The wrong one? von Marron (Wer kann das schon sagen?) ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Mit einem Seufzen fischte Robert das Filet aus der Pfanne. Sorgsam legte er das Fleisch auf einen bereitgestellten Teller, bevor er das nächste Stück ins Fett gleiten lies. Sein Blick glitt zum Topf mit den Nudeln und zum Gemüse, dass im Dampfgarer vor sich hin köchelte. Er hatte extra die Pfanne zuletzt angeschaltet, alles andere würde sonst ewig brauchen und das Fleisch wäre kalt. Johnny hasste es, wenn eine Sache kalt war und die andere noch heiß und der Deutsche hatte schnell gelernt, dass das den Appettit des Schotten beeinträchtigte, wenn dieser sich aufregte. Er selbst hatte generell nichts dagegen. Er aß es doch eh alles zusammen und die Wärme verteilte sich. Aber nun gut, es war eben so. Starke Arme schlangen sich um seine Hüften und zogen ihn sachte etwas vom Herd weg. Er musste grinsen. "Bist du gerne das Heimchen am Herd, oder was?", neckte ihn eine dunkle Stimme, die ihm jedesmal aufs Neue eine wohlige Gänsehaut verpasste. "Wenn du nichts tust. Wir wollen doch nicht, dass du verhungerst, hm?", schoss er ohne aufzusehen zurück. Johnny hinter ihm lachte. Pustete seinen warmen Atem in Roberts Nacken. "Nah, das wollen wir nicht." Das letzte Fleischstück war fertig und er drückte Johnny den voll beladenen Teller in die Hand. "Bring das schon mal rüber." Als alles sich auf dem Tisch befand und sie endlich saßen, legte der Schotte schnell sein Handy weg. "Übrigens", bemerkte er hastig, bevor sie die Mahlzeit begannen, "Oliver wollte in den nächsten Tagen noch mal vorbeikommen. Er hat eine neue Freundin und die scheint es auch jetzt wirklich zu sein." Robert hob die Augenbrauen. "Tatsächlich?", fragte er, "Zu wünschen wäre es ihm. Nach Kassandra war er ja recht niedergeschlagen." Sein Freund nickte. Kassandra war vor zwei Jahren, nach dem Eklat auf dem Schulfest, die längste Zeit Olivers Freundin gewesen. Vor versammelter Mannschaft - also der ganzen Schule - hatte sie wissen wollen, zu wem der Franzose eher stand. Seiner Mannschaft oder seiner Freundin. Oliver hatte sie damals direkt dort abserviert, obwohl es ihm selbst das Herz gebrochen hatte. Direkt der nächste Skandal, direkt nach seiner Enthüllung. "Ich habe zugesagt", erklärte Johnny schlicht und sah den Deutschen nicken. Nach dem Schulabschluss war er in Deutschland geblieben. Er wollte seine Behandlung hier weiter fortsetzen und hatte vor gut einem Jahr einen entscheidenden Schritt gewagt. Die geschlechtsangleichende Operation lag hinter ihm. Er war jetzt ein Mann. Voll und ganz. Und er ging gänzlich in seinem neuen Körpergefühl auf. Johnny strahlte regelrecht jeden Tag aufs neue eine tiefe Zufriedenheit aus, die Robert faszinierend fand. Mittlerweile wohnten sie auch in einem Haus, dass Roberts Familie schon seit Generationen gehörte und früher leergestanden hatte. Zwar war die Burg an und für sich auch sehr schön gewesen, aber seine Eltern hatten immerzu Mäusschen spielen wollen. Ständig waren seine Mutter oder sogar sein Vater zur Tür hereingeplatz und hatten die wirrsten Erklärungen abgegeben, warum sie nur mal gerade so vorbeischauten. Zur Wahrung ihrer Privatsphäre - und um des lieben Familienfriedens Willen - hatte Robert also diesen Kompromiss vorgeschlagen. Nun, es war für ihn ganz verständlich, dass beinahe jeder gerne Zeit mit Johnny verbringen wollte - er selbst fühlte ja auch, wie dessen Zufriedenheit ihn magisch anzog. Es war schon beinahe schade, dass er sich momentan darauf vorbereitete, in die Firma seines Vaters einzusteigen und sich einzuarbeiten, weil er so weniger Zeit hatte. Aber Johnny jeden Abend zu sehen, an dessen Seite einschlafen zu können, den Morgen mit ihm zu beginnen - es entschädigte für jede Überstunde, für jeden dummen Spruch auf der Straße und jeden neckenden Kommentar seiner Freunde. Er beugte sich etwas am Tisch vor, lehnte sich auf seine Unterarme. "Und wolltest du Nachtisch?", fragte er und grinste vielsagend. Der Schotte lachte und verschluckte sich beinahe an dem Bissen, den er hastig mit einem Schluck Saft herunterspülte. "Aha. Wie hast du nur jemals dich ein Jahr lang beherrschen können?!", meinte er gespielt entrüstet. "Ist es so falsch, zu warten, bis man sich sicher ist?", stellte Robert die Gegenfrage und nippte an seinem Wasser. Dieses Spiel hatten sie seit ihrer ersten richtigen Nacht schon so oft gespielt, dass sie aufgehört hatten zu zählen. Es endetet immer damit, dass Johnny rot wurde bei dem Gedanken, dass sie füreinander die Einzigen waren. So auch heute. "Mhhm, stimmt schon." Robert lachte. "Iss auf, bevor es kalt wird!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)