditz folgte ihm zähneknirschend.

Selypa und Toma sahen dem Kampf, der mehr einen „Fang-mich“ Spiel ähnelte, stirnrunzelnd zu.

Radditz mochte die letzten Jahren mit Prinz Vegetas Elite-Team gekämpft haben, aber Bardocks Team hatte dafür den kleinen Kakarott trainiert.

Sie hatten ihm einiges gezeigt, während sie auf den Vollmond gewartet hatten und der Junge hatte schnell gelernt; besonders wie man gegen größere Gegner kämpfte.

Toma lachte leise auf bei Radditzs genervter Miene, der erfolgslos versuchte, seinen Bruder zu schnappen.

„Hmpf, also bislang beeindruckt mich Radditzs Stil nicht“ merkte Selypa an. 

Bei den Brüdern zeigte sich im Kampf-Stil auch ihrer unterschiedlichen Lehrer: Radditzs Angriffe waren schnell und stark; darauf bedacht, den Gegner in kurzer Zeit auszuknocken.

Kakarott war dagegen geschickt und agil, wich den Angriffen aus und nutzte den massigen Körper seines Gegners, um aus den toten Winkeln anzugreifen oder auszuweichen.  Flink sprang er herum und hebelte die Angriffe zur Seite aus; ein Kampfstil wie ihn vor allem schwächere Saiyajins beherrschten.

Bei diesem Brüderpaar wurde offensichtlich, wie unterschiedlich Bardock und Gine kämpften. Jeder hatten seinen Stil an einem Sohn weiter gegeben, aber so wie es aussah…war Gines Verfahren besser geeignet.

Die Schlucht erschallte von den Schlägen, den schweren Keuchen und Kakarotts höhnischen Rufen und lauten Lachen

Zufrieden und stolz lächelte Gine auf ihren Sohn herab. Bardocks Stirn war dagegen stark gerunzelt.

Radditzs Angriffe sahen klobig aus; er schaffte keinen richtigen Schlag. Kakarotts Spöttelei provozierten seinen älteren Sohn; er wurde eindeutig immer genervter und zorniger.

„Nicht gut, Radditz“ murmelte er leise zu sich selbst. „Bleib ruhig und besonnen.“

Radditz war anscheinend zu selbstsicher geworden. Hatte er in letzter Zeit keinen ebenbürtigen Kampf mehr gehabt oder vermieden?

Außerdem sein Stolz, von dem er sich zu sehr beherrschen ließ.

Im Gegensatz zu seinem Bruder, an dem Radditzs Hohngelächter und Beleidigungen wirkungslos abprallte; der Kleine blieb ruhig und grinste nur.

Der Junge zeigte gerade besonders viel Ausdauer und ein gutes Sehvermögen, so wie er herum sprang und Angriffen auswich.

Radditz war eigentlich nicht schlecht, aber im Vergleich zu Kakarotts Stil sah er unfähig aus.

 

Radditz knurrte.

Gebeugt in den Knien, sprungbereit, starrte er wütend seinen Gegner an und sammelte neuen Atem, während jener ihn breit spottend anlachte.

Dieser Kampf ging eindeutig zu lange. Immer noch hatte er keinen guten Treffer landen können.

Wie war sein Bruder nur so schnell geworden?

Kakarott holte hastig nach Luft und ließ seinen Bruder nicht aus den Augen.

Ihn zu ermüden und provozieren, klappte besser als gedacht.

Das Ki-Lesen war dabei sehr nützlich. Anhand der Aura konnte er erahnen, wie Radditz angreifen würde und so den Attacken rechtzeitig ausweichen.

Sein Bruder war schneller als gedacht und die paar Treffer, die er trotzdem einstecken musste, taten weh.

Aber im Vergleich zu Brolys und Bardocks Attacken war das alles noch ertragbar.

Radditz fing an, böse zu lächeln.

„Nicht schlecht, kleiner Bruder, aber deine Taktik hat eine Schwachstelle“ knurrte er. „Du willst mich ermüden, aber so schnell klappt das nicht. Mit so einer Strategie wirst du außerdem nie gewinnen. Bei einem richtigen Gegner kannst du damit nur fliehen, aber nicht siegen. Ich zeig’s dir. Das Aufwärmen war ganz nett; jetzt mache ich ernst.“

Blitzschnell sammelte er Ki in seiner Handfläche und schoss es auf Kakarott ab.

Der hatte anhand der Aura-Bewegung geahnt was auf ihn zukam und wich rechtzeitig zur Seite aus.

Eine Flucht, die Radditz einkalkuliert hatte und er schnitt ihm den Weg ab.

Er verpasste dem Kleinen einen Knietritt in den Magen.

Bei der Wucht ins empfindliche Organ wären andere Gegner längst in die Knie gegangen. Doch Kakarott hatte seine Bauchmuskeln trainiert, angespannt und das Knie durch seine abwehrenden Handflächen und einen Rückwärtsschritt abfedern können.

Er nutze Radditzs Überraschung, indem er sich von der Erde kräftig abstieß und in den Bauch boxte.

Doch Brustpanzer und seine stärkeren, schützenden Bauchmuskeln bewahrten diesen vor großen Schaden.

Radditz grinste und packte schnell den kleinen Körper, der ihn unvorsichtig zu nahe gekommen war.

„Hab ich dich“ wisperte er siegessicher. „So, was mache ich jetzt mit dir?“

Aus Radditzs festem Griff konnte sich sein Gegner nicht befreien, wie stark er sich auch wehrte.

Kakarotts Augen wurden groß und er wehrte sich verbissen; drückte gegen die kräftigen Arme.

Radditz zuckte überrascht zusammen bei seiner Kraft und beeilte sich, seinen Gegenschlag auszuführen.

Er sprang hoch in die Luft.

„Zeit zum Schlafen, Kleiner“ rief er „Uuuuund…Abflug!“

Radditz stürzte sich mit dem kleinen Bruder in den Arm kopfüber nach unten, Richtung Boden.

Bulmas Augen wurden groß vor Schock und sie konnte es nicht mitansehen; hielt schnell ihre Hand vor den Augen.

Ungehindert warf Radditz seinen Gegner mit voller Wucht auf den steinigen Boden und landete auf ihn.

Es krachte laut, Staub wirbelte auf.

Die umherstehenden Saiyajins zuckten zusammen.

Radditz erhob sein massiges Gewicht vom plattgedrückten Kakarott und wischte sich den Staub von den Armen ab. Leise lachend, siegessicher, entfernte er sich von dem stillen Überbleibsel.

Gine schnappte sich ihren Korb mit dem Verbandszeug und wollte hinunter springen, doch Bardock stoppte sie per Scouter.

Er, der von oben alles genau im Blick behielt, hatte gesehen, wie sich Kakarotts Finger langsam bewegten.

Der Kampf war noch nicht vorbei.

Ungläubig sahen die Zuschauer, wie er sich langsam und stöhnend aus dem Staub erhob. Radditz drehte bei diesem Geräusch überrascht den Kopf.

Wie hatte der Kleine diesen Angriff überstehen können?

Kakarott lächelte ihn hämisch an.

Bardock sah misstrauisch, wenn auch stolz, hinunter.

Für einen kurzen Augenblick hatte sein Scouter auf etwas reagiert: Kakarotts Power-Level hatte sich geändert, war gestiegen. Eine genauere Messung war nicht möglich gewesen, Radditzs massiger Körper hatte die Sicht versperrt.

Hatte sein jüngster Sohn noch versteckte Reserven, die er im Augenblick der Not unbewusst aktiviert hatte?

Denn so, wie er da aufstand, sich den Dreck aus dem Gesicht wegwischte und die Fäuste erhob, hatte er den Angriff zu gut überstanden.

 

Kakarott war zufrieden.

Die Ki-Rüstung, die Abwehr-Technik, die er einst von Broly gelernt hatte, erwies sich als nützlich und unauffällig.

Doch er musste sich beeilen, denn anhand der wütenden Aura von Radditz sah er, das sein Gegner nun jede Vorsicht fallen lassen würde.

Er wirkte ernsthaft wütend; sein kleiner Bruder erwies sich als Bedrohung.

Wie vorausgesehen, schoss Radditz beidseitig Ki-Blitze auf ihn ab.

Kakarott versuchte weiter, auszuweichen.

Radditz ließ nicht nach, brüllte wütend und zeigte mit weiteren schnellen Ki-Blitzen, dass er noch Reserven hatte.

Der Boden schüttelte sich, Felsen krachten ein, es staubte gewaltig.

Borgos baute sich sofort vor Bulma auf, die Arme gekreuzt erhoben, um sie als lebender Schutzschild vor Gesteinsbrocken zu bewahren.

Bulma hielt sich eine Hand vor den Mund, um nicht ängstlich zu kreischen. Das gehörte sich nicht als Zuschauerin bei einem Saiyajin-Kampf. Doch ihre Augen hielt sie fest geschlossen.

Es war auch nicht nötig hinzusehen wie die andere, denn sie konnte die beiden Auren ihrer Brüder spüren, wie sie sich umkreisten. Beide Auren waren von derselben Intensität; also gleich stark

Aber Radditzs loderte rot auf, gefärbt von seiner Wut, während Kakarott immer noch weiß leuchtete.

Er blieb ruhig.

 

Kakarott hielt die Luft an und versteckte sich in der Staubwolke. Er ging tief in die Knie und machte sich klein.

Ohne seinen Scouter war Radditz nun fast blind.  Sein großer Körper war dagegen als Schemen noch erkennbar, während Kakarott dank dem Ki-Lesen seine genaue Position kannte.

Nun, wo er versteckt in der Staubwolke war, könnte er seinen Bruder mit einem Kame-Hame-Ha voll treffen.

Damit würde er garantiert gewinnen, denn wie Radditz es richtig erkannt hatte: nur ausweichen würde ihm nicht den Sieg bringen.

Doch diese Technik war sein größtes Geheimnis, sein As im Ärmel und außerdem hatte er einen anderen Plan.

Dazu musste er sich schnell anschleichen, bevor sich der Staub lichtete.

Er lächelte.

Dieser Kampf machte ihn immer mehr Spaß.

 

Radditz knurrte laut; seine Eckzähne wurden sichtbar.

Die kleine Kröte versteckte sich gut, dank seiner eigenen Dummheit.

Kakarott war seinen Blitzen ausgewichen und stattdessen war unerwünschter Staub aufgewirbelt worden, der in den Augen brannte und die Sicht einschränkte.

Radditzs Schweif peitschte aufgebracht durch die Luft, während er sich umsah; die Luft dabei anhaltend, um keinen Staub zu schlucken.

Er schloss die Augen, konzentrierte stattdessen seinen Gehörssinn, lauschte auf  verräterische Schritte.

Das leise Kullern eines Steines wies ihm die richtige Richtung.

Sofort schoss er wieder aus beiden Händen einen Ki-Blitz und konzentrierte sich auf ein breites Schussfeld, um so viel wie möglich zu treffen.

Der restliche Staub verbrannte sofort durch diese Feuerkraft, schmolz und verschwand.

Die Staubwolke lichtete sich.

 

Die Saiyajins sahen gespannt aufs Kampffeld runter. Das Ausmaß der Zerstörung wurde größer und paarmal mussten sie ihre Position ändern, um nicht getroffen zu werden.

Gine schluckte; sie hatte unwillkürlich ihre Hände fest ineinander geschlossen, um sich davon abzuhalten, runter zu springen und sie aufzuhalten.

Radditz hielt sich nicht zurück und seine Ki-Blitze würden schwächere Wesen zu Asche verkohlen. Das Kampffeld lichtete sich immer mehr, wurde breiter und kahler, mit weniger Versteckmöglichkeiten.

Hatte ihr kleiner Kakarott dagegen eine Chance? Keiner seiner Angriffe hatte eine große Wirkung auf Radditz gehabt, weshalb er sich ja aufs Ausweichen verlegt hatte.

Er konnte nur Nah-Angriffe leisten, aber keine Fern-Attacken. Ohne einen Ki-Attacke wie bei Radditz hatte er keine Chance.

Radditz Angriffe hatten dagegen mehr Wucht.

Was, wenn das Verbandszeug nicht helfen würde?

Sie müssten dann schnell mit ihm ins Krankenhaus fliegen; ihm einen Medic-Tank besorgen.

„Oh, diese verdammten, kampfsüchtigen Saiyajins“ fluchte sie leise.

 

Radditz hielt immer noch den Atem an und die Augen geschlossen, horchte auf jegliches verräterische Geräusch.

Oder hatte er Kakarott bereits getroffen?

Nein, dann müsste er ein rasselndes, schmerzhaftes Keuchen hören.

Er dachte nach.

Wenn sein kleiner Bruder auch nur eine Spur Grips hatte, würde er sich anschleichen und den toten Winkel seines großen Gegners ausnutzen. Er würde sich zwischen den Felsbrocken verstecken und auf die richtige Gelegenheit warten…

Da!

Leise tappsende Schritte näherten sich ihm eilig von hinten.

Radditz grinste.

Er ließ sich überraschend nach vorne fallen, nur um in der Luft zu schweben und mit seinem Bein kräftig nach hinten auszutreten.

Er spürte, wie sein Fuß auf einen kleinen Körper traf, der laut aufstöhnte und nach hinten fiel.

Radditz schwebte in der Position nach oben, sah den Schatten einer Rüstung und holte erneut mit seiner rechten Faust aus.

Ein weißer, blendender Ki-Strahl wurde abgeschossen.

Kakarott schaffte es gerade noch, sich von der Erde abzustoßen und weg zuspringen, bevor der Strahl in traf.

Doch genau diese Aktion hatte Radditz vorausgehen, da er das Feld gut im Blick behalten und die Ausweich-Routen abgeschätzt hatte.

Er landete vor ihm, schnitt Kakarott den Weg ab und trat ihn erneut in den Magen.

Stöhnend wurde jener an die nächste Steinwand geworfen.

Radditz lächelte. Sein Herz klopfte aufgeregt und er merkte, wie Spaß und Kampfrausch ihn übermannten

Vergessen waren die Zuschauer.

Es gab nur noch seinen Gegner.

Kakarott erhob sich zitternd. Das hämische Lächeln war ihm vergangen, die Wut blitzte in seinen Augen auf und nun fing er an, auf Radditz zuzustürmen.

„Wurde ja auch Zeit“ freute sich Radditz.

Endlich fingen sie an, ernsthaft gegeneinander zu kämpfen, attackierten sich und wichen aus.

Die Schlucht erschallte von ihren Schlägen und Keuchen.

Anerkennend schauten die anderen zu.

Sie merkten, dass Radditz wieder die Oberhand erhielt: seine Fäuste und Ellbogen trafen oft in Kakarotts Gesicht. Er hatte sich an den kleineren Körper des Gegners gewöhnt und ließ nicht mehr zu, dass der tote Winkel genutzt wurde.

Zuerst die vielen Ki-Attacken und nun das…anscheinend hatte Radditz doch die bessere Technik drauf.

„Das hält er nicht lange aus“ murmelte Toma besorgt.

„Ja, der Kleine hat während unseres Trainings kein Talent für Ki-Attacken gezeigt. Wenn er es nicht schafft, Radditz auf Abstand zu halten, wird er noch zu Brei geschlagen“ stimmte Selypa ihm zu.

„Bardock, solltest du sie nicht aufhalten?“ fragte Gine ängstlich über Scouter.

Bardock sah stirnrunzelnd nach unten.

Ja, es sah schlecht aus, aber die letzte Trainingsreise hatte ihm gezeigt, dass sein Jüngster ungeahnte Kraftreserven besaß. Besonders wenn er unter Druck geriet, zeigte sich sein Durchhaltevermögen.

„Noch nicht“ murmelte er. „Vertrau deinem Sohn. Er ist noch nicht am Ende.“

 

Radditz holte aus und verpasste seinem Bruder einen heftigen Schlag ins Gesicht.

Die Wucht schmiss ihn meterweit fort und er landete auf den Rücken.

„Das war ganz nett“ lobte Raddditz ihn und wischte sich etwas Blut aus seiner aufgerissenen Lippe. „Hätte nicht  gedacht, dass unser Kampf so lange dauern würde. Aber du bist am Ende, Kakarott. Gib auf. Unsere Mutter und Schwester würden es nicht gerne sehen, wenn ich dir die Arme und Beine breche. Aber ich werde es tun…“

„Vergiss es“ stöhnte Kakarott störrisch, biss die Zähne zusammen und stellte sich wieder auf.

Verdammt, er hatte die Situation falsch eingeschätzt und war zu selbstsicher gewesen.

Sicher, würde er die Kontrolle über sein verstecktes Ki lösen, wäre er sehr viel stärker und schneller, aber das konnte er unter den wachsamen Augen seines Vaters nicht tun.

Auf diese Weise war Kakarott deswegen gleichauf zu Radditz, der ungehindert und ohne Rücksichtnahme zuschlug.

Wenigstens war sein Körper sehr ausdauernd, schnell und stabil, dank des GR-Trainings.

Aber sein Plan, sich an Radditz anzuschleichen, war gescheitert, sein Bruder war gerissen.

Das machte es ja so spannend…Kakarott fing wieder an zu lächeln.

Dasselbe Lächeln, was auch Radditz auf den Lippen trug.

Zum ersten Mal kämpften sie mit gleicher Stärke gegeneinander und fingen an, sich gegenseitig als Krieger zu respektieren.

„Du bist echt gut, Bruder“ gab Kakarott zu „deswegen werde ich auch meine Geheim-Technik einsetzen.“

„Ach ja? Dann zeig mal“ spottete Radditz und verschränkte die Arme, blieb aber vorsichtshalber auf Abstand. Sein kleiner Bruder erwies sich als echt zäher Brocken.

Kakarott ging in die Knie und holte weit mit den Armen aus.

„Kame…Hame…“ zwischen seinen Händen sammelte sich leuchtende Energie.

Bardocks Scouter meldete sie piepend zu Wort, zeigte einen Wert von 2.000 an, der weiter stieg.

Auch die andere Saiyajins rissen überrascht die Augen auf.

Bulma biss sich auf die Lippen, um ihren Bruder nicht warnend anzuschreien. Wenn er zu viel Kraft zeigte, war dieser Kampf noch sein Untergang: dann gewann er zwar gegen Radditz, musste dann aber auf Mission gehen.

„HAAAAA!“ Ein mächtiger Ki-Ball wurde auf Radditz abgeschossen.

Auch ohne Scouter merkte er, dass dies eine ernstzunehmende Kraft war. Außerdem zu schnell, um ihr auszuweichen. Die Attacke kam frontal auf ihn zu, blendete ihn mit gleißenden Licht.

Er stellte sich breitbeinig auf, sammelte sein Ki um sich und verkreuzte die Arme vors Gesicht.

„Also gut,  ich bin bereit“ knurrte er, bevor das laut sirrende, gleißende Ki ihn traf.

Radditz hielt dagegen, sammelte seine Kraft für die Verteidigung, auch wenn er merkte, wie die Haut unter seinen Armschützer anfing zu brennen. Die Wucht der Attacke war so stark, dass er trotz festem Stand nach hinten gedrückt wurde.

Bardocks Augen verengten sich. Ihm schoss dieselbe Frage durch den Kopf wie Radditz:

Verdammt, woher kannte Kakarott nur so eine mächtige Attacke?

Etwas zu lange Vorbereitungszeit, aber die Kraft, die dahinter steckte, war unglaublich.

Das kalte Licht warf grelle Schatten, blendete alle.

Radditz biss die Zähne zusammen und streckte die Arme und Handflächen aus, sammelte sein Ki dort, um die Attacke abzuschwächen und zu neutralisieren. Er grollte unter zusammengebissenen Zähnen, seine Füße bohrten sich tief in die Erde; widerstanden der Wucht des Angriffs.

Das Licht wurde schwächer, das Sirren leiser, die Attacke verklang.

Radditz atmete auf.

Seine Handflächen schmerzten und er hatte mehr Ki verloren, als gedacht, aber sonst die Attacke gut überstanden.

Staunend sahen die Zuschauer runter, besonders Bulma.

Sie hätte nie gedacht, dass Radditz dieser mächtigen Attacke so gut widerstehen könnte.

Aber vielleicht lag es auch daran, weil Kakarott nicht seine gesamte Kraft eingesetzt hatte. Sie hatte gespürt, dass er sich noch gezügelt hatte.

Apropos…wo war Kakarott?

 

Radditz nahm die Arme runter, sah selbstbewusst grinsend auf.

So viel Ki hatte seinen Preis. Kakarott hatte dadurch Energie verloren, die ihm für den weiteren Kampfverlauf fehlte.

„Mach dich bereit, das bekommst du zurück, armer Irrer!“ rief er,  doch von seinem Gegner keine Spur; er stand nicht mehr vor ihm.

„Wo ist er denn“ murmelte er überrascht und drehte schnell seinen Kopf.

Durch das gleißende Licht hatte er Kakarott aus den Augen verloren.

Plötzlich durchzuckte es Radditz wie ein Blitz; sein Körper verkrampfte sich.

Zitternd drehte er den Kopf nach hinten, die Augen ungläubig aufgerissen.

„Ich habe deinen Schwanz!“ begrüßte ihn Kakarott mit breitem Lächeln, der mit beiden Händen fest den gegnerischen Saiyajin-Schweif drückte.

„Scheiße, das…darf doch nicht wahr sein…“ stöhnte Radditz entsetzt auf.

Er versuchte, sich zu bewegen, doch durch die Verbindung zum Rückgrat, die Kakarott fest in den Händen hielt, war es nicht möglich. Die Signale seines Gehirns wurden gestoppt.

Die Kraft verließ seinen Körper, seine Beine knickten ein, er fiel zu Boden.

„Scheiße“ fluchte Radditz leise, der nur noch hilflos zucken konnte, der Mund geschockt aufgerissen.

 

Bulmas Augen wurden erfreut groß, sie lachte erleichtert auf.

Also das war Kakarotts geheimer Plan gewesen. So wollte er Radditz schlagen, ohne seine volle Kraft zu zeigen.

Radditz konnte sich nicht mehr rühren; anscheinend hatte er seinen Schweif nie trainiert.

Damit blieb ihm nur noch eine Möglichkeit: den Schweif abzuschneiden, aber da er bereits ausgewachsen war, würde er nie mehr nachwachsen. Ein stolzer Saiyajin wie Radditz würde so ein Opfer niemals bringen.

Selypa kicherte leise.

„Ich habe das Gefühl, als hätte ich so eine Situation schon mal gesehen“ sagte sie gehässig.

Ihre Kameraden lachten leise auf.

„Das Gefühl habe ich auch“ stimmte Toma grinsend zu.

Die Situation ähnelte sehr dem Kampf zwischen Bardock und Radditz.

„Hat Kakarott jetzt gewonnen?“ fragte Bulma erleichtert.

Doch zu ihrem Erstaunen schüttelte Borgos den Kopf.

Er deutete auf den hochfliegenden Bardock, der die Kämpfer nicht aus den Augen ließ. „Solange er den Kampf nicht beendet, geht er weiter.“

Bulma sah erstaunt zu ihrem Vater.

Worauf wartete er?

 

Bardock grinste.

Auch er hatte dasselbe Déjà-vu wie seine Kameraden erhalten.

Da hatte Radditz, die faule Pflaume, ja nicht viel gelernt aus ihrem letzten Kampf.

Aber er kannte seine Söhne, Radditzs Tücke und Kakarotts Vertrauensseligkeit.

In einer ernsthaften Situation müsste Kakarott seinen Gegner nun töten, aber der Junge war zu mild dafür.

Was bedeutete, dass Radditz noch eine Chance hatte…

 

„Kakarott, bitte nicht. So ein Ende ist für einen Krieger unwürdig. Lass es uns richtig beenden“ flehte Radditz. „Lass mich nicht so verlieren; im Staub liegend. Nicht vor den Augen unserer Familie.“

„Ach ja? Mir hat man gesagt, dass in einem Kampf alles erlaubt ist. Ganz besonders, die Schwachstelle eines Gegners auszunutzen. Wie soll ich dich denn sonst besiegen“ hielt Kakarott dagegen. „Du hast dich bei unseren letzten Kampf ja auch nicht zurück gehalten, wo ich noch sehr viel schwächer war. Das habe ich nicht vergessen, Radditz. Heute liegst du im Staub, verlass dich drauf.“

Er drückte fester zu und Radditz  stöhnte laut auf.

Er konnte das gehässige Lachen von Seliypa und Panbukin hören und es erinnerte ihn unangenehm an seinen letzten Kampf mit seinem Vater: wieder war er in so eine schmähliche Situation geraten, wenn auch unbeabsichtigt.

Aber er würde den Teufel tun und jetzt aufgeben. Er kannte den Sanftmut seines Bruders, also wenn er die richtigen Knöpfe drückte…seinen Mund konnte er ja noch bewegen.

„Du bist mein kleiner Bruder“ erklärte er weinerlich. „Ich wollte dich nur abhärten und stärker machen. Andere Saiyajins hätten dich sonst getriezt und auf dich herabgesehen. Ich hatte nur dein Bestes im Sinn. Deswegen wollte ich dich ja auch für dein Tatakai trainieren. Erinnere dich, wie wir früher gespielt haben. Ich habe auf dich aufgepasst, als du noch ein Säugling warst.“

Kakarott wurde unsicher. Erinnerungen kamen hoch, an gute alte, friedliche Zeiten.

Wie Radditz mit ihm gespielt hatte…die Erinnerungen waren schwach, aus seiner frühestens Kindheit, aber noch vorhanden.

Er zögerte.

Hatte Radditz wirklich so ein Ende verdient?

Radditz merkte, wie der harte Griff nachließ und warf noch eine Schippe drauf.

„Wenn du mich loslässt, kann ich aufstehen und von selbst aufgeben. Ich werde dich als den Stärkeren akzeptieren. Das wäre ein ehrenhaftes Ende. Bitte, kleiner Bruder“ flehte er.

Bulmas Augen verengten sich misstrauisch.

Sie kannte Radditz schon länger und auch wenn sie sich jahrelang nicht gesehen hatte…sie merkte, wenn etwas nicht koscher war.

Radditz, der freiwillig aufgab, sobald Kakarott seinen Schweif losließ…Nein, das war zu gefährlich!

Sie wollte warnend aufschreien, doch Borgos ahnte, was sie vorhatte und hielt ihr seine Hand vor den Mund. Empört sah sie ihn an, aber er schüttelte den Kopf und hielt bedeutsam einen Finger vor seinen Mund.

Hilfe jeglicher Art war nicht erlaubt.

„Ich gebe dir mein Ehrenwort, ich verspreche es“ bat Radditz weiter „Sobald du mich loslässt, werde ich aufstehen und mich verbeugen. Dann bist du der Sieger und wir müssen uns nicht mehr gegenseitig verletzen. Denk an unsere Mutter. Es bricht ihr das Herz, ihre Söhne so zu sehen.“

Gine zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

Seit wann kümmerte sich Radditz um ihr Wohl?

Ausgerechnet er, der ohne Absprache verfrüht die Ausbildung verlassen und mit Prinz Vegeta gezogen war, ohne den Segen seiner Eltern.

Auch sie ahnte, worauf ihr Ältester hinaus wollte, aber sie hielt sich an die Regel und blieb still; ebenso die andere Krieger.

Das war eine Entscheidung, die Kakarott alleine treffen musste.

„Gib mir eine Chance, Kakarott. Du hast mir gezeigt, wie stark du bist. Lass uns diesen dummen Kampf beenden und von nun an gemeinsam kämpfen. Wir sind Brüder, Kakarott“ jammerte Radditz.

„Schwöre, dass du es ehrlich meinst“ verlangte Kakarott, der deutlich unsicherer wurde.

„Ich schwöre, kleiner Bruder, ich schwöre es“ versprach Radditz keuchend.

Kakarott schloss kurz die Augen: sein Kopf sagte nein, aber sein Herz ja; wollte seinen Bruder glauben, der es schließlich versprochen hatte.

Er hatte ihm sein Ehrenwort gegeben.

Wie in Zeitlupe sahen die Zuschauer dabei zu, wie er den Schweif losließ.

Selypa und Toma stöhnten auf, Bardock schloss enttäuscht kurz die Augen und schüttelte missbilligend den Kopf.

Genau wie befürchtet: Kakarott hatte den Worten seines Gegners geglaubt.

Sie sahen dabei zu, wie Radditz langsam aufstand.

Bulma konnte von ihren Standort das gemeine Grinsen sehen und bevor sie warnend aufschreien konnte, verpasste Radditz dem ihm hinter stehenden, vertrauensseligen Kakarott einen harten Ellbogen-Schlag ins Gesicht.

Kakarott wurde schwer getroffen von diesem Überraschungs-Angriff und fiel meterweit nach hinten.

Bulma schrie auf.

„Das war unfair“ fauchte sie empört. „Er hat es versprochen. Er hat sein Ehrenwort gegeben.“

Genau dieselben Gedanken, die auch Kakarott gerade durch den Kopf gingen, der sich die schmerzende, blutende Nase rieb. Kleine Sternchen tanzten vor seinen Augen, die aufgrund des beißenden Schmerzes tränten.

„Verräter“ keuchte er auf und versuchte zitternd aufzustehen.

„Du bist wirklich eine Weichflöte, Kakarott“ freute sich Radditz gehässig und legte seinen Schweif wieder fest um seine Taille. „Den Worten eines Gegners ist niemals zu trauen. Im Gegensatz zu dir habe ich kein unnützes Mitleid mit meinen Gegner und bin deswegen noch am Leben.“

„Ja, weil du ein mieser Lügner bist“ fauchte Bulma laut. „Papa, das ist unfair. Er hat geschummelt. Brich den Kampf ab.“

Doch zu ihren Unmut schüttelte ihr Vater den Kopf.

„Aber wieso…ich dachte, wenn ein Saiyajin etwas verspricht…so unfair“ wandte sie sich empört an Borgos.

Der wortkarge Riese wusste nicht, wie er es am besten erklären sollte, doch Selypa kam ihm zu Hilfe. Er stellte seinen Scouter auf Lautsprecher, so dass sie ihre Stimme hören konnte.

„Radditz hat nicht Unrecht“ hörte sie Selypas Meinung. „Im Augenblick der Not würde ein Gegner alles versprechen. Dann Gnade zu zeigen, kann unser Tod sein. Kakarott wird es den Sieg kosten, aber diese Lektion kann ihm mal das Leben retten.“

Auch Toma schaltete sich ein. „Außerdem hat Radditz nicht auf seinen Stolz als Saiyajin geschworen. Wenn man es genau nimmt, war es kein richtiges Ehrenwort, weil er sich an nichts gebunden hat.“

„Das…das ist Korinthenkackerei“ empörte sich Bulma.

Radditz, der ihre Worte hörte, sah immer noch zum empörten Kakarott, der sich bemühte, auf die Beine zu kommen.

Lässig  zuckte er mit den Schultern.

„Was willst du mal tun, wenn du auf Mission bist, dein Gegner von Reue faselt und an dein Mitgefühl appelliert? Er würde dich ohne zu Zögern töten. Du bist wirklich außergewöhnlich dämlich, wenn du auf so etwas hereinfällst. Sei dankbar für meine Lektion, kleiner Bruder. Hör endlich auf, so weich zu sein. Im Kampf gibt es keine Blutsbande, egal ob du gegen Vater oder Bruder kämpfst“ erklärte er laut und für alle.

Die kampferfahrenen Saiyajins nickten zustimmend.

Radditz hatte nicht Unrecht…trotzdem, sollte er jetzt nur dadurch gewinnen, verursachte das einen üblen Nachgeschmack.

Kakarott stellte sich knurrend in Kampfposition. Seine Beine zitterten leicht.

Das Kame-Hame-Ha hatte viel Energie verbraucht und von Radditz Schlag auf die empfindliche Nase erholte man sich nicht schnell.

Er musste Kraft sparen und sich verteidigen, anstatt wütend auf ihn loszustürmen; egal wie sehr es ihn drängte.

Radditz grinste siegessicher. Er spürte, das Blatt hatte sich zu seinen Gunsten gewendet.

Das musste er ausnutzen.

Er stürmte auf seinen Bruder zu und ließ eine Kaskade von Schlägen los.

Kakarott, dessen Augen und Gehirn sich immer noch nicht richtig vom vorherigen Schlag erholt hatte, konnte sie nicht ausweichen.

Sein Gesicht, seine Brust und sein Magen wurden arg getroffen.

Er schloss seine Augen zur Schonung und versuchte sich nur auf das gegnerische Ki zu konzentrieren und so die Schläge zu erahnen.

Die nächste Schlage konnte er auf diese Weise abzuwehren.

Radditz war verblüfft.

Kakarott hatte die Augen geschlossen und schaffte es trotzdem, ihn abzuwehren?!

Das ließ ihn wieder dämlich dastehen, auch weil er immer noch nicht aufgab.

Na warte, die Kröte würde gleich ebenso leiden wie er zuvor.

Ihn sollte dieselbe Schmach treffen.

Diese Bettelei, die nötig gewesen war, damit Kakarott ihn losließ, hatte ihn schwer in seinen Stolz getroffen. Gleich würde er im Staub liegen und betteln.

Als Kakarott zu einem hohen Tritt ausholte, sah Radditz seine Chance.

Er hob seinen linken, gebeugten Arm zur Abwehr, so dass der Tritt seinen Armschutz traf und keine Wirkung hatte.

Als Kakarott sich elegant auf seinem Standbein drehte und nach dem misslungenen Tritt seine Balance suchte, schnappte Radditz zu.

Kaum war Kakarott auf beiden Füßen gelandet, als er spürte, wie etwas sein empfindliches Körperteil packte.

Radditz stand hinter ihm, seine rechte Hand drückte den Schweif seines Bruders, ein triumphierendes Grinsen im Gesicht. Siegessicher lachte er auf, drückte fest zu und ließ dadurch selbst jegliche Deckung fallen; entspannte sich aufgrund des sicher geglaubten Siegs.

Kakarotts Augen verengten sich berechnend. Er ballte die Faust und stieß sich kraftvoll vom Boden ab.

BUMPF!

Der Faustschlag, den Radditz von unten gegens Kinn traf, kam unerwartet.

Er hatte damit gerechnet, dass Kakarott geschwächt auf die Erde fiel und um Gnade bettelte.

Dann kam dieser Schlag aus dem Nichts?!

„Wie…“ ächzte er.

Das war die letzte Frage, die ihm durch den Kopf ging, bevor ihm schwarz wurde vor Augen und er zusammen fiel.

„Ich habe meinen Schweif seit Jahren trainiert“ antwortete Kakarott kalt, aber das hörte der bewusstlose Radditz nicht mehr, der krachend zu Boden fiel, die Augen verdreht und seinen Griff um den gegnerischen Schweif unbewusst lösend.

Die Saiyajins sahen mit großen Augen auf das unerwartete Ende.

Bardock zählte bis zehn, aber Radditz stand immer noch nicht auf.

Damit war der Kampf entschieden.

Wer zehn Sekunden lang bewusstlos blieb, könnte in einer Schlacht ein Dutzendmal getötet werden.

Bardock lachte laut auf.

„Kakarott hat gewonnen“ verkündete er und verfiel in lautes Gelächter.

Radditzs Gesicht, kurz bevor er niedergestreckt war, diesen Ausdruck der Fassungslosigkeit und Überraschung…was für ein Brüller!

Seine Kameraden machten es ihm nach und lachten ebenfalls laut.

„Ein Glück, es ist zu Ende“ freute sich Gine erleichtert, schnappte sich ihren Korb und flog nach unten, um die Verletzungen ihrer Söhne zu behandeln.

Auch die andere flogen runter, Borgos trug wieder Bulma auf seinen Armen.

„Kakarott, du hast es geschafft“ freute sich Bulma lachend und umarmte ihren kleinen Bruder.

Kopfschüttelnd sah Panbukin auf den bewusstlosen Radditz.

„Gut, dass wir nicht gewettet haben, sonst hätte ich einen Haufen Münzen verloren“ murmelte er.

Mit so einem Ergebnis hatte er nicht gerechnet.

Die anderen tätschelten lobend Kakarotts Schultern und beglückwünschten ihn zu seinen Sieg.

Gine sah mit einem Blick, dass es Kakarott am Schlimmsten erwischt hatte. Er hatte deswegen gewonnen, weil Radditz unvorsichtigerweise seine Deckung aufgegeben und der kräftige Schlag eine sensible Stelle getroffen hatte.

Bevor sie sich aber ums Verbinden kümmern konnte, kam Bardock und tätschelte Kakarott übers staubige Haar. Prüfend sah er ihn an.

„Nette Geheim-Attacke“ murmelte er. „Du hast deine Schwachstelle gut ausgemerzt.“

Kakarott grinste ihn selbstbewusst an „Mein Vater hat mir beigebracht, immer ein paar Tricks in der Hinterhand zu haben, von denen niemand weiß. Er hat mir auch den Tipp mit dem Schweif gegeben“ erwiderte er augenzwinkernd.

Bardock lachte erheitert auf.

Dieser kleiner Racker hatte es ja faustdick hinter den Ohren.

„Eine gute Leistung, ein wahres Tatakai“ kam ein seltenes Lob von seinen Lippen.

Die anderen Krieger nickten bestätigend.

„Deine Ki-Attacke war der Brüller. Wann hast du denn die entwickelt?“ fragte Toma beeindruckt.

„Und wie er dann mit geschlossenen Augen den Attacken auswich?! Fantastisch“ lobte Selypa. „Natürlich darf man nicht vergessen, dass es auch an unserem Training lag, dass er so gut wurde. Kakarott hätte sonst nicht gelernt, sich so gut gegen einen großen Gegner wie Radditz zu verteidigen“ fügte sie selbstgefällig hinzu.

Panbukin nickte bestätigend. „Ja, die Trainingsreise hat ihn gut vorbreitet. Alles dank unserer Hilfe.“

 „Jetzt seid mal still und lasst ihn ausruhen“ mischte sich Gine ein. „Ich muss Kakarotts Wunden verbinden. Sieh mal, wie stark Radditz zugeschlagen hat. Es schwillt schon alles an. Morgen wirst du grün und blau sein.“

Sie holte seufzend ein Desinfektionsmittel heraus und Bulma half dabei, die Wunden zu reinigen.

Kakarott zuckte zusammen bei den brennenden Schmerzen, die erst durch die sanfte Salbe gelöscht wurde.

Plötzlich hörten alle ein leises, dumpfes Stöhnen aus Richtung Boden.

Radditz Finger begannen sich zu bewegen und langsam richtete der Krieger sich wieder auf, sein schmerzendes Kinn reibend.

„Verdammt, was ist passiert?“ stöhnte er verblüfft.

Seine Eltern und die Unterklasse-Krieger standen um ihn herum, einige spöttisch lächelnd, Bulma verband gerade Kakarott…

„Du hast verloren“ erklärte Bardock ihn grinsend. „Du bist auf Kakarotts Falle hereingefallen. Lerne daraus und trainiere deine Schwachstelle.“

„Was?“ ungläubig blinzelte Radditz.

Als ihm klar wurde, dass es wahr war, dass er so kurz vor einem sicheren Sieg gestanden hatte, brüllte er zornig auf.

Borgos war schnell und hielt Bulma schützend die Ohren zu, während Bardock dasselbe bei seinem Weib machte, sonst wäre noch ihr Trommelfell geplatzt.

Die Erde bebte bei Radditz Frust, besonders als er wütend seine Fäuste in den Boden schlug und tiefe Löcher hinterließ.

„Schluss jetzt mit diesem kindischen Benehmen“ Gine sprach ein Machtwort. „Komm her, damit ich dich verbinden kann. Bulma, übernimm weiterhin Kakarott. Dann fliegen wir nach Hause, essen ordentlich und dann wird nicht mehr über diese Sache gesprochen. Ihr seid Brüder. Vertragt euch!“

„Ich will nicht“ rief Radditz störrisch. Niedergeschlagen sah er zu Boden, seine Finger gruben sich in die Erde und zermahlten Steine zu Staub.

Seine Mutter verstand nicht, wie verletzt er in seinem Stolz war.

Geschlagen vom sieben Jahre jüngeren Bruder…

Dem Kleinen, der einst nur ein Powerlevel von zwei gehabt hatte, den sanftmütigen, dümmlichen Schwächling…

Radditz fing an, an sich selbst zu zweifeln: was hatte er all die Jahre getan, wenn er um sein Leben gekämpft hatte?

Ja, viele der fremden Rassen waren schwächer gewesen und oft hatte er Vegeta und Nappa den schweren Teil überlassen, aber es gab auch ein paar harte Kämpfe für ihn.

War er zu schwach geworden wegen all den bürokratischen Aufgaben des Prinzen in letzter Zeit?

Keine Außen-Missionen, keine stärkeren Gegner, zu wenig Training? Hatte er dadurch abgebaut?

Anscheinend, denn so wie Kakarott in kurzer Zeit stärker geworden war…seine Ki-Attacke und sein trainierter, unempfindlicher Schweif…

„Was habe ich all die Jahre getan“ wisperte er betroffen.

War er der Versager in der Familie?

Wie sollte er es da so zum Mittelklasse-Krieger schaffen?

„Radditz, sieh mich an!“ hörte er strenge Stimme seines Vaters, dessen Stiefel in sein Blickfeld gerieten.

Radditz hob den Kopf.

Sein Vater hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah ernst auf ihn runter.

„Du hast verloren, Radditz!“ wiederholte der Krieger.

„Ach nee, wirklich? Als hätte ich es nicht schon beim ersten Mal verstanden“ keifte Radditz sarkastisch. „Bin ja nicht taub.“

„Willst du jetzt die beleidigte Leberwurst spielen oder wirst du stärker werden, um deinen Bruder zu schlagen?“ fragte sein Vater.

Radditz stellte sich auf die Knie und stand langsam auf. Er würde sich hier nicht so von oben herab behandeln lassen.

„Ich werde garantiert stärker werden“ knurrte er seinen Vater an. „Das war nicht das erste Mal, dass man mich geschlagen hat. Aber deswegen gebe ich noch nicht lange auf.“

Zu seiner Überraschung lächelte sein Vater nun anerkennend und tätschelte seine Schulter.

„Gesprochen wie ein wahrer Krieger. So ist es richtig, Sohn“ sagte er leise.

Radditz blinzelte ihn verblüfft an. Seine Angst vor dem Versagen verpuffte, besonders als Bardock seine Hand an Radditz Hinterkopf packte, dessen Kopf zu ihm runterzog und seine Stirn gegen die seinige drückte.

Nur er konnte die leisen Worte seines Vaters hören.

„Niederlagen sind keine Schande. Aber aufgeben“ erinnerte er leise seinen Sohn.

Radditzs Hals wurde trocken. Er schluckte und erkannte, was sein Vater ihm sagen wollte.

Für Bardock war es egal, welcher Sohn gewann. Er sah eine Niederlage nicht als Schande, sondern als Chance. Letztendlich waren beide seine Söhne und er würde keinen bevorzugen, nur weil einer stärker war.

Wichtig war, dass sich die Familie vertrug und man nach vorne sah, anstatt beleidigt und frustriert über die verpassten Kämpfe nachdachte und auf Rache sann.

Radditz nickte grimmig. Sein Vater lächelte und ließ ihn wieder los.

Radditz atmete tief durch und beruhigte sich.

Er musste den Sieg seines kleinen Bruders anerkennen, ebenso seine Stärke. Auch wenn er sanftmütig war, so war er nicht schwach, sondern ein wahrer Krieger.

Aber Radditz würde seine Niederlage als Ansporn sehen, sich zu verbessern.

Er trat auf seinen Bruder zu, dessen Wunden gerade von Bulma verbunden wurden und streckte seine rechte Hand aus.

„Du hast gut gekämpft und ehrenhaft gewonnen“ beglückwünschte er Kakarott.

Der blinzelte aus müden, geschwollenen Augen verblüfft auf die ausgestreckte Hand.

Dann, langsam, nahm er seine eigene Rechte und schüttelte die Große seines Bruders.

„Danke für den Kampf“ sagte Kakarott lächelnd und Radditz erwiderte es.

Bardock lächelte stolz über die Leistung und das ehrenhafte Verhalten seiner Söhne.

Gien sah es und schmunzelte.

Sie stupste ihn leicht mit dem Ellbogen an und flüsterte. „Aber Kakarott bleibt trotzdem erst mal zu Hause.“

Bardock runzelte die Stirn. „Er hat gut gekämpft“ wandte er ein.

„Und er hat Radditzs eindeutiger Lüge geglaubt. Denkst du, er ist bereit, wenn er auf das Gelaber reinfällt?“ wandte sie ein.

Er zuckte zusammen und grunzte zustimmend. „Stimmt auch wieder“ gab er zu.

 

Der Herbst überzog das Land, die Blätter verfärbten sich und Bulma erreichte ihr 18. Lebensjahr.

Sie war gerade alleine im Haupthaus und kochte Früchte für den kommenden Winter ein, als sie Vegs Aura herbeieilen spürte.

Schnell legte sie einen Deckel auf den Topf und rannte nach draußen.

Sie hatte Veg seit ihrem ersten und bislang letzten Kuss nicht mehr gesehen; das war Wochen her.

Sie sah ihn anfliegen und er landete mit Abstand vor ihr.

Heute trug er nur seinen blauen, ärmellosen Overall, aber keinen Brustpanzer.

Auf Vorwürfe verzichtete sie, als sie sein müdes Gesicht sah.

„Veg, ist alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt und trat auf ihn zu.

Er sah sie erschöpft an und strich sich seufzend durch die Haare.

„Ja, es ist momentan bloß so viel zu tun. Im Palast ist die Hölle los. Ich habe schon zweimal versucht, dich zu besuchen, aber dann warst du nicht da“ erklärte er.

„Oh, vielleicht war ich spazieren?“ tat sie überrascht. Wenn sie im Wald war, verbarg sie ihre Aura, so dass kein Scouter sie finden konnte. Oder sie war in der Basis gewesen.

Besorgt sah sie ihn an. Veg musste ihn aller Eile losgeflogen sein, wenn er noch nicht mal seinen Brustpanzer trug. An seinen Scouter hatte er aber gedacht.

Anscheinend brauchte er dringend eine Verschnaufpause und hatte die erstbeste Gelegenheit genutzt, um abzuhauen.

Sie nickte verständnisvoll.

„Ist es wegen dem Prinzen? Mein Bruder arbeitet auch im Palast. Er hat mir erzählt, dass es gerade sehr stressig ist.“

Radditz hatte ihr erzählt, wie viel Prinz Vegeta ändern wollte, seit der König vor Monaten mit dem Großteil der Elitekrieger fort geflogen war. Die wenigen übriggebliebenen Elitekrieger hatten viel zu tun, mit Missionen und Neu-Ausrichtung der Armee.

Da Veg ebenfalls zur Elite gehörte, konnte sie seine lange Abwesenheit verstehen. Er musste bestimmt hart arbeiten, um die fehlenden Krieger auszugleichen. Sie war froh, ihn wenigstens zu sehen; bedeutete es doch, dass er nicht mit auf die königliche Mission musste und auf Vegeta-Sei verblieben war.

Vegeta hob erstaunt eine Augenbraue. „Du weißt Bescheid? Ja, für die nächsten Monate bin ich vollgepackt mit Verpflichtungen. Moment, dein Bruder arbeitet im Palast?“

Das war eine Neuigkeit für ihn.

Sie musste ihre älteren Bruder meinen, der einzig normale von ihren Brüdern. Um im Palast zu arbeiten, musste man ein gewisses Power-Level und sehr gute Fähigkeiten aufweisen.

„Als was arbeitet er?“ fragte er neugierig. „Palastwache? Diener?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht genau“ wich sie der Frage aus. „Vielleicht beides?“

Soweit sie wusste, hatte Radditz eine nahe Position beim Prinzen, aber er war nicht sein Leibwächter. Wieso auch, der Prinz war der Stärkste auf dem Planeten. Wer brauchte einen schwächeren Leibwächter?

Seine Aufgabe war wohl mehr als Laufbursche zu beschreiben, wobei Radditz natürlich eine edlere Beschreibung wie „zweitwichtigster Mann“ und „wichtige Vertrauensperson“ gebrauchte.

„Hmm“ Vegeta brummte nachdenklich.

Da sollte er mal besser die Augen aufhalten, wenn er wieder im Palast war…wenn er die Zeit dafür fand. Es gab nur ein Familienmitglied von Bulma, dass er beim Namen kannte und das war ihr jüngerer Bruder Kakarott.

Aber ein Saiyajin, der als Säugling ein Powerlevel von zwei besessen hatte, würde es niemals zu einer gewissen Position bringen, nicht mal zum Unterklasse-Krieger. Sein Schicksal war das eines No-Name-Saiyajin, weshalb Vegeta auch darauf verzichtet hatte, den Namen Kakarott durchs System zu jagen.

So jemand gehörte zum anonyme Bodensatz der Saiyajin, deren Namen unbekannt blieben.

Aber ihr älterer Bruder…gab es einen Saiyajin im Palast, der so ein offenes, vertrauensseliges Gesicht aufwies wie Bulma und Kakarott?

Wenn ja, war es ihm nie aufgefallen.

Er gähnte auf.

Verdammt, war er schläfrig.

Er war gleich nach dem Training zu ihr geflogen, weil kurzfristig ein Meeting abgesagt worden war und er dadurch ein schmales, freies Zeitfenster erhalten hatte. Die Gelegenheit hatte er für einen kurzen Ausflug genutzt und gehofft, wenigstens Bulma noch mal kurz zu sehen, bevor ihn die anderen Saiyajins wieder nervten. Gleich musste er aber wieder los.

Bulma registrierte stirnrunzelnd seine Erschöpfung. So hatte sie ihren Freund noch nie gesehen.

Sie legte kurz prüfend eine kühle Hand auf seine Wange, die sich sehr warm anfühlte.

„Wie kann ich dir helfen?“ fragte Bulma besorgt. „Willst du was essen?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich muss gleich wieder los. Ich wollte dich einfach kurz sehen“ erklärte er und musste wieder ein Gähnen unterdrücken.

Bulma verzog kritisch das Gesicht. Sie bemerkte die schweren Lider und die blauen Schatten unter seinen Augen, Folgen von Schlafmangel.

Am besten wäre, er würde bei ihr ein Nickerchen halten, aber wenn er schon wieder los musste…

Oder sollte sie ihm einen Tee kochen?

„Gibt es nichts, was ich tun kann, damit es dir besser geht?“ fragte sie fürsorglich.

Sein Mund verzog sich vorfreudig ein Stück nach oben bei dieser vielversprechenden Frage.

Da gab es tatsächlich etwas, was ihn aufmuntern würde und nicht viel Zeit brauchte.

„Einen Kuss von dir“ flüsterte er und sah sehnsüchtig auf ihre Lippen.

„Von mir…ich soll dich küssen?“ stotterte sie überrascht.

Er nickte schmunzelnd.

Bulma errötete. Sie sollte Veg küssen und die Initiative übernehmen?!

Das hatte sie noch nie gemacht, aber so flehend wie er sie ansah…wie konnte sie ihm das abschlagen?

 „Na gut“ stimmte sie zu.

Seine Miene hellte sich auf.

„Aber nur auf die Wange“ fügte sie verlegen hinzu. Mit Wangenküsse hatte sie wenigstens Erfahrung.

Sein Gesicht fiel wieder zusammen und verfinsterte sich.

„Egal, ich nehme, was ich kriegen kann“ murmelte er und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust, während er die Wange auffordernd zu ihr drehte.

Bulma lächelte, schritt schnell auf ihn zu und beugte sich zu ihm vor. Ihre zarten Lippen berührten vorsichtig seine Wange. Um ihn zu trösten, blieb sie zwei Sekunden länger dort als nötig und plötzlich glitten ihre Lippen an seiner Wange weiter runter.

Er hatte den Kopf gedreht und nun waren seine Lippen auf die ihren. Sein Arm schlang sich um sie; verbot jegliche Flucht und küsste sie weiter.

Es war ein brennender Kuss.

Vegeta küsste Bulma auf eine Weise, als wäre ihr Atem sein benötigter Sauerstoff.

Er wusste, er würde vermutlich lange Zeit nicht mehr hier sein und wollte diesen Moment tief in ihr und sein Gedächtnis einbrennen.

Seine Hand war an ihrem unteren Rücken, die andere hielt ihrer Wange und Kinn zu ihm gerichtet. Verlangend drückte er sie an sich, während seine Lippen immer wieder über ihre glitten.

Für Bulma war dieser hungrige Kuss neu und schnell brauchte sie Sauerstoff. Sie drückte sich gegen seine Brust und schnappte nach Luft.

„Ich sagte „nur auf der Wange““ keuchte sie, aber ohne Wut. Ihre Beine zitterten, ihr Herz raste. Wieder fühlte sie sich, als ob sie Fieber hätte; ihr war heiß und sie fühlte sich schwach.

„Hast du auch. ICH habe DICH geküsst und ich habe deine Lippen gewählt“ erklärte er schwer atmend.

Dann nickte er zufrieden.

„Das sollte für eine Weile reichen“ murmelte er. Seine Finger strichen über ihre zarte Wange, seine Augen bohrten sich in ihre, nahmen ein letztes Mal diese helle Blau auf, ihre großen Pupillen, die rosigen Lippen.

„Ich weiß nicht, wann ich es wieder hier herschaffe“ murmelte er entschuldigend. „Ich bin mit Terminen überschüttet. Allein der Winter ist voll mit Aufgaben und…“

Sie legte ihm stoppend einen Finger auf den Mund und lächelte sanft, während sie gleichzeitig den Kopf schüttelte.

„Ich verstehe es“ unterbrach sie ihn. „Ich habe mich gefreut, dich zu sehen. Ich war besorgt, ob du zu der Mannschaft gehören würdest, die mit dem König reisen muss. Dich heute zu sehen, hat mich beruhigt. Außerdem…“ sie strich sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. „werde ich die nächsten Monate bestimmt nicht von hier verschwinden. Du weißt ja, wo du mich findest“ lachte sie.

Da ihr Vater bei seinem Plan blieb, Kakarott erst ab dem 16.Lebensjahr auf Mission mit zu nehmen, hatte sie wieder etwas Zeit gewonnen.

Vielleicht hatte Veg im Frühjahr oder nächsten Sommer wieder mehr Zeit, wenn die Neustrukturierung abgeschlossen war. Dann könnten sie wieder Picknicks am See machen, Spaziergänge im Wald…und sich vielleicht wieder küssen…

Solange würde sie auf ihn warten und in der Zwischenzeit wieder mehr Zeit bei ihrem Raumschiff in der Tsufuru-Basis verbringen.

Vegeta atmete erleichtert auf bei dieser Rücksichtnahme. Kein Keifen, kein Flehen, dafür ein aufmunterndes Lächeln und ein süßer Kuss; das gefiel ihm.

Sie ließ ihm seinen Freiraum.

Nun konnte er sich wieder beruhigt seinen Aufgaben widmen.

Schließlich wusste er, dass Bulma im einsamen Wald auf ihn warten würde und niemand ihm diesen Schatz stehlen würde.

Aber die Sache mit ihren Bruder würde er im Hinterkopf behalten. Vielleicht fand er ja im Palast ein bekanntes Gesicht, dass ihr oder Kakarott ähnelte; irgendeinen Idioten mit großen Augen, dämlichen Grinsen und ähnlichen Strubelhaaren…wie bei diesem Tales…nein, der war garantiert nicht ihr Bruder.

Schnell beugte er sich vor, um ein letztes Mal sanft über ihre Lippen zu gleiten, ließ kurz seine Zunge in ihren Mund verschwinden, um ihren Geschmack zu kosten, bevor er aufsprang und in der Luft verschwand, ohne sich umzusehen.

Der Anblick wäre sonst zu verlockend, um länger zu bleiben, aber dafür warteten zu viele Aufgaben auf ihn.

Nappa und Radditz würden ihn sofort suchen, wenn er in wenigen Minuten nicht im Palast war.

Das konnte er nicht gebrauchen.

 

Dieses Treffen blieb das letzte in diesem Jahr.

Der Herbst ging zu Ende, die Wintersonnenwende kam, die den Winter einläutete.

Am Tag der Wintersonnenwende musste Bardock für einen Tag in den Palast fliegen, um Prinz/ Skattkönig Vegeta IV. zu seinem 20. Geburtstag gratulieren. Alle Krieger der oberen und mittleren Klasse hatten beim Empfang anwesend zu sein.

Er musste widerwillig zugeben, dass er von der Leistung des neuen Anführers beeindruckt war.

Nach dem Fortgang von König Vegeta hatte er befürchtete, der Bengel würde falsche, voreilige Entscheidungen treffen, unnötige Kriege führen, die Stellung der Saiyajins schwächen oder Chaos verursachen, doch das Gegenteil war der Fall. Nun verstand er die Entscheidung des Königs besser, der auf die Leistung seines Sohnes vertrauen konnte.

Ähnlich wie der König hielt sich auch sein Sohn nicht mit überflüssigen Traditionen auf, wollte neue Wege gehen. Durch seine langjährige Abwesenheit in der Fremde hatte er vieles gesehen und neue Ideen mitgebracht. Es wurde mehr in die Ausbildung und die Bewaffnung investiert, wodurch die Saiyajins mit schwächerem Powerlevel einen Vorteil erhielten.

Bardock hielt sich während des Empfangs unauffällig in einer Ecke auf und beobachtete die Anwesenden und besonders den Gastgeber.

Seine majestätische Haltung, sein Auftreten, wie er mit den Kriegern sprach und den Ministern…die Umstehenden respektierten, achteten und fürchteten ihn. Hinter ihm stand Nappa, grinsend und mit stolz geblähter Brust, als wäre jeder des Prinzen Erfolge nur ihm zu verdanken, der eitle Gockel.

Bardock war beruhigt. Nein, Vegeta war kein kleiner Bengel mehr, wie er ihn vor Jahren gesehen hatte, sondern ein Mann, der die Eigenschaft besaß, die Saiyajins in eine neue Ära zu führen.

Bardock fühlte sich erleichtert; der Skattkönig machte einen fähigen Eindruck und das würde die Arbeit in den nächsten Jahren einfacher machen.

 

Radditz tauchte im Winter für einen Tag auf, um seinen 22.Geburtstag bei seiner Familie zu verbringen. Bei der Ankündigung seines seltenen Besuchs backte Bulma aus Freude einen Kuchen. Etwas Süßes konnte er vertragen, denn er sah sehr erschöpft aus. Auch er wies ähnliche Augenschatten auf wie Veg und freute sich deshalb auf ein ruhiges Abendessen im Kreis der Familie, wo er anschließend auch die Nacht verbrachte.

Selbst auf einen Randori-Kampf mit seinem kleinen Bruder hatte er keine Lust; zu erschöpft. Stattdessen vertröstete er ihn aufs Frühjahr.

 

Als der Winter seine Kraft verlor und sich die ersten Knospen bildeten, zeigten sich in den Dörfern der Saiyajins die ersten Auswirkungen von Skattkönig Vegetas Anweisungen.

Auch wenn das Tatakai seine Wichtigkeit verloren hatte, um als Krieger zu gelten, so waren Kämpfe gegeneinander wichtig, um voneinander zu lernen.

Der Skattkönig hatte daher veranlasst, dass es in jedem Dorf wenigstens ein Trainings- und Kampfplatz mit kleiner Tribüne gab. Das Kampffeld war von einem Kraftfeld umgeben, um die Nebenwirkungen eines Kampfes nach außen zu reduzieren und die Zuschauer nicht in Mitleid zu ziehen. So konnten junge Saiyajins sich ausprobieren und den Kämpfen der Älteren zusehen und lernen.

Ebenso wurde Schulen errichtet, um die Lese-und Rechenschwäche der Unterschicht endgültig zu beenden.

Bislang hatten viele niedere Saiyajins darauf verzichtet, weil sie es nicht als wichtig ansahen, selbst wenn sie als Unterklasse-Krieger arbeiteten. Diese Fähigkeiten waren nicht als notwendig  betrachtet worden: Unterklasse-Krieger behalfen sich aus, indem man die Befehle über Scouter hörte, merkte und befolgte. Saiyajins aus der Zivilbevölkerung lernten durch mündliche Überlieferung. Wenn ein Vater seinen Sohn ein Handwerk beibrachte, tat er es durch Wiederholungen und Anweisungen, wieso also dafür Lesen lernen?

Doch der Skattkönig hatte genug davon, dass die Saiyajins in der nördlichen Galaxie als unwissende Barbaren bezeichnet wurden und wollte sein gesamtes Volk zu einer höheren Bildung verhelfen. Er verlangte es von jedem Saiyajin, ungeachtet seiner Klasse.

Kakarott konnte froh sein, dass seine Mutter und Schwester ihm das Lesen, Schreiben und Rechnen früh beigebracht hatte, so musste er nicht in die Schule. Er bestand die Prüfung, die er ablegen musste, um diese Fähigkeiten zu bezeugen (zwar knapp, aber trotzdem)

Er verbrachte häufiger Zeit im Dorf, um mit einem von Bardocks Kameraden (wenn sie Zeit hatten) oder einem alten, erfahrenen Saiyajin zu kämpfen.

Es wurde vom Skattkönig belohnt, wenn alte Veteranen ihre Zeit nutzten, um freiwillig die Jugend zu trainieren. Diese Krieger waren alt und nicht mehr fürs Kämpfen in ernsthaften Schlachten zu gebrauchen, von tiefen Narben und fehlenden Gliedmaßen gezeichnet. Aber ihr Geist war oft noch wach. Ihre Erfahrungen machten sie zu wertvollen Lehrer und dank dem Skattkönig hatten sie die Chance erhalten, eine ehrenvolle Aufgabe zu erbringen und die Kinder früh zu formen.

 

Für Bulma änderte sich dagegen nichts, trotzdem verging die Zeit schnell.

Die Tage wurden länger, die Knospen entwickelten sich zu grünen Blättern und immer noch war Veg nicht aufgetaucht.

Das einzig Spannende, was bislang passierte, war ein zweiwöchiger Aufenthalt in der Tsufuru-Basis, weil in der Zeit ihre Eltern auf gemeinsame Mission waren. Diesen hatte sie genutzt, um das Raumschiff zu warten, einen  neuen Rekord im Flug-Simulator zu erstellen und neue Trainings-Roboter für Kakarott zu bauen.

Manchmal hatte sie Angst, die Erinnerungen an Veg könnten verblassen und er würde überhaupt nicht mehr kommen.

Vielleicht fand er eine schöne, starke Frau in der Hauptstadt, die er lieber mochte?

Bei solchen Gedanken zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen und sie verspürte das Verlangen, wieder nach Sadala zu fliegen.

Ihr Trost waren die schönen Träume, die sie manchmal von ihm hatte.

Dann waren sie wieder am See oder im Wald und Veg umarmte sie, hielt sie sicher fest. Sie fühlte sich beschützt und konnte im Traum die Wärme seines Körpers spüren. Dann beugte er sich zu ihr, berührte sie zärtlich und sie konnte wieder seine Lippen spüren.

Für einen kurzen Augenblick fühlte sich der Traum real an und wenn sie dann aus so einem erwachte, lächelte sie unbewusst und fühlte sich voller Tatendrang.

Tatendrang, der oft verschwendet war für ihre täglichen Aufgaben.

Zu gerne wollte sie endlich mal eines der Flugzeuge fliegen oder gar das Raumschiff selbst, nicht nur den Simulator nutzen. Doch es wäre zu auffällig und sie könnte mit dem Radar oder Scouter entdeckt werden.

Das einzig Spannende, was im Frühsommer passierte, war Kakarott Eintritt ins 15. Lebensjahr und die Änderungen in seinem Tagesablauf: er verbrachte mehr Zeit im Dorf, wo seine Mutter auch arbeitete.

Das Dorf war dank der neuen Trainingsmöglichkeit und den neuen Lehrer spannender geworden.

Ein älterer, gebeugter Saiyajin mit Glatze und langem weißem Bart, der sich auf einem knorrigen Stock stützte, war auf den Halbwüchsigen aufmerksam geworden und half ihn beim Training.

Gine kannte den Alten: er war ungewöhnlich alt für einen Saiyajin, fast hundert Jahre und ein bekannter Lustmolch.

Sie fürchtete seinen schlechten Einfluss auf ihren Sohn, aber anderseits war Kakarott dafür immer noch zu unschuldig (dank der ausbleibenden Aufklärung).

Sie ließ ihren Sohn nur zu ihm gehen, weil Bardock ihr von seinem Ruf, seiner Erfahrung und den legendären Kämpfen erzählt hatte: dieser Alte hatte wahrscheinlich mehr Planeten gesehen und gegen fremde Rassen gekämpft als jeder anderer lebender Saiyajin. Durch diese Erfahrungen hatte er eine Technik entwickelt, um kraftsparend und effektiv zu kämpfen, so dass er sich selbst im hohen Alter und niedrigen Power-Level immer noch wehren konnte.

Das Risiko eines schlechten Einfluss sah Bardock nicht und Kakarott mochte den Alten und umgekehrt ebenso. Er hatte keine Kinder und Kakarott wurde zu einem Enkel-Ersatz, den er gerne anleitete.

Nebenbei fügte Kakarott sich mehr in die Gesellschaft ein.

Er hatte sich langsam mit ein paar Kindern im selben Alter angefreundet, angestiftet durch Chi-Chi, die ihn vorgestellt hatte. Gine hatte es begrüßt; fing ihr Sohn doch endlich an, sich in die Gesellschaft der Saiyajins einzufügen. Er konnte nicht für immer ein Außenseiter und Sonderling bleiben.

Einige der Kinder konnten nichts mit diesem sanftmütigen Saiyajin anfangen, aber andere fanden ihn wie Chi-Chi interessant. Außerdem bewies Kakarott schnell, dass er zwar nett, aber nicht schwach war. Er besiegte sogar die großmäuligen, älteren Halbstarken, die sich oft auf dem Trainingsfeld versammelten und nach Herausforderungen suchten.

Chi-Chi freute sich, mehr Zeit mit Kakarott zu verbringen. Der Junge war immer noch so geheimnisvoll.

Sie hatte erst spät erfahren, dass er längst ein anerkannter Krieger war und nur aus Bequemlichkeit seine Rüstung nicht trug.

Er war so mysteriös: sie durfte ihn nie besuchen und wusste auch nicht, wo er wohnte.

Eifersüchtig und besitzergreifend hing sie oft an seiner Seite, damit kein anderes Mädchen seine Aufmerksamkeit weckte.

Das Risiko gab es aber nicht, denn Kakarott behandelte jeden gleich, sogar sie. Niemand wurde bevorzugt. Dabei hoffte sie so sehr, dass er sie endlich beachtete. Nicht nur als gute Freundin, sondern mehr!

War sie nicht hübsch oder stark genug?

Leider hatte sie jeden Kampf gegen ihn immer verloren, auch wenn er bedacht war, sie nicht zu verletzen.

Was konnte sie denn noch tun, außer ihm jedes Mal einen Korb mit Leckereien für das gemeinsame Mittagsmahl zu erstellen, den er oft alleine verputzte?

Vielleicht sollte sie ihn zu einem einsamen, romantischen Ort führen und ihm zeigen, wie sehr ihn sie mochte?

 

Chi-Chis Plan sollte Konsequenzen haben…große…für die gesamte Bardock-Familie.

 

Aufgebracht landete Radditz vor der großen Hütte und trat ein.

Seine Schwester befand sich zufällig gerade auf dem Sofa und las in einem Buch.

„Bulma! Wo ist der Schwarzgebrannte? Der Starke?“ fragte Radditz fieberhaft.

„Ach, Vater versteckt ihn eigentlich. Aber ich weiß, dass er sich hier in einem der Regale befindet. Der Tonkrug ist dort oben im Regal, hinter den blauen Büchern“ sie zeigte auf das betreffende Regal und sah verdutzt dabei zu, wie Radditz hastig das Gewünschte nahm, sich an den Tisch setzte und einschenkte.

Besorgt sah sie dabei zu, wie er das Glas hinunterstützte und sich gleich das zweite nahm.

Sie stand auf und setzte sich ihm gegenüber.

„Mal langsam, Radditz. Was ist passiert?“ fragte sie beunruhigt.

„Es ist wegen Kakarott“ knurrte ihr älterer Bruder. „Du glaubst nicht, was ich heute gesehen habe. Ich brauche den Alkohol, um diese Schande aus meinem Gedächtnis zu streichen.“

Er stürzte den Becher herunter.

„Nicht so viel, willst du hier gleich umkippen? Iss wenigstens was von den Nüssen“ sie schob ihm die Dose zu, in der sich gesalzene Nüsse befanden und Radditz nahm sich eine Hand voll raus.

Sie sah ihm dabei zu, wie er sie mit missmutiger Miene kaute.

„Was genau ist denn passiert?“ fragte sie neugierig.

Warum benahm sich ihr Bruder so komisch?

„Ich bin zu dem kleinen Trainingsplatz am nächstgelegenen Dorf geflogen. Ich wollte mich mit ihm treffen, um miteinander zu trainieren. Endlich hatte ich mal Zeit für ihn. Aber er hat nicht gekämpft, oh nein. Kakarott ist angebaggert worden! Von einer wirklichen hübschen Saiyajin. Und der Kerl hat nichts gerafft. Er ist erst 15 Jahre alt und nicht besonders stark. Also was hat er, was ich…also nicht, dass ich keinen Erfolg bei Frauen habe, aber nicht in seinem Alter. Ich war ja auch ständig unterwegs, deshalb…egal“ berichtete er aufgeregt und holte weiter aus. „Bulma, du kannst dir nicht glauben, was es für ein peinliches Verhalten war. Sie ist vor ihm herum getänzelt, hatte ihre Finger auf seinem Körper. Es hätte nicht viel gefehlt und sie hätte sich an ihm gerieben. Und Kakarott, der bleibt nicht cool… nein, der rafft einfach nicht, was sie von ihm will. So dämlich! Keine Ahnung, wie man mit Frauen umgeht. Es war nicht zum Ansehen. Fremdschämen, das war es. So jemand ist mein BRUDER?! Es fließt das GLEICHE BLUT durch unsere Adern?!“

Bulma kicherte amüsiert. Sie konnte es sich wirklich gut vorstellen.

„Was für eine Saiyajin interessiert sich denn für ihn?“ fragte sie neugierig.

Radditz kratze sich nachdenklich am Kinn.

„Eigentlich ´ne ganz hübsche. Wie war noch mal der Name…äh, Chi-Chi“ erinnerte er sich.

„Chicorée? Kimchi? Chia? Chimi-chimi-changa?“ missverstand Bulma ihn. Sie dachte, er würde stottern.

„Nein, Chi-Chi. Das ist ihr Name. Vielleicht ist es eine Abkürzung“ berichtigte er sie schulterzuckend.

„Oh….vielleicht ist es eine Abkürzung und ihr voller Name lautet Chicoree-Chia“ überlegte Bulma weiter.

„Wen interessiert’s?“ unterbrach Radditz genervt ihre Überlegung. „Es geht um etwas viel Wichtigeres als um ihren Namen. Sie…“

„Was soll der Krach? Kann man hier nicht mal in Ruhe sein Mittagsschläfchen halten“ beschwerte sich Bardock und kam schlurfend aus der oberen Etage herab.

Da war er endlich mal wieder zu Hause, um Energie zu tanken und dann weckte ihn die dröhnende Stimme seines Ältesten. Gähnend band er sich sein Stirnband um und sah Radditz aus zusammengekniffenen Augen mürrisch an. Wie schön waren doch die Zeiten gewesen, als sein Sohn unterwegs gewesen war und ihn nicht mit seiner Anwesenheit, seiner lauten Stimme und dem Stehlen seines Schnaps gestört hatte.

 Doch sein Sohn überraschte ihn mit plötzlicher Schuldzuweisung.

„Das ist nur deine Schuld“ beschwerte sich Radditz und deutete anklagend mit dem Zeigefinger auf ihn. „Du hast Kakarott nicht beigebracht, wie man auf weibliche Aufmerksamkeit reagiert.“

„Ist das mein Schnaps, den du dir da hinter die Binde gießt?“ fragte Bardock stirnrunzelnd.

„Ja, und er ist meiner! Meiner ganz allein! Ich brauche ihn.“ Beschützend hielt Radditz den Krug fest.

Bardock ging zur Küchenzeile um sich ebenfalls einen Becher zu holen und gab seinen Sohn beim Vorbeigehen eine Kopfnuss.

Er setzte sich zu seinen Kindern und schenkte sich auch was ein.

„Kakarott ist ein Frauenheld“ erklärte Bulma ihn die Situation.

Bardock grinste spöttisch. „Klar ist er das. Er hat ja auch mein gutes Aussehen geerbt.“

„Mach dich nicht darüber lustig. Die Sache ist ernst. Weißt du, was passiert, wenn eine Saiyajin einen Mann verführen will und dieser ablehnt? Eine angepisste, in ihrem Stolz verletzte Saiyajin! Wenn du Kakarott nicht erklärst, wie das mit den Frauen abläuft, wird sie ihn noch attackieren und umbringen“ beschwerte sich Radditz und fügte dann achselzuckend hinzu. „Ein peinlicher Tod, aber es würde ihm rechtgeschehen.“

Bardock nahm gelangweilt einen Schluck. „Was soll ich ihm schon erklären? Jedes Weibchen ist anders. Ist er nicht noch ein wenig zu jung für Sex?“

„Ist er überhaupt aufgeklärt?“ fragte Radditz stirnrunzelnd.

Ihm fiel gerade etwas ein: Sein Vater hatte ihm nie erzählt, was unter weiblichen und männlichen Saiyajins abging.  Nappa hatte ihn und Vegeta aufgeklärt; in drastisch ehrlichen Worten.

Gut, er hatte mit dem Muskelpaket und dem Prinzen auch mehr Zeit verbracht; ganz besonders während seiner Pubertät und war zu der Zeit nicht zu Hause gewesen.

Aber Bardock hatte sich nie erkundet, ob er Bescheid wusste.

Radditz wurde klar, dass das Thema „Wie zeuge ich Babys“ mit Absicht nicht von seinem Vater angesprochen wurde.  

Er hatte sich vor dieser Aufgabe gedrückt.

Was bedeutete, dass seine jüngeren Geschwister vermutlich gar nichts wussten.

Bevor er weiter nachfragen konnte, wie weit es um Kakakrotts und Bulmas sexuelle Aufklärung stand, landete sein jüngerer Bruder vor der Haustür und trat ein.

Leise eine Begrüßung murmelnd und mit beschämter Miene trat er zum Tisch.

Mit großen Augen betrachteten Bulma, Bardock und Radditz den glühend roten Handabdruck auf seiner Wange.

„Chi-Chi hat mich plötzlich geohrfeigt“ erklärte er und kratzte sich verlegen die Wange. „Ich weiß nicht wieso.“

Vorwurfsvoll starrte Radditz seinen Vater an und trank stumm das nächste Glas.

„Dann erklär mir mal genau, was du getan hast“ befahl sein Vater ruhig und sah seinen Jüngsten mit vorfreudigen Grinsen an. Das könnte jetzt amüsant werden.

Kakarott setzte sich an den Tisch.

„Naja, Chi-Chi und ich waren in letzter Zeit öfters alleine unterwegs. Immer, wenn ich die Einkäufe erledigt habe oder am Trainieren war, ist sie plötzlich aufgetaucht. Mein Lehrer hat dann gesagt, dass ich eine Pause machen soll um mit ihr zu sprechen und das haben wir auch getan. Also, meistens spricht sie und ich höre zu. Aber heute war sie so seltsam. Ständig wollte sie mit mir in den Wald, aber ich habe gesagt, dass ich heute dringend mit den anderen trainieren will. Wegen ihr kam ich schließlich in letzter Zeit nicht dazu“ erklärte er.

Bardock und Radditz verzogen das Gesicht. Sie ahnten Böses.

„Hast du ihr ins Gesicht gesagt, dass du lieber trainieren willst?“ fragte Bulma.

Kakarott nickte.

„Ich habe gesagt, dass ihr ständiges Auftauchen mich in meiner Konzentration stört.“

Bardock und Radditz stöhnten laut auf.

Radditz vergrub seinen Kopf in seine Hände. So viel Doofheit war ja nicht zum Aushalten.

„Was denn? Sie hat immer nur gesagt, dass es wichtig wäre. Dass wir alleine in den Wald gehen müssen, aber nie, weshalb. Mit mir kämpfen wollte sie aber nicht. Wie soll ich so stärker werden?“ fragte Kakarott seine Familie leicht vorwurfsvoll.

„Sie wollte mit dir alleine sein, um….na du, weißt schon?“ fragte Radditz vorsichtig nach und machte eine entsprechende Handbewegung, aber Kakarott sah ihn nur dümmlich mit großen Augen an.

„Kakarott, hast du in letzter Zeit einen süßlichen Geruch an ihr bemerkt, wenn sie bei dir war? Hat sie öfters mit ihrem Schweif aufgeregt gewedelt, obwohl wir ihn normalweise immer um die Hüfte legen?“ fragte Bardock.

Kakarott dachte nach.

„Ja, jetzt wo du es sagt. Deswegen war ich ja so oft abgelenkt. Sie riecht so gut und ich fühle mich dann so seltsam. Mir ist dann so heiß und ich muss immer eine Weile meditieren, damit es weg geht. Ich kann mich kaum auf mein Training konzentrieren. Echt nervig.“

Die beiden Männer stöhnten wieder entsetzt auf. Bardock schüttelte enttäuscht den Kopf.

Bulma und Kakarott sahen sie ahnungslos an.

„Siehst du“ zischte Radditz und sah seinen Erzeuger böse an. „Deine Schuld.“

„Was kann ich dafür, dass er so frühreif ist. Moment, natürlich, er hat ja auch meinen Charme und mein gutes Aussehen geerbt“ knurrte Bardock zurück. „Wundert mich, dass mir Toma nichts erzählt hat.“

„Wieso auch? Es gehört zu DEINEN Aufgaben. Es war offensichtlich, dass das Mädel auf ihn stand. Es war nicht nur ihr Geruch. Es war ihr ganzes Verhalten. Sie hat sich ihm quasi an den Hals geworfen. Deine Freunde haben das bestimmt schon früher bemerkt und sie deswegen alleine gelassen. Die dachten wahrscheinlich, dass DU Kakarott die Ursachen erklärt hast und haben ihm deswegen nicht aufgeklärt. Aber er hat nichts GEMACHT“ rief Radditz entsetzt auf und griff sich in seine Haare.  Es war zum Haare-Ausrupfen.

Aber nicht seine.

Eigentlich müsste er nach Kakarotts Strubbelhaare greifen und dran ziehen. Wie konnte man so eine Gelegenheit vermasseln?

Bardock trank erst mal noch einen Schluck vom Schnaps. Dieser Tag führte zu einen Gespräch, dass er eigentlich vermeiden wollte. Besonders, wenn Bulma in der Nähe war.

Zu seinem Glück trat Gine ein.

Er lächelte erleichtert. Sollte sie sich doch um die Aufklärung ihrer Kinder kümmern.

„Sag mal, Kakarott, was hast du wieder angestellt? Chi-Chi war ja wütend. Sie ist zu mir reingestürmt und hat mich angeschrien, dass mein Sohn ein Idiot wäre“ verlangte Gine aufgebracht zu wissen.

„Er ist ja auch einer“ stimmten Radditz und Bardock zu.

„Kakarott ist nicht aufgeklärt und wusste nicht, was das Mädchen von ihm wollte“ klärte Radditz seine Mutter schnell auf.

Erschüttert schlug Gine eine Hand vor ihrem Mund.

„Oh, nein, das ist…arme Chi-Chi. Das muss ihr furchtbar peinlich sein. Bardock, es wird endlich Zeit,  dass du deine Söhne aufklärst“ wandte sie sich an ihren Gefährten.

Der wich ihrem Blick grummelnd aus. Dazu hatte er absolut keine Lust.

„Dafür ist eh zu spät. Jedenfalls für mich. Das hat bei mir schon jemand anderer erledigt“ seufzte Radditz und leerte den Krug. Kein Tropfen mehr übrig…wo war das ganze Zeug hingekommen? „Haben wir noch was von den Schnaps?“ fragte er besorgt.

„Ich habe noch eine Flasche mit den Zeug, dass Toma uns mal mitgebracht hatte. Ich nehme es manchmal zum Reinigen meiner Geräte. Es kann dich aber erblinden lassen, so scharf wie es riecht“ schlug Bulma vor, die immer noch nicht kapierte, was hier vor sich ging.

Radditz zuckte mit den Schultern und überlegte. Das Zeug würde ihn bestimmt auch die letzten Gehirnzellen wegätzen und so die Erinnerung der letzten Stunden löschen.

Bevor er eine Entscheidung treffen konnte, holte Gine eine Flasche von ihrem kostbaren Obstbrand und schenkte sich selbst was ein, bevor sie es weiter an ihren dankbaren Sohn reichte.

„Ich verstehe langsam nicht mehr, worum es hier geht. Was habe ich denn getan? Was wollte Chi-Chi denn von mir?“ fragte Kakarott aufgebracht.

„Sex!“ erklärten Gine, Bardock und Radditz einstimmig.

Oh nein, verdammt! Gine hielt sich betroffen eine Hand vor den Mund.

Zu spät. Das verbotene Wort war ausgesprochen worden.

„Was ist das?“ fragten Kakarott und Bulma synchron.

Radditz verschluckte sich.

Hustend rang er nach Atem. Seine Gesichtszüge entgleisten. Krächzend deutet er anklagend auf seine Eltern. „Sogar Bulma weiß nichts davon? Ihr MONSTER! Sie ist bereits so lange in dem Alter und ihr…“

„Es hat sich halt nie die richtige Gelegenheit ergeben“ entschuldigte sich Gine.

Bardock nickte zustimmend.

„Unsinn. Sieh dir doch mal Bulma an. Sie ist achtzehn….ACHTZEHN! Ihre Brüste sind größer geworden, ihr Hintern, ihre Beine…sie ist so hübsch…“ fing Radditz empört an und deutete gestikulierend auf seine Schwester.

„Radditz, halt die Klappe und starr deine Schwester nicht so an“ unterbrach Bardock ihn drohend.

„Was denn, sie weiß nicht mal, dass sie Brüste hat? Aber doch, dass sie ein Mädchen ist und ihr Körper sich von Jungs unterscheidet?“ fragte Radditz sarkastisch.

„Natürlich weiß, ich was der Unterschied zwischen Männer und Frauen ist“ wandte Bulma entrüstet ein. „Ich habe euch schließlich schon alle nackt gesehen. Wenn es darum geht, wie Kinder gezeugt werden, das weiß ich auch.“

Ihre Eltern und ihre Brüder glotzen sie überrascht an. Bulma zuckte mit den Achseln.

„Den Zusammenhang habe ich schon mit vier Jahren kapiert, nachdem wir alle baden waren. Es ist ein Schlüssel-Schloss-Prinzip. Männer haben einen Schlüssel namens Penis und Frauen sind das Schloss. Also muss der männliche Schlüssel ins weibliche Schloss und danach wird der Bauch rund, weil darin das Kind ist“ erklärte sie. „Ich kann mich schließlich noch wage daran erinnern, wie Mama schwanger war.“

Radditz klatschte sich mit der offenen Hand gegen die Stirn, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. Auch Bardock und Gine mussten lächeln.

Mit großen Augen und einem „Ahhh soooo“ der Erkenntnis, schlug sich Kakarott in die Hände.

Jetzt hatte er es kapiert.

Darum sahen Männer und Frauen so anders aus.

 

Nachdem sich ihre Eltern ausgelacht hatten (Bulma hatte aus Scham und Entrüstung rote Wangen bekommen), beschloss Gine, dass es wirklich Zeit für eine richtige Aufklärung über den erwachsenen Körper war.

Es war zu spät für weitere Ausreden, besonders wenn Radditz anwesend war.

Sie kam nicht mehr um diese Aufgabe rum.

„Gut, dann kümmerst du dich darum“ stimmte Bardock zu und war froh, dass das Thema damit erledigt war.

„So nicht, Bardock. Ich werde Bulma alles aus der weiblichen Sicht erzählen, aber Kakarott muss es von einem Mann erfahren. Also mach es richtig“ befahl sie. „Komm, Bulma, wir gehen in mein Zimmer. Wir können die Tür schließen und in Ruhe reden“ forderte sie ihre Tochter auf. Die beiden verschwanden ins obere Stockwerk und knallten die Tür zu.

Bardock seufzte ergebend auf und sah zu seinem vorfreudig gespannten Jüngsten. Radditz stützte abwartend seinen Kopf auf den Tisch und machte keine Anstalten, zu verschwinden.

„Was willst du noch hier, Radditz? Du hast doch gesagt, du wärst schon aufgeklärt?“ fragte Bardock genervt und deutete mit einem Kopfnicken zur Haustür, als Zeichen, dass er gehen sollte.

Radditz grinste ihn gehässig an.

„Ja, aber ich will diese Show nicht verpassen. Das könnte lustig werden.“

Plötzlich wechselte Bardocks Gesichtsausdruck: anstatt mürrisch, nickte er verständnisvoll, ein mildes Lächeln auf den Lippen.

„Ich verstehe, Radditz… du willst erfahren, wie man eine Frau richtig  befriedigt. Da bist du bei mir genau richtig. Ich habe es bislang immer geschafft, meiner Partnerin die volle Befriedigung zu schenken.  Bleib sitzen, dann erkläre ich dir, wie es geht.“

„So ein Quatsch, ich weiß auch, wie man eine Frau befriedigt…Moment, redest du, wie du mit Mutter…“ Radditz Augen wurden groß vor Erkenntnis. Er rückte vom Tisch ab.

Sein Vater wollte ihnen erzählen, wie er es mir ihrer Mutter tat?

War er irre?

Welches intelligente Wesen wollte wissen, wie seine Erzeuger es miteinander trieben?!

Hilfe, diese Bilder, die jetzt in seinem Kopf auftauchten.

Er musste hier weg.

Schnell!

Er kam nicht weit.

Plötzlich stand Bardock hinter ihm und sein starker Arm umschlang Radditz Hals und hielt ihn im Schwitzkasten fest.

In diesem Würgegriff zwang er Radditz, sich wieder zu setzen. Radditz griff nach dem feindlichen Arm, kratzte über die Haut, aber er schaffte es nicht, sich aus dem festen Griff zu lösen.

„Gnade, bitte…ich will es nicht wissen“ bettelte Radditz mit abgeschnürter Stimme. Er versuchte verzweifelt, sich raus zu winden.  Schlug sogar mit seinem Ellbogen nach hinten, um Bardock zu treffen, aber der fing den Arm ab und drehte ihn auf den Rücken seines Sohnes.

Beiläufig sah Bardock zu seinem jüngsten Sohn hin, der nicht eingriff.

Kakarott war nicht denselben logischen Zusammenschlüsse wie sein Bruder gefolgt und sah seinen Vater nur aufmerksam an. Endlich würde er erfahren, warum Mädchen manchmal so gut rochen und ihm dann so heiß wurde und sein Herz so stark klopfte.

„Hör zu, Kakarott, wenn eine Frau diesen gewissen Blick und einen bestimmten Geruch hat…“ begann Bardock.

„Nein, bitte, sei still. Oder dreh mir doch gleich die Luft ab, dann höre ich dich nicht“ flehte Radditz keuchend, der sich nicht aus Bardocks Griff winden konnte.

Warum war sein Alter so stark?

„…dann bedeute es, dass sie in Hitze ist und deine Aufgabe ist es, dass sie sich gut fühlt. Du fühlst dich dann auch gut. Dazu machst du zuerst…“ sprach Bardock unberührt weiter.

Radditz verdrehte hilflos die Augen. Langsam verfärbte sich sein Gesicht rötlich, aber es hatte nichts mit dem Sauerstoffmangel zu tun.

Sein Vater wusste genau, wie fest er zudrücken musste. Er verhinderte, dass er sowohl fliehen als auch in eine tröstende Ohnmacht fielen konnte.

Mit brennenden Wangen musste er beim folgenden Gespräch zuhören

 

Bulma und Gine verließen das Zimmer und gingen ins Untergeschoss.

Kakarott saß nachdenklich am Tisch, Bardock ihm gegenüber.

„Wo ist Radditz?“ fragte Gine.

Bardock grinste gehässig. „Kotzt sich draußen die Seele aus dem Leib. Für ihn musst du heute nicht mitkochen. Der hat keinen Appetit mehr.“

Gine schüttelte halb belustigt, halb mitleidig den Kopf und ging zum Herd, um das Abendessen vorzubereiten.

Bulma setzte sich zu ihrem Vater, der ein seltsames zufriedenes Lächeln zeigte.

Schön, dass er sich freute, sie war dagegen verwirrt und nachdenklich.

Kakarott schien auch sehr beschäftigt zu sein. Sie konnte anhand seiner wechselnden Gesichtsausdrücke seine gedanklichen Kämpfe erahnen. Es war ein Spektrum von Fassungslosigkeit, Erstaunen, Neugierde und Vorfreude.

Sie musste auch eine Menge verarbeiten.

Warum hatte sie bislang nichts darüber in ihren Büchern erfahren? Obwohl, manchmal gab es da Andeutungen in einigen Kapitel, aber die hatte sie nicht verstanden…bis jetzt.

Hatte ihr Vater ihre Bücher kontrolliert und ihr dieses Wissen vorenthalten?

Warum war Radditz so wütend geworden, als er erfuhr, dass man es ihr noch nicht gesagt hatte?

Wieder hatten ihre Eltern ihr Wichtiges vorenthalten.

So unfair…schlimm genug, dass sie ihr neues Wissen vermutlich nie anwenden konnte,  wenn sie den Wald nicht verlassen durfte. Aber selbst ihren einzigen Zugang zu Neuigkeiten und Wissen zu kontrollieren und zensieren…sie seufzte schwer. Sie war neugierig und würde gerne mehr wissen. Aber sie traute sich nicht, ihre Mutter zu fragen, die bei manchen Themen auch gestockt und abgeblockt hatte.

Ihr Vater warf ihr einen fragenden Blick zu, aber sie ging nicht drauf ein. Sie wollte ihn nicht fragen. Sie zweifelte an seiner Ehrlichkeit. Er verschwieg ihr so viel und Ihre Mutter half ihm dabei.

Sie verlor das Vertrauen in ihre Eltern, schon wieder.

Sie stand auf und sah aus dem Fenster zufällig Radditz im Garten stehen, wie er an einen Baum kopfüber lehnte und sich erbrach. Sie bekam Mitleid mit ihm.

„Ich werde Radditz mal einen Tee kochen“ sagte sie zu ihrer Mutter und setzte das Wasser auf.

 

Nachdem sich Radditz hinter den Bäumen  erbrochen hatte, bis nur noch grüne Galle seinen Magen verließ, fühlte er sich etwas besser. Seine Gesichtsfarbe war fahl und leicht grünlich.

Allmählich konnte er auch die Bilder verdrängen, die während der bildhaften Beschreibungen seines Vaters in seinem Kopf aufgetaucht worden war.

Dieser Mistkerl…wie sollte er seinen Eltern jemals wieder ins Gesicht schauen können?

Kakarott, dieser naive Dümmling hatte den Zusammenhang, woher Bardock diese Erfahrung hatte, nicht erkannt und nur interessiert mit den Kopf genickt.

Ihm war einfach nicht klar gewesen, dass ihr Vater darüber gesprochen hatte, was er mit ihrer Mutter bereits alles angestellt hatte. Bardock hatte explizit erklärt, wie ein Mann einer Frau Freude bereiten konnte. Diese Bilder, die dadurch in seinem Kopf entstanden waren…da war ja Nappa fast prüde dagegen.

Kurz überkam ihn wieder ein leichtes Würgen.

Er konnte es gerade noch zurück halten.

Nein, er musste diese Erinnerung an den heutigen Abend verdrängen, musste alles vergessen. Am besten, er flog gleich in sein kleines Quartier im Palast, dann musste er nicht ins gehässige Gesicht seines Erzeugers sehen. Dort würde er sich mit einem großen Krug an Hochprozentigen das Hirn wegschießen.

Mit wackeligen Beinen setzte sich Radditz auf einen großen Felsen, um seinen Magen die Zeit zu geben, sich zu beruhigen. Die kalte Nachtluft wehte beruhigend um seine Nase.

Er hörte Schritte und drehte sich um.

Bulma stand hinter ihm; eine Tasse mit dampfenden Inhalt in ihren Händen, die sie ihm entgegen streckte.

„Das beruhigt den Magen“ sagte sie leise.

Dankbar nahm er die Tasse an und trank in kleinen Schlucken von dem bitteren Inhalt.

Er warf einen Seitenblick auf seine kleine Schwester, die ihn immer noch besorgt ansah.

Er stellte die Beine breit auf. Einladend klopfte er sich auf seine Schenkel.

Zögerlich kam sie näher und setzte sich auf seinen Oberschenkel.

 

Während Radditz seinen Tee langsam trank und dabei nachdenklich in den dunklen Himmel starrte, nutze Bulma den ruhigen Moment, um ihren Bruder zu beobachten.

Wie groß er geworden war, sogar größer als Bardock.

Dazu dieser Muskelzuwachs. Er wirkte imposant, nicht nur dank seiner wilden, langen Mähne.

Sie erinnerte sich noch gut an ihre Kindheit, wo er zwar einen Kopf größer, aber auch schmaler gewesen war, mit etwas Babyspeck im Gesicht und großen Augen. Nun war er größer und massiger; überragte seinen Vater und seinen Bruder.  Dadurch konnte sie bequem auf seinen muskulösen Oberschenkel sitzen und sein breiter Brustkorb schützte sie vor dem kalten Wind. Seine Gesichtszüge waren kantiger und schmaler geworden; seine Augen hatten denselben wachsamen Blick wie bei ihren Vater.

Radditz Einsatz gegen seine Eltern und sein Einspruch beeindruckten sie. Hätte er nichts gesagt, hätten ihre Eltern ihnen wahrscheinlich immer noch verschwiegen, was Sex war.

Er war ein richtiger Erwachsener geworden, hatte verschiedene Planeten bereist und viel gesehen.

Er kämpfte gegen Bardock, sei es mit Fäusten oder mit Worten. Zwar verlor er zwar immer noch, aber er gab nicht auf. Er folgte stur seinen eigenen Weg.

Wahrscheinlich konnte er ihre Fragen beantworten

 

Radditz fühlte sich allmählich besser. Sein Magen hatte sich beruhigt.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er seine Schwester.

Er wusste nicht, was Gine ihr erzählt hatte, aber wahrscheinlich waren es nur die Grundkenntnisse gewesen und dass nur vage erklärt.

Körperteil A stößt in Körperteil B, diese Bewegung multiplizieren, Ergebnis viel Körperflüssigkeit und ein Kind.

Manchmal.

Irgendein Unsinn, wo es nur um die simplen Abläufe ging, aber vermutlich nichts über die Lust an Sex. Über Verlangen, Hitze, Erektionen, Bedürfnisse, empfindliche Körperstellen und wie man sie reizt…nichts so, wie es Bardock seinen Söhnen eben erklärt hatte.

Er verdrehte die Augen und sah zum Himmel auf.

Seine Eltern waren in diesem Fall doch echt das Letzte.

Sein Vater hatte ein Klein-Mädchen-Komplex und sah Bulma nicht als junge Frau an und Gine akzeptierte nicht, dass ihre Tochter irgendwann auch mal sexuelle Bedürfnisse haben würde.

Normalerweise spürte er mehr Achtung vor seinen Eltern. Sie hatten ihm eine schöne Kindheit ermöglicht, er war dankbar und respektierte sie.

Aber was sie mit ihrer Tochter abgezogen hatten…das war ein Verbrechen gegen ihr eigens Blut.

Bulma hätte schon vor Jahren vernünftig aufgeklärt werden müssen, egal ob sie isoliert lebte oder nicht.

Es war ihr Recht als Saiyajin!

Radditz hatte noch nie so einen Tumult an unterschiedlichen Gefühlen verspürt: Wut, Mitleid, Enttäuschung, Fassungslosigkeit, Ekel…sein Magen brauchte noch eine Weile, um sich zu erholen.

 Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen.

Kakarott würde wahrscheinlich morgen schon sein neues Wissen neugierig an den Weibern ausprobieren, aber Bulma wusste wahrscheinlich nicht mal, was Masturbieren war.

Der eigenen Tochter dieses Wissen vorzuenthalten….er schüttelte missbilligend den Kopf.

Er hatte bereits mit einigen Frauen geschlafen und es genossen. In seinem Alter war das völlig normal und auch die weiblichen Saiyajins genossen ihre sexuelle Freiheit. In ihrem Alter dachte noch niemand an Kindern, obwohl die Älteren dazu gerne drängten. Die Fortführung der Linie, das Fortbestehen der Rasse…blabla.

Zuerst kam der Spaß.

Wenn es zufällig passierte, egal…die Gemeinschaft sorgte dafür, dass die Kinder gemeinsam aufgezogen wurde, die Mütter entlastet wurden und alle Freiheiten hatten. Radditz traf sich momentan öfters mit zwei, drei Frauen gleichzeitig, aber keine von ihnen mochte er so sehr, dass er sie seiner Familie vorstellen würde, vom Sarang ganz zu  schweigen. Soweit er wusste, hatte er auch noch keine Kinder gezeugt.

Jedenfalls hatte ihm noch niemand Bescheid gesagt.

Zum Glück, denn er wollte sein Leben genießen. Er überlegte sich, es auch mal mit einem männlichen Partner zu tun; da war er offen und es klang nach einer interessanten Erfahrung.

Er mochte Sex. Es fühlte sich fantastisch an.

Außerdem wusste er, wie er sich auch selbst Erleichterung in einsamen Momenten schaffen konnte.

Aber so wie es aussah, waren seine jüngeren Geschwister die einzigen Jugendlichen auf diesen Planeten, die noch nicht mal masturbierten, von Sex ganz zu schweigen.

Die arme Bulma würde das wohl nie erleben. Das war unfair, ungerecht, ein wahres Verbrechen.

So konnte es doch nicht weiter gehen?

Er hatte die Veränderungen an ihrem Körper schon damals bei seinem ersten Besuch bemerkt: Die zarten Rundungen ihrer Brüste, der pralle Hintern, eine schöne Taille und die feineren Gesichtszüge.

Der Babyspeck war verschwunden.

Eine hübsche, junge Frau war darunter erschienen.

Jetzt, wo sie so nahe war, konnte er die ersten Anzeichen in ihren veränderten Geruch ebenfalls erkennen. Ihr sexueller Trieb war dabei zu erwachen. Die Aufklärung war der letzte Schritt gewesen. Schon bald würde ihr Körper Pheromone ausstoßen, der anderen Saiyajins mitteilte, dass sie vollständig erwachsen war; geschlechtsreif.

Bis auf Ausnahme ihrer nahen Familienmitglieder, sie rochen nichts, weshalb Radditz bis heute nichts von ihrer mangelnden Aufklärung geahnt hatte.

Ausgerechnet Bulma die Belesene, die im Wald gerne Tiere beobachtete, wusste nichts über Sex?

Immerhin war sie schon achtzehn Jahre alt.  Andere Frauen in ihrem Alter hatten es schon längst getan, mehrfach.

Aber sie würde keinen Partner haben.

Niemals!

Eine Blume, die einsam blühen würde, ohne dass sie jemand bewundern würde, um dann einsam zu verwelken

Waren seine Eltern denn blind?

Hofften sie, Bulma würde niemals ein sexuelles Bedürfnis verspüren?

Stöhnend rieb er sich über die Nasenwurzel.

Es war genug.

Radditz war niemand, der in seinen Leben häufig Mitleid verspürt hatte, aber hier ging es um Bulma. Seine Schwester, die er als Kind schon immer beschützt hatte. Sie hatten so viel gemeinsam erlebt: er hatte ihr das Sprechen beigebracht, mit ihr den Wald erkundet, das Scrofa erledigt, auf Kakarott aufgepasst…

Radditz hatte darauf vertraut, dass sein Vater wusste, was er tat und sich daher nicht in Bulmas Erziehung eingemischt. Ja, hier war sie sicher, aber angesichts der heutigen Entdeckung war sein Vertrauen in Bardocks und Gines Erziehungsstil gesunken.

Vielleicht wurde es an der Zeit, gegen seine Eltern zu revoltieren?

 „Radditz, soll ich dir noch eine weitere Tasse machen?“ fragte Bulma hilfsbereit.

„Nein, geht schon. Ich muss gerade nur nachdenken. Sag mal, Bulma, was hat Mutter dir denn erzählt?“

„Oh, also…eigentlich lag ich mit meiner Theorie ja fast richtig. Sie hat mir erzählt, wie Kinder gezeugt werden und wie lange es dauert und dass es mit meinen regelmäßigen Blutungen zu tun hat…“

„Okay, okay, darüber musst du mir bitte nichts erzählen“ stoppte er ihre Aufzählung.

Es gab immer noch gewisse Grenzen, die er BITTE in dieser kranken Familie ziehen wollte. Schlimm genug dieses Theater, dass sein Alter da abgezogen hatte.

„Äh; aber hat sie dir auch erzählt, WARUM Saiyajins es machen?“ fragte er vorsichtig nach.

Bulma warf ihm einen erstaunten Blick zu.

„Um Kinder zu machen?! Wenn man keine Kinder will, tut man es nicht. Wenn man welche will, muss man es mit einem Saiyajin tun, der einem sehr wichtig ist.“

Radditz klatschte sich mit der offenen Hand gegen die Stirn und zog sie langsam über sein Gesicht.

Wie er es sich gedacht hatte.

Diese Heuchler!

Ordentliche sexuelle Aufklärung sah da anders aus. Aber er würde es ihr nicht erklären. Er hatte es bei Kakarott auch nicht getan, aber seiner kleinen Schwester zu erzählen, wieso Männer an Frauen interessiert waren….uaäääh, er schüttelte sich innerlich.

Er konnte es nicht; nicht bei seiner kleinen, süßen Schwester.

Aber Bulma sollte es wissen.

Radditz reichte es.

Die letzten Monate, seitdem er wieder auf Vegeta-Sei zurückgekehrt war, hatte er die krude Familienlage beobachtet, ohne sich einzumischen.

Er hatte den Willen seines Vaters respektiert. Aber mit der heutigen Erkenntnis, was sie ihrer Tochter angetan hatten; wie sie sie absichtlich im Ungewissen ließen, um ihr sexuelles Erwachen heraus zu zögern…sein Respekt war gesunken, vor beiden Elternteilen und so traf er eine Entscheidung.

Bulma musste dringend aus dem Wald heraus und andere Saiyajins treffen oder sie würde für immer mit diesem naiven Weltbild leben.

Seine schlaue, süße Schwester hatte ein ordentliches Leben in Freiheit verdient, aber nicht diese perverse Version von Elternliebe.

Er hatte versucht, mit seinen Eltern zu reden, sie zu überzeugen und sie hatten nur einen logischen Grund für ihre Absage hervorgebracht.

Der König würde sie alle bestrafen!

Aber der König war fort und sein Sohn war am Regieren…ein Mann, der jeden eine Chance gab, wenn er nur hart genug arbeitete. So wie bei Radditz, der zu seinem engste Kreis an Vertrauten gehörte.

Die Karten waren neu gemischt.

Sollte man es nicht neu versuchen?

Bardock war bloß stur und ängstlich, wenn er nur auf das Risiko, aber nicht die Chancen sah. Er wollte sein kleines Mädchen für sich haben, es mit keinem anderen Mann teilen und Gine unterstützte ihn darin auch.

Sexuelle Enthaltsamkeit für ihr kleines Mädchen…oh bitte, kein Saiyajin lebte sexuell enthaltsam.

Es sei denn, er war tot.

Er würde sich an seinen alten Plan halten und so schnell wie möglich mit Prinz Vegeta sprechen.

Bulmas Räuspern holte ihn aus seinen Gedanken.

„Äh, Radditz, kann ich dich fragen, äh…“ stammelte Bulma und sah beschämt auf ihre Finger. Sie fuhr hastig fort „Also, wie fühlt es sich an? Sex? Darüber hat Mutter nicht viel gesagt. Tun sie es noch?“

„Dass unsere Mutter dir die interessanten Stellen verschwiegen hat, kann ich mir vorstellen“ brummte Radditz und trank den Becher aus. „Ich kann dir versichern, dass unsere Eltern ein reges Sexualleben haben. Hast du dich nie gewundert, warum sie in unserer Kindheit öfters in der Nacht in den Wald verschwunden waren? Nicht zum Jagen! Obwohl sie das behauptet haben. Damals warst du noch so klein und hast in ihren Bett geschlafen, also mussten sie es woanders tun. Später haben wir uns ja ein Bett in meinem Zimmer geteilt, dann konnten sie es in ihrem Zimmer treiben. Denk mal an die komischen Geräuschen, die dann aus ihren Zimmer kamen.“

Bulma wurde rot, als sie sich an die seltsamen hohen und tiefen Töne erinnerte, die öfters aus dem Schlafzimmer gekommen waren…oder aus dem Wald…oder aus einer anderen Ecke des Hauses.

„Aber Papa hat gesagt, dass es das Haus, der Wind und die Nagetiere wären?!“ entfuhr es ihr entsetzt.

„Er hat uns viel erzählt und nicht alles ist wahr“ sagte Radditz mit zynischem Lächeln.

Bulmas Gesichtsfarbe nahm einen noch tieferen Rot-Ton an, als die Erkenntnis durchsickerte.

Sie hielt sich verschämt die Hände vors Gesicht und stöhnte auf.

Er nickte mitleidig. Er wusste genau, wie sie sich gerade fühlte.

„Was meine Erfahrungen angeht...ja, Sex ist klasse. Aber ich kann dir das nicht beschreiben. So was muss man erleben“ fuhr er fort.

„Na super“ murmelte Bulma düster und sah bedrückt auf ihre Füße.

Radditz Mund wurde schmal und grimmig.

Dieselben Gedanken, die ihn vorhin durch den Kopf gegangen waren, hatte also auch seine Schwester. Sie glaubte nicht daran, dass sie ihre Jungfräulichkeit in den nächsten Jahren verlieren würde.

„Ich sage dir was“ munterte er sie auf. „ich werde mal die Augen aufhalten nach Büchern mit Darstellungen und mehr Informationen. Die stecke ich dir dann heimlich zu, damit Bardock sie nicht sieht.“

Es war eines der wenigen Themen, von dem es in der Hauptstadt Bücher und Hefte gab.

Mit sehr expliziten Darstellungen.

So etwas interessierte sogar die sonst so unbelesenen Saiyajins. Diese Pornoheftchen würden Bulma helfen, aber zur Sicherheit würde er eine Vorauswahl treffen. Sie musste ja nicht gleich mit den perversesten Arten von Sex in Kontakt kommen, sonst wurde sie noch abgeschreckt und seine Eltern hatten gewonnen.

Bulma sollte noch aus anderer Quelle erfahren, was Sex in der Welt der Saiyajins bedeutete.

Bulma lächelte verschmitzt bei dieser weiteren Revolte gegen ihre Eltern.

Sie konnte es kaum erwarten, mehr darüber zu lesen.

Radditz strich ihr tröstend über die Haare. „Danke für den Tee, aber ich mache mich jetzt besser auf den Weg.“

„Willst du nicht essen und hier schlafen?“ fragte Bulma enttäuscht.

„Zur Hölle, nein. Mein Appetit ist für die nächsten Stunden vergangen und in Bardocks selbstgefälliges Gesicht will ich jetzt gar nicht sehen“ brummte Radditz und stand auf.

Bulma rutschte damit seinen Oberschenkel herunter und landete auf ihren Füßen.

Radditz warf einen nachdenklichen Blick auf seine kleine Schwester runter.

Sie sah so klein und schwach aus, so schutzbedürftig.

Tat er das Richtige?

Er kannte Vegeta; der war gerissen, aber er hielt sich auch an sein Wort. Es gab keinen Saiyajin, der so auf die Ehre bedacht war wie Vegeta. Wenn er ein Versprechen gab, war das so sicher wie in Stein gemeißelt.

Natürlich war es ein Risiko, aber es ging um Bulmas Leben, ihre Selbstständigkeit, ihr Recht auf Freiheit. Wäre er an ihrer Stelle….

„Bulma, bist du glücklich hier?“ fragte er leise und betonte dabei das letzte Wort.

Bulma stutzte, weil ihr Bruder eine so untypische, philosophische Frage stellte, aber sie wollte ehrlich sein.

Sie schüttelte traurig mit dem Kopf.

Der heutige Tag hatte ihr gezeigt, wie sehr man sie im Wald gefangen hielt. Freiheit und eigenständige Entscheidungen waren eine Illusion, die ihre Eltern ihr vorgaukelten.

Radditz nickte, als hätte sie dadurch einen Entschluss von ihm bestätigt.

Er tätschelte ihr zum Abschied ein weiteres Mal den Kopf und drehte sich um.

„Wir sehen uns“ rief er ihr zu und flog davon.

Nachdenklich sah Bulma ihm hinterher, er verschwand schnell in der Dunkelheit.

Anstatt ins Haupthaus, ging sie wieder in ihre eigene, kleine Hütte.

Sie musste das, was ihre Mutter ihr gesagt hatte, aufschreiben. Es würde ihr helfen, ihre Gedanken zu ordnen, denn momentan war sie so verwirrt.

 Verwirrt, traurig, neugierig...während Gines Erläuterungen hatte sie an Vegs Küsse denken müssen und die Hitze, die sie dabei verspürt hatte, sowie das Herzklopfen.

War das die Erklärung dafür? Weil ihr Körper sich instinktiv mit Veg verbinden wollte? Aber wie hätte sie ihrer Mutter davon erzählen können, ohne ihn zu verraten?

War das der Grund für Vegs seltsames Verhalten, seine tiefe Blicke? Wollte er mit ihr...?

Und wenn ja, würde sie mit ihm...?

Nur weil es keinen anderen gab, musste sie ja nicht den Erstbesten nehmen, auch wenn es verlockend war.

Bulma war unsicher und verwirrt und einen solchen Zustand hasste sie.

Morgen würde sie zur Sicherheit die Tsufuru-Basis aufsuchen und das Thema in den Computer eingeben.

Mal sehen, was die Tsufurujins ihr über Sex sagen konnten.

Auch wenn sie eine andere Rasse waren, sollten sich die Abläufe ähneln.

Endlich mal ein neues, interessantes Thema, über das sie Recherche führen konnte.

 

Bardocks & Gines Nacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wie Radditzs Abend endete..

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Offenbarung, Schock, Verrat

Der Zeitpunkt für das gefürchtete Gespräch näherte sich, Radditz Herz klopfte nervös bei diesem Plan.

Der restliche Verlauf des Tages, einen Tag nach der Aufklärung seiner Geschwister und Radditz ersten Nacht mit einem Mann, verlief zuerst ruhig und entspannt.

Radditz verbrachte den Vormittag im heißen Bad der Palastwache. Nach einem deftigen Mittagessen fühlte er sich wie neu, erledigte seine tägliche Aufgaben und konzentrierte sich dann auf seinen Plan.

Er legte sich Argumente zurecht, formte an seiner Ausdrucksweise. Es würde ein Kampf werden, aber ein Geistiger mit Worten, da musste er vorbereitet sein.

Am Abend trat Radditz zum Arbeitszimmer von Prinz Vegeta. Er wusste, jener hatte keine Termine mehr und würde nun alleine sein; immer noch über Dokumente gebeugt.

Radditz hatte seinen Entschluss getan und wankte nicht; hoffte aber, dass Vegeta in guter Laune war.

Oder wenigstens in besserer Laune als sonst…

 

Im Arbeitszimmer des Skattkönigs…

Es klopfte an Tür und vorsichtig schaute der Kopf von  Radditz herein.

Vegeta sah vom Dokument in seiner Hand unwillig auf.

„Was ist?“ fragte er genervt.

Die Frage sah Radditz trotz des mürrischen Tonfalls als Einladung an, einzutreten. Mit gebührendem Abstand kniete er sich vor dem Schreibtisch des Prinzen hin und beugte tief den Kopf.

„Ich bitte um eine persönliche Audienz, eure königliche Hoheit, Skattkönig Vegeta“ bat Radditz ehrerbietig.

Vegeta hob eine Augenbraue und starrte wortlos auf den gebückten Krieger, der beinahe mit seiner Stirn den Boden berührte; so tief war sein Bückling.

Er erinnerte sich nicht, dass Radditz ihn jemals so ehrfürchtig behandelt hatte und das in einen privaten Raum ohne fremde Blicke und Zuschauer.

Sein Argwohn erwachte.

Was hatte der Kerl angestellt?

Warum sonst versuchte er sich so einzuschleimen?

Vegeta legte das Dokument zur Seite und ließ seine Fingerspitzen spielerisch gegeneinander stupsen, während er den gebeugten Radditz prüfend ansah.

Keine Ahnung, worum es ging, aber es  könnte sich als gute Ablenkung von seiner Arbeit erweisen. Sollte es sich um irgendeinen Unsinn handeln, würde er sich damit vergnügen, Radditz abzuweisen.

Seine erschütterte Miene würde ihn vielleicht aufheitern.

Radditz wartete immer noch darauf, dass sein Herrscher ihm die Freigabe zum Sprechen gab.

Vegeta stützte sein Kinn auf seiner Faust auf und genoss, wie sein Untergebener unter dem Druck der Stille allmählich nervös wurde.

„Sprich, Radditz. Warum störst du mich zu dieser Unzeit und dann auch noch so formal?“ seine Stimme war spielerisch unschuldig und vertrauenserweckend, doch sein Blick war eisig.

Wehe, wenn der Krieger seine Zeit wegen Unsinn verschwendete.

Radditz hob den Kopf. „Weil ich zum ersten Mal eine Bitte an den SKATTKÖNIG Vegeta habe“ war seine schlichte Antwort, mit der Betonung auf seinen Titel.

Vegetas Gesicht wurde eine starre Maske.

Also ging es um keine Kneipenschlägerei oder um die Bevorzugung für eine Mission, sondern um etwas Größeres, wenn Radditz den Einfluss des Königs beziehungsweise seiner Ersatzperson benötigte.

„Aus purer Neugier und meinem Wohlwollen dir gegenüber, erlaube ich dir, weiter zu sprechen“ war seine Antwort.

Wenn Radditz es so formell wollte, bitte schön, konnte er haben. Es schien sich hier um die Gelegenheit eines geistigen Duells zu handeln.

Amüsant, mal sehen, wie Radditz sich dabei schlug.

Radditz schluckte.

Die eisigen Augen und das kalte Lächeln seines Gegenübers verhöhnten die Definition von „Wohlwollen“.

„Vorher bitte ich euch um Stillschweigen und volle Begnadigung. Das Geheimnis, dass ich euch offenbare, darf keine Konsequenzen für die Beteiligten haben“ bat er.

Radditz dachte an seine Eltern. Vegeta könnte sie für ihren Verrat bestrafen

Vegetas gespieltes gönnerhaftes Schmunzeln sackte ab. Er mochte es nicht, Versprechen zu geben solange er keine Ahnung hatte, was Radditz von ihm wollte.

Radditz erkannte, dass er damit die Waagschale zu seinen Ungunsten verschoben hatte, aber er musste auch an seine Familie denken: Bardock, Gine und Kakarott hatten sich alle den Verrat schuldig gemacht. Er müsste sie schützen.

„Verzeihung, mein Herrscher, aber ich muss darauf bestehen“ bat Radditz und senkte wieder den Kopf auf den Boden. „Ohne dieses Zugeständnis ist meine Bitte sinnlos.“

Nachdenklich tippte Vegeta mit seinen Fingern auf die marmorne Schreibtischplatte, während er in der anderen Faust immer noch sein Kinn aufstützte.

Langsam machte ihn Radditz neugierig. Der Krieger hatte dank seiner langjährigen Treue einen Vertrauensbonus verdient. Ungeduldig stimmte er zu.

„Es soll sich hoffentlich lohnen, dass ich dir bereits jetzt dieses Zugeständnis mache. Also gut, jeder Beteiligte an diesen Komplott, von dem du sprichst, soll am Leben bleiben.“

In Gedanken  grinste er. „Am Leben bleiben“ war eine vage Beschreibung von Sicherheit, solange es Folter und Gefängnis gab. Manchmal war der Tod eine Gnade, besonders wenn man sich wünschte zu sterben, um von seinen Qualen erlöst zu werden.

Mal sehen, ob Radditz diesen kleinen Unterschied kannte und entsprechend reagierte.

Der Langhaarige hob erleichtert den  Kopf.

Nun; wo er das Zugeständnis um Sicherheit für seine Familie hatte, konnte er endlich das große Geheimnis lösen.

„Die Wahrheit lautet…ich habe eine Schwester“ erklärte er.

Vegetas Lippen zuckten kurz amüsiert weil Radditz seine Falle nicht erkannt hatten, aber dann konzentrierte er sich aufs Gesagte.

Der Krieger hatte eine Schwester?

Seit wann denn das?

„Meine Eltern haben ihren Tod vor Jahren vorgetäuscht, weil sie um ihre Sicherheit besorgt waren. Sie ist nicht nur ungewöhnlich schwach für eine Saiyajin; sie hat auch noch blaue Haare, Augen und Schweif“ beichtete Radditz.

 

Vegetas Pupillen erweiterten sich, die einzige Änderung in seinem Gesicht. Mit aller Kraft bemühte er sich um die Wahrung seiner kalten Maske. Nur seine Finger zuckten kurz und sein gesträubter Saiyajinschweif zog sich unbewusst enger um seine Hüfte zusammen.

Es gab seines Wissens nur eine Saiyajin, auf den diese Beschreibung passte.

Hinter seiner eisigen Maske sah er fassungslos Radditz an, der ins Stocken geraten war und auf eine Reaktion seines Vorgesetzten wartete.

 

In Gedanken verglich Vegeta die kniende Gestalt vor sich mit der zarten Saiyajin.

Ihre Verwandtschaft war ihnen nicht anzusehen.

Bulma hatte von einem älteren Bruder gesprochen, der im Palast arbeitete, aber angesichts der mangelnden Stärke  in ihrer Familie, war er von einer Palastwache ausgegangen.

Niemals hatte er Radditz im Verdacht gehabt.

Radditz, der ihm seit Jahren folgte, ein typischer Unterklasse-Krieger, der niemals ein Wort über seine Familie erzählt hatte…außer seinem starken Vater, seiner Mutter aus der Nahrungseinheit und einem schwachen, unfähigen Bruder…oh, damit hatte er wohl Kakarott gemeint?!

Kakarott war Bulmas kleiner Bruder ergo auch Radditz kleiner Bruder.

Unwillkürlich verglich er den einen mit den anderen.

Radditz…Die große, muskulöse Gestalt, der hohe Haaransatz, das stachelige Haar, der fiese Blick, sein Power-Level, die typische saiyanische Arroganz…Radditz fiel  zwischen Bulma und Kakarott heraus wie ein Dreieck zwischen zwei Kreisen. Er war ein normaler Saiyajin, der nicht den weichen, großäugigen Blick seiner Geschwister oder ihr niedriges Level besaß.

Kein Wunder, dass er Bulmas großen Bruder niemals erkannt hatte: da sah Radditz ja ihm selbst ähnlicher als der seinen Geschwister.

Er merkte, wie der Krieger ihn immer noch besorgt ansah und nicht wagte, weiter zu sprechen, weil sein Vorgesetzter nicht auf diese Bombe reagierte, wie eigentlich befürchtet: mit Geschrei und Fragen.

Nein, stattdessen wirkte der Skattkönig wie eingefroren.

Vegeta hob gebieterisch eine Hand und winkte leicht; eine stumme Aufforderung nach mehr Informationen. Er wagte nicht zu sprechen aus Furcht, dass seine Stimme stockend und heiser klingen könnte.

Bulma war Radditz Schwester und der Idiot hatte dieses Geheimnis gerade den Prinzen offenbart.

Damit war er jetzt offiziell von ihrer Existenz unterrichtet.

Nun war er gezwungen, etwas zu tun; konnte sie nicht mehr geheim halten.

Natürlich hatte er bereits im Hinterkopf öfters überlegt, was er wegen Bulma machen konnte, aber nie eine Lösung gefunden, wo sie beide ohne negative Konsequenzen heraus kamen.

Einfach bei ihr auftauchen, sie schnappen und  mit den Worten „Sie gehört mir“ wegfliegen, konnte selbst er als amtierender Herrscher sich nicht erlauben. Es gab seit der Zerstörung  des Planeten Sadals ein gewissen Anstand und Regeln, was die Entscheidungsrechte der Frauen und Schutz der Familie anging. Ohne deren Zustimmung durfte selbst der König persönlich nicht dagegen handeln. Vegeta hatte zu hart gearbeitet, um den Respekt und Gehorsam seines Volkes durch so eine Aktion zu verlieren.

Aber jetzt…jetzt hatte ihr Bruder sie in die Öffentlichkeit gezerrt.

 

Stockend fing Radditz an zu erzählen, wie sehr sich Bulma von den anderen unterschied, wie isoliert sie aufgewachsen war, aber dass sie dafür andere Fähigkeiten besaß.

Vegeta hörte nur mit einem Ohr zu, während die Gedanken in seinen Kopf Pingpong spielten.

Kein Wunder, dass Radditz zuerst sein Versprechen wollte, niemandem zu bestrafen:

Bulmas Eltern hatten sie nicht einfach nur versteckt, sie hatten ihre Existenz jahrelang verheimlicht.

Hatten sie als Totgeburt ausgegeben, anstatt dem König die Entscheidung über ihr Leben treffen zu lassen. Dabei galt das Leben aller Frauen zu schützen und zu überwachen; Sprichwort „niedrige Geburtenrate“.

Das konnte man als Hochverrat gelten lassen; Verrat gegen des Königs Gesetzen und die eigene Rasse.

Soweit er sich erinnerte, war doch Radditzs Vater dieser Bardock…er war immer davon ausgegangen, dass Bulmas Vater ein hochrangiger Mittelklasse-krieger war, aber anderseits war sein Powerlevel denen ebenbürtig und er besaß einen Sonderstatus.

Bardock, der Sonderling, der freche Krieger mit der Sarang-Gefährtin, der sich keinem beugte…allmählich machte das alles Sinn.

Langsam drehten sich die Puzzleteile in seinen Kopf zusammen und formten ein Bild.

Er konzentrierte sich wieder mehr auf Radditzs Gefasel, das wieder in sein Gehirn drang.

„Aber dafür hat sie andere Fähigkeiten, die für euch von Nutzen sein können. Sie ist schlau, wissbegierig und gehorsam. Sie ist etwas völlig Neues. Ich denke, sie ist eine Chance für unsere Rasse. Aber sie braucht Unterstützung, um das beweisen zu können. Schutz! Niemand kann einen besseren geben als du…“

Vegeta hob gebieterisch die Hand und Radditz hielt inne.

Radditz Wunsch war klar, er benötigte keine weiteren Erklärungen mehr.

Im Raum war es totenstill, während der Prinz schweigend überlegte und der Krieger nur warten konnte.  Er deutete es als gutes Zeichen, dass es immerhin keinen Wutanfall und Gebrüll gab.

Mit klopfenden Herzen sah er hoffnungsvoll auf seinen Anführer, der seine Nasenwurzel  nachdenklich massierte und  mit seiner Handschuh-bedeckten Hand sein Gesicht verdeckte. Radditz konnte die Reaktion schlecht einschätzen und hoffte auf Vegetas Neugier und Interesse.

Der Prinz nahm die Hand runter und sah ihn emotionslos an.

 

Seine Augen öffneten sich und er sah Radditz strafend an. Er durfte ihm nicht zeigen lassen, dass er bereits von Bulma wusste. Er musste einen auf unschuldig und ahnungslos machen.

 „Eine schwache Saiyajin mit blauen Haaren, die für mich wichtig sein könnte?  Wie stellst du dir das vor? Willst du sie mir anbieten?“

Mit Absicht missverstand und provozierte er seinen Untergebenen. Zugegeben…der Gedanke, Bulma unter sich, in seinen Bett zu haben, hatte etwas Verführerisches.

Es war ein Plan, den er seit langem verfolgte und von dem er auch nicht abweichen würde.

Radditz sah ihn entrüstet an.

„Nein, du…das ist nicht meine Absicht. Ich sag dir, sie ist schlau; richtig klug. Sie kann die Schriften andere Kulturen entziffern und versteht physikalische Gesetze und Formeln, die mir zu hoch sind. Sie repariert genau so gut wie ein qualifizierter Ingenieur und sie ist eine geniale Köchin. Jemand wie sie sollte nicht in der Einsamkeit versauern. Sie hat mehr verdient. Ob in der Nahrung-Einheit oder als Ingenieur; man kann sie auf jeden Fall einsetzen. Denk an dein Elite-Team. Sie ist so gut wie drei Saiyajins.“

Seine Stimme wurde drängender und Radditz erkannte, dass er seine Gefühle zu stark zeigte und verschloss schnell seine Miene. Vegeta sollte Bulma wegen ihrer Nützlichkeit beachten, nichts weiter und ihr Schutz geben.

 Auf keinen Fall wollte er, dass er sie als Frau wahrnahm.

 

Vegeta ließ seine Finger beiläufig auf die Tischplatte tappen, während er den Kopf in der anderen Hand aufstützte und dabei eine nachdenkliche, undurchdringliche Miene aufsetzte. Er ließ Radditz nicht aus den Augen, der demütig den Blick gesenkt hielt und auf seine Antwort wartete.

Radditz hatte diese Offenbarung des Familiengeheimnisses vermutlich allein geplant.

Ob Bulma davon wusste?

Oder ihre Eltern, die sie jahrelang unter größten Mühen versteckt hielten?

Nein, das konnte er sich nicht vorstellen.

Radditz spielte sein eigenes Spiel, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht weil er es für das Beste für seine Schwester hielt. Immerhin wollte er nicht, dass seine Familie für ihren Verrat bestraft wurde und er drängte auf den Schutz der königlichen Familie.

Ein dünnes Lächeln umspielte Vegetas Lippen, als er seine Möglichkeiten bedachte. 

Endlich fügte sich alles zusammen wie ein kompliziertes Puzzle.

Er war momentan die mächtigste Person auf diesen Planeten. Es gab keinen anderen, der ihn in Stellung UND Kraft ebenbürtig war. Sein Vater befand sich Lichtjahre entfernt. Bevor er etwas erfuhr und wieder auf dem Planeten erschien, konnten Wochen vergehen.

Wenn er Bulma an seine Seite holte, konnte niemand etwas dagegen sagen.

Sein Grinsen wurde breiter, vorfreudiger.

Jahrelang hatte er sich auf seine Pflichten konzentriert: hatte die theoretischen Lehrstunden, die diplomatischen Missionen und hartes Training über sich ergehen lassen.

Hatte sich den Respekt seiner Kameraden durch seine Kampfeinsätze verdient und sein junges Leben in gefährlichen Missionen riskiert.  In den letzten Monaten hatten auch die letzten seines Volkes ihn als Herrscher und Anführer anerkannt und folgten ihm gehorsam.

Nun stand er allein an der Spitze der Hierarchie, sein Vater war nicht da, Nappa stand ihm unterwürfig gegenüber und es gab keinen im Rat der Minister, die ihm etwas entgegen zustellen hatten: Niemand konnte sich seinen Befehl widersetzen.

War es denn nicht an der Zeit, dass er sich auch etwas „Unkonventionelles“ zum Vergnügen leisten durfte?

Eine Laune, wie sie sich nur die Herrscher erlauben konnten!

Ohne Begründung, einfach weil es ihnen Spaß machte.

Radditz hatte ihm heute ein unerwartetes Geschenk gemacht.

Endlich kannte er offiziell Bulmas Familie, ihre Namen und das zur rechten Zeit, wenn ihn niemand in der Lage war, sich ihm entgegen zu stellen.

Selbst ihre eigene Familie nicht,  wenn sie nicht als Verräter angeklagt werden wollten.

Ein Plan formte sich in seinen Kopf.

Radditz Verrat würde ihm nützen, denn jeder würde sich auf den Unterklasse-Krieger und seine Familie konzentrieren. Keiner würde den Verdacht erhalten, dass sich Vegeta und Bulma bereits kannten.  Sie hatten nichts zu befürchten; ihr Geheimnis blieb bewahrt.

Stattdessen würde man Skattkönig Vegeta für seine Mildtätigkeit, seine Großzügigkeit, seine Barmherzigkeit loben, der diese Verräter begnadigte und die Außenseiterin akzeptierte.

Und während er Bulma einen Job gab und sie langsam in die Gesellschaft der Saiyajins einführte, würden der Skattkönig und die Blauhaarige sich immer näher kommen; ohne dass sie jemand aufhalten könnte.

Niemand würde ahnen, dass sie bereits vorher in einer Beziehung zueinander standen.

Jeder würde bekommen, was er wollte.

Bulma würde elegant in die Gesellschaft der Saiyajins eingeführt werden und unter seinem Schutz stehen.

Radditz und seine Familie würden nicht bestraft werden.

Und er, Vegeta, konnte Bulma sehen, wann immer er wollte und musste sich nicht rausschleichen.

Er würde jedem Saiyajin zeigen, dass die Blauhaarige ihm gehörte.

Endlich!

Seine Geduld zahlte sich aus.

Die Zahnräder fingen an sich drehen: die Maschinerie, die Radditz heute in Bewegung gebracht hatte, würde sich nicht mehr aufhalten lassen.

 

Radditz sah auf.

Beim Anblick von Vegetas Blick, der ihn anstarrte und seinem bösen Grinsen, musste er nervös schlucken.

Das sah nicht gut aus.

Woran dachte sein Anführer gerade?

 Hatte er einen Fehler gemacht?

Eisige Furcht kroch seinem Nacken hinab. Hatte er Vegeta falsch eingeschätzt?

„Radditz“ begann dieser und seine Stimme hörte sich äußerst zufrieden an. „ich habe eine Entscheidung getroffen. Hör mir genau zu…“

 

Am nächsten Tag flog Radditz mit einem Bündel in den Armen zu der Hütte seiner Eltern.

Es war noch nicht Mittag, seine Eltern und Kakarott müssten noch unterwegs sein.

Entschlossen landete Radditz bei den versteckten Hütten. Er musste nicht nach seiner Schwester suchen, da sie gerade frische Beeren aus ihrem Garten erntete.

„Hey, Radditz, das ist mal eine Überraschung“ begrüßte sie ihn erstaunt. „Willst du bei uns essen?“

Sie freute sich, ihren Bruder nach der kurzen Zeit wiederzusehen. Gestern war sie in der Tsufuru-Basis gewesen. Kaum hatte sie das Wort „Sex“ in den Computer eingegeben, als sie Unmengen von Daten erhalten hatte. Jetzt wusste sie auch, was Pornos waren.

Wenn sie und Radditz gerade mal allein waren, könnten sie vielleicht ein vertrauliches Gespräch darüber führen. Sie hatte einen Haufen Fragen.

„Nein, ich will nichts essen. Ich habe ein Geschenk für dich“ erklärte er. Seine Miene war ernst.

Radditz ahnte, dass der heutige Tag turbulent werden würde, aber er wankte nicht in seiner Entschlossenheit.

Es war sowieso zu spät. Mit dem Inhalt in diesem Bündel war Bulmas Zukunft besiegelt.

„Sind es die versprochenen Pornohefte?“ scherzte Bulma.

„Sieh nach.“

Unsicher nahm Bulma das Bündel entgegen. Es war zwar nett, ein Geschenk zu erhalten, aber so ohne Grund; dazu diese grimmige Miene von Radditz, der tatsächlich ein freies Mahl ablehnte?

Was ging hier vor?

Vorsichtig öffnete sie es.

Ihre Augen wurden groß bei dem unerwarteten Anblick.

Ein weißer Brustpanzer und ein Scouter mit grünem Glas lag auf einen Stapel Kleidung.

Erwachsenen-Kleidung!

Wohl weil sie jetzt offiziell aufgeklärt und als Erwachsene galt.

Aber dazu ein neuer Scouter?!

Ungläubig starrte sie zu ihm hoch.

„Wirklich? Das ist alles für mich?“ fragte sie und bei seinem Nicken überkam sie ein himmlisches Strahlen.

„Ich ziehe es gleich an“ rief sie aufgeregt und rannte mitsamt dem Bündel in ihre Hütte.

Schmunzelnd sah Radditz nach.

Allein für dieses Lächeln waren die auf ihn wartenden Schmerzen wert.

Er wurde wieder ernst.

Denn wenn seine Eltern erfuhren, was er getan hatte…er konnte sich Bardocks Reaktion zu gut vorstellen.

Er drückte auf seinen Scouter und sandte eine kurze Nachricht an die Familie aus.

Gleich, in wenigen Minuten, würde hier die Hölle los sein.

Er sollte sich schon mal aufwärmen.

 

Neugierig besah sich Bulma den Stapel neuer Kleidung, die Radditz ihr aufgedrückt hatte.

Zuerst untersuchte sie den weißen Brustpanzer mit den Riemen, ähnlich wie der ihres Vaters, aber zierlicher. Diese reinweiße Farbe und das rote Symbol auf der Brust…sie erinnerte sich an den Brustpanzer, den Veg als Kind getragen hatte: seltsam, da war auch dieses Symbol drauf gewesen; genau das gleiche, in Form, Größe und Farbe.

Es war ihr noch immer unbekannt, aber es schien eine große Bedeutung zu haben, weil weder ihr Vater noch ihr kleiner Bruder es auf ihrer Panzerung trugen, nur Radditz.

Mit einem Stirnrunzeln legte sie den Panzer auf dem Bett ab und nahm das nächste Kleidungsstück auf.

Es handelte sich um ein Kleid in einem tiefdunklen Blauton. Der Stoff fühlte sich unglaublich weich und geschmeidig an. Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich beim Anblick des kleinen Stofffetzens und der Frage, ob er passen würde, doch als sie dran zog, erkannte sie, wie elastisch er war.

Neugierig zog sie ihr eigenes Kleid aus und das neue Kleidungsstück über. Sie zog ihren Kopf durch den engen Kragen und strich den Stoff über ihre Oberschenkel glatt. Der Saum endete über ihren Knien und sie fand kleine, flache Knöpfe an den Seiten. Sie öffnete einen und ein Schlitz teilte den Stoff. Bulma stellte sich vor den Spiegel auf und drehte sich bewundernd um ihre eigene Achse.

Das Kleid war kurzärmelig und lag eng an ihren Körper. Zwar besaß es keinen tiefen Ausschnitt, sondern, ganz im Gegenteil, einen Rollkragen, aber anderseits versteckte es auch nichts von ihren Körperformen. Wahrscheinlich waren die Knöpfe am Saum dafür da, um die Bewegungsfreiheit, falls gewünscht, zu erweitern. Öffnete sie die letzten verbliebenen zwei Knöpfe, endete der Schlitz kurz vor der Rundung ihres Hinterns und entblößte fast ihren gesamten Oberschenkel.

Peinlich berührt von dieser Offenherzigkeit, schloss sie schnell die zwei Knöpfe und ließ nur den letzten offen. Erleichtert fand sie unter den restlichen Sachen aber eine enge, lange, schwarze Leggings, in die sie sich reinpresste. Sie zog sich gleich den Brustpanzer über, der ähnlich flexibel wie das Kleid war, aber robust ihren Oberkörper schützte. Der Panzer saß fest und dank den schmalen, goldfarbenen Riemen konnte sie die Größe passend einstellen und frei ihre Arme bewegen.

Die letzten Kleidungsstücke waren ein Paar weiße Stiefel und Handschuhe, die sie sich ebenfalls anzog.

Alles passte perfekt, was dank dem elastischen Stoff kein Problem war. Was immer auch das war für ein Stoff war, so etwas hatte sie noch nie in den Fingern gehabt. Alles fühlte sich leicht und bequem an, aber auch stabil.

Während sie sich im Spiegel bewunderte, fing sie langsam an zu lächeln. Sie sah gut aus: Kampfbereit, elegant und hübsch; so wie ihre Brüder, Bardock und Veg in ihren Rüstungen.

Die neue Kleidung verpasste ihrem Selbstbewusstsein einen neuen Schub; sie fühlte sich erwachsen.

Aber etwas störte sie an ihrem Anblick.

Lag es an ihren langen, hell-blauen Haaren oder ihren blauen Saiyajin-Schweif, den sie sich um ihre Hüfte geschwungen hatte, wie es üblich war?

Irgendwie dominierte die Farbe Blau, besonders zusammen mit dem neuen Kleid.

Bulma stöberte in ihrem Schrank nach passenden Accessoires.

Dort, in einer Kiste mit alten Stoffproben, fand sie einen schmalen Streifen Stoff in blutroter Farbe, ein letztes Überbleibsel von dem Stoff, aus dem sie früher Bardocks Stulpen gefertigt hatte. Es war dieselbe Farbe, die er auch als Stirnband trug und das sein Markenzeichen geworden war.

Eine Idee überkam sie.

Das Beispiel ihres Vaters folgend band sie es sich um den Kopf, zog es aber etwas höher, so dass es ihr die langen Ponyfransen besser aus den Augen hielt.

Das neue rote Haarband sorgte für einen Farbwechsel.

Neckisch lächelte sie sich im Spiegel an und drehte sich um die eigene Achse.

Sie konnte es kaum erwarten, ihrer Familie das neue Outfit zu zeigen.

„Oh, ganz vergessen“ sprach sie zu sich selbst und nahm sich das wichtigste Accessoire, ihren Scouter, vom Bett und legte ihn an.

Zufrieden nickte sie sich selbst im Spiegel zu, die Hände selbstbewusst an der Taille.

Sie sah toll aus.

Sie wusste zwar nicht, wie Radditz es geschafft hatte, ihr einen Souter zu besorgen, aber es war das beste Geschenk, was er ihr je gemacht hatte.

Sie hörte laute, bekannte Stimmen und neugierig trat sie nach draußen.

 

Als Bulma stolz in ihrer neuen Kleidung hinaustrat, sah sie zuerst das zornige Gesicht ihres Vaters, der gerade Radditz anknurrte. Gine stand daneben und sah schwer betroffen aus.

Als die Saiyajins ihre Anwesenheit bemerkten und den Kopf drehten, wurden die Gesichter ihrer Eltern bleich.

„Radditz, was hast du getan?“ hauchte Gine fassungslos.

„Was denn, gefällt es euch nicht?“ fragte Bulma unsicher.

Sie fand sich sehr hübsch in ihrer neuen Kleidung.

„Radditz, du Trottel“ Bardocks Gesicht wurde wütend rot und er schnappte sich seinen Sohn, packte ihn an seinem Brustpanzer und holte ohne zu zögern aus, um ihm einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen.

Radditzs Kopf wurde von der Wucht nach hinten geschlagen und er keuchte auf.

„Sieh es ein, alter Mann. Es ging nicht mehr anders“ keuchte Radditz, ebenfalls erzürnt. „Sie ist alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“

„Du Narr“ brüllte Bardock und holte ein weiteres Mal aus. Doch Radditz hatte keine Lust, sich verdreschen zu lassen, sah sich im Recht und wehrte sich.

Gine und Bulma schrien entsetzt auf, als sich Vater und Sohn zu prügeln begannen.

„Was ist denn hier los?“ Alarmiert landete Kakarott als letztes zur Familie. „Ich habe da so eine seltsame Nachricht von Radditz bekommen. Was soll das heißen, der Prinz weiß Bescheid. Bescheid über was? Oh, Bulma, nettes Outfit. Sieht hübsch aus“ fiel ihm auf.

„Danke“ antwortete Bulma tonlos. Wenigstens ein Kompliment.

Moment, was für eine Nachricht? Was meinte Radditz?

Bulma und Kakarott verstanden nicht und sahen ihre Mutter nach Antwort heischend an.

Sie knetete betroffen ihre Hände und bemühte sich sichtbar, nicht in Tränen auszubrechen.

Besorgt sahen sich die Geschwister an und dann zum prügelnden Haufen nebenan.

Noch nie hatten sie Radditz und Bardock so wütend gesehen.

Weshalb stritten sie sich?

„WAS IST HIER LOS?!“ schrie Bulma gellend laut. Kakarott half ebenfalls und stellte sich mit ausgestreckten Armen zwischen die Streithähne; stoppte sie gerade noch in ihren nächsten Angriff.

Keuchend und mit zorniger Miene starrten sie sich an; offene Kratzer im Gesicht von den ungebremsten Schlägen und blutige Knöcheln.

Bardock wischte sich etwas Blut vom Kinn und spuckte aus.

„Radditz hat uns alle verraten“ fasste er es kurz zusammen. „Er hat den Prinzen von Bulma erzählt. Und dann kommt sie heraus mit diesem…diesem Zeichen auf der Brust“ er spuckte ein weiteres Mal verächtlich aus.

„Zeig Respekt vor dem königlichen Wappen, dem Zeichen aller Saiyajins“ erwiderte Radditz keuchend. „Dank diesem Symbol wird Bulma nichts passieren. Auch uns nicht. Der Prinz hat mir zugesagt, dass keinem von uns etwas geschieht. Wir werden nicht wegen Hochverrat angeklagt und dürfen sogar in die Hauptstadt ziehen. Er war großzügig.“

„Ach, Radditz, wie naiv“ Gine schüttelte den Kopf bei seiner Einfalt. „Du glaubst ihn das auch noch? Was sollen wir jetzt tun? Was will er mit Bulma? Wenn er ihr eine Rüstung und Scouter gibt, dann will er auch was dafür…alles hat seinen Preis.“

Radditz richtete sich auf und sah seine Mutter verächtlich an.

„Du sprichst von Naivität, nach dem, was ihr Bulma angetan habt?“ warf er ihr vor. „Dachtest du, sie bleibt für ewig ein Kind?“

Gine zuckte betroffen zusammen.

„Sprich nicht so mit deiner Mutter“ knurrte Bardock beschützend. „Du hattest nicht das Recht, dem Prinzen von unserer Tochter zu erzählen. Das geht nur uns etwas an.“

„Äh, hallo? Darf ich auch meine Meinung dazu sagen?“ warf Bulma entrüstet ein, die zuvor nachdenklich auf das Symbol auf dem Brustpanzer gestarrt hatte.

So sah also das königliche Wappen aus?

„Nein!“ erwiderten Bardock und Gine synchron.

Bulmas Mund sprang empört auf, doch bevor sie was einwenden konnte, sprach Bardock unbeirrt weiter.

„Du bist noch ein Kind. Was weißt du schon vom Prinzen? Nur sein persönliches Team darf sein Wappen tragen, was bedeutet, du bist jetzt ein Teil seiner Mannschaft“ er richtete sich wieder an seinen ältesten Sohn. „Was soll mit ihr passieren, bei ihrem schwachen Power-Level? Wie schnell wird sie wohl auf der nächsten Mission sterben?“

„Bulma kommt ja auch nicht als Kriegerin mit, sondern als Ingenieurin. Sie wird in keinen Kampf reingezogen und ich bin in derselben Mannschaft. Ich passe auf sie auf“ knurrte Radditz unter zusammengebissenen Zähnen.

Bardock lachte laut und spöttisch. „Du?! Auf sie aufpassen bei deinem Power-Level? Zwischen Nappa und den Prinzen? Vergiss es!“

„Was willst du sonst tun, du sturer Bock? Schnappst du dir jetzt Weib und Kind und fliegst mit ihr in die nächste Wüste? Versteckst dich vor dem Prinzen?“ spottete Radditz.

Bardock kniff die Augen zusammen. „Warum nicht?“ erwiderte er. Er kannte auf diesem Planeten ein paar Ecken, wo sie niemand finden würde.

Radditz blinzelte. Er konnte nicht glauben, wie stur sein Vater sich verhielt.

„Und dann? Selbes Spiel wie immer? Vergiss es, das ist nicht mehr möglich. Ihr versteckt euch euer Leben lang, während ihr als Verräter gesucht werdet! Das Geheimnis ist gelüftet. Prinz Vegeta erwartet, dass Bulma morgen im Raumflughafen ist. Wenn nicht, sind wir wirklich geliefert.“

Bardock konnte nicht mehr seine Tochter verstecken und seinen Lebensunterhalt als Krieger verdienen. Vegeta kannte die Namen der kompletten Familie. Er konnte sie suchen und jagen lassen.

Wie wollte Bardock seine Familie ernähren und gleichzeitig beschützen, wenn alle Saiyajins hinter ihnen her waren? 

Ja, Radditz wusste, er zwang seine Eltern dazu, die Situation akzeptieren zu müssen, aber es ging nicht anders. Es war ihre eigene Schuld, wenn ihr eigentlicher Plan niemals Bulmas Glück beinhaltet hatte. Stattdessen hatten sie sich jahrelang der Illusion hingegeben, dass der Frieden und Bulmas Kindheit ewig währt.

Auf den Gesichtern seiner Eltern war der Schock genau zu erkennen.

„Dafür büßt du, Radditz“ knurrte Bardock, der einen Schuldigen für diese Sackgasse brauchte und ihn in dem Verräter fand. „Dafür bezahlst du mit Blut.“

Radditz hatte sich gegen seinen Vater, gegen dessen Entscheidung gewandt; ihn damit herausgefordert…Bardock ballte seine Fäuste. Das sah nach einem ernsthaften Kampf um die Hierarchie-Stellung in der Familie aus.

Radditz, der mehr Zorn als Furcht verspürte, bleckte die Zähne und stellte sich ihm entgegen.

„Radditz hat Recht“ meldete sich ausgerechnet Kakarott zu Wort. Er stellte sich zustimmend neben seinen Bruder und starrte seinem Vater entgegen.

„Sollest du nicht dankbar sein? Radditz hat doch einen guten Weg gefunden, wie Bulma endlich in die Öffentlichkeit kann. Wenn ich das richtig verstehe, hat sie sogar einen Job, wo er auf sie aufpassen kann. Bulma kann ihr eigenes Geld verdienen, sich eine neue Wohnung suchen, muss nicht mehr befürchten, entdeckt zu werden…sie kann frei sein“ dachte er laut.

Er verstand die Wut seiner Eltern nicht.

Auch für Bulma war es unverständlich. Sie fühlte sich, als ob ein Traum in Erfüllung gegangen wäre.

Ein Traum, den sie längst aufgegeben hatte.

Sollten ihre Eltern sich nicht freuen?

Gine massierte sich kreisend die Schläfen.

„Wir sind sauer, weil Radditz über unseren Kopf entschieden hat. Wir sind verletzt, weil er Bulma einfach diese Sachen gibt, ohne ihr zu erklären, was es bedeutet und wir jetzt als die Bösen gelten. Aber vor allem haben wir Angst, was mit ihr passiert, wenn sie ausgerechnet unter dem Prinzen dient.“ Aufgebracht sah sie ihren Ältesten an. „Du sagst, sie wird in keinen Kampf verwickelt…Woher willst du das wissen? Gerade wenn sie auf dem Schiff des Prinzen dienen soll, wird sie mit zur Zielscheibe. Meine Eltern sind gestorben, weil ihr Raumschiff abgeschossen wurde. Dagegen kannst du sie nicht beschützen.“

„Ach, sie aber ständig im Wald zu verstecken, ihr nichts über Sex zu erzählen und im Ungewissen zu lassen, ist also besser?! Hast du deine Tochter mal gefragt, ob sie mit ihrem Leben, das ihr für sie geplant habt, zufrieden ist?“ fragte Radditz verärgert zurück.

Gine sah ihre Tochter beifallsheischend an, doch Bulma schüttelte ablehnend den Kopf.

Sehnsüchtig strich sie über ihre neue Uniform.

„Ich…ich will es versuchen. Bitte lasst mich mit Radditz gehen“ bat sie.

Gine und Bardock zuckten betroffen zusammen. Kakarott lächelte.

Er wusste von Bulmas tiefer Sehnsucht, die sie jahrelang wegen ihrem schlechten Gewissen unterdrückt hatte.

Heute könnte es soweit sein, dass sie endlich frei war.

Sie konnten alle gemeinsam nach Sadala gehen oder ins nächste Dorf; müssten sich niemals mehr ängstlich umsehen, ob ihnen einer folgt. Er könnte sie seinen Freunden und Chi-Chi vorstellen.

„Seht ihr; Bulma findet es gut“ freute er sich.

„Halt die Klappe, Kakarott“ knurrte sein Vater ihn an.

Bardock atmete tief durch, versuchte den brennenden Zorn und die Angst in seinem Inneren zu unterdrücken und wandte sich an seine Tochter.

„Bulma, schau mal…wir wollen dich nur beschützen. Auf einem engen Schiff voller Saiyajins, die noch nie eine blauhaarige Saiyajin gesehen haben…wilde Männer, die nicht so sind wie ich oder deine Brüder…du bist so schwach und Radditz hat nicht immer ein Auge auf dich. Willst du es riskieren?“

„Wenn ich es richtig verstehe, ist das Zeichen auf meiner Brust das königliche Wappen. Ich stehe damit dem Prinzen direkt unter und er beschützt mich dafür“ hielt Bulma ihm entgegen und sah Radditz nach Antwort heischend an.

Er nickte zustimmend, leicht schmunzelnd. Bulmas fester Blick und wie sie mehrfach über ihre neue Kleidung strich, sagten ihm, dass sie ihre Entscheidung längst gefällt hatte.

„Dann wird also jeder, der es wagt, mich zu betatschen, sich dem Prinzen verantworten müssen?!“ fuhr sie fort. „Dem mächtigsten, stärksten Saiyajin auf dem Planeten? Dann bin ich doch sicher. Außerdem…ich weiß, als was du arbeitest, Papa. Denkst du, ich weiß nichts von deiner wilden Seite? Wo du mir doch selbst erzählt hast, wie oft du dich in den Ozaru verwandelt hast. Wo liegt der Unterschied zwischen dir und den anderen Saiyajin?“ fragte sie vorwurfsvoll.

Bardock schluckte. Schuldbewusst sah er zu Boden.

„Wenn du dich kontrollieren kannst, sollten es die anderen dann nicht auch tun? Und wenn sie nicht in der Lage sind…du hast mal selbst gesagt, wie sehr der Prinz gefürchtet und respektiert wird. Sein Wappen wird jeden von dummen Gedanken abhalten“ argumentierte sie weiter.

„Und was…“ fragte Bardock heiser, die Fäuste geballt. „wirst du tun, wenn die Gefahr vom Prinzen selbst ausgeht?“ Er sah wieder grimmig auf; betrachtete seine hübsche Tochter und stellte sich, wie der Prinz, ein junger Mann, bei ihrem Anblick reagieren würde.

Wie er die exotisch aussehende Saiyajin behandeln würde, die von ihm abhängig war.

Radditz ahnte, worauf sein Vater hinauswollte und mischte sich ein.

„Willst du etwas Prinz Vegetas Ehre in Frage stellen? Er hat noch nie eine Frau zu etwas gezwungen und er hat mir sein Wort gegeben, es auch bei Bulma nicht zu tun“ sagte er empört.

Bardock versuchte, seine Tochter zu ängstigen, dabei wusste er doch selbst, an welch hohen Ehrenstandard der Prinz sich selbst und seine engsten Vertrauten maß. Sowohl Radditz als auch der Prinz würden niemals zulassen, dass sich jemand Bulma gegenüber ungebührlich benahm.

Bardock lachte spöttisch.

„Es gibt viele Wege, eine Frau dazu zu bringen, etwas „freiwillig“ zu tun. Manipulationen, Erpressung, Lügen…solange er sie zu nichts zwingt, ist er nicht schuldig. Aber das bedeutet nicht, außer Gewalt keine anderen Möglichkeiten zu haben“ erklärte er kalt.

Bulma schluckte besorgt, aber sie erkannte, wie ihr Vater versuchte, ihr Angst zu machen.

„Jetzt das Risiko zu bemessen, ist doch unsinnig“ fordert sie ihn auf. „Die Entscheidung ist längst gefallen. Klar, Radditz hat nicht um Erlaubnis gebeten, aber hättet ihr sie ihm gegeben? Mir gefällst, ich will es tun. Lieber eine Reise ins Ungewisse und unbekannte Gefahren als jeden Tag denselben, langweiligen Mist. Ich habe keine Lust mehr, mich verstecken zu müssen. Jeder von euch kann gehen, wohin ihr wollt. Ihr habt keine Ahnung, wie ich mich fühle.“

„Bulma, wir lieben dich“ fing ihre Mutter besorgt an und trat einen Schritt auf sie zu, die Augen groß und flehend. „Wir kennen das Volk der Saiyajins besser und…“

„Und deswegen versteckt ihr mich, blabla. Ich höre mir die Kacke seit achtzehn Jahren an. Vielleicht würde ich euch mehr vertrauen, wenn ihr mich nicht ständig angelogen hättet“ entgegnete Bulma und ihre Stimme wurde lauter und keifend. Wütend stampfte sie mit den Füßen auf, wedelte affektiert mit den Händen. „Ach nein, Bulma, deine Periode ist harmlos. Nur ein Reinigungsprozess“ äffte sie den Ton ihrer Mutter nach. „Kinder werden vom Burag-Vogel gebracht. Darum hast du blaue Haare und Augen, weil du aus einem blauen Ei geschlüpft bist. Außer dicke Jungs wie dein Bruder, die bringt ein Himmelsherrscher, deswegen lag er auch in einem Riesen-Ei. Erinnerst du dich?“

Gine hielt ertappt inne, wandte den Blick ab.

Radditz musste dagegen unwillkürlich ein Lachen unterdrücken, als er sich an die alte Story erinnerte, wie seine Eltern ihnen weismachen wollte, woher Kakarott gekommen war.

Aus einem Ei geschlüpft, ja klar…eine eiförmige Brutkapsel.

Gine seufzte und rieb sich unbehaglich die Arme.

Was ihre Kinder ihr vorwarfen, war wie Brennstoff für ihr schlechtes Gewissen.

All ihre Argumente waren logisch und rational.

Das Problem war, dass Saiyajins nicht für ihre Rationalität und Logik bekannt waren, sondern für ihr cholerisches, aggressives Verhalten. Gute Argumente zählte da nicht.

Besonders nicht bei einem Elternpaar, dass nie einen richtigen Abnabelungsprozess zu ihrer Tochter eingeleitet hatte.

Radditz und Kakarott hatten sich behutsam gelöst, mehr Freiheiten erhalten aufgrund ihrer Stärke, während Bulma für 18 Jahre ständig eng bei ihren Eltern gelebt hatte. Von ihren Söhnen konnten sie sehr einfach trennen, aber ihre besondere Tochter…das war schwieriger.

Dann auf einen Tag plötzlich erklärt zu bekommen, dass Bulma sie verlassen würde; dass sie ausgerechnet unter der mächtigsten Person dienen sollte…konnte man es Bardock und Gine verdenken, dass sie sich mit diesem neuen Umstand nur schwer anfreunden konnte?

Besonders Bardock war wütend: seine Söhne stellten sich gegen ihn und seine Entscheidung.

An Rationalität war da nicht zu denken, ihre Argumente zählten nicht für ihn.

Es gab nur seine Gefühle, seine rasende Wut und Angst.

Bulma sollte die Familie verlassen, ihre Sicherheit?!

Bardock war der Stärkste der Familie, der Patriarch und sah es als seine Pflicht an, sein Weib und seine Tochter zu beschützen. Seine Söhne konnten sich selbst verteidigen, aber der Rest der Familie…das war seine Aufgabe. Er traute niemanden zu, diese Aufgabe übernehmen zu können.

Niemals würde der Prinz und Radditz seine Tochter die ganze Zeit beschützen können und dann…was könnte alles passieren, von der eigenen und fremden Rassen?

Der Zorn überkam ihm bei der Vorstellung, geboren aus all den Erfahrungen, die er auf seinen Missionen gemacht hatte. Er hatte gesehen, wie saiyanische Krieger wüteten.

Er knurrte tief, seine Fäuste ballten sich, die Adern auf seiner Stirn schwollen an.

Radditzs schluckte und auch Kakarott wich besorgt einen Schritt zurück bei diesem Anblick.

Noch nie hatten sie ihren Vater so wütend gesehen; nun spürten sie tatsächlich Angst.

Auch Bulma war erschrocken, spürte sie doch, wie sich seine Aura verfinsterte. Nichts drang mehr durch; ihr Vater war in seiner Wut gefangen.

„Heute ist wirklich mein Glückstag: All meine Kinder beschließen am selben Tag, rebellisch zu werden“ begann Bardock unheilvoll zu lachen und knackte mit den Fingerknöcheln. In seinen Augen loderte es. „Das spart Zeit. Ich werde mich um euch gleichzeitig kümmern. Schluss mit den Diskussionen! Ihr wollt mich herausfordern? Fein, lasst es uns ein für alle Mal klären, wer an der Spitze der Nahrungskette steht.“

Zuerst würde er seine Söhne niederstrecken und dann seine Tochter packen und sie tief in den Bergen verstecken, wo sie sie wieder beruhigen konnte und niemand sie finden würde.

Radditz und Kakarott hoben ihre Fäuste und warfen sich schnell einen Blick zu. Sie nickten sich zu, waren derselben Meinung.

Heute würden sie zum ersten Mal gemeinsam kämpfen!

Ausgerechnet gegen ihren eigenen Vater, aber nur gemeinsam hatten sie eine Chance gegen ihn.

Bardock lachte hämisch bei ihren entschlossenen Blicken, nahm seinen Scouter ab und ließ ihn zu Boden fallen. Seine Söhne taten es ihm nach.

Unausgesprochen war damit klar, dass Schläge ins Gesicht erlaubt waren; dass es keine Gnade geben würde.

Ungläubig starrte Bulma zwischen ihren Vater und ihre Brüder.

Was hatten sie vor?

Sie waren doch noch nicht am Ende der Diskussion. Wieso machten sie sich kampfbereit?

Ehe sie verstand, was die Männer planten und sie sie aufhalten konnte, sprangen diese gleichzeitig in die Luft.

Geschockt sah Bulma dabei zu, wie die männlichen Mitglieder ihre Familie sich in der Luft duellierten.

Die Luft erschallte von ihren Schlägen.

Hilfesuchend wandte sie sich an ihre Mutter. „Mama, so geht es doch nicht weiter. Wir müssen darüber reden. Die Deppen können sich doch nicht so einfach bekämpfen; wir sind eine Familie.“

Doch Gine schüttelte traurig den Kopf.

„Ihr habt Bardocks Autorität herausgefordert. Saiyajins kennen nur einen Weg, um diese zu beweisen“ erklärte sie.

„Aber du verstehst doch, warum ich es tue. Bitte, Mama, sei nicht böse“ flehte Bulma und griff bittend nach ihren Händen. Gine lächelte traurig und drückte sie sacht.

Natürlich verstand sie es, sie war auch mal jung gewesen, war auf Außen-Mission gegangen, hatte ihre Jugend genossen, sich mit Bardock und Gleichaltrigen getroffen.

In Bulma Kindheit hätte sie häufiger daran gedacht, dass ihre Tochter solche Erfahrungen nicht machen könnte und hatte alles versucht, ihr dafür andere, schöne Erinnerungen zu verschaffen. Bulmas Mutter war auch ihre beste Freundin. Zwischen ihnen gab es ein starkes Band wie zu keinem der anderen Kinder.

Als Gine in ihre blauen Augen sah, ihren Wunsch, ihre Bitte…wie konnte sie es ihrer Tochter abschlagen; ihre Zukunft verbauen? Bulma bat um ihren Segen.

Gine schloss traurig ihre Augen. Sie nickte, ihren letzten Widerstand aufgebend.

Erleichtert seufzte Bulma auf. „Gut, nun müssen wir nur noch diese Trottel da runterholen“ sagte sie mit neuer Entschlossenheit und starrte in den Himmel.

 

Die drei Saiyajins flogen rasant in der Luft, teilten Schläge und Tritte aus und bekamen von unten nichts mit.

Luftkämpfe gehörten zu den anspruchsvollesten Arten zu kämpfen, da man den Gegner von allen Seiten, auch von unten, attackieren konnte und genau so auch angegriffen wurde.

Zudem war es auch noch ein Zwei- gegen- Einer-Kampf, wobei der Mengenvorteil zuerst nicht ersichtlich war: Kakarott und Radditz hatten noch nie zusammen gekämpft und zuerst standen sie sich gegenseitig im Weg. Eine Schwachstelle, die Bardock ausnutze und zuschlug; sie sogar gegeneinander ausspielte.

Doch Kakarott fing an, strategischer zu denken und überließ Radditz immer den ersten Angriff, um seinen größeren Körper als Deckung zu nutzen. Während Bardock damit beschäftigt war, den Angriff von Radditz zu blocken, schlich sich sein Bruder an und attackierte aus dem toten Winkel.

Bardock verging das Grinsen, als er mehrmals schmerzhaft getroffen wurde.

Seine bessere Chance waren Ki-Angriffe, aber die drei Krieger hatten wortlos beschlossen, es aus Schutz für die unten stehenden Frauen nicht zu tun.

Bardock blockte schnell einen weiteren Angriff von Radditz ab und schlug ihm als Gegenantwort heftig in den Magen, um rechtzeitig Kakarotts Angriff gegen seine Nase nach hinten auszuweichen.

Seine Söhne fingen an, ihn zu nerven. Besonders Kakarotts Schläge wurden immer stärker und schneller.

Radditz hielt sich keuchend seine Hand auf den Bauch. Der Schmerz paralysierte ihn.

Verdammt, der Schlag hatte gesessen. Bardock hielt sich nicht zurück.

Kakarott verschaffte ihm die nötige Atempause zum Erholen, in dem er nun allein gegen ihren Vater kämpfte.

Radditz wischte sich grinsend das Blut von der Lippe.

Angesichts Bardocks genervte Miene wurde ihm klar, dass sie ihren Vater in die Ecke trieben.

Kakarott merkte den Wechsel im Kampfverlauf ebenfalls; das Blatt hatte sich zu ihrem Gunsten gewendet.

Da keiner der Krieger mehr einen Scouter trug, nutzte er die Gelegenheit und lockerte seine eigenen Fesseln, gab seine Zurückhaltung auf: sein Körper wurde wärmer, beweglicher, schneller. Er ballte seine Fäuste zusammen und Bardock erhielt einen schmerzhaften Treffer gegen den Kiefer.

Der stöhnte auf.

Kakarott setzte sofort nach, holte mit einer schnellen Drehung sein Bein aus und kickte den Älteren von oben in den Magen.

Die Wucht schleuderte ihn nach unten.

Doch Kakarotts Ziel, seinen Vater zu Boden zu werfen, blockte jener durch seine Sturheit ab und blieb in der Luft stehen. Nun, wo er mit dem Rücken zum Boden war und es über ihn nur seine Gegner gab, war es die perfekte Chance für einen Ki-Angriff.

Kakarott merkte anhand der Aura-Bewegung, was sein Vater vorhatte und schrie Radditz eine Warnung zu, während er seine Arme vor dem Körper verkreuzte.

Ein blendender Blitz wurde beidhändig auf die jungen Krieger abgeschossen.

Als das Licht verblasste, bemerkte Kakarott erstaunt, dass ihm nichts schmerzte und als er die Augen aufschlug, erkannte er auch, wieso.

Radditz hatte sich vor seinen Bruder schützend aufgebaut und sich auf die Verteidigung konzentriert. Seinen Abwehr-Technik war besser; sein ausdauernder, kräftiger Körper ans Ertragen von Schlägen mehr gewöhnt. Wenn er Kakarotts Kame-Attacke ertragen konnte, dann auch die kleineren Blitze von Bardock, selbst wenn die Arme brannten.

„Worauf wartest du? Greif ihn an, bevor er sich erholt“ rief Radditz befehlend zu und Kakarott verstand.

Radditz wollte sich als Prellbock anbieten und Bardock ablenken, damit der flinkere Kakarott gezielt zuschlagen konnte.

Radditz als Schild und Kakarott als Speer: Die Strategie könnte funktionieren.

Doch, bevor die drei Krieger wieder aufeinander losstürmen konnte, flog jemand zwischen ihnen in die Kampfbahn. Eine Gestalt stellte sich ihnen in den Weg.

Die Saiyajins hielten erschrocken inne.

Es war Bulma.

 

Fassungslos sah Gine, die immer noch auf der Erde stand, nach oben.

Ihre Tochter hatte sich einfach so in die Luft erhoben?

Wie hatte sie den Trick gelernt; wie genug Energie dafür?

Auch Bardock war erschrocken.

Sein erster Verdacht waren ihren Brüder.

„Habt ihr es ihr beigebracht?“ knurrte er.

Radditz schüttelte den Kopf. Bei seiner verblüfften Miene wusste Bardock, dass er nicht log.

Auch Kakarott schüttelte den Kopf, aber er sah nicht annähernd so überrascht aus.

„Kakarott, warst du es?“ warf Bardock ihm vor.

„Ich hab’s dir doch damals versprochen, es nicht zu tun“ erwiderte dieser störrisch. „Daran habe ich mich gehalten.“

Bardock wusste damals noch nicht, dass seine jüngsten Kinder längst fliegen konnten, weil Broly es ihnen beigebracht hatte.

Selber Schuld, wenn man seine Frage nicht richtig stellte oder mit dem Versprechen-zwingen zu spät kam, wenn es schon längst geschehen war.

Bevor Bardock die richtigen Fragen stellen konnte, mischte sich Bulma ein. Sie schwebte näher zu ihrem Vater. Entschlossen sah sie ihn an.

„Ich kann schon seit Jahren fliegen“ beichtete sie ihm. „wie ich es gelernt habe, ist genau so sinnlos zu diskutieren, warum Radditz nicht zum Prinzen hätte gehen sollen. Es IST passiert und es wird sich nicht mehr rückgängig machen lassen können. Du kannst mich nicht mehr einsperren.“

Bardockt zuckte zusammen. Einsperren hörte sich so hart an.

„Bulma, ich…“

„Ja, ich weiß, ich war keine Gefangene von euch, nur von den Umständen. Aber die Umstände haben sich geändert, nur ihr nicht. Sieh mich doch an!“

Sie strich sich bedeutungsvoll an ihrem Körper herunter.

„Ich bin kein Kind mehr, schon lange nicht.“

Bardock schnaubte. Er war da anderer Meinung, aber würde er sie jetzt laut sagen, machte er sich selbst lächerlich. Er presste seine Lippen so fest aufeinander, dass sie wie ein dünner Strich wirkten.

Er verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust.

Bulma fühlte sich, als wären ihre Rollen vertauscht: wer benahm sich jetzt kindisch?

„Wäre Radditz heute nicht mit seiner Lösung gekommen, wäre ich irgendwann abgehauen“ ließ sie die Bombe fallen.

Bardocks Augen wurden groß. Gine, die von unten alles genau verstehen konnte, keuchte auf und hielt sich entsetzt eine Hand vor den Mund.

„Den Plan habe ich schon seit Jahren. Seitdem ich nicht zu Radditz Tatakai durfte“ fuhr Bulma fort.

„Darum habe ich heimlich gelernt und nach Fluchtmöglichkeiten gesucht. Wenn die Saiyajins mich nicht haben wollen, hätte ich mir einen anderen Planeten gesucht und euch für immer verlassen.“

Wie sie es geschafft hätte, wollte sie nicht offenbaren, aber allein, dass sie hier vor ihm stand, schwebend, machte ihrem Vater deutlich, dass es keine leere Drohung war.

Sie war dazu in der Lage.

Auch wenn es gemein klang, diese drastischen Worte ihren Eltern ins Gesicht zu sagen…einen gewissen Egoismus mussten sie ihr auch zugestehen. Kein Saiyajin lebte unentgeltlich und nur für andere, jeder hatte seine Bedürfnisse, auch ihre Tochter. Nur dafür zu sorgen, dass sie es warm und sicher und immer was zum Essen hatte, war kein Garant, dass sie keine weiteren Bedürfnisse besaß.

Ihre Eltern waren schließlich auch ihren eigennützigen Zielen gefolgt, ohne viel auf die Meinungen anderer zu geben.

Bardock verstand, dass seine Tochter tiefliegende Geheimnisse gehütet hatte und ihr ernster Blick war ihm eine Warnung.

Eines Tages wäre er heimgekommen und seine Tochter wäre spurlos verschwunden gewesen.

„Du wolltest uns verlassen?“ fragte er heiser. Ungläubig sah er sie an.

Allein, dass sie von „Gefangenschaft“ sprach…seit Radditz Tatakai, seit über zehn Jahren fühlte sie sich unwohl…aber sie hatte kein Wort gesagt…aber wenn sie fliegen konnte…hatte sie den Wald bereits verlassen?

So viele Gedanken stürmten auf ihn ein. Er fühlte sich schwer getroffen von den Vorwürfen seiner Tochter, fühlte sich abgewiesen. Sein Herz fühlte sich an, als würde es brechen.

„Hattest du denn keine schöne Kindheit?“ fragte er bitter.

Bulma schluckte. Es fühlte sich wie ein Kloß in ihrem Hals an.

„Ich hatte die schönste Kindheit, die man auf Vegeta-Sei haben kann. Ich war ein glückliches Mädchen…“ antwortete sie. Ihre Stimme brach fast, ihre Augen schimmerten feucht. „Weil ich den besten Papa auf der Welt habe.“

Sie sahen sich beide bekümmert in die Augen. Bulma war ihm dankbar, sie liebte ihren Vater, aber sie war nun alt genug, um ihren Weg selbst zu gehen und das sagte sie ihm auch, mit fester Stimme und harten Blick.

„Aber ich bin kein Kind mehr!“

Zum ersten Mal musste Bardock der Realität ins Auge sehen: ihre Statur, ihre Größe, wie sie ihre Meinung aussprach und Pläne machte…ja, sie war kein kleines Mädchen mehr.

Aber in seinem Herzen würde sie es immer sein.

Dennoch musste er sie loslassen.

Bardock senkte aufgebend den Kopf, seine Fäuste lockerten sich.

Bulma und Kakarott spürten, wie seine Aura sich veränderte, nicht mehr wütend, nur noch traurig wurde. Gine und Radditz, die keine Aura erfassen konnte, erkannten es an seiner Haltung.

Bestürzt sah Gine nach oben zu ihrem Gefährten, der sich weigerte, seine Kinder anzusehen; den Kopf gesenkt, der Rücken gebeugt, der Schweif kraftlos herabhängend.

Sie ahnte, wie er sich fühlte; kannte sie ihn doch am besten.

 

Bardock war ohne starke Familienbindung aufgewachsen: seine Eltern waren Krieger und mehr ans Kämpfen als an ihrem Sohn interessiert gewesen. Sie waren nur für kurze Zeit zusammen gewesen und Bardock wurde das Ergebnis einer heißblütigen Nacht nach einem aufregenden, gemeinsamen Kampf gegen eine fremde Rasse. Nachdem die Euphorie verschwunden war, löste sich auch diese kurze Beziehung auf.

Als Junge war er meistens allein gewesen, keiner seiner Blutverwandten hatte viel Zeit für ihn gehabt; beschäftigt mit ihren Aufgaben und so fiel es ihm schwer, sich anderen zu öffnen. Er fühlte sich alleingelassen und abgeschoben. Nur als Krieger sah man einen Wert in ihm, also verbrachte er seine Zeit mit Training und Übungen in Einsamkeit.

In den Kindergruppen hatte er daher nur schwierig Freunde finden können; zu schwer fiel es ihm, andere zu vertrauen und oft stand er abseits. Weil der gleichaltrige Toma ihn interessant fand und auf ihn zuging, schaffte er es trotzdem, wenigstens einen guten Freund zu bekommen.

Später gewann Bardock sein Tatakai, aber die gewünschte Aufmerksamkeit seiner Eltern erhielt er trotzdem nicht. Damit war das Thema Familie für ihn gelaufen und er konzentrierte sich nur noch auf seine Karriere…bis er Gine traf.

Gine hatte eine schönere Kindheit besessen. Ihre raue, gefürchtete Mutter zeigte bei ihrer Tochter eine ungewöhnliche, herzliche Seite; spielte mit ihr und verwöhnte sie. War sie auf Mission, kümmerte sich der sanfte Vater um sein kleines Mädchen.

Mit Gine lernte Bardock das erste Mal, was Familie bedeutete. Darum war diese Bindung sein geheimer Schatz, den er streng hütete, ohne anderen zu zeigen, wie viel es ihm wert war.

Gine, die es seit ihrer Kindheit kannte, mit ihren Eltern und später auch mit ihrem Mann, einen Krieger zu verabschieden, ohne zu wissen, ob er zurückkommen würde, war an den Schmerz des Abschieds gewöhnt. Sie hatte daher auch akzeptiert, sich auf diese Weise von ihren Söhnen zu verabschieden und nun auch ihre Tochter. Sie konnte mit dieser Angst leben; hatte gelernt, damit umzugehen.

Doch für Bardock war es neu.

Er, der sich bislang nur um sein eigenes Leben sorgen musste, während er wusste, dass Weib und Tochter sicher waren, musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass sein Mädchen ihr Leben in Gefahr brachte.

Und er konnte nichts dagegen tun; musste sie ziehen lassen.

Zum ersten Mal stand er an der Stelle, wie es Gine jahrelang tat:

Abwartend und hoffend bis zum nächsten Wiedersehen, seine Liebsten verabschiedend; vielleicht für immer? Sorgen und Gedanken, von denen die Krieger meistens keine Ahnung hatten, wenn sie sich in den Kampf aufmachten.

Und diese neuartigen Gefühle, diese Sorge, die über ihn brach und an die er nicht gewöhnt war, machten ihn starr vor Angst.

 

Gine sah mitleidig nach oben.

Immer noch rührte sich Bardock nicht, war schweigsam, während er starr in der Luft schwebte.

Seine Kinder sahen ihn verstört an, wussten aber nicht, wie sie mit ihrem Vater umgehen sollte, der sich weigerte, sie anzusehen.

Also kümmerte sich Gine darum.

Sie flog zu ihm hoch, schwebte hinter seinen Rücken und umarmte ihn.

Während sie sich an seinen Rücken drückte, tröstend ihren Kopf an seinem Schulterblatt ablegend, umschlossen ihre Arme fest seine Brust, die Hände ineinander verschränkt.  Ihr Schweif wand sich um seinen und drückte ihn aufmunternd. Sie ließ die Wärme ihres Körpers auf ihn einwirken.

Sie spürte, wie er rasselnd einen tiefen Atemzug nahm.

Dann, langsam, hob er seine eigene Hand und drückte sie ergebend auf ihre Hände vor seiner Brust.

Neben seiner großen Hand, die ungewöhnlich kalt war, spürte Gine seine Traurigkeit und auch die Akzeptanz für Bulmas Entscheidung.

Bardock gab seinen Widerstand auf.

Er hob nun den Kopf, seine Augen seltsam starr, während er Radditz tief in die Augen sah.

„Du passt auf deine Schwester auf!“ war sein heiserer Befehl.

Radditz nickte grimmig. Er verstand die Botschaft.

Bardock tätschelte kurz Gines Hände und sie löste den Griff um ihn. Er schwebte tiefer, zur Hütte hinab und sie folgte ihm. Mit einem entschuldigenden Lächeln zu ihren Kinder folgte sie ihren Gefährten ins Haus.

Die Kinder sahen stumm ihren Eltern nach, währen die Anspannung ihrer Körper verließ.

Es war geschafft.

Die jungen Erwachsenen landeten ebenfalls und folgten ihren Eltern ins Haus.

Sie waren euphorisch, aber auch gleichzeitig betroffen; der Sieg schmeckte bitter.

So niedergeschlagen hatten sie ihre Eltern noch nie erlebt.

 

Im Wohnzimmer waren ihre Eltern nicht mehr zu sehen, aber das Türe-Schlagen aus der oberen Etage sagte ihnen, dass sich Bardock und Gine in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hatten.

Radditz strich sich durch seine Mähne und übernahm die Führung. Er deutete auf den Esstisch und seine Geschwister folgten seiner stummen Aufforderung und setzten sich hin. Währenddessen holte er schnell aus einem Schrank drei Gläser und eine Flasche klaren, süßen Schnaps; den konnten sie jetzt gebrauchen. Ein kleines Glas wäre sogar für den fünfzehnjährigen Kakarott drin; das hatte er sich nach seinem guten Kampf verdient. Vielleicht wäre er als Kamerad und Partner doch ne gute Wahl.

Stolz goss Radditz seinen Geschwistern, die sich so gut gegen ihre Eltern behauptet hatte, die Gläser ein. Gleichzeitig nippten sie dran.

„Was machen wir jetzt, Radditz?“ wagte Bulma als erstes zu fragen.

„Morgen bringe ich dich zum Raumflughafen. Wir werden gemeinsam ein Raumschiff besteigen, dass uns zum Planeten Altharwa bringt. Es ist eine diplomatische Mission; darum muss Prinz Vegeta mit angemessener Gefolgschaft auftauchen. Das bedeutet, viele Saiyajins, ergo großes Raumschiff und die brauchen etwas länger“ fing Radditz an zu erzählen.

Bulma war erleichtert, sowohl über das Ziel der Mission wie auch, dass Radditz in ihrer Nähe sein würde. Kakarotts Augen wurden groß vor Neugier.

„Die Reise zum Planeten braucht daher drei Tage. Wie lange wir dort sind… kommt drauf an, wie gut die Gespräche laufen. Dann wieder die drei Tage zurück. Ich schätze, wir sind einen Monat unterwegs. Du bist den Technikern eingeteilt, die ständig das Raumschiff warten. Zuerst die alltäglichen Aufgaben, wie Kontrolle, Reparaturen und Säubern, aber wenn du gute Arbeit leistest, wirst du befördert“ fuhr Radditz fort und sah sie ernst an. „Wenn wir da auftauchen, musst du darauf gefasst sein, dass es ne Menge dummer Sprüche wegen deinem Aussehen gibt“ warnte er sie. „Man erwartet von jedem Mannschafts-Mitglied Disziplin, also auch von dir. Sei vorsichtig mit deinem Temperament. Ich werde nicht in den Maschinenräumen sein und dir helfen können. Wir werden uns während der Reise vermutlich nur in der Kantine sehen.“

Bulma nickte eingeschüchtert.

„Besonders wenn der Prinz dich sehen will, musst du vorsichtig sein. Rede ihn mit „Hoheit“, „Kommandant“ oder „Majestät“ an. Auch wenn er noch nicht offiziell zum König ernannt wurde, ist er die mächtigste Person unseres Volkes.“

„Dann werde ich also unseren Herrscher treffen… wie ist er so? Du redest nie viel über ihn. Muss ich irgendetwas an Etikette beachten?“ fraget Bulma nervös.

Abgesehen von ein paar lobenden Worten über Vegetas Stärke, seine Strenge und seinen Anspruch, wusste sie nicht viel über den Herrscher. Aber seine hilfreiche Entscheidung, dass er sie einstellte, ohne sich von ihrem Aussehen oder Schwäche beeinflussen zu lassen, beeindruckte sie. Ihm schien es egal zu sein. Sie hoffte, einen guten Eindruck auf ihn machen.

Prinz Vegeta…wie er wohl aussah? Wie stark wohl seine Aura war, die Aura eines Königs?

Radditz kratzte sich das Kinn. Prinz Vegeta war schwer zu beschreiben. Die ersten Wörter, die ihm einfielen, waren „Stark, arrogant, stolz und Kontrolliert“ aber das sagte wenig über seinen Charakter aus.

„Je weniger du mit ihm zu tun hast, umso besser. Geh ihm aus dem Weg, solange er dich nicht rufen lässt; das ist sicherer. Wenn du ihn siehst, senkst du den Kopf, beugst den Rücken, während du deine rechte Faust an deiner Brust hältst. Du bleibst still, bis er dich anspricht. Sei kurz und präzise in deinen Antworten“ erklärte er die saiyanische Etikette. „Merkst du, dass er verärgert ist, gehst du auf die Knie, die Stirn zu Boden und flehst um dein Leben, bis ich dich aus deinem Schlamassel raushole.“

Bulma nickte eingeschüchtert. Kakarott bemerkte, dass seine Schwester nun doch nervös wurde und fing an, laut zu sprechen.

„Wow, eure Mission hört sich ja spannend an. Ihr müsst nicht kämpfen, das ist doch gut. Warst du schon mal dort, Radditz?“ fragte er und versuchte die Stimmung zu heben.

Radditz folgte der Aufforderung und fing an, den spannenden Planeten zu beschreiben, der Treffpunkt vieler Rassen war und aus prächtigen Städten, großen Märkten und köstlichen Nahrungsangeboten bestand. Wie sein letzter Aufenthalt dort geendet hatte, verschwieg er aber.

Sein siegreicher, blutiger Kampf in der Arena…vielleicht würde er mal später damit angeben.

„Während die Anführer diskutieren, kann die Mannschaft in Gruppen alles erkunden. Tagsüber habt ihr frei, sobald eure Aufgaben erledigt sind und abends muss man wieder auf dem Schiff sein. Wir gelten als Gäste, alle müssen sich benehmen. Der Zahlmeister wird kurz vor der Ankunft den Sold auszahlen, so dass man Geld und Freiheit hat. Ich bin sicher, dass du dich einer Gruppe anschließen kannst. Wenn nicht, bleib auf dem Schiff, bis ich wieder da bin, dann ziehen wir gemeinsam los und ich zeige dir besten Ecken“ erklärte Radditz seiner Schwester.

Von dieser Neuigkeit angetan, schlich sich allmählich ein vorfreudiges Lächeln in Bulmas Gesicht.

„Was muss ich einpacken?“ fragte sie; aufgeregt und packbereit.

„Auf jeden Fall Arbeitskleidung; die Arbeit wird schmutzig. Ein paar Garnituren zum Wechseln. Es gibt einen Reinigungsservice, der kriegt sogar Ölflecken heraus. Deine neue Kleidung, die du jetzt trägst, ist für die morgendliche Inspektion, bevor das Raumschiff startet und als deine Ausgeh-Uniform gedacht. Damit erkennt jeder, dass du eine Saiyajin bist und zur Delegation gehörst. Noch Fragen?“

Bulma schüttelte den Kopf, wurde unsicher, zuckte dann mit den Achseln und ließ bedrückt den Kopf hängen.

„Ich bin unsicher, ob ich morgen weiß, was ich tue“ flüsterte sie unsicher.

Sie musste damit rechnen, in der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen.  Es würde abschätzende Blicke und Getuschel geben.

Was, wenn sie zu dämlich war, um ihre Aufgaben zu erfüllen? Wenn sie Fehler machte?

Radditz sprach ungerührt weiter.

„Dann wird dich schon einer berichtigen. Wenn du für die Aufgabe nicht geeignet bist, wird halt eine andere gesucht. Man muss halt schauen, wo deine Talente liegen. Es ist auf jeden Fall geplant, dass du durch mehre Abteilungen gehst und von den Vorgesetzten beurteilt wirst“ erklärte er.

Vegeta hatte ihn mit einem ausgeklügelten Ausbildungsplan überrascht.

Wie hatte dieser Stratege in so kurzer Zeit einen solchen Plan entwickeln können, wenn die Enthüllung über Bulma gerade mal Minuten her war?

„Nach der Mission wirst du im Palast leben, wie ich auch und für weitere Aufgaben zur Verfügung stehen. Trage den Scouter immer bei dir, damit du rechtzeitig reagieren kannst, wenn du gerufen wirst. Deine Arbeitspläne erscheinen dort auch drauf“ befahl er.

Bulmas Augen wurden groß.

„Im Palast? Was…was ist mit meinen Sachen? Meiner Kleidung, die Bücher…?“ fragte sie erstaunt. Sie würde nicht mehr bei ihren Eltern leben? Nicht mehr täglich Kakarott sehen?

Der Gedanke war aufregend, aber auch beängstigend.

Im Palast…dann war sie nahe Sadala…aber nicht mehr in der Nähe der Tsufuru-Basis. Aber vielleicht fand sie dort auch noch Spuren der ausgelöschten Rasse, andere versteckte Basen?

„Deine Sachen kannst du mitnehmen, es wird sich schon ein Platz dafür finden. Allerdings…es gibt dort auch Regeln“ warnte er sie vor.

Eilig nickte Bulma. Hastig nahm sie noch einen Schluck von Schnaps und verschluckte sich fast an dem brennenden Nachgeschmack.

Radditz kratzte sich den Nacken und überlegte. Er wusste nicht, was er noch zu sagen hatte. Für Bulma würde morgen alles neu und aufregend sein, während er daran gewöhnt und dafür blind war. Der Umstand, dass Bulma fliegen konnte, war nützlich; gehörte es doch zu den Mindestanforderungen.

„Wie hast du das Fliegen gelernt?“ fiel ihm die Frage ein. Wenn keiner aus der Familie es ihr beigebracht hatte, wen gab es dann noch?

Toma und die anderen?

Hatte sie es aus ihren Büchern gelernt?

Doch Bulma schüttelte den Kopf, die Lippen stur aufeinandergepresst.

Radditz zuckte mit den Achseln.

Wie Bulma es ihrem Vater schon gesagt hatte: wen kümmerts, woher sie es wusste; es war passiert.

Besorgt sah Radditz nach oben. Von seinen Eltern immer noch keine Spur.

Hatte es sich jetzt erledigt? Waren sie mit allem einverstanden?

Bardocks Befehl, auf Bulma aufzupassen, schien darauf hinzuweisen.

Er wandte sich wieder dem Hauptthema zu, der Mission, sprach über die Aufteilung der Mannschaft und das Raumschiff, damit Bulma eine bessere Vorstellung bekam.

Seine tiefe Stimme durchdrang die dünnen Wände, bis ins verschlossene Schlafzimmer von Bardock und Gine.

Beide lagen auf dem Bett, sich gegenseitig in den Armen haltend, ihre Schweife fest verschlungen.

Sie hatten dank ihres guten Gehörs jedes Wort gehört.

Ihr Pulsschlag war ruhig und gleichmäßig, die Tränen getrocknet.

Gine öffnete die Augen und sah in Bardock bedrücktes Gesicht.

Behutsam streichelte sie über seinen Nacken und seine Wange.

„Wir müssen uns morgen von unserer Tochter verabschieden“ entschied sie.

Bardock nickte stumm, immer noch zu keinem Wort fähig.

 

Am nächsten Morgen flogen Radditz und Bulma los, still und grimmig; den Rest der Familie hinter sich lassend.

Radditz hatte die vergangene Nacht gleich im Hause seiner Eltern verbracht. Warum hin und herfliegen, wenn er eh schon dort war.  Nach einem schnellen Abendessen, dass Bulma zubereitet hatte, hatte er wieder in Kakarotts Zimmer übernachtet.

Ihre Eltern hatten sie erst früh am Morgen gesehen. Gine bereitete gerade ein deftiges Frühstück vor und Bardock saß am Tisch, über eine Tasse Tee gebeugt und auf seine Familie wartend.

Beim Anblick der erstaunten Kinder hatte er nur mit den Schultern gezuckt.

„Hast du deine Sachen gepackt?“ fragte er an seine Tochter gewandt.

Schüchtern nickte sie und hob den Rucksack hoch.

Nicht nur Wechselkleidung und Werkzeug, sondern auch eine geheime Box mit ihrer Erfindung, den Kapseln, befand sich drin.

Was immer sie auf ihrer ersten Mission auch erwartete, sie hatte alles dabei.

Lange sah er sie an; wortlos.

Ließ seinen Blick über sie schweifen, über das rote Stirnband, ihren Brustpanzer bis hin zu den neuen Stiefeln.

„Du…siehst gut aus“ machte er ihr endlich das Kompliment, auf das sie gestern so lange gewartet hatte und wandte sich dann seinem gebratenen Eiern und Speck zu, die ihm Gine in den Moment auf den Tisch stellte.

 Bulmas Gesicht leuchtete erfreut auf.

Mutter und Tochter sahen sich für einen kurzen Moment verschmitzt und zuzwinkernd an, während Bardocks Blick stur auf seinen Teller gerichtet war. Radditz blieb klug und verkniff sich jeden Kommentar, setzte sich ebenfalls stumm an den Tisch. Kakarott war sich nicht gerade sicher, was da gerade abgegangen war, aber wenn sein großer Bruder nichts sagte, wollte er dem Beispiel folgen.

Das Frühstück, dieses letzte gemeinsame Mahl, bevor sie sich alle trennten, wurde schweigend eingenommen.

Doch kurz bevor Radditz und Bulma sich aufmachen wollten, umarmten beide Elternteile ihre Tochter und hielten sie fest in ihren Armen. Bulma spürte ihre Wärme, ihre Sorgen und schluckte schnell jede Träne runter, die sich anbahnen wollte.

Sie würde sich mit einem starken Blick von ihren Eltern verabschieden. So, wie es Bardock und Radditz auch immer taten.

Während er seine Tochter ein letztes Mal in den Armen hielt, sah Bardock kurz streng zu Radditz.

Jener nickte zustimmend.

An den gestrigen Befehl erinnerte er sich immer noch und er würde ihn mit aller Macht einhalten.

Er würde sein Bestes geben, um Bulma zu beschützen, damit sie sicher wieder zu Hause ankam.

Da seine Eltern ihm keine weiteren Fragen während des Frühstücks gestellt hatten, war ihm auch klar, dass sie ihn am vergangenen Abend durch die verschlossene Tür gehört hatten.

Sie wussten damit auch, dass Bulma zukünftig im Palast leben würde.

 

Zum ersten Mal in ihrem Leben flog Bulma nun in Richtung Raumflughafen, zu den großen, hellen Türmen, die sie bei ihren früheren Besuchen in Sadala von weitem gesehen hatte.

Der Raumflughafen bestand nicht nur aus den blinkenden Türmen, sondern auch einem riesigen Komplex aus mehreren Hallen.

Als sie und Radditz auf einem Vorplatz landeten, übernahm Radditz selbstsicher die Führung. Bulma folgte ihm und bemühte sich um einen aufrechten Rücken und unbefangenen Blick, obwohl sie angesichts des unbekannten, modernen Gebäudes aus dem Staunen nicht rauskam.

Sie marschierten durch verschieden Gänge und durch die großen Fenster sah Bulma auf die abflugbereiten Pods und die Landefelder.

Bulma schluckte, als jeder Passant bei ihrem Anblick große Augen machte und ihnen hinterher sah. Sie konnte das Getuschel und Wispern hören, spürte die ungläubigen Blicke und bemerkte, wie mehrere Saiyajins ihren Scouter nutzten, um ihr Powerlevel zu messen.

Radditz hatte sie vorgewarnt, deshalb ignorierte sie das Getuschel und folgte beherzt seinem großen Rücken, der sie von einem Teil der Blicke abschirmte. Wer ihm entgegen trat, blickte zuerst in sein grimmiges Gesicht und übersah fast die blauhaarige Gestalt hinter ihm.

Bislang verlief es einigermaßen gut; sie wurden von niemanden aufgehalten oder attackiert. Radditz imposante Gestalt und ihr weißer Brustpanzer mit dem Königswappen schienen als Abschreckung zu funktionieren. Aber teilweise lag es auch an Bulmas zierlichen, harmloser Gestalt mit schwacher Kraft: die meisten Saiyajins sahen sie nicht als Gefahr an. Sie konnten aber nicht glauben, dass so ein Aussehen natürlich waren und sahen dieser ungewöhnlichen Saiyajin lange nach. Dank der Kommunikation per Scouter ging das Gerücht dieser seltsamen Saiyajin schnell im Raumflughafen um.

Radditz wusste, er musste sich beeilen, bevor zu viele neugierige Tölpel sich ihnen in den Weg stellten, sie begafften oder gar berühren wollten.

Pech, dass das große, königliche Raumschiff wegen seiner Größe ganz weit hinten stand und man mehr laufen musste.

Er beschleunigte seinen Schritt und führte Bulma durch einen Seitengang in die weniger belaufenen Flure. Von dort kamen sie in die Werkhalle, in der Pods repartiert und gewartet wurde. Bulma staunte; am liebsten würde sie gleich hier arbeiten. Doch Radditz hielt nicht still, schlich sich mit ihr durch die meterhohe Regale voller Ersatzteile, bis sie durch eine Tür traten.

Das Licht blendete sie nach diesem kurzen Besuch in der dunklen Werkhalle.

Sie blinzelte und während ihre Augen sich wieder an die Helligkeit gewöhnte, erkannte sie das mächtige Raumschiff, auf das Radditz nun zuschritt und vor denen eine Reihe gefährlich aussehender Saiyajins in den Rüstungen der Krieger warteten. Radditz sah sie ungeduldig an und sie beeilte sich, ihm wieder zu folgen.

Je näher sie kam, desto mehr war sie von der Größe des Raumschiffes beeindruckt.

Es musste mehrere Stockwerke beinhalten, die Fenster waren rund und golden und das Königswappen war darauf angebracht.

Ein roter Teppich führte zu einer bislang verschlossenen Luke, daneben hatten sich Krieger aufgestellt, als schienen sie auf jemanden zu warten. Techniker wuselten herum, waren an den Anschlüssen mit Auftanken und Wartungen beschäftigt und polierten die Fenster.

Die Gruppe von Krieger sah Radditz ankommen, nickten ihm beiläufig zu, doch als die ersten erkannten, wen er da im Schlepptau hatte, stoppten sie im Gespräch. Sie zeigten dieselbe Reaktion wie bei den Saiyajins im Gebäude; Augen groß, der Mund ungläubig offen. Radditz ignorierte sie und trat schweigend an ihnen vorbei.

Bulma fühlte sich wie ein exotisches Tier und ihr Schweif um ihre Hüfte zog sich unbewusst enger.

Sie schluckte.

Wenn Radditz nichts sagte, würde sie seinem Beispiel folgen.

Sprich nur, wenn du angesprochen wirst; hatte er ihr eingebläut.

Sie senkte den Kopf und folgte Radditz Rücken. Als ihr Bruder weit vorne an der Luke stehen blieb und sich neben den Teppich stellte, tat sie es ihm nach.

Er verschränkte die Arme und sah stur geradeaus; seine Haltung lud nicht zum Gespräch ein. Wieder blockte sein großer Körper ihre Gestalt von den anderen ab, obwohl die Krieger neugierig ihre Köpfe reckten. Das Gemurmel ihre tiefen Stimmen wurde lauter.

 

„Alles klar, Männer?“ eine laute, tiefe Stimme begrüßte die Saiyajins.

Sofort verstummte das Wispern, die Krieger stellten sich erschrocken gerade auf und Radditz drehte den Kopf zum Neuankömmling, um ihn mit einem Nicken zu begrüßen.

„Hey, Radditz, du Wicht, da bist du ja. Etwas später als sonst, naja. Hey, hast du auch was von dem Blauhaar gehört, der in der Basis zu sehen war?“ fragte ein glatzköpfiger, gut gelaunter Hüne, der mit langen Schritten herbei marschierte.

Die Krieger spitzten die Ohren und sahen mit neugierigen Seitenblicken zu Radditz hin. Sie wussten, wer sich in seinem Schatten verbarg.

„Hey, Nappa, alter Glatzkopf“ begrüßte Radditz seinen Kameraden; zeigte nur ein kaltes Pokerface.

„Komische Sache“ redete Nappa weiter, ohne die Reaktionen hinter sich zu beachten. „Anscheinend ist ein Saiyajin in den Farbtopf gefallen. Noch seltsamer ist aber, dass sie wohl einen weißen Panzer mit Königswappen trug, obwohl ihr Powerlevel nur bei 200 lag.“

Nur die Elitekrieger durften reinweiße Panzer tragen.

Nappa strich sich nachdenklich das Kinn.

Gerüchte und Gewisper interessierten den neugierigen Mann, wie die meisten Saiyajins. Ganz besonders bei so einer Unstimmigkeit…es war eine spannende Abwechslung im langweiligen, von strikten Regeln befallenen Alltag.

Oder hatte da einer was in der Optik gehabt? Aber dafür gab es zu viele Stimmen, die dasselbe gesehen hatten.

Radditz lächelte ihn kalt an.

Komisch, die Fusselbürste schien an der Sache nichts zu finden?

Nappa stellte sich an seinen gewohnten Platz auf, ihm gegenüber und der Luke am nächsten; wie es dem ersten Mann von Prinz Vegeta gebührte. Bereit, den Appell zu beginnen, sobald der Prinz eingetroffen war.

Er stutzte.

Direkt neben Radditz stand eine kleine, zarte Gestalt…mit weißem Brustpanzer…Königswappen… und sehr, sehr viel Blau im Gesicht…

Sein Kiefer fiel baff herunter.

Also doch keine Illusion eines Saiyajins, dem zu oft auf den Schädel geschlagen wurde.

„Was…wer…ist das?“ fragte er laut.

Die Saiyajin, eine junge Frau, sah ihn nervös an, die Finger schlossen sich ängstlich fester um den Riemen ihres Rucksackes.

Bei den Haaren könnte man noch denken, dass sie gefärbt waren; eine ungewöhnliche Idee eines modeaffinen, experimentierfreudigen Weibchens.

Aber blaue Augen und Schweif?

„Nenn mir sofort deinen Namen und Rang und wer zur Hölle dich hierhergebracht hat“ befahl Nappa, dessen Stimme mehr aus Überraschung als aus Ärger so laut wurde.

Sie zuckte erschrocken zusammen, doch dann beeilte sie sich zu sagen „Bulma, Ingenieurin. Auf Befehl von Skattkönig Vegeta.“

Nappa strich sich verblüfft wieder übers Kinn.

Natürlich, nur Vegeta konnte seine Finger im Spiel haben, wenn sie einen weißen Panzer mit seinem Wappen trug.

Nappa drehte den Kopf, als das Gemurmel von den beiseite stehenden Kriegern lauter wurde. Er sah die neugierigen gespannten Blicke, die versuchten, einen Blick auf das Mädchen zu erhaschen.

Sie waren alle erwartungsvoll, fast zappelig…bis auf Radditz, der fast desinteressiert aussah, obwohl er direkt neben ihr stand…Nappa begriff schnell, dass es kein Zufall war.

„Wer genau hat dich aber hier zum Raumschiff gebracht?“ fragte er lauernd.

Die Kleine sah nervös hoch in Radditzs Gesicht; unsicher, ob sie antworten sollte. Dieser konzentrierter sich aber nur grimmig auf Nappa; gab ihr keine Hilfestellung, sondern ließ sie allein dem Riesen gegenübertreten.

Es war eine notwendige Lektion: Er würde nicht immer in ihrer Nähe sein, darum musste sie sich selbst behaupten. Radditz würde sie nicht wie ihre Eltern dauerbehüten; nein, bei ihm gab es kein Händchen-Halten.

Radditz wusste: wenn Bulma nicht mal Nappa standhalten konnte, wie sollten die anderen Krieger ihr dann Respekt zollen?

Nappa, der Frauen gegenüber immer ein weiches Herz hatte, war ihr Trittbrett, um sich vor den Krieger zu behaupten.

Sie schien zu erkennen, dass Nappa einen höheren Rang besaß und Lügen sinnlos waren, denn sie holte tief Luft und sagte, eilig um eine Antwort bemüht. „Ich bin mit Radditz hier hergeflogen. Er hat mir den Weg gezeigt.“

„Und du kennst ihn woher?“

„Er ist mein großer Bruder.“

Das Gemurmel wurde lauter und Nappa hielt verblüfft inne.

Unmöglich, soweit er wusste, hatte Radditz nur von einem kleinen Bruder erzählt.

Aber warum sollte sie lügen, das machte auch keinen Sinn?

Bevor er den Langhaarigen ausquetschen konnte, der immer noch beharrlich schwieg, meldete sich sein Scouter.

Eine riesige Kampfkraft erschien, also musste die Fragestunde warten.

„ACHTUNG! Seid bereit!“ befahl Nappa laut.

Sofort streckten sich die Rücken der Krieger, die Arme hinter den Rücken gekreuzt, der Kopf erhoben.

 

Bulma zuckte bei dem lauten Appell erschrocken zusammen, sah wie sich die Haltung von Radditz und diesem furchteinflößenden Riesen, der sogar größer war als ihr Bruder, änderte und machte es schnell nach.

Eine aufgeladene Spannung war nun plötzlich zu spüren.

Sie spürte das Nähern eines gewaltigen Powerlevels; eine Aura, die ihr wohlbekannt war, obwohl sie dessen Besitzer seit Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.

Konnte es sein…dass Veg ebenfalls mit auf diese Mission kam?

Als Elitekrieger, der dem Prinzen unterstand?

Oh, wie wunderbar, der würde Augen machen, wenn er sie sah. Endlich konnten sie gemeinsam reisen und auf Mission gehen.

„Verbeugt euch vor Prinz Vegeta, eurem obersten Kommandanten, Skattkönig von Vegeta-Sei!“ befahl Nappa weiter. „Herr über euer jämmerliches Leben, Verkünder von Tod und Zerstörung!“

Die Krieger folgten der Anweisung, sanken auf die Knie, die rechte Faust an die Brust gelegt, den Kopf demütig gebeugt. Auch Bulma sank zu Boden und senkte den Kopf. In dieser geduckten Haltung verdeckte der nebenstehende, größere Radditz ihr jede Sicht auf den Teppich und den Herannahenden.

Bulma sah zum Boden, während ihre Sinne hellwach waren.

Sie hörte das laute, nervöse Atmen einiger Krieger und die festen Schritte, die kaum vom dünnen Teppich gedämpft wurden. Die Spannung stieg, Bulma spürte die ersten nervösen Schweißtropfen in ihrem Nacken.

Gleich würde sie zum ersten Mal den Prinzen sehen; der gefürchtetste Mann auf den Planeten; Anführer der Saiyajins; ihr neuer Boss und gleichzeitig der großzügige Retter, der ihr diese Chance gab.

In ihrer Aufregung, diese Sagengestalt gleich persönlich zu sehen, entging Bulma, dass nur ein einziges Powerlevel auf sie zuschritt.

Dann, direkt vor ihren Augen erschienen die Spitzen von weißen Stiefeln. Der Besitzer dieser Schuhe trat nicht weiter, sondern blieb vor ihr stehen.

Bulma konnte seine Blicke auf ihr spüren; ihr Nacken kribbelte unangenehm.

Nun, wo er direkt vorstand und kein weiteres Stiefelpaar neben ihn, wurde sie langsam verwirrt.

Sie fühlte nur Vegs Aura, aber wo war der Prinz?

Seine starke Aura müsste sie doch auch spüren, schließlich war er der stärkste Saiyajin?

Die Neugier und Verwirrung wurden zu groß und da immer noch diese seltsamere Stille und Spannung in der Luft lag; die Stiefel immer noch abwartend vor ihr standen, hatte Bulma keine andere Wahl…sie hob den Kopf.

Ihre Augen wurden groß vor Schreck.

Über ihr stand eindeutig Veg, aber in einer prächtigen Uniform. Sein langer roter Mantel flatterte hinter ihm, angebracht an Schulterepauletten, das rote Königswappen prangte gut sichtbar auf der weißen, polierten Brustpanzerung.

Sein Gesicht war eine starre Maske, zeigte keinerlei Emotionen oder freudige Erkennung, obwohl sie sich direkt in die Augen sahen.

Bulma verstand nicht: Wo war der Prinz?

Warum sah Veg so kalt und grimmig aus?

Freute er sich nicht, sie zu sehen? Nicht mal ein winziges Lächeln für sie, das Zucken eines Mundwinkels?

Bulma war so verwirrt, dass ihr entging, wie auch die andere Saiyajins langsam den Kopf hoben; neugierig und gespannt wegen der langen, unüblichen Stille und wie der Prinz die Neue anstarrte.

Was geschah hier?

Bulma bemerkte weder Radditz Seitenblicke noch sein Räuspern oder die offene, kaum verhohlene Neugier von Nappa.

Alles, was sie sah, war dieses grimmige, bekannte Gesicht, das ihr plötzlich so fremd war. Seine schwarzen Augen sahen sie bedeutungsvoll an, als wollten sie ihr eine Botschaft übermitteln.

„Äh, Prinz Vegeta, sollen wir nicht los?“ hörte sie Nappa vorsichtig anfragen.

Prinz Vegeta?

Bei der Erwähnung dieses Namens und wie respektvoll der Riese ihn ansah, durchzuckte es Bulma wie ein Blitz.

Erinnerungssplitter aus ihrem Gedächtnis formten sich zu einem Puzzle zusammen; bildeten nun endlich ein erkennbares Bild.

All die Dinge aus ihrer Kindheit, die sie nicht verstanden oder ignoriert oder beiläufig abgetan hatte, ergaben nun einen Sinn.

 

Veg in ihrer Kindheit, wie er immer einen Umhang trug und einen weißen Brustpanzer mit Königswappen…kein anderer Saiyajin in ihrem mageren Bekanntheitskreis trug so etwas. Sie hatte auch in Sadala niemanden in dieser Aufmachung gesehen.

 

Veg, wie er den Seekönig tötete und eine unglaubliche Stärke zeigte.

Der sich nie vor etwas fürchtete, als ob er der Stärkste auf dem Planeten war. Der sein Tatakai haushoch gewann, weil es keinen ebenbürtigen Gegner gab. Ein hochnäsiger, arroganter Elitekrieger…oder doch mehr?

Ein Saiyajin, der anscheinend an der Spitze stand ohne Konkurrenten?!

 

Veg bei ihrem ersten Treffen.

„Weißt du nicht, was das ist?“ fragte er sie, als er auf sein Wappen deutete. Sie schüttelte ahnungslos den Kopf, verstand nicht seinen Stolz auf dieses unbekannte Zeichen.

Später dann kam eine Vermutung auf, als Broly ihr die Bedeutung von Wappen und Zeichen erklärte, als sie zum ersten Mal in Sadala war.

Doch erst gestern, als Radditz es laut erklärt hatte, hatte sie verstanden, dass dieses Symbol das Königswappen war.

„Das Königswappen ist das einzige Zeichen, dass direkt von Vater auf Sohn übertragen wird“

Aber sie hatte gedacht, dass Veg wie Radditz ein dem Prinzen nahestehender Krieger war, der sich dieses Privileg durch seine Leistungen erkämpft hatte

 

Veg, der so viele Dinge wusste: über die Saiyajins, über Sadala, heiße Quellen im Palast und seltene Delikatessen wie Kekse...der mit interessanten Hausaufgaben und Bücher zu ihr kam; komplizierte Aufgaben wie sie weder Radditz noch Kakarott machen mussten…

 

Veg, der ihr nie seinen richtigen Namen genannt hatte, weshalb sie selbst ins gehackte Computersystem nie herausgefunden hatte, auf welchen Missionen er war.

Lange Missionen…so wie Radditz, im Gefolge des Prinzen.

Sie waren beide auf denselben Missionen gewesen….

 

Veg, spontane Abkürzung eines Namens…

Ein Name, der unmittelbar mit dem Namen ihrer Heimat verbunden war; seit der erste König Vegeta die Tsufurujins vernichtet hatte.

Ein hochangesehener Name, der in einer einzigen Familie von Vater auf erstgeborenen Sohn übertragen wurde; der Königsfamilie…

 

Veg…nein Vegeta…Prinz Vegeta…Skattkönig Vegeta…ahhhhh

In ihrem Kopf schrien tausend Stimmen laut auf.

 

Ihre Pupillen verengten sich aus Schock, ihr Gesicht wurde bleich und aus ihrem Mund entkam ein hohes Krächzen. Zu mehr war sie nicht in der Lage, denn ihr Hals fühlte sich wie zugedrückt an.

Das Blut raste kalt durch ihre Adern und verursachte ein Rauschen in den Ohren. Die Geräusche in ihrer Umgebung wurden gedämpft; während in ihrem Kopf ihre eigene Stimme schrill schrie.

Er hatte sie angelogen; seit Jahren.

Vegs richtiger Name war Vegeta…PRINZ VEGETA!

 

Bulma war so sehr in diesem Rausch von Gefühlen gefangen, dass sie nicht den bitteren Zug um seinen Mund sah. Er beherrschte seinen Gesichtsausdruck besser als sie, wo Panik und Schrecken deutlich sichtbar waren.

Sie bemerkte nur noch, wie er den Kopf abwandte und mit festen Schritten die geöffnete Luke entlang schritt; sein Umhang ihm majestätisch nachwehend, ohne ein einziges Wort an einen der Anwesenden zu richten.

Bulma scherte sich nicht darum.

Ihr war so kalt, so dass sie anfing zu zittern. Die Kraft verließ sie, sie sank vollständig auf den Boden. In einen sinnlosen Versuch, sich zu wärmen und zu schützen, schlang sie ihre Arme um sich, ihre Finger krallten sich fest in ihre Muskeln, die spitzen Nägeln bohrten sich rein, aber sie spürte keinen Schmerz. Jedenfalls keinen physischen, denn ihr Herz fühlte sich an wie gebrochen.

Ein weiteres Mal spürte sie den Schmerz von Verrat, aber in einem nie gekannten Ausmaß.

Sie spürte dunkle Kälte und eine Gewissheit, die sich durchdrang; die jede schöne Erinnerung wegwischte…

Veg hatte sie angelogen!

Nein!

Vegeta hatte sie verraten!

 

Der erste Flug durchs All

Bulma stand unter Schock.

Das Schlagen ihres Herzens übertönte jegliche andere Geräusche, so dass es klang und aussah, als wäre sie unter Wasser.

Nur gedämpft nahm sie wahr, wie der oberste Kommandant und Anführer der Mission, Skattkönig Vegeta, auch bekannt als Veg der Verräter, über die Rampe und durch die Luke schritt.

Ihm folgten Nappa und die anderen Krieger.

Sie bekam deren neugierigen und abschätzige Blicke nicht mit, aber sie hörte dumpf im Hintergrund die Stimme ihres großen Bruders, der sie aufforderte, aufzustehen und ihnen zu folgen.

Doch sie hatte nicht die Kraft dazu. Ihre Beine wollten sich nicht rühren.

Ein genervtes Knurren, jemand packte sie am Oberarm, zerrte sie heftig hoch und zog sie mit, durch die Luke ins geheimnisvolle Innere des Raumschiffes.
 

Radditz übernahm die Kontrolle und zog seine Schwester mit sich.

Der erste Kontakt war nicht so gut verlaufen, wie gehofft, aber weniger schlimm, wie befürchtet.

Kaum hatte Bulma in die Augen von Vegeta gesehen, war sie wie ein Häufchen Elend zusammengefallen.

Aber was sollte man auch erwarten, angesichts der Differenz in ihren Powerlevel.

Bulmas Selbsterhaltungstrieb schien sich gemeldet und ihren Körper in ängstlicher Starre versetzt zu haben.

Zum Glück ignorierten die Krieger dieses Anzeichen der Schwäche; kannten sie doch selbst die Stärke ihres Prinzen.

Was sollte man dann von einer kleinen Technikerin erwarten?

Radditz sah auf sie hinab. Ihre Augen waren leblos, das Gesicht bleich und sie reagierte nicht.

Er wurde ungeduldig und drückte auf seinen Scouter nach Informationen, bis er fand was er suchte: die Nummer von Bulmas Kabine.

Sie hatte das Privileg einer Einzelkabine bekommen, auf derselben Etage wie er auch; der höchsten und damit nur den wichtigsten Personen zugängig.

Radditz zog Bulma mit zum Fahrstuhl.

Noch hatten sie etwas Zeit, bevor das Raumschiff startete. In ihrer Kabine, versteckt vor fremden Blicken, könnte sie sich vielleicht endlich zusammenreißen.
 

Im obersten Stockwerk angekommen, suchte er nach der richtigen Nummer und zog die immer noch stumme Bulma in die kleine Kajüte hinein.

Allmählich nervte ihn ihr Schockzustand.

Wenigstens heulte sie nicht.

Er ließ den Griff um sie los und sie blieb aufrecht stehen, anstatt kraftlos zusammenzufallen; auch ein gutes Zeichen.

Er sah sich um.

Die Kabine war winzig: In der Wand gegenüber befand sich eine Koje zum Schlafen; darüber und darunter Schränke zum Verstauen von Kleidung. Daneben gab es einen Knopf, der beim Drücken eine Platte als Tisch und eine weitere als Stuhl aus der Wand ausfuhr. Dann gab es noch eine schmale Türe, die zu einer fast schrankähnlichen Dusche mit Toilette und Waschbecken führte.

Trotzdem, im Vergleich zu den Schlafsälen und Gruppenduschen im tiefsten Stockwerk; getrennt nach Geschlechtern, wo die anderen Techniker waren, hatte sie hier wenigstens ihre Privatsphäre. Diese Gruppenzimmer hatten außerdem den Nachteil, nahe an den Maschinenräumen zu sein, wodurch man ständig von lautem Brummen und den Geruch nach Maschinenöl in seiner Nachtruhe gestört wurde.

Gerade bei ihrem Aussehen waren die Gruppenzimmer und Duschen kein passender Ort für sie; zu viele Gaffer und Glotzer.

Das Traurige war nur…seine Kabine hatte fast dieselbe Größe wie ihre.

Mit einem Plumpsen ließ Bulma ihren Rucksack zu Boden fallen.

Radditz sah zu ihr herunter.

Allmählich kam das Leben wieder zurück. Ihr Gesicht war zwar noch bleich, aber da war ein trotziger Zug um den zusammengekniffenen Mund und ein verärgertes Funkeln in den Augen.

Sie schien sich selbst über ihr Verhalten, ihre Schwäche zu ärgern.

Er beschloss, es nicht weiter anzusprechen und wechselte das Thema.

„Das ist deine Kajüte“ sagte er überflüssigerweise. „Meine liegt auch auf diesem Stockwerk, aber etwas weiter weg…sieht genauso aus wie deine.“

Skeptisch hob Bulma den Kopf, maß ungläubig ihren großen Bruder und die winzige Räumlichkeit ab.

Mit den breiten Schulterpolstern der Rüstung berührte er fast die Seitenwände und sein Kopf fast die Zimmerdecke.

Bei ihrer schmalen, kleinen Größe hatte sie gerade noch genug Platz, aber wie schaffte es Radditz bloß in so einer schrankähnlichen Kabine zu schlafen?

„Wie kommst du mit deiner Größe überhaupt in die Dusche hinein?“ fragte sie stirnrunzelnd. „oder in die Koje?“

Radditz seufzte. „Gut, vielleicht ein wenig größer. Deswegen verbringe ich die meiste Zeit woanders und gehe nur zum Schlafen in die Kajüte. Naja, angenehm ist es nicht. Aber besser als in einem der großen Gruppenkabinen unten, wo du ständig das Schnarchen der anderen hörst…und dieser Geruch dort, uäh“ er schüttelte sich kurz angeekelt. „Hast du deinen Dienstplan gelesen?“ fragte er sie. „Du musst in den Maschinenraum, bevor wir starten. Dort triffst du den Maschinenleiter; der weist dich ein.“

„Ja, ich hab’s gelesen. Ich weiß, wie ich den Scouter bediene. Zum Unterdeck E; ich habe noch etwas Zeit, bis ich da sein muss. Ich finde schon allein hin“ sagte sie scharf und kurzangebunden und versuchte, den schweren Körper ihres Bruders Richtung Tür zu schieben.

Der war aber noch nicht fertig.

„Das Essen wird in der Kantine ausgeteilt. Falls dich die anderen stören, kannst du hier essen. Ich weiß nicht, wann und wie du Pause hast, deswegen sehen wir uns wahrscheinlich selten am Tag. Aber am Abend komme ich noch mal vorbei“ erklärte er.

Abgesehen von einigen Besprechungen hatte er während der Reise nichts zu tun; Bulma dagegen würde ständig beschäftigt sein.

Bulmas Stirn runzelte sich genervt und ihr Auge zuckte nervös. Sie wollte allein sein, dringend.

„Es wird schon alles klappen“ beruhigte sie ihn und versuchte, ihn heraus zu schieben…zwecklos.

„Bis vor wenigen Minuten warst du nicht mal ansprechbar“ erwiderte Radditz störrisch.

„Hab mich beruhigt. Ich werde deinen Rat befolgen und Prinz Vegeta…“ der Name kam bitter aus ihrem Mund heraus „aus dem Weg gehen. So, du kannst jetzt los.“

„Bist du sicher? Soll ich dich nicht doch noch zum Maschinenraum begleiten?“

„Nein“ stöhnte Bulma genervt auf. Sie änderte ihre Strategie und versuchte ein aufmunterndes Lächeln. „Radditz, ich will dir nicht auf die Tasche liegen. Du hast deine eigenen Aufgaben. Musst du nicht auf die Brücke? Ich muss mich noch umziehen; da störst du sowieso.“

Radditz war noch nicht völlig überzeugt, aber sie hatte Recht und er musste auf seinen Posten. Mit einem letzten misstrauischen Blick verabschiedete er sich; noch nicht völlig von Bulmas Lächeln überzeugt.

Zu Recht.

Kaum hatte sich die Tür sirrend geschlossen und seine schweren Schritte verklangen, als Bulmas falsches Lächeln einfiel und ihre Maske sich auflöste.

Stattdessen kamen die Gefühle, die sie mit aller Kraft unterdrückt hatte, wieder hoch; überfluteten sie mit Wut, Trauer und Verzweiflung. Sie fühlte sich wie Garnknäuel, dass seine Form verloren hatte und nun wirr auf dem Boden lag: ihre bekannte Ordnung war zerstört.

Sie sank zu Boden und hämmerte wütend auf den metallenen Boden, während die Tränen sie blendeten und ihren Wangen hinab liefen.

„Dieser Mistkerl…“ wimmerte sie.

Seit Jahren hatte er sie angelogen; ihr seine Herkunft verschwiegen.

Wenn sie über ihre Probleme und Wünsche lamentiert hatte, hatte er nur mit dem Kopf genickt und Händchen gehalten; mal ein Geschenk vorbeigebracht, aber keine Lösung vorgeschlagen.

ER WAR DER VERDAMMTE PRINZ!

Aktuell sogar Skattkönig und zukünftiger Herrscher!

Wieso kam er JETZT an und nicht schon FRÜHER, schließlich hatte er diese Position seit fast einem Jahr?!

Wieso hatte er sie schon damals nicht rausgeholt?

War es wegen Radditz, weil er gefragt hatte?

Hatte er zu Radditz eine andere Beziehung als zu ihr und wenn ihr Bruder um etwas fragte, wurde es erfüllt?

Bulma verstand die Welt nicht mehr.

All die Jahre…wie sie miteinander umgegangen waren; das war doch ein Vertrauensverhältnis gewesen?!

Erinnerungen kamen hoch und bekamen nun einen bitteren Beigeschmack.

//Ich habe den Prinzen geküsst…ich habe den Prinzen mein Höschen gezeigt…Ich habe ihn von den Schleimaal-Tümpel erzählt…und er hat mir beim Bovi-Ausnehmen und Abwaschen geholfen…Hm, ich habe den Prinzen der Saiyajins zum Abwaschen gezwungen…War das jetzt Majestätsbeleidigung?!//

Aber die Trauer und Schock verflogen und wurden nur noch durch die Wut ersetzt.

Wut wegen seinem Verrat, Zorn wegen seiner Lüge; ein Eindruck von Missachtung und Abweisung.

Sie rieb sich die gereizten Augen; stand auf, um ins Badezimmer zu gehen. Sie schaufelte sich kaltes Wasser ins Gesicht und sah prüfend in den Spiegel.

Während ihre geröteten Wangen und Augen sich langsam erholten, sah sie trotzig ihr Spiegelbild an und fällte einen Entschluss.

Das wäre das letzte Mal.

Das letzte Mal, dass man ihre Unwissenheit und ihre Naivität ausnutzte.

Sie schwor zu sich selbst, sich nie wieder so reinlegen zu lassen.

Warum nur hatte sie sich nicht früher tiefer in den Server reingehackt und nach den Details von Radditz Missionen gesucht, nach seinen Team-Kameraden?

Vielleicht hätte sie ein Bild von Vegeta gefunden und schneller die richtigen Rückschlüsse gezogen.

Warum hatte sie nicht nach seiner Herkunft gefragt, nach der Bedeutung seines Wappens, auf dass er so stolz gewesen war?

Warum hatte sie sich nie stärker für die Elite-Krieger interessiert, nach ihrem Power-Level, Aussehen, Namen…weil sie es nicht hatte wissen wollen. Sie hatte Angst gehabt, mehr über die dunklen Geschäfte der Saiyajins zu erfahren, die blutigen Details ihrer Auslöschungs-Missionen.

Sie selbst hatte sich für das wohlige Unwissen entschieden und zahlte jetzt den Preis.

In Zukunft würde sie mehr Fragen stellen. Sie würde sich nicht mehr mit scheinheiligen Ausreden und Ausflüchten zufriedengeben, sondern weiter bohren, bis sie alle Informationen bekam; egal wie schmutzig sie waren.

Dieser Lügner Vegeta…hah, sie erinnerte sich, wie er öfters die Worte zu seinem Vorteil gedreht hatte, so dass er nicht als Lügner bezeichnet werden konnte.

Dieser Korinthenkacker!

Aber in diesem Fall hatte er eindeutig gelogen, indem er seinen richtigen Namen verschwiegen hatte.

„Hast du ihn nie angelogen? Ihn nie etwas verschwiegen?“ wisperte eine hämische Stimme in ihrem Kopf.

„Das ist etwas anderes“ wisperte Bulma.

Ja, sie hatte ihm nie erzählt, dass sie mittlerweile fliegen konnte und Energie erspüren. Sie hatte ihm die Entdeckung der Tsufurujin-Basis verschwiegen oder dass sie einst heimlich in Sadala gewesen war. Auch von Broly, dem anderen Saiyajin außerhalb ihrer Familie, der über ihre Existenz Bescheid wusste, hatte sie kein Wort verloren.

Aber selbst ihren Eltern hatte sie davon nicht erzählt.

Besonders die geheime Basis war ihr Schatz, den sie mit niemanden teilen wollte. Wüssten ihre Eltern davon, würden sie es anderen Saiyajins erzählen und man würde ihre Schätze, diese wertvolle Technologie, wegnehmen.

Sie hatte doch nichts anderes, er aber hatte alles.

Das würde er büßen!

Sie würde ihm während dieser Reise aus dem Weg gehen, ihn ignorieren und nie wieder anlächeln.

Wie ein stolzer Saiyajin beschloss Bulma zu kämpfen und sich zu wehren.

Grimmig nickte sie sich selbst zu. Sie atmete tief durch und verließ das Badezimmer, um sich umzuziehen.

Nachdem sie sich den Brustpanzer ausgezogen hatte, sah sie ihn nachdenklich an.

Erwachsenen-Kleidung…sie galt als erwachsen und verlangte, so auch behandelt zu werden.

Sie würde sich nicht mehr wie ein unwissendes Kind behandeln lassen, aber auch nicht mehr wie eines reagieren.

Sie würde wie die anderen Saiyajins auch eine grimmige Maske aufsetzen und ihre Gefühle in sich verbergen.

„Ich werde es euch allen zeigen“ wisperte sie „Ihr kriegt mich nicht klein.“

Sie würde hart arbeiten und jeden Saiyajin auf diesem Schiff ihren Wert beweisen.

Stolz und Trotz erfüllten sie.

Schnell wechselte sie ihre Kleidung aus: in einer langbeinigen Hose mit vielen Taschen, ein kurzärmeliges Shirt und einer Weste darüber, dazu ihren Werkzeuggürtel und groben Arbeitshandschuhen, war sie bereit, sich schmutzig zu machen. Sie band sich noch die Haare zu einem strengen Zopf zurück und setze sich ihren Scouter wieder auf.

Schnell noch einen prüfenden Blick in den Spiegel: von Tränen und mitleidigen, schwachem Mädchen keine Spur.

Stattdessen lächelte eine stolze, kampfbereite Saiyajin zurück.
 

Sie verließ ihre Kajüte und machte sich per Aufzug ins unterste Geschoss.

Die Karte, die sie über Scouter abrufen konnte, zeigte ihr den gesuchten Ort an; eine kleine Halle im Bauch des Raumschiffes.

Dort angekommen, sah sie auch schon eine Gruppe von Saiyajins stehen, alle in diverse Arbeitskleidung; eine bunte Mischung aus Männern und Frauen im verschiedenen Alter. Sie umringen einen älteren, kleinen Mann mit grauem Backenbart und einem Kopftuch, der auf ein elektronisches Klemmbrett starrte und Anweisungen gab.

Bei ihrem Nähertreten sahen einige auf und starrte sie verblüfft an; schwiegen aber.

Die Gerüchteküche hatte sie bereits über die merkwürdige Saiyajin informiert.

Bulma sah die Plakette an der Brust des älteren Mannes und wurde damit in ihrer Vermutung bestätigt, dass es sich um ihren Vorgesetzten handeln musste.

„Ingenieurin Bulma meldet sich zum Dienst“ salutierte sie kurzangebunden.

Der Leiter strich sich nachdenklich über den Bart, nickte und suchte etwas auf seinem Klemmbrett.

Sein Name war Yacon; ein Ingenieur, der schon lange im Dienst war. Die Neue entsprach der Beschreibung, die er erhalten hatte.

Prüfend sah er sie an.

Trotzig starrte sie zurück; als erwartete sie eine dumme Bemerkung wegen ihres Aussehens.

Sie wirkte leicht angepisst, also hütete sich der erfahrene Mann, eine dumme Frage zu stellen.

Yacon, der schon auf vielen Planeten gewesen war, überraschte nichts mehr so leicht. Er hatte keine Vorurteile wegen ihrer Haare und Auge, nur wegen ihrer mangelnden Erfahrung und unbekannten Fähigkeiten.

Ihr Blick gefiel ihm; zeigte es doch Mumm.

„Fennel, Endo: sie gehört zu eurem Trupp. Weist sie ein. Euer Arbeitsgebiet ist der Quadrant 14 E bis 36 E“ befahl er zwei jungen Saiyajins aus dem Kreis.

Vom Alter und Charakter her sollten die zu ihr passen.

Fennel war eine schweigsame, schlanke Frau in den Zwanzigern, mit glatten, gescheitelten, halblangen Haaren und schmalen Augen, die misstrauisch auf die Neue starrte.

Endo war im selben Alter, ein großgewachsener, gutgelaunter junger Mann mit langen, zotteligen Haaren.

Die beiden nickten zustimmend und winkten die Neue zu sich, die sich sofort zu ihnen stellte.

Nachdem Yacon die Aufgaben verteilt hatte, drückte er auf seinen Scouter und gab der Brücke Bescheid.

„Auf eure Posten! Der Start beginnt wie geplant“ rief er laut.

Die Techniker trennten sich und Bulma folgte den beiden neuen Team-Kameraden.

Sie liefen eine Treppe hinauf. In einem Gang mit großen Fenstern, die einen Blick nach draußen auf den Raumflughafen gestatteten, blieben sie stehen.

Fennel drückte mehrmals auf einen Knopf und drei Sitze klappte aus der Wand auf.

„So, rein mit dir, Neue. Gurt einrasten und warten, bis wir die Atmosphäre verlassen haben“ erklärte sie kurz und machte es vor. Sie zog aus der Wand, neben ihrem Kopf, zwei Gurte, die sie kreuzförmig über ihre Brust spannte. Bulma setzte sich neben ihr hin und machte es nach, Endo folgte ihnen.

Nervös starrte Bulma nach draußen.

Sie konnte das verstärkte Brummen hören, unter ihren Füßen zitterte der Boden.

„Das ist deine erste Reise, nicht wahr?“ sprach Endo sie plötzlich an.

Sie nickte stumm.

„Als Techniker haben wir die billigen Plätze; damit wir nahe am Arbeitsplatz sind. Aber keine Sorge, der Start und die Landung ist bei so einem großen Raumschiff angenehmer als bei den Pods“ erzählte er lachend.

„Endo, lass sie in Ruhe. Quatschen könnt ihr auch später“ unterbrach Fennel ihn genervt. „Natürlich ist es die erste Reise für das Mädel; sieh sie dir doch an. Das letzte, was sie da gebrauchen kann, sind deine dumme Fragen.“

„Bulma“ wandte Bulma ein.

Die beiden Saiyajins sahen sie fragend an.

„Mein Name ist nicht „die Neue“, „Mädel“ oder sonst was. Einfach „Bulma““ fuhr sie laut aus.

Fennels Mund zuckte amüsiert.

„Ahh, ein taffes Mädel“ spottete sie. „Nicht schlecht. Aber vor allem will ich ein schlaues Mädel in unserem Team mit flinken Händen. Ich bin neugierig, wie gut du mit Maschinen umgehen kannst. Aber dazu kommen wir später. Jetzt will ich erst mal meine Ruhe haben.“

„Sie ist nicht immer so zickig“ flüsterte Endo leise in Bulmas Ohr „Fennel war gestern noch was trinken. Nach so einer Nacht ist sie leicht verkatert und will ihre Ruhe. Außerdem hat sie Angst, beim Starten uns auf die Füße zu kotzen.“

Bulma warf hastig einen Blick zur älteren Frau, die grimmig aus dem Fenster starrte, aber leicht blass war und nickte verständnisvoll.
 

Auf der Brücke…

Die Mannschaft war komplett, die Landebahn war freigegeben und die Motoren aufgewärmt.

Auf der Brücke war der Kapitän und seine Mannschaft mit den Vorbereitungen für den Flug beschäftigt.

Vegeta sah keinen Sinn in seiner Anwesenheit; die Mannschaft würde sogar besser arbeiten, wenn er nicht mit angepisster Miene im Hintergrund stehen würde.

Also verließ er die Brücke und machte sich auf den Weg zu seiner Kajüte. Nappa folgte ihm.

Die anderen Krieger saßen im Mitteldeck auf ihren Plätzen und warteten auf den Start.

Während Vegeta den Flur entlang schritt, kam die Erinnerung an Bulmas Gesicht hoch. Seine Fäuste ballten sich; sein Mund war schmal und verbissen.

Ständig hatte er ihre entsetzten Augen vor sich; in kaltes, lebloses Blau verwandelt; wie Eisscherben. Zu dieser Farbe waren ihre Augen erkaltet, als sie seinen richtigen Namen hörte und endlich alles verstand.

Natürlich hatte er keinen Freudenschrei erwartet; nicht bei dieser Bombe von Neuigkeit.

Wenigstens hatte Bulma sofort erkannt, dass sie nicht zeigen durften, dass sie sich bereits kannten. Aber ihr schockiertes Gesicht schmerzte trotzdem.

Wie sie dann kraftlos zusammen gesunken war…er hatte es ignorieren müssen, war mit kalter Miene ins Raumschiff marschiert.

In der Gegenwart den anderen Kriegern hatte er sich nicht anders verhalten können. Es reichte seine stumme Akzeptanz der blauhaarigen Saiyajin; dass Privileg beim Apell anwesend zu sein: es war ein deutliches Zeichen, dass sie wirklich ein Mitglied seiner Elite-truppe war. Mit den Kriegern als Zeugen, den Mitgliedern der höchsten Kaste, würde sich das Gerücht schnell im Raumschiff verbreiten und niederen Saiyajins eine Warnung sein.

Ja, er wusste, sie fühlte sich verraten; deswegen hatte er es ihr auch nie erzählt; es heraus gezögert.

Aber er hoffte darauf, dass sie seinen Standpunkt verstehen würde. Sobald sie sich abgekühlt und beruhigt hatte, würde sie erkennen, dass er keine andere Wahl gehabt hatte.

Nicht, wenn sie UND ihre geliebte Familie verschont werden sollte.

Und nun hatte sie alles erhalten: Freiheit, Schutz, Anerkennung; die Erfüllung ihres Traumes!

Sie würde ihm bald auf Knien danken, sobald sie die Vorteile erkannte und ihm die Lüge vergeben.

Sie erreichten die Tür seiner Kabine, die sich sirrend automatisch öffnete. Kaum war die Tür verschlossen, räusperte sich Nappa, der bislang unüblich still gewesen war.

„Soooo…Radditz hat also eine kleine, blauhaarige Schwester, die nun in dein Elite-team aufgenommen wurde…hätte mir das jemand mal sagen können? Wo hat er die denn hervorgezaubert? Aus seinen Haaren?“

Vegeta grunzte nur unwillig und setzte sich in den schalenförmigen, gepolsterten Sessel, der direkt vor dem Panorama-Fenster stand.

Er hatte keine Lust, seine Entscheidungen mit Nappa zu besprechen.

Es ging ihn nichts an; Punkt!

Als ob man ihn gehört hatte, öffnete sich plötzlich die Tür und ein abgehetzter Radditz trat ein.

„Bin zu spät, war zuerst auf der Brücke“ meldete er sich zurück. Bei der gereizten Stimmung im Raum sah er alarmiert zwischen den Anwesenden hin und her. „Was ist los?“

„Nichts…Nappa wundert sich nur, was du in deiner Mähne versteckst“ antwortete Vegeta ironisch.

„Wieso, ist er eifersüchtig“ fragte Radditz irritiert.

„Haha“ lachte Nappa trocken auf und strich sich über die glatte Kopfhaut. „Wieso sollte ich? Den Weibern gefällst. Außerdem brauche ich nicht Stunden zum Haare trocknen, wie gewisse andere Personen.“

„Und du musst dir keine Gedanken machen, ob du mitsamt deiner buschigen Haarpracht in ein Pod passt oder ob die Hälfte rausschaut“ stimmte Vegeta ihm spottend zu.

„Als ob das Haare trocknen bei kurzer Frisur oder Glatze einen Unterschied macht“ gab Radditz den Spott zurück. „wir wissen alle, dass du dir deine Haare deswegen rasierst hast, weil Vegeta dir früher dein Haar büschelweise ausgerupft hat. Dein Kopf sah aus, als ob jemand Unkraut gejätet hat. Und du kannst uns nicht weismachen, dass Frauen Glatzköpfe bevorzugen. Schließlich bekomme ich mehr Aufmerksamkeit“ sagte er und strich sich dabei selbstgefällig durch die lange Mähne. „Sie lieben es, in meine Haare zu greifen.“

„Hm, von den Frauen habe ich gehört…es war das letzte, was sie getan haben, bevor sie für immer verschwunden sind“ feixte Nappa. „Verschluckt von dem haarigen Monster, was du Frisur nennst.“

„Ein schwarzes Loch ist nichts dagegen“ stimmte Vegeta ihm beiläufig zu, der dem typischen, üblichen Spott zwischen ihnen nur mit einem Ohr zuhörte.

Nappa lachte laut auf. Doch dann stutzte er und riss sich wieder zusammen.

„Halt, stopp, Schluss mit den Scherzen“ erkannte er den Themawechsel. „Wieso hast du eine Schwester? Das will ich wissen. Warum ist sie im Team? Wieso bekommt ein Schwächling eine Elite-Rüstung? Höh, Vegeta, was ist hier los?“ fragte er düpiert.

Radditz und Vegeta sahen sich kurz schweigend an.

„Nicht deine Angelegenheit“ würgte Vegeta die Fragerei ab.

„Ja, aber…“ versuchte sich Nappa zu wehren, doch Vegetas strenger Blick schnitt ihm das Wort ab.

Vergessen war der kurze Spaß; der Riese merkte, dass Vegeta angepisst war.

Weswegen? Keine Ahnung!

Aber ihn in so einer Stimmung zu nerven, war kontraproduktiv.

Was hieß, es gab nur einen, der ihm die Fragen beantworten konnte und das war Fusselbürste Radditz, der versuchte, unauffällig mit der Wand zu verschmelzen.

Böse sah er den Jüngeren an.

„Fein“ grinste er gehässig „aber ich leihe mir nur kurz Radditz für einen netten Plausch zu Zweit aus.“

„Tse, es gibt Fragen, die wird er dir nicht beantworten, weil ICH es ihm befohlen habe“ durchschaute ihn Vegeta. Radditz nickte eilig.

Ein Beben und ein tiefes Brummen stoppten weiteren Widerspruch. Die Saiyajins merkten, wie das Raumschiff sich langsam in die Luft enthob.

Radditz und Nappa, die immer noch standen, waren erfahren genug, um auf den wackligen Boden zu balancieren.

Dank dem Panorama-Fenster sahen sie zu, wie sie sich von der Oberfläche entfernten, der Raumflughafen unter ihnen immer kleiner wurde, bis Wolken schließlich die Sicht verbargen und dann, allmählich, wurde die Luft dunkler und dunkler, bis nur noch unendliche Schwärze zu sehen war.

Langsam kam das Raumschiff in Balance, der Boden vibrierte nur noch leicht und sie schwebten dahin, durchs dunkle All, dessen Dunkelheit von funkelnden, fernen Sternennebeln unterbrochen wurde; ihrem Ziel entgegen.

Für einen Moment schwiegen die drei Krieger, sahen schweigend in die glitzernde Finsternis, bis Vegeta sich zum Kahlen umdrehte.

Seine Stimme war wie Eis, sein Befehl deutlich.

„Ich habe eine Entscheidung getroffen und Bulma, Schwester von Radditz, als neue Technikerin in mein Team aufgenommen. Zu ihrem Schutz trägt sie einen Elite-Panzer, um jeden Idioten zu zeigen, ihr Respekt zu erweisen. Mehr musst du nicht wissen. Auf eure Posten; lasst mich allein!“

Nappa und Radditz verbeugten sich kurz und verschwanden aus der Privat-Kabine.

Radditz dachte, die Sache wäre damit geregelt, doch Nappa legte plötzlich seinen Arm um ihn und zog ihn an die harte Brust.

„Wir beide…“ begann er unheilvoll „unterhalten uns mal in aller Ruhe.“

Nappa mochte es gar nicht, wenn man ihn ausschloss; egal was Vegeta da sagte.

Mit diesen Worten zog er den Jüngeren in eine abgeschirmte Ecke, seine eigene Kabine, um den Kleinen auszuhorchen.

Der konnte nicht schnell genug flüchten, besonders nicht, als ein gewaltiger Arm ihn in den Schwitzkasten nahm.

„Nicht schon wieder“ krächzte er niedergeschlagen. Zuerst sein Vater und nun Nappa.

Gegen seinen Willen wurde er mitgezogen.

Naja, ein paar Dingen könnte er dem Glatzkopf schon erzählen, damit er endlich Ruhe gab und nicht mehr beleidigt war.
 

Staunend und mit Neugier hatte Bulma dabei zugesehen, wie sie sich in die Luft erhoben; höher als sie es je in der Lage wäre.

Nun schwebten sie in dieser geheimnisvollen, funkelnden Dunkelheit und sie war von dem neuartigen Anblick so fasziniert, dass sie nicht mitbekam, wie Fennel und Endo ihre Gurte lösten und aufstanden.

„Worauf wartest du? Der Anblick läuft dir nicht weg. Jetzt ist unsere Zeit gekommen“ forderte Fennel sie ungeduldig auf.

Bulma beeilte sich, ihr zu folgen.

Fennel und Endo liefen in eine der unteren Etage. Hinter der Tür befanden sich enge Gänge voller Rohre und vibrierender Maschinen. Aus einen der Metall-Schränke in der Wand holten sie sich ihr Werkzeug und reichten Bulma ebenfalls eine Tasche.

Dann begann die Einweisung: Durch enge Gänge mussten sich quetschen, auf der Suche nach Ventilen, Bildschirmen und Anzeigetafeln.

Die Techniker hatten auf Reisen dieser Art, auf großen Raumschiffen, eine wichtige Aufgabe und waren ständig beschäftigt: ohne sie und ihre Überwachung könnte die gesamte Mannschaft sterben.

Selbst die starken Krieger, die nicht im All überleben konnten, waren damit von ihnen abhängig.

Eine ständige Kontrolle aller Anzeigen und Systeme war notwendig: Sauerstoff und CO²-Werte, künstliche Gravitation, Wasser-Filtration und Abwasser- Reinigung, Energieleitung. Eine ungewöhnliche Anzeige, ein seltsames Geräusch konnte jedes Leben auf diesem Schiff gefährden.

Die Techniker waren in Teams eingeteilt und gingen stündlich ihre Runden in ihren Bereich; aufgeteilt in zwei Schichten.

Die Hauptaufgaben waren eher langweilig: die Kontrolle aller Anzeigen; waren die Zahlen in Ordnung, liefen die Systeme nach Plan?

Doch gegebenenfalls musste gewartet, gesäubert und repariert werden.

„Das ist kein Schlachtschiff; sondern nur für den Transport geeignet. Ohne uns läuft nichts“ erklärte Fennel stolz. „Werden wir angegriffen, sind wir erledigt. Die einzige Chance ist es, zu Fliehen oder auf einem Planeten mit genügend Sauerstoff zu landen, damit sich die Krieger darum kümmern können. Ohne uns sind sie also alle erledigt.“

Fennel war als Ältere und erfahrenste Ingenieurin der drei so etwas wie die Leiterin des Teams. Sie erklärte kurz und sachlich Bulmas Aufgaben und überprüfte bei den ersten Geräten, ob sie es verstanden hatte.

Sie war kurzangebunden, aber sie antwortete auf jede Frage, die Bulma hatte. Sie war zufrieden mit Bulmas schneller Auffassung. Zwar sagte sie es nicht, aber sie nickte hoheitsvoll und ließ Bulma in Ruhe arbeiten.

Endo sprach mehr, erklärte alles sehr ausführlich. Das war manchmal etwas nervig, weil Bulma vieles schon kannte, aber sie schwieg und hörte trotzdem aufmerksam zu. Auch er war sehr beeindruckt, wie schnell Bulma die Aufgaben und Maschinen verstand und lobte sie. Dank Endos Geplapper lernte Bulma mehr über die Eigenarten des Raumschiffes und diverse Nebensächlichkeiten. Aber auch er ließ sie nach kurzer Prüfung ihrer Arbeit allein werkeln, so dass sie nur noch von den brummenden Maschinen umringt war.

Die leichte Arbeit war perfekt, um den Tumult in ihrem Magen zu beruhigen und wieder ihre Fassung zu erlangen.

Natürlich war sie immer noch wütend auf Vegeta, aber sie spürte keine Tränen mehr. Die Arbeit lenkte sie ab, so dass sie sie in den fensterlosen Gängen schon fast vergaß, dass sie in einem Raumschiff war.

Sie untersuchte die metallenen Plaketten, die an manchen Gängen angebracht war, las sich die Informationen darauf durch und sah sich in den Gängen um.

Das Raumschiff war schon älter, wie sie an den Abnutzungsspuren erkannte. Es funktionierte ähnlich wie die Maschinen der Tsufurujins, aber während deren Raumschiffe und Flugzeuge poliert waren und sauber silbern glänzten, war hier vieles von rotem und grauem Staub überzogen, leicht rostig und fleckig. Es gab keine Roboter, die putzen und manche Anzeigetafeln sahen so antik aus.

Dagegen sah die Tsufurujin-technologie moderner aus und selbst diese war über hundert Jahre alt.

„Man, wer hat denn den Schrotthaufen gekauft“ murmelte sie und strich entschuldigend über ein Rohr. Schrott oder nicht, es flog, aber sie fühlte sich doch etwas unsicher dabei.

Hatten die Saiyajins keinen besseren Zugang zu moderner Technologie?

Schließlich war es ein Raumschiff, dass der Prinz persönlich nutzte…oje, wie sahen dann die anderen aus?

Nach ein paar Stunden kamen Fennel und Endo sie suchen.

„Los, Pause!“ befahl Fennel wie üblich unwirsch. „Wir zeigen dir die Kantine.“

Erleichtert ließ Bulma das Werkzeug sinken. Sie war hungrig und durstig; hatte bereits ihre Weste ausgezogen angesichts der Wärme.

Sie folgte den beiden in die mittlere Ebene, wo sich eine große, runde Kantine befand, mit vielen Tischen und Bänken.

„Was gibt es denn?“ fragte sie vorfreudig.

Fennel und Endo sahen sie mitleidig an.

„Nun, du hast die Auswahl zwischen drei verschiedene Gerichte: Faden Brei, süßer Brei und salziger Brei, dazu hartes Knäckebrot zum Eintunken“ erklärte er, während sie sich an die Theke stellten und ein Tablett nahmen.

Entsetzt sah Bulma dabei zu, wie Endo eine Schüssel unter einen Automaten stellte, der beigen Brei darauf ausspuckte.

„Tipp von mir…nimm den Salzigen. Du hast hart gearbeitet und geschwitzt, da schmeckt der einigermaßen“ wisperte Endo. „Beim süßen kannst du dir vorstellen, dass es eine Art Nachtisch ist.“

Enttäuscht folgte Bulma ihnen mit ihrem Mittagessen an einen der Tische.

Endo holte den Damen fürsorglich Getränke: frisches kaltes Wasser sowie eine Kanne heißes Wasser mit diversen Tee-Sorten. Mehr Auswahl gab es nicht.

Betrübt über diese Art von Essen, nahm sie vorsichtig einen Löffel Brei auf und kostete.

Sie verzog das Gesicht: es sah aus, wie es schmeckte.

Fad und Beige.

Ihre Kameraden machten ähnliche niedergeschlagene Gesichter; schienen sich aber damit abgefunden zu haben.

„Nach unserer harten Arbeit dann das?“ zischte Bulma wütend. „Gibt es keine Küche hier? Was ist mit vorbereiteten Speisen, die man aufwärmen könnte?“

So, wie sie es auch aus der Tsufuru-Basis kannte. Dehydrierte Nahrung, die man dann mittels Mikrowelle wieder aufwärmen konnte; solche Nahrung ließ sich gut vorbereiten und platzsparend mitnehmen.

„Da kann man nichts machen; wir sind Saiyajins“ zuckte Endo mit den Schultern.

Bulma verstand nicht, worauf er hinauswollte, doch Fennel erklärte es ihr.

„Wir haben einen hohen Energiebedarf und essen viel. Stell dir vor, es gäbe Essen, das schmeckt? Wir würden uns die Bäuche vollschlagen und nach einem Tag wären alle Vorräte alle; besonders bei so vielen Saiyajins auf einem Haufen und so einer langen Reise. Der Brei ist einfach zu lagern, zuzubereiten und hat einen entscheidenden Vorteil: er quillt im Magen auf und macht daher satt. Alle Nährstoffe, die wir brauchen, sind darin enthalten.“

Sie ließ ihren Brei abschätzig vom Löffel wieder in die Schüssel plumpsen.

„Natürlich“ fuhr sie mit bitterem Lächeln fort „ist eine solche Art der Ernährung für einen Krieger unwürdig. Die sitzen schön gemütlich eine Etage über uns und bekommen etwas Besseres.“

„Naja, nicht gerade Delikatessen, aber auf jeden Fall besser als Brei“ berichtete Endo, aber auch er seufzte. „Es ist kein Wunder, dass Krieger für ihre Reisen und Invasionen am liebsten die Pods nutzen. Sie sind schneller, unauffälliger und während der Reise verfällt man in einen künstlichen Schlaf und braucht nichts zu essen.“

„Warum geht ihr dann auf so lange Reisen, wenn das Essen so grässlich ist? Wieso nutzen wir überhaupt so ein Raumschiff und keine Pods?“ fragte Bulma. Sie fing ein Gespräch an in der Hoffnung, den faden Geschmack des Essens dabei zu ignorieren.

Endo zuckte mit den Schultern, er hatte keine Ahnung. „Normalerweise fliegen wir nur dann, um Beute und Verletzte einzusammeln.“

Doch Fennel hatte bessere Kontakte und wusste den Grund.

„Der Grund liegt darin, weil wir so viele sind“ erklärte sie rätselhaft und sah sich schnell um, ob niemand mithörte. Sie flüsterte verschwörerisch weiter.

„Prinz Vegeta muss auf eine wichtige Versammlung und dann erwartete man ein Gefolge. Nur zu dritt aufzutauchen macht keinen Eindruck, selbst wenn diese drei Männer die Stärke einer Armee besitzen. Also viele Saiyajins ergo großes Raumschiff benötigt. Wir können ja nicht alle Pods nutzen; dann wären keine da für die Krieger, die auf Mission müssen.“

Endo und Bulma nickten verstehend.

Fennel redetet weiter und nun zeigte sich ein seltenes Lächeln in ihrem Gesicht.

„Der Grund, warum ich unbedingt mitwollte, ist weniger das Gehalt, sondern das Reiseziel. Altharwa ist ein toller Planet, viele Läden, seltene Ware und leckerer Restaurants. Ihr müsst drei Tage Brei aushalten, aber dafür warten auf uns die tollsten Genüsse. Während die Krieger den Prinzen begleiten müssen, haben wir sehr viel mehr Freizeit. Zeit, die du für eine kulinarische Reise durch die Küchen nutzen kannst. Und...“ Wieder sah sie sich schnell um, ob niemand lauschte „und die Gelegenheit für gutes Geld.“ Sie rieb anspielend ihre Finger aneinander, als ob sie unsichtbare Münzen halten würde.

Bulma sah sie unverständlich an, aber Endo nickte zustimmend. Er ahnte, wovon sie sprach.

„Ich mag dich, Kleine, du hast Mumm und arbeitest gut, deswegen erzähle ich dir das Geheimnis, wie die Techniker sich noch etwas dazu verdienen können. Als Gegenleistung…du hast eine Einzelkabine?“ fragte Fennel.

Bulma nickte.

„Gut, als Gegenleistung will ich, dass du etwas für mich auf der Rückfahrt bei dir verstaust. Einverstanden?“

Bulma war neugierig, sie hatte genug Platz; schließlich hatte sie ihre Kapseln dabei. Notfalls konnte sie alles verkleinern. Was immer Fennel ihr beibringen wollte, könnte sich für sie doppelt lohnen.

Mit Bulmas Einverständnis für das Geschäft, fing Fennel an zu erklären.

„Es kommen keine Händler direkt nach Vegeta-Sei; sondern nur durch Zwischenhändler kann man Ware tauschen. Weil jeder verdienen will, sind fremdartige Waren bei uns immer recht teuer. Wenn ich auf eine Reise bin und auf so einem Planeten Halt mache, suche ich nach allerlei billigen Tand, den man mir in der Heimat teuer aus den Händen reißt. Es ist neu, fremdartig und immer noch billiger als das, was von den teuren Zwischenhändlern kommt. Dadurch verdient man sehr gutes Extra-Geld.“

Beeindruckt sah Bulma sie an. Was für eine geniale Idee.

„Machen die Krieger das genauso?“ fragte sie verblüfft.

Endo und Fennel kicherten spottend.

„Die Krieger haben dafür zu wenig in der Birne…naja, die meisten. Natürlich, auf ihren Raubzügen ist es anders. Sie nehmen sich mit Gewalt und raffen, was sie tragen können. Dann verkaufen sie die Beute auf Handelsplaneten oder auf Vegeta-Sei. Kein Wunder, dass die Elite-Krieger so reich sind. Aber friedliche Geschäfte, unter der Hand…na, das habe ich selten mitbekommen. Sie sind keine Händler; sehen diese Möglichkeit nicht“ erklärte Endo feixend. „Auf den Rückweg haben die Techniker alle Schränke belegt, voll mit Ware, die sie in der Heimat teuer verkaufen wollen. Deswegen hat dich Fennel ja nach deinen freien Schränken gefragt.“

Diebisch freuend rieb sich diese auch die Hände. „Das wird eine gute Reise, das spür ich. Dann kann ich auch etwas mehr Geld in den leckeren Restaurants auf Altharwa springen lassen.“
 

Nach dieser interessanten Lektion zum Thema Weltraum-Nahrung und gute Geschäfte, gingen die drei wieder an die Arbeit, bis ihre Schicht zu Ende war.

Sie aßen noch gemeinsam zu Abend. Es gab; keine Überraschung: Brei!

Fennel verabschiede sich als erstes, um den Leiter ihren Bericht von heute zu übergeben.

„Sie hat es nicht groß gesagt, aber sie war mit deiner Arbeit zufrieden“ erklärte Endo kauend. „Das wird sie Yacon garantiert berichten.“

Erleichtert seufzte sie auf. „ich bin froh, dass mein erster Arbeitstag so gut geklappt hat“ gab sie zu.

Die Arbeit war zwar nach dem wiederholten Male langweilig und profan, aber für den Einstieg war es nicht schlecht. Die simplen Wiederholungen waren fast meditativ; das hatte sie heute nach dem Schock gebraucht. Fennel und Endo waren auch in Ordnung: kein einziges Mal hatten sie gefragt, warum sie so komisch aussah.; schienen sich sogar an den Anblick gewöhnt zu haben.

Andere neugierige Saiyajins hatten zwar dumm geguckt, waren aber nicht näher gekommen dank Fennels schmalen Blicke: Fennel verfolgte der Ruf, schnell genervt zu sein von dummen Fragen und dann handgreiflich zu werden.

Sie verabschiedete sich von Endo und ging in ihre Kabine, um sich zu duschen und saubere Sachen anzuziehen. Gelangweilt legte sie sich in ihr schmales Bett.

Sie war nicht hungrig, der Brei tat seine Wirkung, aber sie ärgerte sich, kein gutes Essen oder Trockennahrung eingepackt zu haben.

Jetzt verstand sie, warum ihr Vater immer mit einem Sack voller Essen zur Mission loszog.

Der Genuss kam bei so einer Reise echt zu kurz. Kein Wunder, dass sich alle so auf die Ankunft freuten.

Bulma richtete sich auf, als sie die Aura von Radditz herannahen spürte.

Wie gedacht, hielt er vor ihre Türe inne. Sie hörte das laute Klopfen.

„Herein!“ rief sie.

Er trat hinein, das Gesicht unzufrieden verzogen.

„Man lädt niemanden in sein Zimmer hinein, wenn man nicht weiß, wer davorsteht“ bemängelte er.

Das war gefährlich.

Sie verdrehte die Augen. Sie war nicht doof. Im Gegensatz zu ihm konnte sie Energie spüren.

„Ich habe deine Schritte erkannt“ log sie. „So stampfst nur du.“

Sie blieb sitzen. Angesichts der mangelnden Größe ihrer Kabine, gab es nicht viel Platz, besonders wenn ihr Besucher der riesige Radditz war.

Der sah daher auch keine andere Lösung, als sich auf den Boden hinzusetzen. Dank seiner Statur konnte er trotzdem in Bulmas Gesicht blicken ohne den Nacken zu belasten.

„Wie war dein erster Tag?“ fragte er nach einem prüfenden Blick in ihr Gesicht.

Sie war frisch geduscht und entspannt; ihre offenen Haare lockten sich und fielen über das übergroße, weiße Shirt, was sie trug.

Sie zuckte mit den Schultern. „Gut…hab mich mit den ersten beiden Kollegen gut verstanden und die Arbeit war auch leicht. Bloß das Essen ist Mist“ erzählte sie.

„Ja, das habe ich ganz vergessen. Ihr bekommt ja was anderes als wir. Deswegen…“ erinnerte sich Radditz und holte mit den Worten etwas aus seinem Brustpanzer: zwei verpackte, schmale Riegel und einige dünne Heftchen. Er wurde rot, als er sie seiner Schwester überreichte.

„Hier, versprochen ist versprochen“ murrte er.

Zuerst überrascht, dann nach einem Blick darauf fröhlich kichernd, blätterte sie sie schnell durch.

„Die versprochenen Pornoheftchen“ erkannte sie glucksend. Die Riegel entpuppten sich als eine schmackhafte Mischung aus Nüssen und getrockneten Früchten.

Radditz rieb sich verschämt die Stirn, verbarg seine Augen vor diesem Anblick: seine Schwester, wie sie neugierig die schmutzigen Heftchen durchblätterte und dabei den ersten Riegel futterte; entspannt in der Koje sitzend, die langen nackten Beine verkreuzt.

Bulma stutzte, als sie auf einer Seite die Zeichnung zweier sich küssender, nackter, vollbusiger Frauen sah und daneben zwei sich umarmenden Männern; ebenfalls nackt und sehr gut bestückt…

Hm, so etwas hatte sich auch in dem Archiv in der Tsufurujin-Basis gesehen und gelesen…homosexuell, Yaoi und Yuri…es schien für die Saiyajins normal zu sein…ein alter Gedanken, den sie heute kurz gehabt hatte, tauchte plötzlich wieder in ihrem Kopf auf.

Wieso hatte Vegeta alles arrangiert, NACHDEM RADDITZ es ihm erzählt hatte?

Warum nicht früher?

In was für einer Beziehung standen die beiden zueinander, wenn Radditz Ansinnen so behandelt wurde und sie dagegen ignoriert?

Nicht nur Kampfgefährten, Lehnsherr und Diener, sondern vielleicht…sie schluckte hart.

Konnte das möglich sein?

Nachdem Vegeta sie geküsst hatte, sie umarmt und sie mit brennenden Blicken bedacht hatte…hatte er auch was mit ihrem Bruder?!

Ein seltsames ungutes Gefühl bereitete sich in ihr aus und verdarb ihr den Appetit.

„Radditz…“ fing sie unheilvoll an.

Radditz sah auf, ein unangenehmes Gefühl im Magen bei ihrem Tonfall. Die Entscheidung, ihr schweinische Hefte in die Hand gegeben zu haben, bereute er augenblicklich.

„Hast du schon mal mit einem Mann Sex gehabt?“

Radditz Augen weiteten sich geschockt und sein Teint nahm eine tiefrote Farbe an. Er stammelte verlegen, zu keiner Antwort fähig.

Er hatte ja geahnt, dass Fragen kommen würden, aber doch nicht gleich zu so etwas.

Warum konnte sie nicht mit etwas Kleinen anfangen, wie Küssen und Händchen-Halten?

Oder wie sich ein Orgasmus anfühlte?

Jetzt hatte er einen Flashback wie er es mit Tales getrieben hatte und zu dem wollte er keine Fragen beantworten.

Bulma beobachtete ihren Bruder genau. Auch wenn er nichts sagte, war sein verlegener Blick zur Seite und diese neuartige Gesichtsfarbe Aussage genug.

„Ich wusste es“ rief sie empört aus. „Du und Vegeta!“ schlussfolgerte sie.

„WAS! BIST DU IRRE! NIEMALS!“ brüllte er entsetzt und fiel beinahe aus Schock hinten rüber.

Die Vorstellung, er und Vegeta...also, nur weil sie beide ihre Pubertät miteinander verbracht hatte, weit weg von der Heimat, musste man ja nicht gleich auf so einen Unsinn kommen.

Abwehrend hob er die Hände, sah sie entsetzt an. „Nein, nie, schlag dir das auch den Kopf, wir haben nie…“

„Aber du hattest schon mal…“

„Ja, aber nicht mit VEGETA!“

„Mit wem dann?“ wollte sie neugierig wissen.

„Das geht dich überhaupt nichts an“ knurrte Radditz.

„Hm“ Skeptisch und neugierig sah sie ihn an, nicht im Geringsten verlegen, im Gegensatz zu ihm.

Dann fing sie an, verschwörerisch zu lächeln. „War es gut?“

„Bulmaaa“ stöhnte er genervt auf. Wo war das Loch, in das er sich verkriechen konnte?

Jetzt verstand er zum ersten Mal seine Eltern, ihrer Tochter nichts über Sex zu erzählen.

Kein Wunder, wenn man dann mit so peinlichen Fragen malträtiert wurde.

„Besser als mit einer Frau? Oder schlechter? Wie häufig hast du…?“

„Genug!“ er beugte sich vor, zog sie auf seinen Schoß und hielt ihr seine Hand auf ihren Mund. Sie versuchte sich zu wehren, aber er war stärker. Mit Leichtigkeit hielt er sie fest, ließ sie verstummen.

Bulma stöhnte wütend auf unter seiner Hand, versuchte sich ergebnislos wegzureißen und konnte ihn nur mit bösen Blicken erdolchen.

„Ich beantworte keine Fragen zu meinen Bettgeschichten“ warnte er sie grinsend. „Nur allgemeine Fragen, verstanden? Aber als Ausnahme, hier noch mal: Ich hatte noch nie was mit Vegeta. Der Kerl würde mich noch nicht mal mit den Hintern angucken“ betonte er und nahm nun seine Hand von ihrem Mund weg.

Sie runzelte die Stirn, sah ihn argwöhnisch an. „Wieso nicht? Du bist doch recht gutaussehend…auch wenn ich als deine Schwester verpflichtet bin, das zu sagen.“

Radditz Lächeln wurde breiter; ein Lob war ein Lob. Sein Brustkorb bebte von leichtem, unterdrücktem Lachen.

„Ich bin seiner nicht würdig“ erklärte er kurzbündig und nicht geringsten enttäuscht darüber. Vegeta tolerierte die schwachen Frauen, aber schwache Männer waren unter seiner Würde; besonders ein Unterklasse-Krieger wie Radditz, der zudem um einiges größer war. Radditz wusste von Vegetas heimlichen Verdruss, nicht besonders groß gewachsen zu sein.

Bulma, nun etwas entspannter, blieb auf seinem Schoss sitzen. Sie sah ihn abschätzend an; kam aber zum Entschluss, dass er die Wahrheit sagte.

Sie seufzte.

„So, hast du noch andere unangenehme Fragen oder wars das?“ fragte Radditz und schlug sich in Gedanken an die Stirn.

Warum fragte er das?

Aber warum kam Bulma auch auf so dämliche Gedanken wie ein Verhältnis mit Vegeta?

Was kam als nächstes?

Er und Nappa?

Uähhhh!

Sie wrang ihre Hände; sie schien also doch noch etwas auf dem Herzen zu haben.

„Das heute…hat eigentlich gut geklappt. Niemand hat was gesagt oder mich verurteilt“ fuhr sie leise fort. „ich bin mir jetzt unsicher…ständig frage ich mich, ob unsere Eltern damals einen Fehler gemacht haben, wenn es doch so einfach war.“

Was, wenn ihre Eltern bei ihrer Geburt anders reagiert hätten?

Radditz seufzte auf.

Anscheinend hatten ihre Eltern ihr nie genau erklärt, warum sie es damals getan hatten. Bevor Bulma ihre Entscheidung missverstand, wollte er sie mit der harschen Realität aufklären.

Seine Arme drückten sie sacht an seine Brust, sein Schweif löste sich und streichelte über ihren. Es war eine intime, liebevolle Geste, wie sie nur unter Familienmitgliedern geteilt wurde.

„Wir haben Glück gehabt“ fing er leise an. „ich erinnern mich noch, wie ich dich das erste Mal gehalten habe. So klein und zart, mit dem blauen Flaum und diesen großen neugierigen, blauen Augen. Ich erinnere mich auch, welche Angst unsere Eltern hatten und wie überstürzt wir unser altes Haus im Dorf verlassen haben, um tief im Wald eine neue Hütte zu bauen. Mutter und Vater bläuten mir ein, niemanden etwas von dir zu sagen, um dein Leben zu schützen. Als ich größer wurde und auf die ersten Missionen ging, verstand ich auch wieso.“ Er zögerte kurz, aber dann sprach er weiter.

„Bulma, unsere Eltern hatten einfach Angst, dass man dich töten würde wegen deinem schwachen Powerlevel und anderem Aussehen. Und wenn nicht töten, dann quälen und demütigen. Bei Kakarott hatten sie eine ähnliche Furcht, aber du als Mädchen…du bist jetzt aufgeklärt. Du weißt, was Sex ist…“

Sie nickte, zu keinem Wort fähig. Zu gespannt wartete sie auf die Erklärung, die sie ihr ganzes bisheriges Leben beschäftigt hatte.

„Sex, miteinander schlafen…Mutter hat dir erzählt, dass wir es tun, um Kinder zu zeugen. Das ist aber nicht der einzige Grund. In erster Linie tun wir es, weil es sich gut anfühlt; aus Vergnügen. Jedoch…“ Radditz schluckte. Er musste es ihr sagen, auch wenn sie ihn und andere Männer danach mit anderem Blick sehen würde. Aber Misstrauen gegen Männer war besser als Naivität und Vertrauen; das könnte ausgenutzt werden.

„Laut Gesetz muss Sex immer einvernehmlich sein. Wenn eine Frau oder Mann nicht will und eine Aufforderung ablehnt, muss diese Entscheidung respektiert werden. Aber jemand wie du wird vielleicht nicht als richtige Saiyajin angesehen und damit von diesem Gesetz ausgeschlossen. Wenn sich ein Mann gewaltsam einer Frau aufzwängt, nennt man das „Vergewaltigung“, „Schändung“ oder „Missbrauch“. Auch wenn es gegen das Gesetz ist, kann es trotzdem passieren. Besonders wenn Saiyajins auf anderen Planeten sind, wo unsere Gesetze nicht gelten und man unter keiner Beobachtung steht…“

Bulmas Augen weiteten schockiert. Sie schien zu verstehen, was er ihr sagen wollte, sie nickte erschüttert.

Mit drastisch ehrlichen Worten fuhr Radditz fort.

„Sex kann schön sein, aber wenn sich dir einer aufzwängt und deinen Körper für seine Lust missbraucht, dann ist es schmerzhaft, eine Folter. Man erholt sich kaum von diesen körperlichen und vor allem seelischen Verletzungen. Es bestand das Risiko, dass ein Elitekrieger dich als Dienerin und Spielzeug beanspruchen könnte und dir so etwas angetan hätte. Unsere Eltern hätten sich dagegen nicht wehren können. Wenn der König von dir erfahren hätte…wer weiß, welches Urteil er gefällt hätte; zu unserem Gunsten oder dem schlimmsten Urteil überhaupt. Vielleicht wäre ER es sogar gewesen, der dich beansprucht hätte…wir hätten dich nie wieder gesehen.“

Bulma wurde bleich.

„Aber der Prinz, er…“ stammelte sie.

„Ich rede nicht von ihm, sondern von seinem Vater. Vergiss nicht, zu deiner Kindheit hatte er das Sagen. Sein Sohn…“ Radditz seufzte. „Schwer zu sagen, wieso, es war ein Gefühl. Mein Instinkt sagte mir, dass er dich nicht so behandeln würde“ erklärte er. „Als Prinz Vegeta an die Macht kam und so vieles änderte, auch für die Unterklasse, da dachte ich mir, dass wir es riskieren sollten und habe es ihm erzählt. Er war gnädig. Sein Vater wäre ausgetickt, weil wir es ihm verschwiegen hätten. Er hätte es als Affront gesehen. Es obliegt dem König, über Sonderlinge zu entscheiden. Wenn sie Glück haben, werden sie nur verbannt. Aber der Prinz schien Mitleid mit dir gehabt zu haben. Er hatte sofort einen Plan, wie er dich schützen konnte“ erzählte er, immer noch beeindruckt davon, wie schnell und flexibel Vegeta reagiert hatte.

Bulma verstand. Deswegen hatte Vegeta sie nicht früher da herausholen können: weil sein Vater an der Macht gewesen war und er selbst ohne nennenswerten Einfluss. Darum also auch der weiße Brustpanzer mit seinem königlichen Wappen: um sie vor gierigen Zugriffen zu schützen; von Männern, die glaubten, sie sei Freiwild.

Das war die Gefahr, von der ihre Eltern sie seit ihrer Geburt hatten schützen wollen.

Eine Gefährdung, die auch Vegeta kannte.

Sie fing an zu zittern. Radditz zog sie eng an sich. Seine großen, warmen Armen hielten sie tröstend an seiner Brust.

„Radditz, hast du jemals…“ fing Bulma tonlos an zu sprechen „hast du einer Frau so etwas angetan? Oder so etwas ähnliches?“

Radditz sah nachdenklich zur Zimmerdecke, bevor er wieder zu ihr runter sah und tief in die Augen schaute.

Ab wann fing Missbrauch an?

Bereits mit einem Kuss gegen den Willen?

Es war keine einfache Frage, die man so einfach beantworten könnte, aber sie waren mittendrin in diesem Thema. Hier, in dieser kleinen, warmen Kajüte, fühlten sich Bruder und Schwester abgetrennt von der restlichen Welt.

Radditz spürte, dass Bulma die Antworten auf ihre Fragen sehr wichtig waren.

Fragen, die sie vielleicht seit Jahren hatte und nie richtig beantwortet waren wie die Hintergründe in der Entscheidung ihrer Eltern, was dann zu Missverständnissen führte.

Er wusste nicht, wie sie ihn nach seinen Antworten beurteilen würde, aber er wollte Bulma Einblicke in sein Leben geben.

Er war ein normaler Saiyajin. Was er erlebt hatte, taten auch viele andere.

Für Bulma, die so lange isoliert von ihrem Volk gelebt hatte, musste alles ungewohnt aussehen. Aber dieses Unwissen war ein Nachteil, also brauchte sie ihn und seine Erfahrung. Er wusste, dass alles, was er ihr sagen würde, geheim blieb. Er brauchte sich nicht zu verstellen.

„Nein“ beantwortete er ihre Frage. „Ich halte nichts von Vergewaltigungen. Liegt vielleicht an Vaters Einfluss und dem des Prinzen.“ Seine Sarang-Eltern hätten es nicht gerne gesehen; besonders seine Mutter nicht und der Prinz sah es als ehrlos an.

„Allerdings…“ er strich sich verlegen übers Kinn. „habe ich schon paar Mal für Sex bezahlt.“

Bulma urteilte nicht, sondern sah ihn nur aufmerksam an.

„So was nennt sich „Bordell“. Frauen, die dort arbeiten, bieten ihren Körper gegen Geld an. Es begann zu meinem 17. Geburtstag. Nappa sah es als gutes Geburtstagsgeschenk an, um meine Jungfräulichkeit zu verlieren“ erinnerte er sich. „Wir sind dann zu dritt in so einen Schuppen gegangen, ich durfte mir eine hübsche Frau aussuchen und Nappa hat bezahlt, während er draußen mit Vegeta gewartet hat.“

„Der Prinz war auch da?“ blinzelte sie verblüfft.

Vegeta hatte eine Frau bezahlt, um mit ihm zu schlafen?!

„Pfft“ prustete Radditz. Sein Brustkorb vibrierte. „Vegeta war kurz zuvor fünfzehn geworden. Er wollte keine Nutte, weil es „für ihn, den Prinzen der Saiyajins, unter seiner Würde wäre, für Sex zu bezahlen und dann noch mit einer Nicht-Saiyajin.“ Aber er war verdammt neugierig, wie es in einem Bordell aussah und wollte sich das mal ansehen.“ Er erinnerte sich grinsend, wie Vegetas übliches Pokergesicht zusammengefallen war und er mit staunendem Gesicht die vielen nackten Frauen beobachtet hatte.

„Und? Hat‘s dir gefallen?“ unterbrach ihre Frage seine Erinnerung.

Er rieb sich die Nase. „Joa, es war nett. Aber Sex zu haben, während draußen deine Kameraden warten, fand ich nicht gerade entspannend. Es war dadurch schneller zu Ende als gedacht…“

Nicht gerade seine beste Erfahrung mit einer Frau, aber es war ein guter Einblick gewesen, wie toll sich Sex anfühlte. Noch besser fühlte es sich aber an, wenn er nicht dafür bezahlen musste, sondern um seiner selbst ausgewählt wurde.

„War es besser als mit einem Mann?“ sie grinste maliziös; wollte von diesem Thema nicht ablassen.

„Anders“ wich er ihrer Frage aus. „Man kann viele Lieblingsgerichte haben, die alle gut schmecken, aber auf unterschiedliche Weise.“

Sie kicherte, entspannte sich langsam und amüsierte sich über Radditz Erinnerungen, die er mit Humor und Selbstironie mit ihr teilte.

Es war wieder fast wie früher in ihrer Kindheit, als sie noch ein eingeschworenes Team vor Kakarotts Geburt waren.

Nachdem Radditz so lange auf Missionsreise weg war, danach ständig in der Hauptstadt beschäftigt, hatten die beiden Geschwister Probleme gehabt, ihre Beziehung wieder auf diesen Stand zu bringen.

Schon ironisch, dass es nun klappte, während sie zusammen auf einer Mission waren und dann auch noch angefangen mit diesem Thema.

Aber es geschah auch, weil Radditz sich seit langem wieder jemanden wirklich öffnete und Bulma dieses Vertrauen erwiderte.

Bulma hatte noch ein paar Fragen mehr zu Sex, die sie ihm nun stellte.

Wenn Saiyajins es aus Vergnügen taten, warum gab es nicht nach jedem Mal ein Kind?

Wie war es körperlich überhaupt möglich, dass Männer miteinander schlafen konnten?

Wenn Frauen ihren Körper für Sex anboten, taten Männer das auch?

Wenn sie einen Mann nicht mochte, wie konnte sie ihn abweisen?

Einige Bilder aus dem Heft machten für sie keinen Sinn und sie zeigte drauf; wollte wissen, was DA abgebildet war. Wieso war es nötig, sich so zu verbiegen?

Gab es tatsächlich Frauen mit solchen Riesen-Brüsten? Hatten die keine Rückenschmerzen?

Radditz verfluchte in Gedanken seine Eltern, teilweise hatte er aber auch Mitleid mit ihnen: manche Dinge konnte man nicht mit seinem Kind besprechen.

Gut, dass er jetzt übernahm.

Aber nachdem er eine Stunde lang Fragen über Geschlechtsverkehr beantworten musste, wurde er müde. Manchmal hatte er auf seine Wortwahl achten müssen, weil er sich für kurze Zeit so fühlte, als wenn er mit anderen Männern locker über Sex sprach, bloß um sich schnell daran zu erinnern, dass er mit seiner SCHWESTER redete.

„Ich glaube, das reicht für heute…und für den Rest meines Lebens“ stöhnte er und massierte sich die Schläfen.

Sie kicherte und rutschte aus seinem Schoss heraus, um wieder in ihre Koje zu klettern.

„Also dann, mach die nächsten Tage so weiter und arbeite hart. Dafür hast du eine tolle Zeit auf Altharwa“ verabschiedete er sich.

Während er in Richtung seiner Kabine marschierte, ging ihm Bulmas Gesicht nicht mehr aus dem Kopf.

Als sie ihn maliziös angelächelt hatte, so ein gewisses Funkeln in den Augen, hatte er plötzlich eine Ahnung bekommen, wie Bulma wohl beim Flirten aussehen könnte.

Noch etwas mehr Erfahrung im Umgang mit dem anderen Geschlecht und sie würde den Männern scharenweise den Kopf verdrehen.

Bei den Gedanken drehte sich ihm der Magen um und er rieb sich nachdenklich den Bauch.

Scheiße, vielleicht hatte er doch einen Fehler gemacht und seine Eltern hatten Recht gehabt damit, ihre Tochter so lange nicht aufzuklären.
 

Am nächsten Tag, nach ihrem Frühstück (schon wieder Brei) meldete sich Bulma zuerst bei Yacon. Der Anführer der Ingenieure wollte mit ihr sprechen.

„Fennel und Endo meinten, du wärst schnell von Begriff. Die Überwachungs-Aufgaben sind kein Problem für dich, deine Notizen waren sauber. Heute kommst du mit mir“ erklärte er und führte sie in ein neues Stockwerk.

Der Geruch von Metall lag in der Luft und es war sehr warm. Die Vibrationen waren hier besonders deutlich zu spüren und Bulma erkannte schnell, wo sie sich befanden: Im Herzen des Raumschiffes, den Antriebsraum.

Hinter Spezialgefertigten Wände befanden sich die Motoren, die für den gesamten Ablauf im Raumschiff verantwortlichen waren.

Wie ein Herz pumpten sie die Energie durchs ganze Raumschiff. In der Mitte stand der grün leuchtende, isolierte Generator, der diese Energie erzeugte.

Dieser Tag wurde noch besser als der vorherige: Yacon führte sie durch alles rum, zeigte ihr die Abläufe und gab ihr einige elektrotechnische Aufgaben, die sie zu seiner Zufriedenheit löste.

Sie überraschte ihn sogar, als sie ihn bei einer Energiezelle helfen konnte, die nicht anlaufen wollte. Einige der anderen Ingenieure bekamen das mit, waren beeindruckt und es ergaben sich erste Fachgespräche.

Zum Mittag- und Abendessen sah sie Fennel und Endo wieder. Man saß zusammen und einige andere Techniker setzte sich in die Nähe, hörten den drei mit gespitzten Ohren zu und stellten Bulma vorsichtig Fragen.

Bulma fühlte sich wohl und selbst als sie mit dem Abendessen fertig waren, saß sie noch eine Weile am Tisch mit den anderen, trank Tee und erfuhr mehr über ihre Reisen, die Aufgaben im Flughafen und Privatleben.

Vorsichtig öffnete sie sich den anderen, erzählte stolz von ihrem Bruder Radditz, der mit auf dem Raumschiff war. Was den Rest der Familie anging, blieb sie wage; lenkte stattdessen ab und fragte die anderen nach ihrem Leben aus.

Sie sah Radditz an diesem Abend nicht mehr. Sie wusste nicht, dass er kurz nach ihr gesucht hatte, weil sie nicht in ihrem Zimmer gewesen war. Er hatte sie in der Kantine sitzend gesehen, im friedlichen Gespräch mit anderen Saiyajins und war zufrieden gegangen, ohne sich zu Wort zu melden.

Es sah so aus, als würde Bulma als Mitglied der Mannschaft akzeptiert werden.
 

Am dritten Tag war eine gewisse Anspannung zu merken. Die Luft sirrte vor Gereiztheit und Ungeduld.

Ständig nur Brei als Essen, unterbrochen von einigen Trockenriegel, gingen aufs Gemüt.

Aber das Ende war in Sicht, in ein paar Stunden würde man endlich das Ziel Altharwa erreichen.

Die meisten Saiyajins konnten es kaum erwarten, besonders die Krieger waren ungeduldig.

So lange eingesperrt in einer fliegenden Blechkiste ohne sich richtig zu bewegen, störte sie, dabei hatten sie noch die großzügigsten Kabinen, die größte Kantine und die schönsten Gemeinschafts- Aufenthaltsräume.

Aber es fehlte eine Aufgabe und manchmal hörten die restliche Mannschaft wie es aus der entsprechenden Etage laut rumste: dann wusste jeder, dass sich zwei Krieger gerade wieder aus Langweile, Frust oder Provokation balgten.

Bulma hatte für heute ihren eigenen Abschnitt bekommen, den sie selbstständig und ohne Beobachtung kontrollieren musste.

Sollte etwas passieren, könnte sie über Scouter Yacon anrufen, aber ihr persönliches Ziel war es natürlich, diesen Job erfolgreich allein zu bestehen.

Tatsächlich fand sie ein paar Lecks, die sie stopfte; ein paar dreckige Ventile, die sie säuberte und ein Fehler in der Sauerstoff-Zufuhr, der nicht ungefährlich gewesen war.

Kein Wunder, dass sie so müde war, wenn der Sauerstoff-Wert um 2% zu niedrig war.

Da kam wieder die Frage auf, warum die Saiyajins sich kein besseres Raumschiff leisten konnten.

Oder wollte man neue Ersatzteile auf Altharwa kaufen?

Wie würde bloß der Rückflug enden?

Es war ein Glück, dass sie bislang keine großen Schäden erlitten hatten, von einigen Meteoritenschauern im Außenblech mal abgesehen.

Ungeduldig sah sie an diesem Tag mehr als sonst auf die Uhrzeit. Sie war von der allgemeinen Anspannung angesteckt worden und die Zeit schien nicht vergehen zu wollen.

Erneut spazierte sie ihren Bereich entlang, der ohne Probleme lief. Die Motoren schnurrten leise, kein Schaden in Sicht und sie war gelangweilt.

Bis sie das Herannahen einer starken Aura erspürte.

Vegeta!

Er befand sich auf dieser Etage und wie sie spürte, war er auf den Weg zu ihr.

Auf keinen Fall wollte sie ihn sehen.

Ihre Wut war fast verflogen; seine Gründe verstand sie, aber verziehen hatte sie ihm deswegen noch lange nicht.

Sie sah sich nach einem Fluchtweg um und rannte die Gassen weiter, die sich zu einem einzelnen Gang verengten.

Die falsche Entscheidung: dieser Gang war die Verbindung zu den anderen Bereichen, es gab daher keine anderen Türen und sie spürte, wie ihr drei Power-Level entgegenkamen.

Andere Techniker?

Sie wollte aber von niemanden gesehen werden. Nachher petzten sie noch und Vegeta fand sie.

Wenn sie nicht nach vorne oder nach hinten oder zur Seite gehen konnte, wo sollte sie dann…sie hob den Kopf. Über sich sah sie die hohe, dunkle Decke, wo Rohre und Leitungen sich kreuzten und schummrige Schächte bildeten, perfekte Lücken für eine schmale Frau. Sie schwebte hinauf, drückte sich in eine dunkle Ecke und ignorierte den Dreck, den Staub und den modrigen Geruch.

Wichtiger war es, nicht entdeckt zu werden.

Sie löschte ihre Aura und stellte sogar ihren Scouter aus, so dass niemand sie finden würde.

Mittlerweile hörte sie das herannahende Schallen von Schritten und dumpfes Gemurmel: Vegeta kam näher und er war nicht allein. In den hohen, metallenen Gängen wurde jeglicher Schall verstärkt und mit ihren guten Ohren konnte sie selbst gegen das Brummen der Motoren genug verstehen.

„…sehr gute Arbeit“ hörte sie Yacons Stimme. „Keine Ahnung, wo Ihr sie herhabt, aber davon könnt ihr mir noch gut ein Dutzend bringen. Egal, welche Haarfarbe und wenn sie Regenbogenfarben schimmern.“

Bulmas Augen verengten sich und sie beugte sich etwas vor, versuchte mehr zu erlauschen.

In diesem Gespräch ging es eindeutig um sie.

Undeutlich hörte sie Vegetas abgehackte, dunkle Stimme. „…nicht nur zu dir allein. Soll auch andere Abteilungen sehen.“

„Hm, zu schade. Jemand wie sie kann ich immer gebrauchen“ hörte sie Yacons unzufriedene Antwort und dann sah sie die beiden auch schon näherkommen.

Bei Vegetas Anblick fing ihr Herz ungewollt an stärker zu klopfen.

Ihn jetzt Vegeta zu nennen, nicht mehr Veg, war schwierig, aber sie wollte ihn nie wieder mit diesem Kosenamen benennen.

Schon komisch, aber der Name „Vegeta“ passte zu ihm besser. Sie hatte früher häufiger gedacht, dass „Vge“ irgendwie zu kurz war. Der Name „Vegeta“ hatte auch einen schönen Klang, wenn bloß diese Bedeutung dahinter nicht wäre.

Wie er da in seinem Mantel den Gang hinab marschierte; seine stolze Haltung, das edle Profil, Yacon unterwürfig neben ihn…es war ungewohnt, die Reaktionen der Saiyajins bei seinen Anblick zu sehen; so respektvoll, so furchtsam. Es schien größer zu wirken, weil jeder unwillkürlich seinen Kopf vor ihm beugte. Selbst sie konnte nicht den Blick von ihm abwenden…sie biss sich unzufrieden auf die Lippen.

Nein, verziehen hatte sie ihm immer noch nicht. Sie ärgerte sich bloß über die Faszination, die sie gerade für ihn empfand.

Sie spitzte die Ohren, beugte sich etwas aus dem Schatten hervor, um mehr zu erlauschen.

„Hm, wisst Ihr denn, woher sie so gut über Technik Bescheid weißt? Entweder hat die Kleine ein unglaubliches Talent oder sie erhielt eine Ausbildung. Sah nicht so aus, als wäre es das erste Mal, dass sie einen Schraubenschlüssel in der Hand hält“ fragte Yacon neugierig.

Vegeta schmunzelte nur. „Sie ist ein Mysterium. Ist es wichtig, woher sie es weiß?“ fragte er zurück.

Yacon brummte, schien darauf keine Antwort zu kennen oder hütete sich, zu sehr nachzufragen.

Bulma sah abschätzig auf die beiden herunter.

Bislang schienen die beiden nur lobend über sie zu sprechen, aber das änderte nichts an ihren Plan, Vegeta aus dem Weg zu gehen.

Hah, wenn der Trottel wüsste, dass sie direkt über ihm war. Sie konnte beinahe auf sein spitzes Haar runter spucken.
 

Vegeta hielt plötzlich inne und drehte misstrauisch den Kopf.

Er fühlte sich beobachtet.

Sein Scouter zeigte ihm nichts an und seine Nase konnte aufgrund des durchdringenden, aller über tünchten Maschinengeruchs nicht richtig wittern, aber trotzdem…es war so ein Gefühl…er spitzte seine Sinne und hörte ein Geräusch…

„Mein Herr, ist was falsch?“ fragte Yacon, der ebenfalls stehen geblieben war.

„Schtt!“ bei dem gepressten Befehl blieb Yacon sofort still und lauschte ebenfalls misstrauisch.

Dann hörte er es auch.

Lachen, Schritte…mehrere Personen, die näher kamen. Ihre Stimme erscholl bis zu ihnen hin, obwohl sie noch weit hinter der nächsten Biegung waren, außer Sichtweite.

„…die Haarfarbe ist egal, ihre Titten und Arsch sind wichtig und die sehen normal aus“ war eine männliche Stimme zu hören.

„Mich würde ja mehr interessieren, ob sie ÜBERALL blaue Haare hat“ lachte eine andere Männerstimme dreckig.

„Ihr seid so vulgär“ beschwerte sich müde eine dritte Stimme.

„Ach, jetzt spiel hier nicht den Heiligen, du hast sie auch angestarrt. Aber ich bin der erste, der sein Glück versucht, verstanden! Die Kleine wird nicht wissen, was mit ihr passiert, sobald ich sie umwerbe und wenn ich sie dann in meinem Bett habe…haha, das wird ein Spaß. Sie wird um meinen Schwanz betteln“ lachte der Erste laut.

„Um dein kleines Würstchen? Träum weiter. Hast du keine Angst, dass sie schwanger wird? Wie sehen dann eure Kinder aus?“ sagte der Dritte abfällig.

„Falls sie überhaupt welche bekommen kann?! Vielleicht hat der Prinz sie schon bereits sterilisieren lassen. Ob er sie bereits gekostet hat?“ überlegte der Zweite.

„Warum sonst hat sie einen Elite-Panzer erhalten? Ich versteh echt nicht, warum sie in sein Elite-Team aufgenommen wurde und wir nicht. Wir arbeiten schon seit drei Jahren als Techniker. Aber nur weil wir keine Möse haben, müssen wir immer noch auf dem untersten Deck schuften“ beschwerte sich Nummer Drei.

Bulmas Augen weiteten sich empört bei diesem Gespräch, dessen Teilnehmer sich ihnen näherten, ohne zu wissen, wer um die Ecke auf sie wartete.

Vegeta und Yacon hatten stirnrunzelnd ebenfalls die Stimmen gehört und standen stocksteif an der Stelle, mit verengten Augen auf die Übeltäter wartend, die gleich hervorkommen würden.

„Diese Bulma glaubt, sie wäre was Besseres, nur weil sie die begehrte Rüstung bekommen hat und Radditz ihr Bruder ist. Aber sobald ich sie im Bett hatte, wird sich das ändern. Ich wette, sie ist noch Jungfrau. Wenn ich sie nach einer Nacht herausschmeiße, wird sie nicht mehr so überheblich sein“ lachte der Erste gehässig.

„Hast du keine Angst vor ihrem Bruder? Der ist sehr viel stärker als du…und dann ist noch ihr Vater“ fragte der Dritte besorgt.

„Tse, was sollen die schon tun? Wenn es ihre freie Entscheidung war, können sie mir gar nichts. Ich sorge dafür, dass sie sich in mich verliebt und mir verfällt. Aber ich sag‘s euch, die ist nur für ‘nen Fick gut; nicht für die Ewigkeit“ lästerte der Erste.

„Stell dir vor, du schwörst ihr den Sarang?“ scherzte der Zweite.

Die Männer fingen an zu lachen bei dieser lächerlichen Vorstellung.

Als sie um die Ecke kamen und Yacon und Skattkönig Vegeta mit verschränkten Armen vor ihnen stehen sahen, verging ihnen das Lachen. Deren strengen Mienen zeigte an, dass sie jedes Wort gehört hatten.

Den drei Männern wurde kalt, der Hals eng und trocken.

„Ko...Kommandant Vegeta“ stammelte der Erste erschrocken, ein großgewachsener, junger Techniker mit kurzem Haar.

Seine beiden Kameraden sahen sich besorgt an und beugten schnell ihre Knie; zogen ihn mit auf den Boden, um tief den Kopf zu senken.

„Wir wussten nicht…“fing der Zweite an.

„Schweig!“ die eisige Stimme ihres Herrschers schnitt ihm das Wort ab.

Die Männer fingen an zu zittern. Sie spürten die Mordlust, die direkt von vorne kam, wie ein heftiger eisiger Wind.

Vegeta hatte alles gehört, so eine Scheiße!

Was würde er mit ihnen anstellen?

Yacon rieb sich müde über die Augen.

Er mochte es nicht, wenn so über eine Kameradin gesprochen wurde, aber wenn eine junge, hübsche Frau bei ihnen anfing, gab es immer solche Gespräche.

Aber dieses Mal handelte es sich um einen Sonderfall und Vegeta hatte live alles mit angehört.

„Yacon“ Bei Vegetas Stimme überkam auch den alten Meister ein ängstliches Schaudern. Der Elite-Krieger hatte einen Blick drauf, als wäre er kurz davor, den drei frechen Burschen die Hälse zu brechen.

„Es sieht so aus, als hätten die drei zu viel freie Zeit, wenn sie sich nicht auf ihre Arbeit, sondern um MEIN TEAM sorgen“ fuhr Vegeta fort.

„Ja, es scheint so“ stimmte Yacon ihn zu; eine unangenehme Gänsehaut bereitete sich über seinen Rücken aus.

Vegeta trat einen Schritt auf die drei knienden Gestalten zu, die bereits schweißüberströmt waren und nach Todesangst stanken.

Ihre Schweife lagen kraftlos neben ihnen, ein unbewusstes Zeichen ihrer Bezwingung nur durch seinen Blick.

Sie besaßen nur eine Durchschnittskraft von 900; was erlaubten sie sich große Töne zu spucken?

Wie konnten sie es wagen auch nur daran zu denken, Bulma anzufassen?!

Vegeta juckte es in den Fingern, sie für ihre große Klappe zu bestrafen; ihnen die Finger, Beine und Schweife zu brechen.

Aber Yacon brauchte jede Hand und konnte es sich nicht leisten, wenn drei Männer ausfielen. Vegeta erinnerte sich auch daran, nicht zu stark zu zeigen, wie sehr Bulmas Wohl ihm am Herzen lag.

Es könnte schnell Gerüchte über sie geben, wenn er seine Wut freien Lauf ließ und diese bestimmten Gerüchte verstärken, die anscheinend schon im Umlauf waren.

Bulma sollte wegen ihrer Fähigkeiten anerkannt werden; nicht weil sie womöglich seine Bettgespielin war.

Also gab es eine andere Strafe…

„Ausgangssperre“ verkündete er kalt.

Die Männer sahen erschrocken hoch.

„Keiner von euch darf das Raumschiff verlassen, sobald wir gelandet sind. Ihr werdet nichts von Altharwa sehen“ fuhr er aus. Er sah Yacon befehlend an. „Du sorgst dafür, dass sie beschäftigt sind. Egal, welche Aufgabe, und wenn es Latrinendienst ist; Hauptsache weit weg von IHR! Sie werden keinen Fuß auf den Planeten setzen und auch dem Mädchen nicht zu nahe kommen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist.“

Yacon nickte und fing an zu schmunzeln.

„Oh, da fällt mir ein…die Abflüsse müssen dringend mal sauber gemacht werden“ sagte er beiläufig.

Einer der Männer wollte empört aufschreien, doch sein Kamerad drückte ihn schnell zu Boden.

Es war eine schlimme Strafe, aber wenigstens behielten sie ihr Leben.

Vegeta marschierte an den zitternden Männern vorbei; ignorierte sie, um nicht in die Versuchung zu kommen, sie zu treten.

Die Strafe reichte ihm nicht aus…vielleicht sollte er gleich mal Radditz beiläufig von diesen Typen erzählen. Wenn er den Langhaarigen richtig einschätzte, würde er so ein Gerede gar nicht mögen und die Kerle in einen unbeobachteten Moment abfangen für ein Gespräch unter vier Augen und zwei Fäusten.
 

Die vier Techniker warteten noch eine Weil ab, bis jegliche Schritte verklungen waren, dann atmete Yacon als erstes auf.

„Was habt ihr euch nur gedacht?“ fragte er laut kopfschüttelnd und beobachtete stirnrunzelnd die drei elenden Kerle.

„Wir wussten ja nicht…es war ja nur Gerede…“ stammelte der Zweite.

„Wir dürfen nicht in die Stadt? Wir müssen die ganze Zeit hier sein?“ fragte der Dritte deprimiert.

All die Dinge, die sie sich vorgenommen hatten, ihre geplanten Geschäfte…sie würden mit leeren Händen heim kommen.

„Seid dankbar“ knurrte Yacon. „Seid dankbar für Prinz Vegetas Selbstbeherrschung. Ich habe gesehen, wie sein Vater mal einen Techniker umbrachte, weil der nicht stehen blieb, um auf die Knie zu sinken und seinen Respekt zu erweisen. Los, ab mit euch. Ich zeige euch mal gleich eure neue Arbeit“ befahl er und marschierte voran.

Die drei jungen Männer schlichen ihm deprimiert nach.
 

Bulma wartete noch eine Weile, bis ihre Energien weit genug entfernt waren, dann kletterte sie aus dem Schacht heraus und sprang herunter.

Sie klopfte sich den Dreck von der Kleidung und sah nachdenklich den leeren Flur entlang.

So also sprachen einige Saiyajins über sie, hinter ihren Rücken…es war keine Überraschung, ihre Familie hatte sie vorgewarnt.

Aber Vegetas Reaktion beschäftigte sie mehr.

Obwohl sein Gesicht eine starre Maske und sein Tonfall beherrscht gewesen war, hatte sie die Wut gespürt. Je mehr von dem Gespräch zu ihnen gedrungen war, desto zorniger war er geworden, während er sein kaltes Pokerface aufbehalten hatte.

Sie hatte gespürt, wie sehr es ihn drängte, diese Schwachköpfe zu töten.

Doch seine Selbstbeherrschung war stärker…und seine Bestrafung kreativer…sie war gegen ihren Willen beeindruckt.

Seine Empörung, die Bestrafung…er hatte es um ihretwillen getan, obwohl er nicht gewusst hatte, dass sie alles mit angehört hatte.

Er hatte sich für sie eingesetzt…

Sie seufzte auf.

Wie sollte sie da noch weiter wütend auf ihn sein?

Sie lief den Flur in die entgegengesetzte Richtung entlang, um schnell wieder auf ihren Posten zurück zu kehren.

Bald würden sie ihr Ziel erreichen

Neuer Planet, neue Erfahrungen

Ein unbekannter Planet, viele Eindrücke, neue Erfahrungen…Reisen bildet
 

Planet Altharwa, Juwel dieser Galaxie, blau schimmernder Stern, in hoher Erwartung seiner illustren Gäste…mit einigen Ausnahmen.

Auf manche Gäste würden sie gerne verzichten, aber sie hatten keine Wahl.

Der blaugrüne Planet, dessen Oberfläche von 70% Wasser bedeckt war, eine angenehme Atmosphäre dank üppiger grüner Vegetation besaß und von technologisch hoch entwickelten Bewohnern und glänzenden Städten bevölkert wurde, war Gastgeber für die diesjährige Versammlung des Planetenbündnis der nördlichen Galaxie, Quadrant 954X-746Y.

Eine ehrenvolle Aufgabe, jedoch mit einigen kleinen, nebensächlichen Problemen behaftet.
 

Die Kontrollstation vom Raumflughafen der Hauptstadt Thamin vom Planet Altharwa erfasste dank hochempfindlichen Radar die Ankunft eines sich nähernden Raumschiffs.

„Raumschiff „Oji-no-Saiyajin“ erkannt. Die Saiyajins befinden sich im Orbit und bitten um Landeerlaubnis“ rief ein Leutnant alarmiert aus.

Unruhe breitete sich bei den anderen Mitarbeitern aus, als sie von der baldigen Ankunft dieser Rasse erfuhren.

Doch ihr Kommandant blieb ruhig, schließlich hatte er ihre Ankunft erwartet.

Vor Saiyajins, die unangemeldet auftauchten, musste man mehr auf der Hut sein.

„Sind alle Informationen über ihrer Besatzung und Ladung überwiesen worden?“ fragte er ruhig und hielt sich an den üblichen bürokratischen Verlauf. Seine stoische Maske beruhigte die nervöse Mannschaft

„Ja, alle Informationen liegen vor. Der Scan unserer Überwachungs- Satelliten zeigt auch keine Waffen an.“

Der Kommandant schnaubte.

Warum auch? Warum sollten Saiyajins Waffen mitbringen, wenn sie doch selbst welche waren?!

„Landeerlaubnis erteilt. Sicherheitsmaßnahmen laut Protokoll RS3 einleiten“ befahl er.

Auf dem Bildschirm sah er die Bilder, die vom Satelliten übertragen wurden.

Ein älteres Raumschiff, dass gerade ihr Hoheitsgebiet erreicht hatte, fing an, sich in Richtung Planeten zu senken. Darin befanden sich 50 Saiyajins, von dem der Stärkste eine Kampfkraft von 18.000 aufwies und selbst der schwächste mit 200 viermal stärker als ein normaler Altharwaner war.

Saiyajins, lebendige Waffen mit cholerischem Gemüt…da konnte man ja auch gleich einem Vierjährigen eine Laserpistole geben und darauf hoffen, dass er sich besser beherrschte.

Der würde jedenfalls weniger töten als ein Saiyajin.

Darum musste diese Rasse sich vorab ankündigen, damit Vorbereitungen getroffen werden konnten.

Das Raumschiff der Saiyajins würde abseits der anderen Gäste stehen, isoliert in einem speziellen Sicherungsbereich. Der eingekesselte Platz war von hohen Mauern umstellt, in denen Laser-Kanonen auf das Raumschiff gerichtet sein würden. Selbst im Boden des Landeplatzes befand sich eine Bombe, die man im Notfall zünden konnte.

Der Kommandant nahm seinen Helm ab und rieb sich über die Stirn.

Hinter sich hörte er das laute Stampfen von zwanzig bewaffneten Männern in weißer Rüstung, die aufgrund des Protokolls angefordert wurden.

Er setzte seinen Helm wieder auf und drehte sich um.

„Los, gehen wir die Saiyajins begrüßen“ befahl er und marschierte voran.

Ein mulmiges Gefühl breitete sich in seinen Magen aus, wie jedes Mal, wenn er es mit einen dieser Typen zu tun hatte. Kein Wunder bei Wesen, die ihn mit einem Fingerschnippen erledigen würden, bevor die Wachen reagieren könnten.

Doch diese Angst durfte er nicht zeigen.
 

Kaum war das Raumschiff auf seinem angewiesenen Platz gelandet, als von allen Seiten eilig die Dock-Crew herbeieilte, um es zu sichern und die Anschlüsse für Frisch- und Abwasser zu legen.

Die „Gäste“ würden, im Gegensatz zu den anderen, auch im Raumschiff übernachten; das gehörte zu den Bedingungen. Zu einer bestimmten Uhrzeit musste die Mannschaft der Saiyajins komplett an Bord sein und der Kapitän war verpflichtet, jeden Ausreißer zu melden. Selbst der Skattkönig persönlich war dazu verpflichtet, aber es galt nicht mehr als eine Formalität, denn ehrlich…wenn der fehlte, wer sollte ihn herbeiordern?

Aber seine Abwesenheit würde wenigstens zu einer Verbannung der Saiyajins führen, weil es eine Verletzung des Vertrages war.

Trotzdem würde man nicht verhindern können, dass sich die Saiyajins tagsüber in den Städten aufhalten würden, schließlich konnten sie sogar ohne technische Hilfsmittel fliegen.
 

Die Luke öffnete sich.

Für den nervösen Kommandanten sah es fast wie in Zeitlupe aus. Er spürte eine machtvolle Präsenz dahinter, die ihn mit Zwiespalt erfüllte.

Je schneller die Luke offen war, desto eher traf er auf den furchterregenden Saiyajin, aber desto schneller könnte er die offizielle Begrüßung erledigen und verschwinden.

Auch die Wachen hinter ihm, die Spalier standen, schwitzten ängstlich unter ihren Rüstungen. Das Halten ihrer Waffen, dass ihnen sonst ein Gefühl der Sicherheit gab, half auch nicht dagegen.

Die Geschichten, die unter ihnen spukten, über einen muskulösen Hünen mit langer Mähne, der Elitekämpfer eines anderen Planeten mit bloßen Fäusten und irren Lachen erledigt hatten, sorgte für Vorsicht. Das war auf dem letzten diplomatischen Besuch der Saiyajins passiert; einige waren Zeugen gewesen.

Was würde sie jetzt erwarten?

Die Luke war nun offen, ein Mann marschierte heraus. Hochstehendes, pechschwarzes Haar, finsterer Blick, roter Umhang.

Sein Gesicht war bekannt, der Skattkönig und stärkste Saiyajin persönlich.

Hinter ihm kam ein gewaltiger, glatzköpfiger Riese, der offen seine Muskeln in der knappen Rüstung präsentierte.

Ihm folgte ein eher harmlos aussehender, kleinerer, ältere Saiyajin mit Backenbart und Kopftuch, ohne Rüstung, stattdessen Arbeitskleidung.

„Die Landeerlaubnis hat lange gedauert“ waren die ersten kritisierenden Worte des Umhang-Trägers.

„Ich bitte untertänigst um Verzeihung; es befinden sich gerade sehr viele Raumschiffe im Orbit“ entschuldigte sich der Kommandant sofort mit tiefer Verbeugung. „Im Namen meines Volkes heiße ich euch auf Altharwa willkommen, Skattkönig Vegeta. Wir begrüßen ehrfürchtig den hochgeschätzten Gast unseres Planeten und sein Gefolge.“

Katzbuckeln war jetzt die richtige Entscheidung.

Der Skattkönig schien aber damit nicht zufrieden zu sein; sein Gesicht war immer noch finster.

Doch anstatt sich weiter zu beschweren, nickte er dem älteren Mann zu seiner Seite zu.

Der baute sich vor dem Kommandanten auf und überreichte ihm eine Liste.

„Meine Mannschaft braucht Ersatzteile“ verkündete Skattkönig Vegeta.

„Sehr wohl, allerdings muss ich euch an das Embargo erinnern“ sagte der Kommandant nervös.

„Keine Sorge, Jungchen, das sich hier nichts getan hat, dachte ich mir schon“ mischte sich der saiyanische Techniker zu Wort. „Alle meine Wünsche sind laut Embargo-Vorschriften immer noch erlaubt. Nichts Waffen-Ähnliches dabei, nicht mal Waschpulver, aus dem man Sprengstoff herstellen könnte.“

Der Kommandant steckte sich die Liste ein. „Meine Leute werden alles vorbereiten und es euch innerhalb der nächsten Stunden bringen“ antwortete er.

Je weniger die Saiyajins diesen Platz verließen, desto besser. Eine Beschäftigung mit Reparaturen wäre vorteilhaft für Altharwa.

Er verbeugte sich ein weiteres Mal tief vor dem Skattkönig, damit war das Protokoll erledigt.

Erleichtert über die schnelle Abwicklung, drehte er sich um und eilte zurück, die Wachmänner folgten ihm mit dem gleichen Gefühl.
 

„Die Abnahme war erfolgreich. Ihr könnt raus“ hörte Bulma die Stimme von Yacon über ihren Scouter.

Ein letztes Mal sah sie sich prüfend in der Spiegelung des Fensters an, rückte ihr Haarband zurecht, strich ein Staubkorn von ihrem Brustpanzer und eilte dann eine Etage nach unten, um von dort über die offene Luke über eine Rampe runter zu schreiten.

Die Landung hatte länger gedauert als gedacht: vom Eintritt in die Atmosphäre bis zur Erlaubnis, das Raumschiff zu verlassen, war über eine Stunde vergangen. Zeit genug, um sich zu waschen, zu kämmen und die saubere Uniform anzuziehen.

Das helle Licht blendete etwas und sie kniff die Augen zusammen, während sie sich eine Hand schützend über die Augen hielt. Die frische, natürliche Luft und die Sonnenstrahlen wurden auch von der restlichen Crew genüsslich eingesogen. In kleinen Gruppen standen die Krieger und die Techniker schwatzend verteilt, warteten auf ihre Befehle und sahen sich aufmerksam um.

Das Raumschiff und der Platz, auf dem es stand, lag in einen künstlichen Kessel, umgeben von hohen, fensterlosen Gebäuden aus hellbraunem Gestein. Keine weiteren Raumschiffe in der Nachbarschaft mit anderen Reisenden, nur einige fremdartige Wesen in Arbeitskluft beendeten gerade ihre Arbeit an der Außenhülle des Raumschiffes und eilten schleunigst fort.

Bulmas Augen gewöhnten sich an das Sonnenlicht. Die Temperatur war angenehm und die Luft sauber, aber das hatte ihr Fennel auch schon vorher erzählt. Sie und Endo standen ein paar Meter entfernt und sprachen mit ein paar anderen unbekannten Techniker; ebenfalls in Uniform.

Vorsichtig machte Bulma ein paar Schritte über den fremden Boden.

„Ich bin ja so leicht hier?!“ staunte sie und sprang versuchsweise hoch.

Ohne Probleme sprang sie drei Meter hoch, machte einen Salto vorwärts um leichtfüßig und leicht gebeugt in die Knie zu landen.

Fantastisch, so grazil fühlte sie sich nur, wenn sie den GR-Raum bei negativer Schwerkraft ausprobierte.

Was bedeutete, dass sie auf diesen Planeten plötzlich zu den Starken gehörte, zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie durfte sich damit den „mächtigen Saiyajin“ zugehörig fühlen.

Fasziniert sah sie auf ihre Schuhe, sprang noch mal hoch.

Sie hörte hinter sich ein männliches, amüsiertes Lachen.

Ertappt drehte sie den Kopf und sah den riesigen, glatzköpfigen Mann im Schatten des Raumschiffes stehen, der sie belustigt unbemerkt beobachtet hatte.

Sie erinnerte sich: sie hatte ihn beim Apell gesehen, er hatte sie befragt. Sein Name war Nappa und der Name sagte ihr auch was; hatte sie ihn doch öfters beiläufig von Radditz gehört.

Er trat näher. Seine große Gestalt war zwar bedrohlich, aber seinem Lächeln nach wollte er nichts Böses.

„Haha, genau wie dein Bruder“ lachte er sie an. „Als Radditz das erste Mal auf einen Planeten mit schwacher Gravitation war, hüpfte er die ganze Zeit begeistert herum und rief „Ich kann fliegen, ich kann fliegen.“ Er fühlte sich so stark, haha.“

Bulma stellte sich den damals jüngeren Radditz vor, wie er enthusiastisch herumsprang und prustete unkontrolliert los. Sie hielt sich eine Hand vorm Mund, um ihr Lachen zu dämpfen.

„Wie alt war er denn?“ fragte sie kichernd.

„Och, so um die vierzehn Jahre alt bestimmt. Er sprang herum wie ein Gummiball“ erinnerte sich Nappa. Eine Vorstellung, die zu dem sonst so coolen, beherrschten Radditz nicht passend wollte.

Beide prusteten erneut los.

Anerkennend hob Nappa eine Augenbraue. Die Kleine war recht hübsch, wenn sie lachte; da fielen sogar die seltsamen Haare nicht so ins Gewicht.

„Hey“ Radditz kam gerade die Rampe runter, als er ausgerechnet Nappa bei seiner Schwester sah, die sich über irgendetwas amüsierten.

Misstrauisch kürzte er seinen Weg ab und sprang gleich seitlich von der Rampe herunter. Nebenbei wischte er versteckt hinter seinem Rücken die blutigen Fingerknöchel sauber.

Nicht sein eigenes Blut.

Ein kleiner „Zusammenstoß“ mit drei Techniker, denen er Manieren beibringen musste.

Nett von Vegeta, der ihm diesen Tipp gegeben hat. Die drei würden sich nie mehr seiner Schwester nähern, sie ansehen oder abfällig über sie sprechen.

„Hey, Radditz, hüpfts du auch mal vorbei?“ begrüßte Nappa ihn mit breitem Lächeln.

Bulmas Augen wurden groß und sie prustete unbekannterweise lachend auf.

Radditz Augen verengten sich argwöhnisch. „Was ist hier los?“ fragte er.

„Nichts, nichts“ tat Nappa unschuldig „Wir unterhalten uns nur etwas.“

Radditz glaubte ihm kein Wort, dafür kannte er den Kerl zu lange. Bei diesem Lächeln musste man vorsichtig sein. Außerdem mochte er es nicht, dass Nappa so nahe bei seiner Schwester stand. Zwar wusste der Ältere nun grob Bescheid über die Familiengeschichte, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er freundlich gesinnt war.

Radditz blieb vorsichtig und beschloss, den Glatzköpfigen abzulenken.

„Wo ist Vegeta?“ fragte er ihn.

Nappa deutete mit einem Kopfnicken zu der Gruppe Krieger, die folgsam um Vegeta standen, der wiederrum mit Yacon sprach.

„Die letzten Anweisungen für die nächsten Tage. Wir fliegen gleich los ins Parlament“ fügte er geschäftsmäßig hinzu.

Bulma folgte den Blick der beiden und runzelte die Stirn. Sie konzentrierte sich auf Vegetas Profil und fragte beiläufig „Parlament? Was macht ihr denn da?“

„Dort treffen sich die Abgeordnete und ihre Leibwache. Wir Krieger werden dort den Tag verbringen“ erklärte ihr Bruder.

„Wir stehen dann rum, wie bedrohliche Statuen, während ein Haufen Schwächlinge politische Entscheidungen fällt“ gähnte Nappa, der bereits jetzt gelangweilt war.

Vegeta beendete sein Gespräch und drehte suchend den Kopf. Sein Blick fiel auf das Trio und seine Augen verengten sich.

Nappa und Radditz zuckten zusammen und streckten eilbereit den Rücken.

„Oh oh, den Blick kenne ich. Der Prinz ist ungeduldig. Schnell hin, sonst gibt’s Ärger“ murmelte Nappa und eilte auf seinen obersten Befehlshaber zu.

Radditz aber blieb stehen und nutzte dagegen den Moment, wo er nun allein bei seiner Schwester stand, um ihr einen kleinen Beutel zu überreichen.

„Von mir und Vater“ erklärte er leise.

Ahnungslos nahm Bulma ihn an und öffnete ihn neugierig.

Kleine, rechteckige Metall-Plättchen in unterschiedlichen Farben lagen darin; die Währung von Altharwa.

„Aber ich habe doch meinen eigenen Sold?“ fragte Bulma verblüfft. Der Zahlmeister hatte ihn vor der Landung ausgezahlt.

Radditz zuckte die Schultern. „Es ist nicht viel, was ein Techniker verdient und das ist dein erstes Mal in einer großen Stadt“ erklärte er gönnerhaft. „Kauf dir was Schönes!“

Bulma sah wieder in den Beutel hinein.

Sie war einst heimlich in Sadala gewesen und hatte die Ware nur bewundern, sich aber nicht leisten können. Sie war abhängig von Brolys Taschengeld gewesen.

Aber nun hielt sie zum ersten Mal ihr eigenes Geld in den Händen, teilweise selbstverdient, teilweise geschenkt. Es kam nicht oft vor, dass Radditz ihr etwas schenkte, aber ihr Vater auch…es war ein weiteres Zeichen, dass er ihre Selbständigkeit unterstützte. Sie konnte das Geld einsetzen, wofür sie wollte; selbst entscheiden.

Sie lächelte ihn gerührt an. „Danke, Radditz“ hauchte sie.

Am liebsten wollte sie ihn umarmen, aber sie waren in Blickweiter anderer Saiyajins. Radditz sah sich besorgt um, ob sein Ruf als harter Krieger nicht beeinträchtigt wurde. Eine Umarmung wäre dann hinderlich.

Also nickten sich die Geschwister nur zu und lächelten sich verschwörerisch an.

„Geh nicht allein in die Stadt. Thamin ist riesig und unübersichtlich; nicht der beste Start für deinen ersten Besuch in einer Großstadt“ spielte er sich wieder als besorgter Bruder auf.

Bulma zeigte auf ihre Kameraden Fennel und Endo, die bei drei fremden jungen Männern und einer Frau standen.

„Ich werde in einer Gruppe unterwegs sein“ beruhigte sie ihn.

Radditz warf einen scharfen Blick auf die Männer der gezeigten Gruppe, die das Geschwisterpaar offen beobachteten. Zufrieden sah er, wie sie schreckhaft zusammenzuckten und ihre Schulter hochzogen, sich sichtbar unwohl unter seinen strengen Blicken fühlte.

Gut, die würden sich benehmen…vermutlich machte das Gerücht bereits die Runde, was mit den drei Dummköpfen passiert war, die Bekanntschaft mit seinen Fäusten gemacht hatten.

Ebenfalls beruhigend, dass auch zwei Frauen dabei waren.

„Trotzdem“ sagte er und wandte sich ihr wieder zu. „an einigen Abenden werden wir auch zu zweit mal die Stadt unsicher machen“ verkündete er.

Sie strahlte ihn an und mit einem zufriedenen Nicken verabschiedete sich Radditz, um eilig zu den anderen Kriegern zu schreiten.

Vegeta erwartete ihn bereits, sein Blick rätselhaft, während die anderen Männer ihn feixend angrinsten. Doch Vegeta beschwerte sich nicht wegen seiner Verspätung, sprach die Sache mit keinem Wort an.

Stattdessen drehte er sich, nach einem letzten Blick auf die Blauhaarige, um und erhob sich rasant in die Luft. Seine Krieger folgten ihn.

Bulma und die Techniker sahen ihnen nach.

Bulma drückte den Beutel mit den Münzen an sich, ihr Lächeln schwand.

Vegeta hatte sie angesehen, aber kein Wort gesagt.

Aber was sollte er auch tun?

Was sollte sie tun?

Sie blieb immer noch bei ihrer Entscheidung, ihn zu ignorieren. In gewisser Weise tat er es ja auch.

Wie sollte sie, die kleine Technikerin sich ihm, den großen Prinzen auch nähern?

Er hatte sie in den vergangenen Tagen ihrer Reise kein einziges Mal rufen lassen und sie besaß nicht das Recht, den Skattkönig auf eine Tasse Tee zu treffen.

Mittlerweile war ihre Wut auf ihn verflogen und sie sah vieles dank Radditz Erklärungen aus einem anderen Blickwinkel. Auch die Situation vor wenigen Stunden, als sie ihn heimlich dabei beobachtet hatte, wie er sie indirekt in Schutz nahm und diese drei Kerle bestrafte, hing noch nach.

Vegeta hatte sich bei Yacon nach ihr erkundigt; hatte also über Umwege erfahren wollen, ob es ihr gut ging. Vielleicht hatte er auch mit Radditz über sie gesprochen.

Sie seufzte.

Sie sah den guten Willen in seinen Aktionen, aber es bewirkte nicht, ihn wieder mit denselben unschuldigen Augen zu sehen wie früher.

Elitekrieger Veg war schon eine beeindruckende Nummer gewesen, aber Skattkönig Vegeta?

Sie trennten doch Welten.

Sie würde die nächsten Tage wieder im Bauch des Raumschiffes mit Reparaturen verbringen und er würde mit wichtigen Würdenträgern und der Elite dieser Galaxie verhandeln.

Was hatten sie schon gemeinsam?

Bulma hatte sich mittlerweile wieder so weit beruhigt, dass ihre Mordfantasien aufgehört hatten, aber wie es mit Vegeta weiter gehen sollte, wusste sie auch nicht.

Der nächste Schritt müsste von ihm ausgehen und dabei sollte gefälligst eine Entschuldigung an sie herausspringen.

Endo winkte sie zu sich und sie ging zur kleinen Gruppe.

„Na, großer Bruder endlich fort?“ begrüßte Endo sie. „Dann kann der Spaß ja beginnen.“

Er stellte sie den vier fremden Saiyajins vor, die sich alle in den Zwanziger befanden: ein kleiner Saiyajin mit kurzem schwarzen Haar namens Kürbilin, ein hochgewachsener, glatzköpfiger namens Temato und dessen kleinerer Bruder Challozu sowie eine hübsche, zierliche Frau mit gelocktem Haar und Namen Laucha, die in der Kantine arbeitete.

Doch bevor der Spaß begann, stand erst eine Ansprache vom Meister Yacon an.
 

Yacon wusste aus Erfahrung, dass seine Leute am ersten Tag auf einen neuen Planeten zu nichts zu gebrauchen wären, weshalb sie immer am Ankunftstag frei bekamen.

Doch bevor sie ihre Freiheit genossen, war eine Warnung notwendig.

„Denkt daran, man sieht auf uns mit Misstrauen und Furcht. Fangt keine Streit an! Geht Kämpfen aus dem Weg! Lasst euch nicht provozieren! Egal, ob ihr im Recht seid oder gewinnt, am Ende seid ihr in deren Augen die Schuldigen“ warnte er eindringlich. „Wenn euer Verhalten negativ auffällt, werden die Altharwaner uns hier festsetzen, dann gibt’s keine Ausflüge mehr in die Stadt. Schlimmstenfalls dürfen wir nie wieder hierher.“

Selbst die saiyanischen Techniker, die in der Heimat als Schwach galten und zur untersten Kaste gehörten, waren hier stärker und gefährlicher für ihr Umfeld. Die Einwohner hatten keine Chance gegen sie, solange sie nicht ihre hochentwickelten Waffen nutzten.

Erst nachdem jeder Saiyajin Yacons strenger Musterung bestanden hatte, durften sie sich, in Gruppen aufgeteilt, auf den Weg machen.

In der Kontrollstation sahen die Altharwaner von ihren Bildschirmen aus zu, wie sie spielend leicht die hohen Mauern überwanden und fortflogen.

„Sagt den Wachen in der Hauptstadt Bescheid und gebt die Anzahl der Saiyajins durch“ befahl der Kommandant müde. „wir können nur das Raumschiff bewachen, aber keinen Sack voller Flöhe.“
 

Bulma und ihre Gruppe flogen einige Kilometer weit.

Die glitzernde Hauptstadt mit hohen funkelnden Türmen war von weitem sichtbar und nicht zu verfehlen. Die Straßen waren breit und sauber, unterteilt nach Fußgänger und für Fahrzeuge, dazu geordnete Grünanlagen, elegante Brücken und viele öffentliche, grüne Plätze.

Die Saiyajins teilten sich in kleine Gruppen auf, landeten an unterschiedlichen Stellen, um die Stadt zu erkunden.

Die Bewohner Altharwas waren eine humanoide Rasse, ähnlich den Saiyajins, aber schlanker und feingliedriger, ohne Schweif, mit heller Haut, silbrigen Haaren und vier Armen.

Neben ihnen waren aber noch viele Mitglieder anderer Rassen in den Straßen zu sehen, die von verschiedenen Planeten stammten. Bunt gemischt waren die Passanten, in allen möglichen Gestalten; Humanoid, Amphibien - oder tierartig.

Im Gegensatz zu Sadala, war Altharwa auf den Besuch fremder Rassen vorbereitet. Die Beschriftungen an Straßen und Geschäften gab es in mehreren Sprachen und viele trugen Scouter.

Staunend sah sich Bulma um; wusste nicht, wo sie zuerst hingehen sollte.

Zu ihrem Glück war sie in einer Gruppe und Fennel übernahm das Kommando.

Heute stand Shoppen auf dem Programm.

Die Geschäfte bestanden aus modernen Gebäuden aus hellem Stein mit großem, gläsernem Fenster und automatischen Türen, hellem Licht und angenehmer Raumtemperatur. Wollte man Kleidung kaufen, gab es Körper-Scanner, die in Sekunden einen Abdruck vom Kunden nahmen, um dann mittels kompakter Strickmaschinen und 3D-Drucker die passsende Kleidung herstellte.

Der Kunde konnte sich Design, Farbe und Details nach seinen Wünschen aussuchen.

Es gab Läden, wo kostbarer, glänzender Schmuck angeboten wurde, in verschiedenen Preisklassen; so fein gearbeitet, wie Bulma es sich nicht hatte vorstellen konnte.

In gekühlten, schummrigen Läden gab es eine Auswahl neuartiger Süßigkeiten, so fein und glänzend oder wuchtig und schwer, dass es jeden Geschmack traf, dazu warme Getränke wie feiner Tee, Kakao und Kaffee. Es gab Restaurants: große, weitläufige Gebäude mit Terrassen, wo man eine Auswahl an verschiedenen Speisen und Getränke ordern konnte, während man im schönen Ambiente saß.

Wohlgerüche in der Luft, ein Paradies für Feinschmecker!

Jeder Laden war verlockend, überall wollte Bulma hineinschauen, um zu sehen, was es gab.

Während in Sadala die vielen kleinen Läden eher vollgestellt waren und geheimnisvoll und wirr wirkten und Speisen oft in rauchigen Tavernen oder in Imbiss-Buden verkauft wurden, waren die Geschäfte hier eleganter, sauberer, vielschichtiger und präsentierten ihre Schätze durch die gläsernen Fronten.

Bulma wurde von der Gruppe mitgezogen, ansonsten hätte sie wie eine Blödsinnige auf der Straße gestanden, nur um zu beobachten.

„Dafür hast du noch genug Zeit“ sagte Fennel grinsend. „Aber heute besorgen wir uns mal ein paar neue Klamotten und schlagen uns den Bauch voll nach den drei Tagen Fastenzeit. Kein Brei!“

„Yeahh, Essen!“ riefen ihre männlichen Begleiter erfreut „Aber Buähhh, Shoppen!“

Auf Einkaufen hatte sie keine Lust, aber Essen; das lockte sie.

„Ihr Pfeifen“ lachte Fennel. „Dann gehen wir Frauen das nächste Mal allein einkaufen. Ich brauche dringend neue, sexy Unterwäsche“ sie zwinkerte dabei Kürbilin verheißungsvoll zu, der prompt errötete. Bulma sah Endo fragend an; der zuckte mit den Schultern. Wenn Fennel sich ein „Opfer“ ausgesucht hatte, gab es kein Entkommen. Kürbilin schien ihr Interesse aber zu gefallen; der kleine Saiyajin konnte nicht den Blick von ihr abwenden.

Sie zogen Bulma mit und suchten sich verschiedene Restaurants aus, wo sie alles von der Speisekarte bestellten.

Als Bulma am Abend zurückkehrte, war ihr Magen voll und ihre Geldbörse kleiner.
 

Am nächsten Tag stand erstmal wieder die Arbeit an.

Mehrere Container wurden ans Raumschiff geliefert, voll mit den gewünschten Ersatzteilen, die die Saiyajins bestellt hatten. Die Techniker würden sie in den nächsten Tagen einbauen oder einlagern.

Bulma durfte direkt unter Yacon arbeiten. Der Ingenieur schritt die Container entlang, die entladen wurde und untersuchte die Ware.

„Wie gut, neue Kabel und Isolierungen sind auch dabei“ entfuhr es Bulma erfreut, als sie eine der Kisten kontrollierte. „In meinen Bereich habe ich einige offene Kabel gesehen.“

„Erst die Eingangskontrolle, dann sagst du mir, wie viel du brauchst“ erklärte Yacon ruhig, der wieder auf sein Klemmbrett schaute.

Bulma sah ihn nachdenklich an.

„Sag mal Yacon, findest du nicht…naja, äh, wie alt ist eigentlich das Raumschiff?“ fragte sie vorsichtig. Sie wollte es nicht „Schrotthaufen“ nennen, aber es kam ihr an manchen Stellen schon ungewöhnlich alt vor, auch wenn man versuchte, es von außen zu verdecken.

Yacon steckte sein Klemmbrett wieder ein und sah sie nachdenklich an.

„Hm, hab vergessen, dass du nicht viel Erfahrung mit unserer Außenpolitik hast. Dann weißt du auch nichts vom Embargo“ murmelte er.

„Es gibt ein Embargo auf uns?“ fragte sie. „Wieso?“

„Wow, beeindruckend, du weißt, was das Wort bedeutet. Naja, der Grund ist einfach…um uns Saiyajin im Käfig zu halten. Darum gibt es ein Handelsverbot und den anderen Planeten ist es verboten, uns waffenähnliche Technologie zu verkaufen. Sie haben Angst, dass wir sie in modernen Raumschiffen überfallen würden, also versuchen sie uns zu behindern, wo es nur geht“ erklärter er ihr kurz die Lage. „Raumschiffe, wie sie andere haben, sind darum Mangelware bei uns. Wir dürfen auch nicht mit Raumschiffen landen, die bewaffnet sind. Großes Risiko, wenn man auf Mission im All ist und jedes Schiff außer das eigene über Laserkanonen verfügt“ sagte er mit bitterem Unterton. Die beste Chance, einen Saiyajin zu töten, war es, ihn abzuschießen, wenn er in einem Pod war, wo er sich nicht wehren konnte.

Er deutet auf die Umgebung. „Auch hier, sieh dich nur um. Wir sind die einzigen hier. Schön isoliert von den anderen Gästen, auf einen speziellen Bereich. Was glaubst du, verbirgt sich hinter diesen Mauern? Garantiert Geschütze, die auf uns gerichtet sind. Wir Saiyajins werden gefürchtet. Unsere Krieger können Dinge tun, für die andere Rassen Waffen und Flugzeuge benötigen. Um gegen uns eine Chance zu haben, nutzen sie, was sie haben. Sollten wir uns dagegen wehren, würden die anderen Planeten keinen Handel mehr mit uns treiben und wir sind wieder auf Vegeta-Sei isoliert; ohne Zugang zu Nahrung. Also nur alte Raumschiffe“ er zuckte mit den Schultern.

Er hatte sich über die Jahre daran gewöhnt.

„Und wenn wir selbst unsere Raumschiffe weiterentwickeln, mit eigenem Antrieb und Waffen?“ fragte Bulma.

„Ahhh“ anerkennend sah er sie an. „Guter Einfall, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Was technische Entwicklungen angeht, haben wir keine Chance. Uns fehlen die Ressourcen; in erster Linie der Grips dazu“ lachte er.

Saiyajins waren gut im Kämpfen, im Jagen, im Überleben. Aber sie besaßen keine eigenen Labore oder Wissenschaftler für innovative Entwicklungen. Fremden war es wegen dem Embargo auch verboten, auf Vegeta-Sei zu reisen, um den Saiyajins es zu lehren.

Er schüttelte ergebend den Kopf; schließlich konnte man nichts an der Situation ändern und holte sein Klemmbrett wieder hervor. Er musste planen, welche Bereiche als erstes repariert werden sollten: weiteres Flickzeug im Inneren, während die äußere Schale poliert wurde, um den schönen Schein zu wahren.
 

Kristallsaal, Parlament von Altharwa

Im riesigen Saal, an dessen Decken mehre Kristalllüstern hingen, waren die Abgeordnete des Planetenverbandes versammelt. Halbrund und in Treppenform waren die Samt-Sitze angeordnet, von jedem Tisch hingen die Flaggen des zugehörigen Reiches und die Blicke waren auf die Tribüne gerichtet, wo zwei Abgeordnete gerade diskutierten.

Vegeta sah gelangweilt hinunter. Im Gegensatz zu seinem letzten Besuch auf Altharwa hatte man ihm dieses Mal einen Platz auf der höchsten Etage gegeben, Zeichen seines Standes. Er war der einzige Saiyajin im Saal, seine Krieger waren außerhalb des Gebäudes, wo sie die Umgebung im Blick behielten.

Nur nebenbei hörte er die langweilige Diskussion über uninteressante Kleinigkeiten in einem Handelsvertrag zu, während er in Gedanken plante, wie man die Macht der Saiyajins noch besser demonstrieren konnte. Jede Rasse nutzte ihre Mittel, um ihre Stärken beiläufig zu demonstrieren wie teurer Schmuck, der beiläufig bei jeder Bewegung glitzerte oder riesige Raumschiffe für eine kleine Besatzung.

Die Saiyajins mussten nach Möglichkeiten suchen, ihre Macht ebenfalls so zu zeigen, damit sie als Partner ernst genommen wurden.

Zu seinem Vorteil schwirrten immer noch die Geschichten über das misslungene Turnier der Pantheraner, dass Radditz dann dominiert hatte. Deren Abgeordnete hatten heute einen Platz in der Mitte und vermieden jeden Blick zu Vegeta, um ihn ja nicht zu provozieren. Er konnte von seinem Standort gut sehen, wie verspannt und nervös sie waren.

Vegeta schmunzelte leicht und es verhalf ihn zu einer neuen Idee. Eine Art von Turnier, bloß etwas unauffälliger…ein öffentliches Training der Saiyajins. Wenn man dabei zusehen konnte, wie die Krieger trainieren, wie sie kämpften…neugierige Blicke und Aufzeichnungen würden schnell die Runde machen und den Vorteil der Saiyajins als Söldner bezeugen. Vielleicht konnte Vegeta dann Geschäfte mit ein paar neuen Rassen machen.

Natürlich durften die Krieger nicht alles geben, damit man die Stärke der Saiyajins nicht zu genau analysierte, aber allein das Stemmen von schweren Gewichten und leichte Sparring-Kämpfe würden als Demonstration ausreichen…und nebenbei würden sich die Krieger nützlich machen.

Bislang war ihr Job mehr repräsentativ.

Er sah nach oben zum gläsernen Dach, wo er die Schemen von Nappa und Radditz sehen konnten, die das Parlament von oben bewachten, neben den Sicherheitskräften von Altharwa natürlich, die sich unsicher waren, ob die Saiyajins eine Hilfe oder die wahre Bedrohung waren.

Zufrieden mit sich und seinen Plan, lehnte sich Vegeta in seinem Sessel zurück, legte die Füße auf die Tischablage ab, verkreuzte die Arme vor der Brust und schloss die Augen.

Er konnte das erste missgünstige Gewisper hören, weil er sich so in einer Versammlung benahm, aber mal ehrlich…wen interessierte gerade das Gelaber von dort unten?

Die wichtigen Geschäfte wurden hinter verschlossenen Türen gemacht, wo die Öffentlichkeit nicht hinkam. Das hier war nur Schau, Geplänkel, eine Bühne, mehr nichts.

Wenn man ihn deswegen für einen Barbarren hielt…scheiß drauf.

Der üble Ruf der Saiyajins hatte auch seine Vorteile: niemand erwartete dann von einem die beste Etikette.
 

Aurelius, Gesandter von Aurum, schmunzelte bei der entspannten Position, die Vegeta gerade einnahm. Besser konnte man nicht zeigen, was man von den langweiligen Debatten der öden Sprecher hielt. Er konnte das Stirnrunzeln einiger Beobachter sehen, aber auch die Anerkennung und heimliche Bewunderung bei anderen. Auch sein Nachbar konnte seinen Blick nicht vom trügerisch entspannten Saiyajin lösen, dessen Anblick dem eines gefährlichen, schlafenden Raubtieres glich

Es war ein junger Mann mit lockigem, kurzem, blondem Haar, ebenmäßigen Gesichtszügen, bernsteinfarbenen Augen unter langen, schwarzen Wimpern und gebräunten Teint.

Es handelte sich dabei um Aurelius eigenen Ur-Enkel, dessen Vater, der aktuelle Herrscher von Aurum, ihn für diese Tage anvertraut hatte, damit der Junge etwas über die unterschiedlichen Rassen lernte und bei den Verhandlungen zusehen konnte.

Sein Name war Pretio Candidos D‘Oro, Kronprinz von Aurum, aber seine Familie nannte ihn „Pret“, sein Volk „Pretty, der Goldprinz“. Wie um seinen Ruf als goldener Prinz zu untermauern, trug er heute einen Goldreif um den Kopf, eine Kette aus ziselierten Goldplättchen und breite, goldene Armreifen, während die cremefarbene Kleidung als Gegenzug schlicht gehalten war, dennoch seinen Teint lobend unterstrich. Pret wusste, wie er sein gutes Aussehen gewinnbringend nutzen konnte.

Aurelius strich nachdenklich über seinen Bart, während er die beiden unterschiedlichen jungen Männer aus den Augenwinkeln verglich.

Pret und Vegeta waren beide die zukünftigen Herrscher ihres Volkes, beide gleichalt und mächtig, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Der eine sah rein, elegant und kultiviert aus, der andere dunkel, archaisch und gefährlich.

Sehr gegensätzlich; wie würden die beiden miteinander umgehen?

Es könnte die Geschäftsbeziehungen zwischen ihren Planeten für Jahrzehnte beeinflussen.

Pret lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück und tat wieder desinteressiert, auch wenn er immer noch schmunzelte.

„Kein Wunder, dass das Embargo nicht aufgehoben wird“ flüsterte er hämisch seinem Ur-Großvater zu.

„Was soll er tun?“ fragte Aurelius ruhig. „Ob Vegeta sich wie ein Barbar oder wie ein Kultivierter aufführt, deshalb wird man sein Volk nicht anders behandeln. Das Embargo ist eines der wenigen Mitteln, um sie in Schach zu halten, darum bleibt es bestehen. Da kann man sich auch entspannen und ein Nickerchen halten.“

Pret tat so, als würde ihn die Diskussion der beiden Alten auf der Bühne brennend interessieren, aber aus den Mundwinkeln zischte er wie zur Bekräftigung seiner Meinung „Stinkender Barbar!“

Aurelius seufzte. Vorurteile dieser Art waren hinderlich, wenn es um Geschäftsbeziehungen ging und in Vegetas Fall musste sein Enkel vorsichtig sein. Aurelius hatte es schließlich beim letzten Mal selbst erlebt, wie gefährlich gerissen Vegeta war.

„Ein stinkender Barbar, der dich mit einem Finger tötet, bevor du dein Schutzschild aktivieren kannst“ warnte er daher simpel und erinnerte damit daran, dass die beiden jungen Männer unterschiedliche Vorteile besaßen.

Aurum besaß die modernste Kriegstechnik, die man kaufen konnte, während Vegeta selbst eine Waffe war. Ein gut trainierter Soldat, der eher schießen als Pret reagieren konnte…wer zuletzt stehen würde, war eindeutig.

Prets hämisches Lächeln verging ihm. Schnell warf er einen besorgten Blick zum Saiyajin hin und kontrollierte nebenbei den Sitz seiner goldenen Armmanschetten, in denen sich eine ausgeklügelte Technik befand, die einen Schutzschild aus Energie bilden konnte.

Aurelius schmunzelte erneut nachsichtig, aber je mehr er darüber nachdachte, desto weniger konnte er es mit Humor sehen.

Pret war noch etwas naiv und sah Aurum an der Spitze, deswegen hatte sein Vater ihn ja auch zur Fortbildung mitgeschickt. In dieser Versammlung konnte man die reichsten, mächtigsten Rassen ihrer Galaxie treffen: zukünftige Geschäftspartner und Freunde, aber auch Rassen, von denen man sich besser fernhalten oder wenigstens nicht verärgern sollte.

Angesichts seiner Vorurteile war es fraglich, ob Aurelius den Jungen zu seinem Treffen mit Vegeta mitnehmen sollte; das könnte in die Hose gehen. Schließlich ging es um die nächste Bestellung an Pods, Rüstungen, Scouter sowie um das Wichtigste überhaupt, König Vegetas Forschungs-Mission.

Die Daten waren vielversprechend: bereits drei Planeten hatte das Entdecker-Team schon gefunden, für die man Kunden hätte. Die Saiyajins drangen immer weiter in unbekanntes Gebiet ein und die Nachrichten brauchten dementsprechend länger, bis sie Aurum erreichten.

Aurelius war aber überzeugt, dass sie noch mehr Planeten finden würden, die man entweder „reinigen“ oder als Mitglieder in den Verband aufnehmen könnte, was neue Kundenbeziehungen versprach.

Für Geschäfte schlug sein Herz, das hatte sich seit seiner Jugend nicht geändert.

Nachdenklich sah Aurelius wieder zu Vegeta hin, der vierten Generation von saiyanischen Anführern, mit denen er nun Geschäfte machte.

Als vor über hundert Jahren die Saiyajins die Tsufurujins vernichtet hatte, war es Aurelius gewesen, der sich als erstes an eine Handelsbeziehung mit den Gewinnern wagte.

Ein gefährliches Wagnis, aber der damals junge König war fasziniert von der fremden Rasse gewesen und hatte Potential gesehen.

Sie waren unglaublich stark und ausdauernd, wussten aber nichts über die Handhabung von Technik und welche Schätze die Tsufurujins entwickelt hatten. Würde man sie allein lassen, würden sie sich früher oder später selbst vernichten und mit dabei die Forschungen der alten Rasse: was für eine Verschwendung von Möglichkeiten!

Die Tsufurujins waren damals die größte Konkurrenz von Aurum gewesen, besaßen noch bessere Waffen-, Raumschiff- und Abwehr-Technologie und hatten jegliche Spione und Angreifer von außen abgewehrt. Sie saßen selbstgefällig auf ihren Erfindungen und Innovationen und hielten sich für schlauer als die anderen.

Ihr plötzlicher Untergang war ein Schock für die nördliche Galaxie gewesen, aber nun war der Weg zu ihren Schätzen frei…mehr oder weniger.

Die Saiyajins wollten nicht vom ihrem Planeten ablassen, ließen sich nicht so leicht austricksen.

Plant war ihre neue Heimat und wurde nun Vegeta-Sei genannt.

Aber um die Technik zu nutzen, brauchten sie Hilfe.

Hilfe, die Aurum anbot.

Vorher gab es im Verband Diskussionen: Sollte man Plant nicht von den Saiyajins zurückerobern?

Aber abgesehen von den gefährlichen Saiyajins, besaß Plant ein automatisches Abwehrsystem. Es schützte den Planeten immer noch von Angriffen von außen, auch wenn seine Entwickler tot waren. Auf der Oberfläche spazierten nun ihre Mörder, die es geschafft hatten, die Tsufurujins zu vernichten.

Während die einen noch diskutierten, handelte Aurelius eigenmächtig und landete mit seiner Gefolgschaft auf den Planeten. Sein Mut beeindruckte den neuen König, seine Gerissenheit führte zu Verhandlungen.

An Artillerie, Panzer und Raketen hatten die Saiyajins kein Interesse, aber sie wollten flexible Rüstungen, die sie im Kampf schützten, einfach zu bedienende Raumschiffe und wissen, wie man die Scouter nutzte.

Unter den Vorwand, die Technik zu analysieren, um sie besser erklären zu können, nahm Aurelis wichtige Errungenschaften mit sich.

Seine Wissenschaftler erfüllten die Wünsche der Saiyajins durch ihre Kriegsbeute, die Aurum hinterrücks kopierte und für eigene Geschäfte nutze.

Ein Viertel ihres Gewinnes erzielten sie ab sofort durch die Patentvergabe der Scouter, die jeder in der Galaxie haben wollte. Ein Riesengeschäft, auch wenn Aurelius nicht an die Waffentechnologie der Tsfurujins herankam.

Zusätzlich hatte er nun das Vertrauen der neuen Söldner gewonnen, die nur zu gerne kampflustig für andere sich in fremde Kriege stürzten.

Die Saiyajins waren zufrieden mit dem Handel und ahnten nicht, wie sie betrogen wurde; wie man etwas von ihrer Beute stahl.

Auch nicht, wie Aurum zweifach von den Saiyajins profitierte: Nun, da es diese Gefahr schaffte, von ihren Planeten zu reisen und andere Rassen zu überfallen, brauchten diese neue Abwehrmechanismen.

Wer war nun der beste Anbieter, wo die Konkurrenz gefallen war?

Aurum!

Aurum bewies, dass sie Händler aus tiefsten Herzen war: es gab keine Feinde, nur Kunden, denen man teurer Ware verkaufen konnte.

Sie waren Händler ohne Moral.

Doch Jahrzehnte waren vergangen und jede neue Generation an Saiyajins wurde gefährlicher und klüger als die vorherige.

König Vegeta III. war ein Taktiker und schwierig zu händeln. Seine Idee, seinen kleinen Sohn auf Reisen zu schicken, ihn dort auszubilden zu lassen und so das Embargo zu umgehen, war nur eine seiner vielen gefährlichen Ideen gewesen.

Irgendwann würde Skattkönig Vegeta auf den Thron sitzen, der noch stärker und klüger als sein Vater war und dann…Aurelius wagte sich nicht vorzustellen, was für ein Monster dann folgen würde. Bislang hatte Vegeta IV. noch keine Kinder gezeugt, aber wer weiß, wie viel Zeit Aurum noch besaß.

Die Saiyajins wurden immer stärker und schwerer zu lenken, durchschauten diplomatische Tricks und Täuschungsmanöver und wurden gierig; verlangten nach modernen Raumschiffen.

Wenn Pret nicht lernte, wie man mit den Saiyajins umging, sah Aurelius schwarz für die Zukunft seines Volkes.
 

Nappa und Radditz bekamen von dem Gemurmel unten nichts mit.

Zwar konnten sie durch das gläserne Dach auf die Gesandten schauen, aber nur als Schemen, weil die Sicht durch den schillernden Schliff des Glases verschwommen war.

Sie waren gelangweilt, während sie die Umgebung im Blick behielten und es juckte ihnen in den Fingern, Chaos anzustellen.

Es war so friedlich hier…wie würden die arglosen Bewohner schreien, wenn man sie nun angriff?

Ihr Gehirn, das auf ständige Kämpfe eingestellt war, verlockte sie mit diesen Bildern, offenbarte die Schwachstellen, die gerade so wehrlos unter ihnen lagen.

Was für eine Versuchung und sie durften nichts tun.

Radditz gähnte und Nappa beschloss, seine Angriffslust auf seinen Kameraden zu konzentrieren und sich so abzulenken.

Er erinnerte sich, wie der Jüngere ihn böse angestarrt hatte, nur weil er gestern mit dessen kleinen Schwester gesprochen hatte. Die Erinnerung an dessen argwöhnische Miene provozierte den Glatzköpfigen, Radditz weiter zu ärgern.

Er streckte sich, kratzte sich und fing dann im beiläufigen Ton an zu sprechen.

„Hat sich die kleine Blaue gut eingelebt?“

Radditz Augen verengten sich argwöhnisch bei dieser Frage. „Ihr Name ist Bulma…bislang läuft alles gut“ beantwortete er die Frage so kurzbündig wie möglich.

„Hm, auch schon Männer-Kontakt gehabt?“ fragte Nappa scheinheilig- unschuldig.

Radditz Misstrauen erwachte nun völlig, ebenso sein Beschützerinstinkt.

„Warum willst du das wissen?“ knurrte er.

„Naja...sie ist niedlich. Zwar seltsam, aber wenn sie lächelt, fällt das nicht auf“ erklärte Nappa, der genüsslich grinste. Er konnte die Nervosität in Radditz Augen erkennen. „Ich denke darüber nach, sie zum Essen einzuladen“ mit diesem beiläufigen Satz setzte er wie gewollt Radditz unter Druck.

Er konnte sehen, wie es in ihm ratterte, wie er seine Fäuste ballte und sich auf die Lippen biss, um den Älteren und Stärken weder anzubrüllen noch zu schlagen.

Radditz schwitzte.

Scheiße, das durfte nicht wahr sein. Eine Situation, vor der ihm Bardock gewarnt hatte, bahnte sich an.

Im Gegensatz zu diesen drei Technik-Fuzzies, konnte Radditz hier wenig mit Gewalt ausrichten. Nappa war stärker.

Meinte der Glatzkopf das Angebot überhaupt ernst oder wollte er ihn nur ärgern?

Dieses hämische Lächeln…Nappa war schwer zu durchschauen.

Aber warum es riskieren?

Er musste den Riesen irgendwie überzeugen, seine Finger von Bulma zu lassen. Das Bulma sich für ihn interessieren würde, daran glaubte Radditz nicht.

Nappa könnte ihr Vater sein.

Vater…Bardock…Radditz bekam eine Idee und fing an zu grinsen.

Bei dessen plötzlich hämischen Lächeln wurde nun Nappa misstrauisch.

Das war nicht die gewünschte Reaktion.

Er hatte gedacht, der Jüngere würde nun anfangen zu betteln oder ihn zum Kampf herausfordern, ein netter Zeitvertreib.

Woran dachte Radditz gerade?

„Du vergisst eine Sache, Nappa“ fing Radditz unheilvoll an.

„Was?“ knurrte Nappa.

Nun war es Radditz, der schadenfroh lächelte.

„Sie ist meine Schwester…und damit Bardocks Tochter“ führte Radditz genüsslich aus. „Was würde mein Vater wohl zu deiner Idee sagen?“

Nappa stutzte, seine Augen wurden groß. Er wurde bleich.

Scheiße, scheiße, scheiße, das hatte er vergessen.

Hinter Bulma stand nicht nur Radditz als Beschützer, sondern noch eine andere bedrohliche Präsenz: mit Bardock war mit so einem Thema nicht zu spaßen.

„Ahh, das war doch nur ein Scherz. Sie ist eh zu schwach und klein für mich. Ich bevorzuge große Frauen mit viel Holz vor der Hütte“ tat er die Sache schnell ab und lachte unbeholfen. „So, ich flieg mal in die Ecke und schau, ob alles ruhig ist.“ Mit den Worten verschwand Nappa eilig von seinem Posten.

Radditz sah ihm schmunzelnd nach.

Er hatte da was von einem Gerücht gehört, noch nicht lange her und diese Reaktion bestätigte ihn, dass die Geschichte wahr war.
 

Anscheinend hatte Nappa vor wenigen Wochen Bardock aufgefordert, sich vor ihm zu verbeugen.

Bardocks trockene Antwort drauf: „Nur weil dir einer abgeht, des Prinzen Füße zu küssen, brauchst du das nicht von mir zu verlangen. Wir haben den gleichen Rang, Idiot.“

Bardock hatte Recht, aber Nappas verletzter Stolz ließ nur eines zu: einen Kampf, um seine Ehre zu retten.

Gleicher Rang oder nicht, die Stärke war entscheidender. Nappa wollte beweisen, dass er diesen Respekt verdiente.

Also flogen beide augenblicklich in eine einsame Ecke weit in die Berge. Niemand durfte ihnen folgen.

Doch man hörte und sah lautes Knallen und Blitze, selbst aus der Entfernung.

Nach ein paar Stunden kam Bardock als Erstes wieder zur Hauptstadt zurück, schwer verletzt, schweigsam, aber mit triumphierendem Lächeln.

Nappa sah man dagegen erst ein paar Tage später.

Sie sprachen nicht darüber, wer gewonnen hatte, aber man zog seine Schlüsse aus diesem Verhalten.
 

Radditz lachte in sich hinein.

Was immer Nappa geplant hatte, ernsthaft oder Spaß, es ging nach hinten los.

Der Punkt ging an ihn.

Als er am Abend aber wieder im Raumschiff war, suchte Radditz seine Schwester auf und bat sie, niemals allein mit Nappa zu sein; nur zur Sicherheit.

Sie war wegen dieser seltsamen Bitte erstaunt, versprach es aber ohne Widerstand.
 

Die nächsten Tage vergingen schnell.

Tagsüber hatten die Techniker ihre Reparaturen und Aufgaben, aber ab Nachmittag durften sie ihre Freizeit genießen.

Bulma verbrachte viel Zeit mit ihren neuen Freunden. Sie wurde von Fennel und Laucha in allen möglichen Geschäften geschleppt, wo sie viel über die dortige Mode lernte.

Wie von Fennel angesprochen, wurde dabei auch nach Unterwäsche gesucht. Bulma hatte nicht gewusst, was Reizwäsche war, aber ihre neuen Freundinnen überzeugten sie, auch etwas zu kaufen.

„Man weiß ja nie“ war Fennels Rat.

Auch mit Radditz ging sie ein paar Abende aus. Dann aßen die Geschwister zusammen und genossen die Ruhe. Er erzählte ihr von seinem Tag und sie von ihrem.

Aber nach einer Woche wurde Bulma mutiger. Sie wollte auch allein losziehen, um Zeit zu haben, Dinge zu betrachten und zu erforschen, die für die anderen aus der Gruppe langweilig waren.

Neugierig durchstöberte sie die fremde Kultur und merkte schnell, welchen Vorteil sie besaß.

War sie mit Radditz oder der Gruppe unterwegs, machten die Passanten ihnen eilig Platz und senkten ängstlich den Blick; erkannten sie doch die gefährlichen Saiyajins in ihren Rüstungen auf Anhieb. Keinesfalls zufällig waren auch immer schwerbewaffnete Wachmänner in ihrer Nähe, die sie misstrauisch beobachteten, bereit jederzeit einzugreifen. Radditz feixte bei ihrem Anblick immer verächtlich, aber Bulma fühlte sich dann nicht sonderlich willkommen.

Aber wenn sie allein unterwegs war, wirkte sie anders: harmloser und weniger auffällig.

Man erwartete keine blauhaarige Saiyajin mit ihrem schwachen Power-Level. Selbst in ihrer Uniform fiel sie kaum auf, ihr blauer Schweif wirkte mehr wie ein plüschiger Gürtel. Sie konnte in die Menge eintauchen, sich untermischen und wurde nicht feindlich angestarrt.

Als sie bei ihrem ersten Alleingang diesen Vorteil bemerkte, kaufte sie sich sofort eine Weste, die sie über ihren Brustpanzer zog: damit war auch das kleine königliche Wappen und die Rüstung verdeckt.

Als anonyme Passantin schlenderte sie durch die Straßen und probierte aus, was interessant aussah.
 

So besuchte sie zum ersten Mal einen Friseur.

Bislang hatte sie sich ihre Haare selbst geschnitten oder ihre Mutter hatte es getan, aber nun würde ein Fremder zum ersten Mal ihre Haare berühren. Geschickt agierte der fremde Meister mit seinen vier Armen, wusch, kürzte, schnibbelte und verpasste ihr gleichzeitig eine Gesichtsmaske und trimmte ihre Augenbrauen. Er schlug ihr ein leichtes Make-up vor. Bulma hatte keine Ahnung, was es war und nickte nur und sofort kam seine Assistentin und pinselte drauf los.

Als sie sich im Spiegel sah, fasste sie sich erstaunt an die samtweiche Wange und ließ die seidigen Strähnen durch ihre Finger fallen. Ihre Haare waren nur etwas kürzer, berührten knapp ihre Schulter, aber sie fühlten sich so leicht an. Ihr Pony fiel ihr nun elegant über ihre Augen, die nun so groß und strahlend wirkten. Ihre Haut sah so perfekt aus, ihre Lippen rosiger.

//Es ist immer noch mein Gesicht, aber ich sehe so hübsch aus. Daran könnte ich mich gewöhnen// kam ihr der Gedanke und mit neuem Selbstbewusstsein verließ sie den Laden.
 

Mit Staunen besuchte sie die vielen Bücher-Läden, wo es so angenehm nach Papier roch. Um ihr Geld zu sparen, schnappte sie sich Bücher und las sie sich im Schnelldurchgang durch, merkte sich den Inhalt durch ihr gutes Gedächtnis.

Nach zwei Tagen bemängelte eine Verkäuferin, dass sie nur las, aber nicht kaufte.

„Wir sind doch keine Bibliothek“ sagte sie schnippisch.

„Was ist eine Bibliothek?“ fraget Bulma neugierig.

Als sie von diesem Ort hörte, wo man umsonst Bücher lesen, sie sogar ausleihen konnte, ließ sie den Laden hinter sich. Diese Bibliothek musste sie finden, es hörte sich verheißungsvoll an und sie wurde nicht enttäuscht.

So viele Bücher, wie sie die in drei Leben nicht lesen könnte, eine unglaubliche Auswahl an Schriften in Sprachen, die sie teilweise nicht kannte. Es waren prächtige, weitläufige Räume, mit Bücherregalen bis zur Decke und Tischen und Sessel, die zum Studieren einluden.

Zwar war es ihr nicht erlaubt, sie auszuleihen, weil sie nicht aus der Hauptstadt stammte, aber sie durfte bis kurz vorm Schließen ihre Zeit hier verbringen.
 

Auch an Fennels Lehre mit dem Handel von Waren dachte sie, außerdem wollte sie ihrer Familie Geschenke mitbringen so wie es ihr Vater immer tat.

Neben den Geschäften gab es an manchen Plätzen auch Märkte wie in Sadala, wo kleinere, mobilere Händler ihre selbstgemachten, billigere Waren verkauften.

Bulma suchte nach lange haltbaren Köstlichkeiten für Kakarott und Bardock und kaufte Garn und Stoffe für ihre Mutter sowie Küchenwerkzeuge wie neue Messer und Pfannen.

Dank ihrer Kapseln konnte sie großzügig sein, schließlich konnte sie damit alles verkleinern und große Mengen mitnehmen.

Sie hatte keine Ahnung, wie sie was in Sadala verkaufen sollte, da fehlten ihr die Kontakte, aber vorranging wollte sie für sich und ihre Familie was besorgen. Vor allem für die eigene Rückreise brauchte sie Proviant, denn noch mal drei Tage Rückreise mit Brei…nein danke.

In vielen Läden könnte man technischen Schnickschnack kaufen, auch Ersatzteile. Keines davon war für Waffen oder Raumfahrt geeignet, sondern für den technischen Bedarf der Zivilisten.

Doch für Bulma war es auch attraktiv.

Kleine handliche Computer, Lautsprecherboxen, Speichermedien, Platinen…da sie nicht als Saiyajin sichtbar war, wurde sie nicht schräg angesehen, das Embargo war kein Thema: man verkaufte ihr alles bereitwillig.

Sie war die einzige Saiyajin, die sich anonym in der Hauptstadt aufhalten konnte.
 

Drei Wochen waren seit der Ankunft auf Altharwa mittlerweile vergangen.

Bulma verließ die Bibliothek. Ihre neuen Freunde verstanden nicht, wie sie ihre freie Zeit hier verbringen konnte, aber sie hatte im Gegensatz kein Interesse an ihrem Training teilzunehmen.

Was machte es schon, wenn sie die schwächste Saiyajin auf dem Schiff war. Ihre Schrumpf- Kapseln waren dafür randvoll mit tollen Dingen, die sie ohne Probleme kaufen konnte.

Ihr fielen die bewundernden Blicke einiger Männer nicht auf, als sie sich elegant durch die Menge bewegte auf der Suche nach dem richtigen Abendessen.

Die junge Frau mit der tollen Figur, dem hübschen Gesicht und dem schönen Haar entsprach dem hiesigen Schönheitsideal, auch wenn sie nur zwei Arme besaß. Doch Bulma hatte dafür keine Augen, war in Gedanken versunken und dachte über das letzte Buch nach, was wirklich gut geschrieben war. Vielleicht sollte sie sich ein Exemplar doch kaufen?

Es fing bereits an zu dämmern und sie kam an einen Platz vorbei, wo man frisches Obst und Gemüse, aber auch frisch zubereitetes Fastfood kaufen konnte. Sie hielt dort an, holte sich von einem Stand etwas zu essen und aß es auf einer Bank mit Blick auf einen Springbrunnen.

Sie hatte noch etwas Zeit, bevor sie wieder ins Raumschiff musste, weil die Sperrzeit begann. Diese wollte sie hier genießen und so beobachtete sie die Passanten, während sie heiße Teigballen mit verschiedener Füllung und köstlicher Soße verspeiste.

Ihr fiel ein Kind auf, das immer wieder seine Runde über den Markt machte und sich besorgt umsah.

Es war weniger sein ängstliches Gesicht als vielmehr seine Gestalt, was ihre Aufmerksamkeit erregte: das Kind hatte dunkelgrüne Haut, spitze Ohren, zwei Fühler auf den Kopf, Glatze und trug nicht die landestypische Kleidung.

Es war eindeutig nicht von hier. Bulma konnte nicht mal sagen, ob es Junge oder Mädchen war.

Als es zum wiederholten Male seine Runde machte, beschloss Bulma sich einzumischen.

Anscheinend hatte das Kind sich verlaufen oder suchte jemand.

Sie schmiss den Müll in eine Tonne und ging vorsichtig auf es zu.

Sie kam halt nicht aus ihrer Haut. Wenn sie ein ängstliches Kind sah, musste sie helfen.

Es würde ja schon nicht Schlimmes geschehen.

„Hey“ sagte sie freundlich und winkte.

Es zuckte zusammen, mit großen Augen starrte es sie an.

Sie bückte sich, damit sie nicht von oben sprach und fragte vorsichtig „Suchst du jemanden? Brauchst du Hilfe?“

Hastig wurde der grüne Kopf geschüttelt.

Bulma seufzte, zuckte dann aber mit den Schultern.

Wenn das Kind keine Hilfe wollte, konnte sie nichts tun.

Sie drehte sich um, kam aber nicht weit. Etwas hielt sie fest. Als sie erstaunt den Kopf drehte, sah sie, wie das Kind nach ihrer Weste gegriffen hatte, sie aufhielt und hilfesuchend ansah.

Sie hob erstaunt eine Augenbraue.

Also doch Hilfe? Oder hatte er sie missverstanden?

Je mehr sie in sein Gesicht und die ängstlichen Augen starrte, desto mehr glaubte sie daran, dass es ein Junge war…vielleicht lag es auch an der Glatze.

Er trug keinen Scouter, also verstand er sie vielleicht nicht.

Sie deutete auf ihren eigenen Scouter. „ Kannst du meine Sprache sprechen? Wenn nicht, kein Problem, das hier übersetzt für mich.“

Er schien sie nicht zu verstehen, zerrte wieder an ihrer Weste, murrte flehend, blieb aber schweigsam.

Bulma deutete auf den Springbrunnen. „Ich tue dir nichts. Komm, setzten wir uns dort hin.“

Der Springbrunnen war von weitem sichtbar. Wenn seine Eltern ihn suchten, würden sie ihn dort besser sehen. Außerdem wollte sie dem Kleinen zeigen, dass sie ihn nicht entführen wollte und hielt ein Platz mitten unter den Passanten für besser geeignet.

Sie ging vor und er folgte ihr, wobei er seine Hand aber nicht von ihrer Weste nahm, den Saum fest umklammerte.

Erst als sie sich auf die Parkbank setzte, entspannte er sich etwas, ließ los und setzte sich neben sie.

Schweigend sahen sie auf den sich leerenden Markt. Allmählich packten die Händler ihre Waren ein, die Passanten wurden weniger.

Besorgt sah Bulma in den sich langsam verdunkelten Himmel. Sie musste bald am Raumschiff sein.

Selbst wenn sie mit aller Kraft flog, würde es wegen der abgeschiedenen Ecke, wo es parkte, dauern anzukommen. So schnell war sie nicht.

Sie fürchtete den Tadel von Yacon: er hatte gesagt wie wichtig es war, immer rechtzeitig zurück zu sein. Das gehörte zu den Bedingungen, um hier Gast zu sein.

„Hör mal, Kleiner, wen suchst du denn? Deine Mutter, dein Vater? Sieht er so aus wie du? Bestimmt, also muss ich nach grüner Haut suchen und spitzen Ohren, nicht wahr“ versuchte sie ihn zum Sprechen zu bringen.

Wenn er wenigstens etwas sagen würde, dann könnte ihr Scouter übersetzen. Er verstand sie zwar nicht, aber sie dann ihn.

Aber er war zu schüchtern, sah sie nur arglos an und verstand kein Wort.

Sie stand auf, wollte etwas schweben, um eine bessere Aussicht zu haben, aber sofort stand er auch kreischend auf und hielt sie wieder fest, hatte sichtbar Angst, allein gelassen zu werden.

Bulma seufzte auf.

Verdammt, was hatte sie sich da aufgehalst, nur weil sie Mitleid hatte.

Sie hatte keine andere Wahl, sie musste sich beeilen.

Sie bückte sich und nahm ihn auf den Arm. Er war leicht, kein Problem ihn zu tragen, aber er sah sie blinzend fragend an.

„So, wir beide schweben jetzt etwas höher und dann suchst du mit mir deine Eltern“ erklärte sie in freundlichen Ton und mit aufmunterndem Lächeln, während sie ein paar Schritte mit ihm zur Mitte des Platzes ging. Wenn sie von dort hoch schwebte, würden sie auch von weitem sichtbar sein, vielleicht sah es dann sein Elternteil.

Wirklich, wie verantwortungslos musste man sein, wenn man sein Kind verlor und nicht nach ihm suchte?!

Vorsichtig fing sie an hoch zu schweben, der Junge klammerte sich ängstlich an ihren Kragen. Sie flog nur einige Meter hoch, so dass sie eine gute Aussicht auf den Platz hatten.

Staunend sah der Junge auf das abendliche Geschehen, konnte nun alles aus einem neuen Blickwinkel sehen.

Bulma drehte sich einmal langsam um ihre Achse. Sie entdeckte nichts und der Junge anscheinend auch nicht, also setzte sie wieder zur Landung an. Kaum hatten ihre Füße den Boden berührt, ließ sie ihn vorsichtig zu Boden ab.

Langsam wusste sie nicht weiter.

Sie musste zum Raumschiff, die Saiyajins mussten vollzählig sein, aber wer sonst würde sich um ihn kümmern.

„Ohh, wo sind diese Wachen, wenn man sie mal braucht? Wenn es hier wenigstens einen gäbe, der seine Sprache spricht“ stöhnte sie, aber bislang war ihr niemand mit seinem Aussehen jemals begegnet.

Aber auf Altharwa liefen auch so unterschiedliche Wesen herum, dass sie sich unmöglich alle merken konnte.

„Hör mal, Kleiner…“ sie bückte sich zu ihm herunter „ willst du nicht mit mir kommen? Du bist so klein, du kannst bei mir schlafen und morgen ist ein neuer Tag. Vielleicht…“

„WAS MACHST DU DA?“ rief eine verärgerte männliche Stimme.

Überrascht richtete sie sich auf und drehte sich um, wo sie eine hochgewachsene Gestalt sah.

Sie bemerkte dieselbe grüne Haut und spitze Ohren, jedoch konnte sie die Antennen nicht sehen, weil er einen weißen Turban trug. Aber er schien zur selben Rasse zu gehören.

„GEH WEG VON IHM!“ befahl er ihr wütend und marschierte auf sie zu.

Bulma wusste nicht, wieso er sich so benahm, aber plötzlich packte er sie am Handgelenk und schleuderte sie fort. Überrascht landetet sie zu Boden und stöhnte schmerzvoll auf.

„Ich lasse nicht zu, dass du ihn antatscht“ knurrte der Fremde. Der Junge fing an, an seinen weißen Umhang zu zerren und redete in fremder, unverständlicher Sprache auf ihn ein, aber der Mann konzentrierte sich zu sehr auf Bulma und hörte ihn nicht.

Diese Frau war nicht so harmlos, wie sie aussah. Er spürte eine starke Kraft von ihr.

Bulma richtete sich auf, klopfte sich dem Dreck von der Kleidung.

Was fiel diesem Idioten ein? Verlor sein Kind und griff sie an?!

Ihre Weste öffnete sich dabei, entblößte nun ihren weißen Brustpanzer mit dem saiyanischen Wappen und ihren Schweif.

Der Fremde machte große Augen bei diesem Anblick und zog seine Schlüsse.

Also deswegen war sie so stark.

Sie war eine Saiyajin.

Er ballte die Fäuste und stellte sich kampfbereit auf.

Vermutlich wollte sie das Kind entführen und teuer verkaufen.

„Sag mal, hast du sie noch alle“ keifte sie ihn an. „Erst sein Kind verlieren und dann rumtönen. Welcher Trottel verliert seinen Sohn und macht seinen Retter verantwortlich?“

„Das ist nicht mein Sohn“ knurrte der Fremde an. „Und du kannst mich nicht täuschen, Saiyajin. Du wirst ihn nicht stehlen.“

„Was?“ Bulma sah ihn irritiert an. Wer stahl denn Kinder?

„Tu ihr nicht weh, Piccolo. Sie hat mir nichts getan“ hörte sie den Jungen nun in der fremden Sprache sprechen, die von ihrem Scouter übersetzt wurde. Er zerrte am Mantel des Großen und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erlangen.

„Versteck dich, Dende. Sie ist eine Saiyajin. Die sind gefährlich“ knurrte der Mann namens Piccolo ihn in derselben Sprache an und riss beiläufig seinen Umhang aus den kleinen Händen, während er seinen Blick nicht von Bulma nahm.

„Aber sie nicht! Ihr Blick ist rein. Ich wusste, sie wollte mir nur helfen“ kreischte Dende laut.

„Hör auf deinen kleinen Freund“ unterbrach Bulma ihr Gespräch. „Er ist schlauer als du.“

„Tse“ Piccolo lächelte sie sardonisch an. „Du magst ein Kind täuschen, aber mich nicht. Mach dich bereit zu sterben.“ Er würde sie nicht unterschätzen. Je schneller er sie erledigte, desto besser.

„Häh!?“ Bulma blinzelte ihn fassungslos an. Der Kerl war tatsächlich ein Trottel.

Dummerweise ein starker Trottel, das sagte nicht nur ihr Scouter, sondern auch ihr Gefühl. Er hatte auf jeden Fall ein höheres Power-Level als sie und war ein Kämpfer.

Sie hob abwehrbereit ihre Arme. Es war lange her, dass sie trainiert hatte. Außer den Basics hatte sie keine Kampf-Erfahrung, musste noch nie ernsthaft um ihr Leben kämpfen.

Das war anscheinend auch zu sehen, denn Piccolo sah siegessicher aus.

Er puschte Dende weg, der versucht hatte, sich ihm entgegen zu stellen und stürmte auf Bulma zu.

Sie kreischte entsetzt auf.

Doch bevor die grüne Faust sie treffen konnte, erschien mit rasender Geschwindigkeit ein starkes Power-Level.

Piccolo hielt entsetzt inne und sah nach oben.

Was für eine gewaltige Kraft!

Was war das?

Auch Bulma sah nach oben, aber sie verspürte Erleichterung.

Sie kannte den Besitzer dieser Kraft.

Es war Radditz.
 

Besorgt, weil seine Schwester immer noch nicht zurückgekommen war, hatte sich Radditz auf die Suche gemacht.

Sein Scouter kannte ihre Energie-Signatur; sie aufzuspüren war da leicht.

Doch als er auf den Platz landete, runzelte er die Stirn, während er schnell die Situation erfasste.

Der angriffsbereite Mann, Bulma mit Schrammen im Gesicht…Radditz knurrte, seine Augen verengten sich und er baute sich drohend vor Piccolo auf.

Die beiden gleichgroßen Männer starrten sich böse an.

„Was willst du von ihr, du hässlicher Grünling?“ fragte Radditz.

„Von ihr will ich nichts“ zischte Piccolo, der sich immer noch im Recht sah, aber nun doch besorgt wegen seinen neuen Gegner war.

„Gut, du bekämst auch nur den Tod“ lachte Radditz gehässig. Sein Scouter übermittelte ihm gerade die Kampfkraft seines Gegners und die lag weit unter ihm.

Diese grüne Haut…der Kerl musste ein Namekianer sein. Vermutlich gehörte er zu ihrer Abordnung, denn normalerweise waren die Namekianer eine neutrale Rasse und blieben isoliert auf ihrem Planeten.

„Das ich nicht lache“ Piccolo tat sein Bestes, seine Furcht zu verstecken; wollte sie nicht vor diesem Affen zeigen. Er musste schmerzhaft zugeben, dass er die Saiyajins unterschätzt hatte.

Er hatte geglaubt, diese Frau wäre der Standard, aber stattdessen…sein Blick glitt kalkulierend über den Krieger mit den langen Haaren, versuchte seine Chancen gegen ihn zu berechnen.

Selbstbewusst stand jener ihm gegenüber, ein schmales, dünnes Lächeln auf den Lippen, die Fäuste geballt. Er wusste genau, dass er die Situation kontrollierte, noch bevor ein Kampf überhaupt begonnen hatte.

Piccolo schluckte nervös.

Das war ein Kämpfer mit Erfahrung.
 

Es war das erste Mal, dass Bulma ihren älteren Bruder in Kampfbereitschaft gegen ein fremdes Wesen sah.

Er wirkte anders, seine Ausstrahlung war beeindruckend und das schien sein Gegner auch zu merken.

Radditz war bereit zu töten.

Sein Gegner Piccolo schien das spüren, genau wie der Kraft-Unterschied.

Er knurrte, sein Kiefer war verspannt, so fest bissen die Zähne aufeinander.

Ohne Vorwarnung schoss er einen Ki-Strahl auf Radditz ab.

Staub wirbelte auf, Bulma schrie erschrocken auf.

Doch sie musste sich nicht sorgen, hörte sie doch sofort Radditz finsteres Lachen.

„Staub aufwirbeln kannst du, beeindruckt mich aber nur mäßig“ mit diesen Worten meldete sich Radditz aus der Staubwolke. Er hatte den Angriff einfach abgeblockt. Keine einzige Wunde hatte er von so einem einfachen Angriff davon getragen, er musste nicht mal ernsthaft abwehren.

Er wischte sich etwas Stab von seiner Rüstung und trat einen Schritt auf den Namekianer zu.

„Aber ich wirbel lieber dich auf. Jetzt bin ich an der Reihe“ verkündete er.

Er lachte leise und genoss den erschrockenen Ausdruck auf dem Gesicht seines Gegners. Der schien zu begreifen, wie stark Saiyajins wirklich waren, was ein saiyajnischer Krieger war.

Die Schweißtropfen auf seiner Stirn und der nervöse Ausdruck nahmen zu.

„Sehe ich da etwas Angstschweiß auf deiner Stirn? Gut, denn wenn ich mir dir fertig bin, wirst du nie wieder schwitzen“ höhnte Radditz. Der Grünling hatte es gewagt, seine Schwester anzugreifen und dafür würde er mit einem langsamen Tod bezahlen.

Radditz war so wütend, dass es jeglichen rationalen Gedanken verdrängte.

Er hob seine rechte Hand, ließ sein Ki fließen und sammelte es sichtbar, um den Grünling zu zeigen, wie ein richtiger Energie-Angriff aussah. Er ließ sich Zeit dabei, spielte mit der Furcht seines Gegners.

Bulma gefiel Radditz Ausdruck nicht, dieses fiesen Lächeln. Das hatte ihr auch schon damals bei seinem Kampf gegen Kakarott missfallen. Vermutlich behandelte er jeden seiner Gegner so herablassend.

Aber der wichtigste Grund für ihr Missfallen war ihre Umgebung. Radditz vergaß, wo sich befanden: sie waren nicht auf Vegeta-Sei.

Wie lange würde es dauern, bis die ersten Wachmänner kamen, angelockt von den Kampfgeräuschen? Einige Passanten blieben bereits stehen, sahen zu ihnen herüber.

Sie dachte an Yacons Warnung, keinen Streit anzufangen

Das war so eine Situation: jeder würde denken, Radditz hätte angefangen.

Man würde ihn dafür bestrafen, weil er versucht hatte, sie zu beschützen.

Das konnte sie nicht zulassen.

Sie rannte auf ihn zu, schmiss sich an seinen freien Arm und drückte ihn fest, bohrte ihre Fingernägel in seine Haut.

„Radditz, hör auf damit. Das darfst du nicht“ unterbrach sie kreischend den Kampf.

Radditz und Piccolo stutzten wegen dieser Unterbrechung, aber bevor Piccolo die Ablenkung für sich nutzen könnte, stürmte Dende, Bulmas Beispiel folgend, auf ihn zu und schmiss sich an seiner Brust. Widerspenstig hielt er sich an dessen Kleidung fest und kreischte ihn laut an.

„Hör auf meine Retterin anzugreifen. Sie hat ein reines Herz. Wenn du nicht aufhörst, sag ich es Papa. Dann darfst du nie wieder Namek verlassen.“

Piccolo knurrte gereizt „Du kleine Nervensäge“ und versuchte, ihn abzuschütteln. Besorgt sah er schnell zu seinem Gegner, aber der hatte dasselbe Problem. Solange die Frau an ihn hing, konnte er auch nicht angreifen. Er stoppte sogar seinen Ki-Angriff.

Dendes Worte drangen nun endlich zu Piccolo durch, vor allem aber auch seine Drohung.

Auch Bulma versuchte, an Radditz Gehirn zu appellieren.

„Wir dürfen hier keinen Streit anfangen. Wenn die Wachen kommen…Radditz, wir müssen weg von hier“ zischte sie besorgt. „Vegeta wird sonst wütend sein.“

Radditz wollte zornig etwas darauf erwidern, als sein Scouter sich warnend meldete: nur noch wenige Minuten bis zur Sperrzeit. Alle Saiyajins mussten dann im Raumschiff sein.

Außerdem reichte die Drohung durch Vegeta aus, um ihn wieder auf seine Lage aufmerksam zu machen.

„Verdammt, da hast du aber Glück gehabt, Grünling“ rief er dem Namekianer zu und schnappte sich Bulma, die er sich unter dem Arm klemmte.

Mit einem Satz sprang er in die Luft, rechtzeitig, denn die ersten bewaffneten Fahrzeuge der Wachmannschaft näherten sich dem gemeldeten Tumult.

Radditz beeilte sich und flog rasant los.

Wenn er sich beeilte, schafften sie es noch rechtzeitig.

Bulma kreischte entsetzt auf, hob ihre Arme schützend vors Gesicht und schloss die Augen, als der kalte, starke Wind auf sie eindrückte.

Sie war froh, dass sie diesem Ärger entkamen, aber würden sie es noch rechtzeitig schaffen?

Sonst kam der nächste Ärger.

//Oohh und das alles nur, weil ich mal wieder einem weinenden Kind helfen wollte. Lerne ich es denn nie// machte sie sich Vorwürfe.

Piccolo sah stirnrunzelnd dem davon fliegenden Paar nach.

Der Kerl war schnell. Sollten sie sich noch mal sehen, würde er dem nicht entkommen,.

Piccolo begriff, dass er nur knapp mit dem Leben davon gekommen war. Als er die Wachmänner sah, die auf ihn zueilten, schnappte er sich Dende und hob ihn auf den Arm.

Auf den bürokratischen Unsinn hatte er keine Lust und außerdem…nur mit Widerwillen konnte er zugeben, dass er überreagiert und sich geirrt hatte.

Die Situation war aber aus missverständlich gewesen.

„Los, lass uns schnell zu den anderen fliegen. Die Sache behalten wir für uns. Und beim nächsten Mal bleibst du bei den Ältesten. Ich nehme dich nie wieder mit“ teilte er seinen Entschluss mit.

„Tut mir leid“ sagte Dende kleinlaut und sah mit schlechten Gewissen den hellen Leuchtfunken im Himmel nach.
 

In letzter Minute schafften es Radditz und Bulma die Rampe hinauf. Kaum hatten sie den Boden berührt, als sich die Luke schon hinter ihnen schloss und erst am nächsten Morgen sich öffnen würde.

„Das war verdammt knapp gewesen“ begrüßte Yacon sie verärgert. „So etwas sollte nie wieder geschehen.“

„Tut mir leid“ flüstere Bulma.

„Es ist meine Schuld. Sie wird nie wieder so spät kommen“ nahm Radditz sie in Schutz.

Yacon ging mit mürrischem Gesicht von dannen und Radditz versuchte sein klopfendes Herz zu beruhigen.

Hätte Bulma ihn nicht aufgehalten, hätte er einen großen Fehler gemacht, darum nahm er sie aus Dankbarkeit in Schutz.

Trotzdem…

„Halte dich von Namekianer fern“ knurrte er sie an, immer noch erzürnt über die Situation und marschierte voran.

Doch Bulma wollte sich nicht von ihm zurecht weisen lassen; sah sich nicht als Schuldige in diesem Missverständnis

„Dann fang du nicht mit jedem Streit an“ rief sie ihm schnippisch hinterher. „Männer“ schnaubte sie verächtlich. „Schlagen sich erst und stellen dann die Fragen.“
 

Radditz hoffte, die Sache wäre damit abgeschlossen, doch am nächsten Abend wurde er zu Vegeta befohlen. Mit schlechtem Gefühl trat er vor ihm, beide waren allein in seiner Kabine.

Vegeta brauchte nur ein Wort zu sagen und Radditz sah schuldbewusst zu Boden.

„Namekianer!“ Vegeta sah ihn verärgert an.

„Haben sie eine Beschwerde gegen uns vorgebracht?“ versuchte Radditz den Dummen zu spielen.

„Nein, aber man hat einen Namekianer und einen langhaarigen Saiyajin gestern Abend in einen Disput beobachtet. Zu ihrem Glück waren sie aber fort, bevor die Wachen ihre Personalien erfassen konnten, sonst wären sie wegen Sachbeschädigung und Ruhestörung dran. Den Wachen ist aber klar, dass sie Mitglieder dieser Delegation sein müssen, schließlich sind keine Einzelpersonen unserer Rassen hier. Man hat eine formelle Beschwerde eingelegt“ erklärte Vegeta und schlug auf den Wisch auf seinem Schreibtisch. „Jetzt verlange ich eine Erklärung, wieso meine linke Hand sich ausgerechnet bei so einer wichtigen Mission so hat gehen lassen.“

Radditz fasste zusammen, was er erlebt hatte.

Bei der Erwähnung, in welcher Gefahr Bulma geschwebt hatte, zogen sich Vegetas Augenbrauen düster zusammen.

„Also hängt deine Schwester auch mit drin?“ hakte er nach.

„Es ist meine Schuld“ versuchte Radditz die Verantwortung zu übernehmen.

„Oh, da sind wir beide der gleichen Meinung“ lachte Vegeta trocken auf. „Der einzige Grund, warum du deine Position trotz Unterklasse-Stellung hast, war dein Grips und deine Selbstbeherrschung. Aber ausgerechnet du sorgst fast dafür, dass unsere Geschäfte abgebrochen werden. Wenn du dich zu sehr von deiner Familie ablenken lässt, muss ich mein Team ändern.“

„Was?! Aber Bulma hat nichts Falsches getan. Sie wurde attackiert“ rief Radditz empört aus.

„Ich rede ja auch nicht davon, SIE aus meinem Team zu entfernen“ drohte Vegeta und sah ihn scharf an.

Radditz schluckte und beschloss, nur noch zu schweigen und jede Strafe anzunehmen, damit er seine Position nicht verlor.

Ihm wurde klar, welche Ausmaße sein Kampf bewirkt hätte: Untersuchung der Wachen, Verbannen der Saiyajins von Altharwa, keine Geschäfte mehr dadurch mit anderen Rassen…es hätte Kreise gezogen, durch die alle Saiyajins hätte leiden müssen. Gut, dass Bulma ihn aufgehalten hatte.

„Zu unserem Glück können die Altharwaner nichts beweisen. Es gibt keine Bilder, nur Zeugenaussagen, dazu die späte Uhrzeit. Ich werde behaupten, dass sie sich irren, schließlich waren wir alle zur Sperrzeit im Raumschiff. Die Namekianer halten sich wohl auch zurück, wollen nicht ihre Neutralität verlieren. Ich werde aber deine Schwester wegen dem Geschehen auch befragen. Ich will ihre Version hören“ sprach Vegeta weiter.

All dieser Trubel hatte auch sein Gutes: er hatte jetzt eine Ausrede, Bulma zu sich zu bestellen.

Wie gedacht, sah Radditz empört auf, fand dieses Vorhaben nicht gut.

Doch ein scharfer Blick von Vegeta verstummte sofort jeden Einwand.

„Wenn sie deine Geschichte bestätigt, hast du nichts zu befürchten. Aber sie wird es mir ohne deine Anwesenheit berichten. Vergiss nicht, hier ist sie nicht deine Schwester, sondern deine Kameradin. Fang an, sie auch so zu behandeln“ riet er dem Langhaarigen und entließ ihn mit einer Fingerbewegung.

Radditz atmete besorgt aus, verkniff sich aber jedes Wort.

Bislang kam er glimpflich davon. Vegeta wollte nur mit Bulma sprechen, die natürlich die Wahrheit sagen würde, aber von einer Strafe hatte Vegeta nicht gesprochen.

Er hütete sich, seinen Anführer weiter zu verärgern und hoffte darauf, dass sich Bulma ihm gegenüber benahm.
 

Als Bulmas Scouter sich meldete, lag sie lesend in ihrer Koje.

Sie hatte bereits geduscht und sich eine dünne Leggings und ein kurzärmliges, dünnes Kleid aus Gemütlichkeit angezogen.

Mit hochgezogener Augenbraue las die die Mitteilung: Vegeta wollte sie sehen?!

Es konnte nur mit dem Geschehen von gestern zusammenhängen. Hätte er mit ihr sprechen wollen, hätte er schon früher nach ihr verlangt.

Bulma runzelte unwillig die Stirn.

Sie stand auf und marschierte, ohne ihre Kleidung zu wechseln, raus.

Befehl war Befehl; aber für ihn würde sie jetzt keinen Aufwand betreiben.

Sollte er wegen ihren Aufzug meckern, würde sie sagen, dass sie es so eilig hatten, seinem Aufruf nachzukommen.

Sie würde sich ihm widersetzen, so gut es ging.

Der fast erloschene Funke an Wut glomm wieder auf.
 

Als sie in seine Kabine eintrat, verstand Bulma, warum ein großer Kerl wie Radditz so eine kleine Kajüte hatte. Jeglicher Extra-Platz ging drauf, damit der Prinz eine weiträumige Kabine hatte. Hier war genug Platz für wenigstens fünf Saiyajins.

Man sah auch nichts vom Alter des Raumschiffes; alles war in tadellosen Zustand.

Ein großes Panoramafenster, ein Tisch, schalenförmige Sessel und eine große Koje an der Wand, deren Trennwand aber gerade hochgezogen war. Vermutlich war sein Badezimmer auch viel größer.

Bulma sah sich einmal um und konzentrierte sich dann wieder auf den Tisch, wo Vegeta dahinter saß, die Hände grüblerisch verkreuzt. Sein Blick war auf sie konzentriert.

Sie marschierte auf ihn zu und salutierte.

„Ihr wolltet mich sprechen, Skattkönig Vegeta?“ fragte sie in süßlichen Tonfall, der im Gegensatz zu ihren wütend blitzenden Augen stand.

Er schnalzte missbilligend mit der Zunge, lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Er hatte geahnt, dass der erste Kontakt mit ihr nicht leicht werden würde. Er musste seine ersten Worte mit Bedacht wählen.

Störrisch funkelten sie sich an.

Bulma kam es wie eine Ewigkeit vor, Vegeta wieder so von nahem zu sehen. Unwillkürlich blieb ihr Blick an seiner Gestalt hängen.

Seine Version von bequemer Kleidung sah so aus, dass er keinen Umhang mehr trug, aber wie gedacht hatte er immer noch seine typische Uniform an, allerdings die Version mit den breiten Schulterpolster.

Froh über ihre kleine Revolte mit ihrer lässigen Kleidung, lächelte sie ihn zynisch an.

„Ich sehe, dass du es anscheinend immer noch nicht begreifst, welchen Gefallen ich dir getan habe“ fing Vegeta an zu sprechen und kritisierte damit wortlos ihre Intelligenz.

„Oh, ich verstehe es durchaus“ antwortete sie mit falschem Lächeln. „Aber es gibt eine Sache, die ich nicht verstehe…Hätte es deinen Plan geändert, wenn du mir VORHER erklärst hättest, wer du wirklich bist?“

Sie wäre wenigstens vorbereitet gewesen, dass hinter Veg der Skattkönig Vegeta gestanden hätte und was sein Plan mit ihr wäre. Er hätte sie in sein Geheimnis einweisen können, auf dass sie gemeinsam die Saiyajins getäuscht hätten.

„Die Möglichkeit hätte es gegeben“ stimmte er ihr langsam zu „aber es gab ein Problem. Du hast kein Pokergesicht. Deine Gefühle sind in deinem Gesicht sichtbar wie bei einem offenen Buch. Wie hättest du gerade deine Familie täuschen können, dass du mich nicht kennst?“ stellte er die Gegenfrage.

Gut gekontert.

Bulma war verletzt, weil er ihr so wenig zutraute, schließlich hatte sie ein paar Geheimnisse, die sie seit Jahren von ihren Eltern verbarg. Sie konnte ein Geheimnis verbergen, aber lügen, wenn sie direkt gefragt wurde? Bardock und Gine hätten tatsächlich was merken können.

Sie verschränkte eingeschnappt ihre Arme vor der Brust, zog einen Schmollmund, während sie hektisch nach weiteren Beschwerden suchte.

„Was willst du von mir? Dass ich auf die Knie sinke und mich bedanke? Schön, ich bin dir tatsächlich dankbar. Als ich hörte, was der Skattkönig Vegeta mit mir vorhatte, war ich beeindruckt und angetan. Ich hatte mir in diesem Moment vorgenommen, ihm treu zu dienen. Aber dich dann zu sehen…dein Blick war so kalt…“ hauchte sie bitter, als sie sich daran erinnerte.

„Ich musste es tun. Es sollte so aussehen, als wäre es unser erster Kontakt. Ich würde eine fremde Technikerin nicht anders ansehen“ erklärte er ruhig.

„Das weiß ich jetzt auch“ entfuhr es ihr schnippisch. Sie war nicht dumm. Sie ließ sich nicht so von ihren Gefühlen leiten, wie es ihr jeder vorwarf.

Aber er sollte wissen, wie sich gefühlt hatte und wenigstens sich etwas schuldig fühlen.

Vegeta atmete tief durch. Seine Finger trommelten auf der Tischplatte.

Beide sahen sich im Recht, aber wenigstens hatte Bulma zugegeben, dass sie seine Gründe verstand, ihm dankbar war und sogar seinen Befehlen gehrochen wollte.

Damit hatte sie aber ihre Beziehung nun als rein beruflich definiert.

Er war ihr Vorgesetzter, mehr nicht. Aber genau das ging gegen seinen Wunsch.

Er wollte sie nicht als seine Untergebene, er wollte mehr.

Die Beziehung, in der sie früher gestanden hatte, wollte er nicht verlieren. Das war einer der Gründe gewesen, warum er nicht früher reagiert hatte, um Bulma zu sich zu holen.

Es klang gierig, alles haben zu wollen, aber so war er nun mal.

„So, wie du klingst…du willst also, dass wir die Vergangenheit vergessen und uns nur noch auf die Arbeit konzentrieren?“ fragte er misstrauisch.

„Ist es nicht das, was du willst?“ fragte sie bitter.

„Nein, will ich nicht“ mit einem Knallen landete seine Handfläche auf den Tisch, der fast brach. Wütend starrte er die junge Frau an, die erschrocken zusammenzuckte bei dem plötzlichen lauten Geräusch.

„Denkst du, das war alles eine Lüge?“ fuhr er fort, während er sich erhob und sie über den Tisch zornig anfunkelte. „Es gibt eine Seite von mir, die du nicht kanntest, aber das soll nicht heißen, dass ich dir etwas vorgespielt habe. Das war immer ich, keine Fantasiegestalt“ verkündete er laut.

Bulma rieb sich unsicher über ihre Arme, kaute auf ihre Unterlippe.

„Aber ich bin nur…und du bist der zukünftige Herrscher…“ stammelte sie.

„Sicher, in der Öffentlichkeit ist unsere Beziehung klar definiert. Aber das muss nicht ewig so sein. Du hast bereits die Hälfte der Mannschaft mit deinen Fertigkeiten überzeugt. Irgendwann bist du ein vollwertiges Mitglied des Stammes, aber vor allem gehörst du zu meinem Team. Du wirst immer an meiner Seite sein. Und wenn wir im Privaten sind, wie jetzt, dann ändert sich nichts. Ich werde dich nicht bestrafen, nur weil du plötzlich Widerworte gibst oder zickig bist“ erklärte er.

Sie blinzelte erstaunt, ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen.

„Das heißt, wenn ich dich „Vollidiot“ nenne oder mit einem Schraubenschlüssel bewerfe, lande ich nicht plötzlich im Gefängnis?“ fragte sie zur Sicherheit nach und langsam fing sie an zu lächeln.

„Tse, du würdet mich eh nicht treffen“ entgegnete er.

Das war Antwort genug.

Ein riesiger Stein fiel von Bulmas Herzen. Ihre Erleichterung sah man ihrem Gesicht an und das beruhigte auch Vegeta.

Sie hatte tatsächlich befürchtet, sie würde ihren Freund verlieren, als wäre es der Preis für ihre Freiheit.

Vegeta nur noch sehen, aber nicht mehr mit ihm sprechen, es sei denn, er richtete das Wort an sie… ihn vielleicht sogar mit anderen Frauen sprechen zu sehen…nicht, dass es bislang vorgekommen war, aber die Möglichkeit gab es.

Bulma war ängstlich und eifersüchtig bei diesem Gedanken gewesen.

Aber wenn sie unter sich waren, wo sie niemand sah und hörte, konnten beide sie selbst sein, kein Verstellen…dann war ihre geheime Beziehung gerettet. Vegeta zeigte ihr mit seinem Worten sogar, wie wichtig diese ihm war und wie wütend es ihn machte, weil sie an ihn gezweifelt hatte.

„Ich bin froh, dass du mir es sagst“ gab sie ehrlich zu. „Also…Gibt es noch etwas, worüber wir sprechen sollen. Ich denke, es ging um diesen Namekianer….“

„Ja, ich wollte deine Version auch hören, jedenfalls habe ich das Radditz so gesagt, damit ich dich zu mir rufen kann. Es ist eigentlich nicht so wichtig, aber…“ er deutete auf den freien Stuhl vor sich.

Wenn es einen Grund gab, sie länger bei sich zu behalten, dann würde er ihn auch nutzen, egal wie klein und unwichtig er aussah. Er wollte nicht, dass sie schon wieder ging.

Nicht jetzt, wo sie sich endlich wieder vertragen hatten und allein waren.

Bulma folgte der Einladung und fing stockend an zu erzählen, wie sie einem Namekianer-Kind helfen wollte.

Das führte dazu, dass Vegeta sie fragte, wo sie vorher gewesen war und dann wollte er wissen, was sie bereits auf Altharwa erlebt hatte und wie sie sich mit der Mannschaft verstand.

Er wünschte sich, er hätte noch mehr Fragen, um sie länger zum Sprechen zu bringen. Bulma entspannte sich während ihrer Erzählungen, wurde lockerer und lächelte ihn wieder an.

Doch irgendwann hatte sie alles erzählt, was sie erlebt hatte. Sie schwieg, sie hatte fürs erste auch keine Fragen an ihn.

Auch wenn der Streit zur Seite gelegt war, fühlte sich ihre Beziehung immer noch wacklig an.

Vegeta nach seiner Familie zu fragen oder andere private Themen, fühlte sich noch zu unsicher an und er hatte dasselbe Problem.

„Es ist schon spät. Ich muss morgen früh raus“ sagte sie entschuldigend und erhob sich.

„Warte“ Vegeta erhob sich eilig. Ihm fiel gerade etwas ein, was sie beide bislang ignoriert hatten: den Beginn ihrer intimen Beziehung. Sie hatten sich geküsst, Bulma hatte angefangen ihm zu vertrauen, aber jetzt…Vegeta fühlte sich, als wären seine Anstrengen zuvor vergebens gewesen und er wäre wieder zurück geworfen worden.

Er hatte sich bislang darauf verlassen, dass Radditz wie ein bissiger Wachhund jeden Verehrer von ihr fernhalten würde, aber er wollte seinen Besitzanspruch auf sie auch noch mal verdeutlichen.

Es war Monate her, dass sie sich geküsst hatten. Er hatte seitdem immer noch ein paar Nachtbesuche gehabt, aber es waren nur läppische One-Nights-Stands zum Stressabbau gewesen.

Nun, wo Bulma endlich in seiner Nähe war, hatte er die Chance, diese Beziehung zu vertiefen.

Wenigstens sich wieder zu küssen, aber…als Vegeta auf sie zuschritt, weil sie aufgrund seines Befehls noch stehen blieb, erkannte er eine Veränderung in ihrem Geruch.

Ungläubig mit wachsender Hoffnung, nahm er einen tiefen Zug, als er direkt vor ihr stand.

Konnte es wahr sein?
 

Vegeta stutzte.

Da war eine Veränderung in Bulmas Duft, nur leicht und fast unauffällig, aber sie war da beziehungsweise fehlte es…der Duft eines halben Kindes war weg.

Vegeta musste seine Nase kontrollieren; musste hundertprozentig sicher sein, dass es sich nicht um eine Täuschung seiner Sinne handelte. Er war sich nicht sicher, ob sein Gehirn ihm einen Streich spielte, weil er schon so lange darauf gewartet hatte.

Also gab es nur einen Weg: er musste sie anheizen, ihre Körpertemperatur steigern, dann würde ihr Duft sich ebenfalls verstärken und es ihm deutlich sagen.

Er griff nach ihrer Hand. Sie blinzelte ihn überrascht an, ließ es aber zu.

Seine Finger griffen in ihre über, verhakten sich miteinander, als wären sie wieder unschuldige Kinder, die nur Händchen halten würden.

Eine trügerische Täuschung, auf die Bulma aber herein fiel. Sie entspannte sich.

Als er ihre Hand aber zu seinen Mund führte, blinzelte sie überrascht. Mit immer größer werdenden Augen sah sie dabei zu, wie sein Mund zärtlich über ihren Handrücken fuhr.

Warmer Atem und weiche Lippen fuhren über ihre Haut und verursachten ein Schauern über ihren Rücken. Es war eine überraschend elegante und sinnliche Geste, die sie zum ersten Mal erlebte.

Ihr Atem stockte, besonders als sie seinen veränderten Blick wahrnahm.

In seinen Augen war ein gefährliches Funkeln. Begierig, aber nicht bösartig, als wäre eine schwarze Flamme entzündet worden.

Mit angehaltenem Atem sah sie dabei zu, wie seine Lippen sich öffneten und er einen ihren Finger zu sich führte. Unwillkürlich entkam ein hoher, erschrockener Seufzer ihrem Mund, als er an der sensiblen Fingerspitze knabberte und sie seine scharfen Zähne spürte.

Es tat nicht weh, aber es verursachte einen Schock durch ihren gesamten Körper. Ihr Schweif plusterte sich auf und glitt ohne ihr Zutun von ihrer Taille, entrollte sich und peitschte durch die Luft, wobei er einen feinen, süßen Geruch verbreitete.

Vegetas Mund verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln, ein scharfer Eckzahn wurde dabei sichtbar, wodurch er wie ein Raubtier wirkte.

Dann glitt seine Zunge hervor und leckte deutlich sichtbar an ihren Finger. Er wechselte zwischen Saugen und zärtlichen Bissen ab und Bulma konnte ihren Blick nicht abwenden.

Sie verstand ihre eigenen Gefühle nicht.

Sie sollte eigentlich zusammenzucken, sich ekeln, weil er ihre Hand abschleckte, aber stattdessen sah sie hingerissen und stumm weiter zu.

Sah dabei zu, wie er sie behandelte wie eine Köstlichkeit, als ob er sie verspeisen wollte.

Ihr wurde so heiß.

Sein Gesicht hatte wieder diesen Ausdruck, der sie schon öfters gefesselt hatte: So ein durchdringender Blick und ein schiefes, selbstbewusstes, etwas berechnendes Lächeln, bei dem ihr Herz aufgeregt höher schlug.

Sie sehnte sich danach, seine Lippen wieder zu spüren, zu schmecken, wieder in seinen Armen zu liegen.

Eine unbekannte Hitze stieg in ihr auf. Sie spürte es auf ihren Wangen, aber auch in ihrem Unterleib, der seltsam pochte.

Sie biss sich auf die Lippen, fing an zu zittern.

Wie schaffte es Vegeta, ihren Körper so zu steuern?

„Was…was tust du da?“ fragte sie zögerlich.

„Soll ich aufhören?“ seine Stimme war rau und tief und er ließ von ihren Fingern an, die nass glänzten.

Sie schluckte, schüttelte den Kopf, nickte aber dann.

„Ich weiß es nicht“ schluchzte sie. „Ich weiß nicht, warum ich mich so fühle und warum du dich so verhältst? Warum spielst du solche Spielchen?“

Er ließ ihre Hand los und sofort vermisste sie seine Wärme. Doch als ob er denselben Drang verspürte, trat er näher auf sie zu, drängte sie an die Wand und stemmte seine Hände neben ihrem Kopf ab, während er sie mit schweren Lidern musterte. Sie fühlte sich nicht bedroht, sondern beschützt. Sein Körper schirmte sie von der restlichen Welt ab.

Es gab nur noch sie beide. Sie konnte nur ihn sehen, spürte ihn mit unbekannter Intensität, obwohl er sie nicht direkt berührte.

Als er den Kopf zu ihr senkte und sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte, fühlte sie sich erleichtert.

Doch statt sie zu küssen, wie sie es erwartete, nahm er einen weiteren tiefen Atemzug von ihrem Nacken und lächelte dann zufrieden.

„Du bist endlich aufgeklärt“ antwortete er leise und eine Hand glitt nach unten, um nach ihren Schweif zu fassen, der immer noch unkontrolliert schwang. Seine Finger glitten über ihr feines Fell und Bulmas Augen wurden groß bei dem dadurch entstehenden Zittern. Es fühlte sich an, als ob er ihr Rückgrat streicheln würde. Sie erschauderte, als er nun ihr Anhängsel zu sich führte und vor ihren Augen daran roch, einen tiefen genüsslichen Zug nahm und zufrieden lächelte.

„Du riechst nicht mehr wie ein Kind, sondern wie eine Frau“ murmelte er, seine Stimme verheißungsvoll rau. „Eine Frau, die sich mit einem Mann vereinen will.“

Bulmas Atem ging hastiger, ihr Herz schlug heftig.

Also darum ging es: ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass Saiyajins es rochen, wenn einer sexuell erregt war. Also war sie…und Vegeta konnte es riechen…war er auch erregt?

Kaum hatten sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, als sie durch ihre Nase atmete, einen tiefen Zug nahm und tatsächlich einen fremden, neuartigen Geruch neben Vegetas typischen Duft wahrnahm.

Würzig, etwas süß, etwas herb…es erinnerte sie an ihren Kräutergarten. Sie nahm einen weiteren Atemzug, wollte sicher gehen und schloss ihre Augen, um die Konzentration auf den Geruchssinn zu legen. Vegeta beobachtete sie dabei, löste seinen Schweif von seiner Taille und peitschte einmal durch die Luft, um ihr zu helfen.

Bei ihrem Gesichtsausdruck erkannte er gleich, wo ihre Gedanken waren.

Endlich verstand sie es.

Erleichterung breitete sich in ihm aus.

Da hatten ihre Eltern verdammt Glück gehabt, schließlich hatte er schon Rachepläne entworfen, diesem Elternpaar die gleichen lusthemmenden Fesseln anzulegen, wie sie es gewagt hatten.

Sie hatten ihre Tochter achtzehn Jahre lang nicht aufgeklärt.

Hm, sowie zu dem Plan, Bardock ein Elektroband anzulegen…und zwar nicht um seinen Hals…
 

Bulma verstand.

Der Geruch kam eindeutig von Vegeta. Er roch gut. Es war schwierig zu beschreiben, aber es erinnerte sie an den würzigen Geruch, den bestimmte Holzarten beim Verbrennen verursachten, mit einer warm-süßen Unternote.

Sie öffnete ihre Augen und sah direkt in seine Augen. Wortlos starrte er sie an, sein Blick immer noch brennend.

Sie musste nicht fragen, um die Antwort zu erfahren.

Sie erkannte es nun selbst, konnte das Feuer in seinen Augen deuten: Verlangen, Begierde, Lust.

Er wollte sie!

Er wollte sich mit ihr vereinen!

Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Ihr Instinkt meldetet sich, ihre Begierde erwachte: sie konnte nur in Vegetas Gesicht sehen und fühlte sich zum ersten Mal wie eine begehrte Frau.

Nach der Aufklärung durch ihre Familie verstand sie es endlich, konnte diesen Ausdruck deuten und fürchtete sich weniger vor diesem kribbelnden Gefühl, genoss es nun.

Nun beugte er sich zu ihr runter, seine Lippen öffneten sich leicht und sie streckte ihm auffordernd ihre Mund entgegen.

Ihre Lippen trafen sich.

Endlich schmeckten sie sich.

Bulma merkte, wie lange ihr letzter Kuss mit ihm her war; Monate. All die Träume von ihm verblassten angesichts der wundervollen Realität und irgendwie war es noch besser als in ihrer Erinnerung.

Ihre Hände umfassten ihn und krallten sich unwillkürlich in seine Schulter. Sie brauchte Halt, ihre Beine fühlten sich schwach an.

Zu ihrer Unterstützung spürte sie seine warmen, großen Hände auf ihrer Taille und Hüfte. Ihre Körper drängten sich aneinander, während ihre Lippen immer wieder übereinander strichen und ihre Zungen sich nun hervorwagten. Sie ertasteten sich, drangen in den anderen Mund ein.

Im Raum war ihr leises, hohes Seufzen, das Schmatzen ihrer Lippen und sein genüssliches Stöhnen zu hören und der Lockgeruch zweier erregter Saiyajins wurde stärker.

Bulma fühlte sich schwindelig.

Das Pochen an ihrer Scham wurde stärker, es war wie ein Juckreiz und als sie instinktiv anfing, sich an Vegeta zu reiben, wurde es besser.

Es war wie das ersehnte Kratzen und sie wiederholte die Bewegungen.

Er verdrehte die Augen und stöhnte laut auf, drängte sie wieder an die Wand und stieß mit seiner Hüfte zu.

Bulma legte den Kopf in den Nacken und hauchte fassungslos auf. Etwas Hartes traf sie an genau der richtigen Stelle und ihr ganzer Körper kribbelte. Auch Vegeta hielt zitternd inne und musste sich beherrschen. Sie konnte seinen heißen Atem an ihrem Nacken spüren, während er nach Luft schnappte.

Neugierig sah sie nach unten und sah etwas unter Vegetas Hose sich abzeichnen. Ein Körperteil stand deutlich von ihm ab. Ihr Forscherdrang meldete sich und sie ließ ihre Hand zu ihm runterwandern, um es vorsichtig zu berühren.
 

Vegeta fühlte sich, als würde er verbrennen.

Bulma roch so gut, sie schmeckte fanatisch. Auch nach all den Monaten, wo sie sich nicht gesehen, er zu beschäftigt mit seiner Arbeit als Skattkönig gewesen war, hatte sie das Küssen nicht verlernt.

Sie war noch köstlicher geworden, nun wo sie endlich eine erwachsene Frau war.

Endlich…er fühlte sich kurz vor dem Ziel.

Heute würde es endlich geschehen, was er sich so lange vorgestellt hatte: er würde sich mit ihr vereinen.

Sein Glied schmerzte und wollte aus der engen Hose befreit werden. Gut, dass er seinen Tiefschutz nicht mehr trug, das wäre sonst schmerzhafter als bei einer weichen Hose.

Als er plötzlich etwas Druck an seiner Erektion spürte, stöhnte er tief auf und senkte seinen Kopf, um nachzuschauen.

Er entdeckte Bulmas zierliche Hand, wie sie seine stoffbedeckte Erektion anfing zu untersuchen und vorsichtig drüber strich.

Das gab ihm den Rest.

„Zieh dich aus!“ befahl er heiser. „ich halt es nicht mehr aus. Ich will dich nackt unter mir haben.“

Bulma schien ihn kaum zu hören. Erst als er anfing, an ihre Kleidung zu zerren, sah sie zu ihm hoch und blinzelte, als würde sie aus einer Trance erwachen.
 

Bulma hatte noch nie zuvor so etwas berührt.

Sie hatte Bilder davon gesehen, natürlich, sie hatte davon gelesen und gehört, aber dass sich ein harter Penis so anfühlen würde, so massiv…und so was sollte in ihr rein?

Passte das?

Bevor sie weiter darüber nachdenken, zerrte Vegeta plötzlich ungeduldig an ihrem Kleid und sagte etwas Unverständlich. Das Rauschen ihres Blutes übertönte alles.

Sie sah auf, blinzelte, ihr Blick klärte sich etwas.

Vegetas Gesicht hatte etwas Gieriges an sich, etwas Unkontrolliertes und es fing an, ihr Angst zu machen.

Das Geräusch von reißendem Stoff klärte nun auch ihren Geist. Erschrocken sah sie auf den langen Riss, der sich von Ausschnitt bis Schulter gebildet hatte, weil Vegeta zu stark gezogen hat.

„Bist du irre!?“ keifte sie erschrocken und stieß gegen seine Brust. Die Wucht war wirkungslos, aber er hielt wenigstens sofort inne.

„Dann mach es selbst“ knurrte er und trat einen Schritt zurück, um Platz genug zu haben, sich seinen Brustpanzer auszuziehen. Sein Oberteil folgte und landete ebenfalls achtlos auf den Boden.

Stirnrunzelnd betrachtete Bulma den Riss und dann den halbnackten Vegeta, der schwer atmete und sie nicht aus den Augen ließ. Er sah aus, als würde er sich gleich auf ihr stürzen.

Wenn er seine Kraft jetzt schon nicht kontrollieren konnte, wie sollte es dann gleich sein?

Bulma erinnerte sich an die Warnung ihrer Mutter und von Radditz und wie hart sich Vegetas Erektion angefühlt hatte: Sex konnte auch schmerzhaft sein, wenn man nicht aufpasste.

Außerdem…was fiel ihm eigentlich ein?

Nur, weil das Küssen so gut war und er der Skattkönig, musste sie doch nicht automatisch mit ihm schlafen?

Bulmas Stolz und ihr Trotz meldeten sich zu Wort und erinnerten sie daran, wie Vegeta sie in letzter Zeit behandelt hatte, was er ihr alles verschwiegen hatte.

Ja klar, seine Ausreden hatte sie genug gehört und verstanden, aber trotzdem…sie wollte Rache…und sie fühlte sich heute noch nicht bereit, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren.

Das ging ihr zu schnell.

Als Vegeta, der immer noch auf ihren Striptease wartete, es nicht mehr aushielt und auf sie zugehen wollte, stoppte sie ihn mit ausgestreckter Hand.

Ihr Blick war entschlossen, ihr Mund verkniffen.

„Was?“ fragte er stirnrunzelnd.

„Das geht mir zu schnell“ antwortete sie.

Er lachte kurz ungläubig auf, seine Fäuste ballten sich.

„Du willst mich...ich kann es riechen“ flüsterte er dunkel. „und ich will dich. Also hört auf mit den Spielchen und komm zu mir.“

„Mag sein, dass mein Körper dich will“ entgegnete sie laut und streng. „aber mein Kopf sagt nein. Ich werde heute nicht mir dir schlafen! Ich will nicht!“
 

Vegeta blinzelte sie aus großen Augen ungläubig an, sein Mund halb offen.

Er konnte nicht glauben, welche Worte er da gerade vernahm.

Aber Bulmas Blick war stark und widerspenstig, es war kein Scherz.

Es wäre auch ein verdammt mieser Scherz.

Er biss sich kurz frustriert auf die Lippen, bevor er versuchte, seine Fassung wieder zu erlangen. Er zwang seinen Körper, sich zu entspannen und lockerte seine Hände. Er sah in ihr Gesicht und nicht mehr auf ihre Brüste, wo ihre harten Brustwarzen unter dem Stoff sichtbar waren und ihre Worte verhöhnten. Es war ein ablenkender Anblick, den konnte er gerade nicht gebrauchen.

Sie wollte nicht?

Ihr Kopf sagte Nein?!

Normalerweise respektierte es Vegeta, wenn ein Saiyajin seinen Instinkt widerstand; das war bewundernswert und nicht jeder schaffte es.

Aber warum ausgerechnet JETZT!

Konnte sie ihren Widerstand nicht auf einen anderen Tag verschieben?

Er wartete seit Monaten, fast Jahren auf diesen Moment und war kurz vorm Explodieren.

„Fühlst du nicht dieses Verlangen? Wie dein Blut durch deine Adern rauscht und du dich nach Erlösung sehnst?“ versuchte er sie zu überzeugen. „Ich kann sie dir geben.“

Verheißungsvoll glitt er mit einer Hand über seine gestählte Brust, den Six-Pack runter, verweilte auf seinen Unterleib und tippte kurz seine Erektion an. Er kannte die Wirkung seines trainierten Körpers auf das andere Geschlecht.

„Mag sein…“ Bulma schien sich kurz unsicher zu werden. Ihr Blick glitt neugierig über seine nackte Brust und runter zu seinem Unterleib, bevor sie wieder hastig nach oben sah, eine verräterische Röte im Gesicht.

Vegeta lächelte siegessicher.

Zu früh gefreut, denn ihr Blick verdüsterte sich bei diesem Anblick und wurde wieder streng.

„Aber ich habe „Nein“ gesagt“ wiederholte sie trotzig.

Vegeta konnte es nicht glauben.

Er überwand ungeduldig den Rest Abstand, drängte sie wieder zurück an die Wand, die Hände knallten neben ihren Kopf und schnitten jeglichen Fluchtweg ab. Sinnlich ließ er seinen Schweif über ihr Gesicht streicheln und bewegte seine Hüfte gefühlvoll wieder nach vorne, traf auf ihre heiße Mitte.

Sie biss sich auf die Lippen, um nicht laut zu stöhnen. Er brummte tief genüsslich auf bei dieser herrlichen Reibung, seine Augen schlossen sich kurz unwillkürlich.

Ihre Körper passten perfekt zusammen.

Warum wehrte sie sich?

Sie spürte es doch auch. Ihr Körper war bereit für ihn.

Er konnte es riechen und es juckte in seinen Fingern, sie in ihr Höschen verschwinden zu lassen und sie mit ihren süßen Honig zu benetzen; ihr diesen Beweis ihrer Lust unter die Nase zu halten.

Schon glitt seine Hand runter, wollte sich unter ihre Kleidung wagen, als sie seine Hand hastig wegschlug.

„Ich habe „Nein“ gesagt“ wiederholte sie schnippisch.

„Aber…aber…“ dem sonst so redegewandten Vegeta fehlten die Worte. „Wieso?“

„Wieso? Das fragst du mich wirklich? Wenn eine Frau nicht will, dann will sie nicht“ erklärte sie trotzig. „Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Ich brauche Zeit. Denkst du, ich hüpfe sofort in dein Bett, nur weil du der einzige Mann bist, der sich für mich interessiert und du der Stärkste bist? Tse, träum weiter.“

Vegeta blinzelte fassungslos auf sie herab.

Er konnte seinen Ohren nicht trauen. Abgesehen davon, dass es bestimmt auch andere Männer gab, die auf sie standen, nutzte er seine Position nicht aus. Ja, es gab Frauen, die mit ihm schlafen wollten WEIL ER der Skattkönig war, aber umgekehrt hatte er noch nie einer Frau befohlen, in sein Bett zu steigen.

Es war immer mit gegenseitigen Konsens geschehen; er zwang niemanden.

„Aber…du wirst dich gut fühlen“ versuchte er sie zu überzeugen.

„Tse, schwer zu glauben. Du kannst mir ja noch nicht mal aus meinen Klamotten helfen, ohne sie zu zerreißen“ spottete sie und zog bedeutsam an ihrem Oberteil, das ihr wegen dem Riss fast von der Schulter rutschte.

Vegeta fing an zu stammeln.

Es war doch nur Kleidung, das sagte doch nichts aus. Er würde sich bei ihr beherrschen können, er wollte sie nicht verletzen.

Aber Bulma blieb bei ihrer Entscheidung.

Das Gesetz der Saiyajins war in diesem Fall eindeutig: Egal, wie ihr Körper roch, wenn ein Saiyajin nicht wollte, musste diese Entscheidung respektiert werden.

Ohne Zustimmung, kein Sex.

Vegeta strich sich mit beiden Händen enttäuscht übers Gesicht und durch die Haare.

Sein Stolz erwies sich damit als zweischneidiges Schwert, das ihn gerade ins Fleisch schnitt.

Er musste Bulmas Entscheidung akzeptieren, egal wie hart es war…und es war verdammt hart. Sein Schwanz fühlte sich wie ein Ziegelstein ein. Er könnte damit ein Loch in die Wand schlagen.

Wenn er sie doch nur überzeugen könnte, aber es gab keine Möglichkeit.

Nicht, wenn sie mehrmals „Nein“ gesagt hatte.

Bulmas Blick war stark und selbstsicher, sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, legte ihren Schweif wieder fest um ihre Taille.

Vegeta sah plötzlich eine neue Seite an ihr.

Diese Selbstkontrolle, ihr Widerstand beeindruckten ihn gegen seinen Willen.

Sie hatte ihren Körper besser unter Kontrolle als er.
 

Bulma fühlte sich mit ihrer Entscheidung von Sekunde zu Sekunde besser.

Die neuen Gefühle überforderten sie und sie hatte sich geschworen, sich bei solchen Dingen Zeit zu lassen und selbst ein Bild zu machen.

Theorie war das eine, Praxis das andere. Dieses Pochen an den unterschiedlichen Stellen ihres Körpers, die ungewöhnliche Nässe in ihrem Höschen…das musste sie erst mal sacken lassen.

Außerdem wollte sie sich zu nichts drängen lassen. Vegeta und sie hatten sich gerade erst vertragen, aber das hier, das war eine ganz andere Baustelle.

Vegeta war erfahren, er hatte bestimmt schon mit mehreren Frauen geschlafen, aber sie besaß diese Erfahrung nicht. Sie brauchte Zeit und er ebenfalls; musste lernen sich beherrschen, schließlich war sie schwächer als die Durchschnitts-Saiyajin.

Vegeta sah aus, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen, als hätte er den Treffer seines Lebens erlitten: seine Augen waren groß, die Kinnlade geöffnet.

„Wie…wann…wieso…“ stammelte er.

Bulma fühlte sich plötzlich unglaublich mächtig und stark. Das ihr Wort, ihre Entscheidung einen solchen Eindruck auf Vegeta machten, erfüllte sie mit Selbstbewusstsein.

Ja, ihre Entscheidung war richtig.

Wenn es passierte, sollte es ein besonderer Augenblick sein, bei dem nicht nur ihr Körper, auch ihr Herz die Vereinigung wollten.

„Keine Ahnung wann. Ich denke darüber nach“ verabschiedete sie sich von ihm. Ohne Widerstand konnte sie an ihm vorbei gehen, er hielt sie nicht mehr auf.

Kaum hatte sich die Tür geschlossen und sie war einen Schritt gegangen, als sie ein lautes Knallen hörte.

In der Wand war eine deutliche Delle zu sehen, entweder stammte sie von einer Faust oder einem Kopf.

Bulma