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The Marauders 5

5. Schuljahr
von

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Vorfreude

Vorfreude
 

Es war der perfekte Tag. Schöner hätte ihn sich Lily Evans gar nicht vorstellen können, als sie sich auf dem Gleis 9 ¾ durch die Leute drängelte. Die Sonne schien grell und heiß und alle waren gut drauf. Fast keine einzigen Wolken waren zu sehen, wobei sie sich manchmal lieber in den Schatten stellte. Ihr Gepäck hatte sie schon längst im Gepäckwaggon verstaut, doch in die rote Lock, die in zehn Minuten nach Hogwarts fahren würde, wollte sie noch nicht einsteigen.

Einige Jugendliche gingen an ihr vorbei und begrüßten sie herzlich. Sie grüßte zurück und band sich ihre langen, roten Haare zusammen, während ihr der Schweiß den Nacken hinunterlief. Im Januar war sie fünfzehn Jahre alt geworden und soviel ihre Eltern ihr gesagt hatten noch hübscher. Allerdings lehnte sie es ab einen festen Freund zu haben, da sie keinen Nerv im Moment darauf hatte. Und es Anfang des Jahres sowieso nicht viel brachte, da ihr ein gewisser Typ bestimmt wieder in die Quere kommen würde. Außerdem fand sie sich langweilig und sie war sich ziemlich sicher, dass kein Junge wirklich auf sie stand, oder sie total hübsch fand, wenn sie so einfach aussah.

Lily sah auf die Uhr, seufzte und lehnte sich an die kühle Wand. Sie kam zu spät. Sie kam wieder einmal zu spät. Das war typisch für ihre beste Freundin.

Während sie einige Eulen beobachtete, wie sie über das Bahnhofsdach glitten, stieß sie sich von der Wand weg, und überlegte, ob sie nicht doch schon einsteigen sollte, um noch ein freies Abteil zu finden. Doch just in dem Augenblick, hörte sie eine bekannte Stimme und sah sich um.

„Hör auf mich zu nerven. Das ist ja abartig, wie du angibst.“, hörte sie Nikada und kaum, fand sie heraus aus welcher Richtung die kam, tauchte ein Mädchen mit blonden Locken und dunkler Haut auf, die ein ärmelloses Top trug und ihre Handtasche mit sich herschleppte.

„Ich gib überhaupt nicht an.“, sagte ein zweites Mädchen empört, das ihr nachkam. Sie hatte ebenfalls blonde Haare, nur glatt und kürzer, als Nikadas. „Hör du lieber mal auf, mich mit deiner negativen Einst -“

„LILY!“, rief Nikada glücklich, als sie sie entdeckt hatte und breitete die Arme aus, um sie zu umarmen.

„Einstellung zu nerven.“, sagte Christina zu sich selbst, als sie einfach von ihr stehen gelassen wurde.

„Nika!“, Lily umarmte sie. „Wie geht’s dir?“

„Fantastisch.“, strahlte sie und hatte Chris schon völlig vergessen. „Wellness pur. Ich muss meine Familie echt öfter besuchen.“

„Du warst schon wieder in Kroatien?“, sagte Lily typisch und gleichzeitig etwas eifersüchtig.

„Jep.“

„Das erklärt einiges.“, sie war immer total neidisch, wenn Nika braungebrannt aus den Sommerferien zurückkam und sie dagegen blass wie eine Leiche aussah. Sie sah zu Chris, die bei ihr ankam. „Hey Chris.“

„Hi Lily.“, sie umarmten sich ebenfalls.

„Frag sie ja nicht, was bei ihr die letzen Tage los war, sonst musst du dir die blödesten Angebereien seit Jahren von ihr anhören.“, sagte Nika gelangweilt.

„Wieso, was war los?“, fragte Lily jedoch automatisch.

„Sie hat’s getan.“, sie schlug sich gegen die Stirn und drehte sich weg.

Chris sah Nika beleidigt an. „Du bist doch nur eifersüchtig, Nika. Weil du Vertrauensschülerin werden wolltest.“

„Du bist Vertrauensschülerin?“, wiederholte Lily fröhlich.

„Hey, echt mal, so ’n blödes Abzeichen kann mir gestohlen bleiben.“, sagte Nika eher unbeeindruckt. „Wer will schon Woche für Woche irgendwelche Termine einhalten müssen und die Verantwortung für die ganzen Kleinscheißer übernehmen? Wo bleibt denn da der Spaß?“

„Ja, Nika, du liegst ja lieber den ganzen Tag am Strand und lässt dich von vorne bis hinten verwöhnen. Ich schätz mal Verantwortung steht bei dir ganz hinten auf der Liste, wenn es überhaupt registriert ist.“, entgegnete Chris.

Nika grinste angeberisch. „Ja natürlich. Was glaubst du denn, warum die ganzen Jungs auf mich stehen. ’n bisschen Bräune muss schon drin sein.“

„Ein bisschen?“, fragte Lily ungläubig.

„Hey, lasst uns lieber ’n Abteil suchen, bevor alles voll ist.“, sagte Chris und blickte zum Zug.

„Und was ist mit Kathy?“, fragte Lily.

„Okay, gehen wir.“, sagte Nika sofort und drehte sich um.

Wurde auch nur einmal Kathy in ihrer Gegenwarts erwähnt, machte sie sofort die Fliege.

Sie gingen zum Zug und stiegen ein. Nika und Chris hatten ihr Gepäck ebenfalls schon abgegeben.

„Was willst du denn mit Kathy?“, fragte Chris Lily, während sie ein Abteil suchten und Nika voranging. „Du weißt doch, dass sie keine von uns sein will. Im Übrigen bricht hier der dritte Weltkrieg aus, wenn die beiden sich in die Quere kommen.“, sie nickte zu Nika, die sie jedoch ignorierte.

„Na ja, ich kann sie eben leiden.“, gab sie zu. Wenn sie ehrlich war, hatte Kathy ihr nie einen Anlass geben, sie nicht zu mögen, auch wenn sie gewisse andere Freunde hatte.

„Ja, ich auch, aber das heißt noch lange nicht, dass sie ewig an uns gebunden sein muss und wir ständig nach ihr Ausschau halten müssen.“, sie hatten ein leeres Abteil gefunden, verstauten ihre Handtaschen und setzten sich. „Denn ich bin mir sicher, dass sie sich auch nicht die Mühe macht.“

„Und Lily.“, Nika sah sie an und nahm sich die eine Seite für sich allein, um die Füße auf die Sitze zu legen. „Zufälligerweise ist Kathy die beste Freundin von James Potter, der dir ja sicherlich noch bekannt ist?“

Lily gab sich bei dem Namen geschlagen und verzog den Mund.

Natürlich James, wie konnte sie ihn nur vergessen? Der Typ, der, auf seltsame Weiße seit letztem Jahr, auf sie stand und sie nicht mehr in Ruhe ließ, bis sie mit ihm ausging.

„Nicht zu vergessen von Sirius Black.“, fügte Nika hinzu.

Lily gab sich geschlagen und sagte nichts mehr und Chris wühlte in ihrer Handtasche rum.

James Potter, Sirius Black, Remus Lupin und Peter Pettigrew, waren die Chaotentruppe schlechthin. Während James und Sirius die größten Angeber und Playboys, der ganzen Schule waren, - von jedem Mädchen natürlich angehimmelt - war Remus mehr der zurückhaltende Denker und Peter ein kleiner Wurm, der einfach nur alles für James und Sirius machte, was sie wollten. Vor allem an Sirius hing er wie eine Klette.

Warum James auf einmal auf sie stand, war ihr ein Rätsel, aber er hatte es fertig gebracht, sich damit noch beliebter zu machen und Lily mit in den ganzen Ruhm hineinzuziehen. Da sie die ganze Zeit James einen Korb gegeben hatte, quatschten sie die Mädchen ununterbrochen an. Der Vorteil war es, dass auch Lily jetzt mehr Verehrer hatte, die plötzlich durch James auf sie aufmerksam geworden waren. Doch das interessierte sie nicht, sie wollte lieber ihre Ruhe vor anderen. James sah zwar nicht schlecht aus und war auch nicht dumm, - sonst würde er nicht Klassenbester sein - aber sich auf ihn einzulassen wäre der größte Fehler, den sie machen würde. Sie konnte sich das auch gar nicht vorstellen. James Potter, der beliebteste Schüler der ganzen Schule und Lily Evans, die so gut wie keiner beachtete, wenn James nicht in der Nähe war. Außerdem war er ein Idiot.

Sie hatte Nika versprochen, sich niemals auf einen Reinblüter einzulassen, da sie sie verabscheute. So auch Sirius. Kamen die beiden Nika zu nahe, war das einzige, was sie einkassierten ein tödlicher Blick und ein paar vernichtende Worte. Deswegen war es das Beste einfach nicht an sie zu denken und ihnen aus dem Weg zu gehen.

„Wer ist eigentlich der zweite Vertrauensschüler?“, fragte Lily Chris.

„Remus.“, antwortete sie schlicht.

Aber diesem Thema konnte man nicht aus dem Weg gehen.

Lily seufzte. Das war klar, dachte sie sich. Remus war der sympathischste Streber der Klasse und nicht zu vergessen Chris Sandkastenfreund.

„Na dann.“

„Oh, hab ich ganz vergessen, ich muss gleich ins Vertrauensschülerabteil.“, sagte sie erschrocken und stand auf. „Bevor der Zug losfährt.“

„Grüß Lupin von mir.“, sagte Nika cool, lag auf den Sitzen und hatte ihre Sonnenbrille auf, die im Zug eigentlich völlig unnötig war.

Remus war eigentlich der einzige, den man von den vieren leiden konnte. Er war nett und verantwortungsvoll. Er war auch der erste Junge, mit dem sich Lily, als sie nach Hogwarts kam, angefreundet hatte.

„Mach ich.“, Chris trat aus Tür und stieß beinahe mit jemanden zusammen.

„Wow – sorry Chris.“, sagte ein Mädchen und ließ sie vorbei.

„Hi, Kathy, ich muss los.“, sagte sie nur schnell und lief an ihr vorbei.

Kathy drehte sich zu Lily und Nika. „Wohin denn?“

„Vertrauensschüler.“, antwortete Lily, während Nika nur lässig dalag und so tat, als ob sie Kathy nicht sah.

Kathy war etwas größer als Lily und Nika, genau wie Chris. Sie hatte dunkelbraune Haare, die sie ziemlich lässig gestylt hatte, grüne Augen und sah ziemlich gut aus. Was sie zu Nikas größter Konkurrentin machte. Denn beide waren da sehr gefragt.

Sie lehnte sich an die Tür und sah Nika typisch an, während sie die Hände in die Hosentaschen steckte und der Zug losfuhr.

„Sag mal, Blake, bist du unterm Solarium eingepennt?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Bist eifersüchtig, was?“, sagte Nika lässig, ohne sie anzusehen und hatte die Arme hinter ihrem Kopf verschränkt.

„Eifersüchtig? Auf nen Sonnenbrand?“, wiederholte sie ungläubig.

Nika richtete sich auf den Ellbogen auf. „Sonnenbrand. Bist du seit neuesten Farbenblind?“

„Nicht, dass ich wüsste. Schau mal in den Spiegel, dann weißt du, was ich meine.“

Nika warf einen Blick zu Lily. Und zu ihrem Bedauern musste Lily Kathy zustimmen.

„Kathy hat Recht, Nika. Du hast nen Sonnenbrand.“

„Wen interessiert’s? Dadurch wird man noch brauner.“, sagte sie mürrisch und legte sich wieder hin.

„Und bekommt Hautkrebs.“, Kathy sah zu Lily. „Ähm, was ich dir ausrichten sollte – James fragt, ob du am Wochenende mit ihm nach Hogsmead willst.“

Lily sah sie eingebildet und mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Und dem Blick zu Folge…“, fuhr Kathy fort. „…bist du nicht interessiert.“

„So was von nicht.“, mischte sich Nika ein.

„Schön, das war’s dann auch.“, sie stellte sich wieder gerade hin und wollte gehen.

„Kathy.“, sagte Lily.

„Ja?“

„Sag Potter, wenn er aufhört andere zum Spaß Flüche aufzuhalsen, sich einigermaßen diszipliniert aufführt und Severus Snape in Ruhe lässt, überleg ich es mir vielleicht noch.“

„Bis das geschieht…“, sagte sie. „…werden wir bereits aus der Schule sein und im Schaukelstuhl Teewärmer stricken.“, sie grinste und ging dann wieder.

„Oder unter der Erde schmoren.“, meinte Nika und Lily schüttelte nur lächeln den Kopf.
 

Kathy ging zurück zum Abteil, indem ihre beste Freundin Danielle Hawkins mit Jeanette Dale und den Jungs saß. Beide waren ein Jahr jünger, was man ihnen allerdings nicht ansah. Peter, ein ziemlich plumper Junge, war anscheinend noch im Nachbarabteil, doch James und Sirius hatten sich zu ihnen gesellt, während Remus mit Chris bei den Vertrauensschülern war.

James hatte kurze, schwarze Haare, die ihm am Nacken abstanden und eine Brille, hinter der seine haselnussbraunen Augen blitzten, als Kathy eintrat. Ihm machte es anscheinend besonders viel Spaß die Lehrer damit zu ärger, seine Haare immer unordentlicher zu machen. Sirius hatte ebenfalls schwarzes Haar. Allerdings waren sie im Gegensatz zu James’ sehr ordentlich und hingen ihm mit einer Art beiläufiger Eleganz in die grauen Augen. Danielle hatte ziemlich lange, blonde Haare und türkisblaue Augen. Sie war ziemlich hübsch und sah brav aus, doch man konnte nicht immer nach dem Äußeren gehen. Jeannette war das exakte Gegenteil. Sie hatte dunkelrote, kurze Haare, braune Augen und ein grünes Kopftuch umgebunden. Sie war immer ziemlich punkig angezogen und benahm sich auch so, fand James.

Kathy störte das nicht besonders und setzte sich neben Danielle ans Fenster.

„Und?“, fragte James sofort. „Was hat sie gesagt?“

Kathy sah zu ihm auf und grinste hämisch. „Sie hat gesagt, wenn du bereit bist deinen gesamten Lebensstil zu ändern, überlegt sie es sich vielleicht.“

„Na super.“, sagte er lahm. „Für wen hält die mich eigentlich?“

„Für einen eingebildeten, arroganten und ziemlich abartigen Großkotz, der es cool findet sich die Haare zu versauen.“, beantwortete Sirius locker.

James sah ihn genervt an. „Und was bist du?“

„Eingebildet, arrogant und abartig.“, antwortete Kathy. „Zitat von Blake.“

„Die könnten Schwestern sein.“, meinte er trocken.
 

„Um ehrlich zu sein…“, sagte Nika und richtete sich auf. „…komm ich mir gerade etwas einsam vor.“

„Ja.“, stimmte Lily ihr zu. „Chris geht einem ab.“

Sie ließ sich wieder nach hinten fallen und starrte an die Decke des Abteils. „Ach Mann, zu zweit macht das keinen Spaß. Schlag mal was vor was wir machen könnten.“

„Witze erzählen?“

„Nein.“

„Horrorgeschichten?“

„Nein, erst wenn es dunkel ist.“

„Im Zug rumrennen und nach den anderen suchen?“

„Nein.“

„Zaubern?“

„Dürfen wir nicht.“

„Über meine Schwester ablästern?“

Nika richtete sich wieder grinsend auf. „Was hat sie diesmal angestellt?“

Lily seufzte bei dem Gedanken. Ihre große Schwester Petunia hasste sie abgrundtief. Die zwei waren nur am streiten, doch jetzt war sie endlich achtzehn und Lily hoffte inständig, dass sie bald mit ihrem mastschweinartigen Freund Vernon Dursley ausziehen würde. Ihr kam es vor, als würde Petunia eifersüchtig auf sie sein, weil Lily eine Hexe war und nach Hogwarts durfte und nicht sie. Doch das war der erste Gedanke. Der zweite, und das war ihrer Meinung nach der realistischste, war, dass Petunia es einfach nur abartig fand, dass es Zauberei wirklich gab. In ihrem Leben stand Ordnung an erster Stelle und alles was außergewöhnlich, mystisch oder nicht zu beweisen war, war in ihren Augen abartig. Genau wie Lily. Lily war in ihren Augen abartig und das war eine Tatsache, die ihr so was von am Arsch vorbeiging, dass sie daraus wirklich keine Szene machen musste. Auch wenn sie Muggel waren, (so genannte Nichtzauberer) ihre Eltern waren stolz auf sie und das war ihr genug.

„Es ist einfach ihr Benehmen.“, sagte Lily. „Als ihr Freund wieder zu Besuch bei uns war, ist sie völlig ausgeflippt, als Chipu das Küchenfenster herein geflogen kam und sich mitten zu uns an den Esstisch setzte, um mir den Brief von Chris zu geben. Dieser Typ hat geglotzt, als hätte er irgendein Gespenst gesehen und Petunia hat geschrieen wie am Spieß. Ich frag mich echt wie man wegen so einem kleinen Waldkauz so einen Riesenaufstand machen kann.“

Nika schüttelte lachend den Kopf. „Wenn sie schon glaubt, dass du nen Schatten hast, was will man dann erst zu ihr und ihrem Geschmack sagen? Ich meine, nachdem was du mir schon alles erzählt hast, ist sie sogar für Muggel abnormal.“

Lily lächelte zustimmend und zeigte mit dem Finger auf sie, als hätte sie genau ins Schwarze getroffen. „Genau das hab ich mir auch schon immer gedacht. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum sie keinen besseren Typen auftreiben konnte.“

„Sie ist ja auch nicht gerade eine Schönheit.“, sagte Nika wahrheitsgemäß, da Petunia wirklich ein knochiges, doofes Pferdegesicht hatte.

Nachdem die beiden den halben Süßigkeitenwagen ausgeräumt hatten, einige Schulkameraden bei ihnen vorbeigeschaut hatten und sie noch eine ganze Weile über Lilys Schwester und die Jungs gelästert hatten, kam Chris auch einmal wieder vorbei und nahm bei ihnen Platz.

Sie erzählte ihnen wer die anderen Vertrauensschüler waren und wie das Treffen so gelaufen war. Doch im Großen und Ganzen waren sie nicht sonderlich beeindruckt.

„Hört sich ganz nach streberhaften Langeweile an.“, meinte Nika. „Aber wenigstens können wir nicht mehr groß von den Vertrauensschülern bestraft werden, wenn du und Lupin das ab sofort übernehmt.“

„Nika.“, sagte Chris ruhig. „Selbst wenn wir euch nicht bestrafen, können es immer noch die Slytherins, oder die Lehrer. Im Übrigen kann ich auch in deinem Fall die Harte spielen und dir Strafarbeiten geben lassen. Also mach die nicht allzu große Hoffnungen.“

„Sag mal wie hart bist du denn?“, fragte sie empört, so etwas von ihrer Freundin zu hören.

„Tja Nika. Ich würde dir raten dich nicht allzu frech aufzuführen und für die ZAGs zu lernen.“, sagte sie hochnäsig und überkreuzte ihre Beine. Ihr Lächeln jedoch, verriet Lily, dass sie es nicht sonderlich ernst meinte.

„Oh verdammt, musst du mich wieder an die ZAGs erinnern? Ich hab Prüfungsangst.“

„Oh ja. Das ist schon in der ganzen Schule bekannt.“, lachte Lily und erinnerte sich daran, wie Nika immer einen halben Nervenzusammenbruch bekam, wenn die Jahresabschlussprüfungen bevorstanden.

„Das ist nicht witzig.“, sagte Nika ernst. „Was kann ich denn dafür, wenn mir Professor Slughorn immer psychische Probleme einbrockt?“

Lily und Chris lachten.
 

Während langsam die Nacht hereinbrach und draußen die Sonne hinter den Bergen unterging, zogen sie sich schon einmal die Umhänge an und machten sich fertig. Es war noch ungefähr eine Stunde Fahrt und die vertrieben sie sich mit Horror- und Geistergeschichten, die sie in den Ferien aufgetrieben hatten. Geschichten zu erzählen und zu schreiben, war Lilys Stärke, nachdem Chris schon das Talent hatte so ziemlich in jedem Fach ein >Ohnegleichen< zu schaffen und Nika einfach nur mit ihrer witzigen Art und ihrem guten Aussehen eines der beliebtesten Mädchen in der Schule war.

Chris holte ein Buch aus ihrer Tasche und las ein wenig, während Lily sich von ihr den Tagespropheten ausgeliehen hatte und ein Kreuzworträtsel löste. Als Lily kurz überlegte, wer wohl die berühmteste Schlagersängerin der Hexen war, warf sie einen Blick auf Nika.

Sie hatte den Kopf auf ihre Hand gestützt und starrte nach draußen in das wunderschöne, dunkle Abendrot.

Das Sonnlicht gab einen mysteriösen Glanz in ihre graugrünen Augen und ihre blonden Locken fielen ihr elegant ins Gesicht. Jeder Junge, der sie in dem Moment so sehen würde, hätte sich auf der Stelle in sie verliebt und in Lily stieg wieder eine Spur Eifersucht hoch. Doch Nika war ihre beste Freundin und im Großen und Ganzen war Lily sehr zufrieden mit sich. Außerdem gab Nika nicht an, oder versuchte sich mit so vielen Jungs wie möglich zu verabreden. Ganz im Gegenteil, wenn es um eine Beziehung geht, hielt sie sich zurück und ging wirklich nur vom Charakter aus. Sie hatte eigentlich noch keinen richtig festen Freund gehabt.

Lily sah zu Chris, die tief in ihr Buch vertieft war. Chris hatte auch noch nie einen Freund. Sie kümmerte sich mehr um ihre guten Noten, als darum mit Jungs zu reden. Wenn sie sich mit einem Jungen traf, dann nur mit ihrem Sandkastenfreund Remus, auf den sie immer ein Auge warf und mehr für ihn die große Schwester spielte. Lily kam es vor, als würde ihm das tierisch auf die Nerven gehen und er hätte sich nur James und Sirius angeschlossen um sie zu ärgern. Doch die drei wurden, zu ihrem Pech, richtig gute Freunde und unzertrennlich.

Bei dem Thema James, Sirius und Remus musste sie schon wieder daran denken, wie Kathy war. Lilys Meinung nach war Kathy etwas überreif. Aber was anderes konnte man eigentlich auch nicht erwarten, wenn sie von Anfang an nur mit James und den Jungs zusammen war. Sie hatte mit dreizehn schon ihren ersten Freund und in den letzten zwei Jahren wurde es immer schlimmer. Trotzdem fand Lily, dass sie nett und sympathisch war, - meistens zuminderst. Kathy nutze ihr Aussehen mehr aus, als Nika und im Gegensatz zu ihr alberte sie auch weniger rum, was wahrscheinlich dazu führte, dass sie viel älter aussah und reifer wirkte als Nika und sie. Auf Kathy konnte man mehr eifersüchtig sein. Sie war cool, lässig und auf ihre eigene Art witzig und genau deshalb konnte Nika sie nicht leiden.

Lily dachte daran, was ihre Eltern wohl dazu gesagt hätten, wenn sie so drauf wäre wie Kathy. Sie würde auf jeden Fall ziemlich oft mit ihnen streiten, aber genau das möchte sie vermeiden. Sie hatte jahrelang keine Freunde auf der normalen Muggelschule gehabt und hatte deshalb immer bei ihren Eltern Zuneigung gesucht. Bis sie mit elf Jahren den Brief von Hogwarts bekam, mit der Nachricht, dass sie eine Hexe sei und auf die Schule für Hexerei und Zauberei gehen durfte. Ab diesem Moment ging es in ihrem Leben immer nur bergauf und sie lernte Nika und Chris kennen. Obwohl Kathy - wenn sie sich genauer erinnerte - die erste war mit der sie sich angefreundet hatte. Und wenn sie nicht Nika getroffen hätte, wäre sie jetzt vermutlich ebenfalls mit den Jungs in einem anderen Abteil. Das Schicksal meinte es eben anders und wenn sie genau darüber nachdachte, war es ihr auch lieber so.

„Lily?“

Sie schreckte aus ihren Gedanken. „Was?“

Nika grinste. „Worüber denkst du nach?“

„Ach.“, sie richtete sich die Zeitung aufrecht hin. „Nicht so wichtig.“

Nika setzte sich auf ihre Seite neben sie und las mit. „Ich helf dir.“

„Dir ist auch langweilig, oder?“, fragte Lily.

„Na ja… Zeig mal.“, sie zog den Tagespropheten etwas zu sich.

In dem Moment, als sich wieder die Stille im Abteil verbreitet hatte, wurde die Abteiltür aufgeschoben und ein Mädchen in ihrem Alter stand da, völlig außer Atem. Sie sah Chris nervös an und ihre welligen, braunen Haare hingen ihr zersaust ins Gesicht. „Chris?“

Chris sah sie überrascht an und schwieg.

„Remus geht’s nicht gut.“, sagte sie schnell.

„Was?“

„Ich weiß nicht was mit ihm ist. Er hat irgendwie so nen Schwächeanfall bekommen. Du solltest besser zu ihm gehen und nachsehen.“

Sie legte ihr Buch weg und stand eilig auf. „Bin gleich wieder da.“, wandte sie sich an Lily und Nika und verschwand zusammen mit der Vertrauensschülerin aus Hufflepuff.

Doch ihr Gesichtsausdruck war nicht sehr besorgt, stellte Lily fest. Als ob sie es erwartet hätte.

>Bin gleich wieder da.< war auch nicht der Satz den man in so einem Fall sagte.

Nika dagegen starrte ihnen mit offenem Mund hinterher und hatte eine Sorgenfalte auf ihrer Stirn gebildet.

„Glaubst du es ist was Schlimmes?“, fragte sie Lilly.

„Ich weiß nicht. Ich hoffe nicht.“, antwortete sie mit besorgter Stimme.

Remus war immer ziemlich blass und sah auch kränklich aus, aber was er genau hatte war ihnen ein Rätsel. Chris redete nicht oft über seine Gesundheit. Sie erzählte ihnen immer nur, dass er wieder mal erkältet war oder sich bei seinen Eltern angesteckt hatte, die auch ziemlich oft krank waren, wie es Lily vorkam. Denn ständig musste er zu ihnen fahren und sie besuchen.

Aber nach ein paar Minuten kam Chris wieder zurück, zusammen mit Reina. Sie setzten sich Lily und Nika gegenüber und seufzten.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, möchte Rey den Rest der Fahrt bei uns bleiben.“, sagte Chris und Reina lächelte.

„Nein, haben wir nicht.“, antwortete Nika überrascht. „Was ist mit Lupin?“

„Dem geht’s schon wieder besser.“, antwortete sie. „Er war in der letzten Zeit ziemlich schwer krank, deshalb ist er noch ein wenig geschwächt, aber es ist nichts Ernstes.“

„Puh, da sind wir aber erleichtert.“, sagte Lily und wandte sich wieder dem Kreuzworträtsel zu.

„Ich bin ziemlich erschrocken, als ich ihn gesehen hab, deswegen dachte ich, ich sollte dir lieber bescheid sagen.“, sagte Reina vorsichtig zu Chris.

„Ist doch okay.“, sagte sie locker. „War echt in Ordnung von dir, Rey, ich mach mir schon auch Sorgen um ihn.“

„Lass mich raten.“, sagte Nika munter und hatte wieder ihr hämisches Grinsen aufgesetzt. „Remus hat dich wieder angeschnauzt, dass du ihm auf die Nerven gehst, weil du dauernd seine Mami spielst?“

Chris sah sie empört an. „Nein.“, entgegnete sie. „Er hat mich nichts angeschnauzt und ich spiel auch nicht seine Mami.“

Lily grinste in sich hinein, ohne die beiden anzusehen und überlegte weiter.

„Er hat nur gesagt, dass ich jetzt wieder gehen kann, weil er seine Ruhe haben will und Potter, Black und die anderen sowieso da waren.“, sagte sie mürrisch und wurde dabei etwas rot.

„Also hat er dich angeschnauzt.“, sagte Nika nochmals.

„Vielleicht solltest du ihn doch einfach mal in Ruhe lassen.“, meinte nun auch Lily. „Er ist fünfzehn, Chris und Potter und die anderen sind sowieso die ganze Zeit an seiner Seite, falls etwas passieren sollte.“

„Ähm.“, meldete sich Reina zu Wort, bevor Chris kontern konnte. „Das war ja dann mehr oder weniger meine Schuld. Ich hab sie immerhin geholt.“

Reina war immer ziemlich besorgt und vorsichtig. Sie war ein kleiner Unschuldsengel und sehr schüchtern. Sie sah brav aus und war einer Hufflepuff würdig, weil sie immer sehr hilfsbereit war.

„Das war gut.“, sagte Chris aufmunternd zu ihr, bevor sie sich wieder Lily und Nika vorknöpfte. „Und hört endlich auf mich damit aufzuziehen und zu behaupten, dass ich seine Mutter spiele. Er ist mein bester Freund und ich mach mir immerhin Sorgen um ihn.“

„Ja.“, sagte Nika und tat als wäre das völlig akzeptabel. „Natürlich Chris, wir alle machen uns Sorgen um Lupin. Wir würden an deiner Stelle ganz genauso handeln und ihm ständig auf die Pelle rücken.“

„Jetzt pass mal auf Nika, deine Arroganz kann mir so was von -“

„Stopp!“, ging Lily dazwischen und hob die Hand. „Das reicht. Keine weiteren Kommentare mehr zu diesem Thema.“

Chris warf Nika noch einen vernichtenden Blick zu, den Nika nur fies grinsend erwiderte und schlug dann Reina vor eine Runde Zauberschach mit ihr zu spielen.

Nika wandte sich mit Lily wieder dem Tagespropheten zu und nach einer Weile kamen sie schließlich am Bahnhof im Dorf Hogsmead an.

Sie packten ihr Zeug und legten es zu dem restlichen Gepäck bevor sie den Gang entlang gingen.

„Ich muss noch mal schnell los.“, sagte Chris und nahm Reina bei der Hand. „Haltet doch schon mal eine Kutsche frei. Wir kommen dann nach.“

„Alles klar.“, sagte Lily und Nika ging schon einmal vor, während sie von Alice Ritch noch einmal aufgehalten wurde, die immer völlig begeistert von Lily war.
 

„Ich krieg echt die Krise, Mann. Hast du eigentlich schon mal daran gedacht, dass wir noch was Besseres zu tun haben, als dir in den Krankenflügel zu folgen?“, sagte Sirius mürrisch zu Remus, der gerade an der Kutsche ankam. Sirius lehnte lässig an der Tür und hatte die Arme verschränkt, während Peter in die Kutsche einstieg und sich auf einen Sitz fallen ließ.

Remus sah ihn genervt an. „Kann ich was dafür, wenn in der Stadt ne Scheißgrippewelle rumgeht?“

„Na ja, wenn man das als Grippe bezeichnen kann.“, sagte James sarkastisch und kam von hinten auf ihn zu.

„Sag mal wo bleibst du schon wieder?“, fragte Sirius genervt und stieß sich von der Tür weg.

„Hey.“, sagte er missmutig. „Jetzt lass mal deine schlechte Laune stecken.“

„Wir sehn uns im Schloss!“, rief Kathy ihnen zu und ging mit Danielle und Jeanette an ihnen vorbei zu einer anderen Kutsche.

„Geht klar!“, rief James zurück.

„Ach und Remus, mach mal deinen Umhang eine wenig sauber, du weißt wie McGonagall ausrastet!“, rief Danielle und stieg ein.

Remus sah nach unten auf seinen Umhang und klopfte den Dreck ein wenig ab.

„Hey, da ist Blake.“, Peter deutete nach vorne. Remus sah auf und Sirius drehte sich um.

Nika stieg gerade aus dem Zug, warf sich die Haare nach hinten in den Nacken und band sie zusammen.

„Wow.“, sagte Sirius beeindruckt.

„Na toll und wo ist Evans?“, fragte James, den das anscheinend gar nicht interessierte und sich umsah.

„Täusch ich mich da, oder ist die übern Sommer heißer geworden?“, fragte Sirius an Remus gewandt.

„Kannst sie ja fragen, ob sie mit dir ausgehen will.“, sagte Remus gelangweilt.

Sirius sah ihn genervt an, schlug ihm leicht auf den Hinterkopf und wandte sich um. „Wo verdammt noch mal ist James schon wieder hin?“
 

„Geh mit mir aus.“

Lily erschrak. Gerade als sie aus der Tür steigen wollte, lehnte James neben ihr am Zug und sah sie an. „Nein.“, sagte sie stur und stieg aus dem Zug. „Und erschreck mich nie wieder so.“

„Du siehst echt heiß aus, hat dir das schon mal jemand gesagt?“

Sie beachtete ihn einfach nicht.

„Ich mach dir nen Deal, Evans.“, sagte er und lehnte sich vom Zug weg. „Wenn du mit mir ausgehst, jage ich keinem mehr zum Spaß nen Fluch auf.“

„Vergiss es.“, fauchte sie und sah ihn tötend an. „Das schaffst du sowieso nicht. Tut mir Leid, da musst du dir nen besseren Deal einfallen lassen.“, sie ging Nika hinterher und beachtete ihn nicht weiter.

James folgte ihr. „Was hab ich dir eigentlich so Schlimmes getan?“

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn cool an. „Weißt du. Allein die Tatsache, dass du mir auf die Pelle rückst und dich für den tollsten Typen der Schule hältst, nervt mich tierisch. Also tu mir den gefallen und halt dich fern von mir. Geht das in dein Kleinhirn rein?“

„Ich glaub schon.“, sagte er lässig.

„Sehr gut.“, sagte sie fies grinsend und drehte sich wieder um.

„Trotzdem könntest du mit mir ausgehen?“

Sie stöhnte genervt. Doch zum Glück wurde sie von ihm erlöst, auch wenn es Sirius war.

„James Mann, bring mich nicht auf die Palme!“, rief er sauer. „Ich bin sowieso schon auf hundertachtzig! Also beweg deinen Arsch hierher!“

James verdrehte die Augen und ging zu ihnen, während Lily ihm noch mürrisch hinterher sah und dann zu Nika in die Kutsche stieg.
 

Als sie die große Halle betraten, blendeten sie die vielen Kerzen, die im ganzen Raum in der Luft schwebten und oben an der Decke, war der sternenklare Nachthimmel zu sehen. Es war ein toller Anblick und ein super Gefühl wieder in Hogwarts zu sein, dachte sich James. Vor allem da er jetzt endlich wieder mit seinen Kumpels zusammen war und sie ihre Pläne fortsetzten konnten. Sirius ging, unter einigen Blicken der Mädchen, voran und Peter trottete ihnen hinterher. Sie setzten sich etwas weiter vorne in die Mitte des Gryffindortisches, der mit goldenen Tellern und Kelchen gedeckt war, zu Kathy und den anderen ihrer Clique.

„Deinem Gesichtsausdruck zu Folge, bist du wieder mies drauf.“, meinte ein blonder Junge lässig und sah Sirius dabei nicht einmal an.

„Ich würd das nicht erwähnen, Sean.“, sagte James. „Sonst macht er sich noch wichtig.“

Sirius stieß ihn in die Seite.

„Au!“

„Halt die Klappe.“

Sean Lewis grinste und wandte sich dem hübschen Mädchen mit den langen, schwarzbraunen Haaren neben sich zu. James war dabei nicht entgangen, dass Kathy ihnen einen misstrauischen Blick zugeworfen hatte und kein Wort sagte. Er beobachtete Lily, Nika und Chris dabei, wie sie hereinkamen und sich weiter hinten an den Tisch setzten und sah dann wieder weg. „Was ist eigentlich los?“, fragte er dann Sirius, da er es hasste, wenn er so drauf war.

„Gar nichts, okay?“, entgegnete er mürrisch. „Ich halt es bei dieser alten Schachtel nur nicht mehr aus, das ist alles.“

„Aaah“, machten Remus und James gleichzeitig, als sei ihnen just in dem Moment ein Licht aufgegangen.

„Deine Mum.“, sagte James verständlich.

„Die macht mich wahnsinnig.“, beschwerte sich Sirius. „Als ob das so toll wäre, dass Regulus nach Hogwarts kommt.“

„Wer ist Regulus?“, fragte Peter neugierig.

„Sein Bruder.“, antwortete Remus flüchtig.

„Sie hat wieder nen totalen Aufstand gemacht, als ich meine Kommentare dazugegeben hab. Ich hasse sie, echt mal.“

„Weißt du, Sirius.“, sagte James. „Wenn du deine Familie so hasst, dann hau doch ab. Ich meine du bist so reich, du könntest dir leicht ’n eigenes Haus kaufen.“

„Hast du ’n Knall? Glaubst du die vertraut mir auch nur einen Knut an? Wenn ich nicht noch bei ihnen wohnen würde, wäre ich arm, wie die Kirchenmäuse.“

„Du bist echt zu bemitleiden, Mann, an deiner Stelle möchte ich nicht sein.“, meinte Remus.

„Na vielen Dank auch, Remus. Du scheinst ja heute auch sehr freundlich zu sein.“

„Aber mach dir keinen Kopf wegen Regulus.“, meldete sich Kathy zu Wort. „Der beachtete dich überhaupt nicht. Meine Schwester wird dieses Jahr auch aufgenommen und die geht mir von Haus aus, aus dem Weg.“

„Du hast ne Schwester?“, fragte Sirius mit einem fassungslosen Blick. „Seit wann denn das?“

„Du weißt wohl nicht allzu viel von mir?“, grinste sie.

„Von dir weiß so gut wie keiner was.“, sagte James. „Leben deine Eltern überhaupt noch?“

„Ja, meine Eltern leben noch.“, antwortete sie hochnäsig und drehte den Kopf dann nach vorne zum Lehrertisch, da es in der Halle plötzlich mucksmäuschenstill geworden war.

Vorne am Tisch saß wieder ein neuer Lehrer neben Professor Dumbledore und sie konnten sich schon denken, dass es der neue für Verteidigung gegen die Dunkeln Künste war. Kein Lehrer dieses Faches blieb länger als ein Jahr. Er war verflucht. Der Mann war schmal und groß, hatte ein freundliches Gesicht und war auch nicht gerade der jüngste. James erinnerte er an Sirius’ Onkel Alphard, den er ab und zu in der Winkelgasse getroffen hatte. Er hatte ein ziemlich eigensinnigen Humor, lachte über seine eigenen Witze und guckte dann von einem Schlag auf den anderen wieder total ernst, dass James dabei immer leicht erschrak. Er redete manchmal wie ein Soldat aus dem Bürgerkrieg.

Dumbledore hatte sich nicht erhoben, um ihn vorzustellen, sondern saß fröhlich lächelnd in der Mitte und sah in die Halle. Stattdessen ging die Tür auf und Professor McGonagall trat zusammen mit den Erstklässlern herein, die ihr alle in einer Reihe hinterher watschelten. In der Hand hielt sie wie jedes Jahr den Sprechenden Hut in der Hand und eine Rolle Pergament, mit den Namen der Neuankömmlinge.

Als sie an ihnen vorbeigingen, warf ein kleiner Junge, Sirius einen unsicheren Blick zu und James erkannte ihn sofort als seinen kleinen Bruder. Sie hatten Ähnlichkeit miteinander. Die schwarzen Haare, die grauen Augen und das gleiche schmale Gesicht, das jedoch bei Regulus gesünder und dunkler wirkte, als bei Sirius, der immer ein wenig blass nach den Ferien aussah.

Sirius war der einzige aus seiner Familie, der in Gryffindor war. Bis auf seine Cousine Andromeda Tonks, die er am liebsten mochte und die einen Muggel geheiratet hatte. Das hatte allerdings die Folge, dass sie aus der Familie ausradiert wurde. Der Rest der Reinblutfamilie war in Slytherin. James überlegte wie lange es wohl noch dauernd würde, bis Sirius aus der Familie geschmissen würde. Er war kurz davor es an die Spitze zu treiben und er würde es sogar riskieren eine Muggelfrau zu heiraten, hatte er gesagt. Solange er dann nur nichts mehr mit seinen Eltern zu tun haben würde.

Sirius sah den Erstklässlern hinterher, bis sie vorne am Podest ankamen und warf dann einen unmerklichen Blick zum Slytherintisch, an dem seine zwei Cousinen Bellatrix und Narzissa Black saßen. Narzissa blond und hellhäutig und das exakte Gegenteil von Bellatrix, die genau wie er pechschwarze Haare hatte und seinen Blick kurz lächelnd erwiderte. Narzissa war ein Jahr älter als sie und saß wie immer wieder bei Lucius Malfoy, dem Erzfeind ihrer Clique. James hatte sich schon öfter mit ihm angelegt und dafür brauchte er nicht einmal einen Grund, was Sirius Außenseiterart betraf.

Was weniger als ein Krieg oder Konkurrenzkampf aussah, war die Sache zwischen ihnen und Severus Snape. In dem Fall war James derjenige der fies lächelte, als Snape einen Blick zu ihnen rüber warf.

Er war ein langer, fetthaariger Typ, der es immer wieder, ohne Erfolg versuchte James und Sirius alles heimzuzahlen, was sie ihm antaten. Doch er hatte nur wenig Chance. Denn James und Sirius waren mit Abstand die besten Schüler ihres Jahrgangs, wenn nicht sogar der ganzen Schule und niemand wagte es sich so leicht mit ihnen anzulegen.

James liebte es ihn vor der Schule bloßzustellen, solange Malfoy nicht in der Nähe war. Ihr Lieblingsspitzname für ihn war >Schniefelus<.

„Falls es dich interessiert,…“, murmelte Remus James zu, während Professor McGonagall anfing, die Schüler aufzurufen um sie in die Häuser aufzuteilen. „…Snape ist ebenfalls Vertrauensschüler.“

James Lächeln verschwand sofort und er sah Remus entsetzt an. „Was?“

„Ja.“, sagte er und sein Ton hörte sich ebenfalls so an, als würde ihm das noch nicht ganz klar sein. „Er hat es tatsächlich geschafft. Ehrlich gesagt, ich hätte da mehr an Malfoy gedacht, aber ich glaub Dumbledore wollte Snape eine faire Chance geben sich gegen uns zu wehren.“

„Fair? Ich find das überhaupt nicht fair.“, beschwerte sich James.

„Na ja.“, meinte Peter. „Irgendwie doch schon. Remus ist ja immerhin auch Vertrauensschüler. Wäre das nicht unfair gewesen, wenn ihr ihn zu dem, dass ihr ihn ärgert, Slytherin auch noch Punkte -“

„Ach komm, halt die Klappe, Peter.“, meinte Sirius nur und sah nach vorne, da Regulus gerade den Sprechenden Hut aufhatte. Und als ob das das normalste auf der Welt wäre, rief der Hut „SLYTHERIN!“ aus.

„Wow, Überraschung.“, sagte Sirius lahm, als sich Regulus vorne zu den Slytherins setzte.

„Er ist eben ein viel besserer Sohn als du, Sirius.“, sagte Kathy.

„Ja.“, er sah zu Narzissa und Bellatrix rüber, neben die sich Regulus hingesetzt hatte. Jetzt war er der einzige aus seiner Familie der nicht nach Slytherin gekommen war. Sein kleiner Bruder war der jüngste in der Familie.

Kathys Schwester Jenny war eine der letzten und wurde, zu ihrer Überraschung, nach Hufflepuff geschickt. Allerdings hatte sie auch wenig Ähnlichkeit mit Kathy. Jenny war hellbraunhaarig, hatte braune Augen und war nicht so knochigdürr wie Kathy. Ihrem gleichgültigen Blick zufolge stritt sie auch oft mit Jenny.

„Sie kommt nach Mum.“, sagte Kathy nur als Erklärung, als James sie fragend ansah. „Meine Mum war in Hufflepuff, mein Dad in Gryffindor. Aber keine Panik, die findet schnell Verbündete.“

Nachdem Dumbledore wieder seine übliche Willkommensrede gehalten und die Erstklässlern mit den Regeln aufgeklärt hatte, zauberte er mit einer lässigen Handbewegung alle vier Haustische mit köstlichem Essen voll, wünschte ihnen einen guten Appetit und setzte sich wieder.

Sekunden darauf hatten sie Ihre Teller aufgefüllt und hauten rein. Es war einfach ein Traum. Es gab für jeden Geschmack etwas und es gab keinen der nicht satt wurde.
 

„Als Nachspeise könnten die aber ruhig mal wieder Schokofrösche bringen.“, meinte Nika und schenkte sich und Lily Himbeersirup ein.

„Nika du weißt, dass es die nur an Halloween, Weihnachten und Ostern gibt.“, zählte Lily auf.

„Und am Valentinstag.“, setzte Chris noch hinzu.

„Und am Valentinstag.“, wiederholte sie zustimmend. „Den Rest des Jahres musst du sie dir wohl oder übel kaufen.“

Nika zog spaßig einen Schmollmund und stellte die Kanne mit dem Sirup wieder hin.

„Das steht dir aber gar nicht, Blake.“, sagte James plötzlich und stand vor ihnen.

Lily sah wütend auf und sagte nichts.

„Soll ich dir mal sagen, was dir nicht steht?“, sagte Nika und sah ihn typisch an. „Deine abgefahrene Frisur. Die sieht so was von lächerlich aus.“

„Ach ja?“, er setzte sich neben Chris und sah Nika an, während Sirius sich hinter ihn stellte und ihr grinsend zuzwinkerte. Sie warf ihm nur einen tötenden Blick zu.

„Dann seh ich in deinen Augen also lächerlich aus?“

„Wow, du Fuchs.“, grinste Nika feixend.

„Im Gegensatz zu Evans.“, meinte er dann und sah Lily an. „Du siehst von Tag zu Tag hübscher aus. Wann gehen wir mal aus?“

„Nie.“, sagte sie nur mürrisch und aß weiter.

„Wie geht’s Remus?“, fragte Chris um vom Thema abzulenken.

„Frag ihn doch selbst.“, meinte James locker und sah sie an.

„Würde ich ja gerne, aber ich soll ihm ja nicht mehr in die Quere kommen.“, fauchte sie.

„Er hat dich also doch angeschnauzt?“, lachte Nika und Chris sah sie mit verengten Augen an.

„Angeschnauzt?“, wiederholte Sirius. „Er hat sie regelrecht angeschrieen. So in etwa wie: >Verzieh dich endlich und komm mir ja nicht in die Quere. So ne anhängliche Freundin, wie du, die dauernd Mami spielt kann mir gestohlen bleiben<.“

„Ehrlich mal, ich hab Remus noch nie so abgehen gesehen, du musst ihm wirklich ganz schön auf den Keks gehen.“, sagte James.

„Vermutlich hat er sich deswegen nie auf sie eingelassen. >Bleiben wir besser nur Freunde< ist sowieso nur eine höflichere Form für: >Nein danke, da gibt es echt bessere Mädchen.<“

„Mann Taylor, du bist ein hoffnungsloser Fall.“, meinte James und Nika lachte immer noch in sich hinein.

Chris warf ihre Gabel auf den Tisch und stand auf. „Wisst ihr was?“, sagte sie mit schwerer Stimme und sah Nika an. „Auf den Nachtisch kann ich echt verzichten.“, ohne ein weiteres Wort zu sagen, schubste sie Sirius zur Seite und verschwand aus der großen Halle.

„Mann Chris! Nimm doch nicht alles immer so ernst!“, rief ihr Nika hinterher, doch sie hörte nicht auf sie.

„Die ist vielleicht empfindlich.“, sagte James und sah dann zu Lily, die jetzt ebenfalls aufstand, ihr Essen stehen ließ und Chris nach draußen folgte.

„Was war denn jetzt?“, fragte Sirius an Nika gewandt, die nicht antwortete, sondern ein Gesicht machte, als bereute sie es jetzt.
 

„Jetzt haben sie es schon wieder zu weit getrieben.“, sagte Kathy zu Remus, der die anderen scharf beobachtete und sich dann mit unsicherer Miene wieder seinem Essen zuwandte.

„Na ja, was kann man anderes erwarten?“

Kathy hatte den Kopf auf ihre gefalteten Hände gelegte und sah ihn an. „Willst du ihr nicht nachgehen?“

Remus seufzte. „Warum sollte ich?“

„Sie ist deine beste Freundin.“, antwortete sie ernst.

„Die Anhänglichste die man haben kann.“

Sie seufzte und drehte sich wieder zu Danielle, worauf Remus noch mal einen unsicheren Blick zur Tür warf.
 

„Chris!“, Lily lief ihr Richtung Gryffindorturm hinterher. Sie stieg die Wendeltreppe hoch und erreichte sie auf halber Höhe. „Chris, warte!“

Sie blieb stehen, da sich die Treppe gerade wieder Richtung Portrainloch drehte, wandte sich jedoch nicht um.

„Chris.“, sagte Lily ruhig und stieg zu ihr hoch. „Nika hat es bestimmt nicht so gemeint. Hör nicht auf die. Potter und Black sind sowieso bescheuert.“

„Ach ja?!“, rief Chris sauer und drehte sich zu ihr um. „Aber sie haben doch Recht! Ich geh ihm auf die Nerven!“

„Das stimmt doch überhaupt nicht. Remus ist dein bester Freund.“

„Ist er das?“, fragte sie wütend und ihre Augen wurden glasig. „In letzter Zeit hatte ich nämlich das Gefühlt, dass es nicht mehr so ist.“

Lily sah sie mitleidig an und sie rührten sich nicht mehr.

„Wie du schon gesagt hattest, er ist fünfzehn. So ein Typ braucht keine Sandkastenfreundin, es sei denn sie fängt etwas mit ihm an.“, sie schnaufte und drehte den Kopf zur Seite. „Ich hab mich immer mit ihm vertragen. Ich hab mich immer um ihn gekümmert, wenn es ihm schlecht ging. Ich mach mir nur Sorgen um ihn, das ist alles. Ich will nicht seine Mami spielen, ich will einfach nur seine Freundin sein. Mit ihm reden wie früher.“, sie sah Lily mit tränenden Augen an und war immer noch wütend. „Aber es ist nicht mehr wie früher. Er hat sich total verändert und das nur, weil er mit Potter und den anderen Idioten zusammenhängt. Das einzige was die noch im Kopf haben sind Mädchen, was man mit ihnen alles anstellen kann und einen Haufen Mist, für dass man Strafarbeiten aufbekommt, ich bin ihm doch da völlig egal.“

Lily stand jetzt mit ihr auf gleicher Höhe. „Chris.“, sagte sie ruhig. „Das ist halt nun mal so. Remus war jahrelang mit dir zusammen. Glaubst du nicht, dass er einfach nur Abwechslung braucht? Er ist eben mal mit den Jungs befreundet, daran kann man nichts ändern, aber glaubst du echt, dass er deswegen nicht immer noch mit dir befreundet ist?“

Sie schwieg und sagte nichts darauf.

„So sind die Jungs. Die müssen immer vor ihren Kumpels angeben. Wenn Potter und die anderen im Zug nicht dabei gewesen wären, hätte er bestimmt anders reagiert. Aber ihm war das vielleicht einfach peinlich, wenn du dabei warst.“

„Ich bin also peinlich, willst du das damit sagen?“

„Nein.“, sagte sie eilig und nahm ihre Hände. „Nein Chris, das will ich damit nicht sagen. Aber er wollte vielleicht mehr von den Jungs Hilfe, als von dir. Wie schon gesagt er ist fünfzehn. In dem Moment wettet er vielleicht mehr auf seine Clique als auf seine beste Freundin.“

Chris atmete noch mal kurz durch und beruhigte sich.

Lily lächelte sie tröstend an. „Das wird schon wieder okay? Remus hat die Jungs und du hast uns. Vielleicht solltet ihr einfach nur eine kleine Pause in eurer Freundschaft einlegen und euch um euer eigenes Leben kümmern.“

„Ja.“, sagte sie ruhig und wischte sich eine Träne weg.

Lily lächelte und umarmte sie dann.

„Danke Lily.“

„Kein Problem.“

Sie schwiegen einen Moment, während Chris den Kopf auf ihre Schulter legte und sich ganz beruhigte.

„Aber Nika bring ich trotzdem um.“

Lily lachte.

„Und das mit dem Hausaufgabenabschreiben ist ab sofort vorbei. Wenn er mich nicht brauch, brauch er auch nicht meine Noten.“

„Harte Worte, Chris.“, meinte sie.

Ein perfekter Plan

Ein perfekter Plan
 

Es war früh am Morgen. Am Abend hatten sie noch eine Willkommensparty geschmissen, bevor sie ins Bett gingen, die die Mädchen aber nur bis Mitternacht mitmachten. Sie mussten gleich am nächsten Tag wieder in den Unterricht und deswegen mussten sie wenigstens ein bisschen ausgeschlafen sein. Die jüngeren Schüler wurden früher ins Bett geschickt. Die Jungs allerdings waren noch bis spät in die Nacht wach und auch Kathy kam erst eine Stunde später ins Zimmer. Lily war froh darüber, denn sonst hätte es bestimmt noch an dem Abend im Zimmer einen Streit zwischen ihr und Nika gegeben. Auch wenn Kathy nicht mit ihnen zusammen war, schlief sie doch mit ihnen in einem Zimmer und vertrug sich auch mit Lily und Chris.

Während Chris schon nach unten zum Frühstücken gegangen war, um ihren Lieblingsplatz freizuhalten, schlief Nika noch und Lily und Kathy machten sich fertig, zogen sich um und packten ihr Schulzeug.

„Sollten wir sie nicht langsam aufwecken?“, fragte Lily und nickte zu Nika rüber, die auf dem Bauch lag und ihre Arme weit ausgestreckt hatte.

„Wieso denn? Selber Schuld, wenn sie nicht aufsteht. Jetzt hast du ihr schon zweimal gesagt, sie soll aufwachen.“, sagte Kathy und zog sich ihr weißes Hemd an.

Lily überlegte kurz, ging dann zu Nika und beugte sich zu ihr. „Hey Nika.“

„Hmm.“, sie brummte nur und drehte sich auf die andere Seite.

„Nika wach auf, sonst kannst du nicht mehr frühstücken.“

Kathy lachte leise bei den Worten. Nika dachte so gut wie immer nur ans Essen.

„Nikaaa.“, machte Lily dunkel.

„Lass mich mal.“, Kathy ging zu ihr und beugte sich an ihr Ohr. „Hey, Nika, Sirius steht nackt in unserem Zimmer.“

„Aaaaah!“, sie schrak auf, schlug Kathy mit der Hand ins Gesicht und saß plötzlich aufrecht im Bett. Sie sah sich schnell um und atmete dann auf. „Puh. Schwein gehabt.“

Während Lily laut lachte, rieb sich Kathy die Stirn und beschwerte sich.

„Aah! Sag mal hast du ’n Vogel?!“

Nika sah sie gleichgültig an. „Ich hab sogar viele Vögel. Die bringen mir jeden Morgen die Post.“

Kathy schnappte sich ihr Kopfkissen und schlug es ihr ins Gesicht.

„Au! Hey, hör auf, du Miststück!“, rief sie sauer und stand auf. „Was soll überhaupt der blöde Kommentar? >Sirius steht nackt im Zimmer<, also echt.“

„Na ja, du redest im Schlaf.“, sagte Kathy eingebildet und setzte sich auf ihr Bett. „>Oh Sirius! Ich liebe dich Sirius!<

Nika schnappte sich jetzt ebenfalls ein Kissen und ging auf Kathy los.

„Aaaaah!“

„Hey!“, lachte Lily, während die zwei sich eine heftige Kissenschlacht ablieferten. „Hört auf damit und kommt mit runter. Sonst kommen wir echt noch zu spät zum Unterricht.“

„Ah!“, Kathy flog rückwärts vom Bett und Nika ließ das Kissen noch mal auf ihr Gesicht fallen, bevor sie vom Bett stieg.

„Und da wollt ihr behaupten, ihr wärt nicht kindisch.“, Lily schüttelte typisch den Kopf.

Nika zog die Augenbrauen hoch und strich sich die Locken nach hinten, während Kathy sich umständlich aufrichtete. „Ist Chris noch sauer?“

„Hast du gestern mit ihr geredet?“, fragte Lily dagegen.

„Nein.“

„Dann ist sie noch sauer.“

„Mist.“, sie ging zu ihrem Koffer, den sie noch nicht ausgeräumt hatte und holte ihre Bücher hervor.

Irgendwie fand Lily, dass wenn sich Kathy und Nika stritten sie eigentlich gar nicht so schlechte Freunde sein könnten. Sie sind sich im vielen ähnlich, auch wenn sie sich unterschiedlich aufführen.

Doch man konnte es eben nicht ändern. Die zwei verstanden sich einfach nicht, auch wenn sie sich ab und zu unabsichtlich zusammenschlossen.

Als sie fertig waren, packten sie ihre Taschen und gingen aus dem Zimmer, auf dem Weg zu den Treppen, begegneten sie Danielle, Jeanette und –

„Gina!“, Kathy breitete die Arme aus.

„Kathy!“, erwiderte sie und umarmte sie spaßig.

„Na los, gehen wir schon mal vor.“, sagte Lily und sie stiegen eilig die Treppen runter wobei sie Danielle und Jeanette noch im Vorbeigehen grüßten.

Kathy hackte sich bei Gina Ryan ein und stieg mit ihr die Treppen runter. Das von gestern hatte sie schon wieder beiseite geschoben, als Gina neben Sean saß und sich mit ihm gut unterhielt. Für den einen Moment dachte sie schon, sie müsste sich Sorgen machen.

„Ich hab da mal ne Frage.“, sagte Kathy zu ihr.

„Und die wäre?“, fragte Gina.

„Seit wann verstehst du dich so gut mit Sean Lewis?“

Gina lächelte. „Na ja. Er ist nett. – Und er wurde zum Mannschaftskapitän ernannt. Du weißt doch wie ich auch Quidditch steh.“

„Im Ernst? Mannschaftskapitän?“, fragte Kathy beeindruckt.

„Ja.“

„Wow.“, sie sah kurz verblüfft drein und wandte sich dann wieder ihr zu, während sie durch den Gemeinschaftsraum gingen und durchs Portrait stiegen, gefolgt von Danielle und Jeanette. „Also versuchst du’s dieses Jahr wieder?“

„Was?“

„Na als Jägerin.“

Gina dachte kurz nach. „Nein.“

„Nein?“

„Nein, ich glaub nicht. Letztes Jahr war ich nicht so gut, ich will mich nicht vor der ganzen Mannschaft blamieren.“

„Blamieren? Hast du ’n Knall? Du bist spitze.“

Gina blieb stehen und sah sie an. „Nein, du bist spitze.“, sagte sie ernst. „Ich hab dich immerhin in den Ferien erlebt, als ich bei dir war. Also wenn du mich fragst, solltest du es mal versuchen.“

„Ich, als Jägerin? Ach komm hör auf.“, sie lachte ungläubig.

„Ich meins ernst, Kathy. Und wer weiß, vielleicht springt für dich was dabei raus.“

„Hä?“, Kathy sah sie schräg an.

„Na ja. Sean hat nach dir gefragt.“, lächelte sie. „Wer weiß wozu das ganze führt, wenn du erst mal im Team bist und er sieht, was du drauf hast?“

Kathy dachte kurz nach und wurde ein wenig rot.

„Deswegen hab ich mich gestern so gut mit ihm unterhalten, er wollte wissen ob du dabei bist.“, sie grinste viel sagend, hackte sich dann wieder bei ihr ein und ging mit ihr Richtung Große Halle.

„Der ist überhaupt nicht mein Typ.“, sagte Kathy dann plötzlich.

Gina lachte. „Oh komm, hör auf.“

„Nein, ist war.“, allerdings musste sie ebenfalls lachen.

„Aber du machst mit?“, fragte sie flehend.

„Ich weiß nicht.“, Kathy sträubte sich ein wenig dagegen. Natürlich sie mochte Quidditch und vielleicht war sie wirklich nicht schlecht. Aber so Wettkämpfe lagen ihr nicht besonders.

Gina zog einen Schmollmund und setzte einen Hundeblick auf. „Bitte.“

Kathy musste bei ihrem Anblick lachen. „Vielleicht.“

„Bitte.“

„Gina.“

„Bitte, bitte, bitte. … Mach mit.“

„Ich überlege es mir, okay? Aber jetzt lass uns mal nen Zahn zulegen, Danielle und Jeanette haben uns längst eingeholt und ich hab Hunger.“
 

„Remus.“, sagte James und starrte in beim Frühstücken an, denn er stocherte schon die ganze Zeit mit seiner Gabel in seinem Toast rum.

„Reeemus.“, sagte er nochmals, doch er achtete nicht auf ihn.

„Hey!“, Sirius warf ihm ein Brötchen entgegen.

Er schreckte auf. „Was?“

„Was ist los mit dir?“, fragte James.

„Gar nichts ist los.“, entgegnete er.

James deutete auf seinen Toast, der mittlerweile aussah wie zerbröselter Kuchen.

Remus seufzte. „Es ist echt nichts.“

„Wenn du Liebeskummer hast, dann sag es.“, meinte er und tat gespielt einfühlsam.

Er sah ihn mit einem typischen Blick an.

„Streber passt zu Streber. Warum sagst du nicht einfach, dass es dir leid tut und knutscht Chris mal ordentlich ab?“

„Weil…“, sagte er lässig. „…ich erstens nicht in sie verknallt bin und zweitens ich keinen Grund hab, mich bei ihr zu entschuldigen. Sie geht mir einfach nur auf den Geist.“

„Na ja.“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. „Wenigstens bin ich schlau genug um zu wissen, dass man seinen Toast nicht unbedingt durchlöchern muss, um seine Gefühle einzusehen.“, meinte Chris locker und nahm sich ein Stück von ihm. „Und im Übrigen, wenn du das nächste Mal mitten im Gang zusammenbrichst – schrei nicht wie ein kleines Kind nach deiner Mami. Denn deine Mami…“, und mit den Worten warf sie James und Sirius einen stechenden Blick zu. „…wird nicht ihr ganzes Leben damit verschwenden dir jeden Monat in den Krankenflügel hinterher zu rennen, um dir deinen Kram zu bringen. Demnächst… kümmerst du dich gefälligst selbst um deine Hausaufgaben.“, fauchte sie, gab ihm einen harten Klaps gegen den Kopf und verschwand dann.

James und Sirius starrten ihr mit offenem Mund hinterher und Remus sagte nichts.

„Okay.“, sagte James und zog die Augenbrauen hoch. „Ich schätze das war’s dann mit >Ohnegleichen< in Zaubereigeschichte.“

Remus biss sich auf die Unterlippe und stach noch mal wütend in seinen Toast.
 

„Okay, McGonagall hat mir die Termine für die nächsten Wochen gegeben.“, sagte Sean in der Mittagspause und stand mit James, Sirius, Peter und noch einem jüngeren Jungen namens Jamie Lee draußen auf dem Gelände.

Er sah sich die Liste mit den Terminen an und rollte sie dann wieder zusammen. „James den Jäger lässt du mal bleiben.“

„Was?“, fragte James empört.

„Ja, du bist als Jäger grottenschlecht.“

„Hast du ’n Knall, ich mach seit zwei Jahren den Jäger.“

„Ich brauch dich als Sucher.“, erwiderte er stur.

James klappte der Mund auf und er sah ihn fassungslos an. „Sucher?“

„Ja, als du letztes Jahr Joey vertreten hast, hast du den Schnatz in zwanzig Minuten gefangen. Und da Joey sein letztes Jahr gehabt hat und nicht mehr an der Schule ist, brauchen wir nen neuen Sucher und ich will dich als Sucher.“

James zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn misstrauisch an. „Machst du das, weil ich dein Freund bin?“

„Nein, Mann.“, stöhnte er genervt. „Jamie du bist wieder als Treiber dabei, hoff ich doch. Danielle und Jeanette wollen Jägerinnen bleiben, dann fehlen uns nur noch ein Treiber und eine Jägerin.“

„Wieso ne Jägerin, ich dachte Gina ist Jägerin?“, fragte Jamie, der einen halben Tick kleiner war, als James, Sirius und Sean, da er erst in der Dritten war, jedoch schon vierzehn Jahre.

„Nein, die will nicht mehr mitmachen. Ach, James?“

„Ja, mein über alles geliebter Freund und Kumpel.“, grinste er übertrieben, da er sich riesig freute Sucher zu sein, der wichtigste Mann im Team.

„Grins nicht so dämlich. Kathy ist doch deine beste Freundin, oder?“

„Ja. So in etwa.“

„Gina hat gesagt, sie kann sehr gut Quidditch spielen. Kannst du sie mal fragen, ob sie es vielleicht versuchen will?“, fragte er unsicher.

„Das haben Danielle und Jeanette auch gesagt.“, stimmte Peter zu.

„Jep, kann ich machen.“, antwortete er locker. „Aber ich hätte da noch ganz andere tolle Spieler.“

„Na dann schlepp die mal zum Testspiel nächsten Dienstag mit, dann sehen wir weiter.“, sagte Sean locker und wandte sich dann an Sirius. „Wie sieht’s mit dir eigentlich aus?“

„Mit mir?“, fragte Sirius, als hätte er sich gerade verhört. „Ich spiel doch nicht Quidditch.“

„So blöd stellst du dich aber manchmal gar nicht an.“

„Hm.“, er zog lässig die Augenbrauen hoch. „Ich überleg ’s mir.“

„Na dann. Ab zu Slughorn in den Kerkerrrrr.“, sagte James Furcht einflößend.
 

Als sie das Klassenzimmer betrat ging Nika schnurstracks auf Chris und Lily zu, die sich bereits einen Platz in der zweiten Reihe gesichert hatten und setzte sich auf einen Stuhl neben Chris. Sie warf die Tasche auf den Boden und sah Chris ernst an.

„Chris.“

Sie drehte den Kopf ruhig zu ihr.

„Es tut mir so, so, so sehr leid, dass ich dich gestern ausgelacht hab. Und ich möchte mich, bei allem was mir heilig ist, zutiefst bei dir entschuldigen.“, sagte sie flehend und setzte ihren berüchtigten Hundeblick auf.

Chris seufzte und legte ihr Buch auf den Tisch. „Ist schon okay, Nika. Du kannst ja im Prinzip nichts dafür.“

„Verzeihst du mir?“, sie lächelte schwach.

„Logisch.“, antwortete sie und lächelte ebenfalls.

„Na dann wollen wir mal.“, Professor Slughorn, der Lehrer für Zaubertränke knallte sein Buch mit voller Wucht auf den Tisch und wandte sich der Klasse zu, die sich jetzt stillschweigend auf ihre Plätze hockten.

„Nun denn. Erstmals willkommen zurück. Ich hoffe Sie hatten alle erholsame Ferien.“

„Ich denke er auch, wenn es darum geht ein paar Pfunde zuzulegen.“, murmelte James Sirius grinsend zu.

Lily strahlte ihm entgegen, als Professor Slughorn an ihr vorbeiging und sie freudig begrüßte.

Sie war ohne jeden Zweifel eine seiner Lieblingsschülerinnen, denn wenn es um Zaubertränke ging, war Lily unschlagbar.

„Du bist so eine Heuchlerin.“, murmelte Nika Lily ins Ohr, während sie ihr Buch hervorholten und Slughorn den Lehrplan hinunterrattert und durch den Raum schritt.

„Nenn mich noch einmal so und ich erzähl Chris, was du letztens in einem Brief über sie geschrieben hast.“, drohte sie.

„Das wagst du nicht.“

„Mrs Evans, gibt es irgendwelche Fragen, die Sie uns stellen möchten?“, fragte Professor Slughorn neugierig und ging wieder nach vorne.

„Nein, Sir, keine. Ich musste Nika nur erklären, wie man ein Buch richtig aufschlägt. Anscheinend hatte sie schon wieder zu viel Dizzyliumstrank erwischt.“

Nika stieß ihr heftig in die Seite, während einige im Raum lachten.

„Dann können Sie uns bestimmt sagen, was Veritaserum ist.“, er blickte Lily erwartungsvoll an.

„Ein farbloser, geruchloser Zaubertrank, der den Trinkenden dazu zwingt, die Wahrheit zu sagen.“, antwortete sie aufrichtig.

„Sehr gut, sehr gut.“, sagte Slughorn hochzufrieden. „Fünf Punkte für Gryffindor, aber von ihnen hatte ich auch nichts anderes erwartet, Mrs Evans. Sie sind wirklich eine fabelhafte Schülerin.“

„Wem sagt er das? Sie ist spitzenmäßig.“, sagte James schwärmerisch und stützte den Kopf auf seine Hand.

„Sabber mir ja nicht meinen Umhang voll.“, meckerte Sirius.

Nika fand, Lily benahm sich in Zaubertränke immer voll streberhaft und stritt oft mit ihr deswegen. Lily jedoch achtete nicht sonderlich darauf, sondern wusste, dass Nika nur eifersüchtig war und sie somit wieder quitt waren, was ihre Beliebtheit in der Schule anging.

Den Rest der Stunde verbrachten sie damit Amortentia, den mächtigsten Liebestrank der Welt durchzunehmen, wobei er mehr die Nebenwirkungen aufzählte, anstatt ihnen zu zeigen wie er funktionierte. Er wollte anscheinend nicht riskieren, dass sie auf dumme Gedanken kamen.

„Glaubt ihr ich krieg Evans damit rum?“, fragte James nach dem Unterricht interessiert. Soviel zu dummen Gedanken.

„Ich glaub die würde sich mit keinem Liebestrank der Welt in dich verknallen.“, meinte Remus.

„James!“, Kathy ging auf ihn zu, gefolgt von Gina und stieß dabei auf halber Höhe mit Sean zusammen, der sich gerade umdrehte.

„Wow.“, sie ließ ihre Zaubertranksachen fallen.

James drehte sich um und schüttelte typisch den Kopf.

„Sorry, tut mir Leid.“, sagte sie eilig und hob ihr Zeug auf.

„Nichts passiert.“, sagte Sean locker, hob ihr Buch auf und gab es ihr.

„Danke.“, lächelte sie.

„Hi Sean.“, grinste Gina.

„Hi Gina.“, erwiderte er.

„Kathy, was machst du für Sachen?“, rief James zu ihr.

Sie verdrehte die Augen. „Halt die Klappe.“, hang sich die Tasche richtig um die Schulter und wollte zu ihm.

„Ach, Kathy.“, Sean hielt sie auf, als Gina ihm mit einem Kopfnicken andeutete, sie auf etwas anzusprechen.

„Hm?“, sie drehte sich zu ihm.

„Ähm. Gina hat gesagt du kannst gut Quidditch spielen.“, sagte er und deutete auf sie.

„Ach hat sie das?“, fragte sie etwas verlegen, da sie ihn eigentlich noch nie so richtig angesehen hatte.

Jetzt wo er ihr so gegenüber stand, wurde ihr erst klar, wie gut er aussah mit seinen blonden Haaren und seinen blauen Augen.

„Ich wollt dich fragen, ob du nicht mal Lust hast zum Testspiel nächsten Mittwoch zu kommen. Wir suchen noch ne Jägerin.“

„Ähm.“, sie nickte langsam. Eigentlich hatte sie sich ja felsenfest vorgenommen nicht mitzumachen, doch in dem Moment, wie er sie gerade ansah brachte sie nur ein „Klar. Warum nicht?“ hervor.

„Gut. Schön, wir sehn uns dann.“, sagte er und machte sich dann mit ein paar Jungs auf den Weg.

Kathy starrte ihm nur mit offenem Mund hinterher und rührte sich nicht.

Gina stellte sich neben sie und grinste.

„Oh Gott, der Typ ist ja voll der Hammer.“, sagte Kathy dann schließlich.

Gina lachte und zerrte sie dann mit zu James nach vorne.
 

James, Sirius und Peter gingen nach dem Unterricht ohne Remus in die Bibliothek und verzogen sich weit hinten in eine Ecke, wo sie ungestört sein konnten. Remus war bei Professor McGonagall mit den anderen Vertrauensschüler um sie in ihre ersten Pflichten einzuweihen.

Sirius zog ein schweres Buch aus dem Regal und setzte sich zu James und Peter.

„Eigentlich sind wir schon ziemlich nah dran. Wir müssen nur noch ein paar Kleinigkeiten verbessern.“, meinte Sirius und blätterte in Verwandlung als Verteidigung gegen die Dunklen Künste rum. „Ich find das Buch krass. Das sind genau unsere zwei Lieblingsfächer in einer Kombination.“

„Ja, wir sind ziemlich nah dran. Nur, dass Peter mehr aussieht wie ein Wattebausch, wenn er sich verwandelt.“, meinte James mürrisch und hatte die Arme verschränkt.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Peter missmutig.

James seufzte. „Wer versichert uns, dass es überhaupt funktioniert? Ich meine, selbst wenn wir es schaffen, es ist illegal und wenn wir erwischt werden fliegen wir von der Schule. Das bringt Remus dann absolut gar nichts.“

„Mann James, wir kriegen das hin, außerdem sind wir noch nie bei irgendwas erwischt worden.“, beruhigte ihn Sirius.

„Ja und wenn wir es hinkriegen, was dann? Wir wissen trotzdem nicht genau, wie wir ihm helfen sollen.“, konterte er immer noch.

„Verdammt James.“, Sirius schlug das Buch zu und wandte sich ihm zu. „Allein die Tatsache, dass er da nicht mehr alleine ist, wird ihm einiges leichter machen. Und ich meine, wir können da viel Positives draus machen. Uns fällt schon was ein, aber zuerst müssen wir das perfekt hinkriegen, sonst kann das ganz schön mies ausgehen.“

Er sagte nichts mehr und sah nur mies drein.

Sirius sah noch einmal im Buch nach. „Wenn wir es nicht gänzlich schaffen uns in Animagus zu verwandelt, kann es immer noch Folgen haben, wenn er uns erwischt und das bringt uns dann noch weniger, als wenn wir nicht genau wissen, was wir in der Gestalt mit ihm anstellen sollen.“, er sah James, der unsicher auf den Boden starrte und Peter, der seinen Blick erwiderte, ernst an. „Ich schlag vor, wir versuchen es diesen Samstag wieder. Im Raum der Wünsche, okay?“

„Ja.“, stimmte Peter zu und James nickte unmerklich.

Auf einmal kam jemand um die Ecke und erschrak etwas als er die Jungs sah. Sie sahen auf.

„Oh Entschuldigung, ich wusste nicht, dass diese Abteilung auch für Idioten mit Depressionsanfällen reserviert ist.“, es war Nika, die nur uninteressiert zu ihnen ging und sich ein Buch aus dem Regal schnappte.

Dann sah sie mit einem völlig fassungslosen Blick auf das Buch, dass Sirius in der Hand hatte und packte ihn an der Schulter. „Wow, der pure Wahnsinn Black, du kannst lesen? - Verwandlung als Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Mann, du musst dich nicht mehr verwandeln um Todesser abzuschrecken, Black, du bist schon ein sabbernder, stinkender Affe.“

Sie klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und wollte wieder gehen.

„Blake?“, sagte Sirius.

Sie blieb stehen und drehte sich cool zu ihm um.

„Liegst das bei dir in der Familie, diese ständig negative Einstellung?“, fragte er fassungslos.

„Ich hab ehrlich gesagt keinen Grund hier in diesem Bereich eine positive Einstellung zu haben. Ich mein Potter sieht ja auch nicht gerade aus, als würde er Freudensprüche machen.“, entgegnete sie altklug.

„So süß und dann so ein Mistvieh, also ehrlich Blake, du wärst genau mein Typ.“, grinste Sirius.

Nika seufzte und tat als wäre sie geschmeichelt. „Also ehrlich mal, Black, ich fühl mich so geehrt. Aber ich glaub auf so arrogante, Sex besessene, hirnlose Arschlöcher wie dich fahr ich nicht ab.“, sie drehte auf dem Absatz um, warf sich die Locken nach hinten und marschierte davon, als ob sie ihm zeigen wollte, was ihm entging.

„Die ist echt süß.“, meinte Sirius und sah ihr hinterher.

Peter stimmte ihm mit einem Nicken zu.

„Wie kommt die nur darauf mich als sabbernden, stinkenden Affen zu bezeichnen?“, fragte er an James gewandt, der zu ihm aufsah.

„Na ja, Sirius… vielleicht weil du einer bist.“, er grinste stieß sich vom Tisch weg und ging.

Peter lachte laut, wobei Sirius ihm das Buch gegen den Kopf schlug.
 

Nika ging zu Lily vor, setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und holte ihr Verwandlungszeug aus der Tasche. Sie mussten noch einiges für McGonagall an Hausaufgaben erledigen, die jetzt sofort durchstarten wollte, um sie auf die ZAGs vorzubereiten, die dieses Jahr bevorstanden.

„Mit wem hast du gerade geredet?“, fragte Lily neugierig.

„Ach.“, sie knallte ihr Buch auf den Tisch. „Black und seine Kumpels sind schon wieder da hinten.“

„In der Bibliothek?“, fragte sie ungläubig.

„Jep.“

Lily lächelte überrascht und wandte sich wieder ihrem Aufsatz zu.

Gerade eben ging auch James an ihr vorbei, doch sie würdigte ihn keines Blickes als er eilig „Hi Evans.“, sagte und aus der Bibliothek ging.

Doch einer anderen Stimme schenkte sie wieder Aufmerksamkeit, als sie ihren Namen hörte.

„Hey Lily.“, Jamie stand plötzlich neben ihr und gab ihr ein paar Blätter Pergament. „Die soll ich dir von Oliver geben. Er hat gesagt du brauchst sie.“

„Ja genau, danke, Jamie.“, sagte sie und deutete dann auf Nika. „Du kennst doch Nika, oder? Nika das ist Jamie Lee.“, stellte sie sie vor.

„Hi.“, sagte er und nickte ihr zu.

„Hi.“, grinste Nika ebenfalls und hatte den Kopf auf ihre Hand gestützt.

„Ähm, brauchst du sonst noch was?“, fragte er an Lily gewandt.

„Nein, danke.“, antwortete sie und war überrascht wie höflich er auf einmal klang. „Ich brauchte nur die Zusammenfassung von Oliver.“

„Na dann. Wenn sonst noch was ist, sag einfach bescheid.“

Nika beobachtete die beiden unmerklich.

„Klar mach ich.“, lächelte Lily.

„Also bis später.“, sagte er und ging dann mit einem kurzen Blick auf Nika wieder.

„Ja bis später.“, sie wandte sich wieder ihrer Hausaufgabe zu.

Nika sah sie an und beugte sich zu ihr vor. „Sag mal… steht der auf dich?“

„Nein.“, und sie lachte etwas komisch. „Nein, der steht auf dich.“

„Auf mich?“, wiederholte sie fassungslos.

„Ja.“, sagte sie locker und schrieb ohne große Beachtung weiter.

„Das ist mir jetzt aber peinlich. Ich hab den noch nie in unserer Klasse bemerkt.“

„Das liegt vielleicht daran, dass er ein Jahr jünger ist, als du.“

„Oh.“

„Und er ist in der Dritten.“

Nika zog die Augenbrauen hoch.

„Ja, im Großen und Ganzen ist er zwar vierzehn, wurde aber später eingeschult und geht erst in die Dritte.“, erklärte Lily.

„Der muss ja unter denen voll raus stechen, der sieht doch genauso alt aus wie wir. Er ist nur etwas – kleiner, als die Jungs.“, meinte sie.

„Weißt du was? Dann schlag ich vor, du gehst mal mit ihm aus.“

Nika sah sie typisch an. „Das werde ich garantiert nicht tun.“

„Wieso nicht?“

„Er ist in der Dritten. Er sieht zwar süß aus, aber wie sieht denn das aus, wenn ne Fünftklässlerin mit nem Drittklässler ausgeht? Umgekehrt wäre es ja okay, aber unter den Umständen. Nein danke.“

„Du hast selbst gesagt, man sieht den Altersunterschied gar nicht.“, wiederholte Lily.

Nika ignorierte sie einfach.

Sie wusste genau, dass es nicht der einzige Grund war, warum Nika nicht mit ihm ausgehen wollte. Sie war eben zurückhaltend in Sachen Jungs und erst Recht, wenn sie ihn gar nicht kannte. Doch sie fand, dass die zwei gar nicht schlecht zusammenpassten und vielleicht konnte sie da ja ein wenig nachhelfen.

„Hast du Lust nächsten Dienstag zum Testspiel für die Quidditchmannschaft mitzukommen.“, fragte sie dann.

Nika zuckte lässig mit den Schultern, während sie im Buch las. „Klar.“

„Versprochen?“

Sie sah sie schräg an. „Ja, meinetwegen.“

Lily grinste zuversichtlich.

„Aber dir ist schon klar, dass Potter mitspielt?“

Lily schlug mit der Faust auf den Tisch. „Mist.“, das hatte sie nicht bedacht.

Nika grinste. „Versprochen Lil’.“
 

Nie im Leben hätte Lily gedacht, dass die erste Schulwoche so stressig sein konnte. Die Lehrer redeten ununterbrochen nur von den ZAGs und gaben ihnen Hausaufgaben ohne Ende auf. Selbst Zaubertränke und Zauberkunst wurden ihr langsam lästig, obwohl es ihre beiden Lieblingsfächer waren. Unter der ganzen Arbeit, war es ihr aber doch aufgefallen, dass Nika Ausschau nach Jamie hielt um ihn anscheinend besser einschätzen zu können. Chris hatte sich von Remus gänzlich losgerissen, die zwei redeten kein Wort mehr miteinander. Ganz im Gegenteil, als sie einmal in den Gemeinschaftsraum kam, erwischte sie die beiden dabei, wie sie sich ziemlich heftig stritten, wobei Remus manchmal ganz schön fiese Ausdrücke auf ihre streberhafte Vertrauensschülerart losließ. Natürlich wieder unter der Begleitung von James und den anderen. Chris jedoch hatte sich das nicht gefallen lassen und ziemlich coole Sprüche losgelassen, die ihnen die Sprache verschlug.

Nun war dieser kleine Faden, der Lilys und James’ Clique verband doch noch gerissen und sie konnten sich in Ruhe auf die Schule und andere Dinge konzertieren, ohne sich gegenseitig in den Weg zu kommen. Kathy jedoch hatte sich irgendwie ihren eigenen Kopf entwickelt. Sie kümmerte sich weder groß darum, mit James und den anderen rumzuhängen, noch mit dem, einen Riesenkrach mit Nika anzufangen. Die meiste Zeit lungerte sie mit Gina herum und war anscheinend schwer am überlegen, ob sie jetzt am Testspiel teilnehmen sollte, oder nicht. Am meisten, kam es Lily vor hatte sie sich an einen blonden Jungen rangeheftet den sie nicht aus den Augen ließ. Zu ihrem Pech, war er aber ebenfalls ein Freund von James. Er sah zwar echt nicht schlecht aus, doch benahm er sich auf den ersten Blick genauso bescheuert wie sie und machte bei der ganzen Mobbingaktion gegen Severus Snape mit.

Doch um sich von den ganzen Problemen und Schwierigkeiten einmal loszureisen, beschloss sie mit Nika und Chris am Wochenende endlich mal wieder ins Dorf Hogsmead zu gehen. Denn Shoppen entspannte sie in dem Fall am meisten.

„Weißt du was mich an der ganzen Sache stutzig macht?“, sagte Nika, als sie in dem Süßigkeitenladen Im Honigtopf waren und sie sich einen ganzen Stapel Schokofrösche schnappte.

Lily war gerade dabei sich die komischste Sorte von Schokolade anzusehen, die es gab. Kleine Schokomännchen, die mit bunten Marzipankugeln jonglierten und dabei ein dämliches Grinsen auflegten.

Sie war meistens darauf bedacht sich Süßigkeiten zu nehmen, die sich nicht bewegten und ging weiter.

„Jamie, ist der Halbbruder von Oliver Lee, soviel er mir gesagt hat.“

„Ja und?“, fragte Chris und sah Nika fragend an.

„Und Oliver ist ein Freund von Michael Serkins, dem Stadionsprecher, der ist wiederum der beste Freund von Sean Lewis, der, und das wissen wir alle, ein Freund von Potter ist. – Und wieder stehen wir am Anfang. Wisst ihr das unser Freundeskreis dauernd wieder bei den blöden Typen anhängt?“

„Bei mir sowieso.“, sagte Lily locker. „Weil Kathy meine Freundin ist und die die beste Freundin von Potter.“

„Ja und die ist auch noch ne Freundin von Sean Lewis.“, beendete sie.

„Ist das dieser blonde, gut aussehende Typ, der dieses Jahr Mannschaftskapitän geworden ist?“, fragte Chris neugierig.

„Chris.“, sagte Nika empört. „Fang ja nicht an für den zu schwärmen. Der ist genauso bescheuert wie die anderen.“

„Das weißt du doch gar nicht.“, meinte sie locker, um sie zu ärgern.

Nika stöhnte und zahlte.

„Wie steht’s jetzt eigentlich mit Jamie?“, fragte Lily grinsend.

Nika zog eine genervte Grimasse. „Hab ich doch eben schon mal gesagt. Ich fang nichts mit nem Drittklässler an. Außerdem ist er ein Freund von Black und ich kenn ihn überhaupt nicht.“, sie schnappte sich den Beutel und ging mit ihnen raus an die frische Luft.

Die Sonne schien grell und heiß und es war wieder viel los auf den kleinen Straßen.

Die Eulen flogen kreuz und quer über die Dächer hinweg und die Fenster und Türen der Läden standen sperrangelweit offen.

„Weißt du, was mich überrascht, die Jungs sind gar nicht mit nach Hogsmead.“, sagte Chris und runzelte die Stirn.

Lily knurrte wütend. „Können wir eigentlich einmal nicht von den Idioten reden?! Ich wollte eigentlich hierher um meinen Kopf mal frei zu machen!“

„Ja, hast Recht. Tut mir leid, Lily.“, sagte Nika und hackte sich an ihrem Arm ein. „Machen wir uns nen schönen Tag und genießen den Sommer.“

Von vorne entdeckten sie Kathy, die mit Gina unterwegs war und dann, als sie sie entdeckte, schnurstracks auf sie zukam.

Sie blieb vor Lily stehen. „Hey Lil, hast du James gesehen?“

„AH!“, sie stieß einen spitzen Schrei aus und drehte sich weg.

„Na schön, dann eben nicht. Ich frag doch nur.“, sagte sie und hang sich ihre Tasche wieder um den Hals.

„Es reicht auch, wenn ihr Sean Lewis gesehen habt, dann ist der Tag schon für sie gerettet.“, sagte Gina.

„Wie oft, soll ich dir noch sagen, dass ich nichts von ihm will?“, fauchte Kathy.

„Tut mir leid, wir haben keinen von beiden gesehen und um ehrlich zu sein haben wir auch keine Lust über sie zu sprechen.“, sagte Nika angriffslustig.

„Hey Blake, wie läuft’s mit Sirius?“, fragte Kathy lässig, tat so als hätte sie sie jetzt erst bemerkt und nahm sich ein paar Süßigkeiten aus Ginas kleiner Tüte.

„Wahnsinnig witzig.“, Nika hatte die Arme verschränkt und sah ihr mit verengten Augen ins Gesicht.

„Na ich weiß ja nicht was du als Witz ansiehst, aber letzte Nacht, hast du schon wieder von ihm gelabert und dabei auf dein Kissen gesabbert.“

Gina lachte laut auf, während Kathy erstaunlich cool blieb.

„Reiz sie nicht wieder Kathy, ich hab darauf keine Lust.“, ging Lily schließlich dazwischen, als sie merkte, dass Nika kurz vorm explodieren war.

„Klar, Lil, wenn’s dich stört.“

„Was macht ihr hier eigentlich?“, fragte sie und bereute diese Frage dann, da es eine ziemlich dämliche war.

„Na James suchen.“, sagte sie selbstverständlich und versicherte damit, dass es eine dämliche Frage war. „Aber ich glaube, die sind heute gar nicht nach Hogsmead.“

„Ja, das glaube ich auch.“, bestätigte Chris. „Sie waren jedenfalls nicht in der Eingangshalle, um ihre Einverständniserklärung abzugeben.“

„Können wir gehen?“, fragte Nika langsam ungeduldig.

„Ihr könnt ja zur Heulenden Hütte. Kathy und ich wollten gerade hin.“, sagte Gina und Kathy warf ihr einen viel sagenden Blick zu, was so viel hieß wie; ohne Nika.

„Ja, ich wollt auch mal wieder hinschauen.“, sagte Lily und Nika warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

Kathy verdrehte ebenfalls die Augen und ging vor.

„Klasse.“, lächelte Gina nur.

„Ähm, ehrlich gesagt bin ich nicht gerade erpicht darauf -“, meldete sich Chris zu Wort, doch Lily zog sie mit sich.

„Keine Widerrede.“

Die Heulende Hütte war, wie der Name schon sagte, eine schäbige, grobe Holzhütte in der es in manchen Nächten spuken sollte. Allerdings gab es sie noch gar nicht lange, Die älteren Schüler hatten ihnen erzählt, dass sie erst seit höchstens sieben Jahren da stünde. Doch sie war unbewohnt, zumindest von Menschen. Aber so ziemlich jede vierte Woche hörten sie von irgendjemand, dass dort Gespenster ihr Unwesen trieben und schreckliches Heulen von weiten gehört hatten.

Einige Meter von der Hütte entfernt war ein schäbiger Zaun aufgestellt mit einem Schild >Betreten des Grundstückes verboten<. Doch Lily glaubte, dass James und die Jungs sich das nicht entgehen lassen würden, einen Blick in die Hütte zu werfen. Sie selbst allerdings hatte nicht große Lust dem Haus näher als bis zum Zaun zu kommen. Sie hatte wirklich eine unheimliche Aura um sich und wenn dort wirklich Geister, und sie wussten ja immerhin, dass es Geister gab, umherspukten, wollte sie ihnen nicht in die Quere kommen. Das beste Beispiel, dass man ihnen nicht zu nahe treten sollte, war Peeves, der Poltergeist in ihrem Schloss. Er ließ keine Gelegenheit aus um ihnen nach den Stunden oder in ihrer Freizeit einen Streich zu spielen.

Die Jungs ignorierten ihn meistens nur, zahlten es ihm mit ihren Streichen heim, oder in seltenen Fällen verbündeten sie sich sogar mit ihm, um Filch den Hausmeister zu ärgern.

„Ich hab echt keine Lust hier zu sein.“, sagte Chris und hielt Abstand von den anderen, die am Zaun lehnten.

„Echt mal Chris, ich hätte wirklich gedacht, dass du dich nach fünf Jahren etwas mehr zusammenreisen kannst.“, meinte Lily und setzte sich auf die Bank, die etwas abseits am Waldrand stand. Sie holte eine Flasche Butterbier aus ihrer Tasche, die sie sich gekauft hatte und Gina setzte sich zu ihr.

Lily war das in manchen Fällen immer ein wenig peinlich, wenn sie kleiner war, als Kathy, Gina und Chris. Wenn sie sich zum Beispielt nicht gerade Mühe gegeben hatte sich aufzubrezeln wie heute, denn Gina und Kathy waren so ziemlich immer aufgemotzt und die totalen Modefreaks, wenn sie außerhalb von Hogwarts waren. Chris war mehr die mädchenhaftere von ihnen. Sie motze sich zwar nicht so lässig auf wie Kathy und Gina, doch legte sie immer viel Wert auf Schmuck, durch den sie sehr hübsch wirkte. Allerdings litt sie, wenn es ums Schminken und Größe ging nicht allein, sondern zusammen mit Nika, die das mit ihrer Figur und ihrem Gesicht wieder wettmachte.

Lily konnte es nicht fassen, als sie aufsah und jemanden auf sich zukommen sah. Wenn etwas schlimmer war, als James und seinen Kumpels in die Quere zu kommen, dann war es Lucius Malfoy und seine Slytherin-Kameraden. Noch dazu war Snape bei ihnen. Selbst Kathy und Gina sahen giftig drein, als sie sie entdeckten.

„Hey… wen haben wir denn da?“, Malfoy kam direkt auf sie zu, gefolgt von Narzissa Black, Snape, einem anderen Slytherin und einem Mädchen mit langen, braun, gelockten Haaren.

„Ich wusste gar nicht, dass sich die Ladys hierher trauen. Und das ohne Begleitung.“

Kathy seufzte genervt, da er vor ihr stand. „Hast du nichts Besseres zu tun, als uns hier voll zu labern, Malfoy? Die Dachrinne putzen oder dich erschießen?“

„Heute sind wir ja wieder ganz witzig, was Warner?“

Sie sah ihn mit verengten Augen an, und lehnte mit verschränkten Armen am Zaun. „Das sollte ehrlich gesagt kein Witz sein.“

„Ich hätte wenigstens gedacht, du hättest noch etwas Stolz, da du ja mit Potter und Black zusammen warst, aber wenn ich das Schlammblut so seh, gebe ich die Hoffnung auf.“, er zeigte zu Lily.

Nika setzte auf einmal eine stocksaure Miene auf und wollte auf ihn losgehen. Sie hatte ihren Zauberstab schon gezogen, doch Kathy war schneller und ging ihm gefährlich nahe.

„Jetzt pass mal auf, Malfoy. Ich hab hier echt kein Problem, dir den Arsch aufzureisen, wenn du es noch einmal wagst sie so zu nennen.“, zischte sie.

„Na, ich denke schon. Denn solltest du mir den Arsch aufreisen, wird das einige Folgen haben, wenn Severus Vertrauensschüler ist.“, meinte er lässig.

„Ja.“, sagte Chris, sah ihn abgrundtief an und stellte sich zu Kathy. „Folgen für dich.“

Malfoy lachte ungläubig. „Vertrauensschülerin? Du? Was für nen Denkfehler hatte Dumbledore denn da schon wieder?“

„Lass mich ihn umbringen, bitte lass mich ihn umbringen.“, murmelte Nika Lily immer wieder zu, die sie an der Hand packte, mit dem sie ihren Zauberstab hielt, damit sie nicht auf ihn losging.

„Vergiss es Nika, er ist es nicht wert.“, sagte sie mit gesenkter Stimme. Sie hatte sich damit abgefunden, so genannt zu werden.

„Er hat dich Schlammblut genannt!“, fauchte sie wütend und sah überhaupt nicht ein, dass er es nicht nötig hätte. Doch das brachte sowieso nichts. Malfoy war älter als sie und sich mit ihm anzulegen, wäre falsch.

„Ich glaub, wenn er je einen Denkfehler gemacht hatte, dann Schniefelus zum Vertrauensschüler zu machen.“, sagte Kathy. „Der hinterlässt nämlich nach jedem Arbeitsauftrag auf seinem Arbeitplatz eklige Flecken mit seinem Fetthaar.“

„Dann sagen wir gleich zehn Punkte Abzug für Gryffindor.“, sagte Snape giftig.

„Ach ja? Zehn dafür, dass du Lily Schlammblut genannt hast.“, fauchte Chris.

„Und zehn dafür, dass du die Mädchen belästigst.“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.

Remus kam zusammen mit den andern drei zu ihnen und setzte sich neben Chris auf den Zaun. „Ach ja und fünf dafür, dass du so ’n Arsch bist.“, meinte er locker.

„Hi Schniefelus.“, sagte James und wohl oder übel musste Lily zugeben, dass sie ausnahmsweise erleichtert war sie zu sehen.

„Für den Kommentar könnte ich dir auch noch welche abziehen, Lupin.“, sagte Snape warnend.

„Tu’s doch.“, meinte Remus nur geringschätzig. „Mir würden tausend Gründe einfallen, aber ich glaub, wenn wir so weitermachen ist unser Konto bald leer und wir müssen uns nervige Sprüche von den andern Schülern anhören, weil Hufflepuff, oder Ravenclaw den Hauspokal gewonnen haben und die uns foltern wollen. Aber weißt du, ich glaube ich schenk dir sogar wieder fünf Punkte, dafür, dass deine Haare nicht mehr ganz so fettig sind, wie gestern.“

James und Sirius grinsten.

„Nen erbärmlicheren Haufen wie euch gibt’s gar nicht. Lupin, der sich Kartoffelsäcke um den Hals binden muss, Potter, der ständig nur einem Schlammblut hinterher rennt und Black, der auch keine bessere findet, als ihre Freundin.“, Peter war es in Malfoys Augen nicht einmal Wert, beachtet zu werden. Sein Blick blieb an Nika haften. „Deine Eltern mussten ja auch ziemlich verzweifelt gewesen sein, dich aus deinem Land zu diesem alten Kauz zu schicken. Ist da unten in deinem Land wahrscheinlich noch versiffter als in England bei diesem Schlammblut.“, er zeigte auf Lily. „Du bist ja immerhin täglich bei ihr, hab ich gehört.“

„Halt’s Maul, du Arsch!“, rief Nika wütend, doch bevor sie irgendetwas tun konnte, hatte James einen Fluch auf Malfoy losgelassen, der ihn hart zu Boden warf.

Snape und die anderen griffen sofort zu ihren Zauberstäben, doch als Remus ihn ebenfalls zog, Sirius ihn schneller draußen hatte und sie mit funkelnden Augen ansah, zögerten sie.

„Ich warne dich Malfoy.“, fauchte James mit gesenkter Stimme und packte ihn hart am Kragen, als er sich aufraffte. Malfoy blutete an der Augenbraue, wo er eine tiefe Schnittwunde hatte. „Solltest du Evans noch ein einziges Mal Schlammblut nennen, werde ich dich so heftig in den Boden rammen, dass die Hitze des Erdkerns dir deinen hässlichen Arsch einäschert.“

Malfoy funkelte ihn Zorn entbrannt an.

„Und wenn du noch einmal einen meiner Freunde so blöd anmachst, kenne ich kein Erbarmen mehr.“, wenn es um Remus ging und die Heulende Hütte oder sein armes Aussehen dabei erwähnt wurde, konnte James einfach nicht anders als ihm einen Fluch aufzuhalsen. Denn sie wussten etwas, was kein anderer in dieser Schule wusste und die Slytherins wären die letzten, die es erfahren würden. „Jetzt verzieh dich, bevor ich noch richtig aggressiv werde.“, er schubste ihn hart weg und ging einen Schritt zurück.

Lily und die anderen bewunderten es immer wieder, dass James sich von Malfoy nicht beeindrucken ließ, obwohl er ein Jahr älter war.

Malfoy rümpfte nur die Nase warf Lily noch einen angewiderten und James einen tötenden Blick zu und wandte sich den anderen zu. „Los kommt schon. Die sind es nicht wert, sich mit ihnen anzulegen. - Aber das…“, er zeigte auf die Platzwunde an seinem Auge. „…wird noch Folgen haben, Potter!“

„Ich freu mich schon drauf.“, murmelte James gleichgültig zu sich selbst. Er wartete noch bis sie außer Sichtweite waren und drehte sich dann zu Remus, Sirius und Peter. „Was ist, gehen wir?“

Remus nickte und Peter ging zu ihnen.)

„Der Typ nervt.“, fauchte Sirius wütend und schob seinen Zauberstab wieder in seine Hosentasche.

„Aber ne schicke Platzwunde hast du ihm verpasst.“, lachte Kathy schadenfroh.

„Wenn er euch das nächste Mal belästigt, sagt einfach bescheid. Dann bekommt er’s mit uns zu tun.“, sagte James an Lily gewandt.

Doch die lehnte mit verschränkten Armen am Zaun und sah ihn zornig an.

Nika beachtete sie nicht und setzte sich auf die Bank.

„Was?“, fragte er missmutig und verstand gerade überhaupt nicht, warum sie ihn so ansah.

„Das musste unbedingt sein, oder?“, fragte Lily.

„Was denn?“

„Glaubst du im ernst, dass es das wert ist, bloß weil er mich Schlammblut genannt hat?“, sagte sie wütend und ging auf ihn zu.

James konnte es nicht fassen. Da verteidigte er Lily und sie schnauzte ihn an. Sirius und Remus beobachteten sie ebenfalls mit ungläubiger Miene.

„Aber...“

„Das war nicht das erste Mal, dass jemand mich so genannt hat und um ehrlich zu sein ist mir das so ziemlich egal. Aber nein, der Herr muss ja wieder den großen Macker spielen und ihm eine verpassen, damit er zum x-ten Mal Strafarbeiten schreiben und Nachsitzen kann. Hauptsache cool sein und die anderen vor der ganzen Schule bloßstellen, dass ist das einzige was ihr Volltrottel im Kopf habt.“

„Ich wollte dir nur helfen.“, sagte er und wich zurück, da sie ihm immer näher ging.

„Ich pfeif auf deine Hilfe!“, schrie sie ihm ins Gesicht. „Das nächste Mal, wenn du dich duellieren willst, mach das gefälligst nicht vor meiner Nase! Ich will in den ganzen Scheiß nicht mit reingezogen werden, wenn euch ein Lehrer erwischt!“, sie drehte sich um, wobei sie mit ihren langen, roten Haaren James ins Gesicht schlug und ging zu Nika um ihre Tasche zu holen.

„Kommt schon, gehen wir.“

Nika stand locker auf, ohne irgendjemanden anzusehen und folgte ihr. Chris lehnte sich ebenfalls vom Zaun weg und warf Remus neben sich noch einen kurzen Blick zu. „Trotzdem danke.“, sagte sie lässig zu den Jungs und ging.

„Mann, die hat ja ne negative Einstellung zu dir, James.“, meinte Gina und sah ihnen hinterher.

„Tse.“, er schnaubte fassungslos und ging mit ihnen in die entgegengesetzte Richtung.

„Wie bist du eigentlich nach Hogwarts gekommen, ich hab dich gar nicht in der Eingangshalle gesehen?“, meckerte Kathy.

„Schatz, frag nicht soviel und nimm es einfach so hin.“

Das Entscheidungsspiel

An dem Abend mieden sie es sich mit den Mädchen im selben Gemeinschaftsraum aufzuhalten. Lily blieb mit Nika und Chris im Zimmer und sie machten es sich dort mit Süßigkeiten und Kartenspielen gemütlich, während James und die anderen an ihrem Lieblingsplatz am Kaminfeuer saßen und aus Langeweile noch ein paar Hausaufgaben machten, die sie noch nicht erledigt hatten.

Sirius saß auf dem Boden gegenüber von Remus und erledigte seinen Aufsatz für Wahrsagen. „Normalerweise mache ich die nie am Samstag.“

„Sieh ’s positiv, dafür musst du sie morgen nicht mehr machen.“, sagte Remus und blätterte im Wahrsagebuch herum, während Peter im Feuer rumstocherte – eine seiner Lieblingsbeschäftigungen – und James völlig schlapp auf der Couch lag und ins Leere starrte.

Sirius warf einen Blick zu ihm. „Hey James, lebst du noch?“

„Natürlich lebt er noch, sonst würde er hier nicht halbtot herumliegen und Trübsal blasen, sondern wäre schon längst auf dem Friedhof von Godric’s Hollow.“

„Was hast du denn dauernd mit deinem Godric’s Hollow. So toll ist es da auch nicht.“, meinte Sirius.

„Hallo. Godric’s Hollow ist zufällig die Heimatstadt von unserem Hausgründer Godric Gryffindor gewesen.“

„Und wie heißt dann Slytherins Heimatstadt? Salazar’s Swamp? – James, kehr endlich wieder in die reale Welt zurück, sonst kannst du das mit Abschreiben vergessen! Deinen Liebeskummer kannst du dir für jemanden aufsparen, der es wert ist.“

„Das könnte man eigentlich gleich in den Wochenkalender von Calypso eintragen. Samstag: Verlust eines Freundes. Könnte durch die ungünstige Stellung von Jupiter und Pluto verursacht worden sein.“, meinte Remus mit tragischer Stimme.

„Wieso muss sie ausgerechnet so toll aussehen?“, meinte James matt.

„Wer? Lily?“, fragte Sirius. „Also ehrlich mal, Kumpel ich kenne da noch viele Mädchen die mindestens genauso gut aussehen wie sie.“

„Nein. … Keine ist so wie sie.“, murmelte er und starrte immer noch an die Decke.

„Mann, dich hat’s ja voll erwischt.“, seufzte er und rätselte mit Remus weiter.

„Erzähl mal, was hattet ihr denn vorhin zu erledigen?“, fragte Remus dann. „Muss ja ganz schön wichtig gewesen sein, wenn ihr dafür drei Stunden gebraucht habt.“

James wusste für einen Moment nicht, was er meinte, doch dann viel es ihm wieder ein. Im Raum der Wünsche, na klar. Bevor sie nach Hogsmead gegangen waren hatten sie dort noch geübt, um zu Animagi zu werden. Und dieses Mal hatten sie es sogar fast gänzlich geschafft, was seine Laune erheblich verbesserte. Doch Remus durfte davon noch nichts erfahren. Jedenfalls nicht, bis sie es voll und ganz schafften.

„Ach.“, sagte Sirius. „So wichtig war es gar nicht. Es ging um Quidditch. McGonagall wollte mit uns noch einmal die Termine durchgehen und danach mussten wir erst einmal durchs halbe Schloss rennen um Sean zu finden. Und auf der Suche nach ihm, ist Peter gegen ne Säule gelaufen und hat sich die Nase gebrochen. Da mussten wir wieder durchs halbe Schloss zurück zum Krankenflügel. Und da wir ja nichts Besseres zu tun hatten sind wir die eine Stunde noch bei ihm im Krankenflügel geblieben.“

Sirius wusste, dass Remus den halben Tag im Vertrauensschülerzimmer gewesen war und man ihm deshalb jeden Quatsch erzählen konnte, ohne dass er es hätte nachweisen können.

Remus nickte nur und sah wieder ins Buch. James warf einen Blick zu Sirius und grinste, was Sirius nur erwiderte.

„AU!“, Peter zuckte zurück, da er sich gerade verbrannt hatte und lies es dann bleiben im Kamin weiter herumzustochern.

Sirius schüttelte nur typisch den Kopf und schrieb weiter.

Für kurze Zeit blieben sie ruhig, während einige Zweitklässler hinter ihnen irgendwelche Übungen für Verteidigung gegen die Dunklen Künste machten und dabei eine Kerze komplett in Brand gesteckt hatten. Sie hörten das Portrait aufgehen, doch sie achteten nicht darauf. Sean kam herein und als er die Jungs sah runzelte er unsicher die Stirn und ging auf sie zu. Er sah zu James und dann zu Sirius und Remus.

„Ähm. Dürfte ich vielleicht erfahren, was das werden soll?“, fragte er.

„Wir machen Hausaufgaben, Sean.“, antwortete Sirius, ohne den Blick vom Aufsatz abzuwenden. „Klingt komisch, ist aber so.“

„Euch ist schon klar, dass Samstag ist?“

Sirius sah jetzt endlich zu ihm auf. „Ja und um ehrlich zu sein, hat es mich gewundert, dass du nicht Trainingstunden mit den anderen vereinbart hast.“

Sean war immer total besessen von Quidditch und er hätte darauf geschworen, dass ihr neuer Mannschaftskapitän gleich loslegen wollte.

„Das kommt noch. Wir haben immerhin noch fünf Monate und zwölf Tage Zeit.“, Sean setzte sich auf die Lehne eines Sessels und fuhr sich durch die blonden Haare.

Sirius sah ihn fassungslos an, da er echt die Tage bis zum ersten Spiel zählte.

„Und was ist mit ihm los?“, fragte er dann und nickte zu James rüber.

„Liebeskummer.“, antwortete Remus kurz.

„Liebeskummer?“, wiederholte Sean ungläubig.

„Evans hat ihn angeschnauzt, als er sie vor Malfoy verteidigt hat.“

„Lily Evans, ja?“, mit der Frage wandte er sich an James. „Hey Mann, mach dir nichts draus. An die kommt keiner ran, der nicht perfekt ist. Even hat es auch schon versucht.“

James schien endlich aus seiner Trance erwacht zu sein und sah ihn genervt an. „Deine Worte sind richtig aufbauend, Sean, wirklich.“

Er zuckte nur mit den Schultern und verschränkte die Arme. „Wieso überhaupt Evans? Sie ist doch überhaupt nicht eine von den sexy, coolen Mädels, wie Roxy oder Gina. Um ehrlich zu sein sieht sie ziemlich langweilig aus.“

„Ja und?“, James richtete sich auf und stütze die Arme auf seine Knie. „Für mich ist sie sexy und cool. Zuminderst ist sie intelligenter als die falschen Schlangen die du meinst. Ein Mädchen von diesem Kaliber findet man nicht überall.“

„Das sag ich Gina und Roxy.“, grinste Sirius.

James warf ihm einen drohenden Blick zu.

„Na ja, wenn du meinst. Aber wenn du unbedingt ne Rothaarige haben willst, so ein Mädchen mit weinroten Haaren hat nach dir gefragt. Allerdings ist sie in Slytherin und ich glaub die Haare sind nur gefärbt.“, berichtete Sean locker.

„Aus Slytherin?“, James runzelte die Stirn.

„Wie sieht’s bei dir eigentlich aus, Sirius? Gerüchteweise soll ja zwischen dir und Blake was laufen.“, Sean warf einen neugierigen Blick zu Sirius und blitzschnell sahen auch Remus, James und Peter zu ihm.

Sirius allerdings riss die Augen auf.

„Blake?“, rief er völlig aus der Rolle. „Wer hat denn den Scheiß erzählt?“

„Also nicht?“, Sean ließ sich gelangweilt in den Sessel fallen.

„Nie im Leben.“, entgegnete er wütend. „Was soll das denn? Blake ist ne eingebildetete, arrogante, hässliche…“, James warf einen nervösen Blick zur Seite. „… hirnlose, kindische Zicke.“

Remus rührte sich nicht, genauso wenig wie James, Sean und Peter. Alle vier sahen nur auf einen Punkt.

Sirius sah sie fragend an.

„Du findest also, dass ich kindisch bin?“, fragte plötzlich eine Stimme neben Sirius und er schrak auf, als Nika hinter ihm an einen Sessel lehnte und zu ihm auf den Boden sah.

Er seufzte genervt. „Mann, was hast du hier zu suchen?“, sagte er wütend.

„Entschuldigung.“, sagte sie aufplusternd und stellte sich gerade hin. „Ich sehe hier kein Schild mit den Worten: Für Spinner reserviert. Kein Zutritt für – wie war das noch gleich – kindische, hirnlose, oder gleich hässliche Zicken.“

„Ich dachte du wärst mit Evans und Streberin Taylor oben?“

„Ja, na klar. Aber zufälligerweise…“, sie ging zu Remus und schnappte sich einen Aufsatz der neben ihm lag. „… ist das Streberin Chris’ Aufsatz.“

Remus sah sie empört an. „Gib her. Den hat sie mir überlassen.“

„Nein. Du hast ihn ihr geklaut. In Verwandlung. Ich hab’s genau gesehen und Chris wusste absolut nicht wo er war. Wir haben uns schon gedacht, dass ihr ihn habt, also lüg mich nicht an.“, sagte sie sauer und zog ihre Hand zurück, als Sirius ihn ihr wegschnappen wollte.

Sirius stellte sich vor sie. „Wenn ich wegen dir nachsitzen darf, weil ich meinen Aufsatz für Zauberkunst morgen nicht hab, bist du dran.“

Nika verschränkte die Arme und sah ihm lässig in die Augen. „Tja, dann würde ich dir raten, deinen, wenn vorhandenen Grips, mal einzuschalten und den Aufsatz zu schreiben. Denn ich glaube Chris hat euch laut und deutlich gesagt, dass sie euch nicht mehr abschreiben lässt.“

Sie wandte sich an Sean, den sie eigentlich überhaupt nicht kannte und deswegen ein wenig unsicher ihm gegenüber war. „Und was dieses Gerücht anbelangt, möchte ich gerne wissen, wer so etwas behauptet?“

Sirius knirschte mit den Zähnen und setzte sich wieder auf den Boden.

Sean hob die Augenbrauen und sah locker drein. „Na ja. Ich hab’s von Michael und der hat’s von Gina. Und die weiß irgendwas von Kathy, dass du angeblich auf ihn stehst.“

Nika verengte ihre Augen zu schlitzen und rollte Chris’ Aufsatz wütend ein. „Kathy.“, hörten sie sie fast tonlos fauchen und sie drehte sich Richtung Treppe, die zu den Schlafsälen führte. „Die ist so was von tot.“

Doch bevor sie die Treppen hinaufstieg drehte sie sich noch mal zu den Jungs. „Du kannst den anderen ausrichten, dass ich nicht auf Black stehe. Nicht einmal annähernd. Sondern ihn abgrundtief hasse und für den absolut peinlichsten und abartigsten Playboy halte, den die Welt je gesehen hat.“, dann verschwand sie, unter einigen Blicken der jüngeren Schüler, den Gemeinschaftsraum.

„Wie schade.“, meinte James trocken und warf Sirius einen Blick zu, der ihn nur tötend erwiderte.

„Und das ist der Grund, warum ich zurzeit keine Freundin haben will.“, meinte Sean nur.

„Wie schade.“, sagte er wieder in einem anderen Ton.

„James halt die Klappe.“, meinte Remus nur und er legte sich wieder auf die Couch.
 

Nika öffnete die Tür von ihrem Schlafsaal und schloss sie wieder hinter sich. „Sie hatten ihn.“, sagte sie und warf Chris ihren Aufsatz vor ihre Nase aufs Bett.

Chris seufzte innerlich und legte ihn auf ihre Kommode, bevor sie sich wieder ihrer Hausaufgabe zuwandte.

Lily saß ebenfalls auf ihrem Bett und las ein Buch, dass ihr ihre Eltern zugeschickt hatten. Als Nika aufsah blieb sie mit gereizter Miene stehen.

Kathy ging gerade vor ihr vorbei und steuerte auf ihr Bett zu.

„Oh du bist da?“, fragte Nika mit freundlich verstellter Stimme.

Kathy sah sie schräg an, bevor sie sich auf ihr Bett fallen lies. „Ja. Eben erst gekommen.“

Nika nahm sich unbemerkt einige Marzipankugeln vom Tisch und ging langsam auf sie zu. „Dann…“, sagte sie langsam, starrte auf ihre Hand und stellte sich vor Kathy. Plötzlich warf sie ihr hart eine Kugel entgegen.

„Au!“

„…möchte – ich – wissen – wieso -“, mit jedem Wort warf sie ihr eine Kugel hin, während Kathy zurückwich und Lily und Chris aufsahen. „ - du – blöde – eingebildete – Zicke – deine – verdammte – Klappe – nicht – halten – kannst?!“

„Au, verdammt! Hast du nen Knall?!“, rief Kathy wütend, als Nika sie schmerzlich an der Schulter traf und hielt sich ihr Kissen vors Gesicht. „Das tut weh, Mann!“

„Nika.“, sagte Chris genervt.

Nikas Munition war alle und sie sah sie fuchsteufelswild an. „Wie kannst du es nur wagen zu behaupten, ich sei in Black verknallt?! Und wie kannst du es wagen, dass auch noch in der Schule herumzuerzählen?!“

„Hey, kann ich was dafür, wenn du im Schlaf von ihm laberst?“, fragte Kathy genervt.

„Ich rede nicht im Schlaf, verdammt!“, schrie sie und Kathy nahm das Kissen runter. „Und ich schnarche auch nicht! Hör auf hier Storys zu erzählen und kümmere dich um deine Angelegenheiten! Ist das zu viel verlangt, wenn ich sage: halt dich von mir fern?!“

„Um ehrlich zu sein, macht es viel mehr Spaß dich zu ärgern, anstatt dir aus dem Weg zu gehen.“, grinste sie und spielte mit dem Kissen herum.

Nika schnappte sich wütend ihren Zauberstab und wollte auf sie losgehen, doch Lily hielt sie fest und zerrte sie zurück.

„Aus! Stopp!“, sagte sie und hielt sie auf Distanz. „Es reicht. Ich hab darauf echt keine Lust mehr. Wenn ihr euch die Köpfe einschlagen wollt, geht nach draußen, aber lasst uns in Ruhe. – Kathy musst du sie eigentlich dauernd ärgern?“, fragte sie streng.

„Halloho. Sie hat mich mit Kugeln beworfen. Würde mich nicht wundern, wenn es morgen blaue Flecke gibt.“, sagte sie empört.

„Na hoffentlich.“, raunte Nika.

„Halt die Klappe du kleine Made!“

„Mistkröte!“

„Es reicht, okay!“, rief Lily. „Wenn ihr zwei nicht zusammen klarkommt, schlaft ihr im Gemeinschaftsraum.“

„Ist überhaupt nicht nötig, Lil’.“, sagte Kathy locker und stand auf. Sie packte ihre Schultasche und ein paar Kleinsachen und ging zur Tür. „Ich geh freiwillig.“

Lily stöhnte, als die Tür zufiel und stemmte die Hände an ihre Hüfte. „Mann. Ihr zwei bringt mich noch zur Weißglut.“

Nika sah nur griesgrämig drein und ließ sich auf ihr Bett fallen.

„Und wo will sie jetzt hin?“, fragte Chris.

„Zu Gina, oder Danielle ins Zimmer. Geht sie doch immer.“, antwortete Lily nur.

„Da kann sie ruhig mal bleiben.“, zischte Nika.

Lily legte sich auf ihr Bett und las weiter. Konnten die zwei sich nicht einmal im Zimmer aufhalten, ohne dass gleich ein Streit ausbrach? Sie wusste echt nicht, was das Problem der beiden war. Die meiste Zeit war es Nika, die Kathy wegen jeder Kleinigkeit anschrie und Kathy verwickelte es zu einem Streit, indem sie ihre Drohungen nie ernst nahm und sie damit reizte. Lily wusste, dass Nika zu ehrlich war, um solche Lügen auf sich sitzen zu lassen und Kathy zu stolz, irgendetwas einzusehen, was sie verbrochen hatte. Verschiedener konnten zwei Personen überhaupt nicht sein.
 

Kathy hatte Gina Bescheid gesagt und ihre Tasche bei ihr abgestellt. Sie wollte noch in den Gemeinschaftsraum sehen, weil sie etwas gehört hatte, bevor sie ins Bett ging. Normalerweise ging sie ja immer zu Danielle und Jeanette, wenn sie von Nika genug hatte, aber zurzeit verbrachte sie viel mehr Zeit mit Gina und die Tatsache, dass sie angeblich vorhatte sie und Sean näher zu bringen machte sie stutzig. Außerdem war Gina gleichaltrig und Danielle ein Jahr jünger. Sie konnte mit einer Klassenkameradin über viel mehr Schulzeug reden.

Als sie unten ankam, waren die jüngeren Schüler schon ins Bett gegangen, aber die Jungs saßen immer noch am Kamin und arbeiteten. Als sie Sean sah wurde ihr unwohl und sie wollte lieber wieder nach oben gehen, doch James rief sie her.

„Hey Schatz, sieht man dich auch mal wieder?“, sagte er und sie ging zu ihnen.

Kathy setzte sich zu James auf die Couch und beobachtete Sirius und Remus.

„Mal ehrlich, mittlerweile wird mir das unheimlich. Vor kurzem ward ihr in der Bibliothek und jetzt macht ihr an einem Samstag Hausaufgaben.“

„Mann, uns war langweilig, ist das so schwer zu glauben?“, fragte Sirius genervt und stützte den Kopf auf seine Hand.

„Nein, ich finde es ja toll, dass du endlich mal etwas für die Weiterentwicklung deines Gehirns tust, Sirius.“, antwortete sie locker.

„Wie sieht’s aus? Machst du jetzt am Dienstag mit, oder nicht?“, fragte Sean sie dann, und Kathy zuckte zusammen, da sie nicht erwartet hatte, er würde sie so locker ansprechen, als wären sie seit Ewigkeiten befreundet.

„Bei was?“, fragte sie und sah ihn an. Und er sah richtig süß aus, wenn er lachte.

„Beim Testspiel.“, erinnerte er.

„Ach so, ja. – Ich meine nein, ich… weißt du, ich hab noch mal drüber nachgedacht… irgendwie…“, sie versuchte klar zu denken und fing sich dann wieder. „Irgendwie weiß ich nicht ob das so mein Ding ist.“

„Wieso nicht?“, fragte jedoch James und richtete sich wieder auf. „Du kannst super Quidditch spielen. Ich würde mich echt freuen, wenn du im Team wärst.“

„Ja, im Ernst.“, sagte Sean. „Ich würde mich auch freuen.“

Kathy sah ihn an. Er würde sich auch freuen? Sag mal, merkte sie noch was, oder hatte Gina Recht und er stand wirklich auf sie? Schlecht sah er ja wirklich nicht aus, aber sie kannte ihn kaum. Klar er war ein guter Freund von James, aber das musste noch lange nicht heißen, dass man ihm so einfach vertrauen konnte. Aber sonst hätte McGonagall ihn ja nicht zum Mannschaftskapitän ernannt.

„Mal sehen.“, sagte sie nur. „Ich meine… Danielle und Jeanette sind auch im Team, vielleicht wäre es ja gar nicht so schlecht.“

„Gar nicht schlecht. Dann hätten wir unser Trio zusammen.“, meinte James und grinste bei der Vorstellung. Er wusste wie Kathy spielte, sie war öfter bei ihm gewesen und er wusste, dass dieses Team perfekt sein würde, wenn sie dabei wäre. Und er würde Sucher sein. Was Besseres konnte ihm gar nicht passieren. Natürlich mussten die anderen noch einmal bei Testspiel alles geben um wieder im Team zu sein, doch sein Platz war gesichert, hatte Sean gesagt, denn er kannte keinen besseren Sucher. Das erste Spiel konnte ruhig kommen.

Kathy überlegte noch einmal und seufzte dann. „Okay, ich mach mit. Es ist sowieso nicht sicher ob ich ins Team komme, es könnten immer noch Bessere da sein.“

„Cool, dann wäre das abgemacht.“, sagte Sean locker und stand auf. „Ich geh dann mal hoch. Ich muss mit Michael noch mal Klartext reden, weil er schon wieder gedroht hat unparteiisch zu werden, wenn ich dich nicht überreden kann.“

„Was?“, Kathy sah ihn ungläubig an. Wieso Michael?

„Na ja. Michael steht total auf dich, aber an deiner Stelle würde ich mich nicht mit ihm einlassen. Der ist so hinterlistig wie eine Schlange. … Normalerweise hätte er nach Slytherin sollen.“, er verschwand nach oben und die anderen mussten grinsen.

Michael Serkins auch noch?, dachte sich James. Kathys Verehrer häuften sich ja wie der Süßigkeitenhaufen, den Peter nach jeder Nachspeise hinterließ. Er hatte sich schon gedacht, dass Sean irgendwelche Anzeichen hatte, dass er was von Kathy wollte, doch offiziell war es nicht. Es konnte immer noch etwas anderes dahinter stecken. Die ganze Zeit überlegte er sich ob er es noch einmal bei Lily versuchen sollte, aber die schien ihn ja seit neuesten zu hassen. Und dieses rothaarige Mädchen aus Slytherin konnte ja mehr oder weniger nur eine sein. Leila Spall.
 

Am Dienstag war es schwer sich zu entscheiden Hausaufgaben zu machen, oder zum Testspiel zu gehen. Noch dazu hatten James und Sirius sich eine Woche Nachsitzen bei Professor Slughorn eingebrockt. Er hatte ihnen gnädigerweise für heute frei gegeben. Allerdings unter der Bedingung, dass sie zwei Stunden am Samstag zu ihm kamen. Professor McGonagall hatte ihnen ebenfalls allen Hausaufgabenfrei gegeben, das galt jedoch nicht für die anderen Fächer. Nur wegen den ZAGs, dachte sich James. Das Spiel fand heute um Fünf statt und ausgerechnet heute war er mit Strafaufgaben und Hausaufgaben von gestern beschäftigt. Wieso verdammt noch mal hatte er sie nicht gestern erledigt? Doch er schrieb zusammen mit Sirius in der Pause von Remus ab und schrieb den Aufsatz für Zauberkunst in Wahrsagen. So konnte er ohne Probleme die Hausaufgaben von gestern Nachmittags erledigen und um fünf zum Quidditchfeld gehen. Er wurde natürlich von Sirius und Remus begleitet, denn Sirius hatte beschlossen ebenfalls mitzumachen, nur so zum Spaß und Peter war im Gemeinschaftsraum Hausaufgaben machen. Er war zu dumm zum Abschreiben, dachte sich James. Er ließ sich dauernd von den Lehrern erwischen, weil er sogar die Aufsätze haargenau abschrieb und sich dummerweise auch noch neben Remus setzte, wenn die Lehrer kontrollierten. Auffälliger ging es ja nun wirklich nicht.
 

Lily und Nika gingen wie abgemacht ebenfalls hin und kletterten, zusammen mit Alice Ritch und einer Klassenkameradin namens Noreen Grant einen der Zuschauertürme hoch, um von oben zuzusehen. Sie lehnten sich über die Brüstung und sahen nach unten aufs Spielfeld, wo die Teilnehmer und Sean erst einmal die Regeln besprachen. Ein kühler Wind wehte durch ihre Haare und Lily merkte, dass es Herbst wurde.

„Wer ist denn das?“, fragte Alice und versuchte ihre braunen Haare hinters Ohr zu kriegen, doch der Wind wehte sie ihr immer wieder ins Gesicht.

„Wer?“, fragte Lily.

„Der Typ da mit der Igelfrisur. Neben James.“

„Ach der. Keine Ahnung.“, sagte sie.

„Frank Longbottom.“, antwortete Noreen, gegenüber der Lily richtig weiß wirkte, da sie schwarz war und ihre schwarzen Locken nach hinten zu Cornrows geflochten hatte.

„Woher weißt du das?“, fragte Alice.

„Er geht mit dir in die Klasse. Ich dachte du kennst ihn.“, erklärte sie fassungslos.

„Oh.“, machte sie nur. „Wie peinlich.“

„Oberpeinlich Alice.“, meinte Nika. „Merk dir lieber mal deine Klassenkameraden.“

„Also mein Typ ist er ja nicht gerade.“, sagte Lily und starrte nach unten zu James uns Sirius.

„So wie’s aussieht macht Black dieses Mal auch mit.“

„Hoffentlich stürzt er ab.“, meinte Nika spaßig und sprang auf den Bänken rum. „Sagt mir Bescheid, wenn’s losgeht.“

Noreen beobachtete sie. „Fall nicht runter.“

„Ich bin leichtfüßig wie eine Gazelle.“, sagte Nika und tanze auf den Bänken herum. Das war wieder ein Grund, wegen dem Lily eifersüchtig wurde. Nika konnte gut tanzen. Zuminderst zu peppigen Liedern. Ruhige Tänze mit einem Partner, wie Walzer, oder Tango existierten bei ihr nicht.

„Ich frag mich echt, was du gegen Black hast, Nika.“, sagte Noreen. „Er sieht doch super aus.“

„Kann schon sein.“, sie sprang mit angewiderten Blick von der Bank. „Aber er ist das größte Arschloch, das die Welt je gesehen hat. Zuminderst, wenn er zu mir sagt, ich bin hässlich.“

„Er hat gesagt, dass du hässlich bist?“, fragte Alice ungläubig. Ein Junge, der Nika als hässlich beschrieb, musste geistig gestört sein.

„Und kindisch.“

„Na ja, gegen das wollen wir mal nichts sagen.“, meinte Noreen und Lily lachte.

„Wie bitte?“, entgegnete Nika scharf. „Ich und kindisch?“

„Na ja.“, machte Lily nur grinsend und sah immer noch nach unten.

Nika schnaubte fassungslos und setzte sich mit verschränkten Armen hin.
 

Sirius warf einen Blick nach oben zu den Zuschauerplätzen, grinste uns stupste James an. „Hey James.“

Er drehte sich zu ihm.

„Schau mal, ich glaub dein Schwarm feuert dich an.“

James sah ebenfalls nach oben und erkannte Lily. Er grinste zuversichtlich und hob die Hand, damit sie ihn sah.

„Jetzt hat er dich entdeckt.“, murmelte Nika Lily zu.

„Na und?“, sagte sie gelangweilt und beachtete seine Geste gar nicht.

„Na da wird das Spiel ja umso interessanter.“, sagte er und wandte sich wieder an Sean, der zusammen mit Jamie die Kiste mit den Bällen holte und Danielle und Jeanette einige Schulbesen hinterher schleppten. Gina und Kathy halfen ihnen.

„Das läuft folgendermaßen ab.“, sagte Sean und stellte die Kiste ab. „Professor McGonagall und Madam Hooch werden später noch hier auftauchen und mir helfen den Sucher zu bestimmen, während ich mich als Hüter zu den Ringen begebe und die Jäger bestimme. Die Treiber bestimmen wir nachdem wir die Spieler haben, damit wir testen können wie gut sie die Klatscher abwehren können. Also wer Schiss hat einen abzukriegen, kann ja einen Rückzieher machen. Keiner ist dazu verpflichtet hier zu bleiben.“, erklärte er in einem ziemlich beiläufigen Ton und James und Jamie grinsten.

Er sah sich um und entdeckte Madam Hooch, die zusammen mit Professor McGonagall herüberkam.

„Also dann.“, er nahm den Schnatz aus der Kiste und überließ ihn James. „Du weißt, was du zu tun hast.“

„Klar doch.“, grinste James und packte seinen Besen. „Jeder, der es mit mir als Sucher aufnehmen will, mir nach.“

Sean grinste ihm nach, so selbstsicher benahm sich James. „Und jeder der versuchen will, nen Quaffel an mir vorbeizukriegen mir nach.“

Als er an Gina vorbeikam, blieb er noch neben ihr stehen. „Und du bist sicher, dass du nicht wieder mitmachen willst? Ohne dich hat das Team ein Riesenloch.“

Gina sah ihn lächelnd an und gab ihm seinen Besen. „Mach dir meinetwegen mal keinen Kopf. Kathy wird eine spitzen Nachfolgerin sein.“

Er seufzte leicht, lächelte jedoch und ging vor zu den drei Torstangen.

Kathy ging zu Gina und lehnte sich gelangweilt an den Besen. „Ich find das falsch.“, murmelte sie.

„Ach komm schon. Hau die anderen zu Brei. Du verdienst es Jägerin zu sein, also hau rein.“, sagte sie aufbauend und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor sie ging. „Viel Glück.“

„Hmhm.“, murmelte Kathy nur, seufzte dann schwer und ging zu Danielle und Jeanette.

„Machen wir Sean fertig.“, sagte Danielle hinterhältig, nachdem sie angefangen hatten. „Ich liebe es ihn zu ärgern.“

„Ach ja?“, Kathy sah nach oben zu den Torstangen, wo die ersten schon versuchten an Sean einen Quaffel vorbeizukriegen, doch er war gut und die Spieler verdammt schlecht, fand sie.

„Die schaffen das nie. Er ist zu gut. Die einzige die es geschafft hat jemals einen Quaffel dreimal hintereinander an ihm vorbeizukriegen war Gina.“

Kathy beobachtete Sean und seine Taktik. Wenn sie es sich recht überlegte, gab es da doch einige Wege einen Quaffel an ihm vorbeizukriegen. Zwar war es nicht einfach, doch es war möglich. Klar Gina war gut. Eine der besten Spielerinnen überhaupt, doch wenn sie sich zusammenriss und alles gab, konnte sie es genauso schaffen.

Sie zuckten zusammen, als James nah an ihnen vorbeirauschte und den Schnatz fing.

Kathy konnte es nicht fassen. Er war doch eben erst auf seinen Besen gestiegen und der letzte der es versuchte, hatte mindestens zwanzig Minuten gebraucht den Schnatz zu fangen.

„Wow.“, Noreen und Alice klatschten beeindruckt. Doch Lily und Nika sahen nur grimmig hinunter.

James landete und alle jubelten, als er den Schnatz küsste und hochhielt. Eine Geste die Lily ziemlich arrogant fand. Ganz klar, nach McGonagall und Madam Hoochs Miene zufolge war er dabei.

Etwas anderes hob ihre Stimmung als es nach einer Weile Danielle und Jeanette schafften einen Treffer zu landen und ebenfalls dabei waren, während Kathy ebenfalls getroffen hatte. Nach ein paar Testspielen staunte sie nicht schlecht, als Kathy es ein zweites Mal schaffte und nach einigen Schülern, die scheiterten ein drittes Mal und Danielle ein zweites.

„Hey Leute es reicht.“, lachte Sean fassungslos, als Kathy und Danielle ihn hinterhältig angrinsten und aus Spaß einen Neuversuch starten wollten.

„Wie wäre es, Mrs Hawkins? Wollen Sie ihn noch einmal überzeugen?“, fragte Kathy hochnäsig.

„Nein ich überlasse die Ehre Ihnen, Kathryn.“, sagte sie ebenfalls elegant und überreichte ihr den Quaffel.

„Mädels! Es reicht. Ihr habt mich überzeugt.“, rief Sean und fing den Quaffel, als Kathy ihn warf.

„Mist.“, fluchte sie.

„Nichts Mist. Ihr seid drin. Genau wie Jeanette. Ihr wart auch ohne, dass ihre treffen musstet die Besten. Landen. Kathy ich will mal kurz mit dir reden.“

„Tatsache? Ich fühl mich hier oben aber gerade so wohl.“, lächelte sie.

„Landen.“, grinste er und sah typisch drein, als Danielle lachte. „Sofort.“

Die Treiber wurden eine Weile später bestimmt, doch das überließen sie den Testspielern allein. Sie sahen von unten zu, wer die Klatscher am besten in welche Richtung lenken konnte. Eine Variante war es auch, wer den Klatscher, mittels Schläger, durch die Ringe brachte. Eine für viele schwierige Aufgabe.

„Sirius ist gar nicht schlecht.“, meinte James und hielt sich die Hand vors Gesicht, da ihn die Sonne blendete, die vor kurzen hinter den Wolken erschienen war.

„Ja, aber der albert mir zu viel mit Oliver rum.“, sagte Sean typisch. „Deine Leistung war klasse.“, sagte er an Kathy gewandt, die neben ihm stand. „Du warst die erste, nach Gina, die dreimal einen Quaffel an mir vorbeigebracht hatte.“

„Du hast ne Schwachstelle, an der linken Seite.“, sagte sie und zuckte lachend mit den Schultern, was total süß aussah, fand James.

„Gut beobachtet.“

„Tja. Ich hab ne gute Beobachtungsgabe.“

„Wenn du willst kann ich dich zu meiner Komplizin machen.“, sagte Sean. „Wenn du so ne tolle Beobachtungsgabe hast, könnten wir ne richtig gute Strategie gegen die anderen Häuser entwickeln.“

„Einverstanden.“, lachte sie, erwiderte kurz seinen Blick und sah dann wieder den Treibern zu.

„Sirius hör auf rumzualbern, sonst kommst du nie ins Team!“, rief James.

„Wer hat denn gesagt, dass ich dabei sein will!“, rief er zurück.

„Oh Mann, du Flasche! Ich will dich gefälligst im Team haben!“

Sirius schlug mit Oliver ein und landete, nach dem Schlusspfiff von Madam Hooch vor ihm. „Vergiss es. Vielleicht nächstes Jahr.“

„Gehen wir runter?“, fragte Alice und die anderen stimmten zu.

Eigentlich hätte Lily gedacht, dass sie gleich zurück zum Schloss gingen, doch als sie unten an der Treppe ankamen, strich sich Alice ihre Haare noch einmal glatt und ging schnurstracks auf die Spieler und Teilnehmer zu.

„Was soll das werden?“, fragte sie, als Noreen ihr folgte.

„Ach komm schon, das könnte lustig werden. Alice will versuchen diesen Frank kennen zu lernen.“, sagte Nika und zerrte Lily mit.

„Sie will was?“

James stand gerade mit Michael in der Nähe von Frank Longbottom, als er merkte, dass Lily und die Mädchen auf sie zukamen.

Daneben stand Oliver Lee zusammen mit seinem Halbbruder Jamie und diskutierten gerade, wer der bessere Treiber war, denn Oliver hatte es nicht geschafft.

„Die kommen wohl nicht wegen uns hierher, oder?“, fragte James Michael und beobachtete Lily, die nicht so aussah, als wäre sie damit einverstanden gewesen.

Alice blieb bei Frank stehen und versuchte sich mit ihm in ein Gespräch rein zu bringen, indem sie fragte wie die Entscheidung für die Treiber gelaufen war.

Es klappte ganz gut, stellte er fest und dann bemerkte er, dass auch Oliver und Jamie aufmerksam geworden waren. James und Michael gingen zu ihnen.

„Wenn jemand von euch versucht mir Evans wegzuschnappen, gibt’s Saures.“, mahnte sie James, doch Oliver schüttelte den Kopf.

„Nein, es geht darum, dass Jamie sich in Blake verguckt hat.“, klärte er.

„Bitte was?“, fragte James.

„Ouh, schwierige Wahl, Jamie.“, meinte Michael und sah zu Nika rüber, die mit Lily schwer diskutierte, ob sie jetzt zurück ins Schloss gingen. „An die kommst du nicht so leicht ran. Evans und Blake wollen mit unserer Clique nichts zu tun haben.“

Jamie sah ihn empört an. „Und wie ich das tu.“

„Das schaffst du nie im Leben.“, erwiderte James.

„Tu ich wohl.“

„Tust du nicht.“, sagte Oliver.

„Okay.“, er wandte sich ihnen ganz zu. „Fünf Mäuse, dass ich sie zu nem Date überreden kann.“

„Zehn, dass du’s nicht schaffst.“, sagte James.

„Geht klar.“, sagte er.

„Da mach ich mit.“, sagte Oliver und er und Michael stimmten ebenfalls dafür, dass er’s nicht schaffte.

„Ich werde euch schon das Grinsen aus dem Gesicht wischen.“, sagte er und ging dann zu ihr.

„Woher sollen wir wissen, dass er keine faulen Tricks anwendet?“, fragte Michael.

„Hiermit.“, James zog ein paar hautfarbene Schnüre hervor.

„Langziehohren?“, Oliver verzog das Gesicht. „Die sieht er doch.“

James holte seinen Zauberstab hervor, transportierte die Langziehohren so weit zu Jamie und Nika, dass er sie hören konnte und sprach einen Zauber aus, der sie unsichtbar machte. „Bin ich gut, oder bin ich gut?“

„Du bist genial.“, sagte Michael, klatschte mit ihm ein und sie hörten mit, was sie sagten.

Jamie ging zu Nika und blieb bei ihr Lily und Noreen stehen.

„Hi.“, sagte er.

„Hi, Jamie.“, sagte Lily, erfreut ihn zu sehen.

„Das ist unfair, der kennt Evans.“, beschwerte sich James. „Ich zieh meine Wette zurück.“

„Jetzt warte doch erst mal ab.“, meinte Oliver.

„Hi Nika.“, sagte er und sie grüßte lächelnd zurück. „Noreen.“, sagte er noch, um nicht unhöflich zu sein und sie nickte ihm zu.

„Äh, wisst ihr was, Noreen und ich müssen noch schnell zu Kathy und du verstehst dich ja sowieso nicht mit ihr Nika, also entschuldigt uns.“, sagte Lily und zerrte Noreen von den beiden weg, während Alice von Frank gar nicht mehr loskam und sich halb kaputtlachte.

„Hey!“, beschwerte sich Nika, doch sie folgte ihnen nicht. „Blöde Ziegen. Lassen mich hier einfach allein.“

Jamie grinste. „Tja.“

Nika sah ihn an. „Und? Wer ist jetzt Treiber? Ich hab die Auswahl nicht mehr mitgekriegt?“, fragte sie locker.

„Ähm. Even Miles und ich. Hat zwar etwas gedauert, aber Sean hat sich entschieden.“, antwortete er locker.

„Aah. Na dann gratuliere.“

„Danke.“, er rieb sich die Nase. „Ähm, weißt du… Nika. Ich sag’s dir lieber gleich direkt und red nicht lang um den heißen Brei. Ich wollte dich schon ne ganze Weile was fragen.“

Nika sah ihn interessiert an und hatte die Hände in den hinteren Hosentaschen. „Ach ja?“

„Ja ähm. Ich weiß ja nicht ob du vergeben bist, aber … hättest du… vielleicht mal Lust mit mir nächsten Samstag auszugehen? Rein Freundschaftlich natürlich. … Wenn du Lust hast.“, er kniff die Augen zusammen und sah sie unsicher an.

Nika überlegte scharf und sah ihn misstrauisch an. Dass er sie so direkt fragte, hatte sie nicht erwartet. „Ähm…tja. Ich weiß nicht.“, sie sah kurz an ihm vorbei, zu James, Michael und Oliver. „Du bist in der Dritten, oder?“

James lachte jubelnd und klatschte mit Oliver und Michael ein. Niemals würde die fünftklassige Nika sich mit einem Drittklässler einlassen.

„Ja.“, antwortete Jamie und warf unbemerkt einen vernichtenden Blick zu Oliver und den anderen, dann wieder zu Nika. „Ja, aber ich bin vierzehn. Und wie gesagt. Nur rein freundschaftlich. Ich hab dich öfter in der Bibliothek gesehen und Lily hat viel von dir erzählt, deswegen wollte ich dich gerne mal etwas näher kennen lernen, weißt du?“

Lily beobachtete sie unbemerkt mit Noreen.

Nika nickte und kaute auf ihrem Fingernagel, während sie den einen Arm verschränkt hatte. Eine schlechte Angewohnheit musste sie immer feststellen. Es war fast zu leicht zu durchschauen, dass die anderen Jungs schadenfroh wären, wenn sie Jamie abservieren würde. Wenn sie genau darüber nachdachte hätte sie gar nichts dagegen am Samstag mit ihm wegzugehen. „Eigentlich,… wäre das gar keine so schlechte Idee. Klar, warum nicht? Ich hab nichts dagegen.“

„Wirklich?“, fragte Jamie erstaunt und doch erfreut.

James und die anderen konnten es nicht fassen und ihnen klappte der Mund auf.

Sie zuckte grinste mit den Schultern. Schadenfroh, dass sie es geschafft hatte, James und den anderen die Sprache zu verschlagen. „Ja klar. Samstag um zwei. Davor hab ich noch Nachhilfe bei Chris. Die ist ziemlich streng wenn’s um Zaubereigeschichte geht.“

„Ja. Einverstanden. … Ich seh dich dann. – Bis dann.“, er lächelte noch mal und verabschiedete sich von ihr. Als er sich zu den andren umdrehte grinste er siegreich und streckte die Arme aus, was so viel bedeutete wie: ich hab’s euch doch gesagt.

James, Michael und Oliver sahen ihn tötend an.

Nika ging langsam, während sie Jamie noch beobachtete, als Lily und Noreen auf sie zukamen. „Und?“, fragte Lily sofort und hackte sich bei ihr ein, um zum Schloss zurückzugehen.

„Er hat gefragt, ob ich mit ihm ausgehe.“, antwortete sie.

„Und? Was hast du gesagt.“, fragte Noreen neugierig.

„Wo ist Alice?“, fragte sie dagegen.

„Ach, die kriegst du heute nicht mehr von Frank los.“, antwortete sie.

„Lenkt nicht vom Thema ab. Was hast du gesagt?“, drängte Lily.

„Na zugesagt, was denkst du denn?“, antwortete Nika, als wäre das das Normalste auf der Welt und drehte den Kopf noch einmal zu Jamie, der ihr Lächeln erwiderte. Langsam aber sicher fand sie Gefallen an ihm.

Mieser Hinterhalt

"Chris, ich hab keine Lust mehr.“, jammerte Nika, als sie in der Großen Halle saßen und für den Test am nächsten Tag übten. Professor Slughorn hatte gesagt er wollte noch einmal testen wie viel vom letzten Jahr noch hängen geblieben war. Er hatte den Test zwar angekündigt, dafür würde er aber schwerer und mehr werden, als die anderen, hatte er versichert.

„Nika du ziehst das jetzt durch. Ich frag dich gleich ab.“, sagte sie streng und schrieb sich ihre Stichpunkte zusammen.

„Ich kann aber jetzt nichts auswendig lernen. Mein Kopf ist voll und schwer und, was weiß ich, noch alles?“, meckerte sie und schmiss das Blatt vor Chris’ Nase.

Lily beachtete die beiden nicht groß und murmelte die Formeln leise vor sich hin, während sie die Augen geschlossen hatte.

„Das einzige wovon dein Kopf voll ist, ist Jamie.“, maulte Chris und warf ihr das Blatt zurück.

„Was? Bist du etwa so verliebt?“, fragte Noreen feixend.

„Nein, bin ich nicht.“, entgegnete sie. „Mein Kopf ist überhaupt nicht voll von Jamie. Ich denk gar nicht an ihn. Es geht rein darum, dass ich müde bin und heute keinen Nerv fürs Lernen hab. Das kommt ja in den besten Zeiten mal vor.“

„Ja, aber bei dir fast täglich.“

„Könntet ihr mal die Klappe halten?“, fragte Lily genervt und machte die Augen wieder auf. „Ich versuche zu lernen.“

„Wenn Nika dabei ist gelingt dir das doch nie.“, sagte Chris.

„Wahnsinn, bist du ein Witzfisch.“, sagte Nika sarkastisch und zog ihr eine Grimasse.

Lily fasste sich nur an die Stirn und schüttelte den Kopf. Sie wandte sich wieder ihrem Blatt zu, als Nika sie anstupste.

„Was?“, fragte Lily mürrisch.

„Whitey guckt dich die ganze Zeit an.“, murmelte sie unmerklich und sah nicht hin.

„Wer?“

„Jason White. Der Vertrauensschüler aus Ravenclaw.”, sie deutete rüber zum Ravenclawtisch und tatsächlich hatte ihr ein dunkelhaariger Junge gerade einen Blick zugeworfen, bevor er sich wieder seinen Kumpels zuwandte.

„Ja und?”

„Nix ja und. Ich glaub der will was von dir.“, flüsterte sie stur.

„Sicher, dass er nicht Chris anschaut?“

„Lily.“, sagte sie typisch.

„Nika.“, machte sie übertrieben nach. „Er ist Vertrauensschüler. Vielleicht hat er’s auf Chris abgesehen, als sie beim Treffen waren.“, im Moment interessierte sie überhaupt nicht, wer sie ansah, oder nicht. Sie hang zurzeit ziemlich in Zaubertränke.

„Wenn du meinst.“, seufzte Nika und versuchte zu lernen. „Aber nur zu deine Information. Das nervt tierisch.“

„Pech.“, meinte sie trocken.

„Außerdem hab ich das Gefühl, dass ihr euch gut kennt.“

Lily seufzte und gab nach. „Ja okay. - Ich hab im Zug mit ihm geredet… und vielleicht ein bisschen mit ihm geflirtet. Na und?“

„Aha und mir erzählen, dass er nichts von dir will.“, sie zögerte kurz. „Willst du was von ihm?“

Sie zuckte die Schultern. „Na ja… schlecht aussehen tut er ja nicht. Ich meine, er ist auch ganz sympathisch.“

„Also willst du was von ihm.“

„Ach Mann, Nika.“

„Ist ja gut. Ich hab nichts dagegen. Nur mach das nicht wie die Zicken und lass deine Freunde hängen, wenn du mit ihm zusammenkommst.“, sagte sie schnell.

„Versprochen.“, lächelte Lily.

„Mann der sieht so süß aus.“, sagte Nika dann.

„Ich kann ihn auch dir überlassen, wenn du willst.“

„Ich mein doch nicht ihn. Ich mein Sean.“, entgegnete Nika scharf und Lily sah auf.

Sean Lewis war gerade wieder mit Michael, James und Sirius aufgetaucht. Gab es eigentlich irgendeinen Tag, an dem sie diese Idioten nicht sah? Wieso musste sie mit solchen Typen auf die selbe Schule gehen?

„Dieser Whitey kann mit denen nie im Leben mithalten. Ich würd ja gern sagen, dass Black und Potter auch super aussehen, aber das würde ich bei solchen Playboys nie sagen.“, fügte sie hinzu.

„Ich dachte du magst Sean auch nicht?“, sagte Lily.

„Nein, mag ich auch nicht. Aber ich kenn ihn ja eigentlich gar nicht. Bei Potter und Black, weiß ich es wenigstens. Und wenn er ein Freund von ihnen ist, kann er eigentlich nur ein Idiot sein.“, sie legte den Kopf zur Seite und kniff die Augen zusammen. „Obwohl… Jamie ist ja auch ein Freund von ihnen und Sean sieht echt verdammt gut aus. Blond, groß, schlank und coole blauen Augen.“

„Nika.“, seufzte Lily. „Hör auf. Das bringt’s eh nicht. Bei dem haben so Mädchen wie wir keine Chance. Die hängen nur mit ihrer Clique zusammen und gehen mit den dummen, aufgemotzten Zicken.“

„Na so was Lily.“, sagte Chris grinsend. „Ich könnte schwören, dass Potter was von dir will.”

Lily stöhnte genervt. „Ja Potter, na und? Der will mich doch auch nur verarschen. Glaubst du echt, der meint das ernst, dass er dauernd mit mir ausgehen will?“

„Aber das mit den, dummen, aufgemotzten Zicken, glaub ich dir aufs Wort.“, sagte Nika und deutete wieder zu den Jungs.

Kathy, Danielle und Gina waren gerade in die Halle gekommen und gingen zu ihnen, während James Kathy einen Kuss auf die Wange gab. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass Kathy James’ beste Freundin war, hätte man meinen können, die zwei wären zusammen.

„Hör auf, Nika. Kathy, Gina und Danielle sind in Ordnung.“, verteidigte sie Lily.

„In Ordnung?“, fragte sie fassungslos. „Also bitte, wenn Kathy in Ordnung ist, dann bin ich Merlin.“

„Hey Merlin, wo ist dein Bart?“, lachte Chris.

„Ach halt die Klappe, Taylor.“, maulte Nika.

Lily lachte und warf noch einmal einen Blick zu den anderen.

Kathy, Gina und Danielle gehörten zu ihnen, da stimmte schon. Sie waren ebenfalls aufgemotzt und nur mit den Jungs zusammen. Aber sie waren nicht dumm, oder arrogant. Zumindest nicht ihr und Chris gegenüber. Doch wie Kathy dauernd die guten Noten schaffte, obwohl sie sie nie lernen sah, war ihr ein Rätsel. Auch Danielle war eine super Schülerin. Die einzige, bei der sie sich nicht sicher war, war Gina. Sie hatte sich öfter aufgeregt, weil sie wieder eine schlechte Note hatte. Doch als Lily mit Kathy öfter mal über berufliche Sachen geredet hatte, war Kathy total ernst und hatte sich in irgendeine Sache rein gebissen. Sie war nicht dumm und sie war auch nicht faul, wenn es um die Schule ging. Nur in letzter Zeit ließ sie nach. - Aber wer tat das in ihrem Alter nicht? Pubertät war schon eine schwierige Sache, wenn’s um Thema Schule ging.

Nika stöhnte neben ihr laut auf. „Der klotzt schon wieder.“

„Mann, Nika ignorier ihn doch einfach. Ist ja nicht so, dass er durch die Halle brüllt.“, sagte Lily.

„Ja, aber der macht mich ganz wuschig.“

„Pech.“

„Du immer mit deinem Pech.“
 

Peter seufzte und schlug sein Buch zu, als er James ansah. „Bist du für den Test morgen vorbereitet?“

„Peter…“, sagte James, ohne den Blick von seinem Blatt abzuwenden, auf dem er sich Notizen der Hufflepuffspieler machte. „… ich bin immer für einen Test vorbereitet.“

Sie hatten sich jetzt ebenfalls ab den Tisch gesetzt, allerdings lernten Sirius und James nicht, im Gegensatz zu Peter und Remus.

Peter war immer völlig verzweifelt, wenn es um Tests ging und James fragte sich, ob er die ZAGs überleben würde.

„Hätten wir den Aufsatz von Taylor, würde es uns glaube ich besser ergehen.“, warf James ein, der neben Remus saß, der sich gerade aufrichtete und eine Formel an die Decke flüsterte.

Als er bemerkte, dass James ihn ansah, erwiderte er seinen Blick.

„Ja ich weiß!“, regte er sich auf, als er immer noch nicht wegsah, - als erwartete er etwas von ihm. „Mit Chris’ Aufsätzen geht alles besser, aber du hättest dir denken können, dass sie sich das irgendwann nicht mehr gefallen lässt.“

„Das lag nur daran, dass du dich mit ihr gezofft hast.“, zischte James und sah ihn mit verengten Augen an.

Remus ging ihm ebenfalls näher ans Gesicht und sah ihn wütend an. „Vielleicht aber auch daran, dass du Evans die ganze Zeit nerven musst und sie Chris verboten hat, mir ihre Aufsätze zu leihen.“

„Rede keinen Quatsch. Taylor war sauer auf dich, deshalb lässt sie uns nicht mehr abschreiben.“, konterte er, während Sirius gelangweilt zusah und James’ Notizen ergänzte.

„Euch hätte sie sowieso nie abschreiben lassen. Sie hat sie nur mir gegeben und ihr habt sie von mir. Ohne mich wärt ihr so was von aufgeschmissen.“

„Gib nicht so an.“

„Evans hat im Übrigen dafür gesorgt, dass Chris mir aus dem Weg geht und das hätte sie nicht gemacht, wenn du sie nicht dauernd fragen würdest, ob sie mit dir gehen will.“

„Ich hab sie nicht gefragt, ob sie mit mir gehen will, ich hab sie gefragt ob sie mit mir ausgehen will, da ist ein Unterschied, Lupin.“

„Wenn interessiert’s? Sie hasst dich und sie wird keins von beiden machen. Und solange du sie nervst, wird sie weiterhin Chris gegen mich aufhetzten.“

„Mann ehrlich, du bist doch total verknallt in Taylor.“, meinte James nur.

„Das bin ich ganz bestimmt nicht.“, fauchte er.

„Ähm…“, Sirius räusperte sich und meldete sich zu Wort. „Nur mal so ne kleine Frage am Rande. Wieso lasst ihr euch das eigentlich von den Mädels gefallen?“

Die zwei sahen ihn an.

„Ich lass mir überhaupt nichts gefallen.“, entgegnete Remus und zuckte mit den Schultern.

„Ja, ich auch nicht.“, stimmte James zu.

„Und wieso zofft ihr euch wegen so nem Scheiß, dass die zwei euch anmaulen? Ich mein, Remus, schnapp dir doch einfach den Aufsatz, wenn du ihn brauchst und lass es dir nicht anmerken. Das ist ja wohl ein Kinderspiel für uns. Und James, du kannst dir ja von Professor Slughorn zeigen lassen, wie man nen ordentlichen Liebestrank zusammenmischt und dir dann Evans schnappen.“

Die zwei sahen ihn ungläubig und völlig fassungslos an.

„Du hast finstere Gene, Sirius, weißt du das?“, sagte James langsam.

Sirius verdrehte nur die Augen und warf ihm seine Notizen wieder hin.

„Vermutlich doch ein paar Familienvererbungen.“, fügte Remus hinzu.

„Nur zu eurer Information, ich würde mir das nicht gefallen lassen. Das schadet unserem Image.“, meint Sirius nur nebenbei.

„Ich lass mir das nicht gefallen, okay?“, fauchte James.

„Na dann räch dich mal.“

„Wieso rächen?“

„Evans hat dich schon oft genug vor allen Schülern blöd dastehen lassen und vor kurzem wieder, schon vergessen?“

„Ja na und?“

„Ich wusste doch du bist ne Memme, wenn’s um Evans geht.“, sagte er und schnappte Peter sein Buch weg. „Den Scheiß musst du doch gar nicht lernen, Pete.“

Peter seufzte nur genervt, da Sirius immer alles besser wissen musste.

Er hatte ihn auch öfter schon reingelegt, damit er schlechte Noten bekam, erinnerte sich James. Ihn zu ärgern machte Sirius am meisten Spaß. Doch er dachte daran, was er eben gesagt hatte.

„Ich soll ne Memme sein?“

„Ja.“, sagte er nur uninteressiert.

„Und ausnahmsweise stimme ich Sirius zu.“, sagte Remus und schlug wieder sein Buch auf. „Gegenüber Evans bist du mehr als nur dämlich.“

James sah alle drei der Reihe nach an. Selbst Peter warf ihm einen Blick zu als würde er dem nur zustimmen.

„Okay.“, er warf seine Blätter auf den Tisch. „Remus.“

Er sah zu ihm auf.

„Taylor und Evans mussten noch nie Nachsitzen, oder?“

Er nickte zustimmend.

„Ich werde dafür sorgen, dass es ihr erstes Mal wird.“, sagte er nur und zog ein kleines Fläschchen aus dem Umhang.

„Was ist denn das?“, fragte Peter interessiert.

„Das…“, James achtete darauf, dass kein Lehrer in Hörweite war und warf einen Blick zu den Mädchen, die tief im Lernen vertieft waren. „… hab ich in Slughorns Unterricht mitgehen lassen. Es ist nur ein einfacher Schlaftrank, aber sehr wirksam. Du schläfst mindestens zwölf Stunden. Je nach Menge. Es ist jetzt…“, er sah auf seine Armbanduhr. „Kurz vor Neun. Das heißt, wenn ich jetzt unbemerkt ein paar Tropfen über ihren Kelch schütte, verpennen sie mindestens die ersten drei Stunden vom Unterricht morgen. – Ohne Entschuldigung. Und ich glaube wir wissen nur zu gut, was für Folgen das bei McGonagall hat.“

„Jaah.“, sagte Sirius und erinnerte sich nur ungern daran. „Die ganze Woche nachsitzen und das fünffache vom Unterricht nachholen.“

„Und da die drei als Rache von mir drei Stunde verpennen dürfen, können sie jeden Tag drei Stunden im Büro von McGonagall und Professor Flitwick verbringen. Fünf Tage lang.“

„Du hast finstere Gene, James.“, grinste Sirius. „Sag es Remus. Er hat auch einige Familienvererbungen der Reinblüter.“

Remus schüttelte nur den Kopf und Peter sah die zwei bewundernswert an.

„Aber…“, James steckte das Fläschchen wieder ein. „… ihr müsst mir helfen. Und wir brauchen noch ein wenig mehr von dem Zeug. Ich kann sie nicht alle drei gleichzeitig hereinlegen. Bei Evans schaffe ich es nur ihr was unterzujubeln, wenn die anderen zwei nicht dabei sind. Die bewachen sich gegenseitig wie Leibwächter, also müsste Remus -“

„Nein.“, ging er prompt dazwischen. „Vergiss es, ich juble Chris gar nichts unter.“

„Dann mach ich’s.“, warf Sirius ein.

„Das geht nicht. Von dir nimmt Taylor absolut nichts an.“, sagte James. „Die wird schon misstrauisch wenn du nur in ihrer Nähe bist.“

„Dann Peter.“

Peter machte ein erschrockenes Gesicht. Er war noch nie besonders gut bei Streichen. Er verriet sich immer jedes Mal und ließ sich erwischen, wenn er etwas aushecken musste. James hatte anscheinend genau an dasselbe gedacht.

„Nein. Nichts für ungut Peter, aber du hast nicht das Talent dafür. Das muss Remus erledigen. Immerhin bist, oder warst du ihr bester Freund. – Sirius macht das bei Blake.“, fügte er noch schnell hinzu.

Sirius sah ungläubig auf. „Hast du ’n Knall? Wenn Taylor bei mir misstrauisch ist, ist es Blake erst Recht.“

„Gar nicht wahr. Okay sie mag vielleicht misstrauisch sein, aber ihr zwei redet wenigstens miteinander. Wenn ihr zwei erst einmal in einen Streit verwickelt seid, denkt sie überhaupt nicht mehr daran, dass du ihr zwischenrein, was in ihr Getränkt schütten könntest.“

„So blöd ist selbst die nicht.“, wehrte er immer noch ab. Sich mit Absicht in die Nähe von Nika zu begeben, kam ihm überhaupt nicht in Frage. Sie konterte meistens so gut, dass selbst er sich peinlich machen könnte, wenn er sich nicht immer noch in letzter Sekunde herausredete.

„Das mit dem Rächen war dein Vorschlag, oder etwa nicht? Das ist der Schock ihres Lebens, wenn Taylor nachsitzen muss.“, meinte er.

„Ja, aber ich könnte das bei Taylor genauso machen. Bei Remus ist Nika nicht so in Fahrt.“

„Nika?“, James grinste feixend.

„Blake.“, verbesserte er und wurde leicht rot. „Das ist doch egal. Ich geh nicht in die Nähe von dieser kindischen Kroatin.“

„Das ist ein Befehl von mir Sirius. Und an dich auch Remus. Mir egal ob sie deine beste Freundin ist. Die Sache ist echt harmlos. Uns haben die schon schlimmere Sachen eingebrockt. Was macht schon ein wenig Nachsitzen.“

„Es geht um die Sache, ob das Zeug Nebenwirkungen hat.“, sagte Remus.

„Hat es nicht. Es ist harmlos, hab ich doch gesagt. Sie schlafen einfach nur länger als sonst, das ist alles.“

Sirius, Remus und Peter schwiegen einen Moment, dann stimmten sie zu.

„Okay. Aber wir machen das morgen, klar?“, sagte Remus, wobei James enttäuscht stöhnte. „Heute müssen wir uns auf den Test konzentrieren. Ich hab zurzeit echt schlechte Karten, ohne Chris.“

„Na, das ist doch erst Recht ein Grund dich zu rächen. Sie brockt dir immerhin die schlechten Noten ein.“, meinte Sirius.

Sie ließen es also an diesem Abend bleiben und lernten für Zaubertränke. Doch James beobachtete Lily dafür umso genauer, ob sie überhaupt am Abend etwas trank, doch erfreulich musste er feststellen, dass sie fast ständig irgendetwas zu Trinken bei sich hatten. Etwas weniger erfreuliches war es, dass sie sich an dem Tag noch mit Jason White, dem Vertrauensschüler aus Ravenclaw getroffen hatte, mit dem sich mehr als nur gut verstand, so wie es aussah.

Er hatte auch Kathy Bescheid gesagt, der das so ziemlich egal war, da sie zurzeit mehr mit Quidditch beschäftigt war. Sean traf sich oft mit ihr, hatte er ihm erzählt, damit sie Pläne fürs Spiel machen konnten. James allerdings kam es vor, dass da was anderes im Spiel war, denn Gina verriet ihm, dass die zwei sich immer mehr verstanden und ihr Grinsen verriet viel.
 

„Aaaaaaah! Er ist so toll, toll, toll!“, rief Kathy hibbelig und sprang auf Ginas Bett, an dem Abend, als sie wieder bei ihr im Zimmer war. Sie waren allein, denn die anderen drei Mädchen waren noch unten im Gemeinschaftsraum.

„Jetzt krieg dich mal wieder ein, ja?“, lachte Gina und zog sie aufs Bett zurück. Kathy umarmte sie.

„Er weiß absolut alles über die englische und amerikanische Quidditchmannschaft.“

„Na ja, soviel ich weiß ist Sean auch Amerikaner.“, sagte Gina und machte ihren Zopf auf, sodass ihr ihre langen dunkelbraunen Haare auf die Schulter fielen.

„Ja, aber wie er das mit dem geheimen Angriffsmanöver von den Slytherins herausgefunden hat war irre. Mir ist überhaupt nicht aufgefallen, dass er so toll in Quidditch ist. Ich hab beim Zuschauen mehr James angefeuert, aber dass er dazu auch noch so schlau ist. Weißt du, dass er der beste von Professor Flitwicks Schülern in Zauberkunst ist. Sean ist echt ‘n Typ der alles hat. Er sieht gut aus, ist sympathisch, nett, klug, beliebt.“, sie ließ nach hinten fallen und starrte träumerisch an die Decke.

Gina grinste und legte sich neben sie. „So wie’s aussieht bist du verknallt.“

Kathy fuhr sich durch die Haare. „Oh Gott.“

„Nix oh Gott.“

„Doch oh Gott.“

Sean war echt perfekt. Er war genau ihr Typ und dann auch noch so nett. So jemanden wie ihn fand man nicht alle Tage. Und auch noch Amerikaner. Sie selbst war zur Hälfte auch Amerikanerin. Pausenlos musste sie an ihn denken und die Zeit die sie mit ihm verbrachte waren die schönsten ihres Lebens. Die Frage war nur, ob auch er an ihr interessiert war und sie hoffte, dass er es nicht nur auf normale Freundschaft abgesehen hatte. Natürlich war es noch zu früh. Im Prinzip kannte sie ihn ja erst seit kurzen so richtig, aber sie hatten sich von Anfang an verstanden.

„Sympathisch, nett, klug und beliebt.“, Gina warf ihr einen Blick zu und sah dann fassungslos an die Wand. „So wie du das sagst muss er ja echt perfekt sein. Ich hab ihn noch gar nicht so gesehen, kenn ihn immerhin seit drei Jahren.“

„Na ja, solange du meine Angaben bestätigst. Für mich ist er jedenfalls perfekt.“, sagte sie. „Echt, ich hab mich noch nie so bei einem Jungen wohl gefühlt. Vor allem weil er blond ist. Ich hab mir dauernd in den Kopf gesetzt, dass ich auf blonde Jungs steh, deshalb hab ich mich auch nie in James, oder Sirius verknallt. Ich weiß nicht, das hat irgendwas bei mir in Gang gesetzt.“

Gina lachte innerlich, als sie sich das vorstellte. Kathy interessierte das nicht. Ihre Gedanken waren nur bei Sean und dabei, dass er sich morgen noch einmal mit ihr treffen wollte.

„Aaaaaaah Ginaaaa, ich krepiere!“

„Ist ja gut. Mach mein Kissen nicht kaputt!“
 

Der morgendliche Tag lief wie gewöhnlich ab. Frühstück, Unterricht, Pause und der Test. Der Test war im Großen und Ganze eigentlich ganz in Ordnung, fand Lily. Sie hatten gut gelernt und auch Nika mit ihrer Prüfungsangst hatte ganz gut abgeschnitten. Chris hatte dafür gesorgt. Sie half Nika so gut wie sie konnte um ihre Prüfungsangst zu überwinden, aber es war einfach in ihr drin. Nur eine Psychologin könnte ihr das ausreden und das war sie nun mal nicht.

Den Rest des Tages verbrachten sie draußen. Es war ein sonniger Tag, obwohl der Herbst längst da war und das mussten sie ausnutzen, bevor sie in den Winter starteten.

Lily sehnte sich nach dem Wochenende, doch da es erst Donnerstag war musste sie den morgigen Tag wohl oder übel noch überstehen. Auch Nika war unruhig, bemerkte sie. Ständig fragte sie sie, ob sie wirklich mit Jamie ausgehen sollte und Lily musste sie ständig dazu überreden es zu tun.

Jason hatte Lily ebenfalls gefragt ob sie mit ihm am Samstag ausging und deshalb freute sie sich ja so. Wenn daraus etwas werden würde, wäre das ihre sozusagen erste große Liebe. Jason war echt nett und gestern hatte sie sich noch mit ihm in der Bibliothek getroffen. Annäherungsversuche waren da, das wusste sie. Er hatte sie gefragt, ob sie einen Freund hatte, oder an jemanden Interesse hatte und sie hatte natürlich nein gesagt und in Gedanken geantwortet: nur an dir.

Und sobald sie miteinander ausgingen würde es hoffentlich zwischen ihnen funken.

Nika hatte sie davon schon erzählt und sie war einverstanden. Wenn es um Jungs ging musste Nika immer einverstanden sein, sonst würde etwas mit ihrer Freundschaft schief gehen. Während Lily sich ziemlich große Hoffnungen machte, sah Nika die Sache mit Jamie erheblich leichter. Sie schwärmte noch nicht für ihn. Sie wollte ihn erst einmal richtig kennen lernen und wissen wie er so ist. Am meisten stutzig machte sie die Sache, dass er in der Dritten war, aber das wussten viele nicht und man sah es ihm schließlich nicht an. Viele Mädchen waren mit jüngeren zusammen und wer weiß vielleicht wurden sie ja einfach nur sehr gute Freunde.

Chris war ein wenig eifersüchtig, kam es ihr vor. Auf sie hatte es kein Junge im Moment abgesehen, aber sie wollte auch keine Beziehung. Sie war an Jungs im Moment noch nicht interessiert. Ihr kam es nur blöd vor, weil Lily und Nika ein Date hatten und sie nicht. Der Samstag würde für sie ziemlich langweilig werden. Später am Abend wollte jeder seine Ruhe und die drei gingen zur Abwechslung getrennte Wege. Das machten sie öfter, wenn sie einen ganzen Tag zusammen verbracht hatten - und genau das nutzen James und die anderen aus.

Nika hatte sich in den Gemeinschaftsraum zusammen mit Tinka Kimberly, einer Klassenkameradin mit dunkeln, langen Haaren in eine Ecke gesetzt um ein wenig zu zeichnen. Sie zeichnete gerne, doch an Noreens Talent kamen sie nicht heran. Nika hatte die Beine angezogen und ein paar Pergamente gegen ihre Knie gelehnt. Als Unterlage hatten sie ihre Bücher. Als Tinka allerdings kurz aufstand um auf die Toilette zu gehen, kam zu ihrem Bedauern Sirius zu ihr rüber.

„Was willst du denn?“, fragte sie mürrisch, ohne den Blick von ihrem Blatt abzuwenden.

Sirius sah sich Tinkas Zeichnung die am Tisch lag an. „Schick. So kann man sich auch beschäftigen, wenn man Single ist.“

„Ja, das ist auf jeden Fall eine bessere Beschäftigung, als Snape in die Luft zu jagen, wie du es als Single tust.“, entgegnete sie und stand auf um von ihm wegzugehen, doch er hielt sie auf und ging ihr näher. Nika ging einen Schritt zurück, doch er ließ sich nicht abschütteln.

„Woher willst du wissen, dass ich Single bin?“, fragte er in einem ruhigen Ton und grinste sie an, wobei er ihr ziemlich nah war.

Nika bemühte sich nicht rot zu werde. So nah war er ihr noch nie. „Ich kann’s mir bei so nem Playboy wie dir eben vorstellen.“, fauchte sie.

„Weißt du…“, er fasste ihr mit der einen Hand an die Seite, während er mit der anderen bewusst hinter griff, da hinter ihrem Rücken ihr Glas stand. So konnte sie auf jeden Fall nicht sehen, was er eigentlich tat. „… auch wenn wir uns immer wieder streiten und du mich abgrundtief hasst, musst du doch zugeben, dass wir gar kein schlechtes Paar abgeben.“

Den Schlaftrank von James hatte er bereits untergemischt, doch es war kein anderer Mensch, außer ein paar Erstklässlern im Raum und da ergriff er die Chance. „Ich meine du siehst gut aus, bist intelligent -“

„Vor kurzem hieß es noch, dass ich hirnlos und hässlich bin.“, sie stieß seine Hände von sich weg. Das wäre ja das Allerhöchste sich auch noch von diesem Playboy betatschen zu lassen. „Im Übrigen, bin ich nicht interessiert.“, sie sah ihm eiskalt in die Augen und er erwiderte ihren Blick.

„Na ja ich weiß, mir sind da ’n paar Sachen rausgerutscht, aber…“, er kam ihr wieder zu Nahe. Sie wurde nervös. Das hasste sie. Was wollte er eigentlich von ihr? Konnte er nicht einfach verschwinden? Dass das Portrait aufging bemerkte sie gar nicht. Er fasste ihr wieder an die Seite…

„Gibst doch zu, du findest mich doch auch nicht -“

>KLATSCH<

Das war eindeutig zu nahe und Nika raste vor Wut.

Sirius fluchte leise und hielt sich die Hand an die Wange, wo sie ihm ordentlich eine geschmiert hatte. „Ah verdammt.“, er nahm die Hand weg.

„Ich sage es dir noch einmal, Black.“, fauchte sie und James und Michael sahen belustigt zu.

„Ich bin nicht interessiert an arroganten, selbst verliebten, großkotzigen Playboys wie dir.“

„Das war ’n Scherz, Mann.“, regte er sich auf.

„Auf deine blöden Scherze kann ich verzichten!“, schrie sie ihn an. „Komm mir ja nicht mehr zu nahe, klar?! Ich hasse dich und wenn du noch einmal so nen Scheiß machst, dann schwöre ich dir, wird es dir noch Leid tun.“, sie sah ihn tötend an und er erwiderte ihren Blick dann gleichgültig.

„Das wäre schon ’n Wunder, wenn dich ’n Typ nehmen würde. Ich frag mich was du Jamie untergemischt hast, damit er mit dir ausgeht.“

Am liebsten hätte Nika ihm einen Fluch aufgehetzt, doch sie hatte ihren Zauberstab dummerweise oben liegen lassen. Tinka kam auch wieder zurück, doch sie achtete nicht darauf. Sirius schnaubte nur verächtlich und ging zu James und Michael, die immer noch vor sich hin prusteten.

„Ich mach dich fertig.“, zischte sie noch, doch er beachtete sie gar nicht.

„Was war denn jetzt?“, fragte Tinka, doch sie antwortete nicht gleich.

„Gar nichts.“, antwortete sie und packte ihr Zeug. „Lass uns nach oben gehen.“

Tinka packte ebenfalls ihre Zeichnungen zusammen und sie tranken, zu Sirius Zufriedenheit, noch ihr Glas leer, bevor sie gingen.

*„Supak.“, während Nika ihm nur einen stechenden Blick zuwarf, grinste Sirius ihnen nur hinterher und ließ sich in einen Sessel fallen.

„Was war denn das gerade?“, lachte James immer noch. „Die hat dir ja ne satte Ohrfeige verpasst.“

„Ach, halt die Klappe. Wenigstens hat sie das Zeug runtergeschluckt.“

„Ich dachte, du machst das in nem Streit, aber ich wusste gleich, dass du auf sie stehst.“, feixte er und setzte sich ebenfalls mit Michael.

„Ich steh nicht auf sie, hast du nen Knall!“, rief er wütend. „Ich wollt sie nur ärgern! Woher soll ich denn wissen, dass sie mir gleich eine schmiert?!“

„Jaah, woher solltest du das wissen? Sie ist ja immerhin nur das Mädchen, dass dich am meisten verabscheut, aber sonst.“

„Halts Maul. Erzähl lieber mal was mit Evans ist.“, fauchte er und stützte den Kopf auf seine Hand.

„Hat sie eben geschluckt.“, sagte er prompt und ziemlich zufrieden mit sich. „Sie war in der Großen Halle. Ich musste mich nur hinter sie stellen, sie zu fragen ob sie mit mir ausgeht und das Mittel reinschütten, sonst nichts. Das war ne Sache von zehn Sekunden.“

„Und du bist sicher, dass sie’s getrunken hat?“, fragte Sirius nach.

„Sicher bin ich sicher. Ich hab’s gesehen.“

„Wovon redet ihr eigentlich?“, fragte Michael.

James und Sirius erzählten es ihm. Sie konnten ihm vertrauen, dass er sie nicht verriet, also war das kein Problem. Auf jeden Fall hatten sie ihre Aufgabe erledigt.

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*supak = Trottel
 

Was Remus anging, hatte er noch gezögert. Die einzige Chance mit Chris zu reden war, sich mit ihr ernst zu unterhalten und sie davon zu überzeigen, ihm wieder zu vertrauen. Doch das tat sie so schnell nicht und Remus hatte auch wirklich nicht vor sich mit ihr wieder zu vertragen. Es wäre also gelogen, ihr weiszumachen, er wolle sich wieder vertragen. Aber er hatte in dem Test heute echt mies abgeschnitten und sie machte ihn vor den anderen lächerlich. Sie hatte es nicht anders verdient. Und sie war zu gutmütig um ihm nicht zu glauben. Ein Grund, warum sie ihm auf die Nerven ging. Die Tatsache, dass sie sich wie seine Mutter aufführte hatte sich rum gesprochen und die Slytherins, ganz speziell Malfoy, zogen ihn damit auf. Sirius hatte Recht. Das musste er sich nicht länger gefallen lassen.

Wie üblich traf er sie in der Bibliothek und er wunderte sich, dass James Recht hatte und die Mädchen echt immer was zu Trinken haben mussten, auch wenn es nur Wasser war. Das war eine Angewohnheit von ihnen, aber zwischen den staubigen Büchern war es ja eigentlich üblich, dass man durstig wurde. Er ging auf sie zu und lehnte sich zwischen den Regalen ihr gegenüber an den Tisch, während sie die Bücher durchsah und sich ihm dann zuwandte und seufzte.

„Was willst du?“

„Mit dir reden.“, antwortete er im überzeugtem Ton.

„Worüber?“, fragte sie immer noch normal.

„Chris ich weiß, dass zurzeit alles ziemlich blöd gelaufen ist.“, seufzte er und hatte die Hände in den Hosentaschen. „Aber ich wollte dir nie wehtun.… Um ehrlich zu sein, tut es mir Leid und ich will mich dafür entschuldigen, dass… ich dich in letzter Zeit so angeschnauzt hab.“

Chris atmete tief ein und sah mit verschränkten Armen auf den Boden.

„Es tut mir wirklich Leid Chris. Ich hab mich blöd aufgeführt. Ich hab mir echt nichts dabei gedacht, als ich das zu dir gesagt hab. Und um ehrlich zu sein hatte ich auch nicht daran gedacht, dass das unsere Freundschaft zerstören würde.“

„Tja. Das ist dir ja ziemlich früh aufgefallen.“, sagte sie nur in einem kühlen Ton.

„Chris.“, seufzte er. „Ich weiß du bist sauer, aber du weiß doch wie das ist? Ich war genervt, wegen – du weißt schon was … und deshalb hab ich mich eben so blöd aufgeführt.“, er sah kurz auf den Boden und dann wieder zu ihr auf. „Ich dachte du verstehst das?“

Chris sah ihn an. Es klang überzeugend und so wie er vor ihr stand, meinte er seine Entschuldigung wohl wirklich ernst. „Ich dachte, ich wäre dir mittlerweile egal.“, murmelte sie.

Remus seufzte abermals. „Du bist mir nicht egal, Chris. – Du bist meine beste Freundin.“

Sie sah ihn nicht an. Sie hatte das nicht erwartet.

Genauso wenig erwartet wie die Sache mit dem Schlaftrank, war Remus Gedanke.

„Verzeihst du mir?“, fragte er nochmals.

Sie sah zu ihm auf. „Ich weiß nicht. … Ich weiß nicht ob ich dir wieder vertrauen kann.“

Tja, das ist die Frage, nicht wahr?, ging es ihm durch den Kopf.

„Du konntest mir doch immer vertrauen Chris?“, sagte er bestimmt.

Sie nickte fast unmerklich.

„Es tut mir Leid.“, sagte er nochmals und sah ihr tief in die Augen.

„Ja mir auch.“, sagte sie dann.

Er lächelte sie an. „Wieder Freunde?“

„Wieder Freunde.“, stimmte sie zu und erwiderte sein Lächeln.

„Und nimm nicht alles so ernst, was ich zu dir sage, wenn die Jungs dabei sind.“, sagte er noch. „Das mein ich alles nicht so.“

„Na ja, ich versuch’s.“, sagte sie noch leise.

Er grinste noch breiter und lehnte sich vom Tisch weg. „Komm her.“

Er umarmte sie fest und ergriff die Chance. Warum sollte sie so irgendetwas merken?
 

„Pennst du heute wieder bei Gina?“, fragte Nika genervt, als sie oben auf Kathy traf, die gerade ein paar Sachen aus dem Zimmer geholt hatte.

„Na ja, wenn du mich so vermisst, kann ich ja wieder zurückkommen.“, meinte sie ironisch.

„Ja natürlich. Ich vermisse dich so sehr. Komm doch wieder zurück, Kathy.“, sagte sie sarkastisch und ging Richtung Zimmer.

„Sag bloß du gehst schon ins Bett?“, fragte sie und schob sich einen Kaugummi in den Mund.

„Ja, na und? Es ist schon zehn vorbei. Ich hab gestern zu wenig geschlafen. Prüfungsangst du weißt ja. Ist ja kein Geheimnis.“

„Aber sabbere nicht wieder auf dein Kissen.“, sagte sie noch.

Nika machte nur die Tür auf, warf ihr einen typischen Blick zu und schloss wie wieder.

Kathy marschierte gemütlich zu Ginas Zimmer.
 

Am nächsten Tag hatten sie die ersten zwei Stunden Kräuterkunde bei Professor Sprout und die Dritte Verwandlung bei Professor McGonagall. Lily, Nika und Chris erschienen zu keiner der drei Stunden und James grinste schon den ganzen Morgen vor sich hin. Er lachte mehr darüber, dass Chris die Superstreberin nachsitzen musste, als darüber, dass Lily zu spät kam. Auch wenn sie ihn angeschnauzt hatte, er wollte sie immerhin rumkriegen und keinen Krieg mit ihr anfangen. Aber Nika hatte Sirius eine Ohrfeige verpasst und Chris hatte Remus schlechte Noten eingebrockt und dafür mussten sie bezahlen. Sirius interessierte das im Moment gar nicht. Er kümmerte sich mehr darum Zettel an Leila Spall zu schreiben und James hatte das ungute Gefühl, dass es um ihn ging.

Dauernd warf sie ihm einen Blick zu und Sirius prustete los, wenn er die Zettel von ihr las.

James beobachtete die zwei misstrauisch. Wenn sie über ihn ablästerten, gab’s spätestens nach der Stunde Ärger. Da erzählte Sean ihm, dass Leila auf ihn stand und jetzt machte sie sich mit Sirius über ihn lustig. Doch nach kurzer Zeit hatte Sirius auch ihm einen Zettel zugeworfen auf dem stand:
 

Es geht nicht um dich, keine Sorge. Ich hab ihr gerade das mit Evans, Blake und Taylor erzählt. Sie kann sie genauso wenig leiden.
 

Er warf ihm noch mal einen Blick zu und ließ es bleiben. Soll er doch mit ihr schreiben was er will. Ihm war das egal. Leila hatte zwar grüne Augen und rote, lange Haare, wie Lily, aber sie sahen sich kein Stück ähnlich. Leilas Haare waren von Natur dunkel, sie waren nur weinrot gefärbt und ihre Augen waren beinahe giftgrün, passend zu Slytherin, wie er fand. Sie war knochiger, größer, hatte ein schmaleres Gesicht und wirkte weniger unschuldig als Lily. Doch er konnte niemals abstreiten, dass sie verdammt gut aussah.

„Mr Black.“, sagte McGonagall dann. „Es würde mich freuen, wenn sie ihre kleinen Geheimnise nach der Stunde besprächen könnten. Wir sind hier nicht in einer Eulerei.“

„Na ja, wenn man aber bedängt, dass hier vor uns lauter Eulen sitzen, könnte man es aber meinen.“, entgegnete er, da sie gerade versuchten eine Eule in eine Kuckucksuhr zu verwandeln.

„Ihre unangebrachten Bemerkungen können Sie für sich behalten, Mr Black. Im Übrigen würde ich gerne wissen, wo…“, sie sah auf der Liste nach. „… Mrs Taylor, Mrs Evans und Mrs Blake sind. Sie sind nicht auf der Krakenliste registriert.“

Sirius zuckte unschuldig die Schultern.

„Die waren heute schon den ganzen Tag nicht hier.“, sagte Noreen unruhig.

„Tatsächlich? Nun gut, das besprächen wir später. Machen wir erst einmal weiter.“
 

Lily machte langsam die Augen auf und reckte sich. Sie richtete sich auf den Ellbogen auf und sah auf ihren Wecker. Und als sie sich den Schlafsand noch mal aus den Augen gerieben hatte, um Genaueres zu erkennen, war sie geschockt. Es war bereits halb elf.

„Chris!“, sie schlug die Bettdecke zurück. „Nika! Wacht auf!“

Chris wachte langsam auf, während Nika noch fest schlief.

„Was is?“, murmelte sie.

„Kommt schon! Aufstehen, wir haben verschlafen!“, rief sie hektisch und zog sich ihren Umhang an.

„Verschlafen?“, sie sah müde auf ihre Uhr. „Oh verdammter Mist!“

Jetzt war auch Chris so schnell wie möglich auf den Beinen und zog sich an. Lily schmiss zum dritten Mal Nika ein Kissen gegen den Kopf, doch die murmelte nur unverständliche Sätze vor sich hin und drehte sich auf die andere Seite.

„NIKA verdammt! Wenn du nicht sofort aufstehst schmeiß ich deine ganze Schokofroschkartensammlung in den Müll!“

Sie stöhnte laut und richtete sich verschlafen auf. „Können wir nicht heute ausnahmsweise mal die erste Stunde schwänzen?“, murmelte sie.

„Das haben wir bereits, du Siebenschläfer! Und die zweite und dritte Stunde dazu! Verdammt das ist uns doch noch nie passiert!“, schrie sie aufgebracht und schmiss ihre Bücher in ihre Tasche. Sie setzte sich aufs Bett und seufzte schwer. „Jetzt brauchen wir uns eigentlich auch nicht mehr zu beeilen, die Stunde ist gleich zu Ende.“

Chris blieb ebenfalls stehen und strich sich ihre kurzen, blonden Haare aus dem Gesicht. „Glaubst du Kathy hat uns nen Streich gespielt und die Wecker vorgestellt?“

„Nein. Das hat sie garantiert nicht.“, antwortete Lily. „Das würde sie nicht machen und die Uhren stimmen. Du kannst ruhig aus dem Fenster sehen.“

Nika lag immer noch im Bett und sah sie völlig verwirrt und mit verschlafenen Augen an. „Wovon redet ihr eigentlich?“

„Nika.“, sagte Lily völlig von der Rolle. „Könntest du nur ein einiges Mal so tun, als würdest du mir zuhören. Wir haben verschlafen. Ganze zweieinhalb Stunden.“

„Ja und?“, fragte sie uninteressiert und stand langsam auf. „Ist ja nicht das erste Mal, dass ich verpenn.“

„Ja, für dich vielleicht!“, rief Chris aufgebracht. „Für mich aber nicht! Weißt du überhaupt was das für einen Ärger von Professor McGonagall und Professor Sprout gibt?“

„Ja. Klar.“, antwortete sie locker, dann grinste sie. „Wie schon gesagt, ist ja nicht das erste Mal.“

„Ich kapier echt nicht wie du das so locker sehen kannst.“, sagte Lily, während Chris schnell ins Bad ging um sich frisch zu machen. „Das bedeutet Nachsitzen. Ich hab noch nie nachgesessen. Und noch dazu so lange.“

„Na ja okay. Drei Stunden nachsitzen wollte ich jetzt auch nicht.“, sagte Nika wahrheitsgemäß und zog sich an.

„Das ist nicht wahr. Das ist alles nicht wahr.“, murmelte Lily zu sich selbst und dachte nach. „Drei Stunden.“, sie sah ungläubig drein und stützte die Stirn mit ihrer Hand ab.

Nika knallte plötzlich die Schranktür zu. „Black.“

„Was?“

Sie drehte sich zu Lily um und sah sie ernst an. „Potter hat dich nicht zufällig gestern noch angesprochen?“

„Nein.“, antwortete sie verständlich.

„Bist du sicher?“

„Na ja zwei Sekunden vielleicht. Er hat mich noch mal blöd wegen nem Date angequatscht, als ich mit Alice in der großen Halle war.“

Nika sah kurz zur Seite und dann wieder zu Lily. „Tja. Zufälligerweise Black mich auch, also… ich denke… ich sollte mal ein Wörtchen mit den zwei reden.“

Lily sah sie verständnislos an.

Chris kam wieder aus dem Bad. „Okay, gehen wir. Sonst wird der Ärger nur noch größer.“, sie packten ihre Tasche und folgten ihr.

Als sie die Treppen herunter rannten und durch den Korridor liefen, fragten sie ein paar Mädchen wo sie gewesen sein, doch bevor sie antworten konnten, kam ihnen McGonagall schon entgegen.

„Sie drei.“, sie blieb vor ihnen stehen und zu ihrem Unglück bemerkte Lily, dass die Jungs sie gesehen hatten und sich hinter McGonagall auf die Mauer setzten.

Lily warf ihnen einen vernichtenden Blick zu, als James schadenfroh grinste.

„Tut uns wirklich Leid, Professor, aber wir haben ne Erklärung dafür.“, sagte Chris schnell.

„Ach, was sie nicht sagen?“, sagte Professor McGonagall scharf. „Ich schätze es ist eine gute Erklärung, wenn sie dafür unentschuldigt die ersten drei Stunden zu spät kommen.“

Nika, der überhaupt keine Erklärung, außer, wir haben verschlafen, einfallen würde, band sich währenddessen die Haare nach hinten und war gespannt auf Chris’ Ausrede.

„Na ja, Als wir zum Unterricht wollten ist uns Professor Bins entgegengekommen.“, sagte Lily stattdessen. Professor Bins ihr Lehrer in Zaubereigeschichte schien ihr die beste Ausrede zu sein, da er ein Geist mit leichter Altshaimär war und mindestens schon über zweihundert. „Er wollte, dass wir ihm ein Buch aus einem Klassenzimmer besorgen. Und… na ja Sie wissen, dass er nicht mehr ganz… klar denken kann und uns das falsche Klassenzimmer gesagt hat. Und da wir uns irgendwo im Nirgendwo befanden wussten wir nicht wo wir suchen sollten. Tja wir irrten also zwei Stunden im vierzehnten Stock herum und mussten erst einmal zurückfinden. Dann haben wir Nika, so dumm wie sie manchmal sein kann…“ (Nika warf ihr einen fiesen Blick zu) „…verloren und mussten sie erst wieder finden. Außerdem hat sie Schiss vor Kräuterkunde und hat sich deswegen furchtbar aufgeregt.“

„Ehrlich Professor wir haben alles gegeben um pünktlich hier zu sein.“, fügte Chris hinzu. „Aber was können wir dafür, wenn uns Professor Bins den falschen Weg sagt und Peeves uns noch dazu verarscht und uns ganz woanders hinschickt. Sie wissen ich bin Vertrauensschülerin und ich würde so etwas wie zu spät zum Unterricht kommen nie unterstützen. Es tut uns wirklich Leid.“

„Mrs Blake.“

Nika erschrak und sah auf.

„Stimmen Sie dem zu?“, fragte McGonagall.

„Ja natürlich.“, antwortete sie schnell. „Ich hab mir sogar noch den Ellbogen angeschlagen, als wir die doofen Stufen hinunter gerannt sind.“, sie zeigte ihren aufgeschlagenen Ellbogen, an dem sie sich am Bett angeschlagen hatte.

„Nun gut. Sie wissen, es ist schwer bei Professor Bins nachzuweisen und bei Peeves unglücklicherweise auch, aber ich denke…“, sie sah zu Chris. „Professor Dumbledore hat sie nicht umsonst zur Vertrauensschülerin gemacht. Doch ich erwarte von ihnen, dass sie die Stunden nachholen werden.“

Die drei atmeten erleichtert auf.

James, Sirius, Remus und Peter beobachteten sie ungläubig. James und Remus warfen sich einen kurzen Blick zu.

„Moment!“, sagte plötzlich Remus, als Professor McGonagall gehen wollte. „Professor, das ist noch lange kein Beweis dafür, dass sie die Wahrheit sagen.“

Chris sah ihn fassungslos an, als er auf sie zukam.

„Ach, meinen Sie, Mr Lupin?“

„Ja.“, stimmte James zu. „Im Übrigen, Remus ist auch Vertrauensschüler und ich meine – Professor – Nachsitzen, wegen illegalen Zaubers auf Snape, Strafarbeiten, wegen Fremdbeschäftigung im Unterricht. Sind das Aufgaben eines Vertrauensschülers?“, er deutete auf Remus.

„Hey Moment!“, mischte sich Nika ein. „Das heißt noch lange nicht, dass Chris genauso unverantwortlich wie Lupin ist. Sie ist definitiv viel vernünftiger als ihr alle zusammen und sie ist noch nie unentschuldigt zu spät zum Unterricht gekommen, geschweige denn hat sich im Unterricht fremd beschäftigt. Sie ist die beste Schülerin ihres Jahrgangs und hat noch nie gegen die Regeln verstoßen. – Oder etwa nicht, Professor?“

„Da muss ich Mrs Blake zustimmen, Mr Potter. Ich kenne sie vier nur zu gut. Und ich bezweifle eben so wie Sie, dass es eine perfekte Idee war Mr Lupin zum Vertrauensschüler zu machen – nichts für ungut, Remus. Aber ich denke Sie stimmen mir zu, wenn ich sage, dass man Mrs Taylor und Evans mehr Vertrauen schenken kann, als ihnen. Einen schönen Tag noch.“, sie wollte wieder gehen, doch Remus wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Jetzt hatten sie auch noch dafür gesorgt, ihn als nicht vertrauenswürdig hinzustellen.

„Ich hab sie aber gesehen.“, sagte er. „Alle drei. Als wir aus den Gewächshäusern gingen.“

„Wie bitte?“, fragte Lily völlig aufgebracht, genau wie Chris.

„Sie waren draußen auf dem Gelände und es sah nicht danach aus, als wollten sie irgendein Buch suchen. Hat eher danach ausgesehen, als hättet ihr ziemlichen Spaß gehabt und habt euch nicht einmal die Mühe gemacht euch zu beeilen.“

„Sagen Sie da auch die Wahrheit, Mr Lupin?“, McGonagall sah ihn ernst an.

„Ich kann’s bezeugen.“, sagte Sirius.

„Ich wollte sie ja nicht verpetzten.“, sagte Remus und klang, als würde ihn das quälen es zuzugeben, doch es kam mehr arrogant rüber. „Chris ist ja immerhin eine gute Freundin von mir. Aber ich denke, Sie werden mir da zustimmen, wenn ich sage, dass es eine ungerechte Sache wäre, wenn wir wegen jeder Kleinigkeit Strafarbeiten und Nachsitzen aufbekommen und die Mädchen, nur weil sie Ihnen vertrauenswürdiger vorkommen, ohne irgendwelche Beweise laufen gelassen werden.“

Er warf den Mädchen einen Blick zu, den Chris weder, wütend noch fassungslos erwiderte. In ihrem Gesicht lag Enttäuschung, kam es Lily vor. Tiefe Enttäuschung.

„Haben Sie dazu etwas zu sagen?“, wandte sich McGonagall an die Mädchen.

„Das ist nicht wahr.“, entgegnete Lily wütend. Sie saßen in der Klemme. Weder sie, noch die Jungs hatten die Wahrheit gesagt. Jeder hielt an seiner Erklärung fest. Wenn die Jungs ihre Lüge zugeben würden, - was sie stark bezweifelte - müssten sie nachsitze, wenn sie es zugeben würden sie. Doch wenn sie McGonagall nicht überzeigen konnten, dass die Jungs logen, würden sie ebenfalls nachsitzen müssen. Wegen einer Lüge und wegen zu Spätkommens.

„Ich weiß nicht, was es hier für eine Rivalität zwischen Ihnen allen gibt, aber im Moment fällt mir schwer, wem ich Glauben schenken soll. Und da es wirklich keine Beweise dafür gibt, dass sie auf Befehlt von Professor Bins, was ich natürlich trotzdem überprüfen werde, hier im Schloss umhergeirrt sind, werden sie die Stunden trotzdem nachholen.“

„Es ist die pure Wahrheit, Professor.“, sagte Sirius. „Remus und ich haben sie gesehen. Und Peter auch, nicht wahr Pete?“

Peter zuckte zusammen, da er nach seiner Meinung gefragt wurde, doch er nickte. Sirius würde ihn sonst umbringen.

„Ich kann das zwar nicht bezeugen, aber Remus lügt eigentlich so gut wie nie.“, sagte James locker, was realistischer klang.

„Das ist doch Schwachsinn!“, schrie Nika sie an. „Wer versichert uns nicht, dass ihr lügt?!“

„Na ja immerhin waren wir nicht diejenigen die verschlafen haben.“, sagte Sirius.

„Na sieh einer an, woher wollt ihr denn wissen, dass wir verschlafen haben? Ich wusste doch, dass ihr da eure Finger im Spiel hattet! Ihr habt dafür gesorgt, dass wir verschlafen!“

„Nicht das ich wüsste.“, grinste Sirius.

Nika sah geschockt drein und verstummte.

Lily und Chris sahen sie erschrocken an. Es war raus.

„Ich denke…“, sagte McGonagall in einem gefährlich ruhigen Ton. „Dass zwei Seiten genügen, um ihre Lüge zu bestrafen, meine Herren.“, sagte sie zu den Jungs. „Doch was ihre angeht, meine Damen, werden sie eine Woche nachsitzen und zwar die ganzen drei Stunden, die Sie nachzuholen haben. Es wird ihnen kaum schaden. Folgen Sie mir bitte in mein Büro.“

Lily drehte sich sofort wütend und fluchend um und folgte McGonagall, genau wie Nika, die leicht beschämt war, doch Chris zögerte kurz. Sie sah Remus mit einem langen und ausdruckslosen Blick an und drehte sich dann langsam um.

James klatschte mit Sirius ein, doch Remus machte sich Gedanken, über Chris’ Gesichtsausdruck. Doch nicht lange, denn James gab ihm ebenfalls einen anerkennenden Schubs und es läutete zur vierten Stunde.

„Die brauchen sich gar nicht so aufzuregen, ist sowieso nur eine Woche.“, sagte Sirius. „Da haben wir schon schlimmere Strafen einkassiert.“
 

„Das ist echt nicht zu fassen.“, fauchte Lily, als der Unterricht vorbei war und sie im Gemeinschaftsraum saßen. Lily jedoch ging mir verschränkten Armen durch den Raum. Ihre langen Haare hingen ihr aufgebracht nach vorne ins Gesicht, doch das interessierte sie nicht. „Diese blöden Arschlöcher haben uns reingelegt und McGonagall glaubt uns kein Wort. Es wäre wirklich nicht tragisch gewesen einen Tag nachzusitzen, aber eine ganze Woche, täglich drei Stunden am Abend! Noch dazu haben sie das Vertrauen zwischen uns und McGonagall genommen! Ich weiß nicht – ich – oh Mann, ich krieg echt die Krise!“

„Ganz ruhig, Lily, das werden wir schon überstehen.“, versuchte es Nika. „Aber das mit den Jungs ist noch nicht gegessen. Uns so hochkantig zu verarschen. Das wird ihnen noch Leid tun.“

„Weißt du.“, Lily blieb stehen und drehte sich zu ihr um. „Es ist eine Sache zu lügen, um aus uns die Wahrheit herauszuquetschen, aber eine andere ist es, wenn sie und irgendeinen Schlaftrank ins Getränk mischen. Denn so ein Schlaftank - und ich glaube, das kann ich am besten sagen – kann ziemlich heftige Nebenwirkungen haben, wenn man ihn falsch zubereitet. Professor Slughorn hat das mehr als einmal erwähnt.“

„Evans, Evans, Evans.“, James kam plötzlich mit Sirius und Remus im Schlepptau auf sie zu. Peter hatte sich abgewandt und ging die Treppen nach oben. Er setzte sich neben sie auf die Lehne des Sessels. „Glaubst du wirklich, dass wir unser Handwerk nicht im Griff haben?“

„Nur zu deiner Information, Potter. Ich bin die beste Schülerin von Professor Slughorn in Zaubertränke und glaub mir, ich kenn mich damit aus, wenn es darum geht wie viel winzigkleine Fehler man machen kann, um einen umzubringen!“, schrie sie ihn an.

„Ja, aber diese winzigkleinen Fehler haben wir nicht begangen und um dich zu beruhigen, der Schlaftrank wurde persönlich von Slughorn angefertigt. Ich hab ihn nur, na ja sagen wir mitgehen lassen.“

„Für Diebstahl und illegaler Anwendung von Schlaftrank habt ihr mehr als nur zwei Seiten verdient.“, zischte sie, immer noch mit der Drohung in der Stimme.

„Und wie willst du das beweisen?“, fragte Remus. „Es kann immerhin keiner bezeugen, dass wir es getan haben. Genauso wenig wie ihr. Woher willst du wissen, dass wir es waren? Wer weiß, ob es nicht Kathy war, oder Michael, vielleicht auch Schniefelus, oder Malfoy?“

Lily schubste ihn hart nach hinten. „Was fällt dir eigentlich ein, Remus?! Ich dachte echt du wärst intelligenter als die anderen Idioten, aber du bist keinen deut besser! Ich bereue alles, was ich je für dich getan habe! Du bist genauso ein Arsch wie Potter und Black!“

„Wahnsinns Feststellung, echt Lil’.“, sagte er nur lässig und hatte die Hände in den Hosentaschen. „Wie dir vielleicht bekannt ist, bin ich seit fünf Jahren mit ihnen befreundet. Und ich glaube, wenn ich mich jemals zwischen einem Mädchen, das vergeblich versucht Mami zu spielen, einer die jeden anmotzt, wenn er auch nur im Unterricht niest, einer kindischen Ausländerin und meinen Kumpels entscheiden müsste, würde ich eher meine Kumpels wählen.“

Lily schnaubte verächtlich und drehte sich von ihm weg. Nika sah ihn ebenfalls mit verengten Augen an, doch Chris hatte die Knie eingezogen und starrte ins Feuer.

„Jedenfalls, wisst ihr jetzt wie es ist, verpetzt zu werden.“, sagte James. „Wenn ihr an Rache denkt, braucht ihr nicht zu glauben, dass das dafür sorgt, dass wir quitt sind. Denn die ganze Aktion war eine Rache von uns, weil ihr uns ständig verpetzt.“

„Ihr seid doch selber Schuld!“, sagte Nika stocksauer. „Pech, wenn man die ganze Zeit auf andere Schüler losgehen muss und Unterricht schwänzt! Das ist noch lange kein Grund uns so etwas anzuhängen!“

Sirius seufzte genervt. „Komm schon James, ich hab was Besseres zu tun, als mir das Gequatsche von den Weibern anzuhören.“

„Jep, hast Recht.“, er stand auf und ging zu ihm. „Unsere Aufgabe ist erledigt.“

„Ihr verfluchten Idioten, die Sache ist noch nicht erledigt!“, schrie Nika und stand auf, doch die zwei lachten nur und gingen schnell nach oben.

„Komm schon Lil’.“, Nika packte sie an der Hand und zerrte sie Richtung Portraitloch. „Wir finden schon irgendwelche Beweise um sie zu verraten.“

Remus sah ihnen nur lächelnd nach und setzte sich auf Chris Lehne. „Tja, ich hoffe ihr überlegt euch jetzt zweimal, ob ihr uns weiter an die Lehrer verpetzten wollt.“

Chris sagte kein Wort und starrte weiter ins Feuer.

Er sah sie an. „Was ist? Hast du deine Zunge verschluckt?“

Mit einem Mal stand sie auf und blieb stehen. „Weißt du was Remus?“, sie sah ihn an und ihre Stimme klang schwer. „Ganze zehn Jahre lang hab ich dir geholfen mit deinem Schicksal klar zu kommen. Jeden Monat hab ich dafür gesorgt, dass es dir wieder gut geht und die anderen Schüler dich nicht blöd angaffen…“, sie merkte gar nicht, dass sie plötzlich lauter wurde. „… und du tust mir so etwas an?!“

Remus sah sie verständnislos an. „Es ist nur Nachsitzen Chris.“

„Wenn es wirklich jemals so etwas wie Freundschaft zwischen uns gegeben hat,… dann solltest du wissen, dass es nicht ums Nachsitzen geht!“, sie ließ ihn sitzen und verschwand nach oben ins Zimmer. Er blieb reglos sitzen und starrte zu den Treppen. Er war sich sicher, dass sie jetzt weinte, doch er hatte keine Ahnung, was sie gemeint hatte.

Verräter, Versager, Vertrauensschüler

So ziemlich ihre ganze Clique hatte sich im Raum der Wünsche getroffen. Zuminderst Kathy, Danielle, Gina, Sean, Jamie und Michael haben James’ Anweisungen befolgt um in den geheimen Raum zu kommen. Es war spät am Abend, nach elf und sie wollten es sich woanders als im Gemeinschaftsraum gemütlich machen. Dreimal musste man ein einer kahlen Wand im dritten Stock vorbeigehen, damit die Tür erschien, hinter der sich der Raum, den man sich vorstellte befand. James hatte sich so was Ähnliches wie den Gemeinschaftsraum vorgestellt, doch mit einem Schrank indem sich kühle Getränke, unter anderem auch Butterbier aus Den drei Besen und Snacks befanden. Er hatte Kohldampf, denn zum Abendessen waren sie nicht erschienen und immerhin war es bald Mitternacht. Beim Zurückgehen wurde es schwieriger, da man sie nicht erwischen durfte, wie sie sich spät in der Nacht noch herumschlichen, doch er hatte den ernsthaften Gedanken die ganze Nacht hier zu bleiben. Sie hatten sich ein ganzes Matratzenlager mit vielen großen Kissen und Decken am Boden aufgebaut und genossen es mal in der Schule Alkohol zu trinken, ohne irgendwelche misstrauischen Blicke der Kellner im Nacken zu haben.

„Glaubt ihr eigentlich nicht sie finden noch irgendwelche Beweise, dass ihr den Schlaftrank geklaut habt?“, fragte Kathy. Sie spielten Karten, und sie lag mit Abstand vorne, was Sirius ziemlich auf den Keks ging, da er der Champion in >Blödsinn< war.

„Woher sollten sie die bekommen?“, fragte er uninteressiert und legte zwei Karten hin. „Zwei Könige.“

Danielle die neben ihm saß und sich ihre Karten ansah, warf einen unmerklichen Blick zu Kathy, die ihr andeutete, dass sie einen König hatte. Sie selbst hatte zwei, also war das was Sirius gesagt hatte: „Blödsinn.“

„Mann.“, er deckte die Karten auf und nahm sich den Stapel. „Hört auf mich so fertig zu machen. Ich bin der Champion.“

„Ja aber dafür, dass du der Champion bist, loset du ganz schön ab.“, meinte sie nur, während Gina sich eine Zigarette anzündete.

„Ich dachte du rauchst nicht?“, sagte Kathy zu ihr.

„Ach, scheiß egal, ich bin heute mies drauf.“, gab sie nur mürrisch zurück.

James hatte das Gefühl, dass sich Kathy, Danielle und Gina mit Absicht zwischen die Jungs gesetzt hatten um sich gegenseitig zu unterstützen. Doch er konnte sie nie ertappen, wenn sie sich etwas andeuteten. Er beobachtete Kathy scharf, als sie nach Michael an der Reihe war und er einen Zweier hingelegt hatte. Und jetzt merkte er, dass sie Danielle und Gina ansah und sie ihr andeuteten, dass Danielle keinen Zweier hatte und Gina nur einen.

„Na ja, lass ich dir mal durchgehen.“, sagte sie und legte drei Karten hin. „Drei Dreier.“

„Das ist jetzt kompletter Blödsinn.“, sagte Sean neben ihr, der das ganze ebenfalls durchschaut und sich mit James verbündet hatte.

Kathy verzog genervt das Gesicht und nahm sich die Karten, was dafür sorgte, dass sie jetzt ganz und gar nicht mehr vorne lag. „Scharf beobachtet, Sean.“, sagte sie lahm.

„Ja nicht wahr. Sieht so aus als hätte ich die gleiche Beobachtungsgabe wie du, Kathy.“, lachte er und legte seine letzte Karte hin. „Tja ein Vierer.“

„Das kann ja bloß Blödsinn sein.“, meinte Jamie.

„Zufälligerweise nicht.“, grinste er fies und deckte seinen Vierer auf „Tja ich hab gewonnen. Spielen wir noch mal?“

Remus sammelte sie noch mal ein und mischte, während James Kathy beobachtete. Das war jetzt schon die dritte Zigarette, die sie sich anzündete. Wieso konnte sie sich das Rauchen nicht einfach abgewöhnen? Er wusste, dass sie Probleme damit hatte, dass sich ihre Eltern getrennt hatten und ihr Vater jetzt eine neue geheiratet hatte, bei dem sie auch noch lebte. Sie kannte ihre Mutter kaum, weil diese sich mehr um ihre Arbeit kümmerte. Doch an ihre neue Mutter hatte sie sich nach elf Jahren immer noch nicht gewöhnt. Von ihr war auch ihre kleine Schwester, oder besser gesagt Halbschwester Jenny, deswegen wunderte er sich auch nicht, dass Jenny nach Hufflepuff gekommen war. Das war aber trotzdem noch kein Grund für ihn warum sie unbedingt zu Rauchen anfangen musste. Kathy war klug und nett und hatte eine großartige Zukunft vor sich und er fand, dass sie es nicht nötig hatte, sich mit Familienproblemen abzuplagen.

Sie hatte seinen Blick bemerkt und gleich darauf verstanden und die Zigarette gelöscht. Für ihn würde sie alles tun.

„Ich weiß, ich sollte aufhören.“, murmelte sie.

„Ja, wäre vernünftiger.“, sagte er.

Sie seufzte nur und nahm ihre Karten.

„Ich hab echt keine Ahnung, was Chris sich so aufregt. Sie hat voll losgeheult.“, raunte Remus.

„Na ja. Nachsitzen ist für so eine Streberin die Hölle schlechthin.“, meinte Michael nur.

„Nein, das war nicht wegen Nachsitzen. Hat sie selbst gesagt und das glaub ich ihr auch. Sie hat sich mehr darüber beschwert, das sie mir seit zehn Jahren beigestanden hat und mich jeden Monat -“, er stoppte.

James und Sirius warfen sich einen Blick zu.

„Ach scheißegal. Vergessen wir das.“, meinte Remus nur.

„Jeden Monat, was?“, fragte Danielle.

„Gar nichts, vergesst es. Fangen wir an.“

„Jamie.“, sagte Kathy plötzlich und grinste. „Ich hab da so was gehört, dass du angeblich morgen mit Nika verabredet bist.“

„Ja und deswegen weckt mich mal morgen vor eins auf, falls ich durchmache, ich hab keine Lust dass ich das verpass.“, sagte Michael.

„Hey, glaub ja nicht, dass du uns hinterher spionieren kannst.“, wehrte sich Jamie. „Was geht euch das überhaupt an? Ich darf ja wohl ausgehen mit wem ich will.“

„Ja, aber Nika.“, Danielle sah ihn bewundernswert an. „Ich dachte bei der hat keiner von euch eine Chance.“

„Haben wir auch nicht. Bis auf Jamie, den kannte sie nämlich bis vor kurzen nicht einmal.“, sagte Sirius.

„Um ehrlich zu sein, ich kenn sie auch nicht wirklich.“, sagte Sean.

„Ja okay. Ist doch egal.“, sagte er. „Können wir mal nicht von denen reden.“

„Ich vergaß.“, feixte James. „Blake hat dir ja eine geschmiert, als du dich an sie ranmachen wolltest.“

Die anderen lachten laut los.

„Hat sie echt?“, fragte Kathy und bekam sich gar nicht mehr ein bei der Vorstellung.

„Aber so was von schön.“, grinste Michael. „Wisch und weg.“

Sirius wurde leicht rot. „Hey, das ist echt nicht witzig. Außerdem hat sie überhaupt nicht fest zugeschlagen. Ich wollte sie nur verarschen.“

„Ja klar, Siri.“, sagte Gina ironisch. „Alles nur Show. Von beiden Seiten.“

„Hey ich steh nicht auf sie, hört endlich auf damit!“, fauchte er.

„Anfangs hast du mir aber auch gesagt, dass sie übern Sommer heißer geworden ist.“, mischte sich Remus ein.

„Ja okay. Sie sieht toll aus. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich sie leiden kann. Sie ist kindisch, eingebildet,…“

„Hirnlos und hässlich. Du wiederholst dich.“, beendete Sean. „Was man von Kathy nicht behaupten kann.“, fügte er noch leiser hinzu und sah sie an.

Kathy spürte wie ihr heiß wurde und sie grinste verlegen. „Find ich ja nett von dir.“

Er grinste zurück und sah dann wieder in seine Karten.

Wenn er das noch einmal macht, flippe ich aus!, ging es Kathy durch den Kopf und sie fuhr sich durch die Haare.

Gina und James hatten es beobachtet, genau wie Danielle. Da bahnte sich tatsächlich was an, dachte sich James.
 

„Willst du überhaupt noch mit Jamie ausgehen?“, fragte Lily in der Nacht, als sie im Bett lagen, aber noch nicht schliefen und ein paar Kerzen angezündet hatte. Chris allerdings gab keinen Mucks mehr von sich und die zwei hatten das Gefühl, dass sie schlief.

„Ja natürlich.“, antwortete Nika. „Er hat ja mit der ganzen Sache nichts zu tun. Im Übrigen hab ich heute noch mit ihm geredet.“, sie lächelte dabei, bemerkte Lily.

„Er ist… irgendwie… ’n total netter Typ.“

„Das hab ich dir doch gesagt.“, sagte sie. „Ich finde ihr passt total gut zusammen, falls du ihm morgen irgendwie näher kommen solltest, sagst du mir Bescheid, klar?“

„Aber meinen ersten Kuss will ich morgen noch nicht.“, entgegnete sie.

„Wieso nicht?“, fragte Lily verständnislos. „Also ich wäre froh, wenn ’n Typ so in mich verknallt wäre.“

„Whitey ist doch total in dich verknallt.“, meinte sie nur.

„Ach quatsch. Wieso nennst du ihn eigentlich dauernd Whitey?“, fragte sie mürrisch. Sie fand den Namen für ihn beleidigend.

„Keine Ahnung, ich find das witzig.“, lachte Nika.

„Zuminderst bekommst du deinen ersten richtigen Kuss zuerst.“, sagte sie etwas eifersüchtig.

„Das weißt du doch gar nicht.“, entgegnete Nika. „Du bist morgen immerhin auch mit ihm verabredet und wenn du schon sagst, dass du dir so etwas nicht entgehen lassen würdest, bekommst du ihn vielleicht doch vor mir. Weil ich Jamie ganz bestimmt noch nicht so nahe komm.“

„Wenn du meinst.“

„Das mein ich nicht nur, das weiß ich.“

„Cool wäre es, wenn wir ihn beide am selben Tag bekommen würden.“

Nika lachte. „Du bist echt ne Romantikerin, oder?“

„Das hab ich von meiner Mum.“, sie legte sich vom Bauch auf den Rücken. „Ich hoffe bloß, dass ich mal nen süßen und netten Typen als Mann bekomme.“

„Ganz sicher, Lil’. Dein Ehemann wird auch ’n treuer Romantiker.“, bestätigte sie und lachte wieder. Lily hatte so einen netten Typen verdient, der sich gut um sie kümmerte. Denn sie war ebenfalls so und so etwas wie Potter, oder Black verdiente sie absolut nicht.
 

Als sie die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht spürte, wachte Kathy auf. Sie und Danielle waren gestern früher gegangen als Gina. Die Jungs wollten sich noch irgendwo draußen herumtreiben, doch den beiden war das Risiko zu groß, dass sie erwischt wurden. Außerdem hatte Kathy einen Kater. Sie hatte eindeutig gestern noch zu viel getrunken und den Rest der Nacht hätte sie nicht überlebt. Auch Gina war leicht angeheitert. Sie hatte sich gewundert, dass die Jungs sich mit ihr rausschleichen konnten, obwohl sie beinahe an einem Lachanfall gestorben wäre. Egal, es war Samstag und sie konnten ausschlafen. Kathy richtete sich auf und stellte fest, dass Melanie Grant, eine Zimmergenossin von ihnen schon wach war. Sie war die Zwillingsschwester von Noreen, jedoch eher das Gegenteil von ihr. Die totale Draufgängerin, ums genau zu sagen. Noreen hingegen war viel ruhiger und hing lieber mit Lily und den anderen rum. Sie saß zusammen mit Roxanne Grace auf dem Boden und spielte Karten.

„Morgen Kathy.“, sagte Melanie. „Auch schon wach, wie geht’s deinem Kopf?“

„Mies.“, murmelte sie und stand auf. „Wieso bist du gestern nicht noch mitgekommen?“

„Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob die Jungs mich dabei haben wollten.“, antwortete sie und zog sich ihre Socken an, während Kathy sich durch die Haare und übers Gesicht fuhr, um sich den Schlafsand aus den Augen zu reiben.

„Wie viel Uhr ist es?“

„Kurz nach zehn.“

Kathy erschrak. Sie wollte sich um zehn mit Gina unten treffen und nach Hogsmead gehen. „War Gina mal da?“

„Nein. Nicht, dass ich wüsste.“

„Die ist schon unten.“, warf Noreen uninteressiert ein und legte ihre Wäsche zusammen.

„Oh Mist, hat sie nach mir gefragt?“, fragte Kathy. Gina würde stocksauer sein, wenn sie stehen gelassen wird.

„Nein.“, antwortete sie, zu Kathys Überraschung. „Sie wollte sich unten mit irgendeinem Typen treffen. Ich glaub sie ist verabredet.“

„Was?“, fragte sie perplex. „Mit wem?“

„Keine Ahnung. Sie hat seit neuesten ’n Freund.“

„Hat sie garantiert nicht, das wüsste ich.“

„Ich glaub nicht, dass du das wüsstest.“, antwortete jetzt Roxanne Grace und grinste. „Sie hat ihn nämlich erst seit gestern Nacht und da du ja schon um zwei gegangen bist und sie erst um sechs, musst du das wohl verpasst haben.“

Kathy schwieg einen Moment. Demnach hatte sie sich gestern noch in vier Stunden einen Typen geangelt und für so einen ihre Freundin hängen gelassen? Was war denn das für eine Aktion? Aber das war typisch für Gina. „Wahnsinn. So schnell. Aber egal. Ist es jemand aus Slytherin, oder was?“

„Keine Ahnung, ehrlich. Ich weiß gar nichts. War ja immerhin gestern nicht dabei um mir nen Rausch einzufangen.“

„Na umso besser für mich. Jetzt muss ich nicht nach Hogsmead.“, sie ging zu Ginas Bett und nahm ihre Tasche. „Falls sie bis heute Abend noch nicht zurück ist, was man ja stark annehmen könnte, sagt ihr ich starte nen Neuversuch und zieh wieder zurück zu Lily und den anderen. Ich hol den Rest noch. Sie wollte noch ne Sache von mir abschreiben.“

„Alles klar.“, sagte Roxanne und hob die Hand.
 

„Ich krieg das nicht hin.“, Lily ging mit Nika Richtung Eingangshalle, wo sie sich mit den anderen trafen, um nach Hogsmead zu gehen. Sie umklammerte fest ihre Tasche und war total nervös.

„Sag mal, was ist denn mit dir los?“, fragte Nika und sah sie schräg an.

„Keine Ahnung. Das hatte ich noch nie.“, stammelte sie.

„Bist aufgeregt, was?“, grinste sie. „Aber keine Panik, Lily. Vrijeme je dobro.“

„Um ehrlich zu sein, dein Kroatisch bringt mich jetzt auch nicht weiter.“

„Das heißt, alles wird gut. Glaub mir, du packst das. Whitey ist ein ganz netter Typ.“

„Das weiß ich auch.“

„Okay, da ist Jamie.“, sie wollte gehen, doch Lily zog sie zurück.

„Lass mich nicht allein.“, jammerte sie.

„Oh, komm schon, Lily. Reiß dich mal zusammen. Ist ja immerhin nicht dein erstes Date.“

„Na ja.“

Nika seufzte und sah sie locker an. „Dann wollen wir die Jungs mal nicht warten lassen. Vidimo se.“

„Was?“, sagte Lily lahm. Sie hasste es, wenn Nika kroatisch sprach. Von dieser Sprache verstand man echt kein Wort.

„Wir sehen uns!“, rief sie zurück und ging zu Jamie.

„*Mrzim te!“, rief Lily ihr hinterher. Wenigstens das konnte sie sich noch merken.

Nika sah sie nur typisch an und verschwand in der Menge.

Lily sah zu Jason, der sich noch mit ein paar Freunden unterhielt und dann ihren Blick traf. Er winkte sie zu sich und sie lächelte. Egal, auch wenn sie nervös war, es würde ein schöner Tag werden.

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*Mrzim te = Ich hasse dich
 

Als sie auf das Gelände trat, um zu dem Baum am See zu gehen, wo die Jungs immer ihre Zeit verbrachten, erkannte Kathy sie zwar, doch Gina war zu ihrem Bedauern immer noch nicht hier.

„Wo ist Gina?“, fragte sie dann sofort James und Remus, die anscheinend die einzigen waren, die heute nicht nach Hogsmead wollten.

„Keine Ahnung, aber ich freu mich auch dich zu sehn.“, sagte James nur und lag im Gras.

Remus hatte sich auf einen kleinen Felsen daneben gesetzt und sah sich seine Aufzeichnungen von den Quidditchmannschaften an.

Kathy seufzte genervt. „Sie ist schon seit sieben Stunden in Hogwarts. Muss ja ein tolles Date sein.“

„Das hab ich mich eigentlich heute auch schon gefragt. Mit wem ist sie eigentlich verabredet?“, fragte Remus und warf James einen Blick zu.

Er zuckte nur mit den Achseln. „Was fragst du mich? Ich hab im Raum der Wünsche übernachtet und keinen Peil gehabt, was sie noch so spät draußen macht. Aber so viel ich gehört hab, bekommt man die beiden gar nicht auseinander.“

„Egal.“, sagte sie dann. „Seid ihr schon irgendwie ertappt worden, bei eurem Diebstahl?“

„Kein Stück.“, lachte Remus. „Und das wird auch nie passieren. Es gibt keine Beweise.“

„Sicher?“

„Sicher.“, er veränderte seine Miene ernst. „Allerdings hat McGonagall mir noch erzählt, dass einige Bücher aus ihrem Büro manchmal verschwinden und unerklärlicherweise von einem Tag auf den anderen wieder auftauchen. Angeblich beschuldigt sie Peter, weil er ein hoffnungsloser Fall in Verwandlung ist. Er soll uns dazu angestiftet haben, ihm die Bücher zu besorgen.“

James tat als interessierte ihn dieses Thema absolut nicht und döste vor sich hin.

„Was soll denn der Mist?“, fragte Kathy. „Da kann er doch auch in die Bibliothek gehen um zu lernen. Deswegen brauch sie euch doch nicht zu beschuldigen. Das kann genauso gut Peeves gewesen sein.“

„Hab ich ihr auch gesagt. Aber von Peeves hatte sie erst die Information, dass wir uns angeblich mitten in der Nacht ins Büro geschlichen haben.“

„Das sieht man’s mal wieder, der beschuldigt euch wegen jedem Scheiß, nur weil’s ihm Spaß macht, wenn jemand von der Schule geschmissen wird.“, sagte sie wahrheitsgemäß.

Peeves der Poltergeist war ihnen immer auf den Schlichen, um dafür zu sorgen, dass sie erwischt werden, doch dafür waren sie ihm zu schlau. Und im Notfall baten sie einfach ihren Hausgeist, den fast kopflosen Nick um Hilfe, er solle den blutigen Baron holen. Vor Slytherins Hausgeist hatte Peeves nämlich am meisten Angst und für ihn würde er alles tun, solange er nicht bestraft werden würde. Wie man einen Poltergeist bestrafte, wussten allerdings auch nur die Hausgeister unter sich.

„Okay, ich pack’s dann einfach wieder.“, sagte sie gleichgültig. „Wenn ihr sie seht, sagt mir Bescheid. Das kann ja wohl nicht ewig dauern.“

Die Jungs stimmten zu und Kathy ging heute schon zum dritten Mal zur Eingangshalle, um zu sehen, ob Gina zurückkam. Es kam ihr vor als müsste sie Gina über alles aushorchen. Denn das Mädchen hatte so viele Geheimnisse, dass Sirius gesagt hatte, wer sich mit ihr anfreundet hat eine kippende Beziehung. Kathy meinte einfach nur, er hätte was mit ihr gehabt und sie hätte ihn dann abserviert. Aber das war nur eines von vielen Gerüchten. Danielle war zurzeit ein wenig zickig ihr gegenüber, Kathy glaubte, dass sie ein wenig eifersüchtig sei. Doch mit wem auch immer sie sich mehr traf, Danielle würde ihre beste Freundin bleiben.

Sie schlenderte an ein paar Schülern vorbei und hielt Ausschau. Heute hatte sie wirklich nichts Besseres zu tun, obwohl es Samstag war. Wenn diese dumme Zicke sich nicht auf die schnelle verabredet hätte, wäre sie jetzt mit ihr in Hogsmead und würde sich im Dorf amüsieren. Als sie an der Eingangshalle ankam blieb sie oben auf den Stufen stehen, während sie die Hände in den Jeanstaschen hatte. Doch da war alles ruhig, bis auf einer Gruppe Sechsklassmädchen, die gerade zurückkam und Kathy beim vorbeigehen begrüßten.

Doch dann hörte sie endlich die Stimme, auf die sie gehofft hatte.

Und sie kam von rechts. Anscheinend war sie schon ein paar Minuten da. Kathy verschränkte die Arme, da gerade ein leichter, kühler Wind ging und sie sah um die Ecke. Sie wusste es, sie war zu neugierig, aber wer war das nicht, wenn man von einer Sekunde auf die andere wieder nen Typen kennen lernt.

„… scheißegal was mit dem war.“, hörte sie Gina sagen. „Ich fand’s toll mal mit dir zusammen zu sein, ohne uns irgendwelche bescheuerten Spielzüge auszudenken.“

An liebsten wünschte sich Kathy, sie hätte es niemals gewagt nachzusehen. Sie wollte auf einmal alles wieder vergessen und gar nicht den Jungen mit den blonden Haaren gesehen haben.

„Die Spieltermine haben einen immer so eingeschränkt, deshalb wollte ich nicht mehr spielen.“, sagte Gina und legte die Arme um Seans Schultern. „War toll mal mit dir über was anderes zu reden.“

„Ja? Ich fand’s auch toll mit dir mal was anderes zu unternehmen.“, grinste er und zu Kathys Entsetzten küssten sie sich.

Das konnte nicht wahr sein. Das war so unlogisch. Gina Ryan und Sean Lewis. Was sollte das?

Länger als fünf Sekunden konnte sie sich das nicht mehr ansehen und Kathy drehte um. Sie ließ die Arme fest verschränkt und in ihr kochte Wut auf. So eine Wut, dass sie für ein paar Sekunden die Selbstbeherrschung verlor und einen Stein so hart gegen die Wand trat, dass der Putz abfiel.

Noch vor zwei Tagen hatte sie Gina erzählt, wie toll sie doch Sean fand und jetzt war sie mit ihm zusammen in der Eingangshalle fest zusammengeklebt.

Das war also alles nur Fassade, dachte sich Kathy. Gina hatte sie die ganze Zeit nur verarscht, mit dem Hintergedanken sich Sean zu schnappen. Und sie war auch noch drauf reingefallen und hatte ihr vorgeschwärmt, wie verknallt sie in ihn wäre. Von wegen Freundin. Das einzige was Gina war, war eine hinterhältige, widerliche Heuchlerin.

Der einzige Grund, warum sie nicht mehr Quidditch spielen wollte, war um mehr Zeit für Jungs zu haben, einschließlich Sean. Wieso war sie drauf reingefallen? Wieso hatte sie sich weismachen lassen, sie wolle sie und ihn zusammenbringen? Wer weiß, was für dich da herausspringt?, hatte sie gesagt. So wie’s aussieht bist du verknallt, hatte sie gesagt. Ja verdammt und du blöde Schlampe hast ihn mir weggenommen!, in ihrem Kopf wimmelte es nur noch von Beleidigungen und Dingen wie sie Gina umbringen könnte.

Sie ging schnurstracks wieder den Korridor zurück und stieg die Wendeltreppen zum Gemeinschaftsraum hoch.

„Hey Kathy auch schon wieder da?“, fragte Roxanne, als sie die Tür vom Zimmer gerade aufmachte.

„Ja.“, antwortete sie nur knapp ging ins Zimmer und suchte ihren Astronomieaufsatz.

„Wolltest du den Gina nicht noch abschreiben lassen?“, fragte sie.

„Nein.“, antwortete sie locker und ging zu ihr zur Tür.

„Kann ich abschreiben?“

Kathy gab ihr den Aufsatz und Roxanne grinste. „Danke.“

„Heeey Leute.“, Gina schwang sich um die Ecke und blieb schnaufend vor ihnen stehen. Ihr Lächeln veränderte sich zu einem fragenden Blick auf den Aufsatz. „Den hab ich fei noch gar nicht abgeschrieben. Ich brauch noch ‘n paar Minuten. Wieso hast du nicht gewartet? Ich hab dich vorhin im Korridor gesehen. Kathy tut mir Leid, dass ich dich heute Morgen versetzt hab, aber du bist gestern schon so früh eingeschlafen und ich hab nicht mitten in der Nacht noch reinplatzen wollen, um dir Bescheid zu sagen.“, sie lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme. „Bist du sauer deswegen?“

„Nein.“, sagte sie in einem ironischen Ton. „Warum sollte ich? Du hattest ja so ein wundervolles Date. Solange du glücklich bist, bin ich auch glücklich.“

Gina sah sie seltsam an. „Was soll denn das?“

„Du bist ne elende Heuchlerin.“, fauchte sie.

Sie machte ein ungläubiges Geräusch. „Bitte was?“

„Oh, komm schon, tu nicht so, als wüsstest du nicht wovon ich rede.“, stöhnte Kathy mit einem typischen und leicht genervten Lächeln, bevor sie sie wieder ernst ansah. „Ganz so blöd, wie du mich hältst, bin ich nun auch wieder nicht.“

Roxanne merkte, dass da Spannung in der Luft lag und machte sich lieber vom Acker.

„Wovon redest du bitte?“, fragte Gina verwirrt.

„Okay.“, Kathy schlug genervt die Tür zu, um sicher zu gehen, dass ihnen keiner zuhörte, bevor sie richtig loslegte. „Weißt du, ich hab dir wirklich vertraut! Ich dachte wir tun uns das nicht gegenseitig an, aber du scheinst es ja regelrecht geplant zu haben! Der einzige Grund warum du nicht mehr Quidditch spielen wolltest, war, um mehr Zeit für Jungs zu haben und ich sollte ins Team damit ich genau das Gegenteil habe und natürlich war das ein totaler Zufall, dass dein neuer Freund ausgerechnet Sean Lewis ist!“

„Oh okay, jetzt weiß ich Bescheid. Darum geht’s dir also.“, sagte Gina. „Dein großer Schwarm. Aber nur zu deiner Information, er ist zu mir -“

„Oh komm schon, ich bitte dich! Jeder Mensch hier an der Schule kann dir erzählen, dass Sean im Moment keine Freundin haben wollte und du bekannt dafür bist, dir zu schnappen was du willst und alles dafür tun würdest, um es zu bekommen.“

„Okay ja. Ich hab mich an ihn rangemacht.“, gab sie zu und war noch nicht fertig, denn Kathy schnaubte verächtlich und wollte gehen. „Aber glaub bloß nicht, dass er dich gewollt hätte, wenn ich es nicht getan hätte!“

„Was?!“, sie hielt inne und sah sie fassungslos an.

„Du bist eifersüchtig, deswegen machst du hier so nen Aufstand, aber nur weil ich eben nen Tick schneller war als du und nicht nur blöd dagestanden und abgewartet habe, brauchst du mich nicht als Heuchlerin dazustellen.“

„Ich glaub’s einfach nicht! Du warst doch diejenige die gesagt hat, dass zwischen mir und Sean was laufen könnte und ich hab dir auch noch gesagt, ich sei in ihn verknallt! Und kaum dreh ich dir einmal den Rücken zu, schnappst du ihn dir, ziehst ihn in die nächstgelegene Besenkammer und steckst ihm deine Zunge in den Hals! Also echt, wenn das nicht geheuchelt ist, bin ich ’n Muggel!“

„Tse, du bist doch nur eifersüchtig.“

„Du bist diejenige, die eifersüchtig war, weil du den Gedanken nicht ertragen konntest, dass ich mit einem der bestaussehendsten Typen zusammen sein könnte, während du leer ausgehst!“

„Tja, tut mir Leid, dich in die Realität zurückzuholen, Traumtänzerin, aber du bist jetzt schließlich diejenige die leer ausgegangen ist und wenn Sean jemals etwas von dir gewollt hätte, hätte er sich ja nicht mit mir eingelassen, oder etwa nicht? Also find dich damit ab, Kleine und such dir nen anderen. Denn wohl oder übel musst du dich damit klarkommen, dass ich jetzt nun mal mit ihm zusammen bin!“

„Mit dem allergrößten vergnügen.“, sagte sie gleichgültig. „Wenn sich Sean mit einer wie dir einlässt, muss er ja schließlich selbst einen an der Waffel haben.“, sie öffnete die Tür. „Schlampe.“, und knallte sie hart hinter sich zu. Kathy seufzte genervt, als sie jemanden bemerkte. „Roxy.“

„Ja?“, sie sah um die Ecke und warf ihre langen, braun getönten Haare in den Nacken.

„Sieh zu, dass Gina den Aufsatz ja nicht in die Finger bekommt.“

„Geht klar.“, antwortete sie locker. „Und nur zu deiner Information, ich hab nicht gelauscht. Bei eurer Schreierei war das nicht nötig.“

Kathy sah sie typisch an und ging mit ihr nach unten.
 

„Ich hab doch gleich gesagt, dass sie ne Schlampe ist.“, sagte Jeanette, als sie im Gemeinschaftsraum saßen. Lily war zusammen mit Chris zu ihr gekommen, denn Nika war kurz nach ihrem Date schon wieder bei Jamie und traf sich mit ihm in der Bibliothek. Sie hatte herausgefunden, dass er ziemlich gut in Zaubereigeschichte war und zog es plötzlich vor mit ihm, statt mit Chris zu lernen. Und sie hatte ihm weisgemacht, sie sei schlecht in Pflege magischer Geschöpfe um noch mehr Nachhilfe von ihm zu bekommen. Wenn sie das jetzt plötzlich jeden Tag so machte, musste Lily mal ein ernstes Wörtchen mit ihr reden. Von wegen, sie will nichts von ihm.

„Du bezeichnest so gut wie jede als Schlampe, wenn sie dir nicht gefällt.“, sagte Kathy typisch.

„Halloho, hab ich mit Sean rumgemacht, oder sie?“

Danielle zog einen Schmollmund und tat mitleidig. „Oh, arme Kathy.“

„Dan – hör auf damit.“, sagte sie warnend.

„Sieh’s positiv, jetzt brauchst du dich nicht mehr mit der Frage zu quälen, ob er dich auch mag.“, meinte sie und kritzelte weiter an ihrem Bild.

Kathy schnaubte und schrieb an ihrem Bericht weiter. „Super.“

„Wie war’s eigentlich bei deiner Verabredung, Lily?“, fragte Jeanette.

„Och.“, sie zuckte nur mit den Schultern. „Ganz nett.“

Lily kam sich hier ein wenig fremd vor. Roxanne und Melanie kannte sie überhaupt nicht und mit Danielle und Kathy war sie selten zusammen. Die einzige die ihr ein wenig vertraulich war, war Jeanette. Ein Glück, dass Chris dabei war.

„Ganz nett?“, wiederholte Kathy und zog die Augenbrauen hoch.

„Na ja… wir sind zusammen, aber… ich übertreib wenigstens nicht so wie Nika.“, sagte sie lässig und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

„Was? Sag bloß sie ist mit Jamie zusammen.“, Kathy sah sie ungläubig an und grinste schon fast, da sie sich das nicht vorstellen konnte.

„Nein. Als ich sie gefragt hatte, hatte sie nein gesagt, aber wer weiß, ob sie da ganz da war, die ist nämlich nur kurz reingeplatzt, hat ihre Jacke ausgezogen, ist zum Abendessen gegangen und ab in die Bibliothek.“, antwortete Chris.

„Aha.“, sie legte nach hinten auf den Sessel und schrieb weiter, während Danielle und Melanie heftig darüber diskutierten, wer mit der Stellung von Saturn Recht hatte.

„Was war jetzt eigentlich mit deinem ersten Kuss?“, murmelte Chris Lily neugierig zu, sodass nur sie sie hörte. Es war peinlich vor Kathy und den anderen darüber zu reden, da diese reichlich mehr Erfahrungen mit Jungs hatten, als sie beiden.

Lily lächelte, ohne sie anzusehen. „Den hab ich leider nicht bekommen.“, sie wandte den Kopf zu ihr. „Aber das ist egal. Wir haben alle Zeit der Welt und ich denke, wenn ich jetzt schon mit ihm zusammen bin, kann es ja nicht lange dauern, oder?“

Chris lachte. „Du bist schon eine.“

„Dan, schreib mir mal den Bericht zu Ende.“, sagte Kathy.

Danielle sah auf. „Nein.“, sagte sie locker und schrieb weiter.

„Ich mach dafür dein Astronomiezeug.“

„Okay.“
 

„Ehrlich mal, wenn ich das alles auswendig lernen soll, platzt mein Kopf.“, sagte Nika, als sie mit Jamie auf dem Tisch hinter einem Regal am Fenster saß. „Woher kannst du eigentlich den Stoff von der Fünften?“

„In Zaubereigeschichte, Pflege magischer Geschöpfe, Wahrsagen und Astronomie, lernt man so ziemlich immer ne andere Reihenfolge.“, antwortete er locker. „Remus hat mir gesagt, was ihr gerade durchnehmt und zufälligerweise nehmen wir gerade dasselbe bei Professor Bins durch. Vielleicht lern ihr nächstes Jahr den Stoff von den Siebtklässlern, man weiß ja nie. Professor Bins leidet ja sowieso unter Alzheimer. Bei dem könnte es sogar passieren, dass man zwei Jahre hintereinander den selben Stoff durchnimmt.“

Nika zog lächelnd die Augenbrauen hoch. „Ja, das befürchte ich auch.“

„Befürchtest du?“, Jamie grinste und sah ins Buch. „Okay, das ist auch noch so ne Sache. Den Koboldaufstand, den fragen die so gut wie jedes Jahr ab. Der ging ganze drei Jahre lang.“

„Woher weiß ich, dass du mich nicht anlügst?“

„Weil’s hier steht.“, er deutete ins Buch.

Nika lachte. „Nein ich mein das mit dem, dass du mit mir ausgehen wolltest um mich näher kennen zu lernen.“

„Was wäre wenn?“

„Dann würde ich dich hassen.“

„Und du würdest mich nie anlügen?“, er sah sie durchdringend an, doch sie erwiderte den Blick locker.

„Nein.“, antwortete sie prompt. „Na ja okay, eine kleine Lüge gibt’s da schon. Aber die ist eigentlich ganz witzig.“

„Leg los.“, sagte er cool.

„Ich hab dir erzählt ich sei schlecht in Pflege magischer Geschöpfe, damit du mir Nachhilfe gibst. Die Wahrheit ist, ich bin gar nicht schlecht in Pflege magischer Geschöpfe. Ich bin sogar ziemlich gut in Pflege magischer Geschöpfe. Eine der Besten. Du bist schlecht in Pflege magischer Geschöpfe. Du kannst so gut wie gar nichts, obwohl du’s immer behauptest.“

Er lachte fassungslos und sah ihr ins Gesicht. „Wieso hast du das gesagt?“

„Na ja, ich wollte nen Grund haben um mit dir zu reden.“

„Wieso hast du nicht einfach mit mir geredet?“

„Ich brauchte ne Ausrede, um meinen Freundinnen zu entkommen. Ich wollte mit dir allein sein.“

„Das waren wir doch den ganzen Tag.“

„Nicht ganz.“, sie zeigte mit den Finger rundherum, wo keine Menschenseele zu sehen war.

Jamie verstand was sie meinte. In Hogsmead war man nie allein. Egal ob es nur Fremde waren, die an einem vorbeispazierten.

„Das ist wahr.“, sagte er zustimmend und wandte den Blick nicht von ihr ab.

Nika sah in seine grünen Augen und Zaubereigeschichte war wie weggeblasen. Er kam ihr näher und sie tat es ihm nach. Sekunden darauf hatten sich ihre Lippen berührt und in ihr machte sich ein komisches Gefühl breit. Nika legte den Arm um seinen Hals und ließ ihn gar nicht mehr los. Es war egal, ob er jünger war, man merkte es ihm keine Spur an und es musste keiner wissen.

„Was ist mit Zaubereigeschichte?“, fragte Jamie grinsend.

„Wir haben doch noch Zeit, oder? Und morgen ist schließlich auch noch ein Tag.“, grinste sie zurück und küsste ihn weiter.
 

„Was soll das heißen, du bist mit Gina zusammen?“, fragte James am Montagmorgen in der ersten Stunde, als er mit Sean in Dunkle Künste saß.

„Das ich mit ihr zusammen bin.“, wiederholte er logischerweise.

„Und was ist mit Kathy?“, fragte er immer noch völlig durcheinander im Flüsterton. In Wahrsagen oder bei Bins war es eine Sache im Unterricht zu reden, in Verteidigung gegen die Dunklen Künste bei Professor Stricrude eine andere.

„Wieso Kathy? Was willst du eigentlich von mir?“, fragte er verwirrt.

„Ich dachte du stehst auf Kathy?“, James kapierte überhaupt nicht, wieso die zwei so erpicht darauf gewesen waren, sich kennen zu lernen und Sean dann auf einmal mit Gina ging.

„Nein.“, antwortete er, als wäre das verständlich. „Außerdem -“, er stoppte, da Professor Stricrude gerade an ihnen vorbeiging, während er immer noch aus dem Buch herauslas, was sie sich aufschreiben sollten. „Außerdem war das ganz spontan. Du weißt schon, letztens im Raum der Wünsche, danach sind wir noch raus gegangen und na ja, wir waren ein wenig gut drauf und da ist es eben passiert.“

„Was, ihr habt’s getan?!“

„Nein!“, fauchte er und sah sich erschrocken um, ob er ihn nicht gehört hatte. „Nein, spinnst du. Für wen hältst du mich eigentlich? Im Übrigen kenne ich Gina schon seit über drei Jahren. Da war es ja wohl abzusehen, dass es irgendwann einmal funkt?“

„Ja schon klar, trotzdem kapier ich nicht -“

„Potter!“

„Ja?“, James drehte sich so schnell auf seinem Stuhl um, dass er drohte umzukippen, wenn er sich nicht am Tisch festgehalten hätte.

„Wollen wir jetzt vielleicht einmal unsere Feder in die Hand nehmen und das aufschreiben, was ich Ihnen diktiere, oder weiter faul in der Gegend herumsitzen und blöd quatschen?! Ich kann Sie nämlich danach gerne über Hinkepunks ausfragen, wenn Sie wollen?“, drohte Professor Stricrude.

„Nein.“, sagte er schnell und nahm seine Feder. „Gar nicht nötig.“

„So, wo waren wir stehen geblieben? Mr Lewis?“, er zog sie Augenbrauen hoch und hatte wieder ins Schwarze getroffen.

„Tut mir Leid, Sir, ich hab gerade nicht aufgepasst.“, gab er zu und grinste gequält.

„Tja, das dachte ich mir. Habt wohl ziemlich wichtige Themen in meinem Unterricht zu besprechen, Sie und Mr Potter?“, er ging wieder weiter durch die Reihen und Sean warf James einen genervten Blick, als er sich wieder umdrehte. „Zwei Rollen Pergament bis morgen, über Hinkepunks und ihre Lebensweise bis morgen.“, sagte er zu den Zweien. „Mr Black wo waren wir stehen geblieben?“

„Zeile hundertzwei, Absatz sechs.“, antwortete Sirius lahm. Er hasste Schreiben, das wusste James. Sirius zog die praktischen Stunden vor, genau wie er und Sean. Doch Professor Stricrude hatte gesagt, dass mindestens einmal in der Woche eine theoretische Stunde bei ihm Pflicht ist um die Einzelheiten genauer zu besprechen.

James warf einen Blick zu Kathy nach hinten. Sie saß zusammen mit Roxanne an einem Tisch und schrieb. Das war in letzter Zeit ein ziemlich seltener Anblick gewesen. Doch so wie es aussah war die Gina-Kathy-Phase jetzt endlich wieder vorbei. Ihm war das sowieso lieber, denn Kathy hatte sich in der Zeit mit Gina immer zickiger ihm gegenüber aufgeführt.

Als er zu Gina nach vorne sah, hatte es den Anschein als würde sie sich keineswegs die Mühe machen mitzuschreiben. Sie hatte einen kleinen Handspiegel und prüfte gerade ihr Aussehen. Ne typische Zicke, meinte er. Da wäre es ihm lieber gewesen, wenn Sean mit Kathy zusammen gekommen wäre, aber Sean war ja zurzeit auch so ’n Typ, der nicht recht wusste, was das richtige war. Er glaubte er wäre überfordert mit seinen Pflichten als Mannschaftskapitän und er hatte kein Problem ihm das ins Gesicht zu sagen.

„Bist du dir sicher, dass Gina die Richtige ist?“, murmelte James zu ihm rüber.

Sean sah genervt auf. „Ehrlich mal James. Meine große Liebe such ich mir erst ein paar Jahre später. Ich bin fünfzehn. Kein Mensch findet seine große Liebe mit fünfzehn.“, er schrieb weiter von Michael ab.

„Mit der Richtigen, meine ich nicht deine große Liebe, sondern die mit der du wirklich zusammen sein und nicht nur ’n One-night-stand haben willst. Länger als zwei Wochen schaffst du’s niemals.“, sagte er so unauffällig wie möglich, doch Professor Stricrude schrieb gerade an der Tafel.

Sean warf ihm einen stechenden Blick zu. „Wollen wir wetten?“

„Okay vielleicht zweieinhalb Wochen.“

„Hey.“, Sean war immer noch total locker. Er ließ sich nie von irgendjemanden aus der Rolle bringen. „Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen du bist eifersüchtig. Was ist, kann es sein, dass du in Wirklichkeit in Gina verknallt bist?“

„Hast du ’n Knall?“, rutschte es ihm heraus, doch Stricrude hatte es nicht gehört. „Die ist überhaupt nicht mein Typ.“

„Ja, du stehst ja mehr auf so halbstarke Streberinnen wie Evans.“

„Hey. Sag ja nichts gegen Evans, klar?“

Oliver drehte sich vor James zu ihm um. „Nur zu deiner Information, euch hört man bis hier vor.“

„Kümmre dich um deinen eigenen Scheiß.“, sagte James gereizt und ließ sich in seinen Stuhl sinken.

Sean beachtete ihn nicht mehr groß und Oliver drehte sich wieder nach vorne.

Langsam glaubte James er sei nur so gereizt, weil er selbst keine Freundin hatte. Es war ihm zu lange her, als er mit seiner Exfreundin zusammen war. Vielleicht sollte er echt einmal versuchen sich mit Leila zu verabreden.
 

Lily saß mit Chris und Alice stillschweigend beim Mittagessen. Heute regnete es draußen, was die Decke über ihnen ziemlich deutlich machte und sie hassten solche Tage. Alice erwähnte immer wieder, es wäre die Herbstdepression, doch Lily kümmerte das nicht. Als sie sich ein wenig in der Halle umsah, entdeckte sie Nika, die auf sie zukam. Sie begrüßte sie kurz und setzte sich neben Chris.

„Heute gar nicht bei Jamie?“, fragte Lily und sah sie interessiert an.

„Nein.“, antwortete sie kurz. „Ich war das ganze Wochenende mit ihm zusammen, da muss ich das nicht montags auch noch machen.“

Lily zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem Essen zu. „Wie du meinst.“

„Sag mal, hast du irgendwas gegen Jamie?“, fragte sie leicht misstrauisch.

„Nein. Was sollte ich schon gegen ihn haben?“, das einzige Problem, dass Lily hatte, war, dass Nika es doch übertrieb. Sie war ständig bei Jamie, den ganzen Tag – und sie hatte ihren ersten Kuss bekommen, auf den Lily immer noch sehnsüchtig wartete. Das ganze regte sie langsam aber sicher auf. Der einzige Hoffnungsstern, den sie noch hatte war Chris. Doch es würde nicht lange dauern und Chris würde ebenfalls ihr erstes Date und ihren ersten Kuss bekommen und das hoffentlich nicht vor ihr.

Nika vergaß einfach, was sie gesagt hatte und fing an zu essen.

„Heute müssen wir noch Nachsitzen.“, warf Chris ein.

„Oh.“, machte Alice, während Nika und Lily stöhnten. „Viel Spaß.“

„Werden wir haben, danke.“, meinte Lily kühl.

„Peter!“, sagte Nika plötzlich, als er an ihnen mit einem Stapel Bücher vorbeispazierte.

Er erschrak etwas und ging zu ihnen. „Was ist?“

Nika legte wieder ihr fieses Grinsen auf und stützte ihren Kopf auf ihre gefalteten Hände. „Du würdest du nie im Leben etwas tun, wozu Potter und Black dich nicht angestiftet haben, oder?“

„Was?“, fragte er leicht irritiert.

„Mach mir nichts vor, Pettigrew. McGonagall hat dich unter Verdacht, du würdest Bücher aus ihrem Büro stehlen, das weiß jeder. Raus mit der Sprache, für was brauchen Potter und Black Bücher aus ihrem Büro?“

„Das werde ich dir auch sagen.“, entgegnete er leicht empört, wegen der Rumsprache, wer würde in McGonagalls Büro einbrechen, doch Nika war anscheinend schon wegen diesem Satz höchstzufrieden.

„Wenn du’s mir sagen würdest, würde das einiges leichter machen.“, sagte sie. „Wie kommt es, das ihr ständig irgendwo einbrechen könnt, ohne, dass euch jemand erwischt?“

„Das wüsstest du wohl gerne, nicht wahr?“, sagte Peter stur. „Aber nur zu deiner Information, wir sind nicht in ihr Büro eingebrochen.“

„Sagst du. Aber du weißt doch gar nicht was Potter, Black und Lupin alles hinter deinem Rücken treiben. Die vertrauen dir nämlich gar nicht so fest, wie du dauernd glaubst. Warum wohl lassen sie dich nie irgendwo mitmachen, wenn es um schwierige Dinge geht, wie einbrechen, oder uns irgendwelche Sachen unterzumischen?“

„Nur zu deiner Information, sie lassen mich bei schwierigen Sachen mitmachen. Bei dem Einbruch in Slughorns Kerker war ich dabei. Das Problem ist nur immer, dass wir nicht mehr alle unter James’ Tarnumhang passen -“, er stoppte und erschrak.

Lily warf Chris und Nika einen fassungslosen Blick zu, den Chris nur erwiderte.

Nika zog die Augenbrauen hoch und grinste.

Tarnumhänge waren einige der seltensten Zaubergegenstände auf der Welt. Man konnte sie in keinem x-beliebigen Laden kaufen. So viel Lily wusste konnte man sie überhaupt nicht mehr kaufen. Man erbte sie nur noch von sehr reichen Reinblutfamilien. Na klar, wenn James tatsächlich so einen besaß, konnten sie sich in der Nacht herumschleichen und einbrechen wo sie wollten.

Peter fauchte nur wütend und ging dann eilig aus der Halle.

Alice sah die drei ungläubig an. „Die haben einen Tarnumhang?“

„Das erklärt einiges.“, sagte Lily.

„Ja, aber blöderweise sind Tarnumhänge hier an der Schule nicht verboten.“, sagte Nika und sah Peter hinterher.

„Egal.“, sagte sie. „Aber wenn McGonagall weiß, dass er einen besitzt, dann verdächtigt sie die vier erstrecht die Bücher gestohlen zu haben und das mit Slughorns Schlaftrank ist ja auch noch offen. Sie weiß immerhin, dass wir sie verdächtigen.“
 

„Du hast was?!“, fragte James völlig aufgebracht, als Peter ihm den Ausrutscher im Raum der Wünsche beichtete. Allerdings hatte er es eine Stunde hinausgezögert. Sie hatten es wieder ausgenutzt für die Verwandlung zu üben, während Remus wieder ein Treffen mit den Vertrauensschülern hatte.

„James, es tut mir echt Leid, es ist einfach aus mir rausgerutscht.“, jammerte er. So wütend hatte er James lange nicht mehr erlebt.

„Du verdammter Idiot, weißt du was die uns alles anhängen können, wenn McGonagall das erst einmal weiß?!“, rief er stocksauer und Peter wich zurück als er näher auf ihn zukam. Sirius saß nur verkehrt herum auf einem Stuhl und beobachtete sie mürrisch.

„Den Tarnumhang hab ich eigenhändig von meinem Großvater geerbt! Sollte es auch nur einen Beweiß für unsere Verbrechen geben, bin ich ihn los. Einen hier an der Schule zu besitzen, hat strengste Regeln und ich wollte das geheim halten und ich glaube, du weißt noch ganz genau, dass ihr mir geschworen habt, das geheim zu halten! Da gibt es keine Ausrutscher!“

„Ich weiß. Das war auch wirklich keine Absicht. Blake hat so blöd gequatscht, dass ich -“

„Was Blake gesagt hat, interessiert mich nicht!“, unterbrach er ihn. „Wir plagen uns hier ab Animagi zu werden, um Remus zu helfen und besorgen sämtliche Bücher aus McGonagalls Büro um sicher zu gehen, dass wir auch nichts falsch machen und du gehst die Gefahr ein, dass wir erwischt werden! Du bist der einzige der es noch nicht einmal ansatzweise schafft gänzlich zu einer Ratte zu werden und kannst nicht einmal Geheimnisse für dich behalten! Remus hat Recht damit, dich immer wieder von schwierigen Pflichten abzublocken. Du kannst einfach gar nichts! Weißt du, was du bist, Peter? Ein elender Versager!“, als er Peter so weit zurückgedrängt hat, dass er an der Wand halt machen musste, drehte James sich um und ging zum Tisch wo er seine Sachen abgelegt hatte. Er sammelte sämtliche Verwandlungsbücher ein, steckte sie zurück in seine Tasche und nahm seinen Tarnumhang.

„Was machst du da?“, fragte Sirius verwirrt.

„Na was wohl. Ich bring die Bücher zurück, bevor McGonagall vom Vertrauensschülertreffen zurückkommt und die Mädchen uns verdächtigen können.“

„Wir brauchen die Bücher doch noch.“, erwiderte er. „James lass sie uns einfach hier drin verstecken, dann findet sie keiner bei uns.“

„Mal ganz ehrlich, Sirius, wir brauchen die Bücher überhaupt nicht mehr! Wir beide haben es geschafft Animagi zu werden, der einzige, der zu blöd dafür ist, ist Peter und der kann sie meinetwegen alleine wieder aus dem Büro holen! – Meinen Tarnumhang, den müssen wir hier verstecken. Ich hab keine Lust, dass man mir den abnimmt. Mein Entschluss steht immer noch fest, dass wir den geheim halten.“, während er sich die Tasche um die Schultern hing und den Tarnumhang überzog, stand Peter nur beschämt daneben und rührte sich nicht, als die Tür aufging und sich wieder schloss.
 

Nach dem Treffen hatte McGonagall Chris und Remus noch einige Aufgaben gegeben und sie mussten erst noch ins Vertrauensschülerzimmer der Gryffindors. Allerdings redeten die beiden in dieser Zeit kein Wort miteinander. Chris warf ihm ständig einen Blick zu, doch Remus beachtete sie nicht und durchwühlte sämtliche Papierstapel.

Als Chris die Stapel mit den Einverständniserklärungen der dritten Klassen für Hogsmead gefunden hatte, knallte sie den Stapel auf den Tisch und verschränkte die Arme.

„Gefunden?“, fragte Remus, ohne sie anzusehen.

„Sag mir die Wahrheit, Remus.“, sagte sie dann plötzlich.

Er sah sie verständnislos an. „Was?“

„Wieso klaut ihr McGonagalls Bücher und legt sie dann wieder zurück? Ihr habt doch irgendein krummes Ding vor?“

„Ehrlich mal, Chris, wir haben gar nichts geklaut.“, sagte er und klang realistisch.

„Lüg mich nicht schon wieder an. Ich weiß ich bin nur irgendeine nervige Streberin, die dir auf die Nerven geht, aber genau deshalb will ich jetzt wissen, was ihr schon wieder vorhabt. Ich weiß, dass ihr euch ziemlich für Verwandlung interessiert, aber wenn das irgendwas mit deiner -“

„Die anderen wissen nichts davon.“, entgegnete er sofort. Er war nicht erpicht darauf, dieses Thema wieder anzusprechen. „Außer dir, weiß keiner davon und das bleibt auch so.“

„Oh, na so was, ich dachte du hättest es ihnen schon längst erzählt. Immerhin sind sie vertrauenswürdiger als ich.“

„Kein Mensch ist vertrauenswürdiger als du.“, sagte er entschieden.

Chris zog die Augenbrauen hoch und sah ihn ungläubig an.

Remus seufzte. „Chris nur weil wir im Moment nicht besonders auskommen, heißt das noch lange nicht, dass ich dir nicht vertraue. Das ist eine ernste Angelegenheit. Eine Angelegenheit die mich mein ganzes Leben lang verfolgen wird.“

„Mich wundert es ehrlich gesagt, dass die Jungs es noch nicht herausgefunden haben und dir jede noch so erdenkliche Lüge abkaufen.“, sagte sie gleichgültig und wandte sich den Formularen zu. „Aber so wie ich dich ja kenne, hast du kein Problem mit Lügen.“

Remus sah sie an. Mit einem Mal wurde ihm klar, was sie gemeint hatte. Es ging ihr wirklich nicht ums Nachsitzen, es ging ihr ganz einfach darum, dass er sie reingelegt hatte.

„Bist du deswegen sauer?“, fragte er.

„Wegen was?“, sie sah zu ihm auf.

„Weil ich dich reingelegt hab?“

Sie sah ihn kühl an und antwortete nicht sofort. „Wie kommst du denn darauf?“

„Ist das so ’n Riesenproblem für dich?“

„Remus!“, rief sie jetzt stocksauer. Er kapierte es einfach nicht. „Du hast mein Vertrauen missbraucht! Du… du bist so ein Arschloch gewesen und hast mich so hinterhältig reingelegt, dass ich mir total blöd vorgekommen bin! Ich frage mich wirklich, was ich dir so Schlimmes getan habe! Das einzige was ich wollte war, dass es dir gut geht! Ich hab mir nur Sorgen gemacht, als du im Zug zusammengebrochen bist und du machst mich vor den anderen total lächerlich und motzt mich an! Seit du mit Potter und Black so dick befreundet bist, bin ich dir scheißegal!“

„Das ist doch gar nicht wahr!“, entgegnete er. „Chris, du bist mir nicht scheißegal.“

„Ach nein?!“

„Nein!“, rief er entschieden. Eine kurze Zeit war Stille, in der sie sich ernst in die Augen sahen. Remus seufzte erneut und holte Luft. „Okay ich gebe es zu. Ich war ‘n Idiot. Ich hätte das nicht tun sollen, aber, Mann, Chris es ist einfach mit mir durchgegangen, ich war genervt. Mit der ganzen Scheiße jeden Monat dreht man halt mal durch.“

„Oh komm schon schieb nicht alles wieder darauf.“, sagte sie immer noch stur. „Woher soll ich wissen, dass du mich nicht schon wieder anlügst? Ich hab echt keine Lust mehr, Remus. Ab sofort bist du mir egal. Du hast ja jetzt deine neuen tollen Freunde, die dir beistehen können.“, sie nahm den Stapel vom Tisch und ging zur Tür. „Und noch was. Wir wissen von James’ Tarnumhang und glaub mir, wir finden eine Möglichkeit um zu beweisen, dass ihr ihn für illegale Sachen benutzt.“, sie öffnete die Tür und ging.

Remus blieb regungslos stehen und sah auf die Tür. Das war’s dann also endgültig.

Remus' großes Geheimnis

James hatte sämtliche Bücher in McGonagalls Büro zurückgebracht und sich am Abend allein in den Gemeinschaftsraum zurückgezogen. Es war dunkel und ziemlich still im Raum. Viele waren bei so einem Gewitter still. Es schüttete aus Eimern und nach jedem Blitz hörte man ein lautes Donnern. Diesen Samstag war es wieder so weit, aber dass Peter bei ihrem ersten Mal nicht dabei sein konnte, war ihm egal. Es musste ja kommen. Irgendetwas musste schief gehen. Egal ob es die Sache war, dass Peter es nicht schaffte zum Animagus zu werden, oder die, dass die Mädchen ihn mit seinem Tarnumhang verpetzten könnten. Es ging ihm nicht einmal um das verpetzten. Es ging ihm allein um den Umhang an dem er schon so ewig lange hing. Wenn sie durch irgendwelchen Blödsinn entlarvt werden würden, würden sie ihm den Umhang abnehmen und er würde ihn so schnell nicht wiederbekommen. Das Risiko wollte er nicht eingehen und er hatte ihn im Raum der Wünsche versteckt. Aber er brauchte ihn für Samstag, das war klar. Er starrte an die Wand und saß bewegungslos im Sessel. Sirius und Remus waren oben, das wusste er, doch Peter hatte sich verzogen. Vermutlich hatte er Schiss in die Nähe von James zu kommen.

Remus hatte sich erst die letzten zwei Wochen wieder richtig erholt und schon war es wieder soweit. Er würde wieder alles nachholen müssen und für ein paar Stunden weg sein. Und wieder kam die Ausrede, seine Eltern wären krank und er müsste sie besuchen, oder einer seiner Verwandten wäre gestorben etc, etc… Das war alles so dämlich.

Drei Jahre hatten sie an diesem Plan hingearbeitet und jetzt war es endlich so weit. Remus müsste ihnen keine Lügen mehr erzählen, sie kannten die Wahrheit lange genug.

James erschrak, als bei ihm zwei Galleonen landeten.

„Die schulde ich dir noch.“, sagte Kathy ruhig und setzte sich zu ihm.

„Geht’s dir gut?“, fragte er, da sie nicht gerade fröhlich aussah, allerdings auch nicht gerade unzufrieden, oder traurig.

„Ja klar.“, sie zog die Beine ein und legte den Kopf schief. „Und dir?“

„Geht schon.“

„So wie’s aussieht wird es heute so schnell nicht mehr aufhören zu regnen.“, sie sah aus dem kleinen Fenster neben ihnen und schlief schon fast ein, kam es ihm vor.

„Das ist doch dir egal. Du liebst doch Gewitter.“, entgegnete er und schob die zwei Galleonen in seine Hosentasche.

„Ja, na klar. Wenn’s draußen stürmt ist es drinnen immer so gemütlich, findest du nicht?“

„Doch… Stimmt schon.“

„Haben wir bald Vollmond?“, fragte sie interessiert und sah den über halbrunden Mond vor dem Fenster.

James sah ihn ebenfalls an. „Am Wochenende.“

„Sicher? Ich glaub nämlich bald, so rund wie der schon ist.“, widersprach sie.

Für James war das schon gar keine Frage mehr. Er hatte sich einen Mondkalender zugelegt und wusste in- und auswendig, wann Vollmond war.

„Nein Samstag. Ganz sicher, ich hab im Kalender nachgesehen.“

„Was?“, Kathy sah ihn mit einem fassungslosen Lächeln an. „Du und Astronomie?“

Astronomie war eins von Kathys Lieblingsfächern und wusste deshalb sehr genau, wie sehr er dieses Fach hasste.

„Bist du einer von denen die bei Vollmond nicht schlafen können?“, fragte sie interessiert.

„In gewisser Weise.“, antwortete er, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden.

„Ich glaub an so nen Scheiß nicht.“, sie legte sich zurück in den Sessel.

„Das hat nichts mit Aberglauben zu tun, Kathy. Das wurde nachgeforscht. Das hat irgendwas mit Biologie zu tun.“, sagte er altklug.

„Ach, ist doch egal. Dann bin ich eben nicht eine von den biologischen Wesen, die Vollmond nicht schlafen können.“, sie machte die Augen zu und döste ein wenig. James legte sich ebenfalls hin und dachte nach. Dieser Samstag versprach viel.
 

Das Nachsitzen war echt das Allerletzte, fand Lily, aber sie hatte es überstanden. Für Nika war es sowieso kein Problem gewesen. Nur für Chris war es die pure Hölle. Nika hatte irgendeine Methode die Zeit schneller vorbeigehen zu lassen, Lily meinte sie dachte wieder nur an Jamie. Denn sie hatte seinen Namen auf ein Schmierblatt geschrieben und zigtausendmal nachgefahren. Während sie in diesen qualvollen drei Stunden beinahe einschlief, hatte Chris zu ihr gesagt, es wäre eine Übung. Sie überlegte die ganze Zeit wie sie Chris diese Kleinigkeit noch austreiben konnte. Langsam aber sicher nervte Lily alles. Die total verknallte Nika, die streberhafte Art von Chris, seit sie mit Remus gestritten hatte und die Nacharbeit.

Doch es war Samstag und sie hatte die Woche überstanden. Während Nika wieder einmal bei Jamie war und Chris, wer weiß was machte, ging sie ein wenig spazieren. Alleine, denn sie hatte nicht einmal große Lust sich mit Jason zu treffen. Überhaupt waren sie selten zusammen. Er hatte ständig irgendetwas für die Schule zu erledigen. Für den Weg zur Eingangshalle brauchte sie jetzt schon ihren Mantel, denn es war mittlerweile eiskalt geworden. Der Herbst kam dieses Jahr viel zu früh, fand sie. Lily dachte nicht einmal daran, die Jungs zu überführen. Früher oder Später würde sich sowieso wieder eine Gelegenheit ergeben, bei der sie sie verpetzten und sich rächen kann.

Als sie in der Eingangshalle ankam, dachte sie, sie wäre allein, da viele schon nach Hogsmead gegangen waren. Doch da saß Remus, völlig allein am Brunnen in der Mitte und war tief in Gedanken versunken. Ohne darüber nachzudenken, dass sie eigentlich mit ihm zerstritten war, ging sie auf ihn zu.

„Hi Remus.“

Er sah überrascht auf. „Hi Lily.“

Sie setzte sich neben ihn und verschränkte die Arme, um sich warm zu halten. „Ganz schön kalt heute.“

„Ja.“, sagte er nur und sah geradeaus.

„Wieso bist du nicht drin?“, fragte sie neugierig.

Er seufzte tief. „Ich brauchte ein bisschen meine Ruhe und die anderen gehen mir heute sowieso irgendwie aus dem Weg.“

Lily sah ihn verständnislos an. „Wieso?“

„Keine Ahnung.“, antwortete er ziemlich leise, fand sie. „Ich bin heute wieder weg.“, sagte er dann nach einer kurzen Pause.

„Weg?“

„Na ja, bei meinen Eltern. Du weißt schon.“

Bei diesem Thema ging er nie wirklich ins Detail. Das große Rätsel um die Gesundheit seiner Familie, die er so oft besuchte. Das musste irgend so eine Erbkrankheit sein, wenn er immer genau dasselbe bekam, wie seine Eltern. Aber sie wollte auch nie wirklich nachfragen. Anscheinend ging ihm das immer ziemlich ans Herz.

„Ah ja.“, sagte sie deshalb nur und nickte.

„Vielleicht gehen mir die Jungs deshalb aus dem Weg.“, meinte er ziemlich locker, obwohl sich Lily sicher war, dass er es nicht so leicht nahm. „Wahrscheinlich halten sie mich für irgendeinen komischen Typen, der ne schlimme Krankheit von seinen Eltern geerbt hat, die ansteckend sein könnte.“

„Aber ansteckend ist es ja nicht, oder?“, rutschte es ihr aus versehen heraus. „Tut mir Leid, das sollte jetzt nicht herzlos klingen -“

„Ist schon okay.“, sagte er schnell.

„Deine Eltern sind ziemlich oft krank, ist es was Schlimmes?“, fragte sie jetzt doch.

„Mach dir keinen Kopf deswegen.“, er sah sie lässig an. „Es ist egal. Es ist keine schlimme Krankheit. Ich mach mir nur ein wenig Sorgen, deswegen besuch ich sie lieber, aber echt nicht der Rede wert.“

„Wirklich?“, fragte sie behutsam, worauf er nickte. „Und was ist mit dir? Du siehst heute nicht besonders gesund aus.“

„Mir geht’s blendend. Ehrlich, kein Grund zur Beunruhigung.“, antwortete er, doch sie wusste, dass er log. Man sah ihm an, dass es ihm nicht besonders ging, denn er war ziemlich blass. „Auf jeden Fall ist es nicht ansteckend, um dich zu beruhigen. Zuminderst nicht auf dem direkten Weg.“

Zuminderst nicht auf dem direkten Weg? Langsam glaubte Lily er hätte Aids oder so. Was war denn bloß los mit ihm?

Doch sie wollte nicht länger auf das Thema eingehen, vermutlich genauso wie Remus. Für kurze Zeit hatte sie den Eindruck, er wollte ihr alles erzählen und sie wollte ihm schon anbieten, es ihr anzuvertrauen, damit sie ihm vielleicht helfen konnte. Doch er schwieg und sie wagte diesen Vorschlag auch nicht, obwohl sie ihm wirklich gerne helfen würde.

„Was ich zu dir gesagt habe…“, sie hatte ein richtig schlechtes Gewissen in dieser Zeit bekommen und konnte nicht anders, als ihn um Verzeihung zu bitten. „…du weißt schon, dass du genauso ein Idiot wärst wie die anderen, das nehme ich zurück. Das ist mir in dem Moment so rausgerutscht. Tut mir Leid, Remus.“

Er grinste sie an. „Ist schon okay, Lil’. Das war ja meine Schuld. Mir sollte es Leid tun.“

Sie sah ihm in die Augen und sie mussten beide nach einer Weile lachen.

„Was ist? Gehen wir noch ne Runde, bevor wir hier festfrieren.“, schlug er vor und sie sagte zu.
 

James ließ sich auf den Boden sinken und lehnte sich an die Bettkante. Er wurde immer nervöser und hibbeliger, umso später es wurde. Er haute den Kopf nach hinten und bereute dies sofort, da es schon ziemlich schmerzte.

„James.“, sagte Sirius, der diese Reaktion irgendwie übertrieben fand. „Atme. Es wird schon nicht so schlimm werden.“

„Nicht so schlimm?!“, er war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. „Wenn was schief geht, sind wir tot!“

„Sag so was nicht.“, sagte Peter und es war das erste Mal, dass er mit James wieder redete.

„Was mischt du dich da eigentlich ein? Du kommst sowieso nicht mit.“, maulte er ihn an.

Doch Peter ließ nicht locker. „Und wie ich das tu. Nur zu deiner Information, ohne mich schafft ihr es gar nicht dorthin zu gelangen und im Übrigen hab ich es geschafft zum Animagus zu werden und zwar gänzlich. Tja du warst leider so nachsichtig ein Buch zu vergessen, dass du im Raum der Wünsche versteckt hast.“

Sirius und James zogen die Augenbrauen hoch und Sirius machte ein beeindrucktes Geräusch, während James es mehr oder weniger nicht glauben wollte.

„Bitte was?“

„Das hättet ihr nicht gedacht, nicht wahr?“, total mit sich zufrieden, ging er zu seinem Bett und ließ sich auf dem Boden nieder um in seinen Muggelheften zu kramen, die er von seinem Vater hatte.

James stöhnte genervt. „Na okay. Wenn es denn unbedingt sein muss, dann komm halt mit.“

„Er muss sogar mit, James, sonst würden wir ja nicht -“, doch weiter kam Sirius nicht.

„Ist gut. Ich will gar nichts davon hören.“, er hasste es auf so mickrige Würmer wie Peter angewiesen zu sein. Er hatte sich die ganze Sache immerhin ausgedacht. Er zusammen mit Sirius, nicht mit Peter. Sirius ging, um zu überlegen, ob sie nicht doch noch was brauchten, zu seinem Nachttisch und kramte in den Schubladen herum. „Bist du sicher, dass wir was Richtiges erwischt haben? Vielleicht hat Madam Pomfrey das wirklich wirksame Zeug in ihrem Büro.“

„Ach quatsch, das passt schon.“, sagte er, jedoch ziemlich unsicher. „Wie viel Uhr ist es?“

„Kurz nach acht.“, antwortete er.

Sekunden darauf ging die Tür auf und Remus trat ein.

„Ach, ihr seid noch wach?“, fragte er und schien etwas nervös zu sein.

„Ja.“, antwortete James nur.

„Na okay, ähm… nur damit ihr Bescheid wisst, ich muss noch mal weg.“, sagte er unsicher.

„Wohin?“, fragte Peter verwirrt. James und Sirius warfen ihm einen genervten Blick zu, da Peter manchmal echt ein hoffnungsloser Fall war, doch sie mussten wohl oder übel auch mitspielen.

„Ja wohin?“, fragte Sirius.

„Na ja… ähm… meine Mum, ihr wisst doch, ihr geht’s wieder schlechter. Sie hat gesagt, ich soll zu ihr kommen. Also… wartet besser nicht auf mich, kann spät werden.“

„Deine Mum ist oft krank, oder bild ich mir das nur ein?“, meinte James und lächelte typisch.

Remus biss die Zähne zusammen. „Na ja…“, er lächelte kläglich. „Das ist eine Krankheit, die sie eben schon seit ihrer Kindheit hat. Ihr wisst schon… mal geht’s ihr besser, mal wieder schlechter. – Wie das Leben halt mal so spielt.“, er nickte unsicher und zeigte dann zur Tür. „Na dann. - Ich muss los, - wir sehn uns. Bis morgen Früh.“, er drehte sich um und ging aus der Tür.

James sah zu Sirius. „Das müssen wir ändern.“

„Jep.“, stimmte Sirius zu und schob die Schublade auf, die er als Remus hereinkam, sofort zugeknallt hatte.

Es war lächerlich, wie Remus versuchte ihnen Lügen aufzutischen. Es gab jeden Monat Schwierigkeiten in seiner Familie und jedes Mal kam er zurück und sah aus als ob er mit ihnen litt. Er konnte es ihnen doch nicht ewig verschweigen.

„Was ändern?“, fragte Peter dagegen.

James schlug sich gegen die Stirn und Sirius sah ihn fassungslos an, bis er nach draußen sah.

„Es wird schon dunkel.“

James stand auf und zog sich seine Jacke an, genau wie Sirius, der zusätzlich noch ein paar Medikamente in die Tasche schob. „Ähm…“, doch sofort zog er sie wieder raus und drehte sich zu Peter. „Peter, die solltest du lieber nehmen. Ich glaube bei dir sind die besser aufgehoben.“

Doch zu ihrem Schreck, ging die Tür erneut auf. Sie sahen auf.

Sean sah sie perplex an. „Was macht ihr denn da?“

„Was machst du hier?“, konterte James lässig.

Sean sah ihn schief an. „Zufälligerweise, wollte ich nur schnell wissen, wo Remus hin will. Oder besser gesagt ihr.“

„Das geht dich nichts an.“, sagte Sirius prompt.

„Na okay. Hätte mich ja nur interessiert.“, er entdeckte die Fläschchen in Sirius Hand. „Was willst du mit den Medikamenten?“

„Er hat doch eben schon gesagt, es geht dich nichts an. Wir müssen Remus hinterher, würdest du uns bitte entschuldigen.“, sagte James hitzig. Diese Nervosität machte ihm jetzt total zu schaffen und er drängte sich einfach an ihm vorbei.

„Sag mal habt ihr irgendein krummes Ding vor? James, was soll das?“, er drehte sich völlig aufgebracht um, während Peter ebenfalls an ihm vorbeiging und die Fläschchen einschob.

Die zwei gingen schon die Treppen runter, während Sirius vor ihm stehen blieb. „Keine Panik, Sean. Es ist nicht so schlimm wie du denkst. Bitte behalt das für dich, du musst und decken, wenn McGonagall kontrolliert.“

„Was habt ihr vor?“, fragte er ernst.

„Das kann ich dir nicht sagen.“, er sah ihm tief in die Augen und Sean wusste, dass es ernst war. „Aber glaub mir, es ist für ne gute Sache.“

Er nickte und verstand sofort. „Aber es ist illegal.“

„Bitte Sean, halt die Klappe. Es ist ernst. Es geht niemanden außer uns etwas an, also halt dich raus. Es ist nur bis morgen Früh und wir bleiben so ziemlich auf dem Gelände.“

„So ziemlich?“

„Komm schon, Mann, wir versuchen hier gerade jemanden das Leben zu erleichtern.“

Er seufzte. „Seht zu, dass ihr nicht erwischt werdet.“

„Danke, Kumpel, hast was gut bei uns.“, sagte er erleichtert und rannte James und Peter hinterher, während Sean ihm hinterher sah.

Auf den Gängen war es einigermaßen ruhig. Einige waren bereits auf ihre Zimmer verschwunden und die meisten gingen noch in der Schule herum. Doch keiner war mehr draußen auf dem Gelände, da ab halb zehn Ausgangsverbot war. James, Sirius und Peter gingen so entspannt wie möglich durch die Leute Richtung Ausgang. Ein Glück, dass die Mädchen nicht in der Nähe sind, ging es James ständig durch den Kopf. Die würden keine Gelegenheit auslassen, ihnen hinterher zu spionieren um sie anschließend zu verpetzten.

Es donnerte und sie zuckten zusammen. Gewitterwolken hatte James schon im Voraus gesehen, doch er hatte gebetet, dass es nicht zu regnen anfing. Doch kaum waren sie am Ausgang angekommen, schüttete es wie aus Eimern. Kein Wunder, dass es so schnell dunkel geworden war.

„Oh nein, das hat uns gerade noch gefehlt.“, stöhnte Sirius und sah nach draußen. Sie waren jetzt alleine und ab sofort mussten sie aufpassen, dass kein Lehrer sie entdeckte.

„Tarnumhang?“, fragte James.

„Wäre vielleicht besser.“

Er faltete seinen Tarnumhang auseinander, den er unter dem Arm geklemmt hatte und zog ihn über sich, Sirius und Peter. Sie passten gerade noch so drunter, doch ihre Füße würde kaum jemand im Dunkeln sehen.

„Also dann. – Los.“, mit einem Mal versuchten sie so schnell wie möglich durch den Regen weit aufs Gelände zu kommen, wo nicht weit von Hagrids Hütte ein großer Baum stand vor dem sie halt machten.

James zog den Tarnumhang runter und sie waren von oben bis unten klatschnass. Sie waren weit genug vom Schloss entfernt, dass sie eigentlich keiner mehr entdecken konnte.

Das laute Donnern und die grellen Blitze ließen die Peitschende Weide noch unheimlicher aussehen als sie es sowieso schon war und James schauderte. Sicher war auf jeden Fall, dass es nicht der Wind war, der ihre Äste so gefährlich hin- und herschwanken ließ. Das war sie ganz allein.

Sie hatten ihre Kapuzen tief übers Gesicht gezogen und atmeten noch mal tief durch. Was sie da machten war gefährlich. Lebensgefährlich und trotzdem war es das Risiko wert, wenn sie damit nur endlich Remus von den Qualen erlösen konnten, - oder zuminderst halbwegs.

„Okay Peter.“, James sprach mit lauter Stimme, damit er ihr durch das Gewitter hören konnte. Peter kam zu ihm vor und stellte sich neben ihm. „Du bist dran. Siehst du den Knoten da unten an der Wurzel.“, er deutete nach vorne an den Stamm der Weide und Peter nickte.

„Du musst ihn einfach nur drücken, okay?“

„James, passt AUF!“, schrie Sirius plötzlich und James und Peter sprangen sofort zurück, als einer der Äste nach ihnen ausschlug. Mit vollem Karacho knallten sie auf den schlammigen Boden und wichen weiter zurück. So schnell wie möglich richteten sie sich wieder auf und ihre Herzen rasten.

„Wow, mit der ist nicht gut Kirschen essen.“, sagte James und sah zu dem gewaltigen Baum empor, der sich wieder bereit machte auszuschlagen, sobald sie ihr zu nahe kamen.

„James.“, quiekte Peter. „Falls ich das nicht überleb -“

„Du packst das okay!“, unterbrach er ihn.

„Das mit deinem Tarnumhang tut mir Leid.“

„Vergiss es Peter, schon verziehen. Wir haben jetzt Wichtigeres zu erledigen. Also mach jetzt endlich und lauf da vor, wir haben nicht mehr viel Zeit!“

„Okay.“, sagte er zu sich selbst. „Tief einatmen.“, er atmete durch und gleich darauf schloss er die Augen und wurde plötzlich immer kleiner.

James und Sirius beobachteten, wie Peter in sekundenschnelle zu einer graubraunen Ratte wurde und dann durch das Gras zur Peitschenden Weide lief.

James warf einen Blick nach oben an den Himmel, doch man konnte den Mond hinter den dichten Regenwolken nicht erkennen.

Die Peitschende Weide schlug wie wild laut um sich, sodass der Boden unter ihren Füßen bebte, doch Peter wich, so klein wie er war, locker aus und schlüpfte durch die Zweige hindurch. Als die Ratte an den Wurzeln ankam, hatte er sich so schnell verwandelt und so schnell den Knoten berührt, dass sie keine Zeit mehr hatte auszuschlagen. Reflexartig schloss Peter die Augen und wartete darauf, dass sie zuschlug, doch die Äste rührten sich nicht mehr.

Die anderen zwei atmeten erleichtert auf und James wandte sich sofort an Sirius. „Na los, komm schon.“

Peter hatte die Augen wieder geöffnet und sah sich nach der Erdspalte unter dem Stamm um. Und da war sie auch. Zwischen einzelnen Gräsern und dicken Wurzeln, war eine große Öffnung, wie ein Fuchsbau, nur breiter.

James und Sirius kamen bei ihm an und sie stiegen gleich darauf in das Loch. Peter zögernd hinterher.

Sie rutschten in einem dunklen und weiten Tunnel und landeten mit einem dumpfen Schlag auf festem Boden.

Kein Mucks war zu hören. „Super Leistung, Peter. Es funktioniert.“, James sah sich um.

Sie hatten zwar gewusst, dass sich unter dem Baum irgendetwas befinden musste, doch hatten sie es nie geschafft an der Peitschenden Weide vorbeizukommen. Und nun standen sie da, die Zauberstäbe hell erleuchtet und wissend, was sie am anderen Ende, des Tunnels erwartete. Sie waren zwar im Trockenen, doch machte das die Sache nicht gerade angenehmer. Das Schlimmste lag noch vor ihnen.
 

Remus starrte durch den Spalt der Bretter, die die Fenster vernagelten, hinaus auf den Sturm. Er konnte den Mond nicht sehen, doch es würde trotzdem kommen. Er war wieder hier – allein. Das erste Mal nach den Ferien. Dieses schlichte Haus war so unheimlich und dieses Zimmer so schäbig wie nie. Alles war zum Teil kaputt, die Bettlaken mit weiten Schnitten versehen und die Holzwände verkratzt. Es machte ihm Angst, zu wissen, dass nur er alleine das alles angerichtet hatte. Und er würde es wieder tun. Noch mehr zerstören, ohne sich dem Bewusst zu sein. Er zitterte am ganzen Leib, obwohl er nicht fror.

Er war weit entfern vom Schloss. Zuminderst weit genug, um niemanden in Gefahr zu bringen. Hogsmead war sicher. Und diese Hütte auch. Zuminderst für andere außerhalb.

Remus lehnte gegen die Fensterrahmen und machte einen schmerzhaften Gesichtsausdruck.

Minuten waren vergangen, doch für ihn waren es Stunden. Sein Herz raste und er zuckte unbewusst. Er wollte das nicht. Er wollte nicht, dass es wieder passierte. Aber das wünschte er sich jedes Mal vergeblich.

Er biss die Zähne zusammen und lehnte die Stirn gegen die Bretter, als er einen Druck spürte und schloss die Augen.

„Remus.“

Es kam ihn vor als würde dieser Name hundertmal in seinem Kopf widerhallen. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Blitzschnell drehte er sich um und riss die Augen auf.

James stand tropfnass und Schlamm bespritzt im Türrahmen und sah ihn besorgt an. „Du hättest was sagen sollen.“

Doch er konnte nichts sagen. Er brachte kein Wort heraus. Völlig schockiert starrte er ihn mit offenem Mund an und wünschte sich er wäre nie hergekommen. Hau ab!, war das einzige, was er hätte sagen können, doch es war zu spät. Er zuckte zusammen und presste die Hände gegen die Stirn. Schmerz stieg in ihm hoch und alles wurde dunkel. So unendlicher Schmerz, dass er sich wünschte er würde sterben.

Noch bevor Sirius und Peter bei ihnen ankamen, hatte Remus sich bereits um einiges vergrößert und riss zähnefletschend sein Maul auf. Sie waren geschockt und rührten sich nicht von der Stelle. Vor ihnen stand tatsächlich ein lebendiger und ausgewachsener Werwolf.

Von draußen hörte man nur noch ein schauriges Jaulen und die Bewohner in Hogsmead würden, wie jeden Monat glauben, die wütenden Geister würden in der Heulenden Hütte wieder ihr Unwesen treiben.
 

Als die Sonne hinter dem Horizont aufging, war der Himmel bereits wieder aufgehellt und die schwarzen Wolken gänzlich verschwunden. Alles glitzerte unter den Tautropfen und die Vögel nutzten jede Gelegenheit um auf Nahrungssuche zu gehen. Als die Sonne weit genug aufgegangen war, um helle Strahlen zwischen den vernagelten Brettern hindurch scheinen zu lassen, öffnete James geblendet die Augen. Seine ganzen Glieder schmerzten und er war so dämlich auf dem Boden eingeschlafen, dass ihm das Genick wehtat. Er hatte sich an die schäbige Kommode gelehnt und war vor lauter Erschöpfung eingeschlafen. Alles war mucksmäuschenstill. Er reckte sich unter dem Knarren der Holzbretter und sah sich im Zimmer um. Sirius hatte sich auf einem großen geflochtenen Stuhl zusammengezogen, wie ein Hund und schlief noch tief und fest, genau wie Remus und Peter, die oberhalb von ihm auf dem Bett lagen. Der eine in die Richtung, der andere in die andere Richtung. Ihn wunderte es, dass Remus Peter im Schlaf nicht den Zeh abgebissen hatte. Es konnten nicht mehr als drei Stunden Schlaf gewesen sein, doch er hatte seine Armbanduhr im Zimmer vergessen und hier war auch nirgends eine im Raum. Er stand auf und sah sich das Zimmer genauer an. Sie hatten die ganze Nacht durch versucht Remus im Schach zu halten und dabei ziemliche Kratzer und Bisse eingesteckt, doch damit hatten sie gerechnet und das war auch der Plan gewesen. Solange sie Tiere waren, konnten sie durch einen Biss nicht selbst zu Werwölfen werden und Remus hatte, anstatt sich selbst, sie angegriffen. Kein Mensch würde sich mehr so intensiv mit Remus’ Krankheit beschäftigen, wenn sie die gleichen Verletzungen hatten, wie er. Alle würden nur noch meinen, sie vier hätten wieder irgendetwas Riskantes angestellt. Und riskant war es allemal gewesen. Während James durch die Bretter hindurch nach draußen sah und feststellte, dass es noch früh am Morgen war, bewegte sich etwas hinter ihm und Remus kam langsam zu sich. Zuminderst hatte James das blöde Gefühl gehabt, dass Remus bewusstlos war und nicht geschlafen hatte. Doch er warf ihm nur einen kurzen Blick zu und sah wieder aus dem Fenster. Sie hatten gerade etwas getan, was so was von verboten war, dass er darauf wettete ins Zaubereigefängnis Askaban zu kommen, wenn es jemand herausfand.

Remus richtete sich schmerzhaft auf und rieb sich die Stirn. Ihm tat alles weh und er hatte wieder einmal haufenweise blaue Flecke, ohne dass die anderen Wunden vom letzten Mal gänzlich verheilt waren. Er rieb sich die Augen und als er einen Blick auf den eingerollten Peter warf, wurde er starr vor Schreck.

„Ne schicke Bude hast du da.“, sagte James und ging zu ihm.

Remus sah auch ihn an, als wäre einer seiner besten Freunde plötzlich ein Gespenst.

James grinste nur und setzte sich vor ihn in den Schneidersitz. „Hättest du uns die früher gezeigt, hätten wir was draus machen können.“

Es war also doch keine Einbildung gewesen, dachte Remus. James war hier, zusammen mit den anderen. Aber warum? Und wieso haben sie das ohne weiteres durch gestanden, obwohl er sich vor ihnen verwandelt hatte? Ihm wurde schlecht. Er hatte sich vor ihnen verwandelt. Genau das hatte er vermeiden wollen. Wenn sie herausfanden, dass er, anstatt zu seiner Familie nach Hause zu fahren, sich jeden Monat in eine gemeingefährliche Bestie verwandelte, würden sie bestimmt nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Kein Mensch wollte sich freiwillig in die Nähe eines Werwolfes begeben.

„James, ich wollte nicht -“

„Ach komm hör auf.“, schnitt er ihm das Wort ab, während Sirius jetzt auch langsam aufwachte. „Du brauchst uns überhaupt nichts zu erklären. Dass du ’n Werwolf bist, wissen wir bereits, seit der ersten Klasse. Glaubst du im Ernst du kannst uns so etwas verheimlichen? Uns? Den besten Schülern in Verteidigung gegen die Dunklen Künste.“

„Aber – was…“, er war immer noch total perplex. „Was macht ihr hier? Wieso habt ihr nichts gesagt? Wieso… seit ihr immer noch bei mir?“

„Wieso nicht?“, fragte er nur.

„James ich bin ein Werwolf!“, rief er irgendwie wütend. „Kein Mensch geht freiwillig in die Nähe eines Werwolfes! Ich dürfte gar nicht hier auf Hogwarts sein! Ihr dürftet euch gar nicht mit mir abgegeben!“

„Hey Moment mal ganz langsam.“, mischte sich plötzlich Sirius ein und kam zu ihnen, um sich in einen Stuhl neben ihnen zu setzten. Er bewegte sich ziemlich langsam und James fiel auf, dass er noch schlimmere Wunden hatte als er. „Also erstens mal sind wir hier überhaupt nicht in Hogwarts sondern in Hogsmead. Und solange das so bleibt gibt es auf Hogwarts überhaupt keinen Werwolf und das ganze Dorf glaubt auch nicht, dass sich in der Heulenden Hütte einer eingenistet hat, sondern wütige Geister ihr Unwesen treiben.“

„Ja und noch was, Remus.“, sagte James wieder. „Glaubst du im Ernst wir würden dich da einfach so hängen lassen? Nur weil du eben ein Werwolf bist, heißt das noch lange nicht, dass wir dich nicht mehr leiden können. Du hast nur ein kleines… pelziges Problem. “

„Pelzig? Eher borstig.“, meinte Sirius.

James warf ihm hart ein Stück Holz entgegen und Peter wachte verschreckt auf, als es auf den Boden knallte.

„Au!“

„Was wir damit sagen wollen…“, James wurde ernst und sah Remus fest an und ignorierte Peter, der sich völlig verwirrt umsah und anscheinend vergessen hatte, wo er war. „… ist, dass wir dich niemals in Stich lassen würden, nur weil du einmal im Monat anders bist, als die anderen. Remus, du bist immer noch unser Freund, scheiß egal, ob du ein Werwolf, ein Vampir, oder ’n hässlicher Kröter bist.“

Für einen kurzen Moment, musste Remus lächeln.

„Jeder, der dich kennen gelernt hat und weiß, wie du in Wirklichkeit bist, würde dich niemals wegen so einer Kleinigkeit verachten.“

„So einer Kleinigkeit?“, fragte er ungläubig.

„Okay, machen wir das anders.“, sagte Sirius wieder und setzte sich aufrecht hin. „Sie uns doch an, Remus. Was glaubst du, warum wir so aussehen, als hätte die Peitschende Weide uns die ganze Nacht verprügelt? Als wir herausfanden, dass du einer bist, haben wir uns sofort vorgenommen, dagegen irgendetwas zu unternehmen.“

James nickte zustimmend und Peter hörte ihnen zu.

„Es hat zwar eine Zeit lang gedauert, aber wir haben es immerhin geschafft. (Er warf einen Blick zu James) Ich meine Remus – allein – hier – in diesem Zimmer. Wie hast du das nur so lange ausgehalten?“

„Auf jeden Fall ist jetzt alles geritzt.“, sagte James und Remus war leicht irritiert auf was sie hinaus wollten.

„Genau.“, stimmte Sirius zu. „Demnächst machen wir das jeden Monat so. Du kannst deinem Schicksal nicht entgehen, aber auf jeden Fall, können wir dafür sorgen, dass es angenehmer zu ertragen ist. Wir vertreiben uns, bevor du dich verwandelst die Zeit und bringen vielleicht diese Bruchbunde ein wenige auf Vordermann. Dann sobald du zum Werwolf wirst, werden wir zu Animagi und halten dich in Schach. Das ist doch keine Wunder, wenn du dich an nichts und niemanden abreagieren kannst, dass du dich selbst verletzt. Ich meine das ist ja Selbstverstümmlung.“

„Und das wollen wir ja nicht zulassen.“, sagte James.

„Niemals.“

„Also was sagst du?“

„Remus?“

Remus sah sie geschockt an und James hatte genau bemerkt, was ihn so geschockt hatte.

„Animagi?“, wiederholte er fassungslos und atmete schwer.

„Ja.“, sagte Peter nur und lachte wieder, da er es doch noch geschafft hatte, wurde allerdings bei Remus Blick sofort wieder ernst.

James seufzte. „Ja, ich weiß, du bist Vertrauensschüler und wir haben dich da wieder in eine brenzlige Situation gebracht aber -“

„Vertrauensschüler?!“, was war nur in sie gefahren. „James mit mir hat das in so einer Situation nen Scheißdreck zu tun! Es ist Minderjährigen verboten zu Animagi zu werden und erst recht, wenn man sich nicht beim Ministerium angemeldet hat! Wenn das jemand herausbekommt, fliegt ihr von der Schule!“

„Genau wie du.“, sagte James plötzlich total ernst und sah ihm tief in die Augen.

„Das klingt vielleicht ein wenig nach Erpressung, aber so lange du nichts von unserer zweiten Identität verrätst, werden wir auch nichts von deiner sagen.“, sagte Sirius.

„Aber es ist keine Erpressung, solange wir beste Freunde bleiben.“, sagte James wieder. „Das ist einfach nur ein Geheimnis zwischen uns.“

„Wieso habt ihr das gemacht?“, fragte Remus fast flüsternd und hielt sich die Hand gegen die Stirn.

„Das haben wir doch eben schon gesagt.“, er sah ihn jetzt eher tröstend an. „Werwölfe sind nur für Menschen gefährlich, aber nicht für Tiere. Wenn wir uns in Tiere verwandeln und dir Vollmond beistehen, verletzt du dich nicht selber, sondern lässt deine Wut an uns aus. Und glaub mir Sirius und ich sind stark genug um uns zu wehren. Und ich meine die Situation sieht doch dann schon wieder ganz anders aus in der Schule. Keine Mensch wird dich allein nur noch anstarren, weil du so verletzt bist, sondern uns alle vier wegen unserer kleinen Kratzer, die wir natürlich typischerweise wieder von unseren dummen Streichen einkassiert haben.“

„Und wenn überhaupt.“, sagte Sirius. „Wenn wir fitt genug sind, deine Bisse ordentlich abzuwehren, muss keiner von uns vieren verletzt werden.“

Peter nickte.

„Und falls doch.“, James zuckte die Schultern. „Geteiltes Leid, ist halbes Leid.“

Remus hatte immer noch den Kopf auf die Hand gestützt und fuhr sich jetzt durch die Haare. Es sah aus, als wäre er den Tränen nahe.

„Hey Mann, Remus, du bist unser bester Freund, keiner von uns würde dich im Stich lassen.“, lächelte James und schubste ihn dann leicht an der Schulter. „Und dein pelziges, kleines Problem kriegen wir schon in den Griff.“

Es sah ganz danach aus, als hätten sie ihn endlich überzeugt, denn Remus grinste ebenfalls dankbar und schnaubte fassungslos, während ihm eine Träne das Gesicht herunter lief. James setzte sich neben ihn an die Bettkante und legte den Arm um seine Schultern.

„Das ist doch bescheuert.“, lachte Remus und wischte sich mit der Hand übers Gesicht.

„Ja, aber wir sind ja schließlich bekannt für bescheuerte Ideen.“, sagte James vergnügt und Sirius und Peter lachten.
 

Zu gehen, bevor Madam Pomfrey kam, war einfach. James, Sirius und Peter gingen einfach schon mal vor, während sie Remus abholte und in den Krankenflügel brachte. Sie würden dann sofort nachkommen und Riesenpanik machen, dass etwas oben im Gemeinschaftsraum explodiert sei und sie deshalb so schwer verletzt aussahen. Sie hatten sich noch eine ganze Weile mit dieser Gesichte im Krankenflügel amüsiert. Sirius hatte mit Freude den Kamin explodieren lassen. Es war ja noch keiner wach, der dies bezeugen konnte. Doch sie hatten trotzdem Ärger bekommen, da man ihnen die Geschichte nicht abkaufte und beschuldigte es selbst gewesen zu sein. Doch das war ihnen egal. Heute würden sie jede Strafarbeit auf sich nehmen.

„Ach, im Übrigen.“, sagte Remus, als sie letztendlich versorgt waren und Madam Pomfrey mit Professor McGonagall in den Gemeinschaftsraum gegangen war, um sich das Problem anzusehen. „Als Animagus, kann man sich nur in ein Tier verwandeln. Wer von euch verwandelt sich in welches Tier? Ich meine ihr habt es immerhin mit mir aufnehmen können.“

„Na ja, Peter in eine Ratte.“, sagte James locker.

„Ja, passend zu seinem Charakter.“, grinste Sirius und Peter schlug ihn gegen die Schulter, was ihm allerdings nichts ausmachte und er zurückschlug, was Peter schon mehr schmerzte.

Remus sah ihn ungläubig an. Wie sollte eine mickrige Rate mit einem Werwolf fertig werden?

„Er kümmert sich darum, den Knoten zu drücken, mit dem man die Peitschende Weide beruhigen kann.“, erklärte er schließlich. „Du weißt er traut sich fast gar nichts. Wir mussten ihm auch helfen, das fertig zu bringen. Aber egal.“

„Und du und Sirius.“

„Sirius ist ein Hund.“, sagte er grinsend. „Und wenn wir schon davon sprechen, Sirius, wärst eher du das borstige Problem.“

„Hey, ich bin nicht borstig. Mein Fell ist toll. Das einzige was ich wirklich nicht gedacht hatte, war, dass sich gleich die Flöhe auf mich stürzen, wenn ich nach draußen komme. Die sind ja schrecklich.“

Alle bis auf Sirius mussten lachen.

„Und ich verwandle mich in einen Hirsch.“, schloss er ab.

„Ein Hirsch? Wie bist du denn darauf gekommen?“, fragte Remus perplex.

„Na ja, ich bin nicht der Typ, der gerne beißt, oder kratzt. Ich brauch lieber ne Waffe und ich meine ein Geweih ist doch was, oder?“

„Na ja, wenn man das Geweih nennen kann.“, sagte Sirius.

„Was denn?“

„Das finde ich zum Beispiel unfair.“, sagte er. „Wieso bist du ’n ausgewachsener Werwolf, Remus? Wenn wir uns verwandeln, sieht es so aus, als bleiben wir so ziemlich in unserem Alter. James hat nur so ’n mickriges Geweih und ich bin schon fast ’n Welpe.“

„Nein, kein Welpe. So ’n Teenyhund.“, sagte James um fair zu bleiben. „Aber immer noch stark genug um sich zu wehren.“

Remus zog den Augenbrauen hoch. „Wow, ehrlich ich bin beeindruckt.“

Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und Chris trat unerwartet herein. Sie sah die vier an und wollte wieder gehen. „Oh, entschuldigt ich wollte nicht stören.“, sagte sie eingeschnappt und drehte sich um, doch James hielt sie auf.

„Halt! Umdrehen Madam.“, befahl er und sie hörte auf ihn, verschränkte jedoch die Arme und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Was ist?“

„Wieso bist du hergekommen?“, fragte Remus verwundert.

„Was willst du hier?“, fragte James jedoch mürrisch.

Chris öffnete den Mund, doch anscheinend überlegte sie gerade, was für eine Lüge sie ihnen erzählen könnte und entschied sich anders. „Ich wollte nur Madam Pomfrey suchen, weil es Lily nicht besonders gut geht.“

James sah jetzt endlich auf die Uhr. Es war schon zehn vorbei. Na klar drei Stunden geschlafen und den ganzen Weg zurück nach Hogwarts zu laufen war schon lange.

„Und was macht ihr hier?“, fragte sie eher gezwungen und James hatte das ungute Gefühl, sie wusste um Remus Bescheid. Das wäre eine Katastrophe, wenn sie ihn erwischt hätte. Sie würde keine Gelegenheit auslassen ihn zu verpetzte und dafür zu sorgen, ihn von der Schule schmeißen zu lassen.

„Im Gemeinschaftsraum ist der Kamin explodiert, falls es dir nicht aufgefallen ist?“, fauchte James.

„Ja ich weiß schon.“, sagte sie locker. „Klasse Leistung, Sirius. Das hätte ich nicht von dir gedacht. Hat euch ne Woche Nachsitze eingebracht, soviel Professor McGonagall mir gesagt hat. Aber so viel ich gesehen habe, seid ihr schon so verletzt gekommen. Muss ja eine anstrengende Nacht auf dem Gelände gewesen sein.“, sie sah sie durchdringend an.

Das durfte doch nicht wahr sein. Sie hatte sie bemerkt. Deswegen hatte McGonagall ihnen plötzlich nicht geglaubt.

„Aber keine Sorge, ich habe McGonagall noch kein Strebenswörtchen erzählt, dass ihr die ganze Nacht über draußen wart. Vielleicht erzählt ihr mir lieber was ihr angestellt habt, bevor mir vielleicht etwas herausrutscht, wie James’ Tarnumhang.“

„Du fiese kleine Schlange.“, fauchte James. „Das geht dich nen Scheidreck an.“

„Hey.“, Remus beruhigte sie beide. „Das ist um ehrlich zu sein, kein Grund für einen Streit. Sie weiß Bescheid, Leute. Genau wie die Jungs, Chris. Sie wissen, dass ich ein Werwolf bin und sie halten es genauso geheim wie du.“

Chris sah ihn verständnislos an. „Was?!“

„Ja sie -“

„Du hast es ihnen gesagt?!“, rief sie aufgebracht. „Ich glaub ich spinn! Das geht zu weit, Remus! Das du mir in dieser Sache vertrauen kannst, war ja klar, aber woher willst du wissen, dass du ihnen vertrauen kannst!“

„Hey, reg dich ab, Kleine!“, entgegnete James sauer. „Remus kann uns mehr vertrauen als dir! Immerhin warst du diejenige die damit angefangen hat uns zu drohen und ihr seit diejenigen die uns ständig verpetzten! Im Übrigen hat er es uns nicht gesagt, sondern wir haben es herausgefunden und im Gegensatz zu dir tun wir etwas für ihn.“

„Ach, ihr tut etwas für ihn.“, wiederholte sie hochnäsig. „Das ist ja interessant. Was tut er denn so tolles für ihn? Ich war immerhin dabei, als er gebissen wurde und ich hab ihm jeden Monat beigestanden, als er verletzt zurückkam. Aber natürlich, ihr bekommt das viel besser in den Griff.“

„Ja natürlich.“, James stand auf und ging auf sie zu. „Wir warten nämlich nicht ab, wann er zurückkommt, sondern bleiben die ganze Nacht über bei ihm und leisten ihm Gesellschaft. Wir haben uns drei Jahre damit abgeplagt Animagi zu werden!“

Sirius schlug sich die Hand gegen dir Stirn und Remus seufzte, während Peter erschocken aufsah.

Chris hingegen sah ihn komplett verstört an und fing zu stottern an. „Wa- was… das…“

Als James bemerkte, dass er sich verplappert hatte, schlug er sich ebenfalls gegen die Stirn und sah sie dann ernst an. „Du hältst die Klappe, verstanden?“

„Ich soll die Klappe halten?!“, schrie sie völlig außer sich. „Animagi?! Habt ihr eigentlich nur Scheiße im Kopf?!“

„Chris bitte, sag es niemanden.“, mischte sich jetzt auch Remus ein. Mit so einer Ausdrucksweise hatte er sie noch nie erlebt. „Verdammt, die Sache ist zu kompliziert, um sie zu verraten. Und kein Mensch kann nachweisen, dass sie welche sind.“

Chris wich von James zurück und schnaufte fassungslos. „Ich glaub das einfach nicht. Was… was ist nur aus dir geworden, Remus? Ich erkenn dich überhaupt nicht wieder. Das war ein Riesenfehler dich mit diesen Idioten abzugeben.“, sie war kurz davor zu heulen, kam es James vor, doch, dass er die Schuld auf ihn und die anderen schob, machte ihn wütend.

„Ich sag dir mal, was ein Riesenfehler war -“

„James!“, stoppte ihn Remus. „Lass es.“, er stand auf und ging zu ihr. „Chris, ich will mal alleine mit dir reden.“, er packte sie an der Hand und ging mit ihr nach draußen, während James ihnen wütend hinterher sah.
 

Als die Tür hinter ihnen zufiel, sagte Chris kein Wort, sondern sah ihn nur wieder mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf an.

„Sag mal was ist denn zurzeit los mit dir?“, fragte Remus aufgebracht.

„Was mit mir los ist?“, fragte sie als hätte sie sich verhört. „Was ist mit dir los? Du benimmst dich völlig falsch.“

„Ach ja? Das würde mich aber stark wundern, wenn du dich nicht falsch benimmst. Du motzt nur noch rum, blamierst mich vor anderen und beleidigst meine Freunde! Was ist eigentlich aus der ruhigen, braven und besten Schülerin der Klasse geworden?“

„Das sagt genau der Richtige.“, konterte sie. „Du hast dich immerhin vom stillschweigenden, zurückhaltenden Typen zum arroganten, selbst verliebten Idioten entwickelt!“

„Selbst verliebt? Also echt, da verwechselst du mich mit Sirius und James.“

„Ja genau, Remus! Du bist ja auch wie Potter und Black! Ständig den tollen, arroganten Typen raushängen lassen! Du machst mit ihnen verbotene Sachen, wie Einbrechen, Klauen und andere Schüler verhexen und dann beschwerst du dich, was mit mir los sei! Es war von Anfang an immer Lilys Idee, sich an euch zu rächen, oder euch zu verpetzten. Das war ein Streit zwischen ihr, Nika, Potter und Black, nicht zwischen uns beiden! Womit hatte ich das eigentlich verdient, dass du mich so reinlegst. Weißt du eigentlich wie weh es getan hatte, als du mich angelogen und total verarscht hattest. Ich dachte wir wären Freunde?!“

„Das waren wir ja auch, bis du angefangen hast rum zu zicken, nur weil ich dich einmal im Zug blöd angemacht hab!“, das war total dämlich, worüber sie da mit ihm stritt.

„Nein, Remus, das war nicht nur im Zug! Ich ging dir einfach strickt auf die Nerven und du wolltest mich nicht mehr in deiner Nähe haben! Ich war dir peinlich, so sah es aus! Die anderen Jungs halten mich für eine langweilige Streberin und deswegen, wolltest du dich auch nicht mehr mit mir abgeben!“, schrie sie stocksauer.
 

„Oho, guck mal Sirius jetzt sind wir Schuld.“, sagte James und lauschte mit ihm und Peter an der Tür.

„Eigentlich macht man das nicht.“, sagte Peter und ging von der Tür weg.

„Keiner zwingt dich dazu, Pete.“

„Was macht ihr da?“, fragte Madam Pomfrey plötzlich hinter ihnen, als sie aus ihrem Büro kam. „Ausruhen sieht für mich anders aus, meine Herren.“

„Ja doch. Wir haben jetzt keine Zeit.“, sagte James nur, doch Sirius haute ihm gegen den Kopf und deutete ihm an, er sollte auf sie hören, denn mit ihr war nicht besonders gut Kirschen essen, wenn es um Verletzungen ging.

„Ab zurück ans Bett.“, befahlt sie. „Wo ist Mr Lupin?“

„Draußen vor der Tür. Er hat wichtige Dinge mit seiner Ex zu bereden. Deswegen sollten Sie ihn lieber nicht stören.“, meinte James.

Sirius bewunderte immer wieder, wie James sich traute mit Madam Pomfrey zu reden. Er glaubte die zwei mussten sich irgendwann einmal gut verstanden haben, denn bei ihm rastete sie im Gegensatz zu James und Remus total aus, wenn er nicht im Bett blieb.

„Na schön. Ist ja auch egal. Schauen wir mal, wie’s mit den Schnitten aussieht, Mr Potter.“

„Neiin.“
 

Remus schwieg jetzt und beruhigte sich. Auf einmal fühlte er sich doch schuldig. „Das ist nicht wahr, Chris.“

„Ach nein?“, fragte sie und eine Träne lief ihr herunter. „Die Typen wissen von deinen Vollmondnächten, weil sie dir hinterher spioniert haben. Ist das etwa, das Vertrauen, das zwischen Freunden herrscht.“

„Ja, Chris ganz genau.“, sagte er entschieden. „Wir haben uns geschworen, dass wir keine strengen Geheimnisse vor uns haben und sie wussten, dass ich ihnen was verheimliche, deswegen sind sie mir gefolgt. Sie haben sich Gedanken darüber gemacht, warum ich jeden Monat so verletzt zurückkomme und sie sind extra wegen mir zu Animagi geworden um mir beizustehen. Chris du musst selbst zugeben, dass ich nie dauernd nur mit dir zusammen sein konnte. Ich meine, du bist ’n Mädchen und du hast auch deine Freundinnen, wieso darf ich dann nicht meine Freunde haben.“

„Ich verbiete dir doch überhaupt nicht andere Freunde zu haben, das wäre doch bescheuert. Es geht einfach nur darum, dass du dir die falschen Freunde ausgesucht hast. Sie sind… einfach…“

„Nicht die, für die du sie hältst, Chris.“, schnitt er ihr das Wort ab. „Wenn sie wirklich so arrogant wären, wie ihr immer behauptet, warum würden sie sich dann die Mühe machen drei Jahre lang etwas zu lernen, dass eigentlich strengstens verboten ist, nur um mir zu helfen? Und wenn sie wirklich so blöd wären, warum sind James und Sirius dann Klassenbeste? Und immerhin bin ich Vertrauensschüler geworden und das erst dieses Jahr, oder? Peter ist sowieso harmlos, der bringt nichts auf die Reihe, wenn man ihm nicht hilft.“

„Von Pettigrew war auch nicht die Rede.“, sagte sie jetzt ebenfalls wieder ruhiger, da Remus irgendwie Recht hatte. „Aber, dass sie Klassenbeste sind, zeigt doch nur, dass sie alles dafür tun, um beliebt zu sein und das mit dir, war für sie wahrscheinlich nur wieder ein spannendes Abenteuer um gegen Regeln zu verstoßen.“

Er seufzte genervt. „Du magst doch Kathy, oder?“, fragte er dann.

Sie nickte. „Ja.“

„Na also. Sie ist genau wie James. Die beiden sind nicht umsonst beste Freunde. Sie sind nur etwas aufgekratzter als ihr und stellen eben gerne Sachen an. Und um ehrlich zu sein, finde ich, dass Nika und Lily da auch nicht weit entfernt sind. Nika legt sich ständig mit Sirius an und kontert auch immer ziemlich arrogant. Das ist ne Masche, Chris, keiner ist wirklich so wie man auf den ersten Blick meint. Ich hätte Lily auch für ein kleines, harmloses Mädchen gehalten, aber so wie die mit James umspringt und sich manchmal mit Malfoy anlegt, glaube ich, bin ich da ganz schön daneben gelegen.“

Chris sah etwas beschämt drein und sah auf den Boden.

„Die Jungs sind meine Freunde, Chris.“, sagte er ruhig. „Kann schon sein, dass ich mich manchmal ziemlich aufführe, wenn sie bei mir sind, aber das hat doch schon eher was mit dem Alter zu tun. Und das mit dem Schlaftrank, war Sirius Idee. James und Sirius wollten sich rächen, dafür, dass ihr sie ständig verpetzt und da wir nun mal ein wenig gereizt aufeinander waren und du mit den zwei befreundet bist, waren wir eben beide auch in die Sache verwickelt. Es tut mir Leid. Es tu mir alles Leid. Aber Mann, sieh’s doch ein, es ist eben nicht mehr so wie früher. Wir sind keine kleinen Kinder mehr, Chris. Das ist eben mal ne komplizierte Sache. Wahrscheinlich wäre es anders, wenn wir ein Paar wären, aber das sind wir nun mal nicht und ich glaube daraus wird auch nichts, oder?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein.… Das würde nur in einer Katastrophe enden.“

„Und wir wollen ja nicht unsere Freundschaft aufs Spiel setzten, oder?“, er lächelte.

Sie nickte und sah ihn dann an. „Auch wenn wir offizielle nicht mehr so richtig beste Freunde sein können, könnten wir’s dann wenigstens so machen, dass wir uns nicht mehr gegenseitig attackieren? Ich meine, uns zwischen dem Krieg von Lily, Nika, James und Sirius raushalten.“

Er zuckte mit den Schultern. „Klar, kein Problem.“

Sie lächelte ihn an.

„Und jetzt hör auf zu heulen.“, er wischte ihr die Tränen weg und nahm ihren Kopf zwischen seine Hände. „Wir bleiben Freunde okay, komme was wolle. Du verbringst ne tolle Zeit mit Lily und den anderen und ich - wenn du erlaubst - mit meinen Kumpels. Und wenn irgendwann mal Zeit ist, machen wir was zusammen, okay? Die müssen ja nicht unbedingt mitkriegen, dass wir mal was zusammen unternehmen. Also, können wir jetzt – bitte - dieses Thema begraben?“

„Klar.“, antwortete sie und grinste.

Sie umarmten sich gegenseitig und er tröstete sich noch kurz.

„Wir sehn uns, okay?“, sagte er dann.

„Ja, bis später.“, erwiderte sie und ging dann sie in die Große Halle um mit den anderen zu Frühstücken.

Remus, sah ihr kurz nach und öffnete dann wieder die Tür vom Krankenflügel. Als er eintrat, lehnte James neben ihm an der Wand.

„Was war denn das gerade?“, fragte er in einem bestimmten Ton.

Remus sah ihn empört an. „Du hast gelauscht?“

„Ich fand das so rührend, als du sagtest: Wir bleiben Freunde, komme was wolle.“, sagte Sirius gespielt einfühlsam und fasste sich ans Herz, während Madam Pomfrey sich seine Wunden ansah.

„Ihr seit solche Idioten.“, beschwerte er sich.

„Wir müssen das ja nicht unbedingt mitbekommen, wenn ihr zusammen ausgeht.“, sagte James locker und hatte die Hände in den Hosentaschen. „Ich verstehe das, wenn ein Paar seine Privatsphäre braucht.“

„Wenn du besser zugehört hättest, hättest du auch mitbekommen, dass wir kein Paar sind. Wir waren niemals eins und wir werden es auch in Zukunft nicht sein.“

„Ja natürlich Remus. Aber wenn ich euch zwei beim rumknutschen erwische, reden wir noch mal drüber, okay?“

Remus schlug ihm gegen den Arm und James schlug zurück.

„Also wirklich, von Bettruhe habt ihr noch nie etwas gehört, oder?“, sagte Madam Pomfrey, als James Remus in den Schwitzkasten nahm und die zwei zu raufen anfingen.

Besuch bei den Eltern

Wenn er mich heute nicht küsst, mach ich Schluss.“, seufzte Lily am Frühstückstisch.

„Mein Gott, nimm dir das doch nicht so zu Herzen.“, stöhnte Chris.

„Ja genau.“, stimmte Alice zu. „Wenn nicht heute, dann ein andermal. Du magst ihn doch, oder?“

„Bei Lily heißt es immer nur sofort, oder nie.“, fügte Nika hinzu.

Lily kochte vor Wut. „Ihr zwei braucht gar nicht so schlau daherzureden. Ihr habt ja euren Freund, mit dem ihr hinter jeder Ecke rummacht.“

„Hey, für wen hältst du mich?“, Nika stocherte mit ihrer Gabel in ihrem Frühstück herum.

„Ja, Nika, gerade du bist da in diesem Fall ziemlich schlimm. Wohin man auch geht, sieht man dich und Jamie zusammen rumknutschen.“

„Gar nicht wahr.“, entgegnete sie. „So oft bin ich auch nicht mit ihm zusammen. Nur weil ich am Wochenende mit ihm ausgehe und er mir beim Lernen hilft.“

„Ja und ob du’s glaubst oder nicht, Frank und ich haben uns erst zweimal geküsst.“, mischte sich Alice ein. „Nika ich glaube wir sollten mal ein Wort mit White reden, damit sich Lily wieder entspannt.“

„Ganz deiner Meinung, Alice. Und im schlimmsten Fall, können wir ihn ja bestechen.“, sagte sie.

„Ihr zwei seit unmöglich.“, fauchte Lily. „Ich glaube die einzige vernünftige hier ist Chris.“

„Ja, weil ich keinen Freund habe.“, sagte Chris und fand das überhaupt nicht mehr schlimm. Die Versöhnung mit Remus hatte ihr gut getan.

„Auf jeden Fall werde ich nicht, nur weil du noch nicht deinen Kuss bekommen hast, mich weniger mit Jamie treffen und ich glaube Alice stimmt mir da zu.“, sagte Nika entschieden.

„Jawohl.“, sagte sie.

„Im Übrigen hast du mich mit ihm verkuppelt.“, wandte sie sich an Lily.

„Ich hab dich überhaupt nicht mit ihm verkuppelt.“

„Natürlich hast du das. Du hast ständig gesagt, ich soll ihn mal kennen lernen und mich mit ihm treffen und du hast mir ständig rausgeredet, ich soll nicht nach dem Alter gehen - und jetzt hast du den Salat.“, setzte sie noch hochnäsig dazu.

„Blöde Kuh.“, murmelte sie mürrisch und aß weiter.

„Evans?“, Lily schlug sofort den Löffel nach hinten, zu demjenigen, der sich gerade an ihr Ohr gebeugt hatte und traf ihn voll im Gesicht.

„Mann.“, beschwerte sich James und wischte sich mit dem Ärmel die Marmelade aus dem Gesicht. „Das war nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte.“

„Ehrlich nicht?“, fragte Sirius ungläubig. Das war genau die Reaktion die er erwartet hatte.

„Hör – auf – mich –zu – nerven.“, sagte Lily fest und drehte sich nicht einmal zu ihm um.

„Hey mit Marmelade in der Halle herum zu schießen, ist nicht gerade die feine englische Art.“, sagte er zu ihr und fuhr sich durch die kurzen, schwarzen Haare, wobei er sie noch unordentlicher machte.

Lily leckte sich nur unbekümmert den Finger ab und ignorierte ihn. Doch anstatt sie in Ruhe zu lassen, setzte er sich rückwärts zwischen sie und Alice und grinste sie an. Sirius ging währenddessen mit Peter weiter vor zu den anderen. Den Streit taten sie sich nicht an.

„Aber du hast nicht zufällig Lust diesen Samstag mit mir nach Hogsmead zu gehen, oder?“, sagte er.

Die anderen Mädchen am Tisch sahen nur belustigt zu und Alice fühlte sich anscheinend geschmeichelt, dass James Potter neben ihr saß. Nika und Chris kümmerte das nur wenig und sie aßen einfach weiter.

„Falls es dir nicht aufgefallen ist, Potter, ich hab einen Freund, also vergiss es. Denn selbst wenn ich keinen hätte, würde ich nicht mit dir nach Hogsmead gehen.“

James sah Alice an, obwohl er sie gar nicht kannte. „Was ist, gehst du mit mir aus?“

Alice wurde rot und schwieg einen Moment. „K-keine Ahnung -“, doch er hatte sich schon wieder an Lily gewandt.

„Siehst du, sie sagt ja, wieso sagst du nicht ja?“

„Sie hat überhaupt nicht ja gesagt. Alice hat ebenfalls nen Freund und ich -“

„Alice!“, sagte er munter und ignorierte Lily wieder. „Hübscher Name. Wie heißt denn dein Freund?“

Lily sah typisch drein und warf nur einen Blick zu Nika, die ihr nur ein Zeichen machte, sie solle ihn machen lassen, was er will.

„Frank.“, antwortete Alice.

„Longbottom?“, fragte James.

„Ja.“, grinste sie.

„Hey, den kenn ich sogar. Ihr passt zusammen.“, er sah wieder zu Lily. „Was man von dir und Whitey nicht behaupten kann.“

„Hey, das ist immer noch meine Entscheidung. Und nenn ihn nicht Whitey.“, fauchte sie jetzt wütend. Es ging ihn überhaupt nichts an, mit wem sie zusammen war. „Wenn ich deine Meinung hören will, frage ich danach.“

„Ach, komm schon.“, er nahm ihre Hand. „Gib doch zu, dass wir da ’n viel schöneres Paar abgeben.“

Alle Mädchen am Tisch, bis auf Nika und Chris, hätten ihm da zugestimmt, aber das würde keiner wagen auszusprechen, solange die beiden verfeindet waren. Mit Lily war nicht gut Kirschen essen, wenn es um dieses Thema ging. Sie sah ihm nur mit einem stechenden Blick in die Augen und sagte nichts. Nika wurde das allmählich zu blöd, dass sie sich so nahe waren und er ihre Hand hielt, obwohl sie genau wusste, dass Lily das genauso hasste.

Und just in dem Augenblick riss sie ihre Hand von ihm los. „Ich hab echt was Besseres verdient, als dich.“

Sie wusste, dass das jetzt der arroganteste Satz war, den es gab, doch es war die pure Wahrheit.

„Oh komm schon, Evans. Das ist deine letzte Chance, ansonsten verabrede ich mich mit einem anderen Mädchen und sei es Alice.“

Alice wurde abermals rot, doch sie versuchte es so gut wie möglich zu verbergen. Denk an Frank, denk an Frank, ging es ihr ständig durch den Kopf.

„Viel Spaß.“, sagte Lily nur gleichgültig.

„Ich meins ernst.“

„Ich auch.“

„Keine Chance?“

„Verzieh dich endlich, Potter!“, kam es von ihr und Nika, der jetzt der Kragen geplatzt war, wie aus einem Mund.

„Hey, nicht gleich so aggressiv.“, sagte er und sah nach hinten zu Nika. „Du hast echt manchmal hyperaktive Phasen, Blake. Genau wie da, als du Sirius eine geschmiert hast.“

Alice sah Nika fassungslos an und formte stumm mit ihren Lippen den Satz: „Du hast was?“

„Er hat’s nicht anders verdient.“, antwortete sie eher an sie gewandt und dann an James. „Der ist genauso ne Nervensäge wie du.“

James seufzte nur und stand auf. „Okay, ich gebe auf. Viel Glück noch mit Whitey.“, er wartete genau auf den Moment, wo Jason White wieder voller Misstrauen zu ihnen herüber sah und gab dann Lily einen Kuss auf die Wange, bevor er ging. „Mann sieht sich.“

„Du Scheißkerl!“, Lily stand auf und warf ihm ein Brötchen hinterher, verfehlte ihn allerdings. Angewidert wischte sie sich über die Wange und ließ sich wieder auf ihren Platz fallen.

Als James auf die anderen zuging, kam ihm Kathy entgegen, die er eigentlich noch vor einer Sekunde beim Essen gesehen hatte. Ohne ein Wort zu sagen, oder ihn anzusehen ging sie an ihm vorbei und aus der Halle.

„Hey Kathy.“, sie ignorierte ihn völlig und er sah ihr verwundert hinterher.

Für einen kurzen Moment hatte er schon den Gedanken gehabt, sie war deswegen jetzt eifersüchtig gewesen, doch als er nach vorne sah, wusste er plötzlich, dass das gerade absolut nichts mit ihm und Lily zu tun hatte.

Bei den anderen waren nicht nur Sirius und Remus dazugekommen, sondern auch Gina, die Sean wieder zu sich genommen hatte und mit ihm rumflirtete und ihn küsste.

Kathys Reaktion zufolge, die wirklich nicht oft bei ihr vorkam, war da doch etwas mit ihr und Sean gewesen und er konnte sich schon denken, dass Gina da wieder ihre Finger im Spiel gehabt hatte.

Er ging zu ihnen und nahm sich ein Butterbrot von Michael.

„Hey!“, beschwerte er sich, während Sirius lauthals gähnte. Die drei Stunden waren eindeutig nicht genug für ihn gewesen.

„Du hast sowieso noch fünf Stück.“

„Ja, aber ich hab Hunger.“

„Den hat er schon den ganzen Morgen.“, sagte Sean und hatte den Arm um Ginas Schultern. „Wenn du so weiter machst, fliegst du noch bei der nächsten Stadiondurchsage vom Turm.“

„Wer fragt dich denn?“, sagte Michael. „Übrigens, wenn du jetzt mit Gina ständig abhängst, kann ich mir dann Kathy schnappen?“

„Wieso fragst du mich?“, er sah ihn irritiert an, wobei Gina einen arroganten Blick aufsetzte, den James bei ihr so hasste.

„Na ja, vielleicht weil Kathy auf – AH! Spinnst du?!“

James war ihm gewaltig auf den Fuß getreten und brachte ihn zum schweigen.

„Ich geh mal ne Runde.“, sagte er dann. „Ich hab heute keinen Bock großartig zu Frühstücken.“, ohne irgendjemanden anzusehen wandte er sich zum Ausgang.
 

„Wenn er merkt wie hinterhältig sie eigentlich ist, überlegt er sich’s vielleicht doch noch anders.“, meinte James, als er mit Kathy am See spazieren ging.

Sie lachte ungläubig. „James, glaubst du im Ernst das interessiert mich?“

Es war ein schöner, sonniger Tag. Es ging ein leichter Herbstwind, der dafür sorgte, dass durch die kleinen Wellen, der See richtig glitzerte. Trotzdem war es frisch und feucht, sodass sie ihre Jacken anziehen mussten. James hatte allerdings eine andere an, da er noch nicht die Zeit gefunden hatte, seine alte vom Schlamm zu befreien.

„Kathy, ich merk doch, dass dir das ans Herz geht.“, sagte er, so einfühlsam wie möglich. „Gib es zu, du wolltest was von ihm.“

„Nein. Niemals.“, entgegnete sie stur. „Er ist Kapitän der Quidditchmannschaft und ich Jägerin, mehr ist da nicht. Das einzige was mich sauer gemacht hat, war, dass Gina aufgehört hatte Quidditch zu spielen, damit sie mehr Zeit hatte und genau die nimmt sie ihm jetzt weg. Glaubt sie etwa er hat nicht genug als Kapitän zu tun?“, sie schüttelte leicht angewidert den Kopf. „Aber er ist selbst Schuld.“

„Und deshalb hast du mit ihr gestritten.“

„Wer hat gesagt, dass ich mich mit ihr gestritten hab?“

„Danielle.“

„Ach, Danielle war doch nur immer eifersüchtig.“, entgegnete sie mürrisch, aber nicht wegen ihr.

„Das war gelogen.“, gab er zu. „Danielle hat mir gar nichts gesagt.“

Kathy seufzte. „Ja, okay, ich hab mit ihr gestritten. Aber nicht wegen Sean, glaub mir.“

„Nein.“, sagte er locker.

„Was nein?“

„Ich glaub dir nicht.“, erwiderte er stur.

Sie sah ihn empört an und blieb stehen, - er ebenfalls.

„Was willst du von mir hören, James? Das ich mich in Sean verknallt hab und, nur weil Gina ihn sich geschnappt hat, ich mich jetzt an deiner Schulter ausheule?“

Er sah sie ernst an und zuckte mit den Schultern. „Zum Beispiel.“

Sie schnaubte und hatte die Hände in den Jackentaschen. „Ich bin nicht mit dir nach draußen gegangen, um über so was mit dir zu reden.“

„Tja, ich schon.“, entgegnete er cool. Er hasste es, wenn sie immer wieder ein Problem hatte, das sie ganz allein für sich behalten wollte. Wenn sie so etwas tat, war sie immer total gereizt und deprimiert.

Sie schwieg eine Weile und sah auf den Boden, dann sah sie locker zu ihm auf und zuckte mit den Schultern. „Okay. Ich gebe es zu. Ich hatte mich in ihn verknallt. Aber das ist jetzt wieder vorbei. Diese dämliche Schwärmerei ist nur was für Kleinkinder. Er und Gina kennen sich seit drei Jahren, was hätte ich anderes erwarten sollen?“

„Das hält nicht lange.“, sagte James. Er kannte Sean immerhin besser als Kathy und er wusste, dass sie jetzt einen falschen Eindruck von ihm bekommen hatte, als er sich mit Gina eingelassen hatte. „Gina ist vielleicht ein bisschen sein Typ, kann schon sein, aber er steht auf keine Zicken und wenn Gina so weitermacht und er merkt, dass sie dich auch noch damit ärgert, dauernd es nicht lange und er macht Schluss.“

„Tse, das glaubst du doch wohl selber nicht.“, sie ging weiter und James folgte ihr.

„Außerdem hab ich gehört, dass sie schon ziemlich viele Freunde gehabt hat und auch ab und zu mal fremdgegangen ist. Was glaubst du wie lange es dauert bis sie Sean betrügt?“

„James, verdammt! Bring mich nicht auf die Palme.“, sagte sie wütend und drehte sich zu ihm um, da er hinter ihr ging. „So weit sollte es erst einmal kommen und bis es soweit ist, such ich mir meinetwegen nen anderen Freund. Und wer weiß, vielleicht verlieb ich mich dann in den und dann kann es egal sein, was die zwei machen. Ob er mit ihr Schluss macht, oder ob sie fremdgeht, oder die beiden heiraten.“

Er sah sie eine Weile an und schüttelte dann cool den Kopf. „Das glaub ich nicht.“, er ging an ihr vorbei und das war gerade so eine alberne Reaktion, dass Kathy typisch grinsen musste und ihm dann folgte.

„So ein Optimist wie du, ist mir echt noch nie begegnet.“

Er grinste nur und legte den Arm um ihre Schulter, während sie weiter am Ufer entlanggingen.
 

Lily ging eilig den Korridor entlang und hielt Ausschau nach Jason. Ab und zu warf sie im Gang einen Blick nach draußen, doch er war nirgends zu sehen. Als sie dann die Wiese betrat hörte sie plötzlich seine Stimme.

„Lily!“

Sie drehte sich nach rechts, doch sofort, war er schon bei ihr angekommen und gab ihr einen Kuss.

„Wie geht’s? Ich hab dich gesucht.“, sagte er.

Sie fluchte innerlich und hatte die Augen noch geschlossen. „Mann Jason, das war zu schnell!“, regte sie sich auf.

„Was?“, er sah sie verwirrt an und kapierte überhaupt nicht was diese Reaktion sollte.

Anscheinend hatte er schon mehrere Freundinnen gehabt, dachte sich Lily, sonst wäre für ihn dieser Kuss gerade nicht selbstverständlich gewesen.

Sie atmete tief durch. „Vergiss es. Wo warst du?“

„Das wollte ich dich gerade fragen.“, er ging mit ihr etwas weiter außerhalb der Schülermasse und stellte sich mit ihr in eine Ecke, neben den Sträuchern.

„Ich war mal wieder zu schnell und bin gleich nach dem Frühstück abgehauen um dich zu suchen.“

Er lachte. „Hab ich gemerkt. Ich war nämlich noch in der großen Halle.“

Sie lachte ebenfalls. Manchmal war sie echt ziemlich dusselig. Doch als sich ihre Blicke wieder trafen, beugte er sich zu ihr und küsste sie wieder. Doch dieses Mal dauerte er länger, musste sie mit Freunden feststellen und sie fuhr mit ihrer Hand zu seinem Gesicht.
 

Nika sprang mit einem Satz auf die Mauer und setzte sich. Es war immer wieder bewundernswert wie leichfüßig sie war. Alice und Noreen lehnten sich hinter sie dagegen und die drei beobachteten Lily und Jason.

„Ach ja, wie rührend.“, seufzte Nika theatralisch. „Und so bekam unsere Prinzessin doch noch ihren ersten Kuss.“

„Genau genommen war es der zweite.“, sagte Noreen altklug.

„Pech, ich hab bestimmt schon meinen, warte…“

„Sechzigsten bekommen?“, beendete Alice und sah sie mit hochgezogenen Augebrauen an. „Ach nein halt, das meint man nur immer, weil sie so lange dauern. So viele sind es gar nicht. Die Zungen verhacken sich nur immer.“

Noreen lachte laut auf.

„Ach, halt die Klappe. Ihr tut ja fast so, als wär ich irgendeine Schlampe.“, maulte Nika.

„Nie im Leben. Aber Lily hat Recht, du hängst an Jamie wie eine Klette.“

„Nein, falsch. Er hängt an mir wie eine Klette. Wenn’s von mir kommen würde, wäre ich ja jetzt schon wieder bei ihm, oder?“

„Einigen wir uns darauf, dass ihr beide wie Kletten aneinander klebt.“, sagte Noreen wieder.

„WAH!“

Nika schrie auf und flog vornüber von der Mauer in einen Busch.

Kathy und Danielle bekam sich gar nicht mehr ein vor Lachen, genau wie Noreen. Alice schüttelte nur typisch den Kopf.

„Du blöde Kuh! Ich glaub du hast ’n Vogel!“, beschwerte sich Nika und kletterte aus dem Busch.

Kathy lehnte sich lässig auf die Mauer und grinste zu ihr runter. „Viele Vögel sogar, die bringen mir jeden Morgen die Post.“

Nika warf ihr nur einen vernichtenden Blick zu und stand auf.

„Was hör ich denn da von Jamie und dir? Seit wohl ordentlich am rumknutschen, was?“

„Das geht dich nen Scheidreck an.“, sie setzte sich wieder auf die Mauer allerdings weiter abseits von Kathy und andersherum, damit sie sie sehen konnte. „Such dir nen eigenen Freund.“

„Ja, ja, das passiert schon noch, aber vorerst mal eine Frage. Ist das Lily?“, Kathy sah zu ihr rüber.

„Ja, ob du’s glaubst oder nicht, Lily hat ebenfalls einen Freund und du arme, kleine Kathy stehst dumm da.“, jammerte sie künstlich.

Sie zog die Augenbrauen hoch und sah sie an, als würde sie erwarten, dass sie wüsste was wieder kommt. „Willst du noch mal im Busch landen?“

„Wenn ihr hier ne Prügelei anfangt, landet ihr beide im Busch.“, sagte Noreen nur.

„Alice!“, sagte Kathy plötzlich fröhlich und Alice wurde wieder rot, da sie das wieder an James erinnert hatte.

„Du stehst ja auf James.“

„Was?“, sagte sie empört. „Tu ich überhaupt nicht, ich hab nen Freund.“

„Bist aber ganz schön rot geworden, als er dich gefragt hat, ob du mit ihm ausgehen willst.“, sagte sie und setzte sich ebenfalls auf die Mauer neben Nika, was Danielle ziemlich wunderte.

Alice vergrub den Kopf in ihren Ärmeln, da sie bereits wie eine Tomate glühte.

„Kathy.“, Sean tauchte plötzlich von der Seite her auf und sie erschrak so sehr, dass sie ebenfalls nach hinten flog, jedoch Nika mit sich hinunterriss. Beide landeten im Busch, wobei wieder Gelächter ausbrach.

„Was sag ich?“, lachte Noreen.

„Mist.“, Kathy richtete sich so schnell wie möglich wieder auf und schubste Nika, als sie sich an ihr hochziehen wollte wieder zurück ins Gestrüpp. „Was ist?“, sagte sie mürrisch und stieg wieder auf die Mauer.

„Alles okay? Soll ich dir helfen?“, fragte er, als sie auf der andere Seite wieder herunter springen wollte.

Sie sah ihn eingebildet an und sprang alleine runter. „Nein danke.“

„Nika, komm wieder hoch.“, sagte Alice und sah zu ihr runter.

„Das sagst du so einfach.“, sie hatte sich im Gestrüpp verheddert und kämpfte gerade gegen die Äste an.

„Ich wollte mit dir reden. Wegen dem Spielplan, du weißt schon.“, sagte Sean zu Kathy. „James und Jeanette haben ein paar Pläne gemacht und ich dachte wir beide könnten uns noch mal treffen und das durchgehen.“

„Tut mir Leid, keine Zeit.“, sagte sie fest und zupfte die Äste aus ihrer Jacke heraus, während Nika mit einem Satz auf die Mauer und dann oben drüber sprang und neben ihnen landete.

„Wenn du das nächste Mal, die Mauer runterfällst, reiß ich dir den Arm ab, wenn du mich noch einmal anfasst.“, maulte sie und rieb sich an der Hüfte, wo sie sich schmerzhaft verletzt hatte.

„Bist du schlecht drauf?“, fragte Sean wieder und achtete nicht auf die anderen.

Kathy zuckte mit den Schultern. „In gewisser Weise.“

Er nickte. „Okay. Dann sag Bescheid, wenn du wieder besser drauf bist.“

„Was soll jetzt der eingebildete Ton?“

Er zuckte mit den Schultern. „Du hast damit angefangen.“

„Jetzt hör mal zu Sean, ob du’s glaubst oder nicht, ich hab auch andere Probleme um die ich mich kümmern muss und ich war nicht erpicht darauf Jägerin zu werden. Deine heiß geliebte Gina hat mich dazu überredet.“, fauchte sie und wollte an ihm vorbei, doch er packte sie am Arm und zog sie zurück.

„Bist du eifersüchtig, oder nicht?“

„Was?“, sagte sie fassungslos.

„So wie’s aussieht haben alle ein Problem damit, dass ich mit Gina zusammen bin. Und die Jungs haben da einiges erwähnt, also bist du eifersüchtig, oder nicht?“

Sie wusste nicht wieso, aber sie lachte. War das sein Ernst? Glaubte er wirklich sie würde es ihm direkt ins Gesicht sagen, noch dazu, wenn Nika und drei anderen Mädchen dabei waren?

„Nein.“, sagte sie immer noch mit einem Lächeln im Gesicht. „Keine Spur. Glaubst du im Ernst, ich hätte mich in dich verknallt, nur weil wir uns ein paar Mal wegen Quidditch getroffen haben? Tut mir ja Leid Sean, aber so schnell funktioniert das bei mir nicht und übrigens…“, sie riss sich von seinem Griff los. „… bist du überhaupt nicht mein Typ. Also bilde dir nicht ein, die ganze Welt würde dich lieben, nur weil du Mannschaftskapitän bist.“

Sie ging an ihm vorbei und verschwand den Korridor entlang.

„Wir sehen uns.“, sagte Danielle noch zu ihm und folgte ihr dann.

Kathy machte große Schritte, um möglichst schnell aus seinem Blickwinkel zu entkommen, denn sie war sich sicher, sie würden sie beobachten, und schmiss sich dann gegen die Wand, als sie um die Ecke war. Sie atmete aus und fuhr sich durch die Haare, bis Danielle zu ihr kam.

„Ich wusste nicht, dass dir das so ans Herz geht.“, sagte sie leise und stand vor ihr.

Sie atmete noch mal durch und schüttelte dann den Kopf, bevor sich noch vor Wut explodierte. „Vergiss es.“
 

„Was hast du gemacht?“, fragte Lily völlig perplex, als sie ihre Schlafsachen anzogen, um ins Bett zu gehen.

Als Nika ihr T-Shirt ausgezogen hatte, entdeckte sie die ganzen Kratzer und einen riesigen blauen Fleck an ihrer Hüfte.

„Frag die da.“, sagte sie mürrisch und deutete auf Kathy die gerade bei der Tür hereinkam.

Kathy sah sie an. „Was hab ich jetzt schon wieder gemacht?“

„Sagt mal, habt ihr euch geprügelt?“, fragte Lily, als sie auch den Kratzer in Kathys Gesicht sah.

„Nein.“, sagte sie. „Nika war nur so blöd und ist von der Mauer in den Busch geflogen und dabei hat sie mich mit runter gezogen.“

„Es war genau umgekehrt.“, verbesserte Nika wütend. „Sie hat nen halben Herzinfarkt bekommen, weil Sean Lewis sie erschreckt hat und hat mich mit runter gezogen.“

„Ja, aber du bist vorhin auch schon geflogen, als ich dich erschreckt hab, also bist du selbst Schuld.“, sagte sie locker und ging zu ihrem Bett, um sich umzuziehen.

Für den kurzen Moment, kümmerte Lily der Streit schon nicht mehr. Als sie Nika im bauchfreien Top sah, wurde sie schon wieder neidisch auf ihre Figur. Sie war nicht nur spindeldürr, sondern auch noch durchtrainiert. So wie es aussah hatte sie in den Ferien auch noch ein Haufen Sport gemacht.

Kathy zog sich öfter schon am frühen Abend um, wenn sie nicht mehr raus ging, denn sie schlief sowieso nur mit einem langen T-Shirt und einer Sporthose, deswegen konnte sie bei ihr auch nie neidisch werden, wenn sie sie nicht bauchfrei sah. Kathy war so gut wie nie bauchfrei, sie konnte das überhaupt nicht leiden, hatte sie ihr mal gesagt und Lily erinnerte sich daran, dass Kathy früher immer nur Jungensachen angehabt hatte.

Nika zwar auch nicht, doch im Sommer, oder wenn sie am Abend im Zimmer waren tat sie es doch und das reizte Lily. Für die meisten Typen war sie echt ne Traumfrau. Blond, braungebrannt und ne super Figur. Kein Wunder, dass Jamie an ihr wie ne Klette hang.

Jedenfalls kümmerte Kathy der Streit auch nicht weiter und blieb im Zimmer. Nika ließ es ebenfalls sein und zog sich fertig an. Nur einmal wieder alle vier zusammen in einem Zimmer, war das so schwer? Doch der Rest des Abends verlief zu ihrem Glück ganz gut.
 

Der Schnee fiel dieses Jahr sehr früh und Lily hatte das Gefühl, dass es entweder ein langer Winter, oder ein langer Sommer werden wird, wenn es dieses Mal so schnell kalt wurde. Jedenfalls war sie nicht gerade der Typ für diese Jahreszeit. Sie mochte den Winter überhaupt nicht, da sie um diese Zeit immer ziemlich trockene Haut bekam und noch blasser wurde, als sie es sowieso schon war.

Chris war das so ziemlich egal, doch Nika machte jedes Mal Freudensprünge, wenn sie Schnee sah, der in ihrem Land nicht sehr oft fiel.

Das einzige worauf sich Lily freuen konnte war, Weihnachten zusammen mit Jason. Und was das allerbeste war: James und Sirius waren eine Woche lang in den Ferien nicht da und sie würde in der Schule bleiben und Heiligen Abend in Hogwarts feiern. Diese Ferien würden die Schönsten seit langem werden.

Doch leider fuhr auch Chris die erste Woche über nach Hause und sie verabschiedeten sich in der Eingangshalle von ihr.

Lily umarmte sie fest. „Frohe Weihnachten im Voraus.“

„Ja, dir auch.“, erwiderte Chris und ließ sie los.

„Hat Nika sich schon von dir verabschiedet?“, fragte sie skeptisch.

„Ja, ja, hat sie.“, antwortete sie nur nebenbei. „Sie hatte es allerdings viel zu eilig, sich von Jamie zu verabschieden.“
 

„An Weihnachten schreibst du, klar?“, sagte Nika zu Jamie.

„Klar.“, sagte er locker. „Allerdings komme ich sowieso wieder am nächsten Tag.“

„Egal. Du schreibst. Ich liebe es, wenn ich Post bekomme.“, grinste sie.

Er lachte. „Okay. Schöne Ferien noch. Zuminderst bis ich wieder da bin.“

„Das wird eine Höllenwoche.“, seufzte sie künstlich und er gab ihr einen Kuss.

„Du wirst es überleben.“

„Mach’s gut.“, sie umarmte ihn und küsste ihn noch mal, bevor er ging.

Nika sah ihm hinterher und seufzte sehnsüchtig. Jetzt war sie so lange Tag für Tag mit ihm zusammen gewesen und nun sah sie ihn eine Woche lang nicht.
 

„Kathy?“, sagte Michael, als sie zusammen mit den anderen dastanden und sich verabschiedeten.

„Was ist?“, fragte sie als sie sich von James verabschiedet hatte und ging zu ihm.

„Hast du Bock mal mit mir auszugehen?“

Kathy grinste leicht und runzelte überrascht die Stirn. „Was soll denn die Frage jetzt?“

„Ist doch nur ne Frage.“, sagte er lässig. „Ich steh auf Mädchen wie dich.“

Sie lachte, da das wieder mal typisch für ihn war. Immer offen für alles und nie schüchtern.

„Find ich ja nett von dir, Mike, aber bedaure ich hab kein Interesse. Allerdings können wir gerne mal was unternehmen.“, für sie war er nur einer ihrer besten Freunde und sie wollte selten etwas mit Freunden anfangen und um ehrlich zu sein, war Michael nicht wirklich ihr Typ, sondern mehr ihr Kumpel.

„Kein Interesse? Mann, ich bin Stadionsprecher Nummer eins und der beliebteste Typ in der Schule.“

„Klar, und deswegen hast du auch noch keine Freundin, oder wirst von den Spielern aus Ravenclaw abgeschossen.“, meinte sie sarkastisch.

„Ach komm, hör doch mit denen auf, die habe doch keine Ahnung von irgendwas.“

„Ja, hast Recht. Und was den Stadionsprecher Nummer eins angeht, bist du auch der einzige. Also ich wüsste niemanden der Nummer zwei sein könnte.“, grinste sie fies.

„Ich meine damit, dass ich der beste seit Jahren bin. Und das kann dir McGonagall bestätigen.“

„Ich meinte dies ironisch, Mr Serkins.“, lächelte Professor McGonagall plötzlich neben ihnen und er erschrak.

„Ach, wie nett von Ihnen, Professor.“, sagte er ebenfalls ironisch.

„Ich kann allerdings von ihnen behaupten, dass sie der unparteiischste Stadionsprecher seit Jahren sind.“

„Hey, ich bin sehr parteiisch.“, widersprach er und Kathy lachte ungläubig.

„Natürlich. Und deshalb neigen auch viele Slytherinspieler dazu Ihnen einen Klatscher gegen den Kopf zu schlagen, bei Sätzen wie: Gryffindor macht euch zu Kartoffelbrei, ihr Looser habt nicht den Hauch einer Chance. Und das ist milde ausgedrückt und der harmloseste Spruch von ihnen. Ich möchte nicht daran erinnern, was für Ausdrücke, während des Finales gefallen waren.“

„Ach die sind doch ebenfalls harmlos.“, sagte Michael locker.

„Ja na klar, harmlos wie: Schmeißt diesen gehirnamputierten Scheißkerl vom Platz, bevor ich ihm seinen Besen in seinen behaarten Arsch ramme.“, sagte Kathy.

„Aah Mann, macht mich nicht fertig. Ich bin sowieso schon auf hundertachtzig.“, beschwerte er sich und McGonagall schlenderte wieder weiter zu den anderen Schülern.

„Wie wär’s mit morgen Nachmittag?“, fragte Kathy lächelnd.

„Was morgen Nachmittag?“

„Verabredung. Ich hab in den nächsten Tagen nichts zu tun, wenn James und Sirius weg sind, also vertreiben wir zwei uns die Zeit gemeinsam, oder?“

„Klar, hab nichts dagegen.“

„Aber mach dir keine Hoffnungen.“, lachte sie, als sie schon wieder Michaels typischen Gesichtsausdruck bemerkte.
 

„Ist das wahr, was Gina gesagt hat?“, kam eine hämische Stimme, neben Kathy als sie zurückgehen wollte. Sie drehte den Kopf zur Seite und erkannte sofort die beiden Slytherinmädchen. „Hast du wirklich geglaubt Sean Lewis würde sich in dich verlieben, weil du ihm Spieltipps gibst?“

„Ehrlich gesagt das hätte mich stark gewundert, wenn Lewis auf so drogenabhängige Mädchen wie dich steht.“, sagte Caya Smith und saß zusammen mit Ricarda Wane auf einer Mauer. Die beiden waren unverkennbar totale Zicken. Beide lange Haare, auch wenn Ricarda Wellen hatte und aufgemotzt, dass selbst sie es schon abartig fand.

Kathy hatte die Hände in den Hosentaschen und ging locker auf sie zu. „Na ja, wenigstens bin ich nicht so ne dahergelaufene Straßenschlampe, die mit jedem besoffenen Vollidioten ins Bett steigt.“

Caya sah sie arrogant an. „Wie war das?“

„Du hast mich schon verstanden.“, sagte Kathy. „Ich weiß genau, was letztens wieder zwischen dir und Dean Norman vorgefallen ist. Also behaupte hier nicht Sachen, von wegen ich wäre auf Droge. Für deine Abartigkeit gibt es nämlich wenigstens Zeugen.“

„Tja wenigstens haben wir Verehrer. Von dir will ja kein Schwein was.“, sagte Ricarda.

„Tatsächlich?“, machte sie mit einer künstlichen Stimme. „Gerade eben hatte mich Michael gefragt, ob ich mit ihm ausgehe und erst letztes Jahr hatte ich zwei Beziehungen hinter mir und zwar richtige Beziehungen und keine One Night Stands wie ihr, Riccy“

„Anscheinend steht Sean allerdings genau auf solche, denn immerhin ist er mit Gina zusammen.“, sagte Caya.

„Was soll jetzt das heißen?“, fragte sie langsam genervt. Wieso hatte Gina ihnen nur das mit Sean erzählt. Jetzt würde sie dieses Thema ganz bestimmt nicht mehr loslassen.

„Na ja, ich meine Gina ist auch nicht gerade der Typ für ne lange Beziehung. Erst gestern hab ich sie wieder mit nem anderen Typen gesehen und heute war sie wieder mit Sean zusammen, also mir kommt es vor als wäre das was im Busch.“

„Sie geht fremd?“, fragte Kathy und langsam wunderte sie gar nichts mehr.

„Halloho, ich dachte du kennst sie mittlerweile. Sie geht dauernd fremd, egal mit wem sie zusammen ist. Sie genießt ihr freies Leben. Und es ist klar, dass sie es Lewis verheimlicht, immerhin ist er mit Beziehungen um einiges ernster und würde sich niemals auf ein One Night Stand einlassen. – Aber wenn er sie erwischt und Schluss mach kannst du ihn ja vielleicht trösten. Dann hast du ja noch Hoffnungen.“

„Also erstens Mal, mach ich mir keine Hoffnungen, weil ich überhaupt nicht an Lewis interessiert bin und zweitens kann es mir scheißegal sein, was Gina macht, das ist nicht mein Problem, wenn er sich auf sie einlässt. Also viel Spaß noch bei euren Dates.“, sie drehte sich um und beachtete sie nicht weiter.

Das war der absolute Hammer. So kannte sie Gina überhaupt nicht. Anscheinend reichte es ihr nicht, dass sie ihr Sean weggenommen hatte, jetzt war er ihr auch noch nicht genug und sie musste mit zwei Typen rummachen. Aber egal. Das war sein Problem. Sie würde sich da nicht einmischen. Es war nicht mehr ihr Problem.
 

James, Sirius und Peter fuhren zusammen mit den anderen nach Hause. Remus fuhr ebenfalls zu seinen Eltern und dieses Mal brauchte er sich wenigstens keine Gedanken mehr zu machen, dass die anderen glaubten, sie seinen schwer krank. Seine Eltern waren putzmunter und gesund, aber sie hatten ihm sogar vorgeschlagen die Ausrede zu erfinden, sie wären krank und er müsste sie jeden Monat besuchen. Sie unterstützten ihren Sohn voll und ganz, um sein Leben so angenehm wie möglich zu machen.

Sirius allerdings fuhr nicht nach Hause. James Eltern hatten ihn über die Ferien eingeladen. Nachdem was er ihnen alles über seine Familie erzählt hatte, konnte sie es gar nicht zulassen ihn dorthin zurückfahren zu lassen. Und da James ein Einzelkind war und er mit den anderen in seiner Stadt kein Stück auskam, freute er sich umso mehr, dass sein bester Freund öfter zu ihnen kam.

Lilys Problem war das gleiche gewesen, wer eine Hexe, oder ein Zauberer war, verstand sich so gut wie gar nicht mit normalen Muggelkindern. Sie hielten einen für abartig, genau wie Lilys Schwester sie. Was allerdings da so einen großen Unterschied machte, wusste sie nicht. Sie war immerhin bis zu ihrem elften Lebensjahr überzeugt davon gewesen ein Muggel zu sein und trotzdem konnten sie ihre Mitschülerinnen nicht leiden und sie hatte keine einzige Freundin gehabt. Und jetzt wo sie in Hogwarts war, war sie beliebter denn je, hatte einen Freund und die besten Freundinnen die sie sich vorstellen konnte.

Natürlich war das für James eine bessere Kindheit gewesen. Er wusste immerhin von Anfang an, dass er ein Zauberer war und wurde von seinen Eltern damit aufgezogen sich besser von den Muggeln fern zu halten. Er machte sich sogar einen Spaß daraus die Muggelkinder, die ihn nicht leiden konnten Streiche zu spielen. Er war ständig unter Zauberern und hatte seine Freunde. Ganz speziell Sirius, den er so gut wie seit er drei war kannte. Egal wie beliebt er war, Sirius war der einzige für den er alles tun würde, damit er die Probleme von zu Hause vergaß. Die zwei waren unzertrennlich.

Das war so eine Gemeinsamkeit die die drei hatten. James wurde damit aufgezogen, dass seine Familie die Reinblüter verraten hatte, weil sie nicht einer Meinung mit Voldemort waren, Sirius wurde von seiner Familie gehasst, weil er die selbe Meinung hatte und Remus wurde als kleiner Junge von einem Werwolf gebissen. Der einzige der keine Probleme in seiner Familie hatte war Peter. Deswegen war er für Sirius nur irgendein Anhängsel. Er bewunderte ihn und James nur, weil sie die besten Zauberer sind, die er je gekannt hatte. Er wollte nur große Freunde haben, weil er selbst nur klein und unbedeutend war. Doch er hatte sich an ihn gewöhnt und James und Remus ignorierten das und freundeten sich mit ihm an. Er war ja ganz okay und immerhin gehörte er jetzt zu ihnen. Und James musste feststellen, dass er in den letzten Jahren ziemliche Fortschritte gemacht hatte und gar kein schlechter Zauberer mehr war. Trotzdem würde er es niemals schaffen, so gut wie James, Sirius und Remus zu werden.

Auroren waren die Zauberer, die gegen Voldemort und seine Anhänger die Todesser kämpften. Die Polizisten in der Zaubererwelt, hatte Lily immer gesagt und genau das war James’ und Sirius’ Ziel. Auror zu werden und den anderen Reinblütern in ihrer Familie zu zeigen, dass man nicht unbedingt auf Voldemorts Seite sein muss um zu den mächtigsten Zauberern der Welt zu gehören. Dumbledore war das perfekte Beispiel dafür.

Warum Voldemort Muggelgeborene so verabscheute, war vielen ein Rätsel, doch James kannte die Wahrheit und das hatte er den anderen bisher verheimlicht. Er hatte von Dumbledore erfahren, dass, wie es seine Anhänger glaubten, er kein Reinblüter war, sondern ein Halbblüter wie Remus und Peter. Das hieße, dass er in seiner Familie mindestens einen Muggel in der Familie hatte und er wusste genau, dass das sein Vater gewesen war, den er mehr als alles andere verabscheut hatte. Voldemorts Vergangenheit hatte James fürchterlich interessiert, als er mit Dumbledore dieses Thema angesprochen hatte, doch er hatte ihm nicht mehr verraten. Es ginge ihm nichts an, hatte James geglaubt. Er war zu jung und Dumbledore hatte zu ihm gesagt, er würde mehr darüber erfahren, wenn er es geschafft hatte Auror zu werden und davon war er felsenfest überzeugt.
 

„Und?“, fragte Nika, als sie und Lily alleine in der Eingangshalle saßen. „Was machen wir jetzt?“

Lily warf ihr ein fieses Grinsen zu. „Jetzt wo Jamie weg ist, ist dir wieder langweilig, was?“

„Um ehrlich zu sein, ja.“, sie lachte selbst. „Ach komm schon, Lil’, du weißt genau, dass du bei mir an erster Stelle stehst, auch wenn ich einen Freund habe.“

„Ja, ja, schon gut.“, seufzte sie und fröstelte dann. „Also als erstes möchte ich gerne wieder rein gehen. Es ist ziemlich kalt draußen.“

„Ja, gute Idee.“, stimmte sie zu und hackte sich an ihrem Arm ein.
 

Als sie im Zug saßen und dieser vom Bahnhof Hogsmead abgefahren war, hatten sich Remus und Peter damit beschäftigt auf einer Karte von Hogsmead einen kleinen Pfad zu suchen, den sie in einer Vollmondnacht entdeckt hatten, doch der war nirgends verzeichnet.

Remus hatte die letzte Vollmondnacht Madam Pomfrey dazu überreden können ihn nicht jedes Mal am Morgen abzuholen. Er hatte ihr versichert, er sei alt genug um alleine zurechtzukommen und um zum Krankenflügel zurück zu kehren. Der wahre Grund war allerdings, dass er das Risiko nicht eingehen wollte, dass sie verschliefen und sie James und die anderen bei ihm erwischte. Die drei hatten sich früh am Morgen aus der Heulenden Hütte geschlichen, um die Umgebung auszuchecken. Es war zwar ziemlich kalt gewesen, doch hatten sie einige versteckte Zugänge gefunden, die darauf hinwiesen, dass sich vermutlich schon andere Schüler getraut hatten näher an die Hütte zu kommen. Erst später gingen sie wieder den Tunnel zurück nach Hogwarts.

Sirius hatte die ganze Zugfahrt schon nichts gesagt, was ziemlich untypisch für ihn war. Er lehnte den Kopf an die Wand und starrte ins Leere. Das kam zurzeit öfter bei ihm vor, hatte Remus festgestellt.

James zeichnete gerade eine Skizze von dem Hogwartsgelände, auf der grob Hagrids Hütte und die Peitschende Weide zu sehen war. Er versuchte gerade einen Weg zu finden, der sicherer war, um zur Weide zu kommen. Die Tatsache, dass er sich in einen Hirsch verwandelte, hatte so seine Vorteile. Er hatte schwer daran gedacht sich mal außerhalb der Hütte zu verwandeln um sich das Gelände in der Nacht genauer anzusehen. Das wäre ideal, fiel es ihm gerade ein.

„Hey Leute.“

Remus und Peter sahen auf und Sirius beobachtete ihn nur aus den Augenwinkeln.

„Ich hab da gerade so nen Einfall gehabt.“

„James, lass es, dein letzter Einfall war eher ein Reinfall.“, sagte Remus und wollte sich wieder der Karte zuwenden, doch James ließ das nicht auf sich sitzen.

„Mein letzter Einfall, war der, uns in Animagi zu verwandeln, um dir zu helfen.“

„Ich dachte den hattest du schon vor drei Jahren?“

Mann, musste dieser Typ ständig Recht haben?, dachte er sich wütend und verdrehte die Augen.

„Ach egal. Ich wollte nur sagen, dass es vielleicht gar keine so schlechte Idee wäre, uns in der Nacht einmal raus zu schleichen um das Gelände auszuchecken. Ich meine, wenn wir Animagi sind. Ich seh nämlich als Hirsch im Dunkel plötzlich total klar.“

„Ja natürlich.“, sagte Remus. „Ich hab nämlich mal ein wenig nachgeforscht über Animagi. Ihr übernehmt nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihre Instinkte und Wahrnehmungen. Eigentlich werdet ihr gänzlich zu Tieren, nur das Denken bleibt noch zum Teil das von euch. Das wäre wie, wenn ich als Werwolf meinen Verstand behalten würde. Bei einigen ist es auch schon passiert, dass sich diese scharfen Sinne auf ihre eigentliche Persönlichkeit übertragen hatten. Das heißt, es könnte sogar passieren, dass du diese Begabung im Dunkeln zu sehen vielleicht in ein paar Jahren, wenn du das regelmäßig machst, auch als Mensch besitzt.“

James sah ihn fassungslos an und Peter sah total verschreckt aus.

„Ist ja cool.“, rutschte es James raus.

„Soll das heißen, dass ich auch als Mensch irgendwann einmal einen Rattenschwanz bekommen könnte.“, fragte Peter verstört.

Remus und James mussten laut loslachen und selbst Sirius grinste.

„Ja natürlich, Peter und mein Geweih bleibt auch in ein paar Jahren. Demnächst muss ich nur noch mit Hexenhüten herumlaufen.“, grinste James.

Die Aussagen hatte bei Peter bestätigt, dass das niemals eintreffen würde.

„Aber wenn er mal hängen bleibt, Peter, schneiden wir ihn dir ab und benutzen ihn als Köder für Mr Filchs Katze. Die liebt es Würmer zu zerkauen und man kann ja nicht bestreiten, dass er wie einer aussieht.“, fügte Remus hinzu und sie lachten wieder.

„Ich nenn dich ab sofort nur noch Wurmschwanz, Peter, okay?“, sagte James und lehnte den Ellbogen ans Fenster.

„Ihr seid echt fies.“, sagte Peter beleidigt und nahm Remus die Karte weg.

„Hey warte mal, ist doch gar kein schlechter Name, Peter.“, meinte Remus immer noch belustigt. „Das ist ab sofort dein neuer Spitzname. - Hey Sirius, was ist denn bloß los mit dir? So mies drauf hab ich dich lange nicht mehr erlebt.“

James sah neben sich zu ihm.

„Gar nichts.“, sagte Sirius und tat als wäre das eine unwichtige Frage gewesen.

„Mein Gott, vergiss doch endlich mal deine Scheißeltern und bleib in der Gegenwart.“, sagte James. „Du bist auf den Weg zu mir nach Hause und meine Eltern behandeln dich mehr wie einen Sohn, als mich.“

Sirius sah ihn typisch an. „Das ist doch nicht wahr.“

„Natürlich, ich wird nicht jeden Sonntag in den Ferien zum Essen eingeladen.“

„Das liegt vielleicht daran, dass du bei ihnen wohnst.“

„Trotzdem, wenn ich im meinem Zimmer bin vergessen die mich einfach und fangen ohne mich zu kochen an.“

Sie lachten, doch James machte eine Miene als fände er das total beleidigend.

„Du willst doch nicht ernsthaft sagen, dass du beim Kochen hilfst?“, sagte Sirius ungläubig.

„Nein, aber beim Soßenprobieren.“, sagte er verständlich.

„Der Hammer wie verfressen du bist.“, lachte Remus.

„Ich und verfressen?“, sagte er empört. „Sieh dir Peter an. Der verputzt sein Essen, bevor es überhaupt auf dem Tisch steht.“

„Gar nicht wahr.“, entgegnete er beleidigt.

James hatte erreicht was er wollte. Sirius kümmerte sich nicht mehr um seine Familie. Den Rest der Fahrt rissen sie nur noch Witze über andere – ganz speziell Severus Snape -, oder über sich selbst. Er wusste, wann Sirius schlecht drauf war und er hasste es. Es war immer derselbe Grund. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie Eltern ihren Sohn so schlecht behandeln konnte, dass er nachts Alpträume von ihnen bekam.

„Hey Remus.“, sagte James dann.

„Was ist?“

„Bist du jetzt mit Taylor zusammen, oder nicht?“

„Nein!“, fauchte er langsam angenervt. „Was soll die Scheiße, James. Ich hab dir gesagt, da wird nie was laufen. Chris ist ne Freundin von mir, wie Kathy von dir.“

„Oho, darauf würd ich mich nicht verlassen, Remus.“, sagte Sirius heimtückisch.

James wandte langsam den Kopf zu ihm. „Was soll jetzt das wieder heißen?“

„Komm schon, ich weiß genau, was letztes Jahr Weihnachten zwischen euch gelaufen ist.“, grinste er.

„Zwischen Kathy und mir ist noch nie was gelaufen!“

„Ach nein? Und was war das dann, als wir in Hogsmead Heilig Abend gefeiert hatten und ihr miteinander rumgeknutscht habt?“

„Ich hab nicht mit ihr rumgeknutscht! Das war ’n Freundschaftskuss!“, entgegnete er mit hoher Stimme. „Ich hab ihr nur Frohe Weihnachten gewünscht.“

Er wusste, dass es wahr war. Aber es war keine Absicht gewesen. Die zwei hatten eindeutig zu viel Punsch erwischt und waren beide Single gewesen. Eigentlich hatten sie sich beide vorgenommen nie darüber zu reden. Es war zu peinlich gewesen und das Ganze würde nur ihre Freundschaft zerstören.

„Ja klar.“, sagte Sirius nur lahm und verdrehte die Augen.

„Halt die Klappe, ja? Das geht niemanden etwas an.“, maulte er und beachtete ihn nicht weiter.
 

In Kings Cross angekommen wurden sie wieder nacheinander in Gruppen vom Gleis 9 ¾ heruntergeschleust, ohne dass die Muggel es merkten.

Remus’ Vater stand bereits da und wartete auf ihn. Er sah ihm ähnlich. Dieselben hellbraunen Haare und die blauen Augen, doch er sah auf jeden Fall gesünder aus.

Peters Mutter war eine plumpe Frau. Ähnlich wie Professor Sprout, dachte James. Sie hatte schon leicht graue Haare und trug eine Einkaufstasche mit sich herum. Anscheinend hatte sie die Wartezeit noch genutzt.

James und Sirius verabschiedeten sich von den beiden und warteten. Das war mal wieder klar, dass James’ Mutter wieder zu spät kam. Dauernd im Stress mit ihrem Job als Modedesignerin in der Winkelgasse.

Und sein Vater war natürlich ständig im Ministerium beschäftigt.

Sirius warf einen Blick zu seinem kleinen Bruder, doch James hatte es nicht bemerkt. Er sah sich schon wieder seine Skizzen an und schmiss seine Tasche auf eine Bank.

Da waren sie. Sirius’ Eltern. Alle beide und seine Mutter nahm Regulus stolz in die Arme, er wusste genau, dass sie total erfreut darüber war, dass er nach Slytherin gekommen war. Als sie erfuhren, dass Sirius nach Gryffindor, statt nach Slytherin gekommen war, hatte das einen Rieseaufstand gegeben und sie hatten tagelang nicht mit ihm geredet. Trotzdem war zwischen ihnen eine totale Familienähnlichkeit. Alle vier hatten pechschwarze Haare und graue Augen und keiner konnte bestreiten, dass Sirius seinem Vater ziemlich ähnlich sah. Doch das war ihm egal. Er hasste ihn, er hasste sie, er hasste seine gesamte Familie dafür, dass sie auch nur ansatzweise fest davon überzeigt waren Voldemort würde das richtige tun. Warum waren sie nicht gleich Todesser geworden, dann könnte wenigstens die Hoffnung für ihn bestehen, dass sie nach Askaban kamen. Dass er ständig die teuersten Umhänge bekam und so reich lebte, wie in einer Königsfamilie war ihm egal. Geld machte nicht glücklich, wenn die eigenen Eltern glaubten, ihr Sohn sei total missraten und würde so enden, wie seine Cousine, die einen schmuddligen Muggel geheiratet hatte. James hatte da mehr Glück gehabt. Bei ihm wurde wenigstens die ganze Familie von den Reinblütern verachtet und das kümmerte sie kein Stück. Die Potters lebten glücklich in ihrer eigenen Reinblutfamilie und Sirius gefiel der Gedanke, dass er mit James um einige Ecken verwandt war. Alle Reinblüter waren verwandt und wenn er sich recht erinnerte gab es noch eine Familie, die sich Voldemort widersetzte. Was nützte es also noch länger darüber nachzudenken. Er war nicht der einzige, der seine eigenen Meinung über ihn hatte und sobald er volljährig war, würde er ausziehen, denn auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, sein Onkel Alphard war auf seiner Seite und hatte ihm auf sein eigenes Konto ein wenig Gold übergeben.

Sirius grinste selbstsicher, während seine Eltern sich zusammen mit Regulus davonmachten, um sich nicht noch länger zwischen dem Muggelabschaum aufhalten zu müssen und eine ihm schon bekannte Stimme durch das Gedränge drang.

„James!“

Er sah auf und packte seine Tasche.

Eine Frau mittleren Alters kam auf sie zu und drängelte sich durch die ganzen Menschen. Für ihr Alter sah sie ziemlich jung aus und war zudem noch richtig hübsch. Sie hatte ihre langen, dunklen Haare hinten zusammengebunden und lächelte ihnen zu.

James machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch sie war schneller.

„Ich weiß, ich weiß, du bist zu spät und mir geht das total auf den Keks, dass du so nen dämlichen Job hast.“, sagte sie eilig und umarmte ihn, um ihn nicht zu Wort kommen zu lassen. Gleich danach umarmte sie auch Sirius.

„Mum.“

„Schön dich zu sehen, Sirius. Wie geht es dir?“, fragte sie sofort. Auch wenn Sirius und James größer waren als sie, war sie doch eine hoch gewachsene Frau und es waren gerade Mal drei, vier Zentimeter Unterschied.

„Mum.“, sagte James stur, doch sie achtete nicht auf ihn.

„Eigentlich ganz gut. Danke der Nachfrage, Noelle.“, antwortete er.

„Mum!“, sagte James langsam wütend.

„Ja, ich weiß James. Du bist müde, du willst nach Hause und ich rede schon wieder -“

„- zu viel, genau.“, endete diesmal er. „Du kannst deinen Ersatzsohn im Auto auch noch ausfragen.“

„Oh Schätzchen.“, sagte sie mit künstlich bemitleidender Stimme und fuhr ihm durch die unordentlichen Haare. „Ich würde dich doch niemals ersetzten wollen.“, sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und nahm einen Teil seines Gepäcks. „Also, auf, auf.“

James verdrehte genervt die Augen und fuhr sich selbst noch einmal durch die Haare um sie wieder so hinzurichten wie er es wollte.

Sirius musste die ganze Zeit vor sich hin grinsen. James und seine Mutter ergänzten sich perfekt. Den Charakter hatte er eindeutig von ihr, denn auch Noelle Potter war immer gut drauf, leicht verrückt und ziemlich schlagfertig, was ihren Sohn anbelangte. Im Gegensatz zu seiner Mutter, die immer perfekt sein musste, ihr Leben so streng wie möglich nahm und kaum etwas zu lachen hatte war Noelle immer locker und fröhlich. Wenn sie gestresst war, ließ sie sich das kaum anmerken und wenn, dann machte James ihr das Leben so angenehm wie möglich. Es war eindeutig, dass er ziemlich an ihr hang und sie niemals enttäuschen wollte.

Auf dem Weg nach Hause lief wieder alles ganz anders ab. James und seine Mutter rissen Witze über sämtliche Leute in der Winkelgasse. Seine Mutter war bei Madam Malkins Anzüge für alle Gelegtheiten angestellt und hatte auch James seine Schulumhänge geschneidert und musste sie somit nicht extra einkaufen. Einige Stammkunden waren selbst James und Sirius bekannt und konnten deshalb umso mehr über die Leute lachen, die Noelle veräppelte.

„Mr Jenkins, der alte mit dem roten Schnauzbart, – den müsstest sogar du noch kennen, Sirius, - hat mal wieder Extrabestellungen gebraucht, deswegen war ich heute spät dran, tut mir Leid. Er kann es einfach nicht lassen sich jeden Monat die neusten Lakritzschnapper rein zu ziehen, damit wir seinen massigen Bauchumfang von neuem Messen können.“, sie schnaubte verächtlich und sie kamen an einem abgelegenen Haus an.

„Nimm’s leicht, Noelle. Nich jeder Kunde kann so perfekt aussehen wie wir.“, sagte Sirius, als sie ausstiegen.

Das Haus war ziemlich groß, doch er wusste, dass ein spezieller Zauber dazu beitrug, dass es für Muggel nur halb so glamourös und riesig wirkte. Für Muggel war es nur wie jedes andere kleine Haus am Dorfende.

„Ja, Mum. Im Übrigen muss du dir wegen was anderem Gedanken machen.“, sagte James.

„Wegen deinen Lügen gegenüber Lehrern, oder wegen dem explodiertem Kamin?“, fragte sie gleich.

„Hey, das war ne Notlüge. Die Weiber sind Schuld dran, die wollten sich wieder rausreden, weil sie verschlafen haben, da mussten wir halt ein bisschen nachhelfen und das mit dem Kamin war Sirius.“

„Ja, aber es war deine Idee.“, verteidigte er sich.

„Es wäre ein Wunder, wenn es bei euch nur ein einziges ruhiges und strafloses Schuljahr geben würde.“

„Straflos ist gut.“, sagte James und sie traten ins Haus. „Weißt du zufällig, ob Schüler nach Askaban kommen können, wenn sie eines der wichtigsten Gesetzte des Ministeriums gebrochen haben?“

Sirius stellte seine Tasche ab und sah sie erwartungsvoll an, während Noelle sich zu ihm umdrehte und ihn ernst ansah. „Welches Gesetz?“

Sie standen in einem großen Gang, wo wertvolle Sachen standen und Haufenweise Portraits von Verwandten hangen, die friedlich vor sich hindösten. Es war ein sehr schönes Haus und keiner konnte bestreiten, dass die Potters nicht auch reich waren.

„Gar keins. Ich meine das nicht auf mich bezogen. Mum, ich hab kein Gesetz gebrochen, es geht nur allgemein drum.“, sagte James.

„Du kannst dein Zeug schon mal hochbringen, Sirius. Wo James’ Zimmer ist weißt du ja.“, sagte sie freundlich und er wusste genau, dass sie mit James alleine reden wollte. Sirius packte seine Tasche und ging die hölzerne Treppe nach oben.

James folgte seiner Mutter in die Küche links neben ihnen. Sie war nicht weniger modern, als der Rest der Einrichtungen.

„Wenn du jemals auch nur ein einziges Mal nur versuchst eines der wichtigsten Gesetzte der Zaubererwelt zu brechen -“, fing sie an, doch James redete ihr dazwischen.

„Ich hab kein Gesetzt gebrochen. Gar keins. Es hat mich einfach nur interessiert.“, sagte er schnell und überzeugend. „Ich würde so etwas nie tun und das weißt du. Im Übrigen hätte ich ja dann wohl gleich ne Nachricht vom Ministerium bekommen, oder?“

Sie durfte niemals erfahren, dass er hinter ihrem Rücken sich monatlich in einen unangemeldeten Animagus verwandelte. Das würden seine Eltern ihm nie verzeihen. Schon gar nicht, wenn sein Vater im Ministerium arbeitete.

Sie nickte unmerklich und zündete mit einer Zauberstabbewegung die Kerzen im Raum an, da es bereits dunkel wurde. „Ich vertraue dir da, James. Ich weiß, ich kann dir das mit deinen Streichen, insbesondere mit deinen Anschlägen auf Servers Snape, nicht ausreden, aber ich wäre mehr als enttäuscht von dir, wenn es soweit kommen würde, dass du vor Gericht kommst. Wenn nicht sogar nach Askaban.“

„Mum.“, er hatte sich auf einen Stuhl an den Tisch gesetzt. „Du kannst mir vertrauen. Ich würde niemals riskieren nach Askaban, oder vor Gericht zu kommen. Ich will immerhin Auror werden und da darf ich mir keine Vorstrafen leisten.“

„Ja.“, sagte sie nur und wandte sich dann seufzend an den Kühlschrank. „Okay, ich mach euch jetzt erst einmal was zum Essen. Du kannst Sirius gleich helfen alles herzurichten. Ihr zwei macht da immer eine Unordnung im Zimmer mit euren Experimenten.“

„Klar.“, er stand auf und verschwand nach oben in sein Zimmer.

Das Haus hatte drei Stockwerke mit Keller. Als James gerade mal drei Jahre war, hatte er sich öfter verlaufen und fand sich in den merkwürdigsten Ecken wieder. Doch mittlerweile kannte er es in und auswendig mit einigen Ausnahmen. Das Büro seines Vaters durfte er so gut wie nie betreten, wenn er nicht dabei war und der Keller war echt verwirrend.

James öffnete die Tür zu seinem Zimmer, wo Sirius auf ihn wartete. Die ganzen Wände waren mit Quidditchpostern beklebt, die sich bewegten. Ebenso wie Autogrammkarten von berühmten Spielern. Die Schränke waren fast leer, da er seine wichtigsten Sachen in Hogwarts hatte, aber die meisten seiner Sachen, die ihm viel Wert waren lies er zu Hause. Und die Tatsache, dass im Moment kein Chaos herrschte, hatte er einem Hauselfen zu verdanken. Einem Hauselfen, der hauptsächlich damit beschäftigt war, das Haus zu putzen, denn Noelle kochte zu gerne um ihm diese Aufgabe zu überlassen.

„Remus muss in den Ferien die Vollmondnacht alleine durchstehen.“, sagte er und saß auf dem Bett.

James stöhnte. „Oh ja, stimmt. Verdammt das hatte ich ja ganz vergessen, in den Ferien ist ja Vollmond.“

„Was ist besuchen wir ihn?“, grinste Sirius jedoch.

„Weißt du wo er wohnt?“

„Nein, aber er hat mir erzählt, er sei in den Ferien immer im St. Mungo Hospital um sich zu verwandeln, die haben da eine extra Abteilung für Werwölfe. Die Heiler haben da so ihre Methoden. Er leidet also nicht so, wie in Hogwarts.“

„Das ist gut.“, James nickte. „Klar, besuchen wir ihn.“

Als sie alles fertig ausgepackt hatten und ihre Skizzen und Pläne gut vor James’ Mutter versteckt hatten gingen sie in die Küche zum Abendessen. James Vater war immer noch nicht zu Hause, obwohl es schon spät am Abend war, doch er hatte ihm versprochen heute früher zu kommen. Immerhin waren es Monate, die er seinen Sohn nicht gesehen hatte.

„Ich hoffe die nehmen euch ordentlich dran in der Schule. Die ZAGs stehen bevor.“, sagte Noelle.

„Und deswegen sollen die uns ordentlich dran nehmen, also bitte, Mom, die schaffen wir mit links.“, sagte James mit vollem Mund.

„Ja, ja. Das hat dein Vater damals auch gesagt und bestanden hat er nur, weil er den Beschwörungszauber nicht verbockt hat.“

„Ich beherrsche alle Zauber die es gibt und keiner schlägt mich. Und für die Theorie haben wir Remus.“, sagte er selbstsicher.

„Ah ja, Remus. Wie geht es ihm und seinen Eltern denn? Du hast lange nichts mehr von ihm erzählt.“

„Besser.“, antwortete Sirius jedoch, da James schon wieder durch einen großen Bissen am Sprechen gehindert war. „Allerdings muss er demnächst wieder ins St. Mungo und da hatten wir eigentlich vor, ihn zu besuchen.“

James sah seine Mutter erwartungsvoll an. Eigentlich war es eine komplizierte Sache, immerhin lag Remus dann auf der Station für Werwölfe. Was würde sie davon halten, wenn sie ihn dort vorfand?

„Na ja, das sehen wir noch.“, sagte sie. „Kommt drauf an, wie viel Arbeit ich demnächst habe.“

„Weihnachten hast du doch frei.“, warf James ein. „Er ist einen Tag vor Heilig Abend im St. Mungo, da wirst du uns doch wohl hinbringen können.“

„Ich hab exakt an Weihnachten frei, nicht davor.“, entgegnete sie. „Also, werden wir noch sehen, ob es funktioniert, okay?“

„Okay.“, leierte er und aß weiter.

„Wie läuft es eigentlich mit Lily?“, fragte sie dann feixend.

„Welche Lily?“, fragte er kurz verwirrt.

„Evans.“, antwortete Sirius.

„Ach so, die Lily.“, er zuckte mit den Schultern. „Na ja. Abgesehen davon, dass sie mich für den arrogantesten Arsch der Schule hält, läuft es eigentlich ganz gut.“

Noelle schüttelte lachend den Kopf. „Hoffentlich bringst du mal ein normales Mädchen mit nach Hause, mit deiner arroganten Art.“

„Ich bin überhaupt nicht arrogant.“, wehrte er empört ab.

„Nein, niemals James.“, setzte Sirius sarkastisch hinzu. „Du glaubst nur ständig, nur weil du jetzt Sucher bist, wärst du unwiderstehlich und die Mädchen würden dir zu Füßen liegen.“

„Wenigstens glaube ich es noch, du bist ja immerhin schon fest davon überzeugt.“, sagte er zu ihm.

„Ihr seid beide so, Jungs.“, sagte sie lächelnd, während sie die Haustür schlagen hörten und James Vater nach Hause kam. Er hatte also doch sein Versprechen gehalten. „Du bist Sucher geworden, James? Glückwunsch, hast du noch gar nicht erwähnt.“

„Ich bin ja auch erst seit ein paar Stunden zu Hause. Remus ist Vertrauensschüler geworden, falls es dich interessiert.“

„Dann hat der Arme ja zusätzlich zu seinen kranken Eltern noch mehr Arbeit.“, sie machte ein mitleidiges Gesicht.

„Ach, so krank sind seine Eltern gar nicht mehr.“, sagte Sirius.

„Und wir haben nen neuen Lehrer in Dunkle Künste. Professor Stricrude.“, fügte James hinzu.

„Oliver Stricrude, nicht wahr?“, fragte plötzlich eine Stimme und sein Vater kam herein.

„Hallo Dean.“, sagte Noelle und gab ihm einen Kuss.

Sirius begrüßte ihn, es gab wieder Umarmungen und James sah ihn im Nachhinein perplex an. „Ja genau. Sag bloß du kennst ihn?“

„Er war früher mal Auror. Hat bei uns in der Abteilung gearbeitet.“, antwortete er und setzte sich ihnen gegenüber.

„Auror? Im Ernst?“, fragte Sirius überrascht.

„Was ist passiert?“, fragte James interessiert.

„Gar nichts. Er wollte diesen Job nicht mehr haben. Ist ins Büro umgestiegen. Aber er war einer der Besten.“

James pfiff beeindruckt. Das hätte er wirklich nicht geglaubt. Stricrude sah gar nicht aus wie ein Kämpfer der sich mit dunklen Zauberern anlag.

„Hast du Hunger?“, fragte Noelle ihn und wollte ihm schon einen Teller füllen, doch er lehnte ab.

„Nein danke. Ich war heute mit Alastor Moody Essen. Das reicht für die nächsten paar Stunden.“

„Moody?“, sagte James geheimnisvoll. „Askaban verdank die Hälfte seiner Häftlinge ihm.“

„Ja allerdings.“, sagte sein Vater zustimmend. „Ein wirklich hervorragender Auror.“

„Pass auf. Wenn ich erst mal Auror bin, breche ich den Rekord.“, grinste er überheblich.

„Zieh erst mal deine ZAGs durch, dann sehen wir weiter. Du weißt der Job ist hart.“

„Ich weiß, aber ich versteh nicht warum du keiner geworden bist. Du warst der Beste in Verteidigung gegen die Dunklen Künste.“, er hatte ihm schon viel über sich und seine Schulzeit erzählt, aber sein Vater hatte es abgelehnt Auror zu werden und ging ins Büro.

„Ich war auch in anderen Fächern gut. Allerdings nur theoretisch. Ich war zu meiner Zeit mehr der Streber, weißt du. Das rebellische hast du also ganz sicher nicht nur von mir.“, er warf Noelle einen viel sagenden Blick zu und sie stemmte die Hand gegen ihre hüfte und sah ihn empört an. James und Sirius lachten.

„Ich hätte es niemals gepackt Auror zu werden. Ich hatte die praktischen Prüfungen nicht drauf. Zumal ich in der fünften Klasse ziemlich schwach war und die ZAGs beinahe vermasselt hätte.“, setzte er fort. „Aber wechseln wir das Thema. Wie geht’s dir Sirius? Kommst du zu Hause klar?“

Für Sirius wäre das erste Thema angenehmer gewesen, doch er versuchte die Sache locker zu sehen. „Na ja. Solange ich meinen Eltern aus dem Weg gehe und nicht vorlaut werde, ist alles in Ordnung. Mein Bruder Regulus ist eingeschult worden und wurde nach Slytherin geschickt. Ich hab sie seitdem nicht mehr gesehen, aber ich kann mir vorstellen, dass sie mir wieder ewig Vorwürfe machen werden. Aber kein Thema, echt nicht.“

„Du weißt, du bist bei uns immer willkommen.“, sagte Dean freundlich.

Sirius lächelte dankbar, während Noelle nach oben ging.

„Stricrude hat heute erst wieder im Ministerium vorbeigeschaut. Ich sollte dir mal Manieren beibringen, weil du im Unterricht nicht aufpasst und Mädchen in Schwierigkeiten bringst, indem du ihnen Sachen untermischt.“, sagte er zu James.

„Wie bitte?“, er sah ihn leicht erschrocken an. Schuldig im Sinne der Anklage, ging es ihm durch den Kopf, aber Stricrude konnte das doch gar nicht wissen. Hatte er sie erwischt?

„Schlaftrank.“, sagte er nur. „Von Slughorns Büro.“

„Wir haben keinen Schlaftrank gestohlen.“, mischte sich Sirius ein. „Das verstöße gegen die Schulregeln. Wir würden es niemals wagen ein so großes Verbrechen zu begehen.“

James und er warfen sich einen Blick zu und mussten sich das Lachen verkneifen, was ihnen allerdings nicht gelang.

„Ah ja, versteh schon. Ihr könnt es einfach nicht lassen. Keine Sorge er wird nichts verraten, immerhin kann er es nicht beweisen, aber er weiß es und er rät euch eure Streiche zu zügeln, bis ihr die ZAGs hinter euch habt. Das könnte euch sonst in Schwierigkeiten bringen.“

„Wie hat er es rausbekommen?“, fragte James und trank einen Schluck Saft.

„Oh er hat so seine Methoden, glaub mir.“, er sah die beiden fest an. „Er ist ein sehr sympathischer Typ und kann höflich sein, wenn ihr ihn nicht unbedingt auf die Palme bringt.“

„Ich hab seit Ewigkeiten keinen mehr auf die Palme gebracht.“, sagte Sirius gelangweilt. „Das muss ich nachholen.“

James lachte und sah dann seinen Vater an. „Danke übrigens, dass du doch noch gekommen bist.“

„Ich konnte nicht anders. Was ich meinem Sohn verspreche muss ich auch einhalten.“, er stand auf.

„Moody wollte eigentlich noch einen trinken gehen, aber ich musste abschlagen. Hoffentlich kommt er mit seinem Alkoholproblem nicht noch ins St. Mungo.“

„Apropos.“, sagte James dann, stand ebenfalls auf und nahm seinen und Sirius leeren Teller um sie in die Spüle zu stellen. „Remus ist einen Tag vor Weihnachten im St. Mungo und wir wollten ihn besuchen. Kriegst du das irgendwie hin?“

„Ich hab ihm vorhin schon gesagt, ich muss da erst noch meine Termine checken, also mach ihm keine Versprechungen.“, sagte Noelle plötzlich wieder, als sie die Küche betrat und räumte den Rest auf dem Tisch ab.

„Ich nehm mir sowieso frei.“, sagte Dean locker zu ihr. „Ich kann die zwei schon hinbringen, keine Sorge.“

„Ja!“, James schlug mit Sirius ein.

„Was ist mit deiner Arbeit? Habt ihr im Ministerium nicht alle Hände voll zu tun?“, fragte sie.

„Nein, so wie es aussieht machen die Todesser gerade Urlaub. Die Vorfälle werden immer weniger.“, er seufzte. „Allerdings könnte das auch wieder bedeuten, dass sie einen neuen Angriff planen.“

„Wenn sie das machen…“, sagte James cool und packte Sirius an der Schulter. „… machen wir sie fertig.“

„Jo, Mann.“, stimmte Sirius zu.

„Nichts überstürzen.“, sagte Noelle. „Ihr geht jetzt erst mal ins Bett. Es ist spät genug.“

„Alles klar.“, sie wandten sich zur Tür. „Nacht Mum, Nacht Dad.“

„Nacht, Jungs.“, sagte sie nur und die beiden verschwanden nach oben.

Treffen im St. Mungo Hospital

Die nächste Woche verbrachten Lily und Nika damit, ihr gesamtes Zimmer so toll wie möglich zu dekorieren. Nicht so den typischen Weihnachtskitsch, sondern lauter schöne glitzernde Ketten und Steine in Silber und Kristall. Nika hatte tausende solche Ketten. Sie liebte es sie zu sammeln und vor allem war es wunderschön, wenn sie abends im Bett lagen und wenige Kerzen brennen ließen. Es waren lauter kleine Lichter die an der Wand leuchteten. Es war ein Lichtspiel und Nika hatte es von ihrer Mutter.

Zwei Tage vor Weihnachten hatten Nika und Lily beschlossen es sich so schön wie möglich zu machen und hatten an dem Abend nur ein paar Kerzen an ihren Nachtischen angezündet, die Vorhänge zugezogen und sämtliche Decken und Kissen auf den Boden verteilt. Sie beobachteten die tanzenden, silbernen Lichter an der mit Tüchern bedeckten Wand. Bevor es dunkel wurde, hatte Nika behauptet, es sah aus wie bei Professor Trelawney im Klassenzimmer mit den ganzen Tüchern und Decken. Doch es war ganz anders. Es war kein erstickender Parfümgestank im Zimmer und es waren auch keine billigen Ketten und bunte Schals aufgehängt. Alles nur in Weiß, Hellgrau, oder Silber. Über ihren Himmelbetten hatte sie ebenfalls Tücher gespannt die von einem Bett zum anderen gingen. Kathy hatte ihnen ebenfalls geholfen und an dem Abend war es das erste Mal, dass sie und Nika nicht stritten. Chris ging ihnen zwar ab, aber die drei konnte sich auch ohne sie amüsieren.

Alle drei lagen sie Kopf an Kopf in der Mitte des Zimmers im Kreis und sahen im gedämpften Kerzenlicht an die Decke.

„Als ich zehn war, hat mir das meine Mum im Zimmer gemacht.“, sagte Nika leise und lachte dann. „Allerdings muss ich zugeben, dass wir das noch besser hinbekommen haben.“

„Deine Mum muss ja ne ganz schöne Fantasie haben.“, meinte Kathy.

„Ja, allerdings. Das hat sie.“, antwortete sie ruhig.

Es war so eine Entspannung und innere Ruhe, dass man überhaupt nicht laut reden konnte, fand Lily. Sie kam sich vor, wie in einem Traum.

„Haben wir das Bad zugehängt?“, fragte sie lachend.

Die anderen zwei lachten ebenfalls.

„Ich glaub schon, wieso?“, fragte Kathy.

„Weil ich mal ganz dringend aufs Klo muss.“, Lily richtete sich auf und versuchte sich durch die ganzen Tücher und Perlenketten hindurch zum Bad zu kämpfen.

Als sich die Tür hinter ihr Schloss wurde Nika ein wenig ernst. „Sie wollte mich damit aufmuntern. Meine Mum… Weil doch damals dieser schlimme Angriff war, in Cambridge.“

„Ah ja.“, sagte Kathy und erinnerte sich nur vage dran. „Ich dachte du wärst damals erst neun gewesen?“

„Ja.“, antwortete sie ziemlich leise. „Kannst du dich echt nicht mehr dran erinnern?“

„Nur noch halbwegs.“, antwortete sie viel lockerer als Nika.

Das war allerdings nicht die Antwort gewesen die sie sich erhofft hatte.

Kathy hatte schon länger das Gefühl gehabt, dass Nika etwas wusste, was sie vermutlich vergessen hatte. Sie selbst war zwar bei diesem Angriff in Cambridge dabei gewesen, doch hatte sie damals einen ziemlichen Schlag auf den Kopf bekommen und einen leichten Gedächtnisschwund erlitten. Sie konnte sich an so gut wie gar nichts mehr von diesem Tag erinnern. Die Narbe die sie hinten am Kopf hatte spürte sie immer noch, doch es tat nicht mehr weh.

„Sag mal, warst du damals auch dabei?“, fragte Kathy dann neugierig, da Nika ziemlich viel über den Angriff wusste und immerhin deshalb ziemlich geschockt war, dass ihre Mutter sie mit solchen Ideen aufmuntern musste.

Doch bevor Nika antworten konnte, kam Lily wieder zurück.

„Oh Mann, wenn das Chris sehen könnte.“, lächelte sie und ging wieder zu Nika und Kathy, um sich auf den Boden zu legen.

„Kann sie doch übermorgen.“, sagte Kathy. „Da wird es erst recht schön mit den ganzen Geschenken.“

„Oh ja, ich schreib meiner Mum, sie soll mir nur Geschenke in Weiß, oder Silber einpacken, wie auf einer Hochzeit.“, sagte sie mit leichtem Sarkasmus in der Stimme.

„Auf der Hochzeit gibt’s nur weiße und silberne Geschenkpapiere, seit wann denn das?“, fragte Nika verwundert.

„Doch nicht immer.“, klärte Lily. „Auf der Hochzeit meiner Cousine haben die das so gemacht.“

„Ihr Muggel seit komisch.“, sagte sie entschieden.

„Hey, ich bin kein Muggel. Ich bin eine Muggelgeborene.“, widersprach sie.

„Und im Übrigen, glaub ich, dass das auch Zauberer schon gemacht haben.“, setzte Kathy hinzu.

„Ja, kann schon sein.“, meinte Nika nur. „Bei meiner Familie sind die Hochzeiten allerdings immer ziemlich bunt.“

„Ich glaub aber, dass das mehr an Kroatien liegt, meinst du nicht?“, sagte Kathy lächelnd.

„Kann schon sein.“

„Frage.“, sagte sie dann. „Wie kam es dazu, dass du und Jamie zusammenkamt?“

„Wieso nicht?“, entgegnete sie skeptisch.

„Jamie ist auf unserer Seite.“, antwortete sie selbstverständlich. „Genau wie James und Sirius.“

„Mal ganz ehrlich, Kathy.“, mischte sich Lily ein. „Siehst du uns wirklich als die andere Seite an? Ich meine, irgendwie gehörst du doch auch zu uns.“

Sie seufzte leicht und starrte die Lichter an der Decke an. „Keine Ahnung. Mir ist das ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich gehöre zu niemanden. Ich leb meine eigenes Leben.“

„Na ist doch besser so.“, meinte sie gelassen. „Du musst dich ja nicht von Black, oder Potter herumschubsen lassen.“

„Wie kommst du darauf, dass sie einen rumschubsen?“, fragte Kathy perplex.

„Ich kann’s mir vorstellen.“, sagte jedoch Nika.

Die zwei waren arrogant, selbst verliebt und manchmal fies. Warum sollten sie einen nicht herumschubsen? Lily konnte sich gut vorstellen, dass Jamie manchmal darunter litt.

„Oh ehrlich mal, ihr zwei habt einen total falschen Eindruck von den Jungs.“, sagte Kathy. „Die zwei sind echt in Ordnung, die schubsen niemanden herum. Wenn sie so blöd wären, würde sie ja in Slytherin sein, oder?“

„Schon möglich.“, sagte Lily gleichgültig. „Blacks Familie ist ja sowieso gänzlich in Slytherin, warum sollte er nicht auch ein paar Eigenschaften geerbt haben?“

„Sirius verträgt sich nicht besonders mit seiner Familie.“, sagte Kathy ziemlich leise und in ihrer Stimme lag etwas Mitfühlendes für ihn. „Er hat ständig Stress mit seinen Eltern.“

Lily und Nika schwiegen darauf.

Das wusste sie nicht. Sirius sah gar nicht danach aus, als hätte er Stress mit seiner Familie, fand Lily. Er war immer wohlständig gekleidet, war stinkreich und gepflegt. Jemand der so aussah und munter genug war andere Schüler zu verhexen, hatte doch keine eigenen Probleme. Allerdings konnte man das nie genau sagen, denn die meisten die Probleme hatte, ließen es sich am wenigsten anmerken.

Nika versuchte das Thema zu wechseln. „Wie läuft’s bei dir eigentlich in Sache Liebe, Kathy?“

Sie lachte verächtlich, als sie wieder an Sean und Gina denken musste, wie sie zusammen im Korridor standen und sich küssten. „Ziemlich daneben.“

„Stress mit deinem Freund?“, fragte Lily.

„Nein.“, antwortete sie. „Ich hab überhaupt keinen.“

„Oh.“, machte sie leicht verwundert und runzelte die Stirn. Von Kathy hätte sie am ehesten gedacht, dass sie ziemlich schnell ihre Freunde wechselte. Doch in diesem Schuljahr hatte sie noch keinen einzigen gehabt, soviel ihr aufgefallen war.

Nika seufzte tief. „Ich vermisse Jamie.“

„Schön für dich.“, meinte Lily nur lahm.

„Hey. Krieg dich ein, du hast auch deinen Whitey.“, konterte Nika beleidigt.

Kathy musste auflachen, als sie den Namen hörte. James nannte ihn auch immer so, auch wenn sie ihn nicht kannten.

Eine ganze Weile, wenn nicht sogar Stunden lagen sie noch so da und redeten über allgemeine Sachen, wie Schule, Beziehungen oder Familie, doch nach und nach wurden sie immer müder, legten sich Kissen und Decken dazu und schliefen auf dem Boden ein. Das ganze Zimmer, war wie ein riesengroßer Schlafplatz und auf dem Boden war es genauso gemütlich wie in ihren Himmelbetten. Eine warme Sommerbriese, die von dem leicht geöffneten Fenstern kam, löschte dann letztendlich die kleinen Kerzenstummel.
 

Jemand riss die Vorhänge mit einem Schlag auf und James drehte den Kopf leicht weg, als er von der Morgensonne geblendet wurde.

„Aufstehen, die Sonne lacht!“, rief plötzlich eine fröhliche Frauenstimme, die nicht die von seiner Mutter war. „Dein Dad wartet auf euch, James. Also raus aus den Federn!“

Sirius war viel schneller munter als James, als er die Stimme hörte. Er rieb sich den Schlafsand aus den Augen und versuchte die Person zu erkennen und er konnte es nicht fassen, als er sie sah.

Vor ihm stand eine wunderschöne junge Frau mit hellbraunem Haar und lächelte ihnen entgegen.

„Andromeda?“, fragte er vollkommen perplex und James richtete sich so schnell auf, dass er erschrak.

„Wie sie leibt und lebt.“, grinste sie und hatte sich leicht zu ihm gebeugt. „Morgen Jungs.“

„Was machst du denn hier?“, fragte James erschrocken.

„Dein Vater hat mich gleich von der Arbeit mitgenommen. Ich wollte sowieso noch in London vorbeischauen, er muss noch mal ins Büro, also begleite ich euch. - Und außerdem wollte ich meinen kleinen Cousin mal wieder sehen.“, sie warf Sirius eine lächelnden Blick zu und ging dann zur Tür. „Na los, macht schon! Wir wollen los und ihr müsst noch Frühstücken!“

Sirius warf einen Blick zu James, der ihn nur erwiderte und lachte dann fassungslos. „Das gibt’s nicht.“

Nachdem sie sich angezogen und fertig gemacht hatten, gingen sie runter in die Küche, wo ihr Vater sie bereits aufbruchsfertig erwartete und Andromeda Tonks ihnen deshalb schon Sandwichs besorgt hatte, damit sie sich nichts selbst machen mussten.

„Wieso habt ihr’s so eilig?“, fragte James irritiert, während Sirius seine Cousine noch einmal freudig umarmte, die genauso groß war wie er.

„Ich muss noch mal im Büro vorbeischauen.“, antwortete Dean. „Wichtiges Treffen mit Scrimgeour. Andromeda begleitet euch ins St. Mungo Hospital.“

„Ich dachte du hast frei?“, fragte er fast enttäuscht.

„Ja, hab ich auch, aber es ist ein Notfall. Im Ministerium wurde eingebrochen.“

„Was? Wie bitte?“, er erschrak.

„Ein ziemliches Durcheinander.“, antwortete Andromeda. „Die Todesser haben es irgendwie geschafft an den Sicherheitsvorkehrungen vorbeizukommen. Ich glaube der Leiter der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe stand unter dem Imperius-Fluch. Allerdings bin ich für die Abteilung nicht zuständig, deshalb lässt mich Scrimgeour gehen.“

„Es muss nur überprüft werden, was fehlt, oder ob überhaupt etwas gestohlen wurde. Es wurden auch zwei erwischt. Die sind gestern Nacht noch sofort nach Askaban geschickt worden.“, fügte sein Vater hinzu und holte eine Schale aus dem Schrank neben dem offenen Kamin.

„Ihr reist besser mit Flohpulver, ist zu der Zeit sicherer, also zieht eure Umhänge an. Ich muss los, kümmert ihr euch um alles, Andromeda?“

„Verschwinden Sie Mr Potter, die zwei sind bei mir gut aufgehoben.“, sagte sie cool.

„Na dann bis später.“, er nahm eine Hand voll Flohpulver, stellte sich in den Kamin, sprach laut und deutlich: „Zaubereiministerium!“, und warf es in die kleinen Flammen. Mit einem lauten, grünen Flammengetöse, das sich um ihn schloss verschwand er.

Er kam also nicht mit. Und wenn schon, dann brauchte sich James wenigstens keine Ausrede einfallen zu lassen, warum Remus auf der Station für Werwölfe lag. Andromeda wusste über ihn Bescheid. Sirius hatte es ihr anvertraut und sie hatte es versprochen niemanden zu sagen.

„Dein Vater ist ein viel beschäftigter Mann.“, sagte sie zu James und trank eine Tasse Kaffee.

„Meine Cousine ist auch eine viel beschäftigte Frau.“, grinste Sirius. „Wieso hast du dich so lange nicht gemeldet? Ich verzweifle bei meinen Eltern.“

„Sirius, ich hab dir schon einmal gesagt, dass du nicht zu mir kommen kannst.“

„Wollte ich doch überhaupt nicht.“, sagte er sofort, während James in Ruhe Frühstückte. Er war am Morgen nie sehr gesprächig, auch wenn ein beliebter Gast hier war.

„Wie geht’s Ted und Nymphadora? Wechselt sie immer noch jeden Tag die Haarfarbe?“, fragte er lachend. Nymphadora war Andromedas und Teds vierjährige, kleine Tochter, die genauso ihr Erscheinungsbild wechseln konnte, wie ihre Mutter. Sie waren Metamorphmagi, das hieß, sie konnten allein mit ihrem Willen ihr Aussehen ändern. James und Sirius kannten sogar eine ältere Schulkameradin die eine war.

„Jaah.“, sagte sie lächelnd. „Allerdings glaube ich, dass sie ihre Lieblingsfarbe gefunden hat. Bonbonrosa.“

James und Sirius lachten.

„Ted erschrickt immer noch, wenn ich mich vor seinen Augen verwandle. Ich glaube er weiß noch nicht einmal was Nymphadoras wirkliche Haarfarbe ist. Es hat doch ein paar Unbequemlichkeiten, wenn man einen Muggel heiratet.“

„Aber ihr seit das Traumpaar schlechthin.“, sagte er aufbauend.

Er war der pure Wahnsinn, dachte sich James. Andromeda war das einzige Familienmitglied der Blacks, das einen Muggel geheiratet hatte und als Auror tätig war. Sie war Sirius’ Lieblingscousine und glich ihren zwei Schwestern Bellatrix und Narzissa kein Stück. Ihre Familie redete zwar kein Wort mehr mit ihr, doch sie lebte glücklich und Sirius war nicht mehr der einzige der ein Außenseiter war.

„Ganz ehrlich, Sirius. Ich wollte ins St. Mungo um unseren Onkel zu besuchen. Meine Tochter ist bei ihm.“

„Euer Onkel Alphard?“, fragte James.

Sie nickte.

„Was hat er denn?“

„Das Alter macht ihn zu schaffen.“, antwortete sie seufzend. „Einer seiner Haushaltsflüche ist ziemlich daneben gegangen und er ist nicht mehr ganz so dicht in der Birne wie vorher.“

Sirius zog typisch die Augenbrauen hoch.

„Also, seit ihr fertig?“, sie klatschte in die Hände. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen.“

Sie zog ihren Zauberstab aus ihrem Reiseumhang und mit einem kurzen Schwenker wuschen sich die Teller, Gläser und das Besteck von selbst ab.

Sirius und James zogen ebenfalls ihre Umhänge an und sie gingen zum Kamin.

Sirius war der erste, der hinein stieg, nahm eine Hand voll Flohpulver und sagte laut und deutlich: „St. Mungo Hospital!“, bevor er es ins Feuer warf. Nachdem er verschwunden war, taten es ihm James und dann Andromeda nach.
 

Als er aufgehört hatte sich um sich selbst zu drehen, öffnete James hustend die Augen und stieg aus einen der geschnörkelten Kaminen, die auf einer Seite der Halle angebracht waren. Mehrere Patienten und Heiler reisten mit Flohpulver. Er war in einer sehr belebten Empfangshalle angekommen, in der Hexen und Zauberer auf wackligen Holzstühlen saßen. Die Heiler hatten limonengrüne Umhänge an mit einem Wappen auf der Brust, auf der ein Zauberstab und ein Knochen gekreuzt waren. Sie stellten einigen ziemlich verrückten Hexen und Zauberern Fragen und machten sich Notizen auf Klemmbrettern. James sah sich kurz um und stellte sich zu Sirius, der auf ihn und Andromeda gewartet hatte. Sekunden nach James kam Andromeda nach und klopfte sich die Asche ab. Er war schon einmal hier gewesen, als es einen Einbruch in der Winkelgasse gab und seine Mutter stark verletzt wurde. Allerdings hatte sie sich schnell wieder erholt und war nach wenigen Tagen wieder vollkommen genesen.

Sie gingen durch den Saal zu der Empfangstheke und Andromeda erkundigte sich nach ihrem Onkel und Remus, während James und Sirius einem Zauberer dabei zusahen, wie er ständig die Augen, wie ein Kameläon in alles Richtungen drehte und mit den Händen in die Luft klatschte, als wolle er eine lästige Fliege erschlagen.

James sah zu dem Wegweiser für die Stockwerke hinter ihm und las es.
 

UTENSILIEN-UNGLÜCKE ............................................................................................Erdgeschoss

Kesselexplosion, Zauberstab-Fehlzündung, Besenzusammenstöße usw.
 

VERLETZUNGEN DURCH TIERWESEN .........................................................................Erster Stock

Bisse, Stiche, Verbrennungen, eingewachsene Stacheln usw.
 

MAGISCHE PESTILENZEN ..........................................................................................Zweiter Stock

Ansteckende Krankheiten, z.B. Drachenpocken, Verschwinditis, Skrofungulose usw.
 

VERGIFTUNGEN DURCH ZAUBERTRÄNKE UND PFLANZEN........ .................................Dritter Stock

Ausschläge, Erbrechen, Dauerkichern usw.
 

FLUCHSCHÄDEN............................................................................ ...........................Vierter Stock

Unaufhebbare Flüche, Hexereien, nicht korrekt angewandte Zauber usw.
 

„Wenn ich wählen müsste, würde ich sagen, Remus ist im Ersten Stock.“, meinte James und kurz darauf kam Andromeda wieder zu ihnen.

„Und wenn ich dem noch weiter zusehe, wird mir schlecht und ich leg mich in den Dritten.“, murmelte Sirius, der immer noch den Zauberer beobachtete und die Tafel bereits in und auswendig kannte. Viele in seiner Familie landeten oft im St. Mungo, nur Sirius riss das Ruder noch immer einigermaßen herum um nicht zu weit zu gehen, damit er sich von seinem Vater keinen Fluch aufhalsen lassen musste.

„Erster Stock, zweite Tür rechts, Dai-Llewellyn-Station.“, sagte Andromeda knapp zu den beiden. „Da ist euer Freund. Ich muss rauf in den Vierten. Ich schau dann später bei euch vorbei, okay? Ich muss meine Tochter abholen.“

Sie gingen gemeinsam noch durch die Schwingtür in einen von Kristallsphären erhellten Korridor voller Kerzen. Noch mehr Heiler kamen ihnen entgegen durch die Türen, aus denen ab und zu fürchterliche Schreie und Geräusche drangen, doch sie versuchten es zu ignorieren und stiegen die Treppen zum Ersten Stock empor. Sie blieben im Korridor auf dem Stockwerk für Verletzungen durch Tierwesen stehen und sahen auf die zweite Tür rechts mit der Aufschrift: „Dangerous“ – Dai-Llewellyn-Station: Schwere Bisswunden.

Darunter war eine Karte in einem Messinghalter, auf der von Hand geschrieben stand: Chefheiler: Hippocrates Smethwyck. Heiler im Praktikum: Goelle Nagg.

Andromeda winkte ihnen kurz und stieg eine weitere Treppe hoch.

„Muss ja ne heftige Vollmondnacht gewesen sein, wenn er auf der Dangerous-Station liegt.“, meinte Sirius unwohl und James öffnete die Tür.

Die Station war klein und schäbig. Es gab nur ein schmales Fenster hoch oben in der Wand gegenüber der Tür. Das meiste Licht spendeten auch hier die leuchtenden Kristallsphären, die sich an der Deckenmitte zusammendrängten. An einer der eichengetäfelten Wände hing das Portrait eines ziemlich bösartig aussehenden Zauberers, unter dem stand: Urquhart Rackharrow, 1612-1697, Erfinder des Eingeweide-Ausweide-Fluchs.

Die Station hatte vier Patienten. Eine alte Frau, deren gesamter Hals einbandagiert war und bei der eine zweite Frau stand, die sie vermutlich besuchte. Daneben lag ein junger Mann und schlief. James schätze er hatte etwas am Fuß, da man nirgends eine Verletzung im Gesicht, oder an den Armen sehen konnte. Dann und James Eingeweide zogen sich zusammen, ein kleines Mädchen, höchstens fünf Jahre alt, das ziemlich verunstaltet und zerkratzt aussah und bei dem vermutlich ihre Eltern saßen und ihre Hand hielten.

„Er hat’s doch nicht anders verdient.“, hörten sie dann Remus’ Stimme und sie entdeckten ihn am Ende des Raumes mit einem blonden, kurzhaarigen Mädchen, dass sie schon von hinten erkannten.

„Na okay, er war vielleicht etwas fies, aber ich schwöre dir, er stand unter dem Imperius-Fluch.“, sagte Chris ernst und drehte ihren Kopf dann nach hinten, als Remus an ihr total verblüfft vorbei sah.

„James, Sirius? Was macht ihr denn hier?“, fragte er und war anscheinend total erfreut sie zu sehen.

James allerdings schloss genervt die Augen und knurrte wütend zu Sirius: „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst ihm Bescheid sagen, dass wir kommen?“

„Oh.“, machte er nur. „Hab ich vergessen.“, dann lächelte er. „Überraschung Remus! Hi Taylor, wie geht’s?“

„Kann mich nicht beklagen.“, sagte sie gelassen und saß auf Remus Bett ihm gegenüber.

„Wieso bist du auf der gefährdeten Station?“, fragte James verwundert. „War’s so schlimm?“

„Es war der pure Horror.“, antwortete Remus verbittert. „Ich hab mich an der Schulter so heftig gekratzt, dass ich beinahe verblutet wäre. Die haben mich sofort eingeliefert, als ich mich zurückverwandelt hatte.“, er zog sein T-Shirt an der Schulter etwas weiter runter um ihnen die Wunde zu zeigen, die jetzt einigermaßen verheilt war. Es war ein langer Schnitt, der sich von seinem Hals bis hinunter zu seinem linken Oberarm zog.

„Mann, das sieht ja heftig aus.“, meinte Sirius und verzog schmerzhaft das Gesicht.

„Ja, aber ich darf heute wieder nach Hause. Es ist nie länger als ein Tag.“, er fuhr sich leicht mit den Fingern an den Hals, als ob er überprüfen wollte, ob die Wunde noch da war. „Und? Was macht ihr hier? Wie seit ihr hergekommen?“, fragte er dann wieder im normalen Ton und zog seine T-Shirt wieder zurück.

„Na ja, wenn wir schon Vollmond nicht bei dir sein konnten, wollten wir dich wenigstens besuchen und sind mit Sirius’ Cousine Andromeda hierher gekommen.“, antwortete James. „Eigentlich wollte mein Vater uns begleiten, aber es gab -“

„- einen Einbruch im Ministerium, ich weiß.“, beendete er. „Stand heute morgen im Tagespropheten. In der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe.“

„Hoffentlich wurde nichts wichtiges gestohlen.“, sagte Chris.

„Kann ich mir nicht vorstellen.“, sagte James ernst. „Mich wundert es überhaupt, dass sie es gewagt haben im Ministerium einzubrechen. Immerhin wimmelt es da nur so von Auroren.“

„Deswegen wird es auch nur einer gewesen sein.“, meinte Chris. „Der Leiter der Abteilung stand nämlich unter dem Imperius-Fluch, deshalb wurde er zu unrecht nach Askaban geschickt.“

„Chris.“, sagte Remus genervt. „Sie müssen zu so einer Zeit strengste Sicherheitsvorkehrungen treffen. Vermutlich wird er noch ins Verhör genommen, aber keiner weiß wirklich, ob jemand unter dem Imperius-Fluch steht.“

„Trotzdem können die nicht einfach jeden x-beliebigen Typen nach Askaban stecken, nur weil er verdächtig ist. Die brauchen Beweise.“, entgegnete sie scharf.

„Wir befinden uns hier im Krieg, Chris.“, zischte er leise, damit ihn die anderen Patienten nicht hörten. „Solange Voldemort noch an der Macht ist, werden die jeden einbuchten, der verdächtig ist.“

Chris zuckte unwillkürlich zusammen, als er den Namen aussprach, doch James und Sirius nahmen es hin wie selbstverständlich.

„Ach, ist doch egal. Das Ministerium, spinnt sowieso. Ich glaube die sind total überfordert mit Voldemort.“, sagte James und die Frau neben ihnen, warf ihm einen entsetzten Blick zu, als sie den Namen hörte. Doch er beachtete sie nicht.

Remus allerdings hatte es bemerkt. „Red mal lieber ’n bisschen leiser, James, oder nenn ihn nicht beim Namen, die Leute hier sind ziemlich misstrauisch.“

„Ja, na und, ist doch nicht mein Problem. Ich bin hier nicht der Verdächtige.“

„Übrigens…“, sagte Sirius interessiert. „…was ist mit dem kleinen Mädchen passiert?“

Remus seufzte leicht, warf einen Blick zu ihr und redete mit düsterer Stimme. „Ist gebissen worden.“

Die zwei sahen ihn unsicher an. Chris hatte es vermutlich schon gehört, denn sie sah lieber auf den Boden und begutachtete ihre Fingernägel.

„Von einem Werwolf.“, fügte er hinzu. „Derselbe, der mich damals gebissen hatte.“

„Was?“, James sah ihn fassungslos an. „Derselbe? Wie kommst du darauf?“

„Weil es ein Todesser war.“, entgegnete Remus jetzt lauter. Es machte ihn wütend wieder daran zu denken. „Fenrir Greyback ist der gefährlichsten Werwolf, der frei herumläuft und einer der treuesten Diener Lord Voldemorts. Er beißt kleine Kinder, um sie früh genug auf seine Seite zu bekommen. Er betrachtet es als seine Mission, so viele wie möglich zu beißen. Er glaubt, er könne mit ihnen die normalen Zauberer besiegen. Mein Vater hatte ihn mal beleidigt, deshalb hatte er sich vor unserem Haus auf die Lauer gelegt. Ich hatte nur das Glück, dass Chris dabei war. Sie hatte mir geholfen zu entkommen, nachdem er mich erwischt hatte. Ich war damals sieben.“ Die ganze Erfahrung die er damals gemacht hatte, schmerzten ihn und anscheinend auch Chris wieder. James hatte noch nie erfahren, wie es überhaupt dazu kam, dass Remus gebissen wurde. Ihn hatte nur interessiert wie er ihm helfen konnte. Aber so wie sich das anhörte, hätte es genauso gut auch Chris erwischen können.

„Voldemort droht vielen damit, ihnen Greyback auf den Hals zu hetzten und ich hatte anfangs auch noch Mitleid mit diesem Widerling, weil ich glaubte er habe sich als Werwolf nicht unter Kontrolle. Allerdings hat er sich sehr wohl unter Kontrolle und plant jeden Angriff genau. Es muss irgendein Zauber von Voldemort sein, der ihn seinen Verstand erhalten lässt, während er sich verwandelt.“

„Wie kann man nur freiwillig kleine Kinder beißen, um sie fern von ihren Eltern zu Hass auf normale Zauberer aufzuziehen?“, fauchte Chris völlig aufgebracht. „Das ist so widerlich, so, so… abartig.“

„Reg dich ab, Chris.“, beruhigte sie Remus, obwohl er sich innerlich genauso darüber aufregte.

Sie atmete schwer aus und versuchte sich zu entspannen.

Hinter ihnen hörten sie leise und schnelle Schritte und bevor sich Sirius umdrehen konnte, hatte sich etwas an seinen Fuß geklammert. Er sah nach unten und entdeckte ein kleines Mädchen mit zersaustem, blonden Haarschopf. Auch wenn sie ihre Haarfarbe ständig änderte, erkannte Sirius ihr herzförmiges Gesicht.

„Nymphadora!“, strahlte er und nahm sie auf den Arm. „Hey, Kleine, wie geht’s dir?“

Sie war ziemlich schüchtern, kam es James vor, denn sie lächelte nur verlegen, was ziemlich süß aussah. Sirius küsste sie auf die Stirn und Chris und Remus sahen die beiden verwundert an.

„Darf ich vorstellen.“, sagte Sirius zu ihnen. „Die Tochter meiner coolen Cousine Andromeda. – Die ständig ihre Haarfarbe wechselt.“, fügte er noch hinzu, als sie angestrengt die Augen zu machte und ihre Haare plötzlich wieder hellbraun wurden.

Chris lachte. „Sie ist ein Metamorphmagus?“

„Ja.“, antwortete jedoch Andromeda, kam zu ihnen und fuhr ihrer Tochter durch die Haare. „Genau wie ihre Mutter. Allerdings hat sie’s noch nicht unter Kontrolle. Zum Glück zählt das nicht zum Missbrauch von Zauberei Minderjähriger.“

„Sei froh, dass sie nicht ständig ihr süßes Gesicht ändert.“, sagte Sirius.

„Schade, dass ihr euch nicht öfter trefft, dann wäre sie nicht so schüchtern.“, sagte sie. „Sie kennt dich kaum.“

„Ist auch kein Wunder mit vier Jahren.“, sagte Sirius typisch. „Ich komm mal öfter bei euch vorbei, dann wird sich das ändern.“

„Wenn dich deine Eltern aus dem Haus lassen.“, sagte sie zweifelnd.

Sirius seufzte nur mürrisch und sah wieder Nymphadora an.

„Wie geht’s unserem Onkelchen?“, fragte er dann.

„Oh, schon besser. Die Kleine hat ihn ganz ordentlich mit ihren Künsten unterhalten. Er wollte noch einmal mit dir unter vier Augen reden, Sirius.“

„Mit mir? Wieso?“

„Keine Ahnung, ich glaube es geht um sein Testament, er glaubt, er müsse bald sterben.“, sie lächelte ungläubig. „Verrückter Kauz, so schnell gibt der den Löffel nicht ab. – Bellatrix ist auch hier.“

„Bellatrix ist hier?“, fragte James verwundert. „Wieso? Besucht sie auch euren Onkel.“

„Wohl kaum.“, sagte Andromeda verächtlich. Auch wenn ihre Schwestern jünger waren als sie, konnte sie sie nicht besonders leiden. Sie hatte so gut wie keinen Kontakt mehr mit ihrer Familie. „Ich hab sie mit noch so einem Mädchen gesehen. Wahrscheinlich besuchen sie eine Freundin, oder die Eltern ihrer Freundin arbeiten hier, ach was weiß ich.“

„Das könnte Leila sein. Meinst du nicht?“, fragte James an Remus gewandt, der nur mit den Schultern zuckte.

„Na okay. Dann geh ich mal lieber.“, sagte Sirius und übergab Nymphadora wieder ihrer Mutter. „Könnt ihr mich für ne Sekunde entschuldigen?“

„Klar.“, sagten James und Remus locker und Sirius verließ das Zimmer.

Andromeda wandte sich an Remus. „Und? Wie geht es unserem jungen Patienten?“

„Kann mich nicht beklagen.“, grinste er. „Ist eigentlich ein ganz guter Service hier.“

„Ja natürlich.“, sagte Chris sarkastisch. „Die haben dir das Schmerzmittel immer noch nicht gebracht. Seit drei Stunden wartest du darauf.“

„Für Chris allerdings nicht gut genug.“, fügte er hinzu. Andromeda setzte sich auf einen Stuhl und schlug die Beine übereinander, während ihre Tochter sich den Raum unter ihrer Aufsicht ansah.

„Hör auf dir solche Sorgen zu machen, Chris.“, sagte James und sie sah ihn verwundert an. Es war das erste Mal, dass er sie beim Vornamen nannte. „Remus bekommt beste Versorgung. Kannst du denn nicht einmal zufrieden sein, wenn er zufrieden ist?“

„Das ist… Gewohnheit. Ich mach mir halt mal Sorgen.“, sagte sie kleinlaut.

James setzte sich ebenfalls auf einem Stuhl neben dem Bett. „Ist ja auch verständlich, wenn ihr seit eurer Kindheit befreundet seid. Deshalb brauchst du ihn aber nicht verwöhnen wie ein kleines Kind. So was verdient der überhaupt nicht.“

Remus sah ihn empört an und Chris war total irritiert. James konnte ja total nett sein, wenn er wollte. Und vor allem war das ein total anderes Bild von ihm, wenn er so vor ihr saß und sie locker anlächelte.

Für einen Moment konnte sie ihn sogar leiden.

„Ähm…“, sie setzte wieder eine etwas coolere Miene auf, dass ihr mehr Selbstvertrauen gab. „Ich denk das nächste Mal dran.“

„Ich wusste doch, dass ich Recht hatte.“, sagte plötzlich jemand hinter ihnen und ein Mädchen mit langen, zusammengebundenen, weinroten Haaren kam auf sie zu. Gefolgt von einem mit langen, pechschwarzen Haaren und dunklen Augenliedern. „Ich würde dein Gesicht überall erkennen.“, sagte sie zu James.

„Leila?“, sagte er verlegen, stand auf und versuchte zu lächeln. „Du bist hier? So ein Zufall.“

„Ja. Bella und ich haben eine Freundin besucht.“, sagte sie munter.

„Hallo Schwesterchen.“, sagte Andromeda mit einem etwas heimtückischen Lächeln.

Bellatrix erwiderte ihr Lächeln nur gezwungen mit verschränkten Armen. „Andromeda.“

„Das ist deine Schwester?“, fragte Leila sie, während James die Hände in seine Hosentaschen steckte. „Hast du mir gar nicht gesagt. – Egal, wo du schon mal hier bist, James, könnte ich mal eben mit dir reden? Allein?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ja, na klar.“

Die zwei gingen Richtung Tür, wobei James sich noch einmal zu Remus umdrehte und die Augenbrauen kurz hob. Bellatrix blieb im Zimmer und beobachtete ihre kleine Nichte.

Leila schloss die Tür hinter sich als sie auf dem Korridor waren und er stellte sich ihr gegenüber.

„Ähm -“, doch bevor sie zu Wort kommen konnte, redete James ihr dazwischen.

„Du hast gesagt, ihr besucht ne Freundin, - wen denn?“, fragte er interessiert.

„Äh… Jane.“, antwortete sie. „Jane Monaghan, du kennst sie vielleicht flüchtig.“

„Ja natürlich. Die dritte in eurem Bunde. Die war schon öfter sehr blass, oder kommt mir das nur so vor?“

„Nein.“, sagte sie leicht unsicher. „Du hast schon Recht. Sie ist leicht krank, seit ihrer Geburt, aber… nichts Schlimmes. Also was ich dich fragen wollte…“, sie änderte ihre Ton wieder schlagartig. „… ist, ob du vielleicht Lust hast, mal etwas zu unternehmen. Wir beide, du und ich?“

„Ähm…“, James überlegte kurz und sah sie dann wieder an. Sie hatte stechendgrüne Augen und durch ihre dunklen Augenbrauen konnte man erkennen, dass sie nicht wirklich weinrotes Haar hatte, doch sie war wunderschön und hatte eine ziemlich schlanke Figur. Ihr knochiges Gesicht hatte etwas Exotisches an sich und obwohl sie nicht reinblütig war, war er der Meinung, dass sie ihnen mit ihrem Aussehen wahnsinnige Konkurrenz machen konnte. Eigentlich war sie sogar sein Typ, auch wenn sie Lily kein Stück ähnelte. Also wieso nicht einmal eine Versuch wagen? „Klar. Warum nicht?“

Sie zuckte lächelnd mit den Schultern. „Okay. Also… ihr habt Remus besucht, nehm ich an. Wie geht es ihm?“

„Ach, ganz gut.“, antwortete er locker. „Ich das Thema für dich schon abgehackt? Ich meine, gibt’s nicht noch nen Grund, warum du mit mir reden wolltest?“

„Ganz ehrlich?“, sie war total selbstsicher, in dem lässigen Ton, den sie drauf hatte, das merkte man ihr total an. „Ich wollte wissen…“, sie ging ihm näher und strich ihm über den Umhang. „… ob ich vielleicht eine kleine Chance bei dir hätte… in Sachen Beziehung. Wir haben uns jetzt schon öfter unterhalten und immerhin sind wir ja befreundet, ich dachte mir, na ja… warum nicht einfach mal wagen?“

James zog die Augenbrauen hoch, als sie ihm jetzt nah mit dem Gesicht war. „Das ist sehr gewagt. In der Tat.“

Sie lachte und er grinste darauf nur.

„Aber definitiv ein gutes Argument.“, sagte er etwas leiser. Sie ging ihm näher, doch in dem Moment kam Sirius die Treppen hinunter gestiegen.

„Andromeda hat Recht. Er ist ein verrückter Kauz.“, sagte er und kam auf sie zu. „Hi Leila.“

„Hi, Sirius.“, begrüßte sie ihn ebenfalls.

„Nur eine kleine Vorwahrung. Bellatrix ist bei Remus.“, sagte James gleich, während Sirius sich am Rücken kratzte.

„Oho, das ist ja heute ein richtiges Familientreffen.“, sagte er und ging ins Zimmer.

James hatte das Gefühl, Sirius hätte sich irgendetwas eingefangen, wenn es ihn gar so juckte.

„Weißt du was.“, sagte Leila. „Ich glaube ich sag Bella Bescheid, dass wir gehen können. Im Übrigen hab ich Jane versprochen, dass ich noch einmal vorbeikomme, um mich zu verabschieden.“

Er stimmte zu und sie gingen zurück ins Zimmer, wo Bellatrix bereits ungeduldig wartete, da sie es anscheinend nicht ertragen konnte, Sirius auch noch bei sich zu haben. Leila und sie verabschiedeten sich kurz und marschierten dann wieder aus dem Zimmer. Andromeda ließ die Freunde wieder alleine und brachte Nymphadora währenddessen wieder nach Hause, denn sie machte allen Anschein einzuschlafen. James und Sirius entschieden sich, genau wie Chris noch ein paar Stunden bei Remus zu bleiben, bis er entlassen wurde und nach Hause konnte. Sie unterhielten sich noch ein wenig mit Kartentricks und ordentlichen Gesprächsstoffen.
 

„Ich glaub’s nicht!“, rief Lily vollkommen aufgebracht, als sie in am Morgen zwischen den Decken und Tüchern saß und sich ihre gesamten Weihnachtsgeschenke und -karten ansah. Der Zauber, den dieses Zimmer noch gestern Abend ausstrahlte war schon wieder verflogen, doch es war Weihnachten und das war ein noch schöneres Gefühl.

„Was ist?“, fragte Nika und kam, nur das Handtuch um sich gewickelt und mit nassen Haaren aus dem Bad.

„Ich habe von Jason kein einziges Geschenk bekommen. Geschweige denn eine Karte!“, beschwerte sie sich. „Und was bekomme ich stattdessen. Eine superlustige…“, und dies sagte sie mit einem ziemlich ironischen und arroganten Ton. „… Karte von Potter und Black in dem steht: …
 

FROHE WEIHNACHTEN
 

sehr von uns geehrte Mrs Evans! Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Freund diesen Morgen etwas streng riecht. Uns ist ungeschickter Weise eine Stinkbombe in seinen Brief gerutscht, den wir ihm bedauerlicherweise schicken mussten. Wir hoffen Sie haben noch einen schönen Tag und amüsieren sich prächtig bei den Feierlichkeiten!

Mit, von Herzen kommenden Grüßen,
 

Mr J. Potter & S. Black,

Stellvertreter des Magischen Tunichtgut GmbH
 

… Ich meine diese Idioten kennen ihn nicht mal und schicken ihm einen Brief mit einer Stinkbombe! Sag mal merken die noch was? Das nennt man Sabotage und das an Weihnachten!“

Lilys Haare waren schon vollkommen zersaust und sie war rötlich im Gesicht, so wütend war sie. Was bildete sich eigentlich dieser Potter ein? Zuerst küsste er sie vor Jasons Augen auf die Wange und dann sabotierte er ihn mit Stinkbomben. Wenn er auch nur ansatzweise glaubte, er könnte ihr ihre Beziehung versauen, dann hatte er sich gewaltig geschnitten.

„Magischer Tunichtgut GmbH? Wie kommen die denn auf so was?“, fragte Nika verblüfft und Lily starrte sie zornig an. Nie auf das Wesentliche eingehen, ja so war nun mal ihre beste Freundin.

„Hey, jetzt hör mal.“, sagte sie verständnisvoll, um sie nicht noch mehr aufzuregen. „Vielleicht wollte dir ja Jason sein Geschenk persönlich geben und er wartet unten schon sehnsüchtig auf dich. Und was Potter und Black angeht, ignoriere sie einfach und gib mir die Karte, bevor du sie wegschmeißt.“

Lily zog die Augenbrauen hoch und sah ihre Freundin eingebildet an. „Und wieso, wenn ich bitten darf, sollte ich das tun?“

„Wieso solltest du sie behalten?“, fragte sie verwundert. „Du hasst sie doch.“

„Ja, natürlich hasse ich sie, aber… auf eine etwas… eigensinnige Art und Weise, ist sie ja ganz akzeptabel und ich glaube, ich werde sie behalten.“, sagte sie entschieden. In Wahrheit musste sie sogar zugeben, dass sie ganz schön war mit dem kleinen Waldkauz, der vorne abgebildet war und der mit einem wirklich süßen Blick im Schnee saß. Sie liebte Waldkäuze und sie selbst hatte einen, also wieso wegschmeißen? Die Karte war ganz anschaulich, wenn auch durch die Rückseite etwas ruiniert.

„Na wenn du meinst.“, sagte Nika langsam, zog die Augenbrauen hoch und ging zur Badetür. Doch als sie sie aufmachen wollte, war sie verschlossen. „Kathy! Verdammt, du sollst doch nicht dauernd die Tür abschließen, ich bin noch nicht fertig!“

„Das kommt davon, wenn du ständig meine frischen Klamotten nass spritzt, wenn ich noch dusche!“, entgegnete sie.

„Du blöde Kuh, jetzt lasse ich dich schon nach mir in die Dusche und dann sperrst du mich aus! Soll ich hier etwa alles nass tropfen?!“

Lily konnte vom Bad her hören, wie Kathy mit Absicht laut zu singen anfing und Nika ignorierte, die wütend gegen die Tür trat und fluchte.

Sie selbst seufzte und wandte sich wieder an ihre Geschenke. Von ihren Eltern hatten sie wunderschöne Ohrringe und eine Kette bekommen mit einer noch schöneren Karte auf der ein Schloss im Winter drauf war. Ihre anderen Verwandten hatten ihr ebenfalls Karten geschickt, die ihr jedoch ihre Eltern mitgeschickt hatten, da keine außer ihnen wusste, dass sie nach Hogwarts der Schule für Hexerei und Zauberer ging und glaubten sie sei auf einem ganz normalem Muggelinternat. Nika hatte ihr ein Tagebuch geschenkt, da Lilys altes voll war. Es war dunkelblau und war türkis und weiß marmoriert. Jeder neue Tag, den sie hineinschreiben würde, würde mit einem passenden Spruch von ihrer Freundin anfangen, der in einer sauberen und wunderschönen Schreibschrift mit türkiser Tinte erschien. Sie war total glücklich darüber. Chris hatte ihr ein Buch über ihre zwei Lieblingsfächer Zauberkunst und Zaubertränke geschickt. Lily hatte sie schon durchgeblättert und fand tausende von interessanten Sachen, dass sie glaubte sie würde niemals mehr in diesen zwei Fächern schlechte Noten schreiben. Sogar Kathy hatte ihr eine wunderschöne Kette geschenkt, die zwar weniger teuer war, als die ihrer Eltern, doch es ihr peinlich war, dass sie Kathy nur ein Armband geschenkt hatte. Doch für sie war das kein Problem gewesen und sie war ein paar Minuten später schon wieder zu Danielle abgehauen um ihnen Frohe Weihnachten zu wünschen. Zu Nikas Glück, den die war ohnehin schon gereizt genug und stritt mit Lily schon den ganzen Morgen. Sie konnte es einfach nicht ertragen, sich an Weihnachten nicht auf Jamie stürzen zu können, um ihm mit einem ordentlichen Kuss >Frohe Weihnachten< zu wünschen.

Lily musste augenblicklich wieder an Jason denken, doch vermutlich hatte Nika Recht und er würde sie unten erwarten und ihr persönlich >Frohe Weihnachten< wünschen. Sie fragte sich gerade, wer von den beiden Stellvertretern des Tunichtgut GmbH die Karte geschrieben hatte. James und Sirius konnten doch wohl kaum so eine schöne Schrift haben, oder doch? Auf jeden Fall musste sie mit einer böse Überraschung rechnen, wenn sie Jason unten antraf. Aber ein fauliger Geruch würde sie nicht davon abhalten ihm zu nahe zu kommen. Damit würde sie den beiden Jungs nur den Sieg überlassen, obwohl es eindeutig nichts half, wenn sie es nicht sahen, wie Lily ihn fest in ihre Arme nahm und sich von nichts und niemanden von ihm trennen ließe. Wieso waren sie überhaupt so erpicht darauf ihr das Leben schwer zu machen? Die beiden hatten ihre Verehrerinnen und sie hatte sich in keine Beziehung der beiden eingemischt. Und überhaupt hatte sie den Jungs überhaupt nicht zu interessieren. Das war eine ganz andere Rangordnung und sie konnten sie gut und gerne ignorieren. James und Sirius waren die beliebtesten Schüler der Schule und Remus Vertrauensschüler, der es so gut wie mit jedem Slytherin aufnehmen konnte. Und was war sie? Zweitrangig und eindeutig keine von den Zicken, die mit solchen Idioten abhingen. Also wieso konnte Potter sie nicht einfach ignorieren und in Ruhe lassen? Die Verarsche, von wegen, er wolle mit ihr ausgehen konnte er sich sonst wo hin stecken.

Nika zog sich an und trocknete ihre Haare. Mit nassen Haaren hatte sie vollkommen anders ausgesehen, denn die glätteten ihre blonden Locken komplett. Trotzdem hatte sie immer noch ihr hübsches Gesicht. Jamie hatte echt ein Glück sie als Freundin zu haben. Jeder Junge der auch nur einmal mit ihr ausgehen durfte war ein Riesenglückspilz.

„Was ist?“, fragte sie verwundert, als sie Lilys Blick bemerkte.

„Ach gar nichts.“, sagte sie gelassen. „Hast du Lust heute Abend wegzugehen, um Weihnachten zu feiern?“

„Klar doch.“, grinste sie und schmiss das Handtuch auf einen Stuhl. „Laden wir Alice und Noreen auch ein, dann wird’s noch lustiger.“

„Gute Idee.“

„Ähm, aber – hast du vor Whitey mitzunehmen?“, fragte sie dann missmutig.

„Wie oft noch? Nenn ihn nicht Whitey.“, sagte sie launisch. „Aber nein, ich werde ihn nicht einladen. Wir machen einen Mädchenabend okay? Nur wir zwei, Alice und Noreen.“

„Gut.“, sagte sie erleichtert. „Denn ich hab keine Lust euch beim Knutschen zuzusehen.“

„Keine Panik, ich mache das nicht so öffentlich wie du.“

Nika warf ihr einen mürrischen Blick zu und legte ihre Umhänge zusammen. Nach, wie es ihr vorkam, zwei Stunden kam Kathy aus dem Bad und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Tür. Im Gegensatz zu Nika und Kathy, die ihre Haare an der Luft trocknen ließen, war Chris immer sehr ordentlich und föhnte sich ihre Haare perfekt. Sie war auch nicht erpicht darauf barfuß, oder halbnackt in der Gegend herumzulaufen.

„Das Bad ist jetzt wieder frei, Nika. Falls du deine Haarmähne noch bändigen willst, kannst du es jetzt versuchen.“

„Oh wie gnädig von Euch, eure Majestät.“, sagte Nika hochnäsig. „Allerdings sieht meine Haarmähne auch ohne Föhnen viel schöner aus, als Eure, also stolziert nicht so mit erhobenem Hauptes durchs Zimmer. Es ist hier kein Mensch, der Euch zu Füßen liegt.“

Kathy schüttelte nur genervt den Kopf und ging zu ihrem Bett, während Lily weiterhin ihre Bücher betrachtete und ihren ersten Eintrag ins neue Tagebuch schrieb. Sie hatte sich vorgenommen keinen einzigen Tag, den sie auf Hogwarts verbrachte auszulassen.
 

„Ich kann es immer noch nicht fassen.“, sagte Noelle fassungslos. „Ich würde es ja verstehen, wenn es ein Floh wäre, aber drei.“

„Was kann ich denn dafür?“, rief Sirius aufgebracht und zog sein Sweatshirt aus, um sich die Sache genauer anzusehen. James sah belustigt zu und verkniff sich das Lachen. Am ganzen Körper hatte Sirius einen Ausschlag und kratze sich wo er nur konnte.

Er hatte sofort geschnallt, dass es immer noch dieselben Flöhe waren, die er sich eingefangen hatte, als er sich in einen schwarzen Hund verwandelt hatte. Zwar waren es als er ein Tier war viel mehr, doch drei von ihnen konnten sich nicht von ihm losreisen, als er sich zurückverwandelt hatte.

„Lass mich raten.“, sagte James’ Mutter, während sie in ihren Schubladen nach Mitteln suchte, die den Ausschlag heilten. „Ihr habt euch schon wieder sonst wo verboten herumgetrieben und seit in die schlimmsten Ecken gekrochen? Würde mich nicht wundern, wenn da auch noch irgendwo ne Zecke sitzt.“

„Ne Zecke?! Geht’s noch?“, sagte Sirius entsetzt. „Soll ich hier etwa nen Busch, für diese Viecher spielen? Ich bin doch kein Troll.“

„Jedenfalls sind sie jetzt weg. Jetzt hör bloß auf zu kratzen, sonst bekommst du Narben.“, sagte sie streng.

„Ach, die eine mehr, oder weniger, fällt auch nicht auf.“, entgegnete er locker und kratzte sich am Arm, während Noelle in der Küche nachsah, ob sie etwas fand.

„Wieso hast du eigentlich keine Flöhe?“, zischte Sirius James zu.

Er zuckte mit den Schultern. „Tja. Hunde waren schon immer bekannt dafür, Flöhe anzuziehen. Bei Hirschen bin ich mir nicht so sicher, aber wie man sieht.“, er grinste hinterhältig und hob präsentierend die Arme.

„Ich hätte echt gedacht, die erkennen den Unterschied zwischen Animagi und echten Hunden. Die können doch, verdammt noch mal, nicht einfach auf mich losgehen.“, fluchte er so leise wie möglich, damit Noelle sie nicht hörte.

„Auch Menschen können einen Floh haben. Drei ist allerdings schon heftig.“, sagte sie dann und kam mit einem kleinen Fläschchen zurück ins Wohnzimmer. „Das müsste helfen. James zieh mal dein T-Shirt aus, ich will sehen, ob du dir nicht auch einen eingefangen hast.“

„Was? Ich hab keine Flöhe! Ich bin doch kein Hund.“, beschwerte er sich. „Mich juckt es immerhin nicht.“

„Bei dir kann man das nie genau wissen, James.“, sagte Dean hinter dem Tagespropheten. „Letztens hast du auch gesagt, du spürst nichts und siehe da, du hast die Windpocken bekommen.“

„Wann?“, fragte Sirius sofort, während Noelle ihn mit der Salbe behandelte.

„Diesen Sommer.“, antwortete er locker, während James ihn genervt ansah.

„Du hast die Windpocken erst mit fünfzehn bekommen?“, fragte er ungläubig.

„Ja, na und?“, fauchte James. „Kann ja ich nichts dafür.“

„Und ich dachte, du hattest die Gesichtsreinigung vergessen, nachdem ich dich nach den Ferien gesehen habe.“, lachte er.

„Ach, halt die Schnauze, Sirius. Wenigstens hab ich mich zusammengerissen und hab mir keine Narben eingefangen. Alles weg und ich seh wieder so gut aus wie vorher.“, er fuhr sich angeberisch durch die Haare und grinste selbstsicher.

„Klar doch.“, sagte Sirius typisch.

„Was war jetzt eigentlich im Ministerium, Dad?“, fragte James neugierig.

Er seufzte. „Na ja, die Listen der registrierten Animagi wurden gestohlen. Dieser Todesser hatte sie in letzter Minute noch rausschmuggeln können, bevor sie ihn erwischt haben. Ich schätze, er hatte es auf mehr abgesehen. Zuminderst auf die Listen, der Werwölfe und der gesichteten Inferi. Aber die wurden sicher verwahrt.“

„Ja aber, wenn die Todesser die Animagilisten in die Finger bekommen haben, heißt das doch, dass die Deckung der Auroren geschwächt ist, oder nicht?“, sagte James erschrocken.

„Ja, genau. Das heißt es. Es wird sicherlich einige Probleme geben, doch die Auroren haben alles unter Kontrolle, keine Panik. Es gibt andere Wege, sie auszuspionieren. Und von den Listen gibt es Kopien.“

James sagte nichts mehr und sein Vater war auch nicht erpicht darauf, dieses Thema in nächster Zeit noch einmal anzusprechen. Es war Weihnachten und da sollte man nicht über Voldemort, oder seine Anhänger sprechen. Also vergaßen sie es und machten sich einen schönen Tag.
 

James kam es vor als wäre es Sirius viel schwerer gefallen, sich von Noelle und Dean zu verabschieden als ihm. Doch das war auch verständlich. James hatte seine perfekten Eltern, während das Sirius größter Wunsch blieb. Auf dem Gleiß trafen sie wieder auf Peter, doch sie hatten Bedenken, dass Remus kommen würde. Immerhin war er noch ziemlich geschwächt. Doch als sie sahen, dass Chris in den Zug stieg, obwohl sie ihnen gesagt hatte, sie würde solange zu Hause bleiben, bis Remus mit zurückkam, bekamen sie Hoffnung, dass er doch heute mit zurückfahren würde. Und kaum hatten sie ihre Taschen in einem Abteil verstaut, kam er auf sie zugelaufen.

„Hey, wartet!“, er blieb bei ihnen stehen und keuchte schwer. „Mann ich dachte schon, ich krieg den Zug nicht mehr.“

„Und ich dachte, du wolltest erst in einer Woche wieder nach Hogwarts?“, grinste James, während Peter und Sirius zum Abteil gingen und James auf ihn wartete.

„Um mir eure Streiche entgehen zu lassen? Wohl kaum. Wer soll euch dann decken, wenn Schniefelus versucht euch Strafarbeiten aufzugeben?“

Die beiden grinsten und stiegen ein. Und kaum hatten sich die Türen geschlossen, fuhr der Hogwartsexpress auch schon vom Bahnhof ab.

Sie hatten Sirius und Peter noch eingeholt, bevor sie an ihrem Abteil ankamen, dass sich ziemlich weit hinten befand und schlenderten durch den Gang.

„Ist Chris auch hier, oder hat sie sich schon verkrochen?“, fragte Remus, doch kaum hatte er das gesagt, sah sie aus dem Nachbarabteil und grinste.

„Nein, sie hat sich nicht verkrochen.“, sagte sie, während ein anderes Mädchen neben ihr, versuchte eine Tasche auf den Gepäckhalter zu hieven. „Ob du’s glaubst, oder nicht, sie musste sich sogar ein Abteil neben euch suchen, da vorne alles voll war.“

„Dann hättest du eben einen anderen Waggon suchen müssen.“, meinte James nur und ging mit Peter und Remus ins Abteil daneben. Die Tasche, des anderen Mädchen rutschte ihr aus den Händen und flog herunter, doch Sirius fing die Tasche auf, bevor sie auf den Boden knallen konnte und half ihr sie ins Fach zu heben.

„Danke. Ich hab einfach keine Kraft in den Händen.“, stöhnte sie erleichtert.

„Roxy!“, lachte er, als er, das blonde Mädchen mit den langen, welligen Haaren erkannte. „Ich wusste gar nicht, dass du in den Ferien nach Hause gefahren bist.“

Roxanne sah ihn ebenfalls überrascht an, während Chris sich setzte und ihr Buch aufschlug, um zu lesen. Dann lachte sie ebenfalls. „Jaah, ich auch nicht? Wie geht’s?“

Sirius zuckte mit den Schultern. Sie musste ja nicht unbedingt wissen, dass er einen derart juckenden Ausschlag auf dem Rücken hatte. „Kann mich nicht beklagen.“

„Ja.“, sie strich sie verlegen die Haare hinters Ohr und nickte. „Geht mir genauso.“

Er grinste ebenfalls noch eine Weile und wandte sich dann zum Gehen. „Also, bis später.“

„Bis später.“, sagte sie, als er die Tür zugeschoben hatte und im Nachbarabteil verschwand.

„Willst du ihm nicht hinterher?“, fragte Chris und eine Art Sarkasmus lag in ihrer Stimme.

„Ähm, nein. Ich bleib lieber bei dir.“, sagte sie und setzte sich ihr gegenüber, wobei Chris nicht gerade wohl war, denn Roxanne war eine von den Mädchen, die Nika und Lily gut und gerne als >Zicke< bezeichneten. Blond, blauäugig, knochendürr und zu allem Überfluss auch noch hübsch. Mit dem hinterhältigsten Lächeln, dass ihr Jahrgang je gesehen hatte. „Also Chris. Wir kennen uns ja noch nicht so gut. Wie war die erste Ferienwoche?“
 

„Roxy ist scharf.“, sagte Sirius grinsend als er sich zu Remus setzte.

„Ach ne, wirklich?“, sagte James sarkastisch, als wäre das die neueste Überraschung.

„Was ist? Soll ich sie mal fragen, ob sie mit mir ausgehen will?“, fragte er.

„Warum nicht?“, sagte Remus und hatte den Tagespropheten in der Hand.

Natürlich, dachte James. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Sirius und Roxanne sich mal ineinander vergucken. Sirius stand schon immer auf Blondinen, die was im Kopf hatten und sie war eine der besten Schülerinnen. Und sie war selbstsicher und mutig. Also wieder ein Date und die nächste Beziehung. So war das bei Sirius.

„Weißt du Sirius.“, sagte James und grinste fies. „Blonde Locken. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Und du bist dir sicher, dass du nie was von Blake wolltest?“

„Nein.“, sagte er sofort. „Wieso fängst du schon wieder an? Wie oft soll ich noch wiederholen, dass sie kindisch ist. Außerdem steh ich nicht auf Ausländerinnen.“

„Roxy ist zur Hälfte Franzosin.“, antwortete Remus, ohne den Blick von der Zeitung zu wenden.

Sirius stöhnte genervt. „Außerdem sieht sie Blake überhaupt nicht ähnlich. Sie hat kürzere Haare und richtige Naturlocken, während Roxys Wellen, nicht mal natürlich sind. Vor einer Woche hatte sie noch glatte Haare. Ich finde sie sieht mehr wie Danielle aus.“

„Nein, Dan wirkt erwachsener.“, sagte James entschieden. Er würde Danielle und Kathy mit keinem Mädchen der Welt vergleichen. Seine besten Freundinnen waren einzigartig.

„Dan ist vierzehn.“, sagte Sirius in einem Ton, als bezweifelte er, dass so ein Mädchen erwachsener sein konnte. „Das ist ein Unterschied.“

„Na und? Sieh sie dir doch an. Sie hat viel mehr Erfahrung und ist charakteristisch gesehen viel reifer, als andere in ihrem Alter. Sie könnte so alt sein wie wir.“, protestierte er.

„Oh James, wie reif das doch klingt.“, sagte Remus in einem edlen Ton.

Er sagte nichts mehr und sah aus dem Fenster. Draußen tobte ein schwerer Schneesturm, der ihnen die Sich nach draußen nahm und er bezweifelte, dass er bei so einem Wetter einmal mit Leila ausgehen konnte.

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Nika rannte so schnell sie konnte den Korridor zur Eingangshalle entlang. Lily hinterher. Sie hatten sich fest in Mäntel gehüllt und den Schal herumgewickelt, bevor sie sich nach draußen wagten. Unter der ganzen Menschenmenge hielt sie kurz Ausschau nach einem braunen Haarschopf und drängelte sich dann durch die Menge. Lily die schon wieder bemerkt hatte, worum es ihr wirklich ging, hielt für jemand anderen die Augen offen und ging dann langsamer auf sie zu.

Chris lächelte, als sie sie sah und umarmte sie fest.

„Frohe Weihnachten, Chris.“

„Frohe Weihnachten Lily.“

Sie zögerten nicht lange, um nicht weiter in der Kälte stehen zu müssen und Lily half ihr die Tasche hinein ins Schloss zu tragen.

Mit vollem Karacho eilte Nika auf Jamie zu, schubste Michael hart zur Seite und schlang die Arme um ihn. Er erwiderte den Druck und grinste.

„Hi Nika.“

Sie nahm den Kopf von seiner Schulter und drückte ihre Lippen auf seine.

„Wie geht’s dir?“, lächelte sie und nahm die Arme nicht weg.

„Wärmer.“, grinste er und sie lachte.

„Hey ihr Turteltauben, ich seh mal nach wo James und Sirius so lange bleiben, okay? Lasst euch bloß nicht stören.“, sagte Michael und ließ die beiden allein, wobei Jamie sie noch einmal küsste.
 

„Ein Einbruch im Ministerium?“, fragte Lily, die sich das nicht vorstellen konnte. „Woher weißt du das?“

Sie saß mit Chris zusammen im Gemeinschaftsraum am warmen Kamin und sie hatte ihr gerade erzählt, was sie in den Ferien erfahren hat.

„Hast du den Tagespropheten nicht gelesen?“, fragte sie.

Lily schüttelte den Kopf. „Ich lese immer nur den von dir. Und da du ja nicht da warst.“

„Egal. Zuminderst hoffe ich, dass nichts Wichtiges gestohlen wurde. Es wird heute bestimmt sowieso in der Zeitung stehen, ich warte schon auf die Eule.“

„Wie sind die an den Wachposten vorbeigekommen?“, fragte sie neugierig.

„Keine Ahnung. Einer der Angestellten wurde mit dem Imperius-Fluch belegt. Vermutlich hat der Todesser gewartet, bis er aus dem Gebäude herauskam, um ihn dann zu verfluchen. Ich muss zugeben die sind gar nicht so ungeschickt wie man annimmt.“

Lily lachte leicht verächtlich. „Wenn ich erst einmal alle Prüfungen bestanden habe und die Ausbildung hinter mir, wird sich das schnell ändern.“

Chris starrte sie ungläubig an. „Du willst doch nicht etwa damit sagen, dass du Auror werden willst?“

„Na ja, ganz sicher bin ich mir da noch nicht, aber auf jeden Fall belege ich die richtigen Kurse dafür. Falsch kann die Wahl nicht sein, man benötigt als Auror so ziemlich alle wichtigen Fächer, also kann ich nach den ZAGs immer noch etwas anderes werden. – Sobald ich nicht durchfalle natürlich.“

„Du hast nen Knall.“, sie setzte sich ebenfalls neben sie auf das Sofa.

„Nenn es wie du willst, aber ich habe keine Angst vor Voldemort.“

Chris zuckte zusammen und sah sie fassungslos an. „Du kannst ihn nicht beim Namen nennen.“

„Voldemort, Voldemort, Voldemort!“, sagte Nikas Stimme neben ihrem Ohr und sie kam um das Sofa herum zu ihnen. „So Chris, da hast du’s. V-O-L-D-E-M-O-R-T. Ich hab mit Lily schon darüber geredet, wir ziehen es beide durch.“

„Ihr zwei seit verrückt. Total übergeschnappt.“, sagte sie aufgebracht und achtete darauf, dass sie keiner hörte, doch der Raum war sowieso leer, bis auf zwei Siebtklässlern, die schwer in einer Ecke über die UTZe diskutierten. „Ihr seit nicht einmal in der Lage, euch selbst zu verteidigen.“

„Wir sind nicht in der Lage uns selbst zu verteidigen?“, wiederholte Nika zornig. „Sag mal merkst du noch was? Lily hatte sich oft genug mit Potter und Black angelegt, die, wie du weißt und ich gebe es ungern zu, die besten Zauberer ihres Jahrgangs sind. Kein Mensch bestreitet, dass sie nicht auch bei den Siebtklässlern mit ihrem Talent gefragt sind, also wieso sollte sie da nicht auch mit ein paar mickrigen Todessern fertig werden?“

„Mickrigen Todessern?“, Chris konnte es nicht fassen, wie Nika darüber redete. „Du kannst Potter und Black nicht mit Todessern vergleichen! Sie würden niemals gegen sie ankommen!“

„Ach nein?! Glaubst du nicht, es wäre für die zwei ein Leichtes sich ins Ministerium zu schleichen, ohne auch nur einen einzigen Fluch zu benutzen? Sie würden ohne weiteres das Büro ausrauben können, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Ich weiß das, weil ich weiß, dass sie Talent haben.“

„Ganz ehrlich, Blake.“, sagte Sirius, der plötzlich neben ihr aufgetaucht war. „Ich fühl mich durch deine Worte richtig geschmeichelt.“

Nika lief peinlichrot an und erschrak, als sie ihn sah. Sie versuchte schnell die Kurve zu bekommen. „Ich habe zwar gesagt, dass ihr Talent habt, aber das heißt noch lange nicht, dass ihr Hirn habt, geschweige denn Anstand und Manieren.“

„Richtig.“, sagte er gelassen und ging um sie rum. „Habe ich vergessen. Mein Kopf ist so leer, wie eine hohle Kokosnuss. Aber wenigstens habe ich Charme und Aussehen und wie du freundlicherweise sagtest, Talent. Und für meine Lebensbedingungen ist das genug.“, er grinste sie noch einmal an und ging nach oben zu den Schlafsälen.

Nika verfluchte sich leise, dafür, dass sie ihn nicht bemerkt hatte.

„Ist doch egal, Nika.“, tröstete sie Lily. „Du hast ihnen zwar ein Kompliment gemacht, aber wenn kümmert es. Tatsache ist, dass wir sie nicht leiden können.“
 

Wie konnte das denn passieren?, ging es James durch den Kopf, als er alleine gemütlich durch das Portraitloch stieg und die Wendeltreppe hinab stieg. Sirius hatte sich gleich am selben Tag, als sie zurückkamen zwei Stunden Nachsitzen eingebrockt. Wie das in den Ferien möglich war, war ihm ein Rätsel, doch Stricrude hatte ihnen gesagt, dass es nicht verboten sei, Schüler in den Ferien Nachsitzen zu lassen. Vermutlich dachte nur nicht jeder daran, meinte James, denn immerhin hatte sie in den letzten fünf Jahren nie in den Ferien nachsitzen müssen. Was musste dieser Idiot von Black auch gleich eine Minuten nach ihrer Rückkehr Snape vor Stricrudes Augen aufs Glatteis legen und ihm damit die Nase brechen?

Peter musste unerklärlicherweise etwas erledigen, wobei er ziemlich angespannt gewirkt hatte und Remus war im Vertrauensschülerzimmer um in Ruhe seine Arbeit zu machen. Der Typ konnte den Streber einfach nicht ablegen. Und was sollte er jetzt machen? So ganz allein, während es draußen stürmte. Selbst Kathy war beschäftigt und wollte mit Danielle irgendeiner Sache nachgehen und Leila war mit Bellatrix in Hogsmead. Ein echt langweiliger Tag.

James hielt inne und blieb auf halber Höhe stehen. Auf dem Boden vor ihm lag ein Blatt Pergament mit einer Zeichnung drauf. Er hob es auf und sah es sich genauer an. Es war eine Skizze von dem Westflügel Hogwarts’. Er sah sich um, ob jemand in der Nähe war, der es verloren hatte, doch keiner sah aus als ob er etwas suchte. Nur ein paar Drittklässlerinnen eine Treppe über ihn, kicherten, als sie ihn sahen und winkten ihm verlegen.

Er kümmerte sich nicht darum und warf noch mal einen Blick auf die Skizze. Sie war zwar nicht sehr ordentlich, doch es waren alle Korridore und Räume eingezeichnet. Er schob sie ein und ging weiter nach unten.

„Hey James!“, Sean kam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. „Ähm, ich wollte dir ausrichten, dass wir jetzt genau den ersten Spieltermin von McGonagall haben. Der erste passte ja nicht so ganz. Also denke ich, dass wir spätestens im Februar mit dem Training anfangen, okay?“

„Klar, kein Problem. Sobald es aufhört zu schneien.“, meinte er. In so einem Schneesturm würde er sich nie in die Lüfte begeben.

„Ach.“, Sean grinste und schlug die Hand auf seine Schulter. „So ein bisschen Schnee wird uns doch nicht aufhalten.“

„Deine positive Energie macht mich immer wieder fertig.“, er schüttelte typisch den Kopf und er nahm die Hand weg.

„Pass doch auf, wo du hinrennst!“, hörte sie dann Snapes Stimme neben sich. James und Sean sahen zur Seite.

„Diese Kleinkinder sind doch echt das Letzte. Elendes Schlammblut.“, er ging gerade an einem kleinen Mädchen aus der ersten Klasse vorbei, die verzweifelt auf dem Boden umherrutschte und seine Skizzen wieder einsammelte. Ihr schienen Tränen zu kommen, als sie das Wort Schlammblut hörte. Ihre Freundin half ihr, während Snape nur grinste und mit einem anderen Slytherinjungen nicht weiter auf sie achtete. Die beiden waren anscheinend aus Ravenclaw.

James seufzte genervt und wollte sofort eingreifen, doch Lily war schneller. Sie hatte ihren Zauberstab von hinten auf ihn gerichtet und mit einem Mal rutschten Snapes Beine zusammen, als hätte ihn etwas gefesselt, und er knallte der Länge nach auf den Boden. Andere im Umkreis klatschten und pfiffen anerkennend und Gelächter brach aus.

„Das wollte ich schon immer mal machen.“, grinste sie und warf einen Blick Alice zu, die sich vor Lachen gar nicht mehr halten konnte.

„Wieso noch mal hasst sie dich?“, fragte Sean beeindruckt James, der nur mit offenem Mund dastand und sie anstarrte.

„Weil ich so arrogant bin und andere vor Publikum blamiere.“, antwortete er und fand das gerade leicht unfair, dass sie es ihm verboten hatte und sie es dann selbst nicht besser machte.

„Als Vertrauensschüler solltest du dir einen anderen Ton gegenüber kleinen Mädchen angewöhnen.“, sagte Lily streng zu Snape. „Und du kannst froh sein, dass kein anderer Vertrauensschüler dabei war, sonst würde Slytherin jetzt ein paar Punkte weniger haben.“

„Du mieses, kleines Sch-.“, zischte er, konnte das letzte Wort aber nicht mehr aussprechen und versuchte aufzustehen, während der andere seinen Zauberstab herausholte und den Zauber von ihm löste.

James lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme. Im Moment sah Lily nicht danach aus, als würde sie Hilfe brauchen.

„Ja, ich mieses, kleines Schlammblut, habe es gewagt, dem großen Vertrauensschüler Schniefelus ein Bein zu stellen.“, sagte sie mit verstellter Stimme und er richtete sich wieder auf. James und Sean waren mehr als nur beeindruckt.

„Zehn Punkte Abzug für Gryffindor.“, fauchte er und klopfte sich den Staub vom Umhang.

„Okay.“, sagte sie locker und drehte sich um. „Ich richte es den anderen aus.“

Sie wusste genau, dass entweder Remus, oder Chris ihm das sowieso heimzahlen würden.

Snape knurrte wütend und hatte den Zauberstab auf sie gerichtet, doch als er James und Sean entdeckte, überlegte er es sich doch anders und schob ihn wieder ein. Er schnaubte nur verächtlich und ging dann eilig wieder weiter.

„Weise Entscheidung.“, murmelte James und Sean grinste.

Lily warf Snape allerdings noch einen zögernden Blick hinterher und half dann zusammen mit Alice dem kleinen Mädchen, die Blätter wieder einzusammeln.

„Danke.“, murmelte die eine tonlos und Tränen liefen ihr übers Gesicht.

Lily lächelte sie tröstend an und gab ihr eine Stapel Blätter. „Hey. Wir Muggelgeborenen müssen zusammenhalten.“

Sie lächelte und stand wieder auf.

„Ganz ehrlich, ich fühle mich gerade ein wenig verarscht.“, sagte James und ging mit Sean zu ihr. Lily sah ihn überrascht an, da sie ihn überhaupt nicht bemerkt hatte. „Wieso denn?“

„Wehe, ich krümme Snape auch nur ein Haar, dann würde ich es mit dir zu tun bekommen, aber was macht unsere junge Lady? Verhext einfach mal kurz seine Beine vor anderen im Korridor und kommt sich total cool vor.“

„Hey, ich darf ja wohl noch ein kleines Mädchen verteidigen.“, fauchte sie. „Bei dir ist das was ganz anderes. Du tust es ja einfach nur, weil es dir Spaß macht.“

Doch James hatte ihr gar nicht richtig zugehört und zog das Blatt Pergament aus der Hosentasche, das er gefunden hatte, als das Mädchen zweifelnd ihre Blätter durchging.

„Suchst du das?“, fragte er und hielt ihr die Skizze vom Westflügel entgegen.

„Ja.“, sagte sie erleichtert und nahm es ihm dankbar ab, während sie sich die Tränen abwischte. „Ich verlaufe mich immer schrecklich im Schloss, wenn ich keinen Wegweiser habe.“

„Das ist mir auch immer passiert, als ich nach Hogwarts gekommen bin.“, sagte Alice. „Keine Panik mit der Zeit lernst man das Schloss schon kennen.“

Doch James interessierte etwas ganz anderes. „Kann ich mal sehen?“, fragte er sie und sofort gab ihm das Mädchen die Blätter, als ob sie glaubte er wäre irgendein Lehrer, der sie ertappt hatte.

„Was soll das werden?“, fragte Lily angriffslustig. „Wills du jetzt auch noch kleine Kinder bestehlen?“

„Mein Gott, sei doch nicht so negativ, Evans.“, sagte jedoch Sean. Sie warf ihm einen zornigen Blick zu, während James die Skizzen durchsah. Die ganzen Blätter zusammen ergaben einen exakten Grundriss von Hogwarts. Er bezweifelte leicht, das ein so kleines Mädchen so etwas gezeichnet hatte und in wenigen Monaten ganz Hogwarts erkundigt hatte.

„Ähm…“, sagte er, ohne den Blick von dem Blättern zu nehmen. „…kann ich mir das ausleihen? Nur für heute.“

Das Mädchen zögerte kurz, nickte aber dann zustimmend. „Um ehrlich zu sein, gehört es mir auch gar nicht, ich hab es mir nur geliehen.“

„Von wem?“, fragte er neugierig und sah sie an.

„Von dem Vertrauensschüler aus Gryffindor. Ich glaube er heißt Lupin.“, antwortete sie verlegen.

„Aah.“, machte er und zog die Augenbrauen hoch. „Na sieh einer an.“

„Er hat es mir gegeben, damit ich mich nicht mehr verlaufe und zu spät zum Unterricht komme.“, sagte sie etwas verzweifelt, da sie glaubte, er würde es ihr abnehmen und nicht mehr zurückgeben.

„Klar.“, sagte er normal, da er anscheinend wusste, was sie dachte. „Du kriegst sie auch wieder. Ich will sie mir nur für heute ausleihen. Keine Sorge.“

„Und ich überprüfe das.“, zischte Lily ihm noch leise ins Ohr, bevor sie mit Alice davon stolzierte. Ihr entging dabei nicht, dass Alice James noch einen ziemlich verlegendes Lächeln zuwarf und schubste sie empört am Arm.
 

„Na ja, nachdem ich ständig wieder irgendwelche komischen Räume entdeckt habe, dachte ich mir ich könnte mal nachsehen, wo die genau liegen.“, erklärte Remus gelassen, als ihm James die Sache erzählt hatte und ihn im Vertrauensschülerzimmer zur Rede stellte. „Ich hab die Informationen öfter gesammelt und mir die letzten zwei Jahre Skizzen gemacht. Du und Sirius kommt ständig wieder auf neue Gänge und wenn einer von denen Mal wichtig für uns ist, können wir uns wenigstens an den Dingern orientieren.“

„Wieso hast du uns das nicht erzählt, dann hätten wir dir geholfen? Weißt du auf wie viele Geheimgänge ich und Sirius gestoßen sind? Wir haben sie nur noch nicht betreten. Aber stell dir mal vor, wir würden mit dem Tarnumhang alles abklappern.“, sagte er ganz hibbelig.

„Mal ganz unter uns gesagt, ich hatte da sogar an so was Ähnliches gedacht. Ich meine wir könnten doch einmal alle Skizzen zu einer Karte zusammenschreiben. Einer Karte von Hogwarts auf der alle Gänge zu sehen sind und wenn ihr neue Geheimgänge findet zeichnen wir sie darin ein.“, schlug Remus vor, der das gar nicht mal so schlecht fand. „So können wir uns in Notfällen gut davonschleichen, falls Filch uns wieder erwischt, oder Peeves.“

„Verdammt gute Idee, Remus. Ich bin stolz auf dich.“, grinste James, dem diese Idee sehr gut gefiel. Und noch ein Gedanke kam ihm. Wieso sollte man nur wissen wie man fliehen konnte? Besser wäre es doch, wenn erst gar nicht die Gefahr bestehen würde und man wüsste, ob Filch überhaupt in der Nähe war. „Frage Remus.“

Er sah ihn interessiert an.

„Glaubst du man könnte es hinbekommen, auf der Karte, die Personen in Hogwarts einzuzeichnen um zu sehen wo sie gerade sind?“

Remus runzelte die Stirn und zog die Luft durch die Zähne. „Schwierige Sache. Müsste man eigentlich hinbekommen. Ich könnte Professor Flitwick fragen, ob er eine Zauber dafür kennt, oder ob er Buch über solche Zauber besitzt, er muss ja nicht unbedingt erfahren, dass wir das brauchen.“

„Remus Lupin, du bist genial. Du siehst zu, dass du die passenden Zauber hierfür findest und Sirius, Peter und ich kümmern uns um die Geheimgänge.“

„Perfekter Plan.“, meinte Remus beeindruckt von sich selbst.

„Perfekter Plan.“, stimmte James zu. „Das sind nun mal die genialen Einfälle von so Tunichtguten wie uns.“
 

„Ne Karte?“, fragte Sirius zwei Stunden später, als er mit James und Peter in der Großen Halle beim Abendessens saß.

„Ja, ne Karte.“, wiederholte James. „Ne Karte von Hogwarts und ihren Geheimgängen.“

„Das ist gut.“, sagte Peter zustimmend. „Dann wissen wir mehr über Hogwarts als andere Schüler.“

„Viel mehr.“, grinste James. „Keiner ist so taff wie wir. Und im Übrigen sucht Remus noch nach Zaubern, mit denen wir die Karte belegen können. Wir hatten noch darüber nachgedacht sie so zu verhexen, dass man jeden einzelnen Schüler und Lehrer darauf sehen kann und wo sie gerade ihre Runden machen.“

„Heey, das gefällt mir. Wie seid ihr darauf gekommen?“, fragte Sirius interessiert.

„Remus hat über die Ferien ein bisschen drüber nachgedacht, kurz nachdem wir den Geheimgang im zweiten Stock gefunden haben und die Skizzen von Hogwarts zusammen geschmissen. Heute Abend entwerfen wir die Karte und ich soll euch den Befehl von Remus geben, in der Bibliothek oder wo anders herumzuforschen und nach Büchern Ausschau zu halten, die uns Tipps geben können. Das wird ein Meisterwerk.“

„Alles klar.“, Sirius und Peter schlugen mit ihm ein und nach dem Essen trennten sie sich.
 

Chris war mal wieder total aus der Rolle, als sie das mit Lily hörte und sah sie eingebildet an.

Nika und Alice kümmerte das nicht und als Alice ihr das erzählt hatte, brach Nika in Gelächter aus, als sie sich das vorstellte.

„Im Prinzip benehmt ihr euch nicht anders als die Jungs.“, sagte Chris hochnäsig. „Du hast ihn einfach vor anderen Leuten bloßgestellt, genau wie Potter und du findest das auch noch witzig, Nika. Ihr solltet euch schämen.“

„Oh komm, krieg dich ein Chrisi.“, sagte Nika typisch. „Snape ist nun mal öde.“

Und Lily musste ihr da Recht geben. Natürlich war sie momentan im Grunde nicht besser gewesen als James, aber ein kleines Mädchen einfach Schlammblut zu nennen in dem Wissen er war Schuld gewesen, war einfach nur widerlich und sie musste eingreifen. Und die Tatsache, dass sie sich bei dem Applaus der anderen Schüler ums sie herum cool vorgekommen war, bereute sie jetzt, wo sie daran dachte, dass genau deswegen James und Sirius andere verhexten. Um bei den anderen Schüler beliebt zu sein.

Doch seit kurzem, kam es ihr vor, als würde sie beliebter werden. Seit James auf einmal behauptete er hätte Interesse an ihr, mochten sie die anderen Jungs plötzlich auch und die Mädchen bewunderten sie ständig dafür, dass sie James einen Korb gab. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, dass es ein Mädchen gab, dass James Potter nicht toll fand und es ablehnte mit ihm auszugehen und das kam, so wie es aussah, gut bei den Jungs und Mädchen an.

Beinahe schämte sie sich dafür, dass es ihr auch noch gefiel, aber das musste Chris ja nicht wissen.

Sie hatte mit Nika darüber geredet und die war mittlerweile sowieso schon beliebter als je zuvor, als sich die Sache mit Sirius herum sprach, sie habe ihm eine Ohrfeige verpasst.

Jamie bekam Konkurrenz, doch Nika kümmerte das nicht. Sie blieb ihm treu und dafür bewunderte sie Lily.

Langsam aber sicher wurde Chris misstrauisch und legte sich immer wieder mit ihr und Nika an. Sie wollte nicht zulassen, dass sich die beiden auf die andere Seite schlugen und wenn nicht sogar wie Kathy, oder Gina wurden. Lily hatte ihr tausendmal versichert das es nie dazu kommen wird und sie immer zweitrangig blieb, doch für Chris war der Kessel ziemlich am brodeln.

„Und ich sage dir noch einmal Chris. Ich bleibe, wer ich bin. Und Nika ist sowieso nicht mehr zu retten, die hat die Grenze längst schon übersprungen.“, sagte Lily cool.

Nika sah sie empört an. „Halloho, seh ich etwa so aus als würde ich mit jedem dahergelaufenen Typen rummachen und andere Schüler auf dem Korridor verhexen?“

Lily lachte und Alice stimmte dem zu, um Nika zu ärgern. Chris seufzte nur genervt und las weiter in ihrem Buch.
 

Für James war die Sache klar. Er wollte Lily mit aller Gewalt nach oben bringen. Es war amüsierend, wie sie sich mit ihm und Sirius anlegte. Und viele hatten beschlossen die zwei zusammenzubringen, während andere versuchten die beiden so weit wie möglich voneinander fernzuhalten, um die Konkurrenz aus dem Weg zu räumen. Die Tatsache, dass Lily nicht mehr das kleine, unschuldige Muggelkind von damals war, gefiel ihm. Sie war nun selbstsicher, talentiert, klug, hübsch und schlagfertig. Wer sich mit ihr anlegte, bekam eine saftige Abreibung. Sie ließ sich von nichts und niemanden unterkriegen und eine solche Verbündete zu haben wäre das Beste, was ihm passieren konnte.
 

Lily stand vor dem Spiegel und begutachtete sich. Was fand James Potter an ihr? Es gab Mädchen die waren viel cooler als sie. Beispiel: Kathy und Gina. Oder wie sie wusste, seine neueste Flamme Leila Spall, die um einiges dürrer war, als sie, lange, weinrot gefärbte Haare hatte und schwarz geschminkte, giftgrüne Augen. Allerdings würde Lily jetzt nicht einmal behaupten, dass Leila hübscher wäre als sie. Wenn sie genauer darüber nachdachte, konnte sie selbst genauso mit den anderen mithalten. Der einzige Unterschied war nur, dass sich die Mädchen mit denen James und die anderen Jungs abhingen ihr Aussehen einfach mehr zeigten und hervorbrachten, indem sie sich schminkten und ihre Haare lässiger stylten. Aber umso mehr sie mit James redete und mit den Jungs abhing, desto beliebter und selbstsicherer wurde sie. Lily zog mehrere Grimassen und musste dabei ab und zu lachen. Wieso tat sie es nicht einfach mal? Nika brezelte sich immerhin auch ein wenig auf. Sie konnte ja gut und gerne mal, schönere Sachen anziehen und mehr Schmuck anlegen. Schminken war nicht so ihr Ding, aber das hatte sie überhaupt nicht nötig, wenn ihre Haare besser aussehen würde und die Augenbrauen gezupft. Ständig hatte sie diese langweiligen, langen, roten Haare, die einfach nur links und rechts wie ein Vorhang da hingen.

„Mein Gott, du musst ja ein ernstes Pickelproblem haben, wenn du zwanzig Minuten vor dem Spiegel stehst.“, sagte Nika plötzlich und kam ins Bad. Sie stellte sich hinter Lily, schlang die Arme um ihre Taille und legte den Kopf auf ihre Schulter.

„Frage Nika. Seh ich okay aus?“, fragte Lily Stirn runzelnd und hielt sich die Haare mit den Händen hinten zusammen.

„Total okay. Du hast doch überhaupt keine Pickel.“, grinste sie.

„Ich mein doch nicht nur mein Gesicht, sondern mein Outfit. Mein Style. Ich bin so langweilig, das sogar Schnecken bei meinem Anblick einschlafen würden.“

„Oh, das meinst du.“, sagte Nika und ließ sie los.

„Ja, oh. Ich wusste doch, dass du genauso denkst. Ich meine, du bist cool. Du hast Stil. Deine Locken sehen einfach perfekt aus, wenn du sie stylst und du dir die Augenbrauen gezupft hast. Deine Klamotten sind einfach der Hammer, wenn wir nicht unbedingt unseren Schulumhang tragen müssen und ich… sieh mich mal an.“

„Also echt mal, Lil’.“, sagte sie. „Du bist wunderschön, wenn du nicht gerade eine Schnute machst wie jetzt.“

Lily drehte sich zu ihr um und lehnte sich ans Waschbecken. „Trotzdem muss ich meinen Stil ändern. Also. Hilfst du mir ein bisschen?“

Nika grinste. „Klar. Wenn es denn unbedingt sein. Ich meine, aus dir kann man echt was machen.“

„Chris wird nur wieder rumzicken.“

„Ach, pfeif auf Chris.“, sagte sie und winkte sofort ab. „Ich finde Chris motzt sich auch ganz schön auf, warum solltest du es dann nicht auch machen dürfen. Die bekommt jede Woche neue Ohrringe, oder Ketten, so reich sind der ihre Eltern. Und die Diva in Person ist sie sowieso. Da brauchst du dich doch nicht als Langweilerin hinzustellen.“

„Ich will aber nicht wie Chris, wie eine reiche Diva aussehen.“, sagte sie mürrisch. „Und ehrlich gesagt auch nicht wie du, mehr den Glamourlook. Ich will einfach meinen eigenen Stil.“

„Den Glamourlook verwechselst du mit Kathy. Ich hab da mehr das gemischte Tänzer-Outfit.“, lachte sie. „Immerhin bin ich Tänzerin.“

„Ja, ja.“, sagte sie abschätzend.

„Doch ist wahr.“, sagte sie. „Aber egal. Gehen wir einfach morgen nach Hogsmead und kaufen ein. Und überhaupt könntest du deine Haare nur ein bisschen stufiger schneiden.“

„Solange ich dich als Beraterin an meiner Seite habe, ist mir alles Recht und wenn es noch so viel kostet.“, sie lachte und umarmte sie dann erleichtert. Sie musste ihr Leben einfach ein wenig interessanter gestalten und das machte sie am besten mit ihrer besten Freundin.
 

„Ostflügel.“, sagte Remus und Sirius gab ihm die Skizze vom Ostflügel.

Er tippte mit dem Zauberstab darauf, murmelte etwas unverständliches, tippte dann wieder auf ein leeres Pergamentstück, das sie sich besorgt hatten und der Ostflügel erschien in einer sauberen und genauen Zeichnung in einer Ecke. Peter beobachtete die ganze Sache völlig hin und weg, Sirius setzte Remus Skizzen der Reihe nach zusammen und James saß in einem Papierhaufen von Notizen und Karten Hogsmeads. Sie saßen im Vertrauensschülerzimmer der Gryffindors und hatten den gesamten Abend für sich allein.

„Was soll das heißen, man muss sich bekreuzigen und das Vater Unser aufsagen, bevor man den Geheimtunnel betreten kann?“, fragte Sirius verwirrt, als er sich ein Blatt von James’ Notizen durchlas.

„Das heißt, …“, sagte James geduldig. „… dass der bekloppte Mönch in dem Portrait von dir verlangt, dich zu bekreuzigen und das Vater Unser aufzusagen, bevor du den Geheimgang betreten kannst.“

„Ach ne?“

„Am anderen Ende, kommst du bei der kleinen Kapelle von Hogsmead heraus, deshalb legt der Idiot Wert auf Religion.“, fügte er zufrieden stellend hinzu.

„Ein Glück, dass wir Christen sind.“, meinte Sirius belustigt.

Remus kopierte gerade die Große Halle auf das Blatt, deren Linien sich exakt genau mit denen der Wendeltreppe daneben verbanden.

Auf dem Stück Pergament, war nun das Erdgeschoss mit Gelände, Verbotenem Wald und See zu sehen. Die Karte hatte mehrere Schichten und war öfter zusammengelegt und wenn man sie einmal nach unten aufklappte, sah man die Kerker im Keller. Er klappte die Karte über dem Erdgeschoss noch einmal in einer Ecke zusammen, sodass sich eine neue Schicht bildete und begann mit dem ersten Stock.

„Das du da nicht den Überblick verlierst.“, staunte Peter.

„Ssscht, ich muss mich konzentrieren.“, er suchte nach den ersten Teil des ersten Stocks und kopierte ihn wieder mit sauberer Schreibschrift und dünnen Tintenlinien, die sich von ganz allein bildeten, sobald er mit dem Zauberstab darauf tippte.

„Was ist das für einer?“, fragte Sirius James und zeigte ihm die Notiz mit der kleinen Zeichnung.

„Der liegt im zweiten Stock. Aber den kannst du vergessen.“

„Wieso? Der führt genau zu Zonkos Scherzartikelladen.“, sagte er hoffnungsvoll.

„Nicht mehr. Die Treppen, die nach unten führen sind eingestürzt. Da kommst du nicht mehr runter.“, antwortete er und Sirius war enttäuscht. Das wäre die Gelegenheit gewesen, wenn ein Geheimtunnel sie genau zu ihrem Lieblingsladen bringen würde.

„Dafür führt einer zum Honigtopf.“, sagte James etwas aufbauend und tippte auf eine seiner Zeichnungen.

„Wann hast du das alles herausgefunden?“, fragte Peter beeindruckt.

„Ähm…“, James dachte nach. „Immer nach dem Nachsitzen. Oder wenn ich in Hogsmead auf Streife war. Ich hab euch immer gesagt, das Nachsitzen dauert länger, doch in Wahrheit bin ich danach noch mit dem Tarnumhang unterwegs gewesen. – Wenn ich dich mitgenommen hätte, wäre es nicht so einfach gewesen.“, fügte er noch hinzu, als ihn Sirius empört ansah.

Es war klar, dass er da am liebsten dabei gewesen wäre.

„Und überhaupt sind das noch lange nicht alle. Hogwarts ist riesig.“

„Ja, aber du hast bereits im Keller drei gefunden, im Erdgeschoss sieben, im ersten Stock zwei und im zweiten einen.“, sagte Sirius und hob die Blätter hoch. „Und das alles ohne mich.“

Wenn es darum ging, das Schloss unsicher zu machen, benahm sich Sirius manchmal wie ein kleines Kind, wenn er ungerecht behandelt wurde.

„Ich bin fertig.“, sagte Remus dann eine halbe Stunde später. „Pass auf, die ist noch feucht!“

James riss sie ihm sofort weg und sah sie sich an. Komplett zusammengeklappt, war die Forderseite leer, doch kaum klappte er sie in der Mitte nach rechts und links auf, erschien der oberste Stock mit dem Astronomieturm. Als er sie einige Male noch auseinanderfaltete, in verschiedene Richtungen und Weisen, konnte man deutlich jeden einzelnen langen Korridor, jede einzelne Treppe und jeden einzelnen Raum mit Ein- und Ausgängen sehen.

„Die beste Arbeit, die du jemals bewerkstelligt hast, Remus. Wenn ich Lehrer sein würde, würde ich dir dafür ein >Ohnegleichen< mit Sternchen geben.“, lobte ihn James und begutachtete Hogwarts, zusammen mit Sirius und Peter.

„Ja, aber wir sind noch lange nicht fertig.“, sagte er. „Du wolltest sie so verhexen, dass wir jede einzelne Person darauf sehen können und das ist die schwierigere Arbeit. Und überhaupt hab ich jetzt den Grundriss gezeichnet, deine und Sirius Aufgabe ist es jetzt noch die Geheimgänge einzuzeichnen. Pass auf, ich zeig’s dir.“

Die nächsten paar Minuten verbrachten sie damit in den einzelnen Lücken, an denen eigentlich die Wände waren, ihre Geheimwege und –tunnel einzuzeichnen. Es war dieselbe Schrift und dieselben Linien, obwohl James nun derjenige war der sie einzeichnete. Wieder ein genialer Zauber von Sean, der eine echte Begabung für Zauberkunst hatte. Remus hatte ihn davor noch ordentlich ausgequetscht, allerdings nichts von ihrem Plan erwähnt.

Nachdem James sicher war so ziemlich jeden Tunnel genau eingezeichnet zu haben, wandte sich Remus an die Zauberkunstbücher in denen er einige Sachen eingemerkt hatte. Er schlug die passenden Seiten auf und die vier setzten sich um die zusammengefaltete Karte herum.

„Also.“, er las sich den Zauber im Buch noch einmal genau durch. Dann atmete er durch, entspannte sich und tippte den Zauberstab auf die Karte. „Delati….“, mit einem kurzen Schwung mit dem Zauberstab kamen blaue Lichtadern heraus „Momentum.“, und verschwanden im Pergament.

„Und jetzt?“, fragte James und starrte auf das leere Blatt.

Remus klappte es auf und plötzlich waren zwischen den Gängen und Räumen jeweils Kästchen mit den Namen einzelner Personen zu sehen. Die ganze Karte war überseht mit Namen und Kästchen, die große Haufen in den einzelnen Häuser bildeten, doch sie rührten sich nicht.

Er atmete erleichtert aus. „Puh, das hat schon mal funktioniert.“

„Ich bin beeindruckt, aber ganz ehrlich, Remus, das hilft uns im Moment nicht weiter. Wahrscheinlich sind die meisten schon längst wieder einen Meter weiter als hier abgebil -“, sagte James, doch Remus hob den Finger um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Wart’s doch mal ab.“, wieder las er sich konzentriert einen Zauber durch und wandte sich an die Karte. „Persona mobila!“

Mit einem Mal machten die Namenskästchen einen kleinen Sprung an einen etwas weiter entfernten Ort und bewegten sich weiter die Korridore und Wege entlang. Und James konnte dutzende von kleinen Fußabdrücken sehen, die sich manchmal flink, aber auch manchmal langsam, oder gar nicht bewegten. Ein Paar Fußabdrücke mit dem Namenskästchen >Minerva McGonagall< machte gerade im ersten Stock ihre Runde. Man konnte genau erkennen, dass sie auf dem Weg zum Gryffindorturm war. Viele bewegten sich gar nicht und die Namen hingen nur über den einzelnen Räumen der Schlafsäle und er wusste, dass die jeweiligen Schüler schon schliefen. Am größten wurden seine Augen, als er Katzenpfoten auf dem Korridor entdeckte mit der Aufschrift >Mrs Norris<.

„Der Hammer, Remus!“, rief Sirius aus, der prompt dieselben Abdrücke gesichtet hatte. „Aber die Kästchen sind etwas geschmacklos.“

„Das kann ich.“, sagte James sofort, holte seinen Zauberstab hervor und tippte auf die Karte. Und jeder einzelne Kasten veränderte sich zu einem verzierten kleinen Fähnchen mit sauberer Schreibschrift, die sich der gesamten Karte anpasste. „Besser?“

„Genial.“, kam es von Sirius, Remus und Peter wie aus einem Mund.

Sie betrachteten die Karte und suchten jeweils ein paar Schüler für die sie sich interessierten. Vier Fußspuren verrieten ihnen, dass Lily, Nika, Chris und Kathy noch wach waren. Chris war im Gemeinschaftsraum und rührte sich nicht. James vermutete, dass sie noch ein Buch las. Kathys Fußspuren waren auf dem Weg die Treppen nach oben zu Danielles Schlafsaal und Lily und Nika befanden sich im Zimmer.

„Woher wusstest du, wie die Schlafräume der Mädchen liegen?“, fragte Sirius erstaunt.

„Peter.“, antwortete Remus nur und Peter lief rot an.

„Was?“, fragte er immer noch irritiert.

„Na ja.“, sagte er grinsend. „Peter hat für mich die Schlafsäle ausgekundschaftet. Genau wie die Gemeinschaftsräume der Hufflepuffs.“

„Wie bitte?“, sagte James fassungslos.

„Ravenclaw und Slytherin fehlen noch, siehst du?“, er deutete auf die leeren Ecken der Karte, wo sich jedoch ebenfalls Fußabdrücke befanden. „Aber die erledigt er ein andermal.“

„Das nutzt du jetzt aus, oder?“, sagte Peter mürrisch. „Weißt du, was ich als Ratte alles einstecken musste. Die Mädchen haben mir fast das Trommelfeld platzen lassen und gemeingefährliche Gegenstände nach mir geworfen. Mundungus Fletcher ist mir sogar auf den Schwanz getreten.“

James Augen blitzen und er grinste. „Wurmschwanz, endlich erweist du dich mal als nützlich.“

„Nenn mich nicht Wurmschwanz!“

„Wieso nicht?“, fragte Sirius grinsend. „Ist ja nicht so gemeint, wie du denkst.“

„Ach halt die Klappe, du blöder Köter.“, murmelte er zornig.

„Hey, wie redest du mit mir?“, Sirius ging auf ihn los und Peter fing zu schreien an und wollte wegrennen, doch er lief ihm hinterher, erwischte ihn und die beiden flogen mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Boden.

„Wir müssen irgendwas finden, damit sie keiner klauen kann.“, sagte Remus zu James und beachtete die anderen beiden gar nicht, die sich jetzt einen heftigen Kampf ablieferten, bei dem Sirius glasklar überlegen war.

„Können wir sie nicht einfach so verzaubern, sodass sie keiner lesen kann?“

„Geh von mir runter!“, rief Peter schweren Atems, als sich Sirius lässig auf ihn draufgesetzt hatte.

„Ich hatte gehofft, dass du das sagst, pass auf.“, Remus lächelte und setzte sich in eine aufrechte Position. „Es gibt da einen Zauber, der die ganze Karte auf einen bestimmten Satz löscht und wieder hervorholt.“

„Und wie lautet dieser Satz?“, fragte er interessiert unter dem schweren Keuchen von Peter, der versuchte Sirius von seinem Rücken runter zu schmeißen.

„Das ist es ja gerade. Den Spruch können wir uns ausdenken. Einer der sie hervorzaubert und einer der sie löscht. So glaubt jeder, der sie sieht, es sei nur ein einfaches Stück Pergament, sobald man sie löscht. Der Zauber ist im Prinzip ganz einfach. Sean hat ihn immer bei Spickzetteln angewandt. Notizblatt hervorgeholt, Notizblatt gelöscht. Ist ganz einfach.“

„Irre.“

„Ich würd mir meine Energie sparen, Wurmschwanz, du kommst hier nicht raus.“, sagte Sirius lässig und Peter streckte die Arme keuchend aus.

„Geh runter!“

„Aber nur weil du es bist.“, er stand auf und setzte sich auf die Couch neben dem Kamin.

„Also.“, sagte Remus jetzt entschlossen, während Peter sich aufraffte. „Ich schlage vor, wir nehmen einen komplizierten Satz zum hervorzaubern und einen kurzen, einfachen zum löschen. Damit kommt keiner so schnell auf die Lösung. Vielleicht sollten wir der Karte einen Namen geben. Hogwartskarte, oder so.“

„Der Magische Tunichtgut GmbH präsentiert die neueste Erfindung, seit es Schokofrösche gibt.“, sagte Sirius präsentvoll.

„Tunichtgut GmbH?“, Remus sah ihn schräg an.

„Ach, so haben Sirius und ich unsern Betrieb genannt. Tunichtgut Gesellschaft mit beschränkter Haftung“, sagte James gelassen. „Unsere ganzen Erfindungen, du weißt schon Feuerspiralen, Blaumorphe…, was halt Rumtreiber so alles einkassieren.“

„Ja.“, er nickte typisch, bis ihm ein Licht aufging. „Rumtreiber. Das ist gar nicht mal so schlecht. Wir sind doch Rumtreiber. Zuminderst was Vollmond angeht. Du und Sirius seit immer welche, aber was soll’s.“

„Die Rumtreiberkarte.“, sagte James.

„Drück es ein bisschen gewählter aus.“

Er machte eine königliche Miene. „Das graziöse Meisterwerk, die Karte der Umhertreiber.“

„Einzahl.“, grinste Remus. „Die Karte des Rumtreibers.“

„Der Magische Tunichtgut GmbH präsentiert stolz die Karte des Rumtreibers.“, sagte James wieder.

„Das ist gut!“

„Hey, lass es für andere schon verständlicher machen, wer sie erfunden hat.“, mischte sich Sirius ein.

„Du kannst uns doch nicht verraten, wenn sie jemand ließt.“, sagte James.

„Müssen wir ja nicht. Wir können ja versteckte Spitznamen nehmen.“, meinte Remus.

„Wurmschwanz.“, Sirius deutete auf Peter. „Der Name ist genial, den kann er behalten.“

Peter warf ihm einen stechenden Blick zu, doch Remus redete dagegen. „Nein, Peter, das ist gar nicht mal so schlecht. Wir könnten uns locker Spitznamen ausdenken, die vielleicht, wenn es schon Wurmschwanz heißt, unsere Tierform beschreiben.“

„Ich heiß aber nicht Flohfutter.“, sagte Sirius sofort.

Sie lachten.

„Okay, jeder denkt sich mal einen aus.“, sagte Remus und James deutete mit dem Finger auf ihn

„Hast du einen?“

„Ja für dich, wär mir einer eingefallen.“

„Schieß los.“

„Moony.“, sagte James geheimnisvoll, um es noch besser rüberkommen zu lassen.

„Hey, der gefällt mir.“, stimmte Sirius zu und Remus gab zu, das ihm keine besserer eingefallen wäre.

„Moony, für den wunderbaren Mond, der dir dein Leben so schwer macht.“

„Okay Chef, denk dir einen für dich aus.“, sagte er.

„Ich bin der King.“, sagte er sofort. „Ich hab die Krone auf.“

„Die Zahnstocher, die du Geweih nennst?“, fragte Sirius und James schmiss ihm hart ein Kissen gegen den Kopf.

„Vergiss den King, Krone passt gut.“, sagte Remus und schrieb ein paar Stichpunkte auf.

„Krone?“, wiederholte James zögernd. „Das klingt so materiell.“

„Ich find ihn cool.“, sagte Peter.

„Okay und Sirius.“

„Wuschel.“, sagte James sofort.

„Puschel.“, sagte Peter.

„Kuschel.“

„Hund.“, James, Remus und Peter lachten laut, während Sirius sie typisch ansah.

„Wuffi.“

„Schnuffel.“

„Tatzi Schatzi“

„Schnauze ihr zwei!“, sagte er mürrisch, während Remus sich fast kranklachte.

„Okay, ich mach’s ernster.“, sagte James. „Wackeldackel.“

Nun ging Sirius auf James los und legte sich mit ihm an, der eindeutig bessere Chancen als Peter hatte.

Und durch den Kampf, tauchte plötzlich ein kleiner Lichtstrahl auf, der Sirius verfehlte und Peter im Gesicht traf. Er zuckte kurz zusammen und als er die Hände wegnahm, wuchs ihm ein weißer Schnurbart, der nicht aufhörte zu wachsen.

„Hoppla.“, sagte James nur und als Remus das sah, kamen ihm schon Lachtränen.

Sirius sah James jedoch ernst und leicht verwirrt an. „Sag mal, wolltest du mir gerade mit dem Zauberstab drohen?“

„Wer? Ich?“, James setzte ein Unschuldmiene wie ein kleines Kind auf.

„Heey!“, Peter fuchtelte panisch umher und musste mit Qualen zusehen, wie sein Bart wuchs. „Was soll das?! Mach ihn weg!“

„Kann ich nicht.“, sagte er locker und prustete dann los, genau wie Sirius.

„Wieso nicht?!“

„Ich weiß nicht mehr wie’s geht.“

„Mein Gott, James.“, Remus bekam gar keine Luft mehr und wischte sich die Lachtränen aus den Augen.

„Okay. Weißt du was Peter. Ich bring dich zu Pomfrey.“, sagte Sirius gnädig und begab sich zur Tür, doch Peter rührte sich nicht „Oder willst du ihn lieber die ganze Nacht wachsen lassen? James ihr erledigt das mit der Karte.“

„Alles klar.“

Als er die Tür öffnete, entschied sich Peter doch mitzugehen und verließ die beiden.

„Okay. Wieder ernst, Remus.“, sagte James, doch der lag immer noch mit dem Rücken auf den Boden und lachte sich kaputt.
 

„Ich schöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin.“

Auf dem leeren Blatt Pergament erschien eine saubere Schreibschrift mit den Worten:
 

DIE HOCHWOHLGEBORENEN HERREN MOONY,

WURMSCHWANZ, TATZE UND KRONE

HILFSMITTEL FÜR DEN MAGISCHEN TUNICHTGUT GMBH

PRÄSENTIEREN STOLZ

DIE KARTE DES RUMTREIBERS

Quidditchsaison

"Mach das sofort wieder rückgängig!“, schimpfte Chris völlig genervt.

Sylvester war atemberaubend schön gewesen, fand Lily und leider musste sie zugeben, dass die Jungs mit ihrem Feuerwerk dafür gesorgt hatten. Es kam ihr vor, als wäre es erst gestern gewesen, doch es ist bereits schon eineinhalb Monate her. Das erste Quidditchspiel war in weniger als einer Woche und das Team war hart am trainieren. Lily freute sich schon darauf, dass der Schnee bereits schmolz und es bald Frühling wurde. Das wurde nach so einem kalten Winter auch Zeit.

„Geht gar nicht.“, sagte sie fest.

„Außerdem seh ich überhaupt keinen Grund warum sie es rückgängig machen soll.“, sagte Nika cool und lehnte sich an den Tisch in Professor Flitwicks Klassenzimmer. In weniger als fünf Minuten hatten sie Zauberkunst.

„Keinen Grund? Ich sag dir tausend Gründe.“, rief Chris wütend, doch Lily warnte sie, sie sollte ihre Stimme senken und nicht vor der ganzen Klasse rumbrüllen. „Seit sie ihr Aussehen geändert hat, macht sie nur noch eine auf cool. Letztens hast du wieder Michael Serkins die Haare grün gefärbt und Jason ist kaum noch in deiner Nähe, seit du mit Tracy Filler angefangen hast rumzuflirten. Ständig gehst du Potter und Black auf die Nerven, um vor der Schule zu beweisen, dass du die Stärkste bist und die beliebtesten Jungs der Schule fertig machen kannst. Du hast im letzten Test ein >Mies< bekommen, Lily!“

„Ein >M<. Du Streber, du hast mir gesagt, du hättest ein >S<.“, sagte Nika empört und Lily lachte. Sie war nun äußerst zufrieden mit sich. Ihre Haare waren jetzt stufiger geschnitten und sahen nicht mehr so langweilig aus wie davor, sondern hatten sogar richtigen Glanz und sie konnte sie endliche einmal offen tragen. Nika hatte ihr die Augenbrauen gezupft und sie hatte ihre Lieblingsohrringe von ihren Eltern drinnen, die sie davor niemals in der Öffentlichkeit getragen hätte, weil sie so hübsch waren und zu ihrem langweiligen Aussehen nicht dazugepasst hatten. Jetzt allerdings, war sie diejenige, die hübsch war und Nika selbst war völlig hin und weg von ihr, als sie endlich einmal erkannte, wie schön Lily eigentlich war. Chris allerdings hatte das gar nicht gefallen.

„Ich erkenne dich überhaupt nicht wieder. Was ist nur los mit dir?“

„Ich sag, dir was los ist.“, sagte Lily ernst. „Ich habe es satt, ständig das unschuldige kleine Muggelkind zu sein. Das ist nicht mein Stil. Zuminderst nicht mehr. Ich bin fünfzehn, Chris, die wunderbaren, kindlichen Zeiten sind vorbei und was Jason angeht, war es seine Entscheidung, sich von mir fern zu halten. Er lässt mich einfach stehen und redet nicht mehr mit mir. Tracy Filler dagegen hat sehr hohes Interesse an mir und behandelt mich nicht wie irgendein Hilfsmittel zum Lernen.“

„Oh Lily, nur weil du es satt hast, von den Jungs als Streberin, oder Langweilerin hingestellt zu werden, brauchst du doch nicht mit Absicht, schlechte Noten zu schreiben, oder deinen Charakter, oder dein Aussehen zu ändern.“

„Mal ehrlich Chris.“, sagte Nika. „Findest du nicht, dass sie jetzt um einiges besser aussieht? Ich finde sie so total hübsch und kein Mensch hier im Raum bestreitet das. Du selbst fühlst dich doch auch wohler, wenn du dich besser pflegst und dich schminkst.“

„Ja natürlich.“, sagte sie verständlich. „Aber das heißt noch lange nicht, dass sie sich ihre ZAGs versauen muss.“

„Ich versaue mir meine ZAGs nicht.“, entgegnete Lily. „Ja, ich gebe zu, dass der letzte Test ziemlich schief gelaufen ist, aber ich war zu deprimiert zum lernen. Jason hatte so offen meine Verabredung zurückgewiesen, dass ich keine Lust mehr darauf habe mit ihm überhaupt noch etwas zu unternehmen und weißt du was?“, sie ließ sich auf ihre Stuhl fallen. „Ich mache gleich nach der Stunde Schluss mit ihm.“

„So ist es Recht, Lil’“, stimmte Nika ihr ehrfürchtig zu. „Du hast was Besseres verdient, als diesen Whitey.“

„Guten Morgen, Klasse!“

Die drei drehten sich um und brauchten erst eine Weile, bis sie begriffen, dass der spitze Hut, der durch die Bankreihen wanderte Professor Flitwick war. Erst als er vorne an seinem Schreibtisch ankam, sah man ihn ganz. Er war so klein, wie ein Fünfjähriger.

Sie setzten sich auf ihre Plätze, begrüßten ihn durcheinander und Flitwick kletterte auf seinen Stuhl, der durch einen Stapel Bücher höher gestellt wurde, damit er die Klasse im Überblick hatte.

Als Tracy sich setzte und Lily die Beine übereinander schlug, warf er ihr ein Lächeln zu, das sie nur erwiderte.

„Hast du schon Evans gesehen?“, fragte Sirius James, der mit ihm in der zweiten Reihe saß, um sich hinter Gina zu setzten.

„Nein.“, antwortete er langsam und behielt ihren Hinterkopf im Visier. „Heute noch nicht. Aber gestern, vorgestern, vorvorgestern und so weiter. Seit einem Monat ist sie die Traumfrau schlechthin.“, er schnipste ein Papierknäuel in Ginas Haare, die sich daraufhin sofort mürrisch zu ihm umdrehte.

„Was?“, fauchte sie.

„Bist du noch mit Sean zusammen?“, fragte er locker.

„Ja.“

„Und wie läuft’s?“

„Sehr gut, danke der Nachfrage.“, entgegnete sie bissig und drehte sich wieder nach vorne, wobei sie arrogant ihre Haare in den Nacken warf.

„Zicke.“, murmelte er und steckte eine klare Warnung von Sean ein, als er seinen Blick traf.

„Was soll das? Du weißt doch, dass die zwei noch zusammen sind.“, sagte Sirius.

„Ja, aber ich hab da so was von Kathy gehört.“, sagte er. „Die soll angeblich mit nem anderen was laufen haben.“

„Ach quatsch.“, sagte er wegwerfend. „Ihr zwei sucht nur immer Gründe um sie auseinander zu bekommen. Sieh’s ein James, Kathy steht immer noch auf Sean und braucht dich als Komplizen.“

„Dann bekommt sie mich eben als Komplizen. Sean ist unser bester Freund, und ehrlich gesagt, lieber Kathy als Gina.“

„Fairplay. Such ihm ne ganz andere. Dann braucht sich keiner mehr aufzuregen.“

„Vergiss es. Er braucht überhaupt keine. Im Moment hat er echt andere Probleme.“

„Wie das Quidditchspiel zum Beispiel?“

„Ganz genau.“

„Mr Potter und Mr Black, könnten Sie bitte das Schwätzen einstellen?“, quiekte Professor Flitwick aufgebracht und James nickte locker.

„Schön. Die ZAGs stehen nämlich bevor.“

Im Raum ging ein genervtes Stöhnen herum.

„Und deshalb. Schreiben wir jetzt einen kleinen Test.“

„Was?!“, schrie Nika mit hoher Stimme.

„Also alle Unterlagen weg.“, befahl er und völlig genervt steckten sie ihre Bücher wieder ein.

„Keine Panik, Nika, das ist das was ich gestern noch mit dir geübt habe. Denk dran, hoch und Schwung.“, beruhigte sie Lily und Nika seufzte etwas erleichtert.
 

„Ein >Ohnegleichen<, na das ist doch mal was.“, sagte James, stolz auf sich.

„Klar, du kannst auch von Glück reden, dass ich dir gestern noch gesagt habe, mach deine Hausaufgaben.“, sagte Remus, dem es nicht schlechter gegangen war.

Der einzige der nur mit einem >Annehmbar< davongekommen war, war Peter. Deprimiert schleifte er ihnen hinterher auf den Weg zu Dunkle Künste. Doch kaum waren sie an der Tür angekommen, beschleunigte James seine Schritte und ging alleine auf Lily zu, die am Eingang stand.

Remus verdrehte nur die Augen und ging mit Peter zu einem Tisch, während Sirius jemand anderen gesichtet hatte.
 

„Wie kommt’s, dass ich meinen Blick nicht mehr von dir abwenden kann?“, fragte James Lily.

Sie sah ihn lässig an. „Weiß nicht. Vielleicht weil deine Brille schief ist?“

Er setzte sich neben sie auf den Tisch. „Weißt du, ich finde, du könntest dir ruhig mal einen kleinen Schubs geben und mit mir was unternehmen.“

„Findest du? Finde ich ehrlich gesagt nicht. Weil ich nämlich verabredet bin. Diesen Sonntag.“

„Mit wem? Soviel ich gehört hab, hast du mit Whitey Schluss gemacht.“

Sie lachte. „Als ob ich dir das sagen würde.“

„Ich krieg’s sowieso raus.“, sagte er locker als ihn Nika vom Tisch schubste.

„Mach dich hier nicht so breit, ich brauch Platz.“, sagte sie.

„Mann, Blake, reg dich ab.“

„Mann, Potter, verzieh dich endlich.“, maulte sie nach.
 

„Wieso bist du eigentlich nicht im Team?“, fragte Roxanne Sirius, als er neben ihr stand und den Arm um sie legte.

„Wieso sollte ich?“

„Ich hab dich beim Testspiel gesehen und du warst gar nicht schlecht. Am Ende hast du allerdings ziemlich daneben gehauen.“

„Ich hab keine Lust auf Quidditch. Zu viel Stress. Aber… nach unserem Sieg, hättest du da Lust, das mit mir zu feiern?“

„Du bist ja ziemlich siegessicher, was?“, grinste sie und stellte sich nah vor ihn.

„Ja.“, grinste er zurück. „In beiden Fällen sogar.“

„Was ist der zweite Fall?“

„Dass ich dich dazu überreden kann den Samstagabend mit mir in Hogsmead zu verbringen.“

Sie lachte typisch und sah ihm dann in die Augen. „Okay. Wette gilt. Wenn Gryffindor am Samstag gewinnt, geh ich danach mit dir aus.“

„Oh komm schon, Roxy. Drei Dates und du bist immer noch nicht überzeugt von mir?“, sagte er fassungslos und lachte.

„Ich bin ziemlich misstrauisch, was Jungs wie dich angeht.“

„Die Küsse haben dich wohl auch nicht überzeugt, was?“, fragte er und ging ihr näher.

„Du kannst es ja noch mal versuchen.“, flüsterte sie, doch bevor er sie küssen konnte, kam Professor Stricrude ins Klassenzimmer, stellte sich vorne hin und grinste sie an.

Alle saßen noch so da wie vorher und schwiegen.

Er klatschte in die Hände. „So, wer hat Lust einen Test zu schreiben?“

Wieder stöhnten sie, doch James hob künstlich die Hand und sagte. „Ich! Oh bitte ich!“, während Lily heimlich neben ihm lachen musste.

„Wirklich witzig Potter.“, lachte er. „Keine Panik, ich schreibe keinen Test. Ich habe von Professor Flitwick eben gehört wie der Test ausgefallen ist. Reife Leistung Leute. Ich glaube damit erhöht sich die Chance der Bestehenden auf 45 %.“

„Neiin, im Ernst?!“, sagte James völlig von den Socken und Lily hatte das Gefühl, dass er gerade gut drauf war. „Wie außergewöhnlich. Vor einer Woche waren es nur 20 %.“

„Ja, ja, Potter und Sie gehören sicherlich nicht dazu.“, sagte Stricrude fies und wanderte vorne hin und her.

Die letzten Monate hatte Professor Stricrude mit ihm öfter alleine Gespräche geführt. Sie hatten sich gut unterhalten und über den Job als Auror geredet. Er hatte auch die Sache mit den Strafarbeiten erwähnt, es jedoch ziemlich witzig rübergebracht und mit James darüber gelacht. Er wurde ihm immer sympathischer und langsam glaubte James, er habe gute Karten bei den ZAGs, denn Stricrude hatte ihm einige Tricks nebenbei verraten.

„Heute ist wieder die praktische Stunde angesagt, ich weiß. Deshalb habe ich auch dafür gesorgt, dass ich die heutige Stunde so intensiv wie möglich rüberbringe.“, er blieb an seinem Tisch stehen und lehnte sich dagegen. Seine Miene wurde ernst. „Es wird langsam Zeit, dass ihr euch darauf vorbereitet, was draußen in der Welt geschieht. Wie ihr wisst, leben wir in einem Krieg und nur wenige kommen gegen ihn an.“, er sah sie alles der Reihe nach an. „Ich möchte,… dass ihr da so gut vorbereitet wie möglich hinaustretet. Außerhalb von Hogwarts ist keiner mehr vor ihm sicher. Ich weiß, dass es einige von euch gibt, die mutig genug sind um zu entscheiden, selbst wenn es noch so gefährlich ist, Auror zu werden.“, er warf James einen Blick zu. „Aber ich will euch sagen, dass dieser Job nicht zu unterschätzen ist und nur wenige bestehen die Prüfungen dafür. Mann braucht dazu fünf UTZe, Glanzleistungen in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Verwandlung, Zauberkunst und auch Zaubertränke. Aber ich bin nicht hier um euch über eine Berufsmöglichkeit aufzuklären.“, er ging zu seinem Schreibtisch und stellte sich dahinter. „Schon mal was von den Drei unverzeihlichen Flüchen gehört? Sicherlich.“, er sah sie an und bemerkte, dass einigen etwas unwohl zu mute wurde. Lily warf einen Blick James zu, der so ernst wie nie aussah. „Ich kenne da jemanden aus dem Ministerium, der sie liebend gerne vorführen würde. Allerdings bin ich dagegen. Schon erst Recht was Tierversuche anbelangt. Zuminderst bei zwei von ihnen. Einen allerdings könnte ich testen.“, er sah auf. „Kann mir jemand die drei Flüche nennen?“

Sirius, James und Remus waren diejenigen deren Hand am schnellsten oben waren. Zögernd tat es ihnen Peter nach und selbst Chris hob die Hand. Es waren wenige, aber doch einige und Lily schämte sich etwas dafür, in der Zaubererwelt nicht auf den neuesten Stand zu sein. Es gab zwischen Muggelgeborenen und Halbblütern eben doch noch diverse Unterschiede.

„Black. Nenn mir einen.“, sagte er.

„Den Cruciatus-Fluch.“, antwortete Sirius und einige Hände gingen nach unten.

„Ganz genau. Der Folterfluch. Monaghan?“, er wandte sich an Jane, ein blasses, kränklich aussehendes, blondes Mädchen, dass dennoch sehr hübsch war und die beste Freundin von Leila, wie James seit neuesten wusste.

„Den Imperius-Fluch.“, sagte sie ziemlich gelassen.

„Richtig.“, er nickte und so ziemlich alles Hände gingen nach unten. „Was ist los? Traut ihr euch nicht ihn zu erwähnen, oder kennt ihr ihn nicht?“

Es war ziemlich still im Raum geworden und keiner meldete sich.

„Wer sagt mir den dritten Fluch. Ryan?“, er sah Gina an, die jedoch nur die Augenbrauen hochzog.

„Ich weiß ihn nicht.“, sagte sie ziemlich wahrheitsgemäß.

„Filler?“, Tracy schüttelte ebenfalls den Kopf.

Professor Stricrude ging durch den Raum und blieb vor Nika stehen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie ihn kennen, Mrs Blake.“, sagte er leise und betonte ihren Nachnamen auf seltsame Weise.

Lily sah Nika an und den Ausdruck in ihrem Gesicht hatte sie noch nie gesehen. Sie stand völlig starr da und sah Stricrude mit einer komischen Art von Angst und Ernst an.

Sie öffnete den Mund, sah kurz auf den Boden und seufzte dann. „Avada Kedavra.“, antwortete sie schließlich ziemlich tonlos.

„Ich möchte nach der Stunde kurz mit Ihnen reden.“, sagte er zu ihr und wandte sich dann wieder der Klasse zu. Lily sah, dass Nika leicht zitterte.

„Der Avada Kedavra. Der tödliche Fluch. Noch keiner hat ihn überlebt. Kein einziger Zauberer, keine einzige Hexe und erst Recht kein Muggel.“

„Und eine Squib?“, fragte Sirius leicht grinsend.

„Auch keine Squib, Mr Black.“, antwortete er gelassen und lächelte ebenfalls leicht.

James warf ebenfalls einen kurzen Blick auf Nika, die sich jetzt auf ihren Stuhl setzte. Sie war in kurzer Zeit ziemlich blass geworden und ihm schwante, dass sie vielleicht irgendwelche schlechten Erfahrungen mit diesem Fluch gemacht hatte. Dabei wusste er aber, dass sie noch beide Elternteile und den Großteil ihrer Verwandtschaft hatte.
 

„Roxy!“, rief Kathy durch den Korridor und holte sie dann ein, wobei ihr beinahe die Tasche heruntergefallen wäre.

„Was ist?“, fragte sie und band sich ihre langen Haare zusammen. Heute hatte sie mal wieder glatte Haare, fiel ihr auf.

„Hat Gina zufällig mal was erwähnt in Sachen Jungs?“, fragte sie sofort.

„In wie fern?“, fragte sie lässig und wusste schon genau auf was das hinauslief. Gemeinsam gingen sie aufs Hogwartsgelände.

„Na ja. Ich hab da von unseren Slytherinladys was gehört.“

Roxanne lachte. „Slytherinladys? Darf ich fragen, wen von diesen Zicken man als Lady bezeichnen kann?“

„Das war ironisch gemeint.“, leierte sie. „Riccy Wane und Caya Smith. Macht’s klick in der Birne? Also zuminderst haben die angedeutet, dass Gina theoretisch fremdgehen könnte. Praktisch gesehen, liegt das bei dir. Du bist ihre Zimmergenossin und bestimmt eine noch gute Freundin von ihr. Also… hast du da zufällig ein paar Informationen für mich… eventuell… möglicherweise?“, sie sah sie bohrend an, während sie Richtung See gingen.

„Also um ehrlich zu sein, war ich in Sachen Beziehungen und Verschwörungen schon immer auf deiner Seite und Gina wäre die letzte zu der ich helfen würde, also… nein, ich bin nicht mehr mit ihr befreundet, aber…“, sie blieb stehen. „… kennst du zufällig Daniel Curtis?“

Kathy schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Okay egal. Der ist aus Hufflepuff. Ein ziemlicher Hohlkopf ums genau zu sagen. Tja – Ich hab ihn letztens dabei erwischt, wie er Gina geküsst hat. Ich musste ihr natürlich versprechen absolutes Stillschweigen zu bewahren, aber ich meine, eventuell… möglicherweise.“, sie grinste Kathy an.

Sie grinste ebenfalls. „Also ist es wahr, was unsere Slytherinladys gesagt haben.“

„Ja es ist wahr, aber bitte hör auf sie Ladys zu nennen. Erst letztens haben die mir meinen Trank in Zaubertränke versaut.“

„Oh, arme Roxy.“, sagte sie mitleidig.

Sie seufzte. „Tja. Ich muss zu Mel.“

„Alles klar. Sag Sirius ’nen schönen Gruß von mir.“

Sie sah sie schräg und leicht ertappt an. „Wieso?“

„Tu nicht so. Ich weiß genau, dass zwischen euch was läuft. Mann sieht sich.“, sie ging zum Ufer, wo Danielle schon auf sie wartete.
 

Lily stieg die Treppen zu den Schlafsälen hoch und öffnete die Tür von ihrem. Sie hatte geglaubt es wäre keiner hier, weil sie niemanden sah und wollte nur kurz ihre Jacke holen. Doch kaum war sie an ihrem Bett angekommen, sah sie Nikas Haarschopf hinter ihrem, die auf dem Boden saß.

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…6 Jahre früher…
 

Es war ruhig im Zimmer. Jeffrey und Will saßen sich gegenüber und schwiegen in sich hinein. Während Will ab und zu einen unsicheren Blick auf Jeffrey war, der vollkommen abwesend war, öffnete er immer wieder den Mund um etwas zu sagen, doch er brachte keinen Mucks heraus. Jeffreys Vater hatte Kathy unter ihre Fittiche genommen und sie hatten die Wohnung für sich. Zwei Stunden hatten sie die Auroren noch an Ort und Stelle in Cambridge festgehalten um sie zu befragen, sich aufzudrängen, sie dazu zu zwingen, sich von Ärzten behandeln zu lassen und die ganze Zeit hatte er geschwiegen. Jeffrey hatte die ganze Zeit nur geschwiegen. Seit vier Stunden still in sich hinein gezogen. Nich einmal sein Vater konnte ihn zum reden bringen und als Kathy nich aufgehört hatte zu weinen, wurde es ihm zu viel und er hatte nur gesagt, er solle bitte mit ihr verschwinden. Zögernd hatte er ihn dann schließlich zusammen mit Will in der Wohnung auf der Wohnzimmercouch zurückgelassen.

Will sah ihn wieder an. Irgendwann musste dieses Schweigen ein Ende haben. Es war einfach zu viel für ihn. Einfach zu viel für einen fast 16jährigen Jungen.

„Jeff...“, fing er an, doch er rührte sich nicht.

Er saß einfach nur da. Die Beine an sich gezogen und die Arme um die Knie gelegt und starrte ins Leere.

„Bitte... lass uns darüber reden, okay?“

Immer noch keine Reaktion.

„Du kannst nich ewig so dasitzen und nichts tun. Es ist nun mal passiert.“, sagte er und mit jedem Wort wurde seine Stimme schwerer und er war den Tränen wieder nah. „Wir können es nicht ändern, okay? Wir können gar nichts mehr tun. Es ist vorbei...“

„Ja genau.“, sagte Jeffrey jetzt fast tonlos, sah aber nicht auf. „Es is vorbei.“

Er schwieg und sah Jeffrey nur an.

„Kannst du dir das überhaupt vorstellen?“, fragte er mit kompletter Verzweiflung in der Stimme. „Ein Leben ohne sie... ohne Ilana. Das geht doch gar nicht.“

Will atmete tief durch umklammerte immer noch das Kissen und warf einen Blick durch den Raum. In den paar Sekunden wo wieder Ruhe eingetreten war, liefen Jeffrey Tränen übers Gesicht. Dann legte er den Kopf auf seine Knie und vergrub das Gesicht in den Armen.

„Das geht nicht.“

Seine Stimme war gedämpft, aber Will merkte, dass er richtig heulte.

„Was is’n dann mit Hogwarts?“, fragte er. „Was is’n mit den Stunden wo sie neben mir saß? Wo sie mit uns zusammen war und ständig geredet und gelacht hat? Sie war so -“, er stockte und sah auf, aber nicht zu Will. Sein Gesicht war tränenverschmiert. „Ich kann sie nicht vergessen! ... Ich will nicht, dass sie aus meinem Leben verschwindet!“

„Jeff...“

„Das ist doch scheiße! So verdammt scheiße! Sie hat das nicht verdient, okay? Sie hat nichts verbrochen! Sie hat es verdammt noch mal verdient zu leben!“, er war nun richtig sauer und verzweifelt. „Vor vier Stunden waren wir mit ihr noch in der Stadt! Beim Einkaufen, beim Eisessen, bei ganz alltäglichen Dingen und von einem Schlag auf den andern, ist sie tot! Das ist nicht fair! Nur weil ich nicht bei ihr war und ihr geholfen hab! Weil ich diese verfluchten paar Minuten nicht bei ihr war!“

„Das war nicht deine Schuld...“

„DOCH WAR ES!“, rief er wütend auf sich selbst. „Es war meine Schuld! Ich hätte bei ihr bleiben sollen! Ich hätte sie nicht zusammen mit Nika wegschicken sollen, sondern hätte nur auf sie aufpassen müssen!“

„Verdammt, du wolltest sie in Sicherheit haben, deswegen hast du gesagt sie soll abhauen! Wer hätte den wissen sollen, dass um die nächste Ecke schon Todesser lauern?“, schimpfte Will.

„ICH!“, er stand auf und wollte irgendetwas kaputt machen.

„Jetzt hör doch auf, Jeff! Du weißt genau, dass das nicht wahr ist! Die Todesser sind die einzigen, die an allem Schuld sind! Sie sind die Mörder, nicht du!“

„Ich könnte sie -“, er biss die Zähne zusammen und ging hektisch hin und her, bis er vor einem Schrank stehen blieb und plötzlich alles was darauf stand mit einem Schlag herunter schmiss. Die Blumenvasen, Schalen und Glasfiguren zersprangen in unzählige Stücke und verteilten sich auf dem Boden.

Will war zusammengezuckt und hielt sich nun die Hände gegen die Stirn, während er die Arme mit den Ellenbogen auf die Beine stützte.

„Ich werd sie umbringen.“, fauchte er nun. „Ich werde sie alle umbringen.“

„Dann bist du nicht besser, als sie selbst.“

„Das ist mir egal!“

„Jeffrey!!“

„ICH KANN NICHT OHNE SIE LEBEN!“, schrie er.

„Sag mal glaubst du, du wärst der einzige, dem sie fehlt?!“, Will stand wütend auf. „Nein bist du garantiert nicht! Mir fehlt sie genauso! In jeder einzelnen Sekunde die ich lebe und sie nicht! Was glaubst du, wie’s ihren Eltern geht? Wie’s Nika geht? Sie hat ihre große Schwester verloren! Sie hat mit angesehen, wie sie umgebracht wurde, was glaubst du wie sie in Zukunft damit leben wird?“

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„Nika?“, sie lehnte sich fragend übers Bett, um zu ihr zu sehen. Erschrocken sprang Nika auf und schob etwas unter ihr Bett.

„Lily? Was… machst du hier?“, sie sah sie an, was eindeutig ein Fehler gewesen war, denn ihr Gesicht war Tränen verschmiert. Schnell wischte sie sich das Wasser aus den Augen.

„Wieso hast du geweint?“, fragte Lily besorgt.

„Ach, vergiss es. Nicht so wichtig.“, sagte sie schnell und klang so normal wie möglich. „Ich hab mich nur ’n bisschen aufgeregt.“

„Nicht wegen Verteidigung gegen die Dunklen Künste, oder?“

Sie antwortete nicht und seufzte.

„Was wollte Stricrude denn noch mit dir besprechen?“, fragte sie neugierig und ließ nicht locker. Ihre beste Freundin hatte geweint. Und das tat sie insgeheim hundertprozentig öfter, seit sie auf Hogwarts war. „Willst du mir nicht endlich mal sagen, was mit dir los ist? Es ist ständig irgendetwas was dich fertig macht und du willst es mir einfach nicht sagen. Wie soll ich dir denn helfen, wenn du es mir seit fünf Jahren verheimlichst?“

„Das ist meine Sache, okay?“, entgegnete sie mürrisch. „Ganz allein meine und wenn ich nicht darüber reden will, kannst du mich nicht dazu zwingen.“

„Hat das irgendetwas mit dem Avada Kedavra zu tun? Wurde irgendjemand von deinem Freundes- oder Familienkreis umgebracht? Sag es mir endlich Nika, damit ich dir helfen kann.“

„Du kannst mir aber nicht helfen okay?!“, rief sie nun zornig. „Ich habe dir gerade eben schon gesagt es ist meine Sache! Und ich will nicht darüber reden! Es geht dich sowieso nichts an! Das geht nur mich, meiner Familie und vielleicht Kathy etwas an, sonst niemanden!“

„Kathy?“, Lily sah sie verwirrt an.

„Vergiss es, okay? Lass mich einfach nur in Ruhe.“, sie wandte ihr den Rücken zu, verschränkte die Arme und setzte sich auf ihr Bett.

Lily sah sie mitleidig an und sagte nichts mehr.
 

Kurz danach beschloss sie der Sache ein wenig auf den Grund zu gehen. Wenn es wirklich Kathy etwas anging, musste sie es ja wissen, was mit Nika los war. Sie konnte sich das zwar kaum vorstellen, doch wenn sie es sagte. Doch Lily bekam nur die Antwort die sie eigentlich erwartet hatte, als sie Kathy draußen am See auflauerte.

„Ich habe keine Ahnung.“, sagte Kathy entschlossen.

„Aber Nika hat geheult und gesagt, dass die Sache nur sie, ihren Eltern und dich etwas angehen könnte.“, erklärte sie.

Sie lachte ungläubig. „Woher sollte ich bitte wissen, was mit ihr los ist? Ich kenne sie ja kaum und ihre Eltern schon gar nicht.“

„Sicher?“

„Sicher.“

„Aber Nika hat schon damals als wir uns kennen gelernt hatten, gesagt, dass sie dich kennt.“, drängte sie.

„Na und? Ich sie aber nicht. Vielleicht hat sie mich irgendwo einmal gesehen. Jedenfalls weiß ich absolut nichts von ihr und ich könnte mir auch nichts vorstellen, was mich etwas von ihr angehen könnte.“

Lily seufzte tief und gab nach.
 

„Das erste Spiel ist heute, glaubst du, du überlebst das?“, fragte James Kathy in der Großen Halle.

Sie sah ihn genervt an. „Was soll jetzt das wieder heißen?“

„Er will damit sagen, dass er beinahe an einem Nervenzusammenbruch gestorben wäre, als er sein erstes Spiel hatte.“, erklärte Sean.

„Tja, ich bin da anders. Mit Nerven hab ich keine Probleme.“

„Na umso besser.“, er grinste, doch sie beachtete ihn kaum.

„James, komm mal her!“, rief Oliver.

„Was?“, rief er zurück.

„Ich brauch deine Hilfe!“

Er stöhnte und ging zu ihm, wobei er Kathy und Sean alleine ließ.

„Hast du morgen Zeit?“, fragte Sean so nebenbei.

„Was?“, Kathy sah ihn verständnislos an.

„Ich will was mit dir bereden.“

„Ach was?“

„Sag mal, hast du was gegen mich? Du benimmst dich zurzeit voll zickig.“, fragte er irritiert.

„Lass mich halt zickig sein, wenn ich will.“, sagte sie lässig.

„Kathy.“

„Was?“

„Wenn du an mir was auszusetzen hast, sag es. Wir müssen immerhin in einem Team arbeiten.“

„Der geborene Mannschaftskapitän, was Sean?“, grinste sie. „Keine Panik, ich werde euch heute schon nicht enttäuschen.“

„Das hoffe ich doch. Aber ich glaub’s kaum.“, sagte er gelassen, obwohl sie genau wusste, dass er innerlich genauso aufgeregt war.

„Du schmeichelst mir.“, lächelte sie. Heute war sie gut drauf und sie hatte keine Lust ihre Eifersucht auszuspielen. Sean war okay. Nur weil Gina die Oberschlampe spielte, brauchte sie nicht alles an ihm auszulassen. Und überhaupt müsste er ihr Leid tun, immerhin betrog sie ihn.

„Wenn du das Spiel nicht versaust, laden James und ich dich zum Essen ein. Haben wir schon ausgemacht.“, sagte er.

„Ist das so ne Art Erpressung?“, fragte sie fies.

„Nein.“, sagte er empört. „Das hat James gesagt. Er ist so furchtbar stolz auf dich, dass er alles für dich tun würde, wenn wir gewinnen.“

„Ah ja?“, sie lachte. „Schön. Ein kleiner Anreiz ist es ja.“

Ihr Lachen war ansteckend, musste er feststellen, denn bei ihrem Anblick musste er ebenfalls lächeln.

„Hey Schatz.“, sagte Gina und strich ihm über die Schulter.

Kathy sah instinktiv weg und ihre Stimmung sank schlagartig in die Hose.

„Ich wollte dir nur viel Glück für das Spiel wünschen.“, sagte sie und warf Kathy einen flüchtigen Blick zu, die sich gerade mit Michael unterhielt und sich von ihnen abgewandt hatte, jedoch jedes einzelne Wort verstand, auch wenn Gina noch so leise und verführerisch redete.

„Weißt du…“, fuhr sie mit gequälter Stimme fort. „… ich kann leider nicht zum Spiel kommen.“

„Wieso nicht?“, fragte er verwundert. Gina ließ sich nie irgendein Spiel entgehen.

Weil sie sich mit ihrem so was von hohlen Daniel Curtis verabreden muss, der nur darauf wartete ihr seine Zunge in den Hals zu stecken, antwortete Kathy in Gedanken.

„Nachsitzen.“, antwortete sie und seufzte, als würde es ihr Leid tun.

„Im Ernst?“

Nicht im Ernst, dachte Kathy wieder. Als hätten die Lehrer nichts Besseres zu tun, als sich den Nachmittag mit Gina Ryan zu vertreiben, während draußen das erste Spiel der Saison abläuft und Gryffindor gleich auf Slytherin stößt.

„Ja, Slughorn, du kennst ihn ja. Nur weil ich Zaubertränke nun mal nicht beherrsche.“

Beherrscht die überhaupt was?

„Das ist doch nicht wahr.“, seufzte Sean. „Kannst du ihn nicht um Gnade anflehen?“

„Glaub mir ich hab alles getan, um dich sehen zu können, aber er lässt mich einfach nicht.“

Kathy verdrehte die Augen und Michael machte neben ihr eine Grimasse, worauf sie lachen musste.

Das war ja natürlich die beste Ausrede. Nutzen wir einfach mal aus, dass Slughorn heute nicht im Schloss ist, sondern in Hogsmead und behaupten er wäre beim Nachsitzen. Also echt. Spätestens morgen kriegt Sean es sowieso raus, da wettete sie was.

„Um was wetten wir, dass er es morgen rauskriegt, dass sie blufft?“, fragte Michael flüsternd und Kathy lachte laut auf.

„Kannst du Gedanken lesen?“

„Ich kenne alle deine Gedanken, Kathy.“, sagte er Furcht einflößend.

„Weißt du was, das testen wir am Montag in Wahrsagen.“, sagte sie und als sie reflexartig zu Sean und Gina sah, was sie eigentlich nicht vorgehabt hatte, nutze Gina das aus und küsste Sean.

In ihr stieg wieder das Gefühl hoch sich auf sie zu stürzen und ihr den Hals umzudrehen, doch sie ließ es, der Hölle zuliebe, sein.

„Hab ich eigentlich richtig gehört?“, fragte sie dann Michael. „Lily hat dir die Haare grün gefärbt?“

„Ja.“, antwortete er. „Weil ich ihr ihre blau färben wollte. Sie hat’s allerdings gespannt und meinen ’ne grüne Farbe verpasst.“

Sie lachte. „Mann, wieso hast du sie nicht grün gelassen? Dann würden alle im Stadion den Stadionsprecher erkennen.“

„Hättest du wohl gerne, was?“
 

„Lestrange ist ein verdammt guter Sucher.“

„Wen interessiert’s?“

„Das könnte schwierig werden.“

„Von wegen.“

„Glaubst du, du kriegst das hin?“

„Sean!“, rief James aufgebracht, als sie im Umkleideraum saßen und sich die rot, goldenen Umhänge anzogen. „Zweifelst du etwas an meinem Können?“

„Nein, aber es ist dein erstes Spiel als Sucher.“, sagte er, während Kathy Danielle die Haare zusammenband und sie aus den Augenwinkeln her beobachtete.

„Stimmt ja gar nicht. Ich bin immerhin für Joey eingesprungen und ich bin der beste von allen. Deswegen hast du mich doch genommen. Also wieso sollte ich Schiss vor Rodolphus Lestrange haben?“

„Er ist echt verdammt gut.“, sagte Sean noch einmal und machte eine gequälte Miene.

„Langsam glaube ich, du hast mehr Schiss vor dem Spiel, als Even und Kathy.“, meinte Danielle, während Jeanette sich ihr Kopftuch umband.

„Kathy hat überhaupt keinen Schiss, hat sie mir vorhin gesagt.“, sagte James. „Oder?“

„Spinnst du?“, grinste sie nur selbstsicher.

„Okay.“, sagte Sean, als Michael das Spiel draußen ansagte. „Einfach drauf los. Viel Glück.“

„Ebenfalls.“, sagte James und schlug mit ihm ein.

Als sie auf das Spielfeld traten, fiel Lestrange James sofort ins Auge. Er war in ihrem Alter, oder zumindest fast. Er wurde in wenigen Wochen bereits sechzehn. Er hatte dunkle Haare und war keineswegs hässlich. Das war ja immerhin kein Reinblüter, doch seine Augen sahen manchmal unheimlich aus, fand er und er war sogar größer als er und Sean, was eigentlich selten war von gleichaltrigen.

Zu ihrem Glück, war keiner von Slytherin aus der siebten Klasse, also war das ein Ausgleich, denn auch bei ihnen war keine Siebzehnjähriger dabei. Even Miles war mit sechzehn der älteste von ihnen.
 

„Sind die alle so klein, oder bild ich mir das nur ein?“, fragte Nika, die mit den anderen auf den Zuschauerplätzen saß.

„Ich würde an deiner Stelle mal, das Fernglas andersherum nehmen.“, sagte Noreen.

Nika sah es verwirrt an und drehte es dann um. „Oh. Tatsache.“

Lily lachte typisch und Nika sah mit dem Fernglas zu den Tribünen der Slytherins.

„Malfoy muss aufpassen, dass er nicht runterfliegt, sonst weint seine geliebte Zissy.“

„Ach, lass ihn doch, wenn er lebensmüde ist. Sei froh, dass er nicht im Quidditchteam ist.“, sagte Lily.

„Wieso sollte ich? Ich hätte zu gerne gesehen wie er einen Klatscher an den Kopf bekommt.“

„Nicht gar so freundlich, Nika.“, sagte Chris uninteressiert. Quidditch hatte sie noch nie groß begeistert und sie hatte sich sogar ein Buch zum lesen mitgenommen. Auch für Lily war es eigentlich das erste Spiel, dass sie von Anfang an mit ansah. Früher hatte sie nur ab und zu ein paar Minuten mit Nika am Spielfeldrand gestanden, um zu sehen, wie es zwischen den Häusern stand. Kathy zuliebe hatte sie beschlossen, sich heute mal das ganze Spiel anzusehen. Nika allerdings war mindestens dreimal im Jahr bei einem Spiel dabei und konnte es sich dieses Mal, wo Jamie mitspielte sowieso nicht leisten, im Gemeinschaftsraum zu sitzen.
 

Allmählich wurde Kathy doch nervös. Sie kannte die anderen Slytherinspieler und sie wusste, dass sie mit so einem Team grottenschlecht waren, aber das war auch das erste Mal. Wieso verdammt noch mal hatten sie so einen schlechten Mannschaftskapitän gewählt? Der einzige der Punkte holen könnte, war Lestrange, wenn er den Schnatz fing und davor hatte sie am meisten Schiss. James war gut, ziemlich gut, aber nicht gut genug Lestrage überlegen zu sein.

Sekunden darauf, hatte Madam Hooch das Spiel mit einem Pfiff eröffnet und sie stiegen auf ihre Besen in die Lüfte.
 

„Jaah! Macht sie alle!“, rief Nika stürmisch und Lily hatte Angst sie würde runterfallen, wenn sie sie nicht festhalten würde.

„Wieso machst du eigentlich nicht den Stadionsprecher?“, fragte Alice unter den lauten Jubelrufen der Gryffindors. „Du hättest die passende Stimme dazu!“

„Sie wäre viel zu parteiisch!“, antwortete Chris wahrheitsgemäß.

Jeanette hatte sich den Quaffel gleich beim Anpfiff geschnappt, hatte ihn Kathy zugespielt, die ihn dann blitzschnell kurz vor der Torstange Danielle zuwarf, die ihn rein machte.

„Zehn Punkte für Gryffindor!“, rief Michael. „Das war ein perfekter Start von Jeanette Dale! Klasse Manöver von Gryffindors neusten Jägerin Kathryn Warner und ein sauberer Treffer von Danielle Hawkins! Die drei lassen es ordentlich krachen!“

James sah von oben her zu und grinste. Er hatte erwartet, dass diese Trio nicht zu schlagen war und Sean wehrte jeden einzelnen Quaffel ab. Die Slytherins hatten dieses Mal keine Chance und so fertig wie beim letzten Jahr würden sie sich nicht mehr machen lassen. Slytherin hatte ihnen den Pokal abgeknöpft, aber sie würden ihn sich dieses Jahr auf jeden Fall zurückholen.

Für Gryffindor fiel das zweite Tor, aber es war noch keine Spur von dem Schnatz da. Er blickte zu Lestrange, der eine Etage unter ihm schwebte, jedoch auch keine Anzeichen machte, als hätte er etwas gesehen.

„Klasse abgewehrt von Sean Lewis, meinem, nicht umsonst, besten Kumpel!“, rief Michael und man hörte ihm die Freunde an. „Dieser Hohlkopf von -“

„Bleiben Sie ja parteiisch, Serkins!“, sagte McGonagall warnend.

„’Tschuldigung, Professor. Und es geht weiter! Mittlerweile steht es sechzig zu zehn für Gryffindor!“

Es ging weiter und je mehr Danielle, Kathy und Jeanette dem Tor näher kamen, desto unfairer wurden die Spieler. Jamie und Even taten alles daran, die drei vor den Klatschern zu beschützen, die ihnen die gegnerischen Treiber ständig aufhetzten und die Jeanette beinahe vom Besen gehauen hätten. Einer von den Jägern hatte seinen Ellbogen Kathy in die Rippen gerammt, doch Madam Hooch hatte es gesehen und ihn sich vorgeknöpft, während Danielle den darauf folgenden Freistoß rein machte. Somit stand es hundert zu zehn und Kathy vergaß vor Freunde den stechenden Schmerz.

Das Spiel ging ewig, kam es James vor und mittlerweile waren drei Stunden vergangen. Lestrange wurde auch langsam ungeduldig. Wo war nur der Schnatz? Die Sonne schien so grell, dass es durch die ganzen blitzenden Gegenstände fast unmöglich schien ihn ausfindig zu machen. Über ihn machte ein Falke oder ein Bussard seine Runde und ließ sich auf dem Dach der Ravenclaws nieder. Dass es ihm da nicht zu laut war, wunderte ihn.

„Verdammt James, was ist los?!“, rief Sean ebenfalls ungeduldig, obwohl sie mit hundertsechzig zu zwanzig vorne waren. „Such endlich den verdammten Schnatz!“

„Das sagst du so leicht.“, murmelte er zu sich selbst.

„Das ist ein Hammerergebnis!“, sagte Lily beeindruckt. „So viele Tore haben die ja seit Jahren nicht mehr gemacht!“

„Das liegt aber auch daran, dass Slytherin total schlecht ist!“, sagte Nika. „Wieso haben die ihre ganzen guten Spieler rausgeschmissen?“

„Die sind bereits von der Schule!“, antwortete sie. „Die ganzen Spieler hatten letztes Jahr ihr letztes Spiel! Die müssen ja ganz schön verzweifelt gewesen sein, diese Vollidiotin von Jurcy als Mannschaftskapitän zu wählen! Die hatte ja gar keinen Blick für Talente!“

„Für das, dass du heute zum ersten Mal von Anfang an dabei bist, weißt du aber viel von den Mannschaften.“, grinste Nika.

„Nur weil ich noch nie wirklich dabei war, heißt das noch lange nicht, dass ich mich nicht für Quidditch interessiere.“, verteidigte sich Lily. In Wahrheit interessierte es sie sogar sehr und sie hatte sich von ihren Freundinnen immer jedes Spiel bis ins Detail erläutern lassen.

„Hundertsiebzig zu zwanzig! Ist das zu fassen! Und Sean Lewis wehrt immer noch alle Quaffel ab, obwohl dieses Spiel bereit seit über drei Stunden geht!“

Doch langsam kam er aus der Puste. Vielleicht sollte er ihnen mal ein Tor gönnen, meinte Sean, doch es war gefährlich solange Lestrange da oben war. Der Schnatz brachte hundertfünfzig Punkte und wenn er ihn erwischen würde und er ihnen ein Tor lassen würde, hätte Slytherin gewonnen.

James erschrak. An ihm rauschte mit gewaltiger Geschwindigkeit ein kleiner goldener Schnatz vorbei und er legte los.

Auch Lestrange hatte bemerkt, dass James ihn gesichtet hatte und flog hinterher.

„Na endlich!“, sagte Nika erleichtert, als sie mit dem Fernglas nach oben sah. „James und Lestrange sind im Spiel!“

„Echt?! Lass sehen!“, Lily riss ihr das Fernglas aus der Hand.

„Und die Spannung steigt! Potter und Lestrange haben den Schnatz gesichtet und rasen mit einer Mordgeschwindigkeit durchs Spiel!“

„Geht doch.“, murmelte Sean völlig aus der Puste und genau in dem Moment hatte Nina Jurcy den Quaffel an ihm vorbeigeschossen, der ihm durch die Finger rutschte und einen Treffer gelandet.

Sean fluchte wütend und sie grinste hinterhältig.

James durfte sich nicht abhängen lassen. Er versuchte so gut wie möglich den Klatschern auszuweichen, ohne den Schnatz aus den Augen zu verlieren, doch mit Lestrange im Rücken war das schwerer als gedacht.

Der goldene Ball, war genau vor seiner Nase, er war genauso schnell wie er, doch mit einer scharfen Kurve nach rechts, verlor er ihn aus dem Blickwinkel.

James wurde nervös, doch er folgte sofort Lestrange, der ihm noch auf der Spur war. Der hatte jedoch bemerkt, dass James ihm schon wieder auf den Schlichen war und flog nach unten. James, der den Schnatz immer noch nicht wieder gesichtet hatte, flog ihm hinterher und als Lestrange eine scharfe Biegung nach links unten machte, knallte es.

Ein harter Schlag, hatte James am Kopf getroffen und er flog kopfüber vom Besen. Er war nur zwei Meter vom Boden entfernt gewesen, doch der stechende Schlag und der harte Aufprall ließen ihn schließlich bewusstlos am Boden liegen.

„JAMES!“, rief Danielle panisch.

„Er hat ihn reingelegt!“, rief Nika wütend. „Das war foul!“

„Das war kein Foul, Nika.“, sagte selbst Chris jetzt geschockt. „Keiner hat ihn gerammt, er wurde nur reingelegt!“

Lestrange grinste siegessicher und hatte den Schnatz genau vor seiner Nase. James rührte sich nicht und das Blut lief ihm übers Gesicht. Lily sah zu ihm runter und war das erste Mal, seit sie ihn kannte in Sorge um ihn.

„Verdammt, wenn er jetzt den Schnatz erwischt, haben sie gewonnen!“, rief Sean panisch.

Danielle hatte es gehört und lies sich das nicht zweimal durch den Kopf gehen. Jeanette hatte ihr gerade den Quaffel zugeworfen und Kathy flog nicht weit entfernt von ihr.

Sekundeschnelle flog sie auf die Torstangen zu, warf Kathy den Quaffel zu, als es brenzlig wurde und die warf in ihr kurz vor dem Tor wieder zurück.

„Kommt schon, Danielle! Macht ihn rein!“, kreischte Lily vor Aufregung und schlug gegen das Holz.

„Komm schon.“, Nika faltete die Hände zusammen und biss sich auf die Finger.

Kathy warf ihn. Doch genau in der Sekunde wurde sie von Jurcy gerammt und fiel vom Besen.

Lestrange schloss die Hand um den Schnatz und blieb kurz darauf stehen.

Even hatte in letzter Sekunde Kathy noch am Handgelenk gepackt und sie hielt sich mit der anderen mit aller Kraft an seinem Besen fest.

„Lestrange hat den Schnatz gefangen!“, rief Michael. „Doch er war drin! Kathys Quaffel war drin! Es steht unentschieden! – Moment, das war ein Foul!“

Madam Hooch pfiff. Das Spiel war beendet, doch der Stoß, den Jurcy Kathy versetzt hatte, war ein Foul gewesen und da es Unentschieden stand, bekam Gryffindor einen Freistoß. Besser hätte es gar nicht laufen können. Danielle war stocksauer und hatte sich sofort dazu entschieden ihn reinezumachen. Und wie konnte man es anders erwarten? Sie hatte den Hüter so mies ausgetrickst, dass sie ohne Schwierigkeiten traf. i

„Danielle hat ihn drin! GRYFFINDOR HAT GEWONNEN!“, rief Michael unter tosendem Beifall.

Lily hätte beinah zu heulen anfangen können und umarmte Nika so fest, dass sie fast umflogen.

Madam Pomfrey lief sofort zu James auf Spielfeld, zusammen mit Professor McGonagall und brachten ihn so vorsichtig wie möglich in den Krankenflügel.

Sean war sofort gelandet, kurz nachdem Kathy getroffen hatte und Even landete, damit sie sich hinstellen konnte. Doch kaum hatte sie den Boden mit den Füßen berührt, konnte sie sich nicht mehr halten. Sie flog nach hinten und als zwei Hände sie auffingen schrie sie schmerzhaft auf. Ihre Rippen taten so weh, dass sie sich sicher war, dass sie gebrochen waren.

„Alles okay?“, fragte Sean besorgt und ließ sie langsam auf den Boden sinken, während Jamie und Jeanette zu James gingen und Danielle zu ihr kam.

Der Schmerz war so heftig, dass Kathy es bereute nicht einmal genießen zu können in Seans Armen zu liegen.

„Haben wir gewonnen?“, stieß sie schwer atmend hervor, während sie sich die Hand an die Seite legte. Sie hatte Panik gehabt, als sie in der Luft hang und hatte die letzten Worte von Michael nicht mehr mitbekommen.

„Ja.“, grinste Sean erleichtert. „Dank dir.“

Sie ließ den Kopf auf seine Schulter fallen und keuchte erleichtert.

„Na los, bringen wir sie in den Krankenflügel.“, wandte sich Sean an Even und Danielle und versuchte ihr vorsichtig aufzuhelfen.

Glück im Unglück

James wachte erst nach einer Stunde wieder auf. Er hatte einen satten Schädelbruch erlitten, den Madam Pomfrey jedoch zum Glück wieder völlig heilen konnte. Sie hatten sich gewünscht, die Slytherins würden für ihr Vergehen eine Strafe bekommen, doch es war kein Foul gewesen. James war einfach nur in Lestranges Falle getappt und hatte sich den Klatscher eingefangen.

Kathy war auch wieder vollkommen geheilt und die Schmerzen hatten nach einer halben Stunde nachgelassen. Trotzdem musste sie sich noch schonen und sie saß mit den anderen im Krankenflügel. Fast alle Gryffindors waren hier gewesen, doch Madam Pomfrey hatte die meisten wieder vertreiben können. Leila hatte kurz nach James gesehen, ging aber nach zwanzig Minuten wieder und wünschte ihm mit einem Kuss gute Besserung. Sie war in Slytherin, natürlich konnte sie es nicht lange bei den Gryffindors aushalten, erst Recht, wenn sie kurz davor von ihnen geschlagen wurden. Jetzt saßen nur noch ihre Freunde bei ihnen und selbst Lily sah mit Chris und Alice vorbei.

„Das war einfach der Hammer, Kathy.“, sagte Lily beeindruckt. „Du hast ihn in letzter Sekunde noch reingehauen.“

„Ja, aber Danielle hat den entscheidenden Treffer erzielt, ich hab nur den Ausgleich geschafft.“, sagte sie.

„Bist du irre.“, sagte Danielle fassungslos. „Dank dir haben wir gewonnen. Der Freiwurf war nichts dagegen. Mann, du hättest sterben können, wenn Even dich nicht noch erwischt hätte.“

„Verdammt, dieser Lestrange bekommt später von mir noch was auf die Nuss.“, knurrte James, der total sauer darüber war, das verpasst zu haben und auch noch gegen ihn verloren hatte.

„Ja, das war total unfair.“, stimmte Alice zu.

„Ne total fiese Nummer.“, setzte Jeanette hinzu.

„Also.“, sagte Sean und kam zu Kathy rüber. „Versprochen ist versprochen, James und ich laden dich später zum Essen ein.“

Sie grinste ihn an.

„Meinetwegen lade ich das ganze Team ein.“, sagte James. „Ihr habt ohne Sucher gewonnen, das muss erst mal einer nachmachen.“

„Ähm, na ja.“, sagte Lily schließlich. Das ganze wurde ihr dann doch etwas unangenehm. „Ich geh dann mal wieder. Ich wünsch euch noch gute Besserung. Wir sehen uns ja vielleicht noch in Hogsmead. Kommt ihr mit? Chris, Alice?“

Sie stimmten zu und verabschiedeten sich von den anderen.

James sah ihr noch hinterher, verkniff sich allerdings die Frage, ob sie mit ihm nach Hogsmead gehen wollte. Die Antwort lag ja sowieso auf der Hand und er würde sie spätestens in den Drei Besen sowieso sehen, wenn die Gryffindors dabei waren zu feiern.
 

„Also, die erste Runde geht aufs Haus.“, sagte Madam Rosmerta fröhlich, die junge Angestellte in Den Drei Besen. „Ich halte immer zu Gryffindor und wenn James schon mal sein Leben riskiert.“

„Ach ja?“, sagte Sirius feixend. „Du bist doch nur froh, weil du deine Wetten gewonnen hast. Ich hab genau mitgekriegt was hier in dem Schuppen schon wieder abgelaufen ist.“

„Von euch bekomme ich ja jedes Spiel mit und Henry und Martin haben die neuesten Informationen von ihren Söhnen aus Hogwarts. Also wieso keine Wetten eingehen?“

„Das nächste Mal, mache ich mit und dann bekomme ich auch meinen Anteil.“, sagte er und sie lachte.

„Also stoßen wir an.“, sagte sie und hob ihr Glas. Die anderen taten es ihr nach. „Auf Gryffindor. Die beste Quidditchmannschaft aller Zeiten.“

„Auf Gryffindor!“, riefen sie und einige pfiffen und jubelten.

Lily konnte nicht anderes als die ganze Zeit vor sich hin zu grinsen. Alle waren gut drauf und so ein Moment wie dieser, ist einer von wenigen, in denen sie sich mit James und den anderen verstand. Auch Kathy war völlig fertig, vor lachen, so verwöhnt wurde sie von den anderen und Sean saß neben ihr und wich ihr keine Minute von der Seite. Hätte sie den Ausgleich nicht geschafft, hätte Gryffindor verloren. James natürlich wurde trotz Niederlage, wie ein Sieger behandelt und ihm gefiel es natürlich wieder, dass die Mädchen ihn anschwärmten, für seinen angeblichen Mut, sein Leben für den Schnatz zu riskieren. Nach der vierten Runde, waren sie schon ziemlich gut drauf und es wurde immer lauter, doch das störte die anderen Gäste nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil, sie sahen ab und zu am Tisch vorbei und stoßen mit an.

„Und ist es wahr, dass Sirius und Nika was am Laufen haben?“, fragte Rosmerta neugierig, da sie Nika genauso gut kannte wie Sirius. Nika verschluckte sich heftig und die ganze Menge wurde stumm. Alle Augen waren auf die beiden gerichtet.

„Okay.“, sagte Sirius und stellte sich vor die Menge. „Um mal was klarzustellen,… ich habe, hatte und werde niemals… irgendetwas mit Blake am Laufen haben. Haben das jetzt alle gerafft?“

Einige Mädchen und Jungs schienen total erleichtert zu sein und ein paar noch misstrauisch, doch die anderen wandten sich wieder dem feiern zu.

„Schade, ihr wärt so ein schönes Paar.“, meinte Rosmerta.

„Rosmerta!“, rief Nika empört. „Wir können uns nicht einmal annähernd leiden, wieso sollte ich dann etwas mit diesem Idioten anfangen?“

Sie grinste nur und ging dann zurück zur Bar, um andere Bestellungen auf sich zu nehmen.

Sirius beachtete Nika nicht weiter und trank einen Schluck Butterbier.

„Woher die das wieder aufgeschnappt hat.“, murmelte Kathy Sean grinsend zu. „Diesmal war ich nicht Schuld.“

„Also von mir hat sie’s auch nicht.“, sagte er und trank ebenfalls einen Schluck.

„Aah! Es wird gefeiert.“, rief plötzlich eine frohe Männerstimme und Professor Slughorn kam mit seinem dicken Bierbauch und seinem Wahlrossbart angestapft. „Daraus kann ich wohl schließen, dass mein Haus verloren hat.“

„Sie haben einen schlechten Mannschaftskapitän gewählt, Professor.“, grinste Sean. „Nina Jurcy hat keine Augen für Talente.“

„Oha. Ich dachte eigentlich sie wäre ganz gut. Immerhin ist ihr Vater ein berühmter Quidditchspieler.“

„Tja, nicht alles vererbt sich.“, lachte Danielle.

„Meine liebe Evans, wann schlagen wir uns einmal durch Quidditch zu spielen. Ein talentiertes Mädchen wie sie.“, wandte er sich an Lily.

„Talentiert für Zaubertränke, Sir. Nicht für Sport. Ich bin interessiert an Quidditch, aber nicht als Spielerin selbst.“, lächelte sie.

„Tja. Wohl wahr. Jeder hat sein eigenes Talent. Gratuliere, die Herren und Damen. Ich muss mich wohl geschlagen geben.“, sagte er und wollte zur Bar, um sich einen Drink zu bestellen. Sean stand auf und hielt ihn auf.

„Ist Gina schon entlassen?“, fragte er und Kathy sah ihn erschrocken an.

„Ich verstehe nicht ganz, Lewis.“, sagte Slughorn verwundert.

Sean sah ihn verwirrt an, während Kathy ebenfalls langsam aufstand. „Sie hat mir erzählt, sie müsse heute bei ihnen Nachsitzen und könnte deswegen nicht zum Spiel kommen.“

„Da muss ich sie enttäuschen. Ich war heute den ganzen Tag in Hogsmead geschäftlich unterwegs. Und wenn mich nicht alles täuscht habe ich sie vor kurzem erst hier irgendwo mit einem jungen Mann getroffen. Ich würde niemals eine Schülerin an einem Quidditchtag nachsitzen lassen, Mr Lewis. Ich selbst wäre nur zu gern dabei gewesen.“, er zwinkerte ihm noch kurz zu und ging dann nach vorne zu Madam Rosmerta.

Sean sah ihm hinterher mit einer seltsamen Mine, wie es Kathy vorkam. Sie war nicht überrascht, oder verwirrt. Sie war ernst und verärgert.

„Sie sitzt da vorne.“, sagte plötzlich Roxanne, die sich nach dem Vorfall mit Nika auf Sirius’ Schoß gesetzt hatte. Sie warf Kathy kurz einen Blick zu und sah dann wieder zu Sean. „Zusammen mit Daniel Curtis. Da vorne in der Ecke.“

Kathy warf ihr einen wütenden Blick zu. Wieso musste sie es ihm jetzt verraten? Er sollte es wenigstens erst morgen erfahren. Doch Roxanne grinste nur hinterhältig, hatte den Arm um Sirius Schultern und küsste ihn dann.

Sean wandte sich an den Tisch und trank sein Glas in einem Zug aus. „Bin gleich wieder da.“, sagte er an James gewandt, der nur kurz nickte und weiter Michael lauschte, der McGonagalls Reaktion beschrieb, als sie gewonnen hatten.

„Sean warte -“, fing Kathy an, doch er packte sie am Handgelenk und zerrte sie mit.

„Komm mal kurz mit.“

„Wo wollen die hin?“, fragte Lily verwirrt, als sie ihnen mit Nika hinterher starrte.

Er schleifte sie mit durchs Gedränge und auf die andere Seite des Pups, wo er schließlich Gina in einer Ecke vorfand, zusammen mit Daniel Curtis, der ständig mit ihr flirtete, was ihr anscheinend gefiel.

Er ging schnurstracks auf sie zu. Kathy hinterher.

„Warte. Sean!“, zischte sie warnend, doch er hörte nicht auf sie.

„Gina!“, rief er fröhlich und sie erschrak.

„Sean?… Was…?“, sie wollte aufstehen, doch Sean blieb locker.

„Ach nicht, doch. Bleib doch sitzen. Ich will euch ja nicht stören.“, er grinste hinterhältig. „So ein Zufall, aber auch, dass wir uns hier treffen. Ist dein Nachsitzen schon vorbei?“

Sie öffnete den Mund, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen.

„Oh, tut mir Leid.“, sagte er schnell zu dem Sechzehnjährigen. „Ich glaube wir kennen uns noch nicht. Sean Lewis und das hier…“, er zerrte Kathy zu sich, dich sich zurückgehalten hatte. „… ist Kathy. Sei mal nicht so schüchtern.“, sagte er zu ihr.

„Hör auf damit.“, zischte sie ihm leise zu.

„Und dein Name ist?“, er hörte nicht auf sie und wandte sich wieder an Daniel Curtis.

„Daniel.“, antwortete er irritiert, während Gina vor Scharm im Boden versinken wollte.

„Ah okay. Nett dich kennen zu lernen.“, er setzte sich neben Gina und zerrte Kathy neben sich, die sich vorkam, als wäre sie das Opfer.

„Sean… das hat gar nichts zu bedeuten.“, sagte Gina sofort. „Das Nachsitzen war vorbei und Daniel wollte mich danach noch einladen. Er gibt mir Nachhilfe, das ist alles.“

„Ah ja.“, sagte er verständlich und nickte. „Natürlich, das ist ja völlig normal. Jeder braucht eine schöne Auszeit nach dem Nachsitzen und wäre viel zu gestresst dafür, danach noch zum Spiel seines Freundes zu kommen. Und Curtis hat bestimmt nur mal testen wollen, was für nen Lippenstift du benutzt und hat sich deswegen an deine Lippen geheftet. Ist ja natürlich. Aber weißt du was seltsam ist?“

Gina schlug sich mit der Hand gegen den Kopf.

„Gerade eben habe ich Professor Slughorn getroffen und der sagte mir, er wäre heute den ganzen Tag über hier gewesen und würde niemals Mädchen an einem Spieltag nachsitzen lassen, hab ich Recht, Kathy?“

Sie warf ihm nur einen finsteren Blick zu, während Gina sich mit der Hand durch die Haare fuhr und schwer seufzte. Sie mied es Sean anzusehen, während Curtis ziemlich verwirrt zu sein schien.

Kathy hatte ihren Blick auf ein Bild an der Wand geheftet und fand diese alte Hexe, die sich dauernd Tee einschenkte richtig faszinierend.

Nachdem für kurze Zeit Stille eingetreten war, in der Sean Gina lässig ansah, richtete er sich ruckartig wieder auf. „Hätte ich mir eigentlich denken können. Wisst ihr was?! Ich hab Lust auf nen Schluck Wein und da wir ja auf unseren Sieg schon angestoßen haben brauchen wir nen neuen Grund.“, er tat als wäre ihm gerade etwas eingefallen. „Ah jaah. Genau. Stoßen wir auf jemanden an. Und auf wen? Auf meine Ex…“, und das Wort betone er jetzt besonders heftig. „…freundin.“

„Okay, pass auf, das muss ich mir echt nicht gefallen lassen!“, rief Gina plötzlich sauer. „Schön ich hab was mit Daniel, aber deswegen brauchst du dich hier nicht wie ein Irrer aufzuführen!“

Kathy sah sich um, ein paar Augen waren auf sie gerichtet.

„Weißt du was, Gina?“, er stand auf. „Die Mühe mach ich mir auch gar nicht. So ne kleine, hinterhältige Schlampe wie du, kann mir so was von am Arsch vorbeigehen und -“

„Okay, das reicht!“, Kathy stand auf und zerrte Sean am Arm mit. „Wir gehen!“

„Ja, du hast Recht. Und damit sag ich bye, bye Gina, wir sehen und in der Hölle!“

„Du kannst mich mal Kreuzweise, Sean!“

„Sag das deinem Freund!“

Kathy packte ihn hart am Kragen und schubste ihn vor sich, unter einigen Blicken der Gäste aus der Tür, die sie hinter sich zuknallte.

„Wow.“, sagte Nika noch, als sie mit Lily zu Gina und Curtis hinüber sah. „Das hat gekracht.“
 

„Sag mal hast du sie noch alle?!“, rief Kathy aufgebracht. „Was sollte die Aktion eben?! Kannst du nicht normal mit ihr Schluss machen?! Wieso ziehst du mich da mit rein?!“

Sean drehte ihr den Rücken zu und schlenderte genervt herum. Die Sonne ging bereits unter und die Lichter an den Gassen waren angeschaltet, doch es waren immer noch ein paar Leute unterwegs.

„Ich hab’s genau gewusst.“, sagte er immer noch sauer, aber mit einem beiläufigen Ton. Er hatte die Hände in den Hosentaschen und sah sich um, obwohl er in Gedanken ganz woanders war. „Da waren schon ständig Anzeichen da. Und ich kann’s nicht fassen, dass ich auf diese kleine Schlampe reingefallen bin.“

„Ja, selbst Schuld.“, sagte sie. „Die geht mit dem Typen schon seit Monaten fremd und du schnallst es nicht.“

Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. „Du wusstest es?“

Sie schnaubte verächtlich und hatte die Arme verschränkt. „Die halbe Schule wusste es.“

„Wieso hast du mir nichts gesagt?“, fragte er und sah ihr ernst in die Augen.

„Weil es nicht mein Problem war.“, antwortete sie. Die ganze Sache eben war für sie so peinlich gewesen, dass sie wirklich keine Lust hatte sich jetzt auf seine Seite zu stellen.

Er schwieg eine Weile, dann nickte er. „Okay. Alles klar. Deshalb wart ihr alle dagegen, dass ich mich mit Gina einlasse. Ihr wusstet, dass sie das machen würde und habt es mir nicht gesagt. Vor allem du!“

Sie schüttelte den Kopf. „Aber das war nicht meine Schuld!“

„Sag ich doch auch gar nicht.“, er war jetzt wieder viel ruhiger und sah sie an. „Ich geh wieder rein.“, er ging an ihr vorbei und zur Tür.

Kathy sah auf den Boden. „Sean.“

„Hm?“

Sie drehte sich zu ihm und seufzte. „Tut mir Leid.“

Er sagte nicht sofort etwas, doch dann seufzte er ebenfalls. „Nein, mir tut’s Leid.“

Sie sah ihn ruhig an.

„Ich hätte dich da nicht mit reinziehen sollen.“, setzte er hinzu.

„Und ich hätte dir die Wahrheit sagen sollen, bevor ich dich so anschnauze.“

Beiden lachten und Sean ging wieder zu ihr. „Ich hab’s mir anders überlegt. Hast du… Lust auf nen Spaziergang?“

Sie nickte und zuckte dann mit den Schultern. „Klar.“
 

„Du sagst mir jetzt sofort wo er ist!“, schrie Gina James an, der nur lässig am Tisch saß und mit Danielle anstieß.

„Ich hab dir gerade eben schon gesagt, dass ich nich weiß, wo Sean steckt und um ganz ehrlich zu sein, hätte ich es dir auch nich gesagt, wenn ich es gewusst hätt’.“, sagte er und in seiner Stimme lag schon ein Ton, der darauf schließen ließ, dass er schon mehr getrunken hatte.

Daniel Curtis stand zwar dabei, hielt sich jedoch im Hintergrund.

Gina seufzte genervt. „Und wo ist Kathy?“

„Au nich da.“, antwortete er cool. „Sie is mit Sean unterwegs. Haben vorhin vorbeigeschaut.… Die sind ’n viel schöneres Paar, als du und er.“, er zeigte mit dem Glas auf Curtis. Seit dem Vorfall war bereits eine Stunde vergangen und Sean und Kathy waren kaum noch bei den anderen.

Sie schnaubte verächtlich und zog dann Curtis mit sich. An diesem Tisch bei den anderen Gryffindors, die so voller Stolz auf Kathy und Sean waren, wollte sie nicht mehr bleiben. Sie würde den Streit mit Sean später noch ausfechten.

„Wisst ihr was, ich geh jetzt langsam zurück.“, sagte Lily an Danielle gewandt, die daraufhin sofort einen Schmollmund zog.

„Neiin, du kannst noch nicht gehen. Ist doch gerade so lustig.“

Lily lachte. „Okay, aber nur zwanzig Minuten.“

„Evans.“, James sah sie an. „So wie du im Moment aussiehst. Mit deiner neuen Frisur und allem. Was ich so was von heiß finde, bleibst du mehr als nur zwanzig Minuten. Die Jungs stehen auf dich.“

„Und diese Jungs bist du, nehme ich an?“, sagte sie typisch.

„Nein. Michael, Oliver, Matthew, Even und, und, und. Is echt wahr. Du siehst fantastisch aus.“

„Danke schön.“, sagte sie grinsend. „Aber ich denke, ich bleibe bei meiner Verabredung morgen und werde heute nicht herumflirten.“, sie warf einen Blick Tracy Filler zu, der ihn nur grinsend erwiderte und trank einen Schluck.

„Filler also.“, sagte James. „Auf jeden Fall ’ne bessere Wahl als Whitey. Wie kam’s zu der Erleuchtung?“

„Sagen wir es mal so.“, sagte sie. „Jason White war ein langweiliger Arsch, der mich nur fürs Lernen ausgenutzt hatte und sich mehr um die Schule, als um mich gekümmert hat.“

„Total bescheuert der Typ.“, sagte James ernst und trank noch einen Schluck. „Wenn du meine Freundin wärst, würde ich mich Tag und Nacht um dich kümmern und die Schule für dich sogar hinschmeißen.“

„Wie schmeichelhaft, Potter. Aber ich denke, soweit wird es nie kommen.“, sagte sie gelassen.

„Das werden wir ja sehen.“, er trank sein Glas aus.

Sie sah ihn eindringlich an. „Wollen wir wetten?“

„Schlag eine vor.“

„Du hast die Befugnis dir was auszudenken, um mich zu nem Date zu überreden. Aber ohne irgendwelche Tricks oder Mittel und schon gar keine verbotenen Sachen, wie Liebestränke. Wenn ich bis zum Ende des siebten Schuljahres durchhalte verschwindest du aus meinem Leben und lässt mich für immer in Ruhe.“

„Harte Worte, Evans.“, meinte er. „Wenn ich es also in unserer Schulzeit nich schaffe mit dir auszugehen, habe ich danach überhaupt keine Chance mehr, dich zu fragen, oder was?“

„Genau.“, grinste sie.

„Und wenn ich es schaffe?“

„Schlag was vor.“

James grinste hinterhältig. „Dann spielst du einen Monat lang meine Freundin.“

„Eine Woche.“, sagte sie empört.

„Drei.“

„Zwei Wochen. Und nicht mehr.“

„Okay zwei Wochen.“

„Du bist so gemein.“, sagte sie eingeschnappt.

„Hey, mich nach der Schulzeit dein ganzes Leben lang von dir fern zu halten ist nich gemein, oder was?“, fragte er beleidigt.

„Für mich nicht.“
 

„Wieso habt ihr gestritten?“, fragte Sean, als sie etwas außerhalb von Hogsmead am Zaun lehnten und von dort hinunter auf die Heulende Hütte und die Schlucht sehen konnten. Hier war Kathy noch nie gewesen, man musste einfach nur den Waldrand entlang gehen, der immer steiler nach oben ging und stand dann auf einen hohen Hügel wo man den Blick auf das ganze Dorf und die Berge hatte. Da es bereits dunkel war, sah das ganze natürlich noch schöner aus. Im Dorf sah man überall die kleinen Lichter und Fackeln die brannten und von der Heulenden Hütte gingen auch zwei leuchtende Punkte aus, die ebenfalls von Fackeln stammen könnten.

„Weil sie mich reingelegt hat.“, antwortete sie knapp und lehnte mit den Armen am Zaun.

„In wie fern?“, er stellte sich neben sie, die Hände in den Hosentaschen und sah ebenfalls nach unten. Wer unter Höhenangst litt, hätte sich nie und nimmer hierher gewagt.

Kathy zog es vor ihm die harmlosere Form der Geschichte zu erzählen, sie konnte ihm ja schlecht erzählen, dass sie Gina gesagt hätte, sie sei in ihn verknallt und sie ihm ihr dann vor ihren Augen weggeschnappt hatte.

„Sie hat mich dazu überredet Jägerin zu werden, weil sie nicht mehr spielen wollte. Es wurde ihr zu lästig und sie wollte mehr Zeit für andere Sachen haben. Und als sie sich dann bei dir eingeschleimt hatte, hab ich zu ihr gesagt, dass sie dir genau die Zeit wegnimmt, die sie wieder haben wollte. Und irgendwie… ist es dann zu nem total blöden Streit gekommen. Als ich herausfand, dass sie auch noch fremdgeht, hab ich beschlossen kein Wort mehr mit ihr zu reden.“

„Interessant.“, sagte er lässig. „Du warst also sauer auf sie, weil sie mich betrogen hat.“

„Ich war sauer, weil sie ne Schlampe geworden ist.“, verbesserte sie schnell und richtete sich auf.

„Ah ja.“, er lächelte leicht.

„Du glaubst mir wohl nicht? Hey, das ist die pure Wahrheit, das hat nichts mit dir zu tun. Ich kann keine untreuen Girlys leiden, die behaupten, meine Freundin zu sein und mich dann eiskalt hintergehen.“

Er lachte und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Zaun. „Ich auch nicht. Da haben wir ja was gemeinsam.“

„Die Frage ist eher…“, sie stellte sich vor ihn und grinste fies. „… wieso du dich auf sie eingelassen hast.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich kenn sie seit drei Jahren und um ehrlich zu sein, hatte sie in diesen Jahren nie irgendwelche Anzeichen einer Zicke gemacht. Sie war immer nett, hilfsbereit und zuverlässig. Ich dachte, wenn sie solches Interesse an mir zeigt, könnte man es ja mal wagen. Und die ersten Wochen klappte es auch ganz gut. Sie war wie immer nur selbstsicherer.“

„Zu selbstsicher. Weil sie nicht unter Stress lag.“, sagte Kathy mürrisch und verschränkte die Arme. „Quidditch hatte ihr Temperament wenigstens noch gezügelt.“

„Wieso warst du mit ihr befreundet, wenn du sie für so schlimm hältst?“

„Aus dem selben Grund.“, gab sie zu. „Ich kenne sie seit der ersten Klasse und da war sie auch immer okay. Aber jetzt wo sie nicht mehr Quidditch spielt und glaubt sie ist die größte, seit die Jungs auf sie stehen, glaubt sie ich bin ihr nicht mehr gut genug und hängt mit Zicken wie Riccy Wane und Caya Smith rum.“

„Die aus Slytherin?“, fragte er und sie stimmte zu. „Leila Spall auch?“

Kathy schüttelte den Kopf. „Nein. Leila ist in Ordnung. Sie ist mit James zusammen. Ich glaube sie hat überhaupt keinen Kontakt zu Riccy und Caya.“

„Oh James und Leila. Das kann ja was werden.“, sagte er etwas verblüfft.

„Was soll’s, ich hab noch die anderen. Wenn ich Gina nicht gut genug bin, dann soll sie es lassen. Ich bin auf sie nicht angewiesen.“, sagte sie gleichgültig.

„Ganz ehrlich, ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass du für jemanden nicht gut genug sein sollst.“, sagte er wahrheitsgemäß.

Sie sah ihn an und hatte immer noch die Arme verschränkt.

„Auch wenn du mich in letzter Zeit ziemlich angeschnauzt hast und mir so gut wie immer aus dem Weg gegangen bist, find ich dich immer noch sympathisch und die Tatsache, dass du solche Typen wie Gina nicht ausstehen kannst, hat ja auch was Gutes an sich.“

Sie runzelte die Stirn. „Und was heißt das jetzt im Klartext?“

„Wieso warst du wirklich sauer auf mich?“, fragte er interessiert.

Sie schnaubte fassungslos. „Weil du nicht geschnallt hast, dass Gina fremdgeht.“

„Von Anfang an?“, er sah sie ungläubig an.

„Und weil du dich auf sie eingelassen hast.“

„Weil du eifersüchtig warst?“, er lehnte sich vom Zaun weg und stellte sich vor sie.

„Weil sie ne Schlampe ist.“, entgegnete sie.

„Weil sie schneller war als du.“

„Weil sie dich mir weggenommen hat.“, die letzten Worte rutschten ihr einfach so raus, doch die Reaktion seinerseits darauf hatte sie nicht erwartet.

Er grinste sie an, legte die Hände um ihre Hüfte und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf ihren.

Er wurde heiß und kalt. Das war das letzte was sie erwartet hatte und sie blieb starr vor Schreck. Doch es war das schönste blöde Gefühl, das sie je gehabt hatte. Als er sich leicht wieder von ihr löste und er sie angrinste, musste sie ebenfalls lächeln.

„Was sollte das denn gerade?“, fragte sie.

„Sagen wir mal, ich bin ganz deiner Meinung, dass es fies von Gina war, dich reinzulegen. Und ich bin bereit dir ’ne Chance zu geben.“, antwortete er.

„Das ging aber schnell.“, lachte sie.

„Eigentlich nicht schnell genug.“

Sie erwiderte den zweiten Kuss, der eindeutig schöner war als der erste und legte den Arm um seinen Hals.
 

James bekam den nächsten Tag nur unter Kopfschmerzen mit. Wie lange er gestern noch mit den anderen in Hogsmead gefeiert hatte, wusste er nicht mehr, aber es war hundertprozentig nach Mitternacht gewesen und wenn es nicht alle Gryffindors gewesen wären, oder Professor Slughorn nicht dabei gewesen wäre, hätte das ziemlichen Ärger eingebracht.

Was er absolut nicht fassen konnte, war, dass Gina ihm erzählt hätte, Sean hätte einen Riesenaufstand gemacht, als er mit ihr Schluss gemacht hatte. Den ganzen Rest des Abends hatte er mit Kathy wer weiß wo verbracht und heute waren die zwei in Hogsmead. Der Typ konnte doch unmöglich mit der einen Schluss machen und am selben Tag wieder was mit der anderen anfangen. Er selbst brauchte meistens nach einer Beziehung einige Wochen für sich, bevor er wieder etwas mit jemanden anfing. Sonst machte das ganze ja keinen Spaß. Aber das war Seans Entscheidung und nicht seine gewesen.

Er ging den Korridor entlang und fuhr sich durch die Haare. Ihm gefiel es viel besser, wenn er sie nicht ordentlich hatte, sondern sie ihm in alle Richtungen abstanden. Einige Mädchen hatten ihm schon gesagt, dass er so total cool aussah. Er grinste und entdeckte dann Leila, die mit ein paar Mädchen am Schlossportal stand und sich unterhielt. Jane und Bellatrix, die zwei unterschiedlichsten Mädchen die er gesehen hatte, ergänzten sich wie Tag und Nacht. Die eine dunkel mit langen pechschwarzen Haaren, die ihr wie ein Vorhang ins ernste Gesicht fielen und die andere blass und so blond, dass sie im Sonnenlicht mit ihrem sympathischen und hübschen Gesicht fast wie eine Fee aussah. Sirius nannte sie auch immer wieder, wenn sie über sie sprachen die Todesfee und die Geisterfee.

Als Leila ihn entdeckte, lächelte sie ihm zu und riss sich von ihren Freundinnen los, um zu ihm zu gehen.

„Langeweile?“, fragte sie ihn.

„Kann man so sagen, ja.“, antwortete er seufzend.

„Ihr habt es ja gestern noch ordentlich krachen lassen, hab ich gehört. Hast wohl einen leichten Kater, was?“

„Nein, eigentlich nicht. Aber die Kopfschmerzen hätten nicht sein müssen.“, grinste er gequält.

„Immer noch vom Schädelbruch.“, fragte sie etwas mitfühlend.

„Madam Pomfrey wollte mich eigentlich über Nacht in Krankenflügel behalten, aber das konnten die anderen nicht zulassen.“

„Küssen soll ja gegen Kopfschmerzen helfen.“, grinste sie und legte den Arm um seinen Hals.

„Ich bin zwar nicht abergläubisch…“, sagte er. „…aber in dem Fall, unterstütze ich das Gerücht.“, er beugte sich zu ihr und küsste sie.
 

Lily saß auf der Mauer in der Nähe des Sees und hatte ein Buch aus der Bibliothek für Verteidigung gegen die Dunklen Künste auf dem Schoß. Es war heute sehr heiß, doch es ging ein kühler Wind und der Ausblick auf den See, war herrlich. Das Buch hatte sie nicht zum Lernen mit nach draußen genommen, sondern um sich nach dem Beruf als Auror zu erkundigen. Die Sache gefiel ihr immer mehr, seit sie ihre etwas rebellische Seite gefunden hatte und Lucius Malfoy erst gestern wieder auf sie losgegangen war. Dieser Typ ging ihr langsam auf die Nerven mit seiner ständigen negativen Einstellung zu Muggelgeborenen und sie konnte ohne ihre Freundinnen nichts gegen ihn ausrichten.

Sie sah auf den See und ein leichter Wind wehte ihr durchs Haar. Sie fragte sich, ob das Ministerium überhaupt Muggelgeborene ausbilden würde. Vielleicht suchten sie nur die besten Zauberer aus, die Erfahrungen durch ihre Familien hatten und die sich mit den Flüchen und Voldemort auskannten. Die Sache war ihr immer noch peinlich gewesen. In allen Zeitungen berichteten sie von Leuten die mit dem Cruciatus-Fluch gefoltert, den Imperius-Fluch kontrolliert und von dem Avada Kedavra ermordet wurden und sie hatte es nicht bemerkt. Ständig hatte sie nur geglaubt es seinen alberne Zauber gewesen mit denen Todesser Zauberer und Hexen angriffen, doch sie waren mehr als das. Sie waren die drei Unverzeihlichen Flüche. Jeder der es wagte sie zu benutzen wurde sofort nach Askaban geschickt, selbst wenn es ein Auror war. Kein Auror hatte das Recht andere zu foltern, zu kontrollieren, oder, wenn nicht nötig, zu töten.

Ein Falke flog über ihren Kopf hinweg über den See, Richtung Hogsmead. Er war schön, fand sie und es war einmal was anderes einen Falken, anstatt die ganzen Eulen zu beobachten.

„Hey.“

Lily erschrak etwas als sich jemand hinter sie stellte, lächelte aber dann.

„Hey.“, begrüßte sie Tracy freudig zurück.

„Fleißig am Lernen?“, fragte er und warf ebenfalls einen Blick über ihre Schulter zum See.

Sie wusste, dem Anblick konnte man einfach nicht ausweichen.

„Nicht wirklich.“, antwortete sie und schlug das Buch zu. „Und du?“

„Hm.“, machte er locker, lehnte sich hinter Lily an die Mauer, die so hoch war, dass sie ihm gerade bis zur Hüfte ging und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. „Nicht wirklich.“

Sie lachte und murmelte eher zu sich selbst. „Jason war ständig am lernen.“

„Welcher Jason?“, fragte er Stirn runzelnd und sah sie neugierig an.

„Ach niemand.“, sagte sie weg schlagend. „Nur irgendein Typ, der mir mehr als alles andere auf die Nerven geht.“

„Aber nicht Jason White, oder? Der Typ ist so bescheuert. Total unsympathisch. Als ich mit ihm mal geredet hab, hab ich erfahren, dass er eigentlich nach Gryffindor, oder Slytherin wollte, aber so ein Idiot verdient so einen Ehreplatz nicht. Ich gebe es zwar ungern zu, aber sogar Slytherin, wäre für den zu schade. Immerhin brauchen wir gescheite Gegner. “

Langsam bereute es Lily überhaupt nicht mehr, dass sie mit ihm Schluss gemacht hatte. Von allen hatte sie nur Negatives über Jason White gehört und wenn sie ihn mit Tracy verglich, war er wirklich ein total unsympathischer Typ gewesen. Er war nicht locker oder witzig gewesen, war ständig am Lernen und hatte sie nach wenigen Wochen total ignoriert, anstatt ihr ins Gesicht zu sagen, dass er nichts mehr von ihr wollte.

Tracy war da anders. Er war ein Gryffindor, genau wie sie, unheimlich nett und witzig und nachdem sie heute einen wirklich schönen Tag mit ihm verbracht hatte, konnte sie sich gut vorstellen, vielleicht eine Beziehung mit ihm anzufangen. Sie kannte ihn eigentlich schon seit zwei, drei Jahren oberflächlich und hatte hier und da mal ein paar Worte mit ihm gewechselt, aber erst seit ein paar Wochen war daraus Freundschaft geworden.

„Er war mein Exfreund. Ich kann es gar nicht fassen, dass ich auf seine blöde Tour hereingefallen bin.“, sagte sie etwas beschämt. „Vielleicht kam das einfach daher, dass ich unbedingt einen Freund haben wollte.“

„Also doch White.“, sagte er, klang aber nicht so als wäre er sauer oder enttäuscht von ihr.

„Glaub jetzt nur nicht, dass ich auf solche Typen steh und so eine komische Streberin bin.“, sagte sie schnell. „Er hat mich total um den Finger gewickelt und hat erst später sein Wahres Ich gezeigt.“

„Nein, überhaupt nicht. Ich kenn dich ja schließlich besser. Und ihn auch gut genug um zu wissen, dass er so schon mehrere Mädchen rumgekriegt hat, die er dann alle spätestens nach einem Monat wieder hat abblitzen lassen.“

„Was?“, sagte sie empört. „So ein Arschloch.“

Tracy lachte und legte die Arme von hinten um sie. „Gehen wir nächsten Samstag wieder aus?“

Sie lächelte ihn an. „Gern. Aber beschwere dich nicht, wenn ich einiges einkaufen muss. Ich hab mir eigentlich vorgenommen Samstag einige kaputten Schulsachen zu ersetzten.“

„Kaputten Schulsachen?“, er sah sie verständnislos an.

Sie seufzte. „Lucius Malfoy hat mich letzten Freitag wieder alleine erwischt und mir einiges an Sachen zerstört.“

„Und das lässt du dir gefallen?“, fragte er fassungslos.

„Nein!“, entgegnete sie sofort. „Aber was soll ich denn machen, er ist leider Gottes kein schlechter Zauberer.“

„Klar.“, stimmte er wahrheitsgemäß zu. „Aber sollte er es auch nur wagen, dich noch einmal anzugreifen…“, er sah sie ernst an. „… ruf Potter und die anderen.“, sagte er schnell und Lily musste laut loslachen.

„Super Tipp, Tracy.“, sagte sie. „Ich dachte eher, du würdest mich beschützen, du tapferer Held?”

„Ich kann’s ja versuchen, aber wie du schon sagtest, Malfoy ist kein schlechter Zauberer. Aber wenn ich gerade in der Nähe sein sollte, trete ich ihm mal so richtig in den Hintern, okay?“

Sie lächelte und sah wieder auf den See, während sie sich nach hinten an ihn lehnte.

Er strich ihr über die Hand und küsste sie auf die Wange, bevor er sich ebenfalls wieder an die schöne Landschaft wandte.
 

„Ich lasse niemanden durch, bevor er nicht den Zauberspruch gesagt hat.“

Als Sirius, gefolgt von James vor einem Portrait im vierten Stock stehen blieb, war es mucksmäuschenstill. Der Korridor war sehr eng und verlassen. Überall hangen Spinnenweben und nur die Fackeln spendeten Licht. Draußen war es vor kurzem dunkel geworden und in wenigen Momenten würde der Vollmond zum Vorschein kommen.

Sirius sah die kleine Elfe in dem Portrait typisch und leicht genervt an. Sie hatte durchsichtige seidene Flügel, giftgrünes, langes Haar und eine dunkelrotes langes Kleid an.

„Also ehrlich mal, dein Zauberspruch ist so was von dämlich. Kannst du dir nicht was Magischeres einfallen lassen. Oder lass uns gleich durch, wir stellen sowieso nichts an.“

„Jeder, der hier durchgekommen ist, hat etwas angestellt.“, sagte sie mit piepsiger Stimme. „Und nachdem was ich von anderen gehört habe, seid ihr auch nicht gerade brave Knaben. Ohne den Schwur lass ich euch nicht rein. Der Ort ist heilig.“

„Der Ort ist heilig?“, fragte er ungläubig. „Das ist ein schäbiger Gang, der in sich zusammenfällt, ist schon gefährlich genug ihn zu betreten.“

„Komm schon, Tatze, sag es einfach, wir haben es eilig.“, sagte James ungeduldig. „Moony wartet auf uns. Ich hab ihm versprochen, dass wir zur Heulenden Hütte kommen.“

Sirius stöhnte genervt und wandte sich der Elfe zu. „Ich bin klein, mein Herz ist rein, lass mich in den Raum hinein. So zufrieden? Wenn du mich nicht rein lässt, mach ich Holzspäne aus deinem wertvollem Bilderrahmen.“

Ein gedämpfter Vogelschrei ertönte hinter ihnen und James drehte sich erschrocken um. Als er einen Falken auf dem Fensterrahmen weit über ihnen, unter dem Dach erkannte, atmete er erleichtert aus.

„Wohl, oder übel, muss ich es gelten lassen.“, sagte die Elfe piepsend. „Aber wehe, ihr zerstört auch nur eine einzige Kleinigkeit von den Kostbarkeiten.“

„Deine blöden Kostbarkeiten sind uns egal, wir wollen nur nach Hogsmead.“

Die Wand, auf der das Portrait hing ruckelte leicht und zwei Risse entstanden recht und links des Rahmens. Es dauerte nur wenige Sekunden und das Stück Wand, sank, samt dem Bild im Boden, sodass sich jetzt ein schmaler Eingang vor ihnen befand. James warf einen Blick an Sirius vorbei in den Raum. Eine breite Treppe führte nach unten und schien unendlich ins Schwarze zu führen. Die einzige Lichtquelle, war der Spalt, des Eingangs, der von den Fackeln beleuchtet war und Sirius Schatten zog sich lang die Stufen hinunter.

„Ehrlich gesagt, die Peitschende Weide würde ich vorziehen.“, sagte James und ihm war unwohl zumute, als er die endlosen Stufen hinuntersah.

„Geht nun mal nicht, wenn Mrs Norris sie bewacht.“, sagte Sirius ungeduldig. „Ich glaube die hat gespannt, dass wir uns Vollmond da rum treiben. Vermutlich hat sie den Tiergeruch von uns gewittert, als wir uns in Animagi verwandelt haben. Aber Filch bewacht den Ausgang, also müssen wir nen anderen Weg gehen. Lumos!“, an der Spitze seines Zauberstabes ging ein blaues Licht an und er betrat die Stufen.

James sah sich noch einmal nach hinten um, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand gefolgt war und folgte ihm dann zögernd, wobei er ebenfalls seinen Zauberstab aufleuchten ließ. Kurz nachdem sie verschwunden waren, hob sich die Mauer wieder nach oben und verschloss den Durchgang, sodass sie nun, ohne ihre Zauberstab in völliger Dunkelheit stehen würden.

Es war kalt und ziemlich feucht, was dazu führte, dass die gesamte Treppe nass war, doch waren keine Spinnen, oder sonstige Viecher zu sehen. Der Gang war so dicht versperrt, das hier vermutlich keine Tiere leben konnten. Doch James erschrak, als an ihm ein paar Fledermäuse vorbei flogen. Natürlich Fledermäuse lebten an so einem finsteren Ort.

Im lief es eiskalt den Rücken runter. Dieser Ort war unheimlich, total beängstigend und er konnte Sirius genau anmerken, dass er ebenfalls etwas aufgeregt war. Sie stiegen immer weiter die Treppen hinunter und einzig und allein ihre plätschernden Schritte waren zu hören.

„Was hast du noch mal gesagt, wo der Gang hinführt?“, fragte James leise.

„Ich habe keine Ahnung. Es ist verboten ihn zu betreten, also hatte ich noch nicht die Gelegenheit dazu.“, antwortete er.

„Jeder Geheimgang ist verboten, du Schwachkopf. Das hat dich auch noch nicht davon abgehalten, sie zu betreten. Du schleppst mich hier weiß Gott wohin, ohne zu wissen wo wir rauskommen.“

„Rauskommen tun wir auf jeden Fall in Hogsmead, nur wo ist die Frage.“

„Ja. Wo.“, murmelte er und das Treppensteigen schien ewig zu dauern.

Ständig flog ihnen eine Fledermaus, oder zwei, um die Ohren und sie fanden das allmählich lästig.

Als Sirius endlich ein Anzeichen machte stehen zu bleiben, wurde er jedoch enttäuscht.

„Siehst du den Bogen da?“, fragte er stattdessen und zeigte auf einen vergoldeten Bogen, der sich wie ein Tor über die Stufen zog. James nickte.

„Wenn wir den durchqueren sind wir in Hogsmead und außerhalb von Hogwarts.“, erklärte Sirius und ging voran.

„Das hilf mir jetzt ehrlich gesagt auch nicht weiter, aber danke für die Information. Wie weit noch?“, stöhnte er.

„Ich weiß es nicht, okay?“, maulte er ihn an.

„Woher weißt du dann, dass wir außerhalb von Hogwarts sind, wenn wir da durchgehen?“

„Hat mir die Elfe gesagt.“, sagte er gelassen.

„Und ich wette, Moony wartet bereits auf uns und Wurmschwanz steht dumm an der Hütte herum und wartet darauf, dass wir kommen.“, gerade ging er durch den Bogen und fasste kurz hin. Es war echtes Gold, denn man sah nirgends die Farbe abblättern und es war kein Stück schwarz, wie es für Falschgold üblich war, wenn es jahrelang unberührt im feuchten Dunkel lag. Und die Tatsache, dass er nur nach einem Schritt außerhalb von Hogwarts war, beunruhigte ihn doch. Denn dann waren sie nicht mehr durch Dumbledores Banne und Zauber geschützt und auf sich alleine gestellt. Dann sah er, dass ein einer Stelle etwas eingeritzt war. Eine Handschrift, die definitiv, die eines Schülers war. Wer kam nur auf die Idee in Gold reinzuritzen? Er wischte den Dreck weg und las das Gekritzel:

Save your pure blood and keep out!

„Was?“

„Krone, kommst du?“, fragte Sirius von weiter unten und blieb stehen.

„Ja, ich komm schon.“, er versuchte mutig zu klingen und folgte ihm.

„Du bist so geldgierig.“

„Wie bitte?“

„Das Gold, das du gerade angestarrt hast. Reicht es dir nicht, dass du reich bist?“

„Hey, hallo. Darf man sich den nicht mal mehr was anschauen? Ich bin nicht geldgierig. Außerdem stand da ne Warnung.“

„Da vorne stand auch ne Warnung. >Hab Acht vor den Blutsaugern!< Glaubst du de Fledermäuse hindern mich daran, nach Hogsmead zu gehen?“, sagte er und ging weiter. „Hier waren schon andere Schüler, also glaube ich nicht, dass uns hier Schlimmeres erwartet, als den paar >Blutsaugern<, wie’s der Typ so schön nennt.“

„Ende in Sicht.“, sagte James erleichtert, als er den Treppenboden erkannte. Sie beschleunigten ihre Schritte und sprangen die letzten Stufen nach unten, doch als sie unten ankamen und mit ihren Zauberstäben ins Dunkel leuchteten, klappte ihnen die Kiefer nach unten.

„Ach du meine Fresse.“, staunte Sirius und betrat langsam den Raum.

„Wow.“, sagte auch James und folgte ihm.

Vor ihnen lag nicht der Ausgang, der sie in Hogsmead raus ließ, sondern ein Raum voller Gold und Schätze. Juwelen und Perlen glitzerten in sämtlichen Farben, als sie ihre leuchtenden Zauberstäbe darauf richteten. Der Raum hatte keine Fenster und war riesig, wie James feststellen musste.

„Ist das die Schatzkammer von Hogwarts?“, sagte Sirius und ließ ein paar Goldstücke durch die Finger gleiten.

„Keine Ahnung. Sieht ganz danach aus.“, James sah sich beeindruckt um und richtete den Zauberstab nach oben an die kahlen Wände. Hier war nichts besonderes, außer den Schätzen. Keine Gemälde, keine vergoldeten Rahmen oder Wände, selbst der Boden war nur aus Stein. Und kein Licht. Keine Kerzen, keine Kronleuchter oder was es sonst noch gab, was irgendwie Licht spenden konnte. Der Raum war stockdunkel, genau wie der Rest des Ganges und ohne ihre Zauberstäbe würden sie völlig blind sein. Die Luft war stickig und sie mussten einige Male husten.

„Was glaubst du, warum hier noch nichts ausgeraubt wurde?“, sagte Sirius und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich meine, die Schüler die den Gang schon betreten haben, hätten sich hier ohne weiteres bedienen können.“

„Vielleicht ist es durch irgendwas geschützt. Ein Zauber, ein Bann, oder vielleicht sogar ein Fluch.“, meinte James und ging in die Hocke um sich einen vergoldeten Spiegel anzusehen, indem er sich selbst und Sirius Rücken sah, der sich die Juwelen auf der anderen Seite des Raumes ansah. Fast automatisch fuhr sich James durch die Haare und lehnte den Spiegel zurück. „Ziemlich irre.“

„Ziemlich.“, stimmte Sirius zu.

James beobachtete ihn kurz im Spiegel und drehte sich dann um, um etwas zu sagen, doch dazu kam er nicht.

Er starrte in ein Gesicht. Das fürchterlichste Gesicht, dass er jemals gesehen hatte und verkehrt herum. Das Blut gefror ihm in den Adern, als er in die roten, blutunterlaufenen Augen, des blassen Gesichts sah und er war wie versteinert.

„Ach du scheiße.“, japste er tonlos und es lief ihm eiskalt den Rücken runter, doch Sirius hatte es gehört drehte sich sofort um und als der Vampir den Mund aufriss und sein gewaltiges Gebiss mit den langen, scharfen Eckzähnen zeigte, schrieen James und Sirius wie am Spieß. Dann gerieten sie in Panik, als James seinen Zauberstab fallen ließ und die Lichter erloschen. Er war blind.

„Mach das Licht wieder an!“, schrie Sirius panisch.

„Lumos!“

Beide Zauberstäbe leuchteten wieder, doch von dem Vampir war keine Spur zu sehen.

„Wo ist er?“, Sirius und James richteten den Zauberstab in sämtliche Richtungen und gingen rückwärts aufeinander zu, um sich gegenseitig Deckung zu geben.

„Keine Ahnung, ich seh in nicht!“, der Angstschweiß brach bei ihm aus und er blieb keine Sekunde still und leuchtete in jede kleine Ecke. „Wo kam der so plötzlich her?! Ich hab ihn überhaupt nicht gesehen! Er war plötzlich hinter mir, als ich mich umgedreht habe!“

„Hast mal wieder in Verteidigung gegen die Dunklen Künste nicht aufgepasst, was? Vampire haben kein Spiegelbild!“, sagte Sirius hektisch.

„Wir sind tot.“, murmelte James, als er nicht einmal einen Ausgang fand. Die Treppen nach oben waren ihre einzige Chance. „Wir sind so was von tot.“

Langsam beruhigten sich ihre Herzschläge wieder und Stille kehrte ein, in der man nur ihr schnelles Atmen und ihre Schritte hörte, doch die zwei drehten sich immer noch in alle Richtungen und hielten Ausschau.

„Und ich hab dir gesagt, ich würde die Peitschende Weide vorziehen.“, sagte James. „Ich würde sogar den Werwolf vorziehen. Von dem bin ich mir wenigstens sicher, dass er unser Freund ist und nichts für seine Attacken kann. Ich bin mir sogar sicher, dass Remus uns nicht einmal umbringen würde, wenn er könnte, was ich bei einem Vampir bezweifle. Gegen einen Vampirbiss hilf es nicht einmal ein Animagus zu sein. Man kann unter bestimmten Umständen immer zum Vampir werden. Und jetzt fang ich schon wieder an so schnell zu reden. Ich fang immer an schnell zu reden, wenn ich nervös bin. Was ist wenn er uns umbringt? Was ist, wenn wir selbst zu Vampiren werden?“

„James!“, rief Sirius. „Halt die Schnauze! - Soweit wird es nicht kommen“, fügte er noch eher zu sich selbst hinzu und sah sich weiter um.

Ein Schatten huschte an ihnen vorbei und im nächsten Moment, landete vor ihnen eine große, magere Gestalt mit einem langen, zerfetzten, schwarzen Umhang.

„Irgendwoher kenn ich den.“, jammerte James, ganz ungewollt, als er wieder in das Gesicht, des Vampirs sah, doch Sirius hatte ihm gar nicht zugehört und ließ sofort einen Zauber auf ihn los, dem er aber auswich und wieder durch den Raum schwebte. Sirius feuerte einen Zauber nach dem anderen ab und James tat es ihm nach, doch der Schatten war zu schnell und gab fürchterliche Geräusche von sich.

„Feuer einfach! Lass ihn ja nicht an dich rankommen!“, schrie Sirius unter dem Lärm, der Felsbrocken, die von den Wänden fielen. „Expelliarmus!“, schrie er und zu seinem Bedauern war das der schwächste Zauber.

„Wie willst du denn einen Vampir entwaffnen, du Volltrottel?! Sein Gebiss raus schießen?!“, rief James wütend vor Aufregung, doch als der Vampir mit aufgerissenem Gebiss auf ihn zukam und er starr vor Schreck blieb, passierte etwas, womit er nicht gerechnet hatte.

Ein Ruf war zu hören und in sekundenschnelle war der ganze Raum hell erleuchtet, sodass James und Sirius die Augen zukneifen mussten und ihre Hände schützend vors Gesicht hielten. Der Vampir schrie schmerzhaft auf und wich an James vorbei. Kurz darauf, packte ihn jemand hart am Umhang, schleifte ihn und Sirius zur Wand und schubste sie durch einen schmalen Durchgang. James fiel auf die Knie und sah auf. Vor ihm lag ein kleiner dunkler Tunnel, doch bevor er sich umsehen konnte, rief dieselbe Stimme wieder „Raus hier! LOS!“ und er richtete sich auf und lief mit gebeugten Rücken den schmalen Tunnel entlang, ohne sich umzusehen, wer ihm folgte. Sei es Sirius, oder der Mann, der gerufen hatte.

Es war so dunkel, dass er nicht bemerkt hatte, dass es nicht mehr weiterging und er stattdessen, plötzlich nach unten fiel und durch einen Schacht rutschte, wobei er mit einem schmerzhaften Aufprall auf trockenem Boden landete. Gleich danach rutschte ihm Sirius in den Rücken und er schrie schmerzhaft auf. Sie lagen beide auf dem Boden und richteten sich langsam auf, während ihr Begleiter hinterherkam und elegant auf den Füßen landete. Blitzschnell drehte er sich um und richtete den Zuberstab auf den Schacht, den er mit einem Zauber fest verschloss.

„So kommt er so schnell nicht raus.“

„Professor Stricrude?“, fragte Sirius ungläubig.

James sah erschrocken auf und starrte nach oben in das Gesicht des Professors.

„Ich muss sofort das Ministerium benachrichtigen. Nach ihm haben wir seit Jahren gesucht.“, sagte er und bot James die Hand an, da Sirius längst auf den Beinen war.

Er zögerte kurz, doch dann ließ er sich von Stricrude aufhelfen.

„Nach wem?“, fragte Sirius immer noch voller Entsetzten, was eben passiert war.

„Forest Kreamtery.“, antwortete er ziemlich locker. „Ein Todesser. Wie haben ihn nie gefunden. Zufall, dass ausgerechnet ihr auf ihn trefft.“

James starrte ihn mit offenem Mund an und sagte nichts, dann blickte er sich um. Sie standen auf einem Friedhof. Einem ziemlich großen Friedhof, der vom hellen Vollmond beleuchtet wurde und ihm wurde klar, dass sie in Hogsmead waren. Ein leises Heulen war zu hören und James war sich sicher, dass es von der Heulenden Hütte kam. Sie konnten jetzt nicht zu ihm, obwohl sie in Sicherheit waren.

Sirius sah sich ebenfalls kurz um und sah dann Professor Stricrude skeptisch an, als erwartete er jeden Moment, dass er sie anschrie und ihnen Vorwürfe machte, doch das tat er nicht.

„Wie sind sie hierher gekommen?“, fragte James stattdessen.

„Ich kenne mich hier gut aus. Ziemlich gut sogar und als ich mitbekommen hab, dass ihr euch in Schwierigkeiten begebt, bin ich euch gefolgt.“

„Wie denn?“, fragte Sirius sofort. „Hinter uns war niemanden. Der Eingang hatte sich sofort verschlossen, nachdem wir ihn betreten hatten und durch das Rohr da kommt doch auch keiner nach oben, dafür ist es zu steil. Überhaupt, wie kommt man so schnell nach Hogsmead? Vor kurzem waren Sie noch in ihrem Büro. Und woher wussten Sie, dass wir da drin sind?“

„Viele interessante und wichtige Fragen, Sirius.“, er richtete sich den Kragen wieder ordentlich hin und klopfte den Dreck ab, den er durch den Schacht eingesteckt hatte und sah ihn dann lässig an. „Die ich dir leider nicht beantworten kann.“

Sirius Miene wurde etwas zornig, doch er sagte nichts, da Stricrude ihnen immerhin gerade das Leben gerettet hatte und Stricrude ging an ihnen vorbei. „Na los kommt schon. Ich muss sofort eine Eule abschicken und euch zurück zum Schloss bringen. Viel zu gefährlich hier in der Nacht.“

„Was war das für ein Raum? Wem gehört das ganze Gold und wer war dieser verdammte Vampir?“, redete Sirius weiter und sie folgten ihm über den Friedhof, vor dem James nach diesem Vorfall richtige Gänsehaut bekam. Vampire waren bekannt dafür, sich in der Nähe von Friedhöfen aufzuhalten. Stricrude zischte warnend, er sollte nicht so laut darüber reden und ging weiter.

„Die dritte Frage habe ich dir eben schon beantwortet, Sirius. Es wäre besser, wenn du jetzt still bist, bis wir in Sicherheit sind, dann werde ich es euch erklären. Mann ist außerhalb von Hogwarts nie sicher. Nicht einmal im Ministerium. Aber keine Sorge, James. Das war der einzige Vampir hier und der sitzt jetzt fest, bis ihn die Auroren da am Tag rausholen und nach Askaban bringen. Ihn erwartet nichts anderes als der Kuss des Dementors.“

„Was? Sie töten ihn?“, fragte James leicht erschrocken.

„Nein, sie saugen ihm die Seele aus.“, sagte er. „Obwohl ich mir nicht einmal sicher bin, ob man einem Vampir die Seele aussaugen kann.“, sie gingen durch das kleine Tor am Ende des Friedhofes und stiegen die Stufen nach unten ins Dorf. Erst jetzt bemerkte James, dass sie noch außerhalb von Hogsmead waren, auf einem Felshügel zwischen Schloss und Dorf, auf dem die Gräber lagen und um den ein schäbiger Holzzaun errichtet war, ähnlich wie bei der Heulenden Hütte. James drehte sich nach hinten und sah nach oben zum gewaltigen Schloss Hogwarts, bei dem kleine Lichter schienen. Kein Wunder, dass die Treppe ewig ging, die ganze Strecke, von da oben auf dem Berg, bis hier runter auf diese ebene Stelle, zwischen den Felsen, waren sie zehntausende von Stufen gestiegen. Wenn man nach unten sah, lag am Ende der Treppe das kleine Dorf Hogsmead aus dessen Fenstern ebenfalls noch wenige Lichter brannten.

„Ist vielleicht auch besser so. Bei einem Vampir kann man ja nie wissen.“, fuhr Stricrude fort und stieg eilig die Treppen hinunter, wobei jetzt James und Sirius neben ihm gingen. „Lebende Tote.“, er schnaubte verächtlich.

Es blitze über ihnen und hinter den Bergen, und kurz darauf folgte ein Donner.

„Wir sollten uns etwas beeilen, ich glaube es fängt gleich an zu regnen.“, sagte er und tatsächlich, bevor sie im Dorf ankamen, schüttete es wie aus Eimern und sie mussten bis zum nächsten Gasthaus laufen. Kein anderes als Die drei Besen.

Er klopfte dreimal und die Stimme des Wirtes erklang hinter der Tür. „Wer ist da?“

„Professor Stricrude. Lass uns rein, Henry, wir sind ziemlich nass.“

„Wie heißt das Passwort?“

„Englische Brauerei.“

Er schloss die Tür auf und ließ sie rein, mit einem überraschten Blick auf James und Sirius und verschloss sie wieder hinter ihnen.

„Du könntest das Passwort ruhig ändern. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die Todesser da nie drauf kommen?“, sagte Stricrude wahrheitsgemäß.

„War Martins Idee. Ich hab schon immer gesagt es muss was Originelles sein.“, entgegnete er.

Im Gasthaus war es sehr ruhig. Auf der Uhr an der Wand, konnte James sehen, dass es bereits kurz vor zwölf war, doch ein paar Leute waren noch da. Darunter zwei Männer mittlerem Alters, die in einer Ecke tuschelten, ein alter, weißhaariger Zauberer mit Bart, der an der Theke saß und daneben eine elegantere, ältere Frau mit Spitzhut.

„Oliver.“, sagte Rosmerta sofort freudig und ging auf sie zu. „Schon so spät, alles in Ordnung? Was machst du hier? Was macht ihr hier?“, sie änderte ihre Miene und sah James und Sirius streng an. „Was macht ihr hier?“

„Ähm…?“, James überlegte, wusste aber nicht was er sagen sollte.

„Nicht so wichtig, Rosmerta. Ich muss einen Brief ans Ministerium und Dumbledore schreiben. Kann ich deine Eule benutzen? Zur Post kamen wir in diesem Sturm nicht mehr.“

„Natürlich. Sofort.“ Sie führte ihn die Treppen hoch, wo James wusste, dass dort ihr Büro lag und wandte sich kurz davor noch mal den beiden zu. „Und ihr zwei zieht eure nassen Sachen aus. Henry, gib ihnen was Trockenes zum anziehen und dann schenk ihnen zwei Gläser Butterbier zum aufwärmen ein, die gehen aufs Haus.“

Sie verschwand nach oben und James und Sirius sahen ihnen hinterher. Dann kam Henry zu ihnen und führte sie ebenfalls nach oben in ein Zimmer, wo sie ihre nassen Umhänge ablegen konnten und trockene bekamen. Zwar nicht so elegant und teuer wie ihre besten Schulumhänge, aber erträglich.

„Was glaubst du, war das für ein Vampir war, den wir da gesehen haben?“, fragte Sirius mit gesenkter Stimme, als sie eingewickelt in Decken am Tresen saßen und jeder ein Glas Butterbier tranken.

„Keine Ahnung, aber er war auf jeden Fall ein Todesser.“, antwortete James. „Ich hab ihn schon mal gesehen. Im Tagespropheten. Allerdings ohne die roten Augen und die spitzen Zähne, aber dasselbe blasse Gesicht. Total abgemagert der Typ.“

„Kein Wunder, wenn er sich nur von Blut ernährt.“

„Wer ernährt sich von Blut?“, fragte Martin und war dabei ein paar Gläser zu polieren.

„Ach niemand.“, seufzte James. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Remus war immer noch alleine in der Heulenden Hütte, nicht weit von ihnen entfernt und Peter könnte immer noch vor dem Eingang im Regen stehen und auf sie warten. Wenn er seinen Tarnumhang dabei gehabt hätte, hätte er schnell hinüber laufen können, um Peter abzuholen, oder um ihn zu sagen, er könne zurück zum Schloss. Stattdessen saß er hier und wartete darauf, Strafarbeiten, oder wenn nicht sogar den Schulverweis von Stricrude zu bekommen. Es war die Ruhe vor dem Sturm, kam es ihm vor. Sie würden nach dieser Aktion auf jeden Fall nicht unbestraft davonkommen.

Erwischt!

In den letzten Tagen sind die Angriffe wieder schlimmer geworden.“, sagte Professor Stricrude, als sie alleine am Tisch saßen. „Und hier in Hogsmead wurden drei Leichen gefunden, die von einem Vampir ausgesaugt wurden.“

James und Sirius verzogen angewidert das Gesicht.

„Man hat sie sofort mit dem richtigen Zauber behandeln können. Ihr wisst ja, sobald der Vampir ihn gebissen hat, kann eine Leiche jederzeit wieder als ein anderer Vampir auferstehen.“

„Im Ernst?“, James sah ihn entsetzt an.

„Ich dachte du wusstest das?“, Stricrude sah ihn lässig an und rührte in seinem Tee herum.

„Kein Stück. Wir haben Vampire noch nicht durchgenommen.“, antwortete Sirius.

„Ja, na klar. Jetzt wo du’s sagst, fällt mir ein, dass Vampire erst in der Siebten durchgenommen werden.“

„Aber ich dachte, das läuft wie bei einem Werwolf ab. Man wird gebissen und verwandelt sich dann bei Vollmond.“, meinte James.

„Oh nein.“, sagte er mit einem ironischem Lächeln. „Nein, auf keinen Fall. Vampire sind weitaus gefährlicher und viel komplizierter als Werwölfe. Ein Werwolf tötet, wenn er es schafft und sein Opfer bleibt so wie es ist. Falls er es nicht schafft und jemanden nur gebissen hat, verwandelt sich derjenige ab diesem Moment jeden Monat bei Vollmond. Vampire hingegen sind Vampire und bleiben es auch, täglich, jede Nacht. Das einzige was manche beherrschen, ist, dass sie am Tag menschliche Gestalt annehmen, aber die sind keine echten beziehungsweise keine reinblütigen. Wenn sie einmal jemanden erwischen, töten sie ihn ohne zu zögern, indem sie ihm das Blut aussaugen. Außerdem behalten sie ihren Verstand, haben jedoch den Drang dazu zu töten. Nur wenn es ein Vampir vorhat, kann er sein Opfer wieder auferstehen lassen und deshalb sind Vampire viel seltener als Werwölfe, denn die meisten kommen nicht dazu, oder beherrschen diese Fähigkeit nicht. Kommt drauf an, ob sie wahre Vampire sind, oder nur teilweise. Ich sag es ja, die Geschichte ist viel zu kompliziert, als das ihr sie jetzt an einem Stück verstehen würdet.“

„Also sind Vampiropfer, die wieder auferstehen, teilweise sozusagen Inferi?“, fragte James neugierig.

Stricrude lächelte. „Teilweise. Du hast Recht James, eine bestimmte Art von Inferi. Aber eben nur teilweise. Ein Inferius ist eine Leiche, die verhext wurde. Sie sind keine auferstehenden Toten, sondern einfach nur Körper, Werkzeuge für denjenigen, der sie verhext hat. Vampiropfer dagegen kann man nicht kontrollieren. Du kannst ja immerhin auch keinen unechten Vampir kontrollieren, ohne den Imperius-Fluch anzuwenden.“

„Wieso nur unecht?“

Stricrude lächelte düster. „Du kannst einen reinblütigen Vampir mit keinem Zauber der Welt kontrollieren. Sie sind die mächtigsten Geschöpfe dieser Welt. Voldemort selbst hätte niemals eine Chance gegen sie.“

„So ganz kapier ich das noch nicht. Ein Vampiropfer wird doch dann selbst zum Vampir, oder? Wo ist da der Unterschied?“, fragte James verwirrt.

„Es ist wie bei den Zauberern und Hexen. Ihr zwei seit reinblütig, soviel ich gehört habe?“

James und Sirius nickten zustimmend.

„Eure Familiengeneration geht Jahrhunderte zurück. Es gab bisher noch keinen einzigen Muggel, oder Muggelgeborenen in eurer Familie und wenn, dann wäre dessen Kind nur Halbblütig. Soweit klar?“

„Glasklar.“, sagten beide gleichzeitig.

„Genauso ist es mit den Vampiren gewesen. Es gab reinblütige Vampire. Alte Familien die Jahrhunderte zurück liegen. Fledermäuse, oder ähnliche Wesen in Menschengestalt. Die wahren Vampire, die, die die Fähigkeit besitzen Tote zum Leben zu erwecken sind reinblütig. Jedoch ihre Opfer höchstens halbblütig, da sie ja Menschen sind. Versteht ihr das?“

„Ja.“, sagte James und Sirius nickte. „Aber es gibt unter den Vampiren sozusagen nicht so was Ähnliches wie Muggelgeborene bei uns?“

„Nein.“, er lachte. „Das wären dann Menschen, die ohne irgendwelche anderen Einwirkungen einfach so zu Vampiren werden. Nein, solche hat man noch nicht entdeckt. Und zu allem Glück.“

„Der Vampir, den wir in diesem Raum gesehen haben. War das ein reinblütiger?“, fragte Sirius neugierig.

„Nein. Ein halbblütiger.“, antwortete Stricrude. „Aber er wurde von einem echten gebissen. Deshalb besitzt er noch einige stärkere Fähigkeiten, zumal er auch noch ein Todesser ist. Ihr-wisst-schon-wer hat ihn mit Sicherheit noch gefährlicher ausgerüstet.“

„Also gibt es noch echte Vampire?“, fragte James entsetzt.

„Die meisten wollen es nicht glauben. Nicht einmal Fudge. Doch ich weiß es besser. Ich bin einem im Ausland begegnet. Allerdings ist das bereits zehn Jahre her, ich habe keine Ahnung ob er vielleicht sogar der letzte war. Im Prinzip könnt ihr beruhigt sein, es gibt keine mehr in England, sie wagen sich nicht einmal in die Nähe unseres Landes… vermutlich wegen Voldemort.“, setzte Stricrude hinzu. „Im Mittelalter hat man sie ziemlich ausgerottet. Die Muggel haben diese Geschichten ziemlich unglaubhaft umgesetzt. In Wahrheit war es schlimmer und die Mittel waren anders. Nicht so was dramatischen wie einen Holzpfahl ins Herz zu rammen oder ihm Knoblauch ins Maul zu stopfen. Nur wenige Sachen sind wahr. Zum Beispiel, dass Vampire kein Sonnenlicht ertragen. Wie bei echten Feldermäusen. Und das mit dem geweihten Wasser, war in Wirklichkeit ein Zaubertrank, der ihre empfindliche Haut verätzte. Raffiniert, aber leider wirkt er nur gegen die echten und nur sehr wenige Zauberer beherrschen es, diesen Trank zu brauen.“

„Eigentlich ist es klar, dass er kein echter ist.“, sagte James, dem langsam ein Licht aufging. „Immerhin ist er ein Mensch… tagsüber.“

„Ganz genau.“

„Und was machen die echten Vampire tagsüber? Wenn sie kein Sonnenlicht vertragen?“, fragte Sirius.

„Sie verstecken sich und schlafen.“, antwortete er locker. „Zumindest glauben wir das. Man hat noch nie einen tagsüber zu Gesicht bekommen und außerdem ist für sie die Nacht, wie für uns der Tag und der Tag für sie, wie die Nacht. Obwohl es ihnen glaube ich schwerer fällt sich am Tag im Schloss herumzuschleichen, als euch beiden bei Nacht.“

„Ach, ich tu mir da auch ziemlich schwer.“, sagte James ironisch.

„Deshalb der kräftige Lichtzauber.“, sagte Sirius. „Er hat es nicht ertragen, als Sie ihm entgegengeleuchtet haben.“

„Der einzige Zauber der wirklich wirkt.“, murmelte er und trank seinen Tee.

„Nur ein Lichtzauber und Zaubertrank? Mehr nicht? Mann könnte sie doch auch mit dem Todesfluch umbringen oder nicht?“

„Ich habe dir gerade eben gesagt, James, Vampire… ganz besonders reinblütige Vampire sind die mächtigsten Wesen auf dieser Welt. Kaum ein Zauber kann sie aufhalten. Solltest du einem bei Nacht begegnen hast du keine Chance, auch wenn du ein noch so guter Zauberer bist. Wir können nur von Glück reden, wenn Voldemort sie nicht alle auf einmal auf uns hetzt und im Prinzip erstmals nur halbblütige gefunden hat.“

James und Sirius sahen ihm eine weile schweigend zu und sie bekamen eine Gänsehaut. Sollte es Voldemort jemals gelingen einen reinblütigen Vampir auf seine Seite zu kriegen, wären viele in großer Gefahr. Sie versuchten das Thema irgendwie abzuhacken und beruhigten sich etwas.

„Wieso sind Sie nicht sauer?“, fragte James um das Thema zu wechseln. „Wir sind nicht nur im Schloss herumgeschlichen, sondern haben auch noch das Schloss verlassen. Wieso schreien Sie nicht wie wild herum, so wie es Professor McGonagall immer tut, wenn wir was angestellt haben?“

„Oder Professor Sprout, wenn wir wieder an ihren Jotkräutern waren.“, fügte Sirius hinzu.

„Oh, glaubt mir, ich bin sauer. Ziemlich sauer, aber die Tatsache, dass ihr es unverletzt überstanden habt und fein hier auf mich gewartet habt, anstatt zur Heulenden Hütte zu rennen, hat mich etwas beruhigt.“

„Heulenden Hütte?“, James tat als wüsste er überhaupt nicht, was die Heulende Hütte damit zu tun haben würde und zitterte heftig. Er wusste nichts. Das konnte er überhaupt nicht wissen. Stricrude hatte keine Ahnung von Remus und ihnen.

Auch Sirius war beunruhigt, bemerkte er.

„Ich dachte ja nur.“, sagte Stricrude. „Was würden zwei Kerle wie ihr sonst hier in Hogsmead bei Vollmond zu suchen haben, außer zu sehen, ob die Gerüchte, um die Geister in der Hütte, auch wirklich wahr sind?“

„Ah ja.“, James nickte etwas erleichtert, aber immer noch ängstlich. „Ich schätze morgen heißt es dann Adieu Hogwarts.“

„Du hast Recht, James, eurer Verbrechen müsste eigentlich mit dem Schulverweis bestraft werden.“, stimmte Stricrude zu. „Aber das habe ich nicht zu bestimmen. Das ist die Sache von eurer Hauslehrerin Professor McGonagall und Professor Dumbledore.“

James stützte den Kopf auf die rechte Hand und Sirius ließ sich nach hinten auf die Bank fallen. Es war aus. Bye, bye Hogwarts, ging es James durch den Kopf, Bye, bye Traum Auror zu werden.

Er war einer der besten Schüler in seiner Klasse, er hätte bestimmt genügend ZAGs zusammen bekommen um seinen Traum in Erfüllung gehen zu lassen. Er war nicht vorbestraft. Gerade mal mit ein paar Strafaufgaben bestraft, aber nicht gesetzlich vorbestraft. Und jetzt? Jetzt flogen sie mit hundertprozentiger Sicherheit von der Schule und konnten sich von ihren Freunden verabschieden.

James erschrak. Was war dann mit Remus? Er wäre dann wieder ganz allein Vollmond. Peter konnte nichts ausrichten, er war nur eine Ratte und konnte höchstens nur zusehen, wie Remus sich selbst biss und kratzte.

Bis Professor Stricrude mit seiner Tasse Tee fertig war, die Leute vom Ministerium eintrafen und es aufgehört hatte zu regnen, schwiegen sie fast gänzlich und James und Sirius sahen sich kaum an. Sie saßen nur da und starrten niedergeschlagen auf die Tischplatte, während Stricrude mit dem Minister für Zauberei Rufus Scrimgeour redete. James war ihm schon öfter begegnet, als er seinen Vater im Ministerium besuchte, doch sie waren gerade so in Aufregung, dass sie ihn und Sirius überhaupt nicht bemerkten. Sie hatten sich wieder ihre eigenen Umhänge angezogen, die Rosmerta ihnen großzügigerweise getrocknet hatte und nach einer kurzen Diskussion ging Stricrude zu ihnen und begleitete sie vor die Tür.

„Habt ihr noch die Kraft, bis zum Schloss nach oben zu laufen?“, fragte er die beiden.

Sie stöhnten. Nach Hogsmead und zurück fuhren sie immer mit den Kutschen und den ganzen Weg zum Schloss nach oben würden sie nicht überleben.

„Dachte ich mir schon.“, sagte Stricrude. „Ich auch nicht.“

Er streckte seine Ellbogen aus. „Festhalten bitte. Wir apparieren.“

„Apparieren?!“, James sah ihn geschockt an. „Ich kann nicht apparieren!“

„Deshalb sag ich es doch. Festhalten.“, wiederholte er und James hielt sich zögernd an seinem Arm fest. Sirius tat es ihm auf der anderen Seite nach. „Gut festhalten, verstanden? Das könnte etwas unangenehm werden.“

Noch bevor James das registrieren konnte wurde es schwarz um ihn und alles drückte sich zusammen. Stricrudes Arm bog sich leicht weg und James griff fester zu. Er fühlte sich als würde ihn jemand wie eine Zitrone auspressen, doch noch ehe er aufschreien konnte, war es vorbei. Der kalte Nachwind schlug ihm um die Ohren und er öffnete die Augen und ließ seinen Arm los. Sie standen vor dem riesigen Eichentor von Hogwarts und ihm wurde klar, dass er gerade zum ersten Mal appariert war.

„Unangenehm, aber man gewöhnt sich dran. Echt zu dumm, dass man nicht direkt ins Schloss apparieren kann.“, sagte er ziemlich locker und kaum hatte er das gesagt, ging das Tor auf und McGonagall erschien vor ihnen mir zorniger Miene. Sie stand da, als hätte sie sie längst erwartet und sah dann zu Professor Stricrude. „Ich nehme sie Ihnen ab, Oliver. Dumbledore hat ihre Nachricht erhalten. Danke für ihre mühevolle Arbeit.“

„Kein Problem, Minerva.“, sagte er und betrat das Schloss, gefolgt von James und Sirius. Hinter ihnen verschloss sich das Tor wieder und Stricrude ging an den dreien vorbei.

„Eine gute Nacht, wünsche ich noch.“, und er verschwand die Eingangshalle entlang.

James und Sirius sahen ihm hinterher, als hätte er sie hier gerade einem Todesser überlassen, bis James in McGonagalls dunkle und gefährliche Augen sah.

„Folgen Sie mir.“, befahl sie mit ruhiger Stimme und ging voran.
 

Es donnerte und blitze schon wieder und Lily konnte es nicht mehr ertragen. Sie warf sich in ihrem Bett herum und versuchte irgendetwas zu tun, um den Lärm zu dämpfen doch es half nichts, sie konnte nicht einschlafen. Zum fünften Mal sah sie auf die Uhr und stöhnte genervt als sie feststellte, dass es bereits halb drei war. Nika, Chris und Kathy schliefen tief und fest, nur sie hatte Probleme bei Vollmond einzuschlafen und dann auch noch Gewitter. Es fing zu regnen an und die Tropfen prasselte laut an die Fenster. Das wurde ihr jetzt zu viel. Sie warf die Decke zurück schlüpfte in ihre Hausschuhe und zog ihren Morgenmantel über ihr Nachthemd. Sie warf den anderen drei einen Blick zu. Nikas Bett war ein einziges Chaos von Decken und Kissen. Sie lag auf dem Rücken, den Kopf zur Seite und die Hand auf dem Kissen, während die andere auf ihrem freien Bauch lag und sie die eine Decke nur bis zur Hüfte hatte. Der Rest lag um sie herum verstreut. Kathy lag in ihrer Ecke genau andersherum. Auf dem Bauch und beide Arme um ihr Kissen geschlungen. Chris war ganz brav, wie eine Katze auf ihrem Bett eingerollt und hatte die Decke fest um sich geschlungen. Lily grinste. Sie waren alle drei so friedlich, wenn sie schliefen. Kein Gezicke von Chris, wenn sie mal wieder zu spät dran waren, oder noch Hausaufgaben machen mussten und vor allem kein Gestreite zwischen Kathy und Nika.

Lily überlegte. Vielleicht konnte sie im Gemeinschaftsraum besser schlafen, was sie jedoch bezweifelte. Man konnte dort sowieso nicht schlafen. Am nächsten morgen würde man sie nur auslachen, weil sie im Schlafanzug vor dem Kamin lag und sie alle sehen konnten, wie sie schlief. Trotzdem ging sie runter. Vielleicht würde sie das Feuer wenigstens etwas müde machen. Zum Glück war der Raum leer, denn sie sah mit ihren zerzausten Haaren furchtbar aus. Lily blieb mitten im Raum stehen und sah sich um. Es war mucksmäuschenstill und nichts regte sich. Eine Katze lag zusammengerollt auf dem Sofa und schlief seelenruhig. Sie wurde eifersüchtig. Wenn nur sie so schlafen könnte.

Sie fuhr sich durch die Haare und streckte sich, doch plötzlich hörte sie ein Geräusch. Sie öffnete erschrocken die Augen und ließ ganz langsam die Arme wieder sinken. Es war ein dumpfes Geräusch gewesen und es war genau vor ihr, hinter der Couch. Sie rührte sich nicht und war wie gelähmt.

Einige Sekunden war Stille und dann wieder. Ein anderes Geräusch. Ein schleifendes. Was war das nur? Nachdem ihr schreckliche Vorstellungen durch den Kopf gegangen waren, sammelte sie sich wieder und dachte daran, das Hogwarts gesichert war und sie nichts Schlimmes zu befürchten hatte, solange es keine gemeingefährliches Tier war. Doch vielleicht war es eins. Wer weiß, was hier im Schloss so alles umherspukte. - Apropos Spuken. Vielleicht war es ja nur der kopflose Nick, oder Peeves, oder irgendein anderer Geist. Wieder dieses Schleichen. Nur ganz kurz. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging leise Schritte nach vorne. Sie blieb stehen und beugte sich nach vorne, um, um die Couch zu lugen.

„AAAAAH!“, Lily stieß einen lauten, spitzen Schrei aus und ein anderer schrie ebenfalls erschrocken auf.

Sie stolperte zurück, über ihren langen Mantel und fiel auf den Boden, als sich vor sie jemand aufrichtete.

„Peter!“, schrie sie völlig geschockt und faste sich an ihr rasendes Herz. „Spinnst du, mich so zu erschrecken?!“

„Tut mir Leid.“, sagte er murmelnd und wand seinen tropfnassen Umhang aus, dann bot er ihr seine Hand an.

„Nein danke, ich kann alleine aufstehen.“, knurrte sie wütend und richtete sich auf.

Peter war von seinem blonden Haarschopf bis hin zu seinen großen Füßen durchgeweicht und zitterte leicht. Als Lily ihm gegenüberstand bemerkte sie erst, dass er gerade mal so groß war wie sie, fast schon etwas kleiner. Er war mollig und hatte keine so feinen und erwachsenen Gesichtszüge wie James, Sirius, oder Remus. Wieder Merkmale, die bewiesen, dass er eindeutig nicht zu ihnen passte.

„Was machst du hier? Oder wieso bist du so nass? Warst du etwas draußen?“, fragte sie und ihr Herz beruhigte sich allmählich, während sie ihn von Kopf bis Fuß musterte und den Mantel enger um sich schloss, damit er ihr grünes Nachthemd nicht sehen konnte.

„Ähm… äh… ich - ich war -“, stotterte er und wusste anscheinend keine Ausrede.

„Draußen?“, fragte Lily einfach, ums es ihm leichter zu machen.

„Nein.“, antwortete er.

„Außerhalb des Gemeinschaftsraumes?“

„Nein… ich war…“

„Die ganze Zeit über hier?“, setzte sie eher ungläubig hinzu.

„Ja.“, antwortete Peter zögernd.

„Und wieso bist du so nass?“

„Das war Peeves.“, antwortete er und Lily zog eine Augenbraue hoch.

„Peeves?“

„Ja. Er hat mir einen Eimer über den Kopf geschüttet.“

„Muss ja ein großer Eimer gewesen sein.“

Peter verzog das Gesicht und schwieg.

Lily schüttelte den Kopf und ging Richtung Couch. „Okay vergessen wir das Verhör. Konntest du auch nicht schlafen?“

„Nein.“, er zog seinen nassen Umhang aus und blieb stehen. „Äh, macht es dir was aus, wenn ich mir schnell trockene Sachen oben anziehe?“

„Tu dir keinen Zwang an.“, sagte sie lässig und setzte sich vor den Kamin. „Kommst du noch einmal runter? Ich brauche irgendwie Unterhaltung.“

Peter sah sie leicht verwirrt an und zögerte wieder. „Ähm… wenn du willst?“

Lily lächelte kurz und er ging nach oben, um sich umzuziehen.
 

„Was gedenkt ihr, sollte ich jetzt in euren Augen tun?“, fragte Dumbledore und lehnte sich entspannt nach hinten in seinen Stuhl.

Weniger entspannt kamen sich James und Sirius vor, die völlig steif vor ihm saßen. Daneben stand Professor McGonagall und sah sie streng an.

„Äh… uns von der Schule schmeißen?“, fragte James, dem diese Frage schon überflüssig vorkam. Das hätte er ihnen doch schon längst schwarz auf weiß vorlegen können, dass sie jetzt ihre Koffer packen konnten. Stattdessen quälten sie ihn und seinen besten Freund noch hier in diesem Büro, als wollten sie ihnen noch jede Einzelheit über Remus ausquetschen. Aber die zwei wussten doch sowieso um Remus Bescheid.

Dumbledore lehnte sich wieder nach vorne, stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab und faltete die Hände zusammen. „Das wäre in der Tat eine angemessene Strafe.“

„Nicht wahr?“, sagte Sirius gequält grinsend und machte Anstalten aufzustehen. „Also können wir ja gehen, oder? Es dauert lange unsere Koffer zu packen.“

„Setz dich, Sirius.“, befahl er immer noch ruhig und sofort ließ sich Sirius wieder zurückfallen.

„Ihr habt schon eine Menge Dinge angestellt.“, fuhr er fort und seine Stimme wurde ernster. „Aber euch mitten in der Nacht durch einen verbotenen Tunnel aus dem Schloss zu schleichen war bisher das unverantwortlichste und gefährlichste Vergehen, das ihr bewerkstelligt habt.“

James kratzte sich eingeschüchtert am Kopf und mied es ihrem Schulleiter in die Augen zu sehen, während Sirius reglos auf die Tischplatte starrte und ihm hin und wieder einen Blick zuwarf.

„Seit ihr euch bewusst, welchen Gefahren ihr euch da ausgesetzt habt?“, fragte er streng und die rührten sich nicht.

„Antwortet mir.“

„Ja.“, murmelte sie.

„Bitte?“

„Ja, Sir.“, wiederholten sie lauter.

„Da draußen läuft der gefährlichste Zauberer der Welt herum.“, sagte er. „Ihr seit hier auf Hogwarts, um ausgebildet zu werden, damit ihr sobald ihr volljährig seid, euch da draußen wehren könnt. Leider ist eure Ausbildung noch nicht abgeschlossen und ihr habt die Pflicht euch hier auf der Schule sicher aufzuhalten, bis man euch die Erlaubnis dazu erteilt, das Gelände zu verlassen. Was wäre gewesen, wenn Professor Stricrude nicht gekommen wäre, um euch das Leben zu retten? Hättet ihr es geschafft gegen den Vampir anzukommen?“

„Nein, Sir.“, antwortete James tonlos und Sirius stimmte ihm mit einem gewissen Blick zu.

„Und weshalb?“, fragte er, als erwartete er die richtige Antwort.

James seufzte. „Weil wir nicht gut genug sind.“

„Falsch, James.“, sagte er wieder ruhiger. „Jeder ist gut genug dafür, solange er die richtigen Mittel dazu kennt. Und die kennt man eben erst, wenn man die Ausbildung abgeschlossen hat. Ihr beide traut euch zu viel zu. Ihr denkt, weil ihr beliebt und begabt seit, kennt ihr so gut wie alle Zauber und Flüche, die es gibt.“

„Das haben wir nie behauptet.“, widersprach Sirius.

„Aber es kommt so an, Sirius.“, ging er dazwischen. „Normalerweise müsste ich euch von der Schule werfen, um zu sehen, wir ihr alleine da draußen zurechtkommt. Ob ihr es schafft, eure Familie mit eurem Können vor diesem Krieg zu schützen.“, er sah sie eindringlich an und sie erwiderten den Blick. Eine kurze Zeit war Stille und James wartete nur drauf bis er es endgültig aussprach.

Dumbledore hob den Kopf. „Ich werde euch nicht von der Schule werfen.“

„Was?“, fragte James fassungslos.

„Was?“, wiederholte auch Sirius völlig perplex.

James warf einen Blick zu McGonagall, die sie nur ansah und anscheinend die Sache mit Dumbledore besprochen hatte.

„Wenn ihr mir versprecht, wenn ihr mir schwört, Hogwarts nie wieder ohne Erlaubnis, oder Aufsicht zu verlassen.“

James lachte vollkommen erleichtert auf und auch Sirius lächelte fassungslos.

„Nie wieder, habt ihr gehört? Nie wieder in der Zeit, in der ihr hier seid.“, wiederholte er. „Professor McGonagall wird euch noch die jeweiligen Strafen zuteilen. Aber ihr werdet auf jeden Fall eine Weile Hogsmeadverbot bekommen.“

„Wieso?“, fragte James, auf die die Nachricht, sie würden nicht von der Schule fliegen bezogen und konnte es immer noch nicht glauben.

„Ich entschloss mich Ihnen noch eine zweite Chance zu geben.“, antwortete nun McGonagall. „Sie sind die talentiertesten Schüler, die ich je in den letzten dreißig Jahren unterrichtet habe. Und wenn man über ihre Vergehen mal großzügig hinwegsieht, wären Sie beide für den Beruf als Auror wie geschaffen.“

„Ums einfach auszudrücken, Sie lassen uns nur hier, weil wir Spitzenschüler sind?“, fragte Sirius.

„Um es einfach auszudrücken, ja.“, sagte Dumbledore. „In Zeiten wie diesen kann ich mir nicht leisten, solch gute Zauberer zu verlieren, aber…“, sagte er noch scharf, als Sirius James einen zuversichtlichen Blick zuwarf. „… bei eurem nächsten gefährlichen Plan, bin ich gezwungen diese Einstellung zu ändern, und euch der Schule zu verweisen, verstanden?“

Er sah James in die Augen und er erwiderte den Blick mit einem Grinsen.

„Verstanden, Professor.“
 

„… und dann hab ich ihr gesagt, sie hat ein Gesicht wie ein Pferd und soll ihren knochigen Hintern gefälligst die Stufen hochschieben und sich verziehen.“, schloss Lily, nachdem sie es sich mit Peter im Gemeinschaftsraum gemütlich gemacht hatte und sie Unmengen von Süßigkeiten in sich hineinschaufelten. „Echt zum Kotzen. Hast du Geschwister?“

Peter schüttelte den Kopf, da er gerade einen Schokofrosch im Mund hatte.

„Na auch egal. Da hast du nichts verpasst. Wenigstens sind deine Eltern noch Zauberer. In einer Muggelfamilie zu leben ist echt schwierig. Haben Potter, Black und Remus Geschwister?“, fragte sie neugierig.

„Soviel ich weiß, hat Sirius einen kleinen Bruder.“, antwortete er mit vollem Mund. „Er ist dieses Jahr eingeschult worden.“

„Ist er hier in Gryffindor?“, fragte sie, doch bevor Peter antworten konnte, kam Sirius daher. Gefolgt von James, der gerade durchs Portraitloch stieg.

„Nein, er ist schön brav nach Slytherin gegangen, wo auch meine lieben Cousinen sind.“, antwortete Sirius stattdessen. „Ich böser Junge hab mich dem widersetzt und darf als Strafe vermutlich nicht bei den Todessern mitmachen.“

„Sirius.“, sagte James fassungslos. So hatte er noch nie darüber geredet.

„Wo kommt ihr denn her?“, fragte sie erschrocken, doch Peter redete ihr dazwischen und stand auf.

„Wieso habt ihr mich da im Stich gelassen? Ich hab Stunden im Regen gestanden und auf euch gewartet!“, rief er zornig.

„Peter.“, zischte Sirius und stellte sich gefährlich nahe vor ihn.

Lily staunte nicht schlecht, als sie den krassen Unterschied sah. Sirius groß, schlank und gut aussehend und Peter klein, plump und nicht besonders attraktiv. Man merkte sofort, wer hier das Sagen hatte, denn Peter sah ängstlich drein.

„Weiß sie davon?“, murmelte er kühl und nickte zu Lily hinüber.

Peter schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Dann halt die Klappe.“, fauchte er, ging an ihm vorbei zu den Treppen, die nach oben führten und verschwand.

„Gerade eben war er noch gut drauf.“, sagte James, legte seinen Umhang ab und verschränkte die Arme. „Tut mir Leid Wurmschwanz, aber uns ist was dazwischengekommen. Wir erklären es dir später. Guten Abend, Evans, können wir wieder einmal nicht schlafen?“, grinste er und ging auf sie zu.

„Was soll das heißen, wieder einmal?“, fragte sie mürrisch und stand ebenfalls auf, da sie nach oben gehen wollte.

„Soviel ich weiß, hast du Probleme Vollmond einzuschlafen.“

„Soviel ich weiß, geht es dich nichts an.“, sagte sie kalt und sah ihm ins Gesicht. Woher wusste er davon?

James grinste wieder und Lily wurde unwohl.

„Schickes Nachthemd.“

Lily lief rot an und wickelte wieder ihren Mantel fester um sich. So war sie ihm noch nie gegenübergestanden, zumindest nicht im gedämpften Licht, indem er noch besser aussah als sonst. Im Gegensatz zu Peter, war James größer als sie, auch wenn es nur ein paar Zentimeter waren.

„Wenn du mich jetzt entschuldigst?“, sagte sie und versuchte cool zu klingen.

James zuckte mit den Schultern und machte einen Schritt zur Seite, um sie vorbeizulassen.

„Danke schön.“, sagte sie kühl und ging zu den Treppen.

James sah ihr hinterher. „Gute Nacht, Evans.“

„Gute Nacht.“, kam es mürrisch zurück und eigentlich hätte sie es besser gefunden, gar nichts zu sagen.

James wandte sich locker an Peter und sagte eher in einem beiläufigen Ton: „Läuft da was zwischen dir und Evans?“

Peter lief rot an. „Nein. Gar nicht.“

„Hatte ich auch nicht erwartet.“, er drehte sich wieder weg und setzte sich auf die Couch.
 

Völlig in Gedanken versunken stieg Lily die Treppen zu den Mädchenschlafsälen hoch und stieß beinahe mit jemanden zusammen, als sie oben ankam.

„Lily?“, sagte Chris überrascht und sah sie an.

Sie sah auf. „Chris? Du bist wach?“

„Ich hab Stimmen gehört. Und vorhin hat jemand geschrieen. Warst du das?“, fragte sie und stand ebenfalls in Hausschuhen und Mantel vor ihr.

„Ähm… ja. Pettigrew hat mich erschreckt.“, antwortete sie mit leiser Stimme, damit sie niemanden aufweckten.

Chris nickte. „Ah ja.“

„Ich konnte nicht schlafen. Ich hab immer noch Probleme mit Vollmond.“, lächelte sie gequält und ging mit ihr zurück ins Zimmer.

„Und was hatte Pettigrew da unten zu suchen?“

„Keine Ahnung. Er sagte, er könne auch nicht schlafen und gerade eben sind Potter und Black noch gekommen. Vermutlich haben sie wieder etwas angestellt.“, sie blieb schlagartig stehen. „Vielleicht sind sie noch unten und du kannst ihnen Strafarbeiten aufgeben?“

Chris warf ihr einen typischen Blick zu. „Keine Lust, Lily, ich bin zu müde.“

„Ach Mann.“, schmollte sie und sie öffneten die Tür ihres Zimmers.
 

„Heute sammle ich die Aufsätze ein.“, sagte Professor Stricrude am nächsten Morgen in Verteidigung gegen die dunklen Künste und ging durch die Bankreihen. „Wer ihn nicht hat, kann gleich mal als erstes versuchen den Imperius-Fluch abzuwehren.“

Er gab James, der den Kopf auf dem Tisch liegen hatte und schlief, einen Klaps und er schreckte hoch und warf dabei ein paar Pergamentblätter vom Tisch.

„Was ist?“

„Aufsätze, Potter und in meiner Stunde wird nicht geschlafen. Glauben Sie ja nicht, dass ich Gnade mit Ihnen hätte, nachdem was gestern vorgefallen ist.“

Er kramte verschlafen in seiner Schultasche herum und zog den Aufsatz heraus, während Sirius wieder die Blätter vom Boden aufhob. Nachdem sie gestern erst um fünf Uhr freigelassen wurden, musste er den Aufsatz trotzdem noch schreiben und er hatte kaum eine Stunde geschlafen, bevor er wieder in den Unterricht musste.

„Ich hätte mich krank stellen sollen.“, murmelte er Sirius zu, der ebenfalls lauthals gähnte und sich streckte.

„Ich hoffe ihr denkt alle daran, dass die ZAGs bevorstehen.“, sagte Stricrude und sammelte mit einer Zauberstabbewegung alle Aufsätze ein. „In dreieinhalb Monaten.“

„Dreieinhalb Monate? Ich dachte in fünf.“, sagte Nika erschrocken zu Lily.

„Wie lange willst du denn in die Schule gehen? Bis August?“, fragte sie zurück. „Natürlich in drei Monaten. Wir lernen doch schon jeden Freitag mit Chris. Du hast einfach nur Prüfungsangst und verdrängst die Termine.“

„Wer ist hier jetzt eigentlich aus einer Zaubererfamilie? Du oder ich?“

„Ich dachte das spielt keine Rolle mehr?“

„Nein, du hast Recht, wenn es eine Rolle spielen würde, würden sie die Prüfungen für euch Muggelgeborene abschaffen.“

„Nika.“, sagte sie missmutig. „Was soll das?“

Sie seufzte. „Keine Ahnung.“

„Wo ist eigentlich Remus?“, fragte sie dann und sah sich um. James, Sirius und Peter sahen aus als würden sie jeden Moment wieder einschlafen, obwohl Peter längst eingeschlafen war, doch vom Remus war keine Spur zu sehen.

Nika drehte sich auf ihrem Stuhl nach hinten. „Hey Chris. Wo ist Lupin?“

„Liegt im Krankenflügel.“, antwortete sie ohne ihren Blick vom Buch abzuwenden.

„Schon wieder? Wenn der so weitermacht, verpasst er den ganzen Stoff und vergeigt die ZAGs.“, sagte sie.

„Keine Panik, ich bring ihm immer die Sachen vorbei und erklär ihm alles und Professor McGonagall kümmert sich auch darum.“

„Chris?“, sagte Nika wieder.

„Was?“, sie sah jetzt zu ihr auf.

„Ganz im Ernst, habt ihr zwei euch noch nie geküsst?“

Chris sah sie empört an. „Nika, hör auf ständig wieder mit diesem Quatsch anzufangen. Remus und ich sind nur Freunde, okay? Ich werde ihn niemals küssen.“

„Okay.“, sie drehte sich wieder nach vorne und Lily grinste. Das war wieder mal typisch Nika.

„Du und Jamie seid ihr immer noch zusammen?“, fragte Chris dann.

Nika grinste und drehte sich wieder zu ihr. „Jaah. Was dagegen?“

„Wie lange seid ihr denn jetzt schon zusammen, das geht ja ewig?“

„Am Samstag werden es sechs Monate.“, antwortete sie und lehnte sich mit verschränkten Armen auf ihre Stuhllehne.

„Sechs Monate?“, wiederholte sie fassungslos.

„So lange hab’s ich nicht geschafft.“, sagte Lily locker. „Mit Jason war ich nur drei Monate zusammen.“

„Und mit Tracy?“, fragte Nika neugierig.

„Mit Tracy bin ich doch gar nicht zusammen.“, sagte sie und wurde leicht rot.

„Ach nein? Ihr ward aber schon ziemlich oft verabredet und wenn man euch so zusieht.“

„Okay. Vielleicht sind wir zusammen, ich weiß es nicht genau. Das ist so eine komplizierte Sache. Wir haben uns noch nicht geküsst und er hat mich auch noch nicht gefragt, ob ich mit ihm gehen will.“

„Aber ihr mögt euch, das sieht man.“, grinste Nika und drehte sich wieder nach vorne, als Stricrude um Ruhe bat, um mit dem Unterricht zu beginnen.

Lily warf Tracy einen flüchtigen Blick zu, als er gerade mit einem Kumpel über irgendetwas lachte und sah dann an die Tafel. Vielleicht sollte sie mal versuchen den ersten Schritt zu machen?
 

„Ich hab noch einen anderen neuen Geheimgang gefunden.“, sagte Sirius plötzlich zu James.

„Aber hoffentlich keiner hinter dem sich ein Troll befindet?“, murmelte er.

„Nein keine Panik. Der ist sicher. Es ist eine Abkürzung zum Astronomieturm.“, beruhigte er ihn. „Daneben befand sich noch eine Tür, die wir abchecken müssen, also gehen wir nach der Doppelstunde VgddK hin, okay?“

„Ich bin zu müde.“, widersprach er.

„Komm schon, James. Nur kurz. Ich frag auch Slughorn ob er dir irgendeinen Trank brauen kann, der dich wach macht.“

„Meinetwegen.“

Es klingelte und Sirius packte sein Zeug zusammen.

„Alles klar, wir sehen uns dann im vierten Stock an der zweiten Tür rechts.“

„Wo willst du hin?“, fragte er irritiert.

„Ich bin entschuldigt, weil ich mit Slughorn verabredet bin. Also bis später. – Wiedersehen, Professor.“

„Wiedersehen, Mr Black.“, sagte Stricrude, während er an der Tafel schrieb.

Er stand auf und verschwand unter ein paar verwunderten Blicken aus dem Klassenzimmer.

Michael drehte sich zu James hinter. „Wo will er hin?“

James zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Zu Slughorn hat er gesagt.“

„Hoffentlich vergiftet er ihn nicht.“, sagte Sean ironisch. „Er schuldet mir noch zehn Sickel.“

Nach der Stunde wollte James dann los, doch Professor Stricrude hielt ihn auf. Er stöhnte genervt, packte seine Tasche und ging zu ihm vor ans Lehrerpult.

„Soviel ich gehört habe, hatte Dumbledore Gnade mit euch.“, sagte er und räumte seinen Schreibtisch auf.

„Ja.“, antwortete er seufzend. „Er sagt, er könne sich nicht leisten, so gute Schüler wie uns zu verlieren und er gäbe uns eine zweite Chance.“

„Gut, das hätte ich an seiner Stelle auch gemacht. Du bist gar nicht schlecht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Ich muss sogar zugeben, dass du und Sirius meine besten Schüler seid. In welchen Fächern bist du noch gut?“, fragte er interessiert.

„Na ja, Verwandlung läuft ziemlich gut. Professor McGonagall hat mich öfter gelobt.“, antwortete er. Sirius wartete bestimmt schon, aber die paar Minuten würde er überleben.

„Verwandlung, ja das habe ich mir gedacht.“, murmelte er vor sich hin. „Wie sieht’s mit Pflege Magischer Geschöpfe aus?“

James runzelte die Stirn. „Na ja, ist nicht gerade eins meiner Lieblingsfächer.“

„Wirklich? Meins schon. Zu meiner Zeit war ich einer der besten in Pflege Magischer Geschöpfe. Ich hatte immer eine schwäche für Tiere, oder sonderbare Wesen.“

James hatte keine Ahnung auf was dieses Gespräch hinauslief und er hatte ehrlich gesagt auch keine Zeit, sich Stricrudes Vorlieben für Tiere anzuhören.

„Professor. Um ehrlich zu sein, wartet Sirius auf mich. Wir haben noch was zu erledigen.“

Professor Stricrude sah ihn an und zog die Augenbrauen hoch. „Ja natürlich.“, sagte er dann verständlich. „Eure Pläne und was ihr sonst noch alles anstellt. Als Animagus hat man es nicht leicht, nicht wahr?“

James sah ihn entsetzt an. Was hatte er da gerade gesagt? Wie konnte das sein? Woher wusste er von ihrer zweiten Identität? Ihm lief es eiskalt den Rücken runter. Die Sache von gestern war eine Sache, aber wenn er herausgefunden hatte, dass sie Animagi waren, würde er nicht nur von der Schule fliegen. Er würde in Askaban landen. Er würde hundertprozentig eingebuchtet werden.

„Schockierend, ich weiß. Aber ich kann dich beruhigen. Von mir erfährt keiner etwas.“, sagte Stricrude locker und setzte sich auf seinen Stuhl.

James blieb starr vor Schreck.

„Ich nehme an, das sollte ein Geheimnis zwischen euch vieren bleiben und das wird es auch, mit Ausnahme von mir. Aber du kannst mir vertrauen. Dein Vater würde nicht wollen, dass ich seinen Sohn dem Ministerium ausliefere.“, er sah ihm in die Augen, doch James schwieg immer noch. Woher zum Teufel, sollte er wissen, dass er ihm vertrauen konnte? Er wusste, dass sie Animagi waren. Warum sollte er ungeschoren davonkommen?

„Woher wissen Sie…?“

„James.“, zu seiner Verwunderung lachte er. „Hab ich dir nicht eben gesagt Pflege Magischer Geschöpfe wäre mein Spezialgebiet und natürlich Verwandlung ebenfalls. Ich erkenne den Unterschied zwischen Animagi und echten Tieren. Deine erweiterten Pupillen, deine kurzen Reflexe nach jeder Vollmondnacht und was es da sonst noch an Merkmalen gibt. Ich nehme an, ihr leistet so eurem Freund Lupin Gesellschaft?“

James schloss kurz die Augen. Er fühlte sich gerade, wie ein Schuldiger vor Gericht.

„Vor einigen Monaten wurde im Ministerium eingebrochen, wie du sicherlich gehört hast? In der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe.“, Stricrude wies ihn auf einen Stuhl. James zögerte kurz, doch dann setzte er sich schließlich. Es half nichts. Er musste Sirius sitzen lassen.

„Ein Todesser hat dort einige Sachen mitgehen lassen. Einschließlich den Listen der registrierten Animagi.“, fuhr er fort. „Die Sache ging natürlich fürchterlich schief und einige der angestellten wurden von den Todessern enttarnt und schwer verletzt, wenn nicht sogar getötet.“

„Davon hab ich gelesen.“, murmelte James. „Eine Kollegin meines Vaters wurde umgebracht.“

„Richtig. Die haben eine Katze in die Luft gejagt. Jenna Whylett, eine ausgezeichnete Spionin. Einen Käfer haben sie einfach zertreten. Ich konnte gar nicht glauben, wie einfach man jemanden umbringen kann. Er wurde bis heute nicht gefunden. Ich bezweifle auch, dass das jemals passiert.“

„Woher wusste man dann, dass er tot ist?“

„Das Ministerium hat so seine Mittel. Die finden ja auch heraus, ob ein minderjähriger Zauberer im Umkreis von ganz England unerlaubt Magie angewendet hat.“

„Und woher wussten sie, wo wir gestern waren?“, fragte James. Diese Frage hatte ihn die ganze Nacht lang gequält und er wollte es jetzt unbedingt wissen.

„Ich hab euch hinterher spioniert, als ihr in den vierten Stock gegangen seid. Eigentlich wollte ich euch aufhalten und euch Strafarbeiten aufgeben, als ihr nach vereinbarter Zeit immer noch draußen herumgeschlichen seid. Aber ihr habt mich neugierig gemacht, also bin ich euch gefolgt.“

„Aber hinter uns war niemand. Kein Mensch.“, widersprach James. „Und wie sind sie in den Raum gekommen? Hinter uns hat sich das Tor verschlossen, keiner ist noch hineingekommen. Oder sie müssten innerhalb von fünf Minuten in Hogsmead angekommen sein. Das geht überhaupt nicht, oder sind sie appariert?“

„Das wäre bestimmt schneller gegangen, du hast Recht, aber nein ich bin nicht appariert und ich hab auch nicht den Raum hinter dir betreten. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes geflogen.“

„Was?“, James sah ihn irritiert an und dann ganz plötzlich kam ihm ein Gedächtnisblitz und er erschrak. „Sie sind ein Animagus.“

Stricrude grinste.

„Der Falke.“, redete er weiter und erinnerte sich wieder. „Der Falke hinter mir auf dem Fenster, das waren Sie.“

„Beeindruckend James.“, lobte er ihn. „Ja, ich bin ein Animagus und ich hab aufgehört Auror zu sein, nachdem sie die Liste geklaut und fünf Leute umgebracht hatten. Ich konzentrierte mich einfach darauf in Hogwarts Lehrer zu sein.“

„Sie waren wirklich Auror?“, fragte er fassungslos. Doch was ihn mehr erschütterte, war eine andere Tatsache. „Und sie haben den Job aufgegeben?“

„Es war nie meine Absicht Auror zu werden. Doch nachdem sie meine Familie umgebracht hatten und ich ein guter Schüler in Dunkle Künste war, beschloss ich die Ausbildung zu machen, nachdem ich die zum Animagus abgeschlossen hatte. Es war eine sehr gute Tarnung und von oben hatte ich einen guten Überblick und konnte meinen Kollegen Informationen mitteilen, wo sich unserer Feinde versteckten. Ich bin mehr als beeindruckt, dass ihr es ohne professionelle Hilfe geschafft habt und das in eurem Alter.“

„Wir haben Jahre daran gearbeitet.“, sagte James ruhig. „Wieso verraten Sie uns nicht? Sie sind Angestellter im Ministerium. Es ist eines der höchsten Strafen, wenn Schüler zu unangemeldeten Animagi werden.“

„Ich habe gehört, dein Ziel ist es Auror zu werden?“

Er nickte zustimmend. „Ja.“

„Siehst du? Wir wissen nie, was die Todesser, oder Du-weißt-schon-wer als nächstes planen, also… wäre es im Prinzip besser, wenn keiner etwas von einer zweiten Identität wüsste. Nicht einmal das Ministerium. Am Ende rettet es uns vielleicht sogar das Leben.“, er seufzte. „Du bist ein guter Schüler, James. Auch allgemein. Eigentlich der Beste den ich unterrichte. Selbst Schüler aus der siebten Klasse würden an dein Talent nicht rankommen. Ich bin überzeugt davon, dass du es schaffen wirst Auror zu werden. Was ist Sirius Ziel?“

„Im Moment dasselbe.“, antwortete er leise. „Aber ich weiß es nicht genau.“

Er nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. „Eine schwierige Nacht Vollmond. Ihr riskiert euer Leben.“

„Na und?“, sagte James fast unhöflich. „Ich würde Remus nie im Stich lassen. Er ist unser bester Freund und wir haben erreicht was wir wollten. Er muss weniger leiden und kann seine Wut an uns auslassen. – Trotzdem Professor, wieso haben Sie ihren Job aufgegeben? Mein Dad hat erzählt Sie hätten fünf Todesser nach Askaban gebracht. Jemand der in der Lage ist Leben zu retten, indem er Todesser aus dem weg räumt, sollte diese Chance nutzen.“

Stricrude antwortete nicht sofort und sah ihn lange an.

„Du hast die richtige Einstellung, James. – Du wärst der perfekte Auror. Selbst wenn du kein Animagus wärst.“

„Ich bin nicht zu einem Animagus geworden, um Auror zu werden, sondern um meinem Freund zu helfen. Der Hirsch ist absolut gar nichts in meinem Leben. Das einzige was ich will ist, Voldemort endgültig einzubuchten.“

„Ich fürchte einbuchten wird in diesem Fall nichts nützen.“, sagte Stricrude missmutig und war leicht erschrocken, dass James es wagte seinen Namen auszusprechen.

„Was soll das heißen? Dass er es schaffen sollte an den Dementoren vorbeizukommen?“, er lachte ungläubig, doch Stricrude blieb erstaunlich ernst.

„Das wäre eine seiner leichtesten Aufgaben.“

James Miene erstarrte und plötzlich war Stille. Eine ziemlich angespannte Stille.

„Wollen Sie damit sagen, dass es nur ein Ende geben wird, wenn er hingerichtet wird?“

„Allerdings. - Durch den Kuss des Dementors hingerichtet, oder von einem Zauberer getötet. Er ist zu mächtig, James. Kein Gefängnis kann ihn aufhalten.“

James schwieg und drehte den Kopf zum Schreibtisch. Er wollte nicht daran denken, was Voldemort alles angerichtet hatte. Selbst seine Großeltern hatte es schon erwischt. Er sah auf die Uhr und er musste längst los.

„Tja.“, sagte er dann und versuchte locker zu klingen, wobei er wieder zu Stricrude sah. „Dann werde ich der Zauberer sein.“

Mit einem Mal stand er auf, packte seine Tasche und ging.

„Davon bin ich überzeugt.“, sagte er und James zögerte kurz an der Tür. Doch er drehte sich nicht um und schloss die Tür hinter sich.
 

„Was sollte die Aktion?“, sagte Sirius nach dem Unterricht ziemlich gereizt. „Ich hab auf dich gewartet.“

„Jetzt hör mal zu.“, sagte James mit gedämpfter Stimme, als sie zusammen mit Peter Richtung Krankenflügel gingen. „Stricrude weiß von unserer zweiten Identität. Er weiß auch, dass wir Remus Vollmond Gesellschaft leisten.“

„Was?!“, riefen Sirius und Peter gleichzeitig, doch James zischte.

„Haltet die Klappe. Das darf kein Mensch erfahren.“, er öffnete die Tür zum Krankenflügel und ging voran, während Sirius und Peter sich entsetzt ansahen.

„H-hey Moment!… James!… Was soll das heißen?“, Sirius ging ihm hinterher.

„Hi Moony, wie geht’s dir?“, fragte James locker und schlug mit ihm ein.

„Ging mir schon mal besser.“, antwortete er und richtete sich langsam auf. Er sah wieder schrecklich aus und hatte tiefe Bisse und Kratzer.

James seufzte und ließ sich vor ihm aufs Bett fallen. „Wir haben dich schrecklich im Stich gelassen.“

„Wo ward ihr? Ist was passiert?“, fragte er gleich.

„Ja, es ist was passiert.“, sagte Sirius sofort und sah zu James. „James was soll das heißen, er weiß Bescheid? Fliegen wir jetzt doch von der Schule? Das darf nicht passieren, okay? Ich kann nicht zurück zu meinen Eltern. Das überlebe ich nicht.“

„Reg dich ab, Tatze, er hat versprochen nichts zu verraten. Wir können ihm vertrauen.“

„Vertrauen? Du willst einem Lehrer vertrauen? Du kannst niemanden vertrauen, außer uns und Dumbledore.“

„Wovon redet ihr?“, ging Remus dazwischen. „Wer weiß von was Bescheid?“

„Stricrude weiß, dass wir Animagi sind und dir Vollmond beistehen.“, sagte James schnell.

„Was?!“, er reagierte genau wie Sirius und Peter. Was anderes hatte er auch nicht erwartet. „Wir fliegen von der Schule?!“

„Nein, tun wir nicht.“, beruhigte ihn James. Dann entschloss er sich allen das zu erzählen was Stricrude mit ihm besprochen hatte und er und Sirius erzählten Remus und Peter noch einmal jede Kleinigkeit über den Vampir und dem Gold.

„Ich hab gleich gesagt, das geht schief.“, sagte Remus.

„Es geht nicht schief, Moony. Er ist der einzige der es weiß und er weiß es auch nur, weil er selbst ein Animagus ist.“, widersprach er.

„Ja aber das ist der Beweis, dass sie uns doch erwischen können. Also ist es gefährlich und ihr solltet damit aufhören, bevor es zu spät ist.“, sagte er entschieden.

„Remus!“, sagte Sirius empört. „Vergiss es, wir hören nicht damit auf. Sieh dich an, dann weißt du was passiert, wenn wir dir nicht helfen. Die letzten Monate hast du viel besser ausgesehen.“

„Ihr fliegt noch von der Schule.“

„Na und?“

„Nichts, na und!“

„Remus!“, riefen James und Sirius streng.

Er seufzte und ließ sich wieder ins sein Kissen fallen. „Ihr nervt, echt mal.“

„Ist das der Dank dafür, dass wir dir das Leben erleichtern?“, sagte Sirius künstlich beleidigt. „Wenn das so ist verzichte ich auf unsere Freundschaft, Moony.“

„Oh nicht gleich so hart, Jungs.“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm.

Sirius erschrak und drehte sich zu demjenigen. „Kerima, wie lange bist du schon hier?“

„Gerade erst gekommen.“, grinste das halbschwarze Mädchen mit den langen, dunkelblonden Haaren und den schwarzen Strähnen. „Oder hätten wir vielleicht früher da sein sollen? Dann hätten wir vielleicht Gespräche mitbekommen, die lieber unter euch bleiben sollten.“

Hinter ihr folgte Kathy.

„Was hast du denn mit deiner Nase gemacht?“, Sirius betrachtete sie schief und ging ihr näher ans Gesicht.

Kerima fasste sich an die Nase. „Ich wusste doch, dass sie so dämlich aussieht. Kathy von dir nimm ich nie wieder Tipps an.“

„Besser als deine Hakennase.“, sagte sie und ging auf sie zu.

„Das war ein Scherz.“, entgegnete sie. „Da könnte ich mir genauso gut die Augenbrauen versenken.“

Kathy zuckte uninteressiert die Schultern und ging dann zu Remus. „Mach doch. – Remus! Wie geht’s denn unserm Lieblingsstreber?“

Sie warf die Arme um ihn und drückte ihn fest.

Remus verzog die Augenbrauen. „Geht’s dir gut?“

Sie ließ ihn los. „Mir geht’s blendend und dir?“

„Kann mich nicht beklagen.“

„Schön.“, sie schlug ihn auf die Schulter und richtete sich auf, während er schmerzhaft den Mund öffnete, jedoch keinen Ton herausbrachte.

„Gut drauf?“, fragte sie James.

„Bestens. M.K. und ich waren gerade am See. Das Wetter ist megageil.“

So ein breites Lächeln hatte sie noch nie drauf, fand James. Seit wann war sie so gut drauf? Dank Kerima wusste er dann auch bescheid, warum.

„Weil Sean dabei war.“, sagte sie und plötzlich hatte sie wieder eine andere Nase, die Sirius misstrauisch begutachtete. „Ist’s gut so?“

„Besser, ja.“, antwortete er.

Kerima McKencie war sechzehn Jahre alt und ein Metamorphmagus, genau wie Sirius Cousine Andromeda. Sie hatte dunkle Haut, was eher daran lag, dass ihr Vater schwarz und ihre Mutter weiß war. Wenn er es sich genau überlegte, wusste James überhaupt nicht wie sie richtig aussah. Seit sie vierzehn war, veränderte sie ihr Aussehen täglich, weil ihr irgendwas nicht passte. Doch jetzt sah sie eigentlich wieder ganz normal aus, so wie sie war, als er sie kennen gelernt hatte. Dass sie in Slytherin war, war mehr oder weniger eher ein Zufall, aber sie war so gut wie mit jedem befreundet, sei es Slytherin, Gryffindor, Ravenclaw oder Hufflepuff.

„Ah ja, Sean.“, sagte Sirius belustigt. „Der war heute auch so gut drauf. Läuft da jetzt was zwischen euch?“

„Nein.“, sagte Kathy sofort und ziemlich gelassen.

„Wieso dann die Weihnachtsstimmung?“

„Weil er mich geküsst hat.“, sagte sie und strahlte übers ganze Gesicht.

„JA!“, James umarmte sie, zu ihrer Überraschung fest und jubelte. „Endlich. Der Albtraum ist vorbei. Danke Gott. Gina Ryan ist raus und meine beste Freundin drin.“

„Hey Moment, ich hab nicht gesagt, dass ich mit ihm zusammen bin.“, protestierte sie, doch er achtete gar nicht auf sie und gab Kerima einen Kuss auf die Wange, vor Freude.

„Ach ja, weil du nicht mit ihm zusammenkommst, wenn ihr miteinander rummacht.“, sagte sie sarkastisch und warf James einen komischen Blick zu.

Jetzt wurde Kathy wieder gereizter. „Nein. Ich bin nicht mit ihm zusammen und vielleicht haut das auch gar nicht hin.“

„Ja, ja. Träum weiter.“, sagte James weg schlagend.

„Ach, ist doch egal. Ich bin eigentlich hergekommen um nach Remus zu sehen. Also lasst mich mit Sean in Ruhe.“

„Alles klar.“

„Leila wollte dich sehen.“, sagte Kerima zu ihm.

„Ich weiß. Die will mich doch täglich sehen.“, sagte er typisch.

„Sie war aber nicht gut drauf.“, fügte sie hinzu.

James sah sie mit gerunzelter Stirn an. „Normalerweise will sie mich überhaupt nicht sehen, wenn sie schlecht drauf ist.“

Kerima zuckte nur mit den Schultern und wollte anscheinend nichts weiter sagen. Sie war Leilas Cousine, sie wusste immer um ihre Stimmungen Bescheid.

Er seufzte genervt und ging dann aus dem Krankenflügel. „Wir sehen uns später. Gute Besserung, Moony.“

Remus hob nur kurz die Hand.

„Hey, M.K.“, sagte Sirius schleimerisch und legte einen Arm um ihre Schultern. „Bist du immer noch mit John Stamos zusammen, oder darf ich mit dir ausgehen?“

„Nein, ich bin heute noch mit ihm verabredet und ehrlich mal, Sirius, du bist mir zu jung.“, grinste sie locker.

„Zu jung?“, fragte er ungläubig. „Ich bin fünfzehn.“

„Und ich sechzehn und mein achtzehnjähriger Freund John hat mehr drauf als du.“

„Wer’s glaubt.“

„Ich glaub’s und bin überzeugt davon. Zuminderst für mich…“, sie hielt sich die Hand ans Herz und grinste breit. „… ist er perfekt.“

Sirius zog eine Grimasse und nahm den Arm wieder weg.

„Und soviel ich gehört hab, bist du mit Roxy zusammen.“, setzte sie dazu.

„War ein Scherz, tut mir Leid.“, leierte er.

„Wie kam’s dazu, dass du dich auf sie eingelassen hast.“, fragte sie ziemlich düster.

Er grinste um sie zu ärgern. „Das wüsstet du wohl gerne, was?“

„Nicht wirklich.“
 

„Leila!“, rief James, als er sie im Korridor entdeckte. Sie drehte sich um, sagte noch kurz etwas zu Jane und ging entschieden auf ihn zu.

„Hi James.“

„M.K. hat gesagt du wolltest mich sehen.“, sagte er.

„Ähm ja.“, sagte sie knapp und zog ihn zur Seite. „Also, ich muss mit Jane noch was erledigen, also sag ich’s gleich.“, sie holte kurz Luft und sah ihn kühl an. „Es ist vorbei.“

James verzog die Augenbrauen. „Wie bitte?“

„Es ist vorbei.“, wiederholte sie locker. „Schluss, aus, ich will nicht mehr mit dir zusammen sein.“

Er sah sie mit offenem Mund und leicht irritiert an. „Ähm, warte mal. Du machst Schluss, weil?“

„Weil…“, sagte sie langsam eingebildet. „… ich keine Lust habe, ständig mit anzusehen wie du andere Mädchen anmachst, im speziellen Lily Evans.“

„Was?“, fragte er perplex.

„Red dich bloß nicht raus. Es ist so. Das geht jetzt schon seit Monaten. Ist ja bereits in der ganzen Schule bekannt, wie sehr du auf sie stehst.“

„Ich steh nicht auf sie.“

„Nein, gar nicht.“, sagte sie sarkastisch.

„Leila, hör auf mit dem Mist. Natürlich ist es in der Schule bekannt, die denken sich ja auch Gerüchte am laufenden Band aus. Ich steh nicht auf sie. Sie ist viel zu langweilig, wie kommst du darauf, dass ich auf solche Mädchen steh?“

Leila sah neben sich und James tat es ihr nach.

Lily stand daneben und sah sie abschätzend an. Dann schnaubte sie verächtlich und ging an ihnen vorbei.

James sah ihr hinterher und seufzte genervt, während Leila arrogant die Arme verschränkte und eine Augenbraue hochzog.

„Ziemlich langweilig, ja. Und total verklemmt. Wie komm ich nur darauf, dass du auf so ein Schlammblut wie sie stehst?“

James warf ihr einen wütenden Blick zu. „Sag das nicht noch mal.“

„Ach ja?!“, sie schubste ihn grob von sich weg. „Also stehst du doch auf sie! Geh mir bloß aus den Augen, James! Ich hab es satt!“, sie drehte sich um und ging.

„Ich steh nicht auf sie!“, rief er ihr hinterher. „Meinst du das jetzt wirklich ernst? Das ist doch Schwachsinn, Leila!“

„Nenn es wie du willst, auf jeden Fall ist es vorbei!“

„Leila!“, rief er irgendwie empört. „Du kannst nicht Schluss machen! Das bin ich nicht gewohnt, verdammt!“

Er war es überhaupt nicht gewohnt von einem Mädchen abserviert zu werden. Vor allem war Leila ein Mädchen, dass ihn ununterbrochen in ihren Bann gezogen hatte. Auf unergründliche Weise hing er an ihr. Die ganze Beziehung lang, kam es ihm vor, als hätte sie das Sagen gehabt. Er schüttelte fassungslos den Kopf und ging ebenfalls in die entgegengesetzte Richtung. „Weiber.“
 

„Vollidiot!“, rief Lily wütend und ging im Zimmer auf und ab, während Nika ihr nur cool zusah und die Sachen die sie umhaute wieder aufhob. „Blödmann! Arschloch! Kranker Playboy! Ich hab so die Schnauze voll! Von wegen, er will mit mir ausgehen, weil ich so heiß aussehe! Er will nur seinen Ruf schützen, weil ich jetzt genauso beliebt werde, wie er!“

„Lass alles raus, Lily. Ich steh dir bei.“, sagte Nika gelassen, ohne sie anzusehen und nahm sich einen Schokofrosch, während sie sich aufs Bett setzte und die Beine überschlug.

„Er ist so was von blöd! Arrrr, ich könnte ihm den Hals umdrehen! Dieser eingebildete, dumme, arrogante Hornochse, von Quidditchspieler!“, sie trat gegen ihren Koffer, fauchte zornig und verschränkte die Arme.

„Ganz Ruhig, Lily, denk an Tracy.“

Sie tat es sogar und wurde sofort ruhiger, doch dann bekam sie schon wieder ein mieses Gefühl und sie wünschte sich lieber wieder sauer zu sein. „Bin ich wirklich so langweilig?“

„Nein.“, sagte Nika sofort und klang ehrlich. „Jetzt lass dir doch von Potter nicht die Laune verderben. Er ist ein Idiot, wie du gerade eben sagtest. Du bist witzig, selbstbewusst, hübsch und ziemlich beliebt. Also kannst du doch gar nicht langweilig sein. Chris ist immerhin viel langweiliger als du.“

„Ist sie gar nicht.“

„Sie steckt den ganzen Tag nur in ihren Büchern und interessiert sich einen Dreck für Jungs. Die meisten reden gar nicht mit ihr, also ist sie langweiliger als du. Du wirst wenigstens von coolen Typen angesprochen, also reg dich ab. Du bist mehr als okay.“

„Aber Chris ist auch okay.“, sagte sie, um sie zu verteidigen.

„Natürlich ist sie okay. Sie ist immerhin auch hübsch. Ich hätt was anderes gesagt, wenn sie hässlich wär.“, sagte sie fair. „Mann, vergiss das. Wir wissen doch, dass die Jungs scheiße sind. Wieso zerbrichst du dir noch den Kopf darüber, als würde dich ihre Meinung interessieren?“

„Weil sie die beliebtesten Typen der Schule sind und es mich eben interessiert, was sie von Normalos wie mir halten.“

„Du bist kein Normalo. Du bist was Besonderes. Du bist eine von den besten Schülern, der Schule, also kannst du genauso mit denen mithalten. Außerdem bist du hübsch und auch manchmal arrogant. Dich würde eigentlich gar nichts von ihnen unterscheiden, außer dass du vernünftiger und intelligenter bist und das sind ja echt keine schlechten Eigenschaften. Theoretisch gesehen macht dich das sogar besser, als diese Idioten. Die bilden sich nur viel zu viel ein.“

Lily atmete durch. „Weißt du, was mir an dir so gefällt?“

„Was?“, Nika sah sie interessiert an.

„Dass du einen immer so gut aufbauen kannst und immer die passenden Worte parat hast.“

„Verlieb dich bloß nicht in mich.“

Sie lachte. „Keine Panik, so verzweifelt bin ich noch nicht.“
 

„Der Verschwindezauber wird schwieriger je komplexer das Tier ist, das man zum Verschwinden bringen will.“, erklärte McGonagall am nächsten Morgen. „Also nehmen wir heute, anstatt der wirbellosen Schnecken, Mäuse. Mrs Blake, teilen Sie sie bitte unter der Klasse auf.“

Nika stöhnte genervt und stand auf. „Wieso immer ich?“

McGonagall grinste, antwortete jedoch nicht und machte weiter.

Remus warf eine Blick zur Seite und bemerkte, dass sich irgendetwas unter Severus Snapes Tisch bewegte und gleich erkannte er, dass es seine Schnürsenkel waren, die sich von alleine zusammenbanden. Hinter ihm saß Peter und war anscheinend derjenigen, der dafür verantwortlich war. Völlig darauf bedacht, McGonagall würde es nicht bemerken, hatte er den Zauberstab auf Snapes Schuhe gerichtet.

Remus zog bewundernswert die Augenbrauen hoch und sah wieder nach vorne. Das war ja mal was ganz Neues von Peter.

„Ich werde Ihre Arbeit dann bewerten, sobald die Stunde zu Ende ist, also lassen Sie die Reste Ihrer Maus dann in den kleineren Schachteln, die ich hier habe zurück. Mr Snape, wären Sie so freundlich und würden die Schachteln austeilen und Sie Mr Black hören auf ihre Maus zu färben, sie soll nicht sichtbar, sondern unsichtbar werden.“

Sirius Maus lief gerade den Tisch entlang und war plötzlich lila mit grünen Flecken.

WUMM!

Als Snape aufstehen wollte, stolperte er, fiel über seine Tasche und der Länge nach auf den Boden, wobei sich seine gesamten Schulsachen auf dem Boden verstreuten.

Gelächter brach aus und Remus lehnte sich nach hinten und klatschte gratulierend mit Peter ein.

„Ruhe!“, rief Professor McGonagall aufgebracht. „Helfen Sie ihm wieder auf die Beine. Und Sie, Mr Pettigrew helfen ihm seine Bücher wieder einzusammeln und teilen dann die Schachteln aus.“

„Was? Wieso ich?“, fragte er widerspenstig.

Bevor Snape aufstehen konnte und etwas merkte, zog James sein Zaubertrankbuch mit dem Fuß zu sich und versteckte es unter seiner Tasche.

„Ganz einfach, weil ich es sage. Los jetzt.“, befahl sie und Peter stand stöhnend auf und teilte zuerst die Schachteln aus, bevor er Snape helfen sollte, der zornig versuchte seine Schuhbänder aufzubekommen.

„Die kriegt der nicht auf.“, murmelte Sirius James zu, der das Zaubertrankbuch aufhob und in seine Tasche steckte. „Den Zauber hab ich Wurmschwanz gestern beigebracht.“

Einige lachten immer noch leise vor sich hin und als Peter an ihnen vorbeiging, klatsche er auch mit James und Sirius ein und setzte sich wieder.

„Hab ich nicht eben gesagt, Sie sollen ihm helfen die Bücher wieder einzuräumen?“, sagte McGonagall zu Peter, doch ein Slytherinschüler hatte das bereits erledigt. „Die ZAGs sind in wenigen Wochen und ich habe große Zweifel was das Bestehen von einigen Schülern anbelangt.“, fügte sie hinzu und warf dabei James, Sirius, Peter und auch Sean, Michael und den anderen einen gewissen Blick zu, bevor sie vor Peter stehen blieb und ihm einen Zettel von Michael aus der Hand riss. „Werden Sie endlich erwachsen.“

Sie drehte sich auf dem Absatz um und kehrte zur Tafel zurück.

Lily warf den Jungs einen strengen Blick zu und als James’ Blick ihren traf, sah sie ihn zornig an und drehte den Kopf wieder nach vorne.
 

„Hey Wurmschwanz, was war los? Schlecht drauf?“, fragte Sirius, als sie auf dem Weg zur Großen Halle waren.

„Eher gut drauf.“, bemerkte Remus und die vier sahen Snape heimtückisch hinterher, als er an ihnen vorbeiging und eine großen Bogen um sie machte. Professor McGonagall hatte ihm dabei geholfen seine Schuhbänder wieder auseinander zu bekommen.

„Armer Schniefelus.“, sagte Peter künstlich seufzend.

„Im wahrsten Sinne des Wortes.“, sagte James und hielt Snapes Zaubertrankbuch hoch, bevor er es wieder einsteckte. „Wir haben gleich nach dem Essen Zaubertränke.“

Sirius, Remus und Peter lachten typisch und die vier gingen zum Mittagessen.
 

Als sie sich am Nachmittag an den See unter ihrem Lieblingsbaum setzten, ging James mit dem Buch ans Ufer.

Remus ging ihm nach, während Sirius sich ins Gras legte um zu dösen und Peter daneben saß und für Zaubertränke lernte.

„Also mal ehrlich.“, sagte James und stand mit Remus barfuß im Wasser. „Soll ich es nicht lieber ertränken?“

„Das ist Sachbeschädigung.“, erwiderte Remus.

„Na und. Wenn ich ihm die Haare absenke ist das auch Sachbeschädigung und trotzdem hab ich’s gemacht. Ich hätte Professor Slughorn dazu überreden sollen ihm die Haare nicht nur nachwachsen zu lassen sondern vielleicht auch zu waschen.“, er ließ das Buch fallen, doch es viel aufgeschlagen ans Ufer und nicht ins Wasser. James starrte verwundert auf die Seiten.

„Da wir schon mal von Sachbeschädigung reden, Moony.“, er hob das Buch wieder auf und blätterte darin herum. Die ganzen Seiten waren an den Rändern und zwischen den Zeilen voll gekritzelt mit Notizen und Skizzen. „Sieh dir das mal an.“

Remus watschelte durchs Wasser, stellte sich neben ihn und sah skeptisch ins Buch. „Was ist das denn?“

„Das sind Zaubersprüche.“, sagte James und las sich ein paar Notizen durch. „Aber völlig unbekannt. Wieso verbessert der Zaubertränke, das kann er doch gar nicht wissen, ob die funktionieren. Es sei denn er mixt in seinem Zimmer herum.“

„Würd ich ihm zutrauen.“, sagte Remus wahrheitsgemäß. „Sectumsempra, was ist das denn?“

„Ich will’s gar nicht wissen.“, sagte James und blätterte weiter.

„Gib’s ihm zurück, besser wenn wir nichts von dem behalten.“, sagte er düster, als er sich ebenfalls ein paar Notizen ansah.

„Um dafür zu sorgen, dass er morgen den Test besteht, vergiss es.“

„Er besteht ihn so, oder so, sieh dir das an, Krone. Der beherrscht Tränke, die nicht einmal Slughorn fertig bringt.“

„Ausgefuchster als ich dachte, dieser Schniefelus.“, grinste James. „Keine Panik, ich gib’s ihm zurück, sobald der Test vorbei ist.“, er schlug das Buch zu und sah dann Remus fast gierig an. „Sollen wir’s den Lehrern verraten?“

„Nein. Lass mal stecken. Wer weiß, ob Slughorn ihm das nicht erlaubt hat. Aber du lässt die Sprüche sein, verstanden Krone? Wehe du probierst auch nur einen davon aus, er hat nicht dazugeschrieben, was die Zauber bewirken.“

„Hey, glaubst du ich vertraue Schniefelus? Ich probiere gar nichts von all dem aus. Am Ende beschädige ich mich noch selbst. Außerdem…“, er zeigte ans Ufer zu seiner Schultasche und machte Augen wie ein kleines Kind. „… willst du mal mein Buch für Verteidigung gegen die Dunkeln Künste sehen? Du glaubst gar nicht was Stricrude mir alles beigebracht hat. Das ist genauso voll von Schmierereinen wie das hier. Nur, dass Stricrude es mir erlaubt hat.“

„Ihr zwei versteht euch gut, was?“, sagte Remus lächelnd.

„Der beste Lehrer, den wir je in VgddK hatten.“, sagte er ehrfürchtig. „Ich treffe ihn öfter am Nachmittag, oder am Wochenende. Er gibt mir sozusagen Einzelstunden, weil er unbedingt will, dass ich Auror werde.“

„Das ist ja voll unfair. Es gibt mehr die Auror werden wollen.“

„Tja, Pech gehabt, Moony.“, grinste er fies.

„Ich mein doch nicht mich.“

James sah ihn fast enttäuscht an. „Du willst kein Auror werden?“

„In meinem Zustand? Vergiss es, dann besser Heiler. Dann kann ich mich selbst versorgen. Nein, ich werde kein Auror. Der Job passt besser zu dir und Sirius.“
 

„Du penetrante Nervensäge! Hast du sie eigentlich noch alle?!“

„Leila!“, rief Kerima, gefolgt von Kathy durch den Korridor und blieb vor ihr und einem blonden Jungen, mit dem sie gerade stritt, stehen.

„Was ist?“, fauchte sie sie an und drehte sich um.

„Ganz locker.“, sagte Kerima und sie und Kathy warfen einen überraschten Blick auf das Tier, dass sie in der Hand hielt. Es war unverkennbar ein Frettchen, aber ein sehr merkwürdiges Frettchen. Es hatte drei schwarz, grau, grüne Streifen vom Kopf an bis über den Rücken nach hinten zum buschigen Schwanz.

Kathy lächelte und fand das abstehende Fell auf dem Kopf richtig süß.

„Sieh’s mal positiv, Schwesterchen. Jetzt verwechselt man es nicht mehr mit dem Wiesel von Riccy Wane. Das könnten wir sogar als Maskottchen für Slytherin benutzen.“, grinste der blonde Junge, der nur ein Jahr jünger war als sie und wollte nach dem Frettchen greifen, doch Leila zog es weg und stöhnte genervt. Sie öffnete plötzlich die Tür neben sich, wo Kathy wusste, dass es eine Besenkammer war, packte den Jungen am Kragen, schubste ihn in den Raum und sperrte die Tür zu.

Sie lehnte sich lässig dagegen und grinste Kerima und Kathy gequält an.

„Hey, Leila! Lass mich raus!“, rief er und versuchte das Schloss, ohne Erfolg zu öffnen.

„Kleine Brüder.“, sagte sie nur und ignorierte ihn. „Was wolltet ihr noch gleich?“

Kathy stemmte die Hände an die Hüften und grinste sie fies an. „Ich hab gehört, du hast mit James Schluss gemacht.“

Leila änderte ihren Gesichtsausdruck wieder mürrisch und überhörte weiter die Rufe von ihrem Bruder, während sie auf Kathy zuging. „Das – geht dich absolut gar nichts an.“

„Ich mein ja nur. James wurde noch nie von einem Mädchen abserviert. Was hat er denn so schlimmes getan?“

„Lucas? Lebst du noch?“, Kerima klopfte gegen die Tür, als er plötzlich keinen Mucks mehr von sich gab. Doch dann knallte es plötzlich von innen gegen die Tür und jemand fiel auf den Boden.

„Okay, das war keine gute Idee.“, sagte er schmerzhaft und war anscheinend gegen die Tür gerannt.

„Oh Mann, was machst du?“, sagte sie typisch.

„Zufälligerweise bin ich nicht auf ihn angewiesen.“, sagte Leila hitzig. „Die anderen Mädchen trauen sich nur nicht mit ihm Schluss zu machen, weil sie glauben er wäre so toll und sie würden sich damit beliebt machen. Er flirtet ständig mit anderen Mädchen und starrt ihnen auf den Hintern, soll ich mir das etwa gefallen lassen?“

„Er will überhaupt nichts von Lily.“, sagte Kathy ernst.

„Oh bitte, fang nicht du auch noch mit diesem Miststück an. Mir egal ob er was von ihr will, oder nicht. Sie ist nicht die einzige.“

„Na gut.“, sie hob ergeben die Hände. „Ich halte die Klappe und lass dich in Ruhe. Es hat mich nur interessiert.“

„Willst du Lucas nicht einmal wieder rauslassen, ich glaube er erstickt gleich?“, fragte Kerima so ganz nebenbei.

„Ich glaube nicht, dass er ein großer Verlust in unserer Familie wäre.“, sagte sie gleichgültig.

„Hey!“, schimpfte er empört. „So was muss ich mir von einer Zicke wie dir nicht gefallen lassen.“

„Du hast meinem Frettchen das Fell gefärbt. Dafür verdienst du nichts anderes.“, sagte sie gegen die Tür.

„Lass – mich – raus.“, sagte er deutlich. „Oder, ich sag Bella, dass du ihren Umhang auf dem Gewissen hast und dein Wiesel ihn zerfetzt hat.“

„Das ist kein Wiesel, sondern ein Frettchen, du Wurm!“, motzte sie. „Im Übrigen war das mit dem Umhang nicht mein Frettchen, sondern M.K.s Fledermaus.“

„Hey.“, beschwerte sich Kerima.

„Was machen Sie denn da, meine Damen?“, fragte plötzlich jemand hinter ihnen.

Leila drehte sich erschrocken um und lächelte dann wieder unschuldig. „Ach, hallo Professor.“

„Miss Spall.“, begrüßte Slughorn sie zurück. „Darf ich fragen, mit welchem Besen sie sich hinter dieser Tür unterhalten?“

„Mit einem kleinen Besen namens Lucas Spall.“, antwortete Kerima.

„Wer ist hier ’n Besen, du Besen?“, rief Lucas zornig.

„Lassen Sie Ihren Bruder wieder raus, sonst muss ich meinem Haus Punkte abziehen und das wollen Sie ja nicht, oder Miss Spall. Eine begabte Schülerin wie Sie. Außerdem kann ich mir es nicht leisten noch einen begabten Schüler von mir zu verlieren.“

„Begabt?“, wiederholte Leila fassungslos. „Dieser kleine Giftzwerg?“

„Ein Machtwort, Professor Slughorn!“, rief Lucas. „Können Sie mich bitte hier rauslassen? Hier drin ist es ziemlich stickig.“

Leila schloss zögernd die Tür auf und wandte den Blick noch mal zu Kathy. „Schönen Gruß an James. Wenn er nicht weiß, warum ich Schluss gemacht habe, kann ich auch nichts mehr für ihn tun.“, dann streckte sie Lucas noch die Zunge heraus, als er die Tür öffnete und ging zusammen mit Kerima zum Slytherinturm zurück.

„Hi Kathy.“, grinste er.

„Hi Lucas.“, grinste sie zurück.

„Professor.“, sagte er an Slughorn gewandt und verbeugte sich. „Ich verehre Sie. Danke vielmals, ich bin Ihnen etwas schuldig.“

„Vermasseln Sie nächstes Jahr die ZAGs in Zaubertränke nicht, Mr Spall, das genügt mir schon.“

„Niemals.“, er legte die eine Hand auf die Brust und die andere hielt er als Schwur nach oben. „So wahr ich in Slytherin bin.“

Kathy grinste und ging dann nach einem kurzen Gespräch wieder zurück zum Gryffindorturm.
 

Als James im Bett lag und die anderen drei schliefen, hatte er noch das Licht brennen und blätterte in Snapes Zaubertrankbuch herum. Einige Sachen, klangen logisch, so wie er sie verändert hatte, aber andere waren komplett neu erfunden und hörten sich stark nach schwarzer Magie an. Er hatte sich schon einmal gedacht, dass es nicht auszuschließen war, dass Snape auf die Seite von Lord Voldemort überging. Wenn die anderen glaubten Snape wäre ein harmloses Opfer von ihnen, hatten sie sich getäuscht. Snape wehrte sich genauso und versuchte ihm und den anderen dreien einen Fluch aufzuhalsen, wenn sie ihre Deckung vernachlässigten. Schade nur, dass James bessere Reflexe hatte und viel besser war als er.

Er schlug die erste Seite auf und las dann plötzlich etwas ganz anderes.
 

Dieses Buch ist Eigentum des Halbblutprinzen
 

„Wa- “, James verzog das Gesicht. Halbblutprinz? Was für einen Zaubertrank hatte Snape denn da geschluckt? Okay, das war’s. Dieses Buch wollte er nicht länger in seinem Territorium haben. Schon gar nicht, wenn er noch Anzeichen von Fettflecken seines, langen, schwarzen Haares entdecken sollte. James legte es auf den Nachttisch, setzte die Brille ab und ließ sich ins Kissen fallen. Erst eine Stunde später konnte er dann einschlafen.

Trio, oder doch nur ein Duo?

Einen Tag nach dem Test, gab ihnen Slughorn die Ergebnisse zurück. James war immer noch komplett fertig. Die letzte Zeit konnte er überhaupt nicht mehr richtig schlafen, weil er für die ZAGs lernte. Doch es baute ihn wieder auf als Slughorn ihm seinen Test mit einem >E< für >Erwartungen übertroffen< zurückgab.

„Gute Arbeit, Potter.“, sagte er. „Sie bessern sich in Zaubertränke.“

In Zaubertrank schaffte er immer höchstens ein >Annehmbar<, doch gestern hatte er sich wirklich selbst übertroffen und er lächelte erleichtert.

Plötzlich mit einem Ruck jubelte Sirius neben ihm und stand auf. „JA!“

Einige schraken auf und sahen ihn an und Slughorn musste grinsen. „Nicht schlecht, Mr Black.“

„Ja, ich hab ein >Ohnegleichen<!“, rief er freudig und zappelte herum. „Mein erstes >O< in Zaubertränke! Ja!“, er küsste seinen Test und James zog ihn auf seinen Stuhl zurück.

„Krieg dich wieder ein, Tatze.“

„Yeah, ich bin der Beste. Ich liebe Zaubertränke.“

„Ach, auf einmal.“, murmelte Remus James typisch zu, der total eifersüchtig wurde.
 

„Das ist mal wieder typisch du.“, sagte Nika zu Lily. „Vier >O< hintereinander, das schaffst auch nur du.“

„Tja, ich bin halt mal ein Ass in Zaubertränke. Da kann mir, im wahrsten Sinne des Wortes, keiner das Wasser reichen.“, lächelte sie schadenfroh, nachdem Nika nur ein >E< bekommen hatte.

„Oh Mann, Black wird auch immer kindischer, oder?“, stöhnte sie, nachdem sie Sirius beobachtet hatte.

„Das sagt genau die richtige.“, meinte Chris und warf ihr einen Blick zu.

„Ach halt doch die Klappe.“

Vor Lily landete plötzlich ein kleiner Zettel und als sie ihn las, wusste sie auch von wem er war.
 

Wie steht’s mit Zaubertränke? Hab ’n >E<. Können wir uns später treffen?

xxx Tracy
 

Lily passte auch auf, dass Nika und Chris beschäftigt waren und schrieb zurück. Nika würde sie nur wieder die ganze Zeit damit aufziehen, wenn sie die Zettel lesen würde.
 

Ein >O<. Ich weiß schon, Streberin, aber klar, wir können uns nachher treffen. Sag nur wo.

xxx Lily
 

Sie faltete ihn zusammen und schickte ihn, mit einem Blick auf Slughorn, unbemerkt zu Tracy hinüber. Nika hatte es allerdings bemerkt, da er leider an ihr vorbei musste.

„Ich nehme mal an, es bringt nichts, dich fragen zu wollen, ob du nach der Stunde mit uns an den See gehst?“, sagte sie.

„Nein.“, Lily lächelte locker, bevor sie wieder ihre Feder nahm und sich dem Eintrag zuwandte.

„Obwohl du eigentlich Tracy mitnehmen könntest. Jamie schaut nämlich auch vorbei.“, sagte Chris und warf Nika einen bestimmten Blick zu.

„Vielleicht kommen wir später nach.“, sagte sie. „Ich will nämlich noch unter vier Augen mit ihm reden.“

„Ah ja?“, grinste Nika. „Willst du ihm endlich deine Liebe gestehen?“

„Vielleicht.“, antwortete sie nur, da sie nicht zulassen wollte, dass sie wieder Punkte erntete.

„Sag mal, Nika, liebst du eigentlich Jamie?“, fragte Chris neugierig.

„Sag mal.“, sie wandte sich ihr misstrauisch zu. „Wieso bist du immer so an unserer Beziehung interessiert? Willst du mir Jamie etwa ausspannen?“

„Nein.“, sagte sie entschieden und schrieb weiter. „Das nicht.“, murmelte sie noch zu sich selbst, doch sie hatte es gehört.

„Was dann? Sag schon.“, drängte Nika. „Was willst du?“

Chris seufzte. „Glaubst du wirklich, dass das weiter so gut klappen wird? Ich meine Jamie ist ein Freund von Black. Also ich weiß ja nicht, aber hast du nicht so was Ähnliches gesagt, wie, du willst so viel Abstand wie möglich von Black haben?“

„Hey. Ich bin mit Jamie jetzt schon ein halbes Jahr zusammen und Black war kein einziges Mal in der Nähe, wenn ich mit Jamie zusammen war. Also was hast du für’n Problem? Nur weil er ein Freund von Black und den anderen ist, heißt das noch lange nicht, dass wir uns nicht treffen können.“, widersprach sie.

„Du siehst ihn aber zurzeit selten und er scheint sich auch manchmal etwas hin und her gerissen zu fühlen, findest du nicht?“

„Chris, was willst du von mir? Dass ich mit ihm Schluss mache. Vergiss es. Was mischt du dich da eigentlich ein?“, sagte sie langsam wütend.

Lily zischte warnend. „Ssscht, nicht so laut.“

„Ich mein ja nur. Vielleicht solltet ihr mal darüber reden. Ich seh dich nämlich zurzeit auch immer weniger.“, sagte Chris widerspenstig.

„Du bist doch nur eifersüchtig, weil du keinen Freund hast.“, fauchte sie.

„Was?“, sagte sie ungläubig und Lily sah sich nervös um.

„Du bist eifersüchtig, weil Lily und ich jemanden gefunden haben, der uns nun mal auch wichtig ist und du uns nicht teilen willst.“

„Was redest du da für einen Blödsinn. Ich bin nicht eifersüchtig.“

„Komm schon, Chris. Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock. Lily trifft sich mit Tracy und ich mich mit Jamie und deshalb regst du dich so auf, weil du alleine dastehst, wenn wir verabredet sind. Vielleicht solltest du einfach mal deine Nase aus den Büchern nehmen und dir auch einen Freund suchen, dann siehst du mal wie das ist, wenn nicht immer die Freundinnen an erster Stelle stehen.“

„Nika, ist das jetzt nötig?“, zischte Lily. „Könnt ihr das nicht nach der Stunde regeln.“

Doch kaum hatte sie das gesagt, klingelte es und sie packten zusammen. Lily wollte eigentlich gleich zu Tracy, doch sie konnte Nika und Chris jetzt nicht alleine lassen und deutete ihm mit Zeichensprache an, er solle schon einmal vorgehen.

„Ganz ehrlich Nika.“, sagte Chris, als sie das Klassenzimmer verließen. „An erster Stelle stehst du bei mir nicht.“

„Dann vielleicht Lily.“, sagte sie nur eingebildet. „Ach nein, weißt du wer bei dir an erster Stelle steht? Remus Lupin, dein Sandkastenfreund aus Kindertagen. Der einzige Junge in deinem Leben, der aber leider von dir angenervt ist und sich auf Potters und Blacks Seite geschlagen hat und nie im Leben was mit dir anfangen würde, weil er, seit er zu den Coolen gehört, dich für langweilig abgestempelt hat und nichts mehr mit dir zu tun haben will.“

„Nur zu deiner Information, Nikada.“, giftete sie sie an. „Remus und ich haben uns längst wieder vertragen und eine Vereinbarung abgeschlossen, was unseren Freundeskreis betrifft und ob du’s glaubst oder nicht, ich hab jemanden, der an mir interessiert ist und mit dem ich seit neuesten ausgehe.“

„Oho, wen denn?“, sagte sie und lachte ungläubig.

„Das wirst du schon noch sehen. Dir muss ich nun wirklich nichts beweisen.“, sagte sie, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte davon.

„War das jetzt echt nötig?“, fragte Lily Nika, während sie ihr nur hinterher sahen.

Nika sah sie beleidigt. „Schlag dich nur wieder auf ihre Seite. Immerhin wollte sie mich dazu überreden mit Jamie Schluss zu machen.“

„Sie wollte dich nicht dazu überreden, mit ihm Schluss zu machen und ich schlag mich auch nicht auf ihre Seite. Ehrlich gesagt hätte es mich auch interessiert, wie das bei euch klappt, dass ihr euch ständig trefft, obwohl Jamie bei Potter und den anderen ist und du bei uns. Immerhin hat das bei Chris und Remus auch nicht ganz hingehauen.“

„Tja, aber bei uns schon. Wir sind eben öfter allein. Ich bin nicht dauernd bei euch und er nicht dauernd bei den anderen. Und so funktioniert nun mal ne Beziehung. Wir akzeptieren die Bedingungen des anderen, tut mir ja Leid.“, schimpfte sie. „Und jetzt entschuldige mich, ich bin verabredet.“

Lily sah ihr missmutig hinterher und blieb im Korridor stehen.

Das musste ja irgendwann einmal kommen. Es war immer schwierig wenn zwei einen Freund hatten und die dritte alleine dastand. Aber zum Teil hatte Nika ja Recht, wenn Chris ein Problem damit hatte, müsste sie eben wirklich mal ihre Einstellung ändern und sich mit Jungs treffen. Immerhin sah sie ja nicht schlecht aus. Es war nur ihre Streberart.

„Alles okay?“, fragte Kathy dann plötzlich hinter ihr und tippte sie an.

„Ach du bist’s.“, sagte sie nur, da sie gerade etwas erschrocken war.

Roxanne stand ebenfalls bei ihr. „Sah gerade danach aus, als hättet ihr gestritten.“

„Bei dem kleinen Giftzwerg wundert’s mich nicht.“, sagte Kathy typisch und meinte damit hundertprozentig Nika.

„Wir haben nicht gestritten.“, entgegnete Lily. „Die einzigen die sich angezickt haben, waren Chris und Nika.“

„Sag ich doch.“, meinte Kathy und grinste Roxanne mit hochgezogenen Augenbrauen an, was sie nur erwiderte.

„Kommst du mit an den See?“, fragte Roxanne dann. „Als Abregung.“

„Nein danke.“, antwortete Lily etwas verwundert darüber, dass sie gefragt wurde. „Ich bin verabredet.“

„Na dann.“

„Sind Potter und Black dabei?“, fragte sie rein aus Interesse.

„Jep.“, antwortete Roxanne locker und biss auf ihren Fingernägeln herum.

„Ich weiß schon.“, sagte Kathy und grinste wieder, als kannte sie Lily in- und auswendig. „Auch wenn du nicht verabredet wärst, würdest du nicht mitkommen.“

Lily lächelte gequält als Antwort.

„Sag Chris einen schönen Gruß von mir.“, sie wandte sich zum Gehen, zögerte aber noch kurz. „Ach und falls du Jamie triffst, sag ihm wir warten an der Buche auf ihn.“

„Er wollte sich mit Nika treffen.“, erwiderte sie Stirn runzelnd.

„Nein, er wollte sich mit Oliver wegen der Strafarbeit von Professor Sinistra treffen.“, widersprach sie. „Und wenn Blake wirklich so mies drauf ist, wird sie ihm sowieso auf die Nerven gehen. Bis später.“

Mit den Worten verabschiedeten sie und Roxanne sich von ihr und gingen nach draußen, während sie sie noch von weiter weg nach Danielle und Jeanette rufen hörte.

Lily seufzte schwer und machte sich dann auf dem Weg zur Bibliothek, wo sie sich mit Tracy traf.
 

„Sie geht nicht aus.“, sagte Nika entschieden, als sie mit Jamie draußen auf dem Gelände spazieren ging.

„Woher willst du das wissen?“, fragte er.

„Weil ich sie kenne.“, antwortete sie. „Chris ist viel zu sensibel und lernsüchtig, als dass sie sich auf einen Typen einlässt. Immerhin ist sie nicht umsonst Vertrauensschüler.“

„Das bedeutet gar nichts.“

„Ach ja?“, sie sah ihn zweifelnd an. „Hat Remus eine Freundin?“

„Nein.“

„Siehst du?“, sagte sie besser wissend.

„Das hat aber seine Gründe.“, entgegnete er. „Remus ist immerhin nicht ganz gesund. Er hat zu viel Stress, als das er Zeit hätte sich zu verabreden. Aber er hat schon mal ziemlich mit Corry geflirtet und ich glaube, zwischen den beiden ist schon mal was gelaufen.“

„Ach ist mir doch egal. Jedenfalls lass ich mir nicht eintrichtern, dass ich mit dir Schluss machen soll.“

„Was?“, fragte er verwirrt.

„Ja. Chris behauptet, ich sollte mir dir Schluss machen, weil es zwischen und nicht klappen kann. Weil du dauernd bei Black, Potter und den anderen hängst und ich sie nicht sehen will.“

„Alles klar.“, sagte Jamie und klang, als würde er das selbst lächerlich finden.

Nika war froh darüber, hackte sich an seinem Arm ein und lehnte den Kopf an seine Schulter.

Er sah sie kurz an, zog seinen Arm weg und legte ihn dann um ihre Schultern. „Reg dich ab, Nika, ich mach nicht mit dir Schluss. Komme was wolle.“

„Für nen Vierzehnjährigen klingt das ganz schön erwachsen.“, lächelte sie ihn an und legte ebenfalls den Arm um ihn, während sie am See entlanggingen.
 

„Ich mach das nicht.“, sagte James und warf das Buch neben sich ins Gras.

„Schlag das Buch sofort wieder auf, Krone. Die ZAGs sind in drei Wochen und du hast dir die Einträge nicht einmal angesehen.“, sagte Remus.

„Wer braucht schon Zaubereigeschichte? Ich will Auror werden, da brauch ich das dämliche Fach sowieso nicht.“

„Deswegen kannst du auch nicht blank in die Prüfung gehen.“, sagte Kathy, hob das Buch auf und schlug es ihm gegen die Brust.

„Aah, verdammt das tat weh!“, beschwerte er sich, doch sie beachtete ihn nicht.

„Kathy hat Recht, wenn du da blank hingehst, wird es dir noch Leid tun.“, meinte Sean nur und warf zusammen mit Sirius und Michael Steine übers Wasser.

„Ich wette, ich kann ihn sechsmal aufhüpfen lassen.“, sagte Michael und hob einen flachen Stein auf.

„Keine Chance.“, widersprach Sean und kniff die Augen zusammen, da ihn die Sonne blendete.

„Wollen wir wetten?“

„Wetten tun Deppen.“

Kathy hob einen Stein auf und flipperte ihn übers Wasser, wobei er sechsmal aufkam. Sie grinste Michael an. „Versuchs nachzumachen.“

Sean, Sirius und Michael starrte fassungslos aufs Wasser.

„Wo hast du denn das gelernt?“, fragte Sean beeindruckt.

„Ich wohne an einem See.“, antwortete sie nur. „Ich mach das täglich.“

Michael machte es nach, schaffte es jedoch nur viermal. „Keine Sorge, das krieg ich besser hin.“

Sirius schüttelte nur grinsend den Kopf und warf weiter, während Sean Kathy einen Blick zuwarf, den sie nur lächelnd erwiderte und sie dann wieder zu James ging um weiterzulernen.

„Ihr dürft euch ruhig küssen, uns stört das nicht.“, meinte James nur, der den Blickaustausch mitbekommen hatte.

„Ach halt die Klappe.“, Kathy gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und setzte sich zwischen ihn und Roxanne.

„Und wo ist jetzt mein bescheuerter Halbbruder?“, fragte Oliver und sah sich auf dem Gelände um. „Er schuldet mir noch einen Aufsatz von Astronomie.“

„Der ist mit Blake verabredet, hat Lily gesagt.“, antwortete Kathy.

„Na super. Wieder einmal.“, stöhnte er.

„Weißt du, wie der sich um den Finger wickeln lässt?“, sagte James. „Blake braucht nur einmal mit dem Finger zu schnipsen und er kommt angerannt. Wenn er so weitermacht, wird er noch ’n richtiger Waschlappen.“

„Ist er das nicht schon?“, fragte Oliver uninteressiert und sie lachten.

„Ich wundere mich immer noch darüber, dass aus den beiden was geworden ist.“, meinte Sirius und kam zu ihnen.

„Tja, Sirius.“, sagte James künstlich und schlug das Buch auf. „Die Liebe ist unergründlich, das wirst du wahrscheinlich nie kapieren.“

Roxanne warf ihm einen fiesen Blick zu und Sirius setzte sich neben sie.

„Dein Liebesgeschwafel kannst du dir sonst wo hin stecken.“, sagte er und legte den Arm um Roxanne. „Ich hab meine Große Liebe bereits gefunden.“

„Und das was du schwafelst, ist kein Müll, oder?“, sagte er abschätzend, doch Sirius hörte gar nicht mehr auf ihn und küsste Roxanne, wobei James nur die Augen verdrehte.

Sean gab jetzt ebenfalls auf und setzte sich zu ihnen. James hatte erwartet er würde sich neben Kathy setzte, doch er ließ sich neben Remus und Oliver nieder.

James verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Mein Gott, ihr benehmt euch wie kleine Kinder.“

Sean sah ihn schräg an. „Was?“

„Wieso gebt ihr beide nicht zu, dass ihr zusammen seid? Ist doch offensichtlich, dass du und Kathy was am Laufen habt.“

„James!“, fauchte Kathy und sah auf. „Halt endlich die Schnauze, ja?“

„Ja eben.“, sagte auch Sean. „Kathy und ich haben nichts am Laufen. Wir haben uns einmal geküsst, mehr war da nicht und mehr wird da auch nicht sein.“

„Ach echt?“, fragte Roxanne grinsend, die davon noch gar keine Ahnung gehabt hatte, genauso wie die anderen. Michael warf Sean einen eifersüchtigen Blick zu.

Sean verdrehte die Augen. „Mein Gott, regt euch ab. Nur weil ich mit Gina Schluss gemacht hab, denkt ihr euch wieder die blödesten Sachen aus.“

„So blöd find ich das gar nicht.“, grinste Danielle und stützte sich mit den Händen nach hinten ab.

Kathy schnaubte, warf die Blätter mit den Notizen zur Seite und stand auf.

James sah ihr hinterher. „Wo willst du hin?“

„Weg.“, raunte sie nur kurz und ging.

Sean stand ebenfalls auf und folgte ihr, während James wieder den Blick auf sein Buch senkte. „Mein Gott, die machen vielleicht einen Stress.“

„Daran bist aber jetzt auch nur du Schuld.“, sagte Jeanette cool und Danielle grinste.
 

„Gott, können die Typen nicht einmal die Klappe halten?“, regte sich Kathy auf und lief mit Sean zum Schloss.

„Ach, pfeif drauf.“, sagte er nur locker und ging ihr hinterher. „James ist nur sauer, weil er von Leila abserviert wurde. Also -“

Kathy blieb an einer ruhigen Stelle stehen, lehnte sich an die Wand und sah ihn an.

„Gehen wir jetzt Freitag aus?“, fragte er.

Sie grinste. „Ich dachte schon, du willst nicht mehr. Das klang so überzeugend, dass da nicht mehr sein wird, als der Kuss.“

„Machst du Witze?“, lachte er.

Kathy sah ihm in die Augen. „Versprichst du mir was?“

Er zuckte mit den Schultern. „Kommt drauf an.“

„Das Date bleibt unter uns, okay?“

Er nickte und ging ihr näher. „Okay.“

„Ich kann das nicht leiden, wenn die anderen doofe Sprüche abziehen.“

„Kann ich verstehen.“, sagte er.

Sie sahen sich eine Weile an, bis Kathy ihn am Kragen packte, ihn zu sich zog und ihn küsste.
 

„Ich kapier den Stoff in Zaubertränke nicht.“, sagte Tracy und räumte die Bücher zurück ins Regal. „Keine Ahnung was sich Slughorn dabei denkt uns so viele Tests schreiben zu lassen, anstatt uns was beizubringen.“

„Ja find ich auch dämlich.“, sagte Lily. „Aber du hast doch ein >E<, das ist doch gut. Ich glaube nämlich nicht, dass die ZAGs so schwer sind.“, sie kniff die Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Das klang schon wieder nach Streber. Wieso klang sie in Tracys Nähe immer nach einem Streber?

Doch er achtete nicht besonders darauf und war mehr darauf konzentriert die Bücher einzuräumen. „Ja, kann sein.“

Lily streifte mit der Hand den Tisch entlang, biss die Zähne zusammen und blieb neben ihm stehen. Doch just in dem Moment redeten sich gleichzeitig los.

„Ähm Tracy.“

„Ähm Lily.“

Sie lachten.

„Fang du an.“, sagte Tracy.

„Nein du.“, erwiderte sie und lächelte immer noch.

„Okay, also, was diese ganze Ausgehsache betrifft…“, er biss die Zähne aufeinander.

Oh Gott, er serviert mich ab, ging es Lily sofort durch den Kopf. Der Streber in mir hat mich zerstört.

„Ganz ehrlich, mittlerweile reicht mir das nicht mehr.“

Okay, Streber, ich liebe dich, sagte sie plötzlich innerlich.

„Und was gedenkst du dagegen zu tun?“, fragte sie und versuchte so locker wie möglich zu klingen, was ihr etwas misslang.

„Na ja… ich hatte gehofft, du hättest da einen Ausweg parat.“

Dich zu küssen! Sofort!

„Na ja…“, sagte sie ebenfalls und lächelte. Sie spürte, dass sie rot wurde. „Ehrlich gesagt, wollte ich dich genau dasselbe fragen.“

„Ach ja?“, er ging ihr näher und sie wich langsam zurück. Wieso wusste sie selbst nicht. Vielleicht um ihn zu ärgern, oder um es interessanter zu machen.

„Ja, also… ich war mir einfach nicht sicher, ob diese Ausgeherei jetzt eher freundschaftlich.“, sie sah kurz zu den Büchern, während er immer noch auf sie zuging und sie dann am Fenster halt machte. „Oder eher…“, sie sah ihm in die Augen, denn er war ihr jetzt ziemlich nah am Gesicht. „… anders gemeint war.“, flüsterte sie schon fast.

Er grinste. „Vielleicht eher das zweite.“

Sie nickte fast unmerklich, während zwischen ihnen nur noch Zentimeter waren und sich ihre Nasen beinahe berührten.

„Vielleicht.“, murmelte sie und aus den Zentimetern wurden nur noch Millimeter bis sie ihre Augen schloss und sich ihre Lippen trafen.

Tracys Hände legten sich um ihre Taille und sie legte die Arme um seinen Hals. Es war ein viel besseres Gefühl, als das, was sie bei Jason gehabt hatte. Denn sie war zum ersten Mal richtig verliebt und im Übrigen war Tracy viel gefühlvoller als dieser Idiot.

„Lily!“, rief plötzlich eine Stimme und tauchte neben ihnen auf.

Sofort riss sie sich von ihm los.

„Oh ’tschuldigung, stör ich?“, fragte Alice und grinste dann überheblich.

„Du doch nicht.“, sagte sie und ging zu ihr vor, wobei sie Tracy einen entschuldigenden Blick zuwarf. „Was gibt’s?“

„Ich hab eben diesen bescheuerten Whitey getroffen, oder ums besser auszudrücken, er ist auf mich zugekommen.“, sagte sie in einem kühlen Ton, hatte jedoch einen hinterhältigen Unterton dabei. „Es gehen da wieder einige Gerüchte rum, die dich und James Potter betreffen.“

Lily verdrehte genervt die Augen. „Nicht schon wieder. Ich dachte er hätte eine Freundin?“

„Na ja, nicht mehr.“, sagte Alice. „Er hat mit Leila Schluss gemacht.“

„Leila?“, sie sah sie schräg an. Deshalb war James so oft mit ihr zusammen gewesen. Sie wusste, dass er eine Freundin hatte, aber sie wusste nicht wer es war. „Aber, wenn er mit Leila Spall zusammen war, dann hat doch sie Schluss gemacht, oder? Zuminderst hat es sich so angehört.“

„Du warst dabei?“, fragte sie verwundert. „Ach egal. Jedenfalls behaupten jetzt alle wieder, dass zwischen euch in Zukunft was laufen könnte. Und da ist Whitey zu mir gekommen und wollte wissen wo du bist, weil er sich bei dir entschuldigen wollte. Weil er dich angeblich so mies behandelt hatte.“

„Ach wirklich?“, fragte sie lahm und zog eine Augenbraue hoch. Tracy hörte im Hintergrund zu und blätterte in den Büchern herum.

„Tja, ich hab jedenfalls zu ihm gesagt, er kann sich gerne bei dir entschuldigen, aber ich glaube Lily ist verabredet mit einem Jungen, der viel besser ist als du. Wenn du mich fragst, wollte er sich wieder bei dir einschleimen und dich als Freundin zurückgewinnen, weil er Schiss hat, du könntest dich mit Potter einlassen, oder weil er mit einer total beliebten Schönheit zusammen sein will, um nicht mehr als Loser dazustehen und wir wollen ja nicht bestreiten, dass du mittlerweile eine beliebte Schönheit bist.“

„Wie schmeichelhaft, Alice.“, grinste sie und warf dann Tracy einen belustigten Blick zu. „Aber ich denke, du kannst ihm ausrichten, falls du ihn noch mal triffst, dass ich leider wieder vergeben bin und Tracy ein viel besserer Küsser ist als er.“

Tracy lachte und selbst Alice musste lachen.

„Klar. Das glaub ich gern. Ich denke, dass du auch lieber mit Potter ausgehen würdest, als mit diesem Langweiler.“

Lilys Miene wurde etwas steifer. „Na ja. Das glaube ich eher nicht. Ich kann Potter echt nicht ausstehen. Außerdem -“

„Außerdem?“, drängte Alice.

Sie schüttelte den Kopf. Tracy musste ja jetzt nicht unbedingt wissen, dass James gesagt hatte, er fände Lily langweilig und würde nie auf so ein Mädchen stehen. „Vergiss es.“

„Eigentlich ist er ganz sympathisch, wenn man mal über seine kleinen Fehler großzügig hinwegsieht.“, sagte Alice überlegend.

„Kleinen Fehler? Ich bitte dich, er ein Idiot.“, sagte sie abfällig. „Das einzige was der im Kopf hat, sind Weiber, Snape und andere verhexen und sich unheimlich cool vorzukommen, weil er ja soooo toll aussieht.“

„Findest du nicht, dass er toll aussieht?“, fragte sie verwundert und Lily sah sie mürrisch an, konnte jedoch nicht antworten. Wenn sie sagen würde, er sähe nicht toll aus, würde sie lügen, wenn sie sagen würde, er sähe toll aus, würde sie sich verraten. Also sagte sie besser nichts und tat so als würde sie es von ihrer Freundin dämlich finden, ihn für toll zu halten.

„In drei Wochen sind die ZAGs.“, sagte Alice um vom Thema abzulenken.

„Was dich ja nicht betrifft.“, sagte sie mürrisch.

„In welcher Klasse bist du eigentlich?“, fragte Tracy, da man Alice wirklich nicht ansah, wie alt sie war. Sie sah total jung und gleichzeitig total reif aus.

„In der Vierten.“, antwortete sie.

„Aha.“, sagte er nur. „Ähm Lily, ich geh dann einfach mal in die Große Halle, okay? Wir sehen uns ja spätestens im Gemeinschaftsraum.“

„Okay.“, sagte sie etwas verwundert und er gab ihr noch einen Kuss, bevor er ging.

„Ich hab übrigens schon wieder Nika und Jamie gesehen, sag bloß die zwei sind immer noch zusammen?“, sagte Alice beeindruckt.

„Was ist daran so besonders, du und Frank seid doch auch noch zusammen, oder?“, meinte Lily locker.

Sie zog eine Grimasse.

„Ihr seid nicht mehr zusammen?“, wiederholte sie fassungslos.

„Schon ewig nicht mehr. Hab ich wohl vergessen dir zu sagen, was?“, grinste sie gequält.

„Oh ja, das hast du.“, entgegnete sie mürrisch.

„Gehen wir in den Gemeinschaftsraum? Dann lerne ich mit dir ein bisschen, okay?“, schlug sie vor und Lily willigte ein.

„Und dann erklärst du mir, warum ihr Schluss gemacht habt.“

Sie stöhnte genervt und die beiden schlenderten aus der Bibliothek.
 

James, Sirius, Remus und Peter gingen durch den Korridor und James hielt die ganze Zeit Ausschau nach Snape. Er hielt das Zaubertrankbuch von ihm in den Händen und fragte jeden, ob sie ihn gesehen hatten.

„Ich muss das Buch loswerden.“, murmelte er gereizt.

„Wieso?“, fragte Sirius lässig. „Ist es verflucht?“

„Kann man so sagen. Das Teil steckt voller Dunkler Magie.“

Remus zog die Augenbrauen hoch. „Ich wusste doch gleich, dass er mal Todesser wird.“

„Der einzige Job, der zu ihm passt, nicht wahr?“, grinste Sirius ihn an.

„Opfer auf zwölf Uhr gesichtet.“, sagte Peter dann und sie sahen nach vorne.

Snape kam völlig ahnungslos direkt auf sie zu, zusammen mit einem Slytherinjungen den sie nicht kannten. Dabei hatte er seine Schultasche und einen ganzen Stapel Bücher, die er auf dem Arm trug.

James beschleunigte seine Schritte, mischte sich unter die Schüler, zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf Snapes Tasche.

„Diffindo!“

Seine Tasche riss auf und sämtliche Unterlagen, Bücher und Federn verstreuten sich auf dem Boden. Ein Tintenglas war ebenfalls zerbrochen. Das allein hätte gereicht, um ihm das Buch unterzuschieben, doch weil ihm gerade danach war, blieb James neben ihm stehen und zog Snape die Beine weg, sodass er mit dem Gesicht voraus in die schwarze Tinte fiel.

„Hoppla, tut mir Leid, Schniefelus, mein Bein ist ausgerutscht.“, sagte er nur lässig. Einige im Umkreis lachten und klatschten Beifall, genau wie Sirius und Peter. Remus schüttelte typisch grinsend den Kopf. „Das hast du verloren.“, sagte James und ließ das Zaubertrankbuch fallen, passte jedoch genau auf, dass es aufgeschlagen in der Tintenpfütze landete und Snapes Gesicht noch einmal extra voll spritzte.

Der andere Slytherinjunge zog seinen Zauberstab und wollte ihn auf James richten, doch Sirius hielt ihm seinen unters Kinn und grinste. „Na, na, wir wollen doch nicht aufmüpfig werden?“

„Wir sehen uns, Schniefelus.“, sagte James nur. „Und immer schön sauber bleiben.“

Er lachte noch einmal schadenfroh und deutete Sirius und den anderen zwei mit einem Kopfnicken an weiter zu gehen.

Snape starrte mit Tinten verschmiertem Gesicht auf sein Buch, das vor ihm lag und entdeckte den Zettel, der darin lag, bevor ihm der andere aufhelfen konnte.
 

Nimm dich bloß in Acht Halbblutprinz! Das ist Schwarze Magie und ich als zukünftiger Auror kann dich dafür nach Askaban bringen !

Gruß Krone

„Ist es eigentlich so eine Qual für dich, ihm das Buch einfach nur in die Hand zu drücken, oder es ihm einfach vors Gesicht zu werfen?“, fragte Remus seufzend.

„Hab ich doch.“, entgegnete James locker und verstand gar nicht, warum er sich darüber aufregte.

„Ja, im wahrsten Sinne des Wortes.“, lachte Peter und sie gingen in die Große Halle zum Abendessen.

Als James einen Blick an den Slytherintisch warf, entdeckte er Leila, die verkehrt herum am Tisch saß und mit Jane, Bellatrix und ein paar anderen diskutierte.

Es war einfach nur dämlich, dass zwischen den beiden nichts mehr lief. Er wollte ja nicht einmal mit ihr streiten, geschweige denn Schluss machen. Das war das erste Mal, dass ein Mädchen mit ihm Schluss gemacht hatte. Und langsam bereute er es, weil Leila endlich mal ein Mädchen war, dass ihre eigene Meinung hatte und ihm ihre Meinung auch ins Gesicht sagte.

Sie setzten sich an den Tisch und fingen an zu essen, während James sie immer noch beobachtete.
 

„Ehrlich mal, Leila.“, Lucas ging auf sie zu und hielt einen Karton in den Händen. Seine Finger waren vollkommen zerkratzt und zerbissen. „Ich krieg das mit deinem Wiesel nicht hin. Geh zu Professor Kesselbrand, oder Slughorn, wenn’s dich so stört.“

„Du hast ihm das angetan, also machst du’s auch rückgängig.“, sagte sie lässig und lehnte sich mit den Ellenbogen nach hinten an den Tisch, während sie die Beine übereinander schlug. „Du hast zehn Sekunden Zeit.“

„Ich hab überall nachgesehen. Ich find keinen Spruch ums rückgängig zu machen. Ich könnte es höchstens noch einmal färben, aber dann wird es blond und nicht weiß.“

„Zehn… neun… acht…“

„Leila!“, rief er gereizt, während Jane neben ihr lachte.

„… sieben… sechs…“

„Ich kann es nicht, okay?! Sieh dir das an, das Ding hat meine Finger in Stücke gerissen! Ich musste es in ’nem Karton herbringen, damit es mich nicht komplett verstümmelt!“

„Du hast was?!“, schrie sie plötzlich und riss ihm den Karton aus den Händen. „Sag mal hast du sie noch alle?! Der bekommt da drin ja überhaupt keine Luft!“

„Wiesel haben nen hohen Sauerstoffanteil.“

„Das ist ein Frettchen, du Hornochse!“, rief sie wütend und nahm ihr buntes Frettchen aus dem Karton. Es war nun komplett gefärbt und nicht mehr gestreift.

„Wo ist da der Unterschied?“, leierte er und sie warf ihm den Karton ins Gesicht, bevor sie aufstand.

„Ich geh zum Lehrertisch vor, kommst du mit Jane?“

„Klar.“, sagte sie immer noch lachend und blieb kurz neben Lucas stehen. „Lauf. Sobald es wieder normal ist, bringt sie dich um.“

Lucas zog die Augenbrauen hoch und machte sich aus dem Staub.
 

„Ich frag mich warum Dumbledore nicht mich zum Mannschaftskapitän ernannt hat. Ich bin immerhin der wichtigste Mann im Spiel.“, sagte James.

„Und was bin ich?“, fragte Sean bissig. „’n Schaaf?“

„Du bist nicht wichtig, du bist nur der Hüter.“, sagte Sirius sarkastisch und tat, als spräche er für James.

„So wollte ich das nicht sagen.“, verteidigte sich James.

„Neiin gar nicht.“

„Habt ihr eigentlich nur Quidditch im Kopf?“, fragte Oliver. „Schon mal an nen anderen Sport gedacht, wie Fußball, Tennis, oder Baseball?“

„Was ist das denn?“, fragten James und Sirius wie aus einem Mund und sahen ihn schräg an.

„Ach komm, sagt bloß ihr kennt kein Fußball.“, sagte er fassungslos.

„Oliver, deine Mutter ist ein Muggel.“, sagte Sean nur als Erklärung. „James und Sirius dagegen sind Reinblüter, die kennen keinen Muggelsport.“

„Ha, ha.“, machte Jamie schadenfroh.

„Was heißt hier ha, ha?“, sagte Oliver mürrisch.

„Würd mir stinken, wenn sich dein hohlköpfiger Vater auf ne Muggelfrau einlässt.“

„Zufälligerweise ist er auch dein hohlköpfiger Vater, du Schwachkopf.“

„Ja, aber meine Mum ist kein Muggel.“, grinste er fies.

„Hey Moment, wer von euch beiden lebt denn jetzt bei eurem Vater?“, fragte James verwirrt.

„Oliver.“, antwortete Jamie.

„Ich dachte, Olivers Eltern hätten sich nach seiner Geburt getrennt und euer Vater hätte dann Jamies Mutter geheiratet.“

„Nein.“, antwortete Oliver locker. „Er ist fremdgegangen. Unser Dad und Jamies Mutter waren zwar verheiratet und haben sich getrennt, aber nachdem er meine Mum geheiratet hat, ist er noch einmal zu ihr und raus kam dieser Wicht.“, er zeigte auf Jamie. „Und meine Mum hat ihm verziehen und ist bei ihm geblieben, nachdem sie von Jamie erfahren hat.“

„Ziemlich seltener Fall, nicht?“, meinte Jamie nur. „Er hat’s vorgezogen mit einem Muggel zusammenzuleben, anstatt mit einer Hexe.“

„Hättet dich wohl gefreut, wenn sich meine Eltern getrennt hätten, was?“, fauchte Oliver.

„Sie hat ihm doch nur verziehen, weil es praktischer im Haushalt ist, einen Zauberer als Mann zu haben.“

„Halt die Schnauze, ja? Das ist überhaupt nicht wahr, du kleine Mistkröte.“

„Schnauz mich nicht so an, ich bin dein Bruder.“, sagte Jamie nur cool und aß weiter.

„Ich hab nicht darum gebeten.“, knurrte er zurück und aß ebenfalls.

„Okay, das wäre dann mal eine Lebensgeschichte, wer hat noch Lust was zu erzählen?“, meinte Michael belustigt.

„Meine Eltern sind scheiße, da gibt’s nichts zu erzählen.“, sagte Sirius nur.

„Kathy?“, Michael sah sie neugierig an.

„Was?“, sie sah verwirrt auf.

„Von dir weiß man gar nichts.“

„Von mir wirst du auch nie was erfahren.“, grinste sie.

„Von der erfährst du nie was.“, stimmte James ihr zu. „Ich wusste bis vor kurzem nicht einmal, dass ihr Vater bereits seit fünf Jahren wieder verheiratet ist.“

„Du kennst meine Stiefmutter doch, wie begriffsstutzig bist du eigentlich?“

Er zog ihr eine Grimasse.

„Und was ist mit deiner richtigen Mum?“, fragte Sean.

„Pfff. Woher soll ich das wissen? Beschäftigt.“, sagte sie locker und zuckte mit den Schultern.

„Oh, haben wir etwa das gleiche durchgemacht, wie Jamie und Oliver?“, fragte Michael feixend.

„Nein, haben wir nicht.“, leierte sie. „Meine Eltern waren verheiratet, haben sich als ich drei war scheiden lassen und mein Dad hat ’ne neue geheiratet, so einfach ist das. Nicht so was dramatisches wie Fremdgehen.“

„Alles klar.“
 

Eine Woche vor den Prüfungen wurden ihnen in der Verwandlungsstunde die Termine für die ZAG-Prüfungen und die Einzelheiten des Verfahrens mitgeteilt. Professor McGonagall hatte die Tage und Uhrzeiten an die Tafel geschrieben.

„Wie Sie sehen können, verteilen sich Ihre ZAGs über zwei Wochen. Sie werden sie theoretischen Arbeiten jeweils morgens und die praktischen Nachmittags absolvieren. Ihre praktische Prüfung in Astronomie wird natürlich nachts stattfinden. Und ich warne Sie im Voraus, dass Ihre Prüfungsunterlagen mit den striktesten Anti-Schummel-Zaubern behaftet sind. Selbstbeantwortende Federn, Erinnermichs, abnehmbare Spickmanschetten und selbstkorrigierende Tinte sind in der Prüfungshalle verboten.“

„Wie schade.“, murmelte James Sirius zu.

„Bedauerlicherweise gibt es immer wieder Schüler, die glauben, die Regeln der Zaubererprüfungsbehörde umgehen zu können.“, sie warf James und Sirius einen Blick zu.

Sirius sah James verwirrt an. „Meint die uns?“

„Neiin.“, antwortete er mit einem gewissen Unterton.

„Irgendwann im Juli wird man Ihnen eine Eule mit den Ergebnissen schicken.“, fuhr sie fort. „Noch Fragen?“

Sirius hob die Hand.

„Ja, Mr Black?“

„Darf ich mich dann an nen Einzeltisch setzten? Peter hat nämlich die lästige Angewohnheit, dauernd von mir abzuschauen.“, fragte er und stellte sich blöd, während Peter rot anlief.

Professor McGonagall schüttelte typisch den Kopf und antwortete nicht, während einige lachten.
 

Sobald sie einen Fuß aus dem Klassenzimmer gesetzt hatten, hörten sie plötzlich jemanden einen spitzen Schrei ausstoßen und sahen sich um.

„Jetzt kommt die Leier wieder.“, seufzte Lily und sah sich peinlich um, da sie alle anstarrten, während Nika ein Blatt Pergament mit dem Fuß wegtrat.

Nika war eben diejenige gewesen, die los geschrieen hatte, was ihr anscheinend absolut nichts ausmachte und sich stattdessen nur noch weiter aufregte.

„Du kannst mich nicht einfach so hängen lassen!“, schrie sie durch den halben Korridor. „Du weißt genau, dass ich nen halben Herzinfarkt bekomme, wenn die Prüfungen sind!“

„Dein Pech, würde ich sagen.“, sagte Chris nur kalt und beachtete ebenfalls die anderen Schüler um sie herum nicht. Im Gegensatz zu Nika jedoch war sie erstaunlich ruhig. Lily stand nur etwas abseits daneben um nicht hineingezogen zu werden und sah ihnen mit verschränkten Armen zu. Die beiden hatten sich immer noch nicht wieder vertragen.

„Ich muss dir nicht jedes Mal hinterher rennen, um dir einzutrichtern, dass du lernen sollst. Frag Lily, ob sie dir beim Lernen hilft, oder deinen geliebten Jamie, aber ich bin beschäftigt.“, fuhr Chris fort.

„Du bist nicht beschäftigt!“

„Und wie ich das bin.“, entgegnete wütend.

„Ich schaff das ohne dich nicht!“

„Oh Nika.“, Chris grinste siegesreich. „Sind wir jetzt plötzlich doch wieder auf die langweilige Streberin angewiesen? Dein Freund kann dir da wohl nicht aus der Patsche helfen?“

„Das hat damit nichts zu tun!“, rief sie zornig. „Ich hab nie behauptet, dass ich dich wegen ’nem Typen hängen lasse. Im Übrigen, tu nicht so als hättest du einen Freund!“

„Ich tu nicht so! Es ist so! Du bist selbst Schuld, wenn du ihn nicht zu Gesicht bekommst. Du bist ja den ganzen Tag nur bei deinem Jamie!“, sagte sie und ging weiter, um den ganzen Blicken zu entkommen. Nika allerdings ließ nicht locker und folgte ihr nach draußen. Genauso wie Lily, die ihnen mit Abstand hinterher ging.

„Wie ich schon sagte, du bist eifersüchtig!“, fauchte Nika und sah sie mit verengten Augen an. „Du glaubst ich lass meine Freunde wegen Jamie hängen und jetzt willst du es genauso machen! Wer ist es, Chris, sag schon?! Für wen, lässt du mich hängen?! Ich glaub dir kein einziges Wort! Nur irgendein Idiot würde sich für jemanden wie dich interessieren!“

Chris blieb auf dem Gelände stehen und sah sie entnervt an. „Deine Arroganz kann mir so was von gestohlen bleiben, Nika. Weißt du was ich glaube? Du bist nur neidisch, auf mein Können, weil du nicht in der Lage bist, dir selbst was beizubringen. Ohne mich würdest du keine einzige Prüfung bestehen. Und jetzt bist du sauer, weil ich dir überlegen bin. Weil ich Verstand und ’nen Freund habe.“

„Du? Mir überlegen?“, wiederholte sie ungläubig und lachte schon fast. „Im Gegensatz zu dir, hab ich viel mehr Selbstvertrauen. Das einzige was ich habe, ist Prüfungsangst und das gebe ich offen und ehrlich zu. Wenn ich nicht jedes Mal in Panik ausbrechen würde, wenn ein Test bevorsteht, würde ich genauso gut ohne dich gute Noten schreiben. Das einzige wofür ich dich brauche, ist, um sicher zu gehen, dass ich alles kann, damit ich ruhiger werde. Du bringst mir überhaupt nichts bei.

Und jetzt überlegt doch mal, wer hier wem überlegen ist. Ich kann mir selbst was beibringen, ich habe Verstand und ich bin talentiert und beliebt. Du hängst ja nur in deinen Büchern. Das einzige was du kannst ist gute Noten zu schreiben, aber was ist mit den praktischen Tests? Hast du jemals ein >Ohnegleichen< in Verteidigung gegen die Dunkel Künste bekommen, wenn du einen Schildzauber ausführen musstest, wie ich? Nein hast du nicht. Du hast ja nur ein >Annehmbar< geschafft. Und was ist mit Zauberkunst? Ein >Erwartungen übertroffen< hast du höchstens geschafft, wenn wir einen Löffel schweben lassen mussten, aber bei Sachen wie Accio, oder Petrificus Totalus versagst du sofort!“

„Im Gegensatz zu dir, kann ich alte Schriften lesen.“, sagte sie nur halblaut.

„Wow, alte Runen, beeindruckend, Chrisi“, sagte Nika künstlich. „Du lernst eine andere Sprache. Wahnsinn, ich würde nie im Leben eine andere Sprache lernen können. Weil ich ja so strohdoof bin und fünfzehn Jahre gebraucht habe, bis ich deine bekloppte Sprache gekonnt habe.“

„Gib nicht so an! Du hast Englisch von klein auf gelernt! Du lebst hier in England und hast gar keine andere Wahl gehabt!“, rief sie aufgebracht. „Wärst du erst jetzt aus deinem so tollen Kroatien hergezogen, würdest du kein einziges Wort verstehen.“

„Um das geht es hier doch überhaupt nicht.“, sagte sie streng. „Es geht rein darum, dass du vor lauter Eifersucht gleich platzt und deine Freunde deswegen hängen lässt.“

„Genau wie du.“, zischte sie ihr ins Gesicht.

Nika sah ihr fest in die Augen und war plötzlich total ruhig. Sie grinste arrogant, wie sie’s sonst nur gegenüber Leuten, die sie nicht leiden konnte tat. „Ich bin beliebt, das ist dein Problem.“

„Ja, Nika, wahnsinnig cool dem beliebtesten Jungen der Schule eine Ohrfeige zu verpassen und den ganzen Lohn einzukassieren. Du machst dasselbe wie Lily. Du bist nur beliebt, wegen deiner Arroganz und deinem angeblich so gutem Aussehen. Die Jungs lieben dich nicht für das was in dir drin ist. Du und Lily, ihr beide glaubt plötzlich obercool zu sein, weil Potter und Black plötzlich was mit euch zu tun haben wollen und ihr sie eiskalt abserviert. Aber in Wirklichkeit werdet ihr dafür sogar von einigen Mädchen gehasst.“, und als ob das letzte Wort gesagt wäre, drehte sie sich um und ging davon.

Nika sah ihr mit einem kalten Blick nach und blieb stehen.

Lily ging langsam auf sie zu und hatte immer noch die Arme verschränkt.

„Sie ist nur eifersüchtig“, wiederholte Nika leise, ohne den Blick abzuwenden.

Lily stellte sich vor sie und legte die Arme um ihre Schultern. „Was soll das, hm?“

Nika sah ihr in die Augen und antwortete nicht.

„Findest du nicht, dass der Streit irgendwie komplett schwachsinnig ist? Immerhin seit ihr Freundinnen und wir beide kommen doch auch damit klar, dass wir einen Freund haben und nicht immer Zeit füreinander haben.“

„Ja, weil du nicht so sensibel und so furchtbar stur bist, wie sie.“, murrte sie und sah dann irgendwie verzweifelt aus. „Ich will nicht mehr mit ihr zusammen sein, Lily. Ich kann sie echt nicht mehr ertragen.“

„Nika.“, sagte sie.

„Nein bitte, Lily. Ich hab keine Lust mehr.“, sagte sie. „Egal, was wir machen, Chris ist immer dagegen. Du wolltest dein Aussehen ändern und dich hübscher machen und sie hat es total runter gemacht, du hast Snape auf dem Korridor verhext, weil du ein kleines Mädchen verteidigt hast und sie motzt dich an, du wärst wie Potter. Ich hab Black eine geschmiert, weil er sich an mich rangemacht hat und sie behauptet, ich hätte es getan, um mir vor den Leuten cool vorzukommen und nur weil ich nicht so zugeknöpft, wie ’n Streber herumlaufe, wie sie, denkt sie ich will wie ’ne Zicke Typen anmachen und zeigen was an mir dran ist. Egal was wir machen, es ist immer falsch. Sie hat kein einziges Mal Alkohol getrunken, wenn wir in den Drei Besen gefeiert haben. Nur weil sie so ist, müssen wir uns auch so benehmen. Sie verbietet uns alles was Spaß macht.“

Lily seufzte. „Sie ist unsere Freundin.“

„Ganz ehrlich, Lily. Eine Freundin, die sich wie unserer Mutter benimmt, kann mir gestohlen bleiben.“, sagte sie. „Langsam kann ich Remus verstehen.“

Lily nickte und ihr wurde langsam etwas klar. „Weißt du was, Nika? Wenn du Reinblüter nicht so verabscheuen würdest, würdest du jetzt bei ihm, Potter und Black sein.“

Nika antwortete darauf nicht und das hieß, das sie mehr auf der Antwort >Ja< basierte und sich innerlich wünschte mit den anderen blöde Sachen anzustellen. Nika war im Prinzip derselbe Typ, wie Kathy, nur das Kathy ihre Pläne in die Tat umsetzte und gerne mit Reinblüter zusammen war.

Lily umarmte sie. Ihr war einfach danach. Normalerweise müsste sie jetzt Mitleid mit Chris haben, weil sie mehr Recht hatte, als Nika, doch sie blieb bei ihrer besten Freundin. Nika würde nicht ihre beste Freundin sein, wenn sie sich nicht etwas ähnlich wären. Selbst sie wünschte sich manchmal bei Kathy, Danielle und den Jungs zu sein, um mehr Spaß zu haben, blöde Sachen anzustellen und um unter mehr Leuten zu sein. Zu zeigen was sie zu bieten hatte, indem sie mit Jungs flirtete und Typen die sie nervten verhexte. Nika hatte ihr selbst gesagt, sie könnte im Prinzip mit ihnen mithalten, sie war nur zu vernünftig und mitfühlend.

Jetzt wusste sie auch, wieso es mit Nika und Jamie so gut klappte. Er war einer von ihnen. Einer von den Typen, die blöde Sachen anstellten, einfach nur Spaß hatten und sich absolut keinen Kopf wegen den Prüfungen machten, weil es ihnen egal war, was sie in den Fächern die sie nicht brauchten für Noten hatte, solange sie nur in den Fächern bestanden, die für ihre Zukunft wichtig war.

Chris wollte in allen Fächern gut sein. Sie achtete mehr darauf mit guten Noten gut vor ihren Eltern dazustehen und lernte was sie nur konnte, obwohl sie es in Zukunft vielleicht gar nicht brauchte. Genau dieselbe Einstellung hatte Lily gehabt, als sie nach Hogwarts kam und mehr Hochachtung vor Chris als vor Nika gehabt hatte. Aber das war jetzt anders.

Wieso sollte man sich abplagen für nichts und wieder nichts? Sie sollte das Leben genießen, solange sie noch jung war.

„Wollt ihr hier noch länger wie zwei Affen aneinanderhängen, oder vielleicht mit zum See runterkommen?“, fragte Roxanne plötzlich und grinste sie beide an, wobei sie auf der Mauer saß. Lily ließ Nika los und sah sie an.

„Falls du dir Gedanken, wegen James machst…“, sagte Kathy und kam gerade aus dem Gebäude. „… der ist heute nicht da. Er lernt mit Sirius und den anderen in einem gewissen Raum.“

„Gewissen Raum?“, wiederholte Lily.

„Ein geheimer Raum. Ich darf ihn nicht verraten.“, sagte sie und hang sich ihre Tasche fester um die Schulter. „Peter braucht Übung und da brauchen sie Platz, damit er nichts zerstört. - Jamie ist übrigens auch unten.“, fügte sie noch locker hinzu und ging schon einmal vor.

„Also?“, fragte Roxanne noch einmal und sprang von der Mauer. Heute hatte sie plötzlich feuerrote Haare, die sie hinten zusammengesteckt hatte.

Lily warf Nika einen Blick zu, die sie nur bittend anlächelte. Dann stimmte sie zu und sie gingen mit Roxanne zum Ufer.

Von James und den anderen war wirklich keine Spur zu sehen. Die einzigen die da waren, waren Kathy, Roxanne, Danielle, Kerima McKenzie, Jamie, Even Miles und ein Typ aus der siebten Klasse, den sie nicht kannten. Er saß auf einem kleinen Felsen und Kerima stand neben ihm und hatte den Arm um seine Schultern. So wie’s aussah waren die beiden zusammen.

Jamie sah sie zuerst verwundert an, grinste aber dann und ging auf sie zu. „Was macht ihr denn hier?“

„Die zwei klebten aneinander wie zwei Affen und langweilten sich zu Tode, so wie’s mir vorkam.“, redete Roxanne dazwischen und schmiss ihre Schultasche ins Gras.

„Was macht ihr?“, fragte Nika einfach zurück, nachdem sie nicht widerspreche wollte, wieso sie wirklich da standen.

„Lernen.“, seufzte Roxanne. So wie’s aussah hatte sie die größte Kappe von allen, kam es Lily vor. Kein Wunder wenn sie mit Sirius zusammen war. „Aber ich kann mir vorstellen, dass ihr das schon besser hinbekommen habt. Immerhin seid ihr in so ziemlich allen Fächern besser als wir.“

„Das würde ich nicht sagen.“, sagte Lily wahrheitsgemäß. „Kathy hatte im Astronomietest ein >O< und ich nur ein >A<.“

„Astronomie ist auch ihr Lieblingsfach.“, klärte Danielle und warf Kathy einen typischen Blick zu, den sie nur fies grinsend erwiderte.

„Astronomie ist dein Lieblingsfach? Was für ein Alien bist du denn?“, fragte Nika fassungslos und ging zu ihr und Danielle. Sie verabscheute Astronomie.

„Nicht so einer wie du.“, entgegnete sie. „Hey Niki, ich hab gehört wir hatten Streit mit Chris.“

„Was dich nichts angeht, Kitty. Und nenn mich nicht Niki.“, fauchte sie.

„Nenn du mich nicht, Kitty.“

„Dann eben Mistkröte.“

„Kleine Made.“

„Eintagsfliege.“

„Kindischer Tollpatsch.“

„Kindischer Tollpatsch?“, sie sah sie empört an.

Lily musste lachen. Es war immer witzig, wenn Nika und Kathy sich beleidigten. Die Streitereinen gingen einem auf die Nerven, aber die Beleidigungen waren meistens lustig. Vor allem hörten sie nie auf sich mit >Mistkröte< und >Kleine Made< zu beschimpfen.

„Kindischer Tollpatsch.“, wiederholte Kathy nur locker und schlug ihr Verwandlungsbuch auf.

„Das ist nicht von dir.“, widersprach Nika.

„Nein, das ist von Sirius.“, gab sie sogar zu.

Sie knurrte wütend und warf ihre Tasche ins Gras.

„Ach, du bist die, die Sirius eine geschmiert hat, weil er sich an dich ranmachen wollte?“, sagte Kerima und lachte. „Die haben ihn alle damit ganz schön aufgezogen. Er redet dauernd von dir. Wie kam’s dazu?“

„Er wollte mich begrabschen.“, antwortete Nika nur beleidigt. „Ich hasse ihn.“

Kathy lachte sich hinter ihrem Buch halb kaputt und steckte Lily damit an.

„Das ist nicht witzig.“

„Ihr kennt euch doch noch gar nicht, oder?“, fragte Danielle und ging zu Nika und Kerima. „M.K., das ist Nika, Nika, M.K. Ah ja und das sind Lily und John.“

„Mein Freund.“, grinste Kerima, legte die Arme um ihn und bestätigte damit Lilys Vermutung.

„Hey Nika, ihr könntet euch zusammen tun.“, grinste Kathy. „Ne Kroatin und ’n Grieche. Wir sind hier ja ne’ richtige Nationalität.“

„Ja mit dir als Halbamerikanerin.“, sagte Jeanette, doch Nika sah Kathy nur Stirn runzelnd an.

„Was?“, fragte sie genervt.

„Du hast mich Nika genannt.“

„Mist.“, fluchte sie.

„Du bist Grieche?“, fragte Lily interessiert und wandte sich an John.

„Klar.“, sagte er nur. „John Stamos, aber ich bin schon länger in England.“

„Ja, Nika auch. Kerima ist eigentlich auch kein englischer Name.“, fiel ihr auf und sah sie interessiert an.

„Deswegen nennen sie mich ja M.K. Kerima McKenzie.“, sagte sie.

„Sie ist Halbganesin.“, antwortete John. „Und Halbdeutsche.“

„Also überhaupt nicht englisch?“, stellte Lily fest und war nun komplett verwundert. „Was macht ihr alle in England? Habt ihr keine eigenen Zaubererschulen.“

„Doch, aber mein alter englischer Opa wollte, dass wir nach England ziehen.“, antwortete Nika prompt.

Sie lachte.

„Egal, ich bin hier um mit euch für die ZAGs zu lernen.“, sagte Kerima plötzlich. „Immerhin hab ich sie schon hinter mir und John muss für die UTZe lernen und kann euch bestimmt behilflich sein, also wer braucht Hilfe?“, sie sah sich erwartungsvoll um.

„Du Streber.“, sagte Kathy nur und Kerima streckte ihr die Zunge raus.

„Hilf mir mal in Verwandlung.“, sagte Roxanne. „Kannst du dich zum Beispiel auch in ’ne alte Oma verwandeln?“

„Was?“

„Da steht.“, sie deutete aufs Buch ums deutlich zu sagen. „Erste Frage: In wie fern, kann ein Metamorphmagus sich verwandeln?“

„Ich kann mich in alles verwandeln, was du willst, ich kann mich nur nicht kleiner, oder größer machen.“, antwortete sie locker.

„Ich find’s toll, dich zu kenne, ehrlich mal.“, grinste Roxanne und schrieb auf ein Blatt Pergament.

„Ich nicht.“, flüsterte sie noch tonlos zu sich selbst und John lachte.

Lily entschied sich, sich ebenfalls zu setzten und ihre Hausaufgaben zu machen.

Jamie saß auf einem Felsen und zog dann Nika an den Händen zu sich um mit ihr zu reden. „Alles okay bei dir? Du warst in letzter Zeit so schlecht drauf.“

„Ja klar, geht schon.“, seufzte sie ruhig und sie achteten darauf, dass die anderen sie nicht hörten. „Ich hab nur ’n bisschen Stress mit den Prüfungen und… hab mich mit Chris immer noch nicht vertragen, sondern noch schlimmer gemacht.“

„Das wird schon.“

„Nein. – Ich werde mich nämlich gar nicht mehr mit ihr vertragen. Ich hab die Schnauze voll von ihr.“

„Mann Nika mach dir doch keinen Kopf deswegen.“, er stand auf, um sie besser ansehen zu können und nahm ihren Kopf zwischen seine Hände. „Du bist gestresst wegen den Prüfungen, danach wird das schon wieder. Chris ist deine Freundin, das passt nicht zu dir, wenn du mit anderen streitest.“

„Darf ich mich demnach mit niemanden streiten, oder was?“, sie lachte.

„Mach mich nicht fertig.“

„Okay.“, sie grinste und küsste ihn.

„Mann.“, stöhnte Kathy und beobachtete die zwei. „Ich glaub ich spinn, ich hab die zwei noch nie rumflirten gesehen, ich dachte das legt sich wieder.“, sie warf einen Blick auf Lily.

„Glaub mir.“, sagte Lily. „So schnell legt sich das nicht. Die zwei sind so verknallt ineinander, dass das noch Jahre anhalten könnte, wenn wir nicht genau wüssten, dass die Pubertät irgendwann Schluss macht.“

„Roxys Motto: Schieb alle Probleme die du hast nicht auf dich oder andere, sondern auf die Pubertät.“

Sie lachte. „Gutes Motto.“

„Ich weiß.“, grinste sie.

„Wenn der Spruch nur überall helfen könnte.“, sagte sie dann und hob seufzend das Buch hoch.

„Tja, durch die ZAGs müssen wir einfach durch. Das hat mit Pubertät nichts zu tun.“

„Hast Recht.“, stimmte Kathy zu und sah dann wieder zu Nika und Jamie. „Das ist fei voll peinlich was ihr da abzieht! Jamie ist in der dritten und du in der fünften, Niki!“

Doch Nika achtete nicht auf sie, sondern war mehr damit beschäftigt mit Jamie rumzuschmusen und zeigte ihr nur den Mittelfinger hinter seinem Rücken.

„Das ist ein richtiges Miststück, hätte ich gar nicht von ihr gedacht.“, sagte Kathy zu Lily, die ihr nur mit einem bestimmten Lächeln zustimmte.

ZAGs und andere Probleme

„Kannst du’s noch?“, fragte Lily, als sie mit Nika in der Bibliothek an einem Tisch saß und für Zaubertränke lernte.

„Ich kann gar nichts mehr.“, jammerte sie und stützte ihre Stirn auf ihren Händen ab.

„Das meinst du nur immer. Wie heißt der Trank mit dem man die Gestalt eines anderen annehmen kann?“

„Vielsaftdrank.“, murrte sie.

„Na also.“, lobte sie Lily.

„Das war ja auch einfach.“

„Die anderen Fragen sind nicht schwerer, glaub mir Nika. Es ist wahrscheinlich nur ’ne höflichere Formulierung und mit dem hast du ja noch nie Probleme gehabt.“

„Außer sie schreiben: Nennen sie die konstante Flüssigkeit, die dazu benötigt wird, um die äußerliche Hülle eines menschlichen Lebewesens genau nachzuahmen.“

„Und selbst damit hättest du keine Probleme.“, lachte sie.

„Das Lebensmotto von Lehrern ist wahrscheinlich: Wieso einfach, wenn’s auch kompliziert geht?“

„Nika.“, Lily verschränkte die Arme auf den Tisch und beugte sich zu ihr vor. „Reg dich ab, okay? Du kannst das. Wir haben schon vor Wochen gelernt und haben noch eine Woche Zeit. Andere fangen erst jetzt an zu lernen.“

„Aber auch nur, weil Chris uns zum Lernen angestiftet hat.“, entgegnete sie. „Und uns jetzt hängen lässt.“

Lily seufzte. „Vergessen wir das, okay? Ich will nicht mehr drüber reden bis die ZAGs vorbei sind. Das lenkt nur ab.“

„Schon passiert.“

Sie schlugen die Bücher wieder auf und lernten weiter, jeder für sich.

Lily las sich alles noch einmal flüssig durch, war sich aber sicher alles in- und auswendig zu können. Zumindest in Zaubertränke. Zauberkunst war auch einfach. In Verwandlung war sie sich sicher, dass McGonagall sie gut vorbereitet hatte und Verteidigung gegen die Dunklen Künste müsste, dank Professor Stricrude, auch kein Problem sein. Zaubereigeschichte war das schwierigste. Sie musste später noch herumfragen, wer noch ein paar Notizen hatte. Sie hatte nicht immer alles mitgeschrieben, weil sie sich bisher immer auf Chris verlassen konnte.

Kräuterkunde war eine reine Lernsache und Roxanne hatte ihr versprochen, ihr noch bei den praktischen Sachen zu helfen. Sie war Spezialistin, was Pflanzen anging und hatte ihr verraten, dass sie einen Raum kannte, in dem dutzende von Pflanzen zum Üben standen. Zwar fühlte sie sich bei Roxanne nicht immer ganz wohl, doch sie hatte zugestimmt. Roxanne hatte ihr irgendwie eine zu große Klappe und war viel zu verrückt und aufgedreht, als dass sie immer mit ihr klarkommen würde. Doch auf ihre eigene Art war sie auch total nett und sympathisch. Und ständig hatte sie andere Haare. Ihre normale Haarfarbe war blond, soviel sie von Danielle wusste, die ihr ständig ihre Haarfarben zusammenmixte, da sie ebenfalls ziemlich gut in Zaubertränke war.

„Wieso Geld ausgeben, wenn man sich seine Tönung selbst mischen kann?“, hatte sie gesagt, wandte ihre eigenen Kreationen aber nie selbst an. Danielle war immer blond und hatte lange, glatte Haare, die sie höchstens einmal zusammensteckte, oder zusammenband. Locken hatte sie nie und ihr Seitenpony schnitt sie sich immer wieder nach, wenn es zu lang wurde.

Die knallroten Haare gefielen Lily bis jetzt am besten an Roxanne. Vor allem, wenn sie die noch hochgesteckt hatte und einzelne, geflochtene Strähnen herunterhängen ließ. Was sie dann am nächsten Tag auch hatte, als sie sich mit ihr im Gemeinschaftsraum traf.
 

„Bereit dich von mir in die Hölle der Pflanzen bringen zu lassen?“, grinste sie als Lily die Treppen herunterkam.

„Mir ist jeden Mittel Recht, solange ich in Kräuterkunde nicht versage.“, seufzte sie. „Das einzige Fach, was ich überhaupt nicht kann. Ich kann meiner Mutter nicht einmal im Garten helfen, weil ich mich so dusselig anstelle.“

„Keine Panik, ich hab im Raum noch einmal nachgesehen, da sind alle Pflanzen, die wir durchgenommen haben. Wir gehen einfach alle durch, die im Buch stehen und schon hast du ein >E< in Kräuterkunde sicher.“, sie hackte sich bei ihr ein und verließ mit ihr den Gemeinschaftsraum.

„Wenn du meinst.“, dann erschrak sie etwas. „Ist es denn legal, den Raum zu betreten?“

„Legal?“, Roxanne lachte. „Was glaubst du, warum mich Professor Sprout einmal für zwei Wochen zum Sozialdienst eingewiesen hat?“

Sie wurde nervös, doch Roxanne zog sie einfach weiter die Treppen hoch und runter, bis sie im zweiten Stock angekommen waren. Sie ging einfach locker und gut gelaunt an den Schülern vorbei, während Lily ein Gesicht machte, als würde sie auf dem Weg zum Verbotenen Wald sein, wo sie ein paar Trolle erwarteten.

Plötzlich verlangsamte Roxanne ihre Schritte, sah sich um, ob auch kein Lehrer in der Nähe war, oder ein Schüler auf sie aufmerksam wurde, packte Lily an der Hand und zog sie in eine Nebentür, die sie sofort wieder hinter sich schloss.

Allerdings waren sie in noch keinem Raum angelangt, was Lily vermutet hatte, sondern standen in einem hell erleuchteten Korridor und Roxanne zog sie weiter.

„Jetzt kannst du Grimassen ziehen, wie du willst. Es ist kein Mensch in der Nähe.“, sagte sie. „Mann, beinahe dachte ich schon, du würdest uns verraten.“

„Tut mir Leid, aber ich war noch nie an einem verbotenen Ort. Was wenn uns Professor Sprout wieder erwischt?“

„Mein Gott, echt der Unschuldsengel in Person, was? Die wird uns nicht erwischen.“, antwortete sie locker. „Ich hab Sirius gefragt, was sie gerade macht und sie sitzt friedlich in ihrem Gewächshäuschen und kümmert sich liebevoll um ihre Fangzähnigen Geranien.“

„Und woher will Si- Black das wissen?“, fragte sie.

„Die haben so ihre Mittel, glaub mir.“, sagte sie und dann standen sie plötzlich auf einer Hängebrücke im Freien, von der man auf den See blicken konnte und die hinüber zu einem kleinen Turm führte, der umwuchert von Pflanzen war.

Sie blieben stehen und Roxanne lugte um die Mauer, bevor sie die Brücke betrat. Auf dem Gelände und auch sonst in der Nähe der Fenster, oder Türme war nirgends ein Lehrer oder Schüler zu sehen. Bis unter ihnen gerade Madam Hooch entlang schlenderte, unter dem einen Arm ein paar Besen und unter dem anderen einen Quaffel. Sie warteten bis sie unter der Brücke hindurch war und sich Richtung Quidditchfeld begab und dann packte Roxanne Lily wieder an der Hand und sie rannten über die Brücke, bevor sie jemand entdecken konnte.

Auf der anderen Seite angekommen, öffnete sie wieder eine Tür, die in den Turm führte, zog Lily hinein und schloss sie wieder. Sie standen jetzt oben auf einer steinigen Wendeltreppe und stiegen hinunter.

„Komm schon.“, drängte sie, als Lily kurz zögerte und sie folgte ihr dann nach unten. Selbst an den Wänden ragten schon Schlingpflanzen empor und als sie unten ankamen, staunte Lily nicht schlecht.

Der ganze Turm war voller verschiedener Pflanzen, von denen einige ganz still dastanden und andere sich wild umherbewegten. Die Fenster beleuchteten den gesamten Raum und alles leuchtete in verschiedenen Farben. Das ganze erinnerte sie irgendwie an den Turm von Dornröschen, nur dass hier noch bunte Blumen standen und nur wenig Dornen. Lily entdeckte jedoch auch eine Fangzähnigen Geranie und ihre wurde etwas mulmig, als sie auch noch eine Alraune entdeckte.

„Keine Panik, solange du keine lauten Geräusche machst, schreit sie nicht.“, versuchte sie Roxanne zu beruhigen, nachdem sie Lilys Blick bemerkt hatte, doch das beruhigte sie keineswegs.

„Okay, vielleicht ist es besser, wenn wir sie in den kleinen Nebenraum stellen.“, entschied sie sich und nahm die Alraune vorsichtig vom Tisch. „Hilfst du mir mal, die ist ziemlich schwer?“

Lily öffnete kurz die Tür, des kleinen Nebenraums, der vollkommen dunkel war und half ihr dann die Alraune hochzuheben und in den Raum zu stellen.

„Raus, raus, raus!“, drängte Roxanne und schloss schnell die Tür wieder.

„Wieso denn?“, fragte sie etwas erschrocken.

„Da drin ist absolut kein Licht. Und welche Pflanzen leben im Dunkeln?“

Lily zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“

„Mein Gott, das könnten die in den ZAGs abfragen. Teufelsschlingen. Zwar nur ein Ableger davon, aber, wenn die dich erwischt bist du dran.“, erklärte sie und ging dann durch den Raum, zwischen die ganzen Pflanzen hindurch. „Also? Wo fangen wir an?“

„Da drin ist eine Teufelsschlinge?“, wiederholte Lily fassungslos.

„Ja und ich musste mir eine Stunde lang einen Vortrag von Sprout über sie anhören, weil sie mich ja hätten >umbringen< können. Als ob sie nicht wüsste, dass ich genau weiß, wie man gegen Teufelsschlingen ankommt.“

„Und da traust du dich noch hierher?“, fragte sie wieder.

„Lily, reg dich ab. Du bist hier bei ’nem Profi. Meine Mum ist Spezialistin und führt einen ganzen Laden in der Winkelgasse.“

„Du hast ziemlich viel Mut, Hut ab.“, sagte sie beeindruckt. Wenn sie einmal erwischt werden würde und sich eine Stunde lang einen Vortrag über tödliche Pflanzen anhören müsste, würde sie sich nie wieder hierher wagen.

„Ich bin ja nicht umsonst in Gryffindor.“, grinste sie und klatschte dann in die Hände. Das allein hätte schon als Auslöser für den Schrei der Alraune gereicht. „So, fangen wir mit den gefährlichen Sachen an. Damit wir’s hinter uns haben und uns den leichteren Sachen zuwidmen können.“
 

„Ich schaff das nicht.“, regte Peter sich auf, als er mit Sirius den Schwebezauber übte und sie mit James, Remus, Sean und Michael im Raum der Wünsche saßen.

„Natürlich schaffst du das nicht, Wurmschwanz.“, sagte Sirius cool. „Du bist halt mal ein Versager.“

„Wie bitte?“, knurrte er wütend, während er den Zauberstab in der Hand hielt und das Tintenglas von James zersprang plötzlich und spritze schwarze Tinte herum.

„Hey! Das bezahlst du mir.“, beschwerte sich James und wischte sich mit dem Ärmel die Tinte aus dem Gesicht.

„Komm streng dich mal mehr an.“, sagte Sirius. „In den praktischen Prüfungen kannst du nämlich nirgends abschauen. Da ist Können gefragt.“

„Du kannst mich mal.“

„Hey.“, sagte Remus und sah auf die Karte des Rumtreibers. „Kann mal jemand von euch Roxy und Evans Bescheid sagen, dass sich Professor Sprout langsam auf den Weg macht?“

„Wieso Evans?“, fragte James verwirrt.

„Roxy hat sich heute mit ihr im Gewächsturm getroffen um für Kräuterkunde zu lernen.“, antwortete er nur.

„Ach echt?“, fragte er verwundert. „Cool, wenn sie eine von uns wird, kann ich sie vielleicht doch noch überreden mit mir auszugehen.“

„Träum weiter.“, sagte Sirius nebenbei und wandte sich wieder mit den Zauberstab an Peter.

„Ich sag ihnen Bescheid.“, sagte Michael und ging aus dem Raum.

„Weiß er überhaupt wo sich der Turm befindet?“, fragte James verwundert darüber.

Remus zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
 

„Wann können wir eigentlich mal aufhören? Ich kann das Grünzeug langsam nicht mehr sehen.“, sagte Lily und ließ sich auf einen Holzstuhl fallen. Ihre Hände sahen furchtbar aus. Völlig zerschnitten, dreckig und zerkratzt.

„Eigentlich sind wir durch.“, sagte Roxanne. „Was willst du eigentlich von Beruf werden?“

„Ich? Keine Ahnung, ich weiß noch nicht genau -“, sie stockte, als sie etwas hörte.

Plötzlich kamen Schritte die Treppen hinunter und sie geriet in Panik, selbst Roxanne erschrak. Es waren leichte, schnelle Schritte, also konnte es die plumpe Professor Sprout nicht sein.

„Schnell versteck dich.“, zischte Roxanne und sie versteckten sich hinter den Pflanzen.

Jemand blieb weiter unten auf den Stufen stehen.

„Ich hab dich genau gesehen Roxy Grace! Aufstehen, sofort und eine Woche Nachsitzen!“, rief eine strenge Stimme.

Roxanne seufzte erleichtert, als sie die Stimme erkannte und selbst Lily war erleichtert.

„M.K. Was soll der Scheiß? Du hast uns zu Tode erschreckt.“, sagte Roxanne typisch und Kerima grinste hinterhältig.

„Ist ja auch überhaupt nicht auffällig, wenn ihr über die Brücke rattert.“

„Hat man uns gesehen?“, fragte Lily geschockt.

„Ich hab euch vom Fenster gesehen, ja.“, lachte sie und stieg die letzten Stufen herunter. Sie hatte plötzlich viel kürzere Haare, die ihr nur bis zu den Schultern gingen.

„Sag mal hast du dir die Haare geschnitten?“, fragte Lily und dann fiel ihr ein, dass das eigentlich eine überflüssige Frage war.

Kerima lachte. „Schon wieder vergessen, dass ich Metamorphmagus bin, was?“, sie ging zwischen die Pflanzen hindurch und strich einer über die Blätter. „Im Gegensatz zu Roxy brauch ich keine Tönungen und Mittel zum Haare färben.“

Roxanne sah sie beleidigt an. „Was machst du hier eigentlich?“

„Ich soll euch langsam abholen. Weil Professor Sprout nur noch drei Kapitel in ihrem Buch zu lesen hat.“

„Na dann. Wir sind sowieso fertig.“

Kerima ging zu Lily und murmelte ihr ins Ohr. „Ich würde mich nicht immer auf sie verlassen. Sie würde dich sogar in der Nacht hierher schleppen, obwohl sie genau weiß, dass hier Vampire leben.“

„Red keinen Stuss, M.K.“, sagte Roxanne, die sie genau gehört hatte. „Erzähl nicht immer Storys von wegen hier würden Vampire leben. Wo würden die denn bitte sein? Über uns, unter dem Dach hängen, oder was?“

Kerima schrie und zeigte hinter sie und Roxanne erschrak tatsächlich und drehte sich blitzschnell um, als eine Fledermaus über ihren Kopf flog. Sie knurrte wütend und beruhigte sich wieder, worauf Kerima sich vor lachen gar nicht mehr beruhigen konnte und die Fledermaus an ihr vorbei flog und sich kopfüber an die Decke hang.

„Du dusslige Kuh!“, beschwerte sich Roxanne und selbst Lily war erschrocken. „Ich hasse deine bekloppte Fledermaus!“

„Das ist deine?!“, fragte Lily entsetzt.

„Ja, meine kleine, schnuckelige Fledermaus.“, sagte Kerima kindlich und lachte immer noch, weil sie es liebte Roxanne damit zu erschrecken.

„Aber Fledermäuse vertragen doch so gut wie kein Sonnenlicht?“, meinte sie.

„Die hier schon.“, erklärte sie und streckte den Arm aus, worauf die Fledermaus herunterflog und sich kopfüber an ihren Unterarm hang. „Sie bringt mir sogar die Post. Praktisch, wenn man keine Eule hat.“

Wenn sie die dünnen, lederartigen Flügel ausbreitete, fand Lily es irgendwie grusselig, aber wenn sie sich so das Gesicht der Fledermaus ansah, sah sie total süß aus, mit ihren großen Ohren, der langen Schnauze und den wuschligen Fell. Trotzdem würde sie sich nie im Leben eine Fledermaus als Haustier anschaffen.

„Also, gehen wir?“, fragte Kerima dann, während sie mit ihrer Fledermaus herumspielte, die sich auch mit den kleinen Krallen, an den Flügeln ans sie ranklammerte und herumkletterte.

„Ja.“, grummelte Roxanne. „Aber schaff mir dieses Ding aus den Augen.“

„Waah.“, machte sie grusselig und ging auf Roxanne zu, die daraufhin die Treppen nach oben lief.

„Weg damit!“, rief sie panisch.

Kerima lachte und deutete dann Lily an mitzukommen.
 

Am Abend vor den Prüfungen, saßen sie beim Abendessen und redeten fast kein Wort. Ein paar hatten sogar noch die Bücher auf den Tischen liegen und versuchten noch ein wenig zu lernen. Nur wenigen gelang es, aber James und die anderen versuchten es erst gar nicht mehr.

„Wir haben echt genug gelernt.“, meinte Remus.

„Ich hab Kopfweh.“, jammerte Sirius und legte den Kopf auf den Tisch, gerade so, dass er nicht in seinem Essen landete.

„Du warst aber auch fleißig, Tatze.“, meinte James gespielt mitfühlend. „Aber keine Panik, wenn dich die Prüfer hart drannehmen wird schon alles gut gehen. Dich muss man eben erst unter Druck setzten, bevor du mal was fertig bringst.“

„Krone.“, sagte Sirius genervt. „Ich weiß, dass wir Rumtreiber noch nie viel Wert auf diese Tätigkeit gelegt haben, aber könntest du freundlicherweise deine Klappe halten?“

„Wenn’s dich stört.“, meinte er nur lässig und aß weiter.

Plötzlich hörten sie einen kurzen, spitzen Schrei vom etwas weiter vorne vom Tisch und sie merkten, dass es Chris war, die erschrocken ihre Gabel fallen gelassen hatte. Sie starrte zur Tür und auch die Jungs wandten ihren Blick dorthin. Professor Dumbledore war aufgestanden und unterhielt sich gerade mit ein paar altehrwürdigen Hexen und Zauberern.

„Vermutlich die Prüfer.“, meinte Remus.

„Ja, glaub ich auch.“, stimmte Sean zu.

Sie waren allesamt gut drauf, kam es James vor, denn Dumbledore machte wie üblich seine Späße und unterhielt sich gut mit den Hexen und Zauberern, die sogar älter als er aussahen.

„Wo warst du eigentlich vorhin?“, fragte Remus James.

„Im Umkleideraum der Quidditchspieler. Ich hab mein Buch beim letzten Training da vergessen.“, antwortete er und fuhr sich durch die Haare. Vor lauter Nervosität, war er ganz verschwitzt und seine Haare legten sich schon wieder flacher hin, als sie es sollten. „Sean, wie kommst du eigentlich darauf, noch eine Woche vor den Prüfungen zu trainieren?“

„Genau einen Tag nach den Prüfungen ist das Spiel gegen Ravenclaw und ich hab keine Lust zu verlieren.“, sagte er gelassen und aß weiter.

„Na dann.“, sagte James und haute auf den Tisch, bevor er Sirius und Remus ansah, die ihm gegenüber saßen. „Gehen wir hoch?“

Nachdem sie mit dem Essen fertig waren stimmten sie zu.
 

„Sollen wir dir noch Beruhigungstabletten holen, bevor wir nach oben gehen?“, fragte Lily Nika, die jetzt schon nervös wirkte.

„Ach quatsch, so schlimm ist es auch nicht.“, redete sie dagegen und aß zu Ende.

Lily war sich da nicht so sicher. Nika war bei den Tests immer ziemlich nervös und schließlich ging es hier um die ZAGs die zum Teil ihr Berufsleben entschieden. Sie wusste zwar nicht wie weit ihre Prüfungsangst gehen konnte, doch riskieren würde sie es nicht.

„Sicher?“

„Ja, na klar.“, sagte sie fest. „Komm mal wieder runter, Lily. Ich krieg das schon hin. Ich brauch nicht irgendwelche Beruhigungstabletten.“

„Na gut, wenn du meinst.“, sagte sie locker und stand dann auf. „Gehen wir?“

„Ja.“, sie stand ebenfalls auf und folgte ihr.

Chris sah ihnen hinterher und blieb mit Absicht noch eine Weile bei Noreen sitzen.
 

Im Gemeinschaftsraum angekommen erschraken sie etwas, da noch einige am Üben und Lernen waren. Lily deutete Nika an, sie solle schon einmal hochgehen, da sie noch ihr Verwandlungsbuch am Kamin holen musste. Sie tat es und Lily ging zur Couch und entwich gerade noch so einem Zauber von Jeanette.

„Oh, sorry Lily!“, rief sie.

Sie winkte ihr nur und entdeckte dann ihr Buch. Kathy saß daneben und starrte ins Leere, während sie mit einer Hand ständig über die Flamme der Kerze fuhr, die dabei immer wieder aus und wieder anging.

„Kathy?“, fragte Lily und sie sah sie an.

„Was ist?“

„Sah aus als ob du meditierst.“, lachte sie und Kathy tat es ihr nach.

„Ich war nur in Gedanken.“, antwortete sie und zündete die Kerze mit einer letzten Handbewegung wieder an.

„Kommst du mit nach oben?“

Sie seufzte und stand auf. „Klar.“

Sie versuchten sich durch die ganzen Zauber zu schlängeln und passten auf, dass sie keinen davon abbekamen.

„Ich geh hoch, Jeanette. Gute Nacht.“, rief Kathy noch und Jeanette grinste ihr nur zurück, während Roxanne versuchte ihr einen Zauber aufzuhetzen, was ihr jedoch nicht gelang.

Lily kam es vor, als läge sie noch Stunden wach, doch sie sah nicht auf die Uhr. Als erstes hatten sie morgen Zauberkunst. Zuerst die theoretische Prüfung und dann die praktische. Sie war aufgeregt, aber nachdem Nika sich jede Minute auf eine andere Seite drehte, glaubte sie, dass sie noch mehr Schwierigkeiten hatte einzuschlafen. Erst eine halbe Stunde nachdem sie ins Bett gegangen waren, kam Chris ins Zimmer und legte sich ohne ein Wort zu sagen hin. Es war blöd, dass sie ausgerechnet jetzt stritten. Jetzt wo sie vielleicht für die Prüfungen mehr gegenseitige Unterstützung brauchten, als sonst.
 

Beim Frühstück herrschte ziemlich Anspannung. Keiner der Fünft- und Siebtklässler, die ihre UTZe ablegten, redete. Lily warf dauernd einen Blick zu Chris, die wieder bei Noreen saß und noch einmal den Stoff durchlas. Nika versuchte einigermaßen zu essen, kam jedoch nicht dazu, weil sie ständig etwas umstieß und aufwischen musste.

„Nika, ganz ruhig.“, sagte sie und lächelte, als sie ihr Glas gerade noch auffing.

„Ich bin ruhig.“, log sie. „Siehst du das nicht? Ich bin die Ruhe selbst. Ich bin entspannt und locker. Ein meditierender Mönch hätte es nicht besser machen können.“

„Schon klar.“, sagte Lily und beachtete sie nicht weiter, während sie neben sich noch ihr Zauberkunstbuch aufgeschlagen hatte und ein paar Seiten überflog, genau wie Nika.

Als sie fertig waren mit Frühstücken, warteten die Fünft- und Siebtklässler in der Eingangshalle darauf wieder in die Große Halle gerufen zu werde, während die anderen Schüler in den normalen Unterricht gingen. Es war heiß und sie schwitzen und als sie um halb zehn dann aufgerufen wurden, waren sie umso erleichterter wieder in den kühlen Schatten zu dürfen.

Sie waren überrascht, als sie die Halle betraten. Die vier Haustische waren verschwunden und stattdessen standen viele Einzeltische da, die alle auf den Lehrertisch am Kopf der Großen Halle ausgerichtet waren. Professor McGonagall stand vorne und wartete bis sich alle gesetzt hatten. Auf dem Tisch neben ihr lagen Ersatzfedern, Tintenfässer und Pergamentrollen und auch ein Stundenglas, dass sie umdrehte, sobald alle einen Platz hatten. „Sie dürfen anfangen.“

Alle drehten ihre Prüfungsblätter um und schrieben los.

1. Frage: a) Nennen Sie die Beschwörungsformel und b) beschreiben Sie die Zauberstabbewegung, die erforderlich ist, um Gegenstände fliegen zu lassen.

James runzelte die Stirn und fand diese Fragen ziemlich einfach. Es war im Allgemeinen nichts anderes als eine Zusammenfassung aller Tests, die sie in dem Jahr geschrieben hatten. Ein paar Kleinigkeiten waren ihm vielleicht entgangen, aber im Großen und Ganzen lief es ganz gut. Ab und zu warf er einen Blick zu den anderen, doch Sirius saß vier Tische hinter ihm und es war schwer sich umzudrehen, ohne bemerkt zu werden. Lily saß schräg vor ihm, was ihn wieder aufmunterte, weil er sie genau beobachten konnte. Sie hatte sich die Haare zusammengebunden und sah, verschwitzt wie sie war, irgendwie hübsch aus.

Lily warf einen Blick neben sich zu Roxanne und stellte fest, dass sie schon wieder blond war. Vermutlich passte es ihr besser, wegen der Hitze. Allerdings hatte sie wieder diese hübsche hochgesteckte Frisur, die weniger langweilig aussah, als die dünnen, hüftlangen, offenen Haare.

22. Frage: Nennen Sie den Gegenzauber für Schluckauf.

Den hatte sie, wenn sie recht darüber nachdachte noch nie ausprobiert. Und sie hing eine Weile, bis sie sich wieder daran erinnerte, wie Chris ihn angewandt hatte, als Nika sie mit Absicht mit ihrem Schluckauf nerven wollte. Apropos Nika, wo war sie überhaupt? Ein paar Tische neben ihr. Ziemlich gestresst und Nägel kauend. Diese blöde Angewohnheit von ihr, die sie seit einem Jahr versuchte loszuwerden. Lily seufzte, strich eine lose Haarsträne hinters Ohr und wandte sich an Frage 23.
 

„Was ist passiert?“, fragte Nika, als sie in der Pause nach draußen gingen.

„Du hast gerade Zauberkunst geschrieben.“, antwortete Lily.

„Und dann?“, fragte sie wieder und stellte sich dumm.

„War’s vorbei.“, Lily lächelte. „Wie ging’s dir?“

„Ich weiß es nicht.“, jammerte sie und wagte es nicht, sich die Fragen noch einmal anzusehen. „Ich glaube ganz gut.“

„Natürlich lief es gut.“, ermutigte sie sie. „Du bist doch gut. Das wird schon, du wirst sehen.“

Nika seufzte schwer und gleich darauf kam Alice angerannt und fragte sie über die Prüfungen aus, wie es gelaufen sei.

Sie setzten sich auf eine Mauer am See und genossen es im Schatten zu sitzen, um noch etwas zu üben. Nika nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und mit einem Mal spuckte sie wieder alles aus und verschluckte sich. Lily klopfte ihr auf den Rücken, während sie hustete und sah Alice verwundert an.

„Ist das Chris?“, krächzte Nika und wischte sich eine Träne aus dem Auge.

Lily und Alice warfen einen Blick nach links, wo Chris gerade am Ufer entlangging. Und zwar nicht allein, sondern mit einem dunkelhaarigen Jungen, den sie vom Quidditch kannten.

„Das ist doch dieser Hüter aus Ravenclaw.“, meinte Alice. „Er ist in eurem Jahrgang.“

„Ich weiß, wer er ist.“, fauchte Nika. „Mir ist bloß nicht klar, warum er mit Chris ’nen hübschen Spaziergang am See macht.“

„Ach, ich kann’s mir vorstellen.“, grinste Alice.

„Also hat sie doch nicht gelogen.“, sagte Lily.

Nika schnaubte verächtlich. „Du weißt doch überhaupt nicht, ob sie zusammen sind. Er könnte genauso gut auch nur mit ihr lernen wollen, weil sie so ne Streberin ist. Vermutlich lässt er sich ein paar Tipps geben.“

„Oder sie lässt sich Tipps von ihm geben.“, sagte Alice. „Soviel ich gehört habe, soll er wahnsinnig intelligent sein.“

„Die Ravenclaws sind alle Streber.“, knurrte sie.

„Also echt mal, Nika. Wieso sollte Chris sich halb kaputt lachen, während sie so dahinschlendern, wenn sie doch lernen will?“, meinte sie. „Weil sie zusammen sind.“

„Sind sie nicht.“, widersprach sie und trank einen Schluck Wasser.

„Sind sie doch.“

„Sind sie nicht.“

„Sind sie doch.“

„Sind sie nicht!“

„Okay. Der Klügere gibt nach.“, seufzte Alice.

„Halt die Klappe, Ritch.“, zischte sie.

„Hier.“, Lily drückte ihr was in die Hand. Und es war ihre goldene Kreuzkette, die in der Mitte einen kleinen roten Stein hatte.

Nika sah sie irritiert an.

„Als Glücksbringer. Ich leih sie dir.“, erklärte sie. „Die hat mir ständig Glück gebracht, weil es genau die Farben von Gryffindor sind. Meine Mum hat sie mir geschenkt.“

„Hey, Lily, die kann ich nicht annehmen. Später versaust du wegen mir noch die ZAGs.“, sagte sie.

„Keine Panik. Ich krieg die auch so hin. Ich hab noch meine Armreifen. Die hat sie mir dieses Jahr zum Geburtstag geschenkt.“, sie nahm Nika noch einmal die Kette aus der Hand und machte sie ihr um den Hals. „Und denk an mich, wenn du ’nen Schwebezauber machst.“

„Klar.“, grinste Nika und umarmte sie fest. „Meine aller, aller, aller beste Freundin. Hab ich dir das schon mal gesagt?“

„Ja. Mindestens hundert Mal.“, lachte sie und sie flogen beinahe von der Mauer, während sie an einem halben Lachanfall starben.
 

Sie aßen alle zusammen Mittag, während die vier Haustische wieder da waren. Doch danach mussten die Fünftklässler in eine kleine Kammer, neben der Großen Halle und übten dort noch ein wenig, während kleine Schülergruppen in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen wurden, um ihre praktischen Prüfungen abzulegen.

„Mann, während ich da drin versuche was Ordentliches zu Stande zu bringen, könnt ihr noch seelenruhig warten und -“

„… uns langweilen.“, schloss James Sirius’ Satz und fuhr sich wieder durch die Haare.

„Schon mal was von einem Kamm gehört?“, fragte Remus locker und sah ihn an.

„Noch nie. Du etwa?“, fragte er zurück und stellte sich blöd.

„Stichpunktweise.“

Peter schien ziemlich nervös zu sein und wippte auf den Fersen auf und ab, während James sich zu Tode langweilte und sich an Remus’ Schulter lehnte, bis sie aufgerufen wurden.
 

„Übertreiben brauchen die’s auch nicht.“, murmelte Chris Lily zu, als sie die Jungs beobachtete.

„Wen wir deine überflüssigen Kommentare hören wollen, fragen wir danach, okay?“, sagte Nika mürrisch.

„Nika reg dich ab.“, sagte Lily und war es allmählich Leid, dass sie nich in Ruhe mit Chris reden konnte, ohne das Nika gleich sauer wurde.

Chris war ihr nur einen genervten Blick zu, während Nika vollkommen steif durch den Raum ging und total verzweifelt schien. Selbst Lily war nervöser, als sie sonst bei Prüfungen war und atmete mehrmals tief durch. Als sie ebenfalls einen Blick zu den Jungs warf, bemerkte sie, dass diese überhaupt nicht nervös schienen, bis auf Peter, der auf seinen Nägel kaute, wie es auch Nika machte. Nur fand sie, dass es bei ihr immer noch eleganter aussah, als bei ihm.

„Ich krieg das nicht hin.“, murmelte Nika und hüpfte auf und ab. „Ich krieg das nicht hin, ich krieg das nicht hin, ich krieg das nicht hin.“

„Ganz ruhig, Nika, das wird schon.“, sagte Lily.

Nachdem die ersten Gruppen bereits gegangen waren, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie dran war. Doch umso schneller sie es hinter sich hatten, umso besser ging es ihnen.

Nika kam wieder zu ihr, als sie ein paar Mal durch den Raum gegangen war und atmete schwer.

„Ich krieg keine Luft.“, flüsterte sie und fächelte sich Luft zu.

„Das ist die Hitze. Tief durchatmen.“

Sie tat es, doch es brachte nichts, dann ging die Tür erneut auf und Professor Flitwick trat hervor.

Nika packte Lilys Hand und zerquetschte sie beinahe.

„Au.“

„Ich pack das nicht.“, sagte sie mit erstickter Stimme und versuchte einzuatmen, was ihr etwas misslang.

„Nika, wehe du hyperventilierst jetzt.“, sagte Lily nervös.

„Black Bellatrix, – Black Sirius, – Blake Nikada, …“, rief Professor Flitwick.

„Nein.”, sagte Nika eilig und klang noch panischer. „Nein, nein, nein, nein, nein. So viel Pech kann ein Mensch doch gar nicht haben.“

„Nika, das ist nichts Neues, das Black neben dir im Alphabet steht. Also krieg dich wieder ein, bleib ruhig und verbock jetzt nicht die Prüfungen. Du kannst alles. Du kannst jeden Zauber in- und auswendig. Vergiss nicht, ich hab mir dir alles gelernt und du kannst alles.“

„Wenn ich alles könnte, wäre ich ein Streber, aber das bin ich nicht. Ich bin bekannt dafür verrückt zu sein. Komplett übergeschnappt, also bin ich geliefert. Ich kann gar nichts.“, sagte sie furchtbar schnell, dass nicht einmal Lily es schneller herausgebracht hätte, selbst wenn sie es geübt hätte.

„Miss Blake?“, sagte Professor Flitwick und lächelte aufmunternd. „Kommen Sie bitte? Nur keine falsche Scheu.“

Nika stieß ein ungläubiges und gekünsteltes Lachen aus. „Der hat leicht reden.“

„Mein Gott, stell dich halt an.“, sagte plötzlich Sirius, packte Nika am Handgelenk und schleifte sie mit sich zur Tür.

„BLACK!“, schrie sie hysterisch und wehrte sich heftig gegen seinen Griff. „Nimm deine hässlichen Finger von mir, du mieser, dreckiger, arroganter Reinblüter!“

Sie strampelte wie wild um sich, doch Sirius griff sie mit beiden Händen und zerrte sie vor sich zur Tür.

„Ich schaff das schon.“, sagte Sirius angestrengt zu Professor Flitwick, als sich Nika mit aller Gewalt am Türrahmen festklammerte.

„NEIN!“, schrie sie und ließ nicht locker. „Neihein!“

Sirius schlang die Arme um ihren Bauch und hob sie von der Tür weg in den Raum, bevor Flitwick die Tür hinter ihnen schloss und Stille einkehrte.

Lily atmete vollkommen fertig aus und war froh, dass die Show vorbei war. James, Remus und Peter starrten bewegungslos auf die Tür und für einen Moment sahen sie alle anderen etwas erschrocken an, als würden sie glauben, Lily würde ihnen das erklären können, doch sie grinste nur verlegen und drehte sich weg von der Menge. Das war das Peinlichste was Nika jemals gemacht hatte und selbst Chris schien sich dafür zu schämen und fuhr sich durchs Haarpony.

Den Rest der Wartezeit verbrachte sie stillschweigend in der Ecke und ab und zu warfen sie und Chris sich ein paar aufmunternde Blicke zu. Selbst wenn sie verstritten waren, glaubte Lily, dass Chris innerlich hoffte, dass Nika es überstehen wird und auch Lilys Gedanken waren nur bei ihr. Vielleicht hätten sie Professor Slughorn oder Madam Pomfrey doch fragen sollen, ob sie ein Beruhigungsmittel für sie gehabt hätten.

„Ziemlich coole Show, muss ich schon sagen.“, sagte dann auf einmal James und lehnte sich neben sie an die Wand. „Hätte nie gedacht, dass Blake so ausrasten kann.“

„Hätte nie gedacht, dass Black sie in den Raum zerren könnte.“, entgegnete sie.

„Tja, Sache gibt’s.“, seufzte er.

„Was willst du?“, fauchte sie dann.

„Darf ich denn nicht einmal hier stehen?“

„Nein.“

„Mann Evans, wenn’s um das geht, was ich im Korridor zu Leila gesagt habe, nehm ich’s zurück, okay? Du bist nicht langweilig.“

„Ach, auf einmal?“, fragte sie gereizt und wollte von ihm weggehen, doch er ging ihr hinterher.

„Ich find dich echt nicht langweilig. Das hab ich nur gesagt, damit Leila keinen Punkt kassiert. Komm schon krieg dich wieder ein und rede mit mir.“

Sie drehte sich zu ihm um. „Ich habe, ehrlich gesagt, noch nie wirklich mit dir geredet und ich habe es auch in Zukunft nicht vor.“

„Na ja, immerhin hast du mich schon mehrmals angeschrieen, weil ich Snape ein Bein gestellt habe, oder so, aber das hat nach deiner Aktion auch aufgehört und jetzt wird’s langweilig.“

„Na das passt doch! Ich bin langweilig! Dein Pech. Ich könnte dich auch so noch anschreien. Geh mir aus den Augen.“, zischte sie.

„Gehst du mit mir aus?“, fragte er lässig.

„Nein!“, schrie sie und drehte sich weg.

James grinste und ging auf Remus zu. „Siehst du? Ich hab dir ja gesagt, sie kann genauso ausflippen wie Blake.“

Remus verdrehte die Augen und dann wurden die nächsten aufgerufen.
 

Als Lily dran war, kam sie zu Professor Marchbanks. Sie war sehr freundlich gewesen und hatte zu ihr gesagt, sie hätte großes Talent, was sie noch mehr aufgebaut hatte. Sie hatte keinen einzigen Fehler gemacht und danach hatte Professor Marchbanks freudig in die Hände geklatscht. Die talentierteste Schülerin, die sie in Zauberkunst gehabt hatte, hatte sie zu Lily gesagt und nachdem sie fertig war, ging sie sofort nach draußen und suchte Nika, die sie erst nach einer Weile am Ufer des Sees fand. Sie stand gerade barfuß im Wasser und wusch sich die Arme ab.

„Nika, was machst du da?“, fragte sie verwundert als sie sich angewidert schüttelte.

„Er hat mich angefasst.“, rief sie und Lily lachte darauf, weil sie genau wusste, dass sie Sirius meinte.

„Wie ist es gelaufen?“

„Gar nicht schlecht.“, sagte Nika zufrieden. „Überhaupt nicht schlecht. Ich hab nur den Färbezauber verpatzt, aber sonst. Wie ging’s bei dir?“

„Spitzenmäßig.“

„War ja klar. Zauberkunst.“, sagte Nika typisch.

Das Gelände war völlig leer und ruhig. Da alle anderen noch im Unterricht waren, bis es zu Pause läutete und der Rest ihrer Klasse noch bei den Prüfungen war. Die einzigen die hier waren, waren die Siebtklässler - unter ihnen auch John Stamos, Kerimas Freund - und diejenigen die ihre Prüfung schon hinter sich hatten.

Sie warteten noch eine Weile bis es läutete und die anderen zu ihnen kamen und brachten dann ihre Schulsachen in die Zimmer, bevor sie sich einen schönen Tag machten. Morgen war Pflege Magischer Geschöpfe angesagt – das einzige Fach, bei dem Nika nicht nervös war – und übermorgen Zaubertränke. Beides klappte gut und Wahrsagen war etwas in die Brüche gegangen, doch dieses Fach brauchte sie nicht unbedingt. Für das vorletzte Fach war Verteidigung gegen die Dunklen Künste angesagt und dafür musste sie am Abend noch viel üben und lernen. Professor Stricrude hatte sie zwar gut vorbereitet, doch war dieses Fach keines der leichtesten. Zauberkunst hatte ihr einfach nur gelegen und war eines ihrer Lieblingsfächer.

Wieder warteten sie in der Eingangshalle und vertraten sich die Füße, bis sie in die Große Halle gerufen wurden.

Lily schrieb soviel ihr einfiel und die Fragen waren eindeutig schwerer als die von Zauberkunst, oder Astronomie. Sie waren eigentlich wie die in Zaubertränke, welche auch nicht gerade einfach gewesen waren. Sie hatten echt Glück, dass sie in diesen beiden Fächern so gute Lehrer hatten.

James warf einen Blick auf Lily und dann auf seinen Fragebogen, dann wieder auf Lily und wieder zurück. Sie war sauer auf ihn, das verstand er ja. Aber gleich so zickig, dass sie die letzten zwei Wochen kein Wort mit ihm geredet hatte. Selbst als er Jason White verhext hatte, hatte sie das nicht interessiert und war nur dagestanden und hatte mit ihren Freundinnen geredet. Sie behandelte ihn wie Luft und dagegen musste er mal was tun. Er las sich seine Antworten noch einmal durch, gähnte und fuhr sich durch die Haare. Diese Fragen waren echt einfach. Es gab nicht eine, die er nicht wusste. Er blickte noch einmal zu Professor Flitwick, der durch die Reihen ging und drehte sich dann nach hinten, als die Luft rein war.

Sirius hatte seinen Blick bemerkt und regte grinsend die Daumen, als Zeichen, dass es ihm gut gegangen war. Er war anscheinend längst fertig, denn er kippelte mit dem Stuhl nach hinten und sah sich im Raum um.

James drehte sich wieder nach vorne, als Flitwick wieder kam und versuchte einen Schnatz auf dem Schmierblatt zu zeichnen. Wenn sie sich nur einmal umdrehen würde. Doch Lily schien mit VgddK etwas mehr Probleme zu haben, als in anderen Fächern. Leila machte einen ziemlich mürrischen und gelangweilten Ausdruck. Er wusste, dass sie dieses Fach hasste. Es war sein Lieblingsfach und ihr Hassfach, vielleicht hatten sie doch nicht so gut zusammen gepasst, wie er geglaubt hatte.

Währenddessen beobachtete er weiter andere Schüler und schrieb Lilys Initialen aufs Schmierblatt.

Ihm war langweilig und er konnte nur noch hoffen, dass die Zeit bald vorbei ist.

„Federn weglegen bitte!“, rief Professor Flitwick und sammelte mit einer Zauberstab Bewegung die Blätter ein.

Lily seufzte erleichtert, stand auf und erschrak dann, als es Professor Flitwick rücklings nach hinten warf. Einige lachten und zwei halfen ihm wieder auf die Beine.

„Zu großer Papierstapel, was?“, grinste Nika und kam zu ihr rüber.

„Bei der Größe.“, Lily hackte sich bei ihr ein und sie marschierten nach draußen.

„Gott sind wir gemein.“

Sie lachten und gingen wie üblich zum See.

„Hey wartet!“, rief Noreen und kam hinterher. Zu ihrer Verwunderung auch Chris.

„Ich will die nicht dabei haben.“, sagte Nika mürrisch und ging einfach weiter.

„Ganz ruhig, okay?“, sagte Chris genervt. „Du musst ja nicht mit mir reden.“

„Das tu ich auch nicht, keine Sorge.“, maulte sie zurück und Noreen und Lily hielten sie jeweils auseinander und gingen ans Ufer.

James und Sirius warteten in der Eingangshalle noch auf Remus und Peter, die noch gezögert hatte.

„Wo sind Sean und die anderen?“, fragte James verwundert.

„Die gehen hoch in den Gemeinschaftsraum und legen ihr Zeug ab. Sie kommen gleich nach.“, antwortete Remus und Peter torkelte hinterher.

„Hey, Wurmschwanz, was ist los?“, sagte James.

„Er hat’s verbockt.“, antwortete Remus wieder.

„Ah ja?“, sagte er gelassen. „Blöd gelaufen was?“

„Ach haltet die Klappe.“, murmelte er niedergeschlagen.

„Hat dir Frage zehn gefallen, Moony?“, fragte Sirius grinsend und sie gingen weiter.

„Erste Sahne.“, antwortet Remus vergnügt. „Nennen Sie fünf typische Merkmale eines Werwolfs. Klasse Frage.“

„Glaubst du, du hast alle Merkmale zusammengekriegt?“, fragte James künstlich besorgt.

„Ich glaub schon.“, entgegnete er ernst und zählte mit den Fingern auf. „Erstens: Er sitzt auf meinem Stuhl. Zweitens: Er trägt meine Klamotten. Drittens: Sein Name ist Remus Lupin.“

Peter war der Einzige der nicht lachen konnte.

„Ich hab die Schnauzenform, die Pupillen und die buschige Rute. Mehr ist mir nicht eingefallen.“

„Wie kann man nur so doof sein, Wurmschwanz?“, sagte James. „Da rennst du einmal im Monat mit einem Werwolf rum -“

„Schrei doch nicht so.“, warnte Remus, als ein paar sie schon misstrauisch ansahen.

„Die kriegen dein kleines, pelziges Problem schon nicht mit, okay?“, sagte er, während sie Richtung See gingen zu der Buche an der sie immer sitzen.

„Ja, trotzdem würde ich an deiner Stelle aufpassen.“, sagte er. „Immerhin hat Stricrude es auch herausgefunden, weil ihr euch verplappert habt.“

„Das mit dem kleinen Hündchen, weiß er schon länger, Moony. Nur das mit dem Animagi hat sich verplappert.“, entgegnete er.

„Also ich finde, die Fragen waren im Grunde ein Witz.“, sagte Sirius und wechselte wieder das Thema. „Würd mich überraschen, wenn ich nicht mindestens ein >Ohnegleichen< dafür krieg.“

„Ja, mich auch.“, sagte James und zog plötzlich einen sich sträubenden Schnatz aus seiner Tasche, der in der Sonne gold blitzte.

„Wo hast du den her?“

„Geklaut.“, antworte er lässig und ließ den Schnatz dann los fliegen, bevor er ihn wieder fing und sie setzten sich in die Wiese unter der Buche im Schatten.

„Lass das bloß nicht Sean sehen, der bringt dich um.“, sagte Sirius.

„Den hab ich jetzt schon die ganzen zwei Wochen mit mir rumgeschleppt und er hat’s nicht gemerkt. Das war mein Glücksbringer.“

Während er ihn ständig wieder wegflattern ließ und kurz danach wieder fing, sah ihm Peter ehrfürchtig zu. Sirius interessierte das nicht und ließ sich ins Gras fallen, während Remus sein Verwandlungsbuch aufschlug und noch lernte.
 

„Was hat McGonagall gesagt. Heute zwei Stunden theoretische Prüfungen und morgen dafür praktisch?“, fragte Lily und verzog das Gesicht.

„Ja so in der Art.“, antwortete Chris und watschelte barfuß im Wasser umher. „Wir schreiben jetzt dann noch Verwandlung und morgen haben wir dafür die zwei praktischen Prüfungen in VgddK und Verwandlung.“

„Interessant. Die ZAGs sind echt kompliziert. Das mit Astronomie und Zaubereigeschichte war auch so ein durcheinander.“

„Was willst du denn in Geschichte praktisches machen?“, fragte Nika und spritze mit Absicht Chris an, die sie mürrisch ansah. „Ein Interview mit einem Kobold führen und fragen: Entschuldigen Sie bitte, Mr Kobold, aber was war denn der Anlass der Koboldaufstände im Jahr, was weiß ich?“

Lily lachte und schüttelte den Kopf, während sie vom Steg aus, die Füße ins Wasser hängen ließ.

Als sie nach hinten sah, entdeckte sie die Jungs und seufzte genervt. Dann blitze etwas auf und Lily erkannte den Schnatz. Sie erschrak. Was machte James mit dem Schnatz? Hatte er ihn von der Kiste mit den Bällen geklaut? Die hatten doch echt nur Blödsinn im Kopf.

„Lily.“, sagte Nika in einem leiernden Ton.

„Ja?“

„Potter hat den Schnatz geklaut.“

„Ich weiß.“, antwortete sie lahm und sah wieder auf den See.

„Volltrottel.“

„Kannst du laut sagen.“

„Rutsch nicht aus, Noreen.“, sagte Nika sarkastisch und stellte ihr ein Bein, worauf Noreen bäuchlings nach vorne ins Wasser klatschte. Sie lachten laut los und Noreen stand tropfnass wieder auf.

„Das kriegst du zurück, Nika.“

„Nein!“, rief sie immer noch lachend, rannte weg und kletterte auf den Steg.

„Bleib stehen!“

„Ich gebe auf! Bitte!“, lachte sie und hielt Noreen von sich weg, die sie ins Wasser schubsten wollte.

„Hört auf so rumzuspritzen, ich bin sowieso schon nass genug und ich will mich nicht noch umziehen müssen, bevor Verwandlung ist.“, lachte Lily und ihr kamen bereits Lachtränen.

„Und wegen dir, darf ich jetzt meine anderen Sachen anziehen.“, sagte Noreen mürrisch und schubste Nika leicht, die sich immer noch kaputtlachte. Chris verdrehte nur typisch die Augen.
 

James beobachtete immer noch Lily. Wieso er plötzlich so an ihr hang, wusste er nicht. Seit sie sich so verändert hatte und selbstsicherer geworden war, wollte er öfter mit ihr reden, seien es auch nur Streitereien. Wenigstens hatte er schon ihre Aufmerksamkeit. Sie sah öfter her und er grinste, was sie von so weiter Ferne wahrscheinlich nicht bemerkte. Er fing den Schnatz noch einmal und Peter jubelte.

„Steck ihn doch endlich mal weg.“, sagte Sirius genervt, ohne ihn anzusehen. „Oder Wurmschwanz macht sich vor Aufregung noch nass.“

„Wenn’s dich stört.“, sagte er nur und steckte den Schnatz wieder ein, ohne den Blick von Lily abzuwenden.

„Mir ist langweilig.“, stöhnte Sirius und richtete sich wieder auf den Ellenbogen auf. „Wenn doch nur Vollmond wäre.“

„Schön wär’s.“, sagte Remus sarkastisch und warf ihm das Buch entgegen. „Wir haben heute noch Verwandlung und wenn dir langweilig ist, kannst du mich ja abfragen.“

Sirius warf das Buch wieder zurück und schnaubte. „Ich muss mir diesen Kram nicht anschauen, ich kann das alles.“

James sah nach hinten und entdeckte dann plötzlich Snape, der über ihnen sein Zeug zusammenpackte und aufstand. Ihm war ebenfalls langweilig und er brauchte jetzt Unterhaltung.

„Das wird dich aufmuntern, Tatze.“, sagte er dann und nickte nach oben. „Schau mal, wer da ist.“

Sirius wandte den Kopf ebenfalls nach oben und grinste hinterhältig.

„Bestens.“, sagte er leise. „Schniefelus.“

Remus verdrehte genervt die Augen und lernte weiter, während die zwei aufstanden und Peter ihnen hinterher sah.

„Alles klar, Schniefelus?“, sagte James laut und sie gingen auf ihn zu.

Snape reagierte so schnell, als hätte er einen Angriff erwartet. Er ließ seine Tasche fallen, fuhr mit der Hand in seinen Umhang und hatte den Zauberstab schon halb in der Luft, als James rief: „Expelliarmus!“

Snapes Zauberstab flog dreieinhalb Meter hoch und fiel mit einem leisen dumpfen Aufschlag hinter ihm ins Gras.

„Impedimenta!“, sagte Sirius und zielte auf Snape, der gerade zu einem Hechtsprung nach seinem am Boden liegenden Zauberstab angesetzt hatte und nun von den Füßen gerissen wurde.

„Mann, ich hab’s erwartet.“, seufzte Sean, der gerade mit Michael und den anderen dazugekommen war.

„Ist das was Neues?“, fragte Kathy typisch und blieb in der Nähe von Remus und Peter stehen.

Ringsum hatten sich Schüler umgewandt und schauten zu. Manche waren aufgestanden und rückten langsam näher. Einige sahen argwöhnisch, andere belustigt aus.

Snape lag keuchend am Boden. James und Sirius kamen mit erhobenem Zauberstäben auf ihn zu, während James unterm Gehen einen Blick nach hinten zu Lily warf.

„Wie ist die Prüfung gelaufen, Schniefelus?“, fragte er dann.

„Ich hab ihn beobachtet, der war mit der Nase auf dem Pergament.“, feixte Sirius. „Werden richtige Fettflecken drauf sein, man wird kein Wort lesen können.“

Einige Zuschauer lachten. Snape versuchte aufzustehen, doch noch immer lag der Zauber auf ihm. Es schien fast so, als würde er mit unsichtbaren Fesseln kämpfen.
 

Lily stand vom Steg auf und nahm sich erst gar nicht die Zeit, sich die Schuhe anzuziehen.

„Lily, wo willst du hin?“, rief ihr Chris hinterher.

„Ich seh mir das nicht länger an.“, sagte sie wütend und ging auf die anderen zu.

„Lily!“, rief auch Nika und folgte ihr dann.
 

„Ihr – wartet nur.“, keuchte Snape und starrte mit unverhohlenem Hass im Gesicht zu James hoch. „Wartet nur.“

„Worauf denn?“, fragte Sirius kühl. „Was willst du machen, Schniefelus? Deine Nase an uns abwischen?“

Snape stieß eine Flut von Schimpfwörtern und Verwünschungen aus, doch da sein Zauberstab drei Meter entfernt lag, geschah nichts.

„Wasch dir den Mund.“, sagte James kalt. „Ratzeputz!“

Sofort quollen rosa Seifenblasen aus Snapes Mund. Der Schaum bedeckte seine Lippen, stopfte ihm die Kehle, würgte ihn –

„Lasst ihn IN RUHE!“

James und Sirius drehten sich um und James fuhr sich wieder durch die Haare.

Lily schubste wütend ein paar Zuschauer zur Seite und bahnte sich einen Weg zu den beiden vor.

„Alles klar, Evans?“, fragte James gelassen.

„Lasst ihn in Ruhe.“, wiederholte sie. „Was hat er euch getan?“

„Nun.“, sagte James und schien darüber nachzudenken. „Es ist eher die Tatsache, dass er existiert, wenn du verstehst, was ich meine.“

Viel der umstehenden Schüler lachten, doch Lily nicht.

„Du glaubst echt, du wärst so lustig, oder?“, sagte sie kalt. „Aber du bist nichts weiter als ein arroganter, lumpiger Quälgeist, Potter. Lass ihn in Ruhe.“

„Wenn du mit mir ausgehst, Evans.“, sagte er schnell und grinste sie an. „Komm schon… geh mit mir aus und ich richte nie wieder meinen Zauberstab auf den ollen Schniefelus.“

Hinter ihm verlor der Lähmzauber an Kraft. Snape fing an hinüber zu seinem im Gras liegenden Zauberstab zu kriechen und spuckte dabei Seifenlauge.

„Selbst wenn ich nur die Wahl hätte, zwischen dir und dem Riesenkraken, würd ich nie mit dir ausgehen.“, erwiderte sie.

„So ein Pech, Krone.“, sagte Sirius belustigt und wandte sich wieder an Snape. „Oh.“

Doch zu spät. Snape hatte seinen Zauberstab direkt auf James gerichtet, es gab einen Lichtblitz und über eine Seite von James’ Gesicht zog sich eine klaffende Wunde, aus der Blut auf seinen Umhang spritzte. James wirbelte herum.

Einen Lichtblitz später hing Snape kopfüber in der Luft, der Umhang war ihm über den Kopf gerutscht und man konnte magere, bleiche Beine und eine angegraute Unterhose sehen.

Viele in der kleinen Schar der Umstehenden johlten und James, Sirius und Peter lachten sich halb kaputt.

Lily, in deren wütender Mine es einen kurzen Moment gezuckt hatte, als wollte sie lächeln, sagte. „Lass ihn runter.“

„Klar doch.“, sagte James und ließ seinen Zauberstab hochschnellen. Snape stürzte und sackte auf dem Boden zu einem zerknitterten Häuflein zusammen. Er befreite sich aus dem verhedderten Umhang und rappelte sich schnell hoch, den Zauberstab erhoben, doch Sirius war schneller.

„Petrificus Totalus!“, und Snape kippte erneut vornüber, steif wie ein Brett.

„LASST IHN IN RUHE!“, schrie Lily und zog ihren eigenen Zauberstab. James und Sirius beäugten ihn argwöhnisch.

„Ah, Evans, zwing mich nicht, dich zu verhexen.“, sagte James ernst.

„Dann nimm den Fluch von ihm weg.“, zischte sie.

Er seufzte schwer, wandte sich Snape zu und murmelte den Gegenfluch.

„Na bitte.“, sagte er als Snape aufstand. „Du hast Glück, dass Evans hier ist, Schniefelus -“

„Ich brauch keine Hilfe von dreckigen kleinen Schlammblüterinnen wie der!“

Lily schnaubte ungläubig. „Schön.“, sagte sie kühl. „In Zukunft ist es mir egal. Und an deiner Stelle, Schniefelus, würde ich mir mal die Unterhose waschen.“

„Entschuldige dich bei Evans.“, sagte James warnend und richtete den Zauberstab auf ihn.

„Ich will nicht, dass du ihn zwingst, sich zu entschuldigen!“, rief Lily und wandte sich zu James um. „Du bist genauso schlimm wie er.“

„Was?“, japste James. „Ich würde dich nie ein – Du-weißt-schon-was nennen!“

„Zerwuschelst dein Haar, weil du glaubst, es wirkt cool, wenn es aussieht, als ob du gerade vom Besen gestiegen wärst, gibst mit diesem blöden Schnatz an, gehst durch die Korridore und verhext jeden, der dich nervt, nur weil du’s eben kannst – mich wundert’s, dass dein Besen mit so einem Hornochsen wie dir drauf überhaupt abheben kann. Du machst mich KRANK.“

Sie drehte sich um und eilte davon.

Nika, die zugesehen hatte, warf James und Sirius noch einen vernichtenden Blick zu und folgte ihr dann.

„Evans!“, rief James ihr nach. „Hey, EVANS!“

Aber sie drehte sich nicht um.

„Was ist los mit ihr?“, sagte er und versuchte vergeblich ein Gesicht aufzusetzen, als ob dies eine beiläufige Frage wäre, die ihn eigentlich überhaupt nicht interessierte.

„Wenn ich so zwischen den Zeilen lese, Mann, würd ich sagen, die hält dich für ein bisschen eingebildet.“, sagte Sirius.

„Na schön.“, sagte James leise zu sich selbst und sah jetzt wütend aus. „Schön -“

Wieder gab es einen Lichtblitz und Snape hing abermals kopfüber in der Luft.

„Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhose ausziehe?“

„POTTER!“, schrie Chris und Remus entschied sich aufzustehen und zu ihr zu gehen.

„Was?“, fragte er genervt und drehte sich zu ihr um.

„Wenn du nicht augenblicklich damit aufhörst, zieh ich Gryffindor Punkte ab und ich schwöre dir, Professor McGonagall wird davon erfahren!“, sagte sie streng und sah gefährlicher aus denn je.

„Komm schon, lasst es.“, sagte Remus und seufzte.

James verdrehte die Augen und gab Sirius ein Zeichen, dass er Snape runter lassen soll. Er hob den Zauberstab und Snape knallte wieder auf den Boden.

„Mein Gott, du hast schon echt Glück, dass die Mädchen in der Nähe waren, Schniefelus.“, sagte James und ging dann zusammen mit den anderen wieder ins Schloss, bevor Snape aufstehen konnte, um sich zu rächen.
 

„Du hast echt überreagiert!“, rief James, als er Lily im Korridor traf.

„WAS?“, sie drehte sich stocksauer zu ihm um und ging auf ihn zu. „Und du überhaupt nicht oder?!“

„Mein Gott, er hat’s überlebt! Was willst du noch?“, sagte er genervt, während Sirius und die anderen zusahen und Chris auf Nika zuging und ihr ihre Sachen gab.

„Ich will, dass du einfach aufhörst dich so arrogant und kindisch aufzuführen!“, schrie sie ihn an. „Er hat dir überhaupt nichts getan und du machst vor Publikum, was-weiß-ich alles mit ihm!“

„Ach und was er macht ist wohl auch nichts, oder was?!“, er deutete auf seine Wunde im Gesicht. „Du glaubst gar nicht wie oft der versucht, mir irgendeinen Fluch aufzuhalsen, oder mich in Zaubertränke zu vergiften!“

„Mit allem Recht.“, fauchte sie. „Und jetzt geh mir bloß aus den Augen, bevor mir noch irgendein Fluch ausrutscht!“

„Dass wir eins klarstellen.“, zischte er. „Das ist mein Leben und in das mischt du dich nicht ein.“

„Lass mich eins klarstellen.“, sagte sie gefährlich leise und ging ihm nah ans Gesicht. „Ich kann machen was ich will. Vielleicht bin ich nur eine halbwüchsige Muggelgeborene, aber ich misch mich ein wo ich will und da hast du nichts zu bestimmen.“

James sah sie an und nickte. „Okay. Wie du willst. – Das wird dir noch Leid tun.“

„Wow, ich hab jetzt schon Angst.“, sagte sie sarkastisch, drehte sich um und verschwand mit Nika, Chris und Noreen den Korridor entlang.
 

Der Rest der Prüfungen verlief ganz gut, obwohl Lily in Gedanken immer noch bei diesem Vorfall war. In der praktischen Prüfung für Verteidigung gegen die Dunklen Künste stellte sie sich die ganze Zeit vor, sie müsste James verhexen und somit klappte diese am besten. Der Streit hatte sie nur dazu angespornt noch besser abzuschneiden und danach wollte sie so gut wie alles vergessen.

Selbst Nika und Chris hatten für diesen einen, kurzen Moment ihren Streit vergessen und redeten mit ihr darüber, doch spätestens einen Tag darauf, ignorierten sie sich wieder.

Mit Kathy redete Lily auch fast kein Wort. Sie hielt natürlich zu James, auch wenn sie fand, dass es nicht gerade eine seiner besten Nummern war und Lily wollte damit nichts zu tun haben. Überhaupt war die Woche darauf total angespannt und es redete kaum jemand miteinander. Nicht nur wegen James und Sirius, sondern auch wegen den ZAGs.

Lily fühlte sich ziemlich mies und sie saß fast nur den ganzen Tag im Zimmer, während es draußen ununterbrochen regnete und stürmte und selbst der Tag verdunkelt war.

„So hätte es während den ZAGs sein müssen.“, meinte Nika und lag auf ihrem Bett. „Ne kleine Abkühlung bei der Hitze.“

„Ich finde Regen Mist.“, sagte Lily nur und starrte bewegungslos nach draußen aus dem Fenster.

„Bist du immer noch sauer, wegen letzter Woche?“, fragte sie und wandte den Kopf zu ihr.

„Ich bin sauer, weil alles Mist ist in letzter Zeit.“, murmelte sie.

„Weil ich mit Chris zerstritten bin?“, fragte sie etwas genervt.

„Auch.“

Nika seufzte tief. „Du musst dich einfach damit abfinden. Ich kann mich einfach nicht wieder mit ihr vertragen.

„Ich soll mich damit abfinden?“, fragte Lily fassungslos und wandte den Blick endlich vom Fenster ab um sie anzusehen. „Seit fünf Jahren, waren wir drei unzertrennlich und nur weil ihr beide wegen einem wirklich absolut dämlichen Streit nicht mehr miteinander redet, soll ich mich damit abfinden? Du hast sie ja nicht mehr alle.“

„Hey, willst du jetzt mit mir auch noch Streit anfangen?“, fragte sie gereizt und richtete sich blitzschnell auf. „Ich hab dir nichts getan.“

„Schon gut. Aber verlang nicht von mir, dass ich mich damit abfinde.“, sagte sie streng. „Du kannst dich nicht einfach mit jemanden anfreunden und ihm nach fünf Jahren, nur weil dir danach ist, einfach sagen, dass du keinen Bock mehr darauf hast mit ihr rumzuhängen und es gar nicht erst versuchen willst, dich mit ihr auszusprechen.“

„Ist ja gut.“, maulte sie. „Das ist ja wohl nicht dein Problem, mit wem ich mich verstehe und mit wem nicht und ich zwing dich auch nicht mehr dazu, Chris zu ignorieren, oder dich zwischen uns zu entscheiden.“

„Schön. Das habe ich auch nicht vor.“, sagte sie kühl und sah dann wieder aus dem Fenster.
 

Die nächsten Stunden redeten sie ebenfalls nicht mehr miteinander und beschäftigten sich stillschweigend, bis Nika langweilig wurde und sie zu den Jungeschlafsälen zu Jamie ging.

Sie traf ihn sogar vor seinem Zimmer.

„Das ist echt zum Kotzen. Nur weil sie immer noch sauer auf Potter ist, lässt sie ihren Frust an jedem aus.“, sagte sie, als sie die Treppen in den Gemeinschaftsraum hinunter stiegen.

„Die ist ja echt ausgeflippt, wegen der Sache. Dabei fand ich es gar nicht so schlimm.“, sagte Jamie gelassen.

„Nicht so schlimm?“, Nika sah ihn fassungslos an. „Die zwei haben Snape bloßgestellt vor der halben Schule.“

„Er hat’s aber auch nicht anders verdient, oder? Ich finde nicht, dass er es wert ist, verteidigt zu werden.“

„Du bist also auf Potters Seite?“, fragte sie argwöhnisch.

„Ja… ich meine nein, Nika… das ist… dämlich.“, stotterte er. „Ich bin zum Teil auf James Seite und zum Teil auch auf -“

„Auf unserer? Oder nicht?“, fragte sie. „Du klingst nicht gerade überzeugend.“

„Nika.“, er ging zu einem der Sessel und setzte sich. Sie setzte sich ihm gegenüber und sah ihn erwartungsvoll an.

„Weißt du, in so Sachen wie diesen, kannst du mich nicht dazu zwingen, dir zu sagen, auf welcher Seite ich bin.“, sagte er und versuchte locker zu klingen. „James und Sirius sind eben mal meine Freunde und ganz ehrlich, ich hab was gegen Snape. Aber du bist meine Freundin und wenn ich dir sage, ich bin auf deiner Seite, was ihn betrifft, wäre das definitiv gelogen.“

„Du bist also nicht auf meiner Seite?“, fragte sie ernst und etwas beleidigt.

Er seufzte innerlich und sah ihr dann in die Augen. „Ja na klar, war da was nicht richtig, du hast schon Recht. Aber... das funktioniert irgendwie nicht.“

„Was funktioniert nicht?“

„Das zwischen uns.“, sagte er leise.

Sie lachte ungläubig. „Natürlich funktioniert das. Wir haben nur Meinungsverschiedenheiten, was einen Slytherin betrifft, was ist daran so schlimm?“

„Es ist nicht nur Snape. Was war mit Leila?“, fragte er.

„Ich hab nie was zu ihr gesagt.“, protestierte sie.

„Du hast gesagt sie wäre eingebildet und bescheuert.“

„Ist sie doch auch.“

„Du kennst sie überhaupt nicht. Sie war mit James zusammen.“

„Genau deshalb. Potter ist auch bescheuert.“, entgegnete sie.

„Du beleidigst meine Freunde.“

„Jamie was willst du von mir?“, rief sie aufgebracht.

„Schluss machen.“

Sie schwieg und sah ihn fassungslos an.

„Es ist einfach bescheuert.“, fuhr er fort. „Ich hab lange drüber nachgedacht. Ich mag dich, Nika. Sehr sogar, aber unsere Meinung zu gewissen Sachen ist einfach zu verschieden und, dass wir uns nie treffen können, ohne dass die anderen blöde Kommentare abgeben nervt einfach. Wir können nichts anderes machen als uns alleine zu verabreden, weil sich unsere Freunde nicht verstehen, genauso wenig wie du dich mit meinen Freunden verstehst, oder ich mit ein paar von deinen.“

„Das spielt doch überhaupt keine Rolle.“, sagte sie. „Es geht doch nur um uns zwei.“

„Das glaub ich nicht.“, widersprach er.

Sie sah von ihm weg und ließ sich nach hinten fallen. Er hatte ja Recht. Es war bescheuert. Diese Beziehung konnte einfach so nicht weiter laufen, es sei denn sie würden aus der Schule sein.

„Hey Nika.“, sagte er ruhig. „Wir können doch immer noch Freunde sein. Aber eben nur auf ne andere Art und Weise.“

„Du willst also wirklich Schluss machen?“, fragte sie und klang traurig, sah ihn allerdings nicht an.

„Ja.“, antwortete er ehrlich und im Gegensatz zu ihr, wandte er den Blick nicht ab.

„Okay.“, sagte sie leise und nickte. „Irgendwie… versteh ich es ja.“

„Ja?“

Sie nickte noch einmal und sah ihn dann an. Und während sie ihm in die Augen sah, wurde sie immer trauriger, stand auf und legte sich zu ihm in die Arme. „Aber wir bleiben Freunde, okay?“

„Klar.“, sagte er und legte die Arme um sie. Er wusste, dass sie nicht nur traurig wegen ihm war, sondern weil zurzeit wirklich miese Stimmung war und sie immer noch jemanden brauchte, der für sie da war.

Nika war einverstanden damit, die Beziehung zu beenden. Sie wusste selbst nicht warum, aber es war wirklich besser so, obwohl sie ihn so sehr mochte. Manchmal lief die Beziehung sogar besser, wenn man nur befreundet ist, wie zum Beispiel zwischen Chris und Remus.

Sie legte den Kopf auf seine Schulter und blieb eine ganze Weile bei ihm liegen, bis sie sich wieder beruhigte. Geweint hatte sie nicht, aber sie war innerlich total aufgewühlt und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Das Schlimme war einfach nur, dass Chris Recht gehabt hatte.
 

„Das mit Jamie tut mir Leid.“, sagte Lily, als Nika am Abend wieder ist Zimmer gekommen war.

Sie seufzte. „Du klingst fast so als wäre er gestorben.“

„Ist er doch fast. Eure Beziehung ist tot.“, sagte sie.

„Ja, aber eine neue Beziehung ist wiederauferstanden.“, entgegnete sie. „Wir sind Freunde. Wenn man bedenkt, dass wir uns erst dieses Jahr kennen gelernt haben, ist es gar nicht mal so schlecht. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich nach der Schule mal wieder etwas.“

„Glaub ich auch.“, stimmte sie zu. „Weißt du, ich hab nachgedacht. Für Wochenende hat er wieder schönes Wetter angesagt. Was hältst du davon uns einfach mal einen schönen Tag in Hogsmead zu machen, um mal raus aus dem Schloss zu kommen?“

Sie nickte. „Find ich gar nicht mal so schlecht.“

„Und…“, sagte Lily noch. „… tut mir Leid, dass ich in letzter Zeit so zickig zu dir war.“

„Ist schon okay.“, lächelte Nika und Lily lächelte zurück. „Ging mir ja genauso. Tut mir Leid.“

Chaos auf dem Spielfeld

"Ich check das Spiel nicht!“, rief Sirius über das Quidditchfeld, das sie ganz allein für sich hatten. Oliver und Danielle hatten ihnen erklärt wie Baseball ging und hatten es danach ausprobiert. James, der allerdings gleich darauf beleidigt war, weil er nicht auf dem Besen fliegen durfte, machte den Schiedsrichter. Sie hatten einfach einen der Treiberschläger mit einem Zauber verlängert und einen Baseballschläger daraus gemacht.

„Das nennt man Pech, Sirius!“, rief Sean.

„Ich hab noch nie bei nem Spiel verloren! Also halt die Klappe und sag mir, was ich machen soll!“, rief er zurück.

„Roxy wirft dir den Ball zu, du haust drauf und läufst! Ist das so schwer, du Nullchecker?!“, rief Kathy und sah ebenfalls nur zu. „Und wehe du lässt ihn gewinnen, Roxy!“

„Bist du verrückt?“, grinste sie und sah dann Sirius hinterhältig an, während sie ihre langen, dieses Mal mit schwarzen Strähnen durchzogenen Haare zurückwarf. „Ich lass mir das doch nicht entgehen, wenn ich meinen Freund ärgern kann.“

„Wir sind in der vierundzwanzigsten Minute und es steht 12 zu 3 für Roxys Mannschaft!“, sagte James und tat wie Michael als Stadionsprecher. „Sirius Black, Künstlername Tatze, hat den Schläger. Es ist nur die Frage, ob er trifft, was viele hier auf dem Feld bezweifeln.“

„Ich hab mich als Treiber beworben, schon vergessen, du Hornochse?!“, sagte er beleidigt.

„Hornochse?!“

„Das war so ne tolle Bezeichnung von Evans, schon vergessen, du Hornochse!“

„Halt’s Maul, Tatze!“

„Jetzt wirf endlich!“, rief Kerima Roxanne zu, die heute, was ihre Haare betrafen, mit ihr im Partnerlook war.

Roxanne warf Sirius den Ball zu.

„Und sie wirft!“, rief James. „Er trifft, schmeißt den Schläger weg und läuft uuuund… OUT!“

Sirius sah ihn empört an. „Out?! Was heißt hier out? Der war save!“

„Der war out!“

„Der war save!“

„Yeah! Remus Lupin fängt den Ball in der Luft und Black ist raus!“, Remus klatschte mit Sean ein und deutete schadenfroh auf Sirius.

„Save!“, rief Sirius.

„Raus!“, rief Remus zurück.

„Save!“

„Du bist out, Mann! Raff’s doch endlich!“, rief James.

Kerima schlug sich die Hand gegen die Stirn, während Roxanne sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegte.
 

„Sag mal spinn ich, oder spielen die da tatsächlich Baseball?“, fragte Lily fassungslos Nika, als sie am Spielfeld vorbeischlenderten.

„Was immer das ist, sie spielen es.“, antwortete sie locker und grinste dann. „Und Sirius verliert.“

„Was?“, Lily sah sie überrascht an.

„Was, was?“

„Du hast ihn Sirius genannt.“

„AH, Mist!“, regte sie sich auf.

„Hey Leute!“, rief Roxanne zu Lily und Nika rüber. „Hey, Lil’, wie lief’s in Kräuterkunde?!“

„Ohnegleichen!“, rief sie grinsend zurück, um ihr nicht den Spaß zu verderben. Wie es wirklich in Kräuterkunde bei den ZAG-Prüfungen gelaufen war, wusste sie gar nicht so Recht.

„Roxys Mannschaft braucht noch ’nen Spieler.“, sagte Kerima. „Was ist Lily, spielst du mit? Oliver erklärt dir die Regeln.“

„Wozu?“, fragte sie und ging mit Nika auf sie zu. „Black verliert doch sowieso, auch wenn ihr einer weniger seid.“

„Auch wieder war.“, sagte Roxanne und warf Sirius einen schadenfrohen Blick zu, den er nur typisch erwiderte.

„Pause!“, rief James, ging zu Oliver und beachtete Lily kaum.

„Außerdem kenne ich die Regeln von Baseball. Mein Dad ist ein Riesenfan von dem Sport.“, sagte Lily zu Kerima.

„Ach ja? Ist er ein Muggel?“, fragte sie verwundert.

„Meine Eltern sind beide Muggel. Ich bin Muggelstämmig.“, sagte sie und es war das erste Mal, dass sie sich nicht dafür schämte, oder Angst hatte, einen dummen Kommentar darauf zu hören.

Kerima starrte sie mit offenem Mund an. „Du bist ne Muggelgeborene?“, fragte sie ungläubig.

„Ja, ich dachte Kathy hat euch das gesagt?“, sagte sie diesmal wieder unsicher. Vermutlich würden sie sie jetzt doch nicht mehr so mögen, wie davor. Immerhin war von ihnen keiner Muggelstämmig.

„Und da schaffst du’s so gute Noten zu schreiben?“, fragte Roxanne fassungslos und stellte sich neben Kerima.

Jetzt fiel Lily auf, dass die zwei nicht nur dieselbe Frisur, sondern auch noch die gleichen Sachen anhatten. Wenn Roxanne nicht so ein frecheres Gesicht hätte als Kerima, würde man die zwei für Zwillinge halten. Obwohl Roxanne, trotz dunkler Haut, immer noch heller war, als Kerima.

Lily fühlte sich schon wieder unwohl. „Na ja. Ich bin lernfähig.“

„Ja, und Muggelgeborene zu sein, bedeutet noch gar nichts, Roxy.“, sagte Kerima, als wäre das einmal wieder typisch für sie. „Du wusstest Anfang des Jahres genauso wenig, wie sie, trotz Zauberereltern.“

„Tut mir ja Leid. Ich hab nun mal kein Interesse gehabt, wie Hogwarts aussieht und hab nicht hingehört, wenn meine Eltern mir davon erzählt haben.“

„Ja, du hast dich ja lieber mit irgendwelchen Chaoten in Straßenecken herumgetrieben.“

„Es ist ja nicht jeder so ne Streberin wie du, M.K.“, entgegnete sie.

„Ist ja gut.“, ging Lily dazwischen, während Nika zu Michael und Kathy ging. Sie wollte jetzt nicht der Grund dafür sein, dass sich die zwei streiten. „Ihr braucht euch nicht deswegen anzuschnauzen.“

„Ich bitte dich, Lily.“, sagte Kerima gelassen. „Mit Roxy ist das ganze Leben ein Streit. Daran bist du nicht Schuld. Madam hat einfach eine zu große Klappe.“, sie warf ihr einen fies grinsenden Blick zu.

Roxanne hörte nicht mehr hin und warf einen Blick nach hinten zu den anderen, bevor sie sich wieder an Lily wandte. „Ähm, soviel ich mitbekommen hab, haben du und James ziemlich gestritten, kann das sein?“

Lily warf einen Blick zu James nach hinten, der sich mit Oliver und Sirius unterhielt. „Er hat sich aufgeführt wie ein Idiot.“

„Das tut er doch immer.“, lachte Kerima. „Zumindest immer, wenn du in der Nähe bist. Hast ihm den Kopf verdreht, was?“

„Nein.“, sagte sie sofort. „Er verarscht mich nur. Er hat Snape in der Luft aufgehängt und wollte ihm die Unterhose ausziehen, was glaubt er denn, was ich davon halte. Toll find ich das ganz bestimmt nicht.“

„Er hat dich wenigstens verteidigt, als Snape dich Schlammblut genannt hat. Was hältst du denn davon?“, sagte Jamie plötzlich. „Was ist, spielen wir weiter?“

Lily antwortete nicht darauf. Das stimmte. Zum einen hatte James sie verteidigt, aber das war gar nichts, zudem was er angestellt hatte, also war es ihr egal. Sie konnte sich auch gut und gerne selbst verteidigen.

„Lily wird eingewechselt.“, sagte Kerima sofort. „Uns fehlt ein Spieler.“

„Nein, Kerima, ich will gar nicht-“

„M.K.“, sagten sie und Roxanne sofort gleichzeitig und Lily erschrak leicht.

„Ich hab zwar nichts gegen meinen Namen, aber der klingt hier in England zu ausländisch.“, erklärte sie locker.

„Hey Black!“, schrie Nika.

Er sah sie genervt an.

„Ti si glub!“, sagte sie und Kathy und Danielle lachten sich neben ihr halb kaputt.

„Ich find die Sprache so genial.“, lachte Danielle.

„Ihr mich auch!“, rief Sirius zurück und übergab Jamie den Schläger.

„Also, wer spielt jetzt noch mit?“, fragte Kerima. „Das ist sonst unfair.“

„Ich spiel mit!“, sagte Nika sofort und hob die Hand. „Oliver hat mir gerade die Regeln erklärt. Außerdem will ich Black mal fertig machen.“

„Das hättest du wohl gerne!“, rief Sirius.

„Okay, Nika, du löst mich ab.“, sagte Roxanne.

„Was? Wieso? Ich kann nicht werfen.“, sagte sie verwirrt.

„Oh, keine Panik, du musst auch nicht werfen können. Alleine dein Anblick, macht ihn schon nervös.“, grinste sie und drückte ihr den Ball in die Hand.

„Pass auf, dass du dir nicht wehtust.“, sagte Sirius hinterhältig zu ihr. „Ich schlag fest drauf.“

„Na und?“, sagte Nika uninteressiert. „Ja te šijem.“

Danielle lachte wieder laut los. Das machte sie immer, wenn sie Nika kroatisch sprechen hörte.

„Rede mit mir Englisch, oder mach die Fliege.“, sagte Sirius.

„Wieso sollte ich? Bei der Quidditch-WM können auch nicht alle dieselbe Sprache sprechen. Also reg dich ab, Supak .“, sagte sie und spielte mit dem Ball herum. „Hey Roxy, willst nicht doch lieber du werfen? Ich kann das echt nicht.“

„Na gut.“, sagte Roxanne, nahm ihr den Ball ab, packte sie aber dann am Arm und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Nika sah sie schräg an. „Wieso denn das?“

Wieder flüsterte sie ihr etwas zu und Nika zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Ja, hab ich.“

„Gut.“, grinste Roxanne und flüsterte ihr noch ein letztes Mal ins Ohr bevor sie anfingen.

„Okay.“, stimmte Nika zu, bevor sie zu den anderen ging. „Sirius!“

„Was?“

„Sretno.“, sie zwinkerte ihm zu.

Wieder lachte Danielle, doch Sirius sah sie nur schräg an.

„Das heißt, viel Glück.“, rief ihm Lily noch zu. „Nur damit du Bescheid weißt.“

„Ah okay. Auf das Glück kann ich verzichten.“, sagte er nur.

„Okay.“, sagte James wieder. „In Roxys Mannschaft: Kerima, Michael, Remus, Sean und neu dazugekommen, Blake. Ihre Gegner sind Sirius Mannschaft: Jamie, Danielle, Jeanette, Peter und Matthew. Es steht 13 zu 3 für Roxy. Wie wollen sie das noch aufholen?“

Jamie verdrehte die Augen und nahm den Schläger, während Roxy ihm den Ball zuwarf.

Er schaffte es einmal durch und somit stand es langsam 13 zu 8. Doch sie hatten zwei Outs gemacht und Sirius war an der Reihe.

Roxy warf ihm den Ball zu, doch er hatte gerade nicht aufgepasst und hatte ihn verfehlt.

„Erster Fehlschlag.“, sagte James.

„Pass mal besser auf.“, grinste Roxanne hinterhältig.

Sirius stöhnte genervt. „Das ist unfair.“

„Ich weiß gar nicht wovon du redest.“, sagte sie unschuldig, wusste aber genau, dass es um Nika ging, die gerade in dem Moment ihre Jacke ausgezogen hatte und jetzt bauchfrei in einem schwarzen Top dastand und die Jacke grinsend zur Seite warf.

„Mann, ist das heiß. Schwitzt du auch so?“, sagte sie und Kerima lachte.

Roxanne warf wieder und Sirius verfehlte ihn ein zweites Mal.

„Zweiter Fehlschlag.“, rief James während die anderen grinsend zusahen.

„Wo hast du denn bloß deine Augen?“, sagte Roxanne.

„Hey, das macht ihr mit Absicht. Das ist nicht fair.“, sagte er beleidigt und Roxanne lachte, genau wie Nika, die gerade ihren Zopf aufgemacht hatte.

„Ich weiß wirklich nicht wovon du redest.“

„Oh Gott.“, Lily hielt sich lachend die Hand an die Stirn, während Kathy neben ihr ebenfalls lachte.

Roxy warf abermals und als Nika den Träger ihres Tops die Schulter runter zog, verfehlte er wieder.

„OUT!“, rief James. „Drittes Out! Roxys Mannschaft hat gewonnen!”

Die anderen lachten alle und Roxanne ging auf Nika zu und umarmte sie. „Das war genial.“

„Das war unfair!“, rief Sirius und selbst er musste lachen.

„Mann was wird das denn hier?“, lachte Kerima. „Ich dachte schon sie zieht sich echt aus.“

„Keine Panik.“, grinste Nika und zog den Träger wieder nach oben. „So eine bin ich auch wieder nicht.“

„Sirius.“, sagte Roxy fies und ging auf ihn zu.

„Das war unfair.“, sagte er sofort und zeigte auf sie.

„Schatzi, du hättest ja deine Augen auf den Ball richten können.“, grinste sie und legte die Arme um seinen Hals. „Schäm dich, so was vor meiner Nase. Ich dachte du hättest nur Augen für mich?“

„Ja klar.“, sagte er in einem Ton, als wäre das wieder typisch sie gewesen und warf Nika einen Blick zu, die ihn nur schadenfroh ansah.

„Ich wollte es ehrlich gesagt nicht glauben.“, sagte Kerima zu Nika, die ihre Jacke einsammelte und sie gingen zu Lily und Kathy. „Ich dachte die spinnen nur so rum, als würde Sirius auf dich stehen.“

„Er steht nicht auf mich.“, sage Nika, als wäre das selbstverständlich. „Du hättest es genauso machen können und er hätte es verhauen. Kein Junge kann einem Strip widerstehen.“

„Kann schon sein, aber bei dir bekommt er die größten Augen.“, lachte Kathy und Lily schlug sich nur die Hand gegen die Stirn.

„Echt, Nika, so etwas von dir.“, sagte sie.

„Ich hab mich doch überhaupt nicht ausgezogen, was habt ihr denn?“, lachte sie und warf dann Sirius einen Blick zu.

Doch der war längst wieder damit beschäftigt Roxanne zu küssen und ihr Grinsen verschwand.

„Kein Wunder, dass er auf dich steht, du hast ja auch ne Hammerfigur.“, sagte Kerima neidisch.

„Was?“, sagte sie ungläubig. „Hör auf, ich seh nicht anders aus, als ihr.“

„Sie tanzt, sie fährt in den Ferien jedes Mal nach Kroatien und bräunt sich am Strand, sie macht Sport, hat ein hübsches Gesicht, einen coolen Modegeschmack, blonde Naturlocken, grüne Augen und was weißt ich noch alles.“, sagte Lily typisch. „Kein Wunder, dass man neidisch wird.“

„Jetzt übertreibst du.“, sagte Nika. „Außerdem hab ich keine grünen Augen, sondern beigegrüne.“

„Na und?“, sagte Kerima. „Trotzdem siehst du toll aus. Wieso hast du mit Jamie Schluss gemacht?“

„Hat eben nicht mehr hingehauen.“, gab sie zu. „Aber wir verstehen uns trotzdem noch. Und jetzt behaupte mal nicht, dass du nicht toll aussehen würdest.“

„Liegt in der Familie.“, sagte Kerima, ohne jeglichen Widerspruch und Lily wusste gerade nicht, ob sie das von ihr arrogant fand. „Hey, geht ihr morgen mit nach Hogsmead?“, fragte sie dann. „Ein bisschen Shoppen, ein bisschen im Gasthaus abhängen.“

„Wir wollten morgen sowieso hin.“, sagte Lily.

„Also, ich bin dabei.“, sagte Nika und klatschte mit Roxanne ein, die wieder auf sie zukam.

„Genial.“, sagte sie und umarmte Nika erneut.

„Die Jungs sind aber dabei.“, sagte Kathy zu Lily und zeigte auf James und die anderen.

Lily warf ihm einen Blick zu und sah dann Kathy unsicher an. „Ich glaube, ich werde es überleben.“

Sie grinste erfreut darüber und Roxanne und Nika hörten dann endlich mit den Spinnereien auf.

Sieht ganz danach aus, als hätte Nika eine neue beste Freundin gefunden, ging es Lily durch den Kopf, doch sie grinste dabei und meinte dies nur ironisch. Die beiden passten perfekt zusammen und waren beide so verrückt.

„Wir beide gehen morgen im Partnerlook, Nika.“, sagte Roxanne und legte den Arm um ihre Schultern. „Hey Dan, kannst du mir die Haare wieder ganz blond färben?“

„Sonst noch Wünsche?“, fragte Danielle. „Mir geht schon der Proviant aus, Roxy. Behalt doch die schwarzen Strähnen eine Weile.“

„Na gut, dann mach ich mir eben nur Locken rein.“

„Deine sind trotzdem länger.“, sagte Nika.

„Na und, dann schneid ich sie mir eben ab.“, sagte sie locker. „Obwohl, Sirius steht auf meine langen Haare.“

Sie lachte und dann entschieden sie sich gemeinsam ins Schloss zurück zu gehen.

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Ti si glub. = Du bist echt doof.

Ja te šijem. = Ich bin besser als du.

Supak = Loser

Sretno. = Viel Glück.

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„Sieht aus, als wäre das Spiel vorbei. Gehen wir weiter?“, fragte Ian Lionelle, der Hüter aus Ravenclaw.

Chris antwortete nicht und blickte nur Lily, Nika und den anderen mit verschränkten Armen hinterher, während sie innerlich vor Wut brodelte.
 

„Was ist denn los? Wieso bist du so sauer?“, fragte Sirius verwirrt und ging James hinterher, der Richtung Gemeinschaftsraum ging.

„Warum ich sauer bin?“, wiederholte er und stieg die Treppen hoch. „Ich seh nicht ein, dass ich mich morgen mit ihr abgeben muss und sie mir vorwirft, wie Leila mit mir Schluss gemacht hat, während sie mit diesem Filler ausgeht. Die wird morgen nur auf mir rumhacken. Wie bescheuert ich mich aufgeführt hab und wie kindisch das war, Schniefelus in der Luft aufzuhängen.“

„Und was willst du jetzt machen?“, fragte er entnervt.

„Wenigstens eine Sache aus der Welt schaffen.“, sagte er locker, stieg mit ihm durchs Portraitloch und entdeckte dann Tracy mit ein paar Kumpels am Tisch.
 

„Die ganze Sache ist also jetzt geklärt?“, fragte Chris kalt und holte Lily auf der Treppe ein, die auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum war.

„Was?“, sie sah sie verwirrt an.

„Ich mein die Sache zwischen uns. Du, ich und Nika, das ist also nun endgültig vorbei?“

„Chris, ich hatte nie die Absicht mit dir zu streiten.“, protestierte sie, doch Chris blieb eisig.

„Nein, das vielleicht nicht. Wir müssen ja nicht unbedingt streiten, um zu zeigen, dass wir keine Freunde mehr sind. Ignoranz reicht schon, es sei denn ihr wollt ne Show vor euren neuen Freunden abziehen. Ich glaube das würde euch noch beliebter machen, weil ich ja nicht so wortgewandt und schlagfertig bin wie ihr.“, sie ging an ihr vorbei und wandte sich ans Portrait der Fetten Dame.

„Chris verdammt, wir sind immer noch Freunde.“, sagte Lily leicht erschüttert. „Welche neuen Freunde? Ich will immer noch bei dir sein.“

„Oh bitte.“, sie drehte sich angewidert zu ihr um. „Welche neuen Freunde. Ich meine diese ganzen obercoolen und mords-wichtig-mach-Girlys, die ständig mit Potter, Black und den anderen rumhängen und mit denen ihr vorhin so einen super lustigen Nachmittag verbracht habt.“

„Nur damit du Bescheid weißt. Diese Girlys die du meinst, sind zufällig Kathy, Danielle und Jeanette, die du genauso magst, wie ich.“

„Als ob es nur die drei wären. Was ist mit Roxy Grace, Kerima McKenzie, oder Melanie Grant?“

„Also echt, Kerima ist in Ordnung.“, entgegnete sie etwas gereizt. „Melanie Grant ist kaum dabei und geht viel lieber mit Jungs aus und Roxy ist voll sympathisch und hat mir bei den ZAGs geholfen. Sie ist nur etwas durchgeknallt, aber das ist ja Nika auch.“

„Und da kommen wir zum nächsten Punkt.“, fauchte sie. „Hat Nika nicht gesagt, sie will Black aus dem Weg gehen und verabscheut ihn. Komischerweise war das vorhin kein bisschen verabscheuen, sie hat ihn sogar noch angemacht, um das Spiel für die anderen zu gewinnen!“

„Ja genau, um das Spiel zu gewinnen, um dafür zu sorgen, dass er verliert! Sie hasst ihn immer noch und sie ist halt mal so verrückt, dass sie mit Roxy gerne solche Sachen abzieht.“

„Natürlich, Nikas neue beste Freundin Roxy, die zufälligerweise mit Black zusammen ist. Dass du da nicht eifersüchtig wirst, Lily.“, sagte sie sarkastisch.

„Jetzt hör aber auf Chris! Du redest totalen Schwachsinn!“, rief sie aufgebracht. „Ich hab dir nichts getan. Nika war diejenige, die wollte, dass wir uns trennen, ich hab damit nichts zu tun!“

„Ach, Nika wollte, dass wir uns trennen! Interessant, wann hattet ihr vor, mir zu sagen, dass ihr mich nicht mehr haben wollt?!“

„Wir wollen dich noch bei uns haben! Chris bitte!“, schrie sie verzweifelt. „Ich weiß, dass Nika sich daneben benimmt, aber dafür kann ich nichts! Ich mag dich immer noch!“

„Alraunensaft!“, rief Chris wütend zur Fetten Dame und drehte sich von Lily weg.

„Lasst euren Streit nicht an mir aus, ich bin nicht taub.“, entgegnete diese mürrisch und öffnete das Portrait.

„Chris!“

„Spar dir die Mühe, Lily!“, schrie sie sie an. „Ihr könnt mich nicht mehr ertragen? Schön, ich euch nämlich auch nicht. Seit ihr eure Einstellung geändert habt, hasse ich euch! Euch beide, dich und Nika. Ihr beide seit es nicht mehr wert!“, sie ging Richtung Wendeltreppe, die zu den Schlafsälen führte. Lily wollte ihr hinterher, doch James hielt sie plötzlich an der Hand fest.

„Hey Lily.“, sagte er gut gelaunt.

Sie sah ihn etwas erschrocken an und Chris blieb stehen. Seit wann nannte er sie beim Vornamen?

„Was?“, fragte sie leicht irritiert, das sie gerade nicht wusste, was sie gerade machen wollte. Ihre Gedanken waren immer noch bei Chris.

Doch kaum, hatte sie das gesagt, küsste er sie. Lily blieb geschockt stehen und tat gar nichts. Sie registrierte nicht einmal richtig, dass James Potter sie gerade vor den Augen anderer küsste.

Chris sah die beiden entsetzt an und selbst Sirius war der Mund aufgeklappt, doch er grinste beinahe.

Erst als James sich wieder von ihr löste, hatte Lily endlich geschnallt was passiert war und sah ihn fassungslos an. Bis sie ihre Hand von ihm losriss und ihn heftig ohrfeigte.

Lily schnaufte wütend und konnte ihn nicht einmal anschreien, so geschockt war sie. Doch dann drehte sie sich plötzlich zu Chris um, die sie wütend ansah und dann nach oben lief.

Dann erschrak sie plötzlich als Tracy an ihr vorbeiging und mit ein paar Freunden nach draußen marschierte.

„Tracy.“, sagte sie fast tonlos und ging ihm sofort hinterher. „Tracy!“

Sirius sah James mit verschränkten Armen an und saß auf der Sessellehne.

James grinste dann auf einmal. „Das war’s wert.“

„Ja?“, grinste Sirius. „Und jetzt?“

„Die Show ist noch nicht vorbei.“, sagte er und ging dann nach draußen. Sirius folgte ihm.
 

„Tracy warte!“, rief Lily, rannte die Treppen runter und holte ihn ein. Sie packte ihn am Ärmel und drehte ihn zu sich. „Du weißt, dass das nicht meine Schuld war!“

„Ach nein?“, fragte er kühl.

„Hör auf damit, er hat mich geküsst, nicht umgekehrt!“, sagte sie hektisch.

„Schon klar, Lily, aber du hast es zugelassen.“

„Ich war geschockt, verdammt! Ich hab ihn doch anschließend geohrfeigt, hast du das nicht mitgekriegt?!“

„Fand ich ziemlich fies von dir.“, sagte James locker und kam zu ihnen, wobei er sich auf das Treppengelände setzte. „Und dabei dachte ich, unser Date letzte Woche hätte dir was bedeutet.“

„Was?!“, fauchte sie.

„Oder bist du doch wieder auf das Gefasel von Jason White reingefallen? War das der Grund warum du dich gestern mit ihm verabredet hast?“, fragte er.

„Was redest du da für einen Müll?!“, schrie sie ihn an.

„Du und White.“, wiederholte er. „Da war doch was letzten Samstag. Als du ihn geküsst hast, hab ich die Hoffnung aufgegeben, aber weil du mich danach so nett gebeten hast und mir erklärt hast, dass da nichts mehr läuft, hab ich ein Auge zugedrückt und bin mit dir ausgegangen und jetzt schmierst du mir eine.“

„Das -“, sie wusste jetzt überhaupt nicht was sie sagen sollte und sah dann wieder zu Tracy und wieder zu James und dann wieder zu Tracy. „Das ist nicht wahr, Tracy. Ich hab weder Jason geküsst, noch bin ich mit ihm (sie zeigte auf James) ausgegangen.“

„Ganz ehrlich, das hätte ich jetzt nicht von dir erwartet.“, sagte James wieder. „Ich dachte du hättest mit Filler Schluss gemacht? Wieso hast du dich überhaupt auf White eingelassen, wenn du noch mit ihm zusammen bist?“

„Halt die Klappe, Potter!“, rief sie stocksauer.

„Ah ja, ich weiß schon, der neue Ruhm, nicht wahr?“, mischte sich Sirius ein. „Jetzt wo du so beliebt bist, kommen die ganzen Jungs auf dich zu und du kannst dich nicht mehr richtig entscheiden mit wem du zusammen sein willst. Ich kenne das, Evans. Mir ging’s ja genauso mit den Mädels.“

Lily verschlug es die Sprache und sie brachte keinen Ton mehr heraus. Was sollte das jetzt? Wieso taten sie das?

„Jason White…“, sagte Tracy dann auf einmal. „… hat mir alles erzählt.“

Lily sah ihn verständnislos an. „Was?“

„Die ganze Sache mit dir und ihm und dass du dich letzten Samstag doch dazu entschieden hast, wieder mit ihm zu gehen.“

Sie öffnete den Mund, stotterte aber nur dummes Zeug. „Moment. Stopp. Was soll das? Ich habe mit Jason die letzten paar Wochen, seit ich mit dir zusammen bin, nicht mehr geredet. Ich hab ihn nicht einmal angesehen…“

„Und jetzt triffst du dich auch noch mit ihm.“, er hörte ihr überhaupt nicht zu und warf James einen Blick zu, der ihn nur lässig erwiderte.

„Ich wusste ja nichts davon.“, sagte James unschuldig und zuckte mit den Schultern.

„Tja, soviel zum Thema Vertrauen.“, sagte Tracy kühl und wandte sich dann mit seinen Freunden zum Gehen.

„Warte… Tracy warte.“, sie ging ihm hinterher und hielt ihn wieder auf.

James blieb sitzen und sah Sirius an.

„Der Rest erledigt sich von allein.“, sagte er und hörte den beiden gar nicht mehr zu.

„Du hast fiese Gene, Krone.“, sagte Sirius grinsend.
 

„Hey, glaubst du diesem Idioten etwa?“, fragte Lily Tracy fassungslos und hielt ihn wieder auf. „Der redet totalen Stuss! Ich hab mich nicht mit ihm, Jason, oder sonst jemanden getroffen. Ich war dir die ganze Zeit treu und bin es jetzt noch. Das ist ne linke Nummer von ihm, um uns gegenseitig aufzuhetzen. Ich dachte du kennst mich gut genug, um das zu wissen?“

„Und was ist mit White?“, fragte er ungläubig. „Der hat mir genau dasselbe erzählt. Er war ziemlich überzeugt davon, dich geküsst zu haben und dich auch noch mit irgendeinem anderen Typen gesehen zu haben.“

„Wie bitte?“

„Du hast schon richtig gehört. Auf jeden Fall muss ich jetzt los. Wir haben noch was zu erledigen und das zwischen uns ist vorbei.“, sagte er und drehte sich wieder um.

„Nein.“, sagte sie und gab nicht nach. „Nein, nein, nein, nein, ich lass nicht zu, dass er mir das kaputt macht. Ich liebe dich Tracy!“

„Ja klar.“

„Tracy!“

„Es reicht jetzt, okay?!“, rief er genervt. „Ich will nichts mehr hören. Es ist vorbei. Schluss, aus, Punkt, Ende. Sie’s ein.“

„Ich seh gar nichts ein, okay?“, schrie sie wütend. „Absolut GAR NICHTS!“

„Na ja.“, sagte er gelassen. „Das ist ja bekannt bei euch beliebten Weibern. – Ich meine…“, er lachte. „…Gina Ryan, ne gute Freundin von den Typen mit denen du gehst, hat schon x-beliebige Typen betrogen.“

„Ich bin nicht eine von denen! Ich bin keine arrogante, aufgemotzte Zicke, die mit jedem dahergelaufenen Idioten rummacht! Ich hab was Besseres verdient!“

Tracy verdrehte die Augen und ging nun endgültig mit seinen Kumpels davon.

„Ihr könnt mich alle mal kreuzweise!“, schrie Lily hysterisch in der Gegend herum und stieg wieder die Treppen nach oben. „Alle zusammen! Ich will keinen Typen mehr in meiner Nähe haben! Ich hab, verdammt noch mal, so etwas nicht verdient! Mir egal, ob der mit mir Schluss macht, oder der mich küsst und die mich hasst! IST MIR ALLES SCHEIßEGAL!“

James schlug sich lachend die Hand gegen die Stirn und schüttelte den Kopf. „Der Wahnsinn.“

Lily stampfte einfach an ihm und Sirius vorbei, rief das Passwort und ging wieder in den Gemeinschaftsraum zurück.
 

„Durchatmen.“, sagte Nika. Lily tat es und saß auf ihrem Bett, während Nika sich vor sie auf ihre Höhe kniete und sie an den Schultern hielt. „Jetzt weißt du, wie es mir ergangen ist, als ich Chris angeschrieen hab.“

„Das war gar nichts dagegen.“, sagte Lily immer noch brodelnd. „Ich hätte mich am liebsten die Treppen runtergestürzt.“

Chris, die im Zimmer auf Nika getroffen war, als sie nach oben ging, hatte sich sofort wieder umgedreht und war zu Alice und Noreen verschwunden.

„Sehen wir’s mal so.“, sagte Nika gelassen. „Jetzt sind wir beide wieder Single und frustriert und können uns gemeinsam in Den Drei Besen besaufen, bis wir kotzen.“

„Bis nach Hogsmead kann ich nicht mehr warten.“, meinte Lily nur mürrisch. An liebsten würde sie sich hier und jetzt besaufen und alles vergessen, was eben passiert war.

„Ich hab sogar noch ’n Butterbier da, wenn dich das etwas beruhigt.“, sagte Nika lässig, stand auf und ging zu ihrem Nachttisch.

„Ich glaub ich geh zu Roxy und frag, ob sie Feuerwhisky bei sich versteckt hat. Verrückt genug ist sie ja.“, murrte sie verkrampft und wollte sofort etwas zerschmeißen.

Nika gab ihr die Flasche Butterbier und schubste sie leicht an der Schulter. „Gute Idee. Ich wollte mich sowieso noch mit ihr treffen.“
 

„Ich hab diese Idioten alle nich verdient. Die geh’n mir alle ssso am Arsch vorbei.“

„Ich hatte schon die verrücktesten Träume.“, sagte Kathy zu Roxanne und Nika, als sie in Den Drei Besen saßen und Lily ununterbrochen anstarrten. „Unter ihnen war auch der, dass unsere wohlerzogene Lily Evans sich mal besäuft. – Ich hätte nie gedacht, dass dieser Albtraum mal wahr wird.“

Lily kippte jetzt schon die sechste Flasche Butterbier, während sie dazwischen zwei kleine Gläser Feuerwhisky von Kathy probiert hatte und die drei sahen sie fassungslos an. Selbst Roxanne hatte es die Sprache verschlagen.

„Mein Leben is echt beschissen.“, nuschelte sie vor sich hin. „Und Chris hasst mich.“

„Lily, glaubst du nicht, es reicht langsam?“, fragte Nika besorgt.

„Weischt du…“, lallte Lily. „… als ich noch so unbedeutend war und diese beschissenen Muggel mich alle in der Klasse gemobbt haben, dacht’ ich, ich krieg nie ’n festen Freund.“

„Lily, du warst elf.“, sagte Kathy. „Ich glaub deine größte Sorge war, überhaupt Freunde zu bekommen.“

Sie deutete auf sie, als hätte Kathy gerade einen wichtigen Punkt getroffen. „Da hascht du Recht. Eigentlich müsschte ich mit mei’m Dasein zufrieden sein, oder?“

„So was von zufrieden.“, stimmte Roxanne beiläufig hinzu und nahm dann ihre Flasche Butterbier, um einen Schluck zu trinken.

„Bin ich aber nicht!“, donnerte sie und schlug mit der Faust auf den Tisch, wobei die anderen drei hochschreckten.

„Lily!“, sagte Nika streng und sah sich um.

„Sollten wir sie nicht lieber ins Schloss zurückbringen?“, meinte Roxanne.

„Du willst sie lieber an den Lehrern vorbeischleppen und riskieren, dass die Slytherins sie verpfeifen, anstatt sie in einer Wirtschaft abreagieren zu lassen?“, fragte Kathy ungläubig.

„Nein, hast Recht.“

„Nika.“, Lily beugte sich über den Tisch und nahm ihre Hand. „Ich bin sssooo froh, dass du meine beste Freundin bischt.“

„Das muss ich im Moment nicht erwidern, oder?“, fragte sie zweifelnd.

„Wo is eigen’lich Potter?“, fragte sie und sah sich um, als würde er jeden Augenblick auftauchen. „Ich muss ihm nochma’ eine runterhauen, weil er mich so verarscht hat.“

„Wieso? Was hat er gemacht?“, fragte Kathy interessiert.

„Er hat mich geküsst und dann haaat er mich und Tracy Filler verarscht und dann hat Tracy gesagt, es is vorbei. Und jetz’ hock ich da.“, erklärte sie und hielt immer noch Nikas Hand.

„James hat dich geküsst?“, fragte Roxanne fassungslos und starrte sie mit offenem Mund an.

„Ich glaube, ich muss mit ihm noch mal ein ernstes Wörtchen reden.“, sagte Kathy und nahm einen Schluck von Roxannes Butterbier.

„Ich hasse ihn.“, zischte Lily. „Ich hasse alle Jungs auf dieser beschissenen Welt.“

„Oh, das ist schlecht.“, meinte Roxanne nur.

„Vor fünf Jahren war ich noch ’n stinknormaler Muggel und jetz’, jetzt passiert so viel Mist, was mit Zauberer zu tun hat und Trolle und Vampire und Werwölfe und Kobolde und was es sonst noch alles gibt. Drachen, Hauselfen, Einhörner. Früher hab ich gedacht, das wär’n alles nur blöde Fantasiegeschichten. Ich hab Hexen gehasst und jetz’ bin ich eine. Könnt ihr euch das vorstell’n?“

„Tja, wie man sich doch täuschen kann.“, sagte Roxanne.

„Hörst du jetzt mal auf damit?“, sagte Kathy.

„Was denn?“

„Deine Mitleidstour. Besser ist es wenn du die Klappe hältst, anstatt sie dauernd so fertig zu machen.“

„’Tschuldigung.“, maulte sie. „Zufälligerweise sitze ich hier gerade in Den Drei Besen und muss mir die Lebensgeschichte einer völlig betrunkenen Mitschülerin anhören.“

„Du hättest ja nicht mitkommen müssen.“

„Ich wollte heute eigentlich mit den anderen mitgehen und ihr wolltet mir Gesellschaft leisten, schon vergessen?“

„Ja, ich weiß, Lily hatte sogar zugestimmt, dass es ihr nichts ausmachen würde, wenn die Jungs dabei sind, aber ich glaube nach dem Streit mit James können wir das vergessen.“

„Wischt ihr, was noch beschissen ist?“, fragte Lily.

„Was?“, fragte Nika gelangweilt und hatte den Kopf auf ihre Hand gestützt, während Lily immer noch ihre andere Hand hielt.

„Die ganze blöde Scheißaktion von Voldemort und dem Krieg, der da draußen irgendwo läuft.“

Roxanne verschluckte sich an ihrem Butterbier und Kathy sah sie fassungslos an.

„Lily!“, rief Nika erschrocken, während Roxanne heftig hustete. „Sag mal spinnst du? Ich weiß, dass du dir nichts aus seinem Namen machst, aber muss du ihn hier in der Öffentlichkeit aussprechen.“

„Ach, is doch egal.“, sagte sie weg schlagend. „Viele Typen heißen so.“

„Keiner heißt so, du Schlaumeier.“, entgegnete Kathy und klopfte Roxanne auf den Rücken. „Er ist, nach Dumbledore, der mächtigste Zauberer der Welt.“

„Jetz’ macht nich’ so ’n Stress, wegen dem Arsch.“

„Ach du meine Fresse.“, sagte Roxanne und hielt sich die Hand gegen die Stirn, während sie noch einen Schluck nachtrank.

„Die überrascht mich immer wieder aufs Neue.“, sagte Kathy in einem beiläufigen Ton.

„Ich liebe euch alle drei.“

„Schon klar, Lil’.“
 

„War nicht gerade dein bester Kuss, oder?“, fragte Sirius feixend.

James ging mir Sirius, Remus und Peter die kleinen Straßen von Hogsmead entlang und heilt Ausschau nach den anderen.

„Er war gar nichts.“, antwortete James locker. „Ich wollte mich nur rächen, das ist alles. Sie hat mir sozusagen meine Beziehung versaut, weil Leila geglaubt hat, ich würde auf sie stehen und ich versau ihr ihre.“

„Und nachdem was da mit Schniefelus war, hat sie’s nicht besser verdient.“, fügte Sirius noch hinzu.

„Ihr seid echt fies.“, meinte Peter.

„Das wissen wir, Wurmschwanz.“, sagte er nur uninteressiert und wandte sich wieder an James. „Und du bist sicher, dass du nicht in sie verknallt bist?“

„Was?!“

„Du verknallt in Evans, kann das sein?“

„Nein. Wie kommst ’n du auf so was?“

„Na ja, du fragst sie ständig, ob sie mit dir ausgehen will, du versaust ihr ihre Beziehung, du küsst sie…“

„Das war doch nicht mal ‘n richtiger Kuss. Ich hab das auch gemacht, damit sie heute nicht mitkommt. Das war flüchtig. So mach ich’s auch bei Kathy, Mann.“

„Oho, also stehst du auch auf Kathy?“

„NEIN, verdammt! Ich steh nicht auf Kathy und ich steh nicht auf Evans, verstanden?“

„Verstanden.“

„Außerdem hab ich mich noch nie verknallt.“, fügte er noch hinzu.

„Nein, gar nicht.“, sagte Remus sarkastisch.

„In wen soll ich bitte schön verknallt gewesen sein?“

„Leila.“, sagte Sirius so nebenbei.

„Ich war nicht in Leila verknallt.“, protestierte er.

„Nein? Wieso warst du dann mit ihr zusammen.“

„Wieso bist du mit Roxy zusammen?“

„Weil ich sie liebe.“, antwortete er locker.

„Ja klar.“

„Hey, glaubst du ich wär mit nem Mädchen zusammen, wenn ich sie nicht lieben würde?“

„Ja.“, kam es von Remus, James und Peter gleichzeitig.

„Na vielen Dank auch.“

„Duuu!“, kam eine Stimme hinter ihnen.

„Wer? Ich?“, Sirius drehte sich verwirrt um und die anderen taten es ihm nach.

„Duuu.“, Lily ging auf James zu, gefolgt von Roxanne, Kathy, Nika und Alice. „Du bist so was von dran.“, zischte sie ihm ins Gesicht und James wich zurück.

„Gott, hat die ne Fahne.“, er wedelte sich mit der Hand frische Luft zu.

„Sag mal hast du getrunken?“, fragte Remus perplex.

„Ich würd’ dir jetz’ sofort eine runterhauen, wenn ich nich’ genau wüsste, dass ich danach umfall’.“, sagte sie wieder zu James.

„Schätzchen, du fällst jetzt schon gleich um.“, sagte er.

„Nenn mich nich’ Schätzchen! Ich bin nich’ dein Schätzchen! Ich bin das Schätzchen von keinem!“, regte sie sich auf und er musste sie an den Schultern festhalten, damit sie nicht nach vorne umkippte.

„Wie konntet ihr so etwas zulassen?“, Remus sah die Mädchen vorwurfsvoll an. „Was wenn die Lehrer sie erwischen?“

„Wobei sollten wir wen erwischen?“

Dann entdeckten sie Professor Stricrude und James drehte Lily um und hielt ihr den Mund zu, wogegen sie sich stark wehrte.

„Was ist denn bei euch los?“, fragte er grinsend und kam auf sie zu.

„Gar nichts.“, antwortete Nika unschuldig, während Lily wie wild um sich schlug, jedoch gegen James Griff nicht ankam.

„James was soll das?“, fragte Stricrude typisch.

„Wenn ich sie loslassen würde, würden Sie’s bereuen.“, sagte er und hielt Lily immer noch den Mund zu, während sie genervt stöhnte und nachgab.

„Ich hab gerade ein paar frühere Kollegen getroffen, sie glauben es wäre heute zu gefährlich um nach Hogsmead zu gehen.“, sagte Stricrude und sah sich kurz um.

„Wieso haben sie’s uns dann nicht verboten?“, fragte Remus und setzte sich mit Alice, Peter und Kathy auf eine Bank.

„Weil sich das Ministerium nicht sicher war und mit Dumbledore geklärt hat, dass alles in Ordnung sei.“, antwortete er. „Aber er lässt die Schüler strengstens überwachen, damit sie nichts Blödes anstellen.“

Nika biss sich auf die Unterlippe und warf Lily einen Blick zu, während Stricrude das mehr auf Sirius und James bezogen meinte.

„Deshalb ist das ganze Lehrerkollegium hier. Ich hab mich schon gewundert, dass die nichts Besseres zu tun haben, als uns zu überwachen.“, sagte James.

Lily hatte die Arme verschränkt und sah mürrisch drein, während er immer noch nicht die Hände wegnahm.

„Dürfen wir zur Heulende Hütte?“, fragte Sirius.

„Du kannst von Glück reden, dass du überhaupt noch hierher darfst, Sirius.“, sagte er.

„Ich frag ja nur.“

„Okay, dann gehen wir eben zum Scherzartikelladen, da wollten wir sowieso noch hin.“, sagte James.

Lily riss seine Hand von sich weg. „Aber ohne mich!“

„Du wirst keine andere Wahl, haben, Lily.“, sagte Roxanne. „Wir gehen nämlich auch mit und wir können dich jetzt kaum hier alleine lassen. – Nicht, dass sie noch was Dummes anstellt.“, flüsterte sie Nika noch zu, die nickend zustimmte.

„Okay, dann Abmarsch.“, sagte Remus und stand auf.

„Seid ein bisschen vorsichtiger, wenn ihr durchs Dorf marschiert, klar? Und bleibt in Gruppen.“, sagte Professor Stricrude noch, warf James und Lily noch einen misstrauischen Blick zu und ging in die entgegengesetzte Richtung weiter.

„Klar.“, stimmte Roxanne zu und nahm Sirius’ Hand, während James die Sache mit Lily aufgab und Nika sie jetzt mitzerrte.

„Ich geh nicht mit zum Scherzladen!“, rief Lily. „Nich’ mit dem! Lass los, Nika!“

„Komm gar nicht in Frage. Und hör auf hier so rumzubrüllen.“

Plötzlich setzte Lily sich auf den Boden. Sie sahen sie alle genervt an.

„Lily.“, sagte Nika seufzend.

„Ich geh kein’ Schritt mehr weiter, bis mein Anwalt hier is.“, sagte sie stur.

„Besser wenn ich alleine mit ihr weitergehe.“, sagte Nika zu Roxanne und Alice.

„Ist nicht nötig.“, sagte James. „Du hast gehört, was Stricrude gesagt hat, wir sollen in Gruppen bleiben.“

„Dann geht eben Alice noch mit. Du hast gehört, dass Lily nicht in deiner Nähe bleiben will und um ehrlich zu sein, ich auch nicht.“, entgegnete sie mürrisch.

„Okay, anders.“, sagte Remus „Wenn ihr beide mitkommt, machen Sirius und ich eine Woche lang eure Hausaufgaben.“

„Wieso ich?“, protestierte Sirius.

„Weil die Verlierer immer zahlen müssen. Es ist besser wenn sie mitkommen. Ich hab im Tagespropheten auch erst wieder gelesen, dass in der Nähe das Dunkle Mal gesichtete worden ist.“, sagte er.

„Also Lily, aufstehen.“, sagte Roxanne und wollte sie hochziehen, doch sie blieb stur.

„Nein.“, sie verschränkte die Arme.

James hielt Lily die Hand hin und sah sie ernst an. „Ich mach deine Hausaufgaben zwei Wochen.“

Sie sah immer noch unsicher zu ihm hoch, als müsste er mehr bieten, was er dann auch tat.

„Und ich hol dir Filler zurück.“, setzte er noch seufzend hinzu.

Sirius und Remus tauschten verwirrte Blicke aus.

Lily zögerte kurz und dachte darüber nach, sobald sie noch denken konnte, doch dann nahm sie seine Hand und ließ sich hochziehen. „Abgemacht.“, stimmte sie zu und wankte beim Aufstehen. „Aber dass wir das klarstellen, keine blöd’n Anmachen.“, fügte sie noch drohend hinzu.

„Hey Chris!“, rief Alice, als sie sie weiter vorne mit Noreen entdeckte. Doch sie warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu und ignorierte sie dann.

„Hey.“, sagte sie beleidigt. „Was ist denn mit der los.“

„Die ist in ihrer Zickphase.“, antwortete Nika hochnäsig.

„Habt ihr beide ’n Date?“ fragte Sirius James und Lily, da er immer noch ihre Hand hielt.

Die beiden sahen ihn kurz verwirrt an und rissen dann erschrocken ihre Hände zurück.

Lily wischte sie sich angewidert ab, wobei er ihr nur einen genervten Blick zuwarf.

„Ich bin nicht giftig.“

„Na, wer weiß?“, murmelte sie nur.

„Gehen wir weiter? Es wird schon spät und ich will noch in den Honigtopf.“, sagte Roxanne und ging mit Sirius voran. „Außerdem wollten wir uns mit den anderen wieder im Scherzartikelladen treffen.“
 

Als sie die Tür zum Scherzartikelladen öffneten, betrat Roxanne ihn zuerst, sah sich um und rutschte dann mit dem nächsten Schritt auf kleinen Perlen nach hinten aus, wobei Sirius sie in letzter Sekunde noch auffangen wollte, jedoch stattdessen mit umflog.

Jemand lachte neben ihnen laut auf und als die beiden nach oben sahen, entdeckten sie Kerima.

„Du blöde Kuh!“, rief Roxanne wütend und Sirius versuchte aufzustehen um ihr dann hoch zu helfen.

„Tut mir Leid, Sirius.“, lachte Kerima immer noch und Kathy stellte sich neben sie. „Die Sache war eigentlich nur für Roxy bestimmt.“

„Was?!“, rief sie empört. „Es hätte auch jemand anderen erwischen können, du dumme, hässliche -“

„Hässlich?!“, unterbrach sie sie. „Was fällt dir ein, du Wurm?! Sieh mal in den Spiegel, dann weißt du wer hässlich ist!“

Lily und Nika warfen sich einen seltsamen Blick zu und Kathy verdrehte die Augen. Ums genau zu sagen, war keine von beiden hässlich.

„Wenn ich auch nur deine hässliche Fratze sehe, wird mir schon kotzübel.“, sagte Roxanne mürrisch.

„Ich glaube ich sollte mehr Scherzartikel kaufen gehen und dann mal feststellen, ob man dich hässlicher machen kann, als du eh schon bist.“, entgegnete Kerima.

„Weißt du was, das ist mir so scheißegal, was du findest. Mein Freund findet mich jedenfalls hübsch, nicht wahr Sirius?“, sie sah ihn schleimerisch an.

„Wenn du das sagst.“, meinte er nur und er und James waren schon längst mit den Regalen beschäftigt. Roxanne warf ihm einen tötenden Blick zu.

„Ach ja?“, sagte Kerima. „John hat gesagt, ich wäre das hübscheste Mädchen, dass er jemals gesehen hat.“, sagte sie angeberisch und nickte zu ihm rüber. „Nicht wahr John?“

„Wenn du das sagst.“, sagte er ebenfalls und klatschte mit Sirius ein, der nur fies grinste.

Sie verdrehte genervt die Augen und ging dann zu Lily und Nika, als Leila dann hinter einem Regal auftauchte.

„Wo sind eigentlich Sean und Michael hin?“, fragte James und warf ihr einen kurzen Blick zu.

„Unterwegs.“, Kathy zuckte mit den Schultern. „Ich glaube sie wollten was trinken gehen.“

„Hey M.K., ich hab’s.“, sagte Leila und warf Kerima irgendetwas zu.

„Danke Leila.“, sie fing es auf und wandte sich an Roxanne, die sie misstrauisch ansah.

„Was ist das?“, fragte sie und behielt sie genau im Auge.

„Ach, nichts Besonderes und auch nicht für dich bestimmt, falls du Schiss hast.“, lächelte sie.

„Wieso sollte ich vor dir Schiss haben?“, murmelte sie und sah sich dann weiter im Laden um.

„Hast ja nicht lange um unsere Beziehung getrauert.“, sagte Leila zu James, der sie nur unsicher ansah.

„Was soll das jetzt heißen?“

„Na ja, kaum mach ich mit dir Schluss, zögerst du keinen Moment um dich mit dieser kleinen Streberin zu verabreden.“, sie nickte zu Lily rüber, die sich mit Nika umsah.

„Ich bin nicht mit ihr verabredet.“, entgegnete er genervt.

„Dann ward ihr verabredet?“

„Nein. Ich war, bin und werde nie mit ihr verabredet sein. Was soll das Leila? Du hast mit mir Schluss gemacht, nicht umgekehrt. Du hast nicht das Recht eifersüchtig zu sein.“

Sie schnaubte ungläubig. „Als ob ich jemals eifersüchtig auf dich sein würde.“

„Was beschwerst du dich dann? Dann kann es dir ja egal sein, ob ich mit ihr verabredet bin, oder nicht.“

„Ist es aber nicht, okay? Ich bin nicht eifersüchtig, aber sie ist es definitiv nicht wert, mit dir zusammen zu sein.“, fauchte sie. „Dieses kleine Schlammb -“

„Leila.“, zischte er warnend und stellte sich dann nah vor sie. „Ich schwöre dir, wenn du sie nicht in Ruhe lässt, oder mich machen lässt was ich will, wird es dir definitiv Leid tun. Ich hab nichts gegen dich, aber wenn es darum geht, dass du Evans ohne Grund ständig beleidigst, kann ich ziemlich sauer werden. Du bist schon fast wie Schniefelus.“

Sie sah ihn empört an. „Du vergleichst mich mit Snape? Was fällt dir eigentlich ein? Es ist ja wohl meine Sache, wen ich ausstehen kann und wen nicht und dieses kleine Miststück gehört definitiv zu denen, die ich nicht ausstehen kann.“

„Und definitiv ist mir das egal.“

„Na also! Dann droh mir hier nicht, sonst werde ich definitiv sauer!“

„Können wir mal mit dem >definitiv< aufhören?“, regte er sich auf.

„Ich hab damit nicht angefangen!“

„Doch hast du!“

„Ach halt die Klappe und geh mir aus dem Weg!“, sie schubste ihn zur Seite und beachtete ihn nicht mehr.

James verdrehte die Augen. „Weiber.“

„Hey Kerima.“, rief ein schwarzer Junge, blieb neben ihr stehen und legte den Arm um ihre schultern. „Mal ehrlich, sieht der Typ nicht besser aus, als John?“, er deutete auf einen Typen weiter hinten im Laden.

„Sebastian.“, sagte Kerima genervt. „Hör auf zu versuchen, mich mit anderen Typen zu verkuppeln. Die Nummer zieht nicht, okay?“

„Oder der, der ist doch auch nicht schlecht.“, er deutete auf jemand anderen.

„Hör auf! Wenn er dir so gut gefällt, dann nimm du ihn doch!“, rief sie wütend.

„Ist überhaupt nicht mein Typ.“, beschwerte er sich.

„Und ich sage es dir ein letztes Mal. Auch wenn dir John nicht gefällt, ich bleibe bei ihm, okay?“, sagte sie streng und ging ihm dann nah vors Gesicht. Sie grinste hinterhältig und flüsterte beinahe. „Ich liebe ihn und wer weiß, vielleicht heirate ich ihn einmal nach der Schule.“

„Hör auf mich zu ärgern.“, zischte Sebastian mit zusammengebissenen Zähnen.

„Was, wenn mir dein Freund nicht passt?“, sagte sie locker.

„Mir doch egal.“

„Siehst du? Dann ist es mir auch egal.“, sie drehte sich um und stand dann vor John. „John.“, sie legte die Arme um ihn und grinste ihn an. „Kannst du meinem nervigen Zwillingsbruder klarmachen, dass es ihm egal sein kann, mit wem ich zusammen bin?“

„Das ist ne Familienahngelegenheit. Colin und ich gehen jetzt jedenfalls zu Den Drei Besen. Du kannst ja später nachkommen, wenn du mit deinen Einkäufen fertig bist.“, er gab ihr einen flüchtigen Kuss und ließ sie dann stehen. „Bis später.“

„Hey! John, warte! Du kannst mich hier nicht einfach so stehen lassen!“, beschwerte sie sich. „Nicht mit dem da.“, sie deutete auf Sebastian.

Er hob nur kurz die Hand zum Gruß und verschwand dann aus dem Laden.

„Und so was nennt sich Freund.“, murmelte sie mürrisch.

„Hey M.K., ich hab noch ein paar Sachen, womit du Roxy das Leben schwer machen kannst.“, sagte Leila.

„Ich glaub, ich spinn, jetzt verschwört ihr euch schon beide gegen mich!“, rief Roxanne wütend.

„Keine Sorge, Roxy, ich bin auf deiner Seite.“, sagte Kathy und legte einen Arm um ihre Schulter. „Was ist M.K.? Ich und Roxy gegen dich und Leila. Mal sehen wer hier mehr drauf hat.“

„Ich bin im Moment nicht scharf auf ein Duell. Regeln wir das, wenn wir zurück im Schloss sind.“, lehnte sie ab.

„Leila glaubt, wir haben ein Date.“, sagte James und setzte sich dann neben Lily auf eine Bank.

„Na und? Lass sie doch weiter denken.“, sagte sie nur kühl und beachtete ihn kaum.

„Wie geht’s deinem Rausch?“, fragte er dann.

„Ich hab kein’ Rausch, okay. Ich bin nur gut drauf.“, fauchte sie.

„Ja klar.“

„Wer ist das überhaupt?“, fragte sie um vom Thema abzulenken und deutete auf den Sechzehnjährigen.

„Sebastian, M.K.s Zwillingsbruder.“, antwortete er nur und sah sich seine Einkäufe an.

„Der sieht nicht schlecht aus.“, sagte sie und grinste.

„Er ist schwul.“

Sie schlug ihm gegen den Arm.

„AU! Das mein ich wörtlich.“, meckerte er und rieb sich den Arm. „Frag M.K. und schlag mich nicht dauernd. – Und überhaupt seit wann stehst du auf Schwarze?“

„Du brauchst es.“, entgegnete sie kalt. „Das geht dich ’n Dreck an, auf wen ich steh.“

„Also so ähnlich wie ein Juxzauberstab?“, fragte Roxanne und hielt die kleine Kugel hoch, die sie Kerima weggenommen hatte.

„Ja.“, antwortete Kerima. „Nur, dass man zweimal klatschen muss.“

„Gute Idee. Ich klatsch dich und du klatscht auf den Boden.“, sagte sie und begutachtete die Kugel.

Kerima drehte sich weg und ging ein paar Schritte vor, doch dann klatschte sie zweimal in die Hände und…

>PENG!<

„AAH!“

Die Kugel in Roxannes Hand explodierte und sie ließ ihr ganzes Zeug fallen, während sie auf den Boden fiel.

„Wer klatscht hier jetzt auf den Boden?“, fragte Kerima und drehte sich wieder zu ihr.

So ziemlich alle im Raum lachten, bis auf Lily und Nika, die mehr erschrocken waren.

Roxanne, deren Herz sich allmählich beruhigte und die sich die Hand hielt sah mit einem tötenden Blick zu ihr auf.

„Du miese Ratte, du hast mir die Hand verbrannt!“, rief sie wütend, während Sirius zu ihr ging und ihr aufhalf.

„Oh, hab ich vergessen dir zu sagen.“, sagte sie gelassen. „Das ist nicht so was Ähnliches wie ein Juxzauberstab, sondern eher, wie soll ich sagen, eine Art Bombe.“

Lily war echt erschrocken darüber, was die anderen alles anstellten. Roxanne hätte sich ernsthaft verletzten können. Was sie ihrer Meinung nach auch hatte, denn es sah so aus als würden sie die Verbrennungen wirklich sehr schmerzen.

Sirius zog sie hoch und sie murmelte nur Sachen von „Zweimal Klatschen, von wegen.“ und „Ich könnte sie anzeigen.“.

Kerima und Leila lachten nur und klatschten miteinander ein.

Kathy holte ein Tuch aus ihrer Tasche und verband damit Roxannes Hand.

„Wenn du das noch einmal machst kracht’s!“

„RUNTER!“

BOOOM!

Das Gebäude gegenüber explodierte und die Scheiben vom Laden zersprangen.

James hatte Lily gepackt und von den Fenstern weg, auf den Boden gezogen, während laute Schreie zu hören waren. Sämtliche Gegenstände zerbrachen klirrend und flogen durch die Luft und eine dicke Staubwolke machte sich auf der ganzen Straße breit. Die Leute draußen rannten davon und einige im Laden nahmen ihre Hände wieder von den Köpfen und sahen vom Boden auf.

Lily nahm ebenfalls wieder die Hände runter, als die Explosion vorbei war und drehte sich auf der Seite um, wobei sie winzige Klassplitter von sich räumte.

„Alles okay?“, fragte James neben ihr und sah ebenfalls nach draußen.

„Ja, geht schon,… nichts passiert.“, murmelte sie geschockt. Trotzdem hatte sie sich verletzt. Die Glassplitter hatten sie an der Haut aufgeritzt und sie blutete im Gesicht.

„Was war das denn?“, fragte Roxanne entsetzt und richtete sich auf, während im Laden Panik ausbrach.

Von draußen war wieder ein große Explosion zu hören und Schreie, die jedoch weiter entfernt gewesen war.

„Alles klar bei euch?“, fragte Sirius und sah in die Runde. Zustimmendes Gemurmel ging rum und James half Lily auf. „Wir sollten hier verschwinden!“

„Gute Idee.“, stimmte Remus zu und Roxanne half Nika einige Holzkisten wegzuräumen, die auf sie drauf geflogen waren.

„Hast du dir was getan?“, fragte sie besorgt.

„Ich weiß nicht.“, sagte Nika und stand auf. „Ich glaub ich hab mir die Hand verstaucht.“

Sie zuckten zurück, als es plötzlich wieder vor ihnen explodierte und noch mehr Sachen zersprangen und Lily war sich sicher, dass jetzt auch der Rest der Glasscheiben aus dem Rahmen geflogen ist.

Sie konnte gar nicht glauben, dass James sie schützend in den Arm genommen hatte, damit ihr nicht noch mehr passierte.

„Na los, raus hier! Bevor hier noch mehr in die Luft geht!“, rief ein Mann und sie eilten aus dem komplett ramponierten Laden. Draußen sahen sie völlig geschockte, aber auch hektisch kreischende Zauberer und Hexen, die sich fast alle umrannten. Sie flohen alle aus ihren Häusern und Läden, von denen einige in die Luft gingen, oder in Brand gesteckt wurden.

„Potter, lass los!“, rief Lily genervt, da er sie am Arm mitzerrte, doch dann stolperte sie und fiel auf den Boden, während die anderen weiterliefen und sich aus den Augen verloren.

„Verdammt, Evans, wieso musstest du dich ausgerechnet heute besaufen?!“, James blieb stehen und wollte ihr aufhelfen, doch dann entdeckte er sie. Fünf Gestalten mit schwarzen Umhängen und die Zauberstäbe auf die Häuser gerichtet. Ihre Kapuzen waren weit über ihre maskierten Gesichter gezogen. – Todesser. James musste flüchtig an den Vampir denken, es war immerhin dunkel, doch dann fiel ihm ein, dass die ihn ja längst nach Askaban gebracht hatte.

James zog Lily hoch und holte seinen Zauberstab heraus, während er sich mit ihr durch die Menge drängte, die immer mehr anschwoll. Von den anderen war keine Spur zu sehen. Das Geschrei wurde lauter, umso mehr Dinge explodierten und Flüche durch die Gegend rasten. Doch dann tauchte Sirius wieder auf.

„James! Diese Idioten haben den Weg zum Schloss blockiert! Die einzige Chance, die wir haben ist die Heulende Hütte! Die anderen sind gerade auf dem Weg dahin!“

„Was ist mit den anderen?“, fragte er und sah sich um. Sirius tat es ihm nach und entdeckte dann wieder die Todesser, die direkt auf sie zukamen.

„Die meisten von unseren Freunden sind in der Nähe! Die anderen Schüler sind bereits weiter hinten bei den Ministeriumsleuten! Sie sind eben eingetroffen! Die bringen das schon hin! Auf jeden Fall sollten wir von hier verschwinden, wir können nichts ausrichten, James!“

James war Lily einen kurzen Blick zu und dann rannten sie los. Doch es erwies sich gleich nach den ersten Sekunden als schwierig durch die hektisch herumlaufenden Menschenmassen zu laufen. Kinder weinten, angsterfüllte Rufe und panische Schreie dröhnten durch die kalte Nachtluft und hörten sich zusammen mit den Flüchen, die die Todesser ausriefen an wie eine fremde Sprache. Über ihnen zersprang klirrend eine Laterne und sie sprangen zur Seite um nicht von den flammenden Glasscherben getroffen zu werden.

Dann erkannte er hinter ihnen die Ministeriumsleute. Einige von ihnen lenkten die Leute in eine Richtung um sie in Sicherheit zu bringen, andere kämpften gegen die Todesser und versuchten ihre Angriffe abzuwehren, damit nich noch mehr verletzt wurden.
 

„Wir müssen irgendwas machen!“, rief Nika, als sie zwei kleine Kinder entdeckte.

„Und was sollen wir deiner Meinung nach machen?“, rief Peter zurück. „Kämpfen?! Gegen Todesser?! Nein danke!“

„Du bist so was von feige, Pettigrew!“, schrie sie ihn an, doch Alice beschwichtigte sie wieder.

„Keine Zeit zu streiten, wir müssen -“

Ein Schrei von Roxanne ließ sie zusammenzucken. Sie bückte sich und hielt sich die Hände schützend über dem Kopf, als eine weitere Laterne über ihrem Kopf in Stücke riss. Als der Übeltäter einen weiteren Fluch in ihre Richtung zielte, drängte Kerima sich durch die Menge und warf ihm eine ihrer explodierenden Kugeln gegen den Kopf, dessen Umhang daraufhin selbst Feuer fing.

„M.K.!“, rief John erschrocken, während der Todesser verzweifelt versuchte das Feuer an seinem Umhang zu löschen.

Nika half der verletzten Roxanne hoch und zog sie zur Seite. Ein anderer jedoch hatte alles mitbekommen und so wurde er auf die Hogwartsschüler mitten im Getümmel aufmerksam und sah sie grimmig an.

„Oh shit.“, fluchte Kerima.

„Ich schätze Scherzartikel reichen da nicht mehr!“, rief Remus. „Zauberstäbe raus!“

Kerima ließ einige ihrer Sachen fallen und zog ihren Zauberstab, genau wie die anderen.

Der Todesser hob seinen Zauberstab und richtete ihn auf die kleine Gruppe, doch bevor irgendjemand einen Zauber aussprechen konnte, schrie James: „Expelliarmus!“ und ihm wurde der Stab aus der Hand gerissen. Sekunden darauf stürzten sich die Auroren auf die Todesser und machten sie unschädlich.

Nika stürzte sofort auf Lily zu und schlang die Arme um sie.

„Lily, ich dachte dir wäre etwas passiert!“

„Verdammt, Schluss damit!“, rief Sirius und nahm Roxanne Huckepack, da sie ihren Fuß schlimm verletzt hatte. „Wir haben keine Zeit, wir müssen zur Heulenden Hütte!“

Sie drängten sich voran, wobei Remus an Chris vorbeilief und sie mitzerrte.

„Remus?!“, sie erschrak.

„Na los, komm schon! Wir wissen einen Weg zum Schloss!“

„Aber nicht die Heulende Hütte, oder? Remus, du weißt, dass ich da nicht hin will!“

Doch er hörte nicht auf sie, sondern packte sie nur an der Hand. „Komm schon!“
 

Sie verließen schließlich das Dorf und das Rieseninferno und der Lärm nahm immer weiter ab. Als ein Lichtblitz an ihnen vorbeischoss, wussten sie allerdings, dass sie entdeckt und verfolgt wurden, also bogen sie in den Wald rein, wo sie besser fliehen konnten.

„Sind sie noch hinter uns?!“, rief Nika und drehte sich um, doch Chris drängte sie weiter.

„Keine Ahnung, ist doch egal, lauf!“

James zuckte zusammen, als er einen grünen Lichtblitz am Himmel bemerkte und sah unterm Laufen auf. Er musste allerdings schnell feststellen, dass es ein Fehler war, als er über eine Baumwurzel stolperte und auf den Boden fiel.

„James, verdammt, wie blöd kann ein Mensch sein?!“, rief Remus hysterisch, doch er richtete sich wieder schnell auf, während er das Dunkle Mal am Himmel entdeckte. Der Grund für den grünen Lichtblitz und das Zeichen dafür, dass es längst ein Opfer, oder mehrere geben hat. Es war ein Totenkopf aus dessen Mund eine Schlange ragte.

Fremde Stimmen von weiter hinten, verrieten ihnen, dass sie die drei Todesser immer noch verfolgten und sie rannten umso schneller Richtung Heulende Hütte. Nach einer Weile, glaubten sie, sie abgehängt oder zumindest einen Großen Vorsprung zu haben.

Dann war sie in Sicht, das schäbige Holzgebäude und sie rannten aus dem Wald, über die Wiese und über den Zaun um zur Hütte zu gelangen.

„Da rein?!“, schrie Lily ängstlich und blieb stehen.

„Da rein.“, bestätigte Remus und zog sie an der Hand weiter. „Und mach jetzt ja keine Zicken. Sie sind immer noch hinter uns.“

James hielt an, drehte sich um und sah gen Himmel, wo man das Dunkle Mal jetzt noch deutlicher sah. Und dann erkannte er ihn. - Stricrude. Er flog über die Baumspitzen hinweg und wollte anscheinend gerade los fliegen um den Auroren Bescheid zu sagen. James erkannte ihn wegen des Lichts, das von den Flammen kam und das seine graubraunen Federn beleuchtete. Ein grüner Lichtblitz schoss knapp an ihm vorbei und James erschrak. Sie hatten ihn erkannt. Wieso sonst sollten sie einen Falken abschießen wollen?

„James!“, rief Sirius von hinten, während die anderen bereits in der Heulenden Hütte waren. „James, jetzt komm schon, bevor sie uns erwischen!“

Er zögerte trotzdem und hatte seinen Blick immer noch auf den Vogel geheftet, der jetzt versuchte in den Wald zu fliegen um in Deckung zu gehen. Doch dann geschah es. Der nächste grüne Lichtblitz traf ihn.

„Nein!“, rief James panisch und Stricrude stürzte vom Himmel in die Bäume hinein.

„James, komm!“, Sirius packte ihn und zerrte ihn mit in die Hütte, ohne, dass James auch nur einmal nach vorne sehen konnte. Er musste ihm helfen. Er musste zu ihm. Nachsehen ob ihm etwas passiert war. Vielleicht hatte er ihn gar nicht richtig getroffen.

Aber er konnte nicht. Sirius hatte ihn bereits durch die kaputte Holztür geschubst, als die Todesser ankamen, und ließ ihn nicht mehr zurück.

James und Sirius rannten durch den Gang, an den Zimmertüren vorbei und die Wendeltreppen hinunter bis zur Falltür, die in den Tunnel führte. Sie öffneten die Falltür und prangen in die Dunkelheit. Sirius schloss sie wieder und James ließ seinen Zauberstab aufleuchten. „Lumos!“

Sirius tat es ihm nach und sie blieben stehen um zu verschnaufen.

„Okay. Wir sind außer Gefahr.“, keuchte Sirius und sein Herzschlag beruhigte sich allmählich. „Die würden es nie wagen, wegen uns die Hütte zu betreten. Die anderen sind schon vorgegangen. Wir sollten zum Schloss zurück.“

„Wie kannst du jetzt nur so ruhig sein?“, fragte James wütend, während Sirius voranging. „Da draußen sind immer noch ein paar unserer Freunde und Stricrude hat es gerade erwischt.“

„Ich hab dir schon einmal gesagt, wir können nichts machen, Krone.“, antwortete er ebenfalls gereizt und richtete den Zauberstab nach vorne, als könnte er die anderen sehen. Doch es war so dunkel und ruhig, dass James das bezweifelte. „Und was Stricrude angeht, weißt du überhaupt nicht, ob er getroffen wurde, oder nicht.“

„Du hast es selbst gesehen, Sirius! Tu nicht so als wäre dir das egal! Du weißt genau, dass -“

„Es ist mir nicht egal, okay?!“, schrie er ihn an und blieb stehen. „Ich bin nicht ruhig! Ich könnte mich genauso aufregen wie du, aber ich tu es nicht, verdammt! Und jetzt lass uns gehen. Wir besprechen das sobald wir in Hogwarts sind.“

James sah ihm kurz hinterher, seufzte genervt und folgte ihm dann.

Als sie am Ende des Tunnels ankamen, sahen sie noch Remus und Chris, die den anderen gerade halfen, die Öffnung vor die Peitschende Weide hochzuklettern.

„Zieh sie mal hoch, Nika!“, rief Chris zu ihr hoch, als Lily gerade versuchte hochzuklettern.

„Das versuch ich doch! Lily jetzt stell dich nicht so an und klettere!“

„Das sagst du so einfach.“, entgegnete sie.

Nachdem alle oben waren und vor der Peitschenden Weide standen, die Peter noch zum stillschweigen gebracht hatte, wagte kaum jemand etwas zu sagen.

James sah sich um. Sie waren gerade einmal zu zehnt. Er selbst, Sirius, Remus und Peter, Lily zusammen mit Nika und Chris und Kerima, Kathy und Roxanne. Alice und Noreen hatten sie aus den Augen verloren und die anderen hatten, so hoffte er, die anderen Geheimtunnel benutzt um zu entkommen oder wurden von den Auroren in Sicherheit gebracht.

„Alles okay, Roxy?“, fragte Sirius besorgt und kniete neben ihr, als sie im Gras saß. Sie blutete am Kopf und hatte gefährliche Schnitte an Armen und Beinen. Am schlimmsten sah jedoch ihr Bein aus, das vom Knöchel fast bis zum Knie blau und angeschwollen war.

„Es geht schon.“, brachte sie quälend hervor.

„Keine Panik, ich hab da ein paar Sachen noch dabei.“, sagte Kerima locker und wühlte in ihrer Tasche herum.

„Vergiss es, du vergiftest mich. Was immer es auch ist.“, lehnte Roxanne ab.

„Hey, hab mal etwas mehr Vertrauen zu deiner Freundin. Ich will dir nur helfen.“, entgegnete sie.

„Du bist nicht meine Freundin und auf die Hilfe kann ich verzichten. Du hast so viele Kugeln dabei, dass du doch gar nicht mehr weißt, was welche ist. Hernach gibst du mir noch deine Minibomben in den Mund.“

„Ich experimentiere eben gerne herum.“

„Mir ist so schwindlig.“, murmelte Lily und hielt sich die Hand an den Kopf.

„Kein Wunder nach dem Rausch.“, sagte James nur, doch dann wankte sie und kippte vor Remus um, sodass er sie auffangen musste. „Na super.“, murmelte er zu sich selbst.

„Wieder eine mehr, die wir zum Schloss tragen müssen.“, sagte Remus und hob Lily hoch. „Na los gehen wir.“

„Hey, du hast da gerade mein Mädchen in den Armen.“, beschwerte sich James.

„Willst du sie tragen? Ich hab nichts dagegen.“

„Nein, nein, mach nur.“, erwiderte er locker und sie machten sich auf dem Weg zum Schloss.

In der Eingangshalle angekommen, trafen sie schon andere Schüler. Anscheinend war es einigen gelungen bereits zu entkommen.

Sie blieben am Brunnen stehen und Sirius setzte Roxanne ab, während Remus Lily ebenfalls auf den Brunnenrand legte.

„Woher kanntet ihr den Tunnel?“, fragte Nika dann, während Kerima John umarmte und mit ihm und Leila zu einigen Slytherins hinüber ging, wo auch Jane und Bellatrix standen.

„Sag kein Wort darüber, ja?“, sagte Sirius, während James sich nervös umsah, als könnte Stricrude jeden Moment auftauchen. Allerdings entdeckte er nur zwei fremde Männer, die sicherlich Auroren waren und Professor Kesselbrand.

„Ich habe gerade miterlebt wie ein Haufen Todesser ganz Hogsmead dem Erdboden gleichgemacht hat und bin durch die Heulende Hütte gelaufen. Das einzige was ich jetzt wissen will, ist, woher ihr den Tunnel kennt.“

„Na woher wohl? Wir sind ja bekannt dafür -“

„HEY!“

PLATSCH!

„Ups, sorry Blake.“, sagte Michael entschuldigend, als Sean ihn geschubst hatte und er Nika in den Brunnen gestoßen hatte.

Sie strich sich aufgebracht die Haare nach hinten und sah ihn wütend an. „Was fällt euch ein, ihr Idioten?“

„Siehst du, das hast du jetzt davon.“, sagte Michael typisch zu Sean, der ihn nur gleichgültig ansah.

„Mike! Sean!“, rief Kathy überglücklich und umarmte beide. „Ich freu mich so, dass es euch gut geht.“

„Ja? Ich freu mich auch.“, sagte Michael und ließ immer noch die Arme um sie. „Wenn dir was passiert wäre, könnten wir ja nicht mehr zusammen ausgehen.“

Sean verdrehte hinter ihm genervt die Augen.

„Oh, ist schon okay. Kümmert euch nicht um mich.“, sagte Nika und rappelte sich patschnass auf. „Ich bin ja nur komplett nass und bekomme vielleicht bei so einer kalten Nacht eine Erkältung, aber sonst nicht der Rede wert.“

Kerima kam wieder zum ihnen herüber und bot Nika die Hand an, um sie herauszuziehen.

„Wehe, du machst mich auch noch nass.“, sagte sie und Nika warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Ich hab da übrigens so Kugeln von Leila gekriegt die gegen Erkältung vorbeugen.“

„Nein danke.“, sagte sie. „Ich brüte sie lieber aus, als dass ich fremdes Zug vom Scherzartikelladen annehme.“

„Jetzt komm schon.“, schmollte Kerima. „Da kauf ich das Zeug und dann will es keiner ausprobieren.“

„Probier es doch selber aus.“

„Hab ich doch schon. Bei mir hat’s gewirkt. Ehrlich.“, sagte sie. „Du kannst mir vertrauen. Hat beim Nervenzusammenbruch auch geholfen, als ich dabei war meine ZAGs zu machen.“

„Im Ernst?“, jetzt wurde Nika neugierig. „Auch bei den UTZen?“

„Nika, ich bin erst in der sechsten, falls dir das entfallen ist.“, entgegnete sie. „Ich mache meine UTZe erst nächstes Jahr.“

„Ach ja, ich vergaß. Und das Zeug hilft echt gegen Nervenzusammenbrüche?“

„Logisch und gegen Erkältungen. Zumindest kleinen mit Schnupfen und so.“

Nika warf Chris eine Grimasse zu, die sie nur mürrisch entgegnete.

„Also?“, fragte Kerima und hielt ihr die Kugel hin.

„Nein, ich nehm nichts gegen ne Erkältung.“, widersprach Nika trotzdem noch.

„Bitte.“

„Nein.“

„Bitte.“

„Nein.“

„Bitte, ich muss die loswerden. Ich hab zu viele davon.“, bettelte sie. „Ist nur ein Kaugummi.“

„Okay. Von mir aus.“, stöhnte sie und nahm sie. „Wenn’s dich glücklicher macht.“

„Schmeckt doch gut?“, sagte sie und kaute eine andere.

„Sind das jetzt Kaugummis, oder Minibomben?“, fragte Peter verwirrt.

„Willst du auch eine? Hilf gegen Nervosität. Das können jetzt alle gebrauchen.“, sagte Kerima locker.

„Wie könnt ihr nur in so einer Situation an Prüfungen und Kaugummis denken?“, fragte Alice bestürzt und kam auf sie zu. Chris umarmte sie sofort erleichtert darüber, dass es ihr gut ging. „Sind euch die anderen im Dorf etwa egal?“

„Nein.“, sagte Nika empört. „Natürlich machen wir uns Sorgen, aber…“

„… aber wir finden es besser, die Sache vorerst lockerer zu sehen, bevor die schlechten Nachrichten kommen. Wir können hier eh nur warten.“, beendete Kerima.

„Genau. Roxy wäre auch unserer Meinung, wenn sie nicht so schwer verletzt wäre, hab ich Recht Roxy?“, fragte Nika sie.

Roxanne lächelte nur leicht zustimmend, während sie mit einem nassen Tuch ihre Wunden ein bisschen sauber machte und ihr Bein kühlte.

„Sollten wir Roxanne nicht langsam in den Krankenflügel bringen?“, fragte Chris besorgt, als sie sie und Sirius beobachtete, wie er Roxanne einen Splitter an der Stirn herausholte.

„Professor Kesselbrand hat gesagt, wir sollen hier warten.“, antwortete Kerima. „Die Hauslehrer und Dumbledore sind noch nicht wieder zurück und was mit Madam Pomfrey ist, weiß ich auch nicht. Ich glaube sie ist ebenfalls kurz nach Hogsmead appariert.“

„Wieso denn das?“, beschwerte sich Sirius. „Das Dorf können doch die Heiler übernehmen, hier sind auch Verletzte.“

„Ja schon klar, ich weiß es doch auch nicht…“

„M.K.?“, sagte Nika.

„Ja?“, sie drehte sich zu ihr.

„Stand auf der Packung irgendetwas von Nebenwirkungen? Ich hab gewaltiges Kopfweh.“

„Was?“, sie sah sie irritiert an und wühlte dann in ihrer Tasche rum.

„Wie kommen wir überhaupt nach Hogwarts?“, fragte sie dann erschrocken und stand auf. „Wir waren doch eben noch im Dorf? Was ist passiert. Wo sind die Todesser?“

„Nika?“, fragte Remus unsicher. „Geht’s dir gut?“

„Was ist passiert?“, fragte sie ihn nochmals.

„Hoppla.“, sagte Kerima nebenbei und sah auf die bunte Schachtel. „Das waren nicht die für Erkältungen, sondern für die kurzfristige Amnesie.“

„Wie bitte?“, fragte Alice verwirrt.

„Sie hat alles vergessen, was in den letzten zehn Minuten passiert ist.“, erklärte sie knapp und ziemlich nebensächlich. „Also nicht so schlimm. Wir können ihr ja alles erzählen.“

„Was?!“, knurrte Nika wütend. „Du hast mir zehn Minuten meines Gedächtnisses ausgelöscht? Und wer sagt mir jetzt wie wir es geschafft haben, da raus zu kommen?“

„Wir sind durch einen Geheimtunnel abgehauen.“, sagte Sirius nur. „Welcher es ist, ist unwichtig, wir sind in Sicherheit.“

„Ich will aber wissen welcher! Wie? Was? Wann? Welcher Geheimtunnel? Es gibt einen Geheimtunnel nach Hogsmead?“, fragte sie aufgebracht und hielt sich ihren schmerzenden Kopf.

„Sag ihnen kein Wort.“, flüsterte Remus Chris ins Ohr. „Lily wird sich auch kaum daran erinnern. Es ist besser, wenn die beiden nichts von der Heulenden Hütte wissen.“

„Hey, was gibt’s da zu flüstern?“, sagte sie wütend.

„Privatgespräche.“, antwortete Chris nur, die ihm damit zugestimmt hatte und Remus es den anderen ebenfalls sagte.

„Ja, ihr Turteltauben wieder. Kannst ihn ja gleich vor unseren Augen abknutschen, dann sag ich deinem angeblichen Freund, du gehst fremd.“

Chris wollte wütend auf Nika losgehen, doch Remus hielt sie zurück. „Das können wir jetzt echt nicht gebrauchen.“

Am liebsten würde James jetzt auch die letzten zehn Minuten vergessen und in Ruhe darauf warten, dass Stricrude mit den anderen Lehrern auftaucht. Stattdessen war er umso nervöser, ob ihm was passiert war. Wie konnten die anderen jetzt nur schon wieder Blödsinn machen, während das alles passiert war?

„Ihr solltet euren Streit endlich mal begraben.“, meinte Alice. „Was wäre, wenn einem von euch etwas passiert wäre? Derjenige, der davongekommen wäre, hätte sich wahnsinnige Vorwürfe gemacht.“

„Glaubst du, ich hätte sie vermisst.“, sagte Nika mit verschränkten Armen und Chris sah sie stocksauer an.

„Nika!“, sagte sie fassungslos.

„Das ist doch echt voll daneben.“, sagte jetzt James und ging wieder zu ihnen. „Man sollte nie zerstritten auseinander gehen.“

„Oh ja, der Profi spricht.“, sagte sie nur. „Aber nur zu eurer Information, die Sache zwischen mir und Chris geht euch nen Scheißdreck an, also haltet euch da raus.“

„Wie kann man nur so eingebildet sein?“, sagte Chris abschätzend.

„Oh bitte, halt die Klappe.“, stöhnte Nika nur und ging ihr aus dem Weg. „Was ist überhaupt mit Lily passiert?“

„Die war so betrunken, dass sie umgekippt ist und jetzt schläft.“, erklärte James, als plötzlich Professor McGonagall auftauchte und alle aufsahen und wirre Stimmen plötzlich losbrachen.

„Seit alle einmal still!“, rief sie und brachte die Schüler damit zum schweigen. „Ihr geht jetzt alle in eure Gemeinschaftsräume! Die stark Verletzten werden bitte in den Krankenflügel gebracht! Aber nur die stark verletzten. Wer Kratzer, oder sonstige kleinere Wunden hat, geht in den Gemeinschaftsraum und wird später versorgt! Also los!“

Sie standen auf und folgten ihr ins Schloss, während Sirius Roxy wieder Huckepack nahm und sich an die anderen wandte. „Ich bring Roxy in den Krankenflügel. Wir sehen uns später.“

„Geht klar.“, stimmte James zu, während Remus Lily jetzt ebenfalls Huckepack nahm und er aufpasste, dass sie nicht runterrutschte.

Kerima ging wieder zu Leila und den anderen um in den Slytheringemeinschaftsraum zu gehen und John ging mit Colin Druck zu den Ravenclaws.
 

Kathy hatte Nika geholfen, Lily in ihren Schlafsaal zu tragen und sie ins Bett zu legen, wo sie in Ruhe ihren Rausch ausschlafen konnte. Danach war Stille und sie saßen schweigend auf ihren Betten und warteten. Es war erst halb neun. Vermutlich wäre sie gerade einmal vor einer Stunde aus Hogsmead zurückgekehrt, wenn der Angriff nicht gewesen wäre. Nika und Chris warfen sich immer abwechselnd unruhige Blick zu, fiel Kathy auf, doch sie sagten kein Wort. Eine Stunde später, kam die erste Eule an ihrem Fenster an, mit einem Brief von Nikas Eltern, die davon erfahren und sich Sorgen gemacht hatten. Um sich die nächste Zeit zu beschäftigen hatte sie sich entschieden gleich zurück zu schreiben, dass es ihr gut ginge und alle heil wären.

Chris hatte sich entschieden zu lesen, obwohl sie sich kaum auf ihr Buch konzentrieren konnte und Kathy ging nach einer Weile zu Danielle, Jeanette, Noreen und Melanie ins Zimmer, da sie über den Angriff reden wollte und ihr die Stille allmählich zu viel wurde. Nachdem Nika weiterhin so stur blieb und sowohl Chris als auch Kathy nicht leiden konnte und Lily schlief, wollte sie am liebsten selbst schlafen. Sie wollte sich nicht noch die Nachrichten von McGonagall anhören, die wahrscheinlich nicht einmal gut waren.

Das "Duell"

Als Lily am Morgen die Augen öffnete und sich langsam aufrichtete, tat ihr alles weh. Ihre Knochen, sämtliche Gliedmaßen, aber das schlimmste war ihr Kopf. Er fühlte sich an als ob er gleich platzte.

Sie sah sich um und entdeckte Nika, Chris und Kathy, die alle drei auf ihren Betten saßen oder auch lagen und ins Leere starrten.

„Was ist los?“, fragte sie und rieb sich die Augen. „Oh Gott wie viel Uhr ist es? Ich fühl mich als hätt ich Monate durchgeschlafen.“

„Halb drei.“, antwortete Chris, ohne sie anzusehen.

Lily sah sie irritiert an. „Hey, was ist los mit euch? Und was war mit mir los? Was war gestern noch?“, sie rieb sich den letzten Schlafsand aus den Augen und versuchte wach zu werden. Was ihr auch gelang, nachdem sie sich an den vorherigen Tag erinnerte. „Oh Gott gestern. Gestern war das… dieses… diese Attacke der Todesser. Mann was ist passiert? Ich weiß so gut wie gar nichts mehr.“

„Für das, dass du nen Kater hast, redest du aber wieder ganz schön viel.“, sagte Kathy.

„Kathy.“, zischte Chris empört.

„Was?“, fragte sie verständnislos.

„Das ist nicht gerade ein toller Zeitpunkt für blöde Kommentare.“

„Wieso? Darf man denn jetzt nicht einmal mehr reden?“, sagte sie wütend. „Lily weiß von nichts und nur weil du ihn so gern gemocht hast, sollen wir jetzt noch mal zehn Schweigeminuten einlegen, oder was?“

„Nein, aber trotzdem kann ich solche Kommentare jetzt nicht gebrauchen.“, zischte sie. „Es ist erst dreizehn Stunden her -“

„Jetzt krieg dich mal wieder ein! So läuft das halt mal ab, wenn Krieg ist! Es gibt einen Haufen Leute, die von ihnen umgebracht werden!“

„Hört auf damit!“, schrie Nika genervt.

„Ja genau.“, mischte sich Lily ein. „Kann mich vielleicht mal jemand aufklären? Ich würde gerne wissen, was genau noch passiert ist, nachdem wir irgendwie aus Hogsmead abhauen konnten. Ich weiß nur noch, dass wir im Scherzartikelladen waren, irgendwas explodiert is, wir gerannt sind und dann war ein ziemliches durcheinander.“

„Du hast dir auch einen perfekten Tag ausgesucht um dich zu besaufen.“, fauchte Chris.

„Hey sag mal spinnst du jetzt!“, rief Nika stocksauer. „Kein Mensch hat gewusst, dass sie auftauchen würden! Wenn man so was planen könnte, würden nicht so viel Menschen sterben! Sie froh, dass wir’s überhaupt geschafft haben, verdammt!“

Kathy stand auf, packte Lily an der Hand und zog sie mit vor die Tür, während Chris wieder los schrie.

„Deswegen hätte sie’s trotzdem nicht tun dürfen. Es hätte locker etwas schief gehen können.“

„Halt die Klappe Chris! Wie dämlich kann ein Mensche eigentlich sein?! Nur weil du hier der Unschuldsengel in Person bis -“

Kathy knallte die Tür hinter sich und Lily zu und sie standen alleine im Flur, während man immer noch Chris und Nika in gedämpftem Ton streiten hörte.

„Was ist los?“, fragte Lily sofort und hatte jetzt wirklich keinen Nerv dafür dazwischen zu gehen.

Kathy seufzte und lehnte sich an die Tür.

„Gestern Abend bist du noch zusammengekippt, deswegen hast du ’n paar Sachen nicht mehr mitgekriegt, aber es ist nicht mehr viel passiert.“, sie zögerte kurz. „Weißt du es ist so, gestern hatte McGonagall nichts mehr sagen wollen und uns nur den Rat gegeben zu schlafen, aber heute Morgen ist sie wieder aufgetaucht mit, na ja… ziemlich schlechten Nachrichten.“

„Was für welche?“, fragte Lily und ihr war unwohl zumute.

„Professor Stricrude ist tot.“, antwortete sie.

Lily sah sie geschockt an. „Was?“

„Die haben gestern fast ganz Hogsmead in Schutt und Asche gelegt. Die haben auf alles gezielt was ihnen in den Weg stand und… na ja ich weiß auch nicht wie oder wo, aber einer der Todesser hat ihn umgebracht. Es sind auch noch acht andere ums Leben gekommen, aber keine Schüler. Wir wollten es dir schon gar nicht sagen, weil wir dachten McGonagall kriegt das besser hin, aber wir können ihr ja kaum erzählen, dass du betrunken warst und fast nichts mitgekriegt hast und überhaupt, fand ich es besser, wenn du’s von uns erfährst. Die anderen hätten auch gedacht wir wecken dich auf, damit du heute Morgen mit in die große Halle kommst. Dumbledore hat uns alles erzählt und so ne Art Trauerfeier veranstaltet, aber wir haben dich nicht wach gekriegt und außerdem hast du ihn so sehr gemocht, dass ich gedacht hab, du wärst sowieso nicht mitgekommen.“

„Oh Gott.“, hauchte Lily und ihr standen Tränen in den Augen. Sie fuhr sich mit Händen übers Gesicht und durch die Haare und schwieg.

„Es tut mir Leid, Lily.“, sagte sie leise. „Ich weiß, dass du ihn gern gemocht hast. Das haben wir alle, aber man kann es eben nicht mehr ändern.“

Lily musste an den ganzen Unterricht bei ihm denken, die ganzen Gespräche mit ihm und die Witze die er mit Schülern öfter in der Freizeit gerissen hatte. Er war so sympathisch und witzig gewesen.

Dass er jetzt nicht mehr am Leben war, nachdem sie gestern erst noch mit ihm geredet und gelacht hatte, konnte sie sich überhaupt nich vorstellen.

Als Kathy bemerkte, dass sie zu weinen anfing, trat sie einen Schritt von der Wand weg und nahm sie in den Arm, um sie zu trösten.
 

„Wenigstens ist er als Animagus gestorben.“, sagte Sirius und saß am offenen Fenster der Eulerei. James stand, die Hände in den Hosentaschen, neben ihm und starrte auf die Ländereien von Hogwarts, wo Eulen über ihren Köpfen ein und aus flogen. „Du hast doch gesagt, das war ihm immer wichtig. Er war total versessen auf den Falken.“

James schwieg und beobachtete eine Eule, die im Wald ein- und ausflog.

„James.“, seufzte Sirius. „Jetzt komm schon, rede wieder mit mir. Du kannst nicht den ganzen Tag die Klappe halten.“

„Er wollte gar kein Auror werden.“, sagte er dann.

„Was?“

„Hat er gesagt. Er wollte im Ausland ne bestimmte Art von Greifvögeln studieren.“, er drehte sich um und setzte sich neben Sirius. „Er hat die Ausbildung nur gemacht, weil sie seine Familie umgebracht haben. Und am Ende war’s doch die falsche Entscheidung.“

Sirius seufzte abermals. „Na ja, als falsche Entscheidung würde ich das nicht sehen. Es hat wenigstens was gebracht. Er hat Todesser nach Askaban gebracht, halb Hogsmead verteidigt und war noch dazu ein verdammt guter Lehrer. Also ich weiß ja nich wie du darüber denkst, aber was glaubst hätte es gebracht, wenn er Vögel im Ausland studiert hätte? Klar, wäre das viel entspannter und sicherer gewesen und vielleicht war das einfach auch sein Hobby, aber ich finde am Ende... war es doch die richtige Entscheidung, wenn man sein Leben für einen guten Zweck verliert.“

„Klar.“, sagte James uns sah zu den Eulen nach oben unter dem Dach. „Aber nicht jeder hat das Glück, nach so einer harten Entscheidung auch noch Erfolg zu haben.“

„Du denkst zu viel drüber nach, Krone.“, meinte Sirius. „Gib’s zu, du machst dir Sorgen, dass es mit dem Aurorenjob in Zukunft nich hinhaut.“

„Was glaubst du denn?“, murmelte er. „Nicht jeder is dafür geboren Auror zu werden.“

„Du schon.“

„Ach, halt die Klappe.“

„Stimmt doch. Hey James du bist der beste Schüler in VgddK. Wer hätte bessere Chancen Auror zu werden, als du?“

Er schwieg eine Weile und stand dann auf. „Vergessen wir das Thema, okay? Zumindest fürs erste. Gehen wir wieder runter.“

„Wie du willst.“
 

Als sie bemerkt hatten, dass Nika und Chris immer noch stritten, entschieden sich Lily und Kathy außerhalb ihres Zimmers zu bleiben und trennten sich. Kathy ging zu Danielle ins Zimmer und Lily stieg die Treppen in den Gemeinschaftsraum hinunter. Sie wollte jetzt einfach nur ihre Ruhe haben und unabhängig sein, von dem Streit ihrer beiden Freundinnen.

Es herrschte eine ziemliche Ruhe im Gemeinschaftsraum und Lily sah sich erst einmal am Fuß der Treppe um. Am liebsten würde sie jetzt mir Tracy reden, doch der war nirgends zu sehen und sie glaubte auch kaum, dass er mit ihr reden wollte. Es war vorbei. Er hatte ihr klipp und klar gesagt, dass er nichts mehr von ihr wollte. Als Lily daran dachte, fiel ihr alles wieder ein.

James Potter. Er war an allem Schuld gewesen. Er hatte ihr diese Beziehung vermasselt, indem er Tracy irgendwelche Storys erzählt hatte und mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit hatte er sich mit Jason verbündet gehabt, der bei dem ganzen Theater natürlich liebend gerne mitgespielt hatte.

Wut kochte in ihr auf und am liebsten wäre sie ihm jetzt gegenübergetreten und hätte ihm eine noch heftigere Ohrfeige verpasst, als die, die er für den Kuss verdient hatte.

Und als ob ihr Wunsch wahr werden würde, ging das Portrait der Fetten Dame auf und James trat herein. Allein? Das kam bei ihm aber nicht oft vor.

Lily sah sich noch einmal um. Es war niemand von James’ Clique zu sehen.

Sie starrte ihn wütend an. Er hatte ihr alles versaut... und er hatte sie geküsst... er hat ihr Tracy weggenommen... und sie geküsst... er war so ein Idiot... Gott, James Potter hatte sie wirklich geküsst! Vor aller Augen! Sie wusste überhaupt nich mehr, wie sie ihm gegenübertreten sollte.

Als er aufsah, trafen sich ihre Blicke. James verlangsamte seine Schritte, ging aber dann doch auf sie zu und Lily wurde noch nervöser, als sie es sowieso schon war.

„Was die Sache mit Filler betrifft...“, fing er an, als er nah vor ihr stand, doch sie schnitt ihm das Wort ab.

„Du bist ein Idiot.“, fauchte sie. Das musste gerade mal raus.

Er seufzte genervt. „Was die Sache mit Filler betrifft...“, fing er erneut an. „... Ich halte mein Versprechen. Ich sag ihm die Wahrheit.“

Lily sah ihn verständnislos an und öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch er kam ihr zuvor.

„Keine faulen Tricks haben wir ausgemacht und daran halte ich mich auch. Egal ob Streit oder Versöhnung, klar?“

„Wie kam’s denn zu der Erleuchtung?“, fragte sie ganz baff.

„Na ja, ich bin jemand, der zu seinem Wort steht.“, sagte er lässig.

„Aber ich war betrunken.“, zweifelte sie immer noch.

„Spielt das eine Rolle? Versprochen ist versprochen.“

Sie schwieg. Beide schwiegen und sahen sich in die Augen. So kannte Lily ihn gar nicht. Er war total ernst, schon fast ein bisschen niedergeschlagen.

„Liegt das an... Stricrude -“, fing sie an.

„Evans.“, sagte er deutlich. „Ich rede nicht mehr darüber, verstanden?“

„Na ja, ich dachte nur, ihr habt euch immer gut verstanden und ich hab euch manchmal sogar am Wochenende zusammen gesehen, also dachte ich -“

„Hab ich’s nicht eben gesagt? Ich rede nicht mehr darüber.“, sagte er streng und er ging an ihr vorbei und stieg die Treppen nach oben, doch er blieb noch mal kurz stehen und wandte sich zu ihr.

„Und noch was. Sorry wegen dem Kuss. Ich weiß, dass du mich hasst. Ich hoffe, das hängt dir nicht ewig nach.“, dann verschwand er ganz.

Wie verdammt noch mal hatte er es gerade geschafft, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen und nicht umgekehrt? Man sah ihm an, dass er niedergeschlagen war und noch nie hatte er so mit ihr gesprochen. Kein alberner Kommentar, kein Streit, keine blöde Anmache. Und sie dachte gerade nur an sich selbst und hatte ihn auch noch beleidigt. Und im Moment hatte sie tatsächlich Mitleid mit ihm.

Doch der Gedanke an Stricrude trieb ihr wieder Tränen in die Augen und sie brauchte jetzt dringend frische Luft. Sie ging noch einmal nach oben, zog sich schnell ihre Schuhe an, bevor Nika und Chris nur ein Wort sagen konnten und verschwand aus dem Schloss.
 

„Wie geht’s den andern?“, fragte Roxanne, als Kathy, Kerima und Leila bei ihr im Krankenflügel saßen. Sie hatte sie begleitet, als sie sagte, dass sie noch einmal zum Verbandabnehmen vorbeikommen sollte.

„Keine Ahnung, ich hatte in den letzten paar Stunden nur zu wenigen Kontakt.“, antwortete Kathy und saß neben ihr auf dem Bett.

„Wie geht’s deinem Fuß?“, fragte Kerima dagegen, die vor ihr stand, während Leila daneben die Arme verschränkte.

„Besser. Ich hoffe mal, ich kann ihn heute ganz abnehmen. Es ist so heiß draußen, ich schwitze mit dem dicken Teil an meinem Fuß.“

„Ich könnte dir natürlich auch was für ne Kühlung anbieten.“, sagte Kerima lässig.

Leila lachte. „Ja natürlich. Nachdem du Blake schon 15 Minuten ihres Gedächtnisses ausgelöscht hast, wird Roxy dich anflehen ihr was zu geben.“

„Zehn.“, verbesserte sie. „Und die waren für James und Sirius sogar nützlich. Die wollten, dass Lily und Nika das ganze vergessen.“

„Wenn interessiert’s? Hör endlich auf uns mit deinen blöden Pillen zu nerven.“, murmelte Roxanne.

„Ach, wo wir schon mal dabei sind...“, sagte Kerima dann. „... Leila und ich haben uns noch einmal eure Drohung durch den Kopf gehen lassen.“

„Drohung?“, Kathy sah sie schräg an.

„Eure Herausforderung im Scherzartikelladen, schon vergessen? >Was ist, M.K.? Roxy und ich gegen dich und Leila.< Macht’s Klick?“

„Oh, das meinst du.“, lachte sie und es viel ihr wieder ein.

„Tja, wir wollten das nachholen sobald wir zurück im Schloss sind.“

„Wie jetzt?“, fragte Roxanne grinsend. „Ihr wollt euch tatsächlich mit uns duellieren? Ihr wisst doch, dass ihr keine Chance habt.“

„Müssen wir uns das gefallen lassen, Miss McKenzie?“, fragte Leila gespielt hochnäsig.

„Das glaube ich nicht, Miss Spall. Und schon gar nicht von einer Gryffindor, die große Sprüche macht, während sie auf einem Krankenbett mit einem entstellten Fuß sitzt.“, entgegnete Kerima und sah dabei Roxanne eindringlich an.

„Noch redest du, McKenzie, aber sobald ich wieder aufrecht gehen kann, bist du fällig.“, sagte sie immer noch zuversichtlich, als Madam Pomfrey ins Zimmer und auf sie zukam.

„So, Mrs Grace, wie geht’s uns denn heute?“, fragte sie fröhlich.

„Mies. Hohes Fieber, Schweißausbrüche und mein Fuß schwillt blau an. Ich glaub, ich bekomm ne Blutvergiftung.“, jammerte sie.

„Hervorragend, dann können wir den Verband ja heute ganz abnehmen. Machen sie mal etwas Platz, Mrs Warner.“, sagte sie und löste den Verband.

Kathy nahm die Füße vom Stuhl ihr gegenüber, damit Madam Pomfrey Roxannes Bein auf den Stuhl legen konnte und Kerima und Leila warfen sich hinter ihrem Rücken ein Grinsen zu.

„Es ist gut verheilt, eine kleine Wunde noch, aber wenn sie täglich die Salbe anwenden und ein großes Pflaster darauf kleben, können sie am Montag wie gewohnt mit dem Unterricht fortfahren.“, grinste sie.

„Verdammt.“, fluchte Roxanne leise.

„Und vermeiden sie es besser zu Rennen, das heißt sie sollten sich wohl pünktlicher zum Unterricht begeben.“, riet sie ihr noch und spielte darauf an, dass Roxanne so gut wie nie pünktlich war.

„Tja Roxy, das heißt dann wohl kein Zocken mehr mit Sirius bist spät in die Nacht.“, sagte Kathy schadenfroh.

„Ach komm, sei ruhig. Wo ist er überhaupt? Er hat mich heute Morgen schon wieder sitzengelassen.“, fragte sie, während Madam Pomfrey ihre Wunde behandelte und ihr anschließend ein Pflaster gab.

„Ich schätz mal...“, sie überlegte. „... unterwegs mit James? Keine Ahnung was die schon wieder treiben, aber vielleicht ist er ja auch nur mit einem Mädchen verabredet.“

„Hör auf mich zu ärgern.“, warnte sie.

„Ich hab ihn vorhin im Korridor mit Blake getroffen. Die zwei waren mächtig am diskutieren. Wie immer eben.“, warf Kerima ein.

„Ah okay, auch gut. Dann brauch ich mir ja keine Sorgen zu machen.“, sagte Roxanne erleichtert.

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“, grinste Kathy hämisch, doch als Roxanne ihr einen warnenden Blick zuwarf, störte sie das nicht. „Ich hör sie täglich in der Nacht von ihm schwärmen. Und Sirius hat letztens auch erst zugegeben, dass er sie heiß findet, wenn ich du wäre, würde ich mir schon Sorgen machen.“

„Das reicht, Kathy!“, sie stand auf und wollte auf sie losgehen, doch Kathy rannte weg, Richtung Tür. Roxanne hinterher.

„Ich sagte nicht rennen!“, rief ihnen Madam Pomfrey wütend hinterher.

„Tschuldigung Madam Pomfrey und danke für die Versorgung! Wir sehen uns!“, rief Roxanne nur noch und die beiden verschwanden aus dem Krankenflügel.

„Tja.“, seufzte Kerima. „Ich schätze wir können uns dann auch auf den Weg zum Mittagessen machen, was denken Sie, Miss Spall?“

„Sehr wohl, Ma'am. Begeben wir uns zu Tisch.“, stimmte sie zu.

Sie verabschiedeten sich höflich von Madam Pomfrey und machten sich auf den Weg in die Große Halle.
 

„Klappe!“

„Ich sag nur wie es ist!“

„Sag mal hörst du schlecht?“, Nika drehte sich gereizt zu Sirius um, als sie durch den Korridor gingen und vor der Tür zur Großen Halle stehen blieben.

„Ich höre besser als manch andere in meinem Alter und das hat einen bestimmten Grund.“, sagte er locker mit den Händen in den Hosentaschen.

„Ach, womöglich auch wieder so ein Grund, den du mir nicht sagen wirst, weil es aus rechtlichen Gründen verboten war und es mir schaden könnte, wenn ich davon erfahre? So wie der Tunnel, den du mir nicht verraten willst.“, meckerte sie.

„Jap.“, antwortete er einfach nur.

„Jetzt hör mal zu, du aufgeblasener Pimpf!“, schrie sie ihm ins Gesicht. „Mir wurden ganze zehn Minuten meines Gedächtnisses ausgelöscht, die ungünstigerweise unsere Flucht aus Hogsmead waren! Und wieso verdammt noch mal, kann mir kein Mensch sagen, wie wir da raus gekommen sind?!“

„Schätzchen, ich hab dir schon gesagt, wie wir entkommen sind. Du weißt alles, bis auf das kleine Detail durch was wir entkommen sind.“

„Durch einen Tunnel.“

„Na also, was beschwerst du dich denn?“

„Durch welchen Tunnel?!“, schrie sie aufgebracht.

„Ein geheimer Tunnel! Und wenn ich es dir sagen würde, wäre er nicht mehr geheim.“, meinte er immer noch ziemlich gelassen, während ein paar Schüler sich nach ihnen umwandten, die gerade auf den Weg zum Mittagessen waren.

Ihnen entging dabei nicht, dass manche schon wieder unnötige Kommentare über sie abgaben und schon wieder Gerüchte verbreiteten.

„Ich hab nichts mit ihm!“, schrie Nika plötzlich ein paar Mädchen aus Hufflepuff an, die gerade etwas getuschelt hatten und an ihnen vorbeigingen. Sirius kümmerte sich nicht groß darum, doch Nika machte es rasend.

„Okay, ich geh zum essen, mir reicht’s. Wir regeln das sobald wir beide allein sind.“, sagte sie noch mürrisch, bereute den Satz allerdings gleich, als die Mädchen dies hörten und kichernd in die Halle gingen. Nika sah ihnen angewidert hinterher, während Sirius grinste.

„Natürlich. Sobald wir beide vollkommen allein sind.“, stimmte er zu und sie ging an ihm vorbei. „Wo willst du hin?“, fragte er anschließend, als sie geradeaus an der Tür vorbei ging.

„Essen!“

„Klar, aber zum Essen geht’s da rein.“ Er deutete auf die Große Halle.

„Glaubst du ich geh da zusammen mit dir rein, damit auch noch der Rest der Schule blöd gafft? Ich hol mir jetzt irgendeinen gut aussehenden Typen und du gehst da gefälligst alleine rein!“

Er verdrehte genervt die Augen und ging in die Große Halle, während Nika, wie sowieso geplant auf Jamie wartete, der dann drei Minuten später bei ihr ankam.

„Mann, sorry wegen der Verspätung, aber Sean macht gerade Zicken, weil das Quidditchspiel verschoben wurde.“, sagte er etwas angenervt und schien erleichtert, endlich von ihm erlöst zu sein.

„Ach echt? Was ist daran so schlimm?“, fragte sie und zog eine Augenbraue hoch.

Jamie zuckte nur locker mit den Schultern. „Seine halbe Welt bricht gerade zusammen, aber er wird’s überleben. Was ist, gehen wir rein?“

Sie stimmte zu.

„Wieso bist du eigentlich nicht gleich rein gegangen?“, fragte er als sie die Halle betraten, wo alle beim Mittagessen waren.

„Erstens, weil ich noch was mit Black zu diskutieren hatte und zweitens, weil ich anschließend keine Lust mehr hatte ohne dich da rein zu gehen, immerhin hatten wir mal was miteinander und lieber höre ich mir Gerüchte über dich und mich an, als über mich und ihn.“, in das letzte Wort setzte sie so viel Verachtung wie möglich.

„Aaah alles klar.“, sie setzten sich zu den anderen an den Tisch, an dem bereits Chris mit Alice und Noreen etwas abseits saß und Remus zusammen mit Peter, Sirius, Oliver und Matthew in der entgegen gesetzten Richtung saß. Anstatt sich aber zu Chris und den anderen zu setzten, ging Nika freiwillig mit Jamie zu den anderen, das hieß in die Runde von Sirius, denn sie hatte immer noch eine Abneigung gegen Chris und mit Alice und Noreen wollte sie dann im Zusammenhang mit ihr auch nichts zu tun haben. Jamie sorge dafür, dass ihr Hass auf Sirius mehr zu ertragen war, als der auf Chris.

„Also...“, fing Sirius schon mal an, als sich Nika ihm gegenüber setzte. „Du kannst es nicht ertragen mit mir zusammen die Halle zu betreten, aber bei mir zu sitzen schon? Und das auch noch ohne deine Freundinnen.“

„Siehst du Lily hier irgendwo?“, fragte sie. „Ich nicht. Also lass mich gefälligst sitzen wo ich will. Chris ist nämlich gar nicht mehr meine Freundin.“

„Ach, mal was ganz Neues.“, entgegnete er. „Das ist mir schon aufgefallen. Wieso eigentlich?“

„Weil es einfach so ist.“, antwortete sie. „Und den Grund werde ich dir nicht sagen, weil er dich nichts angeht und dir, wenn du es erfahren würdest, schaden könnte.“

Sie grinste zufrieden und wandte sich dann dem Essen zu.
 

„Soviel ich gehört hab, sind Nika und Sirius angeblich zusammen.“

Roxanne blieb stehen als sie das von jemanden hörte, an dem sie gerade vorbeigegangen war, drehte sich jedoch nich um und sagte nur ungläubig, fast tonlos zu sich selbst „Was?“ und ging weiter auf die anderen zu.

„Ist euch eigentlich klar...“, fing sie an, als sie neben Sirius auftauchte und sich mit den Armen auf den Tisch lehnte. „... dass schon wieder neue Gerüchte im Umgang sind, was euch beide (sie warf Nika und Sirius einen strengen Blick zu) betrifft?“

„Ja.“, antworteten die beiden gleichzeitig, ohne groß auf sie zu achten.

Nika sah jedoch dann zu ihr auf. „Aber ich wäre dir von Herzen dankbar, wenn du irgendwie diese Gerüchte in Luft auflösen könntest.“

„Mit Vergnügen.“, murmelte Roxanne eher zu sich selbst. Sie setzte sich neben Sirius, legte den Arm um seinen Hals und küsste ihn innig.

„Okay, so hatte ich das jetzt nicht gemeint.“, sagte Nika jedoch und verzog das Gesicht. „Roxy, du verdirbst mir den Appetit.“

Die hörte jedoch nicht auf sie, sondern blieb stur und küsste ihn weiter, was ihn nich zu stören schien. Innerlich hoffte sie nur, dass jeder hier im Raum nun sehen konnte, dass Sirius ihr Freund war.

Nika seufzte nur typisch und aß weiter.

„Wie geht’s eigentlich deinem Fuß?“, fragte Sirius, als sie sich endlich voneinander lösten.

„Besser.“, antwortete sie und stellte den Fuß hoch, indem sie ihn anwinkelte. „Ich hab den Verband abbekommen. Ist aber noch nicht ganz verheilt, ein kleiner Kratzer noch.“

„Na dann passt’s ja.“, sagte er erfreut darüber. „Dann können wir ja am Montag wieder normal, nach dem Unterricht auf dem Gelände herumlatschen.“

„Geht nicht. Keine Zeit.“, warf sie ein.

„Wieso nicht?“

„Kathy und ich haben ne Verabredung mit zwei Slytherins.“, sie grinste.

„Mit wem?“, fragte er verwirrt. „Und wo?“

Ein seltsames, leises Gekreische war zu hören und einige erschraken am Tisch, als eine Fledermaus auf sie zukam.

„Da kommt die Antwort.“, nuschelte sie verächtlich, als sie das Tier entdeckte. Sie schrie kurz auf, als die Fledermaus vor ihr auf dem Tisch landete und warf Kerima am Slytherintisch einen tötenden Blick zu, die darauf nur fies lachte. „Miststück.“ Sie bat Sirius darum, den Zettel vom Bein der Fledermaus zu binden und entfaltete ihn.
 

Montag nach der 6. Stunde haben die Lehrer ein Treffen und zwar alle! Ich schätz mal am Ufer, auf der Wiese, neben der großen Eiche ist genug Platz, wo wir uns gerne „bekriegen“ können und wo uns keiner sieht. Also… wenn du einverstanden bist… schick ihr ne Nachricht zurück! ^^

kiss M.K.
 

„Bekriegen?“, Sirius las sich ebenfalls den Zettel durch. „Sag mal, was habt ihr genau vor?“

„Ein Duell. M.K., Leila, ich und Kathy. M.K. hat mir, wie du genau weißt, in dem letzten Wochen die Hölle heiß gemacht, jetzt wird es langsam Zeit mich zu rächen.“

„Oha, das wird lustig.“, er grinste. Natürlich gefiel ihm das wieder.

„Und was genau hat Kathy damit zu tun?“, fragte Oliver rein aus Interesse, während Nika neugierig zuhörte.

„Tja die hat ihre Klappe zu weit aufgerissen und die Idee erst erfunden.“, erklärte sie. „Ihr Pech. Jetzt hat sie sich da mit reingezogen.“

„Und Leila?“, fragte Sirius.

„Findet das ganze lustig und mischt mit, damit es fair bleibt.“

„Auf was ihr Weiber für Ideen kommt, echt mal.“, sagte Jamie. „Wenn ihr erwischt werdet, bekommt ihr gewaltige Strafarbeiten.“

Sie stöhnte genervt. „Wir werden nicht erwischt, keine Sorge. Ihr könnt uns natürlich auch den Rücken decken.“

„Okay, das wird schwierig für mich parteiisch zu werden.“, sagte nun auch Nika amüsiert. „Ich würd mich nämlich unheimlich freuen, wenn Kathy eins auf den Deckel bekommt, bin aber auch gleichzeitig auf deiner Seite. Bei den beiden anderen ist das das gleiche. Leila ist blöd, M.K. cool. Tja.“, sie seufzte übertrieben. „Ich drück euch einfach beiden die Daumen und hoffe, dass Leila und Kathy im Krankenflügel landen.“

Sirius grinste sie an, worauf Nikas Lächeln verschwand.

„Was?“, fragte sie.

„Nichts.“, er zuckte mit den Schultern. „Deine fiesen Gene beeindrucke mich nur immer wieder aufs Neue.“

„Ach ja?“, sie zog unbeeindruckt die Augenbrauen hoch. „Keine Sorge, du bekommst noch oft genug was davon zu spüren.“

„Ich freu mich schon drauf.“, meinte er nur und aß weiter.

Roxanne hatte den Kopf auf ihre Hand gestützt und stocherte mit der anderen Hand in ihrem Essen rum, während sie die beiden misstrauisch beobachtete.
 

„Gott, langsam geht mir die Sache tierisch auf die Nerven.“, sagte Kathy gereizt, als sie sich mit James im Gemeinschaftsraum traf um ebenfalls zum Essen zu gehen.

„Kathy.“, seufzte er. „Du nervst mich jetzt schon...“, er sah auf die Uhr. „... 7 Minuten damit. Wieso sagst du Roxy nicht einfach, dass du da nicht mehr mitmachen willst?“

„Wann denn?“, rief sie angenervt. „Wir haben ja erst vor...“, sie packte James’ Arm und sah selbst auf die Uhr. „... knapp zwei Stunden beschlossen dieses dämliche >Duell< zu veranstalten.“

„Und wie kam es dazu, dass du auf einmal keinen Bock mehr darauf hast?“, fragte er, während Sean die Treppen nach unten kam und sich zu ihnen gesellte.

„Ganz einfach. Weil Roxy mir kurz bevor sie zum Essen gegangen ist ihre Rachefeldzüge erzählt hat. M.K. und sie haben in den letzten paar Wochen so eine Abneigung gegeneinander entwickelt, dass ich schon befürchte, die wollen sich tatsächlich die Köpfe abschlagen. Ich meine halloho, dass war ein Scherz von mir, Spaß, Gaudi, eine blöde Idee, die ich jetzt, nachdem ich erfahren hab, dass M.K. womöglich nur noch mit einem Arm im Krankenflügel laden wird, schon wieder bereue.“, sie band sich die halblangen, dunklen Haare zusammen. „Sollen die beiden das unter sich austragen, ich mach da nicht mehr mit.“

„Darf ich dein Sekundant sein?“, fragte James gelassen.

„Was?“, fragte sie empört.

„Na ja, ich mein Kerima hat ganz schön was auf den Kasten, sie ist immerhin ein Jahr älter als du und Leila ist auch nicht ohne. Wenn’s wirklich hart auf hart kommt, muss doch jemand deine Angelegenheiten klären und dein Testament verwahren.“

„James.“, sagte sie verächtlich.

„Ja?“

„Du bist echt das Letzte.“

„Danke Schatz, ich lieb dich auch, aber jetzt mal zum Wesentlichen, wem gedenkst du deinen Besen zu vererben? Ich mein, ich bin der beste Sucher, seit...“

Sie schnaubte verächtlich und drehte sich zum Portraitloch, während James immer noch labernd und Sean ihr grinsend folgte.

„Du kannst Roxy nich davon überzeugen, dass du es dir anders überlegt hast.“, sagte James dann auf der Treppe. „Du kennst sie. Was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat, vergisst sie so lange nicht, bis sie es ausgeführt hat und zieht jeden, der sich eingemischt hat in die Sache mit rein.“

„Ja, schon klar, James.“, sagte sie jetzt ruhiger und lächelte überheblich. „Aber vergiss nicht, dass ich auch so meinen Willen und meine Überzeugungskraft habe. Roxy zu verklickern, dass sie die Sache mit M.K. alleine austragen muss, wird ein Kinderspiel.“
 

„Sieh mich nicht so an.“

Roxanne starrte Kathy mit funkelten Augen an und hatte die Arme vor ihrer Brust verschränkt.

„Ich mein das ernst, Roxy. Sieh mich nicht so an.“, warnte Kathy. Sie verabscheute diesen gehässigen Blick von ihr. Er war eiskalt und erdrückend.

„Es war dein Vorschlag.“, zischte sie.

„Es war ein Scherz.“

„Ach auf einmal ist es wieder ein Scherz. Vor zwei Stunden warst du noch ganz anderer Meinung.“ „Vor zwei Stunden wusste ich auch noch nicht, dass du Rache planst und M.K. dir eins überziehen will, weil ihr euch in den letzten Wochen so angegiftet habt.“, entgegnete Kathy. „Das ist überhaupt nicht mehr meine Angelegenheit.“

„Und Leila?“

„Leila weiß davon noch gar nichts. Ich hab ja nix dagegen aus Spaß mal so ein kleines Duell zu veranstalten und Regeln zu brechen. James und Sirius machen das ständig, aber allein die Tatsache, dass du gesagt hast, du würdest ihr alles heimzahlen, was sie dir in den letzten Wochen angetan hat und ihr wenn möglich den Arm abreißen, ist voll daneben.“

„Oh komm schon, Kathy.“, sie lachte und lehnte sich nach hinten an das Tor der Großen Halle. „Glaubst du im Ernst, ich würde ihr den Arm abreißen? Höchstens ein Ohr vielleicht, aber -“

„Roxy!“

„Ist ja gut, ist ja gut. War doch nur Spaß. Ehrlich mal Kathy, ich seh das genau wie du. Ein kleines Duell am Nachmittag, genau wie James und Sirius es immer machen. Ihr will ihr nur eins auswischen, immerhin hat sie auch nie versucht mich umzubringen. Okay...“, sie hob ihre Handfläche hoch. „... sie hat mir die Hand verbrannt, mir in der Dritten die Haare auf zwanzig Zentimeter abgeschnitten und meine Ratte auf dem Gewissen, aber sind das Gründe ihr diverse Körperteile wegzusprengen? Nein. Also schließen wir daraus, dass es harmlos wird und uns nur ein kleiner Regelverstoß auf dem Gelände bevorsteht. Und mit dir und Leila wird die ganze Sache doch erst richtig lustig.“

Während Roxanne jetzt bis über beide Ohren strahlte, sah sie Kathy streng an.

„Schon erstaunlich. Du lügst ohne rot zu werden.“

Ihr Lächeln verschwand und sie stemmte die Hände beleidigt an ihre Hüfte, während sie den Kopf schief legte. „Du hast es versprochen.“

„Hab ich gar nicht.“

„Natürlich, es war deine Idee.“

„Das heißt noch lange nicht, dass ich mich dazu verpflichtet habe mitzumachen.“

„Spaßbremse.“

„Roxy, ich hab in den letzten paar Minuten mit anhören müssen, wie du und M.K. euch gegenseitig fertig macht. Das Beste wäre es wirklich, wenn ihr zwei das unter euch ausmacht, bis euer Streit besiegelt ist und danach können wir das meinetwegen in Frieden wiederholen mit Leila und mir.“

„Bis unser Streit besiegelt ist?“, wiederholte sie ungläubig. „Möglicherweise ist dir entgangen, dass M.K. und ich seit ich eingeschult wurde Feinde waren, sind und bleiben werden.“

„Für diese Verhältnisse versteht ihr euch aber ab und zu ziemlich gut.“, konterte Kathy und nun verschränkte sie die Arme.

„Zwangsverhalten.“, sagte sie nur.

„Ja natürlich.“, sie nickte sarkastisch.

„Ja, so wie du und Nika. Du kannst nich leugnen, dass ihr zwei euch auch ab und zu super versteht, obwohl ihr euch angeblich hasst.“

„Ich hasse sie auch.“, fauchte sie überzeugend. „Und ich verstehe mich nicht ab und zu mit ihr.“

Roxanne zog die Augenbrauen hoch und nickte. „Ja natürlich.“

Kathy gab ihr einen harten Klaps gegen den Kopf. „Na gut, ich mach mit. Aber um eins klarzustellen, sobald du auch nur ansatzweise versuchst irgendjemanden den Kopf abzureißen, beenden wir’s.“

„Versprochen.“, sofort zauberte sich wieder ein Lächeln auf Roxannes Gesicht und sich rieb sich den Kopf, während Kathy wieder zurück zum Gryffindortisch ging.

„Ich kenn, dich Roxy, du hat es faustig hinter den Ohren. Ich weiß wozu du im Stande bist. – Und das war kein Kompliment.“

Slytherin vs. Gryffindor

Am Montag saß Lily alleine an einem Platz im Klassenzimmer und starrte vor sich hin, während andere sich noch unterhielten, bevor ein Lehrer kam, der vorerst Professor Stricrudes Unterricht vertritt. Sie war schon erleichtert darüber, dass sie es sich verkneifen konnte wieder loszuheulen, aber es fiel ihr dennoch schwer überhaupt hier zu sitzen. Es ging einigen so, doch andere konnten auch schon wieder lachen. Chris diskutierte vermutlich auf der anderen Seite des Klassenzimmers mit Noreen darüber. Zumindest sah es so aus. Nika hatte sich kurz zuvor noch von ihr abgewandt und redete, zu ihrer Verwunderung, mit Noreens Zwillingsschwester Melanie, wobei sie den andern zwei ab und zu spottende Blicke zuwarfen und lachten. Langsam ging sie zu weit, ging es Lily durch den Kopf. Es war nicht mehr auszuhalten wie sich Nika benahm. Nicht nur, dass sie Chris verachtete, es war schon beinahe so, als würde sie sich von ihr selbst auch schon abwenden.

Nika hatte kaum mit ihr über Stricrudes Tod gesprochen und gerade eben, war sie auch einfach weggegangen und hatte Lily an ihrem Platz sitzen gelassen um mit Melanie über Chris und Noreen abzulästern. Das musste endlich wieder aufhören.

„Alles okay bei dir?“

Lily erschrak und sah auf. Denjenigen, den sie als letztes erwartet hatte, war Tracy,

„Ja…, es geht schon.“, antwortete sie und er setzte sich neben sie.

„Ich wollte mit dir reden. Wegen der Sache von… weißt schon.“, er sah ihr in die Augen. „Ähm… ich hab mit Potter geredet. Zumindest ist er gestern zu mir gekommen und hat mir die Wahrheit gesagt, komischerweise.“

„Ach hat er das?“, fragte sie eher lahm, freute sich jedoch innerlich, dass er sein Versprechen gehalten hat. Sie warf James nach hinten einen Blick zu, den er nur kurz unsicher erwiderte.

„Ja hat er.“, bestätigte er, klang aber noch irgendwie unsicher. „Und deswegen tut’s mir auch vorerst Leid, weil ich dir nicht geglaubt hab. Aber eben, weil er dich vorher geküsst hat, dacht ich es war die Wahrheit.“

„Ist schon verziehen.“, sagte sie schnell und lächelte leicht. Strike, sie hatte ihn zurück!

Er seufzte erleichtert auf. „Gut danke. Vorerst mal geklärt. Jedenfalls…“, er zögerte.

„Was?“, hakte sie nach.

„Ich kann trotzdem nicht wieder mit dir zusammen sein.“

„Was?“, wiederholte sie nun ungläubig.

„Ich hab ne Freundin.“, sagte er schnell. „Und ich mag sie. Weißt du, da war schon länger mal was, bloß nicht wirklich offen. Bevor da was draus werden konnte, kamst du -“

„Bevor da was draus werden konnte?“, wiederholte sie fassungslos. „Soll das etwa heißen, dass ich gar nicht deine beabsichtigte Liebe gewesen wäre und du immer wieder eine andre im Hinterkopf hattest?“

„Ja- nein! So war das nicht, Lily! Ich hab dich wirklich gemocht.“

Sie funkelte ihn zornig an.

„Das ist mein Ernst, Lily. Ich hab nie an ne andere gedacht, als ich mit dir zusammen war, aber sie war immer schon meine beste Freundin und eben jetzt, nachdem wir Schluss gemacht haben -“

„Nachdem du Schluss gemacht hast!“, fiel sie ihm ins Wort.

„Lily…“

„Ist schon okay.“, sagte sie kühl und stand auf. „Du hast ne andre, du willst mich nicht mehr zurück, was gibt’s da nicht zu verstehen? Immerhin haben wir die Sache jetzt geklärt und du hast dich entschuldigt. Also Tracy, war nett mit dir zu quatschen.“

Er biss sich auf die Unterlippe, während sie an ihm vorbeiging und zu Nika ging.

„Hey Lily, ich…“, fing Nika an, doch Lily unterbrach sie, indem sie ihre Hand grob packte und sie von Melanie wegzerrte, um mit ihr unter vier Augen zu reden. Selbst da lies sie sie nicht zu Wort kommen und Nika sah sie irritiert an.

„Gleich heute nach dem Unterricht gehst du zusammen mit mir zu Chris und ihr beiden sprecht euch aus…“

Nika wollte protestieren doch Lily zischte streng.

„Nein, ich will gar nichts hören. Es reicht! Ich hab die Schnauze voll! Ihr seit immer noch beide meine Freundinnen und ihr schlaft im selben Zimmer mit mir! Du hasst Kathy auch und trotzdem lachst und redest du mit ihr. Du verstehst dich mittlerweile besser mit ihr und Black, als mit Chris! Und das lass ich nicht zu. Du hast mir klipp und klar gesagt, du hasst Reinblüter und du willst nie im Leben etwas mit ihnen zu tun haben! Du bist nicht mehr mit Jamie zusammen und deshalb kannst du ruhig wieder zu deinen wahren Freunden zurückkommen!“

„Ich bin bei meinem wahren Freunden.“, sagte sie ernst. „Lily, du bist immer noch meine beste Freundin und ich versteh mich auch immer noch nicht mit Kathy und Black. Ich frag mich eigentlich was du willst. Nur weil ich mich nicht mehr mit Chris verstehe, denkst du ich wechsle auf die andere Seite.“

„Du bist bereits auf der anderen Seite! Deine beste Freundin ist mittlerweile Roxy! Aber weißt du was, ich hab sie erst gestern über dich reden gehört und das waren nicht gerade freundschaftliche Sachen. Sie hat mit Melanie über die Sache mit dir und Black geredet und dass sie, wenn du es auch nur wagen solltest, ihre Beziehung zu versauen, sie dich fertig machen würde ohne Rücksicht auf Verluste. Das meinte ich mit ‚wahren’ Freunden! Das war das Gleiche wie zwischen Kathy und Gina, soviel ich gehört habe. Die beiden waren auch beste Freunde, bis Gina sie hintergangen hat, weil sie Kathy ihren Schwarm ausgespannt hatte.“

„Und du glaubst Chris und Noreen würden so etwas nicht machen, oder wie?“, fragte sie bissig.

„Nein würden sie auch nicht.“, sagte sie klar und deutlich. „Weil Chris und Noreen nicht mit jedem dahergelaufenen Typen was anfangen und du auch nicht. Also würdet ihr kaum auf denselben Typen stehen beziehungsweise ihn euch gegenseitig ausspannen.“

„Weil Chris und Noreen nur auf Loser stehen.“

„Nika! Es reicht, okay?!“, schrie sie sie an und wurde wieder leise, als andere es hörten. „Ich bin es Leid, verstanden? Tu mir nur einmal wieder einen gefallen und komm nach dem Unterricht zu mir.“

„Kein Problem.“

„Gut.“

„Solange Chris wegbleibt.“

„Halt die Klappe.“, sagte sie verächtlich und drehte sich um, um zu Chris zu gehen.

Kurz darauf betrat Professor McGonagall das Klassenzimmer, klatschte in die Hände und bat um Ruhe.

„Setzt euch!“, sagte sie und sah sich um, bis alle auf ihren Plätzen waren. „Da leider noch kein neuer Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste gefunden wurde und das höchstwahrscheinlich in diesem Jahr auch nicht mehr der Fall sein wird, werden die Stunden für andere Fächer zugeteilt. Das bedeutet ihr werdet anstelle von VgddK Verwandlung, Zauberkunst oder anderes haben. Die ZAGs du UTZe sind vorbei, deshalb sind die Stunden kein großer Verlust…“

Die Tür ging auf und herein traten Roxanne und Kathy.

Als Roxanne Professor McGonagall entdeckte neigte sie den Kopf zu Kathy. „Hab ich mich auf dem Stundenplan verguckt, oder haben wir jetzt wirklich Verwandlung?“

„Nein ich glaube wir hätten jetzt VgddK.“, meinte Kathy unsicher und kratzte sich am Kopf.

„Guten Morgen, meine Damen.“, begrüßte McGonagall sie höflich und mit einem leichten Unterton. „Morgen!“, grüßten sie übertrieben fröhlich zurück und schlossen die Tür.

„Dürfte ich den Grund für ihre Verspätung erfahren?“

„Ich darf nicht schnell laufen.“, sagte Roxanne sofort.

„Rennen.“, murmelte Kathy ihr zu.

„Rennen.“, verbesserte sie. „Sie wissen ja, mein Fuß. – Außerdem dachte ich, die Stunde fällt aus.“, murmelte sie Kathy zurück.

„Und das ist der Grund, warum sie nicht pünktlich erscheinen können? Wie wäre es mit früher aufstehen gewesen oder früher das Frühstück zu beenden?“, fragte McGonagall streng.

Roxanne setzte sich neben Sirius und Kathy neben Sean.

„Ich musste noch einmal zu Madam -“

„Madam Pomfrey war heute den ganzen Morgen bei mir im Büro, Miss Grace.“

„Mist.“, fluchte sie leise.

„Na gut, vergessen wir das Ganze und fahren wir mit dem Unterricht fort. Sie haben ja dennoch ihre Verwandlungssachen bei sich…“

Nika warf Roxanne einen Blick zu. Sie beachtete sie nicht, sondern tuschelte mit Sirius, wobei sie ein verführerisches Lächeln auflegte. Es war absoluter Mist. Wieso sollte Roxanne so etwas gesagt haben und auch wenn sie es gesagt hatte… jeder wäre sauer, wenn einem der Freund ausgespannt wurde und da sie das nicht vorhatte, hatte sie nichts zu befürchten. Roxanne war dennoch ihre Freundin… hoffte sie zumindest.

„Und dabei hab ich mich so gefreut, mir Tipps von einem Lehrer zu holen, der Ahnung von Flüchen hat.“, sagte Roxanne zu Sirius.

„Tja, dann müssen dir wohl deine Kenntnisse heute ausreichen.“, entgegnete er.

„Ich hab genug Kenntnisse um M.K. eins auszuwischen.“

„Bezweifelt keiner.“

„Ach übrigens, weißt du einen Fluch, der jemanden den Arm abhackt?“, fragte sie und bekam gleich darauf ein Papierknäuel gegen den Kopf gedonnert.

„Au.“, sie rieb sich den Kopf und drehte sich zu Kathy um, die ihr nur einen drohenden Blick zuwarf.

„Was?“

„Das hab ich genau gehört.“
 

Lily saß alleine am Ufer des Sees unter einem Baum und wartete. Ihre Tasche hatte sie neben sich liegen und sie machte ihre Hausaufgaben. Sie war jedoch eher schwer am überlegen, wie sie nun den Streit beenden konnte. Als sie Schritte hörte und eine zweite Tasche vor sie auf den Boden viel, sah sie kaum auf.

„Gut, wo ist sie?“, fragte Chris kühl, blieb stehen und verschränkte die Arme.

„Noch nicht hier.“, antwortete Lily kurz angebunden und schrieb zu Ende.

Chris seufzte genervt. „Ich hab’s eilig, wenn ihr zwei noch mit mir reden wollt, dann beeilt euch gefälligst.“

„Du bleibst hier, Chris. Bis die Sache zwischen euch geklärt ist.“

„Oha, ich glaub’s ja nicht. Madam ist sogar erschienen.“, hörte sie dann Nika und als Lily aufsah und Chris sich umdrehte, konnten sie es nicht fassen. Nika hatte tatsächlich Sirius im Schlepptau.

Jetzt drehte sie völlig durch. „Nur um Missverständnisse zu vermeiden.“, sagte sie sofort. „Er hat behauptet, er müsse eh in dieselbe Richtung und würde gleich wieder verschwinden, ich hab ihn nicht darum gebeten mich zu begleiten.“

„Blake, sei nicht immer so pessimistisch.“, sagte Sirius und legte den Arm um ihre Schultern. „Siehst du den kleinen grünen Fleck da drüben.“, er zeigte mit den Finger, auf einen Durchgang zwischen den Bäumen.

„Black, so ziemlich alles hier um dich herum ist grün, aber es kann ja auch sein, dass du leicht Farbenblind bist. Genauere Angaben bitte.“, sagte Nika arrogant.

„Jetzt stell dich nicht blöd. Du weißt genau was ich mein. Da drüben der Durchgang. Dahinter ist ein Stück Wiese...“

„Nein? Ist nicht dein Ernst?“, sie sah geschockt drein.

„Ein Stück Wiese, wo sich Roxy und die anderen duellieren wollen. Ich bin sofort wieder weg...“

„Du bist ja immer noch da.“

Sirius nahm den Arm von ihr und sah sie an. „Willst du mich jetzt ärgern?“

„Nein, um ehrlich zu sein, will ich, dass du verschwindest. Es sei denn du hörst dir liebend gerne an, wie Chris sich wieder wichtig macht und behauptet sie habe in allem Recht.“

Chris warf darauf Lily einen zornigen Blick zu, der soviel bedeutete wie: mit so jemanden muss ich mich aussprechen?

„Och, wenn du mich so nett darum bittest.“, er legte seine Tasche ab und setzte sich neben Lily auf den Boden. Die jedenfalls ein ziemlich schlechtes Gefühl bei der Sache hatte.

Nika zog die Augenbrauen hoch und starrte ihn ungläubig an. „Ist das dein Ernst?“

„Wieso nicht?“, entgegnete er gelassen. „Ich weiß was euer Problem ist. Evans möchte, dass ihr euch aussprecht und euch wieder vertragt und glaubt mir, mit mir funktioniert das Ganze doppelt so gut.“

Nika lachte theatralisch. „Der war gut, Black, wirklich. Seit wann bist du so lustig, ist mir vorher noch nie aufgefallen.“

„Das...“, richtete sich Chris ernst an Sirius. „... ist eine Sache zwischen uns drei und geht dich nicht im geringsten etwas an, verstanden? Also könntest du freundlicherweise verschwinden?“

Sirius sah sie an. „Irgendwie hört sich das bei Blake sympathischer an.“

„Verzieh dich du Hornochse!“, rief Nika wütend.

„Siehst du?“, er grinste.

„Okay.“, mischte sich nun Lily ein. „Dann bleib eben hier und versuch die beiden wieder zu versöhnen, bin ja gespannt, wie du das hinbekommen willst.“

„Lily!“, empörte sich Chris.

„Heey Schätzchen, ich bring James und Remus auch immer wieder dazu sich zu vertragen, glaub mir so schwer ist das nicht.“

Nika nahm jetzt ebenfalls ihre Schultasche von der Schulter und warf sie grob auf Sirius, um sich neben ihn und gegenüber Lily zu setzten. Chris zögerte kurz und setzte sich dann zwischen Lily und Nika.

„Leg los, Schätzchen.“, sagte Nika schleimerisch.

„Okay, was ist euer Problem?“, fragte er.

„Du!“, antworteten Nika und Chris gleichzeitig.

„Na seht ihr, schon seid ihr euch in einem einig.“, er klatschte in die Hände.

„Wo ist eigentlich, Potter?“, fragte Lily verwirrt und sah sich um.

„Wieso vermisst du ihn?“, fragte Sirius.

„Nein!“

„Ist ja gut.“, er wandte sich an Chris. „Erzähl mal, was stört dich an Blake?“

„Was stört dich denn an ihr?“, richtete sie die Frage an ihn zurück.

„Gar nichts.“, antwortete er locker.

Nika war ihm einen ungläubigen Blick zu.

„Ist so. Ich find dich cool, so wie du bist.“

„Sie ist ne arrogante Zicke!“, warf Chris ein.

„Aha und was noch?“

„Nichts anderes. Sie glaubt sie wär die Obercoole und müsse sich nicht mehr mit uns abgeben.“

„Nur zu deiner Info, du Besserwisserin, ich bin immer noch mit meinen Freundinnen zusammen, du bist die einzige, die es nicht abkann, wenn man noch andere Leute kennen lernt!“, motzte sie Nika an.

„Ich hab nichts dagegen, wenn du andere kennen lernst!“

„Doch hast du! Du kannst es nicht ab, wenn ich mich mit Roxy versteh oder mit Jamie zusammen bin! Und du lässt mich deswegen hängen! Du verdirbst einem jeden Spaß, nur weil du selbst keinen Humor hast und lieber die Zeit in der Bibliothek mit uns verbringen würdest!“

„Ist gar nicht wahr. Ich bin nicht nur am Lernen! Du stempelst mich ja als Streberin ab und willst nichts mehr mit mir zu tun haben, weil ich dir einfach zu langweilig bin! Du lässt aus irgendwelchen Gründen deine Freunde fallen und gibst dich mit anderen ab, weil wir nicht mehr gut genug für dich sind!“

Lily beugte sich zu Sirius und er spitze die Ohren. „Bist du dir sicher, du kriegst das hin?“

„Kein Panik, Lil’, das erledigt sich so gut wie von selbst. Du musst einfach nur zuhören und dafür sorgen, dass sie hier bleiben.“

„Kommt das bei euch oft vor?“, fragte sie verwundert.

„Glaub mir, fast täglich. Vor allem zwischen James und Remus. Zwar nicht so schlimm, aber es kommt vor.“

„Aber Remus ist nicht so wie Chris.“

„Ja aber wenn James wieder neue Pläne schmiedet und Remus die Gefahren und Regelverstöße aufzählt, um es ihm zu verbieten kann schon mal was im Zimmer kaputt gehen.“

„Hört ihr überhaupt zu?“, schrie Chris die beiden wütend an. „Behauptet hier einen auf Streitschlichter machen zu können und tuschelt rum, wie zwei frisch verliebte! Also echt, ich kann auch wieder gehen. Denn so wie es aussieht will keiner seine Fehler zugeben.“

„Schrei nicht so rum, das ist peinlich.“, leierte Nika.

„Oh entschuldige, ich wollte ja nicht deine Stellung in Verruf bringen.“

„Mädels.“, beschwichtigte sie Sirius. „Kommt mal wieder runter ja. Also soviel ich verstanden hab, ist Taylor sauer auf dich, weil du zurzeit zu viel mit uns abhängst und sie vernachlässigst und Blake ist deswegen angekotzt, weil du ihr das alles verbietest und ihr angeblich den Spaß verdirbst... Leute, ganz klare Sache, keiner von uns hat was gegen euch, Taylor braucht sich also keine Sorgen machen, dass sie bei uns nicht auch willkommen wäre und -“

„Ja natürlich, damit ihr meine Hausaufgaben abschreiben könnt, wie immer eben.“, warf sie mürrisch ein. „Das Thema hatten wir schon, deswegen hab ich mit Remus gestritten.“

„Aber du hast dich wieder mit ihm vertragen.“

„Ja, na und?“

„Hey doch nicht nur wegen den Hausaufgaben. Dafür gibt’s jetzt seit Neuesten auch Remus. Du bist doch ganz sympathisch, wenn du nicht gerade so eine Schnute ziehst wie jetzt. Vielleicht änderst du einfach mal ein bisschen deine Einstellung und siehst mal nicht nur immer die negativen Seiten an uns. Ich mein immerhin ist Remus dein bester Freund, oder?“

Chris zog die Augenbrauen hoch und schwieg. Lily konnte schlecht schätzen, ob sie ihn einfach ignorierte oder tatsächlich darüber nachdachte.

„Und was Blake angeht...“, er legte seine Hand auf ihre, doch sie schlug seine wieder weg.

„Fass mich nicht an.“, fauchte sie.

„Akzeptier sie so wie sie ist, weil sie so einfach Klasse hat.“, lachte er.

Chris sah ihn eindringlich an und auch Lily stupste ihn mit den Ellenbogen an.

„Okay, ist gut. Blake.“, er drehte sich zu ihr.

„Black.“, entgegnete sie nur gelangweilt.

„Ab sofort bist du nur noch jeden zweiten Tag bei uns.“

„Hast du ne Macke?“

„Gut dann eben jeden dritten.“

„Das meinte ich nicht!“

„Jedes Wochenende?“

„Ich lass mir doch nicht vorschreiben, wann ich bei wem bin! Jamie ist mein Ex und n guter Kumpel und Roxy ist eine gute Freundin, außerdem hab ich mittlerweile meinen Spaß daran Kathy nicht nur im Zimmer fertig zu machen. Nur weil sie so an mir hängt, muss ich ständig Zeit mit ihr verbringen?“

„Siehst du? Siehst du?“, sagte Chris völlig außer sich. „Und mit so einer soll ich mich wieder vertragen? Sie will gar nicht mehr mit mir befreundet sein! Sie hat mich längst abgestempelt, also gib dir nicht die Mühe, Black, es bringt eh nichts.“

„Gott, ihr redet totalen Stuss!“, Lily verlor nun endgültig die Beherrschung. „Scheiß drauf, wer mit wem zusammen ist und mit wem mehr Zeit verbringt! Ihr sollt euch einfach nur wieder vertragen oder euch zumindest akzeptieren! Scheiß doch drauf, Chris, ob Nika dich abgestempelt hat, wenn wir drei mal wieder was zusammen unternehmen könnten, würde sie schon wieder merken, was sie an dir hat! Und Scheiß drauf, ob Nika plötzlich ab und zu lieber mit den anderen abhängt! Solange ihr euch nämlich angiftet und streitet, verbringt sie erst Recht mehr Zeit mit den anderen! Ihr vergesst nur andauernd, dass ich auch noch da bin! Du hast nie ein Problem damit gehabt, wenn ich bei anderen war, Chris! Und du Nika, hattest oft genug Spaß mit uns, sowohl mit mir, als auch mit Chris, du weißt dass sie nicht immer nur ihren Kopf in Bücher steckt und auch mal Spaß macht! Ihr beide merkt doch gar nicht mehr wie kindisch ihr euch eigentlich benehmt!“

Stille. Alle drei starrten sie fassungslos an und selbst Sirius war beeindruckt.

„Wow, Evans, ich wusste ja, dass du abgehen kannst, aber dass du es gleich so ausdrückst.“

Lily strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ist doch wahr. Ich hab die Schnauze voll. Und wenn ihr beiden, dass immer noch nicht akzeptiert, rede ich mit euch beiden kein einziges Wort mehr und such mir meine eigenen Freunde. Dann könnt ihr mal sehen, was ihr davon habt.“, sie stand auf, packte ihre Sachen und ging zum Schloss zurück.

Sie starrten ihr hinterher und Nika sah Sirius perplex an.

„Tja.“, sagte er nur und grinste. „Da das jetzt geklärt ist, können wir uns ja jetzt dem anderen Zickenkrieg zuwenden.“
 

„Wie wäre es...“, sagte Kathy und ging auf der Wiese hin und her, als würde sie die Lage checken. „... wenn Roxy und M.K. einfach bis zehn zählen, sich dann umdrehen und wer als erster am Boden liegt hat verloren? Wie im Wilden Westen und Leila und ich können uns entspannt hierhin setzten und euch zusehen.“

„Wunderbare Idee, Kathy. Bin stolz auf dich.“, stimmte Leila zu und ging zu ihr. „Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Wie kommst du nur immer auf solche Gedanken?“

„Pass auf, dass du auf deiner Schleimspur nicht ausrutscht, Leila, das ist ja eklig.“, warf Kerima verächtlich ein.

„Leute, das heißt nicht umsonst >Duell<!“, versuchte Kathy es erneut. „Es treten normalerweise nur zwei gegeneinander an und da wir mit euer Streit nicht das Geringste zu tun haben, könnt ihr dem Namen doch treu bleiben. - Oder sollen wir ein Quartell veranstalten?“, setzte sie eher ungläubig hinzu.

„Hab nichts dagegen, Schätzchen.“, grinste Roxy sie hinterhältig an.

„Wenn du weiterhin in diesem Ton mit mir redest, kannst du was erleben, junge Dame.“, drohte sie.

Mittlerweile waren schon ein paar andere Freunde von ihnen auf der Lichtung, die gut versteckt zwischen den Bäumen lag und gesellten sich zu den Vier. Unter ihnen auch Kerimas Freund John Stamos, Sean, Michael, Jeanette und Danielle. Keiner von den Lehrern würde sie hier entdecken, solange sie bei der Versammlung waren.

James wollte unbedingt wieder den Schiedsrichter machen. Remus hatte an seinen Fähigkeiten dazu jedoch eher Zweifel. Nach ein paar Minuten blödem Rumstehen, kamen auch Sirius und Nika bei ihnen an.

„Wo warst du so lange?“, fragte James ihn sofort.

„Wir mussten noch ein wenig Streit schlichten.“, antwortete Sirius und deutete auf Nika. „Taylor spricht sich wahrscheinlich gerade mit Evans aus und Blake wollte die Show nicht verpassen.“

„Darf ich auch nicht, wenn ich sehen will, wie Kathy eins auf den Deckel bekommt!“, sagte sie.

„Dazu wird es nicht kommen, Nika. Ich mach nämlich bei der ganzen Aktion nicht mit.“, sagte Kathy fest entschlossen. „Aber bitte, wenn du so scharf darauf bist, einen Fluch abzubekommen, wie wäre es, wenn du gegen sie antrittst?“

„Nein danke.“, entgegnete sie locker.

„Ihr habt euch doch schon extra umgezogen.“, mischte sich Kerima ein. „Bequeme Klamotten, jeder hat seinen Zauberstab... was kann schon groß schief gehen, außer die Tatsache, dass Roxy vielleicht wieder, wegen einem ihrer Füße im Krankenflügel landet?“

„Genau das mein ich!“, rief Kathy ihr entgegen. „Ihr zwei seid so irre drauf, dass man befürchtet ihr wollt euch wirklich umbringen!“

„Ich bitte dich, Kathy.“, sagte Kerima mit hochgezogenen Brauen und spielte mit ihrem Zauberstab herum.

„Im Übrigen hast du gesagt du machst mit.“, erinnerte sie Roxanne.

„Ganz genau. Das Gleiche gilt für dich Leila.“, sagte Kerima.

„Na toll und jetzt?“, zischte Leila Kathy zu.

„Was? Ich hab meinen Saft schon abgegeben, sag doch du auch mal was dazu.“, erwiderte sie mürrisch.

„Ihr seid feige, das ist alles.“, warf Roxanne ihnen entgegen.

„Feige? Ich und feige?“, Leila sah sie empört an. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist, du Schnepfe?“

„Eine Gryffindor und stolz drauf. Immerhin bin ich keine feige Slytherin.“

„Das reicht, du bist fällig!“, Leila zog ihren Zauberstab.

„Stopp, stopp, stopp!“, Kathy stellte sich ihr in den Weg. „Leila, was soll das? Du wolltest mir doch helfen?“, murmelte sie ihr zähneknirschend zu, damit nur sie sie hören konnte.

„Ich lass mich nicht von irgendeiner dahergelaufenen Gryffindor beleidigen!“, fauchte sie zurück.

„Sag mal merkst du’s nicht, die will dich nur provozieren.“

„Kathy.“, sagte Kerima grinsend. „Ich hab gehört, du seiest in Verteidigung gegen die Dunkeln Künste bei den ZAGs durchgefallen. Kein Wunder, dass du kneifst.“

„Willst du Stress?!“, im nächsten Augenblick flog ein Blitz durch die Gegend und traf einen Ast, der krachend auf den Boden fiel. Das ganze hatte die Vögel im Baum aufgeschreckt.

„Wer kann sich hier jetzt nicht beherrschen?“, sagte Leila typisch und seufzte.

„Hey Leute, macht mal alle hin!“, sagte James ungeduldig. „Gott Kathy, reg dich nicht so künstlich auf, sondern mach es einfach. Was ist schon dabei? Sirius und ich machen das dauernd, wie du weißt.“

„Ja nur ihr macht es wirklich nur aus Spaß. Was hab ich denn davon mitzumachen?“

„Du willst nen Preis? Den bekommst du.“, unterbrach sie Roxanne. „Wenn du mitmachst, schlag ich einen vor.“

„Ja, dann erklär mal die Regeln, Roxy.“, schlug Kerima vor und stand so ziemlich in der Mitte der Lichtung. Leila und Kathy gesellten sich zu ihr, während Roxanne ihr bereits gegenüber stand.

„Regeln? Welche Regeln? Das ist ein Duell auf Leben und Tod, da gibt es keine Regeln.“

Kerima neigte den Kopf nach unten und bohrte mit einem gewissen Blick.

„Na gut, weil du es bist.“, Roxanne nahm ihren Zauberstab aus der Hosentasche und gleich darauf bildete sie mit ihm einen großer Kreis um sie alle. „Wer sich außerhalb des Kreises befindet scheidet aus. Das Haus desjenigen, der übrig bleibt gewinnt. Keine Flüche, lebensgefährliche Zauber und keine Lebewesen. Keine äußeren Einwirkungen.“, sie blickte in die Runde und spielte dabei hauptsächlich auf die Jungs an, einschließlich Kerimas Freund John Stamos. „Deine Fledermaus bleibt in ihrem Kerker, verstanden?“

„Und der Gewinner bekommt was?“

„Vierzig Punkte für sein Haus.“, sie lächelte verschmitzt.

„Tja.“, seufzte Kerima. „Da ich Vertrauensschülerin bin, kann ich dir mit Sicherheit klarmachen, dass weder Vertrauensschüler noch Schulsprecher den vier Häusern Punkte geben dürfen. Sie dürfen lediglich nur welche abziehen.“

„Oh, ich bin mir sicher Remus kann Professor McGonagall davon überzeugen Gryffindor ein paar Punkte zu schenken. Und mach dir keine Sorgen, M.K. Professor Slughorn wird diesen Gewinn sowieso nie erfahren.“

„Ähm... sorry, dass ich euch unterbreche.“, Leila räusperte sich. „Ich glaube, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass Kathy und ich uns ein wenig unwohl bei der Sache fühlen. Wollt ihr, dass nicht doch lieber unter euch klären? So in Sachen ‚Mann gegen Mann’, in dem Fall ‚Hexe gegen Hexe’?“

„Vergiss es Leila, du kneifst nicht mehr.“, befahl Kerima entschlossen.

Roxanne nickte. „Ja im Übrigen, war es Kathys Idee, das mit dem Duell, also wird sie jetzt gefälligst auch mitmachen und du Leila, verdienst es eigentlich auch nicht anders, nachdem ihr beiden euch gegen mich verschworen habt.“

„Ist ja schon gut, ist ja nicht so, als wär ich feige oder hätte Schiss vor euch.“, Leila wandte sich an Kerima. „M.K., schick schon mal deine Fledermaus an Professor Slughorn, er soll schon mal unseren Gläsern vierzig Punkte hinzufügen.“

„Von wegen. Wir machen euch genauso fertig wie im Quidditch.“, warf Kathy ein und zog ebenfalls ihren Zauberstab.

„Na ja wollen wir mal sehen, ob du es wirklich verdient hast, die ZAGs zu bestehen und nicht nur große Töne spuckst, weil du so ne tolle Jägerin bist.“, sagte Kerima.

Roxanne schnipste mit den Fingern und der Kreis um sie herum flimmerte kurz.

„Was sollte das denn?“, fragte Leila verwirrt.

„Ich wollte nur den Bannkreis aktivieren, um sicher zu gehen, dass keiner von außen eingreift und wer ausgeschieden ist, bleibt ausgeschieden.“

„Na super, dann hätten wir das ja geklärt.“, die nächste Sekunde darauf schoss ein Blitz auf Roxanne zu und sie warf sich erschrocken zur Seite.

„Du blöde Kuh! Das Duell hat noch gar nicht angefangen!“, beschwerte sie sich und rappelte sich wieder auf.

„Ach hat es nicht? Ich dachte das wäre das Startzeichen gewesen.“, Kerima grinste hinterlistig.

„Das hast du nicht umsonst getan, McKenzie.“, fauchte Roxanne. „Experlliarmus!“, kaum hatte sie es ausgesprochen schoss der nächste Blitz diesmal aus ihrem Zauberstab.

„Protego!“, Roxys Zauber prallte an Kerimas Schildzauber ab und sie grinste immer noch. „Komm schon, Roxy, hast du nicht mehr drauf?“

Doch im nächsten Moment riss es Kerima von den Füßen und sie landete schmerzhaft auf dem Rücken.

„Hoppla. Haben wir mal wieder nicht aufgepasst?“, grinste diesmal Kathy. „Wie war das mit den ZAGs in Verteidigung gegen die Dunklen Künste? Du solltest dich nicht immer nur auf einen Gegner konzentrieren.“

„Alles okay?“, fragte Leila und half ihr auf.

„Logisch, was denkst du denn?“, fauchte sie und lies sich hochziehen. „Pass das nächste Mal besser auf, wir sind immerhin auch zu zweit.“

„Ja schon klar, bloß hast du dich gerade so faszinierend mit Roxy angelegt, dass ich dachte ich könnte mal eben eine Runde aussetzten.“, meinte sie nur geringschätzig.

Roxanne klatsche währenddessen mit Kathy ein. „Super Idee, Kathy. Du hältst mir den Rücken frei und ich mach M.K. fertig.“

„Ja natürlich, Roxy.“, sie verdrehte die Augen. „Sollten wir’s nicht lieber umgekehrt machen?“

„Das zahl ich dir heim, Kathy.“, sagte Kerima beleidigt.

„Ja natürlich M.K. Aber den Satz brauchen wir jetzt nicht ständig wiederholen, weil er bestimmt noch öfter in dieser Runde fallen wird.“

„Rictusempra!“

„Prior Incantado!“, Kathy kehrte den Zauber um, aber Kerima hatte wieder ihren Schildzauber aufgestellt.

„Meinen Respekt, ehrlich M.K., dein Schildzauber hat’s drauf.“, meinte Kathy nur.

„Danke, deine Reflexe sind auch nicht ohne.“

„Quidditch.“

„Hört auf euch voll zu schleimen, ich bin hier um M.K. eins auszuwischen und nicht um sie wegen jedem feigen Schildzauber zu loben!“, sagte Roxanne gereizt. „Ich hab die Schnauze voll, dass sie mich ständig auf den Arm nimmt!“

„Auf den Arm nehmen? Ich würd dich bei deinem Gewicht gar nicht hochbekommen.“

„Oh, das war fies. M.K. Du weißt, dass sie eine von den dürrsten Mädchen in unserer Klasse ist.“, warf Kathy ein.

„Stimmt, außerdem hat sie null in der Birne, dass macht sie auch noch um zehn Kilo leichter.“

„Wie war das?“, zischte Roxanne.

„Da gibt’s nen Spruch, der is wie auf dich zugeschnitten, Roxy. Blond, blau... tja und blöd.“

„Die sind richtig fies zueinander.“, sagte Sirius fassungslos an Remus gewandt.

„Ich will mich nicht erinnern, was du und James euch bei so was immer an den Kopf geworfen habt.“, meinte er nur.

„Ja aber es schmerzt, dass es meine Freundin ist, die M.K. runter macht.“

„Du wirst es überleben.“

„Stimmt auch wieder.“

Beide wandten sich wieder dem Schauspiel zu.

„Incen -“

„Langlock!“, sagte Leila plötzlich und Roxanne konnte nich zu Ende sprechen. Sie griff sich an den Hals und bekam keinen Piep mehr heraus.

„Halt mal die Luft an, ja?“, sagte Kerima. „Ich bin noch nicht fertig. Du behauptest hier Sachen von denen ich gar nichts weiß. Die einzigen Attacken die ich gegen dich gestartet habe waren erst letztens im Scherzartikelladen gewesen, ansonsten wollte ich dir immer nur helfen, Roxy. Ich mein, du musst zugeben, dass du nicht mehr alle Tassen im Schrank hast. Wenn ich dich nicht immer mit meinen Zaubern aufhalten würde, hättest du mit deinen blöden Scherzen was weiß ich alles angestellt.“

Roxy machte hektische Bewegungen an Kathy gewandt, was wohl soviel bedeuten sollte wie: könntest du freundlicherweise den Fluch von mir nehmen?

Kathy seufzte und richtete den Zauberstab auf sie. Sie hatte so wenig Lust auf dieses Duell, dass es gerade angenehm war, Roxys Stimme nicht zu hören. „Finite Incantatem!“

Roxanne räusperte sich kurz. „Danke schön... Nicht mehr alle Tassen im Schrank?! Ich werd dir mal was sagen, wegen dir bin ich bereits dreimal im Krankenflügel gelandet! Und...“

„Du übertreibst, Baby.“

„Nenn mich nicht Baby!“, schrie sie wuchsteufelswild und ihr Zopf löste sich langsam auf, sodass ihr einzelne, blonde Strähnen ins Gesicht hingen. „Dein blödes gelangweiltes Gequatsche geht mir so auf den Senkel! Ich kann es nicht mehr haben! Roxy ist hohl, Roxy ist blöd, Roxy hat nicht mehr alle Tassen im Schrank! Du bist auch nicht besser! Du hast Nika zehn Minuten ihres Gedächtnisses ausgelöscht mit deinen behinderten Pillen! Und mich dreimal schwer verletzt! Einschließlich der Verbrennung an der Hand, wovon ich wahrscheinlich ewig ne Narbe haben werden!“

„Ruf deine Mom an und heul dich aus. Ich glaub deine Einstellung liegt daran, dass du ein Einzelkind bist.“

„Und du bist so behindert, weil dein Zwillingsbruder schwul ist, oder was? Das hat mit unseren Familienverhältnissen gar nichts zu tun!“

Kathy und Leila tauschten nur gelangweilte Blicke aus und fühlten sich irgendwie ausgeschlossen.

„Hast du was dagegen, dass mein Bruder schwul ist?“, fauchte sie.

„Nein hab ich nicht, aber kann man ihn dann überhaupt noch als Bruder bezeichnen? Muss ja eher wie ne Zwillingsschwester sein.“

„Aqamenti!“

Über Roxanne ergoss sich wie aus dem Nichts eine ganz Flut Wasser und Kathy und Leila mussten zu Lachen anfangen.

„Du kannst von Glück reden, dass er nicht hier ist.“, meinte Kerima nur.

Roxanne blieb geschockt stehen und verkraftete erst einmal den kalten Schock bis sie sich die klatschnassen Haare aus dem Gesicht wischte.

„Oooh, hab ich deine schöne Frisur ruiniert?“, tat sie mitleidig.

„Das reicht.“, sagte sie eher zu sich selbst. „Absolut, jetzt kannst du dich auf was gefasst machen.“

„Wow, hab ich Angst.“, künstelte Kerima.

„Incendio!“

Blaue Flammen schossen aus Roxannes Zauberstab und Kerima wich aus. Allerdings hatten ihre Stiefel mächtig Feuer gefangen und sich versuchte sich von ihnen zu befreien, indem sie sie auszog. Als das erledigt war und Leila den Rest des Feuers löschte, sah Kerima rot vor Zorn auf. „Sag mal, hast du sich nicht mehr alle?“

„Das war kaum schlimmer, als die Explosionskugel im Scherzartikelladen, die mir die Hand verbrannt hat.“, entgegnete Roxy und hielt ihre Hand hoch. Auf ihrem ganzen Handrücken waren dunkle Brandflecke zu sehen.

Sie stand nun Barfuß in der Wiese und konnte nicht fassen, dass Roxanne es gewagt hatte sie halb abzufackeln.

„Ich hoffe, das war’s jetzt.“, sagte Kathy ernst. „Das war Rache genug, für die Explosion, Roxy. So was will ich nicht noch einmal erleben.“

„Wer bist du? Meine Mutter?“

Kerima riss ihren Haargummi raus und band sie sich noch einmal neu zusammen, damit sie in Zukunft vermeiden konnte, dass ihre Spitzen abbrannten.

„Oooh, hab ich deine schöne Frisur ruiniert?“, äffte Roxanne sie nach.

„Kleine, treib es nicht zu weit.“, fauchte sie und nahm wieder ihren Zauberstab fest in die Hand. Während sie mit ihren Fingern durch ihre Haare fuhr, wurden sie wieder normal und es war nichts mehr von verbrannten Spitzen zu sehen. Metamorphmagus durch und durch.

„Hey Schatz!“

Kerima sah zu John, der sich gemütlich ins Gras gesetzt hatte.

„Auch wenn du verkrüppelt aus diesem Kampf hervorgehst und nie wieder laufen kannst, ich nehm dich trotzdem mit meiner Band auf Tour, okay?“, rief er rüber und fuhr sich durch die schwarzen Locken.

„Sehr aufbauend, John! Was ist, wenn ich mal draufgehe, nimmst du meinen Sarg dann auch mit auf Tour?“, fragte sie ironisch.

Er nickte lässig. „Lässt sich bestimmt einrichten. Praktischer wär’s allerdings, wenn du dich einäschern lässt. Spart mehr Platz.“

„Schätzchen.“, sie grinste gequält. „Erinnere mich daran, dass ich dir den Hals umdreh, wenn das hier vorbei ist.“

„Geht klar, ich lieb dich auch.“

„Was das einäschern anbelangt, John.“, sagte Roxanne. „Könnte ich dir gerne behilflich sein.“

„Hey.“, er tat geschmeichelt. „Ist doch nicht nötig. M.K. hat noch nich einmal ihr Testament geschrieben, geschweige denn mich geheiratet. Bis das erledigt ist, kannst du sie gerne noch am Leben lassen okay?“

„Dann hab ich ja noch genug Zeit.“, warf Kerima ein. „Denn ich muss mir nach so einer Bemerkung schon stark überlegen, ob ich dich überhaupt heiraten wollen würde.“

Leila legte den Kopf in den Nacken und atmete aus. „Ich langweil mich hier gerade zu Tode, ist euch das eigentlich bewusst.“

Im nächsten Moment blitze es und sie hing in der Luft. „HEY! Was soll der Scheiß? Lass mich sofort wieder runter!“

„Besser?“, grinste Roxanne. „Ich dachte du langweilst dich?“

Dann stieß sie etwas in den Magen und Roxanne knickte ein und fiel auf die Knie.

„Das war nicht fair.“, stieß sie atemlos hervor.

„Was denn? Findest du es fair meine Partnerin kopfüber in der Luft aufzuhängen?“, sagte Kerima, während Roxanne versuchte vorsichtig aufzustehen und nach Luft rang.

„Ja super. Jetzt hast du’s ihr gezeigt.“, sagte Leila lahm. „Aber lässt mich irgendeiner auch wieder runter?“

„Incarcerus!“

Wieder Kerimas Schildzauber. Doch gleich darauf schoss Roxanne einen anderen Zauber ab und Kerima warf es rücklings zu Boden. Sie stand auf und feuerten gleich darauf ebenfalls einen ab.

„Kathy!“, rief Leila unter den Krach und Blitzen, denen Kathy versuchte auszuweichen, um nicht etwas abzubekommen. Sie duckte sich schnell, als ein roter Blitz über ihr hinweg schoss.

„Ja was gibt’s?“

„Könntest du mich freundlicherweise runterlassen, bevor ich hier gegrillt werde?“

„Och. Eigentlich... nö.“

„Schluss damit, Kerima! Kümmre dich mal um mich und nicht um Roxy!“, schrie sie hysterisch und zappelte in der Luft rum. „Lucas hilf mir mal!“

„Wieso sollte ich?“, fragte er verständnislos.

„Weil ich dich sonst umbringe!“

„Wie willst du das kopfüber in der Luft anstellen?“

„Ich bete darum, dass du adoptiert bist.“, knurrte sie.

„Das hast du dir schon einmal gewünscht und Mum konnte es dir nicht bestätigen, schon vergessen?“, er lächelte sie an.

„Ich kann das gar nicht mit ansehen.“, sagte James nebenbei und saß ebenfalls im Gras.

„Dann hol mich runter!“

„Geht nicht, hab ich schon versucht. Roxys Bannkreis ist zu stabil.“

Kerima zuckte zusammen, als sie ein Blitz im Gesicht streifte und sie hielt sich die Hand an die Wange. „Mistzicke.“, zischte sie.

„Hab ich getroffen?“, fragte Roxanne interessiert.

Kerima nahm die Hand weg und sah, dass sie blutverschmiert war.

„Strike!“, jubelte sie. Allerdings zog sich bei ihr auch schon eine tiefe Schnittwunde am Knie entlang, wo ihre Jeans zerfetzt war.

Diesmal schlug Kerima mit Feuer zu und als Roxannes Ärmel Feuer fing, löschte Kathy es. Allerdings nur auf eine Weise.

„Aquamenti!“

Wieder ergoss sich ein unsichtbarer Eimer Wasser über sie.

„Ich – hasse - es!“, beschwerte sie sich. „Kathy!“

„Was denn? Wärst du lieber abgefackelt?“, sie zuckte unschuldig mit den Schultern. „Außerdem wollte ich euch beide wieder zu Vernunft bringen. Wir kriegen bei eurer Flucherei nämlich auch was ab!“

„Holt mich endlich hier runter!“, schrie Leila und das Blut stieg ihr schon in den Kopf.

Kerima wollte es tun, doch als sie bemerkte, dass Roxanne wieder ausholte um ihren einen Fluch aufzuhetzen, hob sie schnell den Zauberstab.

„Iacere Orbis!“, riefen sie beide gleichzeitig und die beiden Blitze krachten in der Mitte zusammen und prallten aneinander ab.

Es gab einen lauten Krach und Kathy schloss die Augen und zuckte zusammen. Eine dicke, feurige Explosionswolke breite sich aus und es blitze hin und wieder kurz. Als sich der Rauch allerdings verzog und sie langsam wieder die Augen öffnete und den Arm runter nahm, war Stille.

Leila lag am Boden und richtete sich auf den Ellebogen wieder auf. Sie schüttelte kurz verwirrt den Kopf und sah sich um. „Oh. Na super.“

Kathy seufzte typisch, als sie erkannte, dass Roxanne und Kerima beiden am Boden lagen... außerhalb des Kreises.

Kerima richtete sich langsam und schmerzhaft wieder auf, genau wie Roxanne, deren Gesicht blutverschmiert war.

„Klasse. Jetzt können wir endlich Schluss machen.“, Leila stand auf und schüttelte sich erleichtert durch. „Wie sieht’s aus, Kathy? Unentschieden?“

„Jap.“, stimmte sie zu. „Unentschieden. Einigen wir uns darauf, dass beide Häuser zwanzig Punkte bekommen.“

„Bin ich einverstanden mit. Ich meine, wieso sollte uns dieses Duell noch etwas angehen?“

„Wie Recht du hast.“

Roxannes hielt sich die Hand an ihre gebrochene Nase, um die Blutung zu stoppen, doch es brachte nichts. Kerima sah wütend drein und stand ganz auf, als sie das mit dem Unentschieden hörte. Sie schlug sich grob die Haare aus dem Gesicht und funkelte Leila zornig an. Das Gleiche galt für Roxanne, wobei diese dann Kerimas Blick traf und die beiden gleichzeitig etwas ahnten. Kerima grinste hinterhältig und Roxanne wollte empört dazwischenreden, doch dazu kam sie nicht mehr.

„Hey Leila. Ist dir eigentlich klar, dass wir die vierzig Punkte dafür brauchen, um Gryffindor einzuholen und den Hauspokal zu gewinnen?“

Michael hob währenddessen unbemerkt Roxannes Zauberstab auf. John den von Kerima. Nur um Unfälle zu vermeiden.

Leila warf Kerima einen Blick zu. Kerima zog die Augenbrauen hoch und grinste hämisch. Leila schien einen Moment zu überlegen und biss sich auf die Unterlippe. Dann wandte sie sich wieder an Kathy, die die beiden misstrauisch beobachtet hatte.

Leila grinste.

Kathy verzog die Augenbrauen.

„Du miese Schlange.“

„Ich bin stolz drauf.“

Beide zogen ihre Zauberstäbe und sofort gab es einen lauten Knall. Es breitete sich eine dickte rote Staubwolke im Kreis aus. Als sie sich langsam verzog, tauchten Kathy und Leila wieder auf und husteten. In der Mitte des Kreises war nun ein schwarzes, großes Loch in die Wiese gebrannt.

„Ich dachte das wäre ein Streit zwischen M.K. und Roxy, aber das war wohl ein Irrtum.“, sagte Kathy wütend und trat die restlichen kleinen Flammen um sie herum aus.

„Tja Kathy, was das Einmischen von M.K. und Roxys Streit angeht, bin ich deiner Meinung.“, meinte Leila gelassen. „Aber wenn es darum geht, Gryffindor allgemein eins auszuwischen und vierzig Punkte für Slytherin zu holen, muss ich dich leider enttäuschen.“

Diesmal grinste auch Kathy. „Was konnte ich nur anderes erwarten?“

„Eben.“

Es gab wieder einen grellen Blitz, doch Kathy hatte ihn zu ihr zurückgeleitet.

James neigte den Kopf zu Remus. „Kann es sein, dass Leila und Kathy um einiges mehr draufhaben, als M.K. und Roxy?“

„Nicht wirklich.“, antwortete Remus. „Kerima und Roxy stürzen sich immer nur zu hektisch und unüberlegt in den Kampf und versauen es damit einfach. Leila und Kathy sind einfach konzentriertere Duellanten.“

„Ah okay.“, James nickte lässig. Die anderen sahen alle gebannt zu.

„Ach übrigens, eure Quidditchmannschaft ist scheiße.“, erwähnte Kathy nur nebenbei.

„Ich weiß, was glaubst du warum ich bei dem ganzen Theater mitmache? Slytherin liegt auf dem dritten Platz, wenn es um den Hauspokal geht und ihr auf dem zweiten.“, entgegnete Leila.

„Sieht so aus, als würde diesmal Ravenclaw den Hauspokal einkassieren.“, meinte sie locker.

„Red keinen Quatsch, Kathy. Ihr seid drauf und dran Ravenclaw einzuholen. Und damit wir das erledigen können brauchen wir vierzig Punkte um euch einzuholen.“

„Glaubst du nicht, das kriegen auch die Schüler im Unterricht hin?“

„Kann sein. Aber ihr seit ja auch nicht ohne Schüler oder?“

„Tja.“, Kathy seufzte und machte sich wieder darauf gefasst angegriffen zu werden.

„Capu fligera!“, rief Leila, doch sie konnte gar nichts abwehren.

Ein Schlag traf Kathy auf dem Kopf und sie fiel auf den Boden als ihr kurz schwarz vor Augen wurde. Für kurze Zeit blieb sie blind am Boden liegen.

„Hoppla, so fest war das gar nicht meine Absicht.“, meinte Leila kurz erschrocken, als Kathy langsam wieder das Gleichgewicht fand und versuchte sich aufzurichten.

„Angriff von oben, das war mies.“, knurrte sie und rieb sich den Kopf während sie aufstand.

„Ja komm, sonst wär das ganze ja langweilig.“, Leila zuckte die Schultern. „Sonst hättest du ihn locker wieder abgewehrt.“

„Du bist und bleibst eine Slytherin.“, murmelte Kathy und stand nun gänzlich auf. „Zwar nich feige von hinten, aber immerhin von oben.“

„Hey, dafür gehen mir die Zauber aus. Ich meine, so viel hatten wir noch gar nicht in Dunkle Künste, was mit Duellen zu tun hatte. Immer nur Verteidigen. Was ist denn schon Verteidigen? Man muss auch mal angreifen können oder glauben die Auroren wir würden alle feige davonlaufen? – Na ja, blöd dass ich die Zauber, die ich mal mit Bella durchgegangen bin wieder vergessen hab. Wie war das noch gleich? Aures... nein auris. Auris Ignara?“

„Au!“, eine unsichtbare Hand hatte gerade Kathy eine Ohrfeige verpasst und sie sah Leila empört an. „Leila!“

„Oh sorry, war Absicht, kommt wieder vor.“, sie konnte sich kein Lachen verkneifen.

Was ihr zum Verhängnis wurde, denn Kathy hatte gleich darauf ihren Zauberstab auf sie gerichtet.

„Passus Venta!“

Leila bekam einen kräftigen Schlag in den Magen und sie viel auf die Knie, wobei ihr die Luft weg blieb. „Von unten is aber au nich fair.“, stieß sie atemlos hervor und hielt sich die Hände an den Magen. Ihren Zauberstab hatte sie fallen gelassen.

Kathy zuckte locker mit den Schultern. „Wie du mir, so ich dir.“

„Heb ihn wieder auf!“, rief Kerima hysterisch. „Heb sofort deinen Zauberstab wieder auf!“

Als Kathy das erst geschnallt hatte, wollte sie sofort Leilas Zauberstab nehmen. „Acci -“

Doch Leila war schneller und hatte ihn längst wieder in der Hand. Auch wenn sie dabei halb am Boden kroch.

„Das verzeih ich dir nie!“, rief Roxanne Kerima auf der anderen Seite zu und hielt sich immer noch die blutende Nase. Sirius hatte ihr ein Taschetuch gegeben. „Du Miststück hast mir die Nase gebrochen!“

„Genau genommen hast du sie dir selber gebrochen, als du aus dem Bannkreis geflogen bist!“, entgegnete sie nur eingebildet. „Ich sag ja blond, blau und blöd!“

„Mistzicke!“

„Willst du Streit?!“

Kerima und Roxanne wollten aufeinander losgehen, doch Sirius packte Roxanne am Arm, genau wie John Kerima.

„Wow, wow, wow, nun mal langsam hier. Euer Streit ist zu Ende. Vorerst zumindest.“, beschwichtigte Sirius sie und hielt sie mit beiden Armen fest, denn Roxanne wehrte sich stark.

John hingegen, zog Kerima am Arm zu sich auf den Boden und sie fiel auf seinen Schoß.

„Für heute ist erstmal Schluss, klar? Sie dir mal dein Gesicht an. Total blutverschmiert. So will ich dich fei nicht mehr küssen.“

„Halt die Klappe, John. Ich bin dir beleidigt.“, murrte Kerima, wehrte sich allerdings nicht mehr und blieb mit verschränkten Armen vor ihm sitzen, während er die Arme um sie legte und sie sich nach hinten lehnte. Sie warf einen verstielten Blick zu Roxanne, die ihn nur kalt erwiderte und plötzlich Sirius den Arm um den Hals legte, um ihn zu küssen. Kerima verdrehte nur die Augen und wandte sich wieder dem Duell zu. Jetzt auch noch einen Machtkampf zu veranstalten, indem es darum ging, wer den besseren Freund hatte, war wirklich nur kindisch.

Leila war wieder aufgestanden und hob die Hand um zu verschnaufen. Ihr Bauch schmerze immer noch schrecklich. „Stopp. Nur kurz. Ich muss wieder Luft bekommen.“

„Natürlich tu dir keinen Zwang an.“, meinte Kathy lässig und ging auf und ab.

„Expelliarmus!“

Der Angriff kam so plötzlich, dass es Kathy rücklings von den Füßen riss und sie einen halben Meter nach hinten auf den Rücken flog. Ihr Zauberstab wurde ihr aus der Hand gerissen.

Leila grinste zufrieden und stellte sich wieder aufrecht hin.

„Wenn du schon Andeutungen machst, wieso merkst du es dir dann nicht einfach, Kathy?“, meinte sie selbstbewusst. „Vertraue niemals einer Slytherin.“

Kathy sah sich hektisch um und suchte das Gras um sich herum ab, während sie immer noch auf dem Rücken lag.

„Das – ist – mies.“, meinte Sean und deutete auf den Boden weit vor sich. James und Remus sahen auf die Stelle, wo Kathys Zauberstab lag. - Und zwar außerhalb des Bannkreises.

Auch Kathy hatte ihn jetzt entdeckt und seufzte genervt. „Das darf doch nicht wahr sein.“

„Keine äußeren Einwirkungen oder wie war das, Roxy?“, fragte Leila siegessicher. „Was für ein Pech, Kathy, den bekommst du wohl so schnell nicht wieder, es sei denn das Duell ist jetzt entschieden.“

Roxanne stutzte empört. „Hey Kathy, das wirst du dir doch wohl nicht gefallen lassen? Du wirst doch wohl ein paar Tricks ohne Zauberstab draufhaben!“

„Sag mal für wen hältst du mich? Dumbledore?“, fragte Kathy ungläubig und stand auf.

„Hallo? Du bist fast Reinblüter!“

„Ganz ehrlich, Roxy.“, warf Sirius ein. „Ich bin Reinblüter und ich kann auch nicht wirklich ohne Zauberstab zaubern.“

„Accio Zauberstab!“

Nichts. Er rührte sich nicht und blieb im Gras liegen. Kathy knurrte wütend und fuhr sich genervt durch die Haare.

„Tja, ich würd sagen, das war’s dann wohl.“, meinte Leila locker.

Kathy stand mit dem Rücken zu ihr und warf dann Sean einen Blick zu. Der machte gerade seltsame Andeutungen mit den Händen.

Sie verzog die Augenbrauen und formte stumm mit den Lippen das Wort: „Was?“

„Schubsen.“, flüsterte er auch fast tonlos. „Aus dem Kreis schubsen.“

Als sie es endlich verstanden hatte und sich umdrehen wollte, traf sie auch schon ein roter Blitz und sie flog abermals nach hinten.

Leila lies den Zauberstab sinken.

Kathy durchfuhr ein komisches Kribbeln, nich nur von dem Zauber, den sie am ganzen Körper zu spüren bekommen hatte sondern auch das komische Gefühl, als sie durch den Bannkreis geflogen war. Sekunden darauf löste er sich auf.

„Strike!“, jubelte Leila und Kerima stand sofort auf, um auf sie zuzulaufen und sie zu umarmen.

Einige klatschten und die Slytherins unter ihnen pfiffen anerkennend. Roxanne seufzte nur schwer enttäuscht und ging dann fairer Weise zu Kathy um ihr auf die Beine zu helfen.

Kathy durchfuhr eine Gänsehaut. „Dein Bannkreis war gruselig.“, dann lies sie sich von ihr hochziehen. „Als würden mir tausend kleine Viecher durch die Adern krabbeln.“

„Ach wirklich?“, entgegnete Roxanne. „Ich hab nichts gemerkt. Kann vielleicht auch daran gelegen haben, dass es zu schnell ging und mir die gebrochenen Nase immer noch mehr wehtut.“

„YES! Ganze vierzig Punkte für Slytherin!“, rief Kerima völlig aus der Rolle und umarmte Leila erneut. „Klar Roxy, von wegen Slughorn wird diesen Gewinn nie erfahren! Große Sprüche machen und dann?“

Roxanne warf ihr einen finsteren Blick zu, doch Kathy packte sie am Oberarm und drehte sie weg, während die Schaulustigen sich auf den Weg zurück zum Gelände machten.

„Mach dir nichts draus, wir haben immer noch das Endspiel gegen sie. Im Quidditch sind wir unschlagbar.“, murmelte sie ihr ins Ohr.

„Glaubst du das juckt mich?“, sagte Roxanne nur und die beiden gingen zu James und den anderen. „Es geht rein um die Tatsache, dass ich mich wieder nicht bei ihr rächen konnte. Noch dazu liegt Slytherin jetzt auf dem zweiten Platz.“

„Aber nicht mehr lange.“, leierte Kathy. „Der Schnatz bringt 150 Punkte, schon vergessen? – Na los, komm schon.“, sie führte sie an der Hand runter von der Lichtung und Richtung Schloss um sie im Krankenflügel behandeln zu lassen. Nicht ohne, dass sich Roxanne und Kerima noch einen tötenden Blick zuwarfen. Unterwegs nahm Roxanne Michael beim vorübergehen noch ihren Zauberstab ab.

Versöhnung

Nika saß im Gemeinschaftsraum und machte Hausaufgaben. Zumindest versucht sie Hausaufgaben zu machen. Mit den Gedanken schweifte sie immer wieder ab und biss auf ihrem Kettenanhänger herum, während sie ins Leere starrte. Sie hatte sich alleine eine stille Ecke gesucht und sich auf den Boden gesetzt, während andere Gryffindors sich zusammen unterhielten und am Kaminfeuer oder in den Sitzecken saßen. Lily hatte beschlossen kein Wort mehr mit ihr zu reden, bis die Sache geklärt war und war mit Alice, Frank und Noreen in der Bibliothek. Chris war draußen auf dem Gelände. Vermutlich mit ihrem Freund.

Nicht, dass sie und Chris jetzt so weit wären, dass sie sich wie Roxanne und Kerima duellieren würden, - das wäre Chris sowieso niemals in den Sinn gekommen - aber sie waren der Sache schon ziemlich nahe gewesen.

Als sie noch einmal versuchte an ihrem Aufsatz weiter zu schreiben, ging das Portraitloch auf und zwei bekannte Stimmen kamen ihr entgegen. Sie sah auf. Sirius und Roxanne gingen durch den Raum – nicht ohne ein paar eifersüchtige Blicke im Nacken - und machten vor den Treppen, die zu den Schlafsälen führten halt.
 

„Also bis um sechs in der Großen Halle.“, sagte Sirius und gab ihr einen flüchtigen Kuss. Er wollte schon nach oben, als Roxanne ihn an der Hand festhielt.

„Ich bekomm noch eine Entschädigung dafür, dass du mich davon abgehalten hast M.K. eine in die Fresse zu hauen.“, sagte sie und sah ihn erwartungsvoll an.

„Eine Entschädigung?“, er lachte sie ungläubig an.

„Ja, eine Entschädigung.“, wiederholte sie und ging ihm näher.

„Ich bekomm den Schlafsaal heute Abend nicht für mich.“, grinste er und fing sich damit einen Schubser von ihr ein.

„Denk nicht schon wieder an so was! – Wär ja noch schöner, wenn ich dafür auch noch belohnen würde.“, setzte sie noch murmelnd hinzu. „Nein, ich weiß eine bessere Strafe für dich.“

„Ach wirklich?“, meinte er nur geringschätzig, da er das irgendwie nicht glauben konnte.

„Mhm.“, ihr Grinsen wurde breiter und zwischen ihnen waren nur noch Millimeter. „Das wird die pure Hölle für dich. Shoppen.“

„Neiin.“, jammerte er und lachte, bevor sie sich küssten, bis Sirius sich wieder von ihr löste und dann Nika vor sich entdeckte, die kurz darauf wieder den Blick von ihnen abwandte und an ihrem Aufsatz weiter schrieb.

„Entschuldigst du mich mal kurz?“, fragte er an Roxanne gewandt, die sich daraufhin umdrehte, um nachzusehen, wen Sirius angesehen hatte.

„Wir sehen uns beim Abendessen.“, ohne auf eine Antwort zu warten, gab er ihr noch einmal umständlich einen Kuss und ging an ihr vorbei zu Nika. Roxanne sah ihm nur missmutig nach und entschied sich dann nach oben zu gehen.
 

„Kein Mensch hat gesagt, dass du hierher kommen musst. Willst du nicht lieber deinem Schatzi hinterher?“, fragte Nika leicht genervt, als Sirius zu ihr kam und sich ihr gegenüber auf den Boden setzte.

„Was machst du da?“, fragte er locker und überhörte ihren Kommentar einfach.

„Den elend langen Aufsatz, den uns Slughorn gegeben hat, weil ihr wieder nur den Unterricht gestört habt.“, antwortete sie mürrisch. „Und ich krieg das nicht hin.“, wütend warf sie den Aufsatz vor sich hin und lehnte sich zurück an die Wand.

„Wieso fragst du nicht Evans? Die ist doch so ein Ass in Zaubertränke.“, er hob das Stück Pergament auf und las es sich durch.

„Weil sie nicht mehr mit mir redet.“, entgegnete sie scharf. „Bis ich mich wieder mit Chris vertrage.“

„Ich dachte das hättet ihr längst getan?“, fragte er fassungslos und schüttelte dann den Kopf. Er warf ihren Aufsatz wieder vor ihre Füße. „Also echt, ihr Weiber seid unmöglich.“

„Das sagt der Richtige.“, sie fuchtelte mit dem Aufsatz vor seiner Nase herum, als Anzeichen dafür, wem sie den zu verdanken hatte.

„Gib her.“, er streckte die Hand aus und machte Anstalten aufzustehen.

Nika sah ihn irritiert an. „Was?“

„Gib schon her. Ich muss immerhin Evans Hausaufgaben auch machen. Remus zwingt uns dazu dieses blöde Versprechen einzuhalten, was wir euch in Hogsmead gegeben haben.“, drängte er.

Nika gab ihm, immer noch verdutzt, den Aufsatz und er nahm ihn entgegen und stand auf.

„Jetzt hast du Zeit dich mit Taylor zu versöhnen und ich kann Aufsätze schreiben. Wir sehen und beim Abendessen.“, er winkte nur kurz und ging dann nach oben zu den Schlafsälen. Er ließ die, immer noch vollkommen verwirrte Nika zurück, die nach wenigen Sekunden dann aufstand und ihm hinterherlief.

„Hey Black!“, rief sie auf der Treppe. Er blieb mittendrin stehen und sah verwundert zu ihr runter.

„Hätte gar nicht gedacht, dass du auch zu deinem Wort stehen kannst.“, grinste sie.

„Tja, ich bin eben ein Gentleman.“, lächelte er überheblich.

Sie lachte. „Macho trifft es wohl eher.“

„Sei doch nicht immer so.“, künstelte er beleidigt und stieg dann weiter die Treppen nach oben, während Nika stehen blieb. Sie überlegte sich allerdings, ob sie sich nicht umziehen und ihre Schuluniform ablegen sollte. Der Unterricht und das Duell waren jetzt immerhin schon ein paar Stunden her. Dann ging sie nach oben und als sie die Treppen zum Mädchenschlafsaal hochgestiegen war, lehnte Roxanne seitlich an der Wand, als ob sie sie längst erwartet hätte.

Nika blieb zögernd bei ihr stehen und Roxanne grinste sie an. Allerdings war da etwas Bedrohliches an ihr.

„Was genau läuft da zwischen dir und Sirius?“, fragte sie in einem zu ruhigen Ton.

Nika runzelte fraglich die Stirn. „Zwischen mir und Black?“

„Jetzt tu nicht so, als wäre dir das entgangen.“, meinte Roxanne jetzt schon schnippischer und stellte sich aufrecht hin. „Man hört dutzendweise Gerüchte über euch. Das war früher nicht so. Du bist in letzter Zeit immer öfter mit ihm zusammen. Das war früher nicht so. Ihr habt – falls ihr überhaupt einmal miteinander geredet habt – immer nur gestritten und jetzt versteht ihr euch super. Das – war – früher – nicht - so.“

„Ich bitte dich Roxy.“, sie lachte schon fast. Jedoch nur fast, denn so wie Roxanne im Moment drauf war, war ihr wirklich nicht zum Lachen zumute. „Ich verstehe mich ganz sicher nicht super mit ihm. Wir streiten immer noch und -“

„Ach ja und was war das dann eben?“, unterbrach sie sie kühl und immer noch die Ruhe selbst, was genau das Unheimliche an ihr war. Wenn Chris ihr gegenübergestanden hätte, hätte diese wenigstens losgeschrien und damit könnte sie besser umgehen, als mit so einem finsteren Gespräch.

„Gar nichts.“, sagte sie jetzt mehr oder weniger genauso ruhig, aber unsicher. Was sollte das denn auf einmal? Wieso glaubte Roxanne auf einmal, sie könnte was mit Sirius anfangen? Sie hasste ihn. Sie konnte ihn absolut nicht ausstehen und sie gönnte es Roxanne mit ihm zusammen zu sein und dachte wirklich nicht daran ihn ihr wegzuschnappen.

„Ich sag dir nur eins, Nika.“, sagte Roxanne locker und ging ihr ganz nah. „Unserer Freundschaft zu Willen, okay?“, sie setzte ein falsches Lächeln auf. „Denk nicht einmal im Traum daran ihn mir wegzunehmen. Denn sollte das der Fall sein... kann ich um einiges schlimmer werden, als vorhin im Duell. Ums genau zu sagen unfair.“

Sie grinste ihr noch einmal ins Gesicht, stieg dann die Treppen nach unten und lies Nika einfach so stehen. Sie drehte sich keine einziges Mal zu ihr um und hatte nur einen Gedanken. Lily hatte Recht gehabt. Und sie musste jetzt endlich einmal mit Chris reden.
 

Alice knallte einen Stapel Bücher neben Lily auf den Tisch, auf dem sie saß. „Ganz ehrlich, glaubst du sie gehen drauf ein?“

„Ihnen wird wohl keine andere Wahl bleiben.“, meinte Lily nur und wandte den Blick nicht von ihrem Buch ab.

„Wo soll ich die hinlegen?“, fragte Frank, der ebenfalls drei fette Bücher in der Hand hielt.

Lily sah auf. „Oh, leg sie einfach da hin. Danke, Frank. Ich dachte schon, die haben gar keine Bücher mehr über Liebestränke.“

„Dachte ich auch, nachdem Noreen versucht hat, Tracy einen unterzumischen und Professor Slughorn sie erwischt hat.“, sagte er und grinste Noreen an.

Die sah ihn daraufhin empört an. „Hey ich wollte das nur Lily zuliebe machen.“

„Ganz ehrlich, Nori. Meinetwegen brauchst du dir die Mühe nicht mehr zu machen.“, sagte Lily gelassen.

„Na gut.“, sie schlug ihr Buch wieder auf. „Aber wenn du Kummer hast, weil er dich wegen einer anderen sitzen gelassen hat, kannst du jederzeit zu mir kommen.“

„Danke.“, Lily schenkte ihr ein Lächeln. „Aber mein größter Kummer besteht zurzeit eher darin, dass ich meine zwei Freundinnen wieder brauche. Ich hoffe bloß, Nika und Chris bekommen das irgendwann wieder in den Griff und ich kann mich wieder normal mit ihnen unterhalten.“

„Hoff ich auch.“, sagte Alice und lehnte sich mit den Händen an die Tischplatte. „Die beiden sind in letzter Zeit ziemlich zickig gewesen.“

„Ich glaub eher, die beiden haben zurzeit so ne Art Machtkampf am Laufen.“, mischte Frank sich besser wissend ein und räumte die gebrachten Bücher wieder zurück ins Regal. „Ne vorübergehende Phase. Die kriegen sich schon wieder ein.“

„Wie klug von dir, Frank.“, meinte Alice mit leichtem Sarkasmus in der Stimme. „Darauf wären wir alleine nie gekommen.“

Er grinste sie nur kurz an und räumte weiter die Bücher ein.

Lily sah wieder auf, als jemand auf sie zukam und bei ihnen stehen blieb. Es war Remus.

„Habt ihr schon was gefunden?“, erkundigte er sich und sah in die Runde.

„Es wäre einfacher, wenn ihr uns sagen würdet, was ihr genau in dem Aufsatz über Liebestränke schreiben müsst.“, antwortete Alice leicht genervt, da sie schon seit zwei Stunden suchten.

„Vorteile, Nachteile, Nebenwirkungen, verschiedene Arten von Liebestränken. Alles Mögliche eben.“, leierte er runter und wandte sich dann an Lily, die schon wieder in ihr Buch vertieft war.

Er zog es ihr weg.

„Hey! Sag mal was soll das?“, beschwerte sie sich und wollte es zurückschnappen, doch er hielt es ihr weg.

„Ich hab dir gesagt, ich mach das für dich.“, sagte er ernst.

„Na und? Und ich will es selber machen. Jetzt gib es wieder her.“, forderte sie und griff nach dem Buch. Er ließ es allerdings nicht los.

„Keine Widerrede, du solltest dir mal eine Auszeit nehmen. Du bist in letzter Zeit gestresst genug.“

„Remus.“, sagte sie drohend und zog das Buch weiter zu sich. „Ich will den Aufsatz selber schreiben.“

„Und das lasse ich nicht zu.“, erwiderte er immer noch stur und zog es zurück.

„Ich habe kein Problem mit Zaubertränken.“

„Ich auch nicht, deswegen schreib ich ihn ja für dich.“

„Kommt gar nicht in Frage.“

„Versprochen ist versprochen.“

„Ich pfeif auf dein Versprechen!“

Alice und Noreen beobachteten sie argwöhnisch, während Frank nur kurz eine Seite umblätterte und sie kaum beachtete. Einfach nur kindisch, dachte er sich nur.

Remus gab seufzend nach und lies das Buch los.

„Dankeschön.“, grinste Lily siegesreich und schlug es wieder auf.

„Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie müde du in letzter Zeit bist?“, fragte er dann. „Der ganze Streit mit Nika und Chris, die Trennung von Tracy, die Sache mit Stricrude... Das ganze macht dir doch ganz schön zu schaffen, oder?“

„Remus, ich will im Moment wirklich nicht darüber reden.“, sie sah ihm beruhig ins Gesicht.

„Sicher?“, fragte er noch mal besorgt.

„Sicher.“, bestätigte sie und lächelte.

„Gut, aber wenn du darüber reden willst... du weißt ja wo du mich findest. Wo Krach ist, sind auch Sirius und James und wo die sind, bin auch ich.“

Sie lachte. „Klar, weiß ich. Danke noch mal.“

„Immer wieder gern.“, er grinste, nickte den anderen zu und wandte sich dann zum Gehen, blieb allerdings noch einmal stehen. „Aber was Verwandlung angeht. Die Hausaufgaben mach ich für dich. Darin bin ich unschlagbar.“

Sie lachte abermals. „Geht klar.“

Dann marschierte er endgültig aus der Bibliothek.

Alice seufzte schwer. „Du hättest ihn den Aufsatz ruhig schreiben lassen können. Ich krepiere nämlich bald an diesen blöden Schnulzenbüchern.“
 

„Ich fasse es nicht, dass ich das mache.“, meckerte James und schüttelte energisch seine Feder, da sie nicht mehr schrieb. Er saß auf seinem Bett und Sirius gegenüber. Jeder mit einem Haufen Papierknüllen und Büchern. Peter versank bereits in seinem Pergamenthaufen.

„Ja aber wir haben es ihnen versprochen. Vor allem du, Krone.“, sagte Sirius. „Du hast Evans ja gleich versprochen, zwei Wochen ihre Hausaufgaben zu machen.“

„Ich hab ihr auch versprochen, ihr Filler wieder zurückzuholen und was ist jetzt? Nichts. Filler hat eine andere und interessiert sich nicht mehr für sie.“, er verzweifelte halb mit seiner kaputten Feder und nahm sie in den Mund um an der Spitze zu saugen. Sie schrieb immer noch nicht, jedoch hatte er jetzt dadurch schwarz gefleckte Lippen. Sirius schüttelte nur grinsend den Kopf und wandte sich wieder dem Aufsatz zu, während Peter in seinem Papierhaufen rumwuselte und Pergamentblätter durch die Gegend flogen.

Die Tür ging auf und Remus kam herein. Als er James entdeckte, dessen Lippen schwarz und sein Bett voll von Tintenflecken war verdrehte er die Augen.

„Ich kann dich beruhigen, Krone.“, sagte er und ging zu seinem Bett. „Lily will ihren Aufsatz alleine schreiben. Deine Aufgabe fällt also für heute aus. Um genau zu sein, fällt sie für die ganze Woche aus, da ich sie ja eigentlich erledigen muss und du nur die darauf folgende Woche dazu verpflichtet bist.“

James sah ihn skeptisch an und gab mit seiner Feder auf. „Soll mich das jetzt aufmuntern, Moony?“

Remus winkte nur uninteressiert ab. „Ach vergiss es einfach.“
 

„Gegen wen spielen wir gleich noch mal?“, fragte James verwirrt, als er und die anderen Spieler aus der Mannschaft Richtung Spielfeld gingen.

„Slytherin.“, sagte Sean und warf ihm einen ungläubigen Blick zu.

„Das meint ich doch nicht. Ich meine...“, er atmete aus. „Wieso haben die ihre ganzen Spieler gewechselt? Das wirft unsere ganze Strategie auf den Kopf. Ist das überhaupt erlaubt?“

„Genau genommen ist es erlaubt, sobald ein Spieler verletzt oder krank ist.“, antwortete Sean ebenfalls Stirn runzelnd. „Dass allerdings die ganze Mannschaft erkrankt ist, ist irgendwie seltsam.“

„Stellt euch nicht blöd, Jungs.“, warf Kathy ein. „Die haben einfach eingesehen, dass sie eine schlechte Mannschaft haben und stellen sich alle krank, damit sie neue und bessere Spieler wählen können.“

Sie betraten den Rasen.

„Und ich hab schon eine kleine Ahnung, wer da seine Finger mit ihm Spiel hatte.“, sagte sie eher zu sich selbst und musste flüchtig an Leila mit ihren Quidditchkenntnissen und Kerima und ihre Pillen denken, als sie Lucas Spall erkannte. Zusammen mit einem neuen Jäger und einem ebenfalls neuen Treiber, ganz zu schweigen von der neuen Hüterin, namens Cate Gilbert. Ihr Kapitän, ebenfalls Jägerin, war geblieben. Nina Jurcy musste bleiben, es durfte ja nicht zu auffällig sein. Benjamin Minor, der immer noch Treiber war störte auch nicht weiter. Treiber waren in diesem Spiel nicht wirklich lebenswichtig. Ihnen wurde trotzdem flau im Magen, als sie bemerkten, dass Rodolphus Lestrange immer noch Sucher war. Warum auch nicht? Er war zu gut, er musste nicht ersetzt werden.

„So wie ich das sehe...“, Sean sah sich jeden Spieler einzeln an. „Nina Jurcy bleibt Kapitän, Lestrange Sucher, Minor immer noch Treiber, Dean Jäger... Jap, die einzigen die eingewechselt wurden sind Lucas Spall, Robbie Harvey und Christopher Hales.“

„Und das bedeutet?“, fragte Danielle unsicher.

„Das wir total am Arsch sind.“, antwortete Jeanette.

„Sei nicht so pessimistisch, Jean.“, sagte Even und Jamie nickte zustimmend.

„Wieso nicht? Ich hab allen Grund dazu. Lucas geht mit Dan und mir in eine Klasse und Harvey und Hales sind super Kumpels von ihm. Die haben’s drauf ich schwör’s dir.“

„Das werden wir ja sehen.“, murmelte Sean nur und als sie sich in der Mitte trafen, funkelten er und Jurcy sich mürrisch an.

„Kapitäne, gebt euch die Hände.“, sagte Madam Hooch. „Wir haben ein paar Auswechselspieler in Slytherin beantragen müssen, wegen üblen Verletzungen.“

„Zählt Selbstverstümmlung überhaupt?“, fragte Sean und Jurcy warf ihm einen tötenden Blick zu.

„Es wäre vielleicht angebracht zu wiederholen, dass es ein faires Spiel bleiben soll.“, meinte Madam Hooch auf diesen Kommentar hin und sah sie der Reihe nach streng an.

Kathy warf einen Seitenblick auf Danielle und bemerkte, dass diese liebend gerne Leilas Bruder Lucas sein freches Grinsen aus dem Gesicht wischen würde. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie die beiden sich im Unterricht bekriegten. Zwei zickende, blonde, blauäugige Halbblüter, die ständig einen frechen Spruch auf den Lippen hatten.
 

Chris hatte sich gerade von Ian Lionelle verabschiedet und wollte zum Schloss zurück, als Nika von hinten auf sie zu gerannt kam. Sie drehte sich um und wartete sogar auf sie. Nika blieb schnaufend vor ihr stehen, starrte allerdings vorerst auf den Boden und Chris sah sie geduldig an. Dann atmete Nika kurz durch und sah zu ihr auf.

„Ich muss mit dir reden.“

Chris nickte. „Wurde auch langsam Zeit.“
 

„Zehn weitere Punkte für Slytherin!“, dröhnte Michaels Stimme durch das Stadion. „Besagtes Tor von Robbier Harvey, der kurzfristig für Timothy eingewechselt wurde!“

Jeanette kniff die Augen zusammen und fluchte wütend. „Das gibt’s doch nicht! Kathy hol dir gefälligst den Quaffel und mach ihn fertig! Ich hab langsam keinen Bock mehr auf die!“

„Glaubst du ich?!“, rief sie zurück. „Danielle!“

„Bin gerade dabei!“, sie sauste im Sturzflug nach unten und auf Lucas zu, der mit dem Quaffel auf Sean und die Torstangen zuflog. Als er sie allerdings bemerkte, sah er sich kurz um und warf ihn Robbie zu, der gerade angeflogen kam. Danielle fluchte innerlich und lies nicht locker.

Kathy und Jeanette kamen hinterher.

Sean konnte kaum nach James Ausschau halten, so beschäftigt war er damit, die Quaffel abzuwehren. Er baute hauptsächlich nur auf die Aussagen von Michael.

Lily wandte den Blick kurz vom Spiel ab und sah sich um. Keine Spur von Nika. Wo blieb sie nur wieder?

„Das ist echt mies.“, sagte Noreen neben ihr. „Ich kenne Cate zwar nur flüchtig, aber ich weiß, dass ihr Vater ein äußert bekannter Quidditchspieler ist.“

„Im Ernst?“, fragte sie beeindruckt.

„Ja, sie sieht ihn zwar kaum, weil ihre Eltern getrennt sind und er sich lieber um seine Kariere kümmert, aber ich kann mir gut und gerne vorstellen, dass sie sein Talent geerbt und er auch mit ihr trainiert hat.“, erklärte Noreen und beobachtete gebannt das Spiel. „Dieser Robbie Harvey ist ihr bester Freund. Könnte auch ein Nachteil für uns sein.“

„Nicht zu vergessen von Lucas Spall und Christopher Hales.“, sagte Lily nervös und biss sich auf Lippen. „Ich schwöre darauf, dass ich die vier schon einmal spielen gesehen habe.“

„Gut möglich. In ihrer Freizeit und an den Wochenenden bestimmt. Das Quidditchfeld ist frei für jeden, wenn kein Training stattfindet.“

„SPALL! Ich mach dich so alle, dass du drei Monate nicht mehr zum Unterricht erscheinen kannst!“, rief Danielle gereizt und flog dicht neben ihm her, als er wieder einmal den Quaffel hatte.

„Reg dich ab, Danielle Schätzchen!“, grinste er nur. „Wie viele Drohungen hast du mir schon an den Kopf geworfen und nie wahr gemacht?!“

„Oh glaub mir, die werde ich wahr machen.“, fauchte sie, verpasste ihm einen Tritt und er verlor den Quaffel. Sofort flog Kathy von unten heran und fing ihn auf um mit ihm kehrtzumachen.

Als sie ihn allerdings kurz von den Ringen Jeanette zuwarf und sie ihn reinmachen wollte, fing ihn Cate auf. Jeanette und Kathy fluchten abermals, blieben aber dicht dran.

„Aktueller Punktestand: 20 zu 10 für Slytherin!“
 

„Okay, das war alles total kindisch von uns und es tut mir Leid.“, sagte Nika draußen auf dem Gelände, dicht neben dem Stadion.

„Na ja ich hab auch ein total schlechtes Gewissen wegen Lily bekommen.“, entgegnete Chris. „Und tut mir Leid, dass ich ständig versucht habe, euch beziehungsweise dir was zu verbieten. Remus hat schon Recht, ich sollte mal lockerer werden.“

„Das hat Lupin gesagt?“, fragte sie verwundert.

„Ja hat er.“, antwortete sie etwas genervt. „Und was ist jetzt mit den anderen?“

„Welchen anderen?“

„Du weißt, wen ich meine. Roxy, Jamie, ...“

„Ach so die.“, sie winkte lässig mit der Hand ab und seufzte. „Du kannst dich wieder beruhigen deswegen. Ich werde nicht mehr oft mit ihnen rumhängen. Ich meine Jamie wird immer mein bester Freund bleiben, aber was die anderen angeht... Sagen wir’s mal so, ich hab die Schattenseiten an ihnen erkannt. Und mit deinen kann ich einfach besser umgehen.“

Chris lachte. „Ich fasse das jetzt einfach mal als Kompliment auf.“

„Na ja.“, Nika scharrte mit dem Fuß am Boden rum. „Und? Wieder Freunde?“

Chris atmete tief durch. „Klar. Unter der Bedingung, dass du dich nicht mehr wie der letzte Dreck aufführst.“

„Unter der Bedingung, dass du mir in Zukunft nur die Pro und Kontras bei meinen Plänen aufzählst und sie mir nicht sofort gänzlich verbietest.“

„Also soll ich sozusagen mehr mit dir diskutieren?“, sie grinste.

„Lieber diskutieren, als ein einfaches Nein und dann stundenlang beleidigt sein, weil ich nicht drauf gehört habe.“, verbesserte Nika.

„Na okay. Wenn’s denn sein muss.“

Nun grinste Nika. „Was hat denn Lupin noch so zu dir gesagt?“

„Das – geht dich absolut nichts an.“, meinte sie nur und lächelte.

„Na okay, wir reden dann später noch mal darüber, okay? Ich muss unbedingt zum Quidditchspiel. Lily wartet wahrscheinlich schon auf mich.“, sie zeigte mit dem Finger hinter sich zum Stadion.

„Gut, dann viel Spaß. Du weißt, ich bin nicht so der Quidditchfan.“

„Aber was mit einem Spieler anfangen.“, warf Nika ein.

„Hey, das ist was anderes, ja?“, sie lachte. „Ich hab immerhin bei seinen Spielen zugesehen.“

„Ja vermutlich hat er dann so gut gespielt, dass deswegen Ravenclaw auf dem ersten Platz liegt.“

„Irgendwann musste das mal passieren.“, meinte sie nur.

„Glaubst du? Wir werden ja sehen wie das Spiel ausgeht und wer Ravenclaw vielleicht doch noch vom ersten Patz fegt. – Bis später.“, sie drehte sich um und lief zu den Tribünen.

„Bis später.“, Chris ging in die entgegengesetzte Richtung, zurück ins Schloss.
 

Jeanette warf Danielle den Quaffel zu und die traf mit einem Täuschungsmanöver durch den rechten Ring.

„JA!“, jubelte Lily und klatschte mit Noreen ein. „Super Danielle!“

„Danielle Hawkins erzielt ein Tor! Zehn weitere Punkte für Gryffindor!“

„Was hab ich verpasst?“, fragte Nika und kam atemlos bei ihnen an.

Lily murmelte Noreen etwas ins Ohr, woraufhin sie es an Nika zurückgab. Die kannte die ganze Prozedur schon, seitdem Lily sich entschieden hatte nicht mehr mit ihr zu reden und verdrehte die Augen.

„Sie fragt, wo du so lange warst?“

„Ich hab mich mit Chris ausgesprochen.“

Auf Lilys Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Dann würde ich sagen... Slytherin liegt mit zwanzig Punkten vorne und es steht 20 zu 40. Der Schnatz wurde bisher zweimal gesichtet, aber von keinem gefangen, sonst wäre das Spiel ja aus. Cate hat einmal einen Klatscher abbekommen und ist jetzt nicht mehr gar so bei der Sache. Aber Lucas und Robbie sind trotzdem schwer zu schlagen.“

„Oh, hört man nicht gerade gern.“, kommentierte sie und wandte sich dem Spiel zu.

„Verdammter Mist, so gut können die doch von einem Schlag auf den anderen gar nicht sein oder?“, beschwerte sich Roxanne, die zwischen Melanie und Gina stand.

„Um ehrlich zu sein Lucas und Robbie sind welche von den besten, soviel Riccy gesagt hat.“, sagte Gina. „Die haben nur nicht beim Testspiel mitgemacht, weil sie an dem Tag nachsitzen mussten. Liegt vermutlich in der Familie. Leila hat immerhin auch eine Menge Ahnung von Quidditch, kann aber nicht unbedingt perfekt spielen. Riccy wollte bei der ganze Sache mitmachen, die war aber in der Zeit verletzt.“

„Gina.“, Roxanne funkelte sie zornig an. „Wieso wechselst du nicht gleich zu den Slytherins, wenn du nur noch mit so Zicken wie Riccy und Caya rumhängen willst?“

„Jetzt krieg dich mal wieder ein, ja? Du stempelst mich gleich wieder als Verräterin ab, nur weil ich mit Kathy gestritten und mich ein paar Mal mit den beiden getroffen hab.“

„Kommt drauf an, weswegen du mit ihr gestritten hast.“, sagte sie nur kühl und beobachtete weiter das Spiel. „Und es geht rein darum, dass du dich überhaupt mit ihnen getroffen hast.“

„Das heißt noch lange nicht, dass sie meine Freunde sind.“, zischte sie finster.

„Wie schade.“, meinte Roxanne nur und warf ihr einen Blick zu. „Dann musst du dir wohl neue Freunde suchen, denn von uns kannst du auch nicht mehr viel erwarten.“

„Verdammt, ich hab mit Kathy gestritten und nicht mit euch!“, rief sie wütend.

„Ja und Kathy ist unsere Freundin. Und ich bin auf ihrer Seite was das angeht.“

„Also hat sie’s dir gesagt?“, fragte Gina mürrisch.

„Natürlich hat sie es mir gesagt. Sie ist meine Freundin und sie kann mir vertrauen. Und normalerweise müsstest du genauso wissen, dass man Freunden vertraut und ihre Geheimnisse nicht schamlos ausnutzt.“

„Ich hab ihr Sean nicht weggenommen -“

Roxanne lachte laut auf. „Der war echt gut, Gina.“

Melanie warf ihnen nur einen Blick zu.

„Nicht auf normale Weise. Mein Gott, ich hab mit ihm zwei Jahre lang Quidditch gespielt und mich mit ihm getroffen. Ich hab mich nur nie auf ihn eingelassen, weil ich schon einen Freund damals hatte und als Kathy mir dann wieder soviel von ihm erzählt hat, bin ich wieder neugierig geworden und immerhin war ich Single...“

„Und immerhin war nur Kathy in ihn verknallt.“, unterbrach sie Roxanne sauer.

„Sag mal, was willst du jetzt eigentlich von mir? Ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr mit ihm zusammen! Er ist frei, Kathy kann ihn meinetwegen haben!“

„Da du ihr das versaut hast, hat sie jetzt kein Interesse mehr an ihm.“

„Das ist dann ihr Pech.“

„Strike! Zehn weitere Punkte für Gryffindor! Tor von Kathryn Warner!“, rief Michael total aufgedreht.

Roxanne und Melanie jubelten, nur Gina sah missmutig drein und beobachtete Kathy, wie sie mit Danielle, Jeanette und Sean einklatschte.

„Ach wie regelst du das jetzt eigentlich mit den anderen?“, fragte Lily. „Jetzt wo Chris dich davon überzeugen konnte, dass du wieder mehr Zeit mit uns verbringst.“

Nika antwortete, ohne den Blick vom Spiel abzuwenden. „Na ja mit Jamie treffe ich mit ganz normal so wie ich es davor schon getan habe. Sogar weniger, weil wir ja nicht mehr zusammen sind. Die andern glaub ich kommen super ohne mich aus.“

„Aber du hast dich doch in letzter Zeit so super mit Roxy verstanden.“, zweifelte sie.

Nika zögerte kurz missmutig. „Um ehrlich zu sein, Roxy geht mir seit neuesten aus dem Weg.“

„Wie bitte?“, Lily sah sie ungläubig an.

„Keine Ahnung was mit ihr los ist, angeblich ist sie sauer auf mich, weil sie glaubt ich könnte ihr Black ausspannen, was natürlich vollkommener Blödsinn ist.“

„Tja.“, meinte Lily nur uns sah wieder den Spielern zu. „Wie das Leben eben so spielt. Eifersucht ist einer der größten Feinde.“

„Na ja ich glaub eher, Roxy hat zurzeit ihre Zickphase, in der sie sich hauptsächlich um Kerima kümmert.“, sagte Nika dann. „Die ignoriert mittlerweile jeden, außer Kathy, Leila und M.K. und vielleicht Sirius.“

„Na dann kannst du ja nur hoffen, dass sie dich da bei diesem ganzen Gezicke raus lässt.“

Im nächsten Moment flogen zwei Spieler blitzschnell an ihnen vorbei und Lily bemerkte, dass James und Lestrange den Schnatz gesichtet hatten.
 

Die Gläser klirrten laut, als sie im Gemeinschaftsraum zusammen anstießen.

„Das war... anstrengend, aber wir haben es immerhin geschafft.“, mit diesen Worten trank James einen Schluck.

„Jetzt wird es nur noch knapp, was Ravenclaw angeht.“, fügte Sirius unter den lauten Gelächter, Freudengesang und Feierlichkeiten hinzu. Gryffindor hatte gewonnen und das ziemlich knapp.

Lily ließ sich gemütlich mit ihrem Glas ins den Sessel fallen, der neben Chris’ stand. „Schade, dass Hogsmead für die nächsten paar Wochen, wenn nicht sogar Monate gesperrt ist. Im Gemeinschaftsraum ist es zwar ganz lustig, aber mir fehlt die Kneipenstimmung.“

„Hast Recht, aber ich finde es hier glatt besser.“, entgegnete sie, während Lily sich nach Nika umsah. Doch die war nirgends zu sehen.

„190 zu 50 ist zwar keine Glanzleistung..., aber wenn man bedenkt, dass Slytherin eine echt gute Mannschaft aufgestellt hat...“, meinte James und unterhielt sich mit Sean. „... bin ich ganz zufrieden.“

„Immerhin bist du nicht vom Besen gefallen.“, grinste Sean.

Das war zum kotzen! Das war einfach nur das mieseste, was die anderen jemals getan hatten. Die einzige, die wenigstens ein kleines Wörtchen mit ihr wechselte war Melanie. Doch die war mehr damit beschäftigt mit den Jungs rumzuflirten. Gina raste vor Wut und Enttäuschung. Es war nur Kathy. Sie hatte nur mit Kathy gestritten, kein anderer hatte sich da mit einzumischen, schon gar nicht Roxanne! Sie glaubte wirklich, sie hätte überall das Sagen und müsste sich in jede noch so kleine Angelegenheit einmischen. Das ließ sie sich nicht länger gefallen. Auch nicht von Danielle oder Jeanette.

Sie saß im Dunkeln auf der Treppe, die zum Mädchenschlafsaal führte. Die meisten waren unten. Nur Roxanne war in ihrem Zimmer, also konnte sie da jetzt nicht hin. Und den anderen wollte sie jetzt auch nicht in die Quere kommen. Normalerweise hätte sie jetzt mit Sean gesprochen, doch der redete ja, seit ihrer Trennung auch kein Wort mehr mit ihr. Sie hatte es sich wirklich verscherzt. Erst ihre beste Freundin, dann ihr bester Freund und jetzt auch noch ihre anderen Freunde. Im Moment fühlte sie sich vollkommen allein und nicht einmal Gryffindors Sieg über Slytherin konnte sie etwas aufmuntern. Die einzige Hoffnung, jemals wieder jemanden zu haben, der Vertrauen zu ihr hatte, war Melanie. Und im schlimmsten Fall Ricarda und Caya. Zwar waren sie nicht vertrauenswürdig oder konnten über ernste Probleme mit ihr reden, aber immerhin hatten sie nichts gegen sie und nahmen sie immer wieder gerne auf. Doch im Moment fühlte sie sich bei ihnen nicht wohl. Melanie, Ricarda und Caya waren Mädchen, die sich für nichts interessierten. Die nicht wirklich etwas aus ihrem Leben und ihrer Zukunft machten. Das einzige was die im Kopf hatten, sind Jungs, Klamotten, Haare und in Kneipen abhängen, auch am besten mit Jungs. Sie fuhr sich durch ihre fast schwarzen Haare und hätte am liebsten zu heulen angefangen, als sie die Tür oben schlagen hörte. Jetzt bloß nicht schwach werden. Roxanne durfte nicht die Gelegenheit haben Punkte zu ernten. Zu ihrem Glück blieb sie oben.
 

Lily hielt Kathy auf und zog sie am Ärmel zu sich runter. „Hast du Nika gesehen?“

„Ähm...“, sie dachte (mehr oder weniger) angestrengt nach und schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht, dass ich wüsste.“

Lily stöhnte genervt und lies sie wieder los.

„Aber ich halte nach ihr Ausschau, okay?“, fügte sie hinzu, um sie etwas zu besänftigen. „Brauchst du was von oben? Ich geh kurz ins Zimmer.“

„Nein, danke. Ich hab alles.“, antwortete Lily nur und wickelte einen rote Haarsträhne um ihren Finger.
 

Nika saß ebenfalls auf der Treppe. Allerdings auf der unteren, die noch zu beiden Schlafsälen führte und weniger deprimiert, als grübelnd und mit zu viel Butterbier.

„Ich hoffe, du hast die nicht alle getrunken.“, sagte Kathy, als sie nach oben kam und blieb vor ihr stehen. In der einen Hand hielt sie ein Sandwich und in der anderen ihren Papierkram.

„Nein.“, meinte sie nur locker und stützte den Kopf auf ihre Hand ab. „Nur die zwei. - Das hier ist das Dritte. Die anderen fünf hab ich mir für den Notfall aufgehoben, wenn ich in Selbstmitleid versinke.“

„Ah okay.“, sie nickte perplex. „Wieso sitzt du hier auf der Treppe?“

„Einfach so.“, seufzte Nika. „Zum nachdenken.“

„Ach so. Na wenn’s weiter nichts ist und du nicht kotzen musst.“, sie biss von ihrem Sandwich ab und wollte weiter, doch da ging ihr Nika dazwischen.

„Kathy?“

„Jap?“, mampfte sie mit vollem Mund.

„Hast du kurz Zeit?“, fragte sie und schämte sich fast dafür freiwillig ein Gespräch mit ihr anzufangen.

Kathy sah sie verwundert an und stutze, doch dann stieg sie wieder zu ihr nach unten und setzte sich zu ihren Füßen auf die Stufen. „Was gibt’s?“

„Was denkst du so über Roxy?“, fragte sie interessiert.

Kathy zog fraglich die Augenbrauen hoch. „Über Roxy?“

„Ja. Für was für einen Menschen hältst du sie? Wie schätzt du sie ein oder wie kommst du mit ihr klar?“

„Ähm...“, sie dachte nach und nahm noch einen Bissen von ihrem Sandwich. „Na ja, mit Roxy ist das so ne Sache. - Sie ist eine gute Freundin. Sogar eine meiner besten, aber sie ist auch sehr eigenwillig. Wenn du Probleme hast, ist sie immer für dich da und du kannst ihr auch vertrauen, aber dafür hat sie auch ihre Zickphasen. Vor allem ist sie sehr besitzhaberisch und sie will so ziemlich bei allem die Beste sein und das Beste haben. – Wieso willst du das wissen?“

„Na ja...“, Nika sah auf ihre Knie und legte ihre Ellenbogen locker darauf. „Ich hab mir irgendwie Gedanken über sie gemacht, weil sie einerseits eine auf beste Freundin macht und andererseits dann wieder die Zicke schlechthin ist. Ich komm bei ihren Stimmungsschwankungen irgendwie nicht ganz mit.“

„Ah verstehe.“, auf einmal schien ihr ein Licht aufzugehen. „Darum geht es also. Also erstmal ist das Wichtigste, dass wer ihr bei ihren Plänen dazwischenfunkt, derjenige so gut wie tot ist. Du hast es ja beim Duell gesehen. Kerima ist die einzige die sich wirklich mit ihr anlegt und sich von ihr nichts gefallen lässt. Sie hat Roxys Masche durchschaut. Also, falls sie es wieder auf irgendetwas abgesehen hat – und sei es ein Junge -“ (Kathy warf ihr einen bestimmten Blick zu) „komm ihr ja nicht in die Quere. Zumindest nicht, wenn du sie nicht gut genug kennst. – Kann ich eins haben?“, sie zeigte auf eine Flasche Butterbier und Nika nickte zustimmend. „Jedenfalls... hab ich gemerkt, dass du dich mit ihr gut angefreundet hast und falls du mich das jetzt alles fragst, weil du Schwierigkeiten mit ihr bekommen hast, hast du nur erfahren was für ein komplizierter Mensch sie ist und wie wenig du sie eigentlich kennst, um dich mit ihr perfekt zu verstehen.“

Nika nickte abermals und atmete angestrengt aus. „Komplizierter als ich dachte.“

„Eben. Im Moment will sie dich erst einmal testen. Was du so als Freundin taugst, das hat sie bei mir anfangs genauso getan und jetzt ... lässt sie mich in Ruhe.“, sie stand auf und wollte gehen, hielt aber noch inne. „Ach und noch was. Kleiner Tipp am Rande. Sie darf niemals Recht haben.“

Nika sah sie verständnislos an. „In wie fern?“

„Ich hab dich letztens mit ihr reden gehört. Die Anschuldigung darauf, dass du angeblich auf Sirius stehst. Du hättest sie nicht reden lassen dürfen. Sag ihr das nächste Mal einfach knallhart deine Meinung, dann ist sie glücklich. Roxy diskutiert gerne... und will immer Recht haben.“, sie lächelte. „Vertrauenswürdige Freunde sieht sie als die an, die sich von ihr nicht alles gefallen lassen und sich wehren können.“

Kathy stieg die Treppen nach oben und lies Nika wieder allein. Ob sie’s nun glaubte oder nicht, aber dieses Gespräch war tatsächlich hilfreich gewesen. Auch wenn sie Kathy nicht ausstehen konnte, sie musste zugeben, dass man mit ihr aufschlussreich reden konnte. Das war also der Tick bei der ganzen Sache. Nika hatte sich nicht getraut dagegen zu reden, als Roxanne wegen Sirius auf sie losgegangen ist. Das war eindeutig ein Fehler gewesen, denn immerhin konnte Nika dagegen reden. Sie war sogar sehr gut im Diskutieren. Mit Chris und Kathy hatte sie doch genug Übung damit. Aber es war in dem Moment einfach die Art und Weise gewesen wie Roxanne sie angesehen hatte und die Reaktion war so urplötzlich, dass Nika nicht damit gerechnet hatte und sich nicht drauf einstellen konnte. Es war in diesem Augenblick irgendwie verletzend gewesen, dass sie ihr gedroht hatte. Nika seufzte und stand auf. Vielleicht sollte sie es vorerst einmal aufgeben. Sie hatte etwas nachzuholen. Und zwar die Zeit die sie nicht mit Chris und Lily verbracht hatte, sondern mit so unberechenbaren Menschen wie Roxanne.
 

Kathy ging weiter nach oben zu den Mädchenschlafsälen, wobei sie auf der nächsten Treppe auf Gina stieß. Die wiederum versuchte so entspannt und locker wie möglich auf ihre Fingernägel zu schauen. Ohne ein Wort zu sagen, ohne sich auch nur einen wirklichen Blick zuzuwerfen, ging Kathy an ihr vorbei und Ginas Gesichtsmuskeln spannten sich wieder an.

Als sie oben ankam, ging sie zu ihrem Schlafsaal, legte ihren Papierkram und die offene Flasche weg und rieb sich die Krümel von den Fingern. Dann entschied sich Kathy noch einmal nach Roxanne zu schauen, die sich seit einer halben Stunde im Zimmer verkroch. Sie öffnete die Tür und erwischte sie gerade dabei, wie sie das Zimmer aufräumte. So sah es jedenfalls auf den ersten Blick aus, aber in Wirklichkeit räumte sie gerade ihre Nachttischschubladen aus und zerknüllte sämtliche Pergamentzettel.

„Wieso?“, stöhnte Kathy genervt und hob kurz die Arme, als wolle sie zu Gott beten.

„Was wieso?“, Roxanne sah sie verwundert an. „Was machst denn du hier?“

„Ich bin hier um nachzusehen, warum hier so eine depressive Stimmung ist. Ich meine, Nika und Gina sitzen auf der Treppe im Dunkeln und schauen belämmert drein und du zerknüllst – Sirius’ Zettel?“

Auf einmal änderte sie ihren Gesichtsausdruck und sie sah Roxanne fragend an.

Die seufzte nur, strich sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht und schob die Schubladen wieder zu. „Wir haben Schluss gemacht.“

„Was? Warum?“, fragte sie perplex.

„Keine Ahnung, irgendwie... er empfindet nichts mehr für mich, ich empfinde...“(Sie schluckte) „... nichts mehr für ihn. Es hat sich einfach so ergeben.“

„Ich dachte du magst ihn so gern?“, sie schloss die Tür hinter sich und ging zu ihr rüber, um sich auf ihr Bett zu setzten. „Ihr wart doch ganz verrückt aufeinander.“

Roxanne biss sich auf die Unterlippe und schwieg einen Moment, bevor sie etwas sagte. „Er sagt ich werde zickig.“

„Oha.“, das rutschte ihr einfach aus dem Mund.

„Ja, ich hab mich angeblich verändert und er fühlt einfach nichts mehr, wenn er mir gegenübersteht. Es ist aber harmloser als es scheint. Wir haben nicht gestritten. Ganz im Gegenteil, wir haben das ziemlich gut über die Runden gebracht.“, sie stand vom Boden auf und schmiss sich zu Kathy aufs Bett.

„Ja, aber...“, Kathy sah sie an. „Du empfindest schon noch etwas für ihn.“

„Quatsch.“, protestierte sie.

„Doch tust du, ich seh’s dir an.“

„Na ja okay, etwas.“, gab sie mürrisch zu und nahm ihr Kissen in die Arme. „Aber ich werde es überleben. Beziehung hin oder her, er ist nich die Liebe meines Lebens.“

„Tja.“, Kathy lies sich nach hinten fallen. „Schade eigentlich. Ihr habt so gut zusammengepasst.“

„Man kann eben nicht immer alles haben.“, murmelte sie.

Kathy lachte und richtete sich wieder auf. „Du machst Fortschritte. Jetzt musst du nur noch zugeben, dass das Blödsinn mit der Anschuldigung auf Nika war und du machst einen großen Schritt zur Besserung.“

„Zur Besserung?“, Roxanne grinste sie leicht fassungslos an. „Muss ich mich jetzt etwas beleidigt fühlen? Wehe du stempelst mich als Zicke ab.“

„Ich stemple dich nicht als Zicke ab, ich schwöre. Nur weißt du, dass Nika kein Stück auf Sirius steht und du sie ohne Grund angegiftet hast. Deinetwegen fühlt sie sich gerade etwas mies.“

„Tut ihr bestimmt gut.“, meinte sie nur locker und grinste, während sie sich mit den Armen nach hinten abstützte. „Vielleicht denkt sie dann einmal darüber nach, mit wem sie mehr Zeit verbringen sollte.“

Kathy warf ihr einen ungläubigen Blick zu. „Das war Absicht? Um Chris, Lily und Nika -“

„Wieder etwas zusammenzubringen, ja.“, schloss sie den Satz. „Die drei waren in letzter Zeit so schlecht drauf und um ehrlich zu sein, ist mir das ziemlich auf die Nerven gegangen. Lily hat sich zum ersten Mal betrunken, Chris hat nur noch rumgezickt und Remus damit gestresst und Nika hat sich als jemand ausgegeben, der sie gar nicht ist und irgendwie unser System etwas durcheinander gebracht.“

„Hm, ganz ehrlich? So etwas hätte ich nie von dir erwartet.“, sagte sie überrascht.

„Dann kennst du mich immer noch nicht gut genug, Kathy.“, grinste Roxanne sie an.

„Immerhin gut genug, um deine natürliche Haarfarbe zu kennen. Du hast sie schon wieder braun getönt, werden deine Haare nicht langsam kaputt?“

„Wenn ich Spliss bekomme, schneid ich sie unten ab, als ob das groß auffallen würde.“, entgegnete sie locker.

„Hast Recht, wie wäre es, wenn du sie dir mal ganz abschneidest?“, sie grinste fies. „Radikalschnitt.“

„Das kannst du so was von vergessen.“

Runaway (Ein neues Zuhause)

In der letzten Nacht wüteten drei Bergtrolle durch Oldham und legten im Norden der Stadt Gebäude in Schutt und Asche. Ca. 34 Menschen kamen ums Leben, doch die Zahl steigt…

Lily legte den Tagenspropheten zur Seite. Zuerst Dementoren in Cambridge, dann Inferi in London, Werwölfe in Cardiff und jetzt Bergtrolle in Oldham. Was kam denn als nächstes? Eine Einhorn-Invasion? Gab es überhaupt noch irgendwelche magischen Wesenheiten, die sich gegen Voldemort stellten?

„Schlechte Nachrichten?“, fragte Chris während sie ebenfalls eine Seite vom Tagespropheten las und Nika mit einigen Seiten kämpfte, die sie völlig durcheinander gebracht hatte. Sie saßen, wie so oft, im Gemeinschaftsraum in einer Sitzecke, zusammen mit Alice, Noreen, Frank und Jamie, während James, Sirius und die andern den Kamin, samt Couch beschlagnahmt hatten. Jamie rannte allerdings ständig zwischen ihnen hin und her, tauschte Getränke, Essen oder wie jetzt, den Tagespropheten mit ihnen aus, was Noreen ziemlich auf den Geist ging, so wie es aussah. Ständig verdrehte sie die Augen oder seufzte genervt, sobald er aufstand. Lily musste bei diesem Anblick nur grinsen und antwortete.

„Wie immer eben. Bergtrolle in Oldham. Gegen die kommen selbst die Auroren schwer an.“

„Trolle sind aber hohl.“, warfen Nika und Frank gleichzeitig ein.

„Die sind nichts im Vergleich zu den Dementoren.“, redete Frank weiter.

„Null in der Birne.“, sagte Nika.

„Da macht man einfach: Wusch! Und weg sind sie.“

„Verpulverisiert.“

„Soll ich euch beide alleine lassen?“, fragte Jamie. „Dann könnt ihr euch einen Schlachtplan überlegen und wir schicken euch rüber nach Oldham.“

„Super Idee, Jamie!“, Nika deutet mit dem Finger auf ihn. „Und dich nehmen wir als Köder her. Oder Frank? Das machen wir doch so, oder?“

„Natürlich, ich bin immer dabei.“, sagte er gelassen, klatschte mit ihr ein und schlug eine Seite auf.

Jamie schüttelte den Kopf und ging wieder auf die andere Seite des Raums zu Remus.

Noreen, der nun endgültig der Faden riss, rief ihm nun hinterher.

„Kannst du dich nicht einmal für eine Seite entscheiden?!“

Er blieb in der Mitte stehen und zuckte nur mit den Schultern. „Was denn?“

„Ja, was denn! Da fragt der auch noch blöd! Alle fünf Minuten stehst du auf, um irgendetwas zu holen.“

„Ja, Nori, ein bisschen Sport treiben, damit ich fitt bleib für Quidditch.“, grinste er und tanzte den Rest nach drüben.

„Haben wir’s dann einmal?“, fragte Roxanne mit hochgezogenen Augebrauen als Jamie sich ein paar Süßigkeiten schnappte.

„Ist ja gut.“, jetzt seufzte er und gab nach. „Ich bleib ja schon weg.“

„Ja ich mein ja nur. Wir wollen vielleicht auch noch ein bisschen was zu Essen haben.“, sagte sie und nahm ihr Trinkglas.

„So abgemagert wie du aussiehst, glaub ich nicht, dass es dich groß stört.“, meinte er nur und ging wieder rüber.

Roxanne warf ihm ein Bonbon auf seinem Hinterkopf.

„Ganz ehrlich, was hat denn das Ministerium noch Du-weißt-schon-wem zu bieten?“, seufzte sie und lehnte sich zurück.

„Voldemort.“, sagte James lässig.

„Ich weiß wie er heißt!“

„Wieso sagst du dann Du-weißt-schon-wer?“

„Oh Mann, James du bist so hohl.“, regte sie sich auf.

„Was denn? Er hat sich immerhin nicht umsonst nen Namen gegeben. Ich würde mich an seiner Stelle beleidigt fühlen, wenn man mich du-weißt-schon-wer nennen würde.“, redete er einfach im lässigen Ton weiter.

„Du-weißt-schon-wer redet nur Müll.“, meinte Sirius.

„Wie kommst du jetzt darauf?“, fragte Remus.

„Na ja, James hat heut noch keinen einzigen hilfreichen Satz gesagt.“, sagte er, worauf James die Augen verdrehte.

„Was ist, Lord Krone, sollten wir mal abchecken, wie’s in den Gebieten so aussieht? Inferi hier, Trolle da. Da wird doch irgendwo noch ein freier Staat in England existieren.“, Sirius legte eine Seite des Tagespropheten weg und wandte den Kopf zur Seite. „Schatz!“

„Ich hör nicht hin.“, murmelte Nika, den Rücken zu ihm gewandt und immer noch mit den Seiten beschäftigt.

„Ach, wieso fühlst du dich denn angesprochen?“, Frank grinste sie hämisch an.

„Weil er mich in den letzten Wochen dauernd so nennt.“, knurrte sie.

„Nika-Schätzchen.“, rief er mit kindlicher Stimme und grinste.

„Siri-Putzi.“, machte sie genervt nach. „Was gibt es denn so Dringendes, dass du mich beim Lesen stören musst und mir wieder auf den Senkel gehst?“

„Seite 34 bitte!“, rief er.

„Nula, die les ich gerade!“, antwortete sie locker.

„Faule Ausrede!“

„Halt die Klappe i pusti me na miru!“

„Jetz fängt sie schon wieder damit an! ich hasse es wenn sie damit anfängt.“, zischte Sirius beleidigt. „Krieg ich jetzt die Seite bitte?“

„Ne!“

„Wieso nicht?“

„Hab ich schon gesagt.“

„Du liest die doch überhaupt nich, ich sehs doch von hier!“

„Zatim dodi vamo und hol sie dir.“, meinte sie nur locker und blätterte um.

„Gott, die Frau macht mich wahnsinnig.“, Sirius stand seufzend auf und schlenderte zu ihr rüber.

James beobachtete ihn nur amüsiert, während Roxanne einen gehässsigen Blick aufgesetzt hatte.

„Seite 34.“, Sirius blieb neben Nika stehen und hielt ihr auffordernd die Hand entgegen.

„Hat Lily.“

Sirius war jetz mehr als genervt. „Womit hab ich das verdient?“

„Weißt du, es ist eher die Tatsache, dass du exsistierst, wenn du verstehst was ich meine?“, Nika grinste schelmisch zu ihm hoch und er erwiderte den Blick, gezwungen ein Lächeln aufzusetzten.

Lily hielt ihm die Zeitung entgegen und er nahm dankend an.

„Du wirst mir von Tag zu Tag sympathischer, weißt du das?“, sagte er zu Nika und ging mit dem Tagespropheten in der Hand zurück.

„Na vielen Dank auch.“, sie zog die Augenbrauen hoch. „Das heißt, dass ich ihn von Tag zu Tag schwerer losbekomme.“

Lily grinste nur, das Kinn auf der Faust abgestützt und las weiter.

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Nula = Null

I pusti me na miru = Und lass mich in Ruhe

Zatim dodi vamo = dann komm her

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Es klopfte an einem Fenster am anderen Ende des Gemeinschaftsraumes und jemand öffnete es um die klitschnasse Eule hereinzulassen. Sie schüttelte sich kurz, worauf die Schülerin sich schützend die Hände vors Gesicht hielt und flog dann quer über den Raum. Im Schnabel hatte sie einen Brief.

„Das ist Andromedas Eule.“, sagte Sirius und gleich darauf lies sich die Eule vor ihm auf den Tisch nieder, auf all ihre Sachen. Sofort ging Gemecker von allen los.

„Tu sie da runter, die macht alles nass!“, beschwerte sich Remus und veruschte die Eule wegzuschubsten, die sich laut krächzend beschwerte. Sirius nahm sie umständlich auf den Arm und versuchte ihr den Brief abzumachen, während die andern ihre Sachen zu retten versuchten.

„Igitt.“, sagte Roxanne verächtlich und wischte ihre Blätter ab.

„Was gibts Neues?“, fragte James gleich darauf, nachdem Sirius den Brief geöffnet hatte.

„>Lieber Sirius bla bla bla...<“, murmelte er und überflog die ersten Zeilen. Seine Miene wurde ernster je mehr er las. James beobachtete ihn. Er seufzte als er fertig war. „Das war klar.“

„Was?“

„Mein Onkel Alphard ist gestorben.“, sagte er und versuchte einigermaßen locker zu klingen. „Vor ein paar Tagen.“

„Oh...“, sagte James. „Das tut mir Leid.“

„Ach, so schlimm ist es auch wieder nicht...“, er faltete den Brief wieder zusammen und lehnte sich nach hinten, während die Eule sich auf einer Uhr über dem Kaminsims trockete. „War abzusehen. Aber...“, jetz schien plötzlich etwas Freude in ihm aufzukommen. „Er hat mir ne ganze Menge Gold vererbt.“

James bekam große Augen. „Wie viel?“

„800.000 Galleonen.“, grinste er.

„WAS?!“, rief Roxanne geschockt. „Das ist fast ne Millionen, du bist stinkreich!“

„Das war er doch schon vorher, Roxy.“, sagte Remus und schüttelte typisch den Kopf.

„War ich gar nicht. Meine Eltern waren es, die haben mir aber keinen Knut überlassen.“, klärte Sirius. „Mein eigenes Geld, James!“

„Yeah Kumpel, schlag ein!“, James stand auf, schlug mit ihm ein und sprang vor Freude auf ihn drauf.

„Heirate mich!“, sagte Roxanne empört.

„Vergiss es, wir haben Schluss gemacht!“, lachte Sirius unter James begraben.

„Das ist so unfair!“, beschwerte sie sich und verschränkte beleidigt die Arme.

„Aber deine Eltern erfahren nichts davon, oder?“, fragte James unsicher und kletterte unter dem Kissenhaufen wieder hervor.

„Das kannst du sowas von vergessen. Die erfahren null davon.“, grinste Sirius. „Weder die, noch Regulus, noch sonst irgendwer, der mich in den letzten Jahren wie Dreck behandelt hat.“

„Kannst du mir nicht wenigstens ne Handtasche kaufen?“, grinste Roxanne schleimerisch.

„Ich hau doch mein Geld nich für Weiberkram beim Fenster raus.“, antwortete er nur.

„Geizhals.“, sie schlug ihm ein Kissen entgegen, das er lachend auffing.
 

Roxanne stellte ihr Glas auf den Tisch, lehnte sich nach vorne und sah dann James an. „Kann ich mir deinen Tarnumhang ausleihen?“

James sah irritiert auf und murmelte: „Wofür das denn?“

„Ich muss etwas in der Bibliothek, in der verbotenen Abteilung suchen.“, antwortete sie.

„Kann man helfen?“, entgegnete er erwartungsvoll und schmunzelte.

„Mehr oder weniger. Eigentlich bin ich nur auf der Suche nach Etwas... oder Jemanden.“, flüsterte sie.

„Und das wäre?“

„Magische Wesen, die möglicherweise noch nicht unter der Herrschaft von Du-weißt-schon-wem leben.“

„Wer? Und woher willst du das wissen?“
 

Ein paar Stunden vorher...
 

„Glaubst du im Ernst es gibt noch welche?“, fragte Jane gespannt.

„Keine echten, Jane.“, erwiederte Roxanne.

„Woher willst du das wissen?“, fragte Kerima, lehnte lässig an der Wand und musterte sie eindringlich.

Sie legte eine arrogante Miene auf. „Jetzt fang du nich wieder mit deinen Hirngespinnsten an. M.K. die Fledermausvernatikerin. Kein Wunder, dass du die ganzen Geschichten glaubst, die über Vampire erzählt werden. Es – gibt – keine – echten – Vampire – mehr.“

Kerima grinste sie irgendwie unheimlich von der Seite her an. „Das glaubst du. Aber bedenke, dass James und Sirius erst vor wenigen Wochen einen getroffen haben.“

„Ja, aber einen Todesser. Einen Menschen. Keinen echten Vampir.“, entgegnete sie gereizt und mit fester Stimme. „Alle reinblütigen Vampire sind längst ausgerottet, es gibt nur noch sozusagen Vampir – 'Opfer', die andere beißen. Aber in den meisten Fällen kann man sie heilen, wenn sie noch am Leben sind.“

„Ich sag ja.“, Kerima grinste immer noch zuversichtlich. „Es gibt keine Beweise, dass sie gänzlich ausgerottet wurden.“

„Ja schon klar, du würdest dich unheimlich freuen, wenn es noch welche geben würde, die dich dann beißen und auf du-weißt-schon-wen's Seite ziehen würden.“, sagte sie als wäre, dass wieder mal vorauszusehen.

Kerima allerdings sah jetzt ernst drein. „Sie sind nich auf Du-weißt-schon-wem's Seite.“

„Ach und auf welcher dann? Auf Dumbledores?“, fragte Roxanne ungläubig. „Auf der des Ministeriums? Vampire sind blutrünstig und böse, die schlimmsten Kreaturen, die es je gegeben hat, ich glaube kaum, dass sie in Harmonie mit uns gelebt hätten, wenn man sie nich ausgerottet hätte. Und alle noch exsitierenden Opfer werden entweder geheilt oder wechseln vor Wahnsinn auf Du-weißt-schon-wen's Seite, weil der angeblich Mittel hat ihnen zu helfen oder ihnen das Leben zu erleichtern.“

„Wo hast'n du den Stuss aufgegabelt?“, fragte Leila, die dazugekommen war, um Jane abzuholen.

„Ah, da bist du ja. Gehen wir?“, fragte Jane und machte sich schon auf um nach Hogsmead zu gehen. „M.K., kommst du?“

„Klar. Hat eh keinen Zweck mit der über solche Themen zu diskutieren.“, sagte sie und warf Roxanne noch einen eindringlichen Blick zu.

„Hör auf damit, es gibt keine Vampire mehr.“, stritt Roxanne immer noch ab.

„Ich sag nur eins.“, Kerima ging ihr nah ans Ohr. „Verbotene Abteilung.“

Roxanne zog wütend die Luft ein, riss sich aber zusammen um nich loszuschreien. Es gab keine Vampire mehr!

Kerima grinste Leila noch zu, die die Geste nur erwiderte und dann verschwanden sie zusammen mit Jane den Korridor entlang.
 

„Und du glaubst, was dir M.K. erzählt?“, fragte James ungläubig, das Gesicht zu ihr gebäugt.

„Um ehrlich zu sein, nein.“, antwortete sie locker. „Aber, wenn es eventuell wahr sein könnte, dann wäre das die genialste Chance noch Verbündete gegen Du-weißt-schon-wem aufzutreiben.“

„Voldemort.“

„Hör endlich auf damit!“
 

„Totaler Schwachsinn.“, sagte Remus, als sie ihre Koffer Richtung Kutschen schleppten.

„Wieso?“, fragte James. „Werwölfe gibt es immerhin auch noch.“

„Glaub mir, Krone, zwischen Werwölfen und Vampiren liegen Welten.“, er buchsierte seinen Koffer in die Kutsche mit dem Gepäck und ging dann zu einer anderen Kutsche. James allerdings war wie angewurzelt stehen geblieben.

„James, kommst du?“, er sah ihn fragend an. Doch James musterte gerade etwas argwöhnisch.

„Was zum Henker ist das?“, fragte er leicht beeindruckt und machte einen großen Bogen um die Kutsche, als würde er etwas Unsichtbares betrachten. Es schien tatsächlich so der Fall zu sein.

„Was?“, fragte Remus leicht verwirrt. „Krone? Gehts dir gut?“

„Das Pferde-dingsda.“

„Welches Pferde-dingsda?“

„Sag mal bist du blind?“, fragte er fassungslos. „Skelettartiges, schwarzes Pferd.“, er kloppte in die Luft und zog darauf ganz schnell die Hand wieder weg, als hätte er Angst etwas würde zuschnappen.

Remus war sprachlos und verzog dann das Gesicht. „Hä?“

„Jetzt sag nicht, das du das hässliche Pferd nicht siehst!“

„James, bitte hör auf und steig in die Kutsche, du machst mir Angst.“, Remus drehte sich um und zeigte dann Sirius, der hinter ihm stand den Vogel, um ihm anzudeuten, dass James gerade vollkommen übergeschnappt war.

James betrachtete allerdings immer noch mit offenem Mund, von oben bis unten das schwarze, skelettartige Pferd, das an die Kutsche gebunden war und schnaubte.

„Was genau, bist du?“, murmelte er.

„Ein Thestral.“, kam plötzlich eine Stimme neben ihm. „Nich gerade die schicksten Viecher, aber ganz nett, wenn man sie nicht reizt. Du solltest Hagrid mal fragen. Der kenn sich mit denen aus.“

James sah Nika fassunglos an. „Hä?“

„Die ziehen schon immer die Kutschen. Du kannst sie nur seit kurzem sehen, weil du gesehen hast, wie sie Stricrude umgebracht haben.“, redete Nika weiter und wandte sich dann von ihm ab, weil Lily sie gerade gerufen hatte. „Ich hab mich irgendwie verpflichtet gefühlt, es dir zu sagen. Die andern können sie nich sehen. - Noch nicht. Wer weiß, was noch alles in den Sommerferien passiert. - Mann sieht sich im nächsten Jahr, bye.“

James sah ihr perplex hinterher und überhörte schon fast die Rufe der anderen.

„James Potter! Wenn du nicht sofort in die Kutsche steigst, sorgen wir dafür, dass du diese Grundmauern im nächsten Jahr nie wieder betreten wirst!“, rief Sirius wütend und über die Köpfe der andern Schüler hinweg.

James verzog den Mund und zeigte den Zeige- und Mittelfinger. „Peace.“, er warf einen letzten Blick auf das Pferd und stieg in die Kutsche.

Ein weiteres Jahr überstanden und damit auch die ZAGs, dessen Ergebnisse er in den Ferien erfahren wird.
 

Im Grimmauldplatz Nummer Zwölf
 

„Regulus, mach dich fertig und hör auf rumzunaschen! Es gibt dann sowieso etwas zu Essen!“, rief Mrs Black von der Küche, während der Hauself Kreacher schwer am Herd schuftete. „Oh mein Gott, in ca. zehn Minuten kommen sie schon. Sirius!“, zischte sie.

„Jap, was gibt’s?“, fragte er lässig, ohne den Blick vom Tagespropheten abzuwenden und blätterte um. Mit den Füßen auf dem Tisch, saß er locker im Stuhl und machte sich kaum die Mühe seine Mutter zu beachten.

Sie funkelte ihn zornig an. „Wirf endlich diesen dreckigen Fetzten weg und versuche dich einigermaßen zu disziplinieren. Deine Haare sehen schon wieder schrecklich aus. Schneid sie endlich einmal ab.“

„Ach, aber gegen Lucius Malfoys hässliche Haarmähne hast du nichts, oder was? Wenigstens lauf ich nicht wie er wie ’n blonder Schwuchtel durch die Gegend.“

„Jetzt werde bloß nicht unverschämt! Wenn das mit dir so weitergeht, bleibst du den ganzen Abend über oben in deinem Zimmer, ist das klar?“

„Als ob ich scharf darauf wäre, mit euch den Abend zu verbringen.“, er warf ihr einen ungläubigen Blick zu.

„Es ist nun mal so Anstand, dass die ganze Familie vorgestellt wird und leider Gottes bist du auch noch der Erstgeborene. Ich kann hier nicht nur Regulus vorzeigen, obwohl er eindeutig mehr Anstand besitz als du.“

Sirius war immer noch minder beeindruckt und meinte nur kühl: „Na super, ist dich toll. Jeder freut sich, dass Regulus ein viel besserer Vorzeigesohn ist, als ich und alle sind stolz, dass er nach Slytherin gekommen ist, während dein missratener Erstgeborener die Unverschämtheit besaß und absichtlich nach Gryffindor ging.“

„Ich frage mich manchmal wirklich was ich falsch gemacht habe.“, sie rümpfte die Nase und warf Kreacher einen Teller zu, mit dem er nicht gerechnet hatte und ließ ihn fallen. Sie warf ihm einen tötenden Blick zu und der Hauself verbeugte und entschuldigte sich tausendmal, während er mit einem Tuch die Scherben aufhob.

Sirius warf ihnen nur einen flüchtigen Blick zu.

„Treibst dich mit einen dieser Verräter herum. Als ob es nicht gereicht hätte, dass du nach Gryffindor gekommen bist.“

„James ist kein Verräter, verstanden?“, fauchte er nun und legte die Zeitung auf den Tisch. Er stand auf und wollte gehen, doch da kam sein Vater ebenfalls in die Küche.

„Natürlich sind diese Potters Verräter.“, sagte er und überprüfte sein Aussehen im Spiegel. Sirius beobachtete ihn nur mit gesenktem, mürrischem Blick. „Haben überhaupt keinen Stolz. Eine Schande, dass sich so etwas als reinblütig bezeichnen darf.“

„Habt ihr überhaupt eine Ahnung mit wem Regulus in Hogwarts abhängt? Unter seinen Freunden ist sogar ein Muggelgeborener.“, warf Sirius ein und verschränkte die Arme, während er sich an die Theke lehnte.

„Niemals, das muss ein Irrtum sein und wenn nicht, dann wird er die Flausen im Kopf ganz sicher von dir haben. Keine Sorgen die treiben wir ihm schon wieder aus, bevor er so endet wie du. Bei dir kommt alle Hoffung zu spät.“, sagte Mrs Black kalt.

„Wie gesagt, dann kannst du ja umso stolzer auf Regulus sein.“, murmelte Sirius. Er kochte innerlich vor Zorn und Enttäuschung. Einerseits hatte er in letzter Zeit schon einen tiefen Hass gegen seine Eltern entwickelt aber andererseits schmerzte es immer noch, so von seinen eigenen Eltern behandelt zu werden.

„Und wehe dir, du bringst ihn auf dumme Gedanken.“, drohte sein Vater.

Sirius antwortete nicht, sondern seufzte stattdessen und wollte gehen. „Das ist mir echt zu dumm.“

„Nicht in diesem Ton, verstanden?“, fauchte seine Mutter.

Er stand vor ihr und sah sie an. „Du redest in diesem Ton mit mir, also kann ich auch in diesem Ton mit dir reden. Ist ja nicht so, dass ich einer hochrangigen Anhängerin der Todesser gegenüber stehe. Obwohl ich das eigentlich gar nicht bezweifle. Für Voldemort schmeißt ihr ja sogar eure eigenen Nichten aus der Familie.“

Sein Vater stand auf, doch sie war schneller und hatte ihm eine saftige Ohrfeige mit dem Küchentuch gegeben in dem sich dummerweise noch kleine Scherben befanden. Sirius sah sie fassungslos an und tastete mit der Hand nach seinem Gesicht. Das Blut lief ihm an der Seite herunter an der er jetzt zwei tiefe Schnitte hatte.

„Auf dein Zimmer.“, sagte sie mit schneidender Stimme. „Sofort!“

Sirius ließ seine Hand wieder fallen und sah sie wutentbrannt an, als er zischte: „Was denn? Keinen Stolz mehr, als Treue Dienerin Lord Voldemorts bezeichnet zu werden?“

„Wenn du nicht augenblicklich aus diesem Raum verschwindest, garantiere ich für nichts mehr.“, drohte sie mit gefährlicher Stimme.

Sirius zögerte nich länger und wandte sich dann um. Noch eine Sekunde länger in einem Raum mit diesen Spinnern und er würde verrückt werden.

Als er in seinem Zimmer ankam, kam kurz danach sofort sein Vater nach.

„Noch einmal so eine Szene und du kannst was erleben! Den Rest der Ferien bleibst du hier im Haus und wenn ich auch nur ein einziges Mal diesen Potter in der Nähe dieses Hauses sehe oder auch nur einen Brief von ihm, wird es dir noch Leid tun!“, er knallte die Tür zu und er hörte wie er es abschloss. Keine Frage, er würde es auch mit einem Fluch belegen, damit Sirius es nicht aufbekam, aber das war ihm egal. Abgeschlossen war es ihm lieber, als wenn sie in seiner Nähe waren. Er wischte sich mit der Faust noch einmal grob übers Gesicht und leckte das Blut ab. Es war eine schlimme Wunde und sie hörte nicht auf zu bluten. Das war der absolute Höhepunkt gewesen. Wie konnte sie es nur wagen, ihm so etwas anzutun? Er kochte vor Wut und er wollte hier auf keinen Fall noch länger bleiben. Kein einziges Jahr mehr, bis er volljährig war.

Draußen hörte er noch die Haustür klingeln und ein paar Stimmen. Natürlich der Besuch von dem sie gesprochen hatten. Doch schlagartig kam ihm ein zweiter Gedanke, über den er nicht lange grübeln wollte, sondern ihn sofort in die Tat umsetzte. Für die nächsten paar Minuten waren sie auf jeden Fall schwer beschäftigt und sofort packte er seine Habseligkeiten in seine Schultasche. In einer kleinen Kiste, die er abgeschlossen hatte, hatte er noch sein ganzes Geld, das er versteckt hatte und die Daten von seinem Verlies in Gringotts, dass ihm sein Onkel Alphard heimlich vererbt hatte. Das war auf jeden Fall genug um sich einige Sachen neu zu kaufen, denn er wollte nicht viel mitschleppen. Nur seine wichtigsten Sachen, die ihm gehörten, genau wie das Taschenmesser von seinem Onkel, dass wirklich jedes Türschloss aufbekam. Weder Umhänge noch Schulbücher waren wichtig. Er packte hauptsächlich die Sachen, die er von seinen Freunden hatte ein, zusätzlich mit den ganzen Briefen, die er ebenfalls in der Kiste hatte.

Er zog seine Jacke an, hang sich seine Tasche um die Schulter und schloss mit dem Messer das Fenster auf, das durch den Zauber ebenfalls verschlossen war. Als er es aufstieß, donnerte es wie wild. Draußen schüttete es wie aus Eimern doch das war ihm egal, er musste hier raus. Er stieg auf das äußere Fensterbrett und blickte nach unten. Es war ziemlich hoch, doch an der Seite hatte er das Glück, dass sich dort der Schornstein befand und die Eisenstangen die die Treppe nach unten bildeten. Er hang sich nach drüben, stieg hinunter und landete mit einem dumpfen Platsch auf dem nassen Boden, da er die letzten Stufen gesprungen war. Er sah noch einmal nach oben zu den beleuchteten Fenstern an denen sich dunkle Schatten bewegten und ging dann.
 

„Mann, ich wollte morgen an den See.“, maulte James, als er mit der Stirn am Fenster lehnte und der Regen gegen die Scheiben prasselte.

„Tja, dann musst du das eben verschieben.“, sagte seine Mutter Noelle nur und feilte sich die Nägel, als sie im Wohnzimmer saß. James ging in die Küche und machte den Kühlschrank auf. Er stöhnte genervt, als er nicht passendes für seinen Hunger fand.

„Wann warst denn du das letzte Mal einkaufen?“

„Beschwer dich nicht und geh selber einkaufen. Ich hab genug zu tun, wenn dein Vater den ganzen Tag in der Arbeit ist. Außerdem ist es bald halb zwölf, du brauchst nichts mehr zu Essen.“, sagte sie gleichgültig. „Wenn du so Hunger hast, nimm dir lieber nen Apfel.“

Er wandte den Kopf zur Seite und bemerkte den Obstkorb, als es draußen klingelte. „Ich mach schon auf.“, sagte er und biss in einen Apfel.

Doch seine Mutter stand beunruhigt auf und sah aus dem Fenster. „Wer ist denn das so spät noch? Warte mal, James-“

Doch der war schon an der Tür. „Wir kaufen nichts und wir handeln auch nicht mit feindlichen Ausländern.“, sagte James gelangweilt und sah durch das Guckloch. Erschrocken machte er die Tür auf. Ihm klappte der Mund auf, als er seinen besten Freund tropfnass und mit zwei tief blutenden Schnitten im Gesicht sah. „Sirius?… Wa…?“, er war völlig sprachlos.

„Tut mir echt Leid, dass ich so spät noch antanze, aber ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte.“, sagte er völlig außer Atem. „Kann ich reinkommen?“,

„Natürlich, sowieso.“, sagte James ernst und wies ihn herein. „Was ist passiert?“

„James! Bist du komplett übergeschnappt?! Was wenn das Todesser - ach, du meine Güte, Sirius!“, rief Noelle erschrocken als sie zu ihnen stieß und ihn sah. „Was ist denn mit dir passiert? Alles in Ordnung?“

James nahm ihm sofort die Tasche ab und knallte mit dem Fuß die Tür zu, da er in der anderen Hand immer noch den Apfel hatte.

„Na los komm schon.“, Noelle zerrte ihn sofort ins Wohnzimmer und wies ihn auf die Couch, während sie aus dem Bad ein Handtuch holte und James die Tasche ins Wohnzimmer warf und eigentlich noch ziemlich entspannt seinen Apfel aß, obwohl er innerlich vor Wut kochte. Es war offensichtlich gewesen, dass das irgendwann passierte.

„Die haben dich rausgeschmissen, oder?“, fragte er mürrisch.

„Ich hab mich selbst rausgeschmissen.“, antwortete Sirius kurz, während James’ Mutter zu ihnen kam und ihm ein Handtuch gab und sich sofort die Wunde ansah.

„Das muss auf jeden Fall gesäubert werden.“, sagte sie und nahm ihren Zauberstab „Keine Sorge das haben wir gleich.“, sie lächelte und mit ein paar kleinen Schlenkern hatte sich die Wunde geschlossen und war verheilt.

„Danke Noelle.“, sagte Sirius und lächelte schwach.

„Überhaupt nicht der Rede wert.“, sie stand auf und ging in die Küche. „Erzähl mir bloß nicht, dass das deine Eltern waren.“

„Leider ja.“, sagte er griesgrämig. „Zuminderst meine Mum, danach wurde ich von meinem Dad ins Zimmer gesperrt.“

„Weil du genießt hast?“, fragte James, der immerhin schon ziemlich viel von seinen Eltern gehört hatte und biss in seinen Apfel.

„Ich hab Anschuldigungen gemacht, dass sie Anhänger von Voldemort sind.“, sagte er und James Mutter wunderte es überhaupt nicht, dass er ihn beim Namen nannte.

„Was ist so falsch daran?“, fragte James als wäre das normal und ließ sich in den Sessel ihm gegenüber fallen.

Sirius lächelte seinen Freund dankbar an. Auf ihn konnte er sich immer verlassen, egal was auch immer passierte. Er war immer auf seiner Seite.

„Na ja, eine Mutter, die ihrem Sohn so eine Wunde zufügt und ihn ohne Behandlung ins Zimmer sperrt, wäre wohl eine Vorzeigetodesserin.“, sagte Noelle wütend und fand das unfassbar. „Hast du Sachen dabei, oder brauchst du was Trockenes von James?“

„Nein, ich hab Sachen dabei. Allerdings nur drei.“, er stand auf und wühlte in seiner Tasche. „Tut mir echt Leid, dass ich euch hier Umstände mache -“

„Vergiss es, Sirius. Keine Umstände.“, sagte sie sofort. „Ich wundere mich, warum du nicht schon früher zu uns gekommen bist. Ich hätte dich als zweiten Sohn adoptiert.“

James grinste sie an, während Sirius sein nasses Hemd auszog und sich sein Sweatshirt anzog.

„Ich nehme an, du hast deine Umhänge im Haus gelassen, also bekommst du neue von mir. Ich hab noch Haufenweise hier. James bekommt fast alle zwei Monaten einen neuen, weil er sie ständig kaputt macht.“

„Gar nicht wahr.“, beschwerte er sich.

Sie deutete warnend mit den Finger auf Sirius. „Geschenkt klar. Ich will von dir kein Geld sehen.“

„Noelle.“, sagte Sirius empört. „Das kann ich nicht annehmen.“

„Natürlich kannst du und wenn du’s nicht tust, zwing ich dich dazu. Ich bin Designerin und reich, ich kann dir hunderte von Sachen umsonst nähen.“

„Wie kann ich mich jemals revanchieren?“, fragte er fassungslos und sie gab ihm eine heiße Tasse Tee.

„Indem du, deinen Eltern in Zukunft aus dem Weg gehst und hier bleibst.“, antwortete sie ruhig. „Du hast sie nicht verdient.“

Noch nie im seinem Leben war er ihr so dankbar gewesen wie jetzt und noch nie hatte er sich so wohl gefühlt. Die Mutter seines besten Freundes behandelte ihn mehr wie einen Sohn als seine eigene, was war das nur für eine Welt in der sie hier lebten?
 

~ENDE~



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von: abgemeldet
2010-08-28T01:38:31+00:00 28.08.2010 03:38
eigentlich gut aber da fehlte was... DIE LIEBES-SZENE ZWISCHEN JAMES UND LILY!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :'-( aber trozdem: sehr gelungen
Von: abgemeldet
2010-08-28T00:36:00+00:00 28.08.2010 02:36
gut gut bis jetzt:-D aber hier ist doch ein fehler:

„Okay, das wird schwierig für mich parteiisch zu werden.“, sagte nun auch Nika amüsiert. „Ich würd mich nämlich unheimlich freuen, wenn Kathy eins auf den Deckel bekommt, bin aber auch gleichzeitig auf deiner Seite. Bei den beiden anderen ist das das gleiche. Leila ist blöd, M.K. cool. Tja.“

es müsste unparteiisch heissen
Von:  _7_
2010-01-06T00:53:19+00:00 06.01.2010 01:53
Bevor ich auf deine ff eingehe erstmal Hallo x3
Ich bin sehr verwundert, dass es so wenig Kommentare dazu gibt... du musst mehr Werbung machen ;)

Also:

Endlich bin ich durch! Puh, ich frag mich wie du es schafst so viel zu schreiben xD ich bin immer so faul (-.-).
Ich find deine FF verdammt gut.
Dein Schreibstil ist super und deine Idee ist einfach klasse!
Wenn ich das richtig verstanden habe schreibst du mit einer Freundin zusammen an der FF? Wenn ja dann gilt das LOb an euch beide ;)
Ich finde du (oder ihr, je nach dem xD) hast die neuen Charaktere recht gut rübergebracht und durch deine Fanarts konnte man sie sich gleich viel besser vorstellen =)( Die Fanarts sind übrigens ebenfalls klasse ;))
Ich versteh jedoch nicht ganz, wieso Roxy mit Sirius schluss gemacht hat... Nur weil er meinte sie wird zickig?
Die Szene in Hogsmead, als sie von Todessern angegriffen wurden hast du super beschrieben, ehrlich, man konnte richtig mitfiebern!
Meine Persöhnliche Lieblingsszene war wohl die, wo James Lily geküsst hat (*schwärm*) x3 auch wenn aus einem ziemlich fiesen Grund...
Was miche in klein wenig gestört hat, waren die kleinen Rechtschreib fehler. Da wo du wahrscheinlich einfach bei der Tastatur ausgerutscht bist und es nicht bemerkt hattest ( andere hab ich eigentlich kaum bis garnicht gesehn ). Ich würde nicht sagen, dass du eine Beta-Leserin brauchst, könntest aber einfach mal noch mal drüber lesen, dann findest du die bestimmt ^^

So, bevor ich dir hier einen Ellenlangen Vortrag halte (schreibe) mach ich dann mal Schluss ^^

Wir sehen uns bei der Fortsetzung und deinen Fanarts wieder

LG YFN
Von: abgemeldet
2009-07-07T10:40:05+00:00 07.07.2009 12:40
So,

endlich auch das nächste Kapitel durch.
Ja, mein Chef ist momentan in Urlaub und ich habe freie Bahn auf seinen Computer. Also so, wie es aussieht, werde ich diese Woche noch dazu kommen, ein paar Kapitel zu lesen! -^______^-

Mir gefiel die Aktion mit dem Schlaftrunk, auch wenn ich Remus´ Masche mit Chris echt fies fand. Remus ist insgesamt anders, als die anderen (oder auch ich selbst) ihn beschreiben. Bei dir ist er weniger nett und unschuldig und hält viel mehr zu seinen Kumpels, als im Buch beschrieben wird.

Ich muss ganz erlich sagen, ich finde, die Mädels haben´s doch ´n bisschen verdient, wenn sie die Rumtreiber immer verpetzen. Vor allem sollte Lily wissen, dass sie bei James nicht immer toben kann, wie sie will. Ich würde James na ihrerer Stelle mit Vorsicht genießen. Er ist verliebt in sie, keine Frage, aber irgendwann geht´s doch auch zu weit, oder?

Nika darf sich nicht in Jamie velieben! Sie soll lieber weiter von Sirius träumen, auf ihr Kissen sabbern und im Schlaf von ihm reden! xD
Aber ich glaub, wenn Lily mit "Whitey" ausgehen würde, würde es James ein wenig anspornen...

Ist dein Remus wirklich so fies? Ich hoffe, er versteht das i-wann mit Chris. Ich mein - wie kann man nicht verstehen, was sie mit ihrem letzten Satz gemeint hat?!
*seufz* Männer...! ... xD

LiebeGrüße,
deine LynniE.
Von: abgemeldet
2009-07-06T12:23:12+00:00 06.07.2009 14:23
Yeaah, Linnie ist´s wieder.

So, Kapitel 3 zuende gelesen.
Die Vorstellung von Nika und Jamie gefällt mir. Auch Kathy und Shean wären ein hübsches Pärchen, auch wenn mich Kathy ab und zu an diese schrecklich zickigen Tussen erinnert, die immer meinen, etwas Besseres zu sein... xD

Es kann sein, dass ich mich irre, aber waren die Langziehohren nicht eine Erfindung von den Weasley-Zwillingen? Dachte ich zumindest...
Und Alice, spätere Alice Longbottom, hieß sie wirklich Ritch mit Nachnamen bevor sie Frank geheiratet hat? Ich hab´s nämlich nie heraus bekommen, weißt du? xD

An sich wieder ein tolles Kapitel, bin schon gespannt, was sich sonst noch so ergibt. Vielleicht schaffen es die oben genannten vier ja, fänd ich echt toll.

Na ja, bis Kapitel 4!
Beeil mich! xD

LiebeGrüße,
deine LynniE.
Von: abgemeldet
2009-07-02T13:53:52+00:00 02.07.2009 15:53
Sooo,

das 2. Kapitel hab ich mir direkt auch mal angetan. Ich mag Nika wirklich, ihre aufbrausende Art gefällt mir, auch wenn sie ab und zu wirklich selbstverliebt wirkt. Von daher das weibliche Gegenstück zu Sirius! xD Auch wenn sie wohl nicht so Sex-Süchtig ist...

Ab und zu muss ich ganz ehrlich sagen, schreibst du ein wenig verwirrend. Wenn deine Personen eine Unterhaltung führen solltest du vielleicht einfach öfter die Namen schreiben anstatt immer "er" und "sie" und so...
Dann hast´e vielleicht öfter ", sagte Nika" oder ", schrie Lily" aber es ist einfacher für den Leser, den Überblick zu behalten, wo du doch schon so viele Charas selbst erfunden und hinzugefügt hast (<- nicht negativ gemeint, ich mag sie alle! -^___^-).

Auf Seite 12 hast du geschrieben, dass die Mädels im Süßigkeitenladen "zum tropfendem Kessel" einkaufen gehen, aber der heißt eigentlich "Honigtopf", weißt du noch? xD
Der "tropfende Kessel" war der alte Pub in der Winkelgasse. Denke, hast dich einfach nur vertan, was? xDDDD

So, bald kommt Kapitel 3 an die Reihe.

LiebeGrüße,
deine LynnIE.
Von: abgemeldet
2009-07-02T12:01:18+00:00 02.07.2009 14:01
Hey!^^

Hab deine FF durch Zufall gefunden und versucht, das erste Kapitel so schnell wie möglich durchzulesen. Es ist echt ein wenig schwer, wenn´s so~ lang ist, vorallem wenn man sich den Laptop mit einem ungeduldigen Stiefvater teilen muss! *ihn böse anguck* xD

Hab jetzt nicht nachgeguckt, wie lang die anderen sind, aber ich werd mich auf jeden Fall durchboxen! -^___________^-
*Stiefpapa Zunge rausstreck*

Ich finde Nika zwar gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie mag ich sie! Chris tut mir Leid, Remus sollte echt mehr geduld haben. Dass er nicht mit ihr zusammen sein will... *James und Sirius auf den Hinterkopf hau* DAS HÄTTE MAN AUCH SENSIBLER SAGEN KÖNNEN, IHR IDIOTEN!!! xD
Bei Kathy bin ich noch unschlüssig, wie ich sie finden soll... xD

Ich find´s schade, dass du so wenig kommis bekommst, aber ich hoffe, dass du die FF noch nicht aufgegeben hast. Wenn du willst, geb ich dir mal die Leute von meiner Fav-Liste von meiner LilyxJamesFF, dann kannst du die ja mal fragen, ob sie sich deine FF mal anschauen wollen.

Bleib dir auf jeden Fall treu! <3
War die FF jetzt eigentlich abgeschlossen...? *nachschau*

LiebeGrüße,
deine LynniE.
Von:  Zepto
2009-02-03T17:36:41+00:00 03.02.2009 18:36
das kappi is ganz schön lang.
ich hab echt lange gebraucht um es durchzulesen..
nya is aber echt gut ^^
vielleicht les ich mir auch die andern kapitel durch, aber das wird seeeehr lange dauern
*auf die über 100 seiten starr*
nya ich finds toll ^^
Von: abgemeldet
2008-11-08T16:56:19+00:00 08.11.2008 17:56
Ich bin fertig ^.^
Wow die ff ist so toll! Schreib bitte schnell weiter bei "The Marauders 6" ! Besonders mag ich mika und sirius xD
Lg angel
Von: abgemeldet
2008-10-06T11:10:46+00:00 06.10.2008 13:10
ich bin durch *uff* gefällt mir vor allem das mit sirius am ende!!!
ich finds richtig gut gelungen!!!! freu michs chon auf den nächsten teil!!


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